Georg Heinrid Martini
ehemaligen Rektore an der St. Nicolai Schule
su Leiprig
akademiſche Vorlefungen
gifterair- Archäologie
nad Anleitung
| des
Erneſtiſchen Lehrbuchs
durchgeſehen
und
mit Anmerkungen
begleiten
— ⏑ 1⏑ —— nut EN nee
Altenburg,
in der Richterſchen Buchhandlung. 1796-
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54
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* 9 7
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— (>) 0 ON m et EN © er) ren
Vorrede.
Sn Vorreden zu einem Buch nöthig, um den Le⸗
fer von der Abdficht, oder dem Plan, und der
Einrichtung eines Merfes einige vorzubereitende
Nachrichten zu ertheilen; fo wird es Die dem verftor:
bene Marfini fehuldige Achtung defto mehr erforz
dern, von der Entftehung, der Einrichtung diefes
Buchs und von den Zufäßen etwas vorauszufchicken,
Martini, Rektor zuerft an dem Negensburgifchen
Gymnaſium, hernach an der Nicolai Schule zu
Leipzig, war als ein Kenner des Alterthums be»
kannt, und hatte, wie man aus diefem Buche erfer
hen wird, zu Leipzig afademifche Borlefungen über
Erneſti's Archaeologia literaria *), gehalten.
Einer feiner, mir aber unbefannter Zuhörer, wohn:
te, wie ich aus der Auffchrift des Mſpts ſchließen
muß, ungefehr im Jahr 1785 jenen bey, und fehrieb
D
*) 8eipjig 1768. 8. "
15 Borrede
den Bortragdes f. Mannes nah, Die Bemerkung
diefes Umſtandes iſt zur billigen Beurtheilung der
gegenwärtigen Arbeit nıchr gleichgültig.
Ob es fogenannte Dictata waren, oder, welches
ich eher vermuthe, ein freyer Vortrag des Lehrers
geweſen fey, weiß ich nicht, Nun diefer ehemalige,
gewiß fleißige Zuhörer, hielte e8 fürgut, den Bor:
trag feines Lehrers abdrucken zu laſſen, und ver-
faufte dahero feine ins Meine gebrachte Handjchrift
der Kichterfchen Buchhandlung in Altenburg, Hier:
auf erfuchte mich der Herr Factor derfelben, jene
vor dem Abdruck durchzufehen, und fie, wo es noͤ⸗
thig fein wurde, zu verbeffern. Der Name des vers
fiorbenen Martini, vem ich ben feinem Leben, we—
der perfünlich, noch durch einen Briefwechfel bes
kannt gemwefen bin, bewog mich, diefes Gefchafte
zu übernehmen, und mir die Handfchrift fehicken zu
Jafien. Allein da ich fie erhalten, und etwas genau:
er eingefehen hatte, fo fand ich bald, daß verfchiede-
nes zu ändern, oder zu berichtigen oder beyzuſetzen
ſey, zumal da feit 1785 mehrers über manche Theile
-Diefes Buchs gefchrieben worden ift. Auch bemerkte
ich, daß Martini in manchen Kapiteln vorzüglich
den Winkelmann und Büfching zu feinen Haupiführ
rern gewählt hatte und dieß ift bey mündlichen
Vorträgen und Erklärungen eines Buches nicht ganz
zutadeln. Auch war es nicht nothwendig, daß Mar:
tini überall feine Gewaͤhrsmaͤnner und die nöthig:
ſten Stellen anfuͤhrte. Vielleicht zeigte er feinen
Zuhoͤrern die hieher gehörigen Bücher vor. Ob er
aber nach der Zeit oͤfters Vorleſungen über Fin
3
Borrede v
ſti's Archaͤologie gehalten habe, und ob mehrere voll⸗
ſtaͤndig nachgeſchriebene Hefte vorhanden feyn, weiß
ich nicht; konnte es auch bey der ziemlich weiten
Entfernung des Orts nicht erfahren. So viel wird
aber jeder glauben, daß Martini manches ausführ:
licher, gelehrier und richtiger würde abgehandelt
haben, wenn er feidften vor feinem Tode folche Bor:
lefungen hätte herausgeben wollen. Man fann dies
fes ſchon aus feinen gelehrten Ercurfen abnehmen,
welche ex der 2ten Ausgabe der Erneftifchen Ar:
chaͤologie (Eeipzig 1790. gr. 8.) beygefuͤgt hat.
So wenig bier aber der Ort iift, über den
. Werth diefer nun gedruckten Martinifchen Borle-
ſungen zu urtheilen: fo glaube ich Doc) behaupten.
zu dürfen, daß fir, vornaͤmlich jungen Eefern, als
Einleitung in dieſen fo wichtigen Theil der Alter
thumsfunde, nüßlich feyn werden. Ich will daher
nur nod) einiges anführen, was ich nach der Abs
fiht des Verlegers, dem Plan diefes Werfes und
den Umſtaͤnden gemäß gefucht habe, bey der Durch⸗
ſicht zu thun.
Ich ſollte die Handſchrift revidiren, und dabey
verfuhr ich fo. Offenbare Schreibfehler in ven Nah:
men, auch Jahrzahlen verbefferte ich gleich, wo ich
im Stande war, es zu thun, ohne es weiters anzu:
. merken, Eben fo fchaltete ich oft einige nöthige
Worte oder Furze Säge ein. Wo Martini in feis
nen angeführten Excurſen etwas weitlauftiger und
gelehrter ausgeführt hatte, da vermwiefe ich blos Die
£efer darauf, weil ic) vorausſetzen kann, daß Dieje:
3 nigen,
I Vorrede.
nigen, welche dieſe Vorleſungen benutzen wollen,
die 2te Ausgabe der Erneſtiſchen Archaͤologie bey der
Hand haben werden. Was Chriſt in feinen vom
Zeune herausgegebenen, Abhandlungen über die
£irteratur und Kunſtwerke, vornehmlich des Alter
thums, und leßterer in den litterarischen Anmerfuns
gen darzu (Leipzig 1776. 8.) bemerft hatten, wollte
ich nicht abfchreiben, fondern gleichfaus mich auf
dieß befannte Buch blos berufen,
Da ich aber in dem zten Soap. de gemmis und
in dem ten de metallis glaubte zu bemerken, daß
Martini manches unrichrig vorgetragen habe; fo
erfuchte ich einen gelehrten Freund, deſſen große
Kenntniffe in diefem Fache ſchon befannt find, dieſe
zwey Kapitel durchzufehen und zu verbeffern; und
mein Freund war fo gütig, dieſes Gefchäft zu über
nehmen, und mir feine gemachten Werbefierungen
und Zufäge mitzutheilen. Diefe habe ich fo einge
fchaltet, Daß ich entweder die offenbaren Fehler des
f. Mannes san wegſtrich, und die Bemerkungen
meines Freundes gleich dafür feßte, oder fie in Klam⸗
mern eingefchloffen ven Martinifchen Worten bey:
fügte; Kenner werden diefe Beränderungen nicht
misbilligen; fondern vielmehr mit mir meinem gel.
Freunde für feine ſchͤnen Beytrage danken, Viel—
leicht wäre es gut gewefen, die Kenntniſſe und Ver⸗
beflerungen meines Freundes auch bey dem vorher:
gehenden Kap, de marmoribus benußt zu haben:
allein die Bogen zu jenem Kap: mußten zum Abdruck
befördert werden. Was ich zur Verbeſſerung oder
zur poͤthigen Erweiterung beyfügen fonnte, oder hin
zuzu⸗
Dorrede vu
zuzuthun, für dienlich erachtete, habe ich gleichfalls
in Klammern eingeſchloſſen. Mehreres darzuzuſetzen
erlaubte die Zeit, vornaͤmlich der Plan und die Ab—
ſicht, (da es Vorleſungen uͤber ein anders Buch
ſeyn ſollen,) auch der Zweck und die nothwendige
Kürze nicht, um das Bud) nicht ohne Noth zu ver
theuern.
Bisweilen waͤre es leicht geweſen, beſonders
das Verzeichniß der Buͤcher, worinnen die abgehan⸗
delten Materien weitlaͤuftiger erklaͤrt worden ſind,
oder Kupfertafeln vorkommen, zu vergroͤßern.
Wer mit einer Kenntniß von bloßen Buͤchertitteln
zufrieden ſeyn kann; der findet in Bibliotheca Bur-
manniana, oder Catal. bibl. Burmanni Il. unter
den Elaffen der libr. antiquariorum et numismatic,
im Bünauifchen und andern anfehnlichen Catalogen
eine Menge hieher gehörige größere und Fleinere
Bücher angeführt. Allein ich mochte nicht ein lan:
ges und blendendes Verzeichniß zur bloßen Paravde
aufftellen, und das Buch nicht ohne Noth vertheus
ern: da befonders Zeune fchon viele nöthige und wich—
tige Werke angeführt hat, WBielleicht wird manchen
fhon das, was ich bengefegt Habe, zu viel ſeyn.
Daß bey VBorlefungen bisweilen Wiederhohlungen
vorfommen, ift unvermeidlich, und ich konnte fie
nicht immer abfchneiden, oder verhindern Doch
ich will das Urtheil über dieſe Arbeit lieber einfichte-
vollen und billigdenfenden Männern Üüberlaffen. Sch
fühle felöften, daß noch manches hätte gelehrter und
umftändlicher ausgeführt werden Eönnen: allein ich
konnte bey einer, mir bloß zur Durchficht uͤber—
gebe:
vıı Vorrede.
gebenen, fremden Arbeit nicht nach Willkuͤhr
handeln. “Die weite Entfernung des Druckorts er-
laubte mir nicht, Die eingefchlichenen Druckfehler zu
verdefiern. So muß zum Benfpiel, in den Bogen,
welche ich in Händen habe, ©. 1. £in, 3. wenn, ftatt
wen; © 5. 6. 3. & 8. erlanat ft. verlangt; ©.
29. £. 4. von der; ©. 38. nr. X. £. 9. Mananz
ft. Maganz; ft. 106. $. 26, E. 8. 80. ſt. Foo. S.
137. $. 16, £: 7. Lyſippus ft. Lipſtus; ©. 178. $.
18. £. 6. Pannarz fl. Panaz; ©. 193. Rot. *
- Bandinift- Bondini; ©. 349. Not.* gegen das En-
de, Gegenftand. Des gelefen werden. Diefe Druck:
fehler find mir in die Augen gefallen, ohngeachtet
ich nicht alles wieder genau Durchlefen Eonnte, und
der geneigte £efer wird diefe und die übrigen, fo ihm
vorkommen, vielleicht ſelbſten feicht andern koͤnnen:
andere aber mir oder dem Nach: und Abfchreiber der
Martiniſchen Borlefungen verzeihen, — Geſchr.
**** den 8. März 1796,
Part.
Einleitung
aa FR
& )e Urfprung des Worts Archaeologia ift griechifch,
von gexxios, vetuftus Hu ‚Ayo, h. I eXpono,
diflero.
Wen man den Ausdrucf Yubieötiue nimmt, fo ift
fie feientia de rebus vetuftis: obiectiuc aber ift fie doctri-
na de eiusmodi rebus antiquiflimis.
Unfer Aufror ſagt, antiguitatis cognofcendae duplex
eſt ratio &c, richtiger aber triplex, denn fie unterfuche
und enthält
I. Res olim et antiquiflimis temporibus geftas; und fo
ift fie wirklich Geſchichte. In ſolcher Kückfiche hat
Dionyſtus Halicarnaffenfis dexeroyiav "Popwiun, eine
Nömifchez hingegen Fofepbus archacologiamiudaicam,
d. i. eine Juͤdiſche Gefchichte befchrieben.
II. Ritus facros, feu inftituta prifcorum hominum, Dieg
find die eigentlichen antiquitates, Die von den alten
Gebräuchen in der Religion, in Staatsangelegenhei.
ten, ja im ganzen Privarleben angenommen waren;
oder Nachrichten von den Einrichtungen und Anftalten
der Griechen und Römer, — ob. Porter has das
: her
Einleitung.
Her feine griechiſchen Alterehümer archaeologiam grae-
cam in englifher Sprache gefchrieben betitelt. Ja—
eob Gronov überfezte dies Werk ing lateinifche: und
ob. ac. Rambach hat vor einigen Jahren eine
deurfche Ueberſetzung herausgegeben *), Eine andere
und
*) Die erſte Originalausgabe: Archaeologia gracca, orıthe
Antiquit ies of Greece by John Potter, erſchien zu Oxford
1699. in zween Sctavbänden. Dieß Merk twurde bald nad-
hero von einem Ungenannten in die lateiniihe Sprache übers
fezt, und von dem Verfafjer, dem man diefe Heberfeßung zur
- Prüfung zuſchickte, mit überaus vielen Zufägen, befonders
im erften und zweyten Buch - vermehrt. Jacob Gronov
nahm es in diefer viel verbefferten Geftalt in den zwölften
Band feines Thefauri antiguitatum graecarum auf, Leyden
1702. Fol. Diefe lateinifche, fehr vermehrte, Ueberſetzung
wurde theils in dem näml. Jahr befonders verfauft und mit
der Aufichrift verfehen: Archacologia graeca, ſiue vererum
Graecorumn, praecipue vero Athenienfium, ritus ciuiles,
religiofi, militares et domeftici, fufius explicati per Fo.
Potterum.- Lugd. Bat. 1702. gr. Fol. theils zu Venedig 1733.
in ziveen befonderen Duartbänden, theils in der Benediger Auss
gabe dee Gronoviſchen Thefaurus, 1737. im ı2ten. Band
wieder, abgedruckt: auch nennt man eine befoudere Ausgabe
"som Jahr 1745: — Diefe Potterifche Archäologie Fam im
S. 1706. nochmals in enaländifcber Sprache mit allen den
Zuräßen heraus, womit fie zuerft bey der lateinifchen Webers
feßung war bereichert worden. Man führt davon auch eine
Londner Ausgabe vom J. 1728. und 1745. ja, als die neunte
Ausgabe 1776.an — Job. Jac. Rambach, damals Obers
prediger zu St. Nicolai in Quedlinburg, überfezte nicht nur
Potters griechiſche Archäologie im die teutiche Sprache; ſon—
dern bereicherte fie auch mit vielen gel. Anmerkungen und Zus
fügen, Kalle 1775 und 1 76. ge. 8. Potter hatte aber
einen zu eingeſchraͤnkten Begriff von der griechifchen Archaͤolo⸗
gie angenemmenz dieß Wort bloß von alten Sitten und Ges
braͤuchen verfianden, und alles das, was man heutzutag im
genauern Sinn zur Archäologie rechnet, weogelaffen. Diefen
Mangel fuhte Rambach zu erfegen und‘ füate dahero 1778.
einen dritten Band hinzu, worinnen er von der Chronolos
gie, von den Münzen, vom Gewicht und Maag, von der
Literatur und Palangraphie, ‚von der Baukunſt, Bildhau⸗
erey,
Einleitung. 3
und verſchiedene Gattung, archaeologia britannica,
iſt in England in etlichen Bänden herausgekommen.
III. vel denique opera et artihcia olim prrfedta, dies
find die alten Kunſtwerke. Hier fehen wir, welches
die Erfindungen verfchiedener Künftler des Alterthums
gewefen, und Fönnen ihren Geſchmack beurtheilen
fernen,
Man fann Archäologie fludiren, um eine Firrerarifche
Kenntnis zu erlangen. Ferner um zu erlernen, wie nach
und nad) die alten Meifter eine Kunſt verfeinere haben,
wie diefelbe zu ihrer hoͤchſten Vollkommenheit gebrache
worden, und wieder gefallen fy. Man rheile fie dess
wegen in litterariam und artificialeın ein,
2
Die Alten haben vieles von ihrer Religion, ihren
Sitten und Gebraͤuchen, auf Statuͤen, Gefaͤßen und
Obelisken ausdrucken laſſen. Es geſchahe dies vermuth—
lich der Zierrath wegen. Z. B. die Basreliefs auf Saͤu⸗
len oder Gefaͤßen, Sarkophagen u. ſ. w.
Die Archaͤologie dienet zu vernuͤnftiger Kritik bey
den alten Schriftſtellern z. B. beym Livius.
ie diene ferner zur Bildung des feinern und rich»
tigern Geſchmacks überhaupt, und um die alten Schrifts
ſteller richtig zu verstehen, (auch Runfts und andere Stuͤcke
des Alterthums leichrer und beffer zu erklaͤren und zu bes
urrheilen, wenn man Gelegenheit befommt ;' dergleichen
zu fehen.) Noch fein recht angeweffenes Werk von diefer
Disziplin ift bishero ans Licht gerreren. Man muß fich
behelfen mir dem, mas Jacob Toon im Buch Miscel-
lanea eruditae antiquitatis ‚gefchrieben, "genden 1685. in
A 2 de g Fol.
erey, Athletick, Orcheſtick und Dramatick der Griechen uns
ſtaͤndlich handelte. Dieſer zte Band wird auch beſonders mit
dem Titel, Archaͤologiſche Unterſuchungen von J. J.
Kambach verkaufte > +. |
& Einleitung.
Sol. [Diefes Werf har Polenus im 4ten Band fei«
nerSupplement. vtriusque Theſauri antiquitt. roman, grae-
carumque, (Benedig 1737. Fol.)"S. 649: ff. wieder
abdrucken laffen. Hicher gehört auch ein ebendaſelbſt S.
370 ff. wieder gedrucktes Werf: Rei antiquariae feledtae
quaefliones in varias diflertatt. diftributae,, 'gallice ſeriptae,
latine redditae, quibus nummi, anaglypta, flatuse, 'mu-
fiua, et inferiptiones antiquae, multis ex aere adiedis figu-
ris, illuftrantur, audore Jac. Sponio, — redditae latine,
interprete Petro Facciolo, &e. ] |
Baudelet de Dairval L’utilite des voyages &c. Paris
1692. und Rouen 1727. 2 Bände in 8. Er ift mehr
Sammler als Kenner. | 1533 ara 2
Prof. ob. Sriedr. Chrifk har etwas ähnliches
und vollftändigers in $eipzig ehemals vorgetragen. Es
war nur ein Mſpt., welches er einem Theil feiner Pri—
vatauditoren Fommunizirte; allein wider feinen Willen’
gab es zu Hamburg einer feinee Schüler heraus, wel⸗
ches unferm Chrift fehr mißfie, Der Prof, Zeune im
Wittenberg hat es mie der Aufſchrift: J. Sr. Chriſt
Abhandlungen uͤber die Litteratur und Kunſtwerke, vor»
nehmlich des Alterthums durchgeſehen, und mir Anmer-⸗
kungen begleitet von J. Karl Zeune, Leipzig 1776. 8.
abdrucken laſſen, und fein Werk iſt ziemlich brauchbar.
Doch fehlte Chriſt darinnen, daß er den rechten Ge⸗
ſichtspunkt nicht faßte, und die Grenzen der Archaͤologie
zu weit abſteckte. Winkelmann fezte in ein größeres’ |
‚Lichte, was Archäologie fen, und was darzu erfordert werde,
[Umftändlicher und genauer unterfuchte und beflimmte
Martini, bey feiner neuen Ausgabe Ernefli' Archaeol,
liter, Leipzig 1790. 8. indem ıften Excurs zu Erneftt
Prolegom. ©. 101. ff. mag .antiquitas überhaupt, und
was im befondern Sinn antiquum und archacologia feyn,
und wie diefe Worre verfchiedene Bedeutungen annehmen.
Auch zeigt er, wie Winkelmann, und nachhero H. Hofr.
Heyne theils in feiner Lobſchrift auf den Ba Tr
, theils
Einleitung. 5
theils in ſeiner kurzen Einleitung den Sinn jener Worte
richtiger beſtimmt, und deutlicher gezeigt haben, was Ar—⸗
chaͤologie fen. — . m ıften Abſchnitt der Chriſtiſchen
ne finder man einiges hicher gehöriges. — Der
Verf. einer Abhandlung, Ideen zu einer künftigen
Geſchichte der Kunſt, in der Zeitfchrift, die Aoren,
4795. 2ter Th. Nu 2 ©. 20, ff. giebt manche- fchöne
and brauchbare Aumerkungen. — Welchen Nugen dieß
Studium verfchaffe, und aus welchem Ge ſichtspunkt man '
es betrachten muͤſſe, Zeigen Winkelmann in? Ge
danken über die Nachahmung der griechiſchen Werke in
der Mahlerey und Bildhanerfunft, dann in einer klei—
nen lefenswerrhen Abhandlung von der Faͤhigkeit der Ems
pfindung des Schönen in der Kunft, und dem Unterricht
in derfelsen, Dresden 1763. 4. und Blotz fowol im
Beytrag zur Geſchichte des Geſchmacks und der Kunſt
aus Münzen, Altenburg 1767. kl. 8. als auch in der
Schrift: 1 Leber den Mugen und Gebrauch det alten ge»
Ichnirtenen Steine und ihrer Abdrücke, Altenburg 1768.8.
3 | gu’,
n.) narsexquifisa cernitur Sc.) und‘ zwar nichf nur an
großen Werfen, als Gruppen, Starüen und Gebäuden,
fondern auh an Fleinern, an Gefäßen, Schliffeln,
Luchtern, Lampen, ic. fie mögen aus Erzt, Bronze oder
Thon ſeyn.
quibus adeo PR venit non illiberalis & c.)]
Einen richtigen und wohlgebilderen Gefhmaf an den
Kunſtwerken verlangt man, wenn man die Werke der
alten Kunft, mit einem gefunden Auge, anfehen und be;
urcheilen lernt. Ehemals fahe man nichr auf diefe Su-
che, ſeit ohngefaͤhr 50 Jahren aber hat ſich die Kunſt
erweitert.
Unter den Stanfofen ift das Werk des Grafen Cap»
lus merkwürdig: Recueil d’antiquites Egyptiennes, Etrus--
ques, Grecques et Romaines, Er war cin großer Archaͤo⸗
A:3 loge,
6 Einleitung.
Loge, und fchrieb 7 Bände in 4. mit Kupfern 9. Sb
er fich gleich dem Soldatenftande gewidmer harte, fo
bildete er fich doch in der Litteratur, und ftarb den sten
September 1765. in Paris *). Herr Lippert in Dres»
den hat von den alten Gemmen einen: Kommentar ges
ſchrieben *x). Es iſt ein erefliches Werf.
Bor ihm hat Winkelmann eine Deſeription- des
pierres gravees de Mr. Stofch zu Florenz 1760. heraus
gegeben “x9);
Smith hatte eine Art von. Dactyliorkef ange
lege, indes daß er-Englifcher Konful zu Venedig war,
Diefe ift in Kupfer geftochen und vom Gorio atelau
in 2. Foliobaͤnden ang Licht geſtellet worden,
$. 4 |
Spon hat Lin feiner Vorrede zu den Mifeell, eru-
ditae antiq.] einen Berfuch gemacht, ſaͤmmtliche Wiſſen⸗
fchaften
*) [Paris 1772— 67. der Anfang davon if deutſch uͤberſezt, aber
mit ſchlechten nachgeſtochenen Kupfer zu Nuͤrnberg 1766. 4. here
ausaefommen.]
a*) Ze Beau hat eine Eloge hiftorique de M. le Comte
de Caylus, Paris 1766. 4. gefchrieben. Diefelbe ift auch dem
vten Theil des angeführten Reeucil vorgefezt. Eine Webers
ſetzung davon fteht in der Neuen Bibliothek der fchönen Wifs
fenichaften, IV. B. 1. &t. ©. 137. ff. Einen Auszug lies
ferte Klotz in feiner Borrede zum Iften Band der Abhand-
lungen zur Gefchichte und zur Kunſt; aus dem Franzöftfchen
überfeßt von J G. Meuſel, Altenburg 1768: 4]
«*) [ Dactyliotber. d. i. Sammlung gefhnittener Steine: der
Alten, aus den vornehmften Mufeis in Europa , zum Nußen
der (dönen Künfte und Künftler,, in zwey Taufend Abdruͤcken
edirt von Phil. Daniel Lippert 1767. 4- ]
= [Die Stofciiche Sammlung findet man zumtheilin faubertt
Kupfern geftochen, und vom Herrn Prof. Sclichtegroll er⸗
Elärt in: Prine ipales figures de la Mythologie Execurees en
taille douce d’ apres les pierres gravées antiques, qui ap-
partenaint autrefois au Baron de Stofch, et qui font au-
jourd’hui dans le Cabinet du Roi de Pruſſe. Nürnberg
bey Joh. Fried Frauenholz, 1793. und 94. II. Sammluns
gen. Es. werden vieleicht mehrere folgen. ]
Einleitung. 7
(haften der Alterthuͤmer, oder Befchreibung alter Kunſt⸗
werke in 8. Klaffen zu bringen. Er nennt fie Ffumis«
matograpbie, Kpigrammatogtaphie, Architee⸗
tonographie, Iconographie, Glyptographie, To⸗
reumatographie, Dibliograpbie und Angeids
graphie.
Opera litterata,] ſolche, auf denen Schrift ſtehet,
‚und ſtehen muß, z. B. numi, arcus triumphales, tituli few
inſcriptiones marmorum, Cod. Mſpti, cet. literis caren-
tia 3. B. Statuae, ſcalpturae, amphitheatra, und dergleis
chen, die aber vielmals, auch zufällig, Schrift haben:
z. DB. dag erfte Gemälde in dem fo genannten Pitture
di Ercolano, eg ift einfärbig, oder ein monochroma auf
weißen Marmor gemahlt ; opera mufiva die unweit Pom⸗
peii in einem verſchuͤtteten Landhauſe gefunden worden,
und dergleichen mehr. [Man fehe auch Martini zren
Excurs zu Ernefti Archaeolog. ©. 114. f.]
%. 9.
Die Opera antiqua betrachtet man nach ihrer Mares
tie, woraus fie gearbeitee, oder nach ihrer Form und
Kunft. So find z. B. bey den Münzen die befannteften
Marerien, woraus fie gefchlagen werden, aurum, ar
gentum und aes. Man brauchte aber noch) viele andre,
— und zwar felbft das felrnere Holz. So fteher z. B.
im Vellej. Darerceul. B. II. Kap. 56. Quinque egit tri-
umphos (Julius Caefar;) gallici;adparatus ex citro, pou-
tici ex acantho, alexandrini teftudine, africi ebore, hifpa-
nienfis argento rafıli conſtitit. Die adparatus ırium-
phi waren nichts anders, als die fo genannten fercula, '
d. i. Schaugerüfte, welche vorgetragen wurden, z. B.
eroberser Städte, oder anderer fehenswürdiger Sachen,
DW
Ua | Partis
8 Part, I. Cap, I,
*
Partis Primae.
De
Seriptura antiqua
— — ——
§. 1.
chon fruͤhzeitig lebten die Menſchen in einer Ver—⸗
bindung und Geſellſchaft mir einander; wobey
eine gemeinfchaftliche Sprache nöthig und zureichend war,
wenn fie einander ihre Gedanken entdeckten. Um andern,
die eine fremde Sprache hatten, oder enrfernt lebten,
feine Gedanfen mitzutheilen, hatte man Zeichen nörhig.
Neceflitas enim, tefte Virgilio, extulit artes. Die aͤu—
Berfte Nothwendigkeit rrich die Menfchen an, ſolche
zu erfinden. Weil die erfien Menfchen in ihren Begrife
fen fehr eingeſchraͤnkt waren, und wenige Bedürfniffe
brauchten, fo hatten fie nur wenig Zeichen nöchig. Daher
ift es fehr wahrfcheinlich, daß die erfte Arc zu fehreiben
Aurata und [ymbolica d. i. eine folche Art war, wo man
fih roh gemahleer Figuren der Sachen felbft, ſtatt ger
wiffer Zeichen und nahmals bloßer Zeichen, z. Be der
Hierogipphifchen, bediente. Denn es war wirklich)
leichter die Figur einer erforderlichen Sache roh zu zeich«
nen, oder zu mahlen, als den Nahmen derfelben durch
Buchftaben auszudrücken,
Herrm,
De feriptura antiqua. 9
Herrm. Hugo, de prima feribendi origine, (mit
Anmerf, von L. H. Lrog, Utrecht 1738. 8.) will nicht
viel fagen. Beſſer har der Engländer Warburton in bis
diuine Legation of Mofes in 4 Bänden davon gefchrie>
ben. Aus diefem Buche ift ein Stuͤck gleichſam ausge-
hoben, überfegt, und zu Paris 1744. befonders unter
dem Titel abgedruckt worden: Efai fur les Hieroglyphes
des Egypriens. — ob. heinrich Schumuchers Ver⸗
ſuch die, Scheimniffe in den Hieroglyphifchen -Denfbils
dern der Egyptier, Chaldaͤer — Griechen ꝛc — — —
näher aufzuklären, Wolfenbuͤttel und. Leipzig 1754. 4
[Origin and Progrefl of writing, aswell hieroglyphical
as elementary, illuftrated by engravings taken from mor-
bles, manuferipts and charters, ancient and modern: allo
ome account ef the orig, and progreſſ of printing, —
By Th. Alle. — tondon 1784. 4: mit 34 Rupfertafeln,
worauf die älteften Alphab. und Arten zu fehreiben bey
verfchiedenen Völkern und nach verfchiedenem Zeitalter
- abgezeichner ſtehen. Dan vergleiche aber damit die Re—
cenfion in den Goͤtting. Anzeigen von gel, Sachen, 1786,
im 36. ©t. ©. 353. ff.
Romeye de Hooghe Hieroglyphifa, oder Denk
bilder der Alten. Amfterd, 1744. nach der Baums
garteniſchen Ueberfesung, mit vielen Kupfern. [So
genau, alg gelchre, handelt hiervon Martini im zten
Ercurg zu Ero, Archaeol. ©. 115 ff. Mehrers finder
man; befonders was die Anzeige der hieher gehörigen
Schriften berrift, in der neuften Ausgabe der Bibl. gr
Fabricii, erften Bandes ©. 198 — 204. Man fehe
auch Denis Einleitung indie Bücherfunde, ı Th. Wien,
1777. 4 ©. 27 ff.]
5. 2
Der eigentliche Erfinder der Buchſtaben ift ung
unbekannt, und wird es wohl auch bleiben. Man
fchreibt dem Stammvater e; menſchlichen Geſchlechts,
5 dem
10 Part. I. Cap. I,
dem Adam, die Erfindung vieler Kuͤnſte und Wilfen-
ſchaften, wie auch der Buchffaben zu; ja man made
ihn zu den meifeften Mann, Bhilofophen, SKünftler
u. ſ. w. allein ohne Grund, Er war zwar ein recht⸗
fchaffener Mann, der von vielen Dingen eine anfchaus
ende Kenntniß hatte, aber deßwegen war er nicht felbft
Erfinder. Moſes fann eg auch nicht ſeyn; denn Gore
gab.ihm die’ Geſetze ſchon aufgezeichnee, und ıft alfo
voranszufegen, daß vor ihm die Buchftaben erfunden
geweſen. Vielleicht wußte er ihren Erfinder gar wohl;
aber er hatte feinen fchicflihen Anlaß, ihn zu nennen,
oder hiele folche Nachricht für ganz unnörbig. | fiehe
Benzels Abhandl. de fcriptura ante Mofen, in deffen
von Rapp, Prof. in Leipzig, herausgegebenen Syntag-
mate diflertatt, $eipzig und Frankf. 1745. 4 ©. 198 ffe
befonders S. 206 ff.]
6.
Dach der allgemeinen Meinung tft die hebräifche
Schrift die ekſte und aͤlteſfte. Sie muß anfangs roh,
und den phönieifchen Buchftaben ähnlich geweſen feyn,
wovon wir noch Meberbleibfel haben. Folglich ift wohl
die Sprache des Hebers und feiner Nachfommen, von
welchen die Hebräcr ihren Namen haben, Feine andere
gewefen, als die phönicifhe: und folglich haben die He—
braͤer und Phönicier wohl auch einerley, oder eben nicht
ſehr verfehiedene Schriftzuͤge gehabt: Loder von einem ges
meinfchafrlichen Stamm fie erhalten. Vielleicht ift bey
den Aramdern oder Syrern, im meiteften Sinn, daß
darunter auch die Affyrier, Phönicier, Araber, und
die Vorfahren der Hebräer begriffen find, der Urfprung
der Buchftaben oder Schrifrzüge, wie vieler andern Küns
fie zu fuchen. Die Phönicier harten wegen ihrem Hans
del und errichteten Colonien fie verbreite. Daß mit der
Zeit die Form, Benennung und dergl. bey andern Voͤl⸗
| fern
De Jeriptura antiqua, 1
Fern veraͤndert worden ift, dieß ift dem Gang und Ver⸗
änderungen aller Dinge angemeffen. ] |
Die Phönicier erſtreckten ſich vormals weiter, als
heut zu Tage. Die Hebräer wurden öfters mit unter
ihnen begriffen. Hieronymus fagt (es fcheine aber
nur Tradirion zu feyn) die Bibel fey mit famaritani«
fchen Buchjtaben gefchricben gemefen.
Eine phoͤniciſche Auffchrife, die auf der Infel Male
ta gefunden wurde, har der Abt Fourmont erklaͤrt.
Seine Abhandlung ſteht im 3.3. der Saggi di Diflerta-
zioni Academiche lette nella academia Etrufca di Cor-
tonra, Band III. ©. 89. auch B. J. S. 24. und die da
ertheilte Aufklärung hat zum Verfaſſer den Hrn. Louis
Bourquet, Prof. zu Neuſchatel. Diefer Mann fuchte
-fonderlich die etrusciſche Sprache, nach der damals herr«
ſchenden Mode aufzuklären.
Der Abt Barıbelemp in Frankreich har fich durch
die Erklärung verfchiedener orientalifhen Denkmäler
befannt gemacht. Vid. Memoires de l’academie des Im
feriptions et des Belles-lettres, Tom. 23, ©. 394+ ff,
% 4
Die Phönicier ſchickten wahrfcheinlich fehr frühe
zeitig Kolonien aus. Die srefliche Sage zur Schiffahre,
und ihre Neigung zum Handel, waren ftarfe Triebfedern
darzu. Sie liefen ſich auf allen Inſeln des mittellaͤn—
difchen Meers, an der Küfte von Afien, Aftifa, Spa-
nien, auch in Italien nieder, und brachten ihre Schreib«
are mir *).
Nach Griechenland brachten die Pelasger, ungefehr
um die Zeiten Mofes, die älreften phönicifchen Buchfta-
/ ben
* [Man vergleiche Jae. Abenferds Periculum Phoenicium,
fiue literaturae Phoeniciae, qua late olim per Afıam, Afri-
cam et Europam, patuit, eruendae, fpecimen, Franecker
1706. 4.]
12 Part, I. Cap. I.
ben *)., Außer den Delasgern Fam eine andere phönici-
fche Kolonie, unter dem Kadmus aus Böorien nach
Griechenland, wie Herodot im 5. Buche feiner u
ſchichte Kap. 59 — 61. bemerkte.
Von den Phoͤniciern hatten die Griechen. vorzüglich
die Züge angenommen, und fie waren eben durch fie zu
den Etruſcern gefommen, wenn die erſten darunter
niche ſelbſt urfprünglich Phönicier geweſen find:
Daß die errufeiihen Buchſtaben alt, ja weit Alcer
als die laceinifchen, oder römifchen find, erhellee daraus:
1) Die alten etrufeifhen Buchftaben gehen von der
Rechten zur Linken, welches man bey-den älteften
lateiniſchen Denkmaͤlern nicht finder;
2) ſpricht Livius an einem gewiſſen Orte von litteris
priſcis i, e. non. latinis, auch Plinius bemerkt Hiſt.
Nat, Lib. XVI. c. 44. den Unterſchied zwiſchen etrus⸗
eiſchen und lateiniſchen Buchſtaben.
Die Phoͤticier machten ‚mit allen Voͤlkern, wohin
ge Famen, Berbindungen, Dergleihen Kolonien famen
nad) Karthago, und die ganze Afrikaniſche Säfte; nach
allen Inſeln des mittelländifchen Meeres und haupt⸗
ſaͤchlich nach Sicilien, nach Malta, und nach Spa⸗
nien. Deswegen werden auf ſehr alten ſpaniſchen Muͤn⸗
zen feltener Schriftzüge gefunden; ſolches erweifen :
Don-Vincencio Juan de Laflanofa, in mufeo de las
metallas defconocidas, in Huelca, 1645. und.
Den Lewis Jofepb Velazquez in der Schrift Enfayo
fobre los Alphabetos de las lettras defconoeidas,; cet. En
Madrid. 1752. 4. Begde Schriften find äuferft felten
und RE —
[Die neuſte hieher gehörige Schrift ift (Ludw.
Canzi) ſaggio di Lingua Etrufca e di altri antiche d’
Italia, a Tervire alla lloria de’ Pop delle — e
oT J— elle
—328 Diedor aus Sicil, III. 66. und — im iſten B. S.
236. f. Weſſelings Note.]
iX y
’
De ſcriptura antiqus. 13
delle belle Arti, tomo I. Contiene i Preliminari e il
NTrattato degli Alfabeti e Lingue de gr Icali afitiche, tomo
1. eöntiene le Ierizioni della Etruria media e delle fue
adjacente, — — Continnazione del tomo II. contiene
- Je Iferizioni ‘della Etruria Campana della Circompadana,
e.de’ popeli adjecente con annotazioni, Nom. 1789. 8.
3 Bände]
$ 5.
Die beyden älteften Denkmäler mir Auffchriften,
woraus man die Züge der aͤlteſten griechifchen Buchſta—⸗
ben recht erfennen kann, find alſo: Inferiptio Amyclaca *)
und: Sigea, Jene ward vom Abt Fourmont in Aınye
klaͤa, fonft einer berühmten Sradr im Spartanifchen Ges
biere, (heutzutag Selabochorion gegannt,) entdeckt,
fie iſt angefuͤhrt in den Memoires de l'academie des In-
ſeriptions et de belles Lettres; auch vom Grafen von
Caylus I. Th. Kupfertafel xX. Nachrichten davon gibt
auch Heyne in der Sammlung antiquarifcher Auffäge
1, Th. ©. 77. Diefe aber ward zu Sigeum, dem bes
ruͤhmten Vorgebürge bey Troja, gefunden Edmund
Chishull gab diefe mir einem Commentar zuerſt in Lon⸗
don 1721. in Fol. heraus: nachgedruckt in Holand in 8
nachmals ward fie in die antiquitates ahaticasanfgenommen;
:ondon 1728 Fol. JAndere alte Griech. Auffehriften
ſammlete und gab heraus Rich. Chandler in: Infeript.
antiq. pleraeque nondum editae in Alıa minore et Graecia,
— Athenis collectae eum appendice. Oxford 1774.
= Die Tabulas ——— hat Montfaucon in feiner
Palaͤographie abzeichnen und abftechen laſſen. — —
Alerander Symmach Mazochi, ein Italiener
hat einen Kommentar daruͤber geihrieben, aber mit weit⸗
ſchwei⸗
* [Richard Payne in: AnslyticalEffay on the Greck Alpha-
ber: London 1791. & mit 11 Rupfertafeln hält diefe für ers
dichter. Fourm. mag fie auch aus mehren Fragm zufammens
geſezt haben. ]
fchweifiger Gelehrſamkeit überladen. Neapel 1754. Fol.
— Salmafius ad infcriptiones Herodis Attici. — IMeh⸗
rers Inne man hievon in Dilloifons Anecdotis grae-
cis, 2. Th. ©. 120 ff. und m. Orten. Man ſehe
Das Kegifter darzu unter dem Wort snferiptio. Von der
griechiſchen Litteratur und Paläographie hat Rambach
im zten Theil, Potters — Archaͤologie ©. 232
umſtaͤndl. gehandelt. ]
14 Part. I, Cap. I,
9. &
Tabulae Eugubinae haben ihren Nahmen von einer.
Stadt in Errurien. Es find deren achte. Sieben find mit
- Tateinifhen Buchftaben, die Niemand lefen Fann, und
eine mie Errufeifhen. Sie find noch nie erklärt.
[Bey Lanzi, welcher fie zu erklären verfuchre, find
Etruſciſch, tab. I. und II. tab. III. Anfang. tab. IV. und
V. wenigfteng große Fragmente. Mit lat. Lettern fragm,
tab. III. tab. VL und VIL]
Ant. Franc. Gori hat viel hiervon gefchrieben. Die
Nachrichten hiervon fichen im mufeo Etrufco, Florenz
1737. Sol. *). LBorzüglich mit gelehrten Einleirungen
und Erläuterungen in (Zanzi) Saggio di Lingua Etrulca,
— Contin, tom, IL ©. 657 — 768.]
Joh.
I [Gorius Wert hat Schwebel in einem fruchtbaren Ause
zug, unter dem Titel, Antiquitares Errufcse, zu Nürnberg
1770 $ol. herausgegeben. — Maffei in Originibus Etrus-
cis et Jatinis, nad) der lateinifchen Ueberſetzung bes Aotters,
Leipzig 1721. 4. und in Mutco Veronenfi & 476, wo atıs
dere alte Ähnlichen Sinfchriften vorfommen, glaubt, die Spras
che in den Eugubiniſchen Tafeln fey die Pelasgiſche d. i. die
lateiniiche, allein in der aͤlteſten Urſprache. Die alte Sprache
der Etrurier und Pelasger , wie auch die Eugubin. Tafeln ers
Elärte auch Job. Baptiſta Pafferi in Lertere Koncoglieſe,
Venedig 1739. und 1740. und in Raccolta d’ Opufcoli feien-
titı.ı e filologici, 1740 1741. — Martini im 3ten Eys
aus ©. 105 f.]
D: firiptura antiqua. 15
ob. Swinton, ein Engländer, hat auch phönis
eifche Aufſchriften erläutert in der Abhandlung, Inferir
ptiones Cittieae, Oxon. 1750. in 4.
Ludwig Bourquet, cin Sranzofe, lebte zu Neus
ſchatel und befchäftigte fich mie der erruscifhen Spradhe*).
. 7%
Die Egyptier haben ihre Schreibart ganz unftreis
tig aus Aſien. Ihre Schrift iſt alfo eben auch die
Phönicifche gewefen, die fie aber roh gelaffen, und niche
wie andere Völker, verbeffere Haben. Sie blieben aus
einer blinden Superftition geaen die Sfis, von welcher
fie ale Künfte herleiteten, ihrer Schreibart treu. —
Der Graf von Caylus macht feine Anmerfungen dar
über in feinem Werfe I Th. ben Kupfer, XXI. — XXVL
und V. Theil bey Kupfer. XXVI. — XXVI [Bon
der Wanderfchaft der Buchſtaben und der Sprache aus
Egypten nach andern Sändern hart Wachter in na-
turae et fcripturae concordia, $eipzig und Roppenhagen
1752. 4, feine Meinung weirläuftig vorgetragen, ]
. 8.
Ale Schriften, die ihren Urfprung von der phö-
nicifchen Sprache haben, "werden von der Rechten geaen
die Sinfe geſchrieben, und nicht blos die hebräifche, wie
der Verfaſſer vorgibt. Dies beweift die Chalväifche,
Syriſche, Arabiſche, Samaritanifche.
Die Griechen ſchrieben erſt auch von der Rechten
gegen die Linke. Nachmals Baseopndev, d. i. eine Zeile
vor
*) Bourquet hielt aleichfals dafür, daß die Eugubiniſche Aufs
fhrift in Pelasgifcher Sprache gefchrieben jey, und bat ir
den Schriften der Cortonenfiihen Sefellihaft, (Sagsı di
Diflertazion: accad. publicamente lette nella nob, accade»
miı dı Cortona, Rom 1735 4) nr 1. vom Erruscifchen
Alpbab. gehandelt, und auf einer Tabelle die KHebräitihen,
Samaritanifheu, Griedbilhen. Arcadiſchen, Pelasgiſchen
und Errusciihen Buchitaben neben einander geftelli, — Von
Bourquet aber urtheilt Maffet, fireng am angeführten Osz
feines Mufei Veronendis, ]
—
16 Part, I Cap. I.
von der Rechten gegen die Linfe, und die folgende von.
der Linken gegen die Rechte, u. ſ. f.
Pronapis ſoll, wie die meiſten Gelehrten behaup⸗
ten, die Weiſe von der Linken gegen die Rechte zu
ſchreiben erfunden haben *). Allein dies iſt auch nur
Tradition. Dieſe Schreibart haben die Lateiner und
die meiſten europaͤiſchen Voͤller angenommen.
§. 9 | |
Die lateinifchen Buchftaben find hoͤchſt mahrfchein-
lih von den Schriftzügen der Pelasger und Jonier ents
Ichne gewefen. Die Figur und Geſtalt der erften ift
fchleche und roh gewefen. Man fieher dies -auf den
Münzen des Luc. Korn. Scipio Barbarus beim Daillant
in Fam, Rom. tab, IV. ı7, tab, V. 7. 11. oder in Morelli
Thefauro numorum Fam. Rom, Es erhellee auch aus,
den lamellis Tiburtinis, oder Eleinen bleyernen Blaͤttchen,
die bey Tibur ausgegraben worden —
Ferner
*) [Man fehe Fabriz Bibl. gr. I. Band. iſtes Bud. Kap. 27.
und die Anmerk. des neuften Herausgebers daſelbſt ©. 217.
fl. ER im 3ten Th. der Porteriihen Archäologie S.
286. ff
nn: [Tacirus ſchreibt im 11. Buch feiner Annalen, im 14 Kap.
in Italia Etruici ab Corinthıo Damarato ,„. Aborigenes Ar-
cade ab Euandro didiceruntz er forına litteris latinis, quae
veterrimis Graecorum. Sed nobis quogue paucae primum
fuere: deinde additae funt, Allein in Anfehung der Zeit
irrt Tacktus, wie fchon andere bemerkt haben. Wie verichies
den aber viele Gelehrte über den Urſprung der lateinfichen
Buchſtaben und Sprache geurtheilt Haben, wird in Harlef
Introda&ione in notitiam littersturae romanae, }. Th.
Nürnberg 1781. gr. 8. II. Abſchnitt S. 100 — 147 weite
laͤuftig angezeigt. Ohne alſo das zu wiederholen, mas dors
ten gefchrieben worden ift, feßen wir nur noch hinzu, daß
Monboddo, vor dem Urfprung und Fortgang der Sprache,
über]. von E. A. Schmid, 1. Th, Niga 1784. gr. 8. von derias
teiniichen Sprache und daß fie die alte Delasgifche geweſen,
von der Verwandſchaft der lateinischen und griechiſchen, dann
der
De feriptura antiqua. 17
Serner Fann man die Figuren der alten lareiniz |
fhen Buchftaben aus der. columna roftrata Duilliana fen»
nen lernen, d. i. derjenigen Säule, woran die Schif—
fchnäbel der im erften pimifchen Kriege eroberren Schiffe
der zur See befiegten Karthaginienfer befeftiger waren,
Diefe Säule lag lange Zeit unter Schurt und Ruinen
in Nom vesgraben; fie wurden entdeckt, da der befünn«
te Stepb. Pigbius fih mir einem gerwiffen Prinzen
als fein Hofmeifter in Nom aufhiel.e Er fchrieb die
Innſchrift gleich ab, und brachte fie in feine Annalen,
DBefonders har davon gehandele Ttaccomtus, deſſen
Schrift*) man einzeln, aber felren und in Joh. Georg
Gravs Thelauro Antigg. Romanarum eingerücft antrift—
[Iſcrittione della bafe della Colonna roflrata, eja nel fo⸗
ro Rom. fupplita ed illuftrata per Gauges de’ Go22e. Rom,
1635. 4. Mehrers davon finder man in Karleß angef.
Introdudt. I. Th. S. 167 ff und ın den daſelbſt anger
führten Schrifien.] |
Ferner fann mar die Kenneniß der älteften (ang
nifchen Siguren auch aug dem SCto de Bacchanalibus ey
fehen. Es iſt gine der wichtigften entdeckten Rathsver⸗
ordnungen. — | 3
—— viele Jahre verborgen gelegen, bis es end⸗
lich ein I politanifcher Bauer beym Adern fand. Er
verfanfre es an einen Meapolitaner, der.es eine geraume
zeit befaß, es endlich aber bey einem verwickelten Dro-
zeſſe dem Kaifer [heiifte. Es wird in der Bibliothek
zu Wien verwahrt. Matthaeus degyptius, ein Ne apolts
taner, bar einenbefondern Kommentar über diefe Raths⸗
verordnung bekannt gemacht, und die Schruft iſt in einer
| Up FREI gezeichner und geflochen, [Neapel 1729.
a dl.
der Lateiniſchen, Hebraiſchen und Etruſeiſchen Cpraden ſeine
Gedanken vorgetragen babe, |
*) [Columnae roftracaeı C. Duillü infcriptionem a fe conjettu-
ra ſuppletam explicatio. Rom. 1608. $-],,
B
ı8 Part, B Cap, —J.
Fol. wieder abgedruckt in Polens Supplem, thes. vtrius-
que, ıfler Theil. Venedig 1737. ©. 735 ff. abgekuͤrzt
in ee Ausgabe des Livius, 7er Band ©.
197: ff. |
Man ſ. Marchefs Scipione Maffei Iltoria diplomatica,
[Cudw. Ant, Muratorius in nouo thef. Infeript.
DLXXVIL rn. Harleß angef. Introdudt, I. ©. 193 f.]
I
$%. 10
Die Alten harten Feine Pundta, Cola, mit einem
Worte, feine Unterfheidungszeihen. — A. Gellius
in Noct. Att. meldet, daß er einsmals einen Grammatifer
in einem Buchladen-angetroffen, und ihn verfuchen wol
Ien, ob er richrig leſen koͤnne, er hätte aber fehr fehlecht
gelefen. Daraus ift abzunehmen, daß vor des Gellius
Zeiten die Schrift ohne Interpunktion geweſen. Man
nannte die großen Buchſtaben Zitteras unciales. Vucia
äft der zmölfee Theil eines Ganzen. Man theilre in Rom
das As in 12 vncias, daher kommt die Redensart heres
ex efle.
Die tongobarden, Gothen, Engländer, und Schot—
ten ahmeen die großen Buchftaben nah; doc) alle auf-
eine ihnen eigene Art.
M. f. Alles Eſſay on the Origin and Progrefl of
Writingand Prisiing. London 1784. in 4. mif 33 Ku»
pfert. [und Chriſts Abhandl. dritter Abſchnitt. ©. 95.
ff. und S. 332 ff.)
Casley, Bibliorhefar in London, hat ein Verzeich⸗
nis der Handſchriften der dafigen Kön. Bibliothef mit
Raiſonnement gefchrieben *): Er har nicht vnciales litte-
rae, fondern initiales geleſenz allein nicht richtig. Der
Codex Vallarfianus, auf welchen er fich beruft, iſt gewis
durch
r [London 7734. Einen Auszug daraus findet man in Biblioth,
Britannig. Stev B. 2ter Th, ©. 338 fi]
— VER
* J
De [eriptura antiqua. 19
durch einen Abfchreiber verdorben worden. Vergleiche
Dilloifons Nore in Anecdot, graec. zter Th. ©. 145. ]
6 Tr,
Von den litteris quadratis ift man auf die Fleinen
Buchftaben gefommen, Die -Fleine Schrift ift im 4. 5.
und Gten Jahrhundert aufgefommen, und anfänglich une
ter die größere willfürlich eingemifche worden.
Bor des Cicero Zeiten war dieſe Schrift wenig ber
fannt, und wurde höchftens nur in Koncepebüchern ges
braucht. \
Audores noui operis diplomatici, find diejenigen Be⸗
nediktiner, die das große Werk Nouveau Traité de Di-
plomatique in 6 Baͤnden herausgegeben haben. H. Ade⸗
lung bar dies Werk in einer Ueberſetzung geliefert. Die
Songobarden ſollen hauprfächlich Erfinder der Fleinen
Schrift gewefen feyn —*
2
Carolus
*) [Eine griehifche Aufſchrift, welche nicht fpäter, als Kaiſers
Titus Regierung feyn kann, und in Pitture antiche di Erco-
lano, Neapel 1760, 2ter B. ©, 34. zuerft befannt gemacht
soorden iſt, war bereits mit curfiv Lettern geichrieben gewe⸗
fen. — Für das ältefte, noch befannte Benfpiel vom Ges
brauch lateinischer Eleiner oder curfiv Buchitaben hält mar
Gaudenrtiae epitaphium, welches zu Kom im J. Chr. 338.
unter den Confuln Urfus und Polemius geichrieben ift. Kine
andere römifche Aufſchrijt mit eurſiv Buchſtaben edirte Go⸗
rius im 8. Tom, primae decad. Symbol. Uttexaturae S.46.
Kleine eurſiv Duchftaben unter den großem gemilcht findet
man in vielen griechischen Mufichriften beym Chandler, und
Prinz. Torremusza. -Lmftändlicher von dem erſten, ung bes
kannten Gebrauch der Fleinern Buchſtaben im griechiichen und
roͤmiſchen Denkmaͤhlern handelt Villoifon in Anecd, gracc.
eten Th. ©. 115 ff und im Regiſter, im Wort Infcriptio,
und zwar im legten Artikel. — Nach Mabillon de art. di-
plom. I. B ı1, K. nach Abt Gottfried in Chronico Gottwi-
cenfi, L B. ©. 15. und Pilloiion a. 9. ©. 149 f. find
aus aus jenen Eleinen curſiv Buchyftaben, die Gothiſchen,
Longoberdifhen, Merovingiſchen, Caroliniſchen, Pe
x chen,
20 Part, L Cpl
Carolus M. fuchte die verdorbenen Schriftzüge zu
verbeffern. Er Fonnte eg aber nicht durchfegen. |
Bey der Druckerey nahm man im Anfang, in Ita—
lien, Quadrat oder Kapiral buchſtaben. Doch ſind dieſe
Schriften anjezt ſelten. In Deutſchland aber druckte man
gleich mic kleinen Lettern. in. ‚gewiffer Buchdrucker zu
Verono fol die Eleine Schrift in Italien aufgebracht,
und zuerft den Virgil abgedruct haben. Aldus Ma—
nutius hat auch noch) mit Quadrarbuchftaben gedruckt.
Einige von den Gelehrten haben zu behaupten gefucht,
es hätten die Fleinen Buchfiaben fehon in ven älteften Zei—
con exiſtirt, und berufen fich auf den Plinius, Seneka
und Sveton, die minutiffimarum litterarum Erwähnung
hun: allein es können auch Quadratbuchſtaben von eir
ner nicht zu großen Fänge darunter verftanden werden.
Gelehrte haben auch bemerfe, daß bisweilen Fleine
Buchftaben unser großen gemifche find, allein eg find
doch vnciales. 3.8. der Buchſtabe O wurde Be
Ien Eleiner in größere Schrife gewebr.
Miebillon, und mie ihm andre behaupten, daß
im sten Jahrhundert nach Chriſti Geburt kleine Buch—
ſtaben unter groͤßere waͤren geſetzt worden, z. B. in
Nouveau Traité de Diplomatique ſindet man — SAbI-
NA geſchrieben, alfo das b unter Quadratbuchſtaben.
[ſ. Dilloifon anecd. graec. II. Th. ©. 145. und 146. ]
Sn der ordentlichen Fleinen Schrift wurden die
Quadratbuchftaben nicht gebraucht, und wie cs im Latei—
nifchen gegangen, fo ift es wahrfcheinlich auch im Grie-
chiſchen geweſen.
S. 12.
ſchen, Schwediſchen u. a. entſtanden, und haben nur mand-
mal die Form aeandert. Don den fleinern und abgeändertem
orientaliſchen Buchſtaben handelt auch Villoiſon am angee
fühssen Dit. ]
De feriprura amigua, ar
BEN |
Die alten’griechifchen Schriften find ohne ale Inter⸗
punctionen, Accente und Spiritus oder Hauchzeichen ge⸗
ſchrieben geweſen.
Interpundlio bedeutet bey den Alten die Fähigkeit
beffimmen zu fönnen, wo ein Unterfcheidungszeichen
ſeyn fol.
Erft im 7ten Jahrhundert ift unfre Art zu inter»
punktiren aufgefommen, und nad und nad) üblich ge«
worden.
Die Acconte im Sriechifchen find der Leſer wegen
eingeführe, um zu beftimmen, wo man die Stimme
‚erheben ioder fallen laſſen fol *). Doc) ift die feine Aus⸗
fprache nicht allein in der griechifchen, fondern auch in
der lateinifchen Sprache verlohren gegangen. Auch ift
ein Unterfchied im griechifcehen fonften noch zu bemerfen,
nemlich zwifchen der Reuchlinſchen und Erasmis
fhen Ausfprache.
An den Ruinen von Herfulan fand man. einen
Ders vom Euripides, der mie alen Accenten gefchrie»
ben war, folglich kann man annehmen, daß es bisweis
len gefchehen fey, ſchon in ältern Zeiten Accente und
Hauchzeichen bey dem Griechiſchen anzubringen **).
| | 3 | Der
) IS. Rambach am angef. Ort. &. 260. befonders ©. 266.
ff. 275. und ©. 291 ff. von den Linterfcheidungszeichen der
Griechen |
**) (Sin den Ruinen von Herkulan fand man eine Auffchrift, wor⸗
aus erhellt, daß vor des Kaiſers Titus Zeiten man ſchon Wor⸗
te getrennt, Accente und Spiritus gebraucht und mit Eleinern,
eurfiv Buchſtaben geſchrieben habe. ſ. Willoifon in anecdot.
graec. 2ter Th. ©: 143. und vorhero &. 134 ff. dann von
'. ©. 138. an, wird aus: den zum erftenmal gedruckten Com⸗
mentarien in des Dionyfii Thracis rexıyw zgummurıryv die
Lehre der Alten vom Interpungiren vorgetragen, Eben diefer
gelehrte Mann handelt ©. 135 ff. u. a. Orten, und im Nes
gifter unter ven Worten Punda und Punttuatio von der Er⸗
findung und von der verfchledenen Art bey den Alten zu ins
ter⸗
22 Part, I, Cap. I.
Der Kaifer Claudius wollte das digamma Aeoli-
cum im die lateinifche Sprache einführen , 3. B. trium-
phauit follre man mit einem umgekchreen F fchreiben:
TRIVMPHAAIT, AMPLIASIT, u. ſ. w. allein er fonn«
fe es niche durchfegen. [Man vergleiche Zeune zu Chriſts
Abhandlung ©. 101 ff.]
13.
Vinfura litterarum recentior ef.] Man nennt
dieg eine Vinctura litterarum, wenn ein oder mehrere
Buch ſtaben mit den andern zuſammengezogen werden.
Sie iſt, wie unſer Auktor ſagt, im Griechiſchen in dem
yten Jahthundert, des Geſchwindſchreibens wegen, eins
—— worden. Jedoch dieſe Anmerkung iſt deswegen
nicht ganz richtig, weil wir weit fruͤher auf Münzen
Abkuͤr⸗
texpungiren, abzutßeifen und von andern Zeihen: ©. 125
ff von dem Interichied der langen und Furzen Vocalen bey den
Griechen; ©. ı27. Note, von dem Altertum der Pronuncias
"tion bey den Griechen, &. 130 ff. von den Tonzeihen und
dem Gebrauch derſelben im Schreiben bey den Griechen und
Lateinern, u. w. — Sigeb Baverkamp gab in 2 Dis
tavbänden heraus Syllogen fcriptorum, {qui de linguae gr.
vera et refta 'pronunciatione commentarios reliquerunt,
Der erſte Band (Peiden 1736.) enthaͤlt Adolph Mekerchs,
Theodors Beza’s, Jac. Ceratins; und Keine. Stephan. Abs
handlungen. S. 205 ſchaltete Haverkamp feine elgene Diſſert.
de litterarum graecarum varia, in antiquis praefertim numis
et marmoribus, feriptura et forma nebft 49 Abdrücfe fo vie⸗
ler Münzen ein. » Der 2te Band, (Leiden 1740) Defiderlus
Erasmus, Zoh Cherus, Thom, Smith, Gregor. Martins,
nebft Erasmus Schmids Abhandlungen, zulezt Wilh. Poftells 1
Schrift de Phoenicum litteris, feu de prifco L. et Gr. L.
charaätere, eiusque origine etvfu. Man fann in Job.
SimonisIntroduä. grammatico - critica in L. Gr. &ci: Halle
1752. vermehrter 1770, ge. 8. 2ter Abſchnitt, und in Joh.
gEenfi Imman. Walchs Introdukt. in L. Gr. Sjena 1762.
und vermehrter 1772. 8. ©. 118 ff: mehrere litterariiche
Nachrichten von dieſen Streitfragen finden: ]
De feriptura antiqua, 23
Abkürzungen oder folche Zuſammenkettungen finden, z. B—
in Gruteri Thef. T. I. p. LXXXI. n. 11.
E,i.e.-ET, N, IN.
ferner LIBER i.e. liberta, x
CVRARVN'i. e, curarunt,
Aus Liebii Gotha numaria.
S. 22. numus Antonii PIEAS,
S. 29. num. Pompeii PREF. CLAS, ET, ORÆ
IR i. e. maritimae.
©&.40. num. Famil. Hoftil.HOST.
©. 41, num, Trai, AQVA. NR. i.e, Marcia,
p: 42.num. Antonii M. AN. IMP, E,R. M, Anton, im-
per. et ter, etc,
Auch in Snferiprionen findet man Abfürzungen oder
Verkettungen. [Hicher gehören auch die Monogrammma-
ta, da man etliche Buchftaben in einen einzige zufammens
zieht. Ein Verzeichniß davon nach alphabetifcher Ord«
nung findet man in Nouveau Trait€ de Diplom. tom, III,
©. 550, fiche auch Chriſts Einleitung ©. 103 fe]
Nachdem man mit Eleinen Lettern die griechifche und
lateinifhe Sprache zu fehreiben angefangen hatte, fage
unfer Auftor, wäre die vindura litterarum eingeführe
worden: aber dieg ift nicht ganz richtig. Z. B. ein gros
ßes S. in Inſcriptionen bedeurere ein — un
ss. als coS. heift Confules,‘ Confulibus und ſ. f.
In Münzen find — die Zuſammenziehung ER
che Sachen zweydentig worden. Nach dem 9. und roten
Sabehundet wurden große und Fftine Buchftaben häufig
verm
$ 14
Notae tackygraphicae waren die Kennzeichen der Ges
ſchwindſchreiber. Solche Leute hießen zachygraphi: (ro
KUyerhor auch Inpssoyga-Qaı;) fie mußten der Geſchwin⸗
digkeit wegen, ſolche Abkuͤrzungen haben.
B4 in
x
24 Part, I, Cap. L3s%-.
in monimentis &c.] 3. B. in Inſcriptionen, Tri-
umphbogen, Diplomaten, Grabmählern; hauprfächlich
aber in Büchern, waren in den alten Zeiten die Ab-
Fürzungen niche fo gebräuchlich, um Zweydeutigkeiten zu
vermeiden. In den neuern Zeiten haben die Abkfürzuns
gen in der Diplomarif viele Schwierigfeiten verurfacht,
und verurfachen ſie noch '
Siglae , heißen einzelne Buchftaben, die etwas be»
deuten, 3. B. A, heißt bisweilen Aulus, fand es auf
einem Täfelchen, hieß eg Abfoluo. Pr, hatte verfchiedes
ne Bedeutungen die man aus dem Zufammenbange er»
flären mußre, es hieß nemlich Praetor, Prouincia, Prac-
fectus, &c.
Johannes Nicolai hat de Siglis veterum ges
ſchrieben; fein Werk iſt zu Leiden 1706. 4. gedruckt.
‚[Siglarium romanumy ſ. explicatio notarum ac litterarum,
quac hadtenus reperiri potuerunt, in marmoribus, lapidi-
bus, numis, audtoribus, aliisque Romanorum veterum Te-
liquiis, Srding — diſtributa. — curante Fo. Ger-
yard, eccl, anglicae Pe Londinenfi, $ondon 1793.
gt, 4.1
Figurae, waren gewwilfe Zeihen, die man machte,
um ein ganzes Wort anzudeuten, - Die notas und com-
pendia feribendi muß man darum wiffen, weil die Alten
in ihren monimentis publicis 3. B. in Diplomaten, Ge—
ſetzen und Inſcriptionen, ſich ſolcher Abſaͤtze bedienten.
In Gregorii collectione Decretalium wird einmal
ein gewiſſer Canonicus Pragenfis A, angeführt. Lange
Zeit wußte man nicht, wer eg ſeyn follte, bis man end⸗
lic entdecfte, eg fey ein gewiffer Arnoldus,
In den erften Ausgaben Heſiods und Theokrits
finder man die Abfürzungen, die ganz ungewoͤhnlich find.
Notarii, hießen die $eute, die ſich der Abbreviaru-
ren im Schreiben bedienten. Beym Plutarch werden
fie Simiographi genennt,
De Jeriptura antiqua. 25
Die Rede des Cato von Utika iſt zuerſt per notas
nachgeſchrieben worden.
Von Inſcriptionen iſt zu bemerken, daß ſie kurz
und deutlich ſeyn muͤſſen.
cf. Scip. Maffei, de SiglisGraecorum lapidariis. Bea
tona 1746- 8.
Eduard Corfini, de notis Graecorum. Florenz
1749. Fol. |
Sersorius Vrfatus, de notis Romanorum, Padua
1672. Diefes Werk fteber mit guten Anmerkungen in
‚Graesis, thefauro antiquitt, Roman,
[Georg ‚Placentini de figlis veterum Graecorum opus
poftumum, Nom 1757. 4. ]
S. 1%
Die Alten druckten durch Figuren ganze Wörter und
Seen aus. Man muß fie mir den Hieroglyphen der
Egypter nicht verwechfeln,
Der Dichter Ennius ſoll der Erfinder ſolcher Figuren
geweſen feyn: allein er bar fie wahrſcheinlich nur in die
lareinifche Sprache übergerragen, weil fie in der grien
chiſchen zuvor ſchon üblich waren, fo wie diefer Dich-
ter auch die erften lareinifchen Hexameter als Nachah⸗
mungen der Griechen verſuchte.
Tiro, ein Freygelaſſener des Cicero, ſoll ein Buch
de notis geſchrieben haben. Ob es aber eben dieſer liber-
tus geweſen, iſt wohl zweifelhaft. Seine Sammlung
ſtehet in des Gruteri Corp. Inferiptionum zu Ende des
zweiten Bandes der hollaͤndiſchen Ausgabe.
Biel junge Leute follen fich auf die Kenntniß die-
fer Figuren gelegt haben, fonderlich nach Einführung
der chriftlichen Religion, um die Homilien nachſchreiben
‘zu fönnen,
Seneca jet die Anzahl diefer Figuren auf 50000,
‚allein dies ift eine wilfürlihe Summe, Cyprian, der
Kirchenlehrer, melde, daß die Figuren unter den Chris
B5 ften
26 Part. L. Cap I.
ſten auch gebräsnhlich geivofen. — Diogenes von La-
erte, in vita Xenophontis fagt, er habe mit fignis
und Figuren gefchrieben : ; vielleicht nur dig erften Aufs
fäge und Koncepte, nicht bie wirklichen Ausgaben.
Scharfius, de notariis ecclefiae.
Carpenterius fagt, daß er viele Diplomate mit Ab.
breviaturen gefunden habe, » Deswegen hat er auch ein
Alphabetum Tironianum zu Paris 1747. ang Licht geſtellt.
In Bibliotheken finder man noch dergleichen Bis
“her, z. B. in bibliotheca Sangermanenfi, d. i. Saint
Germain, fol ein dergleichen Pfalserbuch liegen; zu Mais
land und Rheims werden auch folde Bücher gefunden,
16.
Die hieroglyphiſchen Figuren der Egypter ſind von
der Art geweſen: im Anfange war die Sache, mit Figu-
zen zu fehreiben, und gleichfam zu malen, faft allen
Leuten befannt, nachmals machten aber die Priefter ſich
dies eigen, um ihre Neligionsfäge geheim zu halten,
wie unter andern Ammian Marcell. B. RVIL C. 4.
‚behaupter, und man fonft allgemein vorgiebt. Aber dies
äft wohl nicht ganz gegruͤndet. Herodotus und Diodor
von Sicilien bezeugen, daß fie auch zur Ueberlieferung
und Sortpflanzung hiftorifcher Begebenheiten gebraucht
‚worden find.
Zerner bediente man fich der hieroglyphiſchen Figus
ren felbft um merfwürdige Figuren aufzubehalten, wie -
Diodor B. J. von einem gewiffen König erzähle, daß
er verlange Babe, man folle feine Thaten mit hieroglys
‚phifhen Figuren in cippos graben. Folglich muften fie
fehr üblich und allgemein bekannt geweſen ſeyn. — Ders
gleichen Figuren ftehen auch auf den Obelisfen,, deren efa
liche mit nnbefchreibliher Mühe nah Nom gebracht
und aufgeftelle worden find, Den größten feste, auf der
Cavaliere Fontana, ein Architefe unter dem Pabft Sir-
tus V. Er har ein Werf von dieſem au ‚ges
rie⸗
De [eriptura antiqua. 27
ſchrieben: Dalla 'Trasportazione dell’ Obelisco Vaticano
dal Caval D, Fontana, Rom, ı590. An den 41 Maſchi⸗
nen, die zur Aufrichtung erfoderlich waren, arbeiteten
allein goo Menfchen und 160 Pferde. Die Koften
ſollen 38,000 Scudi berragen haben. Auch Weinlig
in feinen Briefen über Kom har gute Nachricht davon
ertheile. -[Rambah ©. 280 ff. und die dafelbft-ange«
führten Bücher anderer Gelchrren. ]
Birchers Oedipus Aegyptiacus; es iſt ein Werk
vol finnreicher Einfälle, aber ohne grimdliche Beweiſe.
[Man unterfcheide die ältere Are feine Gedanfen oder
Dinge mit ihren eigenen Zügen, z. E. die Sonne durch
einen Zirdel, das Waſſer durch ein paar horizontale
Wellenlinien u. f. w. auszudräcden, welche Screibart
oder Maleren Elemens von Alerandria, Strom. V. B.
©. 657. Orford. Ausg. die Epriologifihe nenne. Das
von und von den Hieroglyphen f. Denis Einleitung in
die Bücherfunde, ıte Th. S. 23 ff.)
$. 17. | —
Die Alten hatten verſchiedene Sachen, worauf ſie
zu ſchreiben, d. i. die Schrift zu ſetzen pflegten *),
nemlich:
I. Saxa: das Wort wird hier im weitlaͤuftigen Ver⸗
ftande genommen; gielt aber Hauptfächlich von Mate
morfteinen, z. B. marmora Oxonienfia, Dies ift die -
ältefte Are zu fchreiben gemwefen. Ja man fchrieb over
grub vielmehr die Schriften in Felfen, wie man Bey⸗
ſpiele
* [Man vergleihe Denis am angeführten Otte ©. 36 ff.
Ebriftian Gottlieb Schwarz 'de ornamentis librorum et
varıa rei librariae veterum ſuppelectile, differtationum-an-
tiquariar. hexas. — collegit — Fo. Chrifl. Leufchner, Leip⸗
zig 1756. 4. — J. Nic. Funccii de feriptura veterum com-
ment, Marburg. 1743. 8: — J. Se. Eckhard de editione
librorum apud veteres. Ilenaci 1777. 4° &c Rambach im
engejührten zten Th. ©, 297 ff. handelt vollftändig davon. F
&
a8 " Part. L Cap. L.
fpiefe hiervon in dem wuͤſten Arabien gefunden, nur
hat man die Schriftzuͤge nicht auflöfen Fönnen, oder
vielleicht noch nicht recht forafältig unterſucht.
Goguet, ein Franzofe, hat hiervon gefchrieben
fur Porigine des fciences des Arts et des Loix &c. und
Hamberger hat fein Werf überfese in 3 Quart⸗
bänven.
1. Aes, dei. eherne Tafeln. Die Alten konnten über-
haupt dag Erzt beffer bearbeiten, als wir, 3. B. der
Roͤmer Bündniffe, SCta, und vermurhlich auch die
plebifeita waren auf Erzt gefchrieben. Hierzu dienen
zum Beweis die mifliones honeftae, und dag SCtum
de Bacchanalibus, dejfen Delginäl in Wien aufbehal«
fen wird.
II. Plumbum, Bley, oder bfelerne Zafeln. » Ohnftreirig
ift diefe Schreibare eine der älteften, weil man viel
leichter daranf, als auf andre Maffen fehreiben oder
Schrift graben konnte. Schon Hiob wünfhr, daß
feine Worte auf bleyerne Tafeln möchten gegraben
werden; und Paufanias melder, daß man in Boͤo—
tien bleyerne Tafeln gehabt, worauf das Gedicht Hes
fiods Auzeos, Tat. Opera et dies, gefchrieben gewefen.
Vermurhli nahm man plumbum album, eine Gattung
weiffes Zinn, zu ſolchen Tafeln,
IV, Lignum, oder hölzerne Tafeln, z. B. die lamellae
Tiburtinae waren darauf gefchricben. Ben diefer
Schreibart ift ein Unterfchied zu bemerfen, nemlich:
die Buchftaben wurden theils in das Hol; eingeſchnit⸗
ten. theils wurden die hoͤlzernen Tafeln mie Wachs
überzogen, und in diefes Wachs wurde die Schrift
gegraben. In Rom waren die aͤlteſten Geſetze in Holz
eingeſchnitten, z. B. die leges duodecim tabularum.
Dionpf. von Halicarm in Archaeol. Rom, mel-
det, daß die Geſetze der 12 Tafeln in Rom, auf eis
chene Breter geſchnitten geweſen, weil man damalg
noch Feine cherne Tafeln gehabt bare [Dieg mag von
den
De feriptura antiqua. 29
den zuerft a. v. 303 promulgirten Zehen Tafeln zu ver—
ftehen feyn; denn a. v. 305 wurden die Gefege auf
2 eberne Tafeln gegraben und befannt gemacht.
Bon darüber geführten Controvers find Eujaz, ac.
Gorhofred, Bynkershoͤck, Heineceius, und andere,
welche die Gefchichre des röm. Rechts gefchrieben ha
ben, nachzufehen. ]
Die Gefestafeln des Solons waren auf Cy—
preffenholz gefchrieben 9). |
Winkelmann har angemerfe, daß man im
Herfulan eine Mauer gefunden, die mehr als ſechs—
. fach überweiße gewefen, und da man die obere Schrife
nach) und nach weggenommen, auf allen ſechs Abthei—
lungen Schrift gefunden haͤtte. Folglich war das
Album der römifchen Praͤtoren nicht allemal eine weife
fe und ausgehängte Tafel mir der darauf befchriebenen
Angelegenheit oder Verordnung.
Homer, Euripides und Sopbokles erwaͤh⸗
nen der Schreibart auf Holz, und melden, daß. gan«
ze Gedichte, wie 5. B. die jo genannten Gedichre deg
Drpheus auf diefe Marerie gefihrieben worden. Auch
verfchiedene Arten von Denfmälern, die man hatte,
wurden auf Holz gefährieben.
v. Folia arborum, Baumblaͤtter, hanpefächlich Palm⸗
blaͤtter. Diefe wurden zuvor mit einem Inſtrument
gedruckt oder gepreßt, daß der Saft fich herauszog,
fodann wurden fie geftrichen und zum Schreiben zus
bereitet. Diefes Verfahren kommt dem fehr nahe,
. das die Malabaren. noch heut zu Tage beobachten,
Blätter, fo befchrieben, zeige man in Halle, auf dem
MWaifenbaufe:
VI.
*) [Nah dem X. Gellius in N. A. ib. IE cap. 12. ieges $g-
lonis) Athenis axıbus, (Zriechlſch «Zovss, xveßes) ligneis in-
cifae funt. f. auch Nouv. Trait€ de Diplom, tom. I, part,
It. fett. I. cap. 3.]
30 Part, I. Cap, I,
VI. Cora, Wachs, oder richtiger, wächferne Tafeln. Sie
waren in der Mitte rief, und der Rand war hoch, daß
ſich die Schrift niche verwifchte ; fie hießen codicilli, we⸗
gen ihres Formats, oder pugillares, weil man fie in
der Hand halten Fonnte. Inwendig waren fie mit
Wachs überftrihen. Man bediente fich zu dieſer
Schreibart eines Inſtruments, dag filus genennet
wurde, 23 war unten fpigig, und oben breit; mie
dem fpigigen Theile gruben fie ein, und mit dem breis
ı ten löfchten fie wieder aus, was fie auslöfchen woll«
ten. Horaz ſagt in Bezichung auf diefen Gebrauch:
faepe Nilum vertas &c. — In extrema cera, hieß bey
den Alten am Ende des Blatts oder des Teſtaments.
‘ liturarii, waren Schriften in Wache, die man micder
ausloͤſchte, wie Cicero ſchreibt, oder gleichfam Kon;
eeptbücher. nomen in litura fuit, Cic. die Schuld iſt
ausgeftrichen worden. Bey den Alten durfte in den
rationibus;} nichts geänderte werden. Winkelmann
fagt, dergleichen Tafeln hätten palimpfefßae geheißen,
allein man muß Pergament darunter verftehen. Dies
ift die Erflärung des Manutius, und anderer,
Codices referipti, in denen die alte Schrift aus⸗
gewiſcht, undein neues Stück eingefegt wurde, Doch fahe
man gemeiniglich noch den Schatten der erftern Schrift.
Dies gefchahe vorzüglich in Büchern auf Pergament
gefchrieben. [f. Wontfaucon Palaeogr, graec, IV.
DB. 8 Kap. ]
Prof. Bruns har erliche Tafeln des Livius ents
ziffere,, und befannt gemacht. [Anittel fand auf der
Wolfenbuͤtteler Biblioth. einen cod. referiptum und
entdeckte Fragmente, einige Kapitel des Briefs Pays
[us an die Römer nach der Gothiſchen Verſion des
Ulphilas, und gab ſie heraus mit der Aufſchrift: Vl-
philae verfionem gothicam nonnullorum capp. — — e
litura cod. cujusdam telcripti — vna cum, variis Litte-
> raturae
De feriptura antiqua. zı
raturae monimentis hucusque ineditis &c. Wolfenbüttel
1763. 4. mit Kupfertafeln.]
VI. Linteum. Die Alten fehrieben auch auf Leinwand:
daher finder man libros linteos, dergleichen waren die
Sibylliniſchen Bücher. Sie leimren immer zwey und
zwey folche Blätter über einander, und machten fie durchs
Glaͤtten zum Schreiben brauchbar. Livius beruft fich
oft auf die libros linteos, i. e. die annales oder faltos
veterum, die auf folche leinene Blaͤtter gefchrichen
waren.
thorax linteus, ein Panzer oder Bruftharnifch
von feinwand, wird auch vom Livius erwähne und
zu einem Beweis gebraucht. Vopiſcus, ein Ge—
ſchichtſchreiber des ſpaͤtern Jahrhunderts, reder auch
von libris linteis, welche in der bibliotheca Vlpia zu
feiner Zeit ftunden. — Saumaife, (Salmalıus, ) bes
haupter, man hätte dergleichen Bücher auch mappas
genannt. Scaliger hat aud) etwas von den libris lin-
teis gefchrieben.
VII. Liber, die Alten haben ferner auf einen gewiffen
Daft gefchrieben.. Liber ift eigentlich der innere Theil
einer Rinde, Tilia ift das Baft der finden. M. f.
Donii Inferiptiones, ©. 467.
IX, Charta papyracea, hierauf ſchrieb man auch; es war
ein Egnptifches Gewaͤchſe. — Es bedeurer das Work
papyrus denjenigen Theil, woraus dag Papier ge⸗
mache wars ferner das Papier felbft, und endlich
auch) die äußere Schaale. Diefe Pflanze wuchs in
demjenigen Theile Egypteng, den man Delta nantıte,
und hatte diefen Nutzen: das Mark diefer Pflanze
fonnte zum Effen, und die äußere Schaale ftart deg
Holzes gebrauchte werden, woraus man Kähne verfer-
tigte: und endlichwurde auch ein eigentlich Papier zum
Schreiben daraus gemacht. Vopiſcus erwähnr eines
gewiffen Sirmus, der fich geruͤhmt habe, aus dieſem
Gewaͤchſe fo viel Vortheil ziehen zu fönnen, daß er eine
Armee
32 Part, I. Can I.
Armee davon erhalten Eönne, Plinius, hift.nat.Libr.
XI. c. 11. befchreibe die Bereitung des Papiers die»
fer Are. Auch der Graf Caplus har eine Erklärung
diefer Staude herausgegeben, [in Memoir. de Litte-
rat. tom. XXVI. ©. 267. und von Wieufel reurfch
überfeze, in Gr. Caylus Abhandlung zur Gefchichre
und zur Kunft ı DB. ©. 177 ff.] |
Winkelmann hat ein ebenfalls geredet :
Tauch verdiene Rambach a. D. ©. 303 ff. nachgeles
fen zu werden.]
Diefe Pflanze ſiehet wie Schilf. Plinius ſagt,
man hätte unter dem König Ptolemaͤus dieſe Pflan-
ze zu gebrauchen angefangen. Allein fie muß wahr-
feheinlich weit eher befanne gewefen feyn. [Anakreon,
Alkaͤus, Plaro u. a, kannten fie fihon.]
Die Zubereitung diefes Papiers geſchahe auf folgen-
de Art. Man nahm erft die äußere Schaale mit ei—
ner Nadel weg; fodann legte man die losgemachren
Blaͤtter auf eine hölzerne Tofel, wenn die Reihe vol
war, wurden neue queer über gelegt. Waren alle
Schichten voll, fo goffen fie Nilwaſſer darüber und
preßten das Papier. Wenn die Blärter gur ausge:
breitet worden waren, fo hielt, fi) das Papier defto
beffer. Je näher das Papier gegen die innere Staude
Fam, je feiner wurde es: von der obern Rinde aber
wurde es ſchlecht. gewiſſer Staliener *) Melch.
Guil⸗
*) [Mielbioe Guilandinus war ein gebohrner Königsberger
aus Preußen. Er may Wieland oder Wieländer geheiflen
und bey teinem langen Aufenthalc in Italien feinen teutfchen
Namen in einen italieniichen verwandelt haben: nach der Ber
merfung des Hrn. Denis in feiner Einleitung in die Bücher
£unde, 1. Th. & gr wo diefer auch von der Zubereitung
dieies Papiers, verichiedenem Gebrauh, Namen und Dauer
deſſelben handelt; auch mehrere hieher gehörige Schriftiteller
anfuͤhrt. — Meſch. Guilandinus Werk hat den Titel:
— h. e, commentar. in tria C. Plini mais de papy-
‚T@
De Jeriptura antiqua, 33
Buillandini hat einen befondern Kommentar davon
geſchrieben. un
Diefe
to capita. Venet, 1572. 4. — ed. 2. Salmuth. Ambergae
1613. 8. Gegen Guiland. bar of. Juſtus Scaliger
Animaduerfiones gefchrieben,, welche befindisch find in -Scali-
geri Opufculis variis aute hac non éditis &c. Franff 1712
8 S. 1— 52. — Unter den Neuern haben Mabillon,
die Verfaffer der nowv. Trait© de Divlom. der Verf des dis
plomat. Diction., (welche aber bloß dem Guilandini oder
Salmafius folgen,) befonders vor dem Caylus, der gel Maf⸗
fei in feiner Litoria diplom. von diefer Papierftaude gehandelt:
am neueften aber, und gelehrt, XZ. Schow in der Bor, zu feinen
wichtigen Buch: Charta papyracea, graece fcripta muſei
Borgiani Velitris, qua feries incolaxum Ptolemaidis arfinoti-
cae in aggeribus et foflis operantium exhibetur. Rom.ı788-
gr. 4. Sm erften Eap. giebt er eine Gefhichte und eine Be⸗
fchreibung chartas papyracea>, führt alle Stellen der Alten vom
Herodot (B. II. 92.) bis auf Sfivor. (Drigin. VI ©. 131.
Daieler Ausg.) an, darunter auch die defannte Stelle des
Plins, erläutert jede mweitläuftia und gelehrt, zum theil eri⸗
tiſch; ©. XXI. bemerfr er, welche Liebetbleibjel aus der Va⸗
tican. Bibliothek Job. Papt: Donitts in Infcription, antiq.
und Maffei in Litor. diplom. befannt- gemacht haben: das
von das äitefte Stuͤck im J. Chr 444, das neuefte ungefähe
ums J. Chr. 835. geſchrieben ſeyn mag Bis ins ste Jahr⸗
hundert dauerte der Gebrauch defjelben Papiers. Die'Zeug«
niffe, welhe Mabillıon anführt, um damit zu beweilen, daß
noch im ııten,und ı2ten Jahrhundert bei einigen Paͤpſtli⸗
chen Diplomaten und Bullen, chartae »x panyıo et nhilyris
fabricatae gebraucht worden ſeyn, hält Schom für zweifelhaft
und ungewiß; ſoviel aber für ausgemacht, daß durch die alls
gemeine Einführung ckartae bombyeinae ums [2.0dre Taste
Jahrhundert der Gebraud) chartae panyraceae vollig aufge⸗
hört habe- Dann beichreibt, er genau und umſtandlich eine
uralte egyptiſche Papterrolle aus, des Cardinals Borgia’s Case
binet Nachdem er im 2ten Kap. der Vorr vom Inhait-
und im 3ten Cap vom Alter derielben gehandelt Hatte; fo
zeigt er im 4ten Cap. welhen Nußen man daraus zichen koͤn⸗
ne, und bemerft glei Anfangs (©. XL), Laß dieſe Dora
giant. Rolle vielleicht die einzige vom Egyptiihen in Eay-“en
ſelbſt fabrizitten Papier ſey: die Übrigen zwar ‚auch yon der
a’ | Kuppel:
34 „Bart. EL Cap,
Diefe Papierftaude wuchs auch in Syrien und am
Euphrat: ja der Graf von Borch hat fie in Sicilien
gefunden, und Papier daraus machen fehen. Er be-
zeugt es in feinen Lettres dur la Sicile &e. [Sie waͤchſt
noch in Apulien, Calabrien, befonders in Sicilien
bey der Duelle Chane. M. Friedr. Mänter in fei«
nen Nachrichten von Neapel und Sicilien ꝛc. Koppen⸗
hagen 1790. 8. ©. 375 f. ſchreibt: „dieſe Quelle (Cy⸗
‚ane) ift voll von der bey den Alten fo befannten Par
pyruspflanze, die fehr ruhiges Waffer verlangt, und
von der man bisher geglaubt har, daß fie nur im Nil
zu finden wäre, Faſt dag ganze Ufer der Quelle ift
mit diefem Schilf bewachfen, das big vor Furzer Zeit
von den Syrafufanern, theils um die Garben in der
Erndtezeit damit zu binden; theils auch bey Foyerliche
feiten den Fußboden in den Kirchen zu beftreuen, ges
braucht und dadurch vermindert wurde, jeztaber, nahe
dem Herr Sandolina die Art, wie die Alten ihr Pas
pier verfertigten, wieder entdeckt hat, nicht mehr ges
brauche werden darf,“ - Darauf befchreibr er die Arr,
diefes zu verfertigen, und bemerfe, daß diefes von
Landolina zubereirere Papier fehr gut und brauchbar,
‚ja nach den Proben des alten Papyıus, welche er in
Ron,
Egyptifhen Pflanze; welche aber nad) Ravenna gebracht,
und dajelbft bearbeitet und Papier daraus zum Gebrauch fa«
brizirt worden fev. Dahero wäre auch der Unterichted zwiſchen
der Borgianiſchen und den auf der Varicanifhen Bibliothek
befindlichen egyptifhen Papierrollen zu erfläven. Nah der -
Vortede kommen der übriggebliebene lesbare griechifhe Text
in Columnen mit der lat. Ueberſetzung, und andere dabey ber
findliche Fragmente: darauf gelehrte, eritiſche und endlich pa—
läographiiche Anmerkungen. Auf 6 Rupfertafeln find 7 ) das
sriechifhe Alu. 2) Sigla. 3— 5) Proben der Scriftzüge
von ganzen Wörtern und Zeilen von den 13 Columnen jenes.
alten Denkmals: endl. 6) dergleichen von andern dabey mis
aujberwahrten Fragmenten. S. auch Chriſt's Abhandlungen
©. 330. ff. Winkelmanns Sendſchreiben S. 64- fr]
De feriptura antiqua. 35
Kom, Florenz, Mayland, Turin und München in
den älteften Mſpten gefchen habe, beffer und feiner ſey,
als das, welches in Eaypren und Ravenna gemacht
wurde, a den Alten muß jenes Gewaͤchs in unterm
Stalien und Sicilien nicht unbekannt gewefen feyn x
nur wußten fie nicht, oder befünimerten fich nicht dar—
um, es fo zu bereiten, dag man e3 zum ſchreiben braus
chen Fonnte, Denn fie nahmen die Staudten auch,
um $eichenfadeln daraus zu machen. Denn Iſido—⸗
rus fagt Origin lib. XL Kap, 2. gegen Ende (S.
1105. Dionyg Gothofreds Ausgabe 1595. 4.) di-
um funus a funibus accenfis; quos ante feretrum pa-
piris cera circumdatis ferebant, und im XX DB. Kup.
10. ©, 1321, funalia — — dicta a funibus, quos ante
vfum papiri cera circumdatos habuere majores, Vor
ihm ſchon Plinius (AH. N. XVI. cap, 38.) nec in fru-
ticum, nec in veprium cauliumue, heque in herba-
tum aut alio vllo, quam füo genere numerentnt jure
Jeirpi fragiles paluftresque ad tegulam tegetesque: e
uibus detradto cortice candelae limminibus et funeribus
— BKirchmann in feinem Buch de futeribus
Romanorum im 2ꝛten DB. zten Kap, ©. 85. der sien
Ausgabe bemerkt zu. det angeführeen Stelle des Dlins:
Cortex ille nihil aliud, quam ſimilitudo Aegyptiae papy«
ti, qua vtebantur fortafle homines tenuiores. ]
Mabillon fagt, der ordentliche Gebrauch diefes
Papiers habe bis ins ote Jahrh. gedauert, doch habe
man außerordentlich bis ins ı2re Jahrhundert Mſpte
und Dipfomara darauf geſchrieben. Alein man hat
fihere Nachricht, daß im ııten Jahrhundert diefeg
Egyptiſche Papier völlig verlohren gegangen, wie
Euſtathius in feinem Kommentar über den Homer
5* © V. 390. © 1923 Lin. 25.] bezeugt.
Show Vorr. zum angeführten Werk, ©, XXII.]
C 2 Xchar⸗
36
X,
Part. I. Cap. I.
chartamembranacea, war Dergament, welches in Pers
gamus unter dem König Attalus [Eumenes), erfunden
worden feyn fol. Denn die Misgunft des Königs Ptole⸗
maͤus verftattere nicht, Papier an den König Attalus
[Sumenes] verabfolgen zu laffen*), weil diefer auch eine
Bibliothek anlegte. Folglich fol Artalus [Euments]feis
ne Mfpre auf Pergamene haben fehreiben Taflen. Es
ift vielmehr zu vermurhen, und anzunehmen, dag
es anfänglich blog zubereitete Schaaf: oder Ziegen»
häure oder die von den Haaren gereinigten Selle ges
wefen. (f. Herodot V. D. 58. Kup. res Bıßrzs
ÖupIegus MaREBaW, — EXLEWVTO dipdeenes asyenaı.
Ko venaH. Miontfaucon Dar. Ital, ©. 399.)
Membrana, ſoll feines Pergament bedeuten,
hingegen corium ein ‚grobes, geweſen ſeyn, wor—
auf die Haare noch geſtanden. Die erſten hebraͤiſchen
Mſpte ſollen auf dag leztere geſchrieben worden ſeyn.
(ſ. Juvenal 7. Sat.)
pellis, war eine Haut, mworein man "ii Bücher
einwickelte.
XI. charta bombycina, (bambacina, cattunea, damafcena,)
war aus einer Egyptiſchen Frucht und einer Art baum⸗
wollenes Papier zu berciter. Man fege die Erfindung
ins 9 oder zote Jahrh. ) Es follte aber richtiger
goflypina baummwollenes — heiſſen: weil Ze
Yx
51— — H. N. 13. B. 11. R. fagt zwar dieſes: allein die
Jonier ſchrieben lange vor den Ptolemaͤus auf Ziegen⸗ oder
Schaaffelle, —5 das Papier ApIEonı, Haͤute genannt
tourde, (Herodot V 55.) und der Hohepriefter Eleafar bes
fchenfte den Koͤnig Ptolemäus mit Membranen oder Thier⸗
bauten, die zum Schreiben zubereitet waren. (Joſeph An-
tigg- jud. XII. 2.) Von der Stade Pergamus nennte man
fie Pergamene, weit zuerft zu Pergamus dieſe Haͤute entiveder
in groͤßerer Menge oder viel beſſer zubereitet wurden. ſ. Ram⸗
bad) am angef. O. ©. 299: f. ]
) |f. Montfaucon Palaeogr. gr. ©. 17 ff. und Differtat. in
Mem. de l Acad. des Infer- Tom. VI.]
—
De feriptura antiqua. 37
byx eigentlith den Seidenwurm bedeufer *), und
folglich charta bombycina feiden Papier wäre. (Man
f. die nachhero angeführte Forfterifche Schrift ©. 74.]
veftes bombycinae hießen die Kleider, welche die
Maitreffen großer Herrn in Nom trugen, und fiunden
eben nicht im guten Anfehen. |
Die Seide wurde im 3. Jahrhundert nach Chris
fti Geburt erfunden, oder vielmehr in Europa üblich.
Mir groß der Werth der Seide gewefen, fann man
daraus abnehmen, weil Dopifcus im !eben Aure=
lians Kap. 46.7 fagt, daß ein Pfund Seide eben
fo viel als ein Pfund Gold gefofter *). Barakalla
foll zuerft ein ganz feiden Kleid getragen haben.
Es giebt noch Codd, Mfpti, die auf chartambom-
byeinam geſchrieben find, 3. B. in unferer Univerfis
tätsbibliorhef ift-Cod. Mfpt. Homeri auf gemifchtes
Papier gefchrieben, |
[Beftimmeer, richtiger und umftändlicher: han«
dele dicfe Marerie ab D. Job. Reinhold Sorfker in
ſeinem gelehrten Werfgen de Byflo antiquorum lib. quo
ex acgyptia lingua res veltiaria antiquorum, in primis
in. S. codice Hebraeorum occurrens, explicatur; addi-
tae ad calcem Mantiflae aegyptiacae V. London 1775.
g9r.8. Machdem er viele Stellen angeführe harte, um
den Urfprung des Namens Byffus zueigen; fo fehließe
er ©. 6. und ©. 8. Byſſus fey linum ‚ex arbori-
bus fine frutieibus et:plantis in India, Arabia:et Aegypto
decerptum; — — huiusce plantae lanuginem a quibus-
dam Janam, abaliisegiofuÄov, ligneam lanam, a nonnul-
lis barbara voce Go/%pion, a plurimis denique £uAor ap-
pellataın fuifle. , Dann * er S. 10. daß byſſus
3 oft
*) [f. Iſidor Origin. XI. B. Kap. 5. und XIX. B. Kap. 22.]
**) (Man fehe Salmaſius Noten zu der Stelle des Wopifeus,
©. 539 — 547 im zten Band der Haf. Ausg. fcriptorum
hiftoriae Auguftae, Leiden 1671. 8.]
38 Part. I, Cap. T,
oft cum lino, imo cum ferico et bombyeinis fen con-
fundire worden; er zeigt ferner den Unterſchied zwiſchen
bombycem Aflyriam und Coam;> ihren. Gebraud) und
dergl. dann hahıdele er von der. Seide, (lerico), Urs
fprung des Yamens, Gebrauch derfelben; vom Pofs
ſypium u.f.w. — Im Magazin des Buch. VII
St. ©. 575. finde-ich ein neuers hicher achäriges
Werk angeführt: Del Bombice e del Biflo degli Anti-
chi, di Adamo Fabbroni, Perrugio, 1782. $.]
ZIL Endlich ſchrieb man auf leinen Papier, aug ge«
wöhnlichen Haderngemacht. Dies wurde am Ende des
zoten und im Anfange des zıten Jahrhunderts wahr«
ſcheinlich recht gangbar.
Unſer Profeſſor Gottſched wollte erforſchen, wann
das Papier waͤre erfunden worden, und welches das
aͤlteſte Mſpt ſey, das man darauf geſchrieben. Er
fieng deswegen an, mit einem Hollaͤndiſchen Gelehr-
ten Herrn Meermann und Maganz in Spanien zu 7
Forrefpondiren : allein es wurde. nichts zuverlafliges
entdeckt. Man muß diefe Erfindung vermurhlich ing
10 oder zıte Jahrhundert foren. Zu Anfang der
Druderen wardas leinen Papier noch ſparſam, fo dag in
einem Jahre ein Buch zwey bis dreymal aufgelegt
werden mußre. Daher fommen Ausgaben von einem
Jahre und Drte mir verfehiedener fesare vor, welches
manchem Gelehreen Faum begreiffich ift. Allein das läßt
ſich deswegen leicht denfen, weilman die Auflagen eines
Buchs nicht ſtark machen Eonnte, wegen Mangel des
Papiers. [f. Denis am angeführren Ort, S. 43 f.
Rambach am angef. Ort ©, 311ff. und Gerardi Meer-
manni et dodorum vwirorum ad eum epiltolas atque
obferuatt, de chartae vulgaris feu:lineae origine, quas
edidit ac prasfrionem inflruxit Jae. van Vaafın,
Haag 1767.] ;
6, 18, )
De feriptura antiqua. 33
$. 18
Die Alten harten zweyerley Inſtrumente zu fchrei«
ben, eins war
calamus, eine Feder aus Rohr gefchnitten. Diefe _
Federn kommen unfern fehr nahe; nur daß fie gemeis
niglich 9 Feine Spalten harten. Einige Griechen pfle=
gen noch damit zu fehreiben. [Sie find noch jeßo bey
‚den Oriental. im Gebrauch.
Das andere Inſtrument war
Stilus, mit diefem fchrieben fie auf Rinden, in
Wachs und Bley. — Stilus heiße im alten ächten Latein
niemals die Schreibart, fondern ipfa exercitatio. Cicero
fagt : ftilus eft optimus dicendi magifter,
; Solche Federn wie wir haben, hatten die Alten
nicht. Montfaucon in feiner Paläographie [B. I,
Kap, 3.] behauptet zwar das Gegentheil, und beruft fi
auf den Juvenal [Sar. IV. v. 149.] allein eg ift falf
und fein Beweis iff ungemein fchwach TER
Man f. Salmafius, ad Scriptores rei Aug,
Plinius, in hift. nat. Libr. XXXV. c. 6,
Vitruuius in Architedt, Libr, VIE. c. 6,
| [Die Ra Schriften von Schwarz,
Sunccius, Denis ©. 44ff. Rambach ©. 315 ff. ges
ben nähere und umffändlichere Machrichten davon, und
auch von dein, was noch im folgenden angeführt wird.
C4 Die
*) [Sie hatten auch den Spalt unſerer Federn ſ. Winkelmann
Sendichreiben von den Herkul, Entdefungen ©. 35 und von
den neueften Herkul. Entdef., ©. 46. Denis a. D. ©. 46.]
**) Doch hat Montfauc. Antiq. explig. tom. III, part. H. lib.
V. cap. 6. feine Meinung widerrufen: aber älter iſt ihr Ge:
brauch, ale Chrift in feinen Ashandlungen © 321 geglaubt
hat, diefer meinte, unfere Federn feyen erft vor 2 oder 300
Ssahren üblich geworden. Vermuthlich ift ihr Sehbrauh ß —
900 Jahr alt. S. Schwarz de ornam. libr. vett. ©. 216.
Monfaucon Palaeogr. gr, B. J. & 21. Iſidor. Orig: lib.
Veoapı4]
49 2 Part, I, Cap. T,
Die Alten fehrieben mit —— —
Farben.
atramentum, war eine Art von Schwaͤtze uͤber⸗
haupt.
atramentum librarium, wird beym Bier erwähnt,
wobey Philandri Anmerkungen verglichen werden müffen.
atramentum futorium beym Cicerö in epift, ad di-
uerfos, [IX. ep. 21. Ende, wo die More des Manut.
nachzulefen ift.]
‘ atramentum teöforium, kommt beym Plinius vor.
atramentum indicum, Plinius fagt, er habe fie nicht
gefehen, aber davon reden hören: es feine eine Art
Zufche gewefen zu ſeyn.
N Sepia, ein Fiſch, deutſch, Meerfpinne, Franzoͤ⸗
fifh, une feche, Mit deffen Blure ſollen die Alten ges
fchrieben haben. Diefer Fiſch fol die Eigenfchaft haben, .
daß er, wenn man ihn fangen will, eine fchwärzliche
Sarbe von fich gehen läßt, wovon das Waſſer ganz früs
be wird, fo daß man ihn nicht wahrnehmen und fangen
fann. Selmaftus aber und andere ziehen eg in Zwei—
fel: doch will es Leo Allatius in Smirna feldft gefe-
ben haben. Derfius, und Auſonius reden auch davon,
Die Afrikaner follen damit gefchrieben haben.
Ferner war color purpureus, die Purpurfarbe, fehr
beliebt. Montfaucon und Mabillon haben von der
Nurpurfarbe gehandelee Mir diefer fchrieben die Kaifer
und Könige.
color aureus, die alte Goldfarbe Fann] man niche
nachmachen. [Denis ©, so.]
Encauflum war eine Maffe, womit die 'Impera-
tores graeci ihre Decrere unterfchrieben, Niemand durf⸗
fe damit erwag fehreiben. Deswegen helft auch encau-
fium, quod imperatori faecrum, [Doch diefeg facrum en-
eaultum iſt verfchieden von dem encauflo, womit die
Griechen und Römer mahlten. f, Salmaf. — Plin,
‚16 3
De Jcriptura antiqua, 41
©. 153 f. befonders Gr. Caylus Abhandl. jur Geſchich⸗
te und Kunft, zten Th. ©. 277 ff. ]
Man hat Codd, Mfpt. mit Gold und Silber ges
ſchrieben: z. B. in Zürch ift ein Pfalter ganz mit Gold
gefchrieben; in Negenfpurg in der Kirche und Klofter St.
Emeran ift das Evangelium Johannis mit goldnen Buchs
ftaben; und in Paris im Klofter St. Denis, die Briefe
und Offenbarung Johannis auch mit golönen Buchſta⸗
ben geſchrieben.
Die alten Schreiber hatten beſtaͤndig pumicem Bim⸗
fenftein zur Hand, theils um ihre Federn damit zu fhär«
fen, theils aber auch das Papier glatt damit zu machen,
[Catull carm. J. V. 2. und daſelbſt die Ausleger.]
‘©. Mafei, in Verona illüflrata.
Jealpellüs, oder fcalprum, ſicila, war ein Meffera
chen, das man auch beym Schreiben öfters zu brauchen
pflegre, [Bon den übrigen Inſtrumenten und Werfzeus
gen, ıc. z. E. graphiariis, oder Bebältniffen, ihe
Schreibzeug zu bewahren, Lineal, Schwänme, Dins
tenfaß ic, fe mehreres beym Schwarz, Funccius, Denis,
Ramb ae: 3
& s Cap;
42 "Part. I, Cap. IE,
J
Cap. IL
De
M 4 Tr. 058.1 DD we
§. u
I. ift ein Wort griechifhen Urſprungs, und
heiße ein harter Stein oder Selfen überhaupt, Homer
braucht es oft in diefer Bedeutung.
Eigenrliher Marmor beſtehet aus ſehr feinen, und
fubtilen und reinen Sandkoͤrnchen.
- Die Metallurgiften rechnen diefe Steine zu den
Kalf, oder Brennfteinen, Anfangs wußte man nichts
von Marmor. Machdem aber die Häufer aus Steinen
aufgeführe wurden, und man auf Pracht und Ausfchweis
fung verfiel‘, fo wählte man au den Marmor dazu.
Durities und Puleritudo find die Haupreigenfchafe
deffelben. | |
Die Alten haben oft in ihren Schriften hierauf An»
fpielung gemacht, z. B. pedtus marmore durius, marmo-
reum mare,
Puritas coloris,] diefe machet die Schönheit des
Marmors aus, wenn er aus gleichartigen und farbigen’
Theilen beficher, Der Marmor im heiffen Ländern ift
weit
*) (Man vergleiche damit Martini's ftarfen Ercurs zu diefem
Kap. in feiner Ausgabe © 130 — 143. wo er Caryoph. und
andere verläßt, und J. Jar, Ferber in defjen Briefen aus
Waͤlſchland x. Prag 1773: s. folge. — Rambach Zter
TH. der Potterifchen Archäologie ©. 401 — 411.]
De Marmoribus, 43
weit haͤrter als in unſern Gegenden, welcher weicher iſt
und keinen hohen Grad von Feuer aushalten kann: wel⸗
ches doch bey gutem Marmor die vorzüglichfte Eigenschaft
feyn muß.
5. 2.
Die Schönheit der Farbe entſtehet von der Einförs
migfeie der Maffe, z. B. daß er ganz weis, oder gang
fhwarz ift. In Athen find noch einige Denfmäler vom
‘ feinften Marmor, fo fein, als man ſich Faum vorftels
fen fann, z. B. an dem Tempel parthenon, welcer
der $ungfrauentempel genenne wurde, und der Minerva
geheilige war. Die Sonne prallte ordentlich davon ab.
Diefer Tempel wurde vom Perikles erbauer: (oder rich-
‚tiger zu fagen, von ihm wieder hergeſtellt, erweitert und
verfchönert, nachdem ihn die Perfer vorhero verbranne
hatten. » f£ Potters Xrchäol. 1. B. und dafelbft Kam-
bachs More, ©. 62 f.]
Plendor,] der Glanz hänge von der Kunft ab,
Se härter der Marmor ift, defto beffer kann er pollire
werden, und defto mehr glänzt er.
ch. Weinbig, in feinen Briefen über Nom, macht
gute Anmerkungen über diefen Segenftand,
“amaculis, aus der Mifchung der Sarben entſtehet
bisweilen eine Schoͤnheit. Hier muß man die Sage, die
Geſtalt, und die Stellung in Acht nehmen. Bisweilen
wird auch die Schönheir deifelben dadurch verftelle. Doch
wird einförmiger Marmor mehrgefhäzt. — Bey Stas
tuͤen und Säulen wurde gemeiniglich — — Marmor
—*
—
Wir koͤnnen ſehr wahrſcheinlich annehmen, daß in
den Tagen Homers der Marmor noch nicht bekannt ges
geweſen
44 Part. L. Cap. II,
wefen *),, ‚Er übergeht Ki bey Befchreibung der
größten Pallaͤſte, mie Stillſchweigen.
| Der Marmor wurde ben den Alten zu. verfhiedenen
Sachen gebraucht. Wahrſcheinlich bediente man ſich
deſſelben zuerſt:
in columnis, um der Feſtigkeit willen, bey Ehren⸗
fäulen und Palläften, bey den Schwellen an Thüren,
und zu Pfoften, hierauf fieng man an, ihn
in, flatuis, bey Statüen, welche Göttern und
Menfchen zu Ehren errichtete wurden, zu brauchen. In
den ältefien Zeiten waren eg nur figulinae Statuae, Doc
zuerft bildere man nur einen Theil der Statiien aus Mar:
mor, und. einen Theil. machte man aus Holz, worüber
„man Gips 309. So waren 3. B. bey Gortheiten , der
Kopf, Hände und Füße aus Marmor. Bisweilen machte
man auch einen Theil aus Marmor, und den 'andern
‚aus Thon, und bemahlte den leztern. So fand man
z. B. im Herkulan 1760. eine gemahlte Diane. » Ferner
brauchte man den Marmor
in. crußis; man fägte ihn in Eleine Stuͤckchen, und
belegte die Waͤnde damit, wie auch den Fußboden. Nach⸗
mals miſchte man buntfaͤrbigen Marmor unter einander.
Daraus ſind die
lithoſtrota, ſehr koſtbare Fußboden, entſtanden: Sie
ſtellen oft eine recht kuͤnſtliche Malerey vor, dergleichen
man in Rom hat, in der Villa bey Pompeii und in ei⸗
nem Bad bey Avanches fand.
Auch brauchte man den Marmor
in vafıs, zu Urnen, und ähnlihen Sachen. An⸗
fänglich arbeitere man fie: wahrfcheinlich ‚glatt; in der
Solge aber lies man Verzierungen, oder Basreliefs drauf
graben, Kine Menge folcher Sachen finder man nody
woran man die Erfindung, Stellung und Ausarbeitung
nie
*) Bomer veder zwar Odyſſ. 3. B. 407. u. a. D. von Aldas
Zesois, Es iſt aber die. Frage, ob Marmor darunter zu vers
ſtehen fe. ] —
De Marmoribus, 45
nie fart bewundern Fann. Die Alten liebten das Ausge-
ſuchte: daher Fam es, daß fie auch hierinnen ausſchweif—
ten. Heur zu Tage fehlen die großen Künftler, und
die Maffe des Achten Marmors iſt auch felten; wenig«
fiens in unfern Gegenden.
SS —
Wenn der Marmor aus der Erde gegraben wird,
hat er feine ganze Schönheit noch nicht, fondern be=
kommt fie erft durch die Kunft. Die Leute, die ihn vers
feinerten, hießen marmorarii *). &ie machten ein foda-
litium aus; fie harten ihre Schulen, Privilegien, Dar
tronen und Schuzgörter, - Ihre Arbeit. verrichteren fie
&) bene fecando: **) fie brauchten zur Bearbeitung des
Marmors eine Säge von Holz, die mit dem feinften
‚und fFlärften feuchten Sande gezogen wurde, damit
feine Ritze im gefägten Marmor entftunden, und abs
gerieben werden muften, wenn fie glatt werden follten.
£) poliendo, fie polieren den Marmor, um ihm ein
glänzend Anfehen zu geben. Denn wenn dem Mar-
mor der Glanz fehlte, fo wurde er wenig geachtet, oder
verlohr wenigftens einen Theil feines Werths.
In den Tagen. des Kaifers Klaudius brauchte
man Malerfarben zum Marmor, um der Natur nach»
zuhelfen, und ihm. ein fchöneres Anfehen zu verfchafe
fen. — Die Alten harten e8 bey den Naturfarben
bewen⸗
“Ti. Seneka 88. Br. S. 387. Amfterd. 1672. und 90. Br.
&. 406. wo marmorarius faber vorfommt.]
**) [Plin. inH.N. XXXV. Äbfchn: 6. jagt: — in
eruitas nefcio an Cariae fugrit inuentum. und im 9. Abſchu.
redet er von der Art, ihm zu Ichneiden. Die Kunſt, dem
Marmor siegelfSemig zu fchneiden, war yon einem Naxier,
Byzes, ungefähr um der 50. Olymp. um die Zeit des Lydi⸗
ſchen Königs Alyattes, und des Medifchen, Aſtyages erfunden;
©. Voͤlkel über den großen Tempel und die Statue des Iu⸗
piters zu Olympia. Leipzig 1794: 8 ©. 54]
46 Part, I Cap. II.
bewenben laffen; nun fieng man an Tinffuren zu er.
finnen, wodurch man z.B. den Stuͤckchen zu einem
marmornen Fußboden beftimme, ein teigendes Anfe-
hen gab. — Unter dem Nero gieng man noch weiter.
Man fezte Eleine Stücgen vom farbigen Marmor
ein. Man ließ nemlich erft Vertiefungen hauen in
einen folhen Fleck, den man nicht gern darinnen has
ben wollte, und alsdenn fegte man andere Stuͤckgen
hinein. Daruͤber lage Zeneka im 86, feiner Briefe,
woben die Anmerkungen des Zipfins nod) zu vergleis
chen find.
8. .
ferruminatio, das Zuſammenkitten, wurde ‚mit
einer befondern Art von Leim oder Kitte verrichter. Hier—
bey ift zu bemerfen, daß die Alten einen Kitt harten,
der uns völlig unbefennt ift, und eben fo feft und dauer⸗
haft war, als der Stein felbft.
AdonoAuy vocauere,] hierunter werden die ange—
führten Gattungen der Kitten verftanden. — Der gtös
Ge Laokoon mußte zufammengefege werden, weil man
Fein Stüf Marmor haben konnte, welches zut Verfer—⸗
tigung der ganzen Gruppe groß genug geweſen wäre, —
Bismweilen machten verfchledene Künftler die Zufammens
fettung. Einer verfertigte 5. B. den Kopf; ein anderer
einen andern Theil. Diefe Fugen wurden nach dem
Kitten fehr polire, fo daß man feinen Hofer oder Bukel
daran bemerfte,
eircumlitio marmoreorum eperum ] beißt, im eigent⸗
lihen Sinn, dag Ueberftreichen der Marmorarbeiten,
Damit fi die Statuen beffer Halten möchten, wurden
fie mit einer ganz feinen Marerie, einer Art Firnis über
zogen. Graf von Caylus häle dafür, daß diefe Mar
terie Wachs gewefen, womit man fie überfirichen härre:
allein diefe Meynung ift darum nicht wahrfcheinlich, weil,
wenn Sonne und Luft auf ein ſolches Stuͤck, des mie
| Mars
. 2
De Marmoribus. 47
Wachs überzogen ift, fcheint und wuͤrket, ſich die Ma⸗
serie in kurzer Zeit. würde verzehret haben. Es ſcheint
|
k
run ein gewiſſer feiner Laf, oder Firnig gewefen zu
ſeyn, welches man daraus murbmaffen Fann, weil man,
auf gut achaltenen Münzen von Erzt noch den grünen
Firnis finder.
Praxiteles, einer der erften und größten griechiſchen
FKünftler, arbeirere fehr fehöne Starüen, doch mußte
ein gewiffer Nicias fie mit feinem Firnis uͤberſtreichen,
um ihnen eine noch größere Vollkommenheit zu verfchaf«
fen, wie Plinitts melde. Winfelmenn: erkläre dies
fo: Nicias habe mie einem Modelſtabe die ganze Figur
noch einmal übergehen müffen: allein fo ift die Sache
wohl nicht zu verftchen.
ET,
Das Vaterland des Marmors und die Farbe deſſelben
ift Hauprfächlich zu merfen,
Blafius Caryophilus hat de antiquis marmoribus
gefchrieben; fein Buch kam zu Utrecht 1743. heraus,
[Man fehe auch Chriffs Abhandlungen ©. 69, (19 Ans
derer Schriften angeführt werden,) ff. und ©. 192.
Horaz thut des Thebaniſchen Marmors Erwähnung,
Die berühmteften Marmorarren find ungefähr fol«
gende:
Hymettium, und RAR wurden in Bergen des
Attiſchen Gebiets gehauen. Sie find weiß *), und has
ben einen ſolchen Glanz, daß, wenn man auf der See
fährt,
*) [Stuart, toelcher in den Marmorbrüden des Penteltichen
Berges war, legt in Antig. of Athens, ve.L & 7. Note
b. dem Pent el Marmor die weiffe Farbe bey, und fa gt noch;
"daß er fo hart und feinförnigt fey, wie der carrariihe. Dos
lomiew hingegen behauptet, er wäre geftreift, und derſelbe,
welchen die Bildhauer cipolla oder cipoilino nennen, In
Sstalien hat man noch viele alte Statuen davon. f. Muf. Pic
Clement, tom. III» ©. 18, Note C. Voͤlkel an angef. Orr-]
48 Part, I. Cap. H,
fährt, und dergleichen von weitem ficht, man es vor
Glanz, den die Strahlen auf das Auge werfen, nicht
lange aushalten kann, fie zu betrachten, 3. B. in Athen
an dem Tempel Pantbeon, wie der franzöfifche Archis
tekt, le Roi, felbft gefunden hat, [f. Nore zum folgene
den Paragraphen. ]
Ferner find die marmora Afatica und Africana fehr
berühme. Hierher gehört Zapis phrygius und Synnadicus.
Sie find völlig rein und weiß.
Marmor Laconicum oder Lacedaemonium und wes
gen der Farbe viride, il verde antico, (f. Martini Exc.
©. 140.) war fchön grün, und marmor Caryflıum, von
Caryſtos, einer Stadr in Euböa, daher er auch von
der Inſel, Euboicum hieß, Fam dem Lakoniſchen an
Farbe fehr nahe; doch mehrblaßgrün:
Marmor Tyrium, war fehr fein und weiß. Aus
dieſem lich der König Herodes fein Prätorium, und
feinen Pallaſt erbauen, und an den Häfen Säulen aufs
richten, wie "fofepbus melder.
In Genua fand man in fpätern Jahrhunderten cis
nen Marmor, der weiß war, bey der Stade Aune,
(jezt Catrara), und derfelbe hieß dahero marmor lunenfe,
(heue zu Tage Marmo diCarrara; f. Martini Ercurs ©.
136.. Die Hetrurier kannten ihn fchon. ſ. Winkels
manns Geſchichte der Kunſt, ıfler Th. ztes Kap. ©.
219. Wiener Ausgabe. ]
8. 7
Plinius, in hiftor, Nat. Libr, 'XXXVT. redet vom
Marmor. Allein er hat ſie weder genau geprüft, noch
foftemarifch geordnet und alle angeführe. Herodor, Pau⸗
fanias und andre, reden von andern dergleichen, deren
Plinius nicht Meldung gerhan bar. Vielleicht wäre es
noch gefchehen,, wenn. ihn nicht der Tod uͤbereilt haͤtte.
-Er wurde nemlich, wie bekannt, vom Rauch dis Bes
ſuvs erſtickt, eben als Herkulan und Pompeii zerftöhre
wurden.
De Marmoribus, 49
murden. Des Caryophilus Werk ift zum Nachleſen
hier das brauchbarfte. Auch Agricola de Fol, hat hiers
von gebandelr,
Mich. Mereatus legte eine Sammfımg von Mes
tollen an, und fchrieb einen Kommentar darüber, eigentlich
aber zu fagen , fehrieb er nur den Agrifolaab. Zancis
fius har das Manuferipr erft ans Licht geftellr, und gab
ihm den Titel Mercati Metailotheca Vaticana, cum obferua-
tionibus Lancifii. Romae 1719. fol,
Auch das Mufeum Kıchterianum giebt hier gute
Nachrichten an die Hand, und der Arzt, Johann
Ernſt Hebenſtreit bat den da befindlichen Kommentar
von den Metallen und Marmorn bearbeitet. Leipzig
‚1743. Sol.
° unfer Profeffor Chriſt har auch hiervon gehan—
delt. Wie auch Winkelmann, in der Gefhichte
der Kunft. Volkmann, in feinen Nacricheen von
Stalien, TH. Il. ©. 765— 770, [Servers Buch ift
oben ſchon angeführe worden. ]
$. 8.
Nun kommt unfer Aufror auf die verfchiedenen
Gattungen und Farben des Marmotre.
J. Der [bwarse Marmor enrhäle folgende Arten:
1) marmor Aethiopieum, der auch Bafaltes heifitz
ift ein Aerhiopifches Produfe, von den Eayp-
tiern gefunden und zuerft bearbeirer worden, und
ift ſehr hart, fchwarz, nämlich eifenfarbig. Siehe
Plinius in hift, nat, und Graf Caylus, Band V,
€. ı1un *%
\ £ 2) Mar-
s ) ae | in der Geſchichte der Kunft, 1 Th 2ten Rap.
& :0:2ff. handelt vom Datalt und ſowol hier, als auch I.
TH. * Rap. S so fund 1. Ch S 724 f. von alten
Kunſtwerken, aus Baſalt bearbeitet, An der erften ange ühr—
ten Stelle bemerkt er zwey Arten vom Aegyptiſchen Baſalt,
naml.
560 Part. I. Cap. II.
2) Marmor Luculleum, ganz ſchwarz, wurde aus
Egypten, hauptſaͤchlich aus Numidien gebracht.
Deswegen heißt er auch marmor Numidicum oder
Lybicum, lateiniſch lapis index, und Italieniſch
Nero antico *). Sein eigentlicher Name kommt
von dem Lucullus, einem ſehr verſchwenderiſchen
Roͤmer her, wie Plinius in hift. Natur. Toren
B. 54ten Kap. und 36. DB. 6. Kap. 8. Abſchn.]
und Cicero in feinem iſten B. de oflic, 39.
Kap. betichten. |
3) marmor Obfidianum, war auch ſchwarz und hate
te feine Benennung von einem gewiffen Obfi«
dis, der ihn zuerft in Xerhiopien fand. Mans
che rechnen ihn nicht unter die Marmor = fon«
dern unter bie Steinarten. (lapis factitius.) [f.
Ernefti
naͤml. den ſchwarzen, (oder vielmehr eifenfarbigen,) als den
gewoͤhnl. und den grünlichen,, Martini, (im Ereurs ©.
138 f) führt aus dem Ferber S. 270 ff- mehrere an, welche
er näher befchreibt, ich aber nur kurz erroähnen will. Mans
de haben näml. noch mit fich Eleine Theilgen von verfchiedenee
Deichaffenheit und Farbe vermiſcht, welche die verfchiedene
Arten beftimmen. Sie heilfen 1) Bafaltes orientalis niger,
ſehr hart. 2) Bafaltes orientalis niger cryftallls (candidis)
valde minutis immiatis, Afchfarbig. 3) Bafalt. orient- ni-
ger. insgemein fiorito genannt. Die fhmwarzen und weiſen,
foft ineinander fließenden Flecken verfchaffen ihm den Schein
eines Marmors. 4) Bafalt. orient. «um partibus conftitu-
tiuis granitis aequabiliter mixtis. ſchwarz, jehr hatt. 5) Baſ.
orient. fafciis granitofis, iſt derjenige, welcher insgemein
niger Oder ater heiße. Minder merfwürdig find Bafalt
orienta). viridis, (Statüen davon befinden fid) in Mufeo Ca-
pirolino und in der Villa des Cardinals Albani:) und der
feltene Bafaltes viridis, pun&tulis cryitallinis albis adfperfus,;
insaemein Bafate pedocchiofo ]
2) Dieſer ift der mildeſte, aber der allerſchwaͤrzeſte: die härtefte
und feinfte Art des ſchwarzen Marmers wird insgemein Pas
ragone, Probierjtein, genennt. ſ. Winkelm. Geſch. der Kun
1. Th. sten Kap. ©. 517, f.
De Marmoribus. 51
Erneſti Arch. Kap. 5. $. 42. Caylus Rec, d’An-
tig. IV. Buch ©. 18.)
4) marmor Thebaicum, war 9 und hatte gel⸗
be Koͤrner: er kam' aus Egypten aus der Land⸗
ſchaft Thebais [Plin. H. N. 36. Kap. ©.735.]
5) marmor Laconicum alterum, feu Taenarium,
war ſchwaͤrzlich, hatte feinen Namen von dem
Vorgebürge Tänarus, wo er gefunden wurde,
6) Lydium alterum, war auch ſchwaͤrzlich, wie fris
fehes Eifen, das ins bläuliche fällt.
I. Der weiffe Marmor befteht aus jolgenden Arten:
1) Alabandicum, Fam aus SKleinaften, bey der
Stadt Alabande is Karien. [Olin. XXXVI. g.
©. 735. rechner ihn unter die ſchwarzen Mars
motarten, und ihm folgte Chriſt. a. O. S. 71.
nr, 7.)]
2) Coraliticum, kam aus Phrygien in Kleinaften,
vom Fluß Eoralien in Phrygien genannt, Chriſt
fage wol unrecht, daß der Pariſche Marmor
auch Coraliticum heiſſe.
3) Synnadicum, feu Phrygium wurde aus der phry⸗
giſchen Stadt Synnada gebracht: er. har einen
weiſſen Boden, und Fleine Ringelchen drinnen.
[Man vergleiche Scarius, Alu.l. 5. V. 40. und
dafelbft Gerarts More] — Kine andre rorhges
fprengte Sarrung wurde aus Egypten gebtacht,
und diefe heiße italieniſch il roflo antico Eeit:io,
4) Parium, feu Lychnicum, [Lygdinum. beym
Enrift,) aus der Inſel Pargs, er war ſehr ſchoͤn,
glatt, und ganz weiß, wie Milch. HGoraz
ſagt, Pario marmore ſplendidius Plinius nenne
ihn Lychnites *). Italien. il Paro antico.
| 5) Pro-
5) [Minfelmann in den Anmerkungen über die Geſchichte des
Alterthums, (Dresten 757 4.) © +. bemerft einen Uns
terſchied zwifchen dem Pariichen und Pentelifyen Ma:moe.
D 2 Jener
52
©. :35 f.
*) | Sieber gehören. noch die Arten, welche heutzutag die Ita⸗
- milde, als der Pariſche, welcher dahero zu feinen Zierrathen
bequemer iſt Winkelm. führe einige übriggebliebene Denk—
male vom beyden Marmor an. M. f. auch die Anmerk zum "
— — J. dann Chriſt ©. 192. Martini Exeurs
ſios für einerley: wenigſtens nennt er dieſen letztern U Cipo- |
Part, I, Cap. I.
5) Proconnefium, von einer Inſel Profonnefus, —
die von einigen zu Afien, von andern zu Europa
Stadt Eyzifum gebrochen,
7) Tyrium , Fam von der Stadt Tyrus in Phönis
zien.
8) Hymettium und 9) Pentelicum find beyde ſchon
$: 6. vorgefommen, und waren Arrifhe Mars
motatten. [fettere beynr. 4.]
20) Lunenfe, bey der Stadt Genua in Stalien.
[f- zum oten s.] 9)
11) Pben-
Jener ſcheint ihm kleinkoͤrnigter, ein weiſſer gleichſoͤrmiger
Teig, und vermoͤge der Homsgeneität deſſen Materie und Zu⸗
fammenjegung derſelben zu allen Arbeiten geſchickt zu ſeyn /
und da deffen Farbe einer reinen weiffen Haut ähnlich if,
auch dahero den Vorzug erhalten zu haben. Die fehönfte Ark "
des Parifchen Marmors ift beynahe fo hart als der Porphyr.
Der Penteliihbe Marmor aus dem Attifchen Gebiete ift von
größeren Körnern, die mit anderen, welche wie Salz glänzen,
vermiſcht find, und wird dahero marmo falino genennet. Er
iſt Sehe hart, und härter als einige Arten des Parifchen Mars
mors, und wegen dieſer Eigenfchaft und wegen der Ungleich⸗
beit Seiner Hörner iſt der Pentelifche Marmor nicht völlig fo
liener nennen, i\larıno 'Statuarie und Marmo Cipolino, Der }
erſte iſt gleichfalls alt, und dem Pariſchen Marmor 'ganz |
ahnlich, außer daß er nihe Mitchfarbige, noch undurchſi ichtig, |
fondern halbdurchſichtig iſt. Der zwepte iſt auch griechiſchen
Uriprungs und von weiſſer Farbe, aber fo. daß er grünlichte |
und heile Streiffen bat- nicht fo; wie die obigen, glänzet,
und nicht fo die Lichtſtrahlen zuruͤckwirft. Chriſt ©. zo. haͤlt
ihn und den ins grüne fallenden und meerfarbigten von Carys |
ling"
j
gerechner worden.
6) Cyzicenum, wurde in Kleinafien unweit der .
1
|
J
De Marmoribun 53
41) Phengites war ein Marmor fo weiß und glate
wie Spiegel. Domitian ließ die Wände in feis
nen Zimmern damit belegen, um fehen zu Föne
nen, was in felbigen hinter feinem Ruͤcken vor«
ginge.
12) Onychites, war auch fehr weiß, man machte
vorzüglich Gefäße zu Salben daraus, weil man
glaubte, daß fie fi am beften und längften data _
innen hielten. [&enauer davon handelt Maͤrti⸗
ni in Ercurs ©. 137. Er macht mit Hill (Anm.
zum Theophraft von den Steinen ©. 45 f. nach
der Baumgartneriſchen Ueberf.) einen Unterfhied
zwiſchen dem Alabaftrites, einem weilfen Stein,
welcher, das Weiche ausgenommen, dem Mars
mor am nächften fomme, und dem Alabafter;
den erfien von jenen nennen die Griechen ofe
ovux&, und die Lateiner marmor onychites. Fers
ner bemerfe Martini, daß Jan. de S. Laurentio
in differt. fopra le pietre preziofe degli Antichi,
e fopra il modo, col quale furono lavorate, (im
Saggi di Differtazioni accademiche, lette nell’
Acad, di Cortono, tom. V. S. 22 ff.) im ı. und
aten Kap. $. 17. vom Alabafter umftändlicher
gehandelt, aber behaupter habe, der Alabajtrie
und Alabafter feyen nicht verfchieden. — Wenn
eben diefer San. den ©. Laurentio im zten Th.
aten Kap. ©. 29. ſchreibt, es fände fich Feine
ägnptifhe Statue in Alabafter, und wenn ir—
gend die Aegypter Staruen aus Alabafter ge—
macht häzten, daß diefe fehr ſchmal und in Ge⸗
feale der Mumien gervefen feyn müßten; fo wis
derlege ihn Winkelmann in der Geſchichte der
Kunſt I, Ih, zren Kap. ©, 104 f. mit einer ges
DER fundes
lino antice. Weiters unten bey IL 2.” fommen wir wieder
darauf. }
54
Part, I Cap. IH,
fundenen Statue, welche er "genau befchreibt.
Der Aabafter jener Starue ift, (wie Wink.
fagt,) heller und weiffer, als inggemein der ans
dere orientalifche, wie Plinius (B. 36. Kap.
12.) von dem Alabafter anzeigt. Bey Theben
in Aegypten wurde der Alabafter in großen Stüf-
fen gebrochen: allein der gewöhnl. Aegyptifche
Alabaſter von weißlicheen Are ift niche mir einem
andern Alabafter zu verwechfeln, welcher eben»
falls bey Iheben, in Aegypten, und bey Da⸗
mafceus, in Syrien, gebrochen wurde. Diefer
wird, (wie Wink. anfübre,) vom Plinius, GB.
36. Kap. 12. und B. 37. Kap. 54. ©. 405).
Onyx, (nicht der Edelftein diefes Namens,)
genennt, und diente anfänglich zu Prache-Ges
fäffen, in der folgenden Zeir aber auch zu Säus
len. Diefer Alabafter ſcheint Winfelmannen
derjenige zu feyn, deffen tagen dem Agath⸗Onyx
in gewiffer Maaffe ähnlich find, und dahero
vielleicht alfo benenne worden iſt. Er führe ci»
nige alte Dencfmäler von beyder Art an. Hits
gegen ©. 518. ſchreibt er, härter, als der ge«
wöhnl. weiffe Marmor fey der orientalifche Ala«
bafter; (dieß würde der marmor Onychites feyn,)
und weil derfelbe, wie ale Alabafter aus blaͤttri—
gen tagen beftcht, und nicht, wie der weiſſe
Marmor, eine einförmige Maffe ſey; fo werde
die Dearbeirung deffelben dadurch fchwerer , in—
dem deffen Blätter leichtlich ausfpringen. Voͤl⸗
lig ganze Figuren, fcheinen ihm aus feiner Are
Alabafter verfereige worden zu feyn; fondern die
. Außern Theile, nämlich der Kopf, die Hände und
die Züffe wären aus anderer Materie, und vers
muthlich aus Erzt hinzugefegt, Don ganzen
Figuren find, (wie er ©. 519. fortfähre,) in’
Dom geblieben zwo Dianen unter — 4
e,
\
5 De Marmoribur, 55
ße, die groͤßere im Hauſe Verospi; die kleinere
in der Villa Borgheſe: das iſt nur das Gewand
derſelben; Kopf, Haͤnde und Fuͤße aber ſind neu
und von Erzt. Beyde ſind von der Art
Alabaſter, den man agatino zubenamt, weil ders
felbe dem Agath ähnlich ift, und diefem Steine
an Härte nahe kommt: an beyden ift das Ges
wand fehr ſchoͤn ausgearkeiter. Die größte Stas
zue.aus Alabafter, von ariechifchen Kuͤnſtlern bes
arbeitet, iſt beym Winfelmann ein fchöner ges
harniſchter Sturz von großer KRunft, welcher
“mie dem Mufeo Odeſcalchi neh S. Ildefonſo
in Spanien gegangen ift, und den Kopf, die
Arme und die Beine von vergofderem Erzte eis
nes neuen Meifters har. Allein der Alabafter dabey
‚und bey zwey andern Bruftbildern oder von der
bekleideten Bruft folcher Bilder in Vila Albanf,
iſt ein folcher, den man contognino nenne, weil
deffen Farbe einer gefochten Quifte, (contogna,)
gleicher. Andere Stuͤcke ebendafelbft find ent»
weder von geblümten (fiorito) oder von agath⸗
maͤſſigen Alabafter. Ein gelehrter Freund, mel«
cher ſich lange in Italien aufgehalten hat, ver-
ſicherte mir, der Alabaftrite, Onychites, gehöre
mehr zur Are der Hornfteine, habe Schichten,
Davon die eine weiß fey, die andere aber fare
bigte Steeiffen habe; deswegen kams bey
der Zufammenfegung oder DBefegung eines
Stüdes darauf ’an, von welchen Schichten,
und in welcher Sage derfelben das Stüf fey.
Dahero der von unferm DB. genannte Onyx ala-
baftwites, Vom Namen des Wortes Alabaftrum,
einer Stadt in Thebais, und Alabaftrire, der
Sandfchaft und Gegend ſiehe Salmafius in feis
nen Exercitatt, Plinianis S. 169. C. nad) der
Utrechter Ausgabe, da er eine Stelle im Epipha«
DIENT nius
56 Part, L: Cap. dl,
nius verbeffert; ferner S. 393 ff. wo er vom
Worte Onyx, da eg eine Marmorrart, Alabfter,
bezeichnet, und woraus vaſa vnguentaria gemacht
wurden, von dem Namen Alabaftrires, dem
Gebrauch deffelben, Farbe *), vom marmore
Synnadico, welcher auch Docimites hieß von eis
nem Phrygifchen Ort, Docimium, und wegen
feiner Aehnlichkeit mie dem Afabaftrire in Anfes
hung der Flecken und des Gebrauchs, bisweilen
auch ovuxirns genannt warden, daß die meiffen
oder blafjen, dergleichen um Damafcus und an⸗
dersmo gefunden wurde, geringer geachtet wor«
den find, als die von’der gelben Farbe, (mellei
eoloris, in vortices maculofi, atque non translu-
eidi,) daß aus diefem Onyx oder Alabaſtrite
nicht allein Gefäffe zum Trinken, und worinnen
Salben ꝛc. aufbewahrt waren, (potoria et vn-
guentaria vala,) fondern auch Säulen und Fuß ⸗·
boden, (pavimenta, ) gefertigt worden. — Alles .
dieſes und noch mehrers erläuterte und beweiße er
weitlaͤuftig mir Stellen der Alten, und wider«
lege den Nicolaus Guibertus und andere, welche
aus einer übelverftandenen Stelle des Plinius
den Onychites und Alabaftrires für verfchiedene
Arten angaben. _
Martini rechnet in feinem Exeurs zum Ernes
fi zu den weiffen Marmorarten noch den Porus,
4
zweivov AlYoy, und den Ebernites. Den erften ers
wähne fhon Herodot ster B.63. Kap. ©. 401.
Weſſel. Ausgabe, (wo Welfeling den Pollur.
VII. onomaft, 123. und die Ausleger dabey, wie
auch Taplors Led, Lyhiac, ©, 619. oder V. B.
©. 254%
“, (Onyx, (fagt Salmafius,) vel alabaftrites lapis, candidus,
vel mellei coloris, et in voxtices maculofus. Iſidorus. Ala-
baftrites lapis, candidus, interftinfus varils coloribus.
Man fehe auch Plin. A. N. XXXVI. 7tes Kap, oder 12ter
Abſchnitt.
De Marmoribus. 75
©. 254. Neisfe's Ausg. anführt.) Plinius H,
N. im 36. B. ten Kap. fagt, er fey an Weiffe
und Härre dem Parifchen Marmor gleich, aber
nicht fo ſchwer. — Aus dem Daufanias 5.2.
10. Kap, führt Martin. einen Tempel an, wel⸗
cher aus jenem Stein erbauf gewefen ift, und
aus Hills Anm. zu dem Theophraft von den Stei«
nen ©. 47 |. bemerkt er, daß daraus Statuen,
weine genannt, und Spiegel gemacht worden
— ſind. Der andere Cbernites, war an Farbe
dem Elfenbein fehr ähnlich, und wurde zu Gar«
cophagen häufig gebraucht, z. E. des Darius,
nach dem Theophraft $. 15. ©. 51. und Piln.
XXXVI Rap. 17. und 8. doch will Salmaſius
in Exercitatt. Plin, ©. 848. lieber wegen der
Achnlichfeit der Farbe lefen xeegrrns , Chermi-
— xeevirns nicht griechiſchen Urſprungs
fey.] |
II. Die Arten des grünen Marmorg find:
1) Laconicum alterum, wer fehr fhön, hochgruͤn
und bare, und wurde auf dem Berge Taygerus
bey tacedämon gegraben. [Die Staliener nens
nen ihn il verde antico, Man fehe audy Chriſt
©: 20.]
2) Caryfkum, war grün und meerfarbig, brach auf
der Inſel Euböa, [dahero er auch Euboicum
hieß;] harte inwendig Falten, die der Zwiebel
nahe fommen, und heiße deswegen italienifch il
eipollino antico. IVolkmann, welchen Zeus
ne in einer Note zu Ehrifts Abhandlungen ıc,
©. 75 anführe, fagt, der Marmo Cipollino fey
weiß mit bunten Flecken; er fpalre fich ſchichten⸗
weiſe ohngefähr wie eine Zwiebel, woher er den
Damen befommen habe. Hingegen Chriſt ©.
70 ſchreibt, marmor Caryflium, il Cipollino ar
&ico falle ing Grüne und ſey meerfarbige; ©. 75:
DE um
‘ Paul Cap. I.
anferfcheidet er davon den orientalifchen Mar-
mor, Caryftio oder Cipollino antico, welcher
ins blaue falle, mit weiffen Adern. Don dem
Caryflio oder Euboico fagt Statius IL; filuar,
garın, 2. V. 149. — et concolor alto Vena
wari, wo zwar einige Ausleger den Porphyriten,
andere marmor Augufteum verfichen wollen;
Gerart. aber erkläre es von dem Caryftio, quod
glaucum eft, quale mare efle ſolet.]
Hieher find noch zu rechnen:
3) marmor Auguflum, ſ. Augufteum und
4) Tiberium, f. Tiberianum, fie wurden unter dem
Auguftus und Tiberius in Egypten gegraben,
waren grün und hatten graufe, lichfgrüne Kör-
ner. [Sie find nah demPliniusH. N. XXXIII.
7. ſect. XI. etwas verfchieden: Pretioſiſſimi quae-
dam. generis, ficuti Lacedaemoniorum viride,
-cundisque hilarius, Sic et Augufum ac deinde
‚Tiberium, in Aegypto Augufli ac Tiberü primum
prineipatu reperta: differentiaque eorum eſt ab
ophite, quum fit illud ferpentium maculis fimile, "
vndeet nomen accepit: quod haecmaculas diverfo }
modo colligunt, Auguflum undatim crifpum in |
=
vertices, Tiberium [parfa, non conuoluta canitie;
welches Harduin in feinen Anmerf. ©. 733. fo
erflärt: in marmore, quod in Tiberii: nomen
adfcitum ef, fuiffe maculas candidas; non conno«
lutas quidem in vortices, vt in Augufteo, fd °
fparlas, allein er wird vom Chriſt ©. 71. wi⸗
derlegr. ]
5) Ophites, et Memphiter,. haben ihren Namen,
theils von ihrer Achnlichfeit der Farbe mit der
Schlangenhaut, theils von der Egyptiſchen
Stadt Memphis. Italieniſch il ferpentino an-
tico. [Plin. a. D, führe mehrere Arten des
Opbites an: Neque ex Ophite columnae, nift
paruae
— —
v
#
De Marmoribus. 99
paruae admodum inueniuntur. Duo eius genera,
molle candidum, nigricans durun, — Dann
eine zte Art: Contra ferpentes auteın a quibusdam
laudatur praecipue ex his, quem zephriam adpel-
lant a colore cineris. Diefen nennt Diofcorideg;
(wie Harduin ſchon bemerfr,) orodesıdes vnv XEooy
colore cinereo, pundtisque aiftinctum: dahero
fhreibe Lucan im green B. V. 714
quam paruis tinctus maculis Thebanur ophites>
Die lezte Art wird vom Plinius, fo wie vom
Diofeorides ster B. 153 Kap. und vom Iſi—⸗
dor Origin. XVI. cap. 4. genannt Memphites mit
dem Beyſatz, a loco, gemmantis naturae , oder
wie Dioſcorides fchreibr, Exwv UnDidwv meyeos,
Aroeos re ag) momiNos, calculorum magnitudi«
ne, pinguis et verficolor. Man fehe auch Sal-
mafius in Exercitatt: Plin. ©. 241, E] s
IV. Rorbe Arten des Marmorg find:
1) Porphyreticum, Porphyretes, fam aus dem In⸗
nerften in Egypten und Arabien. Diefer purpurs
rothe Marmor war mit weiſſen Punkten gezeichnet.
Italieniſch il porfiro antieo. Iſ. Serbers Briefe
©. 260. Chriſt S. 70. Martini in Ercurg
©, 142. Man harre Säufen auch daraus ge=
hauen, wie wir unten anführen werden.]
2) Marmor Lydium alterum, war techt roch mie
weiſſen Flecken, und befler als eine andere Art,
die zum Probierflein gebrauchte wurde, und des.
wegen lapis index, pietra di paragone heiße.
Martini in feinem Excurs ©, 141, rechnet
ihn zu dem fchwarzen Marmor.] »
3) Syenites, oder Aegyptius, mar grau und roth
ſpielend, mit ſchwarzen und rothen Punkten,
[dahero er Tugozossiros, Pyropoecilos, Plin.
H. N. XXXVL 7. und dafelbft Harduins More,
©. 733 f.) genannt worden iſt.) Er brach bey
Siene
6o | Part. I. Gap. II.
Siene *), Stalienifch granito orientale, ff.
Chriſt ©. 70. und 73. und 75. Martini Er-
curs. ©. 142 f. der wahre Syenit ift der Ita⸗
liener Granito roflo delle Guglie. f. Veltheim
Erwas über Memnons Bildfäule, 2. Helm-
ſtaͤdt 1702. 8. ©. 7.
V. Die Gattungen des gelben Marmors ſind:
1) Numidicum, iſt gelb mit purpurfarbenen Punk⸗
ten und ward aus Numidien gebracht. [Mar-
tini widerfpricht fi hier mit den oben ©. 8.
gefagten und im Ercurs, ©. 139. rechner er ihn zu
den ſchwarzen Marmorarten: wie auch Chriſt
©. 71.
2) Onyx Alabaftrites ein hochgelber feiner Marmor,
wurde bey Theben in Egnpten, auch bey Damas⸗
kus und in Indien gegraben, [Davon ift oben
zu N. IL 12. umftändlicher ‚gehandelt worden.
Daß aber, Onyx Alabaftrit, ein hechgelber Mara
mor fey, daran zweifelte nachhero Martini felbft
im Ercurs ©, 142 f.]
VI. Bon verfchiedenen oder bunten Farben war:
ı) marmor Chium, war ſchwarz und hatte mannigs .
faltige Flecken. [Plin H. N. XXXVL 6. 5.]
2) Ophstes, ein grünlicher Marmor, mit vieredige
ten Flecken, wie wir ſchon bemerfe haben, bey
ln 5.
Hecht blaue Marmor har man niemals-gegraben.
Man hat zwar eine Gattung von vortreflich hellblauen
Stein, lapis lazuli **): er ift aber nicht hart genug, —
au
s, [Einer Stadt und Inſel in Egypten an ben 5
Grenzen. f. Sal mafius i in Exerc. Plin. &. 298. E
*#) Unſer Lapis Lazuli iſt der Sapphire der Alten. fi Beck⸗
mann in ſeiner Geſchichte der — Th. U. S. 182 ff.
Bon Veltheim am angef. O S
Martini ertheilt am en ad Ereurs &. 143. noch
eine kurze Nachricht von den Härten Steinarten, Graniten,
woraus
D: Marmoribus, 6:
auch nicht die gehörige Größe, daß große Kunftwerfe
daraus verferrigee werden Fönnten,
Wenn die Alten Marmor zır Auffchriften brauchten,
fo bedienten fie fi eines einförmigen weiſſen Marmors,
oder Alabafters, fonft würden fie die Abſicht des Ein«
grabens verfehlt Haben. Sie muften fich auch ferner,
in Ruͤckſicht auf die Größe der Buchftaben, nach der Höhe
des Denkmals richten, weil der verfchiedene Abftand
vom Auge die Sache verfchieden groß vorfteller.
Die Staren waren, wie Plinius bezeugt, einfar⸗
bie. — Ein gewiffer Mann, Vitraſius Pollio,
ſchickte zu feinen Zeiten, des K. Klaudius Statuͤe von
vielfarbigen Marmor nach Stalien. [Pilin. H. N, 36.
B. 7. Kap. ] Dieß war ganz etwas unbefanntes, und
fand feinen Beyfall. Ebeniserfelbe ließ folche Starüe
aus Porpkyr verfertigen, hatte aber feine Nachfolger,
zum Beweis, daß feine Anftale misfällig war. Zu Be
rona fol eine Inſcription auf Porphyr gehauen, angee
groffen werden, fie iſt die einzige, wovon man etwas
weiß. [Chriſt's Abhandl. ©. 73 ff. ©. 82 ff. und da»
felbft Zeunes Anm. ]
Zu Venedig trift man eine Gruppe von Porphyr
an, die aus 4 Figuren befteht. Sie ift ein Werk der
— ſpaͤtern
woraus die Egyptiſchen Obelisken gemacht ſind. Er erzaͤhlt
verſchiedene Arten davon, welche Ferber genauer beſchreibt:
naͤmlich Granito rofjo, (Granitem rufum;) Gran. Grigio 0
bigio, (Gran. grifeum vel cinereum ;) Granito ner” e biancoy
(Gr. nigrum ;) Gran. verde, (Gr. viridem.) Winfelmann
in: Geichichte der Runft, ıfter Th. &. Tor. bemerkt, der
Granit fey von zmoiacher Art, nämlich der weiffe und ſchwar⸗
ze, und der rothe und weißliche: der erftere finde ſich in vielen
Ländern, aber nicht jo vollkommen von Farbe und von Harte
als der aͤgyptiſche; der zweyte Granit aber ſey allein aus Ae⸗
gypten gekommen: aus- dieiem Granite feyen alle Obrlisfen
gehauen und es fänden fidy viele Statuen aus demielben acars
beiter im Mufeo Capitolino aus ſchwaͤrzlichem Sranite ſey
— * Iſis, desgleichen ein großer Anubis in des Villa
Albani.
6r Part, I. Cap. IE
fpätern byzantinifchen Zeit und ſtehet am Eingange in
den Pallaſt des Doge. (f. Martini Exc. ©. 132 ff. |
Noch andre Stüden find in des Borioni Colledaneis dn-
tiqu. —
tab. 2. das Bruſtbild der Iſis aus Kryſtall auf einer por⸗
phyenen Säule.
— 3 und 4. ein Kanopus, aus Baſalt,
— 11. Eine Büfte des Plato aus lapide polumbino,
— 22. ein Kämpfer ans ſchwaͤrzlichem Marmor.
ferner in des di Torremuzza Infcriptionibus Siciliae,
ein Egyptiſcher Priefter aus Baſalt
ingleichen aus Weinligs Briefen über Kom,
die Rönige aus Ichwarsen Marmor und fi fl
Winkelmann, in der Anmerf. in der Geichichte
der Kunft, ©. 17. hält diefe Arbeie niche für Eayprifche
fondern für Griechiſche, Doch aus den fpätern Zeiten.
Man nahm den Marmor am meiften zu Säulen,
theils der Seftigfeie, theils der Pracht wegen. Desglei—
chen zu Statuͤen, welche Gottheiten oder andre angeſe⸗
hene Perſonen darſtellten.
Bey den Griechen bildete man auch Fechter daraus.
Ferner in Operibus mufuis bey muſaiſchen Arbeiten, mo
viele Fleine Stuͤcken Marmor zufammengefezt, und die
Fußboden damit belegt wurden. Dergleihen Fußboden
find noch vor einigen Jahren in der Schweiz bey Avane-
ches gefunden worden. — Man nahm Marmor zu Gas
fäffen, um Salbe darinnen aufzubchaften; zu Urnen,
um die geſammelte Aſche zu verwahren, uff
Anfangs war der Gebrauch des Marmors nicht zu
häufig 9), in der Folge aber fing mar an, ihn zu vers
Ichwenden, 5. B. bey Ninive, Babylon, m. f. f- Auch
Perfepolis und Heliopofis haben durch ihre Marmor-
pracht
) [f. Ebrifi’s ring ze. ©. 68 ff. und dafeldft Zeunes
Anmerkung.
-
De Marmoribär. 63
pracht dies beftätiger, Italien, Sieifien und vorzüglich
Rom fann noch Ueberbleibſel aufweiſen.
Die thermae Diocletianae waren ſo groß, daß 20.
bis 30,000 Menſchen ſich auf einmal baden konnten. Es
ſtehen davon noch 8 große Säulen aus Granit *).
Plinius , in hift. Nat. **) redet von den hohen Saͤu⸗
len im Vorhofe des Kapitoliums. Diefe waren nad)
Seipziger Maaß 184 Elle, Das erſte Stockwerk hat
nach Seipziger Elle, wenigftens 30 Ellen gehabt. Man
findee eine Größe durch das Ausrechnen, vie kaum zu
glauben, Marcus Seaurus foll tufulifhen Marmor
hierzu gebraucht haben. [Man f. Plin. H. N. XXXVL
6. ſect. 8. Chriſt ©. 64 ff.]
Die Säulen der Tempel waren noch höher, z. B.
des Jupiter Stators, des Nerva u. f. w.
In Stalien harte man feinen Marmor, er murde
über die Eee herüber gefchift. Wenn man das Ausgras
ben des Marmors, die Polierung und- Ausorbeirung
deffelben, und endlich die Koften für die Herbenfchaf-
fung aus den entfernteften Gegenden berrachter, finder
“man, wie foftbar derfelbe gemefen.
| Bon den alten römifchen Gebäuden follen noch bey
6oco Säulen in Nom übrig feyn; allein es wird nach
und nad) vieles ruinirt, oder zu andern Gebäuden vera
brauche. |
Der Tempel la fanta Maria rotonda in Nom, ſonſt
‘Pantheon genannt, ift das fehönfte Gebäude, 16 Säus
-fen find vor der Halle, welche 15 Fuß im Umfang ha⸗
ben, und aus Sienites oder orienralifchem Granit, wie
die
*) [Bon den Ileberbleibfeln der Bäder des Agrippa, Nero, Tis
tus, Domittan, Teajan, Caracalla, Diocletian, Conſtan⸗
tin, vorzüglich, des Antonins findet man vortreflihe Bors
ftellungen in: The Baths of the Romans explaıned and illu-
ftradet, with the Reftoration of Palladio, corretted and
improved &c. by Charles Cameron. London 1772. tol.]
ex) [36ten @te Rap. 2tes Abichn.]
J
J Part. I, Cap. IT.
die übrigen aus Alabafter oder Giallo antico beftehen *.
‚Die Auffchrife deffelben ift: Marcus Agrippa Lucii filius-
Cof. tertium fecit, und fo gehauen: M, -AGRIPPA. L. F.
COS. TER” TIVM, FECIT.
Auf dem Markusplage in Venedig ftehen noch Saͤu⸗
len von der größten Höhe.
Die Trajaniſche und Aurelianifche Säulen find
inwendig wendeltreppig gebaut, aus dem ſchoͤnſten Paris
fhen Marmor mie Basreliefs.
Die Antoniniſche Säule ift aus einem Stuͤck von
glatten Sienifhen Marmor zufammengefege *).
Bon dem Tempel des Anroninus und der Kaiſe—
rin Sauftina find noh 10 Eäulen aus orientaliſchem
Marmor, Caryllio, oder Cipollino antico vorhanden,
Die Säulen an den Bädern des Rarakalla waren
von Granit.
Der Triumphbogen des Kaiſers Conflantinus iſt aus
gelben Thaſiſchen Marmor, theils mir guten, cheils mit
ſchlechten Basreliefg zufammengefegt. Die guten Stüde,
find von Trajang Triumphbogen genommen, und die
fchlechten zu Konftantins Zeiten gearbeiree worden. Man
ficher daran die verſchiedene Art zu arbeiten, in den vers
ſchiede⸗
*) [1. Volkmanns Nachrichten Th. II. ©. 317.
) [Die Hauptichrift vavon iſt: Fo. Knabe Petilianenfis de
columna imperatoris Antonini Pii differtatio. Accedunt an-
tiquae infcriptiones — frle&tae. Nom. 1705. 4. wo aud im
sten Kap, von der Sauffina, beionders &. 142. von dem
ihr zu Ehren erbauten Tempel gehandelt wird. Zeune zu
Chriſts Abband! S 57 f führe von den andern gemeldeten
Säulen, worzu noch columna roftrata und columna Theo-
dosiana gehören, die hleher gehörigen Bucher an, Won der ı
columna Theodofiana u. a, handelt Banduri in Imperie
orientali,. I. Band. &. sos ff Parif. Ausgabe, oder S.
373 ff. Vened. Ausg. und giebt Abdrüde davon. — ©, |
. 372. 456. und 467, führs einige Saulen aus Porphyr an.)
De Gemmis er aliis lapidibus nobilioribus. 65
fchiedenen Zeiten. Wintelmatih *) und ‚Volkmann
haben hiervon ——— |
Cap. II
De
Gemmis et aliis lapidibus nobilioribus *)....;
ıL L
Gemma heißt eigentlich eine Knofpe des Baumg,, oder
Auge des Weinftods. Hirn Brukmanns zu Wolfen-
büteel Abhandlung von den Edelfteinen ift zu empfehlen.
Diofcorides de re medica, ein Grieche, ſchrieb hiervon,
weil die Alten den Edelſteinen eine heilende Kraft zur
eignergn
ir verſtehen unter dem Wort gerima Edelſteine,
die ſchon geſchnitten ſind. Die Griechen nennen jeden
Stein überhaupt AI. Dieſes Wort verurfacht wegen
feiner vielfältigen Bedeutung bisweilen einen Widers
fpruch, wenigftens eine Zweydeutigkeit bey den Alten.
Aidcos wird öfters fenfu latiſſino genommen und. beift
ein ſchlechter Stein; ferner fenfu angufliori, lapillus. ni-
tidus,
* Chriſt in Abhandlungen ꝛc. zter Abſchnitt, beſonders S.
54 ff. wo Zeune mehrere hieher gehörige Schriften anführt.]
*) [Man vergleiche damit, was Martini im sten Ercurs zur
‚Erneft. Archäologie, S 144 — 170: angemerfe hat: ferner
Ebrift in feinen Abhandl. S. 263 ff. — ;Foflilia Aegyp*
tiaca mufei Borgiani Yelitris defcripfit Greg. Wad, Danus,
Velitiis 1794. 4. vr Sötting. gel, Anzeigen 1795. nr. 36.
©. 353 ff] €
66 \ Part, I. Cap, DI, i
tidus, i. &, gemma; fenfu angufliflimo bedeutet es außer⸗
ordentlich harte und durchfichrige Steine. sd
Start Edelftein fagen mande Edelgeſtein. Das
erftere fcheine beffer zu feyn; denn das zweyte ift nur ein
bergmännifcher Ausdruck.
$. 2.
Die alten fchrieben immer mehr populär als ſcienti⸗
fiſch. Sie festen voraus, daß die Leſer fhon binläng«
lich unterrichree wären. Sie Flaffifizieten alfo nicht or
dentlich, und unterſchieden nicht ſattſam durch eigene
und angemeſſene Charactere; folglich ſchrieben ſie nicht
beſtimmt genug davon. [Hierher rechner Martini im An⸗
fang feines Exc. auch den Plin, in feiner Narurgefchichte.]
Bon dem Edelftein glaubten die Alten, er habe. ci»
nen Einfluß auf die Medizin.
REN nid
| Der Edelſtein ift ein von der Natur felbft gebildes
ger Stein, der feine eigenthümliche fhöne hohe Farbe,
Härte, Glanz, Feftigfeie und Glärte har. Manche
find 3. B. ganz durchficheig, andre halb durchſichtig,
u. ſ. w. Er wird mehrentheils in Fleinen Stuͤcken ge
brochen, und muß folgende 3 Eigenſchaften haben.
ı) eine ſehr ſchoͤne Farbe.
2) eine beſondere Härte und Feſtigkeit,
3) einen fEralenden Glanz, wenn er poliere ift. Dies
fer hänge von der Härre ab, Wir Fönnen deswegen
Bernftein niche hieher rechnen, es ift ein Pech: die
Boralle ift eine Are von Pflanze: und das Porsel-
lain ift auch Feine Gattung des Edelfteins, weil es
erft durch die Kunſt gebilder werden muß. 41
Unter den Farben werden die hohen friſchen Haupt⸗
farben, als recht weiß, ganz ſchwarz, auch gelb |,
oder roth, ingleichen die Mifchungen in blau und grün,
nebſt dem ſchoͤnen Caftanienbraun, und violer, für
vorzia-
De Gemmis et aliis Japidibus nobilioribus. 67
vorzüglich ſchoͤn ‚gehalten. Hingegen. Krdfarbig,
Braun, Salbegrau, und Dunkel find ſchlechter, und
minder gefällig.
Man muß in Anfehung der Härre einen Srein, der
nicht ganz hart ift, nicht gleid) aus der Reihe der Edels
fteine verrilgen, und einen andern blog, weil er bare if,
‚bis zum größten Edelftein erhöhen. Es giebe gewiffe
Steine, die ihrer fchönen Farbe wegen gut find, und
doch die groͤßte Härte: nicht haben, Die Härte des Steins
beftimme man fo: er muß
1) das Glas fchneiden, und
2) der Engliſchen Feile iwiderffehen;‘ In Beziehung
auf den Glanz der Edelſteine, der eine Folge ihrer
Haͤrte und Feſtigkeit iſt, muß bemerkt werden, daß
ihn weder die zehrende Feuchtigkeit der Luft angreift,
noch das anhaltende Meiben verminderr,
Man har 3. Haupteintheilungen der Edelfteine zu
bemerken; fie find:
I. 1) pellusidae, helle, ganz durchſichtig.
2) femipellucidae, halbdurchſichtig und
3) opacae, dunkle, die Fein Eiche durchfallen laſſen.
Eine andre Eintheilung entſtehet
II, ©.) a varietate originis et naturae, woher die Härte
entſtehe, ift die Unterfuchung der Phyſiker ;und
Chymiſten.
O) a varietate colorumy welche bey ihrer Erzeugung
aus den beigemifchten Metallen entftehen,
Wer nun den Hauprbegrif von den Gemmen haupr«
fächlich von ihren Farben richtig gefaßt hat, wird fie bald
von einander unrerfcheiden und Fennen lernen.
in exemplis ſpectentur, wenn man eigentliche Origi⸗
nale vor fihhar, die von großen Kuͤnſtlern geſchnitten,
und die angemeffenen Begriffe damit verbinden, Kine
theoretiſche Beſchreibung iſt hier niche hinlaͤnglich: die
E 2 an⸗
68 Part. I, Cap. III.
anſchauende Kenntnis iſt und bleibe unendlich vorthrils
bafter.
$. 4
Einige der febönften Edelfteine werden als angehäufs
te Ehryftallifationen, in Maffen beyfammen gefunden,
welche man nach Bergmännifcher Redensatt, Drufen
zu nennen pflege. . ‚
Silices heiffen insgemein alle Steine, welche am
Stahl geichlagen, Funken geben, und in dem Feuer zu
Glaß fhmelzen, dahin vorzüglich der Quarz gehoͤt
Cruftae, Schalen vder Rinden find der äußere Theil
gewiller freyliegender Steine, auf dem die Erpftalldrus
fen auffigen, oder.auch in ihrer innern Höhlung fie eins °
fchließen. Dergleichen Skeine find öfters härter, und
haben das reinfte oder bellfte Waffer : dieß ift das
Kunſtwort der Juwelirer, und bedeutet folhe Steine,
welche den reinften Glanz haben, | ‚= &
III. Eine andre Eintheilung, die aber bey unferm Vers
faffer fehle, ift noch zu bemerfen. ‚Die Steine find |
uarz⸗ oder GDlaßartige und Balkſteinartige,
uff Sie gehöre für diejenigen, die im Bergwerfe
arbeiten, oder für den tiefforfchenden Phyſiker, niche
aber für den Antiquar. [Die gefchickteften alten Stein«
fehneider haben gemeiniglich die feinften und durch⸗
fichtigften Steine ausgefuht. ©. Lorenz Natter
in Traite de la methode antique de graver en pierres
fines, compar&e avec la methode moderne, et expli-
quer en diverfes planches, à Londres 1754. El, Fol.
Bon diefem Maͤtter, dem aefchicfteften unter deni]ı
deurfchen Steinfchneidern, (gebohren 1705. in der
ſchwaͤbiſchen Neichsftade Biberach geftorben zr Pe—⸗
tersburg den 27. Oct. 1763.) feinen cbensumftänten,
Arbeiten und Schriften giebt genaue Nachrichten Bits
fbing in feinen gelehreen Abhandlungen und Nach-⸗
richten aus» und von Rußland, St, 1. ©, 207—
‚220
f
De Gemmis et aliis lapidibus nobilioribus. 69
220. und in feinem hichergehöriaen Werft Geſchichte
„und Grundfäge der f[hönen Kuͤnſte und Wiffenfchaften
im Grundriß. Zweytes Stuͤck, welches die Geſchichte
und Grundſaͤtze der Steinſchneidekunſt enthaͤlt. Ham⸗
burg 1774. 8. ©.91—99.]
&. 5
Unter allen Edelfteinen ift der Diamant, oder viels
leicht richtiger der Demant, für den vorzüglichften zu
halten. Die Eigenfchaften deffelben find:
ı) Durities, feine außerordentliche Härte,
2) nitor, fein brennender Glanz, und
3) pondus, fein vorzügliches Gewichte. Die muß rela-
„tue nicht abfolute genommen werden, 3. B. wenn ein
Smaragd und Demant von gleicher Größe gewogen
werden, wird der Demant allemal das Uebergewicht
behalten.
[4.) Sein Leuchten bey der Nacht, und das Anziehen
Ale Körper, wenn er durch Reiben warm gemacht
wird
Die Alten glaubten, der Demant wäre unauflöslich
und Fönne nicht zerfchlagen werden: allein in den neu
ern Zeiten har man entdeckt, daß der Demanf ſich dur
Soße und heftige Hitze in Feuer gleichfam verzehre. Der
an! Rosier *) har ſolches zuerft durch Werfuche bewie—
fen: deutſche Chhmiker haben andere Verſuche angeftellt,
und die Sache richrig befunden. Der Rubin hält das
Feuer eher aus. Hierdurch wird die Meynung des Pli
nius **) widerlege, welcher behaupter, daß die Härte
€ 3 des
) In Obfervations fur la Phyſique, fur PHiſtoire naturelle
et fur 8 De 1772. in den Abhandlungen; für den Januar -
und
N) \HN. * 37. cap. 4. auch Seneca de conſtantia Sap. c.
3. Ende] * er |
7 Part. T. Cap. II,
des Demants fo groß ſey, daß fie durch nichts koͤnne
übermälriget werden. Durities inenarrabilis eſt, ſimul·
que ignium victrix natura et numquam —
Das Schneiden der Demante iſt ſehr ſchwer. Die
Alten ſollen die Kunſt, ſie zu ſchneiden und zu polieren,
nicht verſtanden haben. Erſt im ısren Jahrhundert
fol man dieſe Kunſt erfunden haben. [Zuerfi fol fie
1475 für Karl, den Testen Herzog von Burgumd vers
fuhr worden ſeyn. ©. Traite des pierres gravdes, pae
P. J. Mariette, a Paris, de P Imprimerie de auteur,
1750, fol, L B.,©. 90.]
Der Demant hat einen vorzuglichen Blany, aber
Inach ſeiner gewöhnlichen oder erforderlichen Neinigfeit,]
doch Feine eigentliche Farbe. Wenn eraber rechr gefchlife
fen iſt, fo fpiele er mie verfchiedenen Karben. Kolglid
ift er nicht eigentlich weiß, mie etwan Milch oder Schnee,
ob ihn gleich einige den weißen Gattungen mit beyfügen.
[Man har ihn fonft noch von fehr verfchiedenen Faro.
ben. Der gelbfiche unreine, oder auch ſchwaͤrzliche und
bräunliche har einen geringen Werth; um fo theuerer und
feltener. aber ift er, wenn er ing Rofenrorhe, Blaue oder
Grüne gefärbt ift. Bey allem dem kommt es hauptſaͤch⸗
lih auf feine Reinigkeit oder reines Waller, wie die
Juwelier zu fagen pflegen, an, das heißt: daß er Feine
Slimmern, Splitter , oder rübe eingemengre Schichten
hat. Der Preiß der Demente iſt vor einigen Jahren bes
ttächtiich gefallen. Doc fiheinen fie vom neuen in ih»
rem Werrh fich jetzt um fo mehr zu erhöhen. — Man
vergleiche auch, was Joh. de Kaet in feinem Werfchen,
de gemmis et lapidibus libri II, quibus praemittitur Theo»
phrafti liber de lapidibus, gr. ac lat, $eiden 1647. 8. ©.
17-9. vom Demant umſtaͤndlich gefagt hat.) »., ..
Ripfius in feinen Anmerfungen zum Seneca (de
Conftant, c. 3.3 har angemerft, daß die Kennzeichen des |,
Demants, wie fie Plinius beſchreibt, mis den Pin f
nicht
De Gemmis.et\aliis lapidibusmobilioribus. 7X
nicht übereinftimmen %. An einem Orte ſagt dieſer:
hircino tantum fanguine, eoque recenti, koͤnne er aufge⸗
loͤßt werden; und wieder an einem andern, der Demant
würde in Goldgruben gefunden. Beydes paßt nicht auf
un ern gegenwaͤrtigen Demant. Es muͤſſen folglich an⸗
dre Steine geweſen ſeyn, die er unter ſolchem Namen
verſtehet. [Man ſehe auch Martini Excurs. ©, 147. f.J
Unſre angebliche europaͤiſche Demante ſind wirklich
eine Are von Duarz- Eryftall, aber viel haͤrter. r
0 Die vorzüglichiten diefer Steinarten, kommen aus
Ungatn und Böhmen, wo fie frey und unangewachlen,
mit Spigen zu beyden Enden, in Fleinen Srüden auf
einigen Feldern, haͤufig gefunden werden. Der ihnen
beygelegte Name der Demante wird deswegen keinen
Kenner verleiten, fie für ächte anzunehmen, fo vielfältig
auch ein allzuoffenbarer Berrug, ben Unwiſſenden, damit
gerrieben worden, An ſich find fie Quarzctyitallen, und
haben gleiche oder etwas wenig mehrere Haͤrte: fie laſſen
ſich ſaͤmmtlich feilen.
Die wahren Demante find die Orientaliſchen.
Eine befondere Gattung iſt
Androdamas, der ſich blos durch die Außerliche Ferbe
unterſcheidet. Man brauchte ihn zu Ringen und Hals⸗
baͤndern, doch nicht gefhnitten , fondern gefchliffen.
—* Jac. Scheuchzer in difput, de Androdamante,
der fih dadurch ben dem gelehrten Cuper einen großen
Ruhm erwarb, [Bam Androdamas der Alten ſiehe Sal⸗
maſius inPlinianis exercitatt, S. 398 wo er unter andern
ſchreibt; Androdamas certe genus haematitis pondere et
duritiainfigne, fed ferrei coloris. Necalium puto andro-
‚damanteın veteribus fuiffe cognitum, Hinc vim’adanian-
tis habere propter inuictam duritiem feribit ibidem Plinius
naͤml. H. N, libr. 36, cap. 20, fe. 38. — . Salmef.
PRMAUR ©. 774 — Unter dem Namen Androdas
- PE: 43 ummantat 3 mas
2 [© * Cheifi in ‚ Mufeo Richteriano S. Sp"
7? er a yaazn ‚Bart. J. Cap. III, y
mas werden indem Mineralogifchen Syſtemen drey Here
ſchiedene Steinarten angegeben: 1) ein durchſichtiger
Kalchfpar; von welchem Scheuchzer feine Abhandlung
gefchrieben: 2) der von dem Staliener Pini neuerlich)
entdedse ‚Felöfpat,. welcher die Adularia oder der
Mondfkein genennet wird, und höchftwahrfcheinlich
derjenige Stein ift, welchen Plinius unter Afteria, Aſtrios
oder Androdanaas, und Theophraft unter Argos UmoAosıdns
gemeint haben : 3) hat als ein angeblicher Stein den Nas
men Androdamas die verhärtere Enorpelarrige Maffe -
andem Schloß einiger Schaalenthiere, und am vorzügs
lichſten das von der großen orientaliſchen Perlenmutter⸗
muſchel, (Mytilus margaritiferus] erhalten. Dieſe Maſ⸗
fe nimmt eine teefliche Politut an, und hat eine den Spies
ge der. Pfauenfedern naͤchſte ähnliche fpielende Farbe,
Es werden auch noch die herrlichfien Kunftgeräche daraus
verfertiget, oder vielmehr davon aus Eleinen Stuͤckchen
sufammengefegt, Bey aller Haͤrte aber ift es Feine Steins
arf, da er auch mie dem Meffer kann gefchnirten werden;
fondern. eine Hornartige Subftanz. Linne hat fie unter
dem Namen Androdamas in feinem Naturſyſtem verzeichs
net, Man mufte lange, in Indien niche, woher diefe
Mafle ihren Urſprung hat . .10..
In der Sammlung des Milord Bedford; fol ein
ächter gefchnicrener Demant feym Er ſoll nicht aͤchter
Demant ſeyn. ſ. Martini Excurs ©. 149.] | ;
In Lipperts Sammlung oder Daktnliorhek befindet
ſich ein Abdru von diefem Stein. Im zten Taufend
ift es. das. 387ſte Stuͤck. [Befchrieben Seite 116.) j
Goguet und Mariette geben vor, Ludwig von
Berghen *)-habe die Kunft den Demant zu- bearbeiten,
vor nicht völlig 300 Syahren erfunden: allein Gorlaeus und
‘andere behaupten Giacamo von Trezzo habe den erften ges
Bi: fehnitren.
*) Element Birague ſchreibt Buͤſching an dem gleich anzufühe ⸗
renden Ort. ] | ei
De Gemmis et aliis Iapidibus Nobilioribur. 73
fhnirten. — Lorenz Magslotti, ein gewiſſer Graf,
behauptet: es wäre ein geichnittener Demant fchon vor
Langen Zeiten zu Konftantina in Numidien gefunden
worden; — Biel hat hiervon gefagt D. Buͤſching in
der Geſchichte und Grundfägen der fchönen Kuͤnſte und
Wiſſenſchaften, [zten St. ©. 7. fJ
Man hat weiffen Sapphir mie eingefchnirtenen Fis
guren: dieſes muß man wiffen, daß man ihn mit dem
Demant nicht verwechfele, oder fich hintergehen laſſe.
"Das —————— die Demante zu Hals⸗
und Armbaͤndern.
Auch die bulla⸗ aureas, welche junge Herrn biswei⸗
len erhielten, ſchmuͤckte man damit.
Der Kaiſer Heliogabalus trug an feinen Schuhen
Demante: man nennte ihn deswegen ſpottweiſe eine Frau—
Man pflegte auch Trinfgefchirre daraus zu machen,
Dies gibt Anlas zu dem Schluß, daß die Alten etwas
anders darunter müflen verftanden haben... Man müßte
denn annehmen, daß fie nur damit wären beſezt worden,
Die groͤßten Demante find:
1) Der gelbe Braſi lianiſche in Portugall.
2) Derjenige in der [vormaligen] Franzöfifhen Koͤ⸗
nigskrone, ordentl. Pitt, oder regeant genennt; und
3) noch ein andrer in der Slorentinifchen Krone.
Auch in Holland ift vor einiger Zeit einer von der
Ruſſiſchen Kaiferin erkauft worden, und befinder ſich in
dem Scepter diefer Monardin.
J
5. 6.
Der crAtau ſoder eigentlich Quarzeryſtall] iſt
ſehr helle und ſchoͤn durchſichtig ohne eigentliche Farbe.
Der Opal, wenn er weiß iſt, iſt nur halb durchſi ch⸗
tig, und gleicht einer Milch, die etwas ins blaue faͤllt.
Aferia hät eine blaulichte. ſpielende Flaͤche, und
— dem Opal nahe.
5 Pan-
3 il Part, I Cap. II.
." Pangonios ift eine Spezies des Cryſtalls. Er fiche
wie ein Cryſtall, ift aber nicht länger als ein Finger,
und hat viele Ecken; wovon er aus der griechifchen Spra⸗
ehe den Damen hart. [Es ift ung noch niche hinreichend
befannt, was die Alten unter diefer Steinatt verftanden
haben. Wahrfcheinlich ift es dem Namen nach eine une
angewachfene freyliegende Quarzfryftalle, welche auf bey»
den Seiten ihre fechsfeitige Spigen und fomit viele Wins
keln hat. ]
Der Erpftall hat ordentlih 6 Eden; der Dan-
gonios aber har deren viele: der Opal ift oftmals auch
zund, und unrerfcheider fi noch durch die Farbe. [Dder
vielmehr: der Opal wird gemöhnlidy gerundet, oder oval
gefchnitten und poliert. Er zeige nach verfchiedener
Richtung gegen das ticht gehalten verfchiedene Farben. Der
vorzuͤglichſte ift der edle Opal, opalus nobilis oder Pae-
derota, *) welcher halböurchfichtig ift, und gegen das
Sicht gehalten indie erhabenften und mannichfaltigften Far⸗
Ben, befonders ins Grüne, Rothe und Blaue fpieler.
Er wird zum Unrerfchied und wegen feines Werths der
Orientslifche genennt ; aber Feinesweges in Dftindien,
fondern in Ungarn und auf den Carparhen gefunden.)
$ 7 |
.. . Cryfallus, der Berg: Cryſtall oder Quarz⸗ Cry
ftall * hat Feine eigentliche Farbe. ‚Das Wort bedeurer
Eis. Die Alten bilderen fih ein, er entfiände aus
dem feinften und reinften gefrornen Schnee-Waffer, und
gaben ihm deswegen folchen Damen... Man vergleiche
Salmafı in exerecitt, Plin. ©, 143 ff. und 768. ff, Plin .
H. N. 37. fedt. 9.]
| In
) [Mzideous , propter’eximiam gratiam ſagt Plin B.37. ©.
22. f. Zeune zu Chrifts Abhandlungen zc. ©. 267:]
) (S. Martini Excurs ©. 160, f.] Au
De Cemmii et alii⸗ lapidibus nobilioribus. 7%
In den Alpen und Pyrenaͤen werden noch die ſchoͤn⸗
fien und größten Eryftalle vom außerordenrlichen Ges
wicht gefunden. ' Dieß wußten auch fchon die Alten,
Denn man finder bey den Alten Nachricht von verfchiee
denen großen Eryftallen, z. E. die Kaiferin Livia fol
einen Ernftal von 50 Pfund auf das Kapirolium vers
ehret haben, Ueberhaupt ift hierbey zu merken, daß die
Alten die Tempel mit den größten Koftbarfeiren zu bee
fohenfen pflegten. Dieß gefchahe 5. B. von Feldherrn,
die aus Feldzuͤgen als Sieger mir Beute zurücfehreen.
— In den Klöftern der römifchen Kirche, befonders in
CLoretto, find die größten Edelfteine und Schäge von
Koſtbarkeiten.
Heut zu Tage bringt man dergleichen große Sachen
in die Kabinetter. Xenocrates bat wo angemerkt, er
habe eine amphoram, d. i. ein großes Gefäß von Cry⸗
fall gefehen, worein etliche Kannen gegangen, |
. &
Man brauchte den Eryftall vorzüglich gern zu Trink⸗
gefaͤßen, hauprfächlich zu Fleinen Schaalen. Speton,
im Leben des K.Mero Kap. 14. ſagt von ihm, er habe
zwey Trinfgefchirre gratiflimi vfus gehabt, welche aug
Cryſtall verfertigee waren. Die Figuren, die man date
auf gegraben harte, waren erhaben und ftellten Begeben⸗
heiten aus Homers Gedichten vor, weswegen er fie fcy«
phos Hömerios nannre, ie waren nicht fcalpti, d. is
tief gegraben, fondern caclati, erhoben gearbeitet, S.
Manutii Quaefita per epifl, Libr, Il. Epill. 9. wo der
Unterſchied deutlich erkläre wird,
Man machte ferner trullas daraus, d. i. Schöpffele
len oder Löffel, womit man ſchoͤpfen konnte: fonderlich
den Wein aus dem großen Weingefäß, crater genannt,
worein die Alten, in Ermangelung der Bouteillen, Wein aus
den Faͤßern ließen, und ihn ſo hinſtellten. Der König Ans
tiochus
76 Xart. I Cup. IL,
tiochus ſoll eine ſolche trullam gehabt haben, und zwar
aus einem einzigen Edelſteine. Vermuthlich iſt es Cry⸗
ſtall geweſen. Plinius meldet, daß zu ſeiner Zeit eine
dergleichen Schoͤpfkelle vor 150,000 Seſtertien wäre
gekauft worden, welches am Werthe sooo Thaler bes
traͤgt. Er nenne diefen Kauf furorem. Bisweilen
brauchte man den Cryſtall zu Ringen; fie wurden viels
leicht wie die Brillanten bey ung eingefaßt; auch zu Bag»
reliefarbeiren. — Auch die Steine oder Würfel im
gewöhnlichen Spiele der XII. feruporum, waren von
Cryſtall.
pila eryfallina, mußte rund polirt ſeyn, wenn er
brennen ſollte. Ariffopbanes meldet: ein Bauer habe
mit einer folchen pila eryflallina, die unftreirig wie dag
Brennglas gefchliffen und poliert war, feine Schuld aus;
Töfchen wollen.
Mir einem ähnlichen entzündeten Feuer wurde zu
Kom ignis perpetuus der Beftalinnen alle Jahre am rfen
Merz angezünder,. damit es nicht ausloͤſchen durfte.
[Del fuoco di Veſta Raggionamento del Signor Laigi Cac-
cianemiei ‚Paleani. Baſſano 1794. med. 8. doch gründli-
cher ſoll folgende Abhandlung feyn: Witteri difl. mathe-
matica de peculiari fpeculorum caufticorum genere, guo
virgines quoudam Veſtales ſunt vfae; in Hiflor, et com-
mentatt. acad, elect. feientiarum et elegant, litter, Theo-
dor, Palatinae,. vol. IV, phyfic. Manheim 1780, 4. ar.
10. Die Stellen der Alten, und Erflärungen des Scar
figers und Sipfiug werden angeführse und geprüft. Don
der Art jenes ausgelöfchten und durch die Sonnenftrahlen
wieder anzuzündenden Feuers find Hauprftellen beym Plu⸗
tarch im Leben des Numa, im gren Kap. und beym Se=
ſtus im Wort ignis,]
Die Schwelgerey der Römer ftieg auch hierinne auf
den hoͤchſten Grad, und fie bezahlten rafende Summen
für
De Gemmis et aliis lapidibus nobilioribur, 77
für dergleichen Cryſtallgefaͤße )Y. Folgendes Beyſpiel
kann zum Beweis dienen, ° Der Kaifer Auguſt wurde
von dem Vedius Pollio zu Gafte geberen-, und: diefer
lies aus Eitelkeit lauter cryſtallene Gefäße auffegen.
| Ein Sflave zerbrach beym Auftragen ein folches
Glas, und fein Herr wollte ihn deswegen fogleich zue
Strafe imeinen Teich werfen, und da von den Müränen,
die dafelbft gefürrere wurden ‚ aufzehren läffen.: + Dee
Unglücliche nahm feine Zufluchr zum Auguft, der ihm
das Leben fchenfte, und zugleich alle erpftallene Gefäße des
Pollio zerbrechen bieß *). Pollio achtere und rächte
ſolchen großen Berluft nicht, fondern fezte den Auguſt
zum Erben feines ſehr berrächtlichen Vermögens’ ein, ;
6. 9.
Der Opal iſt nur halb durchſichtig, und hat eine
Art von Milchfarbe, die. bald ins blaͤuliche, bald ing
sgrünliche, nach Art des Regenbogens fpiell. S. Ma-
riette, Band I. ©. 175. Plinius B. XXXVIL. Kap.
‚6. fagt; opali in pretiofiffina gemmarum gloria com-
pofiti. re
Die Dpale find nicht gefchnirfen worden: wenigs
ſtens finden ſich in den größten Daftyliorhefen Feine Gem⸗
men diefer Arc.
Afteria gehört auch hicher, weil in deffen Mitte,
wenn er rund oder oval gewölbt gefpliffen worden, ein
kleiner
*) [Sie wurden auch bisweilen vitrea genannt. Von dem Wer⸗
the und Achtung dergleichen Gefäße handelt Conyers Middle⸗
ton in feinem gel Werke: Germana quarcamı anfıiquiratis
monumenta etc. London 1745. 4: ©. 52. ff.‘ Man ehe
auch Phil Buonarotti Obiervaz. ſopra alc. framment,
di vati antichi di vetro, ornati di figure. Florenz 1716.
Fol.) k
») [f. Seneca de ira III. Kap. 40. Plin H. N. IX. 23. Dio
Caffius BD 51. Kav. 2;. ıffer Band, &. 7:2. f. nad der ,
Ausgabe des Reimars, deſſen Noten hiebey nachzuleſen find.)
78 art. lu Cap. III.
Feiner Etral oder Pünfrgen, wie ein Sterngen, (aries
chiſch zsne)iift, und ſeht helle glaͤnzt: wovon aud) der
Name des Steins — wird.
ı mi / 2: $- 19.
AUnſer Verfaſſer rechner die Topafen mit zur gruͤ⸗
ten Gattung von Edelfteinen: allein ohne Grund,
Plinius (H. N. 37. Kap. 8.) muß ihn verführt haben,
Der fie freylich mit daruncer sähle U zum 14 $. Na
vierte be L ©.168.]
5. II.
Plinius ſetzt den Smaragd gleich nach den Demant.
Er hat, wenn er vollkommen iſt, fo eine grüne Farbe,
die der Farbe der fchönften gruͤnen Wiefe gleich fommt,
und iſt dabey doch durchfichrig, ohne in andre Farben zu
fpiefen, man mag ihn in die Sonne halten, wenden,
und drehen, wie man will. IS. Dlin H.N. 37. Kap,
5. ©. 774. ff. Salmaſius in Plin. exercitatt, ©. 137.
ff. befonders vom Ehalcedonier, ©. 244. 778: ff.
Chriſts Anmerf. S. 268 und 271. mir der Zeunifchen
More. Zaet de gemmis et lapid. J. B. 8.Rap. S. 33. ff.
Buͤſching ama. D.©.9.f. Martini Excurs ©. 152 f.
und die dafelbft angeführren Brüfmann und Hi ]
Ein gewiſſer König in Babylen fol einem König
in Egypten einen Smaragd von 4. Ellen lang, und 3.
Ellen breit geſchenkt haben, wie Dlinius berichte. Dies
fer führe noch erliche andre Benfpiele an, die Faum glaubs
lich find. Hiftor. Nat. Libr, XXXVII. c. 5. fedt. 19. Als
fein es mag hier heißen, fit fides penes audtorem. [Wahrs
fheinlich waren diefe angebliche große Smaragde, Chry⸗
foprafe, welche man noch in fehr berrächtlicher Größe
hat, und öfters auch eine hochgruͤne Farbe haben.]
Sm Klofter der Abrey Meichenau am Bodenfee will
der Meifebefchreiber Kapßler einen gefehen haben, der
einen Fuß lang gewefen: aber. andre verfiändige —
agen
De Gemmis et aliis lapidibus nobilioribus, 79
ſagen, daß es nur ein fchöner kuͤnſtlicher Glasfluß fey.
[Die vom Strabo fo ſehr geruͤhmten Smaragde find
dem Herrn v. Deltbeim ein gruͤner Flußfparh.]
Der gelchree Naturforſcher und Merallurgift, Here
won Born, hat in den Anmerfungen über die Briefe
des Herrn Andreaͤ ebenfalls. die lezrere Meinung vorge»
tragens » [Herr U. F. von. Veltheim in feinem Auffage
über die jegigen Reformen in der Mineralogie $. 63. und
in feinem Erwas über Memnons Bildfäule, Neros Sma⸗
ragd. 2. S. 17— 35. behaupten, daß die Alten unſern
Smaragd nie gekannt haben, daß es unfer Aquamarin,
‚oder ein etwas dunkel gefärbrer Berg fey. Bon Ne»
ro's Smaragd führe er wiele Schriften an. Man fehe
auch von ihm Salmaſ. Plin, exereitt, ©. 142.)
Vom Chalcedonier *).
| Chrift und Büfching fagen, der Chalcedonier
fen weis und durchfichtig., doch nicht völlig klar und
feine Milchfarbe fpieleing blaue. Er fey folglich eine
Are feiner Achaten. Auch Mariette hege diefe Mey«
nung. Unſer Verfaſſer, der den Plinius befolgt, irret
hier. Man darf nur die Plinianifche Stelle hierbey nache
leſen und vergleichen B. XXXVIL Kap. 5. Der Name
des Steing ſtammt von der Stadt Chalcedon in Kleine
afien. Die Alten follen ihn nicht fonderlich geachtet,
und blos zum Schmud der Trinfgefäße und Schuͤſſeln
‚gebraucht haben. Allein es werden in Daftnliorhefen
immer gefchnittene Chalcedonier gefunden, welche die
vorige Meynung widerlegen. Chriſt und Mariette
zeigen viel folche Gemmen an. Der Smaragd wurde
vieleicht erft blos gefchliffen zu Ringen, Gefäßen und
andern
[S. Wartini Ercurs. &. 162. f. Mariette 1. ©. 186.
Salmafius am angef- Dirt. Kaet de gemmis J. B. 21 Kap
©, 76. fl
Ro : Aukıe Part, I, . Cap. IL,
andern koſtbaren Sachen gebraucht: Auch wurden ſchoͤ⸗
ne Gefaͤße und Halsbänder-mit dergleichen Steinen be-
ſezt. Der Stein ift ſchwer zu bearbeiten, und die Alten
ſchnitten ihn nicht, wenigſtens nur felten. Unſer Vers
faſſer iſt von dem Plinius hier hintergangen worden, der
an einem Orte IXXVII.c. 5. S. 477.] ſagt: decreto
hominum ſwaragdis parcitur, und im 37. Buche im er-
ſten Kap. dargegen behauptet, daß er geſchnitten wuͤrde.
Chriſt (S. 271.) verſichert ſelbſt, Perſiſche Figuren von
Smaragd geſehen zu haben. Und geſchnittene Smarag⸗
de werden in Dactyliorheca Smithiana n. 45. und 98. int
Mufto Odeccalco, T. 1. c. 29. in den Pierres gravees du
Monfeign. le Duc, d’Orlsans gefunden. Der Ring des
Tyrannen Polykrates fol ein Smaragd geweſen feyn *)-
Die Stelle des Plinius: H.N. 37. Kap. 5. Sect. 16.fcal-
pentibus gemmas non alia -gratior otulorurn refedio, ift
fo zu verftehen. Wenn die Alten Steine geſchnitten
hatten, pflegten fie folhe Smaragde neben fich liegen zu
‘haben, die fie berrachreren, um das Auge dadurch zu
‚Stärken, welches den Glanz oder Schatten der bearbei—
teten Steine nicht auf lange Zeit aushalten Fann. —
‚Maler, die viel arbeiten, haben immer einen grünen
Schirm vor, oder ein folches Tuch neben fich Tiegen,
ge
Berylius **) kommt aus Indien, doch wird er auch |
in Europa gefunden, und man fchäzr diefen oft mehr und
höher als jenen. Er ift der fo genannte orientaliihe )
Syacinth, und bat Meergruͤne Farbe: daher heift er
aqua
) [f. Herodots tes B. 4r Kay. und dafelbft Weſſelings Note
©. 217. unten zum $. 16, 3.] ’ J
» [S. Martini Exeurs S. 159. f. und 165. f. Salmaſius
Exercitt. Plin. 399. 778. ff. two auch von Chryſoberyllen und
Chryſopraſen gehandelt wird, Chrift Adhandl. S. 258. Laet
de gemmis Kap. 9, und 10. ©. 42: ff.)
De Gemmis et aliis lapidibus obilioribus. si
aqua Marina, franzöfifch aigue marine, Diefer Stein
murde gefchnirten, ob es Chriſt gfeich bezweifeln wollte.
Mariette hat in feiner Sammlung gefchnittene Steine
dieſer Art angeführt, B.1.©. 167.168. Auch der Engs
länder, $ord Dunkannon befize einen fich falbenden
Kämpfer von Caaͤius in Beryll geſchnitten, und ſteht
in des Bracci Commentar. de Scalptoribus T. I; |
Wenn ein beryllus bfaffer grün war, hieß er chry-
oberpllus, [Dlin H. N. 37. Kap. 6. S. 776.7 weil ee:
erwas ing Öoldgelbe ſpielte: ehryfofmaragdus heiße ex
‚wenn er grünlicher iſt, und wenig ins Gelbe mit fpielt;
chryfopraft, fpielen ing blaffefte grünliche und gold⸗
gelbe. Steine diefer drey leztern Gartungen von Künft«
lern bearbeitee, hat der Herr Martini nirgends wo ers
waͤhnt gefunden. [fr auch Martini Excurs ©. 161. f,}
—* |
§. 134
Die Steine, welcheprafi heißen, nennt man deutſch
Smaragdprafe, der $raliener nennt fie prafmıa, der Frans
zoſe prime oder preſine d’Emeraude, _ Er kommt dent
Grünen der Zwiebel oder des Knoblauchs fehr nahe: .und
Diefe Farbe ift der Grund der Benennung diefes Sreings
Man hat viele Figuren hineingeſchnitten, woraus, ihre
Achtung und Werth erhellet. Gorlaͤus in Dadyliorh. und
Miarierte B. J. ©, 166, 167, 173, führen Beyſpie
e ans
> ud §. 14
Die Topaſen ſollen ein ſehr blaßgruͤner Edelſtein
eyn; Allein dieſes hat keinen Grund, wie bereits oben
ezeigt worden. Die jezt ſo genannten Topaſen ſehen
elb: die Böhmifchen braͤunlicher, die Saͤchſiſchen
blaßer. Harduin und Buͤſching [auch J. Reinbs
LHorſter] glauben, der Tovas der Alten ſey unfer
Chryſolith, und was wir Chryfolith nennen, waͤren
8 die
8: Part. I. Cap. III.
die Zopafen der Alten, Vermuthlich der Farbe wegen
waren diefe Steine bey den Kömern in feiner Achtung *).
Die vorhergebende Anmerkung fol nun lehren, was
fchon gefagt worden ift, und noch mehr beftätigen, daß
Plinius andre Begriffe bey dem Namen feiner Edelfteine
hatte, als die heutigen Künftler und Juwelirer dabey
hegen. Wir thun wahrſcheinlich am beften, wenn wir
Die jezt üblihe Sprache führen, um Perfonen unfers
Zeitalters zu verfiehen, und ihnen verftändlich zu werden,
$. 15.
Handelt von den blauen Kdelfteinen.
1) Sappbir ift fhön bimmelblau und durchfichtig.
Unfer Berfaffer fage, er habe gleihfam golöne
Eterngen oder Pünftgen, weswegen er mit dem
geftirneen Himmel verglichen würde. Plinius
[H. N. 37. B. 9. Kap.] ift auch diefer Meynung.
Allein unfre heutigen Juwelirer finden dergleichen
Puͤnktgen nicht. Es muß alfo Dlinius eine andre
Gattung von Stein verftehen, als was wir einen
fhönen himmelblauen orientalifchen Sapphire nennen,
Dieß hat Harduin in feinen Anmerfungen zur Plie
nianifchen Stelle, und Mariette [ı B. 167 f. ©.]
behauprer. [Mein gelehrter Freund, dem ich in diefem
Kapitel manche mineralogifhe Werbefferungen des
Martinifchen Tertes zu verdanfen habe, merfte bey
dieſer Stelle folgendes an: „Wahrſcheinlich ift der
Sappbir der Alten unfer Lapis Lazuli, welcher
einges
e) [&. Plin HN. 37. Kap. 8. fell. 32. ©.781. Bruͤckmann
Kap. 11. S. 124. f. Martini Ercurs. ©. 155. f. Laet de
gemmis Kap. It. ©. 46. ff. und Kap. ı2, vom Ebryfolich
der Alten und dem Topas der Neuern. 73.:Reinb. Sorfter
de Byffo antiquorum, (London 1776. 8.) im Anhang, &
117. ff. Nach des legtern Meynung war der alte Topas
grünl, und dem Glas ähnlich, (vixens et vitro Amilis.) ]
4
De Gemmis et alüis lapidibus nobzlioribus. 83
eingemengten Schwefel» oder Kupferfies enthaͤlt, wel
chen man fonften für Goldförner gehalten har. Er
ift überdieß zu feinem Schnitt der Gemmen, wie Pi
nius angegeben, zu weich, und es wurden nut rohe
Figuren ohne viele Kunft darinnen eingegraben. —
Daß der Sapphir der Alten unfer Lapis Lazuli fey,
har Herr Hofrarh Beckmann in feiner Gefchichte der
Erfindungen Th, 3. ©. 182 ff. umftändlich gezeigt. ]
Diefer Stein ift nicht gefhnirten worden, ja
zum Echneiden ganz untauglich geweſen. Mariette
mache noch diefe Anmerfung, daß der Sapphir feine
Farbe bisweilen verliere, und ganz weis wie Demane
fehe, welches man bemerken muß, um nicht hintere
gangen zu werden.
2) Cyanus, ein ſchoͤner hellblauer reiner und durchſichti⸗
ger Stein, und vermuthlich der, den unfre Juweliers
überhaupt Sapphir nennen; wie Harduin in feinen
Anmerkungen zum Plinius vermurber *). Der Aus-
druck ift auch in der Bedeutung gebräuchlih, daß er
eine fhöne Blume — Man findet nicht, daß
2 die
*) [S. Plin. H, N. 37. Kap. 9. Sect. 38 f. CLaet de gemm.
I. cap. 26. handelt von diefem Cyanus, und glaubt mit
mehrern, daß es unier Zapis Aasuli fey: (Auch fo Hill in
feinen Noten zu Thsophraft von den Steinen, nach der Nürns
berg. Ausgabe, ©. :28 ) Aaet bemerkt aber, man dürfe
cyaneum colorem, welche aus dem Lapis LCLazuli gemacht
werde, nicht mit dem Edeiftein Cyanus verwechſeln: wie ber
reits Plinius gethan. Diefen bar aber don Salmafius in
Exerc. Plin. ©. 142. tiderlegt, und vom Cyanus weitlauf⸗
tig gehandelt Aus dieiem Stein, welcher aus dem Geſchlech⸗
te der Sapphire fey. aber fo. daß Sapphit und Cyanus zwey
verichtedene Steine geweſen, made man, nad Hills Anmer«
kung, die ſchoͤne blaue Farbe, welche die Maler Ultramarit
nennen. Man kann andy Schneider in feinen Anınerk. über
den Anacreon S 24% ff. nachleſen, wo er von Cyanus, ale
Stein, und als Farbe gelehrt handsit. ]
#
=
84 Part, L Cap II.
die Alten diefen Stein gefchnisten haben : wenigſtens
find ſolche Gemmen nicht gefunden worden.
3. Der Amecbyft *) iſt von zweyerley Farben. Der
ſchoͤnſte Amerikaniſche iſt violetblauz der Orientaliſche
fält ins: purpurrotbe. Beyde Arten find durchſich⸗
tig.. Die Alten *) bildeten fich ein, er ſey das ſtaͤrk⸗
fe Berwahrungsmitrel wider die Trunkenheit, und hat
wirflic daher feine Benennung erhalten. _ Plinius
ſagt von dieſen Steinen, daß fie zum Echneiden una
gemein tauglich wären. (fealpturis faciles) und Kips
pert hat behanprer, daß die alten Steinſchneider zu
ihren Lieblingsfiguren gern Amethyſten genommen h haͤt⸗
ten. — Lippert gab eine Sammlung von Absrüfe
Een in einer weiffen und fehr zarten Maffe von dets
. gleichen. Gemmen 3000 Stück an der Zahl heraus.
Der Prof. Chriſt machte zu den erften 2000 Stüden
den’ Kommentar: allein dieſe Arbeir gefiel Lipperten
nit, und nad) deffen Tode mahre Herr Hofrarh
„Heyne den Kommentar über das dritte Taufend. Nach
der Zeit fehrieb Lippert feloft eine rrefliche Dakthliothek
in deurfcher — in 2 Quartbaͤnden. Der ıjte
Band, welcher in 2 Abtheilungen das myrhologis
ſche Zaufend, (in rcos Nummern,) und dag hiftotie
„ "fche Zaufend (in 1095 Rum.) Liefert, erſchien 1767.
der zre Band oder Suplement, (in 1049 Abdr.) Leip⸗
zig 1776. gr. 4. Hieher Fönnen wir noch rechnen den
Amerbyftenprss ***), den unfer Berfaffer nicht er⸗
waͤhnt har. Es iſt cin dunfler Stein, worein die
Alten Figuren geſchnitten: wovon Mariette Beyſpie⸗
le anfuͤhrt.
| 4) var
*) [©. Martini Exeurs. ©. 157. fir Kaet de gemmis I 5
80,024)
en Plin. H. N. 3 37.0.
2, Mmeriete 1 8. ©. 173.]
De Gemmis et aliis Iapidihus nobilioribut. 85
4) Apacintb ift ein bochrorber Stein, der in die Eis
sroneniarbe fpieles fein Feuer iſt ſehr lebhaft. Buͤ⸗
fehing ſagt, man weiß nicht, unfer was vor einem
Mamen er bey den Alten vorkoͤmmt. Folglich muß
der neuerlich fogenannte Hyacinrh *) mit der Alcen ih»
” rem nicht verwechfele werden, welcher eine helle Bios
lerfarbe harce und. alfo eine Art von Amerbyft war,
Und Chriſt fehreiber #9): Gelb und durchſichtig
ift der neuerlich fogenannte Hyacinth. Jenem kann
man eher beyrreren, als diefen. Man Fann alfo nicht
‚einfehen, warum diefer Stein unter die blauen gerech⸗
net worden. Unſer Berfaffer fcheine dem Plinius
zu blind gefolge zu feyn.
$. 16
enthält die Gattungen der rothen Edelſteine.
1) Unſer Verfaſſer ſagt, der Sarder ſey roth: andre
behaupten, er ſey halbroth: und wieder andre: er
ſey roth, doch falle ſeine Farbe ins hellgoldglaͤnzende.
Er war leicht zu bearbeiten, und wurde von Kuͤnſtlern
gebraucht *). Beſonders trug man ihn in Siegel⸗
ringen. Gorlaeus und andre haben ſolche Steine
gehabt. Er Heiße Franzoͤſiſch Sardoine, und ſoll von
der Inſel Sardinien, wo er zuerſt gefunden worden,
den Namen haben. (Man nennt auch den blaſſen ing
53 Gelbe
*) join * Bruͤckmann glauben, dieſer ſey der Lyneurius der
ten.
**) [S. 268. vergleiche Plin. 37. Kap. 9. Seet. 40. und das
ſelbſt Harduins Note ©.783. Salmaſius exercitt. Plin. S.
268. 283. 779. 860 ff. 865.10. CLaet de gemmis I. Kap.
6. ©.27 ff Martini Ercurs S. 253. nah Bruͤckmann]
*x) [Bon diejem und den folgenden handelt Martini im Exc.
©. 163 ff. genauer „ befonders nach Bruͤckmann. Auch f.
Buͤſching S, 13 ff. Caet J. carı 16. S. 60 ff. Chriſt
©. 258. 272. — O. S. 128. Re vom Sarda⸗
hat 8. 92:] - -— ui:
36 Part, I, Cap. III.
Gelbliche fallenden Earneol, Sarder. Bey den neu-
ern Mineralogen wird Sarder der Ztephans⸗Stein,
(Gemma diui Stephani) genennt, Er ift bald von blaf-
fer Sarbe, bald milchweiß, oder auch braͤunlich, und
hat bey allen diefen und mehrern Veränderungen der
Farbe allezeit blurrorhe Punkte oder Tropfen.]
2) Carneol ift roch, aber nur halbdurchfichtig, und
pflege ordentlich wie rohes oder frifchgefchnittenes
Sleifch zu fehen. [Bon je hoͤherem Roth, der Farbe,
er iſt, die theils dem des Blutes, theils dem des ro«
then Siegellacfs gleicher, defto mehr wird er gefchägr.
Einige fallen au ins Gelbe, andere ins Roſenrothe.
Franzoͤſiſch heiße der Carneol Cornaline.]
Natter *), ein deurfher Künftler, hat behaup⸗
set, die Alten hätten das Geheimnis gehabt, ihn helle
und durchfichtig zu machen, Heut zu Tage hat man
daffelbe niche mehr. Man brauchte fie zu riefgegrabe-
nen Arbeiten fo wie die Onyche oder Achatonyche zu
erkobenen Arbeiten am häufigften, wie Mariette an»
gemerfer hat, Band J. ©. 86 f. 182— 186.
3) Onyr, iſt ein undurchfichtiger Stein: durch feine
meisliche Oberfläche leuchtet die drunter liegende und
rörhliche Maffe, wie das Sleifch durch den menſchli—
chen Nagel (dyv&) auf eine feine Are hervor. — Das
son har er auch die griechifche Benennung, Wenn
der Onyx gut polire-ift, fpienele er fehr fhön. Er
laͤßt ſich leichte und wohl bearbeiten, und die alten
Künftler brauchten ihn gern zu Bameen. Wennman
Steine von 2 oder 3 Schichten oder Lagen über ein«
ander liegen fand, wovon die oderfte Erufte weislich
war, und die unterſte rorh wie Menfchennagel hervor»
fbien, fo harte ein dergleichen Stein von der vers
fhiedenen tage auch verfchiedene Namen 5. B. Sardo-
nyx,
*) [In der Vorrede zu feinem Trait€ &. 38 f.]
De Gemmis et aliis lapidibus nobilioribur. 2
nyx, deutſch Sardonpch. Wat hingegen die untere
Schicht wie Achat, und die obere weiffe Rinde, mie
Onyx, fo nannte man ihn Achatonych. Man brauche
te ihn zu erhobenen Arbeiten. — Sagen endlich vier
Schichten, nemlich eine ſchwarze, weiffe, blaue und
rörbliche ordentlich über einander, fo ward und wird
noch ein folcher Stein für unfchäzbar gebalten. Ders
gleichen fchöne Achatonyche nennen die Stalienerz
onichino, niccolo, nichetta,
Polycrates, König auf der Inſel Samos, bes
faß einen Smaragd, oder, wie andre fagen, einen
Sardonich. Er verlohr ihn auf dem Meer. Nach
einigen Tagen fand man ihr in den Eingeweiden eines
Sifches wieder, Daher Fomme die Redensart Poly-
erate felicior, [fr Herodot an dem zum ııten $
angeführten Dre, und Plinius H. N. 37. Kap. 1.
©. 764 f.]- |
Diefe Gemme des Polyfrates wird für den er
ften geſchnittenen Stein gehalten. Es ift aber noch
immer nicht enefchieden, und auch jezt nicht zu ent⸗
fheiden, ob ex wirklich, geſchnitten gewefen.
17%
Es giebt rothe, und gleihfam brennende Edel⸗
fteine. In Indien nenne man alle färbige Steine übers
haupt Rubinen, [oder auch gewöhnlicher Turmaline,]
und der alte Rubin ift der jegige Carbunkel )Y. Wenn
diefer ganz und vollfommen gur ift, wird er in Aften dem
Demant vorgezogen. In Europa find die Rubinen nicht
ſo hart, und n'hmen alfo Feine recht fhöne und dauere
hafte Politur an. Die reche ächten find ganz feuerroch
3 54 und
*) [S. Martini Erc. ©. 150. Plin. H. N.37. Kap. 7. Laet
I. Kap. 2. ©. 10 ff. Salmafius vom Rubin, ©. 769.
779. 795. vom Garbunkel &, 197. 400. 393. ꝛc.]
88 Part, I. Cap. IL
und helfe, d. i. durchſichtig. Man finder nicht, daß fie
die Alten gefchnitten haben? vermuthlich der Härte we-
gen. Hoefler, ein neuer Künftler, hat in Rubin. ge» -
ſchnitten. Unſer Berfaffer fcheine den Chryſolith für
eine Mebengattung des vorigen zu halten, und glaube,
daß Fein großer Unterfchied zwilchen beyden fey: allein
Buͤſching (S,12 und gf.) und Mariette haben gezeigt,
Daß er goldgruͤn und folglich eher unfer Topas fey, —
nigrius rubere h.]. dunkelroth ſeyn.
- [Der Granat hat eine dunkelrothe, oder einer n
henden Kohle aͤhnliche Farbe, und iſt nach einigen Alb.
änderungen ins Violette gemiſcht. Er muß dünne oder
— werden, wenn er ſeine Durchſichkeit
und ſomit ſeine Schoͤnheit in der rothen Farbe zeigen
ſoll. Ueberdieß muß er die gehoͤrige Reinigkeit haben.
Die Syriſchen werden für die beſten gehalten.) Die
Alten nennten —9 Carchedonius, weil man ihn aus
Karthago durch den Handel erhielt; wohin ihn die Ga⸗
zamanten und Naſamonen, !ubifche Völker, zum
Verkauf brachten 9. In diefen Stein iſt von den Alten
gegraben worden, und dir Ziguren darinne nahmen fich
wohl aus.
& 187
Es giebt ſchwarze oder vielmehr dunkle durchſich⸗
tige Edelſteine. Sie heißen prammia und morion, Pli-
nius ſagt auch moriones, Dieſes Wort heiße bisweilen
eine Maufbeere, bisweilen eine andre Frucht, wie die
Sutenfirfchen,
Morion, nannten die Alten pramnium, eine ganz
dunkle Ark von are Mein, und bitter am Geſchmack,
deffen
) IS Salmafius in exercitt- Plin. S. 270. befonders über
Theophraſte und Plinius Stellen, und Martini. Excurs, ©.
159 f. beſonders von dem verfchiedenen Arten der Sranaten
nach ihren Zarsen.]
De Gemmis‘ ct alüis, lapidibus nobzlioribus. 89
deſſen fie ſich zur Stärfung bedienten. ſiehe Perizon zu
Aelians verm. Geſchichte, Buch XIL Kap, zı.
Es iſt nicht entſchieden, ob dieſer ganz dunkle Stein
durch den Zuflus gewiſſer Saͤfte gleichſam geſchwaͤngert
und ausgebildet werde. Indeſſen muß derſelbe wenig
ſeyn gefunden worden, weil man ihn nicht in Daktylio—
thefen antrift. Vermuthlich war auch der Stein wegen
des dunkeln und ſchwarzen Anfehens nicht beliebt genug,
und wurde deswegen von Künftlern nicht bearbeite. —
Agricola ſagt, daß im Gebürge bey Wolkenſtein ders
gleichen Steine gefunden würden, [Martini Excurs
©, 155.)
19
Don den einfarbigen Steinen Fommen wir nun⸗
mehro auf die vielfärbigen. Eine Farbe mache darinne
zwar die Hauptfarbe aus; es zeigen ſich aber viel Nes
benfarben. Wir müffen bier rliche die Onyche verftchen,
wovon wir oben fprachen. Die hier vorfommenden find
‚von einer. andern Art, In diefen Steinen find Sieden,
‚bald wie Wolken, bald wie Adern zu fehen und ge»
miſcht.
) Der Jaſpis iſt bisweilen ganz rorh**), ganz ſchwarz,
u. ſ. w. aber groͤßtentheils undurchſichtig, und hat
Wolfen und Adern von mancherley Farben. Hatte
er wenig Flecken; fo Fonnte er zum Schneiden am
Ser 4 85 ieſten
*2) [De natura foflil. libr. VI. verglichen mit dem, was Laet
de gemmis I. B. 228. & 74. von diefer Stelle des Agris
cola und von den Steinen Morion und Pramnion fchreibt.]
*) Italieniſch Koſſo antico. Muͤnter in feinen Nachrichten vor
Neapel und Sicht. ſchreibt S 411. er habe in Catania in einem
Klofter unter andern auch zwey fehr niedlihe Seeſtuͤcke vom
zotben Jaſpis oder dem fogenatinten Rofo antico gefunden,
und bemerkt dabey , fie jenen Ichon der Materie wegen merfs
würdig, aus der fie gemacht find. da man ſehr felten Basre—
liefs von einer jo harten Steinart finde, als der Sajpis ift.}
90 Part. I. Cap. III,
beften gebraucht werden. Die guten Künftler wußten
dergleichen Farben oder 'Mebenadern öfters Fünftlich
zu brauchen und zu verbergen. Sie fonnten mand)s
mal einen Fehler in eine Schönheit umfchaffen.
&) Die befte und fchönfte Gartung diefer Steine war,
welche grün mit rothen Tröpfchen, wie mit
Blut gleichſam befprengt waren. Der Stein hieß
Heliotropium |, Mariette B. I. ©, 179 f. und
Dlinius H. N. B. 37. K. 10. Sect. 60,
B) Bar der Jaſpis himmelblau und unduͤrchſich⸗
tig, hieß er Borea, [und acrizula, Plin. 37. Sect.
37.] Die Juwelirer nennen ihn jezt den orientalis
fhen Türkis, weil dergleihen Steine durch die
Türken erft unter ung befannt geworden. [Nicht
ganz in dieſer Meynung ift Laet de gemmis I. 25.
wo er ©. 37 — 90, von dem Molochites und Tuͤr⸗
kis handelt.]
Y Molochites hieß er, und deutſch Malachit, wenn
er ganz blaßgruͤn, wie Pappelblaͤtter auf der un»
tern Seite fahe. Heut zu Tage halten ihn einige
nicht mehr für einen Edelftein, fondern glauben,
er fey der Brünfpen *): Allein die Alten ſchnitten
diefen Stein, und er fcheint hart, und zu Abdrüf-
Een in Wachs vorzüglich brauchbar gewefen zu feyn,
welches der Grünfpan nicht iſt. Ä
2) Achatae, die Achate *%. Diefe Steine machen
wieder eine Haupfgatfung. Sie find ſchwarz oder afch«
farbig und fonft von den mannichfaltigften Farben. Es
giebe Stüde, welche zum Theil undurchſichtig, und
wie
) [Er ift eigentlich ein verhärteter Kupferocher, in ſchalichten,
fibroͤſen Schichten; nimmt aber eine trefliche Politur an.]
**) [Plinius H. N. 37. Kap: 10. ©. 786 ff. mit Harduins
Anmerf: Aaet I. Kap. 22. ©. 79 f. Salmafius a. ©. ©.
30. 92. ff. 575.)
—
De Gemmis et aliis'lapidibus nobilioribus, 91
wie mit Rauch durchzogen find. Buͤſching fagt, ©.
13 f. der Name Achar würde von den heutigen Ju—
welirern, bald im engern, bald im weitern Berftande
genommen. Diefe Steine wurden von den Alten ger«
ne geſchnitten: doch wurden fie mehr zu tiefen, als zw
‚ erhobenen Figuren gebraucht.
Verfchiedene Arten des Acharg find: |
Sardachatae, Achatonychi „ Curalliochatae , &ec,
Außerdem giese es noch andre Arten z. B.
Giraſol, ift ein dem Opal in etlichen Stücden
ähnlicher Edelftein. Der Name ift vermurhlich aus dem
tal, girare drehen, wenden, und il Sole, die Sonne,
entlehnt. Diefer Stein nimmt verſchiedene Farben an,
wenn man ihn fo oder anderg gegen die Sonne dreher.
Lapis lazuli, ift der fogenannte Armenifche Stein,
oder auch Azur= und Laſurſtein. [Lapis Lazuli, dee
Azur oder Laſurſtein ift ganz undurchfichtig, und von
himmelblauer Farbe? Er kommt aus Armenien, Perfien,
Ehina und andern afiarifchen fändern. Bey ung bereia
ter man aug diefem Stein die höchfte Himmelblaue Farbe,
welche das Ulttamarin genennt wird, Es wird mir der
Schmalte oder dem Koboldglas vielfältig verfälfchr.
Der Armernifche Stein ift ein Kupfererz, und wird
dem Namen nach mit diefem verwechfelt; er Fomme faft
mit dem Malachit überein; har aber eine blaue Farbe,
welche bey jenem grün if. — . Auch Martini in feinem
Ercurs S. 169, unterfcheidet fie nah Hill und Brücs
mann, Wie aber diefer Bruͤckmann, fo hält Laet, doch
mit einiger Einfchränfung, de gemmis I, 26. S. 90. den
Lapis Lazuli für den Eyanus der Alten: Allein er untere
feheider davon den Stein Zipis.]
Der Ölurftein (haematites) gehört auch hieher, und
wurde manchmal geſchnitten. Chriſt har dies, doch oh⸗
ne Benfpiel zu nennen, angeführe, Beger aber in
Thefauro Brandenburg, Erempel aufgeſtellt. |
Sn
g2- at Barzu'dı ‚ Cap. HI.
In der Blumenbachiſchen Naturgefchichte im 2.
Theil, ſtehen verfchiedene Steinarten, die die Alten ge-
fehnieten haben, und werden da viel genauer und richti⸗
ger beſtimmt.
Meder man vom Gebrauch der Edelſteine, ſo kann
man ihn in den edlern und unedlern abtheilen. Dabey
iſt folgender Unterſchied zu bemerken: der Unedlere Ge—
brauch war es, wenn man fie helle polirt harte, und fie
fo, wie fie nun waren, zu und bey mancherley Sachen
brauchte. Der Edlere war hingegen, da man einen
‚Stein, der an ſich fchon fehön war, durch das grapiren
noch mehr veredelte, fo daß er niche allein zum Schmuck,
fondern auch zur Erinnerung an gewiffe Begebenheiten,
und zum Beweife der Kunſt diente.
Der Jaſpis wurde von den Alten zu verfchiedenen Sa⸗
chen gebraucht, nemlich zu Ringen, welche im Anfange nur
polirt, aber nicht gefehnitten wurden. — Die Alten machten
auch Ringe ganz aus Edelfteinen. Sie hatten aber aud)
andere, von Gold, Silber und verfhiedenen Metallen. —
Man brauchte den Jaſpis ferner zum Schmuck an Des
gen. Die Nömifhen Feldherrn harten einen Mantel
(paludamentum, ) welchen fie auf der Schulter oder an
Der Bruft mit einem Knopf befeftigten, worein ein Edel
fein meiftentheils ein Jaſpis gefegr wurde. — Ferner
verfertigte man Erintgeichirge und O©Opfergefsße dar;
aus, oder beſezte fe mie Jaſpis. Auch die bullas aureas
vornehmer Kinder befeste man damit. In der Samm⸗
Iung des Kardinal Carpegna find verſchiedene Stuͤcke
hiervon. Der juͤngere Buonarotti hat eine Beſchrei⸗
bung der Muͤnzen, die in des Kardinals Sammlung
waren, geliefert, Oſſervazioni iſtoriche ſopra alcuni me-
daglioni antichi. In der Vorrede zu dieſem Werk mel⸗
det ee, daß in derfelben Sammlung ſolche bullae befind«
lich wären.
Was vom Jaſpis gefagt worden ift, gile auch von
Achaten und. von den übrigen Edelſteinen, die zu der
praͤch⸗
4
1
De Gemmis et aliis lapidibus nobilioribus. 93
prächtigen und ſchwelgeriſchen Lebensart der Römer noth«
wendig zu fein fchienen,
Heliogabalus ließ feine Magen, Schuhe und
andre nichts bedeutende Sachen, mit Edelfteinen, und
noch darzu geſchnittenen beſetzen. Thoͤrichte Ausſchwei—
fung!
Zur Zeit der Perſiſchen und Macedoniſchen Koͤ⸗
nige waren die Achaten zu Nom i I großem Werthe; nach
der Zeit fielen fie fehr in ihrem Werthe.
u 20.
Das Anfehmieden des Dromerbeus fol die Ur—
fache oder Gelegenheit gewefen feyn , Ringe zu verferfia
gen, ‚jagt die Fabel: allein Moſes reder ſchon von Edels
fteinen, womit des Hohenpriefters Gewand befest war.
Hieraus ift zu vermuthen, daß die Iſraeliten dieſe Kunft
in Egypten gefehen hatten. .Zolglich haben die Egypter
fhon damals Edeljteine gehabt, und die Kunſt fie, doch
vermuthlich nur ganz einfach, zu fchneiden, verftanden *).
Aus den Ringen des Polykrates und Pyrrhus kann
man auch auf das Alter der gefchnittenen Steine ſchließen.
Auch Daufanias beheupter im 10 Buche, K. 30 ©. 872°
Kühns Ausg.,] daß diefe Kunſt Steine zu ſchneiden ſehr alt
ſey: und ſchließt es aus einem Gemaͤhlde des Polygno⸗
tus, der den Jaſeus mit einem geſchnittenen Stein in einem
Ringe am Finger vorgeſtellt hat. Dieſes befiätigen 2
Herkulanſche Gemaͤhlde, wo ein Theſeus und ein Ge⸗
ſandter der Aetolier einen Ring am Finger träge, Allein
aus diefen Gemaͤhlden laͤßt ſich Fein untruͤglicher Schluß
machen: ihre Meiſter koͤnnen wider das Koſtum ver⸗
ſtoßen, und was zu ihrer Zeit uͤblich war, den alten
Tagen beygelegt haben,
Auch
) Iſ. Reinbards Einleitung zu einer allgemeinen Geſchichte
der Gelehrſamkeit, Erlangen 1779. 4- ©, 173: #-J
94 Parts L Cap. II,
Auch aus der biblifchen Gefchichee ift das Tragen
der Ringe befannt. Schon Judas, Jakobs Sohn, trug
einen. Der König Pharao zog feinen Ring vom Fin-
ger, und gab ihn dem Joſeph ꝛc. Man finder aud)
Ringe aus Erzt, Gold und anderm Merall, wie der Graf
Caylus berichtet, Recueil d’Antigv. T. II. tab, 89. n. 3,
Ganz von Edelftein ift einer in Berlin, und wird
von Begern angeführt, :
In goldne, und Ringe von anderm Metalle feste
man anfangs Feine Steine; fondern man grub die Schrift
und Figur gleich in die Maffe.
Die Nömer fcheinen in den älteften Zeiten blog
Ringe von ſchlechtem Metall, fonderlih Eifen gerragen
zu haben. So lange die Steine nicht gegraben waren,
Eonnte man fie zum Siegeln nicht brauchen, meil
fie nichts ausdrüdten. Doch machte man hierauf bald
die Bemerfung, daß die erhobenen Figuren fich nicht fo
gur zum Siegeln, als die fiefgegrabenen ſchickten.
poſt vidlorias vltramarinas. Nachdem die Römer
aus Alien, Afrifa und Griechenland fiegend, mit un:
befchreiblichen Koftbarfeiren, die fie erobert harten, zu—
rückfehreen, brachten fie and) zugleich, wie Livius mels
der, den Luxus mit, Anfangs befchenfren die Sieger
die Tempel mie den eroberten Eoftbaren Sachen und Ars
beiren. So heiligte z. B. Pompeius die reiche Gemmen⸗
fammlung des Mirhridates dem Kapitolium, wie Dli-
nius berichter: und Julius Caͤſar eine andere dem Tem⸗
pel der Benus Generrir. Aber diefe Gewohnheit, Foftbare
Sachen in, Tempel zu ſchenken, war von furzer. Dauer.
Es fingen bald Privarperfonen an, reiche Sammlungen
von Edelfteinen anzulegen. Der erfte war Scaurus,
Stieffohn des Sulla. Diefer befaß eine ganze Samm:
lung diefer Art. Auch Maecenas war ein großer Liebs
haber hievon. Drufus und Caepio aber ſchweiften hiers
innen fo aus, daß die Verfteigerung eines Edelſteins,
wo man ſich von benden Seiten überbor, die legente zu
em
“
De Gemmis et alüs lapidibus nobilioribus. 95
dem Bundsgenoffen Krieg werden mußte, und der Trium⸗
pir M. Antonius erklärte den Nonius, um eines Opals
willen, in die Acht. Selbſt das Frauenzimmer begnuͤg⸗
te fich nicht damit, Edelfteine in Ringen tragen zu Fön«
nen, Haare und beynahe alle Kleidungsſtuͤcke beſezte
man mit denfelben. Hauptfähhlih riß die Berfchwen-
dung unter den $mperatoren ein, befonders unter dem
Religule und Heliogabal. Der lezte war vorzüglich
ausfchweifend.
Auch goldne Gefäße befezee man mie gtüner und .
andern erhoben gefchnittenen Steinen, worüber Plinius
und uvenalElagen. Ja, man hatte feruos ab auro-
gemmato (was bey ung an manchen Höfen Silberdiener
find) die dergleichen Gefäße in Verwahrung harten und
für deren ſtete Reinlichfeie und Erhaltung unaufhörlich
forgen muften.
cf. Foanz. Meurfus de luxu Romanorum c. $.
Vorzüglich har von den Edelfteinen gehandelt Ma⸗
riette fur les pierres gravees,. — Das Buch ift felten,
ift aber für den Künftler fehr brauchbar, weil darinnen
die Mamen det Gemmen nach dem jeßigen Sprachge—
brauch benennet und auch felbft über die Steine gure
Erklärungen beygefügt find. Buͤſching har diefen Ma⸗
rierte zum Führer gewählt, [Außer diefen, außer Mont-
faucons,, Caylus und Winkelmanns ibefannten Schrifs
ten, und außer den bereits angeführten Salmafi exereita-
tion, Plinian. (wo ich die Seitenzahlen nach der Utrechter
Ausgabe 1689 in Fol: citirte, Laet, Narder, Lip⸗
pert, Middleton und außer den vom Buͤſching. S.
122 big 128. und im Reinbardifchen $. ı2. angeführs
ten- Buch ©. 176 ff: fchon bemerften, zumebeil Foftbas
ren, hieher gehörigen Werfen, (welche ich hier nicht wie»
der nennen will,) gehören noch hieher:
Mufeum Cortonenfe, in quo vetera inonumenta
complectuntur, anaglypha, thoreumata, geinmae infcal-
ptae inlculptaeque, quae in acadeınia etrufca a
um
95 Äe ie Part, I. Cap, II.
bilium virorum domibus adferuantur, in plurimis tabulis
diftributum, atque a Franc, Valeffo, Romano, Antonio
Francifco Gorio, Florentino, et Rodulphino Veruti, Cor-
tonenfe, notis illuftratum, Romae 1750, fol,
Gemmarum antiguarum delectus ex praeftantioribus
defumtus, quae in Dadtyliothecis Ducis Marburienfis con-
Seruantur, voll. I. IL cf. Götting. gel. Zeit. 1784. S.
1365. vom ıten B. und vom 2fen B. 1791. S. 737. ff.
Catalogue raifonne d’une Colledtion generale de
pierres gravees antiques et modernes, — — par Farq.
Tajhie, fculpteur, mis en ordre et le texte redige par R. £,
Rafpe, orne de pl. grav, &c, London 1791. I. Bände
gr. 4. mie 54 Kupfertafeln; har auch einen englifchen
Tirel und Zert: es fol aber fehlerhaft gedruckt, und
nicht recht ordentlich geſchrieben ſeyn. ©. Leipzig Gel—
Zeit. 1792. 2tes Stüd, |
Defcription des principales Pierres gravées du Cabi-
net de $. A. Mondfeigneur le Duc d’Orleans tom, 1. II,
Maris 1780. Fol. Ein prächtigeg und rheueres Werf,
allein wo man doch bey manchen Figuren und Erläures
rungen noch Eritif und Behurfamfeie anwenden muß.
'Choix de Pierres gravées du Cabinet imperial des
Antiques, reprefentdes en XL Planches decrites et expli-
qnees par Mir, !’ Abbe ErAbel, Diredteur de ce Cabinet et”
Profefleur des Antiquites en I’ Vniverhte de Vienns, Wien
1788. Sol. 3 Ja
Principales figures de la Mythologie Executees en
taille douce d’apres les pierres grävees antigues, qui ap-
. partenajent autrefois au Baron de Stofch, et qui font au-
jourd’ hui dans le Cabinet du Roi de Prufie, - Premiere
Livraifon, Publiee a Nuremberg par Jean Frederic Frau-
enholz, 1793. fol. Schlichtegroll Prof. in Gotha
machte den Tepe darzu. Der ıfte Theil enthält Egypti⸗
ſche Gottheitert. Diefe find mie dem deutſchen Text auch
folgendem gelehrten Werk beygefügt: Paul Joachim
Siegmund Vogel Verſuch uͤber die Religion der *
egy⸗
: £
De Gemmis.et alits lapidibus nobilioribus, 97
Aegypter und Griechen. Nürnberg in der Frauenhölzis
fihen Buchhandlung. 1793. 4. Bemerkung über die
Ruſſiſch Kaiſerl. Sammlung von gefchnirtenen Steinen,
von H. C. E. Boͤhler, nebſt einer Kupferrafel, (ohne
Anzeige des Drucorss,) med, 4 1795+ ſ. Leipz. gel. Zeit.
1795. St. 58.)]
§. 21.
Margarita ſeu vnio: Die Perlen, ſelbſt die (hä. Ä
ften orientaliſchen, Fönne nicht mit Recht unter die Gems
men gerechner werden, Sie haben Feine außerordentliche
Härte; laffen fich aber auf das herrlichite poliren. Die
Schwere kommt hier in feine Erwägung. Man fchäzte
die quren Perlen in Griechenland und Rom oft höber,
als.andre Gemmen: weil fie ungemein felten waren, Die
gemeinen und fchlechten trug anfangs dag Frauenzimmer;
die großen aber wurden in die Tempel verehrt. Der
Kaifer Kaligula war der erfie, welcher Derlen trug, er
wurde aber, wie Svetonius berichter, ausgelacht. Nicht
viel beſſer machte es Nero, nach des Plinius Zeugnis,
(Salmafius in exercitt, Plin, ©, 790 ff. 821 ff. ſamm⸗
lete viele alte Nachrichten von denfelben.]
In den Tempeln lich man verfchiedene Kunſtwerke
damit beſetzen. Z. B. Triumphwagen, Bildniſſe
der Sieger, undf. fs Beſonders beſchenkte Pompejus
die Tempel mit golönen und filbernen Gefäßen, die mit
Edelfteinen und Perlen befege waren, als er die Seeräus
ber in Afien und Pontus befriege , und viel Koftbarfei«
zen erobert harte. Plinius ereheile diefe Nachricht Hift,
Nat. Libr. XXXVIL, ec. 6. Man muß über die Pracht
des Pompejanifchen Triumphs erſtaunen.
Was für einen hohen Werth die Perlen gehabt ha»
ben; kann man daraus abnehmen, weil Julius Cäjar
eine um 300,000 Gulden Faufte, und fie feiner Mais
treſſe, der Servilia, ſchenkte. Auch Auguſt verehrte
& sine
98 Part, L. Cap. IL,
eine Perle von 250,000 Thafern am Werth, in den Ten
pel des Kapitolinifchen Jupiters.
22
Succinum, ſiue elefrum, die Alten rechneten es den
Edelſteinen noch bey. Wir verſtehen darunter den Agt⸗
ſtein *), Die griechiſchen Dichter aber, wenn fie von
dem aere Corinthiaco reden, verjtchen unter demfelben
dag electrum. Nemlich da Luc, Wummius die Stadt
Korinth zerſtoͤret, wäre alles Merall dafelbft, Gold, Sil«
ber und Erze zufammen gefchmolzen, und daraus eine
Mifhung, nemlic) aes Corinthium entftanden. Die ift
aber Fabel. Die Alten harten vielmehr ein eleckrum na-
zurale , welches fie brachen, und ein eledfrum factitium,
welches Kompofition war, und aus Gold, Silber und
Erze beftund. Hierzu fomme noch, daß die Korinthi—
ſchen Gefäße, längft vor der Zerftöhrung der Stadt be»
kannt, berühme und fehr gefucht waren. Die griechi«
ſchen Künftler befagen vielleicht, oder richtiger zu reden,
ganz unleugbar eine Kunſt, Silber und Erzt mir Gold
zu vermifchen, und dergleichen Mifchung muß bey den
vafıs Corinthiacis verftanden und gedache werden.
Das andre eledtrum wird auch Zyncurium genannt:
weil ſich die Alten einbilderen, es entſtuͤnde ex vrina
Iyncum. Theophraſt aber meinte, es würde bey den
Ligurern gefunden. Die Alten wußten nicht, wo fie eg
her hatten. Sie lernten es erft fennen, als Drufus
Germanikus Deutſchland eroberte. Dieß bezeugt Ta:
citus
*) [Beffer Bernſtein; da man unter dem Namen Achtſtein
oder Gagath die folide Steinkohle von pechſchwarzer Fars
be allgeniein verfteht, welche von dem gelben Bernffein
(fuccinum) ganz verfchieden ift Mit Agtffein vermengr ihn
auch der Verf. des langen Artikels, Bernflein, im der deuts
feben Encyelopädie 6. zter B. Frantf. am Dr 1780. 9. 4
®, 410 x.)
De Gemmis et alüis lapidibus nobilioribus. 99
citus de moribus Germanorum, Kap. 45. $. 6 ff. wo
man Longolius Note ©, 148 f. vergleichen kann.) Die
Alten nennten es glefum, und hieraus ift vermurhlich der
Name Glas entftanden. Eben diefes andre eleifrum
enrfteht aus einem Safte, der fehr harzig und ehehin
flöffig war, und wenn er an die Luft kommt, hart wird.
Er wurde nicht allein in Europa, fondern duch an der
Küfte von Afien gefunden, Feines hat man daraus
nicht verferriger. Blos Fleine unbedeutende Sadıen,
Man fchäste es blos, wenn Sliegen, Bienen und andre
Fleine Thiere darein aleichfam waren verſtrickt worden,
cf, Martialis, Libr, VI, Epigt. 15, Libr, IV, ep
32: 50s 1 — |
Kircher, in mundo fubterraneo ©, 75:
uigi Bofi, D. et Canonic. Mediol. dell Elediro
Metallo degli Antichi. Mayland 1792, 12, Gegen den
$. Sortinovig zeige er, das eledtrum der Alten ſey niche
Platina der Americaner. Er glaube, die älteren harten
mehreren Subjtanzen den Namen Electrum beygelegts
Zuerft.fey die gelbe Ambra, (fuccinus,) Elecrtum genen»
net worden, und. jene babe Homer in Odyß. IV; 725
XV. 459. XVIIR 295, verftanden. Seit Augufts Zeiten
hatten viele das eledtrum merallicum dafür angefehen und
angenommen: Virgil VII Aen. 4062; *) und 624
Sil. Tral. 1. 229 (mo die Interpreten nachzuſehen
find.) Marrial VIIE epigr. 51, habe beydes unterfchies
den: Paufanias ſage / Elecrrum ſey nichts anders, ale
bey den Meralfen Gold mir Silber vermiſcht, u. ſe m
Man ſehe auch die Helmſtadt. ael, Zeit; 1791. Et, 995
Gesner in Thefauro L,L. unter den Worten Zedrum,
3 (da
3Zu dieſer Stelle macht aber Hr KGeyrie folgende Note, ele-
&rum Homeri exemplo Odyfl. d, 72. docte Fofuit, tamquarti
exquißtius metalli genus, cert? portione argenti auro ad-
mixta, quod etiam arte fingi poteſt· vı Plin. XII. 4 fi
33: .cenf. Seru⸗ 4333
100 noæart. I. Caps TI.
(da handelt er. de eledtro 1) als ſuccino ex refina gemma,' 2)
als metallo, cuũ a colore et fplendore illud nomen fuceini
tributum videatun:) und fuceinum.] —R
8§. 23. Be | un rar
Tacitus, Ovid und Plinius haben angeführt, daß dig
deutfchen und galifchen Frauenzimmer viele Sachen, ‚die
aus Elefrrum oder fogenannten Agtſtein, Bernfkein,
gemacht wurden, gebraucht haben. Er war anfänglich
tar, und theuer, nachmals wurde er fehr gemein ‚- ja ver-
aͤchtlich, daß Fugendhafte Perfonen ihn niche mehr
trugen. —
In Danzig macht man aus Bernſtein viele artige
Sachen. [Eine anſehnliche Sammlung ift auch in dem
Univerfitärscabiner zu Erlangen, wo die von dem. Stif«
ter derfelben, dem Marggrafen Friedrich, von dem, be«
ruͤhmten Klein nach allen Dianchfaltigfeiren diefer Pros
ducte erfaufte vollftändigfte Sammlung verwahrt wird.)
Die vollſtaͤndigſte Sammlung finder man in Dres;
den. Man har auch ein Bud) hiervon, welches denTis
gel führe: Hiftoria fuccinorum ex regiis auguflis cimeliis.
Dresdac, a Nathan. Sendelio' conferipta. Lipf. 1742. fol.
5,2414 ——
„ICuralium *) iſt die edle rothe Coralle, die ſich
„nur in dem Mittellaͤndiſchen Meer, finder, und zwar
„vorzüglich in den Neapolitaniſchen Sicilianifthen, Sar;
„dinifchen Gewäffern, fo wie an den mittägigen Kuͤſten
„von Sranfreih, desgleichen bey Tunis und Algir, an
„welchen Orten fie noch heut zu Tage, aufgeſiſcht und
„ein flarfer Handel, vorzüglich nad) Indien und China
TFT ee
) Martinf hatte von den Corallen faliche Notiz gegeben⸗ Ein
gelehrter Freund und Naturforfcher theilte mir die oben ſtehen⸗
de eingeflammerte Befchreibung mit. = Be;
De Gemmis et aliis Tapidibus:nobihioribus, Tor
„damit getrieben wird. Sie ift eine fogenannte Steine
„Pflanze, Phytozoon, oder Lithophytum, und hat in
„den. Naturfyftemen den Namen Ifis.nobilis erhalten.
„Im frifchen Stand, ‚oder aus dem Meer genommen,
„iſt ihre fteinarrige, ſehr harte, blutrothe Maffe, die
„fih in baumartige Aeſte verbreiree, und gemeiniglicy
„auf. den Klippen befeftiger iſt, mit einer weichen, kalch⸗
„artigen, rothgelben Rinde oder Schale, ganz überzos
„gen, in welcher das Leben, oder die Organe des
„Wachsthums, eigentlich enehalten find. Da diefe Kine
„de abfällt und die innere ſteinartige Subftanz hinrerläße,
„oder auch daran verhärter wird, fo entftunde bey den
„Alten die Meynung, daß fich die Eorallen in der Luft
„verſteinerten, und vorhin weich aus dem Meer Fär
„men *). Plinius ſcheint unter dem Namen Gorgonia;
„forwohl das Curalium, die rorfe Coralle, als die Horn⸗
„eorälle und andere nächfiverwandre Arten, da er den
„ipeeififchen Unterſchied nicht angeben Fönnen, gemeynt
„zu haben. Bienie
» Nach der jekigen Bedeutung des Worts, wird in
„den Naturſyſtemen, unter Gorgonia ein zahlreiches Ges
„ſchlecht der Horncorallen, (Zoophyta), darunter ver⸗
„fanden. Dieſe Producte haben nehmlich einen horn⸗
„artigen Stamm und dergleichen Aeſte, welche mit, eis
„ner weichen, Falchartigen Rinde, in der fich gleichfalls
„ihre organifche Theile befinden, „eingefchloffen find,
» Die Hornartige Subftanz ift gemeiniglich ſchwarz oder
„braun, die Ninde aber roth, gelb, weiß, und fonft
„von verfchiedener Farbe. Die Roͤmer bedienten fich
„ſchon in den älteften Zeiren, der rothen Coralle zum
„Schmuck und andern koſtbaren Geräthen, vorzüglich
| 63 uk e⸗
) Eſper Pflanzenthiere I. Th. S. 51 u. . — I. Th. ©. 2.
u. f. in der Beſchreibung der Edlen Coralle, (Lüs nobilis)
und der Horncoralle (Gorgonia) wo diefe Meynung der Als
ten wit mehreren erzehlt, und des weitern erörtert wid.
162 Part, I, Cap. III,
ꝓbeſetzten ſie ihre Waffen damit. Sie hatten den Gebrauch
„derfelben von denGalliern, und auch den Deurfchen erlernt.
„Unleagbar iſt 837 daß ſi ſie ſowohl aus dieſer, als der weiſſen
»Eoralle, (Madtepora proliferaı und oculata), erhabene, over
„auch freye Figuren gefchnitten haben, da ihre Härte
„den Marmor gleichkommt, und das hochrorhe ſowohl,
„als das Weiffe, nach der groͤßten Reinigkeit, ſich vors
ꝓtreflich ausnimmt.“*
„Da aus der rothen Coralle insgemein, kleine Ku⸗
„geln, oder Baltern, zu Halsgehaͤngen geſchnitten wor⸗
„den; fo mag die irrige Mepnung entftanden feyn, fie
wären die Früchte oder Deere einer Pflanze, welche denen
„der Corneliuskirſchen (Cornus), gleichen. Die: Coral»
„ten tragen feine Srüchte; fie haben ihre Zeugungsorgas
„ne, auf eine noch verbergene Are, in gewiffen Vertie—
sfungen, die man bey diefen Producren die Poren,
35 0der Sterne nennt. ]
Dorville, ein Hofändifcher Gelehrter, behauptet
in feinem gel. Werke: iter ſiculum, (welches der jüngere
Burmann mit einem zren Band Hermehre, nach Dorv,
Zode herausgegeben har,) auf feinem Reifen fchöne Ars
beiren von Korallen in Sicifien gefehen zu haben: ob
fie aber antik geweſen, melder er nicht. — Der Baron
von Kiedefel und andre Neitebefchreiber haben nichts von
dergleichen Foftbaren Korallenarbeiren angemerft,
9. 25.
Vafa Mwrrbine. Von dieſen Gefäßen und der
Maſſe, woraus fie gemacht wurden, bat man verfchiedene
Meynungen:s Manche glauben , 8 wäre diefer Stein
oder Maffe aus Karmanien in Perfien, wo er aug ei
nem gewiſſen Saft entflünde, und zum Stein wuͤrde.
Andre, er ſey eine Gattung von Onyy | Sardonyr] ges
weſen. Wieder andre machen eine Art von chinefifchen *
zellain
Ds Gemmis et aliis lapidibus nobilioribur. 103
zellain ) daraus. [Salmafius a. D. unterfcheider die in
Egypten nachgemachten vitra murchins,] Moc einige
nehmen an, daß fie aus Eifen oder Merallfchladen zube-
reitet worden wäre; Diefe Meynung ſcheint noch die wahr⸗
fcheinlichfte zu feyn. [Andere hielten es für Glaspaſten,
oder Rubinglas, oder, (wie Chriſt in feiner gel, Difp.
de Murrinis veterum, $eipzig 1743. 4. für eine Stein«
art, und nah ©. 33. zu ſchließen, befonders) für einen
Dendrachat; andere für einen buntfarbigen Slusfparhy
oder eine Are von Bernftein, oder Meerfchaum, oder
(wie der Prinz Biscari in Ragionamento de Vaſi mur-
rini, 1781. 4.**) für Runftwerfe aus einer fehr feinen
braunen Erde, oder aus feinem Ihone, oder Arbeif aus
fhönen Mufcheln. — Der Abbe Le Blond in difl. fur
‚les Vafes murrhins in den Memoir. de Litter. — de !/’
Acad, des J. et B. L. Zom. 43. Paris 1786. glaubt,
Murrba fey eine fhöne Art des Agaths, Sardonyx
genannt, gemwefen: Allein Brüfmann hält es für eine
ung unbefannre Arc des Achats. Larcher handele in’
eben diefem Band der Memoires etc, von den Murrhinie
fehen Gefäßen: unterfcheider aber die nafürliche Art, von
der Fünftlich nachgemacdhten, und will zeigen, cs fey
durch alle von jenen vorgebrahren Meynungen und Er—
Flärungen noch nicht nn bewiefen worden, was
| 4 es
*) [So Mariette in Traitẽ des plerres grav£es, I. Band. ©.
218. Salmafius Ex. Plin. ©. 144.)
”) Muͤnter in feinen Nachrichten von Neapel und Sicilien &.
425 f. handelt auch von diefem Murrhin. Gefäße des Prin⸗
zen Biskari, und"muthmaflet, die Maſſe, aus welcher die
vafa Murrhina verfertige wurden, hätten einige Aehnlichkeit
mit derjenigen, aus welcher die Türfen ihre meerfchaumenen
Dfeiffenköpfe ſchneiden; welches eine weiche äußerft feine Erde
ift, die hernach an der Luft Hart wird: die koſtbare Materie
konnte vielleicht veredelt werden, wenn fie bie feinften Theile
von den darinnen, aufbewahren balfamifhen Oelen einfog
und die Farbe, veränderte ıc.
104 | Part, I Cap. IL,
es ſey. — Doc er und fe Blond Fannten die Chriſti⸗
fche Abhandlung nicht. In der vom Erneſti angeführ«
ten Stelle des Properz IV. 5. 26. werden die Mutrea
— codta focis von den Auslegern in der Burmanniſchen
Ausgabe und andeen verfchieden erfläre. Turmebus in
Adverf, * VIIL cap. I. verſteht myrrhea vaſa fi-
cdcilia in fornace cocta fuſſe; Caſpar Hofmann aber in
Var, led. III. 29. hören naturalem,, non artificiofam.
Salmaſius handelt in feinen Exercit, Plin, außer der bes
reits angeführren Stelle nody an andern Orten, ©. 499
ff. 396 f. 2. davon. Man vergleiche auch Rezzonici
disquis. Plin. I. Band ©. 213. Erneſti ſchreibt in ſei⸗
ner Anmerk. zu Sveton, Octav. Kap. 71. 2te Ausga⸗
be, Myrrhina qualia fuerint, incertum eſt, nec quidguam
certi efedtum difputationibus eruditorum, etiam nuperis
Mariette, Caylus, Cuperi, Scheuchzeri et aliorum.
Doch nachher wird noch einiges angeführe werden. ]
| Die Ihönften Stücde waren, wenn die Farben gut
und ſchoͤn gemiſcht geweſen. Man wollte folgende Ei—
genſchaften daraus bemerken, daß
1) der Wein in dergleichen calcibus murrhinis einen ans
genehmern und Fieblichern Geſchmack befäme; und
2) daß dergleichen Gefäße nach dem Reiben einen Tieblie |
chen Geruch ausdufreten, N
Dieſe Eigenfchafren ruͤhmten die alten Schriftſtel⸗—
ler. Mit welchem Grund oder Ungrund koͤnnen wir
heut zu Tage nicht beſtimmen.
Die Urſache, warum man noch nicht hinter die Ge—
wisheit dieſer Sache gekommen, iſt: man haͤlt dieſe
Stuͤcken fuͤr zu theuer, als daß man ſie von einem Chy⸗
miker unterſuchen laſſen ſollte.
Wahrfcheinlih iſt es ein Harz geweſen, das durch
die Luft fo verhärtet worden, daß man es ſehr ſchoͤn habe
bearbeiten Fönnen,
[Mein
>
De Gemmic et allis Tapidibus nobilioribus. 105
[Mein gel, Freund bemerkte zu diefer Stelle folgen
des. „Es iſt befremdend,, daß, wenn in einer Samm⸗
lung ein ächres Stuͤck dieſer Mürrhinifchen Gefäße ſich
vorfinden folre, von einem Kenner noch kei—⸗
ne genauere Machriche gegeben worden. "Man häts
fe eben nicht nörhig, eine chymiſche Probe anzuachen,
wenn fie niche mie Tinem -Fleinften Stuͤckgen verftartet
würde. Es wären ſchon äußere Merkmale, die Härte,
Durchfichrigfeit, Schwere und andere Umflände hinteis
chend, daß Gewiffere zu entſcheiden.“ — Hr. A. F.
von Deltbeim hat in feiner Eleinen, allein reichhaltigen
Cörift: Ueber die Yafa Murrina, Helmftädt 1791.
8. befonders die Hauprftellen in Dlins Narurgefhichre
37 DB. 7. und 8, Kap. und 33. D. zz. Kap. und
einige andre, welche ich einmiichen werde, in folgende
Drdnung zufammengefteflt, und zwölf Kennzeichen here
ausgezogen, weiche ich Eurz herfegen will: ) das Mur⸗
tinum war ein Foſſil, 2) und zwar eine Steinart: 3)
ſchwache Säuten und Eorrofive, befonders bey kurzem
Gebrauche, griffen ihn nicht an, (Martial 14. B. in
Apophoretis, CXI, Murrinn, Zampridius in vita He-
liogab. cap, 32. in Myrrhinis et Ouychinis minxit He»
kogabalus;) 4) Er war weich und ließ fih abfchaben.
5) Dahero nahm er auch Feinen blendenden lang
an, fondern mehr einen Fettglanz, und eine matte
Blaͤnke. 6) Die fehönern Gefäße harten Streifen
und Stechen, die aus der Purpurfarbe ins Weiss
ge! aͤn ende oder in die Feuerfarbe, oder in eine ſanfte
Kieit chfarbe uͤbergiengen. (Auſſer Plin 37,8. noch
Martial Epigr. libr.. X. ep, go. de Erote, und Xenia,
lib, XII. 107. Surrentinum, 7) Einige hatten Speck⸗
oder Fettflecken. 8) Im ganzen war er undurchfichz
tig, ‚harte jedoch zuweilen durchſcheinende Stellen.
(Martial IV, epigr. 85) 9) Einige Stuͤcke waren
biasgelb. 10) Die Gefähe waren nur böchftfelren
größer als gewöhnliche Trinkbecher. 11) Sie fa-
5 men
ns
206 Part. I. Cap. II.
men nur aus dem Öriente, und zwar aus entfernten
Gegenden, die den Römern noch unbefannt waren,
such über Bermen. 12) Einige diefer Gefäße harten
einen Wohlgeruh. Alle diefe zwölf Kennzeichen zufams
mengenommen paffen auf Fein einziges von den vielen
bisher für Murrinum ausgegebenen Dingen; allein auf
den chinefifchen Spechftein, wovon Hr. von Velcheim
felbften eine nicht unberrächtlihe Sammlung und dar»
unter einige Gefäße von gewiß feltener Größe und Schöns
heit befige, und fihließt alfo: Die Yafa murrina Eöns»
nen nichts anders gewefen ſeyn, als Gefaͤße aus
Chineſiſchem Speckfkeine, welche von Cbine aus
nad) Rermen, vermurblich durch den Rüftenban-
del gebracht wurden, und welchen die Cbinefer
fcbon damals einen Muskusgeruch mitzucbeilen
pflegren.]
$ 26,
Die Vaſa murrhina famen aus den orienfalifchen
Gegenden. Pompejus brachte fie zuerfi nad Rom, und
weihere fie dem Jupiter Bapitolinus. — Auguſt
brauchte eins zu feinem Trinkgeſchirr. Wie hoch der
Werth diefer Maffe gewelen, Fann man daraus fchlief
fen: ein Konful bezahlte für ein folch vas murrhinum,
Das nach unferm Maas 2 Dresdner Kannen enthielt 70
Talente, Rechnet man das Talent zu goo Thalern; fo
Fomme eine Summe von 56,000 Thalern heraus. Rech»
ner man 08 aber mit Herrn Heyne zu 100 Thalern, fo
Foftere es gar 70,000 Thaler. _
Diefe vafa murrhina mußten, wenn fie gut waren,
einen Tieblichen Geruch und Geſchmack geben; und Plis
nius meldet, daß der angeführee Konful, den Rand
Durd) das häufige Weintrinfen abgenagt habe, ohne das
durch feinen Werth zu vermindern, Petronius gab für
eine Schaale diefer Art 300 Talent, d. i. 240,000 oder
300,000 Thaler Sterbend zerbrach er diefes RR
da
daß es Nero nicht befommen möchte, der nach feinem
Vermögen ſtrebte. Auch YTero bezahlte für cin vas
murrhinum 300 Talent. — Der große Werth diefer
Gefäße muß verurfache haben, daß fie fo felten find.
Der Herzog von Braunfchweig befizt eins, dag
mit erhobenen Figuren gearbeiter if. — Auch harte
unfer Prof. Chriſt eins, das aber zerbrochen mar,
Noch eins wird in Berlin gefunden, dag in Begeri The»
fauro Brandenburgico Tom, III. p. 186, befchrieben wird,
De Gemmis et alüis lapidibus nobilioribus.
‚Ar
Amiantus, i. e. immaculatus ift ein grauer Stein,
oder wenigſtens mit unter die Steine gezählt und wird
in Cypern und an mehrern Orten in Europa gefunden,
Er har weile Fafen und Härchen, woraus manches ver-
fertigee werden Fann, Dioſcorides hat angemerft, daß
diefer Stein im Feuer noch fhöner würde. Und Agria
cola meldet, man fände bey Eisleben dergleichen Steine.
LUmftändlich handele davon Laer de gemmis etc, IL, cap,
8. ©, 118 — 122. unterfcheider aber im 2 $ften Kap. ©.
175 ff. den Stein polia und verbeffere nach Salmaſius
eine davon handelnde Stelle im Plin. 37, Kap. 115
giebr endlich einige Zeichnungen davon.]
8§. 2% -
Man machte vorzüglich Papier daraus, und auch
Leinwand. Die Procedur ift folgende: man ſtoͤßt diefen
Stein Flar, thut ihn ing Waffer, die Säferchen ſchwim⸗
men oben auf, und das Grobe finfe zu Boden. Jene
fchöpft man, wie die Elar geftampften Hadern, mit Werf-
zeugen ab, und preffer fie zu Papier; oder man fpinnee
fie, und macht $einwand daraus. Diefes Papier har
die Eigenfchaft, daß, wenn es befchrieben, oder bes
ſchmuzt wird, man es nur ins Feuer werfen darf, wo—
durch es feine vorige Geftalt und Farbe wieder bekommt.
ın
108 nt Park Cap. Is:
in ellychniis etc. Zu Dachten der Lampen brauchte 7
mans, weil fih die Marerie nicht Teiche verzehrt. —
Man fchlug auch die feichname, wenn fie verbrannt wurs .
den, indie daraus verfertigte Liinwand, um die Afche
‚von denfelben rein and unvermifcht aufbehalten zu Föns
nen, — . Ferner verfertigte man daraus Tifchtücher,
Kaifer Karl V. fol eines gehabt haben. Gegenwärtig
iſt es niche mehr üblich, folde Sachen daraus zu machen.
Dergleihen Leinwand war ungemein theuer, weil
die Bearbeitung derfelben fehr ſchwer war.
cf. Kircher in mundo:fubterraneo. T, 2,
Es follen in den unrerirdifchen Gängen oder Kata
Fomben zu Nom brennente Dochte von Amiant öfters.
gefunden worden feyn: allein die Naturforſcher bezweis
feln es aus dem Grunde, weil ein Docht diefer Arc doch
Mahrung haben muß, wenn er eine ſolche Reihe von
Zahthunderten brennen ſoll.
4. 29.
Phengites, eine Art von Spiegelſtein, war durchſichtig
wie unſer Glas. Die aͤlteſten Voͤlker und Roͤmer kann⸗
ten ihn nicht: erſt unter dem Nero wurde er bekannt.
Er lich einen ungeheuer großen Pallaſt, fein fogenanntes
goldnes Haus bauen und die Zimmer mie Phengit be-
Fleiden. Mach der Zeit ließ der Kaifer Domitian auch
feine Zimmer damit auslegen, um beobachten zu Eönnen,
was hinter feinem Rüden’ vorgieng.
Diefer rein wurde zu verfchiedenen Sachen ges
brauche, nemlich: die alten Gebäude hatten anfangs Fei-
ne Senfteröfnung, man ließ das Licht durch, die Thüren
Binein, Winkelmann, in den neueſten Nachrichten
von den Herfulanifchen Entdefungen, S. 30. beweifer
Diefes. In der Folge erfand man die Senfter, oder
machre $öcher in die Wände, die man mit feinwand bes
hieng, wir Juvenal melden. (In Italien ſoll es noch
viel
ü— — —
\
De Gemmis et allis lapidibus nobilioribus. 109
— *
viel ſolche Gebaͤude geben, an welchen die Fenſteroͤfnun⸗
gen mir Leinwand überzogen find.) Nachdem der lapis
fpecularis war entdeckt worden, brauchte man ihn zu
Senftern, bis das wirkliche Glas erfunden, und zu
Scheiben gebrauche wurde. — Syn den. Ruinen der
Stadt Pompeji find Bruchſtuͤcke folder Fenſterſcheiben
gefunden worden *). | Be
Sn ac | Aus
) [Ber gefehrte Freund, dem ich mande Bemerkung zu vers
danken habe, theilte mir folgende Anmerkung zu diefen Paras
graphen mit. „Die Nachricht; welche ung Plinius von dem
' „Phengit gegeben, ift Lib. XXXV. Cap. XXII Enthalten.
„Er fagt, Nerone principe in Cappadocia repertus eft lapis
„dusitia marmoris, candidus atque translucens etiam qua
„parte fulvae inciderant venae, ex argumento Phengites appel-
‘ „latuss ¶ Höe conftruxerat aedem Fortunae, quam Sejani
Appellatione dicebat a Servio rege facratam, aurea domo
„compiexus. Quare etiam foröbus opertis interdiu ciaritas
„ib? diurna ‚erat, baud alio quam [pecularium modo, tun-
uam inclufa Iuce, non transmilla. Ans dtefern erhellet,
„daß Plinius einen phofphorefeirenden Stein gemeint habe,
„welches auch ſchon der Name mit fid) dringt, als welcher ei⸗
„nen leuchtenden Stein bezeichner. Nach feiner Erwähnung
„hatte er die Härte des Marmors; er war weißlicht, und
„auch an denjenigen Stellen, wo rothgelbe Adern eingemenge
„waren, durchſcheinend. Es heißt ferner (wie richtiger muß
„überfeze werden): daß diefe Steine in den Zimmern, die
„damit getäfele waren, einen fo bellen Schein, auch bey
„verdediren Eingaͤngen, bey Tage verbreitet haͤtten, als
„ons Tageslicht felbften; eben als wenn das Aicht in
„den Zimmern eingefchlofjen, und nicht von auffen, oder
„vermittelſt dee Senfter, wäre eingelaffen worden.
‘
„Diele Eigenfchaft des Leuchtens im Finftern, haben alle
„unſere Fluß» oder Leuchtſpate. Sie müfen aber vorher ers
„waͤrmt werden. Doc) iſt and) die Sonnenmwärme, deren fie
„ausgejeßt werden, fhon bey einigen zureichend. Won dem
„Lapis bononienfs, einem Schwerſpat, ift es bekannt, daS
„er, caleinirt, feine phoiphoreieirende Eigenſchaft aufers,
„wenn er nur dem Tageslicht eine Stunde ausgeſetzt iſt. Die
„Werkſtaͤtte der Natur kann alfo wohl auch Steine. hervorge—
„brayt
io - Part. I. Cap. III,
Aus diefem lapide fpeculari machte man auh Bier
nenftöce. H
„bracht Haben, die nach Art der Fünftlichen, ben wenigem
„Licht und geringer Wärme, diefe Eigenichaft äußern.
„Den Lapis Speeularis des Plinius hat fhon der Graf
„Marſigli in feiner Differtazione del :offoro minerale etc.
P. 55. für den Gipefpat, oder Selenit, erflärt, und er wird
„noch an den nehmlihen Hrten in Bologna (Agro Bono-
„nienfi,) wie Plinius erwähnt hatte, gebrochen. Die Tas
„fein haben über einen Schuh in der Länge, und die Hälfte .
„in der Breite. Man findet den Selenit an vielen Orten
„bey den Gypsbruͤchen. Es if aber auc fein Zweifel; daß
„die Alten fih nicht auch des ruſſiſchen Glaſes, Mica mem-
„branacea), das zu Fenfteriheiben noch bequemer iſt, follten
„bedient Haben, da es ſchon den Italieniſchen und franzöfichen
„Gebürgen ıc wiewohl nicht in fo großen Tafeln, als inSy
„berien und Rußland vorfommt. Beyde Steinarten aber,
„wenn fie auch fo durchſichtig als Glaß find, leiden durch die
„Witterung Schaden, fie werden aufgelößt, und trüb. Pli-
„nius fagt im obenangeführten Kapitel: In Arabia quoque
„efle lapidem vitxi modo translucidum, quo vtuntur pro
„fpecularibus, Juba audtor eft« Bm — — die J
„Mica Membranacea.“]
— —
*
— —
Eee
a
>
— —
Er
|
Cap IV.
; De
Mieter. 7,
8. Is
| M aan, find gewiſſe Maffen, die aus der Erde hervorge⸗
bracht werden. [Diefe Definition Ift zu weit und unbe»
ftimme. Richtiger ift folgende Anmerkung meines Freun⸗
des. „Metalla, Metalle, find diejenigen Körper odee
Maſſen, welche aus gewiffen Steinarten, den eigentlia
|
hen Mineralien, gefhmolzen werden. Sie find ſchwer,
glänzend, undurdfihrig, und laſſen ſich durch Säuren
auflöfen. In der Mineralogie werden alle Metalle die
Boͤnige (reguli) genannt. Sie unterfcheiden fich nach
zwey vorzüglichen Eigenfchaftens Kinige laffen ſich
fehmieden oder hHämmern, andere nicht, went fie gefchlas
gen werden. Jene werden edle Metalle, alsGold und
Silber 2.5 diefe aber Halbmeralle, Zind, Wißmuth,
Spießglas ꝛc. genannt; Doc dieß hat in der Mineras
logie feine genauere Beſtimmung. Bey den Römern
und Griechen wurden unter Metalla auch die Bergwerke
oder Erzgruben, als welche die Erzhaltigen Mineralien
lieferten, darunter verſtanden. — 3: E Herodot VIE
112. fchreibt, auf dem Berge Pangaͤum feyen Keucews
TE 194 apyieew ueranna, Cornel, Vepos V, 1, 3.
magnas
*) (Dan vergleiche Martini im Cten Ereuts zu feiner Küspr
des Ernefi. Archäologie ©. 171ı—ı181,)
112 Part. I. Cap. IP.
magnas’pecunias ex metallis fecerat, fo auch II. 2, 2. und
dafelbft Bofius.]
Agricola’s Buch de re metallica, iff ein fehr brauch»
bares Werf, und zu vergleichen.
Mich. Miercarus, von Dorn, Serber, Walle⸗
rius, Ritter von Linné, und andre haben hiervon ge
handelt. |
Die phyſikaliſche Unterfuchung der Metalle muß der .
Merallurg hiefern: fie wird für-den ren zu weits
läuftig.
G
Das vornehmſte Metall ift das Bold,
Aurum purifimum heiße ‚auch coctum, d. i. folches;
das auf der Kapelle gewefen und von allen Schlafen
[oder von andern beygemifchten Metallen] gereinigt wor-
den. Bon diefer Are find die alten und ächten ancifen ‘:
Goldſtuͤcke. Plinius nennt es auch canalitium, ſolches
wurde in den Bergadern gefunden, und war noch nicht
gelaͤutert.
aurum coronarium, i. e. purum, kommt in Cod.
Theodoſ. vor. War der Juden⸗Zins, den die Juden in
dem beften Golde an die Kaifer enrrichten mußren. Die
Urfache ift daher zu leiten. Wenn die Gouverneurs im
den Provinzen abgiengen, und in Triumph einzichen
wollten; fo erfuchten fie die Städte, die unter ihrent
Gouvernement lagen, um eine Beyſteuer, die-in dem
feinften Gold beftund, zu einer goldnen Krone, die
nach dem gehaltenen fenerlichen gap in den Tempel
dcs Jupiters verehrt wurde.
Das feinfte Gold wurde aus Afien gebradhr.
infecti auri maſſae, noch nicht gereinigtes Gold,
wurde bisweilen Zateres, lateres auri, Boldftangen,
franzöfifch barres d’or genannt. |
| —
De Metallis, 113
$. 2
| Moſes nennt fhon einen Fluß, der Goldförner
mit fich geführer. | So auch Hebrus, Pactolus, Gans
gesen. a. ſ Dim. N. G. 33. Kap. 4. Abſchn. 21.] Es
giebt noch heut zu Tage, felbft in Deutſchland, Flüffe,
die Gold, wiewohl niche haufig, bey fih führen. —
Ferner har Dlintus gemeldet, daß die Ameifen Goldkoͤr—
ner aus der Erde gewühlt harten, Vermuthlich muß die
Seltenheit der Körner, und die Schönbeir derfelben die
Einwohner angelockt haben, fie zu fammeln, Nachdem
man aber den Werth des Goldes Fennen gelernt, fuchre
man es forgfältig auf: worzu bey den Indianern, Ara⸗
bern, wahrfcheinlich der Anfang gemacht wurde, —
Die Griechen lernten es von den Phoͤniciern ken⸗
nen, die es ſehr glaublich durch den Handel mit den ans
geführten Narionen loder aus ihrem eigenen Lande,]
erhielten. [f. den nachher angeführten Rambach ©. 82 f.]
| Die Rartbaginenfer, ebenfalls urfprünglich Phös
nizier, braten nach Spanien die Gewohnheit, Berge
werke anzulegen, wo diefe vormals häufig gemwefen, fone
derlich bey der Stade Sifapo im Baerifchen Spanier
Iſ. Diodor, Sienl. zter B. und Strabo zter B. S.
146. ꝛc. Caſaub. Ausg. Allgem, Welthiſt. 15ter Theil
©. 332 ff. 9. 366. und 367.] Ä | |
Bereits in den älteften Zeiten war das Gold im
Handel und Wandel üblih, wie man ſchon aus bibli-
ſchen Nacho chren erfehen kann. Man harte aber anfangs
Feine geprägten Muͤnzen, ſondern rohe ungearbeirere
Stifen, die man einander zumog. Man mußte fols
ches Meral von einem vorzüglichen Werch zum Kandel
haben, weil man ihn mit dem bloßen Taufch einer Waa⸗
te gegen eine andere, wie man anfänglich chat, niche
wohi forefegen konnte R. 5
rn | 1) Als
) 18. Goguet Ünterfuchungen, über den Urſprung der Geſetze
ie Th J. S· 151. Wachters Archaeglog. gummariam
» ER! Leipzig
114 Part, I €ap. IV,
1) aurum rude, inrohes Gold, wie es aus dem Schmelz,
ofen kommt; oder rohe Goldbarren, Goldftanaen.
2) aurum fackum, Bold, das zu mancherleyg Gefäffen
und Sachen verarbeiter ift; und
3) aurum fignatum, ausgemürztes Gold.
Abraham bezahlte Gold in Seckeln, und Joſevh
wurde um Gold verkaufte. Doch will Orto Sperling, de
numis non cufis, behaupten, dergleichen Gold ſey noch
nicht gemuͤnzt gewefen, fondern nur in Fleinen Stuͤckgen
augewogen worden.
Abrahams Knecht Kliefer ſchenkte der Rebekka viel
goldne Kleinodien.
Die Egyptier beſaſſen unter andern goldne Gefaͤſſe,
die ihnen die Kinder Iſrael beym Abzug abfordern mußs
ten. [Sie follen zu der Zeit, da Abraham und Jacob
lebten, eigeneliche Münze gehabt haben, nach der Mey—
nung des Auerius in feiner Gefchichte der alten Hands
lung und Schiffarth, Kap. 6.]
[Die Juden brachten Gold als freywilliges Opferdar.]
Auch andre Marionen harten ſchon Gold. Xeno—
phon berichter von den Medern, daß fie viel Gold und
Silber gehabr hätten. Die älteften Nachrichten von
ausgemünztem Golde find folgende: Cyrus ließ goldne
Münzen prägen, auf einer Seite mit einem Bogenſchuͤ⸗
gen, und ſchenkte fie feinen Soldaren. Sein Nachfol⸗
ger, Darius Apftafpes, lic auch goldne Münzen aus
dem reinften und feinften Golde fhlagen, und v:in Bilde
nis darauf fegen.:
©. Boden, ehemaligen Prof. zu Wirtenderg Abh.
de Daricis veteribus, worinne angemerft wird, daß
ein foldyer Daricus 2 Drachmen Goldes ſchwer ger 7
wefen, und folglich 20 Drachmen Silber gegolten
haͤtte. Denn Gold verhiele fi) damals gegen 9*
ber,
Leipzig 1740. 4. Rap. J. vnd 2. Rambach im Zten Theil
Potters griech. Archäologie 5, 70 ff.J
De Metallis, 115
v
bet, wie 1o zu 1, [ Augemos naͤml. serne war vom
feinften Golde. Er ſoll nad) dem Spidas, vers
glichen mit Zenopbon Expedit. L 7, 14. wo eg
heißt, 3000 Daricos feyen gleich zehen Talenten,
zwanzig filbernen Drachmen, oder den sten Theil
einer Attiſchen Mine werch geweſen. Vergleicht
man, (wie deune im griechifhen Regiſter zu
feiner Ausgabe von XZenophons Eyropädie unter
dem Wort Angemos bemerft ,) eine Drachme nach
der gemeinen Rechnung mit drey fächfifchen Gros
ſchen; fo ift Daricus gleich ſechzig fachfifchen Gros
fchen, oder einem halben fouisd’or; nah Ram—
bach aber in archäolsgifchen Unrerfuchungen S.
157. gleich 4rthlr. und 6 gar. Das Zeichen daranf
war nad) Plutarch im Agefilaus in Schuͤß Nach
Zerodor IV. 166. fehlug ſolche Münzen zuerſt
Darius Hyſtaſpis Eohn, und diefes behaupret
auch Weffeling in feiner Anmerk. zu Herodots Stel⸗
le ©. 355. or. 75. und in feinen Obferuatt. lib, IT,
24. Hingegen Harpocration, der Schofiaft zu
Ariftopb. Eceleſ. 589., Spidas und Denemg
difl. ad vatic. Daniel, S. 169, fagen, ein älterer
Darius, Medus, fey der Erfinder jener golden
Münzen, und diefer Darius Medus beym Daniel
fey, wie einige glauben, der Cyaxares beym Kes
nophon: Darius, Hyſtaſpis Sohn, der Perfer
König, habe es nur nachgethan; folglich fey, wie
Zeune folgert, Darius Hyſtafbes nicht als Erfinder,
fondern als Berbefferer des Münzmwefen bey den
Merfern anzufehen, Den vom Zeune angeführten
Schriftſtellern, welche von jener Muͤnzſotte han«
deln, kann man noch beyfügen Barnab. Btiffos
nius de regio-Perfafum principatu, 2fet B. $. 2435
‚244. und 246. ©. 610. ff. nach der Lederliniſchen
Ausgabe, Strasburg 1710, 8.]
2% Aröfiss
En)
116 Part. I. Cap. IV.
Rröfus fies goldne Münzen ſchlagen, die Verofoei
heißen... Herodot bezeugt es, der fie gefehen haben Fann,
und feinem Zeugniß zufolge,„follen die Apdier überhaupt
zu allerft Gold und Silber geſchmolzen und gepraͤgt ha⸗
ben. Herodot J. Kap. 94. Von einer alten ſilbernen
Münze eines Lydiſchen Königs, auf welcher die Buchſta⸗
ben A. T. Spannbem, de V..et PR: numiſm. dilſſ. I,
©. 13. für die Buchfkaben des Namen Atys, Wache
ter aber in Archacol. nummar. ©, 48. von dem indifchen U
König Alyattes erklaͤrt. Man vergleiche auch Ram—
bad) zu Potters Archäol. zter Theil ©. 73 More.)
Licbii Gotha nummaria Rap. ©. '
Die Macedonifhen Könige legten Goldbergmwerfe
an; doch war das Metall felbft den Griechen fhon lang
zuvor bekannt, und wurde zur Pracht verwende. Schon
zu Homers Zeiten war es üblich, goldne Geſchmeide
zu fragen. — Man zierte firner Statüen damit. So
verfertigte z. B. Phidias einen Jupiter von Gold und
Elfenbein, wie auch eine Minerva. . Das Frauenzimmer
bediente fich auch deflelben. Die ‚älteften Arhenienfifchen
Stauenzimmer trugen goldne Zeuſchrecken in ihren
Haaren, wodurch ſie anzeigen wollten, daß ſie chnheimis
fhe und einländifch gebohrne Leute, nicht Fremdlinge
‚Wären. Dieſer Gebrauch dauerte bis zu Solong Zeiten, |
Da eine Staatsreforme vorfil. S. Thucydides. piflor |
D.1 Kap. 6. Rambach a. O. ©. 82. f.] | |
In Griechenland har der König Philippus zuerſt
Goldmuͤnzen ſchlagen laſſen. Wovon in des Rektors
Martini Samml. eine befindlich. [Wachter ©. 53.19 |
Homer erwähne zwar ſchon der Talente: und man
Fönnte daraus fchließen, ſolche wären aus gemünzten
Gold beftanden; alfein des Dichters Worte find nur von
ungemünztem und zugewogenem Golde zu verſtehen.
+ ho 9. 4.
De Metallis, 117
% 4
Der Roͤmiſche Staat war in den aͤlteſten Zeiten zu
arm, als daß er viel Gold follte befeffen haben. Selbft
ihre Görter waren anfangs von Holz *), Thon und ans
| dern weichen Maffen, wie Kivius und ante berichrens
Targuinius-Deiskus, der sterömifche König, fol zuerft
feinem Sohn eine bullam auream gegeben haben, weil er
‚noch in der toga praetexta , das heißt, da er noch niche
16 Jahr alt war, fih im Krieg tapfer gehalten und eis
nen Feind erfchlagen harte. Daher Fam die Gewohnheit
junger Römer vom Grande, dergleichen bullam auream
zu tragen. [Bon diefem erften und nachherigen Gebrauch
einer goldnen Bulle, von den Bullen der Römer übers
haupt und ihrer Seftaleund Abbild. handeln Hfich. Ang.
de la Chauſſe in Le Grand Cabinet Romain, ou Recueil
d’ AntiquitezRomaines &c. Amfterdam 1706. Fol. Partie
V. article I. &. 102.f.$ranc. Siccoroni della Bolla d’
‚ oro, Nom 1732. 4. und Conpers Hiiddleron in Germ,
| antiquitatis eruditae monumentis. &c, $ondon 1745. gr.
4. tab. III. ©. 29. Daß triumphirende Feldherrn goldene
Bullen getragen haben, glauben Baudelot in Hiſt. de
Pacad. des J. et BL. B. II, ©. 230. de la Chauſſe ©.
103. Montfeucon —70— expliq. Tom. 3. Th. J. B.
2. Kap. 10. und führen Macrob. Saturn. L 6. zum
Zeugen an; affein iddleron S, 42 ff» bezweifelt, ja
widerldgt diefe Meynung. ]
Die Damen follen auch Gold an den Fingern,
Schenfeln, und Armen getragen haben: allein dieß fol
‚nur verfchwenderifihen Damen eigen geweſen ſeyn. Denn
N 3 Pli⸗
*) Pauſanias in Arcadicis der B.8. ©. 665. führt Mercu-
rium ligneum und Venerem ligneam alg Werke des Demos
phboon an. Lisneus Hercules beym Pauſan. II. B. ©.
. ı21. Zwey Statuen von Holz, zwey Olympiſchen en
geſetzt, bey ebendemf VI. B. Kap. 18. Ep ;
\
118 Part, I, Cap. IV.
Plinius melder, daß das Frauenzimmer aus dem Ge⸗
ſchlecht der Quinktier kein Gold getragen haͤtte. Auch
zum Hausgeraͤthe brauchte man Gold. Z. B. zu Salz⸗
gefaͤſſen und ſo w. Da die Noth im ꝛten Puniſchen
Kriege allgemein wurde, mußten die roͤmiſchen Damen
ihr Geſchmeide hergeben, um die Armee hiervon beſolden
zu koͤnnen, und dabey wurde beſtimmt durch dag SCtum,
wieviel goldne Geraͤthe jeder Hausvater behalten durfte
Endlich fiengen auch die Mannsperſonen an, golds
ne Ringe zu tragen. In den erſten Zeiten hatten nicht
einmal die Koͤnige welche gehabt. Marius ſoll erſt,
da er dreymal triumphirt hatte, einen goldnen angeſteckt
haben, Vorher trug er ſtets nur einen eiſernen. [Meh⸗
rers vom Gebrauch der goldnen Ringen finder man in
jo. Rirchmanns Bud) de anaulis, Frankf. 1672. 8.
Kapp. 2. 15. 16, 17.]
Der Verdruß, den ein Tribunus Plebis verurfache
Hatte, machte, daß der Gebrauch goldne Ringe in Nom
zu fragen, fehr Mode wurde, (er hatte nemlidy die dies
faftos, die der Magiftrar fehr geheim gehalten harte,
verrarhen.)
Die equites romani, da fie gemmürdiger worden wa⸗
zen, daß aus ihrer Geſellſchaft Affefforen für den Praͤtor
Urbanus; und Peregrinus jährlich. gewählt und an die
Seite gefezt wurden, fingen won der-Zeit an Ringe zu |
fragen, und datauf gründet fich das jus annuli aurei. |
[Man vergleiche damit, was Birchmann im ange, Buch
S. 92 ff, davon gefchrieben hat.]
62 Fahre fpärer, als man Silsermängen geſchla⸗
gen harte, wurden 547. R.C, die erſten Goldmünzen in
Nom geprägt, [Plin. H. N. B. 33, Kap, Wachter
Archaeol, S. 197 ff.]
Hierauf fieng man an, das Gold faft zu allen Din.
gen, Die in guten Familien nothwendig waren, zu braus
eben. Man verferrigee daraus Becher, Schaalen ai
andern
De Metallis, 119
andere Trinfaefäffe, die, mie Plinius melder, mie
Dasreliefs geziert wurden, und dadurch einen weit groͤ—
Bern Werth erhielten, alg fie vorher, da fie noch glatt
gearbeitet worden waren, gehabt harten.
Die fellae curules wurden auch mit Gold geſchmuͤckt;
fo wie die Königschrone fhon beym Homer.
Man brauchte das Gold ad candelabra. Diefe
$euchter wurden theils aufgehangen,, theils waren fie wie
Bäume gemacht, die mehrere Zweige harten, und frey
ftunden. |
Man nahm das Gold zu andern Gefäffen, f. Dos
pifeus im Leben des Aurelians, 46 Kap.] fo gar zu
Schubfolen, welche vornehme Damen trugen. Biss
weilen aber fhlug man nur goldne Naͤgel in die Schu«
he ). Sa man lies fogar Aufeifen daraus verfertigen.
So ließ 3. B. der Kaifer Heliogabalus feine Pferde
Damit befchlagen: allein dieß war wahrer Unſinn. —
Zu Degengriffen nahm man aud Gold.
e Beym Homer finder man goldne Körbe und Spinn⸗
rocken.
Das Gold wurde endlich auch theils in duͤnne Plaͤtt⸗
chen geſchlagen; theils wurde es auch geſchabt, wenn
man damit vergoldete. Die Roͤmer vergoldeten weit
ſtaͤrker, als wir heut zu Tage. Doch hatte man noch
eine Are von Vergoldung, die der unſrtigen ſehr nahe
kommt, und zwar, wenn fie ihre Jacunaria, i. e, hölgerz
ne Decken vergolderen, Dieß geſchahe erft nur nach Zer«
flörung der Stadt Karthago im Kapitoliun. Nachher
aber aush häufig in Privarhäufern. [Properz IL I.
50.]
H 4 End⸗
*) Aurelian erlaubte nach dem Vopiſeus am angef Ort: ©. 662.
Leiden 1671. in hiſtor. auguftae ſcriptor. tom. II. vt ſibulas
aureas gregarüi milites haberent, quum antea ergenteas ha-
buiflent. 2
129 Part, I. Cap. IV,
Endlich brauchte man auch Gold zu Statüen.
[Bon den goldenen Gtarien handelt umſtaͤndlich Mar—
tini ım Excurs, ©. 171 ff.] Luc, Septimius lic
figna aurata vor dem Tempel der Görrin Fortuna, auf
die da angelegten Gallerien ſtellen. Aber weiter gieng
ſchon darinnen Manius Acilius Glabrio, der ließ
ſeinem Vater zuerſt ſtatuam auratam im Tempel der Pie—
tas errichten,
In Veneris Mediceae capillis, hat man dergleichen
Vergoldungen gefunden, Aufferdem aber auh nohan
andern Bildfäulen, z. B. dcs Apollo im Kapitol, des
Herfules, des Bacchus in Pompeii, u. d. m.
Man vergoldere die Hörner der Opferthiere fehe
häufig, und zu Aomers Zeiten überzog man fie mie düns
nen Golöblehen, [Odyſſ. p. 432 ff. PB. Mehreres
darüber fagt Ricci in Diflertatt. Homericis, zten Bande
DIN, XXXVII. ©. 176 ff. Slorenz 1741. 4 Von der
Art, wie dieß Ueberziehen mie Solöblechen oder die
Vergoldung der Statuen fowol von Erzt, als auch von
Marmor, ben den Alten aefchehen, und worinnen ihre
Donerhaftigkeie beftanden fen, zeige Winkelmann ın
feiner Gefehichte der Kunft ©. 534 ff Wiener Ausgabe,
auf eine wahrfcheinliche Are.) |
Ben zunehmenden $urus verferfigfe man ganze
Stariien aus Golde, wie Plinius H. N. XXXIII. Sect.
24. ©, 619, und V, Sect. 20, ©. 267.) und Strabo
[B. XL. ©, 532,] bezeugen von der Anaitis. Diefe
war eine Börtin, die von den Armeniern außerordentlich
verehree wurde, Wolluſt war der Hauptendzweck diefer
Goͤtterverſammlung. Diefer Göttin wurde eine Statuͤe
von ganz maffiven Golde geſezt. |
Georgias von Keontium, ein berühmrer Re—
dekuͤnſtler, fol fih nach des Pliniug Bericht H. N, -
XXXIU Sect 24. &, 619.) eine ganz golöne Statüe
haben fegen laffenz allein Cicero [de Orat. UI 32. Das
ler. Max. VIII. letzten Kap. Pauſan. X. B. Kap. 18%
De Metallis. 121
S. 842.1 fagen, daß fie ihm auf gemeinfchaftfiche Koſten
wäre gefeze worden. Zu Ron fund auch Sulls und
Auguft ganz von Gold. Domitian, und Aleudius
aber geboten, daß ihnen Feine andere, als golöne oder
filberne Starten durften gefege werden.
x TS,
Aurum in fila trahere &c, Man fieng an Gold in
Drath zu ziehen, zu fpinnen und in andre Sachen, wie
Goldlahn, einzumeben, Horaz ſagt deswegen, aurum
in humanos cogitur vfus,
Das Frauenzimmer trug nicht allein goldgefticfte
Kleider (welche Erfindung den Phrygiern eigen iſt) ſon—
dern fie webten auch das Gold in ihre Hausfahen, fons
derlich in die Matrazzen, über die Tafelberren. — Der
König Attalus foll eg erfunden haben, daß man Gold
in die Kleider gewuͤrket. Daher heiffen ſolche Kleider
veftes Attalicae,
Ferner verferriate man daraus goldne Diaffen
(nodos aureos) und Trotteln (villos aureos) an die Kleider,
— Ein Kleid von diefer Arc fol Herodes Agrippa, vor jener
Sudenverfanimlung, Ap, Sch. K.XIV. gerragen haben,
$..: 6
Nah dem Gold ift das herrlichfte Metall dag
Silber.
Puftulatum, fen pufi ulatum, (a —— ein Blaͤs⸗
chen,) iſt das beſte rein gelaͤuterte Silber, [ſ. Sal⸗
maſ. Exerc. Plin, ©, 738.] In den Pandekten kommt
es mehrmals vor. € wird wie das Gold in drey Klaſ⸗
fen gecheilt, [nach Iſtbor XVL. 17.]
1) argentum rude, [oder infectum, ] rohes Silber, mie
ea gebrochen wird, oder aus dem Schmelzofen kommt.
2) argentum fackum, verarbeitetes Silber, zu verfchiedes
neh Gefaͤſſen und
85 3) ar-
222 2 Bars LG WW.
3) argentum fignatum gemünztes Silbergeld. IS. Gro⸗
nov de Selflertiis, lib, L 7. ©. 34 ıc.]
7.
Sm Anfang ift das Silber nicht aufferordentlich
häufig gewefen; jedoch bat man fich deffelben eher als
Des Goldes bediente. Schon aus der Gefchichre des Juͤ—
Bifchen Volks wiffen wir, daß fie viele Gefäße aus
Silber verfertigten. Joſeph hatte einen filbernen Be:
a und hieß ihn in feines Bruders Benjamin Sack
ſtecken.
Im Egyptiſchen Theben bekam Menelaus und
Helena verſchiedene Silbergefaͤſſe, an denen der Rand
mit Gold beſetzt war, von dem König Polybus und feis
ner Gemahlin Alkandra zum Geſchenk.
Die Trojaner trugen Stiefeln, die mit filbernen
Hefteln zuſammengeſchnuͤret waren.
Es wurde auch zu andern Sachen verbrauht. — Die
erfiichen Könige ſchenkten den tremden Gefandten ein
babylonifches Talent gemünztes Silber und zwey filberne
Schaalen: wie Yelian berichten, [in H. V. iſter B. zz
Rap. wo Perizons und der übrigen Ausleger Anmerf,
nnachzulefen find, ©. 38 ff. Abrah. Gronovs Ausg.]
Aub die Griechen brauchten ſchon in Homerg
Zagen Silber zu vielerley Geräche und Gefäffen,
shne noch Silbergeld zu haben. — . Amyntas,
König in Macedonien, ein Zeitgenoffe des Cyrus,
ließ die erften filbernen Münzen ſchlagen: und die feinis
gen find die älteften, die man in Münzfammlungen fins
der: [wenn fie ächt ift, fo muß fie 550 “fahre vor Chris
ſti Geburt gepraͤgt ſeyn. ©. Beger in Thefauro Brn-
denburg. Vol. IL, S. 4) — Dieß war auch der Fall
in Rom. Man _harte früher mancherley filberne Gerär
she, als wirklichesSilbergeld. L. Sabricius Luſcinus
befaß unter feinem ganzen Bermögen, von Öilber, weiter
nichts als ein Salzgefäß, — Aber bald hernach ward es
ausge⸗
De Metallir. 123
ausgemünge, S Jahre vor dem erffen Punlſchen Kriege,
[a. v. c. 584: fe Gronov de Seftertiis, $eiden 1691. 4.
©. 179.]
In den aͤlteſten Zeiten harte man Fleine Stuͤckchen
gehaftes Silber, viel» vier» oder ſechseckigt, die zaleae
biegen. Wermurhlich harten fie einiges ſeichtes Gepräge,
oder ein Merkmal ihres Werths und Gewichts. Und
im Anfange wog man fid das Silber zu; fo wie eg
noch an einigen Drten bey großen Summen zu gefcheben
pflegt, 3. B. in Venedig, wo man felbft Zechinen einan⸗
der zumiegf.
Verwendete man das Silber vorher zu allerhand
Gefäßen; To ward es nun wahrfcheinlich zu Tifchgefchira
ren, zu Schaalen, zu Seuchtern und f. f. verwender,
Die römifchen Senatoren trugen eine lunulam, i. e.
eine Platte, wie ein halber Mond gearbeirer, von Sils
ber, vorn auf dem Schuh, wenn fie anders von Silber,
und nicht von Elfenbein war, wie manche haben behaup⸗
ten wollen. Daher heift argentum purum, h. 1, glatt ges
arbeiteres Silber; und hingegen argentum saclatum, Sile _
bergerärhe mit erhobenen Figuren, [ſ. Salmaſ. exercitt.
Plin. ©, 736. 738.)
Man machte ferner in Kom aus Silber Spiegel,
Virgil und andere Dichter fagen, ein ftifes Waſſer
fen der ältefte Spiegel gewefen. — Hierauf verferrigre
man Spiegel ex orichalco, war vielleicht eine Mifchung
von Dombak. In der Folge nahm man hierzu Stabl,
den man polirte. — Ferner den Japidem obfidianum *) %
bis
*) [Der lapis obfidianus iſt ein Prodnet der Vuleane, oder ein
aus verichiedenen Steinmaſſen, befonders dem Baſalt, ge:
fehmolzenes ſchwarzes Glas, (Lava,) das dennoch die Härte
hat, am Stahl gefchlagen, Funfen zu geben. Mach neuern
Erfahrungen wird es zwar nur in Island gefunden, und we⸗
der der Veſuo, noch Aerna hatte gleihförmige Maffe bervors
gebracht. Es werden aber ſeit den undenklichen Cataſtrophen
unferer
124 Ä Part. L" "Cap, IV.
u
bis man kand, daß fih dus Eilber * beſſer hierzu
brauchen ließ. Nach der Zeit nahm man ——— zu
denen
unſerer Erde, in Italien ſowol, als in Griechenland, in
Boͤhmen, Ungarn, in Teutſchland, beſonders am Rhein, und
im Fuldaiſchen, fo wie an mebhrern Orten gleiche Steinarten
gefunden, welche unleugbare Denfmale der in der Vorwelt
ausgebrochenen Vulcane find, wenn fih auch ihre Geſchichte
‚verloh:en bat. - Genug! diefe Steinarten find vulcaniihen
Vriprungs, und, nad, allen Beichreibungen der älteften
Schriftſteller, der wahre Vbfidian. Diele Anmerkung bin
ih meinem gelehrten Freund ſchuldig Auch Graf Caylus
in feiner Vorlefung oder Unterſuchung einer Stelle des Plis
nius (H. N. XXXVI. Rap. 26. Art. 17.) die vondem Dbs
fidignijchen Stein handelt, (in Mem. de Litterat. B. 30.
©. 417 ff. oder in defjelben von Meuſel überfeßten Abhands
lungen zur Gefhichte und zur Kunſt, ıten B. ©. 14 ff)
bält es für wahrfcheinlih, daß der Obſidianiſche Stein eine
gewiſſe AehnlichEeit mit dem Glaſe hatte, und daß die Römer
ihn durch Hülfe des Glaſes nachgemacht haben. Plinius fagt,
unter den Battungen vom Glaſe find die fogenannten
objidignifchen mit begriffen, wegen ibree Aebnlichkeit
mit einem Steine, weldyen Obſidius in Aethiopien
gefunden bat. Salmafius hält dieje Ableitung des Plins
für eine Grille (in exercitt. Plin. ©. 64.) und leitet den Tas
men von dem Namen eines Steins, welchen die Griechen”
edıayoy AlFov (einen Spiegel von Stein,) genannt buben.
Caylus führe verfchiedener Gelehrten ihre Erklärungen an,
und prüfe fi. Darauf fagter, unter der Anzahl der Mate«
rien, über die_er feine Linte rſuchungen angeſtellt habe, ſey
diejenige, welche ihn am meiſten aufmerfiam gemacht, und
die er zugleich mit der Plinianiſchen Beſchreibung des Odbſi⸗
dianiſchen Steins vollkommen uͤbereinſtimmend gefunden habe,
eine Art von ſehr ſchwarzen und manchmal durchſichtigen Glas
geweſen welches aus den feueripeyenden Bergen hervorfommt,
und zu Peru unter dem Namen des Ballinacifcben Steines
betannt fev- Aus der Reiſebeſchrelbung des D' Ullog führe
er an, daf man in den Gräbern der alten Peruvianer zwey
Arten von Steinipiegeln finde, einige vom Steine Pnca, (eis
ne Gattung von Kies,) andere vom Gallinaciſchen Steine,
und beichreibe ihre Beſchaffenheit; vergleicht fie mit Eiſen⸗
ſchlacken des Hella oder Bloͤcken von der naml. Materie, die
vom
\
De Metallis. 125
denen Spiegen, bis man das Glas felbft erfand, —
Befonders waren die Spiegel fehr berühme , beliebt und
arfucht, die mar zu Brundufiun oder Brunduſt in Ita⸗
lien, aus Zinn und Erzt verfereigee. — Plautus fagt,
man babe zu feiner Zeit ſchon filberne Spiegel gehabr.
Plinius aber will die Kunft Spiegel zu verfertigen
in die fpäfern Zeiten herabfegen. — Dofiteles, nicht
aber Praxiteles hat in des großen Pompejus Tagen zus
erſt filberne Spiegel gearbeitet. In der Folge wurden
die ſilbernen Spiegel fo gemein und verächtlih,, daß fie.
nur Sklaven und Sflavinnen brauchten. _ Deswegen
verfertigte man goldne Spiegel, die mie Edelfteinen
befeze wurden. z |
Zu.allen Arten von Hausgeräthen brauchte man das
Silber; zum Beyſpiel, ad monopodia, waren kleine Tiſch⸗
gen, die auf einem einzigen ſilbernen Fuß ſtunden. An⸗
dre Tiſche hatten 3 oder auch 2 Süße, die ſchoͤn le
ber ausgelegt wurden,
ad lIectos tricliniares,, waren eine Art von Kanas
pees oder Ruheſeſſeln, worauf man fich bey Gaftereyen
zu legen und fo zu fpeifen pflegre.. Sie wurden vom
koſtbarſten Holze gemacht, und oͤfters mir Silber eins
gefaßt und belegt, oder Rus filbernen Zwecken bes
ſchlagen.
Zulezt verſertigte man Aare triclinia 1. e. Speife«
zimmer von Silber. Zu den Zeiten des Sulla gab es
deren nur zwey in Noms in der Folge aber vermehrten
fie fi. Tf. ag N. T. 30 Kap. 11 Set. 5o und 5r.]
“
Auch
\
von Hekla herkommen; daß es alfo ein Produck des Feuers
iſt; und erklaͤrt umſtaͤndlich den Plinianiſchen Text; zuletzt
zeigt er einige chymiſche Operationen an, welche die Wahrs
beit des Plintanijhen — beſtaͤtigten, vitrum fulrhuri
concoctum ferruininatur in oidem „- DAS ‚mit Schwefel
gekochte Glas erhaͤlt die inte des Steins, oder wisd
zum bärteften Stein.)
126 Part, I: Cap. IV,
Auch die Repofirorie, worauf fie die Foftbar-
ften Gefäffe in Zafelzimmern oder auch wohl: die
aufzutragenden ‚Speifen zu fegen pflegten, ‚waren von
Silber. Sie wetteiferten ordentlich in der Pracht und
Schwelgerey. Das Silber harte von den verfchiedenen
Sachen, zu denen man es brauchte, verfchiedene Benen—
sungen. Go hatten die Römer z. B.
argentum eſcarium Tafel Service
-argentum potorium, Trinkgeſchirre,
argentum balneare filberne Badewannen und Strie⸗
geln,
argentum viatorium, Reiſe Nothwendigkeiten von
Silber,
argentum muliebre, Frauenzimmer Sachen.
Man finder, daß man in Nom fo gar filberne
Nachtſtuͤhle gehabt.
Plinius führe an, daß ein gewiffer Difpenfator
des Kaifers Klaudius, ſich eine filberne Schuͤſſel von
soo Pfund habe machen laffen, zu deren Echmelzung
und Guß eine befondere Werfftare nörhig war. — Ein
andrer eine von ı Eentner am Gewicht. Man fehe
Ciacconium de triclinio, mit des Vr/ini appendice,
$. 8%
Man nannte argentum bonum ſchoͤn gearbeiteres Sil-
ber, und argentum malum ſchlecht gearbeitetes. Ferner ers
hielt das Silber bisweilen feine Benennung , entweder
von den Kuͤnſtlern felbft, oder von den Otten und Staͤd—
sen, wo eg herfam. Daher kommt des argentum Deli-
acum, Silber, das auf der Inſel Delos verarbeitet
wurde. Es war die Inſel, auf welder, der Fabel nach,
Apollo und Diana gebohren wurden Sie war ihnen
deswegen auch heilig. Jaͤhrlich wurden Wallfarten da⸗
hin angeftele- Und weil alfo viel Fremde dahin kamen,
fo arbeiteten die beruͤhmteſten Kuͤnſtler auf dieſer Inſel.
Argen-
De Metallis, 127
Argentum Clodianum, hatte einen gewiffen Klodius
zum Erfinder, fo wie das argentum Gratianum, einen
gewiffen Gratianus. “DBeyde haben vielleicht eine neue
Gattung von Kunjt oder Fagon zu arbeiten erfonnen.
Den vorzüglichften Werrh aber hatte Argentum Co-
rinthium. Den Namen führte es von der Stadt Ko⸗
rinth.
a war die arößte Schule der Kunſt, und ein
wahrer Zufammenfluß von Künftlern, die unter einander
wetteiferten, und in ihren Arbeiten einen vorzüglich
ſchoͤnen Geſchmack zeigten.
N > bedeurer die Fagon. Manchmal
mußte für die Facon mehr bezahle werden, als für den
eigenelichen Werth des Silbers; wie es auch jezt noch
ergcher.
i Wie verfchieden der alte römifche Nationalcharakter
von dem fpätern war, Fann man daraus abnehmen:
Drutus wollte nicht einmal argentum purum, glatt ge⸗
arbeireres haben, wie Cicero Verr, IV. c, 22. bezeugt,
und Verres hielt das plart gearbeitete Silber zu fchlechr,
um Gebrauch) davon machen zu fönnen.
9
Nach dem Silber hafte das Erzr den größten Werth:
ja man ſchaͤtzte es bisweilen hoͤher als das Silber ſelbſt?
Dies muß man fo verſtehen: nicht das Erzt ſelbſt, fo
wie es ausgegraben wurde, war vorzüglicher, als das
Eilber: fondern nur die Fünftliche und Foftbare Fagon,
die Arbeiten aus Erzt erhielten, gab ihm einen groͤßern
Werth, als das Silber an fich harte.
Das erfte Erze fol in Eypern gefunden worden
feyn: doch behauprer Solinus, es fey in Ehalcis, eis
ner Stadt in Euboca zuerft gegraben worden. Vielleicht
war es da ſchon eine Art von gediegenem Erzt, welches
ſich leicht bearbeisen ließ. Ueberhaupt iſt zu —
ds
128 Part, I. Cap, IP,
daß die Alten entweder eine befondere Art von Erzt hat-
ten, die wir nicht haben; oder daß fie die Kunft, daffelbe
‚beffer als wir zu bearbeiten, verftanden haben, Sie
machten 3. B. Degen, Meffer und andre Arbeiten dat«
aus *). Und davon heißt dag Erze überhaupt vielmal
aes.cyprium e cadmia factum, IS. Plinius XXXIV. Kap.
8. Ende, Sect. 20. und Kap. 10. Sect. 22. S. 659
— Martini überfegte Cadmia durch Robolt. So
auch der B. des Artick. Cadmia Koffilis in det Frankf.
deutfchen Encyclopädie, Band IV, ©. 734. Allein
mein gef. Sreund merkte dargegen folgendes an, „Cad-
mia wird zwar bey einigen Mineralogen der Kobold ge
nennt, oder die Stuffen, aus welchen das Blaue Glas,
die Schmalte, gefhmolzen wird. Unter diefem Namen
aber kann hier Der Kobold nicht verftanden werden, da
er fich als Glas, mit feinem Merall vereinigen oder bey⸗
ſchmelzen laͤßt. Wahrſcheinlicher war dahero die Cad⸗
mia der Alten unſer Galmey, Spiauter oder Zink, Erz,
als aus deſſen Zuſatz das Kupfer zu Meſſing geſchmolzen
wird, das auch nach verſchiedenen Geraͤthen der Alten
ſchon bekannt war. Es kann auch Kupfererze gegeben
haben, denen im’narürlichen Stande Galmey oder Zinf
beygemifcht war, und welche im Schmelzen ohne weitern
Zufeß dag Aurichalceum ergeben harten. Vielleicht wa⸗
ten auch edlere Metalle mit eingemenge Molina in
der Naturgeſchichte von Chili erwaͤhnt wuͤrklich eines
Kupfererzes, das in einer Provinz daſelbſt, auf einem
niedern Berg bey dem Fluß Laxa gebrochen wird, dem
der
Rieci in feinen Differtatt- Homericis, in diff. XVI. S. ıs7
— 169. handelt von dem Alterthum, Werth und Gebrauch des
Erztes zu und vor Homers Zeiten: vom Cupro oder mit Zinn
oder andern Metallen vermiſchtem Erzte, welches Plin XXXII.
eap. V. cyprium aes nennt.. Hingegen bemerkt Salmaſius
Exerc. Plin. S. 659. 779: 776. daß die Römer cyprim vöer
cuprum gelagt haben pro aer⸗ Cyprio, auch für aa Ent
Auch kann ©. 758 ff. nachgelefen werden.
*
De Metallis, . 129
der Zinf narürlich beyaemifche war, Es harte die Farbe
des Meffingg und ließ fih hammern. Bon dergleichen
Mifchungen kann es mehrere Arten geaeben haben; dahin
auch das befondere Glocdenerz der Chinefer und Japaner
gehöre “
In der Folge fiel die Achtung und der Werth des
Cypriſchen Erzres, wie Plinius melde, Man fand
nemlich beffers: und vier Arten deffelben waren beſon—⸗
ders berühmt.
des Salluffianum , wurde in den Alpengebürgen ge«
funden.
Aes Liuianum, in Gallien.
Aes Marianum in Spanien.
Dieſe Erzte hatten ihren Namen von den Eigen—
thumsherrn der Gewerke, oder der Fundaruben, 3 chen.
Eine vierfe Gattung war: aes Cordubenfe. und hatte
von der berühmeen Stadt Korduba in Spanien feinen
Namen.
Man prägre auch aus dem Erzre Münzen, 3. B.
aus dem aere cyprio wurden’affes: aus beffern Erzarren
aber Seffeitien und dupondarii gemüngt, Hieraus
folgt , daß nicht alle Seſtertien aug Silber, fondern ei»
nige auch aus Erzt geprägt gewefen. Iſ. Pronov de lehertiis:
©. 241f] — Auf foldyen Kupfermänzen finder man
bisweilen Punkte, die den Werth der Muͤnze beftimmen,
[S. Wachrer archaeolog. num. Kep. 9. ©. 107 ff
112 ff. Kap. 10, ©. 116 ff. Vom Dupondio ſ. Gro⸗
nov de feltertiis S. 196, 198. 206, Chriſt Abhandl.
‚©. 138 ff]
6 10%
Orichaleum: Diefe Maffe fund bey den Alten in
ganz außerordenrlichem Anfehen und Werth. Wir dürs
fen aber nicht gleich unfer heuriges Mefting oder Dombaf
darunter verftchen, denn unfer orichalum ift tur fadti-
tum, und has feinen ee [Dan muß mie
x dem
130 Dart, I, Cap. IV,
dem hier gefagren vergleichen, was Martini nachhero
in feinem 7ten Ercurs vom Drichalcum gefchrieben hat,
©. 132 ff. fo, hier zu wiederholen zu weirläuftig ſeyn
würde. }
Ueber den Urfprung diefes Worts iſt geftrirten wor⸗
den. Manche haben gemeynet, es hieße aurichalcum;
von aurum, und dem Grichifchen xwAxzos: andere has
ben richtiger eine befondere Gattung Bergerze daraus ge=
macht; und viele haben dieß More blos für eine
poerifche Erdichtung gehalten. Allein da Homer in Des
ſchreibung folder Sachen fehr ernfthafe verfaͤhrt; fo iſt
an der wirklichen Eriftenz deffelben nicht zu zweifeln. Es
bleibr alfo wahrfcheinlih, daß die Alten. diefe Maffe ges
habe Kaben, wenn wir fie gleich jeze nicht mehr finden.
[— Martini murhmaßt im angef. Excurs, es fey ent⸗
weder nach einer Stelle im Plaro chemals auf der Atlan⸗
tifchen Inſel gefunden; hernach aber, vielleicht wegen der
ſchwuͤrigen und gefährl. Fahre, vielleicht auch, weil die»
fe beruͤchtigte Inſel fih ins Meer verſteckt, ganz unbes
kannt und ſelten geworden: oder es fen fchon eine Art
der neu entdeckten Platina geweſen. Boſſt in dem zum,
22 $, des vorigen Kap, angeführten Buch glaube, es ſey
eine Kupferart, von der metalliſchen Gattung einer Sub⸗
ſtanz, welche mehr oder weniger vom gelben Kupfer ge⸗
habt; nicht aber, unſer Meſſing, noch weniger ein Ele⸗
cfrum. ]
‚. Doöchart fagt in Hierozoico T, I, Libr, 6. €. 16.
extr, die Bergwerfe, wo man dag Orichalcum gegraben
bärte, wären verlohren oder eingegangen. Und dieß iſt
wohl moͤglich. Denn ſo ſind z. B. im Erzgebuͤrge, wäh.
rend des dreißigjähriaen Krieges, viele Bergwerfe ruis
nirt und verfchütter worden. © Auch vie Gruben ‚weiß
man nicht mehr, wo aes Salluftianum, Linianum und.f
mw. gefunden ward, Schon Heſtiodus har den Werth
Diefes Meralls angemerft, Es wurde felbfi dem Golde
gleich geſchaͤtzt.
Virgil
——
— — — — — — —
—
"De Metallic, vol
. Pirgil erwähnt einen Soldaten mit einem Panzer
von dergleichen Metall verfertiget. Diefer Stelle Acneid;
XI. V. 87. gemäs, mir Hepnens Anmerkungen verglis
chen, fiheint das orichaleum sine Art weiffes Metall ges
wefen zu ſeyn: vieleicht was wir heur zu Tage Platina
nennen, und dem Golde beynahe gleih fhägen, f
factitium orichalcum ft, was wir Dombaf nennen;
Daß diefos die Alten auch gehabt haben, kann man dars
aus abnehmen: weil, wie Cicero und Svetonius bes
tichten, die Kaifer Yulius Caͤſar und Vitellius aus
den Tempeln Gold und Silber raubten und an deren ftafe
vergoldetes, oder überfilberees Drich.fium ſetzten. Da
nun das eigentliche Orichalkum dem Golde gleich gefchä;f
wurde; fo muß diefe lezrere Mi fe nochwendig weit ge⸗
ringer und ſchlechter geweſen fiyu,
G 1;
| Aes Corinthium: das Korinehifhe Erzt ifü under
den Erzigarrungen das berühmeefter Unter Nirtaffer
ſagt, Aue cafu ortum, vi ferunt, me arte potius: Flo⸗
tus erzähle die Fabel von der Stadt Korinth, daß bey
Zerſtörung und Einaͤſcherung derſelben, alles Metall von
den vorhandenen vielen Staͤtuͤen und Gefaͤſſen zufons
mengeſchmolzen, und unter einander gelaufen wäre,
und daher fey dag Aes Corinthium eurftanden, Allein
ſolcher Urfprung Fann nıche mahr ſeyn, weil Diinus
HN. 34, Kaps 25 meldet, daß die vala Corinthia laͤngſt
vor Einaͤſcherung der Stadt wären bekannt geweſen,
Es muß alſo dieſes Erzt von der kunſtvollen Miſchung
feinen Namen erhalten haben. Man hatte verfchiedene
Gattungen deffelben; manches war mehr Weislich, wie
Eilber; und manches war gelb, und ahmte das Gold
nach. — Esfam darauf an, ob viel Silber oder Gold
zugemifcht war, Die Künftler Fonnten auch in. das Eil-
ber glelchſam goldne Adern bringens Aus dergleichen
| 3 | Mi⸗
132 Part, L Cap, IV.
Mifchungen machte man Kunftfachen, und in die fehon
verfertigeen brachten die Künftler fhöne erhobene Figur
ren, die emblemata genannt wurden. Bisweilen ahm⸗
ten fie einen Marmor nach, oder fie verfchönerten die
Kunft durch Farben. Mean har die Frage aufgeworfen, °
ob auch Kupfermüngen aus Korinthifhem Erzt wären
geprägt worden ? 08 find welche gefunden worden: Sapor
in Difcours [ur les medailles zer Theil 17 Kap. hat fhon
im vorigen Jahrhundert chemifche Unterfuchungen ange»
ſtellt, um zu fehen, ob Gold unter dergleichen Münzen
fen ? aber feines darinnen gefunden. Es waͤre auch Vers
luft gewefen, Kupfermünzen auszuprägen, weil fie unter ”
ihrem innerlichen Gehalt gegolsen hätten. Iſ. Rambach
©. sı f. 553.] . 4
Auguſt fol ein großer Liebhaber von Gefaͤſſen die⸗
fer Art geweſen ſeyn. Was er aus Korinehifhem Erze
befommen konnte, Faufte oder ſchwazte er den Befigern
ab. Deswegen wurde er fpottweife corinthiarius ges
nennet.
Ferner Hatten die Alten *)
Aes Deliacum:, man fand es auf der Inſel Delos,
wo fich große und berühmte Künftler aufhielten, wegen
der sährlihen Wallfahrten, fo die Griechen dahin tha—
ten, die gerne was von den Arbeiten der Künftler zum
Geſchenk und Andenfen mit nach Haufe nahmen.
des Acgineticum, hatte feinen Namen von der Inſel
Aegina, wo es nicht nur gebrochen, fondern auch herrlich
und häufig verarbeiter wurde.
Serner harte man
des Campanum, wurde in der Gegend von Kapua
bearbeitet. Und endlich war noch eine befondere Gat-
tung; welche
des
’) IS. Plins Naturgeih. B. 34. Kap 2. wo auch vom Kos |
rinthiſchen Erzt gehandelt wird.
De Metallis. 133
Aec coronarium genennet wurde *): dergleichen be.
Famen die Akteurs. Es wurden nemlih Kronen und
andrer Flitterſtaat für fie daraus verfertiget, weil dieſes
Erzt von ferne wie Gold glänzte. | a
Das Erzt wurde zu allen Arten von Hausgeräfhe
gebraucht, zu Lampen und Leuchtern. Wobey zu be—
merken, daß man zu diefen beyden Gefäffen, in Tarent
die Schäfte, und in Aegina die Tillen verfertigee, und
geuchrer dicfer Are Funden in vorzüglihem Were. Man
mochte aus dem Erzt ferner Weingeſchirre. Go trug
man 3. B. den Wein bey Gafteregen in Fleinen Arten
von Wannen auf, die von Erzt waren, und daraus
ſchoͤpfte man erft in die Trinfbecher (fcyphos) mit der
(trulla) Schöpffefle, *
Vorzuͤglich brauchte DIR dag Erzt zum Gieflen
ganzer Statüien *), und Siguren. Plinius fagt:
man habe nicht allein Götter und Menfchen,. fondern
auch felbft Thiere daraus gebilder. &o, fund 5
B. in Nom ein Bos aereus vom Kuͤnſtler Myron ver-
fertiget, auf dem foro boario, Er war aus der Inſel
Aegina geraubt. Auf dem Kapitolium war. ein Jupiter
arreus vom Künftler Polykletus ***) gearbeirer. Diefe
beyden Künftler waren Zeirgenoffen von einander, [in
der 87 Olympiade. Won beyden und andern f. Plin,
D. 34: Kap. 8. und dafelbft Harduins Noten. Franz
Junius in. Catalogo 2c. unter den Wörtern Hipron,
©: 127 ff. und Polpcter. ©. 167. Weber Myrons
Kuh in Sontags B. Zur Unterhaltung für Freunde
der alten Sitrerat. I. ©. 100 ıc. ] !
3 caclare
*) [franzöfiih Clinguant ; f. Savot 2ter Th. ı7 Kap. ©. 124
Plin. H, N. 37. Rap. 8. Secr. 20, und daſelbſt Harduins
Note, ©. 659.]
*) [S. Rambach &. 552 f. Caylus Abhandlungen ıc. ater
Th. S. 153 ff. oder. über die Kap. des 34: Be des Plintus,
in melchen von ehernen Werfen gehandelt wird ]
) [Caylus am a. O. S. 161 f. Plin. XXXIVv, 2. ſect. v.]
«
134 | Part, J. — Cap. IV.
‚ saelarc heißt hier bey glatt gegoſſenen, oder rohen
Gefäßen, auch noch den Meifel oder Grabftichel brau—
chen, und erhabne Arbeit darein graben, Man nenne
es Griechiſch Fogeuew.
In Rom ftunden in der zten Region 2 Pferde
aus Erzt gearbeitet. Ferner ein Hercules adolefcens.
Und ein anderer Hercules von Erzt wurde aus Tarene
gebracht, u. ſ. w.
Man brauchte das Erzt ferner zum Ueberziehen der
Thüren, zu Thorflügeln in PORN ‚ 30 Dächern und
zu andern Sachen mehr,
$. 1%
In guren Zeiten, wo Fein Geldömangel war, und
wo Feine Kriege das fand ausſaugten, verhielt ſich das
Gold zum Silber wie zeben zu Zins. Das ift, eine
Unze Gold.galt 10 Unzen Silber. War das Silber
rar, und das Gold häufig, ſo fiel der Werth des Gols
des gegen das Silver gerechnet, , Herodot fett das Ver⸗
hältnis des Goldes zum Silber wie 13 zu 1. Und Plinius
melder gar, daß in den älteften Zeiten das Gold 15mal
mehr werth gewefen als das Silber, oder fich verhalten '
habe wie 15: 1. — Zu Julius Täfars Zeiten, da
das Gold fehr häufig wurde, gab man für ein —*
PAR, 5 Pfund Silber; oder eg verhiele fi wie 74: ı
=15: 20
libra argenti ad lihram aeris verhielt fich in den
älteften Zeiten wie 1000 zu 24 in den nachfolgenden wie
100 zu ı und zuletzt wie 200 zu 3, oder 1600 zu 4. De-
warius, war der 24 Theil eines Pfundes. Ein Pfund | |
wurde in ı2 vncias abgerheilt; in der Folge. ferte man
es auf 24 und zulegt auf 16.
cf. Arbutbnorb , ein Engländer, fehrieb in feiner
Sprache tabulas antiquorum numerum, ee
0»
De Metallis, 135
‚Mathematiker, überfegre es ing Lateiniſche. Es Fam
1756. in 4. zu Utrecht heraus. Eifenfchmidtii liber, de
ponderibus et menfuris, thut einige Dienfte, iſt aber
nicht zureichend, |
Sm Jahr 1780 gab ein Franzofe zu Paris, Paue⸗
ton folgendes Werk heraus: Mettologie, ou traitẽ des
mefures, poids et monnoies des anciens peuples et des
anodernes. Diefes Buch enrhälr viel au und brauche
bares, wo
a ” $. 13.
Die Lateiner haben Fein eigentliches und. beſtimmtes
Wort, das ächte Bergzinn auszudrüden. hr Aannum
ift etwas anders, alg was wir heut zu Tage darunrer
verſtehen. ‚Daher, brauchen fie plumbum. album; oder
candidum dalür.- „Das aber ift eigentlich ein weiſſes
Bley oder vielmehr eine Arc von Mifchung.
“ plumbum nigrum, unter diefem verftchen wir das
ey.
Plinius erwähnt, un plumbum cinereum, al.
farbiges Bley.
Julius Caſar im sten B. de B. Gall. Kap. 12;
meldet, daß dasıbefte Zinn in Brittannien (mi auch
—8 heutzutag,) Acfugden wuͤrde.
1%
honi zu Römers Zeiten brauchte man plunbum
candidum , zu Harnifhen, Schilden u. f-w. *).,
Dlinius [XXX 5. Sect. 30.] fagt, wenn man
das eigenfliche ſtannum made, ‚pflege man ein Pfund
plumbum album und cin Pfund, nigrum zuſammen zu
fegen. . Hieraus wurden in den älteften. Zeiten Spiegel
’ verfertiget. asp er man ‚die Spiegel‘, die
4 in
FALIEZZ
ws
* Sie Hauptſtelle vom Bley und Zinn iſt beym Plin. 34. Kap.
16 — 18. Set. 47' ff mit Harduins Noren.)
336 Part. I. Cap...
an Brundiſi verfertiger waren, für die beften. Vielleicht
Frugen Luft und Waſſer darzu etwas bey, oder die Sasım
felbft war beliebter.
Srannum, war mehr eine Hr Kompofi ition, als ci»
gentliches Zinn,
Man überzinnte Fupferne Gefäße, Dieß geſchieht
auch noch bey uns. Man brauchte es auch zu Pferde⸗
geſchirren. Ingleichen ſollen Münzen aus Bley ge⸗
macht worden ſeyn. Doch gab man fie nicht oͤffentlich
aus, fondern vielleicht nur in den Naturalien ). In
Rom war fo gar eine bleyerne Starue des Merkurius
aufgeſtellet.
$. 15
Wenn man Steine in Mauern zufammenfirren
wollte, brauchte man dag ordentliche Bley darzu. Dieß
wurde vindura lapidum, fen ferruminatio genenner. #
Mun btauchet es auch zum Loͤthen verſchiedener
Sachen.
Die Alten nennten es plümbare, wenn man Steine
aufommentifrere, oder Merall lörhere, Und das Subjtan-
tin davon hieß plumbatum.
Im Codice Theodofiano fommen upplicia —
rum vor, Nemlich die Alten machten Peitſchen, m
unten bleyerne Kugeln feſtgemacht wurden; und damit
ſchlug man die Miſſethaͤter. Von Wintler bat 1744»
ine Difpuration de plumbatarum fuppliciis arfchrieben,
[Man findet mehrere Citaten vom Gebrauch folcher Peirs
ſchen
* [Vielleicht nicht blos in Naturalien, — vielleicht auch
ſonſten berm Geldmangel, oder als ſchlechte Scheidemuͤnze.
Vielleicht dienten fie auch zu ſolchem Gebrauch, als bey uns
die Marfen und Zahlpfennige Zu Plautus Zeiten waren plum-
bei nummi. In der Komödie, Caſina. Aci. II Sc. 3. ©,
40. fagt er cui homini hodie peculı zummus non eft plum-
«no beus: &o auch Martial ter Bi: 79. enigr X. 64. S.
mehreres beym Rambach ©. 93- im zten Band.
De Metallis. 137
fchen , plumbatarum, in Pizifei Lexico antiqg. rom. zter
heil S. 101. wo auch von plumbatis als miſſilibus,
oder jaculis, nach Anleitung des Degetius IV. 29. ger
handele wirt. ]
Die Senatoren und Defurionen durfeen Br das
mit boftrafe werden, wie Martini in einer Abhand⸗
lung, über eine zu Pompeji gefundene Steinfchrife ges
zeige hat.
Sernerbrauchte man das Bley zu Waſſerroͤhren, zu
bleyernen Tafeln u. ſ. w.
—6
Vom Eiſen.
Das Eiſen iſt nicht von einerley Art. Der Kern
deſſelben iſt der Stahl. Daß Eiſen muß ſich durch die
Farbe empfehlen: Es muß ganz blaulich ſeyn, und zı%
gleich einen großen Grad von Härte haben: doch muß
es nicht fpröde und rothbruͤchig kon, weil es ſonſt leiche
fpringr. |
Cicero fagt Academ. Libr, IV, c, 26. Lipfius habe
fhöne Arbeiten aus Erze verfertiget doch habe ihm das
Waſſer dabey viele Dienfte gerhan. — Ueberhaupt
kommt auf das Waſſer bey mancherley Geſchaͤften viel
an. Man ſieht es z. B. an dem Saͤchſiſchen Kartun;
er hat oͤfters die ſchoͤnſte Malerey, aber die Farbe geht
aus.
Der Stahl ift eine wahre Gattung vom Eifen und
muß durch die Kunſt zubereiter werden. Mur muß das
Eifen gut ſeyn. — In Tirol, Steuermarf und Schwe-
den ift das Eifen fehr gut und dienlich, um Stahl dar,
aus zu verfertigen. Doch ift der Englifche Stahl (der
aber aus dem Schwedifchen Eifen gemacht wird, welches
mit leichten Koften aus Schweden nach England auf den
Schiffen gefender wird,) — ſchoͤnſte und vorzuͤglichſte.
5 Es
138 Part. I. Cap. IV,
"Es: werden auch daraug die ſchoͤnſten Stahlarbeis
fen gemacht.
$. 17% A 4
Schon in den älteften Zeiten, d. i. vor den Troja«
niſchen Kriegen, da Tbefeus, Achilles, und andere
große Helden lebten, wurde viel Hausgerärhe aus Eifen
gemacht, wie Homer berichtee, und man zählte damals
Eifenarbeiten unter die Roftbarfeiten, fo man aufſpar⸗
te*), — Sn neuern Zeiten wollte man es auch zu Kür
ehengefchirren nehmen, allein es ift nicht durchgängig
eingeführte worden, weil Arfenif in dem Zinn, Bley, Wiss
muth, Fann beygemifcht feyn, oder wol aud) vom Arſe⸗
nif nicht ganz gereinige iſt, deren Auflöfung dann
fhädlich wird, wenn man Speifen darauf ftehen läßr.
In dem Tempel des Mars Ultor waren viel ei—
ferne Gefäße: und wirklich Kunftwerfe diefere Are führe
Plinius an Hi, Nat. Lib, XXXIV. c. 14.
Paufanias “*) meldet, daß in Corinth, Derga:
mus eim Herkules, ingleichen Köpfe von einem Loͤwen
und Schwein aus Eifen gearbeirer gewefen wären. IIm
Paufan. Phoc. oder X. B. 16. Kap. Anfang. wird alg
ein von ydifhen Königen dem delphifchen Apollo ges
ſchicktes Geſchenk angegeben und nad) der Zufammens
ſetzung beſchrieben ferrea Halyattis craterae bafıs, vom
Blaucus, aus Chius verferfige, welcher die Kunft zu
Törhen Cases xeAAnow,) fol erfunden haben.]
Zu Befchlägen an, Thoren und Thüren brauchte
man Eifen, z. B. an den Thoren der Stadt Barthago
war fünftliche Arbeig von Eifen, und zwar, mit erhos
benen Figuren,
*) [Bergl. Ricct diſſ. Homeric. Ifter ®. diff, 16 .]
%+) Kin a oder Toten B.4. Kap. S. 841. Kühns Aus:
gabe
ı M
Detro,
De> Metall. 4
Petronius, in feinen Sariren fage *):._man habe
eiferne Ringe mit Steinchen befege getragen; vormals
trugen die Senatoren nur eiferne Ringe, Bey Au⸗
guſts Tode legre man die goldnen Ringe ab, und frug
eiferne, zum Zeichen der Trauer und Berrübniß über den
Verluſt diejes beliebreg Regenten.
ın:')
) [Bielleicht zielte Martini auf die Stelle im 32. Kap. Habe-
bat- exiremo artıculo digiti fequeni: (annulum) minorem,
vi mihi videbatur, totum aureum, ſed ‚plane, feyreis veluti
fellis ferruminatum Vom Gebraud) der eifeenen Ringe bey
den Römern handeln Plin 32. Kap 1. und Kirchmann de
es S. 90., und von ihrer magnetiihen Kraft, S.
96 f.
140 Part, I, Cap, PD.
Cap. V.
De
.„ Varia. materia operum antiquorum,
s 5. 1.
iter den übrigen Kunſtwerken und Taͤndeleyen, (de-
lieiae) die man als ein Eimelium hinlegte, .ift daß
Elfenbein die vorzuͤglichſte Gattung. Man nahm be»
fonderg zu Fleinen Gefäffen, die Fünftlich gearbeiret wer-
den follten, Elfenbein. Befauntermaffen ift daffelbe
von den Sangzähnen *) der Elephanten, der je weilfer
er. iſt, jemehr er geſchaͤzt wird *).
Sn den aͤlteſten Zeiten ſchenkte man dergleichen felt«
ne und große Zähne in die Tempel, wo fie aufbewahrt
und
nenn. — ee
4.
) [Man arbeitet auch in Indien aus den ſtarken Stocdzähnen
der Elephanten, welche über eine Hand breit, und eine Spans
ne lang find, verihiedene Geräthichaften, als Tabattieren
und dergl. Es hat aber diejes Bein nicht die Reinigfeit und
Feftigfeit des der Fangzaͤhne: doc laͤßt es wegen den bandirs
ten Schichten fehr artig. |
”) (Man vergleihe Martini Sten Ercurs zu dieſem Kap.
Vorzuͤgl Hr. Hofr. Keynes Vorlefung in Nouis comment.
foc. reg, fcientiar. Gotting. ıften Bandes ter Th. S. 96
ff. in der Neuen Bibliothek der fhönen Wiffenih. XV. Band, ,
ı und 2. Stuͤck, dann noch einige Erläuterungen über die
alten Kunftwerke aus Elfenbein, in deffen Sammlung antis
quariſcher Aufläge, IL St, Leipzig, 1779. ar. V. S. 149 ff.]
— an re
De Varia materia operum antiquorum, 141
und alg Seltenheiten vorgewiefen wurden Y. Auf der
Inſel Malta fanden fih in einem Tempel dergleichen
‚große Zähne von Elephanten, die fi) durch ihre Größe
und Schönheit befonders auszeichneten. Ein da landen»
der General nahm und fehicte felbige feinem Könige
Maniſſa zum Prefent: allein der behiele fie auf die
Nachricht, woher jie wären, nicht, fondern ſchickte fie
wieder zurüc. Diefes bezeugt Cicero, Verr.IV. c. 46,
— Ganz anders verhiele fih Verres, er nahm alle
Koftbarkeiten , die ihm gefielen, aus den Tempeln,
‚Wie groß öfters diefe Zähne zu feyn pflegen, kann
man daraus abnehmen. Zu Dieppe in Sranfreich foll
ein Zahn von 100 Pfund fchwer, und gegen 7 Fuß lang
bey einem Arbeitsmann in Verwahrung gewefen feyn. —
Ganz vorzüglich hat hiervon ein Holländer Gallandat
gefchrieben, in den Verhandelingen vitgegeven door het
zeeuwfich Genotichap der Wetenfchappen te Vliflingen,
Band IX. 1782. zu Middelburg abgedrufe. Er jagt, -
der fehwerfte Zahn, den er gefehen, habe 200 Pfund
gewogen, ſey 8 Schuhe und 4 Zoll lang und 4Zoll breie
gewefen. Zugleich macht er die Bemerkung, daß die
großen Zähne und Knochen, die in den mitrernächtlie
chen tändern gefunden würden, nicht Zähne und Kno⸗
chen des Elephanten, fondern des Walltoffes wären *.
——
Die ſchoͤne weiſſe Farbe iſt die Schoͤnheit des
Elfenbeins. Das Gelbe des Zahns wird an der Sonne
gebleicht,
*) Plin. VII. 10. ſect. 10]
*) [Elephantengeribbe und Zähne hat man nicht nur in Stalien,
Ungarn, an der Wolga, und mebrern Orten, fondern auch
in Franken gefunden. Die Wallroßzähne erreichen nie eine
fo beträchtliche ©: öße; doch ift ihr Bein weiffer und härter,
als das von Elephanten. Das härtefte Bein aber ergeben
die ftarfen Fangzähne des Nilpferds Hippopotamus,) welcher
auch ſchon den Römern im erften Jahrhundert bekannt war.
Es wird auch niemahls geld.)
142 RAN Part. I. Cap. v,
- —
gebleicht, wodurch ſich zugleich das Fette und die Feuch⸗
tigkeit deſſelben verzehrt.
Die Ceyloniſchen und Indianiſchen find viel
weiſſer, als die von der Kuͤſte von Guinea gebracht
werden. V
Durch die Laͤnge der Zeit verliehrt das Elfenbein feis
ne Schönheit, und wird wieder gelb, wenn es fonft noch
fo weiß gewefen, |
+ Das Polieren giebt dem Elfenbein einen fehr ſchoͤ⸗
nen Glanz, melchen der Künftler vortheilhaft benugen
muß. Da das Elfenbein zu großen Statäen nicht taug«
lich war, fo har man e8 wahrfcheinlicher Weife erſt zu
fleinen Figuren und Schnigwerf gebrauchte. — Die
Zufammenfegung großer Starüen aus Elfenbein ift ſehr
mühfam gewefen und in fpätern Zeiten erſt aufgekommen.
Sigilla, waren figna minora von Elfenbein, Dergleichen
fiunden auf der Inſel Malta, und waren vidtoriae ebur-
neae, Verres aber nahm fie weg. Jene eburneae victo-
riae find vermuthlich von dieſer Art, antiquo opere, et
ſumma arte peifedtae, wovon Cicero Verr, IV. fpricht.
Ein Knabe ganz von Elfenbein gearbeitet, fol in
der Sammiung des Örosbrirrannifchen Gefandrens Ha⸗
miltons in Neapel gewefen feyn.
Pbidias, der gröfte Künftler feiner Zeit, verfers
tigte aus Bold und Kifenbein zwey Starüen: einen
Jupiter zu Olymp, und eine Minerva zu Arhen, wels
che zwo der berühmreften Statüen geweſen find. Der
genannte Künftler war fo berühmte, daß man vonder koſt⸗
barften Arbeit zu fagen pflegte, ex oflicina Phidiae prodiit *),
In Rom harte man einen Apollo und in Wie
gara eine Venus, aus Elfenbein gearbeitet. Andrer
ähnlicher Figuren hier nicht zu gedenken,
Bolderti
*) [Außer Henne verdient nachgeleien zn tierden, was Ram⸗
bach ım zten Band Potters Archäologie S 45: ff. und ©-
550. daruber gelehrt und umſtaͤndlich geſcht ieben hat.)
De Varia materia operum antiquorum, 143
Boldetti hat angemerfe, man habe vor wenig
Sahren beym Ausgraben unter den Piuinen mehrere ges
funden.
Miprmecides, ein Künftler aus Wiilerus, vers
fertigte Eleine Tändeleyen aus Elfenbein, z. B. Fleine
vierfpännige Wagen mir Pferden, fo Elein, daß fie eine
Fliege oder Muͤcke bedecken konnte *). — Auch Theo-
dorus von Samus *), machte folche Arbeit Eben
dies that auch Kallikrates aus Lazedaͤmon: wahre Spiels
werke, Zeitverderbe, und eitle Kunft. Man fchnirr auf
kleine Stuͤckgen Elfenbein ganze Verſe aus dem Homer,
auch andere Epigrammen. Plinius und mehrere haben
dergleichen Arbeit fehr erhoben: allein Cicero, Varro,
und Aelian haben fie eine Zeitverſchwendung genannt,
Wenigſtens zeige es an, Daß folche Leute Eeinen ausge»
bildeten, und edeln Geſchmack hatten,
Dom Daufanias ***) werden noch viel Bilsfäulen
von Elfenbein, und Künftler, die fie verferrigren, ange«
führe. Ueberhaupt ift Paufaniag der treflichſte und
brauchbarfte Schriftfteller diefee Are, der von alten
‚ Kunftwerfen das meifte berichter har.
Man brauchte das Elienbein zw verfchiedenen Sa»
hen. So war 3. B. der Thron Salomons aus Elfen«
bein fünftlich gearbeitet.
in fellis: 3. DB. fella eurulis, wurde aus Elfenbein
verferriget, oder vielmehr damit ausgelegt.
Seeptris: waren öfters aus Elfenbein mit einem
goldenen Adler, zumal bey triumphitenden Feldherrn der
Roͤmer.
—
) [&. Plin. N. G. 36. Kap. 5. Junius in Catalogo, (an⸗
gehaͤnat deſſen Werk de pictura viwrum,) ©. 126 £.|
) [Bom Tbeodorus f. Junius ©. 209. und vom Calliera⸗
tes © 4:.]
+) (€. 1,43. ©. 105. ve. 500. VII 46. ©, 694: #
"me Zope ancig, Anffähe ©. 165 f.]
| 144 Part. I, Cap. V.
lacunaribus: waren getäfelte Decken, die viereckig⸗
te Vertiefungen oder Erhöhungen hatten, "deren Eine
faffungen mir Elfenbein ausgelegt waren *).
" leis? die Lagerſtaͤtten, worauf die Alten bey Tis
fche lagen, legte man damit aus, wenigſtens die Füffe.
„. enfibus: die Degengriffe,,- die die Griechifchen und
Kömifchen Soldaten trugen, ingleichen die Scheiden ders
felben machte man aus Elfenbein. [f. den vom Mar:
tini nachhero, auch Kerne ©. 167. fchon angeführten
Buonscrotti Oflervaz. fopra Medagl. ant. Yorrede.]
clauibus: an Schlüffeln wurden die Griffe oft aus
ebendemfelben gemacht.
Frenis equorum: man ſchmuͤckte die Pferdezaume das
mit; welches. fhon zu Homers Zeiten üblich geweſen.
Fereulis-menfarum et triumphorum: So waren 3.
B. fercula triumphi Afiatiei aus Elfenbein. fercula der
erften Art waren Geftelle, worauf man verfchiedene klei—
ne Schüffeln mir Speifen ftellee, und foldhe zufammen
auftrug: fercula der legtern Are waren Schaugeruͤſte,
worauf man die erbeuteten Koftbarfeiten ſtellte, damit
“fie im Triumph mehr in die Augen tallen möchten.
\ letis menfahbus: diefe Tifhe wurden mie Elfen-
bein ausgelegt.
in eodicillis: waren Screibrafeln aus Elfenbein,
Die innern Tafeln waren bisweilen tabellae ceratae, und
hießen daher codicilli. |
diptychis: waren elfenbeinerne Täfelgen, ordentlich
von zwey Blättern, woran die äußern Seiten erhobenes
Schnizwerk hatten.
©. Sebaftian Donati, de diptychis. Prof. Sachfe
und Leich haben auch hiervon gehandelt. [ Cbrift.
Gortlieb
*) Bon diefen handele mweitläuftig Salmas sum Vopiscus im
Leben des Aurelians, Rap 46 ©. 547 ff. nad) der Ausg.
Leiden 1641. 8 verglihen mit Propert !IL '- 50 nec va=
mera auratas inter eburua trabes s. und den Noten der Auss
leger darzu. ]
|
|
D: varia materia operum antiquorum. 14$
Gottlieb Schwarz de vetuflo quodam diptycho confu-
lari et ecelchiaflico, Alrorf. 1742. und in Schwarzii exer-
eitatt. academicis, gefammfer und herausgegeben vom
Hofr. Harleß, Nürnberg 1783. gt. 8. ©. 299. Chris
ffian Aug. Salig de Diptychis veterum täm profanis
quaın faeris &e. Halle 1731. 4: ©. 6 f. vom Gebrauch
des Elfenbeins dabey.]
Die Kunft Elfenbein zu fehneiden und zu poliren
war fchon zu Homers Zeiten bekannt. — In den aͤlte⸗
fien Zeiten legte man Holz mit Elfenbein aus.
Man finder in antiquarifchen Sammlungen noch
Stücke aus Elfenbein. So befaß 3. B. der Kardinal
Carpegea eine große und anfehnlihe Sammlung von
dergleichen Sachen, welche der Slorentinifche Senator
Buonarotti in den Oflervazioni hilloriche fopra alcunz
medaglioni antichi, Rom, 1698. 4, in Zeichnungen gelie«
fert, und befchrieben har,
Weil das Elfenbein durch die Laͤnge der Zeit feine
fhöne Farbe wieder verliere, fieng man es an zu färben,
Diefe Art das Elfenbein zu erhalten, war fchon frühjei«
tig befanne, wie Dvid, ja lange vor ihm Homer fchon
angemerft hat.
$ 3.
Eine andere Maffe, die man zu Kunftfachen brauchte,
ift die Schildkröte, [oder vielmehr die Schale der Schild«
Frören, oder auch ihre Schuppen, und die Alten müffen
fhon die Kunſt verftanden haben, fie zufammen zu
fehmelzen. ] |
Merkur fol, wie Homer in Hymno in Mercurium
berichter, den erften Gebrauch veffelben gelehrt Haben.
Pauſanias fagt, die Schildfrören wären zu Leyern
ſehr gut Rn Und nach dem Zeugnis des Plinius *)
fol
®) [H. N. libr. IX. cap. IL. oder Abſch. 13; er nenne ihn aber
auch prodigi et fagacis ad fuxuriae infirumenta ingenii.]
r
146 Part, I, Cap, V
fol Rarvilins Dollio ſchon vor dem Zeitalter des
Sulla Arbeiten aus Schildfröten verferriger haben. Dies
fer Künftler pflegte die lectos triclinares, d. i. die Betten,
worauf man ben Tifche lag, und felbft die triclinia damit
zu belegen.
Man befezre die Ruheſeſſel und Kredenztiſche
mie Schildkroͤten. Ferner die repofitoria, dieſe waren
tabulae rotundae ligneae. Gie wurden auf die Tifche ge>
ſtellt, daß man die Speifen darauf foren konnte *).
Und dergleichen Auffäge waren von Elfenbein und Schilös
Fröre ausgelegt. — Auch die Thüren, die auf die
Straße heransgiengen, zierfe man damit, °
Caſar lich die fereula triumphi, auf denen die ge=
machte Beute herumgerragen wurde, mie Scilöfröre
beſetzen.
Um der Schildkroͤte noch ein ſchoͤneres Anſehen zu
geben, fieng man unter dem Nero an, fie zu bemahlen,
damit fie bey ausgelegeer Holzarbeis eine deſto ſchoͤnere
Schattirung machen follte.
G 4
Auch) verfchiedene Holzarten waren bey den Alten
beliebt, und man brauchte fie wie das Elfenbein und
Schildkröte zu mancherley Kunftwerfen.
Hierunter war
Acanthus: man hatte dreyerlen, Akanth:
1) bortenſic: war eine Pflanze, womit die Luſtbeete ein«
gefaße wurden. Es hieß auch berba zopiaria: Dex
Garten zopiarium; und der Öärener zopiarius. Here
Heyne in not. ad Virgil. [Ecel, HT. 44.] verfteht dars
unter den welfchen Bärenklau. Diefe Gattung ge⸗
höre nicht hieher. [Haſſelquiſt hat in feiner Reiſe
ins gelobte Land erwaͤhnt, daß dieſe Pflanze (Acan-
thus
) [1 BSarduin zur plins N. ©, XXXI II. ſect. 49.)
. De varia materia operum antiquorum. 147
thus mollis) in den Öerraitfeldern, daſelbſt fehr Häufig
wachfe und das Getrait felbften durch feinen frechen
Wuchs erſticke. Er erweißt es dahero fehr wahrfchein-
lih, daß diefer acanthus in dem N. T. im Gleich⸗
niß vom Saͤemann gemeint waͤre.]
2) aegyptiaca: war ein Baum, deſſen Holz ſehr weiß
war, Akazienbaum genannt, und wurde zum Tours
niren hölgerner Arbeiten gebraucht, wie bey ung dag
Eichen »- Nußbaum » Schlangenholz, oder andre, [Dir«
gil. Eel. IV. 20. Georg II. 119. Aen. 1.653 und 71 5.]
Hr. Heyne merft an, es fey der Baum, woraus
Gummi arabifum werde, [oder vielmehr das Gummi
arab. flieffe. ]
3) Hatte man eine Art des Acanthi aus deffen Blumen
durch die Zubereitung Kleider verfertigt wurden. Auch
hiervon iſt die Rede nichr.
—— |
An fehr großen Werth war der Citronenbaum,
lateiniſch eirrus. Die Meder und Parrher pflegren fich
feines Safts, wider den übelrichenden Odem häufig zu
bedienen. \
Der Eirronenbaum war doppelt”): nemlich
ı) Der Mediſche, Aſſyriſche und Perſiſche, aus
welchen man den eben erwähnten Saft bereitete; und
2) der Afrifanifche, [diefer kam cher als der mediſche
nad) om. Salmas E. Plin. ©, 671. b. D.] eitrus
Africana, vel proprie Maurufia, oder libyfla. Die
Frucht deffelben war rar. Mir Holz von dergleichen
Bäumen wurden die Tifche ausgelegt und fournire*) x
fie waren ungemein theuer, wurden aber fo häufig ges
Fauft, daß die roͤmiſchen Damen, wegen dieſer
Berfhwendung , fehr oft ihten Männern Vor—
en. K 2 wucfe
) [Deral. Salmas. in Exercitt. Plin. 672]
*) [Salmas Exerc. Plin 208 fı 667 ff. 744. 732 b.D.]
148 Part. I. Cap. V.
wuͤrfe machten. — Cicero 9 fol einen für 300
Thaler und Gallus Afinius einen für 1000 Tha>
ler gefauft haben, wie Tertullian berichtet. Dli»
nius aber vergröffere diefe Summe ganz außerordent«
lich. Er melder nemlich: cs habe des Cicero's Tiſch
50,000 und des Aſinius feiner 100,000 Gulden gekoſtet.
— Ciacconius de trielinio, hat die widerfprechenden
Nachrichten des Tertullian und Pliniug zu vergleichen
getrachtet. — Seneka der Philofoph, einer der
reichten Römer feiner Zeit, fol 500 dergleichen Tis
ſche, die auf einem Fuß mit Elfenbein ausgelegt ftun«
den, beſeſſen haben: und doch pflege er die frugalita-
tem fo fehr anzupreifen, und den luxum zu tadeln,
Winde, Thüren, auch wohl Susboden wurden
mit ſolchem Hol;e ausgelegt.
Bisweilen färbre man auch das Eirronenholz, und
legte es mit Perlmutter aus, cf. Meurfus, de luxu
Romanorum,
638
Noch andre Gattungen von Holz; wurden theils
zum Sourniren der Tiſche, und Fußboden, theils zu an—
den Sachen gebraucht. Hierher gehört:
terebinthus: das Terpentinbolz, war ſchwarz,
und wuchs bey Orikus in Epirus auch bey Troas und
Damasfus. Es wurde mir Elfenbein ausgelegt; damit
beyde gegen einander mehr abftechen follten.
acer: eine Gattung Ahornbaum, ift ein harfes
ah Man fournire die Tiſche damit, wie mit Nuß>
aum.
buxus der Buchsbaum, wuchs in Macedonien
und Damaskus, und gab ein hartes, feftes und fehr
choͤnes
*) [Bor defien Zeitalter ſollen doc, nad) dem Plinius, Feine
ER zu Na bekannt gewefen feyn; ſ. Salmas a, O. ©.
a. D
De varia materia operum antiquorum. 149
fehänes Holz, das fich fehr gut poliren fies, und zum
Verarbeiten; fehr brauchbar war. [Paufen. im 6. Bud),
19. Kap. ©. 499. erwähnt ein Bild des Apollo vom
Buchs, (zyarus mufwon,) der Kopf davon war über
golder (AroAAwvos erıyevos rrv zeDarı] Man mach»
te auch Täfelgen aus Buchsbaum, worauf die griechiſchen
Juͤnglinge die Zeichenfunft üben und erlernen mußten.
Dampbilus aus Macedonien, ein berühmter Künftler
führte es in Sicion ein, daß ſich alle junge Heren im
Zeichnen und Schartiren, auf dergleichen Taͤfelchen üben
mußten. In der Folge wurde es in ganz Gricchenland
üblich: und dadurch erlangten die Griechen eine Ferrige
keit, von gezeichneren Werken zu ureheilen.
Der Dalmbaum, Kichbaum, und Pappelbaum
murden von den Alten zwar auch zu verſchiednen Sachen,
aber nicht ſo haͤufig, wie die erſtgenannten Holzarbeiten
gebraucht.
Das Ebenholz iſt feſt, ſchwarz, und nach der Politur
ungemein glaͤnzend. Es wurde dieſes Holz zu Salomons
Zeiten zu Tempelſaͤuſen und Wohngebäuden gebraucht.
Es ſoll aus Indien und Aethiopien gebracht worden ſeyn.
Man verfertigte hieraus eine Are Scepter oder laͤnglich⸗
ter Stäbe. Die Aethiopier mußten den Derfern eine ge⸗
wiffe Zahl, nemlich 200 derfelben jährlich liefern, wie
auch Gold und Elfenbein.
Bildfäulen aus Ebenhol; waren bey den Alten *):
Die Diana zu Ephefus.
Des Ajer in Salamin. '
Des Apollo Archegeres zu Megara.
7
Cedrus, Cedernbols, wurde erſt nur in morgen⸗
ländifchen Gegenden gebraucht: in der Folge führre man
8 3 es
) [fr Martini Eye. S. 192.]
150 Part. 1. Cap. V.
es auch in abendländifchen Gegenden ein, * verfertigte
daraus Statuͤen. — Zum Bau der Tempel nahm man
dergleichen Holz, 3. DB. zum Tempel des Salomo, zum
Zempel der Diana in Ephefus, — Auch Bildfäulen
wurden aus diefem Holze verfertiger. Pauſan. im sten
Buch, 19. Kap. ©. 499. führe an figna e cedro, fu-
perindudto auro, Herculis cum Acheloo pugnam. Es
flunden dabey Jupiter und Dejanira: beym Hercules
die Minerva, beym Achelous der Mars.) Theokrit
macht eine Statuͤe des Aesfulaps nahmhaft, die aus
Cedernholz gearbeiter war, Nicias aus Miletus ver ⸗
fertigte dieſe,
8. 8.
Cyprefus, Enpreffenholz, war wegen feiner Dauer:
haftigkeit beliebe: eg wurde niche leicht fleckigt, bekam
fehr ſelten Riſſe, und wurde auch nicht fo bald wie an—
dre Holzarten von Würmern angefreſſen. Deswegen
nahm man es zu Sachen, die ſich lange und gut halten
folten, z. B. zu Dentmälern, die man den Göttern
errichtete; (in Nom waren zwo figna cuprefla der Juno,
die jährlich in einer feyerlichen Broceffion herumgerragen
wurden. f. Livius Buch XXVII. Kap. 37.) und aud)
zu Gefegtafeln, dergleihen waren die vom Solon,
fie wurden auf Enpreffenholz geſchnitten. — Auch zu
Thuͤrpfoſten brauchte man diefes Holz, wie ſchon 50°
mer berichter,
5. 9.
Die Farben waren ein Hauptgegenſtand der Kunſt—
fahen *). Die Hauprfarben der Alsen waren die weilte,
geibe,
*) [Man vergleiche Chriſts Abhandlungen u. S. 301 ff. ber
ſonders ©. 30; f. mit der Anm. des Zeune. Br gel.
Abb. de Coloribus veterum, Gotha 1788. 4: — Hieher 2)
kann auch folgendes Buch) gerechnet werden: 5: reftitutione
purpurarum Pafchalis, Amatius Sabinianenßs. Lucca ge
ie
\
De varia materia operum antiquorum. 151
I. gelbe, rotbe und fchwarse Farbe. ©. Ditruv Libr.
VI. Hierbey ift zu bemerken, daß die Buͤnſtler die
Wörter allemal in ihrer eigenen Bedeutung brauchen;
der Dichter aber richtet fih nicht darnach, fondern
nimmer ein Wort, welches in das Metrum paßt, wenn
die Farbe auch etwas verſchieden ift. - Daher fommen
öfters die Schwierigkeiten, fowohl bey griechifchen als
Sateinifchen Dichtern. — Etliche Ausdrüce in Anfes
hung der Erhöhung und Vertiefung der Farben find bey
der Malerey zu bemerken. Die Farben find heut zu Tage:
Blicke oder Licht (Zumen) LoFalfarben (Iplendor vel Fövos)
Halbſchatten, unvermerkte llebergänge einer Sarbe
in die andre, oderNüangen (eommiflura, Xeuwya) und
84 endlich
Die Alten hätten nur 2 Arten zu färben gehabt, eine mit
Muſcheln; die andere mit Pflanzenfäften. Jene hießen colo-
res purpurei und enthielten neun einfache und fünf gemiichte
Farben. Die neune wären gewefen, ſchwarz, ſchwarzblau,
(liuidus Venetus, Ferruge, wie Hanf Eifen, reife Oliven,
Trauben, die ſtuͤrmiſche See;) violblan, dunkelroth (vubidus,
oftrum,) dunfelblau,, (hyacinthinus,) heflblau, goldgelb, hell«
roth, weiß, (dahero purpurea nix, purpurei olores.) Da:
von heiſſen die drey , dunkelblau, Hellblau und gelb, nur leicht
gefärbt, conchyliati. Mit Pflanzen ahmten fie jene Farben
nah Dahero fey der Unterſchied von mopr@vo« ISararrız oder
ı &AımopQvpos, Ha wopßvsos ſchlechtweg: eine vorzügliche Art coc-
eus, der Scharlach; andere Arten puniceus, blatteus.
Von den verfchiedenen Arten der Purpurmuſcheln. — ;jEis
genihaften der Purpurfarben werden viere beſtimmt, das
Spiegelnde, (cangiante, verficolor ‚) das Breunende, das
Dauerhafte, das Weihe und das Zarte. Die verfchiedene
Sewänder aus Purpur. Die Purpurfärberey fey erft mit
der Einnahme von Konftantinopel durch die Türken völlig uns
tergegangen, und 14 Jahre darauf 1464 hätte der Päbftl.
Hof den Scharlach eingeführt. S. auch MWinkelmanns Ges
ſchichte der Kunſt, J. Theil, S. 394. — Von dem ſchrift⸗
ſtelleriſchen Gebrauch des Wortes vor@verss, purpureus, iſt
bier nicht die Rede. Davon hat etwas arleß zu Angereon
38, 11. in feiner Note zur Anthol. gr. poet: ©. 16. neuefter
Ausgabe. ]
152 Part. I, Cap. V.
*
endlich der Widerſchein. Plinius hat hiervon einiges
erwaͤhnt, Libr. XXXV. c. 5.
Wenn man alte Geraͤthe, dergleichen wir bisher an⸗
gefuͤhrt haben, in Natur und guten Zeichnungen be⸗
trachtet, ſo muß man die ſanft geſchweiften Linien der
Formen, wie es Hogarth von der Schoͤnheitslinie ver-
langt, daran finden lernen, und den guten und gefuns
den Geſchmack darinnen empfinden. Mie zeigen fie gan»
ze Haldfreife, nie eckigte Spigen, Ab⸗ und Anfäge,
welche dem Auge widrig find. Und diefe leichte Manier
der alten Künftler follten die neuern beffer fiudieren,
und nachahmen lernen, Auf diefen Zweck follte die vor
züglichfte Betrachtung über alte Gerärhe, hauptfächlich
auch auf die Gefäße und Ausarbeitung derfelben gerichtet
feyn. — Der Liebhaber der Kunft bemerfer, daß alle
Formen nach einem gemiffen Geſchmack gebilder feyn
müffen, Die Schönheitslinie erftrecfe ſich fogar auf die
Handhaben der alten Gefäffe, faget Winkelmann *).
Durch die fanfe gefchweiften Linien bilden fich die For—
men. — Das Leichte gefälle durch feine Gefaßlichkeit. —
Empfindung und Heberlegung follte uns zu der Einfale
der Alten zurückführen, — Cbrift fagt, die meiften
Gefäße der Alten intereffiren niche nur den Künftler, fons
dern jedermann, wegen ihrer ſchoͤn gearbeiteren Figuren.
* Iſ. feine Gefchichte der Kunft, I, Th. ©. 257 ff. Wiener
Ausgabe.]
Partis
153
Partis IE
Cap I
De
— 25: Verein eig
—
—
Hi, Sebröifche Sprache ift unftreitig eine won den
älteften : allein die jeze üblichen Buchftaben davor
find neuer. — Die Bücher des Juͤdiſchen Volks find
die älteften, die wir haben.
Das Buch Hiob und die Bücher Miofes haben
bisweilen einige Streitigfeie verurfacht, welches von beys
den das aͤlteſte fey? allein darauf Fomme es nicht an.
Es kann feyn, daß das Bud) Hiob einen andern, als
ihn felbft zum Verfaſſer har. Folglich bleiben Mofes
Bücher wahrfcheinlich die älteften.
Die Pbönisifchen und Egyptiſchen Innſchriften
ſind zwar alt: einige Chineſiſche ebenfalls; allein ſie
haben das Alter doch nicht, als man ehemals vorgegeben.
Unter den Griechen iſt Homer der aͤlteſte vorhandene
Schriftſteller. Herodot hat erſt nach ihm gelebt, und
in ungebundener Schreibart geſchrieben.
Zwar haben ſchon vor dem Homer/ Phamius, Or⸗
pbeus, Linus, Phemonoe, eine Dichterin und Er«
finderin des carminis heroici, Pamphus u. a. gelebt;
85 allein
154 Part, IT. Cap. 1.
allein ihre Schriften find nicht auf unfer Zeitalter gekom—
men. — Heſiodus war nah der Meynung verfchiedes
ner Gelehrten Homers Zeitgenoffe. M. f. [Fabr, B. Gr.
vol. I. lib. I. cap. 13. ©. 95 ff. mif den Zufägeg des neu⸗
eſten Herausgebers; beſonders lib. IT. cap.8. S. 666 ff.]
Ant. Blackwalls Enquiry into the Life and Writings
of Homer, *) der dieß beweifer. Dom Blackwall has
ben wir auch das Buch de praeftantia audtorum claſſico-
zum, [vom Gr. Heinr. Aprer ing Latein. überfegt, $eip-
zig 1735. 8.]
Man Fönnte einwenden, andere Völker hätten eher
Schriften gehabt, als die Iſraeliten und Griehen. Es
Fann feyn, aber wir wiffen nur nichre hiervon; und
Fönnen folglich nichts hiervon anführen.
Wie fomme es aber, daß die Griechen eher Dich
ter als profaifche Schrifeftellee gehabt? *) Ale wilde
und noch rohe Völker hatten gute Genies unter fih, die,
jo zu fagen, ein gewiffes Silbenmaas im Kopfe hatten,
dieſe legten fi) auf Gefänge, verfertigten welche, und
fangen fie nachmals ab, 3. B. Thaten großer Feldherrn,
Geſetze und andre Dinge. Hierdurch wurden die jungen
Leute uncerrichter und gebilder, Unter den Deutſchen
und Britten, waren die Barden und Bardengeſaͤnge
ſehr bekannt) Lykurgs Geſetze waren nicht geſchrieben;
ſondern ſie wurden abgeſungen, und auf dieſe Art fortge⸗
pflanzt. Die nachfolgenden Saͤnger ſuchten immer ihre
Vorgaͤnger zu übertreffen, und wetteiferten unter einan—
der ſelbſt. Dadurch wurde die poetiſche Sprache früh
ausgebildet. Um die Proſa bekuͤmmerte man fi) nicht,
ja man fihrieb fie auch deswegen niche, weil die Poeſie
leichter
*) London 1735. 1736. 1757. gr. 8. Teutſch überfest. von
Joh Yeine. Voß, Leipzig 1776: 8.]
#7) [Sn der Sinnlichkeit des Zeitalters, alfo des Denken, der
Borftellungen und der Sprache liegt mit die Haupturladge.
Manmuß aber nicht gleich anfange ordentliche und regelmäßige
Gedichte darunter verſtehen. Poetiſch war ihre erfie Sprache.)
De Libris feriptir 155
"leichter war. Endlich trat Kerodor mit feiner profais
schen Schrift. auf, und laß fie dem griechifchen Volk in
einer Verſammlung bey ven Ofympifchen Spielen vor,
dag von Der ſchoͤnen Schreibart ganz hingeriffen, in dag
größee Erftaunen gefest wurde. Bald berkach laß er
diefes Werk auch in Athen bey einer Verſammlung vor.
Thucydides war damals als Süngling von 14. bis 16,
Jahren zugegen und weinte, Daß cr fo wag nicht verfer«
tigen fünnte *). Herodot, der dieß ſahe, ſagte ſeinem
Vater, daß er ein guter Schriftſteller werden würde,
welches auch eintraf, wie feine Schriften bezeugen.
Man hat die Frage aufgeworfen, worauf Moſes
gefchrieben habe? einige haben gemeint, auf egyptiſches
Papier, andere auf hölzerne oder bleyerne Tafeln: allein
wie viel härten die letztern Play eingenommen? wahr
ſcheinlich hat er auf Dergament, oder fonft eine Art Pas
pier gefchrieben, vermurhlich auf egyptiſches Papier, ob
es gleich ‚nicht gemelder wird **), —
ie
* [Da Herodot zu Athen Olymp. LXXXII. 3. feine Geſchichte
vorlaß; fo war Thucydides, wenn er damals zugegen geweſen
iſt, ſchon bey männlichen Zahren. Allein Thucydides hörte
den Herodot fchen vorhero, als Diefer feine Geſchichte der
griehiihen Volkerverſammlung bey den Olympiſchen Spielen
im ıften Jahre der Saiten Olympiade das erfiemal vorgeleſen
hatte, und da war Thucydides 15 Jahre alt; nah Beinr.
Dodwell in Adparatu ad Annal. Thucyd. ®ect. 18. ©. 23.
dody find andere in Beftimmung der Jahre verichieden. In
den neueften Zufägen zur Fabriz. Bibl. Gr. 2ter- Band ©.
329 f findet man mehreres darüber. ]
*) [Morauf man zuerft geſchrieben habe, ift oben ©. 27 ff.
ſchon bemerkt, und in der Note ſind die Schriften, worinnen
man mehreres hievon finden kann, angeführt worden. War:
eini in ‚dem Hten Excurs zu Dielen Kap. zeigt, dag man im
erfien Altertum zum Auffchreiben zuerft hölzerne Taͤfelchen,
hernach um der längern Dauer willen Tafeln von Erzt ge—
braucht habe, dann habe man fih nah und nach anderer Sa—
Sen, um darauf zu fihreiben,, bedient.)
156 Bart. I, Cap. 1,
Die Bücher des Alten Teſtaments find hoͤchſt wahr;
ſcheinlich auf Rollen gefchrieben und folglich volumina, |
Rollſchriften geweſen. Im 4often Pfalm wird eine |
Rollſchrift erwaͤhnt. — JIuggleichen find die äfteften
Schriften der Griechen auf Rollſchriften geſchrieben. —
Auch der Juden Thorah oder Geſetzbuch in den Syna-
gogen iſt eine Rollſchrift.
Im Herkulan hat man viele volumina, das iſt,
Rollſchriften gefunden, die aber durch die Hitze ſehr ver.
fenge, und faft verlöfche find. — Auch an Statuͤen
Fann man die Kolljchriften noch bemerfen, weil man fie
ämmer mit dergleichen in Händen abgebildet har. j
Aus dem Wort volumen kann man ſchon erfehen,
daß auch die $areiner Rollſchriften gehabt ; und immer
darauf gefchrieben haben.
Auf den Rollſchriften finder man zuletzt die Aus⸗
drücke liber explicat ; explicit; welche auch nur auf Roll⸗
fohriften paffen, fo wie das Wort librum euoluere.
§. 2.
Die Blärter, fie mochten aus egyptifchen Papier,
oder Pergament feyn, wurden zufammnengehefter, oder
geleime. Die folde Blätter zufammen fügten, hießen
glutinatores. — Die Athenienfer ließen einem gewiſſen
Mann, Philtatius, der ihnen dieſe Kunſt, oder einen
neuen Vortheil bey derſelben gelehrt hatte, eine Statuͤe
ſetzen. Bey dem aͤußerſten Blatt fieng man ordentlich
zu ſchreiben an, und fo ruͤckwaͤrts. Oft blieb das erſte
Blatt entweder leer, oder der Titel wurde darauf ge»
fehrieben. Doc konnte man wegen des Ummendens in
Kollfchriften, nur eine Seite befchreiben. Das legte
Dlart des Buchs wurde, feiner Breire wegen, hinten an
einen Cplinder befeftiget. Diefer Eylinder war erwas
länger, als die plagulae: Nach dem Zuſammenrollen
hatte man frontes, die Schnitte aufdem Buche oben und
unten;
De Libris feriptis. 157
unfen; cornua, die obern und untern Spigen deg Cylin⸗
ders: denn cornua hieß alles, was hervorragte. — An
die Enden diefer cornuum machten die Alten ſchoͤn gedrech«
felte Anöpfe, oder Heine berpvoreagende Spigen;
bisweilen waren diefe Spigen fhön gemable. — Derganze
Stab, welcher bey einem zufammen gerollten Band: in dee
Mitte, wie der Nabel im menſchlichen Körper, (woher
der bildliche Ausdruck gekommen war) bieß nach andern
Meynungen vrmbilicus *). Und daher fomme die Redens⸗
art ad vinbilicum venire, ducere, wenn man die Roll⸗
fehrife ganz aufgewicele hatte, und bis zum Ende ges
kommen war. War die ganze Schrife ummidelt, fo hieß
es volumen. — Hm ein zufammengerolltes volumen,
widelte man ein ander Stüfgen Pergament, oder das
äußerfte Blatt war fo gelegt, daß es zu einer Dede die-
nen konnte. — Zu folben Rollen hatten die Alter
Rapfeln, in welche gemeiniglich) 6 bis 8. volumina
giengen.
ct. Winkelmanns Sendfchreibenz; und auch verfchies
| dene der herfulanifhen Gemälde. [Umſtaͤndlicher
| handelt von diefen voluminibus, ihrer Beſchaffen⸗
heit, Theilen derfelben u. f. w. Funccius de [criptu-
ra veterum, cap, VI. $. 6, ©, 214—223.]
Konnten
*) [Andere, fo auch Frnefti im Terte, fagen, ou P«Aos oder
vmbilicus fey dee Knopf, der fich entweder an dem oberſten
Ende des Stabes, um den man das Buch (volumen; wiceite,
oder auch an den Enden deflelben befand, um das Buch befjee
aufzuwideln und den Stab (Enlinder) bequemer anzufafjen,
oder um das aufgerollte Buch deito leichter aus dem Buͤcher⸗
rück hesvorziehen zu können. Rambach im 3 B der Pottes
riſchen griech. Archäologe S. 334 ff rührt wahrſcheinliche
Gruͤnde fuͤr diefe Meynung an; ſetzt aber denielben ziemlich
ftarfe Zweifel entgegen, welche Schwarzens, Funceius und
a. Behauptung beüärken, ou. Caro bevente den Stab, um
weldyen die Schriften aufgerollt wurden. Dieß ift auch Ebrift’s
Erklärung. ©. 331. wo von dieſer Materie gehandels wird.
Doch will Rambach nichts entſcheiden.
=
158 Part, I. Cap. I.
Konnten dann die plagulae nicht marchmal verſetzt
werden? Gesner behauptere eg, und berief ſich auf alle
Editionen vom Aucian, wo bisweilen fein Zufammens
hang war, weil die Stellen wirklich aus einander geriffen,
und falſch zufammengefigt waren; und ſchließt, daß es
manchmal auch bey andern Büchern habe gefchehen Föns
nen: allein die erfie Handfchrift vom Lucian haben wir
niche mehr, wir haben fie blos in libris quadratis gefchries
ben, und da war eine Berfegung der Blaͤtter leichter mögs
lih. — Der Brobft Harenberg har dergleichen Vers
fegungen in der Bibel ebenfalls angenommen. Es ift
eine Bermuthung, die nicht genungfam erwiefen werden
kann. — Es kommt hier auf die Frage an, ob man erſt
gefchrieben und dann zufammen geleime? oder ob man
erft zufammen geleimt, und dann gefchrieben habe? Die
letztere Meynung ift faft allgemein angenommen worden,
libri malleati, Duadratbücher die aefchlagen waren.
Ulpian erwähnt derfelben in den Dandeften, unter den
Legaten und Fideikommiſſen.
Erneſti ſagt, bey Buͤchern aus Leinwand ſchiene
das Zuſammenlegen nicht nothwendig geweſen zu ſeyn:
allein es kommt darauf an, "ob dieſe Leinwand wie die
unſrige war, oder nicht.
Die Alten legten beym Leſen in Ermangelung der
Tiſche, die volumina unter das Kinn: Sie ſtellten nem»
lich das eine Horn aufs Knie und das andere unfer das
Knie *): daher wurden dieje volumina bisweilen rauch,
Daher kommen auch die Ausdrücke charta virgo neues,
frisches, und charta anus, altes beſchmuztes Papier.
Der Tirel des Buchs wurde meiftentheils mir ro.)
sher Sarbe geſchrieben, wie Ovid berichtet, Lim erften
Buch
*) [Abbildungen von den verſchiedenen Lagen, auch Stellungen
der Alten beym Schreiben findet man aus alten Handfihriften
in Kambecius „Comment. von den Codic. der Wiener Biblis
oth 3. Dand und Neſſels Eatal. der Handſchr. der *
Bibliothek, im 3ten Theil.)
|
D: Libris. [eriptis, 159
Buch Teil, 1. Eleg. V. r— 14. Es iſt diefe Stoffe ei⸗
ne Hauptſtelle von der rohen und von der ausgeſchmuͤckten
Beſchaffenheit und Einrichtung der Membranen zum
Schreiben. Die Ausleger diefer Briefe befonders in der
Burmannifhen Ausgabe haben auch diefe Stelle und daa
mit dieſen Theil der Archäologie umfländlicher erFlärt.
5. 3 .
Man glaubt, Attalus der Koͤnig zu Pergamus
habe die erſten Buͤcher von der Art, wie wir ſie jezt ha⸗
ben, das iſt vierecfige, erfunden: allein deswegen blie—
ben doch die volumina immer noch fang üblich. Schon:
vor des Prolemäus Zeiten, hatte man die Geſchicklichkeit
Thierhaͤute zu bearbeiten, und zum Schreiben zu braus
den, [f. oben S. 36.7] doch nur anfänglich auf einer
Seite, in der Sofae aber auf beyden Seiten. Wur⸗
de die Haut zu dünne, fo ließ man einige Haare fies
hen, hieraus entſtanden die Codices,
tabularii, i. e. Archive,
ef. Winkelmanns Sendfchreiben der Herkulani⸗
ſchen Entdeckungen.
Im Herkulan hat man volumina gefunden, nur
find fie zu fehr von dem Feuer, oder Hige der Lava be-
fhädigt worden. 3. B. des Philodemus Bücher von
der Muſik u. ſ. w. Man wolte erfi alle im Herkulan
gefundene Werke entziffern, und ſodann abdrucken laſs
fen: allein big jezt iſt noch nichts erſchienen, laußer von
des Philodems gemeldetem Werk, das Zte Buch, fo
Carl Rofin zu Neapel im iſten B. der Herculan. vo-
luminum 1793. herausgegeben und erläuterte, und wors
über Hr. Schi in Jena 1795. ein Programma geſchrie⸗
ben hat] — Mazocchi folte diefe Schriften herausaes
ben, er ftarb aber darüber. Ignarra ſoll fein Unter
nehmen forrfegen, Der theure Preis des Papiers ent.
fund,
160 Part, II, Cap, IL
ftund, weil Prolemäus verbot aus Neid, das egnprifche
Papier in andre Länder zu verführen, _
5. 4
Die Duadrarbücher find zum Schreiben bequemer,
als die volumina, Die älteften Mfpre wurden alle nur
auf einer Seite befchrieben. So find 3. B. alle Mfpte
im Serkulen, wie Winfelmann berichte. Hieraus
kann man auf das Alter derfelben fchließen.
Die Alten harten Konceptbuͤcher aus egyprifchem Pas
pier, die aber ebenfalls nur auf einer. Seite befchrichen
wurden.
5
Laͤngſt vor dem Artalus hat man Häute zum Schrei»
ben auf der glargen Seite gehabt: auf der andern rauhen
Seite taugten fie nihe. — Allein wenn man große *)
volumina fchreiben wollte, fo har man bleyerne, hölzerne
und cherne Tafeln darzu genommen, [Rönnen aber diefe
eigentlich volumina heißen ? ]
Obgleich einige mit Gewißheit zu behaupten fuchen,
Mofes habe feine Bücher auf egyptiſches Papier gefchries
ben, fo bleibe es doch nur Bermurhung, weil es zu den
Zeiten der Prolemäer erft fol gebräuchlich worden feyn.
Man har Codices gefunden, die im 5. 6. 7. bis ing
ote Jahrhundert auf egyptiſch Papier gefchrieben worden.
Aus dem ııten Jahrhundert aber finder man Feine mehr.
— In großen Bibliorhefen, z. B. in Kom, Wien, ꝛc.
findee man noch folhe Schriften, _
Maffei Iftoria diplomatica, hat Benfpiele angeführr.
[f. oben ©. 3 1 ff. überhaupt auch Gvidon. Pancirollus
noua reperta, von Heinrich Salmuth aus dem Italien.
| ing
2) [Vielleicht follte es heiffen Erine aroße? denn welche ſchwere
Maſſen würden dann geworden ſeyn. (
De Libris feriptis, —
ing Latein. überfegt, zte8 B. 13. Titel. Amberg 1602.
8. ©. 588 ff.)
Miontfaucon har eine Diſputat. de papyro, geſchrieben.
Er hat in feinen Antiquitaͤten einige Reſte von Mſpten an«
geführe, die auf dergleichen Papier gefchrieben gemefen.
Jene Abhandlung fteht in den Meinoires de ]’ Academie
des Infcriptions et de Belles lettres.
6
Codices cerati, waren Täfelgen von Holz, inwen⸗
dig vercieft, und mir Wachs überitrichen. Diefe codices
dienten blos zum Er aneann, z. B. Rechnungen
darauf zu führen, Teſtamente abzufaffen u. ſ. f. Große
- Sachen wurden nicht auf wächferne Tafeln geſchrieben.
Aus Biel Tafelgen nun ſchrieb man die koncipirten
Sachen ab.
librarii, hießen die Perſonen/ die ſie abſchrieben.
[f. außer Schwarz, Funk ꝛc. auch Denis Einleitung, in
die Bücherfunde, ©. sr.]
Man finder noch in Bibliorhefen bisweilen Codices
auf diefe Arc gefchrieben: allein fie find nur aus dem
mittlern Zeitalter, mie unfer Verfaſſer ſagt. Er will
dergleichen Wachsrafeln in Schulpforre gefehen haben:
aber ob fie wirklich äche geweſen, iſt eine andre Stage.
7%
In den Codicibus wurde
1) die Aufſchrift, und die erfien großen Buchſtaben fege
fchön gemalt.
2) Die Blärter wurden mit Bimſenſtein, oder Zahnen
von großen Thieren, beſonders mit Elfenbein ſehr
glatt gemacht: in der Folge der Zeit wurde auch der
Hammer darzu gebraucht. Daher kommen die libri
malleati, die in den Pandecten erwähne werden.
$ ’ ı) Man
162 Part, II, Cap I.
3) Man beftrich die Blärter auch mir Cedernfaft, um
fie für den Würmern zu fichern. Dies alles ſagt Ovid
Trift. libr. I. eleg. -
Frontes waren die obern Seiten, wenn das Buch
aufgerolle war; was wir den Schnite oben und unten
nennen. Die Blätter felbft machte man manchmal pur—
purfarbig, manchmal bleu u. ſ. w. Ja man fehrieb
ganze Bücher mie filbernen und goldnen Buchftaben,
So find 5. B. in dem p/alterio zu Zůrch, die Buchfta-
ben von Öold. Zu Upſala hat man einen Coder des
Ulphilas mir filbernen Buchftaben geſchrieben. [f. Denis
am angef. Ort ©. so.]
Zu Anfang der Druckeren druckte man die großen
Buchſtaben nur klein, und ließ ſie durch Malerey verſchoͤ⸗
nern, oder ausmalen.
ch. Chriſt. Gettl. Schwarzii, difputationes de ornamentis
librorum; auch Sebaflianus Donati_ de diptychis hat
hiervon gefchrieben, und die Form eines Volumen ‚im,
einer Zeichnung dargeftellt, -
$ 8»
Sn Ausgaben gewiffer alten Autoren findet man
cheils Kupfer, theils Holzſchnitte zur Erklärung: allein
es find ordentlich Feine Originalzeichnungen der Verfaffer
felbft, fondern nur Sdeale der Herausgeber oder anderer
Derfonen. Dena wenn wir bey $efung des Livius, Cie
fars, Vitruvs u. few. ächte Zeichnungen hätten, wür«
den wir öfters ein großes Licht durch fie erhalten, ;. B.
Vitruv melder, daß Beroſus eine Sonnenuhr erfunden
habe. Man konnte fich Feine dee davon machen. Zieg⸗
ler gab nach des Beroſus Befchreibung ein Ideal einer.
Sonnenuhr heraus: allein es war niches vollftändiges.
Endlich fchrieb der Neftor Martini ein Werk von den
Sonnenuhren der Alten, Leipzig 1777. 8. und feste
die Sache in ein hellereg Sicht, durch verfchiedene alte.
Sonnennhren diefer Art.
9: %
De Lihris feriptis, ‚163
| $ 9.
Sm vorigen Jahrhundert haben viel gelehrte Leute
unfre Hebraͤiſchen Codices für weit älter gehalten, ale
fie find. Die älteften Handfchriften, welche wir haben,
find aus dem ıoten Jahrhundert. Trife man eins mie
einer frühern Jahrzahl an, fo ift es fehr mwahrfcheinlich,
daß die Zahl erdichter worden, um daflelbe in einen gro—
Gen Werth zu fegen: Bey Erfindung der Buchdruder«
Funft unterfuchte man nicht, ob die Mſpte aͤcht wären,
oder nicht; fondern man druckte ohne Unterfchied ab,
was und wie man es fand.
Ein gewiffer Rhabanus Maurus, ein Jude, hat
zu den Zeiten Karls. des Großen verfchiedene Kommen«
farien über Bücher‘ des Alten Teftaments gefchrieben,
und vieles in dem Buch der Könige aus dem ——
in der Vulgata zu verbeſſern geſucht. Im Kloſter zu S
Emmeran in Regenſpurg, ſollen des Maurus 7
ten von den Benediktinern wieder aufgelegt und mit bis—
hero ungedruckten Sachen vermehrt werden.
| Die Juden haben ihre Hebräifche Mſpte fehr ale
— von den Zeiten des Esra. Allein dieß iſt
abel;
Der unglücliche Waſer, hat von den Zeitrechnun⸗
gen der Juden viel brauchbares gelicfere, — Ein ges
lehrter Theolog, Saubert, ſchrieb criticam ſacram und
behauptete, zu Helmſtaͤdt ſey ein Codex hebraicus über
1000 Jahr alt: folches ift aber ungegründer.
Die beften Codices ; die wir haben, find die Spas
nifchen. — Da die Sarazenen in Spanien die Ober—
hand harten, Fonnten die Juden machen, was fie woll⸗
gen. — Als aber die Juden in der Folge aus Spanier
vertrieben wurden, nahmen einige von ihmen ihre Codi-
ees in den Orient mit, andere aber vergruben fie, nebſt
vielen arabifchen Mifpten in der Hofnung wieder dahin
zu Fommen, Bisle von den Juden, nahmen damals
22 zum
164 Part. IE. Cap. L
zum Schein, die Roͤmiſche Karholifhe Neligion an: da
es aber entdeckt wurde, erfand man die ynquifition, und
belegte diefe Leute mir den größten Martern. Die arabis
fehen und hebräifchen Codices, die man in Spanien fin«
det, Fommen ins Esfurial, Clarke har von den Wer-
fen und Mfpten der Bibliothek im Esfurial fehr gut ge»
fhrieben, und Hofnung zu großen Entdeckungen gemacht.
[Eduard Clarke harte als Geſandtſchaftsprediger bey
dem Grosbrittanniſchen Gefandten in Spanien, dem
Grafen von Briftol, Gelegenheit, von den Handfchrife
ten im Klofter Escural, wie überhaupt von dem Öelchr-
ten, ftariftifchen, geiftlichen und politifchen Zuftande in
Spanien, nähere Nachrichten einzuzichen. Diefe gab er
zu London in Form von Briefen 1763. in 4. in englis
fher Sprache gefchrieben in den Druck. Der ehemalige
Goͤttingiſche Lehrer, BR Tobias Röbler uͤbetſetzte
ſie in das deutſche, Briefe von dem gegenwärtigen
Zuſtande des Rönigreichs Spanien gefchrieben zu
Madrid in den Jahren 1760 und 1761. von Ed,
Alerke. ıc. Lemgo 1765. 8. Hier ſteht im gren Briefe °
erftf. überhaupt eine ſchoͤne Befchreibung des Kloſters
von St. korenzen , gemeinigl. Efeurial genannt. Dann
folgt im zren Abſchnitt, ©. 376-421, ein Verzeichniß
der vorhandenen lateinifhen, griechifchen und ebräifchen
Handſchriften. — In M. Carl Chriftopb Plüers,
Daͤniſchen Geſandſchafts Predigers zu Madrid und nach—
mals Predigers zu Altona, Reiſen durch Spanien
aus deſſen Handſchriften herausgegeben von C. D. Ebe⸗
ling, Leipzig 1777. 8. iſt ©, 146 — 202. ein Catal.
der hebraͤiſchen, arabiſchen und griechiſchen Handſchrif—
een in der Bibliothek des Eſcurials. Das Verzeichniß
der lareinifchen Handfchrifren davon wurde vorhero im
fünften Theile von Bifhings Magazine abgedrude.
Das Verzeichniß iſt in beyden Buͤchern trocken. Ein
umſtaͤndlicheres und gelehrtes Verzeichniß von den daſelbſt
befindlichen arabiſchen Handſchriften giebt Cafiti in feie
nem
n De Libris feriptis. 165
nem von Martini nachhero angeführeen vortreflichen Wer⸗
fe, 2 Bände in Fol.)]
Majanſius war Bibliochefar diefer Bibliothek. Man
glaubte, aus felbiger den Living und andere Werfe mehr
volftändig zu erhalten : allein die Hofnung ift gänzlich fehl
geſchlagen. Noch im Jahr 1781. erſchienen in England
Philological Enquiries, by James Harris, in 3. 8. Baͤnden:
und im Anhange ſteht ein Auszug aus Caſiri bibliotheca
Arabico-Hiſpanica Efeurialenfi, worinnen klar bezeugt
wird, daß keine unbekannten Buͤcher des Livius mehr da
zu finden find. [Was vom Livius daſelbſt befindlich
iſt, findet man in Clark's Briefen S. 392. bemerkt.]
— Kennikott erwartere auch gute Mſpte zu Edirung
\
der Bibel aus Spanien; er erhiele fie aber auch nicht,
Die von ihm herausgegebene Bibel hat der Erwartung,
die man fich machte, nicht enefprochen. Auch Here
Bruns, jezt Prof. in Helmftäde, reißte für Kennikott
herum, um gute Mfpte zu fuchen. Bon den Dricntalis
fhen Mifpten ift zu bemerfen, daß fie immer verfchiede-
ne $esarten haben. Die Kennzeichen der alten codicum
find:
1) Bein die Buchftaben ungefünftele und narürlich fi ind;
2) —* Quadratſchrift geſchrieben.
Im Nouveau Traite de Diplomatique findet man ſol⸗
che Proben.
Iſt die Schreibart verzogen und gekuͤnſtelt, ſo
iſt die Samaritaniſche. Jablonski, Hofprediger in
Berlin, hat die Hebraͤiſche Bibel mit einer Praͤfation
herausgegeben, worinnen er hiervon redet. Auch Ri⸗
chard Simon, hat in feiner Kritik forgfältig hiervon
gehandelt,
$ 10.
Sm Griehifhen und Lateiniſchen hat man fichere
Kennzeichen, Base zu beuerheilen. Und
man
166 Part. II. Cap I,
man wuͤrde hierinnen noch größere Fortfehriete machen
Fönnen, wenn nicht die Partheylichkeit ſich bisweilen mit
ins Spiel miſchte.
Der verftorbene Doktor Hörner hatte eine Reiſe
nach alien gethan, und in Neapel einen Eoder nous
Teftamenti gekauft, den cr für alt ausgab, und unge-
mein hoch hiele: allein Kenefti, und andre muthmaß—⸗
{eny daß es ein nachgemalter Eoder fey, befonders aus
einer Anmerfung, die am Rande fund, contra Got-
Jchaldum, ver einen Jerehum von der Prädeftination 7
behauptete, und erſt im gren Jahrhundert lebte. —
Man muß in folchen Fällen die Hand, von der die Anz
merfung gemacht worden, und die Züge der Schrift ge—
» nau prüfen, weil öfters auch in ächren Codicibus am Man;
De Anmerkungen gemacht worden, gegenwärtig ift diefer
Codex in der Dresdner Bibliorher, [Cbr, Sr. Mat-
thaͤi, Prof. zu Wittenberg hat ihn unter folgender Auf⸗
fchrife abdrucfen laffen: XIII. epiftolarum Pauli codex
graecus cum verfione latina veteri vulgò antehieronymia-
na, olim Boernerianus, nunc bibligthecae Dresdenfis fum-
zus Hide et diligentia transferiptus et editus’a C. F, Mat-
thaei — cum tabulis, aere expreflis; acceflit ex eodem
cod. fragmentum Marci M. Mifenae, Kupenlis EG,
Erbfteinii, 1791, 4.}
Wetſtein drudte dag Neue Teffamene zu Amfters
dam 1751. Fol, 2 Bände, ab, und verwarf viele Mſpte.
die feiner Meynung zuwider waren, befonders fuchte er
die Lehre von der Dreyeinigkeit anzufechten.
Man hartlange Zeit geglaubt, der Codex Noui Te-
flamenti im Batifan zu Nom fen der ältefte, und nicht
viel jünger als der fogenannte Codex Alexandrinus; mel
cher jego im Brittiſchen Mufeum zu London aufbewahrt
wird: allein in der Folge, da man ihn genauer prüfte,
fchloß man aus Noten, die am Rande, am Anfang und
zu Ende ftunden, daß er erft nach Ronftantin des Gros
Gen Zeiten gefchrieben worden, [Bon beyden und andern
griechi⸗
De Libris Feriprir. 167
griechifehen Handfchriften des N. T. kann man mehrere
litterariſche Nachrichten auch Anzeige von verfchiedenen
davon handelnden Schriften finden in Fabriz. Bibl. gr. B.4.
©. 835. in Michaelis und Haͤnleins Einleitungen ins
Ax. EUR: introdudt, in hift, L. Gr, II, part, IL ©,
18 f.©.79 ff.]
s Auf n Sr. Marfus Bibliorhek in Venedig fuchte
man ju behaupten, man habe das Original des Evans
geliums Markus: allein es ift fo vermodert, daß man
kaum fehen kann, ob eg mit griechifchen oder lateiniſchen
Buchſtaben gefchrieben. [Es ift mit lateinifchen Buche
ſtaben gefchrieben,] Jezt wird es niche mehr vorgemwie-
fen. [Außer Michaelis Einleitung zc. I, B, ©. 1074:
ſ. Harleß Introd, in hift. L. Gr. B. 11. Th. 2. ©. 83 fi
und die a angeführgen Buͤcher.]
$ II,
Die — eines alten Mſpts find );
1) Quadrarbuchftaben, die faft aus laurer perpendifulaie
oder Horizontallinien beftchen.
2) Die älteften Mfpti graeci haben Feine notas, ledio-
nem iuuantes, neque accentus; i, e, feine Zeichen R
v4 3 durch
*) [Außer dem wichtigen Werk, Trait© de Diplomatique par
deux Benediftins und Montfaucon Palaeographia graeca ges
hört hieher ein kleines, aber reichhaltiges Buch: Miſeellanea
meift diplomatifcben Inhalts, bearbeiter von Konrad
Mannert, mie Kupfern. Nürnberg, 1795: 3. Hr M- giebt
in den drey erſten Kapiteln Regeln, das Alter einer Hand⸗
ſchrift oder eines Diploms zu beurtheilen 1) aus einigen aͤu⸗
Berlihen Merkmalen, naͤml. aus den. Linien mit dem Styl,
ohne Bleyweiß oder Farbe, oder aus den Linien mit Reißbley
ohne Styl aezogen, aus dem Abfegen der Worte am Ende,
aus der Deichaffenheit des Pergaments oder Papiers ıc. 2)
aus der Schrift felbften und ihren Zügen ; 3) aus den Abbres
viaturen, und giebt auf 9 Kupfert., ein anfehnl, Verzeichniß das
von mit ihrer Erflärung.]
168 Part, IL Cap. I.
durch deren Hülfe man leichter lefen Fann, fondern die
Schrift geht unabgefegt forr,
3) ferner müffen fie nicht litteras nexas haben, fondern je⸗
der Buchftabe muß einzeln fenn; und
4) müffen feine Abbreviaruren vorfommen; Feine Ac-⸗
cente, feine Spiritus und dergleichen.
In Lateiniſchen Aufſchriften finder man bisweilen
Punkte. | ER
Zwey der älteften Mfpre find:
1) Codex Colbertinus, enthält ein Fragment eines grice
hifchen Mfprs des alten Teſtaments. Diefer co-
dex ift jeze in der Parifer Bibliothek. (Tolbert war
— Jahrhundert, in Frankreich Finanz -Mi⸗
niſter.)
2) graecus Diojcoridis, iſt in der Wiener Bibliothek.
von Meſſel, gab einen Katalogus der Handſchrif—⸗
ten in der Wiener Bibliorhef heraus, (Wien 1690, Fol.)
wo diefer codex befchrieben wird. — Lambecius
fhrieb vorhero vom J. 1665 — 1679. Fol, einen Kom⸗
mentar über diefe Bibliothek in g Büchern, die fehr fels
sen gefunden werden, und Neffels aus Lambecius meiſtens
compilirees Werf fehr übertreffen. — Bollar, ein Uns
gar, der als Biblischefar an diefer Bibliorhef angeftelle
war, beforgre eine 2te Ausgabe, und ſetzte viele und
gel. Anmerfungen unter dem Text. Er Fonnte aber nur
8 Bände ediren, Davon der legte 1782 in Fol. erſchienen
ift. Denn er ſtarb einige Zeie darauf, [Bollar wollte
aber dieſes wichrige Werf fortſetzen. Allein nur wenige
Dogen davon wurden bey feinem Leben gedruckt. Nach
feinem Tod beforgre Denis den Drud gar, und 1790 er»
fohien Ad, Franc, Kollarii ad Petri Lambecii commenta-
riorum de augufla bibl, caes. Vindobonenfi libros VIIL Sup-
plementorum liber primus pofthumus in Sol. Die Forts
a hat man vom Hrn, Denis zu hoffen und zu wuͤn⸗
en. L
‚Das
Ds Libris feriptis, 169
Das Alter des Dergaments und der Dinte find
noch Kennzeichen zur Beurtheilung der Altern codicum
graecorum. — Man muf die verfchiednen Hände und
Züge der Codieum genau beobachten, Andere Züge
harten die Gothen, andere die Songobarden. Ga
felbft die Züge eines jeden Jahrhunderts find ver-
fihieden. Man hat Beyſpiele, daß öfters Mfpre
und Bücher, die nachgefhhrieben und gedruckt waren,
einige Zeit im Rauch aufgehängt, und fo dann für
alte verkaufe wurden. Man muß alfo in Biblioches
fen auch den Stempel oder das Zeichen des Papiers
genau und forgfältig prüfen. JAuch dieſes erfordere-
Behutſamkeit. ]
in deteriori Jeriptura : da man anfieng fich der klei⸗
nen Buchſtaben zu bedienen. Dieſe Schreibart kam im
zen Jahrhundert auf,
‘ t 6, 12,
Da die oceidentalifchen Voͤlker zur chriftlichen Re⸗
figion befehre wurden, mußten fie wegen der Religion
die lateiniſche Sprache erlernen, weil der Gortesdienft
darinne gehalten wurde.
Die Driginale fiengen nunmehr an, nachgemale zu
werden. In Itglien gefhahe es von den Langobar⸗
den; auch in‘ England von den Schotten. Sie
mahlten öfters fo nad), daß man bisweilen ſchwer urs
ei fann, ob es alte oder fpäter abgefchriebene Mſpte
ind,
Karl der Große nahm fih der Schufen an, um die
Wiſſenſchaften wieder empor zu bringen. — In der
Solge muften die Mönche in Klöftern Mſpte, auch öf«
ters, wenn fie die Sprache nicht verftanden, nachmah-
len. Doc wird man bemerfen, daß dergleichen. Kopien
immer etwas gezwungenes haben,
m/pti graeco latini [oder codices latinizantes] find
folhe, mworinnen der — Text des Neuen Teſta—
—— ments
170 Part, II. Cap. I |
ments aus- der Tateinifchen Vulgata verändert worden
iſt. |
r Codex Rauianus, in Berlin befindlih, enthaͤlt die
angefochtene Stele ı. "Johannis 5. Drep find die da
zeugen. Diele haben behaupter, diefe Stelle wäre aus
der lateinifhen Verſion in dag Griechifche übergerras
gen worden. — Man muß bey Beurtheilung diefer
Handfchrifren: außerordentliche Kritik und Sorgfalt
anwenden. In Italien giebt ein gewiffer Bandini An»
merfungen über die Codices graecos zu Florenz heraus,
und har bereits 4 bis 5 Bände gelicfere: allein er ver
ſteht nicht Kritif genug, und es fehle ihm auch an einer
ausgebreireren Lektuͤee. [Das Verzeichnig und die bey»
gefuͤgte Befchreibung der griechifchen Handfchriften, Ca-
talogus codicum Mſtorum graecorum bibliothecae Lau-
rentianae — Angel. Mar, Bandinius, J. V. D. — fam zu
Florenz in 3 Fol. Bänden von 1764 — 1780 heraus,
Eben fo edirte nachhere Bandini einen Cartlog der
in der Medic, Bibliothek befindlichen lareinifchen ꝛc.
Handſchrift.]
Specimina alter codicum, kommen in den Nouveaux
trait€ de Diplomatique häufig vor. — Auch in der Be-
fchreibung der Marfus Bibliorhef "werden im ıften
Bande, Venedig 1740. Fol, die griech. Handfchriften °
abgehandelt, [ſ. unten 8. 19.) 1
$. 13.
Unter den lateiniſchen Mſpten ſind diejenigen die
aͤlteſten, deren Schriftzuͤge den alten Denkmaͤhlern ähn-
lich find. Die Züge waren im iſten und zten Jahr—
hundert weit fehöner, als im 3. 4, 5. 6. und 7ten Nahr-
hundert, Dieß fehen wir hauprfächlicy aus den Müns
zen. So ſticht z. B. eine Münze vom Auguſt, in An«
fehung des Seinen und Schönen, fehr gegen eine Münze
vom Pbilipp:s, aus dem zten Jahrhundert ab, —
Wie der Abfall fich auf den Münzen ‚finder, fo ift & 4
au [ N
De Libris feriptis. | 171
auch auf den Snferiprionen. Je näher die Schriftzüge
den Inſcriptionen auf Münzen fommen, defto älter iſt
der Codex, |
cf. Gerfon, de Seriptoribus. Wir haben zwey Aus«
gaben: Eine hat Edmundus Richerius, und die andre Du.
‚ pinius herausgegeben. Beyde find nicht alt, aber ſehr
rar. Gie haben gezeigt, daß eine Klaffe von Menfchen
gewefen, welche die Mſpte hätten nachmahlen- müffen,
ohne fie zu verftehen. Hierbey Fönnte man einwenden,
daß diefe Abfchreiber fehr unrichtig müßten abgeſchrieben
haben? Alein die Pflicht und der Gehorfam verband die
Moͤnche die vorgegebenen codices recht pünktlich, und ots
denelich nachzumalen. Hierzu kommt, daß dergleichen
Codices von geſchickten Männern wicder revidire wurden,
So find 3. B. Bücher in Kupfer geftochen, immer rich«
tiger, als gedruckte, weil der Kupferftecher gleichſam
nur nachmahle und nadhflicht.
Man finder Mfpte, wo manchmal eine Lesart dar-
über oder am Rande ſteht. Dieß ift z. B. beym Ana⸗
kreon gefchehen , den man in Kom in Kupfer geftochen
hat. Auch in andern Mfpten ſiehet man folche häufig,
und daraus ift oft eine gedeppelte Lesart eneftanden,
. 14
Wir haben aus dem 1. 2. und zten Jahrhundert
nad) Chriſti Geburt Feinen ächten Codicem latinum, Man
wird 5.8. feinen Coder finden, den Dvid oder Virgil
felbft gefchrieben hat.
Schelfivate, in fragmentis bibliothecae Vaticanae,
Nom 1741, behauptet: der Codex m/pti Virgilii cum
pilluris (er wird deswegen fo genenner, weil in diefer
Bibliothek noch ein andres Mſpt. vom Birgil vorhanden)
fey der Altefte und zwar aus dem zten Jahrhundert. Als
lein große Kenner, die ihn geprüft haben, zweifeln dar;
an, weilBuchjtaben in demfelben vorfommen, deren fich
die Abfchreiber damals noch nicht zu bedienen pflegten,
Vermuthlich ift er aus dem 4ten Jahrhundert. “
in
173 Part, IT. Cap. I,
Ein andter Codex Mfpr. Virgilii ift zu Slorens. Am
Ende ſteht, er ſey 408 aefchrieben. [Bergleihe Heyne
de"Virgilii codd, msftis im.erften Band feiner 2ren Ausg.
des Virgils S. XXXVIII. ꝛc. XLI ꝛc.]
Terentianum, nad ihm Angelus Politianus; fo
dann bekam ihn Urſinus. Einige ſetzen denſelben ins
te andre ing ste Jahrhundert. Jezt iſt er in der Vati—
Fanifchen Bibliorhef, Sn eben diefer Bibliorhef follten
2 Bände des Tacitus ſeyn. Der eine enthäle die erften
5 Bücher; das 6. 7. 8. 9, und 10 fehle, Der andre
"Band enthält vom zıten Buche an, die übrigen Bücher.
Pabſt Leo der rote erhielt ihn zum Gefchenf, und ftellte
ihn in feine Privarbibliorhef. Lipfins fagt, zu Korvey,
einem Klofter in Weftphalen, wäre er von einem Ablag-»
priefter gefunden worden, Aus diefem Mſpt. find die er» °
ſten 5 Bücher abgedruckt worden. Beroaldus beforgte
Die erfte Ausgabe , aber fie war ſchlecht. j
Man Fan hier die Frage aufwerfen, wohin find
jene Mfpte, die ehemals in Kom, Alerandrien und ans
dern Orten waren, gefommen? Diefe find verlohren ge
gangen
x) durch Feuersbruͤnſte, z. B. in Nom unter dem Auguſt
u. f. f. und in Alerandrien, durch den Julius Cäfer,
da er den einen Theil der Stade anzündere, wodurch
der gröfte Theil der Bibliorhef verbrannre;
2) durch die Einfälle der Barbaren in verfchiedenen Zeis
ten, fonderlich der Sarazenen, bie ihre Bäder damie °
heizten; und -
3) durch überrriebene Andächkeley und Heiligkeit, befons
ders des Pabſts Bregorius Magnus, der die fchönften
heidnifhen Mifpte verbrennen ließ. — Die lezrere
Machricht beftätiger Johannes, ein Bifchof zu Sa»
lisbury. Viele haben deswegen den Papft Brego-
riss vertheidigen wollen, und befonders ein neuer
Scribent; allein Bruker hat ihn widerlegt.
Die
De Libris feriptis. 173:
Die Bifhöffe hielten die barbarifchen Völker, Go-
then und $angobarden, zur Erlernung der lateinifchen
Sprache an, damit fie dem Gottesdienſt beymwohnen
Fonnten, und dadurch wurde die gelehrre Sprache er-
halten. Befonders mußten die Kartheufer » Mönche auf
Anftifren ihres Stifters BSruno fid) mir Erlernung der.
alten Sprachen und Abfchreibung der Mfpre befchäftigen.-
Eben dadurch ward der erfte Saamen von Wiffenfhafe
‚ten erhalten, und man durfte nicht alles von vorn an
iernen.
$. 1%
Noch ein großer Schade wurde den Codicibus das
durch zugegogen, weil unwiffende feute das Pergament
abwuſchen, un neue Schrift darauf zu ſetzen. Viele
codices find dadurch verlohren gegangen. Vergleichen
sodices hießen codices reſcripti franz. manufcrits racles.
| Auch bey den Alten gefchahe es. Wir finden in eis
nem Briefe des Cicero ad diuerfos, an den. Trebarius,
daß er ihm einen Vorwurf macht, er habe ihm einen
Brief zugeſchickt, wo die alte Schrift weggelöfht, und
neue darauf gefeze worden wäre. Vielleicht gefchahe es
aus Sparfamfeir, oder aus Mangel. Kerr Bruns
fand in Rom auf einem ausgewafchnen Coder ein Frag⸗
ment von Livius, das er auch bekannt gemacht hat,
Auf dem Coreilio Trullano, (hat feine Benennung
von dem Drre, wo es gehalten wurde; trulla heift eine:
gewölbre Dede, und war zu Konftantinspel im Pallaftı
des Kaifers auf einem Saale) wurde verboren, daß man
in den Codd. mptis nichts ausfragen, ‚oder fie abfhaben
ſollte. Bisweilen heißt diefes Koncilium auch Synodus
quinifexta, weil es canones enthält, die img und 6,
Toncilium warten aufgefegt worden. Wetſtein in Pro-
legom. ad Nouum Tellamentum fagt: daß in der Parifer
Bibliorhef codices referipti angerroffen würden,
a
>
174 Part, I, Cap. I.
In Wolfenbuͤttel ift auch ein codex refcriptus des
Iſidorus. Man glaubt, er fey aus Spanien nach
Strasburg, und von da in diefe Bibliorhef gefommen,
Ein gelehreer Theolog in Wolfenbürtel, Bnittel,
hat fragmenta Vlphilae herausgegeben, wo am Ende re-
Seripti Codices vorfommen, die er angezeigt hat. Man
vergleihe auh Montfaucon in feiner Palaͤographie.
Baring in claue diplomatica, [oben ©. 30 f.]
$. 16.
Man muß die Schreibart, (fcripturam) die in den
Handfchriften vorfomme, Eennen fernen. — „Se älter
ein codex ift, defto beffer ift die Schriftart: je neuer er
äft, defto ſchlechter ift diefelbe, befonders wenn der Eos
der mit Abfürzungen gefchricben worden.
Mafei in Critica lapidaria fagt: die Beurteilung
der Schriftzüge in den Mfpten fey ſehr ungewis. Allein
wenn diefes allgemein angenommen werden follte; fo
wäre unfre ganze Kritik auf nichts gebauer. Andre has
ben zu viel für wahr, ale und äche gehalten. Beydes
ift falſch. Man muß mie einem Grund der Kritik diefe
Sache beurtheilen.
Einige Kennzeichen find :
Bisweilen ift am Ende des Mſpts die Jahrzahl
beygefügt, auch wohl der Name des Abfchreiders genannt:
Manchmal fichen am Rande Bemerfungen. — Ferner
muß man die Materie, worauf gefchrieben worden, un«
terſuchen. So fohrieb man 3. DB. in den älteften
Zeiten auf bleyerne Tafeln, dergleichen man in Orford
noch welche finder; nachher auf Baumrinden, ägyptifch
Papier und auf Pergament. — Auch dag Pergament
und Papier haben ihre Kennzeichen, woraus man ihr Als
ter beftimmen fann. Das Pergament aus den frühern
Sahrhunderten, ift viel feiner, Dinner, forafältiger zus
gerichter , welches fich bey der. geringften Wärme von
felbft zu rollen anfänger, als es in den neueren Jahrhun⸗
derten
De Libris feriptis, 179
derten gemeiniglih aefchahe, — Die neueften Mfpre
find gewöhnlich auf Papier gefchrieben. — Ferner muß
man fehen, ob die Mſpte von Gelehrten, oder ungelehrs
ten Leuten, ob fie von einer oder mehr Händen, und von
welchen Bölfern fie gefehrieben werden, So hat man
3. D. in Raffel Mſpte gefunden, die von verfchiedenen
Händen gefchrieben worden: auf der Erlanger Univ. Bis
bliothek har der fehr alte codex Cic, de oratore zwey ganz vers
fchiedene Hände und Schriftzüge: (ſ. Erneſti Vorr. zu feis
sier neuen Ausgabe Opp. Ciceronis.) Defters find ſich
auch die Schreiber im Abfchreiben nicht gleich, geblieben.
ct. Reinholdus de Mſptis. Chrifts Abhandlungen ꝛc.
©.334 ff.
Diie Pandekten in Florenz find fehr fauber und forgs
fältig abgefchrieben. Zmifchen zwey Blättern liege jes
desmal ein Blatt Atlas.
: Die Schrifrzüge haben ſich manchmal einige Jahre
hunderte erhalten. So find 5.3. in denen Codicibus,
welche in Italien im 10, 11. und 12ten Jahrhundert
geſchrieben werden, die Schriftzuͤge einander ſehr aͤhn—
lich, und man kann fie ſchwer von einander unterſchei—
den. ‚Hingegen in den ältern Jahrhunderten war die
Schreibart mehrern Deränderungen unterworfen. —
Bismweilen find die Codices revidirt worden, und diefe
haben mehr Autorität. [Da oft mehrern librariis von ei=
ner Perfon zum nachfchreiben dicrire worden iſt: ſo kann
vielleicht die varerländifhe Ausfprache mancher Wörrer
eigenthümliche Schler veranlaßt haben, Es wäre 5: ©,
eine Frage, ob die Handfchriften, in welchen michi ſtatt
mihi immer fteht, nicht viel mehr in Deurfchland, ale
in Italien oder fonften wo anders gefchrieben worden
ax,
ke] Ein jedwedes einzelne Bud) von einem Werke, wur«
de in den ältern Zeiten, in einer befondern Rolle, oder
volumen gefunden.
Cod. Ice 5
176 Part, II. Cap. I.
Codices, welche wir volumina nennen, werden nicht
Leiche mehr gefunden; außer den Herkulanenfifchen.
EIN Pius 5 28
\ Da die Buchdruckerey war erfunden worden, giens
gen viele Mifpte verlohren. Man drucdte die Bücher
aus den Codicibus ab, dadurch wurden fie befchmust,
daß man fie nicht mehr brauchen Fonnte. Auch gefchahe
es, daß die Codices, wenn fie abgedrinfe worden waren,
nicht mehr geachrer wurden. So lieg 3. B. Erasmus
das Neue Teft. aus 2 Handfchriften, wovon der eine die
Evangelien, und der andre die Epifteln enthiele, ab»
drucen, und machte zugleich am Nande verfchiedene Vers
befferungen. Der eine von diefen Eodicen, der die Evans
gelien enthält, ift in Bafelz; der andre aber, in welchem
die Epifteln ftunden, ift verlohren gegangen. Carbach
beforgte eine Ausgabe des Livius, Maynz ı518. Fol.:
aber der Eoder, woraus abgedruckt wurde, iſt wegge—
fommen Man har diefe Ausgabe bisweilen edition,
Huttenianam genannt: allein falſch; den» Autten hat
nur die vortrefliche Borrede darzu gemacht. Diefer Eos
der war zu Maynz und ergänzte die Luͤcken des 33. und
44ſten Buches.
Drafenborch barh in diefem Jahrhundert, man
möchte ihm diefen Codex mittheilen: aber er wurde niche
mehr gefunden. 124
So ſoll es auch mit dem Mſpt der Augſpurgiſchen
Ronfeffion ſeyn, wie Weber in Weimar berichtet.
Aldus Manutius gab den Heſychius heraus: der
Eoder aber, aus dem er edirt wurde, ift verlohren. [Er
ift nicht verlohren; fondern noch in der Marcus Biblio
thef zu Venedig: allein von der Hand des Mufurus,
welcher ihn zum Adruck zubereitete, ſehr interpofirt, vers
ändere und vermehrt. Schow, ein gefehrrer Däne, hat
mir unfäglichem Fleiß und Sorgfale verſucht, den äch»
» ‚;‚ fen
-
—— De Libris ſeriptit. 177
ten, von allen fremden Zuſaͤtzen gereinigten Heſych wie:
der herzuftellen , in feinem gel. Buch: Helychii Lexicon
ex cod, MS, bibl, D. Marci reftitutum et ab omnibus Mufuri
corredtionibusrepurgatum, fiue ſupplementa ad edit, Hely-
chii Albertinam, auct. N. Schow. feipzig 1792. gr: $.]
Poggius fand im Klofter zu SE. Ballen in der
Schweiz den Ouintilien im Mſpt. Diele Mönde
holten fish zur Zeit des Koſtnizer Konciliums Mfpte
aus dem genannten Klofter, und brachten fie nicht wie-—
der. Auf diefe Are gienaen viele Mfpre verlohren, un«
ter andern der erwähnte Quintilian. Auch Heſiodus
fol im Mſpte niche mehr vorhanden ſeyn. [Der einzige
Eoder, woraus der Vellejus Paterc. abgedrucft worden,
ift niche mehr vorhanden]
Bisweilen wurden auch die Mſpte an die Buchbin
der verkauft, weil man ſie, beſonders des Schmutzes we—
gen, nicht mehr ſchaͤtzte und zum Binden brauchte; oder
auch von unwiffenden oder gewinnfüchtigen Leuten.
In vielen Klofterbibliorhefen find die Bücher oͤf—
ters ganz vergraben; In einem Bande finden ſich ofe
viele verjchieöne Sachen, und von verfhiedenen Ver—
faffern.
Maffon kam einffmalg zit einem Buchbinder, der
eben im Begrif war, die Schriften des Biſchofs Ago-—
bardus zu zerfchneiden. Diefes Mſopt wäre auf diefe
Weife zernichter worden; wenn nice Maffon es verhin⸗
dert hätte:
Auch viele Mſpte wurden von Perſonen, die fie
benutzt hatten, unterſchlagen. — Gleitsmann und
Dernbard, beyde Rektores in Zeitz, und richtiger
neulich der dafıge Rektor Muͤller, in einer Schulſchrift.
Leipzig 1793 4.] erzählten, dag ein Leipziger Gelchrrer;
Ölesrins, eine Ausgabe des Philoſtkatus veranftalter, und
M darzu
178 Bart, IL Cap, 1
darzu ein Mſpt *) aus der Zeiger Bibliothek entlehnt
habe., Diefe Ausgabe machte dem Mann viel Ehre; als -
lein das Mfpt [oder vielmehr das Erempl; mir Keinef.
Moten,] wurde nicht wieder zuruͤckgeſchickt; und nad)
feinem Tode fand man es auch nicht wieder. . [Es giebt
mehr ähnl. Beyfpiele.]
§. 18.
Mach Erfindung der Buchdruckerey haben wir noch
en abgefchriebene Codices befommen. Selbſt von ge-
druckten Büchern wurden welche abgefchrieben, weil man
aus Mangel am Papier, immer nur wenige Eremplarien
abdrucken Fonnte, die fi bakd vergriffen.
Schweinbeim und Panaz, welche zuerft Cicero.
mis opera auflegten, barhen den Pabft in der an ihn ge-
zichreten Vorrede, er möchte ihnen Papier darzu fchenfen.
Sie druckten öfters nur 60 bis go Eremplare ab. Des«
wegen wurde manches Jahr eine Ausgabe einige mal auf
gelegt. [f. Maittaire Ann. typogr, tom. IV. part. I. ©.
9 ff. Cardin. Quirinus de optimorum feriptorum edi-
tionibus &c. S. 86 ff. nach der Ausgabe J. ©. Schel⸗
borns, (Lindau 1761. 4.) und deffen Nachricht felbft in
diatriba praeliminari, ©. 50 ff.} f
Reiske, in der Vorrede zu dem Theofrit, mels
det, daß er zwey Aldinifche Editionen, von einem Jahr
gefunden, die fehr von einander unterfhieden gewefen
wären.
Der Kurfürft von Sachſen, Fridericus Sapiens
ſchickte, als er die Wittenberger Akademie geftifter harre,
den Spalatinus nach Stalien, um Mifpte zu Fauffen,
Alein er konnte nicht lauter Achte befommen, fondern
mußte
+) [E8 war nicht, wie man aus dieſen Worten fchlieffen könnte,
ein Mſpt vom Philoftratus, fondern die Morellifche Ausgabe
des Philoſtrats mit beygefchriebenen Anmerf. vom Reineſius.
Disfe ſoll Dlear. fich zu eigen gemacht haben.
mußte viele, die erft abgefchrieben worden teren, neh⸗
men.
Oft mußten Zuhörer die Bücher, welche ihnen et;
klaͤrt werden follten, erſt aus dem Eremplar des $ehrerg
abſchreiben. Herrmann Bufch wollte denSilius Stalicug
zu Leipzig auf feiner Reife erklären; und Richard Aros
kus, ein Engländer, den Herodotus, und Demos
fibenes; Beyde Docenten mußten den Audirorn ihre
Mfpre mittbeilen, weil gedtuckte Exemplare niche zu
haben warens Winshemius und Camerarius haben das
mals mit abgefchrieben, wie lezteret in feiner Ausgabe deg
Herodots mit gemelder hat. S. Hofr. Boͤhmens Schrift
de litteratura Lipfienfi, _ |
Auch haben öfters Gelchree aus Armuth Mſpte abs
gefchrieben, — Syn Florenz waren viel folche Abfchreis
ber. Im ısten Jahrhundert hiele fih der Kardinal
Beßarion viele dergleichen Perfonen, die ihm Gries
chiſche und $ateinifche Mſpte abſchreiben mußten, theils
um eine größere Bibliothek zu bekommen, theils aber
auch, um fie andern Perſonen wieder verkaufen zu Fönnen;
- Seine Mfpte famen, nad) feinem Abſterben, in die Sr;
Markus Bibliorhef zu Venedig; — [Rafeeris fchrieß
auch fehr vieles ab, wie er diefeg immer bey feinen, jetzo
in der Koͤnigl. Bibliothek zu Madrit aufbewahrten gries
chiſchen Mſpten bemerkt har.) .
. Codex Rauianus enthält das ganze Neue Teſtament.
Der Beſitzer, Raus, hielt ihn für ächr: allein de la Cro⸗
3e, ber fich viele Erfahrung gefammler hatte, behaup⸗
tere, er fey aus den Bibliis Complutenfibus geſchrieben,
beſonders darum; weil die Stelle, drey find die da
zeugen ꝛc. mit im Mſpt befindlich. Doktor Winkler in
Hamburg ſuchte ‚diefe de la Krozifche Hypotheſe zu wis
derlegen, die viel andre Merfzeichen für ſich anzuführen
hats [D. Grießbach in ſymbolis &c ©, 1g1=-18 4;
und ©. G. Papelbaum in: Unterſuchung ber Raviuſt⸗
ſchen Handſchrift des DT, Berlin 1785. 8, Haben aufs
—— DM a neue
180 Part. I. Cap. .
neue zu erweifen acfucht, daß der Raviuſiſche Codex aus
dem gedruckten Complutenfifchen Bibelwerk abgefchries
ben fey.]
$. 19%
notitia codicum beftcht nicht blos darinne, daß man
weiß, wo diefer oder jener Coder zu finden ift, fondern
hauptſaͤchlich, daß man weiß, worinnen ihr ächter und
wahrer Werth, Güre und Vorzüge beſtehen. Dieſes
muß man nach) der Materie, Alter, Form und Schreib»
are beurteilen. Hierzu find die Caralogen, die ſich
7 großen und berühmten Bibliotheken befinden,
noͤthig.
Montfaucon hatte ſich auf feinen Reiſen ein Ber-
zeichnis von Mſpten gemacht. Er ließ es unter dem Nas
men catalogus Mfptorunı [Bibliotheca bibliothecarum
Mſptorum,] aböruden, [Allein erift oft unfiher. Auch
in feinem diario ttalico, Paris 1702,4. wie in feiner Pa-
laeogr. graeca führt er viele Handfchriftenan. Ein elen«
des Verzeichniß der Handfchriften in ‚der Breslauifchen
Rhedigeriſchen Bibl. gab Gottlob Rrans in Memora-
bilib, biblioth. publ, Wratislau, Breslau 1699. 4.]
Belfer find: |
Friedrich Splburgs Catalogus Mfptorum Palati-
norum, die in der ehemaligen Ehurpfälzifchen Bibliorhef
zu Jeidelberg waren; allein im zojährigen Kriege nach
Kom ins Barifan gefchafe wırden. [Der Sylburgifche,
aber trockene Catalog ift befindlich in Miegii monumentis
pietatis &c, Frankfurth 1702. 44 Allein dieß Verzeich-
niß hilfe heutzutag wenig, und dient blog zu einem raus
rigen Angedenfen an den großen Reichthum der in Teurfch-
land vorhanden gewefenen Handfchrifren, an den traus
tigen Krieg und die gar zu fromme Ehrfurcht des Herzogs
von Bayern gegen Kom. Denn fehr viele Codices giens
‚gen verlohren, und die nach Rom gebrachten fichen nun
in der Vatikan. Bibliothek in einer andern Drdnung.
i Wären
De Libris feriptis. 181
Waͤren ſie noch in Deutſchland, ſo wuͤrden ſie gewiß beſſer
benutzt worden ſeyn; ſo faſt wie Salmaſius ſie noch in
Heidelberg gebraucht hatte. Weit ſchaͤtzbarer und nuͤtz⸗
licher ift die Einrichtung einiger andern Verzeichniſſe,
mworinnen auch bishero ungedructe Sachen zuerft edire
worden find, näml. aufer den angeführten Lambeciuſi—
fhen, Kolarifchen und Bandinifhen Werfen; Biblio-
theca codd. msstorum Monafterji S. Michaelis Venetiarum
prope Murianum vna cum appendice librorum impreflo=
rum ſaec. XV. opus’ poftumum Jo. Benedict. Mittarelli —
Venet, 1779. fol, — Bibliotheca Vffenbachiana Msta. —
II. Theile Halle 1720 Fol. Die darinnen befindlichen
orientalifchen und grichhifhen Handſchriften recenfirre
der ehemalige Gießner Philolog, J. Heinr. Maius. —
Schr fhägbar ift und enthält manche vorhero unedirte
Sachen der Catalog der Madriter griechifchen Handſchrif—
ten; Regiae bibl. Matritenfis codices graeci MSS. Fo. Iriar-
ze — excuflit,.recenfuit &c. vol I. Madrie 1769. Fol.
Schade, daß der zre Band mit dem fo nöthigen Negia
ſter noch nicht erfchienen if. Er ift felcen, weil die
Eremplare vom König nur verfchenfe werden. — Auch
einiges vorhero unedirtes finder man in dem anfehnlichen
undftarfen Werf: Codd, msstibibliothecae regii Taurinen-
fs Athenaei, — in binas partes diftributi, in quarum prima
hebraei et graeci; in altera latini, italici etgallici. Recen-
fuerunt et animaduerfionibus illuftrarunt Fofeph Pafinus,
— Anton, Riuautella et Franeifcus Berta, — Zurin 1749.
Fol. — Schade, daß die fhöne und gelehre abgefaßte
Notitia codd. mstor, graecorum bibliothecartm Mosquen-
um — cum varjis anecdotis — edidit Chriff, Frid, Mat-
thaei (damals Kector am Mosfauifhen Gymnaflum,
jeze Prof. zu Wirtenberg)— Moskau 1775; gr. Fol, nicht
fortgeſetzt worden ift, Erſt ift ein dünner Band davon ge-
druckt. — Catalogus codd, MSS, bibliotheeae Bernenſic ad-
notatt, criticis illuftratus; addita funt fpeeimina feripturae ex
codd, variae actatis, tabulis fculptis exhibita et praefatio
M 3 hiftori-
. Part, IL Cap
hiftorica. Curante J. R. Sinner, Bernae 1760. 8. —
Graeci codd. MSSti apud Nanios Patrieios Venetos afler-
uati. Bononien 1784. Fol. Die Codices ſind zwar mei»
ftens nicht alt, allein. fie enthalten doc) manches vorhero
ungedrudtest eg wurden dahero viele Stüde oder Pros
ben daraus hier zuerft befannt gemacht. — Gelehrter
ift der ıfle Band davon abgefaßts Codices MSSti Iatini
bibliothecae Nanianae a Facob Morellio relati, opufcula
inedita accedunt ex iisdem depromta. Venedig 1776. fol.
— Afemanni bibl. medi. Laurent, et Palat. codd, mssto-
rum orientalium catal, cum notis curante Ant. Franc. Go-
rio. Slorenz 1742. fol. $ntereffane ift Catalogo de’ co-
dici MSSti orientali della Bibliotheca Naniana, compilato
gall’ Abate Simone Affemanni &c, 2 Theile. Padua 1791.
1792. in 4. — ° Bibliot. MSSta di Tommafo Giuſeppe
Farfetti, Patricio Veneto &c. Venet, tom. L 1771. Il.
1780. 8. — Mehrere ſolche Verzeichniffe von grie—
chiſchen Handfchriften findet man in Sarleß Introd, in
hift, L. Gr. ıften Band ©. 54 ff. aber ein weit größereg,
geographifch eingerichteres Regiſter von Catalogen gs
druckter und ungedruckter Bücher in Catalogo bibliothecae
Bunauianae, tom, I, ©, 840 ff. — Fin nügliches, aus
anſehnl. Catalogen gezogenes Werfgen ift: Sriedrich
Eckards Ueberficht der Derter, wo die befannteften gries
chiſchen Schriftfteler gelebte haben, und Grundlage
zur Gefchichte der Bibliorhefen, wodurd) jene in Hand»
Schriften find erhalten worden, Gießen 1776. $.]
Bambecii Kommentar über die Faiferlie Biblio»
thek zu Wien, in 8 Theilen iſt ſehr ſchoͤn. Doch ift
das 7te Volumen ſehr rar und zwar aus der Urſache, weil
ſeine Frau, die ſehr geitzig war, oͤfters mit dieſem Werke
Feuer anzumachen pflegte, wodurch ſich beſonders der
7te Band vergrif. [Bon der neuen Ausgabe und Fort-
fegung derfelben, und von Neſſels Catalog ift oben zum
uten $. das Noͤthigſte geſagt worden. ]
Mont=
De Libris feriptis, 183
Montifaucon Commentar. in Bibliothecam Coislinia-
nam [Paris 1715. Fol.] it ſehr ſchaͤzbar.
Casley, ein Engländer, hat [zu London 1734] el⸗
nen commentariun de bibliotheca regia Britannica hers
ausgegeben. Seine Präfarion ift merfwürdig: fie hans
delt de Codicibus Mfptis in vniuerfum, Catalogus biblio-
thecae Diui Mareci zu Benedig, wurde unter der Auffiche
des Laurentius Theupolus verferriget. Der eine Theil
enthält die Griechiſchen; der andre die Lateiniſchen und
Italieniſchen Mfpre.
Bandinii catalogus der Mediceifhen Bibliothek zu
Florenz. Er läge Stüde aus Mfpten und Büchern ein⸗
ruͤcken, die nicht befannt find. [f. zum ız $.]
Canifii lectiones antiquae ex Codicibus mıfptis Baua-
rieis, enthalten viel brauchbares zur Litteratur und Kits .
chengefchichte.
Stepkani Balluzii Mifcellanea, ein Werf von Privars
anmerfungen, er war ein großer Kenner von Mſpten.
'Labbei Bibliotheca Mfptarum enthält viel wichriges,
Durand und d’Achery Anecdota, ingleichen d’Anfle
de Villoifon, anecdota graeca e regia Parifiena et St, Mar-
ei Veneta bibliothecis depromta, Venedig 1781. mie der
Eudocia ihrem violario, Tovz, 2 B. in 4.
Pezii opufcula varia aus Bayerifchen Handſchriften,
und größtentheils aus der Bibliorhef zu St. Emmeran
in Negenfpurg genommen.
Diefe Männer insgefamme reden in ihren Schriften
von dem Werth und Berdienft der alten Mfpre.
Herr Profeffor Schulze in Halle har den Theo—⸗
phylaktus aus neuern Handfehriften ſehr gut edirr. *
gilt auch von mehrern Ausgaben der Alten.)
6. 20
Wenn ein Wore über das andre gefeße ift, heiſt es
glfema,. — Dergleihen gloflemata pflegeen die Alten
der RANG wegen, am Kande zu fegen: die neuern
MA Abs
‚184 Part. IT, Cap. I.
Abfchreiber aber nahmen diefe Anmerkungen bisweilen
mit in den Text. — Hierbey verdiene bemerkt zu wer-
den, daß, wenn zwey Wörter, von denen das eine be»
kannt, das andre aber unbekannt ift, in dem Terre vor»
fommen, gemeiniglich das Unbefannte die richtige Lesart
iſt, weil die Abfchreiber dag nicht fo Häufig vorfommende
Worr öfters nicht verftanden oder nicht zu beurcheilen und
zuerflären wußten.
Aacciolati hat viele Fehler in Cicero's Büchern de
ofliciis [in feiner Ausgabe, Venedig 1747. gr. 8.I anges
merkt. Auch Rektor Martini har in einem Nrogramm
über Ciceronis Ofhicia Libr, I. c. 11. hiervon gefchrieben.
[Da könnten von mehrern Herausgebern und größern Eri:
tifern genug Beyſpiele angeführe werden, wenn es nö-
thig wäre. ]
Die Eritifer des ısten und ı6ten Kahrhunderrs,
haben nicht diejenige Eritif verffanden und angewender,
die man heut zu Tage anzuwenden pflege. [Ucberhaupe
und grad zu möchte ich dieſes Lircheil, befonders von
‚manchen im 16. Jahrhundert, nicht unterfchreiben.]
DPerrardyha; ein Sralienifcher Poet, fand in der
Marfus Bibliorhef, die epiftolas Ciceronis, und ließ fie
abdrucken. Er Fonnre viele Stellen nicht leſen, und
verbeſſerte ex ingenio oder ließ Luͤcken, daher fchlich viel
unrichtiges mit ein,befonders weil er nicht Kritik genug e-
6. 2I»
Durch Huͤlfe der Codd. Mſptorum kann man öfters
noch Süden in den Alten ergänzen. So fonnte aus eis
nem Bamberger Mſpt des Zivius um vieles im 33 und
40 Buche, ergänzt werden, Es waren 45 Bücher in
diefem Mſpte. 1617 wurden die nengefundenen Bücher
beſonders abgedruckt.
In Ciceros Schriften, ſonderlich in feinen Re,
den, waren große Luͤcken, die man auch noch in den er⸗
fen Italieniſchen Ausgaben finden, _ In a
fan
De Lihris feriptis. 185
fand man in Klöftern noch vieles, wodurch. diefe Sücfen
mehrentheils ergänzt werden konnten: befonders entdeckte
Cauiſius viele ſolche Stellen.
cf. Ernefli Programma: Recenfio inuentorum locorum,
Leibnizii Chronicon deSeri ptoribus Brunfuicenfibus et
Lüneburgenfibus. Er erhiels hierzu gute Nachrichten aus
den Niederlanden. Bon ihm haben wir auch Chronicon
Weingartenfe, das durch Miederländifche Mfpte viele
Ergänzungen befam. Dirbmar, ern —
fehrieb ein Chronicon Merfeburg. “ob. Sried.
Utfinus gab zu Dresden 7790. 8. * benefche Ueber»
fesung des Dithmars Chronik in 8 Büchern mie Ans
merfungen und des Bifchofs Leben heraus. Er
bediente fi) dabey eines Eoder aus der Dresdner Bis
bliorb. in welchem nicht allein viele abweichende $efcars
ten befindlih, fondern auch viele Luͤcken ergänzt find,
So wird Prof. Siebenkees in feiner neuen Ausgabe des
Strabo aus iralisnifchen Handſchriften viele bisherige
ruͤcken ausfüllen. ]
Der Fürft von Se. Einmeran gab die Werfe deg
Alzuini heraus; er hat die Achten Arbeiten von den uns
ächten unterfchieden,
Dilloifon fand inder Markus Bibliothek ei⸗
nen Eoder von Homers Iliade mit vielen unedirren
oder verbefferten Scholien, den er aböruden läge. [Die
Ausgabe erfchien zu Venedig 1788. Fol.) }
Emblemata feu glofemata find Stellen, die in
das Mſpt gefommen und ehemals nur am Rande deg
Eoder flunden, um etwas zu erflären. Dergleichen
Stellen nahmen unwiffende-librarii, oder Buͤcherſchrei⸗
ber in din Tert auf. Daher kommt es, daß man manch⸗
mal lectionem duplicem, i, e. ein Wort zweymal ver
fhieden finder,
Sm Ovid und Virgil ſtehen ganze Berfe, welche
Heinſius und andre große Leute für unäche erflärce
haben.
Ms Im
186 Part, IL Cap. I.
Im Tacitus de moribus Germanorum findet man
den Bers: Augurium patrum faeua formidine nigrum. Die-
fer ift unftreitig durch ein Gloffema in den Text gefommen,
— So werden bisweilen im Livius an unſchicklichen Dr-
ten redende Perfonen eingeführt, Diefes kommt blos -
von Privaranmerfungen.
In den Wolfenbürtelfchen Mſpten follen viele
gloffemata mit in den Text gefommen feyn. Hauptſaͤch⸗
lich finden fih viele in den mfptis hiftor. medii aeui.
Ein ſolches emblema fol feyn, was man viele Jahrhun—
derte von der Paͤbſtin Johanna gefchrieben hat. Ana—
ſtaſius, Bibliothekar zu Rom, bar dag Leben der Päbfte
befchrieben: und diefe Machriche wird in einigen feiner
Handfchriften gefunden ; in andern nice. Auch findet
man e8 nicht bey andern gleichzeitigen Schriftftelleen an⸗
gemerkt, Aber incod. Mfpt. finder manjeg mit Holzfchnit-
ren, wo die Johanna ein Kind auf dem Schoog hat, —
Eben ſo liſt es mie dem Kaifer Barbaroffe, dem der
Pabſt auf den Hals getreten feyn fol, In Denedig
finder man felbft ein Gemählde hiervon: allein viele be-
haupten, daß es nur zum Sport verfertiget worden.
Chronicon Siegbersi Gemblacenfs vom Miraco hets
ausgegeben, ift vol von Fehlern, meil es öfters Luͤcken,
in Sachen, die dem päbftlichen Stuhl nachtheilig find,
enthält,
Chronicon Albanenfe, hat viele Stellen in Ordnung
gebracht, und ift vom Pater Pez herausgegeben,
$. 22,
Diele codices find in den erften Zeiten nach Erfin«
dung der Buchdruckeren öfters unter falfchen Titeln und
Damen abgedrucfe worden, weil man im Anfang viele
Bücher zufammen in einen Band brachte, und nur den
Verfaffer des erften Buchs angab. [So mögen das dem
Hefiod untergefchobene Werf Kararoya ıc. und viele '
anders entfianden ſeyn; vom eritern fr Fabriz. B. Gr.
neue
De Libris feriptin 137
neue Ausgabe. J. B.] So werden z. B. dem Ambros
fins, Hieronymus ımd Auguſtinus viele Bücher zus
gefchrieben,, die fie niche verfereiger haben. Aber in der
Solge entdeckte eine gefunde Kritik die meiften Fehler.
[In vielen Handfchriften und alten Ausgaben des Theor
Frits fiechen unter deffen Idyllen und Namen die mehres
ften Idyllen vom Bion und Mofchus.]
In des Cyprians Schriften fteht ein Buch de fin-
gularitate elericorum. Desgleichen finder man in des
Ambrofius Schriften eines ae facramentis, und ein ans
ders de vocatione gentili; fie find wahrſcheinlich unters
gefchoben.
So find z. B. die Bücher ad Herennium zuverläßig
nicht vom Cicero, Es iſt niche fein Stil. [Andere
Schriften wurden ihm untergefchoben, und Sigonius,
(wenigftens fol er der wahre Verf. davon feyn,) gab
ein von ihm gefchriebenes Buch Confolatio unser Cicero's
Namen heraus. Man ſ. Fabriz. B, Lat. und Harleß
introdud, in notit, litterat. rom. zfen B. Sf. 140 ff.]
liber de cauſis corruptae eloquentiae: Einige haben
es dem Tacitus, andre dem Quintilian beylegen wols
len: allein es ift Feines non beyden fein $arein, [Die
neueften Unterfuchungen ſtellten darüber an Joh. Heinr.
Aug. Schulze in feiner Ausgabe : Dialogus de Orata-
ribus fine de cauflis corruptae eloquentiae, vulgo Tacito
inferiptus 2c. $eipzig 1788. 8. welcher in den Prolegomes
nen die verfchiedenen Meynungen anführe, beurtheilt,
und endlich den Tacitus für den Verf. des Buchs hält;
und J. Jae. Heinrich MNaſt in feiner deuefchen Ueber»
fesung: Von den UÜrfachen des Derfalls der roͤmi⸗
fchen Beredſamkeit — mit Anmerkungen und Er⸗
läuterungen, Halle 1787. 8. welcher gleichfalg eine
kurze critifche Gefchichte der verfchiedenen Meynungen
zuerft liefere, und ©. 18 ff. feine Muthmaſſung zu ers
haͤrten fucht, der jüngere DPlinins habe es gefchrieben. —
So ift sin’ griechifcher Dialog, de via falutis ——
wel⸗
188 Part, II, Cap. I.
welches in allen Ausgaben des Anaftafius unter deffen
Damen, allein nicht mie Recht, abgedrudr ift: In einer
befondern Ausgabe davon, welche Job. Aler. Braſſica⸗
nus zu Wien 1530. 8. beforgte, und anderswo wird jes
nes Werfgen dem Eonftantinopolitan, Patriarchen, Ben;
nadius Scholerius beygelegt. Allein auch diefes ift
nicht ganz richtig. Denn in der Kaiferl, Bibliocher ift
ein Mſpt davon, welches über das Zeitalter des Genna«
dius hinausfteige. Andere Handſchriften variiren zu
fehr in der Sefeare und in der Zahl der vorfommenden
Fragen: dieß zeige auch ein höheres Zeitalter an. Aus
Diefen und andern innern und äußern Merfmalen fchliehe
Lambacher in einer befondern Abhandlung , die feiner
Bibl, antiquae Vindobonenfi' ciuicae, (Wien 1750. '4.)
bengefüget ift, daß weder Gennadius, noch weniger Ana;
ftafius Verfaffer von jenem Dialogen feyn koͤnne. Go
Fönnten mehrere Benfpiele angeführt werden, wo durch
Hülfe der Handfchriften, verbunden mie andern Bewei-
fen aus der höhern Critik, der wahre oder der gemeinigl.
falfch angegebene Verfaſſer, oder fein rechter Name und
dergl. entdecke worden iſt.) — Erneſti berufe ſich auf
einige Gelehrte:
Cave, Seine Schriften find tabulae ecclafiafticae, —
Chartophylax ecelefiafticus. — Hiftoria feriptorum ecele-
fiaflicorum; und Notitia Conciliorum,
Antonius Pagi ſchrieb Criticam Anti-Barouianam; und
Srancifci. Pogi, Breuiarium hiftorico 'ecelefiafti-
eum: endlich
Cafimir Oudius — de Scriptoribus ec-
elefiaflicis ab aliis omillis,
F. 23.
Aus Mſpten kann man öfters darthun, wie die Feh⸗
fer entftanden find. Dieß gehöre für den Kritifer, Gro»
nov und andre haben ſich befonders damit befchäftiger.
Seſonden ſind jungen Gelehrten in dieſer Ruͤckſicht zu
em⸗
De Libris feriptis, 139
empfehlen Fo. Frid. Gronouii Obferuationum libri IV, cu»
rante Frider, Platnero. $eipzig 1755. gr. 8. und Jac. Pe-
rizonii animaduerfiones hiftoricae, curante Theoph. Chri-
ftoph. Harles. Altenburg 1771, 8. Guil. Canteri de ra-
tione emendandi graecos audtores fyntagına recens audtum,
bengefügt deffen Nouarum lectionum libr, VIIL edit, ter-
tia. Antwerpen, bey Plantin. 1571. 8 — Fo. Cleris
cus de arte critica, welches Buch in Holland und Deurfch-
land mehrmalen aufgelege worden iſt. — Chrifl. Aug.
Heumanni comment, de arte critica in vfum academicum
feorfum excufa, Acc. Frane, Robortelli difp. de arte cri-
tica corrigendi antiquorum libros, Nürnberg und Altdorf.
1747. 8]
Morelli Elements de critique &c. 2 Bände in 8.1766
enthält viel brauchbares, und beziche fich mehrenrheils
auf die Scriptores ecelchiaflicos,
g. 24.
Man findet in Bibliotheken Mſpte, woraus noch
vieles, beſonders in hiſtoriſchen Sachen entdeckt wird.
Leibniz wuͤnſchte ein Buch von einem, der viel
codices mfptos in Händen haͤtte, undalfo davon reden,
und das Nörhige ercerpiren koͤnnte. Hermann von der
Hardt hat die ganzen Acta des Koſtunizer Conciliums
aus der Wölfenbürtelfchen Bibliorhef edirr.
Leſſing bat viel Mfpre in Wolfenbüttel ents
deeft, und würde mehr haben leiften Fönnen, wenn er
fich nicht zu fehr mit jeinen Sragmenten befchäftiger härtes
Flacius, mitdem Beynamen Ilyricüs, hat auf feinen
Reiſen vieles entdeckt, und aus Mſpten abgefchticben, Wir
haben von ihm eine Liturgie, welche nebft feinen übrigen
Werfen in die Helmftädter Bibliorhef gebracht worvens
Der Kardinal Baronius hat viele Briefe und Ans
* der Paͤbſte bekannt gemacht. — Baynaldus het
n
190 Bi Part, IL Cap. L.
fein Werk fortgeſezt. IChr. Sried. Matthaͤi in Le-
ction. Mosquenfibus I. II. voll, teipzig 1779. 8. Jo. La-
inius in Deliciis eruditorum feu, vett, ayerdorwy opufcu-
lorum colledtaneis&c. $forenz 1737. ff: 8. (eine Reihe von
Bändchen,) (Amadussi) in Anecdotis litterariis ex MSS.
codd, erutis, Kom 1773—1783. in 4. Bänden, gr. 8.
Leo Alstius, der Göttingifche Echter Walch und ans
dere haben aus Handfchriften vieles zuerft edire.}
Sn den ehemaligen Karhedralficchen folen viele
Mfpre verborgen liegen.
MNartin Gerbert, Denedictinerabt zu St: Bla⸗
fivs in Schwarzwald fagt: er habe auf feinen Reifen
durch Deurfchland viel vorereflihe Sacher gefunden, die
ans Licht geftelle zu werde verdienten. [Er Har auch
viel gutes edirt.]
Der Herr von Hontheim melder in feinen Pro-
dromo Treuirenfi , unter dem angenommenen Namen
Sebronius, daß in Klöftern mandes von Kirchen»
värern aufbehalten würde: ſonderlich in der Abtey St.
Maximini in Zeier.
Caput
191
Cap, IL
De
Ticulis, tabulis legum,. decretorum et fimilibus,
vulgo Inferiptionibus *),
————
— heißt eigentlich eine Aufſchrift, die auf ein Denk⸗
mal geſchrieben iſt, z. B. auf Statuͤen. Hier werden
alle Arten von Inſcriptionen, alle tabulae legum, de-
cretorum, SCtorum, conditionum, pacis, pactorum publi-
corum foederum u. f. w. darunter verftanden.
In den älteften Zeiten fegte man Denfmäler blos
vom Stein ohne alle Schrift: in der Folge aber machte
man zum öffentlichen Andenken Auffchriften darauf.
Wir Eönnen hier die Frage aufwerfen:
1) wer hat Denfmäler gefammler ?
2) was muß man beym Leſen derfelben wiffen, und Yer«
ſtehen, um fie zu beureheilen? und
3) wie muß man fie geſchickt beurtheilen lernen?
ad 1)
” [Cheift hat in feinen Abhandlungen im Zen Abſchnitt das
Noͤthigſte von den Aufſchriften, Architektur und Marmor der
Alten zuſammengenommen. Zeune aber S 125 — 135. ein
anſehnliches Verzeichnis von allen den Schriften, ſo von Auf⸗
ſchriften handeln, nach der Zeitotdnung gegeben, daß ich doch
einiges noch nachhohlen werde.
192 Part, IL. Cap. IL
ad ı) Schon die älteften Schriftfteller haben ange»
fangen Auffchriften zu fammlen. Unter ihnen ift Hero⸗
dot der erfte, der uns von den Griechen befannt iſt; er
erwähnt verſchiedne Denkmaͤler, die in ſeinen Tagen
ſchon bekannt waren. Sein Nachfolger iſt Thucidydes,
er hat ebenfalls vieles aus Originalurkunden abgeſchrieben
und Schilderungen von Sachen, die zu ſeiner Zeit ge—
ſchehen, und woran er großen Theil hatte, geliefert.
Ihm folgte Polybius, ingleichen Pauſanias, die viele
nuͤtzliche Sachen ihres Zeitalters der Vergeſſenheit ents
riſſen. — Auch die Dichter haben der Aufſchriften ges
dacht, z. B. Pirgil. — Unter der Regierung des Pro«
lemäus Epiphanes reißte ein Grammatifus herum, um
Inſcriptionen zu fischen, wie Athenaͤus berichteer 9. —
Selbſt die Redner haben-fih um die Bekanntmachung
der Auffchriften verdiene gemacht z. B. wenn fie Reden
hielten, harten fie einen Leſer bey fih, den fie aufforder«
ten, dieſes oder jenes Geſetz, diefen oder jenen Vergleich,
Bund u. f. w. vorzulefen. a
ad 2) ımd 3) Die beyden legtern Gragen Fönnen
wir nicht aus dem Alterthum beweifen. — Die Alten
hatten Feine Regeln, wie man Auffchriften gue und richs
tig lefen, und wie man felbft welche verferrigen ſollte.
Ariſtoteles fagt etwas weniges hiervon, Die Ers
oberung der Stade Konftantinopel 1453 machte, daß
von den flüchtigen Griechen, Bücher und Mipre
nach Italien gefhaft wurden. Man befam nunmehr
in diefem Lande wieder Geſchmack an ven fhönen Wiſ—
fenfchaften,, und verbreicere fie von da aus in andre
Laͤnder. Nach der Erfindung der Buchdruckerkunſt hoben
ſich die ſchoͤnen Wiſſenſchaften noch mehr, beſonders trug
in
*) [Don andern aͤltern Griechen, welche Inſeriptionen geſamm⸗
let, 1: Fabriz. B. Gr. IV: B. ©: 415: fe]
De Inferiptionibun 193
in Stafien die Unrerftügung des Mediceiſchen Zaufes,
viel darzu bey ). Auch fing man an, in diefem $ande
wieder alte Inſeriptionen zu ſammeln. — We)
ob. Markanova fol veteres titulos im Jahr
1465 in ein Buch zufammengerragen haben: Pompon.
Kaerus chat dieß auch. Aber ihre Sammlungen find
verlohren gegangen; wenigftens nicht edire worden.
Amon di Gvevara har ein Buch mit nferiprios
nen zu Trevigi 1457 edirt: allein fie find mehrentheils
erdichtet. Er nahm den Namen Polpfilo an, und nann⸗
te fein Buch — Hypnerotomachia. —
Annius Piterbienſis, und Ligorlus *) haben
mehrentheils erdichtete Sammlungen geliefert.
Maerkwuͤrdiger iſt Cyriacus Anconitanus; er muß⸗
te auf Befehl des Pabſts eine Reiſe durch Illyrien, Gries
chenland und den Archipelagus unternehmen und Aufs
ſchriften ſammlen. Sein Werk führe den Tireli epi-
grammata graeca et latina reperta per 1llyrieun, a Cy-
riaco, Nom; in Fol. ohne Dre und Fahr, [ohngefähr
um oder Furz Vor 1660.] Doc enthält dieſes Buch
ebenfalls viele Erdichtungen. [f. von ihm J. 4: Zeich
ſpecimen notarum et emendationum ad graecas inferiptio-
nes, a cel. Muratorio editas, in Nouis Mifcell. Lipfiens. .
I Band zter Theil ©. 450 ff. befonders Burmann IL.
in der Vorrede zum erften Band feiner Ausgabe der An-
thol. veterum latinor. epigrammatum et poematum &c.,
Amfterdam 1759: 4: © IX. ff. two Cyriac. erwas in
Schuß genommen, und mehrere ängeführe werden, wels
che SSnferiptionen gefammler haben. Man fehe *
job. Fricdr. Nolten im ꝛten Theil feines Lexici L.
} L. anti-
2) [Beweiſe davon liefert Aug. Mar. Bondint in $pecimine
literaturae Florentinae, faeculi XV. tom. I. $loteng 1743. —
tom« I 175148.) |
e, (Vom Werke des Ligorius und deſſelben Schickſalen handele
Burmann ama: Dr ©. XXVL f.]
N
194 Part, I. Cap. I.
L. antibarbari quadripartiti &c. $eipzig 1768. 8. im Con-
Spectu bibliothecae latinitatis reflitutae, ©. 1. ff.]
Johannes Jocundus von Berona war ein $iebling
vom taurenz de Medices und Lehrer des Julius Caͤſar
Scaligers. Er war erft Architekt, und edirre den Vi-
truv, Endlih wurde er ein Dominifaner. Seine
Sammlrng ſteht in zweydeutiger Achtung und ift nicht
gedruce worden. Perottus gemachte Sammlung ret⸗
tere Burmann II. wie er es felbft in der Vorrede zur lat.
Antholog. S. XI, ſchrieb.]
Tat. Mazochius, Buchhändler in Kom, fanm-
lete auch, wobey Fulvius Urſinus mir geholfen: Seine }
Sammlung, Epigrammata antiquae vrbis, erſchien zu
Kom ı521. Fol,
Burmann I. bat in einer Vorrede zu Gruteri The-
fauro die erften Sammler der Inſcriptionen angezeigt.
Auch Heſſel in der Präfarion ad Gudii Inferiptiones, und
in appendice, — [Aldus Manutius, (der Enfel,)
ſchrieb Orthographiae rationem, ab Aldo Manutio, Paulli
F, colledtaın ex libris antiquis — — lapidibus amplius
M. D. interpungendi ratio, notarum veterum explanatio,
Kalendarium vetus, Romanum e-marımore deferiptum &c,
Denedig 1561. 8. worinnen die angeführten Inſcript.
nicht abgefürze fichen.]
| A RN
Es gab Philologen, Britiker und Hiſtoriker,
die Steinfchrifren fammelten,, und gelegentlich ange
führe haben. z. 3.
Georg Fabrizius, war Neftor der Fürgtenfchufe
zu Meifen. Er reißte lange herum, und edirte Roma,
et antiquitatum &c, libri tres, ex aere, marmoribus &c,
Baſel 1550. 1560. 1587. [und in Grävs Thef. antigg.
rom, tom. III] darinnen ftehen viele Auffchriften. [Ber-
gleiche Vitam Georgii Fabricii - ftudio M. J. Dau. Schre-
beri, Leipzig. 1717. 9. ©, 182 ff» und 244 ff]
[Lorenz |
De Inferiptionibuss 195
[Lorenz Schradius, ein Halberftädter ſammlete
auf feinen Reifen in Italien 1556 und 1567, viele Auf⸗
fchriften, und edirte fie in feinen Monumentis Italiae,
libr. IV, Helmftäde 1592.]
Detrus Dierorius machte fih um die Elaffifchen
Chrifrfteller fehr verdient. Beſonders fchrieb er viel
brauchbare Anmerfungen über den Cicero und rückte übers
al Inſeriptionen zur Erklärung ein, .
Stephan, Pighius, und Stephan. Vinandus Pighius,
waren Niederländer, Der leztere ift der Neffe des er-
ſtern, obgleich beyde für eine Derfon gehalten worden :
fie fchrieben Annales Romanerum: der leztere beſonders
den Hercules brodicius, d. i. feine Reiſe mit einem Kle—
viſchen Prinzen, worinnen er die waͤhrend ſeiner Anweſen⸗
heit in Rom ausgegrabene Columna Duilliana, oder ro-
ſtrata zuerſt beſchrieb: welche nachmals Ciacconius beſ⸗
fer erlaͤutert hat. — Caſar Baronius ſchrieb annales
pontificum eecleſiaſticos und ruͤckte eine Menge alter In⸗
ſeriptionen ein. Allein ohne ſcharfe kritiſche Pruͤfung.
| Ferner haben andre Philologen, bey der Erklärung
ag fcher Schrifrfteller, Inſcriptionen mie erlaͤutert:
—— in Julio Caefare. — Jo. Ge. Graͤve,
in Suetonio u. a. m.
Singleichen haben fich um Aufſchriften ſehr verdiene
gemacht:
Onuphrius Panuinius,
Noriſius in Cenotaphiis Pifaniss Venedig 1681;
olio.
Spon, und Wheeler, in ihren Reiſebeſchreibun⸗
gen, franzoͤſiſch Lyon 1678. 8.] haben viel zweckmaͤßi⸗
ges beygetragen.
In Deutſchland machte den Anfang:
Conrad Peutinger, ein gelchreer Rath des Kai⸗
ſers Karls V. und Patrizier in Augſpurg, Er ſammlete
Inſeriptionen dieſer Stadt, und der umliegenden Ge⸗
na genden,
196 Part, II. Cap. II,
genden, und gab fie heraus. Tabula Peutingeriana ift
zur Hiftorie und fonderfich Geographie bekannt. Sie
ſollte eigentlich Theodofiana Heiffen, weil fie aleichfam
ein Meilenzeiger der Staͤdte zu Theodofii Zeiten war.
In Wien bat der Herr von Schepb ſolche abdruden lafz
fen: feinen Kommenrar aber unterdruͤckten die dafigen
Bucherrichter. Das Mfpe ift nach) Holland gefommen,
aber noch niche gedruckt. | pP
Pirkheimer, in Nürnberg, und Konrad Celtes |
in Wien fammleren auch Inſcriptionen, die aber nicht
befonders erfchienen find. — Auttich in Mainz fehrieb
Colledtanea antiquitatum, in vrbe etragre Moguntino re-
perta; die 1520. und 1525. gedruckt wurden. — Mas
zochius ſammlete Auffriften in Kom.
Petrus Apianus und Bartholom. Amantius Pros
fefforen in Ingolſtadt veranſtalteten unter des Grafen
BRaimund Fuggers Unterſtuͤtzungen, faſt alle da⸗
mals bekannten Inſcriptionen ihrer Gegenden, Vie⸗
le haben ihr Werk getadelt: allein man muß an—
nehmen, daß zu ihrer Zeit die Wiſſenſchaften noch
nicht im Flor waren. Es erſchien zu ee 1534
in Sol. [S. Burmann IL. an a O. Ex X. ff]
Bald hernach brachte N
Martin Smerius eine beträchtliche Sammlung
zufammen, die ale vorhergehende weit überrraf. Er
hatte viele Eoftbare und gefährliche Reifen gemacht. AL
lein er harte das Unglück, daß ihm feine Sammlung,
da fie imdie befte Ordnung gebracht worden, einmal vers |
brannte. Auf Zureden des Heren von Watcevliet,
ftelfee er zwar das Mſpt wieder her, konnte es aber doch
nicht ediren, weil er in Oſtende von den Sparichen
Soldaten gefangen, und als ein reformirter Prediger
aufgehangen wurde. Das Mfpe Fam fhon zuvor in eis
neg Englifchen Soldaten Hände, und von da nah Eng
land. Gedachter Soldat verfaufre es endlich auf gro»
ges Bieten, und gegen vieles Geld an einen gelehrten
Holäns
De Inferiptionibun. "197
.
Holländer Yanıis Douza. Hierauf wurde diefes Buch
vom Juſtus Lipfins, auf Koften der- Holändifchen
Staaten edirt. Martini Smetii Inferiptiones antiquae,
Leiden 1588. in Fol. ex oflicina Plantini, — Mehr
hiervon ftehet in Jani Gruteri vita a Frieder. Hermanno
Flaydero, fcripta, wie eg vor der Holländifchen Ausgabe
Gruters ficher.
. 3.
Janus Gruter, ſchrieb erſt mie "feinem Bruder,
Jakob Gruterus Lainpas, fine fax artium liberal. h, e.
thefaurus ceriticus, ein Werf vol Belefenheit und gelehr⸗
ten Kenneniffen ). Der erftere war Bibliothekar zu
Heidelberg in der Pfalz, an einer der gröften Bibliorhes
fen, die mie Recht ein Tempel der Mufen und Wiffene
fehaften genenner werden konnte, weil jedermann freyen
Zutritt hatte, Mſpte zu ftudiren. [Salmafiug benuzte
diefe Bibliothek und ward in ihr, was er geworden
ift.) Ueberdieß biele der Kurfürft große und ge—
Ichrre Bibliorhefairg, und falarirte fie fehr wohl. Dies
fer Janus Gruterus war der lezte DBibliothefar, der
bey dieſer Bibliochef angefteller. wurde. Denn im
zojährigen Kriege wurde der Churfürft Friedrich in
die Acht erkläre, der Eaiferliche und liguiftifche General
zii eroberte die Stadt und ſchenkte die Bibliothef dem
Pabſt. Leo Allatius müßte fie fortbringen laffen. Grus
terug fchrieb auf Bitten feiner Freunde, fonderlih Jo—
fepb Scaligers und Markus Welſers Inferiptiones
antiquitatum Romanarum, Viele Gelehrten ſchickten ihm
Anmerfungen. Das Werf ift in 16 verfchiedene Klaf-
fen abgerheilt, 3. B. einige handeln von alten Göttern ;
von Opfern; auch die ofhcia militaria und aulica find
beygefüge, und enthalten viel brauchbares, was zur
\ 9 t
Es⸗
*) (Frankfurt 1602 — 1600. 6. ſtarke Octavbaͤnde. Gruter
ſammlete hier bloß mehrere eritiſche Werke von beruͤhmten Phi⸗
lologen und Critikern.
198 Part. IL, Cap. II,
Erfärung des Codicis Theodofiani und Jufinianei dient. —
Joſeph Scaliger machte zu diefem Werfe die Regiſter,
und arbeitere 11 Monat ununterbrochen daran. Er gab
gleihfam den Ton an, wie man ein gutes und zweckmuͤ—
Biges Megifter, bey einer folhen Sammlung verfertigen
muͤſſe. Das Werk erfchien 1603, in Fol. zu Heidelberg.
Mac diefer erften Ausgabe, wurden von vielen Gelchrs
sen noch Anmerkungen geſchrieben, weil man hier und
da verfchiedene Unrichrigfeiten bemerfe harte, Befons
ders fammlere Marquard Bude *), viele neue und un—
gedruckte nferiptionen auf feinen Reifen. Hierauf
wurde eine neue Ausgabe veranftaltee, die 1707. in
Holland erfchien, und zo bis 30 Ihaler fofte. Die
Kupfer verfhönern zwar das Werf: doch find rheils niche
allzuviel Zufäge gemacht, theils find auch viel Druckfehler
eingefchlichen, obgleich Johann Georg Gräve und
Peter Burmann an der Ausgabe Theil hatten. Ein
gut Eremplar mit des Reineſius Anmerfungen finder
man in der Stiftsbibliothek zu Zeig.
| +
Einige baben Sammler und Ausleger feyn wollen,
3. B. Thomas Reinefius. Er ift gleihfam der Vor⸗
gänger. Er war Medifusin Glaucha, und fodann Bur«
germeifter zu Altenburg: allein Streirigfeiten mit den
dafigen Geiſtlichen nöthigren ihn, wegzugehen. Er fam
nad) Leipzig. Hier lebte er in aller Stille; fehriel} fein
Werk und theilte es in eben fo viel Klaſſen ab, wie Bru«
terusgerhan hatte. Er machte viel gelehree Bemerfurngen,
ſtarb aber, ohne daß fein Werk zu Stande kam. Da, es
würde liegen geblieben feyn, wenn nicht Karpzovı, ein
hiejiger Kaufmann und Baumeifter, nach feinem Tıyde es
herausgegeben hätte. Der Tiref ift Synragma inferipti'onum
an liqua-
*) [Nach feinem Tode erfchienen: Antiquae infcriptiones cum grae-
cae tum latinae, olima Marq. Gudio collettae, nupera
} dige ſtae,
De Inferiptionibus. .199
antiquarum, Lipf. 1682. in Sol, *). — Er hatte noch
ein Mfpr liegen, welches nach feinem Teſtament in die
Stiftsbibliothek nah Zeig kommen follte: allein durch
Zufall war esnach Holland gefommen, und befand fidy
in der Bibliorhek des Herrn d' Orville. Gedrude iſt
es nicht worden. [S. Burmann ©, XXILf]
Jakob Spon, ein gelchrrer franzöfifcher Arze zu
tion, gieng mie einem Engländer Wheler auf Reifen,
nach Dalmatien und Griechenland. Dach ihrer Zuruͤck—
Funfe befchrieben fie ihre gemachten Reifebemerfungen,
die befonders edire und auch deurfch überfese find. —
Spon fihrieb noch Mifcellanea eruditae antiquitatis, in
quibus marmora, flatuae, mufiua, toreumata, referuntur
atquae illuftrantur, $ion 1679. ferner 1683. und der zte
Zheil1685.in Sol. [endlich in Dolens fupplem. vtrius-
que thefauri Antigg. IV. B. in der Vorrede handele Po«
len ©. VI. ff. vom Spon und defjen Werfen.] In der
Borrede handelt dag zte Kap, von der Epigrammaro«
phie, i. e. von Inſcriptionen.
Rapbael Sabretti edirte inferiptiones antiquas,
Nom 1699. 1707. Fol, Er ift zwar in feinen Erläute-
rungen Fürzer als Reineſius, aber demohngeachree gründs
licher. Einige Fehler des letztern bat jener auch gerügr,
und dieß war ihm leicht, weil er in Italien lebte, und
viele Gegenftände felbft unterfuchen Fonnte.
Flectwood, ein gelchreer Engländer, machte zwar
feine neuen und unentdeckten Inſcriptionen bekannt:
aber er traf eine fehr ause Auswahl, und fein Werk ift
i N 4 für
digeftae, nunc a Fr. Heffelio editae, cum eorum anotatt
Leumwarden 1731. Fol.]
*) [Hieher gehören auch Tb. Reinefii ad V. Cl. D. Caspar. Hof-
“ mannum; Chrift, Ad. Rupertum, Prof. Noricos Epiftolae. In
quibus multae inferiptiones veteres haktenus ineditae vuk-
gantur, emendantur, explicantur etc, Lipfige 1660, 4. Ein
Werk voller Gelehrſamkeit]
200 Part, II. Cap. II,
für Anfänger fehr brauchbar. Inferiptionum antiquarum
‚ Sylloge, $ondon 1681, *) in 8.
$. 5:
Die in diefem 6. vorfommenden Gelchreen, haben
Anmerfungen gemachte, und Supplemente zu den groͤ⸗
Bern Werfen, des Gruterus, Neinefius, und andrer
geliefert.
Hiieher gehören ;
Babriel Simeon, ein Florentiner, hat einige
fhöne Sjnferiptionen, die er auf Reifen gefammlet, her:
ausgegeben. Sein Werk ift in Franzoͤſiſcher Sprache
[Les illuftres obfervations antiques, — en [on dernier Vo-
yage d’Italie !’an 1557. a Lyon. 1558. 4.] und enthält
fehr gute Obfervationen, Auch die beygefügten Holz«
ſchnitte find brauchbar.
Stepban Zamofius, hat zu Padua 1593. aud)
einige entdeckte Inſcriptionen herausgegeben, analedta
lapidum vetuflorum, et nonnullarum in Dacia 'antiquita-
tum. — ob. Baptifta Doni, lebte zu Ende des
16. und Anfang des ı7ten Jahrhunderts. Er war ein
gelehreer Patrizier von Florenz, und fammlete viel neue
und unentdeckte nferipiionen. Das Werf Fam aber
ben feinem Leben nicht heraus, fondern blieb liegen. Nach -
feinem Tode edirte es Anton Kranz Gori unter dem
Titel: Joh. Bapt. Donii Inſcriptiones antiquae, cum notis
et indice Ant. Franc. Gorii. Acc. deorum arae cum obferuatt,
Slorenz 1731. in Sol. Es fofter bis ro Thaler. (Franc.
Anton. Zaccaria.) Ifituzione antiquario lapidaria.. Nom
1770.8. Iſt ein zu Aufſchriften fehr nügliches Werf.
Der Zaccaria hat fi zwar nicht genannt; allein man
weiß, daß er Verf. ift.
Marquard Budius, aus Gottorp, der wegen
feiner Reifen, und großen Kenneniffe berühmt war, hats
te
) Zeune zum Chriſt S. 130. oben ſchreibt 1691.)
De Inferiptionibus. 201
te vorfrefliche Inſeriptionen geſammlet, die theils ganz
neu, theils fchon befannt, aber vorher nicht richrig ab>
Hefchrieben waren. Er gerierh mit Ezechiel Spanbeim in
einen Streit, ob die Auffchriften, oder alten Münzen
größern Mugen für die Wilfenfchaften ftiften Fönnten?
Lezterer war für die Münzen und erfterer für die Inſcrip—
tionen eingenommen. Spanheim fchrieb deswegen fein
Bud) de vſu et praeftantia numismatum, es erhigle Bey⸗
fal. Die Originalausgabe hiervon war in 4. Hierauf
wurde es neu aufgelegt, und der eine Band Fam in fon»
don und der andere in Holland heraus. Gudius fieng
auch an de vfu et praeftantia Inferiptionum zu fchreiben ;
es kam aber nicht zu Stande; eben fo wenig als feine
Samınlung der Snferiptionen. Johann Georg Graͤ⸗
ve, und Johann Aoolewollten es übernehmen: allein.
es fehlte ihnen an Zeil. Endlich gab es Heſſel her⸗
aus: aber er fagte felbft mehr nichts, als was feine Vor⸗
gänger fchon geſagt hatten; ja, er machte nicht einmal
das NER volftändig und brauchbar. IS. oben zum
zten $. . |
In Anfehung der Gefchichte der Orfurter Marmor
ift zu bemerfen. Der Graf Arundel unternahm im vo=
tigen Jahrhundert eine Reife in Orient. Er fand in
Griechenland und Kleinafien, fonderiich auf der Inſel
Paros verfchiedene Inſcriptionen, die er zum Verkauf
befam, und fcheuete Feine Koften fie, in fein Darerland
fchaffen zu laſſen. Die eine ift ungemein wichtig, und
enthält die vornehmften Epoquen der griechifchen Chro—
nologie, vom Deufalion an. Diefe marınora famen erft
nach London, und nach des Beſitzers Tode wurden fie
nad) Orfurt gefchaft. (Sie find jezt auf der Bibliothek
in Oxfurt auf dem Bodlejanifchen Theater nach der Rei—
he eingemauert:) Sie fommen unter 3 verfchiedenen Be—
merfungen vor,und heiffenMarmoraArundeliana, von ihrem
Finder und ehemaligen Befiger: Marmoria Paria, vonder
Inſel, wo fie größtenrheils waren gefunden worden, und
Ns Mar-
u -
202 Parı, II, Cap, IT,
Marmora Oxonienfa, von dem Ort, wo fie gegenwaͤrtig
aufbehalten werden. Es giebt in denfelben viele Luͤcken:
dahero verfuchten manche Gelehrte fie zu erflären, und
durch gelebree Murhmaffungen die fücfen auszufüllen.
Der erfte Verſuch Joh. Seldenii marmora Arundeliana,
London 1629 in 4. enthäle Erklärungen diefer Innſchrif—
ten; aber mangelhaft.
ac. Palmerius hat in feinen Exercitationibus; ad
graecos audtores verfchiedenes von diefen Marmorn erläus
tert. Endlich wagte fich der gelehree Brirte Jumpbrep
Dridesur daran und beforgre eine neue Ausgabe diefeg
Buchs: marmora Oxonienfia ex Arundelianis Seldenianis
collata. Oxfurt 1676. in Fol. Seit der Zeit haben wir
eine andre, cum commentar. et notis Jo, Seldeni, Jo. Pri-
caei, Jac. Palınerii, Th. Lydiati, Jo. Marshami, Hum-
phridi Pridofii, "Th. Reinefii, Jac. Sponii, Edm, Chishuls
li, Th, Smithii, Rich. Bentlei et Scipion, Maflei, $ondon
1732. Kol. und die neuefte Ausgabe von 1763. erhalten.
Diefe legte bat viel Kupfer , und ift fehr koſtbar. [Dara
auf erfchien eine Fleine Ausgabe: Marmorum Oxonien-
fium inferiptiones graecae ad Chandleri exemplar editae,
eurante Guil. Roberts Oxford 1791. El, 8. griech. und la⸗
fein. mit Moten und einem Regiſter. Lange zweifelte
Niemand an das hohe Alterehum und an die Aechrheir
Diefer Pariſchen Chronik, Erſt im Jahr 1788. fuchte
ein Engelländer fe für eine unfergefchobene Arbeit aus—
zugeben, oder fie dem Demerrius Phalereus beyzulegen,
Das Buch führe die Aufſchrift: The parian Chronicle,
or the Chronicle of the Arundelian Marbles with a Differ-
tation concerning its Authenticity. London, Printed for J.
Walter. Allein [hon ein Jahr darauf übernahm Hew⸗
lett die Bertheidigung der Parifchen Ehronif, und fchrieb:
Vindication of the Authentieity of the Parian Chronicle in
Anfwer to a Differtation on that fubjedt, lately publifhed,
by the Rev. John Hewletr, of Magdalen College, Cam-
bridge, Leiturer of St. Vedaft’s Fofterlane &c. London,
Be. printed
r
1
'
De Inferiptionibus. 203
printed for J. Edwards. 1789. Nicht lange hernach har
auch ein deutſcher Gelehrter ſich derfelben Chronik ange=
nommen, und fie mit gelehreen Anmerfungen und Ab«
handlungen wieder herausgegeben: Die Parifche Chro-
nie, gricchifch überfege und erläutert, nebft Bemerkungen
über ihre Acchrheir nac) dem Engl. von A. F. C. Wagner
2c. Göttingen 1790.8. Zuerſt kommt der griechifche Tepe
mit der darunter gefegten $ateinifchen Ueberfegung. Dar-
auf folge die deurfche Ueberfegung mit gel. Erklärungen :
fodann die erregten Zweifel gegen die Aechtheit und
das hohe Alterthum derfelben, nebft Prüfung. In dem
festen Abſchnitt ſucht Wagner zu erweifen, daß die Pa—
rifche Chronif nicht in die Klaffe untergefchobener Denk⸗
mäler gehöre; nicht das Werk eines Berrügers fey.]
MNoriſius fchrieb Pifana Cenotaphia‘, Caii et Lucii
Caefarum, diflertationibus’illuftrata, Venedig 1681. in
Fol, Diefes Werk enthaͤlt viel wichtiges zur Litteratur
und erkläre eine Grabſchrift, die den Prinzen des Kai—
fers Augufts, Cajus und Lucius, zu Pifa war gefege
worden,
(Cenotapbium heißt ein Grabmal, das an einem
Dre errichrer worden, wo der Verſtorbene nichr begra«
ben liegt 9). ’
Edmund Chishull war Prediger bey der Eingli-
fhen Kaufmannsgeſellſchaft in Smyrna, und entdecte
verfchiedene Inſeriptionen. Er fand die Inferiptionem
Sigacam zuerft, die berühmteefte und aͤlteſte. Ihre Aus»
gabe erhielt Beyfall. Sie ift Beseoo@ndov gefchrieben,
d. i. eine Zeile von der Rechten gegen die $infe, und die
folgende von der Zinfen gegen die Rechte. — Hierauf
ſchrieb
) Viel gelehrtes darüber findet man in R. M. van Goens dia-
triba de Cenotaphiis, Utrecht 1763. 8. Kap. 1. Set. 3. S.
21. ff. In diefem Werk werden fehr viele Sinferiptionen aus
vielen Sammlungen angeführte und oft erklärt. Man jehe
nur im 2ten Negifter das Wort infcriptiones. ]
204 Part, I. Cap, II.
ſchrieb er ein groͤßeres Werk: nemlich Antiquitates Afıa-
ticas chriftianam aeram antecedentes cum infcriptione Sigea.
London 1728. enthiele aber nur den erften Theil; den
zweyten folte Maffei vollends ediren, weil Chishull
während deffen Verfertigung ftarb: allein es geſchah
nicht. — Corſin fehrieb hierauf antiquitates Afıaticas, »
und erwähnt den Chishull und Maffei in feinem Werke,
Vielleicht iſt dieſes, das vom Chishull liegen gebliebne
Mipe. Anton Scanz Gori fihrieb Mufeum Etrufcum
1737. Fol. Er war ein Mann von großen Kenntniffen.
[Le Meimorie- Brefciane, opera hiftorica e *
lica di Ottauio Roſi, riveduta da Fortunato Vinaccefi,
dal medefimo in quefla nuova Impreflione accrefciuta ai
conliderabil numero de Marmi non piu ftampati. In Bref-
cia 1693. 4.]
Marmora Pifaurenfia notis Hannibalis de Abbatibus
Oliuerii illuftrata, Pifauri 1738. fol, enthalten alle nn»
fehrifren der heutigen Stadt Pefaro,
Veronenfa, hat der Marchefe Scipione Meffei
beforge, unter dem Titel Mufeum Veronenfe h. e. anti-
guarum infceriptionum atque anaglyphorum colledtio, Ve—
rona 1749. ie ftehen fhon zum Theil in feinem Ve-
rona illuftrata, einem Werfe, das in Fol. und in 8. ab»
gedruckt ift, 7
Marmora Taurinenſia, kamen in 2 Theilen —
1743. 4. heraus, Sie wurden um Turin gefunden, Der
zweyte Theil gebört mehr zur Sache. Die Herausgeber
Anton Rivantella, und Foh, Paulus Ricolvi , müffen wes
nig Erfahrung gehabe haben, weil fie öfters die bekann—
feften Sachen nicht gewußt, wie der Rektor Martini
in einem Programm erwiefen hat.
Marmora Palmyrena ; verfhiedene Engländer famm;
feten auf ihren Reifen diefe Inſcriptionen. Das Buch
heißt les ruines de Palmyre, und iſt fehr rar *), Auf
; TIMER
*) Schon im vorigen Jahrhundert fehrieb Ab. Sellery Antiqui-
ties of Palmyra. London 1696. 8: In diefem SoDtOundent /
aber
Fı
De Inferiptionibus, 205
der hiefigen Univerfirärsbibliorhef ift ein Eremplar bes
findlich. [Man hat auch Inferiptiones graecas Palinyre-
norum, cum fcholiis et annott, Ediw, Bernardi et Th,
Smithii, Utrecht 1698. 8.1
Richard Pocoke, ein Engländer, reißte in den
Driene vor ungefär 60 Jahren, um Denfwürdigfeiren
aufzufuchen. Mach, feiner Ruͤckkunft befchrieb er feine
gemachten Entderfungen und erläuteree viel Inferiptios _
nen, und andre Sachen, Sonden in 2 Fol. B. Die
Inſcriptionen find auch allein abgedruckt worden. Das
Werk ift englifch aefchrieben. Der chemalige Erfangifche
Profeffor von Windheim hat eine deurfche Ueberfegung
beforge, Erlangen 1754: *. Es ift vieles darinnen
enthalten, was zur Erflärung der Antiquitaͤten, befons
ders der Innſchriften in Arabien und der biblifchen Als
terthuͤmer Diener.
Taplor, ein großer Philolog, gab marmor San-
duicense heraus zu Cambridge 1743. 4. Diefe Aufe
fchrift enthält ein Verzeichniß von Angelegenheiten und
Unternehmen in Öricchenland, BR
Marmor
aber Haben diefe Rudera drey gelehrte Engelländer, Bouverin,
. Dawfins und Robert Wood beffer geſammlet, beſchrieben
und erläutert: und Wood gab fie heraus unter dem Titel.
The Ruins of Palmyra, otherwife Tedmor in the Defert,
London 1753. Fol. Bon eben diefen Gelehrten kommt auch
ein anders Werf, welches eigentlich der ziwweyte Theil von dem
vorhergehenden, und aus gewiſſen Urſachen nur franjöfifch ges -
fchrieben ift: Les Ruins de Balbec, autrement dite Heliopo-
lis dans la Coelofyrie, London 1757, Fol Etwas ftehf auch
davon in der Geſchichte der Fin. Akademie der Schönen Wiffens
ſchaften zu Paris, ıfter Theil ©. 233 ff. nach der Gottſche⸗
diſchen Ueberſetzung ic. | —
*) [Die 2te Auflage nad) der enaliſchen Grundſchrift genau
ducchgefehen und verbejjert von M. Job: Friedr. Breyer.
— — und mit Anmerkungen erläutert von D. I. Cheue
Dan. Schreber ꝛc. Erlangen 1771 3 B. in 4. bat vor a
Windheimiſchen Heberfegung viele Vorzüge. |
206 Part, II. Cap. II,
Marmor Atticum ift eine Auffchrife auf Metall, die
ein Slorentinifcher Parrizier Niccardi beſitzt. 1754 iſt
fie durch den oben genannten Gori erkläre bekannt ges
mache worden,
Heracleenfiamarmora, wurdenin Heraflea gefunden,
Die Aufſchriften find griechifh , auf eherne Tafeln ge—
graben. Mazochi gab fie mir einem weirläuftigen Kom⸗
mentar 1751 heraus.
[Dem Zeunifchen Berzeihniß von Gelehrten, wel-
he in ihren antiquarifchen Schriften Snferiptionen mie
erläuter haben, zu den Ehriftifhen Werf ©, 76 ff. und
©. 125 ff. Fönnen noch folgende Schriften beygefügt
werden; doch koͤnnte man es leicht noch größer machen,
wenn es der Kaum und die Abfiche erlaubre, befonders
‚wenn wir alle einzelne Eleinere Abhandlungen oder hin
und her zerftreure Inſcriptionen und derfelben Erflärung
auffuchen und anführen wollten. In den Memoiren der
franz, Afadem. der Auffchriften und in andern Schriften
der gelehreen Akademien ftehen viele Snferiptionen mit
oder ohne weitläuftige Erläuterungen.
Ferdinandi Stofchi diflert, critica ad vetus marmor
graecum, (welches Thom. Smith, Spon und Muratos
rius in nouo thefauro inferiptionum S. 674. nr. 1. des
-reits edirt haben,) Berlin 1761. Fol. Ein Pfephisma
atticum, in welchem XII. Tribus aufgezähle werden, ohne
gefaͤhr um die 120ſte Olympiade, und welches Corfini
im sten Band feiner faltorum atticorum edirte, hat D.
Biagi genauer abgefchrieben und mir einem großen, ges
Ichrten, manchmal faft läftigen Commentar begleiter in
feinem Werft Tradtatus de decretis Athenienfium, in quo
illufträtur fingulare decretum Athenienfe ex mufeo Equitis
ac Senatoris Jac. Nanii, Veneti, audtore D, Clem, Biagi,
Cremonenfi , Monacho Benedictino Camalduenli &c. Ro-
mae ap, Anton, Fulgoni, 1785, 4 (exemplaria tantum
CC.)
Eben.
De Inferiptioniburs 207
Eben diefer gelchree Römer Biagi, gab in dem
naͤml. Jahre 1585. ın 4. heraus Monumenta graeca ex
Mufeo Equitis ac Senat. Jac. Nanii, Veneti illuftrata.
Die mehrften waren vorhero noch nicht befannt. Es
werden fechs alte Denkmäler und 22 fepulcrales in-
feriptiones fo umftändlich erkläre, daß auch die befanns
teften Sachen mir genommen werden. — ir. anders
gelehrtes Werk von eben diefem Biagi ift: Monumen-
tagraeca et latina ex mufeo — Jac. Nanii &c. Nom 1787.
4. in welchem viele Inſcriptionen, und in einem
Anhang graecum deeretum abs rege T'heodoro et impera-
tore T'heodoro Comneno Duca pro Metropol. Corcyrenli
ecclefia a MCCXXIX. editum befannt gemacht und erkläre
werden.
Il marmo illuftrato di Mich. Angelo Zorzi, Padua
1735. 4. ſ. fupplem, ad noua adta erudit, tom. VI, ſect.
IL nr,2s
Joh, Gothofr. Richteri e£yynaıs infcriptionis antiquae
in agro Auguftano repertae &c. Leipzig 1739. 4.
Angeli Zavarroni Dil. de antiqua fepulcrali infcriptio-
ne &c. Neapel 1743.83. S, Leipzig gel. Zeitungen 1743.
nr. 71.
Ncieulus inſcriptionum veterum ex perluſtratione
praeſtantiſſimorum operum Jani Gruteri, Th. Reineſii, Jac.
Sponii, Raph. Fabretti, conquifitus ab Andrea Goetzio,
Noribergenfi. Altdorf. 1743. 8, fi $eipzig gel. Zeit, 1743.
nr, 97, ©. 869 f. |
Siciliae et obiacentium infularum veterum inferiptio-
num noun colledtio, prolegomenis et notis illuflrata, jet
iterum cum emendationibus et audtariis euulgata, (a Gabr.
Lancellot Caftelli Principe de‘ Torremuza ‚) Panorm. 1784.
fol. Die Auffchriften werden hier in 20 verfchiedene
Klaffen eingerheile. In den Prolegomenen handelt der
gel. Verf. von der griechifchen Sprache der alten Sici—
fianer, von derfelben griehifchen Paläaographie, von
den) Epochen, dem Jahr und den Monarhen der FR
‘3,
—
208 Part. II. Cap. Il.
chen. — Es ift diefes Werf eigentlich eine neue, ſtark
vermehrre Ausgabe von des Prinzen Torremuza Buch;
Siciliae et adiacentium infularum veterum inferiptionum
noua colledtio, Panorm, 1769:
Iferizioni antiche delle Ville e de’ Palazzi Albani:
raccolte e publicate connote dall’ Abate Gaetano Marini,
Kom 1784.4. Die wichtigften und ſchaͤtzbarſten Auf—
ſchriften ſind die griechiſchen.
Raccolta di diverſe antiche Iferizione e medaglie epi- ·
talamiche ritrovate negli Stati di S. S. R.M. il Re de Sar-
degna, e due diflertazioni fopra vn antico Turibulo e Cam.
panello di Eugenio di Levis, 1781. med. 4. mit 13 Rus
pferrafeln, Es find 14 Auffriften und diefe von ges
ringem Werth. 5
I marmi Riccardiani difefi dalle fenfure del Marchefe
Scipione Maflei. Florenz 1781.4. Romulus Riccardus
hatte bereits vor 200 Jahren viele Inſcriptionen und
andere Alterthuͤmer gefammler, und fie feiner Familie
als ein Fideicommiß binterlaffen. Die Aufſchriften,
welche fhon Grurer, Neinefius, Fabretti und andere
herausgegeben hatten, wurden vom Maffei für unaͤcht
ausgegeben. Hier werden diefelben als aͤcht vertheidigt.
Marmi Cremonelfi, oflia Ragguaglio delle antiche
iferizioni, che fi confervano nella villa de!la Torri de’
Picenardi opera del fign. Abate D, Yidoro Bianchi: May»
Tand’ 1791. 8. mie 33 Rupfertafeln in Fol. Die mehre-
fien davon waren noch nicht edirt, und werden hier gut
Era... Te,
ri den Monumentis Matthaeianis, — — adnotatt,
illuftratis a Rodolphino Venuti et a Fo. Chph. Amadutio im
sten B. Nom 1778. Fol. ftehen die Inſcriptionen erläus
tert. Diefes theuere Werf ift von feiner guten und fehs
Ierhafren Seite in den Göfting. gel: Anzeigen 1780. im
90—92: Stuͤck gründlich beurrheilt. 78
van der Mieden, praeſ. Weffelingio, diſp. ad marinor
vetus, (im Muratorii theſ. nouo Inſcript. p. 670, 1) in
| quo
/
x De Inferiptionibuss 209
quo de Publ, Sulpicio’ Quirino, de cenfu Syriae, de Itu-
reis &e, agitur. Utrecht 1746. 4.
Stephan. Anton. Morcelli de ftilo inferiptionum
latinarum libri JIL, 1781. m. 4. Im erften Theil giebt
Morcelli eine Sammlung von Snferiptionen in 6 Klafs
fen gerheile, vom Auguft bis auf Philipp, und erflärt
fie faſt zu weirläuftig aus dem Alterthum und aus der
Mythologie: im zren Th: folgen Beyfpiele, wie nach
den 6 Klaffen heutzutag Auffchrifeen koͤnnen verfertige
werden, und werden mit den Alten verglichen; und im
zten Th. ſtehen Formeln für diejenigen, welche Inſerip⸗
tionen machen follen. x
‚Eine Eleine, allein eine gelehrte und für die afre
Litteratur wichtige Abhandlung ift Expofitio fragmenti
tabulae marmoreae, operibus caelatis et inferiptionibus grag-
cis ornatae Mufei Borgiani Velitris, audtore Arnoldo Heeren;
Bremenfi, Cjego Profeffor zu Göttingen.) Rom 178654
Teutſch im arten Seüd der Bibliothek der alten Litteratur
und Kunft, Görtingen 1788. 8: ©s43 ff
An Scipio Maffeis Buch: Galliae antiquitates
quaedam ſelectae, atgue in plures epiftolas diffributae ad
Parifinum exemplat iterum editae. Accedunt epiſtolae duae
— Veronae 1734, 4: find fehr viele lateinifche, und einiz
ge griegifche Auffchrifeen angeführe und erläutere, —
Eben fo in Marci Velferi Opp. hiltorieis et philologieis &c,
eur. Arnoldi, Nürnberg 1682. Sol, — in. Fo. Vignolii.de
columna imperatoris Antenini Pi, differt; Acc antiquae
in/criptiones ex quam plurimis, quae apud auctorem ex-
tant, electae, Rom 1705. 4. ©. 170— 342. 8
In den Adiis focietatis latinae Jenenfis, vol; IV, Je-
na 175548; ſtehen Anton Franz Gori Xenia epi-
graphica und Anmerkungen von dem Herausgeber der
Actorum, J. Ernſt Imman. Walch; naͤmlich zuerſt
Gori's Brief, 2) antiqua marmora ex vetuſtis MSS, bi-
bliothecae Strozzianae, quibus thefauri inferiptionum vete-
zum Gruterianus,; Beinefianus ct Muratorianus partim fup-
9 plentur,
210 Part. II, Cap. HM.
plentur, partim emendantur, 3) J. E. J. Waldys obſſ.
ad marımora Strozziana; 4) emendationes inferiptionun
Gruterianarum ex jisdem MSSt, bibliothecae Strozzianae;
5) emendatt, inferiptionum Reinefianarum.
Aus dem sten Band derfelben Adorum, (Jena
1756.) gehören hieher ad epigrammata et poemata vete-
rum guAAoyy variantium teAibnum e codd, Florentino,
Suecico et S. Galli, Befonders ©. 30 ff. Gori's Xeni-
orum epigraphicorum fyntagma fecundum, quo emenda-
tiones Mazochianarum inferiptionum continentur, (wovon
Walch in der Borrede, handele.) — Alexii Symmachi
Mazechii — epiftola, qua veterem infcriptionem chriftia-
nam, nuper in coemeterio praetextati via Appia detectamm,
änterpretatur et illuftrat. Kom 1745. 4
Jo. Lamii — in antiquam tabulam aheneam, decu-
rionum nomina et deferiptionem continentem et in priuato
— cquitis Vincentii Mariae Riccardi Patricii Florentini Mu-
ſeo afleruatam obferustiones, $lorenz 1746. Fol. ſ. Leipz.
gel. Zeit. nr, 28. 1746. wur
Sehr viele römifche Auffhriften, welche in» und
um Mainz gefunden worden, werden angeführt und ers
laͤutert von P. Joſeph Suchs im folgenden Werf, wo—
von aber nur der iſte Band gedruckt wurde; Alte Ge⸗
f&bichte von Mainz, aus den älteften und erften
Seiten, von dem Anfange diefer Hauptſtadt unter
dem Anifer Auguftus bis zu Ende des 7ten Jahr⸗
Hundert. — erfter Dand von Erbauung der alten
Veſtung Maguntiacum bis zu den Zeiten des Tra⸗
janus. Mainz 1771, 4. — Bo aud) in Ehriffian
Ernſt Hanßelmanns Beweiß, wie weit der Römer
Macht in den — Kriegen auch in die — Oft Sränfifche,
fonderlich Hohenlohifche Sande eingedrungen ꝛc. Schwaͤ⸗
bifhhall 1768. Fol. in ebendeffelden Fortfegung des Be⸗
weifes 2c. Ebendafeldft 1774. Fol. — Job. Dan.
Schöpflin in Alfatia illufirata celtica, romana, franeica,
Colmar. 1751. Fol. 4 —
De Inferiptionibuss 211
In Aciis litterariis ſocietatis Rheno - Trajeclinae, tom.
1. Leiden und Utrecht 1793.8. ſtehen Cbriſiph. Saxii ſcho-
lia litterario-critica ad L. A; Muratori nouum thefaur;
inferiptionum Miflus I. ©. 1--72.
&o finder man theils in hifforifhen und andern
‚Sammlungen, theils in andern Schriften zerſtreut grie«
chifche, noch mehr aber römifche nferiptionen anges
führe, verbeffere oder erklaͤrt.) — |
Bolderti, de Coemeteriis, Kom 1720, in$ol, Bor
‚dem Esanilinifchen Thor zu Moin ift unter der Erde ein
coemeterium von verfchiedenen Gängen, wo Urnen und
andre Gefäße ftunden, gefunden worden, Dieſe Urnen
find fehenswürdig.. Man nenne diefe unteritrdiſche Gäns
‚ge und Grabmäler zu Nom aud Karafomben, Mar
vergleiche Aringb und Bos in Roma fubterranea. Der
Pabſt hält einen Auffeher über dieſe Coemeteria, der als
lemal ein Kardinal ift, und es darf niemand hinein,
Was man darinnen finder, wird alles genau unterſucht.
Boldetti war ein folher Vorſteher gemefen und fehrich
dag genanne Bu %
| D’Grville, Jakob Philipp, war Drofeffor am
Gymnaſium zu Amfterdam, Er gab feine Bedienung
auf, und machte große Reiſen nach Stalien un? Sicilien
um Antiquieäten aufzufuchen, Um defto gründficher und
ficherer verfahren zu Fönnen, nahm er einen Zeichenmeis
fier von Kom mit, Nach feiner Ruͤckkunft wollte er ſei—
ne Entdeckungen der gelehreen Wele befanne machen :
allein er ftarb. Sein Sohn gab dem berühmten Gelchrs
ten Deter Burmann feines Vaters Schriften; der fie
edirte. Das Werk heißt: Far. Phil, (d’Orville Sicula,
quibus Siciliae veteris tudera, additis antiquitatum tabulis
iluftrantur. Amftelod. 1764. fol; ei |
Cayli Colledtio antiquitatum, macht 7 Bände aus,
Seine Sammlung gehe mehr auf die Kunft, als auf
Innſchriften. Diefe machen immer den geringften Theil
aus, KS. oben S, 5 fl Fi
O 2 Der
212 Part, IL. Cap, 1.
‚Der Berfaffee rechner ferner ‚hicher die Diptycha.
Es waren Eleine Täfelgen mie’ elfenbeinern Decken; auf
dienen be yden äußern Seiten wurden Inſcriptiones und
Figuren eingegraben und, geſtochen. — Die diptycha
find für den Archäologen nicht allzu wichtig, weil fie erft |
im sten und sten Jahrhundert von den Heiden zwar ers
funden worden, aber. zu den Ehriften übergegangenfind.
Erſt ſchenkten obrigfeitliche Perſonen beym Antritt ihres
Amts dergleichen — beſten Freunden zum Andenken:
nachmals thaten eben dies Biſchoͤfe ze...
Windheim hat einen Kommentar daruͤber geſchrie⸗
ben und die darauf befindlichen notas erklaͤrt.
Dinionenfe, iſt zu Dijon in Bretagne ꝛc.
Brixianum, zu Brefeta, oder Briyia in Italien.
Der Kardinal Duirin hat epiltolam epigraphicam de dip-
— Brixiano geſchrieben *),
Turi-
*) [Man ann darüber lefen bes Kardinals Quirini epift: ad
Claudium de Boze, Nom. 1742. 4. Maffei und Gori hiels
ten es für fein diptychum confulare; andere tal. Gelehrte |
"aber nahmen es dafuͤr an, und find über die darauf vorfommenden
Figuren verkhiedener Meynung. Quirini kommt darinnen
aud auf das Diptychum Eoetii, und behauptet die Meynung
Sirmondi von Boetii Confulat. (man f. Leipz gel. Zeit. 1743
nr 18.) — Nachhero hat der Cardinal den Brief an Boze
von dem Vuticanifhen Diptyhum, und einen Brief an Gori
von Daldini Er laͤrung defjelben in einer Sammlung: Decas
epiftolarum,, quas,’ defumtis plerumque earum ‚argumentis
ex Vaticanae bibl. MSS. ad eam luftrandam de more quotan-.
‚ nis*Brixia accedens, foliuagas antea. emiferat eiusdem iR
‚fe&usı S..R- E. Cardinalis bibliothecarius, Yom.- 1743. 4
wieder bdrucen und das Diptychum in Kupfer fein laſ⸗
“sen. In einem andern Brief (Nom 1746) an die Geſell⸗
Schaft von Cortona überfchickte er derfelben des Cardinals Joh.
Anton. Vulpi Erklärung des Diptychi Quiriniani oder Vati- |
cani. Es gehoͤrt auch Hieher de Diptychis veterum “ei: .des
Diptycho eminent, Luirini S. R E, cardinalis — diatribe-
Leipzig 1743. gr. 4. ſ. noua acta erudit, m. Martio 1746,
ug — Mazochi Brief de diptycko Quitinieno, veoß u
eape
De Inferiptionibur, 213
»
Turicenfe, Johann Raſpar Hagenbuch, Prof.
| zu Zütch, bat epiftolam epigraphicam, de diptycho Tu-
ricenfi gefehrieben, Zuͤrch 1749. in Fol. ı Vorher 1747
hatte er epiftolas epigraphicas inferiptionum in 4. heraus
gegeben, und darinne des Muratori Sammlung Fricifch
beleuchtet.
Compendienſe diptychon, zu Compiegne in Frank⸗
reich. Hi tr
Sebaſt. Donati, de diptychis in vniuerfum feripfit,
Sachie, hat auch hiervon gehandelt.
Ingleichen hat ein gereiffer Profeffor Schuſter de
Inferiptionibus diptychorum gefchrieben:
Bey Mifenum in Unteritalien, werden bisweilen
noch Sinferiptionen gefunden, die das Seeweſen era
läutern.
FIR OR
Secipione Meffei, ein Mann von den größfen
Kenntniffen, wollte eine allgemeine Sammlung: veran⸗
falten und alle Inſcriptionen, die nur bekannt waren,
ediren. Er machte zu dem Ende feinen, Plan in dem
Buche de Siglis befanne: allein er fand viel Schwierige
Feiten; und fahe wohl ein, daß er ohne gute Kritik nichts
würde zu Stande bringen fönnen. Er ließ alfo den er—
ſten Plan fahren und ſchrieb blog criticam lapidariam, dag
heißt Regeln, nach welchen man den Werch der Inſcrip—
tionen beurtheilen fol; aber diefe ſtellte er wicht ang Licht,
weil er daruͤber ſtarb. Sein nachgelaffenes: Werk: hat
Donati erft bekannt gemacht. '
Hierauf wagte es Ludw. Anton. Wiuratorir den
Plan des Maffei auszuführen, aber er fand bald auch
{ ? S) -
3 mans
Neoapel gedruckt, ſteht auch in dem 34ſten Theil. der Raccol-
ta d’ opufcoli fcientifici e filologici, Venedig nr. 4. J. €.
angenbuch epift. epigraphica de diptycho Brixiano Boethii
conlulise Zuͤrch 1749. Fol.]
214 Part. I. Cap. I,
‚manche fih nicht vorgeftelte Schwierigfeiten;" (denn
manche Steinfhrift kann wegen ihres mannigfaltigen
Innhalts unter mehrere Klaflen gebracht werden) doch
stellte er eine neue berrächliche Sammlung unter dem Tis
£el nouus Thefaurus veterum inferiptionum in 43. Me-
diolan. 1739-42. ans Licht. Die Herrn Hagenbuch,
Prof. Leiche und damaliger Hofmeifteer Sachfe, nad)
der Zeit Prof, in Utrecht, fchrieben viel darwider. Zwar
iſt niche zu läugnen, daß Murarori Fehltritte gerhan,
und manche Inſecription mehrmal anführer; ferner, daß
er- manche unglükliche Interpretation, zumal in Anfes
Hung der griechifhen Auffchriften gemacht: allein es läge
fich auch fehr viel zu feiner Enefchuldigung fagen, und
das Bud) hat bey feinen großen Mängeln, doch vielen
Mugen geſtiftet. Ueberdieß haben ſich feine Gegner felbft
widerfprochen. Man follte hier billig den Grundfag Leib⸗
nisens befolgen, der ſagt: in einem Buch) fuche man
Das Gure auf, und nicht die Fehler. Muratori Kar in
feinem Buch viel unbefannte Sachen eingefchalter, - So
kann man 3.8. die Faſtos Confulares unter den Imperato⸗
zen verbeffern, welche fonft viel Mühe verurfachten.
Zwar harte fchon Ant. Pagi differtationem hypaticam,' feu
de Confulibus,- Lion 1682. 4. gefchriebens allein diefe
fonft gelehrte Schrife ift nicht vollftändig. Zoduard
Corfini, Erzbifchof zu Lukka, har den Muratori in pro-
legomenis ad notas graecas vertheidiget. Eben dieß har
auch ein Ungenannter in der Florenzer Zeitung gethan. —
Schaft. Donati hat Supplementa ad Muratorii Opus ges
fchrieben. Er har viele Inſcriptionen, die zerſtreuet wa⸗
zen, zufammengezogen. Lukka 1764, in Fol,
$. 7;
Vor 60 Kahren hiele man inferiptionem Sigeam und
Amycleam, für die älteften: [f. oben ©. 13.) allein man
fand nachher, daß die inferiptiones Citiae, die in der
Stadt Cittium auf der Juſel Cypern, unter den Ruinen
/ i diefer
‚ De Inferiptionibur. 215
dieſer Stadt in einem Tempel entdeckt wurden, die äls
teften find. Sie find in phönizifcher Sprache abgefaßt.
Job. Swinton, ein Engländer, (f. oben f. 15.) und der
Abe Bartbelemp in Frankreich haben fie erkläre; doch
weichen ihre Erklärungen von einander ab.
Duttens iftin feiner neuften Schrift über die Müns
zen der Meynung des Heren Barthelemy gefolgt.
Dieie Palmyreniſchen Aufichriften find nad) jenen
die älteften. Sie wurden in den Ruinen von Palmyra
gefunden. In Erklärung derfelben harmoniren Swin«
ton und Darrbelemp abermal nicht.
Cosmas, ein Schriftfteller des seen Jahrhunderts,
ſchrieb topographiam chriftianam. (Diefe Abhandlung
fieher in der Sammlung des Montfaucon Noua collectio
Patrum betitelt.) Er melder, daß in den Wuͤſteneyen
Arabiens am Berg Sinai viel Arabifche Inſcriptionen
gefunden würden, Maffei bezweifele es in feiner Criti-
ca lapidaria, und glaube, daß, wenn ja die Sache eini«
gen Grund härte, fo wären es arabijche Schriften, von
Biebhirten eingegraben, und alfo ohne Bedeutung. Als
lein Pocoke har in feiner Defeription of the.Eaft, den
Kosmas vertheidiger, und in feiner Befchreibung des
Morgenlandes verſchiedne, theils Eanpeifche, theils
Arabiſche Aufſchriften, die da gefunden worden, mit
eingeruͤckt. — Der Ritter Michaelis in Goͤttin—
gen hat vor mehrern Jahren die Sache zu entſcheiden ge⸗
fuht Er uͤbertrug die Unterfuchung den Gelehrten,
die mit dam Kapitain Niebuhr ins Morgenland reißs
ten: es ift aber nichts gewiſſes enefchieden worden,
Murstorius und Donati können jhierbey nachge
fefen werden,
5. 8
Unter den geiechifchen Auffchriften find die beyden
Amyclea und Sigea die älteften. [f. ©. 13.] Die erftere
wurdehvom Abt Fourmont, der mit dem Abe Sevin
D4 auf
216 Part, IL, ‚Cap, 2
auf Koſten des Koͤnigs von Frankreich, nach K Konſtan⸗
tinopel, und von da weiter reiſte, in Amiklaͤa, einer
ſonſt beruͤhmten Stadt im Spartaniſchen Gebiete, in
dem verfallenen Tempel des Apollo Amiklaͤus entdeckt.
Er ſchrieb in dieſem Tempel auf 40. Steinſchriften ab.
Ueberhaupt Fopirte cr auf feiner Reife mehr als taufend
folhe Aufſchriften. Er erzähle dies alles in den Me-
moires del’ Academie des Inferiptions et des belles lettres
Tom, XV, p, 402: und Tom. XVL p. or. Aus diefen
Auffägen har der Graf Caplus einige in feine Samm⸗
lung und die Benediktiner in ihr Werk: nouveau traite de
diplomatique uͤbertragen.
Doch haben große Gelehrte vieles von des EN
Entdefungen in Zweifel gezogen, weil er vorgegeben,
daß ihm alfeg, beſonders key den Tuͤrken fehr leicht wor—
den, da man doch weiß, mit wie vielen Schwierigfei-
ten dergleichen Entdeckungen verbunden zu feyn pflegen.
Befonders glaube der Herr Hofr. Heyne in der Samm⸗
lung anriquarifcher Auffäge, daß feine Entdeckungen
niche durchgängig ächr find. —
Die zweyte, nemlich die Infcriptio —— ward zu
Sigeum, dem bekannten Vorgebuͤrge bey Troja gefunden;
und Edmund Chishull gab ſie zuerſt einzeln heraus;
hernach wurde fie in die antiquitates Aliaticas aufgenoms
men. Sie ift LosgoOndor geſchrieben.
- 4
Unter den lateiniſchen Aufſchriften ſind die aͤlteſten:
erſt eine
in vaſe aenco, wie Winkelmann in der Geſchichte
der Kunſt, Wiener Ausgabe, p. 602. angemerkt hat.
Nachher —
lamellae Tiburtinae , d. i. kleine bleyerne Blaͤttchen
mit lateiniſcher Aufſchrift, die bey der Stade Tibur aus |
gegraben wurden. |
Man |
>
De Inferiptionibus, 217
Man finder fie in des Fabretti Werk: Ferner.
in. baft columnae Duillianae. Duillius, Roͤmiſcher
Konſul, beſiegte im erſtenyz Puniſchen Kriege die Kartha⸗
ginienſer in einer Seeſchlacht. Dieß war den Roͤmern
fo wichtig, daß ihm deswegen columna roſtrata geſetzt
wurde, an deren Fusgeſtelle die Aufſchrift ſtund. Dieſe
Säule lag lange unfer Schutt und Ruinen veraraben.
Stephan Pigbius hiele ſich damals, als fie gefunden
wurde, sin Kom als Hofmeifter eines jungen Prinzen
von Kleve, auf. Er fchrich fogleich die Aufſchrift ab,
- und brachte fie in feine Annalen. Auch Petrus Ciac⸗
conius hat diefe Inſcription erklaͤrt; Johann Beor-
ge Graͤve hat fie in feinen thefaurum Antiquitatum 'Ro-
inanarum aufgenommen, [ſ. oben S. 17.]
Hicher gehört auch
SCium de Bacchanalibus, : Di wurde von einem
Neapolitanifchen Bauer beym adfern gefunden, und wird
gegenwärtig in der Bibliothek zu Wien aufbehalten. Mat⸗
thaeus Acgyptius hat einen Kommentar tiber DiefesSCtum
gefhrieben,. worinnen ſich die cherne Tafel mir den alten -
Schriftgügen geftochen finder. [S. oben ©. 17.)
- » Man har auch Aukftieiften entdeckt, welche miſio-
nes militum honeſtae unter den Kaiſern, Klaudius, Gals
ba und Trajan gewefen, und nachmals in Kupfer geſto⸗
chen worden ſi ind.
AR TO
Wie gros und beträchtlich die Menge der Stein«
fchriften ift, Fann man aus den Werfen des Gruterus,
Meinefius und Muratori fhon erſehen. Viele derfelben
enthalten Gefege, Verträge, Rathsverordnungen und
dergleichen; und es iſt ſehr wagriheinlih,s daß noch ei⸗
ne große Menge verborgen liegt.
Die Marmora Oxonienfia enehalten z. B. viel zur
searenofogie brauchbares,
5 Im
218 Part, II, Cap. U.
Sm ıöten Jahrhundert wurden zu Kom die Falk
Capitolini gefunden. Es find Marmorfteine, die im
Rapitolio eingemauert waren. In diefe Steine wurden
die Namen der Konfulen, und ihre wicheigften Gefchäfte
and Begebenheiten, alle Jahre, Furz eingehauen. Sie
waren ziwar größtentheilg zerbrochen, doch hat man fie
wieder zufammen geftelle. Sigonius har diefe Faften
wieder bearbeitet, dadurch den Livius erläutert, und
die falfchen Namen der Handfchriften verbeffere.
Monimentum Ancyranum hat feinen Namen von der
Stadt Ancyra in Kappadocien. Es wurde in dem vors
wmaligen Auauftus Tempel gefunden, und zuerft vom
kaiſerlichen Internuncius zu Konftantinopel, Bußbek
genannt. Caſſon, ein Hollaͤndiſcher Konſul unterſuchte
dieſe Aufſchrift nachmals aufs ſorgfaͤltigſte, und uͤber⸗
ſchickte fie richtiger dem Jakob Gronov, der fie unter
Dem Titel Memoria Coſoniana Leiden 1695, 4. edirte.
Chishull endlich hat die richtigſte Aufſchrift davon her⸗
ausgegeben*). Man finder die Kopie in Ausgaben Spa
gong 5. B. Grävens, Burmanns, Oudendorps u, ſ. w.
6. Inu
Der Nutzen der nferiprionen iſt gros und man-
nigfaltig: ja für die Wilfenfchaften noch berrächtlicher
als von den Münzen zu erwarten iſt. Der Streit zwi⸗
fhen Marquard Gudius und Ezechiel von Span-
Heim, ob nehmlich die Auffchriften oder alte Münzen
größern Mugen für die Wiffenfchaften härten? iſt fchon
$. 5. erwähnt worden, Er gab Gelegenheir, * der
| ezte⸗
*) [Mehrers davon f. in Saxii Onomaſt. litter. I. B. S. 205.
ff. in Harleß introduft. in hiftoriam litteraturae rom, II Th.
- 334. ff. — Imp. Cäef. Augufti temporum notatio, ge-
nus et fcriptorum fragmenta - curante J. A. Fabricio, Ham-
burg 1727. 4 ©. 213. ff.]
De Inferiptionibus, 219
leztere fein erefliches Werf de praeftantia et vſu numisma-
tum fchrieb, |
Aus den Inſcriptionen kann man die alte lateini«
fhe ächte Orrhographie, Figur der Buchftaben, Deter>
mination der Wörter und ſ. w. fennen lernen. Und hiers
aus kann man auch alte Urkunden und Diplomata bes
urtheilen. [Mur muß man lapides litteratos von den illi-
teratis- unterfcheiden.]
Es giebr freylich mehr und mannichfaltigere Münzen,
als Sinferiptionen; aber man finder auf jenen nur zu wes
nig von wichtigen Begebenheiten angegeben. Freylich
fann man aus den Münzen vielen Nugen für die Geo»
graphie haben. Befonders Fann man aus denfelben
Mamen von Perfonen und Städten Fennen lernen; nur
vermiße man das mannichfaltig,e So laß man fonft
Seleucus Nicanor , e8 muß heißen Nicator, wie man aus
Münzen erfeben hat. —
Aldus Manutius, Cellarius u. a, *) haben
de Orthographia gefchrieben und ihre Behauptungen
durch Inſcriptionen beftäriger.
Ferner in critica omni haben bie Inſcriptionen ihren
Mugen: diefe-ift entweder 1) rhetorica, oder poetica,
Wenn man nemlich urtheile, ob die Gedanken einer Sas
che, niche allein in der Poefie, fondern in jeder Wiffen«
ſchaft paßend und der Sache angemeffen find. Die Kris
tif erſtreckt fich nicht allein lauf rherhorifche Säge; neinfie
beziche fich fo gar auf Kunſtwerke der Malerey, Bildhauerey
Architektur u. few, Diefe Gartung der Kritik bezeichnen
heut zu Tage viele durch das Wort Aeſthetik, bie ein
Empfindungsvermögen des Paſſenden und Schönen
bedeutet: oder fie ift 2) grammatica ſeu hifforica; wenn
man unserfucht, ob eine Inſcription wirklich äche iſt,
| | das
*) [S. Darleß Note zur Eellar. Vorrede in feiner vermehrten
Ausgabe der Cellar. Orthographiae lat. Altenburg 1768. 8
Auch Rlotzens Vorr. darzu.]
220 Part, IL | Cap: II,
das heißt, zu der Zeit, wie es angegeben wird, verfer-
tiget worden, oder ob fie untergefchoben ſey? Dieß ift bey
Unrerfuchung der Infeription fehr norhwendtg. So has
ben wir z. B. viele Statuen mie Auffchriften, die des»
wegen ſchon verliehren, weil manches davon von neuen
Kinftlern ergänze worden z. Ds unter dem K. Antoninus
Philoſophus ſoll in dem Feldzuge wider die Quaden eine
ganze Legion Chriften gedient haben; und da man Fein
Waſſer gehabt, härten die Chriſten Gore demuͤthigſt dar—
um geberin;" darauf habe es ſtark geregnet, und gedon⸗
nert, und die Feinde ſelbſt zerſtreuet: allein eine alte
Inſcription hat dieſe Meynung widerlegt, weil zu den
Zeiten des Auguſts ſchon legio decima fulminatrix be>
kannt geweſen, welches Scaliger in feinen Obferuatio-
nibus ad Eüfebii Chronicon anmerket. Auch Stellen in
Dio Caſſius erweifen ſolches. Folglich ift die Erzaͤhlung
von der chriſtlichen Legion und ihrem Beynamen, ein
bloßes Mährgen, eine pia fraus, — Kivius melder, es
fey ein Streit geweſen welcher Roͤmer die Spolia opima,
ſecunda et tertia in den Tempel, des Jupiter Feretrius
gebracht habe. Hierauf entdeckte Liviug in dem Tempel
des Jupiters den Namen des’zten Konfuls Cofur, den
man vorher nicht gewußt hatte, in einer Innſchrift, auf
einem leinenen Bruftharnifch, welches vorher unbefannt
war, weil der Tempel felten geoͤfnet ward.
In der Beögrapbie haben die Münzen vielleicht i
mehrern Nuten, als die Inſcriptionen; allein es finden -
fih auch Aufſchriften, die dieſe Sache erläutern. |
Die Chronologie der griechifchen und römifchen
Geſchichte beruhet mehrentheils auf Inſeriptionen z. B.
in den Marmoribus Oxonienſibus ſteht ein Stuͤck, welches
beynahe die ganze griechiſche Geſchichte und ihre aͤlteſten
Epoquen von Deukalion an, beſtimmt.
Aus den numis Confülaribus können oͤfters die
Jahre des römifchen Zeitalters beſtimmt werden. — ne
| ehr 9
De Inferiptionibur, 221
ſehr vielen griechiſchen Münzen findet man immer ein As
welches das Jahr beftimme. . |
In der biſtoria Sacra und — haben die In⸗
ſcriptionen ihren Nutzen. Man hat einen Marmor in
Spanien gefunden, woraus Walch in Jena die Vers
folgung der Chriften dafelbft, unter dem Nero erwie-
fen hat, [Jena 1750. 4. und in Seb. Donati Supplem, ad
Thef. "Murator. Lucca 1765. der Titel iſt: Marmor Hi-
fpaniae antiquum, vexationis Chriftianorum Neronianae
J——— illuftratum ab A. F. Gorio, edito ab J. E.
Walchio. Eben diefer Gelehrte ſchrieb: Antiquitates Her-
euleanenfes, mit einer Sylloge infeript. Hercul, Jena
1751. und im erften Band ſymbolarum litterariar, Kom
1751. S. 99 ff. auch Perlequutionis Chriftianorum Nero.
nianae ex antig. monimentis probandae vberior, explanat,
&e. Jena 1753. 4. Auch deffen comment, de 'deo Ta-
ranucno, Jena 1768. 8.— und antiquitates medicae fele-
ae. Jena 1772. 8. enthalten vicles Gelehrte aus den
Inſchriften erlaͤutert.)
Man kann ferner aus den Inſcriptionen viele
dignitates ciuiler und honores erklären, welche fonft uns
bekannt waren.
“ Man hat in Sranfreich eine > Steinfchrift gefunden,
die dag Taurobolium, oder eriobolium, eine Art Opferge—
bräuche beffimmt, De Boze hat dieſe Aufſchrift 1705.
zu Paris erklaͤrt, herausgegeben. [In den Marmoribus
Taurinenſibus ddl, et aotis illuflratis, ıten Theil, Turin
1743: 4+ ©. 13. ift auch eine Aufſchrift auf ein Tau—⸗
robolium abgedruckt, und weitlaͤuftig erklärt: auch wer⸗
‚den im ıften befonders aber im zren Theil ſehr viele In⸗
feripeionen gegeben. Davon oben $, S.]
Beym Gruterus finder man Steinfchriften son den
verſchiedenen Opferprieſtern. Schwarz, Prof. in Als
8937,
t
v
222 Part, II. Cap. IT,
torf, hat eine Inſcription von gewiffen vtriculariis *)
durch Vermuthung erläutert.
Man kann auch aus den Inſcriptionen gewiffe Tis
tel domus Auguftae erlernen, 3. B. Butberius hat de
ofhiciis domus Auguftae geſchrieben. Es fehlen aber doch
verfehiedene Aemter hierinne, z. B. Liberti a mappis, war
eine Hofcharge, ferner Servus ab horologio, war. ein
Sflave, der die Wafferuhren beobachten und die Stun—
den nach der verfchiedenen $änge des Tages und Nachts
richten mußte. ©. Rektors Martini Abhandlung von
den Sonnenuhren der Alten. Ferner eine Abhandlung
von eben demſelben, worinne jene Hofbedienung erläus
tert wird.
Scaliger de emendatione temporum in animaduerſio-
nibus ad Eufebii Chronicon,
Baronius, in annalibus ecelchiaficis, er war nicht
Kritiker genung.
Tillemont hat die römifchen Kaiferfchriften erklärt.
Norifus de Cenotaphiüs Pifanis,
\ s ß
$ 12%
Man muß unterfuchen, ob ale Inſcriptionenlgleich
intereflant find oder nicht. Oft haben 3. B. Kinder
ihren Eltern, oder diefe jenenz oft Klienten ihren Pa⸗
tronen dergleichen fegen laffen: diefe find von Feiner fons
derlichen Bedeutung. Aber auf folche, die ein ganzer
Staat, oder ein Kollegium einem großen Herrn ſetzen
Laffen , beruher die Gewisheit der Geſchichte.
Herodot
*) [Schwarzens Abh. ſteht In deſſen Miſcellaneis politioxis ku-
manitatis etc, Nuͤrnberg 1721. 4. wieder aufgelegt in Chriſt.
Gottl, Schwarz opufculis quibusdam academicis — quae col-
legit Theopb. Chfiph. Haries, Nürnberg 1793. 4. In dies
fer Sammlung fiehen noch einige andere Schwarziiche Abe
handlungen, worinnen alte Snfrriptionen erklärt werden J
De Inferiptionibus. 223
Herodot, Thucidpdes, Livius, Spetonius
und andere berufen ſich auf Denkmaͤler. Sie haben
uns dadurch ein Beyſpiel gegeben, und alle neuere Schrift⸗
ſteller haben dieß befolgt.
Graͤvius, Voſſius, ſelbſt Spanheim bat in fei«
nem Werk von Münzen, die Monimente benutzt und zu
Rathe gezogen. ch. Maffei. Wenn fein Werf nach
einem beffern Plane bearbeiter wäre, fo würde eg weit
brauchbarer feyn, _
9. 13
Bey den Monimenten müffen wir datauf fehen, ob
ſie 1) aͤcht, und 2) richtig abgeſchrieben worden ſind?
denn wie es falſche Muͤnzen giebt, ſo giebt es auch un⸗
tergeſchobene Denkmaͤler. So iſt z. B. Monimentum
Semproniae cujusdam Titi Liuii, Sarcophagus Antenorisz
' Monimentum Liuii, untergefhoben: es find bloße Era
Dichtungen,
Wenniman alte Monimente prüfen will, muß man
folgendes beobachten:
1) Ob fie mit Quadratbuchftaben eingehauen feyn, wel⸗
che mit den damaligen Zeiten vollkommen übereins
ffimmen?
2) Muß man auf einzelne Buchftaben ſehen; denn wenn
z. B. ein I mit einem Punfe vorfomme, oder es find
fhiefe Striche zu ſehen, fo ift es gewiß ein Kennzei«
chen, daß das Monimene untergefchoben worden;
3) Muß man fehen, ob alte Worte find gebraucht wors
den ?
4) Ob die Umftände der Zeit, des Dres, der Derfon
und der Handlung alle damit genau uͤbereinſtimmen,
oder einen Widerſpruch hegen?
5) Ob auch die Inſcriptionen interpolirt ſind? das heißt,
ob man alte Worte in ſonſt ächten Inſcriptionen
ausgefragt, und neuere an deren Stelle gefege habe?
3: B. da Domitian todt war, wurden feing Saͤulen
theils
224 Part, Is Cap, 2,
theils umgeriffen; theilg blieben fie fechen, und man
fragte feinen Namen heraus, und fezte andre hinein.
— Maianfius hat von folchen Derrügereyen in feinen
epifolis epigraphicis gehandelt.
6) Muß man auch zufehen, ob alle Ei richtig zufam-» ©)
mengezogen find, z. B. obET, EIN, W, auf diefe 1
Ars zuſammengekettet ſind.
Fabretti in ſeiner Vorrede einfktipkötier fagt: er
habe alle möglihe Vorſicht beym Abſchreiben der Aufs
fohriften gebraucht: und da ihm öfters ungelehrte Leute
helfen wöfen, fo habe er die Steine vorher abwafchen,
und fo dann die Züge von den Steinen ins Papier abs
drucken laffen, um recht ficher zu gehen,
Es wäre immerbeffer, wenn man die S$nferiprios
nen, wie die Münzen felbft im Driginal fehen und prüs |
fen fönnte, Allein wir müffen ung freylich hier größten- |
theils auf das Zeugnis der Kenner, welche die Auffchrife
ten gefehen und geprüft haben, verlaflen, » Nicht Jeder:
mann hat die Gelegenheit, fie an Ort und Stelle zu
unter ſuchen. |
Es wäre allerdings zu wünfchen, daß wir in der -
eritica lapidaria ein tedyt brauchbares Werf erhielten, in *
welchem de redte indicandis et diiudicandis inferiptionibus
und de iisdem.redte explicandis gehandelt würde. |
Erneſti fagt, es wäre von einem gelehreen Mann-
ein folhes Wer verfprochen worden:, allein es ift noch
keins erſchienen, und auch nicht bekaunt, wer der Mann
geweſen ſeyn mag, den er im 5. zu meynen Di —
Ma ſei hat viel Gutes geſagt, aber er hat dleſe wichtige
Materie bey weiten nicht erfchöpft. — Es würde auch
von großem Bortheil foyn, wenn ein Mann von ausge- .
breiteten Kenntniſſen, in diefem Fache ein Werf, das
des Spanheims feinem ähnlich wäre, und welches pen
der große seibni; gewänfgper, ans eist ſtellte.
——
De N 225
14.
a. $efen der —— hat verſchiedene
Schwierigkeiten, zumal in der griechiſchen Sprache: denn
es kommen
) Buchftaben und Wörter vor, die nicht ſehr gewoͤhn⸗
lich, und folglich bisweilen unbekannt ſ ind, oder we⸗
nigſtens Zweifel verurſachen.
2) Es gehet alles in einer Reihe fort; keln pundum,
comma, oder ander Unterfcheidungszeichen finder man:
3) Erſchweren auch die Siglae und notae, die weniger be⸗
kannt ſind, das Leſen.
Brauchbar zu dieſer Abſicht, ja nothwendig ſind i
B. im Griechiſchen
Maffei, de Siglis Graccorum
Placentinius hat audy hiervon geſchtieben; und in
ſeiner Palaͤographie kommen auch Erklaͤrungen diefer Sa⸗
chen vor.
Viel Gutes hat auch der Hrencipe di Torremuz za
in den Prolegomenen vor feiner Sammlung Iaferiptio-
num Sieiliae et infularum obiacentium, über diefen Ges
geſtand gefagr,
In den Öruterus Werk und den Marmoribus Oxo-
nienjobus ſtehen auch notae und Abfürzungen, bey Sateis
nifchen brauchbar.
Fulvius Urſatus hat einen Auffa de notis Jatinis
geſchrieben.
Zaccaria hat viele figlas und notas erklaͤrt. |
Man muß die alten Alphabere kennen lernen; Fers
ner muß man, um die Alten zu verſtehen, Antiquitäten
wiſſen. Man muß auch eine Kenntnis der mehteften
Damen, der Aemter, Feftlichfeiten und andre Sachen
mehr, durch Lefung hierzu brauchbarer Bücher zu erlan⸗
gen fuchen, und hierzu dienen befonderg Eduardi Corfint
faſti Attiei: IV, tom, Florenz 17441756 4
. So fommen in Steinfhriften. öfters Wöttet Got;
die eine ganz andre als die Aka schälen —
4
0
216 Part, II. Cap, I.
3. B. im Sateinifehen columbaria eine Grabſtaͤtte, welche
Surfen E hatte, im ? die Urnen darein zu fegen: im Grie—
chifchen seurnyos, d. i. praetor; Basınevs, mand)s
mal pontifex maximus; und unrye eine Oberprieſterin.
— muß man die Namen der verſchiednen Feſte
wiſſen z. B. was die Lenaͤen, Karneen, Hyacinthia u,
d. m. waren.
Die Roͤmer hatten ——— drey Namen, prae⸗
women, nomen gentilitium, und eognomen; bisweilen
aber finder man bier Namen. Dies fommt daher, weil
die, Römer in 35. Tribus eingerheile wurden, und alfo
manchmal von dem Tribus mit ihre Benennung erhielten,
3. B. M. Marcus (praenomen;) T. Tullius (nomen gen-
tilitium ) Rom, (ie Romilia tribu) und Cicero (cog-
nomen,)
Ferner muß man die verſchledenen hohen oßeigfeiclis
chen Würden und. ihre Stufenfolge Fennen lernen. - Erf
wurden die.Quaeflores; hierauf. BEL: dann Prastores; !
und endlich Tonlules.
Wenn Jnſcriptionen von einander abweichen; ſo
kommt es bisweilen. von dem gewoͤhnlichen Sprachges
brauch. Der Provinzen her. &o findet man manchmal
auch auf den Innſchriften Wörter, die in Feinem gericon
vorfommen. © Dieß machen die verfgiedenen Provinzial
ausdrüce und Dialekte. cf. Diflertationes ad inferiptio-
nes et marmora'inprimis gracca, ab Anton Vandalen,
Amfterdam in 4. 1743. iſt gut, nur etwas zu weitlaͤuſtig
und voller Kompilation.
Inferiptiones Atticae nunc demum e ſchedis Mafleis
editae ab Edmundo Cor/ino,
Bon Zaccaria's Illituzione &e, f. oben $. 5.
Reineſius hat in feinen Erklärungen viel Gutes
angebracht; aber vieles iſt auch weir hergeſucht.
Fleetwood, iftgar zu kurz.
6, 15»
De Inferiptionibun 227
. 1.
Man muß die alten Schriftſteller, und ihre vor—⸗
zuͤglichen Erklaͤrer fleiſſig leſen, um in dieſer Wiſſen⸗
ſchaft betraͤchtliche Fortſchritte machen zu koͤnnen. Es
gehoͤrt hierzu Nachdenken und Vergleichungen, aus de⸗
nen man Regeln abſtrahiren muß.
Scaliger de emendatione temporum, iſt bey hiſtoriſchen
Buͤchern ſehr gut, votzuͤglich wegen feiner angegebenen
Grundſaͤtze. Auch Caſaubonus. Er gab den Sueto⸗
nius heraus; ſchrieb auch exetcitationes contra Baronium,
erklaͤrte vieles aus Steinſchriften und wies nuͤtzli⸗
chen und vorſichtigen Gebrauch.
Perizon ſchrieb die ſchon angefuͤhrten vortreflichen
Animaduerſiones hiſtoricas, die bey der Kritik der Hiſt o⸗
rie ungemein nuͤtzlich ſind, z. B. beym Tacitus kommt
‚enturio, clafiarius vor; viele haben daran gezweifelt,
Daß dieſe Stelle aͤcht ſey: allein auf einer nfeription,
die Kipfius ausfündig gemacht hat, ift erwiefen wor⸗
‚den, daß man zu des Augufis Zeiten ſchon cohortes claf-
ficas gehabt hat; .ingleichen mifliones miflariorum hone-
Mas, „Die Sache iff jezt gar feinem Zweifel mehr une
erworfen.
Aus einer Muratorifchen Auffchrife Kar man die
Zweifel wegen des Cenfus Syriaei zu Zeiten des Augufts
und Chrifti Gebutt widerlegt, deffen Lukas erwähnt.
chatzung ift nur eine Zählung geweſen. (cenfum fecit
iſt gut Latein, eine — hat es erwieſen; Livius
ſagt, cenſum egit.) (ſ. Weſſelings oben im sten $
angefuͤhrte Diſputatlom)
Man finder auch den Ausdruck pueri curiac, So
nennfe man junge Rathsheren, die noch nicht Sig und
. Stimme hatten.
6 Corollarium,;
Inferiptio ift eine Schrift, welche an einen oͤffent⸗
lichen Orte zum Andenfen einer gewiſſen Begebenheie
BD 3 aufs
228 Part, II. Cap. I,
aufgeftelfe worden. Aus diefem Begrif flieffen folgende
Kegeln, um gute Auffchriften zu machen:
Gute Snferiptionen müffen deutlich, kurz, leicht,
verfhändlich, und der Natur der Sache anpaflend,
in einer edeln und befeheidenen Schreibart abgefaffer fein.
1) kurz, weil fie an öffenelichen Orten frey ftehen und
von Neifenden gelefen werden, die ſich weder lange \
aufhalten wollen noch koͤnnen.
2) leicht und deutlich i. e. nicht zu zweydeutig und
rächfelhaft.
3) müffen fie mit einer dee Sache angemeſſenen
Beſcheidenheit abgefaßt werden.
Mr, gute Inferiptionen müffen dee Wahrheit möglichſt
getreu ſeyn und nur Hauprbegebenheiten enthalten.
Alles übrige, was weitſchweifend iſt, muß weggelaſ⸗
ſen werden, nur die Hauptſache muß in der —
tion enthalten ſeyn.
Die Inſchriften der Alten ſind in ihret Murter⸗
ſprache abgefaßt, folglich folten . wir es auch thun.
Allein die lateiniſche Sprache iſt die Sprache der Gelehr⸗
ten; alſo iſt es billig, daß wir die Lateiniſche Sprache
beybehalten. Nur muß man aͤchte und uͤbliche lateiniſche
Ausdruͤcke waͤhlen, und nicht kuͤnſteln wollen.
Die Lettern muͤſſen auch gros, deutlich, und les
ſerlich ſeyn. Vorzuͤglich nimmt man dazu litteras vnciales.
Man muß hauprfächlich betrachten, ob die Schrift hoch
oder tief zu ſtehen kommt, und dem Berhäfeniffe der
Höhe gemäs das Maaß der Buchſtaben größer oder
Fleiner annehmen, , Es ift beffer, wenn die Schrift ein»
gehauen, als wenn die Buchftaben fo gehauen werden,
daß fie herworftechen , oder audy von der $uft und Wetter
leiden. Man muß aud) die Suchtaen nicht. vergofden,
weil folche ſeht blenden. |
Ale #
De Inferiptionibun. + 229
Ale unbefannte Zufammenfertungen der Buchſta⸗
ben und Abfürgungen muß man vernteiden.
Man muß ferner einförmigen Marmor nehmen. —
Die Alten nahmen zu ihren Steinfchriften Feinen Mar-
mor von verfchiedner Farbe; fondern ganz meiffen oder
fo genannten Alabafter.
| cf. Heineccius in fundamentis Nili , de inferiptionibus
argutis. Verdient heut zu Tage feinen Beyfall.
Emanuel Thefaurus, ein taliener, erfann im vori«
. gen Sahrhundere folche inferiptiones argutas; die Deut—
ſchen ahmten fie aber zu ihrem Nachtheil nah. Chriſt
handelt von Autoren folcher Inſcriptionen, in ſeinen
Abhandlungen uͤber * Archaͤologie, im zten —
©. 116 ff.
P 3 Capııt
230
we
Cap, II,
De
Diplomatibus —
—* $. I,
By Kapitel gehöre eigentlich nicht in die Archäs«
logie, weil darinnen nur de rebus antiquiflimis ges
handelt
[Ebeift in feinen Abhandlungen ꝛc. hat gleichfals der Diplo:
matif einen eigenen aber Eleinen und unvollfiändigen Abſchnitt
& 319. ff. gewidmet, und Zeune hat ©. 323. f. die vors
nehmſten Schriften, welche zu diefer Dileiplin gehören, ans
geführt: Diefen ift noch ein Fleines, aber brauchbares, und,
bier bejonders wegen den Index oder Verzeichniß der bieher
gehörigen größern und Eleinern Schriften zu empfehlendes
Buch beyzufügen: Artis diplomaticae primae lineae. In vfum
auditorum düxit Fer. Far. Oberlinus, Strasburg 1788. 8
Martini in feinem Excurfu XI zu diefem Kap. führt auf)
noch an ob. Chryſoſt. Teombelli Bub; arte di conofce-
re Petä de’Codici latini ed italiani, welches in den Efeme-
ridi letterarie diRoma per Panno 1788. nr. XXV. ©. 199.
empfohlen ſey. Martini wundert fih auch da, daß Chrift
und Erneſti die Diplomatif in eine Archäologie aufgenommen
haben. Ferner ift noch iu bemerken: Werfuch einer Kittes
ratur der Diplomatik von Sried. Aug, Huch, Erlangen
1792. 8. Eine aelehrte Necenfion davon und viele Zufäße
darzu findet man in der Jen allgem. Litter. Zeitung 1793,
n. 3 und 2. Auch in den Erlangifchen geledrten Zeitungen,
74 und 75. Stück werden anfehnlihe Werbeflerungen und
Aufäge geliefert. Auf diefe Bücher, auch auf die Necenfichen
verweiſen wir alfo diejenigen, welche in dieſem Fache vollftäns
digern Unterricht oder littergriſche NOIR verlangen. ]
De Diplomatibus, 231
handelt werden ſoll, und die Diplomata in dem green
Jahrhunderte erft ihren Urfprung genommen haben: als
lein unfer Berfaffer hat darum. mit hiervon geredet, weil
die Diplomara zur Erklärung und Beſtaͤtigung der Ge⸗
ſchichte ſehr nuͤtzlich und brauchbar, ja ſchlechterdings
nothwendig find.
Diplomata funt chartae complicatae,] wie unſer Auf
for fagt, und alfo.fchienen unfre Briefe felbft welche zu
feyn. Allein Diploma ift eigentlich ein Blatt, welches
wie ein Patent gefchrieben, in der Mitten gebrochen und
zufammen gelegt wird, Man Fannte die Diplomata
auch unter dem Namen der Eodicille. Ferner hieſſen
es Schriften, die itineris caufa gegeben wurden, um fi
cher und ungehindere reifen zu Fönnen, — Cicero ſagt
diploma non eft datum Ampio, i. e. ein Reiſepaß oder
Paßeport; er hatte nemlich etwas wider den Caͤſar vers
brochen. Esfar gab vielen Leuten ſolche diplomata, daf
fie in die Provinzen fiyer reifen Fonnten. Ferner wur—
den fie darzu gegeben, daß man Fonnte Waaren einfaus
fen, und wieder ausführen; und um diefe Freyheit zu
erlangen, war ein Diploma noͤthig. Nach der Zeit ers
richteten die Kaifer im zten Jahrhundert eine Are von
Poſt. Veredi hieffen die Poſtpferde; Veredarüi, die
Poſthalter; und Srariones die Plaͤtze, wo Poften waren;
wenn jemand mandatario nomine deg Kaifers reißte, ber
Fam er ein Diplom, welches fo viel ift als ein Paßeport,
um auf der Poſt ſicher reiſen zu koͤnnen.
Sm.Codice Teodoſtano und Jufinianeo geſchieht
hiervon Erwähnung. — Endlich hatman angefangen,
öffentliche Schriften und Urfunden von, Raifern, Könts
gen und Fürften, wodurch man ein gewiſſes Recht über
eine. Sache erlangt, Darunter zu verſtehen. Hier⸗
aus find nun die eigentlichen Diplomata, Geſandt⸗
fchaftsbriefe, Sreibeitsbriefe, (dergleichen war. bey
den Nömern diploma ciuitatis Romanae, wenn jematid
das Bürgerrecht erhielt; in: den aͤlteſten Zeiten, da
94 bios
—
232 ı Part. IR Cap. IIT,
blos eingebohtne Soldaten waren, war 28 nicht Hört
da man aber in der Folge fremde Bölfer in Dienft nahm,
fo ercheilte man ihnen mit der miflione honefla, biswei> '
Ien das Bürgerrecht) ferner Geburtsbriefe, Lehnbrie⸗
fe, Zegitimations » und Adoprions = Urfunden ent»
fanden. , | |
cfr. Mafei Iſtoria diplomatica.. Man machte fich
von diefem längft verfprochnen Werfe große Erwartung,
aber der Erfolg entfprach nicht.
| . 2
Die Diplomata find die waren Quellen der mittlern
und neuern Hifforie, und des Juris public, Gie ent
- halten öfters die wichrigften Begebenheiten,
©, Audwigs Prooemium ad reliquias ineditorum g'
Mfptorum et Diplomatum, Viele Diplomata follen zum
Vortheil des Haufes Preußen vom genannten Kanzler
Ludwig erdichtet fenn. Anne
Die Diplomara wurden ehemals in den Archiven
der Karhedralz und Stifesfirhen aufbehalten. Denn
die Archive von großen Herrn waren mehrenrheils in
den Kirchen, befonders der Sicherheit wegen. Man
vergleiche Daniel Eberhard Barings, welcher Archie
varius zu Hannover gewefen war, clauem diplomaticam
1737. 4, Diefes Werk enrhäle beträchtliche Anmerkun-
gen, Dur ift es niche ganz vollſtaͤndig. Man bat noch
eine neuere Ausgabe: Corps vniverfel Diplomatique &c.
par Monf, Du Mont, in 14 Th. fo von 1726. big 31.
herausgefommen ift, —
Joh. Chriſt. Luͤnig, war Oberſtadtſchreiber zu
Leipzig, ex har viele Urkunden aus deutſchen Reichsar—⸗
chiven und andere edirt: von 1710. bis 35. Man hat
ſich öfters wundern müffen, wie der Mann zu allen den
Sachen gefommen. Mur ift nicht allemal die befte Ord⸗
nung beobachter, und die Sachen find auch nicht durch»
gehends gleich aͤht. Es ift eine wahre Ahapfodie,
Nouveau
* y
De ‚Diplomatibus. ‘ 433 _
Nouveau Traite de Diplomatique Paris 1750--1765.
4. ift ein fehr brauchbares Werk.
Andre haben nichr felbft Diplomata herausgegeben,
ſondern fie haben dergleichen in ihren Werfen nur ange»
zogen, 3. B. der Kardinal Caͤſar Baronius. Es hats
ten gewiſſe Gelchrre zu Magdeburg Centurien gefchries
ben, und hießen deswegen Centuriatores Magdeburgici,
Sie befchrieben die Kirchengeſchichte und handelten’alles
mal Jahrhunderte ab, und waren in ihren Urtheifen ſehr
freymuͤthig. Wider dieſe ſchrieb Baronius Annales ec.
cleſiaſticos, in der Abſicht ſie zu widerlegen. Sein Werk
iſt eine Empfehlung des roͤmiſchen Hofs, und ſehr par—
teyiſch geſchrieben. Es geht bis auf das Jahr 1198.
und macht 12 Bände in Fol, aus.
Theodoricus Raynaldus wollte des Baronius Werf
vollends ergänzen. Es geht von 1198. bis 1534. und
macht 8 Bände aus. Erwar, wie Baronius, zu fehr
Schmeichler des römifchen Hofs. Beyde aber haben
dennoch das Verdienft, viel fonft unbekannte Sachen
an das Licht gebracht zu haben,
Bollandiftae haben ihren Namen voneinem J. Bols
landus, der nebft erfichen Jeſuiten die römifchen Heiligen
und ihr Leben und rühmliche Thaten prüfte, und diefe
von vielen Fabeln und Mährgen zu reinigen und zu ver-
beffern anfieng. Ein gewiffer:Römifchfatholifcher Seijtlicher
Melchior Canus, gab den erften Anlas darzu. Es fom-
men in diefem Werke, welches Ada fandorum überfchries
ben ift, viele Diplomata vor. Vom Jahr 1641. big
1735. hatte man fehon 35 Bände, und man war mit
dem Werfe doch nur erft bis auf den Auguſtmonat ge«
fommen. Denn eg iftzu bemerfen, daß fie die Heili>
gen nach den Iagen im Kalender durchgehen wollten.
[Es befteht jeßo wenigftens aus 50 Bänden, wovon der _
legte 1780 erfchienen ift, Dennoch ift es noch nicht ges
endigr. ]
— Ps Chris
’
233 Part, II. Cap. I,
Chriffopb Browerus fihrieb Annales Treuiren-
fes, 1625. Jakob Maffenius cedirte das Werf wieder ©
zu Sürtich 1671. unter dem Titel: Annales et antiquitates 7
Treuirenfes in Fol. Die erftere Yusgabe ift beffer, denn
die leztere ift verſtuͤmmelt.
Nic. Schatentus fehrieb origines Palatinas, hifto-
riam Weftphaliae, item Annales Paderbornenfes ‚ mit
vielen Diplomen.
Marquard Sreber, ſchrieb Origines Palatinas,
Heidelberg, 1613. in Fol.
©livarins Dredius fchrieb Genealogiam Comi-
tum Flandriae 1650. Sigilla comitum Flandriae, 1639.
hiftoriam comitum Flandriae 1650. und Inferiptiones Flan-
dricas, Brüßel 1650, in del, Er hat die Sigilla in
Kupfer ftechen laffen.
Dionyß Samarthanus, gab Galliam chriftianam,
ex authentieis inftrumentis, ad calcem oppofitis. 1715 --28.
4 DB. in Sol. beraus, |
Dom Serdinand Ugbelli hat man Italiam facram,
feu hiftoriam epifcoporum Italiae, et infularum adiacen-
tium, 9, B. in Sol, 1717-22. Diefes Werf enrhäle
viele Diplomata von deutſchen Kaiſern und Fürften. Es
hat ehemals 40. Zechinen gefofter, nunmehr aber ift eg
auf die Hälfte herunter gefeze worden. - Zur Kirchenges
ſchichte und Jure publico ift es fehr noͤthig.
Job. Fridr. Schannat Windemiae litterariae, Leipzig
1725 und 24. in Fol.
Johaun Peter von Ludwig, Leibniz, Des, 1
Gutberius und andre mehr haben in diefer Sache viel
gerhan,
Deter Georgiſch lebte in Halle und fhrieb ein
Berzeihnis der Diplomatif auf Anrathen des Hofrarh
Masken, der den Dlan darzu machte, unter dem Titel:
Hegeſta chronologico — diplomatica, Frankfurt 1740. 4
Es iſt mie vielem Fleis gefchrieben und „angegeben, ob
sie
die Dipfomara achr find? von wem fie fi end nd? und wo fie
find ?
—
Wenn man ſich mit Akon befchäftiger, , muß
man unferfuchen:
1) ob diefelben Acht find? a
2) welchen Gebrauch wir davon machen Fönnen?
Dach Auflebung der Wiffenfchaften, nahm man
alles ohne Prütung an. Betruͤger zeigten den Leuten
Bücher, Münzen und Inſeriptionen, wodurch fie diefe
‚oder jene Sache zu beweifen fchienen, und man lieg fich
hiniergehen. » Endlic) fand Scharflinn, auch bisweilen
Selbſtintereſſe, daß man nicht alles aufs bloße Work
annehmen, fondern daß man felbft die Diplomata prüfen
und unterfuchen muͤſſe. Man fieng alfo an zu forfchen,
mworinnen die innerlichen und außerlichen Kennzeichen
der Urkunden beftünden? und man fand bald Spuren
der ächsen und untergefhobenen Diplomatum, Freylich
harte man im Anfange Feine allgemein entichiedene Grunds
füge, nach denen man die Sache beurtheilen konnte:
aber obferuatio und vlus gaben ſchon einige notorifche und
charafreriftifche Kennzeichen an die Hand. Denn wie
es mie andern Künften und Wiffenfchaften, daß fie fich
nemlich nad) und nach erhoben harten, gegangen warz
- eben fo gieng e8 auch mif der Diplomatik. Erliche fcharfs
finnige Männer brachen die Bahn. Es entſtunden nun⸗
mehro bella diplomatica, und diefe gaben die Gelegen«
heie die Diplomatil zu pruͤen. — © ‚hatte zung
Denfpiel
Annius von Viterbo Antiquitates Italicas oeſchri—
ben, die vorher feinem Menſchen bekannt waren; Fer⸗
ner erſchien Etruſcarum antiquitatum fragmenta a Curtio
Inghiramio reperta, cum multis figuris et figillis medii
aeui. Kein Menſch wußte, woher dieſe Nachrichten
waren, Er gab vor, beym Einreiſſen eines DR in
Etru⸗
| ”
- De Diplomatibur. 235
/
I
”
236 Part. II, Cap. I.
Errurien habe man in einem Faffe, die von ihm edir-
ten Diplomaten gefunden: allein er harte fie felbft vers
fereiger, in Rauch gehangen und fo verräuchern laffen,
und nachher vergraben. Leo Allatius, ein gebohrner
Gricche, aus der Inſel Chio, der Auffeher über die Bas
tifanifche Bibliorhef war, unterfuchte diefes Berrügers _
Dorgeben, mit vielem Scharffinn, und ſchrieb Animad-
uerſiones ad antiquitates Etrufcas, Paris 1640. Er bewieß,
daß alles ganz falſch und erdichter war. Er gründete
fein Vorgeben auf die Buchftaben, Pergament, Dinte,
Shreibpapier, Wahs, und Charafter der Zeitz und
gab zugleich Regeln, wie man die Diplomata beurthei«
Ion ſollte. Das Werk ift gut, aber niche ganz voll
fommen.
Strim, de dodtis impoftoribus Differt, hat eben
dieß vom Inghiramus bezeugt.
altero germano, ſagt unſer Verfaſſer: allein es ning
heiffen duobus Germanis, Zwey Deutfche, nemlich Herr»
mann Conring und Spllefins machten fich um die Auf-
flärung der Diplomatik verdiene, wie aus folgenden
Beyſpielen erhellet. — Im Kurtrierifchen ift ein Amt
St. Marimint, und eine Benedifriner Abeey gleiches
Namens, welhe einen Abr bar Diefes Kloſter wird
für das ältefte in Deutſchland ausgegeben, und der Abe
wird unmittelbar vom Pabſt beſtaͤttiget; er wollte alfo
ein unmittelbarer Reichsſtand feyn, und fich nebft feinen
Mönchen der Kurtrierifhen tandeshoheit entziehen.
1570 und weiters entfchied das Kammergericht zu Wez«
Iar allemal für Trier, daß der Abe unter deffen Ober
herrſchaft ſtehe. Es Fam damals eine Schrift heraus:
Archiepifcopatus et eledtoratus Treuirenfis per refractarios
monachos Maximinianos aliosque turbati, 1633. in 4.
Es fol eine Schrift des damaligen Erzbifchofs feyn und
handele zugleich de diplomatibus Treuirenfibus. — Nic.
Zylleſius unternahm hierauf die Defenfion des Konvents
und ſchrieb Defenfio Abbatiae imperialis St, Maximini, qua
relpon-
\
De Diplomatibus, ; 237 3
reſpondetur &c, a Zillefio 1837. und Zylleſius hat hier»
x inne gleihfam die Bahn gebrochen, wie man die Dipfo«
mata behandeln und unterfuchen fol, ehe man fie für
——— authentiſch erkennen kann. Das zweyte Bey⸗
pie. — ie
: Das Marienflofter eines adelichen Stifts der Reiches
ftade tindau am Bodenfee behauptere, es habe eine Urs
kunde vom König Ludwig, vom Jahr 366. aufzumweis
ſen, daß die Stadt und Gegend um Lindau ihre gehören.
Man gab vor, der Graf Adelberg von Rohrbach,
habe dem Klofter diefes Geſchenk gemacht, und der Kai-
jer habe diefe Schenfung beftärtiger. Während diefer
Streitigfeit erfhien Daniel Heideri gründliche Ausfuͤh—
rung der Reichsſtadt Lindau, die ohnverſehens abgelößre,
und der Erzherzogin Klaudia pendente lite, cedirte Reichs⸗
pfandſchaft betreffend. Nuͤrnberg 1643. in Fol. S. 724.
Hier ſteht das ſtreitige Diplom eingeruͤckt. Drey Jahre
hierauf erſchien eine Gegenſchrift. Heinr. Wagenreck
ſtandhafte Rettung des Kloſters Lindau contra acta Lin-
dauienſia, dieſer wollte die Aechtheit und Authentizitaͤt der
Urkunde erweiſen. Endlich unterſuchte der beruͤhmte
Helmſtaͤdtiſche Profeffor und Polyhiſtor, Herrmann
Bonring, dieſe Sache und ſchrieb: Cenfura diplomatis
Lindauienſis, quod Ludouico Imperatori fert acceptum
coenobium Lindau, qua fimul res eccleſiaſticae &c. illu-
ſtrantur. Helmſtaͤdt 1672. Die Urkunde war falſch, und
die Aebtiſſin mußte ſich ruhig verhalten.
Der Kanzler von Ludwig hat von des Konrings
Werk geſagt, daß es das ſchaͤzbarſte wäre, das man von
ſolchen Sachen in der Diplomatik haͤtte. — Auch Buͤ⸗
ſching hat dieſe Sache in ſeiner Geographie beylaͤufig
beruͤhrt.
— dieſe 3 Männer, nemlich Les Allatius,
Nikolaus Zylleſius und Hermann Bonring har die
Diplomatik das erſte gehörige Anſehen und ihre Form
erhalten.
| 6.4
238 Part, II: Cap. III,
| gi
Daniel Dapebröch, ein Jeſuit, arbeitete an den
actis Sandorum und fehrieb Propylaeum'antiquarium, cir-
ca veri et fallı diſerimen, in vetuflis membranis. Dieſe
Schrift iftin erwähnten adtis Tom. III. Pr. menfis Apri-
lis befindfih, Es fommen manchmal Diplomata und
Hofverordnungenin diefem Werfe der Bollandiften wor:
allein die Kenntnis der Diplomarif wird’ hier. durch nichts
fonderlich erweitert. Die Schrift des Papebroch gab
vielmehr zu dem Scepticiimo diplomatico Anlas. Die
Jeſuiten wollten nemlich Feine Urkunden für ächt halten;
fondern fuchren alle Diplomata verdächtig zu machen;
befonders ſpielte ein gewiſſer Johann Har duin hierbey
die Hauptrolle. Herr von Ludwig hat hiervon gehan⸗
delt in diſſert. de bellis ——— tum in Gallia, tum
in Italia excitatis,
Es wurden nunmehr aͤber verſchiedene ——
Streitigkeiten veranlaßt.Das Bloſter Reichenau in
Schwaben wollte eAplomate Carolino vone 813. ein
Recht an der Reichsſtadt Ulm haben; allein Bonting,
Tenzel, Ludwig und andte, erwieſen das Falſche dee
a: Urfunde.
Weber den Urfprung * Kloſters Zorreum bei
Trier, wollte man von Dagobert J. einen Stiftungs⸗
brief von 646, vorzeigens allein Dapebroch erwies,
oder fuchte wenigftens zu erweifen, daß'ererdichter wäre,
Es wardiefes Klofterschemals ein palatiumregium geweſen.
So hatten z.B. die Raifer Heinriche ein Palatium in Mers
feburg und Hamburg; Otto der Große zu Arnſtadt,
Paderborn u. fe w. Auch follte Dagobere J. der Abtey
St. Denis in Franfreih ein: Privilegium amiffe Ber
fisungen berreffend gegeben haben. Gottfried Hent⸗
ſchenius fehrieb de tribus Dagobertis, und fuchte diefe
Schenfung zu-rechrfereigend Er bemerkte aber verfchies
dene Mängel darinnen, Naͤchſtdem wollte er zugleich
deichun daß das Archiv der * St. Denis, wie auch
andre
— #
De Diplomatibus. 239
andre alte Denkmäler fehr verdächtig feyen. Der Streit
wurde in Sranfreich nun heftiger. Es ſchrieb Germo-
nios, ein Jeſuit, difceptionem duplicem, de veteribus
regum Francorum diplomatibus, et arte fecernendi antigua
diplomata vera a faltıs, 1703. und 1706, ferner fehrieb er
de veteribus haereticis ecclefiaflicorum codicum corrupto-
ribus. Baris 1713. Er fuchte zu beweifen, dag auch
faft afe Kirchenvaͤter untergeſchoben, wenigſtens niche
ganz ächtwären. Johann Harduin gieng noch weiter;
er fehrieb chronologiam ex numis reflitutam: fie ift die
Prolufio de numis Herodiadum; ferner chronologiam ve-
teris teflamenti, ad verfionem vulgatam exactam, et nu-
mis antiquis illuflratamı, Paris 1699. in 4. Beyde fies
hen in feinen Operibus feledis, Amftelod. 1709. ©,
343.und513. 7 Er behauptete, alle griechifche und latei—
nifche audtores:elaflici wären im 12ten und 13ten Jahr⸗
hunderte von Berrügern untergeſchoben worden, und
nichts fey ächt, als des Dirgilius Georgica, deg Dli«
nius Hiforia naturalis und vom Soras die Satiren
und Epiſteln . — . Wider dergleichen dreufte und
heftige Gegner aller alten ſchriftlichen Auffäge ſchrieben
nun folgende Schrifrfteller: 8.
Theodor. Ruinartus, ecclefia Pariſienſis vindicata ad-
uerſus Germonii duas difceptationes. 1707, in 4.
Petri Conftantii, vindiciae mfptorum codicum a Bar-
tholomaeo Germonio impugnatorunn, Paris 1707. in 4to.
it. Vin-
*) [Den Birgif vertheidigte der nunmehrige Litrechtifche Lehrer,
Spare in einer Difputat, Vindiciae fecundum libertaten
pro Maronis Aeneide, cui manum Jo. Harduin nuperus
aflertor iniecerat. Leipzig 1737. 4. — Die Horazlanifchen
Den rettete Ehriftian Adolph Klo in Lektionibus Ve-
nufinis. £eipjig 1770. 8. wo gleich Anfangs S. ı bis 24.
som Harduin, feinen kuͤhnen Meynungen, dem darüber entfans
denen Streit, und von dem vielen gewechfelten Schriften a
f w. umftändliche Nachricht ertheilt wird]
’
249 "Part. II. Cap. Ill.
it. Vindiciae veterum Codicum ‚confirmatae, Parig
1715.
Auch einige Stalienifche Schriftfteller fchrieben wider
ihn. Hieher gehören:
Fufli Fontanini vindiciae antiquorum diplomatum
aduerfus Germonii difceptationem. Nom 1705. in 4.
Scipionis Marantae, Meflanenfis expoftulatio in Bar-
tholoımaeum Germonium pro antiquis diplomatibus et Codd.
Mlecc. Meflanae 1708. in 8. Hauptſaͤchlich des Bererti
Iftoria della Guerra diplomatica, 1729» in 4. und eben
defjelben : In diflertationem medii aevi;cenfurae II, Vi-
terbienfis, Veneta et Brixiana cum refponfis IIL. pro Ano-
nyımo Mediolanenfi, belli diplomatici hiftoria tertio prae-
mifla, parva mantiflaemendationum.ac additionum ad calcem
fubiedta, Diefes Mannes Schriften find nady dem Urs
theil der Verfaſſer des nouveau traitd de diplomatique
fehr brauchbar.
Papebroch gieng in feinem Werke zu weit, und
wollte alles zuverläffig entfcheiden: aber er harte zu we«
nig Urkunden in Händen gehabt, und geprüft, deswegen
irre et, S. nouveau trait@ de diplomatique, wo gemel«
dee wird, Papebroch habe dem Mabillon in einem Brief
zuleze ſelbſt geſtanden, daß er geirrt Habe, und daß er
ganz andrer Meynung ſey.
RR
Die Jeſuiten festen auch befonders die Benediftiner
in Furcht. Sie beforgten, daß auch ihre Diplomata, weil
jene alles verdächtig zu machen ſuchten, für unächt würden
erkläre werden, Sie forderfen daher den Mabillon,
einen Mann, der auf feinen Reifen viel gefehen und ges
prüfe harte, auf, fie zu vereheidigen. Er übernahin es
und ſchrieb ein großes Werk de re diplomatica, 168 1-
‚Fol. zu Paris, worinnen er die alten Dipfomata übere
haupt vertheidigte.
Michael
D: Diplomatibur. | 241
"Michael Sr. Germain war fein Gehuͤlfe und uns
terſtuͤtzte ihn ſehr. Mabillon har es zwar nicht mit anges
merkt, aber Richard Simon hat es doc; in feiner bi-
' bliotheca critica bezeugt. Er war ein Mann, der dic ges
hörigen Kenneniffe, diefes Werf zu fchreiben, harte. Er
bezog fih 1) auf materiam: Buchftaben, Figuren, Pers
gament und Dinte; er beobachtere ferner 2) formam,
die ganze äußerliche Einrichtung, und den verfchiedenen
Stil der Zeiten, $änder, und Regenten. Am nenne
ihn patrem artis diplomaticae,
9:0;
Bey diefen Streitigkeiten wollte Scipione Maffei
auch eine Diplomatik fhreiben. Der Mann wußte fehr
viel: allein er wurde durch feine verfhiedenen Unternch«
mungen zerſtreuet, und war vielleicht auch nicht ftand«
haft genug, ein weirläuftiges Werf auszuführen. Er
fhrieb ein Werf unter den Titel: Iftoria diplomatica
1727. und 1734. Diefes Buch follte weit volftändiger
werden als des Mabillons fein Werf, aber theils mifchte
er zur viel unnörhige Nebenfachen hier mie eins theils fag«
te er öfters nicht einmal fo viel, als ſchon Mabillen ge⸗
ſagt hatte z. B. er handelt mit de miſſione wilitum ho-
neſta, ferner vom Zubereiten des Papiers und ſ. w. dies
gehoͤrte nicht zur Sache. Er beſchließt ſein Buch mit
Anfuͤhrung aller der Perſonen, die Diplomata geliefert
und erklaͤrt hatten. Dieß war zwar gut, koſtete aber
nicht viel Nachdenken. Man kann dieſes Werk, als
ein Supplement zum Mabillon anſehen. Zur Philolo—
gie ift es brauchbarer, als zur eigentlichen Diplomatif.
9.7. a) k
Der dipfomarifche Krieg war noch nicht geendiger
worden, obgleih Mabillon fein Werf vollender und bers
aus gegeben hatte. Jener war rheils allgemein, weil
ale. alte Urkunden dadurch —A und bezweifelt
Wwur⸗
242 Bart, II. Cap In.
wurden; theils war er partikulair „weil man eine und
Die andte Urkunde befonders in Zweifel zog. Es war
alfo immer ein recht ausführliches und überzeugendes Dis
plomatifches Werf nörhig.
Rothomagus oder St. Rouen, ein Klofter in der Nord
mandie und St. Ignon ein anders Klofter in Franfreich,
wo viele Diplomara in den Archiven lagen, gaben hierzu
Gelegenheit. Sie hatten viele Streitigkeiten wegen der
Urfunden und Diplomatum in ihren Klöftern. Es fam zwar
eine Apologie gegen eine wider ihre Urkunden gerichte—
te Abhandlung zum Vorſchein; aber fie war von feiner
Bedeutung. Hierauf fihrieben nach. erhaltenen Auftrag
des ganzen Ordens zwey Benediftine Mönche Dom,
Renstus Profper Taflin und Touffain eine lateinis
ſche Schutzſchrift, in welcher fie die Urkunden der Kloͤ—
fer vereheidigten: allein, ebe fie damit fertig waren, und
fie in die Druckeren geben wollten, wurde ihnen aufges
tragen, ein ganzes Werf über die Diplomatif, und zwar
Franzoͤſiſch auszuarbeicen, dag fie aud) glücklich ausge:
führer haben. Und obgleich Touſtain während der
Berfertigung deffelben ftarb, fo volendere es do.h Taſſin.
Der Titel iſt: Nouveau Traite de Diplomatique, in 6
Bänden 4. vom Sahr 1751 — 1765. Viele Gelehrte
haben gewuͤnſcht, daß dieſes Buch in lateiniſcher Spra⸗
che abgefaßt ſeyn möchte 1) weil viel franzoͤſiſche unbe⸗
kannte Terminologien darinne vorfommen; und weil 2)
viele Stellen aus dem Sateinifchen falfch überfegt find.
Es ift für den Diplomatifer unentbehrlich, aber theuer.
Der Herr Rath Adelung hat eine deurfche Ueberfegung
beſorgt; [von den fechs letzten Bänden machte fie Anton
Audolpb niche forgfältig und richrig genug. ] Die
Werk, ift ebenfalls nicht wohlfeil.
gb,
Chronicon Gottwicenfe, Gottwich oder Gottweis,
ein Klofter in Miederöfterreich. Der Abe dieſes Kloſters
Gott⸗
De Diplomatibut. 243
Gottfried von Beßel wird für den Verfaſſer dieſes
Werks ausgegeben: allein es war ein Mönch diefeg Klo—
fters, [Sranz TJofepb von Hahn ] ver Berferriger,
[wenigſtens fol er den färfften Antheil daran haben g
wie Here Derter angemerft has Er wollte eine deut
ſche Diplomatif fchreiben: das Werf ift-aber nichr ganz
herausgekommen. Wir haben nur von dem Tomo pro-
dromo den 1. und zten Theil *). Doch foll der zre Band
fertig unedirr liegen, wie der Herr Abt Gerbert in: fei
nen Briefen von der Neife durch Deutschland berichten,
Da aber feit 53 Jahren weiter nichts erfchienen iR, fo
iſt fchwerlich die Bekanntmachung deffelben zu erwarten,
Zur deurfhen Neichshiflorie und Geograrhie dee mitt—
lern Zeitalters ift es ein unenröchrlihes Buch. Bas
ring in claue diplomatica fagt, wovon diefes Werk, hans
delt nemlich ı) de codicibus antignis milptis, .2) de Impe«
ratorum ac regum Germanorum diplomatbus; 3) de eo⸗
rum palatiis, villis &c, 4) de Germaniae mediae pagis.
Es iſt ein nuͤtzliches Buch, hauptſaͤchlich für den Philo—
logen. Hauptfächlich ift die Abhandlung de pagis Sehr
fhön. Deutfchland war ehemals in pagos oder Kanzane,
deutſch, Bauen eingerheilt: wie denn diefe Endigura
noch heut zu Tage vielen Srädten, als Hennegan, Brig.
gau u. ſ. w. bengelege wird. Auch unſer Leipzig hies
ehemals Plisnegau von der Pleiße.
Heumann, Prof. in Atorf, ein gelehrter Mann,
fehrieb einen Kommentar de re diplomatica Iinperatorum
et regum Germaniae inde a Caroli M. teımporibus. Muͤrn⸗
berg 1745 — 1753. in 3. Tom. ing, Es iſt ein nuͤtzli—
ches Werk wegen der gemachten Bemerfungen über eins
zelne Diplomata. Dur ift es zu bedauern, daß der
Mann ftarb, che er alles vollender hatte.
| Q2 lag Rex
+) [8. Schwarsens Recenfion, oder vlelmehr Auszug In den
aftis erud« ‚Lipb 1734: ©. 97 bis 112)
244 Part, I, Cap. III,
.. Rex Germaniae,], Ehe ſich die Könige in Nom nicht
harten Erönnen laffen , nannten fie ſich nicht Imperatores,
ondern nür reges, So nennt ſich z. B. Henricus Auceps,
in den diplomatibus blog regem Germaniae , weil ev nie |
Dach Rom gereißt war.
r Eckbardi iutroducdtio in rem diplomaticam praecipue
Germaniae, er war Prof, in Jena. Sein. Wurf hat
den Schler, daß alle unbedeutende Difpuretionen und |
Heine Abhandlungen mit angeführt worden. |
| . 8% |
Barintts clauis diplomatica ift ein brauchbares Buch,
fo wohl bey Urkunden, als aud bey Unterfuchung der |
lateinischen Mſpte auftorum claflicorum. Herr Hofrarh
Oatterer in Götfingen, ein großer Diplomarifer, woll-
te cine diplomaticam vniuerfalem ſchreiben. Es erſchien
1765. zu Göttingen der erſte Theil? aber weiter haben
wir Feinen erhalten *). m dieſem Theil ift de Seriprura
und de notis gehandelt worden. Jene hat erLinneismum
genennet, weil er fie nach des Linneus Methode in 4
Klaffen getheilt diefe aber Amsoticam,. Diefes Werk
iſt wegen der unbefanneen Namen, die den Abhandluns
gen beygelege werden, ſchwer zu verftehen, und nicht für
jedermann "brauchbar. AUlofer Verfaſſer fage von ihm
Allatium omittit, In diefen Worten liege vieleicht ein
verdeckter Tadel: denn Leo Allatius harte ja ſchon
in der — vieles feſtgeſetzt.
| 8. 9. |
Gottfried Wilhelm Leibniz har fich um die Diplomas
tif fehr verdiene gemacht; durch die- Ausgabe des Codi-
cis Juris Naturae et Gentium, praefatione vtraque, Hans
nover 1693:in Fol: Es enchält lauter Originalia, wel⸗
a che
IDoch erſchien noch einiges hieher gehöriges.]
De Diplomatibus, ‚245
che der Berfaffer für die Wubliciften ans Licht geſtellt.
Ferner: find Geſetze, Bünöniffe und Drivilegien erlaͤu⸗
tere: befonders ift Die Geſchichte des mittleren Jahrhun—
ders durch Diplomara von vielen fabelhaften ——
gereiniget worden,
Der Nutzen der Urkunden dienet hauptſaͤchlich
1) zu einer richtigern Kenntnis der Fiſtorte: denn die
diplomata enthalten actus publicos, die ſich auf die Ge—
ſchichte beziehen. So hat z. B. Fram mactin Pel⸗
zel die Geſchichte Kaiſer Karls IV. Königs in Boͤh⸗
men mit vielen Urkunden herausgegeben, Prag 1780,
2) Serner haben die Diplomara ihren großen Einflug
auf die Chronologie: denn cs ſteht immer in denfel«
ben der Tag und Aufenthaltsort, wo das Diplom aus—
| 'gefertiget worden, mir angegeben: und alfo Fann man
öfters durch Biefelben dag Gegentheil von den Nach⸗
richten mancher Hiſtoriker erweifen.
3) Auch in der Geographie ſind die Diplomata von ſehr
ausgebreitetem Nutzen;
Geographia eft vel naturalis, vel pobitica,
naturalis, wenn wir fie blos, wie Huͤbner und Bü»
ſching und andere durchgehen. * |
politica, wenn wir wiflen und beffimmen, in was
für Provinzen, $änder, Städte und Dörfer ein Reich
gerheile gewefen, und welches die Subordination der
verfhiedenen Provinzen geweſen iſt. So theilte z. B.
Auguſt das roͤmiſche Reich in gewiſſe Provinzen: einige
behielt er für ſich, andere gab er dem Rath. —
Ronftantin der Große theilte das Neih in 4
Hauprprovinzen. — Unter den Fränfifhen Kaifern
wurde das Reich in ducatus, comitatus, und principatus
gerheilt; und nach der Zeit in Dörfer und Kantons,
Wenn fih jemand, bey den Kaifern fapfer gehalten,
wurde er mit etwas belchnt.
4) Der Nusen der Diplomaten erſtteckt ſich auch auf
die Genealogie der groͤßten Haͤuſer in Europa. Sonſt
« 25 berief
\
\
5).Der Nugen der Urfunden beziehe fih auch auf das 3
‘ wmiligrumz; ingleichen auf die Kenntnis der Spras
- fondern es heißt überhaupt eine Zeit von gewiffen Jah—
846 Part, II. Cap, ‚IT.
"berief man ſich auf die alten Tournierbücher: aflein Heue
zu Tage glaubt man folden Sachen nicht mehr.
Durch. Diplomata find 5. DB. viel Ungewisheiten des
Haufes Baden und Wuͤrtemberg, wie auch andrer
hohen Häufer in Europa entſchieden worden.
Jus publicum; Feodale; ja auf dag Jus fingularum fa-
‚chen, bauptfächlich der Safeinifchen. Man kann aus
den Urfunden die Hofchargen, die vornchmften Minis
ſter und ihre Geſchaͤfte Fennen lernen.
6... 10%
Man muß, wenn man fich mie Urkunden abgeben
will, fie riebrig lefen, verfteben und schte Diplo-
mata von unächten umnterfcheiden lernen, Die Wahrz
heit iſt Elan und einleuchtend.
-
5. 11.
Die Langobarden, Gothen, Schotten, Germanen
und Franken hatten verſchiedne Schriftzuͤge; dieſe muß
man kennen lernen und wiſſen, wie fie in jedem Jahr—
hundert bey jeder diefet Nationen, gebräuchlich geweſen,
wenn man Diplomata richtig lefen und beurrheilen will.
Dann obaleich die Diplomara meiftentheils lareinifch
find; fo haben fich doch die Schrifrzüge beftändig verän«
dert. cf, Baringii clauis Diplomatica.
Seculum ift bier nicht ſenſu ftridifimo anzunehmen,
ren, wo fich etwag ereignet oder geändert haft. ‘So
heißt 3. B. feeulum Flauianum, da der Kaifer Veſpaſian
und feine Söhne regierten; Seculum Carolingicum, heißt
die Zeit, da die Kaiſer aus dem Karolingiſchen Stamm
die Regierung fuͤhrten. Man muß die Aglas Fennen ler⸗
nen,
De Diplomatibus 247
nen, "esfind einzelne Buchftaben, die etwas bedeuten,
wodurch ein ganzes Wort ausgedrücdt wird, |
Ferner die notas und compendia feribendi; dieſe vers
urfachen öfters viele Schwierigkeiten. Mannert in
den oben angefuͤhrten: Mifcellanea, meift diplomatis
ſchen Inhalts, Nürnb.1795- 8. ift hier wieder zu empfehlen,
Das zte Kap. giebt auf 9 Kupfertafeln eine Menge von
Abbreviaruren mit ihren Erflärungen.. Im 4ten Kap.
werden Benfpiele von Diplomen und Handſchriften ge=
geben, welche theils unaͤcht, theils zu alt angefege were
den.] Auch muß man die monogrammata nominum wife
fen. Dieg waren gewiffe Figuren, worinnen eines Kais
fers oder Königs Name verborgen war. Dieſe wählten
ſich die Regenten nad) ihrer eigenen Phantafie, fo bald
fie die Kaiferwürde erlangr hatten. Baring har hiere
. vonin feinem Werfe Beyfpiele ©, 23.29. 43. und 54.
angeführte, auch Mabillon. Ingleichen haben die Ber«
faffer des nouveau trait€ de diplomatique viel monogram-
mata gefammler; und Herr Batterer in felnem ange»
führten Werk in der Abhandlung der Semiotik har dies
fe Sache mit noch mehrern Beyſpielen erlaͤutert. Iſ. auch
Chriſt ©. 324. }
% §. 12%
Um die Diplomatif richtig su verffeben, muß
man diejenigen Ideen und Begriffe mie den Wörtern
verbinden, die der Schrifefteller Damit verband, Die
Diplomata find größtentheils lateinifch; aber die Spras
che blieb fich niche gleich. Die älteften find aus dem 8.
9. und ıoten Jahrhundert; und die da übliche Latinitaͤt
muß man wiffen, um Diplomen in diefem Zeitalter aus«
geferriger, richtig zu verftehen. So wurde z.B. einis
gen Klöftern ein manfus geſchenkt: d. i. eine Are von
Vorwerk, wovon das Kloſter die Revenuͤen, befonders
die fructus naturales zog.
Q4 Be⸗
BR“. ; Part, IL Cap, II,
Beſonders iſt zu Unrerfuchung diefer Sache brauch“
bar, ja unentbehrlich des
Du Frefne, du Cange Gloflarium medii aeni. ranfs
furt 1683. 3 B, in Fol, Beſonders ift die Difpurarion,
welche die numos Jmperatorum Conftantinopolitanorum
enthäle, in diefer Ausgabe merkwürdig. Die Sarinität
geht bis ins ore Jahrhundert. Nach der Zeit hatten vier
Benediktiner in Kranfreich, Toufain, d’ Antine, Charpen-
zier und Pellerier, fich entſchloſſen dieſes Werk forrzufegen.
Sie wurden aber uneins, und giengen aus einander.
Das Werf blich doch nicht ganz liegen, weil fich andere
darzu fanden, Die es fortfegten. Charpentier harte
wohl den größten Antheil daran, Diefes Werf ift gut
und treflich ausgeführe und auf Subfeription gedruckt
worden, Der Preis war 36 Thaler, jezt iſt es aber
wohlfeiler zu befommen, — Einer ber 4 erften Arbei«
ter, Charpentier gab nachmals ein Supplement allein
heraus, Er gieng, um diefem Unternehmen beffer ob⸗
liegen zu koͤnnen, aus feinem Klofte. Der König von
Frankreich gab ihm ein Dekret, vermöge deffen ihm alle
Archive, bey allen Gerichtshöfen, Parlamentern und
Difafterien zu brauchen offen fiunden. Es fam'von 1738
bis 1766, heraus, und zwar in 4 Fol. Bänden. Er
har die wichtigften Sachen vom ııten bis ıste Jahr⸗
hundert forrgefege, Es find viel Feudalausdrüde, die
aus der alten franzöfifchen Sprache entſtanden, von ihm
erkläre worden, Zu DBafel 1767. murde diefes Werf
nachgedrudt, und diefe Ausgabe ift der Franzoͤſi ſchen noch
vorzuziehen, denn die diſſertationes de numis Imperatorum
graecorum find mir beygefügt worden. H. Adelung hat in 6
Bänden in gr. 8. einen Auszug gemacht, der in Halle abge,
Drucke worden, Um das Latein des miftlern Jahrhunderts
Fennen: zu fernen, muß man die leges imperiales des 3. 4
und sten Jahrhunderts; den Codicem Theodofianum
cum notis Ritteri; (er war Prof. in Wirtenberg) die Con-
ftitutiones und Nouellas fleißig lefen, — zur —
mati
De Diplomatibur. 249
matif gehört viel Sprachfenntnis, 3. Ba das Wort pa-
ganus erklaͤrt man cin Heide, weil die Kaifer, Konſtan⸗
tin der Große, und Theodos der Große befohlen hätten,
dag diejenigen, welche die chriftliche Religion nicht an«
nehmen wollten, fich auf die Dörfer härten begeben müf-
fen: allein pagani werden bey dem Tacitus und Sveton
militibus, alg fofche qui non ſunt milites, enrgegengefegt.
Zu den Zeiten des Theodos, war faft der ganze Rath
noch heidnifh. Selbſt Juden und Mahomedaner wurs
den ehemals pagani genenner,
Aus dem mittlern Jahrhunderte muß man von fol⸗
genden Sachen Kenntniffe haben, 5. B.
palatium heißt ein Schlos in einer angefehenen
Stadt, wo ein Kaifer mie feinen Räthen, manchmal auch
mit den Sandftänden refidiren Eonnte,. So hatte 5. B.
Heinricus Auceps ein Palarium zu Merfeburg; Otto
der Große zu Altſtaͤdt; ferner in Thüringen zu Wallhau⸗
‘ fen, Arnftade und andern Orten. - Das erheller aus den
Urfunden, Die ausgefertigee worden. — Die Fränfis-
fchen Kaifer hatten ihre palatia in den vornehmften Staͤd⸗
ten Deutſchlands / z. B. in Regenſpurg haben ſich die
Kaiſer öfters aufgehalten,
Ein anderer Fleiner Ort war villa, i. e, ein Eleiner
Flecken, wo die Kaiſer, quafi minus folemniter ſich aufs
hielten, daß heißt, wenn fie ihre Hofbedienten nicht mit
hatten. Otto der Große batte eine folche villam zu
Memleben, in Thüringen, zu Brücfen u. f. w.
cors regia, war ein Vorwerk oder ein Gut, dag
nicht weit von einer Stadt fag, cors regia hieß “auch
ein Vorwerk, wo ein Föniglicher Beamter fi; aufhielt.
— Zeinrich IL, hatte eine cortem zu Kaffel, die er fei-
ner Gemahlin Kunigunde mir allen Zubehörungen ſchenk⸗
ge; und diefe fehenfte fie wisder dem Stift Kaufungen.
Dieſes bezeuget Ditmarus, Biſchof zu Merfeburg in
feinem Chronico, und die Urkunde ig der Beſchreibung
| DR von
250 Part. II. Cap. II,
von Kaſſel. Diefe cohortes lagen nicht weit von einem
palatio, damit man die nothwendigen Viktualien von
daher ziehen konnte.
Luther ſoll unweit Borna eine cortem, mit Na—
men Zelsdorf vom Churfuͤrſten zu Sachſen gefchenft be>
kommen baben.
Bisweilen werden diefe Wörter nemlich ‚palatium,
villa, und cors verwechfelt, aber es ift falfch, wie du
Cange in feinem Gloflario gezeigt hat.
pagus war ein gewiſſer Diſtrikt, deutſch Bau ges
nannte (f. $. 7. b.) worinnen oppida, villae, &c. lagen.
Mebillon hat indicem pagorum Germaniae here
ausgegeben.
$ Chronici Gottwicenſic audtor de pagis Germaniae,
Boͤhlers Geographia medii aeui ift zur Gefchichte
und Neichshiftorie brauchbar,
Man muß die verfhicdenen Würden und Chargen
Fennen fernen, die in diefem Zeitalter üblich waren, um
die Diplomata richtig zu verfichen: z. B. das Wort ca-
pella, war wie die Fabel fagt, ein fignum militare (oder
falan) dag zur Zeit der Sränfifhen Kaifer vom Himmel
gefallen feyn follte. Dieſe capella wurde in einem Zims
mer, (fo wie das Ancile zu Nom, von welchem man
auch Dieß vorgab) aufbehalten: und diefes Zimmer dien»
ze zugleich zu einem Archiv. Der die Auffiche darüber
hatte, hies capellanus; diefer aber fund unter dem Ar-
chicapellanus.
Cancellarius war in den älteften Zeiten vir humilis
ofheii,; nemlich ofiarius, eine Art Thuͤrſteher; (Diefes
Wort hat von den Cancellis ſeinen Namen, welches ge⸗
wiſſe Schranken waren, wo die Partheyen im Gericht
ſtehen mußten) nachmals wurden fie /eribae (ab actis con-
fignandis) genennt; und endlich wurde unter diefem Wore
dignitas illuſtris verftanden.
Cancellarius muß weniger geweſen feyn, als Ar-
chicapellanus, Dieß beweifen 2 Urkunden der Stadt
| > Kaſſel,
De Diplomatibun, | 251
Kaffel; wo der Cancellarius in Abweſenheit des Archi⸗
capellani ſich hat unterſchreiben muͤſſen.
Dux, war erſtlich nomen ofeii militaris; in der
Solge war eg nomen \ofheiis cauilis: aber diefe Wuͤr⸗
de war nicht erblich, fondern erſt in fpätern Zeiten erb⸗
ten die Ducatus forr.
Auch den Ralender des mittlern Zeitalters muß
man Fennen fernen. Hierzu find dienlich:
Johann Jakob Rabe, Prediger im Anfpachis
fchen, hat de calendario medii aeui 1735. geſchrieben.
Ingleichen Herr Rektor Haltaus hat diefen Gegenftand
gut bearbeiter. |
Bor furzen ift erfchienen: Kalendarium chronolo-
gicum medii potiſſimum aeui monumentis accomınodatum
ab Antonio Pilgram, Wien bey Kutzböf, 1781, gt. 4
Part de verifier les dates des faits hiftoriques, Paris
1750.in 4. Mach dem Titel zu urcheilen follte es der
ganze Orden gefchrieben haben: allein die Berfaffer find
Clemencet und D’ Antine, oder wie andere wollen Durand,
Das Werf Foftee 3 Louisd'or. Es enthält alles, mas
zu diefem Sache gehoͤret. Die verfchiedenen Arten zu
zählen, und die Epoquen find angegeben, und die davon
befindlichen Tabellen find fehr brauchbar. Vor dieſem
Bud) ſtehet eine Differtarion von allen Arten das Das
fum anzugeben; auch wird die befannte Formel regnante
Chrifto erflärt. | Der erfte Band, mehr nicht, erſchien
(von Kern, nachmals Prof. zu Ulm,) überfegt: Allges
meine Chronologi rc. mit einer Vorrede von dem Göttin»
gifhen Lehrer, Walch, Seipzig 1779. gr: 8 Auch
gebörr hieher: Lettres fur l’art de verifier les Dates &c,
par M, !.Abbe Parowiller, Par. 1750. ı2.]
9, 13.
Es ift bisweilen fehr fehwer, Diplomata richtig zu
beurtheilen.. Wil man folche prüfen, fo muß m
1) vor⸗
4
152 Part. II, Cap. II.
4
1) vorziglih die Sachen, worauf fiergefchtieben worden,
2) Die Dinte und Schrifrzüge; und |
3) Innhakund Datum, genawunterfuchen.: Die Schwie
rigfeiten bey diefer Drüfung werden noch dadurd) grö-
Ber, weil felbft viel gelehrre Männer, wie z. B. Herr
von Ludwig verfchiedene foll untergefchoben haben.
Hierbey müffen wit folgende Sragen aufwerfen ?
1) Kann man zuverläffig urtheilen, 06 ein Diplom ächt
oder falfch fey? Man muß gewiffe Regeln wiffen, und
Theorie und Kritif mir praftifchen Kenntniffen zu vers
binden fuchen. — Die Jeſuiten behaupteren zwar,
man Fönne nicht allemal die aͤchten Diplomata von
den unächten unterſcheiden: allein Bier gilt der Grund»
fa; des Kivius, wenn er fagt: veritas non ita opprimi
poteft, quin 'vlla fui figna relinquat, per quae depre-
hendi poflit.
2) Worauf kommt es an, wenn man Diplomata beut-
theilen will? Man muß gewiffe Grundfäge und Obſer⸗
vationen haben, die fich auf vielerley Diplomara grüns
den, die theils ächt, theils falſch geweſen. Dies fegt
alfo voraus, daß man viele muß gefehen haben, Hier⸗
aus muß man axiomata machen, und Schlusfolger
ziehen, ferner muß man die notas charadteriflicas, die
das Wefen der Urkunden genau beftinmen, kennen
lernen,
3) Wie fomme man zur Gewisheif, wenn Diplomata
von Berrügern untergefchoben worden ?
Man muß, wenn man folche Diplomasa bemerfer,
die Sache der genaneften Prüfung. unterwerfen. —
Es ift zwar wahr, viele Berrüger haben. Ihren Be⸗
trug fehr fein gefpiele: aber es werden fich Doch ge⸗
wiſſe Kennzeichen finden, wodurch man die Sache
entfcheiden fann.
Iſt das nicht, fo fufpendire man bisweilen fein
VUrtheil.
Man
De Dip lomatibur, 253
Man muß ferner, wenn man fich mit Diplomen be-
ſchaͤftiget, nicht allzu leichtglaubig ſeyn; aud)
Partheylichkeit bey Unterfuchung derfelben zu vers
meiden ſuchen. Auch muß man fi vor einer
fhädlihen Zweifelſucht, wo man Feine Urfache
dazu hat, hüten. - Denn wie es ein Fehler ift, als
les gleich anzunehmen; eben fo ift es auch ein Feh—
fer; alles bezweifeln zu woßen. — Pyrrhoniſten
find die an allen Sachen zweifeln, beym Nad-
denken ſtehen bleiben, und nichts befchließen. Und
in den Sehler des Pyrrhonismus verfielen die Je⸗
ſuiten mit ihren Zweifeln,
Salmon, Doktor der Sorbonne in Paris beſtaͤtigt,
daß die Jeſuiten alles haͤtten irrig und verdaͤchtig
machen wollen.
©. Monf; De La Croze, Bibliothekar i in Berlin, Vin-
‚diciae veterum Scriptorum contra Harduinum.- Rot-
_ terdam 1708. it. eiusdem Diflertations hiftoriques
&c. Blotz im ıften Kap. feiner oben angef, Le-
ction. Venufinarum, I
6, 14
Der natürliche Scharffi nn muß bey Beurthei⸗
lung der Diplomen das meifte thun. Bor den Zeiten
des Mabilon barte man noch Feine Theorie feftgeferr,
wornach man diefelben prüfen Fonntes und doch: harten
fchon lange vorher Erasmus Rotterodamus. D,
Zurber, und Wilhelm ZRanterus, von der Kritik
der Codicum mfptorum gefunde Grundfäge gehabt.
$. 15;
Man muß die allgemeinen Charaktere der Dipfomen
wiſſen. Man rheilt die characdteres in externos und inter-
nos ein. | |
.... externi charaderes, find die eigentlichen: Kennzei⸗
hen, die zum Weſen ſelbſt gehoͤten. Man; muß hier
folgende
254 Part, II. Cap. III,
folgende Sachen beobachten: die Buchſtaben;
Screibart; (denn jedes fand und jede Hand har ver:
fchiedene Züge) die Materie, worauf gefchrieben worden
nemlih: Pergament, baumwollen und leinen Pas
pier; (hierbey muß man bemerfen, daß dag Papier nicht
fo alt, als das Pergament ifi) die Sigilla , d. i. die In—
fignien desjenigen Herrn, von dem die Urfunde ausges
ftellee worden; (bey den alten Diplomen find fie nur in
Kapfeln angehänar) die monogrammata d. i, die Namens
zuͤge, welche die Kaiſer bey Antritt ihrer Regierung wählten.
ef. Michael Heineccius de Sigillis. Halle 1719. Sol.
Manni Flor entini Öbleritktiones uber figilla antiqua,
Florent. 1739.
Ferner muß man auf die Dinte, (ärdge fi ſieht roͤth⸗
lich, manche ſchwaͤrzer und ſ. f.) auf das Legen oder
Brechen der Diplomatum; auf das Aufdruͤcken der
Siegel; auf das Datum, und die verſchiedene Are zu
datiren; auf die Kevifion, Contra - Signatur; uf. w.
tung geben. Diefe waren in den verſchiedenen Zeiten
immer anders. wu
interni. charalleres: Hier muß man
1) das genus oretionis, d, i, den verfchiedenen Stil
und die verfchiedene Schreibart wohl wiſſen, wie
er zu diefer oder jener Zeit gebräuchlich war; ferner
die Sormulare, die man bey Unterſchriften brauchte,
S. Misrculf in Colledtione formularum, Der
Abe Bignon hat es in 4. herausgegeben; es enthält
alle mögliche Formeln und Gebräuche.
2) Man muß ferner die Namen der Regenten wiffen:
denn ift der Name falfh, fo ift das Diplom gewis
untergefehoben. Dies giele auch von den Perfos
nen, welche die Diplomata contraſignirt haben. Der-
gleichen muß man
3) cognitionem titulorum haben 3. B. ein deurfcher Kais
fer, che er als Kaifer in Rom beftätriger wurde, nennte
fid) blog regen. romanum, — Die Formel der Kais
fer
De Diplomatibus. 255
fer und Könige Dei gratia, oder mifericordia Dei,
muß gemeiniglic) auf den diplomatibus ftchen.
Man har behaupter, die Päbfte harten dag Formus
lar regnante Chrifo undlzwar bey Erledigung des. Fai«
ſerlichen Throns allein gebraucht: aber Blondellus hat
in einer Abhandlung de formula regnante Chriflo, dag
Gegenteil erwicfen. Ein gewiffer Capellanus ſoll fie er⸗
funden und eingefuͤhrt haben.
Ferner eine andre Formel zu datiren war appropin-
quante mundi interitu. Diele haben geglaubt, es folle
dadurch der Untergang der Welt angezeigt worden feyn:
allein wahrfcheinlich Haben die Mönche dicfe Formel er—
funden, um dadurd) Gelegenheit zu haben, den Bauern
ihre Guͤter abzuſchwatzen. Dieſe Formel iſt auf 300 Jahr
gebraͤuchlich geweſen.
Wenn man nicht ſelbſt das Original pruͤfen kann,
fo beweiſen die characteres interni mehr, als die externi.
S. Hiftorifih diplomatifches Jahrzeitbuch zur. Pruͤ⸗
fung der Urkunden, von Wafer 1780. auf 152 Seiten.
Der unglüdliche Verfaſſer diefes Zeitbuchs iſt aus der
Hiſtorie bekannt. Sein Briefwechſel mit dem Hofrath
Schloͤzer war an ſeinem Ungluͤck Schuld. * Buch
ſehr gut und gruͤndlich geſchrieben.
Man muß die antiquitates medii aeui, and bie Her.
fhiedenen BVerhältniffe der Kaifer gegen die Stande,
und umgefehre recht genau Fennen lernen, denn auf hie
felben kommt in der Diplomatif viel an.
ct, Pauli Hachenbergüi Germania media, feu hnedit
aeui. Er war Prof. in Heidelberg, und das Bud er⸗
fehien im vorigen Jahrhundert. Die Profefforen Bund-
ling und Thomafius in Halle erfuchten Herrn. Türken,
e8 wieder auflegen zu laffen. Es wurde alfo 1711. wies
der abgedruckt. bank
BU
Man muß im Anfang recht zuerläffig ächte Diplo⸗
mata lefen. Has man einige Kenntnis und Serrigfeie _
hiers
256 Part, Il: Cap. I,
hierdurch erlangt, fo muß man fie mit andern auch wohl
unächten vergleichen, nur muß man behutſam fenn, 3.
DB. man finder in den Diplomatibus und Adis Concilio-
rum bisweilen Unterfchriften von Derfonen, die damalg
nicht lebten, oder bey der erften Unterſchrift nicht zugegen
waren. , Es ift aber zu wiffen, daß man in der Folge öf;
ters Abfchriften der Achten Diplomen unterfchrieb. So
wird z. DB. die formula Concordiae noch immer untere
fohrieben, und doch. find diejenigen Perfonen, die fich
unterfehrieben, nicht bey der Errichtung gewefen. Fer—
ner finder man vir piae fandlae few felicis memsriae: man
darf nicht glauben, daß fie allemal ſchon verftorben ges
wefen; fondern fie waren nur in gutem Ruf, und man
legte ihnen dergleichen Zufäge fchon bey Lchzeiten bey. _
— (areas
Die Diplomata find alfo befonders zur Hifforie,
Geographie, Chronologie, zum Jure publico, Bürgerliz
chen und Kirchenrecht brauchbar. Hierbey find folgende
Schrifrfteller zu empfehlen, um von ihnen zu lernen,
wie man Diplomata wohl anwenden müffe.
Graf Buͤnau's Reichshiſtorie. Es wird in die
ſem Buche von der Diplomatif mir gehandelt, und ge
wiefen, wie er fie gebraucht habe.
Johann Daniel Schoepflins Alfatia illuftrata;
Hifforia Würtembergenfis; it. Hiftoria Zaringo = Badenfis,
Aanßelmanns [oben-angeführter] Beweiß von der
Macht der Römer in Deurfchland. Diefe Kifforie iff
beynahe ganz auf Diplomara gegründer [Werfuch
einer titterafur der Diplomatif von Sried. Aug. Huch.
Erlangen 1792.98. [Eimgroßes Verzeichniß Fleiner und
größer diplomarifcher Schriften liefert Öberlin im An-
hang zu feinem diplomatifchen Handbuch : artis diploma«
ticae primae lineae, Strasburg 1788+ 8.]
Cap:
blche Wiſſenſchaft leichte zu erlernen, was zu Ertanntniß
4 R
297
Men
o lange die Menfchen in Gemeinfchaft Ichren, be—
ſaßen fie auch alles mie einander gemeinfchaftlich.
&o
n = verfchledenen Paragraphen Stefes Kapitels werden viele Buͤ⸗
cher zur Münzfunde oder von verfhiedenen Münzen anges
führt werden. Hier wll ich zum voraus nur einige erwaͤh⸗
nen.
Unfer Martini im feineht XII. XIIT. ind XIV. Excurs
jue 2ten Ausgabe der Erneſtiſchen Arhädlogie S. 22> ff.
Was er dorten weiter geſagt oder befler ausgeführt hat, dieß
brauche ich bier nicht zu wiederholen. Go- handelt er gleich
anfaıtgs vom erften Utſprung, toher Beſchaffenheit und vom
erſten Gebraud der Münzen, von dem Phidon und- jeiner
vorgegebenen erſten Muͤne, und giebe nad) Anleitung des
Sartbelemy, Cin den Mem. de P Acad. des I. et B. L-
Dand 34:) und Audw., Dütens (in Explicati ion de quel=
ques medailles Gröcques et Ph£niciennes”ävec une Pal’ö-
graphie numismatigue, 2te Ausg. Condon 1786: einige
Haupf: Kegeln , welche bey der Unterfuchnng und Prüfung
‚einer alten Münze vorzuͤglich zu beobachten find.
ae Chriſt. Fried. Chrift, Abhandlungen ic. ©.
135. ff
z Jac. Rambach im zen Band der Potteriſchen gelech.
Archaͤologie S. 39 ff.
Das geöfnete Müns:Cabinet, oder Einleitung, wie
*
258
Part. II, Cap. IV.
Sobald aber diefe Gemeinschaft der Güter aufgchoben wur⸗ 4
de, war es nothwendig, daß ein jedweder das Nothwendig⸗
fte
der Antiqguen und Modernen Münzen erfordert tverde, und
wie Solche nuͤtzlich zu gebrauchen. Sampt Beſchreibung der
beruͤhmteſten Muͤnz⸗ Cabinetter und Secribenten in Andi
Hamburg. 1700. 12.
La fcienza degle Medaglie, nuova edizione con annota-
gioni ftoriche e'critiche ; tradotta dal Francefe)dal.P. Alef-
fandro Berti. Venedig. 1756. I. Bände, in 12.
An Eflay on Medals. London 1784. 8. Der Berf. handelt
von den ältern und neuern Münzen und Schriftſtellern, bes
fonders im Igten Abfchn. von dem Münzivefen der Englän:
der und Irrlaͤnder. — Die 2te viel vermehrtere und
verbejfertere Ausgabe ift unter der Aufſchrift: An Eflayron
Medals: or, an Introduätion to the Knowledge of ancient
and modern Coins and Medals, efpecially thofe of Greece,
Rome and Britain. By John Pinkerton. A new Edition,
corretted, greatly enlarged and Ulufizated with Plates. Sons
don. 1789. IL D. in $:
Kursgefaßte Anfangsgruͤnde sur alten Kumismatif,
sufammengetragen von Abb. Eckhel, Direktor des, Eail.
Anticfenfabinets, und Lehrer der Alterthumskunde an der hoben
Schulezu Wien. Bien (ohne Bemerk. des Jahres; es iſt aber das
neuefte , und ein vortreflihes Handbuch) in 8- mit Kupfern.
Ein Hauptwerk in diefem Fache ift das befannte Spanhei—
mifhe Werk: und die vollftändigfie Ausgabe davon folgende :
Ezechiel Spanhemii, L. B. diff, de praeftantia et vfu numis-
matum Editio noua. tomus I. Londini 1706. — tom. II. —
opus poftumum, ex auftoris autographo editum, ac numis-
matum iconibus illuftratum ab Ifaaco Verburgio. Amſtel.
1717. fol. Bon diefem und feinem Werk wird umftändlicy
gehandelt in D. Anjelmi Bandurii Bibliotheca nummaria,
nad) der Ausgabe des J. A. Fabriz, Hamburg. 1719.4,S.
143. ff: Sn dieſem Bude findet man ein zahlreiches Ver:
zeichnis derer, welche de re nummaria gefchrieben haben,, mit
genauer. Anzeigeihrer hieher gehörigen Schriften. Es verdient
die Buch, daß es von einem Sachverſtaͤndigen Litterator
mit Verbefferungen und den nöthigften Zufägen und mit Forts
feßung bis auf unfere Zeiten wieder herausgegeben werde. Eis
nige ſchaͤtzbare Beyträge liefert Hr. Carl Benjamin Kengnich
in Deyträgen zur Kenntniß ſeltener — Bücher mit a
De re numaria, 259
ſte zu erlangen fih bemühen muß. Dies aefchah an⸗
fangs durch den Taufch. So taufchten z. B. erft eins
zelne Familien, und dann ganze Nationen mit einander,
wie Homer und Daufanias erwähnen.
| ©. ]. G. Wachteri Archacologia nummaria, Leipz. 1740.
4 im iſten Cap. de nouitate pecuniae et permutatione,
Le befonders Chriſtian Cruſius comm. de originibus
pecuniae a pecore, ante nummum ſignatum. Perersburg.
1748.90. 8.] Während der Be (agerung Troja brachten
Griechen Wein ins Lager der belagerten Stadt, und
man gab ihnen Fele, Eifen, - Sklaven und ſ. w. ).
Auch die: Geldbufe in Rom beftund in Bich, z. B. in
Schaafen, und Stieren. Sodann wurde der Preiß eis
nes jeden Thieres feſtgeſetzt. Lex Ateria fegee den Preig
eines Stiers auf 100, und eines Schaaf auf 10. afles,
Aber der Gebrauch des Meralls muß ſchon fehr alt feyn,
weil öfters im erffen Duch Mofis deffen Erwähnung
geſchieht. Selbſt Homer fagt, daß man für Eczt und’
Metall verfchiedenes gefauft habe **). Aber Fein ausge⸗
münzees Geld Hätte man noch nice. Man befaß auch
-noch niche-die Gefchicklichfeit und Vorrheile, Metalle
fließend zu machen und auszuprägen. Denn dieß fege
Zeichenkunſt und Stempel ſchneiden zu koͤnnen voraus.
Man wog, wie man in der Bibel finder, einander alles
zu; denn das Wort Sekel ift Feine geprägre Münze ges
weſen. Selbſt Homer erwähne nichts bey Belohnung
der. —— ee vom geprägten Gelde, und man
R2 fann
Ruͤckſicht auf die Numismatik ıfter Th Danzig und Leipzig
1776. 8. ©. 121.ff.}
©) [Homer I. VII. B. 465. ff. Allein Cruſius behauptet in
dem angeführten Buch S. 107. und a. O daß vor dem Hos
mer gepraͤgtes Geld geweſen, Homer habe aber nur deſſen
nicht erwähnt, um die Simpliecitaͤt und einfache Lebensart der
älteften Zeit merkbar zu machen, oder beyzubehalten |
*) S. Angel. Maria Ricei diff. homericas, 1, Band 16.
Abhandl. S. 157: fi. Floren 1740, 4]
260 Part, DM. Cap. IV,
kann alfo aus dem Stillſchweigen deffelden mit Wahr-
ſcheinlichkeit ſchließen, daß Feines geweſen ſey. Die
Japaneſen haben noch heut zu Tage eine Art von Ble—
chen und Fleinen Figuren ohne eigentliches Geprages
Man finder in dem Alten Teftamente nicht cher, als bis
zu. den Zeiten Jeremias gemuͤnztes Geld. — Talea
ift ein jedes abgehaftes Stüf Geld, von Silber oder
anderm Metal, dag man einander zumog. Man brad)
oder hafte gleichfam das Silber, Die unförmigen Pi—
ftolen der Spanier haben erwas ähnliches damir. Die
Sineſer haben auch dergleichen Geld.
» Man vergleiche Ofro Sperling de nummis non cufis
tam veterum, quam recentiorum, Amfterdam 1700, 4,
Er hat erweifen wollen, daß, wenn vom Geld bey den
Alten die Dede it, nicht allemal ausgemünztes darunter
zu verftehen ſey.
Es ift nicht unwahrfcheinlich, daß man in Italien
gewiſſe Stuͤcken von Leder gehabt, die mit einer Figur
bezeichnet wurden, die z. B. ſo viel Stiere bedeuteten,
als man einem Stuͤcke gab. (Freylich ſezt dieß voraus,
daß damals noch mehr Redlichkeit als heur zu Tage muß
gewefen feyn) denn man finder afer Jcortei. Caſſiodor
fagt, das Geld habe feine Benennung a pecore erhalten,
pecunia a pecudis tergo nominata, Die älteften Einwoh-
ner Italiens haften. aes rude, rohes Kupfer; ſodann
machte man gewiſſe Zeichen von Thieren darauf, z. B.
ein Schaaf, Schwein, oder Stier.
cf. Spanheim de vfu et praeftantia nummorum p. 22.
Sauer PR
Eine recht genaue Beftimmung, wer zuerft Münzen
geprägt haben mag, finder man nicht, und die Sache
läßt ſich auch nicht ensfcheiden. Ariffoteles hat ber
hauptet, das Münzen wäre erfunden worden, um dem
iin dei die Muͤhe des Waͤgens zu erſpahren. Allein
damit
De ve numaria, 261
Damit wird nichts gefagt. — Das Münzen muß den
Kationen, die ſich auf den Handel gelegt harten, beſon—
Ders zufräglich gewefen feyn. Denn mir dem bloßen
Tauſch konnten fie nicht allemal zurechte kommen, befons
ders weil die Schiffahre noch niche fo befanne wat, und
viele Naturprodukte nicht ausgeführt werden Eonnten. We—
nigſtens muͤſſen ſie ſchon Gold, Silber und Erzt zum
Vertauſch gehabt haben. Die Phoͤnizier find wegen ih—
ter ſchon fruͤh ausgebreiteten Handlung gewis die erſten
geweſen, die das Geld erfunden haben. *) Aber von
dem uralten phönizifchen Gelde iſt nichts mehr zu fagen.
Swinton, Bartbelenp, Dutens und a. **) haben
zwar einige Münzen von der Are angeführe: allein die
find von phoͤniziſchen Kolonien.
Herodot ſagt im iſten B. im 94. Kap. die Ly⸗
dier wären die erſten geweſen, die Geld geprägt haͤtten.
-Kenopbanes und Euſtathius behaupten es auch. Bon
dem Koͤnig Kroͤſes hatte man auch eine Muͤnze, die man
Keooeior, nach feinem Namen nannte,
| ©. Liebii Gotha numaria. ©, 3. Wachter aber in
Archaeologia numaria ©, 30. ift nicht für diefe Meynung
eingenommen. Allein $ydien war fehr reich, und alfo
war es wohl möglich. Hierzu kommt noch, daß es Her
rodot wiffen Fonnte, weil er in Kleinafien gebohren war,
und nicht lange nach) dem Kröfus lebte, und alfo wohl
felbft ſolche Münzen gefehen haben fann. Noch mehr,
er laß feine Geſchichte zweymal vor den verfammelten
Grichen ab, folglich mußte der Innhalt derſelben wohl
wahr ſeyn; denn fonft würden die Griechen feine Une
wahrheit bald bemerkt und geradele haben. In der
Sammlung des Grafen Pembrok i in England foll eine
Rz Mühe
*) [Dieß hat Hermann eine. von Lingen In einem Sche-
diasmate de origine et inuentionibus pecuniae et numism.«
+ Sena 1715. 4. zu erwelſen gefucht.]
*) [Ein Berzeihniß der hieher gehörigen Schriften findet man
in Meuſels Biblioth- hiftor. vol. II. part, I. ©. 12 ff.]
262 Part, II, Cap. I.
Münze vom Vater des Kröfus, Alyartes ſeyn. Diele
Machen fie flreitig, unter andern &panbeim [ıte Band
©. 18 f. welcher die Münze einem fpätern Lydiſchen Koͤ⸗
nig Atys beyfegen wil,] und Wachter, ©. 47.
IMan fche auh Rambach am a. D. ©. 73. Nore-]
Die Perfifchen Könige liegen Münzen fchlangen. —
Eyrus ließ einen Bogenfchügen darauf prägen. Sein
Nachfolger Darius Hnfta’pis lies goldne Münzen aus
dem reinften und feinfien Golde ſchlagen, und fein Bild»
nis darauf prägen.
©. Boden de Daricis veteribus, [und Zeune’s Re⸗
gift. zu feiner Ausgabe der Kenophont. Eyropädie, unter
dem Worte Augerzos ſcil. sarne. ]
Aelian, Strabo, und andere Gefhichtfchreiber
behaupten, der König Phido von Argos habe die er-
ſten Münzen prägen laffen.
Deger,/ Schott de nummo Phidonis, im erften
Theil der Mifcell. Berolin.] und Wachter im sten Kap.
find auch der Meynung. Man zeige noch folhe Müns
zen: allein ihre Meynung ift fhwerli anzunehmen,
weil das Gepräge, nach Befchaffenheit des damaligen
Zeitalters, ſchon zu kuͤnſtlich ſieht. Andre behaupten,
er habe nur Silbermünzen zuerft prägen laffen, dies ift
eher wahrfcheinlich; cr lebte goo Fahr vor Chrifli Ges
burt, und Lykurg war fein Zeifgenoffe. Zu deg leztern
Zeiten muß das'gemünzre Geld fchon gebräuchlich gewe-
fen feyn, weil er Gold- und Silbermünzen verbot. Folge
lich Fönnen die Gold- und Silbermünzen, die.man von
kurg zeige, nicht äche feyn. - [Bom Dbidon, feiner
Münze, und den verfchiedenen Meynungen davon han—
delr umftändlih TI. Chrift. Rafche, in feinem Lexic,
vniuerſae rei numariae, zten B. zter Th. ©. 1086 ff.
unter dem Art, Phidon. f. auch Seune’s Anm..zu Ehrifts
Abh. ©. Ka
Plutarch im eben des Thefeus fagt: er habe
Münzen fchlagen und einen Stier darauf prägen laffen,
und
De re numaria, 263
nnd diefe Münze habe man zu Achen Bzv genannt. Er
lebte 300 Yahr früher als Phido; alfo müßten 1200
Jahr vor Ehrifti Geburt Münzen feyn gefchlagen worden.
Bon andern werden noch viele als Erfinder der
Münzen angeführe: aber mie zuverlaͤſſiger Gewisheit
Fann man nichts beftimmen.
ge ae
Man har Münzen mir hebräifhen Aufſchriften, von
denen man vorgiebr, daß fie von David, Salomon,
und andern feyn follen: allein fie find nicht aͤcht, fons
dern blos erdichtet. "Die aͤlteſten Juͤdiſchen Münzen
ſtammen von Simon Makkabaeus ber, welcher die
erſten Landmuͤnzen prägen ließ. [Simons Münzen find
entiveder ganze oder halbe Siklen; und entweder fils
berne oder von Erzt. Die filbernen werden für aͤch—
ter gehalten, als die andern; die Auffchrife derfelben
von:4 Jahren iftiverfchieden.] Ueberhaupt ift hiebey zu
bemerken, daß die Erzählungen des erften Buchs der
Maffabäer, mit den beſten und ältefien Schriftftellern
übereinflimmen. Und der Ritter Michaelis in Goͤttin⸗
gen! hat gezeigt, daß die hiſtoriſchen Faklta dieſes Buchs
aͤcht ſind.
Vid. Relanæ aiſſert. quinque de numis antiquis Sa-
maritanis. —\ Froclichii Annales, [ compendiarii regum
et rerum. Syriae; numis veteribus illuftrati, deduch ab
obitu Alexandri M. ad Cn. Pompeii in Syriam aduentum,
Wien 1744. Fol. — ꝛte Ausgabe, cui acceflere notae
eompendiariae et monogrammata numismatum graecorum.
Wien 1754. Fol. Im zten Theil der Prolegemenen von
©. 74. an wird in fünf Kapiteln von den hebräifchen
. Münzen, und befonders im zten Kap. von den Münzen
des Simong gehandelt: und im sten Kap, werden alte _
Münzen der Hebräer aufgezähle und kurz erläurere. Im
4. K. werden die Namen, die Materie, Form, dag Gewicht
und der Werth der alten. hebräifchen Münzen angegeben.
N 4 Man
264 Part, IL, Cap. IV.
* vergleiche auch Eckhels Anfangegruͤnde ꝛe⸗ S.
31
* koͤniglichen Kabinet zu Paris iſt eine Mame
vom Bruder des Simon Makfabaͤus, worauf des Ho⸗
henprieſters Jonathan und zwar mit Phoͤniziſcher
Schrift Erwähnung geſchieht; allein fie ift, wenn fie ans
ders Acht iff, nur zum Gedächtnis deſſelben, nicht von
ihm ſelbſt geſchlagen worden.
©, Wife Catalogus numorum Bodleiänorum, cap. de
numis Hebraeorum, Hofrath Schläger hiele feine von
den hebräifchen Münzen für aͤcht.
Die folgenden Fürften ließen die Münzen auf der
einem Seite mit ihrem Bildnif und griechifcher Um«
fohrife, auf der andern aber mit "Samaritanifcher und
Phönisifcher Schrift prägen. — Man findet auch) der⸗
gleichen Münzen von Freyſtaͤdten. Man hat hieraus
fließen wollen, die Samaritanifhe Sprache fey die
eigentliche Yudenfprache. Sie ſcheint wenigſtens eine der
älteften zu feyn, der fich die Juden bediene haben. |
cf. Francifci Beretz Bayeri difl. ifagog. de numis He-
braeo-Samaritanis, Valentiae 1781,
med, 4, [Die Geftalt oder Form der Siffen, uns
was auf denfelben befindfich gewefen, hat Feiner: der aͤl⸗
tern Suden und Kabbinen, auch nicht Philo und Joſe⸗
phus bemerft, Zu Ausgang des ı6ten Jahrh. haben
Benedict Arias Montanus und Antonius Augufkia
nus zwey Siklen befommen, beſchrieben, erflärt und geprüft,
Sener Arias Montanus, Poſtellus und andere haben von
den hebräifchen Münzen gehandelt. Doc übertraf das
mals in Unterfuchung der hebräifchen Münzen feine Vor⸗
Hänger der. ber. Hermann Conring in Paradoxis de
nummis Ebraeorum &e. Helmſtaͤdt 1675, 4. Sn der
Vorrede widerlegt er die Meynung des Wagenſeils,
welcher in feinem Werfe, fota &e. in den Anm, ©. 575,
behauptere, es fey gar Feine ächre hebr, Münze mehr vor⸗
handen. In feinen. Paradoxis ſtreitet er vorzuͤglich ge⸗
gen
a De re numaria, 265
gen Hottingers Meynung de cippis et nummis Ebraeo«
rum (Heidelberg 1662.) Im zten Kap. beurtheilt er die
vom Hottinger angeführen Münzen. Im ten Kap,
zeigt er ale Münzen der Hebräer, melche Sicli hießen,
ſeyen filberne gewelen, , Im sten Kap. behaupter er,
Feine hebr. Münze; welche das Bildniß eines Menſchen
haben, ſeyen aͤcht. Im sten Kap. führe er feine Mey—
nung aus, Die Hebraͤer härten weder ehemals fich der
Aſſyriſchen Eharaftere zu bürgerlichen Gefchäften be—
dient, noch vor der babylonifchen Gefangenſchaft gepraͤg⸗
fe Münzen gebraucht. Im 7ten H. hält er Münzen mie
Affyeifchen oder Hebräifchen Buchftaben weder für gang
aͤcht, oder fehr ale, noch (im Sten 8.) für ganz ausge—
macht, daß Münzen mit Samaritanifchen Charakteren
älter feyn,. als die babylonifche Sefangenfchaft, Hinge«
gen im geen KR, führe er feine Meynung aus, alle Müns
jen mit Sameritanijchen Buchftaben fenen zur Zeie
der Hasmonder und der Heroden von den Juden felbften
geprägt worden, nachdem fie von dem Demertius Nicas
tor das Muͤnz⸗Recht erhalten härten u.f.w. Man fehe
auch "ob, Andr, Schmidr de re monetali Hebraeorum,
Helmftädt 1699. Adrian Reland de numis veterum
Hebraeorum Samaritanis, Usreche 1709. Joh. Chrift.
Klemm de numis Ebraeorum, Tübingen 1730, Ras
fche’s Lex rei, num, unter dem Worf Samaritani nummi
im 4ten Band ıfter Th, ©, 1719. ff. und Siclus im zten
Th. des 4ten B, ©. 903 ff. mo mehrere Bücher vorzuͤg⸗
lich die darüber gewechfelten Streirfchriften des Roſtocki⸗
fhen Gelehrten Olav. Berb. Tychſen, und des Spa-
niichen, Sr. Der, Bayerius umftändlich angezeigt wer⸗
den. DI. ©, Tychſen gab heraus Introdudt, in rem
nummariam Muhammedanorum, (mit 5 Kupfertaf.) Ro⸗
ſtock 1794. 8. und in eben diefem Jahr Aflertion, de pe-
regrina nummorum Hafmonaeorum origine, — Den
Streit zwifchen jenen beyden erzähle auch Joſeph, Eick⸗
bel im zten B. feines wichtigen Werks: doctrina numo-
! Rs rum
26 Part, II, Cap, IV,
rum veterum, erklaͤrt fi für Bayerius Meynung' und
geht ©. 455: ff. die Münzen durch, welche mie dem Na⸗
men oder auf Befehl der Beherrfcher von Judaea ges
{lagen worden find. Er führe die befanntenädhten auf,
erft von Simons vier Jahren, dann die ohne Jahres
Deftimmung, Die Münzen von Trajan, auf welchen
Simons Stempel gepräge iſt, nimme Eckhel in Schug,
Es giebt Münzen von Trajan, auf weldhen Simons
Stempel geprägt ift: alfo eine Are von numis reflitutis,
wahrfcheinlich während der Zeif, da DBarchoceba die
Freyheit des Volkes wieder herftellen wollte. Denn daß
Simon der Vorname von dem Nevolutionair gewefen
fen, iſt nicht erweißlih, — Man vergleiche auch des
Goͤttingiſchen Gelehrten, Tychſens, Abh. de numis
Haſmonaeorum paralipomena, Goͤtt. gel. Zeit. 1792. ©:
1337 ff. abgedruckt in Commentatt, fociet, -- Gotting,
im ııten Band.]
Achte aͤgyptiſche Münzen, die vor den Zeiten des
großen Aleganders geprägt worden, finder man nie
Herodot melder, daß der Statthalter des Königs Das
rius, Arpandes, Silber auf die Kapelle habe bringen,
läutern, und ausmünzen laffen, um dadurch ein Denk—
mal auf die Nachfommenfchaft fortzupflanzen, Er
nannte fie numos Aryandicos,
Der Prof. Cafanova in Dresden. foll eine alte
ägnpeifche Muͤnze befigen: allein andre zweifeln an der
Aechtheit derfelben.
Auch der Engländer Pococke meldet in feiner Be⸗
fhreibung des Morgenlandes, drey ſolche Münzen ge
funden zu haben, aber er beftimme weder das Alter no
Die Aechtheit derfelben. Ihr Gepräge fcheint dem Wins
Eelmann von der Arc zu feyn, daß fie nicht weit über
das Alter hinausfallen, da Aegypten von den Perfern ers
obert ward.
In Winkelmanns Geſchichte der Kunſt, nach der
Wiener Ausgabe, ſtehet die vorangefuͤhrte — des
errn
y
Be ve numaria. 267
Herrn Caſanova: fie ift aber fehr verdächtie. Die
Begierde ägnprifche Münzen zu finden, macher, daß
man den Mumien, fobald welche gefunden werden, aleich
den Mund aufreiße, darinnen nachfuche, und fie fo gleich
dadurch entſtellet. Allein noch ift Niemand fo glüclich
gewefen, eine auf ſolche Weife zu erlangen.
[Allein von den Zeiten M. Antonius, und Kais
fers Auguſtus an bis auf den Kaifer Licinius den ältern
findet man eine Menge von Münzen, die in Egypten ges
fhlagen worden find, in dem Kabiner des Kardinals
Borgia; und die Anzeige davon, Abdrüfe und Erflä«
rung derfelben und andern in Georg Zoega's Werft
Numi aegyptii imperatorii, proftantes in Mufeo Borgiano
Velitris, adiedtis praeterea, quotquot reliqua huius clal-
fis numismata ex variis mufeis atque libris colligere obti-
git. Nom. 1786. 4. Man fehe auch Rajche's Lexic. I,
part. J.S. ıı4f. Doch noch mehrere und ältere Münzen
find angeführe in Eckhel docttrina numorum veter, part.
L vol, IV; Wien 1794.44 ©, 1 ff.]
+ ‘
Bon den Phönisiern ift es wegen ihres ausgebreife-
ten Handels fehr wahrfcheinlich, daß fie Münzen gehabt
haben; allein folches kann weder aus Flaren Zeugniffen
der Alten, noch durch wirkliche Münzen erwiefen wer
den. Wir haben zwar viele mie phönizifcher Schrift,
aber diefe find erft in der Folge von phöuizifchen Koloe
nien geprägt worden.
Laflanofa und Velasquez, zwey Spanifhe Schrift⸗
fteller, haben Werfe von alten numis incognitis gefchries
ben. Hauptfählid von folchen Stufen, die in Spa-
nien ausgegraben worden. Laſtanoſa bebauprer, viele
von diefen gefundenen Münzen wären Puniſche oder
Phönizifche, welche die Karshaginenfer in Spanien, da
fie das Land groͤßtentheils befaßen, hätten prägen laffen.
Auch in Sieilien find dergleichen Münzen gefunden wor⸗
din.
268 Part, I. Cap. IV.
den, Des Lafkansfa Werk wird der Seltenheit we-
gen, öfters mit mehr als ze. Ihalern bezahlt. Hofr.
Schläger aber hält den Werth diefes Buchs für, ſehr
gering. Doch pflege man in Bibliorhefen auf dergleis
chen Bücher u halten.
Ein neueres Spanifches. Merk ift:
Henriquez Florez Metallas de las colonies &c. Mas
drit 1758-1773. find drey ſtarke 4. Bände.
GOrville, in Siculis Tab, I. Tom, II. hat vers
fchiedene Punifche und Phoͤniziſche Münzen, von denen
fih 10. Stuͤck in dem Grosherzoglichen Pallaſt zu Flo—
renz befinden, angefuͤhrt. Doch ſind in dem Werk des
Prencipe di Torremuzza beßre Muͤnzen als d' Orville
angegeben.
Der Biſchof Bucheſi zu Girgenti, beſitzt einige
ſehr rare phoͤniziſche Muͤnzen, von denen etliche auf der
einem Seite den Kopf der Proſerpina, und auf der an⸗
dern einen Pferdekopf vorſtellen.
Von dergleichen Münzen haben gehandelt :
Winkelmann, in der Gefchichte der, Kunft. Pel⸗
lerin, in numis populorum &c,
Der Engländer Swinton hat auch einige erläutert.
Weiter aber ift hierinne gegangen Dutens; auch der Abe
Bartbelemy in Frankreich. Jener in den Explication
de quelques Medailles grecques et Pheniciennes: »iefer in.
feinen Recueil. Beyde flimmen in der Erläurerung
mehr überein. [Mehrers davon f. in Rafche's Lexicon.
unter dem Wort Phoenice, im 2ten Th. des zten Bans
des, ©. 1238 ff. Auch gehöre hieher Nona nummi in
alas Karthagine Africana percufli, quem zuper illuflra-
re conatus eft Cl, Mahudel explicatio (J. Goth. Richteri.)
keienis, 1742, gr. 8. — Noch Fann man hier bemerfen:
G. Kochii — Tentamen enucleationis hieroglyphico-
— —— nummorum. Petersburg 1788. gr. 8.
Hieher gehören ferner nummi Cufici et Arabici.
Der Kardinal Borgia beſitzt ohngefähr 100 Münzen
mie
De re numaria. 269
mie Cufiſchen Buchſtaben. Dieſe find im ſolgenden
Werk gelehrt erlaͤutert: Muſeum Cuficum Borgiamum Ve-
litris illuſtrauit Jac. Georg. Chriſt. Adler, Rom 1782.
med. 4. mit 12 Kupfertapfeln. ©. Goͤtting. gel. Zeit.
1783. ar. 19. Eben dieſer Gelehrte gab hernach eine
neue Sammlung heraus? Collectio noua numorum Cufi-
corum ſ. arabicorum (CXVI. continens numos plerosque
ineditos e muſeis Borgiano et Adleriano: digefla et ex-
plicata a “Far. G; Chr. Adlero, Theol, Doch. Kopenhagen
1792. mittl. 4. Auch von diefem Werk finder man
in den Goͤtting. gelehrten Zeitungen 1793. nr. 4. ©.
33 ff. mehrere Nachricht. Man fehe auch Raſche's
Lexicon. 1.B. ©. 1019 ff. unter den Wörtern Arabia, und
arabici nummi, Ein Berzeichniß der Schriftfteller !von
Arabifhen Münzen giebe Meuſel. in Bibl, hiftorica, vol,
II. part. I. S. 236. ff] öngt
—J—
Eine griechiſche Münze des Urgroßvaters von Ales
rander dem Großen Baoırzos Auuvrs Maxredovay fol die
aͤlteſte Münze ſeyn. Die Auffchrife fiche fo aus:
B. AMINTOIM. - Allein andre, als Wi/e, in Catalogo
numorum Bödleianorum; fagen es fiche Artvrg; und
fey eine Münze eines Eleinen und unbekannten Königs,
Wieder andere: 3: B. Montfaucon wollen fie für eine
‚Münze eines fpärern Königs in Macedonien; nemlich
Ampneas des dritten erklären: Es laͤßt fich nichts bes
flimmtes hiervon fagen, Bon vielen wird die Münze
des Phido für älter gehalten, und jener vorgezogen, z. Ba,
Schott und Wachter halten fie für die älteftes Zpan⸗
> beim aber und andere behaupten, diefe Münze ſey weic
fpärer nur" in honorem et memoriam des Phido aepräge
worden. Pellerin ſagt, diefe Münze ſey in Böotien
auf dem feften Lande gefhlagen worden, dieß unterſtuͤzt
den Spanheim; Ferner ift auch diefe Münze von der
Linken zur Rechten gefehrieben, und hat ſchon auf beyr
der
270 Part. I. Cap. VI,
den Seiten Gepraͤge. Dies ift auch ein’ Kennzeichen eis
ner neuern Münze, —J
Die aͤlteſten griechiſchen Münzen find nur auf einer:
Seite geprägt, und die Schrift ift nach orientaliſcher
Weife, oder Besgopidev geſchrieben. Einige, als Har⸗
duin und Bimard wollen eine Cyrenaͤiſche Münze auf:
den Demonar, der während der Minderjärigkeit Bat⸗
tus IV. die Regierung verwaltete, für die aͤlteſte ausge⸗
ben; allein fie Fann lange nach feinem Tode und blos zu
feinem Andenfen geprägt worden feyn. Bon Leontium,
und Syrakus, kann man noh Münzen aufweiſen; auch
von Sybaris, Caulonia, Pofidonien hat man folche,
die von der Mechren gegen die Linfe ‚gefchrieben find.
[Bon fleinen Attiſchen Münzen, obelis u. d: gl. iſt von
Spanbeim eine gelehrte Anmerk. zu Ariftopb. Com.-
Plutus, ©. 251. befonders zu der Com. Nubes Bi
861. ©. 289. Küfker. Ausgabe.)
Herr Neumann, Kanonifus in Wien, har von einer
Kumaniſchen und Merspontifchen Münze gehandelt.
Jgnarra de palaeftra Neapolitana, Beym Pellerin
fommen Münzen vor, wo der Name der Stadt auf der
einem Seire nad) der neuen, und auf der andern Seite
nach der alten Arc gefohrieben ift, vermurhlih um das
hohe Alter ihrer Stadt ianzuzeigen. — Ein noch flärfes ı
rer Beweis des hohen Alters find Münzen, die auf bey—
den Seiten einerley Figuren haben, nur mit dem Unters ’
ſchied, daß fie auf einer Seire tief, auf der andern er⸗
haben ſtehet, dergleichen viele in Grosgriechenland ger.
prägte worden find. Die Münzen des’ Königs Gelo in:
Syrakus und Philippus in Macedonien, find die älte-
fien unger den Königsmüngen. z
[Waͤchter läßt ©. 51. auf Amyntas den Arches
laus folgen, welcher beym Beger Theſ. Brandenb. nu«
mism,graec. ©. 228 f. mit einem Diadem um den Kopf,
und einem Pferd in quadro oder mit dem Herkules auf
der andern Seite vorkommt. Eckhel In —
en
De re numaria, 271
den ꝛc. ©. 3. ſagt, die aͤlteſten Muͤnzen, deren hohes
Alter man mit Zuverfiche angeben kann, find die einiger
Könige in Macedonien, ausdenen Aferander I. und Arches
laus IL, in dag ste Jahrhundert vor Ehrifti Geburt reis
chen. S. Prosperi Parifii ‚Graeciae numismata, accnran-
te J. Georg. Volchamero, ‚cum praef. »Chrift. Arnoldis
Nürnberg. 1683. fol. Eckhel in feiner Dodtrina füllt
mehr als einen Band an mie Aufzählung und Erklärung der
griechifhen Münzen von Macedonien und a, griechifchen
Königen, Städten, Republifen, Inſeln, nach der Reihe der
Laͤnder und Städte bis lauf fpäcere Zeiten unter den tös
mifchen Kaiſern. — Ein großes Verzeichniß von grö«
fern und Eleinern Schriften de re numaria Graecorum,
erftl. in ganzen Sammlungen überhaupt, hernach ins«
befondere von den Macedonifchen und anderer griechis
fhen Staaten, Städten und Inſeln finder man in Meu⸗
fels Bibl. hiftor. vol, III. part, IL ©. 346—370. und.
doch find noch nicht alle hicher zu ziehende Bücher und:
Eleinere Abhandlungen aufgeführez welches bey einem: fo
großen Feld Teiche gefchiehe.] )
Die Münzen von Städten und Völkern find meh—
rentheils weit älter, als die von Fürften gefchlagen wer-
den. Dur Fann man fie nicht chronologifch ordnen, weil
das Jahr öfters weggelaffen worden ift.
Wenn man von griehifhen Münzen redet; fo find
es nicht allemal folche die von Griechen im Sande ſelbſt
gefchlagen worden: fondern fremde Vaͤlker bedienren fich,
auch der griechifchen Sprache, zumal wenn fie als Pflanz=
bürger aus Öriechenland gegangen waren, z. B. in Thras
jien, Egypten, Syrien, Sicilien, Marfeille u. ſ. w.
[Hieher Fann man auch rechnen: Regum veterum
numismata aneedota aut perrara, notis illußrata; collata
' opera et ftudio Francifei Antonii S, R. F.Comitis de Khe-
venküller, Wien (ohne Jahrszahl,) 4. Hr. Graf Abe-
venhuͤller, ein Schüler des ber. Froͤlichs, befchreibe
und erkläre hier Münzen mir griech , Umfchriften aus dem
kaiſerl.
272 Part, II. Cap, IR,”
Eaiferl. Schag 1) des Macedonifchen Könige Archelaug,
ungefähr 400 J. vor Chrifti Geburt, dann einiger von
Epirus, Birhynien, Syrien, Perſien (oder Parchis
fcher,) Numidien und Maureranien, Judaea, (näml.
des Herodes und Agrippa u. a.) des K. Abgarus, Ala-
nus, und anderer von Pontus und jener Gegend, von
Thracien, endlich des Syracufifchen Regenten, Agarhos
cles, Weirläufrig und gelchre wird die Gefchichte und
Chronologie jener Perfonen und Länder erläutert: auch
die erklärten Münzen im Abdruck gelicfer.. — Damit
äft zu verbinden: Theophili Sigefr. Bayeri Hiftoria Ofra-
oena et Edeflena ex numis illuftrata &c, Perersburg
1734 4] | it
$. 6
Bey den Perfern hat Darius Hyſtaſpis zuerſt golds
ne Münzen prägen laffen, fie heißen Darici. [f; oben $
2.] Diele find der Meynung, Darius habe die Kunft
Münzen zu prägen von den Griechen erhalten: allein
es hatten andre Völfer eben fo wohl, wie die Griechen,
vielleicht nur nicht in fo hohem Grade Erfindungsfraft.
Ein Darikus hiele 20 filßerne, oder 2 Drachmen
Soldes. Ein Drachma galt 3 Gtofchen. Ein Sta-
ter 60 Grofchen. Ein Darifus iſt alfo ungefähr 60
Groſchen, fo viel als ein halber Souisd’or., Schon zu
des Cprus Zeiten wurden goldne Münzen obne allen
Zuſatz gefhlagen, und ein Bogenſchuͤtze darauf geprägt.
©. Liebe in Gotha numaria p. 3: ſegqq. Bon den
uralten perfifhen Münzen ift Feine mehr vorhanden, '
| anfe: |
Hier kommt der Berfaffer von den Perfern auf die
Roͤmer: allein er Hätte unftreitig erft von den Phöniziern
und Egyptern reden follen, In Nom har man im Ans
fang blos Münzen von Erzt gehabt. — Numa Doms
pilius, der ze Roͤmiſche König, ſoll die erſten —
haben
De re numarias - 273
haben fchlagen laffen, wie Plinius und Spidas bes
haupten. [Man kann vergleichen A. Gellü N. A, XX. %
und dafelbften die Anm. IT. Ih. ©. 496. Othos Aus»
gabe] Viele von den neuetn Gelehrten haben auch diefe
Meynung verrheidiger: allein nicht zu gedenken, daß any
dere Schriftfeller nichts davon erwähnen, fo fol ſchon
Janus *) die erſten KRupfermünzen haben prägen laflen;
[f. Zactanz de falla relig. 1.13. Sie hießen rariti, ſ.
Wedel de numnis Jani raritis. Jena 1693. Seftus ©.
433 ff] Man har vorgebliche Münzen diefer Arc. Aber .
fie koͤnnen ſchwerlich mit Zuverläfügkeir dafür angenoms»
men werden. Macrobius, Eyprian, und andere ha⸗
ben von diefen Münzen geredet. Timaͤus beym Plis -
nis, und Baſſiodorus verſichern, daß Servius Tullius
die erften ehernen Münzen in Rom habe fchlagen laſſen.
Dieſe Meynung wird dadurch wahrfcheinlicher, weil er den
cenfum eingeführt. Es mußre zu feiner Zeit von einem
jeden neugebohrnen Kinde ein Stuͤck Münze gegeben
werden, um die Zahl derfelben genau zu erfahren. ar
kob Perizonius de aere gravis; und Wachter in’ ar-
chaeologia numaria vertheidigen dieſe Meynung. lZeune
zu Chriſts Abhandl. ©. 138.J.—
Man weißt zwar ſchoͤn geprägte Silbermuͤnzen Hof
Numa; allein dies macht fie noch mehr verdaͤchtig, weil
die Römer nicht gleich anfangs große Künftler koͤnnen
gehabt haben. Diefe Münzen find hoͤchſtwahrſchein ich
in den fpärern Zeiten von den Nachkommen des Muma
in memoriam ipfius gefchlagen worden. Viele haben die
Zuverläffigfeie der Münzen des Numa dadurch zu bewei⸗
fen gefucht, weil aus feinem Namen der Urfprung des
Worts numus hergeleitee werden müßte Ohngefaͤhr
x. 300
*) [&. Grofei de Bofe, diff. de Jano vett.,et numis nonnullis
eum refpicientibus, franzoͤſſch, Paris 1705. 8. lateit.
überjegt in Eleötis rei numariae etc, Hamburg 1719. 4. ©;
fl
©
274 ‚Part, IL Cap. IV.
300 Jahr fpäter, 5 Jahr vor dem erften Punifchen
Krieg, (a.v. c. +34) fing man per legem Ogulniam an
Silbergeld zu prägen. - Und 62 Yahr fpäter (a. v. c.
546.) im zten Punifchen Kriege, wurden die erften
Goldmünzen geſchlagen. Daher entfiunden Triumuiri
monetales: es waren drey Männer, die die Auffiche über
dag Prägen der Münzen hatten Sie werden durch die
Buchſtaben A, A. A. F. F. d. i. Auro, Argento, Aere,
Flando, Feriundo angegeben. Die erften Goldmünzen
. find aus dem beften und feinften Golde geprägt: aber uns
ter den fpätern Kaifern wurden fie geringhaltiger.
Die Münzen aus Gold und Silber wurden gemei:
niglich Elein ausgeprägt; Größere find nur Gedächtnig-
münzen. Ordentlich beſteht die römifche Silbermünze
aus Denatrien. Ein Denarius ift ohngefähr fo viel wie
12 Raiferfreuger. | |
Das Kupfergeld wurde wahrfcheinlich im Anfange
nur auf einer Seite ausgeprägt, bis man auf den Vor⸗
theil Fam, es auf beyden Seiten zu bearbeiten. Man
nahm es erft nur nad) dem Gewichte, und es hieß daher
aes grave. — Ein Stück zu einem Pfund (libra) wur»
de as, oder as libralis genennet. Eine ſolche Münze
ſtellte auf der einem Seite die Göttin Noms, oder die
' Minerva vor, auf der andern Seite aber wurde ein Thier
3. DB. ein Stier, ein Schaaf und dergleichen geprägt.
(Diefe Münze kommt mit der Schwedifchen Kupfermün«
ze faft überein.) Dach der Zeit fiel der Werth ſehr;
auch wurden fie wirklich kleiner ausgemuͤnzzt. Denn ar
Sextantarius war nur der 6te Theil des alten as; dann
fielen fie auf dem 12ten Iheil, der Incialis hies; und
endlich machten fie nur den zqften Theil aus, i. e, femi-
uncialis. IS. Ehrift’s Abh. ©. 140 ff.
Nebſt denen aflibus prägre man auch dupondios, die
2 Pfund am Gewicht harten; auch harte man welche zu
vier Pfundens diefe waren vierecfige mis dem Bilde eis
nes Stiers geprägt: |
In
De se Wi marid, ; 275
In Graf Pembroks Sammlung in England foll
fo ein 4 Pfundſtuͤck ſeyn: allein man hält es. niche für
ächt, weil es an den 4 Eden töcher har. Ein ahnlich
Stuͤck findet man in Spanheim de vlu. et t praeliantia
numismatum, Tom. IJ.
Kleinere Stüden als das as libralis, waren fol,
die nur fextantes und vncias enthielten,
cf, Hofi Hiftoriae rei numariae veteris Scrigtores 9
quot inſigaiores. (Opp. Frankfurt an der Oder 1589.)
Diſcours fur les medailles antiques par Mons, Louis
Savot. Patis 1627; 4.
Arigoni numismata quaedam cuiuscunque forınae —
metalli, worinne halbe As durch 8. 4 Unzenſtuͤcke, oder
trientes, durch 4 Punkte und ſ. w. angedeutet ſtehen.
Den groͤßten Werth haben die alten griechiſchen und
lateiniſchen Muͤnzen ſo wohl wegen ihres Gegenſtandes
und Inhalts, als auch weil ſie aus dem reinſten und
feinſten Silber und Gold, und mir ſehr ſchoͤnen Erfin⸗
dungen und Zeichnungen gepraͤgt worden. Man verz
ſteht unter den griechiſchen Münzen folche , die griechi⸗
ſche Schrift haben, obgleich nicht alle in Griechenland
ſelbſt gepraͤgt worden· Der Werth dieſer Münzen wird
dadurch erhoͤhet, wenn fie ſchoͤn gezeichnet und gut aus⸗
gefuͤhret ſind. Denn wir finden auch ſchlecht gepraͤgte
Athenienſiſche Münzen. Eben fo find auch die Roͤmi—
ſchen aus dem sten Jahrhundert nach Chriſti Geburt vor
fchlechrem Metall und Gepraͤge. Man ſieht den großen
Verfall der Kunſt darauf ſehr deutlich.
Winkelmann verſichert, daß in Sicilien und
Spanien viel ſchoͤne Karthaginenſiſche und. Phönizifche
Münzen vorhanden; nur macht er gleich dabey die As
werfung daß ſie ſchwer zu veielen find. |
$, 9. —⏑——
Die gold nen Muͤnzen der Griechen md. Könach
find aus dem feinften Gold, Die Silbermünzen der
or © 2 Roͤ⸗
276 Part, II, Cap. IV,
Roͤmer aber find nicht fo gut, obgleich fehr fchöne Mine
zen mit vorfommen. Unter dem Kaifer Lucius Ges
primius Severus aber wurden die Münzen fehr fchlechr.
Er war ein geiziger Herr und Tyrann, der das Minze
weſen auf den fehlechreften Fuß fegte. Er hatte den
Klodius Albinıs, und Defcennius Niger zu Gegen
Faifern, Seine Unterehanen, wenn fie reich waren,
beraubte er, und gab vor, fie hätten es mit den Gegen»
Faifern gehalten, damit er nur eine große Armee unters
halten Fonnte.’ Ein Denarius wurde unter feiner Negie»-
rung um zwey Drirtel fehlechrer, Die Kaifer Bara—
Falle und Heliogabal machten die Münzen noch ſchlech⸗
ger; doch mehr aus Armuth. Endlich wurden die Muͤn⸗
zen noch fchlechter unter dem Ballienus, (a. Chr. 260.)
man kann fie Faum für Silbermünzen halten. Es ift
mehr Erze als Silber, Die Franzoſen nennen foldje
Münzen medailles de billom.
Unfer Berfaffer fage a ‘Poflumiis argentati modo
feere: allein man har fhon ſolche Münzen vom Auguft
und Ziberius, _
Es giebt zweierley Gattungen hiervon:
1) nur uͤberſilbert und fonft von Erzt, franzoͤſiſch me-
dailles faucees und
2) mie einem Silberbfech belegt, medailles fourrees
[f. Fobert hiſt. de med. ©. 25. und 29.]
Diefe Münzen heißen auch numi pelliculati oder
srußeati, - |
In den alten Geſetzbuͤchern kommt pecunia maiorina
vor, und man verfteht darunter falfches Geld: allein
es fönnen auh Münzen feyn, die nicht dag gehörige
Gemichr haben. »umimaiorini, darımter werden Schaus
münzen verftanden, man nenne fie deswegen ſo, weil fie
größer als gewöhnliche Münzen zu feyn pflegen. Zu den
Zeiten Konftantins des Großen wurden die Münzen wies >
der beffer.
s. 10,
De ve numaria, 277
$. 10.
Die übrigen Münzen, die nicht aus Gold oder Sil-
ber find, werden zumi zenei genannt; fie mögen ——
oder Kupfer gepraͤgt ſeyn.
5* zwey ſpaͤtern Muͤnzen dieſer Sorten, A fie
äche oder unäche find, fchrieb Joſeph Bhell ad J.
Jof. Hauerum — epiftolas II. de totidem numis aeneis nu-
mophylacii Haueriani, Wien 1766. 4]
4es.Cyprium war in Kom das fehlechrefte: man
nahm es zu den afkbus libralibus. Beſſer war aes Clo-
dianum, Salluffianum und Marianum, Aus dem legtern
wurden dupondii geprägt.
Es hat eure gegeben, die geglaubt haben, man
habe aes Corinthium, eine Mifchung von Gold und Sil⸗
ber, und Kupfer, zu Kupfergeld genommen; allein man
hat bey mehrmals angeftellter Prüfung Fein Gold darin-
ne gefunden. Es erwähnen auch die alten Schriftiteller
nichts davon; ja es ift ſelbſt der Analogie zuwider,
weil Münzen von Erzt, die Gold enthalten haͤtten, alles
mal nur als cherne Münzen anzufehen gewefen wären.
Dieß bezeugt Monſ. Savot, im zten Theil feines oben
angeführten Werks 17. Kapit. [Man vergleiche Neue
acerram philologicam, tes Stüd, Halle 1716. 8. ©.
499 ff. In eben diefem Buch ftehe im gren Stuͤck (Halle
1720,) ©. 361 fj. eine gel. Abhandlung von dem
Geldwefen der alten Römer.)
Sn ı8:
Man hat ehemals daran gezweifelt, ob man bley⸗
erne Münzen gehabt habe? Allein Martialis und Dlaus
tus bezeugen es deuelich, daß zu Nom dergleichen ge«
prägt worden. Laurentius Pignorius de Seruis meldet,
daß er felbft folche bleyerne Münzen befige und führe
den Kipfüns als Zeugen an. Daß eg bleyerne Münzen
S 3 giebt,
—
278 Part. IT, Cap. IV,
giebt, iſt außer allen Zweifel, In des Neftors Martini
Sammlung war eine aus dem zten Kahrhundere befind-
fih. Sie enthält folgende Aufſchrift: Oracilia Seuera
Augufla auf der einen Seite, und auf der andern Secula-
res Auguſtorum. — _Cafaubonus bezweifelte 28, und
nennte aumos plumbos, Münzen, minutiffimi pretii:
„allein. Diefe Murkmaffung iſt aus Achtung die
Roͤmer entſtanden. Er ;berufe fih zwar auf einis
‚ge Stellen beym Martial, wo folgende Ausdruͤcke vor
Fommen: } vinum plumbeum et poma plumbea; desgleichen
"plumbeo gladio aliquem aggredi, Aber diefe Benfpiele
beſtaͤtigen Feineswegs feine Meynung, denn tphilofophis
fhe Gründe Fönnen in hiftorifchen fadis nichts ent⸗
ſcheiden.
Daß man bleyerne Münzen gefunden habe, beſtaͤti—
get der Parer Srölich, ein Wiener Gelehreer, unter dem
‚angenommenen Namen Debiel, in dem Werfe, de vtili-
tate rei numariae veteris, Nürnberg 1733. Er ſagt, daß
‚man aus Eifen, Bley, Leder und andern Sachen Muͤn—
»zen gehabt habe. Auch Hoſtus in feiner Numismatiſchen
Abhandlung beweiße diefes, Ingleichen Jobert +)
und Dimard,
Daß man feine Münzen von $eder finder, kommt
daher, weil ſich daſſelbe nicht ſo lange gehalten.
Dieſe Bleymünzen wurden blos in der Abficht ge»
macht, um theils den Kindern dag Rechnen beyzubrin⸗
gen; theils wurden ſie auch zum Spielen gebraucht/ wie
bey uns z. DB. die Zahlpfennige. Bisweilen betrachtete
man fie als Schauſtuͤcke. — Sie wurden nicht auf öf-
fentliche Verfuͤgung des Senats geprägt: denn die Muͤnz⸗
meifter hatten nur die Aufficht über das Gold, Silber
und Erz, Das — des Bleys intereſſirte ar nicht.
Einige
IIn notitia rei numar. Leipz. 1695- &. 23. ff. Diefer glaubt
auch, ſolche bleyerne Münzen ſeyen nicht publica auctoritate
geprägt worden. )
De re nnmaria, 279
Einige haben behaupten wollen, daß fie nur bey den Gas
turnalien wären gefchlagen worden, Allein dieß find
bloße Vermuthungen.
ieh #,
Bey den Griechen iſt die Größe und das Gewicht
der goldnen und filbernen Münzen bisweilen verändere
worden, meil die verfchiednen Stadre und Fürften fich
nicht nach einer Größe richreren. Daher haben Haym
‚im Teloro Britannico, und Ziebe in Gotha numaria, von
dergleichen Münzen immer das Gewicht angegeben, In
Rom aber ift fi die Größe immer ähnlich geblieben.
Die Denarii argentei_ waren die. gewöhnlichen Roͤ⸗
mifchen Silbermuͤnzen, ihr gewöhnlicher Gehalt war uns
gefahr 3 Groſchen; ein goldner aber galt 25 bis 28
Silberdenarien, alfo etwan 3 Ihaler 12 Grofchen,
Diejenigen Münzen, die größer als Denarien waren,
wurden nicht ordentlich als Kouranfgeld gebraucht,
Der Denarius harte feinen Namen daher, well
er 10 aſſes galt; der guinarius war die Hälfte und
galt 5 Afles; und das Viertel hieß Jeftertius d. i. ſerqui-
zerzius. Man finder diefe Münzen immer gezeichner.
Auf der VBorderfeite des Denarius ſteht X, oder auch X.
Der Quinarius harte das Zeichen Y oder Q,, Und der
Seſtertius wurde IIS, oder HS. bezeichnet. Die numi
mit 2 Pferden hießen bigati, Numi guadrigati waren
mit 4 Dferden, manchmal war auf der andern Seire die
vietoria, und davon hießen fie vioriati.
cf, Del Teforo Britannico auctore Haym, I[Nic,
Franc, Haym, thelauri, Britauniei feu Mufeum numa-
rium quo continentur nunymi graeci et latini — ab audtore
ipfo caelati, interprete Aloy/fo Comite Chrifliani, Medio-
lanenſi. Wien 1763. 4. ıc.] Populorum et regum jnumi
.. veteres von Franci/fco Neumann. Wien 1778.
Siegberti Hauercampi Diflert, de Alexandri M. nu«
mifmate, ;
S4 Numi
280 Part. II, Cap. IV.
Numi miſſiles, Schauftüde, hießen alle Gefchenfe,
welche bey gewiffen Gelegenheiten von Fürften 5. B. bey
ihren Krönungen ausgeworfen wurden. Hauptſaͤchlich
gelchah dies bey den Iudis faccularibus, und fefis fatur-
nalibus. - Bimard behaupter, diefe Münzen, nemlich
große Medaillons, wären auch ordentlich ausgegeben
worden: allein diefe Meynung kann nicht erwiefen
werben. |
Hieher gehören auch die mumi contorniati, fie fön«
nen mit zu den Medaglions gerechnee werden. Sie
wurden größtentheils in honprem großer Perfonen ge-
Schlagen. An der Seite find fie mit einem Ringe umge>
ben. Es ift noch ein Raͤthſel, wie fie entflanden. Ge-
meiniglich fegt man fie in die Zeiten des Aleranders Se⸗
verug. Vid. Siegberti Hauercampi Diflert, de Alexandri M.
numifimate et de numis contornistis. [Fo Chrifoph.
Olcarii ep, de numo M. Aurelii Antonini conturniato.
Jena 1696. 4. und in Eledis rei numariae ©. 112 ff.]
Die Nothwendigkeit machte, daß man Münzen aus
Erzt prägte: Man bar dreyerley Gartungen: groß
Erzt, grand bronze, mittel Erst, moyen bronze &c.
und Elein Erzt petit bronze, Die Stüde des großen
Erzts find Faum wie unfere Speziesthaler; die darauf be»
findlichen Figuren find fehrfchön. Die Münzen im Miteele
erzt find Eleiner, als unfre halbe Gulden, Und die Müns
zen in Kleinerze find wie unfre Grofchen, — Außerdem
hat man auch zumifmata aeneq maximi modul,
Vid, Offervazioni iftoriche fopra alcuini Medaglioni
antichi, von Buonarotti, Rom 1698. 4 — —
[ Bariora maximi moduli numistnata feledta ex biblio-
theca— Caſp. Carpeynae, S. R. E. Cardinalis et doctiſ
ſimis Fof, Monterchii commentariis illuſtrata. Amſterdam
1685. 12. — Andere aͤhnl. Werke führe Zeune zu
Chrifirs Abhandl. S. 149. in der Anmerkung an]
Auf
De ve numaria. 281
Auf den großen Medaglions kommt das SCtum
nicht vor. Sie wurden auf große Kaiſer geſchlagen.
Man finder nicht von lallen Kaiſern ſolche große Stüde,
13
Pars aduerfa, die Haupt⸗ oder Borderfeire, wo
das Bildnis ſteht. Diefer Charakter gielt von Müns
zen, die von großen Heren gefchlagen worden. Auf
Münzen, welche Städte haben prägen laffen, finder
man fein Bildnis, 3. B. Athen hatte eine Eule. Man
hat verfchiedene Gattungen folder Münzen, z. B.
numi Deorum, worauf das. Bild eines Gottes ge«
prägt.
numi regii, auf denen Bildniffe von Königen ſte⸗
hen, z. B. Egyptiſcher, Macedoniſcher, Syriſcher,
Parthiſcher, Phoͤniziſcher, Sicilianiſcher Koͤnige und
ſo weiter.
numi populorum, die eine ganze Nation ſchlagen
ieß,
numi ciuitasum liberarum: folche Städte, die ihre
eigenen Geſetze und Rechte harten. Sie hießen aurovo-
por, Franzoͤſifch, des villes autonomes,
numi von/ulares, Teu familiares ; fie find nicht alle
von den Konfuln gefhlagen worden, fondern nur zu der
Zeif, da die Konſuls noch regierten, und die Oberherr⸗
ichaft hatten, geprägte worden. Mach Yahren kann
man fienicht ordnen, weil mehtentheils Fein Jahr jan«
gegeben iſt: aber die Familien Ffann man daraus Fennen
Iernen. Iſ. Eckhels Anfangsgründe der alten Numis⸗
matik ©. 42 ffr befonders.]
Vaillant, numi familiares romani.
Morclli Theſaurus mit Hauercampii commentario,
Caefarei numi, die auf Kaifer, ihre Gemahlinnen,
Prinzen und Anverwandfen, vom Julius Cäfar an, bis
auf die fpätern Zeiten geſchlagen worden find. ’
Ss; ef,
⸗
282 „Part, ID, Cap. IV.
ch, Bandurii Imperatorum romanorum. "numismata,
Maris 1718. Kol. IL Bände. [— Imperatorum roma-
norum aumismata a Poinpeio M. ad, Heraclium, ab Adol-
F Occone olim congella Augultorum Iconibus, perpetuis
hiflorico - chronologicis notis, pluribusque additamentis
jam illufirata a Francifco Mediobarbs Birago, SR. ].
Comite, — Nunc vero ab innumeris mendis expurgata,
— additionibus vsque hac defideratis, criticisque oblerua-
tionibus exornata, curante Philippo Argelato, Bononienfi,
Mayland 1730. Fol. — Ad numismata imperatorum ro-
manorum aurea et argentea, a Vaillantio edita, aCl.
Baldinio audta, ex folius Auftriae vtriusque, iisque aliqui-
bus mufeis fupplementum a-Julio'Caefare ad-Comnenos fe
« porrigens, opera Fo/,Khell, e S. J. &c. Wien 1767. 4. —
Vaillants Werk bar folgenden Titel: Numismata im-
peratorum, Auguftorum et Caefarum, a populis, roma-
nae ditionis, graece loquentibus ex omni modulo percuf-
Sa — ceditio altera, ab ipfo auctore recognita, emendata,
Teptingentis nummis aucta, additis ad quemlibet impera- _
torem iconibus. Cui acceflit de notis graecorum numis-
matym literalibus, et altera de nımeralibus explanatio
per Fo. Vaillant, Bellouacnm, Medie, Doctorem &e,
Amfterdam 1700. Fol. Man fehe auch in Raſche's
Lex, num, II. Band. ter Th. unter den mehren Arti⸗
Feln des Wortes Imperator, ©. 659 ff.]
Nummi vrbium et populorum 'folcher Völker, die
‚aurevono; heiffen, was bey ung heuf zu Tage z. B. die
freyen Neichsftädre find, Es waren Städte, die das
echt harten, Münzen zu prägen. Städte, die unter
Nom gehörten, harten diefes Recht nicht. - Doch Fießen
fie bisweilen Münzen zu Ehren eines großen Mannes
ſchlagen? ſolche Münzen haften aber nicht audtoritatem
publicam,
»umi coloniarum, die Mflanzftädte hatfen immer
Pas Symbolum ihrer Mutterſtadt. Z. B. das zerſtoͤhr⸗
fe
t
.
u
r
X
“
De re numaria, *
‘te Korinth, als es wieder aufgebauet wurde, nantıre
ſich colonia,
Coloniae militares nahmen immer von ihren Stifs
fern den Beynamen an, 3. DB. colonia Traiana; Julia,
Sie find öfters nur mit einem Buchſtaben ausges
druckt.
Auch die Griechen und die Phönizier haben Kos
lonien ausgeſchickt. Man rechner aber felßige zu den
‚numis vrbium.
ef. Fo. Foy- Vaillant numismata aerea imperatorum
Auguſtorum, Augulſtarum et Caefarum in coloniis, muni-
cipus et vrbibus iure Latio donatis. ° Parif, ſumt. audoris
1688: fol. [Ein anders fhägbares Werf des Vaillant,
numismata imperatorum &c. ift Furz vorhero angeführe
worden.
Anfänglid , gleich bey der Wicderherftelung der
Wiſſenſchaften, bekuͤmmerte man ſich nicht viel um die
numos vrbium et populorum; jezt aber ift man aufmerfs
‚famer auf diefelben.
Aus den numis familiaribus hat man viele vorher
unbekannte roͤmiſche Geſchlechter entdeckt z. B. familiam
—
8. I
Man muß auf den Muͤnzen beyde Seiten fehr ge—
nau betrachten, wenn man ein richtiges Urtheil faͤllen und
ſie recht benutzen will. Vorzuͤglich in dem Falle, wenn
man den Gang und die Fortſchritte der Kunſt darauf zu
bemerken willens iſt. Hierzu gehoͤrt hauptſaͤchlich einige
Kenntnis von der Zeichenkunſt. — Liebhaber ſchaͤtzen
die griechiſchen Muͤnzen immer weit hoͤher als die roͤ⸗
miſchen.
€. 15,
Die Geſichtsbilder müffen von vornen und im vol⸗
Ten ausgebreitet feyn: das heißt, es muß nur eine Seite
h des
248 Part. II, Cap. IV,
des Geſichts ausgedruckt worden ſeyn. Man ſagt kunſt⸗
mäßig: fie müffen in Profil ftehen,
Man fann ausden Münzen den Gang der Zeichens
kunſt beurteilen, wie fie von einem geringen Grad ge⸗
fliegen, wie fie ihre vollfommene Ausbildung erhalten,
und wie fie wieder gefallen, [Man fehe Klo Beytrag
zur Gefchichte des Geſchmacks und der Kunft aus Muͤn⸗
zen, Altenburg 1767. 8.)]
Herr von Schubmann, der ſich bey Görliz auf-
hält, und ein ſtarkes Münzfabiner befige, hat ein Bud)
‚von griechifchen Münzen herausgegeben, und von der
Kunft mie Geſchmack geurtheilt. Alle Münzen find von
ihm ſelbſt gegeichner und geftochen worden, Das Buch
ift 4. Ferner ift des Spanheims Werf de vfu et prae-
ftantia numifmatum zu Unterfuchung der Münzen fehr
brauchbar, Man finder auf Münzen ‚öfters die Urfache
angegeben, warum und bey welcher Gelegenheit fie'ges
fhlagen wurden? So bat man vom Kaifer Veſpa⸗
ſian eine Münze, mit der Auffchrift Fudaea capta: vom
Auguſt eine Afa recepta und d. m. Dergleichen Eurze
Auffchriften ruͤhmt fonderlich Addifon in feinen Dialo-
ques upon the Ufefulnefs of ancient Medals, *) mworins
nen uͤberhaupt fehr viel erefliche Anmerfungen zu finden
find. Man fann aus den Münzen, hauptfächlich aus
‚den Kaiſermuͤnzen ‚öfters fehon den fitichen Charakter
kennen lernen. Dieſes beftätigen 3. B. Münzen vom
Yiero, Jakob Spon hat eine franzöfifche Differra-
tion über die Phyſiognomie eines jeden Kaifers gefchrie-
ben. Differtation de Putilit€ des Medailles, pour l’etude
ele la phyfionomie **). Auch Kiebe bar hiervon gehandelt,
a — FGerner
) Joſeph Addiſons Geſpraͤche von dem Nutzen und den Vor⸗
zuͤgen der alten Münzen, aus dem Engliſchen uͤberſetzt von IM.
G. mwilb. Poͤtzinger, Bayreuth, 1740. 8.)
) [Heufinger ließ fie in ſeiney Ausgabe Julians Caeſarum ©.
231 ff. wieder abdrucken. Man hat auch vor einigen ah
ten eine lat. Websrfegung davon befonders gedruckt erhalten.)
}
|
|
\
De re numaria, 285
Serner finder man auf den Münzen Figuren großer
Perſonen, gewiffer Gortheiten, erdichtetee Helden, und
Ungeheuer; ja es Fommen auch perfonifiziree Tugenden
und Eigenfchaften mie ihren Attributen vor, 3.8. Pietas,
Fufiitia, &c. Man ficher auf den Münzen Figuren und
Sadhen, die ehemals gebräuchlich gewefen, z. B. zripo-
des, apices, Simpula, 3.8. ob ciues feruatos ; fignis re.
pertise Mit zwey, drey Worten ift öfters eine fchöne
Idee angezeigt: Auch die rim fuffragandi finder man
auf Münzen angegeben. IR ’
, Bey der Malerey ift eine Kenntnis von Minen
nothwendig. Schon ehemals entlehnten die größten
Künstler die Schildereyen davon: und entwarfen dag
Achnlide aus den Münzen. - Ein großer Maler muß
vorzüglich Antiken ftudire haben. | |
Toreggi, BRaphael von Urbino, le Bruͤn,
Rubens, thaten folches. Auch zur Baukunſt dienen
die Münzen. Viele haben behaupten wollen, die Alten
härsen die Perfpeftiv nicht verſtanden: alein aus ihren
Zeihriungen und Ausführungen kann öfters das Ges
gerieheil erwiefen werden.
bonis temporibus: i. e. Furze Zeit vor und nach Chris
fti Geburt find die römifhen Münzen fehr fchön. Die
beften Münzen, ſagt unfer Verfaffer, wären im 7. 8,
und gren Jahrhundert geſchlagen worden: Dies ift von
Erbauung der Stade Nom zu verftehen, Ueberhaupt
bezieht ex fich hier mehrentheils auf römifche Münzen.
Die Münzen zu Auguſts Zeiten find befonders fehe
ſchoͤn. — Unter den Griechifchen find hauptfächlich die
in Sicilien geptäge worden, die fhönften. Die Arbes
nienfer arbeiteten ihre Münzen immer beffer aus, als
andre Völker. Ja, die Roͤmer ahmren die Griechen nur
nach: aber ihre Münzen enthalten viele fadta, die ung
fonft unbefannt ſeyn würden,
Selbſt zur Erfindung neuer Münzen find die alten
ganz vorzüglich zu gebrauchen, weil man durch den Feif«
| ſigen
286 Part, IL, "Cap. IV,
figen Umgang mit ihnen an das Schöne der Erfindung
und Bilder gewoͤhnet wird. Frenlich Fönnen nach uns
fern polieifchen Einrichtungen, nur wenig Gelehrte hier«
von Gebrauch machen. et
Man hat in den nenern Zeifen die Gefchichte gros
Ber Herrn, durch Münzen erläutere dargeſtellt. So has
ben wir z. B. Hifloire metalligue de Lowis XIV. Aber .
Erfindung und Zeichnung, Attribute und Auffchriften, 7
find vielmals nicht zum Beſten gewähle: Doc fommen
auch unter der Menge ſehr fehöne Stücen vor. Diefes
Werk Fam zu Paris 1702. in groß Fol. heraus. Die
Münzen gehen von Ludwigs Fugendjahren an, bis in
fein ziemlich hohes Alrer, Es war eine Borrede dabey
befindlich,, die der König aber bey der Dedifarion gleich
las, und am Rande vieles anftrich oder darzu fehrieb,
deswegen wurde fie von dem Werf ganz weggelaflen. Dur
bey wenig Eremplaren, die zu frühzeitig verkaufe, oder
verſchenkt worden waren, ift fie befindlih. — In Hole
land wurde diefes Werf, aber ohne Vorrede, wieder
nachgedrudt.
An England hat man auch eine Gefhichte vom
König Wilhelm mir Münzen erläutert; fie iſt aber niche
fo gut, wie die vom König Zudwig. r
$. 16 ‘
Die Münzen haben zu gründlicher Erlernung ver
fchiedener Wiffenfchafren, ihren großen und mannigfalti—
gen Nugen, 3. B. ——
in Grammatica, ) fo ſchrieb man ſonſt Seleucur Ni-
canor, muß heißen, wie mar aus Münzen erfehen, M-
cator; ferner Prolomaeur, es muß beiffen Prolemeus,
& in
*) [Wie man aus Münzen den Gebrauch und Abwechſelung der
kat. Ortbographie und die Kenntniß der alten Schriftzuͤge erler⸗
nen
'De rernumaria, 387
in hifloria vniuerſa, 4 B. in Sicilten ift eine uns
bekannte Königin, Pbiliffis gewefen, deren in feinem
Buche Erwähnung aefhieht: man hat fie blog aus Muͤn⸗
zen, und einer Auffchrife in der Sammlung des Prens
cipe di Torremuszja Eennen lernen, Sie fährt auf einem
Wegen mit 4 Trinmphpferden.
in geographia, viele Städte und $änder find uns
unbefanne gewefen und durch Münzen entdecke worden,
Harduin und nod mehr Pellerin haben durch Münzen
viele Staͤdte entdeckt.
in chronologia. Ohne Münzen wuͤrden wir in der
Chronologie noch weit zurück ſeyn, hauptfächlich, da die
Syrer, Macedonier, Griechen und andte Völker ihre
eigne Rahrrechnung haben, — Aera Seleucidarum
nannten die Syrer ihre Rechnung, Sie geht ı2 Jahr
nad) Alexanders des Großen Tod an. — Einige Voͤl—
Fer druͤckten das Jahr durch E. aus, welches Eros i. e.
annus heißt. Ferner einige Münzen find mit einem A.
gezeichnet, welches Auzzßas d. i. annus genennee
wird, — Unter den römifchen Münzen find hier vor⸗
züglich die numi Caefarei zu gebrauchen.
Auch in ritidus publicis baden die Münzen viel Licht
verbreitet. Man Fann öfters viele Arten von Gebraͤu—
chen lernen, z. B. decurfio heißt eine Revuͤe der Kavals
lerie; allocurio eine Anrede der Kaifer an die GSoldaren
im Lager. Auf Münzen has man die Täfelgen zum Bo»
tiren
nen koͤnne, zeigte M. Chriſtian Frider. Ruhe, in ſpeeimine
philologiae numismatico- latinae primum, quod e nummis
Romanorum vett. in primis in ſplend. thefauro Arnſtadio
Schwarzburgico obuiis confignauit, aliisque monumentis
ammaticorumque placitis illuftratum dedit, $ranff. und
eipzig 1708. 4. Die Fortfekung habe ich nicht nefehen. Ar
. Prinzen Torremuzza Werke ift au) vieles, fo zur griech. Das
Täographie gehört. |
238 Part, II, Cap. W.
firen vorgeftelee ). Auch verfchiedne Fefte find auf den
Muͤnzen angegeben.
Um diefe angezeigten Sachen Fennen zu lernen, find
folgende Bücher brauchbar:
Ezechiel v. Spankeim, de vfu et praeflantia numis-
matum, Es fan 1664. in 4. zu Nom heraus. Die
zweyte Ausgabe erfchien 1672. zu Amfterdam. Ueber
der dritten Ausgabe ftarb Spanheim. Der erfte Theil,
‚welcher zu London gedruckt wurde, war fertig, und der
zweyte blieb liegen, bis er 1717. zu Amfterdam aufge-
legt, und der erfte Theil darzu gefaufe wurde.
Froelich, hat unter dem angenommenen Namen
Debiel, Quatuor tentamina in re numaria 1737. in 4. hers
ausgegeben. Ferner haben wir von ihm: annales Syriae
e numis illuftrati, Er har in feinen Werfen mit de nu-
mis et numorum vfu gehandels
Triftani commentarius ja hiftofiam Imperatorum,
Ein Werk, das im 16ten Jahrhundert gefchrieben, und
in welchem alles aus Münzen erläutert worden.
Seinr. Noriſius war Kardinal und ſchrieb chro-
tiologiam Syro-Macedonicam; ferner Cenotaphia Pifana.
Pagi in Critica- Antibaromiana, hat viel aus Muͤn⸗
zen erwiefen. Er fihrieb auch differtationein hypaticam,
deu de confulibus Caefareis &c. $eiden 1682. 4.
D. Oslentin Ernſt Löfcher, Superintendent zu
Dresden, hat in feinem Stromat- viel brauchbares aus
Münzen erläutert. Auch D. Depling, Superintendene
in $eipzig, hat in feinem Obferuationibns Sacris viel aus
Münzen erwieſen. [Desgleihen M. Gottlob Krom,
Ä 3eibich
*) [Husfügrficher zelgt den mannigfaltigen Nutzen dee Münzen
und führt fehr viele theils hieher, theils aud) zu dem vorherges
henden Paragraphen gehörige Schriften an ein Ungenannter
in folgendem Buche: Rei Romanorum numarlaetömpendium,
iuuentuti findiofae ad diiudicandos numos adornatum, va-
ee nn — *
xiis obferuatt. Mufßratüm, Ubrisque, qui eam rem copio-
fius tradunt, ex omni fciehtiarum genere inſtructum, Dress
ben und Leipzig: 1753. 8. I, Kap. Sr 41 ff]
!
De re numaria, 289
Zeibich in Obfl. ex numis antiquis facris, difp, Wittenb.
1745. 4. von Öeflen u. a.]
Morelli fpecimen vniuerfae rei numariae antiquae,
Leipzig. 1695. 8.
Monf. Fobert Science des medailles 1737, mie den
Anmerkungen des Monf. Bimard.
Zaccaria Ifituzione antiquario - nuınaria,
Auch in den Commentariis der Audorum claflico-
rum, ift von vielen manches aus Münzen erklaͤret wors
den z. B. vom
Datinus, im Svetonius; vom
Laurentius Beger, im Florus; vom
Spanheim, im Callimachus, Ariſtophanes, (nach
‚der Küfterifchen Ausgabe,) Julius Caͤſar u, ſ. w.
§. 17.
Die Münzen find Denkmaͤler und Urkunden, wel—⸗
che zu einem gewiffen Andenfen oder Gebrauch geprägt
worden find. Will man von ihnen einen rechten Ges
brauch machen, fo muß man fie, wie jeden andern Bes
weiß, prüfen, um die ächten von den falſchen Muͤnzen
zu unferfiheiden.
Man finder fünferley Gattungen von untergefchobe-
nen Münzen. *)
1) Einige find in den neuern Zeiten ganz falfch erdichter
und geprägt worden, die niemals eriftire haben; doch
fo, daß man Alter und Koſtum har erhalten wollen.
2) Undere find nady dem Gepräge einer alten wirflichen
Münze, nur nicht in gleicher Größe und Metall nadj«
gebildee und gefshlagen worden.
3) Mars
*) (Man} vergleiche Ehrifts Abh. ©. 167. 10. Beauvais
Abhandlungen, wie. man ächte alte Münzen von nachgemach⸗
ten unterfcheiden Fann, aus dem Franzöfiichen mit Anmer⸗
kungen und einem Berzeichnif von dem Werth und der Sel⸗
senheit aller alten roͤm. Kaiſermuͤnzen. Dresden 1791. 4.)
290 Part, IL Cap W.
3) Manche ind nach wirklich alten Münzen abgeformt,
und nur im andern Metalle nachgegoffen werden,
4) Gicht es Münzen, die aus zweierley Metall Fünfte
lich zufammengefege worden.
5) Einige find wirklich alt, aber auf dem alten Stem—
pel find fie mie Huͤlfel des Grabſtichels verändert und -
verfchiedenes daran verderben worden, weil man ent⸗
. weder an der Figur, oder .an der Schrife ändern
„. wollen. 5 |
adnr, 1) Durch das Unſchickliche Fann man fie Fennen,
fie werden weder Farbe, Größe noch Schwere des
Meralls haben. Die Buchſtaben find niche gut und
regelmäßig, die Figuren haben nicht die fehöne,
fefte, Forrefte und edle Zeichnung. Dergliihen Miss
geburten findet man 3. B. vom Julius Caͤſar: auf
der andern Seite ſteht ein Kranz und die Buchftaben
V. V. V. veni, vidi, vici; ferner vom Auguſt, auf
der andern Seite mit der Auffchrift: feRina lente.
ad ar. 2) Diefe Garrung ift niche ganz falſch, nur find
fie nach antifen Srücen nachgemacht und koͤnnen mit
- ans dem Unfchieflichen beurrbeile werden, Man muß
folgende Stuͤcke genau betrachten:
1) Das Werell.
2) Die Umriſſe in den Seichnungen der Figuren, ob
die korrekt find; und
3) die Schrife, die darauf vorfomme Bon fal«
ſchen Berrügern, die dergleichen Münzen unterges
ſchoben haben, find vorzüglich bekannt i
Johann Cauvinus, ein Staliener, gemeiniglich Il
Paduano, war ein großer Münzberräger, Man
nennt die von ihm nachgemacheen Münzen Da-
duaner.
Lorenz Carteron, vor Parma, und daher Il Par-
miggiano; ferner Victor Gambelli; Lellini; Bon-
fogna &c. —
*
De re numaria; 591
In den neuern Zeiten die fo genannfen autiquarii
in Nom, Ciceroni genannt. Es find Männer, die
junge fremde Herrn in Kom herum führen, ihnen Als
terthuͤmer zeigen, und fich der guren Gelegenheit, fie
mit falfchen Münzen, welche fie gemeiniglich bey ſich
‚zu fragen pflegen, zu hintergehen,
ad nr, 3) Diefe Gattung rechnet man ad numos fufos,
Man hat dergleichen in Erzt, Silber und Gold. Sie
werden durch.die Kennzeichen der Guͤße leicht erkannt,
wenn man voraus ſezt, daß die alte Muͤnzen mit dem
Hammer geſchlagen worden find;
) Das Feld daran iſt rauch, wegen des Sandes der
von der Form zuruͤck geblieben.
2) Die Figuren und Schriften ſind nicht ſo fein
und korrekt, auch die Buchſtaben haben unten geſpal⸗
tene Fußgen⸗
3) ft an den gegoſſenen Muͤnzen der Rand umfeilt,
oder mit einem Hammer rachgearbeiret und gefchlagen
worden. — Wenn fie gegoffen werden, ſetzt ſich an
der Oefnung, wo das Metall hineinlaͤuft, ein Knoͤpf⸗
gen an, welches abgezwackt werden muß. Derglei⸗
chen Guͤſſe gerathen in Gold cher als in andern Mes
fallen. Die Berfälfcher geben auch) den Münzen bis:
weilen einen Firnis. Der Firnis anf den achten alten
Kupfermünzen ift grün und manchmal dunfelrosh, und
man Fann ihn von der Münze nicht wegbringen: der
nachgemachre aber hat nicht das Seine, und ifk fett
und weih, und man Fann den Firnis nach und nach
abwafchen.
Wenn. man auf fildernen und goldenen Münzen,
auf der einen Site das S, C.i. e. SCtum finder, fo iſt
es immer ein Kennzeichen des Betrugs.
adnr, 4) Wenn aus zwey wirklich ächten aber gemeinen
Münzen, eine dritte zufammen gefegt wird, daß dar«
aus gleichfam eine neue Münze enfteht. Dirgfeichen
Münzen muß man en am Rand unterſu⸗
chen.
292 Part, I, Cap. IV.
chen, denn man Fann fonft häufig hinfergangen wer⸗
den. Hat man gegründeten Verdacht, fo nehme man
einen fcharfen Grabftichel und fprenge fie auseinander;
find fie zu feft gekittet, ſo nehme man eine Seile. Der»
gleichen Münzen enthalten immer etwas rares, und wers
den fehr theuer von Leuten, die es nicht verftehen, bezahle,
Sie werden am Rand abgefchliffen, und wenn dies
geſchehen, feſt zufammengefisret. Uber das leichte
Gewichte, die Glaͤtte, und Künfteleyen am Rande,
verrathen den Berrug.
Jobert harte einen Domitian von der Ark, auf
der andern Seite war ein Amphitheater,
Volkmann in feinen Nachrichten von Sralien
führe auch dergleichen Münzen im Modenefiichen Kas
binet an.
adnr. 5) Wenn entweder an einer wirflich alten Muͤn⸗
ze gewiffe Buchſtaben, oder Lineamente, oder Die
Haare geändert worden; oder eine gemeine Münze in
eine felene verwandelt wird, Man muß vorzüglich
auf die Buchftaben Achtung geben, ob fie nicht gefün-
ſtelt oder verändere find; ferner ob die Münzen niche
Vertiefungen hierdurch bekommen haben. So find
3. B. die Münzen vom Gordiano Afro Bater und Sohn
fehr rar, weil fie zufammen nur Furze Zeit regierten.
Die Münzen aber vom Gordiano Pio find häufig. Da
hat man aus Pius öfters Afer gefünftele. Ferner auf
Münzen auf den Philippum Thracem hat man etwas
in der Phyfiognomie geänderf, und Aemilianus daraug
gemacht. Aus den Münzen des Kaifers Nero in
Kupfer har man durch Veränderung Orbones gemachk.
(Die Othones in Erzt find fehr rar, und werden höher
als goldne und filberne Münzen bezahle 9. *
tho-
») TEbiflet in feiner Abh. de Othonibus aereis, Anttverpen
1651. 4. und andere läugnen ihre Dafeyn. Schlager in der |
Vorrede Über das Numophylacium Burckhardianum , worin»
nen
De re numaria, 293
Otbonibus graecis hat man latinos gemacht. Es giebe
gewiſſe ächte Orbones, nur find fie fehr rar, Pellerin
har angemerkt, daß cin gewifler Venetianer 20 Stuͤck
Othones befige, Der feel, Erneſti fol auch einen ge⸗
habe haben; und unfer Prof. Defer will auch einen
aͤchten befigen. — Die Münzen des Ditellius find
rar; indeflen erzähle man, ein Bauer habe bey Rom
einmal eine ganze Küfte vol folher Münzen gefuns
den. Es ijt möglich, daß vielleicht feine Kriegskaffe
da vergraben worden. — Auch die Münzen vom
Peſcennius Niger find fchr rar, aus welcherley Me—
tall fie auch feyn mögen. Man muß Münzen, die
nicht häufig vorfommen, beym Verkauf fehr genau
prüfen, weil man fonft fehr leiche binrergangen wer—
den kann. Eine Münze, welche falfh ift, muß
nicht allemal fehlechrerdings verworfen werden, zumal
wenn fie gut gemacht iſt: nur darf man fich nicht date
auf beziehen. IS.auch Rafche’s Lexicon. rei num, unter
dem Wort, Impoftura, zrer Theil, des zen Bandes
©. 691 ff. ]
T3 $. 18.
8
nen eine beraleichen Münze vorfommt, fucht ihre Aechtheit zu
Sewerfen, und Eckhel in Anfangsgründen zur alten Numis—⸗
mat. ſchreibt ©. 80. „Es giebt ihrer ziemlich viele, die aber
nicht zu Nom, fondern zu Antiochta in Syrien oder zu Ales
gandria in Heanpten gefchlagen wurden. Unterdeſſen giebt es
feine von roͤmiſchen Bepräge in Aerz, wovon man bie
wahre Urſache nicht angeben kann. — Alle die Othonen
von Aerz welche die Seftalt eines esmifchen Schlages haben,
find von Verfälichern nachgemacht worden.“ Doch änderte
Chiflet nachhero feine Meynung. Man ehe Burc. Bortbelf
Struvs Bibliothecam numismatum antiquor. etc. Sen
1693.12.©.55 f. — Mehrers von den ähten und nach⸗
gernachten aereis Othonis nummis und dem Streit darüber
findet man in Raſche's Lex. rei num. unter dem Wort, Orbo,
im Fr Theil des zten Bandes S. 235 ff. befonders ©.
2S5ıf.
294 Part. IL Cap. V.
5 18.
Die Schwierigkeit alte Münzen zu leſen, beruher
bhauptfählich auf den Abfürzungen der griechiſchen Muͤn—
zen. Die römifchen Siglae und abgefürzten Worte find
leihter, So finder man z. B. auf dergleihen Münzen
P. P. i, e. Pater Patriae: Tr.P. i.e. Tribunitia Poteflas ;
S. P. Q. R. i. e, Senatus Populysque Romanus; P, M. i. e.
Pantifex Maximus.
Abgekuͤrzte Wörter find z. B. Imp. i, e. Imperator;
Caef. i. e, Caefar, — ©. die oben angeführten Numis-
geſfuh
mata. — &c. Auctore Vaillant, Der Appendix an
dieſem Buche de notis Graecorum numismatum iſt ſehr
brauchbar, 3
Rafche hat ein wortrefliches Lexikon der alten Aus
mismatif in mehrern Octanbänden herausgegeben. [Der
Zirel des Werfes ift; Lexicon vniuerlae rei numariae ve-
terum, et praccipue Graecorum ac Romanorum cum ob-
feruatt, antiquariis, . geographicis, chronologicis, hiftori-
eis, eriticis, et paflim cum explicatione monogrammatum
— !eipzig 1785. 8.)
Froelich hat in feinen annalibus Syriae einen Anhang
de notis intelligendi numos graecos. Pellerin har diefen
Catalog vermehrt, Beyde gehen blos auf griechifche
Münzen. Re
[Ein gutes Huͤlfsmittel ift: Lexicon abruptionum,
quae in numismatibus Romanorum occurrunt, ſtudioſae
inuentuti ad explicandos numos adornatum variisque obfl.
illuſtratum. Nürnberg. 1777: 8. Etwas bringe Struv
in dem angeführten Buch, Kap. 5, mehrerg aber Raſche
in dem öfters angemeldeten Werke durchaus, bey.]
Man has Münzen, wo auf der Küdfeite, fonder;
lich in der Erergue einzelne Buchftaben ftehen, die mar
nicht allemal zuverläffig herausbringen kann. Es find
gemeiniglich Eonfonanten ohne Vokal. Diefe Are zu
figniven Fam unter dem Kaifer Probus auf. Die cine
zelnen
De re numaria, 295
zelnen Buchftaben zeigen gemeiniglich die Werkſtaͤtte ans
10 die Münzen geprägt worden, z. B. . . N. O.P. heiße
Conflantinopoli obfgnata Pecunia, Hier läßt ſichs allen«
falls erklären: [Wie verſchieden aber jene Buchftaben
ausgelegt worden find, findet man Furz bemerfe in Fa⸗
briz. Anm, zu Bandur. Bibl. num, ©. 38,1
Diele haben von folchen Bucftaben wunderbare
Erklärungen gemacht, wie 5. B. Harduin, und noch
felener, Poinfiner de Sivry, Allein ſolche Muchmaffuns
gen ftügen fich immer nur auf feichte Gründe,
Um den Innhalt der Münzen richtig zu verftchen,
muß man hiftorifche, geographifche, chronologifche, und
mythologiſche Keuntniſſe zu erlangen ſuchen. Beſonders
iſt es auch von großem Vortheil, wenn man von der Zei—
chenfunft etwas verſteht, um das Schöne, Kichtige,
und Rorrelte richtig beurtheilen zu koͤnnen.
; $. 19%
Matı muß zu diefen Studium gewiffe Bücher has
ben. Unſer Verfaſſer macht bier zwey Klaffen. Er
nennt nemlich in diefem $. Diejenigen Schriftfteller, die
von den Münzen überhaupt gefchrieben Haben; und int
folgenden, Die einzelne Abtheilungen derfelben abgehandelt
aben.
‘ Savot Difcours ſur les medailles antiques. Paris
1720. ing. Ludwig Buͤſter hat diefes Werk ing
Lateiniſche überfege, und dieſe Ueberfegung fteht in Grae«
vi; Antiquitatibus Romanis, Tann II.
Patinus eques D. Marci, introdudtio ad hiftoriam
numismat. Amfterdam 1583. »2. Er fohrieb fein Buch
in Sranzöfifcher Sprache, Es wurde hernach ing Latei—⸗
nifche überfegt. Zugleich ift eine Abhandlung dabey be⸗
finölich de notis et vocum abruptionibus.
Jobert, la Sciance des medailles. Er war ein Je⸗
ſuit, der junge Herrn zu Paris in der Muͤnzkunde uns
Eee Dimard hat Ziſate darzu gemacht, und
T4 o⸗
296 Part, II. Cap. IV,
Joberts Meynung öfters widerlegt: [wird aber nicht
durchaus gebilligt.) Junker har zu Ende des vorigen
Jahrhunderts des oberes Werf lareinifch überfege; und
Rafche, ein Geiftlicher bey Eifenach, har vor einigen
Jahren eine deurfhe Ueberfegung geliefert, die aber
nicht zum beften gerathen. Wire Catalogus numorum
Bodleianorum,
Rinkius war. aus Leipzig gebürtig und Beſitzer des
Ritterguts Stoͤtteriz. Er wurde Prof. zu Altorf, und
ſchrieb ein Werf de cognitione rei numariae,
Antonii Auguftini® dialogi de antiquitatibus Romanis
et Hifpanicis in numis, Diefes Werk ift eigentlich in
Spaniſcher Sprace gefhrieben [und zu Taracco 1587.
4. erſchienen.) Er war ein Mann, der um die Willens
fchaften große Berdienfte harte,
Andress Schottus bat iu Antwerpen 1617, Fol.
die lateiniſche Ueberſetzung gemacht, und Jac. Biaͤus die
Münzen in Kupfer geſtochen. Es iſt auch ing Italieni—
fhe vom Ottabiano Sada überfegt worden, [Rom
1592. Fol]. 1
Zaccaria, Iftituzione antiquarjo-numismatica, Kom
1772, in $.
[Ein wichtiges Werk, fo aus 7 Theilen beftehen fol,
ift: Dodtina numorum veterum conferipta a Fofepho
Eckhel, — pars , — Wien 179%, 4. — vol, UL
1794. &e.]
Wenn man das Münzftudium recht gründlich freis
ben will, fo find Bücher, aus denen man Münzen: fen«
nen lernt, nichr-allein hinreichend, fondern man muß
die Münze ſelbſt fehen und einen recheen Gebrauc davon
machen lernen.
$. 20,
Eine andre Klaffe von Büchern find, wo die Müns
zen durch Kupfer erläutere werden. - Hieher gehören:
I) ad
De re numaria, 297
I) ad numos Caeſarum:
Mezzobarba, oder lateinifch Mediobarbus, er lebte
im vorigen Jahrhundert und ftellte feine numos Caelarum
1683. zu Mailand ang Licht. Vom Cneius Pompeius
fängt er an, und gebt bis auf die fpäcern Kaifer fort,
Bor der Beſchreibung eines jeden Kaifers ftehr allemal
eine Münze, die das Bildnis deffelben enthaͤlt. Doch
find die Münzen öfters mangelhaft angegeben. Angeloni
har diefes Werf verbeffert, und ralienifch unter dem
Zitel herausgegeben: L’hiftoria Augufta da Giulio Ce-
fare a Conftantino il Magno a Francäfco Angeloni, —
1730. ift zu Mailand noch eine beffere [die ſchon oben ana
oefügree] Ausgabe, worinnen die Chronologie berichtiget
worden, herausgefomnten,
Valens, i. e. Vaillant, ein berühmter Arzt in Frank⸗
r.ich, hat fih um die Numismarif fehr verdiene gemacht.
Wir haben von ihm Numismata Imperatorum graecorum ;
ingleichen Numismata Imperatorum Auguftorum et Caefa-
rum, a populis romanae ditionis graece loquentibus,
‚Patini Werf der Kaiferhiftorie,
Andreas Miorellus, ein gelehrter Schweizer,. der
in feinen jüngern Jahren auf Reiſen gewefen, und fidy
lange Zeit in Italien aufgehalten harte, ſtudirte vorzüge
lich Numismatif. Er zeichnete rreflich, und flach gut
in Kupfer. Er wolle eine allgemeine Münzfammlung
ang Licht ftellen, und fehrieb deswegen fpecimen rei nu—
mariae zu Paris, mworinnen er fein Vorhaben zu erfens
nen gab. Er erhiele vom Ludwig XIP. den Auftrag,
fein Münzfabiner zu zeichnen und zu edirten. Bey der
Arbeit unrerhiele ſich der König öfters mir ihm. Da er
aber feine Bezahlung forderte, ließ ihn der Marquis de
Louvois in die Baftile fegen, und alle feine Papiere
wurden ihm genommen. Er kam endlich wieder heraus,
aber feine Papiere erhiele er nicht wieder. Hierauf nahm
fi) der Fürft von Schwarzburg Nudolftade feiner an,
2 s und
298 Part. I. Cap. IV.
und berufte ihn nach Arnftadt, wo er Münzinfpeftor
wurde, Hier wollte er wieder eine algemeine Sammlung
aller Roͤmiſchen Familien und Kaifermünzen veranftalten.
Er korreſpondirte deswegen auch mit den größten Numis⸗
mafifern, und machte feinen Plan nochmals in einem
fpecimine rei numariae befannt. Da ihn aber derSchlag
ruͤhrte, rufte er einen Rupferfteher mie Namen Menzel
nad) Arnſtade, der unter feiner Anführung arbeiten mußs
te. Der Plan und die Zeichnungen wurden fertig, aber
der Kommentar nicht, denn er farb über der Arbeir.
Der Herzog von Gotha Faufre die Rudolftädtifche Samm⸗
fung für 100,000 Thaler, Schläger, des Morells Nach⸗
folger, follte das Werk forefegen: allein ge war niche zu
Stande gefommen. Hierauf Fauften die Wetſteine in
Holland die geftochenen Rupferblarten, und frugen dem
Havercamp und Gori die Ducchfichr und völlige Beats
beitung des Werfs auf, dag unter folgendem Titel edirt
wurde; Thefaurus Morellianus numorum Imperatorum,
cum Schlegelii, Havercampij et Gorii_commentariis, in 5
FB. .
du Cange, Hiftoria Byzantina ex numis &c, Paris
1682. Sol,
Bandurius Tebte im vorigen Jahrhundert in Italien,
und fchrieb: Imperium orientale, Paris in Fol. [wieder
aufgelegt zu Venedig 1729. II. Bände Fol] Er fängt
vom Anfange des zren Jahrhunderts an, und gehe bis
euf di- fpätern Zeiten.
Numismata Romanorum Imperatorum a Julio Caefare
ad Pofiumum et tyrannos, audtore Vaillant.
Mufeum Muſellianum, enthält viele Volker und Kais
fermünzen.
Imperatorum Romanorum numismata ex aere mediae
et minimae formae, defcripta, atque enarrata, per Caro-
Ium Patinum, Argentinae 1671, in Sol. [Seine andern
Ming Werfe f. in Banduri Bibl, aum. ©. 90 ff.]
Begeri
De re numaria. 299
Begeri Thefaurus Brandenburgieus, Coͤlln an der
Spree 1696 —r701. enthält im 2. und 3. Band viel
Kaifermünzen. [Moch feltener ift fein Thefaurus Palati-
nus, Heidelberg. 1685. 5. Er gab mehrere zur alten
Muünzkunde gehörige Werke heraus S. Bandurii bib), num.
©. 170 fi.]
Facob de Bie, numismata Caefarum aurea, a Julio
Caefare ad Heraclium usque, enthält nur Goldmünzen.
[Regum et imperatorum Romanorum numismata au-
rea, argentea, aerca, a Romulo et C. Jul, Caelare vfque
ad Juftinianum Aug, cura et impenfis — Caroli, Ducis
‚Croyiaci et Arſchotani — olim congella, aerique a Biaco
incifa; poft infigni audtario locupletata, et Alberti Rubeniä
commentario illuftrata, cum indicibus copios, - Nunc ob
exemplarium‘defedtum recufa et — denuo publicata: fub-
iedtis Laurentii Begeri annotationibus, Cölln an der Spree,
(Berlin) 1700, Fol. Jac. Osfelii thelaurus ſelectorum
numismatum antiquorum, Quo praeter imagines et fe»
riem imperatorum rom, a C, Jul. Caefare ad Conltantinum
M. vfque, quidquid fere monumentorum ex romana an-
tiquitate in numis yeteribus reflat, reconditum el, Cum
fingulorum fuceindta defcriptione et acurata enarratione,
auctore Fac. Oifelio, IA, Amfterd, 1677, . ;
Rariflima Romanorum a Julia Caefare ad Heraclium
vsque mumismata, quae ex omni genere metallorum difh-
cilia repertu et maximo in pretio funt, Nürnberg 1777. 8.
Nurmismatum imperatorum romanorum a Traiano
Decio ad Conftantinum Draconem ab Anfelmo Bandurio
editorum,, fupplementum, confectum fludio et cura
Hieronymi Taninii, Rom 1791. $ol. mit 12 Kupfertas
fein. In der Yen. Allgem, Litterat. Zeit, J. 1794. nr,
1, 2. finder man eine lange Anzeige davon und neue Sup;
pfemente. — 70. Frid, Schoepperlini — numi antiqui
rariores aut attriti, nunc e tabulis Cron-agelianis ad ra-
tionem temporum produdi et rellituti, obferuationibus
illuftrati. Anſpach 1757. 8.]
WM ad
300 Part, II, Cap. IV,
II) ad Con/ulares,
Fulvius Urſinus, ein gelehrter Staliener war der
erffe, der numos confulares, feu familiares fammlere.
Sein Werk ift überfcehrieben:; Familiae romanae, .quae
reperiuntur in antiquis numism, ab v, c. ad tempora D. Au-
gufti, Rom. 1577. fol,
Carl Darin har diefes Buch mie Münzen ver»
mehrt und verbeffere herausgegeben. Paris 1663. Fol.
Daillant hat auch eine Sammlung nnmorum con-
fularium ausgearbeiter. in Fol, 2 Theile, Amfterdam
1703. $ol, J
Thefaurus Morellianus , enthält auch feine numos
confulares: In diefem Werfe hat More alle feine Bors
gänger weit übertroffen,
UI) ad Regios,
Ä ob, Vaillant. [Das Verzeichniß feiner hieher ges
hörigen Werfe zeige Bandurius in Bibl. num. ©. 135
ff an.
' BR Thefaurus Brandenburgicus, Tom, ı. und 3.
Mufeum Mufellianum Tom, ı. und 4.
Hayms 'Teforo Britannico, ift feiner Seltenheie we—
gen ins Satein zu Wien, vom Herrn Eckhel überfege
worden, unter dem Titel: Haymii Thefaurus Britannicus,
If, oben. }
IV) ad vrbicos et colonicor,
vrbici num, die Sreyftädee fchlugen Münzen, fie
mußten aber dag Recht von dem erhalten haben, der
fie einführte,
colonici numi, die in eigentlichen Kolonien geſchla⸗
gen wurden. Zu den Zeiten der Confulum wurden blos
coloniae ciuicae, unter den Kaifern aber auch militares
ausgeführr,
Die
De re numaria, "308
Die numi vrbici haben Fein Bild eines: regierenden
Fürften, wenn fie ſehr gut find.
Vaillant, in den ſchon angeführeen Büchern.
Harduini numi antiqui populorum et vrbium illuftra-
ti. Paris 1650. und 1709. zu Amſterdam in defjen ope-
ribus feledtis.
Mufeum Mufellianum, enthält in dem erften und
und vierten Bande dergleihen Münzen.
Gerr von Schubmenn bat in feinem Werk ver-
fehiedene ſolcher Münzen angeführt.
Francifei Neumanni populorum et regum numi ine-
diti, collediet illuftrati. [Lıfter Ih, Wien 1779. gr. 4. —
rer Th. acc. Remanorum numi anecdoti et animaduerfio-
nes in vniuerfum opus, 1783. in prächtiges Werf.
Catalogus mufei Caelfarei Vindobonenlis numorum
veterum, diftributus in duas partes, quarum prior mone-
tam vrbium populorum, regum; altera Romanorum com-
pleditur, Difpofuit et Deferipfit Jos. Eckhel. Partt, I. II,
Wien 1779. gros Fol. — ben diefer gelehrte Münz-
Fenner gab mit feinem Commentar. und 10. Kupferta-
feln heraus Syllogen I, numorum veterum. anecdotorum
thefauri Caefarei, Wien 1786. 4.
Begers einzelne Schriften von einigen Voͤlkern
hat Bandurius in feiner; bibl. num, ©, 170 ff. ſchon
angezeigt. |
Ferner gehören hieher:
Numorum veterum populorum et vrbium, qui in Mu-
feo Guil. Hunteri afleruantur, deferiptio, figuris illuftrata,
Opera et ftudio Caroli Combe, S. R. et S. A. Lond. foc,
$ondon 1782. 91,4. mit 68 Kupfert., auf welchen diejenigen
Münzen geftochen fiehen, weiche vorhero entweder gar
noch nicht bekannt, oder nicht richtig abgezeichner waren.
Lettere e Diflertazioni numismatiche fopra alcune
Medaglie rare, della Collezione Ainslieana, (Robert Ains-
bie, Grosbrittanniſchen Geſandten bey der Pforte,) Li⸗
vorno
302 Part; II, Cap. VI,
porno 1789— 1794, 5 Bände in 4. mit 3 Rupfertafeln.
Der Hrransgeber iſt Domenic Seftini. |
Bom Prinzen Kanzecollot, Caftelli von Torıt-
mezza, ift ein wichtiges Werk: Siciliae populorum et
vrbium, regum et tyrannorum veteres numi, Saracenorum
epocham antecedentes. Palermo 1781. gr. Sol. De
Prinz folgte in der Ordnung dem Parura und deflen Ber
befferern. Er ſchaltete diejenigen Münzen ein, welche feit
Havercamp und Dorville’s Zeiten befannt, und auch von
dena Prinzen felbft in feiner Aggiunte alla Sicilia numis-
matica, in Opule, Sicil. XL, f. Band befanne geworden
find. ’
Das von Ernefti und Martini angeführte Dorvifi-
ſche Werk hat den Titel: Fac. Phil. D’Orvilie Sicula,
quibus Siciliae veteris rudera, additis antiquitatum tabulis,
illuftrantur, Edidit et commentarium ad numismata Si-
cula, XX, tabulis aeneis incifa, et ad tres infcriptiones
maiores, Geloam, Tauromenitanam et Rheginam; nd£
non minorum inferiptionum fyllogen — adiecit Petrus
Burmannus,, Secundus, partes II, Amfterdam 1764. Fol.
der 2te Band enthält den Burmannifhen Commentar zu
den dafeleft befindl. abgedrudten Münzen, woraus ein
Sichhaber auch feine Bücherfunde großer und wichtiger
Münz- und antiquarifcher Bücher bereichern Fann.
Tentamen catalogi vniuerfalis numorum Dyrrhachi-
norum et Apolloniatum, opera Schrammii, Zübingen
1791, 4 Der Herausgeber ift der Würtembergifche
Regierungsrath Tap, welcher felbften ein Minzeabiner
befise. ] |
Pellerin hat 40 Jahre lang als Offizier bey dem
Tribunal de la Marine in Frankreich gedient, und große
Bekanntſchaft mit Kaufleuten und berühmten Gelehrten
gemacht. Er bekam einmal einen ganzen Topf Syriſcher
Muͤnzen, die er nach undnach edirte. Sogar der Smyr⸗
niſche Konſul war ihm zu ſeinen Unternehmungen ſehr
behuͤlflich, Er edirte unter dem Titel Recueil * Er ;
allles
De re numaria. 303
dailles antiques fein Werf zu Paris; von 1762, big 1767.
waren bereits 10 Bände fertig. Der 2.3. und Are Theif
enthält numos vrbium et populorum, E;it verfchiedenen
Jahren war er blind: aber er harte noch große Kenneniffe-
von Münzen beym bloßen Anfühlen derſelben ): Seine
große Sammlung ift der Föniglichen zu Paris einverleis
bee worden.
ob. ac. Bestier, ein gelehreet Schweizer, woll⸗
fe eine allgemeine Muͤnzſammlung veranftalten. Er gab
numismata regum Syriae et Macedoniae, ferner numis=
ımata Imperatorum romanorum heraus: Zuͤrch ‚u Fol
ohne Zahrsangabe zc. fünf Theile Das Werf ift wegen
der vielen Kupfer, die aber nicht allemal zum Beßten
ausfallen, theuer, es Eofter 40 bis so Thalr. Man
konnte e3 vor einiger Zeit un 5 Louisd'or befommen.]
Man hat aud) Sammlungen von einzelnen Gegenden,
«DB
. Hubert Golzius befihrich Graeciae eiusque infula-
rum et Aſiae minoris — cum comm. Ludov. Non-
nü, Antwerpen 1620. Fol. Ferner Siciliae et magnae
—— numismata. [Brugis Flandrorum 1576 bey eini«
gen Eremplaren, 1581. Sol. fe Bandur. bibl. num, ©,
19. ff.]
Den Gelehrten waren fonft viele von ihm angeführre
Münzen unbefannt, deswegen zog man fie in Zweifel:
allein ſeit 10 Jahren hat man viel Münzen entdeckt, dig
diefer Mann ſchon angeführt har.
Darute ſchrieb Siciliam numismaticam, Dieſes
Werk ift vom Sigbert Havercamp ins Lateiniſche übers
fee worden: allein der Prencipe di Torremuzza ift damit
nicht zufrieden. Er har die Sicilianiſchen Münzen aufs
neue herausgegeben, [die wir ſchon angeführte haben.]
Der
* [Wie ehemals der Cardinal Albani, von welchem diefes Winkels
mann in feiner ſchoͤnen Sc rift; Abhandlung von der ol
feit der Empfindung des Schönen ie der Kımft und dem!
terricht in derfelben, Dresden 1763. 4, ©. ı2. ——
304 Part, II, Cap, IV.
Der Kanonifus Neumann in Wien hat viele Si-
cififche Münzen erkläre.
Magnan Apulia numismatica 1771,
Bruttia; Lucania numismatica hat Muͤnzen, die da
gefunden worden, erflärt. Ferner milcellanea numisma-
tica, Wir haben auch yon ihm problema de anno natiui-
tatis Chrifti. Kom 1772. Er hat aug einer Münze ers
weifen wollen, Chriſtus wäre 8 Jahr eher geboren wor⸗
den, als man gemeintglich annimme. ]
[In vielen andern Eleinern Schriften werden einzel⸗
ne oder mehrere Muͤnzen beſchtieben. So findet man in
der oben angeführten Sammlung Electa rei numariae ſiue
Teledtae diflertatt, de rarioribus numis antiquis tam graecis |‘
quam Jatinis — — ex gallico maximam partem Jatine trans-
latae et iundtim editae, Hamburg 1719. 4. 35 Kleine
Münsfchriiten meifteng über einzelne Münzen — Yo.
Stanz Bortlob Waldy fehrieb eine Abhandfung de
nummo regis Hieronisantiquiflimo, Jena 1744. 4. Beis-
ler erläuterte in mehrern Abhandlungen die Münzen mit
der Götrin Concordia, und fo viele andre — Celeberr. viro-
rum epiltolae de re numismatica ad M. Zachariam Goe-
zium, ill. Gymn. Osnabr. Rect. datae. Acceflit Mufeum
Goezianum, appendicis loco ad difl. de numis pronuper
iundim editas, Wirtemberg 1716. 8. Doc) dieß wurde
ung zu weit führen, und wir ſchreiben hier Feine Biblio-
shecam numariam.]
$.. 21
Wenn man von den Münzen einen rechten Ge
brauch machen will, fo muß man fich hierzu guter Bücher
bedienen. Befonders find Pellerin und Caylus zu en»
pfehlen. Ferner muß man den Ideengang Fennen lernen.
Auch muß man paffende Anmerkungen machen und Schlüf-
fe dataus ziehen.
/ Man finder auf einer Münze bisweilen zwey Na—
men: dies kommt daher: Renge⸗ Volk und Rense
tadt
'De re numaria, 305
Stadt, nahmen in den neuern Zeiten andre Namen an,
und führten zu Ehren des Altern, denfelben auf ihren
Münzen mit an, z.B. Antiochien und Dergamus :
dies ift der ältere, und jenes der jüngere Name. "ins
Dicia und Stratonicen: dies iſt der jüngere, jeneg der
ältere Name.
Die Koloniften prägfen den Namen ihrer Murrers
ſtadt, famme dem eigenen auf ihren Münzen, z. B. Kar⸗
thago nannte man Tyrus, weil es Pflanzbürger aus
Iyrus angebaut hatten. Ä
Man muß auch Hifforifch Frieifche Bücher Tefen,
Dergleichen find z. B.
Begeri Thefaurus Brandenburgicus. [Nur ift feine
Dialogen: Form läftig.]
Liebii Gotha numaria,
Harduinus de chronologia Caefarum ex 'numis,
Pagi differtatio hypatica.
Spanbeim de vfu et praeflantia numerum,
Froelichii Quatuor tentamina in re numaria, [Eckhel
Raſche, u. a.)
6.522
Das Muͤnzſtudium nahm mie Auflebung der Wiffen.
(haften in Italien feinen Anfang. Franciſcus Petrar—⸗
cha, ein Sraliener legte im 15ten Jahrhundert die exfte
Münzfammlung an. Er war cin fchöner Dichter, der
feine Mutterſprache verbefferee, Zugleich war er auch
Staatsmann und Gelehrter, und unferrichtere andere
Perfonen in der griechifhen Sprache, die er vorher von
einem Mönd) erlerne hatte, M.f. Memoires pour la vie
de Petrarque in 3 Duarsbänden. — Alphonſus, Kö
nig von Arragonien ſammlete auh Münzen: er war ein
gelehreer Herr, und in allen Wiffenfchaften, fonderlich
in der Aftronomie wohl erfahren. Anton. Augufkini
war Kardinal, Er nahm fih er Muͤnzkunde fehr an,
u Vor⸗
306 Part, II, Cap. -IV,
Vorzüglich hat er fich um das Kanonifche Recht Sehr vers
diene gemacht. Cosmus Medicens, fein Sohn Des
trus und fein Enfel Laurentius, haben fich fo wie um
die Wiflenfchaften überhaupt, alfo auch um die Numis—
matif unfterblich verdient gemacht. Unter ihnen lebren
und ftiegen Künfte und Wiffenfchaften empor. Sie war
ren eg, welche die Anlage zu dem Muſeo Florentino mad)«
ten. Gori hat zu diefem Muleo Obfervationen ges
ſchrieben.
Auch in Deutſchland fiengen die Wiſſenſchaften wie⸗
der an zu bluͤhen. Unſer Verfaſſer nennt zuerſt den K.
Matthias Corvinus. Eigentlich aber kann er nicht
zu Deutſchland gerechnet werden: denn er war Koͤnig
von Ungern. Er veranſtaltete zu feiner Zeit die vore
£refliche Bibliothek in Dfen, die die fhäzbarften Werke
und eine ſchoͤne Muͤnzſammlung entbiele. Aber im Jahr
1547 gerierh diefe Stade in der Zürfen Hände, und
wurde ihnen erft 1686 von den Ehriften wieder abge»
nommen. Die leztern plündersen bey diefer Gelegenheit °
die Bibliothek. Und in unfrer hiefigen Rathsbibliothek,
find viele Mſpte, welche die Saͤchſiſchen Soldaten mit-
gebracht haben follen.
Der Kaifer Maximilian machte die Anlage zu der
Faiferlichen Bibliorhef in Wien, und legte zugleich ein
treflihes Münzfabiner an, das big jezt noch ftarfe Vers
mehrungen erhält. Selbſt viele Privarperfonen fingen
an zu ſammlen und zu fehreiben 3. B.
Wilhelm Budaeus ſchrieb: de afle, et partibus
eius, (i. e. de re numaria veteri graeca et latina,) libri V.
[Paris 1514. Fol. eine fehr feltene Ausgabe, und
öfters. ] |
Rechenberg hat es in feinen Werfen wieder mir
aufgelegt.
Joh. Frid, Gronoui libri IV, de Seftertüs, [Leiden.
1691, 4.]
Golzius
A De re numaria, 307
Golzius meldee in der Vorrede feines Numismati-
ſchen Werfs an, daß zu feiner Zeit in Deuefchland 115,
in Sranfreich und den Niederlanden 200 und in $talien
40 Münzfabineree gewefen wären. Mur muß man data
unfer nicht ganze große und berrächeliche Münzfammluns
gen verſtehen.
65. 23.
Die vorzuͤglichſten Muͤnzkabinette Heut zu Tage find
folgende,
Das Föniglihe Parififhe Muͤnzkabinet iſt un⸗
ſtreitig das groͤßte, zumal da die Sammlung des Herrn
von Pellerin darzugekommen; ferner Muſeum S. Genove-
Fae bey Paris, enthaͤlt eine gute Muͤnzſammlung und iſt
vom Hioliner befchrieben.
In Italien find die Mu/ca Vaticana und Tauri-
nenfia berühmt. Wir Fönnen noch hinzufegen das Mu-
ſeum Florentinum, welches ſehr ftarf ift; ferner Neapoli-
tanum, welches dem König von Neapel gehört, und durch
die Sammlung des Duca Baraffe Noia vermehre
worden iſt.
In Sicilien befi iken der Preneipe di Torremuz⸗
za und gewiffe Bifchöffe anfehnlihe Sammlungen.
In England befise zu London die Gefellfchaft
der antiquariorum ein fehr gutes Muͤnzkabinet. Ferner
iſt das
Mufeum Bodleianum fehe berühmt. Wie aud) das
Mufeum Hunterianum , das einem Arzte gehoͤrte,
der feine Semmlung noch für ftärfer und beträchtlicher,
als des Königs von Frankreich hielt.
In Deutfchland zeichnen fich vorzüglich aus:
Das Wiener Miünzkabinee, welches vom Karfer
Marimilian angelegt und bis jeze noch vermehrt wird,
Here Eckhel bar das Verzeichnis davon geliefert.
Ua Dos
308 Part, II. Cap. IV,
Das Berliner Muͤnzkabinet, welches Beger in
3 Fol. Bänden befchrieben; Schott har die Münzen
gezeichnet.
Museum Gothanum, ift eins von den beträchrlichften
in Deutfchland, das aus der Sammlung der Fürften
von Rudolſtadt entftanden. Der berühmte Schläger
war Auffeher darüber: [jege Hr. Geisler.]
Das Dresdner Münzfabinee wurde ſchon vom
Ehurfürft Johann Georg II. angelegt. Friedrich
Chriſtian vermehrte eg: und es foll wirklich fehr be»
trächtliche Stuͤcke enthalten. Doc wird daſſelbe nicht
leicht, gezeigt. Der vorige Auffeher, Hofr. Richter
toollte es befchreiben: allein der Tod übereilte ihn. Mach⸗
hero wurde Waker dariiber geſetzt, [welcher auch geftor-
ben ift.] |
Das Münzkabinet in Stuttgard befige der Her- |
309 von Würtemberg. Es ift feine Befchreibung davon
vorhanden. Die Sammlung des Herrn von Pfau bes
fand fich vor etlichen Kahren auch zu Sturtgard, und
war um 10,000 Gulden zu verfaufen.. — Go hatte
auch in Wittenberg ein gewiffer Tobann Milbelm
von Berger eine fchöne Münzfammlung hinterlaffen.
Auch in Kegenfpurg war eine Sammlung um einige taus
fend Thaler zu verfaufen.
Die Sammfung auf der Zeipziger Rarbsbiblio-
thek ift anfehnlich, befonders enthaͤlt fie viel numos con-
ſulares. Herr Wachter har diegelbe in Ordnung ger
bracht; das Verzeichniß iſt aber nicht gedruckt worden.
Sn BKoppenhagen ſoll gleichfalls ein Muͤnzkabi⸗
net feyn, das dem König gehört: es ift aber Feine Bas
ſchreibung hiervon befannt. |
Die Königin Chriſtina in Schweden, die, tie
bekannt, die Regierung niederlegre, und katholiſch wur.
de, befaß eine fine Bibliothek und ein gutes Münzfas
binet, twelches ‚erfireuer worden. Jac. Voß befam aus
ihrer Bibliothek viele Mſpte, ja er fol fo gar, wie man
——— |
.
De re numaria, 309
behauptet, einige daraus entwendet haben. Das Muͤnz⸗
kabinet der Koͤnigin hat Havercamp lateiniſch, und
franzoͤſiſch beſchrieben.
Ferner ſind noch zu bemerken:
Mucreum Theupoli, eines angeſehenen Venetianers.
Museum Muscllianum,
Museum Honorii Arigonii,
Dis Duca Caraffa Noia Sammlung, ger war ein Nea⸗
politanifcher Herr) har der König von Neapel gefauft.
Des Herrn von Schschmanns Sammlung ift
ſehr gut.
Graf von Wallmoder in Hannover befige eine
fhöne Sammlung.
[Sn Nürnberg ift bey der Sebaldskirche ein Kabi⸗
net, ſo der ehemalige Prediger dahin geſchenkt hatte,
und beſchrieben ift in Sylloge numismatum aureorum, ar-
genteorum, aereorum, quae Antiftes beatifl. Jo. Mich,
Dilherrus eollegio Sebaldino lubens teftamento reliquit,
Nürnberg in 4. ohne Jahrzahl. — vermehrter in OD,
Murr Memorabil. bibliothec. public. Noriberg. &c. mer
I. Nürnberg 1788. ©. 17 ff.
- - Die Hallifche Univerſttaͤt beſitzt das chemelige Prof.
Schulziſche, welches Mich. Gore. Agnethler beſchrie⸗
ben und FE erlaͤutert hat Numophylacium Schulzia-
num diget defcripfit, et perpetuis infigniorum rei nu-
mariae feriptorum commentariis Helstum edidit M. G.
Agnethler, pars prior. Leipzig und Halle 1746. 4. der zte
heil ift meines Wiffens nicht erfchienen. Der jüngere
Schulz, Profeffor zu Halle, hat eine Einleitung in die
Münzwiffenfchafe gefehrieben,
Die Gräfin Bentink befige ein Foftbares Kabinet,
und hat es befchrieben in: Catalogue d’une Colledion de
Medailles antiques, faite par la Cſſe Douair, de Benzink,
nee Cſſe d’Aldenburg &c, R II, Parties, Amfterd. 1787.
4. prächtig gedruckt, und Fam nicht in die Buchläden:
U 3 da⸗
—
—
310 Part. II. Cap. IV.
dahero es ſchon ſelten wird. — Supplement darzu kam
zu Amſterdam 1789. 4. heraus.
Die beyden Hamburgiſchen Geiſtlichen, Goͤtze,
Vater und Sohn, hatten ſchoͤne Muͤnzſammlungen; der
Sohn hat etwas davon geſchrieben. — Eine ſtarke
Sammlung, beſonders alter griech. Muͤnzen beſitzt Herr
D. Münrer zu Kopenhagen u. f. w.]
Man Fann hier die Frage aufwerfen, woher find fo
viele Münzen gefommen?
Man fand fie auf Wegen, auf Feldern beym Adern,
in Weinbergen, in Ruinen von Städten und Häufern.
Die meiſten wurden gefunden, wo ein ganz Depoſitum,
3. B. eine Kriegskaſſe war vergraben worden.
24
ij
Unter den Deutfchen war der erfie, der die Numis⸗
matik vorfuchte,
Joh. Huttich. Er ſchrieb de vitis imperatorum et
Caefarum, &c. [Strasburg 1525. dann 1534, 1537. und
zu Sion 1550. und ı554.] Es ift alles durch Münzen
erläutert. Das Buch Fomme aber felten vor,
Unter den Italienern iſt
Sebaſtiano Erizzo der erſte, der hiervon in: Dif-
corſo fopra le Medaglie degli antichi &c, Vened. 1559.
1563. 4. geſchrieben. Das Buch ift mir Holzfchnitten.
Hubert Golz "Thefaurum rei antiquariae edidit, in
5 Binden, Antwerpen 1575 — 1618. und 1644. in Fol.
Er war ein Niederländer, der viel Münzen befannr ges
macht hat, die wirklich vorger Niemanden zu Gefichte
gefommen waren. Man hatte ihn deswegen auch inBer>
Dacht, als habe er felbft welche erfunden: allein feier meh—
rern Jahren find viele Münzen zum Vorſchein Fom-
men, die fhon Golz angeführer. Man hat auch von
ihm eine Differtation de numis fulpedtis.
Sequinus Seledta numismata antiqua. Paris 1666,
in 4
Eckhels
De re numaria. 311
Eckhels und Neumanns Schriften find ſchon an«
gefuͤhrt. |
Auch Patinus, Beger, Spanbeim, Graͤvius
Pitiscus, Arntzen, Staveeren und andere, haben in
ihren Kommentaren über die auckores claflicos, die fie
edirsen, viel aus Münzen erläuterr.
25.
Mach Solzen haben wir gure Sammlungen erhal«
ten. Einige haben von alen Münzen überhaupt gehans
delt 3. B. Morelli; andere von einzelnen z. B. Pail⸗
Sant. Andre haben ganze Muſea befihrieben. 3.3.
Aavercamp, Deger m. f.w. und noch andere haben
nur felene erklärt, als Sequinus, Eckhel, Neumann
u. ſ. w. Bon Bandurius bibl. num, ift ſchon oben ge«
fprochen worden. Doch fchon vor ihm hat Lakbrus ein
ſolches Berzeichniß befanne gemacht,
[Noch wollen wir einige gute Bücher anführen.)
Metrologie, ou Tables pour fervir a ! intelligence
des poids et mefures des anciens et principalement à de-
terminer la valeur des Monnoies Grecques et Romaines,
d’apr&s leur rapport avec les Poids, les Mefures et le Nu-
meraire, adtwel de la France, par Mr, Rom£ de I’ Isle,
Maris 1789. med. 4. Die griewifchen und römifchen
Münzen werden in Anfchung des Gewichts und Werrhs
mie den franzöfifchen verglichen. Es ift beffer als Ar—
buthnots tabulae antiquorum numorum opera Königii,
Leiden 1664. 4. und Dauctons Metrologie, ou Traite
des Mefures, Poids et Monnoies des Anciens ‚peuples et
des}Modernes. Paris 1780. 4. — Romess Buch ift
meiſtens überfegt, und für die Deutſchen brauchbarer er«
fhienens Wietrologifche Tafeln über die alten Maa⸗
fe, Gewichte und Münzen Roms und Briechen-
lands, nebff dem Verhaͤltniß derfelben gegen be-
kannte Sranzöfifche und Deurfche sur Erklärung
4 alter
—
312 Part, I, Cap, IV.
alter Schriftftellee, nach Herrn Rome’ de l'Isle
von G. Groſſe. Mit einigen Derichtigungen von
HR. Köffner. Braunſchw. 1792.89. Man vergleiche
Die Kielifche neue allgem. deutſche Biblioth., 15 B. ıffer
ZH. 1. Fascic. S. fi — —
SFreyherrn von Draun — gründliche Nach⸗
richt von dem Minzweſen insgemein, ins befondere
aber von dem teurfchen Muͤnzweſen älterer und neuerer
Zeiten, auch von dem franzöfifchen, fpanifchen, nieders
laͤndiſchen, englifchen und dänischen Münzwefen. — zte
verbefferee, befonders aber mie der Dlachriche von dem
Ihwedifhen, ruſſiſchen und polnifchen Muͤnzweſen vers
mehrte Auflage. Leipzig 1784. gr. 8. von Joh. Sriedr.
Blotzſch, in Freyberg.
Joh. Pinkerton's Abhandlung von der Seltens
heit, der verſchiedenen Größe und der Nachahmung alter
Münzen. Eben deffelben rabellarifche UWeberfiche von
dem Grade, der Seltenheit der Münzen alter Völker,
Staͤdte, Könige und röm. Kaiſer. Aus dem Englis
ſchen überfege und mit den nöthigen Kegiftern verfehen
von J. Gottfried Lipfius. Dresden 1795. 4.
Esrl Benjamin Lengnichs Nachrichten zur Buͤ⸗
cher: und Münzfunde. Danzig J. Th. 1780. I, Theil.
1782.89. — Ebendeſſelben Beyträge zur Kenntniß —
Bücher, mit befonderer Nückficht auf die Numismatif.
Danzig 1776. 8. find ſchon oben gelobt worden. —
Eben deffelben neue Nachrichten zur Bücher - und
Münzkunde, Erſter Band. Danzig und Deffau 17892. 8.]
Corollarium.
Zur DBequemlichfeie im Handel führte man bald,
weil der Taufch nicht_hinreichend war, edlere Metalle
ein. Wahrfcheinlich machte man erſt taleas, d. i. Eleine
gehackte Stücke von Erzt, Silber und Gold, die man
einander, nach einem gefchloffenen Vergleich zuwog.
Auf ſchlechteres Metall als Erze, Eifen oder Bley, grub
man
De re numaria. 313
man einen Stier, ein famm oder cin Schwein, und gab
es gleichfam als einen Schuldfchein dem Verkaͤufer, bis
vielleicht derfelbe feine Forderung ſuchte. Dieß gieng
nun wohl in dem Baterlande an, aber nicht bey fremden
Bölfern. Daher mußte man einen Schritt weiter gehen,
und den Werth des Metalls auf eine andere Ark feftfes
gen. Ein jeder Staat war alfo genöthiget, feine gangs
baren taleas zu bezeichnen, um den Werth umd das Ges
wicht darauf zu erfennen. - Man feste an manchen Ors
ten einen höhern, und an andern einen niedrigern Preis
feft. Hierauf gründet fich der Unterfchied des zalenti Attici
maioris, und Attici; ferner der Unterſchied des zalenti
Aegyptiaci und Alexandrini; des aeris grauis und ordi-
narii bey den Roͤmern. Je toher die Sitten eines Volks
waren, deſto fchlechter fiel der Stempel aus, womit man
ſolche Stüde, und zwar im Anfang nur auf einer Seite
ganz ſchlecht, ohne Kunft und Ausführung prägte. Es
Fonnte bisweilen gefihehen, daß mehrere Städte und
Fleinere Staaten einerleyg Stempel brauchten, dadurch
wurden nun die Münzen unter einander unfenntlich:
man ſchnitt alfo den Anfangsbuchftaben des Orts, wo
die Münze gepraͤgt wurde, oder ein Monogramm auf den
Stempel, und legte in felbigen das auszuprägende Stuͤck:
Das Gepräge blieb aber immer auf einer Seite. Def
ters war manches nicht gehörig ausgeprägt worden: man
fieng alfo an den Stempel in einem Stock zu befeftigen:
daher Fam es, daß fich der wahre Stempel ganz aus
drückte, - Weil man ehemals kalt münzte, gefchahe es,
daß die Münzen öfters Riſſe bekamen. Wizleben hat
eine Differtation de numis ineditis gefehrieben, in der eine
Münze vorfommet, worauf die Buchftaben A E. N:
geprägt zu finden. Diefe Münze wird auch zumus ar-
genteus Wizlebianus genannt. Ingleichem in des Kano—⸗
nifus Neumanns Werk tab, 2. no. 9, tab, 5. no, ı.
Dies find vermuthlich Münzen von der erffen einfach-
ſten Are: auf der einem an ift Gepräge, und auf
5 er
ze
314 Part. II. Cap. IV.
der andern find blos Feilſtriche. Mach !diefem ſchnitt
man 2 Stempel, einen tief und den andern erhoben;
fo dag die eine Figur erhoben, die andere aber tief
wurde; nur von einigen Staͤdten in Grosgrie—
chenland finder man vdergleihen. Won diefer Are nun
ift eine fehe alte Silbermüänze der Sybariten, und noch
eine andere.
In der Stadt Merspontum har man fie ſchoͤner
ausgedrückt. Man grub nunmehro verfchiedene einfache
Figuren in beide Stempel. Je mehr Kunft und Ge-
fhmad eine Nation zeigte, defto beffer fielen die Figu—
ren aus, Hierauf fieng man auch an, auf beiden Sei—
ten erhobene Figuren zu brauchen, und Götter, Hel«
den und Menfchen darauf zu prägen: aber es iſt noch
feine Seinheit und Kunſt. Das Auge und das Haar
har fowohl bey göttlichen, als menfchlichen Figuren, noch
viel mangelhaftes, und die Strenge, und faft mürrifche
Simplicitaͤt, find ein Zeichen ihres hohen Alters. Auch
die Buchftaben find roh, und die Schaft gehet mehren»
theils von der Rechten zurkinfen. Winkelmann mein«
te, man müffe von den Starüen gleihfam das Modell
genommen haben. Mach und nach wurde das Gepräge
beffer; befonders fiengen die griechifchen und ficilianifchen
Münzen an, fich vorzüglich ianszuzeichnen. Endlich
ſchmelzte man das Metall und prägte die Münzen warm
aus, um die Figuren beſſer auszudruͤcken. Dan gab ih—
nen Rundung und ordentlich Gewicht. Zu den Zeiten
des Julius Caͤſars und Auguſts war die Kunſt am
hoͤchſten geſtiegen. Zu den Zeiten Hadrians aber fiel fie
wieder, und unter dem Septimius Severus gieng die
Kunſt faſt ganz verlohren. Nach der Zeit praͤgten die
griechiſchen Kaiſer wieder beſſere Muͤnzen, aber ſie hat—
ten ſchlechte Stempelſchneider, die jene Vollkommenheit
der roͤmiſchen Kuͤnſtler in den beſten Zeiten nicht ers
reichten.
Cap,
= 315
Cap, w
De
BITTE
A: operibus literatis, ĩ. e. von Kunſtwerken, worauf
Buchftaben fichen, Fommen wir nunmehro auf die Eünft«
lichen Erfindungen, und Zufammenftelungen der- Fi—
uren.
; Toreutice, eigentlih die Drechslerfunft, Inach
einiger Meinung. ] Hier aber zeige diefes Wort weit
größere und wichtigere Künfte an. Die Torevtik ift
die Kunft, welche aus trodenen, feften und harten Mafe
fen,
*) [Einen Commentar über dieß Kapit. liefern, fo zu reden,
Martini in den Ercurfen zu feiner Ausgabe der Erneftiichen
Archaͤol. ©.247. ff. ©. 258 ff S.265 ff. und ©. 275 ff. (welche
hiebey nachzulefen und zu vergleichen find;) Heyne in Samıns
lung antiquariſcher Auffäße, 2ten St. ster Abichnitt, von
der Torevtik, infonderbeit beym Plinius (wo die Bedeu:
tungen, der Gebraud in den Kunſtwerken und der Unterſchied
der Worte ropevsıs und rorevev, caslare, gelehrt unterſucht
und angegeben, auc) die Erklärungen des Salmafius, Bent:
ley's u. a. geprüft werben,) und X. 5. von Veltbein in:
Etwas über Memnons Bildfäule, Neros Smaragd, Torevs
tik, und die Kunft der Alten in Stein und Glas zu ſchneiden,
als Zuſaͤtze zur Abhandlung über die Reformen in der Mine.
ralogie, Helmſtaͤdt 1792. 8. wo er befonders ©. 52. ff. von
Keynes Erklärung etwas abgeht. Man vergleiche auch
Ebrift’s Abhandlungen ıc. Gter Abfhritt S. 251 ff. und
Kambach zur griech. Archäologie des Potters, 3ter Th. ©,
425 fl
1 CB Part, II. Cap. F.
fen, runde Figuren, ganz runde fo wohl, als halb run⸗
de bilder. [Man fehe unten zum 4ten $.]
Die Plaſtik, bilder aus weichen oder fluͤſſ ig
gemachten Maffen, ebenfalls runde und halbrunde Fi⸗
guren.
Die Malerey, bildet vermittelſt der Farben Koͤr⸗
per auf Flaͤchen.
Die Architektur verfertiget aus verſchiedenen Maſ—
fen Gebäude mancherlei Are, die theils nothwendig,
theils fhön find. Hlierzu ſetzen Doffins und andere Örs
lehrte graphicen, d. i. die Zeichnungskunſt, picturam li-
nearem, oder picturam in buxo ; und glypticen, d. i. die
Schnisfunft in Holz und weiches Merall.
Die Amaglyptik fehneider die Figuren heraus: in
der lateiniſchen Sprache Heißt culpere die Figuren ein»
graben, und fcalpere die Figuren erhoben arbeiten.
. 1
Die Zeichnungskunſt ift der Grund der übrigen
Kuͤnſte: denn es kann ohne diefeibe Fein vollfommenes
Werk vorgeftelle werden. Die Glyptik iſt eine Species
der Torevtik, welche letztere in harte Maſſen bildet:
deswegen heiße fie Matuaria, caelatura, und glyptica.
Und dieß ift die Urfache, warum fie unfer Berfafler nicht
- mirgezähler hat.
Man Fann hier die Frage aufwerfen: ift die Zeich«
nungskunft cher, als!die übrigen Künfte gewefen, oder
har man fihon vorger Figuren gebildete? Goquet hat das
erftere behaupter, weil aus dem Schatten der Dinge, den
fie werfen, Teiche ein Umriß habe gemacht werden koͤn—
'nen: allein Plinius und mit ihm andere Schrifefteller
verneinen es⸗ Denn man hat große Meifterftüce in al
len Sachen geliefert, ohne daß man Riſſe darzu gehabt.
Man fihries fhön, ohne Logik und Grammarif; man
verferrigte Docfie ohne Regeln; ja die größten Kedner
BRAND bilderen fi) ohne Theorie, N z. B.
emo⸗
De Toreutice. 317
Demoſthenes ). Es ift alfo wahrſcheinlich zu ver-
muthen, daß die größten Meifterffüde im Anfange ohne
Zeichnungsfunft verferfigee worden find. Denn wenn
die Künftler in aller Are anfiengen, weniger Genie als
ihre Vorgänger zu zeigen ; darın fing man immer auch)
erft an Regeln feſtzuſetzen *). Die erften Abbi (dungen
von Statuen, waren gleichfam nur ein Kloz » mit eis
nem Fegelförmigen Klumpen, der den Kopfsporftellee,
Aelian in Var. hiftor. Libr. X. 10 ſagt **9): die älteften
Maler hätten zu ihren Stuͤcken fchreiben Runen. was
fie vorftelen ſollten.
u a,
Die Plaſtik aus Thon ift dutch den Schaffen
entftanden, wie Plinius Hift, nat, Libr, XXXV. cap. ı2.
oder fedt. 34, melder. Es fol nemlich eines gewiffen
Dibutades, eines Töpfers Tochter den Schartentiß ih—
res von ihr Abſchied nehmenden Liebhabers, bey einer
Lampe
*) [Ohne alle Einſchraͤnkung iſt dieß wol nicht zu behaupten.]
**) Auch yeu@sw bedeutete urſpruͤnglich nicht pingere, fondern,
wie der Etymologus ©, 411. sı. angiebt, Zueuı, vadere;
fculpere. So auf Dionyfi us Thrax in jeiner arte/grammat.
yerumara Alyeraı dien Fo yorpuprars xc. ——— —
Toxyar Yao ro Zuomı roœgo vols maAdınıs, ws u no —
Nachhero bekam es die Bedeutung Mahlen: darauf endlich
wurde es von Schreiben gebraucht. S. Valkenger in
feinen Anm. zu des Theokrits Adoniaz. & 373. ſ. Daraus
fieht man auch die Stuffenfolge der Runft, und zugleih, daß
urfprünglic” bey harten Maffen oder Materien zuerft ein
gewiſſer Umriß mußte gemacht werden, um eine Figur, Vor⸗
ſtellung herauszubringen. Doch koͤnnen aus Thon oder Wachs
Figuren, Bildniſſe früher verfertiget worden ſeyn, ohne Um—
riſſe zu machen oder noͤthig zu haben ]
***) [oder ein Stein ohne Figur. Caſtor und Pollur waren 2
Hölzer mit einem Querholz zufammengefügt, &. Paufan, VIL.
22. ©. 579. Bronov. ad bafin marmor. Kap. 22.]
er) (Auch Plinius Naturgefch: im 35ten D. sten Kap: oder im
sten Abſchn. ]
318 Part, II Cap. y.'
Sampe an der Wand mit Kohlen abgezeichnet, und durch
den Ausdruck bloßer Striche entworfen haben, um fein
indenfen zu erhalten, Ihr Vater habe daher Gelegen-
heit genommen, einen Kopf, der diefem ähnlich war, aus
Zhon zu bilden. — Hierauf gieng man bey den Gries
chen weiter, man fieng an, alle ‚Glieder und Theile in
Berrachtung zu ziehen. ' Einige wollen den Egyptiern
diefe Kunft zufchreiben: aber, wenn man diefe Figuren
anfichee, finder man, daß fie fteif und einförmig gewe⸗
fen. Die Tfis, ſagt Plato, habe verboten, daß fie nichts
in der Mufif ändern durften, und dies galt wahrfcheins
lich bei ihnen auch im den übrigen Kuͤnſten. Thiere aus;
genommen, haben fie manchmal blos fchon gebildet.
Mie den Ekrusciſchen Werfen ift es nicht viel
beffer, wie der Graf Caylus beweifer. Ihre Zeichnuns
gen find zwar nicht fo fteif, wie der Egyprier ihre, fie
haben mehr Aftion und Leben: doch zeigen fie von kei—
nem großen Genie.
(Man muß nicht alle alte Bafen und dergleichen für
Etruſciſche Arbeit kalten, welche fonft dafür ausgeges
ben worden find. Schon Winfelmann, Hanfarville und
Heyne haben erinnert, und aus einem gleichnachhero zu
nennenden Werfe erſieht man deurlih, daß dergleichen
alte Vaſen in der Ihat von griechifehen Künftlern,
vorzigl. folchen, welche in den griechifchen Colonien in
Sicilien und im untern Italien lebten, feyn verfertige
worden. Das Werk har den Titel: Recueil des Gravu-
res d’apres des vafes antiques la plus part d’un ouvrage
grec, trouves dans des tombeaux dans le Royau-
me des deux Siciles, mais prineipalement dans
les environs de Naples, l’annde 1789. 1790. tirees du Ca-
binet de Ms, le Chevalier Hamilton — avec des obferva-
tions fur chacun des Vafes par l’auteur de cette colledtion,
Tom. I. publi€ par Mt. Guil. Tifehbein, Diredteur|de
l’acad, Royale de peinture A Naples. 1791, gt. Sol. und
61 Kupfertafeln. (Hamilton hatte vorhero —
aͤhnli⸗
Be Toreitice. 319
ähnliche Sammlung, die nachhero nach London in das
Brittiſche Mufeum gekommen iſt, prächtig herausgege«
ben und erkläre) f. Goͤtting. gel. Zeitungen vom J. 1793.
St. 52. und 53. DieBafen ſind hier meiſtens Urnen. Weil
aber auf ihnen häufig Bacchanalien vorgeſtellt werden;
fo dienten fie vermuthl. zu religiöfen Gebräuchen, auch
zum Gebrauch und zur Auszierung in Privathaͤuſern. Was
auf ihnen vorgefteler wird, iſt aus der griechiſchen My⸗
thologie und Dichters Behandlungen, bejonders. aus
dem Homer hergenommen, Dan vergleiche eine lange
und gelehrte Nachricht davon in der Leipz. neuern Bis
blioth. der ſchoͤnen Wiffenfchaften, im z5ten Band, zten
Th. Leipzig. 1795. ©. 227. ff.]
Die Phoͤnizier harten es weiter gebracht, es wers
den verfchiedene Srüde von ihnen beym Homer und
Herodot erwähnt. Mir Gewisheit fann man nicht Das
von urtheilen, weil nichts auf unfre Zeiten gefommen.
— Zur Bollfommenheit in diefen Sachen brachten eg die
Griechen. Sie hatten dazu die befte Gelegenheit: denn
es wurden bey ihnen die ſchoͤnſten Leute gebohren; ferner
bilderen fie fih immer mehr aus *); fie lichen fi in den
Spielen und Kämpfen nadend fehen, — dieß war dem
Künftler fehr vorcheilhaft: er konnte die Wendungen,
Krümmungen und Beugungen in der Natur bemerken,
und felbft fehen, und Fonnte daraus Regeln für die
Kunft abjtrahiren. Die Griechen harten ein feines Ges
fühl des Schönen und Edeln, eine feurige Einbildungs»
Fraft und Ehrbegierde etwas vollfommenes zu liefern,
welche dadurch noch vergrößert wurde, weil ihnen Bes
lohnungen und Sobeserhebungen wegen ihrer Berdiente
zu Theil wurden. [Die großen Werke des Alterthums
find Ideale, durch Formen ausgedrudt, worinnen die
große Kunft che und webt. Man kann darüber —
riefe
* [Wie Martini im Excurs, ©. 259. ff-u, Rambach am a
D. zeigen.)
320 Part, I. Cap. P.
Briefe zur Beförderung der a. ste Sammlung,
Niga 1795. 8. nadjlefen.]-
Zu Delphis, waren- die fhönften Meifepic von
Statuͤen.
Winkelmann hat in feinem Monumenti —
inediti, Mom 1667. in trattato praeliminare, wie auch
in der Gefchichte der Kunft, welche Auber franzoͤſiſch
uͤberſetzt hat, die Geſchichte der Kunſt bey den Griechen
ſchoͤn erläurerf. Die Römer haben es in der Kunſt
den Griechen nicht gleich thun Fönnen. Sie übten fich
zwar auch: aber fie konnten die Natur nicht fo ſchoͤn ſtu—
diren, weil fie bey den Spielen und teibesübungen bes
Fleidee waren: [auch ein anderer Geift fie beſeelte; an—
dere politiſche Verfaſſung bey ihnen herrfchte und dergl.]
Chriſt behaupter in der Vorrede zum Muſeo Rich-
teriano, die Alten hätten den moralifchen Charafr‘. weit
beffer als die neuern Kuͤnſtler auszudrüden 9” sanden.
Dielen ift feine Meynung blos als Vorurtheil vorge-
Fommen: allein Winkelmann und andere flimmen mit
ihn überein.
Um den Griechen einen Mangel vorzurücken, mens
def man ein: fie müßten den neuern Künftlern im Per-
fpectiv ben der Zeichnungskunſt nachſtehen. Es ift wahr,
man finder einige Sachen, wo Fein Perfpeftiv in den
Zeichnungen der Griechen iſt: allein es giebe auch wie—
der die Ichönften Erüfe, wo man Perfpeftiv genug
wahrnehmen Fann, 3. B. in den Herfulanifchen Gemäl-
den. [Bekannt ift es, daß zwifchen Klog und Leſſing
darüber großer Streie geführt worden. Man unterfcheis
de aber nur erftlich die Zeiten; dann die jegige genaue
mathemarifche Perfpeftiv, von der, welche entweder
ducch ein gut und lang geuͤbtes Aug erhalten wird, oder
auf wenige, meift von der Erfahrung bergenommene,
Regeln berupe.]
: $. 3.
De Torentice, BR;
G 3.
Die Architefeur ift eine von den älteften Erfindun⸗
gen. Die Noth trieb die erfien Bewohner der Erde
gleich darzu. Freilih war ihre Kenntnis anfangs
ſchlecht: aber in ver Folge verfeinerten fie die Kunft.
Die Torevtik muß bald nach der Suͤndfluth auf-
gekommen feyn: den eigentlichen Namen finden wir niche
in der Bibel, aber Bilders z. B. die Terapbim deg
$abang, waren vielleicht nur kleine Srämme mit einem
Kopf, weil fie ſonſt von den beyden Töchtern dieſes Mans
nes, der Lea und Nadel, nicht fo leicht hätten fortge—
bracht werden Fönnen. So wird auch das Kalb Asrons
wahrfcheinlich aus Holz, und alfo Schnigwerf gewefen
feyn, das mir Goldblärtgen belegt worden.
Die Bildung aus Wachs, feuchten Thon, Erde
und Gips ſcheint zuerſt gefchehen zu feyn, weil dieg uns
ftreitig die leichtefte Are war *)5 und diefe Kunſt nenne
man Plaſtik.
Die Torevtik iſt aͤlter als Malerey, Man konnte
eher etwas im Holze arbeiten, und hinſtellen, als ein
Gemaͤhlde entwerfen, das wie jenes aus Holz oder Stein
verfertiget, eben in dem Gemaͤhlde erhoben da ſteht.
I. 4
*) [Sn weihen Maffen mag man zuerft abgeforme haben, weil
man fein Eifen und Inſtrumente davon hatte. Ehe das Eis
fen erfunden worden, muß man fih harten Holzes oder Steine
bedient haben. Sm J 1405. vor Ehrifti Geburt ohngefaͤhr
- wurde das Eifen in Griechenland auf dem Berge Ida, wels
cher Eifenadern hatte, entdeckt. Im Helfenbein arbeitete
man fehon zu Zeiten des Trojanifhen Kriegs, aber nicht im
Stein, Statuͤen aus Erzt zu gießen lernten die Griechen
den Trojanern ab.)
*
&
Sa. r Part, I. Cap, V.
9. 4
Toreutice ift die Kunſt mie Hülfe des Grabftichels,
erhobene Figuren auf harten Maffen, und fonderlid in
Metall zu arbeiten. |
Bon unferm Verfaffer wird hieher gerechner:
1) Statuaria, die Bildnerkunſt, ift die
a) aus harten Maſſen Figuren bilder; oder
b) Figuren, die mie Hülfe des Srabftichels verfertis
get werden; und
ce) Figuren in Holy.
Statuae waren aufgeftelte Sachen. Signa hingegen '
konnten auch liegen,
2) Caclatura arbeitet in Saxo, marmore, gemmis, und
in operibus caelatis. Hier muß man ſich des Meis
fels bedienen. '
caelare wird auch von Arbeiten des Thons und
Goldes, aber in uneigentlihem Berftande genoms
men,
Der Herr Hofrarh Heyne fagr in feinen antiqguae
rifchen Auffägen, man habe die Erhöhung mir dem
Punzen hineingerrieben, oder gleich hinein gegoffen,
fo daß man keinen Grabftichel gebraucht: allein
dem Rektor Martini ift es wahrfcheinlicher, daß
es mie dem Grabftichel gefchehen fey, weil fonft [ehe
vieles habe müffen nachgearbeitet werden. J
Mit Huͤlfe des caeli konnte man die Figuren er⸗
hoͤhen: hingegen war es nicht, was wir heut zu
Tage graviren nennen. [Daß die Torevtik oder
Cölatue - Arbeit der Alten von der Tornevtif oder
eigentlichen Drehkunſt verfchieden fey, har ſchon
Salmaf. in Ex. Plin. S. 738 f. gezeigte Hr. v. Velt—⸗
beim ftimme darinnen mie Hrn. HR, Heyne überein,
daß die Torevtik dem erſten und ——
Sprach⸗
De Toreutice, 323
Sprachgebrauch nach, nur von einer Kunſt zu ver«
ftehen fey, welche auf Arbeiten in Metall, und
zwar nur auf erhabene Arbeiten angewendet wurde,
daß fie alfo nicht das war, was mir jego getriebe⸗
ne Arbeie nennen, wo näml, das Metall von innen
heraus, durch Punzen und ähnliche Inſtrumente,
nach auswärts zu in diejenigen Formen gezwungen
wird, welche ihm der Künftler geben will; auch
daß es nicht ein Eingraben, Einfchneiden von Fis
guren, Feine Arbeit a l'Intaglio ſey. Sie fann
auch nicht die Kunft ſeyn, in Metall zu formen und
zuigießen, weil lange vor dem Phidias, wenn er
der Erfinder der Torevtik war, das Formen und
Siegen befanne und getrieben war, Strabo, im
sten B. ©.585 f. fagt, daß man viele rogeuuar«
esreaxwe in den Nuinen von Corinth aufgefucht
habe. Hingegen weiche Hr. v. Veltheim nun ab,
und behaupter, daß nach Vergleihung aller Um—
ftände die Torevtik der Alten nichts anders gewefen
ſeyn Fönne, als chen die Kunft, welche alle große
und gefchickte Bildgießer, Goldfchmiede, Bronzes
Arbeiter, Eurz alle Arriften, welche erhabene Ars
beiten, fie mögen Bildfäulen oder Bas-reliefs, groß
oder noch fo Flein feyn, in Metall gießen, noch»
wendig verftehen oder anwenden müflen, wenn fie
anders ihren Arbeiten den gehörigen Grad der Voll⸗
kommenheit geben wollen. Er erläutert diefes mit eis
nem Beyfpiel oder Art, wie ein Rünftler einer gegofs
fenen, fertig gewordenen, aus den Formen genommenen
und völlig gefäuberren Bildfäule durch Anwendung
der Torevtik denjenigen Grad der Vollkommenheit
und Eleganz ertheile, den fie haben fol und muß,
und fohliegt nun, die Toreptik der Alten fey dar-
innen beftanden, ihren Bildfäulen und Basre-
liefs nach vollendetem Guſſe durch Meißel, Boh-
ser, Zeilen, Schabeifen, Grabfiishel, Punzen,
& 3 Schleif⸗
324 Part, II. Caps V.
Schleiffteine und mehr ähnliche Werkzeuge den hoͤch—
fien Grad einer meifterhaften Ausführung und Boll
kommenheit zu verſchaffen. Diefelegte Arbeit ift ges
wöhnfih ein Werk der Silberarbeiter, wenigſtens
eines fehr geſchickten Xrbeiterg in Or moulu. Eben
fo muß ein jeder Künftfer nach dem Verhaͤltniſſe
feiner feineen oder gröbern Arbeiten bey den Abe
fiufungen oder bey der Torevtik feinere oder groͤbe⸗
re Werkzeuge gebrauchen, z. E. der Goldſchmied,
der Goldarbeiter, welcher Medaillons verferrigt,
der Silberarbeiter, welcher Fünftlihe Schalen und
Becher, mit freyſtehendem faube, bas-reliefs und
eleganten Handgriffen ausführt, der Bronzcarbeis
ter, welcher meifterhafte Verzierungen in Or-moulü
zu Bafen und Seuerruthen fiefere big zum geſchickten
Nanonen » umd Klockengießer hinab. Hr. v. V.
folgert weiters, das in der Folge das Wort Torevtik,
vorzüglich von Dichtern, in einem weitern Sinne ges
nommen, und auch auf Arbeiten in andern Materien
angewender werden Fonnta Doch möchte er den
Begriff von Caͤlatur Arbeit nicht immer und ohne -
- alle Einfchränfung mir dem der Torevtik für gleiche
bedeutend annehmen. Er hält die Cälatur Arbeit,
wodurch da, wo Torevrif angewender wurde, der
Ausdruck, die Abfihe und die gefuchte Bellkoms ”
menheit oft erſt erreiche werden Fonnre, mehr für
einen Theil der Torevtik, nur für eine ihr untergen
ordnete Kunſt, und daß fie, im flrengfien Sinne”
genommten, und nad) der Ableitung des Wortes,
mehr das war, was wir jest grapiren, im Me:
tall etwas in die Tiefe, a l’Intaglio arbeiten nen»
nen, wie z. B. Namen, Wappen, Pettſchaft·
Figuren, welche der Kuͤnſtler in Metall rief ein“
gegraben hatte. Endlich ſchließt er. „Vielleicht
waren die fo bewunderten Arbeiten des Darbycles
am Throne des Amyklaͤus, die ſo beruͤhmten Vor⸗
ſtellungen
> —— DE
De Toreutice, 325
ftelungen am Kaften des Cypſelus, und der ſchoͤne
Becher des Anacreon nur Eälatur » Arbeit? und
fo £önnte Plinius (Hiſt. nat, 34, Kap. 8. Sect.
19.) immer noch Recht haben, daß Phidias der
Erfinder der Torevtik ſey. Waren jene Werfe aber
ganz zuverläßig erhobene Arbeiten in Merall, Bas-re-
liefs, die ebenfalls fehon durch Torevtif ihre Vollkom⸗
menheit erhalten hatten, fo gieng des Dlinius Mey⸗
nung vielleiche nur dahin‘, dag Dbidias der erfte
fey, der fie auf große gegoffene Bildfäulen anzu«
wenden lehrte.“ %) Alte Schrifefteller, vorzüglich
Dichter, brauchten die Worte Torevrit, Torevs
ma, caelare, caelatura nicht immer indem ängftlichs
firengen und technifch » richtigen Sinn, wie ein
Artiſt. Beyde Operationen find fo nahe mit ein-
ander verwandt, oft fo unzertrennlich, gehen fo
unvermerfe in einander über, daß ein und derfelbe
Kuͤnſtler gewöhnlich beyde verfichen und ausüben -
muß, und dahero, wo Beyde zugleich angewendet
werden, oft ihm felbft unmöglich feyn wird, eine
fefte, für jedermann verftändliche Grenzlinie anzus
geben. — Aus diefen wird man leicht ab»
nehmen, wo Hr. v. Velth. vom Winkelmann,
Heyne, Ernefti u. a, abgeht, ohne in Zufunf uns
weiters darauf berufen zu dürfen. ]
3) Sculptura, die Sfulptur geſchieht in Holz, Stei⸗
nen und andern harten Maffen.
Erneſti verftchee, durch den Dlinius und Sal
mafius verleitet, unfer der Zorevtif mehr, alg
man verjtehen muß. }
3 Nach
) Buͤſching in: Geſchichte und Grundſaͤtze der ſchoͤn. Kuͤnſte
S. 124. erklaͤrt Plins Worte vom Phidias, toreuticen
aperuiſſe atque demonſtraſſe primum noch leichter, Phid. ſey
der erſte geweſen, welcher die Torevtik deutlich und gruͤndlich
gelehrt habe. Dieſer Meynung naͤhert ſich Martini am En⸗
de dieſes Paragraphen.
326 Part. II. Cap. V.
Nah Chriſts Meynung find 4 Gartungen der
Bildenden Künfte: |
») Das Bilden oder Poußiren in weiche Maffen,
als Metall, feuchten Thon, und Erde, Dies ift
die Plaſtik; von einigen wird fie aucd) die Model»
lirfunft genennt. |
2) Das Schnigen in Holz, Elfenbein, wie auch
das Ausftechen in verrieften oder erhobenen Werfen,
in allen Marerien, Stein, u. f. w. Die Römer
nannten eg /calptura, vid. Aldus Manutius de quae-
fitis per epiftolam; caelatura, wenn die halb erho»
bene Arbeie in Silber gegraben wurde.
3) Sculptura, das Aushauen mit dem Meifel, mache
runde Werke.
4) Statuaria, dag Gießen in Metall. Phidias lebte
zu den Zeiten des Derikles, ungefähr in der 83.
Olympiade. Er war ein geſchickter Maler, und
legte ſich nachmals auf die Bildhauerey in Erzt,
Marmor und Elfenbein, Er war außerordentlih
berühme: aber die Zorevtif hat er wohl nicht erfun«
den, fondern er har die Runft nach richtigern rund»
fägen mehr ausgebilder, und fie einer größern Bol»
kommenheit näher gebracht, und auch wohl andere
. darinnen unterrichtet.
5
Die Torevtik fing, da fie fich der Vollkommenheit ge»
nähert hatte, an, affeftirre Stellungen, Bewegungen,
Srazien, und dergleichen zu befommen. Die Künftler
wollten eg rechte fehön machen, und verfehlteen das
Hichtige. Darüber klagt Horaz zu Zeiten deg Augufts.
— Am Kopf, Stellungen und Haupttheilen zeigte fich
befonders diefe Kunft.
Ale
De Toreutice, 327
Ale große Künftfer ahmen in ihren Werfen die Nas
fur, und wo möglich die fchöne Natur nach; je geuͤbter
fie find, defto beffer drücken fie diefelbe aus. Andre
feichte Künftler ahmen die Narur, aber nur in Kleinig«
feiten nach; fie berreren nicht die Saufbahn ihrer Vor⸗
gänger, fie fuchen Künfteleyen in Mebenfachen anzubrins
gen, und verderben vieleicht noch das Ganze. Sie vers
geffen die wirklichen Vollkommenheiten, und die Kunſt
finfe und geräch in Berfall,
5. 6.
In Holz hat man gewis eher, als in andern harten
Maſſen, als z. B. Stein, zu bilden angefangen. Aber
im Anfang waren es blos Saͤulchen, oder viereckigte
Steine (arae.)
Die erften Zeichnungen und Statuen der Griechen,
waren ein viereckigter Kloz, und oben ein Kopf darauf.
Dergleichen Bilder wurden an die öffentlichen Strafen
geſtellt. So war 5. B. die Bildfäule der Cpbele; fer
ner eine Denus zu Mekka, und die Ceres zu Pbarus
von Holz. — Bloße Steine, ohne alle Bildung, ftells
ten Öörtervor. Nachdem man ein wenig weiter gegangen
war, feste man auf Steine Köpfe, deraleihen waren
ben den Arkadiern z. B. Werkurius u. ſ. w. Nach
und nad) bildere man den obern Theil des Leibes; man
fieng an, die Aerme etwas einzufchneiden, und die Fi⸗
guren ſo zu verferfigen, daß man dag weibliche Geſchlecht
vom männlichen unterfcheiden konnte. Hierauf gieng
man weiter, und feste an die Figuren Füße. Der erfte,
der den Anfang machte, war Daedalus, ein Athenien⸗
fer, er trieb Bildhauerey und arbeitere in Stein; er gab
den Bildern Augen, und den Aermen und Beinen eine
beßere Sage. Denn zuvor ftunden fie ganz dicht an eins
ander, LMan. ſ. Rambach am a. O. ©. 429 ff.]
E 4 Manche
328 Part. II. Cap. V.
Manche Grammatiker wollen das Wort Daeda.
lus nicht als ein nomen proprium, fondern als ein Sub- ”
ſtantiuum anfehen, welches überhaupt einen Künftler bes 7
deuten fol, und diefer Beyname wäre dem Daedalus,
der ein großes Genie gewefen, gegeben mworden:) Er
muß mit einem jüngern Künfler nicht verwechfele wer>
den. Der.ältere fol nach Erfchaffung der Welt 2740.
Cim 13ten Yahrhundere vor Chriſti Geburt, folglich vor
dem Trojanifchen Kricge,] gelebt haben, Diefer Künfts
fer mußre eines Mords wegen nach Krera, zum Könige
Minos fliehen, Er verübte den Mord an feiner Schwe—
fierfobn, der auch ein Künftler war. " Diefer Batte die
eiferne Säge, und zwar von ungefähr erfunden, Er
wurde nemlich durch eine Kinnlade von einer Schlange,
die er fand, daraufgeführe. Herner erfand er die Töpfer
feheibe und das Dreheifen, _ Hierdurch erwarb er fich eis
“ Ruhm, welcher dem Daedalus —— zu ſeyn
ien.
5. 7. —*
Die Verbeſſerung und wirkliche Vervollkommung
der Kunſt gehört den Griechen. Sie hatten ein Gr
fühl des Schönen, einen Vorzug vor allen Nationen.
Caianova *) behauptete, die Griechen hätten die egyp—
tiſchen Figuren nachgeahmt, und von ihnen gelernt **);
er
*) ren feiner Abhandlung über verfchiedene Dentmäler ihrer
Antiquitaͤtenſammlung zu Dresden. |
*) Caylus in feiner Sammlung von ägnptifchen, betrur. und
griech. Alterthümern, zte Abtheilung & 120. behauptet; daß
die Griechen die erſten Kenntniffe in der Bildhauerkunſt von
den Egpptern entlehnt haben, und erklärt es für Undanf und
Stolz, daß die Griechen ſich die Erfindung diejer und andirer
Künfte zugeichrieben Haben. Rambach am a. O. S.434- tritt
bes Caylus Meynung bey, und beftättat fie mit verſchiedenen
Beyſpielen. Die Griechen haben es aber, vorzüglich wegen
ihrer Regierungsform in der Kunft viel weiters bringen Eön-
nen, und, da einmal der Weg gebahne war, viel weiters
gebracht. |
———
a See
Nr,
BE
F ; Ru, De Toreutice, 329 |
er tadelte deswegen den Winkelmann, der dag Gegen=
-theil erwiefen haste 9%. Allein die Griechen hatten
1) nicht viel Gelegenheit, von den Egypriern etwas zu
erlernen *)5; und
2) waren auch die egyprifchen Figuren ſteif. ſKonn⸗
ten aber den Griehen die erfien DBeranlaffungen
zur Ausbefferung geben. - Dann gile obiges nicht
von allen egyptifchen Figuren und allen Zeiten}
Ein nur mäßiges Genie Fönnte wohl heut zu
Tage auf fo etwas fallen. Hierzu kommt, daß
die erften Schilderungen der Griechen auch roh wa-
ren ***), wie Plinius anfuͤhrt. Mac) des Neftors
Martini Meynung ift es wahrfceinlicher, daß
die Griechen von den Dhöniziern fonnen gelernet
haben, weil fie mie ihnen handelten, und von ihr
nen abftammeen ***5). Die Sricchen wohnten uns
ter einem frefflihen Klima, wo die fhönften Per—
fonen gebildee wurden. Ihre Miene war fterg
fröhlich, heiter und liebreich. Ihre eigene Ver—
BL . faffung
*) [Sn feinee Gefebichte der Kunſt Se 8. hält er es für
wahrfcheinlicher , daß den Griechen die erften Begriffe, die
ſie von der Bildhauerey hatten, von den Phönisiern mitge:
theilt worden feyn. Können aber nicht bey mehreren Völkern
Perſonen durch Zufall oder Nachdenken auf die eriten, rohes
ſten Begriffe derfelben und Arbeiten gefommen jeyn? Nur
die häufigere Anwendung und Ausbildung der zuerft rohen
Kunft Fann der einen oder der andern cultivirtern Nation beye
selegt werden. Martini lenkt im sten $. jelbften ein.]
*) [So aber noch mehr zu erweiſen ift.]
+) [Daraus könnte folgen, daß die Griechen bie erften Ans
fangsgründe der Kunft enttveder von den Egyptern haben lera
nen fönnen oder fie nach und nach felbft erfunden haben.]
***) [Die iſt freilich auchnur eine Vermuthung. Eher wol has
ben die Griechen die Kunft aus klein Afien erhalten. Denn
dahin hatten fie einen Verkehr, und der Luxus war dafelbft
ſehr ſtark]
330
Part, af Cap. V.
faſſung und Regierung war ſo beſchaffen, daß das
niedrigfte Glied des Staats, Antheil an der Ne
gierung harte, Wer fich auszeichnete, erwarb fich
Lorbern und Statuen. jedes Mirglied dachte ers
haben und edel *). Man harte für den Künftler
eben die Achtung, die man dem größten Philofophen,
General und Staatsmann erwieß. Die Künftler
harten gleichfam ein Gefeg, die Kunft nur den wich.
tigften Gegenftänden zu weihen: dieß beobachrereman
gegen Goͤtter und große Männer unverbrüchlich. Sie
harten dag vorzüglichfte Genie. Sie waren mo nicht
Schöpfer, doch Ausbilder aller übrigen Künfte,
Ruhm, Ehre und großer Reichthum ward ihnen
zu Theil, und Ehrlicbe befeelee den Charakter des
Kuͤnſtlers.
9. 8.
Die allererſten Anfangsgruͤnde von verſchiedenen
Sachen, koͤnnen auch von verſchiedenen Voͤlkern, und
zu verſchiedenen Zeiten erfunden worden ſeyn. In Chals
dia, Meſopotamien, Syrien und Aßyrien herrſchte
ſchon nach der Suͤndfluth die Abgoͤtterey und dieſer Hang
zum
war
aus
Goͤtzendienſt gab zur Bildnerey Anlaß, Lund dieſe
im Orient weit eher, als in Griechenland, wie man
der Geſchichte des Goͤtzendienſtes erfieher.] Die
Teraphim des Labans aus Holz gemacht *). Dieſe
*)
müffen
[Diefer Sab wird wol einige Einfhränfung feiden müffen.]
(Man fehe D. Buͤſchings Geſchichte und Grundfäge der
ſchoͤnen Künfte und Wiſſenſchaften; erftes Stuͤck, Berlin
1772. 8. ©. 94. wo er bemerft, daß, wenn diefe Hauss
goͤtzen, die Terapbim, verglihen mit I. Samuel, 19, I3,
menſchliche Geftalt, wenigftens einen menfhlihen Kopf ges
habt haben, die Bildhauerey in Mefopotamien, zu der Zeit
ſchon im Gange geweſen fey, da man in Griechenland noch
feine Spur von derfelben finder. — Ebendafelöft wird ©.
95 — 98 von der Bilohawerfunft bey den Egyptiern, —*
em
* t
En
De Toreutice.' 331
müffen etwas ähnliches von einem Menfchen gehabt ha»
ben, fo wie die Säulen des Merfurg (Hermae), Der
Hang zum Gösendienit naͤhrte folglich die Bildhauerey.
Phönisien wird in der Nachahmung gewiß nicht das
legte Sand gewefen feyn, Tprus harte feit Anbauung
der Stadt ihren Sort Herkules, dem fie einen Tempel
erbauet hatten; und Aerodor *) fest hinzu, daß in
demfelben zwey Säulen, eine von Bold, und eine von
Smaragd befindlih gemefen wären, Der PBrofeffor
Caſanova preißt in feiner Abhandlung der Kunft, die
Egyptier alg Erfinder der Wiffenfchaften und auch der
Bildhauerey, mitnoch andern; andere hingegen fprechen,
ihnen alles wieder abs Man muß niche zu weit gehen.
Die Egyptiſchen Figuren find fteif, fie hatten ein rölpis
ſches Anfehen, fie find’ völlig gerade ohne alle Grazie.
Man hat die Frage aufgeworfen: find die folgenden
Egyptiſchen Künftler bey der Steife ihrer Figuren ges
blieben? oder haben fie die Kunft verbeffere? Winkels
mann behauptete den erftern, und Eafanova den zwei⸗
ten Sag. Sesterer ſchickte dem erftern, um fein Anfes
hen zu ſchwaͤchen, einige Zeichnungen, Die er in fein
Werk der Kunft (Dresdner Ausgabe) unter andern mit
einrücen lies, Sobald das Buch gedruckt worden‘ war,
machte Cafanova befannt, daß fie untergefhoben, und
von ihm felbft verfertiger wären; deswegen wurden fie in
der Wiener Ausgabe weggelaffen.
Man Fann von den Egyptiern nicht fagen, daß fie
die Natur nachgeahmt haͤtten. Dieß fomme vielleicht
daher, weil fie durch gewiffe Gefege der Iſis zu fehr eins
ge⸗
dem Streit zwiſchen Winkelmann und Caſanova; ſodann S.
99 ff. von der Bildhauerkunſt bey den Hetrurien und Griechen
umjtändlich gehandelt.)
*) [im 2ten Bud, 44ften Kap. wo bie Priefter demfelben ein
ſehr Hohes Alterthum beylegen wolten. Man. fehe auch da
Weſſelings Note.)
332 ; Part, II, Cap. V.
gefchränfe wurden. Die Thiere verfertigeen fie biswei-
len ſchoͤn. Hierauf flüge fich befonders Caſanova, und
führe drey Ldwen, aus Egyptiſchem Granit, und einen
Kopf der Iſis in Dresden, wie auch die Figur von weis
Gem Marmor im Kapitolium an. Allein; diefe Stuͤcke
Fünnen von griechifehen Künftlern, die in Egypren leb—
ten, verfertiger worden feyn, Winkelmann läge ſelbſt
den Egyptiern diefe Gerechtigkeit wiederfahren, daß,
obgleich ihre Figuren ſchlecht gearbeitet, fie doch) felbige
fleißig geſchliffen und polire Härten. Die Augen haben
fie meiftentheils ausgehölt, und bisweilen welche von
Gold, bisweilen welche von Edelfteinen hineingefegt.
Sie nahmen darzu Steine von Baſalt, Porphyr, Gra-
rien. ſ. w. Bon der Stiftung ihres Staats an, big
auf die Zeit, da Egypten von den Perfern erobert tours _
de, und fo lange fie unter Perfifchen und Griechiſchen
Regenten arbeitesen, ift ein gedoppelter Zeitraum, den
die Gelehrten feftfegen*) Eine dritte Periode Fönnte
die Nachahmung betreffen, de griechiſche Künftler Egyps
tifche nachahmten. Man muß
‚ı) die Zeichnung des TTakenden, und
2) die Bekleidung der Statuen beffimmen,
In der aͤlteſten Zeit befleher der äußerlihe Umriß
einer egyptiſchen Figur:
1) aus lauter geraden, oder wenig ausfchweifenden
Linien; man vermiffer das Schöne, oder das wirk—⸗
lich Maleriſche.
2) Der
*) Die aͤlteſte unter allen aͤbriggebliebenen egyptiſchen Bildſaͤulen
iſt die verſtuͤmmelte Bildſaͤule des egyptlſchen Memnons
oder Amenophis, welche von der Steifigkeit zeugt, welche
in den Egyptiſchen Bildhauerarbeiten, wenigſtens in erſten
Zeiten, gewöhnlich geweſen ſeyn ſeyn ſoll. ©.von Veltheim
angef· Schrift, beſonders Paul Ernſt Jablonsky de Me-
mnone Graecorum et Aegyptiorum, huiusque celeberrima
in Thebaide ftatu, fyntagmata III. Frankfurt 1753- 4.)]
nn
De Torentice, 333
2) Der Stand einer Figur iſt fleif und gezwungen,
die Aerme hängen an einander parallel herab; fie
find bey männlichen Figuren, wie feft an die Seite
angedruͤckt, fo daß durch Aerme und Füße Feine
Handlung angezeigt wird; bey weiblichen Figuren
iſt es auch ſo: doc) ift hier der Arın manchmal geb9« -
gen, Die Figuren figen ganz niedrig auf unterges
fhlagenen Beinen,
3) Dey der großen Einförmigfeie der Zeichnung, find
die Knochen und Muskeln wenig; Augenbraunen, , '
Adern und Nerven aber gar nicht angedeuter, Die
Knochen am Fuß find etwas erhaben, der Mücken
ift auch nicht fichtbar, weil die Statue an eine
Säule angelehnt iſt.
4) Am Kopfe find die Augen ganz platt und fehreg
gezogen, fo daß der Augenfnochen aanz plate iſt;
Die Augendbraunen, Yugenlieder und tippen, find
nur durch eine Eleine Linie eingegraben. Das fchö>
ne, fanfte Profil der griechifchen Köpfe fehle ihnen
ganz.
5) Die Hände haben eine Form, wie fie an Men«
fen, die fie, weil fie Feine Ausbildung. hatten,
vernachläßigten, zu feyn pflegen; die Süffe find
platt, die Gelenfe und Nägel aber gar nicht ans
gegeben,‘
6) Der abet ift tief und hohl gearbeiter.
In Anfebung der Bekleidung ift zu bemerken:
Ihr leinener *) Rock ift mit einem vielfältigen
Saum verfehen, er gehe bis an die Füße berab, wor⸗
über
) [Man fehe Fried. Sam. von Schmids Diff, de facerdo-
tibus et facrificiis Asgyptiorum, Tübingen 1768. 8. S—
17. ff.25—3$.] |
334 Part, IL Cap. V.
über die Mannsperfonen noch einen Mantel, fhlugen.
Die männlichen Figuren find nacfend , die weiblichen
find gleihfam mit Falten und Schleier überzogen;
männliche Figuren haben den Kopf meistentheils mir ei-
ner Haube oder Müge, die oben glatt ift, bedeckt; auch
Thiere tragen eine Art von Kopfhülle. Weibliche Figus
ren haben noch einen befondern Kopfpuß, 3. B. die Iſis
mit fremden Haaren, wie mit zwey Hoͤrnern. Manch—
mal haben die Figuren eine Locke an der rechten Seite
herabhaͤngen. Schuhe oder Sohlen hat feine einzige
Figur an den Füßen. Der zweite Zeitpunfe verliere
noch alle Grazie:
ı) der Stand der Figur und Handlung ift' dem ältes
ſten Zeitalter ganz ähnlich.
2) Knochen und Musfeln find nicht ftärfer angedeu-
tet, und die Aerme hängen noch herab,
3) Es ift Feine Aktion in der ganzen Stellung.
4) Der Kopf und das Gefiche Fomme der griechifchen
Zeichnung etwas näher; doch ift der Mund noch
immer beim Einfchnirr aufwärts gezogen, das Kinn
ift zu kurz, die Augenöfnungen aber find da;
‚übrigeng aber ift die Zeichnung nicht Forrefe.
5) Die Hände find etwas zierlicher, die Füße aber find
wenig auswärts geftele,
Aechte und ungezweifelee männliche Figuren aus
dem zweiten Zeitraum find nicht vorhanden, nur drey
weibliche kannte Winkelmann; fie haben einen Rod,
ein UnterFleid, dasbis auf die Füße geht, und einen Mans
tel. Diefes uͤnterkleid war wahrſcheinlich von Leinewand,
der Rock liegt dicht an, und der Mantel reicht bis an
die Bruſt, und bedekt den obern Theil des Koͤrpers.
Der dritte Zeitpunkt enthaͤlt blos Nachahmungen
alter Egyptiſcher Werke, die weder von Egyptiern ſelbſt,
noch in enyiee: fondern größtentheilg in Italien I
verfer⸗
——— ”
— EEE er
De Toreutice, 335
verfertiget worden. So lieg z.B. der Kaiſer Hadrian,
der ein abergläubifcher Herr war, und den Egyptiſchen
Geſchmack fehr liebte, viel Statuen ganz Egyptiſch, oder
halb Griechiſch und Egyptiſch verfertigen.
8§. 9.
In den Werken der Etruscer, findet man im An⸗
fang beynahe das nemliche, was von den Egyptiſchen
Figuren geſagt worden iſt. Vom Urſprung der Etruscer
bat man Feine gewiſſe Nachricht. Die erſten Einwohner
in Stalien hießen Delasger, oder Tyrrhenier. Drei⸗
hundert Jahr darnach Fam eine neue Kolonie, die ſich
In Pifa niederlies. Sie trieben Handel zur See, und
wurden mächtige Lpdier, wenderen fich auch nach Stalien.
Minfelmann führe in der Gefchichre der Kunft der
Wiener Ausgabe eine Münze aus diefen Zeiten an. Die
griechifche Myrhologie wurde nach Italien gebracht und
die Erruscifche und Kömifhe Sprachfunde wurde mit
einander befannt. Sie haben den Zug der 7 Helden
wider die Stade Theben häufiger vorgeftelle, als in grie—
chiſchen Schriften oder Werfen. Man nimmt drey ver⸗
fchiedene Perioden oder Stile unter den Etrusciſchen
Künftlern an:
1) Es ift alles ſteif, wie bey den Egnptiern, die Li⸗
nien gehen gerade, die Figuren find feft, fteif und
gezwungen geftelle, ihr Gefiche ift ein laͤnglich gezo⸗
genes Oval, die Augen liegen mit den Augenfno-
chen gleich, die Umriſſe der Figuren fenfen und ers
höhen fi) nicht, und ihre Geſichter find nach kei—
ai Begrif einer vollfommenen Schönheit ge-
ilder,
2) Man verließ die feife Manier; man ſtellte mehr
nackende als befleidere Figuren vor; man gab eine
empfindliche Andeutung der Knochen und? Muskeln
an; fie pflegen Neihenweife gelegte Haare ſelbſt
bey
336 Part! I, Cap, V.
bey den Tieren zunehmen. Aber fie harten noch
viel gezwungenes und gewaltfames in ihren Stel—
lungen (Geswungen ift das Gegentheil von der
Natur; Gewaltſam, von der Sittlichkeit) Cicero
nenne folche Werfe opera dura, denen die. mollia
entgegen gefege werden. Die ſanfte Wellenförmige
Linie, die man für wahre Schönheif Half, die, je
fanfter fie fich hebt, einen defto fhönern Ausdruck
giebt, fehlte ihren Figuren. Man ſehe Hogarths,
eines Engländers, Schrift, von der Zergliederung
der Schönheit. Es ift Feine Grazie in ihren Stel—
lungen. Kurz, man Fönnte fagen, was Pindar
vom Vulkan fagt: er wäre ohne Grazie geboren.
©&.Monumenti antichiinediti Spiegäti di Winkelmann.
Rom. 1767, "Tab, XXXVIII.
3) Der dritte Zeitpunfe, da die Griechen den untern
Zheil von Stalien befaßen, enthäle gute Zeichy
nungen. Es ward mehr Natur und guter Stil *).
Man har auf Münzen einen Jupiter von der Stadt
Kapua, woran die Haare eben fo geloft, wie an
Griechiſchen, aber fie harten erwag Hartes.
Von den benachbarten Voͤlkern, den Volſciern,
Veientern und Sameiten hat Winkelmann viniges
erwähnt; allein es iſt für die Kunſt nicht wichtig,
——
Die Griechen haben es in der Kunſt zur Bollfom«
menheit gebrachr. Vid, $. 7. - Keine Nation, felbft nicht
die Roͤmer, konnten jene Größe von Bolfommenheit
erreichen. Fruͤhzeitig wurden die Künftler in großen
Säulen, 3. B. in Korinth gebilder, Groß und mans
. nich»
*) [ Griechifche günſller ſcheinen auch wol dergleichen Kunſt—⸗
werke verfertigt zu haben; wie ſchon oben zum 2ten S. bes
merkt worden ift.]
De Toreutice, 337
nigfaltig waren die Belohnungen, welche berühmten und
ſich auszeichnenden KRünftlern zu Theil wurden. Durch
ihr glückliches Genie und feurige Einbildurgsfraft, lerns
ten fie, den Figuren eine folhe Anmuth und Grazie zu
geben, daß fie gleichfam unnachahmlich zu feyn ſchienen.
EWR R
Winkelmann * hat 4 Perioden der Kunft unter
den Griechen angeben und feitfegen wollen,
1) Bis auf die Zeit des Phidias geher die erfte Art,
die Figuren hart und fteif zu zeichnen,
2) Phidias **) ftifrete den zweiten Zeitlauf, der
85 Jahre nach ihm dauerte. Athen fund damols
in großem Anfchen. Denn furge Zeit hernach brach
der Peloponnefifche Krieg aus, wodurch die Stadt
fehr zuruͤckkam.
3) Praxiteles ***) ſtiftete ungefehr in der 164 Olym⸗
piade den drirten Zeitpunfe. Zpfippus in der 114
Dlympiade, war ein damaliger Künftler aus Sicy—
on, und arbeirere des Großen Aleranders Bild,
und andere vortrefliche Arbeiten. Plin. H. N. VII.
& 37° a
4) In
” &" feiner Geſchichte &. 315. ff Dress. Ausg. u Anmerk.
85. f. Allein Heyne in feiner Berichtigung und Ergänz
—* der Winkelmanniſchen Geſchichte der Kunſt des Alters
thums, (im erften Bande der dentihen Schriften der Koͤn.
Societät der Wilfenfchaften zu Göttingen, &- 207. f.)
zeige, daß diefe Epochen zu früh gemacht worden, Feine Eritifche
Prüfung aushalten, auch die einzelnen Stüfe mit ihren
Beweiſen oft unzuverläffig feyn;, und Buͤſching am a, O—
S. 105. tritt diejer Meynung bey.]
**) [S. Buͤſching ©. 112. ff]
*") [S. Buͤſching ©. 144. 9
338 Part, I. Cap. V.
4) Sn der vierten Periode *) ift Fein befonderer Stil, -
ſondern nur ordentliche Nachahmung, die einigen
mehr, andern weniger glüdee, und geht bis zu
den Zeiten der Nömifchen Kaifer, des aten hoͤch—
ftens des zren Jahrhunderts.
Verſchiedene Gelehrte, unter andern Herr Hofrarh
Heyne haben angemerkt, daß diefe Epoquen zu willführ«
lic) find: allein man kann doch dabey bleiben, bis ande=
re große Männer beftimmtere Epoquen werden. feftgefese
Haben. 5
a) Im erſten Stil bemerfe man kine Zeichnung, die
an fih Nachdrucksvoll, aber vol Zwang war und
hart, dies verringert die Schönheit. Bey den
Statuen find die Haare in Bleine geringelte Loͤk⸗
gen reihenweife gelegt: Mt
b) Im Zweiten Stil verbefferte man die Sehler des
erften, und ahmte die Natur guet und vernünftig )
nach; dadurch enrftund der große und hohe Stil,
[In der Bildung des Kopfs, in der ganzen Zeich⸗
nung, in der. Kleidung und in der Ausarbeitung
herrfchte eine hohe Einfalr.] Doch blieb eine ges
wiffe Strenge, und etwas ſteifes in der Zeichnung.
Man ließ einen Grad von Schönheit fahren, weil
man lieber affurat und Forreft feyn wollte.
c) In der dritten Epoque zeigte fich der fhöne Stil
dir Kunſt. Das Zärtlihe und Gefällige ſtellte
fich durch eine gewifle Grazie und Anmuth darinne
lebhaft dan Kurz, die Gragie war vollfontmen.
Darrbafius war der erfle, ‚der diefe Schoͤnheit
in der Malerey brauchte; und Prariteles **) mad“
| de
*9 [IS. Buͤſching S. 170. fJ. |
») (©. Plin. H. N. 35 B. 11 Rap. 48 Seh. 36D. 5 Rap.
4 Set: Don Bagedorn Betrachtungen über die Maplerep,
©. 74: 778.] N
De Toreutices 339
te in der Bildhauerfunft den Anfang damit. [Bon
diefen und den übrigen Künftlern finder man meh—
rere Nachrichten, und die Hauptſtellen der alten
Autoren gefammler in dem Catalogo Archite‘torum
— — aliorumque artifieum et operum, weicher
dem befannten Buche des Franz Junius de pidu-
ra veterum, Rotterdam 1694. Bol. beigefügt iſt.]
d) In Beziehung auf die te Epoche, wuſte man faft
gar nichts mehr zu erfinden, weil die Kunſt fo
gründlich ausgedacht, und bearbeirer war. Man
wollte gar nichts mehr von Schwulft und Härte
haben, man ahmte blog die alte Kunft wieder nach:
aber es gieng ſchon viel in der Kunſt verlohren.
Die Zeichnung war nicht mehr kek, fondern etwas
furchtſam. Was dem Großen mangelte, ſuchte
man in Vebendingen zu erfegen. Dieſe Kuͤnſt⸗
ler madhren mehr Köpfe, und Bruſtbilder als
ganze Staruen, und man finder noch fchöne
- Koͤpfe aus diefer Epoque, z. B. einen Kopf des
SKarafalla,
8. 12.
Aus dem erſten Zeitalter rechnet unſer Verfaſſer
hieher eine Statue, die bey Tibur in der villa Hadriani
gefiinden worden, Der Kaifer Hadıian ließ zu Tibur
eine Billa anlegen, wie eine mäßige Stadf, und einen
Tempel bauen, in welchen viele Statuen gefezt würden,
Er wollte felbft Künftler fen. Winkelmann reder
von der Billa, von der Statue abet erwähnt er nichts
Der Graf Caylus aber hat im feinen Recueil Tom. IL,
tab, 39. diefelbe angeführt.
Ferner hält man einen Marmor in der Gallerie *
Grafen Pembrok in England für ein Stuͤck aus dieſer
Epogve. Es ift cin Sechter Mantho, der vor dem
Jupiter mie einem Papagey nr der Hand ſteht, vor hy
teht
340 Part. II. Cap. V.
fteht eine Perfon, die ein Becken hält. Winkelmann
- häle diefe Arbeit für eine bloße Betruͤgerey, in der Ges
fhichre der Kunft ©. 323. der Dresdner, und ©. 631.
der Wiener Ausgabe.
Noch drey anderein Nom vorhandene Statuen
rechnet Winkelmann hieher:
3) im Pallaſt Sarnefe ein unbekleiderer Sechter.
S. Winkelmann in der Gefhhichte der Kunfk.
Wiener Ausgabe ©. 32.
2) Eine Pallas, in der Villa des Kardinals Als
bani, welche in der Italieniſchen Ueberfegung von
Winfelmanns Geſchichte der Kunft vorgefieller if. 7
Sie har ein Thierfell über den Kopf.
©. Burkards Werk von der Lebereinftimmung
der Dichter mir den Werken der Buͤnſtler,
nah dem Englifhen des Hrn. Spence, Wien
1773. 8.
3) Die große Hiufe, im Pallaft der Barberini.
Es fann eine von den 3 Mufen fiyn, die zu des
Phidias Zeit von 3 Künftlern verfertiget wurden,
©. Spence Polymetis, oder von der Uebereinftim-
mung der Dichter und Kuͤnſtler ift engliſch gefchries
ben mic vielen Kupfern in 4. Burkard bar [uns
ter dem obenangeführten Titels Wer? von der
Uebereinſt. ıc.] den erften Theil und Hofſtaͤker
den 3wepten (Wien 1776. 8.) überfege. Nicht
eigentlich, uͤberſetzt, fondern nach feiner Drds
nung umgearbeiter.]
Die hicher gehörigen berühmten Künftler find):
Smi⸗
) [S. Buͤſching, ©: 107. ff. welcher auch auf Plinius, Wins
felmann, Heyne u. a. verwveißt.] -
De Toreutice. 341
Smilis, verferrigte zu den Zeiten deg Prokles die
uralte hölzerne Bildfäule der "uno zu Samos *).
Eu doeus ein Arhenienfer bildere die figende Mir
nerva, die in dem Schloffe zu Athen ffand: [aus
Bronze wahrfcheinlich, vor der 29 Olympiade gemadht.]
Ariſtokles von Endonia, auf der Inſel Kreta,
bildere ein Gefechte des Herfules, mir der Amazone Ans
tiope, war zu Dlimpia befindlih. Ungefehr im Jahr
der Welt 3316. muß der Künftler, wie man glaubt,
gelebe haben,
Der Meifter von dem Kaften des Cypfelus, war
ein anderer ungenannter Kuͤnſtler: eg ſcheint das ältefte
Kunftwerf Gricchenlandg gewefen zu feyn, dag zu Olym—
pia in dem Tempel der Juno ftand. [Davon handele
Heyne in einer Vorleſung über den Kaften des Chypfe-
lus, ein altes Kunftwerf zu Olympia mir erhobenen Fi-
guren. Nach dem Paufanias- Göttingen 1770. 8.)]
Dipoenus und Scpllis machten fih um die jo
Dlympiade, oder 576 Fahr vor Chriſti Geburt, durch
Arbeiten in Marmor befanne. [Plin. Naturgefch. 36.
B. ates Kap. 4ter Abſchn. Caplus 1. B. ©. 261 f.]
Bathykles, Ichre zu Solong Zeiten, und verfors
tigte den Thron zu Amiflda Bupalus und Anrber-
mus waren zwey berühmte Künftler. Ihre Kunftwerfe
wurden nach Rom gebracht; fie waren fehr ſchoͤn. [Plin.
36. B. stes Kap.]
93 Agela-
*) [&. Paufan. in Achaic. &. 531. Callimach. Fragm. Nr.
105. wo Toup. in curis nouifimis in Suidam, (3ten Th.
feiner Eimendatt- in Suid. et Hefych. & 92. f.) Durd
eine faliche Lefeart beym Clemens Alerandr. Protrept. ©. 13.
verleitet, ohne Noth Ändert ririz Zoyor, und aus dem
Künftler Smilis einen Schufterfneif oder ein Federmeſſer
madıt: morüber auch Rambach ©. 436. f. in der Note
fpottet, ]
341 Part. IH. Cap. V.
Agelades hat fich durch Kunftwerfe befannt ges
macht. Er war der Lchrer des großen Phidiag, und
febre in der 66 Olympiade, Plinius ſetzt ihn in die
g7ſte: allein da lebte Phidias nicht mehr.
Pythagoras aus Neggio, wird vom Plinius im
34ten B. 8. Kap. igten. Abſchn. zu ſpaͤt angegeben.
Er folf der erfte gewefen feyn, welcher die Merver und
Adern ausgedrückt, und die Haare beffer angegeben, Er .
lebte zwifchen der 73. und 77, Olympiade.
Simon aus Aegina, verfertigte eine Statue zu:
Pferde, aus Bronze, die zu Olympia fand, ungefehr
in der 7sften Olympiade.
Onatas und Calamis arbeiteren zufammen in
Metall, und waren berühmt, Der feztere arbeifere yor«
züglih in Silber, j '
Dionyſius von Argos verfertigee ein Pferd‘; in
Bronze, welches zu Olympia fund, und ungemein
ſchoͤn war.
Mps, ein großer Meiſter in Silberarbeit. Er
half zu Achen mit an der Minerva des Phidias arbei«
ten, die aus Gold und Elfenbein verfertiger wurde: Er
ftellee auf dem Schilde der Göttin die. Schlacht der La—
pithen und Eentauren in erhabener Arbeit vor,
Unſer Verfaffer fagt, die erften Künftler Härten
nur in Holz gearbeirer. Aber diefe Anmerkung ift falfch,
weil, wie aus den angeführten Künftler Werfen erhel-
fer, fig mehrenebeils in andern Maflen gearbeitet,
$. 13
Es gab Städre, wo große Kunftfchulen waren, und
wo fich berühmte Künftler aufhieleen, Strabo bezeugt
dies von Korinth und Sicyon. If, Rambach ©.
43% Fl:
Die
De Toreutice, 343
Die berühmteften Kunftfehulen waren zu Sieron,
Borinth und Aegina. Sicxon gehörte zu dem eigent«
lichen Peloponnes, oder- heutigen Morea. Diefer Ort
„hat viele Künftler, befonders viele Maler gehabt, Die
Sicyenifchen Schuhe waren fehr berühmte. Korinth
hatre eine große Menge der beften Künftler von Malern,
Bildhauern und Erzrarbeitern. Die vafz Corinthia wa⸗
ten fehr befanne, und wurden außerordentlich gefucht.
Die Inſel Aegine in dem Saronifhen Meerbufen,
brachte die größten Künftler hervor. Man fand dafelbft
auch ſchoͤne Erstgruben, Der König Phido berrfchre
auf diefer Inſeſ. Die Achenienfer unterdrücften fie, und
ließen allen Mannsperſonen die Daumen abfrhneiden, das
mir fie zum Kriege unbrauchbar würden. Dievafa Aegine-
zica find aych aus der Gefchichte befannt. [Winkel⸗
mann in der Gefchichte der Kunft. S. 18. Wiener Nuss
gabe muthmaßt, die Künftler der Aeginetiſchen Schule
feyen bey dem älteften Styl am längften geblieben, Noch
umftändlicher handele er im zeen B. ©. 638. f, von der
Inſel Aegina, (deren Einwohner Dorier waren, großen
Handel und Schiffarth rrieben,) ihrem Schickſal, und
ihrer Runfl-Schule, welche [don in ganz alten Zeiren
mag angefangen haben. ihre Gefäfe von gebrannter
Erde wurden gefucht und verſchickt, waren vermurhlich
gemahle, und mir einem wilden Widder bemerfe. Eben
daſelbſt ©. 626 f. handele Winkelmann von den Schus
len der Runft zu Korinth und Sicyon.]
Naͤchſtdem ift die Inſel Delos wegen der vielen
da lebenden Künftler fehr berühmt geweſen: und die var
Ja Deliasa wurden guch fehr. gefucht,
9 I4
Athen erzeugte und bildere die größten Künftler.
befonders da es durch Reichthum mächtig worden war,
4 Nach)
344 Part, IL Cap. V.
Nach den Siegen über den Darius und Terxes, wurden
die Griechen einig, eine berrächelihe Summe zu Delos
niederzulegen, um die Armee davon zu unterhalten; den
Athenienſern aber ward die Aufſſicht darüber anvertrauet:
allein fie misbrauchten diefelbe, denn Perifles brachte
es dahin, daß diefes Geld nach Athen geſchaft werden
mußte. Hier wurde es zu andern Abfichren gebraucht:
denn theils wurden die Bürger hiervon bereichere, theils
prächtige Gebaͤude aufgeführr, theils mußte es zu Fuͤh⸗
zung des Peloponnefifchen Kriegs, der unter ihm aus⸗
brach, verwender werden; befonders aber wurde der
Zempel der Minerva zu Athen hiervon gebaut, Es
zeichneten ſich fehr Bald Künftler aus, und unter diefen
verdient Phidias den erften Plag. Er ahmte die Natur
mehr nach, und durch feine Frummen und wellenförmigen |
Linien wurden die Zeichnungen natürlicher, fanfter und
angenehmer, die Gefichtszüge waren regelmäßig; aber
e3 fand ſich noch eine gewiffe Strenge, mie z. B. bey
einigen neuern Künftlern, als Rapbael von Urbino,
der in der Zeichnung fehr akkurat und Forrefe ıft, und
des Michael Angelo, der hierinne noch weiter gehr;
da hingeaen Rubens und Titian mehr dag Schöne und
Sanite ausdrüden.
Die Griechen nennen vo angiles das Borrekte
70 EUXueEES dag Schöne,
Unfer Berfaffer mache hier einen Vergleich
mir der Mufif, wenn er fagt: manche liebten das
genus chromaticum d, i. wo in der Mufik viel Mißflänge
find, die aber durch fanfte Töne wieder aufgelöße werden,
mehr, als das Sanfte und Schöne der Stalienifchen
Oper, deren Anmurh auch diejenigen empfinden müßten,
die niche Kenner wären,
So
De Toreutice. 345
So waren 3.3. Banachus *), und Xalsmis,
zwey Künftler, von denen des erftern Zeichnungen, ob
er gleich weit früßer, als der legtere lebte, dennoch weit
fchöner gewefen feyn follen, als des Kalamis feine, weil
er zu firenge, d. i. zu korrekt zeichnete. [S. Winkelmann
©. 472]
quadratura; Bey den Alten wird quadratum öfters von
dem Negelmäßigen gebrauch, z. B. homo quadrarus ein
Fluger Mann; mafus guadrarus eine regelmäßig gebildete
Naſe. Ueberhaupt war der ältere Stil auf ein Syſtem
gebaut, dag zwar regelmäßig, aber noch nichr fchön war,
Ueber diefes Spftem erhoben fich die Verbeſſerer der
Kunft, und machten fi) der Wahrheit mehr näher.
In der Malerey muß man das Harte vom Schar⸗
fer wohl unterfcheiden fernen,
$ 15
Aus diefem Zeitalter find zu bemerfen:
Eine Dallas in der Villa Albana **). Die Statue
ift aus Penrelifchen Marmor, der Kopf ift ganz unbe«
fhädiger, und von einer hohen Schönheit, aber doch
etwas firenge, wie Winkelmann in dem Monumenti
antichi N, 47. anfuͤhrt. [Bon diefer Pallas in villa
Albani, von welcher Winkelm. in Monum. ined. fpriche,
und im Altern Styl ift, handele derfelbe auch in der
Geſch. der 8. S. 457. befonders S. 458. In eben
diefer villa ift noch) eine andere Dallas aus den Zeiten
des hoben Stils. Der Kopf davon ift in feiner ganzen
urfprüngl. Schönheit zu fehen, und Winkelm. S, 474
erhebt fie fehr.]
95 Die
2) [Ein Schüler des Polyeletus, ohngefaͤhr in der 95. Olymp.
aus Eicyon. S. MWinkelmanns Gedichte der Kunft,
S. 672 ff] .
lſ· Buͤſching ©. 142.]
346 Part, H. Cap V.
Die Miobe in Florenz ift noch nicht wieder auf⸗
geſtellt. Der gleichfam erfchaffene hohe DBegrif, und
hohe Einfale verfchönern fi. Die Einheit der Form
fieht aus, als wenn fie nicht mie Mühe, fondern ganz
Funitlos wäre gebildee worden. Winkelmann und
Burkard haben hiervon geredet. — [Niobe war
die Gemahlin des Amphion. Bie harte fehs Söhne
und fechs Töchter. Sig überwarf ſich mie der Latona;
dahero fhoß Apollo die 6 Söhne, Diana aber die 6
Maͤdgen todt. Miobe erftarrt darüber vor Schrecfen, und
wird in einen Stein verwandelte. Daufen, I, 21. Dlin.
36, 4 8. Ovid. Meramorph, VI. 285.1. Davon har
man heut zu Tag die Gruppe gefunden. Man fchreibe
dieß Kunſtwerk dem Prariteles zu, Antholog. gr. IV.
c. 8. ep. 1. ©. 315. Winfelmann will eg aber.dem
EScopss beylegen, in feiner Gefchichre der Kunſt, II.S.
656. S. aud) diefe Geſch. S, 326. und ©. 474. feine
Anmerk. ©. 336. Die Gruppe ſteht in der villa Medices,
Büfching ©. 137. ff. giebr einige Nachrichten von die.
fer Statue und von dem darüber entflandenen Streir.
Die Figuren find in» und über Schensgröße; ohnfehlbar
ift fie aus f[hwarzem Marmor. Man hatte fie vor dem
S, Joann. Lateranenfis im Schutt gefunden. S. Mont
faucon. diar. ital, ©. 134. Sie marhen zufammen 15.
Figuren aus, Perrter nr. 87. (fignorum et flatnarum
fymbola Perreriana, per Pet. Schenk, Amfterdam 1792.
%ol, und per Corn, van Dalen, Haag. 1737. Fol.)
Allein Derr. hat daran gefünftele, auch fie anders gelegt.
&. Spence Polym. S. 96. Man finder diefe Figur
aud) bey dem Joh. Baptiſta Cavaller (in antiq. fia-
tuis, Nom, 1785. £l. Fol.) aten Band üg. 9. 79. Hier
find fie alle Einzeln ausgedruckt, Perrier Nr. 57.
Spence ©. 101. Einer von den Söhnen ſteht beym
Maffei nr. 33. Perrier nr, 33. 34. Epiſcopius (in
fignor. vett. iconibus, Haag. 1671.) Gallerie de Dresde,
nr, 116, da iſt diefer Sohn ergänzt. Die ee
er’
De Toreutice, 347
j
Derrier nr. 58. 59. und 60, Epiſcopius nr. 33. Eos
pien davon frift man in verſchiedenen Cabinetten an.
Das Sujet bey dieſer Statue iſt ein recht erhabe—
nes. Die Niobe nimmt ſich unter allen den Figuren am
meiſten heraus. Der Zeitpunkt von dieſer Handlung
iſt diefer, da die Mutter auf das Feld kommt, und ihre
todten Söhne ficht. (Spence ©. 99.) der St ſelbſten
iſt ein Feld, wo die Soͤhne Leibesuͤbungen hielten.
Die hohe Einfalt der Griechen iſt beſonders merkwuͤrdig.
In der Phyſiognomie zeigt ſich da ein großer Ton der
Angſt, und doch hat der Kuͤnſtler die Schönheit beyzu⸗
behalten geſucht. Das Gewand der Niobe ſoll das
fchönfte im- ganzen Hlrerehum ſeyn. Spence ©. 96,
Nicht alle Figuren find von gleicher‘ Wortreflich-
feit: die Miobe aber iſt die fchönfte unter als |
len. Eine Figur ift dabey, nämlich ein alter Mann
griechiſch gekleidet, welche offenbar von einer ar:
dern Hand iſt. Winkelmann in den Anmerfungen S,
92. mache es wahrfcheinlich , daß es der Auffeher der
Söhne ſeyn fol. Die Luctatores in der Gallerie zu Flos
renz, 22. fcheinen die zwey Söhne hiervon zu ſeyn, da
zwey im Ningen erfchoffen worden. Es find auch diefe
Luctatores an dem nämlichen Dre gefunden worden.]
Caſanova fezt in dieſe Zeit eine Denus, in Dresden,
deren nafender Obertheil altgrichifh ift. Er behaupter,
Daß fie der Mediceifchen Venus noch vorzuzichen fer,
Der Borgheſiſche Sechter i in der villa Albana, Ans
dere behaupten, es ſey Meleager; noch andere Chabrias,
der Arhenjenfifche Feldherr, wie gr die Soldaten fomman>
dire. Die Statue ſtellt einen Mann, mit einem männlichen
Geſichte vor, und zeige ein Leben an, das wirffam und thaͤ⸗
tig ift. [S. Iiiaffei n. 75. 76. Perrier 26 — 29. Ri-
chardſon in Traite de la peinture et fculpture ©. 554.
| Es
348 Part, II, Cap. V.
Es iſt der höchfte Grad der Action darinnen: der rechte
Arm ift neu. Zejjing im $aofoon ©. 234. ff. handelt
nah Winfelmannen umftändfich von diefer Statue, und
hält fie für eine Statue deg Chabrias. Er erklärt fie
durch eine Stelle im Cornelius Nepos im $eben jenes
Arhenienfifchen Feldherrn, im ıten Kap. (wo man die
Anmerf. der Interpreten, befonders Staveerens und
Harleß vergleichen Fann.) Auch der Uerechrifche Lehrer,
Saxe in feiner Difp. de dea Angerona, Utrecht 1766,
E, 6. und 7. hält den Borghefifchen Fechter für den
Chabriag in feiner erfundenen Stellung der Soldaten
bey einem wanfenden Treffen, Da Blotz in Ads litter,
zter Band zter Th. und Kerne in der Goͤtting. gel.
Anzeig. 1768, or. 130. Einwendungen dargegen mach»
ten; fo behandelte Zeffing in feinen Briefen antiquaris
fhen Inhalts, im ıften Th. ©. 97. ff. und 2ren Th.
©. 1— 58. noch umftändliger diefen Gegenftand und feine
fowol als anderer Gelehreen ihre Meynung und Erfläs
rung.)
Pbidias lebte in dem gluͤcklichſten Zeirpunfte zu.
Athen, und war zugleih Mahler und Bildhauer.
Mit Menfchenfiguren gab er fich niche fehr ab, fie ge»
rierhen ihm auch nicht; aber Götter und Goͤttinnen ent>
warf er fehr glücklich, [Hier Eonnre fein erfinderifches
Genie fih nach frinen Ideen in Idealen beffer auszeich>
nen und ungezwungener arbeiten. Seine meiften Arbeis
ten waren mit Elfenbein. Juvenal, Satyr. 8. B.103.]
Die größten Philofophen, Redner, Staatsmänner und
Künftler waren feine Zeitgenojfen. Er war eg, der die
Bildhauerfunft zur größten VBolfommenheit brachte.
Plinius fagt, daß eine Venus von Marmor von
ihm vorhanden, welche Paufanias zu Athen gefunden:
allein andre haben behauptet, daß fie nicht von ihm ſey.
Unter feinen vielen Werfen find die vorzüglichften: die
Minerva zu Arben, und der Jupiter Olympius
zu Elis, aus Gold und Elfenbein. Diefe beiden Stas
tuen
De Toreutice, 349
tuen verfchaften ihm den größten Ruhm”). Ferner ver-
fertigte er eine Denus zu Klis, eine Amasone [von
Bronze. Plin. 34, 8. Kucian imag. Kap. 4.] eine Mi«
nerva *), ‚eine Statue der Cpbele, der Nemeſis
u. ſ. w Das Ideal zu diefem großen Jupiter foll er
aus der Iliade des Homers Bud I. VB. 526. 528. und
530. genommen haben. Aolotes, fein Schüler, half
dieſes
) [Die Phid. Minerva zu Athen mar aus Elfenbein und
Gold, 39 Fuß hoch. Sie war bewaſnet vorgeitellt, mit
Spieß, Schild und einer Nachteule. Die Caͤlatur war he:
wundernsmürdigs die Figur felbften Eoftere 40 oder ;, oder,
nach dem Diodor, gar 50 Talente in God. S Plin. 5,5.
Sect. 4. Bon dieiem und den übrigen Runititucen Des
Phidias u. a, Künftter handeln umſtaͤndl Buͤſching 5 > ff
u Ramb.&. 455 ff. wo fie auch ältere und neuere Schriftſteller
anführen.—- Die Statue in dem Tempe! Jupiters bey Olhmpia,
der Olympiſche Jupiter, wat von colöjjaliiher Groͤße, ohnge⸗
fähr 60 Fuß body: ein Werk von einer bewundernsiwurdigen
Pracht und Majeftät. Das Gefibt und die Hände des
Gottes waren von Elfenbein, das Gewand von Gold, und
der befonders Fünftlich gemachte Thron, auf welchem Jupiter
ſaß mit Edelgefteinen und erhabener Arbeit ausgeſchmückt.
ſ. Paufanias V. 10. Beyne Borlefung uͤber das Elfenbein
der Alten in der Neuer Bibl. der fchön. Wiffenichaften, 15.
Th. S. 209. und in feiner Sammlung antiguar Aufſaͤtze,
S. 164. ff. vorzüglih L. Voͤlkel über den großen Tempel
und die Statue des Szupiters zu Olyinpia. Cine Erläut der ”
Beſchr. des Paufanias. Leipz. 1794- 8. und Siebenkees, Prof.
der Philofophie zu Altdorf, Schrift, (Nürnberg 1795-8.) über
eben dieſen Gegenftand der erften Erklärung iſt mehr archis
tectonifch; des andern feines mehr antiguariih und artiſtiſch.
—** aber behandeln ihren Gegenſtand gelehrt und einſichts⸗
voll)]
) (Mehrere Minerven: namlich eine Minerva zu Pellena aus
Elfenbein; (Pauſan. VII. Kap. 26.) eine Minerva von
Bronze, welche wegen ihrer Schönheit KaAAluopdos oder Kar-
Asn generint wurde; eine Minerva Lemnia, weil die Lem⸗
nier fie hatten verfertigen laffen, (Paufan. I. 28.) eine Fi:
nerva Cliduchus, KAsudsxos, (Plin. 34,8.) Wenn es nicht
auch eine andere Gottheit war, und jo andere mehrere Statuͤen.
350. Part, II, Cap, ge
diefes Werk mit verfertigen. Er fiellee felbiges nach Lu⸗
cians Bericht auf, und hörte, was die Leute davon ur-
theileen, und wenn Verbeſſerungen noͤthig waren, brad)«
te er fie an.
Raligule wollte diefe Statue nah Rom bringen
laffen; aber es wurde verhindert, Sie fam nad) Kon
ſtantinopel, und ift da verlöhten gegangen,
Die andre Hauptfigur von ihm ift die Minerva.
Dlinius und Paufanias haben fie Hefchrieben, und der
Graf Caylus und Herr Hofr. Heyne haben auch davon
gereder. Ein gewiffer Menon Flagre ihn an, er habe
zu diefer Starue nicht foviel Gold genommen, als er
darzu erhalten hätte. Allein er wurde unfchuldig befuns
den: denn er hatte das goldne Gewand fo angelegt, daß
eg vermitteljt einer angebrachten Feder, wieder abgenom-
men werden Fonnre, 40. bis 44. Talente fol auf diefe
Statue verwender worden feyn. Herr Hofe. Heyne bat
angemerkt, daß diefe Summe über 400,ooc Thaler bes
traͤgt. Daß diefer, Künftler am Schild der Minerva
fein und des Perifles Bildnis unter den Fechtenden ans
gebracht hatte, Foftere ihm den Verluſt feiner Freyheit
und Lebens, weil man es für Meligionsfpörteren hielt:
Aus diefem Zeitalter war. ferner eine Diana Laphria,
auch aus Gold und Elfenbein. |
Ganz maffiv aus Elfenbein Fonnten dergleichen Fi—
guren nicht ſeyn; die Künftler mußten die Zähne in
dünne Plaͤttgen ſchneiden; nachmals verfereigten fie aus
Holz den ganzen Kern der Figur Die Theile, die be-
Eleidee werden follten, ließ man, wie fie waren; hinge-
gegen die Parthien, die man fahe, wuͤrden aleichfam
befleidet, und vie Grüde recht dicht und feſt zufammen
geſetzt. War diefes gefchehen , fo mußten fie mir dem
Scabeifen völlig zubereiterwerden. H. Hoft, Heyne in
feinen antiquariſchen Auffägen hat dies auch mir angefürt.
i Alka
De Toreutice, 351
Alkamenes, ein Schüler des Phidias, arbeitete
in Erzt und Marmor ſehr fehön, 3. DB. einen Sieger,
der in fünf Werrfireiten den Sieg erhalten *); einen
Dulfan, der zu Achen ſtund; [Cicero de.N. D. 1. 83.
Dealer. Mar. VIIR ı1,] eine Denus in Gärten,
[Plin. 36, 5. Sect. 4.] an welche Figur Pbidias felbft
die letzte Hand gelege haben foll.
Agorakritus aus Paros, auch ein Schüler des
Phitias und Liebling deffelben, harte einen Wettſtreit
mitdem Allamenes, wer von ibnen die fhönfte Venus
verfertigen koͤnnte? Die Arbenienfer gaben dem Alfames
nes, weil er ihr Sandsmann war, den Vorzug, obgleich
des Agorafritus Venus weit beffer war; dies verdroß
den Künftler dergeftalt, daß cr das Werf, und zwar
unfer der Bedingung verkaufte: daß es nicht in Athen
bleiben, und nicht mehr Denus, fondern Nemeſis ges
nennt werden follte. [Dlim 36, 5, Sect. 4. Paufan. I,
33. Winkelmann Anmerf. S. 90.] |
PolpEletus det ältere aus Sichon, Liner der größe
ten Bildhauer feiner Zeit, hat fehr viel zur Erweiterung
der Kunft beygerragen. Er hat Figuren gemacht und ers
funden , die auf einem Bein ftunden; vermuthlich waren
fie aus Erzt. Er verfertigre eine Bildfäule, die alle Res
geln der Symmetrie in det Bildhauerkunſt enthielt,
Deswegen wurde fie z&vwv genannt: Er fuchte nemlich
die fchönften Verhäleniffe mehrerer Theile des Körpers
in einen zu Bringen, Diefe Starte ftellte den Apollo
vor. Plinius lobt fie feht; Andere aber ſagen, ſie
habe nicht mannigfaltiges genug gehabt, fondern fey eins
foͤrmig geweſen, Der verftorbene Herr von Hagendorn
in Dresden in feinen Betrachtungen über Die Malerei;
S. 428. hat behauptet, daß es ein Buch geweſen, das
vinoit
*) [Penitathlos bon Bronze. Er wurde fehe geſchaͤtzt, und des⸗
wegen dyzpwouevos genennt Plin, B. 34 8. Sect. 19.1
352 Part. II. Cap. V.
canon geheiffen, welches ale Negeln der Bildhaucrfunft
enthalten: allein diefe Meynung wird nicht leicht Beyfall
erhalten. [S. Rambach S. 462. Note.] Er verferrigre
eine Kuno zu Argos, [von Gold und Elfenbein,] einen
fehr weich gearbeiteren Süngling Diadumenos, und einen
andern Doryphoros genanntz ferner eine Öruppe von zwey
nakten Änsben, (asenyarsxovres) die mit Würfeln
ſpielten; zwey Srauensperjonen, welche Blumenförbe
‘auf dem Kopf trugen, [Canephoras, @icer. Vertin, IV,
3.] einen Herkules mit der Loͤwenhaut *), Aelian Var.
hift. XIV. 8. hat angemerkt, Polyklet habe einmal zwey
Statuen, eine nach der Kunſt, die er auggeftelle, und
die verfchiedenen Urcheile dee Volks darüber bemerkt,
die andre aber nach dem Geſchmack des Volks ver-
fertige, und fie neben jene geftelle, welches einen
ziemlichen Konrraft machte. Hierbei lachte das Volk:
Polyklet aber gab ihnen zu verfichen, daß diefe Starue,
worüber fie lachten, ihre Arbeit; die fie aber bervunder-
ten, die feinige fey. Diefer Künftler fol feinen Figuren
ſehr fchöne Hände gegeben haben. [f. Buͤſching. S. 127.
ff. Rambach ©. 461. ff.]
Mpron ein berühmter Künftler feiner Zeie *),
harte zu Athen das Bürgerrecht erlanget. Er brachte
in feine Werke mehr Symmetrie und Harmonie als
\ feine
*) [Wie er die Hydra umbringt! Cicero de Orat. II. I. —
Alexeter («Asyrne) ein Fechter, der nad) den Waffen greift.
Plin. am angef. Ort Artemon, mit dem Behnahmen Ileuı-
Gognros, eine beftimmte Perjon, welcher fih beftändig herum⸗
tragen ließ. :Plin am a. ©.) — Juno Argiua, eine Juno
zu Argos, fie war aus Bold und Elfenbein, von collofjalt»
fcher Größe. Pauian. II. 6. griech. Anthol« IV, ı2. Aelian
H. V. XIV. 8. Starius filu. II. 68. u. f. w.
**, [Aus Elevtheraͤ, ein Mitfchüler des Polyklets, ohngefaͤhr
in der 87. Olymp. ein Künftler und Erfinder. Plin. 34: Kap.
8. Sect. 19. Außer Junius Katal. unter dem Namen
Myron |. Büldying ©. 133, f. Rambach ©. 465: ff.
*
\
De Toreutice, 353
feine Vorgänger angegeben hatten. Plinius tadele zwar
anihm, er habe niche Affekt genug ausgedruckt, De
tronius aber behaupter dag Gegentheil. Er machte eine
Aub aus Erst, [fie ift von vielen Dichrern befungen
worden, und in der griech. Anthol. ftehen bey 40 Epis
gram. auf diefes- Meifterftüc. Auch Cicero, in Verrem
IV. c. 60, bewundert eg} ferner einen Mann, der die
Wurfjiheibe wirft, Discobolus, den er in einer ber
fondern ſchweren Stellung gefest. Ein fhöner wohlges
machter Körper. Quinctilian fagt im zten B. 13. K.nr,
10, von diefem Werke, es ſey nowitas und difieultas
mit einander verbunden; [einen Satpr, der feine Flöre -
bewundert, und. 2 Flöten vor den Ohren hielte, Anthol.-
IV. ep. ı2.] eine Figur aus Marmor die eine betrunke⸗
ne Frau vorftellee, leinen Perſeus mit dem Haupt der
Meduſa, eine Minerva, eine Hecate von Holz zu
Aegina, einen Apollo von Bronz; (Dlin. 34. Kap. 8.
©. 651. 2ten Bandes.) einen Bacchus auf dem Helis
con. Er harte einen Schüler Lycias, Plin. 34, 19,
Sect. 6, Dieſer verferrigte einen Knaben, welcher
Kohlen anblaͤßt. ſ. Winkelmanns Anmerf. ©. 94.]
Pythagoras aus Regio in Grosgriechenland
"war fein Nebenbuhler, der ihn auch bisweilen übertrof-
fen. Dlinius fagt von ihm numerofor in arte Polycleto
fuit? =) dieſes Fann eine doppelte Bedeutung haben,
entiveder er habe mehr Arbeiten als Polyklet verferriger,
oder er Habe feinen Arbeiten mehr Mannigfaltigkeit,
Harmonie und Graziealsjener gegeben. Das leztere fcheine
- pajfender zu ſeyn. [Bon ihm war befannt ut Pancra⸗
tiafte, welcher zu Delphis ſtande; durch diefes Stuͤck
foll er den Myron überrroffen haben. Dlim 34. Kap.
8: Sect. 19. Es waren aber noch zwey Kuͤnſtler dies
fes Namens befannt: der eine aus Leontinum in Sicilien.
7 Dies
9) Man vergleiche Buͤſching ©: 109 und ©, 135. not; £]
—*7?
354 Part, I, Cap. V.
Diefer ift der erſte Bildhauer gewefen, welcher die
Merven und Adern ausgedrüke, und die Haare beſ—
fer als die vorhergehenden Bildhauer ausgearbeiter haf.
Der andere aus Samos, anfänglich ein Mahler, dann
ein Bildhauer. Buͤſching, (welcher Winfelmanns und
Heynes Stellen von ihm fhon angeführt hat,) ©. 109.
glaubt, daß der erfte früher als Myron gelebt und ſich
hervorgerhban habs Bon diefen drey Pprbagoren,
als Künftlern, und ihren Werfen, ſ. Rambach, ©.
469)
Skopas aus Paros, tar in der 107. oder 108.
Diympiade berühmte. Plin 34, 8. Sect. 19. fegt fein
Zeitalter in die 87ſte Olympiade; und im 36ten D.
s. Kap. Sect. 7. und umftändiger Rambach ©. 471:
ff. erzänfeen feine Kunftwerfe. Scopas har in Erzt und
Marmor gearbeitet. Seine vorzüglichfte Arbeir foll eine
nakte Venus gewefen ſeyn, welche an Schönheit des
Praxiteles feine überreoffen habe. Mean fchreibe ihm
auch die berühmee Gruppe von der Miobe und ihren
Kindern zu; andere dem Praxiteles — Martini
führe ihn zum 17. $. nochmals an.]
Etefilaus hat mir dem Phidias und Polyfler ges
wetteifert, und eine Statue in dem Tempel zu Ephefus
verfertiget; ferner einen fEerbenden Verwundeten, fo
Fünftlih, daß man fehen fönnen, wie viel noch $eben
in ihm ſey. Plin. 34. Rap. 8. Sect. 14. einen Perikles
Olympius; diefe Statue muß verfertigee worden fein,
da Perifles in dem größten Anſehen ſtund. IS. Ram⸗
bab ©. 481 f. Buͤſching ©. 140.]
Zwey Künftler, ‚beyde nie Namen Ballon, der
eine war aus Aegina, und der andere aus Elis gebür-
tig. Der erftere verfertigee eine Minerva zu Troezene,
und einen Dreifuß; der andere aber machte fih durch
Staruen aus Erze befannt, (Heyne in den deutfchen
Schriften der Koͤn. Gefelfchafe der Wiſſenſch. zu Göt-
fingen
>
De Toreutice, 395
Ay ©. 242. 46. 47. Düfching und Rambach am
.D.
‚ Polpklerus der jüngere, war aus Argos. Er
arbeitete eine Denus, die im Tempel des Apollo zu
Amyklaͤa ſtand. |
Ranachus war ihr Zeitgenoffe, erarbeirere in Erzt
und Marmor. Doc) ſagt Licero [in Bruto, Sect. 70.)
feine Statuen wären ziemlich fleif gemwefen,
6. 16.
In der dritten Epoche gab man der Natur mehr
Annehmlichkeit und Grazie, und ſuchte fie volfommen
‚richtig und fchön auszudrücken. Lyſippus fol dieß
auerft an den Statuen auf Anrathen des Maler Eurom-
pus angebract haben. Man enrfernte fi) von dem
Strengen, und machte ſich wellenfoͤrmige Linien. Ly⸗
ſippus, welcher ein Zeitgenoſſe Alexanders des Großen
war, that dieſes in den Guͤſſen aus Kupfer, und ahmte
die Natur nach. Das Harte fiel weg, und die Grazie,
womit er die verfchichenen Geſichtszuͤge niche nur nach
Unterfchied der Fahre, fondern auch der Affeften, aus-
zudrücken wußte, Erönte feine Werke, [Martini har
deft vom Infippus wieder zum folgenden Paragraphen.
Außer Plin. 34. Kap. 7. und 8. und 34. Junius,
Winkelmann und Caylus f. Buͤſchiug ©. 149. ff.
Rambach ©. 482. ff] »
Statuas h. 1, muß heißen Staturac, mit dein Jufaß:
nowa intactaque ratione. Der Stifter diefer neuen Epo-
he war in der Bildhauerey Praxiteles (er muß nicht
mit einem gewilfen Pafiteles verwechſelt werdens ©.
Cicero de Diuinatione Buch I, Kap. 36.) Plinius 34.
8. Gect. 19. fee ihn in die 104 Olympiade, d. 8. ins
Jahr der Welt 3616 und fage von ihm, daß er glüdli«
cher in Marmor als in Erzt geweſen. Nicias foll feine
3 2 Sta⸗
— ⸗
356 Part, II. Cap. D,
Statuen mit einem geriffen Firniß beftrichen haben, wo⸗
durch fie einen fehr ſchoͤnen Glanz befommen hätten,
Winkelmann glaubt zwar, es fey darunter ein nochmalis
ges Durchgehen mir dem Modelftab zu verftehen: (Beym
Plinius ftcht eircumlinere) allein diefe Meynung fcheint
eine bloße Einbildung zu feyn, Unter feinen Arbeiten
zeichnet fi) ein Satpr aus, der den Beinamen, der
gepriefene fuͤhrte. Aus Marmor har er 2 Statuen der
Venus, eine bekleidet und die andere nadend *) verfers
tiger. Das Original der einen foll, wie Plinius berich⸗
tet, die Phryne, eine damals übel berüchtigre, aber fehr
fhöne Weibsperfon geweſen feyn; ferner verfertigte er
einen doppelten Bupido, movon einen die Phryne
erhielt. Er war auch Schriftfteller, und fehrieb 5 Buͤ⸗
cher von der Kunft, die aber; verlohren gegangen, [Von
allen diefen und a; handeln genauer, und führen die
Haupeftellen bey den Alten, und Hauprmeinungen der
neuern Belehrten an Rambach ©. 475. ff. (wo auch.
vom Dafiteles ©, 479. das Noͤthige beygebracht wird,)
und Buͤſching ©. 145 ff]
7,
Aus diefer Epoche fol, wie Winfelmann meint,
der Laokoon, der im Jahr 1506. zn Nom, in einem
Öarten des — Julius II.**) gefunden wurde, fein. —
Drey
*) [Die unbekleidete, das größte Meiſterſtuͤck in der Kunſt, iſt
die beruͤhmte Venus zu Buidus aus Marmor nadend, wie -
die heutige Venus Medices f. Athenaͤus XIII. 6. griech. Ans
thol. 4. Bud. c. 12. upon 26 — Die befleidete ift die
Venus Coa, auf der Inſel Cos. Plin. 36. Kap. Sect. 4.
$. 4]
*) [Selie von Sredis, ein roͤmiſcher Buͤrger, fand dieſe Grups
pe 1596. auf ſeinem Lan qut unter den Ruinen der Baͤder
des Titus, und ließ fie ausaraben. Pabſt Julius gab ihm
und feinen Söhnen zus Belohnung introitum et portionem
gabella&.
De Toreutice, 357
Drey Rhodiſche Kuͤnſtler follen dieſe Gruppe verferti,
get haben. Viele haben gezweifelt, ob es das Original
ſey, deſſen Plin. 36 Buch, KR. 5. Sect. 4.$. 11. erwaͤhnt,
weil cs, wie er ſagt, aus einem Stuͤck gearbeitet gewe⸗
fon feyn foll; das noch vorhandene Werk aber fein eins
ziges Stuͤck if. Winkelmann fage ganz enthuſtaſtiſch
von dieſem Werk, da, wohin der größte Schmerz gelegt
ift, zeige fich “auch die größte Schönheit des Körpers.
Auch der Herr von Scheibe unter dem angenommenen
Damen Roeramonteder hiervon ). Das Stud fol
ſehr ſchoͤn ſeyn; [die ſtille Größe der Seele ift vorzuͤg—
licham taofoon ausgedruckt] doch hat es auch verfehiedene
Maängels es ift von der einen Seite nicht ganz ausgear-
beitet, der rechte Arm fehle auch, ferner der Vater iſt
wie ein Rieſe, in Vergleichung ſeiner beyden Soͤhne
vorgeſtellt: dann, Laokoon war Prieſter in Troja, und
dieſe giengen nicht nackend. Allein der Kuͤnſtler wollte
in den Urkunden die ſchoͤnen Parthien recht ausdruͤcken. —
Man hat die Frage, aufgeworfen, ob Virgil [Aen. I.
201, ff. mo Heyne nachzufefen ift,] von den Laokoon,
oder die Künftler von dem Virgil das Muſter ent-
lehnt hätten ? aber diefe Frage ift theils vielem
Zweifel unterworfen, theils ift fie auch unnöthigz
denn es kann feyn, daß der Dichter und die Künftler ohne
ihr Wiffen einander fehr nahe gekommen find, Loder
— 5 jeder
gabeilae portae S. Joann. Lateranenſis. Leo X. aber gab
diefe Einkünfte der Kirche zuruͤck, und dem Felie von Fredis
an jener Stelle officium fcriptoriae appoltolicae, durch ein
Breve vom gten Mov. 1517, wie diefeg Winkelmann in
feiner Geſchichte der Kunſt &. 697. (wo er von dieſer herrl.
Gruppe weitläuftig handelt,) aus einer fchriftlihen Nachricht
anmerft. ]
*) (Man kann aber antworten: es war fo Eünftlic aus mehrern
Stücken zufammengeießt, daß man es anfangs nicht merfte-]
**) (Sn feinem Buche, Natur und Kunft, in Gemälden, Bild⸗
hauereyen Gebäuden und Kupferſtichen, Leipzig und Wien
1770. 8. Th. 2. ©. 117—136.]|
358 Part, IT. Cap, V.
jeder den Volksſagen oder älterer Dichter Befchreibungen,
nac) feinem Plane und nad) dem Verhaͤltniß feiner Runft,
der Dichrer anders, andergder Künftler Hefoigt ift,] Vid.
Leſſings taofoon.
Herr Hofe. Heyne redet in feinen antiquarifchen
Auffägen auch hiervon, Th. 2. no, 1... [Aaocoon mit
feinen benden Söhnen, beym Maffei (Raccolta di ftatue
antique e moderne de Rofli, illuftr. di Maflei, Nom.
1707. gr. Fol.) Thomafin nr. 51. Episcopius nr,
16, 17. Sandrat lit... Er ſteht in dem Vatican,
oder Belvedere auf einem Piedeſtal: es gehen zwey Stuf⸗
fon auf den Würfel, ©, Winkelmann Anmerf. ©, roı,
und in feiner Geſchichte der Kunft außer an der angeführt
ten Stelle, auch ©. 71. 266. 326. sı5. Beym Bir-
ſching ©. 158. ff. und bym Rambach ©. 496. ff.
finder: man ſchon umſtaͤndliche Nachrichten, die Haupt-
fielen und die verfhicdenen Meynungen der Gelchrren
angeführt. Heyne in Sammlung antiq. YAuffäge, I.
Th. ©. 1 ff. Meber die Fehler der beyden Knaben ı. a.
Sticken, und über die Heyniſche Abh. einiges in Meus
fels Mufeum für Künftler ꝛc. ro St. Manh. 1790. 8]
Hierher gehöre ferner dee Apollo in Belvedere.
Diefe Statue ift eine der größten und fchönften, die wir
haben. Winkelmann [in feiner Gefchichre der Kunſt,
©. 814. ff. Wien. Ausg.] gerärk bey Befchreibung der»
felben, ganz in Enthufiasmus, er ſagt: Gehe mie dei—
nem Geift in das Reich unförperliher Schönheiten, und
verfuche ein Schöpfer einer geiftigen und himmlifchen
Natur zu werden: denn hierift nichts menfchliches, nichrs
fterbliches. Ueber die Menfhheie erhaben ift fein Ges
waͤchs, 'und fein Stand zeige von der ihn erfüllenden
Größe und ſ. w. [Apollo war den Alten das höchfte
Ideal der Schönheit, und diefe Statue ift das hödhfte
Ideal der Kunft unser alen Werfen des Alterthums,
welche noch vorhanden find, Die hoͤchſte Schönheie mir
einer
Ds Toreutice, 359
einer göttlihen Majeftär: der ganze Umriß ift ſchoͤn ge-
zeichner. ©. Tibull. zter B. 4Ate Eleg. V. 25 ff. und
dafelbft Brouckhuyß. Apollo’s Sieg über die Schlan«
ge Python ift in der Statue des Apollo Vaticanus, (fie
ſteht nämlich in dem Darican, in dem Hofvon Belvede«-
te,) vorgeſtellt. Apollo iſt nackend. Der Chlamys ift
über die Schulter und den Arm geworfen. Auf der
Schulter ift der Köcher und in der Hand ein Stuͤck vom
Bogen. Seine Mine ift fiegerifch, etwas fehrecfliches dar—
innen, und doch ſchoͤn. Schade, daß er verftümmele
gefunden worden ift. Es fehlte der linfe Arın, und das
linke Bein war nicht ganz + in der rechten Hand iſt nur
- ein Finger vom erften Künftler. Richardſon ©. 308.
Er heißt auch Apollo Pythius. S. Maffei nr. 12. Der-
rier nr. 30. und 31. Episcopius Tom. I,nr, 4 und 5.
Spence tab. XI... — Es giebt noch mehrere Statuen
oder Ueberreſte vom Apollo. ©. Rambaͤch S. 505
ff. — Auf dem Capitol. (in Muſco Capitolino) ſoll ein
ausnehmend ſchoͤner Apoll ſeyn, Richardſon ©. 178.
Sin der Gallerie de Farnele ſtehen etliche. Einer mir der
Hand über den Bauch in der villa Medices. Maffei ar.
39. Diefer ift nach dem Varicanifhen, Richardfon
©. 210, Flaminius Vacca bat ihn ergänzr. Apoll
mir der Hand auf dem Haupte, nackend, in der Gallerie
des Cardinals Ottoboni, Hiaffei 102, Ein nämli=
cher in dem Hauße Borchefe, welcher Fälfchlich für einen
Phocbus gehalten wird, So finder man mehrere zu Flo⸗
renz, Nom, Dresden ꝛc. ſ. Galler. Juſlinian. Tom. L. ar,
51—58. und 59. (dieſer Apollo foll hr fhön feyn,
mir dem fchönen Kopfe des Marfyas, auf deflen Geſicht
der Hochmuth recht ausgedruckt fey, (Spence ©. 95.)
Gallerie de Dresde, nr. 20. 65. 109. 112. 49. 53. (diefer
ift Apollo Sauroctonüs, oder der Eiderentödter, f Ca⸗
ſanova Abh. in ver N, Bibl. der ſchoͤnen Wiſſenſchaften
‚ııten B. ©. 215.) 129. 130, (ein falfcher Apollo, mehr
ein Melcager,) 192, cin truncus, u. ſ. mehrere.
34 Eine
369 Part, II, Cap, V,
Eine weibliche Statue von Porphyr, fo zu
Nom in der villa Borghefe ik, rechnet Winkelmann
auch hieher. Sie wird von einigen fuͤr eine Muſe, von
andern aber für eine Juno ausgegeben,
Auch der fhäne Aermapbrodirus aus Erzt, der
in Kom in der villa-Borghefe ift, wird in dieſes Zeit
alter. gefege 9. Man har überhaupt drey folche Herma⸗
phrodiren **); meiftentheils werden diefelben liegend ges
bilder; der Graf Eaplus aber har einen ftehenden vor-
gefteilr, Tony 3. [I Rambach ©. 5ı3.]
Ferner der Corſo in Delvederein Kon ein Rumpf,
wo man nech nicht gewiß weiß, wag es geweien. Din
kelmann ***) wie auch viele andere, halten. eg für einen
Zerfules, der die Denfchlichkeit gleichfam ablege, und
in die Gortheit übergeht. [Bdüfehing ©. 167 ff.)
Künftler diefes Zeitalters find: Skopas 4
war aus. der Inſel Daros, und muß nad) -der 102
Olympiade ſich Ruhm erworben haben, Er hat in Erzt
und Marmor gearbeitet, Sn Marmor eine figende -
Veſta; einen Apollo, einen figenden Wars in Eolof-
folischer Größe; einen Neptunus: diefe Srücfe waren
elle zu des Plinius Zeiten in Kom, Eine unbelleide-
| te
*) [Diefer ift der beruͤhmtefte unter den übrigen, und wurde in
nortis Saluftian. gefunden, Maff. 78, Perrier 90.]
**) [Ztvey in der Florentiniſchen Galerie (Muf. Florent. III.
40. 41.) aus weiffem Marmor ganz antique; dann eine kleine
fchöne ſtehende Figuk in der Vila Albani. (f. Winkelmann
Geſchichte d. Kunſt ©. 269 und deſſen Anmerkungen
& 101.]
**v) [Maffei nr. 9. Epifcop. 25. 25. Hiolioth. der fchönen Wiſ⸗
fchaften B. II. ©: 33. Mintelmann Geld. der Kunft &
742. ff. und dieſer widerlegt die gemeine Meynung, daß es
ein Herkules fey. Er bäle den Apollonius, ur Sohn,
für den Kuͤnſtler dieſes ſchoͤnen Stuͤcks.J
+) [S. oben zum ı5ten $.]
J
De Toreutice, 361
te Denus von ihm, wurde des Praxiteles feiner vor»
gezogen. r 8
Man iſt ungewiß, ob Skopas oder Praxiteles
die oben ſchon erwaͤhnte ſterbende Niobe verfertiget?
Winkelmann hat es fuͤr eine Arbeit des Skopas erklaͤrt:
allein der juͤngere beruͤhmte Mengs hielt das Stuͤck nur fuͤr
eine Kopie, Es iſt jezt in Florenz, und ſoll als Gruppo auf-
geſtellt werden. Der Abt Angelo Fabroni her die dar⸗
zugehoͤrigen Figuren in einer beſondern Schrift, italieniſch
und auch frangoͤſiſch ang Licht geſtellt und beſchrieben.
Bryaxis, Timotheus, Leochares, und SEo-
pas arbeiteten gemeinſchaftlich an dem Mau/oleo, wel⸗
ches die Artemiſia ihrem Gemal, dem Maufolus zu Has
lifarhaffus aufrichten ließ. [S. Plin, 36. 5. Sect. 9.
und des Grafen Caylus, Abhandlung von dem Grab»
mahl des Maufolus, in deffen Abhandlungen zc. von
Meufel überfege, ten B. ©, 1, ff-]
Sfopas fol auch mit am Tempel, der Diana zu
Epkefus gearbeiree haben, Der Stifter diefer Schule
war Prariteles, er hinterlies 2 Soͤhne. Cephiſſido⸗
rus ein Sohn deg Praxiteles verfertigte [eine Latona, Bes
nus, Diana, einen Aeſculap, welche zu Nom gewefen, und
einSymplegma, (fo fih zu Pergamus befunden hat,) d.i.
eine Gruppe, welche Ringer vorftellte, deren Hände
mehr ins Fleifh, als in den Marmor gedruckt
zu feyn fihienen, Plinius 36. Kap. 5. Gects 6.
Chrifes Abhandlung ©. 201. 222 ff. wo von der
Gruppe $aofoon, dem Toro Farnefe u, a. von Ehrift und
Zeune weitlaͤuftiger gehandele wird.] |
Euphramor war Bildhauer und Maler zugleich.
Ein Paris von ihm war beruͤhmt. Beſonders ſoll er
- die Affeften gut ausgedrüct haben.
Lyſippus *) aus Sicyon brachte die Bildhauerey
auf den hoͤchſten Grad der Vollkommenheit. Ex war in
5 feiner
) [®. zum ıöten $.]
362 Part, II. Cap. V.
feiner Jugend ein Kupferfchmide, legte fidy aber her—
nachmals auf die Kunft und brachte es durch fein gluͤck—
liches Genie zur Vollkommenheit, und arbeitere in Erzt.
Eupompus zeigte ihm den Fürzeften Weg die Natur nad)»
zuahınen, und er foll nad) des Plinius *) Bericht, über
600 Figuren verfertiger haben: dieß iſt aber vielleicht
nur. von Modellen zu verftehen. Er ſtand bey Ale
gander dem Großen in folchem Anfehen, daß ihn Nie—
mand in Erst, als diefer Künftler bilden durfte: und er
bildere ihn in mehreren Statuen, von feiner Kindheit,
bis in fein männliches Alrer, Er verfertigte ferner einen
folofjalifchen Jupiter, der zu Tarent ftund, und 45
Pariſer Schuh hoch war; ferner eine Göttin occajio.
Noch ein wichtiges Werf gehöre in diefe Epoche, der
Boloß su Rhodus aus Erzt. Eswar eins der größten
Werke, die jemals gewefen; Chares von Lindus fieng
an, daflelbe zu verfertigen, und Laches auch von Lindus,
vollenvere diefes Meiſterſtuͤck: denn jener har fich bald im
Anfang umgebracht, weil er fand, daß die aeforderre
Summe nicht zureichen würde. 12 ganzer Jahr wurde
daran gearbeirer. Diefe Figur fol 1o5 Parifer Schuh
hoch gemefen feyn, und mehr als drey Millionen Thaler
gefofter haben. Sie ftund aber nicht länger als 56 Jahr,
denn fie wurde durch ein Erdbeben umgeftürge.. Was
man von der Einfart der Schiffe im Hafen durdy den
Koloſſus erzähle, ift ohne Grund, Diefe Figur ift wahr
ſcheinlich Tonnenweis gegoffen, und durchs Loͤthen die
Stuͤcke zufammengefegt worden. In die weiten Höhlen
der Figur wurden große Steine gelegt, damit der Kör-
per fefiftund. Der eingefallene Koloß lag 870 Jahr an
dem Orte, bis im Jahr 651 nach Chriſti Geburt, Mo—
amwiiah, General des Khalifen Difchmarn, Fuͤrſt ber
Sarazenen, einem jüdifhen Kaufmann das Erst, *
RN (8
**) (Nat. Geſchichte 34. Kap. 7. Sect. 17. wo Harduin die
Zahl noch vergrößert.)
De Toreutice, j 363
ches 120,000 Pfund wog, verkaufte, welcher 900 Ka-
meele damit beladen haben fol. [Die Beweisflellen da»
von, mit einigen Beyträgen giebe Buͤſching ©. 154 ff.
auch etwas davon Rambach ©, 486 ff.]
6. 18
- Die griechiſchen Kuͤnſtler, welche die Kunft in der
Bildneren fo weit, abs möglich, gebracht harten, fien>
gen numehro an gleichfam wieder zurüczugehen. Durch
ängftlichen und mühfamen Sleis fuchte man in Kleinige
feiten, 3. B. in Haaren, Nägeln, Augenbraunen, Klei»
dungsſtuͤcken u. f. w. befonders fich auszudruͤcken; aber das
Schöne und Große des vorigen Zeitraums Fonnten. diefe
Künftler nicht erreichen. Doch gab es noch Männer,
Die richtiger dachten und den ältern Stil forgfältig nach»
ahmren. Daher kommen die vielen Kopien alter Drigis
nale. Aber eg find mehrentheils nur Bruftbilder, [wos
von unten etwas] fo har man 3. B. im Karnefifchen
Pallaſt einen Kopf des Barakalla, und a. den Die
gröften Künftler bewundert haben, man rechner ferner
hieher zwo Staruen der Sarnefifchen Denus und noch
eine andere, ferner einen Apollo. Diefe Figuren find
vermuthlich im zten Jahrhundert verfertiger worden *).
Die ungluͤckliche Lage in Griechenland trug viel
zum Verfall der Kunft bey. Zu den Zeiten des Perikles
brach der ungluͤckliche Peloponnefifhe Krieg aus, in
welchem die Arhenienfer beynahe alles verlohren; denn
des Thraſybulus und Konong Hülfe war nicht von
fangem Beftand. Die facedämonier, welche die Ober
hand behielten, waren Feinde der Kunſt. Wenig Jahre
nach Aleranders Tode gieng die Kunft faſt ganz verloh.
ren. Zwar lebten noch Künftler; aber eg war Feine Un.
terſtuͤtzung da, um große Werfe unternehmen zu Fönnen.
Egypte
*) [S. Buͤſching &. 170: #.] gypten
364 | Part. II, Cap, V,
Egypten und ſonderlich Alexandrien wurde erft der vors
züglichfte Zufluchesore der Kunſt. Prolemeus Sorer
‚nahm in feinen Staaten Künftler “und Gelehrte auf.
Apelles war dag Haupt der Kinftfer und Demetrius
Phalereus dag Haupt der Gelehrten. Theokrit und
Kallimachus waren damals angefehene Dichter. Es
wurden auch Bibliorhefen angelegt. Die größren Künfts
fer verfertigren dafelbft ihre Werfe aus Baſalt und Por⸗
phyr. Dieſe Marmorarten waren Egypten eigen. Die
griechiſchen Kuͤnſtler hatten hier ale Nothwendigkeiten,
die ſie brauchten: aber doch konnte die Kunſt hier nicht
recht Wurzel faſſen, weil die Kuͤnſtler wegen der ſtren⸗
gen gortesdienftlichen Gebräuche nicht freie Hand zu bil»
den harten, wie Winkelmann melde Selbft der
Kaifer Hadrian mußte feinen tiebling den Antinous
nach der Strenge der egyprifchen Gefege bearbeiten laffen,
um die Marion nicht zu erbittern ). — In Aſien ſuch—
‚ten
*) Antinous, ein junger Menſch und Liebling des Kaiſers Has
drian. Er ſtarb auf der Reife nach Oberegypten. Hadrian
erbauete ihm zu Ehren die Stadt Antinopolis, wovon noch
prächtige Rudera übrig find. Sehr oft kommt er im Bruſt⸗
. bild, (f. Stat. di Venezia 1. 23.)auf Münzen, auch. auf Gem⸗
men vor. Die fchönfte Statue von ihm ſteht in Belvedere
neben dem Apollo Vatic, und wurde.unter Leo X. gefunden.
Vorftellungen von ihm findet man beym Maffei nr, 3.
Sandrat lit. b. tom. II. it. Ar. Epiſcopius nr. 13. 14 15.
Perrier-nr. 53. Copien find in Galer. de Dresde nr. 55:
zu Verfailles, in Verfaille immortalifl.: nr. 33. die linke Hand
und der rechte Arm fehlen. Richardſon ©. 118. Diefe
Statue, fo wie fein angeführtes Bildniß, Kimago,) gehören -
mit unter die vom erften Nange. Der Kopf ft ausnehmend
fhön, und efne vollfommne Stille der Seele ift ausgedruckt.
Allein Winkelmann in Gefch. der Kunft ©. 344. lobt die
gemeldete Statue wegen der Schönheit einzelner Theile, bes
fonders in Anfehung des Kopfes, welchen er für einen der
ſchoͤnſten jugendlichen Koͤpfe aus dem Alterthum haͤlt,
und zergliedert deſſen Schoͤnheiten: aber loben kann er ſie
nicht wegen der Vollkommenheit des Ganzen. Er haͤlt Sn
dieje
De Toreutice, 365
sen. die Nachfolger des Seleukus, die aus Öriechenland
wandernde Kunft aufzunchmen: allein auch da wollte die
Kunft nicht gedeihen. Wegen Mangel der Handlung
‚zur See konnten viele Norhwendigfeiten nicht herbeyger
fchaft werden; auch die außerordenrliche Pracht verdarb
die Kunſt. In Grosgriechenland fegte die Kunft feſten
Fuß. Die Seontinifhen Münzen find fehr ſchoͤn. —
"Die Stade Dergamus hatte am Artalus und
Eumenes mächtige Befchüger der Kunſt. Sie mady
ten niche nur ihr Meich glücklich, fondern auch Athen,
Sicyon, und andere Peloponnefifche Srädte genoffen
von diefen Herrn viele Wohlthaten., Sicpon lieg ihnen
deswegen eine Foloffalifhe Säule fegen. a, diefe
Sürften erhandelten aus Griechenland große Stüde der
Kunft, und gaben Fönigliche Preife dafür. Ein einziges
Gemaͤhlde des Ariftides, welches einen Kranken vorſtell—
te, wurde mit 100 Talenten bezahlt. Auch in der Moa
fai£ hatten fie Kuͤnſtler. Soſus war cin Meifter diefer
Kunft, und hatte in einen Fusboden einen Haufen farbis
ger Eleiner Steine fo. zufammengefegt, daß fie wie das
Ausfehricht ausfahen. Mir dem Tod des Artalus gieng
die Kunſt da zu Ende. — In der 144 Olympiade bes
Fam Griechenland wieder einiges Anfehen.
Unfer Berfaffer fagf unde etiam egregii artifices il-
lorum temporum memorantur:. allein es find deren ſehr
wenige. Apollonius und Cauriskus haben eine Grup-
Ä pe
diefe Statue nicht für eine Abbiſdung des Antinous; fondertt
behauptet, daß fie den MFeleager voritele Er befchreibe
hingegen ©. 842 f. ein Brufibild, den Reſt einer ganzen
Statue, des Antinous in der Billa Albani, dann einen cols
loſſaliſchen Kopf deflelben in Billa Mondragone über Frascati,
und beyde hat er in feinen alter Denfmalen in Kupfer geſto—
chen vorgeftelle: ferner eine fehr ichone Statue des Antinsıte
in der Billa Caſali; eine Statue, worauf der Kopf deſſethen
gefegt worden , und nad) Potsdam gekommen iſt — Zweyhy
Antinous ſtehen in Muſeo Capitolino Tom, UN nr: 56, 4.574
366 Part. II. Cap. V.
pe gearbeitet, worunter vorzüglich ein Stier zu bemerfen
ift: nemlich Serbus und Amphion handen ihre Stief—⸗
mutter Dirce an die Hörner eines wilden Stiers *).
In dem Sarnefifchen Pallaft finder man ein folch
Gruppo, das man dafür häle. Aber Herr Hofrath
Heyne zweifelt, daß es von diefen Kuͤnſtlern ſey. We—
nigfteng ift das da befindliche fehe mie Ergänzungen bes
laden. , Meberhaupt ift zu bemerfen, daß man viele
Statuen fo ergänze hat, daß man öfters Faum fehen
fann, was noch Acht ift. Die meiften, die folche Ers
gänzungen gemacht, haben es nicht angezeigt. Die Kunft
gieng am Ende mit Öriechenland verlohren,
9. 19
Rom war im Anfange ein Staat von Soldaten.
luma hatte verboten, die Gottheiten unter menfchli-
chen Figuren darzuftelen. Oeffentliche Kunftwerfe wur«
den von voraeblichen Etruſciſchen Künftlern verfers
tiger, die nicht ganz fehlecht arbeireren. Das berühmre
Kapitoliun bat in der Architektur nicht wenig Kunſt ges
habt. In der Folge wurden große Verdienfte mir Sta⸗
tuen belohnt, fie durften aber nicht über. 3 Fuß hoch)
ſeyn. So wird z.B. die Statue des Horatius Bokles,
ingleichen die Statue der Rlölie, einer unerfchrodfenen
Srauensperfon, die angegebene Größe gehabt haben.
Auch Lucius Furius Ramillus befam eine Statue.
Die Kömer harten Feine einheimifchen Künftler, fondern
fie waren nur Nachahmer. Plutarch fagt, Tarqui—
nius
[5 Plin. 36. 5. ©, 730. Chriſts Anm. S. 223. ff.
Winkelmann in feinen alten Denfmalen und in feiner Ger
fhichte der Kunft S. 597. Rambach ©. 488. bejonders
&. 522. Perriee tab. 100. Eine weitläuftige und fiharfe
Beurtheilung dieſes Stuͤcks oder des Farnefiihen Stiers, der
Urtheile des Nihardfons, Winkelmanns n a; findet man in
Keynes antiquar. Auffägen, 2ter TH. S. 182. fi]
De Toreutice, 36 7
nius Priskus habe Errufeifhe Künftter nach Nom
kommen laffen, um eine Statue des Jupiters, und eine
quadrigam zu verfertigen. Der große Apollo aus
Erzt, der in die Dibliorhef des Augufis Fam, war
‚auch von folhen Meiftern gearbeirer, wie Dlinius
berichtet.
Die erſten Figuren machte man aus achrannter
Erde, ferner aus Erze, Marmor aber verarbeisere man
nicht.
Im Jahr 252 nah Erbauung der Sradg Nom
wurde die Ceres aus Erzt zum erftenmale gegoffen, und
einige Zeit hierauf, nemlich im Jahr der Stadt 461,
der Apollo, und zwar aus der Beute von den Sams
niten.
Die Innſchrift der Statue des Lue. Seipio Dar-
batus zeuget vom Gebrauch des Marmors; er iſt
ſchlechter Stein Peperino, eine Italieniſche Gattung. —
Die columna Duilliana ſcheint ebenfalls von dergleichen
fhlechten Stein gewefen zu feyn; wenigftens glaube
Winkelmann foldyes.
Bis in die Punifchen Kriege fahe es in Kom elend
“aus. Im zweyten punifchen Kriege, machten die Nö
mer mit den riechen Freundſchaft und bereicherten nach
und nach ihren Staat, durch eroberte Kunſtwerke. Blau⸗
dius Marcellus brachte Statuen aus Marmor von
Sprafus nah Kom, und man fhmücdte das Kapito—
lium damit aus, Bapua hatte in diefem Kriege glei=
ches Schickſaal, Duinens Fulvius Flakkus beraubte
fie ihrer Statuen, und ſchafte fie nah Rom. Nachmals
lies Lucius Stertinius zwey Bogen in foro boario
nebft zwey vergoldeten Staruen e praeda Hiſpanica auf.
richten. Bey Prozeffionen bediente man fich aber immer
noch höfzerner Statuen, weil man andre nicht würde
haben fortbringen Fönnen, Living bezeugt dies von der
Juno Regine, aus Cypreſſenholz. | u
Lucius
368 Part, I. Cap. V.
Zucius Dinkeins nahm a feinem Abzuge aus
Griechenland, nach dem Siege über die Macedonier,
eine große Menge von Statuen und Gefäßen nah Rom
mit, die in einem dreykägigen Triumph, gleichſam zur
Schau herum getragen wurden, nachher ließ er ſie in
die Tempel ſtellen. — Bald hierauf wurde eine vergol—
dere quadriga in dem Tempel des Jupiters aufgeſtellt.
Lucius Kornelius Scipio ließ nach geendigtem
Aftatifchen Kriege 7 vergoldete Statuen verfertigen,
welche vor dem Eingang ins Kapitolium gefege wurden.
Dies gefhah, da er dem Antiochus entgegen gieng, und
ihn überwand, damals Fam eine große Anzahl Statuen
nad Kom, Die Roͤmer lernten die Weichlichfeie Fennen ;
fie brachten griechifche Priefter und Ceremonien, aber
aud) zugleich die Schwelgerey mi. — Hierauf wurden
ferner die Aetolier befriege, und die Koftbarfeiten nach
Mom gefchaft, 130 Statuen aus Erzt, und 250 aus
Marmor, brachte der Sieger zurück, und man fteflte
fie auf.
Lucius’ Aemilius Paullus, der wegen felner Ta⸗
pferkeit ſehr beruͤhmt war, bezwang den Perſeus, den
letzten König der Macedonier, und fuͤhrte ihn in Tri⸗
umph, nebſt vielen erbeuteten Koſibarkeiten auf.
Was dieſe genannten Feldherrn unter dem Schein
eines Senats⸗Befehls erlangt harten, fiengen nun ande⸗
ve mit Gewalt zu rauben an,
In der Stade Rhodus war der Marfe und die .
Straßen fo mit Staruen befegt, daß es ausfahe, als
wenn man unter Menfchen herummwandele. Dieſe ka⸗
men mehrentheils nach Rom.
Verres raubte z. B. viele Statuen in Sicilien,
welches Cicero in ſeinen Verriniſchen Reden bezeugt.
a feyerlihyen Spielen und Ergelicht acen wurden
biswei⸗
De Toreutice, 369
bisweilen fremde Statuen geborgt, aber öfters nicht
wieder zurüfgefchicft: andere ſandten fie ehrlich wieder
zuruͤck.
Lucius Licinius Lukullus liebte die Pracht bis
zur Verſchwendung. Er ließ nicht nur in Nom, fon=
dern auch befonders in feinen villis viel Statuen aufftel«
len. Seinem Beyfpiele folgten andre Perfonen; wie
Cicero de ofhciis klagt. Hauptſaͤchlich thaten es Frey—
gelaſſene von Kaiſern.
Auguſt erbauete oder verneuerte viel Tempel. Des⸗
wegen wird, er von Livius infaurator templorum ges
nennt; er feste die ſchoͤnſten Starien in denfelben, die
-aus Griechenland nad) Kom waren gebracht worden. Er
lies auch die oͤffentlichen Plage damit beſetzen; und vers
diente Männer erhielten von ihm dergleichen zum Ges
ſchenk, oder zur Belohnung ihrer tapfern Dienfte:
Der Kaifer, Tiberius hiele Spione zu Nom,
welche Nachrichten einzichen und ibm hinterbringen
mußten, wo fich unter. andern fchöne Stuͤcke befans
den; Entdedten fie efwas, fo erhielten fie zür Beloh⸗
nung Statuen. [Unter dent Tiberius hat Kleomenes,
sein Achenienfer; die fihöne Statue des Germanicus
verfertiget, melche in Heuften Zeiten in dem Garten zu
Verfailles aufgeftele wurde: S. Verlaill, immortaliff, I.
147: Winkelmann in der Gefch. der Kunft, ©, 795.
zweifele, ob eg ein ächrer Germanicus ſey.]
Baligula lieg feitie Gärten und Landhaͤuſer mit
Statuen, die er aus Griechenland taubfe, ausſchmuͤcken.
YTers ließ viel Staruen ruiniren, und in Kloake
werfen, weil ex überall Sieger fein wollte,
Unter dem Kaifer Veſpaſian brannte das Kapiro-
lium ab; hier wurden wieder viel Statuen gebraucht.
Aa Die
370 Part, II, Cap, V.
Die Künftler, welche damals welche verferrigten, er⸗
hielten von ihm große, Belohnungen. Sein Sohn Ti»
us war auch ein großer Liebhaber der Kunſt; er lies
den berühmten Laokoon arbeiten, und feine Bäder mit
Gemaͤhlden zieren.
Domitian war ein Liebhaber von Kunſtſachen.
Trajan war auch Verehrer der Kunſt.
Zadrian war Liebhaber und Kenner der Kunſt; ja
er ſoll ſelbſt Bildhauerey getrieben haben, wenigſtens
wollte er Architekt ſeyn, und ſuchte dieſer Wiſſenſchaft
aufzuhelfen. Er ſammelte auf ſeinen Reiſen viel Star
tuen, die er in der villa Tiburtina auffiellen lieg. Hier
fand man die ſchoͤnſten Sachen. Dieſe Billa enthielt
im Umfang drey deutſche Meiten. [Vom Hadrian |.
umſtaͤndlich Winkelmann Gef. der Runft ©. 830 ff.
fo wie er fgon von ©, 736. an die Gefchichte der
Kunft und der Kuͤnſtler unter den Königen von Perga-
mus, in Griechenland, Egypten, und zu Nom vors
und unter den Kaifern weitläuftig vorgetragen und nad)
dem Hadrian von S. 346 ff. unter den folgenden Kais
fern fortgefese har.)
Unter dem Faifer Antoninus Philoſophus fieng
die Kunſt an zu finfen; und von dem Kaifer Bommo—⸗
dus, bis auf den Gallienus fiel fie ganz.
Unter dem Bonſtantin dem Broßen fonnte man
niche einmal einen Triumphbogen verferrigen, und '
als der Rath diefem Kaifer wollte einen aufrichten lafs
fen, hatte man feinen Künftler, Man nahm von einem -
alten Triumphbogen Trajans, viele Basreliefs, und
feste fie in feinen Triumphbogen, wo die alte und neue
Arbeit fchön Fontraftiren. Im Jahr 663. führre der |
gricchifche Kaifer Bonſtantinus viele Statuen nah
Konſtantinopel. |
In
!
De Toreutice, 371
In der Folge der Zeit gieng die Bildſtuͤrmerey an,
beſonders in Konſtantinopel. Man zerbrach und ruinir—
te die fchönften Werke des Alterthums; wenigſtens mes
tamorphoſirte man dieſelben in Heilige.
Von griechiſchen Kuͤnſtlern ſind hier zu bemerken:
Arceſilaus, ein Freund des beruͤhmten Lukullus.
Er machte Modelle, welche oft ſo theuer, als anderer
Kuͤnſtler ihre Marmorſtatuen waren. Er verfertigte
dem Julius Caͤſar eine Venus Genetrix, die, che
er noch die legte Hand angelegt hatte, aufgeſtellt wurde.
[S. Dlin. 35.12. Sect. 45. Winkelmann Gefchichte
der Kunft, ©. 772. Düfcbing ©. 173 ff.]
Dafiteles aus Grosgriechenland,, arbeirete erhobes
ne Werfe in Silber, und erhielt feiner Kunft wegen
das römifche Bürgerrecht. Er verfertigre unter andern
den Fomifchen Akteur Roſcius, wie ihn feine Amme, da
ihn eine Schlange umwunden, gefichert harte; ferner
einen fhönen Jupiter aus Elfenbein. Auch hat er fünf
Bucher der Kunft gefihrieben, von denen aber nichts
mehr vorhanden. [Bor diefem und dem folgenden fiche
mehrers bey Plinius, Winfelmann und Büfhing an
den a. DO. Caylus Abhandlungen J. B. S. 260 f.]
Evander ein berühmter Künftler in der Bildhaus
erey, war von Athen nach Alexandrien igegangen und
arbeitefe unter dem Triumvir Markus Antonius, Un«
ter dem Auguft wurde er nah Kom gebracht, und
mußte einen Kopf der Diana herftellen,
Solgende Staruen find nach und nach entdeckt wor⸗
den und verdienen bemerkt zu werden:
Zwo liegend vorgeſtellte weibliche Statuen in Nom,
welche unter dem Namen der ſterbenden Kleopatra vor⸗
geffefe werden, find in dem Belvedere [auf weiſſem
Ya 2 Mars
372 | “Part. I, Cap. PD.
Marmor, woran der Kopf fchleche ift, Maffei 8.] und
Villa Medices befindlih. _ Von einigen werden fie ſehr
gelobt; Winkelmann *) aber und andere machen nichts
fonderlicheg daraus, denn man zweifelt, ob eg die äch«
ten Figuren find, und die Köpfe haben auch nichts
befonders.
Caͤſar Germanicus in dem Öarren zu Verſail⸗
les, eine ſehr ſchoͤne Statue; ſie ſoll von einem Kuͤnſt⸗
ler, Kleomenes, unter dem Tiberius verfertiget wor ⸗
den ſeyn. [Davon oben ſchon geſprochen worden iſt.]
Apollo in dem Belvedere, fol vermurhlich unter
dem Kaifer Nero nach Rom gebrachte worden feyn. Ho⸗
garth hat einige Schler daran entdeckt; ift übrigens
eine ſchoͤne Figur,
Antinous, eine vorfrefliche Figur im Belvedere;
er war ein Liebling des Kaifers Hadrians. Winfelmann
häle ihn für einen andern jungen Helden, den Melea⸗
ger, und Viskonti erklaͤrt die Figur gar für einen
Merkurius.
Die Statue des Kaifers Markus Aurelius aug
Erzt zu Pferde figend vorgeſtellt, ſteht vor dem Kapitos
lium mie praͤchtiger Bergoldung heut zu Tag aufgerichs
ter. Sie wird für die ſchoͤnſte unter den zu Pferde ſitzen—
den Statuen gehalten *). Andere geben fie für eine
Statue des Lucius Derus aus. — Im Herfulan ift auch
eine Statue zu Pferde fisend gefunden worden, die ſehr
ſchoͤn ſeyn ſoll.
Der Kopf des Kaiſers Kommodus *ſehr ſchoͤn und
jugendlich gebildet, den Kuͤnſtler aber weiß man or
*) [Bon beyden f. Winkelmann Geld. 2 ie = 735 f.]
**) [Beym Maffei 14. Perrier ır. - Sandrat II. «.
Eine andere aus Marmor. Maffei Er we Juſt I. 92.
99. Muſeum Slorentini III. 94-]
”), [Ein anderer Commedus, wie Hercules, mit einem Knaben,
welchen man für einen Amor haͤlt. Waffe 5. — 5.
Com⸗
De Toreutice, 373
ift im. Rapitolium zu Rom. JAllein Winfelmam
a. D- hält ihn niche für den Kopf S KRommodug.
Aber den jugen? 1. Kopf deffelben lobt er ©. 856 f.]
Nächft diefem findet fih noch zu Rom 5. B. im
Sarnefiichen Pallaff: Der Sarnefifche Herkules,
(Glykon foll ihn verfertiger haben,) ift das fhönfte Mu—
fter der ftarfen männlichen Natur. Die Beine find von
Wilh. Della Porta ergänzt, Buͤſching 179. MWafe
f-i ar. 49.50. Epiſcop. 8-11. In dem Winterkaſten
bey Eaffel ift eine Copie davon, Man fand nachhero
die alten Beine, weil aber die neuen eben fo fhön was
ren, fo legte man fie darneben, Winkelmann in feis
ner Geſchichte ©. 744. redet ganz entzuͤckt von diefer
Statue und dem Ausdruck, welchen der Künftler zu ge«
ben wußte,
Nicht weit von diefem ſteht ein anderer, aber viel
fihlechter gearbeiteter Herkules. Richerdfon 5. 213.
214. Herkules fomme unter mehrern Borftelungen öfs
ters vor. Ein Hercules Aventinus beym Maffei 19.
im Mufeo Capitol. III. 26. aus egyptifchem Marmor,
Episcop. 64. u. ſ. w.]
Eine Slora von gleicher Höhe mie dem Herkules;
die Bekleidung ift ein Meiſterſtuͤck. Kopf, Aerme und
Füße find ergaͤnzt. Buͤſching am a. O. Flora iſt wer
gen der Drapperie beruͤhmt. Die ſchoͤnſte Figur ſteht in
dem Farneſiſchen Pallaſt. Richardſon S. 214. 215.
Maffei 51. Perrier 62. Episcopius 40 — 42. San
drat lit. d. Eine andere. Maffei 133. Mufeum Capi-
Aa3 tol.
Commodus wollte für einen Hercules gelten; der letztere aber
hatte einen Liebling, Hylas, und Commodus ein kleines
Rind, delicias ſuas. Winkelmann Anm. ©. 124, bält eg
für den Ajar. Pindar ihm. V. 60. Perrier 1’. Boiſſard
— 2. Dieß iſt wahrſcheinlich ein Atreus. Winkelm Anm.
124. f]
374 Part, II, Cap, V.
tol. IIT. 45. Mus. Florentin. II. 62. Episcop. 28.39.
Gäller. de Dresde nr, 24. Sandrat, Th. I, 98.]
In der Villa Ludovifi:
° Der rubende Mars, er fee den linfen Fuß auf
einen Helm,
Sn Slorens:
Sechs alte vortreflihe Statuen von griechifehen Mei—
ſtern, darunter eine der Schleifer” d. i. jener Seyche,
der vom Apollo den Befchl befam, dem Marſyas die
Haut abzuzichen. [Martini vergaß hier das Meiſterſtuͤck,
die mediceifche Denus, von welcher do.) Winkelm.
Geſch. ©. 300. und Buͤſching S. 180. umſtaͤndlich
ſprechen. In Slorenz, in dem Grocherzoglihem Ge-
bäude degli Vfhci, in der Tribune, flohen fechs vorereflis
che alte Statuen von griechifchen Kuͤnſtlern: der erwaͤhn—
fe fogenannte Schleiffer,, die himmliſche Denus, der
tanzende Saun, die Gruppe der Ringer, die fic-
gende Denus, und dag vorzüglichfte Stuͤck unter allen,
Die mediceifcbe Venus. — Die Aimmlifche Denus,
(Venus coeleftis,) ift die Platonifche Liebe. Sie har ein
Diadem auf dem Kopf. Mufeum Florent. tab. 30, Ri—
chardfon ©. 102. Huf einer Gemme in Mus, Florent,
I. tab. 82. or. 3, — Die ꝛte Zimmlifche Benus ftehe
in Belvedere, hat auf der Bafıs eine Inſcription oder
Dedication. Richardſon ©. 515. Derrier 86. —
Die fiegende Venus, (Venus vidrix,) kommt auf Mos
numenten und bey alten Schriftſtellern mehrmalen vor,
Muſ. Florent. 31. da ift nicht alles antif daran ; denn der
linfe Arm und Hand ilt neu, In dem Belvedere hieß
fie Torfo Veneris. Hernach wurde fie ergänzt, Gal. de
Dresde 13. 17. 124. Gal. Juflin, nr, 43. — Was der
Schleifer, (beym Perrier tab. 17. explorater genannt,)
eigentlich bedeuten fol, darüber find die Meynungen
der
*) [f. Chriſt's Anm. und Zeune's Mote darzu, S. 256 ff.]
De Torentice, 375
der Gelehrten verfchleden. S. Rambach ©. 514 f. —
Die Saunen, (Rambach ©. 508.) Satyren, Amos
res und die Denus waren Lieblingsſtuͤcke der alten Kuͤnſt—
Ter und Dichters; dahero oft und unter mancherley Arten
und Borftelungen abgedilder. Es würde zu weitläuftig
werden, alle die noch vorhandenen oder in Kupter geſto—
chenen Runftwerfe, Borftellungen und Befgreibungen
zu wiederholen. Alſo nur noch etwas von der berühms
ten Denus Hiedicea, als dem höchften Ideal der weibs
lichen Schönheit in dem erſten Alter: aber auch, Grazie
mit Schönheit verbunden. Sie fcheint nah Ovid arte
amandi II. 613. bearbeirer, oder, wenn die Statue älter
ift,, vom Dvid vor Augen gewefen zu ſeyn. Sie ift
aus weiffen hellen Marmor, - Die Haare find hraun,
weil fie vergolder waren. Die Ohren find zu Ohrenge«
hängen durchbohre. Der Kopf fol in Proportion deg
Körpers etwas Flein feyn. Ob Cleomenes der Künftler
Davon fey, wird von einigen noch bezweifelt. Die Fis
gur ift etwas unfer Lebensgroͤße, und mit der Baſis 6#
Palme. Das Fleiſch ift wie narürlich ausgedrückt. Huren
ſteht ein Delphin, auf welchem zwey Amores reuten.
Riherdfon ©.93. 182. Muſeum Florentin. II.
36— 29. Maffei 27. Episcop. 47—50. Rambach
©. 522 ff. wo mehrere Staruen der Venus unter mans
cherley Damen und Geftalten angeführte werden. —
Bon der medic, Venus find viele Copien gemacht wor
den, und verfchiedene davon noch vorhanden. Win⸗
kelmann in den Anmerkungen ©. 43. Episcop. 81. 82
Mufeum Capitol, III. 19. Statue di Venez. II. 19. Gal-
‚lerie de Dresde, 28 —32, 47. 54. 1238. 136.]
Der Apollo Nomius, als Schäfer, über $es
| bensgroͤße.
Zu Portici: Ein ſitzender Merkur in natuͤrlicher
Größe, iſt die ſchoͤnſte Statue daſelbſt.
Aa 4
N,
2
£
376 Part, I. Cap. V.
Zn Drford die Arundelifhe Sammlung, wovon
die neuefte und volftändigfte Ausgabe Marınora Oxon.
1763. fol,
In Dresden find einige fhöne Figuren: eine Ve—
nus, die, wie Caſanova behauptet, die Mediceifche
überrreffen fol; ferner, die fo genannte Agrippine, an» _
dere zweifeln, daß es eine ſey, ift fehr ſchoͤn; auch die
fhönen Figuren, die bepden Deftalinnen, find vor«
erefih
In Berlin und zu Sans-fonci find auch fchöne
Stuͤcke; |
Acht Statuen ftelfen dem Anfehen nad) die Familie
des Lykomedes vor; fie find aus den Ruinen der Billa
des ee herausgegraben worden. [Buͤſching ©.
I8I,
In Münden, Hannover in der Walmoodifchen
Sammlung, und zu Baſſel find auch ſchoͤne Stüde.
[Auch in Petersburg fcheinen viele und herrliche Stuͤcke
zu ſeyn; Von einigen davon finder man in dem Jour—
nal von Rußland, wo im erſten und ren B., eine Abh.
über das Faiferl, Mufeyum von Alterthuͤmern zu Sarsfoe
Selo befindlich iſt.J |
Chriſt hat in einer Abhandlung ein Verzeichniß
von vielen Statuen geliefert, [fo ang den neuen prächti:
gen Werfen vermehrt werden Fann.]
9. 20.
Diefe Künftleer waren aber Feine Driginalgenies
mehr, fondern fie machten nur Kopien, und trachteten
Kleinigkeiten gut auszudrücen, 3. DB. Haare, Augen«
braunen, Nägel und ſ. w. dies war ihre Lieblingsneis -
gung; aber daben blieb es auch. Das Große und Schö-
ne vernadpläffigten fi. Es gieng mit ihnen, wie mit
den
De Toreutice, 377
den Schrififiellern: fo hat z. B. Homer weit mehr
Vorzuͤge als Dirgil; denn diefer war nur Nachahmer.
8. Le
Die großen Werfe hatten zum Theil eine gottes—
dienftliche Abfiche. Es wurden nemlich die großen Stars
tuen in Zempeln aufgeſtellt: und bie Künftler ficken
felbige in der größten Majeftär dar, z. B. den Jupiter
Olympius, die Diana zu Epheſus u. ſ. w. Das
Menfchliche drückten fie an den Göttern, in Merven,
Muskeln und Adern nicht fo ſtark aus. Ferner ftellten
fie Staruen auf die porticus, in die Vorhöfe, Gerichts»
pläge, $andhäufer, Bäderu. f.w. Alle große öffenes
liche Gebäude wurden mir Statuen ausgeſchmuͤckt. Dies
fe Werfe heiffen opera maiora , und begriffen Görfter uns
ter fi. opera minora waren unter $ebensgröße: fie
waren aurea, argentea und aerea, und vier, ſechs, 8.
bis 10 Zoll lang; fie wurden zum Privargortesdienft
gebraucht. So hatte z. B. Cicero eine Fleine Minerva,
die er, da er ins Erilium mußte, unter dem Namen
vrbis Romae praefes ing Kapitolium ſtellte. Andere hats
ten ihre Jares.
in [uppelleZili menfarum: 3. DB. an den Gefäßen,
geuchtern ), Salzfäffern, Bechern und Meffern waren
öfters die fhönften Figuren angebracht, Dergleichen
Aa 5 vafa
*) [O €. C. Stockhauſen führe viele Stellen der Alten und
ver chiedene Bücher an, worinnen dergleichen in Kupfer ges
ſtochene Vorftellungen vorkommen in feiner geledrten Abhand⸗
lung de cultu ac vfu luminum antiquo, Qui qualis fuerit
in omnibus antiquorum facris, delubris, oraculorum antris,
confecrationibus, auguriis — — ex omni antiquitate often-
ditur. Utrecht. 1727. 12. Vorzüglich gehört hieher das praͤch—
tige Werk des J. Bapt. Pafleri: Lucernae fittiles mufei
ae fumtibus academiae Pifaur, 1739. ff. ater Band
n Fol.
378 Part, II. Cap. P.
vafa werden Arillara und eaelata genannt. Sie wurden
nemlich in Rünftferfehufen verferriget, und man brachte
kleine Figuren (fgna minora) d, i. erhobene Arbeit darz
auf an; diefe mochte enfweder gegoffen oder angelös
thet ſeyn. Far
§. 2%
So bald man zu Anfange des ısten $ahrhunderts
die Wiffenfihaften wieder zu treiben anfieng; befam man
auch einen Geſchmack an den aften Kunftwerfen. Man
‚fing dahero an zu fammeln, einige fammelten Statuen,
andere Münzen.
Unfer Verfaſſer bar die vorzüglichften Sammlun-
gen angeben wollen; aber es ift nicht gefchehen. —
Man fann die hieher gehörigen Werfe in drey Klaffen
theilen:
Die erſte Klaſſe enthaͤlt Werke, die von Statuen
alleine handeln, z.B. [Statue antique 1570. gr. 4 iſt
der erſte Verſuch einer Beſchreibung.
Fo. Bapt. Carollerii antiquae flatuae, Nom. 1585
klein Sol.
90. Fac. de Rubeis infigniores ftatuarum vrbis Romae
icones, Rom. 1645. 4]
Maffei Raccolta di Statue anti. e moderne. Nom
1707. gt. Sol. Er ift Kompilatsr von den Statuen
überhaupt.
Galleria Inninianea in Rom, beſchrieben mit
Zeichnungen.
Vetera monumenta, quae in hortis Coelimontanis
et in aedibus Matthaeorum adferuantur 2 Bände in Fol.
Rom 1770-1779. (koſten 10 Louisd’or) Der erfte Band
enthält auf 106 Kupfertaf.. die Statuen. Die Familie
war chemals eine beruͤhmte in Romz jezt aber if dieſe
Samm—
- De Toreutice, 379
Sammlung zerſtreut. — Die Befrhreibung ift von
Amaduszi, und von Rodolphin.
Anton Maria Zanetti ftarb 1778. Er war Biblio-
thefar der Marfusbibliorhef in Venedig, und beſchrieb
die Statuen des Marfusplages in Venedig. [Delle an-
tique flatue gr, et rom, Vened. 1740 I. Band 1743.
2rer Band die Zeichnung und die Stiche find unver
gleichlich.]
Mufeum Capitolinum in 4 Fol. Bänden. Die zwey⸗
te Kleffe enchäle folhe Werfe, wo nebft den Staruen
zugleich Antiquitäten erläutert worden.
Montfaucon antiquitates explicatae, ein Werf von
15 Bänden in Sol,
Mufeum Etrufcum di Cortona, [Mufeum Cortouen,
fe, in quo veter, monumenta compledtuntur — quae in
academia Etrufca — adferuantut, — a Fr- Valefio, Gorio
et Rod, Venuto illuftr. Rom 1750. $ol.]
.Mufeum Florentinum 10 Bande, Florenz 1734
Folio.
Begeri Thefaurus Brandenburgicus 3 Bände, Coͤlln
an der Spree 1696 ff. deffelben Thef. Palatinus, Heidel;
berg 1685. Fol. Deffelben Spicilegium antiquitatis. Coͤlln
“an der Spree 1694. Hol, |
Mufeum Mufellianum im sten Bande, wo verfchie«
dene Antifen gefunden werden. Antiquitatis reliquiae, a
Mufellio. Berona. 1756. $ol.]
Winkelmann Monumenti Antichi,
Sandrat, Künftler Afademie 1675. Fol. in 5.
Baͤnd. Doftor Volkmann hat es zu Nürnberg 1768.
in 8. Fol. B. wieder herausgegeben, aber wenig Beyfall
damit erhalten. [Anders urcheilre Zeune davon in einer
More zu Ehrifts Abhandlungen ©. 17 f.]
N
Sponis
380 Part. Il. Cap. V.
Sponii mifcellanea eruditae antiquitatis. Lugd, 1685.
Fol. — Le grand Cabinet Romain. Amfterd. 1706.
Maffei Verona illuftrata, [Deferittioni di Roma et
del agro Romano a Venuto. Rom. 1750. gr. 8. Eben
deffelben Deferitt, della antiqua.Roma, Nom 1763. gr. 4.]
Die dritte Klaſſe enthaͤlt Werke, in welchen römifche
und oricchifche Alterebümer zufälig erläuterte und einge»
fhaltee worden, z. B. in dem Werf des Ferrarius de
re velliaria, &c.
Unfer Berfaffer führe des Junius Werf de pictura
veterum ans allein es ift bloße Kompilation, und ents
hält für die Kunft nichts wichtiges.
[Diele hieher gehörige Werfe finder man unter den
in Ebrift’s Abhandlungen in den drey erſten Abſchnitten
angeführten Büchern. Es ließ fih das Verzeichniß vers»
größern; wir wollen aber nur einige neyere Werfe noch
anführen ; {
Saggio iftorico della real Galleria di Firenze, I: II.
vol. $lorenz 1779. in 8. Der Verf: davon nenne fich
Giufeppe Beneivenni, gia Pelli,
Altiechiero, par M, J. W. C. D. R. Padua 1787. 8.
Der Herausgeber it Graf Benincaſa. Es enthält die.
fes Buch eine Befchreibung der Statuen, Bülten, und
anderer alter und neuer Kunftwerfe, welche in der Billa
des Venetianiſchen Senators Quirini, Alticchiero ge
nannt, befindlich find.
Defeription de la Gallerie royale de Florence par Mr.
Francois Zacchiroli Ferrarois. foren; 1783. II. Th. 8.
Die alten Namen find oft fehlerhaft gefchrichen.
Tableaux, flatues, bas reliefs et camees de la Ga-
lerie de Florence, et du palais Pitti, deflines par M,
Wicar — et graves fous la Diredtion de M. Lacombe,
peintre. Avec les Explications des antiques, par Mr.
l Abbe
.
De Toreutice. 381
l’ Abbe Mongez,, de l’acad. des Infer. I. Livraifon. Pas
tis 1789. mit Didorifchen Lettern mit 4 Kupfert.
Monurmenti antichi inediti,; ovvero Notizie fulle
Antichita e belle Arti di Roma. Nom. 1784. 1789. m. 4.
Der Herausgeber ift Abb. Guattani. Man vergleiche
die Necenfion davon in den Goͤttingiſchen gel, Anzeigen
1785. ©. 1542 f. dann 1788. ©. 451458. und 1791.
©. 801 ff. 814 ff.
Sehr viel vortrefliches über die in Nom befindlis
chen Statuen nad) den Dertern, Palläften, Pläsen ꝛc.
wo fie aufgeftelle find, wird man finden, in dem mit Ein-
fiht gefhriebenen Werft
Ueber Hiablerei und Bildhauerarbeit in Rom,
für Liebhaber des Schönen in der Bunſt von Frie—
drich Wilh. Baſilius von Ramdohr. Leipzig 1787.
drey Theile. Man wird von den von uns angeſuͤhrten
und vielen andern Kunſtwerken genaue Nachrichten und
Urtheile antreffen, worzu ihn ein fehsmonathlider Auf
enthalt in Nom, Umgang mit Kennern und Künftlern,
gehörige Vorkenntniſſe und richtiger Geſchmack die beften
Dienfte leifteren, Ueber die Gefchichte der Kunft, den
Stil der Künftler, die Vorftellungen, Beſchaffenheit und
Werth der befchriebenen Werfe find fchöne Anmerkungen
eingeftreuf, a
In Sulsers allgemeiner Theorie der ſchoͤnen Kuͤn⸗
fte, im sten Band, unter dem Art; Statue finder
man einige brauchbare Berrachtungen über diefen Gegen;
ftand, — Was Ehrift und Zeune über die Staruen
der Alten angemerft haben, übergehe ich, meil jeder es
leicht Fauffen Eann.]
*
—
Wenn man die Werke der Kunſt ſtudirt, ſo hat
man davon einen doppelten Vortheil. Der erſte dient
darzu
—
382 Part. II. Cap. V.
darzu, daß wir unſern Verſtand ausbilden, und ſo wohl
das Schoͤne als das Fehlerhafte an denſelben bemerken
lernen. Hierzu wird erfordert, daß man die Regeln
der Schoͤnheit wohl inne haben müffe, um das Ganze,
und die einzelnen Theile deg Körpers richtig zu beurthei—
len. Sodann muß man felbft Originale, und wenn
dies nicht möglich, gute Zeichnungen ſtudiren. Hat
man diefes Studium einige Zeit getrieben; fo wird man
. bald richtig urtheilen lernen, und das Auge wird ges
woͤhnt werden, das Schöne und das Fehlerhafte zu fin«
den. Der andere Vortheil ift mehr für Gelehrre. Man
fann aus dem Anfchauen gut gezeichnerer Figuren von
taufend Dingen einen anfchauenden Begrif befommen.
So war z. B.
Maenianum in eirco, ein gewiffer Plaz, den man
dem Maenius, da der circus gebaut wurde einräumte,
weil er fein Haus darzu hergeben mußte. Diefer ließ
ſich nachmals eine ordenrliche Gallerie in Circo bauen,
In der Folge thaten dies noch mehrere große Perfonen.
Ferner wag perlona tragica, was cothurnus und dergleichen
Sachen mehr bedeuten.
©. Juſtus Lipfins de militia romana, ‘Er hat
viel hieher gehörige Sachen erklärt. Es Fommen darin—
nen 3. B. die bey den Roͤmern gebräuchlichen Statuae to»
gatae, fagatae, loricatae, paludatae und militares vor.
[Bon diefen und andern ähnlichen f. Chriſt's Anmerf.
S, 201 f.]
Ferner muß man den Kopfpuz, diademata, die
verfihiedenen Kronen, die apices, dei. Muͤtzen, welche
die pontifices auffegten, die Sachen, die fie in Händen
haben, die volumina, und f. w. Fennen lernen. Desglei—
chen muß man auch, wenn man die alten Schriftfteller
richtig verfiehen will, wiffen, was fcutum, elypeus,
aquila, d. i. Kriegsfahne, caeſtus d. i. ein Streitriemen,
3 den
nn na tn EEE SE
wi nr ae ee nn — —
De Toreutice, re
den fie an die Hand fihnallten, u. ſ. w. fy. Man
kann auch aus gut gezeichneten Werfen der Kunſt vie
Poeten Frieifch beureheilen lernen. Denn Dichrer und
Maler fehildern beyde, aber verſchieden.“ Der Dichter
ſchreibt nach und nach, der Künfkker aber ſtellt mehrere
Sachen auf einmal dar; der Dichrer Fann eine Sache
bäslich fehildern, aber diefer Ausdruck darf nicht in der
Figur ſeyn. Denn der Künftler muß zwar einen flarfen,
aber feinen häslichen Eindruck machen, ft
S.. Spence Polymetis, ein Englifhes Werf in
Fol. mie Kupfern. Er vergleiche Werke der Künftler
mit der Dichrer ihren. Manche Derafeichunaen find gut
und paffend; manche aber weit hergeholt. Zwey Wies
ner Gelehrte, nemlich die Herin Durkard und Hok—
ſtaͤtter haben diefes Werf ins Deurfche überfege, over
nur mehr abgefürze: [vielmehr umgearbeitet und fehr vers
ändert; auch fehlen die Kupfer.)
$. 24
Nun gehet der Verfaffer zu den fo genannten erkos
benen Arbeiten oder Basreliefs.
Figurae reeıpaveis find folche Figuren, die aug eis
ner dichten und feften Maffe verferriger, ganz freyftchen,
liegen, oder figen, fo daß man fie auf allen Seiten bes
trachten kann. Es ſcheint als wenn Erneſti diefes
nur von Eleinen Figuren verftanden hätte, aber man
finder auch dergleichen große Basreliefs, u. f. find halb
erhobene Arbeisen, wo die Figuren auf der Grundfläche
hervorſtechen.
Die eigentliche Bildhauerkunſt verſertiget aus einer
harten Maſſe freyſtehende Figuren, die man Statuen
nennt.
vafa
384 Part, II, Cap. V.
vafa figillata find, deren Oberfläche mir Fleinen
Bildern, oder Figuren, durchs Anlörhen, nicht aber
durchs Treiben, oder fo genannte Graben geſchmuͤ⸗
cket if. \
Man grub Basreliefs auf Marmor, Elfenbein,
Silber, u. ſ. w. Auch in Holz und gebrannter Erde
Fönnen Basreliefs eben fo wohl als in Marmor ange
bracht werden. Unſer Berfaffer hat alfo hier geirrt.
So finder man z. B, auf Marmottafeln die den
Romulus und Remus fäugende Wölfin, als Basreliefg.
Sin Elfenbein, in des Grafen Caylus Recveil wo Beys
fpiele vorfonimens Auf Gefäßen: ©; Oderici Samms
lung und Winkelmann in feinem Monumenti antichi,
Ferner am Hausgerärhe, an Lampen, Urnen, Alrären,
desgleichen an den Thuͤten der Tempel; an den Thronen
der Götter, an den Triumphbogen, wurden Basreliefs-
angebracht. Auch an die Schilde (cut waren die
Schilde der Infanterie, und clypes der Kavallerie) wurs
den, Basreliefs gearbeitet.
emblemata ſind ſolche — wo etwas eingelegt
werden kann⸗
Man hat drey RE von erhobenen Ar
beiten *):
baut=relief, Italieniſch alto cilievo, ganz erbo-
bene:
— —* mezzo rilievo; halb er⸗
| | bobene, und
bas-relief — boaſſo rilievo, ein wenig
erhobene Arbeit.
cruſtae, ingeige Stücken, die erhobene Arbeit
harten.
| in-
) [S. Ehrift’s Abhandl. ©. 253 f.]
De Torentice. 385
incrufare parietes, hieß, wenn man die Wand
mit Marmor befleidere.
$ r 5+
In den älteften Zeiten gab es ſchon beruͤhmte Bass.
reliefs, z. B.
Am Thron des Jupiter Olympius; am Thron
des Apollo zu Amikla *) an dem berühmten Grabmal
des Waufolus; an dem Triumpbbogen Bonſtan—⸗
tins; an den 36 Säulen des Epbejimijchen Tempels
ver Diana, Ä
In England in der Pembrofifehen Sammlung
ift ein ſchoͤnes Basrelief. Jupiter wird auf demfelben
figend vorgefteht, und vor ihm ſteht ein Juͤngling als
Fechter. Winkelmann aber har angemerfe, daß dig
fes Stuͤck ein Betrug fen. Der Sarkophagus der in
Agrigene ſteht, ift vielleicht eben fo al. — Das älres
fte erhobene Werk ift in Nom in der villa Albani, wels
ches vermurhlich die “uno Lucina vorftcht: fie haͤlt ein
unerzogenes Kind in der Hand, vor ihr ſteht die Murter,
‚und neben ihrer Seite zwey Töchter von ungleichen Alter
und Größe. ©. Winkelmanns Monumenti antichi tab,
56. — Ferner in der villa Albani die Leukothea,
nebft dem Bacchus auf dem Schooße, iſt ein Etruſci—
fhes Stüf, ingleihen drey ſtehende Nymphen. —
Ein Stüd von zo Figuren in der Sammlung des Gras
fen Pembrok worauf die Niobe mir ihren Kindern
vorgeftelle iſ. IS. Chriſt's Anmerf. ©. 261 f. und
daſelbſt Zeune's Note.)
Die Vergoͤtterung Homers iſt zweymal, ein.
mal auf Marmor, und das andremal auf einem Gefas
| » von
) [Doch vergleiche man damit Heyne im 1. Th. feiner antiquar.
Aufſaͤtze, erſte Abhandl.]
-
| '
386 Part. IL Cap. V. |
von Silber in Geſtalt eines Mörfers, in alten Ver |
fhüttungen des Aerkulans gefunden worden. — Sin
Rom ftehen die beyden Säulen des Trajans und An⸗
goninus Pius, ganz mit Basreliefs ausgeſchmuͤckt.
Sie find freilich nur ein Schatten der alten Sculptur;
doch müffen fie noch von Künftlern bewundert werden.
Winkelmann bewundert die Verſchiedenheit der Figu⸗
ven und Arbeiten an diefen beyden Säulen.
nn ee
Therikles war ein Töpfer, der eine ganz neue
Façon erfands daher kommen die vafa Thericlea Man
kann eigentlich filberne ‚Gefäße nicht fo nennen, weil
dieſe nur nach derfelben Art, aber nicht wie jene, aus
Erde gemacht wurden... 18. Dlin. 16. 8. ©. 56, 3
vergl. — in antiquar. Auſaͤtzen, Th. I ©. 144
not, 2.
$. 26 '
elypei caclati, find Schifde mit erhobenen Arbeiten.
‚Dergleichen find von den -Dichtern häufig beſchrieben
worden. So fehildere 5. B. Homer den Schild des »
Achilles, Heſiodus, das feutum Herculis *); 5
den Schild des Aeneas; und Silius Italicus des Han-
nibals Schild. Große Künftler haben folche Schilde
nachgeahmt. So harte z. B. die Minerva im Tempel
Parthenon einen Schild,
h |
j
©. Blafi Caryophili opufeulum, de vetehul elypeis,
Leiden 1751. 4. fonderlich von gelobten Schildern.
Solche alte Schilde find noch heut zu en vor⸗
handen. z. B
*) [Ueber den Schild des Herkules nach der Beſchreibung des
Hefiods. Ein antiquar. Verſuch von Friedr Schlichtegroll,
Setha 1788.89. wo auch gleich im Anfange ©. 7 fi. vom
Side des Homers gehandelt wird]
De Toreutich 387
Der vormalige König von Frankreich befaß den
Schild des Scipio, der anf einem Thron fine: er wur—
de 1656 in der Rhone bey Avignon, von Fifchern, die
ihn aus dem Schlamme zogen, gefunden. Er ift von
reinem Silber ganz rund gearbeiter und wiege 42 Marf
oder 121 Pfund. Die Fifcher, die ibn fanden, ver»
Fauften denfelben für einen geringen Werth an einen
Goldſchmidt, der ihn in 4 Stuͤcken ſchnitt: doch wurde
et in der Solge wieder zufammengefist; und da des Be«
ſitzers Sohn in fohlechre Umftände kam, verkaufte er ihn
an den König in Frankreich.
Noch einen andern Schild befaß der König von
Frankreich, der aber nicht viel Zierrathen hat, und 1714
gefunden wurde, Man hält ihn für einen Schild des
Hannibals, oder Hasdrubals.
In Genf iſt 1724. einer von Silber gefunden wor⸗
den. Die Auffchrife auf demfelben iſt: Zargitio Domini
noftri Valentiniani Augufi,
Der Woodwerdifche Schild in England von
Eifen, ftelle das belagerte Kapisolium, und die Nömis
fe Armee vor, da Ramillus noch zu techter Zeit ans
ruͤckte, als dem Feinde das Gold chen zugewogen wers
den folee. [S. Keine, Dodwell de parma equeftri
Woodwardiana, Oxford. 1713; 4. Chriſt's Anmerk.
und Zeune in der Note darzu. — Dom Schild des
Homers und verfohiedenen Ursheilen darüber f. Fabriz.
Bibl, gr, ıftee Band, ©. 423 f, neutefter Ausgabe: den
dort angeführeen geh, Männern ift beyzufügen das Uta
eheil über den Homeriſchen Schild in der Ken, Allg:
Lite. Zeit. vom J. 1793. Mon. Seht. nr. 41. ©; 323
ff. — Bon den befchriebenen Schildern beym Homer,
Hefiod und Birgil handele Graf Caylus in den vom
Meufel überfegsen Abhandlungen zur Geſchichte zrer Th.
©. 231 ff.] /
Bb 3 zu
gehangen. Sie waren aus terra figulina, aus Gold,
388 B ’ Part, II, Cap. V.
Zu Cuma ſtand im Tempel des Phöbus, der.
uoh dem Daedalus war erbaut worden, ein Schild mit
erhobener Arbeit.
Dieſe Schilder clypei votivi wurden den Göttern
geweiher. [Won den elypeis votiuis haben die auf einem
runden Stuͤck Marmor erhoben gearbeirete Figuren ihren _
Urfprung, und heiſſen dahero imagines —— Ap⸗
pius Claudius har in Kom das erſte ſolches Bild auf⸗
Silber. Spveron. in Caligula, Kap. 16. Paufan. J.
17. VIII. 39. Plin. 35. 2.]
Fourmont hat noch drey andere Schilder, unter
den Ruinen des Amiklaeiſchen Tempels entdeckt. Siehe
Heynes Antiquarifche Auffäge, J. Th. ©. 89 ff. M
Auch die Thuͤren der Alten murden entweder mit
Blech uͤberzogen, oder man brachte halb erhobene Arbeit
an. Livius redet auch von Thuͤren, wo ————
halb erhobene Arbeiten waren.
Niche alle Fi aureny welche eine Perfon vorftellen,
hießen Statuen. Sondern man muß, unterfcheiden, ob
Götter oder Heroen oder Menfchen in Lebensgroͤße vor.
geftellt, und in die Kunde gearbeirer find; dieſe hießen
eigentlich Statuen: oder ob fie blos bis auf die Bruſt
oder Schulter gehen; dieſe heißen eigentlich imagines,
die Franzoſen nennen fie Buflest oder ob folche Sfgneen
nur um die Bruft, oder aufs hoͤchſte bis auf den Nabel
ausgearbeitet find, und. hernach auf einen truncus oder
Pfahl ausgehen; und dieſe hießen Hermae, bey den
Griechen; bey den Römern, termini, flatuae viales, ©,
Botari —8 Capitol, t.I. ©. ı. In den Gottesdienſtl.
Gebraͤuchen Funden fie vor den Häufern. Bor dem Dass 1 il
dalus waren ale Bilder lauter Hermen. In Athen har |
een alle Hermen die Geſtalt des Merkurs dahero wer⸗
| den
/
De Toreutice, 389
den dieſe Art der Statuen Hermen genannt. Pauſan.
I. 24. IV, 33. allein von allen Goͤttern giebt es beynahe
Hermen, und davon find die Denennungen zu erflären;
j. €. Herma.Athena, d. i. Herma Mineruae, Cicer. ad
Attie. 1.4. Es fommen auch weibl. Hermen vor, Dau-
fan. 1. 19, diefe haben pudenda natalia, Die Erklärung
davon giebe Macrob. Saturn. I. 19. Die Hermen was
ren Bilder der Klu gheit und Weisheit. Dahero heißt
vir fapiens uff vir quadratus, eivne FErEEYavcS, >
Spidas in Zorwv und Junii animaduerfl. II. 5. Auch)
berühmte und jchöne $eute wurden fo ausgedrucdt, z. E.
Cimion, Alcihiedes, In Stalin brauchte man Die
Hermen zu Kreutzſteinen: Sahero kommt der Name ter-
minus: Dahero mag es auch gekommen feyn, daß Man
den Merkur als den Gore der Seife, der Wege, der
Handelſchaft angeſehen hat. Man brauchte ſie in dem
Circus, wo zwey Heimen dag Seil halten mußten,
Mehreres von ihnen finder manin Everardi Ottonis de |
tutela viarum publicarum lib. ſingulari, im ıften Abſchn.
Utrecht 173 1. 8. in Harleß opuſc. variiargumenti, (Haller
1773. gt. 8.) ©. 470 ff. de Mercurii ftatuis ante aedes
januasque apud Graecos pofitis: der zfe Band: der Mo-
num. Matthaeanorum liefert Protomas Hermas, Clypeos
und Anaglypha,. — Die imagines von Gelehrten, gro»
Ben, verdienten oder fonft geachteren Derfonen find haͤu⸗
fig. Bildniſſe beruͤhmter Männer wurden vorzial. in
Oertern, wo Leibesͤbungen angeſtellt wurden, oder in
Bibltotheken aufgeſtellt, und Pollio fol in Nom am
erften folche Buͤſten in Bibliotheken aufgeftelle haben.
Deswegen find fo viele auf ung gefommen. In Sans
drats deutſcher Mahler Hcademie l. 2 Theil, nr. 1-14.
in dem Mufeo Capitolino, in dem Muleo Pio-Clemen-
tino, in ac: Gronovs thef. antiquit, graecar, tom, I.
und mehren, auch in Sammlungen von Statuen findet
man eine reihe Sammlung von ſolchen imaginibus,
Eine eigene Sammlung davon machte ſchon Zulvius
Bb 3 Urfi-
—
N
399 Part, IL Ca V.
Urſinus: Dlufcium imagines, ex antiq. marınoribus,
nomismatibus et gemmis expreflae , quae exftant Romae
apud Fulu. Vrfinum. ed. altera, aliguot imaginibus et J.
Fabri commentario audior, Antwerp. 1606, 4.]
$ 27
Die Umriſſe wurden beſſer; aber etwas fehneidend.
. Pbidias brachte fie zur größern Vollkommenheit, und Kis
fyopus machre fie volfommener, Hierauf gieng die Kunft
mir abwechſelndem Gluͤck, bis auf die Zeiten der Kaifer,
Im dritten Jahrhundert nah Chriſti Geburt fiel fie
ganz: und da man dem Kaifer Bonſtantin einen Tris
umphbogen errichten wollte; mußte man Basreliefs von
einem alten des Trajans darzunehmen, mo die alte Ars
beit genen die fpärere einen anffallenden Kontraft macht.
Man jolte bey den Basreliefs das Perfpectiv beobachten,
Damit fie dem Auge fich beffer darſtellten.
Die erhobenen Arbeiten Eönnen fo eingetheilet
werden,
1) fie werden entweder fo auf die Fläche gefest, als
wenn fie gleich in der Halfte durchſchnitten wäs
ten;
3) oder eg wird mehr oder weniger, als die Dbers
hälfte genommen;
3) wenn unter der Hälfte genommen wird,
Die erfte Are heiſt die halberhobene Arbeit demi-
relief; die zweyte die ſtark oder hoch erhobene haut-relief,
die dritte, die ſeicht erhobene bas-relief,
Die erfte und andere Arc ſtellt die Bilder in ihrer
Höhe und Dice und wahren, .Duschmeffer; die dritte
aber unter derfelben vor.
Bey
De Toreutice, 391
Bey den ſeicht erhobenen Bildern, wollen unfere
neuern Künftler den Diamerer auch bemerklich ma—
ben: aber dieß ıft ganz falſch. Denn eu ift niche der
Sache und den Alterthuͤmern angemeffen.
Das Hauprwefen der Bildhauerey iff mit der Tor
revtik faſt — Die Bildhauerey bilder rund und
ganz frey; die Zoreveif aber bilder fo wohl ganz runde
als halbrunde Figuren.
Wir haben Basreliefs in Erzt, Elfenbein und ges
brannter Erde. Auf alten Lampen finder man wohl haͤu⸗
fig dergleichen Arbeit.
©. Licetus de lucernis fepulcralibus, es Fam diefes
Buch erft in Stalien heraus, Beger fieß es in Berlin
fateinifch überfege wieder abdruden. Die chypei find an
ffatt der Wappen gebraucht worden, und jdaraus fol
vigler Gelehrten Meynung zu Folge die Heraldik ent⸗
fanden. feyn.
;
%.28
Don der Steinfehneiderep. *)
Glyptik ift die Steinfihneiderfunft, eigentlich heift
es die Bildgrabercy; dus Inſtrument, dag man darzu
hrauchte, nennten die Griechen yAuQwvyov, die Latei-
ner calprum. Edelſteine, die erhoben gearbeitet find,
nenne man Rameen, tief gegrabene aber haben Feinen
eigentlichen Namen; doch giebt man gemeiniglich AH ob
fie Kameen find oder nicht.
Bb 4 | | gemmas
&) [Oben im Zten Kap. des ſten Tb. &. 65 ff. ift ſchon vieles
von diefer Materie vorgefommen, und ©. 95 ff. find einige
hieher geh rige Bücher angeführt worden. — Man vergleich:
auch Martini Excurs zu diefen Erneſt. Paragr. ©.-265 ff-}
392 Part. I, Cap. V.
gemmas caelare, ‚ganze Riguren oder Bilder aus
Edelftein machen. Aus Dernfkein macht man zwar
dergleichen, ob aber aus Edelfteinen welche gemacht '
morden, ift was anders. Erneſti behauptet es, und
fagt: es wäre eine folche Figur in dem nunmehr zerfiren
ten Mufeo Richteriano‘ geweſen. Es iſt aber die Frage,
od fie auch wirklich aͤcht war ?
| ©. Mariette fur les pierres gravees, Natter Traite
de la methode antique des pierres gravées. London 1759.
Buͤſching hat audy hiervon gefihrieben, in der Geſchich—
. te und Örundfägen der ſchoͤnen Kuͤnſte und Wiſſenſchaf—
‘ ten im Grundriß zfes Stud, welches die Gefchichte und
Grundfäge der Steinſchneidekunſt enthaͤlt Hamburg.
1774. 8.
& 20 r
Bey den Genmen hat man drey Stüde zu be⸗
merfen: Mi
ı) den Edelftein, d. i. die. verfchiedenen Gattungen
deffelben ; |
2) den fo genannten Stil des Künftlers, Zeichnung
und Stellung. Wer hier urrheilen will, muß
Kenner der Zeichnungsfunft ſeyn; zugfeich muß
man die rechte und linfe Seite, nicht nach dem.
Einfchnite, fordern nah dem Abdruck in Wache
nehmen. Unſte neuern Künftler verfehen es immer
mie dem Eingraben. | ii
3) muß man auf den Gegenftand, der vorgeftelle wird, i
Ruͤckſicht nehmen, — N
\ Hierzu dienen gute Bücher: des Grafen Caylus
‚Recueil, ingleichen Winkelmann über die gefchnirtenen
Steine, des Herrn Stoſch, auch Lippert in feiner
Daktyliothek find zu empfehlen. | |
\
x Hier:
De Toreutice, 393
Hierbey ift auch eine Kennenis von guten Münzen
zur richtigen Beurtheilung nothwendig.
F. 3%
Der verfehiebene Grad der Härfe und der Farbe,
auch wohl der herrfchende Gefhmad , machte, daß man
ehemals manche Steine fehr häufig fchnitr: von andern
findet man deſto weniger —— Die Alten brauch—
ten befonders Önpcbe, Achate, auch Achatonyche
zu erhobenen Arbeiten ,, vorzüglich die letztere Gattung,
welche die Italiener onichino, oder nicolo nennen,
| Lippert bat fehr wahrſcheinlich behaupten, daß
die Alten ihre Lieblingsfiguren, ſehr gerne in Amethyſt
geſchnitten haͤtten.
In Opale und Sapphire aber haben die alten
Steinſchneider ſelten geſchnitten. Der Opal wurde
darum nicht gebraucht, weil er einen milchfarbenen
Grund- har. Der Sapphir aber war beynahe zum
Schneiden untauglich, und man glaubte auch, daß er
dadurch von ſeiner Schoͤnheit verliehren wuͤrde. Doch
finden ſich einige geſchnittene Sapphire in großen
Sammlungen,
$ 3%
Sn Daktyliotheken finder man faft von allen Arten
Gemmen. Man darf nur nadlefen, was Borläus
und Lippert —— geſchriehen haben. Maͤn muß
aber bey Steinen, die ſehr ſelten vorkommen, ſehr bes
hutſam zu Werke gehen, weil ſeit 300 Jahren viele
Steine von neuern Kuͤnſtlern erſt gefchnitten worden,
und man ſonſt hintergangen werden kann. So wird
man z. B. wohl ſchwerlich einen aͤchten Smaragd finden;
denn er war theils ſehr Er zu bearbeiten, vum. aber
03,4% braud),
394 Part, I. Cap. V.
brauchten die alten Steinfchneider diefen Stein bey ihren
Arbeiten, um das Auge Daran zu ftärfen, weil daſſelbe
den Glanz und Schatten der bearbeiteten Steine nicht
lange aushalten kann. Sie machten eg, wie unfere
Maler, vie, wenn fie anhaltend arbeiten, gemeiniglich
einen grünen Schirm, oder ein folches Tuch neben fich
liegen haben, um dag müde Auge gleihfam zu erquiden.
Man. finder feinen Flaren und deutlichen Beweis,
daß die Alten den Demant geſchnitten *).
Goquet und Mariette behaupten, Ludwig von
Berghen habe **) die Kunjt den Demant zu poliren,
vor nicht voͤllig dreyhundere Fahren * erfunden:
allein Gorlaͤus verſichert, Giacamo von Trezzo ha⸗
be den erſten geſchnitten. S. oben ©, 72.] Im
Jahr 1475. fol der erſte Verſuch fir den Herzog
von Burgund, der fih ein Wappen fehneiden lich,
gemacht worden feyn. Lauren; Magalotti aber
führe an, ein gefchnirtener Demant ſey ſchon früh zu
Konftanrina in Numidien gefunden worden. In der
DHedfordifhen Sammlung in England fol ein äche
gefchnirtener Demant feyn: allein Leßing har in fei-
nen antiquarifchen Briefen vielen Zweifel darwider ges
mad, [S. obın ©. 72.] ;
BE
*) [Allein die Alten hatten doch gewußt, daß fich der Demant
durch den Demant felbft theilen lafe Dlin NS im237 d.
4. 8 (wo er von dem Demant, und von fechs verfh- Arten
deſſelben hand.,) fchreibt vom /derite ferrei fplendoris, pondere
ante ceteros, fed natura difimili, folgendes: Nam et icti-
bus frangitur, et «lo adamante yerfo ari pot⸗ſt quod et
Cyprio euenit.)
2*) [Durch einen Zufall, da er als ein junger Menſch mit 2
Demanten fpielte, und dadurch es erfand, durch den Demand
tenſtaub Demanten zu poliven.] f
EEE DE
De Toreutice, 395
In neuern Zeiten hat man Demante geſchnitten.
Gorlaus aus Antwerpen ſchrieb 1601, eine Dak⸗
tyliothek. Es war das erſte Werk in der Are. Die Zeich⸗
nungen aber find ohne allen Geſchmack. Gronov
beforate die andere und dritte Ausgabe, worinnen die
‚Zeichnungen noch elender find,
§. 3%
Man ift ungewiß, 06 die Alten ihre Steine mie
Demanrftaub oder mit Schmergel police haben.
Man Eann hier Die Frage aufwerfen: haben die
alten Steinfchneider blos mir ihrem Inſtrument in die
Steine gegraben ? oder haben fie fih des Rads bedient,
wie unfere Künftler tun? Die Neuern vermifchen nens
lich Demansförner, oder vielmehr Staub mit Del, und
machen ein gewiffes Pulver daraus, womit fie dag
Rad fehmieren, daß es beifer in Gang komme, leichs
ger reibe und polire. Chriſt in feiner Borrede ad Dacty-
liothecam Mufei Richteriani ift der Meynung, die Alten
hätten alles mit dem fcalpro gearbeiter, und fich weder
des Rads, noch des Demantftaubs bedient, und dies
fchließe er aus gewiffen Ritzen in den Steinen, und
weil bey den Alten nichts davon erwähnt werde. Huch
Elias Roßmann ift feiner Meynung. Beyde find
durch den Salmafius, der fih auf den Plinius bezo—
gen, hintergangen worden. Allein man findet auch
beym Plinius Seelen, die diefer Meynung entgegen
find; er ſagt nemlich Buch XXXVIL Kap. ı2, das
meiſte beym Poliren mache die Hige aus, und es ift
wahrſcheinlich, daß er das Mad darunter verftebe, Lips
pert, Natter, Mariette, und andere find diefer
Meynung: und diefen Künftlern muß man mehr glays
ben, als bloßen Stubengelehrren. Martini in feinem
oben citirten Excurs erfläre fich hierüber —
i
13
396 Part. II. Cap. V.
Die alten Künftler pflegten ihre Steine hoch und
fhiloförmig zu arbeiten, che fie darein ſchnitten: wo⸗
durch fie von dem Zwang frey wurden, den ihnen der
enge Raum des Steins auflegre. Ferner machten fie °
gern Kameen aus mehrfarbigen- Steinen, ja fie harten
die Gefchicflichfeit, Flecken auf die befte Arc anzumwen-
den, und die Farben dadurch noch mehr zu veredeln:
ihre Werfe befamen eine Lebhaftigkeit, die fih der Na-
fur näherte, fo daß fie dem Dialer feinen Vorzug weis
felhaft machten. Winkelmann gedenft eines Sardo -⸗
nychs, der aus 4 Sagen über einander beftund: auf dies
ſem war der vierfpannige Wagen der Aurora erhoben
gefchnitten, und die vier Pferde harten verfchiedene Far
ben; das oberfte ift fhmwarzbraun, das andere braungelb,
das dritte ift weiß und das vierte ift aſchgrau. m
$: 33
Gewiſſe Leute *) wollen fhon aus dem erften Buch
Mofis erweifen, daß man in Steine gefihnitten: allein <”
man wird ea ſchwerlich daraus darthun Fönnen. Dieälts
ften Ringe waren von einerley Metall fehlecht gearbeiter,
Aus dem 2.B. Mof. 8. 39. erhellet nur fo viel, daß man
damals in Onyche Fleine Vertiefungen der Buchitaben
gegraben habe. Erneſti fagt, die Bearbeitung der
Senmen, waͤre früher, als des Marmorfteins: allein
andere Erfindungen koͤnnen eben fo alt ſeyn. [Alt muß
die Erfindung und der Gebrauch ſeyn. Der aͤlteſte Ges j'
brauch war zum Siegefringe, womit Briefe, Gefäße
und a, Sachen geflegele wurden. ine alte Babel fagr, *
N romerheus habe den erften Ring und zwar einen „eifer-
nen getragen. Plin. XXX, Sect. 4. Im 37ften B.
‚aber aleich anfangs vom Urfprutg der Gemmen fchreibe
er: Fabulae primordium a rupe Caucafea tradunt: Pro-
methei
[S. Buͤſching ©. 21 f.]
De Torewice. | 7997
methei vinculorum interpretatione fatali: primumque faxi
huius fragmentum inclufum ferro ac digito circumdatum,
hoc fuille anulum et hoc gemmam, Der erfte Siegels
‚ring war des Polycrares Ring von Smaragd mit Gold
eingefaße Herodot. II. Kap! 39. Pauſan. VHL 14:
Clemens Alerandr. in Paedag, IL ©. 246. Sylburg.
Ausg. fhreibe, es fey eine Lyra darauf geftochen gewe—
fen. Bey zunehmenden Luxus fliegen die Künfte, alſo
auch die Gewohnheit, Eofibare und Fünftl. geſchnittene
Ringe vom Edelftein zu tragen; dann dieſe Kunſt und
Edelfteine zu andern Sachen und zum Schmud zu ges
brauchen. : Man fehe Goguet Band II. ©. 225 f.
Bad IV. S. sı ff Mariette J. S. 3 ff. Rirchmann
de annulis, Sübef 1623. 8. Schleswig 1657. 8. Leiden
1652. 12. (das ift wegen dem Anhang von Longi, Gor«
laei und Kommanni Schriften von eben diefer Marerie
die befte,) Frankf. 1672, 8. Montfaucon Supplem. II.
©. 172. Fabriz. Bibliogr, antiquar. ©. 853 ff.]
Sippert dat 3000 Stuͤck Gemmen abgedrusft, und
bemerfe, daß nur 61 Stuͤcke von der größten Schönheit
find: die andern find auch gut und geben öfters weit
über das Mittelmäßige, aber fie fommen jenen wenigen
doc) nicht bey, —
Wenn der Stein gefallen ſoll, muß nebſt der guten
Arbeit auch die Erfindung finnreich feygn. — Die Gries
chen haben es auch in dieſer Kunſt zur Bollfommenheit
gebracht, Dedermann, hatte die Erlaubnis in Steinen
feine Begebenheiten tragen zu dürfen, man trug auch
die Bildniffe feiner Freunde, z. B. die Schüler Epifurg
trugen das Bildniß ihres Schrers; ferner Götter und
andre Sachen mehr. Religion und Aberglauben fowol
als Pracht » Siebe beförderten den Gebrauch der geſchnitte—
nen Steine und die Kunft feldften.] Die Römer har-
ten in diefer Kunft immer nur mistelmäßige Meifter g2«
gen
398 | Part, Il: Cap. VW.
gen die Griechen, ihre beften Arbeiten hatten nichts
anzichendes und einnehmendes 9%. Sie ftelleen zwar
auch Görter und Prinzen vor, aber fie yaben blos Min- 7
zen nachgeahmt, und die Figuren in langen Kleidern °
dargeftellt, welches wirklich nicht angenehm ift, noch die
Kunſt in der ganzen Schönheit und in allen Theilen zei»
gen Fann, Einzelne Köpfe find erträglih, Von den
meiſten Kaifern der erſten Jahrhunderte finder man ges
fehnittene Steine, aber vom Maximinus, Gordianus,
und Philippus an, finder man Feine mehr. Mach dem
Kaifer Aommodus wurde die Runft nachläffig gerrieben,
und näherte fih ganz dem Verfall. _ Doch feheint die
Kunft im Orient erhalten, und durch da lebende Kuͤnſt⸗
ler, die Kenntnis der altın Werfzeuge und Handgriffe
hatten, fortgepflanze und wieder in die Abendländer ge
kommen zu ſeyn.
5. 34
Das Tragen der Ringe, muß unter den orientali—
ſchen Voͤlkern fruͤhzeitig gebraͤuchlich geweſen ſeyn,
aber daraus kann man noch nicht ſchließen, daß ſie ſo—
gleich geſchnittene Steine gehabt haben *). Anfaͤng⸗
lich
») [An dem, was die roͤmiſchen Kuͤnſtler bearbeiteten, findet
man etwas arobes und unnatuͤrliches. Die Urfachen davon
mögen wol geweſen ſeyn, weil in Rom zu viel Luxus und
Verſchwendung entfiand und keine edle Simplieitaͤt mehr da
war, als fie mit den griechifchen Runftwerfen bekannt wuts
den, der Ueberfluß an den herrlichſten griechiichen Werfen, die
fie aus Griechiſchen Ländern mitnahmen und plünderten,
munterte feinen edlen freven Mömer auf, zur Pracht oder Re—
ligionshandlungen Ahnlihe Kunſtſtuͤcke tähfanı zu Machen.
Etolz, Uebermuth und Bequemlichkeit, auch vielleicht Der
mußtfeyn, die Griechen in dieſer Kunſt nicht zu erreichen, oder
zu übertreffen, hielten ffe von folchen Arbeiten ab, fo daf
fih nur bey ihnen Selaven und der Poͤbel mic dem Graviren
abgaben. |
* (©. zum vorigen Paragraphen.
De Toreutice, 399
lic, hatte man die Ringe vielleiche blos zum Schmuck ge⸗
tragen. Bon den Römern finden wir, daß fie zuerft
eiferne, fodann eherne, filberne und endlich goldne ge—
fragen haben: zum verfiegeln aber hatten fie einen von
Eifen. Sie bedienten fich hierzu einer gewiffen creta,
die ganz weich gemacht wurde, denn damals wußte man
von Siegellak noch nichts. — Mach und nach trug
man goldne Ringe, zuerft ohne, und in der Folge mie
Edelfteinen. Dergleichen Steine mußren nun, wenn fie
zu Siegelringen gebraucht werden ſollten, tief geſchnit⸗
ten ſeyn.
Bey den Griechen hießen die Künftler, die in Edels
feinen arbeiteten Daylioglyphi: die Römer aber haben
Fein eigenrliches Wort: denn gemmarius ift ein Juwe—
Tier, und das Wort annularius druͤckt es auch nicht aus.
Endlich da der Gebraudy der gefchnittenen Steine in
Ringen allgemein wurde, trug man fie zur Pracht. Die
Roͤmer verfiegelten mit dergleichen Ringen die Briefe, die
fie ducch ihre Sklaven beftellen ließen, ferner ihre Teftas
mente, ihre Keller und few. Im Kriege arte der
Fommandirende Feldherr einen befondern Sitgelting, den
er brauchen mufte, wenn Staatsangelegenheiten an die
Republik, oder an die Offizier zu berichten waren.
In den Stein Zapis lazuli, oder Armenifhen Stein °
fhnitten die Egyptier ihre Gottheit: doch dich giele
nicht von den alten, fondern von denen, welche unser
den Nömifchen Kaifern lebten.
[Die Egypter ſollen alles in Drofil gefchnitten ha⸗
ben. In der Folge Famen die fearabaei auf. Man
formee nämlich die Steine, wie Aöfer - Rüden, und
nennte fie darnach. Der Käfer war bey den Egyprern
dag Symbol der Zeugungsfraft und des Murhs. (Man
vergleiche das Urcheil des Winfelmanns in feiner Ges
ſchichte
400 | Part, II. Cap, V.
ſchichte der Kunſt des Alterthums ©. 39. Dresd. Ausg.
‚und Buͤſchings ©. 22.) Unter den Prolemäern zu
Alerandrien bluͤhte diefe Kunft befondere.]
Auch die Yerbiopier, Derfer und Armenier
müffen die Kunft Steine zu ſchneiden, verftanden haben,
weil fie fih gefchnirsener Steine zum Siegeln bedienten, -
Die Derfer haben Figuren in ihre Ringe und Sie.
gel argraben, aber. wie Winkelmann ſagt, haͤtten fie eg
‚nicht weit gebracht. IS. Buͤſching S. 23 ff.]
Den Etruſcern ift diefe Kunft auch nicht unbes
Fanne gewefen, allein fie haben einen befondern Ges
ſchmak an den Käfern, Scarabaeis, gefunden, ihre Figu⸗
ren ſehen lang und mager aus, doch iſt ihre Arbeit rein,
[Sie haften zwar etwas Harfes in ihren Arbeiten,
Guintil. XI. 10. 7.) und etwas ganz eigenes: es iſt
- ander doch alles genau ausgearbeirer, und in ihren Figur.
ven etwas geiftifhes. In den Mufeis Corton. und
Etrulco ftehen viele Gemmen von den Errusfern. Die
zwey älteften Errusfifchen Steine find noch in dem Stos
ſchiſchen Kabinet zu Berlin ı übrig; ſ. Deleript. des Pierres
gravses par Winkelmann, S. 344. — Gori in Muſeo
etruſco ©. 431. und Mariette ıftr B. S. 8 ff. haben
von dem hoͤhern Alterthum der Steinfchneidefunft der
Heirurier eine größere Idee, als Winkelmann am a.
Dre. S. Buͤſching ©. 25 ff.]
Bon den Lpdiern weiß man nichts gewiſſes.
9.35. -
Don dem Ringe des Phokus kann man nicht
mit Gewisheit behaupten, daß er eriftire habe, noch
viel weniger, daß er gefihnirten gewefen fy. Denn
man har es nur aus einem Gemählde Polignorus,
der den Jaſeus mir einem geſchnittenen Stein in
einem
De Torsutice, 403
einem Dinge am Finger vorgeftelt hat, ermweifen
wollen, daß die Kunft, Steine zu fehneiden fehr
ale ſey. Alein hieraus kann man noch feinen
gewiffen Schluß machen, weil der Künftler wider das
Koftum verfiofen haben fann. Eben fo fann man auch
nicht von dem Dinge des Polykrates zuverläßig behaups
ten, daß er gefchnitren gewefen; denn vom Dlinius *)
wird diefer Stein gemma illibata intactaque genenntz
folglich koͤnnte er auch nicht gefchnitten geweſen feyn.
Ungefehr bundere Fahre nach dem Polyfrares hat man
nach des Dlinius Bericht Lin der angeführeen Stelle,]
in Smaragd zu graben angefangen. In Cortona fol
ein Carneol feyn, der den fterbenden Spartaner
Othryades vorftelle, und wenn er ädhr wäre, im Jahr
der Welt 3442. **) gefchnitten worden; allein man muß
daran zweifeln, weil man mehrere dergleichen Steine
hat, und man alfo nichr wiffen kann, welches der ächte
damals gefchnittene Stein feyn fol. Ueberhaupt Fönnte
der Stein wohl erliche hundert Jahre nach der Begebens
heie erſt geſchnitten feyn.
$. 36
In den Tagen Aleranders des Großen wurde
die Steinfchneiderfunft zur Vollkommenheit gebracht.
Aelter iſt noch Phrygillus, der Meifter eines gefchnits
tenen Katneols, worauf KRupido auf der Erde fißt und
eine Mufchel neben ſich Liegen da. Winkelmann bes
fohreibe ihn in den Stofchifchen Gemmen, ©. 137. nr,
731. Diefer Künftler lebte früher, als Pprgoteles,
Letzterer war der gröfte Meifter feiner Kunft, und nur
er durfte das Bildnis Alexanders des Großen in Edel
ſteine
Mat. Geſch. B. 34. Kap. 1. ober Sect. 4. Vergl. Bl
ſching ©. 33. 5]
72) Bey Buͤſching ©: 23. Im Shen der Welt 3244]
4027 / Part, IE Cap. .
fteine graben: Kunftverftändige find nicht einftändig,
ob man wirflih noch Steine von feinen Arbeiten hat.
Man Fann dies nicht entfcheiden, weil man wohl Steine
vom Alerander dem Großen har*); allein des Pyrgo—
teles Dame ftehe nicht darauf, Es ift zwar ein Stein
irgendwo in einer Sammlung befindlich, worauf des
Pyrgoteles Name fteht, aber er ſcheint nach Winkel-
manns Meynung für diefen Künftlern zu ſchlecht gear—
beitet zu feyn. Stofch har ihn blos aus einem Abdrud
in Wachs zeichnen und ftechen laffen, in gemmis antiquis
caelatis tab. 55,
Michael Angelo Buonarotti befaß einen Kats
neol *), der nachhero in die Sammlung des Königs
von Sranfreich gefommen iſt: es ift einer der allerfchöns
ſten Steine, die man hat, denn die Figuren find außer—
ordentlich fchön gearbeitee. Von diefem Stein fol Pyr—
goteles Meifter feynz allein man Fann nicht figer das
für ſtehen. |
Dom Softrates finder man viel Steine, die ſchoͤ⸗
ne gearbeirer find. Lippert und Winkelmann halten. ”
. viel Steine für diefes Künftlers Arbeie. IS. von dies ©
fem und den folgenden Buͤſching ©. 35 ff]
ApoHonides, und Kranius müffen bald nach des
Polykrates Zeit gelebt haben. Dom erftern hat man
ein Bruchſtuͤck, das einen liegenden Stier vorftelle. Der
Baron Stoſch befaß ihn, und verkaufte denfelben für
1000 Guineen an einen Engländer, Das Bruchſtuͤck
ſieht
) IGS. Lipperts Daktyliothek, TH. 2. nr. 215—218.]
»5) [Welcher unter dem Namen des Cachet de Mich. Angelo, odet
des Siegelrings des Michel Angelo berühmt iſt. Die Figue
Beutete man auf eine Weinke e, hernady wol gewiſſer, auf ”
ein Faß des Bacchus. &. Mariette J Band ©. 313. Mem.
de P Acad, des Iäfer, tom. I. ©. 370.]
; De Toreutice; 403
fieht man in den Gemmen des Baron ven Stoſch und
des Abe Bracci—
37.
Nachdem Rom der Wohnfig der Pracht, und deg
Meichthumg worden war, Famen viel Künftler, enrwes
der aus freyem Willen, oder alg Sklaven dahin, und
arbeiteren daſelbſt. Beſonders zeichnete ſich Diofeori«
des aus, Er lebte zu den Zeiten des Auguſts und vers
fertigte ſehr ſchoͤne Arbeiten. Spetonius *) meldet:
Auguſt habe erſt einen Ring mit einem Sphing, ſodann
mit dem Bildniß Alexanders des Großen, und endlich mit
feinem eigenen Bildniß vom Diofforides gearbeiter, getras
gen. Man hat noch 2 Köpfe des Auguſts von ihm, In der
Stofchifchen Sammlung waren drey geſchnittene Stei⸗
ne von dieſem Künftlet, wie Winkelmann, der dieſe
Sammlung, die mehrentheils in Gemmen beftund, be—
ſchrieb, berichtet har.
Dioſkorides ſchnitt die Edelſteine auf eine
che Manier ++):
1) Einige Steine fehnire er ganz ſeicht, aber mit ſehr
ſchoͤnen und edel gezeichneten Figuren.
2) Andre ſchnitt er ſeht tief, z. B. einen Perſeus:
er machte aber einen Fehler wider das Koſtum,
weil er ihm Halbſtiefeln gab, auch der ſchoͤne Kopf
des Mäcenas, in einem Amethyſt, in dem Fönigle
Kabinet zu Paris: und
3) andere von ihm find mittelmäßig erhoben ausge«.
führe, wie ETatter in Traite ©; 44 und 45. Bey⸗
ſpiele angegeben hat.
Et: 2 Solon,
) [In vita Odaw Aug, 50. auch Plin. Hs N. 37, Kap. I
©ect.4.) -
*) IS. Buͤſching ©. 38 f.]
408 Part, Il. Cap. V.
Solon, ein Zeitgenoffe von ihm, verfertigee einen
Diomides, und einen Bupido in Sardonich: er at»
beitere auf eine andere Manier als Diofcorldes. Daer
den Maecenas *) arbeitete, fegre er feinen Namen
Solon darauf; das gab Gelegenheit, daß man glaubte,
es wäre der griechifche Gefeggeber Solon, bis man
endlich durch Vermuthung darauf Fam, es fen ein Künfk«
fer gewefen , der fo gebeiffen: [ſ. Graf von Caylus Ab»
handlungen, B. J. ©. 116.]
Eutiches, entweder der Sohn oder der Schüler
des Diofforides, hat die Minerva auf einen hohen und
fchildförmigen Amerhift gefchnitten , und daben alle drey
Arten des Erhöbenen,; oder Melief, alto, mezzo und
baflo rilievo ſchoͤn abwechſelnd angebracht. Der Abdruck
davon ſteht in Lipperts Daktyliothek, im erſten Tau⸗
ſend no. 123. Picard har ihn auch in den Stoſchiſchen
Gemmen Tab. 34.
Aganthangelus und Agathapus waren zwey
Kuͤnſtler in Steinarbeit. Der erſtere fchnire den Kopf
des Dompejus in Karneol; und der andere eben diefen
Kopf in einen Beryll: [in Stoſch gemmis cael. tab, 5.]
Soſius hat das Bildnig des Cajus Caſſius Ses
eundus, in einen Chalcedonier geſchnitten. [Kipperts
Dactyliorhef, 2. Ih. nr. 534]
Aulus hat des Augufts Bopfs, ingleichen eine
Minerva in Karneol gefchnitten. [Lipperts Daftyl.
oter Ih. ars 577. ıfler Th, ur. 126 Eine ziemlich ans
fehnliche Reihe anderer Künftler und ihrer gefchnittenen
Steine führe Buͤſching S. 4357: an.) x
on
*) Der Stein ift in Stöfch gemmis tab. 62. und in Mufeo
Fler tom. II tab. 10. n. 2 abgebildet Winkelm. zweifelt,
ob der Stein des Maecenas Kopf vorftelle,]
De Toreutice. 405
Bon Sicilianiſchen Künftlern wiffen wir nichts
gewiffes in diefem Sache, Cicero erwähnt einen Ring,
welchen ein Bürger Titius befaß; Verres riß ihm aber
folhen vom Finger, weil ihm das Bildniß gefiel. —
Aus den fhönen Sicilianifchen Münzen kann man aber
fhlichen, daß auch gute und vortrefliche Steinſchneider
in Sicilien werden gewefen feyn.
9 38
Dadtyliotheca heiße eigentlich ein Futteral, worein
man Ringe mit Edelſteinen legt: ‚in der weitern Bedeu⸗
tung aber heißt es eine Sammlung von geſchnittenen
Edelſteinen
Der Pontiſche Koͤnig Mithridates, ein gelehrter
Herr, der 22 Sprachen ſoll geſprochen haben, war der erſte,
der eine Sammlung geſchnittener Steine anlegte. Er
wurde von den Roͤmern beſiegt und Lukullus und Dom-
pejus eroberten nebft andern Koftbarfeiten, z. B. den
vaſis murrhinis, feine Daftyliorhef, und brachten fie ins
Kapisolium nah Rom.
Nach ihm legte Markus Skaurus, des befannten
Eulla Stieffohn, aud) eine Sammlung aı.
Julius Caͤſar fammlete fechs dergleichen Daftylios
thefen, die er in dem Tempel der Venus Generrip, ten
er zuvor erbayer hatte,iaufftellen ließ. Marcellus, Meffe
des Augufts, ließ feine Sammlung in dem Tempel des
Apollo Palarinus bringen,
Wie lange diefe Sammlungen beyfanmen geblie-
ben? wohin ſie gekommen? und ob noch Gemmen davon
vorhanden ? kann mie Gewisheit nicht behauptet
werden.
Cc3 In
406 Part, IE Cap. V.
In dem Mufeo Florentino ftchen gegen 1300, BR
fagen gegen 3000 Stuͤcke Gemmen.
Im Mu/eo Mufelliano "Tom. V. ſtehen auch etliche, |
Im Mufto Odefchalco Tom. II. Gelleotti bat einen
Rommertar darüber gemacht. Dies iſt die Sammkung
der Koͤnigin Chriſtina in Schweden, Guſtav Adolphs
Tochter. Das uͤbrige Kabinet davon befindet ſich in
Spanien.
Ferner verdienen bemerfe zu werdens
Daätylietheca Lannettiana,
DaFyliotheca Stofchiana, ift die ſtaͤrkſte. Sie ift
nah Berlin gefommen, und
Dactyliotheca Smithiana, dieſe hatte ein Engliſcher
Konſul in Venedig.
In dem Thefauro Brandenburgico fiehen auch San 3
men, Disgleihen S
im Pallaſt Barberini iſt eine Sammlung.
Serner:
m Mufeo Farnefiano, dag der König von Sieilien 4
beſitzt.
In Wien die Sammlung des —— Reichs⸗ 5.
hoftarh von Heß. ;
In Leipzig, auf der Rathsbibliothek. In Din h
hen in der Hofcapelle. 3
In Wien, die große Faiferliche ———
Auch Dresden ſoll verſchiedene gute Stuͤcke beſi itzen.
[Buͤſching ©. 108 ff, fuͤhrt mehrere Ber und
volftändiger an. ]
$. 39.
De Toreutice, 407 \
$. 39
Der Stein, wenn er noch nicht gefchnirfen, hat
allemal einen gewiffen Werth: aber die gut geſchnittene
Figur erhoͤht den Werth deffelben : denn der befte Stein, -
wenn er fehleche geſchnitten, verlichrevon feinem Werth.
Der Künftler fo wohl alg der Gelehrte Finnen aus
alten gut gefchnirtenen Edelfteinen vielen Vortheil fchös
pfen. Der Künftler fann dadurch erfinden, und nach—
ahmen fernen, 3. B. Michel Angelo ftudirte nach. feis
nem Giegelting, Rafael von Urbino Dingegen nad)
Münzen, | |
Auch der Dilettante Fann aus der bloßen Betrach—
sung gut gefchnittener. Gemmen vielen Nutzen ziehen.
Denn in den Gemmen iſt vielmehr Mannigfaltigfeir, als
in. den Münzen, auch die Zeichnungen: find auf Gemmen
richtiger „- als auf Münzen. Gelehrte Eönnen überhaupe
in Anfehung der Mythologie und alten Gebräuche ihre
Kenntniſſe Hierdurd fehr erweitern. Hingegen zu chros
nologifchen Sachen, und zur Hiftorie find die Münzen
brauchbarer. [Buͤſching S. 61ff. Lippert in feiner
Daktyliothek. |
Blotz, über den Nutzen der geſchnittenen Steine.
Chriſt in feinem Aufſatz über die Gemmen. Was
riette in dem oͤfters angeführten Werke.
Wenn eine Daftyliorhef gut rangire ift, fo har fie
große Vortheile. Das Stofchifche Rabiner ift in fols
gende 8 Klaffen abgerheile gewefen 2.
1) Hieroglyphiſche Figuren der Eayptier und Perfer.
2) Sortheiten der Griechen, Etruſcer und Koͤmer.
Cc4 3) hi⸗
IS. Buͤſching S. 109. ff]
408 Part, IL Cap. b.
3) Hiftorifhe Myrhologie.
4) Erläutere die alte Sefchichre der Perfer, Griechen
und Römer,
5) Bon den Spielen, Feften und Gebräuchen.
6) Bon Schiffen und Seeweſen der Alten,
7) Bon den Thieren.
8) Enthaͤlt Steine mit Figuren und Schrifrzügen, wor⸗
aus aber Fein Verftand zu bringen ift. Sie heiffen
Abraras, und find wahrfcheinlih Arbeiten der
Gnoftifer und Baſilidianer. Abraxas ift die
Gottheit der Gnoſtiker, befondergs des Zweigs ders
felben, der Bafilidiener. Sie ftellten ſich diefelbe
unter 365. Kräften vor, Diefe Zahl druckt aber
juft das Wort Abraxas nach der Geltung der Zah.
len bey den Griechen aus. Andere erflären es auf
verfchiedene Arten; die verfchiedenen Meynungen
darüber finder man kurz beyfammen in der deutſchen
Encyclopaͤdie, Frankfurt am Mayn, I, B. gr. 4
1778. ©.93. Man fehe auch Fo, Macarii Abra-
xas &cc, a Jo. Chifleto. Anfwerpen, 1651.4. Pafs
feri [chrieb einige Abhandlungen de gemmis Bafılis
dianis; dann von den chriftlichen Steinen und de
animarum transuectione , welche in dem zten Band
Gorii thefauri gemmarum aftrifer. befindlich find.] |
5 40 h
Man muß Nahakmungen von alten Gemmen wohl
unterfcheiden fernen: darzu aber gehört ein gutes und ge-
übres Auge. Die groͤßten Kenner find hinfergangen
worden; wenigſtens find fie nicht allemal einig, welches
Driginal und Kopie ſey. Chriſt ſagt: in der Kopie
würde man immer erwas furchtfames bemerfen. Esger —-
hört
‚De Torcutice. 409
höre hierzu, wenn man richrig ureheilen will, viel Uebung.
Befonders muß man fic) für Glaspaften büren. Man
har etliche gefunden, die eine volfommene Aehnlichkeit
mit den gefchnittenen Gemmen, felbft in Anfehung der
Sarben gehabt haben. [Oft muß man mehrere Kennzeis
chen zufammen nehmen, um zu einer ganz critiſchwahren
oder höchft wahrfcheinlichen Prüfung einer Gemme, ob
fie aͤcht, oder unächt, ale oder neu fey, gelangen zu koͤn⸗
nen, Man muß auf die Befchaffenheie des Steineg,
auf die darauf befindliche Vorftellung, den Innhalt, und
die dabey gezeigte Kunft und Manier fehen. Bisweis
len kann man einem wahren Kenner trauen, Für Haupfe
Crirerien der Guͤte und des Alterthums werden angeges
ben; eine freye und edle Zeichnung, der flache Schnitt,
die Schärfe der Untergrabung, endlich auch die Steine,
welche faft lauter Eoftbare find. Hiftorifche Gegenftände
find faft ale von den Neuern von Münzen abcopire
morden, ar oft haben neuere Künftler ihren Namen
mit griechifchen Buchitaben darauf gefegt. So finder man
Arsfovdecs eressı, d. i. Alerander, ferner @. co. d. i.
Flauius Sie. Man vergleiche auch Büfching ©. 105 ff,
Einige der vornehmften Gemmen find s) der ſchon
angeführte Siegelring des Mich. Angelo ; 2) gemma Au-
guftaea, zu Wien im Kaiferl. Schatz. Es ift ein Ca—
mee, und fol Diofcorides Werf feyn. Auguftus ſteht
als ein Jupiter gefleidet darauf,
Man fehe Gaffend, invita Peirefcii; Alb, Ruben
de re veftiaria veter. Antwerpen 1614. 4. Lambecii -
comment, bibl, caefar. Vindobon. zten Zom; Montfau⸗
con Antigg. ster Band, tab. 128. Le Roy in dem
nachhero zu bemerfenden Werk.
3. Gemma Tiberiana, Achates Tiberianus, La Ca-
:mee de la Sainte Chapelle de Paris. Deitescius fand die
Wergötrerung des Augufts darauf: Triſtan mache die
cs Erflä-
V Part, II, Cap. V. *
—
Erklaͤrung von dem Tiberius; Mariette tom, J. ©, 350.
ſieht auf dem Stein die kaiſerliche Familie. Man vers
gleiche Gaflendi vitam Peirefeii III. B. S. 288. Albert
Ruben de re veltiaria, am Ende und im ııren Band
‚ Thefayri antigg. Graeujani; Montfaucon Antigg. ster
Dand. n. 127. Le Roi erkläre es von und nad) der
Zeit der Abreife des Germanicus nad) Syrien, und fiehe
darauf die Juliſche —A und den Hof des Tiberius.
Sein Buch, worinnen er dieſen Stein abbildet, weitlaͤuf—
tig erklaͤrt, und Peireſcius, Triſtans, Rubens ꝛc. Er⸗
zaͤhlungen und Erklaͤrung davon anfuͤhrt, auch am Ende
gemmam auguſtaeam mit Rubens Nachricht und Erflä-
rung beyfügt, har die Aufſchrift: Achates Tiberianus,
fine gemma cacfarea, antiquitate, argumento, arte, hi-
ftoria, prorlus incompärabilis, et cui parem in orbe terra-
rum non efl reperire, D. Augufli apotheofin, Inp. Caef,
Tiberii A \ugullaeque Juliae — ſeriem et Iconas gen-
tesque bello captas repraelenians , ante annos prope mille
et feptingentos caelata; quae in facto regis Chriſtianiſſimĩ
gazophylacio afferuatur, et perfonarum figurarumque,
Quae in eo Cimelio ———— exſculptae, noua notitia et
explicatio, notis hiftoricis illuftrata: auctore Facobo Le
Roy, 1. Bar, S. R, J- Accefl. et aliorum huius gemmae
interpretum differtatt, nec non alterius gemmae Auguſtacae.
Amfterdam 1683. Sol.
4. Achat zu St. Denys. Triftan Hiſt. general, des
Emper. tom, II. ©. 603. Montfaucon, J. Band. Es
ift ein Bacchanale darauf. Zwey Achate ſtehen in dem
ehemal. Kön. Kabinet. Mem, de l’Acad, des Inſcr. I,
Band ©. 273 ff. u. ſ w.]
$. 4
Abraham Borläus, ein Niederfänder, hat zuerft
geftechene Gemmen ans Licht geſtellt. Unſer Berfaffer —
ſagt,
De Toreutice, - 4L1
ſagt, es wären fchöne Kupferfiguren: allein andere bes
haupten, und zwar mis Recht, daß fie ſchlecht und elend,
von einem Menfchen, der der Sache nicht gewachſen ges
wefen, geftochen worden waͤren. Gronov ließ diefes
Werk wieder auflegen: es iſt aber auch nicht beffer, qußer
daß des Marbodeus Gedicht von den Gemmen nicht ans
gehänger ift, Blotz ſagt, wie kann men von dem Ge»
ſchmack des Gronovs erwas anders erwarten *)?
Mach der Zeit haben andere von den, Gemmen ges
ſchrieben z.
Zannettur, die Figuren ſind gut —
Michael Angelo de la Cauſe, Romanum Mufeum,
[Rom 1690; Fol: 1707. Fol. franzöfifch unter dem Ti⸗
‚tel Le grand Cabinet, Amſterd. 1706, Fol, italien. Nom
700. 4] Bartoli hat die Steine gut und mit Ge
omas geſtochen.
In Begeri Theſauro Brandenburgico fi find ım L und
IM. Bande auch Gemmen; ein gewiffer Schott hat fie
geſtochen, aber nicht im Geſchmack der Arten,
Gemmae antiquitus fculptae a Perro Stephanonio By-
zantino colledtac et declarationibus illüftratae. Rom 1627.
Fund von deffen Sohn Jac. Stephanon. Padua 1646.
4. Wieder herausgegeben.]
Joſeph Dalerian Regnart har fie geftochen, fie
verrathen aber nicht viel Geſchmack.
Jacob de Wilde gemmae ſelectae, Amſterdam 1703.
4. iſt nichts vorzuͤgliches. Adrian Schonebek hat die
Gemmen
Buͤſching hat S. 122 ff. nach Mariette die vornehmſten
Werke, in welchen dergleichen in Kupfer geſtochene Abbildun—
gen enthalten find, nad) den Ländern geordnet und angeführt:
Be ih die Lefer verweite. Mean fehe auch oben ©.
sh
412 Part, II Cap. P }
Gemmen gezeichnet und a aber ohne Ga J
ſchmack.
Paul Alexander Maffei hat des Galleſtruzzi
gemmas herausgegeben, aber man vermißt viel Schoͤnes
im Zeichnen.
Gorius in Theſauro Paſerii gemmarum iſt auch zu
bemerken.
⏑ —
* > —— EEE
Stofchii gemmae caelatae,
Gravelle Recueil des pierres gravees antiques, Paris
1732, und 1737. im zten B. in 4.
Winkelmann Defcription des pierres 'gravees de
Monf, Stolch.
Dadyliotheca Smithiana. 2 Sol, B.
Mariette fur les pierres gravées. Er mar felbft
Künftler und ein Mann von großen Fähigfeiten, und
in der Zeichnungsfunft wohl erfahren. Anfangs war
fein Wille nur die Fönigliche franzöfifche Sammlung zu \
ediren ; allein da er Benfal fand, ſchrieb er de gemmis
überhaupt, N
Ebermayer hat auch eine Daftyliorhef (Nürnberg
1720— 1722, 3. Bände in Fol.) herausgegeben, Dies
ſes Werf enehäle meiftentheils neue Gemmen , und ift |
gar nichr wichtig.
Richters Daktyliothek ift zerſtreut worden.
Defcription des principales pierres gravdes du Cabi-
net de Monfeign. Le Duc D’Orleans befteht aus 2 Bänden
in ol. Die Erflärung ift von den Aebten le Blond,
und de la Chou; die fchönen Stiche von St, Yubin. {
[Noch find beyzufügen; Nowus thefaurus gemmarum
\ veterum ex infignioribus dadtyliothecis ſelectarum cum
ex-
J
J
De Toreutice, 413
' explicationibus, vol. I. tabulas C, continens, Nom 178.
Sol. Es foll ein zu verfchwenderifchs foftbares Werk
feyn, und wenig zur genauern Kenntniß der Kunft und
der Sachen beyrragen. Man fann die gel. Leipziger
Zeit. vom J. 1782. im zoften Stüc, und die Goͤtting.
ir Anz. vom J. 1783: im ıısen Stuͤck deswegen nach—
efen.
Gemmarum antiquarum deledtus ex praeftantioribus
defumtus, quae in daclyliothecis ducis Malburienfis con-
feruantur, vol. I, oder auch mit dem franzöfifchen Tirel.
Choix des Pierres grevées du Cabinet du Duc de Marlbo-
rogh. vol, I, $ondon 1784: Der Befiger ließ von dies
fem prächtigen Werke nur 100 Exempl. abziehen und
verfchenfee fi. Die Gemmen hat Cypriani gezeichner,
Bartolozzi aber geflochen: beyde vortreflich. Bryant
machte eine faßliche und gelchrre Erklärung darnn lat:
die auch zugleich Eis zoͤſiſch uͤberſetzt iſt.
Cominentaria de antiquis fcalptoribus ‚ qui fva no-
mina inciderunt in gemmis et cammeis, cum plurimis mo-
numentis antiquitatis ineditis, flatuis, anaglyphis, gemmis,
audtore Dominico Auguflo Brazzi &c, vol, I. auf deffer
Koften, Florenz 1784. Fol: mit 53 Gemmen, und 27
andern Kupferrafeln, lareinifch und italienifh. Der
Commentar iſt gelehrt, und zu meirläuftig und enthält
darunter viel zu bekanntes. Es ift nicht alles neu darinnen,
wie der Verf, glaube. Gegen Winkelmann handele
Bracci bisweilen ewas unbillig. Man fehe die Leipzs
gel. Zeit. von % 178%. St. 33. Und die Götting, vom
J. 1786: Blatt 48;
Auch gehört hieher das vom Wicar gezeichnete
und vom Mongez erläuterte prächtige Werf, Tableaux,
Statues, bas reliefs et camées de la Galerie de Florence et
du palais Pitti, 1, Lieferung. Paris 1789: gr. Fol.)
§. 42.
414 “. Parks GV.
§. 42:
Will man antike: Genmmen techt verftchen lernen,
fo muß man |
1) argumentum gemmarum, den Gegenſtand derfelben,
- di. was darein gegraben ift, cs mag nun Mythos
logie, Hifterie, alte Gebräuche und dergleichen
feyn, unterfuhen. Manche Sachen find leicht zu
erfläre en; andere aber find manchmal mie Schwie-
tigfeiten verknüpft, und unbekannte Perfor
nen, Thaten und dergleichen, da man nicht ent
ſcheidet.
2) Muß man das artifeium gemmarum ds i. wie eine
Gemme erfunden, gezeichnet und ausgeführet if,
tichrig beurtheilen lernen,
Wenn man Gemmen felöft in Natur betrachtet)
kann man e8 bey guter Anweifung, zumal wenn man
etwas von der Zeichenfunft verfieht, in Furzem weit
bringen. Dergleichen praftifcher Unterricht ift- der. befte
und kuͤrzeſte.
In des Grafen Caplus Recueil des antiquites Ey:
ptiennes, Etrusques, Greeques et Romaines machen die
Gemmen das Wenigfte aus. Daraus wird man fo viel
nicht Iernen, ob Ernejti gleich das Werf empfiehlt.
[Allein in Gr. Caylus Abhandlungen zur Gefchichte
und Kunft 1. Band, ©. 108 ff. nad der Meufel,
Ueberſetzung finder man eine ſchoͤne Abhandlung vor’ den
gefchnittenen Steinen:]
Der verfforbene Lippert RN zwey Chifiaden von
feinen Aböricen, die aus einer weiflen und ſehr harten
Maffe verfertiget worden, heraus; Chrift machte die Er⸗
Flärung darzu, aber er Fam niche allemal mit Lipperten
überein, Letzterer machte die dritte Chiliade fertig; dar.
über farb Chriſt, und Hr. Hofrath Heyne, der —
in
De Toreutice 415
in Dresden die Aufſicht über die Bruͤhliſche Bibliothek
hatte, machte den Kommentar darüber. Endlich machte
Lippert unter 3000 Gemmen eine Auswahl von 2000
Stuͤcken und ſchrieb felbft ein deutfhes Werk in zwey
Quartbaͤnden darzu, dag den Beyfall der Kenner erhielt,
Der Herzog von Orleans fol bey der Minderjährigfeie
Zudwig XV. die Kunft Ölagpaften zu verfertigen wieder
erfunden haben,
Aus dem Zapide Obfidiano wurden Gemmen ſo kuͤnſt⸗
fih und richtig nachgemacht, daß die größten Künftler
bisweilen hintergangen wurden.
De lapide Ofidiano hat der Graf Caylus eine
Piece gefchrieben. Sie ſteht in deffen, von Meuſel
uͤberſetzten Abhandl. zur Geſchichte und zur Kunſt. Ers
ſter Band, Altenburg 1768. 4. ©. 14 ff, Am aren
B. ©. 274 ff iſt eine Abhandlung uͤber zwey Cameen
befindlich.
% 43.
Es laͤßt ſich nicht erweiſen, daß die Phoͤnizier, Afs
forer, Juden und Griechen Glas gehabt haben. Die
Nömer befamen noch die Kunft Glas zu maden, zu
drechfeln und zu fehneiden, ja fie Fonnten es beffer und
feiner als unfte heutigen Künftler bearbeiten. Ueberhaupe
Haben die Alten das Glas wie eine Arr Leder behandelt: fie
konnten Figuren hinein graben und heraus arbeiten, Hierzu
brauchten fie das Dreh = oder Drechfeleifen *). Plinius
merkt an, dag Pokale von der Are angenehmer als
golöne
*) [Wenn Plig. XXXV. 21. Sect. 66. vom Glas ſagt, aliud
‚ > 20rn0 teritur, fo meint Heyne in feinen antiquar. Auffägen,
2ter Ih. S. 144. not. £) daß es vermuthl. auf das Glas⸗
fepleifen gehe.)
416 Part, II. Cap, V. J—
goldne und ſilberne geweſen wären. Unſer Verfaſſer
meint, ſie waͤren blos auf Kredenztiſche geſetzt worden:
allein es iſt wahrſcheinlicher, daß ſie ſich auch derſelben
werden bedienet haben.
vitrum figillatum waren kleine Figuren, 1. e. Bas⸗
reliefs, die am Glas angebracht worden waren.
Indeſſen haben die Roͤmer das Glas doch noch nicht |
zu Fenfterfcheiben, wenigftens äußerft fparfam gebrauchte.
Cap.
417
Fie Plaſtik ift die Kunft, aus weihen Maffen und
Marerien Figuren zu bilden, z. B. aus Thon,
- Kreide, und andern Gattungen von Erde; oder wenn
man Metall flüfjig macht, und ganze Statuen‘ daraus
gießt. Sie wird für die aͤlteſte untersallen übrigen
Künften gehalten. Die erften Götter wurden aus Thon
Hebilder **). Ob man ficy gleich von Anfang an Mo-
delle gemacht habe, iſt nicht entſchieden. In der Folge,
*) [Han vernleihe Buͤſchings Geſchichte und Grundfäge ber
fhonen K. und W. Erſtes Stud. Berlin 1772, 8.9. 139 ff;
©. 93 ff]
”) [Plin. 34, 7. 16. Abſchn. Mirum mihi videtur, cum ſta-
tuarum orige tam vetus in Italia fit, lignea potius, aut
fäilia deorum fimulacra in- delubris dicata, vsque ad de-
uictam Afiam vnde Juxuria. Similitudines exprimendi quae
prima fuerit origo, in ea, quam plaflieen Graeci vocant,
dici conuenientiüs erits Etenim prior, quam ftatuaria
fuit.}
Dd
— Part. II, Cap. VI.
da man den Mugen derfelben einfahe, machte man der-
gleichen. [S. zum 4ten S.]
Wenn Dafiteles fage *), die Plaftif fey die Mut-
ger der Bildhauerfunft, fo muß man das fo verſtehen:
wenn nıan ein volfommenes Kunftwerf machen will,
muß nian erft Proplasmata, oder Modelle darzu haben.
Die Plaftif hat gewiß cher vafa und Hausgerärhe,
als ganze Staruen gemabhr: Viele find der Meynung,
die Plaftif fey vor der Bildhauerfunft erfunden worden:
allein fo wahrfcheinlich diefe Meynung auch ift, fo kann
man fie doch nicht mit Gewisheit behgupten/ weil bisweilen
das Seichrere auf das Schwere gefolgt iſt. S. Wartini '
im 2 ıften Erc., ©. 307 f. und die dafelbft vom Kiem
aufgeftellten Gründe.]
Man hat an vielen Orten Statuen aus Thon ges
funden, 3. B. in Pompeii fand man. 4 Stud. ‚Man
fehe Winkelmann Gefhichre der Kunft. Wiener Yusga-
be. * 19. Chriſt's Abh. ©. 187 ffi
9. 2%
Thon, Kreide und Gips, waren die — J
Materien, die gebraucht wurden. Man pflegte die Fi
guren aus Thon mit einer gewiffen gruͤnen Glaſur zu
uͤberſtreichen: man hat dergleichen noch in Pompeii ge⸗
funden, die fo ſchoͤn ausfehen;» als. wenn ſie erſt aus
dem Brennofen kaͤmen. Hierauf fieng man an in Wachs
zu arbeiten. Daraus wurden die zmagines i. d. die Bild⸗
niſſe angeſehener Perſonen bey den Roͤmern verfertiget.
Das Recht dieſelben aufzuſtellen, hieß das jur imaginum. |
Bemehr °
*) [S. Plin. 9.6, XXXV. 12. Abſchn. 45. und Buͤſching
am a. D.|
De Plafic. 419
Jemehr eine Familie ſolche Imagines aufzuſtelen Harte,
je angefchener war fie ).
Endlich goß man aus Metal ganze Figuren: Ly⸗
‚fippus brachte dieſe Kunſt zur Vollkommenheit.
$, 3 ; % ’
1 “Piglina follee der Analogia nach Agulina heißen,
Sie bildere craterer, urnas, amphoras, lampader wi. w.
Man arbeirere die Gefäße mir Hinfeln und Handhaben,
‚bog am Rande nur wenig aus, und brachte Figuren
darauf an. | | |
Winkelmann führe an, daß diefe Gefäße einen
ſehr Ihönen Glanz von ſich gegeben und weder von der
Feuchtigkeit noch von der Hitze gelitten hörten.
Therikles war zu den Zeiten des Comifers Ariffos
phanes, ein Töpfer zu Korinth, der eine neue Kagon erfand
und fie an den Gefäßen auswendig anbrachte. In der
Folge ahmte man. diefe Methode auch in. Metall nach,
und nenne dergleichen Gefäße va/a Thericlea *).. >,
Bi Acer Dd 2 inge-
2) [on diefen imaginibus und ikrer Beſchaffenheit handele
umſtaͤndlicher Klotz in der Vorrede zu den von Meuſel übers
feßten Abhandlungen. des Grafen Caylus, erften Bandes
‚Ex hält fie nie für Bilder, weiche aus Wachs poffire waren
fondern für Werke der enkauſtiſchen Mahlerey. ]
) Vom Therikles find blos irdene Gefäße befmint Plin. N.
©. XVI. Seit. 56.3. Ichreibt dahero nicht genau, Thericles-
31/2) calices ex terebintho folitus facere torno, per quem probatur
materies. Er verfteht alfo Gefäße, welche überhaupt, wegen
der Aehnlichkeit der Form oder Fazon nah dem Kuͤnſtler Be:
nannr wurden, von den Werfen des Therikies felbfien Doch
vom Therifles und feinem Zeitalter und ven dein von ih
genannten Gefäßen baten ſchon andere umſtaͤndlich gehandelt,
oder auf andere wieder verwieſen. Bentley in feiner Reiponf.
ad Boyl, feet, IU. nach Lenneps lat. Heberfegung au feiner
Auszabe
420 Part, II. Cap. PT,
angenium bl die Sasom
caelatura fann auf doppelte Art gefchehen: entwe⸗
der man Hatte Formen, in welche man den weichen
Thon eindructe; oder man hatte andere Formen, worein
der Gips gegoffen wurde. Man erhielt auf diefe Weiſe
halb runde und ganz runde, Figuren.
Julius Caͤſar führee einen Tempel auf, und ſtell⸗
te Amulacra fietilia in denfelben. Er ließ ſich auch einen _
Pallaſt bauen, und an demfelben ein fronti/pieium ano
bringen, welches vorher nur an den Tempeln gewefen.
Figuren aus Thon wurden an den Häufern, vorzüglich
aber an. dem frontilpicio der Tempel oder an den Geſim—
fen des Eingangs zu den Tempeln angebracht, [Lund
hießen faſtigia templorum fidtilia, ſ. Dlin. 35. Sect,43.]
eaelum figuli i.e, det Modelftab.
g 4
Wegen der fehönen Figuren wurden dergleichen Ges
fäße cheuer bezahle, Die Alten müffen aus einer feinen
Erde eben auch ihre Gefäße verfertiger haben, dies bes
weifen die vafa Samia, ‚und, Thericlea. ‘Bey ung
übererift das Meisner Porzellain faft alle Gattungen
des übrigen. Winkelmann hat gewünfcht, daß aus
diefem Porzellain’ nicht fo viele Spielereyen, fondern |
große Werfe möchten verfertiget werden; allein eg Foftee
ſehr viel, große Statuen daraus zu verſertigen.
‚Die
Ausgabe det Briefe des Phalaris S. 61—3%3. Larchee
von den Therikieifchen Gefäßen , in den Memoires de I acad.
des Infer, 43. Band, Paris 1786. 4: Heyne in antig. Aufs
fügen, 2ten Th. S. 144: Note J Martini in 2oſten Ex⸗
curs zum u = 293: fi.]
De Plaftice, 423
Die alten Gefäße find auch gemahle gewefen, aber
ihre Farben find nicht fehön, denn fie nahmen nur bräuns
liche, fchwärzliche und weißliche Farben darzu. Man
nenne dergleichen Gefäße Etruſciſche: allein heut zu Tas -
ge glaubt man nicht, daß fie mie Recht fo genennet were
den Fönnen, weil die meiften in und um Bopus herum
entdeckt worden *).
Sn der Datifanifchen Bücher s und Antifens
Sammlung findet man dergleichen Gefäße der Alten.
An Meapel find einige Sammlungen, ein gewife
fer Graf Misfkeille veranftaltere fie. Jetzt beſitzt fie
der Graf Palma.
Im Haufe Borcinari iſt eine fehr fehenswilrbige
Sammlung eben dafelbft, fie enthält 70 fehr Lie
Stuͤcke.
Zu Neapel hat der Duca Caraffa Noia nebſt Muͤn⸗
zen und Innſchriften auch ſolche Gefäße zu ſammlen ange-
Dd 3 fangen
*) [Thon oder gebadene Erde war anfangs die Materie, wor⸗
aus man bildete (S. Tibull. 1. Eleg. J. ®.30. 31. 32. und
dafelbft Brouckhuyß. IL 6, 20.) Diefe Figuren, befonders
den den Landgöttern, (Pirg. Elog, X. 27 Plin. 33. Kap. ‚7°
Tibull. II. 1, 55 f. und dafelbft Brouckhuyß Anmerk. ©.
©. 219 f.) mahlte man in den Älteften Zeiten roth: Plinius
nennt diefes rubrica. Daraus find viele Stellen der Alten
zu erklären, Befonders gebrauchten die Alten diefe Arbeit von
gebadener Erde an ven Geſimſen der Tempel, und dieß hieß
veftigia templorum fittilia, auch neben an die Gebaͤuden mwurs
den Toldhe 5 Figuren geftelle; dann biegen Diele ante fixa.
Delonders —— die alten Kuͤnſtler dieſe gebackene
Erde zu medallliren und abformen, &. Gauricus de fcul-
ptura, cap. IX. Buͤſchings Gefhichte und Grundläße der
fh. 8. ıfter Th. &. 185 ff. Ferner gebrauchten die Alten
folhe Exde zu Fusböden, und man hat Ueberbleibfel, wo die
Fusboͤden von gefchliffenen Steinen, von gebadener Erde find.
Sie hatten eine ſehr feine Erde, welche terra fignina hieß,
sand aus gefloffenen Schnecken mit Kalch vermiſcht gemacht
murde. S. Columell. 1. 6. VIII. 17. Plin. XV, ı5 ]
422 Part, DH. Cap. VI.
fangen. Mach feinem Tode ift die Sammlung an den
König gefonmen,
Auch der Englifhe Geſandte Hamilton harre eine
folhe Sammlung.
Auf der Inſel Sieilien finder man auch ——
chen Sammlungen.
Paſeris pictura in vaſis Etruſcis, hat zweyerley Ge⸗
maͤlde: einige ſind ausgemahlt, andere aber nich, Sie
find nicht allzuſchoͤn.
9%
Verſchiedene Bildniffe von Götrern ii Nom waren
aus Thon. Diburades fol, wie Dlinius *) berichzer,
dergleichen zuerft [nämlich hey den Griechen] gebilder ha⸗
ben. Don der Are war z, B. der Jupiter Bapi
tolinus.
Rhoekus und Theodorus ſollen zu ———— zuerſt
die Plaſtik erfunden haben; Lſippus aber har zuerſt ein
menſchliches Bild verfertiger:
—
Dergleihen Arten von Statuen kamen in der Fol⸗
ge nicht gang aus der Mode, Zu des Lukullus Zeiten
lebte Arceſilas, und verfertigte die größten Werke,
Julius Caͤſar fol ihn die Denus Benerrir aus Thon
haben bilden laffen, Diefe Statue war fo fhön, daß
er fie nicht einmal ganz verfertigen durfte, weil man
glaubte, fie Fönnre nicht vollfommener werden , als fie
bereits wäre, Er follte dem Sutullus ein figaum feli-
citatis
NIN © XXXV. ı2. Abſchn. 43. verglichen mit Yäydings
Erflär. ©, 100 ff. am a. Di *
De Plaßfice 423
eitatis verfertigen: allein beyde ftarben darüber, Paſite⸗
les war ein andrer Kuͤnſtler diefer Art. Faſt in allen
berühmten Städten war ein Forum, d.i. ein leerer Play,
wo öffentliche Angelegenheiten abgerhan wurden? an
fölchen Orten fand man gemeiniglihd Statuen. 4
5. 7.
Markus Torrentius Varro kannte des Poſis
Geſchicklichkeit in der Plaſtik und macht ihm deswegen
die groͤßten Lobſpruͤche. Dieſer Kuͤnſtler bildete auch
ſehr ſchoͤn in Wachs, Beſonders fol er Obſt und Wein«
trauben fo natürlich gemacht haben, daß ſelbſt Voͤgel
N geräufch wurden. Plinius XXXV, ı2. Abſchn.
lobt den Damopbilus und Gorgafıs als große .
infkler in der Plaftif, Sie follen hauptfächlich den
Tempel der Eeres in Nom ſehr ſchoͤn ausgeſchmuͤckt
haben. |
Chalkoftbenes arbeitete zu Athen. Kegapemos
bieß der Platz, wo er arbeitere, wie Plinius in der ans‘
gef. Stelle berichten Er war wegen feiner Arbeiten
ſehr berühmt, '
5. 8.
Modelle wurden aus Thon und Gips gemacht: ob
man aber, wie Erneſti behauptet, dergleichen aus
Bachs gemacht habe, ift wohl zweifelhaft, weil fie ſich
nicht lange Fönnen gehalten haben. Bey ven Römern,
Bat es vielleicht einem jeden freygeſtanden, ſich mahlen,
oder in Wachs poußiren zu laſſen: aber in’ atrio domus
die Gemälde aufzuftellen, erlanbee man nur den ınagi-
ftratibus maioribus.
Bey Fenerlichfeiten, fonderlich Leichenbeg aͤngniſſen,
wurden die Bildniſſe der Vorfahren mir in Prozeßion
getragen. Man machte auch bloße Bruſtbilder, die den
Dd 4 Kopf,
44 Part, II. Cap. VI.
"Kopf, Hals, und Bruft vorftellen: man hängte Tafeln
an diefelben, worauf die Würden, VBerdienfte und Iha-
ten der Perfonen, die fie vorftellten, angegeben waren.
Man har viel Bruftbilder, die aus Erzt find, in Pom—
peii gefunden,
Chriſt *) meynfe, bie römifchen Bilder wären in
Malerey eingebrannt, und niche in Wachs poußirt ges
weſen; allein dieß ift nicht glaublih. Vielleicht poußir-
fe man im Anfang in Wachs und in der Folge machte
man Gemählde. [S. Anm. zum zten $] In den neus
ern Zeiten Famen die Stammtafeln auf.]
$ 9
Don der Kunft weihe Materien zu Ebrärhdten, fen
man auf das Gießen gefommen, fagt unfer. Auftor,
Wenn man nad) der Analogie ureheift, fo ift es auch glaub⸗
lich, daß man erft weiche Maffen bearbeiret habe: allein _
man fann es doch nicht ſchlechterdings behaupten, weil
Genies öfters was großes und ſchweres erfunden, ‚und
zur Vollkommenheit gebracht Haben,
Da man nach Verlauf einiger Zeit einſehen muß⸗
te, daß Figuren aus Gips, Wachs, Thon und f. w.
der Zeritöhrung leicht unterworfen wären; fo fieng man
an, Metall zu ſchmelzen und Figuren daraus zu ‚gießen.
Diefe Kunt wurde immer mehr und. mehr ausgebilder
und zu einen höhern Grad der Vollkommenheit gebracht.
Eigentlich ift auch Statuaria die Kunſt, Bilder aus Mes
tal zu gießen, [S. Buͤſching ©. 186 f.]
H. IO,
Sm Anfang machre man die Figuren son Holz, und
überzog fie nur mit Blech von Metallen. $
oekus
*) [im gten Abſchn. S. 302 fund ©; 38]
- De Plajtice. 425
Rhoekus und Theodorus von Samus follen dies
fe Kunft erfunden haben, wie unfer Berfafler, der ſich
auf den Herodot beruft, ſagt: allein diefe angeführte
- Stelle beweiſet nichts. Pauſanias reder davon im gten
und roten Buche, und rühme diefen Künftler. Da aber
Zerodor und Homer dergleichen Arbeiten yon fruͤhern
Künftlern ‚berühren: fo ift es wahrfcheinlich, daß Rhoe—
fus und Iheodorus nur diefe Kunft vergrößert, oder
unehr vervollfommert haben, [die erften großen Meifter
im Guß gemwefen find.] Schon vor dem Aomer ver—
ftanden die Öriechen die Schmelzfunft, und machten
wenigſtens Basreliefs yon Metall gegoffen. [S. Buͤ⸗
ſching am a. D.] |
Kroͤſus, der legte und reichfte König der Lydier, ließ
einen Erarer für den Delphiſchen Apol aus Mecall gie—
fen. Und faft zu cben der Zeit fioßen die Sperraner
ein Gefäße, mit vielen Thieren gezeichner, verfertigen,
welches fie dem Kröfug verehrten. Noch mehr: vor
der Erbauung der Stade Eprene in Afrifa, waren ſchon
drey gegoffene Statuen von Erzt zu Samos, jede fehs
Ellen hoch.
Die Arhenienfer ließen zu den Zeiten des Pift-
ſtratus dergleichen Staruen von Erzt aufftellen.
Zu Sparta ftund eine Dallas aus Erzt, welche
Paufanias alg die ältefte anführe und ruͤhmt.
Auch die älteften römifchen Seribenten melden, daß
ſchon Romulus feine Starue, von der Viktoria gekroͤnt,
auf einer Duadrige aus Erze gegoffen, Habe aufftellen
laſſen.
Nachdem die Koͤnige aus Rom waren vertrieben
worden, wurden dem Horatius Bokles und der Aid.
lia Statuen aus Erzt geſetzt.
Dd 5 | Telekles °
—
426 art. Ir. Cap. VI,
Telekles und Theodorus follen große Künftler ge
weſen ſeyn, und fich eine Zeitlang in Egypten aufgehals
fen, nacmals die Statue des Apollo Pprebins zu
Samos, und zwar jeder eine Hälfte von oben herein
nach egyptiſcher Are verferrigee haben: allein dieß ift
nicht wohl glaublich. Wahrfcheinlich hat ein Künftler
den Dberleib, der andere den Unterleib gegoſſen. ine
Stelle des Sicilienifchen Diodors, IL 98. har Win-
kelmann zuerſt gefehen, und verbeffert; und durch eine,
alte Gemme iſt feine Berbejferung beftäriget morden.
I[IS. Buͤſching ©, ı102.]
Ariftokles von Cydonia auf Krera bildete ein
Gefechte des Herkules mit der Amazone Antiope, wel—
ches zu Olympia in Griechenland gefunden wurde.
Diefer Kuͤnſtler muß vor der 29. Olympiade gelebt ha-
ben. [S. Winkelmann Gef, der Kunſt, ©, 622,
Wien, Ausg.) h
Pythagoras aus Reggio wetteiferte mie dem
Myron, und arbeitere zwifchen der 73 und 77 Olym⸗
piade. Er drüdre Haare, Nerven und Adern beffer
als feine Vorgänger aus,
Simon von Aegina verfertigte eine Statue zu
Pferde aus Erzt, die zu Olympia ftund,
Balamis verferrigte fchöne filberne Irinfgefchiere
und Pferde. Hiero, König in Syrakus, ſchaͤtzte fei-
ne beit, und brauchte ihn zu einigen Gefchenfen.;
Dionpfius von Argos, arbeitere ein IR chöneg
Pferd aus Erzt fo natürlich, daß demfelben Pferde
zu wicherten.
Phidias bildere eine Amasone und eine Mi:
nerog aus Erzt; die legte erhiele den Beynamen der
Schönften.
Alamenes, ein Schüler des Phidias, arbeitete eis
nen Sieger in 5 Werrftreiten aus Erzt.
Polykletus
De Plaſtice. 427
Polykletus aus Sicion, bildere Figuren aus
Mel. — Wirren war fein Neberbupler, und
braͤchte viel Mannig’aleigfeie in die Kunft. Jener
nahm Delifches, Bee Xeginetifches Erzt zu feinen
Arbeiten.
Sfopas aus Paros, arbeitete in Erze und? Mars
mor.
Kteſilaus, war ein großer und berühmrer Fuͤnſt—
ler, umd arbeitete eine eherne Ainasone für den Ephefis
nifhen Tempel. Lyiippus brachte die Kunft auf den
hörten Grad der Vollkommenheit.
6; "78,
Bon dem Erzt ift fhon oben im Kap. de metallis
achandele worden. Bisweilen nahm man das Borin—
tbifche, befonders zu Fleinen Figuren. Bon der Gate
fung war der Spbing, welden der angeflagte Verres
feinem Defenfor, dem Hortenſius ſchenkte, um feine
Sache gut zu vertheidigen. Cicero macht ihm deswe—
sen Vorwürfe. ©. Duintilians Inſtit. Orat, Libr. VI.
3. Einige haben behaupten wollen, dieſer Sphinx
ſey nod) vorhanden; allein dieß ift bloße Einbildung,
Winkelmann bar in der Gefhichte der Kunft ©. 55.
einen andern ftechen laffen.
Nachdem man einige Zeie cherne Statuen verferti⸗
get harte, fieng men nunmehro an, fie zu vergolden.
In Rom machte Lucius Sertinius den Ans
fang und ließ ſolche auf die neuangelegeen Galerien
fegen.
Manius Acilius Blabrio ließ 181 Jahre vor
Chriſti Geburt, feinem Vater primam ſtatuam auratam
in aede pietatis aufrichten. Livius XL. 34.
Man vergoldete insbeſondere die Haare,
om
428 Part. II. Cap. VT.
In dem zemplo Anaitico fiund eine ganz goföne
Statue, die von den Armeniern heilig verehrt wurde.
Die Statue des Gorgiss von Leontium war ganz
von Bold, N
Ferner ſtund eine goldne Fortune jederzeit in dem
Pallaſt ‚der regierenden Kaiſer. Wem der flerbende
Halſer diefe Statue überliefern ließ, der ward Regent.
[Bon Diefer Gewohnheit handeln Wernsdorf zu der
vom HR. Harleß herausgegebenen Rede des griechifchen
Sophiſten Aimerius, Erlangen 1785. 8.) ©. 49 f. und
J. P. Reinberd in einer befondern Abhandlung de
figno Fortunae in cubicnlis veterum imperatorum, eiusque
transmiffione, Erlangen 1746. 4.)
Baligula ſchickte fein Bild aus Gold nad Jerufas
(em, damit es daſelbſt aufgeſtellt werden moͤchte.
Domitian ließ ſich lauter goldne Fiat im Ras
pitolium fegen,
Der Raifer Kommodus, Barakalla und Helio⸗
gabal ließen fich alles aus Gold verfertigen,
Dem Auguſt wurden zu Ehren filberne Statuen
geſetzt, er ließ fie aber einfchmelzen, und dem Apollo
Palatinus weihen,
-Diefe Schwelgeren mar aus A in nah Nom
gekommen,
Mithridates hatte fich eine golöne Starue 8 cubi-
tos bog) feren laffen: und Aufullus harte eine andere
von ihm 6 cubitos’ hoch.
§. I2, - Y;
Von der Zubereitung des Mietalle.
Aufdie Mifhung des Metals mußte man vorzüglich
Achtung geben. Man Fonnte nicht blos Erzt darzu braus
“chen, fonft wäre es nicht fließend worden: es —
alſo
De Plaflice, | 429
alfo noch andere Metalle darzu genommen. Plinius
meldet, man habe zu roc Pfund Erzt 123 Pfund weife .
ſes, d. i. feinſtes Zinn genommen, damit das Erzt flie—
ſend worden waͤre. Zum Bildguß mußte man ein fei—
nes und gelaͤutertes Zinn nehmen, wenn er gut geras
then follte.
Die Alten konnten durch die Iumifgung) gewiſſer
Metalle verſchiedene Farben zuwege bringen. Bisweilen
wurden auch Statuen aus bloßem Kupfer gegoſſen. Fer—
ner mußten ſie auf die Luft und das Waſſer Ruͤckſicht
nehmen. Faſt an jedem Orte mußte man eine andere
Miſchung haben, wenn die Arbeit wohl gerathen ſollte.
An ehernen Statuen, die im Feuer gelegen, findet
man kleine Blaͤsgen: dies wuͤrde nicht ſeyn, wenn nicht
Zinn darunter gemiſcht worden, welches von der Hitze
aufgeloͤſet oder geſchmolzen, aus dem Erzt, oder Bronze
in Blaͤsgen hervordrang. Winkelmann behauptet,
man habe die Figuren in zwey Formen gegoſſen, die in
der Laͤnge waͤren zuſammen geſetzt worden: er ſchließt
dies aus den vier Pferden, die uͤber dem Portal der St.
Markuskirche in Venedig ſtehen. Es kann ſeyn, daß
man bey großen Figuren ſo verfahren habe. Wie man
beym Guſſe des Koloſſaliſchen Apollo in Rhodus zu Werk
gegangen ſey, iſt oben gezeigt worden: und dies beweiſet
die hier vorgetragene Meynung. Ob man aber bey klei—
nern eben fo verfahren habe, ift nicht wahrſcheinlich.
[S. Winkelmann Geſch. der Kunſt. ©, 530 ff. Din
ſching, S. 188 ff]
13.
| Man hat das Eifen nicht häufig zu Statuen ge-
brauche, auch nicht wohl brauchen koͤnnen. [S. Plin.
VI. 56. Broukhuyß Anm. zum Tibull. L Eleg. ir. ı.
S. 193 f.]
Pauſanias
&
430 Part. II. Cap. VI.
Daufanias fagt, die Ormaten häffen den Her⸗
kules im Streit mit der Hydra Lernaͤa aus Eifen ver-
fertiget.
Man hat gefunden, daß die Kunſt aus Eiſen St
tuen zu arbeiten, fehr fchwer gewefen. Zu Pergamus |
foilen fehenswürdige Köpfe eines töwens und eines Ebers
aus Eifen gefunden worden feyn..
Theodorus fol zuerft die Kunft, Eifen zu sifen,
und darinne zu arbeiten, ‚gefunden haben.
Wenn die Alten etwas aus Eifen verfertigef hats
ten, fo beftrichen fie eg mie Eſſig und Alaun, damit
es das Anſehen bekommen moͤchte, als wenn es aus
Erzt waͤre.
Bleyweis, Gips und Pech ——— die alten
Kuͤnſtler, wenn das Eifen wider den Roſt verwahret
werden follte; fie nennten es antiparhia,. d.i. ein Ge⸗
genmittel. [Ueberhaupe harten fie einen Fünftlihen Fitz
nis, womit fie auch andere Figuren und Statuen übers
frichen, um fie vor der Luft zu fichern, lin. XXXIV,
9. und XXXV, 15. Gect. 51. nennt es bitumen, Die
ausgegrabenen Statuen haben einen gewiffen Firnig,
welcher aber von der fcharfen Feuchtigkeit mag hergekom—
men feyn.)
544
Die Leſchiedene Hoͤhe der Figuren, aus —
Materie ſie auch gebildet ſeyn moͤgen, iſt der erſte Grund
der Eintheilung *).
ı) Einige Figuren waren über, Menfchengröße und
hießen eoloſſi:
2) Einige waren in der Hoͤhe eines orbenefihen Men
fhen; und
3) Einis
*) [&. Chriſt's Abhandl. ©. 196 ff.]
De Plaflice, 431
3) Einige waren niedriger.
Bon der erften Gattung war der Koloſſus zu Rho—
dus der Sonne gewidmer: [70 Ellen oder 105 Fuß hoch.
Die Daumen fonnte man kaum umfpannen. Er fand
auf 2 Felſen, welche über! 50 Fuß von einander ftunden,
doch fe Buͤſching ©. 154 f]
| In Rom und Italien find auch viele Folsfalifche
Figuren gewefen, die rheils aus Gricchenfand dahin ats
ſchaft, theils felbft in Italien gearbeitet worden weren,
[Plin. 34, 7. Abfan. 19. führe viele ſolche Coloſſen,
darunter auch den Rhodiſchen und die coloſſaliſche Gras
tue des Nero an: auch im z35ten B. 7 Kup. 33 Abſchn.
das Gemählöe, welches Nero von fi) in coloffalifcger
Größe machen (icß.]
Aus Griechenland waren folgende:
Ein Apollo im Kapirolium so Ellen hoch.
Ein Jupiter auf dem Markusfelde.
Ein Jupiter zu Tarent 40 Ellen hoch.
Ein Herkules auf dem Kapitolium. Mars coloſ-
ſeus ſedens vom Scopas in dem Tempel, welchen Ju—
nius Brutus Gallaicus erbauen ließ. Plin 36, 5.
Sect. 8.]
In Italien waren gegoſſen:?
Der Jupiter Aspitolinus, und des Nero Statue,
welche eine Höhe von 110 römifchen Fuß hatte. Zeno—
dorus war Meifter davon, und mufre deswegen nad)
Rom verfchrieben werden. Mach feinem Tode fehlug
man der Figur den Kopf ab und feste den Kopf der
Sonne darauf.
Zadrian lieg einen Tempel erbauen, und in den»
felben lauser Eoloffalifche Figuren aufſtellen.
Nahe
432 Part. Il. Gap, VI.
Nahe an.die Foloffalifche Höhe gränzten Figuren von
6 bis acht Ellen hob. Es waren Starten von. Göte
tern, Kaiſern und Helden. Sie Fönnten Statuae Au-
gultae heiffen.
Wenn um einen Gott oder Helden mehrere Sta:
fuon flunden, fo wurde die Hauptfigur noch einmal fo
groß als die übrigen Figuren, wenigfiens allemal grör
Ber verfertigen.
Hatten nun Figuren und Statuen die ordeneliche
Größe eines Menfchen, fo harten: fie entweder nur
die bloße Größe und Hoͤhe, oder aud) die —
lichkeit der Geſichtszuͤge uͤberein.
iroutsenros heißen die erſten Figuren, die —
Maas haben.
Die andern Figuren, wo Groͤße und Aehnlich⸗
keit beobachtet wurde, hießen Matuae iconicae; i. e. ima-
gines ita fadtae, vt membrorum fimilitudo, et magni-
tudo in illis exprefla intelligi poflet, [Plin. 34 9, auch
fimulacra,
Kleinere Figuren Karten feinen gewöhnlichen Na⸗
men, man nenne fie überhaupt graz, oder gar Acgilla.
Diele von dirfen.waren aus Korinthiſchem Erzt. Der;
gleichen Fleinere Figuren‘ nahm man mit auf Reifen.
Sulla trug für beftändig eine Fortung auf der Bruſt,
[syortenfins den Sphinx, den er vom Verres befommen,
f. 11. 4. Plin. 34, 8. Abſchn. 18. nennt noch einige.)
ex habitu &c. von ber Stellung wird ein anderer
Grund der Eintheilung hergeleiter 5. B.
Statuae pedeftr es; Figuren, welche fFehend vorgeftellt
wurden. Pinius fagt, fie wären nur zu Kom in Yns
fehen geweſen.
Statuae equefires, die zu Pferde fisend dargeſtellt
wurden. Dieſe waren bey den Roͤmern ſehr in Achtung,
und
De Plafice, 433
und nur fapfere Ihaten wurden damit belohnt. Der
Kloelia wurde eine ſolche Statue gefegt.
Andre Staruen waren z. B. ; >
togatae: Römifche Staruen, mit der Toga be
Fleider.
palliatae: die dag griechiſche Dallium trugen. —
Es find noch mehrere folche Benennungen, von denen
Chriſt ©. 201 ff, die meiſten angegeben, 3. B. curules, bi-
gatae, quadrigatae, paludatae, velatae, militares, confulares
&c. Dann nad) ihren Borftellungen und Stellungen, Ca-
nephorae, Doryphori, Pancratiaftae, Pacificatores, (Wels
he die Hand aufheben und gleihfam Friede gebierhen
und f. m.
Symplegma ift eine Zufammenftelung mehrerer Fi⸗
guten, die ein Ganzes ausmachen, und ordentlich mit
einander kaͤmpfen; oder auch als Gruppe vorgeſtellt
find. Plin. 34, 6.
Signum Pantheum, fo aus mehrern Göttern zufam-
mengefeßt, oder wo einer Starue mehrere Areribure einer
Gottheit zufammen gegeben wurden
[Hicher gehören auch ftatuae Achilleae, oder nadens
de Figuren mit einer Sanze in der Hand. Die Gricchen
ftellren die Staruen oder Figuren meiftenthels nadınd
vor, die Mömer befleider. S. Plin. 34. Sect. 10
Boͤrner de ſtatuis Achill, $eipj. 1759 4-
Cornelis, die Mutter der Grackher, war in Nom
die erfte Fratiensperfon, welche in einer Statue aufs
geſtellt wurde. =
‚Die fehönften unter denen, welche Menſchen vorſtell⸗
‚fen, waren die virgines veftales, (z. E. in Herculaniſchen
Alrerehümern. ©. Eramers Nachrichten zur Geſchich—
te der Herfulanifihen Entdeckungen, Halle 1773. %
©. 87.) Hernach wurden die Kalferinnen im Anzug
Ee uw
434 Part, I. Cap. VII.
und Anſi cht als Goͤttinnen vorgeſtellt. Deswegen hat
man viele Statuen nicht recht erklaͤren koͤnnen.
Es giebt ſtehende und ſitzende Figuren, wo die Hand
oder der Arm auf dem Kopf liege. Winkelmann in
Anmerk. über die Geſchichte der Kunſt ꝛc. ©. 100, fagt,
es follte die Ruhe ausdrücken, zu welcher das vorzuftels
lende Wefen gelanar if. — Drdentlich finder man die
Staruen ohne Augen. Sie harten entweder nur eine
Höhlung gemacht, (doch höhleren die egyprifchen Künftler
Die Augen zuweilen aug , um einen Augapfel von befon«
derer Materie hineinzuiegen, Silber, Cdelgefteine ıc.)
oder gar fein. ©. Spohn Mifc. var, erudit, VI ©,
22 ff. befonders Winkelmann Geſchichte der Kunft.
©. 536 ff. Man hat Statuen fogar Gefchmeide und |
Dhrengehänge angehängt. Macrob. Saturn. III, 17.]
aaa Ei
So einfach die erften F Siguren ang Holz oder Thon waren, |
eben fo einfach waren fie auch in Erzt. Stufenweife flieg
die Kunft zur Vollkommenheit. Wiele Kuͤnſtler, die in
andern Maffen zu arbeiten, ſattſam erfahren waren, zeig⸗
ten fich auch zugleich ols große Meifter in diefer Kunft, 7
z. B. Lyſippus hat viele Statuen in Erzt gegoffen, aber
auch, wie Phidias, in Marmor und f. f. gearbeitet. zu
vielen machte jener nur die Formen, wobey ihm
feine Gehuͤlfen oder Schüler helfen mußten. Une“
ter feine größten Werke wird der koloſſaliſche
Jupiter su Tarent, und des Aleranders Staruen,
von feiner Kindheie bis in fein männliches Alter, ges
zähle. Die Haare fonnte er fehöng ausdrüden, die Koͤ—
pfe veränderte cr und machte auch den Leib gelchlanfer,
als feine Vorfahren. Er gab feinen Figuren das Runde
und Schöne, und fuchte in den Eleinften Nebendingen
feine Gedanfen anzubringen. ,
—
*
en DE —
—2
Euthy⸗
De Plafice, 435
Euthykrates war einer feiner Söhne und Nach
ahmer. Wahrheit und Strenge ahmte er auch genau
nah; aber das Elegante und Sierliche fehlte feiner Ars
beit. Vergleiche Buͤſching S. 140.]
Hierauf verfiel die Kunſt, und nur hin und wieder
fanden ſich einige Kuͤnſtler, die blos Bruſtbilder ver—
fertigten.
Aus Ambracia, der Reſidenz des Koͤnigs Pyrr⸗
hus, hatten die ſiegenden Roͤmer alle ſigna aenea et
marmorea wegführen laffen. Die Einwohner ftellten des⸗
wegen bey dem römifchen Senat eine Klage wider jie an,
Livius 38. Kap. 9. Aus Xetolien, Macedonien, Si:
cilien und Korinth wurden viel Statuen nad) Kom
und Italien gebracht. [Büfching ©. 194 ff. Win-
kelmann Gefchichte ꝛc. ©. 747. 749: f. 813.)
Einige Kaifer, Zadrianus und Markus Aure-
lins, legten fih auf die Kunft. Ja Hadrian wollte
Meifter feyn, und ließ einen Baumeifter, der feine
Arbeit tadelte, umbringen. Zu Rom finder man noch
eine fehöne Statue im Bronze: es ift ein junger Hirt
figend vorgeftcht, der fich einen Dorn aus dem Fuße
ziehe. Iſ. Winkelmann Geſchichte der Kunft, ©.
830— 856. Graf Taplus Abhandlungen ıc 1. 3
©. 86 ff. Buͤſching ©. 197 ff.]
Zu Dortiei ift ein figender Merkur von na»
türliher Größe mit einem Riemenheft, in Geftale ei»
ner Roſe unter dem Fuß gebunden.
Ferner ein junger und fchlafender Satyr; des
gleichen 6 weibliche Siguren, und noch ein vermein,
ter Alerander zu Pferde.
$ 16
Im Anfange wurden die Figuren aus Erzt ſtuͤck—
Pal gegoflen, und —— zuſammen ale und mit
N
s
436 Part, II, Cap. PT.
Mägeln befeftiger. - Diefe leichte Manier Statuen zu
gießen, blieb auch in der Folge üblich, wie die ſechs
weiblichen Figuren zu Portici beweifen. Auch der
Mantel an gewilfen Figuren ift ftiefweife gegoffen. Dur
diefen Weg verficherten ſich die Künftler für Fehlgießen,
wie Winkelmann, Geſchichte ©. 530 ff. faatz und
dennoch bemerfe man nacacholfene Ausiüllungen,
mie man an den vier Pferden in Venedig Deutlich
ſieht. Kr
Montfaucon ift übel berichter gemefen, wenn et
in dem Diario Ita. ©. 169. ſagt: die Sfarue des
Markus Aurelius ſey nicht gegoffen, fondern durch
den Hammer gerrieden worden. Winkelmann hat
ihn hinlänglich widerlegr.
Das !örhen an den Figuren der Alten ficht man
an den Haaren, und 'frey hängenden Locken. Ein
weiblihes Bruftbild im Herkulaniſchen Muſeum p.
‚239. dient zum Beweis: man finder an demfelben
von der Stirne bis an die Ohren so Locken. Ferner
ein männlicher Kopf mir 62 $oden p. 202. Diejenie
gen Socken, welche auf die Stirn heraßhängen, haben
fünf, und die im Nacken 12 Wendungen. Desglei—
chen der Kopf des Pluto p. 102, - Hier verdiene
Winkelmann ©. 531 f, nothgelefen zu werden.
%. 17.
Viele Statuen von Erzt wurden vergofder, wie
die Statue des Markus Aurelius zu Pferde noch
bezeuget. Auch ein Herkules und cine Denus im
BKapitolium, und vier Pferde in Benedig find eben⸗
falls noch Zeugen. In den Trümmern zu Derfepolis
hat ſich die Vergoldung ſchoͤn erhalten. Plin. 34, 4.
Set. 9. Gr. Caylus Abh. zier Th. ©. 166. Win
kelmann Geſchichte, ©. 534 ff.)
Diejes
De Plaflice, | 437
Diejenige Art: zu vergolden, welche Amalgama
heiße, war den Alten unbekannt. Sie vergoldeten nur
mir ftarfen Goldpiäirgen, die nach Schwerdfegerart aufe
getragen wurden. Große Kenner hatten fihen ehemals
feinen Geſchmack am Vergolden, weil dadurch gleihfam
die Kunſt verſteckt wurde,
Außer dem Merall pflegre man auch Statuen aus
Marmor, und andere Sachen zu vergolden. Wenn man
Marmor vergoldere, gefchah vs mir Eyweis, heut zu
Zage aber mir Anobloch: Winkelmann fagt, mit der
Miich der Feigen.
Die natürliche grüne Bekleidung des Erzfes übers
traf die Goldfarbe. Je aͤlter die Werfe wmurden, deſto
ſchoͤner fielen ſie ins Auge, und deſto hoͤher wurden ſie
geſchaͤtzt. Von der Art iſt das Diadem des Apollo in
der Villa Albani. Man nennte dieſe Farbe beym Erzt
aerugo; Horaz ſagt nobilis aerugo.
Das Korinthiſche Erzt nahm eine Art von hellgrů⸗
ner Farbe an. Bisweilen finder man die Naͤgel von Sil⸗
ber. Pauſanias erwaͤhnt dergleichen Statuen.
Herodes Attikus ließ vier vergoldete Pferde in
Korinth ſetzen, deren Hufe aus Elfenbein waren: ein
fonderbares Benfpiel,
%" 1%
Mas ift die Urfache, daß fo viele Statuen verlohs
ten gegangen ? Oftmals zerftöhrren felbft die Einwohner
Der Städre Statuen, 3. B. die Achenienfer zernichteren
alle Statuen des Diff kratus, der römifche Rath ließ
die Bildſaͤulen des ero, Aommodis, und a. ums
reiffen. Andere verderbren dadurch Sraruen, daß fie ihr
Bildniß darauf anbringen liegen, wie Rarakalle. In
— und bey Belagerungen vertheidigte man
Ce 3 ſich
438 Part, Il. Cap.
ſich mie Statuen? z. B. in Byzanz vom Seprimins Ses
verus, und in Nom von Gothen oder andern belagert.
Sr der Folge, da die ungluͤckliche Bilderſtuͤrmerey vor:
gieng, giengen viele Stuͤcken verlohren. Die chernen
wurden eingefchmelzt, und man verfertigte daraus brauch“
bare Gefäße: öfters brauchte man fie auch zu Glocken.
Der griechifche Kaifer Ronſtantinus führte im Fahr
663. faft ale Staruen aus Nom nad) Syrafus. Hier
waren fie eine Eurze Zeit, und dann wurden fie eine Beus
te der Araber, welche fie nach Alexandrien brachten.
Die Kunftfenner wollen der Statue des Markus Aure-
lius nicht den Vorzug vor andern gönnen, z. B. Salko>
net, in einer befondern Abhandlung. [S. Winkelmann
Geſchichte ©. 867 bis zum Ende des Werks. Buͤſching
©. 201 f. Jeune zu Chriſts Abhandl. ©. 193 f.]
cf. Monumenta Matthaeiana. [Bon Rodolph
Venuti und I. Ebr. Amsduszi erklärt, III. Fol. B.
Nom 1770— 1779.)
Muſeum Mufellianum,
Mufeum. Capitolinum *),
Mufeum Florentinum, 11 B. in $ol.
Dresdner Sammlung und andere Werfe mehr ıc.
[Il Mufeo Pio- Clementino, defcritto da Giambattiſta
Vifconti, Prefetto dell’ Antichita di Roma. tom. I— VI.
Kom. 1782— 1792. Fol. Von diefem prächtigen Were
fe findet man in den Öötting. und Leipz. gel. Zeitungen
von 1784 und folgenden Fahren gute Anzeigen.
Monu-
*) [Die drey erfien Bande von Joh. Bottari erichlenen zu
Nom 1747. 1750 und 1755. Hol. Der vierte und lekte,
welcher Marmora, anaglypha, etc. enthält, bearbeitet vom Canon.
Nie. Soggini, 1783. Man vergleiche die Recenſion davon
in den Gorting. gelehrten Anzeig- SI Min ©t. 179: ©
1785 f.J
De Plaflice, 439
„Monumenti antichi inediti, ovvero Notizie fulle An-
tichita e beile Arti di Roma, (vom Abb, Guattani) Kom
1784— 1785. 4
Mehrere andere finder man in dem Zeunifchen Vere
zeichnis zum zeen Abfchnirt der Abhandl. von Chriſt.
Minkelmann in feiner Gefchichte der Kun ©.
538— 547. giebr eine genaue Anzeige der beften Figuren
und Staruen von Erzt: Buͤſching ©. 204 ff. führe die
vornehmften Sammlungen alter Statuͤen kurz an. —
Alte und neue zu Nom vorhandene Kunftiverfe berrachter
te dafeldft mit dem Auge eines Kenners und befchrieb fie
mit Einficht und Geſchmack Friede. Wilhelm Baſilius
von Ramdohr in feinem. aus drey Theilen beftehenden
Werke: Ueber Mahlerey und Bildhauerarbeit in Nom,
für Liebhaber des Schönen in der Kunft. Leipz. 1787. 8. —
Nuͤtzlich hierzu find auch D. J. J. Volkmanns hiſtoriſch
kritiſche Nachrichten von Italien. II. TH, Leipz. 1770. 8.
Reiſebeſchreibungen nicht zu erwaͤhnen.]
Ee 4 Cap,
440 Part, II, Cap, VII,
pP ictura imbuxo, feu linearss ift, was wir heut zu Tage
eine wohl fihrajirse Zeichuung nennen, Auch die feientia
graphidos
"Außer Winkelmann in feiner Gefchichte der Kunſt, Chriſt's
RANG ngen im Sten Abfchnitt, Keffing im Laofoon, Mar⸗
tini im 2:ften Excurs zum Erneſti &. 375. und außer dem
am Ende, des vor. Kap. angeführten von Ramdohr Eünnen
bier noch einige bemerkt werden, Fo. Sehejj rı Graphice,
i..”. de arte pingendi liber fingularis. Nürnberg. 1669. 8. —
Riem über die Mahlerey der Alten, ein Beytrag zur Ge:
ſchichte der Kuuft, Berlin. 1787. 4. (vergl. ‚Anhang zum
- 86 Band der allgemeinen deutſchen Bibliothef, 4te
Abthetlung & 1915 f. Einige Behauptungen deffelben
führe Martini im gemeldeten Excurs an.)
Della pıitura antica, di s. Bellori, Venedig 1697. 2.
A Treatife on ancient Painting, by George Turnbull,
Londen 1770 Fol. Es foll aber grötentheils ohne Sefhmad
geichrieben feyn ]
Storia della Pittura et la (della) feultura dai tempi an-
tichi tom. I. und mit dem englifchen Titel, denn es ift engliſch
und italienisch gejchrieben,) The Hiſtory Er Painting and fcul-
ptures
De Piäura, 441
graphidos ift eben dieſelbe, nicht aber Mahlerey mir Far-
ben. Die Bildnerey als blos ungefünftelte Nachahmung,
und in fo ferne fie ohne Modelle gebilder wurde, ift äl«
ter als Zeichnungsfunft und Mablerey. Dies beiveiße
Dimine, Winkelmann, Chrift und Goquet. Allein
. die Bildnerey konnte ſich nicht erheben und vellfommen
werden, bis die Zeichnungsfunft darzu fam, denn wurde
fie ſehr fhön. — Saurus, ein Samier, umzeichnete
den Schatten eines Pferdes, wie Arbenagoras in lega-
tione chriſt. ©, 130. Rechenb. Ausgabe berichter; und
er fol dadurch der Erfinder dev Zeichnungskunſt wor
den ſeyn.
Ex vinbra hominis linea eircumduda ſoll die Zeich-
nungsfunft —— entſtanden feyn. Allein dieß kann
Ee 5 man
ptures Cälcutta In Bengalen, 1788. 4. der Verf. iſt Thom.
Zickey. N Goͤttingiſche gel. Zeit. 1792. Stuͤck 144. S.
1432 ff
ob. Paul Reinbards Einfeitung zu einer allgemeinen
Geſchichte der Gelehrſamkeit, ıfter Band. Erlangen 1779. 4.
S. 178 fi.
Jo Jae Rambachs Geſchichte der Mahlerey unter den
Griechen, in deſſelben Verſuche einer pragmatiſchen Litterair—
hiſtoite. Halle 1770. gt. 8. ©: 60 98.
Sa den von Meufel überferten Abhandlungen des Gras
fen Eaylus fichen verschiedene hieher gehörige Abhandlungen,
und Klotz in der Vorrede zum 2ten Band beinat einige
Gründe gegen verſchiedene Beſchreibungen des Philoftiras -
tus vor.
Hagedorn) Betrahtungen über die Mahleren 2. Th.
geipzig. 1762. 8. Auch gehören bieber das prächtige Werk -
der Herculaniſchen Gemählde, Winfelmanns Sendſchreiben
von den Herkulaniſchen Entdeckungen. Dresden 1762. 4
Deijelben Nachrichten von den neueſten Hereulaniſchen Ents
defungen, ebendaſ 1764. 4. Zeinr Matth. Aug. Cra⸗
mers Nachtichten zur Geſchichte der Hercul. Entdeckungen,
Halle 1773. at. 8. beſonders 79 ff.
Dan. Mebbs Unteriuhbung des Schönen in der Mahles
ren, und der DBerdienfte der beruͤhmteſten alten und neuern
Mipler, aus dem Engliſchen ꝛc. Zürd. 1766. 8.]
442 Part, II, Cap. PL,
man feine Runftmahlerey nennen : denn fo bald man ſchoͤn
matylen wollte, mußte man, richtige Umtiffe maden
Fönnen.
Die Egyptier ffritten mit den Griechen um den
Vorzug der frühern Erfindung der Mahlerey *). Pli—
nius H.N. 35. Kap. 3. fagt von ihnen: fie hätten vors
gegeben, die Mahleren wäre 6000 Jahr vorher von ihs
nen erfunden worden. Er meint, daß diefes lächerlich
fey: vielleicht aber find da nicht Sonnen, fondern Mons .
denjahre darunter zu verfiehen. Diele geben den Gyges,
einen !ydier, als Erfinder der Mahlerey in Egypten an:
allein dies ſcheint niche richtig zu feyn. — In Gries
chenland ſtritten Sicyon und Korinth um die Erfins
dung der Mahlerey. Beyde harten große Künffler,
Winkelmann fagt, in der Gefhichte der Kunft ©.
5. der Wirner Ausgabe: es fheine, daß die Kunſt un-
ter allen Voͤlkern auf eine rohe Are entfprungen ſey. Und
diefe Meynung ift auch fehr wahrſcheinlich.
22
Man berufe fih auf eine Stelle beym Propheten
Ezech. XXIII. 14. und will diefelbe von der den Juden
ſchon bekannten Mahlerey erklären; allein dieß ſcheint
eben fo wenig Grund zu haben, wie beym Homer, wo
öfters des Beftreicheng gedacht wird, z. B. daß man
Schiffe roth angefirihen, welches man doch Feine Mah—
lerey nennen kann. Ferner führe man auch den Schild
des Achilles, beym Homer und das feutum des Herfus
les beym Heſiodus an: allein dieß war Feine eigenrliche
Mahles
*) [Andere leiten die Erfindung der Mahlerey von den India—⸗
nern ab, als den erften gebildetften und weijeften im Altero
thum, und den Stammvätern der Aethiopier; dahero die
Egypter entiproffen feyn. S. Riem im angeführten Buch,
and wegen den Egyptiern Rambach ©. 67 fi-J
———
— — —
De Pictura. 443
Mahlerey, fondern nur erhobene Arbeit, und erweißt
folglich ganz und gar nichts.
§. 3
Nach der Analogie zu ſchließen, iſt die Mahlerey
im Anfange roh geweſen, wie Aelian melder: auch Pli⸗
nius und andere beſtaͤtigen dieſes Urtheil. Jener mels
det, man härte immer darzugefchrieben, dieß bedeutet
einen Ochfen, ein Pferd, einen Baum u. f. w.
Apelles, einer der größten Künftler, lebte zu den
Zeiten Aleranders des Großen: damals war die Kunft
zur größten Vollkommenheit gebracht worden,
Bornelius YTepos führe in der Biographie des -
Miltiades ein großes Gemählde, nehmlih das Mara⸗
thoniſche Treffen an, das nebft andern Gemählten,
in dem Saale Poecile, d. i. der größten Gallerie, zu Achen
aufgeftellee wurde, und wovon des Phidias Bruder,
Panaͤnus, Meifter war, Über dick Gemählde wurde
erft nadı des Miltiades Zeit gemahle, wie Plinius
Libr, XXXV. meldet. Unſer Verfaſſer fchliege hieraus,
man habe damals fihon gute Portraits mahlen Fönnen:
allein die Größe unterfchied vieleicht den General von
den andern, ohne auf feine Gefichtsminen Ruͤckſicht zu
nehmen: und der Künftler diefes Gemähldes bar lange
nach dem Treffen gelebe, wo vielleicht Fein wahres Pors
trait des Miltiades vorhanden war.
$. 4
Die Erfindung der Mahlerey ift durch den gewor⸗
| fenen Schatten der Dinge enrftanden. Man pflegte
in dem Sand und an der Wand manches auszudrücken,
bis man nach) und nach auf die pidturam linearem fam,
wo man nemlich mie der Reißfeder zeichnere ; —
Gemaͤh ⸗
444 Part. I. ._Cap. VI.
Gemaͤhlde hießen monogrammata, bloße Entwürfe, bloße
Zeichnungen, bey denen man nur die fimplen Züge fahe,
ohne eine Farbe zugebrauhen. Dieſe picturam linearem
fol Philokles, ein Egyptier, erfunden haben.
5
Die Maͤhlerey war im Anfange fehr einfoͤrmig
und einfarbig, d. i. die Figuren wurden durch tinien
entworfen, worzu man fich nur einer Sarbe bediente,
befonderg der rothen; dieß hies monochroma. Manch»
mal machte man auch einen dunfeln Grund, und mahlee
weiß, wie z. B. Teuris that. [Dlin. 35. Kap. 9. fagt
vom Zeuris: pinxit et monochromata ex albo. »Diefe
müffen natürlich viel volfommener gewefen fenn, als
jene, welche in den älteflen Zeiten gewöhnlich waren:
fie Haren mehr Helldunfeles, mehrere Abwechslung des
Lichts und Schattens, mehrere Brechung der Stralen.]
Man bat noch Stücke, die mir einer Farbe gemahlt
find, 3. B. die Zeichnungen auf weiffen Marmortafeln
mir Zinnoberfarbe aufgerragen, im Herkulan. Diefe
Gemählde haben großen Schaden gelitten. Man fehe
z. DB. die erften vier Gemählde, in dem fo genannten Pit-
ture di Ercolano, [&. Cramers Nachrichten ©.79 f.]
Manchmal nahmen fie auch Ziegefmehl. Ein ges
wiffer Rleophantus von Korinth erfand ohngefehr 840
Sabre vor Chriſti Geburt die Kunft mit rordem Zie-
gelmehl zu mahlen. |Er-bediente ſich einer Erde, wel
che aus zerftoffmen und Flein ‚geriebenen Scherben von
irrdenen Gefäffen gemacht wurde. Plin. 35. Kap. 3.
Rambach ©. 71. welcher noch einige der älteften Mo-
nochromenmahler anführe, und aus dem Plin. 35. 8.8.
bemerkt, daß Bularchus, ein Mahler und Zeitgenoffe
des Lydiſchen Königs, Candaules, Cobngefehr 730 Jah⸗
ve vor Chriſti Geburt,) zuerft den Gebrauch vieler dar
ru. Do
De Pictura. | 445
ben in einem Gemählde, freylich noch fehr mangelhaft
eingeführe habe. S. auch unten den ıgten $. Bon der
Erfindung der Monochromaren, dann der vier Farben
ift überhaupt beym Diin. N. ©, 35. in den erften Kap.
die Hauprftelle, und Eaplus in feinen Anm. darüber im
zren DB. feiner überfesten Abhandlungen S. 14 ff. giebt
einen vortrefl. Commentar. über die Worte des Pling
und über die Sache felbft.]
Man nahm ferner auch) zu dergleichen Gemählden
Zinnober, oder Ephefinifchen Mennich; aber diefe Gat-
fung von Farbe Eoftere viel.
Bisweilen brauchte man auch Roͤthelſtein; oder
eine andere rörhlichte Erde. Dieß gefihah auch bey den
Chaldäern.
An Meapel find noch einige folche‘ einfarbige
Strüce vorhanden, wie Winkelmann in der Gefchichte,
der Kunft [S. 567. befonders sg 2 ff. wo er von den ver«
fehiedenen Monochromaten handelt,] bezeugt, und die
genannten Gemaͤhlde beftätigen.
In der Folge, da man einfahe, daß die verfchiedes
nen Charaftere und eidenfchaften mir einer Farbe nicht
gehörig ausgedruckt werden fönnten, fieng man an, mit
vier Hauptfarben zu mahlen. [Dlin. 35. Kap. 7.]
Diefe Farben waren:
1) atramentum, nicht, was wir heut zu Tage Din
te nennen, aber doch fehwars. Vermuthlich ee
ne Art von Kuͤhnrus.
2) Sinopis Pontica, eine rothe Sarbe von Natur,
oder Roͤthelſtein. Diefe Farbe Harte ihren Namen
von der Landſchaft. Sie war niche fo brennend
vorh, mie Zinnober und Mennid)
3) mek-
446 Part. I. Cap. VII,
3) melinum, eine weiffe Sarbe, hatfe von einer Inſel
im Archipelagus, wo diefe creta gegraben wurde,
ihre Benennung.
4) Sil eine gelblich blage Erde. Aus dem Arheniens
fifhen Gebiete Fam die befte Art diefer Gattung
und hieß daher atticum pigmentum. -
Mie diefen Farben mahlren die gröften Meifter
vollfommen. Sie müffen aber wahrfcheinlich aus diefen
einjahen Farben mehrere Mifchungen haben zufammen
fegen Eönnen. Man nannte diefe 4 Farben colores feue-
ros. Diefen wurden die colores floridi, d. i. die fröhlis
chern Farben, entgegen gefegt, 3. B. die Purpurfarbe,
die grüne, hochrorhe, rofenrorhe Farbe, u. f.w. Wer
aber mit diefen Karben wollte mahlen laffen, mußte fie
ſelbſt darzu verfchaffen. IS. Webb Unterfuchung des
SE in der Mahlerey. S. go. Rambach Geſchichte,
73 f1
. 6.
So lange man nur eine Farbe zum Mahlen hatte,
konnte dicht und Schatten freilich nicht ftarf genug ange,
geben werden. Licht und Schatten fünnen durch
alle Farben ausgedrüce werden, nur muͤſſen fie blaßer
oder dunfler aufgertagen, und entweder vertrieben, oder
oft übergangen werden. Erneſti hat alfo bier geirrt.
Refler heift bey den Künftlern, wenn man am
Schatten ſieht, daß eine Farbe in die andere übergehe,
Splendor entfteht aus der Miſchung der Farben. Zumen
aber ift eine leichte Parrhie.
Splendor und vigor ift, wenn die $ofalfarben recht
ausgedruͤckt find,
tranfitus
De Pidura. 447
tranfitus colorum, wenn unvermerkt fich eine Far—
be in die andre verliehrt, (Nuançe.) Plinius nennt
dieß commiffuram; allein dieß ift fo unterfchieden: nem—
lid) iranfiius colorum ift bey den Mahlern, wenn zwey
ähnliche Farben fich in einander verliehren; und com»
mifura, wenn zwey Farben verſchiedener Gattung ſich
ſehr gut neben einander ausdruͤcken, ſo, daß man ſie
ſchoͤn neben einander abſtechen ſieht.
Wie weit die Alten es hierinne gebracht haben,
koͤnnen wir nicht ſagen; doch ruͤhmt Plinius die alten
Meiſter ſehr, und in den Herkulaniſchen Gemaͤhlden fin—
den ſich einige, welche zum Beyſpiel dienen, daß ſie
durch ihre Farben viel haben ausdruͤcken koͤnnen.
9. 7%
Die Dehlfarbe war den Alten unbekannt; fie brauch-
ten entweder blos Waffer, oder Effig, oder andere
fcharfe Feuchtigkeiten darzu. Ungefähr vor 300 Jahren
(1426.) fol diefe Kunft ein Niederländer, "ob. Dan
Eyck, aus Flandern, erfunden haben: allein ſchon im
ızten Sahrhundere fol ein gewiſſer Theophilus er>
wiefen haben, daß die deblfarbe befanne gewefen, wie
Leßing [in einer Eleinen befondern Schrift, 1774. vom.
Alter der Oehlmahlerey J gezeigt ha. Das Mipr. des
Zheophilus fol in der Wolfenbürrelifhen Bibliothek, und
an andern Drren mehr feyn, es ift aber noch nicht edirt.
[Machhero nad) Leßing fand man gleiche Docu-
mente wider das Erfindungsverdienft des "oh. Dan
Eyck, und eg erfchienen mehrere Schriften von Raipe,
welcher in Engelland Gemählde, eines vom %. 1377.
und das von dem J. 1412. in Dehl oder Dehlfirnis
gemahle ſahe, v. Murr, und von einem Italiener in
der Antologia romana, II, Th, ©. 48. inige legen
x das
448 Part, II. Cap, VII.
das Erfindungsverdienft der Deblmaklerey den Mieder-
ländern, andere den Sicilianern, andere den Neapoli—
tanern bey. &, Raccolta d’opufeuli feientifiei et filolo-
gici, tom. VL ©. 86. Pitturaad Oglio. Nach Dafart
fing Cimabue 1250. an, in tempera zu mahlen. Dies
fes reiste einige zur Nachahmung, andere, jene noch
unvollfommene Kunft zu verwollfommnen, bis van
Eyck ouf die Erfindung der Dehlmahleren mit Lein- oder
Mußoehl geleiter worden fiy, und andere diefe Kunft bes
kannter gemacht hätten. Auf diefe Erzählung des Bas
fari in feinen vite di Pittori. ſchon in der erften Ausgabe
Florenz 1550. 8. gründer fi immer die weitere Sage
vom erften Erfinder dem Joh. van Eick. Reimann und
Graf Eaylus mwiderfegten fih zuerft jener Meynung.
Gegen die Leſſingiſche Behauptung feste fih Hr. von
Murr in feinem Journal zur Runſtgeſchichte ı Th:
©. ı7 ff. Er zweifelt ſehr, daß diefer Theophilus ein
Deutfcher war, noch mehr, daß Theophilus und Turito,
welcher im J. 896 in St. Gallen ftarb, eine Perfon fey,
wie Leſſing behauptete. V. Murr häle ihn vielmehr
fiir einen Mönch griehifher Herfunfe, welcher in Jras
lien erzogen und gebohren wurde, . Doch von diefem
Streit und von der Erfindung handelt genauer ©, €.
Freyh. von Budberg in feinem fhönen Verſuch über
Das Alter der Oehlmahlerey zur Vertheidigung des Va⸗
fari, Göttingen 1792. EL. 4. und widerlegt Leßings
Saͤtze. Er vercheidige Die Erzählung des Vaſari und
eignet Die vollftändige Eifindung dem oh. van Eyck
zu. Ans Valari Leben des Antonello ven Meifina folgert
er, daß ſchon feir langer Zeit Mahler die Unbequemlich—
Feir, die Mangelhafrigfeic der Mahlerey mie Wafferfar-
ben zu mahlen eingefehen, Verſuche verfchiedener Art
gemacht, und narürlich auf Oehlmiſchung und Firniß
auftragen gekommen ſeyn; alaubt aber, daß J. van End
jene Fragmente von Erfindungen zuerſt vereinigt, geord⸗
net, und zur Vollkommegheit, zu einer ganz neuen, eis
genen
” riet .
+ — — Mn Wh — ——
De Piäura, 449
genen, beſſern Merhode ausgebildet habe. Die Kunft
der Sarbenmifchung mit Dehl war dem Cinabue, dem
Giorro, dem Cennino die drea Cennini niche unbekannt.
Letzter ſchrieb auch ein Buch über die Kunft a frefco, a
tempera, a colla, a gomma, von Miniatur, Vergolden
und andern Entdeckungen, von Farben, und dergl. zus
lege von der Mifchung der Farben mir Ochl, um Selder
toth, gelb, grün und von andern Farben anzuftreichen.
Dieß alles führe Bafari an. Vaſari wußte alfo wol,
daß diefe Art der Farbenmiſchung mit Dehl, (die aud)
nur Theophilus Presbyrer angegeben,) in Stalien nicht
unbefanne war, aber van Eyck brachte diefen Segenftand
zur vollfonmenen Reife, und war der erfie, von dem
uns Vaſari melder, der diefe Kunft auf Figurenmahlen
ausdehnte. Noch mehr beftätige Hr. von Budberg diefes
mit einer Stelle aus der Handfchrift des Cennino Cen-
nini, bey dem Baldinucci in Notizie de Profeflori del
diffegno da Cinnabue, — edit. accrefeiuta di annotaz, del
Sig. Dom. Mar. Manni. Florenz 1767. tom. I, decenn, '
VII. del fec. II. pag. 182, Das Weitere fann ich hier
nicht mienchmen, da eg eigentlich nicht zur Geſchichte
der alten Kunft, (antiqui) gehört, Man har mehrere
Dehlgemählde vor dem van Eyck anführen wollen, f.
Budberg ©. 2% ff. allein er glaubt ©. 28 und 34
daß fie alle fehr wol Wafferfarbenmahlereyen mit Oehllack
oder Firniß überzogen find. Dahin mag auch das ge»
hören, welches Meifter von Murina, oder von Murrerg-
dorf aus Böhmen im a 1292 verfertigt haben fol, und
Hr. von Mechel in feinem Verzeichniß der Gemählde
der K. K. Bildergalerie in Wien ©. 229. als das äl-
tefte befannte Dehlgemählde angiebt, oder welche von
eben jenem Künftler gemahlt und auf dem Schloffe Carl⸗
ftein befindlih , Jahn im Jahr 1775. entdecke,
fie gleichfalls für Ochlgemählde anfahe, und damir dem
Jo. van Eyd die Ehre der Erfindung abfprechen wolle,
in feiner Abh. von den älteiten Mahlern in Böhmen,
Sf und
450 . Part IL. Cap VII.
und von dem Urfprung der Oehlmahlerey, in Yof. von
Riegger Archiv der Geſchichte und Statiſtik, insbeſon⸗
dere von Böhmen, Dresden 1792: 8. Man kann von
dieſem Buch in den Görting. gel. Zeit. 1792. im 18 1ſten
Stuͤck mehrere Nachricht finden.)
8§. %
Daß die Alten Wachs zum Mahlen genommen, iſt
eine bekannte und. entſchiedene Sache. Wer aber dieſe
Kunſt erfunden? und wie ſie das Wachs dabey gebraucht
haben? kann man nicht mit Gewisheit ſagen.
Ariſtides ſoll die Kunſt mit Wachs zu mahlen er⸗
funden, Praxiteles aber mehr verfeinert Haben. Allein
ſchon vor ihren Zeiten haste man dergleichen Sachen
von Wachs, Plinius nenne noch einen gewiſſen Ly-⸗
fippus; dieß ift aber niche der berühmte KRünftler, von
dem oben geredee worden. Ex meldet ferner, daß zu
Augufts Zeiten, dergleichen Gemählde wären aufgeſtellt
worden. [Polygnotus, Ylicanor und Arcefilaus
haben fhon enfauftifhe Gemählde verfertigt. ©. Plin.
35. Kap. 11]
Das encauffum, oder die eingebrannee Mahlerey
verferrigeen die Alten entweder mit Wahs, oder mit
dem Geftrum: dieß war ein Inſtrument, das oben fpißig
Fin unten breit war, fonft wie der Schreibgriffel der 7
ten. | |
inurebant .ceräs: [Nah Caylus Erklärung |ıjter
Band, ©. 145. wurden die Farben mie einem. heißen
Eifen verſchmolzen und in einander getrieben) Harduin
fagt : man hätte auf eine hölzerne Tafel den Umriß ein⸗
gefchnisten, Wachs darüber gegoflen, und Kohlfener
darunter gefegt, wodurch dag Wachs gefhmolzen,. und
ſich hinein gezogen. Allein dadurch würde. das Gemaͤhl ⸗
de
De Pictura. 451
de Schaden gelitten haben, weil dag Holz durch unret«
geſetztes Kohlfeuer fid) krumm ziehet, oder wirft,
Andern hieß ceſtro pingere: man habe durch ein
glühendes Inſtrument die Mablerey eingebranne, —we⸗
nigfteng die äußerften Umriffe oder Konture.
Wieder andere fagen: man habe Wachsfügelgen
nach dem verfchiedenen Farben zufemmengefege und fo
eingefchmolzen, Allein wie hätte man fagen Eönnen ia-
urebant ceras?
Noch anders: erft Härten die Alten die ordentlichen -
Farben mir dem Pinfel aufgerragen, diefes Gemählde
fodann mit weiffen, dünnem Wachs Leiche überftrichen,
fodann!wären fie mit dem Eifen über das Wachs gefah⸗
ron, dadurch wäre das Wachs in die Farben hineinges
drungen, und wenn dieß gefchehen, wäre dag Stüd ges
glärtee worden. JAllein alle diefe fcheinen die verfchies
denen Arten der enkauftifchen Mahlereyen nicht gehörig
zu unterfcheiden.]
Ein Künftfer Daufias fol Gemählde dieſer Art
verfertiget, und fich einen berühmten Namen dadurch ers
worben haben, wie Plinius bezeugt *):
Sf 2 bictura
*) [Vom encaufto f. auch Vitruv VII. Kap. 9. Varro de re
ruftica III. 19. Paullus libr. III. fententiar. 6. Scheffer de
pictura vett. $. 16. Exercitatt, Plinian ©. 163 fs Rambachs
Geſch. der Mablerey ©. 74 ff. befonders Eaylus in feinen. Abh.
1.B. S. 142 ff. nad) der Meufel Uederf., wo er die Haupeftelle
des Plins XXXV. KIT. von den drey Gattungen der enkau⸗
ſtiſchen Mahlevey, d i. wo man Feuer darzu brauchte, 1)
mit Wachs, 2) auf Elfenbein, mit ceftro, is e. viriculo
mit einem eifernen Inſtrumente, das einem Spigmeljel aͤhn⸗
- lich war; bey beyden machte man wol mit einem erhißten
glühenden cefiro das Wachs warın, und bey der erften Are
vereinigte oder verfchmelgte man damit das Wachs; bey der
2ten Art modellisie man das Wachs dnmitz oder man bediens
te
Part. Il. Cap! VII.
pictura .unesxures entftund vielleicht fo: Man
nahm gefärbtes Wachs, that ein jediwedes in ein befon-
dereg
te fich des ceftri blos bey der zten Art. 3) mit dem Pinfel, (pe-
nicillo) das am Feuer zerfchmolzene Wade, uriprünglid an
Kriegsſchiffen, zu gründen, umftändlid) erklaͤrt, auch Mont—
joſien und HSarduins Erklärung prüft. Die erſte Art erklärt
er fo, daß fie bey Gemaͤhlden auf einer gefchloffenen Oberfläche
gebraudit wurden, wo die Wachsftüce eine gefchloffene Ober⸗
flähe ausmadıten, auf welcher das Sujet, wie auf einem
mit dem Pinfel gemahlten Gemählde vorgeftellt wurde.
Die zweyte Art beftand nad) feiner Meynung in halberhobe—
nen und vielleicht gefärbten Wachsfiguren , welche die Dienfte
der Basreliefs vertraten, wenn fie auf Elfenbein gegründet
waren. Bey der dritten Methode Alaubt er, habe man eine
Maſchine gehabt, in welcher das Fluͤßige Wachs war, das
man mit dem Pinfel ausbreiten und gründen Eonnte Diefes
In Fluß gebrachte Wachs wurde mit gutem Erfoig gebraucht,
> das Aeufere der Schiffer zu bemahlen, (Plin. 35. Kap. 7-)
Vitruv erwähnt einer vierten Gattung der enfauftiihen
Mahlerey, welche bey Gemählden, womit man die Wände
ausihmückte, gebraucht wurde, um den Farben mehr Feftigs
feit und Dauerhaftigfeit zu geben, als man ihnen bey der
Waſſermahlerey geben Eonnte: Rambach beſchreibt kurz, mie
man dabey verfahren ſey.
Joh Tommaſelli in ſeiner Schrift della Cerographia,
Verona 1735. 8. glaubt, Plinius unterfheide die Mahler,
welche fih des Pinfels bedienten, von denen, welde auf
Wachs gemahlt hätten; die Wachsmahlerey feye eine Art der
Paſtellmahlerey gewefen : (Nur iftdie Frage, ob die Alten die
Maftellmahlerey gekannt haben:) der Gebrauch’ des Wachfes bey
ſolchen Gemählden hatte bey den ſtuͤrmiſchen Zeiten des römis
Then Reichs aufgehört : die imagines maiorum feyen Paftell-
mahlerey, nicht Wachsbilder geweſen, u. f. w.
‚Sn Parma Eam heraus: Saggi ful riftabllimehto del? '
antica arte de Greci e Romani pittori del $, Abbate D. Vin-
cenzio Requeno. 2 Theile, 2te Ausgabe, 1787. mo der Ver:
faſſer die enkauftifche Mahlkunſt zu erklären und wiederherzus
fielen fuchte. Er glaubt, daß die Alten zu der Verſetzung
2 a fh der Erdharze und Gummirefinen bedient
en
f
De Pifura. 453
deres Gefäße, feßte ed ans Feuer, um es zu fchmelzen,
und denn mahlte man vermittelft des Pinfels damir.
Vielleicht fuhr man auch zulegt mit einem warmen Ei—
fen darüber weg, damit die Farben ſich mehr ins Holz
einzogen.
Die imagines maiorum der vornehmften Römer ſol⸗
len von der Art gemwefen feyn, wie Chrift behauptete.
[Schon oben ift davon gehandelt worde.]
Der Graf Eaplus machte einen Verſuch diefer
Kunft mit Wachs, der ihm nicht übel ausſchlug.
[Sr. Caplus , welcher diefe enfauftifche Mahlerey
wieder entdecfte, har ein vierfaches Mittel gezeigte, wie
man enfauftifch mahlen fol: vorzüglich aber fih mie
der Enfauftif mit Wachs, und mit derjenigen, welche
man an Wänden brauchte, befchäftig. S. Mem, de
I’ Acad, des Infer, tom. 28. ©. 179 ff. einzeln in Me-
moir. fur la peinture, Paris 1755. 8. und in feinen ins
deutſche überfegten Abhandlungen, zten Band, ©. 278
ff. mo er die angeführte Strelle des Plins wieder weit
läuftig erfläre.]
Der Tapetenmahler Balau zu Seipzig mahlte Tas
peten iin Wachs, und ahmte den Grafen Caplus nad) ;
er wurde nach Berlin berufen, ift aber geftorben.
Der Baron Taubenbeim zu Mannheim har ger
wiffe Tinfruren herausgebracht, womit. er dergleichen
Enfauftifche Mahlerey verferrigen zu koͤnnen glaubte.
Auch ein Profeffor in Göttingen, Böhler, fol 1759.
fhöne Proben gemacht haben: aber dag Gcheimniß iſt
mie ihm verlohren gegangen. |
Jetzt ſollen zween Mahler Italiens fich damit ſehr
abgeben, und es in dieſer Kunſt ſchon weit gebracht
haben. |
Sf; J
454 Er Part. IL Cap. VII.
$. 9.
ceſtrum war ein Eifen, vorne mit einer Spitze, und
oben breit, beynahe fo, wie der Stilus, deffen fid die
Alten zum Schreiben bedienten. |
Eine andre Gattung von Enfauftifcher Mahlerey
ward auf Elfenbein und Horn vermittelſt des Eeſt trum
zu Stande gebracht.
Ueber die Erklaͤrung dieſer Kunſt haben ſich die
Gelehrten nicht vereinigen koͤnnen. Der Graf Caylus
behauptete: ſie haͤtten das Ceſtrum nur kalt gebraucht;
ein andermal ſagt er: ſie haͤtten nur Modelle in Wachs
damit gemacht. Nach des Rektors Martini *) Mey⸗
nung muß das Wort pictura nicht allemal in der ſtreng⸗
ſten Bedeutung von einem eigentlichen Gemaͤhlde, mit
mehr Farben, genommen werden; ſondern auch nur von
*
-
ne A a an —— ET a SE —
ſchrafitten Zeichnungen, oder der pittura lineari verftans
den werden, Man mußte das Eeftrum warm machen
und damit fanft hinfahren. So mußten die Figuren
nothwendig eingebranne werden. Wollte man fehr zarte
Linien angeben, fo fuhr man ganz gelinde. darüber weg;
wollte man fie aber ftärfer ausdrüden, fo fuhr man |
ftärfer und öfterer darüber, dag die Linien tiefer und
ftärfer wurden. — Man fchmücre mit dergleichen Made
lerey, Thuͤren, Tiſchgeraͤthe u. ſ. w.
pr
$. 10.
Die erften Gemählde wurden auf Wänden, Deden,
und in Zimmern angebracht. Hauptfächlich wurden. die
Decken der Tempel, bie Tafelzimmer und die triclinia
damit geziert.
Die Alten wölbten nicht fo hoch, wie die Gorhen,
und andere Völker zu chun pflegten.
*) [Vergleiche deffen angef. Ereurs ©. 314 ff.]
— —— TE
In
De Piäura, 455
In den den Grabmählern, langſt der ſogenannten
via Appia in Rom, fand man die aͤlteſten Denkmaͤhler
von dergleichen Zeichnungen. Man ſaͤgte die Gemaͤhlde
ab, und brachte ſie gleich unter Glasrahmen, daß ihnen
die Luft nichts ſchadete.
5. 11.
Dergleichen Gemaͤhlde wurden in tectorio, ĩ. e.
uͤber den Bewurf an Waͤnden gemahlt. Der erſte
Grund war dick mit Kalk oder Gips beworfen. War
dieſer Grund trocken; ſo wurde noch ein Teig daruͤber
gemacht, und alsdenn wurden die Gemaͤhlde entworfen
und von dem Kuͤnſtler aufgetragen, und ſodenn mit
einem Firnis *) uͤberſtrichen. Dieſes tedtorium wurde
von den Alten weit ſtaͤrker und dicker aufgetragen, wie
Vitruv ſagt, als es heut zu Tage zu geſchehen pflegt;
wenigſtens 2 Zoll hoch: ſodann wurde die Wand noch
mit geſtoſſenem Marmor, oder ſonſt einer Maſſe uͤber⸗
tuͤncht. Und deswegen koͤnnen dergleichen Wandgemaͤhl⸗
de abgeſaͤgt und an andere Orte gebracht werden. —
Die Gemaͤhlde wurden aber nicht allezeit an die Wand
gemahlt, fondern fie:hiengen auch an der Wand, mie
3. B. in einem Tempel der Minerva zu Syrafus, wo
die Schlacht des Agathokles vorgeftelle war.
Winkelmann fagt, Lin feiner Geſchichte, S. 585-]
die alte Mahlerey wäre weit gefchiefter gewefen, einen
höhern Grad von Seben, ordentlichen Fleifchfarben und
andern Farben auszudrüden, als die heutige, weil dag
Dehl viel von der natürlichen Farbe weguchme, das die
Alten nicht hatten.
Die Alten fetten dergleichen Gemählde ſelten, oder
gar nie, auf den noch feuchten oder naffen, fondern den
4 ſchon
*) [Plin. 36, 18. nennt ihn atramentum.]
456 Part, 1I, Cap, VII.
fchon trodenen Boden oder Tuͤnch. Winkelmann ©.
587.) Heut zu Tage ſetzt man alles auf naffen Grund.
„immelblau und Berggrüun wird vom Plinius be
hauptet, märe allemal auf trocfenen Grund aufgetragen
worden, Iſ. Rambach. Gefhichre ©. 76 ff.]
Man Fan nicht allemal enrfcheiden, ob die Ga
mählde auf trocfenen oder (al freſco) nafjen*) Grund ges
feßt worden. Winkelmann hat behaupter, das erftere
fen gefchehen, und die Mahler Härten die Zeichnungen
gleih mit Pinfelftrichen angegeben, ohne fo zu verfahren,
wie es heut zu Tage üblich if,
Die fchönften Herfulanifhen Gemählde find die
Zänzerinnen, Nymphen und Gentauren. [im ıjten B.
Le Pitture antiche d’Ercolane &c, S. Cramers Nad-
richten zur Gefchichte der Herf. Entdefungen ©. 123 ff.
Winkelmann Geſchichte ©. 587. unten zum z6ften $.]
. 1%
Die Alten pflegten über ihre Mauergemählde ein
weiffes Wachs zu führen, fodann nahmen fie einen reis
nen Lappen, und rieben die Wände damit ab, Hierdurch
wollten fie den Glanz der Farben noch mehrerhöhen, und
die Farben’vor der Luft und Feuchtigkeit zu verwahren fu-
chen. — in Retina, einer Billa bey dem Dorgebirs
ge Mifenum , hat man dergleichen gefunden. Es
war dafelbit ein Schifshafen: in diefem hielt Auguf
und feine Machfolger den größeen Theil ihrer Flotte.
Hier folen die fehönften Gemählde verborgen liegen.
Auch waren hier ehemals große villae, Man hat in
Mifenum viele $nferiptionen entdeckt, die dag Seewe—
fen erläutern, Sie ſtehen im sten Band der Herkulas
niſchen Gemählde, |
Winkel—
*) [vdo tectorio.]
De Piäura. 457
Winkelmann fagt in der Geſchichte der Kunſt,
man habe nur Gemählde, die mit Mennich gemahlt ges
weſen, mit Wachs überftrichen.
% 13.
Es war nichts ungewöhnliches auf Glas zu mahlen,
fagt unfer Verfaſſer: allein diefer Gebrauch ift erft von
den Ehriften eingeführe worden. In den mittlern Zeis
ten bemahlte man die Kirchenfenfter, wovon man noch
Beyſpiele finder.
Winkelmann merke von der Slasfunft an, daß
fie weit höher gerrieben worden, als bey uns. Man
finder noch ſeltne Erüde. [f. Winkelmann Gefchichte,
©. 33 ff.] Ein feltnes Gefäs daraus ift in den Ita—
lienifchen Ueberſetzungen feiner Gefchihte der Kunſt
zu fehen,
Zu den Zeiten des Kaifers Titus hatte man noch
feine Senfter mie Glasfcheiben. Das Glas wurde zu
Zrinfgefchirren gebraucht : bisweilen nahm man es auch zu
Afchenröpfen und andern Sachen, und brachte auf den>
felben Basreliefs an. Man belegte ganze Fusböden in
Zimmern mit Glas, und zwar mit mufaifcher Arbeir.
Auf der fo genannten Sarnefifhen Inſel, 9 Meilen von
Kom, hat man Fußböden von Glaß, von einer grüs
nen Farbe, wie Ziegelftein fo die, gefunden.
Man machte aus dem Glaß auch Glaßpaften,
die den Edelfteinen volfommen ähnlich fehen, und ber
arbeitete fie ſehr fhön. Diefen Glaßpaften haben wir
es zu danfen, daß viel fehön gefchnittene Steine, die
zwar verlohren gegangen, doch der Figur nach, find
erhalten worden, 3. B. ein von Buonarotti gefchnits
tener Rammeo im Muleo Vatieano, Ob die Alten auf
Glaß gemahle haben, ift fehr zweifelhaft.
Sfs In
458 Part. II, Cap. VII,
In chriſtlichen Kirchen finder man noch gemahfte
glaͤſerne Senfterfiheiben, aus dem 4. 5. und Gten Jahr⸗
hundert, dieſe find aber nicht kuͤnſtlich, B. B. in der
Hauptkirche zu Erfurt, zu Degenfpurg, Nürnberg,
Naumburg u. ſ. w.
Detrus Viktorius befaß ein vortrefliches Kabinet,
mworinne fragmenta vitri pidti aufbehalten wurden.
Es ift allemal zu bewundern, daß Gemaͤhlde auf
Glaß fih fo lange haben halten Fönnen, ohne dap fie
find verwiſcht worden.
$. 14
Zu den Seifen des Kaifers Klaudius und Nero
habe man d:m or eine andere Farbe gegeben, fagt
unfer Verfaſſer. Es gefchahe nemlicy durch gewiffe
Zinfturen. Dies Fönnte aber eigentlich Fein Färben des
Marmors heiffen. Ferner gefchahe es auch durchs Ein-
fegen anderer Marmorarren. Endlich bat man aufMar-
mor felbft gemahle. In den Herkulaniſchen Gemaͤhl⸗
den find die erften einfärbigen Gemaͤhlde auf meiffen
Marmor, Unfer Berfaffer ſagt von denfelben, fie wä-
ten non magni artificii: afein fie haben durch die Lava
viel geliteen, und haben fich verwiſcht. Es iſt immer Kunſt
und Zeichnung darinnen zu bemerfen,
- ©. Graf Caylus zıfter Iheil in den Memoires
d l’academie des Inferiptions et des belles lettres,
F. 1 5»
Endlich mahlte man auch auf hölzerne Tafeln‘
oder Breter: dieß war die gewoͤhnlichſte Art zu
mahlen.
tabula
De Pidura. 459
zabula heißt nicht allemal einwollkommenes Gemaͤhlde,
ſondern manchmal nur fo viel als ein Reisbret oder
Skitze. Das Holz, das man darzu brauchte, war
larix femina, der Lerchenbaum, cine Gattung der Fichs
te. Diefes Holz haste folgende Eigenſchaften:
ı) es riß, oder fpaltefe ſich niche leicht;
2) e8 Fam der Wurm nicht fo leicht hinein; und
3) es widerftand dem Feuer.
Scelborn, in, feinen amoenitatibus, hat einen
Brief von Cuper einruͤcken laſſen, worinnen von dieſem
Holz Erwaͤhnung geſchehen.
Die Art auf hölzerne Tafeln zu mahlen, iſt bis auf
unfte Zeiten geblieben, 5. B. Kranach, Holbein,
Dürer, die berühmeeften Mahler vor 200 Jahren, has
ben noch auf Holz gemahft, Einige haben angefangen
auf Kupfer zu mahlen. Jetzt nimme man $einwand.
picturae intextili Fönnen cinförmig, oder mit eis
ner, oder mehr andern Farben, in ein Gewebe einge:
- wirft ſeyn. Es ift Feine eigentlihe Mahlerey, fondern
Weberen oder Stüderen. ’ er
In Rom fing man unter des Kaifers Nero Re—
gierung an, auf Leinwand zu mahlen: f. Plin. 35, 7.
allein diefe Erfindung oder Neuerung war nicht anges
nehm und erhiele fih nicht. Es Fann daher gefommen
feyn, weil fie Feine Dehlfarbe hatten, daß die Gemählde
nicht [hön wurden. Die Leinwand behiele immer Fals
ten, weil fie nicht gehörig gegründer wurde,
Graf Caylus har einige folhe Stüden Leinwand,
wo entweder Mumien darein gewickelt geweſen, oder
eingewickele werden follten, in feinen Recueil angeführte,
Daraus kann man aber feinen Geſchmack der Maklerey
Fennen lernen. Es find ſchlechte Arbeiten, |
!
Johan⸗
460 Part, IL, Cap. VII,
Johannes Brammaticus hat einen Kommentar
gefchrieben, worinnen er eine Are Gemählde auf Sin-
von, d. i. fehr feine Leinwand anführe.
Die vafa Etrufca find der Mahlerey wegen nicht zu
achten: ordentlich haben fie nur cine oder zwey Farben.
$. 16,
Die Gemählde zu überftreichen, fcheint Feine allges
meine Gewohnheit der Mahler "gewefen zu feyn. Apel⸗
les brauchte das Ueberftreichen und den Nicias darzu.
Die Alten haben das atramentum im meitläuf-
tigen DBerftande genommen, und verfchiedene Far«
ben darunter verftanden. Der Graf Caylus meine, es
fey ein dünner $af, oder Firnis gewefen, deffen man
fih zum Ueberfireichen bedient habe, Plinius fagt z. B.
vom Apelles, er habe feine fertigen Stüde arramento
zenui beftrichen, welches ihm niemand habe gleich hun
Fönnen. Aber eben diefes atramentum muß man von
Feiner ſchwarzen Farbe verſtehen, die ein Gemaͤhlde vers
dorben haben würde,
$ 17.
Die pickura linearis wurde mit Huͤlfe der Reisfeder
gemacht, hauprfächlich wurde fie zu den Umtiffen, und
Schraffiren gebraucht.
Ein gewiſſer Ardices aus Korinth, und Telepha⸗
nes aus Sicyon, ſollen die Erfinder dieſer Kunſt ſeyn,
wie unſer Verfaſſer behauptet: allein ein gewiſſer Egyp⸗
tier Philokles, und ein andrer aus Korinth, Blean⸗
thus ſollen die Erfinder ſeyn. Die erſtern beyden moͤ⸗
gen vermuthlich die Kunſt nur vergroͤßert haben. Arbe-
nagoras hat die Erfindung dieſer Kunſt einem gewiſſen
Krato zugeſchrieben, der aber weiter nicht Bei
en
— —
De Pictura. 461
Den bloßen Umriß deutete man mit einer Farbe
an, und mahlte fie auch mit einer aus, dieß hieß mono-
chroma, ftanzöfifch en camayeux, deutfch grau in grau.
Aleopbantus foll diefe Kunft erfunden, und zum Fär-
ben Flar geftoffene Ziegel genommen haben. Diefer Künft-
ler fcheine ungefehr 150 Jahr nach Erbauung der Stade
Nom gelebt zu haben,
Nachmals nahm man weiße oder rothe Farbe.
Endlich aber, da man einfahe, daß vieles mit einer
Farbe nicht recht ausgedrückt werden Fonnte, nahm man
4Farben, nemlich weiß, ſchwarz, roth und gelb und man
fing nunmehr an die Affekten beffer auszudrücken. Diefe
Sarben hießen colores feueri, und mit diefen fol Apelles
die fhönfte Mahlerey verfertiger Haben. Vermucthlich
hat er die Runft, Vermifhungen anzubringen, verftanden.
In der Folge nahm man fhöne blühende Farben,
die hießen colores floridi.
Man fuchte nunmehr die Glieder, Musfeln, Hand»
lungen und Gebärden gerreuer und ähnlicher zu machen.
Man ſtellte die Figuren in gemwiffen Handlungen dar,
und gab ihnen eben und Grazie. Es mußte daher die
richtige Symmetrie beobachtet werden, folglich mußten
die Künftler die ſchoͤne Natur ſtets vor Augen haben.
Zeuxis, einer der größeen Mahler, mahlte weiß
auf [hwarzen Grund. Andre mahlten rorh auf mweiffen
Boden: Don der leztern Gattung find die Gemählde
im Herkulan. Allein folche Gemählde Fonnten die
Charaktere nicht fo ſchoͤn ausdruͤcken, als es mit meh-
tern Farben möglich ift,
%. 18.
Bularchus, ein großer Mahler, verfaufre an den
Kandaules Koͤnig in Lydien, ein Monochroma, das
eine
Be. Part. IL, Cap. VII,
eine Schlacht und Niederlage der Magneten, in Aſien
vorstellte, um go Talente.
Apgiemon, Dinias, Ebarmadas und vorzig-
ih Sumarus *), ein Athenienſer, thazen fich in diefer
Kunft ſehr hervor. Letzterer druͤckte zuerft das verfchiedne
Geſchlecht aus. [Winkelmann Geſchichte ©. 10. vers
ſteht dieß von der Bildung des Geſichts im jugendlichen
Alter.) |
Cimon bar zuerft von der Seite ftehende Figuren
erfunden: er drüdte die Gefichtszüge fehr guf aus, und
machte Figuren, die aufwaͤrts, vorwaͤrts und rückwärts
fahen; auch die einzelnen Theile der Ölieder, ingleichen
Runzeln und Falten der Kleider drückte er aus, Aelian
Iobe ihn alg einen großen Verbefferer der Kunft. [S.
Coylus Abhandl. ıfler Band ©. 136 jf. wo es anderg
erkläre wird.)
catagrapha, d. i. obliqua imago, franzöfifch figures
de profil, eine Seitenfigur. i. e. die nur von einer Site
gefehen werden kann. Apelles **) fol diefe Kunft zu
mahlen erfunden haben. Deswegen war er bey dem
König Antigonus, in Afien, ſehr beiiche, bey deffen
Abbildung zu Pferde er zuerſt erfand, eine Perfon von
der Seite zu mahlen, um nicht auch das blinde Auge deg
Königs angeben zu dürfen, So ward deffen Schler be-
decke, und das Pferd gehend gebilder.
Panaͤnus, Bruder des Phidias, mahlte dag auf
dem Mararhonifchen Felde gelieferte Treffen der Grie—
chen und Derfer, zwifchen der 82 und often Olympiade.
Er mahlte die damals Fommandirenden Generale nad)
Bildniſſen.
Tima⸗
*) — dieſen und andern ſ. Caylus Abhandl. zter Band ©.
119 F
*+) (Nach Plin. 35, 8. erfand Cimon zuerft die catagrapha ſ.
Caylus am a. O.
De Pidura, 463
Timagoras, ein anderer Künftler aus Chalcis
war fein Nebenbuhler. Er hatte, verſchiedene Wettſtreite
zu Delphi, und zu Korinth mit dem Panaͤnus, worinne
bald dieſer, bald jener den Preis davon trug. [Lay lus
Abhandl. zrer Band ©. 123 ff.]
Paolygnotus war aus der Stadt Thefus und wur
de vor der goften Olympiade beruͤhmt. Er war der. erfle,
der die Gfiedmaffen, durch die Kleider gleihfam durd)=
fheinend angab, und mahlte die Figuren mit offenem
Munde Das Schneidende und Edigte im Geſichte
milderte er, fo daß die Gefichter rund wurden, auch die
Gemuͤthsarten druͤckte er fehr gut aus. Plin. 35. Kap.
6 und 9. Er mahlte den Tempel zu Delphi, und die
große Gallerie, oder Stoa, zu Alten aus. [Caylus am
a. O. ©. 125]
Daufon und Dionpfits waren zwey Künftler, mir
denen Polngnorus verglichen wird, Pauſon mahlte
niedrige, Fomifche und lächerliche Figuren, und Diony»
ſius Menfchen wie fie find, we. Gemählde, die den
Maenſchen am aͤhnlichſten find: Polygnorus erhabene und
tragifche Gegenftände. If. Ariſtotel. Poetid, Kap. 2.
befonders Winkelmann Gefchichte ©. 588 ff. Caylus
Abh. atet B. ©. 128 f.]
§. 19.
Beym Plinius kommen Aglaophon, Cephiſſo⸗
dorus und andere Kuͤnſtler vor, die aber wenig bekannt
find, Vorzuͤglich aber haben ſich folgende Kuͤnſtler be—
ruͤhmt gemacht:
| Apollodorus von Athen, ein berühmrer Mahler
- in der gaften Olympiade. Er erfand eine gute Farben»
miſchung aus verschiedenen Arten, damit er mehr Mans
‚nigfaltigfeie in feine Gemähtde bringen Fonnte, Des:
gieichen
Y
464 Part. II. Cap. VIE
gleichen den wichtigen Vortheil des Lichtes und Schartens
in einem Gemählde, um es auffadender zu machen, und
die hellen und lichten Parthien zu erhöhen. Endlich drückte
er auch diefe verfchiedenen Gefichrszüge des Menfchen fehr
gut aus. [f, Caplus am a. O. S. 131.] Er harte das
Gemaͤhlde des Ajax, wie er vom Blitz erfchlagen
worden, tie auch einen anbetbenden Priefter vers
fertiget. Diefe Gemählde waren zu des Plinius Zeit
noch vorhanden.
Pampbilus aus Sicyon war ein großer Kopf,
Er brachte e8 durch fein Anfehen dahin, daß die edlen
jungen Männer in feiner Vaterſtadt die Zeichenfunft
lersen mußten, Sflaven hingegen diefelbe nie, auch die
Mahlerey nicht erlernen durften. Zehn Fahr mußre
ein Schüler bey ihm zubringen, und jeder mußte den
Unterricht mit einem Talente bezaflen. Aus feiner
Schule war der große Apelles. Dieſer Pamphilus
mahlte ein Stüd, das die Herafliden mie Dehlzweigen, .
und bey den rhenienfern Schug fuchend, vorftelie. [S.
Caylus ©, 134. Winkelmann Gedichte ©. 627.
682.]
Euphranor war Bildhauer und Mahler zugleich.
Er fol die Helden mie einer anftändigen Würde gemahlt
haben: doch zeichnere er mehr gelehrt als fhön. Plinius
fagt von ibm, er habe die Gebeine größer gehalten,
als fie in der Marur wären. Er foll die Figuren allzu-
ſchlank, und die Köpfe zu groß gezeichner haben. (S.
Caylus ©. 134f. Winkelmann S. 684.] Sein Ne
benbuhler war Darrbafius, deſſen Gemählde Tieblicher
waren. Er fagre aber von dem Thefeus, den er und
diefer zugleich gemahfer hatten: der deinige ift mit Roſen
erzogen, der meinige aber mir Fleiſch genaͤhret. Seurie
lebte in der 95ſten Ofympiade, und war der größte Mah-
fer feiner Zei. Weil er fih durch feine Kunſt ein bes
trächrliches Vermögen erworben harte, fo ward er en
u
De Pifura, 465
und verfchenfte feine Gemählde, indem er fagte: daß ihm
niemand feine Arbeit bezahlen Fönnte, Er mahlte einen
Juviter mit den herumfichenden Görtern, einen zarten
„erkules, der die Schlangen erdrücte, und eine Juno
Lucina, bie er ven Agrigentinern fchenfte, und ſich dar⸗
zu die 5 fchönften Jungfrauen aus der Stade geben ließ,
nach welpen er fie verfertigee, und von einer jedem dag
Schönfte abſtrahirte. Ferner mahlte er eine Penes
lope, in welchem Gemählde er den ganzen Charakter
dieſes Frauenzimmers ausdruͤckte. Als er einen Knaben
mit Weintrauben auf dem Kopfe gemahlt hatte, nach
denen die Vögel geflogen kamen, meinte er, daß zwar
die Trauben, nicht aber der Knabe recht feyn müßte,
weil ſich die Vögel vor demfelben nicht fürchteren. Plis
nius fage von ihm: er habe die Köpfe etwas zu groß
gehalten. [S. Winkelmann ©. 686 ff. Gr. Caylus
Abh. 2. B. ©. 56 ff. wo er auch vom Parrhafius, Ti⸗
mantes, Pamphilus und Apelles handele.)
| Parrhaſius aus Ephefus, war fein Zeitgenoffe
und Nebenbuhler. In feinen®emählden herrſchte Sym⸗
metrie und Grazie, und die Konturen und dag Bedeuten«
de in den Geſichtszuͤgen verfertigte er vortreflich ). Auch
in Haaren fuchre er die Parrhien gut auszudrüden.
Deuris harte mie dem Parrhafius einen Wettſtreit: der
‚ erftere mahlre Weintrauben, worauf die Vögel geflogen
kamen: der andere aber eine Leinewand, wo ein Ge—
maͤhlde darunter zu hängen fchien, die Zeuxis ——
wollte
*) [Plin. 35, 10. ſchreibt Parrhafius Ephefi natus et ipfe mul-
ta conſtituit. Primus ſymmetriam picturae dedit, primus
argutias vultus, elegantiam capilli, venuftatem oris, con=
feflione artificum , in lineis extremis palmam adeptus. Pros
perz im sten Buch 7ten Elegie, (mo er mehrere alte Künft«
ler charakteriſirt,) im Iıten und 12ten V.
In Veneris tabula ſummam fibi ponit Apellet-
Parrbafins parte vindicat arte locum.]
©g
466 Part. II, Cap. VL.
wollte, und fich betrogen fand, Daher des Parrhafius
Gemählde, um fo viel höher aefchäge wurde, meil es
fchwerer war, einen fo. großen Mahler, als unvernünf-
tige Vögel zu hintergehen. Quinktilian hat in feinen
Inftitutt. Orator. XII. 10. zwiſchen diefen beyden Künfte
lern einen ſchoͤnen Vergleich gemacht.
Winkelmann [Seh d. K. ©. 685.] ſagt vom
Parrhaſius: er war der erſte, der den Geſichtszuͤgen
ein holdes Anſehen gab; aber in der Wiſſenſchaft der
Muskeln muß er andern nachftehen. [S. auch Win-
en — 483. 793. Rambach Geſch. der Mahleren
89
Nicias, ein beruͤhmter Mahler. Die Homeriſche
NMekromantie, oder die Befragung der Todten, um
die fünfrigen Schickſaale fcheine fein größtes Werf zu
feyn. 6o Talente wurden ihm für diefes Gemaͤhlde ge⸗
boten : er ſchenkte es aber lieber feiner Vaterſtadt Arhen. —
Dieſen Gegenſtand hatte Polygnotus vorher ſchon
zweymal, einmal zu Delphi, und das andre mal zu
Arhen gemahle. [S. Paufan. 1. ©. 866.970. Win
kelmann Monum. antiq. ined, nr. 157. und in feiner Ge.
en 8. ©. 888 fr Or, Caplus am a. O. ©.
139
Timantes, ein berühmter Mahler. Plinius
fagt von ihm: man muß bey feinen Gemählden mehr
denfen, als ausgedrüce ift d. i. wag die Kunft nicht aus
druͤcken kann. Er war Meifter, die Sachen ftarf anzugeben.
Attalus wollte für ein Gemählde von ihm 100
Talente geben. . Er mahlte einen fchlafenden Cyklo⸗
pen auf ein Eleines Zäfelgen und darneben Satyros; die |
feine Daumen mit ihrem Thyrſus maßen, um feine 7
Niefengröße anzudeuten, und einen ſchoͤnen Helden,
der zu — im Friedenstempel aufgeſtellt war.
Kupenis
De Pictura. 467
| Eubpenides, Echion und Therimachus lebten auch
damals, und waren berühmte Meifter.
Apelles, aus der Inſel Kos, ein Schüler des
Pamphilus und der größte Meifter feiner Kunft, die in
dem großen YAusdruf, und wahren Schönen befand,
Er war nicht allein Mahler, fondern auch Gelehrrer,
Er erfannee andrer Künftler ihre Verdienſte, und lieg
ihnen Gerechrigfeit wiederfahren, z. B. er ließ und ers
kannte dem Amphion den Vorzug in der ganzen Ans
lage und Anordnung eller Figuren zu; und den As—
Elepiodorus den Borzug in der verhältnismäfigen-
‚Entfernung ‚der ‚Figuren von einander. Bey Alexan—⸗
‚dern dem Großen war er fo beliebt, daß ihn niemand
‚weiter, als nur er mahlen durfre. Eine Denus Ana
dyomene, die aus dem Meer herausfteigt, war eing feis
ner größren Gemählde Y. Noch eine andre Venus, zu
der er das Modell von der Kampafpe, Maitreſſe des
Aleranders, nahm, hatte er zwar angefangen, allein er
arb vor deren Endigung, und Feiner der damals lebens»
den Künftfer wagte es, diefes Stuͤck zu vollenden, wie
Cicero bezeuger. [S. Br. Caylus am anaef. Drre. ©.
138 f. Winkelmann ©. 49. 627. 704. Properz in
der vorhero angeführten Stelle]
Arifkides, war fein Arhenienfer, tie Ernefti be>
hauptet, fondern ein Ihebaner, wie Plinius und ans
dere berichten. Er war der erfte, der feine Aufmerffams
keit auf den Ausdruck der keidenfchafren richtete und er
rückte die Affekren fo narürlich aus, daß er das Kolo—
| G32 rit
* F&. Plin. 3°,10. Ueber dieſe Venus Anadyomene hat Gr.
Caylus eine eigene Abhandlung geſchrieben, und einige Sinn⸗
gedichte aus der griechiſchen Anthologie auf dieſes Gemaͤhlde
uͤberſetzt und erlaͤutert, im ıfen Band feiner Abhandlungen
©. 153 ff]
468 Part, II, Cap, VII,
rit etwas darüber vernachläffigee *). Er mahlte ein
Stuͤck, das eine eroberte Stade vorftellte, welches Ale-
yander der Große aus Theben nach Pella bringen lafs
fen: darauf fah man unfer andern eine toͤdtlich verwun—
dere Mutter , an deren Bruſt ihr Kind noch trinfen
wollte, und in den Mienen der erften fahe man ihre Bes
forgniß , die eingefogene Milch möchte ihrem Kinde
toͤdtlich werden. Ferner mahlte er einen Sterbenden,
mit allen gewöhnlichen Zeichen folcher Perfonen An
der Kunft Kranfe vorzuftellen, fol er es außerordentlic)
weit gebracht haben, Der König Attalus fol ein Ge⸗
mählde diefer Are für roo Talent von ihm gefauft has "
ben. Er mahlte auch eine Schlacht mir den Perfern, °
worauf 100 Menſchen zu ſehen waren.
Drotogenes aus Rhodus, war feht arm, aber '
doch in feinen Arbeiten fehr fleißig. Er fol bis in fein
so Jahr Schiffe gemahle haben. Winkelmann ©.
795. ſagt: er habe Schiffe angeftrihen, und an dem
Hintern Theil derfelben die üblichen Gemählde angebracht.
Apelles vergrößerte feinen Ruhm, da er vorher unbe—
kannt und von feinen Landsleuten nicht fonderlich ge»
fhägt worden war, dadurch, daß er ſagte: er fey nach
Rhodus gefomimen, um des Protogenes Gemählde zu
faufen, und unter dem Namen der feinigen wieder zu
verfaufen. Da die Rhodier diefes hörten, wurden fie
auf feine Sachen aufmerffam, und bezahlten fie ihm
fehr gut, Er mahlte das Propiläum zu Arhen aus.
As Apelles nach Rhodus Fam, um den Protogenes ken⸗
nen zu lernen, und ihn niche zu Haufe antraf, mahlte
er in deffen Abwefenheie, mit dem Pinfel, eine fo feine”
tinie, daß Protogenes gleich die Hand des Meifters
Fannte. [Plin. 35, 10.] Hier ift die Frage, was das
für eine &inie gewefen ? einige [wie Rembach am e D.
x 93.
*) [Winkelmann &. 705. Gr. Caylus Abhandl. Th. I, ©-
60 ff. und 136 f.3 4% RENT
— —
**
*
De Pidura, 469
S. 93.] verftchen es von einem bloßen, aber fehr feinem
Strich; andere aber verfichen es von einer Schoͤnheits⸗
linie, und dem Kontour einer fehr fehönen Geſtalt. [So
Gr. Caylus in ſ. Abhandl. ıfter IH. ©. 124 ff. wo er
fehr mweirläuftig von diefer Stelle des Plins und von
dem Prorogeneg handel. S. aud) ©, 140.]
Nikomachus mar der erfte, welcher den Ulyſſes,
mit dem ihm gewöhnlichen fpigigen Huthe, oder Muͤtze
vorftelle. — Hieraus folgt, daß die gefchnittenen
Steine alle nach der Zeit find verfertigee worden, weil
fig ihn ftees fo abbilden. [Winkelmann ©, 705 f.
Caplus zrer Th. ©. 137.]
$. 2%
Wände von Privarbhäufern wurden nicht, Wenige
fteng nicht von großen Künftlern bemahle: Hingegen an
öffentlichen Gebäuden gefchah cs. Man weiß dieß von
der SoX romırn und von dem Propylaco zu Athen, wels
ches öffeneliche Gebäude waren. Allein es ift noch die
Stage, ob die Gemählde wirklich auf die Wand ges
mahle? oder nur an derfelben angemacht gewefen? man
Fann dieg nicht zuverläßig enrfcheiden.
rhyparographica waren Stücke, wo niedrige Gegen⸗
ftände, 3. B. Bierſchenken, Garkuͤchen, Tiſcherſtuben
u. ſ. w. vorgeſtellt wurden. Die Kunſt kann ſich
zwar in denſelben auch zeigen, aber nicht edel und groß
genug. [f. Plin. 38, 10. Aelian, var, hit, IV. ©
3. Kap. Rambach ©. 87.]
choragraphica find Mahlereyen, die Sandfihaften,
Proſpekte, Ihäler u. f. fe dem Auge darftelen. Mur
erwecken ſolche Gemählde Feine große Idee: die Kunft
ift übrigeng niche zu verachten, wenn fie der Natur
treu bleibe.
Ög; 5'218.
470 Part, IL Cap. VI :
hirats
Die verfchiedenen Schulen der Alten hatten im
Mahlen ihre befomdern Manieren, wie Plinius, Hillor,
natur- Libr, XXXV. c, 10, berichte.
Seit ungefehr 300 Jahren ift die Mahlerey wieder
getrieben worden. Die Italieniſche, YTiederländi-
ſche, Sranzöfifibe und Deutſche Mahlerfhulen find
befannt. Die Stalienifche wird wieder in die Römifche,
Slorentinifbe und Denetianifche, oder Lombardi-
ſche abgerheilt. Unter den alten Schulen war die Afia-
tifche und hHelladiſche bekannt. Mach der erftern bil«
deren fich griechifch afiarifche Künftler; die andere aber
* u
wurde von europäifch » griechifchen Künftlern gefucht, 4
und nachgeahint. Auch im Stil war unter diefen beiden
Schulen ein Unterfihied: der Aftatifche way weichlich,
fhön und luxuriant; der Helladiſche ftreng and Forreft.
Um des Eupompus willen, wurde die Heladifche Schu« ;
fe in drey Unterſchulen gerheile Die Abkömmlinge
derfelben waren: die Joniſche, Sicponifche, und
Attiſche Schule. Sie waren alle dreye fehr berühmt.
[S. Winkelmann ©, 626 ff. ]
$. 22,
Bon der Maglerfunft der Griehen Fönnen wir‘
nicht richtig und entfcheidend ureheilen, weil die Denf-
mähler der-Mahlerey ganz verlohren gegangen, Bon
der Bildhauer » und DVildgießerfunft hingegen Fönnen
wir mie Gewisheit entſcheiden. Du Bos in Reflex. fur la
poefie et la peinture, und der Graf Caylus wollen einige
Stüde gefehen haben, tie fie fehr radeln, und die alte
Kunft darinnen nicht finden wollen. Allein dieß Fönnen
Stuͤcke von ſchlechten Meiftern gewefen feyn, und Win-
felmann ift mit ihrer Entfcheidung ſchlecht zufrieden.
- Zu Rom und Dorrici hat man fehr Eofibare Wandges
j mählde
De Pidura, 471
mählde noch entdeckt, woraus die große Kunft ſattſam
hervorleuchtet. Mahlten nun große Künftler nicht leicht
auf Mauern, fo kann man fehliegen, daß die Gemaͤhlde
nicht einmal von großen Künftlern gearbeitee worden.
NEE ET
Carl Perrault, nebſt verfhiedenen andern Fran⸗
zofen des vorigen Jahrhunderts, radelten auf eine un«
verfchämte Are ale Schriften der Griechen und Römer,
und gaben ihrer Nation den Vorzug vor allen andern.
Dargegen fchrieb Anton Blackwall, de praeftantia
claſſicorum auctorum *), worinne er den unbilligen Tadel
der Franzofen widerlegte. Auch Schwift har diefe
Sranzofen auf eine feine Are widerlegt, in dee Schrift
Blattle ofthe Books, Unter andern £adelten fie auch die
Mahlerey, und zwar aus dem Grunde, weil nichts auf
die Nachfommen gefommen wäre: und wenn man ihnen
die Zeugniffe der größren Männer enrgegenfeßte, fo
behaupteten fie, man wäre parcheyifch, oder man ver—
ftünde die Sache nicht. Allein dick war leicht geſagt,
nur fchleche bewiefen. Es ift nicht wahrfcheinlih, daß
ſich die Alten fo fehr von der Wahrheir follten entferne
haben, zumal da ihre Nachrichten fonft treu find. Fer—⸗—
ner fchrieben dieſe Leute auch zu der Zeit, da die Kuͤnſt—
ler lebten; ja Könige würden nicht fo große Summen für
dergleichen Gemählde bezahle haben, wenn fie nicht fehr
ſchoͤn geweſen waͤren.
———
Von Rom kann man nicht ſagen, daß gleich vom
Anfange Mahler daſelbſt geweſen. Indeſſen behauptet
Gg 4 Pli-
H [Aus dem Englifhen ins Lateinifihe vom Georg Yein-
rich Ayrer, Leipzig 1735. 8. überlegt, und mit gelehrten
Anmerkungen auch mit der Gefcichte des darüber geführten
Streits bereichert.)
472 Part, IT. Cap. VII,
Dlinius, daß fhon vor Erbauung diefer Stadt, Ges
maͤhlde don Etrufeifhen *) Künftlern verfertiget worden
wären: z. B. in Ardes, Laͤra, und andern Drten.
Baius Fabius Piktor war der erfte Nömer, der
fih im 45ſten Fahre nad) Erbauung der Stadt aus-
geichnere. Er mahlte den Tempel der Göttin Salus
aus, und erlangte nad) und nach die höchften Würden,
Pakuvius war zugleich Dichter und Mahler. Er
mahlte den Tempel des Herkules auf dem foro boa-
rioaus [Gr. Caylus, in feinen Abh. zter Band, ©.
141 ff. Winkelmann Sefgichte d. K. ©. 610 ff.]
Turpilius, ein römifcher Ritter, lebte in Verona,
und mahlte gur.
Don wen die Roͤmer das Mahlen erlernt haben,
Fann mir Gewisheie nicht beftiimme werden: doch glaube
man, von Etrufeifchen Künftlern härten fie die Grund«
fäge befommen.
Nach und nad) fing man bey Triumphen an, durch
Bemählde die Hauptbegebenheiten vorzuftellen, 3. ©.
den Sieg des Lucius Bornelius Scipio, über den
Antiohus u. f. w,
Lucius Wummius war der erfte, der Gemaͤhlde aus
Griechenland und zwar aus Korinth nach Rom brachte.
Liber pater, vom Ariſtides verferriger, iſt, wie
man alaubt, das erfte Bild, fo nach Kom fam, und
in den Tempel der Ceres von dem Gieger verehrt wurde,
Mummius lieg nur einen vergolderen Bacchus, und
einen Herkules von Holz in Korinch; alles andere
aber wurde auf feinem Befehl weggefchaft. 2
ulla
*) "Bon der Kunſt der Hetrurier und ihren Nachbarn, den
| Samnitern, Volsfern und Campaniern handelt Minkels
mann im sten Rap. f. Geſchichte ©.135 ff.]
De Pictura. 473
Sulla ließ den Tempel der Goͤttin Fortuna, zu
Praͤneſte aufführen. Diefer Tempel lag an einem Bers
ge hinan, und harre 7 Abfäge: auf dem vierten Abfaß
lag eine Vorhalle, wo der Fußboden Mufaif ausmachte.
Diefer Fußboden ift jege im Pallaſt Darberini.
©. Winkelmanns Geſchichte der Kunft, Wiener
Ausgabe p. 766. [und Gr. Caplus ‚von den vorberges
henden und folgenden ©, 144 ff.]
Skaurus, der Stiefſohn des Sulla, der Aedilis
war, ließ ein fhönes Theater auf etliche Tage aufführen,
um dem Volke Schaufpiele zu geben, und damir er
daffelbe defto mehr verfchönern Fonnte, nahm er theils
Gemählde aus Sycion darzu, theils aber Faufte er
noch etliche.
Cukullus und Rnejus Dompeius liebten gute Ges
mählde fehr. Der erftere bezahlte eine Kopie vom Pau⸗
fias mit 2 Talenten.
Julius Cofar char ein gleiches: er fammlere Daf-
tyliothefen und Gemählde, und ftellte felbige in den Tem⸗
pel der Denus Genetrir auf.
Agrippa, Schwiegerfohn des Kaiſers Augufts, ein
fonft roher Soldar, Faufte viel Gemählde und ſchmuͤckte
feine $andgürer und Bäder damir aus. Unter andern
erhandelte er auch das Stüf, wo Aiax vom Bliz ges
teoffen wird.
Auguft und Tiberius waren große $iebhaber der
Kunſt. Der erftere ließ zwey Gemählde auf dem foro
boario aufftellen, wovon eins den Krieg und dag andere
den Sieg vorftellte. Er fchenfee Gemählde in Tem»
pel, und erbaute eine Rurie, die mit Gemählden aus»
geziert wurde,
9 5 | Aber
474 Part! II. Cap. VII,
Aber nunmehro Fam die Kunft ihrem Ende nahe,
Plinius nannte fie deswegen morientem artem.
25.
Gemählde von der alten Kunft find im ı6ren Jahr⸗
hundert wieder gefunden worden. Die Liebe zu den Wife
fenfchaften machte, daß man in den verfallenen Gebäuden
und Ruinen nahgrub, und befonders nächft an der
via Appia zu Nom, Gemählde entdeckte, wornach fich
die damals lebenden Künftler bilderen. Die berühmte.
ften Künftler waren :
Michel Angelo Buonarotti war zugleich, Ar
chitekt, Mahler und Bildhauer, und machte den erften
Riß zur großen Perersficche in Nom. Er arbeitete viel
Statuen für den Grosherzog von Florenz. Aber fein
Kolorit war nicht fhön. Er Fonnre niche die fröhliche
und heitere Ruhe ausdruͤcken, welches man an ſeinem
Gemaͤhlde, dem Juͤngſten Gericht, wahrnimmt.
Winkelmann fagt von ihm: wer eine Arbeit von die-
ſem Künftler gefehen, har fie alle gefehen. Er har
einen Moſes gehauen, der in Nom in der Perersfirche
ſteht. Ludovico Dolce fagt von ihm: feine Zeichnung
war ſtark und Fräftig.
Rapbael von Urbino war fein Zeifgenoffe und
ungemein, ftarf im Zeichnen. Sein Kolorit ift fehr
fhön. Man entdeckte zu feiner Zeie in dem Pallaft
des Titus eine ganze Reihe von Zimmern mir Ge-
mählden, die zum Theil noch unbefchädiger waren, nach
diefen ließß er feine Schüler zeichnen. Er hat die be»
rühmten Gallerien-im Vatikan gemahle, und wird
für den größten Künftler gehalten. Seine Zeichnung
ift rein, EForrefe und edel. Ein Srüc von ihm iſt die
Arbenienfifbe Schule. Die größten Künftler er
ich
De Pifura. 475
fih nach ihm zu bilden geſucht, zum Beweis Fann der
berühmte Mengs dienen. _ 4
Titian hat fid) durch fein fhönes Kolorir ganz bes _
fonders ausgezeichnet. Er ftiftere die Lombardifche
Schule, und war fehr beliebt. Beſonders war er ein
Liebling Kaifer Karls des V. der ihn oft in feiner Mah-
-Terfchule befuchre.
Diefe drey Männer Fönnen mit Recht die Wicders
herfteller der Mahlerey genennee werden,
. cf. Giov. Ciampini vetera monumenta, [Webbs
Unterfuchung des Schönen in der. Mablerey.]
Alte Gemähflde find *);
Kine Denus su Rom im Pallafte Barberini,
daran Karl Daratti viel ergänzen müffen.
Die Aldobrandinifche Hochzeit. Diefes Ges
mählde hat feine Benennung von feinem Befiger ers
halten.
Boriolan ift da, wo ehemals das Gruppo des
Laokoons fand.
Der Oedipus ift das fchlechtefte der übrigen Ges
maͤhlde, meil es viel gelieten.
, Sieben Bemäblde, in dem vormaligen Kole.
gium der Jeſuiten. Die beften darunter find: ein Sa.
tpr, der aus einem Horne trinft, und eine Fleine Sand»
fchafe mit Figuren.
Sn der Dille Albani, find noch berfchiedene
Stüde.
Hierzu find noch die Herkulaniſchen und Pompe—
ianifchen Gemaͤhlde zu rechnen. Man überftreiche fie
heut zu Tage niche mehr, fondern bringt fie gleich unter
Glas, damit die Luft nicht darzu kommen möge,
In
*) [S. Winkelmanns Geſch. d. K. S. 560 ff.]
476 Part, II, Cap. VII,
In den Bäder des Titus har man noch Gemählde
entdeckt, die man von einem Kupferftecher Pirameſi in”
Nom in Kupfer gefiochen worden.
26.
Man Fann aus diefen Gemählden ziemlich ſehen,
wie weit eg die Alten in der Kunft gebracht haben. Und
dieſe Kennenis ift für den Künftler und Dilertanten
brauchbar. Der Künftler kann dadurch erfinden lernen;
und der Gelehrte durch gure Zeichnungen einen anfhau«
enden Begrif von vielerley Gegenftänden befommen,
Unter den Herfulanifchen Gemälden find die Taͤn—
zerinnen, Tentsuren, und der Apollo mit den Mu⸗
fen, die fhönften. [Sie fichen auch, eben nicht zu
ſchoͤn nachgezeichner, in den Denfmählern des alten
Toms, oder Sammlung der vorncehmften und noch in
Nom vorhandenen Alterehimer nah Barbaults Zeich>
nung, nebft einer Erklärung derfelben; aus dem Sranzds
fiſchen überfege, mie 6o Kupfertafeln. Augsburg 1782.
Fol. ©. 40 befchrieben uud Mr, 52, 53. 54. gezeichnet.
©. auch oben zum ııten $.]
Man hat in England das Herfulanifche Werf
ing Eleine zu ziehen angefangen; diefes Unternehmen
aber ift durch den Neapolitanifchen Gefandten in $ondon
unterdrückt worden. [In Paris fchön, in Augsburg
nur im Umriſſe hat man die Herful. Alterehümer nachzus
machen und fürzer zu befchreiben verfuhe. Man f. auch
Joh. Winkelmanns Sendfchreiten von den Herful,
Enrdefungen, Dresden 1762. 4. und Obferuations fur
les Antiquites d’ Herculanum, avec quelques Reflexions
fur la Peinture et la Sculpture des Anciens; et une courte
defeription de plufieurs Antiquites des environs de Naples,
par MM. Cochin et Bellicard. fecond, Edition. Paris 1757-
g. mit artigen Kupfern, im Kleinen.) R
1
De Pi&ura, 477
In alten Mfpten finder man noch Gemählde 3. B.
in einee Aandfchrift des VDirgils, und Terenz in
Rom, fie find aber ſchlecht und ohne ich und in deg
Dioscorides zu Wien.
0. 027:
Hierzu gehörige Bücher find:
Admiranda romanarum antiquitatum as veteris ſcul-
pturae veftigia a Petro Bartolo delineata, opera Bellorii
&c, Rom 1738. Fol.
Michael Angelo de la Chauffe, Romanum Mufeum,
Kom 1707. in 2 Fol. B
Bernhard ab Oberbecke, Reliquiae vrbis Romae,
Amfterdam 1708. 3. Tom,
Petri Arringii Roına fubterranea,
Pitture di Ercolano,
Recueil des peintures antiques,
9.728: 9)
Das 35. 36. und 37. Buch, in des Plinius Hi-
ftoria Naturali handele von der Kunft,
Durand ein Franzog, har das z5fle Buch des
Plinius überfegt, und aus dem Todice Mſpto Vofliano
verbeffer. Doch ift die Ueberfegung nicht ganz richtig.
Salconet har die drey legtern Buͤcher des Plinius auch
überfegt: aber den Sinn nicht allemal richrig getroffen.
Er ift mehr Künftler als Gelehrter. Der Graf Carlus
hat des Durands und Falfoners Meberfegungen ſehr ges
tadelt und zu verbeffern gefuchr.
cf. Buͤſchings Geſchichte der bildenden Kuͤnſte
und Wiflenfchaften.
*) [S. zum ıften $. biefes Kap. ]
Francifeus
478 Part, I. Cap. VII.
Franeifcus Funius de pictura veterum in 4. und
beſſer in Fol. Fuͤr den Gelehrten koͤnnte es noch eher
als fuͤr den Kuͤnſtler brauchbar ſeyn. Es iſt beynahe
ohne allen Geſchmack nur kompilirt.
Winkelmanns Geſchichte der Kunſt.
von Scheib, unter dem angenommenen Namen
Roeremon, Natur und Kunſt in Gemaͤhlden, Leipzig
und Wien. 1770.
Oreſtrio, von der Kunft der Zeichnung: mit theo-
retifchen und praftifchen Anmerfungen.
Richkardfon, Traite de la Peinture,
Ludovico Dolce, fulla pittura.
Giorgio Vafari , vite de Pittori antichi,
Carlo Dati, vite de Pittori antichi,
Durand Dialogues de la peinture antique.
Felibien Entretiens fur les Vies des plus celebres Pein-
tres. Sonden 1705. 12. IV. Band, deutſch. Hamburg
1711. 12.
[De.Piler Abrege de la vie des Peintres, 1699.
Krieifche Berrachtungen uber die Pocfie und Mahr
lerey, aus dem Franzöfildyen des Herrn Abres Di Bos
Kopenhagen 1760, 1761. drey Thy, in 8.
Notice generales des Graveurs diviles par Nations,
et des Peintres, ranges par Ecoles, precedees de? hiftoire
de le gravure et de la peintures depuis l’origine de ces arts
jusqu’ a nos jours’et fuivies d’un catalogue raifonne d’ une
colledtion choifie d’eftampes, Par M. Huber Dresden
und $eipzig 1787. gr. 8» —
Recueil de Peintures antiques trouyées a Rome; imi-
tees fidelement, pour les couleurs et le trait, d’apres les
defleins colories, par Pietro [ante Bartoli et autres Deih-
nateurs. Seconde edition, tom. I. De !’Imprimerie de
Didot l’aine, aus depens de Molini et deLamy, Libraires.
Paris
J
De Pictura. 479
Paris 1783. gr. Fol. Graf Caylus gab mit Mariette
1757 einen Recueil de Peint, antiq. de Pietro-fante Bar-
tolo heraus. Es waren ausgemahlte Kupfer, welche
die alten vollfommen darftellen follten. Man trägt ſich
damit, daß nur 30 Exempl. abgezogen feyn, und die Plat⸗
ten hierauf feyen vernichter worden, um dem Werfe eine
recht große Seltenheit zu verfchaffen. Der Preiß des
Werfes ſtieg alfo bis aufs Unglaubliche, und in den letz⸗
tern Fahren gieng ein Epemplar in einer Auction zu
Paris von M. Gourtard für 2272 Livres weg. Wie
de Büre erzähle, war im Anfange der Preiß 200 Livres.
Zu verwundern ift es, daß Mariette noch 1764. ein
Eremplar nah Nom verfaufen Fonnte, und zwar um
30 römifche Scudi, welches damals für einen hohen
Preiß angefehen war. Sein Brief ſteht in den Let-
tere Sulla Pittura vol, V. S. 269. Nach des Mariers
te Tod fenn, (fo heiße es,) die Platten in der Auction
als unbrauchbar verfauft worden, und von dem Käuferan
einen Kunftliebhaber, den General» Pächter de la Bor⸗
de gefommen. Diefer habe gewußt, fie wieder in
ihren vorigen Zuftand zu fegen. Im J. 1783. er
fhien mie aller typographiſchen Pracht der Text zu
34 Tafeln, und ein gemahltes Kupfer Eofter im Durchs
fhnite eine Piftole. Allein es find nur Copeyen von
Copeyen, und felbften auf die Farben kann man fich
nicht verlaffen, weil fie nicht in allen Epemplaren
glei find. Mehreres davon kann man finden in den
Goͤttingiſchen gel. Zeit. vom 5. 1784: im 87 Stuͤcke.]
Cap.
480 Part, IL, Cap. VIII.
—— — — DS ee
Cap, VIII.
De
AT.Eh re u 2%
6 %
Die dringende Nothwendigkeit trieb die Menſchen
zur Baukunſt an. Sie mußten ſich vor Hitze,
Kälte, Regen und andern Unbequemlichkeiten zu ver-
wahren fuchen: und da die Gemeinfchafe der Güter
aufhörte, mußten fie auch Pläge haben, wo fie ihr
Eigenthum verwahren Fonnten. In den warmen $äne
dern war eg vielleicht möglich, daß fie in Gebüfchen,
Höhlen und Grorten wohnten, bis fie Leimwand er:
fanden, aug der fie ſich Zelter bauren. Dieß gieng
nun wohl in warmen, aber nicht in Falten ändern an,
fie müßten fi) denn unter der Erbe angebauet haben,
wie Tacitus von den alten Germaniern fhreiber Die
Menfchen fahen vielleihe Schwalben fih Mefter aus
Leim bauen, und dieß fiheinen fie nachgeahme zu
haben 9, Sie machten alfo Leimhürten, aber nur die
Wände,
) (Warum follen fie Thiere nachgeahmet haben? die Noth trich
die erſten Menfchen an, einen Zufluchisort zu ——
en,
De Architelura, 481
Wände, mithin waren fie von Furger Dauer. Hier»
auf machten fie tan der Sonne gebarfene Steine
aus Lehm, und nach und nach lernten fie diefelben
brennen. Endlih kam man auf eine gufe Archicefe
eur. Jemehr oder weniger Wig und Erfindungsfraft,
[befonders Euitur] eine Nation Hatte, defto cher, oder
fpäter fieng man an, dauerhaft und ordentlich zu bauen.
Die Phönisier und Egyptier werden für die erften
gehalten. ie haben cher Gebäude, als die Araber
und andere Völker gehabt. So haben auch unter den
Griechen die Arhenienfer eher, als die Spartaner ges
bauet. Die Sieren trugen ferner viel darzu bey. An
manchen Orten verrichteren Mannsperfonen das, was
an andern Orten die Befchäftigung der Frauenzimmer
war. Die Egyprier liebten in ihrer Bauart das Daus
erhafte und Sefte, weil ihr fand der Ueberſchwemmung
des Nilftroms ausgefege war. Durch die Griechen
wurde die Baufunft nach und nach zur VBollfommens
heie gebracht; fie Fam auch von dort aus nach) Nom,
aber da fieng fie an unter den Kaifern wieder zu vers
fallen und der [höre Baugeſchmack gieng nad und
nach verlohten. Im 8ten und gten Jahrhundert
nach Chrifti Geburt wurde dee Gorhifhe Geſchmack
eingeführt,
& 2% |
©. Arab, Sellery’s antiquities of Palmyra, $ondon
1696, in 8. Huͤbner hat es überfege, Lunfer dem
Zitel,
Höhlen, oder fie errichteten urfpränglih Huͤtten und Zelte,
dann Fam man auf Gebäude von Holz, von Ziegeln, und
vielleicht frühe fchon von Steinen. Schon vor der Noachi⸗
fhen Sündfluth waren Wohnungen und Bauart, Den Ur⸗
fprung der Baukunſt darf man nicht bey einem Volk allein
fücden.] |
5
482 ‚ Part. II. Cap. VII.
Titel, Antiquitäten von Palmpra oder Tadmor
Stanffurt 1716. 8]
In diefem Sahrhundere haben drey angefehene _
Männer, nemlih Bouverin, Dawkins, und Robert
Wood die Palmprsnifchen Alterehämer und Meber«
bleibfel von dieſer ehemals berühmten Stadt des Orients
unterſucht. Die beyden erften trafen ungefehr im Jahr
1750, ihre Reife nach Athen an: unterwegs £rafen fie
zwey Englifhe Mahler, nemlich den Stuart und
Revett. Bouverin ſtarb auf der Inſel Negroponte.
Dawkins fegte die Reiſe weiter fort und nahm den Ro⸗
bere Wood mie. Im Jahr 1753. gaben fie zu London
ihre Werk heraus )Y. Dawkins fiarb 1768. zu früh für
die Künfte, Die beyden Mahler Stuart und Revett,
brachten das erfte Jahr größtentheils in Dalmatien zu,
hierauf giengen fie nach Griechenland, wo fie fi) vier
Jahr aufhielten, 1754. Famen fie in Marfeille wieder an.
Stuart genoß vom Dawfins alle Bequemlichfeiten. —
Diefe berühmeen Männer behaupten, daß die Baukunft fpäs
ter alsdie Bildhauerf. eneftanden: fiefagen, der Bildhauer
habe Menfchen, und die fchöne Natur zum Gegenftand,
der Architekt aber muͤſſe felbft Anlage und Erfindung
‚haben. Der Grund ift richtig, aber doch noch nicht hin«
reichend. Sie bezichen fich auf den Tempel des Theſeus
und der Minerva zu Achen, wo vollfommen gearbeitere
Stuͤcke, aber nicht gute Baukunſt angetroffen wurde.
Allein dies gile nicht von allen Gegenden, denn z. B.
in Phönizien ift die Baukunſt wahrfcheinlich früher ges
weſen. [Sjn der Gefhichte der Baufunft muß man un—
terfcheiden die erften Bemühungen der Menfchen, unter
einiger Bedeckung vor Sturm, Wetter oder Thieren
ficherer zu wohnen: da ift überall; wo mehrere —* |
ich
*) [The Ruins of Palmyra, otherwife Tedmor in the Defar
gondon 1753. Fol.]
— ⸗— —
— — 2 rn |
in ee —
De Architelfura. 483
fih aufbieleen, der Gebrauch, ſich leinige Wohnpläge zu
errichten, urfprünglich gewefen. Noch heut zu Tag
wohnen Samojeden und andere nomadifche oder rohe
Völfer unter folchen ſchlechten Wohnungen. Dieg ift
aber nicht eigentliche Baukunſt. Dann unterfcheide
man öffenel. Gebäude und Privarwohnungen. Allein die
Baufunft ift weder cher noch fpärer, als andere Kuͤnſte
ausgebilder worden, wie diefes umftändlich zeige D. Chris
ſtian Ludwig Stieglig in feiner Befchichte der Sau⸗
kunſt der Alten. Seipzig 1792. gt. 8. ©. 6. ff. Dieſes
Buch verdientsals ein Commentar über diefes Erneſt. 8,
nachgelefen zu werden. ]
Hadrian, Diokletian und andere haben fchöne
Gebäude in Nom aufgeführe: aber, die Sfulptur fiel zu
ihrer Zeit, und war weiter hin ſich nicht mehr ähnlich,
da die Archirefrur immer noch vieles leiftere,
cf. Voyage de Syrie et du montLiban contenant par
Monf. de la Rogue Amflerd. 1725,
—
Es giebt Gelehrte, welche aus dem iſten Buch Moſis
cap. 4. behaupten wollen, Kein habe zuerft zu bauen
angefangen. Dies rhur befonders Peirerius in feiner
Abhandlung de Praeadamitis, Es wird nemlich in an«
geführter Stelle einer Stadt gedacht, melde Kain foR
erbauer haben. Allein man muß den Begrif, den man
heue zu Tage von einer Stadt har, bey Seite fegen,
und unter dem Wort Stadt, nur zufammengebaufe
Hürten und Höhlen, wo die eure eingefchloffen beyſam⸗
men lebten, um vor Näubern und Thieren ficher zu feyn,
verftehen.. So beftund z. B. Athen im Anfang aus
Höhlen, und Rom aus Strohhuͤtten. Etliche Jahre
hundert hernach, da die Menfhen zahlreicher wurden,
müffen vielleicht ſchon einige ziemlich begrächtliche Ges
Hh 2 bäude
484 Part, II, Cap. VIII,
bäude aufgeführt worden feyn., Man fann dieß aus
dem Gebäude des Ffo@, und aus dem Babplonifchen
Thurm fließen. Desgleichen ſoll Nimrod eine
Stadt angelegt haben. Auch Sodom und Gomorra
waren damals befannte Städte, doch Fann man nicht far
gen, daß fie ſchoͤn gebaut gewefen.
Goquet fagt, einige Jahrhunderte nach der Suͤnd⸗
fluch fey die Architektur ſchon in gutem Stand gewe—
fen: allein dieg ift ohne Grund, denn die Tempel wurs
den damals noch ohne alle Kunſt erbauer. In der Fols
ge wurde die Kunft zwar verbeffere, aber der Privat»
mann lebte noch in ſchlechten Hütten. So bewohnte
z. D. felbft Romulus eine Strohhuͤtte. IS. Stieglitz
©. 24 ff. 33 ff- 369 ff.)
u —— — *
$. 4 :
lignum rude is e, Holz, wie man eg hauf, war die
erite Baumarerie. Hierauf nahm man Lehm, den man
mie Stroh vermiſchte. Dieß hatte man vermutlich
den Schwalben abgefehen, welche daraus ihre Mefter
bauen *). Man drauchre ferner NRurhen zum Umwinden.
Da aber der Schm nicht dauerhaft genug war, fo machte
man daraus Steine, die man blos an der $uft und °
Sonne trocknete. Aus folhen Steinen waren verfchie
dene Zempel in der $andfchaft Phocis. Selbfi zu 7
Rom waten zu Vitruvs Zeiten noch einige folche
Häufer: ja in Arber zeigte der Areopagug noch derglei»
chen Leimwaͤnde. Endlich fieng man an die Ziegel zu
brennen, dieß ift aus der Gefchichre der fraelicen bu
Fannt, 7
) [Allein ein Schwalbenneſt fieht doch anders aus, als die
ſchlechteſte Hütte. Konnte der Menſch nicht feiner Vernunft
folgen? Hatte er nicht felbfter Verftand, aus dem, was er
1
in feiner Gegend fand, drgend eine Art von einer Wohnung
zu bauen ?]
|
” De Architelfura. 485
kannt. Ob man in Griechenland noch unter den $eim eine
Maffe genommen, ift unbefannt. In Italien nahm
man Tofſtein darunrer , der gelblich ift, im Feuer aber
rörhlich wird, wie Winkelm. berichte. Man machte diefe
Ziegel in Kom größer als bey uns, aber nicht fo dicke,
hauptfächlich brauchte man fie zum Wölben der Bogen.
— Vielleicht waren Kiefelfteine zum Poliren oder Glaͤt—
ten der Holzſtaͤmme noͤthig. Wahrfcheinlid nahm man
erſt ganz rohe Stämme zu Gebäuden, und fahe weder
auf Schönheit, noh Symmerie. Werkzeug zu Bear-
beitung des Holzes hat man früher, als zu Steinen ges
habe. DBerfchiedene Gelehrre haben behaupten wollen,
die Pyramiden in Egypten wären von Ziegelfteinen *)
gebauet gewefen: allein das Gegentheil zeugt von ihrer
Dauer, und man bat gefunden, daß fie von Quaderſtei⸗
nen erbauer worden.
In Rom nahm man zum Bauen erft Toffteine,
die aus Berfteinerungen entftehen. Hierauf nahm man
Travertino, und nad) einiger Zeit Poperino. In diefen
letztern Stein hat man auch Auffchriften gehauen. Als
lein beyde Gattungen waren fehlechre Steine. Nachhero
nahın man die fogenannte puzzolana, einen dunfelgrauen
Stein, deffen Farben theils rörhlich, theils ſchwaͤrzlich
find. Die fhwärzlihe Gattung wurde zum Bauen uns
ter der Erde, und die rörhliche zum Bauen über der Erde
gebraucht.
9. 5
Der menfchliche Wig fuchte die Saufunft immer
zu verbeffern. Bey den Egyptiern war das Holz fehr
fparfam, deswegen. mußten die Iſraliten bey ihnen
ſ ch mit Ziegelbrennen, N fie Stroh brauchten, ie
3 chäf-
») [Oder vielmehr von Ralkfteinen, welheman dazu in der Nähe
fand. S. Stieglig ©. 68 f. 93. ff]
486 Part. II. Cap. VIIT.
fhäftigen. "Hingegen an Steinen und Marmor haften
fie einen großen Ueberflus. Auch Eonnten fie) durch Ka⸗
näle diefe Bruchfteine leicht fortbringen, und deswegen
Bauten fie Hauptfächlich mir Steinen. — Bey den Gries
chen hat Badmus zur Bervollfommung der Baufunft
viel beygetragen. Er fam zur Zeit des Joſua aus Phö-
nizien nach Böotlen in Griechenland, und damals fien-
gen die Griechen an, in der Baufunft etwas zu leiften.
Er fol die eifernen Werfzeuge mirgebracht haben, folglich
müßten fie in Phönizien fhon damals Architekte gehabr,
und diefe Inſtrumente gebräuchlich gemwefen feyn. Dieß
zeugt Blemens von Nlerandrien. Doch laͤßt ſich aus
diefen DBenfpielen noch nichts allgemeines erweifen.
[Ob bey den Egyptiern oder bey den Indiern der Anfang
der eigenelihen Baufunft zu fuchen ſey, darüber iſt
neuerlich geftrirren worden. Die gemeinere Meynung
bat ein ungenannter gel. Staliener, (Abe "ac, Belgra⸗
00,) zu vertheidigen gefucht, die egyptifhe Baufunft
fehr erhoben, und aus den verfchiedenen Beweifen der
Alten, aus der Sache felbften und den Lehrſaͤtzen der Kunſt
zu erhärten fih bemüht, Egypten fey das erfte Da«
terland derfelben, und daher häften die Griechen und
die Römer die Kunft gehohlt. Seine Schrift Hat die
Aufſchrift: Dell’ Architectura Egiziana: diflertazione
.d’ un Correfpondente dell’ Accademia delle fcienze de Pa-
rigi, Parma, 1786.4. Riem folge in einer oben an»
angezeigten Schrift denjenigen, welche Indien als. die
erfte Wiege aller Künfte annehmen, und läugnet, daß
die Baufunft in Egypren zuerft erfunden fen: von den
Indiern härten die Egyptier, welche ohnedem Pflanz«
bürger der Indier, und alfo jünger gewefen, die Kunft
gelernt, Bender, befonders des gel. Italieners Behaup-
tungen und Gründe, trägt Martini genauer in feinem
Ercurs vor, ohne zu entfcheiden, welcher Meynung er
— ——
—————
beyſtimme. Ohne nun zu bemerken, daß vor der Sünde
fluth, wo weder Indier noch Egyptier, als
chon
De Architectura. 487
fhon vorhanden waren, Spuhren einer Baufunft ſicht⸗
bar geweſen; fo entſteht die Srage: ft alles fo Kiftorifch
und critifch wahr, was man von den indifchen Pago-
den und befonders von ihrem fo hohen Alterefum ſagt?
Hat man folche fichere hiſtoriſche Beweiſe von der Indi—
fhen Baufunft, als von der Eghptiſchen? Hat auch
nicht von den Egyptiern Vorurtheil vieles vergrößert ?
Gründer ſich nicht, bey den erftern befonders, manches auf
Mennungen und bloße Hypothefen? Diefe Fragen wären
genauer zuprüfen. Vielleicht übertreiben beyde Gelehrte ihre
Meynungen aus einer Borkiebe oder einem einmalgefaßten
Vorueeheil. ©. aub Graf Taylus Borlefung von
der Baukunſt der Alten, (Egypter, Griechen und
Roͤmer,) in defien Abhandlungen I. B., S. 303 ff. auch
deffen Abhandlung über zwey Gebäude aus einem ein⸗
zigen Stein, die aus den egyptiſchen Steinbrüchen auf
dem Mil nach Gais und nach Butos gebracht worden
find, im zten Bande, ©. 354 ff. vorzüglich Stieglitz
im 2fen zten gfen und zten Abſchnitt von der Baukunſt
bey den äfteften Völkern der Erde, dann der Egypter,
(welcher Abfchnire ein Kommentar über den folgenden
6. 8. feyn Fann,) der Indier und der Perfer. Auch
handelt Rambach im zten Band der Porterifchen Are
chaͤologie S. 347 ff. von dem Alterehum der Baufunft.]
rn
Die Egyptier liebten in ihrer Bauart mehr das Große,
Sefte, und Dauerhafte, als dag Schöne. Bisweilen
war ihre Bauart felfam, z. DB. ihre Thüren waren
unfen breit und giengen oben enger zu. Wie ihre Privars
gebaude befchaffen gewefen, koͤnnen wir niche mit Ge—
wisheit fagen, weil feine Denfmäler übrig geblieben
find. Bon ihren öffentlichen Gebäuden find zu be
merfen:
554 Die
488 Part, II, Cap. VII.
Die Pyramiden (Pyramide ift eine große Maffe
von einem vierecfigten Gebäude, dag fich in einer Spike
endiger) find völlig auf vier Seiten gebauet, woben fie
die vier Himmelsgegenden müffen beobachtet haben.
[Xußer Pococks Befchreibung von Egypren, und Stieg-
lit, fehbe man Meiſters Abhandlung de pyramidum ae-
gyptiacarum fabrica et fine, im fünften Theil der Com-
mentar, nouorum fociet, regiae feient, Goettingens, 1775.
dann: Hiftorifche und geographifche Befchreibung der
Gegend um Heliopolis und Memphis. Mit Kupfern.
Aus dem Franzoͤſiſchen des juͤngern Hrn. Fourmont,
von Be, Fried. Caſimir Schad. Ruͤrnberg und Leipzig
1782. gr. 8. ©, 108, ff. und die vom Zeune zu Chriſt's
Abhandlungen ©. 64, angeführten Bücher.]
Die Obelisken waren von einer außerordentlichen
Größe, meiftentheils aus einem Stuͤcke, und Fegelför-
mig gebauet, unsen breit und oben etwas fpigiger, [Bon
den in Rom noch befindlichen neun aus Egypten ge⸗
holten Obelisken ſ. Zeune zu Chriſts Abh. ©. 59 ff.
wo auch die Bücher angefuͤhrt werden, worinnen man
umfföndlichere Befchreibungen antreffen wird.]
Labyrinth mar ein felrenes Gebäude, wo viele
Berwickelungen angebracht waren, Es iſt hier dasjenige
zu verfichen, das bey der Stade Theben in Egypten !ges
weſen. Denn was von des Dädalus Gebäuden geſagt
wird, iſt ſehr fabelhaft: er ſol nemlich in Kreta ein
Labyrinth angelegt haben, von dem Reiſende behaup⸗
tet, es muͤſſe dem Egyptiſchen weit nachſtehen. Gelehrte
haben unter dem Wort Daͤdalus, uͤberhaupt einen Mann
von Genie, und Erfindungsfrafe verflanden: ja unter
feiner Gefchichte wollen einige nur eine allegorifche Er»
zählung vom Wachsthum der Runft verſtehen.
Dergleihen große Gebäude der Egyptier nenne
Plinius monimenta vanstatis regiae, Sie waren eben
fo unnüg, als ungeheuer.
Die
De Archite$ura. 489.
Die Griechen liebten in ihrer Bauart das unge
Fünftele Schöne, das allen Nationen gefiel,
Nom ahmte in der Architektur die Griechen nach,
und brachte es fehr weit.
Die uͤbrigen Gegenden im Orient befolgten die
Egyptiſche Bauart, ſagt unſer Verfaſſer. Allein wenn
man die Beſchreibung vom Tempel des Salomo,
und feinem und des Königs Hiskia Pallaſt betrachtet;
fo finder man, daß fie fehön gemefen feyn müffen. Auch
der Belchreibung von Palmyra, Perfepolis und an«
dern Orten mehr zufolge, müffen dafelbft ſchoͤne Ge
bäude gewefen ſeyn. Alſo wäre es wohl möglich, daß
man an andern Orten des Drients eine andere, als
die Egyprifche Bauart gehabt haben Fann.
7.
Da man dasjenige, wasnothwendig war, be:
werfftefliget hatte; fo dachte man nunmehro auf dauers
hafte Marerislien. Und da man diefelben gefunden
hatte, fo fuchte man die Wände beffer und fchöner zu
machen, fo daß immer eine Are von Gallerie um die
Band herumgieng. Sie mußten auf die Bedachung
denfen , befonders bey öffentlichen Gebäuden. Die
Säulen befamen allmälig ein angemeffenes Verhaͤltniß
zwifchen der Dicke und Laͤnge: denn weder Säulen, (die
zu kurz und die, noch andere, die allzufchlanf find,
haben ein gutes Anfehen. Es wurde das Schöne mä-
fig, aber niche verfchwenderifch bey großen Gebäuden
angebracht. Die Säulen befamen nächftdem eine fei»
nere Geſtalt, man gab ihnen nunmehro Kapitälgen,
und Baſes, bis die Regeln erfunden wurden, wie
fih die Stuͤcke gegen einander verhalten mußten,
hs $. 8.
490 Part, II, Cap. VIII,
9. 8 . sg:
In Befchreibung der alten Kunftwerfe ift Daufe-
nias ein treficher Schriftſteller: doch find feine Nach—
richten bisweilen unvolftändig und zu kurz und nicht
deutlich genug, öfters aber find auch Befchreibungen zu
allgemein. Der ältefte Geſchichtſchreiber Hiervon ut
Homer. Er ift, wenn er der alten Griechen Gebäude
erwähnt, in feinen Erzählungen ordentlich und weitlaͤuf—
tig. In Beſchreibungen Föniglicher Palläfte gedenkt er
Feiner außerordentlichen Pracht. Wohnten nun Könige
damals in fchlechten, wenigftens fehr mirtelmäßigen
Gebäuden, fo Fann man leicht auf Privatwohnungen
ſchließen. Wenn fhon beym Homer Gallerien und
Säulen geranne werden, fo muß man fich diefelben,
nicht fo vorftelen, wie fie nachmals gemacht wurden:
denn die Pracht war in den erften Zeiten lange nicht fo
gros, wie fie in der Folge wurde *%, Eine Säule fann
vielleicht nur eine Are von einem runden Baum gemefen
feyn, Die Wohnung des Romulus wird, von den
alten Schriftſtellern nur ea/a, eine Strohhuͤtte, genannt,
Auch die erften Tempel waren nur geweihte Plaͤtze, ohne
Mauer, mie einem Gott, worüber ein’ Dächelgen ges
made war, Eben fo war der Areopagus zu Athen,
nah Vitruvs Bericht, [de architedt, II. Kap. 1.] ein
fihlechtes Gebäude mie einem leimernen Dache: es war
nemlich ein Dre, wo die obrigfeitliche Perſonen zufam-
men famen, wenn wichtige Dinge zu berarhfchlagen was
ren. Mars war zuerft hier angeflage worden, weil
ihn Ylepreunts. befchuldigte, er habe feinen Prinzen
umgebracht. Und davon hat der Plas feinen griechi—
fhen Namen. Aug diefen Beyſpielen erhellee fo Me
a
*) [Yon den Paldften und Tempeln, welche In Homers Gedich⸗
ten erwähnt werden, handelt umftändliher Rambach ©.
354-366.)
Sue
De Architectura. ) 491
daß, wenn die Alten von gemiffen Werfen reden, man
nicht ſolche Daläfte, wie fie nahmals wurden, darunter
verftchen müffe. Hiervon redet Vitruv in feinem Buch de
Architectura. Johann de Laer, ein Holländer, hat die
befte Ausgabe in Fol. edirt. Des Baldi Lexicon Vitru-
uianum ift dabey befindlih, mie des Philanders Kom»
mentar, Paris 1545. 8. ohne welche dag Bud) nıche
wohl zu verftchen iſt. Es ift ins Sranzöfifche, Engli—
fche und SStalienifche überfege worden. © Die Stalienifche
Veberfegung ift von Marcheſe Gakiani, und wird vor«
zuͤglich gefhäst.
Vitruv lebte zu Augufts Zeiten, und war ein gros
Ger Architekt. Man macht ihm den Vorwurf, daß
fein Latein nicht ganz rein ſey: aber dieß gieng nicht ans
ders an, Der Mann fchrieb von Kunftfachen, und muß«
te alfo wohl Kunitwörter brauden. Es fommen in die—
ſem Buch öfters Begebenheiten vor, dieman darinne gar
nicht fucht, 3. B. die finnreiche Probe der goldnen Krone, die
Archimedes für den Sicilianifchen König, Hiero, mit
der Schwere anderer Meralle machte, indem er bewieß,
daß, wenn man zwey Maffen von gleicher Größe und
Schwere babe, die Maffe des Goldes weniger Plaß,
als die andere einnehmen würde,
Die Baufunft konnte fich nicht fo leicht, wie andere
Künfte erheben, weil die Rünftler felbft erfinden mußten ;
doch müffen unter den Römifchen Königen, dem Tars
quinivs Priskus, und Superbus, ſchon gute Künfts
ler in Kom gewefen ſeyn. Dies beweißt das Aapito-
lium. Auch die cloacae waren fehr ſchoͤn, und die gros
gen Warfferleitungen zeugen von der Kunſt.
0
In Afien war der Luxus bey Privathaͤuſern, fon«
derlich in Anfehung der Hausgerärhe, weit größer als
in
202 Part! II. Cap. VIII ı
in Griechenland, wo man zufrieden war, wenn bie
Zempel und öffentlichen Gebäude fchön waren. ben
fo war es im Anfang auch zuNom Man bauetein Afien
weit fchöner, als in andern $ändern. Bon da aus fam
die Verfehwendung nah Nom, worüber Livius und
andere klagen. Lukullus brachte fie vorzüglich dahin,
und trieb die Pracht aufs äußerfte.
Apelles fol eine fchlechte und elende Hüfte bewohnte
haben, ob cr gleich fehr reich war, wie Paufanias be-
richtet; und Plinius ſagt vom Protogenes, er habe
ein fehlechtes Häuslein bewohnt. Aus dem Zeugnis deg
Dicaarchus, eines Schülers des Ariſtoteles, erheller,
daß einft ein Fremder nad) Achen gefommen, und fich,
da er viel von Athen hatte fagen hören, wunderte, daß
er nichts Schönes gefehen, bis ihm die Zempel und öfs
fentlichen Gebäude zu Geficht gefommen wären. Hier
aus fann man auf die Drache und Herrlichkeit der Tem—
pel fchließen, und auch das Mittelmäfige ‚bürgerlicher
Wohnungen fich denken,
§. 10.
Aus dem Homer iſt ſchon bekannt, daß die Haͤu—
fer der Vornehmen Vorhoͤfe und Gallerien hatten: als
lein nachmals ahmten dieß auch Privatleute nach, ia
felbft in Villen brachre man dergleidyen an. In Dom-
peii hat man in öffentlichen Häufern dergleichen entdeckt,
in Privatwohnungen aber har man feine Borhöfe gefunden.
Ihre Dächer bey Privarhäufern waren ganz eben,
oder wenigftens fehr flach gegipfele. Diefe Bauart fol
in Italien noch feyn. Um die Dächer herum giengen
Geländer, dies hies lorica. Auswendig waren Löwen
Eöpfe angebracht, wodurch dag Wafler ablief, Inwen⸗
dig an: den Häufern war ein Vorſtos von Bretern, wo
der Regen ablaufen Fonnte, dieß hieß impluuium. Mit
ten.
«
De Architeffura, 498
ten im Hofe des Hauſes war ein gewiſſer Platz, wo ſich
der Regen ſammlete.
Die erſten Saͤulen waren hoͤchſt wahtſcheinlich nur
aus Holz: ſodann machte man ſie aus Bakſteinen.
Pauſanias fand zu Elis einen Tempel, der auf
keiner Mauer, ſondern auf Eichenbaͤumen ſtund.
Zur Bequemlichkeit der Haͤuſer hatte man erſt die
Säulen erfunden. Da man Gallerien errichtete, nahm
man dergleichen auch darzu: und endlich brauchte man
fie an Zempeln und andern Gebäuden zur Pracht,
Um die Theater herum mußten porticus oder Galle—
rien feyn, wo zur Pracht die fchönften Säulen ange
bracht wurden. — In Rom baute Dompeius Ma—
gnus Uebungspläge (gymnafia), wo junge Leute fich ver—
ſammleten und $eibesubungen trieben, hauptfächlich das
erfte ſtehende Theater.
In Sicilien *) finden fid) da und dorf noch fchöne
Gymnaſien, aud fora: es waren oͤffentliche Gerichts⸗
plaͤtze. Die Griechen ſollen ſie in Quadrat gebauet ba«
ben; die Italieniſchen fora waren meiſtens laͤnglich vier—
eckigt. Man brachte an denſelben Gallerien an. Wom
foro Herculanenſi ſ. Cramers Nachrichten zur Geſchich⸗
te der Hercul. Entdeckungen, ©. 37 ff. Das Uebrige
gehört in die eigentl. Alterthumskunde.]
Baftlicae waren Pläße, die an dag forum angebauer
waren. Bisweilen heiße diefes Wort ſoviel, als ein
Föniglicher Palaft. In der Folge nennten die Chriften
ihre Hauptficchen fo: [movon unten nochmals die Rede
feyn wird.)
Diejeni-
9 [S. Jar Phil. Dorville Sicula, Amfterd: 1764. Fol.]
494 Part, II. Cap. VI.
Diejenigen Säulen, welche man vorher zur Stüße
und Scftigfeie der Gebäude gebraucht, machten nunmehe
eine Schönheit aus, Man brauchte fie öfters da, mofie
nicht nothwendig waren. An den öffentlichen Gebäuden
wurden oben, am fpisig zulaufenden Gipfel, Adler an»
gebracht: es waren Figuren aus Thon, oder aus Metally
die man in dag Dreyeck ſetzte.
Am Regenſpurg ift im vorigen Jahrhundert eine
Kirche, wo die Dede ziemlich flach gewölbe ift, ohne
Säulen erbauer worden. Sie wird wegen diefer Baus
are von Architekten fehr bewundert.
In den erften Zeiten brachte man die Säulen aus«
wendig anz die Chriften aber bedienten fich derfelben
inwendig. |
Die Tempel hatten auf der fehmalen Seite fpigige
Dächer,
Faftigium hies der Gipfel. Der Eingang in das
Haus war aufderfehmalen Seite, und oben darüber war
das fafigium oder Sipfel. Dergleichen waren an, Tem⸗
peln und großen Gebäuden, Julius Caͤſar ließ an ſei⸗
nem Haufe zuerft ein falligium anbringen. Die Servi⸗
lia fa im Traum, daß der Gipfel von des Caͤſars
prächtigem Gebäude herunterfiel, und hieraus ſchlos man
auf den plöglichen Tod diefes Helden.
Sy ee
Wenn die Säulen blos ſchlecht und einförmig ges i
bauer find, foleiften fie zwar ihren Mugen, aber fie fhaffen
dem Auge Fein Vergnügen: man har daher gewiffe Zier
tathen derfelden erdacht, welche die fogenannten Säus
lenordnungen beftimmen, Es find 5 dergleichen Ords
nungen. |
Vitruv cap. 1. redet nur von drey Ordnungen *):
an einem andern Orte aber fest er die vierte hinzu.
on
*) [&. Stiegli ©. 250 fi. ©: 284 ff.]
i
|
De Architectura. 495
Bon der fünften konnte er nicht reden; denn diefe
wurde erft nad) feiner Zeit erfunden.
Boldmann, Vignola und Wolf, drey Bauver⸗
ftändige, wie auch Winfelmann haben fünf Säulen»
orönungen angenommen: nemlich die Toskanifche, Do-
rifche, Joniſche, Borinthiſche und Römifche oder
Italieniſche.
Von den vier erſten handelt Philander in Obſer-
uatt. ad Vitruuium in einem beſondern Excurſu.
Woher dieſe Ordnungen entſtanden, iſt an ſich
ganz unbekannt. Die Alten haben nichts gewiſſes ange—
merkt. Vitruv führt einige Gründe an, denen aber
nicht fchlechterdings zu trauen ift, weil fie etwas fabels
hafe klingen.
1) Die alte Tufcifche, oder Tostanifche Ordnung
ift die fchlechtefte, und einfachfte, ohne alle Kunſt,
und folglich die aͤlteſte. Wahrſcheinlich haben fie
die Tuſcier etfunden. Wolf behaupter zwar, Gries
chen wären die Erfinder gewefen: allein ohne
Grund. Winkelmann fagt, daß diefe Ordnung
nur an einer Ärbeit in Kom vorhanden fey, ingleis
hen auf einer Hetrurifhen Patera in Demfterie
Etruria Tom. ı. Tab. 7, Pbilander har in feis
nem Kommentar zu Vitruvs Archireftur die Sache
mehr entwicelr.
2) Die Dorifche, war von den Doriern erfunden
worden: fie führten von einem gewiffen Dorus,
der über Achaia und Peloponnes geherrfche, ihren
Mamen. Diefer Mann harte zu Argos einen
Zempel der Juno erbauee und fich einer großen und
befondern ArtSäulen hierzu bedienet, In den erften
Zeiten harte diefe Drdnung feinen befondern Damen,
Mach der Zeit har man diefe Säulenordnung wei»
ter ausgearbeitet und ihr den Namen der Dori-
ſchen
496 Part. II, Cap. VIII.
fhen Ordnung beygelege. Die: Säulen waren
ftarf und dienten zur Fejtigfeie der Gebäude *).
3) Die Tfonifche, Die Yonier waren urfpränglich
auch Griehen. Vermoͤge eines gewiffen Götter
fpruchs mußten diefe 13 Kolonien nah Aſien ſchik-
fen, um ſich dafelbft anzubauen. Sie erbauten
viele Städte, z. B. Epheſus, Milerus, Kolo-
phon, Pryene, Lebedus, Mius, Erythra, Kla-
zomena, Phocda u. ſ. w. Unter den 15 Häuptern
oder Führern war ein gewiffer "Ton, ein Mann
von großem Anfehen, von dem fie den gemeinfchaft-
lichen Damen der Jonier annahmen. Sie wollten
den Göttern Tempel bauen und erfanden eine neue
Are von Säulen. Dem Apollo Danionius war
der erſte beſtimmt; ſie nennten ihn aedem Doricam,
Aus Mangel des wahren Maaßes der alten Dorifchen
Säulen, machten fie eine Säule 6 mal fo hoch, als der
Schaft im Durchmeffer unten di war, Als fie
den Tempel der Diana zu Epheſus bauten, mad)»
ten fie die Säulen Höher und fchlanfer, fo daß der
Schafe ſchon höher, als ftarf war, und das Kapi:
tal zierte man mir Schnörfeln **'). Diefe Art ges
fiel beffer als die erftere,
4) Die Borinthiſche Ordnung. Ihre Enrfte-
hung wird vom Vitruv fo angegeben: Es war zu
Korinth ein junges Mädgen geftorben, deren Wär-
terin alle ihre Spielfachen in einem Korb auf ihr
Grab geſetzt, und mit einem Ziegelftein zugededt
haben fol, Won ungefehr wäre diefer Korb Fi
ie
*) (Man vergleiche: I tre ordini Dörico, Ionico, Corintio,
prefi dalle fabriche piu celebri dell’ antica Roma. Opera di
Neralco. Kom 1744. $ol.]
**) [S. Caylus Abhandlung von der Diana zu Ephes und
ihrem ans im ıften Bande, ©. ı fj. Stieglitz ©.
244 fi] - ’
J
— — —
*
——
—
De Architelura. 497
die Wurzel einer Pflanze, welche acanthus, oder
waͤlſcher Bärenklau genannt wird, zu ftehen Foms
men, und deren nachfolgender Trieb habe fich in
der Folge fehr artig um den Korb herumgefchluns
gen. Ein vorbeygehender Künftler, Ballima⸗
chus, habe dieß bemerft, und darüber weiter nad)»
gedacht, und daraus eben diefe Ordnung erfunden,
Sie ift zu Korinth nach und nad) verbeffere
worden,
5) Die Roͤmiſche oder Italieniſche Ordnung ift
ungefehr in der Mitte des erften Jahrhunderts nach
Ehrifti Geburt entweder von Römern, oder Ita⸗
lienern erfunden worden. Sie hält gleichfam die
Miteelftraße zwifchen der Joniſchen und Korinthi⸗
fehen Ordnung. An einem Tempel des Titus
finder man die erften, und älteften Spuhren diefer
Drdnung: deswegen Fonnte Vitruv ihrer auch niche
erwähnen.
g. 12
Wolf ſagt: die. Toskanifche Ordnung iſt die
ſchlechteſte unter allen, deren Kapital und Geſimſe mit
wenigen Gliedern geziert. Die Doriſche hat im Kapi«
tal auch feine Schnoͤrkel, aber in den Geſimſen mehr
Glieder, und im Friefe Triglyphen mit Zapfen *). Die
Joniſche hat im Kapital achte Schnörfel und Feine
Blaͤtter. Die Römifche noch darzu zwey Reihen
Blaͤtter. Die Rorinthiſche ſechszehn Schnoͤrkel, acht
Stengel, und drey Reihen Blaͤtter.
2.043,
Aus Ueberbleibſeln Dorifcher Säulen ſieht man,
daß fie Fein eigentliches Untergeſtelle haben; ſondern fie
ſtehen
10. Xambach &. 394.)
498 Part. Il, Cap. VIII,
fiehen entweder auf dem bloßen Boden, oder ‚haben |
höchftens einen breiten Stein unter fih., Pbilander
wollte zwar das Gegentheil behaupten, allein ohne Grund.
Wolf hat das griechifhe Wort Diamerer den Durchs
mefjer genannt, welches nicht alle Marhematifer billi«
gen. Man kann ihm aber ohne großes Bedenken folgen:
Ratio diametri ad altitudinem non ſemper eadem fuit *) :
Manchmalverhiele fie fih wie 1= 5. und ordentlich wie
1=6. Diefe Säulen find niche zu allen Zeiten von einer⸗
ley Are gewefen, wie Neifende bemerkt haben. Le Rop
machte feine Reife durch Arhen und hat alles genau aufs
gezeichnet. Er nimme **) drey Zeitpunfte an. Im er>
ften gab man den Höhen nur vier Durchmeffer, und-
diefe Säulen waren fehr niedrig. Im andern Zeifpunft,
in welchem der Tempel des Thefeus und der Minerva zu
Arhen erbauer worden, fünf Durchmeffer; und im drit—
ten Zeirpunfe ſechs Durchmeffer. Er giebt allemal einen
Durchmeffer weniger an, als Krnefti. Winkelmann -
fagt: man fönne den vierten Zeitpunkt hinzufegen‘, wie
man aus Dorifhen Säulen zu Agrigent und noch an
einer andera zu Korinch fehen koͤnne. Ihre Form ift
kegelmaͤßig, unten find fie ftarf, und oben werden fie
ſchwaͤcher.
Die fogenannten Zähne und Triglyphen find dies
fer Are Säulen vorzüglich eigen.
. 1%
Die Tonier machren die Säulen fchlanfer, im
Anfang 8 mal fo hoch, als fie ſtark waren, und F —
olge
*) [Stieglig S. 297 ff. Rambach &. 393 f.]
®*) [in feinen Monum. de la Grece, Part. II. Der, Titel ift:
" Les Ruines des plus beaux monumens de la Gréce, conlfi-
dere du cot& de Phiftoire et Parchitefture, par Mir. le
Roy, Paris. 1758. Fol. vermehrter und verbefleter, 1769-]
x
De Architectura. 499
Folge 8% mal fo groß. Oben am Kapital, tmeiftens an
den vier Ecken eines Gebäudes, wurden volurae, di.
Schnoͤrkel, Schnecken, angebracht. Luther bar es eis
nen Knauf genannt. Den Schaft hat man geriffelt,
d.i. mie Hohlkehlen verzieren. [Srerüber lefe man Stieg⸗
lg S. 294 ff.]
Merkwuͤrdig ift, daß Appianus fant, am Arſe⸗
nal, zu Karthago waͤren Joniſche Sanlen gefuns
den worden. Es muͤſſen alfo die Phönizier die nemliche,
ober eine fehr ähnliche Gattung der Bauart gehabt has
ben. Doc es ift noch nicht erwiefen, daß das Arfenaf
zugleich mie der Stadt erbauer worden fey. Was weiter
zur nähern Befchreibung diefer Säulen zu wiſſen ift, muß
aus der Marhemarif, fonderlich der bürgerlichen Bau⸗
kunſt erlernee werden,
a 7
Die KRorinebifchen Säulen *) folen 9 Durchs
meffer in der Höhe haben: aber dabey find die nachfols
genden Künftler nicht geblieben, fondern fie haben die
Säulen weit fhwächer und länger gemshr: denn 3. B.
die Säulen des Tempels der Veſta in Rom, haben mie
dem Kapital 11 Durchmeſſer. Dieß ift ein Beweiß,
dag man fih damals ſchon große Freyheiten erlaubre,
Aber die allzufchlanfen Säulen harten fein gures Anfes
ben, und Vitrubp klagt fchon fehr darüber.
Dben auf den Säulen ftund der abacur, das iſt bey
dem Vitruv cin vierefigees Stuͤck, doch fo, daß die
länglichten Seiten, etwas eingebogen gewefen: es bıeß
eymatium, Unten darunter war der fogenannfe Korb
oder calathus aus Bärenflau. Ferner ift zu bemerken:
bafis, das Zußgeftelle, worauf die Säule unmirtelbar zu
ſtehen kommt; worunter der Stylobates ſtund. capus
i 2 der
500 Part. II. Cap. VII.
der Schaft einer Säule, und capizulum dag DOberfte der
Säule.
$. 16.
Stylobata *) dasji-.ige Mauerwerf, deffen Grund
der Erde gleich ift, felten ſich aber über die Erde erhebt.
Daranf Fomme die dafs, worauf die Säule ficht *N.
Manchmal heißt beydes zufammen bafı. Der mittlere
Theil heiße der Schaft /rapus, und der obere Theil das
Kapital, /ummum capitulum. Dieſes Kapital beftand
in verfchiedenen Ordnungen. Es gehöre ein gewifles
Gebaͤlke darzu, welches darauf gefetse werden muß. Bey
wirklichen Gebäuden wird der Hauptbalfen Cepifylium)
des ganzen Gebäudes, welcher unmicrelbar auf den
Säulen zu ruhen kommt, geſetzt. In Nom wurden bey
der Korinthifchen Ordnung hervorfiehende Gebälfe ange»
bracht. Auf diefem Hauprgebälfe lag Zophorus , heißt
eigentlich der Thierkreiß, oder Zodiacus in der Aftros
nomie, in der Architefeur ift eg ein gewiſſes Glied an
einer Säule und hat von den Thieren, die vielmals date
an gefchnige oder gehauen wurden, feine Benennung.
An diefem Stüde waren noch Triglyphen, oder andere
Schnitzwerke, ordentlicy eingefehnige. Doch har Win-
kelmann angemerfr, daß man’ fie auch einzeln verfer-
tiger, und dann daran befeftiger habe: lareinifch heißt es
zrabeatio. Man muß die gehötigen Ausmeffungen der
Kürze und Breite, die hierzu nöthig, Fennen lernen.
Hierbey ift Vitruv und die Kommentare über denfelben
zu empfehlen.
. 17.
Die Dotifche und Tonifche Ordnung hat man
lange fowohl in dem Europäifchen Griechenland, als
auch
9 J— Biete und den übrigen Benennungen |. Rambad) ©:
400
) [Senauer handelt davon Stieglig ©. 303 ff.]
l
De Architectura. 501
auch in den griechiſchen Inſeln beybehalten. Dieß be-
ſtaͤtigt nicht nur Vitruv, ſondern auch Reiſende haben
es an den Tempeln bemerkt, wie z. B. le Roy und
andere.
Die Borinthiſche Ordnung, ſagt unſer Ver⸗
faſſer, habe man fuͤr zu praͤchtig und getaͤndelt gehalten,
als daß man ſich derſelben bey Tempeln bedient: allein
man kann dies nicht ſo allgemein annehmen, weil man
ſie an einem Tempel der Veſta zu Rom wirklich findet.
Folglich muͤßten die Roͤmer weniger ernſthaft von der
Religion und den Tempeln gedacht haben als die Gries
chen. [Stieglig ©. 252 f. 299 f.]
5. 18.
Dreer Urſprung der Toskaniſchen Ordnung kann
nicht wohl beſtimmt werden. Ob aber die alte Doriſche
Bauart, wie unſer Verfaſſer behauptet, nach Italien
gekommen? iſt ungewiß. Dieſe beyden Ordnungen has
ben mit einander viel aͤhnliches Y. Aber die ſogenannte
Römifche, Italieniſche, oder zuſammengeſetzte Ord⸗
nung, war zu Pitruvs Zeiten noch nicht gebräuchlich.
Er Fonnte ihrer deswegen auch in feinem Bude nicht
Erwähnung thun. Sie wurde erfi im erften Sahıhun«
dere nach Chriſti Geburr erfunden. Winkelmann foot,
das ältefte Gebäude mit diefer Are von Säulen ſey dem
Kaifer Titus zu Ehren errichtee worden. Sie wird
auch erdo compofitus genannt, weil fie aus der Dorifchen,
Joniſchen und Korinthifchen Ordnung zuſammengeſetzt
worden. [Rambach am. a. D. ©. 397.]
Ingleichen heiße fie auch von ihren Erfindern, den
Roͤmern, die Römifche Ordnung. Erneſti tadelt
3 diefe
*) [Bon der Toſcaniſchen Säulenart und den Säulen der
Etrusker ſ. Stieglig ©. 165 ff]
502 Part, II, Cap. VII.
diefe Ordnung: allein es kommt hier wohl auf den Ges
ſchmack an,
$. 1%
Vitruv erwähnt noch die Ordnung der fogenanns«
ten Carpatiden, [oder Perfifche Bildſaͤulen. Diefe
find weibliche Figuren in langen Kleidern , anftatt der
Säulen hingeſtellt. Asrpa war eine Landſchaft in Pe«
loponneg, deren Bürger es im Kriege mie den Perfern
wider die Griechen hielten. Mach geendigrtem Krieg
überzogen die Griechen die Karyer, und tödteten größe
tentheils ale Mannsperfonen ; die Weibsperfonen aber
wurden zum Spott in die Sflaverey geführt, und mie
langen Kleidern behängt. Hierauf ſollen einige Baumei-
fer, Frauenzimmerfiguren an ftart der Balken gebraucht
haben, und dieg nennte man die Aaryatiden » Ordnung.
Aber man har auch Figuren von Mannsperfonen; 5. B,
die Bildfäule des Könige Sardanapalus, als Säule
gebrauht. Im Palaſt Sarnefe ift ein männlicher
Rarparide. Indem Tempel des Krechteus *) wurs
den weiblihe Baryatiden entdeckt; und noch im Jahr
1776 wurden zu Nom drey weiblihe Rarpatiden ges
funden. [Caryatiden finder man an dem Pandeofeum
zu Achen. ©, The Antiquit, of Athens, tom. IL chap,
I. pl, XVI -XX. Perſiſche Bildfäulen entftanden
nad) dem Pauſanias II. 11. auf folgende Art, Die
Sacedämonier harten, unter der Anführung des Paufas
nias, in dem Plaräenfifhen Treffen die Perfer übers
wunden, und fie erbaueren nochhero von der in diefem
Treffen eroberten Beure einen Porticus, welcher. aug
Bildſaͤulen in Geſtalt der gefangenen Perſer beſtand.
Don dieſer Are der Bildfäulen hat ſich nichts erhalten.
©. Stieglitz S. 319 fi und Rambach ©, 397 f.]
$. 20.
IG. The Antic. of Athens, vol. II. ch IT. Stieglitz ©. 330.)
een * d
BR;
- De Architelura, 503
6.20%
Bolonnaden wurden im Anfang nur zur Zierde in
Zempeln gebraucht; [Stieglig ©. 3 14 ff. 329 f.] fodann
nahm man fie auch zu Ddeen, Öallerien, Theatern, und
Privargebäuden. Dieß tharen vorzüglih die Römer,
So waren 5. B. in foro Augufli *) einen Ott, wo man
verfchiedene Sachen und Angelegenheiten ausmachte, und
100 die Kaufleute fi) zu verfammeln pflegten, dergleichen
Kolonnaden. In der Folge, da der Luxus groß wurde,
wurden die Kolonnaden zur Pracht an verfchiedenen Pri«
vargebäuden angebracht, und zwar nicht allein in der
Stadt, fondern auch in den Villen oder $andhäufern.
Don den Griehen Fann man dieß niche fagen: Miltias
des, Ariftides, Perifles und andere, haben Feine Wohs
nungen von dergleichen prächtigen Bauart gehabt,
Lucius Kicinius Lukullus und Markus Lich
nius Lukullus, beyde verdienree Männer um den Roͤ⸗
mifchen Staat, befonders der legtere, der in dem Krieg
wider den König Mithridares fehr glücklich gewefen war,
übertrieben hierinne die Verfchwendung in Nom, und
. wurden Urheber der überrricbenen Pracht. Der letzte
foll fo viel $ändereyen befeffen haben, daß er von Kom
bis Kapua faft durchgängig auf feinem Grund und Boden
fahren Fonnte. Ueber die Ausfchweifung diefes Mannes
Flagt Cicero in feinen Büchern de ofhciis.
Markus Skaurus, de8 Sulla Stieffohn, folgte
feinem Beyſpiel. Pompeius war faft eben fo reich,
wie Lukullus. Diefe Männer verfchwenderen gleichfam
ihre ungerechten Schäge ben der Pracht. Cicero ſagt
‚vom VDerres, er habe große Colonnaden gehabt, und
zwiſchen zwey Säulen allemal eine Statue ſetzen laſ—
ſen. Auch in Zimmern — man dergleichen Pracht
i4 zu
*) [Plin. 36, 5.)
——
504 Part, Il, Cap. VII.
zu haben, Plinius, Statins, und andere lagen
darüber, [S, Stieglig ©. 392 ff. ]
$. 2I,
Man nahm zum Bauen prächtigen Marmor, den
man aus entfernten Gegenden herbenfihaffen ließ.
Lucins Kraſſus ließ Säulen aus Pentelifhem
Marmor, von Athen nach Nom bringen, um fi Pa»
fäfte zu bauen,
Markus Skaurus ſtellte Säulen von einer außer
ordenrlichen Höhe und Pracht aus Lukulliſchem Marmor auf.
Nero brachte an feinen Häufern, fonderlich am fo-
genannten goldenen, alle nur mögliche Verſchwendung
an. Die Säulen wurden fehr nahe zufammen geftelr,
welches aber nicht die befte Wirfung thut.
Die portieus waren fang und breit, man hatte wel⸗
che zu tauſend Schritten, Auf beyden Seiten ftunden öf-
gers zwey, drey, und mehrere Reihen Säulen, Endlich
wurden zwifchen die Gänge Statuen hineingefegt.
Obgleich diefe Verſchwendung der Nömer große
Summen foftere, fo erfparten fie doch dadurch viel, weil
fie ihre Sklaven zu den Arbeiten brauchen fonnten, de.
nen fie blos den norhdürftigften Unrerhalt gaben. Won
diefee Pracht wurden dergleichen Gebäude baflicae ge⸗
nennt; und diefer Ausdruck ift fodann auf Hauptkirchen
übergerragen worden,
Der Kaifer Ronfkantin der Große ließ bey dem
Grabe Chriſti eine Kirche mie Kolonnaden bauen. Die.
fes Gebäude hieß baflica domus, und von der Zeit an
nannte man große Kitchen aedes bafllicae.
[Bon
De Architelura, 505
[Von den roͤmiſchen baſilicis handelt Minutolus
‚de aedificiis iudicial. in Theſaur. Sallengr. iſter Band
©. 101. ff. Bon den balilicis der Alten und der Ehri«
‚ften ftche eine Abhandlung in: Hiftorifch » archirecronis»
fche Beobachtungen über die chriftlichen Kirchen in tar
lien und Deutfchland von Moritz und Hirt, ıfles St.
Berlin 1789. 8-]
Man finder von diefer Pracht in den Palmyränifchen
*) Teberbfeibfeln, und an dem Pantheum in Nom Bey» .
ſpiele. [Sellery’s Antig. of Palmyra, $ondon 1696, 8.
find nebft andern ſchon oben empfohlen worden.]
tabulara d. i. Altane oder Erfer, die an dem Haufe
herausgerüct find. Vitruv nenne fie proiedtiones,
Maeniana waren freye Pläge in Nom, oben am
Kennplage, oder Circus angebraht. Sie harten den
Mamen von einem gewiſſen Maͤnius, der fich derglei«
den Plag ausbat, als er feine Wohnung bergab, da
der Cirkus angelege wurde. Er erhielr die Erlaubniß
für fih und feine Nachfommen ein Seitengebäude in
demfelben aufzuführen. In der Folge brachte man an allen
vier Ecken dergleichen an, damit das Gebäude eine ges
wiffe und anftändige Symmetrie befam,
$. 22,
fealae i, e. die Stufen und Treppen. Drdentlicher
Weiſe giengen an allen Tempeln der Alten, wenn fie
auch eben Sagen, Stufen hinan **): aber außer diefen
Stufen gab esnoch inwendig befondere Treppen, wie z.B.
‚im Tempel des Tupiter Olympius zu Elis; in Nom in
dem Pantheon, oder der Maria Resonda; im Tempel des
Ji 5 Frie⸗
) [Stieglig &. 468 f.]
. 9) [Stiegliz S. 328 fe. Sagittarius de ianuis veterum,
cap. IIX. 9. 34. ©. 61 f.]
so6 ' Part, IT. Cap. VIII,
Friedens zu Kom, und in den Diokletianiſchen Bädern.
An Drivargebäuden aber waren feine Treppen diefer Arr.
Die Stufen an den Tempeln waren aber weit höher,
als wir fie heuer zu Tage zu machen pflegen, und die zu
Päftum find ungemein hoch. Diefe Stufen dienten niche
blos zum Steigen, fondern man fette fi) auch darauf *),
denn die Tempel der Alten waren gemeiniglich fehr enge
und. Elein, und die Opfer wurden außerhalb derfelben ges
bracht. Die Stufen waren vorne nicht abgerunder,
wie die unfrigen zu feyn pflegen, fondern ſcharf und
edigt, — In dem Pantbeon, d.i. an-der Rotonda
in Rom, find zwar runde Stufen, daraus ſchließt Win—
kelmann, daß fie nicht wirklich ale, oder wenigſtens in
neueren Zeiten erſt zugerunder find.
Zum Schmud der Ihüren nahm man Elfenbein,
Schildkröte, und Schnitzwerk, welches alte Schrift«
ftefer einftimmig bezeugen.| S. Sagittarius de ianuis
vett, cap. 23. ©. 151. ff.]
Die Thuͤren der alten Dorifchen Tempel waren uns
ten viel weiter als oben; cben fo waren fie an Egypti—
ſchen Gebäuden, wie Pokoke gefunden hat.
Die Thüren der Tempel und Käufer wurden aus-
wärts auf die Straße heraus aufgemacht: daher mußren
die herausgehenden Perſonen von innen Signale ge-
ben, damit die Vorbengehenden fih in Ache nehmen
fönnsen. Bon diefer Ace war zum Beyſpiel das Haus
des Markus Dalerius Publikola; aud andere was
ren fo eingerichtee.
Manche Thuͤren, fonderlihan prächtigen Gebäuden,
waren ganz von Erzt gearbeiter, wie z. B. Die an der
Maria
*) 5 winkelmsun Anmerkung über die Baufunft der Alten,
46.
De Archite&ura. 507
Maria Rotonda in Rom. — Sie giengen nicht ganz
big an die Oberſchwelle; ſondern oben über der Thuͤre,
war ein Gitter, daß dadurdh das Licht bineinfallen
Fonnte, —
Die Pfoſten, ſo von Holz waren, wurden mit
Schildkroͤte und Elfenbein ausgelegt. Die Fluͤgel der
Thuͤren wurden mit Schnitzwerk oder Basteliefs gezieret,
auch wohl aus Erzt gearbeitet. [Außer den angefuͤhrten
Sagitterius ſ. auh Winkelmanns Sendfcreiben
von Herculan. Entdefungen ©. 53. Cramers Nach—
richten zur Gefchichre der Hercul. Entdeck. ©. sı ff.}
Ferner harten fie trichora [S. auch unten $. 26, ge«
gen das Ende] Salmaſius und Erneſti fagen, diefe
wären die Dreyecke, tiber den Eingängen der Tempel.
Andere aber verftehen ſolche Gebäude darunter, die drey
Flügel und Hauptabtheilungen haben. Aus den alten
Schrififtellern erhellet nichts gewiſſes. Wahrſcheinlich
muͤſſen an allen Tempeln Dreyecke von der Art gewes
fen ſeyn.
Auch in den Ziegeln ſuchte man eitte gewiſſe Zierde,
und nach und nach vorzügliche Koſtbarkeit. Erft nahm
man $eimerde an der Sonne gebrannt, oder vielmehr
nur gefrofner, zum Decfen, und fodann gebrannte Zies
gelfteine. Da aber diefe zu gemein wurden, fieng man
an, fie bisweilen zu vergolden. Endlich brauchte man
an ftart der Ziegel Marmor, oder eherne mie Vergol—
dung. Batulus lieh das Kapirolium mit ehernen und
vergolderen Ziegeln decken, wie Plinius angemerkt har.
[Umftändlicdy handele davon Juſt. Ricquius de Capito-
lio, Gandauii 1617. 4. Lugd. Bat, 1669. 12. und mit
Jac. Gronovs Moten, ebendaf. 1696. 12.]
| antehixa waren allerhand Sachen, die vorn an den
Dächern der Tempel angemacht wurden. - Erft war es
ein
508 Part, II, Cap. PIIL,
ein bloßes Bret, an die vorftoffenden Balfen befeftiger:
dann brachte man Verzierungen an; ferner Masken von
gebrannter Erde hierauf ganze Figuren, von unten bis
oben, und zulesst ſchmuͤckte man diefen Raum mit fleis
nen Bildern und Statuen. WBielleiche ift folches nur
Stucarurarbeit gewefen, dergleichen man in einem Tem⸗
pel zu Pompeii gefunden hat. Hierzu Famen die fafi-
gia, die eigenrlih nur an den Tempeln waren.
Caͤſar war der erfte, der dergleichen an feinem Pa«
lafte anbringen ließ. Man biele folches für einen über-
griebenen Stolz, und deren Einfturz für eine Vorbe⸗
deutung feines unglücklichen Todes,
Eben dies that auch Dompeius. Diefer ließ aber
an feinem Haufe bloß Schifsſchnaͤbel, wegen des er=
folgten Siegs über die Sceräuber, anbringen. Winkel⸗
mann meinf, es ſey Bildhauerarbeit gewefen.
-
4. 23. *)
pauimentum ꝛc. Die Fußboden wurden anfaͤnglich
blos aus hartem, feſt zuſammengeſchlagenen Leim ges
macht. Rachmals legte man vieleicht quer über einzelne
Steine, oder Stüfen Marmor ohne alle Kunft und
fonderliche Zierrathen inden Zußboden, Hierauf verfiel
man auf Bilder und Figuren, und da diefes gefiel, trieb
man die Kunſt durch fhönfärbigen Marmor weiter, ja
bis aufs hoͤchſte. Man bemerkte zwey Arten von Fuß⸗
boden, nemlid) Ziehoffrata, genau und feftzufammenge-
kittete Steine. Luther har eg Aochpflafter überfegr;
und ze/felata, wenn der Marmor in Eleine Stüden, von
verfchiedener Farbe zerſchnitten, und diefe Stuͤcken feft
zufammen gefegt wurden, N
ine
*) [Bon den innern Verzierungen der Wohngebäude handele
Stieglitz ©. 405-409, Aambad) ©. 415 ff.)
er — — IT *
—
— —— — en
— —û ⸗
me.
De Architectura. 509
Eine noch andere Art war es, wenn die Marmor
verfcehiedene Figuren abbilderen, und genau zuſammenge⸗
fireee wurden. Dies nannte man Muſaik, gleichfam
als wenn die Mufen die Erfinder wären. [S. Chriſt's
Abhandlungen S. 309 & Winkelmann Nachrichten
von den Herful. Entdeefungen ©. 25 ff. und Anmerf,
zur Geſchichte der Kunſt. ©, 103. ı22.]
Man merfer an, daß Julius Caͤſar dergleichen
Rußboden in Feldzüge mitgenommen, und fid) damit,
wenn er fich einige Zeit an einem Orte aufhalten müffen,
feine Zimmer belegen laffen.
Andere harten dergleichen Mufaif in ihren Villen
und Sandhäufern z. B. Cicero harte ein opus mufuum
auf feinem Tuskulan. Dies ftellte einen Baßin vor,
mir Waffer, worinne fich eine Taube badere.
Sn den Zerkulaniſchen Ruinen find vor einiger
Zeit folhe Srücfe gefunden worden. Auch in den
Sandhäufern bey und in den Kafernen zu Pompeii hat
man dergleichen Mufaif angerroffen, dag ein Lager vor⸗
ſtellt. S. Rektor Martini Abhandlung von Pompeit.
Leipzig 1779: gt. 8: ©. 205. Ferner in einer Billa bey
Pompeii hat man ein anderes entdeckt, deſſen Meifter
Dioskorides gewefen, wovon in angeführter Abhands
lung ©. 116 und 118 geredet worden:
Zu Avanches und Rulm hat man andere Leber
bleibfel gefunden, wie Schmidt gezeiget hat,
Plinius melder, Sofus, ein gewiffer griechifcher
Künftler habe zu Pergamus in einem Saal ein Mu-
faif gemacht, welches man das nicht ausgekehrte Jaus
nannte. Es mar ein fehr fhöner Fußboden, wo eine
Vorftelung gemachte war, als wenn immer Kehricht da
läge. Dergleichen Fußboden mußten mie reine Ti»
dern
sıo Part. IL, Cap, VI,
ern abgewiſcht werden, um immer glänzend zu
bleiben.
In den älteften Zeiten nahın man zu folchen Fuß—
boden Marmor oder andre bunte Steine, in der Folge
aber Glaß und zwar vielfärbiges. camerae find gewölbs
te Deden.
Ash an Wänden fol man mufaifche Arbeit anges
bracht haben: allein zur Zeit hat man noch fein Beys
fpiel gefunden.
Der Graf Caplus und andere haben den Mechas
nismus diefer Kunft zu erflären gefucht.
Volkmann, Winkelmann und Bernoulli has
ben auch hiervon geredet. Benedictus XIV. erhielt
einftmals cine Thuͤre von folher Arbeit, wo oben erwag
abgebrochen war: dieſe Ergänzung koſtete tauſend
Skudi. —
Vey den Alten mußten dieſes opus muſiuum ge—
meiniglich die Sklaven verrichten, die weiter keinen Lohn
bekamen; folglich konnten fie ſolches ohne außerordents
liche Koſten verfertigen laſſen. Hiervon haben mehr ge;
ſagt und angemerkt:
Sponius in mifcellaneis eruditae antiquitatis,
Montfaucon, in antiquitt, graec, et roman, im 15.
%
Caylas in pieturis,
Ciampini in Operibus mufiuis antiquitatis facrae et
profanae, Romae 1690. [und 1699. Fol. — Joſeph
ler. Furietti de Mufiuis, Nom 1752, Eflai fur la
peinture en molfaique par M, le V, — Paris 1768.
Rumba) ©. 417 ff.]
Der
*) [6. Rambach ©. 396 f]
ade Aa
2
De Archite$ura. 514
Der Abe Barthelemy har über das Muſaik in
dem Tempel des Glücks, zu Pränefte ausgegraben , eine
Abhandlung gefhrieben: allein Winkelmann will [in
der Gefchichte der Kunft ©. 766 ff] feine Erklärung
nicht gelten laffen, und har eine andere vorgefchlagen,
Du Cange bat in feinem $ericon der Katinicäe des
mittlern Alters auch hiervon aber freylich nicht ausgefuͤhrt
genung geredet.
Zu Praneſte iſt vor einiger Zeit ein dergleichen
Sußboden in dem Tempel der Fortuna gefunden worden,
Erneſti haͤlt diefes Stuͤck, [wovon kurz vorhero gehans
delt worden, J für das beruͤhmteſte: allein feit zo Jah—
ren hat mannoch beffere Arbeit diefer Art entdede.
S. Bernhardus in epiflois ad Guil, Abb. S. Theodori-
ei ſagt: man habe in den Klöftern die Zimmer und
Zellen mit Gold ausgelege. Dieß ift ein Beweis der
Pracht in den Klöftern.
9 2%
Die Alten bemahlten meiftenrheilg ihre Wände,
welche von Kalf waren, oder überzogen fie mit Marmor,
oder befleideren fie bisweilen gar mit Glag, aber dieß
war nicht opus muliuum, hauptfächlich, wenn der Mar:
mor nur aus einer Farbe beftund,
Mamurra war ein römifcher Ritter, und Genes
ral über die Ingenieurs bey dem Julius Caͤſar. Er
war fehr reich worden, und ließ in feinem Haus die
Wände auf dem monte Coglio ganz mit Marmor bes
kleiden.
Erſt nahm man ganz duͤnnen — Mar⸗
mor, oder Marmortaͤfelgen, die entweder ganz glatt
oder
512 Part, II, Cap, VIII.
oder halb erhoben gearbeicee worden. Mach und nach
fand man Stein, womit man die Wände ausfegen lich.
Endlich murden fie auch mit Glaß ausgelegt. Man
findee bey den Alten vierecfigte Glasſcheiben; andre wa-
ten rund geſchnitten. Dergleichen runde Stücfe wur-
den auch in die Fußboden eingelegt, wie $uvenal fagr.
Philipp Buonarotti in Oflervazioni iftoriche fopra
alcuni medaglioni antichi hat viel hiervon gefag. Man
legte die Wände bisweilen auch mir Elfenbein aus und
brauchte hierzu erhobene Arbeit. Der Graf Eaplus
zweifelt hieran, weil fih das Elfenbein nicht würde
gehalten haben, Allein man — vom een
Beyſpiele.
Bon der Mahlerey an den Wänden iſt oben
geredee worden.
g. 25
camera ift eine jede runde oder oben gemölbte
Dede. Dur waren die Bogen bey den Alten nicht ſo
hoch rund, ſondern mehr flach.
Die opera mufiua find nicht angewoͤlbte Decken gewe⸗
fen, wie unfer Verfaſſer behauptet: er har ſich durch
den Plinius irre machen laſſen. Auch Winkelmann
fage nichrs hiervon.
lacunar in aedifeiis ift eine Art von getäfelten
Deden, die aber nicht glatt waren, fondern Erhöhun-
gen und Dertiefungen harten.
Ueber einem Zimmer Fonnte camera und lacunar
zugleich feyn. Salmafius wollte es laͤugnen und
behauptete lacunar und camera wären einerley *).
Allein
) [Bergleihe man Cafaubonus und Salmaſius Anmerkungen
zu bes: Flavius Vopiſcus Leben des Kaifers ee
ap-
De Architectura. 513
Allein die alten Schriftfteller Haben das Gegentheil era
wiefen. Doch gefchah folches nur in Tempeln. ve
ri⸗
Kap. 46. ©. 547 ff. In der Hackiſchen Ausgabe der fcripto-
rum VI. hiitoriae auguftae 2tem Th. wo Vopiſeus fagt: ha=
buit in animo, vt aurum negue in ca meras, neque in tu-
nicas - mitteretur: fo fiehe man, dag Caſaubon durdy came-
ras verſtanden, priuatarum acdium ac balnearum /aquearia
et parietes, qui iam aetate Plinii tamquam vaſa inauraban-
tur. Hingegen Salmafius läugnet es, und fügt, cameras
wären von laquearibus in der Form und in der Materie jehr
verjchieden geivefen. Camerae, curua tettarfunt, de quarum
difpofitionibus vid. Vitrau. lib. VII. cap. 2: nam et trulif-
fabantur et inducebantur te&torio: /aguearia autem vel la-
Queata tecta erant, quae nunc Lambrifjlata dicimus. Exta-
bulis enim ligneis fiebant, in varias figuras et maeandros feltis
et caelatis: quae tabulae plerumque etiam verfatiles erant,
ita vt et flores et vnguenta defuper fpargerehtur. u. ſ. w.
Denn die Note ift fo lang als gelehrt. Er redet auch von
den verfchledenen Arten, die cameras zu verfchönern und aus«
zuſchmuͤcken, nemlich coronario opere, mufiuario, cerogra-
phia, vel encauftice et imbrafteatione, Er fagt, bie ca-
merae hießen heutzutag vo! >. Valeſius in dem vom Ers
neſti angeführten Orte, ad Eufeb. vit Conft. M. 3, 32. fireis
tet gegen Salmafius Behauptung Man fehe au Sueton
im Leben des Augufis, Kap. 90. (WO locus abditus et con-
cameratus vorkommt, und Qudendorp von der Orthographie
ob man camerae, oder camera fihreiben fol, handelt) dann
im Leben des Nero, Kap. 31. (io es heißt: coenationes
laqueatae tabulis eburneis verfatilibus, vt flores, fiftulatis,
vt vnguenta defuper fpargerentur,) und K. 34. (mo es heiße:
(Nero) lacunaria, quae nottu fuper dormientem laxata ma-
china, deciderent, parauit:) und die Ausleger zu jenen Stels
len. Propert II. ı, 49. 50. fchreibt :
Quod non Taenariis domus eft mihi fulta colummis.
Nec camera auratas inter eburna trabes.
wo Burmann II. verfdiedenes anführt, z. E. eine Stelle
des Statius I Theb. 144
Kt Et
514 Part, II” „Cap. VIII.
Privathaͤuſern hat man dergleichen gewölbte Decken nicht
gefunden.
Parvouaro wurden die gewoͤlbten Decken —
ISalmaſius ſagt am angef. Orte ©. 548. laqueaturas
Graecorum vocant oeoDwesis, TWOHWTEIS , Darvwssıs,
et var Iweeis.]
In viereckigten Tempel ſagt Winkelmann, wa⸗
ren die Decken gemeiniglich von Holz, bisweilen waren
ſie aus Cedernholz. Manchmal hatten viereckigte Tem⸗
pel auch gewoͤlbte Decken. In Haͤuſern hatten die Zim⸗
mer ganz platte Decken von Holz; waren Zierrathen
daran, fo hießen fie Zaguearia. [Stieglig ©. 408.]
N 26,
Der Plan’oder Grundrig der Privargebäude war
nicht immer einerley 9. — - Der Plag vor dem Haufe
machte den Vorhof aus: die Roͤmer nannten denfelben
vefibulum, und die Griechen zeomuro, In diefem
Borhof hielten ſich die Thuͤrhuͤter auf. Man pflegte
denfelben nicht eher, als bey einer Leichenprozeßion zu
. eröfnen, wobey zugleich um das Haus herum Enpreffen-
baͤume gepflanzt wurden. Sodann fam man u arrium
(Gr, &uAnv) d. den Hof.
aula
Et nondum craſſo Iaquearia fulta metallo,
Montibus aut late Graiis effulta nitebant
Atrio.
Endlich, bemerfter, wie einige benaupten, man möfe camara
ſchreiben, wenn die Rede de opere laqueato vel fornicato fey,
und bezieht fih auf die Anm. feines Onkels, Burmanns I.
zum — Kap. 30. ©. 112. und zu Phaeders fab. IV,
24, 29
'*[S. Stieglig ©. 298 ff. Aler. Adam Handbuch der rim.
Alterthuͤmer, “aus dem Englifhen von M.- Meyer übers
feßt, 2zter B. Erlangen 1796. 8. ©, 974 If. wo die Theile h
eines römischen Hauſes umftändlich angezeigt werden.)
De Architectura.“ 515
aula iſt ein freyer Platz, der in den aͤlteſten Zei⸗
gen nur mit einem Zaun, oder mit Stacketen umg ben
wat. In dem Orient trieben die Einwohner ihr Vieh
in denfelben," Ein fofcher Vorhof hieß berdium, Pro-
prie Jiguis leptum. Deinde hereditatem diftribuere figni-
ficat: vnde Judicium familiae ercifeundae, Diefer Bor
hof war in gufen Zeiten, mit Öeländern von Säulen
eingeſchloſſen, und hieß daher im Griechiſchen Feg:ssu-
Acr. Es wurden an diefem Orte Bibfiochefen und an«
dere Sachen aufgeſtellt. So cin Haus war im Anfang
nut eine Etage hoch: nach und nach feste man noch eine
darauf. - Dich nennte man uzegwov dt. Jolarium,
[wovon der ehemalige Profeffor zu Gera Zeibich eine
gel. Abhandl. geföhrieben hat.)
Diefes Stockwerk, noch mehr aber der ——
eines Hauſes, war für die Frauenzimmer beſtimmt *).
Aber die Hänfer Fönnen damals noch nicht groß gewefen
fern, weil man finder, daß fie einander von der Erde
in das erſte Stockwerk haben erwas zureichen - fönnen,
Die oberfte Etage hieß coenaculum. Man hatte in dere
felben meifientheils Feine Fenſter H), und die Treppen
giengen von der Gaſſe hinan.
impluniun ein Dre unter freyem Himmel im Haufe,
wo das Wafler vom Dache herunterfloß. Bisweilen
heißt eg auch compluniem, Die Alten hatten im Hofe _
Zimmers aber Feine Fenſter darinne. Sn. Häufern vors
nehmer Perfonen bat die erfte Erage vermuthlich anf
Säulen geruhet. Naͤchſt dem war oben am Dache ein
Vorſtoß von Bretern, welcher machre, daß man aud)
beym Degen troden um das Haus her gehen Fonnte.
Kk 2 Die
J
*2) Man unterſcheide aber bier griechſſche und roͤmiſche Sitteu.]
**) Man dente aber dabey, zumal ınden Altern Zeiten, ucht
Fenſter, tie wir haben,),
516 Part, II, Cap. VIII,
Die dii penates, i. e. patrii, feu familiares, die
einer ganzen Familie angehörten, flunden im Hofe in
einer Kapelle: die dii larer aber, die diefe, oder jene
Familie angenommen hatte, waren in atrio befindlich.
Manchmal war in den Häufern noch ein befonders
gelegenes Zimmer, (lat, exedra) durd) welches die fühle
ruft fireihen Fonnte, wo man theils auszuruhen,
sheils ſich zu verfammlen und zu unterreden pflegte.
villae *): von den Griechen wiffen wir nicht, daß
fie dergleichen prächtige Villen, wie die Nömer, gehabr
haben. Man hatte zweyerley Abtheilungen für Sfla-
ven: eine für die familiam vrbanam; und die andere für
die familiam rufticam. Die Heren aber felbft Karten ihre
Wohnungen in einer befondern Abtheilung. In den
Billen der Roͤmer war noch mehr Pracht, als felbft in
in den Häufern zu Nom. Go waren 5. B. die villae
des Hadrians und Raligula gleichfam Eleine Städte.
Man Fann fich kaum folche villas, wie Cicero, Sulle,
L2ukullus, Cäfar, Domponius Artifus, und ande
re befaßen, denfen: Anden Ruinen, die bey Pompeii
entdeckt worden, hat man die Pracht der Villen noch
mehr wahrnehmen Fönnen. Lord Aamilton hat ange
gemerkt, daß der König von Neapel eine habe abzeichnen
und bauen laffen wollen.
raedium d. i. ein unbeweglihes Gut. Wenn e8
auf dem Sand befindlich, heiße cs praedium ruficum;
in der Stadt aber pracdium vrbanum. In einer foldhen
villa waren immer zwey Hauptabrheilungen: eine für
den Heren, und die andere für den villicus, und die
Sflaven
) [Auch bier verweife ich auf Stieglitz ©. 402 ff. beſonders
anf Adams Handbuch ı0-©.998 ff]
De Architectura. 517
Sflaven, Sn der Stade bie der Auffeher über die
Sflaven difpenfator ; und auf dem Lande villicus,
Serner find noch zu bemerfen:
trichorum *) ein Dreyeck, das über dem Portal ge⸗
macht wurde. Auf diefe Arzt erklärt es Salmafins und
mie ihm Erneſti. Andere aber verfiehen darunter ein
Gebäude mir drey Hauprflügeln, die an zwo Spitzen
zufammen ftoffen, Doch andere, zwey Flügel, die am
Eingang des Haufes in dem Borhof angebrachte find
und einer hinten queer über, wie z. B. antem Stiegligia
fchen Gebäude auf der Gerbergaffe in Leipzig. Aber wie
hätte man auf fa ein trichorum, wie cs Salmaſius
nimme, Statuen fegen Eönnen? Hierzu kommt, daß
man in Inlcriptionibus 3. B, beym Sabrerti finder, daß
zum Haufe nod) ein trichorum gebauet und den Görtern
geweiher worden ſey. Man Fönnte es als eine drey—
fache Abtheilung in den Villen berrachten. Vielleicht
ift es eine Eleine Kapelle mit drey Abrheilungen gewefen,
wo man die Hausgöfter und andre Statuen hinftellte.
praetorium. Diefes Wort har 'verfchiedene Be—
deufungens manchmal heißt es 1) das Zelt des kom—
mandirenden Feldherrn; 2) diejenigen Perfonen, die den
Krieggrarh ausmachen; 3) das Haus in der (Provinz,
wo der Gouverneur fi) aufhielt; 4) die Leibwache des
Kaiſers, 5) die Zimmer, wo der Kaifer mie feiner Fa—
milie wohnte, und 6) die Zimmer, wo der Fürft Aus
dienz giebt.
triclinia waren befonders eingerichfere Gebäude, wo
man zu fpeifen pflegte, und die den Mamen von den
drey Sagerftätten, oder ledtis, Hatten,
| — cubi-
IS. oben, $. 22. in der Mitte.)
>
518 Part. II, Cap. VIII.
*
cubiculum das Zimmer, worinne einer lag, ſtudierte,
und ſchlief. Wir würden es ein Kanapee nennen koͤn⸗
nen. Rom harte bis zu den Zeiten des Pompeius
Magnus fein ftehendes Theater )). Diefer Herr fuͤhrte
dag erfte von Stein auf, Was wir von dem eircus wiß
fen, ift noch niche beftimme genug. Es maren in den
circis gewiffe Sige, die inder Rundung über einander
gebauet waren, für die Zufchauer angebracht **.
Sn
*) "Außer Eramers öfters angeführten Nachrichten zur Geſch.
der Hercul. Entdeckungen, aufer den Handbüchern der romis
ſchen Alterch. und den vom Zeune zu Chriſts Abhandi. S,
a8 fl. angeführten vielen Werten, und außer Stieglitz ©.
412. vom Toeater der Marcellus, und © 431 ff. vom Ams
phicheater, f. Winkelmann Sendſchreiben von Hercul. Ents
def. ©. ıT. 23. Nachrichten von den neueften Hercul Ent
deifungen ©. 6 ff. — Degli Amfiteatri e particolarmente
del’Flauto diRoma, di quello d’ Itaiica, “della Spagna, et
di quelio di Pola nel” Iftria. Mailand 1788. 4. mit Figg.
Es iſt eiaentl dag Zte Buch des 2ten Theile von dem Werfe
des Graien Carli delle antichita Italiche, fo aber auch befon«
ders abgedruckt ift. — Obfervations fur les Antiquités d'
Herculan. Paris 1757. 8. S. 9 ff. Gr. Eaylus, von dem
Theater des C. Scribonius Curio, in feinen Abhandlungen,
ıfter Band, ©. 281 ff.]
er, Jul. Caͤſ Bulenger und Onuphr. Panviniusde ludis
eircens. im sten Band des thefauri antiggq. rom. Grasuiani,
Adams Handbuch der rim. Alterthim. ter Th. ©. 601 f
Joh. Chriſtoph Cramers Abhandlung de nudis Romaner
circenfbus, in lucerna- veterum fepulcrali, in den von 5.
Ernft Imman. Walch edirten Actis focietatis latinae Jenen-
fis, 5ten B. ©. 291 ff. befenders: Defcrizione dei Circi,
particolarmente di quello di Caragalla e dei Giuochi in efli
celebrati. Opera poftuma del Configliere Gio, Lod. Bianco-
ni, ‚ordinata € publicata con note e verfione francefe dal’
Avv ocato Carlo Fea, e corredata di Tavole in rame, ret-
tificata e compite fu la faccia del luogo dail Architetto An-
Bel, Vggeri, Milanefi, Rom. 1789. Fol. mit 20 Berta
©. Sörtingtfche gel. Anzeigen 1791, 95 Stüd.)
-
%
i De Architellura, 519
In den Amphirheatern wurden die Kämpfe der
gladiatorum angeſtellt.
4
ER, 3
Man muß die erfte Baufunft da firchen, wo die
erften Spuren des Anbaues, der Handlung und Seea
farth gerban worden find. Die Phönisier feinen
die erſten Erfinder hierinne gewefen zu ſeyn. Die
Egyptier waren ihre Nachahmer ). ce Bon den Phoͤ—
niziern Famen Kolonien nach Griechenland, Kadmus
war. der erfte, der die Baukunſt, und felbft Bau⸗
werkszeuge aus Dhönizien nah Griechenland brachter
wo die Künfte ausgebreitee und ausgebildet wurden.
Kolonien giengen nach Kleinafien und brachten die
Baufunft mie zuruͤck. Vielleicht waren auch Phönie
zier cher nah Stalin gekommen, als die Römer
von den Griechen die Baufunft lernten. Doch haben
die Kömer hauptfählih von den eigentlichen Griechen,
die Baufunft erlernt. Sulle und Lukullus braten
befonders die Baukunſt nah Noms und griehifhe
Baumeiſter legten dafelbfi die größten Gebäude an,
- die Caͤſar, Auguft und andere Perſonen aufführen,
Das große Pantheum lieh Agrippa aufführen, we«
nigftens erneuern, mie die Aufſchrift davon lehrt.
Bis zu den Zeiten der Antoninen dauerte Die gute
Baukunſt. Unfer Berfaffer fagt, es wäre im zwey⸗
en Jahrhundert nach Chriſti Geburt der gute Vans
geſchmack verdorben worden: allein fchon im erſten
Sabrhundere brachte man übertriebene Künfteleyen an.
Es follee immer etwas neues ausgedacht und anges
bracht werden, dadurch gieng die edle Baukunſt vera
⸗ KE4 lohren.
*) [Hier will ih nicht wiederhohlen, was ſchon oben daruͤber
geſagt worden iſt, noch weniger was Stieglitz durch ſein
ganzes Buch vom Urſprung, Wachsthum und Fall der Baus
kunſt weitläuftig und gelehrt vorgetragen hat. ]
520 Part, II. Cap. VII.
Iohren, Vermuthlich riß dieſer verdorbene Geſchmack
unter dem Nero ein. Was die Baukunſt unter dem
Aurelian fuͤr einen Geſchmack gehabt habe, beweiſen
noch einige Ueberbleibſel im Orient zu Palmyra und
Baalbek *). In der Folge ſuchte man den mangelnden
großen und edlen Geſchmack durch Eleine Schnörfeleyen
gleihfam zu erſetzen: aber dadurch fiel die Baufunft
noh mehr. Wie ſehr der Geſchmack nad) und nad)
perdorben worden, Fann man an den Kirchen, Ihürs
men und andern Gebäuden der mitrlern Zeiten wahrs
nehmen. Man nennt dies den Gorbifcben Ge>
ſchenack: allein man follte ihn Tieber nach der Mey-
nung großer Baufenner, den verdorbenen Geſchmack
nennen,
5. 28.
Die Auflebung der fhönen Wiffenfchaften, haupt⸗
fächlich der griechifchen und Fateinifchen Sprade, brach⸗
te auch die Baufunft wieder zu einem hohen Grad
der Vollfommenheit. Die Italiener fiengen auf des
berühmten Sralienifhen Dichters Petrarcha Anrathen
wieder an, die lareinifche und griechifche Sprache zu
ftudiren, Auch fing man an, die alten Monumente,
befonders auf den Bergen Noms aufjufuchen, wo man
Veberrefte fand, durch derem Hülfe man die von den
Schriftſtellern angeführgen vorher aber unbefannten
Sachen verfichen lernte, So verſtand man z. B. den
| Vitruv
2) Ron Palmyra haben wir Sellery, nebſt Dawkins und
Woods Werke ſchon angefuͤhrt. Von Baalbek handeln
Dawkin und Rob Wood in: Les Ruins de Balbec, autre-
ment dite Heliopols, dans la Coelof.rie. London 1757.
Fl. — Borftellung der Baalbekiſchen Alterehümer nach
dem englifıhen Originale, nebft einer kurzen Beſchreibung ders
feiten Mic 6 Kupfertafeln. Augsburg -bey Conr. Heinrich
Stage, 1732. Fol.)
/
De Architelura. 521
Vitruv gewiß aröfitentheils nicht, bie man die alten
Denfmähler auffuchte und entdecke hatte. Hier⸗
aus lernte man das Zweckmaͤßige, Kunſtloſe, und Edle
der alten Baukunſt lernen, und dadurch wurde man
zum Schoͤnen gelockt. Dieſe Veraͤnderung geſchahe zu
Ende des ısten und Anfange des 10ten Jahrhunderts.
$.._ 29
Erftlicy betrachtete und zeichnete man die Heberrefte
ber alten Kunft, in fo ferne fie zur Erweiterung der
Baufunft und Erklärung ſchwerer Stellen der alten
Schriftſteller gehörten, bis in Slorenz die Mediceer *)
aus dem Haufe Medices, die alte Kunft durch glückliche
Nachahmung wohl befolderer Künftler wieder empor zu
bringen fuchten. Petrus von Eiiedices ließ zuerft
ein Gebäude, nach der alten Roͤmiſchen Bauart auffühe
ren. Diefe gefiel, und andere Leute fingen an, fie nach“
zuahmen. Die Mediceer fchägten die zeichnenden und
bildenden Künftler überhaupe fehr. Sie hielten Mahler,
Bildhauer, und andere Künftler, und ermunterten
andere durch ihre Belohnungen zur Nachahmung. Pabſt
Leo X. aus eben diefem Haufe ließ Gelehrte herumreis
fen, um Mfpre zu fuchen und zu Faufen, und Zeichnuns
gen aufzunehmen, ja er fe betraͤchtliche Prämien für
diejenigen aus, die neue Mſpte fanden, welche er in
feiner Bibliorhef noch nicht befaß, und brachte hierdurd)
eine große Sammlung zufammen, welche der Urftof der
berühmten Barifanifchen Bibliochef wurde, "und die man
nachmals vermehrte, und mit der berühmten Heidelbergie
ſchen Bibliochef bereichete. Dadurch) nun wurde der
Kes 6%
*) ©. Saggio iftorico della real Galleria di Firenze. vol. 1. II.
Florenz; 1779. gr. 8. (auft. Giufeppe Bencivenni, giäPelli.)
Die Sammlung, melde jego in Florenz befindlich ift, fängt
an von den Zeiten des Grosherzogs, Cosmus des erften.]
5 ER Part. I. Cap. VIII.
Gelehrte gereist, Muͤhe und Fleiß auf dieſe Beſchaͤfti⸗
gung zu verwenden. — Ludwig xXIII. in Frankreich
that ein gleiches: er hlelt die gelehrteſten Maͤnner an
ſeinem Hofe, welche er nach Griechenland, und in
Orient reifen ließ, um Mſpte und andere wichtige Sa-
chen zu entdecken. Auch fanden fih.en feinem Hofe Ma-
thematifer und Zeichner „givelche im Die entfernteften fans
der nach Eaypten und Aſien große Keifen unternahmen.
Sein Nachfolger Ludwig XV. ahmte Ihm nad, und
ließ Gelehrte auf feine Koften reifen, 3. B. den Abe
Komemont, Louis Bourquet, Boivin und andere.
Auch viele Brivarperfonen, hauptſaͤchlich Engländer,
als Docyf, Shaw, Thandler na, haben in den fegtern
verfloffenen zo Jahren große Reiſen in die entfernteften
Gegenden nah Aften gemacht. Das Modefludium in
England, mar fonft zu Anfang diefes Jahrhunderts,
Marhematif, Dhilofophie und Litteratur der griehifchen
Sprache. Man irieb diefe Wiffenfchaften mit ſolchem
Fleiß, daß öfters junge Leute von 16. 17 Jahren den
Homer leſen und Erieifch erklären Fonnten. Noch ge
genwärtig reifen viel Engländer und halten fich befon-
ders in Nom auf, two fie auch wegen’ ihres Geldes, fehr
angenehm find, Man finder in England. einen großen
Schatz vor Antifen an mehrern Drten verrheilt, die
ihre Befiger aus Stalien und Rom, ohne Vorwiſſen
des Pabſts, an fich gebracht haben, Doc darf jest in
Nom, ohne Vorwiſſen des Pabſts, nichts mehr an Aus»
länder verfaufe werden,
3% y
Die Diskletianifchen Baͤder ſtunden vor dreyhun⸗
dert Jahren noch ganz, wie auch das Amphitheatrum
des Raiſers Titus: Diefe Atterthuͤmer ſtudirte und
ahmte man nach. Dies that ſelbſt Michel Angelo,
und andere beruͤhmte Kuͤnſtler. Winkelmann hat dieſe
Nachahmungen bekannt gemacht.
| * art. ie
De Architeltura, 523
Die Früchte gelehreer Ra find in großen Werfen
enthalten,
cf. les Ruines de Palmyre von Robert Wood und
Dawkins, London 1753. Dieſes Palmyra war fonft
Die Reſidenz der berühmten Königin Zenobia, erſt einer
mächtigen Bertbeidigerin, und zuletzt einer-Seindin der
Roͤmer. | Die Ruinen von Baalbeck, und die Ruinen
Griechenlands von Roy find oben $. 14. und $, 27. an«
geführt worden]
les Ruines d’ Athenes par Rob, Sayers *). Diefer t ta⸗
delt den le Roy in vielen Stuͤcken; darauf gab le Roy
ſein Werk beſſer heraus.
Die Joniſchen Alterthümer, ein Engliſches
Werk, ſind vor mehrern Jahren herausgekommen.
*
Es iſt ein ſehr praͤchtiges Werk in Fol. Die Sachen |
ſelbſt find von Kuͤnſtlern in Jonien aufgenommen wor⸗
den. Man findet es auf der Leipziger Rathsbibliothek.
ar gehören hieher;
% The ruins of the Palace of the EmperorDiocletian at
Spalatro in Dalmatia by Rob, Adam. Lond, 1764. [Mehr
tere Werfe führe Seune zu Chriſt's Anm. S. 77 ff. an,
Diefen find noch beyzufügen: Raccolta de Tempi antichj,
‚opera di France/co Pirane/t,architettoRomano, Prima parte
che comprende i Tempi di Veſta Madre, oflia della Ter-
ra e della Sibilla, ambedue in Tivoli, et dell’ Onore e
della Virtu fuori di Porta Capena. In Roma, preflo P
Autore. 1780; gt, Fol. mis 22 gemahlten Tafeln. Don
diefem
*) (Wichtig it das Merk! The Antiquities of Athenes, mea-
- fured and delineated by James Stuart and Nicolas Revert,
_ Paintects and Architets. London 1762. ol.]
524 Part. II. Cap. VII.
diefem prächtigen Werk f. die Göttingifchen gel. Anzeis
gen, vom %. 1781. 68. ©t.
Teimples anciens et modernes — par Mir. L. M.
tondon und Paris 1774. gr. 8. mit 7 Kupferblästern.
Die griehifchen und römifchen Tempel befhreiben auch
Rambach und Stieglitz an d, a. Oertern.
Denfmähler des alten Rome. — — nah Bar-
baults Zeichnung, nebſt einer Erflärung derfelben,
Aus dem Frangöfifchen uͤberſetzt mit 60 Kupfertafeln.
Ausgsburg. 1782, Fol.
Raph.'Fabretti, Gafp. F.Vrbinatis, de aquis et aquae
dudibus veteris Romae. Dil. II. Nom 1780. mit Anm.
vermehrt, Rom. 1788. 4. ein claffifches Werk.
Friedr. Joh. Lorenz Meyer, Doctor der Rech⸗
te und Dommherr zu, Hamburg, Darftellungen aus Ita⸗
lien. Berlin, 1792. 8.
Les Ruines de Paeflum ou de Pofidonie dans la gran-
de Grece par T. Maior, traduits de !’Anglois. $ondon
1768. gr: Fol. Dieß gefiel einem gel. Staliener Paul.
Anton. Paoli nicht, und er edirte lateiniſch und italie-
nifh: Parfi, quod Pofidonium dixere, rudera. Rom,
1784. Med, Fol. Beygefuͤgt find Paeftanae diſſertatt.
(VL) audtore — Paoli. 170. ©, Text und 65 Kupfert.
Er glaubt, Paeſtum fey von den Etrusfern oder Tyrr⸗
heniern erbaut, und von den Saracenen im gren Yalır-
hundert zerftöhre worden, die. Gebäude feyen alt Errufs
kiſch. Er häle die Etruſkiſche Baufunft für weir älter
ols die griechiſche. Ferner handele er vom Fleinen Tems
pel, den Zierrarhen der Paejtifchen Baufunft, von dem
Errusfifchen atrio Paeflanorum u, a, ©. erkläre auch ei—
nige Stellen des Vitruvs.
The
De Architedlura. “925
The Rudiments öf ancient Architechure, in two
Parts, With a Didtionary of Terms. Illuftrated with ten
Plates $ondon 1789. 8. Auch gehören hieher Houel
voyages pittoresques und was in Neifebefchreibungen Als
terer und neuerer Schriftfieller darüber und davon gefagt
worden ift.]
G 3Is
Erneſti führe hier an, daß von Theatern Waſſer⸗
leitungen, öffentlichen Bädern, und andern dergleichen
Gebäuden, von vielen geredet, und diefe Sachen in ih—
ren Werfen. durch Zeichnungen erläutert worden wären,
Er nenne des J.Alb. Fabriz. Werk, Bibliographiam an-
tiquars, Außer dieſem aber find noch zu’ empfehlen:
Thefaurus antiquitt. Rom, a Johann, Georg. Graeuio
ı2 Bände in Fol.
Thefaurss’antiquitt, Graec, a Fac, Gronouio 12 B.
Sallengers nouus the, antigq 3 B.
Polenus hat diefe drey Sammlungen mie vielen
andern Schriften von 5 Bänden in Venedig nachdruden
laffen. Diefe ganze Polenifche Ausgabe ift fehr weitlaͤuf⸗
tig und enthaͤlt 32 Bände in Fol,
Wir haben noch Nefte von Amphitheatern, z. B.
vom Defpafianus in Rom, ferner eins zu Verona,
wovon Maffei gehandelt, zu NReapel, zu Bapua,
welches Mazochius befchrieben, und an andern Orten.
ee
Franz Junius, ein Holändifcher Gelehrter, ſchrieb
einen Kommentar de pictura veterum. Aber dieſes Werk
iſt
5:6 Part, I. Cap, VII.
ift für die Kunſt nicht wichtig, und über dieß bloße Kom⸗
pilarion, ohne Nachdenken, und die Künftler ſtehen nur in
alphaberifcger, nicht aber in chronologifcher Ordnung. —
Setebien hat des Junius Werk gewiffermaffen forrgefegr*),
und etwas weirläuftiger von den alten Künftlern gefchrie-
aber man darf feine grogei Kenntnis, nn chronologi⸗
Ordnung daringen ſuchen.
Winkelmanns Geſchichte der Kunſt; ferner von
eben demſelben Anmerkungen uͤber die Baukunſt der
Alten, Leipzig 1762. in 4. Dieſes Werk iſt gut ges
ſchrieben, erſchoͤpft aber den Umfang der Kunſt nicht.
*) [In Hiſtoixe des Architeltes, Paris 1697. 4-]
Regiſter
— 0 N N Ver NEN OL) mn
-
ER
über die
Kuͤnſtler, beursheilten Schriftſteller
und
merkwuͤrdigſten Sachen.
A.
A. auf Denkmaͤhlern 24. A. A.
A. F. FE. auf Münzen, 274
Aarons Kalb aus Holz, 321
Abacus auf Säulen, 499
Adgstterey verurſacht die Bild»
nerey, 330 Sq-
Abkürzungen auf Münzen und
Aufſchr. 23. der Notarior. 24.
247» f. Siglae
Abraras, Gotth. der ‚Snopit.
408
Aceente der Griechen, 21
Achate, deren Beſchaff. 90 fg.
Werth derfelben, 93
Adyatonych, 87
Atta Santtorum, 233
Addifon of anc. medals, 284
Adlers Schriften, 269
Adlocutio, 287
Adparatus triumphi, was fie
waren, 7
Adularia, welher Stein, 72
Aegina, Kunſtſchule daf. 342.
gg.
Aegyptius über das Sc. de Bacch.
17.2107
Aera Seleucid. 287
Aerizufa, ein Jaſpis, 90
Aes f. ent.
Aefthetit, 219
Yganthangelus, 404
Agatopus; 404
Agelades, 342
Aglaophon, 46
glaophon, 4 3 —
Regiſter über
Agnethleri numophylac. Schulz.
528
309
Agorafritus, 351
Agricola de re metall, 112
Br kauft viele Gemaͤhlde,
Acn 98 wird ſehr gemein,
100
Ahornbaum, 148
Akanth, dreierlei, 146 fq.
Akazienbaum, 147
Azcıß:s was es heiſſe, 244
Alabafter, 55
Albani kannte Münzen nach dem
Gefühl, 303
Abum der Roͤm. Prätoren, 29
Alcuini opp. 185
Alerandrien - Zufluchtsort
Künite, 364
Altamenes, 351. 426
Allatius ad antiqq. Etruſc. 236
Alphonfus ſammlet Münzen,
der
3065
Altane, 505
Alticchiero p. Benincafa, 386
Amaduzzi vetts mon. 378 fg»
Amalgama, 437
Amantius fammlet Aufiht. 196
Amdra ob eg eleätrum, 99.
Ambracia, Statuen daher, 435
- Ambrofius de ſacr. et voc. gent.
untergeichoß. 187
Amethyſt, deffen Denen. u. Gebt;
84: Amethyſtenpras, ib.
Amiantus Beſchaff. und Gebr.
107 ſq⸗
Amphion, 467
— 519 Reſte davon,
— ** Münzen, ob ſie die aͤlte⸗
ſten, 269
Amyvclaea inſcriptio, 13
Anaglppiif, 316
die Kuͤnſtler,
Anaitis, eine Armeniſche Goͤt—
tin, 120
Anaſtaſius ob er viam ſal. ge⸗
ſchr. 187 fq-
Androdamas, wozu er gebraucht,
7ı
Angelo f. Buonarott
Angeloni hift« Aug. 297
Annus Viterb, 193. 2235
— Statuen von ihm, 364
d4. 372
— an den Daͤchern, 507
fq.
Anthermus, 341
Apianus ſammlet Auffchr. 196
Apelles, 443, 462. 467. 492
Apollinus, 367
Apollo im Belvedere u. a. D.
358 fq. 372
Apollodorus, 463
Apollonides, 402
Aqua marina wurde gefchnitten,
81
Aquaeductus Rom. 491
Arae, 327
Arbuthnot tabb. ante num! 31r
Arceſilaus, 371. 422. 450
Archäologie, Begriff davon 1.
Nutzen. 3. Schriftfteller. ib.
‚fa
Architektur f. Baukunſt
Ardices, 460
Areopagus, 496
Ariftives ob er die Wachsmahl.
erfunden, 450. 472. 467
Ariſtokles, 341. 426
Armenifche Stein, gt
As, was er war, 18. libralis274
Scortei 250
Asklepiodorus, 467
Afteria, 73. deſſen Benenn. 77
{q.
Aftie’s origin of writing; 9
Athen,
beurtheilten Schrifefteller ze.
Athen, Kunftfchule dafeldft, 343
19.
ee verſch. Arten ac.
445. was darunter verflanden,
455. 460
Atrium, 514
Attalus Befhüger der Kunft, 365
Aubin, 412
Aufſchriften, ſ. auch marmora,
was fie heiſſen 1914227. Mens
ge derſ. 217 wo ſie geſammlet
192 199. was beym Leſen derf.
zu wiſſen 193 19q. wie fie zu
beurth. 194 ſqq. Sigeiſche,
ob fie die aͤlteſte, 213 fgq.
Amyklaͤiſche 214. Cittiſche 214
ſq. Palmyr 215. Ob in Ara—
biſch. Wuͤſten welche zu finden
215. aͤlteſte lateiniſche 216.
Nutzen dert 218 faq. welche
intereflant, 222. Schwierig⸗
feiten beym Seien 225. Ne
geln zu guten, 228. kurze auf
Münzen 284
Auguftini dialogi, 296. 305
Auguftus Liebhab. d. K. 473.
Aula, 515 3
Aulus, 404 4
Avrowus populi, 283
Azur, 91.
B.
Baluzii miſcell. 183
Bandini catal. 170. 133
Bandurit Imp. Or. 298
Barbaults Zeichnungen, 476
Bardengelänge, 154
Baringii clauis dipl. 2332. 248
fg.
Baronius, 189. 195. nicht Kris
tifer genug, 222. iſt parthey⸗
iſch, 233
529
Barthelemy 11. 215. über die
Muſaik, 511
Bartoli, 411
Bartolozzi, 413
Bafilicae, 493. 504 fg. Conſtant.
504
Baſis, 499. 500
Basreliefs |. erhobene Arbeiten
Bathykles, 324. 341
Baukunſt, 316. 221. Urſprung,
480 fg. 519 Gothiſche 481.
ob ſie ſpaͤter als die Bildhaue—
rey 482. Materialien 484.
Egypt 487 fq 519. Phöniz.
5:9. Griech. 489. Roͤm ib.
491. Aſiat 391 iq. verfällt
520 fg. erhebt fich wieder
520
Daumblärter zum Schreiben be
reitet, 29
Begeri thef. 299 deffen Dialos
genform läftig 305.
Belgrado dell’ Archit. Egiz. 486
Benntinks Münzfab. 309
Beretti Schriften, 2:0
Derghem ob er Demant bearb.
12- 394
Bergwerke im Erzgebürge, 130%
vom orichalco 130. von Gold
in Maced 116. zu Siſapo—
113 in Spanien 113
Bergzinn/ 135 —
Berlin, Statuen daf. 376
Dernftein, 98. 100 Samml.
davon zu Dresden und Erlaug
100
Berofus erfindet e. Sonnenuhr
162
Deffel nicht Vrf chronici Gottw,
243
Beryllus ob er gefchnitt, go fq»
Biagi decret. Athen. 206 monu»
menta gr. et latı 207
l Bian-
530
Bianchi marmi Cremon. 208
Bibliotheca Vffenb. I81 Hei-
delb. 197. 521. Bud. 306,
Viennenf. 306. Vatic. 521
Bildftärmerey 371. - Schaden
daraus. für die Kunft, 238
Dimjenftein Gebr. beym Schrei⸗
ben. 4I ,
Blackwall praeſt. clafs. AA. 471
Blätter, zum Schreiben. 156
Bley verfh. Arten und Gebr.
135 fq. numi, 136
Blondellus de form. regnante
Chrifto, 255
Blumbachs Naturgeſch. 92
Blutſtein, 91
Boerneri cod. N. T. 166
Boldetti de coemet. 211
Bollandiftae, 233
Borea, ein Jaſpis 90
Borch finder die Papierftaude
34
Borghefiihe Fechter, 347
Bofli dell’ Electro, 99
Bourquet. 11. 15
Basgo@ndov 15
Bouverin unterf. Palmyr. Alter:
thuͤm. 482
Brazzi ant. fcalpt. 413
Bronze 280
Broweri annales Treuir. 234
Drufmann zn Edelgeft. 65
Brung,; 165. finder Fragm. Liv.
173
Bryant, 413
Bryaxis, 361
DBuanorotti, 344. 474
Buonarrotti ofleryaz. 512
Buchsbaum, 148
Buchſtaben, Erfindung. 9 fq.
Hebr. 10. Phöniz. 11. Griech.
‘ a1 gg. Eteufe. 12. 14. Egypt.
15, Lat. 16. 17. große ı$.
Regiſter über die Kuͤnſtler,
kleine, curfiv, 19. das aͤlteſte
Deyfp. davon ib. Quadrat,
20
Budaeus de affe, 306
Budberg Alter der Dehlmaßl.
448
Bücher, f auch Codices, Titel
158, malleati- 15$. 161.
Quadratbuͤcher ob fie Attalus
erfunden 159, find den volu-
minibus vorzuziehen 160. auf
Kollen. 156, Leinwand 158.
Papier 159 fq. Haͤuten 160
Buͤnau Reichshiſt. 256:
Buͤſchings Geſch. d. K. 325
330
Bularchus, 444 461
Bullae aureae, 37. mit Jaſpis
befeßt, 92. 117
Bupalus, 341
Busbek findet monum. Ancyr,
218 >
Byſſus, 37.
€.
C. 0. N. O0. P. auf Münzen,
295
. Cadmia ift nicht Kobold, 128
Caelare, 134
Caelatura, 322 fgq. 326. dop
pelte Art. 420
Calamus, 39
Calathus an Säulen, 499
Camera, 512, was darunter zu
verftehn, ib. 513
Canalitinm Plinii, 112
Cancellarius nad f. Urſpr. 250
Cani acta fanctor, 233
Canifii lectt. 183
Canonicus Prag. A. ner er fei,
24
Capella und Capellanus 250
Capitu-
beurtheilten Schrifefteller :c.
Capitulum, 500
Earbunfel, 37
Garchedonius, 88
Carolus M. verbeffert die Schrift«
jüge, 20. 165
Earyophilus, 49
Eafanova, 328. 331
Cafaubonus, 227
Cafiri biblioth, Escuriale 164
fq, 2°"
Casley biblioth. reg. Brit. 1$.
183
Catagrapha, 462.
Cauvinus, 290
Caylus recueil. 5.6. 211. 304
328. 414. 479 entdekt die ens
kauſtiſche Mahlerey wieder
453
Cedernholz / 149. Statuen dars
aus I50
Eeltes ſammlet Auffchr. 196
Cennini über die K. al frefco
449
Cenotaphium. was ee fel, 203
Cenfus Syriac. Augufti, 227
Centuriatores Magdeb. 233
Centurio claffiarius Taciti- 227
Eephiffodorus, 361. 463
Ceftro pingere, 451. 454
Chabrias, 347
Ehalcedonter, 79
Chares von Lindus 362
Charmadas 462
Earpentiers Forifeß. des Dufress
ne, 248
Charta papyracea. 3I. membran,
36. bombyc. 36. virgo.15$.
anus 158
Chishull edirt infcript. Sig. 13.
203. 216. antigg. Afiat. 204
monum. Ancyr. 218
Chorographica. 459
Chriſts Litteratur. 4. 320
931
Chronicon Gottwic. 242
Chryſolith. 88. Prafe 78. 32.
Smaragde 81
Ciacconius della Colon. roftr. 17
Cicero, Lüden in deffen Schrifs
ten. 184. erfte Aufleger derf.
178. untergeichob. Werfe 157
Cicexoni verbreiten faljche Müns
jen, 291
Cimabue, 418. 449.
Eimon erfindet von ber Seite
ftehende Figuren, 462
Circi Scriftfteller davon. 518
Eitronbäume. 147. Nugen bei
den Röm. 147 fq.
Clarke über d. Eskurial. Mſpte.
164
Clemencet art de verihier etc.
251
Cloacae Rom. 49T
Clypei was fie twaren. 334. ca
lati 386. wo dergl. noch zu
finden. ib. ſq. votivi. 388 ſtatt
der Wappen 391
Codices, f. auch Bücher, woher
fie entfianden 159. worinnen
die Kenntniß derf. beſtehe 180.
. cerati. I6I. refcripti. 30. 173%
Beſchaffenh 161. Hebr. 163.
fq arab. 163. jRennz. der alten
165. Boerner. 166. Vallarf.
Vatic, N. T, 166. Alexandr.
166. Marci, 167. Colbert.
158: Diofcoridis 168 latini-
zantes 169. Rauianus 170%.
179. Cic, de orat. Erlang. I75
Hefych, 176. Vallarfianus 18.
Virgilii c. picturis. 171. Flo-
rent. 172. Terentian- 172.
Taciti. 172. 18. verlieren
nach der Druderey ihren
Werth. 176. werden unter
%ıa falſchen
532 Megifter über
falfhen Titeln abgedruckt. 186
‚I auch Manufcripte.
Codicilli. 30
Coelimontiis in hortis monu-
menta. 2378
Coemeteria 3u Nom. 211
Coenaculum,. 515
Coloniae militares, 283
Colofli, 430. zu Rhodus 431.
Ital. 431. griech. 431
Columbaria was fie bedeuten.
226
Combe numiHunteri, 301
Commifura. 447
Conring de numis hebr. 264. fq.
deſſen Berdienfte, um die Dis
plom. 236.
Eorallen wo fie zu finden 100.
ihre Natur, 101. Gebr, beid.
Roͤm. ib. fq.
Cornua der Buͤcher. 157
Cors regia, ein Vorwerk 249.
fq-
Corfin antigg. Afiat. 204. pro-
legom, äd notas gr. 214. fafti
nattici 225
Corvinus legt die Ofner Bibl.
..an. 306
Cofmas topogr. chrift. 215
Crater,.7 $.0)
Creta für Siegellad, 394
Criobolium, 221
Critica rhet. poet. gram. feu
-hift. 219. lapidaria, darzu
fehle noch ein brauchb. Werf224
Crofoei, 116
Cruftae was fie find, 384
Cubiculum, 518
Cyanus, 83 }
Eylinder an Büchern 156
Cymatium, 499
Cypreſſenholz, 150
die Künftler,
Cyprian de fingularitate Cleric,
187
Cypriani zeichn. Gemmen. 413
Enpielus, Kaften des 341
Cyriacus Anconitanus, 193
»:
A. E: N, auf Münzen, 313
Dattylioglyphi, 399 }
Daätyliotheca, was eg heiſſe 405.
die erfte. ib. wer dergl. angel
405 faq.
Dächer der Alten, 492
Davalus, 327 fg. 488
Däirval vtilit@ des voyages, 4
v. Dalen differtt. 226
Damophilus, 423
Darici vett. 114. wie viel einer
gegolten 272
Dawfin. 482
Debiel i. e. Frölih 278. 288
Decurfio, 287
Delos Runftfchule daſ 343
Demant 69. unächte 71: die arde
fien 73. ob.ihn die Alten ges
ſchnitten, 394
Denarius wie viel er galt 274
276. 279
Denkmähler f. monimenta
Denis, 168
Deylingii obferuatt. f. 288
Diameter ob zu deutſch Durchs
meſſer 498
Diana Laphria, 350
Dibutades. 317. 422
Disamma Aeol. 22.
Dinias 462
Dionyfius Thrax 21. von Argos
342. 426- 463
Divfeorides 403 wie er Edelges
feine gefehnitten. ib. 409
Diplo:
beurtheilten Schriftſteller zc.
Diplomata 230 Schriften davon
230 ſ9q. was fie find 231.
welche aͤcht 235. falſche 236.
Nutzen 245.255. Erforder, fie
richtig zu leſen und zu verftes
ben 245 fq. zu prüfen 251
fg: äußere und innerl. Charak⸗
tere 253. bella diplomatica,
235 fg. nouveau tr. de dipl.
19
Dipönus, 341:
Diptycha was fie geweſen 144.
212. Diuionenfe 212. Brix,
ib. Turic. 213. Compend,
213.
Difpenfator, 577
Dombad, 13T
Donati
213
Doni infcriptt. 200
Dorus —— die —— S.
Drechalerkunft . Toreutic.
. Dresdner Dernfteinfamml,
Statuen daf. 376
Dürer, 459
Dupondius, 274. 277
Durand 477
Duttens über die Münzen 215.
268 .
Dux urfprüngl. Bedeut. 251
100
€.
E auf Münzen
Ebenholj. 149. Statuen daran
ib. fq.
Eberinayers Daftylioth. 412
Echion, 467
Edard, wo griech, Schriftfteller
gelebt, 182
Eckhardi res diplom. 244
Eckhel doctrina num, 265: fg.
296. 301
Supplem. ad Murat,
$33
Edelſteine, ſ. auch Gemmen, des
ren Eintheil. 68. Gebr 92.
Samml bei db: Nom. 94. 05
man 5 Figuren daraus ge⸗
macht, 29
Egypter, — 15. ſchnei⸗
den Edeifteine. 93. ob fie Era
finder d. Wiffen dh. 331. ihre
Figuren nach 3 Zeitpunfter
33r fqq. ob fie die Mahlerey
erfunden 442. ob die Baus
kunſt. 485 fq.
Eihbanm, 149
Eijen 137. KHausgeräthe davon,
138. Kunft Statuen daraus
zu gleßen 429 fg. wie es ger
gen den Roſt verwahrt worden
430
Eiſenſchmid de a 135
Eleätrum, 98
Elfenb:in 140. an Schoͤnh.
142. Statuen daraus. 142.
- fq. andermeitiger Gebraudy
143 fq.
Eloquentiae corruptae de caufis
wer gef. 187
Emblemata. 195. 384
Encauftum 40,450 fgg.f Mah⸗
lerey
Endoͤus, 341
Englaͤnder Verdienſte um die
Bauk. 522 7
Ennius ob er die Figuren ganze
Wörter auszudruͤcken erfund
25
Epiſtylium. 500
Erhobene Arbeiten, 483. woraus
384. drei Gattungen ib 390
die aͤlteſten 385 199q. in der
villa Albani ib,
Erizzo fopra Medaglie 310
Erlangiſch. Univerſitaͤtskabinet,
100
213 Ernes
534
en Begrif v. d. Toreutic.
Ent Dein Erfind. 727. Cy⸗
prifches, 128. 277. Arten das
von'129 fqg. Gebrauch 133.
Korinthifches 98: 131. ob dies
fes Gold enthalten 277 427
nmme hellgruͤne Farbe an,
437. graue 274. rude 260
Eskurial, 164
Etrufeifche Buchftaben r2. Werke
318. deren drey Zeitpunkte,
335 fq. Künftler 266. &e
fäße, ;21. 460
Evander, 371
Evxapss, 344
Eumarus, 462
Eumenes Beſchuͤtzer d. Kunſt
6
305
Eupenides, 467
Euphranoe, 361. 464
Eupompus, 362. 355
Euthyches, 404
Euthyfrates, 435
Exedra, 516
Ey ob er die Dehlfarbe erfund.
447. 449
Eyweis zur Vergold. der Stat.
437
8.
Fablus Pictor. 472
Fabretti infcriptt.
224
Fabricii Roma, 194
Facciolati entdekt Fehler In €ie,
Schr. 184
—5 Ueberſetz. des Plin.
ant.
199.
—* ſ. auch Mahlerey, 150.
verſchied. Arten, 151. Kunſt
Regiſter uͤber die Kuͤnſtler,
der Alten 152. Miſchung mit
Oehl 449. vier Farben. 461.
Seueri 446» floridi ib. 461.
Goldfatbe, 40. tranfitus. 447
Farneſiſche Fechter, 340. Kopf
des Karakalla 363. Venus ib,
Apollo ib. Stier 366. Herkus
les 373. Flora ib.
Faſti Capitolini, 218
Faftigium, 494. 508
Federn der Alten. 39
Feliblen continuire Junii Werk.
526
gel von Fredis findet den Laos
£oon, 356
Fenſter hatten die Alten nicht,
108. 457. 515
Ferruminatio, 46. 136
Figurae ein Wort auszude. 24
(gg. veuPaveis 383. verichied.
Höhen 430. ſtehende und
figende 434. ohne Augen. ib.
bringen Römer aus d. Prov.
435. eherne gegoffen. 435 fq.
HromEroyros, 433
Slacius Illyr. 189
Fleetwood’s Infcriptt, 200, 226
Flora, Statuen berf. 373
Florenz; Statuen daſ. 374.
Fontana fezt den größten Obelisk.
6
2
Formulae Conc.Unterfchrieb.256
appropinquante mundi inter-
itu 225. regnante Chrifto
255. Vir piae ſ. felic. memo-
riae 256
Forfter de byffo an. 37
Fortund Tempel von Sulla 473
Forum was es geweſen 423.493
Auguſti 503 '
Fourmont uͤb eine phoͤnie Aufſchr.
zı. entdekt infer. Amycl. 13.
216
du
beurtheilten Schrifefteller :c.
du Fresne gloflar. 511. 248
Frider. dap. will Mſpte kaufen,
178
Friedrich J. ob ihm d. Pabſt auf
d. Hals getr. 186
Froelichii annal. 263. 288.
294
Frontes, Schnitte auf Bücher,
156. 162
Fuchs Seh von Mainz 210
Fugger unterflüßt Inſcriptt.
Samml. 196
Funccius de ſcript.· vett. 157
Fusboͤden der Alten, 421. 508
igg-
©.
Galiani Ueberfeg. des Vitruvs,
491
Gallandat Verhandel, 14I
Sallerien, 492 fq.
Sallinaciihe Steine, 124
Gatterers Diplom. 244
Saue f. Pagus
Gefäße der Alten gemahlt 421.
wo dergl, anzutreffen 421 fq.
Gemählde v.d. alten Kunft. 474.
Verzeichnis von alten 475 fq.
Herkul. 475. Pompeifche. 475
in alten Mipten 477
Gemmae 65. Schriftfteller und
Samler. 95 fqq. was bey ihnen
zu bemerken 392. Etruſc 400
ächte. 398 fq. Vortheile dar»
aus 407 ſq. Nahahmungen
von alten zu unterfch. 408 fq.
Hauptkriterien der alten 409.
414. einige der Vornehmſten
409 fg. Tiberian. 409 fq.
Cabinet d’ Orleans 96. Gem-
mar. thefaurus nou, 413
“
435
Gennabius ob er viam fal. gef.
188
Geographia nat. et pol. 245
Georgifch regefta diplom. 234
St. Germain. 241
Germon de regg. Franc. dip%
..239
Gerfon de fcriptorib. 171 \
Sefihtsbilder auf Münzen 283.
N {g+
Gefneri numifm- 303
Giacamo 'v. Trezzo 72
Siegen, wie man darauf gelome
men 424
Birafol. gr
Glas der. Alten 415. Gebrauch
ib. 457. Sigillat. 416. Glas⸗
paften. 409. 415. 457
Gleffum. 99
Glockenerzt der Chinefer. 129
Gloffemata 183. 185. im Ovib
und Birgil. ib. im Tacit. und
Liv. 136. in Wolfend. Mfpten
ib.
Glutinatores 156
Glykon. 373
Glyptik. 316
Goens de cenotaph. 203
Gold puriffim. oder coftum, 112
coronarium II2. infectum.
ib. rude 174. faltum ib.
fignat.' ib. Flüße die es bey
fih führen 113. Gebr im
Handel 113. bey d. Griech.
113. 116. Phoͤniz 113 Ju⸗
den 114 Perf. 114. Egypt.
ib. Lydiern 116. Roͤm. 117
fgg. in dünne Plättchen ges
ſchlagen 119. zu Statuen 120
in Drath gezogen 121. zu
Kleidern ib goldene Duaften
121. Goldflangen 112. Vers
e 4 haͤltn.
5 36 Regiſter über
häftn. zum Silber 134. Verg.
d. Roͤmiſch. 119. der Opfers
thiere Hörner 120
Golzii Graecia 303, thef. ant. 3 IQ
Gorgafus, 423
Gorgonia Plin. IoI
Gori antiquitt. Etrufc. I4. mu-
feum Etrufc, 204. marmor.
attic. 206. Xenia epigr. 209.
Gorlaei dactyl. 395. 41o {q,
Gezze colonnaroftr, I7
©rabftichel, 322
©ranat. 88
yoaew was e8 bedeute 317
Grau in Grau, 461
Gregorius M. verbrennt Difpte.
1”2
Griechen haben eher Dichter als
Proiaiften 153 Münzen 269
{gi 275. Perſpektive 320.
verbeflern die Kunjt 328 336
ob fie die Egypter nachgeahmt
328 fq, ob die Phoͤniz. 327-
vier Perioden ihrer Kunft 337.
fa. gehen zurüd 363. 470. Ihre
Bildh u Bildgießerfunft 470
vervollkommnen die Baukunſt.
481. 456 &
Griesbach, 179
Gronovil memoria Coffiana 218.
411
Gruͤnſpan iſt nicht Malachit 90
Gruterorum lampas u, Inicriptt.
197. 22°
Gude famml. Infcriptt. 198.
201, Streit mit Spanh 218
Gu⸗uarae infcrippt. 193
Guilandinus. 32
Gurmi arabic. 147
Gymnafia Pomp. 493.
493
H.
Hachenbergii Germ. med. 255
in Sieil—
die Kuͤnſtler,
Hadrian läßt Egypt. Fig. machen
335. defien Villa 339
v. Hagedorn, 9b wu ein Buch,
351 fg
Hagenbuch de diptycho Turic.
213 ſchreibt gegen Murator.
214
Hahn Verf. des Chr. Gottw, 243
Halthauti calend. med. aeui 251
Hamilton 313 fq.
KHanfelmanns Römer in Deutſchl.
256
v. d. Hardt acta conc. Conft.
189
KHarduin macht diplomata vers
daͤchtig. 238. desgl. die au-
ctores Ciafl. 239. Schriften
dagegen 239 fa.
Harlefii litteratura Rom. 16,
Hauercampi fylloge fcriptor,
22
Hayms teforo Brit. 300
Heeren marmor Borgian. 209
Heidelberg Bibliord 180
Heineccii fundam. ftyli 229
Heliogabalus thoͤrichte Ausſchw.
93
Heliotropium, 90
Hentfchen de tribus Dagobertis,
238
Herctum, 515
Herkulanifhe Gemählde, 13.
welche die ſchoͤnſten 456.45$-
475 fq. *
Herkules, Statuen von ihm
373
Hermae, 388 fq-
Hermaphrodit in villa Borgh.
360
Herodes Attikus 4 gold. Pferde.
437
Herodotus 155
Heſſel 201
Heumann
beurtheilten Schriftſteller ꝛc.
Heumann de re dipl. 243
Heuſchtecken, goldene 116
Hewlett vercheidige die Parifche
Ehron. 202
Heyne antig. Aufſ. 13. 315. 3232
‚über Fourmonts Entdeck 216
337 fg. 415
Hieroglyphen 8.26. Efrais fur
les 9
Höfer Schneider in Aubin 88
Holz Arbeiten dariunen 327. ob
die erſten Künftier nur darins
‚nen gearb. 342. Roͤm Stas
tuen. 367. Arten zu Kunſtw.
246. Holzſchnitte in Ausgab.
alter Auctoren 162. Tafeln
daraus, gemahlt 458 fg. Fir
guren 424. bie erfie Bauma⸗
".terie. 484
Homer der ältefte griech. Schriftft.
-353. deſſen Schilder. 387.
Beſchreib. der Gebäude 490
Hooghe Hierogiyphen, 9
KHoren ein Zeitfchr. 5
KHornkorallen, 101
Horreum, des Kloft. Stiftungsbr.
238 .
Huch Litteratue der Diplom,
230
Hugo de orig. fcrib. 9
Hutten, 176
Huttich collectanea antig. 196.
de vitt. Impp, 310
Hyacinth 85
Hygiaͤnon 462
3
Jablonsky, 165
Jahns aͤlteſte Bewohner Boͤh⸗
mens, 449
lanus ob die erſten Münzen von
ihm, 273.
537
Jaſpis 89. Gebr- deffelb. 92
Jenenfis foc. lat. acta, 209
fq-
ft. Jgnon,, diplomata daf. 242
Jmagines was) fie heiffen 388.
clypeatae ib. von Geiehtten.
389. 418 fq. 423 fg. 453
Jıpluuium, 492. Sı5
Jncruftare parietes, 385
Spndier, ob fie die Bauk. erf.
- 486.19.
Jnghiramii fragm. Etrufc. 235
Jnferiptt. ſ. Aufſchriften
Interpunktion der Al en, 18. 21
Jobert ſc. des medailles. 295
Jocundus, 194
Johanna Papiſſa, 186
Jon: 436
Jriarte codd. Mſpti Matrit. 131
Jfis nobilis, 101
Suderzinnf, 112
Junius de pict. vett, 33% 380%
478. 525
Jupiter Olympic. Statue 349.
K.
Kadmus vervollkommnet bie
Bauk 486. 519
Kain ob er zuerſt gebauet 483
Kaiſerinnen als Goͤttinnen 433
fq-
Kalamis, 426. 345. 342
Kalau, 453 4
Kalender des Mittelalters 257
Kallifrates, 143 '
Kallimachus erf. die Korinth.
Ordn 497
Kallon aus Aeg. 354. aus Elise.
354
Kameen aus Onych 36.391.396
Kanachus, 345 . 355
Kavay, 351
£l5 Kapi⸗
538 Megifter über
Kapitollum verräch gute Kuͤnſt⸗
ler. 491
Karneol 86. des Othryades 401.
des Phrygillus 401. des Mich.
Angelo 402
Karyatiden 502
Kaflel, Statuen daf. 376
Karaioyo, Hefiodi, 186
Kattun Saͤchß. 137
Kennikott. 165
Khevenhüllers regum wett. Hm;
271
Kircheri Oedipus. 27
Kieanthes, 460
Kleomenes 359. fol den Caef.
Germ. „verfertigt haben 372.
desgl. die Mediceiihe Venus
10378
Kleopatra in Belvedere 371 fq-
Kleophantus, 444. 461.
Klotz Geſchichte der K. 5. lectt.
Ven. 239
Köhlers Tincturen zur enkauftif:
Mahl. 453
Koehleri Geogr. med. aeui 250
Kolonnaden 503 Roͤm. Verſchw.
dar: ıb,
Koloß zu Rhobus, 362
Kolotes, 349
Kommodi Kopf, 372 Lq.
Korinth, Kunſtſch. daf. 343
Kranadı, 454
Kranz memorab. bibl. Wratisl.
180
Rrato, 460
Kronius, 402
Finke bildende, 4 Gattungen
IE Y;
Kunftfhulen 342 faq.
Kupfer in editt. vett, 162
Kupfergeld, 274
die Künftler,
8;
x. auf Münzen. 287.
Labbei biblioth. Mfpt. 183
Labyrinth. 4:8
Laches v. Lindus. 362
Lacunaria vergoldet 119. an Ges
bäuden 512 fggq-
Laet de gemmis 107
Lage der Alten beym Lefen und -
Schreiben 158
Lambecius über die Wien. Bibl.
168. 182
Lamellae Tiburtinae, 16. 216.
Landolina, 34
Langobarden mahlen Originale
nach, 169
Lanzi, 12. 14
Laokoon, 356 fgq-
Lapis lazuli 60, der Sapphir der
Alten. 32. 91. 399. Speculas
ris 109. Bononienf. ib. Ob-
fidianus 123. Gemmen dar⸗
aus 415
Lares wo fie flanden, 516
Laſkaris, 179
Laitanofa 12,
267 fq.
Lafurftein, 9I 5
Latein des Mittelalters zu erler⸗
nen 248
Lava. 123
Legio fulminatrix chrift., pie
traus, 220
Leibnitzii fcriptt. Brunfvic. 185.
Chronic, Weing. ib. codex
iur n, et 9. 244
Leinwand, wie die Alten darauf
fhrieben 31. Bücher ib. Pans
jer ib. aus Amiant 107 fq.
— Buͤcher und Muͤnzkunde
numi incogn.
as x ieh die Kunft, an
0»
beurtheil?en Schrifefteller ıc. 5
Leochares, 361
Lerchenbaum deſſen Eigenfchaf.
459
Lesart die undekanntere die tich⸗
tigere 184. zweierley 185
Leßing entdeckt Wolfenb. Mſpte
189. 348
Levis antiche infcriz. 208
Lexicon abruptionum in num.
Rom. 294
Liberti a mappis, 222
Liber der innere Theil b. Rinde.
31
Liber Pater ob er das erſte Bild
in Kom, 472
Libra argenti et aeris. 134
Librarii wer fie waren, 161
Lichte und — —* 446
Ligorius, 19
Fat. lem. Streit barüb.
Bipperts Daktyl. 6. 84: 414
Lipfius de mil. Rom. 382
Liturarii, 39
Aldos was er bedeute 65. AcIo-
#9AAx 46. Lithoftroton. 508
Living gefund. Bücher von ihm,
184
Löfchers Stromat. 288
Lörhen an Figuren, 436
Lorica um die Dächer, 492
Ludwig XIII und XV. Befoͤrd.
die Kunft. 522. Louis XIII
‚hift. metall. de 286
Ludwigs ined. Mipta 232. foll
- Diplomata erdichtet Haben,
252
Luͤnias Reichsarchiv 252
Lukulliſche Verſchw. in Kolonna⸗
naden, 503
Lumen, was es ſei, 446
Lupula der Roͤm. Senatoren,
123
“
739
Lyeius, 353
Lydier ob fie zuerft geprägt, 116.
261 fg»
Lykurgs Gefege gefungen, 154.
verbietet Gold » u. Silberm,
262
Lyncurium, 98
Eufippus, 337- 355. deffen Werke
361 fq, 390. 419. 422. 427.
434
Eyfippus ein Wachsmahler 450.
M.
Mabillon de re dipl. 240
Maeniana, 382. 505
Maffei origg. Etr. 14. mufeum
Veron. 204. Marmi Riccard.
208. antigg. Gall. 209. Cri-
tica lapid. 213. 215. 224. .
Siglae Graecor. 225. Iftoria
dipl. 232.241. Gemmae Gal-
leftruzz. 412. P, A, Raccolta
378
Maior ruines de Paeft. 524
Makkabaͤer erſtes Buch Acht,
263
Maladhit, 90
Malburienfis ducis dactyl. 413
Mahlerey 316. 440 faq. erfors
dert Münzfenntn. 285. Schrifs
ten davon, 440. Erfindung,
442. 445. anfängl. tob. 443
einiörmig 444: Stüde mit Eis
ner Farbe ib. von Ziegelmehl.
ib. Zinnober 445. Röthelftein.
ib Bier Farben-445 fg. von
Dehlfarbe 447 (qq. von Wachs
450. eingebrannte 450. vers
ſchied. Gattungen davon 451
fq. in Paftell. 452. Knooxnros
ib. wo die erfte angebracht 454
fg. auf Marmor 453. auf Ho
ib.
549
ib. fq. auf Leinwand 459. 'auf
Sinden. 450. Weberftreichen
der Gemaͤhlde 460. an Wans
den 469. linearis 460, Nies
drige Gegenſt. 460. von Land⸗
ſchaf. ıb. verſch Schulen 470
BDerzeichn. der Schriftſt. 477
Manurra bekleidet die Wände
mit Marmor 511.
Mannerts Mifcell. 167. 247.
Manfus was er fet 247
Mantho in der Pemibrod. Gall.
339
Manupretium wag es bedeute,
127
Manuferipte f. auch codd. mit
Resarten 17T. Schikſaale der
Roͤm. und Aleyandr. 172 faq.
Schriftzuͤge in derf. 174. Neu⸗
abgeichrieben nach der Drudee
tey 173. verlieren den Werth
175. fchrieden arme Öelebrte
ab 179. Bibliothek darüber
ib
1D.
Marathoniſches Treffen, abgem.
443
Marcanova ſamml. titul. vett,
193
Marci Euangel. zu Venedig 167
Marculf colle&io tormular. 254
Maria rotunda f. Pantheon
Mariette {ur les pierresgrav, 95.
412. 479
Marini ifcriz. delle ville d’ Albani
208
Marcus Aurel. aus Erzt 372
Marmor verſch. Arten 27: 42.
47. zu Aufſchr. einförmiger,
229. defjen eberfir. 46. Säus
len daraus 504
Marmora f. auch Aufichr. Arun-
del. {eu Oxon. 20I fgq- 217
220. 225. 370. Pifaurenlia,
Diegifter über die Künftler,
204. Veronenf. ib. Taurin.
Palmjr, ib. Sanduic. 205. At«
tic. 206. Riccard. 208. Cre-
mon. ib. Hera-leenf. 206
Marmorari', ihre Arbeit 45
Martini Ausgabe der Erneftin.
Archaͤol. 4. 9.
Maſſon rettet Agobardi Schrif⸗
ten 177
Matthaei codd. Moſqu. 131
Mauſoleum der Artemiſia 361
Maximilian lege die Wien. Bibl.
an, 306
St. Marimini Klofter, Streit
darüb. 236
Mazocchi 13. epigr. 194. 196.
maimora Heracl. 206
Medailles de billon. 276
Medicei 306. bringen die Bauf.
empor, 521
Mediobarb. numi Caef. 297
Meißner Porcellain 420
Meifter von Mutina 449
Meleager eine Statue 347
Melinum, 446
Memnens DBildf. 332
Mengs. 477
Menzel, Kupferft. 298
Merkatus pamml. Metall. 49'
Metalle 111 fgq. Schriftfteller,
ı11 fg. Arten 112 faq. alter
Gebr. 259. Zubereitung 428
Zumifhung 4:29
Michaelis ob Arab. Auffchr. zu
finden 215
Minerva des Phidias u. a. 349
fq-
Mifliones milit. honeftae. 217.
227. 232.
Mittarelli Mfpta Monaft. Mich.
Venet. IST
Modelle woraus fie gemacht 423
Modellisk. ſ.Plaſtik
Mönde
—
na
— —
beurtheilten Schriftſteller ze.
Moͤnche mahlen Originale nach
169
Molochites, 90
Mondſtein ſ. Adularia
Monimenta Matthaeiana, 208.
378. Ancyr. 218. ob ſie aͤcht
223
Monochroma, 444» 461
Monogrammata, 247.254. 444.
‚Monopodia, filb. 125
Montfaucon catal. Mſpt. 180
Bib]. Coisl. 183
Morelli ftlus infcriptt, lat.
209
Morelli elemens de Crit. 189.
257 fq. thefaur. 298. 300
Morion eine Art roth Weine, 88
Moſes Bücher ob fie älter als
Hiob 153. worauf er geſche.
155. 160
Minden, Statuen daf. 376
Münter von Neapel, 34
Münzen, ob vor dem Homer,
259. !wo fie zuerft geprägt
260. Perfiihe 262. 272.
Südliche. 263 faq. Egypt. 256
fg. Arab. 268 fg. Griech. 269
fgg. 275. Königl, welches die
älteften 270. ob die des Amyn⸗
tä 269. des Servius Tullius
273. des Numa 273. Röm,
275. feßt Sept. Eeserus her⸗
ab 276. bleierne 277. lederne
278. Griech. Gewicht derſ.
279. eherne 280. die beſten
Roͤm. 285. die beſten Griech.
ib, Wiſſenſch. derſelben 257.
Anfang 305. Schriften darzu
ib. dienen zur Bauk. 285.
Nutzen derf. in Grammat, 286
in hiſt. 287. geogr. chronol.
und ritib, publ. ib. Nahmen
daranf 304. Untergeſchobene
541
Münzen 289. Verfertig. derf.
290. Paduaner ib. rare 292
fg. Bücher darzu 295 faq«
woher fo viele Diünzen übrig
gebl. 310. f. auch Numi,
Münzkabinette f auh Muſeum
307 faq. zu Paris 307. Si⸗
c.1.307. Engl.307. Wien ib.
Berl ib. Gotha 308. Dresd,
303. Stuttg. 308. Pfauiſche,
Berger ib. Leipzig. Rathsbi⸗
bliotd. ib⸗ Kopenh. Schwed.
ib. Noiaſche 309. Wallmode
309. Nürnb. ib. Schulziſche
ib. Bentinkiſche ib. Goͤtziſch.
310. Schuhmanniſche 284.
Münterifche ib.
Mumien in Leinw. gewwielt 459
Mummius bringe die -erfien
Semählde'nah Rom. 472
Muratoii theſ. vett. infcrippt,
214
Murrhiniſche Gefäße 102 faq.
Muſaik 509. wo vergl. befindf.
509. 199. Schriften davon
510. 512
Mufe in Barberin. Palaft. 340
Mufea, fr auch Münze. Bodlej.
307. Capitol.379. Corton..95«
Florent. 306 fg. Hunterian,
307. Mufellian. 298. 301,
379. Neap. 307. Richter,
49. Taurinenf. 307. Vatic.
307
Muſik, genus chromat. 344 -
Myrmekides, 143
Myron, 352 fg. 427
Mys, 342
N.
Nahmen der Röm. 226. auf
Münzen 304
Naniani
541
Naniani codd. 182
Natter ein Künftler 86
Neffel catal. Mipt. Vien. 168
Neumanni numi popul. 301
Nicias, 47. 150. 356. 466
Niebuhr, 215
Nikanor, 450
Nikomachus, 469
Niobe in Florenz 346 fq. wer
fie verfertigt 361
Norifii cenot. Pifana 203. Chro-
nol. Syro-Maced, 288
Notae f, Siglae
Notarii, 24
Nuançe, 447
Numariae rei Rom. comp.
288
Numi, f. auch Münzen, conful.
220. 281. Aryandici 266:
cufici 268. rariti 273. pelli-
culati 0d. crufteati, argento-
rati 276. aenei 277. bigati
279. Quadrigati. ib. mifliles
280. contorniati- ib. Deor.
281. regii 281. populor. ib.
ciuitatt. liberar. ib. Caefarei.
ib. Vrbium 282, Coloniar.
282. 300. fufi 291. Vrbici
" 300
O.
Obelisken, 488
Oberlin. ars diplom. 230. 256
Dehlmaplerey mo fie erfunden,
448
Onatas, 342
Onyx, 86
Opal 73. 74. 77. warum man
nicht gefchnitten 393
Opera ant. 7. dura 236. mufiu.
f. Muſaik. maiora und mino-
sa 377
Megifter über die Kuͤnſtler,
Ordo compofitus, welche Sädlen
D. 501
Orichalcum 123, 129 faq.
d’ Orvilleiter Sic. 102.211. 268
302 2
Othones in Erzt fehr rar 292,
Streit über diefelb. ib. ſq.
- Paduano ſ. Cauvinus
Päftum, defien Erbauer, 524
Pagani too fie waren, 249
Pagi diflert. hypat. 214. Anti-
bar. 288
Pagus im alten Deutfchland.
243. 250
Pakuvius, 472
Palatium, was e6 hieß, 249
Palimpfetti. 30°
Pallas in der Villa Albani 340
345
Palmbaum, 149.
Palmerii exercitatt. 20%
Palmyra Gebäude daf. 489.
505. 521.
Paludamentum mit e. af. bef-
92
Pamphilus Maced. 149. Sicyon-
464
Panaͤus. 443. 462
Pandekten in Florenz 175.
Pangonios, welche Steinart.
74
Pantheum Rom. 63: 505 fq.
Paoli rudera Paefti, 524
Papebrochi propylaeum ant. 238
240
Papier, baumwoll. 36. Leinen,
38. Eaypt- 38. 160. aus
Amiant 107. Kennzeichen des
ältern, 174
Mappelbaum, 149, 179
Papyrus mas es bedeute 31 „u
arts
beurtheilten Schriftſteller zc.
Pariſche Chronik ob fie aͤcht 201.
f. marmora Arundel
Parrhafius, 338. 464 fd.
Pars adverfa auf Münzen 281
Parutae Sicilia numifm. 303
Paſiteles, 125. 355. fg. deſſen
Werke 371. 423
Paflerii 14. mufeum 377. vafa
Etrufca 422
Patini hift. numifm. 295. 300
Paucton metrologie 135. 311
Pavimentum f. Fusboden
Pauſanias defjen Nachr. unvollf.
490
Pauflas 473- 451
Daufon. 463
Payne on the greek Alphab.
13
Pecunia maiorina 276°
Pelasger bringen die Buchſt. nach
Griechenl. 11
Pellerin rec. des medailles 302
fq.
Penates wo fie ffanden 516
Pentathlos Zyxgıromeros 351
Pergament 36. Kennzeichen des
ältern 174
Mergamus Kunftful. daf. 365
Ilepisvion 515
Perizonii animaduerf. hift.
227
Merlen 97. deren Merth b. d,
Roͤm. ib.
MDerrault, 471
Perrier, 346
Merfepolis, Gebäude daf. 489
Peſeennii Münzen rar 293
Petrarcha verbeſſert Cic.
184. 305
Peutinger, 195 fg»
Pezii opufcula var. 183.186
Garwpure. 514
Phengites deſſen Gebr. 108 fq.
ePP ·
543
Phidias 142. ob er bie Torevtik
erf. 22$ fa- 326. 337. 344
deſſen vorzügl Werke 348 fq.
Schriftfieller davon 349. 390
426. 434 N
Phido ob er die erſten Münzen
gept. 262
Philanders com. in Vitr. 49T
Philipp ſchlaͤgt Goldmuͤnzen
6
11
Philiſtis Königin in Sic. 287
Philokles, 444. 460
Philtatius bekoͤmmt e. Statue
156
Phoͤnizier erfinden das erſte Geld
261. 267
Phrygillus 401
Phyſiognomie aus Muͤnzen 284
Pighius 17. 217. vterque 195
Pila chryftallina 76
Pinkerton von alten Münzen.
312
Pirckheimer ſamml. Aufſchr. 196
Placentinius. 225
Plagulae Verſetz derſ. 158
Plaſtik 316. 326. Urfpr. 317,
Egypt. 318. Etrufe. ib. fq.
Griech. 319. Phöniz. ib. Roͤm.
320. die ältefte Kunft 417.
ob vor der Bildh. 413. Mars
terie darzu 418. 421
Platina 130 faq.
Plumbare, was es heißt 136
Pocoke erläutert infcriptt. 205
215
Poleni fuppl. 4
Polyfilo, d. 5. di Auevarır 193
Polygnoti Gemälde 450. 463
466.
Polokletus d. Alt. defjen Werke
251 fq. der jüngere 355. 427
Polykratis Smaragd. 87. 93
Pope⸗
544
Moperino, 485
Portieus, 504
Portici, Statue daf, 375
Moiten im 2ten ſec. 231
Potters Arcäol. 2
Praedium, 515
Praetorium, verfh. Bedeutung.
517
Pramnia, ſchwarze Edelſt 88.
Prafii Smaragdpraie 81
Praxiteles 47.337 19- 346. 354
ig. 3%1. ob er die Wachsmal.
verfeinert 4°0
Praun vom Muͤnzw. 312
Prideaux edirt marmoraArundel.
202
Prometheus ob er Gelegenh. zu
den Ringen gegeb: 93
Mronapis, 16
Ilosmirov, 514
Protogenes, 468: 492
Mrovinzialausdrürfe auf Inſerip.
226
Ptolemaͤus verbietet d. Papier,
160
Pueri curiae 227
Pugillares, 30
Punzen 322
Purpurfarbe, 40
Püftulatum, 121
Puzzolana. 485
Pyramiden 488. Schriften das
von ib.
Pyrgoteles 401. ob noch Steine
von ihm, 402
Morrhoniften, 253
Phthagoras aus Reggio 342.
353. 462. aus Leont. 354.
aus Samos ib.
*
Quadratura 345. quadratus ho-
‚mo 339
Regiſter über die Kuͤnſtler
di Queuara infcriptt. 193
Quinarius, 279
Quirini ep. ad Boz. 212
R.
Rambachs zZter TH. zu Potters
Arch. 14
Ramdohr über
381.439,
Raphael von Urbino, 344. 474
Rafche lexic, num: 294. 296
Raynald ergänit Baron. 233
Reflex bei den Künftlern, 44
Regnart. IL. r
Keichenauifches Kloft. Recht an
Ulm, 238
Reinefius, 198. 226
Heifen gelehrte der Franzofen
522. der Engell. ib. Früchte
davon 521
Repoficoria, filb, 126. 146
Revett. 482. 521
Rex Germ. 244. 254
Rhabani Mauri Com. in V. T.
163
Rhoekus 422. 424.
Rhypayosräphica, 469
Riccardi infcriptt. 208 |
Ricolui edirt marm. Taur. 204 .
Riem, 486
Rinck cognit. numor. 296. -
Ringe, Alter derf 396: 398.
eiferne 130. Koſtbark. 397;
399 des Judas und Pharao
‚94. des Phokus 400 des Poly
Erates 93. 401. des Pyrrhus
die Maplerey
«
93 J
Rivantella edirt marm. Taur.
204
Rodolphini monum. vett. 378
fg.
Homer
beurtheilten Schrifefteller c.
Nömer! fchaffen Statuen nad)
Kom 367 fag. mo fie das
Mahlen gelernt 472. Mahler
bey ihnen. ib. Privatgebäude
514. Mahmen und Würden
226
Nörhelftein 445
Rollſchriften 156
Kom Kunſtſchulen daf. 366.
Statuen daf. 370 fgg-
Rom£ de PIsle metrologie ZIf
Rothomagus, Diplomata daſ.
242
Rubens, 344
Rubinen, 87
Rudolphs Ueberſ. des Tr.’ de
dipl: 242
Ruhe fpic, philol. numifm, 287
©.
Säulen, woraus 493. Werfeine.
tung 489% Schoͤnh. 494.
fünf Ordn. 494 ſ99. Ber:
ſchwend. der Roͤm. 503. fgq.
in Rom und im Vorhof des
Rapitols 63. Traians und Aus
tel. 64: Antonin: ib. Domi
tians 224, Duill. 17. 217.
367
Salmon. 253
Salomo’s Ternpel. 489.
Sansſouei Statuen daf. 375
Sarder 85
Sardonych 87:
Re
Sapphire 32. warum fie nicht
gefchnitten. 393
Savot difc. fur les med, 295
Saurias umzeichn, einen Pferdes
fhatten 441
von 4 Lagen
545
Saxe Scholiä ad Murat. drr,
vindic. Aeneid. 239. de dea
Angeröna 348
Scaligeri inferiptt. Rom. 19%
_ fg. de emendat. temp. 227
Scalpellus, 41
Scalptura, 326
Scapus, 499
Scarabaei, 399 fq.
Scheyb edirt tab, Peuting. 196
Schildkröte 145. Gebr, ib, fg.
Schlichtegroll, 96
Schnitzen, f. Scalptura
Scöpfkele | Trullae
Schonebeck zeihn. ohne Geſchm.
411 fq
Scott ſticht Gemmen ohne Ges
ſchm 411
—— mahlen Originale nach
169
Schow charta papyr. 33. Sup-
plem. ad. Hefych. 176
Schradaei monum. Ital. 198
Schrebers Weberf. des Pocoke
205
Schreibart von det rechten zue
Linken 15 fq. der Egypt ı5
Schrift, alte 8 (qq. worauf fie
die Alten Testen 27. 155,
Kennzeicdien des Alters 165.
167 iqd.
Schulze edirt Theophylakt 192
v. Schuhmann v. griech. Muͤn⸗
zen 284. 301
Schuhmachers hieroglyph. Ge⸗
heimniſſe 9
Schwarze de vtriculariis 222,
opufe, ed. ab Harlef. ib
Schwebel antigg. Etrur, 14
Schweinheim 178
Scipionis Schild. 378
Sculptura 325 fq.
Scura, was fie waren 384
Mm Scplis
546.
Scyllis arbeitet in Marm. 341
Seculum was es heilfe 246
©eide 36. 37.
Seldenus in marm. Arundel.
202
Sellery’s antig. of Palmyra. 204
481
Senatus conſ.koͤmmt auf Medagl.
nicht vor 281. de Bacchanal,
17.217
Sepia, 40
Sertinius vergoldet zuerft Stan
tuen 427
Seruus ab horologio 222. ab
auro gemmato 95
Sieyon Kunſtſchule daf. 343
©iebenfees. 349
Siegberti Gembl. Chronicon.
136
Siegelring der Ältefte. 397.399.
Sigilla figna minora 142. 432,
Inſignien 254
Siglae 24. 246. fq. 294
Signa 432. panth. 433
Sigonius de confolat, 187. fatt.
capitol. 218
Siklen Geſtalt derf. 264
Sil. 446.
©ilber, rohes 121. verarbeit. ib.
126. Gemünjtes 122. Gebr.
bei den Alten 122, 127. ges
haktes 123. Deliac. 126.
Elodian. 127. Gratian. ib.
Korinth. 127
Simon, Rich. Eritit 165. 241.
aus Aegina 342. 426. der
Makkab. Münzen 264 fqg-
$inneri codd. Bern. 181
Sinopis Pontica 445
Skopas 346, 354. Werfe 360
fq. 427. 431
Smaragd 78 lqq. wozu ihn bie
Alten gedr. 393 -
*
Regiſter über die Kuͤnſtler,
Smetii inſeriptt. 196 fg.
Smilis 341 —
Smiths Daktyl. 6
Solarium 515
Solon. ein Künftl. 404
Sonnenubren 162
Sofius. 404
Sofus 365. deffen nicht ausge
Eehrtes Haus. 509 J
Soſtratus, 402
Spanheim de vfu rei num. 201-
258. 284. 288. Streit mit
©uden. 218
Spedftein, Chineſ. 106
Spence Polymetis, 340. 383
Sperling numi non cufi. 260
Sphinx des Verres ob noch da.
427
Spiegel aus Silber orichalco,
Stahl 123. Glasſtein 124.
Zinn 125. Gold. ib.
Splendor aus Mifch. d. Farbe.
446-
Spolia opima fec. et tert. 220
Sponii mifcell. 3. 4. 6. 7. 195.
199
Sprachen, Alter derf. 153
Städte, welches die Alteften,
433 6 .
Stahl, 137
Stannum was es eigentlich ſei,
135 fq.
Statuaria 322. 326. 424
Statuen was fie heiffen 388 fq-
Sammlungen 378 Künftler
425 fgg. goldene bei den Roͤm.
120. 428 die erflen des Ser-
tinii 427. marmorne nad
Kom gebracht 367. eherne
425. biefelben vergoldet 427-
436. marmorne vergoldet 437:
deren grüne Bekleid. ib. Rus
pferne . eiferne ib. ſ9.
439. il —*
|
beurtheilten Schriftſteller ıc.
Achilleae 433. Auguſtae 432-
equeſtres 432. iconicae 432.
palliatae 433. pedeſtres 432.
togatae 433. viales 388. von
Kaiſern verfertigte. 435. Sta»
tuen zu Kom und Portici, 435.
Marci Aurelii ob fie mit dem
Hammer getrieben 436. Pers
ſiſche 502. woher fo viele ver
lohren 437. infonderh. durch
Bildſtuͤrm. 438.
Steine gefchnittene f. Gemmen
Steinfchneiderey 65. 93. 391.
Alter 396 fq. Vollkommenh.
bey den Griechen 397. Mits
telmäßigfeit bei den Nom.
397. ſqq. bey den Alten 399
fgg. Verfall 398. womit man
gegraben 395. welche Steine
man geſchnitten 393. Künftler
401 fqg. Sicil. 405.
Stemzel, 313 1q-
Stephangftein 36
Stieglig Bauk. d. A. 483
en der Aſiat. 470. Helladiſche
re N Beſchr. und Bedeut.
30.
Sich de cultu luminum
Srokäifge Samml. 6. 96. Ein«
theil. 407 fq-
Stuart ein Mahler 482, Far.
Stylobates 499 fü-
Suecinum, 98
Sulla Tempel der Fortuna 473
Sulzers Theorie 381
Supeliex menfarum 377 .
blattle of the books
Swifls
Be
Swintoni infcriptt. Cittiae 15.
215
Sylburgi cat. Mfpt. Palat. 180
547
Symeon obferuatt, ant, 200
Symplegma 433.
8.
Tabufa, was fie helfe 459
Tabulata 505
‘Tachygraphi, 23
Tafeln, eherne, bleierne, hoͤlz.
28. waͤchſ. 30
Taleae 123. 260. 312. [q.
Talente beim Homer 116
Taflie catal. raif. 96
Taflin. tr. de dipl. 242
Taubenheim, 453
Taurisfus, 365
Taurobolium, 221
Tauſch der Alten 258 699.
Taylor marmor Sanduic. 205
Tectorium 455
Telephanes 460
Tempel reichlich beſchenkt 75
Zeraphim des Labans 321. 330
Termini. 388 ‘fq.
Teffelata, 508
Thalhoftenes. 423
in Nom. 518. Scauri
— v. Samos 143. deſ⸗
fen Erfind. 422. 425 fg. 430
Thelekles, 426
Theophilus, 447
Therikles, 486. 419
Therimahus, 467
Thermae Dioclet. 63
Thefauri infcriptt- argutae 229
Thefeus ob er Münzen gepr. 262
Theupoli cat. bibl. Marcı Ven.
133
Thonfiguren 418. worinnen fie
beftanden 419. an Läfars
Mm 2 Tem⸗
548
Tempel und Frontifpic. 420,
werden theuer bezahlt ib. Bild⸗
niffe ber Goͤtter 422
Thorax linteus 3I
Thucpdides, 155
Shüren der Alten 506 fq.
Tiberius Liebh d. K. 473
Zimasorag, 463
Timanthes / 466
Timotheus, 361
Tiro des Cie 25
Titian 244. 275
Tito: ſ.Auſſchr·
Tofſteine, 485
Topaſen, 78. 81
Topiaria herba 146
Toreu:ice 315 (qq von der Tor-
neut, unterichieden. 322. ar:
tet aus 326
di Torremuzza 225. 268, 287,
numi Sic 302. 207
Torſo im Belvedere 360
Touftaın tr, de dipl. 242
Trahbeatio, 500
Trayertino, 485
Triciinia, lb. 125. 517
Tiichora. 507, 517
Triglyphen, 498 500
Trinkgeſchirre aus Erpflafl. 75
Irifan in hift. Imp: 288
Zriumphbogen Conftantini, 64
Trıumuiri monetales 274
Trullae aus Cryſtall. 75
Trullanum Conei. 173
Türkis, 90
Zuotilo 448
Zurmaline 97
Zurpiliue malt aut 472
Zur edirt Schramms tentamen
303
Tychfen de num.
265.
Muhamed-
Regiſter uͤber die Kuͤnſtler,
U.
Vghelli Italia S. 234
Vinbilicus on Süd. 157
Vncia 18
Vrfatus de notis lat. 225
YVıfini familiae Rom. 300. oh.
Sr. edirt Dithmars Chron.
185,
B.
Vaillant numifm. 283. 'notäe .
num, gr. 394. numi Impp. gr.
297
Vafa Murrh. 102 fq. Corinth.
343. Aeginet. 343. deliaca
ib. Sigillata u. caelata 378.
384- Thericlea 386. 419.
Samia —
Bafari. 4
—— 5 los Alphabetos
12
Velferi opp hift. 209
Veltheim über die vafa Murrh.
105. 323. Meinung vom
Smaragd. 79
Venus Medic. 356 fq- Coa- 356
Dresd. 347.
Veftales virgg. 433. ewiges Teuer
6
2.
Veftibulum 514 |
Veftigia templor. fictil. 421
Victorius verdient fi um db
Klaff. Schriftfieller 19°
Vignolii columna. Ant. 309.
Vigor in der Malerei 446
Villae was fie gervefen 249. bei
db. Röm, 516. Tiburt, 379
Villicus 517,
Villoifon anecd. gr. 14. 185
Vinctura litterar..22 fgg- lapid.
136
Viſconti mufeo 438
Vitel-
beureheilten Schrifefteller ꝛc.
Vitellii Münzen rar. 293
- Bitruv. die befte Ausg. 491
Voͤlkel. 349
Vogels Relig. der Egypt 06
Volkmanns Nadhır. v. Stallen
439. edirt Sandrats Afades
mie 379
Volumina f. aud Rollſchr. 156
fgq. Herkulan 159
Voluta= an Soniichen Säulen499
Voß fol Münzen entwendet has
ben 309
W.
Wachsfiguren 423 60.
Wachteri conc. rat. et fcript, 18
Waͤnde der Alten bemahlt 511.
mit Glas ausgelegt 5ı2. mit
Eifenb. ib.
Wagners Parifhe Chronit 203
Walch marmor Hifp. et al. 281
Walmoodiſche Samml. 376.
Waſers dipl. Jahrzeit Buch 255
Wetſteins WR. T. 166
Wheler 195. 199
Wicar tableaux de la Gall. de
Flor. 413
Wilde gemmae
Wilhelms K. v. Engl, Geſch.
a. Münzen 286
549
Winkelmanns Begr.v. d. Archaͤol.
4. 5. Monumenti ined. und
Geſch. d. K. 320. 329. 331.
336. 340. 439. über die Bauk.
d. A 526
Witter de fpeculis cauft, 76
Mirleben. 313
Woeds ruins of Palm, 205. of
Balb. ib. 482
Woodwardiſches Schild 337.
3.
Zaccaria inftituz. ant.lapid. 200
225
Zacchiroli Gallerie de Flor. 380
Zamofii analecta lapid, vett. 200
Zanetti 379. 411
Zeibich de folario 515
Zeihnungsk. ihre Entſteh. 441
fg. ©ang derjelben, aus Müns
zen 284
Zenodorus. 431
Zeune edirt Chriſts Abh- 4. 3.
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Ziegel Koftbarf. darin. 507.
Brennen 484 fg. Mehl. 444
Zinnober 445
Zoegae numi ‘Aegypt. 267
Zylen Verdienſte um die Diplom.
236.
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