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Full text of "Georg Heinrich Martini, ehemaligen Rektore an der St. Nicolai Schula in Leipzig, akademische Vorlesungen über die Litterair-Archäologie : nach Anleitung des Ernestischen Lehrbuchs durchgesehen und mit Anmerkungen begleitet"

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Georg Heinrid Martini 
ehemaligen Rektore an der St. Nicolai Schule 
su Leiprig 


akademiſche Vorlefungen 


gifterair- Archäologie 


nad Anleitung 
| des 
Erneſtiſchen Lehrbuchs 
durchgeſehen 
und 
mit Anmerkungen 


begleiten 


— ⏑ 1⏑ —— nut EN nee 


Altenburg, 
in der Richterſchen Buchhandlung. 1796- 


— 
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I 


wi 
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54 
—3— 


* 9 7 
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— (>) 0 ON m et EN © er) ren 


Vorrede. 


Sn Vorreden zu einem Buch nöthig, um den Le⸗ 
fer von der Abdficht, oder dem Plan, und der 
Einrichtung eines Merfes einige vorzubereitende 
Nachrichten zu ertheilen; fo wird es Die dem verftor: 
bene Marfini fehuldige Achtung defto mehr erforz 
dern, von der Entftehung, der Einrichtung diefes 
Buchs und von den Zufäßen etwas vorauszufchicken, 
Martini, Rektor zuerft an dem Negensburgifchen 
Gymnaſium, hernach an der Nicolai Schule zu 
Leipzig, war als ein Kenner des Alterthums be» 
kannt, und hatte, wie man aus diefem Buche erfer 
hen wird, zu Leipzig afademifche Borlefungen über 
Erneſti's Archaeologia literaria *), gehalten. 
Einer feiner, mir aber unbefannter Zuhörer, wohn: 
te, wie ich aus der Auffchrift des Mſpts ſchließen 
muß, ungefehr im Jahr 1785 jenen bey, und fehrieb 
D 
*) 8eipjig 1768. 8. " 


15 Borrede 


den Bortragdes f. Mannes nah, Die Bemerkung 
diefes Umſtandes iſt zur billigen Beurtheilung der 
gegenwärtigen Arbeit nıchr gleichgültig. 


Ob es fogenannte Dictata waren, oder, welches 
ich eher vermuthe, ein freyer Vortrag des Lehrers 
geweſen fey, weiß ich nicht, Nun diefer ehemalige, 
gewiß fleißige Zuhörer, hielte e8 fürgut, den Bor: 
trag feines Lehrers abdrucken zu laſſen, und ver- 
faufte dahero feine ins Meine gebrachte Handjchrift 
der Kichterfchen Buchhandlung in Altenburg, Hier: 
auf erfuchte mich der Herr Factor derfelben, jene 
vor dem Abdruck durchzufehen, und fie, wo es noͤ⸗ 
thig fein wurde, zu verbeffern. Der Name des vers 
fiorbenen Martini, vem ich ben feinem Leben, we— 
der perfünlich, noch durch einen Briefwechfel bes 
kannt gemwefen bin, bewog mich, diefes Gefchafte 
zu übernehmen, und mir die Handfchrift fehicken zu 
Jafien. Allein da ich fie erhalten, und etwas genau: 
er eingefehen hatte, fo fand ich bald, daß verfchiede- 
nes zu ändern, oder zu berichtigen oder beyzuſetzen 
ſey, zumal da feit 1785 mehrers über manche Theile 
-Diefes Buchs gefchrieben worden ift. Auch bemerkte 
ich, daß Martini in manchen Kapiteln vorzüglich 
den Winkelmann und Büfching zu feinen Haupiführ 
rern gewählt hatte und dieß ift bey mündlichen 
Vorträgen und Erklärungen eines Buches nicht ganz 
zutadeln. Auch war es nicht nothwendig, daß Mar: 
tini überall feine Gewaͤhrsmaͤnner und die nöthig: 
ſten Stellen anfuͤhrte. Vielleicht zeigte er feinen 
Zuhoͤrern die hieher gehörigen Bücher vor. Ob er 
aber nach der Zeit oͤfters Vorleſungen über Fin 

3 


Borrede v 


ſti's Archaͤologie gehalten habe, und ob mehrere voll⸗ 
ſtaͤndig nachgeſchriebene Hefte vorhanden feyn, weiß 
ich nicht; konnte es auch bey der ziemlich weiten 
Entfernung des Orts nicht erfahren. So viel wird 
aber jeder glauben, daß Martini manches ausführ: 
licher, gelehrier und richtiger würde abgehandelt 
haben, wenn er feidften vor feinem Tode folche Bor: 
lefungen hätte herausgeben wollen. Man fann dies 
fes ſchon aus feinen gelehrten Ercurfen abnehmen, 
welche ex der 2ten Ausgabe der Erneftifchen Ar: 
chaͤologie (Eeipzig 1790. gr. 8.) beygefuͤgt hat. 


So wenig bier aber der Ort iift, über den 
. Werth diefer nun gedruckten Martinifchen Borle- 
ſungen zu urtheilen: fo glaube ich Doc) behaupten. 
zu dürfen, daß fir, vornaͤmlich jungen Eefern, als 
Einleitung in dieſen fo wichtigen Theil der Alter 
thumsfunde, nüßlich feyn werden. Ich will daher 
nur nod) einiges anführen, was ich nach der Abs 
fiht des Verlegers, dem Plan diefes Werfes und 
den Umſtaͤnden gemäß gefucht habe, bey der Durch⸗ 
ſicht zu thun. 


Ich ſollte die Handſchrift revidiren, und dabey 
verfuhr ich fo. Offenbare Schreibfehler in ven Nah: 
men, auch Jahrzahlen verbefferte ich gleich, wo ich 
im Stande war, es zu thun, ohne es weiters anzu: 
. merken, Eben fo fchaltete ich oft einige nöthige 
Worte oder Furze Säge ein. Wo Martini in feis 
nen angeführten Excurſen etwas weitlauftiger und 
gelehrter ausgeführt hatte, da vermwiefe ich blos Die 
£efer darauf, weil ic) vorausſetzen kann, daß Dieje: 

3 nigen, 


I Vorrede. 


nigen, welche dieſe Vorleſungen benutzen wollen, 
die 2te Ausgabe der Erneſtiſchen Archaͤologie bey der 
Hand haben werden. Was Chriſt in feinen vom 
Zeune herausgegebenen, Abhandlungen über die 
£irteratur und Kunſtwerke, vornehmlich des Alter 
thums, und leßterer in den litterarischen Anmerfuns 
gen darzu (Leipzig 1776. 8.) bemerft hatten, wollte 
ich nicht abfchreiben, fondern gleichfaus mich auf 
dieß befannte Buch blos berufen, 


Da ich aber in dem zten Soap. de gemmis und 
in dem ten de metallis glaubte zu bemerken, daß 
Martini manches unrichrig vorgetragen habe; fo 
erfuchte ich einen gelehrten Freund, deſſen große 
Kenntniffe in diefem Fache ſchon befannt find, dieſe 
zwey Kapitel durchzufehen und zu verbeffern; und 
mein Freund war fo gütig, dieſes Gefchäft zu über 
nehmen, und mir feine gemachten Werbefierungen 
und Zufäge mitzutheilen. Diefe habe ich fo einge 
fchaltet, Daß ich entweder die offenbaren Fehler des 
f. Mannes san wegſtrich, und die Bemerkungen 
meines Freundes gleich dafür feßte, oder fie in Klam⸗ 
mern eingefchloffen ven Martinifchen Worten bey: 
fügte; Kenner werden diefe Beränderungen nicht 
misbilligen; fondern vielmehr mit mir meinem gel. 
Freunde für feine ſchͤnen Beytrage danken, Viel— 
leicht wäre es gut gewefen, die Kenntniſſe und Ver⸗ 
beflerungen meines Freundes auch bey dem vorher: 
gehenden Kap, de marmoribus benußt zu haben: 
allein die Bogen zu jenem Kap: mußten zum Abdruck 
befördert werden. Was ich zur Verbeſſerung oder 
zur poͤthigen Erweiterung beyfügen fonnte, oder hin 

zuzu⸗ 


Dorrede vu 


zuzuthun, für dienlich erachtete, habe ich gleichfalls 
in Klammern eingeſchloſſen. Mehreres darzuzuſetzen 
erlaubte die Zeit, vornaͤmlich der Plan und die Ab— 
ſicht, (da es Vorleſungen uͤber ein anders Buch 
ſeyn ſollen,) auch der Zweck und die nothwendige 
Kürze nicht, um das Bud) nicht ohne Noth zu ver 
theuern. 


Bisweilen waͤre es leicht geweſen, beſonders 
das Verzeichniß der Buͤcher, worinnen die abgehan⸗ 
delten Materien weitlaͤuftiger erklaͤrt worden ſind, 
oder Kupfertafeln vorkommen, zu vergroͤßern. 
Wer mit einer Kenntniß von bloßen Buͤchertitteln 
zufrieden ſeyn kann; der findet in Bibliotheca Bur- 
manniana, oder Catal. bibl. Burmanni Il. unter 
den Elaffen der libr. antiquariorum et numismatic, 
im Bünauifchen und andern anfehnlichen Catalogen 
eine Menge hieher gehörige größere und Fleinere 
Bücher angeführt. Allein ich mochte nicht ein lan: 
ges und blendendes Verzeichniß zur bloßen Paravde 
aufftellen, und das Buch nicht ohne Noth vertheus 
ern: da befonders Zeune fchon viele nöthige und wich— 
tige Werke angeführt hat, WBielleicht wird manchen 
fhon das, was ich bengefegt Habe, zu viel ſeyn. 
Daß bey VBorlefungen bisweilen Wiederhohlungen 
vorfommen, ift unvermeidlich, und ich konnte fie 
nicht immer abfchneiden, oder verhindern Doch 
ich will das Urtheil über dieſe Arbeit lieber einfichte- 
vollen und billigdenfenden Männern Üüberlaffen. Sch 
fühle felöften, daß noch manches hätte gelehrter und 
umftändlicher ausgeführt werden Eönnen: allein ich 
konnte bey einer, mir bloß zur Durchficht uͤber— 

gebe: 


vıı Vorrede. 


gebenen, fremden Arbeit nicht nach Willkuͤhr 
handeln. “Die weite Entfernung des Druckorts er- 
laubte mir nicht, Die eingefchlichenen Druckfehler zu 
verdefiern. So muß zum Benfpiel, in den Bogen, 
welche ich in Händen habe, ©. 1. £in, 3. wenn, ftatt 
wen; © 5. 6. 3. & 8. erlanat ft. verlangt; ©. 
29. £. 4. von der; ©. 38. nr. X. £. 9. Mananz 
ft. Maganz; ft. 106. $. 26, E. 8. 80. ſt. Foo. S. 
137. $. 16, £: 7. Lyſippus ft. Lipſtus; ©. 178. $. 
18. £. 6. Pannarz fl. Panaz; ©. 193. Rot. * 
- Bandinift- Bondini; ©. 349. Not.* gegen das En- 
de, Gegenftand. Des gelefen werden. Diefe Druck: 
fehler find mir in die Augen gefallen, ohngeachtet 
ich nicht alles wieder genau Durchlefen Eonnte, und 
der geneigte £efer wird diefe und die übrigen, fo ihm 
vorkommen, vielleicht ſelbſten feicht andern koͤnnen: 
andere aber mir oder dem Nach: und Abfchreiber der 
Martiniſchen Borlefungen verzeihen, — Geſchr. 
**** den 8. März 1796, 


Part. 


Einleitung 





aa FR 
& )e Urfprung des Worts Archaeologia ift griechifch, 


von gexxios, vetuftus Hu ‚Ayo, h. I eXpono, 
diflero. 

Wen man den Ausdrucf Yubieötiue nimmt, fo ift 
fie feientia de rebus vetuftis: obiectiuc aber ift fie doctri- 
na de eiusmodi rebus antiquiflimis. 

Unfer Aufror ſagt, antiguitatis cognofcendae duplex 
eſt ratio &c, richtiger aber triplex, denn fie unterfuche 
und enthält 
I. Res olim et antiquiflimis temporibus geftas; und fo 

ift fie wirklich Geſchichte. In ſolcher Kückfiche hat 
Dionyſtus Halicarnaffenfis dexeroyiav "Popwiun, eine 
Nömifchez hingegen Fofepbus archacologiamiudaicam, 
d. i. eine Juͤdiſche Gefchichte befchrieben. 

II. Ritus facros, feu inftituta prifcorum hominum, Dieg 
find die eigentlichen antiquitates, Die von den alten 
Gebräuchen in der Religion, in Staatsangelegenhei. 
ten, ja im ganzen Privarleben angenommen waren; 
oder Nachrichten von den Einrichtungen und Anftalten 
der Griechen und Römer, — ob. Porter has das 

: her 


Einleitung. 


Her feine griechiſchen Alterehümer archaeologiam grae- 
cam in englifher Sprache gefchrieben betitelt. Ja— 
eob Gronov überfezte dies Werk ing lateinifche: und 
ob. ac. Rambach hat vor einigen Jahren eine 
deurfche Ueberſetzung herausgegeben *), Eine andere 

und 


*) Die erſte Originalausgabe: Archaeologia gracca, orıthe 
Antiquit ies of Greece by John Potter, erſchien zu Oxford 
1699. in zween Sctavbänden. Dieß Merk twurde bald nad- 
hero von einem Ungenannten in die lateiniihe Sprache übers 
fezt, und von dem Verfafjer, dem man diefe Heberfeßung zur 

- Prüfung zuſchickte, mit überaus vielen Zufägen, befonders 
im erften und zweyten Buch - vermehrt. Jacob Gronov 
nahm es in diefer viel verbefferten Geftalt in den zwölften 
Band feines Thefauri antiguitatum graecarum auf, Leyden 
1702. Fol. Diefe lateinifche, fehr vermehrte, Ueberſetzung 
wurde theils in dem näml. Jahr befonders verfauft und mit 
der Aufichrift verfehen: Archacologia graeca, ſiue vererum 
Graecorumn, praecipue vero Athenienfium, ritus ciuiles, 
religiofi, militares et domeftici, fufius explicati per Fo. 
Potterum.- Lugd. Bat. 1702. gr. Fol. theils zu Venedig 1733. 
in ziveen befonderen Duartbänden, theils in der Benediger Auss 
gabe dee Gronoviſchen Thefaurus, 1737. im ı2ten. Band 
wieder, abgedruckt: auch nennt man eine befoudere Ausgabe 
"som Jahr 1745: — Diefe Potterifche Archäologie Fam im 
S. 1706. nochmals in enaländifcber Sprache mit allen den 
Zuräßen heraus, womit fie zuerft bey der lateinifchen Webers 
feßung war bereichert worden. Man führt davon auch eine 
Londner Ausgabe vom J. 1728. und 1745. ja, als die neunte 
Ausgabe 1776.an — Job. Jac. Rambach, damals Obers 
prediger zu St. Nicolai in Quedlinburg, überfezte nicht nur 
Potters griechiſche Archäologie im die teutiche Sprache; ſon— 
dern bereicherte fie auch mit vielen gel. Anmerkungen und Zus 
fügen, Kalle 1775 und 1 76. ge. 8. Potter hatte aber 
einen zu eingeſchraͤnkten Begriff von der griechifchen Archaͤolo⸗ 
gie angenemmenz dieß Wort bloß von alten Sitten und Ges 
braͤuchen verfianden, und alles das, was man heutzutag im 
genauern Sinn zur Archäologie rechnet, weogelaffen. Diefen 
Mangel fuhte Rambach zu erfegen und‘ füate dahero 1778. 
einen dritten Band hinzu, worinnen er von der Chronolos 
gie, von den Münzen, vom Gewicht und Maag, von der 
Literatur und Palangraphie, ‚von der Baukunſt, Bildhau⸗ 

erey, 


Einleitung. 3 


und verſchiedene Gattung, archaeologia britannica, 
iſt in England in etlichen Bänden herausgekommen. 
III. vel denique opera et artihcia olim prrfedta, dies 
find die alten Kunſtwerke. Hier fehen wir, welches 
die Erfindungen verfchiedener Künftler des Alterthums 


gewefen, und Fönnen ihren Geſchmack beurtheilen 


fernen, 
Man fann Archäologie fludiren, um eine Firrerarifche 
Kenntnis zu erlangen. Ferner um zu erlernen, wie nach 
und nad) die alten Meifter eine Kunſt verfeinere haben, 
wie diefelbe zu ihrer hoͤchſten Vollkommenheit gebrache 


worden, und wieder gefallen fy. Man rheile fie dess 


wegen in litterariam und artificialeın ein, 


2 
Die Alten haben vieles von ihrer Religion, ihren 
Sitten und Gebraͤuchen, auf Statuͤen, Gefaͤßen und 
Obelisken ausdrucken laſſen. Es geſchahe dies vermuth— 
lich der Zierrath wegen. Z. B. die Basreliefs auf Saͤu⸗ 
len oder Gefaͤßen, Sarkophagen u. ſ. w. 


Die Archaͤologie dienet zu vernuͤnftiger Kritik bey 


den alten Schriftſtellern z. B. beym Livius. 
ie diene ferner zur Bildung des feinern und rich» 


tigern Geſchmacks überhaupt, und um die alten Schrifts 


ſteller richtig zu verstehen, (auch Runfts und andere Stuͤcke 
des Alterthums leichrer und beffer zu erklaͤren und zu bes 


urrheilen, wenn man Gelegenheit befommt ;' dergleichen 


zu fehen.) Noch fein recht angeweffenes Werk von diefer 
Disziplin ift bishero ans Licht gerreren. Man muß fich 
behelfen mir dem, mas Jacob Toon im Buch Miscel- 


lanea eruditae antiquitatis ‚gefchrieben, "genden 1685. in 


A 2 de g Fol. 


erey, Athletick, Orcheſtick und Dramatick der Griechen uns 
ſtaͤndlich handelte. Dieſer zte Band wird auch beſonders mit 
dem Titel, Archaͤologiſche Unterſuchungen von J. J. 
Kambach verkaufte > +. | 


& Einleitung. 
Sol. [Diefes Werf har Polenus im 4ten Band fei« 
nerSupplement. vtriusque Theſauri antiquitt. roman, grae- 
carumque, (Benedig 1737. Fol.)"S. 649: ff. wieder 
abdrucken laffen. Hicher gehört auch ein ebendaſelbſt S. 
370 ff. wieder gedrucktes Werf: Rei antiquariae feledtae 
quaefliones in varias diflertatt. diftributae,, 'gallice ſeriptae, 
latine redditae, quibus nummi, anaglypta, flatuse, 'mu- 
fiua, et inferiptiones antiquae, multis ex aere adiedis figu- 
ris, illuftrantur, audore Jac. Sponio, — redditae latine, 
interprete Petro Facciolo, &e. ] | 
Baudelet de Dairval L’utilite des voyages &c. Paris 
1692. und Rouen 1727. 2 Bände in 8. Er ift mehr 
Sammler als Kenner. | 1533 ara 2 
Prof. ob. Sriedr. Chrifk har etwas ähnliches 
und vollftändigers in $eipzig ehemals vorgetragen. Es 
war nur ein Mſpt., welches er einem Theil feiner Pri— 
vatauditoren Fommunizirte; allein wider feinen Willen’ 
gab es zu Hamburg einer feinee Schüler heraus, wel⸗ 
ches unferm Chrift fehr mißfie, Der Prof, Zeune im 
Wittenberg hat es mie der Aufſchrift: J. Sr. Chriſt 
Abhandlungen uͤber die Litteratur und Kunſtwerke, vor» 
nehmlich des Alterthums durchgeſehen, und mir Anmer-⸗ 
kungen begleitet von J. Karl Zeune, Leipzig 1776. 8. 
abdrucken laſſen, und fein Werk iſt ziemlich brauchbar. 
Doch fehlte Chriſt darinnen, daß er den rechten Ge⸗ 
ſichtspunkt nicht faßte, und die Grenzen der Archaͤologie 
zu weit abſteckte. Winkelmann fezte in ein größeres’ | 
‚Lichte, was Archäologie fen, und was darzu erfordert werde, 
[Umftändlicher und genauer unterfuchte und beflimmte 
Martini, bey feiner neuen Ausgabe Ernefli' Archaeol, 
liter, Leipzig 1790. 8. indem ıften Excurs zu Erneftt 
Prolegom. ©. 101. ff. mag .antiquitas überhaupt, und 
was im befondern Sinn antiquum und archacologia feyn, 
und wie diefe Worre verfchiedene Bedeutungen annehmen. 
Auch zeigt er, wie Winkelmann, und nachhero H. Hofr. 
Heyne theils in feiner Lobſchrift auf den Ba Tr 
, theils 








Einleitung. 5 
theils in ſeiner kurzen Einleitung den Sinn jener Worte 
richtiger beſtimmt, und deutlicher gezeigt haben, was Ar—⸗ 
chaͤologie fen. — . m ıften Abſchnitt der Chriſtiſchen 
ne finder man einiges hicher gehöriges. — Der 

Verf. einer Abhandlung, Ideen zu einer künftigen 
Geſchichte der Kunſt, in der Zeitfchrift, die Aoren, 
4795. 2ter Th. Nu 2 ©. 20, ff. giebt manche- fchöne 
and brauchbare Aumerkungen. — Welchen Nugen dieß 
Studium verfchaffe, und aus welchem Ge ſichtspunkt man ' 
es betrachten muͤſſe, Zeigen Winkelmann in? Ge 
danken über die Nachahmung der griechiſchen Werke in 
der Mahlerey und Bildhanerfunft, dann in einer klei— 
nen lefenswerrhen Abhandlung von der Faͤhigkeit der Ems 
pfindung des Schönen in der Kunft, und dem Unterricht 
in derfelsen, Dresden 1763. 4. und Blotz fowol im 
Beytrag zur Geſchichte des Geſchmacks und der Kunſt 
aus Münzen, Altenburg 1767. kl. 8. als auch in der 
Schrift: 1 Leber den Mugen und Gebrauch det alten ge» 
Ichnirtenen Steine und ihrer Abdrücke, Altenburg 1768.8. 


3 | gu’, 
n.) narsexquifisa cernitur Sc.) und‘ zwar nichf nur an 
großen Werfen, als Gruppen, Starüen und Gebäuden, 
fondern auh an Fleinern, an Gefäßen, Schliffeln, 
Luchtern, Lampen, ic. fie mögen aus Erzt, Bronze oder 
Thon ſeyn. 
quibus adeo PR venit non illiberalis & c.)] 
Einen richtigen und wohlgebilderen Gefhmaf an den 
Kunſtwerken verlangt man, wenn man die Werke der 
alten Kunft, mit einem gefunden Auge, anfehen und be; 
urcheilen lernt. Ehemals fahe man nichr auf diefe Su- 
che, ſeit ohngefaͤhr 50 Jahren aber hat ſich die Kunſt 
erweitert. 
Unter den Stanfofen ift das Werk des Grafen Cap» 
lus merkwürdig: Recueil d’antiquites Egyptiennes, Etrus-- 
ques, Grecques et Romaines, Er war cin großer Archaͤo⸗ 


A:3 loge, 


6 Einleitung. 


Loge, und fchrieb 7 Bände in 4. mit Kupfern 9. Sb 
er fich gleich dem Soldatenftande gewidmer harte, fo 
bildete er fich doch in der Litteratur, und ftarb den sten 
September 1765. in Paris *). Herr Lippert in Dres» 
den hat von den alten Gemmen einen: Kommentar ges 
ſchrieben *x). Es iſt ein erefliches Werf. 

Bor ihm hat Winkelmann eine Deſeription- des 
pierres gravees de Mr. Stofch zu Florenz 1760. heraus 
gegeben “x9); 

Smith hatte eine Art von. Dactyliorkef ange 
lege, indes daß er-Englifcher Konful zu Venedig war, 
Diefe ift in Kupfer geftochen und vom Gorio atelau 
in 2. Foliobaͤnden ang Licht geſtellet worden, 


$. 4 | 

Spon hat Lin feiner Vorrede zu den Mifeell, eru- 
ditae antiq.] einen Berfuch gemacht, ſaͤmmtliche Wiſſen⸗ 
fchaften 


*) [Paris 1772— 67. der Anfang davon if deutſch uͤberſezt, aber 
mit ſchlechten nachgeſtochenen Kupfer zu Nuͤrnberg 1766. 4. here 
ausaefommen.] 

a*) Ze Beau hat eine Eloge hiftorique de M. le Comte 

de Caylus, Paris 1766. 4. gefchrieben. Diefelbe ift auch dem 
vten Theil des angeführten Reeucil vorgefezt. Eine Webers 
ſetzung davon fteht in der Neuen Bibliothek der fchönen Wifs 
fenichaften, IV. B. 1. &t. ©. 137. ff. Einen Auszug lies 
ferte Klotz in feiner Borrede zum Iften Band der Abhand- 
lungen zur Gefchichte und zur Kunſt; aus dem Franzöftfchen 
überfeßt von J G. Meuſel, Altenburg 1768: 4] 

«*) [ Dactyliotber. d. i. Sammlung gefhnittener Steine: der 
Alten, aus den vornehmften Mufeis in Europa , zum Nußen 
der (dönen Künfte und Künftler,, in zwey Taufend Abdruͤcken 
edirt von Phil. Daniel Lippert 1767. 4- ] 

= [Die Stofciiche Sammlung findet man zumtheilin faubertt 
Kupfern geftochen, und vom Herrn Prof. Sclichtegroll er⸗ 
Elärt in: Prine ipales figures de la Mythologie Execurees en 
taille douce d’ apres les pierres gravées antiques, qui ap- 
partenaint autrefois au Baron de Stofch, et qui font au- 
jourd’hui dans le Cabinet du Roi de Pruſſe. Nürnberg 
bey Joh. Fried Frauenholz, 1793. und 94. II. Sammluns 
gen. Es. werden vieleicht mehrere folgen. ] 











Einleitung. 7 


(haften der Alterthuͤmer, oder Befchreibung alter Kunſt⸗ 
werke in 8. Klaffen zu bringen. Er nennt fie Ffumis« 
matograpbie, Kpigrammatogtaphie, Architee⸗ 
tonographie, Iconographie, Glyptographie, To⸗ 
reumatographie, Dibliograpbie und Angeids 
graphie. 

Opera litterata,] ſolche, auf denen Schrift ſtehet, 
‚und ſtehen muß, z. B. numi, arcus triumphales, tituli few 
inſcriptiones marmorum, Cod. Mſpti, cet. literis caren- 
tia 3. B. Statuae, ſcalpturae, amphitheatra, und dergleis 
chen, die aber vielmals, auch zufällig, Schrift haben: 
z. DB. dag erfte Gemälde in dem fo genannten Pitture 
di Ercolano, eg ift einfärbig, oder ein monochroma auf 
weißen Marmor gemahlt ; opera mufiva die unweit Pom⸗ 
peii in einem verſchuͤtteten Landhauſe gefunden worden, 
und dergleichen mehr. [Man fehe auch Martini zren 
Excurs zu Ernefti Archaeolog. ©. 114. f.] 


%. 9. 

Die Opera antiqua betrachtet man nach ihrer Mares 
tie, woraus fie gearbeitee, oder nach ihrer Form und 
Kunft. So find z. B. bey den Münzen die befannteften 
Marerien, woraus fie gefchlagen werden, aurum, ar 
gentum und aes. Man brauchte aber noch) viele andre, 
— und zwar felbft das felrnere Holz. So fteher z. B. 
im Vellej. Darerceul. B. II. Kap. 56. Quinque egit tri- 
umphos (Julius Caefar;) gallici;adparatus ex citro, pou- 
tici ex acantho, alexandrini teftudine, africi ebore, hifpa- 
nienfis argento rafıli conſtitit. Die adparatus ırium- 
phi waren nichts anders, als die fo genannten fercula, ' 
d. i. Schaugerüfte, welche vorgetragen wurden, z. B. 
eroberser Städte, oder anderer fehenswürdiger Sachen, 


DW 


Ua | Partis 


8 Part, I. Cap, I, 


* 


Partis Primae. 
De 


Seriptura antiqua 


— — —— 


§. 1. 


chon fruͤhzeitig lebten die Menſchen in einer Ver—⸗ 
bindung und Geſellſchaft mir einander; wobey 
eine gemeinfchaftliche Sprache nöthig und zureichend war, 
wenn fie einander ihre Gedanken entdeckten. Um andern, 
die eine fremde Sprache hatten, oder enrfernt lebten, 
feine Gedanfen mitzutheilen, hatte man Zeichen nörhig. 
Neceflitas enim, tefte Virgilio, extulit artes. Die aͤu— 
Berfte Nothwendigkeit rrich die Menfchen an, ſolche 
zu erfinden. Weil die erfien Menfchen in ihren Begrife 
fen fehr eingeſchraͤnkt waren, und wenige Bedürfniffe 
brauchten, fo hatten fie nur wenig Zeichen nöchig. Daher 
ift es fehr wahrfcheinlich, daß die erfte Arc zu fehreiben 
Aurata und [ymbolica d. i. eine folche Art war, wo man 
fih roh gemahleer Figuren der Sachen felbft, ſtatt ger 
wiffer Zeichen und nahmals bloßer Zeichen, z. Be der 
Hierogipphifchen, bediente. Denn es war wirklich) 
leichter die Figur einer erforderlichen Sache roh zu zeich« 
nen, oder zu mahlen, als den Nahmen derfelben durch 
Buchftaben auszudrücken, 
Herrm, 


De feriptura antiqua. 9 


Herrm. Hugo, de prima feribendi origine, (mit 
Anmerf, von L. H. Lrog, Utrecht 1738. 8.) will nicht 
viel fagen. Beſſer har der Engländer Warburton in bis 
diuine Legation of Mofes in 4 Bänden davon gefchrie> 
ben. Aus diefem Buche ift ein Stuͤck gleichſam ausge- 
hoben, überfegt, und zu Paris 1744. befonders unter 
dem Titel abgedruckt worden: Efai fur les Hieroglyphes 
des Egypriens. — ob. heinrich Schumuchers Ver⸗ 
ſuch die, Scheimniffe in den Hieroglyphifchen -Denfbils 
dern der Egyptier, Chaldaͤer — Griechen ꝛc — — — 
näher aufzuklären, Wolfenbuͤttel und. Leipzig 1754. 4 
[Origin and Progrefl of writing, aswell hieroglyphical 
as elementary, illuftrated by engravings taken from mor- 
bles, manuferipts and charters, ancient and modern: allo 
ome account ef the orig, and progreſſ of printing, — 
By Th. Alle. — tondon 1784. 4: mit 34 Rupfertafeln, 
worauf die älteften Alphab. und Arten zu fehreiben bey 
verfchiedenen Völkern und nach verfchiedenem Zeitalter 
- abgezeichner ſtehen. Dan vergleiche aber damit die Re— 
cenfion in den Goͤtting. Anzeigen von gel, Sachen, 1786, 
im 36. ©t. ©. 353. ff. 

Romeye de Hooghe Hieroglyphifa, oder Denk 
bilder der Alten. Amfterd, 1744. nach der Baums 
garteniſchen Ueberfesung, mit vielen Kupfern. [So 
genau, alg gelchre, handelt hiervon Martini im zten 
Ercurg zu Ero, Archaeol. ©. 115 ff. Mehrers finder 
man; befonders was die Anzeige der hieher gehörigen 
Schriften berrift, in der neuften Ausgabe der Bibl. gr 
Fabricii, erften Bandes ©. 198 — 204. Man fehe 
auch Denis Einleitung indie Bücherfunde, ı Th. Wien, 
1777. 4 ©. 27 ff.] 

5. 2 

Der eigentliche Erfinder der Buchſtaben ift ung 
unbekannt, und wird es wohl auch bleiben. Man 
fchreibt dem Stammvater e; menſchlichen Geſchlechts, 

5 dem 


10 Part. I. Cap. I, 


dem Adam, die Erfindung vieler Kuͤnſte und Wilfen- 
ſchaften, wie auch der Buchffaben zu; ja man made 
ihn zu den meifeften Mann, Bhilofophen, SKünftler 
u. ſ. w. allein ohne Grund, Er war zwar ein recht⸗ 
fchaffener Mann, der von vielen Dingen eine anfchaus 
ende Kenntniß hatte, aber deßwegen war er nicht felbft 
Erfinder. Moſes fann eg auch nicht ſeyn; denn Gore 
gab.ihm die’ Geſetze ſchon aufgezeichnee, und ıft alfo 
voranszufegen, daß vor ihm die Buchftaben erfunden 
geweſen. Vielleicht wußte er ihren Erfinder gar wohl; 
aber er hatte feinen fchicflihen Anlaß, ihn zu nennen, 
oder hiele folche Nachricht für ganz unnörbig. | fiehe 
Benzels Abhandl. de fcriptura ante Mofen, in deffen 
von Rapp, Prof. in Leipzig, herausgegebenen Syntag- 
mate diflertatt, $eipzig und Frankf. 1745. 4 ©. 198 ffe 
befonders S. 206 ff.] 


6. 


Dach der allgemeinen Meinung tft die hebräifche 
Schrift die ekſte und aͤlteſfte. Sie muß anfangs roh, 
und den phönieifchen Buchftaben ähnlich geweſen feyn, 
wovon wir noch Meberbleibfel haben. Folglich ift wohl 
die Sprache des Hebers und feiner Nachfommen, von 
welchen die Hebräcr ihren Namen haben, Feine andere 
gewefen, als die phönicifhe: und folglich haben die He— 
braͤer und Phönicier wohl auch einerley, oder eben nicht 
ſehr verfehiedene Schriftzuͤge gehabt: Loder von einem ges 
meinfchafrlichen Stamm fie erhalten. Vielleicht ift bey 
den Aramdern oder Syrern, im meiteften Sinn, daß 
darunter auch die Affyrier, Phönicier, Araber, und 
die Vorfahren der Hebräer begriffen find, der Urfprung 
der Buchftaben oder Schrifrzüge, wie vieler andern Küns 
fie zu fuchen. Die Phönicier harten wegen ihrem Hans 
del und errichteten Colonien fie verbreite. Daß mit der 

Zeit die Form, Benennung und dergl. bey andern Voͤl⸗ 
| fern 








De Jeriptura antiqua, 1 


Fern veraͤndert worden ift, dieß ift dem Gang und Ver⸗ 
änderungen aller Dinge angemeffen. ] | 

Die Phönicier erſtreckten ſich vormals weiter, als 
heut zu Tage. Die Hebräer wurden öfters mit unter 
ihnen begriffen. Hieronymus fagt (es fcheine aber 
nur Tradirion zu feyn) die Bibel fey mit famaritani« 
fchen Buchjtaben gefchricben gemefen. 

Eine phoͤniciſche Auffchrife, die auf der Infel Male 
ta gefunden wurde, har der Abt Fourmont erklaͤrt. 
Seine Abhandlung ſteht im 3.3. der Saggi di Diflerta- 
zioni Academiche lette nella academia Etrufca di Cor- 
tonra, Band III. ©. 89. auch B. J. S. 24. und die da 
ertheilte Aufklärung hat zum Verfaſſer den Hrn. Louis 
Bourquet, Prof. zu Neuſchatel. Diefer Mann fuchte 
-fonderlich die etrusciſche Sprache, nach der damals herr« 
ſchenden Mode aufzuklären. 

Der Abt Barıbelemp in Frankreich har fich durch 
die Erklärung verfchiedener orientalifhen Denkmäler 
befannt gemacht. Vid. Memoires de l’academie des Im 
feriptions et des Belles-lettres, Tom. 23, ©. 394+ ff, 


% 4 

Die Phönicier ſchickten wahrfcheinlich fehr frühe 
zeitig Kolonien aus. Die srefliche Sage zur Schiffahre, 
und ihre Neigung zum Handel, waren ftarfe Triebfedern 
darzu. Sie liefen ſich auf allen Inſeln des mittellaͤn— 
difchen Meers, an der Küfte von Afien, Aftifa, Spa- 
nien, auch in Italien nieder, und brachten ihre Schreib« 

are mir *). 
Nach Griechenland brachten die Pelasger, ungefehr 
um die Zeiten Mofes, die älreften phönicifchen Buchfta- 
/ ben 


* [Man vergleiche Jae. Abenferds Periculum Phoenicium, 
fiue literaturae Phoeniciae, qua late olim per Afıam, Afri- 
cam et Europam, patuit, eruendae, fpecimen, Franecker 
1706. 4.] 


12 Part, I. Cap. I. 


ben *)., Außer den Delasgern Fam eine andere phönici- 
fche Kolonie, unter dem Kadmus aus Böorien nach 
Griechenland, wie Herodot im 5. Buche feiner u 
ſchichte Kap. 59 — 61. bemerkte. 

Von den Phoͤniciern hatten die Griechen. vorzüglich 
die Züge angenommen, und fie waren eben durch fie zu 
den Etruſcern gefommen, wenn die erſten darunter 
niche ſelbſt urfprünglich Phönicier geweſen find: 

Daß die errufeiihen Buchſtaben alt, ja weit Alcer 
als die laceinifchen, oder römifchen find, erhellee daraus: 
1) Die alten etrufeifhen Buchftaben gehen von der 

Rechten zur Linken, welches man bey-den älteften 

lateiniſchen Denkmaͤlern nicht finder; 

2) ſpricht Livius an einem gewiſſen Orte von litteris 
priſcis i, e. non. latinis, auch Plinius bemerkt Hiſt. 

Nat, Lib. XVI. c. 44. den Unterſchied zwiſchen etrus⸗ 

eiſchen und lateiniſchen Buchſtaben. 

Die Phoͤticier machten ‚mit allen Voͤlkern, wohin 
ge Famen,  Berbindungen, Dergleihen Kolonien famen 
nad) Karthago, und die ganze Afrikaniſche Säfte; nach 
allen Inſeln des mittelländifchen Meeres und haupt⸗ 
ſaͤchlich nach Sicilien, nach Malta, und nach Spa⸗ 
nien. Deswegen werden auf ſehr alten ſpaniſchen Muͤn⸗ 
zen feltener Schriftzüge gefunden; ſolches erweifen : 
Don-Vincencio Juan de Laflanofa, in mufeo de las 
metallas defconocidas, in Huelca, 1645. und. 

Den Lewis Jofepb Velazquez in der Schrift Enfayo 
fobre los Alphabetos de las lettras defconoeidas,; cet. En 
Madrid. 1752. 4. Begde Schriften find äuferft felten 
und RE — 

[Die neuſte hieher gehörige Schrift ift (Ludw. 
Canzi) ſaggio di Lingua Etrufca e di altri antiche d’ 
Italia, a Tervire alla lloria de’ Pop delle — e 

oT J— elle 


—328 Diedor aus Sicil, III. 66. und — im iſten B. S. 
236. f. Weſſelings Note.] 


iX y 








’ 


De ſcriptura antiqus. 13 


delle belle Arti, tomo I. Contiene i Preliminari e il 
NTrattato degli Alfabeti e Lingue de gr Icali afitiche, tomo 
1. eöntiene le Ierizioni della Etruria media e delle fue 
adjacente, — —  Continnazione del tomo II. contiene 


- Je Iferizioni ‘della Etruria Campana della Circompadana, 


e.de’ popeli adjecente con annotazioni, Nom. 1789. 8. 
3 Bände] 
$ 5. 


Die beyden älteften Denkmäler mir Auffchriften, 
woraus man die Züge der aͤlteſten griechifchen Buchſta—⸗ 
ben recht erfennen kann, find alſo: Inferiptio Amyclaca *) 
und: Sigea, Jene ward vom Abt Fourmont in Aınye 


klaͤa, fonft einer berühmten Sradr im Spartanifchen Ges 


biere, (heutzutag Selabochorion gegannt,) entdeckt, 
fie iſt angefuͤhrt in den Memoires de l'academie des In- 
ſeriptions et de belles Lettres; auch vom Grafen von 
Caylus I. Th. Kupfertafel xX. Nachrichten davon gibt 
auch Heyne in der Sammlung antiquarifcher Auffäge 
1, Th. ©. 77. Diefe aber ward zu Sigeum, dem bes 
ruͤhmten Vorgebürge bey Troja, gefunden Edmund 
Chishull gab diefe mir einem Commentar zuerſt in Lon⸗ 
don 1721. in Fol. heraus: nachgedruckt in Holand in 8 
nachmals ward fie in die antiquitates ahaticasanfgenommen; 
:ondon 1728 Fol. JAndere alte Griech. Auffehriften 


ſammlete und gab heraus Rich. Chandler in: Infeript. 


antiq. pleraeque nondum editae in Alıa minore et Graecia, 
— Athenis collectae eum appendice. Oxford 1774. 


= Die Tabulas ——— hat Montfaucon in feiner 
Palaͤographie abzeichnen und abftechen laſſen. — — 

Alerander Symmach Mazochi, ein Italiener 

hat einen Kommentar daruͤber geihrieben, aber mit weit⸗ 

ſchwei⸗ 

* [Richard Payne in: AnslyticalEffay on the Greck Alpha- 

ber: London 1791. & mit 11 Rupfertafeln hält diefe für ers 


dichter. Fourm. mag fie auch aus mehren Fragm zufammens 
geſezt haben. ] 


fchweifiger Gelehrſamkeit überladen. Neapel 1754. Fol. 
— Salmafius ad infcriptiones Herodis Attici. — IMeh⸗ 
rers Inne man hievon in Dilloifons Anecdotis grae- 
cis, 2. Th. ©. 120 ff. und m. Orten. Man ſehe 
Das Kegifter darzu unter dem Wort snferiptio. Von der 
griechiſchen Litteratur und Paläographie hat Rambach 
im zten Theil, Potters — Archaͤologie ©. 232 
umſtaͤndl. gehandelt. ] 


14 Part. I, Cap. I, 


9. & 


Tabulae Eugubinae haben ihren Nahmen von einer. 

Stadt in Errurien. Es find deren achte. Sieben find mit 

- Tateinifhen Buchftaben, die Niemand lefen Fann, und 
eine mie Errufeifhen. Sie find noch nie erklärt. 
[Bey Lanzi, welcher fie zu erklären verfuchre, find 
Etruſciſch, tab. I. und II. tab. III. Anfang. tab. IV. und 
V. wenigfteng große Fragmente. Mit lat. Lettern fragm, 
tab. III. tab. VL und VIL] 

Ant. Franc. Gori hat viel hiervon gefchrieben. Die 
Nachrichten hiervon fichen im mufeo Etrufco, Florenz 
1737. Sol. *). LBorzüglich mit gelehrten Einleirungen 
und Erläuterungen in (Zanzi) Saggio di Lingua Etrulca, 
— Contin, tom, IL ©. 657 — 768.] 

Joh. 


I [Gorius Wert hat Schwebel in einem fruchtbaren Ause 
zug, unter dem Titel, Antiquitares Errufcse, zu Nürnberg 
1770 $ol. herausgegeben. — Maffei in Originibus Etrus- 
cis et Jatinis, nad) der lateinifchen Ueberſetzung bes Aotters, 
Leipzig 1721. 4. und in Mutco Veronenfi & 476, wo atıs 
dere alte Ähnlichen Sinfchriften vorfommen, glaubt, die Spras 
che in den Eugubiniſchen Tafeln fey die Pelasgiſche d. i. die 
lateiniiche, allein in der aͤlteſten Urſprache. Die alte Sprache 
der Etrurier und Pelasger , wie auch die Eugubin. Tafeln ers 
Elärte auch Job. Baptiſta Pafferi in Lertere Koncoglieſe, 
Venedig 1739. und 1740. und in Raccolta d’ Opufcoli feien- 
titı.ı e filologici, 1740 1741. — Martini im 3ten Eys 
aus ©. 105 f.] 





D: firiptura antiqua. 15 


ob. Swinton, ein Engländer, hat auch phönis 
eifche Aufſchriften erläutert in der Abhandlung, Inferir 
ptiones Cittieae, Oxon. 1750. in 4. 

Ludwig Bourquet, cin Sranzofe, lebte zu Neus 
ſchatel und befchäftigte fich mie der erruscifhen Spradhe*). 


. 7% 

Die Egyptier haben ihre Schreibart ganz unftreis 
tig aus Aſien. Ihre Schrift iſt alfo eben auch die 
Phönicifche gewefen, die fie aber roh gelaffen, und niche 
wie andere Völker, verbeffere Haben. Sie blieben aus 
einer blinden Superftition geaen die Sfis, von welcher 
fie ale Künfte herleiteten, ihrer Schreibart treu. — 
Der Graf von Caylus macht feine Anmerfungen dar 
über in feinem Werfe I Th. ben Kupfer, XXI. — XXVL 
und V. Theil bey Kupfer. XXVI. — XXVI [Bon 
der Wanderfchaft der Buchſtaben und der Sprache aus 
Egypten nach andern Sändern hart Wachter in na- 
turae et fcripturae concordia, $eipzig und Roppenhagen 
1752. 4, feine Meinung weirläuftig vorgetragen, ] 


. 8. 

Ale Schriften, die ihren Urfprung von der phö- 
nicifchen Sprache haben, "werden von der Rechten geaen 
die Sinfe geſchrieben, und nicht blos die hebräifche, wie 
der Verfaſſer vorgibt. Dies beweift die Chalväifche, 
Syriſche, Arabiſche, Samaritanifche. 

Die Griechen ſchrieben erſt auch von der Rechten 
gegen die Linke. Nachmals Baseopndev, d. i. eine Zeile 

vor 
*) Bourquet hielt aleichfals dafür, daß die Eugubiniſche Aufs 
fhrift in Pelasgifcher Sprache gefchrieben jey, und bat ir 

den Schriften der Cortonenfiihen Sefellihaft, (Sagsı di 

Diflertazion: accad. publicamente lette nella nob, accade» 

miı dı Cortona, Rom 1735 4) nr 1. vom Erruscifchen 

Alpbab. gehandelt, und auf einer Tabelle die KHebräitihen, 

Samaritanifheu, Griedbilhen. Arcadiſchen, Pelasgiſchen 

und Errusciihen Buchitaben neben einander geftelli, — Von 

Bourquet aber urtheilt Maffet, fireng am angeführten Osz 

feines Mufei Veronendis, ] 


— 


16 Part, I Cap. I. 


von der Rechten gegen die Linfe, und die folgende von. 
der Linken gegen die Rechte, u. ſ. f. 

Pronapis ſoll, wie die meiſten Gelehrten behaup⸗ 
ten, die Weiſe von der Linken gegen die Rechte zu 
ſchreiben erfunden haben *). Allein dies iſt auch nur 
Tradition. Dieſe Schreibart haben die Lateiner und 
die meiſten europaͤiſchen Voͤller angenommen. 


§. 9 | | 
Die lateinifchen Buchftaben find hoͤchſt mahrfchein- 
lih von den Schriftzügen der Pelasger und Jonier ents 
Ichne gewefen. Die Figur und Geſtalt der erften ift 
fchleche und roh gewefen. Man fieher dies -auf den 
Münzen des Luc. Korn. Scipio Barbarus beim Daillant 
in Fam, Rom. tab, IV. ı7, tab, V. 7. 11. oder in Morelli 
Thefauro numorum Fam. Rom, Es erhellee auch aus, 
den lamellis Tiburtinis, oder Eleinen bleyernen Blaͤttchen, 
die bey Tibur ausgegraben worden — 
Ferner 


*) [Man fehe Fabriz Bibl. gr. I. Band. iſtes Bud. Kap. 27. 
und die Anmerk. des neuften Herausgebers daſelbſt ©. 217. 
fl. ER im 3ten Th. der Porteriihen Archäologie S. 
286. ff 

nn: [Tacirus ſchreibt im 11. Buch feiner Annalen, im 14 Kap. 
in Italia Etruici ab Corinthıo Damarato ,„. Aborigenes Ar- 
cade ab Euandro didiceruntz er forına litteris latinis, quae 
veterrimis Graecorum. Sed nobis quogue paucae primum 
fuere: deinde additae funt, Allein in Anfehung der Zeit 
irrt Tacktus, wie fchon andere bemerkt haben. Wie verichies 
den aber viele Gelehrte über den Urſprung der lateinfichen 
Buchſtaben und Sprache geurtheilt Haben, wird in Harlef 
Introda&ione in notitiam littersturae romanae,  }. Th. 
Nürnberg 1781. gr. 8. II. Abſchnitt S. 100 — 147 weite 
laͤuftig angezeigt. Ohne alſo das zu wiederholen, mas dors 
ten gefchrieben worden ift, feßen wir nur noch hinzu, daß 
Monboddo, vor dem Urfprung und Fortgang der Sprache, 
über]. von E. A. Schmid, 1. Th, Niga 1784. gr. 8. von derias 
teiniichen Sprache und daß fie die alte Delasgifche geweſen, 
von der Verwandſchaft der lateinischen und griechiſchen, dann 

der 





De feriptura antiqua. 17 


Serner Fann man die Figuren der alten lareiniz | 
fhen Buchftaben aus der. columna roftrata Duilliana fen» 
nen lernen, d. i. derjenigen Säule, woran die Schif— 
fchnäbel der im erften pimifchen Kriege eroberren Schiffe 
der zur See befiegten Karthaginienfer befeftiger waren, 
Diefe Säule lag lange Zeit unter Schurt und Ruinen 
in Nom vesgraben; fie wurden entdeckt, da der befünn« 
te Stepb. Pigbius fih mir einem gerwiffen Prinzen 
als fein Hofmeifter in Nom aufhiel.e Er fchrieb die 
Innſchrift gleich ab, und brachte fie in feine Annalen, 
DBefonders har davon gehandele Ttaccomtus, deſſen 
Schrift*) man einzeln, aber felren und in Joh. Georg 
Gravs Thelauro Antigg. Romanarum eingerücft antrift— 
[Iſcrittione della bafe della Colonna roflrata, eja nel fo⸗ 
ro Rom. fupplita ed illuftrata per Gauges de’ Go22e. Rom, 
1635. 4. Mehrers davon finder man in Karleß angef. 
Introdudt. I. Th. S. 167 ff und ın den daſelbſt anger 
führten Schrifien.] | 

Ferner fann mar die Kenneniß der älteften (ang 
nifchen Siguren auch aug dem SCto de Bacchanalibus ey 
fehen. Es iſt gine der wichtigften entdeckten Rathsver⸗ 
ordnungen. — | 3 

—— viele Jahre verborgen gelegen, bis es end⸗ 
lich ein I politanifcher Bauer beym Adern fand. Er 

verfanfre es an einen Meapolitaner, der.es eine geraume 
zeit befaß, es endlich aber bey einem verwickelten Dro- 
zeſſe dem Kaifer [heiifte. Es wird in der Bibliothek 
zu Wien verwahrt. Matthaeus degyptius, ein Ne apolts 
taner, bar einenbefondern Kommentar über diefe Raths⸗ 
verordnung bekannt gemacht, und die Schruft iſt in einer 
| Up FREI gezeichner und geflochen, [Neapel 1729. 
a dl. 


der Lateiniſchen, Hebraiſchen und Etruſeiſchen Cpraden ſeine 
Gedanken vorgetragen babe, | 

*) [Columnae roftracaeı C. Duillü infcriptionem a fe conjettu- 
ra ſuppletam explicatio. Rom. 1608. $-],, 


B 


ı8 Part, B Cap, —J. 


Fol. wieder abgedruckt in Polens Supplem, thes. vtrius- 
que, ıfler Theil. Venedig 1737. ©. 735 ff. abgekuͤrzt 
in ee Ausgabe des Livius, 7er Band ©. 
197: ff. | 
Man ſ. Marchefs Scipione Maffei Iltoria diplomatica, 
[Cudw. Ant, Muratorius in nouo thef. Infeript. 
DLXXVIL rn. Harleß angef. Introdudt, I. ©. 193 f.] 


I 


$%. 10 
Die Alten harten Feine Pundta, Cola, mit einem 
Worte, feine Unterfheidungszeihen. — A. Gellius 


in Noct. Att. meldet, daß er einsmals einen Grammatifer 
in einem Buchladen-angetroffen, und ihn verfuchen wol 
Ien, ob er richrig leſen koͤnne, er hätte aber fehr fehlecht 
gelefen. Daraus ift abzunehmen, daß vor des Gellius 
Zeiten die Schrift ohne Interpunktion geweſen. Man 
nannte die großen Buchſtaben Zitteras unciales. Vucia 
äft der zmölfee Theil eines Ganzen. Man theilre in Rom 
das As in 12 vncias, daher kommt die Redensart heres 
ex efle. 

Die tongobarden, Gothen, Engländer, und Schot— 
ten ahmeen die großen Buchftaben nah; doc) alle auf- 
eine ihnen eigene Art. 


M. f. Alles Eſſay on the Origin and Progrefl of 
Writingand Prisiing. London 1784. in 4. mif 33 Ku» 
pfert. [und Chriſts Abhandl. dritter Abſchnitt. ©. 95. 
ff. und S. 332 ff.) 

Casley, Bibliorhefar in London, hat ein Verzeich⸗ 
nis der Handſchriften der dafigen Kön. Bibliothef mit 
Raiſonnement gefchrieben *): Er har nicht vnciales litte- 
rae, fondern initiales geleſenz allein nicht richtig. Der 
Codex Vallarfianus, auf welchen er fich beruft, iſt gewis 

durch 


r [London 7734. Einen Auszug daraus findet man in Biblioth, 
Britannig. Stev B. 2ter Th, ©. 338 fi] 





— VER 


* J 
De [eriptura antiqua. 19 


durch einen Abfchreiber verdorben worden. Vergleiche 
Dilloifons Nore in Anecdot, graec. zter Th. ©. 145. ] 


6 Tr, 

Von den litteris quadratis ift man auf die Fleinen 
Buchftaben gefommen, Die -Fleine Schrift ift im 4. 5. 
und Gten Jahrhundert aufgefommen, und anfänglich une 
ter die größere willfürlich eingemifche worden. 

Bor des Cicero Zeiten war dieſe Schrift wenig ber 
fannt, und wurde höchftens nur in Koncepebüchern ges 
braucht. \ 

Audores noui operis diplomatici, find diejenigen Be⸗ 
nediktiner, die das große Werk Nouveau Traité de Di- 
plomatique in 6 Baͤnden herausgegeben haben. H. Ade⸗ 
lung bar dies Werk in einer Ueberſetzung geliefert. Die 
Songobarden ſollen hauprfächlich Erfinder der Fleinen 
Schrift gewefen feyn —* 

2 


Carolus 


*) [Eine griehifche Aufſchrift, welche nicht fpäter, als Kaiſers 
Titus Regierung feyn kann, und in Pitture antiche di Erco- 
lano, Neapel 1760, 2ter B. ©, 34. zuerft befannt gemacht 
soorden iſt, war bereits mit curfiv Lettern geichrieben gewe⸗ 
fen. — Für das ältefte, noch befannte Benfpiel vom Ges 
brauch lateinischer Eleiner oder curfiv Buchitaben hält mar 
Gaudenrtiae epitaphium, welches zu Kom im J. Chr. 338. 
unter den Confuln Urfus und Polemius geichrieben ift. Kine 
andere römifche Aufſchrijt mit eurſiv Buchſtaben edirte Go⸗ 
rius im 8. Tom, primae decad. Symbol. Uttexaturae S.46. 
Kleine eurſiv Duchftaben unter den großem gemilcht findet 
man in vielen griechischen Mufichriften beym Chandler, und 
Prinz. Torremusza. -Lmftändlicher von dem erſten, ung bes 
kannten Gebrauch der Fleinern Buchſtaben im griechiichen und 
roͤmiſchen Denkmaͤhlern handelt Villoifon in Anecd, gracc. 
eten Th. ©. 115 ff und im Regiſter, im Wort Infcriptio, 
und zwar im legten Artikel. — Nach Mabillon de art. di- 
plom. I. B ı1, K. nach Abt Gottfried in Chronico Gottwi- 
cenfi, L B. ©. 15. und Pilloiion a. 9. ©. 149 f. find 
aus aus jenen Eleinen curſiv Buchyftaben, die Gothiſchen, 
Longoberdifhen, Merovingiſchen, Caroliniſchen, Pe 

x chen, 


20 Part, L Cpl 


Carolus M. fuchte die verdorbenen Schriftzüge zu 
verbeffern. Er Fonnte eg aber nicht durchfegen. | 


Bey der Druckerey nahm man im Anfang, in Ita— 
lien, Quadrat oder Kapiral buchſtaben. Doch ſind dieſe 
Schriften anjezt ſelten. In Deutſchland aber druckte man 
gleich mic kleinen Lettern. in. ‚gewiffer Buchdrucker zu 
Verono fol die Eleine Schrift in Italien aufgebracht, 
und zuerft den Virgil abgedruct haben. Aldus Ma— 
nutius hat auch noch) mit Quadrarbuchftaben gedruckt. 


Einige von den Gelehrten haben zu behaupten gefucht, 
es hätten die Fleinen Buchfiaben fehon in ven älteften Zei— 
con exiſtirt, und berufen fich auf den Plinius, Seneka 
und Sveton, die minutiffimarum litterarum Erwähnung 
hun: allein es können auch Quadratbuchſtaben von eir 
ner nicht zu großen Fänge darunter verftanden werden. 
Gelehrte haben auch bemerfe, daß bisweilen Fleine 
Buchftaben unser großen gemifche find, allein eg find 
doch vnciales. 3.8. der Buchſtabe O wurde Be 
Ien Eleiner in größere Schrife gewebr. 


Miebillon, und mie ihm andre behaupten, daß 
im sten Jahrhundert nach Chriſti Geburt kleine Buch— 
ſtaben unter groͤßere waͤren geſetzt worden, z. B. in 
Nouveau Traité de Diplomatique ſindet man — SAbI- 
NA geſchrieben, alfo das b unter Quadratbuchſtaben. 
[ſ. Dilloifon anecd. graec. II. Th. ©. 145. und 146. ] 


Sn der ordentlichen Fleinen Schrift wurden die 
Quadratbuchftaben nicht gebraucht, und wie cs im Latei— 
nifchen gegangen, fo ift es wahrfcheinlich auch im Grie- 

chiſchen geweſen. 


S. 12. 


ſchen, Schwediſchen u. a. entſtanden, und haben nur mand- 
mal die Form aeandert. Don den fleinern und abgeändertem 
orientaliſchen Buchſtaben handelt auch Villoiſon am angee 
fühssen Dit. ] 





De feriprura amigua, ar 
BEN | 


Die alten’griechifchen Schriften find ohne ale Inter⸗ 
punctionen, Accente und Spiritus oder Hauchzeichen ge⸗ 
ſchrieben geweſen. 

Interpundlio bedeutet bey den Alten die Fähigkeit 

beffimmen zu fönnen, wo ein Unterfcheidungszeichen 
ſeyn fol. 

Erft im 7ten Jahrhundert ift unfre Art zu inter» 
punktiren aufgefommen, und nad und nad) üblich ge« 
worden. 

Die Acconte im Sriechifchen find der Leſer wegen 
eingeführe, um zu beftimmen, wo man die Stimme 
‚erheben ioder fallen laſſen fol *). Doc) ift die feine Aus⸗ 
fprache nicht allein in der griechifchen, fondern auch in 
der lateinifchen Sprache verlohren gegangen. Auch ift 
ein Unterfchied im griechifcehen fonften noch zu bemerfen, 
nemlich zwifchen der Reuchlinſchen und Erasmis 
fhen Ausfprache. 

An den Ruinen von Herfulan fand man. einen 
Ders vom Euripides, der mie alen Accenten gefchrie» 
ben war, folglich kann man annehmen, daß es bisweis 
len gefchehen fey, ſchon in ältern Zeiten Accente und 
Hauchzeichen bey dem Griechiſchen anzubringen **). 

| | 3 | Der 
) IS. Rambach am angef. Ort. &. 260. befonders ©. 266. 
ff. 275. und ©. 291 ff. von den Linterfcheidungszeichen der 

Griechen | 

**) (Sin den Ruinen von Herkulan fand man eine Auffchrift, wor⸗ 
aus erhellt, daß vor des Kaiſers Titus Zeiten man ſchon Wor⸗ 
te getrennt, Accente und Spiritus gebraucht und mit Eleinern, 
eurfiv Buchſtaben geſchrieben habe. ſ. Willoifon in anecdot. 
graec. 2ter Th. ©: 143. und vorhero &. 134 ff. dann von 

'. ©. 138. an, wird aus: den zum erftenmal gedruckten Com⸗ 
mentarien in des Dionyfii Thracis rexıyw zgummurıryv die 

Lehre der Alten vom Interpungiren vorgetragen, Eben diefer 

gelehrte Mann handelt ©. 135 ff. u. a. Orten, und im Nes 

gifter unter ven Worten Punda und Punttuatio von der Er⸗ 
findung und von der verfchledenen Art bey den Alten zu ins 
ter⸗ 


22 Part, I, Cap. I. 


Der Kaifer Claudius wollte das digamma Aeoli- 
cum im die lateinifche Sprache einführen , 3. B. trium- 
phauit follre man mit einem umgekchreen F fchreiben: 
TRIVMPHAAIT, AMPLIASIT, u. ſ. w. allein er fonn« 


fe es niche durchfegen. [Man vergleiche Zeune zu Chriſts 
Abhandlung ©. 101 ff.] 


13. 


Vinfura litterarum recentior ef.] Man nennt 
dieg eine Vinctura litterarum, wenn ein oder mehrere 
Buch ſtaben mit den andern zuſammengezogen werden. 
Sie iſt, wie unſer Auktor ſagt, im Griechiſchen in dem 

yten Jahthundert, des Geſchwindſchreibens wegen, eins 
—— worden. Jedoch dieſe Anmerkung iſt deswegen 
nicht ganz richtig, weil wir weit fruͤher auf Münzen 
Abkuͤr⸗ 


texpungiren, abzutßeifen und von andern Zeihen: ©. 125 
ff von dem Interichied der langen und Furzen Vocalen bey den 
Griechen; ©. ı27. Note, von dem Altertum der Pronuncias 
"tion bey den Griechen, &. 130 ff. von den Tonzeihen und 
dem Gebrauch derſelben im Schreiben bey den Griechen und 
Lateinern, u. w. — Sigeb Baverkamp gab in 2 Dis 
tavbänden heraus Syllogen fcriptorum, {qui de linguae gr. 
vera et refta 'pronunciatione commentarios reliquerunt, 
Der erſte Band (Peiden 1736.) enthaͤlt Adolph Mekerchs, 
Theodors Beza’s, Jac. Ceratins; und Keine. Stephan. Abs 
handlungen. S. 205 ſchaltete Haverkamp feine elgene Diſſert. 
de litterarum graecarum varia, in antiquis praefertim numis 
et marmoribus, feriptura et forma nebft 49 Abdrücfe fo vie⸗ 
ler Münzen ein. » Der 2te Band, (Leiden 1740) Defiderlus 
Erasmus, Zoh Cherus, Thom, Smith, Gregor. Martins, 


nebft Erasmus Schmids Abhandlungen, zulezt Wilh. Poftells 1 


Schrift de Phoenicum litteris, feu de prifco L. et Gr. L. 
charaätere, eiusque origine etvfu. Man fann in Job. 
SimonisIntroduä. grammatico - critica in L. Gr. &ci: Halle 
1752. vermehrter 1770, ge. 8. 2ter Abſchnitt, und in Joh. 
gEenfi Imman. Walchs Introdukt. in L. Gr. Sjena 1762. 
und vermehrter 1772. 8. ©. 118 ff: mehrere litterariiche 
Nachrichten von dieſen Streitfragen finden: ] 





De feriptura antiqua, 23 
Abkürzungen oder folche Zuſammenkettungen finden, z. B— 


in Gruteri Thef. T. I. p. LXXXI. n. 11. 


E,i.e.-ET, N, IN. 
ferner LIBER i.e. liberta, x 

CVRARVN'i. e, curarunt, 
Aus Liebii Gotha numaria. 

S. 22. numus Antonii PIEAS, 

S. 29. num. Pompeii PREF. CLAS, ET, ORÆ 

IR i. e. maritimae. 

©&.40. num. Famil. Hoftil.HOST. 

©. 41, num, Trai, AQVA. NR. i.e, Marcia, 

p: 42.num. Antonii M. AN. IMP, E,R. M, Anton, im- 

per. et ter, etc, 


Auch in Snferiprionen findet man Abfürzungen oder 
Verkettungen. [Hicher gehören auch die Monogrammma- 
ta, da man etliche Buchftaben in einen einzige zufammens 
zieht. Ein Verzeichniß davon nach alphabetifcher Ord« 
nung findet man in Nouveau Trait€ de Diplom. tom, III, 
©. 550, fiche auch Chriſts Einleitung ©. 103 fe] 

Nachdem man mit Eleinen Lettern die griechifche und 
lateinifhe Sprache zu fehreiben angefangen hatte, fage 
unfer Auftor, wäre die vindura litterarum eingeführe 
worden: aber dieg ift nicht ganz richtig. Z. B. ein gros 
ßes S. in Inſcriptionen bedeurere ein — un 
ss. als coS. heift Confules,‘ Confulibus und ſ. f. 


In Münzen find — die Zuſammenziehung ER 
che Sachen zweydentig worden. Nach dem 9. und roten 
Sabehundet wurden große und Fftine Buchftaben häufig 
verm 


$ 14 


Notae tackygraphicae waren die Kennzeichen der Ges 
ſchwindſchreiber. Solche Leute hießen zachygraphi: (ro 


KUyerhor auch Inpssoyga-Qaı;) fie mußten der Geſchwin⸗ 
digkeit wegen, ſolche Abkuͤrzungen haben. 


B4 in 


x 


24 Part, I, Cap. L3s%-. 


in monimentis &c.] 3. B. in Inſcriptionen, Tri- 
umphbogen, Diplomaten, Grabmählern; hauprfächlich 
aber in Büchern, waren in den alten Zeiten die Ab- 
Fürzungen niche fo gebräuchlich, um Zweydeutigkeiten zu 
vermeiden. In den neuern Zeiten haben die Abkfürzuns 
gen in der Diplomarif viele Schwierigfeiten verurfacht, 
und verurfachen ſie noch ' 

Siglae , heißen einzelne Buchftaben, die etwas be» 
deuten, 3. B. A, heißt bisweilen Aulus, fand es auf 
einem Täfelchen, hieß eg Abfoluo. Pr, hatte verfchiedes 
ne Bedeutungen die man aus dem Zufammenbange er» 
flären mußre, es hieß nemlich Praetor, Prouincia, Prac- 
fectus, &c. 

Johannes Nicolai hat de Siglis veterum ges 
ſchrieben; fein Werk iſt zu Leiden 1706. 4. gedruckt. 
‚[Siglarium romanumy ſ. explicatio notarum ac litterarum, 
quac hadtenus reperiri potuerunt, in marmoribus, lapidi- 
bus, numis, audtoribus, aliisque Romanorum veterum Te- 
liquiis, Srding — diſtributa. — curante Fo. Ger- 
yard, eccl, anglicae Pe Londinenfi, $ondon 1793. 
gt, 4.1 
Figurae, waren gewwilfe Zeihen, die man machte, 
um ein ganzes Wort anzudeuten, - Die notas und com- 
pendia feribendi muß man darum wiffen, weil die Alten 
in ihren monimentis publicis 3. B. in Diplomaten, Ge— 
ſetzen und Inſcriptionen, ſich ſolcher Abſaͤtze bedienten. 

In Gregorii collectione Decretalium wird einmal 
ein gewiſſer Canonicus Pragenfis A, angeführt. Lange 
Zeit wußte man nicht, wer eg ſeyn follte, bis man end⸗ 
lic entdecfte, eg fey ein gewiffer Arnoldus, 

In den erften Ausgaben Heſiods und Theokrits 
finder man die Abfürzungen, die ganz ungewoͤhnlich find. 

Notarii, hießen die $eute, die ſich der Abbreviaru- 
ren im Schreiben bedienten. Beym Plutarch werden 
fie Simiographi genennt, 





De Jeriptura antiqua. 25 


Die Rede des Cato von Utika iſt zuerſt per notas 
nachgeſchrieben worden. 

Von Inſcriptionen iſt zu bemerken, daß ſie kurz 
und deutlich ſeyn muͤſſen. 

cf. Scip. Maffei, de SiglisGraecorum lapidariis. Bea 
tona 1746- 8. 

Eduard Corfini, de notis Graecorum. Florenz 
1749. Fol. | 
Sersorius Vrfatus, de notis Romanorum, Padua 
1672. Diefes Werk fteber mit guten Anmerkungen in 
‚Graesis, thefauro antiquitt, Roman, 

[Georg ‚Placentini de figlis veterum Graecorum opus 
poftumum, Nom 1757. 4. ] 


S. 1% 

Die Alten druckten durch Figuren ganze Wörter und 
Seen aus. Man muß fie mir den Hieroglyphen der 
Egypter nicht verwechfeln, 

Der Dichter Ennius ſoll der Erfinder ſolcher Figuren 
geweſen feyn: allein er bar fie wahrſcheinlich nur in die 
lareinifche Sprache übergerragen, weil fie in der grien 
chiſchen zuvor ſchon üblich waren, fo wie diefer Dich- 
ter auch die erften lareinifchen Hexameter als Nachah⸗ 

mungen der Griechen verſuchte. 

Tiro, ein Freygelaſſener des Cicero, ſoll ein Buch 
de notis geſchrieben haben. Ob es aber eben dieſer liber- 
tus geweſen, iſt wohl zweifelhaft. Seine Sammlung 
ſtehet in des Gruteri Corp. Inferiptionum zu Ende des 
zweiten Bandes der hollaͤndiſchen Ausgabe. 

Biel junge Leute follen fich auf die Kenntniß die- 
fer Figuren gelegt haben, fonderlich nach Einführung 
der chriftlichen Religion, um die Homilien nachſchreiben 
‘zu fönnen, 

Seneca jet die Anzahl diefer Figuren auf 50000, 
‚allein dies ift eine wilfürlihe Summe, Cyprian, der 
Kirchenlehrer, melde, daß die Figuren unter den Chris 

B5 ften 


26 Part. L. Cap I. 


ſten auch gebräsnhlich geivofen. — Diogenes von La- 

erte, in vita Xenophontis fagt, er habe mit fignis 
und Figuren gefchrieben : ; vielleicht nur dig erften Aufs 
fäge und Koncepte, nicht bie wirklichen Ausgaben. 

Scharfius, de notariis ecclefiae. 

Carpenterius fagt, daß er viele Diplomate mit Ab. 
breviaturen gefunden habe, » Deswegen hat er auch ein 
Alphabetum Tironianum zu Paris 1747. ang Licht geſtellt. 

In Bibliotheken finder man noch dergleichen Bis 
“her, z. B. in bibliotheca Sangermanenfi, d. i. Saint 
Germain, fol ein dergleichen Pfalserbuch liegen; zu Mais 
land und Rheims werden auch folde Bücher gefunden, 


16. 

Die hieroglyphiſchen Figuren der Egypter ſind von 
der Art geweſen: im Anfange war die Sache, mit Figu- 
zen zu fehreiben, und gleichfam zu malen, faft allen 
Leuten befannt, nachmals machten aber die Priefter ſich 
dies eigen, um ihre Neligionsfäge geheim zu halten, 
wie unter andern Ammian Marcell. B. RVIL C. 4. 
‚behaupter, und man fonft allgemein vorgiebt. Aber dies 
äft wohl nicht ganz gegruͤndet. Herodotus und Diodor 
von Sicilien bezeugen, daß fie auch zur Ueberlieferung 
und Sortpflanzung hiftorifcher Begebenheiten gebraucht 
‚worden find. 

Zerner bediente man fich der hieroglyphiſchen Figus 
ren felbft um merfwürdige Figuren aufzubehalten, wie - 
Diodor B. J. von einem gewiffen König erzähle, daß 
er verlange Babe, man folle feine Thaten mit hieroglys 
‚phifhen Figuren in cippos graben. Folglich muften fie 
fehr üblich und allgemein bekannt geweſen ſeyn. — Ders 
gleichen Figuren ftehen auch auf den Obelisfen,, deren efa 
liche mit nnbefchreibliher Mühe nah Nom gebracht 
und aufgeftelle worden find, Den größten feste, auf der 
Cavaliere Fontana, ein Architefe unter dem Pabft Sir- 
tus V. Er har ein Werf von dieſem au ‚ges 

rie⸗ 





De [eriptura antiqua. 27 


ſchrieben: Dalla 'Trasportazione dell’ Obelisco Vaticano 
dal Caval D, Fontana, Rom, ı590. An den 41 Maſchi⸗ 
nen, die zur Aufrichtung erfoderlich waren, arbeiteten 
allein goo Menfchen und 160 Pferde. Die Koften 
ſollen 38,000 Scudi berragen haben. Auch Weinlig 
in feinen Briefen über Kom har gute Nachricht davon 
ertheile. -[Rambah ©. 280 ff. und die dafelbft-ange« 
führten Bücher anderer Gelchrren. ] 

Birchers Oedipus Aegyptiacus; es iſt ein Werk 
vol finnreicher Einfälle, aber ohne grimdliche Beweiſe. 
[Man unterfcheide die ältere Are feine Gedanfen oder 
Dinge mit ihren eigenen Zügen, z. E. die Sonne durch 
einen Zirdel, das Waſſer durch ein paar horizontale 
Wellenlinien u. f. w. auszudräcden, welche Screibart 
oder Maleren Elemens von Alerandria, Strom. V. B. 
©. 657. Orford. Ausg. die Epriologifihe nenne. Das 
von und von den Hieroglyphen f. Denis Einleitung in 
die Bücherfunde, ıte Th. S. 23 ff.) 


$. 17. | — 
Die Alten hatten verſchiedene Sachen, worauf ſie 
zu ſchreiben, d. i. die Schrift zu ſetzen pflegten *), 
nemlich: 

I. Saxa: das Wort wird hier im weitlaͤuftigen Ver⸗ 
ftande genommen; gielt aber Hauptfächlich von Mate 
morfteinen, z. B. marmora Oxonienfia, Dies ift die - 
ältefte Are zu fchreiben gemwefen. Ja man fchrieb over 
grub vielmehr die Schriften in Felfen, wie man Bey⸗ 

ſpiele 

* [Man vergleihe Denis am angeführten Otte ©. 36 ff. 
Ebriftian Gottlieb Schwarz 'de ornamentis librorum et 
varıa rei librariae veterum ſuppelectile, differtationum-an- 
tiquariar. hexas. — collegit — Fo. Chrifl. Leufchner, Leip⸗ 


zig 1756. 4. — J. Nic. Funccii de feriptura veterum com- 
ment, Marburg. 1743. 8: — J. Se. Eckhard de editione 


librorum apud veteres. Ilenaci 1777. 4° &c Rambach im 
engejührten zten Th. ©, 297 ff. handelt vollftändig davon. F 


& 


a8 " Part. L Cap. L. 


fpiefe hiervon in dem wuͤſten Arabien gefunden, nur 
hat man die Schriftzuͤge nicht auflöfen Fönnen, oder 
vielleicht noch nicht recht forafältig unterſucht. 

Goguet, ein Franzofe, hat hiervon gefchrieben 
fur Porigine des fciences des Arts et des Loix &c. und 
Hamberger hat fein Werf überfese in 3 Quart⸗ 
bänven. 

1. Aes, dei. eherne Tafeln. Die Alten konnten über- 

haupt dag Erzt beffer bearbeiten, als wir, 3. B. der 
Roͤmer Bündniffe, SCta, und vermurhlich auch die 
plebifeita waren auf Erzt gefchrieben. Hierzu dienen 
zum Beweis die mifliones honeftae, und dag SCtum 
de Bacchanalibus, dejfen Delginäl in Wien aufbehal« 
fen wird. 

II. Plumbum, Bley, oder bfelerne Zafeln. » Ohnftreirig 
ift diefe Schreibare eine der älteften, weil man viel 
leichter daranf, als auf andre Maffen fehreiben oder 
Schrift graben konnte. Schon Hiob wünfhr, daß 
feine Worte auf bleyerne Tafeln möchten gegraben 
werden; und Paufanias melder, daß man in Boͤo— 
tien bleyerne Tafeln gehabt, worauf das Gedicht Hes 
fiods Auzeos, Tat. Opera et dies, gefchrieben gewefen. 
Vermurhli nahm man plumbum album, eine Gattung 
weiffes Zinn, zu ſolchen Tafeln, 

IV, Lignum, oder hölzerne Tafeln, z. B. die lamellae 
Tiburtinae waren darauf gefchricben. Ben diefer 
Schreibart ift ein Unterfchied zu bemerfen, nemlich: 
die Buchftaben wurden theils in das Hol; eingeſchnit⸗ 
ten. theils wurden die hoͤlzernen Tafeln mie Wachs 
überzogen, und in diefes Wachs wurde die Schrift 
gegraben. In Rom waren die aͤlteſten Geſetze in Holz 
eingeſchnitten, z. B. die leges duodecim tabularum. 

Dionpf. von Halicarm in Archaeol. Rom, mel- 
det, daß die Geſetze der 12 Tafeln in Rom, auf eis 
chene Breter geſchnitten geweſen, weil man damalg 
noch Feine cherne Tafeln gehabt bare [Dieg mag von 

den 





De feriptura antiqua. 29 


den zuerft a. v. 303 promulgirten Zehen Tafeln zu ver— 
ftehen feyn; denn a. v. 305 wurden die Gefege auf 

2 eberne Tafeln gegraben und befannt gemacht. 
Bon darüber geführten Controvers find Eujaz, ac. 
Gorhofred, Bynkershoͤck, Heineceius, und andere, 
welche die Gefchichre des röm. Rechts gefchrieben ha 
ben, nachzufehen. ] 

Die Gefestafeln des Solons waren auf Cy— 
preffenholz gefchrieben 9). | 

Winkelmann har angemerfe, daß man im 
Herfulan eine Mauer gefunden, die mehr als ſechs— 

. fach überweiße gewefen, und da man die obere Schrife 
nach) und nach weggenommen, auf allen ſechs Abthei— 
lungen Schrift gefunden haͤtte. Folglich war das 
Album der römifchen Praͤtoren nicht allemal eine weife 
fe und ausgehängte Tafel mir der darauf befchriebenen 
Angelegenheit oder Verordnung. 

Homer, Euripides und Sopbokles erwaͤh⸗ 
nen der Schreibart auf Holz, und melden, daß. gan« 
ze Gedichte, wie 5. B. die jo genannten Gedichre deg 
Drpheus auf diefe Marerie gefihrieben worden. Auch 
verfchiedene Arten von Denfmälern, die man hatte, 
wurden auf Holz gefährieben. 

v. Folia arborum, Baumblaͤtter, hanpefächlich Palm⸗ 
blaͤtter. Diefe wurden zuvor mit einem Inſtrument 
gedruckt oder gepreßt, daß der Saft fich herauszog, 
fodann wurden fie geftrichen und zum Schreiben zus 
bereitet. Diefes Verfahren kommt dem fehr nahe, 

. das die Malabaren. noch heut zu Tage beobachten, 
Blätter, fo befchrieben, zeige man in Halle, auf dem 
MWaifenbaufe: 

VI. 


*) [Nah dem X. Gellius in N. A. ib. IE cap. 12. ieges $g- 
lonis) Athenis axıbus, (Zriechlſch «Zovss, xveßes) ligneis in- 
cifae funt. f. auch Nouv. Trait€ de Diplom, tom. I, part, 
It. fett. I. cap. 3.] 


30 Part, I. Cap, I, 


VI. Cora, Wachs, oder richtiger, wächferne Tafeln. Sie 
waren in der Mitte rief, und der Rand war hoch, daß 
ſich die Schrift niche verwifchte ; fie hießen codicilli, we⸗ 
gen ihres Formats, oder pugillares, weil man fie in 
der Hand halten Fonnte. Inwendig waren fie mit 
Wachs überftrihen. Man bediente fich zu dieſer 
Schreibart eines Inſtruments, dag filus genennet 
wurde, 23 war unten fpigig, und oben breit; mie 
dem fpigigen Theile gruben fie ein, und mit dem breis 
ı ten löfchten fie wieder aus, was fie auslöfchen woll« 
ten. Horaz ſagt in Bezichung auf diefen Gebrauch: 
faepe Nilum vertas &c. — In extrema cera, hieß bey 
den Alten am Ende des Blatts oder des Teſtaments. 
‘ liturarii, waren Schriften in Wache, die man micder 
ausloͤſchte, wie Cicero ſchreibt, oder gleichfam Kon; 
eeptbücher. nomen in litura fuit, Cic. die Schuld iſt 
ausgeftrichen worden. Bey den Alten durfte in den 
rationibus;} nichts geänderte werden. Winkelmann 
fagt, dergleichen Tafeln hätten palimpfefßae geheißen, 
allein man muß Pergament darunter verftehen. Dies 
ift die Erflärung des Manutius, und anderer, 


 Codices referipti, in denen die alte Schrift aus⸗ 
gewiſcht, undein neues Stück eingefegt wurde, Doch fahe 
man gemeiniglich noch den Schatten der erftern Schrift. 
Dies gefchahe vorzüglich in Büchern auf Pergament 
gefchrieben. [f. Wontfaucon Palaeogr, graec, IV. 
DB. 8 Kap. ] 


Prof. Bruns har erliche Tafeln des Livius ents 
ziffere,, und befannt gemacht. [Anittel fand auf der 
Wolfenbuͤtteler Biblioth. einen cod. referiptum und 
entdeckte Fragmente, einige Kapitel des Briefs Pays 
[us an die Römer nach der Gothiſchen Verſion des 
Ulphilas, und gab ſie heraus mit der Aufſchrift: Vl- 
philae verfionem gothicam nonnullorum capp. — — e 
litura cod. cujusdam telcripti — vna cum, variis Litte- 

> raturae 





De feriptura antiqua. zı 


raturae monimentis hucusque ineditis &c. Wolfenbüttel 
1763. 4. mit Kupfertafeln.] 

VI. Linteum. Die Alten fehrieben auch auf Leinwand: 
daher finder man libros linteos, dergleichen waren die 
Sibylliniſchen Bücher. Sie leimren immer zwey und 
zwey folche Blätter über einander, und machten fie durchs 
Glaͤtten zum Schreiben brauchbar. Livius beruft fich 
oft auf die libros linteos, i. e. die annales oder faltos 
veterum, die auf folche leinene Blaͤtter gefchrichen 
waren. 

thorax linteus, ein Panzer oder Bruftharnifch 
von feinwand, wird auch vom Livius erwähne und 
zu einem Beweis gebraucht. Vopiſcus, ein Ge— 
ſchichtſchreiber des ſpaͤtern Jahrhunderts, reder auch 
von libris linteis, welche in der bibliotheca Vlpia zu 
feiner Zeit ftunden. — Saumaife, (Salmalıus, ) bes 
haupter, man hätte dergleichen Bücher auch mappas 
genannt. Scaliger hat aud) etwas von den libris lin- 
teis gefchrieben. 

VII. Liber, die Alten haben ferner auf einen gewiffen 
Daft gefchrieben.. Liber ift eigentlich der innere Theil 
einer Rinde, Tilia ift das Baft der finden. M. f. 
Donii Inferiptiones, ©. 467. 

IX, Charta papyracea, hierauf ſchrieb man auch; es war 
ein Egnptifches Gewaͤchſe. — Es bedeurer das Work 
papyrus denjenigen Theil, woraus dag Papier ge⸗ 
mache wars ferner das Papier felbft, und endlich 
auch) die äußere Schaale. Diefe Pflanze wuchs in 
demjenigen Theile Egypteng, den man Delta nantıte, 
und hatte diefen Nutzen: das Mark diefer Pflanze 
fonnte zum Effen, und die äußere Schaale ftart deg 
Holzes gebrauchte werden, woraus man Kähne verfer- 
tigte: und endlichwurde auch ein eigentlich Papier zum 
Schreiben daraus gemacht. Vopiſcus erwähnr eines 
gewiffen Sirmus, der fich geruͤhmt habe, aus dieſem 
Gewaͤchſe fo viel Vortheil ziehen zu fönnen, daß er eine 

Armee 


32 Part, I. Can I. 


Armee davon erhalten Eönne, Plinius, hift.nat.Libr. 
XI. c. 11. befchreibe die Bereitung des Papiers die» 
fer Are. Auch der Graf Caplus har eine Erklärung 
diefer Staude herausgegeben, [in Memoir. de Litte- 
rat. tom. XXVI. ©. 267. und von Wieufel reurfch 
überfeze, in Gr. Caylus Abhandlung zur Gefchichre 
und zur Kunft ı DB. ©. 177 ff.] | 

Winkelmann hat ein ebenfalls geredet : 
Tauch verdiene Rambach a. D. ©. 303 ff. nachgeles 
fen zu werden.] 

Diefe Pflanze ſiehet wie Schilf. Plinius ſagt, 
man hätte unter dem König Ptolemaͤus dieſe Pflan- 
ze zu gebrauchen angefangen. Allein fie muß wahr- 
feheinlich weit eher befanne gewefen feyn. [Anakreon, 
Alkaͤus, Plaro u. a, kannten fie fihon.] 

Die Zubereitung diefes Papiers geſchahe auf folgen- 
de Art. Man nahm erft die äußere Schaale mit ei— 
ner Nadel weg; fodann legte man die losgemachren 
Blaͤtter auf eine hölzerne Tofel, wenn die Reihe vol 
war, wurden neue queer über gelegt. Waren alle 
Schichten voll, fo goffen fie Nilwaſſer darüber und 
preßten das Papier. Wenn die Blärter gur ausge: 
breitet worden waren, fo hielt, fi) das Papier defto 
beffer. Je näher das Papier gegen die innere Staude 
Fam, je feiner wurde es: von der obern Rinde aber 
wurde es ſchlecht. gewiſſer Staliener *) Melch. 

Guil⸗ 


*) [Mielbioe Guilandinus war ein gebohrner Königsberger 
aus Preußen. Er may Wieland oder Wieländer geheiflen 
und bey teinem langen Aufenthalc in Italien feinen teutfchen 
Namen in einen italieniichen verwandelt haben: nach der Ber 
merfung des Hrn. Denis in feiner Einleitung in die Bücher 
£unde, 1. Th. & gr wo diefer auch von der Zubereitung 
dieies Papiers, verichiedenem Gebrauh, Namen und Dauer 
deſſelben handelt; auch mehrere hieher gehörige Schriftiteller 
anfuͤhrt. — Meſch. Guilandinus Werk hat den Titel: 
— h. e, commentar. in tria C. Plini mais de papy- 

‚T@ 





De Jeriptura antiqua, 33 


Buillandini hat einen befondern Kommentar davon 
geſchrieben. un 
Diefe 


to capita. Venet, 1572. 4. — ed. 2. Salmuth. Ambergae 
1613. 8. Gegen Guiland. bar of. Juſtus Scaliger 
Animaduerfiones gefchrieben,, welche befindisch find in -Scali- 
geri Opufculis variis aute hac non éditis &c. Franff 1712 
8 S. 1— 52. — Unter den Neuern haben Mabillon, 
die Verfaffer der nowv. Trait© de Divlom. der Verf des dis 
plomat. Diction., (welche aber bloß dem Guilandini oder 
Salmafius folgen,) befonders vor dem Caylus, der gel Maf⸗ 
fei in feiner Litoria diplom. von diefer Papierftaude gehandelt: 
am neueften aber, und gelehrt, XZ. Schow in der Bor, zu feinen 
wichtigen Buch: Charta papyracea, graece fcripta muſei 
Borgiani Velitris, qua feries incolaxum Ptolemaidis arfinoti- 
cae in aggeribus et foflis operantium exhibetur. Rom.ı788- 
gr. 4. Sm erften Eap. giebt er eine Gefhichte und eine Be⸗ 
fchreibung chartas papyracea>, führt alle Stellen der Alten vom 
Herodot (B. II. 92.) bis auf Sfivor. (Drigin. VI ©. 131. 
Daieler Ausg.) an, darunter auch die defannte Stelle des 
Plins, erläutert jede mweitläuftia und gelehrt, zum theil eri⸗ 
tiſch; ©. XXI. bemerfr er, welche Liebetbleibjel aus der Va⸗ 
tican. Bibliothek Job. Papt: Donitts in Infcription, antiq. 
und Maffei in Litor. diplom. befannt- gemacht haben: das 
von das äitefte Stuͤck im J. Chr 444, das neuefte ungefähe 
ums J. Chr. 835. geſchrieben ſeyn mag Bis ins ste Jahr⸗ 
hundert dauerte der Gebrauch defjelben Papiers. Die'Zeug« 
niffe, welhe Mabillıon anführt, um damit zu beweilen, daß 
noch im ııten,und ı2ten Jahrhundert bei einigen Paͤpſtli⸗ 
chen Diplomaten und Bullen, chartae »x panyıo et nhilyris 
fabricatae gebraucht worden ſeyn, hält Schom für zweifelhaft 
und ungewiß; ſoviel aber für ausgemacht, daß durch die alls 
gemeine Einführung ckartae bombyeinae ums [2.0dre Taste 
Jahrhundert der Gebraud) chartae panyraceae vollig aufge⸗ 
hört habe- Dann beichreibt, er genau und umſtandlich eine 
uralte egyptiſche Papterrolle aus, des Cardinals Borgia’s Case 
binet Nachdem er im 2ten Kap. der Vorr vom Inhait- 
und im 3ten Cap vom Alter derielben gehandelt Hatte; fo 
zeigt er im 4ten Cap. welhen Nußen man daraus zichen koͤn⸗ 
ne, und bemerft glei Anfangs (©. XL), Laß dieſe Dora 
giant. Rolle vielleicht die einzige vom Egyptiihen in Eay-“en 
ſelbſt fabrizitten Papier ſey: die Übrigen zwar ‚auch yon der 
a’ | Kuppel: 


34 „Bart. EL Cap, 


Diefe Papierftaude wuchs auch in Syrien und am 
Euphrat: ja der Graf von Borch hat fie in Sicilien 
gefunden, und Papier daraus machen fehen. Er be- 
zeugt es in feinen Lettres dur la Sicile &e. [Sie waͤchſt 
noch in Apulien, Calabrien, befonders in Sicilien 
bey der Duelle Chane. M. Friedr. Mänter in fei« 
nen Nachrichten von Neapel und Sicilien ꝛc. Koppen⸗ 
hagen 1790. 8. ©. 375 f. ſchreibt: „dieſe Quelle (Cy⸗ 


‚ane) ift voll von der bey den Alten fo befannten Par 


pyruspflanze, die fehr ruhiges Waffer verlangt, und 
von der man bisher geglaubt har, daß fie nur im Nil 
zu finden wäre, Faſt dag ganze Ufer der Quelle ift 
mit diefem Schilf bewachfen, das big vor Furzer Zeit 
von den Syrafufanern, theils um die Garben in der 


Erndtezeit damit zu binden; theils auch bey Foyerliche 


feiten den Fußboden in den Kirchen zu beftreuen, ges 


braucht und dadurch vermindert wurde, jeztaber, nahe 


dem Herr Sandolina die Art, wie die Alten ihr Pas 
pier verfertigten, wieder entdeckt hat, nicht mehr ges 
brauche werden darf,“ - Darauf befchreibr er die Arr, 
diefes zu verfertigen, und bemerfe, daß diefes von 
Landolina zubereirere Papier fehr gut und brauchbar, 


‚ja nach den Proben des alten Papyıus, welche er in 


Ron, 


Egyptifhen Pflanze; welche aber nad) Ravenna gebracht, 
und dajelbft bearbeitet und Papier daraus zum Gebrauch fa« 
brizirt worden fev. Dahero wäre auch der Unterichted zwiſchen 
der Borgianiſchen und den auf der Varicanifhen Bibliothek 


befindlichen egyptifhen Papierrollen zu erfläven. Nah der - 


Vortede kommen der übriggebliebene lesbare griechifhe Text 
in Columnen mit der lat. Ueberſetzung, und andere dabey ber 
findliche Fragmente: darauf gelehrte, eritiſche und endlich pa— 
läographiiche Anmerkungen. Auf 6 Rupfertafeln find 7 ) das 
sriechifhe Alu. 2) Sigla. 3— 5) Proben der Scriftzüge 


von ganzen Wörtern und Zeilen von den 13 Columnen jenes. 


alten Denkmals: endl. 6) dergleichen von andern dabey mis 
aujberwahrten Fragmenten. S. auch Chriſt's Abhandlungen 
©. 330. ff. Winkelmanns Sendſchreiben S. 64- fr] 





De feriptura antiqua. 35 


Kom, Florenz, Mayland, Turin und München in 
den älteften Mſpten gefchen habe, beffer und feiner ſey, 
als das, welches in Eaypren und Ravenna gemacht 
wurde, a den Alten muß jenes Gewaͤchs in unterm 
Stalien und Sicilien nicht unbekannt gewefen feyn x 
nur wußten fie nicht, oder befünimerten fich nicht dar— 
um, es fo zu bereiten, dag man e3 zum ſchreiben braus 
chen Fonnte, Denn fie nahmen die Staudten auch, 
um $eichenfadeln daraus zu machen. Denn Iſido—⸗ 
rus fagt Origin lib. XL Kap, 2. gegen Ende (S. 
1105. Dionyg Gothofreds Ausgabe 1595. 4.) di- 
um funus a funibus accenfis; quos ante feretrum pa- 
piris cera circumdatis ferebant, und im XX DB. Kup. 
10. ©, 1321, funalia — — dicta a funibus, quos ante 
vfum papiri cera circumdatos habuere majores, Vor 
ihm ſchon Plinius (AH. N. XVI. cap, 38.) nec in fru- 
ticum, nec in veprium cauliumue, heque in herba- 
tum aut alio vllo, quam füo genere numerentnt jure 
Jeirpi fragiles paluftresque ad tegulam tegetesque: e 

uibus detradto cortice candelae limminibus et funeribus 
— BKirchmann in feinem Buch de futeribus 
Romanorum im 2ꝛten DB. zten Kap, ©. 85. der sien 
Ausgabe bemerkt zu. det angeführeen Stelle des Dlins: 
Cortex ille nihil aliud, quam ſimilitudo Aegyptiae papy« 
ti, qua vtebantur fortafle homines tenuiores. ] 


Mabillon fagt, der ordentliche Gebrauch diefes 
Papiers habe bis ins ote Jahrh. gedauert, doch habe 
man außerordentlich bis ins ı2re Jahrhundert Mſpte 
und Dipfomara darauf geſchrieben. Alein man hat 
fihere Nachricht, daß im ııten Jahrhundert diefeg 
Egyptiſche Papier völlig verlohren gegangen, wie 
Euſtathius in feinem Kommentar über den Homer 
5* © V. 390. © 1923 Lin. 25.] bezeugt. 

Show Vorr. zum angeführten Werk, ©, XXII.] 


C 2 Xchar⸗ 


36 
X, 


Part. I. Cap. I. 


chartamembranacea, war Dergament, welches in Pers 
gamus unter dem König Attalus [Eumenes), erfunden 
worden feyn fol. Denn die Misgunft des Königs Ptole⸗ 
maͤus verftattere nicht, Papier an den König Attalus 
[Sumenes] verabfolgen zu laffen*), weil diefer auch eine 
Bibliothek anlegte. Folglich fol Artalus [Euments]feis 
ne Mfpre auf Pergamene haben fehreiben Taflen. Es 
ift vielmehr zu vermurhen, und anzunehmen, dag 
es anfänglich blog zubereitete Schaaf: oder Ziegen» 
häure oder die von den Haaren gereinigten Selle ges 
wefen. (f. Herodot V. D. 58. Kup. res Bıßrzs 
ÖupIegus MaREBaW, — EXLEWVTO dipdeenes asyenaı. 
Ko venaH. Miontfaucon Dar. Ital, ©. 399.) 

Membrana, ſoll feines Pergament bedeuten, 
hingegen corium ein ‚grobes, geweſen ſeyn, wor— 
auf die Haare noch geſtanden. Die erſten hebraͤiſchen 
Mſpte ſollen auf dag leztere geſchrieben worden ſeyn. 
(ſ. Juvenal 7. Sat.) 


pellis, war eine Haut, mworein man "ii Bücher 
einwickelte. 


XI. charta bombycina, (bambacina, cattunea, damafcena,) 


war aus einer Egyptiſchen Frucht und einer Art baum⸗ 
wollenes Papier zu berciter. Man fege die Erfindung 
ins 9 oder zote Jahrh. ) Es follte aber richtiger 
goflypina baummwollenes — heiſſen: weil Ze 

Yx 


51— — H. N. 13. B. 11. R. fagt zwar dieſes: allein die 
Jonier ſchrieben lange vor den Ptolemaͤus auf Ziegen⸗ oder 
Schaaffelle, —5 das Papier ApIEonı, Haͤute genannt 
tourde, (Herodot V 55.) und der Hohepriefter Eleafar bes 
fchenfte den Koͤnig Ptolemäus mit Membranen oder Thier⸗ 
bauten, die zum Schreiben zubereitet waren. (Joſeph An- 
tigg- jud. XII. 2.) Von der Stade Pergamus nennte man 
fie Pergamene, weit zuerft zu Pergamus dieſe Haͤute entiveder 
in groͤßerer Menge oder viel beſſer zubereitet wurden. ſ. Ram⸗ 
bad) am angef. O. ©. 299: f. ] 

) |f. Montfaucon Palaeogr. gr. ©. 17 ff. und Differtat. in 
Mem. de l Acad. des Infer- Tom. VI.] 





— 


De feriptura antiqua. 37 


byx eigentlith den Seidenwurm bedeufer *), und 
folglich charta bombycina feiden Papier wäre. (Man 
f. die nachhero angeführte Forfterifche Schrift ©. 74.] 

veftes bombycinae hießen die Kleider, welche die 
Maitreffen großer Herrn in Nom trugen, und fiunden 
eben nicht im guten Anfehen. | 

Die Seide wurde im 3. Jahrhundert nach Chris 
fti Geburt erfunden, oder vielmehr in Europa üblich. 
Mir groß der Werth der Seide gewefen, fann man 
daraus abnehmen, weil Dopifcus im !eben Aure= 
lians Kap. 46.7 fagt, daß ein Pfund Seide eben 
fo viel als ein Pfund Gold gefofter *). Barakalla 
foll zuerft ein ganz feiden Kleid getragen haben. 

Es giebt noch Codd, Mfpti, die auf chartambom- 
byeinam geſchrieben find, 3. B. in unferer Univerfis 
tätsbibliorhef ift-Cod. Mfpt. Homeri auf gemifchtes 
Papier gefchrieben, | 
[Beftimmeer, richtiger und umftändlicher: han« 
dele dicfe Marerie ab D. Job. Reinhold Sorfker in 
ſeinem gelehrten Werfgen de Byflo antiquorum lib. quo 
ex acgyptia lingua res veltiaria antiquorum, in primis 
in. S. codice Hebraeorum occurrens, explicatur; addi- 
tae ad calcem Mantiflae aegyptiacae V. London 1775. 
g9r.8. Machdem er viele Stellen angeführe harte, um 
den Urfprung des Namens Byffus zueigen; fo fehließe 
er ©. 6. und ©. 8. Byſſus fey linum ‚ex arbori- 
bus fine frutieibus et:plantis in India, Arabia:et Aegypto 
decerptum; — — huiusce plantae lanuginem a quibus- 
dam Janam, abaliisegiofuÄov, ligneam lanam, a nonnul- 
lis barbara voce Go/%pion, a plurimis denique £uAor ap- 
pellataın fuifle. , Dann * er S. 10. daß byſſus 

3 oft 


*) [f. Iſidor Origin. XI. B. Kap. 5. und XIX. B. Kap. 22.] 

**) (Man fehe Salmaſius Noten zu der Stelle des Wopifeus, 
©. 539 — 547 im zten Band der Haf. Ausg. fcriptorum 
hiftoriae Auguftae, Leiden 1671. 8.] 


38 Part. I, Cap. T, 


oft cum lino, imo cum ferico et bombyeinis fen con- 
fundire worden; er zeigt ferner den Unterſchied zwiſchen 
bombycem Aflyriam und Coam;> ihren. Gebraud) und 
dergl. dann hahıdele er von der. Seide, (lerico), Urs 
fprung des Yamens, Gebrauch derfelben; vom Pofs 
ſypium u.f.w. — Im Magazin des Buch. VII 
St. ©. 575. finde-ich ein neuers hicher achäriges 
Werk angeführt: Del Bombice e del Biflo degli Anti- 
chi, di Adamo Fabbroni, Perrugio, 1782. $.] 


ZIL Endlich ſchrieb man auf leinen Papier, aug ge« 
wöhnlichen Haderngemacht. Dies wurde am Ende des 
zoten und im Anfange des zıten Jahrhunderts wahr« 
ſcheinlich recht gangbar. 


Unſer Profeſſor Gottſched wollte erforſchen, wann 
das Papier waͤre erfunden worden, und welches das 
aͤlteſte Mſpt ſey, das man darauf geſchrieben. Er 
fieng deswegen an, mit einem Hollaͤndiſchen Gelehr- 
ten Herrn Meermann und Maganz in Spanien zu 7 
Forrefpondiren : allein es wurde. nichts zuverlafliges 
entdeckt. Man muß diefe Erfindung vermurhlich ing 
10 oder zıte Jahrhundert foren. Zu Anfang der 
Druderen wardas leinen Papier noch ſparſam, fo dag in 
einem Jahre ein Buch zwey bis dreymal aufgelegt 
werden mußre. Daher fommen Ausgaben von einem 
Jahre und Drte mir verfehiedener fesare vor, welches 
manchem Gelehreen Faum begreiffich ift. Allein das läßt 
ſich deswegen leicht denfen, weilman die Auflagen eines 
Buchs nicht ſtark machen Eonnte, wegen Mangel des 
Papiers. [f. Denis am angeführren Ort, S. 43 f. 
Rambach am angef. Ort ©, 311ff. und Gerardi Meer- 
manni et dodorum vwirorum ad eum epiltolas atque 
obferuatt, de chartae vulgaris feu:lineae origine, quas 
edidit ac prasfrionem inflruxit Jae. van Vaafın, 
Haag 1767.] ; 


6, 18, ) 





De feriptura antiqua. 33 


$. 18 

Die Alten harten zweyerley Inſtrumente zu fchrei« 
ben, eins war 

calamus, eine Feder aus Rohr gefchnitten. Diefe _ 
Federn kommen unfern fehr nahe; nur daß fie gemeis 
niglich 9 Feine Spalten harten. Einige Griechen pfle= 
gen noch damit zu fehreiben. [Sie find noch jeßo bey 
‚den Oriental. im Gebrauch. 

Das andere Inſtrument war 

Stilus, mit diefem fchrieben fie auf Rinden, in 
Wachs und Bley. — Stilus heiße im alten ächten Latein 
niemals die Schreibart, fondern ipfa exercitatio. Cicero 
fagt : ftilus eft optimus dicendi magifter, 
; Solche Federn wie wir haben, hatten die Alten 
nicht. Montfaucon in feiner Paläographie [B. I, 
Kap, 3.] behauptet zwar das Gegentheil, und beruft fi 
auf den Juvenal [Sar. IV. v. 149.] allein eg ift falf 
und fein Beweis iff ungemein fchwach TER 

Man f. Salmafius, ad Scriptores rei Aug, 

Plinius, in hift. nat. Libr. XXXV. c. 6, 

Vitruuius in Architedt, Libr, VIE. c. 6, 
| [Die Ra Schriften von Schwarz, 
Sunccius, Denis ©. 44ff. Rambach ©. 315 ff. ges 
ben nähere und umffändlichere Machrichten davon, und 
auch von dein, was noch im folgenden angeführt wird. 
C4 Die 


*) [Sie hatten auch den Spalt unſerer Federn ſ. Winkelmann 
Sendichreiben von den Herkul, Entdefungen ©. 35 und von 
den neueften Herkul. Entdef., ©. 46. Denis a. D. ©. 46.] 

**) Doch hat Montfauc. Antiq. explig. tom. III, part. H. lib. 
V. cap. 6. feine Meinung widerrufen: aber älter iſt ihr Ge: 

brauch, ale Chrift in feinen Ashandlungen © 321 geglaubt 
hat, diefer meinte, unfere Federn feyen erft vor 2 oder 300 
Ssahren üblich geworden. Vermuthlich ift ihr Sehbrauh ß — 
900 Jahr alt. S. Schwarz de ornam. libr. vett. ©. 216. 
Monfaucon Palaeogr. gr, B. J. & 21. Iſidor. Orig: lib. 
Veoapı4] 


49 2 Part, I, Cap. T, 


Die Alten fehrieben mit —— — 
Farben. 

atramentum, war eine Art von Schwaͤtze uͤber⸗ 
haupt. 

atramentum librarium, wird beym Bier erwähnt, 
wobey Philandri Anmerkungen verglichen werden müffen. 


atramentum futorium beym Cicerö in epift, ad di- 
uerfos, [IX. ep. 21. Ende, wo die More des Manut. 
nachzulefen ift.] 

‘ atramentum teöforium, kommt beym Plinius vor. 
atramentum indicum, Plinius fagt, er habe fie nicht 
gefehen, aber davon reden hören: es feine eine Art 
Zufche gewefen zu ſeyn. 
N Sepia, ein Fiſch, deutſch, Meerfpinne, Franzoͤ⸗ 
fifh, une feche, Mit deffen Blure ſollen die Alten ges 
fchrieben haben. Diefer Fiſch fol die Eigenfchaft haben, . 
daß er, wenn man ihn fangen will, eine fchwärzliche 
Sarbe von fich gehen läßt, wovon das Waſſer ganz früs 
be wird, fo daß man ihn nicht wahrnehmen und fangen 
fann. Selmaftus aber und andere ziehen eg in Zwei— 
fel: doch will es Leo Allatius in Smirna feldft gefe- 
ben haben. Derfius, und Auſonius reden auch davon, 
Die Afrikaner follen damit gefchrieben haben. 

Ferner war color purpureus, die Purpurfarbe, fehr 
beliebt. Montfaucon und Mabillon haben von der 
Nurpurfarbe gehandelee Mir diefer fchrieben die Kaifer 
und Könige. 

color aureus, die alte Goldfarbe Fann] man niche 
nachmachen. [Denis ©, so.] 

Encauflum war eine Maffe, womit die 'Impera- 
tores graeci ihre Decrere unterfchrieben, Niemand durf⸗ 
fe damit erwag fehreiben. Deswegen helft auch encau- 
fium, quod imperatori faecrum, [Doch diefeg facrum en- 
eaultum iſt verfchieden von dem encauflo, womit die 
Griechen und Römer mahlten. f, Salmaf. — Plin, 

‚16 3 





De Jcriptura antiqua, 41 


©. 153 f. befonders Gr. Caylus Abhandl. jur Geſchich⸗ 
te und Kunft, zten Th. ©. 277 ff. ] 

Man hat Codd, Mfpt. mit Gold und Silber ges 
ſchrieben: z. B. in Zürch ift ein Pfalter ganz mit Gold 
gefchrieben; in Negenfpurg in der Kirche und Klofter St. 
Emeran ift das Evangelium Johannis mit goldnen Buchs 
ftaben; und in Paris im Klofter St. Denis, die Briefe 
und Offenbarung Johannis auch mit golönen Buchſta⸗ 
ben geſchrieben. 

Die alten Schreiber hatten beſtaͤndig pumicem Bim⸗ 
fenftein zur Hand, theils um ihre Federn damit zu fhär« 
fen, theils aber auch das Papier glatt damit zu machen, 
[Catull carm. J. V. 2. und daſelbſt die Ausleger.] 

‘©. Mafei, in Verona illüflrata. 

Jealpellüs, oder fcalprum, ſicila, war ein Meffera 
chen, das man auch beym Schreiben öfters zu brauchen 
pflegre, [Bon den übrigen Inſtrumenten und Werfzeus 
gen, ıc. z. E. graphiariis, oder Bebältniffen, ihe 
Schreibzeug zu bewahren, Lineal, Schwänme, Dins 
tenfaß ic, fe mehreres beym Schwarz, Funccius, Denis, 
Ramb ae: 3 


& s Cap; 


42 "Part. I, Cap. IE, 
J 
Cap. IL 
De 


M 4 Tr. 058.1 DD we 





§. u 


I. ift ein Wort griechifhen Urſprungs, und 
heiße ein harter Stein oder Selfen überhaupt, Homer 
braucht es oft in diefer Bedeutung. 

Eigenrliher Marmor beſtehet aus ſehr feinen, und 
fubtilen und reinen Sandkoͤrnchen. 

- Die Metallurgiften rechnen diefe Steine zu den 
Kalf, oder Brennfteinen, Anfangs wußte man nichts 
von Marmor. Machdem aber die Häufer aus Steinen 
aufgeführe wurden, und man auf Pracht und Ausfchweis 
fung verfiel‘, fo wählte man au den Marmor dazu. 

Durities und Puleritudo find die Haupreigenfchafe 
deffelben. | | 

Die Alten haben oft in ihren Schriften hierauf An» 
fpielung gemacht, z. B. pedtus marmore durius, marmo- 
reum mare, 

Puritas coloris,] diefe machet die Schönheit des 
Marmors aus, wenn er aus gleichartigen und farbigen’ 
Theilen beficher, Der Marmor im heiffen Ländern ift 

weit 

*) (Man vergleiche damit Martini's ftarfen Ercurs zu diefem 

Kap. in feiner Ausgabe © 130 — 143. wo er Caryoph. und 

andere verläßt, und J. Jar, Ferber in defjen Briefen aus 

Waͤlſchland x. Prag 1773: s. folge. — Rambach Zter 

TH. der Potterifchen Archäologie ©. 401 — 411.] 





De Marmoribus, 43 


weit haͤrter als in unſern Gegenden, welcher weicher iſt 
und keinen hohen Grad von Feuer aushalten kann: wel⸗ 
ches doch bey gutem Marmor die vorzüglichfte Eigenschaft 
feyn muß. 


5. 2. 


Die Schönheit der Farbe entſtehet von der Einförs 
migfeie der Maffe, z. B. daß er ganz weis, oder gang 
fhwarz ift. In Athen find noch einige Denfmäler vom 
‘ feinften Marmor, fo fein, als man ſich Faum vorftels 
fen fann, z. B. an dem Tempel parthenon, welcer 
der $ungfrauentempel genenne wurde, und der Minerva 
geheilige war. Die Sonne prallte ordentlich davon ab. 
Diefer Tempel wurde vom Perikles erbauer: (oder rich- 
‚tiger zu fagen, von ihm wieder hergeſtellt, erweitert und 
verfchönert, nachdem ihn die Perfer vorhero verbranne 
hatten. » f£ Potters Xrchäol. 1. B. und dafelbft Kam- 
bachs More, ©. 62 f.] 


Plendor,] der Glanz hänge von der Kunft ab, 
Se härter der Marmor ift, defto beffer kann er pollire 
werden, und defto mehr glänzt er. 


ch. Weinbig, in feinen Briefen über Nom, macht 
gute Anmerkungen über diefen Segenftand, 


“amaculis, aus der Mifchung der Sarben entſtehet 
bisweilen eine Schoͤnheit. Hier muß man die Sage, die 
Geſtalt, und die Stellung in Acht nehmen.  Bisweilen 
wird auch die Schönheir deifelben dadurch verftelle. Doch 

wird einförmiger Marmor mehrgefhäzt. — Bey Stas 
tuͤen und Säulen wurde gemeiniglich — — Marmor 
—* 


— 


Wir koͤnnen ſehr wahrſcheinlich annehmen, daß in 
den Tagen Homers der Marmor noch nicht bekannt ges 
geweſen 


44 Part. L. Cap. II, 


wefen *),, ‚Er übergeht Ki bey Befchreibung der 
größten Pallaͤſte, mie Stillſchweigen. 
| Der Marmor wurde ben den Alten zu. verfhiedenen 
Sachen gebraucht. Wahrſcheinlich bediente man ſich 
deſſelben zuerſt: 

in columnis, um der Feſtigkeit willen, bey Ehren⸗ 
fäulen und Palläften, bey den Schwellen an Thüren, 
und zu Pfoften, hierauf fieng man an, ihn 

in, flatuis, bey Statüen, welche Göttern und 
Menfchen zu Ehren errichtete wurden, zu brauchen. In 
den ältefien Zeiten waren eg nur figulinae Statuae, Doc 
zuerft bildere man nur einen Theil der Statiien aus Mar: 
mor, und. einen Theil. machte man aus Holz, worüber 
„man Gips 309. So waren 3. B. bey Gortheiten , der 
Kopf, Hände und Füße aus Marmor. Bisweilen machte 
man auch einen Theil aus Marmor, und den 'andern 
‚aus Thon, und bemahlte den leztern. So fand man 
z. B. im Herkulan 1760. eine gemahlte Diane. » Ferner 
brauchte man den Marmor 

in. crußis; man fägte ihn in Eleine Stuͤckchen, und 
belegte die Waͤnde damit, wie auch den Fußboden. Nach⸗ 
mals miſchte man buntfaͤrbigen Marmor unter einander. 
Daraus ſind die 

lithoſtrota, ſehr koſtbare Fußboden, entſtanden: Sie 
ſtellen oft eine recht kuͤnſtliche Malerey vor, dergleichen 
man in Rom hat, in der Villa bey Pompeii und in ei⸗ 
nem Bad bey Avanches fand. 

Auch brauchte man den Marmor 

in vafıs, zu Urnen, und ähnlihen Sachen. An⸗ 
fänglich arbeitere man fie: wahrfcheinlich ‚glatt; in der 
Solge aber lies man Verzierungen, oder Basreliefs drauf 
graben, Kine Menge folcher Sachen finder man nody 


woran man die Erfindung, Stellung und Ausarbeitung 
nie 


*) Bomer veder zwar Odyſſ. 3. B. 407. u. a. D. von Aldas 
Zesois, Es iſt aber die. Frage, ob Marmor darunter zu vers 
ſtehen fe. ] — 





De Marmoribus, 45 


nie fart bewundern Fann. Die Alten liebten das Ausge- 
ſuchte: daher Fam es, daß fie auch hierinnen ausſchweif— 
ten. Heur zu Tage fehlen die großen Künftler, und 
die Maffe des Achten Marmors iſt auch felten; wenig« 
fiens in unfern Gegenden. 


SS — 
Wenn der Marmor aus der Erde gegraben wird, 
hat er feine ganze Schönheit noch nicht, fondern be= 
kommt fie erft durch die Kunft. Die Leute, die ihn vers 
feinerten, hießen marmorarii *). &ie machten ein foda- 
litium aus; fie harten ihre Schulen, Privilegien, Dar 
tronen und Schuzgörter, - Ihre Arbeit. verrichteren fie 
&) bene fecando: **) fie brauchten zur Bearbeitung des 
Marmors eine Säge von Holz, die mit dem feinften 
‚und fFlärften feuchten Sande gezogen wurde, damit 
feine Ritze im gefägten Marmor entftunden, und abs 
gerieben werden muften, wenn fie glatt werden follten. 
£) poliendo, fie polieren den Marmor, um ihm ein 
glänzend Anfehen zu geben. Denn wenn dem Mar- 
mor der Glanz fehlte, fo wurde er wenig geachtet, oder 
verlohr wenigftens einen Theil feines Werths. 

In den Tagen. des Kaifers Klaudius brauchte 
man Malerfarben zum Marmor, um der Natur nach» 
zuhelfen, und ihm. ein fchöneres Anfehen zu verfchafe 
fen. — Die Alten harten e8 bey den Naturfarben 

bewen⸗ 


“Ti. Seneka 88. Br. S. 387. Amfterd. 1672. und 90. Br. 
&. 406. wo marmorarius faber vorfommt.] 

**) [Plin. inH.N. XXXV. Äbfchn: 6. jagt: — in 
eruitas nefcio an Cariae fugrit inuentum. und im 9. Abſchu. 
redet er von der Art, ihm zu Ichneiden. Die Kunſt, dem 
Marmor siegelfSemig zu fchneiden, war yon einem Naxier, 
Byzes, ungefähr um der 50. Olymp. um die Zeit des Lydi⸗ 
ſchen Königs Alyattes, und des Medifchen, Aſtyages erfunden; 
©. Voͤlkel über den großen Tempel und die Statue des Iu⸗ 
piters zu Olympia. Leipzig 1794: 8 ©. 54] 


46 Part, I Cap. II. 


bewenben laffen; nun fieng man an Tinffuren zu er. 
finnen, wodurch man z.B. den Stuͤckchen zu einem 
marmornen Fußboden beftimme, ein teigendes Anfe- 
hen gab. — Unter dem Nero gieng man noch weiter. 
Man fezte Eleine Stücgen vom farbigen Marmor 
ein. Man ließ nemlich erft Vertiefungen hauen in 
einen folhen Fleck, den man nicht gern darinnen has 
ben wollte, und alsdenn fegte man andere Stuͤckgen 
hinein. Daruͤber lage Zeneka im 86, feiner Briefe, 
woben die Anmerkungen des Zipfins nod) zu vergleis 


chen find. 


8. . 
ferruminatio, das Zuſammenkitten, wurde ‚mit 
einer befondern Art von Leim oder Kitte verrichter. Hier— 
bey ift zu bemerfen, daß die Alten einen Kitt harten, 
der uns völlig unbefennt ift, und eben fo feft und dauer⸗ 
haft war, als der Stein felbft. 

AdonoAuy vocauere,] hierunter werden die ange— 
führten Gattungen der Kitten verftanden. — Der gtös 
Ge Laokoon mußte zufammengefege werden, weil man 
Fein Stüf Marmor haben konnte, welches zut Verfer—⸗ 
tigung der ganzen Gruppe groß genug geweſen wäre, — 
Bismweilen machten verfchledene Künftler die Zufammens 
fettung. Einer verfertigte 5. B. den Kopf; ein anderer 
einen andern Theil. Diefe Fugen wurden nach dem 
Kitten fehr polire, fo daß man feinen Hofer oder Bukel 
daran bemerfte, 

eircumlitio marmoreorum eperum ] beißt, im eigent⸗ 
lihen Sinn, dag Ueberftreichen der Marmorarbeiten, 
Damit fi die Statuen beffer Halten möchten, wurden 
fie mit einer ganz feinen Marerie, einer Art Firnis über 
zogen. Graf von Caylus häle dafür, daß diefe Mar 
terie Wachs gewefen, womit man fie überfirichen härre: 
allein diefe Meynung ift darum nicht wahrfcheinlich, weil, 
wenn Sonne und Luft auf ein ſolches Stuͤck, des mie 

| Mars 





. 2 
De Marmoribus. 47 
Wachs überzogen ift, fcheint und wuͤrket, ſich die Ma⸗ 


serie in kurzer Zeit. würde verzehret haben. Es ſcheint 


| 


k 


run ein gewiſſer feiner Laf, oder Firnig gewefen zu 
ſeyn, welches man daraus murbmaffen Fann, weil man, 
auf gut achaltenen Münzen von Erzt noch den grünen 
Firnis finder. 

Praxiteles, einer der erften und größten griechiſchen 
FKünftler, arbeirere fehr fehöne Starüen, doch mußte 
ein gewiffer Nicias fie mit feinem Firnis uͤberſtreichen, 
um ihnen eine noch größere Vollkommenheit zu verfchaf« 
fen, wie Plinitts melde. Winfelmenn: erkläre dies 
fo: Nicias habe mie einem Modelſtabe die ganze Figur 
noch einmal übergehen müffen: allein fo ift die Sache 
wohl nicht zu verftchen. 

ET, 

Das Vaterland des Marmors und die Farbe deſſelben 
ift Hauprfächlich zu merfen, 

Blafius Caryophilus hat de antiquis marmoribus 
gefchrieben; fein Buch kam zu Utrecht 1743. heraus, 
[Man fehe auch Chriffs Abhandlungen ©. 69, (19 Ans 
derer Schriften angeführt werden,) ff. und ©. 192. 

Horaz thut des Thebaniſchen Marmors Erwähnung, 

Die berühmteften Marmorarren find ungefähr fol« 
gende: 

Hymettium, und RAR wurden in Bergen des 
Attiſchen Gebiets gehauen. Sie find weiß *), und has 
ben einen ſolchen Glanz, daß, wenn man auf der See 


fährt, 


*) [Stuart, toelcher in den Marmorbrüden des Penteltichen 
Berges war, legt in Antig. of Athens, ve.L & 7. Note 
b. dem Pent el Marmor die weiffe Farbe bey, und fa gt noch; 
"daß er fo hart und feinförnigt fey, wie der carrariihe. Dos 
lomiew hingegen behauptet, er wäre geftreift, und derſelbe, 
welchen die Bildhauer cipolla oder cipoilino nennen, In 
Sstalien hat man noch viele alte Statuen davon. f. Muf. Pic 
Clement, tom. III» ©. 18, Note C. Voͤlkel an angef. Orr-] 


48 Part, I. Cap. H, 


fährt, und dergleichen von weitem ficht, man es vor 
Glanz, den die Strahlen auf das Auge werfen, nicht 
lange aushalten kann, fie zu betrachten, 3. B. in Athen 
an dem Tempel Pantbeon, wie der franzöfifche Archis 
tekt, le Roi, felbft gefunden hat, [f. Nore zum folgene 
den Paragraphen. ] 

Ferner find die marmora Afatica und Africana fehr 

berühme. Hierher gehört Zapis phrygius und Synnadicus. 
Sie find völlig rein und weiß. 
Marmor Laconicum oder Lacedaemonium und wes 
gen der Farbe viride, il verde antico, (f. Martini Exc. 
©. 140.) war fchön grün, und marmor Caryflıum, von 
Caryſtos, einer Stadr in Euböa, daher er auch von 
der Inſel, Euboicum hieß, Fam dem Lakoniſchen an 
Farbe fehr nahe; doch mehrblaßgrün: 

Marmor Tyrium, war fehr fein und weiß. Aus 
dieſem lich der König Herodes fein Prätorium, und 
feinen Pallaſt erbauen, und an den Häfen Säulen aufs 
richten, wie "fofepbus melder. 

In Genua fand man in fpätern Jahrhunderten cis 
nen Marmor, der weiß war, bey der Stade Aune, 
(jezt Catrara), und derfelbe hieß dahero marmor lunenfe, 
(heue zu Tage Marmo diCarrara; f. Martini Ercurs ©. 
136.. Die Hetrurier kannten ihn fchon. ſ. Winkels 
manns Geſchichte der Kunſt, ıfler Th. ztes Kap. ©. 


219. Wiener Ausgabe. ] 


8. 7 

Plinius, in hiftor, Nat. Libr, 'XXXVT. redet vom 
Marmor. Allein er hat ſie weder genau geprüft, noch 
foftemarifch geordnet und alle angeführe. Herodor, Pau⸗ 
fanias und andre, reden von andern dergleichen, deren 
Plinius nicht Meldung gerhan bar. Vielleicht wäre es 
noch gefchehen,, wenn. ihn nicht der Tod uͤbereilt haͤtte. 
-Er wurde nemlich, wie bekannt, vom Rauch dis Bes 
ſuvs erſtickt, eben als Herkulan und Pompeii zerftöhre 
wurden. 





De Marmoribus, 49 


murden. Des Caryophilus Werk ift zum Nachleſen 
hier das brauchbarfte. Auch Agricola de Fol, hat hiers 
von gebandelr, 

Mich. Mereatus legte eine Sammfımg von Mes 
tollen an, und fchrieb einen Kommentar darüber, eigentlich 
aber zu fagen , fehrieb er nur den Agrifolaab. Zancis 
fius har das Manuferipr erft ans Licht geftellr, und gab 
ihm den Titel Mercati Metailotheca Vaticana, cum obferua- 
tionibus Lancifii. Romae 1719. fol, 

Auch das Mufeum Kıchterianum giebt hier gute 
Nachrichten an die Hand, und der Arzt, Johann 
Ernſt Hebenſtreit bat den da befindlichen Kommentar 
von den Metallen und Marmorn bearbeitet. Leipzig 

‚1743. Sol. 

° unfer Profeffor Chriſt har auch hiervon gehan— 
delt. Wie auch Winkelmann, in der Gefhichte 
der Kunft. Volkmann, in feinen Nacricheen von 
Stalien, TH. Il. ©. 765— 770, [Servers Buch ift 
oben ſchon angeführe worden. ] 


$. 8. 
Nun kommt unfer Aufror auf die verfchiedenen 
Gattungen und Farben des Marmotre. 

J. Der [bwarse Marmor enrhäle folgende Arten: 
1) marmor Aethiopieum, der auch Bafaltes heifitz 
ift ein Aerhiopifches Produfe, von den Eayp- 
tiern gefunden und zuerft bearbeirer worden, und 
ift ſehr hart, fchwarz, nämlich eifenfarbig. Siehe 
Plinius in hift, nat, und Graf Caylus, Band V, 

€. ı1un *% 

\ £ 2) Mar- 


s ) ae | in der Geſchichte der Kunft, 1 Th 2ten Rap. 
& :0:2ff. handelt vom Datalt und ſowol hier, als auch I. 

TH. * Rap. S so fund 1. Ch S 724 f. von alten 
Kunſtwerken, aus Baſalt bearbeitet, An der erften ange ühr— 

ten Stelle bemerkt er zwey Arten vom Aegyptiſchen Baſalt, 

naml. 


560 Part. I. Cap. II. 


2) Marmor Luculleum, ganz ſchwarz, wurde aus 
Egypten, hauptſaͤchlich aus Numidien gebracht. 
Deswegen heißt er auch marmor Numidicum oder 
Lybicum, lateiniſch lapis index, und Italieniſch 
Nero antico *). Sein eigentlicher Name kommt 
von dem Lucullus, einem ſehr verſchwenderiſchen 
Roͤmer her, wie Plinius in hift. Natur. Toren 
B. 54ten Kap. und 36. DB. 6. Kap. 8. Abſchn.] 
und Cicero in feinem iſten B. de oflic, 39. 
Kap. betichten. | 

3) marmor Obfidianum, war auch ſchwarz und hate 
te feine Benennung von einem gewiffen Obfi« 
dis, der ihn zuerft in Xerhiopien fand. Mans 
che rechnen ihn nicht unter die Marmor = fon« 
dern unter bie Steinarten. (lapis factitius.) [f. 

Ernefti 


naͤml. den ſchwarzen, (oder vielmehr eifenfarbigen,) als den 
gewoͤhnl. und den grünlichen,, Martini, (im Ereurs ©. 
138 f) führt aus dem Ferber S. 270 ff- mehrere an, welche 
er näher befchreibt, ich aber nur kurz erroähnen will. Mans 
de haben näml. noch mit fich Eleine Theilgen von verfchiedenee 
Deichaffenheit und Farbe vermiſcht, welche die verfchiedene 

Arten beftimmen. Sie heilfen 1) Bafaltes orientalis niger, 
ſehr hart. 2) Bafaltes orientalis niger cryftallls (candidis) 
valde minutis immiatis, Afchfarbig. 3) Bafalt. orient- ni- 
ger. insgemein fiorito genannt. Die fhmwarzen und weiſen, 
foft ineinander fließenden Flecken verfchaffen ihm den Schein 
eines Marmors. 4) Bafalt. orient. «um partibus conftitu- 
tiuis granitis aequabiliter mixtis. ſchwarz, jehr hatt. 5) Baſ. 
orient. fafciis granitofis, iſt derjenige, welcher insgemein 
niger Oder ater heiße. Minder merfwürdig find Bafalt 
orienta). viridis, (Statüen davon befinden fid) in Mufeo Ca- 
pirolino und in der Villa des Cardinals Albani:) und der 
feltene Bafaltes viridis, pun&tulis cryitallinis albis adfperfus,; 
insaemein Bafate pedocchiofo ] 

2) Dieſer ift der mildeſte, aber der allerſchwaͤrzeſte: die härtefte 
und feinfte Art des ſchwarzen Marmers wird insgemein Pas 
ragone, Probierjtein, genennt. ſ. Winkelm. Geſch. der Kun 
1. Th. sten Kap. ©. 517, f. 





De Marmoribus. 51 


Erneſti Arch. Kap. 5. $. 42. Caylus Rec, d’An- 

tig. IV. Buch ©. 18.) 
4) marmor Thebaicum, war 9 und hatte gel⸗ 
be Koͤrner: er kam' aus Egypten aus der Land⸗ 
ſchaft Thebais [Plin. H. N. 36. Kap. ©.735.] 

5) marmor Laconicum alterum, feu Taenarium, 

war ſchwaͤrzlich, hatte feinen Namen von dem 
Vorgebürge Tänarus, wo er gefunden wurde, 

6) Lydium alterum, war auch ſchwaͤrzlich, wie fris 
fehes Eifen, das ins bläuliche fällt. 

I. Der weiffe Marmor befteht aus jolgenden Arten: 

1) Alabandicum, Fam aus SKleinaften, bey der 
Stadt Alabande is Karien. [Olin. XXXVI. g. 
©. 735. rechner ihn unter die ſchwarzen Mars 
motarten, und ihm folgte Chriſt. a. O. S. 71. 
nr, 7.)] 

2) Coraliticum, kam aus Phrygien in Kleinaften, 
vom Fluß Eoralien in Phrygien genannt, Chriſt 
fage wol unrecht, daß der Pariſche Marmor 
auch Coraliticum heiſſe. 

3) Synnadicum, feu Phrygium wurde aus der phry⸗ 
giſchen Stadt Synnada gebracht: er. har einen 
weiſſen Boden, und Fleine Ringelchen drinnen. 
[Man vergleiche Scarius, Alu.l. 5. V. 40. und 
dafelbft Gerarts More] — Kine andre rorhges 
fprengte Sarrung wurde aus Egypten gebtacht, 
und diefe heiße italieniſch il roflo antico Eeit:io, 

4) Parium, feu Lychnicum, [Lygdinum. beym 
Enrift,) aus der Inſel Pargs, er war ſehr ſchoͤn, 
glatt, und ganz weiß, wie Milch. HGoraz 
ſagt, Pario marmore ſplendidius Plinius nenne 
ihn Lychnites *). Italien. il Paro antico. 

| 5) Pro- 


5) [Minfelmann in den Anmerkungen über die Geſchichte des 
Alterthums, (Dresten 757 4.) © +. bemerft einen Uns 


terſchied zwifchen dem Pariichen und Pentelifyen Ma:moe. 
D 2 Jener 


52 


©. :35 f. 
*) | Sieber gehören. noch die Arten, welche heutzutag die Ita⸗ 


- milde, als der Pariſche, welcher dahero zu feinen Zierrathen 
bequemer iſt  Winkelm. führe einige übriggebliebene Denk— 
male vom beyden Marmor an. M. f. auch die Anmerk zum " 
— — J. dann Chriſt ©. 192. Martini Exeurs 


ſios für einerley: wenigſtens nennt er dieſen letztern U Cipo- | 


Part, I, Cap. I. 


5) Proconnefium, von einer Inſel Profonnefus, — 
die von einigen zu Afien, von andern zu Europa 


Stadt Eyzifum gebrochen, 

7) Tyrium , Fam von der Stadt Tyrus in Phönis 
zien. 

8) Hymettium und 9) Pentelicum find beyde ſchon 
$: 6. vorgefommen, und waren Arrifhe Mars 
motatten. [fettere beynr. 4.] 

20) Lunenfe, bey der Stadt Genua in Stalien. 
[f- zum oten s.] 9) 

11) Pben- 


Jener ſcheint ihm kleinkoͤrnigter, ein weiſſer gleichſoͤrmiger 
Teig, und vermoͤge der Homsgeneität deſſen Materie und Zu⸗ 
fammenjegung derſelben zu allen Arbeiten geſchickt zu ſeyn / 
und da deffen Farbe einer reinen weiffen Haut ähnlich if, 


auch dahero den Vorzug erhalten zu haben. Die fehönfte Ark " 


des Parifchen Marmors ift beynahe fo hart als der Porphyr. 
Der Penteliihbe Marmor aus dem Attifchen Gebiete ift von 
größeren Körnern, die mit anderen, welche wie Salz glänzen, 
vermiſcht find, und wird dahero marmo falino genennet. Er 


iſt Sehe hart, und härter als einige Arten des Parifchen Mars 


mors, und wegen dieſer Eigenfchaft und wegen der Ungleich⸗ 
beit Seiner Hörner iſt der Pentelifche Marmor nicht völlig fo 


liener nennen, i\larıno 'Statuarie und Marmo Cipolino, Der } 
erſte iſt gleichfalls alt, und dem Pariſchen Marmor 'ganz | 
ahnlich, außer daß er nihe Mitchfarbige, noch undurchſi ichtig, | 
fondern halbdurchſichtig iſt. Der zwepte iſt auch griechiſchen 
Uriprungs und von weiſſer Farbe, aber fo. daß er grünlichte | 
und heile Streiffen bat- nicht fo; wie die obigen, glänzet, 
und nicht fo die Lichtſtrahlen zuruͤckwirft. Chriſt ©. zo. haͤlt 
ihn und den ins grüne fallenden und meerfarbigten von Carys | 


ling" 


j 
gerechner worden. 

6) Cyzicenum, wurde in Kleinafien unweit der . 
1 
| 
J 





De Marmoribun 53 


41) Phengites war ein Marmor fo weiß und glate 
wie Spiegel. Domitian ließ die Wände in feis 
nen Zimmern damit belegen, um fehen zu Föne 
nen, was in felbigen hinter feinem Ruͤcken vor« 
ginge. 

12) Onychites, war auch fehr weiß, man machte 
vorzüglich Gefäße zu Salben daraus, weil man 
glaubte, daß fie fi am beften und längften data _ 
innen hielten. [&enauer davon handelt Maͤrti⸗ 
ni in Ercurs ©. 137. Er macht mit Hill (Anm. 
zum Theophraft von den Steinen ©. 45 f. nach 
der Baumgartneriſchen Ueberf.) einen Unterfhied 
zwiſchen dem Alabaftrites, einem weilfen Stein, 
welcher, das Weiche ausgenommen, dem Mars 
mor am nächften fomme, und dem Alabafter; 
den erfien von jenen nennen die Griechen ofe 
ovux&, und die Lateiner marmor onychites. Fers 
ner bemerfe Martini, daß Jan. de S. Laurentio 
in differt. fopra le pietre preziofe degli Antichi, 
e fopra il modo, col quale furono lavorate, (im 
Saggi di Differtazioni accademiche, lette nell’ 
Acad, di Cortono, tom. V. S. 22 ff.) im ı. und 
aten Kap. $. 17. vom Alabafter umftändlicher 
gehandelt, aber behaupter habe, der Alabajtrie 
und Alabafter feyen nicht verfchieden. — Wenn 
eben diefer San. den ©. Laurentio im zten Th. 
aten Kap. ©. 29. ſchreibt, es fände fich Feine 
ägnptifhe Statue in Alabafter, und wenn ir— 
gend die Aegypter Staruen aus Alabafter ge— 
macht häzten, daß diefe fehr ſchmal und in Ge⸗ 
feale der Mumien gervefen feyn müßten; fo wis 
derlege ihn Winkelmann in der Geſchichte der 
Kunſt I, Ih, zren Kap. ©, 104 f. mit einer ges 

DER fundes 


lino antice. Weiters unten bey IL 2.” fommen wir wieder 
darauf. } 


54 


Part, I Cap. IH, 


fundenen Statue, welche er "genau befchreibt. 
Der Aabafter jener Starue ift, (wie Wink. 
fagt,) heller und weiffer, als inggemein der ans 
dere orientalifche, wie Plinius (B. 36. Kap. 
12.) von dem Alabafter anzeigt. Bey Theben 
in Aegypten wurde der Alabafter in großen Stüf- 
fen gebrochen: allein der gewöhnl. Aegyptifche 
Alabaſter von weißlicheen Are ift niche mir einem 
andern Alabafter zu verwechfeln, welcher eben» 
falls bey Iheben, in Aegypten, und bey Da⸗ 
mafceus, in Syrien, gebrochen wurde. Diefer 
wird, (wie Wink. anfübre,) vom Plinius, GB. 
36. Kap. 12. und B. 37. Kap. 54. ©. 405). 
Onyx, (nicht der Edelftein diefes Namens,) 
genennt, und diente anfänglich zu Prache-Ges 
fäffen, in der folgenden Zeir aber auch zu Säus 
len. Diefer Alabafter ſcheint Winfelmannen 
derjenige zu feyn, deffen tagen dem Agath⸗Onyx 
in gewiffer Maaffe ähnlich find, und dahero 
vielleicht alfo benenne worden iſt. Er führe ci» 
nige alte Dencfmäler von beyder Art an. Hits 
gegen ©. 518. ſchreibt er, härter, als der ge« 
wöhnl. weiffe Marmor fey der orientalifche Ala« 
bafter; (dieß würde der marmor Onychites feyn,) 
und weil derfelbe, wie ale Alabafter aus blaͤttri— 
gen tagen beftcht, und nicht, wie der weiſſe 
Marmor, eine einförmige Maffe ſey; fo werde 
die Dearbeirung deffelben dadurch fchwerer , in— 
dem deffen Blätter leichtlich ausfpringen. Voͤl⸗ 
lig ganze Figuren, fcheinen ihm aus feiner Are 


Alabafter verfereige worden zu feyn; fondern die 
. Außern Theile, nämlich der Kopf, die Hände und 


die Züffe wären aus anderer Materie, und vers 
muthlich aus Erzt hinzugefegt, Don ganzen 
Figuren find, (wie er ©. 519. fortfähre,) in’ 
Dom geblieben zwo Dianen unter — 4 
e, 





\ 


5 De Marmoribur, 55 


ße, die groͤßere im Hauſe Verospi; die kleinere 
in der Villa Borgheſe: das iſt nur das Gewand 
derſelben; Kopf, Haͤnde und Fuͤße aber ſind neu 
und von Erzt. Beyde ſind von der Art 
Alabaſter, den man agatino zubenamt, weil ders 
felbe dem Agath ähnlich ift, und diefem Steine 
an Härte nahe kommt: an beyden ift das Ges 
wand fehr ſchoͤn ausgearkeiter. Die größte Stas 
zue.aus Alabafter, von ariechifchen Kuͤnſtlern bes 
arbeitet, iſt beym Winfelmann ein fchöner ges 
harniſchter Sturz von großer KRunft, welcher 


“mie dem Mufeo Odeſcalchi neh S. Ildefonſo 


in Spanien gegangen ift, und den Kopf, die 
Arme und die Beine von vergofderem Erzte eis 
nes neuen Meifters har. Allein der Alabafter dabey 


‚und bey zwey andern Bruftbildern oder von der 


bekleideten Bruft folcher Bilder in Vila Albanf, 
iſt ein folcher, den man contognino nenne, weil 
deffen Farbe einer gefochten Quifte, (contogna,) 
gleicher. Andere Stuͤcke ebendafelbft find ent» 
weder von geblümten (fiorito) oder von agath⸗ 


maͤſſigen Alabafter. Ein gelehrter Freund, mel« 


cher ſich lange in Italien aufgehalten hat, ver- 
ſicherte mir, der Alabaftrite, Onychites, gehöre 
mehr zur Are der Hornfteine, habe Schichten, 
Davon die eine weiß fey, die andere aber fare 
bigte Steeiffen habe; deswegen kams bey 
der Zufammenfegung oder DBefegung eines 
Stüdes darauf ’an, von welchen Schichten, 
und in welcher Sage derfelben das Stüf fey. 
Dahero der von unferm DB. genannte Onyx ala- 
baftwites, Vom Namen des Wortes Alabaftrum, 
einer Stadt in Thebais, und Alabaftrire, der 
Sandfchaft und Gegend ſiehe Salmafius in feis 
nen Exercitatt, Plinianis S. 169. C. nad) der 
Utrechter Ausgabe, da er eine Stelle im Epipha« 

DIENT nius 


56 Part, L: Cap. dl, 


nius verbeffert; ferner S. 393 ff. wo er vom 
Worte Onyx, da eg eine Marmorrart, Alabfter, 
bezeichnet, und woraus vaſa vnguentaria gemacht 
wurden, von dem Namen Alabaftrires, dem 
Gebrauch deffelben, Farbe *), vom marmore 
Synnadico, welcher auch Docimites hieß von eis 
nem Phrygifchen Ort, Docimium, und wegen 
feiner Aehnlichkeit mie dem Afabaftrire in Anfes 
hung der Flecken und des Gebrauchs, bisweilen 
auch ovuxirns genannt warden, daß die meiffen 
oder blafjen, dergleichen um Damafcus und an⸗ 
dersmo gefunden wurde, geringer geachtet wor« 
den find, als die von’der gelben Farbe, (mellei 
eoloris, in vortices maculofi, atque non translu- 
eidi,) daß aus diefem Onyx oder Alabaſtrite 
nicht allein Gefäffe zum Trinken, und worinnen 
Salben ꝛc. aufbewahrt waren, (potoria et vn- 
guentaria vala,) fondern auch Säulen und Fuß ⸗· 
boden, (pavimenta, ) gefertigt worden. — Alles . 
dieſes und noch mehrers erläuterte und beweiße er 
weitlaͤuftig mir Stellen der Alten, und wider« 
lege den Nicolaus Guibertus und andere, welche 
aus einer übelverftandenen Stelle des Plinius 
den Onychites und Alabaftrires für verfchiedene 
Arten angaben.  _ 
Martini rechnet in feinem Exeurs zum Ernes 
fi zu den weiffen Marmorarten noch den Porus, 


4 


zweivov AlYoy, und den Ebernites. Den erften ers 
wähne fhon Herodot ster B.63. Kap. ©. 401. 
Weſſel. Ausgabe, (wo Welfeling den Pollur. 
VII. onomaft, 123. und die Ausleger dabey, wie 
auch Taplors Led, Lyhiac, ©, 619. oder V. B. 
©. 254% 
“, (Onyx, (fagt Salmafius,) vel alabaftrites lapis, candidus, 
vel mellei coloris, et in voxtices maculofus. Iſidorus. Ala- 
baftrites lapis, candidus, interftinfus varils coloribus. 
Man fehe auch Plin. A. N. XXXVI. 7tes Kap, oder 12ter 
Abſchnitt. 





De Marmoribus. 75 


©. 254. Neisfe's Ausg. anführt.) Plinius H, 
N. im 36. B. ten Kap. fagt, er fey an Weiffe 
und Härre dem Parifchen Marmor gleich, aber 
nicht fo ſchwer. — Aus dem Daufanias 5.2. 
10. Kap, führt Martin. einen Tempel an, wel⸗ 
cher aus jenem Stein erbauf gewefen ift, und 
aus Hills Anm. zu dem Theophraft von den Stei« 
nen ©. 47 |. bemerkt er, daß daraus Statuen, 
weine genannt, und Spiegel gemacht worden 

— ſind. Der andere Cbernites, war an Farbe 
dem Elfenbein fehr ähnlich, und wurde zu Gar« 
cophagen häufig gebraucht, z. E. des Darius, 
nach dem Theophraft $. 15. ©. 51. und Piln. 
XXXVI Rap. 17. und 8. doch will Salmaſius 
in Exercitatt. Plin, ©. 848. lieber wegen der 
Achnlichfeit der Farbe lefen xeegrrns , Chermi- 
— xeevirns nicht griechiſchen Urſprungs 
fey.] | 

II. Die Arten des grünen Marmorg find: 

1) Laconicum alterum, wer fehr fhön, hochgruͤn 
und bare, und wurde auf dem Berge Taygerus 
bey tacedämon gegraben. [Die Staliener nens 
nen ihn il verde antico, Man fehe audy Chriſt 
©: 20.] 

2) Caryfkum, war grün und meerfarbig, brach auf 
der Inſel Euböa, [dahero er auch Euboicum 
hieß;] harte inwendig Falten, die der Zwiebel 
nahe fommen, und heiße deswegen italienifch il 
eipollino antico. IVolkmann, welchen Zeus 
ne in einer Note zu Ehrifts Abhandlungen ıc, 
©. 75 anführe, fagt, der Marmo Cipollino fey 
weiß mit bunten Flecken; er fpalre fich ſchichten⸗ 
weiſe ohngefähr wie eine Zwiebel, woher er den 
Damen befommen habe. Hingegen Chriſt ©. 
70 ſchreibt, marmor Caryflium, il Cipollino ar 
&ico falle ing Grüne und ſey meerfarbige; ©. 75: 

DE um 


‘ Paul Cap. I. 


anferfcheidet er davon den orientalifchen Mar- 
mor, Caryftio oder Cipollino antico, welcher 
ins blaue falle, mit weiffen Adern. Don dem 
Caryflio oder Euboico fagt Statius IL; filuar, 
garın, 2. V. 149. — et concolor alto Vena 
wari, wo zwar einige Ausleger den Porphyriten, 
andere marmor Augufteum verfichen wollen; 
Gerart. aber erkläre es von dem Caryftio, quod 
glaucum eft, quale mare efle ſolet.] 

Hieher find noch zu rechnen: 

3) marmor Auguflum, ſ. Augufteum und 

4) Tiberium, f. Tiberianum, fie wurden unter dem 
Auguftus und Tiberius in Egypten gegraben, 
waren grün und hatten graufe, lichfgrüne Kör- 
ner. [Sie find nah demPliniusH. N. XXXIII. 
7. ſect. XI. etwas verfchieden: Pretioſiſſimi quae- 
dam. generis, ficuti Lacedaemoniorum viride, 
-cundisque hilarius, Sic et Augufum ac deinde 
‚Tiberium, in Aegypto Augufli ac Tiberü primum 
prineipatu reperta: differentiaque eorum eſt ab 
ophite, quum fit illud ferpentium maculis fimile, " 
vndeet nomen accepit: quod haecmaculas diverfo } 
modo colligunt, Auguflum undatim crifpum in | 


= 





vertices, Tiberium [parfa, non conuoluta canitie; 
welches Harduin in feinen Anmerf. ©. 733. fo 
erflärt: in marmore, quod in Tiberii: nomen 
adfcitum ef, fuiffe maculas candidas; non conno« 
lutas quidem in vortices, vt in Augufteo, fd ° 
fparlas, allein er wird vom Chriſt ©. 71. wi⸗ 
derlegr. ] 
5) Ophites, et Memphiter,. haben ihren Namen, 
theils von ihrer Achnlichfeit der Farbe mit der 
Schlangenhaut, theils von der Egyptiſchen 
Stadt Memphis. Italieniſch il ferpentino an- 
tico. [Plin. a. D, führe mehrere Arten des 
Opbites an: Neque ex Ophite columnae, nift 
paruae 


— — 


v 
# 


De Marmoribus. 99 


paruae admodum inueniuntur. Duo eius genera, 
molle candidum, nigricans durun, — Dann 
eine zte Art: Contra ferpentes auteın a quibusdam 
laudatur praecipue ex his, quem zephriam adpel- 
lant a colore cineris. Diefen nennt Diofcorideg; 
(wie Harduin ſchon bemerfr,) orodesıdes vnv XEooy 
colore cinereo, pundtisque aiftinctum: dahero 
fhreibe Lucan im green B. V. 714 

quam paruis tinctus maculis Thebanur ophites> 
Die lezte Art wird vom Plinius, fo wie vom 
Diofeorides ster B. 153 Kap. und vom Iſi—⸗ 
dor Origin. XVI. cap. 4. genannt Memphites mit 
dem Beyſatz, a loco, gemmantis naturae , oder 
wie Dioſcorides fchreibr, Exwv UnDidwv meyeos, 
Aroeos re ag) momiNos, calculorum magnitudi« 
ne, pinguis et verficolor. Man fehe auch Sal- 
mafius in Exercitatt: Plin. ©. 241, E] s 

IV. Rorbe Arten des Marmorg find: 

1) Porphyreticum, Porphyretes, fam aus dem In⸗ 
nerften in Egypten und Arabien. Diefer purpurs 
rothe Marmor war mit weiſſen Punkten gezeichnet. 
Italieniſch il porfiro antieo. Iſ. Serbers Briefe 
©. 260. Chriſt S. 70. Martini in Ercurg 
©, 142. Man harre Säufen auch daraus ge= 
hauen, wie wir unten anführen werden.] 

2) Marmor Lydium alterum, war techt roch mie 
weiſſen Flecken, und befler als eine andere Art, 
die zum Probierflein gebrauchte wurde, und des. 
wegen lapis index, pietra di paragone heiße. 
Martini in feinem Excurs ©, 141, rechnet 
ihn zu dem fchwarzen Marmor.] » 

3) Syenites, oder Aegyptius, mar grau und roth 
ſpielend, mit ſchwarzen und rothen Punkten, 
[dahero er Tugozossiros, Pyropoecilos, Plin. 
H. N. XXXVL 7. und dafelbft Harduins More, 
©. 733 f.) genannt worden iſt.) Er brach bey 

Siene 


6o | Part. I. Gap. II. 


Siene *), Stalienifch granito orientale, ff. 
Chriſt ©. 70. und 73. und 75. Martini Er- 
curs. ©. 142 f. der wahre Syenit ift der Ita⸗ 
liener Granito roflo delle Guglie. f. Veltheim 
Erwas über Memnons Bildfäule, 2. Helm- 
ſtaͤdt 1702. 8. ©. 7. 

V. Die Gattungen des gelben Marmors ſind: 

1) Numidicum, iſt gelb mit purpurfarbenen Punk⸗ 
ten und ward aus Numidien gebracht. [Mar- 
tini widerfpricht fi hier mit den oben ©. 8. 
gefagten und im Ercurs, ©. 139. rechner er ihn zu 
den ſchwarzen Marmorarten: wie auch Chriſt 
©. 71. 

2) Onyx Alabaftrites ein hochgelber feiner Marmor, 
wurde bey Theben in Egnpten, auch bey Damas⸗ 
kus und in Indien gegraben, [Davon ift oben 
zu N. IL 12. umftändlicher ‚gehandelt worden. 
Daß aber, Onyx Alabaftrit, ein hechgelber Mara 
mor fey, daran zweifelte nachhero Martini felbft 
im Ercurs ©, 142 f.] 

VI. Bon verfchiedenen oder bunten Farben war: 

ı) marmor Chium, war ſchwarz und hatte mannigs . 
faltige Flecken. [Plin H. N. XXXVL 6. 5.] 

2) Ophstes, ein grünlicher Marmor, mit vieredige 
ten Flecken, wie wir ſchon bemerfe haben, bey 
ln 5. 

Hecht blaue Marmor har man niemals-gegraben. 
Man hat zwar eine Gattung von vortreflich hellblauen 
Stein, lapis lazuli **): er ift aber nicht hart genug, — 

au 


s, [Einer Stadt und Inſel in Egypten an ben 5 
Grenzen. f. Sal mafius i in Exerc. Plin. &. 298. E 
*#) Unſer Lapis Lazuli iſt der Sapphire der Alten. fi Beck⸗ 
mann in ſeiner Geſchichte der — Th. U. S. 182 ff. 
Bon Veltheim am angef. O S 
Martini ertheilt am en ad Ereurs &. 143. noch 
eine kurze Nachricht von den Härten Steinarten, Graniten, 


woraus 





D: Marmoribus, 6: 


auch nicht die gehörige Größe, daß große Kunftwerfe 
daraus verferrigee werden Fönnten, 

Wenn die Alten Marmor zır Auffchriften brauchten, 
fo bedienten fie fi eines einförmigen weiſſen Marmors, 
oder Alabafters, fonft würden fie die Abſicht des Ein« 
grabens verfehlt Haben. Sie muften fich auch ferner, 
in Ruͤckſicht auf die Größe der Buchftaben, nach der Höhe 
des Denkmals richten, weil der verfchiedene Abftand 
vom Auge die Sache verfchieden groß vorfteller. 

Die Staren waren, wie Plinius bezeugt, einfar⸗ 
bie. — Ein gewiffer Mann, Vitraſius Pollio, 
ſchickte zu feinen Zeiten, des K. Klaudius Statuͤe von 
vielfarbigen Marmor nach Stalien. [Pilin. H. N, 36. 
B. 7. Kap. ] Dieß war ganz etwas unbefanntes, und 
fand feinen Beyfall. Ebeniserfelbe ließ folche Starüe 
aus Porpkyr verfertigen, hatte aber feine Nachfolger, 
zum Beweis, daß feine Anftale misfällig war. Zu Be 
rona fol eine Inſcription auf Porphyr gehauen, angee 
groffen werden, fie iſt die einzige, wovon man etwas 
weiß. [Chriſt's Abhandl. ©. 73 ff. ©. 82 ff. und da» 
felbft Zeunes Anm. ] 

Zu Venedig trift man eine Gruppe von Porphyr 
an, die aus 4 Figuren befteht. Sie ift ein Werk der 
— ſpaͤtern 

woraus die Egyptiſchen Obelisken gemacht ſind. Er erzaͤhlt 

verſchiedene Arten davon, welche Ferber genauer beſchreibt: 

naͤmlich Granito rofjo, (Granitem rufum;) Gran. Grigio 0 

bigio, (Gran. grifeum vel cinereum ;) Granito ner” e biancoy 

(Gr. nigrum ;) Gran. verde, (Gr. viridem.) Winfelmann 

in: Geichichte der Runft, ıfter Th. &. Tor. bemerkt, der 

Granit fey von zmoiacher Art, nämlich der weiffe und ſchwar⸗ 

ze, und der rothe und weißliche: der erftere finde ſich in vielen 

Ländern, aber nicht jo vollkommen von Farbe und von Harte 

als der aͤgyptiſche; der zweyte Granit aber ſey allein aus Ae⸗ 

gypten gekommen: aus- dieiem Granite feyen alle Obrlisfen 
gehauen und es fänden fidy viele Statuen aus demielben acars 
beiter im Mufeo Capitolino aus ſchwaͤrzlichem Sranite ſey 

— * Iſis, desgleichen ein großer Anubis in des Villa 

Albani. 


6r Part, I. Cap. IE 


fpätern byzantinifchen Zeit und ſtehet am Eingange in 
den Pallaſt des Doge. (f. Martini Exc. ©. 132 ff. | 
Noch andre Stüden find in des Borioni Colledaneis dn- 
tiqu. — 
tab. 2. das Bruſtbild der Iſis aus Kryſtall auf einer por⸗ 
phyenen Säule. 
— 3 und 4. ein Kanopus, aus Baſalt, 
— 11. Eine Büfte des Plato aus lapide polumbino, 
— 22. ein Kämpfer ans ſchwaͤrzlichem Marmor. 
ferner in des di Torremuzza Infcriptionibus Siciliae, 
ein Egyptiſcher Priefter aus Baſalt 
ingleichen aus Weinligs Briefen über Kom, 
die Rönige aus Ichwarsen Marmor und fi fl 

Winkelmann, in der Anmerf. in der Geichichte 
der Kunft, ©. 17. hält diefe Arbeie niche für Eayprifche 
fondern für Griechiſche, Doch aus den fpätern Zeiten. 

Man nahm den Marmor am meiften zu Säulen, 
theils der Seftigfeie, theils der Pracht wegen. Desglei— 
chen zu Statuͤen, welche Gottheiten oder andre angeſe⸗ 
hene Perſonen darſtellten. 

Bey den Griechen bildete man auch Fechter daraus. 
Ferner in Operibus mufuis bey muſaiſchen Arbeiten, mo 
viele Fleine Stuͤcken Marmor zufammengefezt, und die 
Fußboden damit belegt wurden. Dergleihen Fußboden 


find noch vor einigen Jahren in der Schweiz bey Avane- 


ches gefunden worden. — Man nahm Marmor zu Gas 
fäffen, um Salbe darinnen aufzubchaften; zu Urnen, 
um die geſammelte Aſche zu verwahren, uff 


Anfangs war der Gebrauch des Marmors nicht zu 
häufig 9), in der Folge aber fing mar an, ihn zu vers 
Ichwenden, 5. B. bey Ninive, Babylon, m. f. f- Auch 
Perfepolis und Heliopofis haben durch ihre Marmor- 

pracht 


) [f. Ebrifi’s ring ze. ©. 68 ff. und dafeldft Zeunes 
Anmerkung. 


- 





De Marmoribär. 63 


pracht dies beftätiger, Italien, Sieifien und vorzüglich 
Rom fann noch Ueberbleibſel aufweiſen. 

Die thermae Diocletianae waren ſo groß, daß 20. 
bis 30,000 Menſchen ſich auf einmal baden konnten. Es 
ſtehen davon noch 8 große Säulen aus Granit *). 

Plinius , in hift. Nat. **) redet von den hohen Saͤu⸗ 
len im Vorhofe des Kapitoliums. Diefe waren nad) 
Seipziger Maaß 184 Elle, Das erſte Stockwerk hat 
nach Seipziger Elle, wenigftens 30 Ellen gehabt. Man 
findee eine Größe durch das Ausrechnen, vie kaum zu 
glauben, Marcus Seaurus foll tufulifhen Marmor 
hierzu gebraucht haben. [Man f. Plin. H. N. XXXVL 
6. ſect. 8. Chriſt ©. 64 ff.] 

Die Säulen der Tempel waren noch höher, z. B. 
des Jupiter Stators, des Nerva u. f. w. 

In Stalien harte man feinen Marmor, er murde 
über die Eee herüber gefchift. Wenn man das Ausgras 
ben des Marmors, die Polierung und- Ausorbeirung 
deffelben, und endlich die Koften für die Herbenfchaf- 
fung aus den entfernteften Gegenden berrachter, finder 
“man, wie foftbar derfelbe gemefen. 
| Bon den alten römifchen Gebäuden follen noch bey 
6oco Säulen in Nom übrig feyn; allein es wird nach 
und nad) vieles ruinirt, oder zu andern Gebäuden vera 
brauche. | 

Der Tempel la fanta Maria rotonda in Nom, ſonſt 
‘Pantheon genannt, ift das fehönfte Gebäude, 16 Säus 
-fen find vor der Halle, welche 15 Fuß im Umfang ha⸗ 
ben, und aus Sienites oder orienralifchem Granit, wie 

die 

*) [Bon den Ileberbleibfeln der Bäder des Agrippa, Nero, Tis 

tus, Domittan, Teajan, Caracalla, Diocletian, Conſtan⸗ 
tin, vorzüglich, des Antonins findet man vortreflihe Bors 
ftellungen in: The Baths of the Romans explaıned and illu- 
ftradet, with the Reftoration of Palladio, corretted and 
improved &c. by Charles Cameron. London 1772. tol.] 

ex) [36ten @te Rap. 2tes Abichn.] 


J 


J Part. I, Cap. IT. 


die übrigen aus Alabafter oder Giallo antico beftehen *. 

‚Die Auffchrife deffelben ift: Marcus Agrippa Lucii filius- 
Cof. tertium fecit, und fo gehauen: M, -AGRIPPA. L. F. 
COS. TER” TIVM, FECIT. 


Auf dem Markusplage in Venedig ftehen noch Saͤu⸗ 
len von der größten Höhe. 


Die Trajaniſche und Aurelianifche Säulen find 
inwendig wendeltreppig gebaut, aus dem ſchoͤnſten Paris 
fhen Marmor mie Basreliefs. 


Die Antoniniſche Säule ift aus einem Stuͤck von 
glatten Sienifhen Marmor zufammengefege *). 


Bon dem Tempel des Anroninus und der Kaiſe— 
rin Sauftina find noh 10 Eäulen aus orientaliſchem 
Marmor, Caryllio, oder Cipollino antico vorhanden, 


Die Säulen an den Bädern des Rarakalla waren 
von Granit. 

Der Triumphbogen des Kaiſers Conflantinus iſt aus 
gelben Thaſiſchen Marmor, theils mir guten, cheils mit 
ſchlechten Basreliefg zufammengefegt. Die guten Stüde, 
find von Trajang Triumphbogen genommen, und die 
fchlechten zu Konftantins Zeiten gearbeiree worden. Man 
ficher daran die verſchiedene Art zu arbeiten, in den vers 


ſchiede⸗ 


*) [1. Volkmanns Nachrichten Th. II. ©. 317. 

) [Die Hauptichrift vavon iſt: Fo. Knabe Petilianenfis de 
columna imperatoris Antonini Pii differtatio. Accedunt an- 
tiquae infcriptiones — frle&tae. Nom. 1705. 4. wo aud im 
sten Kap, von der Sauffina, beionders &. 142. von dem 
ihr zu Ehren erbauten Tempel gehandelt wird. Zeune zu 
Chriſts Abband! S 57 f führe von den andern gemeldeten 
Säulen, worzu noch columna roftrata und columna Theo- 
dosiana gehören, die hleher gehörigen Bucher an, Won der ı 
columna Theodofiana u. a, handelt Banduri in Imperie 
orientali,. I. Band. &. sos ff Parif. Ausgabe, oder S. 
373 ff. Vened. Ausg. und giebt Abdrüde davon. — ©, | 

. 372. 456. und 467, führs einige Saulen aus Porphyr an.) 





De Gemmis er aliis lapidibus nobilioribus. 65 


fchiedenen Zeiten. Wintelmatih *) und ‚Volkmann 
haben hiervon ——— | 





Cap. II 


De 


Gemmis et aliis lapidibus nobilioribus *)....; 





ıL L 
Gemma heißt eigentlich eine Knofpe des Baumg,, oder 
Auge des Weinftods. Hirn Brukmanns zu Wolfen- 
büteel Abhandlung von den Edelfteinen ift zu empfehlen. 
Diofcorides de re medica, ein Grieche, ſchrieb hiervon, 
weil die Alten den Edelſteinen eine heilende Kraft zur 
eignergn 
ir verſtehen unter dem Wort gerima Edelſteine, 
die ſchon geſchnitten ſind. Die Griechen nennen jeden 
Stein überhaupt AI. Dieſes Wort verurfacht wegen 
feiner vielfältigen Bedeutung bisweilen einen Widers 
fpruch, wenigftens eine Zweydeutigkeit bey den Alten. 
Aidcos wird öfters fenfu latiſſino genommen und. beift 
ein ſchlechter Stein; ferner fenfu angufliori, lapillus. ni- 


tidus, 


* Chriſt in Abhandlungen ꝛc. zter Abſchnitt, beſonders S. 
54 ff. wo Zeune mehrere hieher gehörige Schriften anführt.] 

*) [Man vergleiche damit, was Martini im sten Ercurs zur 
‚Erneft. Archäologie, S 144 — 170: angemerfe hat: ferner 
Ebrift in feinen Abhandl. S. 263 ff. — ;Foflilia Aegyp* 
tiaca mufei Borgiani Yelitris defcripfit Greg. Wad, Danus, 
Velitiis 1794. 4. vr Sötting. gel, Anzeigen 1795. nr. 36. 
©. 353 ff] € 


66 \ Part, I. Cap, DI, i 


tidus, i. &, gemma; fenfu angufliflimo bedeutet es außer⸗ 
ordentlich harte und durchfichrige Steine. sd 

Start Edelftein fagen mande Edelgeſtein. Das 
erftere fcheine beffer zu feyn; denn das zweyte ift nur ein 
bergmännifcher Ausdruck. 


$. 2. 

Die alten fchrieben immer mehr populär als ſcienti⸗ 
fiſch. Sie festen voraus, daß die Leſer fhon binläng« 
lich unterrichree wären. Sie Flaffifizieten alfo nicht or 
dentlich, und unterſchieden nicht ſattſam durch eigene 
und angemeſſene Charactere; folglich ſchrieben ſie nicht 
beſtimmt genug davon. [Hierher rechner Martini im An⸗ 
fang feines Exc. auch den Plin, in feiner Narurgefchichte.] 

Bon dem Edelftein glaubten die Alten, er habe. ci» 
nen Einfluß auf die Medizin. 


REN nid 
| Der Edelſtein ift ein von der Natur felbft gebildes 
ger Stein, der feine eigenthümliche fhöne hohe Farbe, 

Härte, Glanz, Feftigfeie und Glärte har. Manche 

find 3. B. ganz durchficheig, andre halb durchſichtig, 

u. ſ. w. Er wird mehrentheils in Fleinen Stuͤcken ge 

brochen, und muß folgende 3 Eigenſchaften haben. 

ı) eine ſehr ſchoͤne Farbe. 

2) eine beſondere Härte und Feſtigkeit, 

3) einen fEralenden Glanz, wenn er poliere ift. Dies 
fer hänge von der Härre ab, Wir Fönnen deswegen 
Bernftein niche hieher rechnen, es ift ein Pech: die 
Boralle ift eine Are von Pflanze: und das Porsel- 
lain ift auch Feine Gattung des Edelfteins, weil es 
erft durch die Kunſt gebilder werden muß. 41 

Unter den Farben werden die hohen friſchen Haupt⸗ 

farben, als recht weiß, ganz ſchwarz, auch gelb |, 

oder roth, ingleichen die Mifchungen in blau und grün, 
nebſt dem ſchoͤnen Caftanienbraun, und violer, für 
vorzia- 





De Gemmis et aliis Japidibus nobilioribus. 67 


vorzüglich ſchoͤn ‚gehalten. Hingegen. Krdfarbig, 
Braun, Salbegrau, und Dunkel find ſchlechter, und 
minder gefällig. 

Man muß in Anfehung der Härre einen Srein, der 
nicht ganz hart ift, nicht gleid) aus der Reihe der Edels 
fteine verrilgen, und einen andern blog, weil er bare if, 
‚bis zum größten Edelftein erhöhen. Es giebe gewiffe 
Steine, die ihrer fchönen Farbe wegen gut find, und 
doch die groͤßte Härte: nicht haben, Die Härte des Steins 
beftimme man fo: er muß 
1) das Glas fchneiden, und 
2) der Engliſchen Feile iwiderffehen;‘ In Beziehung 

auf den Glanz der Edelſteine, der eine Folge ihrer 
Haͤrte und Feſtigkeit iſt, muß bemerkt werden, daß 
ihn weder die zehrende Feuchtigkeit der Luft angreift, 
noch das anhaltende Meiben verminderr, 


Man har 3. Haupteintheilungen der Edelfteine zu 
bemerken; fie find: 
I. 1) pellusidae, helle, ganz durchſichtig. 
2) femipellucidae, halbdurchſichtig und 
3) opacae, dunkle, die Fein Eiche durchfallen laſſen. 
Eine andre Eintheilung entſtehet 
II, ©.) a varietate originis et naturae, woher die Härte 
entſtehe, ift die Unterfuchung der Phyſiker ;und 
Chymiſten. 
O) a varietate colorumy welche bey ihrer Erzeugung 
aus den beigemifchten Metallen entftehen, 

Wer nun den Hauprbegrif von den Gemmen haupr« 
fächlich von ihren Farben richtig gefaßt hat, wird fie bald 
von einander unrerfcheiden und Fennen lernen. 

in exemplis ſpectentur, wenn man eigentliche Origi⸗ 
nale vor fihhar, die von großen Kuͤnſtlern geſchnitten, 
und die angemeffenen Begriffe damit verbinden, Kine 


theoretiſche Beſchreibung iſt hier niche hinlaͤnglich: die 
E 2 an⸗ 


68 Part. I, Cap. III. 
anſchauende Kenntnis iſt und bleibe unendlich vorthrils 


bafter. 
$. 4 


Einige der febönften Edelfteine werden als angehäufs 
te Ehryftallifationen, in Maffen beyfammen gefunden, 
welche man nach Bergmännifcher Redensatt, Drufen 
zu nennen pflege. . ‚ 

Silices heiffen insgemein alle Steine, welche am 
Stahl geichlagen, Funken geben, und in dem Feuer zu 
Glaß fhmelzen, dahin vorzüglich der Quarz gehoͤt 

Cruftae, Schalen vder Rinden find der äußere Theil 
gewiller freyliegender Steine, auf dem die Erpftalldrus 
fen auffigen, oder.auch in ihrer innern Höhlung fie eins ° 
fchließen. Dergleichen Skeine find öfters härter, und 
haben das reinfte oder bellfte Waffer : dieß ift das 
Kunſtwort der Juwelirer, und bedeutet folhe Steine, 
welche den reinften Glanz haben, | ‚= & 
III. Eine andre Eintheilung, die aber bey unferm Vers 

faffer fehle, ift noch zu bemerfen. ‚Die Steine find | 
uarz⸗ oder GDlaßartige und Balkſteinartige, 
uff Sie gehöre für diejenigen, die im Bergwerfe 


arbeiten, oder für den tiefforfchenden Phyſiker, niche 
aber für den Antiquar. [Die gefchickteften alten Stein« 
fehneider haben gemeiniglich die feinften und durch⸗ 
fichtigften Steine ausgefuht. ©. Lorenz Natter 
in Traite de la methode antique de graver en pierres 
fines, compar&e avec la methode moderne, et expli- 
quer en diverfes planches, à Londres 1754. El, Fol. 
Bon diefem Maͤtter, dem aefchicfteften unter deni]ı 
deurfchen Steinfchneidern, (gebohren 1705. in der 
ſchwaͤbiſchen Neichsftade Biberach geftorben zr Pe—⸗ 
tersburg den 27. Oct. 1763.) feinen cbensumftänten, 
Arbeiten und Schriften giebt genaue Nachrichten Bits 
fbing in feinen gelehreen Abhandlungen und Nach-⸗ 
richten aus» und von Rußland, St, 1. ©, 207— 

‚220 











f 


De Gemmis et aliis lapidibus nobilioribus. 69 


220. und in feinem hichergehöriaen Werft Geſchichte 

„und Grundfäge der f[hönen Kuͤnſte und Wiffenfchaften 
im Grundriß. Zweytes Stuͤck, welches die Geſchichte 
und Grundſaͤtze der Steinſchneidekunſt enthaͤlt. Ham⸗ 
burg 1774. 8. ©.91—99.] 


&. 5 


Unter allen Edelfteinen ift der Diamant, oder viels 
leicht richtiger der Demant, für den vorzüglichften zu 
halten. Die Eigenfchaften deffelben find: 


ı) Durities, feine außerordentliche Härte, 
2) nitor, fein brennender Glanz, und 


3) pondus, fein vorzügliches Gewichte. Die muß rela- 
„tue nicht abfolute genommen werden, 3. B. wenn ein 
Smaragd und Demant von gleicher Größe gewogen 

werden, wird der Demant allemal das Uebergewicht 
behalten. 

[4.) Sein Leuchten bey der Nacht, und das Anziehen 
Ale Körper, wenn er durch Reiben warm gemacht 
wird 

Die Alten glaubten, der Demant wäre unauflöslich 
und Fönne nicht zerfchlagen werden: allein in den neu 
ern Zeiten har man entdeckt, daß der Demanf ſich dur 

Soße und heftige Hitze in Feuer gleichfam verzehre. Der 
an! Rosier *) har ſolches zuerft durch Werfuche bewie— 

fen: deutſche Chhmiker haben andere Verſuche angeftellt, 
und die Sache richrig befunden. Der Rubin hält das 

Feuer eher aus. Hierdurch wird die Meynung des Pli 
nius **) widerlege, welcher behaupter, daß die Härte 

€ 3 des 


) In Obfervations fur la Phyſique, fur PHiſtoire naturelle 
et fur 8 De 1772. in den Abhandlungen; für den Januar - 
und 

N) \HN. * 37. cap. 4. auch Seneca de conſtantia Sap. c. 
3. Ende] * er | 


7 Part. T. Cap. II, 


des Demants fo groß ſey, daß fie durch nichts koͤnne 
übermälriget werden. Durities inenarrabilis eſt, ſimul· 
que ignium victrix natura et numquam — 


Das Schneiden der Demante iſt ſehr ſchwer. Die 
Alten ſollen die Kunſt, ſie zu ſchneiden und zu polieren, 
nicht verſtanden haben. Erſt im ısren Jahrhundert 
fol man dieſe Kunſt erfunden haben. [Zuerfi fol fie 
1475 für Karl, den Testen Herzog von Burgumd vers 
fuhr worden ſeyn. ©. Traite des pierres gravdes, pae 
P. J. Mariette, a Paris, de P Imprimerie de auteur, 
1750, fol, L B.,©. 90.] 


Der Demant hat einen vorzuglichen Blany, aber 
Inach ſeiner gewöhnlichen oder erforderlichen Neinigfeit,] 
doch Feine eigentliche Farbe. Wenn eraber rechr gefchlife 
fen iſt, fo fpiele er mie verfchiedenen Karben. Kolglid 
ift er nicht eigentlich weiß, mie etwan Milch oder Schnee, 
ob ihn gleich einige den weißen Gattungen mit beyfügen. 

[Man har ihn fonft noch von fehr verfchiedenen Faro. 
ben. Der gelbfiche unreine, oder auch ſchwaͤrzliche und 
bräunliche har einen geringen Werth; um fo theuerer und 
feltener. aber ift er, wenn er ing Rofenrorhe, Blaue oder 
Grüne gefärbt ift. Bey allem dem kommt es hauptſaͤch⸗ 
lih auf feine Reinigkeit oder reines Waller, wie die 
Juwelier zu fagen pflegen, an, das heißt: daß er Feine 
Slimmern, Splitter , oder rübe eingemengre Schichten 
hat. Der Preiß der Demente iſt vor einigen Jahren bes 
ttächtiich gefallen. Doc fiheinen fie vom neuen in ih» 
rem Werrh fich jetzt um fo mehr zu erhöhen. — Man 
vergleiche auch, was Joh. de Kaet in feinem Werfchen, 
de gemmis et lapidibus libri II, quibus praemittitur Theo» 
phrafti liber de lapidibus, gr. ac lat, $eiden 1647. 8. ©. 
17-9. vom Demant umſtaͤndlich gefagt hat.) »., .. 

Ripfius in feinen Anmerfungen zum Seneca (de 
Conftant, c. 3.3 har angemerft, daß die Kennzeichen des |, 
Demants, wie fie Plinius beſchreibt, mis den Pin f 

nicht 





De Gemmis.et\aliis lapidibusmobilioribus. 7X 


nicht übereinftimmen %. An einem Orte ſagt dieſer: 
hircino tantum fanguine, eoque recenti, koͤnne er aufge⸗ 
loͤßt werden; und wieder an einem andern, der Demant 
würde in Goldgruben gefunden. Beydes paßt nicht auf 
un ern gegenwaͤrtigen Demant. Es muͤſſen folglich an⸗ 
dre Steine geweſen ſeyn, die er unter ſolchem Namen 
verſtehet. [Man ſehe auch Martini Excurs. ©, 147. f.J 
Unſre angebliche europaͤiſche Demante ſind wirklich 
eine Are von Duarz- Eryftall, aber viel haͤrter. r 
0 Die vorzüglichiten diefer Steinarten, kommen aus 
Ungatn und Böhmen, wo fie frey und unangewachlen, 
mit Spigen zu beyden Enden, in Fleinen Srüden auf 
einigen Feldern, haͤufig gefunden werden. Der ihnen 
beygelegte Name der Demante wird deswegen keinen 
Kenner verleiten, fie für ächte anzunehmen, fo vielfältig 
auch ein allzuoffenbarer Berrug, ben Unwiſſenden, damit 
gerrieben worden, An ſich find fie Quarzctyitallen, und 
haben gleiche oder etwas wenig mehrere Haͤrte: fie laſſen 
ſich ſaͤmmtlich feilen. 
Die wahren Demante find die Orientaliſchen. 
Eine befondere Gattung iſt 
Androdamas, der ſich blos durch die Außerliche Ferbe 
unterſcheidet. Man brauchte ihn zu Ringen und Hals⸗ 
baͤndern, doch nicht gefhnitten , fondern gefchliffen. 
—* Jac. Scheuchzer in difput, de Androdamante, 
der fih dadurch ben dem gelehrten Cuper einen großen 
Ruhm erwarb, [Bam Androdamas der Alten ſiehe Sal⸗ 
maſius inPlinianis exercitatt, S. 398 wo er unter andern 
ſchreibt; Androdamas certe genus haematitis pondere et 
duritiainfigne, fed ferrei coloris. Necalium puto andro- 
‚damanteın veteribus fuiffe cognitum, Hinc vim’adanian- 
tis habere propter inuictam duritiem feribit ibidem Plinius 
naͤml. H. N, libr. 36, cap. 20, fe. 38. — . Salmef. 
PRMAUR ©. 774 — Unter dem Namen Androdas 
- PE: 43 ummantat 3 mas 


2 [© * Cheifi in ‚ Mufeo Richteriano S. Sp" 


7? er a yaazn ‚Bart. J. Cap. III, y 


mas werden indem Mineralogifchen Syſtemen drey Here 
ſchiedene Steinarten angegeben: 1) ein durchſichtiger 
Kalchfpar; von welchem Scheuchzer feine Abhandlung 
gefchrieben: 2) der von dem Staliener Pini neuerlich) 
entdedse ‚Felöfpat,. welcher die Adularia oder der 
Mondfkein genennet wird, und höchftwahrfcheinlich 
derjenige Stein ift, welchen Plinius unter Afteria, Aſtrios 
oder Androdanaas, und Theophraft unter Argos UmoAosıdns 
gemeint haben : 3) hat als ein angeblicher Stein den Nas 
men Androdamas die verhärtere Enorpelarrige Maffe - 
andem Schloß einiger Schaalenthiere, und am vorzügs 
lichſten das von der großen orientaliſchen Perlenmutter⸗ 
muſchel, (Mytilus margaritiferus] erhalten. Dieſe Maſ⸗ 
fe nimmt eine teefliche Politut an, und hat eine den Spies 
ge der. Pfauenfedern naͤchſte ähnliche fpielende Farbe, 
Es werden auch noch die herrlichfien Kunftgeräche daraus 
verfertiget, oder vielmehr davon aus Eleinen Stuͤckchen 
sufammengefegt, Bey aller Haͤrte aber ift es Feine Steins 
arf, da er auch mie dem Meffer kann gefchnirten werden; 
fondern. eine Hornartige Subftanz. Linne hat fie unter 
dem Namen Androdamas in feinem Naturſyſtem verzeichs 
net, Man mufte lange, in Indien niche, woher diefe 
Mafle ihren Urſprung hat . .10.. 
In der Sammlung des Milord Bedford; fol ein 
ächter gefchnicrener Demant feym Er ſoll nicht aͤchter 
Demant ſeyn. ſ. Martini Excurs ©. 149.] | ; 
In Lipperts Sammlung oder Daktnliorhek befindet 
ſich ein Abdru von diefem Stein. Im zten Taufend 
ift es. das. 387ſte Stuͤck. [Befchrieben Seite 116.) j 
Goguet und Mariette geben vor, Ludwig von 
Berghen *)-habe die Kunft den Demant zu- bearbeiten, 
vor nicht völlig 300 Syahren erfunden: allein Gorlaeus und 
‘andere behaupten Giacamo von Trezzo habe den erften ges 
Bi: fehnitren. 


*) Element Birague ſchreibt Buͤſching an dem gleich anzufühe ⸗ 
renden Ort. ] | ei 





De Gemmis et aliis Iapidibus Nobilioribur. 73 


fhnirten. — Lorenz Magslotti, ein gewiſſer Graf, 
behauptet: es wäre ein geichnittener Demant fchon vor 
Langen Zeiten zu Konftantina in Numidien gefunden 
worden; — Biel hat hiervon gefagt D. Buͤſching in 
der Geſchichte und Grundfägen der fchönen Kuͤnſte und 
Wiſſenſchaften, [zten St. ©. 7. fJ 
Man hat weiffen Sapphir mie eingefchnirtenen Fis 
guren: dieſes muß man wiffen, daß man ihn mit dem 
Demant nicht verwechfele, oder fich hintergehen laſſe. 
"Das —————— die Demante zu Hals⸗ 
und Armbaͤndern. 
Auch die bulla⸗ aureas, welche junge Herrn biswei⸗ 
len erhielten, ſchmuͤckte man damit. 
Der Kaiſer Heliogabalus trug an feinen Schuhen 
Demante: man nennte ihn deswegen ſpottweiſe eine Frau— 
Man pflegte auch Trinfgefchirre daraus zu machen, 
Dies gibt Anlas zu dem Schluß, daß die Alten etwas 
anders darunter müflen verftanden haben... Man müßte 
denn annehmen, daß fie nur damit wären beſezt worden, 
Die groͤßten Demante find: 
1) Der gelbe Braſi lianiſche in Portugall. 
2) Derjenige in der [vormaligen] Franzöfifhen Koͤ⸗ 
nigskrone, ordentl. Pitt, oder regeant genennt; und 
3) noch ein andrer in der Slorentinifchen Krone. 
Auch in Holland ift vor einiger Zeit einer von der 
Ruſſiſchen Kaiferin erkauft worden, und befinder ſich in 
dem Scepter diefer Monardin. 


J 


5. 6. 


Der crAtau ſoder eigentlich Quarzeryſtall] iſt 
ſehr helle und ſchoͤn durchſichtig ohne eigentliche Farbe. 

Der Opal, wenn er weiß iſt, iſt nur halb durchſi ch⸗ 
tig, und gleicht einer Milch, die etwas ins blaue faͤllt. 


Aferia hät eine blaulichte. ſpielende Flaͤche, und 
— dem Opal nahe. 


5 Pan- 


3 il Part, I Cap. II. 


." Pangonios ift eine Spezies des Cryſtalls. Er fiche 

wie ein Cryſtall, ift aber nicht länger als ein Finger, 
und hat viele Ecken; wovon er aus der griechifchen Spra⸗ 
ehe den Damen hart. [Es ift ung noch niche hinreichend 
befannt, was die Alten unter diefer Steinatt verftanden 
haben. Wahrfcheinlich ift es dem Namen nach eine une 
angewachfene freyliegende Quarzfryftalle, welche auf bey» 
den Seiten ihre fechsfeitige Spigen und fomit viele Wins 
keln hat. ] 

Der Erpftall hat ordentlih 6 Eden; der Dan- 
gonios aber har deren viele: der Opal ift oftmals auch 
zund, und unrerfcheider fi noch durch die Farbe. [Dder 
vielmehr: der Opal wird gemöhnlidy gerundet, oder oval 
gefchnitten und poliert. Er zeige nach verfchiedener 
Richtung gegen das ticht gehalten verfchiedene Farben. Der 
vorzuͤglichſte ift der edle Opal, opalus nobilis oder Pae- 
derota, *) welcher halböurchfichtig ift, und gegen das 
Sicht gehalten indie erhabenften und mannichfaltigften Far⸗ 
Ben, befonders ins Grüne, Rothe und Blaue fpieler. 
Er wird zum Unrerfchied und wegen feines Werths der 
Orientslifche genennt ; aber Feinesweges in Dftindien, 
fondern in Ungarn und auf den Carparhen gefunden.) 


$ 7 | 


.. . Cryfallus, der Berg: Cryſtall oder Quarz⸗ Cry 
ftall * hat Feine eigentliche Farbe. ‚Das Wort bedeurer 
Eis. Die Alten bilderen fih ein, er entfiände aus 
dem feinften und reinften gefrornen Schnee-Waffer, und 
gaben ihm deswegen folchen Damen... Man vergleiche 
Salmafı in exerecitt, Plin. ©, 143 ff. und 768. ff, Plin . 
H. N. 37. fedt. 9.] 

| In 


) [Mzideous , propter’eximiam gratiam ſagt Plin B.37. ©. 
22. f. Zeune zu Chrifts Abhandlungen zc. ©. 267:] 
) (S. Martini Excurs ©. 160, f.] Au 





De Cemmii et alii⸗ lapidibus nobilioribus. 7% 


In den Alpen und Pyrenaͤen werden noch die ſchoͤn⸗ 
fien und größten Eryftalle vom außerordenrlichen Ges 
wicht gefunden. ' Dieß wußten auch fchon die Alten, 
Denn man finder bey den Alten Nachricht von verfchiee 
denen großen Eryftallen, z. E. die Kaiferin Livia fol 
einen Ernftal von 50 Pfund auf das Kapirolium vers 
ehret haben, Ueberhaupt ift hierbey zu merken, daß die 
Alten die Tempel mit den größten Koftbarfeiren zu bee 
fohenfen pflegten. Dieß gefchahe 5. B. von Feldherrn, 
die aus Feldzuͤgen als Sieger mir Beute zurücfehreen. 
— In den Klöftern der römifchen Kirche, befonders in 
CLoretto, find die größten Edelfteine und Schäge von 
Koſtbarkeiten. 

Heut zu Tage bringt man dergleichen große Sachen 
in die Kabinetter. Xenocrates bat wo angemerkt, er 
habe eine amphoram, d. i. ein großes Gefäß von Cry⸗ 
fall gefehen, worein etliche Kannen gegangen, | 


. & 


Man brauchte den Eryftall vorzüglich gern zu Trink⸗ 
gefaͤßen, hauprfächlich zu Fleinen Schaalen. Speton, 
im Leben des K.Mero Kap. 14. ſagt von ihm, er habe 
zwey Trinfgefchirre gratiflimi vfus gehabt, welche aug 
Cryſtall verfertigee waren. Die Figuren, die man date 
auf gegraben harte, waren erhaben und ftellten Begeben⸗ 
heiten aus Homers Gedichten vor, weswegen er fie fcy« 
phos Hömerios nannre, ie waren nicht fcalpti, d. is 
tief gegraben, fondern caclati, erhoben gearbeitet, S. 
Manutii Quaefita per epifl, Libr, Il. Epill. 9. wo der 
Unterſchied deutlich erkläre wird, 


Man machte ferner trullas daraus, d. i. Schöpffele 
len oder Löffel, womit man ſchoͤpfen konnte: fonderlich 
den Wein aus dem großen Weingefäß, crater genannt, 
worein die Alten, in Ermangelung der Bouteillen, Wein aus 
den Faͤßern ließen, und ihn ſo hinſtellten. Der König Ans 

tiochus 


76 Xart. I Cup. IL, 


tiochus ſoll eine ſolche trullam gehabt haben, und zwar 
aus einem einzigen Edelſteine. Vermuthlich iſt es Cry⸗ 
ſtall geweſen. Plinius meldet, daß zu ſeiner Zeit eine 
dergleichen Schoͤpfkelle vor 150,000 Seſtertien wäre 
gekauft worden, welches am Werthe sooo Thaler bes 
traͤgt. Er nenne diefen Kauf furorem. Bisweilen 
brauchte man den Cryſtall zu Ringen; fie wurden viels 
leicht wie die Brillanten bey ung eingefaßt; auch zu Bag» 
reliefarbeiren. — Auch die Steine oder Würfel im 
gewöhnlichen Spiele der XII. feruporum, waren von 
Cryſtall. 


pila eryfallina, mußte rund polirt ſeyn, wenn er 
brennen ſollte. Ariffopbanes meldet: ein Bauer habe 
mit einer folchen pila eryflallina, die unftreirig wie dag 
Brennglas gefchliffen und poliert war, feine Schuld aus; 
Töfchen wollen. 


Mir einem ähnlichen entzündeten Feuer wurde zu 
Kom ignis perpetuus der Beftalinnen alle Jahre am rfen 
Merz angezünder,. damit es nicht ausloͤſchen durfte. 
[Del fuoco di Veſta Raggionamento del Signor Laigi Cac- 
cianemiei ‚Paleani. Baſſano 1794. med. 8. doch gründli- 
cher ſoll folgende Abhandlung feyn: Witteri difl. mathe- 
matica de peculiari fpeculorum caufticorum genere, guo 
virgines quoudam Veſtales ſunt vfae; in Hiflor, et com- 
mentatt. acad, elect. feientiarum et elegant, litter, Theo- 
dor, Palatinae,. vol. IV, phyfic. Manheim 1780, 4. ar. 
10. Die Stellen der Alten, und Erflärungen des Scar 
figers und Sipfiug werden angeführse und geprüft. Don 
der Art jenes ausgelöfchten und durch die Sonnenftrahlen 
wieder anzuzündenden Feuers find Hauprftellen beym Plu⸗ 
tarch im Leben des Numa, im gren Kap. und beym Se= 
ſtus im Wort ignis,] 

Die Schwelgerey der Römer ftieg auch hierinne auf 


den hoͤchſten Grad, und fie bezahlten rafende Summen 
für 











De Gemmis et aliis lapidibus nobilioribur, 77 


für dergleichen Cryſtallgefaͤße )Y. Folgendes Beyſpiel 
kann zum Beweis dienen, ° Der Kaifer Auguſt wurde 
von dem Vedius Pollio zu Gafte geberen-, und: diefer 
lies aus Eitelkeit lauter cryſtallene Gefäße auffegen. 
| Ein Sflave zerbrach beym Auftragen ein folches 
Glas, und fein Herr wollte ihn deswegen fogleich zue 
Strafe imeinen Teich werfen, und da von den Müränen, 
die dafelbft gefürrere wurden ‚ aufzehren läffen.: + Dee 
Unglücliche nahm feine Zufluchr zum Auguft, der ihm 
das Leben fchenfte, und zugleich alle erpftallene Gefäße des 
Pollio zerbrechen bieß *). Pollio achtere und rächte 
ſolchen großen Berluft nicht, fondern fezte den Auguſt 
zum Erben feines ſehr berrächtlichen Vermögens’ ein, ; 


6. 9. 


Der Opal iſt nur halb durchſichtig, und hat eine 

Art von Milchfarbe, die. bald ins blaͤuliche, bald ing 

sgrünliche, nach Art des Regenbogens fpiell. S. Ma- 

riette, Band I. ©. 175. Plinius B. XXXVIL. Kap. 

‚6. fagt;  opali in pretiofiffina gemmarum gloria com- 

pofiti. re 

Die Dpale find nicht gefchnirfen worden: wenigs 

ſtens finden ſich in den größten Daftyliorhefen Feine Gem⸗ 
men diefer Arc. 

Afteria gehört auch hicher, weil in deffen Mitte, 

wenn er rund oder oval gewölbt gefpliffen worden, ein 

kleiner 

*) [Sie wurden auch bisweilen vitrea genannt. Von dem Wer⸗ 

the und Achtung dergleichen Gefäße handelt Conyers Middle⸗ 

ton in feinem gel Werke: Germana quarcamı anfıiquiratis 

monumenta etc. London 1745. 4: ©. 52. ff.‘ Man ehe 

auch Phil Buonarotti Obiervaz. ſopra alc. framment, 

di vati antichi di vetro, ornati di figure. Florenz 1716. 


Fol.) k 

») [f. Seneca de ira III. Kap. 40. Plin H. N. IX. 23. Dio 
Caffius BD 51. Kav. 2;. ıffer Band, &. 7:2. f. nad der , 
Ausgabe des Reimars, deſſen Noten hiebey nachzuleſen find.) 


78 art. lu Cap. III. 


Feiner Etral oder Pünfrgen, wie ein Sterngen, (aries 
chiſch zsne)iift, und ſeht helle glaͤnzt: wovon aud) der 
Name des Steins — wird. 

ı mi / 2: $- 19. 
AUnſer Verfaſſer rechner die Topafen mit zur gruͤ⸗ 
ten Gattung von Edelfteinen: allein ohne Grund, 
Plinius (H. N. 37. Kap. 8.) muß ihn verführt haben, 
Der fie freylich mit daruncer sähle U zum 14 $. Na 
vierte be L ©.168.] 

5. II. 

Plinius ſetzt den Smaragd gleich nach den Demant. 
Er hat, wenn er vollkommen iſt, fo eine grüne Farbe, 
die der Farbe der fchönften gruͤnen Wiefe gleich fommt, 
und iſt dabey doch durchfichrig, ohne in andre Farben zu 
fpiefen, man mag ihn in die Sonne halten, wenden, 
und drehen, wie man will. IS. Dlin H.N. 37. Kap, 
5. ©. 774. ff. Salmaſius in Plin. exercitatt, ©. 137. 
ff. befonders vom Ehalcedonier, ©. 244. 778: ff. 
Chriſts Anmerf. S. 268 und 271. mir der Zeunifchen 
More. Zaet de gemmis et lapid. J. B. 8.Rap. S. 33. ff. 
Buͤſching ama. D.©.9.f. Martini Excurs ©. 152 f. 
und die dafelbft angeführren Brüfmann und Hi ] 

Ein gewiſſer König in Babylen fol einem König 
in Egypten einen Smaragd von 4. Ellen lang, und 3. 
Ellen breit geſchenkt haben, wie Dlinius berichte. Dies 
fer führe noch erliche andre Benfpiele an, die Faum glaubs 
lich find. Hiftor. Nat. Libr, XXXVII. c. 5. fedt. 19. Als 
fein es mag hier heißen, fit fides penes audtorem. [Wahrs 
fheinlich waren diefe angebliche große Smaragde, Chry⸗ 
foprafe, welche man noch in fehr berrächtlicher Größe 
hat, und öfters auch eine hochgruͤne Farbe haben.] 

Sm Klofter der Abrey Meichenau am Bodenfee will 
der Meifebefchreiber Kapßler einen gefehen haben, der 


einen Fuß lang gewefen: aber. andre verfiändige — 
agen 





De Gemmis et aliis lapidibus nobilioribus, 79 


ſagen, daß es nur ein fchöner kuͤnſtlicher Glasfluß fey. 
[Die vom Strabo fo ſehr geruͤhmten Smaragde find 
dem Herrn v. Deltbeim ein gruͤner Flußfparh.] 

Der gelchree Naturforſcher und Merallurgift, Here 
won Born, hat in den Anmerfungen über die Briefe 
des Herrn Andreaͤ ebenfalls. die lezrere Meinung vorge» 
tragens » [Herr U. F. von. Veltheim in feinem Auffage 
über die jegigen Reformen in der Mineralogie $. 63. und 
in feinem Erwas über Memnons Bildfäule, Neros Sma⸗ 
ragd. 2. S. 17— 35. behaupten, daß die Alten unſern 
Smaragd nie gekannt haben, daß es unfer Aquamarin, 
‚oder ein etwas dunkel gefärbrer Berg fey. Bon Ne» 
ro's Smaragd führe er wiele Schriften an. Man fehe 
auch von ihm Salmaſ. Plin, exereitt, ©. 142.) 


Vom Chalcedonier *). 


| Chrift und Büfching fagen, der Chalcedonier 
fen weis und durchfichtig., doch nicht völlig klar und 
feine Milchfarbe fpieleing blaue. Er fey folglich eine 
Are feiner Achaten. Auch Mariette hege diefe Mey« 
nung. Unſer Verfaſſer, der den Plinius befolgt, irret 
hier. Man darf nur die Plinianifche Stelle hierbey nache 
leſen und vergleichen B. XXXVIL Kap. 5. Der Name 
des Steing ſtammt von der Stadt Chalcedon in Kleine 
afien. Die Alten follen ihn nicht fonderlich geachtet, 
und blos zum Schmud der Trinfgefäße und Schuͤſſeln 
‚gebraucht haben. Allein es werden in Daftnliorhefen 
immer gefchnittene Chalcedonier gefunden, welche die 
vorige Meynung widerlegen. Chriſt und Mariette 
zeigen viel folche Gemmen an. Der Smaragd wurde 
vieleicht erft blos gefchliffen zu Ringen, Gefäßen und 

andern 


 [S. Wartini Ercurs. &. 162. f. Mariette 1. ©. 186. 
Salmafius am angef- Dirt. Kaet de gemmis J. B. 21 Kap 


©, 76. fl 


Ro : Aukıe Part, I, . Cap. IL, 


andern koſtbaren Sachen gebraucht: Auch wurden ſchoͤ⸗ 
ne Gefaͤße und Halsbänder-mit dergleichen Steinen be- 
ſezt. Der Stein ift ſchwer zu bearbeiten, und die Alten 
ſchnitten ihn nicht, wenigſtens nur felten. Unſer Vers 
faſſer iſt von dem Plinius hier hintergangen worden, der 
an einem Orte IXXVII.c. 5. S. 477.] ſagt: decreto 
hominum ſwaragdis parcitur, und im 37. Buche im er- 
ſten Kap. dargegen behauptet, daß er geſchnitten wuͤrde. 
Chriſt (S. 271.) verſichert ſelbſt, Perſiſche Figuren von 
Smaragd geſehen zu haben. Und geſchnittene Smarag⸗ 
de werden in Dactyliorheca Smithiana n. 45. und 98. int 
Mufto Odeccalco, T. 1. c. 29. in den Pierres gravees du 
Monfeign. le Duc, d’Orlsans gefunden. Der Ring des 
Tyrannen Polykrates fol ein Smaragd geweſen feyn *)- 
Die Stelle des Plinius: H.N. 37. Kap. 5. Sect. 16.fcal- 
pentibus gemmas non alia -gratior otulorurn refedio, ift 
fo zu verftehen. Wenn die Alten Steine geſchnitten 
hatten, pflegten fie folhe Smaragde neben fich liegen zu 
‘haben, die fie berrachreren, um das Auge dadurch zu 
‚Stärken, welches den Glanz oder Schatten der bearbei— 
teten Steine nicht auf lange Zeit aushalten Fann. — 
‚Maler, die viel arbeiten, haben immer einen grünen 
Schirm vor, oder ein folches Tuch neben fich Tiegen, 


ge 


Berylius **) kommt aus Indien, doch wird er auch | 
in Europa gefunden, und man fchäzr diefen oft mehr und 
höher als jenen. Er ift der fo genannte orientaliihe ) 
Syacinth, und bat Meergruͤne Farbe: daher heift er 

aqua 

) [f. Herodots tes B. 4r Kay. und dafelbft Weſſelings Note 
©. 217. unten zum $. 16, 3.] ’ J 
» [S. Martini Exeurs S. 159. f. und 165. f. Salmaſius 

Exercitt. Plin. 399. 778. ff. two auch von Chryſoberyllen und 

Chryſopraſen gehandelt wird, Chrift Adhandl. S. 258. Laet 

de gemmis Kap. 9, und 10. ©. 42: ff.) 


















De Gemmis et aliis lapidibus obilioribus. si 


aqua Marina, franzöfifch aigue marine, Diefer Stein 
murde gefchnirten, ob es Chriſt gfeich bezweifeln wollte. 
Mariette hat in feiner Sammlung gefchnittene Steine 
dieſer Art angeführt, B.1.©. 167.168. Auch der Engs 
länder, $ord Dunkannon befize einen fich falbenden 
Kämpfer von Caaͤius in Beryll geſchnitten, und ſteht 
in des Bracci Commentar. de Scalptoribus T. I; | 
Wenn ein beryllus bfaffer grün war, hieß er chry- 
oberpllus, [Dlin H. N. 37. Kap. 6. S. 776.7 weil ee: 
erwas ing Öoldgelbe ſpielte: ehryfofmaragdus heiße ex 
‚wenn er grünlicher iſt, und wenig ins Gelbe mit fpielt; 
chryfopraft, fpielen ing blaffefte grünliche und gold⸗ 
gelbe. Steine diefer drey leztern Gartungen von Künft« 
lern bearbeitee, hat der Herr Martini nirgends wo ers 
waͤhnt gefunden. [fr auch Martini Excurs ©. 161. f,} 
—* | 
§. 134 
Die Steine, welcheprafi heißen, nennt man deutſch 
Smaragdprafe, der $raliener nennt fie prafmıa, der Frans 
zoſe prime oder preſine d’Emeraude, _ Er kommt dent 
Grünen der Zwiebel oder des Knoblauchs fehr nahe: .und 
Diefe Farbe ift der Grund der Benennung diefes Sreings 
Man hat viele Figuren hineingeſchnitten, woraus, ihre 
Achtung und Werth erhellet. Gorlaͤus in Dadyliorh. und 
Miarierte B. J. ©, 166, 167, 173, führen Beyſpie 
e ans 
> ud §. 14 
Die Topaſen ſollen ein ſehr blaßgruͤner Edelſtein 
eyn; Allein dieſes hat keinen Grund, wie bereits oben 
ezeigt worden. Die jezt ſo genannten Topaſen ſehen 
elb: die Böhmifchen braͤunlicher, die Saͤchſiſchen 
blaßer. Harduin und Buͤſching [auch J. Reinbs 
LHorſter] glauben, der Tovas der Alten ſey unfer 
Chryſolith, und was wir Chryfolith nennen, waͤren 
8 die 


8: Part. I. Cap. III. 


die Zopafen der Alten, Vermuthlich der Farbe wegen 
waren diefe Steine bey den Kömern in feiner Achtung *). 


Die vorhergebende Anmerkung fol nun lehren, was 
fchon gefagt worden ift, und noch mehr beftätigen, daß 
Plinius andre Begriffe bey dem Namen feiner Edelfteine 
hatte, als die heutigen Künftler und Juwelirer dabey 
hegen. Wir thun wahrſcheinlich am beften, wenn wir 
Die jezt üblihe Sprache führen, um Perfonen unfers 
Zeitalters zu verfiehen, und ihnen verftändlich zu werden, 


$. 15. 
Handelt von den blauen Kdelfteinen. 


1) Sappbir ift fhön bimmelblau und durchfichtig. 
Unfer Berfaffer fage, er habe gleihfam golöne 
Eterngen oder Pünftgen, weswegen er mit dem 
geftirneen Himmel verglichen würde. Plinius 
[H. N. 37. B. 9. Kap.] ift auch diefer Meynung. 
Allein unfre heutigen Juwelirer finden dergleichen 
Puͤnktgen nicht. Es muß alfo Dlinius eine andre 
Gattung von Stein verftehen, als was wir einen 
fhönen himmelblauen orientalifchen Sapphire nennen, 
Dieß hat Harduin in feinen Anmerfungen zur Plie 
nianifchen Stelle, und Mariette [ı B. 167 f. ©.] 
behauprer. [Mein gelehrter Freund, dem ich in diefem 
Kapitel manche mineralogifhe Werbefferungen des 
Martinifchen Tertes zu verdanfen habe, merfte bey 

dieſer Stelle folgendes an: „Wahrſcheinlich ift der 
Sappbir der Alten unfer Lapis Lazuli, welcher 

einges 
e) [&. Plin HN. 37. Kap. 8. fell. 32. ©.781. Bruͤckmann 
Kap. 11. S. 124. f. Martini Ercurs. ©. 155. f. Laet de 
gemmis Kap. It. ©. 46. ff. und Kap. ı2, vom Ebryfolich 
der Alten und dem Topas der Neuern. 73.:Reinb. Sorfter 
de Byffo antiquorum, (London 1776. 8.) im Anhang, & 
117. ff. Nach des legtern Meynung war der alte Topas 
grünl, und dem Glas ähnlich, (vixens et vitro Amilis.) ] 








4 


De Gemmis et alüis lapidibus nobzlioribus. 83 


eingemengten Schwefel» oder Kupferfies enthaͤlt, wel 
chen man fonften für Goldförner gehalten har. Er 
ift überdieß zu feinem Schnitt der Gemmen, wie Pi 
nius angegeben, zu weich, und es wurden nut rohe 

Figuren ohne viele Kunft darinnen eingegraben. — 
Daß der Sapphir der Alten unfer Lapis Lazuli fey, 
har Herr Hofrarh Beckmann in feiner Gefchichte der 
Erfindungen Th, 3. ©. 182 ff. umftändlich gezeigt. ] 


Diefer Stein ift nicht gefhnirten worden, ja 
zum Echneiden ganz untauglich geweſen. Mariette 
mache noch diefe Anmerfung, daß der Sapphir feine 
Farbe bisweilen verliere, und ganz weis wie Demane 
fehe, welches man bemerken muß, um nicht hintere 
gangen zu werden. 


2) Cyanus, ein ſchoͤner hellblauer reiner und durchſichti⸗ 
ger Stein, und vermuthlich der, den unfre Juweliers 
überhaupt Sapphir nennen; wie Harduin in feinen 
Anmerkungen zum Plinius vermurber *). Der Aus- 
druck ift auch in der Bedeutung gebräuchlih, daß er 
eine fhöne Blume — Man findet nicht, daß 

2 die 


*) [S. Plin. H, N. 37. Kap. 9. Sect. 38 f. CLaet de gemm. 
I. cap. 26. handelt von diefem Cyanus, und glaubt mit 
mehrern, daß es unier Zapis Aasuli fey: (Auch fo Hill in 
feinen Noten zu Thsophraft von den Steinen, nach der Nürns 
berg. Ausgabe, ©. :28 ) Aaet bemerkt aber, man dürfe 
cyaneum colorem, welche aus dem Lapis LCLazuli gemacht 
werde, nicht mit dem Edeiftein Cyanus verwechſeln: wie ber 
reits Plinius gethan. Diefen bar aber don Salmafius in 
Exerc. Plin. ©. 142. tiderlegt, und vom Cyanus weitlauf⸗ 
tig gehandelt Aus dieiem Stein, welcher aus dem Geſchlech⸗ 
te der Sapphire fey. aber fo. daß Sapphit und Cyanus zwey 
verichtedene Steine geweſen, made man, nad Hills Anmer« 
kung, die ſchoͤne blaue Farbe, welche die Maler Ultramarit 
nennen. Man kann andy Schneider in feinen Anınerk. über 
den Anacreon S 24% ff. nachleſen, wo er von Cyanus, ale 
Stein, und als Farbe gelehrt handsit. ] 


# 


= 


84 Part, L Cap II. 


die Alten diefen Stein gefchnisten haben : wenigſtens 
find ſolche Gemmen nicht gefunden worden. 


3. Der Amecbyft *) iſt von zweyerley Farben. Der 
ſchoͤnſte Amerikaniſche iſt violetblauz der Orientaliſche 
fält ins: purpurrotbe. Beyde Arten find durchſich⸗ 
tig.. Die Alten *) bildeten fich ein, er ſey das ſtaͤrk⸗ 

fe Berwahrungsmitrel wider die Trunkenheit, und hat 
wirflic daher feine Benennung erhalten. _ Plinius 

ſagt von dieſen Steinen, daß fie zum Echneiden una 
gemein tauglich wären. (fealpturis faciles) und Kips 

pert hat behanprer, daß die alten Steinſchneider zu 
ihren Lieblingsfiguren gern Amethyſten genommen h haͤt⸗ 

ten. — Lippert gab eine Sammlung von Absrüfe 
Een in einer weiffen und fehr zarten Maffe von dets 

. gleichen. Gemmen 3000 Stück an der Zahl heraus. 
Der Prof. Chriſt machte zu den erften 2000 Stüden 
den’ Kommentar: allein dieſe Arbeir gefiel Lipperten 
nit, und nad) deffen Tode mahre Herr Hofrarh 
„Heyne den Kommentar über das dritte Taufend. Nach 
der Zeit fehrieb Lippert feloft eine rrefliche Dakthliothek 
in deurfcher — in 2 Quartbaͤnden. Der ıjte 
Band, welcher in 2 Abtheilungen das myrhologis 

ſche Zaufend, (in rcos Nummern,) und dag hiftotie 

„ "fche Zaufend (in 1095 Rum.) Liefert, erſchien 1767. 

der zre Band oder Suplement, (in 1049 Abdr.) Leip⸗ 

zig 1776. gr. 4. Hieher Fönnen wir noch rechnen den 

Amerbyftenprss ***), den unfer Berfaffer nicht er⸗ 

waͤhnt har. Es iſt cin dunfler Stein, worein die 

Alten Figuren geſchnitten: wovon Mariette Beyſpie⸗ 

le anfuͤhrt. 

| 4) var 


*) [©. Martini Exeurs. ©. 157. fir Kaet de gemmis I 5 
80,024) 

en Plin. H. N. 3 37.0. 

2, Mmeriete 1 8. ©. 173.] 





De Gemmis et aliis Iapidihus nobilioribut. 85 


4) Apacintb ift ein bochrorber Stein, der in die Eis 
sroneniarbe fpieles fein Feuer iſt ſehr lebhaft. Buͤ⸗ 
fehing ſagt, man weiß nicht, unfer was vor einem 
Mamen er bey den Alten vorkoͤmmt. Folglich muß 

der neuerlich fogenannte Hyacinrh *) mit der Alcen ih» 

” rem nicht verwechfele werden, welcher eine helle Bios 
lerfarbe harce und. alfo eine Art von Amerbyft war, 
Und Chriſt fehreiber #9): Gelb und durchſichtig 
ift der neuerlich fogenannte Hyacinth. Jenem kann 
man eher beyrreren, als diefen. Man Fann alfo nicht 
‚einfehen, warum diefer Stein unter die blauen gerech⸗ 
net worden. Unſer Berfaffer fcheine dem Plinius 
zu blind gefolge zu feyn. 


$. 16 
enthält die Gattungen der rothen Edelſteine. 


1) Unſer Verfaſſer ſagt, der Sarder ſey roth: andre 
behaupten, er ſey halbroth: und wieder andre: er 
ſey roth, doch falle ſeine Farbe ins hellgoldglaͤnzende. 
Er war leicht zu bearbeiten, und wurde von Kuͤnſtlern 
gebraucht *). Beſonders trug man ihn in Siegel⸗ 
ringen. Gorlaeus und andre haben ſolche Steine 
gehabt. Er Heiße Franzoͤſiſch Sardoine, und ſoll von 
der Inſel Sardinien, wo er zuerſt gefunden worden, 
den Namen haben. (Man nennt auch den blaſſen ing 

53 Gelbe 


*) join * Bruͤckmann glauben, dieſer ſey der Lyneurius der 

ten. 

**) [S. 268. vergleiche Plin. 37. Kap. 9. Seet. 40. und das 
ſelbſt Harduins Note ©.783. Salmaſius exercitt. Plin. S. 
268. 283. 779. 860 ff. 865.10. CLaet de gemmis I. Kap. 
6. ©.27 ff Martini Ercurs S. 253. nah Bruͤckmann] 

*x) [Bon diejem und den folgenden handelt Martini im Exc. 
©. 163 ff. genauer „ befonders nach Bruͤckmann. Auch f. 
Buͤſching S, 13 ff. Caet J. carı 16. S. 60 ff. Chriſt 
©. 258. 272. — O. S. 128. Re vom Sarda⸗ 
hat 8. 92:] - -— ui: 


36 Part, I, Cap. III. 


Gelbliche fallenden Earneol, Sarder. Bey den neu- 
ern Mineralogen wird Sarder der Ztephans⸗Stein, 
(Gemma diui Stephani) genennt, Er ift bald von blaf- 
fer Sarbe, bald milchweiß, oder auch braͤunlich, und 
hat bey allen diefen und mehrern Veränderungen der 
Farbe allezeit blurrorhe Punkte oder Tropfen.] 


2) Carneol ift roch, aber nur halbdurchfichtig, und 
pflege ordentlich wie rohes oder frifchgefchnittenes 
Sleifch zu fehen. [Bon je hoͤherem Roth, der Farbe, 
er iſt, die theils dem des Blutes, theils dem des ro« 
then Siegellacfs gleicher, defto mehr wird er gefchägr. 
Einige fallen au ins Gelbe, andere ins Roſenrothe. 

Franzoͤſiſch heiße der Carneol Cornaline.] 


Natter *), ein deurfher Künftler, hat behaup⸗ 
set, die Alten hätten das Geheimnis gehabt, ihn helle 
und durchfichtig zu machen, Heut zu Tage hat man 
daffelbe niche mehr. Man brauchte fie zu riefgegrabe- 
nen Arbeiten fo wie die Onyche oder Achatonyche zu 
erkobenen Arbeiten am häufigften, wie Mariette an» 
gemerfer hat, Band J. ©. 86 f. 182— 186. 

3) Onyr, iſt ein undurchfichtiger Stein: durch feine 
meisliche Oberfläche leuchtet die drunter liegende und 
rörhliche Maffe, wie das Sleifch durch den menſchli— 
chen Nagel (dyv&) auf eine feine Are hervor. — Das 
son har er auch die griechifche Benennung, Wenn 
der Onyx gut polire-ift, fpienele er fehr fhön. Er 
laͤßt ſich leichte und wohl bearbeiten, und die alten 
Künftler brauchten ihn gern zu Bameen. Wennman 
Steine von 2 oder 3 Schichten oder Lagen über ein« 
ander liegen fand, wovon die oderfte Erufte weislich 
war, und die unterſte rorh wie Menfchennagel hervor» 
fbien, fo harte ein dergleichen Stein von der vers 
fhiedenen tage auch verfchiedene Namen 5. B. Sardo- 


nyx, 
*) [In der Vorrede zu feinem Trait€ &. 38 f.] 





De Gemmis et aliis lapidibus nobilioribur. 2 


nyx, deutſch Sardonpch. Wat hingegen die untere 
Schicht wie Achat, und die obere weiffe Rinde, mie 
Onyx, fo nannte man ihn Achatonych. Man brauche 
te ihn zu erhobenen Arbeiten. — Sagen endlich vier 
Schichten, nemlich eine ſchwarze, weiffe, blaue und 
rörbliche ordentlich über einander, fo ward und wird 
noch ein folcher Stein für unfchäzbar gebalten. Ders 
gleichen fchöne Achatonyche nennen die Stalienerz 
onichino, niccolo, nichetta, 


Polycrates, König auf der Inſel Samos, bes 
faß einen Smaragd, oder, wie andre fagen, einen 
Sardonich. Er verlohr ihn auf dem Meer. Nach 
einigen Tagen fand man ihr in den Eingeweiden eines 
Sifches wieder, Daher Fomme die Redensart Poly- 
erate felicior, [fr Herodot an dem zum ııten $ 
angeführten Dre, und Plinius H. N. 37. Kap. 1. 
©. 764 f.]- | 

Diefe Gemme des Polyfrates wird für den er 
ften geſchnittenen Stein gehalten. Es ift aber noch 
immer nicht enefchieden, und auch jezt nicht zu ent⸗ 
fheiden, ob ex wirklich, geſchnitten gewefen. 


17% 

Es giebt rothe, und gleihfam brennende Edel⸗ 
fteine. In Indien nenne man alle färbige Steine übers 
haupt Rubinen, [oder auch gewöhnlicher Turmaline,] 
und der alte Rubin ift der jegige Carbunkel )Y. Wenn 
diefer ganz und vollfommen gur ift, wird er in Aften dem 
Demant vorgezogen. In Europa find die Rubinen nicht 
ſo hart, und n'hmen alfo Feine recht fhöne und dauere 


hafte Politur an. Die reche ächten find ganz feuerroch 
3 54 und 


*) [S. Martini Erc. ©. 150. Plin. H. N.37. Kap. 7. Laet 
I. Kap. 2. ©. 10 ff. Salmafius vom Rubin, ©. 769. 
779. 795. vom Garbunkel &, 197. 400. 393. ꝛc.] 


88 Part, I. Cap. IL 


und helfe, d. i. durchſichtig. Man finder nicht, daß fie 
die Alten gefchnitten haben? vermuthlich der Härte we- 


gen. Hoefler, ein neuer Künftler, hat in Rubin. ge» - 


ſchnitten. Unſer Berfaffer fcheine den Chryſolith für 
eine Mebengattung des vorigen zu halten, und glaube, 
daß Fein großer Unterfchied zwilchen beyden fey: allein 
Buͤſching (S,12 und gf.) und Mariette haben gezeigt, 
Daß er goldgruͤn und folglich eher unfer Topas fey, — 
nigrius rubere h.]. dunkelroth ſeyn. 

- [Der Granat hat eine dunkelrothe, oder einer n 
henden Kohle aͤhnliche Farbe, und iſt nach einigen Alb. 
änderungen ins Violette gemiſcht. Er muß dünne oder 
— werden, wenn er ſeine Durchſichkeit 
und ſomit ſeine Schoͤnheit in der rothen Farbe zeigen 
ſoll. Ueberdieß muß er die gehoͤrige Reinigkeit haben. 
Die Syriſchen werden für die beſten gehalten.) Die 
Alten nennten —9 Carchedonius, weil man ihn aus 
Karthago durch den Handel erhielt; wohin ihn die Ga⸗ 
zamanten und Naſamonen, !ubifche Völker, zum 
Verkauf brachten 9. In diefen Stein iſt von den Alten 
gegraben worden, und dir Ziguren darinne nahmen fich 
wohl aus. 


& 187 


Es giebt ſchwarze oder vielmehr dunkle durchſich⸗ 
tige Edelſteine. Sie heißen prammia und morion, Pli- 
nius ſagt auch moriones, Dieſes Wort heiße bisweilen 
eine Maufbeere, bisweilen eine andre Frucht, wie die 
Sutenfirfchen, 

Morion, nannten die Alten pramnium, eine ganz 
dunkle Ark von are Mein, und bitter am Geſchmack, 

deffen 
) IS Salmafius in exercitt- Plin. S. 270. befonders über 

Theophraſte und Plinius Stellen, und Martini. Excurs, ©. 

159 f. beſonders von dem verfchiedenen Arten der Sranaten 

nach ihren Zarsen.] 





De Gemmis‘ ct alüis, lapidibus nobzlioribus. 89 


deſſen fie ſich zur Stärfung bedienten. ſiehe Perizon zu 
Aelians verm. Geſchichte, Buch XIL Kap, zı. 


Es iſt nicht entſchieden, ob dieſer ganz dunkle Stein 
durch den Zuflus gewiſſer Saͤfte gleichſam geſchwaͤngert 
und ausgebildet werde. Indeſſen muß derſelbe wenig 
ſeyn gefunden worden, weil man ihn nicht in Daktylio— 
thefen antrift. Vermuthlich war auch der Stein wegen 
des dunkeln und ſchwarzen Anfehens nicht beliebt genug, 
und wurde deswegen von Künftlern nicht bearbeite. — 
Agricola ſagt, daß im Gebürge bey Wolkenſtein ders 
gleichen Steine gefunden würden, [Martini Excurs 
©, 155.) 


19 


Don den einfarbigen Steinen Fommen wir nun⸗ 
mehro auf die vielfärbigen. Eine Farbe mache darinne 
zwar die Hauptfarbe aus; es zeigen ſich aber viel Nes 
benfarben. Wir müffen bier rliche die Onyche verftchen, 
wovon wir oben fprachen. Die hier vorfommenden find 
‚von einer. andern Art, In diefen Steinen find Sieden, 
‚bald wie Wolken, bald wie Adern zu fehen und ge» 
miſcht. 

) Der Jaſpis iſt bisweilen ganz rorh**), ganz ſchwarz, 
u. ſ. w. aber groͤßtentheils undurchſichtig, und hat 
Wolfen und Adern von mancherley Farben. Hatte 
er wenig Flecken; fo Fonnte er zum Schneiden am 
Ser 4 85 ieſten 
*2) [De natura foflil. libr. VI. verglichen mit dem, was Laet 
de gemmis I. B. 228. & 74. von diefer Stelle des Agris 
cola und von den Steinen Morion und Pramnion fchreibt.] 
*) Italieniſch Koſſo antico. Muͤnter in feinen Nachrichten vor 
Neapel und Sicht. ſchreibt S 411. er habe in Catania in einem 
Klofter unter andern auch zwey fehr niedlihe Seeſtuͤcke vom 
zotben Jaſpis oder dem fogenatinten Rofo antico gefunden, 
und bemerkt dabey , fie jenen Ichon der Materie wegen merfs 
würdig, aus der fie gemacht find. da man ſehr felten Basre— 
liefs von einer jo harten Steinart finde, als der Sajpis ift.} 


90 Part. I. Cap. III, 


beften gebraucht werden. Die guten Künftler wußten 
dergleichen Farben oder 'Mebenadern öfters Fünftlich 
zu brauchen und zu verbergen. Sie fonnten mand)s 
mal einen Fehler in eine Schönheit umfchaffen. 


&) Die befte und fchönfte Gartung diefer Steine war, 
welche grün mit rothen Tröpfchen, wie mit 
Blut gleichſam befprengt waren. Der Stein hieß 
Heliotropium |, Mariette B. I. ©, 179 f. und 
Dlinius H. N. B. 37. K. 10. Sect. 60, 


B) Bar der Jaſpis himmelblau und unduͤrchſich⸗ 
tig, hieß er Borea, [und acrizula, Plin. 37. Sect. 
37.] Die Juwelirer nennen ihn jezt den orientalis 
fhen Türkis, weil dergleihen Steine durch die 
Türken erft unter ung befannt geworden. [Nicht 
ganz in dieſer Meynung ift Laet de gemmis I. 25. 
wo er ©. 37 — 90, von dem Molochites und Tuͤr⸗ 
kis handelt.] 

Y Molochites hieß er, und deutſch Malachit, wenn 
er ganz blaßgruͤn, wie Pappelblaͤtter auf der un» 
tern Seite fahe. Heut zu Tage halten ihn einige 
nicht mehr für einen Edelftein, fondern glauben, 
er fey der Brünfpen *): Allein die Alten ſchnitten 
diefen Stein, und er fcheint hart, und zu Abdrüf- 
Een in Wachs vorzüglich brauchbar gewefen zu feyn, 

welches der Grünfpan nicht iſt. Ä 
2) Achatae, die Achate *%. Diefe Steine machen 
wieder eine Haupfgatfung. Sie find ſchwarz oder afch« 
farbig und fonft von den mannichfaltigften Farben. Es 
giebe Stüde, welche zum Theil undurchſichtig, und 
wie 

) [Er ift eigentlich ein verhärteter Kupferocher, in ſchalichten, 
fibroͤſen Schichten; nimmt aber eine trefliche Politur an.] 


**) [Plinius H. N. 37. Kap: 10. ©. 786 ff. mit Harduins 
Anmerf: Aaet I. Kap. 22. ©. 79 f. Salmafius a. ©. ©. 
30. 92. ff. 575.) 


— 





De Gemmis et aliis'lapidibus nobilioribus, 91 


wie mit Rauch durchzogen find. Buͤſching fagt, ©. 
13 f. der Name Achar würde von den heutigen Ju— 
welirern, bald im engern, bald im weitern Berftande 
genommen. Diefe Steine wurden von den Alten ger« 
ne geſchnitten: doch wurden fie mehr zu tiefen, als zw 
‚ erhobenen Figuren gebraucht. 
Verfchiedene Arten des Acharg find: | 
Sardachatae, Achatonychi „ Curalliochatae , &ec, 
Außerdem giese es noch andre Arten z. B. 


Giraſol, ift ein dem Opal in etlichen Stücden 
ähnlicher Edelftein. Der Name ift vermurhlich aus dem 
tal, girare drehen, wenden, und il Sole, die Sonne, 
entlehnt. Diefer Stein nimmt verſchiedene Farben an, 
wenn man ihn fo oder anderg gegen die Sonne dreher. 


Lapis lazuli, ift der fogenannte Armenifche Stein, 
oder auch Azur= und Laſurſtein. [Lapis Lazuli, dee 
Azur oder Laſurſtein ift ganz undurchfichtig, und von 
himmelblauer Farbe? Er kommt aus Armenien, Perfien, 
Ehina und andern afiarifchen fändern. Bey ung bereia 
ter man aug diefem Stein die höchfte Himmelblaue Farbe, 
welche das Ulttamarin genennt wird, Es wird mir der 
Schmalte oder dem Koboldglas vielfältig verfälfchr. 
Der Armernifche Stein ift ein Kupfererz, und wird 
dem Namen nach mit diefem verwechfelt; er Fomme faft 
mit dem Malachit überein; har aber eine blaue Farbe, 
welche bey jenem grün if. — . Auch Martini in feinem 
Ercurs S. 169, unterfcheidet fie nah Hill und Brücs 
mann, Wie aber diefer Bruͤckmann, fo hält Laet, doch 
mit einiger Einfchränfung, de gemmis I, 26. S. 90. den 
Lapis Lazuli für den Eyanus der Alten: Allein er untere 
feheider davon den Stein Zipis.] 

Der Ölurftein (haematites) gehört auch hieher, und 
wurde manchmal geſchnitten. Chriſt har dies, doch oh⸗ 
ne Benfpiel zu nennen, angeführe, Beger aber in 
Thefauro Brandenburg, Erempel aufgeſtellt. | 

Sn 


g2- at Barzu'dı ‚ Cap. HI. 


In der Blumenbachiſchen Naturgefchichte im 2. 
Theil, ſtehen verfchiedene Steinarten, die die Alten ge- 
fehnieten haben, und werden da viel genauer und richti⸗ 
ger beſtimmt. 

Meder man vom Gebrauch der Edelſteine, ſo kann 
man ihn in den edlern und unedlern abtheilen. Dabey 
iſt folgender Unterſchied zu bemerken: der Unedlere Ge— 
brauch war es, wenn man fie helle polirt harte, und fie 
fo, wie fie nun waren, zu und bey mancherley Sachen 
brauchte. Der Edlere war hingegen, da man einen 
‚Stein, der an ſich fchon fehön war, durch das grapiren 
noch mehr veredelte, fo daß er niche allein zum Schmuck, 
fondern auch zur Erinnerung an gewiffe Begebenheiten, 
und zum Beweife der Kunſt diente. 

Der Jaſpis wurde von den Alten zu verfchiedenen Sa⸗ 
chen gebraucht, nemlich zu Ringen, welche im Anfange nur 
polirt, aber nicht gefehnitten wurden. — Die Alten machten 
auch Ringe ganz aus Edelfteinen. Sie hatten aber aud) 
andere, von Gold, Silber und verfhiedenen Metallen. — 
Man brauchte den Jaſpis ferner zum Schmuck an Des 
gen. Die Nömifhen Feldherrn harten einen Mantel 
(paludamentum, ) welchen fie auf der Schulter oder an 
Der Bruft mit einem Knopf befeftigten, worein ein Edel 
fein meiftentheils ein Jaſpis gefegr wurde. — Ferner 
verfertigte man Erintgeichirge und O©Opfergefsße dar; 
aus, oder beſezte fe mie Jaſpis. Auch die bullas aureas 
vornehmer Kinder befeste man damit. In der Samm⸗ 
Iung des Kardinal Carpegna find verſchiedene Stuͤcke 
hiervon. Der juͤngere Buonarotti hat eine Beſchrei⸗ 
bung der Muͤnzen, die in des Kardinals Sammlung 
waren, geliefert, Oſſervazioni iſtoriche ſopra alcuni me- 
daglioni antichi. In der Vorrede zu dieſem Werk mel⸗ 
det ee, daß in derfelben Sammlung ſolche bullae befind« 
lich wären. 

Was vom Jaſpis gefagt worden ift, gile auch von 
Achaten und. von den übrigen Edelſteinen, die zu der 

praͤch⸗ 





4 
1 





De Gemmis et aliis lapidibus nobilioribus. 93 


prächtigen und ſchwelgeriſchen Lebensart der Römer noth« 
wendig zu fein fchienen, 


Heliogabalus ließ feine Magen, Schuhe und 
andre nichts bedeutende Sachen, mit Edelfteinen, und 
noch darzu geſchnittenen beſetzen. Thoͤrichte Ausſchwei— 


fung! 

Zur Zeit der Perſiſchen und Macedoniſchen Koͤ⸗ 
nige waren die Achaten zu Nom i I großem Werthe; nach 
der Zeit fielen fie fehr in ihrem Werthe. 


u 20. 


Das Anfehmieden des Dromerbeus fol die Ur— 
fache oder Gelegenheit gewefen feyn , Ringe zu verferfia 
gen, ‚jagt die Fabel: allein Moſes reder ſchon von Edels 
fteinen, womit des Hohenpriefters Gewand befest war. 
Hieraus ift zu vermuthen, daß die Iſraeliten dieſe Kunft 
in Egypten gefehen hatten. .Zolglich haben die Egypter 
fhon damals Edeljteine gehabt, und die Kunſt fie, doch 
vermuthlich nur ganz einfach, zu fchneiden, verftanden *). 
Aus den Ringen des Polykrates und Pyrrhus kann 
man auch auf das Alter der gefchnittenen Steine ſchließen. 
Auch Daufanias beheupter im 10 Buche, K. 30 ©. 872° 
Kühns Ausg.,] daß diefe Kunſt Steine zu ſchneiden ſehr alt 
ſey: und ſchließt es aus einem Gemaͤhlde des Polygno⸗ 
tus, der den Jaſeus mit einem geſchnittenen Stein in einem 
Ringe am Finger vorgeſtellt hat. Dieſes befiätigen 2 
Herkulanſche Gemaͤhlde, wo ein Theſeus und ein Ge⸗ 
ſandter der Aetolier einen Ring am Finger träge, Allein 
aus diefen Gemaͤhlden laͤßt ſich Fein untruͤglicher Schluß 
machen: ihre Meiſter koͤnnen wider das Koſtum ver⸗ 
ſtoßen, und was zu ihrer Zeit uͤblich war, den alten 
Tagen beygelegt haben, 

Auch 


) Iſ. Reinbards Einleitung zu einer allgemeinen Geſchichte 
der Gelehrſamkeit, Erlangen 1779. 4- ©, 173: #-J 


94 Parts L Cap. II, 


Auch aus der biblifchen Gefchichee ift das Tragen 
der Ringe befannt. Schon Judas, Jakobs Sohn, trug 
einen. Der König Pharao zog feinen Ring vom Fin- 
ger, und gab ihn dem Joſeph ꝛc. Man finder aud) 
Ringe aus Erzt, Gold und anderm Merall, wie der Graf 
Caylus berichtet, Recueil d’Antigv. T. II. tab, 89. n. 3, 

Ganz von Edelftein ift einer in Berlin, und wird 
von Begern angeführt, : 

In goldne, und Ringe von anderm Metalle feste 
man anfangs Feine Steine; fondern man grub die Schrift 
und Figur gleich in die Maffe. 

Die Nömer fcheinen in den älteften Zeiten blog 
Ringe von ſchlechtem Metall, fonderlih Eifen gerragen 
zu haben. So lange die Steine nicht gegraben waren, 
Eonnte man fie zum Siegeln nicht brauchen, meil 
fie nichts ausdrüdten. Doch machte man hierauf bald 
die Bemerfung, daß die erhobenen Figuren fich nicht fo 
gur zum Siegeln, als die fiefgegrabenen ſchickten. 


poſt vidlorias vltramarinas. Nachdem die Römer 


aus Alien, Afrifa und Griechenland fiegend, mit un: 
befchreiblichen Koftbarfeiren, die fie erobert harten, zu— 
rückfehreen, brachten fie and) zugleich, wie Livius mels 
der, den Luxus mit, Anfangs befchenfren die Sieger 
die Tempel mie den eroberten Eoftbaren Sachen und Ars 
beiren. So heiligte z. B. Pompeius die reiche Gemmen⸗ 
fammlung des Mirhridates dem Kapitolium, wie Dli- 
nius berichter: und Julius Caͤſar eine andere dem Tem⸗ 
pel der Benus Generrir. Aber diefe Gewohnheit, Foftbare 
Sachen in, Tempel zu ſchenken, war von furzer. Dauer. 
Es fingen bald Privarperfonen an, reiche Sammlungen 
von Edelfteinen anzulegen. Der erfte war Scaurus, 
Stieffohn des Sulla. Diefer befaß eine ganze Samm: 
lung diefer Art. Auch Maecenas war ein großer Liebs 
haber hievon. Drufus und Caepio aber ſchweiften hiers 
innen fo aus, daß die Verfteigerung eines Edelſteins, 
wo man ſich von benden Seiten überbor, die legente zu 

em 





“ 


De Gemmis et alüs lapidibus nobilioribus. 95 


dem Bundsgenoffen Krieg werden mußte, und der Trium⸗ 
pir M. Antonius erklärte den Nonius, um eines Opals 
willen, in die Acht. Selbſt das Frauenzimmer begnuͤg⸗ 
te fich nicht damit, Edelfteine in Ringen tragen zu Fön« 
nen, Haare und beynahe alle Kleidungsſtuͤcke beſezte 
man mit denfelben. Hauptfähhlih riß die Berfchwen- 
dung unter den $mperatoren ein, befonders unter dem 
Religule und Heliogabal. Der lezte war vorzüglich 
ausfchweifend. 

Auch goldne Gefäße befezee man mie gtüner und . 
andern erhoben gefchnittenen Steinen, worüber Plinius 
und uvenalElagen. Ja, man hatte feruos ab auro- 
gemmato (was bey ung an manchen Höfen Silberdiener 
find) die dergleichen Gefäße in Verwahrung harten und 
für deren ſtete Reinlichfeie und Erhaltung unaufhörlich 
forgen muften. 

cf. Foanz. Meurfus de luxu Romanorum c. $. 

Vorzüglich har von den Edelfteinen gehandelt Ma⸗ 
riette fur les pierres gravees,. — Das Buch ift felten, 
ift aber für den Künftler fehr brauchbar, weil darinnen 
die Mamen det Gemmen nach dem jeßigen Sprachge— 
brauch benennet und auch felbft über die Steine gure 
Erklärungen beygefügt find. Buͤſching har diefen Ma⸗ 
rierte zum Führer gewählt, [Außer diefen, außer Mont- 
faucons,, Caylus und Winkelmanns ibefannten Schrifs 
ten, und außer den bereits angeführten Salmafi exereita- 
tion, Plinian. (wo ich die Seitenzahlen nach der Utrechter 
Ausgabe 1689 in Fol: citirte, Laet, Narder, Lip⸗ 
pert, Middleton und außer den vom Buͤſching. S. 
122 big 128. und im Reinbardifchen $. ı2. angeführs 
ten- Buch ©. 176 ff: fchon bemerften, zumebeil Foftbas 
ren, hieher gehörigen Werfen, (welche ich hier nicht wie» 
der nennen will,) gehören noch hieher: 

Mufeum Cortonenfe, in quo vetera inonumenta 
complectuntur, anaglypha, thoreumata, geinmae infcal- 
ptae inlculptaeque, quae in acadeınia etrufca a 

um 


95 Äe ie Part, I. Cap, II. 


bilium virorum domibus adferuantur, in plurimis tabulis 
diftributum, atque a Franc, Valeffo, Romano, Antonio 
Francifco Gorio, Florentino, et Rodulphino Veruti, Cor- 
tonenfe, notis illuftratum, Romae 1750, fol, 
Gemmarum antiguarum delectus ex praeftantioribus 
defumtus, quae in Dadtyliothecis Ducis Marburienfis con- 
Seruantur, voll. I. IL cf. Götting. gel. Zeit. 1784. S. 
1365. vom ıten B. und vom 2fen B. 1791. S. 737. ff. 
Catalogue raifonne d’une Colledtion generale de 
pierres gravees antiques et modernes, — — par Farq. 
Tajhie, fculpteur, mis en ordre et le texte redige par R. £, 
Rafpe, orne de pl. grav, &c, London 1791. I. Bände 
gr. 4. mie 54 Kupfertafeln; har auch einen englifchen 
Tirel und Zert: es fol aber fehlerhaft gedruckt, und 
nicht recht ordentlich geſchrieben ſeyn. ©. Leipzig Gel— 
Zeit. 1792. 2tes Stüd, | 
Defcription des principales Pierres gravées du Cabi- 
net de $. A. Mondfeigneur le Duc d’Orleans tom, 1. II, 
Maris 1780. Fol. Ein prächtigeg und rheueres Werf, 
allein wo man doch bey manchen Figuren und Erläures 
rungen noch Eritif und Behurfamfeie anwenden muß. 
'Choix de Pierres gravées du Cabinet imperial des 
Antiques, reprefentdes en XL  Planches decrites et expli- 
qnees par Mir, !’ Abbe ErAbel, Diredteur de ce Cabinet et” 
Profefleur des Antiquites en I’ Vniverhte de Vienns, Wien 
1788. Sol. 3 Ja 
Principales figures de la Mythologie Executees en 
taille douce d’apres les pierres grävees antigues, qui ap- 
. partenajent autrefois au Baron de Stofch, et qui font au- 
jourd’ hui dans le Cabinet du Roi de Prufie, - Premiere 
Livraifon, Publiee a Nuremberg par Jean Frederic Frau- 
enholz, 1793. fol. Schlichtegroll Prof. in Gotha 
machte den Tepe darzu. Der ıfte Theil enthält Egypti⸗ 
ſche Gottheitert. Diefe find mie dem deutſchen Text auch 
folgendem gelehrten Werk beygefügt: Paul Joachim 
Siegmund Vogel Verſuch uͤber die Religion der * 
egy⸗ 





: £ 
De Gemmis.et alits lapidibus nobilioribus, 97 


Aegypter und Griechen. Nürnberg in der Frauenhölzis 
fihen Buchhandlung. 1793. 4. Bemerkung über die 
Ruſſiſch Kaiſerl. Sammlung von gefchnirtenen Steinen, 
von H. C. E. Boͤhler, nebſt einer Kupferrafel, (ohne 
Anzeige des Drucorss,) med, 4 1795+ ſ. Leipz. gel. Zeit. 
1795. St. 58.)] 


§. 21. 


Margarita ſeu vnio: Die Perlen, ſelbſt die (hä. Ä 
ften orientaliſchen, Fönne nicht mit Recht unter die Gems 
men gerechner werden, Sie haben Feine außerordentliche 
Härte; laffen fich aber auf das herrlichite poliren. Die 
Schwere kommt hier in feine Erwägung. Man fchäzte 
die quren Perlen in Griechenland und Rom oft höber, 
als.andre Gemmen: weil fie ungemein felten waren, Die 
gemeinen und fchlechten trug anfangs dag Frauenzimmer; 
die großen aber wurden in die Tempel verehrt. Der 
Kaifer Kaligula war der erfie, welcher Derlen trug, er 
wurde aber, wie Svetonius berichter, ausgelacht. Nicht 
viel beſſer machte es Nero, nach des Plinius Zeugnis, 
(Salmafius in exercitt, Plin, ©, 790 ff. 821 ff. ſamm⸗ 
lete viele alte Nachrichten von denfelben.] 


In den Tempeln lich man verfchiedene Kunſtwerke 
damit beſetzen. Z. B. Triumphwagen, Bildniſſe 
der Sieger, undf. fs Beſonders beſchenkte Pompejus 
die Tempel mit golönen und filbernen Gefäßen, die mit 
Edelfteinen und Perlen befege waren, als er die Seeräus 
ber in Afien und Pontus befriege , und viel Koftbarfei« 
zen erobert harte. Plinius ereheile diefe Nachricht Hift, 
Nat. Libr. XXXVIL, ec. 6. Man muß über die Pracht 
des Pompejanifchen Triumphs erſtaunen. 


Was für einen hohen Werth die Perlen gehabt ha» 
ben; kann man daraus abnehmen, weil Julius Cäjar 
eine um 300,000 Gulden Faufte, und fie feiner Mais 


treſſe, der Servilia, ſchenkte. Auch Auguſt verehrte 
& sine 


98 Part, L. Cap. IL, 


eine Perle von 250,000 Thafern am Werth, in den Ten 
pel des Kapitolinifchen Jupiters. 


22 


Succinum, ſiue elefrum, die Alten rechneten es den 
Edelſteinen noch bey. Wir verſtehen darunter den Agt⸗ 
ſtein *), Die griechiſchen Dichter aber, wenn fie von 
dem aere Corinthiaco reden, verjtchen unter demfelben 
dag electrum. Nemlich da Luc, Wummius die Stadt 
Korinth zerſtoͤret, wäre alles Merall dafelbft, Gold, Sil« 
ber und Erze zufammen gefchmolzen, und daraus eine 
Mifhung, nemlic) aes Corinthium entftanden. Die ift 
aber Fabel. Die Alten harten vielmehr ein eleckrum na- 
zurale , welches fie brachen, und ein eledfrum factitium, 
welches Kompofition war, und aus Gold, Silber und 
Erze beftund. Hierzu fomme noch, daß die Korinthi— 
ſchen Gefäße, längft vor der Zerftöhrung der Stadt be» 
kannt, berühme und fehr gefucht waren. Die griechi« 
ſchen Künftler befagen vielleicht, oder richtiger zu reden, 
ganz unleugbar eine Kunſt, Silber und Erzt mir Gold 
zu vermifchen, und dergleichen Mifchung muß bey den 
vafıs Corinthiacis verftanden und gedache werden. 

Das andre eledtrum wird auch Zyncurium genannt: 
weil ſich die Alten einbilderen, es entſtuͤnde ex vrina 
Iyncum. Theophraſt aber meinte, es würde bey den 
Ligurern gefunden. Die Alten wußten nicht, wo fie eg 
her hatten. Sie lernten es erft fennen, als Drufus 
Germanikus Deutſchland eroberte. Dieß bezeugt Ta: 

citus 


*) [Beffer Bernſtein; da man unter dem Namen Achtſtein 
oder Gagath die folide Steinkohle von pechſchwarzer Fars 
be allgeniein verfteht, welche von dem gelben Bernffein 
(fuccinum) ganz verfchieden ift Mit Agtffein vermengr ihn 
auch der Verf. des langen Artikels, Bernflein, im der deuts 
feben Encyelopädie 6. zter B. Frantf. am Dr 1780. 9. 4 
®, 410 x.) 





De Gemmis et alüis lapidibus nobilioribus. 99 


citus de moribus Germanorum, Kap. 45. $. 6 ff. wo 
man Longolius Note ©, 148 f. vergleichen kann.) Die 
Alten nennten es glefum, und hieraus ift vermurhlich der 
Name Glas entftanden. Eben diefes andre eleifrum 
enrfteht aus einem Safte, der fehr harzig und ehehin 
flöffig war, und wenn er an die Luft kommt, hart wird. 
Er wurde nicht allein in Europa, fondern duch an der 
Küfte von Afien gefunden, Feines hat man daraus 
nicht verferriger. Blos Fleine unbedeutende Sadıen, 
Man fchäste es blos, wenn Sliegen, Bienen und andre 
Fleine Thiere darein aleichfam waren verſtrickt worden, 
cf, Martialis, Libr, VI, Epigt. 15, Libr, IV, ep 
32: 50s 1 — | 
Kircher, in mundo fubterraneo ©, 75: 
uigi Bofi, D. et Canonic. Mediol. dell Elediro 
Metallo degli Antichi. Mayland 1792, 12, Gegen den 
$. Sortinovig zeige er, das eledtrum der Alten ſey niche 
Platina der Americaner. Er glaube, die älteren harten 
mehreren Subjtanzen den Namen Electrum beygelegts 
Zuerft.fey die gelbe Ambra, (fuccinus,) Elecrtum genen» 
net worden, und. jene babe Homer in Odyß. IV; 725 
XV. 459. XVIIR 295, verftanden. Seit Augufts Zeiten 
hatten viele das eledtrum merallicum dafür angefehen und 
angenommen: Virgil VII Aen. 4062; *) und 624 
Sil. Tral. 1. 229 (mo die Interpreten nachzuſehen 
find.) Marrial VIIE epigr. 51, habe beydes unterfchies 
den: Paufanias ſage / Elecrrum ſey nichts anders, ale 
bey den Meralfen Gold mir Silber vermiſcht, u. ſe m 
Man ſehe auch die Helmſtadt. ael, Zeit; 1791. Et, 995 
Gesner in Thefauro L,L. unter den Worten Zedrum, 
3 (da 


3Zu dieſer Stelle macht aber Hr KGeyrie folgende Note, ele- 

&rum Homeri exemplo Odyfl. d, 72. docte Fofuit, tamquarti 
exquißtius metalli genus, cert? portione argenti auro ad- 
mixta, quod etiam arte fingi poteſt· vı Plin. XII. 4 fi 
33: .cenf. Seru⸗ 4333 


100 noæart. I. Caps TI. 


(da handelt er. de eledtro 1) als ſuccino ex refina gemma,' 2) 
als metallo, cuũ a colore et fplendore illud nomen fuceini 
tributum videatun:) und fuceinum.] —R 


8§. 23. Be | un rar 


Tacitus, Ovid und Plinius haben angeführt, daß dig 
deutfchen und galifchen Frauenzimmer viele Sachen, ‚die 
aus Elefrrum oder fogenannten Agtſtein, Bernfkein, 
gemacht wurden, gebraucht haben. Er war anfänglich 
tar, und theuer, nachmals wurde er fehr gemein ‚- ja ver- 
aͤchtlich, daß Fugendhafte Perfonen ihn niche mehr 
trugen. — 

In Danzig macht man aus Bernſtein viele artige 
Sachen. [Eine anſehnliche Sammlung ift auch in dem 
Univerfitärscabiner zu Erlangen, wo die von dem. Stif« 
ter derfelben, dem Marggrafen Friedrich, von dem, be« 
ruͤhmten Klein nach allen Dianchfaltigfeiren diefer Pros 
ducte erfaufte vollftändigfte Sammlung verwahrt wird.) 
Die vollſtaͤndigſte Sammlung finder man in Dres; 
den. Man har auch ein Bud) hiervon, welches denTis 
gel führe: Hiftoria fuccinorum ex regiis auguflis cimeliis. 
Dresdac, a Nathan. Sendelio' conferipta. Lipf. 1742. fol. 

5,2414 —— 

„ICuralium *) iſt die edle rothe Coralle, die ſich 
„nur in dem Mittellaͤndiſchen Meer, finder, und zwar 
„vorzüglich in den Neapolitaniſchen Sicilianifthen, Sar; 
„dinifchen Gewäffern, fo wie an den mittägigen Kuͤſten 
„von Sranfreih, desgleichen bey Tunis und Algir, an 
„welchen Orten fie noch heut zu Tage, aufgeſiſcht und 
„ein flarfer Handel, vorzüglich nad) Indien und China 

TFT ee 
) Martinf hatte von den Corallen faliche Notiz gegeben⸗ Ein 


gelehrter Freund und Naturforfcher theilte mir die oben ſtehen⸗ 
de eingeflammerte Befchreibung mit. = Be; 





De Gemmis et aliis Tapidibus:nobihioribus, Tor 


„damit getrieben wird. Sie ift eine fogenannte Steine 
„Pflanze, Phytozoon, oder Lithophytum, und hat in 
„den. Naturfyftemen den Namen Ifis.nobilis erhalten. 
„Im frifchen Stand, ‚oder aus dem Meer genommen, 
„iſt ihre fteinarrige, ſehr harte, blutrothe Maffe, die 
„fih in baumartige Aeſte verbreiree, und gemeiniglicy 
„auf. den Klippen befeftiger iſt, mit einer weichen, kalch⸗ 
„artigen, rothgelben Rinde oder Schale, ganz überzos 
„gen, in welcher das Leben, oder die Organe des 
„Wachsthums, eigentlich enehalten find. Da diefe Kine 
„de abfällt und die innere ſteinartige Subftanz hinrerläße, 
„oder auch daran verhärter wird, fo entftunde bey den 
„Alten die Meynung, daß fich die Eorallen in der Luft 
„verſteinerten, und vorhin weich aus dem Meer Fär 
„men *). Plinius ſcheint unter dem Namen Gorgonia; 
„forwohl das Curalium, die rorfe Coralle, als die Horn⸗ 
„eorälle und andere nächfiverwandre Arten, da er den 
„ipeeififchen Unterſchied nicht angeben Fönnen, gemeynt 
„zu haben. Bienie 
» Nach der jekigen Bedeutung des Worts, wird in 
„den Naturſyſtemen, unter Gorgonia ein zahlreiches Ges 
„ſchlecht der Horncorallen, (Zoophyta), darunter ver⸗ 
„fanden. Dieſe Producte haben nehmlich einen horn⸗ 
„artigen Stamm und dergleichen Aeſte, welche mit, eis 
„ner weichen, Falchartigen Rinde, in der fich gleichfalls 
„ihre organifche Theile befinden, „eingefchloffen find, 
» Die Hornartige Subftanz ift gemeiniglich ſchwarz oder 
„braun, die Ninde aber roth, gelb, weiß, und fonft 
„von verfchiedener Farbe. Die Roͤmer bedienten fich 
„ſchon in den älteften Zeiren, der rothen Coralle zum 
„Schmuck und andern koſtbaren Geräthen, vorzüglich 
| 63 uk e⸗ 


) Eſper Pflanzenthiere I. Th. S. 51 u. . — I. Th. ©. 2. 
u. f. in der Beſchreibung der Edlen Coralle, (Lüs nobilis) 
und der Horncoralle (Gorgonia) wo diefe Meynung der Als 
ten wit mehreren erzehlt, und des weitern erörtert wid. 


162 Part, I, Cap. III, 


ꝓbeſetzten ſie ihre Waffen damit. Sie hatten den Gebrauch 
„derfelben von denGalliern, und auch den Deurfchen erlernt. 
„Unleagbar iſt 837 daß ſi ſie ſowohl aus dieſer, als der weiſſen 
»Eoralle, (Madtepora proliferaı und oculata), erhabene, over 
„auch freye Figuren gefchnitten haben, da ihre Härte 
„den Marmor gleichkommt, und das hochrorhe ſowohl, 
„als das Weiffe, nach der groͤßten Reinigkeit, ſich vors 
ꝓtreflich ausnimmt.“* 


„Da aus der rothen Coralle insgemein, kleine Ku⸗ 
„geln, oder Baltern, zu Halsgehaͤngen geſchnitten wor⸗ 
„den; fo mag die irrige Mepnung entftanden feyn, fie 
wären die Früchte oder Deere einer Pflanze, welche denen 
„der Corneliuskirſchen (Cornus), gleichen. Die: Coral» 
„ten tragen feine Srüchte; fie haben ihre Zeugungsorgas 
„ne, auf eine noch verbergene Are, in gewiffen Vertie— 
sfungen, die man bey diefen Producren die Poren, 
35 0der Sterne nennt. ] 


Dorville, ein Hofändifcher Gelehrter, behauptet 
in feinem gel. Werke: iter ſiculum, (welches der jüngere 
Burmann mit einem zren Band Hermehre, nach Dorv, 
Zode herausgegeben har,) auf feinem Reifen fchöne Ars 
beiren von Korallen in Sicifien gefehen zu haben: ob 
fie aber antik geweſen, melder er nicht. — Der Baron 
von Kiedefel und andre Neitebefchreiber haben nichts von 
dergleichen Foftbaren Korallenarbeiren angemerft, 


9. 25. 


Vafa Mwrrbine. Von dieſen Gefäßen und der 
Maſſe, woraus fie gemacht wurden, bat man verfchiedene 
Meynungen:s Manche glauben , 8 wäre diefer Stein 
oder Maffe aus Karmanien in Perfien, wo er aug ei 
nem gewiſſen Saft entflünde, und zum Stein wuͤrde. 
Andre, er ſey eine Gattung von Onyy | Sardonyr] ges 
weſen. Wieder andre machen eine Art von chinefifchen * 

zellain 





Ds Gemmis et aliis lapidibus nobilioribur. 103 


zellain ) daraus. [Salmafius a. D. unterfcheider die in 
Egypten nachgemachten vitra murchins,] Moc einige 
nehmen an, daß fie aus Eifen oder Merallfchladen zube- 
reitet worden wäre; Diefe Meynung ſcheint noch die wahr⸗ 
fcheinlichfte zu feyn. [Andere hielten es für Glaspaſten, 
oder Rubinglas, oder, (wie Chriſt in feiner gel, Difp. 
de Murrinis veterum, $eipzig 1743. 4. für eine Stein« 
art, und nah ©. 33. zu ſchließen, befonders) für einen 
Dendrachat; andere für einen buntfarbigen Slusfparhy 
oder eine Are von Bernftein, oder Meerfchaum, oder 
(wie der Prinz Biscari in Ragionamento de Vaſi mur- 
rini, 1781. 4.**) für Runftwerfe aus einer fehr feinen 
braunen Erde, oder aus feinem Ihone, oder Arbeif aus 
fhönen Mufcheln. — Der Abbe Le Blond in difl. fur 
‚les Vafes murrhins in den Memoir. de Litter. — de !/’ 
Acad, des J. et B. L. Zom. 43. Paris 1786. glaubt, 
Murrba fey eine fhöne Art des Agaths, Sardonyx 
genannt, gemwefen: Allein Brüfmann hält es für eine 
ung unbefannre Arc des Achats. Larcher handele in’ 
eben diefem Band der Memoires etc, von den Murrhinie 
fehen Gefäßen: unterfcheider aber die nafürliche Art, von 
der Fünftlich nachgemacdhten, und will zeigen, cs fey 
durch alle von jenen vorgebrahren Meynungen und Er— 
Flärungen noch nicht nn bewiefen worden, was 
| 4 es 


*) [So Mariette in Traitẽ des plerres grav£es, I. Band. ©. 
218. Salmafius Ex. Plin. ©. 144.) 

”) Muͤnter in feinen Nachrichten von Neapel und Sicilien &. 
425 f. handelt auch von diefem Murrhin. Gefäße des Prin⸗ 
zen Biskari, und"muthmaflet, die Maſſe, aus welcher die 
vafa Murrhina verfertige wurden, hätten einige Aehnlichkeit 
mit derjenigen, aus welcher die Türfen ihre meerfchaumenen 
Dfeiffenköpfe ſchneiden; welches eine weiche äußerft feine Erde 
ift, die hernach an der Luft Hart wird: die koſtbare Materie 
konnte vielleicht veredelt werden, wenn fie bie feinften Theile 
von den darinnen, aufbewahren balfamifhen Oelen einfog 
und die Farbe, veränderte ıc. 


104 | Part, I Cap. IL, 


es ſey. — Doc er und fe Blond Fannten die Chriſti⸗ 
fche Abhandlung nicht. In der vom Erneſti angeführ« 
ten Stelle des Properz IV. 5. 26. werden die Mutrea 
— codta focis von den Auslegern in der Burmanniſchen 
Ausgabe und andeen verfchieden erfläre. Turmebus in 
Adverf, * VIIL cap. I. verſteht myrrhea vaſa fi- 
cdcilia in fornace cocta fuſſe; Caſpar Hofmann aber in 
Var, led. III. 29. hören naturalem,, non artificiofam. 
Salmaſius handelt in feinen Exercit, Plin, außer der bes 
reits angeführren Stelle nody an andern Orten, ©. 499 
ff. 396 f. 2. davon. Man vergleiche auch Rezzonici 
disquis. Plin. I. Band ©. 213. Erneſti ſchreibt in ſei⸗ 
ner Anmerk. zu Sveton, Octav. Kap. 71. 2te Ausga⸗ 
be, Myrrhina qualia fuerint, incertum eſt, nec quidguam 
certi efedtum difputationibus eruditorum, etiam nuperis 
Mariette, Caylus, Cuperi, Scheuchzeri et aliorum. 
Doch nachher wird noch einiges angeführe werden. ] 


| Die Ihönften Stücde waren, wenn die Farben gut 

und ſchoͤn gemiſcht geweſen. Man wollte folgende Ei— 

genſchaften daraus bemerken, daß 

1) der Wein in dergleichen calcibus murrhinis einen ans 
genehmern und Fieblichern Geſchmack befäme; und 


2) daß dergleichen Gefäße nach dem Reiben einen Tieblie | 
chen Geruch ausdufreten, N 


Dieſe Eigenfchafren ruͤhmten die alten Schriftſtel⸗— 
ler. Mit welchem Grund oder Ungrund koͤnnen wir 
heut zu Tage nicht beſtimmen. 


Die Urſache, warum man noch nicht hinter die Ge— 
wisheit dieſer Sache gekommen, iſt: man haͤlt dieſe 


Stuͤcken fuͤr zu theuer, als daß man ſie von einem Chy⸗ 
miker unterſuchen laſſen ſollte. 


Wahrfcheinlih iſt es ein Harz geweſen, das durch 


die Luft fo verhärtet worden, daß man es ſehr ſchoͤn habe 
bearbeiten Fönnen, 





[Mein 


> 


De Gemmic et allis Tapidibus nobilioribus. 105 


[Mein gel, Freund bemerkte zu diefer Stelle folgen 
des. „Es iſt befremdend,, daß, wenn in einer Samm⸗ 
lung ein ächres Stuͤck dieſer Mürrhinifchen Gefäße ſich 
vorfinden folre, von einem Kenner noch kei—⸗ 
ne genauere Machriche gegeben worden. "Man häts 
fe eben nicht nörhig, eine chymiſche Probe anzuachen, 
wenn fie niche mie Tinem -Fleinften Stuͤckgen verftartet 
würde. Es wären ſchon äußere Merkmale, die Härte, 
Durchfichrigfeit, Schwere und andere Umflände hinteis 
chend, daß Gewiffere zu entſcheiden.“ — Hr. A. F. 
von Deltbeim hat in feiner Eleinen, allein reichhaltigen 
Cörift: Ueber die Yafa Murrina, Helmftädt 1791. 
8. befonders die Hauprftellen in Dlins Narurgefhichre 
37 DB. 7. und 8, Kap. und 33. D. zz. Kap. und 
einige andre, welche ich einmiichen werde, in folgende 
Drdnung zufammengefteflt, und zwölf Kennzeichen here 
ausgezogen, weiche ich Eurz herfegen will: ) das Mur⸗ 
tinum war ein Foſſil, 2) und zwar eine Steinart: 3) 

ſchwache Säuten und Eorrofive, befonders bey kurzem 
Gebrauche, griffen ihn nicht an, (Martial 14. B. in 
Apophoretis, CXI, Murrinn, Zampridius in vita He- 
liogab. cap, 32. in Myrrhinis et Ouychinis minxit He» 
kogabalus;) 4) Er war weich und ließ fih abfchaben. 
5) Dahero nahm er auch Feinen blendenden lang 
an, fondern mehr einen Fettglanz, und eine matte 
Blaͤnke. 6) Die fehönern Gefäße harten Streifen 
und Stechen, die aus der Purpurfarbe ins Weiss 
ge! aͤn ende oder in die Feuerfarbe, oder in eine ſanfte 
Kieit chfarbe uͤbergiengen. (Auſſer Plin 37,8. noch 
Martial Epigr. libr.. X. ep, go. de Erote, und Xenia, 
lib, XII. 107. Surrentinum, 7) Einige hatten Speck⸗ 
oder Fettflecken. 8) Im ganzen war er undurchfichz 
tig, ‚harte jedoch zuweilen durchſcheinende Stellen. 
(Martial IV, epigr. 85) 9) Einige Stuͤcke waren 
biasgelb. 10) Die Gefähe waren nur böchftfelren 
größer als gewöhnliche Trinkbecher. 11) Sie fa- 
5 men 


ns 


206 Part. I. Cap. II. 


men nur aus dem Öriente, und zwar aus entfernten 
Gegenden, die den Römern noch unbefannt waren, 
such über Bermen. 12) Einige diefer Gefäße harten 
einen Wohlgeruh. Alle diefe zwölf Kennzeichen zufams 
mengenommen paffen auf Fein einziges von den vielen 
bisher für Murrinum ausgegebenen Dingen; allein auf 
den chinefifchen Spechftein, wovon Hr. von Velcheim 
felbften eine nicht unberrächtlihe Sammlung und dar» 
unter einige Gefäße von gewiß feltener Größe und Schöns 
heit befige, und fihließt alfo: Die Yafa murrina Eöns» 
nen nichts anders gewefen ſeyn, als Gefaͤße aus 
Chineſiſchem Speckfkeine, welche von Cbine aus 
nad) Rermen, vermurblich durch den Rüftenban- 
del gebracht wurden, und welchen die Cbinefer 
fcbon damals einen Muskusgeruch mitzucbeilen 
pflegren.] 
$ 26, 


Die Vaſa murrhina famen aus den orienfalifchen 
Gegenden. Pompejus brachte fie zuerfi nad Rom, und 
weihere fie dem Jupiter Bapitolinus. — Auguſt 
brauchte eins zu feinem Trinkgeſchirr. Wie hoch der 
Werth diefer Maffe gewelen, Fann man daraus fchlief 
fen: ein Konful bezahlte für ein folch vas murrhinum, 
Das nach unferm Maas 2 Dresdner Kannen enthielt 70 
Talente, Rechnet man das Talent zu goo Thalern; fo 
Fomme eine Summe von 56,000 Thalern heraus. Rech» 
ner man 08 aber mit Herrn Heyne zu 100 Thalern, fo 
Foftere es gar 70,000 Thaler. _ 

Diefe vafa murrhina mußten, wenn fie gut waren, 
einen Tieblichen Geruch und Geſchmack geben; und Plis 
nius meldet, daß der angeführee Konful, den Rand 
Durd) das häufige Weintrinfen abgenagt habe, ohne das 
durch feinen Werth zu vermindern, Petronius gab für 
eine Schaale diefer Art 300 Talent, d. i. 240,000 oder 
300,000 Thaler Sterbend zerbrach er diefes RR 

da 








daß es Nero nicht befommen möchte, der nach feinem 
Vermögen ſtrebte. Auch YTero bezahlte für cin vas 
murrhinum 300 Talent. — Der große Werth diefer 
Gefäße muß verurfache haben, daß fie fo felten find. 
Der Herzog von Braunfchweig befizt eins, dag 
mit erhobenen Figuren gearbeiter if. — Auch harte 
unfer Prof. Chriſt eins, das aber zerbrochen mar, 
Noch eins wird in Berlin gefunden, dag in Begeri The» 
fauro Brandenburgico Tom, III. p. 186, befchrieben wird, 


De Gemmis et alüis lapidibus nobilioribus. 


‚Ar 


Amiantus, i. e. immaculatus ift ein grauer Stein, 
oder wenigſtens mit unter die Steine gezählt und wird 
in Cypern und an mehrern Orten in Europa gefunden, 
Er har weile Fafen und Härchen, woraus manches ver- 
fertigee werden Fann, Dioſcorides hat angemerft, daß 
diefer Stein im Feuer noch fhöner würde. Und Agria 
cola meldet, man fände bey Eisleben dergleichen Steine. 
LUmftändlich handele davon Laer de gemmis etc, IL, cap, 
8. ©, 118 — 122. unterfcheider aber im 2 $ften Kap. ©. 
175 ff. den Stein polia und verbeffere nach Salmaſius 
eine davon handelnde Stelle im Plin. 37, Kap. 115 
giebr endlich einige Zeichnungen davon.] 


8§. 2% - 


Man machte vorzüglich Papier daraus, und auch 
Leinwand. Die Procedur ift folgende: man ſtoͤßt diefen 
Stein Flar, thut ihn ing Waffer, die Säferchen ſchwim⸗ 
men oben auf, und das Grobe finfe zu Boden. Jene 
fchöpft man, wie die Elar geftampften Hadern, mit Werf- 
zeugen ab, und preffer fie zu Papier; oder man fpinnee 
fie, und macht $einwand daraus. Diefes Papier har 
die Eigenfchaft, daß, wenn es befchrieben, oder bes 
ſchmuzt wird, man es nur ins Feuer werfen darf, wo— 
durch es feine vorige Geftalt und Farbe wieder bekommt. 

ın 


108 nt Park Cap. Is: 


in ellychniis etc. Zu Dachten der Lampen brauchte 7 


mans, weil fih die Marerie nicht Teiche verzehrt. — 


Man fchlug auch die feichname, wenn fie verbrannt wurs . 


den, indie daraus verfertigte Liinwand, um die Afche 
‚von denfelben rein and unvermifcht aufbehalten zu Föns 
nen, — . Ferner verfertigte man daraus Tifchtücher, 
Kaifer Karl V. fol eines gehabt haben. Gegenwärtig 
iſt es niche mehr üblich, folde Sachen daraus zu machen. 

Dergleihen Leinwand war ungemein theuer, weil 
die Bearbeitung derfelben fehr ſchwer war. 

cf. Kircher in mundo:fubterraneo. T, 2, 

Es follen in den unrerirdifchen Gängen oder Kata 


Fomben zu Nom brennente Dochte von Amiant öfters. 


gefunden worden feyn: allein die Naturforſcher bezweis 

feln es aus dem Grunde, weil ein Docht diefer Arc doch 

Mahrung haben muß, wenn er eine ſolche Reihe von 
Zahthunderten brennen ſoll. 


4. 29. 

Phengites, eine Art von Spiegelſtein, war durchſichtig 
wie unſer Glas. Die aͤlteſten Voͤlker und Roͤmer kann⸗ 
ten ihn nicht: erſt unter dem Nero wurde er bekannt. 
Er lich einen ungeheuer großen Pallaſt, fein fogenanntes 
goldnes Haus bauen und die Zimmer mie Phengit be- 
Fleiden. Mach der Zeit ließ der Kaifer Domitian auch 
feine Zimmer damit auslegen, um beobachten zu Eönnen, 
was hinter feinem Rüden’ vorgieng. 


Diefer rein wurde zu verfchiedenen Sachen ges 

brauche, nemlich: die alten Gebäude hatten anfangs Fei- 
ne Senfteröfnung, man ließ das Licht durch, die Thüren 
Binein, Winkelmann, in den neueſten Nachrichten 


von den Herfulanifchen Entdefungen, S. 30. beweifer 


Diefes. In der Folge erfand man die Senfter, oder 
machre $öcher in die Wände, die man mit feinwand bes 
hieng, wir Juvenal melden. (In Italien ſoll es noch 
viel 





ü— — — 


\ 


De Gemmis et allis lapidibus nobilioribus. 109 


— * 

viel ſolche Gebaͤude geben, an welchen die Fenſteroͤfnun⸗ 
gen mir Leinwand überzogen find.) Nachdem der lapis 
fpecularis war entdeckt worden, brauchte man ihn zu 
Senftern, bis das wirkliche Glas erfunden, und zu 
Scheiben gebrauche wurde. — Syn den. Ruinen der 
Stadt Pompeji find Bruchſtuͤcke folder Fenſterſcheiben 
gefunden worden *). | Be 

Sn ac | Aus 


) [Ber gefehrte Freund, dem ich mande Bemerkung zu vers 
danken habe, theilte mir folgende Anmerkung zu diefen Paras 
graphen mit. „Die Nachricht; welche ung Plinius von dem 
' „Phengit gegeben, ift Lib. XXXV. Cap. XXII Enthalten. 
„Er fagt, Nerone principe in Cappadocia repertus eft lapis 
„dusitia marmoris, candidus atque translucens etiam qua 
„parte fulvae inciderant venae, ex argumento Phengites appel- 
‘ „latuss ¶ Höe conftruxerat aedem Fortunae, quam Sejani 
Appellatione dicebat a Servio rege facratam, aurea domo 
„compiexus. Quare etiam foröbus opertis interdiu ciaritas 
„ib? diurna ‚erat, baud alio quam [pecularium modo, tun- 
uam inclufa Iuce, non transmilla. Ans dtefern erhellet, 
„daß Plinius einen phofphorefeirenden Stein gemeint habe, 
„welches auch ſchon der Name mit fid) dringt, als welcher ei⸗ 
„nen leuchtenden Stein bezeichner. Nach feiner Erwähnung 
„hatte er die Härte des Marmors; er war weißlicht, und 
„auch an denjenigen Stellen, wo rothgelbe Adern eingemenge 
„waren, durchſcheinend. Es heißt ferner (wie richtiger muß 
„überfeze werden): daß diefe Steine in den Zimmern, die 
„damit getäfele waren, einen fo bellen Schein, auch bey 
„verdediren Eingaͤngen, bey Tage verbreitet haͤtten, als 
„ons Tageslicht felbften; eben als wenn das Aicht in 
„den Zimmern eingefchlofjen, und nicht von auffen, oder 
„vermittelſt dee Senfter, wäre eingelaffen worden. 
‘ 


„Diele Eigenfchaft des Leuchtens im Finftern, haben alle 
„unſere Fluß» oder Leuchtſpate. Sie müfen aber vorher ers 
„waͤrmt werden. Doc) iſt and) die Sonnenmwärme, deren fie 
„ausgejeßt werden, fhon bey einigen zureichend. Won dem 
„Lapis bononienfs, einem Schwerſpat, ift es bekannt, daS 
„er, caleinirt, feine phoiphoreieirende Eigenſchaft aufers, 
„wenn er nur dem Tageslicht eine Stunde ausgeſetzt iſt. Die 
„Werkſtaͤtte der Natur kann alfo wohl auch Steine. hervorge— 
„brayt 


io - Part. I. Cap. III, 


Aus diefem lapide fpeculari machte man auh Bier 
nenftöce. H 


„bracht Haben, die nach Art der Fünftlichen, ben wenigem 
„Licht und geringer Wärme, diefe Eigenichaft äußern. 


„Den Lapis Speeularis des Plinius hat fhon der Graf 
„Marſigli in feiner Differtazione del :offoro minerale etc. 

P. 55. für den Gipefpat, oder Selenit, erflärt, und er wird 
„noch an den nehmlihen Hrten in Bologna (Agro Bono- 
„nienfi,) wie Plinius erwähnt hatte, gebrochen. Die Tas 
„fein haben über einen Schuh in der Länge, und die Hälfte . 
„in der Breite. Man findet den Selenit an vielen Orten 
„bey den Gypsbruͤchen. Es if aber auc fein Zweifel; daß 
„die Alten fih nicht auch des ruſſiſchen Glaſes, Mica mem- 
„branacea), das zu Fenfteriheiben noch bequemer iſt, follten 
„bedient Haben, da es ſchon den Italieniſchen und franzöfichen 
„Gebürgen ıc wiewohl nicht in fo großen Tafeln, als inSy 
„berien und Rußland vorfommt. Beyde Steinarten aber, 
„wenn fie auch fo durchſichtig als Glaß find, leiden durch die 
„Witterung Schaden, fie werden aufgelößt, und trüb. Pli- 
„nius fagt im obenangeführten Kapitel: In Arabia quoque 
„efle lapidem vitxi modo translucidum, quo vtuntur pro 
„fpecularibus, Juba audtor eft« Bm — — die J 
„Mica Membranacea.“] 


— — 
* 





— — 
Eee 


a 
> 


— — 
Er 


| 








Cap IV. 
; De 
Mieter. 7, 
8. Is 


| M aan, find gewiſſe Maffen, die aus der Erde hervorge⸗ 
bracht werden. [Diefe Definition Ift zu weit und unbe» 


ftimme. Richtiger ift folgende Anmerkung meines Freun⸗ 
des. „Metalla, Metalle, find diejenigen Körper odee 


Maſſen, welche aus gewiffen Steinarten, den eigentlia 


| 


hen Mineralien, gefhmolzen werden. Sie find ſchwer, 
glänzend, undurdfihrig, und laſſen ſich durch Säuren 
auflöfen. In der Mineralogie werden alle Metalle die 


Boͤnige (reguli) genannt. Sie unterfcheiden fich nach 


zwey vorzüglichen Eigenfchaftens Kinige laffen ſich 
fehmieden oder hHämmern, andere nicht, went fie gefchlas 
gen werden. Jene werden edle Metalle, alsGold und 
Silber 2.5 diefe aber Halbmeralle, Zind, Wißmuth, 
Spießglas ꝛc. genannt; Doc dieß hat in der Mineras 
logie feine genauere Beſtimmung. Bey den Römern 
und Griechen wurden unter Metalla auch die Bergwerke 
oder Erzgruben, als welche die Erzhaltigen Mineralien 
lieferten, darunter verſtanden. — 3: E Herodot VIE 
112. fchreibt, auf dem Berge Pangaͤum feyen Keucews 
TE 194 apyieew ueranna, Cornel, Vepos V, 1, 3. 

magnas 


*) (Dan vergleiche Martini im Cten Ereuts zu feiner Küspr 
des Ernefi. Archäologie ©. 171ı—ı181,) 


112 Part. I. Cap. IP. 


magnas’pecunias ex metallis fecerat, fo auch II. 2, 2. und 
dafelbft Bofius.] 

Agricola’s Buch de re metallica, iff ein fehr brauch» 
bares Werf, und zu vergleichen. 

Mich. Miercarus, von Dorn, Serber, Walle⸗ 
rius, Ritter von Linné, und andre haben hiervon ge 
handelt. | 
Die phyſikaliſche Unterfuchung der Metalle muß der . 
Merallurg hiefern: fie wird für-den ren zu weits 
läuftig. 

G 


Das vornehmſte Metall ift das Bold, 

Aurum purifimum heiße ‚auch coctum, d. i. folches; 
das auf der Kapelle gewefen und von allen Schlafen 
[oder von andern beygemifchten Metallen] gereinigt wor- 


den. Bon diefer Are find die alten und ächten ancifen ‘: 


Goldſtuͤcke. Plinius nennt es auch canalitium, ſolches 
wurde in den Bergadern gefunden, und war noch nicht 
gelaͤutert. 


aurum coronarium, i. e. purum, kommt in Cod. 
Theodoſ. vor. War der Juden⸗Zins, den die Juden in 
dem beften Golde an die Kaifer enrrichten mußren. Die 
Urfache ift daher zu leiten. Wenn die Gouverneurs im 
den Provinzen abgiengen, und in Triumph einzichen 
wollten; fo erfuchten fie die Städte, die unter ihrent 
Gouvernement lagen, um eine Beyſteuer, die-in dem 
feinften Gold beftund, zu einer goldnen Krone, die 
nach dem gehaltenen fenerlichen gap in den Tempel 
dcs Jupiters verehrt wurde. 


Das feinfte Gold wurde aus Afien gebradhr. 


infecti auri maſſae, noch nicht gereinigtes Gold, 
wurde bisweilen Zateres, lateres auri, Boldftangen, 
franzöfifch barres d’or genannt. | 


| — 








De Metallis, 113 


$. 2 

| Moſes nennt fhon einen Fluß, der Goldförner 
mit fich geführer. | So auch Hebrus, Pactolus, Gans 
gesen. a. ſ Dim. N. G. 33. Kap. 4. Abſchn. 21.] Es 
giebt noch heut zu Tage, felbft in Deutſchland, Flüffe, 
die Gold, wiewohl niche haufig, bey fih führen. — 
Ferner har Dlintus gemeldet, daß die Ameifen Goldkoͤr— 
ner aus der Erde gewühlt harten, Vermuthlich muß die 
Seltenheit der Körner, und die Schönbeir derfelben die 
Einwohner angelockt haben, fie zu fammeln, Nachdem 
man aber den Werth des Goldes Fennen gelernt, fuchre 

man es forgfältig auf: worzu bey den Indianern, Ara⸗ 
bern, wahrfcheinlich der Anfang gemacht wurde, — 
Die Griechen lernten es von den Phoͤniciern ken⸗ 
nen, die es ſehr glaublich durch den Handel mit den ans 
geführten Narionen loder aus ihrem eigenen Lande,] 
erhielten. [f. den nachher angeführten Rambach ©. 82 f.] 
| Die Rartbaginenfer, ebenfalls urfprünglich Phös 
nizier, braten nach Spanien die Gewohnheit, Berge 
werke anzulegen, wo diefe vormals häufig gemwefen, fone 
derlich bey der Stade Sifapo im Baerifchen Spanier 
Iſ. Diodor, Sienl. zter B. und Strabo zter B. S. 
146. ꝛc. Caſaub. Ausg. Allgem, Welthiſt. 15ter Theil 
©. 332 ff. 9. 366. und 367.] Ä | | 

Bereits in den älteften Zeiten war das Gold im 
Handel und Wandel üblih, wie man ſchon aus bibli- 
ſchen Nacho chren erfehen kann. Man harte aber anfangs 
Feine geprägten Muͤnzen, ſondern rohe ungearbeirere 
Stifen, die man einander zumog. Man mußte fols 
ches Meral von einem vorzüglichen Werch zum Kandel 
haben, weil man ihn mit dem bloßen Taufch einer Waa⸗ 
te gegen eine andere, wie man anfänglich chat, niche 

wohi forefegen konnte R. 5 

rn | 1) Als 
) 18. Goguet Ünterfuchungen, über den Urſprung der Geſetze 
ie Th J. S· 151. Wachters Archaeglog. gummariam 
» ER! Leipzig 


114 Part, I €ap. IV, 


1) aurum rude, inrohes Gold, wie es aus dem Schmelz, 
ofen kommt; oder rohe Goldbarren, Goldftanaen. 
2) aurum fackum, Bold, das zu mancherleyg Gefäffen 

und Sachen verarbeiter ift; und 
3) aurum fignatum, ausgemürztes Gold. 

Abraham bezahlte Gold in Seckeln, und Joſevh 
wurde um Gold verkaufte. Doch will Orto Sperling, de 
numis non cufis, behaupten, dergleichen Gold ſey noch 
nicht gemuͤnzt gewefen, fondern nur in Fleinen Stuͤckgen 
augewogen worden. 

Abrahams Knecht Kliefer ſchenkte der Rebekka viel 
goldne Kleinodien. 

Die Egyptier beſaſſen unter andern goldne Gefaͤſſe, 
die ihnen die Kinder Iſrael beym Abzug abfordern mußs 
ten. [Sie follen zu der Zeit, da Abraham und Jacob 
lebten, eigeneliche Münze gehabt haben, nach der Mey— 
nung des Auerius in feiner Gefchichte der alten Hands 
lung und Schiffarth, Kap. 6.] 

[Die Juden brachten Gold als freywilliges Opferdar.] 

Auch andre Marionen harten ſchon Gold. Xeno— 
phon berichter von den Medern, daß fie viel Gold und 
Silber gehabr hätten. Die älteften Nachrichten von 
ausgemünztem Golde find folgende: Cyrus ließ goldne 
Münzen prägen, auf einer Seite mit einem Bogenſchuͤ⸗ 
gen, und ſchenkte fie feinen Soldaren. Sein Nachfol⸗ 
ger, Darius Apftafpes, lic auch goldne Münzen aus 
dem reinften und feinften Golde fhlagen, und v:in Bilde 
nis darauf fegen.: 

©. Boden, ehemaligen Prof. zu Wirtenderg Abh. 
de Daricis veteribus, worinne angemerft wird, daß 

ein foldyer Daricus 2 Drachmen Goldes ſchwer ger 7 

wefen, und folglich 20 Drachmen Silber gegolten 

haͤtte. Denn Gold verhiele fi) damals gegen 9* 

ber, 


Leipzig 1740. 4. Rap. J. vnd 2. Rambach im Zten Theil 
Potters griech. Archäologie 5, 70 ff.J 











De Metallis, 115 


v 

bet, wie 1o zu 1, [ Augemos naͤml. serne war vom 
feinften Golde. Er ſoll nad) dem Spidas, vers 
glichen mit Zenopbon Expedit. L 7, 14. wo eg 
heißt, 3000 Daricos feyen gleich zehen Talenten, 
zwanzig filbernen Drachmen, oder den sten Theil 
einer Attiſchen Mine werch geweſen. Vergleicht 
man, (wie deune im griechifhen Regiſter zu 
feiner Ausgabe von XZenophons Eyropädie unter 
dem Wort Angemos bemerft ,) eine Drachme nach 
der gemeinen Rechnung mit drey fächfifchen Gros 
ſchen; fo ift Daricus gleich ſechzig fachfifchen Gros 
fchen, oder einem halben fouisd’or; nah Ram— 
bach aber in archäolsgifchen Unrerfuchungen S. 
157. gleich 4rthlr. und 6 gar. Das Zeichen daranf 
war nad) Plutarch im Agefilaus in Schuͤß Nach 
Zerodor IV. 166. fehlug ſolche Münzen zuerſt 
Darius Hyſtaſpis Eohn, und diefes behaupret 
auch Weffeling in feiner Anmerk. zu Herodots Stel⸗ 
le ©. 355. or. 75. und in feinen Obferuatt. lib, IT, 
24. Hingegen Harpocration, der Schofiaft zu 
Ariftopb. Eceleſ. 589., Spidas und Denemg 
difl. ad vatic. Daniel, S. 169, fagen, ein älterer 
Darius, Medus, fey der Erfinder jener golden 
Münzen, und diefer Darius Medus beym Daniel 
fey, wie einige glauben, der Cyaxares beym Kes 
nophon: Darius, Hyſtaſpis Sohn, der Perfer 
König, habe es nur nachgethan; folglich fey, wie 
Zeune folgert, Darius Hyſtafbes nicht als Erfinder, 
fondern als Berbefferer des Münzmwefen bey den 
Merfern anzufehen, Den vom Zeune angeführten 
Schriftſtellern, welche von jener Muͤnzſotte han« 
deln, kann man noch beyfügen Barnab. Btiffos 


nius de regio-Perfafum principatu, 2fet B. $. 2435 
‚244. und 246. ©. 610. ff. nach der Lederliniſchen 


Ausgabe, Strasburg 1710, 8.] 


2% Aröfiss 


En) 


116 Part. I. Cap. IV. 


Rröfus fies goldne Münzen ſchlagen, die Verofoei 
heißen... Herodot bezeugt es, der fie gefehen haben Fann, 
und feinem Zeugniß zufolge,„follen die Apdier überhaupt 
zu allerft Gold und Silber geſchmolzen und gepraͤgt ha⸗ 
ben. Herodot J. Kap. 94. Von einer alten ſilbernen 
Münze eines Lydiſchen Königs, auf welcher die Buchſta⸗ 
ben A. T. Spannbem, de V..et PR: numiſm. dilſſ. I, 
©. 13. für die Buchfkaben des Namen Atys, Wache 
ter aber in Archacol. nummar. ©, 48. von dem indifchen U 
König Alyattes erklaͤrt. Man vergleiche auch Ram— 
bad) zu Potters Archäol. zter Theil ©. 73 More.) 


Licbii Gotha nummaria Rap. ©. ' 


Die Macedonifhen Könige legten Goldbergmwerfe 
an; doch war das Metall felbft den Griechen fhon lang 
zuvor bekannt, und wurde zur Pracht verwende. Schon 
zu Homers Zeiten war es üblich, goldne Geſchmeide 
zu fragen. — Man zierte firner Statüen damit. So 
verfertigte z. B. Phidias einen Jupiter von Gold und 
Elfenbein, wie auch eine Minerva. . Das Frauenzimmer 
bediente fich auch deflelben. Die ‚älteften Arhenienfifchen 
Stauenzimmer trugen goldne Zeuſchrecken in ihren 
Haaren, wodurch ſie anzeigen wollten, daß ſie chnheimis 
fhe und einländifch gebohrne Leute, nicht Fremdlinge 
‚Wären. Dieſer Gebrauch dauerte bis zu Solong Zeiten, | 
Da eine Staatsreforme vorfil. S. Thucydides. piflor | 
D.1 Kap. 6. Rambach a. O. ©. 82. f.] | | 

In Griechenland har der König Philippus zuerſt 
Goldmuͤnzen ſchlagen laſſen. Wovon in des Rektors 
Martini Samml. eine befindlich. [Wachter ©. 53.19 | 

Homer erwähne zwar ſchon der Talente: und man 
Fönnte daraus fchließen, ſolche wären aus gemünzten 
Gold beftanden; alfein des Dichters Worte find nur von 
ungemünztem und zugewogenem Golde zu verſtehen. 





+ ho 9. 4. 


De Metallis, 117 


% 4 

Der Roͤmiſche Staat war in den aͤlteſten Zeiten zu 
arm, als daß er viel Gold follte befeffen haben. Selbft 
ihre Görter waren anfangs von Holz *), Thon und ans 
| dern weichen Maffen, wie Kivius und ante berichrens 
Targuinius-Deiskus, der sterömifche König, fol zuerft 
feinem Sohn eine bullam auream gegeben haben, weil er 
‚noch in der toga praetexta , das heißt, da er noch niche 
16 Jahr alt war, fih im Krieg tapfer gehalten und eis 
nen Feind erfchlagen harte. Daher Fam die Gewohnheit 
junger Römer vom Grande, dergleichen bullam auream 
zu tragen. [Bon diefem erften und nachherigen Gebrauch 
einer goldnen Bulle, von den Bullen der Römer übers 
haupt und ihrer Seftaleund Abbild. handeln Hfich. Ang. 
de la Chauſſe in Le Grand Cabinet Romain, ou Recueil 
d’ AntiquitezRomaines &c. Amfterdam 1706. Fol. Partie 
V. article I. &. 102.f.$ranc. Siccoroni della Bolla d’ 
‚ oro, Nom 1732. 4. und Conpers Hiiddleron in Germ, 
| antiquitatis eruditae monumentis. &c, $ondon 1745. gr. 
4. tab. III. ©. 29. Daß triumphirende Feldherrn goldene 
Bullen getragen haben, glauben Baudelot in Hiſt. de 
Pacad. des J. et BL. B. II, ©. 230. de la Chauſſe ©. 
103. Montfeucon —70— expliq. Tom. 3. Th. J. B. 
2. Kap. 10. und führen Macrob. Saturn. L 6. zum 
Zeugen an; affein iddleron S, 42 ff» bezweifelt, ja 

widerldgt diefe Meynung. ] 


Die Damen follen auch Gold an den Fingern, 
Schenfeln, und Armen getragen haben: allein dieß fol 
‚nur verfchwenderifihen Damen eigen geweſen ſeyn. Denn 


N 3 Pli⸗ 


*) Pauſanias in Arcadicis der B.8. ©. 665. führt Mercu- 
rium ligneum und Venerem ligneam alg Werke des Demos 
phboon an. Lisneus Hercules beym Pauſan. II. B. ©. 

. ı21. Zwey Statuen von Holz, zwey Olympiſchen en 
geſetzt, bey ebendemf VI. B. Kap. 18. Ep ; 


\ 





118 Part, I, Cap. IV. 


Plinius melder, daß das Frauenzimmer aus dem Ge⸗ 
ſchlecht der Quinktier kein Gold getragen haͤtte. Auch 
zum Hausgeraͤthe brauchte man Gold. Z. B. zu Salz⸗ 
gefaͤſſen und ſo w. Da die Noth im ꝛten Puniſchen 
Kriege allgemein wurde, mußten die roͤmiſchen Damen 
ihr Geſchmeide hergeben, um die Armee hiervon beſolden 
zu koͤnnen, und dabey wurde beſtimmt durch dag SCtum, 
wieviel goldne Geraͤthe jeder Hausvater behalten durfte 


Endlich fiengen auch die Mannsperſonen an, golds 
ne Ringe zu tragen. In den erſten Zeiten hatten nicht 
einmal die Koͤnige welche gehabt. Marius ſoll erſt, 
da er dreymal triumphirt hatte, einen goldnen angeſteckt 
haben, Vorher trug er ſtets nur einen eiſernen. [Meh⸗ 
rers vom Gebrauch der goldnen Ringen finder man in 
jo. Rirchmanns Bud) de anaulis, Frankf. 1672. 8. 
Kapp. 2. 15. 16, 17.] 

Der Verdruß, den ein Tribunus Plebis verurfache 
Hatte, machte, daß der Gebrauch goldne Ringe in Nom 
zu fragen, fehr Mode wurde, (er hatte nemlidy die dies 
faftos, die der Magiftrar fehr geheim gehalten harte, 
verrarhen.) 

Die equites romani, da fie gemmürdiger worden wa⸗ 
zen, daß aus ihrer Geſellſchaft Affefforen für den Praͤtor 
Urbanus; und Peregrinus jährlich. gewählt und an die 
Seite gefezt wurden, fingen won der-Zeit an Ringe zu | 
fragen, und datauf gründet fich das jus annuli aurei. | 
[Man vergleiche damit, was Birchmann im ange, Buch 
S. 92 ff, davon gefchrieben hat.] 


62 Fahre fpärer, als man Silsermängen geſchla⸗ 
gen harte, wurden 547. R.C, die erſten Goldmünzen in 
Nom geprägt, [Plin. H. N. B. 33, Kap, Wachter 
Archaeol, S. 197 ff.] 

Hierauf fieng man an, das Gold faft zu allen Din. 
gen, Die in guten Familien nothwendig waren, zu braus 
eben. Man verferrigee daraus Becher, Schaalen ai 

andern 








De Metallis, 119 


andere Trinfaefäffe, die, mie Plinius melder, mie 
Dasreliefs geziert wurden, und dadurch einen weit groͤ— 
Bern Werth erhielten, alg fie vorher, da fie noch glatt 


gearbeitet worden waren, gehabt harten. 


Die fellae curules wurden auch mit Gold geſchmuͤckt; 
fo wie die Königschrone fhon beym Homer. 

Man brauchte das Gold ad candelabra. Diefe 
$euchter wurden theils aufgehangen,, theils waren fie wie 
Bäume gemacht, die mehrere Zweige harten, und frey 
ftunden. | 

Man nahm das Gold zu andern Gefäffen, f. Dos 
pifeus im Leben des Aurelians, 46 Kap.] fo gar zu 
Schubfolen, welche vornehme Damen trugen. Biss 
weilen aber fhlug man nur goldne Naͤgel in die Schu« 
he ). Sa man lies fogar Aufeifen daraus verfertigen. 
So ließ 3. B. der Kaifer Heliogabalus feine Pferde 
Damit befchlagen: allein dieß war wahrer Unſinn. — 
Zu Degengriffen nahm man aud Gold. 


e Beym Homer finder man goldne Körbe und Spinn⸗ 
rocken. 

Das Gold wurde endlich auch theils in duͤnne Plaͤtt⸗ 
chen geſchlagen; theils wurde es auch geſchabt, wenn 
man damit vergoldete. Die Roͤmer vergoldeten weit 
ſtaͤrker, als wir heut zu Tage. Doch hatte man noch 
eine Are von Vergoldung, die der unſrtigen ſehr nahe 
kommt, und zwar, wenn fie ihre Jacunaria, i. e, hölgerz 
ne Decken vergolderen, Dieß geſchahe erft nur nach Zer« 
flörung der Stadt Karthago im Kapitoliun. Nachher 
aber aush häufig in Privarhäufern. [Properz IL I. 


50.] 
H 4 End⸗ 


*) Aurelian erlaubte nach dem Vopiſeus am angef Ort: ©. 662. 
Leiden 1671. in hiſtor. auguftae ſcriptor. tom. II. vt ſibulas 
aureas gregarüi milites haberent, quum antea ergenteas ha- 
buiflent. 2 


129 Part, I. Cap. IV, 


Endlich brauchte man auch Gold zu Statüen. 
[Bon den goldenen Gtarien handelt umſtaͤndlich Mar— 
tini ım Excurs, ©. 171 ff.] Luc, Septimius lic 
figna aurata vor dem Tempel der Görrin Fortuna, auf 
die da angelegten Gallerien ſtellen. Aber weiter gieng 
ſchon darinnen Manius Acilius Glabrio, der ließ 
ſeinem Vater zuerſt ſtatuam auratam im Tempel der Pie— 
tas errichten, 

In Veneris Mediceae capillis, hat man dergleichen 
Vergoldungen gefunden, Aufferdem aber auh nohan 
andern Bildfäulen, z. B. dcs Apollo im Kapitol, des 
Herfules, des Bacchus in Pompeii, u. d. m. 

Man vergoldere die Hörner der Opferthiere fehe 
häufig, und zu Aomers Zeiten überzog man fie mie düns 
nen Golöblehen, [Odyſſ. p. 432 ff. PB. Mehreres 
darüber fagt Ricci in Diflertatt. Homericis, zten Bande 
DIN, XXXVII. ©. 176 ff. Slorenz 1741. 4 Von der 
Art, wie dieß Ueberziehen mie Solöblechen oder die 
Vergoldung der Statuen fowol von Erzt, als auch von 
Marmor, ben den Alten aefchehen, und worinnen ihre 
Donerhaftigkeie beftanden fen, zeige Winkelmann ın 
feiner Gefehichte der Kunft ©. 534 ff Wiener Ausgabe, 
auf eine wahrfcheinliche Are.) | 

Ben zunehmenden $urus verferfigfe man ganze 
Stariien aus Golde, wie Plinius H. N. XXXIII. Sect. 
24. ©, 619, und V, Sect. 20, ©. 267.) und Strabo 
[B. XL. ©, 532,] bezeugen von der Anaitis. Diefe 
war eine Börtin, die von den Armeniern außerordentlich 
verehree wurde, Wolluſt war der Hauptendzweck diefer 
Goͤtterverſammlung.  Diefer Göttin wurde eine Statuͤe 
von ganz maffiven Golde geſezt. | 

Georgias von Keontium, ein berühmrer Re— 
dekuͤnſtler, fol fih nach des Pliniug Bericht H. N, - 
XXXIU Sect 24. &, 619.) eine ganz golöne Statüe 
haben fegen laffenz allein Cicero [de Orat. UI 32. Das 
ler. Max. VIII. letzten Kap. Pauſan. X. B. Kap. 18% 








De Metallis. 121 


S. 842.1 fagen, daß fie ihm auf gemeinfchaftfiche Koſten 


wäre gefeze worden. Zu Ron fund auch Sulls und 
Auguft ganz von Gold. Domitian, und Aleudius 
aber geboten, daß ihnen Feine andere, als golöne oder 
filberne Starten durften gefege werden. 

x TS, 

Aurum in fila trahere &c, Man fieng an Gold in 
Drath zu ziehen, zu fpinnen und in andre Sachen, wie 
Goldlahn, einzumeben, Horaz ſagt deswegen, aurum 
in humanos cogitur vfus, 

Das Frauenzimmer trug nicht allein goldgefticfte 
Kleider (welche Erfindung den Phrygiern eigen iſt) ſon— 
dern fie webten auch das Gold in ihre Hausfahen, fons 
derlich in die Matrazzen, über die Tafelberren. — Der 
König Attalus foll eg erfunden haben, daß man Gold 
in die Kleider gewuͤrket. Daher heiffen ſolche Kleider 
veftes Attalicae, 

Ferner verferriate man daraus goldne Diaffen 
(nodos aureos) und Trotteln (villos aureos) an die Kleider, 
— Ein Kleid von diefer Arc fol Herodes Agrippa, vor jener 
Sudenverfanimlung, Ap, Sch. K.XIV. gerragen haben, 


$..: 6 

Nah dem Gold ift das herrlichfte Metall dag 
Silber. 

Puftulatum, fen pufi ulatum, (a —— ein Blaͤs⸗ 
chen,) iſt das beſte rein gelaͤuterte Silber, [ſ. Sal⸗ 
maſ. Exerc. Plin, ©, 738.] In den Pandekten kommt 
es mehrmals vor. € wird wie das Gold in drey Klaſ⸗ 
fen gecheilt, [nach Iſtbor XVL. 17.] 

1) argentum rude, [oder infectum, ] rohes Silber, mie 
ea gebrochen wird, oder aus dem Schmelzofen kommt. 

2) argentum fackum, verarbeitetes Silber, zu verfchiedes 
neh Gefaͤſſen und 


85 3) ar- 


222 2 Bars LG WW. 


3) argentum fignatum gemünztes Silbergeld. IS. Gro⸗ 
nov de Selflertiis, lib, L 7. ©. 34 ıc.] 


7. 

Sm Anfang ift das Silber nicht aufferordentlich 
häufig gewefen; jedoch bat man fich deffelben eher als 
Des Goldes bediente. Schon aus der Gefchichre des Juͤ— 
Bifchen Volks wiffen wir, daß fie viele Gefäße aus 
Silber verfertigten. Joſeph hatte einen filbernen Be: 
a und hieß ihn in feines Bruders Benjamin Sack 
ſtecken. 

Im Egyptiſchen Theben bekam Menelaus und 
Helena verſchiedene Silbergefaͤſſe, an denen der Rand 
mit Gold beſetzt war, von dem König Polybus und feis 
ner Gemahlin Alkandra zum Geſchenk. 

Die Trojaner trugen Stiefeln, die mit filbernen 
Hefteln zuſammengeſchnuͤret waren. 

Es wurde auch zu andern Sachen verbrauht. — Die 

erfiichen Könige ſchenkten den tremden Gefandten ein 
babylonifches Talent gemünztes Silber und zwey filberne 
Schaalen: wie Yelian berichten, [in H. V. iſter B. zz 
Rap. wo Perizons und der übrigen Ausleger Anmerf, 
nnachzulefen find, ©. 38 ff. Abrah. Gronovs Ausg.] 

Aub die Griechen brauchten ſchon in Homerg 
Zagen Silber zu vielerley Geräche und Gefäffen, 
shne noch Silbergeld zu haben. — . Amyntas, 
König in Macedonien, ein Zeitgenoffe des Cyrus, 
ließ die erften filbernen Münzen ſchlagen: und die feinis 
gen find die älteften, die man in Münzfammlungen fins 
der: [wenn fie ächt ift, fo muß fie 550 “fahre vor Chris 
ſti Geburt gepraͤgt ſeyn. ©. Beger in Thefauro Brn- 
denburg. Vol. IL, S. 4) — Dieß war auch der Fall 
in Rom. Man _harte früher mancherley filberne Gerär 
she, als wirklichesSilbergeld. L. Sabricius Luſcinus 
befaß unter feinem ganzen Bermögen, von Öilber, weiter 
nichts als ein Salzgefäß, — Aber bald hernach ward es 

ausge⸗ 








De Metallir. 123 


ausgemünge, S Jahre vor dem erffen Punlſchen Kriege, 
[a. v. c. 584: fe Gronov de Seftertiis, $eiden 1691. 4. 
©. 179.] 

In den aͤlteſten Zeiten harte man Fleine Stuͤckchen 
gehaftes Silber, viel» vier» oder ſechseckigt, die zaleae 
biegen. Wermurhlich harten fie einiges ſeichtes Gepräge, 
oder ein Merkmal ihres Werths und Gewichts. Und 
im Anfange wog man fid das Silber zu; fo wie eg 
noch an einigen Drten bey großen Summen zu gefcheben 
pflegt, 3. B. in Venedig, wo man felbft Zechinen einan⸗ 
der zumiegf. 

Verwendete man das Silber vorher zu allerhand 
Gefäßen; To ward es nun wahrfcheinlich zu Tifchgefchira 
ren, zu Schaalen, zu Seuchtern und f. f. verwender, 

Die römifchen Senatoren trugen eine lunulam, i. e. 
eine Platte, wie ein halber Mond gearbeirer, von Sils 
ber, vorn auf dem Schuh, wenn fie anders von Silber, 
und nicht von Elfenbein war, wie manche haben behaup⸗ 
ten wollen. Daher heift argentum purum, h. 1, glatt ges 
arbeiteres Silber; und hingegen argentum saclatum, Sile _ 
bergerärhe mit erhobenen Figuren, [ſ. Salmaſ. exercitt. 
Plin. ©, 736. 738.) 

Man machte ferner in Kom aus Silber Spiegel, 
Virgil und andere Dichter fagen, ein ftifes Waſſer 
fen der ältefte Spiegel gewefen. — Hierauf verferrigre 
man Spiegel ex orichalco, war vielleicht eine Mifchung 
von Dombak. In der Folge nahm man hierzu Stabl, 
den man polirte. — Ferner den Japidem obfidianum *) % 

bis 

*) [Der lapis obfidianus iſt ein Prodnet der Vuleane, oder ein 
aus verichiedenen Steinmaſſen, befonders dem Baſalt, ge: 
fehmolzenes ſchwarzes Glas, (Lava,) das dennoch die Härte 
hat, am Stahl gefchlagen, Funfen zu geben. Mach neuern 

Erfahrungen wird es zwar nur in Island gefunden, und we⸗ 

der der Veſuo, noch Aerna hatte gleihförmige Maffe bervors 
gebracht. Es werden aber ſeit den undenklichen Cataſtrophen 
unferer 


124 Ä Part. L" "Cap, IV. 


u 


bis man kand, daß fih dus Eilber * beſſer hierzu 
brauchen ließ. Nach der Zeit nahm man ——— zu 
denen 


unſerer Erde, in Italien ſowol, als in Griechenland, in 
Boͤhmen, Ungarn, in Teutſchland, beſonders am Rhein, und 
im Fuldaiſchen, fo wie an mebhrern Orten gleiche Steinarten 
gefunden, welche unleugbare Denfmale der in der Vorwelt 
ausgebrochenen Vulcane find, wenn fih auch ihre Geſchichte 
‚verloh:en bat. - Genug! diefe Steinarten find vulcaniihen 
Vriprungs, und, nad, allen Beichreibungen der älteften 
Schriftſteller, der wahre Vbfidian. Diele Anmerkung bin 
ih meinem gelehrten Freund ſchuldig Auch Graf Caylus 
in feiner Vorlefung oder Unterſuchung einer Stelle des Plis 
nius (H. N. XXXVI. Rap. 26. Art. 17.) die vondem Dbs 
fidignijchen Stein handelt, (in Mem. de Litterat. B. 30. 
©. 417 ff. oder in defjelben von Meuſel überfeßten Abhands 
lungen zur Gefhichte und zur Kunſt, ıten B. ©. 14 ff) 
bält es für wahrfcheinlih, daß der Obſidianiſche Stein eine 
gewiſſe AehnlichEeit mit dem Glaſe hatte, und daß die Römer 
ihn durch Hülfe des Glaſes nachgemacht haben. Plinius fagt, 
unter den Battungen vom Glaſe find die fogenannten 
objidignifchen mit begriffen, wegen ibree Aebnlichkeit 
mit einem Steine, weldyen Obſidius in Aethiopien 
gefunden bat. Salmafius hält dieje Ableitung des Plins 
für eine Grille (in exercitt. Plin. ©. 64.) und leitet den Tas 

men von dem Namen eines Steins, welchen die Griechen” 
edıayoy AlFov (einen Spiegel von Stein,) genannt buben. 
Caylus führe verfchiedener Gelehrten ihre Erklärungen an, 
und prüfe fi. Darauf fagter, unter der Anzahl der Mate« 
rien, über die_er feine Linte rſuchungen angeſtellt habe, ſey 
diejenige, welche ihn am meiſten aufmerfiam gemacht, und 
die er zugleich mit der Plinianiſchen Beſchreibung des Odbſi⸗ 
dianiſchen Steins vollkommen uͤbereinſtimmend gefunden habe, 
eine Art von ſehr ſchwarzen und manchmal durchſichtigen Glas 
geweſen welches aus den feueripeyenden Bergen hervorfommt, 
und zu Peru unter dem Namen des Ballinacifcben Steines 
betannt fev- Aus der Reiſebeſchrelbung des D' Ullog führe 
er an, daf man in den Gräbern der alten Peruvianer zwey 
Arten von Steinipiegeln finde, einige vom Steine Pnca, (eis 
ne Gattung von Kies,) andere vom Gallinaciſchen Steine, 
und beichreibe ihre Beſchaffenheit; vergleicht fie mit Eiſen⸗ 
ſchlacken des Hella oder Bloͤcken von der naml. Materie, die 
vom 


\ 








De Metallis. 125 


denen Spiegen, bis man das Glas felbft erfand, — 
Befonders waren die Spiegel fehr berühme , beliebt und 
arfucht, die mar zu Brundufiun oder Brunduſt in Ita⸗ 
lien, aus Zinn und Erzt verfereigee. — Plautus fagt, 
man babe zu feiner Zeit ſchon filberne Spiegel gehabr. 


Plinius aber will die Kunft Spiegel zu verfertigen 
in die fpäfern Zeiten herabfegen. —  Dofiteles, nicht 


aber Praxiteles hat in des großen Pompejus Tagen zus 
erſt filberne Spiegel gearbeitet. In der Folge wurden 


die ſilbernen Spiegel fo gemein und verächtlih,, daß fie. 


nur Sklaven und Sflavinnen brauchten. _ Deswegen 
verfertigte man goldne Spiegel, die mie Edelfteinen 
befeze wurden. z | 

Zu.allen Arten von Hausgeräthen brauchte man das 


Silber; zum Beyſpiel, ad monopodia, waren kleine Tiſch⸗ 


gen, die auf einem einzigen ſilbernen Fuß ſtunden. An⸗ 
dre Tiſche hatten 3 oder auch 2 Süße, die ſchoͤn le 
ber ausgelegt wurden, 


ad lIectos tricliniares,, waren eine Art von Kanas 
pees oder Ruheſeſſeln, worauf man fich bey Gaftereyen 
zu legen und fo zu fpeifen pflegre.. Sie wurden vom 
koſtbarſten Holze gemacht, und oͤfters mir Silber eins 
gefaßt und belegt, oder Rus filbernen Zwecken bes 
ſchlagen. 

Zulezt verſertigte man Aare triclinia 1. e. Speife« 
zimmer von Silber. Zu den Zeiten des Sulla gab es 
deren nur zwey in Noms in der Folge aber vermehrten 
fie fi. Tf. ag N. T. 30 Kap. 11 Set. 5o und 5r.] 


“ 


Auch 


\ 


von Hekla herkommen; daß es alfo ein Produck des Feuers 


iſt; und erklaͤrt umſtaͤndlich den Plinianiſchen Text; zuletzt 
zeigt er einige chymiſche Operationen an, welche die Wahrs 
beit des Plintanijhen — beſtaͤtigten, vitrum fulrhuri 
concoctum ferruininatur in oidem „- DAS ‚mit Schwefel 
gekochte Glas erhaͤlt die inte des Steins, oder wisd 
zum bärteften Stein.) 


126 Part, I: Cap. IV, 


Auch die Repofirorie, worauf fie die Foftbar- 
ften Gefäffe in Zafelzimmern oder auch wohl: die 
aufzutragenden ‚Speifen zu fegen pflegten, ‚waren von 
Silber. Sie wetteiferten ordentlich in der Pracht und 
Schwelgerey. Das Silber harte von den verfchiedenen 
Sachen, zu denen man es brauchte, verfchiedene Benen— 
sungen. Go hatten die Römer z. B. 

argentum eſcarium Tafel Service 

-argentum potorium, Trinkgeſchirre, 

argentum balneare filberne Badewannen und Strie⸗ 
geln, 
argentum viatorium, Reiſe Nothwendigkeiten von 
Silber, 

argentum muliebre, Frauenzimmer Sachen. 

Man finder, daß man in Nom fo gar filberne 
Nachtſtuͤhle gehabt. 

Plinius führe an, daß ein gewiffer Difpenfator 
des Kaifers Klaudius, ſich eine filberne Schuͤſſel von 
soo Pfund habe machen laffen, zu deren Echmelzung 
und Guß eine befondere Werfftare nörhig war. — Ein 
andrer eine von ı Eentner am Gewicht. Man fehe 
Ciacconium de triclinio, mit des Vr/ini appendice, 


$. 8% 

Man nannte argentum bonum ſchoͤn gearbeiteres Sil- 
ber, und argentum malum ſchlecht gearbeitetes. Ferner ers 
hielt das Silber bisweilen feine Benennung , entweder 
von den Kuͤnſtlern felbft, oder von den Otten und Staͤd— 
sen, wo eg herfam. Daher kommt des argentum Deli- 
acum, Silber, das auf der Inſel Delos verarbeitet 
wurde. Es war die Inſel, auf welder, der Fabel nach, 
Apollo und Diana gebohren wurden Sie war ihnen 
deswegen auch heilig. Jaͤhrlich wurden Wallfarten da⸗ 
hin angeftele- Und weil alfo viel Fremde dahin kamen, 
fo arbeiteten die beruͤhmteſten Kuͤnſtler auf dieſer Inſel. 


Argen- 





De Metallis, 127 


Argentum Clodianum, hatte einen gewiffen Klodius 
zum Erfinder, fo wie das argentum Gratianum, einen 
gewiffen Gratianus. “DBeyde haben vielleicht eine neue 
Gattung von Kunjt oder Fagon zu arbeiten erfonnen. 

Den vorzüglichften Werrh aber hatte Argentum Co- 
rinthium. Den Namen führte es von der Stadt Ko⸗ 
rinth. 
a war die arößte Schule der Kunſt, und ein 
wahrer Zufammenfluß von Künftlern, die unter einander 
wetteiferten, und in ihren Arbeiten einen vorzüglich 
ſchoͤnen Geſchmack zeigten. 


N > bedeurer die Fagon. Manchmal 
mußte für die Facon mehr bezahle werden, als für den 
eigenelichen Werth des Silbers; wie es auch jezt noch 
ergcher. 

i Wie verfchieden der alte römifche Nationalcharakter 
von dem fpätern war, Fann man daraus abnehmen: 
Drutus wollte nicht einmal argentum purum, glatt ge⸗ 
arbeireres haben, wie Cicero Verr, IV. c, 22. bezeugt, 
und Verres hielt das plart gearbeitete Silber zu fchlechr, 
um Gebrauch) davon machen zu fönnen. 


9 

Nach dem Silber hafte das Erzr den größten Werth: 
ja man ſchaͤtzte es bisweilen hoͤher als das Silber ſelbſt? 
Dies muß man fo verſtehen: nicht das Erzt ſelbſt, fo 
wie es ausgegraben wurde, war vorzüglicher, als das 
Eilber: fondern nur die Fünftliche und Foftbare Fagon, 
die Arbeiten aus Erzt erhielten, gab ihm einen groͤßern 
Werth, als das Silber an fich harte. 

Das erfte Erze fol in Eypern gefunden worden 
feyn: doch behauprer Solinus, es fey in Ehalcis, eis 
ner Stadt in Euboca zuerft gegraben worden. Vielleicht 
war es da ſchon eine Art von gediegenem Erzt, welches 
ſich leicht bearbeisen ließ. Ueberhaupt iſt zu — 

ds 


128 Part, I. Cap, IP, 


daß die Alten entweder eine befondere Art von Erzt hat- 
ten, die wir nicht haben; oder daß fie die Kunft, daffelbe 
‚beffer als wir zu bearbeiten, verftanden haben, Sie 
machten 3. B. Degen, Meffer und andre Arbeiten dat« 
aus *). Und davon heißt dag Erze überhaupt vielmal 
aes.cyprium e cadmia factum, IS. Plinius XXXIV. Kap. 
8. Ende, Sect. 20. und Kap. 10. Sect. 22. S. 659 
— Martini überfegte Cadmia durch Robolt. So 
auch der B. des Artick. Cadmia Koffilis in det Frankf. 
deutfchen Encyclopädie, Band IV, ©. 734. Allein 
mein gef. Sreund merkte dargegen folgendes an, „Cad- 
mia wird zwar bey einigen Mineralogen der Kobold ge 
nennt, oder die Stuffen, aus welchen das Blaue Glas, 
die Schmalte, gefhmolzen wird. Unter diefem Namen 
aber kann hier Der Kobold nicht verftanden werden, da 
er fich als Glas, mit feinem Merall vereinigen oder bey⸗ 
ſchmelzen laͤßt. Wahrſcheinlicher war dahero die Cad⸗ 


mia der Alten unſer Galmey, Spiauter oder Zink, Erz, 


als aus deſſen Zuſatz das Kupfer zu Meſſing geſchmolzen 
wird, das auch nach verſchiedenen Geraͤthen der Alten 
ſchon bekannt war. Es kann auch Kupfererze gegeben 
haben, denen im’narürlichen Stande Galmey oder Zinf 
beygemifcht war, und welche im Schmelzen ohne weitern 
Zufeß dag Aurichalceum ergeben harten. Vielleicht wa⸗ 
ten auch edlere Metalle mit eingemenge Molina in 
der Naturgeſchichte von Chili erwaͤhnt wuͤrklich eines 
Kupfererzes, das in einer Provinz daſelbſt, auf einem 
niedern Berg bey dem Fluß Laxa gebrochen wird, dem 
der 
Rieci in feinen Differtatt- Homericis, in diff. XVI. S. ıs7 
— 169. handelt von dem Alterthum, Werth und Gebrauch des 
Erztes zu und vor Homers Zeiten: vom Cupro oder mit Zinn 
oder andern Metallen vermiſchtem Erzte, welches Plin XXXII. 
eap. V. cyprium aes nennt.. Hingegen bemerkt Salmaſius 
Exerc. Plin. S. 659. 779: 776. daß die Römer cyprim vöer 
cuprum gelagt haben pro aer⸗ Cyprio, auch für aa Ent 
Auch kann ©. 758 ff. nachgelefen werden. 


* 








De Metallis, . 129 


der Zinf narürlich beyaemifche war, Es harte die Farbe 
des Meffingg und ließ fih hammern. Bon dergleichen 
Mifchungen kann es mehrere Arten geaeben haben; dahin 
auch das befondere Glocdenerz der Chinefer und Japaner 
gehöre “ 

In der Folge fiel die Achtung und der Werth des 
Cypriſchen Erzres, wie Plinius melde, Man fand 
nemlich beffers: und vier Arten deffelben waren beſon—⸗ 
ders berühmt. 

des Salluffianum , wurde in den Alpengebürgen ge« 


funden. 


Aes Liuianum, in Gallien. 
Aes Marianum in Spanien. 
Dieſe Erzte hatten ihren Namen von den Eigen— 


thumsherrn der Gewerke, oder der Fundaruben, 3 chen. 


Eine vierfe Gattung war: aes Cordubenfe. und hatte 
von der berühmeen Stadt Korduba in Spanien feinen 
Namen. 

Man prägre auch aus dem Erzre Münzen, 3. B. 


aus dem aere cyprio wurden’affes: aus beffern Erzarren 


aber Seffeitien und dupondarii gemüngt, Hieraus 


folgt , daß nicht alle Seſtertien aug Silber, fondern ei» 
nige auch aus Erzt geprägt gewefen. Iſ. Pronov de lehertiis: 
©. 241f] — Auf foldyen Kupfermänzen finder man 


bisweilen Punkte, die den Werth der Muͤnze beftimmen, 


[S. Wachrer archaeolog. num. Kep. 9. ©. 107 ff 


112 ff. Kap. 10, ©. 116 ff. Vom Dupondio ſ. Gro⸗ 


nov de feltertiis S. 196, 198. 206, Chriſt Abhandl. 


‚©. 138 ff] 


6 10% 

Orichaleum: Diefe Maffe fund bey den Alten in 
ganz außerordenrlichem Anfehen und Werth. Wir dürs 
fen aber nicht gleich unfer heuriges Mefting oder Dombaf 
darunter verftchen, denn unfer orichalum ift tur fadti- 


tum, und has feinen ee [Dan muß mie 


x dem 


130 Dart, I, Cap. IV, 


dem hier gefagren vergleichen, was Martini nachhero 
in feinem 7ten Ercurs vom Drichalcum gefchrieben hat, 
©. 132 ff. fo, hier zu wiederholen zu weirläuftig ſeyn 
würde. } 

Ueber den Urfprung diefes Worts iſt geftrirten wor⸗ 
den. Manche haben gemeynet, es hieße aurichalcum; 
von aurum, und dem Grichifchen xwAxzos: andere has 
ben richtiger eine befondere Gattung Bergerze daraus ge= 
macht; und viele haben dieß More blos für eine 
poerifche Erdichtung gehalten. Allein da Homer in Des 
ſchreibung folder Sachen fehr ernfthafe verfaͤhrt; fo iſt 
an der wirklichen Eriftenz deffelben nicht zu zweifeln. Es 
bleibr alfo wahrfcheinlih, daß die Alten. diefe Maffe ges 
habe Kaben, wenn wir fie gleich jeze nicht mehr finden. 
[— Martini murhmaßt im angef. Excurs, es fey ent⸗ 


weder nach einer Stelle im Plaro chemals auf der Atlan⸗ 


tifchen Inſel gefunden; hernach aber, vielleicht wegen der 
ſchwuͤrigen und gefährl. Fahre, vielleicht auch, weil die» 
fe beruͤchtigte Inſel fih ins Meer verſteckt, ganz unbes 
kannt und ſelten geworden: oder es fen fchon eine Art 


der neu entdeckten Platina geweſen. Boſſt in dem zum, 


22 $, des vorigen Kap, angeführten Buch glaube, es ſey 


eine Kupferart, von der metalliſchen Gattung einer Sub⸗ 


ſtanz, welche mehr oder weniger vom gelben Kupfer ge⸗ 
habt; nicht aber, unſer Meſſing, noch weniger ein Ele⸗ 
cfrum. ] 


‚. Doöchart fagt in Hierozoico T, I, Libr, 6. €. 16. 


extr, die Bergwerfe, wo man dag Orichalcum gegraben 
bärte, wären verlohren oder eingegangen. Und dieß iſt 


wohl moͤglich. Denn ſo ſind z. B. im Erzgebuͤrge, wäh. 


rend des dreißigjähriaen Krieges, viele Bergwerfe ruis 
nirt und verfchütter worden. © Auch vie Gruben ‚weiß 
man nicht mehr, wo aes Salluftianum, Linianum und.f 
mw. gefunden ward, Schon Heſtiodus har den Werth 
Diefes Meralls angemerft, Es wurde felbfi dem Golde 
gleich geſchaͤtzt. 


Virgil 


—— 
— — — — — — — 


— 


"De Metallic, vol 


.  Pirgil erwähnt einen Soldaten mit einem Panzer 
von dergleichen Metall verfertiget. Diefer Stelle Acneid; 
XI. V. 87. gemäs, mir Hepnens Anmerkungen verglis 
chen, fiheint das orichaleum sine Art weiffes Metall ges 
wefen zu ſeyn: vieleicht was wir heur zu Tage Platina 
nennen, und dem Golde beynahe gleih fhägen, f 
factitium orichalcum ft, was wir Dombaf nennen; 
Daß diefos die Alten auch gehabt haben, kann man dars 
aus abnehmen: weil, wie Cicero und Svetonius bes 
tichten, die Kaifer Yulius Caͤſar und Vitellius aus 
den Tempeln Gold und Silber raubten und an deren ftafe 
vergoldetes, oder überfilberees Drich.fium ſetzten. Da 
nun das eigentliche Orichalkum dem Golde gleich gefchä;f 
wurde; fo muß diefe lezrere Mi fe nochwendig weit ge⸗ 
ringer und ſchlechter geweſen fiyu, 
G 1; 
| Aes Corinthium: das Korinehifhe Erzt ifü under 
den Erzigarrungen das berühmeefter Unter Nirtaffer 
ſagt, Aue cafu ortum, vi ferunt, me arte potius: Flo⸗ 
tus erzähle die Fabel von der Stadt Korinth, daß bey 
Zerſtörung und Einaͤſcherung derſelben, alles Metall von 
den vorhandenen vielen Staͤtuͤen und Gefaͤſſen zufons 
mengeſchmolzen, und unter einander gelaufen wäre, 


und daher fey dag Aes Corinthium eurftanden, Allein 
ſolcher Urfprung Fann nıche mahr ſeyn, weil Diinus 
HN. 34, Kaps 25 meldet, daß die vala Corinthia laͤngſt 
vor Einaͤſcherung der Stadt wären bekannt geweſen, 
Es muß alſo dieſes Erzt von der kunſtvollen Miſchung 
feinen Namen erhalten haben. Man hatte verfchiedene 
Gattungen deffelben; manches war mehr Weislich, wie 
Eilber; und manches war gelb, und ahmte das Gold 
nach. — Esfam darauf an, ob viel Silber oder Gold 
zugemifcht war, Die Künftler Fonnten auch in. das Eil- 
ber glelchſam goldne Adern bringens Aus dergleichen 

| 3 | Mi⸗ 


132 Part, L Cap, IV. 


Mifchungen machte man Kunftfachen, und in die fehon 
verfertigeen brachten die Künftler fhöne erhobene Figur 
ren, die emblemata genannt wurden. Bisweilen ahm⸗ 
ten fie einen Marmor nach, oder fie verfchönerten die 
Kunft durch Farben. Mean har die Frage aufgeworfen, ° 
ob auch Kupfermüngen aus Korinthifhem Erzt wären 
geprägt worden ? 08 find welche gefunden worden: Sapor 
in Difcours [ur les medailles zer Theil 17 Kap. hat fhon 
im vorigen Jahrhundert chemifche Unterfuchungen ange» 
ſtellt, um zu fehen, ob Gold unter dergleichen Münzen 
fen ? aber feines darinnen gefunden. Es waͤre auch Vers 
luft gewefen, Kupfermünzen auszuprägen, weil fie unter ” 
ihrem innerlichen Gehalt gegolsen hätten. Iſ. Rambach 
©. sı f. 553.] . 4 
Auguſt fol ein großer Liebhaber von Gefaͤſſen die⸗ 
fer Art geweſen ſeyn. Was er aus Korinehifhem Erze 
befommen konnte, Faufte oder ſchwazte er den Befigern 
ab. Deswegen wurde er fpottweife corinthiarius ges 
nennet. 
Ferner Hatten die Alten *) 


Aes Deliacum:, man fand es auf der Inſel Delos, 
wo fich große und berühmte Künftler aufhielten, wegen 
der sährlihen Wallfahrten, fo die Griechen dahin tha— 
ten, die gerne was von den Arbeiten der Künftler zum 
Geſchenk und Andenfen mit nach Haufe nahmen. 


des Acgineticum, hatte feinen Namen von der Inſel 
Aegina, wo es nicht nur gebrochen, fondern auch herrlich 
und häufig verarbeiter wurde. 

Serner harte man 

des Campanum, wurde in der Gegend von Kapua 
bearbeitet. Und endlich war noch eine befondere Gat- 
tung; welche 


des 


’) IS. Plins Naturgeih. B. 34. Kap 2. wo auch vom Kos | 
rinthiſchen Erzt gehandelt wird. 





De Metallis. 133 


Aec coronarium genennet wurde *): dergleichen be. 
Famen die Akteurs. Es wurden nemlih Kronen und 
andrer Flitterſtaat für fie daraus verfertiget, weil dieſes 
Erzt von ferne wie Gold glänzte. | a 

Das Erzt wurde zu allen Arten von Hausgeräfhe 
gebraucht, zu Lampen und Leuchtern. Wobey zu be— 
merken, daß man zu diefen beyden Gefäffen, in Tarent 

die Schäfte, und in Aegina die Tillen verfertigee, und 
geuchrer dicfer Are Funden in vorzüglihem Were. Man 
mochte aus dem Erzt ferner Weingeſchirre. Go trug 
man 3. B. den Wein bey Gafteregen in Fleinen Arten 
von Wannen auf, die von Erzt waren, und daraus 
ſchoͤpfte man erft in die Trinfbecher (fcyphos) mit der 
(trulla) Schöpffefle, * 

Vorzuͤglich brauchte DIR dag Erzt zum Gieflen 
ganzer Statüien *), und Siguren. Plinius fagt: 
man habe nicht allein Götter und Menfchen,. fondern 
auch felbft Thiere daraus gebilder. &o, fund 5 
B. in Nom ein Bos aereus vom Kuͤnſtler Myron ver- 
fertiget, auf dem foro boario, Er war aus der Inſel 

Aegina geraubt. Auf dem Kapitolium war. ein Jupiter 
arreus vom Künftler Polykletus ***) gearbeirer. Diefe 
beyden Künftler waren Zeirgenoffen von einander, [in 
der 87 Olympiade. Won beyden und andern f. Plin, 
D. 34: Kap. 8. und dafelbft Harduins Noten. Franz 
Junius in. Catalogo 2c. unter den Wörtern Hipron, 
©: 127 ff. und Polpcter. ©. 167. Weber Myrons 
Kuh in Sontags B. Zur Unterhaltung für Freunde 
der alten Sitrerat. I. ©. 100 ıc. ] ! 


3 caclare 


*) [franzöfiih Clinguant ; f. Savot 2ter Th. ı7 Kap. ©. 124 
Plin. H, N. 37. Rap. 8. Secr. 20, und daſelbſt Harduins 
Note, ©. 659.] 

*) [S. Rambach &. 552 f. Caylus Abhandlungen ıc. ater 
Th. S. 153 ff. oder. über die Kap. des 34: Be des Plintus, 
in melchen von ehernen Werfen gehandelt wird ] 

) [Caylus am a. O. S. 161 f. Plin. XXXIVv, 2. ſect. v.] 






« 


134 | Part, J. — Cap. IV. 


‚ saelarc heißt hier bey glatt gegoſſenen, oder rohen 

Gefäßen, auch noch den Meifel oder Grabftichel brau— 
chen, und erhabne Arbeit darein graben, Man nenne 
es Griechiſch Fogeuew. 


In Rom ftunden in der zten Region 2 Pferde 
aus Erzt gearbeitet. Ferner ein Hercules adolefcens. 
Und ein anderer Hercules von Erzt wurde aus Tarene 
gebracht, u. ſ. w. 


Man brauchte das Erzt ferner zum Ueberziehen der 
Thüren, zu Thorflügeln in PORN ‚ 30 Dächern und 
zu andern Sachen mehr, 


$. 1% 


In guren Zeiten, wo Fein Geldömangel war, und 
wo Feine Kriege das fand ausſaugten, verhielt ſich das 
Gold zum Silber wie zeben zu Zins. Das ift, eine 
Unze Gold.galt 10 Unzen Silber. War das Silber 
rar, und das Gold häufig, ſo fiel der Werth des Gols 
des gegen das Silver gerechnet, , Herodot fett das Ver⸗ 
hältnis des Goldes zum Silber wie 13 zu 1. Und Plinius 
melder gar, daß in den älteften Zeiten das Gold 15mal 
mehr werth gewefen als das Silber, oder fich verhalten ' 
habe wie 15: 1. — Zu Julius Täfars Zeiten, da 
das Gold fehr häufig wurde, gab man für ein —* 
PAR, 5 Pfund Silber; oder eg verhiele fi wie 74: ı 

=15: 20 

libra argenti ad lihram aeris verhielt fich in den 
älteften Zeiten wie 1000 zu 24 in den nachfolgenden wie 
100 zu ı und zuletzt wie 200 zu 3, oder 1600 zu 4. De- 


warius, war der 24 Theil eines Pfundes. Ein Pfund | | 


wurde in ı2 vncias abgerheilt; in der Folge. ferte man 

es auf 24 und zulegt auf 16. 
cf. Arbutbnorb , ein Engländer, fehrieb in feiner 
Sprache tabulas antiquorum numerum, ee 
0» 








De Metallis, 135 


‚Mathematiker, überfegre es ing Lateiniſche. Es Fam 
1756. in 4. zu Utrecht heraus. Eifenfchmidtii liber, de 
ponderibus et menfuris, thut einige Dienfte, iſt aber 
nicht zureichend, | 

Sm Jahr 1780 gab ein Franzofe zu Paris, Paue⸗ 
ton folgendes Werk heraus: Mettologie, ou traitẽ des 
mefures, poids et monnoies des anciens peuples et des 
anodernes. Diefes Buch enrhälr viel au und brauche 
bares, wo 
a ” $. 13. 
Die Lateiner haben Fein eigentliches und. beſtimmtes 
Wort, das ächte Bergzinn auszudrüden. hr Aannum 
ift etwas anders, alg was wir heut zu Tage darunrer 
verſtehen. ‚Daher, brauchen fie plumbum. album; oder 
candidum dalür.- „Das aber ift eigentlich ein weiſſes 
Bley oder vielmehr eine Arc von Mifchung. 
“ plumbum nigrum, unter diefem verftchen wir das 

ey. 

Plinius erwähnt, un plumbum cinereum, al. 
farbiges Bley. 

Julius Caſar im sten B. de B. Gall. Kap. 12; 
meldet, daß dasıbefte Zinn in Brittannien (mi auch 
—8 heutzutag,) Acfugden wuͤrde. 


1% 

honi zu Römers Zeiten brauchte man plunbum 

candidum , zu Harnifhen, Schilden u. f-w. *)., 
Dlinius [XXX 5. Sect. 30.] fagt, wenn man 
das eigenfliche ſtannum made, ‚pflege man ein Pfund 
plumbum album und cin Pfund, nigrum zuſammen zu 
fegen. . Hieraus wurden in den älteften. Zeiten Spiegel 
’ verfertiget. asp er man ‚die Spiegel‘, die 
4 in 


FALIEZZ 
ws 


* Sie Hauptſtelle vom Bley und Zinn iſt beym Plin. 34. Kap. 
16 — 18. Set. 47' ff mit Harduins Noren.) 


336 Part. I. Cap... 


an Brundiſi verfertiger waren, für die beften. Vielleicht 
Frugen Luft und Waſſer darzu etwas bey, oder die Sasım 
felbft war beliebter. 

Srannum, war mehr eine Hr Kompofi ition, als ci» 
gentliches Zinn, 

Man überzinnte Fupferne Gefäße, Dieß geſchieht 
auch noch bey uns. Man brauchte es auch zu Pferde⸗ 
geſchirren. Ingleichen ſollen Münzen aus Bley ge⸗ 
macht worden ſeyn. Doch gab man fie nicht oͤffentlich 
aus, fondern vielleicht nur in den Naturalien ). In 
Rom war fo gar eine bleyerne Starue des Merkurius 
aufgeſtellet. 


$. 15 


Wenn man Steine in Mauern zufammenfirren 
wollte, brauchte man dag ordentliche Bley darzu. Dieß 
wurde vindura lapidum, fen ferruminatio genenner. # 

Mun btauchet es auch zum Loͤthen verſchiedener 
Sachen. 

Die Alten nennten es plümbare, wenn man Steine 
aufommentifrere, oder Merall lörhere, Und das Subjtan- 
tin davon hieß plumbatum. 

Im Codice Theodofiano fommen upplicia — 
rum vor, Nemlich die Alten machten Peitſchen, m 
unten bleyerne Kugeln feſtgemacht wurden; und damit 
ſchlug man die Miſſethaͤter. Von Wintler bat 1744» 
ine Difpuration de plumbatarum fuppliciis arfchrieben, 
[Man findet mehrere Citaten vom Gebrauch folcher Peirs 
ſchen 

* [Vielleicht nicht blos in Naturalien, — vielleicht auch 
ſonſten berm Geldmangel, oder als ſchlechte Scheidemuͤnze. 
Vielleicht dienten fie auch zu ſolchem Gebrauch, als bey uns 
die Marfen und Zahlpfennige Zu Plautus Zeiten waren plum- 
bei nummi. In der Komödie, Caſina. Aci. II Sc. 3. ©, 
40. fagt er cui homini hodie peculı zummus non eft plum- 

«no beus: &o auch Martial ter Bi: 79. enigr X. 64. S. 
mehreres beym Rambach ©. 93- im zten Band. 





De Metallis. 137 


fchen , plumbatarum, in Pizifei Lexico antiqg. rom. zter 
heil S. 101. wo auch von plumbatis als miſſilibus, 


oder jaculis, nach Anleitung des Degetius IV. 29. ger 
handele wirt. ] 


Die Senatoren und Defurionen durfeen Br das 
mit boftrafe werden, wie Martini in einer Abhand⸗ 
lung, über eine zu Pompeji gefundene Steinfchrife ges 
zeige hat. 

Sernerbrauchte man das Bley zu Waſſerroͤhren, zu 
bleyernen Tafeln u. ſ. w. 


—6 
Vom Eiſen. 


Das Eiſen iſt nicht von einerley Art. Der Kern 
deſſelben iſt der Stahl. Daß Eiſen muß ſich durch die 
Farbe empfehlen: Es muß ganz blaulich ſeyn, und zı% 
gleich einen großen Grad von Härte haben: doch muß 
es nicht fpröde und rothbruͤchig kon, weil es ſonſt leiche 
fpringr. | 

Cicero fagt Academ. Libr, IV, c, 26. Lipfius habe 
fhöne Arbeiten aus Erze verfertiget doch habe ihm das 
Waſſer dabey viele Dienfte gerhan. — Ueberhaupt 
kommt auf das Waſſer bey mancherley Geſchaͤften viel 
an. Man ſieht es z. B. an dem Saͤchſiſchen Kartun; 
er hat oͤfters die ſchoͤnſte Malerey, aber die Farbe geht 
aus. 

Der Stahl ift eine wahre Gattung vom Eifen und 
muß durch die Kunſt zubereiter werden. Mur muß das 
Eifen gut ſeyn. — In Tirol, Steuermarf und Schwe- 
den ift das Eifen fehr gut und dienlich, um Stahl dar, 
aus zu verfertigen. Doch ift der Englifche Stahl (der 
aber aus dem Schwedifchen Eifen gemacht wird, welches 
mit leichten Koften aus Schweden nach England auf den 
Schiffen gefender wird,) — ſchoͤnſte und vorzuͤglichſte. 

5 Es 


138 Part. I. Cap. IV, 


"Es: werden auch daraug die ſchoͤnſten Stahlarbeis 
fen gemacht. 


$. 17% A 4 

Schon in den älteften Zeiten, d. i. vor den Troja« 
niſchen Kriegen, da Tbefeus, Achilles, und andere 
große Helden lebten, wurde viel Hausgerärhe aus Eifen 
gemacht, wie Homer berichtee, und man zählte damals 
Eifenarbeiten unter die Roftbarfeiten, fo man aufſpar⸗ 
te*), — Sn neuern Zeiten wollte man es auch zu Kür 
ehengefchirren nehmen, allein es ift nicht durchgängig 
eingeführte worden, weil Arfenif in dem Zinn, Bley, Wiss 
muth, Fann beygemifcht feyn, oder wol aud) vom Arſe⸗ 
nif nicht ganz gereinige iſt, deren Auflöfung dann 
fhädlich wird, wenn man Speifen darauf ftehen läßr. 
In dem Tempel des Mars Ultor waren viel ei— 
ferne Gefäße: und wirklich Kunftwerfe diefere Are führe 
Plinius an Hi, Nat. Lib, XXXIV. c. 14. 

Paufanias “*) meldet, daß in Corinth, Derga: 
mus eim Herkules, ingleichen Köpfe von einem Loͤwen 
und Schwein aus Eifen gearbeirer gewefen wären. IIm 
Paufan. Phoc. oder X. B. 16. Kap. Anfang. wird alg 
ein von ydifhen Königen dem delphifchen Apollo ges 
ſchicktes Geſchenk angegeben und nad) der Zufammens 
ſetzung beſchrieben ferrea Halyattis craterae bafıs, vom 
Blaucus, aus Chius verferfige, welcher die Kunft zu 
Törhen Cases xeAAnow,) fol erfunden haben.] 

Zu Befchlägen an, Thoren und Thüren brauchte 
man Eifen, z. B. an den Thoren der Stadt Barthago 
war fünftliche Arbeig von Eifen, und zwar, mit erhos 
benen Figuren, 


*) [Bergl. Ricct diſſ. Homeric. Ifter ®. diff, 16 .] 
%+) Kin a oder Toten B.4. Kap. S. 841. Kühns Aus: 
gabe 


ı M 
Detro, 





De> Metall. 4 


Petronius, in feinen Sariren fage *):._man habe 
eiferne Ringe mit Steinchen befege getragen; vormals 
trugen die Senatoren nur eiferne Ringe, Bey Au⸗ 
guſts Tode legre man die goldnen Ringe ab, und frug 
eiferne, zum Zeichen der Trauer und Berrübniß über den 
Verluſt diejes beliebreg Regenten. 

ın:') 


) [Bielleicht zielte Martini auf die Stelle im 32. Kap. Habe- 
bat- exiremo artıculo digiti fequeni: (annulum) minorem, 
vi mihi videbatur, totum aureum, ſed ‚plane, feyreis veluti 
fellis ferruminatum Vom Gebraud) der eifeenen Ringe bey 
den Römern handeln Plin 32. Kap 1. und Kirchmann de 
es S. 90., und von ihrer magnetiihen Kraft, S. 
96 f. 


140 Part, I, Cap, PD. 














Cap. V. 






De 


.„ Varia. materia operum antiquorum, 


s 5. 1. 


iter den übrigen Kunſtwerken und Taͤndeleyen, (de- 
lieiae) die man als ein Eimelium hinlegte, .ift daß 
Elfenbein die vorzuͤglichſte Gattung. Man nahm be» 
fonderg zu Fleinen Gefäffen, die Fünftlich gearbeiret wer- 
den follten, Elfenbein. Befauntermaffen ift daffelbe 
von den Sangzähnen *) der Elephanten, der je weilfer 
er. iſt, jemehr er geſchaͤzt wird *). 
Sn den aͤlteſten Zeiten ſchenkte man dergleichen felt« 
ne und große Zähne in die Tempel, wo fie aufbewahrt 
und 


nenn. — ee 


4. 


) [Man arbeitet auch in Indien aus den ſtarken Stocdzähnen 
der Elephanten, welche über eine Hand breit, und eine Spans 
ne lang find, verihiedene Geräthichaften, als Tabattieren 
und dergl. Es hat aber diejes Bein nicht die Reinigfeit und 
Feftigfeit des der Fangzaͤhne: doc laͤßt es wegen den bandirs 
ten Schichten fehr artig. | 

”) (Man vergleihe Martini Sten Ercurs zu dieſem Kap. 
Vorzuͤgl Hr. Hofr. Keynes Vorlefung in Nouis comment. 
foc. reg, fcientiar. Gotting. ıften Bandes ter Th. S. 96 
ff. in der Neuen Bibliothek der fhönen Wiffenih. XV. Band, , 
ı und 2. Stuͤck, dann noch einige Erläuterungen über die 
alten Kunftwerke aus Elfenbein, in deffen Sammlung antis 
quariſcher Aufläge, IL St, Leipzig, 1779. ar. V. S. 149 ff.] 


— an re 





De Varia materia operum antiquorum, 141 


und alg Seltenheiten vorgewiefen wurden Y. Auf der 
Inſel Malta fanden fih in einem Tempel dergleichen 
‚große Zähne von Elephanten, die fi) durch ihre Größe 
und Schönheit befonders auszeichneten. Ein da landen» 
der General nahm und fehicte felbige feinem Könige 
Maniſſa zum Prefent: allein der behiele fie auf die 
Nachricht, woher jie wären, nicht, fondern ſchickte fie 
wieder zurüc. Diefes bezeugt Cicero, Verr.IV. c. 46, 
— Ganz anders verhiele fih Verres, er nahm alle 
Koftbarkeiten , die ihm gefielen, aus den Tempeln, 
‚Wie groß öfters diefe Zähne zu feyn pflegen, kann 
man daraus abnehmen. Zu Dieppe in Sranfreich foll 
ein Zahn von 100 Pfund fchwer, und gegen 7 Fuß lang 
bey einem Arbeitsmann in Verwahrung gewefen feyn. — 
Ganz vorzüglich hat hiervon ein Holländer Gallandat 
gefchrieben, in den Verhandelingen vitgegeven door het 
zeeuwfich Genotichap der Wetenfchappen te Vliflingen, 
Band IX. 1782. zu Middelburg abgedrufe. Er jagt, - 
der fehwerfte Zahn, den er gefehen, habe 200 Pfund 
gewogen, ſey 8 Schuhe und 4 Zoll lang und 4Zoll breie 
gewefen. Zugleich macht er die Bemerkung, daß die 
großen Zähne und Knochen, die in den mitrernächtlie 
chen tändern gefunden würden, nicht Zähne und Kno⸗ 
chen des Elephanten, fondern des Walltoffes wären *. 


—— 
Die ſchoͤne weiſſe Farbe iſt die Schoͤnheit des 
Elfenbeins. Das Gelbe des Zahns wird an der Sonne 
gebleicht, 

*) Plin. VII. 10. ſect. 10] 

*) [Elephantengeribbe und Zähne hat man nicht nur in Stalien, 
Ungarn, an der Wolga, und mebrern Orten, fondern auch 
in Franken gefunden. Die Wallroßzähne erreichen nie eine 
fo beträchtliche ©: öße; doch ift ihr Bein weiffer und härter, 
als das von Elephanten. Das härtefte Bein aber ergeben 
die ftarfen Fangzähne des Nilpferds Hippopotamus,) welcher 
auch ſchon den Römern im erften Jahrhundert bekannt war. 
Es wird auch niemahls geld.) 


142 RAN Part. I. Cap. v, 


- — 


gebleicht, wodurch ſich zugleich das Fette und die Feuch⸗ 
tigkeit deſſelben verzehrt. 

Die Ceyloniſchen und Indianiſchen find viel 
weiſſer, als die von der Kuͤſte von Guinea gebracht 
werden. V 
Durch die Laͤnge der Zeit verliehrt das Elfenbein feis 
ne Schönheit, und wird wieder gelb, wenn es fonft noch 
fo weiß gewefen, | 
+ Das Polieren giebt dem Elfenbein einen fehr ſchoͤ⸗ 
nen Glanz, melchen der Künftler vortheilhaft benugen 
muß. Da das Elfenbein zu großen Statäen nicht taug« 
lich war, fo har man e8 wahrfcheinlicher Weife erſt zu 
fleinen Figuren und Schnigwerf gebrauchte. — Die 
Zufammenfegung großer Starüen aus Elfenbein ift ſehr 
mühfam gewefen und in fpätern Zeiten erſt aufgekommen. 
Sigilla, waren figna minora von Elfenbein, Dergleichen 
fiunden auf der Inſel Malta, und waren vidtoriae ebur- 
neae, Verres aber nahm fie weg. Jene eburneae victo- 
riae find vermuthlich von dieſer Art, antiquo opere, et 
ſumma arte peifedtae, wovon Cicero Verr, IV. fpricht. 

Ein Knabe ganz von Elfenbein gearbeitet, fol in 
der Sammiung des Örosbrirrannifchen Gefandrens Ha⸗ 
miltons in Neapel gewefen feyn. 

Pbidias, der gröfte Künftler feiner Zeit, verfers 
tigte aus Bold und Kifenbein zwey Starüen: einen 
Jupiter zu Olymp, und eine Minerva zu Arhen, wels 
che zwo der berühmreften Statüen geweſen find. Der 
genannte Künftler war fo berühmte, daß man vonder koſt⸗ 
barften Arbeit zu fagen pflegte, ex oflicina Phidiae prodiit *), 

In Rom harte man einen Apollo und in Wie 
gara eine Venus, aus Elfenbein gearbeitet. Andrer 
ähnlicher Figuren hier nicht zu gedenken, 
Bolderti 


*) [Außer Henne verdient nachgeleien zn tierden, was Ram⸗ 
bach ım zten Band Potters Archäologie S 45: ff. und ©- 
550. daruber gelehrt und umſtaͤndlich geſcht ieben hat.) 





De Varia materia operum antiquorum, 143 


Boldetti hat angemerfe, man habe vor wenig 
Sahren beym Ausgraben unter den Piuinen mehrere ges 
funden. 

Miprmecides, ein Künftler aus Wiilerus, vers 
fertigte Eleine Tändeleyen aus Elfenbein, z. B. Fleine 
vierfpännige Wagen mir Pferden, fo Elein, daß fie eine 
Fliege oder Muͤcke bedecken konnte *). — Auch Theo- 
dorus von Samus *), machte folche Arbeit Eben 
dies that auch Kallikrates aus Lazedaͤmon: wahre Spiels 
werke, Zeitverderbe, und eitle Kunft. Man fchnirr auf 

kleine Stuͤckgen Elfenbein ganze Verſe aus dem Homer, 

auch andere Epigrammen. Plinius und mehrere haben 

dergleichen Arbeit fehr erhoben: allein Cicero, Varro, 

und Aelian haben fie eine Zeitverſchwendung genannt, 
Wenigſtens zeige es an, Daß folche Leute Eeinen ausge» 
bildeten, und edeln Geſchmack hatten, 

Dom Daufanias ***) werden noch viel Bilsfäulen 
von Elfenbein, und Künftler, die fie verferrigren, ange« 
führe. Ueberhaupt ift Paufaniag der treflichſte und 
brauchbarfte Schriftfteller diefee Are, der von alten 
‚ Kunftwerfen das meifte berichter har. 

Man brauchte das Elienbein zw verfchiedenen Sa» 
hen. So war 3. B. der Thron Salomons aus Elfen« 
bein fünftlich gearbeitet. 

in fellis: 3. DB. fella eurulis, wurde aus Elfenbein 
verferriget, oder vielmehr damit ausgelegt. 

Seeptris: waren öfters aus Elfenbein mit einem 
goldenen Adler, zumal bey triumphitenden Feldherrn der 
Roͤmer. 


— 


) [&. Plin. N. G. 36. Kap. 5. Junius in Catalogo, (an⸗ 
gehaͤnat deſſen Werk de pictura viwrum,) ©. 126 £.| 

) [Bom Tbeodorus f. Junius ©. 209. und vom Calliera⸗ 
tes © 4:.] 

+) (€. 1,43. ©. 105. ve. 500. VII 46. ©, 694: # 

"me Zope ancig, Anffähe ©. 165 f.] 


| 144 Part. I, Cap. V. 


lacunaribus: waren getäfelte Decken, die viereckig⸗ 
te Vertiefungen oder Erhöhungen hatten, "deren Eine 
faffungen mir Elfenbein ausgelegt waren *). 
" leis? die Lagerſtaͤtten, worauf die Alten bey Tis 
fche lagen, legte man damit aus, wenigſtens die Füffe. 
„.  enfibus: die Degengriffe,,- die die Griechifchen und 
Kömifchen Soldaten trugen, ingleichen die Scheiden ders 
felben machte man aus Elfenbein. [f. den vom Mar: 
tini nachhero, auch Kerne ©. 167. fchon angeführten 
Buonscrotti Oflervaz. fopra Medagl. ant. Yorrede.] 
clauibus: an Schlüffeln wurden die Griffe oft aus 
ebendemfelben gemacht. 
Frenis equorum: man ſchmuͤckte die Pferdezaume das 
mit; welches. fhon zu Homers Zeiten üblich geweſen. 
Fereulis-menfarum et triumphorum: So waren 3. 
B. fercula triumphi Afiatiei aus Elfenbein. fercula der 
erften Art waren Geftelle, worauf man verfchiedene klei— 
ne Schüffeln mir Speifen ftellee, und foldhe zufammen 
auftrug: fercula der legtern Are waren Schaugeruͤſte, 
worauf man die erbeuteten Koftbarfeiten ſtellte, damit 
“fie im Triumph mehr in die Augen tallen möchten. 
\ letis menfahbus: diefe Tifhe wurden mie Elfen- 
bein ausgelegt. 
in eodicillis: waren Screibrafeln aus Elfenbein, 
Die innern Tafeln waren bisweilen tabellae ceratae, und 
hießen daher codicilli. | 
diptychis: waren elfenbeinerne Täfelgen, ordentlich 
von zwey Blättern, woran die äußern Seiten erhobenes 
Schnizwerk hatten. 
©. Sebaftian Donati, de diptychis. Prof. Sachfe 
und Leich haben auch hiervon gehandelt. [ Cbrift. 
Gortlieb 
*) Bon diefen handele mweitläuftig Salmas sum Vopiscus im 
Leben des Aurelians, Rap 46 ©. 547 ff. nad) der Ausg. 
Leiden 1641. 8 verglihen mit Propert !IL '- 50 nec va= 


mera auratas inter eburua trabes s. und den Noten der Auss 
leger darzu. ] 





| 


| 


D: varia materia operum antiquorum. 14$ 


Gottlieb Schwarz de vetuflo quodam diptycho confu- 


lari et ecelchiaflico, Alrorf. 1742. und in Schwarzii exer- 
eitatt. academicis, gefammfer und herausgegeben vom 
Hofr. Harleß, Nürnberg 1783. gt. 8. ©. 299. Chris 
ffian Aug. Salig de Diptychis veterum täm profanis 
quaın faeris &e. Halle 1731. 4: ©. 6 f. vom Gebrauch 
des Elfenbeins dabey.] 

Die Kunft Elfenbein zu fehneiden und zu poliren 
war fchon zu Homers Zeiten bekannt. — In den aͤlte⸗ 
fien Zeiten legte man Holz mit Elfenbein aus. 

Man finder in antiquarifchen Sammlungen noch 
Stücke aus Elfenbein. So befaß 3. B. der Kardinal 
Carpegea eine große und anfehnlihe Sammlung von 
dergleichen Sachen, welche der Slorentinifche Senator 
Buonarotti in den Oflervazioni hilloriche fopra alcunz 
medaglioni antichi, Rom, 1698. 4, in Zeichnungen gelie« 
fert, und befchrieben har, 

Weil das Elfenbein durch die Laͤnge der Zeit feine 
fhöne Farbe wieder verliere, fieng man es an zu färben, 
Diefe Art das Elfenbein zu erhalten, war fchon frühjei« 
tig befanne, wie Dvid, ja lange vor ihm Homer fchon 
angemerft hat. 


$ 3. 

Eine andere Maffe, die man zu Kunftfachen brauchte, 
ift die Schildkröte, [oder vielmehr die Schale der Schild« 
Frören, oder auch ihre Schuppen, und die Alten müffen 
fhon die Kunſt verftanden haben, fie zufammen zu 
fehmelzen. ] | 

Merkur fol, wie Homer in Hymno in Mercurium 
berichter, den erften Gebrauch veffelben gelehrt Haben. 

Pauſanias fagt, die Schildfrören wären zu Leyern 


ſehr gut Rn Und nach dem Zeugnis des Plinius *) 


fol 


®) [H. N. libr. IX. cap. IL. oder Abſch. 13; er nenne ihn aber 
auch prodigi et fagacis ad fuxuriae infirumenta ingenii.] 


r 


146 Part, I, Cap, V 


fol Rarvilins Dollio ſchon vor dem Zeitalter des 
Sulla Arbeiten aus Schildfröten verferriger haben. Dies 
fer Künftler pflegte die lectos triclinares, d. i. die Betten, 
worauf man ben Tifche lag, und felbft die triclinia damit 
zu belegen. 

Man befezre die Ruheſeſſel und Kredenztiſche 
mie Schildkroͤten. Ferner die repofitoria, dieſe waren 
tabulae rotundae ligneae. Gie wurden auf die Tifche ge> 
ſtellt, daß man die Speifen darauf foren konnte *). 
Und dergleichen Auffäge waren von Elfenbein und Schilös 
Fröre ausgelegt. — Auch die Thüren, die auf die 
Straße heransgiengen, zierfe man damit, ° 

Caſar lich die fereula triumphi, auf denen die ge= 

machte Beute herumgerragen wurde, mie Scilöfröre 
beſetzen. 
Um der Schildkroͤte noch ein ſchoͤneres Anſehen zu 
geben, fieng man unter dem Nero an, fie zu bemahlen, 
damit fie bey ausgelegeer Holzarbeis eine deſto ſchoͤnere 
Schattirung machen follte. 


G 4 

Auch) verfchiedene Holzarten waren bey den Alten 
beliebt, und man brauchte fie wie das Elfenbein und 

Schildkröte zu mancherley Kunftwerfen. 

Hierunter war 

Acanthus: man hatte dreyerlen, Akanth: 
1) bortenſic: war eine Pflanze, womit die Luſtbeete ein« 
gefaße wurden. Es hieß auch berba zopiaria: Dex 
Garten zopiarium; und der Öärener zopiarius. Here 
Heyne in not. ad Virgil. [Ecel, HT. 44.] verfteht dars 
unter den welfchen Bärenklau. Diefe Gattung ge⸗ 
höre nicht hieher. [Haſſelquiſt hat in feiner Reiſe 
ins gelobte Land erwaͤhnt, daß dieſe Pflanze (Acan- 
thus 


) [1 BSarduin zur plins N. ©, XXXI II. ſect. 49.) 





. De varia materia operum antiquorum. 147 


thus mollis) in den Öerraitfeldern, daſelbſt fehr Häufig 
wachfe und das Getrait felbften durch feinen frechen 
Wuchs erſticke. Er erweißt es dahero fehr wahrfchein- 
lih, daß diefer acanthus in dem N. T. im Gleich⸗ 
niß vom Saͤemann gemeint waͤre.] 

2) aegyptiaca: war ein Baum, deſſen Holz ſehr weiß 
war, Akazienbaum genannt, und wurde zum Tours 
niren hölgerner Arbeiten gebraucht, wie bey ung dag 
Eichen »- Nußbaum » Schlangenholz, oder andre, [Dir« 
gil. Eel. IV. 20. Georg II. 119. Aen. 1.653 und 71 5.] 
Hr. Heyne merft an, es fey der Baum, woraus 
Gummi arabifum werde, [oder vielmehr das Gummi 

arab. flieffe. ] 

3) Hatte man eine Art des Acanthi aus deffen Blumen 

durch die Zubereitung Kleider verfertigt wurden. Auch 

hiervon iſt die Rede nichr. 


—— | 
An fehr großen Werth war der Citronenbaum, 
lateiniſch eirrus. Die Meder und Parrher pflegren fich 
feines Safts, wider den übelrichenden Odem häufig zu 
bedienen. \ 
Der Eirronenbaum war doppelt”): nemlich 
ı) Der Mediſche, Aſſyriſche und Perſiſche, aus 
welchen man den eben erwähnten Saft bereitete; und 
2) der Afrifanifche, [diefer kam cher als der mediſche 
nad) om. Salmas E. Plin. ©, 671. b. D.] eitrus 
Africana, vel proprie Maurufia, oder libyfla. Die 
Frucht deffelben war rar. Mir Holz von dergleichen 
Bäumen wurden die Tifche ausgelegt und fournire*) x 
fie waren ungemein theuer, wurden aber fo häufig ges 
Fauft, daß die roͤmiſchen Damen, wegen dieſer 
Berfhwendung , fehr oft ihten Männern Vor— 
en. K 2 wucfe 
) [Deral. Salmas. in Exercitt. Plin. 672] 
*) [Salmas Exerc. Plin 208 fı 667 ff. 744. 732 b.D.] 


148 Part. I. Cap. V. 


wuͤrfe machten. — Cicero 9 fol einen für 300 
Thaler und Gallus Afinius einen für 1000 Tha> 
ler gefauft haben, wie Tertullian berichtet. Dli» 
nius aber vergröffere diefe Summe ganz außerordent« 
lich. Er melder nemlich: cs habe des Cicero's Tiſch 
50,000 und des Aſinius feiner 100,000 Gulden gekoſtet. 
— Ciacconius de trielinio, hat die widerfprechenden 
Nachrichten des Tertullian und Pliniug zu vergleichen 
getrachtet. — Seneka der Philofoph, einer der 
reichten Römer feiner Zeit, fol 500 dergleichen Tis 
ſche, die auf einem Fuß mit Elfenbein ausgelegt ftun« 
den, beſeſſen haben: und doch pflege er die frugalita- 
tem fo fehr anzupreifen, und den luxum zu tadeln, 
Winde, Thüren, auch wohl Susboden wurden 
mit ſolchem Hol;e ausgelegt. 
Bisweilen färbre man auch das Eirronenholz, und 
legte es mit Perlmutter aus, cf. Meurfus, de luxu 
Romanorum, 


638 


Noch andre Gattungen von Holz; wurden theils 
zum Sourniren der Tiſche, und Fußboden, theils zu an— 
den Sachen gebraucht. Hierher gehört: 

terebinthus: das Terpentinbolz, war ſchwarz, 
und wuchs bey Orikus in Epirus auch bey Troas und 
Damasfus. Es wurde mir Elfenbein ausgelegt; damit 
beyde gegen einander mehr abftechen follten. 

acer: eine Gattung Ahornbaum, ift ein harfes 
ah Man fournire die Tiſche damit, wie mit Nuß> 

aum. 

buxus der Buchsbaum, wuchs in Macedonien 
und Damaskus, und gab ein hartes, feftes und fehr 

choͤnes 


*) [Bor defien Zeitalter ſollen doc, nad) dem Plinius, Feine 
ER zu Na bekannt gewefen feyn; ſ. Salmas a, O. ©. 
a. D 








De varia materia operum antiquorum. 149 


fehänes Holz, das fich fehr gut poliren fies, und zum 
Verarbeiten; fehr brauchbar war. [Paufen. im 6. Bud), 
19. Kap. ©. 499. erwähnt ein Bild des Apollo vom 
Buchs, (zyarus mufwon,) der Kopf davon war über 
golder (AroAAwvos erıyevos rrv zeDarı] Man mach» 
te auch Täfelgen aus Buchsbaum, worauf die griechiſchen 
Juͤnglinge die Zeichenfunft üben und erlernen mußten. 
Dampbilus aus Macedonien, ein berühmter Künftler 
führte es in Sicion ein, daß ſich alle junge Heren im 
Zeichnen und Schartiren, auf dergleichen Taͤfelchen üben 
mußten. In der Folge wurde es in ganz Gricchenland 
üblich: und dadurch erlangten die Griechen eine Ferrige 
keit, von gezeichneren Werken zu ureheilen. 

Der Dalmbaum, Kichbaum, und Pappelbaum 
murden von den Alten zwar auch zu verſchiednen Sachen, 
aber nicht ſo haͤufig, wie die erſtgenannten Holzarbeiten 
gebraucht. 

Das Ebenholz iſt feſt, ſchwarz, und nach der Politur 
ungemein glaͤnzend. Es wurde dieſes Holz zu Salomons 
Zeiten zu Tempelſaͤuſen und Wohngebäuden gebraucht. 
Es ſoll aus Indien und Aethiopien gebracht worden ſeyn. 
Man verfertigte hieraus eine Are Scepter oder laͤnglich⸗ 
ter Stäbe. Die Aethiopier mußten den Derfern eine ge⸗ 
wiffe Zahl, nemlich 200 derfelben jährlich liefern, wie 
auch Gold und Elfenbein. 

Bildfäulen aus Ebenhol; waren bey den Alten *): 

Die Diana zu Ephefus. 

Des Ajer in Salamin. ' 

Des Apollo Archegeres zu Megara. 


7 
Cedrus, Cedernbols, wurde erſt nur in morgen⸗ 
ländifchen Gegenden gebraucht: in der Folge führre man 
8 3 es 
) [fr Martini Eye. S. 192.] 


150 Part. 1. Cap. V. 


es auch in abendländifchen Gegenden ein, * verfertigte 
daraus Statuͤen. — Zum Bau der Tempel nahm man 
dergleichen Holz, 3. DB. zum Tempel des Salomo, zum 
Zempel der Diana in Ephefus, — Auch Bildfäulen 
wurden aus diefem Holze verfertiger. Pauſan. im sten 
Buch, 19. Kap. ©. 499. führe an figna e cedro, fu- 
perindudto auro, Herculis cum Acheloo pugnam. Es 
flunden dabey Jupiter und Dejanira: beym Hercules 
die Minerva, beym Achelous der Mars.) Theokrit 
macht eine Statuͤe des Aesfulaps nahmhaft, die aus 
Cedernholz gearbeiter war, Nicias aus Miletus ver ⸗ 
fertigte dieſe, 
8. 8. 

Cyprefus, Enpreffenholz, war wegen feiner Dauer: 
haftigkeit beliebe: eg wurde niche leicht fleckigt, bekam 
fehr ſelten Riſſe, und wurde auch nicht fo bald wie an— 
dre Holzarten von Würmern angefreſſen. Deswegen 
nahm man es zu Sachen, die ſich lange und gut halten 
folten, z. B. zu Dentmälern, die man den Göttern 
errichtete; (in Nom waren zwo figna cuprefla der Juno, 
die jährlich in einer feyerlichen Broceffion herumgerragen 
wurden. f. Livius Buch XXVII. Kap. 37.) und aud) 
zu Gefegtafeln, dergleihen waren die vom Solon, 
fie wurden auf Enpreffenholz geſchnitten. — Auch zu 
Thuͤrpfoſten brauchte man diefes Holz, wie ſchon 50° 
mer berichter, 


5. 9. 
Die Farben waren ein Hauptgegenſtand der Kunſt— 


fahen *). Die Hauprfarben der Alsen waren die weilte, 
geibe, 


*) [Man vergleiche Chriſts Abhandlungen u. S. 301 ff. ber 
ſonders ©. 30; f. mit der Anm. des Zeune. Br gel. 
Abb. de Coloribus veterum, Gotha 1788. 4: — Hieher 2) 
kann auch folgendes Buch) gerechnet werden: 5: reftitutione 
purpurarum Pafchalis, Amatius Sabinianenßs. Lucca ge 

ie 





\ 
De varia materia operum antiquorum. 151 


I. gelbe, rotbe und fchwarse Farbe. ©. Ditruv Libr. 
VI. Hierbey ift zu bemerken, daß die Buͤnſtler die 
Wörter allemal in ihrer eigenen Bedeutung brauchen; 
der Dichter aber richtet fih nicht darnach, fondern 
nimmer ein Wort, welches in das Metrum paßt, wenn 
die Farbe auch etwas verſchieden ift. - Daher fommen 
öfters die Schwierigkeiten, fowohl bey griechifchen als 
Sateinifchen Dichtern. — Etliche Ausdrüce in Anfes 
hung der Erhöhung und Vertiefung der Farben find bey 
der Malerey zu bemerken. Die Farben find heut zu Tage: 
Blicke oder Licht (Zumen) LoFalfarben (Iplendor vel Fövos) 
Halbſchatten, unvermerkte llebergänge einer Sarbe 
in die andre, oderNüangen (eommiflura, Xeuwya) und 

84 endlich 


Die Alten hätten nur 2 Arten zu färben gehabt, eine mit 
Muſcheln; die andere mit Pflanzenfäften. Jene hießen colo- 
res purpurei und enthielten neun einfache und fünf gemiichte 
Farben. Die neune wären gewefen, ſchwarz, ſchwarzblau, 
(liuidus Venetus, Ferruge, wie Hanf Eifen, reife Oliven, 
Trauben, die ſtuͤrmiſche See;) violblan, dunkelroth (vubidus, 
oftrum,) dunfelblau,, (hyacinthinus,) heflblau, goldgelb, hell« 
roth, weiß, (dahero purpurea nix, purpurei olores.) Da: 
von heiſſen die drey , dunkelblau, Hellblau und gelb, nur leicht 
gefärbt, conchyliati. Mit Pflanzen ahmten fie jene Farben 
nah Dahero fey der Unterſchied von mopr@vo« ISararrız oder 

ı &AımopQvpos, Ha wopßvsos ſchlechtweg: eine vorzügliche Art coc- 
eus, der Scharlach; andere Arten puniceus, blatteus. 
Von den verfchiedenen Arten der Purpurmuſcheln. — ;jEis 
genihaften der Purpurfarben werden viere beſtimmt, das 
Spiegelnde, (cangiante, verficolor ‚) das Breunende, das 
Dauerhafte, das Weihe und das Zarte. Die verfchiedene 
Sewänder aus Purpur. Die Purpurfärberey fey erft mit 
der Einnahme von Konftantinopel durch die Türken völlig uns 
tergegangen, und 14 Jahre darauf 1464 hätte der Päbftl. 
Hof den Scharlach eingeführt. S. auch MWinkelmanns Ges 
ſchichte der Kunſt, J. Theil, S. 394. — Von dem ſchrift⸗ 
ſtelleriſchen Gebrauch des Wortes vor@verss, purpureus, iſt 
bier nicht die Rede. Davon hat etwas arleß zu Angereon 
38, 11. in feiner Note zur Anthol. gr. poet: ©. 16. neuefter 
Ausgabe. ] 


152 Part. I, Cap. V. 


* 


endlich der Widerſchein. Plinius hat hiervon einiges 
erwaͤhnt, Libr. XXXV. c. 5. 

Wenn man alte Geraͤthe, dergleichen wir bisher an⸗ 
gefuͤhrt haben, in Natur und guten Zeichnungen be⸗ 
trachtet, ſo muß man die ſanft geſchweiften Linien der 
Formen, wie es Hogarth von der Schoͤnheitslinie ver- 
langt, daran finden lernen, und den guten und gefuns 
den Geſchmack darinnen empfinden. Mie zeigen fie gan» 
ze Haldfreife, nie eckigte Spigen, Ab⸗ und Anfäge, 
welche dem Auge widrig find. Und diefe leichte Manier 
der alten Künftler follten die neuern beffer fiudieren, 
und nachahmen lernen, Auf diefen Zweck follte die vor 
züglichfte Betrachtung über alte Gerärhe, hauptfächlich 
auch auf die Gefäße und Ausarbeitung derfelben gerichtet 
feyn. — Der Liebhaber der Kunft bemerfer, daß alle 
Formen nach einem gemiffen Geſchmack gebilder feyn 
müffen, Die Schönheitslinie erftrecfe ſich fogar auf die 
Handhaben der alten Gefäffe, faget Winkelmann *). 
Durch die fanfe gefchweiften Linien bilden fich die For— 
men. — Das Leichte gefälle durch feine Gefaßlichkeit. — 
Empfindung und Heberlegung follte uns zu der Einfale 
der Alten zurückführen, — Cbrift fagt, die meiften 
Gefäße der Alten intereffiren niche nur den Künftler, fons 
dern jedermann, wegen ihrer ſchoͤn gearbeiteren Figuren. 


* Iſ. feine Gefchichte der Kunft, I, Th. ©. 257 ff. Wiener 
Ausgabe.] 





Partis 








153 





Partis IE 
Cap I 
De 
— 25: Verein eig 


— 





— 


Hi, Sebröifche Sprache ift unftreitig eine won den 
älteften : allein die jeze üblichen Buchftaben davor 
find neuer. — Die Bücher des Juͤdiſchen Volks find 
die älteften, die wir haben. 

Das Buch Hiob und die Bücher Miofes haben 
bisweilen einige Streitigfeie verurfacht, welches von beys 
den das aͤlteſte fey? allein darauf Fomme es nicht an. 
Es kann feyn, daß das Bud) Hiob einen andern, als 
ihn felbft zum Verfaſſer har. Folglich bleiben Mofes 
Bücher wahrfcheinlich die älteften. 

Die Pbönisifchen und Egyptiſchen Innſchriften 
ſind zwar alt: einige Chineſiſche ebenfalls; allein ſie 
haben das Alter doch nicht, als man ehemals vorgegeben. 
Unter den Griechen iſt Homer der aͤlteſte vorhandene 
Schriftſteller. Herodot hat erſt nach ihm gelebt, und 
in ungebundener Schreibart geſchrieben. 

Zwar haben ſchon vor dem Homer/ Phamius, Or⸗ 
pbeus, Linus, Phemonoe, eine Dichterin und Er« 
finderin des carminis heroici, Pamphus u. a. gelebt; 

85 allein 


154 Part, IT. Cap. 1. 


allein ihre Schriften find nicht auf unfer Zeitalter gekom— 
men. — Heſiodus war nah der Meynung verfchiedes 
ner Gelehrten Homers Zeitgenoffe. M. f. [Fabr, B. Gr. 
vol. I. lib. I. cap. 13. ©. 95 ff. mif den Zufägeg des neu⸗ 
eſten Herausgebers; beſonders lib. IT. cap.8. S. 666 ff.] 

Ant. Blackwalls Enquiry into the Life and Writings 
of Homer, *) der dieß beweifer. Dom Blackwall has 
ben wir auch das Buch de praeftantia audtorum claſſico- 
zum, [vom Gr. Heinr. Aprer ing Latein. überfegt, $eip- 
zig 1735. 8.] 

Man Fönnte einwenden, andere Völker hätten eher 
Schriften gehabt, als die Iſraeliten und Griehen. Es 
Fann feyn, aber wir wiffen nur nichre hiervon; und 
Fönnen folglich nichts hiervon anführen. 

Wie fomme es aber, daß die Griechen eher Dich 
ter als profaifche Schrifeftellee gehabt? *) Ale wilde 
und noch rohe Völker hatten gute Genies unter fih, die, 
jo zu fagen, ein gewiffes Silbenmaas im Kopfe hatten, 
dieſe legten fi) auf Gefänge, verfertigten welche, und 
fangen fie nachmals ab, 3. B. Thaten großer Feldherrn, 
Geſetze und andre Dinge. Hierdurch wurden die jungen 
Leute uncerrichter und gebilder, Unter den Deutſchen 
und Britten, waren die Barden und Bardengeſaͤnge 
ſehr bekannt) Lykurgs Geſetze waren nicht geſchrieben; 
ſondern ſie wurden abgeſungen, und auf dieſe Art fortge⸗ 
pflanzt. Die nachfolgenden Saͤnger ſuchten immer ihre 
Vorgaͤnger zu übertreffen, und wetteiferten unter einan— 
der ſelbſt. Dadurch wurde die poetiſche Sprache früh 
ausgebildet. Um die Proſa bekuͤmmerte man fi) nicht, 
ja man fihrieb fie auch deswegen niche, weil die Poeſie 

leichter 

*) London 1735. 1736. 1757. gr. 8. Teutſch überfest. von 
Joh Yeine. Voß, Leipzig 1776: 8.] 

#7) [Sn der Sinnlichkeit des Zeitalters, alfo des Denken, der 
Borftellungen und der Sprache liegt mit die Haupturladge. 
Manmuß aber nicht gleich anfange ordentliche und regelmäßige 
Gedichte darunter verſtehen. Poetiſch war ihre erfie Sprache.) 





De Libris feriptir 155 


"leichter war. Endlich trat Kerodor mit feiner profais 
schen Schrift. auf, und laß fie dem griechifchen Volk in 
einer Verſammlung bey ven Ofympifchen Spielen vor, 
dag von Der ſchoͤnen Schreibart ganz hingeriffen, in dag 
größee Erftaunen gefest wurde. Bald berkach laß er 
diefes Werk auch in Athen bey einer Verſammlung vor. 
Thucydides war damals als Süngling von 14. bis 16, 
Jahren zugegen und weinte, Daß cr fo wag nicht verfer« 
tigen fünnte *). Herodot, der dieß ſahe, ſagte ſeinem 
Vater, daß er ein guter Schriftſteller werden würde, 
welches auch eintraf, wie feine Schriften bezeugen. 


Man hat die Frage aufgeworfen, worauf Moſes 
gefchrieben habe? einige haben gemeint, auf egyptiſches 
Papier, andere auf hölzerne oder bleyerne Tafeln: allein 
wie viel härten die letztern Play eingenommen? wahr 
ſcheinlich hat er auf Dergament, oder fonft eine Art Pas 
pier gefchrieben, vermurhlich auf egyptiſches Papier, ob 
es gleich ‚nicht gemelder wird **), — 

ie 


* [Da Herodot zu Athen Olymp. LXXXII. 3. feine Geſchichte 
vorlaß; fo war Thucydides, wenn er damals zugegen geweſen 
iſt, ſchon bey männlichen Zahren. Allein Thucydides hörte 
den Herodot fchen vorhero, als Diefer feine Geſchichte der 
griehiihen Volkerverſammlung bey den Olympiſchen Spielen 
im ıften Jahre der Saiten Olympiade das erfiemal vorgeleſen 
hatte, und da war Thucydides 15 Jahre alt; nah Beinr. 
Dodwell in Adparatu ad Annal. Thucyd. ®ect. 18. ©. 23. 
dody find andere in Beftimmung der Jahre verichieden. In 
den neueften Zufägen zur Fabriz. Bibl. Gr. 2ter- Band ©. 
329 f findet man mehreres darüber. ] 

*) [Morauf man zuerft geſchrieben habe, ift oben ©. 27 ff. 
ſchon bemerkt, und in der Note ſind die Schriften, worinnen 
man mehreres hievon finden kann, angeführt worden. War: 
eini in ‚dem Hten Excurs zu Dielen Kap. zeigt, dag man im 
erfien Altertum zum Auffchreiben zuerft hölzerne Taͤfelchen, 
hernach um der längern Dauer willen Tafeln von Erzt ge— 
braucht habe, dann habe man fih nah und nach anderer Sa— 
Sen, um darauf zu fihreiben,, bedient.) 


156 Bart. I, Cap. 1, 


Die Bücher des Alten Teſtaments find hoͤchſt wahr; 
ſcheinlich auf Rollen gefchrieben und folglich volumina, | 
Rollſchriften geweſen. Im 4often Pfalm wird eine | 
Rollſchrift erwaͤhnt. — JIuggleichen find die äfteften 
Schriften der Griechen auf Rollſchriften geſchrieben. — 
Auch der Juden Thorah oder Geſetzbuch in den Syna- 
gogen iſt eine Rollſchrift. 

Im Herkulan hat man viele volumina, das iſt, 
Rollſchriften gefunden, die aber durch die Hitze ſehr ver. 
fenge, und faft verlöfche find. — Auch an Statuͤen 
Fann man die Kolljchriften noch bemerfen, weil man fie 
ämmer mit dergleichen in Händen abgebildet har. j 

Aus dem Wort volumen kann man ſchon erfehen, 
daß auch die $areiner Rollſchriften gehabt ; und immer 
darauf gefchrieben haben. 

Auf den Rollſchriften finder man zuletzt die Aus⸗ 
drücke liber explicat ; explicit; welche auch nur auf Roll⸗ 
fohriften paffen, fo wie das Wort librum euoluere. 


§. 2. 

Die Blärter, fie mochten aus egyptifchen Papier, 
oder Pergament feyn, wurden zufammnengehefter, oder 
geleime. Die folde Blätter zufammen fügten, hießen 
glutinatores. — Die Athenienfer ließen einem gewiſſen 
Mann, Philtatius, der ihnen dieſe Kunſt, oder einen 
neuen Vortheil bey derſelben gelehrt hatte, eine Statuͤe 
ſetzen. Bey dem aͤußerſten Blatt fieng man ordentlich 
zu ſchreiben an, und fo ruͤckwaͤrts. Oft blieb das erſte 
Blatt entweder leer, oder der Titel wurde darauf ge» 
fehrieben. Doc konnte man wegen des Ummendens in 
Kollfchriften, nur eine Seite befchreiben. Das legte 
Dlart des Buchs wurde, feiner Breire wegen, hinten an 
einen Cplinder befeftiget. Diefer Eylinder war erwas 
länger, als die plagulae: Nach dem Zuſammenrollen 
hatte man frontes, die Schnitte aufdem Buche oben und 

unten; 








De Libris feriptis. 157 


unfen; cornua, die obern und untern Spigen deg Cylin⸗ 
ders: denn cornua hieß alles, was hervorragte. — An 
die Enden diefer cornuum machten die Alten ſchoͤn gedrech« 
felte Anöpfe, oder Heine berpvoreagende Spigen; 
bisweilen waren diefe Spigen fhön gemable. — Derganze 
Stab, welcher bey einem zufammen gerollten Band: in dee 
Mitte, wie der Nabel im menſchlichen Körper, (woher 
der bildliche Ausdruck gekommen war) bieß nach andern 
Meynungen vrmbilicus *). Und daher fomme die Redens⸗ 
art ad vinbilicum venire, ducere, wenn man die Roll⸗ 
fehrife ganz aufgewicele hatte, und bis zum Ende ges 
kommen war. War die ganze Schrife ummidelt, fo hieß 
es volumen. — Hm ein zufammengerolltes volumen, 
widelte man ein ander Stüfgen Pergament, oder das 
äußerfte Blatt war fo gelegt, daß es zu einer Dede die- 
nen konnte. — Zu folben Rollen hatten die Alter 
Rapfeln, in welche gemeiniglich) 6 bis 8. volumina 
giengen. 
ct. Winkelmanns Sendfchreibenz; und auch verfchies 
| dene der herfulanifhen Gemälde. [Umſtaͤndlicher 
| handelt von diefen voluminibus, ihrer Beſchaffen⸗ 
heit, Theilen derfelben u. f. w. Funccius de [criptu- 
ra veterum, cap, VI. $. 6, ©, 214—223.] 
Konnten 


*) [Andere, fo auch Frnefti im Terte, fagen, ou P«Aos oder 
vmbilicus fey dee Knopf, der fich entweder an dem oberſten 
Ende des Stabes, um den man das Buch (volumen; wiceite, 
oder auch an den Enden deflelben befand, um das Buch befjee 
aufzuwideln und den Stab (Enlinder) bequemer anzufafjen, 
oder um das aufgerollte Buch deito leichter aus dem Buͤcher⸗ 
rück hesvorziehen zu können. Rambach im 3 B der Pottes 

riſchen griech. Archäologe S. 334 ff rührt wahrſcheinliche 
Gruͤnde fuͤr diefe Meynung an; ſetzt aber denielben ziemlich 
ftarfe Zweifel entgegen, welche Schwarzens, Funceius und 
a. Behauptung beüärken, ou. Caro bevente den Stab, um 
weldyen die Schriften aufgerollt wurden. Dieß ift auch Ebrift’s 
Erklärung. ©. 331. wo von dieſer Materie gehandels wird. 
Doch will Rambach nichts entſcheiden. 


= 


158 Part, I. Cap. I. 


Konnten dann die plagulae nicht marchmal verſetzt 
werden? Gesner behauptere eg, und berief ſich auf alle 
Editionen vom Aucian, wo bisweilen fein Zufammens 
hang war, weil die Stellen wirklich aus einander geriffen, 
und falſch zufammengefigt waren; und ſchließt, daß es 
manchmal auch bey andern Büchern habe gefchehen Föns 
nen: allein die erfie Handfchrift vom Lucian haben wir 
niche mehr, wir haben fie blos in libris quadratis gefchries 
ben, und da war eine Berfegung der Blaͤtter leichter mögs 
lih. — Der Brobft Harenberg har dergleichen Vers 
fegungen in der Bibel ebenfalls angenommen. Es ift 
eine Bermuthung, die nicht genungfam erwiefen werden 
kann. — Es kommt hier auf die Frage an, ob man erſt 
gefchrieben und dann zufammen geleime? oder ob man 
erft zufammen geleimt, und dann gefchrieben habe? Die 
letztere Meynung ift faft allgemein angenommen worden, 

libri malleati, Duadratbücher die aefchlagen waren. 
Ulpian erwähnt derfelben in den Dandeften, unter den 
Legaten und Fideikommiſſen. 

Erneſti ſagt, bey Buͤchern aus Leinwand ſchiene 
das Zuſammenlegen nicht nothwendig geweſen zu ſeyn: 
allein es kommt darauf an, "ob dieſe Leinwand wie die 
unſrige war, oder nicht. 

Die Alten legten beym Leſen in Ermangelung der 
Tiſche, die volumina unter das Kinn: Sie ſtellten nem» 
lich das eine Horn aufs Knie und das andere unfer das 
Knie *): daher wurden dieje volumina bisweilen rauch, 
Daher kommen auch die Ausdrücke charta virgo neues, 
frisches, und charta anus, altes beſchmuztes Papier. 

Der Tirel des Buchs wurde meiftentheils mir ro.) 
sher Sarbe geſchrieben, wie Ovid berichtet, Lim erften 

Buch 

*) [Abbildungen von den verſchiedenen Lagen, auch Stellungen 
der Alten beym Schreiben findet man aus alten Handfihriften 
in Kambecius „Comment. von den Codic. der Wiener Biblis 

oth 3. Dand und Neſſels Eatal. der Handſchr. der * 

Bibliothek, im 3ten Theil.) 








| 





D: Libris. [eriptis, 159 


Buch Teil, 1. Eleg. V. r— 14. Es iſt diefe Stoffe ei⸗ 
ne Hauptſtelle von der rohen und von der ausgeſchmuͤckten 
Beſchaffenheit und Einrichtung der Membranen zum 
Schreiben. Die Ausleger diefer Briefe befonders in der 
Burmannifhen Ausgabe haben auch diefe Stelle und daa 


mit dieſen Theil der Archäologie umfländlicher erFlärt. 


5. 3 . 


Man glaubt, Attalus der Koͤnig zu Pergamus 
habe die erſten Buͤcher von der Art, wie wir ſie jezt ha⸗ 
ben, das iſt vierecfige, erfunden: allein deswegen blie— 
ben doch die volumina immer noch fang üblich. Schon: 
vor des Prolemäus Zeiten, hatte man die Geſchicklichkeit 
Thierhaͤute zu bearbeiten, und zum Schreiben zu braus 


den, [f. oben S. 36.7] doch nur anfänglich auf einer 


Seite, in der Sofae aber auf beyden Seiten. Wur⸗ 


de die Haut zu dünne, fo ließ man einige Haare fies 
hen, hieraus entſtanden die Codices, 


tabularii, i. e. Archive, 
ef. Winkelmanns Sendfchreiben der Herkulani⸗ 


ſchen Entdeckungen. 


Im Herkulan hat man volumina gefunden, nur 


find fie zu fehr von dem Feuer, oder Hige der Lava be- 


fhädigt worden. 3. B. des Philodemus Bücher von 
der Muſik u. ſ. w. Man wolte erfi alle im Herkulan 


gefundene Werke entziffern, und ſodann abdrucken laſs 


fen: allein big jezt iſt noch nichts erſchienen, laußer von 
des Philodems gemeldetem Werk, das Zte Buch, fo 
Carl Rofin zu Neapel im iſten B. der Herculan. vo- 
luminum 1793. herausgegeben und erläuterte, und wors 
über Hr. Schi in Jena 1795. ein Programma geſchrie⸗ 
ben hat] — Mazocchi folte diefe Schriften herausaes 
ben, er ftarb aber darüber. Ignarra ſoll fein Unter 
nehmen forrfegen, Der theure Preis des Papiers ent. 

fund, 


160 Part, II, Cap, IL 


ftund, weil Prolemäus verbot aus Neid, das egnprifche 
Papier in andre Länder zu verführen, _ 


5. 4 


Die Duadrarbücher find zum Schreiben bequemer, 
als die volumina, Die älteften Mfpre wurden alle nur 
auf einer Seite befchrieben. So find 3. B. alle Mfpte 
im Serkulen, wie Winfelmann berichte. Hieraus 
kann man auf das Alter derfelben fchließen. 


Die Alten harten Konceptbuͤcher aus egyprifchem Pas 
pier, die aber ebenfalls nur auf einer. Seite befchrichen 
wurden. 


5 


Laͤngſt vor dem Artalus hat man Häute zum Schrei» 
ben auf der glargen Seite gehabt: auf der andern rauhen 
Seite taugten fie nihe. — Allein wenn man große *) 
volumina fchreiben wollte, fo har man bleyerne, hölzerne 
und cherne Tafeln darzu genommen, [Rönnen aber diefe 
eigentlich volumina heißen ? ] 

Obgleich einige mit Gewißheit zu behaupten fuchen, 
Mofes habe feine Bücher auf egyptiſches Papier gefchries 
ben, fo bleibe es doch nur Bermurhung, weil es zu den 
Zeiten der Prolemäer erft fol gebräuchlich worden feyn. 

Man har Codices gefunden, die im 5. 6. 7. bis ing 
ote Jahrhundert auf egyptiſch Papier gefchrieben worden. 
Aus dem ııten Jahrhundert aber finder man Feine mehr. 
— In großen Bibliorhefen, z. B. in Kom, Wien, ꝛc. 
findee man noch folhe Schriften, _ 

Maffei Iftoria diplomatica, hat Benfpiele angeführr. 
[f. oben ©. 3 1 ff. überhaupt auch Gvidon. Pancirollus 
noua reperta, von Heinrich Salmuth aus dem Italien. 

| ing 
2) [Vielleicht follte es heiffen Erine aroße? denn welche ſchwere 
Maſſen würden dann geworden ſeyn. ( 








De Libris feriptis, — 


ing Latein. überfegt, zte8 B. 13. Titel. Amberg 1602. 
8. ©. 588 ff.) 

Miontfaucon har eine Diſputat. de papyro, geſchrieben. 
Er hat in feinen Antiquitaͤten einige Reſte von Mſpten an« 
geführe, die auf dergleichen Papier gefchrieben gemefen. 
Jene Abhandlung fteht in den Meinoires de ]’ Academie 
des Infcriptions et de Belles lettres. 


6 


Codices cerati, waren Täfelgen von Holz, inwen⸗ 


dig vercieft, und mir Wachs überitrichen.  Diefe codices 


dienten blos zum Er aneann, z. B. Rechnungen 
darauf zu führen, Teſtamente abzufaffen u. ſ. f. Große 


- Sachen wurden nicht auf wächferne Tafeln geſchrieben. 


Aus Biel Tafelgen nun ſchrieb man die koncipirten 
Sachen ab. 

librarii, hießen die Perſonen/ die ſie abſchrieben. 
[f. außer Schwarz, Funk ꝛc. auch Denis Einleitung, in 
die Bücherfunde, ©. sr.] 

Man finder noch in Bibliorhefen bisweilen Codices 
auf diefe Arc gefchrieben: allein fie find nur aus dem 
mittlern Zeitalter, mie unfer Verfaſſer ſagt. Er will 
dergleichen Wachsrafeln in Schulpforre gefehen haben: 
aber ob fie wirklich äche geweſen, iſt eine andre Stage. 


7% 
In den Codicibus wurde 

1) die Aufſchrift, und die erfien großen Buchſtaben fege 
fchön gemalt. 

2) Die Blärter wurden mit Bimſenſtein, oder Zahnen 
von großen Thieren, beſonders mit Elfenbein ſehr 
glatt gemacht: in der Folge der Zeit wurde auch der 
Hammer darzu gebraucht. Daher kommen die libri 
malleati, die in den Pandecten erwähne werden. 


$ ’ ı) Man 


162 Part, II, Cap I. 


3) Man beftrich die Blärter auch mir Cedernfaft, um 
fie für den Würmern zu fichern. Dies alles ſagt Ovid 
Trift. libr. I. eleg. - 

Frontes waren die obern Seiten, wenn das Buch 
aufgerolle war; was wir den Schnite oben und unten 
nennen. Die Blätter felbft machte man manchmal pur— 
purfarbig, manchmal bleu u. ſ. w. Ja man fehrieb 
ganze Bücher mie filbernen und goldnen Buchftaben, 
So find 5. B. in dem p/alterio zu Zůrch, die Buchfta- 
ben von Öold. Zu Upſala hat man einen Coder des 
Ulphilas mir filbernen Buchftaben geſchrieben. [f. Denis 
am angef. Ort ©. so.] 

Zu Anfang der Druckeren druckte man die großen 
Buchſtaben nur klein, und ließ ſie durch Malerey verſchoͤ⸗ 
nern, oder ausmalen. 
ch. Chriſt. Gettl. Schwarzii, difputationes de ornamentis 

librorum; auch Sebaflianus Donati_ de diptychis hat 
hiervon gefchrieben, und die Form eines Volumen ‚im, 
einer Zeichnung dargeftellt, - 


$ 8» 

Sn Ausgaben gewiffer alten Autoren findet man 
cheils Kupfer, theils Holzſchnitte zur Erklärung: allein 
es find ordentlich Feine Originalzeichnungen der Verfaffer 
felbft, fondern nur Sdeale der Herausgeber oder anderer 
Derfonen. Dena wenn wir bey $efung des Livius, Cie 
fars, Vitruvs u. few. ächte Zeichnungen hätten, wür« 
den wir öfters ein großes Licht durch fie erhalten, ;. B. 
Vitruv melder, daß Beroſus eine Sonnenuhr erfunden 
habe. Man konnte fich Feine dee davon machen. Zieg⸗ 
ler gab nach des Beroſus Befchreibung ein Ideal einer. 
Sonnenuhr heraus: allein es war niches vollftändiges. 
Endlich fchrieb der Neftor Martini ein Werk von den 
Sonnenuhren der Alten, Leipzig 1777. 8. und feste 
die Sache in ein hellereg Sicht, durch verfchiedene alte. 
Sonnennhren diefer Art. 


9: % 





De Lihris feriptis, ‚163 
| $ 9. 

Sm vorigen Jahrhundert haben viel gelehrte Leute 
unfre Hebraͤiſchen Codices für weit älter gehalten, ale 
fie find. Die älteften Handfchriften, welche wir haben, 
find aus dem ıoten Jahrhundert. Trife man eins mie 
einer frühern Jahrzahl an, fo ift es fehr mwahrfcheinlich, 
daß die Zahl erdichter worden, um daflelbe in einen gro— 
Gen Werth zu fegen: Bey Erfindung der Buchdruder« 
Funft unterfuchte man nicht, ob die Mſpte aͤcht wären, 
oder nicht; fondern man druckte ohne Unterfchied ab, 
was und wie man es fand. 


Ein gewiffer Rhabanus Maurus, ein Jude, hat 
zu den Zeiten Karls. des Großen verfchiedene Kommen« 
farien über Bücher‘ des Alten Teftaments gefchrieben, 
und vieles in dem Buch der Könige aus dem —— 
in der Vulgata zu verbeſſern geſucht. Im Kloſter zu S 
Emmeran in Regenſpurg, ſollen des Maurus 7 
ten von den Benediktinern wieder aufgelegt und mit bis— 
hero ungedruckten Sachen vermehrt werden. 
| Die Juden haben ihre Hebräifche Mſpte fehr ale 

— von den Zeiten des Esra. Allein dieß iſt 
abel; 
Der unglücliche Waſer, hat von den Zeitrechnun⸗ 
gen der Juden viel brauchbares gelicfere, — Ein ges 
lehrter Theolog, Saubert, ſchrieb criticam ſacram und 
behauptete, zu Helmſtaͤdt ſey ein Codex hebraicus über 
1000 Jahr alt: folches ift aber ungegründer. 

Die beften Codices ; die wir haben, find die Spas 
nifchen. — Da die Sarazenen in Spanien die Ober— 
hand harten, Fonnten die Juden machen, was fie woll⸗ 
gen. — Als aber die Juden in der Folge aus Spanier 
vertrieben wurden, nahmen einige von ihmen ihre Codi- 
ees in den Orient mit, andere aber vergruben fie, nebſt 
vielen arabifchen Mifpten in der Hofnung wieder dahin 
zu Fommen, Bisle von den Juden, nahmen damals 

22 zum 





164 Part. IE. Cap. L 


zum Schein, die Roͤmiſche Karholifhe Neligion an: da 
es aber entdeckt wurde, erfand man die ynquifition, und 
belegte diefe Leute mir den größten Martern. Die arabis 
fehen und hebräifchen Codices, die man in Spanien fin« 
det, Fommen ins Esfurial, Clarke har von den Wer- 
fen und Mfpten der Bibliothek im Esfurial fehr gut ge» 
fhrieben, und Hofnung zu großen Entdeckungen gemacht. 
[Eduard Clarke harte als Geſandtſchaftsprediger bey 
dem Grosbrittanniſchen Gefandten in Spanien, dem 
Grafen von Briftol, Gelegenheit, von den Handfchrife 
ten im Klofter Escural, wie überhaupt von dem Öelchr- 
ten, ftariftifchen, geiftlichen und politifchen Zuftande in 
Spanien, nähere Nachrichten einzuzichen. Diefe gab er 
zu London in Form von Briefen 1763. in 4. in englis 
fher Sprache gefchrieben in den Druck. Der ehemalige 
Goͤttingiſche Lehrer, BR Tobias Röbler uͤbetſetzte 
ſie in das deutſche, Briefe von dem gegenwärtigen 
Zuſtande des Rönigreichs Spanien gefchrieben zu 
Madrid in den Jahren 1760 und 1761. von Ed, 
Alerke. ıc. Lemgo 1765. 8. Hier ſteht im gren Briefe ° 
erftf. überhaupt eine ſchoͤne Befchreibung des Kloſters 
von St. korenzen , gemeinigl. Efeurial genannt. Dann 
folgt im zren Abſchnitt, ©. 376-421, ein Verzeichniß 
der vorhandenen lateinifhen, griechifchen und ebräifchen 
Handſchriften. — In M. Carl Chriftopb Plüers, 
Daͤniſchen Geſandſchafts Predigers zu Madrid und nach— 
mals Predigers zu Altona, Reiſen durch Spanien 
aus deſſen Handſchriften herausgegeben von C. D. Ebe⸗ 
ling, Leipzig 1777. 8. iſt ©, 146 — 202. ein Catal. 
der hebraͤiſchen, arabiſchen und griechiſchen Handſchrif— 
een in der Bibliothek des Eſcurials. Das Verzeichniß 
der lareinifchen Handfchrifren davon wurde vorhero im 
fünften Theile von Bifhings Magazine abgedrude. 
Das Verzeichniß iſt in beyden Buͤchern trocken. Ein 


umſtaͤndlicheres und gelehrtes Verzeichniß von den daſelbſt 


befindlichen arabiſchen Handſchriften giebt Cafiti in feie 
nem 








n De Libris feriptis. 165 


nem von Martini nachhero angeführeen vortreflichen Wer⸗ 

fe, 2 Bände in Fol.)] 

Majanſius war Bibliochefar diefer Bibliothek. Man 

glaubte, aus felbiger den Living und andere Werfe mehr 
volftändig zu erhalten : allein die Hofnung ift gänzlich fehl 


geſchlagen. Noch im Jahr 1781. erſchienen in England 


Philological Enquiries, by James Harris, in 3. 8. Baͤnden: 
und im Anhange ſteht ein Auszug aus Caſiri bibliotheca 
Arabico-Hiſpanica Efeurialenfi, worinnen klar bezeugt 
wird, daß keine unbekannten Buͤcher des Livius mehr da 
zu finden find. [Was vom Livius daſelbſt befindlich 
iſt, findet man in Clark's Briefen S. 392. bemerkt.] 


— Kennikott erwartere auch gute Mſpte zu Edirung 


\ 


der Bibel aus Spanien; er erhiele fie aber auch nicht, 


Die von ihm herausgegebene Bibel hat der Erwartung, 
die man fich machte, nicht enefprochen. Auch Here 
Bruns, jezt Prof. in Helmftäde, reißte für Kennikott 
herum, um gute Mfpte zu fuchen. Bon den Dricntalis 
fhen Mifpten ift zu bemerfen, daß fie immer verfchiede- 
ne $esarten haben. Die Kennzeichen der alten codicum 
find: 

1) Bein die Buchftaben ungefünftele und narürlich fi ind; 


2) —* Quadratſchrift geſchrieben. 
Im Nouveau Traite de Diplomatique findet man ſol⸗ 
che Proben. 

Iſt die Schreibart verzogen und gekuͤnſtelt, ſo 
iſt die Samaritaniſche. Jablonski, Hofprediger in 
Berlin, hat die Hebraͤiſche Bibel mit einer Praͤfation 
herausgegeben, worinnen er hiervon redet. Auch Ri⸗ 
chard Simon, hat in feiner Kritik forgfältig hiervon 
gehandelt, 


$ 10. 


Sm Griehifhen und Lateiniſchen hat man fichere 
Kennzeichen, Base zu beuerheilen. Und 


man 


166 Part. II. Cap I, 


man wuͤrde hierinnen noch größere Fortfehriete machen 
Fönnen, wenn nicht die Partheylichkeit ſich bisweilen mit 
ins Spiel miſchte. 

Der verftorbene Doktor Hörner hatte eine Reiſe 
nach alien gethan, und in Neapel einen Eoder nous 
Teftamenti gekauft, den cr für alt ausgab, und unge- 
mein hoch hiele: allein Kenefti, und andre muthmaß—⸗ 
{eny daß es ein nachgemalter Eoder fey, befonders aus 
einer Anmerfung, die am Rande fund, contra Got- 
Jchaldum, ver einen Jerehum von der Prädeftination 7 
behauptete, und erſt im gren Jahrhundert lebte. — 
Man muß in folchen Fällen die Hand, von der die Anz 
merfung gemacht worden, und die Züge der Schrift ge— 

» nau prüfen, weil öfters auch in ächren Codicibus am Man; 
De Anmerkungen gemacht worden, gegenwärtig ift diefer 
Codex in der Dresdner Bibliorher, [Cbr, Sr. Mat- 
thaͤi, Prof. zu Wittenberg hat ihn unter folgender Auf⸗ 
fchrife abdrucfen laffen: XIII. epiftolarum Pauli codex 
graecus cum verfione latina veteri vulgò antehieronymia- 
na, olim Boernerianus, nunc bibligthecae Dresdenfis fum- 
zus Hide et diligentia transferiptus et editus’a C. F, Mat- 
thaei — cum tabulis, aere expreflis; acceflit ex eodem 
cod. fragmentum Marci M. Mifenae, Kupenlis EG, 
Erbfteinii, 1791, 4.} 

Wetſtein drudte dag Neue Teffamene zu Amfters 
dam 1751. Fol, 2 Bände, ab, und verwarf viele Mſpte. 
die feiner Meynung zuwider waren, befonders fuchte er 
die Lehre von der Dreyeinigkeit anzufechten. 

Man hartlange Zeit geglaubt, der Codex Noui Te- 
flamenti im Batifan zu Nom fen der ältefte, und nicht 
viel jünger als der fogenannte Codex Alexandrinus; mel 
cher jego im Brittiſchen Mufeum zu London aufbewahrt 
wird: allein in der Folge, da man ihn genauer prüfte, 
fchloß man aus Noten, die am Rande, am Anfang und 
zu Ende ftunden, daß er erft nach Ronftantin des Gros 
Gen Zeiten gefchrieben worden, [Bon beyden und andern 

griechi⸗ 





De Libris Feriprir. 167 


griechifehen Handfchriften des N. T. kann man mehrere 
litterariſche Nachrichten auch Anzeige von verfchiedenen 
davon handelnden Schriften finden in Fabriz. Bibl. gr. B.4. 
©. 835. in Michaelis und Haͤnleins Einleitungen ins 
Ax. EUR: introdudt, in hift, L. Gr, II, part, IL ©, 
18 f.©.79 ff.] 

s Auf n Sr. Marfus Bibliorhek in Venedig fuchte 
man ju behaupten, man habe das Original des Evans 
geliums Markus: allein es ift fo vermodert, daß man 

kaum fehen kann, ob eg mit griechifchen oder lateiniſchen 

Buchſtaben gefchrieben. [Es ift mit lateinifchen Buche 

ſtaben gefchrieben,] Jezt wird es niche mehr vorgemwie- 

fen. [Außer Michaelis Einleitung zc. I, B, ©. 1074: 

ſ. Harleß Introd, in hift. L. Gr. B. 11. Th. 2. ©. 83 fi 

und die a angeführgen Buͤcher.] 


$ II, 


Die — eines alten Mſpts find ); 
1) Quadrarbuchftaben, die faft aus laurer perpendifulaie 
oder Horizontallinien beftchen. 


2) Die älteften Mfpti graeci haben Feine notas, ledio- 
nem iuuantes, neque accentus; i, e, feine Zeichen R 


v4 3 durch 


*) [Außer dem wichtigen Werk, Trait© de Diplomatique par 
deux Benediftins und Montfaucon Palaeographia graeca ges 
hört hieher ein kleines, aber reichhaltiges Buch: Miſeellanea 
meift diplomatifcben Inhalts, bearbeiter von Konrad 
Mannert, mie Kupfern. Nürnberg, 1795: 3. Hr M- giebt 
in den drey erſten Kapiteln Regeln, das Alter einer Hand⸗ 
ſchrift oder eines Diploms zu beurtheilen 1) aus einigen aͤu⸗ 
Berlihen Merkmalen, naͤml. aus den. Linien mit dem Styl, 
ohne Bleyweiß oder Farbe, oder aus den Linien mit Reißbley 
ohne Styl aezogen, aus dem Abfegen der Worte am Ende, 
aus der Deichaffenheit des Pergaments oder Papiers ıc. 2) 
aus der Schrift felbften und ihren Zügen ; 3) aus den Abbres 
viaturen, und giebt auf 9 Kupfert., ein anfehnl, Verzeichniß das 
von mit ihrer Erflärung.] 





168 Part, IL Cap. I. 


durch deren Hülfe man leichter lefen Fann, fondern die 
Schrift geht unabgefegt forr, 

3) ferner müffen fie nicht litteras nexas haben, fondern je⸗ 
der Buchftabe muß einzeln fenn; und 

4) müffen feine Abbreviaruren vorfommen; Feine Ac-⸗ 
cente, feine Spiritus und dergleichen. 

In Lateiniſchen Aufſchriften finder man bisweilen 

Punkte. | ER 

Zwey der älteften Mfpre find: 

1) Codex Colbertinus, enthält ein Fragment eines grice 
hifchen Mfprs des alten Teſtaments. Diefer co- 
dex ift jeze in der Parifer Bibliothek. (Tolbert war 
— Jahrhundert, in Frankreich Finanz -Mi⸗ 
niſter.) 

2) graecus Diojcoridis, iſt in der Wiener Bibliothek. 

von Meſſel, gab einen Katalogus der Handſchrif—⸗ 
ten in der Wiener Bibliorhef heraus, (Wien 1690, Fol.) 
wo diefer codex befchrieben wird. — Lambecius 
fhrieb vorhero vom J. 1665 — 1679. Fol, einen Kom⸗ 
mentar über diefe Bibliothek in g Büchern, die fehr fels 
sen gefunden werden, und Neffels aus Lambecius meiſtens 
compilirees Werf fehr übertreffen. — Bollar, ein Uns 
gar, der als Biblischefar an diefer Bibliorhef angeftelle 
war, beforgre eine 2te Ausgabe, und ſetzte viele und 
gel. Anmerfungen unter dem Text. Er Fonnte aber nur 

8 Bände ediren, Davon der legte 1782 in Fol. erſchienen 

ift. Denn er ſtarb einige Zeie darauf, [Bollar wollte 

aber dieſes wichrige Werf fortſetzen. Allein nur wenige 

Dogen davon wurden bey feinem Leben gedruckt. Nach 

feinem Tod beforgre Denis den Drud gar, und 1790 er» 

fohien Ad, Franc, Kollarii ad Petri Lambecii commenta- 
riorum de augufla bibl, caes. Vindobonenfi libros VIIL Sup- 
plementorum liber primus pofthumus in Sol. Die Forts 

a hat man vom Hrn, Denis zu hoffen und zu wuͤn⸗ 
en. L 


‚Das 








Ds Libris feriptis, 169 
Das Alter des Dergaments und der Dinte find 


noch Kennzeichen zur Beurtheilung der Altern codicum 


graecorum. — Man muf die verfchiednen Hände und 
Züge der Codieum genau beobachten, Andere Züge 
harten die Gothen, andere die Songobarden. Ga 
felbft die Züge eines jeden Jahrhunderts find ver- 
fihieden. Man hat Beyſpiele, daß öfters Mfpre 


und Bücher, die nachgefhhrieben und gedruckt waren, 


einige Zeit im Rauch aufgehängt, und fo dann für 
alte verkaufe wurden. Man muß alfo in Biblioches 
fen auch den Stempel oder das Zeichen des Papiers 
genau und forgfältig prüfen. JAuch dieſes erfordere- 


Behutſamkeit. ] 


in deteriori Jeriptura : da man anfieng fich der klei⸗ 
nen Buchſtaben zu bedienen. Dieſe Schreibart kam im 


zen Jahrhundert auf, 


‘ t 6, 12, 

Da die oceidentalifchen Voͤlker zur chriftlichen Re⸗ 
figion befehre wurden, mußten fie wegen der Religion 
die lateiniſche Sprache erlernen, weil der Gortesdienft 


darinne gehalten wurde. 


Die Driginale fiengen nunmehr an, nachgemale zu 
werden. In Itglien gefhahe es von den Langobar⸗ 
den; auch in‘ England von den Schotten. Sie 
mahlten öfters fo nad), daß man bisweilen ſchwer urs 
ei fann, ob es alte oder fpäter abgefchriebene Mſpte 
ind, 

Karl der Große nahm fih der Schufen an, um die 
Wiſſenſchaften wieder empor zu bringen. — In der 
Solge muften die Mönche in Klöftern Mſpte, auch öf« 
ters, wenn fie die Sprache nicht verftanden, nachmah- 
len. Doc wird man bemerfen, daß dergleichen. Kopien 
immer etwas gezwungenes haben, 

m/pti graeco latini [oder codices latinizantes] find 
folhe, mworinnen der — Text des Neuen Teſta— 

—— ments 


170 Part, II. Cap. I | 
ments aus- der Tateinifchen Vulgata verändert worden 


iſt. | 
r Codex Rauianus, in Berlin befindlih, enthaͤlt die 
angefochtene Stele ı. "Johannis 5. Drep find die da 
zeugen. Diele haben behaupter, diefe Stelle wäre aus 
der lateinifhen Verſion in dag Griechifche übergerras 
gen worden. — Man muß bey Beurtheilung diefer 
Handfchrifren: außerordentliche Kritik und Sorgfalt 
anwenden. In Italien giebt ein gewiffer Bandini An» 
merfungen über die Codices graecos zu Florenz heraus, 
und har bereits 4 bis 5 Bände gelicfere: allein er ver 
ſteht nicht Kritif genug, und es fehle ihm auch an einer 
ausgebreireren Lektuͤee. [Das Verzeichnig und die bey» 
gefuͤgte Befchreibung der griechifchen Handfchriften, Ca- 
talogus codicum Mſtorum graecorum bibliothecae Lau- 
rentianae — Angel. Mar, Bandinius, J. V. D. — fam zu 
Florenz in 3 Fol. Bänden von 1764 — 1780 heraus, 
Eben fo edirte nachhere Bandini einen Cartlog der 
in der Medic, Bibliothek befindlichen lareinifchen ꝛc. 
Handſchrift.] 
Specimina alter codicum, kommen in den Nouveaux 
trait€ de Diplomatique häufig vor. — Auch in der Be- 
fchreibung der Marfus Bibliorhef "werden im ıften 
Bande, Venedig 1740. Fol, die griech. Handfchriften ° 
abgehandelt, [ſ. unten 8. 19.) 1 


$. 13. 

Unter den lateiniſchen Mſpten ſind diejenigen die 
aͤlteſten, deren Schriftzuͤge den alten Denkmaͤhlern ähn- 
lich find. Die Züge waren im iſten und zten Jahr— 
hundert weit fehöner, als im 3. 4, 5. 6. und 7ten Nahr- 
hundert, Dieß fehen wir hauprfächlicy aus den Müns 
zen. So ſticht z. B. eine Münze vom Auguſt, in An« 
fehung des Seinen und Schönen, fehr gegen eine Münze 
vom Pbilipp:s, aus dem zten Jahrhundert ab, — 
Wie der Abfall fich auf den Münzen ‚finder, fo ift & 4 
au [ N 








De Libris feriptis. | 171 


auch auf den Snferiprionen. Je näher die Schriftzüge 
den Inſcriptionen auf Münzen fommen, defto älter iſt 
der Codex, | 

cf. Gerfon, de Seriptoribus. Wir haben zwey Aus« 
gaben: Eine hat Edmundus Richerius, und die andre Du. 


‚ pinius herausgegeben. Beyde find nicht alt, aber ſehr 


rar. Gie haben gezeigt, daß eine Klaffe von Menfchen 
gewefen, welche die Mſpte hätten nachmahlen- müffen, 
ohne fie zu verftehen. Hierbey Fönnte man einwenden, 
daß diefe Abfchreiber fehr unrichtig müßten abgeſchrieben 


haben? Alein die Pflicht und der Gehorfam verband die 
Moͤnche die vorgegebenen codices recht pünktlich, und ots 


denelich nachzumalen. Hierzu kommt, daß dergleichen 
Codices von geſchickten Männern wicder revidire wurden, 
So find 3. B. Bücher in Kupfer geftochen, immer rich« 
tiger, als gedruckte, weil der Kupferftecher gleichſam 
nur nachmahle und nadhflicht. 

Man finder Mfpte, wo manchmal eine Lesart dar- 
über oder am Rande ſteht. Dieß ift z. B. beym Ana⸗ 
kreon gefchehen , den man in Kom in Kupfer geftochen 
hat. Auch in andern Mfpten ſiehet man folche häufig, 
und daraus ift oft eine gedeppelte Lesart eneftanden, 


. 14 

Wir haben aus dem 1. 2. und zten Jahrhundert 
nad) Chriſti Geburt Feinen ächten Codicem latinum, Man 
wird 5.8. feinen Coder finden, den Dvid oder Virgil 
felbft gefchrieben hat. 

Schelfivate, in fragmentis bibliothecae Vaticanae, 
Nom 1741, behauptet: der Codex m/pti Virgilii cum 
pilluris (er wird deswegen fo genenner, weil in diefer 


Bibliothek noch ein andres Mſpt. vom Birgil vorhanden) 


fey der Altefte und zwar aus dem zten Jahrhundert. Als 
lein große Kenner, die ihn geprüft haben, zweifeln dar; 
an, weilBuchjtaben in demfelben vorfommen, deren fich 
die Abfchreiber damals noch nicht zu bedienen pflegten, 
Vermuthlich ift er aus dem 4ten Jahrhundert. “ 
in 


173 Part, IT. Cap. I, 


Ein andter Codex Mfpr. Virgilii ift zu Slorens. Am 

Ende ſteht, er ſey 408 aefchrieben. [Bergleihe Heyne 

 de"Virgilii codd, msftis im.erften Band feiner 2ren Ausg. 

des Virgils S. XXXVIII. ꝛc. XLI ꝛc.] 
Terentianum, nad ihm Angelus Politianus; fo 

dann bekam ihn Urſinus. Einige ſetzen denſelben ins 

te andre ing ste Jahrhundert. Jezt iſt er in der Vati— 

Fanifchen Bibliorhef, Sn eben diefer Bibliorhef follten 

2 Bände des Tacitus ſeyn. Der eine enthäle die erften 

5 Bücher; das 6. 7. 8. 9, und 10 fehle, Der andre 

"Band enthält vom zıten Buche an, die übrigen Bücher. 

Pabſt Leo der rote erhielt ihn zum Gefchenf, und ftellte 

ihn in feine Privarbibliorhef. Lipfins fagt, zu Korvey, 

einem Klofter in Weftphalen, wäre er von einem Ablag-» 

priefter gefunden worden, Aus diefem Mſpt. find die er» ° 

ſten 5 Bücher abgedruckt worden. Beroaldus beforgte 

Die erfte Ausgabe , aber fie war ſchlecht. j 

Man Fan hier die Frage aufwerfen, wohin find 
jene Mfpte, die ehemals in Kom, Alerandrien und ans 
dern Orten waren, gefommen? Diefe find verlohren ge 

gangen 

x) durch Feuersbruͤnſte, z. B. in Nom unter dem Auguſt 
u. f. f. und in Alerandrien, durch den Julius Cäfer, 
da er den einen Theil der Stade anzündere, wodurch 
der gröfte Theil der Bibliorhef verbrannre; 

2) durch die Einfälle der Barbaren in verfchiedenen Zeis 
ten, fonderlich der Sarazenen, bie ihre Bäder damie ° 
heizten; und - 

3) durch überrriebene Andächkeley und Heiligkeit, befons 
ders des Pabſts Bregorius Magnus, der die fchönften 
heidnifhen Mifpte verbrennen ließ. — Die lezrere 
Machricht beftätiger Johannes, ein Bifchof zu Sa» 
lisbury. Viele haben deswegen den Papft Brego- 
riss vertheidigen wollen, und befonders ein neuer 
Scribent; allein Bruker hat ihn widerlegt. 


Die 








De Libris feriptis. 173: 


Die Bifhöffe hielten die barbarifchen Völker, Go- 
then und $angobarden, zur Erlernung der lateinifchen 
Sprache an, damit fie dem Gottesdienſt beymwohnen 
Fonnten, und dadurch wurde die gelehrre Sprache er- 
halten. Befonders mußten die Kartheufer » Mönche auf 


Anftifren ihres Stifters BSruno fid) mir Erlernung der. 
alten Sprachen und Abfchreibung der Mfpre befchäftigen.- 
Eben dadurch ward der erfte Saamen von Wiffenfhafe 


‚ten erhalten, und man durfte nicht alles von vorn an 
iernen. 
$. 1% 
Noch ein großer Schade wurde den Codicibus das 


durch zugegogen, weil unwiffende feute das Pergament 


abwuſchen, un neue Schrift darauf zu ſetzen. Viele 
codices find dadurch verlohren gegangen. Vergleichen 
sodices hießen codices reſcripti franz. manufcrits racles. 


| Auch bey den Alten gefchahe es. Wir finden in eis 
nem Briefe des Cicero ad diuerfos, an den. Trebarius, 
daß er ihm einen Vorwurf macht, er habe ihm einen 
Brief zugeſchickt, wo die alte Schrift weggelöfht, und 
neue darauf gefeze worden wäre. Vielleicht gefchahe es 
aus Sparfamfeir, oder aus Mangel. Kerr Bruns 
fand in Rom auf einem ausgewafchnen Coder ein Frag⸗ 
ment von Livius, das er auch bekannt gemacht hat, 


Auf dem Coreilio Trullano, (hat feine Benennung 


von dem Drre, wo es gehalten wurde; trulla heift eine: 
gewölbre Dede, und war zu Konftantinspel im Pallaftı 


des Kaifers auf einem Saale) wurde verboren, daß man 
in den Codd. mptis nichts ausfragen, ‚oder fie abfhaben 
ſollte. Bisweilen heißt diefes Koncilium auch Synodus 
quinifexta, weil es canones enthält, die img und 6, 
Toncilium warten aufgefegt worden. Wetſtein in Pro- 
legom. ad Nouum Tellamentum fagt: daß in der Parifer 
Bibliorhef codices referipti angerroffen würden, 


a 


> 


174 Part, I, Cap. I. 


In Wolfenbuͤttel ift auch ein codex refcriptus des 
Iſidorus. Man glaubt, er fey aus Spanien nach 
Strasburg, und von da in diefe Bibliorhef gefommen, 

Ein gelehreer Theolog in Wolfenbürtel, Bnittel, 
hat fragmenta Vlphilae herausgegeben, wo am Ende re- 
Seripti Codices vorfommen, die er angezeigt hat. Man 
vergleihe auh Montfaucon in feiner Palaͤographie. 
Baring in claue diplomatica, [oben ©. 30 f.] 


$. 16. 


Man muß die Schreibart, (fcripturam) die in den 
Handfchriften vorfomme, Eennen fernen. — „Se älter 
ein codex ift, defto beffer ift die Schriftart: je neuer er 
äft, defto ſchlechter ift diefelbe, befonders wenn der Eos 
der mit Abfürzungen gefchricben worden. 

Mafei in Critica lapidaria fagt: die Beurteilung 
der Schriftzüge in den Mfpten fey ſehr ungewis. Allein 
wenn diefes allgemein angenommen werden follte; fo 
wäre unfre ganze Kritik auf nichts gebauer. Andre has 
ben zu viel für wahr, ale und äche gehalten. Beydes 
ift falſch. Man muß mie einem Grund der Kritik diefe 
Sache beurtheilen. 

Einige Kennzeichen find : 

Bisweilen ift am Ende des Mſpts die Jahrzahl 
beygefügt, auch wohl der Name des Abfchreiders genannt: 
Manchmal fichen am Rande Bemerfungen. — Ferner 
muß man die Materie, worauf gefchrieben worden, un« 
terſuchen. So fohrieb man 3. DB. in den älteften 
Zeiten auf bleyerne Tafeln, dergleichen man in Orford 
noch welche finder; nachher auf Baumrinden, ägyptifch 
Papier und auf Pergament. — Auch dag Pergament 
und Papier haben ihre Kennzeichen, woraus man ihr Als 
ter beftimmen fann. Das Pergament aus den frühern 
Sahrhunderten, ift viel feiner, Dinner, forafältiger zus 
gerichter , welches fich bey der. geringften Wärme von 
felbft zu rollen anfänger, als es in den neueren Jahrhun⸗ 

derten 





De Libris feriptis, 179 


derten gemeiniglih aefchahe, — Die neueften Mfpre 


find gewöhnlich auf Papier gefchrieben. — Ferner muß 
man fehen, ob die Mſpte von Gelehrten, oder ungelehrs 
ten Leuten, ob fie von einer oder mehr Händen, und von 
welchen Bölfern fie gefehrieben werden, So hat man 
3. D. in Raffel Mſpte gefunden, die von verfchiedenen 
Händen gefchrieben worden: auf der Erlanger Univ. Bis 
bliothek har der fehr alte codex Cic, de oratore zwey ganz vers 
fchiedene Hände und Schriftzüge: (ſ. Erneſti Vorr. zu feis 
sier neuen Ausgabe Opp. Ciceronis.) Defters find ſich 
auch die Schreiber im Abfchreiben nicht gleich, geblieben. 
ct. Reinholdus de Mſptis. Chrifts Abhandlungen ꝛc. 
©.334 ff. 

Diie Pandekten in Florenz find fehr fauber und forgs 
fältig abgefchrieben. Zmifchen zwey Blättern liege jes 
desmal ein Blatt Atlas. 

: Die Schrifrzüge haben ſich manchmal einige Jahre 
hunderte erhalten. So find 5.3. in denen Codicibus, 
welche in Italien im 10, 11. und 12ten Jahrhundert 
geſchrieben werden, die Schriftzuͤge einander ſehr aͤhn— 
lich, und man kann fie ſchwer von einander unterſchei— 
den. ‚Hingegen in den ältern Jahrhunderten war die 
Schreibart mehrern Deränderungen unterworfen. — 
Bismweilen find die Codices revidirt worden, und diefe 
haben mehr Autorität. [Da oft mehrern librariis von ei= 
ner Perfon zum nachfchreiben dicrire worden iſt: ſo kann 
vielleicht die varerländifhe Ausfprache mancher Wörrer 
eigenthümliche Schler veranlaßt haben, Es wäre 5: ©, 
eine Frage, ob die Handfchriften, in welchen michi ſtatt 
mihi immer fteht, nicht viel mehr in Deurfchland, ale 
in Italien oder fonften wo anders gefchrieben worden 
ax, 
ke] Ein jedwedes einzelne Bud) von einem Werke, wur« 
de in den ältern Zeiten, in einer befondern Rolle, oder 
volumen gefunden. 


Cod. Ice 5 


176 Part, II. Cap. I. 


Codices, welche wir volumina nennen, werden nicht 
Leiche mehr gefunden; außer den Herkulanenfifchen. 
EIN Pius 5 28 
\ Da die Buchdruckerey war erfunden worden, giens 
gen viele Mifpte verlohren. Man drucdte die Bücher 
aus den Codicibus ab, dadurch wurden fie befchmust, 
daß man fie nicht mehr brauchen Fonnte. Auch gefchahe 
es, daß die Codices, wenn fie abgedrinfe worden waren, 
nicht mehr geachrer wurden. So lieg 3. B. Erasmus 
das Neue Teft. aus 2 Handfchriften, wovon der eine die 
Evangelien, und der andre die Epifteln enthiele, ab» 
drucen, und machte zugleich am Nande verfchiedene Vers 
befferungen. Der eine von diefen Eodicen, der die Evans 


gelien enthält, ift in Bafelz; der andre aber, in welchem 


die Epifteln ftunden, ift verlohren gegangen. Carbach 
beforgte eine Ausgabe des Livius, Maynz ı518. Fol.: 
aber der Eoder, woraus abgedruckt wurde, iſt wegge— 
fommen Man har diefe Ausgabe bisweilen edition, 
Huttenianam genannt: allein falſch; den» Autten hat 
nur die vortrefliche Borrede darzu gemacht. Diefer Eos 
der war zu Maynz und ergänzte die Luͤcken des 33. und 
44ſten Buches. 

Drafenborch barh in diefem Jahrhundert, man 
möchte ihm diefen Codex mittheilen: aber er wurde niche 
mehr gefunden. 124 

So ſoll es auch mit dem Mſpt der Augſpurgiſchen 
Ronfeffion ſeyn, wie Weber in Weimar berichtet. 

Aldus Manutius gab den Heſychius heraus: der 
Eoder aber, aus dem er edirt wurde, ift verlohren. [Er 
ift nicht verlohren; fondern noch in der Marcus Biblio 
thef zu Venedig: allein von der Hand des Mufurus, 


welcher ihn zum Adruck zubereitete, ſehr interpofirt, vers 


ändere und vermehrt. Schow, ein gefehrrer Däne, hat 
mir unfäglichem Fleiß und Sorgfale verſucht, den äch» 
» ‚;‚ fen 


- 





—— De Libris ſeriptit. 177 


ten, von allen fremden Zuſaͤtzen gereinigten Heſych wie: 
der herzuftellen , in feinem gel. Buch: Helychii Lexicon 
ex cod, MS, bibl, D. Marci reftitutum et ab omnibus Mufuri 
corredtionibusrepurgatum, fiue ſupplementa ad edit, Hely- 
chii Albertinam, auct. N. Schow. feipzig 1792. gr: $.] 


Poggius fand im Klofter zu SE. Ballen in der 
Schweiz den Ouintilien im Mſpt. Diele Mönde 
holten fish zur Zeit des Koſtnizer Konciliums Mfpte 
aus dem genannten Klofter, und brachten fie nicht wie-— 
der. Auf diefe Are gienaen viele Mfpre verlohren, un« 
ter andern der erwähnte Quintilian. Auch Heſiodus 
fol im Mſpte niche mehr vorhanden ſeyn. [Der einzige 
Eoder, woraus der Vellejus Paterc. abgedrucft worden, 
ift niche mehr vorhanden] 


Bisweilen wurden auch die Mſpte an die Buchbin 
der verkauft, weil man ſie, beſonders des Schmutzes we— 
gen, nicht mehr ſchaͤtzte und zum Binden brauchte; oder 
auch von unwiffenden oder gewinnfüchtigen Leuten. 

In vielen Klofterbibliorhefen find die Bücher oͤf— 
ters ganz vergraben; In einem Bande finden ſich ofe 
viele verjchieöne Sachen, und von verfhiedenen Ver— 
faffern. 

Maffon kam einffmalg zit einem Buchbinder, der 
eben im Begrif war, die Schriften des Biſchofs Ago-— 
bardus zu zerfchneiden. Diefes Mſopt wäre auf diefe 
Weife zernichter worden; wenn nice Maffon es verhin⸗ 
dert hätte: 


Auch viele Mſpte wurden von Perſonen, die fie 
benutzt hatten, unterſchlagen. — Gleitsmann und 
Dernbard, beyde Rektores in Zeitz, und richtiger 
neulich der dafıge Rektor Muͤller, in einer Schulſchrift. 
Leipzig 1793 4.] erzählten, dag ein Leipziger Gelchrrer; 
Ölesrins, eine Ausgabe des Philoſtkatus veranftalter, und 

M darzu 


178 Bart, IL Cap, 1 


darzu ein Mſpt *) aus der Zeiger Bibliothek entlehnt 
habe., Diefe Ausgabe machte dem Mann viel Ehre; als - 
lein das Mfpt [oder vielmehr das Erempl; mir Keinef. 
Moten,] wurde nicht wieder zuruͤckgeſchickt; und nad) 
feinem Tode fand man es auch nicht wieder. . [Es giebt 
mehr ähnl. Beyfpiele.] 


§. 18. 

Mach Erfindung der Buchdruckerey haben wir noch 
en abgefchriebene Codices befommen. Selbſt von ge- 
druckten Büchern wurden welche abgefchrieben, weil man 
aus Mangel am Papier, immer nur wenige Eremplarien 
abdrucken Fonnte, die fi bakd vergriffen. 

Schweinbeim und Panaz, welche zuerft Cicero. 
mis opera auflegten, barhen den Pabft in der an ihn ge- 
zichreten Vorrede, er möchte ihnen Papier darzu fchenfen. 
Sie druckten öfters nur 60 bis go Eremplare ab. Des« 
wegen wurde manches Jahr eine Ausgabe einige mal auf 
gelegt. [f. Maittaire Ann. typogr, tom. IV. part. I. ©. 
9 ff. Cardin. Quirinus de optimorum feriptorum edi- 
tionibus &c. S. 86 ff. nach der Ausgabe J. ©. Schel⸗ 
borns, (Lindau 1761. 4.) und deffen Nachricht felbft in 
diatriba praeliminari, ©. 50 ff.} f 

Reiske, in der Vorrede zu dem Theofrit, mels 
det, daß er zwey Aldinifche Editionen, von einem Jahr 
gefunden, die fehr von einander unterfhieden gewefen 
wären. 

Der Kurfürft von Sachſen, Fridericus Sapiens 
ſchickte, als er die Wittenberger Akademie geftifter harre, 
den Spalatinus nach Stalien, um Mifpte zu Fauffen, 
Alein er konnte nicht lauter Achte befommen, fondern 

mußte 

+) [E8 war nicht, wie man aus dieſen Worten fchlieffen könnte, 
ein Mſpt vom Philoftratus, fondern die Morellifche Ausgabe 
des Philoſtrats mit beygefchriebenen Anmerf. vom Reineſius. 

Disfe ſoll Dlear. fich zu eigen gemacht haben. 








mußte viele, die erft abgefchrieben worden teren, neh⸗ 
men. 

Oft mußten Zuhörer die Bücher, welche ihnen et; 
klaͤrt werden follten, erſt aus dem Eremplar des $ehrerg 
abſchreiben. Herrmann Bufch wollte denSilius Stalicug 
zu Leipzig auf feiner Reife erklären; und Richard Aros 
kus, ein Engländer, den Herodotus, und Demos 
fibenes; Beyde Docenten mußten den Audirorn ihre 
Mfpre mittbeilen, weil gedtuckte Exemplare niche zu 
haben warens Winshemius und Camerarius haben das 
mals mit abgefchrieben, wie lezteret in feiner Ausgabe deg 
Herodots mit gemelder hat. S. Hofr. Boͤhmens Schrift 
de litteratura Lipfienfi, _ | 

Auch haben öfters Gelchree aus Armuth Mſpte abs 
gefchrieben, — Syn Florenz waren viel folche Abfchreis 
ber. Im ısten Jahrhundert hiele fih der Kardinal 
Beßarion viele dergleichen Perfonen, die ihm Gries 
chiſche und $ateinifche Mſpte abſchreiben mußten, theils 
um eine größere Bibliothek zu bekommen, theils aber 
auch, um fie andern Perſonen wieder verkaufen zu Fönnen; 
- Seine Mfpte famen, nad) feinem Abſterben, in die Sr; 

Markus Bibliorhef zu Venedig; — [Rafeeris fchrieß 
auch fehr vieles ab, wie er diefeg immer bey feinen, jetzo 
in der Koͤnigl. Bibliothek zu Madrit aufbewahrten gries 
chiſchen Mſpten bemerkt har.) . 

. Codex Rauianus enthält das ganze Neue Teſtament. 
Der Beſitzer, Raus, hielt ihn für ächr: allein de la Cro⸗ 
3e, ber fich viele Erfahrung gefammler hatte, behaup⸗ 
tere, er fey aus den Bibliis Complutenfibus geſchrieben, 
beſonders darum; weil die Stelle, drey find die da 
zeugen ꝛc. mit im Mſpt befindlich. Doktor Winkler in 
Hamburg ſuchte ‚diefe de la Krozifche Hypotheſe zu wis 
derlegen, die viel andre Merfzeichen für ſich anzuführen 
hats [D. Grießbach in ſymbolis &c ©, 1g1=-18 4; 
und ©. G. Papelbaum in: Unterſuchung ber Raviuſt⸗ 

ſchen Handſchrift des DT, Berlin 1785. 8, Haben aufs 
—— DM a neue 


180 Part. I. Cap. . 


neue zu erweifen acfucht, daß der Raviuſiſche Codex aus 
dem gedruckten Complutenfifchen Bibelwerk abgefchries 
ben fey.] 


$. 19% 


notitia codicum beftcht nicht blos darinne, daß man 
weiß, wo diefer oder jener Coder zu finden ift, fondern 
hauptſaͤchlich, daß man weiß, worinnen ihr ächter und 
wahrer Werth, Güre und Vorzüge beſtehen. Dieſes 
muß man nach) der Materie, Alter, Form und Schreib» 
are beurteilen. Hierzu find die Caralogen, die ſich 
7 großen und berühmten Bibliotheken befinden, 
noͤthig. 

Montfaucon hatte ſich auf feinen Reiſen ein Ber- 
zeichnis von Mſpten gemacht. Er ließ es unter dem Nas 
men catalogus Mfptorunı [Bibliotheca bibliothecarum 
Mſptorum,] aböruden, [Allein erift oft unfiher. Auch 
in feinem diario ttalico, Paris 1702,4. wie in feiner Pa- 
laeogr. graeca führt er viele Handfchriftenan. Ein elen« 
des Verzeichniß der Handfchriften in ‚der Breslauifchen 
Rhedigeriſchen Bibl. gab Gottlob Rrans in Memora- 
bilib, biblioth. publ, Wratislau, Breslau 1699. 4.] 

Belfer find: | 

Friedrich Splburgs Catalogus Mfptorum Palati- 
norum, die in der ehemaligen Ehurpfälzifchen Bibliorhef 
zu Jeidelberg waren; allein im zojährigen Kriege nach 
Kom ins Barifan gefchafe wırden. [Der Sylburgifche, 
aber trockene Catalog ift befindlich in Miegii monumentis 
pietatis &c, Frankfurth 1702. 44 Allein dieß Verzeich- 
niß hilfe heutzutag wenig, und dient blog zu einem raus 
rigen Angedenfen an den großen Reichthum der in Teurfch- 
land vorhanden gewefenen Handfchrifren, an den traus 
tigen Krieg und die gar zu fromme Ehrfurcht des Herzogs 
von Bayern gegen Kom. Denn fehr viele Codices giens 
‚gen verlohren, und die nach Rom gebrachten fichen nun 
in der Vatikan. Bibliothek in einer andern Drdnung. 

i Wären 





De Libris feriptis. 181 


Waͤren ſie noch in Deutſchland, ſo wuͤrden ſie gewiß beſſer 
benutzt worden ſeyn; ſo faſt wie Salmaſius ſie noch in 
Heidelberg gebraucht hatte. Weit ſchaͤtzbarer und nuͤtz⸗ 
licher ift die Einrichtung einiger andern Verzeichniſſe, 
mworinnen auch bishero ungedructe Sachen zuerft edire 
worden find, näml. aufer den angeführten Lambeciuſi— 
fhen, Kolarifchen und Bandinifhen Werfen; Biblio- 
theca codd. msstorum Monafterji S. Michaelis Venetiarum 
prope Murianum vna cum appendice librorum impreflo= 
rum ſaec. XV. opus’ poftumum Jo. Benedict. Mittarelli — 
Venet, 1779. fol, — Bibliotheca Vffenbachiana Msta. — 
II. Theile Halle 1720 Fol. Die darinnen befindlichen 
orientalifchen und grichhifhen Handſchriften recenfirre 
der ehemalige Gießner Philolog, J. Heinr. Maius. — 
Schr fhägbar ift und enthält manche vorhero unedirte 
Sachen der Catalog der Madriter griechifchen Handſchrif— 
ten; Regiae bibl. Matritenfis codices graeci MSS. Fo. Iriar- 
ze — excuflit,.recenfuit &c. vol I. Madrie 1769. Fol. 
Schade, daß der zre Band mit dem fo nöthigen Negia 
ſter noch nicht erfchienen if. Er ift felcen, weil die 
Eremplare vom König nur verfchenfe werden. — Auch 
einiges vorhero unedirtes finder man in dem anfehnlichen 
undftarfen Werf: Codd, msstibibliothecae regii Taurinen- 
fs Athenaei, — in binas partes diftributi, in quarum prima 
hebraei et graeci; in altera latini, italici etgallici. Recen- 
fuerunt et animaduerfionibus illuftrarunt Fofeph Pafinus, 
— Anton, Riuautella et Franeifcus Berta, — Zurin 1749. 
Fol. — Schade, daß die fhöne und gelehre abgefaßte 
Notitia codd. mstor, graecorum bibliothecartm Mosquen- 
um — cum varjis anecdotis — edidit Chriff, Frid, Mat- 
thaei (damals Kector am Mosfauifhen Gymnaflum, 
jeze Prof. zu Wirtenberg)— Moskau 1775; gr. Fol, nicht 
fortgeſetzt worden ift, Erſt ift ein dünner Band davon ge- 
druckt. — Catalogus codd, MSS, bibliotheeae Bernenſic ad- 
notatt, criticis illuftratus; addita funt fpeeimina feripturae ex 
codd, variae actatis, tabulis fculptis exhibita et praefatio 


M 3 hiftori- 


. Part, IL Cap 


hiftorica. Curante J. R. Sinner, Bernae 1760. 8. — 
Graeci codd. MSSti apud Nanios Patrieios Venetos afler- 
uati. Bononien 1784. Fol. Die Codices ſind zwar mei» 


ftens nicht alt, allein. fie enthalten doc) manches vorhero 


ungedrudtest eg wurden dahero viele Stüde oder Pros 
ben daraus hier zuerft befannt gemacht. — Gelehrter 
ift der ıfle Band davon abgefaßts Codices MSSti Iatini 
bibliothecae Nanianae a Facob Morellio relati, opufcula 
inedita accedunt ex iisdem depromta. Venedig 1776. fol. 
— Afemanni bibl. medi. Laurent, et Palat. codd, mssto- 
rum orientalium catal, cum notis curante Ant. Franc. Go- 
rio. Slorenz 1742. fol. $ntereffane ift Catalogo de’ co- 
dici MSSti orientali della Bibliotheca Naniana, compilato 
gall’ Abate Simone Affemanni &c, 2 Theile. Padua 1791. 


1792. in 4. — ° Bibliot. MSSta di Tommafo Giuſeppe 


Farfetti, Patricio Veneto &c. Venet, tom. L 1771. Il. 
1780. 8. — Mehrere ſolche Verzeichniffe von grie— 
chiſchen Handfchriften findet man in Sarleß Introd, in 
hift, L. Gr. ıften Band ©. 54 ff. aber ein weit größereg, 
geographifch eingerichteres Regiſter von Catalogen gs 
druckter und ungedruckter Bücher in Catalogo bibliothecae 
Bunauianae, tom, I, ©, 840 ff. — Fin nügliches, aus 
anſehnl. Catalogen gezogenes Werfgen ift: Sriedrich 
Eckards Ueberficht der Derter, wo die befannteften gries 
chiſchen Schriftfteler gelebte haben, und Grundlage 
zur Gefchichte der Bibliorhefen, wodurd) jene in Hand» 
Schriften find erhalten worden, Gießen 1776. $.] 


Bambecii Kommentar über die Faiferlie Biblio» 
thek zu Wien, in 8 Theilen iſt ſehr ſchoͤn. Doch ift 
das 7te Volumen ſehr rar und zwar aus der Urſache, weil 
ſeine Frau, die ſehr geitzig war, oͤfters mit dieſem Werke 
Feuer anzumachen pflegte, wodurch ſich beſonders der 
7te Band vergrif. [Bon der neuen Ausgabe und Fort- 
fegung derfelben, und von Neſſels Catalog ift oben zum 
uten $. das Noͤthigſte geſagt worden. ] 


Mont= 





De Libris feriptis, 183 


Montifaucon Commentar. in Bibliothecam Coislinia- 
nam [Paris 1715. Fol.] it ſehr ſchaͤzbar. 

Casley, ein Engländer, hat [zu London 1734] el⸗ 
nen commentariun de bibliotheca regia Britannica hers 
ausgegeben. Seine Präfarion ift merfwürdig: fie hans 
delt de Codicibus Mfptis in vniuerfum, Catalogus biblio- 
thecae Diui Mareci zu Benedig, wurde unter der Auffiche 
des Laurentius Theupolus verferriget. Der eine Theil 
enthält die Griechiſchen; der andre die Lateiniſchen und 
Italieniſchen Mfpre. 

Bandinii catalogus der Mediceifhen Bibliothek zu 
Florenz. Er läge Stüde aus Mfpten und Büchern ein⸗ 
ruͤcken, die nicht befannt find. [f. zum ız $.] 

Canifii lectiones antiquae ex Codicibus mıfptis Baua- 
rieis, enthalten viel brauchbares zur Litteratur und Kits . 
chengefchichte. 

Stepkani Balluzii Mifcellanea, ein Werf von Privars 
anmerfungen, er war ein großer Kenner von Mſpten. 

'Labbei Bibliotheca Mfptarum enthält viel wichriges, 

Durand und d’Achery Anecdota, ingleichen d’Anfle 
de Villoifon, anecdota graeca e regia Parifiena et St, Mar- 
ei Veneta bibliothecis depromta, Venedig 1781. mie der 
Eudocia ihrem violario, Tovz, 2 B. in 4. 

Pezii opufcula varia aus Bayerifchen Handſchriften, 
und größtentheils aus der Bibliorhef zu St. Emmeran 
in Negenfpurg genommen. 

Diefe Männer insgefamme reden in ihren Schriften 
von dem Werth und Berdienft der alten Mfpre. 

Herr Profeffor Schulze in Halle har den Theo—⸗ 
phylaktus aus neuern Handfehriften ſehr gut edirr. * 
gilt auch von mehrern Ausgaben der Alten.) 


6. 20 
Wenn ein Wore über das andre gefeße ift, heiſt es 
glfema,. — Dergleihen gloflemata pflegeen die Alten 
der RANG wegen, am Kande zu fegen: die neuern 
MA Abs 


‚184 Part. IT, Cap. I. 


Abfchreiber aber nahmen diefe Anmerkungen bisweilen 
mit in den Text. — Hierbey verdiene bemerkt zu wer- 
den, daß, wenn zwey Wörter, von denen das eine be» 
kannt, das andre aber unbekannt ift, in dem Terre vor» 
fommen, gemeiniglich das Unbefannte die richtige Lesart 
iſt, weil die Abfchreiber dag nicht fo Häufig vorfommende 
Worr öfters nicht verftanden oder nicht zu beurcheilen und 
zuerflären wußten. 

Aacciolati hat viele Fehler in Cicero's Büchern de 
ofliciis [in feiner Ausgabe, Venedig 1747. gr. 8.I anges 
merkt. Auch Rektor Martini har in einem Nrogramm 
über Ciceronis Ofhicia Libr, I. c. 11. hiervon gefchrieben. 
[Da könnten von mehrern Herausgebern und größern Eri: 
tifern genug Beyſpiele angeführe werden, wenn es nö- 
thig wäre. ] 

Die Eritifer des ısten und ı6ten Kahrhunderrs, 
haben nicht diejenige Eritif verffanden und angewender, 
die man heut zu Tage anzuwenden pflege. [Ucberhaupe 
und grad zu möchte ich dieſes Lircheil, befonders von 
‚manchen im 16. Jahrhundert, nicht unterfchreiben.] 

DPerrardyha; ein Sralienifcher Poet, fand in der 
Marfus Bibliorhef, die epiftolas Ciceronis, und ließ fie 
abdrucken. Er Fonnre viele Stellen nicht leſen, und 
verbeſſerte ex ingenio oder ließ Luͤcken, daher fchlich viel 
unrichtiges mit ein,befonders weil er nicht Kritik genug e- 


6. 2I» 


Durch Huͤlfe der Codd. Mſptorum kann man öfters 
noch Süden in den Alten ergänzen. So fonnte aus eis 
nem Bamberger Mſpt des Zivius um vieles im 33 und 
40 Buche, ergänzt werden, Es waren 45 Bücher in 
diefem Mſpte. 1617 wurden die nengefundenen Bücher 
beſonders abgedruckt. 

In Ciceros Schriften, ſonderlich in feinen Re, 
den, waren große Luͤcken, die man auch noch in den er⸗ 
fen Italieniſchen Ausgaben finden, _ In a 

fan 





De Lihris feriptis. 185 


fand man in Klöftern noch vieles, wodurch. diefe Sücfen 
mehrentheils ergänzt werden konnten: befonders entdeckte 
Cauiſius viele ſolche Stellen. 

cf. Ernefli Programma: Recenfio inuentorum locorum, 

Leibnizii Chronicon deSeri ptoribus Brunfuicenfibus et 
Lüneburgenfibus. Er erhiels hierzu gute Nachrichten aus 
den Niederlanden. Bon ihm haben wir auch Chronicon 
Weingartenfe, das durch Miederländifche Mfpte viele 
Ergänzungen befam. Dirbmar, ern — 
fehrieb ein Chronicon Merfeburg. “ob. Sried. 
Utfinus gab zu Dresden 7790. 8. * benefche Ueber» 
fesung des Dithmars Chronik in 8 Büchern mie Ans 
merfungen und des Bifchofs Leben heraus. Er 
bediente fi) dabey eines Eoder aus der Dresdner Bis 
bliorb. in welchem nicht allein viele abweichende $efcars 
ten befindlih, fondern auch viele Luͤcken ergänzt find, 
So wird Prof. Siebenkees in feiner neuen Ausgabe des 
Strabo aus iralisnifchen Handſchriften viele bisherige 
ruͤcken ausfüllen. ] 

Der Fürft von Se. Einmeran gab die Werfe deg 
Alzuini heraus; er hat die Achten Arbeiten von den uns 
ächten unterfchieden, 

Dilloifon fand inder Markus Bibliothek ei⸗ 
nen Eoder von Homers Iliade mit vielen unedirren 
oder verbefferten Scholien, den er aböruden läge. [Die 
Ausgabe erfchien zu Venedig 1788. Fol.) } 

Emblemata feu glofemata find Stellen, die in 
das Mſpt gefommen und ehemals nur am Rande deg 
Eoder flunden, um etwas zu erflären.  Dergleichen 
Stellen nahmen unwiffende-librarii, oder Buͤcherſchrei⸗ 
ber in din Tert auf. Daher kommt es, daß man manch⸗ 
mal lectionem duplicem, i, e. ein Wort zweymal ver 
fhieden finder, 

Sm Ovid und Virgil ſtehen ganze Berfe, welche 
Heinſius und andre große Leute für unäche erflärce 


haben. 
Ms Im 


186 Part, IL Cap. I. 


Im Tacitus de moribus Germanorum findet man 
den Bers: Augurium patrum faeua formidine nigrum. Die- 
fer ift unftreitig durch ein Gloffema in den Text gefommen, 
— So werden bisweilen im Livius an unſchicklichen Dr- 


ten redende Perfonen eingeführt, Diefes kommt blos - 


von Privaranmerfungen. 

In den Wolfenbürtelfchen Mſpten follen viele 
gloffemata mit in den Text gefommen feyn. Hauptſaͤch⸗ 
lich finden fih viele in den mfptis hiftor. medii aeui. 
Ein ſolches emblema fol feyn, was man viele Jahrhun— 
derte von der Paͤbſtin Johanna gefchrieben hat. Ana— 
ſtaſius, Bibliothekar zu Rom, bar dag Leben der Päbfte 
befchrieben: und diefe Machriche wird in einigen feiner 
Handfchriften gefunden ; in andern nice. Auch findet 


man e8 nicht bey andern gleichzeitigen Schriftftelleen an⸗ 


gemerkt, Aber incod. Mfpt. finder manjeg mit Holzfchnit- 
ren, wo die Johanna ein Kind auf dem Schoog hat, — 
Eben ſo liſt es mie dem Kaifer Barbaroffe, dem der 
Pabſt auf den Hals getreten feyn fol, In Denedig 
finder man felbft ein Gemählde hiervon: allein viele be- 
haupten, daß es nur zum Sport verfertiget worden. 

Chronicon Siegbersi Gemblacenfs vom Miraco hets 
ausgegeben, ift vol von Fehlern, meil es öfters Luͤcken, 
in Sachen, die dem päbftlichen Stuhl nachtheilig find, 
enthält, 

Chronicon Albanenfe, hat viele Stellen in Ordnung 
gebracht, und ift vom Pater Pez herausgegeben, 


$. 22, 

Diele codices find in den erften Zeiten nach Erfin« 
dung der Buchdruckeren öfters unter falfchen Titeln und 
Damen abgedrucfe worden, weil man im Anfang viele 
Bücher zufammen in einen Band brachte, und nur den 
Verfaffer des erften Buchs angab. [So mögen das dem 


Hefiod untergefchobene Werf Kararoya ıc. und viele ' 


anders entfianden ſeyn; vom eritern fr Fabriz. B. Gr. 
neue 








De Libris feriptin 137 


neue Ausgabe. J. B.] So werden z. B. dem Ambros 
fins, Hieronymus ımd Auguſtinus viele Bücher zus 
gefchrieben,, die fie niche verfereiger haben. Aber in der 
Solge entdeckte eine gefunde Kritik die meiften Fehler. 
[In vielen Handfchriften und alten Ausgaben des Theor 
Frits fiechen unter deffen Idyllen und Namen die mehres 
ften Idyllen vom Bion und Mofchus.] 

In des Cyprians Schriften fteht ein Buch de fin- 
gularitate elericorum.  Desgleichen finder man in des 
Ambrofius Schriften eines ae facramentis, und ein ans 
ders de vocatione gentili; fie find wahrſcheinlich unters 
gefchoben. 

So find z. B. die Bücher ad Herennium zuverläßig 
nicht vom Cicero, Es iſt niche fein Stil. [Andere 
Schriften wurden ihm untergefchoben, und Sigonius, 
(wenigftens fol er der wahre Verf. davon feyn,) gab 
ein von ihm gefchriebenes Buch Confolatio unser Cicero's 
Namen heraus. Man ſ. Fabriz. B, Lat. und Harleß 
introdud, in notit, litterat. rom. zfen B. Sf. 140 ff.] 

liber de cauſis corruptae eloquentiae: Einige haben 
es dem Tacitus, andre dem Quintilian beylegen wols 
len: allein es ift Feines non beyden fein $arein, [Die 
neueften Unterfuchungen ſtellten darüber an Joh. Heinr. 
Aug. Schulze in feiner Ausgabe : Dialogus de Orata- 
ribus fine de cauflis corruptae eloquentiae, vulgo Tacito 
inferiptus 2c. $eipzig 1788. 8. welcher in den Prolegomes 
nen die verfchiedenen Meynungen anführe, beurtheilt, 
und endlich den Tacitus für den Verf. des Buchs hält; 
und J. Jae. Heinrich MNaſt in feiner deuefchen Ueber» 
fesung: Von den UÜrfachen des Derfalls der roͤmi⸗ 
fchen Beredſamkeit — mit Anmerkungen und Er⸗ 
läuterungen, Halle 1787. 8. welcher gleichfalg eine 
kurze critifche Gefchichte der verfchiedenen Meynungen 
zuerft liefere, und ©. 18 ff. feine Muthmaſſung zu ers 
haͤrten fucht, der jüngere DPlinins habe es gefchrieben. — 
So ift sin’ griechifcher Dialog, de via falutis —— 

wel⸗ 


188 Part, II, Cap. I. 


welches in allen Ausgaben des Anaftafius unter deffen 
Damen, allein nicht mie Recht, abgedrudr ift: In einer 
befondern Ausgabe davon, welche Job. Aler. Braſſica⸗ 
nus zu Wien 1530. 8. beforgte, und anderswo wird jes 
nes Werfgen dem Eonftantinopolitan, Patriarchen, Ben; 
nadius Scholerius beygelegt. Allein auch diefes ift 
nicht ganz richtig. Denn in der Kaiferl, Bibliocher ift 
ein Mſpt davon, welches über das Zeitalter des Genna« 
dius hinausfteige. Andere Handſchriften variiren zu 
fehr in der Sefeare und in der Zahl der vorfommenden 
Fragen: dieß zeige auch ein höheres Zeitalter an. Aus 
Diefen und andern innern und äußern Merfmalen fchliehe 
Lambacher in einer befondern Abhandlung , die feiner 
Bibl, antiquae Vindobonenfi' ciuicae, (Wien 1750. '4.) 
bengefüget ift, daß weder Gennadius, noch weniger Ana; 
ftafius Verfaffer von jenem Dialogen feyn koͤnne. Go 
Fönnten mehrere Benfpiele angeführt werden, wo durch 
Hülfe der Handfchriften, verbunden mie andern Bewei- 
fen aus der höhern Critik, der wahre oder der gemeinigl. 
falfch angegebene Verfaſſer, oder fein rechter Name und 
dergl. entdecke worden iſt.) — Erneſti berufe ſich auf 
einige Gelehrte: 

Cave, Seine Schriften find tabulae ecclafiafticae, — 
Chartophylax ecelefiafticus. — Hiftoria feriptorum ecele- 
fiaflicorum; und Notitia Conciliorum, 

Antonius Pagi ſchrieb Criticam Anti-Barouianam; und 

Srancifci. Pogi, Breuiarium hiftorico 'ecelefiafti- 
eum: endlich 

Cafimir Oudius — de Scriptoribus ec- 
elefiaflicis ab aliis omillis, 


F. 23. 

Aus Mſpten kann man öfters darthun, wie die Feh⸗ 
fer entftanden find. Dieß gehöre für den Kritifer, Gro» 
nov und andre haben ſich befonders damit befchäftiger. 
Seſonden ſind jungen Gelehrten in dieſer Ruͤckſicht zu 

em⸗ 











De Libris feriptis, 139 


empfehlen Fo. Frid. Gronouii Obferuationum libri IV, cu» 
rante Frider, Platnero. $eipzig 1755. gr. 8. und Jac. Pe- 
rizonii animaduerfiones hiftoricae, curante Theoph. Chri- 
ftoph. Harles. Altenburg 1771, 8. Guil. Canteri de ra- 
tione emendandi graecos audtores fyntagına recens audtum, 
bengefügt deffen Nouarum lectionum libr, VIIL edit, ter- 
tia. Antwerpen, bey Plantin. 1571. 8 — Fo. Cleris 
cus de arte critica, welches Buch in Holland und Deurfch- 
land mehrmalen aufgelege worden iſt. — Chrifl. Aug. 
Heumanni comment, de arte critica in vfum academicum 
feorfum excufa, Acc. Frane, Robortelli difp. de arte cri- 
tica corrigendi antiquorum libros, Nürnberg und Altdorf. 
1747. 8] 

Morelli Elements de critique &c. 2 Bände in 8.1766 
enthält viel brauchbares, und beziche fich mehrenrheils 
auf die Scriptores ecelchiaflicos, 


g. 24. 


Man findet in Bibliotheken Mſpte, woraus noch 
vieles, beſonders in hiſtoriſchen Sachen entdeckt wird. 

Leibniz wuͤnſchte ein Buch von einem, der viel 
codices mfptos in Händen haͤtte, undalfo davon reden, 
und das Nörhige ercerpiren koͤnnte. Hermann von der 
Hardt hat die ganzen Acta des Koſtunizer Conciliums 
aus der Wölfenbürtelfchen Bibliorhef edirr. 


Leſſing bat viel Mfpre in Wolfenbüttel ents 
deeft, und würde mehr haben leiften Fönnen, wenn er 
fich nicht zu fehr mit jeinen Sragmenten befchäftiger härtes 

Flacius, mitdem Beynamen Ilyricüs, hat auf feinen 
Reiſen vieles entdeckt, und aus Mſpten abgefchticben, Wir 
haben von ihm eine Liturgie, welche nebft feinen übrigen 
Werfen in die Helmftädter Bibliorhef gebracht worvens 

Der Kardinal Baronius hat viele Briefe und Ans 
* der Paͤbſte bekannt gemacht. — Baynaldus het 

n 


190 Bi Part, IL Cap. L. 


fein Werk fortgeſezt. IChr. Sried. Matthaͤi in Le- 
ction. Mosquenfibus I. II. voll, teipzig 1779. 8. Jo. La- 
inius in Deliciis eruditorum feu, vett, ayerdorwy opufcu- 
lorum colledtaneis&c. $forenz 1737. ff: 8. (eine Reihe von 
Bändchen,) (Amadussi) in Anecdotis litterariis ex MSS. 
codd, erutis, Kom 1773—1783. in 4. Bänden, gr. 8. 
Leo Alstius, der Göttingifche Echter Walch und ans 
dere haben aus Handfchriften vieles zuerft edire.} 


Sn den ehemaligen Karhedralficchen folen viele 
Mfpre verborgen liegen. 

MNartin Gerbert, Denedictinerabt zu St: Bla⸗ 
fivs in Schwarzwald fagt: er habe auf feinen Reifen 
durch Deurfchland viel vorereflihe Sacher gefunden, die 
ans Licht geftelle zu werde verdienten. [Er Har auch 
viel gutes edirt.] 

Der Herr von Hontheim melder in feinen Pro- 
dromo Treuirenfi , unter dem angenommenen Namen 
Sebronius, daß in Klöftern mandes von Kirchen» 
värern aufbehalten würde: ſonderlich in der Abtey St. 
Maximini in Zeier. 


Caput 








191 





Cap, IL 
De 


Ticulis, tabulis legum,. decretorum et fimilibus, 
vulgo Inferiptionibus *), 





———— 


— heißt eigentlich eine Aufſchrift, die auf ein Denk⸗ 
mal geſchrieben iſt, z. B. auf Statuͤen. Hier werden 
alle Arten von Inſcriptionen, alle tabulae legum, de- 
cretorum, SCtorum, conditionum, pacis, pactorum publi- 
corum foederum u. f. w. darunter verftanden. 

In den älteften Zeiten fegte man Denfmäler blos 
vom Stein ohne alle Schrift: in der Folge aber machte 
man zum öffentlichen Andenken Auffchriften darauf. 

Wir Eönnen hier die Frage aufwerfen: 

1) wer hat Denfmäler gefammler ? 

2) was muß man beym Leſen derfelben wiffen, und Yer« 
ſtehen, um fie zu beureheilen? und 

3) wie muß man fie geſchickt beurtheilen lernen? 


ad 1) 


” [Cheift hat in feinen Abhandlungen im Zen Abſchnitt das 
Noͤthigſte von den Aufſchriften, Architektur und Marmor der 
Alten zuſammengenommen. Zeune aber S 125 — 135. ein 
anſehnliches Verzeichnis von allen den Schriften, ſo von Auf⸗ 
ſchriften handeln, nach der Zeitotdnung gegeben, daß ich doch 
einiges noch nachhohlen werde. 


192 Part, IL. Cap. IL 


ad ı) Schon die älteften Schriftfteller haben ange» 
fangen Auffchriften zu fammlen. Unter ihnen ift Hero⸗ 
dot der erfte, der uns von den Griechen befannt iſt; er 


erwähnt verſchiedne Denkmaͤler, die in ſeinen Tagen 


ſchon bekannt waren. Sein Nachfolger iſt Thucidydes, 
er hat ebenfalls vieles aus Originalurkunden abgeſchrieben 
und Schilderungen von Sachen, die zu ſeiner Zeit ge— 
ſchehen, und woran er großen Theil hatte, geliefert. 
Ihm folgte Polybius, ingleichen Pauſanias, die viele 
nuͤtzliche Sachen ihres Zeitalters der Vergeſſenheit ents 
riſſen. — Auch die Dichter haben der Aufſchriften ges 
dacht, z. B. Pirgil. — Unter der Regierung des Pro« 
lemäus Epiphanes reißte ein Grammatifus herum, um 
Inſcriptionen zu fischen, wie Athenaͤus berichteer 9. — 
Selbſt die Redner haben-fih um die Bekanntmachung 
der Auffchriften verdiene gemacht z. B. wenn fie Reden 
hielten, harten fie einen Leſer bey fih, den fie aufforder« 
ten, dieſes oder jenes Geſetz, diefen oder jenen Vergleich, 


Bund u. f. w. vorzulefen. a 


ad 2) ımd 3) Die beyden legtern Gragen Fönnen 
wir nicht aus dem Alterthum beweifen. — Die Alten 
hatten Feine Regeln, wie man Auffchriften gue und richs 
tig lefen, und wie man felbft welche verferrigen ſollte. 


Ariſtoteles fagt etwas weniges hiervon, Die Ers 
oberung der Stade Konftantinopel 1453 machte, daß 
von den flüchtigen Griechen, Bücher und Mipre 
nach Italien gefhaft wurden. Man befam nunmehr 
in diefem Lande wieder Geſchmack an ven fhönen Wiſ— 
fenfchaften,, und verbreicere fie von da aus in andre 
Laͤnder. Nach der Erfindung der Buchdruckerkunſt hoben 
ſich die ſchoͤnen Wiſſenſchaften noch mehr, beſonders trug 
in 


*) [Don andern aͤltern Griechen, welche Inſeriptionen geſamm⸗ 
let, 1: Fabriz. B. Gr. IV: B. ©: 415: fe] 








De Inferiptionibun 193 


in Stafien die Unrerftügung des Mediceiſchen Zaufes, 
viel darzu bey ). Auch fing man an, in diefem $ande 
wieder alte Inſeriptionen zu ſammeln. — We) 
ob. Markanova fol veteres titulos im Jahr 
1465 in ein Buch zufammengerragen haben: Pompon. 


 Kaerus chat dieß auch. Aber ihre Sammlungen find 


verlohren gegangen; wenigftens nicht edire worden. 
Amon di Gvevara har ein Buch mit nferiprios 
nen zu Trevigi 1457 edirt: allein fie find mehrentheils 
erdichtet. Er nahm den Namen Polpfilo an, und nann⸗ 
te fein Buch — Hypnerotomachia. — 
Annius Piterbienſis, und Ligorlus *) haben 


mehrentheils erdichtete Sammlungen geliefert. 


Maerkwuͤrdiger iſt Cyriacus Anconitanus; er muß⸗ 
te auf Befehl des Pabſts eine Reiſe durch Illyrien, Gries 
chenland und den Archipelagus unternehmen und Aufs 
ſchriften ſammlen. Sein Werk führe den Tireli epi- 
grammata graeca et latina reperta per 1llyrieun, a Cy- 
riaco, Nom; in Fol. ohne Dre und Fahr, [ohngefähr 
um oder Furz Vor 1660.] Doc enthält dieſes Buch 
ebenfalls viele Erdichtungen.  [f. von ihm J. 4: Zeich 


ſpecimen notarum et emendationum ad graecas inferiptio- 


nes, a cel. Muratorio editas, in Nouis Mifcell. Lipfiens. . 
I Band zter Theil ©. 450 ff. befonders Burmann IL. 


in der Vorrede zum erften Band feiner Ausgabe der An- 
thol. veterum latinor. epigrammatum et poematum &c., 
Amfterdam 1759: 4: © IX. ff. two Cyriac. erwas in 
Schuß genommen, und mehrere ängeführe werden, wels 
che SSnferiptionen gefammler haben. Man fehe * 
job. Fricdr. Nolten im ꝛten Theil feines Lexici L. 
} L. anti- 
2) [Beweiſe davon liefert Aug. Mar. Bondint in $pecimine 
literaturae Florentinae, faeculi XV. tom. I. $loteng 1743. — 
 tom« I 175148.) | 
e, (Vom Werke des Ligorius und deſſelben Schickſalen handele 
Burmann ama: Dr ©. XXVL f.] 


N 


194 Part, I. Cap. I. 


L. antibarbari quadripartiti &c. $eipzig 1768. 8. im Con- 

Spectu bibliothecae latinitatis reflitutae, ©. 1. ff.] 
Johannes Jocundus von Berona war ein $iebling 

vom taurenz de Medices und Lehrer des Julius Caͤſar 


Scaligers. Er war erft Architekt, und edirre den Vi- 


truv, Endlih wurde er ein Dominifaner. Seine 
Sammlrng ſteht in zweydeutiger Achtung und ift nicht 
gedruce worden. Perottus gemachte Sammlung ret⸗ 
tere Burmann II. wie er es felbft in der Vorrede zur lat. 
Antholog. S. XI, ſchrieb.] 

Tat. Mazochius, Buchhändler in Kom, fanm- 


lete auch, wobey Fulvius Urſinus mir geholfen: Seine } 


Sammlung, Epigrammata antiquae vrbis, erſchien zu 
Kom ı521. Fol, 

Burmann I. bat in einer Vorrede zu Gruteri The- 
fauro die erften Sammler der Inſcriptionen angezeigt. 
Auch Heſſel in der Präfarion ad Gudii Inferiptiones, und 
in appendice, — [Aldus Manutius, (der Enfel,) 


ſchrieb Orthographiae rationem, ab Aldo Manutio, Paulli 


F, colledtaın ex libris antiquis — — lapidibus amplius 
M. D. interpungendi ratio, notarum veterum explanatio, 
Kalendarium vetus, Romanum e-marımore deferiptum &c, 


Denedig 1561. 8. worinnen die angeführten Inſcript. 


nicht abgefürze fichen.] 


| A RN 

Es gab Philologen, Britiker und Hiſtoriker, 
die Steinfchrifren fammelten,, und gelegentlich ange 
führe haben. z. 3. 

Georg Fabrizius, war Neftor der Fürgtenfchufe 
zu Meifen. Er reißte lange herum, und edirte Roma, 
et antiquitatum &c, libri tres, ex aere, marmoribus &c, 
Baſel 1550. 1560. 1587. [und in Grävs Thef. antigg. 
rom, tom. III] darinnen ftehen viele Auffchriften. [Ber- 
gleiche Vitam Georgii Fabricii - ftudio M. J. Dau. Schre- 
beri, Leipzig. 1717. 9. ©, 182 ff» und 244 ff] 





[Lorenz | 


De Inferiptionibuss 195 


[Lorenz Schradius, ein Halberftädter ſammlete 
auf feinen Reifen in Italien 1556 und 1567, viele Auf⸗ 
fchriften, und edirte fie in feinen Monumentis Italiae, 
libr. IV, Helmftäde 1592.] 

Detrus Dierorius machte fih um die Elaffifchen 
Chrifrfteller fehr verdient. Beſonders fchrieb er viel 
brauchbare Anmerfungen über den Cicero und rückte übers 
al Inſeriptionen zur Erklärung ein, . 

Stephan, Pighius, und Stephan. Vinandus Pighius, 
waren Niederländer, Der leztere ift der Neffe des er- 
ſtern, obgleich beyde für eine Derfon gehalten worden : 
fie fchrieben Annales Romanerum: der leztere beſonders 
den Hercules brodicius, d. i. feine Reiſe mit einem Kle— 
viſchen Prinzen, worinnen er die waͤhrend ſeiner Anweſen⸗ 
heit in Rom ausgegrabene Columna Duilliana, oder ro- 
ſtrata zuerſt beſchrieb: welche nachmals Ciacconius beſ⸗ 
fer erlaͤutert hat. — Caſar Baronius ſchrieb annales 
pontificum eecleſiaſticos und ruͤckte eine Menge alter In⸗ 

ſeriptionen ein. Allein ohne ſcharfe kritiſche Pruͤfung. 
| Ferner haben andre Philologen, bey der Erklärung 
ag fcher Schrifrfteller, Inſcriptionen mie erlaͤutert: 


—— in Julio Caefare. — Jo. Ge. Graͤve, 
in Suetonio u. a. m. 

Singleichen haben fich um Aufſchriften ſehr verdiene 
gemacht: 

Onuphrius Panuinius, 

Noriſius in Cenotaphiis Pifaniss Venedig 1681; 

olio. 
Spon, und Wheeler, in ihren Reiſebeſchreibun⸗ 
gen, franzoͤſiſch Lyon 1678. 8.] haben viel zweckmaͤßi⸗ 
ges beygetragen. 

In Deutſchland machte den Anfang: 

Conrad Peutinger, ein gelchreer Rath des Kai⸗ 
ſers Karls V. und Patrizier in Augſpurg, Er ſammlete 
Inſeriptionen dieſer Stadt, und der umliegenden Ge⸗ 

na genden, 


196 Part, II. Cap. II, 


genden, und gab fie heraus. Tabula Peutingeriana ift 

zur Hiftorie und fonderfich Geographie bekannt. Sie 
ſollte eigentlich Theodofiana Heiffen, weil fie aleichfam 
ein Meilenzeiger der Staͤdte zu Theodofii Zeiten war. 
In Wien bat der Herr von Schepb ſolche abdruden lafz 
fen: feinen Kommenrar aber unterdruͤckten die dafigen 
Bucherrichter. Das Mfpe ift nach) Holland gefommen, 
aber noch niche gedruckt. | pP 

Pirkheimer, in Nürnberg, und Konrad Celtes | 
in Wien fammleren auch Inſcriptionen, die aber nicht 
befonders erfchienen find. — Auttich in Mainz fehrieb 
Colledtanea antiquitatum, in vrbe etragre Moguntino re- 
perta; die 1520. und 1525. gedruckt wurden. — Mas 
zochius ſammlete Auffriften in Kom. 

Petrus Apianus und Bartholom. Amantius Pros 
fefforen in Ingolſtadt veranſtalteten unter des Grafen 
BRaimund Fuggers Unterſtuͤtzungen, faſt alle da⸗ 
mals bekannten Inſcriptionen ihrer Gegenden, Vie⸗ 
le haben ihr Werk getadelt: allein man muß an— 
nehmen, daß zu ihrer Zeit die Wiſſenſchaften noch 
nicht im Flor waren. Es erſchien zu ee 1534 
in Sol. [S. Burmann IL. an a O. Ex X. ff] 

Bald hernach brachte N 

Martin Smerius eine beträchtliche Sammlung 
zufammen, die ale vorhergehende weit überrraf. Er 
hatte viele Eoftbare und gefährliche Reifen gemacht. AL 
lein er harte das Unglück, daß ihm feine Sammlung, 
da fie imdie befte Ordnung gebracht worden, einmal vers | 
brannte. Auf Zureden des Heren von Watcevliet, 
ftelfee er zwar das Mſpt wieder her, konnte es aber doch 
nicht ediren, weil er in Oſtende von den Sparichen 
Soldaten gefangen, und als ein reformirter Prediger 
aufgehangen wurde. Das Mfpe Fam fhon zuvor in eis 
neg Englifchen Soldaten Hände, und von da nah Eng 
land. Gedachter Soldat verfaufre es endlich auf gro» 
ges Bieten, und gegen vieles Geld an einen gelehrten 

Holäns 














De Inferiptionibun. "197 


. 


Holländer Yanıis Douza. Hierauf wurde diefes Buch 
vom Juſtus Lipfins, auf Koften der- Holändifchen 
Staaten edirt. Martini Smetii Inferiptiones antiquae, 
Leiden 1588. in Fol. ex oflicina Plantini, — Mehr 
hiervon ftehet in Jani Gruteri vita a Frieder. Hermanno 
 Flaydero, fcripta, wie eg vor der Holländifchen Ausgabe 
Gruters ficher. 


. 3. 
Janus Gruter, ſchrieb erſt mie "feinem Bruder, 


Jakob Gruterus Lainpas, fine fax artium liberal. h, e. 


thefaurus ceriticus, ein Werf vol Belefenheit und gelehr⸗ 


ten Kenneniffen ). Der erftere war Bibliothekar zu 
Heidelberg in der Pfalz, an einer der gröften Bibliorhes 


fen, die mie Recht ein Tempel der Mufen und Wiffene 
fehaften genenner werden konnte, weil jedermann freyen 
Zutritt hatte, Mſpte zu ftudiren. [Salmafiug benuzte 
diefe Bibliothek und ward in ihr, was er geworden 
ift.) Ueberdieß biele der Kurfürft große und ge— 
Ichrre Bibliorhefairg, und falarirte fie fehr wohl. Dies 
fer Janus Gruterus war der lezte DBibliothefar, der 
bey dieſer Bibliochef angefteller. wurde. Denn im 
zojährigen Kriege wurde der Churfürft Friedrich in 
die Acht erkläre, der Eaiferliche und liguiftifche General 
zii eroberte die Stadt und ſchenkte die Bibliothef dem 
Pabſt. Leo Allatius müßte fie fortbringen laffen. Grus 
terug fchrieb auf Bitten feiner Freunde, fonderlih Jo— 
fepb Scaligers und Markus Welſers Inferiptiones 
antiquitatum Romanarum, Viele Gelehrten ſchickten ihm 
Anmerfungen. Das Werf ift in 16 verfchiedene Klaf- 
fen abgerheilt, 3. B. einige handeln von alten Göttern ; 
von Opfern; auch die ofhcia militaria und aulica find 


beygefüge, und enthalten viel brauchbares, was zur 
\ 9 t 


Es⸗ 

*) (Frankfurt 1602 — 1600. 6. ſtarke Octavbaͤnde. Gruter 

ſammlete hier bloß mehrere eritiſche Werke von beruͤhmten Phi⸗ 
lologen und Critikern. 


198 Part. IL, Cap. II, 


Erfärung des Codicis Theodofiani und Jufinianei dient. — 
Joſeph Scaliger machte zu diefem Werfe die Regiſter, 
und arbeitere 11 Monat ununterbrochen daran. Er gab 

gleihfam den Ton an, wie man ein gutes und zweckmuͤ— 
Biges Megifter, bey einer folhen Sammlung verfertigen 
muͤſſe. Das Werk erfchien 1603, in Fol. zu Heidelberg. 
Mac diefer erften Ausgabe, wurden von vielen Gelchrs 
sen noch Anmerkungen geſchrieben, weil man hier und 
da verfchiedene Unrichrigfeiten bemerfe harte, Befons 
ders fammlere Marquard Bude *), viele neue und un— 
gedruckte nferiptionen auf feinen Reifen. Hierauf 
wurde eine neue Ausgabe veranftaltee, die 1707. in 
Holland erfchien, und zo bis 30 Ihaler fofte. Die 
Kupfer verfhönern zwar das Werf: doch find rheils niche 
allzuviel Zufäge gemacht, theils find auch viel Druckfehler 
eingefchlichen, obgleich Johann Georg Gräve und 
Peter Burmann an der Ausgabe Theil hatten. Ein 
gut Eremplar mit des Reineſius Anmerfungen finder 

man in der Stiftsbibliothek zu Zeig. 


| + 

Einige baben Sammler und Ausleger feyn wollen, 
3. B. Thomas Reinefius. Er ift gleihfam der Vor⸗ 

gänger. Er war Medifusin Glaucha, und fodann Bur« 
germeifter zu Altenburg: allein Streirigfeiten mit den 
dafigen Geiſtlichen nöthigren ihn, wegzugehen. Er fam 
nad) Leipzig. Hier lebte er in aller Stille; fehriel} fein 
Werk und theilte es in eben fo viel Klaſſen ab, wie Bru« 
terusgerhan hatte. Er machte viel gelehree Bemerfurngen, 
ſtarb aber, ohne daß fein Werk zu Stande kam. Da, es 
würde liegen geblieben feyn, wenn nicht Karpzovı, ein 
hiejiger Kaufmann und Baumeifter, nach feinem Tıyde es 
herausgegeben hätte. Der Tiref ift Synragma inferipti'onum 
an liqua- 
*) [Nach feinem Tode erfchienen: Antiquae infcriptiones cum grae- 
cae tum latinae, olima Marq. Gudio collettae, nupera 
} dige ſtae, 





De Inferiptionibus. .199 


antiquarum, Lipf. 1682. in Sol, *). — Er hatte noch 
ein Mfpr liegen, welches nach feinem Teſtament in die 
Stiftsbibliothek nah Zeig kommen follte: allein durch 
Zufall war esnach Holland gefommen, und befand fidy 
in der Bibliorhek des Herrn d' Orville. Gedrude iſt 
es nicht worden. [S. Burmann ©, XXILf] 

Jakob Spon, ein gelchrrer franzöfifcher Arze zu 
tion, gieng mie einem Engländer Wheler auf Reifen, 
nach Dalmatien und Griechenland. Dach ihrer Zuruͤck— 
Funfe befchrieben fie ihre gemachten Reifebemerfungen, 
die befonders edire und auch deurfch überfese find. — 
Spon fihrieb noch Mifcellanea eruditae antiquitatis, in 
quibus marmora, flatuae, mufiua, toreumata, referuntur 
atquae illuftrantur, $ion 1679. ferner 1683. und der zte 
Zheil1685.in Sol. [endlich in Dolens fupplem. vtrius- 
que thefauri Antigg. IV. B. in der Vorrede handele Po« 
len ©. VI. ff. vom Spon und defjen Werfen.] In der 
Borrede handelt dag zte Kap, von der Epigrammaro« 
phie, i. e. von Inſcriptionen. 

Rapbael Sabretti edirte inferiptiones antiquas, 
Nom 1699. 1707. Fol, Er ift zwar in feinen Erläute- 
rungen Fürzer als Reineſius, aber demohngeachree gründs 
licher. Einige Fehler des letztern bat jener auch gerügr, 
und dieß war ihm leicht, weil er in Italien lebte, und 
viele Gegenftände felbft unterfuchen Fonnte. 

Flectwood, ein gelchreer Engländer, machte zwar 
feine neuen und unentdeckten Inſcriptionen bekannt: 
aber er traf eine fehr ause Auswahl, und fein Werk ift 

i N 4 für 


digeftae, nunc a Fr. Heffelio editae, cum eorum anotatt 
Leumwarden 1731. Fol.] 
*) [Hieher gehören auch Tb. Reinefii ad V. Cl. D. Caspar. Hof- 
“  mannum; Chrift, Ad. Rupertum, Prof. Noricos Epiftolae. In 
quibus multae inferiptiones veteres haktenus ineditae vuk- 
gantur, emendantur, explicantur etc, Lipfige 1660, 4. Ein 
Werk voller Gelehrſamkeit] 


200 Part, II. Cap. II, 


für Anfänger fehr brauchbar. Inferiptionum antiquarum 
‚ Sylloge, $ondon 1681, *) in 8. 


$. 5: 


Die in diefem 6. vorfommenden Gelchreen, haben 
Anmerfungen gemachte, und Supplemente zu den groͤ⸗ 
Bern Werfen, des Gruterus, Neinefius, und andrer 
geliefert. 

Hiieher gehören ; 

Babriel Simeon, ein Florentiner, hat einige 
fhöne Sjnferiptionen, die er auf Reifen gefammlet, her: 
ausgegeben. Sein Werk ift in Franzoͤſiſcher Sprache 
[Les illuftres obfervations antiques, — en [on dernier Vo- 
yage d’Italie !’an 1557. a Lyon. 1558. 4.] und enthält 
fehr gute Obfervationen, Auch die beygefügten Holz« 
ſchnitte find brauchbar. 

Stepban Zamofius, hat zu Padua 1593. aud) 
einige entdeckte Inſcriptionen herausgegeben, analedta 
lapidum vetuflorum, et nonnullarum in Dacia 'antiquita- 
tum. — ob. Baptifta Doni, lebte zu Ende des 
16. und Anfang des ı7ten Jahrhunderts. Er war ein 
gelehreer Patrizier von Florenz, und fammlete viel neue 
und unentdeckte nferipiionen. Das Werf Fam aber 
ben feinem Leben nicht heraus, fondern blieb liegen. Nach - 
feinem Tode edirte es Anton Kranz Gori unter dem 
Titel: Joh. Bapt. Donii Inſcriptiones antiquae, cum notis 
et indice Ant. Franc. Gorii. Acc. deorum arae cum obferuatt, 
Slorenz 1731. in Sol. Es fofter bis ro Thaler. (Franc. 
Anton. Zaccaria.) Ifituzione antiquario lapidaria.. Nom 
1770.8. Iſt ein zu Aufſchriften fehr nügliches Werf. 
Der Zaccaria hat fi zwar nicht genannt; allein man 
weiß, daß er Verf. ift. 

Marquard Budius, aus Gottorp, der wegen 
feiner Reifen, und großen Kenneniffe berühmt war, hats 

te 
) Zeune zum Chriſt S. 130. oben ſchreibt 1691.) 





De Inferiptionibus. 201 


te vorfrefliche Inſeriptionen geſammlet, die theils ganz 
neu, theils fchon befannt, aber vorher nicht richrig ab> 
Hefchrieben waren. Er gerierh mit Ezechiel Spanbeim in 
einen Streit, ob die Auffchriften, oder alten Münzen 
größern Mugen für die Wilfenfchaften ftiften Fönnten? 
Lezterer war für die Münzen und erfterer für die Inſcrip— 
tionen eingenommen. Spanheim fchrieb deswegen fein 
Bud) de vſu et praeftantia numismatum, es erhigle Bey⸗ 
fal. Die Originalausgabe hiervon war in 4. Hierauf 
wurde es neu aufgelegt, und der eine Band Fam in fon» 
don und der andere in Holland heraus. Gudius fieng 
auch an de vfu et praeftantia Inferiptionum zu fchreiben ; 
es kam aber nicht zu Stande; eben fo wenig als feine 
Samınlung der Snferiptionen. Johann Georg Graͤ⸗ 
ve, und Johann Aoolewollten es übernehmen: allein. 
es fehlte ihnen an Zeil. Endlich gab es Heſſel her⸗ 
aus: aber er fagte felbft mehr nichts, als was feine Vor⸗ 
gänger fchon geſagt hatten; ja, er machte nicht einmal 
das NER volftändig und brauchbar. IS. oben zum 
zten $. . | 
In Anfehung der Gefchichte der Orfurter Marmor 
ift zu bemerfen. Der Graf Arundel unternahm im vo= 
tigen Jahrhundert eine Reife in Orient. Er fand in 
Griechenland und Kleinafien, fonderiich auf der Inſel 
Paros verfchiedene Inſcriptionen, die er zum Verkauf 
befam, und fcheuete Feine Koften fie, in fein Darerland 
fchaffen zu laſſen. Die eine ift ungemein wichtig, und 
enthält die vornehmften Epoquen der griechifchen Chro— 
nologie, vom Deufalion an. Diefe marınora famen erft 
nach London, und nach des Beſitzers Tode wurden fie 
nad) Orfurt gefchaft. (Sie find jezt auf der Bibliothek 
in Oxfurt auf dem Bodlejanifchen Theater nach der Rei— 
he eingemauert:) Sie fommen unter 3 verfchiedenen Be— 
merfungen vor,und heiffenMarmoraArundeliana, von ihrem 
Finder und ehemaligen Befiger: Marmoria Paria, vonder 
Inſel, wo fie größtenrheils waren gefunden worden, und 
Ns Mar- 


u - 


202 Parı, II, Cap, IT, 


Marmora Oxonienfa, von dem Ort, wo fie gegenwaͤrtig 
aufbehalten werden. Es giebt in denfelben viele Luͤcken: 
dahero verfuchten manche Gelehrte fie zu erflären, und 
durch gelebree Murhmaffungen die fücfen auszufüllen. 
Der erfte Verſuch Joh. Seldenii marmora Arundeliana, 
London 1629 in 4. enthäle Erklärungen diefer Innſchrif— 

ten; aber mangelhaft. 
ac. Palmerius hat in feinen Exercitationibus; ad 
graecos audtores verfchiedenes von diefen Marmorn erläus 
tert. Endlich wagte fich der gelehree Brirte Jumpbrep 
Dridesur daran und beforgre eine neue Ausgabe diefeg 
Buchs: marmora Oxonienfia ex Arundelianis Seldenianis 
collata. Oxfurt 1676. in Fol. Seit der Zeit haben wir 
eine andre, cum commentar. et notis Jo, Seldeni, Jo. Pri- 
caei, Jac. Palınerii, Th. Lydiati, Jo. Marshami, Hum- 
phridi Pridofii, "Th. Reinefii, Jac. Sponii, Edm, Chishuls 
li, Th, Smithii, Rich. Bentlei et Scipion, Maflei, $ondon 
1732. Kol. und die neuefte Ausgabe von 1763. erhalten. 
Diefe legte bat viel Kupfer , und ift fehr koſtbar. [Dara 
auf erfchien eine Fleine Ausgabe: Marmorum Oxonien- 
fium inferiptiones graecae ad Chandleri exemplar editae, 
eurante Guil. Roberts Oxford 1791. El, 8. griech. und la⸗ 
fein. mit Moten und einem Regiſter. Lange zweifelte 
Niemand an das hohe Alterehum und an die Aechrheir 
Diefer Pariſchen Chronik, Erſt im Jahr 1788. fuchte 
ein Engelländer fe für eine unfergefchobene Arbeit aus— 
zugeben, oder fie dem Demerrius Phalereus beyzulegen, 
Das Buch führe die Aufſchrift: The parian Chronicle, 
or the Chronicle of the Arundelian Marbles with a Differ- 
tation concerning its Authenticity. London, Printed for J. 
Walter. Allein [hon ein Jahr darauf übernahm Hew⸗ 
lett die Bertheidigung der Parifchen Ehronif, und fchrieb: 
Vindication of the Authentieity of the Parian Chronicle in 
Anfwer to a Differtation on that fubjedt, lately publifhed, 
by the Rev. John Hewletr, of Magdalen College, Cam- 
bridge, Leiturer of St. Vedaft’s Fofterlane &c. London, 
Be. printed 


r 


1 


' 


De Inferiptionibus. 203 


printed for J. Edwards. 1789. Nicht lange hernach har 
auch ein deutſcher Gelehrter ſich derfelben Chronik ange= 
nommen, und fie mit gelehreen Anmerfungen und Ab« 
handlungen wieder herausgegeben: Die Parifche Chro- 
nie, gricchifch überfege und erläutert, nebft Bemerkungen 
über ihre Acchrheir nac) dem Engl. von A. F. C. Wagner 
2c. Göttingen 1790.8. Zuerſt kommt der griechifche Tepe 
mit der darunter gefegten $ateinifchen Ueberfegung. Dar- 
auf folge die deurfche Ueberfegung mit gel. Erklärungen : 
fodann die erregten Zweifel gegen die Aechtheit und 
das hohe Alterthum derfelben, nebft Prüfung. In dem 
festen Abſchnitt ſucht Wagner zu erweifen, daß die Pa— 
rifche Chronif nicht in die Klaffe untergefchobener Denk⸗ 
mäler gehöre; nicht das Werk eines Berrügers fey.] 

MNoriſius fchrieb Pifana Cenotaphia‘, Caii et Lucii 
Caefarum, diflertationibus’illuftrata, Venedig 1681. in 
Fol, Diefes Werk enthaͤlt viel wichtiges zur Litteratur 
und erkläre eine Grabſchrift, die den Prinzen des Kai— 
fers Augufts, Cajus und Lucius, zu Pifa war gefege 
worden, 

(Cenotapbium heißt ein Grabmal, das an einem 
Dre errichrer worden, wo der Verſtorbene nichr begra« 
ben liegt 9). ’ 

Edmund Chishull war Prediger bey der Eingli- 
fhen Kaufmannsgeſellſchaft in Smyrna, und entdecte 
verfchiedene Inſeriptionen. Er fand die Inferiptionem 
Sigacam zuerft, die berühmteefte und aͤlteſte. Ihre Aus» 
gabe erhielt Beyfall. Sie ift Beseoo@ndov gefchrieben, 
d. i. eine Zeile von der Rechten gegen die $infe, und die 
folgende von der Zinfen gegen die Rechte. — Hierauf 


ſchrieb 


) Viel gelehrtes darüber findet man in R. M. van Goens dia- 
triba de Cenotaphiis, Utrecht 1763. 8. Kap. 1. Set. 3. S. 
21. ff. In diefem Werk werden fehr viele Sinferiptionen aus 
vielen Sammlungen angeführte und oft erklärt. Man jehe 
nur im 2ten Negifter das Wort infcriptiones. ] 


204 Part, I. Cap, II. 
ſchrieb er ein groͤßeres Werk: nemlich Antiquitates Afıa- 


ticas chriftianam aeram antecedentes cum infcriptione Sigea. 
London 1728. enthiele aber nur den erften Theil; den 
zweyten folte Maffei vollends ediren, weil Chishull 
während deffen Verfertigung ftarb: allein es geſchah 
nicht. — Corſin fehrieb hierauf antiquitates Afıaticas, » 
und erwähnt den Chishull und Maffei in feinem Werke, 
Vielleicht iſt dieſes, das vom Chishull liegen gebliebne 
Mipe. Anton Scanz Gori fihrieb Mufeum Etrufcum 
1737. Fol. Er war ein Mann von großen Kenntniffen. 
[Le Meimorie- Brefciane, opera hiftorica e * 
lica di Ottauio Roſi, riveduta da Fortunato Vinaccefi, 
dal medefimo in quefla nuova Impreflione accrefciuta ai 
conliderabil numero de Marmi non piu ftampati. In Bref- 
cia 1693. 4.] 

Marmora Pifaurenfia notis Hannibalis de Abbatibus 
Oliuerii illuftrata, Pifauri 1738. fol, enthalten alle nn» 
fehrifren der heutigen Stadt Pefaro, 

Veronenfa, hat der Marchefe Scipione Meffei 
beforge, unter dem Titel Mufeum Veronenfe h. e. anti- 
guarum infceriptionum atque anaglyphorum colledtio, Ve— 
rona 1749. ie ftehen fhon zum Theil in feinem Ve- 
rona illuftrata, einem Werfe, das in Fol. und in 8. ab» 
gedruckt ift, 7 

Marmora Taurinenſia, kamen in 2 Theilen — 
1743. 4. heraus, Sie wurden um Turin gefunden, Der 
zweyte Theil gebört mehr zur Sache. Die Herausgeber 
Anton Rivantella, und Foh, Paulus Ricolvi , müffen wes 
nig Erfahrung gehabe haben, weil fie öfters die bekann— 
feften Sachen nicht gewußt, wie der Rektor Martini 
in einem Programm erwiefen hat. 

Marmora Palmyrena ; verfhiedene Engländer famm; 
feten auf ihren Reifen diefe Inſcriptionen. Das Buch 
heißt les ruines de Palmyre, und iſt fehr rar *), Auf 
; TIMER 

*) Schon im vorigen Jahrhundert fehrieb Ab. Sellery Antiqui- 
ties of Palmyra. London 1696. 8: In diefem SoDtOundent / 
aber 





Fı 


De Inferiptionibus, 205 


der hiefigen Univerfirärsbibliorhef ift ein Eremplar bes 
findlich. [Man hat auch Inferiptiones graecas Palinyre- 
norum, cum fcholiis et annott, Ediw, Bernardi et Th, 
Smithii, Utrecht 1698. 8.1 

Richard Pocoke, ein Engländer, reißte in den 
Driene vor ungefär 60 Jahren, um Denfwürdigfeiren 
aufzufuchen. Mach, feiner Ruͤckkunft befchrieb er feine 
gemachten Entderfungen und erläuteree viel Inferiptios _ 
nen, und andre Sachen, Sonden in 2 Fol. B. Die 
Inſcriptionen find auch allein abgedruckt worden. Das 
Werk ift englifch aefchrieben. Der chemalige Erfangifche 
Profeffor von Windheim hat eine deurfche Ueberfegung 
beforge, Erlangen 1754: *. Es ift vieles darinnen 
enthalten, was zur Erflärung der Antiquitaͤten, befons 
ders der Innſchriften in Arabien und der biblifchen Als 
terthuͤmer Diener. 

Taplor, ein großer Philolog, gab marmor San- 
duicense heraus zu Cambridge 1743. 4. Diefe Aufe 
fchrift enthält ein Verzeichniß von Angelegenheiten und 
Unternehmen in Öricchenland, BR 

Marmor 


aber Haben diefe Rudera drey gelehrte Engelländer, Bouverin, 
. Dawfins und Robert Wood beffer geſammlet, beſchrieben 
und erläutert: und Wood gab fie heraus unter dem Titel. 
The Ruins of Palmyra, otherwife Tedmor in the Defert, 
London 1753. Fol. Bon eben diefen Gelehrten kommt auch 
ein anders Werf, welches eigentlich der ziwweyte Theil von dem 
vorhergehenden, und aus gewiſſen Urſachen nur franjöfifch ges - 
fchrieben ift: Les Ruins de Balbec, autrement dite Heliopo- 
lis dans la Coelofyrie, London 1757, Fol Etwas ftehf auch 
davon in der Geſchichte der Fin. Akademie der Schönen Wiffens 
ſchaften zu Paris, ıfter Theil ©. 233 ff. nach der Gottſche⸗ 
diſchen Ueberſetzung ic. | — 

*) [Die 2te Auflage nad) der enaliſchen Grundſchrift genau 
ducchgefehen und verbejjert von M. Job: Friedr. Breyer. 
— — und mit Anmerkungen erläutert von D. I. Cheue 
Dan. Schreber ꝛc. Erlangen 1771 3 B. in 4. bat vor a 
Windheimiſchen Heberfegung viele Vorzüge. | 


206 Part, II. Cap. II, 


Marmor Atticum ift eine Auffchrife auf Metall, die 
ein Slorentinifcher Parrizier Niccardi beſitzt. 1754 iſt 
fie durch den oben genannten Gori erkläre bekannt ges 
mache worden, 


Heracleenfiamarmora, wurdenin Heraflea gefunden, 
Die Aufſchriften find griechifh , auf eherne Tafeln ge— 
graben. Mazochi gab fie mir einem weirläuftigen Kom⸗ 
mentar 1751 heraus. 


[Dem Zeunifchen Berzeihniß von Gelehrten, wel- 
he in ihren antiquarifchen Schriften Snferiptionen mie 
erläuter haben, zu den Ehriftifhen Werf ©, 76 ff. und 
©. 125 ff. Fönnen noch folgende Schriften beygefügt 
werden; doch koͤnnte man es leicht noch größer machen, 
wenn es der Kaum und die Abfiche erlaubre, befonders 
‚wenn wir alle einzelne Eleinere Abhandlungen oder hin 
und her zerftreure Inſcriptionen und derfelben Erflärung 
auffuchen und anführen wollten. In den Memoiren der 
franz, Afadem. der Auffchriften und in andern Schriften 
der gelehreen Akademien ftehen viele Snferiptionen mit 
oder ohne weitläuftige Erläuterungen. 

Ferdinandi Stofchi diflert, critica ad vetus marmor 
graecum, (welches Thom. Smith, Spon und Muratos 
rius in nouo thefauro inferiptionum S. 674. nr. 1. des 
-reits edirt haben,) Berlin 1761. Fol. Ein Pfephisma 
atticum, in welchem XII. Tribus aufgezähle werden, ohne 
gefaͤhr um die 120ſte Olympiade, und welches Corfini 
im sten Band feiner faltorum atticorum edirte, hat D. 
Biagi genauer abgefchrieben und mir einem großen, ges 
Ichrten, manchmal faft läftigen Commentar begleiter in 
feinem Werft Tradtatus de decretis Athenienfium, in quo 
illufträtur fingulare decretum Athenienfe ex mufeo Equitis 
ac Senatoris Jac. Nanii, Veneti, audtore D, Clem, Biagi, 
Cremonenfi , Monacho Benedictino Camalduenli &c. Ro- 
mae ap, Anton, Fulgoni, 1785, 4 (exemplaria tantum 


CC.) 
Eben. 





De Inferiptioniburs 207 


Eben diefer gelchree Römer Biagi, gab in dem 
naͤml. Jahre 1585. ın 4. heraus Monumenta graeca ex 
Mufeo Equitis ac Senat. Jac. Nanii, Veneti illuftrata. 
Die mehrften waren vorhero noch nicht befannt. Es 
werden fechs alte Denkmäler und 22 fepulcrales in- 
feriptiones fo umftändlich erkläre, daß auch die befanns 
teften Sachen mir genommen werden. — ir. anders 
gelehrtes Werk von eben diefem Biagi ift: Monumen- 
tagraeca et latina ex mufeo — Jac. Nanii &c. Nom 1787. 
4. in welchem viele Inſcriptionen, und in einem 
Anhang graecum deeretum abs rege T'heodoro et impera- 
tore T'heodoro Comneno Duca pro Metropol. Corcyrenli 
ecclefia a MCCXXIX. editum befannt gemacht und erkläre 
werden. 

Il marmo illuftrato di Mich. Angelo Zorzi, Padua 
1735. 4. ſ. fupplem, ad noua adta erudit, tom. VI, ſect. 
IL nr,2s 

Joh, Gothofr. Richteri e£yynaıs infcriptionis antiquae 
in agro Auguftano repertae &c. Leipzig 1739. 4. 

Angeli Zavarroni Dil. de antiqua fepulcrali infcriptio- 
ne &c. Neapel 1743.83. S, Leipzig gel. Zeitungen 1743. 
nr. 71. 

Ncieulus inſcriptionum veterum ex perluſtratione 
praeſtantiſſimorum operum Jani Gruteri, Th. Reineſii, Jac. 
Sponii, Raph. Fabretti, conquifitus ab Andrea Goetzio, 
Noribergenfi. Altdorf. 1743. 8, fi $eipzig gel. Zeit, 1743. 
nr, 97, ©. 869 f. | 

Siciliae et obiacentium infularum veterum inferiptio- 
num noun colledtio, prolegomenis et notis illuflrata, jet 
iterum cum emendationibus et audtariis euulgata, (a Gabr. 
Lancellot Caftelli Principe de‘ Torremuza ‚) Panorm. 1784. 
fol. Die Auffchriften werden hier in 20 verfchiedene 
Klaffen eingerheile. In den Prolegomenen handelt der 
gel. Verf. von der griechifchen Sprache der alten Sici— 
fianer, von derfelben griehifchen Paläaographie, von 
den) Epochen, dem Jahr und den Monarhen der FR 

‘3, 


— 


208 Part. II. Cap. Il. 


chen. — Es ift diefes Werf eigentlich eine neue, ſtark 
vermehrre Ausgabe von des Prinzen Torremuza Buch; 
Siciliae et adiacentium infularum veterum inferiptionum 
noua colledtio, Panorm, 1769: 

Iferizioni antiche delle Ville e de’ Palazzi Albani: 
raccolte e publicate connote dall’ Abate Gaetano Marini, 


Kom 1784.4. Die wichtigften und ſchaͤtzbarſten Auf— 


ſchriften ſind die griechiſchen. 


Raccolta di diverſe antiche Iferizione e medaglie epi- · 


talamiche ritrovate negli Stati di S. S. R.M. il Re de Sar- 
degna, e due diflertazioni fopra vn antico Turibulo e Cam. 
panello di Eugenio di Levis, 1781. med. 4. mit 13 Rus 
pferrafeln, Es find 14 Auffriften und diefe von ges 
ringem Werth. 5 

I marmi Riccardiani difefi dalle fenfure del Marchefe 


Scipione Maflei. Florenz 1781.4. Romulus Riccardus 


hatte bereits vor 200 Jahren viele Inſcriptionen und 
andere Alterthuͤmer gefammler, und fie feiner Familie 
als ein Fideicommiß binterlaffen. Die Aufſchriften, 
welche fhon Grurer, Neinefius, Fabretti und andere 


herausgegeben hatten, wurden vom Maffei für unaͤcht 


ausgegeben. Hier werden diefelben als aͤcht vertheidigt. 

Marmi Cremonelfi, oflia Ragguaglio delle antiche 
iferizioni, che fi confervano nella villa de!la Torri de’ 
Picenardi opera del fign. Abate D, Yidoro Bianchi: May» 


Tand’ 1791. 8. mie 33 Rupfertafeln in Fol. Die mehre- 


fien davon waren noch nicht edirt, und werden hier gut 


Era... Te, 
ri den Monumentis Matthaeianis, — — adnotatt, 


illuftratis a Rodolphino Venuti et a Fo. Chph. Amadutio im 
sten B. Nom 1778. Fol. ftehen die Inſcriptionen erläus 
tert. Diefes theuere Werf ift von feiner guten und fehs 
Ierhafren Seite in den Göfting. gel: Anzeigen 1780. im 
90—92: Stuͤck gründlich beurrheilt. 78 

van der Mieden, praeſ. Weffelingio, diſp. ad marinor 
vetus, (im Muratorii theſ. nouo Inſcript. p. 670, 1) in 

| quo 








/ 
x De Inferiptionibuss 209 


quo de Publ, Sulpicio’ Quirino, de cenfu Syriae, de Itu- 
reis &e, agitur. Utrecht 1746. 4. 

Stephan. Anton. Morcelli de ftilo inferiptionum 
latinarum libri JIL, 1781. m. 4. Im erften Theil giebt 
Morcelli eine Sammlung von Snferiptionen in 6 Klafs 
fen gerheile, vom Auguft bis auf Philipp, und erflärt 
fie faſt zu weirläuftig aus dem Alterthum und aus der 
Mythologie: im zren Th: folgen Beyfpiele, wie nach 
den 6 Klaffen heutzutag Auffchrifeen koͤnnen verfertige 
werden, und werden mit den Alten verglichen; und im 
zten Th. ſtehen Formeln für diejenigen, welche Inſerip⸗ 
tionen machen follen. x 

‚Eine Eleine, allein eine gelehrte und für die afre 
Litteratur wichtige Abhandlung ift Expofitio fragmenti 
tabulae marmoreae, operibus caelatis et inferiptionibus grag- 
cis ornatae Mufei Borgiani Velitris, audtore Arnoldo Heeren; 
Bremenfi, Cjego Profeffor zu Göttingen.) Rom 178654 
Teutſch im arten Seüd der Bibliothek der alten Litteratur 
und Kunft, Görtingen 1788. 8: ©s43 ff 

An Scipio Maffeis Buch: Galliae antiquitates 
quaedam ſelectae, atgue in plures epiftolas diffributae ad 
Parifinum exemplat iterum editae. Accedunt epiſtolae duae 
— Veronae 1734, 4: find fehr viele lateinifche, und einiz 
ge griegifche Auffchrifeen angeführe und erläutere, — 
Eben fo in Marci Velferi Opp. hiltorieis et philologieis &c, 
eur. Arnoldi, Nürnberg 1682. Sol, — in. Fo. Vignolii.de 
columna imperatoris Antenini Pi, differt; Acc antiquae 
in/criptiones ex quam plurimis, quae apud auctorem ex- 
tant, electae, Rom 1705. 4. ©. 170— 342. 8 

In den Adiis focietatis latinae Jenenfis, vol; IV, Je- 
na 175548; ſtehen Anton Franz Gori Xenia epi- 
graphica und Anmerkungen von dem Herausgeber der 
Actorum, J. Ernſt Imman. Walch; naͤmlich zuerſt 
Gori's Brief, 2) antiqua marmora ex vetuſtis MSS, bi- 
bliothecae Strozzianae, quibus thefauri inferiptionum vete- 
zum Gruterianus,; Beinefianus ct Muratorianus partim fup- 


9 plentur, 


210 Part. II, Cap. HM. 
plentur, partim emendantur, 3) J. E. J. Waldys obſſ. 


ad marımora Strozziana; 4) emendationes inferiptionun 
Gruterianarum ex jisdem MSSt, bibliothecae Strozzianae; 
5) emendatt, inferiptionum Reinefianarum. 

Aus dem sten Band derfelben Adorum, (Jena 
1756.) gehören hieher ad epigrammata et poemata vete- 
rum guAAoyy variantium teAibnum e codd, Florentino, 
Suecico et S. Galli, Befonders ©. 30 ff. Gori's Xeni- 
orum epigraphicorum fyntagma fecundum, quo emenda- 
tiones Mazochianarum inferiptionum continentur, (wovon 
Walch in der Borrede, handele.) — Alexii Symmachi 
Mazechii — epiftola, qua veterem infcriptionem chriftia- 
nam, nuper in coemeterio praetextati via Appia detectamm, 
änterpretatur et illuftrat. Kom 1745. 4 

Jo. Lamii — in antiquam tabulam aheneam, decu- 
rionum nomina et deferiptionem continentem et in priuato 
— cquitis Vincentii Mariae Riccardi Patricii Florentini Mu- 
ſeo afleruatam obferustiones, $lorenz 1746. Fol. ſ. Leipz. 
gel. Zeit. nr, 28. 1746. wur 

Sehr viele römifche Auffhriften, welche in» und 
um Mainz gefunden worden, werden angeführt und ers 
laͤutert von P. Joſeph Suchs im folgenden Werf, wo— 
von aber nur der iſte Band gedruckt wurde; Alte Ge⸗ 
f&bichte von Mainz, aus den älteften und erften 
Seiten, von dem Anfange diefer Hauptſtadt unter 
dem Anifer Auguftus bis zu Ende des 7ten Jahr⸗ 
Hundert. — erfter Dand von Erbauung der alten 
Veſtung Maguntiacum bis zu den Zeiten des Tra⸗ 
janus. Mainz 1771, 4. — Bo aud) in Ehriffian 
Ernſt Hanßelmanns Beweiß, wie weit der Römer 
Macht in den — Kriegen auch in die — Oft Sränfifche, 
fonderlich Hohenlohifche Sande eingedrungen ꝛc. Schwaͤ⸗ 
bifhhall 1768. Fol. in ebendeffelden Fortfegung des Be⸗ 
weifes 2c. Ebendafeldft 1774. Fol. — Job. Dan. 
Schöpflin in Alfatia illufirata celtica, romana, franeica, 
Colmar. 1751. Fol. 4 — 





De Inferiptionibuss 211 


In Aciis litterariis ſocietatis Rheno - Trajeclinae, tom. 
1. Leiden und Utrecht 1793.8. ſtehen Cbriſiph. Saxii ſcho- 
lia litterario-critica ad L. A; Muratori nouum thefaur; 
inferiptionum Miflus I. ©. 1--72. 

&o finder man theils in hifforifhen und andern 
‚Sammlungen, theils in andern Schriften zerſtreut grie« 
chifche, noch mehr aber römifche nferiptionen anges 
führe, verbeffere oder erklaͤrt.) — | 

Bolderti, de Coemeteriis, Kom 1720, in$ol, Bor 
‚dem Esanilinifchen Thor zu Moin ift unter der Erde ein 
coemeterium von verfchiedenen Gängen, wo Urnen und 
andre Gefäße ftunden, gefunden worden, Dieſe Urnen 
find fehenswürdig.. Man nenne diefe unteritrdiſche Gäns 
‚ge und Grabmäler zu Nom aud Karafomben, Mar 
vergleiche Aringb und Bos in Roma fubterranea. Der 
Pabſt hält einen Auffeher über dieſe Coemeteria, der als 
lemal ein Kardinal ift, und es darf niemand hinein, 
Was man darinnen finder, wird alles genau unterſucht. 
Boldetti war ein folher Vorſteher gemefen und fehrich 
dag genanne Bu % 
| D’Grville, Jakob Philipp, war Drofeffor am 
Gymnaſium zu Amfterdam, Er gab feine Bedienung 
auf, und machte große Reiſen nach Stalien un? Sicilien 
um Antiquieäten aufzufuchen, Um defto gründficher und 
ficherer verfahren zu Fönnen, nahm er einen Zeichenmeis 
fier von Kom mit, Nach feiner Ruͤckkunft wollte er ſei— 
ne Entdeckungen der gelehreen Wele befanne machen : 
allein er ftarb. Sein Sohn gab dem berühmten Gelchrs 
ten Deter Burmann feines Vaters Schriften; der fie 
edirte. Das Werk heißt: Far. Phil, (d’Orville Sicula, 
quibus Siciliae veteris tudera, additis antiquitatum tabulis 
iluftrantur. Amftelod. 1764. fol; ei | 

Cayli Colledtio antiquitatum, macht 7 Bände aus, 
Seine Sammlung gehe mehr auf die Kunft, als auf 
Innſchriften. Diefe machen immer den geringften Theil 
aus, KS. oben S, 5 fl Fi 
O 2 Der 






212 Part, IL. Cap, 1. 


‚Der Berfaffee rechner ferner ‚hicher die Diptycha. 
Es waren Eleine Täfelgen mie’ elfenbeinern Decken; auf 
dienen be yden äußern Seiten wurden Inſcriptiones und 
Figuren eingegraben und, geſtochen. — Die diptycha 
find für den Archäologen nicht allzu wichtig, weil fie erft | 
im sten und sten Jahrhundert von den Heiden zwar ers 
funden worden, aber. zu den Ehriften übergegangenfind. 
Erſt ſchenkten obrigfeitliche Perſonen beym Antritt ihres 
Amts dergleichen — beſten Freunden zum Andenken: 
nachmals thaten eben dies Biſchoͤfe ze... 

Windheim hat einen Kommentar daruͤber geſchrie⸗ 
ben und die darauf befindlichen notas erklaͤrt. 

Dinionenfe, iſt zu Dijon in Bretagne ꝛc. 

Brixianum, zu Brefeta, oder Briyia in Italien. 
Der Kardinal Duirin hat epiltolam epigraphicam de dip- 

— Brixiano geſchrieben *), 

Turi- 


*) [Man ann darüber lefen bes Kardinals Quirini epift: ad 
Claudium de Boze, Nom. 1742. 4. Maffei und Gori hiels 
ten es für fein diptychum confulare; andere tal. Gelehrte | 
"aber nahmen es dafuͤr an, und find über die darauf vorfommenden 
Figuren verkhiedener Meynung. Quirini kommt darinnen 
aud auf das Diptychum Eoetii, und behauptet die Meynung 
Sirmondi von Boetii Confulat. (man f. Leipz gel. Zeit. 1743 
nr 18.) — Nachhero hat der Cardinal den Brief an Boze 
von dem Vuticanifhen Diptyhum, und einen Brief an Gori 
von Daldini Er laͤrung defjelben in einer Sammlung: Decas 
epiftolarum,, quas,’ defumtis plerumque earum ‚argumentis 
ex Vaticanae bibl. MSS. ad eam luftrandam de more quotan-. 

‚ nis*Brixia accedens, foliuagas antea. emiferat eiusdem iR 
‚fe&usı S..R- E. Cardinalis bibliothecarius, Yom.- 1743. 4 
wieder bdrucen und das Diptychum in Kupfer fein laſ⸗ 
“sen. In einem andern Brief (Nom 1746) an die Geſell⸗ 
Schaft von Cortona überfchickte er derfelben des Cardinals Joh. 
Anton. Vulpi Erklärung des Diptychi Quiriniani oder Vati- | 
cani. Es gehoͤrt auch Hieher de Diptychis veterum “ei: .des 
Diptycho eminent, Luirini S. R E, cardinalis — diatribe- 
Leipzig 1743. gr. 4. ſ. noua acta erudit, m. Martio 1746, 
ug — Mazochi Brief de diptycko Quitinieno, veoß u 

eape 








De Inferiptionibur, 213 


» 


Turicenfe, Johann Raſpar Hagenbuch, Prof. 


| zu Zütch, bat epiftolam epigraphicam, de diptycho Tu- 


ricenfi gefehrieben, Zuͤrch 1749. in Fol. ı Vorher 1747 
hatte er epiftolas epigraphicas inferiptionum in 4. heraus 
gegeben, und darinne des Muratori Sammlung Fricifch 


beleuchtet. 


Compendienſe diptychon, zu Compiegne in Frank⸗ 
reich. Hi tr 
Sebaſt. Donati, de diptychis in vniuerfum feripfit, 
Sachie, hat auch hiervon gehandelt. 

Ingleichen hat ein gereiffer Profeffor Schuſter de 


Inferiptionibus diptychorum gefchrieben: 


Bey Mifenum in Unteritalien, werden bisweilen 


noch Sinferiptionen gefunden, die das Seeweſen era 


läutern. 
FIR OR 


Secipione Meffei, ein Mann von den größfen 
Kenntniffen, wollte eine allgemeine Sammlung: veran⸗ 
falten und alle Inſcriptionen, die nur bekannt waren, 
ediren. Er machte zu dem Ende feinen, Plan in dem 
Buche de Siglis befanne: allein er fand viel Schwierige 
Feiten; und fahe wohl ein, daß er ohne gute Kritik nichts 
würde zu Stande bringen fönnen. Er ließ alfo den er— 


ſten Plan fahren und ſchrieb blog criticam lapidariam, dag 


heißt Regeln, nach welchen man den Werch der Inſcrip— 
tionen beurtheilen fol; aber diefe ſtellte er wicht ang Licht, 
weil er daruͤber ſtarb. Sein nachgelaffenes: Werk: hat 


Donati erft bekannt gemacht. ' 


Hierauf wagte es Ludw. Anton. Wiuratorir den 


Plan des Maffei auszuführen, aber er fand bald auch 
{ ? S) - 


3 mans 


Neoapel gedruckt, ſteht auch in dem 34ſten Theil. der Raccol- 
ta d’ opufcoli fcientifici e filologici, Venedig nr. 4. J. €. 
angenbuch epift. epigraphica de diptycho Brixiano Boethii 
conlulise Zuͤrch 1749. Fol.] 


214 Part. I. Cap. I, 


‚manche fih nicht vorgeftelte Schwierigfeiten;" (denn 
manche Steinfhrift kann wegen ihres mannigfaltigen 
Innhalts unter mehrere Klaflen gebracht werden) doch 
stellte er eine neue berrächliche Sammlung unter dem Tis 
£el nouus Thefaurus veterum inferiptionum in 43. Me- 
diolan. 1739-42. ans Licht. Die Herrn Hagenbuch, 
Prof. Leiche und damaliger Hofmeifteer Sachfe, nad) 
der Zeit Prof, in Utrecht, fchrieben viel darwider. Zwar 
iſt niche zu läugnen, daß Murarori Fehltritte gerhan, 
und manche Inſecription mehrmal anführer; ferner, daß 
er- manche unglükliche Interpretation, zumal in Anfes 
Hung der griechifhen Auffchriften gemacht: allein es läge 
fich auch fehr viel zu feiner Enefchuldigung fagen, und 
das Bud) hat bey feinen großen Mängeln, doch vielen 
Mugen geſtiftet. Ueberdieß haben ſich feine Gegner felbft 
widerfprochen. Man follte hier billig den Grundfag Leib⸗ 
nisens befolgen, der ſagt: in einem Buch) fuche man 
Das Gure auf, und nicht die Fehler. Muratori Kar in 
feinem Buch viel unbefannte Sachen eingefchalter, - So 
kann man 3.8. die Faſtos Confulares unter den Imperato⸗ 
zen verbeffern, welche fonft viel Mühe verurfachten. 
Zwar harte fchon Ant. Pagi differtationem hypaticam,' feu 
de Confulibus,- Lion 1682. 4. gefchriebens allein diefe 
fonft gelehrte Schrife ift nicht vollftändig. Zoduard 
Corfini, Erzbifchof zu Lukka, har den Muratori in pro- 
legomenis ad notas graecas vertheidiget. Eben dieß har 
auch ein Ungenannter in der Florenzer Zeitung gethan. — 
Schaft. Donati hat Supplementa ad Muratorii Opus ges 
fchrieben. Er har viele Inſcriptionen, die zerſtreuet wa⸗ 
zen, zufammengezogen. Lukka 1764, in Fol, 


$. 7; 

Vor 60 Kahren hiele man inferiptionem Sigeam und 
Amycleam, für die älteften: [f. oben ©. 13.) allein man 
fand nachher, daß die inferiptiones Citiae, die in der 
Stadt Cittium auf der Juſel Cypern, unter den Ruinen 
/ i diefer 











‚ De Inferiptionibur. 215 


dieſer Stadt in einem Tempel entdeckt wurden, die äls 

teften find. Sie find in phönizifcher Sprache abgefaßt. 
Job. Swinton, ein Engländer, (f. oben f. 15.) und der 
Abe Bartbelemp in Frankreich haben fie erkläre; doch 
weichen ihre Erklärungen von einander ab. 

Duttens iftin feiner neuften Schrift über die Müns 
zen der Meynung des Heren Barthelemy gefolgt. 
Dieie Palmyreniſchen Aufichriften find nad) jenen 
die älteften. Sie wurden in den Ruinen von Palmyra 
gefunden. In Erklärung derfelben harmoniren Swin« 
ton und Darrbelemp abermal nicht. 

Cosmas, ein Schriftfteller des seen Jahrhunderts, 
ſchrieb topographiam chriftianam. (Diefe Abhandlung 

fieher in der Sammlung des Montfaucon Noua collectio 
Patrum betitelt.) Er melder, daß in den Wuͤſteneyen 
Arabiens am Berg Sinai viel Arabifche Inſcriptionen 
gefunden würden, Maffei bezweifele es in feiner Criti- 
ca lapidaria, und glaube, daß, wenn ja die Sache eini« 
gen Grund härte, fo wären es arabijche Schriften, von 
Biebhirten eingegraben, und alfo ohne Bedeutung. Als 
lein Pocoke har in feiner Defeription of the.Eaft, den 
Kosmas vertheidiger, und in feiner Befchreibung des 
Morgenlandes verſchiedne, theils Eanpeifche, theils 
Arabiſche Aufſchriften, die da gefunden worden, mit 
eingeruͤckt. — Der Ritter Michaelis in Goͤttin— 
gen hat vor mehrern Jahren die Sache zu entſcheiden ge⸗ 
fuht Er uͤbertrug die Unterfuchung den Gelehrten, 
die mit dam Kapitain Niebuhr ins Morgenland reißs 
ten: es ift aber nichts gewiſſes enefchieden worden, 

Murstorius und Donati können jhierbey nachge 
fefen werden, 


5. 8 


Unter den geiechifchen Auffchriften find die beyden 
Amyclea und Sigea die älteften. [f. ©. 13.] Die erftere 
wurdehvom Abt Fourmont, der mit dem Abe Sevin 

D4 auf 


216 Part, IL, ‚Cap, 2 


auf Koſten des Koͤnigs von Frankreich, nach K Konſtan⸗ 
tinopel, und von da weiter reiſte, in Amiklaͤa, einer 
ſonſt beruͤhmten Stadt im Spartaniſchen Gebiete, in 
dem verfallenen Tempel des Apollo Amiklaͤus entdeckt. 
Er ſchrieb in dieſem Tempel auf 40. Steinſchriften ab. 
Ueberhaupt Fopirte cr auf feiner Reife mehr als taufend 
folhe Aufſchriften. Er erzähle dies alles in den Me- 
moires del’ Academie des Inferiptions et des belles lettres 
Tom, XV, p, 402: und Tom. XVL p. or. Aus diefen 
Auffägen har der Graf Caplus einige in feine Samm⸗ 
lung und die Benediktiner in ihr Werk: nouveau traite de 
diplomatique uͤbertragen. 


Doch haben große Gelehrte vieles von des EN 
Entdefungen in Zweifel gezogen, weil er vorgegeben, 
daß ihm alfeg, beſonders key den Tuͤrken fehr leicht wor— 
den, da man doch weiß, mit wie vielen Schwierigfei- 
ten dergleichen Entdeckungen verbunden zu feyn pflegen. 
Befonders glaube der Herr Hofr. Heyne in der Samm⸗ 
lung anriquarifcher Auffäge, daß feine Entdeckungen 
niche durchgängig ächr find. — 

Die zweyte, nemlich die Infcriptio —— ward zu 
Sigeum, dem bekannten Vorgebuͤrge bey Troja gefunden; 
und Edmund Chishull gab ſie zuerſt einzeln heraus; 
hernach wurde fie in die antiquitates Aliaticas aufgenoms 

men. Sie ift LosgoOndor geſchrieben. 


- 4 


Unter den lateiniſchen Aufſchriften ſind die aͤlteſten: 
erſt eine 


in vaſe aenco, wie Winkelmann in der Geſchichte 


der Kunſt, Wiener Ausgabe, p. 602. angemerkt hat. 
Nachher — 

lamellae Tiburtinae , d. i. kleine bleyerne Blaͤttchen 
mit lateiniſcher Aufſchrift, die bey der Stade Tibur aus | 
gegraben wurden. | 


Man | 





> 


De Inferiptionibus, 217 


Man finder fie in des Fabretti Werk: Ferner. 

in. baft columnae Duillianae. Duillius, Roͤmiſcher 
Konſul, beſiegte im erſtenyz Puniſchen Kriege die Kartha⸗ 
ginienſer in einer Seeſchlacht. Dieß war den Roͤmern 
fo wichtig, daß ihm deswegen columna roſtrata geſetzt 
wurde, an deren Fusgeſtelle die Aufſchrift ſtund. Dieſe 
Säule lag lange unfer Schutt und Ruinen veraraben. 
Stephan Pigbius hiele ſich damals, als fie gefunden 
wurde, sin Kom als Hofmeifter eines jungen Prinzen 
von Kleve, auf. Er fchrich fogleich die Aufſchrift ab, 
- und brachte fie in feine Annalen. Auch Petrus Ciac⸗ 
conius hat diefe Inſcription erklaͤrt; Johann Beor- 
ge Graͤve hat fie in feinen thefaurum Antiquitatum 'Ro- 
inanarum aufgenommen, [ſ. oben S. 17.] 

Hicher gehört auch 

SCium de Bacchanalibus, : Di wurde von einem 
Neapolitanifchen Bauer beym adfern gefunden, und wird 
gegenwärtig in der Bibliothek zu Wien aufbehalten. Mat⸗ 
thaeus Acgyptius hat einen Kommentar tiber DiefesSCtum 
gefhrieben,. worinnen ſich die cherne Tafel mir den alten - 
Schriftgügen geftochen finder. [S. oben ©. 17.) 

- » Man har auch Aukftieiften entdeckt, welche miſio- 
nes militum honeſtae unter den Kaiſern, Klaudius, Gals 
ba und Trajan gewefen, und nachmals in Kupfer geſto⸗ 
chen worden ſi ind. 


AR TO 
Wie gros und beträchtlich die Menge der Stein« 
fchriften ift, Fann man aus den Werfen des Gruterus, 
Meinefius und Muratori fhon erſehen. Viele derfelben 
enthalten Gefege, Verträge, Rathsverordnungen und 
dergleichen; und es iſt ſehr wagriheinlih,s daß noch ei⸗ 
ne große Menge verborgen liegt. 


Die Marmora Oxonienfia enehalten z. B. viel zur 
searenofogie brauchbares, 


5 Im 


218 Part, II, Cap. U. 


Sm ıöten Jahrhundert wurden zu Kom die Falk 
Capitolini gefunden. Es find Marmorfteine, die im 
Rapitolio eingemauert waren. In diefe Steine wurden 
die Namen der Konfulen, und ihre wicheigften Gefchäfte 
and Begebenheiten, alle Jahre, Furz eingehauen. Sie 
waren ziwar größtentheilg zerbrochen, doch hat man fie 
wieder zufammen geftelle. Sigonius har diefe Faften 
wieder bearbeitet, dadurch den Livius erläutert, und 
die falfchen Namen der Handfchriften verbeffere. 


Monimentum Ancyranum hat feinen Namen von der 
Stadt Ancyra in Kappadocien. Es wurde in dem vors 
wmaligen Auauftus Tempel gefunden, und zuerft vom 
kaiſerlichen Internuncius zu Konftantinopel, Bußbek 
genannt. Caſſon, ein Hollaͤndiſcher Konſul unterſuchte 
dieſe Aufſchrift nachmals aufs ſorgfaͤltigſte, und uͤber⸗ 
ſchickte fie richtiger dem Jakob Gronov, der fie unter 
Dem Titel Memoria Coſoniana Leiden 1695, 4. edirte. 
Chishull endlich hat die richtigſte Aufſchrift davon her⸗ 
ausgegeben*). Man finder die Kopie in Ausgaben Spa 
gong 5. B. Grävens, Burmanns, Oudendorps u, ſ. w. 


6. Inu 


Der Nutzen der nferiprionen iſt gros und man- 
nigfaltig: ja für die Wilfenfchaften noch berrächtlicher 
als von den Münzen zu erwarten iſt. Der Streit zwi⸗ 
fhen Marquard Gudius und Ezechiel von Span- 
Heim, ob nehmlich die Auffchriften oder alte Münzen 
größern Mugen für die Wiffenfchaften härten? iſt fchon 
$. 5. erwähnt worden, Er gab Gelegenheir, * der 

| ezte⸗ 


*) [Mehrers davon f. in Saxii Onomaſt. litter. I. B. S. 205. 

ff. in Harleß introduft. in hiftoriam litteraturae rom, II Th. 

- 334. ff. — Imp. Cäef. Augufti temporum notatio, ge- 

nus et fcriptorum fragmenta - curante J. A. Fabricio, Ham- 
burg 1727. 4 ©. 213. ff.] 





De Inferiptionibus, 219 


leztere fein erefliches Werf de praeftantia et vſu numisma- 
tum fchrieb, | 

Aus den Inſcriptionen kann man die alte lateini« 
fhe ächte Orrhographie, Figur der Buchftaben, Deter> 
mination der Wörter und ſ. w. fennen lernen. Und hiers 


aus kann man auch alte Urkunden und Diplomata bes 





urtheilen. [Mur muß man lapides litteratos von den illi- 
teratis- unterfcheiden.] 

Es giebr freylich mehr und mannichfaltigere Münzen, 
als Sinferiptionen; aber man finder auf jenen nur zu wes 
nig von wichtigen Begebenheiten angegeben. Freylich 
fann man aus den Münzen vielen Nugen für die Geo» 


graphie haben. Befonders Fann man aus denfelben 


Mamen von Perfonen und Städten Fennen lernen; nur 
vermiße man das mannichfaltig,e So laß man fonft 
Seleucus Nicanor , e8 muß heißen Nicator, wie man aus 
Münzen erfeben hat. — 

Aldus Manutius, Cellarius u. a, *) haben 
de Orthographia gefchrieben und ihre Behauptungen 
durch Inſcriptionen beftäriger. 

Ferner in critica omni haben bie Inſcriptionen ihren 
Mugen: diefe-ift entweder 1) rhetorica, oder poetica, 
Wenn man nemlich urtheile, ob die Gedanken einer Sas 
che, niche allein in der Poefie, fondern in jeder Wiffen« 
ſchaft paßend und der Sache angemeffen find. Die Kris 
tif erſtreckt fich nicht allein lauf rherhorifche Säge; neinfie 
beziche fich fo gar auf Kunſtwerke der Malerey, Bildhauerey 
Architektur u. few, Diefe Gartung der Kritik bezeichnen 
heut zu Tage viele durch das Wort Aeſthetik, bie ein 
Empfindungsvermögen des Paſſenden und Schönen 
bedeutet: oder fie ift 2) grammatica ſeu hifforica; wenn 
man unserfucht, ob eine Inſcription wirklich äche iſt, 

| | das 

*) [S. Darleß Note zur Eellar. Vorrede in feiner vermehrten 


Ausgabe der Cellar. Orthographiae lat. Altenburg 1768. 8 
Auch Rlotzens Vorr. darzu.] 


220 Part, IL | Cap: II, 


das heißt, zu der Zeit, wie es angegeben wird, verfer- 
tiget worden, oder ob fie untergefchoben ſey? Dieß ift bey 
Unrerfuchung der Infeription fehr norhwendtg. So has 
ben wir z. B. viele Statuen mie Auffchriften, die des» 
wegen ſchon verliehren, weil manches davon von neuen 
Kinftlern ergänze worden z. Ds unter dem K. Antoninus 
Philoſophus ſoll in dem Feldzuge wider die Quaden eine 
ganze Legion Chriften gedient haben; und da man Fein 
Waſſer gehabt, härten die Chriſten Gore demuͤthigſt dar— 
um geberin;" darauf habe es ſtark geregnet, und gedon⸗ 
nert, und die Feinde ſelbſt zerſtreuet: allein eine alte 
Inſcription hat dieſe Meynung widerlegt, weil zu den 
Zeiten des Auguſts ſchon legio decima fulminatrix be> 
kannt geweſen, welches Scaliger in feinen Obferuatio- 
nibus ad Eüfebii Chronicon anmerket. Auch Stellen in 
Dio Caſſius erweifen ſolches. Folglich ift die Erzaͤhlung 
von der chriſtlichen Legion und ihrem Beynamen, ein 
bloßes Mährgen, eine pia fraus, — Kivius melder, es 
fey ein Streit geweſen welcher Roͤmer die Spolia opima, 
ſecunda et tertia in den Tempel, des Jupiter Feretrius 
gebracht habe. Hierauf entdeckte Liviug in dem Tempel 
des Jupiters den Namen des’zten Konfuls Cofur, den 
man vorher nicht gewußt hatte, in einer Innſchrift, auf 
einem leinenen Bruftharnifch, welches vorher unbefannt 
war, weil der Tempel felten geoͤfnet ward. 


In der Beögrapbie haben die Münzen vielleicht i 


mehrern Nuten, als die Inſcriptionen; allein es finden - 

fih auch Aufſchriften, die dieſe Sache erläutern. | 
Die Chronologie der griechifchen und römifchen 
Geſchichte beruhet mehrentheils auf Inſeriptionen z. B. 
in den Marmoribus Oxonienſibus ſteht ein Stuͤck, welches 
beynahe die ganze griechiſche Geſchichte und ihre aͤlteſten 

Epoquen von Deukalion an, beſtimmt. 

Aus den numis Confülaribus können oͤfters die 
Jahre des römifchen Zeitalters beſtimmt werden. — ne 
| ehr 9 





De Inferiptionibur, 221 


ſehr vielen griechiſchen Münzen findet man immer ein As 
welches das Jahr beftimme. . | 


In der biſtoria Sacra und — haben die In⸗ 
ſcriptionen ihren Nutzen. Man hat einen Marmor in 
Spanien gefunden, woraus Walch in Jena die Vers 
folgung der Chriften dafelbft, unter dem Nero erwie- 
fen hat, [Jena 1750. 4. und in Seb. Donati Supplem, ad 
Thef. "Murator. Lucca 1765. der Titel iſt: Marmor Hi- 
fpaniae antiquum, vexationis Chriftianorum Neronianae 
J——— illuftratum ab A. F. Gorio, edito ab J. E. 
Walchio. Eben diefer Gelehrte ſchrieb: Antiquitates Her- 
euleanenfes, mit einer Sylloge infeript. Hercul, Jena 
1751. und im erften Band ſymbolarum litterariar, Kom 
1751. S. 99 ff. auch Perlequutionis Chriftianorum Nero. 
nianae ex antig. monimentis probandae vberior, explanat, 
&e. Jena 1753. 4. Auch deffen comment, de 'deo Ta- 
ranucno, Jena 1768. 8.— und antiquitates medicae fele- 
ae. Jena 1772. 8. enthalten vicles Gelehrte aus den 
Inſchriften erlaͤutert.) 


Man kann ferner aus den Inſcriptionen viele 
dignitates ciuiler und honores erklären, welche fonft uns 
bekannt waren. 


“ Man hat in Sranfreich eine > Steinfchrift gefunden, 
die dag Taurobolium, oder eriobolium, eine Art Opferge— 
bräuche beffimmt, De Boze hat dieſe Aufſchrift 1705. 
zu Paris erklaͤrt, herausgegeben. [In den Marmoribus 
Taurinenſibus ddl, et aotis illuflratis, ıten Theil, Turin 
1743: 4+ ©. 13. ift auch eine Aufſchrift auf ein Tau—⸗ 
robolium abgedruckt, und weitlaͤuftig erklärt: auch wer⸗ 
‚den im ıften befonders aber im zren Theil ſehr viele In⸗ 
feripeionen gegeben. Davon oben $, S.] 


Beym Gruterus finder man Steinfchriften son den 
verſchiedenen Opferprieſtern. Schwarz, Prof. in Als 
8937, 

t 


v 


222 Part, II. Cap. IT, 


torf, hat eine Inſcription von gewiffen vtriculariis *) 
durch Vermuthung erläutert. 

Man kann auch aus den Inſcriptionen gewiffe Tis 
tel domus Auguftae erlernen, 3. B. Butberius hat de 
ofhiciis domus Auguftae geſchrieben. Es fehlen aber doch 
verfehiedene Aemter hierinne, z. B. Liberti a mappis, war 
eine Hofcharge, ferner Servus ab horologio, war. ein 
Sflave, der die Wafferuhren beobachten und die Stun— 
den nach der verfchiedenen $änge des Tages und Nachts 
richten mußte. ©. Rektors Martini Abhandlung von 


den Sonnenuhren der Alten. Ferner eine Abhandlung 


von eben demſelben, worinne jene Hofbedienung erläus 
tert wird. 

Scaliger de emendatione temporum in animaduerſio- 
nibus ad Eufebii Chronicon, 

Baronius, in annalibus ecelchiaficis, er war nicht 
Kritiker genung. 

Tillemont hat die römifchen Kaiferfchriften erklärt. 

Norifus de Cenotaphiüs Pifanis, 

\ s ß 


$ 12% 


Man muß unterfuchen, ob ale Inſcriptionenlgleich 
intereflant find oder nicht. Oft haben 3. B. Kinder 
ihren Eltern, oder diefe jenenz oft Klienten ihren Pa⸗ 
tronen dergleichen fegen laffen: diefe find von Feiner fons 
derlichen Bedeutung. Aber auf folche, die ein ganzer 
Staat, oder ein Kollegium einem großen Herrn ſetzen 
Laffen , beruher die Gewisheit der Geſchichte. 


Herodot 


*) [Schwarzens Abh. ſteht In deſſen Miſcellaneis politioxis ku- 
manitatis etc, Nuͤrnberg 1721. 4. wieder aufgelegt in Chriſt. 
Gottl, Schwarz opufculis quibusdam academicis — quae col- 
legit Theopb. Chfiph. Haries, Nürnberg 1793. 4. In dies 
fer Sammlung fiehen noch einige andere Schwarziiche Abe 
handlungen, worinnen alte Snfrriptionen erklärt werden J 








De Inferiptionibus. 223 


Herodot, Thucidpdes, Livius, Spetonius 
und andere berufen ſich auf Denkmaͤler. Sie haben 
uns dadurch ein Beyſpiel gegeben, und alle neuere Schrift⸗ 
ſteller haben dieß befolgt. 

Graͤvius, Voſſius, ſelbſt Spanheim bat in fei« 


nem Werk von Münzen, die Monimente benutzt und zu 


Rathe gezogen. ch. Maffei. Wenn fein Werf nach 
einem beffern Plane bearbeiter wäre, fo würde eg weit 


brauchbarer feyn, _ 


9. 13 
Bey den Monimenten müffen wir datauf fehen, ob 


ſie 1) aͤcht, und 2) richtig abgeſchrieben worden ſind? 


denn wie es falſche Muͤnzen giebt, ſo giebt es auch un⸗ 
tergeſchobene Denkmaͤler. So iſt z. B. Monimentum 


Semproniae cujusdam Titi Liuii, Sarcophagus Antenorisz 
' Monimentum Liuii, untergefhoben: es find bloße Era 
Dichtungen, 


Wenniman alte Monimente prüfen will, muß man 


folgendes beobachten: 


1) Ob fie mit Quadratbuchftaben eingehauen feyn, wel⸗ 
che mit den damaligen Zeiten vollkommen übereins 
ffimmen? 

2) Muß man auf einzelne Buchftaben ſehen; denn wenn 
z. B. ein I mit einem Punfe vorfomme, oder es find 
fhiefe Striche zu ſehen, fo ift es gewiß ein Kennzei« 
chen, daß das Monimene untergefchoben worden; 

3) Muß man fehen, ob alte Worte find gebraucht wors 
den ? 

4) Ob die Umftände der Zeit, des Dres, der Derfon 
und der Handlung alle damit genau uͤbereinſtimmen, 
oder einen Widerſpruch hegen? 


5) Ob auch die Inſcriptionen interpolirt ſind? das heißt, 


ob man alte Worte in ſonſt ächten Inſcriptionen 
ausgefragt, und neuere an deren Stelle gefege habe? 
3: B. da Domitian todt war, wurden feing Saͤulen 

theils 


224 Part, Is Cap, 2, 


theils umgeriffen; theilg blieben fie fechen, und man 
fragte feinen Namen heraus, und fezte andre hinein. 
— Maianfius hat von folchen Derrügereyen in feinen 
epifolis epigraphicis gehandelt. 


6) Muß man auch zufehen, ob alle Ei richtig zufam-» ©) 
mengezogen find, z. B. obET, EIN, W, auf diefe 1 
Ars zuſammengekettet ſind. 

Fabretti in ſeiner Vorrede einfktipkötier fagt: er 
habe alle möglihe Vorſicht beym Abſchreiben der Aufs 
fohriften gebraucht: und da ihm öfters ungelehrte Leute 
helfen wöfen, fo habe er die Steine vorher abwafchen, 
und fo dann die Züge von den Steinen ins Papier abs 
drucken laffen, um recht ficher zu gehen, 

Es wäre immerbeffer, wenn man die S$nferiprios 
nen, wie die Münzen felbft im Driginal fehen und prüs | 
fen fönnte, Allein wir müffen ung freylich hier größten- | 
theils auf das Zeugnis der Kenner, welche die Auffchrife 


ten gefehen und geprüft haben, verlaflen, » Nicht Jeder: 


mann hat die Gelegenheit, fie an Ort und Stelle zu 
unter ſuchen. | 
Es wäre allerdings zu wünfchen, daß wir in der - 
eritica lapidaria ein tedyt brauchbares Werf erhielten, in * 
welchem de redte indicandis et diiudicandis inferiptionibus 
und de iisdem.redte explicandis gehandelt würde. | 


Erneſti fagt, es wäre von einem gelehreen Mann- 
ein folhes Wer verfprochen worden:, allein es ift noch 
keins erſchienen, und auch nicht bekaunt, wer der Mann 
geweſen ſeyn mag, den er im 5. zu meynen Di — 
Ma ſei hat viel Gutes geſagt, aber er hat dleſe wichtige 
Materie bey weiten nicht erfchöpft. — Es würde auch 


von großem Bortheil foyn, wenn ein Mann von ausge- . 


breiteten Kenntniſſen, in diefem Fache ein Werf, das 
des Spanheims feinem ähnlich wäre, und welches pen 
der große seibni; gewänfgper, ans eist ſtellte. 


—— 








De N 225 


14. 
a. $efen der —— hat verſchiedene 
Schwierigkeiten, zumal in der griechiſchen Sprache: denn 
es kommen 
) Buchftaben und Wörter vor, die nicht ſehr gewoͤhn⸗ 
lich, und folglich bisweilen unbekannt ſ ind, oder we⸗ 
nigſtens Zweifel verurſachen. 
2) Es gehet alles in einer Reihe fort; keln pundum, 
comma, oder ander Unterfcheidungszeichen finder man: 
3) Erſchweren auch die Siglae und notae, die weniger be⸗ 
kannt ſind, das Leſen. 
Brauchbar zu dieſer Abſicht, ja nothwendig ſind i 
B. im Griechiſchen 
Maffei, de Siglis Graccorum 
Placentinius hat audy hiervon geſchtieben; und in 


ſeiner Palaͤographie kommen auch Erklaͤrungen diefer Sa⸗ 


chen vor. 
Viel Gutes hat auch der Hrencipe di Torremuz za 


in den Prolegomenen vor feiner Sammlung Iaferiptio- 


num Sieiliae et infularum obiacentium, über diefen Ges 


geſtand gefagr, 


In den Öruterus Werk und den Marmoribus Oxo- 


 nienjobus ſtehen auch notae und Abfürzungen, bey Sateis 


nifchen brauchbar. 

Fulvius Urſatus hat einen Auffa de notis Jatinis 
geſchrieben. 

Zaccaria hat viele figlas und notas erklaͤrt. | 

Man muß die alten Alphabere kennen lernen; Fers 
ner muß man, um die Alten zu verſtehen, Antiquitäten 
wiſſen. Man muß auch eine Kenntnis der mehteften 
Damen, der Aemter, Feftlichfeiten und andre Sachen 
mehr, durch Lefung hierzu brauchbarer Bücher zu erlan⸗ 


gen fuchen, und hierzu dienen befonderg Eduardi Corfint 
faſti Attiei: IV, tom, Florenz 17441756 4 


. So fommen in Steinfhriften. öfters Wöttet Got; 
die eine ganz andre als die Aka schälen — 
4 


0 


216 Part, II. Cap, I. 


3. B. im Sateinifehen columbaria eine Grabſtaͤtte, welche 
Surfen E hatte, im ? die Urnen darein zu fegen: im Grie— 
chifchen seurnyos, d. i. praetor; Basınevs, mand)s 
mal pontifex maximus; und unrye eine Oberprieſterin. 


— muß man die Namen der verſchiednen Feſte 
wiſſen z. B. was die Lenaͤen, Karneen, Hyacinthia u, 
d. m. waren. 

Die Roͤmer hatten ——— drey Namen, prae⸗ 
women, nomen gentilitium, und eognomen; bisweilen 
aber finder man bier Namen. Dies fommt daher, weil 
die, Römer in 35. Tribus eingerheile wurden, und alfo 
manchmal von dem Tribus mit ihre Benennung erhielten, 
3. B. M. Marcus (praenomen;) T. Tullius (nomen gen- 
tilitium ) Rom, (ie Romilia tribu) und Cicero (cog- 
nomen,) 

Ferner muß man die verſchledenen hohen oßeigfeiclis 
chen Würden und. ihre Stufenfolge Fennen lernen. - Erf 


wurden die.Quaeflores; hierauf. BEL: dann Prastores; ! 


und endlich Tonlules. 


Wenn Jnſcriptionen von einander abweichen; ſo 
kommt es bisweilen. von dem gewoͤhnlichen Sprachges 
brauch. Der Provinzen her. &o findet man manchmal 
auch auf den Innſchriften Wörter, die in Feinem gericon 
vorfommen. © Dieß machen die verfgiedenen Provinzial 
ausdrüce und Dialekte. cf. Diflertationes ad inferiptio- 
nes et marmora'inprimis gracca, ab Anton Vandalen, 
Amfterdam in 4. 1743. iſt gut, nur etwas zu weitlaͤuſtig 


und voller Kompilation. 
Inferiptiones Atticae nunc demum e ſchedis Mafleis 


editae ab Edmundo Cor/ino, 
Bon Zaccaria's Illituzione &e, f. oben $. 5. 
Reineſius hat in feinen Erklärungen viel Gutes 
angebracht; aber vieles iſt auch weir hergeſucht. 
Fleetwood, iftgar zu kurz. 


6, 15» 





De Inferiptionibun 227 


. 1. 

Man muß die alten Schriftſteller, und ihre vor—⸗ 
zuͤglichen Erklaͤrer fleiſſig leſen, um in dieſer Wiſſen⸗ 
ſchaft betraͤchtliche Fortſchritte machen zu koͤnnen. Es 
gehoͤrt hierzu Nachdenken und Vergleichungen, aus de⸗ 
nen man Regeln abſtrahiren muß. 

Scaliger de emendatione temporum, iſt bey hiſtoriſchen 
Buͤchern ſehr gut, votzuͤglich wegen feiner angegebenen 
Grundſaͤtze. Auch Caſaubonus. Er gab den Sueto⸗ 
nius heraus; ſchrieb auch exetcitationes contra Baronium, 
erklaͤrte vieles aus Steinſchriften und wies nuͤtzli⸗ 
chen und vorſichtigen Gebrauch. 

Perizon ſchrieb die ſchon angefuͤhrten vortreflichen 
Animaduerſiones hiſtoricas, die bey der Kritik der Hiſt o⸗ 
rie ungemein nuͤtzlich ſind, z. B. beym Tacitus kommt 
‚enturio, clafiarius vor; viele haben daran gezweifelt, 
Daß dieſe Stelle aͤcht ſey: allein auf einer nfeription, 
die Kipfius ausfündig gemacht hat, ift erwiefen wor⸗ 
‚den, daß man zu des Augufis Zeiten ſchon cohortes claf- 
ficas gehabt hat; .ingleichen mifliones miflariorum hone- 
Mas, „Die Sache iff jezt gar feinem Zweifel mehr une 
erworfen. 
Aus einer Muratorifchen Auffchrife Kar man die 
Zweifel wegen des Cenfus Syriaei zu Zeiten des Augufts 

und Chrifti Gebutt widerlegt, deffen Lukas erwähnt. 

chatzung ift nur eine Zählung geweſen. (cenfum fecit 

iſt gut Latein, eine — hat es erwieſen; Livius 

ſagt, cenſum egit.) (ſ. Weſſelings oben im sten $ 
angefuͤhrte Diſputatlom) 

Man finder auch den Ausdruck pueri curiac, So 

nennfe man junge Rathsheren, die noch nicht Sig und 

. Stimme hatten. 

6 Corollarium,; 


Inferiptio ift eine Schrift, welche an einen oͤffent⸗ 


lichen Orte zum Andenfen einer gewiſſen Begebenheie 
BD 3 aufs 


228 Part, II. Cap. I, 


aufgeftelfe worden. Aus diefem Begrif flieffen folgende 
Kegeln, um gute Auffchriften zu machen: 


Gute Snferiptionen müffen deutlich, kurz, leicht, 
verfhändlich, und der Natur der Sache anpaflend, 
in einer edeln und befeheidenen Schreibart abgefaffer fein. 


1) kurz, weil fie an öffenelichen Orten frey ftehen und 
von Neifenden gelefen werden, die ſich weder lange \ 
aufhalten wollen noch koͤnnen. 


2) leicht und deutlich i. e. nicht zu zweydeutig und 
rächfelhaft. 

3) müffen fie mit einer dee Sache angemeſſenen 
Beſcheidenheit abgefaßt werden. 


Mr, gute Inferiptionen müffen dee Wahrheit möglichſt 
getreu ſeyn und nur Hauprbegebenheiten enthalten. 
Alles übrige, was weitſchweifend iſt, muß weggelaſ⸗ 
ſen werden, nur die Hauptſache muß in der — 
tion enthalten ſeyn. 


Die Inſchriften der Alten ſind in ihret Murter⸗ 
ſprache abgefaßt, folglich folten . wir es auch thun. 
Allein die lateiniſche Sprache iſt die Sprache der Gelehr⸗ 
ten; alſo iſt es billig, daß wir die Lateiniſche Sprache 
beybehalten. Nur muß man aͤchte und uͤbliche lateiniſche 
Ausdruͤcke waͤhlen, und nicht kuͤnſteln wollen. 


Die Lettern muͤſſen auch gros, deutlich, und les 
ſerlich ſeyn. Vorzuͤglich nimmt man dazu litteras vnciales. 
Man muß hauprfächlich betrachten, ob die Schrift hoch 
oder tief zu ſtehen kommt, und dem Berhäfeniffe der 
Höhe gemäs das Maaß der Buchſtaben größer oder 
Fleiner annehmen, , Es ift beffer, wenn die Schrift ein» 
gehauen, als wenn die Buchftaben fo gehauen werden, 
daß fie herworftechen , oder audy von der $uft und Wetter 
leiden. Man muß aud) die Suchtaen nicht. vergofden, 
weil folche ſeht blenden. | 


Ale # 








De Inferiptionibun. + 229 


Ale unbefannte Zufammenfertungen der Buchſta⸗ 
ben und Abfürgungen muß man vernteiden. 


Man muß ferner einförmigen Marmor nehmen. — 
Die Alten nahmen zu ihren Steinfchriften Feinen Mar- 
mor von verfchiedner Farbe; fondern ganz meiffen oder 
fo genannten Alabafter. 


| cf. Heineccius in fundamentis Nili , de inferiptionibus 
argutis. Verdient heut zu Tage feinen Beyfall. 


Emanuel Thefaurus, ein taliener, erfann im vori« 
. gen Sahrhundere folche inferiptiones argutas; die Deut— 
ſchen ahmten fie aber zu ihrem Nachtheil nah. Chriſt 
handelt von Autoren folcher Inſcriptionen, in ſeinen 
Abhandlungen uͤber * Archaͤologie, im zten — 
©. 116 ff. 


P 3 Capııt 


230 


we 


Cap, II, 
De 


Diplomatibus — 





—* $. I, 


By Kapitel gehöre eigentlich nicht in die Archäs« 


logie, weil darinnen nur de rebus antiquiflimis ges 
handelt 


[Ebeift in feinen Abhandlungen ꝛc. hat gleichfals der Diplo: 
matif einen eigenen aber Eleinen und unvollfiändigen Abſchnitt 
& 319. ff. gewidmet, und Zeune hat ©. 323. f. die vors 
nehmſten Schriften, welche zu diefer Dileiplin gehören, ans 
geführt: Diefen ift noch ein Fleines, aber brauchbares, und, 
bier bejonders wegen den Index oder Verzeichniß der bieher 
gehörigen größern und Eleinern Schriften zu empfehlendes 
Buch beyzufügen: Artis diplomaticae primae lineae. In vfum 
auditorum düxit Fer. Far. Oberlinus, Strasburg 1788. 8 
Martini in feinem Excurfu XI zu diefem Kap. führt auf) 
noch an ob. Chryſoſt. Teombelli Bub; arte di conofce- 
re Petä de’Codici latini ed italiani, welches in den Efeme- 
ridi letterarie diRoma per Panno 1788. nr. XXV. ©. 199. 
empfohlen ſey. Martini wundert fih auch da, daß Chrift 
und Erneſti die Diplomatif in eine Archäologie aufgenommen 
haben. Ferner ift noch iu bemerken: Werfuch einer Kittes 
ratur der Diplomatik von Sried. Aug, Huch, Erlangen 
1792. 8. Eine aelehrte Necenfion davon und viele Zufäße 
darzu findet man in der Jen allgem. Litter. Zeitung 1793, 
n. 3 und 2. Auch in den Erlangifchen geledrten Zeitungen, 
74 und 75. Stück werden anfehnlihe Werbeflerungen und 
Aufäge geliefert. Auf diefe Bücher, auch auf die Necenfichen 
verweiſen wir alfo diejenigen, welche in dieſem Fache vollftäns 
digern Unterricht oder littergriſche NOIR verlangen. ] 





De Diplomatibus, 231 


handelt werden ſoll, und die Diplomata in dem green 
Jahrhunderte erft ihren Urfprung genommen haben: als 
lein unfer Berfaffer hat darum. mit hiervon geredet, weil 
die Diplomara zur Erklärung und Beſtaͤtigung der Ge⸗ 
ſchichte ſehr nuͤtzlich und brauchbar, ja ſchlechterdings 
nothwendig find. 

Diplomata funt chartae complicatae,] wie unſer Auf 
for fagt, und alfo.fchienen unfre Briefe felbft welche zu 
feyn. Allein Diploma ift eigentlich ein Blatt, welches 
wie ein Patent gefchrieben, in der Mitten gebrochen und 
zufammen gelegt wird, Man Fannte die Diplomata 
auch unter dem Namen der Eodicille. Ferner hieſſen 
es Schriften, die itineris caufa gegeben wurden, um fi 
cher und ungehindere reifen zu Fönnen, — Cicero ſagt 
diploma non eft datum Ampio, i. e. ein Reiſepaß oder 
Paßeport; er hatte nemlich etwas wider den Caͤſar vers 
brochen. Esfar gab vielen Leuten ſolche diplomata, daf 
fie in die Provinzen fiyer reifen Fonnten. Ferner wur— 
den fie darzu gegeben, daß man Fonnte Waaren einfaus 
fen, und wieder ausführen; und um diefe Freyheit zu 
erlangen, war ein Diploma noͤthig. Nach der Zeit ers 
richteten die Kaifer im zten Jahrhundert eine Are von 
Poſt. Veredi hieffen die Poſtpferde; Veredarüi, die 
Poſthalter; und Srariones die Plaͤtze, wo Poften waren; 
wenn jemand mandatario nomine deg Kaifers reißte, ber 
Fam er ein Diplom, welches fo viel ift als ein Paßeport, 
um auf der Poſt ſicher reiſen zu koͤnnen. 

Sm.Codice Teodoſtano und Jufinianeo geſchieht 
hiervon Erwähnung. — Endlich hatman angefangen, 
öffentliche Schriften und Urfunden von, Raifern, Könts 
gen und Fürften, wodurch man ein gewiſſes Recht über 
eine. Sache erlangt, Darunter zu verſtehen. Hier⸗ 
aus find nun die eigentlichen Diplomata, Geſandt⸗ 
fchaftsbriefe, Sreibeitsbriefe, (dergleichen war. bey 
den Nömern diploma ciuitatis Romanae, wenn jematid 


das Bürgerrecht erhielt; in: den aͤlteſten Zeiten, da 
94 bios 


— 


232 ı Part. IR Cap. IIT, 


blos eingebohtne Soldaten waren, war 28 nicht Hört 
da man aber in der Folge fremde Bölfer in Dienft nahm, 
fo ercheilte man ihnen mit der miflione honefla, biswei> ' 
Ien das Bürgerrecht) ferner Geburtsbriefe, Lehnbrie⸗ 
fe, Zegitimations » und Adoprions = Urfunden ent» 
fanden. , | | 
cfr. Mafei Iſtoria diplomatica.. Man machte fich 
von diefem längft verfprochnen Werfe große Erwartung, 
aber der Erfolg entfprach nicht. 


| . 2 
Die Diplomata find die waren Quellen der mittlern 
und neuern Hifforie, und des Juris public, Gie ent 
- halten öfters die wichrigften Begebenheiten, 


©, Audwigs Prooemium ad reliquias ineditorum g' 


Mfptorum et Diplomatum, Viele Diplomata follen zum 
Vortheil des Haufes Preußen vom genannten Kanzler 
Ludwig erdichtet fenn. Anne 

Die Diplomara wurden ehemals in den Archiven 
der Karhedralz und Stifesfirhen aufbehalten. Denn 
die Archive von großen Herrn waren mehrenrheils in 
den Kirchen, befonders der Sicherheit wegen. Man 
vergleiche Daniel Eberhard Barings, welcher Archie 
varius zu Hannover gewefen war, clauem diplomaticam 
1737. 4, Diefes Werk enrhäle beträchtliche Anmerkun- 
gen, Dur ift es niche ganz vollſtaͤndig. Man bat noch 
eine neuere Ausgabe: Corps vniverfel Diplomatique &c. 
par Monf, Du Mont, in 14 Th. fo von 1726. big 31. 
herausgefommen ift, — 

Joh. Chriſt. Luͤnig, war Oberſtadtſchreiber zu 
Leipzig, ex har viele Urkunden aus deutſchen Reichsar—⸗ 
chiven und andere edirt: von 1710. bis 35. Man hat 
ſich öfters wundern müffen, wie der Mann zu allen den 
Sachen gefommen. Mur ift nicht allemal die befte Ord⸗ 
nung beobachter, und die Sachen find auch nicht durch» 
gehends gleich aͤht. Es ift eine wahre Ahapfodie, 


Nouveau 





* y 
De ‚Diplomatibus. ‘ 433 _ 
Nouveau Traite de Diplomatique Paris 1750--1765. 


4. ift ein fehr brauchbares Werk. 


Andre haben nichr felbft Diplomata herausgegeben, 


ſondern fie haben dergleichen in ihren Werfen nur ange» 


zogen, 3. B. der Kardinal Caͤſar Baronius. Es hats 
ten gewiſſe Gelchrre zu Magdeburg Centurien gefchries 
ben, und hießen deswegen Centuriatores Magdeburgici, 
Sie befchrieben die Kirchengeſchichte und handelten’alles 
mal Jahrhunderte ab, und waren in ihren Urtheifen ſehr 
freymuͤthig. Wider dieſe ſchrieb Baronius Annales ec. 


cleſiaſticos, in der Abſicht ſie zu widerlegen. Sein Werk 


iſt eine Empfehlung des roͤmiſchen Hofs, und ſehr par— 
teyiſch geſchrieben. Es geht bis auf das Jahr 1198. 
und macht 12 Bände in Fol, aus. 

Theodoricus Raynaldus wollte des Baronius Werf 
vollends ergänzen. Es geht von 1198. bis 1534. und 
macht 8 Bände aus. Erwar, wie Baronius, zu fehr 
Schmeichler des römifchen Hofs. Beyde aber haben 


dennoch das Verdienft, viel fonft unbekannte Sachen 


an das Licht gebracht zu haben, 

Bollandiftae haben ihren Namen voneinem J. Bols 
landus, der nebft erfichen Jeſuiten die römifchen Heiligen 
und ihr Leben und rühmliche Thaten prüfte, und diefe 
von vielen Fabeln und Mährgen zu reinigen und zu ver- 
beffern anfieng. Ein gewiffer:Römifchfatholifcher Seijtlicher 
Melchior Canus, gab den erften Anlas darzu. Es fom- 
men in diefem Werke, welches Ada fandorum überfchries 
ben ift, viele Diplomata vor. Vom Jahr 1641. big 
1735. hatte man fehon 35 Bände, und man war mit 
dem Werfe doch nur erft bis auf den Auguſtmonat ge« 
fommen. Denn eg iftzu bemerfen, daß fie die Heili> 


gen nach den Iagen im Kalender durchgehen wollten. 


[Es befteht jeßo wenigftens aus 50 Bänden, wovon der _ 
legte 1780 erfchienen ift, Dennoch ift es noch nicht ges 
endigr. ] 


— Ps Chris 


’ 
233 Part, II. Cap. I, 


Chriffopb Browerus fihrieb Annales Treuiren- 
fes, 1625. Jakob Maffenius cedirte das Werf wieder © 
zu Sürtich 1671. unter dem Titel: Annales et antiquitates 7 
Treuirenfes in Fol. Die erftere Yusgabe ift beffer, denn 
die leztere ift verſtuͤmmelt. 

Nic. Schatentus fehrieb origines Palatinas, hifto- 
riam Weftphaliae, item Annales Paderbornenfes ‚ mit 
vielen Diplomen. 

Marquard Sreber, ſchrieb Origines Palatinas, 
Heidelberg, 1613. in Fol. 

©livarins Dredius fchrieb Genealogiam Comi- 
tum Flandriae 1650. Sigilla comitum Flandriae, 1639. 
hiftoriam comitum Flandriae 1650. und Inferiptiones Flan- 
dricas, Brüßel 1650, in del, Er hat die Sigilla in 
Kupfer ftechen laffen. 

Dionyß Samarthanus, gab Galliam chriftianam, 
ex authentieis inftrumentis, ad calcem oppofitis. 1715 --28. 
4 DB. in Sol. beraus, | 

Dom Serdinand Ugbelli hat man Italiam facram, 
feu hiftoriam epifcoporum Italiae, et infularum adiacen- 
tium, 9, B. in Sol, 1717-22. Diefes Werf enrhäle 
viele Diplomata von deutſchen Kaiſern und Fürften. Es 
hat ehemals 40. Zechinen gefofter, nunmehr aber ift eg 
auf die Hälfte herunter gefeze worden. - Zur Kirchenges 
ſchichte und Jure publico ift es fehr noͤthig. 

Job. Fridr. Schannat Windemiae litterariae, Leipzig 
1725 und 24. in Fol. 

Johaun Peter von Ludwig, Leibniz, Des, 1 
Gutberius und andre mehr haben in diefer Sache viel 
gerhan, 

Deter Georgiſch lebte in Halle und fhrieb ein 
Berzeihnis der Diplomatif auf Anrathen des Hofrarh 
Masken, der den Dlan darzu machte, unter dem Titel: 
Hegeſta chronologico — diplomatica, Frankfurt 1740. 4 
Es iſt mie vielem Fleis gefchrieben und „angegeben, ob 

sie 





die Dipfomara achr find? von wem fie fi end nd? und wo fie 
find ? 


— 


Wenn man ſich mit Akon befchäftiger, , muß 
man unferfuchen: 
1) ob diefelben Acht find? a 
2) welchen Gebrauch wir davon machen Fönnen? 
Dach Auflebung der Wiffenfchaften, nahm man 
alles ohne Prütung an. Betruͤger zeigten den Leuten 
Bücher, Münzen und Inſeriptionen, wodurch fie diefe 
‚oder jene Sache zu beweifen fchienen, und man lieg fich 
hiniergehen. » Endlic) fand Scharflinn, auch bisweilen 
Selbſtintereſſe, daß man nicht alles aufs bloße Work 
annehmen, fondern daß man felbft die Diplomata prüfen 
und unterfuchen muͤſſe. Man fieng alfo an zu forfchen, 
mworinnen die innerlichen und außerlichen Kennzeichen 
der Urkunden beftünden? und man fand bald Spuren 
der ächsen und untergefhobenen Diplomatum, Freylich 
harte man im Anfange Feine allgemein entichiedene Grunds 
füge, nach denen man die Sache beurtheilen konnte: 
aber obferuatio und vlus gaben ſchon einige notorifche und 
charafreriftifche Kennzeichen an die Hand. Denn wie 
es mie andern Künften und Wiffenfchaften, daß fie fich 
nemlich nad) und nach erhoben harten, gegangen warz 
- eben fo gieng e8 auch mif der Diplomatik. Erliche fcharfs 
finnige Männer brachen die Bahn. Es entſtunden nun⸗ 
mehro bella diplomatica, und diefe gaben die Gelegen« 
heie die Diplomatil zu pruͤen. — © ‚hatte zung 
Denfpiel 
Annius von Viterbo Antiquitates Italicas oeſchri— 
ben, die vorher feinem Menſchen bekannt waren; Fer⸗ 
ner erſchien Etruſcarum antiquitatum fragmenta a Curtio 
Inghiramio reperta, cum multis figuris et figillis medii 
aeui. Kein Menſch wußte, woher dieſe Nachrichten 
waren, Er gab vor, beym Einreiſſen eines DR in 
Etru⸗ 


| ” 
- De Diplomatibur. 235 
/ 


I 


” 


236 Part. II, Cap. I. 


Errurien habe man in einem Faffe, die von ihm edir- 
ten Diplomaten gefunden: allein er harte fie felbft vers 
fereiger, in Rauch gehangen und fo verräuchern laffen, 
und nachher vergraben. Leo Allatius, ein gebohrner 
Gricche, aus der Inſel Chio, der Auffeher über die Bas 
tifanifche Bibliorhef war, unterfuchte diefes Berrügers _ 
Dorgeben, mit vielem Scharffinn, und ſchrieb Animad- 
uerſiones ad antiquitates Etrufcas, Paris 1640. Er bewieß, 
daß alles ganz falſch und erdichter war. Er gründete 
fein Vorgeben auf die Buchftaben, Pergament, Dinte, 
Shreibpapier, Wahs, und Charafter der Zeitz und 
gab zugleich Regeln, wie man die Diplomata beurthei« 
Ion ſollte. Das Werk ift gut, aber niche ganz voll 
fommen. 

Strim, de dodtis impoftoribus Differt, hat eben 
dieß vom Inghiramus bezeugt. 


altero germano, ſagt unſer Verfaſſer: allein es ning 


heiffen duobus Germanis, Zwey Deutfche, nemlich Herr» 
mann Conring und Spllefins machten fich um die Auf- 
flärung der Diplomatik verdiene, wie aus folgenden 
Beyſpielen erhellet. — Im Kurtrierifchen ift ein Amt 
St. Marimint, und eine Benedifriner Abeey gleiches 
Namens, welhe einen Abr bar Diefes Kloſter wird 
für das ältefte in Deutſchland ausgegeben, und der Abe 
wird unmittelbar vom Pabſt beſtaͤttiget; er wollte alfo 
ein unmittelbarer Reichsſtand feyn, und fich nebft feinen 
Mönchen der Kurtrierifhen tandeshoheit entziehen. 
1570 und weiters entfchied das Kammergericht zu Wez« 
Iar allemal für Trier, daß der Abe unter deffen Ober 
herrſchaft ſtehe. Es Fam damals eine Schrift heraus: 
Archiepifcopatus et eledtoratus Treuirenfis per refractarios 
monachos Maximinianos aliosque turbati, 1633. in 4. 
Es fol eine Schrift des damaligen Erzbifchofs feyn und 
handele zugleich de diplomatibus Treuirenfibus. — Nic. 
Zylleſius unternahm hierauf die Defenfion des Konvents 
und ſchrieb Defenfio Abbatiae imperialis St, Maximini, qua 


relpon- 





\ 


De Diplomatibus, ; 237 3 


reſpondetur &c, a Zillefio 1837. und Zylleſius hat hier» 
x inne gleihfam die Bahn gebrochen, wie man die Dipfo« 
mata behandeln und unterfuchen fol, ehe man fie für 
——— authentiſch erkennen kann. Das zweyte Bey⸗ 
pie. — ie 
: Das Marienflofter eines adelichen Stifts der Reiches 
ftade tindau am Bodenfee behauptere, es habe eine Urs 
kunde vom König Ludwig, vom Jahr 366. aufzumweis 
ſen, daß die Stadt und Gegend um Lindau ihre gehören. 
Man gab vor, der Graf Adelberg von Rohrbach, 
habe dem Klofter diefes Geſchenk gemacht, und der Kai- 
jer habe diefe Schenfung beftärtiger. Während diefer 
Streitigfeit erfhien Daniel Heideri gründliche Ausfuͤh— 
rung der Reichsſtadt Lindau, die ohnverſehens abgelößre, 
und der Erzherzogin Klaudia pendente lite, cedirte Reichs⸗ 
pfandſchaft betreffend. Nuͤrnberg 1643. in Fol. S. 724. 
Hier ſteht das ſtreitige Diplom eingeruͤckt. Drey Jahre 
hierauf erſchien eine Gegenſchrift. Heinr. Wagenreck 
ſtandhafte Rettung des Kloſters Lindau contra acta Lin- 
dauienſia, dieſer wollte die Aechtheit und Authentizitaͤt der 
Urkunde erweiſen. Endlich unterſuchte der beruͤhmte 
Helmſtaͤdtiſche Profeffor und Polyhiſtor, Herrmann 
Bonring, dieſe Sache und ſchrieb: Cenfura diplomatis 
Lindauienſis, quod Ludouico Imperatori fert acceptum 
coenobium Lindau, qua fimul res eccleſiaſticae &c. illu- 
ſtrantur. Helmſtaͤdt 1672. Die Urkunde war falſch, und 
die Aebtiſſin mußte ſich ruhig verhalten. 
Der Kanzler von Ludwig hat von des Konrings 
Werk geſagt, daß es das ſchaͤzbarſte wäre, das man von 
ſolchen Sachen in der Diplomatik haͤtte. — Auch Buͤ⸗ 
ſching hat dieſe Sache in ſeiner Geographie beylaͤufig 
beruͤhrt. 

— dieſe 3 Männer, nemlich Les Allatius, 
Nikolaus Zylleſius und Hermann Bonring har die 
Diplomatik das erſte gehörige Anſehen und ihre Form 
erhalten. 

| 6.4 





238 Part, II: Cap. III, 


| gi 

Daniel Dapebröch, ein Jeſuit, arbeitete an den 
actis Sandorum und fehrieb Propylaeum'antiquarium, cir- 
ca veri et fallı diſerimen, in vetuflis membranis. Dieſe 
Schrift iftin erwähnten adtis Tom. III. Pr. menfis Apri- 
lis befindfih, Es fommen manchmal Diplomata und 
Hofverordnungenin diefem Werfe der Bollandiften wor: 
allein die Kenntnis der Diplomarif wird’ hier. durch nichts 
fonderlich erweitert. Die Schrift des Papebroch gab 
vielmehr zu dem Scepticiimo diplomatico Anlas. Die 
Jeſuiten wollten nemlich Feine Urkunden für ächt halten; 
fondern fuchren alle Diplomata verdächtig zu machen; 
befonders ſpielte ein gewiſſer Johann Har duin hierbey 
die Hauptrolle. Herr von Ludwig hat hiervon gehan⸗ 
delt in diſſert. de bellis ——— tum in Gallia, tum 
in Italia excitatis, 

Es wurden nunmehr aͤber verſchiedene —— 
Streitigkeiten veranlaßt.Das Bloſter Reichenau in 
Schwaben wollte eAplomate Carolino vone 813. ein 
Recht an der Reichsſtadt Ulm haben; allein Bonting, 
Tenzel, Ludwig und andte, erwieſen das Falſche dee 
a: Urfunde. 

Weber den Urfprung * Kloſters Zorreum bei 
Trier, wollte man von Dagobert J. einen Stiftungs⸗ 
brief von 646, vorzeigens allein Dapebroch erwies, 
oder fuchte wenigftens zu erweifen, daß'ererdichter wäre, 
Es wardiefes Klofterschemals ein palatiumregium geweſen. 
So hatten z.B. die Raifer Heinriche ein Palatium in Mers 
feburg und Hamburg; Otto der Große zu Arnſtadt, 
Paderborn u. fe w. Auch follte Dagobere J. der Abtey 
St. Denis in Franfreih ein: Privilegium amiffe Ber 
fisungen berreffend gegeben haben. Gottfried Hent⸗ 
ſchenius fehrieb de tribus Dagobertis, und fuchte diefe 
Schenfung zu-rechrfereigend Er bemerkte aber verfchies 
dene Mängel darinnen, Naͤchſtdem wollte er zugleich 
deichun daß das Archiv der * St. Denis, wie auch 

andre 





— # 


De Diplomatibus. 239 


andre alte Denkmäler fehr verdächtig feyen. Der Streit 
wurde in Sranfreich nun heftiger. Es ſchrieb Germo- 
nios, ein Jeſuit, difceptionem duplicem, de veteribus 
regum Francorum diplomatibus, et arte fecernendi antigua 
diplomata vera a faltıs, 1703. und 1706, ferner fehrieb er 
de veteribus haereticis ecclefiaflicorum codicum corrupto- 
ribus. Baris 1713. Er fuchte zu beweifen, dag auch 
faft afe Kirchenvaͤter untergeſchoben, wenigſtens niche 
ganz ächtwären. Johann Harduin gieng noch weiter; 
er fehrieb chronologiam ex numis reflitutam: fie ift die 
Prolufio de numis Herodiadum; ferner chronologiam ve- 
teris teflamenti, ad verfionem vulgatam exactam, et nu- 
mis antiquis illuflratamı, Paris 1699. in 4. Beyde fies 
hen in feinen Operibus feledis, Amftelod. 1709. ©, 
343.und513. 7 Er behauptete, alle griechifche und latei— 
nifche audtores:elaflici wären im 12ten und 13ten Jahr⸗ 
hunderte von Berrügern untergeſchoben worden, und 
nichts fey ächt, als des Dirgilius Georgica, deg Dli« 
nius Hiforia naturalis und vom Soras die Satiren 
und Epiſteln . — . Wider dergleichen dreufte und 
heftige Gegner aller alten ſchriftlichen Auffäge ſchrieben 
nun folgende Schrifrfteller: 8. 
Theodor. Ruinartus, ecclefia Pariſienſis vindicata ad- 
uerſus Germonii duas difceptationes. 1707, in 4. 


Petri Conftantii, vindiciae mfptorum codicum a Bar- 
tholomaeo Germonio impugnatorunn, Paris 1707. in 4to. 


it. Vin- 


*) [Den Birgif vertheidigte der nunmehrige Litrechtifche Lehrer, 
Spare in einer Difputat, Vindiciae fecundum libertaten 
pro Maronis Aeneide, cui manum Jo. Harduin nuperus 
aflertor iniecerat. Leipzig 1737. 4. — Die Horazlanifchen 
Den rettete Ehriftian Adolph Klo in Lektionibus Ve- 
nufinis. £eipjig 1770. 8. wo gleich Anfangs S. ı bis 24. 
som Harduin, feinen kuͤhnen Meynungen, dem darüber entfans 
denen Streit, und von dem vielen gewechfelten Schriften a 
f w. umftändliche Nachricht ertheilt wird] 


’ 


249 "Part. II. Cap. Ill. 


it. Vindiciae veterum Codicum ‚confirmatae, Parig 
1715. 

Auch einige Stalienifche Schriftfteller fchrieben wider 
ihn. Hieher gehören: 

Fufli Fontanini vindiciae antiquorum diplomatum 
aduerfus Germonii difceptationem. Nom 1705. in 4. 

Scipionis Marantae, Meflanenfis expoftulatio in Bar- 
tholoımaeum Germonium pro antiquis diplomatibus et Codd. 
Mlecc. Meflanae 1708. in 8. Hauptſaͤchlich des Bererti 
Iftoria della Guerra diplomatica, 1729» in 4. und eben 
defjelben : In diflertationem medii aevi;cenfurae II, Vi- 
terbienfis, Veneta et Brixiana cum refponfis IIL. pro Ano- 


nyımo Mediolanenfi, belli diplomatici hiftoria tertio prae- 


mifla, parva mantiflaemendationum.ac additionum ad calcem 
fubiedta, Diefes Mannes Schriften find nady dem Urs 
theil der Verfaſſer des nouveau traitd de diplomatique 
fehr brauchbar. 

Papebroch gieng in feinem Werke zu weit, und 
wollte alles zuverläffig entfcheiden: aber er harte zu we« 
nig Urkunden in Händen gehabt, und geprüft, deswegen 
irre et, S. nouveau trait@ de diplomatique, wo gemel« 
dee wird, Papebroch habe dem Mabillon in einem Brief 
zuleze ſelbſt geſtanden, daß er geirrt Habe, und daß er 
ganz andrer Meynung ſey. 


RR 


Die Jeſuiten festen auch befonders die Benediftiner 
in Furcht. Sie beforgten, daß auch ihre Diplomata, weil 
jene alles verdächtig zu machen ſuchten, für unächt würden 
erkläre werden, Sie forderfen daher den Mabillon, 
einen Mann, der auf feinen Reifen viel gefehen und ges 
prüfe harte, auf, fie zu vereheidigen. Er übernahin es 
und ſchrieb ein großes Werk de re diplomatica, 168 1- 
‚Fol. zu Paris, worinnen er die alten Dipfomata übere 
haupt vertheidigte. 

Michael 





D: Diplomatibur. | 241 


"Michael Sr. Germain war fein Gehuͤlfe und uns 
terſtuͤtzte ihn ſehr. Mabillon har es zwar nicht mit anges 
merkt, aber Richard Simon hat es doc; in feiner bi- 
' bliotheca critica bezeugt. Er war ein Mann, der dic ges 
hörigen Kenneniffe, diefes Werf zu fchreiben, harte. Er 
bezog fih 1) auf materiam: Buchftaben, Figuren, Pers 
gament und Dinte; er beobachtere ferner 2) formam, 
die ganze äußerliche Einrichtung, und den verfchiedenen 
Stil der Zeiten, $änder, und Regenten. Am nenne 
ihn patrem artis diplomaticae, 


9:0; 


Bey diefen Streitigkeiten wollte Scipione Maffei 
auch eine Diplomatik fhreiben. Der Mann wußte fehr 
viel: allein er wurde durch feine verfhiedenen Unternch« 
mungen zerſtreuet, und war vielleicht auch nicht ftand« 
haft genug, ein weirläuftiges Werf auszuführen. Er 
fhrieb ein Werf unter den Titel: Iftoria diplomatica 
1727. und 1734. Diefes Buch follte weit volftändiger 
werden als des Mabillons fein Werf, aber theils mifchte 
er zur viel unnörhige Nebenfachen hier mie eins theils fag« 
te er öfters nicht einmal fo viel, als ſchon Mabillen ge⸗ 
ſagt hatte z. B. er handelt mit de miſſione wilitum ho- 
neſta, ferner vom Zubereiten des Papiers und ſ. w. dies 
gehoͤrte nicht zur Sache. Er beſchließt ſein Buch mit 
Anfuͤhrung aller der Perſonen, die Diplomata geliefert 
und erklaͤrt hatten. Dieß war zwar gut, koſtete aber 
nicht viel Nachdenken. Man kann dieſes Werk, als 
ein Supplement zum Mabillon anſehen. Zur Philolo— 
gie ift es brauchbarer, als zur eigentlichen Diplomatif. 


9.7. a) k 
Der dipfomarifche Krieg war noch nicht geendiger 
worden, obgleih Mabillon fein Werf vollender und bers 
aus gegeben hatte. Jener war rheils allgemein, weil 
ale. alte Urkunden dadurch —A und bezweifelt 
Wwur⸗ 


242 Bart, II. Cap In. 


wurden; theils war er partikulair „weil man eine und 
Die andte Urkunde befonders in Zweifel zog. Es war 
alfo immer ein recht ausführliches und überzeugendes Dis 
plomatifches Werf nörhig. 

Rothomagus oder St. Rouen, ein Klofter in der Nord 
mandie und St. Ignon ein anders Klofter in Franfreich, 
wo viele Diplomara in den Archiven lagen, gaben hierzu 
Gelegenheit. Sie hatten viele Streitigkeiten wegen der 
Urfunden und Diplomatum in ihren Klöftern. Es fam zwar 
eine Apologie gegen eine wider ihre Urkunden gerichte— 
te Abhandlung zum Vorſchein; aber fie war von feiner 
Bedeutung. Hierauf fihrieben nach. erhaltenen Auftrag 
des ganzen Ordens zwey Benediftine Mönche Dom, 
Renstus Profper Taflin und Touffain eine lateinis 
ſche Schutzſchrift, in welcher fie die Urkunden der Kloͤ— 
fer vereheidigten: allein, ebe fie damit fertig waren, und 
fie in die Druckeren geben wollten, wurde ihnen aufges 
tragen, ein ganzes Werf über die Diplomatif, und zwar 
Franzoͤſiſch auszuarbeicen, dag fie aud) glücklich ausge: 
führer haben. Und obgleich Touſtain während der 
Berfertigung deffelben ftarb, fo volendere es do.h Taſſin. 
Der Titel iſt: Nouveau Traite de Diplomatique, in 6 
Bänden 4. vom Sahr 1751 — 1765. Viele Gelehrte 
haben gewuͤnſcht, daß dieſes Buch in lateiniſcher Spra⸗ 
che abgefaßt ſeyn möchte 1) weil viel franzoͤſiſche unbe⸗ 
kannte Terminologien darinne vorfommen; und weil 2) 
viele Stellen aus dem Sateinifchen falfch überfegt find. 
Es ift für den Diplomatifer unentbehrlich, aber theuer. 
Der Herr Rath Adelung hat eine deurfche Ueberfegung 
beſorgt; [von den fechs letzten Bänden machte fie Anton 
Audolpb niche forgfältig und richrig genug. ] Die 
Werk, ift ebenfalls nicht wohlfeil. 


gb, 
Chronicon Gottwicenfe, Gottwich oder Gottweis, 
ein Klofter in Miederöfterreich. Der Abe dieſes Kloſters 
Gott⸗ 





De Diplomatibut. 243 


Gottfried von Beßel wird für den Verfaſſer dieſes 
Werks ausgegeben: allein es war ein Mönch diefeg Klo— 
fters, [Sranz TJofepb von Hahn ] ver Berferriger, 
[wenigſtens fol er den färfften Antheil daran haben g 
wie Here Derter angemerft has Er wollte eine deut 
ſche Diplomatif fchreiben: das Werf ift-aber nichr ganz 
herausgekommen. Wir haben nur von dem Tomo pro- 
dromo den 1. und zten Theil *). Doch foll der zre Band 
fertig unedirr liegen, wie der Herr Abt Gerbert in: fei 
nen Briefen von der Neife durch Deutschland berichten, 
Da aber feit 53 Jahren weiter nichts erfchienen iR, fo 
iſt fchwerlich die Bekanntmachung deffelben zu erwarten, 
Zur deurfhen Neichshiflorie und Geograrhie dee mitt— 
lern Zeitalters ift es ein unenröchrlihes Buch. Bas 
ring in claue diplomatica fagt, wovon diefes Werk, hans 
delt nemlich ı) de codicibus antignis milptis, .2) de Impe« 
ratorum ac regum Germanorum diplomatbus; 3) de eo⸗ 
rum palatiis, villis &c, 4) de Germaniae mediae pagis. 
Es iſt ein nuͤtzliches Buch, hauptſaͤchlich für den Philo— 
logen. Hauptfächlich ift die Abhandlung de pagis Sehr 
fhön. Deutfchland war ehemals in pagos oder Kanzane, 
deutſch, Bauen eingerheilt: wie denn diefe Endigura 
noch heut zu Tage vielen Srädten, als Hennegan, Brig. 
gau u. ſ. w. bengelege wird. Auch unſer Leipzig hies 
ehemals Plisnegau von der Pleiße. 


Heumann, Prof. in Atorf, ein gelehrter Mann, 
fehrieb einen Kommentar de re diplomatica Iinperatorum 
et regum Germaniae inde a Caroli M. teımporibus. Muͤrn⸗ 
berg 1745 — 1753. in 3. Tom. ing, Es iſt ein nuͤtzli— 
ches Werk wegen der gemachten Bemerfungen über eins 
zelne Diplomata. Dur ift es zu bedauern, daß der 
Mann ftarb, che er alles vollender hatte. 

| Q2 lag Rex 


+) [8. Schwarsens Recenfion, oder vlelmehr Auszug In den 
aftis erud« ‚Lipb 1734: ©. 97 bis 112) 


244 Part, I, Cap. III, 


.. Rex Germaniae,], Ehe ſich die Könige in Nom nicht 
harten Erönnen laffen , nannten fie ſich nicht Imperatores, 
ondern nür reges, So nennt ſich z. B. Henricus Auceps, 
in den diplomatibus blog regem Germaniae , weil ev nie | 
Dach Rom gereißt war. 
r Eckbardi iutroducdtio in rem diplomaticam praecipue 
Germaniae, er war Prof, in Jena. Sein. Wurf hat 
den Schler, daß alle unbedeutende Difpuretionen und | 
Heine Abhandlungen mit angeführt worden. | 
| . 8% | 
Barintts clauis diplomatica ift ein brauchbares Buch, 
fo wohl bey Urkunden, als aud bey Unterfuchung der | 
lateinischen Mſpte auftorum claflicorum. Herr Hofrarh 
Oatterer in Götfingen, ein großer Diplomarifer, woll- 
te cine diplomaticam vniuerfalem ſchreiben. Es erſchien 
1765. zu Göttingen der erſte Theil? aber weiter haben 
wir Feinen erhalten *). m dieſem Theil ift de Seriprura 
und de notis gehandelt worden. Jene hat erLinneismum 
genennet, weil er fie nach des Linneus Methode in 4 
Klaffen getheilt diefe aber Amsoticam,. Diefes Werk 
iſt wegen der unbefanneen Namen, die den Abhandluns 
gen beygelege werden, ſchwer zu verftehen, und nicht für 
jedermann "brauchbar. AUlofer Verfaſſer fage von ihm 
Allatium omittit, In diefen Worten liege vieleicht ein 
verdeckter Tadel: denn Leo Allatius harte ja ſchon 
in der — vieles feſtgeſetzt. 
| 8. 9. | 
Gottfried Wilhelm Leibniz har fich um die Diplomas 
tif fehr verdiene gemacht; durch die- Ausgabe des Codi- 
cis Juris Naturae et Gentium, praefatione vtraque, Hans 
nover 1693:in Fol: Es enchält lauter Originalia, wel⸗ 
a che 
IDoch erſchien noch einiges hieher gehöriges.] 





De Diplomatibus, ‚245 


che der Berfaffer für die Wubliciften ans Licht geſtellt. 
Ferner: find Geſetze, Bünöniffe und Drivilegien erlaͤu⸗ 
tere: befonders ift Die Geſchichte des mittleren Jahrhun— 
ders durch Diplomara von vielen fabelhaften —— 
gereiniget worden, 
Der Nutzen der Urkunden dienet hauptſaͤchlich 
1) zu einer richtigern Kenntnis der Fiſtorte: denn die 
diplomata enthalten actus publicos, die ſich auf die Ge— 
ſchichte beziehen. So hat z. B. Fram mactin Pel⸗ 
zel die Geſchichte Kaiſer Karls IV. Königs in Boͤh⸗ 
men mit vielen Urkunden herausgegeben, Prag 1780, 
2) Serner haben die Diplomara ihren großen Einflug 
auf die Chronologie: denn cs ſteht immer in denfel« 
ben der Tag und Aufenthaltsort, wo das Diplom aus— 
| 'gefertiget worden, mir angegeben: und alfo Fann man 
öfters durch Biefelben dag Gegentheil von den Nach⸗ 
richten mancher Hiſtoriker erweifen. 
3) Auch in der Geographie ſind die Diplomata von ſehr 
ausgebreitetem Nutzen; 
Geographia eft vel naturalis, vel pobitica, 
naturalis, wenn wir fie blos, wie Huͤbner und Bü» 
ſching und andere durchgehen. * | 
politica, wenn wir wiflen und beffimmen, in was 
für Provinzen, $änder, Städte und Dörfer ein Reich 
gerheile gewefen, und welches die Subordination der 
verfhiedenen Provinzen geweſen iſt. So theilte z. B. 
Auguſt das roͤmiſche Reich in gewiſſe Provinzen: einige 
behielt er für ſich, andere gab er dem Rath. — 
Ronftantin der Große theilte das Neih in 4 
Hauprprovinzen. — Unter den Fränfifhen Kaifern 
wurde das Reich in ducatus, comitatus, und principatus 
gerheilt; und nach der Zeit in Dörfer und Kantons, 
Wenn fih jemand, bey den Kaifern fapfer gehalten, 
wurde er mit etwas belchnt. 
4) Der Nusen der Diplomaten erſtteckt ſich auch auf 
die Genealogie der groͤßten Haͤuſer in Europa. Sonſt 
« 25 berief 


\ 
\ 


5).Der Nugen der Urfunden beziehe fih auch auf das 3 


‘ wmiligrumz; ingleichen auf die Kenntnis der Spras 


- fondern es heißt überhaupt eine Zeit von gewiffen Jah— 


846 Part, II. Cap, ‚IT. 


"berief man ſich auf die alten Tournierbücher: aflein Heue 
zu Tage glaubt man folden Sachen nicht mehr. 
Durch. Diplomata find 5. DB. viel Ungewisheiten des 
Haufes Baden und Wuͤrtemberg, wie auch andrer 
hohen Häufer in Europa entſchieden worden. 


Jus publicum; Feodale; ja auf dag Jus fingularum fa- 


‚chen, bauptfächlich der Safeinifchen. Man kann aus 
den Urfunden die Hofchargen, die vornchmften Minis 
ſter und ihre Geſchaͤfte Fennen lernen. 


6... 10% 


Man muß, wenn man fich mie Urkunden abgeben 
will, fie riebrig lefen, verfteben und schte Diplo- 
mata von unächten umnterfcheiden lernen, Die Wahrz 
heit iſt Elan und einleuchtend. 


- 


5. 11. 


Die Langobarden, Gothen, Schotten, Germanen 
und Franken hatten verſchiedne Schriftzuͤge; dieſe muß 
man kennen lernen und wiſſen, wie fie in jedem Jahr— 
hundert bey jeder diefet Nationen, gebräuchlich geweſen, 
wenn man Diplomata richtig lefen und beurrheilen will. 
Dann obaleich die Diplomara meiftentheils lareinifch 
find; fo haben fich doch die Schrifrzüge beftändig verän« 
dert. cf, Baringii clauis Diplomatica. 


Seculum ift bier nicht ſenſu ftridifimo anzunehmen, 





ren, wo fich etwag ereignet oder geändert haft. ‘So 
heißt 3. B. feeulum Flauianum, da der Kaifer Veſpaſian 
und feine Söhne regierten; Seculum Carolingicum, heißt 
die Zeit, da die Kaiſer aus dem Karolingiſchen Stamm 
die Regierung fuͤhrten. Man muß die Aglas Fennen ler⸗ 

nen, 


De Diplomatibus 247 


nen, "esfind einzelne Buchftaben, die etwas bedeuten, 
wodurch ein ganzes Wort ausgedrücdt wird, | 
Ferner die notas und compendia feribendi; dieſe vers 
urfachen öfters viele Schwierigkeiten. Mannert in 
den oben angefuͤhrten: Mifcellanea, meift diplomatis 
ſchen Inhalts, Nürnb.1795- 8. ift hier wieder zu empfehlen, 
Das zte Kap. giebt auf 9 Kupfertafeln eine Menge von 
Abbreviaruren mit ihren Erflärungen.. Im 4ten Kap. 
werden Benfpiele von Diplomen und Handſchriften ge= 
geben, welche theils unaͤcht, theils zu alt angefege were 
den.] Auch muß man die monogrammata nominum wife 
fen. Dieg waren gewiffe Figuren, worinnen eines Kais 
fers oder Königs Name verborgen war. Dieſe wählten 
ſich die Regenten nad) ihrer eigenen Phantafie, fo bald 
fie die Kaiferwürde erlangr hatten. Baring har hiere 
. vonin feinem Werfe Beyfpiele ©, 23.29. 43. und 54. 
angeführte, auch Mabillon. Ingleichen haben die Ber« 
faffer des nouveau trait€ de diplomatique viel monogram- 
mata gefammler; und Herr Batterer in felnem ange» 
führten Werk in der Abhandlung der Semiotik har dies 
fe Sache mit noch mehrern Beyſpielen erlaͤutert. Iſ. auch 


Chriſt ©. 324. } 
% §. 12% 


Um die Diplomatif richtig su verffeben, muß 
man diejenigen Ideen und Begriffe mie den Wörtern 
verbinden, die der Schrifefteller Damit verband, Die 
Diplomata find größtentheils lateinifch; aber die Spras 
che blieb fich niche gleich. Die älteften find aus dem 8. 
9. und ıoten Jahrhundert; und die da übliche Latinitaͤt 
muß man wiffen, um Diplomen in diefem Zeitalter aus« 
geferriger, richtig zu verftehen. So wurde z.B. einis 
gen Klöftern ein manfus geſchenkt: d. i. eine Are von 
Vorwerk, wovon das Kloſter die Revenuͤen, befonders 
die fructus naturales zog. 


Q4 Be⸗ 


BR“. ; Part, IL Cap, II, 


Beſonders iſt zu Unrerfuchung diefer Sache brauch“ 
bar, ja unentbehrlich des 

Du Frefne, du Cange Gloflarium medii aeni. ranfs 
furt 1683. 3 B, in Fol, Beſonders ift die Difpurarion, 
welche die numos Jmperatorum Conftantinopolitanorum 
enthäle, in diefer Ausgabe merkwürdig. Die Sarinität 
geht bis ins ore Jahrhundert. Nach der Zeit hatten vier 
Benediktiner in Kranfreich, Toufain, d’ Antine, Charpen- 
zier und Pellerier, fich entſchloſſen dieſes Werk forrzufegen. 
Sie wurden aber uneins, und giengen aus einander. 
Das Werf blich doch nicht ganz liegen, weil fich andere 
darzu fanden, Die es fortfegten. Charpentier harte 
wohl den größten Antheil daran, Diefes Werf ift gut 
und treflich ausgeführe und auf Subfeription gedruckt 
worden, Der Preis war 36 Thaler, jezt iſt es aber 
wohlfeiler zu befommen, — Einer ber 4 erften Arbei« 
ter, Charpentier gab nachmals ein Supplement allein 
heraus, Er gieng, um diefem Unternehmen beffer ob⸗ 
liegen zu koͤnnen, aus feinem Klofte. Der König von 
Frankreich gab ihm ein Dekret, vermöge deffen ihm alle 
Archive, bey allen Gerichtshöfen, Parlamentern und 
Difafterien zu brauchen offen fiunden. Es fam'von 1738 
bis 1766, heraus, und zwar in 4 Fol. Bänden. Er 
har die wichtigften Sachen vom ııten bis ıste Jahr⸗ 
hundert forrgefege, Es find viel Feudalausdrüde, die 
aus der alten franzöfifchen Sprache entſtanden, von ihm 
erkläre worden, Zu DBafel 1767. murde diefes Werf 
nachgedrudt, und diefe Ausgabe ift der Franzoͤſi ſchen noch 
vorzuziehen, denn die diſſertationes de numis Imperatorum 
graecorum find mir beygefügt worden. H. Adelung hat in 6 
Bänden in gr. 8. einen Auszug gemacht, der in Halle abge, 
Drucke worden, Um das Latein des miftlern Jahrhunderts 
Fennen: zu fernen, muß man die leges imperiales des 3. 4 
und sten Jahrhunderts; den Codicem Theodofianum 
cum notis Ritteri; (er war Prof. in Wirtenberg) die Con- 
ftitutiones und Nouellas fleißig lefen, — zur — 

mati 





De Diplomatibur. 249 


matif gehört viel Sprachfenntnis, 3. Ba das Wort pa- 
ganus erklaͤrt man cin Heide, weil die Kaifer, Konſtan⸗ 
tin der Große, und Theodos der Große befohlen hätten, 
dag diejenigen, welche die chriftliche Religion nicht an« 
nehmen wollten, fich auf die Dörfer härten begeben müf- 
fen: allein pagani werden bey dem Tacitus und Sveton 
militibus, alg fofche qui non ſunt milites, enrgegengefegt. 
Zu den Zeiten des Theodos, war faft der ganze Rath 
noch heidnifh. Selbſt Juden und Mahomedaner wurs 
den ehemals pagani genenner, 


Aus dem mittlern Jahrhunderte muß man von fol⸗ 
genden Sachen Kenntniffe haben, 5. B. 


palatium heißt ein Schlos in einer angefehenen 
Stadt, wo ein Kaifer mie feinen Räthen, manchmal auch 
mit den Sandftänden refidiren Eonnte,. So hatte 5. B. 
Heinricus Auceps ein Palarium zu Merfeburg; Otto 
der Große zu Altſtaͤdt; ferner in Thüringen zu Wallhau⸗ 
‘ fen, Arnftade und andern Orten. - Das erheller aus den 
Urfunden, Die ausgefertigee worden. — Die Fränfis- 
fchen Kaifer hatten ihre palatia in den vornehmften Staͤd⸗ 
ten Deutſchlands / z. B. in Regenſpurg haben ſich die 
Kaiſer öfters aufgehalten, 

Ein anderer Fleiner Ort war villa, i. e, ein Eleiner 
Flecken, wo die Kaiſer, quafi minus folemniter ſich aufs 
hielten, daß heißt, wenn fie ihre Hofbedienten nicht mit 
hatten. Otto der Große batte eine folche villam zu 
Memleben, in Thüringen, zu Brücfen u. f. w. 

cors regia, war ein Vorwerk oder ein Gut, dag 
nicht weit von einer Stadt fag, cors regia hieß “auch 
ein Vorwerk, wo ein Föniglicher Beamter fi; aufhielt. 
— Zeinrich IL, hatte eine cortem zu Kaffel, die er fei- 
ner Gemahlin Kunigunde mir allen Zubehörungen ſchenk⸗ 
ge; und diefe fehenfte fie wisder dem Stift Kaufungen. 
Dieſes bezeuget Ditmarus, Biſchof zu Merfeburg in 
feinem Chronico, und die Urkunde ig der Beſchreibung 

| DR von 


250 Part. II. Cap. II, 


von Kaſſel. Diefe cohortes lagen nicht weit von einem 
palatio, damit man die nothwendigen Viktualien von 
daher ziehen konnte. 

Luther ſoll unweit Borna eine cortem, mit Na— 
men Zelsdorf vom Churfuͤrſten zu Sachſen gefchenft be> 
kommen baben. 

Bisweilen werden diefe Wörter nemlich ‚palatium, 
villa, und cors verwechfelt, aber es ift falfch, wie du 
Cange in feinem Gloflario gezeigt hat. 

pagus war ein gewiſſer Diſtrikt, deutſch Bau ges 
nannte (f. $. 7. b.) worinnen oppida, villae, &c. lagen. 

Mebillon hat indicem pagorum Germaniae here 
ausgegeben. 
$ Chronici Gottwicenſic audtor de pagis Germaniae, 

Boͤhlers Geographia medii aeui ift zur Gefchichte 
und Neichshiftorie brauchbar, 

Man muß die verfhicdenen Würden und Chargen 
Fennen fernen, die in diefem Zeitalter üblich waren, um 
die Diplomata richtig zu verfichen: z. B. das Wort ca- 
pella, war wie die Fabel fagt, ein fignum militare (oder 
falan) dag zur Zeit der Sränfifhen Kaifer vom Himmel 
gefallen feyn follte. Dieſe capella wurde in einem Zims 
mer, (fo wie das Ancile zu Nom, von welchem man 
auch Dieß vorgab) aufbehalten: und diefes Zimmer dien» 
ze zugleich zu einem Archiv. Der die Auffiche darüber 
hatte, hies capellanus; diefer aber fund unter dem Ar- 
chicapellanus. 

Cancellarius war in den älteften Zeiten vir humilis 
ofheii,; nemlich ofiarius, eine Art Thuͤrſteher; (Diefes 
Wort hat von den Cancellis ſeinen Namen, welches ge⸗ 
wiſſe Schranken waren, wo die Partheyen im Gericht 
ſtehen mußten) nachmals wurden fie /eribae (ab actis con- 
fignandis) genennt; und endlich wurde unter diefem Wore 
dignitas illuſtris verftanden. 

Cancellarius muß weniger geweſen feyn, als Ar- 
chicapellanus, Dieß beweifen 2 Urkunden der Stadt 

| > Kaſſel, 





De Diplomatibun, | 251 


Kaffel; wo der Cancellarius in Abweſenheit des Archi⸗ 
capellani ſich hat unterſchreiben muͤſſen. 

Dux, war erſtlich nomen ofeii militaris; in der 
Solge war eg nomen \ofheiis cauilis: aber diefe Wuͤr⸗ 
de war nicht erblich, fondern erſt in fpätern Zeiten erb⸗ 
ten die Ducatus forr. 

Auch den Ralender des mittlern Zeitalters muß 
man Fennen fernen. Hierzu find dienlich: 

Johann Jakob Rabe, Prediger im Anfpachis 
fchen, hat de calendario medii aeui 1735. geſchrieben. 
Ingleichen Herr Rektor Haltaus hat diefen Gegenftand 
gut bearbeiter. | 

Bor furzen ift erfchienen: Kalendarium chronolo- 
gicum medii potiſſimum aeui monumentis accomınodatum 
ab Antonio Pilgram, Wien bey Kutzböf, 1781, gt. 4 

Part de verifier les dates des faits hiftoriques, Paris 
1750.in 4. Mach dem Titel zu urcheilen follte es der 
ganze Orden gefchrieben haben: allein die Berfaffer find 
Clemencet und D’ Antine, oder wie andere wollen Durand, 
Das Werf Foftee 3 Louisd'or. Es enthält alles, mas 
zu diefem Sache gehoͤret. Die verfchiedenen Arten zu 
zählen, und die Epoquen find angegeben, und die davon 
befindlichen Tabellen find fehr brauchbar. Vor dieſem 
Bud) ſtehet eine Differtarion von allen Arten das Das 


fum anzugeben; auch wird die befannte Formel regnante 


Chrifto erflärt. | Der erfte Band, mehr nicht, erſchien 
(von Kern, nachmals Prof. zu Ulm,) überfegt: Allges 
meine Chronologi rc. mit einer Vorrede von dem Göttin» 
gifhen Lehrer, Walch, Seipzig 1779. gr: 8 Auch 
gebörr hieher: Lettres fur l’art de verifier les Dates &c, 
par M, !.Abbe Parowiller, Par. 1750. ı2.] 


9, 13. 


Es ift bisweilen fehr fehwer, Diplomata richtig zu 
beurtheilen.. Wil man folche prüfen, fo muß m 
1) vor⸗ 


4 


152 Part. II, Cap. II. 


4 
1) vorziglih die Sachen, worauf fiergefchtieben worden, 
2) Die Dinte und Schrifrzüge; und | 
3) Innhakund Datum, genawunterfuchen.: Die Schwie 
rigfeiten bey diefer Drüfung werden noch dadurd) grö- 
Ber, weil felbft viel gelehrre Männer, wie z. B. Herr 
von Ludwig verfchiedene foll untergefchoben haben. 


Hierbey müffen wit folgende Sragen aufwerfen ? 

1) Kann man zuverläffig urtheilen, 06 ein Diplom ächt 
oder falfch fey? Man muß gewiffe Regeln wiffen, und 
Theorie und Kritif mir praftifchen Kenntniffen zu vers 
binden fuchen. — Die Jeſuiten behaupteren zwar, 
man Fönne nicht allemal die aͤchten Diplomata von 
den unächten unterſcheiden: allein Bier gilt der Grund» 
fa; des Kivius, wenn er fagt: veritas non ita opprimi 
poteft, quin 'vlla fui figna relinquat, per quae depre- 
hendi poflit. 

2) Worauf kommt es an, wenn man Diplomata beut- 
theilen will? Man muß gewiffe Grundfäge und Obſer⸗ 
vationen haben, die fich auf vielerley Diplomara grüns 
den, die theils ächt, theils falſch geweſen. Dies fegt 
alfo voraus, daß man viele muß gefehen haben, Hier⸗ 
aus muß man axiomata machen, und Schlusfolger 
ziehen, ferner muß man die notas charadteriflicas, die 
das Wefen der Urkunden genau beftinmen, kennen 
lernen, 

3) Wie fomme man zur Gewisheif, wenn Diplomata 

von Berrügern untergefchoben worden ? 


Man muß, wenn man folche Diplomasa bemerfer, 
die Sache der genaneften Prüfung. unterwerfen. — 
Es ift zwar wahr, viele Berrüger haben. Ihren Be⸗ 
trug fehr fein gefpiele: aber es werden fich Doch ge⸗ 
wiſſe Kennzeichen finden, wodurch man die Sache 
entfcheiden fann. 


Iſt das nicht, fo fufpendire man bisweilen fein 
VUrtheil. 
Man 





De Dip lomatibur, 253 


Man muß ferner, wenn man fich mit Diplomen be- 
ſchaͤftiget, nicht allzu leichtglaubig ſeyn; aud) 
Partheylichkeit bey Unterfuchung derfelben zu vers 
meiden ſuchen. Auch muß man fi vor einer 
fhädlihen Zweifelſucht, wo man Feine Urfache 
dazu hat, hüten. - Denn wie es ein Fehler ift, als 
les gleich anzunehmen; eben fo ift es auch ein Feh— 
fer; alles bezweifeln zu woßen. — Pyrrhoniſten 
find die an allen Sachen zweifeln, beym Nad- 
denken ſtehen bleiben, und nichts befchließen. Und 
in den Sehler des Pyrrhonismus verfielen die Je⸗ 
ſuiten mit ihren Zweifeln, 

Salmon, Doktor der Sorbonne in Paris beſtaͤtigt, 
daß die Jeſuiten alles haͤtten irrig und verdaͤchtig 
machen wollen. 

©. Monf; De La Croze, Bibliothekar i in Berlin, Vin- 
‚diciae veterum Scriptorum contra Harduinum.- Rot- 

_ terdam 1708. it. eiusdem Diflertations hiftoriques 
&c. Blotz im ıften Kap. feiner oben angef, Le- 
ction. Venufinarum, I 


6, 14 

Der natürliche Scharffi nn muß bey Beurthei⸗ 
lung der Diplomen das meifte thun. Bor den Zeiten 
des Mabilon barte man noch Feine Theorie feftgeferr, 
wornach man diefelben prüfen Fonntes und doch: harten 
fchon lange vorher Erasmus Rotterodamus. D, 
Zurber, und Wilhelm ZRanterus, von der Kritik 
der Codicum mfptorum gefunde Grundfäge gehabt. 


$. 15; 

Man muß die allgemeinen Charaktere der Dipfomen 
wiſſen. Man rheilt die characdteres in externos und inter- 
nos ein. | | 
.... externi charaderes, find die eigentlichen: Kennzei⸗ 
hen, die zum Weſen ſelbſt gehoͤten. Man; muß hier 

folgende 


254 Part, II. Cap. III, 


folgende Sachen beobachten: die Buchſtaben; 

Screibart; (denn jedes fand und jede Hand har ver: 

fchiedene Züge) die Materie, worauf gefchrieben worden 

nemlih: Pergament, baumwollen und leinen Pas 
pier; (hierbey muß man bemerfen, daß dag Papier nicht 
fo alt, als das Pergament ifi) die Sigilla , d. i. die In— 
fignien desjenigen Herrn, von dem die Urfunde ausges 
ftellee worden; (bey den alten Diplomen find fie nur in 

Kapfeln angehänar) die monogrammata d. i, die Namens 

zuͤge, welche die Kaiſer bey Antritt ihrer Regierung wählten. 

ef. Michael Heineccius de Sigillis. Halle 1719. Sol. 

Manni Flor entini Öbleritktiones uber figilla antiqua, 
Florent. 1739. 

Ferner muß man auf die Dinte, (ärdge fi ſieht roͤth⸗ 
lich, manche ſchwaͤrzer und ſ. f.) auf das Legen oder 
Brechen der Diplomatum; auf das Aufdruͤcken der 
Siegel; auf das Datum, und die verſchiedene Are zu 
datiren; auf die Kevifion, Contra - Signatur; uf. w. 

tung geben. Diefe waren in den verſchiedenen Zeiten 
immer anders. wu 

interni. charalleres: Hier muß man 
1) das genus oretionis, d, i, den verfchiedenen Stil 

und die verfchiedene Schreibart wohl wiſſen, wie 
er zu diefer oder jener Zeit gebräuchlich war; ferner 
die Sormulare, die man bey Unterſchriften brauchte, 

S. Misrculf in Colledtione formularum, Der 

Abe Bignon hat es in 4. herausgegeben; es enthält 
alle mögliche Formeln und Gebräuche. 

2) Man muß ferner die Namen der Regenten wiffen: 
denn ift der Name falfh, fo ift das Diplom gewis 
untergefehoben. Dies giele auch von den Perfos 
nen, welche die Diplomata contraſignirt haben. Der- 
gleichen muß man 

3) cognitionem titulorum haben 3. B. ein deurfcher Kais 
fer, che er als Kaifer in Rom beftätriger wurde, nennte 
fid) blog regen. romanum, — Die Formel der Kais 

fer 








De Diplomatibus. 255 


fer und Könige Dei gratia, oder mifericordia Dei, 
muß gemeiniglic) auf den diplomatibus ftchen. 

Man har behaupter, die Päbfte harten dag Formus 
lar regnante Chrifo undlzwar bey Erledigung des. Fai« 
ſerlichen Throns allein gebraucht: aber Blondellus hat 
in einer Abhandlung de formula regnante Chriflo, dag 
Gegenteil erwicfen. Ein gewiffer Capellanus ſoll fie er⸗ 
funden und eingefuͤhrt haben. 

Ferner eine andre Formel zu datiren war appropin- 
quante mundi interitu. Diele haben geglaubt, es folle 
dadurch der Untergang der Welt angezeigt worden feyn: 
allein wahrfcheinlich Haben die Mönche dicfe Formel er— 
funden, um dadurd) Gelegenheit zu haben, den Bauern 
ihre Guͤter abzuſchwatzen. Dieſe Formel iſt auf 300 Jahr 
gebraͤuchlich geweſen. 

Wenn man nicht ſelbſt das Original pruͤfen kann, 
fo beweiſen die characteres interni mehr, als die externi. 

S. Hiftorifih diplomatifches Jahrzeitbuch zur. Pruͤ⸗ 
fung der Urkunden, von Wafer 1780. auf 152 Seiten. 
Der unglüdliche Verfaſſer diefes Zeitbuchs iſt aus der 
Hiſtorie bekannt. Sein Briefwechſel mit dem Hofrath 
Schloͤzer war an ſeinem Ungluͤck Schuld. * Buch 
ſehr gut und gruͤndlich geſchrieben. 

Man muß die antiquitates medii aeui, and bie Her. 
fhiedenen BVerhältniffe der Kaifer gegen die Stande, 
und umgefehre recht genau Fennen lernen, denn auf hie 
felben kommt in der Diplomatif viel an. 

ct, Pauli Hachenbergüi Germania media, feu hnedit 
aeui. Er war Prof. in Heidelberg, und das Bud er⸗ 
fehien im vorigen Jahrhundert. Die Profefforen Bund- 
ling und Thomafius in Halle erfuchten Herrn. Türken, 
e8 wieder auflegen zu laffen. Es wurde alfo 1711. wies 
der abgedruckt. bank 

BU 

Man muß im Anfang recht zuerläffig ächte Diplo⸗ 
mata lefen. Has man einige Kenntnis und Serrigfeie _ 

hiers 


256 Part, Il: Cap. I, 


hierdurch erlangt, fo muß man fie mit andern auch wohl 
unächten vergleichen, nur muß man behutſam fenn, 3. 
DB. man finder in den Diplomatibus und Adis Concilio- 
rum bisweilen Unterfchriften von Derfonen, die damalg 
nicht lebten, oder bey der erften Unterſchrift nicht zugegen 
waren. , Es ift aber zu wiffen, daß man in der Folge öf; 
ters Abfchriften der Achten Diplomen unterfchrieb. So 
wird z. DB. die formula Concordiae noch immer untere 
fohrieben, und doch. find diejenigen Perfonen, die fich 
unterfehrieben, nicht bey der Errichtung gewefen. Fer— 
ner finder man vir piae fandlae few felicis memsriae: man 
darf nicht glauben, daß fie allemal ſchon verftorben ges 
wefen; fondern fie waren nur in gutem Ruf, und man 
legte ihnen dergleichen Zufäge fchon bey Lchzeiten bey. _ 


— (areas 

Die Diplomata find alfo befonders zur Hifforie, 
Geographie, Chronologie, zum Jure publico, Bürgerliz 
chen und Kirchenrecht brauchbar. Hierbey find folgende 
Schrifrfteller zu empfehlen, um von ihnen zu lernen, 
wie man Diplomata wohl anwenden müffe. 

Graf Buͤnau's Reichshiſtorie. Es wird in die 
ſem Buche von der Diplomatif mir gehandelt, und ge 
wiefen, wie er fie gebraucht habe. 

Johann Daniel Schoepflins Alfatia illuftrata; 
Hifforia Würtembergenfis; it. Hiftoria Zaringo = Badenfis, 

Aanßelmanns [oben-angeführter] Beweiß von der 
Macht der Römer in Deurfchland. Diefe Kifforie iff 
beynahe ganz auf Diplomara gegründer [Werfuch 
einer titterafur der Diplomatif von Sried. Aug. Huch. 
Erlangen 1792.98. [Eimgroßes Verzeichniß Fleiner und 
größer diplomarifcher Schriften liefert Öberlin im An- 
hang zu feinem diplomatifchen Handbuch : artis diploma« 
ticae primae lineae, Strasburg 1788+ 8.] 





Cap: 











blche Wiſſenſchaft leichte zu erlernen, was zu Ertanntniß 
4 R 


297 





Men 


o lange die Menfchen in Gemeinfchaft Ichren, be— 
ſaßen fie auch alles mie einander gemeinfchaftlich. 
&o 


n = verfchledenen Paragraphen Stefes Kapitels werden viele Buͤ⸗ 


cher zur Münzfunde oder von verfhiedenen Münzen anges 
führt werden. Hier wll ich zum voraus nur einige erwaͤh⸗ 
nen. 

Unfer Martini im feineht XII. XIIT. ind XIV. Excurs 
jue 2ten Ausgabe der Erneſtiſchen Arhädlogie S. 22> ff. 
Was er dorten weiter geſagt oder befler ausgeführt hat, dieß 
brauche ich bier nicht zu wiederholen. Go- handelt er gleich 
anfaıtgs vom erften Utſprung, toher Beſchaffenheit und vom 


erſten Gebraud der Münzen, von dem Phidon und- jeiner 


vorgegebenen erſten Muͤne, und giebe nad) Anleitung des 
Sartbelemy, Cin den Mem. de P Acad. des I. et B. L- 
Dand 34:) und Audw., Dütens (in Explicati ion de quel= 
ques medailles Gröcques et Ph£niciennes”ävec une Pal’ö- 
graphie numismatigue, 2te Ausg. Condon 1786: einige 
Haupf: Kegeln , welche bey der Unterfuchnng und Prüfung 


‚einer alten Münze vorzuͤglich zu beobachten find. 


ae Chriſt. Fried. Chrift, Abhandlungen ic. ©. 


135. ff 
z Jac. Rambach im zen Band der Potteriſchen gelech. 


Archaͤologie S. 39 ff. 


Das geöfnete Müns:Cabinet, oder Einleitung, wie 


* 


258 


Part. II, Cap. IV. 


Sobald aber diefe Gemeinschaft der Güter aufgchoben wur⸗ 4 
de, war es nothwendig, daß ein jedweder das Nothwendig⸗ 


fte 


der Antiqguen und Modernen Münzen erfordert tverde, und 
wie Solche nuͤtzlich zu gebrauchen. Sampt Beſchreibung der 
beruͤhmteſten Muͤnz⸗ Cabinetter und Secribenten in Andi 
Hamburg. 1700. 12. 

La fcienza degle Medaglie, nuova edizione con annota- 
gioni ftoriche e'critiche ; tradotta dal Francefe)dal.P. Alef- 
fandro Berti. Venedig. 1756. I. Bände, in 12. 

An Eflay on Medals. London 1784. 8. Der Berf. handelt 
von den ältern und neuern Münzen und Schriftſtellern, bes 
fonders im Igten Abfchn. von dem Münzivefen der Englän: 
der und Irrlaͤnder. — Die 2te viel vermehrtere und 
verbejfertere Ausgabe ift unter der Aufſchrift: An Eflayron 
Medals: or, an Introduätion to the Knowledge of ancient 
and modern Coins and Medals, efpecially thofe of Greece, 
Rome and Britain. By John Pinkerton. A new Edition, 
corretted, greatly enlarged and Ulufizated with Plates. Sons 
don. 1789. IL D. in $: 

Kursgefaßte Anfangsgruͤnde sur alten Kumismatif, 
sufammengetragen von Abb. Eckhel, Direktor des, Eail. 
Anticfenfabinets, und Lehrer der Alterthumskunde an der hoben 
Schulezu Wien. Bien (ohne Bemerk. des Jahres; es iſt aber das 
neuefte , und ein vortreflihes Handbuch) in 8- mit Kupfern. 

Ein Hauptwerk in diefem Fache ift das befannte Spanhei— 
mifhe Werk: und die vollftändigfie Ausgabe davon folgende : 
Ezechiel Spanhemii, L. B. diff, de praeftantia et vfu numis- 
matum Editio noua. tomus I. Londini 1706. — tom. II. — 
opus poftumum, ex auftoris autographo editum, ac numis- 
matum iconibus illuftratum ab Ifaaco Verburgio. Amſtel. 
1717. fol. Bon diefem und feinem Werk wird umftändlicy 
gehandelt in D. Anjelmi Bandurii Bibliotheca nummaria, 
nad) der Ausgabe des J. A. Fabriz, Hamburg. 1719.4,S. 
143. ff: Sn dieſem Bude findet man ein zahlreiches Ver: 
zeichnis derer, welche de re nummaria gefchrieben haben,, mit 
genauer. Anzeigeihrer hieher gehörigen Schriften. Es verdient 
die Buch, daß es von einem Sachverſtaͤndigen Litterator 
mit Verbefferungen und den nöthigften Zufägen und mit Forts 
feßung bis auf unfere Zeiten wieder herausgegeben werde. Eis 
nige ſchaͤtzbare Beyträge liefert Hr. Carl Benjamin Kengnich 
in Deyträgen zur Kenntniß ſeltener — Bücher mit a 











De re numaria, 259 


ſte zu erlangen fih bemühen muß. Dies aefchah an⸗ 
fangs durch den Taufch. So taufchten z. B. erft eins 
zelne Familien, und dann ganze Nationen mit einander, 
wie Homer und Daufanias erwähnen. 
| ©. ]. G. Wachteri Archacologia nummaria, Leipz. 1740. 
4 im iſten Cap. de nouitate pecuniae et permutatione, 
Le befonders Chriſtian Cruſius comm. de originibus 
pecuniae a pecore, ante nummum ſignatum. Perersburg. 
1748.90. 8.] Während der Be (agerung Troja brachten 
Griechen Wein ins Lager der belagerten Stadt, und 
man gab ihnen Fele, Eifen, - Sklaven und ſ. w. ). 
Auch die: Geldbufe in Rom beftund in Bich, z. B. in 
Schaafen, und Stieren. Sodann wurde der Preiß eis 
nes jeden Thieres feſtgeſetzt. Lex Ateria fegee den Preig 
eines Stiers auf 100, und eines Schaaf auf 10. afles, 
Aber der Gebrauch des Meralls muß ſchon fehr alt feyn, 
weil öfters im erffen Duch Mofis deffen Erwähnung 
geſchieht. Selbſt Homer fagt, daß man für Eczt und’ 
Metall verfchiedenes gefauft habe **). Aber Fein ausge⸗ 
münzees Geld Hätte man noch nice. Man befaß auch 
-noch niche-die Gefchicklichfeit und Vorrheile, Metalle 
fließend zu machen und auszuprägen. Denn dieß fege 
Zeichenkunſt und Stempel ſchneiden zu koͤnnen voraus. 
Man wog, wie man in der Bibel finder, einander alles 
zu; denn das Wort Sekel ift Feine geprägre Münze ges 
weſen. Selbſt Homer erwähne nichts bey Belohnung 
der. —— ee vom geprägten Gelde, und man 
R2 fann 


Ruͤckſicht auf die Numismatik ıfter Th Danzig und Leipzig 
1776. 8. ©. 121.ff.} 

©) [Homer I. VII. B. 465. ff. Allein Cruſius behauptet in 
dem angeführten Buch S. 107. und a. O daß vor dem Hos 
mer gepraͤgtes Geld geweſen, Homer habe aber nur deſſen 
nicht erwähnt, um die Simpliecitaͤt und einfache Lebensart der 
älteften Zeit merkbar zu machen, oder beyzubehalten | 

*) S. Angel. Maria Ricei diff. homericas, 1, Band 16. 

Abhandl. S. 157: fi. Floren 1740, 4] 


260 Part, DM. Cap. IV, 


kann alfo aus dem Stillſchweigen deffelden mit Wahr- 
ſcheinlichkeit ſchließen, daß Feines geweſen ſey. Die 
Japaneſen haben noch heut zu Tage eine Art von Ble— 
chen und Fleinen Figuren ohne eigentliches Geprages 
Man finder in dem Alten Teftamente nicht cher, als bis 
zu. den Zeiten Jeremias gemuͤnztes Geld. — Talea 
ift ein jedes abgehaftes Stüf Geld, von Silber oder 
anderm Metal, dag man einander zumog. Man brad) 
oder hafte gleichfam das Silber, Die unförmigen Pi— 
ftolen der Spanier haben erwas ähnliches damir. Die 
Sineſer haben auch dergleichen Geld. 

» Man vergleiche Ofro Sperling de nummis non cufis 
tam veterum, quam recentiorum, Amfterdam 1700, 4, 
Er hat erweifen wollen, daß, wenn vom Geld bey den 
Alten die Dede it, nicht allemal ausgemünztes darunter 
zu verftehen ſey. 

Es ift nicht unwahrfcheinlich, daß man in Italien 
gewiſſe Stuͤcken von Leder gehabt, die mit einer Figur 
bezeichnet wurden, die z. B. ſo viel Stiere bedeuteten, 
als man einem Stuͤcke gab. (Freylich ſezt dieß voraus, 
daß damals noch mehr Redlichkeit als heur zu Tage muß 
gewefen feyn) denn man finder afer Jcortei. Caſſiodor 
fagt, das Geld habe feine Benennung a pecore erhalten, 
pecunia a pecudis tergo nominata, Die älteften Einwoh- 
ner Italiens haften. aes rude, rohes Kupfer; ſodann 
machte man gewiſſe Zeichen von Thieren darauf, z. B. 
ein Schaaf, Schwein, oder Stier. 


cf. Spanheim de vfu et praeftantia nummorum p. 22. 


Sauer PR 
Eine recht genaue Beftimmung, wer zuerft Münzen 
geprägt haben mag, finder man nicht, und die Sache 
läßt ſich auch nicht ensfcheiden. Ariffoteles hat ber 
hauptet, das Münzen wäre erfunden worden, um dem 
iin dei die Muͤhe des Waͤgens zu erſpahren. Allein 
damit 





De ve numaria, 261 


Damit wird nichts gefagt. — Das Münzen muß den 
Kationen, die ſich auf den Handel gelegt harten, beſon— 
Ders zufräglich gewefen feyn. Denn mir dem bloßen 
Tauſch konnten fie nicht allemal zurechte kommen, befons 
ders weil die Schiffahre noch niche fo befanne wat, und 
viele Naturprodukte nicht ausgeführt werden Eonnten. We— 
nigſtens muͤſſen ſie ſchon Gold, Silber und Erzt zum 
Vertauſch gehabt haben. Die Phoͤnizier find wegen ih— 
ter ſchon fruͤh ausgebreiteten Handlung gewis die erſten 
geweſen, die das Geld erfunden haben. *) Aber von 
dem uralten phönizifchen Gelde iſt nichts mehr zu fagen. 
Swinton, Bartbelenp, Dutens und a. **) haben 
zwar einige Münzen von der Are angeführe: allein die 
find von phoͤniziſchen Kolonien. 

Herodot ſagt im iſten B. im 94. Kap. die Ly⸗ 
dier wären die erſten geweſen, die Geld geprägt haͤtten. 
-Kenopbanes und Euſtathius behaupten es auch. Bon 
dem Koͤnig Kroͤſes hatte man auch eine Muͤnze, die man 
 Keooeior, nach feinem Namen nannte, 
| ©. Liebii Gotha numaria. ©, 3. Wachter aber in 
Archaeologia numaria ©, 30. ift nicht für diefe Meynung 
eingenommen. Allein $ydien war fehr reich, und alfo 
war es wohl möglich. Hierzu kommt noch, daß es Her 
rodot wiffen Fonnte, weil er in Kleinafien gebohren war, 
und nicht lange nach) dem Kröfus lebte, und alfo wohl 
felbft ſolche Münzen gefehen haben fann. Noch mehr, 
er laß feine Geſchichte zweymal vor den verfammelten 
Grichen ab, folglich mußte der Innhalt derſelben wohl 
wahr ſeyn; denn fonft würden die Griechen feine Une 
wahrheit bald bemerkt und geradele haben. In der 
Sammlung des Grafen Pembrok i in England foll eine 

Rz Mühe 
*) [Dieß hat Hermann eine. von Lingen In einem Sche- 
diasmate de origine et inuentionibus pecuniae et numism.« 
+ Sena 1715. 4. zu erwelſen gefucht.] 
*) [Ein Berzeihniß der hieher gehörigen Schriften findet man 
in Meuſels Biblioth- hiftor. vol. II. part, I. ©. 12 ff.] 


262 Part, II, Cap. I. 


Münze vom Vater des Kröfus, Alyartes ſeyn. Diele 
Machen fie flreitig, unter andern &panbeim [ıte Band 
©. 18 f. welcher die Münze einem fpätern Lydiſchen Koͤ⸗ 
nig Atys beyfegen wil,] und Wachter, ©. 47. 
IMan fche auh Rambach am a. D. ©. 73. Nore-] 
Die Perfifchen Könige liegen Münzen fchlangen. — 
Eyrus ließ einen Bogenfchügen darauf prägen. Sein 
Nachfolger Darius Hnfta’pis lies goldne Münzen aus 
dem reinften und feinfien Golde ſchlagen, und fein Bild» 
nis darauf prägen. 

©. Boden de Daricis veteribus, [und Zeune’s Re⸗ 
gift. zu feiner Ausgabe der Kenophont. Eyropädie, unter 
dem Worte Augerzos ſcil. sarne. ] 

Aelian, Strabo, und andere Gefhichtfchreiber 
behaupten, der König Phido von Argos habe die er- 
ſten Münzen prägen laffen. 

Deger,/ Schott de nummo Phidonis, im erften 
Theil der Mifcell. Berolin.] und Wachter im sten Kap. 
find auch der Meynung. Man zeige noch folhe Müns 
zen: allein ihre Meynung ift fhwerli anzunehmen, 
weil das Gepräge, nach Befchaffenheit des damaligen 
Zeitalters, ſchon zu kuͤnſtlich ſieht. Andre behaupten, 
er habe nur Silbermünzen zuerft prägen laffen, dies ift 
eher wahrfcheinlich; cr lebte goo Fahr vor Chrifli Ges 
burt, und Lykurg war fein Zeifgenoffe. Zu deg leztern 
Zeiten muß das'gemünzre Geld fchon gebräuchlich gewe- 
fen feyn, weil er Gold- und Silbermünzen verbot. Folge 
lich Fönnen die Gold- und Silbermünzen, die.man von 
kurg zeige, nicht äche feyn. - [Bom Dbidon, feiner 
Münze, und den verfchiedenen Meynungen davon han— 
delr umftändlih TI. Chrift. Rafche, in feinem Lexic, 
vniuerſae rei numariae, zten B. zter Th. ©. 1086 ff. 
unter dem Art, Phidon. f. auch Seune’s Anm..zu Ehrifts 
Abh. ©. Ka 

Plutarch im eben des Thefeus fagt: er habe 
Münzen fchlagen und einen Stier darauf prägen laffen, 

und 





De re numaria, 263 


nnd diefe Münze habe man zu Achen Bzv genannt. Er 
lebte 300 Yahr früher als Phido; alfo müßten 1200 
Jahr vor Ehrifti Geburt Münzen feyn gefchlagen worden. 

Bon andern werden noch viele als Erfinder der 
Münzen angeführe: aber mie zuverlaͤſſiger Gewisheit 
Fann man nichts beftimmen. 


ge ae 

Man har Münzen mir hebräifhen Aufſchriften, von 
denen man vorgiebr, daß fie von David, Salomon, 
und andern feyn follen: allein fie find nicht aͤcht, fons 
dern blos erdichtet. "Die aͤlteſten Juͤdiſchen Münzen 
ſtammen von Simon Makkabaeus ber, welcher die 
erſten Landmuͤnzen prägen ließ. [Simons Münzen find 
entiveder ganze oder halbe Siklen; und entweder fils 
berne oder von Erzt. Die filbernen werden für aͤch— 
ter gehalten, als die andern; die Auffchrife derfelben 
von:4 Jahren iftiverfchieden.] Ueberhaupt ift hiebey zu 
bemerken, daß die Erzählungen des erften Buchs der 
Maffabäer, mit den beſten und ältefien Schriftftellern 
übereinflimmen. Und der Ritter Michaelis in Goͤttin⸗ 
gen! hat gezeigt, daß die hiſtoriſchen Faklta dieſes Buchs 

aͤcht ſind. 

Vid. Relanæ aiſſert. quinque de numis antiquis Sa- 
maritanis. —\ Froclichii Annales, [ compendiarii regum 
et rerum. Syriae; numis veteribus illuftrati, deduch ab 
obitu Alexandri M. ad Cn. Pompeii in Syriam aduentum, 
Wien 1744. Fol. — ꝛte Ausgabe, cui acceflere notae 
eompendiariae et monogrammata numismatum graecorum. 
Wien 1754. Fol. Im zten Theil der Prolegemenen von 
©. 74. an wird in fünf Kapiteln von den hebräifchen 
. Münzen, und befonders im zten Kap. von den Münzen 
des Simong gehandelt: und im sten Kap, werden alte _ 
Münzen der Hebräer aufgezähle und kurz erläurere. Im 
4. K. werden die Namen, die Materie, Form, dag Gewicht 
und der Werth der alten. hebräifchen Münzen angegeben. 

N 4 Man 


264 Part, IL, Cap. IV. 


* vergleiche auch Eckhels Anfangegruͤnde ꝛe⸗ S. 
31 

* koͤniglichen Kabinet zu Paris iſt eine Mame 
vom Bruder des Simon Makfabaͤus, worauf des Ho⸗ 
henprieſters Jonathan und zwar mit Phoͤniziſcher 
Schrift Erwähnung geſchieht; allein fie ift, wenn fie ans 
ders Acht iff, nur zum Gedächtnis deſſelben, nicht von 
ihm ſelbſt geſchlagen worden. 

©, Wife Catalogus numorum Bodleiänorum, cap. de 
numis Hebraeorum, Hofrath Schläger hiele feine von 
den hebräifchen Münzen für aͤcht. 

Die folgenden Fürften ließen die Münzen auf der 
einem Seite mit ihrem Bildnif und griechifcher Um« 
fohrife, auf der andern aber mit "Samaritanifcher und 
Phönisifcher Schrift prägen. — Man findet auch) der⸗ 
gleichen Münzen von Freyſtaͤdten. Man hat hieraus 
fließen wollen, die Samaritanifhe Sprache fey die 
eigentliche Yudenfprache. Sie ſcheint wenigſtens eine der 
älteften zu feyn, der fich die Juden bediene haben. | 

cf. Francifci Beretz Bayeri difl. ifagog. de numis He- 
braeo-Samaritanis, Valentiae 1781, 

med, 4, [Die Geftalt oder Form der Siffen, uns 
was auf denfelben befindfich gewefen, hat Feiner: der aͤl⸗ 
tern Suden und Kabbinen, auch nicht Philo und Joſe⸗ 
phus bemerft, Zu Ausgang des ı6ten Jahrh. haben 
Benedict Arias Montanus und Antonius Augufkia 
nus zwey Siklen befommen, beſchrieben, erflärt und geprüft, 
Sener Arias Montanus, Poſtellus und andere haben von 
den hebräifchen Münzen gehandelt. Doc übertraf das 
mals in Unterfuchung der hebräifchen Münzen feine Vor⸗ 
Hänger der. ber. Hermann Conring in Paradoxis de 
nummis Ebraeorum &e. Helmſtaͤdt 1675, 4. Sn der 
Vorrede widerlegt er die Meynung des Wagenſeils, 
welcher in feinem Werfe, fota &e. in den Anm, ©. 575, 
behauptere, es fey gar Feine ächre hebr, Münze mehr vor⸗ 
handen. In feinen. Paradoxis ſtreitet er vorzuͤglich ge⸗ 

gen 








a De re numaria, 265 


gen Hottingers Meynung de cippis et nummis Ebraeo« 
rum (Heidelberg 1662.) Im zten Kap. beurtheilt er die 
vom Hottinger angeführen Münzen. Im ten Kap, 
zeigt er ale Münzen der Hebräer, melche Sicli hießen, 
ſeyen filberne gewelen, , Im sten Kap. behaupter er, 
Feine hebr. Münze; welche das Bildniß eines Menſchen 
haben, ſeyen aͤcht. Im sten Kap. führe er feine Mey— 
nung aus, Die Hebraͤer härten weder ehemals fich der 
Aſſyriſchen Eharaftere zu bürgerlichen Gefchäften be— 
dient, noch vor der babylonifchen Gefangenſchaft gepraͤg⸗ 
fe Münzen gebraucht. Im 7ten H. hält er Münzen mie 
Affyeifchen oder Hebräifchen Buchftaben weder für gang 
aͤcht, oder fehr ale, noch (im Sten 8.) für ganz ausge— 
macht, daß Münzen mit Samaritanifchen Charakteren 
älter feyn,. als die babylonifche Sefangenfchaft, Hinge« 
gen im geen KR, führe er feine Meynung aus, alle Müns 
jen mit Sameritanijchen Buchftaben fenen zur Zeie 
der Hasmonder und der Heroden von den Juden felbften 
geprägt worden, nachdem fie von dem Demertius Nicas 
tor das Muͤnz⸗Recht erhalten härten u.f.w. Man fehe 
auch "ob, Andr, Schmidr de re monetali Hebraeorum, 
Helmftädt 1699. Adrian Reland de numis veterum 
Hebraeorum Samaritanis, Usreche 1709. Joh. Chrift. 
Klemm de numis Ebraeorum, Tübingen 1730, Ras 
fche’s Lex rei, num, unter dem Worf Samaritani nummi 
im 4ten Band ıfter Th, ©, 1719. ff. und Siclus im zten 
Th. des 4ten B, ©. 903 ff. mo mehrere Bücher vorzuͤg⸗ 
lich die darüber gewechfelten Streirfchriften des Roſtocki⸗ 
fhen Gelehrten Olav. Berb. Tychſen, und des Spa- 
niichen, Sr. Der, Bayerius umftändlich angezeigt wer⸗ 
den. DI. ©, Tychſen gab heraus Introdudt, in rem 
nummariam Muhammedanorum, (mit 5 Kupfertaf.) Ro⸗ 
ſtock 1794. 8. und in eben diefem Jahr Aflertion, de pe- 
regrina nummorum Hafmonaeorum origine, — Den 
Streit zwifchen jenen beyden erzähle auch Joſeph, Eick⸗ 
bel im zten B. feines wichtigen Werks: doctrina numo- 

! Rs rum 


26 Part, II, Cap, IV, 


rum veterum, erklaͤrt fi für Bayerius Meynung' und 
geht ©. 455: ff. die Münzen durch, welche mie dem Na⸗ 
men oder auf Befehl der Beherrfcher von Judaea ges 
{lagen worden find. Er führe die befanntenädhten auf, 
erft von Simons vier Jahren, dann die ohne Jahres 
Deftimmung, Die Münzen von Trajan, auf welchen 
Simons Stempel gepräge iſt, nimme Eckhel in Schug, 
Es giebt Münzen von Trajan, auf weldhen Simons 
Stempel geprägt ift: alfo eine Are von numis reflitutis, 
wahrfcheinlich während der Zeif, da DBarchoceba die 
Freyheit des Volkes wieder herftellen wollte. Denn daß 
Simon der Vorname von dem Nevolutionair gewefen 
fen, iſt nicht erweißlih, — Man vergleiche auch des 
Goͤttingiſchen Gelehrten, Tychſens, Abh. de numis 
Haſmonaeorum paralipomena, Goͤtt. gel. Zeit. 1792. ©: 


1337 ff. abgedruckt in Commentatt, fociet, -- Gotting, 


im ııten Band.] 

Achte aͤgyptiſche Münzen, die vor den Zeiten des 
großen Aleganders geprägt worden, finder man nie 
Herodot melder, daß der Statthalter des Königs Das 
rius, Arpandes, Silber auf die Kapelle habe bringen, 
läutern, und ausmünzen laffen, um dadurch ein Denk— 
mal auf die Nachfommenfchaft fortzupflanzen, Er 
nannte fie numos Aryandicos, 

Der Prof. Cafanova in Dresden. foll eine alte 
ägnpeifche Muͤnze befigen: allein andre zweifeln an der 
Aechtheit derfelben. 

Auch der Engländer Pococke meldet in feiner Be⸗ 
fhreibung des Morgenlandes, drey ſolche Münzen ge 
funden zu haben, aber er beftimme weder das Alter no 
Die Aechtheit derfelben. Ihr Gepräge fcheint dem Wins 
Eelmann von der Arc zu feyn, daß fie nicht weit über 
das Alter hinausfallen, da Aegypten von den Perfern ers 
obert ward. 

In Winkelmanns Geſchichte der Kunſt, nach der 
Wiener Ausgabe, ſtehet die vorangefuͤhrte — des 

errn 








y 


Be ve numaria. 267 


Herrn Caſanova: fie ift aber fehr verdächtie. Die 
Begierde ägnprifche Münzen zu finden, macher, daß 
man den Mumien, fobald welche gefunden werden, aleich 
den Mund aufreiße, darinnen nachfuche, und fie fo gleich 
dadurch entſtellet. Allein noch ift Niemand fo glüclich 
gewefen, eine auf ſolche Weife zu erlangen. 

[Allein von den Zeiten M. Antonius, und Kais 
fers Auguſtus an bis auf den Kaifer Licinius den ältern 
findet man eine Menge von Münzen, die in Egypten ges 
fhlagen worden find, in dem Kabiner des Kardinals 
Borgia; und die Anzeige davon, Abdrüfe und Erflä« 
rung derfelben und andern in Georg Zoega's Werft 
Numi aegyptii imperatorii, proftantes in Mufeo Borgiano 
Velitris, adiedtis praeterea, quotquot reliqua huius clal- 
fis numismata ex variis mufeis atque libris colligere obti- 
git. Nom. 1786. 4. Man fehe auch Rajche's Lexic. I, 
part. J.S. ıı4f. Doch noch mehrere und ältere Münzen 
find angeführe in Eckhel docttrina numorum veter, part. 
L vol, IV; Wien 1794.44 ©, 1 ff.] 


+ ‘ 
Bon den Phönisiern ift es wegen ihres ausgebreife- 
ten Handels fehr wahrfcheinlich, daß fie Münzen gehabt 
haben; allein folches kann weder aus Flaren Zeugniffen 
der Alten, noch durch wirkliche Münzen erwiefen wer 
den. Wir haben zwar viele mie phönizifcher Schrift, 
aber diefe find erft in der Folge von phöuizifchen Koloe 
nien geprägt worden. 

Laflanofa und Velasquez, zwey Spanifhe Schrift⸗ 
fteller, haben Werfe von alten numis incognitis gefchries 
ben. Hauptfählid von folchen Stufen, die in Spa- 
nien ausgegraben worden. Laſtanoſa bebauprer, viele 
von diefen gefundenen Münzen wären Puniſche oder 
Phönizifche, welche die Karshaginenfer in Spanien, da 
fie das Land groͤßtentheils befaßen, hätten prägen laffen. 
Auch in Sieilien find dergleichen Münzen gefunden wor⸗ 

din. 


268 Part, I. Cap. IV. 


den, Des Lafkansfa Werk wird der Seltenheit we- 
gen, öfters mit mehr als ze. Ihalern bezahlt. Hofr. 
Schläger aber hält den Werth diefes Buchs für, ſehr 
gering. Doch pflege man in Bibliorhefen auf dergleis 
chen Bücher u halten. 

Ein neueres Spanifches. Merk ift: 

Henriquez Florez Metallas de las colonies &c. Mas 
drit 1758-1773. find drey ſtarke 4. Bände. 

GOrville, in Siculis Tab, I. Tom, II. hat vers 
fchiedene Punifche und Phoͤniziſche Münzen, von denen 
fih 10. Stuͤck in dem Grosherzoglichen Pallaſt zu Flo— 
renz befinden, angefuͤhrt. Doch ſind in dem Werk des 


Prencipe di Torremuzza beßre Muͤnzen als d' Orville 


angegeben. 

Der Biſchof Bucheſi zu Girgenti, beſitzt einige 
ſehr rare phoͤniziſche Muͤnzen, von denen etliche auf der 
einem Seite den Kopf der Proſerpina, und auf der an⸗ 
dern einen Pferdekopf vorſtellen. 

Von dergleichen Münzen haben gehandelt : 

Winkelmann, in der Gefchichte der, Kunft. Pel⸗ 
lerin, in numis populorum &c, 

Der Engländer Swinton hat auch einige erläutert. 
Weiter aber ift hierinne gegangen Dutens; auch der Abe 
Bartbelemy in Frankreich. Jener in den Explication 


de quelques Medailles grecques et Pheniciennes: »iefer in. 


feinen Recueil. Beyde flimmen in der Erläurerung 
mehr überein. [Mehrers davon f. in Rafche's Lexicon. 
unter dem Wort Phoenice, im 2ten Th. des zten Bans 
des, ©. 1238 ff. Auch gehöre hieher Nona nummi in 
alas Karthagine Africana percufli, quem zuper illuflra- 
re conatus eft Cl, Mahudel explicatio (J. Goth. Richteri.) 
keienis, 1742, gr. 8. — Noch Fann man hier bemerfen: 
G. Kochii — Tentamen enucleationis hieroglyphico- 
— —— nummorum. Petersburg 1788. gr. 8. 
Hieher gehören ferner nummi Cufici et Arabici. 


Der Kardinal Borgia beſitzt ohngefähr 100 Münzen 
mie 





De re numaria. 269 


mie Cufiſchen Buchſtaben. Dieſe find im ſolgenden 
Werk gelehrt erlaͤutert: Muſeum Cuficum Borgiamum Ve- 
litris illuſtrauit Jac. Georg. Chriſt. Adler, Rom 1782. 
med. 4. mit 12 Kupfertapfeln. ©. Goͤtting. gel. Zeit. 
1783. ar. 19. Eben dieſer Gelehrte gab hernach eine 
neue Sammlung heraus? Collectio noua numorum Cufi- 
corum ſ. arabicorum (CXVI. continens numos plerosque 
ineditos e muſeis Borgiano et Adleriano: digefla et ex- 
plicata a “Far. G; Chr. Adlero, Theol, Doch. Kopenhagen 
1792. mittl. 4. Auch von diefem Werk finder man 
in den Goͤtting. gelehrten Zeitungen 1793. nr. 4. ©. 
33 ff. mehrere Nachricht. Man fehe auch Raſche's 
Lexicon. 1.B. ©. 1019 ff. unter den Wörtern Arabia, und 
arabici nummi, Ein Berzeichniß der Schriftfteller !von 
Arabifhen Münzen giebe Meuſel. in Bibl, hiftorica, vol, 
II. part. I. S. 236. ff] öngt 


—J— 

Eine griechiſche Münze des Urgroßvaters von Ales 
rander dem Großen Baoırzos Auuvrs Maxredovay fol die 
aͤlteſte Münze ſeyn. Die Auffchrife fiche fo aus: 
B. AMINTOIM. - Allein andre, als Wi/e, in Catalogo 
numorum Bödleianorum; fagen es fiche Artvrg; und 
fey eine Münze eines Eleinen und unbekannten Königs, 
Wieder andere: 3: B. Montfaucon wollen fie für eine 
‚Münze eines fpärern Königs in Macedonien; nemlich 
Ampneas des dritten erklären: Es laͤßt fich nichts bes 
flimmtes hiervon fagen, Bon vielen wird die Münze 
des Phido für älter gehalten, und jener vorgezogen, z. Ba, 
Schott und Wachter halten fie für die älteftes Zpan⸗ 


> beim aber und andere behaupten, diefe Münze ſey weic 


fpärer nur" in honorem et memoriam des Phido aepräge 
worden. Pellerin ſagt, diefe Münze ſey in Böotien 
auf dem feften Lande gefhlagen worden, dieß unterſtuͤzt 
den Spanheim; Ferner ift auch diefe Münze von der 
Linken zur Rechten gefehrieben, und hat ſchon auf beyr 

der 


270 Part. I. Cap. VI, 


den Seiten Gepraͤge. Dies ift auch ein’ Kennzeichen eis 
ner neuern Münze, —J 
Die aͤlteſten griechiſchen Münzen find nur auf einer: 
Seite geprägt, und die Schrift ift nach orientaliſcher 
Weife, oder Besgopidev geſchrieben. Einige, als Har⸗ 
duin und Bimard wollen eine Cyrenaͤiſche Münze auf: 
den Demonar, der während der Minderjärigkeit Bat⸗ 
tus IV. die Regierung verwaltete, für die aͤlteſte ausge⸗ 
ben; allein fie Fann lange nach feinem Tode und blos zu 
feinem Andenfen geprägt worden feyn. Bon Leontium, 
und Syrakus, kann man noh Münzen aufweiſen; auch 
von Sybaris, Caulonia, Pofidonien hat man folche, 
die von der Mechren gegen die Linfe ‚gefchrieben find. 
[Bon fleinen Attiſchen Münzen, obelis u. d: gl. iſt von 
Spanbeim eine gelehrte Anmerk. zu Ariftopb. Com.- 
Plutus, ©. 251. befonders zu der Com. Nubes Bi 
861. ©. 289. Küfker. Ausgabe.) 
Herr Neumann, Kanonifus in Wien, har von einer 
Kumaniſchen und Merspontifchen Münze gehandelt. 
Jgnarra de palaeftra Neapolitana, Beym Pellerin 
fommen Münzen vor, wo der Name der Stadt auf der 
einem Seire nad) der neuen, und auf der andern Seite 
nach der alten Arc gefohrieben ift, vermurhlih um das 
hohe Alter ihrer Stadt ianzuzeigen. — Ein noch flärfes ı 
rer Beweis des hohen Alters find Münzen, die auf bey— 
den Seiten einerley Figuren haben, nur mit dem Unters ’ 
ſchied, daß fie auf einer Seire tief, auf der andern er⸗ 
haben ſtehet, dergleichen viele in Grosgriechenland ger. 
prägte worden find. Die Münzen des’ Königs Gelo in: 
Syrakus und Philippus in Macedonien, find die älte- 
fien unger den Königsmüngen. z 
[Waͤchter läßt ©. 51. auf Amyntas den Arches 
laus folgen, welcher beym Beger Theſ. Brandenb. nu« 
mism,graec. ©. 228 f. mit einem Diadem um den Kopf, 
und einem Pferd in quadro oder mit dem Herkules auf 
der andern Seite vorkommt. Eckhel In — 
en 








De re numaria, 271 


den ꝛc. ©. 3. ſagt, die aͤlteſten Muͤnzen, deren hohes 
Alter man mit Zuverfiche angeben kann, find die einiger 
Könige in Macedonien, ausdenen Aferander I. und Arches 
laus IL, in dag ste Jahrhundert vor Ehrifti Geburt reis 
chen. S. Prosperi Parifii ‚Graeciae numismata, accnran- 
te J. Georg. Volchamero, ‚cum praef. »Chrift. Arnoldis 
Nürnberg. 1683. fol. Eckhel in feiner Dodtrina füllt 
mehr als einen Band an mie Aufzählung und Erklärung der 
griechifhen Münzen von Macedonien und a, griechifchen 
Königen, Städten, Republifen, Inſeln, nach der Reihe der 
Laͤnder und Städte bis lauf fpäcere Zeiten unter den tös 
mifchen Kaiſern. — Ein großes Verzeichniß von grö« 
fern und Eleinern Schriften de re numaria Graecorum, 
erftl. in ganzen Sammlungen überhaupt, hernach ins« 
befondere von den Macedonifchen und anderer griechis 
fhen Staaten, Städten und Inſeln finder man in Meu⸗ 
fels Bibl. hiftor. vol, III. part, IL ©. 346—370. und. 
doch find noch nicht alle hicher zu ziehende Bücher und: 
Eleinere Abhandlungen aufgeführez welches bey einem: fo 
großen Feld Teiche gefchiehe.] ) 
Die Münzen von Städten und Völkern find meh— 
rentheils weit älter, als die von Fürften gefchlagen wer- 
den. Dur Fann man fie nicht chronologifch ordnen, weil 
das Jahr öfters weggelaffen worden ift. 
Wenn man von griehifhen Münzen redet; fo find 
es nicht allemal folche die von Griechen im Sande ſelbſt 
gefchlagen worden: fondern fremde Vaͤlker bedienren fich, 
auch der griechifchen Sprache, zumal wenn fie als Pflanz= 
bürger aus Öriechenland gegangen waren, z. B. in Thras 
jien, Egypten, Syrien, Sicilien, Marfeille u. ſ. w. 
[Hieher Fann man auch rechnen: Regum veterum 
numismata aneedota aut perrara, notis illußrata; collata 
' opera et ftudio Francifei Antonii S, R. F.Comitis de Khe- 
venküller, Wien (ohne Jahrszahl,) 4. Hr. Graf Abe- 
venhuͤller, ein Schüler des ber. Froͤlichs, befchreibe 
und erkläre hier Münzen mir griech , Umfchriften aus dem 
kaiſerl. 


272 Part, II. Cap, IR,” 
Eaiferl. Schag 1) des Macedonifchen Könige Archelaug, 


ungefähr 400 J. vor Chrifti Geburt, dann einiger von 


Epirus, Birhynien, Syrien, Perſien (oder Parchis 
fcher,) Numidien und Maureranien, Judaea, (näml. 
des Herodes und Agrippa u. a.) des K. Abgarus, Ala- 
nus, und anderer von Pontus und jener Gegend, von 
Thracien, endlich des Syracufifchen Regenten, Agarhos 
cles, Weirläufrig und gelchre wird die Gefchichte und 
Chronologie jener Perfonen und Länder erläutert: auch 
die erklärten Münzen im Abdruck gelicfer.. — Damit 
äft zu verbinden: Theophili Sigefr. Bayeri Hiftoria Ofra- 
oena et Edeflena ex numis illuftrata &c, Perersburg 
1734 4] | it 


$. 6 


Bey den Perfern hat Darius Hyſtaſpis zuerſt golds 
ne Münzen prägen laffen, fie heißen Darici. [f; oben $ 
2.] Diele find der Meynung, Darius habe die Kunft 
Münzen zu prägen von den Griechen erhalten: allein 
es hatten andre Völfer eben fo wohl, wie die Griechen, 
vielleicht nur nicht in fo hohem Grade Erfindungsfraft. 
Ein Darikus hiele 20 filßerne, oder 2 Drachmen 
Soldes. Ein Drachma galt 3 Gtofchen. Ein Sta- 
ter 60 Grofchen. Ein Darifus iſt alfo ungefähr 60 
Groſchen, fo viel als ein halber Souisd’or., Schon zu 
des Cprus Zeiten wurden goldne Münzen obne allen 
Zuſatz gefhlagen, und ein Bogenſchuͤtze darauf geprägt. 

©. Liebe in Gotha numaria p. 3: ſegqq. Bon den 
uralten perfifhen Münzen ift Feine mehr vorhanden, ' 


| anfe: | 
Hier kommt der Berfaffer von den Perfern auf die 
Roͤmer: allein er Hätte unftreitig erft von den Phöniziern 
und Egyptern reden follen, In Nom har man im Ans 
fang blos Münzen von Erzt gehabt. — Numa Doms 
pilius, der ze Roͤmiſche König, ſoll die erſten — 
haben 








De re numarias  - 273 


haben fchlagen laffen, wie Plinius und Spidas bes 
haupten. [Man kann vergleichen A. Gellü N. A, XX. % 
und dafelbften die Anm. IT. Ih. ©. 496. Othos Aus» 
gabe] Viele von den neuetn Gelehrten haben auch diefe 
Meynung verrheidiger: allein nicht zu gedenken, daß any 
dere Schriftfeller nichts davon erwähnen, fo fol ſchon 
Janus *) die erſten KRupfermünzen haben prägen laflen; 
[f. Zactanz de falla relig. 1.13. Sie hießen rariti, ſ. 
Wedel de numnis Jani raritis. Jena 1693. Seftus ©. 


433 ff] Man har vorgebliche Münzen diefer Arc. Aber . 


fie koͤnnen ſchwerlich mit Zuverläfügkeir dafür angenoms» 
men werden. Macrobius, Eyprian, und andere ha⸗ 


ben von diefen Münzen geredet. Timaͤus beym Plis - 


nis, und Baſſiodorus verſichern, daß Servius Tullius 
die erften ehernen Münzen in Rom habe fchlagen laſſen. 
Dieſe Meynung wird dadurch wahrfcheinlicher, weil er den 
cenfum eingeführt. Es mußre zu feiner Zeit von einem 
jeden neugebohrnen Kinde ein Stuͤck Münze gegeben 
werden, um die Zahl derfelben genau zu erfahren. ar 
kob Perizonius de aere gravis; und Wachter in’ ar- 
chaeologia numaria vertheidigen dieſe Meynung. lZeune 
zu Chriſts Abhandl. ©. 138.J.— 
Man weißt zwar ſchoͤn geprägte Silbermuͤnzen Hof 
Numa; allein dies macht fie noch mehr verdaͤchtig, weil 
die Römer nicht gleich anfangs große Künftler koͤnnen 
gehabt haben. Diefe Münzen find hoͤchſtwahrſchein ich 
in den fpärern Zeiten von den Nachkommen des Muma 
in memoriam ipfius gefchlagen worden. Viele haben die 
Zuverläffigfeie der Münzen des Numa dadurch zu bewei⸗ 


fen gefucht, weil aus feinem Namen der Urfprung des 


Worts numus hergeleitee werden müßte Ohngefaͤhr 
x. 300 


*) [&. Grofei de Bofe, diff. de Jano vett.,et numis nonnullis 
eum refpicientibus, franzoͤſſch, Paris 1705. 8. lateit. 
überjegt in Eleötis rei numariae etc, Hamburg 1719. 4. ©; 
fl 

© 


274 ‚Part, IL Cap. IV. 


300 Jahr fpäter, 5 Jahr vor dem erften Punifchen 
Krieg, (a.v. c. +34) fing man per legem Ogulniam an 
Silbergeld zu prägen. - Und 62 Yahr fpäter (a. v. c. 
546.) im zten Punifchen Kriege, wurden die erften 


Goldmünzen geſchlagen. Daher entfiunden Triumuiri 


monetales: es waren drey Männer, die die Auffiche über 
dag Prägen der Münzen hatten Sie werden durch die 
Buchſtaben A, A. A. F. F. d. i. Auro, Argento, Aere, 
Flando, Feriundo angegeben. Die erften Goldmünzen 
. find aus dem beften und feinften Golde geprägt: aber uns 
ter den fpätern Kaifern wurden fie geringhaltiger. 

Die Münzen aus Gold und Silber wurden gemei: 
niglich Elein ausgeprägt; Größere find nur Gedächtnig- 
münzen. Ordentlich beſteht die römifche Silbermünze 
aus Denatrien. Ein Denarius ift ohngefähr fo viel wie 
12 Raiferfreuger. | | 

Das Kupfergeld wurde wahrfcheinlich im Anfange 
nur auf einer Seite ausgeprägt, bis man auf den Vor⸗ 
theil Fam, es auf beyden Seiten zu bearbeiten. Man 
nahm es erft nur nad) dem Gewichte, und es hieß daher 
aes grave. — Ein Stück zu einem Pfund (libra) wur» 
de as, oder as libralis genennet. Eine ſolche Münze 
ſtellte auf der einem Seite die Göttin Noms, oder die 
' Minerva vor, auf der andern Seite aber wurde ein Thier 
3. DB. ein Stier, ein Schaaf und dergleichen geprägt. 
(Diefe Münze kommt mit der Schwedifchen Kupfermün« 
ze faft überein.) Dach der Zeit fiel der Werth ſehr; 
auch wurden fie wirklich kleiner ausgemuͤnzzt. Denn ar 
Sextantarius war nur der 6te Theil des alten as; dann 
fielen fie auf dem 12ten Iheil, der Incialis hies; und 
endlich machten fie nur den zqften Theil aus, i. e, femi- 
uncialis. IS. Ehrift’s Abh. ©. 140 ff. 

Nebſt denen aflibus prägre man auch dupondios, die 
2 Pfund am Gewicht harten; auch harte man welche zu 
vier Pfundens diefe waren vierecfige mis dem Bilde eis 
nes Stiers geprägt: | 

In 





De se Wi marid, ; 275 


In Graf Pembroks Sammlung in England foll 
fo ein 4 Pfundſtuͤck ſeyn: allein man hält es. niche für 
ächt, weil es an den 4 Eden töcher har. Ein ahnlich 
Stuͤck findet man in Spanheim de vlu. et t praeliantia 
numismatum, Tom. IJ. 

Kleinere Stüden als das as libralis, waren fol, 
die nur fextantes und vncias enthielten, 

cf, Hofi Hiftoriae rei numariae veteris Scrigtores 9 
quot inſigaiores. (Opp. Frankfurt an der Oder 1589.) 

Diſcours fur les medailles antiques par Mons, Louis 
Savot. Patis 1627; 4. 

Arigoni numismata quaedam cuiuscunque forınae — 
metalli, worinne halbe As durch 8. 4 Unzenſtuͤcke, oder 
trientes, durch 4 Punkte und ſ. w. angedeutet ſtehen. 

Den groͤßten Werth haben die alten griechiſchen und 
lateiniſchen Muͤnzen ſo wohl wegen ihres Gegenſtandes 
und Inhalts, als auch weil ſie aus dem reinſten und 
feinſten Silber und Gold, und mir ſehr ſchoͤnen Erfin⸗ 
dungen und Zeichnungen gepraͤgt worden. Man verz 
ſteht unter den griechiſchen Münzen folche , die griechi⸗ 
ſche Schrift haben, obgleich nicht alle in Griechenland 
ſelbſt gepraͤgt worden· Der Werth dieſer Münzen wird 
dadurch erhoͤhet, wenn fie ſchoͤn gezeichnet und gut aus⸗ 
gefuͤhret ſind. Denn wir finden auch ſchlecht gepraͤgte 
Athenienſiſche Münzen. Eben fo find auch die Roͤmi— 
ſchen aus dem sten Jahrhundert nach Chriſti Geburt vor 
fchlechrem Metall und Gepraͤge. Man ſieht den großen 

Verfall der Kunſt darauf ſehr deutlich. 
Winkelmann verſichert, daß in Sicilien und 
Spanien viel ſchoͤne Karthaginenſiſche und. Phönizifche 
Münzen vorhanden; nur macht er gleich dabey die As 
werfung daß ſie ſchwer zu veielen find. | 


$, 9. —⏑—— 
Die gold nen Muͤnzen der Griechen md. Könach 


find aus dem feinften Gold, Die Silbermünzen der 
or © 2 Roͤ⸗ 


276 Part, II, Cap. IV, 


Roͤmer aber find nicht fo gut, obgleich fehr fchöne Mine 
zen mit vorfommen. Unter dem Kaifer Lucius Ges 
primius Severus aber wurden die Münzen fehr fchlechr. 
Er war ein geiziger Herr und Tyrann, der das Minze 
weſen auf den fehlechreften Fuß fegte. Er hatte den 
Klodius Albinıs, und Defcennius Niger zu Gegen 
Faifern, Seine Unterehanen, wenn fie reich waren, 
beraubte er, und gab vor, fie hätten es mit den Gegen» 
Faifern gehalten, damit er nur eine große Armee unters 


halten Fonnte.’ Ein Denarius wurde unter feiner Negie»- 


rung um zwey Drirtel fehlechrer, Die Kaifer Bara— 
Falle und Heliogabal machten die Münzen noch ſchlech⸗ 
ger; doch mehr aus Armuth. Endlich wurden die Muͤn⸗ 
zen noch fchlechter unter dem Ballienus, (a. Chr. 260.) 
man kann fie Faum für Silbermünzen halten. Es ift 
mehr Erze als Silber, Die Franzoſen nennen foldje 
Münzen medailles de billom. 

Unfer Berfaffer fage a ‘Poflumiis argentati modo 
feere: allein man har fhon ſolche Münzen vom Auguft 
und Ziberius, _ 

Es giebt zweierley Gattungen hiervon: 

1) nur uͤberſilbert und fonft von Erzt, franzoͤſiſch me- 
dailles faucees und 
2) mie einem Silberbfech belegt, medailles fourrees 

[f. Fobert hiſt. de med. ©. 25. und 29.] 

Diefe Münzen heißen auch numi pelliculati oder 
srußeati, - | 

In den alten Geſetzbuͤchern kommt pecunia maiorina 
vor, und man verfteht darunter falfches Geld: allein 
es fönnen auh Münzen feyn, die nicht dag gehörige 
Gemichr haben. »umimaiorini, darımter werden Schaus 
münzen verftanden, man nenne fie deswegen ſo, weil fie 
größer als gewöhnliche Münzen zu feyn pflegen. Zu den 
Zeiten Konftantins des Großen wurden die Münzen wies > 
der beffer. 


s. 10, 








De ve numaria, 277 


$. 10. 

Die übrigen Münzen, die nicht aus Gold oder Sil- 
ber find, werden zumi zenei genannt; fie mögen —— 
oder Kupfer gepraͤgt ſeyn. 

5* zwey ſpaͤtern Muͤnzen dieſer Sorten, A fie 
äche oder unäche find, fchrieb Joſeph Bhell ad J. 
Jof. Hauerum — epiftolas II. de totidem numis aeneis nu- 
mophylacii Haueriani, Wien 1766. 4] 

4es.Cyprium war in Kom das fehlechrefte: man 
nahm es zu den afkbus libralibus. Beſſer war aes Clo- 
dianum, Salluffianum und Marianum, Aus dem legtern 
wurden dupondii geprägt. 

Es hat eure gegeben, die geglaubt haben, man 
habe aes Corinthium, eine Mifchung von Gold und Sil⸗ 
ber, und Kupfer, zu Kupfergeld genommen; allein man 
hat bey mehrmals angeftellter Prüfung Fein Gold darin- 
ne gefunden. Es erwähnen auch die alten Schriftiteller 
nichts davon; ja es ift ſelbſt der Analogie zuwider, 
weil Münzen von Erzt, die Gold enthalten haͤtten, alles 
mal nur als cherne Münzen anzufehen gewefen wären. 
Dieß bezeugt Monſ. Savot, im zten Theil feines oben 
angeführten Werks 17. Kapit. [Man vergleiche Neue 
acerram philologicam, tes Stüd, Halle 1716. 8. ©. 
499 ff. In eben diefem Buch ftehe im gren Stuͤck (Halle 
1720,) ©. 361 fj. eine gel. Abhandlung von dem 
Geldwefen der alten Römer.) 


Sn ı8: 

Man hat ehemals daran gezweifelt, ob man bley⸗ 
erne Münzen gehabt habe? Allein Martialis und Dlaus 
tus bezeugen es deuelich, daß zu Nom dergleichen ge« 
prägt worden. Laurentius Pignorius de Seruis meldet, 

daß er felbft folche bleyerne Münzen befige und führe 


den Kipfüns als Zeugen an. Daß eg bleyerne Münzen 
S 3 giebt, 


— 


278 Part. IT, Cap. IV, 


giebt, iſt außer allen Zweifel, In des Neftors Martini 
Sammlung war eine aus dem zten Kahrhundere befind- 
fih. Sie enthält folgende Aufſchrift: Oracilia Seuera 

Augufla auf der einen Seite, und auf der andern Secula- 
res Auguſtorum. — _Cafaubonus bezweifelte 28, und 
nennte aumos plumbos, Münzen, minutiffimi pretii: 
„allein. Diefe Murkmaffung iſt aus Achtung die 
Roͤmer entſtanden. Er ;berufe fih zwar auf einis 

‚ge Stellen beym Martial, wo folgende Ausdruͤcke vor 
Fommen: } vinum plumbeum et poma plumbea; desgleichen 
"plumbeo gladio aliquem aggredi, Aber diefe Benfpiele 
beſtaͤtigen Feineswegs feine Meynung, denn tphilofophis 
fhe Gründe Fönnen in hiftorifchen fadis nichts ent⸗ 
ſcheiden. 

Daß man bleyerne Münzen gefunden habe, beſtaͤti— 
get der Parer Srölich, ein Wiener Gelehreer, unter dem 
‚angenommenen Namen Debiel, in dem Werfe, de vtili- 
tate rei numariae veteris, Nürnberg 1733. Er ſagt, daß 
‚man aus Eifen, Bley, Leder und andern Sachen Muͤn— 
»zen gehabt habe. Auch Hoſtus in feiner Numismatiſchen 
Abhandlung beweiße diefes, Ingleichen Jobert +) 

und Dimard, 

Daß man feine Münzen von $eder finder, kommt 

daher, weil ſich daſſelbe nicht ſo lange gehalten. 
Dieſe Bleymünzen wurden blos in der Abficht ge» 
macht, um theils den Kindern dag Rechnen beyzubrin⸗ 
gen; theils wurden ſie auch zum Spielen gebraucht/ wie 
bey uns z. DB. die Zahlpfennige. Bisweilen betrachtete 
man fie als Schauſtuͤcke. — Sie wurden nicht auf öf- 
fentliche Verfuͤgung des Senats geprägt: denn die Muͤnz⸗ 
meifter hatten nur die Aufficht über das Gold, Silber 
und Erz, Das — des Bleys intereſſirte ar nicht. 
Einige 


IIn notitia rei numar. Leipz. 1695- &. 23. ff. Diefer glaubt 
auch, ſolche bleyerne Münzen ſeyen nicht publica auctoritate 
geprägt worden. ) 





De re nnmaria, 279 


Einige haben behaupten wollen, daß fie nur bey den Gas 
turnalien wären gefchlagen worden, Allein dieß find 
bloße Vermuthungen. 


ieh #, 


Bey den Griechen iſt die Größe und das Gewicht 
der goldnen und filbernen Münzen bisweilen verändere 
worden, meil die verfchiednen Stadre und Fürften fich 
nicht nach einer Größe richreren. Daher haben Haym 
‚im Teloro Britannico, und Ziebe in Gotha numaria, von 
dergleichen Münzen immer das Gewicht angegeben, In 
Rom aber ift fi die Größe immer ähnlich geblieben. 

Die Denarii argentei_ waren die. gewöhnlichen Roͤ⸗ 
mifchen Silbermuͤnzen, ihr gewöhnlicher Gehalt war uns 
gefahr 3 Groſchen; ein goldner aber galt 25 bis 28 
Silberdenarien, alfo etwan 3 Ihaler 12 Grofchen, 
Diejenigen Münzen, die größer als Denarien waren, 
wurden nicht ordentlich als Kouranfgeld gebraucht, 

Der Denarius harte feinen Namen daher, well 
er 10 aſſes galt; der guinarius war die Hälfte und 
galt 5 Afles; und das Viertel hieß Jeftertius d. i. ſerqui- 
zerzius. Man finder diefe Münzen immer gezeichner. 
Auf der VBorderfeite des Denarius ſteht X, oder auch X. 
Der Quinarius harte das Zeichen Y oder Q,, Und der 
Seſtertius wurde IIS, oder HS. bezeichnet. Die numi 
mit 2 Pferden hießen bigati, Numi guadrigati waren 
mit 4 Dferden, manchmal war auf der andern Seire die 
vietoria, und davon hießen fie vioriati. 

cf, Del Teforo Britannico auctore Haym, I[Nic, 
Franc, Haym, thelauri, Britauniei feu Mufeum numa- 
rium quo continentur nunymi graeci et latini — ab audtore 
ipfo caelati, interprete Aloy/fo Comite Chrifliani, Medio- 
lanenſi. Wien 1763. 4. ıc.] Populorum et regum jnumi 
.. veteres von Franci/fco Neumann. Wien 1778. 

Siegberti Hauercampi Diflert, de Alexandri M. nu« 
mifmate, ; 
S4 Numi 


280 Part. II, Cap. IV. 


Numi miſſiles, Schauftüde, hießen alle Gefchenfe, 
welche bey gewiffen Gelegenheiten von Fürften 5. B. bey 
ihren Krönungen ausgeworfen wurden. Hauptſaͤchlich 
gelchah dies bey den Iudis faccularibus, und fefis fatur- 
nalibus. - Bimard behaupter, diefe Münzen, nemlich 
große Medaillons, wären auch ordentlich ausgegeben 
worden: allein diefe Meynung kann nicht erwiefen 
werben. | 

Hieher gehören auch die mumi contorniati, fie fön« 
nen mit zu den Medaglions gerechnee werden. Sie 
wurden größtentheils in honprem großer Perfonen ge- 
Schlagen. An der Seite find fie mit einem Ringe umge> 
ben. Es ift noch ein Raͤthſel, wie fie entflanden. Ge- 


meiniglich fegt man fie in die Zeiten des Aleranders Se⸗ 


verug. Vid. Siegberti Hauercampi Diflert, de Alexandri M. 
numifimate et de numis contornistis. [Fo Chrifoph. 
Olcarii ep, de numo M. Aurelii Antonini conturniato. 
Jena 1696. 4. und in Eledis rei numariae ©. 112 ff.] 


Die Nothwendigkeit machte, daß man Münzen aus 
Erzt prägte: Man bar dreyerley Gartungen: groß 
Erzt, grand bronze, mittel Erst, moyen bronze &c. 
und Elein Erzt petit bronze, Die Stüde des großen 
Erzts find Faum wie unfere Speziesthaler; die darauf be» 


findlichen Figuren find fehrfchön. Die Münzen im Miteele 


erzt find Eleiner, als unfre halbe Gulden, Und die Müns 
zen in Kleinerze find wie unfre Grofchen, — Außerdem 
hat man auch zumifmata aeneq maximi modul, 

Vid, Offervazioni iftoriche fopra alcuini Medaglioni 
antichi, von Buonarotti, Rom 1698. 4 — — 

[ Bariora maximi moduli numistnata feledta ex biblio- 
theca— Caſp. Carpeynae, S. R. E. Cardinalis et doctiſ 
ſimis Fof, Monterchii commentariis illuſtrata. Amſterdam 
1685. 12. — Andere aͤhnl. Werke führe Zeune zu 
Chrifirs Abhandl. S. 149. in der Anmerkung an] 


Auf 


De ve numaria. 281 


Auf den großen Medaglions kommt das SCtum 
nicht vor. Sie wurden auf große Kaiſer geſchlagen. 
Man finder nicht von lallen Kaiſern ſolche große Stüde, 


13 

Pars aduerfa, die Haupt⸗ oder Borderfeire, wo 
das Bildnis ſteht. Diefer Charakter gielt von Müns 
zen, die von großen Heren gefchlagen worden. Auf 
Münzen, welche Städte haben prägen laffen, finder 
man fein Bildnis, 3. B. Athen hatte eine Eule. Man 
hat verfchiedene Gattungen folder Münzen, z. B. 

numi Deorum, worauf das. Bild eines Gottes ge« 
prägt. 


numi regii, auf denen Bildniffe von Königen ſte⸗ 


hen, z. B. Egyptiſcher, Macedoniſcher, Syriſcher, 
Parthiſcher, Phoͤniziſcher, Sicilianiſcher Koͤnige und 
ſo weiter. 
numi populorum, die eine ganze Nation ſchlagen 
ieß, 

numi ciuitasum liberarum: folche Städte, die ihre 
eigenen Geſetze und Rechte harten. Sie hießen aurovo- 
por, Franzoͤſifch, des villes autonomes, 

numi von/ulares, Teu familiares ; fie find nicht alle 
von den Konfuln gefhlagen worden, fondern nur zu der 
Zeif, da die Konſuls noch regierten, und die Oberherr⸗ 
ichaft hatten, geprägte worden. Mach Yahren kann 
man fienicht ordnen, weil mehtentheils Fein Jahr jan« 
gegeben iſt: aber die Familien Ffann man daraus Fennen 
Iernen. Iſ. Eckhels Anfangsgründe der alten Numis⸗ 
matik ©. 42 ffr befonders.] 

Vaillant, numi familiares romani. 

Morclli Theſaurus mit Hauercampii commentario, 

Caefarei numi, die auf Kaifer, ihre Gemahlinnen, 
Prinzen und Anverwandfen, vom Julius Cäfar an, bis 
auf die fpätern Zeiten geſchlagen worden find. ’ 


Ss; ef, 


⸗ 


282 „Part, ID, Cap. IV. 


ch, Bandurii Imperatorum romanorum. "numismata, 
Maris 1718. Kol. IL Bände.  [— Imperatorum roma- 
norum aumismata a Poinpeio M. ad, Heraclium, ab Adol- 
F Occone olim congella Augultorum Iconibus, perpetuis 
hiflorico - chronologicis notis, pluribusque additamentis 
jam illufirata a Francifco Mediobarbs Birago, SR. ]. 
Comite, — Nunc vero ab innumeris mendis expurgata, 
— additionibus vsque hac defideratis, criticisque oblerua- 
tionibus exornata, curante Philippo Argelato, Bononienfi, 
Mayland 1730. Fol. — Ad numismata imperatorum ro- 
manorum aurea et argentea, a Vaillantio edita, aCl. 
Baldinio audta, ex folius Auftriae vtriusque, iisque aliqui- 
bus mufeis fupplementum a-Julio'Caefare ad-Comnenos fe 
« porrigens, opera Fo/,Khell, e S. J. &c. Wien 1767. 4. — 
Vaillants Werk bar folgenden Titel: Numismata im- 
peratorum, Auguftorum et Caefarum, a populis, roma- 
nae ditionis, graece loquentibus ex omni modulo percuf- 
Sa — ceditio altera, ab ipfo auctore recognita, emendata, 


Teptingentis nummis aucta, additis ad quemlibet impera- _ 


torem iconibus. Cui acceflit de notis graecorum numis- 
matym literalibus, et altera de nımeralibus explanatio 
per Fo. Vaillant, Bellouacnm, Medie, Doctorem &e, 
Amfterdam 1700. Fol. Man fehe auch in Raſche's 
Lex, num, II. Band. ter Th. unter den mehren Arti⸗ 
Feln des Wortes Imperator, ©. 659 ff.] 


Nummi vrbium et populorum 'folcher Völker, die 
‚aurevono; heiffen, was bey ung heuf zu Tage z. B. die 
freyen Neichsftädre find, Es waren Städte, die das 
echt harten, Münzen zu prägen. Städte, die unter 
Nom gehörten, harten diefes Recht nicht. - Doch Fießen 
fie bisweilen Münzen zu Ehren eines großen Mannes 
ſchlagen? ſolche Münzen haften aber nicht audtoritatem 
publicam, 
»umi coloniarum, die Mflanzftädte hatfen immer 
Pas Symbolum ihrer Mutterſtadt. Z. B. das zerſtoͤhr⸗ 
fe 


t 


. 


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“ 





De re numaria, * 


‘te Korinth, als es wieder aufgebauet wurde, nantıre 
ſich colonia, 

Coloniae militares nahmen immer von ihren Stifs 
fern den Beynamen an, 3. DB. colonia Traiana; Julia, 
Sie find öfters nur mit einem Buchſtaben ausges 
druckt. 
Auch die Griechen und die Phönizier haben Kos 
lonien ausgeſchickt. Man rechner aber felßige zu den 
‚numis vrbium. 

ef. Fo. Foy- Vaillant numismata aerea imperatorum 
Auguſtorum, Augulſtarum et Caefarum in coloniis, muni- 
cipus et vrbibus iure Latio donatis. ° Parif, ſumt. audoris 
1688: fol. [Ein anders fhägbares Werf des Vaillant, 
numismata imperatorum &c. ift Furz vorhero angeführe 
worden. 

Anfänglid , gleich bey der Wicderherftelung der 
Wiſſenſchaften, bekuͤmmerte man ſich nicht viel um die 
numos vrbium et populorum; jezt aber ift man aufmerfs 
‚famer auf diefelben. 

Aus den numis familiaribus hat man viele vorher 


unbekannte roͤmiſche Geſchlechter entdeckt z. B. familiam 
— 


8. I 

Man muß auf den Muͤnzen beyde Seiten fehr ge— 
nau betrachten, wenn man ein richtiges Urtheil faͤllen und 
ſie recht benutzen will. Vorzuͤglich in dem Falle, wenn 
man den Gang und die Fortſchritte der Kunſt darauf zu 
bemerken willens iſt. Hierzu gehoͤrt hauptſaͤchlich einige 
Kenntnis von der Zeichenkunſt. — Liebhaber ſchaͤtzen 
die griechiſchen Muͤnzen immer weit hoͤher als die roͤ⸗ 
miſchen. 


€. 15, 
Die Geſichtsbilder müffen von vornen und im vol⸗ 


Ten ausgebreitet feyn: das heißt, es muß nur eine Seite 
h des 


248 Part. II, Cap. IV, 


des Geſichts ausgedruckt worden ſeyn. Man ſagt kunſt⸗ 


mäßig: fie müffen in Profil ftehen, 

Man fann ausden Münzen den Gang der Zeichens 
kunſt beurteilen, wie fie von einem geringen Grad ge⸗ 
fliegen, wie fie ihre vollfommene Ausbildung erhalten, 
und wie fie wieder gefallen, [Man fehe Klo Beytrag 
zur Gefchichte des Geſchmacks und der Kunft aus Muͤn⸗ 
zen, Altenburg 1767. 8.)] 

Herr von Schubmann, der ſich bey Görliz auf- 
hält, und ein ſtarkes Münzfabiner befige, hat ein Bud) 
‚von griechifchen Münzen herausgegeben, und von der 
Kunft mie Geſchmack geurtheilt. Alle Münzen find von 
ihm ſelbſt gegeichner und geftochen worden, Das Buch 
ift 4. Ferner ift des Spanheims Werf de vfu et prae- 
ftantia numifmatum zu Unterfuchung der Münzen fehr 
brauchbar, Man finder auf Münzen ‚öfters die Urfache 
angegeben, warum und bey welcher Gelegenheit fie'ges 
fhlagen wurden? So bat man vom Kaifer Veſpa⸗ 
ſian eine Münze, mit der Auffchrift Fudaea capta: vom 


Auguſt eine Afa recepta und d. m. Dergleichen Eurze 


Auffchriften ruͤhmt fonderlich Addifon in feinen Dialo- 
ques upon the Ufefulnefs of ancient Medals, *) mworins 


nen uͤberhaupt fehr viel erefliche Anmerfungen zu finden 


find. Man fann aus den Münzen, hauptfächlich aus 
‚den Kaiſermuͤnzen ‚öfters fehon den fitichen Charakter 
kennen lernen. Dieſes beftätigen 3. B. Münzen vom 
Yiero, Jakob Spon hat eine franzöfifche Differra- 
tion über die Phyſiognomie eines jeden Kaifers gefchrie- 
ben. Differtation de Putilit€ des Medailles, pour l’etude 
ele la phyfionomie **). Auch Kiebe bar hiervon gehandelt, 

a — FGerner 


) Joſeph Addiſons Geſpraͤche von dem Nutzen und den Vor⸗ 


zuͤgen der alten Münzen, aus dem Engliſchen uͤberſetzt von IM. 
G. mwilb. Poͤtzinger, Bayreuth, 1740. 8.) 

) [Heufinger ließ fie in ſeiney Ausgabe Julians Caeſarum ©. 
231 ff. wieder abdrucken. Man hat auch vor einigen ah 
ten eine lat. Websrfegung davon befonders gedruckt erhalten.) 


} 


| 


| 





\ 


De re numaria, 285 


Serner finder man auf den Münzen Figuren großer 
Perſonen, gewiffer Gortheiten, erdichtetee Helden, und 
Ungeheuer; ja es Fommen auch perfonifiziree Tugenden 
und Eigenfchaften mie ihren Attributen vor, 3.8. Pietas, 
Fufiitia, &c. Man ficher auf den Münzen Figuren und 
Sadhen, die ehemals gebräuchlich gewefen, z. B. zripo- 
des, apices, Simpula, 3.8. ob ciues feruatos ; fignis re. 
pertise Mit zwey, drey Worten ift öfters eine fchöne 
Idee angezeigt: Auch die rim fuffragandi finder man 

auf Münzen angegeben. IR ’ 

, Bey der Malerey ift eine Kenntnis von Minen 
nothwendig. Schon ehemals entlehnten die größten 
Künstler die Schildereyen davon: und entwarfen dag 
Achnlide aus den Münzen. - Ein großer Maler muß 
vorzüglich Antiken ftudire haben. | | 

Toreggi, BRaphael von Urbino, le Bruͤn, 
Rubens, thaten folches. Auch zur Baukunſt dienen 
die Münzen. Viele haben behaupten wollen, die Alten 
härsen die Perfpeftiv nicht verſtanden: alein aus ihren 
Zeihriungen und Ausführungen kann öfters das Ges 
gerieheil erwiefen werden. 

bonis temporibus: i. e. Furze Zeit vor und nach Chris 
fti Geburt find die römifhen Münzen fehr fchön. Die 
beften Münzen, ſagt unfer Verfaffer, wären im 7. 8, 
und gren Jahrhundert geſchlagen worden: Dies ift von 
Erbauung der Stade Nom zu verftehen, Ueberhaupt 
bezieht ex fich hier mehrentheils auf römifche Münzen. 

Die Münzen zu Auguſts Zeiten find befonders fehe 
ſchoͤn. — Unter den Griechifchen find hauptfächlich die 
in Sicilien geptäge worden, die fhönften. Die Arbes 
nienfer arbeiteten ihre Münzen immer beffer aus, als 
andre Völker. Ja, die Roͤmer ahmren die Griechen nur 
nach: aber ihre Münzen enthalten viele fadta, die ung 
fonft unbefannt ſeyn würden, 

Selbſt zur Erfindung neuer Münzen find die alten 
ganz vorzüglich zu gebrauchen, weil man durch den Feif« 

| ſigen 


286 Part, IL, "Cap. IV, 


figen Umgang mit ihnen an das Schöne der Erfindung 
und Bilder gewoͤhnet wird. Frenlich Fönnen nach uns 
fern polieifchen Einrichtungen, nur wenig Gelehrte hier« 
von Gebrauch machen. et 

Man hat in den nenern Zeifen die Gefchichte gros 
Ber Herrn, durch Münzen erläutere dargeſtellt. So has 


ben wir z. B. Hifloire metalligue de Lowis XIV. Aber . 
Erfindung und Zeichnung, Attribute und Auffchriften, 7 


find vielmals nicht zum Beſten gewähle: Doc fommen 
auch unter der Menge ſehr fehöne Stücen vor. Diefes 
Werk Fam zu Paris 1702. in groß Fol. heraus. Die 
Münzen gehen von Ludwigs Fugendjahren an, bis in 
fein ziemlich hohes Alrer, Es war eine Borrede dabey 
befindlich,, die der König aber bey der Dedifarion gleich 
las, und am Rande vieles anftrich oder darzu fehrieb, 
deswegen wurde fie von dem Werf ganz weggelaflen. Dur 
bey wenig Eremplaren, die zu frühzeitig verkaufe, oder 
verſchenkt worden waren, ift fie befindlih. — In Hole 


land wurde diefes Werf, aber ohne Vorrede, wieder 


nachgedrudt. 

An England hat man auch eine Gefhichte vom 
König Wilhelm mir Münzen erläutert; fie iſt aber niche 
fo gut, wie die vom König Zudwig. r 


$. 16 ‘ 


Die Münzen haben zu gründlicher Erlernung ver 
fchiedener Wiffenfchafren, ihren großen und mannigfalti— 
gen Nugen, 3. B. —— 

in Grammatica, ) fo ſchrieb man ſonſt Seleucur Ni- 
canor, muß heißen, wie mar aus Münzen erfehen, M- 
cator; ferner Prolomaeur, es muß beiffen Prolemeus, 
& in 


*) [Wie man aus Münzen den Gebrauch und Abwechſelung der 
kat. Ortbographie und die Kenntniß der alten Schriftzuͤge erler⸗ 
nen 





'De rernumaria, 387 


in hifloria vniuerſa, 4 B. in Sicilten ift eine uns 
bekannte Königin, Pbiliffis gewefen, deren in feinem 
Buche Erwähnung aefhieht: man hat fie blog aus Muͤn⸗ 
zen, und einer Auffchrife in der Sammlung des Prens 
cipe di Torremuszja Eennen lernen, Sie fährt auf einem 
Wegen mit 4 Trinmphpferden. 


in geographia, viele Städte und $änder find uns 
unbefanne gewefen und durch Münzen entdecke worden, 
Harduin und nod mehr Pellerin haben durch Münzen 
viele Staͤdte entdeckt. 


in chronologia. Ohne Münzen wuͤrden wir in der 
Chronologie noch weit zurück ſeyn, hauptfächlich, da die 
Syrer, Macedonier, Griechen und andte Völker ihre 


eigne Rahrrechnung haben, — Aera Seleucidarum 
nannten die Syrer ihre Rechnung, Sie geht ı2 Jahr 
nad) Alexanders des Großen Tod an. — Einige Voͤl— 


Fer druͤckten das Jahr durch E. aus, welches Eros i. e. 
annus heißt. Ferner einige Münzen find mit einem A. 
gezeichnet, welches Auzzßas d. i. annus genennee 
wird, — Unter den römifchen Münzen find hier vor⸗ 
züglich die numi Caefarei zu gebrauchen. 


Auch in ritidus publicis baden die Münzen viel Licht 
verbreitet. Man Fann öfters viele Arten von Gebraͤu— 
chen lernen, z. B. decurfio heißt eine Revuͤe der Kavals 
lerie; allocurio eine Anrede der Kaifer an die GSoldaren 
im Lager. Auf Münzen has man die Täfelgen zum Bo» 

tiren 


nen koͤnne, zeigte M. Chriſtian Frider. Ruhe, in ſpeeimine 
philologiae numismatico- latinae primum, quod e nummis 
Romanorum vett. in primis in ſplend. thefauro Arnſtadio 
Schwarzburgico obuiis confignauit, aliisque monumentis 
ammaticorumque placitis illuftratum dedit, $ranff. und 
eipzig 1708. 4. Die Fortfekung habe ich nicht nefehen. Ar 
. Prinzen Torremuzza Werke ift au) vieles, fo zur griech. Das 
Täographie gehört. | 


238 Part, II, Cap. W. 


firen vorgeftelee ). Auch verfchiedne Fefte find auf den 
Muͤnzen angegeben. 

Um diefe angezeigten Sachen Fennen zu lernen, find 
folgende Bücher brauchbar: 

Ezechiel v. Spankeim, de vfu et praeflantia numis- 
matum, Es fan 1664. in 4. zu Nom heraus. Die 
zweyte Ausgabe erfchien 1672. zu Amfterdam. Ueber 
der dritten Ausgabe ftarb Spanheim. Der erfte Theil, 
‚welcher zu London gedruckt wurde, war fertig, und der 
zweyte blieb liegen, bis er 1717. zu Amfterdam aufge- 
legt, und der erfte Theil darzu gefaufe wurde. 

Froelich, hat unter dem angenommenen Namen 
Debiel, Quatuor tentamina in re numaria 1737. in 4. hers 
ausgegeben. Ferner haben wir von ihm: annales Syriae 
e numis illuftrati, Er har in feinen Werfen mit de nu- 
mis et numorum vfu gehandels 

Triftani commentarius ja hiftofiam Imperatorum, 
Ein Werk, das im 16ten Jahrhundert gefchrieben, und 
in welchem alles aus Münzen erläutert worden. 

Seinr. Noriſius war Kardinal und ſchrieb chro- 
tiologiam Syro-Macedonicam; ferner Cenotaphia Pifana. 

Pagi in Critica- Antibaromiana, hat viel aus Muͤn⸗ 
zen erwiefen. Er fihrieb auch differtationein hypaticam, 
deu de confulibus Caefareis &c. $eiden 1682. 4. 

D. Oslentin Ernſt Löfcher, Superintendent zu 
Dresden, hat in feinem Stromat- viel brauchbares aus 
Münzen erläutert. Auch D. Depling, Superintendene 
in $eipzig, hat in feinem Obferuationibns Sacris viel aus 
Münzen erwieſen. [Desgleihen M. Gottlob Krom, 

Ä 3eibich 

*) [Husfügrficher zelgt den mannigfaltigen Nutzen dee Münzen 
und führt fehr viele theils hieher, theils aud) zu dem vorherges 
henden Paragraphen gehörige Schriften an ein Ungenannter 
in folgendem Buche: Rei Romanorum numarlaetömpendium, 
iuuentuti findiofae ad diiudicandos numos adornatum, va- 





ee nn — * 


xiis obferuatt. Mufßratüm, Ubrisque, qui eam rem copio- 


fius tradunt, ex omni fciehtiarum genere inſtructum, Dress 
ben und Leipzig: 1753. 8. I, Kap. Sr 41 ff] 


! 


De re numaria, 289 


Zeibich in Obfl. ex numis antiquis facris, difp, Wittenb. 
1745. 4. von Öeflen u. a.] 

Morelli fpecimen vniuerfae rei numariae antiquae, 
Leipzig. 1695. 8. 

Monf. Fobert Science des medailles 1737, mie den 
Anmerkungen des Monf. Bimard. 

Zaccaria Ifituzione antiquario - nuınaria, 

Auch in den Commentariis der Audorum claflico- 
rum, ift von vielen manches aus Münzen erklaͤret wors 
den z. B. vom 

Datinus, im Svetonius; vom 

Laurentius Beger, im Florus; vom 

Spanheim, im Callimachus, Ariſtophanes, (nach 
‚der Küfterifchen Ausgabe,) Julius Caͤſar u, ſ. w. 


§. 17. 

Die Münzen find Denkmaͤler und Urkunden, wel—⸗ 
che zu einem gewiffen Andenfen oder Gebrauch geprägt 
worden find. Will man von ihnen einen rechten Ges 
brauch machen, fo muß man fie, wie jeden andern Bes 
weiß, prüfen, um die ächten von den falſchen Muͤnzen 
zu unferfiheiden. 

Man finder fünferley Gattungen von untergefchobe- 
nen Münzen. *) 

1) Einige find in den neuern Zeiten ganz falfch erdichter 
und geprägt worden, die niemals eriftire haben; doch 
fo, daß man Alter und Koſtum har erhalten wollen. 

2) Undere find nady dem Gepräge einer alten wirflichen 
Münze, nur nicht in gleicher Größe und Metall nadj« 
gebildee und gefshlagen worden. 

3) Mars 


*) (Man} vergleiche Ehrifts Abh. ©. 167. 10. Beauvais 
Abhandlungen, wie. man ächte alte Münzen von nachgemach⸗ 
ten unterfcheiden Fann, aus dem Franzöfiichen mit Anmer⸗ 
kungen und einem Berzeichnif von dem Werth und der Sel⸗ 
senheit aller alten roͤm. Kaiſermuͤnzen. Dresden 1791. 4.) 


290 Part, IL Cap W. 


3) Manche ind nach wirklich alten Münzen abgeformt, 
und nur im andern Metalle nachgegoffen werden, 

4) Gicht es Münzen, die aus zweierley Metall Fünfte 
lich zufammengefege worden. 

5) Einige find wirklich alt, aber auf dem alten Stem— 
pel find fie mie Huͤlfel des Grabſtichels verändert und - 
verfchiedenes daran verderben worden, weil man ent⸗ 

. weder an der Figur, oder .an der Schrife ändern 

„. wollen. 5 | 

adnr, 1) Durch das Unſchickliche Fann man fie Fennen, 
fie werden weder Farbe, Größe noch Schwere des 
Meralls haben. Die Buchſtaben find niche gut und 
regelmäßig, die Figuren haben nicht die fehöne, 
fefte, Forrefte und edle Zeichnung. Dergliihen Miss 
geburten findet man 3. B. vom Julius Caͤſar: auf 
der andern Seite ſteht ein Kranz und die Buchftaben 
V. V. V. veni, vidi, vici; ferner vom Auguſt, auf 
der andern Seite mit der Auffchrift: feRina lente. 

ad ar. 2) Diefe Garrung ift niche ganz falſch, nur find 
fie nach antifen Srücen nachgemacht und koͤnnen mit 

- ans dem Unfchieflichen beurrbeile werden, Man muß 
folgende Stuͤcke genau betrachten: 

1) Das Werell. 
2) Die Umriſſe in den Seichnungen der Figuren, ob 
die korrekt find; und 
3) die Schrife, die darauf vorfomme Bon fal« 
ſchen Berrügern, die dergleichen Münzen unterges 
ſchoben haben, find vorzüglich bekannt i 
Johann Cauvinus, ein Staliener, gemeiniglich Il 
Paduano, war ein großer Münzberräger, Man 
nennt die von ihm nachgemacheen Münzen Da- 
duaner. 
Lorenz Carteron, vor Parma, und daher Il Par- 
miggiano; ferner Victor Gambelli; Lellini; Bon- 
fogna &c. — 


* 





De re numaria; 591 


In den neuern Zeiten die fo genannfen autiquarii 
in Nom, Ciceroni genannt. Es find Männer, die 
junge fremde Herrn in Kom herum führen, ihnen Als 
terthuͤmer zeigen, und fich der guren Gelegenheit, fie 
mit falfchen Münzen, welche fie gemeiniglich bey ſich 
‚zu fragen pflegen, zu hintergehen, 

ad nr, 3) Diefe Gattung rechnet man ad numos fufos, 
Man hat dergleichen in Erzt, Silber und Gold. Sie 
werden durch.die Kennzeichen der Guͤße leicht erkannt, 
wenn man voraus ſezt, daß die alte Muͤnzen mit dem 
Hammer geſchlagen worden find; 

) Das Feld daran iſt rauch, wegen des Sandes der 
von der Form zuruͤck geblieben. 

2) Die Figuren und Schriften ſind nicht ſo fein 
und korrekt, auch die Buchſtaben haben unten geſpal⸗ 
tene Fußgen⸗ 

3) ft an den gegoſſenen Muͤnzen der Rand umfeilt, 
oder mit einem Hammer rachgearbeiret und gefchlagen 
worden. — Wenn fie gegoffen werden, ſetzt ſich an 
der Oefnung, wo das Metall hineinlaͤuft, ein Knoͤpf⸗ 
gen an, welches abgezwackt werden muß. Derglei⸗ 
chen Guͤſſe gerathen in Gold cher als in andern Mes 
fallen. Die Berfälfcher geben auch) den Münzen bis: 
weilen einen Firnis. Der Firnis anf den achten alten 
Kupfermünzen ift grün und manchmal dunfelrosh, und 
man Fann ihn von der Münze nicht wegbringen: der 
nachgemachre aber hat nicht das Seine, und ifk fett 
und weih, und man Fann den Firnis nach und nach 
abwafchen. 

Wenn. man auf fildernen und goldenen Münzen, 
auf der einen Site das S, C.i. e. SCtum finder, fo iſt 
es immer ein Kennzeichen des Betrugs. 

adnr, 4) Wenn aus zwey wirklich ächten aber gemeinen 
Münzen, eine dritte zufammen gefegt wird, daß dar« 
aus gleichfam eine neue Münze enfteht. Dirgfeichen 
Münzen muß man en am Rand unterſu⸗ 
chen. 


292 Part, I, Cap. IV. 


chen, denn man Fann fonft häufig hinfergangen wer⸗ 
den. Hat man gegründeten Verdacht, fo nehme man 
einen fcharfen Grabftichel und fprenge fie auseinander; 
find fie zu feft gekittet, ſo nehme man eine Seile. Der» 
gleichen Münzen enthalten immer etwas rares, und wers 
den fehr theuer von Leuten, die es nicht verftehen, bezahle, 
Sie werden am Rand abgefchliffen, und wenn dies 
geſchehen, feſt zufammengefisret. Uber das leichte 
Gewichte, die Glaͤtte, und Künfteleyen am Rande, 
verrathen den Berrug. 

Jobert harte einen Domitian von der Ark, auf 
der andern Seite war ein Amphitheater, 

Volkmann in feinen Nachrichten von Sralien 
führe auch dergleichen Münzen im Modenefiichen Kas 
binet an. 

adnr. 5) Wenn entweder an einer wirflich alten Muͤn⸗ 
ze gewiffe Buchſtaben, oder Lineamente, oder Die 
Haare geändert worden; oder eine gemeine Münze in 
eine felene verwandelt wird, Man muß vorzüglich 
auf die Buchftaben Achtung geben, ob fie nicht gefün- 
ſtelt oder verändere find; ferner ob die Münzen niche 
Vertiefungen hierdurch bekommen haben. So find 
3. B. die Münzen vom Gordiano Afro Bater und Sohn 
fehr rar, weil fie zufammen nur Furze Zeit regierten. 
Die Münzen aber vom Gordiano Pio find häufig. Da 
hat man aus Pius öfters Afer gefünftele. Ferner auf 
Münzen auf den Philippum Thracem hat man etwas 
in der Phyfiognomie geänderf, und Aemilianus daraug 
gemacht. Aus den Münzen des Kaifers Nero in 
Kupfer har man durch Veränderung Orbones gemachk. 
(Die Othones in Erzt find fehr rar, und werden höher 
als goldne und filberne Münzen bezahle 9. * 
tho- 


») TEbiflet in feiner Abh. de Othonibus aereis, Anttverpen 
1651. 4. und andere läugnen ihre Dafeyn. Schlager in der | 
Vorrede Über das Numophylacium Burckhardianum , worin» 

nen 





De re numaria, 293 


Otbonibus graecis hat man latinos gemacht. Es giebe 
gewiſſe ächte Orbones, nur find fie fehr rar, Pellerin 
har angemerkt, daß cin gewifler Venetianer 20 Stuͤck 
Othones befige, Der feel, Erneſti fol auch einen ge⸗ 
habe haben; und unfer Prof. Defer will auch einen 
aͤchten befigen. — Die Münzen des Ditellius find 
rar; indeflen erzähle man, ein Bauer habe bey Rom 
einmal eine ganze Küfte vol folher Münzen gefuns 
den. Es ijt möglich, daß vielleicht feine Kriegskaffe 
da vergraben worden. — Auch die Münzen vom 
Peſcennius Niger find fchr rar, aus welcherley Me— 
tall fie auch feyn mögen. Man muß Münzen, die 
nicht häufig vorfommen, beym Verkauf fehr genau 
prüfen, weil man fonft fehr leiche binrergangen wer— 
den kann. Eine Münze, welche falfh ift, muß 
nicht allemal fehlechrerdings verworfen werden, zumal 
wenn fie gut gemacht iſt: nur darf man fich nicht date 
auf beziehen. IS.auch Rafche’s Lexicon. rei num, unter 
dem Wort, Impoftura, zrer Theil, des zen Bandes 


©. 691 ff. ] 
T3 $. 18. 


8 


nen eine beraleichen Münze vorfommt, fucht ihre Aechtheit zu 
Sewerfen, und Eckhel in Anfangsgründen zur alten Numis—⸗ 
mat. ſchreibt ©. 80. „Es giebt ihrer ziemlich viele, die aber 
nicht zu Nom, fondern zu Antiochta in Syrien oder zu Ales 
gandria in Heanpten gefchlagen wurden. Unterdeſſen giebt es 
feine von roͤmiſchen Bepräge in Aerz, wovon man bie 
wahre Urſache nicht angeben kann. — Alle die Othonen 
von Aerz welche die Seftalt eines esmifchen Schlages haben, 
find von Verfälichern nachgemacht worden.“ Doch änderte 
Chiflet nachhero feine Meynung. Man ehe Burc. Bortbelf 
Struvs Bibliothecam numismatum antiquor. etc. Sen 
1693.12.©.55 f. — Mehrers von den ähten und nach⸗ 
gernachten aereis Othonis nummis und dem Streit darüber 
findet man in Raſche's Lex. rei num. unter dem Wort, Orbo, 
im Fr Theil des zten Bandes S. 235 ff. befonders ©. 
2S5ıf. 


294 Part. IL Cap. V. 


5 18. 

Die Schwierigkeit alte Münzen zu leſen, beruher 
bhauptfählich auf den Abfürzungen der griechiſchen Muͤn— 
zen. Die römifchen Siglae und abgefürzten Worte find 
leihter, So finder man z. B. auf dergleihen Münzen 
P. P. i, e. Pater Patriae: Tr.P. i.e. Tribunitia Poteflas ; 
S. P. Q. R. i. e, Senatus Populysque Romanus; P, M. i. e. 
Pantifex Maximus. 

Abgekuͤrzte Wörter find z. B. Imp. i, e. Imperator; 


Caef. i. e, Caefar, — ©. die oben angeführten Numis- 
geſfuh 


mata. — &c. Auctore Vaillant, Der Appendix an 
dieſem Buche de notis Graecorum numismatum iſt ſehr 
brauchbar, 3 


Rafche hat ein wortrefliches Lexikon der alten Aus 
mismatif in mehrern Octanbänden herausgegeben. [Der 
Zirel des Werfes ift; Lexicon vniuerlae rei numariae ve- 
terum, et praccipue Graecorum ac Romanorum cum ob- 
feruatt, antiquariis, . geographicis, chronologicis, hiftori- 
eis, eriticis, et paflim cum explicatione monogrammatum 
— !eipzig 1785. 8.) 

Froelich hat in feinen annalibus Syriae einen Anhang 
de notis intelligendi numos graecos. Pellerin har diefen 
Catalog vermehrt, Beyde gehen blos auf griechifche 
Münzen. Re 

[Ein gutes Huͤlfsmittel ift: Lexicon abruptionum, 


quae in numismatibus Romanorum occurrunt, ſtudioſae 


inuentuti ad explicandos numos adornatum variisque obfl. 
illuſtratum. Nürnberg. 1777: 8. Etwas bringe Struv 
in dem angeführten Buch, Kap. 5, mehrerg aber Raſche 
in dem öfters angemeldeten Werke durchaus, bey.] 
Man has Münzen, wo auf der Küdfeite, fonder; 
lich in der Erergue einzelne Buchftaben ftehen, die mar 
nicht allemal zuverläffig herausbringen kann. Es find 


gemeiniglich Eonfonanten ohne Vokal. Diefe Are zu 


figniven Fam unter dem Kaifer Probus auf. Die cine 
zelnen 





De re numaria, 295 


zelnen Buchftaben zeigen gemeiniglich die Werkſtaͤtte ans 
10 die Münzen geprägt worden, z. B. . . N. O.P. heiße 
Conflantinopoli obfgnata Pecunia, Hier läßt ſichs allen« 
falls erklären: [Wie verſchieden aber jene Buchftaben 
ausgelegt worden find, findet man Furz bemerfe in Fa⸗ 
briz. Anm, zu Bandur. Bibl. num, ©. 38,1 

Diele haben von folchen Bucftaben wunderbare 
Erklärungen gemacht, wie 5. B. Harduin, und noch 
felener, Poinfiner de Sivry, Allein ſolche Muchmaffuns 
gen ftügen fich immer nur auf feichte Gründe, 

Um den Innhalt der Münzen richtig zu verftchen, 
muß man hiftorifche, geographifche, chronologifche, und 
mythologiſche Keuntniſſe zu erlangen ſuchen. Beſonders 
iſt es auch von großem Vortheil, wenn man von der Zei— 
chenfunft etwas verſteht, um das Schöne, Kichtige, 
und Rorrelte richtig beurtheilen zu koͤnnen. 


; $. 19% 

Matı muß zu diefen Studium gewiffe Bücher has 
ben. Unſer Verfaſſer macht bier zwey Klaffen. Er 
nennt nemlich in diefem $. Diejenigen Schriftfteller, die 
von den Münzen überhaupt gefchrieben Haben; und int 
folgenden, Die einzelne Abtheilungen derfelben abgehandelt 

aben. 
‘ Savot Difcours ſur les medailles antiques. Paris 
1720. ing. Ludwig Buͤſter hat diefes Werk ing 

Lateiniſche überfege, und dieſe Ueberfegung fteht in Grae« 
vi; Antiquitatibus Romanis, Tann II. 

Patinus eques D. Marci, introdudtio ad hiftoriam 
numismat. Amfterdam 1583. »2. Er fohrieb fein Buch 
in Sranzöfifcher Sprache, Es wurde hernach ing Latei—⸗ 
nifche überfegt. Zugleich ift eine Abhandlung dabey be⸗ 
finölich de notis et vocum abruptionibus. 

Jobert, la Sciance des medailles. Er war ein Je⸗ 
ſuit, der junge Herrn zu Paris in der Muͤnzkunde uns 
Eee Dimard hat Ziſate darzu gemacht, und 

T4 o⸗ 


296 Part, II. Cap. IV, 


Joberts Meynung öfters widerlegt: [wird aber nicht 
durchaus gebilligt.) Junker har zu Ende des vorigen 
Jahrhunderts des oberes Werf lareinifch überfege; und 
Rafche, ein Geiftlicher bey Eifenach, har vor einigen 
Jahren eine deurfhe Ueberfegung geliefert, die aber 
nicht zum beften gerathen. Wire Catalogus numorum 
Bodleianorum, 

Rinkius war. aus Leipzig gebürtig und Beſitzer des 
Ritterguts Stoͤtteriz. Er wurde Prof. zu Altorf, und 
ſchrieb ein Werf de cognitione rei numariae, 

Antonii Auguftini® dialogi de antiquitatibus Romanis 
et Hifpanicis in numis, Diefes Werk ift eigentlich in 
Spaniſcher Sprace gefhrieben [und zu Taracco 1587. 
4. erſchienen.) Er war ein Mann, der um die Willens 
fchaften große Berdienfte harte, 

Andress Schottus bat iu Antwerpen 1617, Fol. 
die lateiniſche Ueberſetzung gemacht, und Jac. Biaͤus die 
Münzen in Kupfer geſtochen. Es iſt auch ing Italieni— 
fhe vom Ottabiano Sada überfegt worden, [Rom 
1592. Fol]. 1 

Zaccaria, Iftituzione antiquarjo-numismatica, Kom 
1772, in $. 

[Ein wichtiges Werk, fo aus 7 Theilen beftehen fol, 
ift: Dodtina numorum veterum conferipta a Fofepho 
Eckhel, — pars , — Wien 179%, 4. — vol, UL 
1794. &e.] 

Wenn man das Münzftudium recht gründlich freis 
ben will, fo find Bücher, aus denen man Münzen: fen« 
nen lernt, nichr-allein hinreichend, fondern man muß 
die Münze ſelbſt fehen und einen recheen Gebrauc davon 
machen lernen. 


$. 20, 


Eine andre Klaffe von Büchern find, wo die Müns 
zen durch Kupfer erläutere werden. - Hieher gehören: 


I) ad 


De re numaria, 297 


I) ad numos Caeſarum: 


Mezzobarba, oder lateinifch Mediobarbus, er lebte 
im vorigen Jahrhundert und ftellte feine numos Caelarum 
1683. zu Mailand ang Licht. Vom Cneius Pompeius 
fängt er an, und gebt bis auf die fpäcern Kaifer fort, 
Bor der Beſchreibung eines jeden Kaifers ftehr allemal 
eine Münze, die das Bildnis deffelben enthaͤlt. Doch 
find die Münzen öfters mangelhaft angegeben. Angeloni 
har diefes Werf verbeffert, und ralienifch unter dem 
Zitel herausgegeben: L’hiftoria Augufta da Giulio Ce- 
fare a Conftantino il Magno a Francäfco Angeloni, — 
1730. ift zu Mailand noch eine beffere [die ſchon oben ana 
oefügree] Ausgabe, worinnen die Chronologie berichtiget 
worden, herausgefomnten, 

Valens, i. e. Vaillant, ein berühmter Arzt in Frank⸗ 
r.ich, hat fih um die Numismarif fehr verdiene gemacht. 
Wir haben von ihm Numismata Imperatorum graecorum ; 
ingleichen Numismata Imperatorum Auguftorum et Caefa- 
rum, a populis romanae ditionis graece loquentibus, 


‚Patini Werf der Kaiferhiftorie, 


Andreas Miorellus, ein gelehrter Schweizer,. der 
in feinen jüngern Jahren auf Reiſen gewefen, und fidy 
lange Zeit in Italien aufgehalten harte, ſtudirte vorzüge 
lich Numismatif. Er zeichnete rreflich, und flach gut 
in Kupfer. Er wolle eine allgemeine Münzfammlung 
ang Licht ftellen, und fehrieb deswegen fpecimen rei nu— 
mariae zu Paris, mworinnen er fein Vorhaben zu erfens 
nen gab. Er erhiele vom Ludwig XIP. den Auftrag, 
fein Münzfabiner zu zeichnen und zu edirten. Bey der 
Arbeit unrerhiele ſich der König öfters mir ihm. Da er 
aber feine Bezahlung forderte, ließ ihn der Marquis de 
Louvois in die Baftile fegen, und alle feine Papiere 
wurden ihm genommen. Er kam endlich wieder heraus, 
aber feine Papiere erhiele er nicht wieder. Hierauf nahm 
fi) der Fürft von Schwarzburg Nudolftade feiner an, 


2 s und 


298 Part. I. Cap. IV. 


und berufte ihn nach Arnftadt, wo er Münzinfpeftor 
wurde, Hier wollte er wieder eine algemeine Sammlung 
aller Roͤmiſchen Familien und Kaifermünzen veranftalten. 
Er korreſpondirte deswegen auch mit den größten Numis⸗ 
mafifern, und machte feinen Plan nochmals in einem 
fpecimine rei numariae befannt. Da ihn aber derSchlag 
ruͤhrte, rufte er einen Rupferfteher mie Namen Menzel 
nad) Arnſtade, der unter feiner Anführung arbeiten mußs 
te. Der Plan und die Zeichnungen wurden fertig, aber 
der Kommentar nicht, denn er farb über der Arbeir. 
Der Herzog von Gotha Faufre die Rudolftädtifche Samm⸗ 
fung für 100,000 Thaler, Schläger, des Morells Nach⸗ 
folger, follte das Werk forefegen: allein ge war niche zu 
Stande gefommen. Hierauf Fauften die Wetſteine in 
Holland die geftochenen Rupferblarten, und frugen dem 
Havercamp und Gori die Ducchfichr und völlige Beats 
beitung des Werfs auf, dag unter folgendem Titel edirt 
wurde; Thefaurus Morellianus numorum Imperatorum, 
cum Schlegelii, Havercampij et Gorii_commentariis, in 5 


FB. . 
du Cange, Hiftoria Byzantina ex numis &c, Paris 
1682. Sol, 


Bandurius Tebte im vorigen Jahrhundert in Italien, 
und fchrieb: Imperium orientale, Paris in Fol. [wieder 
aufgelegt zu Venedig 1729. II. Bände Fol] Er fängt 
vom Anfange des zren Jahrhunderts an, und gehe bis 
euf di- fpätern Zeiten. 

Numismata Romanorum Imperatorum a Julio Caefare 
ad Pofiumum et tyrannos, audtore Vaillant. 

Mufeum Muſellianum, enthält viele Volker und Kais 
fermünzen. 

Imperatorum Romanorum numismata ex aere mediae 
et minimae formae, defcripta, atque enarrata, per Caro- 
Ium Patinum, Argentinae 1671, in Sol. [Seine andern 
Ming Werfe f. in Banduri Bibl, aum. ©. 90 ff.] 


Begeri 





De re numaria. 299 


Begeri Thefaurus Brandenburgieus, Coͤlln an der 
Spree 1696 —r701. enthält im 2. und 3. Band viel 
Kaifermünzen. [Moch feltener ift fein Thefaurus Palati- 
nus, Heidelberg. 1685. 5. Er gab mehrere zur alten 
Muünzkunde gehörige Werke heraus S. Bandurii bib), num. 
©. 170 fi.] 

Facob de Bie, numismata Caefarum aurea, a Julio 
Caefare ad Heraclium usque, enthält nur Goldmünzen. 

[Regum et imperatorum Romanorum numismata au- 
rea, argentea, aerca, a Romulo et C. Jul, Caelare vfque 
ad Juftinianum Aug, cura et impenfis — Caroli, Ducis 
‚Croyiaci et Arſchotani — olim congella, aerique a Biaco 
incifa; poft infigni audtario locupletata, et Alberti Rubeniä 
commentario illuftrata, cum indicibus copios, - Nunc ob 
exemplarium‘defedtum recufa et — denuo publicata: fub- 
iedtis Laurentii Begeri annotationibus, Cölln an der Spree, 
(Berlin) 1700, Fol. Jac. Osfelii thelaurus ſelectorum 
numismatum antiquorum, Quo praeter imagines et fe» 
riem imperatorum rom, a C, Jul. Caefare ad Conltantinum 
M. vfque, quidquid fere monumentorum ex romana an- 
tiquitate in numis yeteribus reflat, reconditum el, Cum 
fingulorum fuceindta defcriptione et acurata enarratione, 
auctore Fac. Oifelio, IA, Amfterd, 1677, . ; 

Rariflima Romanorum a Julia Caefare ad Heraclium 
vsque mumismata, quae ex omni genere metallorum difh- 
cilia repertu et maximo in pretio funt, Nürnberg 1777. 8. 

Nurmismatum imperatorum romanorum a Traiano 
Decio ad Conftantinum Draconem ab Anfelmo Bandurio 
editorum,, fupplementum, confectum fludio et cura 
Hieronymi Taninii, Rom 1791. $ol. mit 12 Kupfertas 
fein. In der Yen. Allgem, Litterat. Zeit, J. 1794. nr, 
1, 2. finder man eine lange Anzeige davon und neue Sup; 
pfemente. — 70. Frid, Schoepperlini — numi antiqui 
rariores aut attriti, nunc e tabulis Cron-agelianis ad ra- 
tionem temporum produdi et rellituti, obferuationibus 


illuftrati. Anſpach 1757. 8.] 


WM ad 


300 Part, II, Cap. IV, 


II) ad Con/ulares, 

Fulvius Urſinus, ein gelehrter Staliener war der 
erffe, der numos confulares, feu familiares fammlere. 
Sein Werk ift überfcehrieben:; Familiae romanae, .quae 
reperiuntur in antiquis numism, ab v, c. ad tempora D. Au- 
gufti, Rom. 1577. fol, 

Carl Darin har diefes Buch mie Münzen ver» 
mehrt und verbeffere herausgegeben. Paris 1663. Fol. 

Daillant hat auch eine Sammlung nnmorum con- 
fularium ausgearbeiter. in Fol, 2 Theile, Amfterdam 
1703. $ol, J 

Thefaurus Morellianus , enthält auch feine numos 
confulares: In diefem Werfe hat More alle feine Bors 
gänger weit übertroffen, 


UI) ad Regios, 


Ä ob, Vaillant. [Das Verzeichniß feiner hieher ges 
hörigen Werfe zeige Bandurius in Bibl. num. ©. 135 

ff an. 

' BR Thefaurus Brandenburgicus, Tom, ı. und 3. 

Mufeum Mufellianum Tom, ı. und 4. 

Hayms 'Teforo Britannico, ift feiner Seltenheie we— 
gen ins Satein zu Wien, vom Herrn Eckhel überfege 
worden, unter dem Titel: Haymii Thefaurus Britannicus, 
If, oben. } 


IV) ad vrbicos et colonicor, 


vrbici num, die Sreyftädee fchlugen Münzen, fie 
mußten aber dag Recht von dem erhalten haben, der 
fie einführte, 

colonici numi, die in eigentlichen Kolonien geſchla⸗ 
gen wurden. Zu den Zeiten der Confulum wurden blos 
coloniae ciuicae, unter den Kaifern aber auch militares 
ausgeführr, 


Die 








De re numaria, "308 


Die numi vrbici haben Fein Bild eines: regierenden 
Fürften, wenn fie ſehr gut find. 

Vaillant, in den ſchon angeführeen Büchern. 

Harduini numi antiqui populorum et vrbium illuftra- 


ti. Paris 1650. und 1709. zu Amſterdam in defjen ope- 


ribus feledtis. 

Mufeum Mufellianum, enthält in dem erften und 
und vierten Bande dergleihen Münzen. 

Gerr von Schubmenn bat in feinem Werk ver- 
fehiedene ſolcher Münzen angeführt. 

Francifei Neumanni populorum et regum numi ine- 
diti, collediet illuftrati. [Lıfter Ih, Wien 1779. gr. 4. — 
rer Th. acc. Remanorum numi anecdoti et animaduerfio- 
nes in vniuerfum opus, 1783. in prächtiges Werf. 

Catalogus mufei Caelfarei Vindobonenlis numorum 
veterum, diftributus in duas partes, quarum prior mone- 
tam vrbium populorum, regum; altera Romanorum com- 
pleditur, Difpofuit et Deferipfit Jos. Eckhel. Partt, I. II, 
Wien 1779. gros Fol. — ben diefer gelehrte Münz- 
Fenner gab mit feinem Commentar. und 10. Kupferta- 
feln heraus Syllogen I, numorum veterum. anecdotorum 
thefauri Caefarei, Wien 1786. 4. 


Begers einzelne Schriften von einigen Voͤlkern 
hat Bandurius in feiner; bibl. num, ©, 170 ff. ſchon 
angezeigt. | 

Ferner gehören hieher: 

Numorum veterum populorum et vrbium, qui in Mu- 
feo Guil. Hunteri afleruantur, deferiptio, figuris illuftrata, 
Opera et ftudio Caroli Combe, S. R. et S. A. Lond. foc, 
$ondon 1782. 91,4. mit 68 Kupfert., auf welchen diejenigen 
Münzen geftochen fiehen, weiche vorhero entweder gar 
noch nicht bekannt, oder nicht richtig abgezeichner waren. 

Lettere e Diflertazioni numismatiche fopra alcune 
Medaglie rare, della Collezione Ainslieana, (Robert Ains- 


bie, Grosbrittanniſchen Geſandten bey der Pforte,) Li⸗ 


vorno 


302 Part; II, Cap. VI, 


porno 1789— 1794, 5 Bände in 4. mit 3 Rupfertafeln. 
Der Hrransgeber iſt Domenic Seftini. | 
Bom Prinzen Kanzecollot, Caftelli von Torıt- 
mezza, ift ein wichtiges Werk: Siciliae populorum et 
vrbium, regum et tyrannorum veteres numi, Saracenorum 
epocham antecedentes. Palermo 1781. gr. Sol. De 
Prinz folgte in der Ordnung dem Parura und deflen Ber 
befferern. Er ſchaltete diejenigen Münzen ein, welche feit 
Havercamp und Dorville’s Zeiten befannt, und auch von 
dena Prinzen felbft in feiner Aggiunte alla Sicilia numis- 
matica, in Opule, Sicil. XL, f. Band befanne geworden 
find. ’ 
Das von Ernefti und Martini angeführte Dorvifi- 
ſche Werk hat den Titel: Fac. Phil. D’Orvilie Sicula, 
quibus Siciliae veteris rudera, additis antiquitatum tabulis, 
illuftrantur,  Edidit et commentarium ad numismata Si- 
cula, XX, tabulis aeneis incifa, et ad tres infcriptiones 
maiores, Geloam, Tauromenitanam et Rheginam; nd£ 
non minorum inferiptionum fyllogen — adiecit Petrus 
Burmannus,, Secundus, partes II, Amfterdam 1764. Fol. 
der 2te Band enthält den Burmannifhen Commentar zu 
den dafeleft befindl. abgedrudten Münzen, woraus ein 
Sichhaber auch feine Bücherfunde großer und wichtiger 
Münz- und antiquarifcher Bücher bereichern Fann. 
Tentamen catalogi vniuerfalis numorum Dyrrhachi- 
norum et Apolloniatum, opera Schrammii, Zübingen 
1791, 4 Der Herausgeber ift der Würtembergifche 
Regierungsrath Tap, welcher felbften ein Minzeabiner 
befise. ] | 
Pellerin hat 40 Jahre lang als Offizier bey dem 
Tribunal de la Marine in Frankreich gedient, und große 
Bekanntſchaft mit Kaufleuten und berühmten Gelehrten 
gemacht. Er bekam einmal einen ganzen Topf Syriſcher 
Muͤnzen, die er nach undnach edirte. Sogar der Smyr⸗ 
niſche Konſul war ihm zu ſeinen Unternehmungen ſehr 
behuͤlflich, Er edirte unter dem Titel Recueil * Er ; 
allles 





De re numaria. 303 


dailles antiques fein Werf zu Paris; von 1762, big 1767. 
waren bereits 10 Bände fertig. Der 2.3. und Are Theif 
enthält numos vrbium et populorum, E;it verfchiedenen 
Jahren war er blind: aber er harte noch große Kenneniffe- 
von Münzen beym bloßen Anfühlen derſelben ): Seine 
große Sammlung ift der Föniglichen zu Paris einverleis 
bee worden. 

ob. ac. Bestier, ein gelehreet Schweizer, woll⸗ 
fe eine allgemeine Muͤnzſammlung veranftalten. Er gab 
numismata regum Syriae et Macedoniae, ferner numis= 
ımata Imperatorum romanorum heraus: Zuͤrch ‚u Fol 
ohne Zahrsangabe zc. fünf Theile Das Werf ift wegen 
der vielen Kupfer, die aber nicht allemal zum Beßten 
ausfallen, theuer, es Eofter 40 bis so Thalr. Man 
konnte e3 vor einiger Zeit un 5 Louisd'or befommen.] 
Man hat aud) Sammlungen von einzelnen Gegenden, 

«DB 

. Hubert Golzius befihrich Graeciae eiusque infula- 
rum et Aſiae minoris — cum comm. Ludov. Non- 
nü, Antwerpen 1620. Fol. Ferner Siciliae et magnae 
—— numismata. [Brugis Flandrorum 1576 bey eini« 
gen Eremplaren, 1581. Sol. fe Bandur. bibl. num, ©, 
19. ff.] 

Den Gelehrten waren fonft viele von ihm angeführre 
Münzen unbefannt, deswegen zog man fie in Zweifel: 
allein ſeit 10 Jahren hat man viel Münzen entdeckt, dig 
diefer Mann ſchon angeführt har. 

Darute ſchrieb Siciliam numismaticam, Dieſes 
Werk ift vom Sigbert Havercamp ins Lateiniſche übers 
fee worden: allein der Prencipe di Torremuzza ift damit 
nicht zufrieden. Er har die Sicilianiſchen Münzen aufs 
neue herausgegeben, [die wir ſchon angeführte haben.] 

Der 


* [Wie ehemals der Cardinal Albani, von welchem diefes Winkels 
mann in feiner ſchoͤnen Sc rift; Abhandlung von der ol 
feit der Empfindung des Schönen ie der Kımft und dem! 
terricht in derfelben, Dresden 1763. 4, ©. ı2. —— 


304 Part, II, Cap, IV. 


Der Kanonifus Neumann in Wien hat viele Si- 
cififche Münzen erkläre. 

Magnan Apulia numismatica 1771, 

Bruttia; Lucania numismatica hat Muͤnzen, die da 
gefunden worden, erflärt. Ferner milcellanea numisma- 
tica, Wir haben auch yon ihm problema de anno natiui- 
tatis Chrifti. Kom 1772. Er hat aug einer Münze ers 
weifen wollen, Chriſtus wäre 8 Jahr eher geboren wor⸗ 
den, als man gemeintglich annimme. ] 

[In vielen andern Eleinern Schriften werden einzel⸗ 
ne oder mehrere Muͤnzen beſchtieben. So findet man in 
der oben angeführten Sammlung Electa rei numariae ſiue 


Teledtae diflertatt, de rarioribus numis antiquis tam graecis |‘ 


quam Jatinis — — ex gallico maximam partem Jatine trans- 
latae et iundtim editae, Hamburg 1719. 4. 35 Kleine 
Münsfchriiten meifteng über einzelne Münzen — Yo. 
Stanz Bortlob Waldy fehrieb eine Abhandfung de 
nummo regis Hieronisantiquiflimo, Jena 1744. 4. Beis- 
ler erläuterte in mehrern Abhandlungen die Münzen mit 
der Götrin Concordia, und fo viele andre — Celeberr. viro- 
rum epiltolae de re numismatica ad M. Zachariam Goe- 
zium, ill. Gymn. Osnabr. Rect. datae. Acceflit Mufeum 
Goezianum, appendicis loco ad difl. de numis pronuper 
iundim editas, Wirtemberg 1716. 8. Doc) dieß wurde 
ung zu weit führen, und wir ſchreiben hier Feine Biblio- 
shecam numariam.] 


$.. 21 


Wenn man von den Münzen einen rechten Ge 
brauch machen will, fo muß man fich hierzu guter Bücher 
bedienen. Befonders find Pellerin und Caylus zu en» 
pfehlen. Ferner muß man den Ideengang Fennen lernen. 
Auch muß man paffende Anmerkungen machen und Schlüf- 
fe dataus ziehen. 

/ Man finder auf einer Münze bisweilen zwey Na— 
men: dies kommt daher: Renge⸗ Volk und Rense 
tadt 





'De re numaria, 305 


Stadt, nahmen in den neuern Zeiten andre Namen an, 
und führten zu Ehren des Altern, denfelben auf ihren 
Münzen mit an, z.B. Antiochien und Dergamus : 
dies ift der ältere, und jenes der jüngere Name. "ins 
Dicia und Stratonicen: dies iſt der jüngere, jeneg der 
ältere Name. 

Die Koloniften prägfen den Namen ihrer Murrers 
ſtadt, famme dem eigenen auf ihren Münzen, z. B. Kar⸗ 
thago nannte man Tyrus, weil es Pflanzbürger aus 
Iyrus angebaut hatten. Ä 

Man muß auch Hifforifch Frieifche Bücher Tefen, 
Dergleichen find z. B. 

Begeri Thefaurus Brandenburgicus. [Nur ift feine 
Dialogen: Form läftig.] 

Liebii Gotha numaria, 

Harduinus de chronologia Caefarum ex 'numis, 

Pagi differtatio hypatica. 

Spanbeim de vfu et praeflantia numerum, 


Froelichii Quatuor tentamina in re numaria, [Eckhel 


Raſche, u. a.) 
6.522 


Das Muͤnzſtudium nahm mie Auflebung der Wiffen. 
(haften in Italien feinen Anfang. Franciſcus Petrar—⸗ 
cha, ein Sraliener legte im 15ten Jahrhundert die exfte 
Münzfammlung an. Er war cin fchöner Dichter, der 
feine Mutterſprache verbefferee, Zugleich war er auch 
Staatsmann und Gelehrter, und unferrichtere andere 
Perfonen in der griechifhen Sprache, die er vorher von 
einem Mönd) erlerne hatte, M.f. Memoires pour la vie 
de Petrarque in 3 Duarsbänden. — Alphonſus, Kö 
nig von Arragonien ſammlete auh Münzen: er war ein 
gelehreer Herr, und in allen Wiffenfchaften, fonderlich 
in der Aftronomie wohl erfahren. Anton. Augufkini 
war Kardinal, Er nahm fih er Muͤnzkunde fehr an, 

u Vor⸗ 


306 Part, II, Cap. -IV, 


Vorzüglich hat er fich um das Kanonifche Recht Sehr vers 
diene gemacht. Cosmus Medicens, fein Sohn Des 
trus und fein Enfel Laurentius, haben fich fo wie um 
die Wiflenfchaften überhaupt, alfo auch um die Numis— 
matif unfterblich verdient gemacht. Unter ihnen lebren 
und ftiegen Künfte und Wiffenfchaften empor. Sie war 
ren eg, welche die Anlage zu dem Muſeo Florentino mad)« 
ten. Gori hat zu diefem Muleo Obfervationen ges 
ſchrieben. 

Auch in Deutſchland fiengen die Wiſſenſchaften wie⸗ 
der an zu bluͤhen. Unſer Verfaſſer nennt zuerſt den K. 
Matthias Corvinus. Eigentlich aber kann er nicht 
zu Deutſchland gerechnet werden: denn er war Koͤnig 
von Ungern. Er veranſtaltete zu feiner Zeit die vore 
£refliche Bibliothek in Dfen, die die fhäzbarften Werke 
und eine ſchoͤne Muͤnzſammlung entbiele. Aber im Jahr 
1547 gerierh diefe Stade in der Zürfen Hände, und 
wurde ihnen erft 1686 von den Ehriften wieder abge» 
nommen. Die leztern plündersen bey diefer Gelegenheit ° 
die Bibliothek. Und in unfrer hiefigen Rathsbibliothek, 
find viele Mſpte, welche die Saͤchſiſchen Soldaten mit- 
gebracht haben follen. 

Der Kaifer Maximilian machte die Anlage zu der 
Faiferlichen Bibliorhef in Wien, und legte zugleich ein 
treflihes Münzfabiner an, das big jezt noch ftarfe Vers 
mehrungen erhält. Selbſt viele Privarperfonen fingen 
an zu ſammlen und zu fehreiben 3. B. 

Wilhelm Budaeus ſchrieb: de afle, et partibus 
eius, (i. e. de re numaria veteri graeca et latina,) libri V. 
[Paris 1514. Fol. eine fehr feltene Ausgabe, und 
öfters. ] | 

Rechenberg hat es in feinen Werfen wieder mir 
aufgelegt. 

Joh. Frid, Gronoui libri IV, de Seftertüs, [Leiden. 
1691, 4.] 


Golzius 





A De re numaria, 307 

Golzius meldee in der Vorrede feines Numismati- 
ſchen Werfs an, daß zu feiner Zeit in Deuefchland 115, 
in Sranfreich und den Niederlanden 200 und in $talien 
40 Münzfabineree gewefen wären. Mur muß man data 
unfer nicht ganze große und berrächeliche Münzfammluns 


gen verſtehen. 


65. 23. 

Die vorzuͤglichſten Muͤnzkabinette Heut zu Tage find 
folgende, 

Das Föniglihe Parififhe Muͤnzkabinet iſt un⸗ 
ſtreitig das groͤßte, zumal da die Sammlung des Herrn 
von Pellerin darzugekommen; ferner Muſeum S. Genove- 
Fae bey Paris, enthaͤlt eine gute Muͤnzſammlung und iſt 
vom Hioliner befchrieben. 

In Italien find die Mu/ca Vaticana und Tauri- 
nenfia berühmt. Wir Fönnen noch hinzufegen das Mu- 
ſeum Florentinum, welches ſehr ftarf ift; ferner Neapoli- 
tanum, welches dem König von Neapel gehört, und durch 
die Sammlung des Duca Baraffe Noia vermehre 
worden iſt. 

In Sicilien befi iken der Preneipe di Torremuz⸗ 
za und gewiffe Bifchöffe anfehnlihe Sammlungen. 

In England befise zu London die Gefellfchaft 
der antiquariorum ein fehr gutes Muͤnzkabinet. Ferner 
iſt das 
Mufeum Bodleianum fehe berühmt. Wie aud) das 
Mufeum Hunterianum , das einem Arzte gehoͤrte, 
der feine Semmlung noch für ftärfer und beträchtlicher, 
als des Königs von Frankreich hielt. 

In Deutfchland zeichnen fich vorzüglich aus: 

Das Wiener Miünzkabinee, welches vom Karfer 
Marimilian angelegt und bis jeze noch vermehrt wird, 
Here Eckhel bar das Verzeichnis davon geliefert. 


Ua Dos 


308 Part, II. Cap. IV, 


Das Berliner Muͤnzkabinet, welches Beger in 
3 Fol. Bänden befchrieben; Schott har die Münzen 
gezeichnet. 

Museum Gothanum, ift eins von den beträchrlichften 
in Deutfchland, das aus der Sammlung der Fürften 
von Rudolſtadt entftanden. Der berühmte Schläger 
war Auffeher darüber: [jege Hr. Geisler.] 

Das Dresdner Münzfabinee wurde ſchon vom 
Ehurfürft Johann Georg II. angelegt. Friedrich 
Chriſtian vermehrte eg: und es foll wirklich fehr be» 
trächtliche Stuͤcke enthalten. Doc wird daſſelbe nicht 
leicht, gezeigt. Der vorige Auffeher, Hofr. Richter 
toollte es befchreiben: allein der Tod übereilte ihn. Mach⸗ 
hero wurde Waker dariiber geſetzt, [welcher auch geftor- 
ben ift.] | 

Das Münzkabinet in Stuttgard befige der Her- | 
309 von Würtemberg. Es ift feine Befchreibung davon 
vorhanden. Die Sammlung des Herrn von Pfau bes 
fand fich vor etlichen Kahren auch zu Sturtgard, und 
war um 10,000 Gulden zu verfaufen.. — Go hatte 
auch in Wittenberg ein gewiffer Tobann Milbelm 
von Berger eine fchöne Münzfammlung hinterlaffen. 
Auch in Kegenfpurg war eine Sammlung um einige taus 
fend Thaler zu verfaufen. 

Die Sammfung auf der Zeipziger Rarbsbiblio- 
thek ift anfehnlich, befonders enthaͤlt fie viel numos con- 
ſulares. Herr Wachter har diegelbe in Ordnung ger 
bracht; das Verzeichniß iſt aber nicht gedruckt worden. 

Sn BKoppenhagen ſoll gleichfalls ein Muͤnzkabi⸗ 
net feyn, das dem König gehört: es ift aber Feine Bas 
ſchreibung hiervon befannt. | 

Die Königin Chriſtina in Schweden, die, tie 
bekannt, die Regierung niederlegre, und katholiſch wur. 
de, befaß eine fine Bibliothek und ein gutes Münzfas 
binet, twelches ‚erfireuer worden. Jac. Voß befam aus 
ihrer Bibliothek viele Mſpte, ja er fol fo gar, wie man 

——— | 





. 
De re numaria, 309 


behauptet, einige daraus entwendet haben. Das Muͤnz⸗ 
kabinet der Koͤnigin hat Havercamp lateiniſch, und 
franzoͤſiſch beſchrieben. 

Ferner ſind noch zu bemerken: 

Mucreum Theupoli, eines angeſehenen Venetianers. 

Museum Muscllianum, 

Museum Honorii Arigonii, 

Dis Duca Caraffa Noia Sammlung, ger war ein Nea⸗ 
politanifcher Herr) har der König von Neapel gefauft. 

Des Herrn von Schschmanns Sammlung ift 
ſehr gut. 

Graf von Wallmoder in Hannover befige eine 
fhöne Sammlung. 

[Sn Nürnberg ift bey der Sebaldskirche ein Kabi⸗ 
net, ſo der ehemalige Prediger dahin geſchenkt hatte, 
und beſchrieben ift in Sylloge numismatum aureorum, ar- 
genteorum, aereorum, quae Antiftes beatifl. Jo. Mich, 
Dilherrus eollegio Sebaldino lubens teftamento reliquit, 
Nürnberg in 4. ohne Jahrzahl. — vermehrter in OD, 
Murr Memorabil. bibliothec. public. Noriberg. &c. mer 
I. Nürnberg 1788. ©. 17 ff. 


- - Die Hallifche Univerſttaͤt beſitzt das chemelige Prof. 
Schulziſche, welches Mich. Gore. Agnethler beſchrie⸗ 
ben und FE erlaͤutert hat Numophylacium Schulzia- 
num diget defcripfit, et perpetuis infigniorum rei nu- 
mariae feriptorum commentariis Helstum edidit M. G. 
Agnethler, pars prior. Leipzig und Halle 1746. 4. der zte 
heil ift meines Wiffens nicht erfchienen. Der jüngere 
Schulz, Profeffor zu Halle, hat eine Einleitung in die 
Münzwiffenfchafe gefehrieben, 

Die Gräfin Bentink befige ein Foftbares Kabinet, 
und hat es befchrieben in: Catalogue d’une Colledion de 
Medailles antiques, faite par la Cſſe Douair, de Benzink, 
nee Cſſe d’Aldenburg &c, R II, Parties, Amfterd. 1787. 


4. prächtig gedruckt, und Fam nicht in die Buchläden: 
U 3 da⸗ 


— 


— 


310 Part. II. Cap. IV. 


dahero es ſchon ſelten wird. — Supplement darzu kam 
zu Amſterdam 1789. 4. heraus. 

Die beyden Hamburgiſchen Geiſtlichen, Goͤtze, 
Vater und Sohn, hatten ſchoͤne Muͤnzſammlungen; der 
Sohn hat etwas davon geſchrieben. — Eine ſtarke 
Sammlung, beſonders alter griech. Muͤnzen beſitzt Herr 
D. Münrer zu Kopenhagen u. f. w.] 

Man Fann hier die Frage aufwerfen, woher find fo 
viele Münzen gefommen? 

Man fand fie auf Wegen, auf Feldern beym Adern, 
in Weinbergen, in Ruinen von Städten und Häufern. 
Die meiſten wurden gefunden, wo ein ganz Depoſitum, 
3. B. eine Kriegskaſſe war vergraben worden. 


24 
ij 

Unter den Deutfchen war der erfie, der die Numis⸗ 
matik vorfuchte, 

Joh. Huttich. Er ſchrieb de vitis imperatorum et 
Caefarum, &c. [Strasburg 1525. dann 1534, 1537. und 
zu Sion 1550. und ı554.] Es ift alles durch Münzen 
erläutert. Das Buch Fomme aber felten vor, 

Unter den Italienern iſt 

Sebaſtiano Erizzo der erſte, der hiervon in: Dif- 


corſo fopra le Medaglie degli antichi &c, Vened. 1559. 


1563. 4. geſchrieben. Das Buch ift mir Holzfchnitten. 

Hubert Golz "Thefaurum rei antiquariae edidit, in 
5 Binden, Antwerpen 1575 — 1618. und 1644. in Fol. 
Er war ein Niederländer, der viel Münzen befannr ges 
macht hat, die wirklich vorger Niemanden zu Gefichte 
gefommen waren. Man hatte ihn deswegen auch inBer> 
Dacht, als habe er felbft welche erfunden: allein feier meh— 
rern Jahren find viele Münzen zum Vorſchein Fom- 
men, die fhon Golz angeführer. Man hat auch von 
ihm eine Differtation de numis fulpedtis. 

Sequinus Seledta numismata antiqua. Paris 1666, 


in 4 
Eckhels 





De re numaria. 311 


Eckhels und Neumanns Schriften find ſchon an« 
gefuͤhrt. | 
Auch Patinus, Beger, Spanbeim, Graͤvius 
Pitiscus, Arntzen, Staveeren und andere, haben in 
ihren Kommentaren über die auckores claflicos, die fie 
edirsen, viel aus Münzen erläuterr. 


25. 


Mach Solzen haben wir gure Sammlungen erhal« 
ten. Einige haben von alen Münzen überhaupt gehans 
delt 3. B. Morelli; andere von einzelnen z. B. Pail⸗ 
Sant. Andre haben ganze Muſea befihrieben. 3.3. 
Aavercamp, Deger m. f.w. und noch andere haben 
nur felene erklärt, als Sequinus, Eckhel, Neumann 
u. ſ. w. Bon Bandurius bibl. num, ift ſchon oben ge« 
fprochen worden. Doch fchon vor ihm hat Lakbrus ein 
ſolches Berzeichniß befanne gemacht, 


[Noch wollen wir einige gute Bücher anführen.) 
Metrologie, ou Tables pour fervir a ! intelligence 
des poids et mefures des anciens et principalement à de- 
terminer la valeur des Monnoies Grecques et Romaines, 
d’apr&s leur rapport avec les Poids, les Mefures et le Nu- 
meraire, adtwel de la France, par Mr, Rom£ de I’ Isle, 
Maris 1789. med. 4. Die griewifchen und römifchen 
Münzen werden in Anfchung des Gewichts und Werrhs 
mie den franzöfifchen verglichen. Es ift beffer als Ar— 
buthnots tabulae antiquorum numorum opera Königii, 
Leiden 1664. 4. und Dauctons Metrologie, ou Traite 
des Mefures, Poids et Monnoies des Anciens ‚peuples et 
des}Modernes. Paris 1780. 4. — Romess Buch ift 
meiſtens überfegt, und für die Deutſchen brauchbarer er« 
fhienens Wietrologifche Tafeln über die alten Maa⸗ 
fe, Gewichte und Münzen Roms und Briechen- 
lands, nebff dem Verhaͤltniß derfelben gegen be- 
kannte Sranzöfifche und Deurfche sur Erklärung 
4 alter 


— 


312 Part, I, Cap, IV. 


alter Schriftftellee, nach Herrn Rome’ de l'Isle 
von G. Groſſe. Mit einigen Derichtigungen von 
HR. Köffner. Braunſchw. 1792.89. Man vergleiche 
Die Kielifche neue allgem. deutſche Biblioth., 15 B. ıffer 
ZH. 1. Fascic. S. fi — — 

SFreyherrn von Draun — gründliche Nach⸗ 
richt von dem Minzweſen insgemein, ins befondere 
aber von dem teurfchen Muͤnzweſen älterer und neuerer 
Zeiten, auch von dem franzöfifchen, fpanifchen, nieders 
laͤndiſchen, englifchen und dänischen Münzwefen. — zte 
verbefferee, befonders aber mie der Dlachriche von dem 
Ihwedifhen, ruſſiſchen und polnifchen Muͤnzweſen vers 
mehrte Auflage. Leipzig 1784. gr. 8. von Joh. Sriedr. 
Blotzſch, in Freyberg. 

Joh. Pinkerton's Abhandlung von der Seltens 
heit, der verſchiedenen Größe und der Nachahmung alter 
Münzen. Eben deffelben rabellarifche UWeberfiche von 
dem Grade, der Seltenheit der Münzen alter Völker, 
Staͤdte, Könige und röm. Kaiſer. Aus dem Englis 
ſchen überfege und mit den nöthigen Kegiftern verfehen 
von J. Gottfried Lipfius. Dresden 1795. 4. 

Esrl Benjamin Lengnichs Nachrichten zur Buͤ⸗ 
cher: und Münzfunde. Danzig J. Th. 1780. I, Theil. 
1782.89. — Ebendeſſelben Beyträge zur Kenntniß — 
Bücher, mit befonderer Nückficht auf die Numismatif. 
Danzig 1776. 8. find ſchon oben gelobt worden. — 
Eben deffelben neue Nachrichten zur Bücher - und 
Münzkunde, Erſter Band. Danzig und Deffau 17892. 8.] 


Corollarium. 


Zur DBequemlichfeie im Handel führte man bald, 
weil der Taufch nicht_hinreichend war, edlere Metalle 
ein. Wahrfcheinlich machte man erſt taleas, d. i. Eleine 
gehackte Stücke von Erzt, Silber und Gold, die man 
einander, nach einem gefchloffenen Vergleich zuwog. 
Auf ſchlechteres Metall als Erze, Eifen oder Bley, grub 

man 








De re numaria. 313 


man einen Stier, ein famm oder cin Schwein, und gab 
es gleichfam als einen Schuldfchein dem Verkaͤufer, bis 
vielleicht derfelbe feine Forderung ſuchte. Dieß gieng 
nun wohl in dem Baterlande an, aber nicht bey fremden 
Bölfern. Daher mußte man einen Schritt weiter gehen, 
und den Werth des Metalls auf eine andere Ark feftfes 
gen. Ein jeder Staat war alfo genöthiget, feine gangs 
baren taleas zu bezeichnen, um den Werth umd das Ges 
wicht darauf zu erfennen. - Man feste an manchen Ors 
ten einen höhern, und an andern einen niedrigern Preis 
feft. Hierauf gründet fich der Unterfchied des zalenti Attici 
maioris, und Attici; ferner der Unterſchied des zalenti 
Aegyptiaci und Alexandrini; des aeris grauis und ordi- 
narii bey den Roͤmern. Je toher die Sitten eines Volks 
waren, deſto fchlechter fiel der Stempel aus, womit man 
ſolche Stüde, und zwar im Anfang nur auf einer Seite 
ganz ſchlecht, ohne Kunft und Ausführung prägte. Es 
Fonnte bisweilen gefihehen, daß mehrere Städte und 
Fleinere Staaten einerleyg Stempel brauchten, dadurch 
wurden nun die Münzen unter einander unfenntlich: 
man ſchnitt alfo den Anfangsbuchftaben des Orts, wo 
die Münze gepraͤgt wurde, oder ein Monogramm auf den 
Stempel, und legte in felbigen das auszuprägende Stuͤck: 
Das Gepräge blieb aber immer auf einer Seite. Def 
ters war manches nicht gehörig ausgeprägt worden: man 
fieng alfo an den Stempel in einem Stock zu befeftigen: 
daher Fam es, daß fich der wahre Stempel ganz aus 
drückte, - Weil man ehemals kalt münzte, gefchahe es, 
daß die Münzen öfters Riſſe bekamen. Wizleben hat 
eine Differtation de numis ineditis gefehrieben, in der eine 
Münze vorfommet, worauf die Buchftaben A E. N: 
geprägt zu finden. Diefe Münze wird auch zumus ar- 
genteus Wizlebianus genannt. Ingleichem in des Kano—⸗ 
nifus Neumanns Werk tab, 2. no. 9, tab, 5. no, ı. 
Dies find vermuthlich Münzen von der erffen einfach- 
ſten Are: auf der einem an ift Gepräge, und auf 
5 er 


ze 


314 Part. II. Cap. IV. 


der andern find blos Feilſtriche. Mach !diefem ſchnitt 
man 2 Stempel, einen tief und den andern erhoben; 
fo dag die eine Figur erhoben, die andere aber tief 
wurde; nur von einigen Staͤdten in Grosgrie— 
chenland finder man vdergleihen. Won diefer Are nun 
ift eine fehe alte Silbermüänze der Sybariten, und noch 
eine andere. 

In der Stadt Merspontum har man fie ſchoͤner 
ausgedrückt. Man grub nunmehro verfchiedene einfache 
Figuren in beide Stempel. Je mehr Kunft und Ge- 
fhmad eine Nation zeigte, defto beffer fielen die Figu— 
ren aus, Hierauf fieng man auch an, auf beiden Sei— 
ten erhobene Figuren zu brauchen, und Götter, Hel« 
den und Menfchen darauf zu prägen: aber es iſt noch 
feine Seinheit und Kunſt. Das Auge und das Haar 
har fowohl bey göttlichen, als menfchlichen Figuren, noch 
viel mangelhaftes, und die Strenge, und faft mürrifche 
Simplicitaͤt, find ein Zeichen ihres hohen Alters. Auch 
die Buchftaben find roh, und die Schaft gehet mehren» 
theils von der Rechten zurkinfen. Winkelmann mein« 
te, man müffe von den Starüen gleihfam das Modell 
genommen haben. Mach und nach wurde das Gepräge 
beffer; befonders fiengen die griechifchen und ficilianifchen 
Münzen an, fich vorzüglich ianszuzeichnen. Endlich 
ſchmelzte man das Metall und prägte die Münzen warm 
aus, um die Figuren beſſer auszudruͤcken. Dan gab ih— 
nen Rundung und ordentlich Gewicht. Zu den Zeiten 
des Julius Caͤſars und Auguſts war die Kunſt am 
hoͤchſten geſtiegen. Zu den Zeiten Hadrians aber fiel fie 
wieder, und unter dem Septimius Severus gieng die 
Kunſt faſt ganz verlohren. Nach der Zeit praͤgten die 
griechiſchen Kaiſer wieder beſſere Muͤnzen, aber ſie hat— 
ten ſchlechte Stempelſchneider, die jene Vollkommenheit 
der roͤmiſchen Kuͤnſtler in den beſten Zeiten nicht ers 
reichten. 


Cap, 





= 315 


Cap, w 


De 
BITTE 





A: operibus literatis, ĩ. e. von Kunſtwerken, worauf 
Buchftaben fichen, Fommen wir nunmehro auf die Eünft« 
lichen Erfindungen, und Zufammenftelungen der- Fi— 
uren. 
; Toreutice, eigentlih die Drechslerfunft, Inach 
einiger Meinung. ] Hier aber zeige diefes Wort weit 
größere und wichtigere Künfte an. Die Torevtik ift 
die Kunft, welche aus trodenen, feften und harten Mafe 


fen, 


*) [Einen Commentar über dieß Kapit. liefern, fo zu reden, 
Martini in den Ercurfen zu feiner Ausgabe der Erneftiichen 
Archaͤol. ©.247. ff. ©. 258 ff S.265 ff. und ©. 275 ff. (welche 
hiebey nachzulefen und zu vergleichen find;) Heyne in Samıns 
lung antiquariſcher Auffäße, 2ten St. ster Abichnitt, von 
der Torevtik, infonderbeit beym Plinius (wo die Bedeu: 
tungen, der Gebraud in den Kunſtwerken und der Unterſchied 
der Worte ropevsıs und rorevev, caslare, gelehrt unterſucht 
und angegeben, auc) die Erklärungen des Salmafius, Bent: 
ley's u. a. geprüft werben,) und X. 5. von Veltbein in: 
Etwas über Memnons Bildfäule, Neros Smaragd, Torevs 
tik, und die Kunft der Alten in Stein und Glas zu ſchneiden, 
als Zuſaͤtze zur Abhandlung über die Reformen in der Mine. 
ralogie, Helmſtaͤdt 1792. 8. wo er befonders ©. 52. ff. von 
Keynes Erklärung etwas abgeht. Man vergleiche auch 
Ebrift’s Abhandlungen ıc. Gter Abfhritt S. 251 ff. und 
Kambach zur griech. Archäologie des Potters, 3ter Th. ©, 
425 fl 


1 CB Part, II. Cap. F. 


fen, runde Figuren, ganz runde fo wohl, als halb run⸗ 
de bilder. [Man fehe unten zum 4ten $.] 

Die Plaſtik, bilder aus weichen oder fluͤſſ ig 
gemachten Maffen, ebenfalls runde und halbrunde Fi⸗ 
guren. 

Die Malerey, bildet vermittelſt der Farben Koͤr⸗ 
per auf Flaͤchen. 

Die Architektur verfertiget aus verſchiedenen Maſ— 
fen Gebäude mancherlei Are, die theils nothwendig, 
theils fhön find. Hlierzu ſetzen Doffins und andere Örs 
lehrte graphicen, d. i. die Zeichnungskunſt, picturam li- 
nearem, oder picturam in buxo ; und glypticen, d. i. die 
Schnisfunft in Holz und weiches Merall. 

Die Amaglyptik fehneider die Figuren heraus: in 
der lateiniſchen Sprache Heißt culpere die Figuren ein» 
graben, und fcalpere die Figuren erhoben arbeiten. 


. 1 

Die Zeichnungskunſt ift der Grund der übrigen 
Kuͤnſte: denn es kann ohne diefeibe Fein vollfommenes 
Werk vorgeftelle werden. Die Glyptik iſt eine Species 
der Torevtik, welche letztere in harte Maſſen bildet: 
deswegen heiße fie Matuaria, caelatura, und glyptica. 
Und dieß ift die Urfache, warum fie unfer Berfafler nicht 
- mirgezähler hat. 

Man Fann hier die Frage aufwerfen: ift die Zeich« 
nungskunft cher, als!die übrigen Künfte gewefen, oder 
har man fihon vorger Figuren gebildete? Goquet hat das 
erftere behaupter, weil aus dem Schatten der Dinge, den 
fie werfen, Teiche ein Umriß habe gemacht werden koͤn— 
'nen: allein Plinius und mit ihm andere Schrifefteller 
verneinen es⸗ Denn man hat große Meifterftüce in al 
len Sachen geliefert, ohne daß man Riſſe darzu gehabt. 
Man fihries fhön, ohne Logik und Grammarif; man 
verferrigte Docfie ohne Regeln; ja die größten Kedner 
BRAND bilderen fi) ohne Theorie, N z. B. 

emo⸗ 


De Toreutice. 317 


Demoſthenes ). Es ift alfo wahrſcheinlich zu ver- 
muthen, daß die größten Meifterffüde im Anfange ohne 
Zeichnungsfunft verferfigee worden find. Denn wenn 
die Künftler in aller Are anfiengen, weniger Genie als 
ihre Vorgänger zu zeigen ; darın fing man immer auch) 
erft an Regeln feſtzuſetzen *). Die erften Abbi (dungen 
von Statuen, waren gleichfam nur ein Kloz » mit eis 
nem Fegelförmigen Klumpen, der den Kopfsporftellee, 
Aelian in Var. hiftor. Libr. X. 10 ſagt **9): die älteften 


Maler hätten zu ihren Stuͤcken fchreiben Runen. was 
fie vorftelen ſollten. 


u a, 


Die Plaſtik aus Thon ift dutch den Schaffen 
entftanden, wie Plinius Hift, nat, Libr, XXXV. cap. ı2. 
oder fedt. 34, melder. Es fol nemlich eines gewiffen 
Dibutades, eines Töpfers Tochter den Schartentiß ih— 
res von ihr Abſchied nehmenden Liebhabers, bey einer 

Lampe 


*) [Ohne alle Einſchraͤnkung iſt dieß wol nicht zu behaupten.] 

**) Auch yeu@sw bedeutete urſpruͤnglich nicht pingere, fondern, 
wie der Etymologus ©, 411. sı. angiebt, Zueuı, vadere; 
fculpere. So auf Dionyfi us Thrax in jeiner arte/grammat. 
yerumara Alyeraı dien Fo yorpuprars xc. ——— — 
Toxyar Yao ro Zuomı roœgo vols maAdınıs, ws u no — 
Nachhero bekam es die Bedeutung Mahlen: darauf endlich 
wurde es von Schreiben gebraucht. S. Valkenger in 
feinen Anm. zu des Theokrits Adoniaz. & 373. ſ. Daraus 
fieht man auch die Stuffenfolge der Runft, und zugleih, daß 
urfprünglic” bey harten Maffen oder Materien zuerft ein 
gewiſſer Umriß mußte gemacht werden, um eine Figur, Vor⸗ 
ſtellung herauszubringen. Doch koͤnnen aus Thon oder Wachs 
Figuren, Bildniſſe früher verfertiget worden ſeyn, ohne Um— 
riſſe zu machen oder noͤthig zu haben ] 

***) [oder ein Stein ohne Figur. Caſtor und Pollur waren 2 
Hölzer mit einem Querholz zufammengefügt, &. Paufan, VIL. 
22. ©. 579. Bronov. ad bafin marmor. Kap. 22.] 

er) (Auch Plinius Naturgefch: im 35ten D. sten Kap: oder im 
sten Abſchn. ] 


318 Part, II Cap. y.' 


Sampe an der Wand mit Kohlen abgezeichnet, und durch 
den Ausdruck bloßer Striche entworfen haben, um fein 
indenfen zu erhalten, Ihr Vater habe daher Gelegen- 
heit genommen, einen Kopf, der diefem ähnlich war, aus 
Zhon zu bilden. — Hierauf gieng man bey den Gries 
chen weiter, man fieng an, alle ‚Glieder und Theile in 
Berrachtung zu ziehen. ' Einige wollen den Egyptiern 
diefe Kunft zufchreiben: aber, wenn man diefe Figuren 
anfichee, finder man, daß fie fteif und einförmig gewe⸗ 
fen. Die Tfis, ſagt Plato, habe verboten, daß fie nichts 
in der Mufif ändern durften, und dies galt wahrfcheins 
lich bei ihnen auch im den übrigen Kuͤnſten. Thiere aus; 
genommen, haben fie manchmal blos fchon gebildet. 

Mie den Ekrusciſchen Werfen ift es nicht viel 
beffer, wie der Graf Caylus beweifer. Ihre Zeichnuns 
gen find zwar nicht fo fteif, wie der Egyprier ihre, fie 
haben mehr Aftion und Leben: doch zeigen fie von kei— 
nem großen Genie. 

(Man muß nicht alle alte Bafen und dergleichen für 
Etruſciſche Arbeit kalten, welche fonft dafür ausgeges 
ben worden find. Schon Winfelmann, Hanfarville und 
Heyne haben erinnert, und aus einem gleichnachhero zu 
nennenden Werfe erſieht man deurlih, daß dergleichen 
alte Vaſen in der Ihat von griechifehen Künftlern, 
vorzigl. folchen, welche in den griechifchen Colonien in 
Sicilien und im untern Italien lebten, feyn verfertige 
worden. Das Werk har den Titel: Recueil des Gravu- 
res d’apres des vafes antiques la plus part d’un ouvrage 
grec, trouves dans des tombeaux dans le Royau- 
me des deux Siciles, mais prineipalement dans 
les environs de Naples, l’annde 1789. 1790. tirees du Ca- 
binet de Ms, le Chevalier Hamilton — avec des obferva- 
tions fur chacun des Vafes par l’auteur de cette colledtion, 
Tom. I. publi€ par Mt. Guil. Tifehbein, Diredteur|de 
l’acad, Royale de peinture A Naples. 1791, gt. Sol. und 
61 Kupfertafeln. (Hamilton hatte vorhero — 

aͤhnli⸗ 





Be Toreitice. 319 


ähnliche Sammlung, die nachhero nach London in das 
Brittiſche Mufeum gekommen iſt, prächtig herausgege« 
ben und erkläre) f. Goͤtting. gel. Zeitungen vom J. 1793. 
St. 52. und 53. DieBafen ſind hier meiſtens Urnen. Weil 
aber auf ihnen häufig Bacchanalien vorgeſtellt werden; 
fo dienten fie vermuthl. zu religiöfen Gebräuchen, auch 
zum Gebrauch und zur Auszierung in Privathaͤuſern. Was 
auf ihnen vorgefteler wird, iſt aus der griechiſchen My⸗ 
thologie und Dichters Behandlungen, bejonders. aus 
dem Homer hergenommen, Dan vergleiche eine lange 
und gelehrte Nachricht davon in der Leipz. neuern Bis 
blioth. der ſchoͤnen Wiffenfchaften, im z5ten Band, zten 
Th. Leipzig. 1795. ©. 227. ff.] 

Die Phoͤnizier harten es weiter gebracht, es wers 
den verfchiedene Srüde von ihnen beym Homer und 
Herodot erwähnt. Mir Gewisheit fann man nicht Das 
von urtheilen, weil nichts auf unfre Zeiten gefommen. 
— Zur Bollfommenheit in diefen Sachen brachten eg die 
Griechen. Sie hatten dazu die befte Gelegenheit: denn 
es wurden bey ihnen die ſchoͤnſten Leute gebohren; ferner 
bilderen fie fih immer mehr aus *); fie lichen fi in den 
Spielen und Kämpfen nadend fehen, — dieß war dem 
Künftler fehr vorcheilhaft: er konnte die Wendungen, 
Krümmungen und Beugungen in der Natur bemerken, 
und felbft fehen, und Fonnte daraus Regeln für die 
Kunft abjtrahiren. Die Griechen harten ein feines Ges 
fühl des Schönen und Edeln, eine feurige Einbildungs» 
Fraft und Ehrbegierde etwas vollfommenes zu liefern, 
welche dadurch noch vergrößert wurde, weil ihnen Bes 
lohnungen und Sobeserhebungen wegen ihrer Berdiente 
zu Theil wurden. [Die großen Werke des Alterthums 
find Ideale, durch Formen ausgedrudt, worinnen die 
große Kunft che und webt. Man kann darüber — 

riefe 


* [Wie Martini im Excurs, ©. 259. ff-u, Rambach am a 
D. zeigen.) 


320 Part, I. Cap. P. 


Briefe zur Beförderung der a. ste Sammlung, 
Niga 1795. 8. nadjlefen.]- 

Zu Delphis, waren- die fhönften Meifepic von 
Statuͤen. 

Winkelmann hat in feinem Monumenti — 
inediti, Mom 1667. in trattato praeliminare, wie auch 
in der Gefchichte der Kunft, welche Auber franzoͤſiſch 
uͤberſetzt hat, die Geſchichte der Kunſt bey den Griechen 
ſchoͤn erläurerf. Die Römer haben es in der Kunſt 
den Griechen nicht gleich thun Fönnen. Sie übten fich 
zwar auch: aber fie konnten die Natur nicht fo ſchoͤn ſtu— 
diren, weil fie bey den Spielen und teibesübungen bes 
Fleidee waren: [auch ein anderer Geift fie beſeelte; an— 
dere politiſche Verfaſſung bey ihnen herrfchte und dergl.] 


Chriſt behaupter in der Vorrede zum Muſeo Rich- 
teriano, die Alten hätten den moralifchen Charafr‘. weit 
beffer als die neuern Kuͤnſtler auszudrüden 9” sanden. 
Dielen ift feine Meynung blos als Vorurtheil vorge- 
Fommen: allein Winkelmann und andere flimmen mit 
ihn überein. 

Um den Griechen einen Mangel vorzurücken, mens 
def man ein: fie müßten den neuern Künftlern im Per- 
fpectiv ben der Zeichnungskunſt nachſtehen. Es ift wahr, 
man finder einige Sachen, wo Fein Perfpeftiv in den 
Zeichnungen der Griechen iſt: allein es giebe auch wie— 
der die Ichönften Erüfe, wo man Perfpeftiv genug 
wahrnehmen Fann, 3. B. in den Herfulanifchen Gemäl- 
den. [Bekannt ift es, daß zwifchen Klog und Leſſing 
darüber großer Streie geführt worden. Man unterfcheis 
de aber nur erftlich die Zeiten; dann die jegige genaue 
mathemarifche Perfpeftiv, von der, welche entweder 
ducch ein gut und lang geuͤbtes Aug erhalten wird, oder 
auf wenige, meift von der Erfahrung bergenommene, 

Regeln berupe.] 
: $. 3. 





De Torentice, BR; 


G 3. 


Die Architefeur ift eine von den älteften Erfindun⸗ 
gen. Die Noth trieb die erfien Bewohner der Erde 
gleich darzu. Freilih war ihre Kenntnis anfangs 
ſchlecht: aber in ver Folge verfeinerten fie die Kunft. 


Die Torevtik muß bald nach der Suͤndfluth auf- 
gekommen feyn: den eigentlichen Namen finden wir niche 
in der Bibel, aber Bilders z. B. die Terapbim deg 
$abang, waren vielleicht nur kleine Srämme mit einem 
Kopf, weil fie ſonſt von den beyden Töchtern dieſes Mans 
nes, der Lea und Nadel, nicht fo leicht hätten fortge— 
bracht werden Fönnen. So wird auch das Kalb Asrons 
wahrfcheinlich aus Holz, und alfo Schnigwerf gewefen 
feyn, das mir Goldblärtgen belegt worden. 


Die Bildung aus Wachs, feuchten Thon, Erde 
und Gips ſcheint zuerſt gefchehen zu feyn, weil dieg uns 
ftreitig die leichtefte Are war *)5 und diefe Kunſt nenne 
man Plaſtik. 


Die Torevtik iſt aͤlter als Malerey, Man konnte 
eher etwas im Holze arbeiten, und hinſtellen, als ein 
Gemaͤhlde entwerfen, das wie jenes aus Holz oder Stein 
verfertiget, eben in dem Gemaͤhlde erhoben da ſteht. 


I. 4 


*) [Sn weihen Maffen mag man zuerft abgeforme haben, weil 
man fein Eifen und Inſtrumente davon hatte. Ehe das Eis 
fen erfunden worden, muß man fih harten Holzes oder Steine 
bedient haben. Sm J 1405. vor Ehrifti Geburt ohngefaͤhr 

- wurde das Eifen in Griechenland auf dem Berge Ida, wels 
cher Eifenadern hatte, entdeckt. Im Helfenbein arbeitete 
man fehon zu Zeiten des Trojanifhen Kriegs, aber nicht im 
Stein, Statuͤen aus Erzt zu gießen lernten die Griechen 
den Trojanern ab.) 


* 


& 


Sa. r Part, I. Cap, V. 


9. 4 
Toreutice ift die Kunſt mie Hülfe des Grabftichels, 
erhobene Figuren auf harten Maffen, und fonderlid in 
Metall zu arbeiten. | 


Bon unferm Verfaffer wird hieher gerechner: 
1) Statuaria, die Bildnerkunſt, ift die 
a) aus harten Maſſen Figuren bilder; oder 


b) Figuren, die mie Hülfe des Srabftichels verfertis 
get werden; und 


ce) Figuren in Holy. 


Statuae waren aufgeftelte Sachen. Signa hingegen ' 
konnten auch liegen, 


2) Caclatura arbeitet in Saxo, marmore, gemmis, und 
in operibus caelatis. Hier muß man ſich des Meis 
fels bedienen. ' 

caelare wird auch von Arbeiten des Thons und 
Goldes, aber in uneigentlihem Berftande genoms 
men, 

Der Herr Hofrarh Heyne fagr in feinen antiqguae 

rifchen Auffägen, man habe die Erhöhung mir dem 

Punzen hineingerrieben, oder gleich hinein gegoffen, 

fo daß man keinen Grabftichel gebraucht: allein 

dem Rektor Martini ift es wahrfcheinlicher, daß 
es mie dem Grabftichel gefchehen fey, weil fonft [ehe 

vieles habe müffen nachgearbeitet werden. J 
Mit Huͤlfe des caeli konnte man die Figuren er⸗ 

hoͤhen: hingegen war es nicht, was wir heut zu 

Tage graviren nennen. [Daß die Torevtik oder 

Cölatue - Arbeit der Alten von der Tornevtif oder 

eigentlichen Drehkunſt verfchieden fey, har ſchon 

Salmaf. in Ex. Plin. S. 738 f. gezeigte Hr. v. Velt—⸗ 

beim ftimme darinnen mie Hrn. HR, Heyne überein, 

daß die Torevtik dem erſten und —— 
Sprach⸗ 





De Toreutice, 323 


Sprachgebrauch nach, nur von einer Kunſt zu ver« 
ftehen fey, welche auf Arbeiten in Metall, und 
zwar nur auf erhabene Arbeiten angewendet wurde, 
daß fie alfo nicht das war, was mir jego getriebe⸗ 
ne Arbeie nennen, wo näml, das Metall von innen 
heraus, durch Punzen und ähnliche Inſtrumente, 
nach auswärts zu in diejenigen Formen gezwungen 
wird, welche ihm der Künftler geben will; auch 
daß es nicht ein Eingraben, Einfchneiden von Fis 
guren, Feine Arbeit a l'Intaglio ſey. Sie fann 
auch nicht die Kunft ſeyn, in Metall zu formen und 
zuigießen, weil lange vor dem Phidias, wenn er 
der Erfinder der Torevtik war, das Formen und 
Siegen befanne und getrieben war, Strabo, im 
sten B. ©.585 f. fagt, daß man viele rogeuuar« 
esreaxwe in den Nuinen von Corinth aufgefucht 
habe. Hingegen weiche Hr. v. Veltheim nun ab, 
und behaupter, daß nach Vergleihung aller Um— 
ftände die Torevtik der Alten nichts anders gewefen 
ſeyn Fönne, als chen die Kunft, welche alle große 
und gefchickte Bildgießer, Goldfchmiede, Bronzes 
Arbeiter, Eurz alle Arriften, welche erhabene Ars 
beiten, fie mögen Bildfäulen oder Bas-reliefs, groß 
oder noch fo Flein feyn, in Metall gießen, noch» 
wendig verftehen oder anwenden müflen, wenn fie 
anders ihren Arbeiten den gehörigen Grad der Voll⸗ 
kommenheit geben wollen. Er erläutert diefes mit eis 
nem Beyfpiel oder Art, wie ein Rünftler einer gegofs 
fenen, fertig gewordenen, aus den Formen genommenen 
und völlig gefäuberren Bildfäule durch Anwendung 
der Torevtik denjenigen Grad der Vollkommenheit 
und Eleganz ertheile, den fie haben fol und muß, 
und fohliegt nun, die Toreptik der Alten fey dar- 
innen beftanden, ihren Bildfäulen und Basre- 
liefs nach vollendetem Guſſe durch Meißel, Boh- 
ser, Zeilen, Schabeifen, Grabfiishel, Punzen, 

& 3 Schleif⸗ 


324 Part, II. Caps V. 


Schleiffteine und mehr ähnliche Werkzeuge den hoͤch— 
fien Grad einer meifterhaften Ausführung und Boll 
kommenheit zu verſchaffen. Diefelegte Arbeit ift ges 
wöhnfih ein Werk der Silberarbeiter, wenigſtens 
eines fehr geſchickten Xrbeiterg in Or moulu. Eben 
fo muß ein jeder Künftfer nach dem Verhaͤltniſſe 
feiner feineen oder gröbern Arbeiten bey den Abe 
fiufungen oder bey der Torevtik feinere oder groͤbe⸗ 
re Werkzeuge gebrauchen, z. E. der Goldſchmied, 
der Goldarbeiter, welcher Medaillons verferrigt, 
der Silberarbeiter, welcher Fünftlihe Schalen und 
Becher, mit freyſtehendem faube, bas-reliefs und 
eleganten Handgriffen ausführt, der Bronzcarbeis 
ter, welcher meifterhafte Verzierungen in Or-moulü 
zu Bafen und Seuerruthen fiefere big zum geſchickten 
Nanonen » umd Klockengießer hinab. Hr. v. V. 
folgert weiters, das in der Folge das Wort Torevtik, 
vorzüglich von Dichtern, in einem weitern Sinne ges 
nommen, und auch auf Arbeiten in andern Materien 
angewender werden Fonnta Doch möchte er den 
Begriff von Caͤlatur Arbeit nicht immer und ohne - 
- alle Einfchränfung mir dem der Torevtik für gleiche 
bedeutend annehmen. Er hält die Cälatur Arbeit, 
wodurch da, wo Torevrif angewender wurde, der 
Ausdruck, die Abfihe und die gefuchte Bellkoms ” 
menheit oft erſt erreiche werden Fonnre, mehr für 
einen Theil der Torevtik, nur für eine ihr untergen 
ordnete Kunſt, und daß fie, im flrengfien Sinne” 
genommten, und nad) der Ableitung des Wortes, 
mehr das war, was wir jest grapiren, im Me: 
tall etwas in die Tiefe, a l’Intaglio arbeiten nen» 
nen, wie z. B. Namen, Wappen, Pettſchaft· 
Figuren, welche der Kuͤnſtler in Metall rief ein“ 
gegraben hatte. Endlich ſchließt er. „Vielleicht 
waren die fo bewunderten Arbeiten des Darbycles 
am Throne des Amyklaͤus, die ſo beruͤhmten Vor⸗ 
ſtellungen 





> —— DE 


De Toreutice, 325 


ftelungen am Kaften des Cypſelus, und der ſchoͤne 
Becher des Anacreon nur Eälatur » Arbeit? und 
fo £önnte Plinius (Hiſt. nat, 34, Kap. 8. Sect. 
19.) immer noch Recht haben, daß Phidias der 
Erfinder der Torevtik ſey. Waren jene Werfe aber 
ganz zuverläßig erhobene Arbeiten in Merall, Bas-re- 
liefs, die ebenfalls fehon durch Torevtif ihre Vollkom⸗ 
menheit erhalten hatten, fo gieng des Dlinius Mey⸗ 
nung vielleiche nur dahin‘, dag Dbidias der erfte 
fey, der fie auf große gegoffene Bildfäulen anzu« 
wenden lehrte.“ %) Alte Schrifefteller, vorzüglich 

Dichter, brauchten die Worte Torevrit, Torevs 
ma, caelare, caelatura nicht immer indem ängftlichs 
firengen und technifch » richtigen Sinn, wie ein 
Artiſt. Beyde Operationen find fo nahe mit ein- 
ander verwandt, oft fo unzertrennlich, gehen fo 
unvermerfe in einander über, daß ein und derfelbe 
Kuͤnſtler gewöhnlich beyde verfichen und ausüben - 
muß, und dahero, wo Beyde zugleich angewendet 
werden, oft ihm felbft unmöglich feyn wird, eine 
fefte, für jedermann verftändliche Grenzlinie anzus 
geben. — Aus diefen wird man leicht ab» 
nehmen, wo Hr. v. Velth. vom Winkelmann, 
Heyne, Ernefti u. a, abgeht, ohne in Zufunf uns 
weiters darauf berufen zu dürfen. ] 

3) Sculptura, die Sfulptur geſchieht in Holz, Stei⸗ 
nen und andern harten Maffen. 

Erneſti verftchee, durch den Dlinius und Sal 
mafius verleitet, unfer der Zorevtif mehr, alg 
man verjtehen muß. } 

3 Nach 
) Buͤſching in: Geſchichte und Grundſaͤtze der ſchoͤn. Kuͤnſte 
S. 124. erklaͤrt Plins Worte vom Phidias, toreuticen 
aperuiſſe atque demonſtraſſe primum noch leichter, Phid. ſey 
der erſte geweſen, welcher die Torevtik deutlich und gruͤndlich 
gelehrt habe. Dieſer Meynung naͤhert ſich Martini am En⸗ 
de dieſes Paragraphen. 


326 Part. II. Cap. V. 


Nah Chriſts Meynung find 4 Gartungen der 
Bildenden Künfte: | 

») Das Bilden oder Poußiren in weiche Maffen, 
als Metall, feuchten Thon, und Erde, Dies ift 
die Plaſtik; von einigen wird fie aucd) die Model» 
lirfunft genennt. | 

2) Das Schnigen in Holz, Elfenbein, wie auch 
das Ausftechen in verrieften oder erhobenen Werfen, 
in allen Marerien, Stein, u. f. w. Die Römer 
nannten eg /calptura, vid. Aldus Manutius de quae- 
fitis per epiftolam; caelatura, wenn die halb erho» 
bene Arbeie in Silber gegraben wurde. 


3) Sculptura, das Aushauen mit dem Meifel, mache 
runde Werke. 


4) Statuaria, dag Gießen in Metall. Phidias lebte 
zu den Zeiten des Derikles, ungefähr in der 83. 
Olympiade. Er war ein geſchickter Maler, und 
legte ſich nachmals auf die Bildhauerey in Erzt, 
Marmor und Elfenbein, Er war außerordentlih 
berühme: aber die Zorevtif hat er wohl nicht erfun« 
den, fondern er har die Runft nach richtigern rund» 
fägen mehr ausgebilder, und fie einer größern Bol» 
kommenheit näher gebracht, und auch wohl andere 

. darinnen unterrichtet. 


5 


Die Torevtik fing, da fie fich der Vollkommenheit ge» 
nähert hatte, an, affeftirre Stellungen, Bewegungen, 
Srazien, und dergleichen zu befommen. Die Künftler 
wollten eg rechte fehön machen, und verfehlteen das 
Hichtige. Darüber klagt Horaz zu Zeiten deg Augufts. 
— Am Kopf, Stellungen und Haupttheilen zeigte fich 
befonders diefe Kunft. 





Ale 


De Toreutice, 327 


Ale große Künftfer ahmen in ihren Werfen die Nas 
fur, und wo möglich die fchöne Natur nach; je geuͤbter 
fie find, defto beffer drücken fie diefelbe aus. Andre 
feichte Künftler ahmen die Narur, aber nur in Kleinig« 
feiten nach; fie berreren nicht die Saufbahn ihrer Vor⸗ 
gänger, fie fuchen Künfteleyen in Mebenfachen anzubrins 
gen, und verderben vieleicht noch das Ganze. Sie vers 
geffen die wirklichen Vollkommenheiten, und die Kunſt 
finfe und geräch in Berfall, 


5. 6. 


In Holz hat man gewis eher, als in andern harten 
Maſſen, als z. B. Stein, zu bilden angefangen. Aber 
im Anfang waren es blos Saͤulchen, oder viereckigte 
Steine (arae.) 

Die erften Zeichnungen und Statuen der Griechen, 
waren ein viereckigter Kloz, und oben ein Kopf darauf. 
Dergleichen Bilder wurden an die öffentlichen Strafen 
geſtellt. So war 5. B. die Bildfäule der Cpbele; fer 
ner eine Denus zu Mekka, und die Ceres zu Pbarus 
von Holz. — Bloße Steine, ohne alle Bildung, ftells 
ten Öörtervor. Nachdem man ein wenig weiter gegangen 
war, feste man auf Steine Köpfe, deraleihen waren 
ben den Arkadiern z. B. Werkurius u. ſ. w. Nach 
und nad) bildere man den obern Theil des Leibes; man 
fieng an, die Aerme etwas einzufchneiden, und die Fi⸗ 
guren ſo zu verferfigen, daß man dag weibliche Geſchlecht 
vom männlichen unterfcheiden konnte. Hierauf gieng 
man weiter, und feste an die Figuren Füße. Der erfte, 
der den Anfang machte, war Daedalus, ein Athenien⸗ 
fer, er trieb Bildhauerey und arbeitere in Stein; er gab 
den Bildern Augen, und den Aermen und Beinen eine 
beßere Sage. Denn zuvor ftunden fie ganz dicht an eins 
ander, LMan. ſ. Rambach am a. O. ©. 429 ff.] 


E 4 Manche 


328 Part. II. Cap. V. 


Manche Grammatiker wollen das Wort Daeda. 
lus nicht als ein nomen proprium, fondern als ein Sub- ” 
ſtantiuum anfehen, welches überhaupt einen Künftler bes 7 


deuten fol, und diefer Beyname wäre dem Daedalus, 


der ein großes Genie gewefen, gegeben mworden:) Er 


muß mit einem jüngern Künfler nicht verwechfele wer> 
den. Der.ältere fol nach Erfchaffung der Welt 2740. 


Cim 13ten Yahrhundere vor Chriſti Geburt, folglich vor 


dem Trojanifchen Kricge,] gelebt haben, Diefer Künfts 
fer mußre eines Mords wegen nach Krera, zum Könige 
Minos fliehen, Er verübte den Mord an feiner Schwe— 
fierfobn, der auch ein Künftler war. " Diefer Batte die 


eiferne Säge, und zwar von ungefähr erfunden, Er 


wurde nemlich durch eine Kinnlade von einer Schlange, 

die er fand, daraufgeführe. Herner erfand er die Töpfer 

feheibe und das Dreheifen, _ Hierdurch erwarb er fich eis 

“ Ruhm, welcher dem Daedalus —— zu ſeyn 
ien. 


5. 7. —* 


Die Verbeſſerung und wirkliche Vervollkommung 
der Kunſt gehört den Griechen. Sie hatten ein Gr 
fühl des Schönen, einen Vorzug vor allen Nationen. 
Caianova *) behauptete, die Griechen hätten die egyp— 
tiſchen Figuren nachgeahmt, und von ihnen gelernt **); 

er 


*) ren feiner Abhandlung über verfchiedene Dentmäler ihrer 
Antiquitaͤtenſammlung zu Dresden. | 

*) Caylus in feiner Sammlung von ägnptifchen, betrur. und 
griech. Alterthümern, zte Abtheilung & 120. behauptet; daß 
die Griechen die erſten Kenntniffe in der Bildhauerkunſt von 
den Egpptern entlehnt haben, und erklärt es für Undanf und 
Stolz, daß die Griechen ſich die Erfindung diejer und andirer 
Künfte zugeichrieben Haben. Rambach am a. O. S.434- tritt 
bes Caylus Meynung bey, und beftättat fie mit verſchiedenen 
Beyſpielen. Die Griechen haben es aber, vorzüglich wegen 
ihrer Regierungsform in der Kunft viel weiters bringen Eön- 
nen, und, da einmal der Weg gebahne war, viel weiters 
gebracht. | 









——— 


a See 


Nr, 


BE 


F ; Ru, De Toreutice, 329 | 


er tadelte deswegen den Winkelmann, der dag Gegen= 
-theil erwiefen haste 9%. Allein die Griechen hatten 


1) nicht viel Gelegenheit, von den Egypriern etwas zu 
erlernen *)5; und 


2) waren auch die egyprifchen Figuren ſteif. ſKonn⸗ 
ten aber den Griehen die erfien DBeranlaffungen 
zur Ausbefferung geben. - Dann gile obiges nicht 
von allen egyptifchen Figuren und allen Zeiten} 


Ein nur mäßiges Genie Fönnte wohl heut zu 
Tage auf fo etwas fallen. Hierzu kommt, daß 
die erften Schilderungen der Griechen auch roh wa- 
ren ***), wie Plinius anfuͤhrt. Mac) des Neftors 
Martini Meynung ift es wahrfceinlicher, daß 
die Griechen von den Dhöniziern fonnen gelernet 
haben, weil fie mie ihnen handelten, und von ihr 
nen abftammeen ***5). Die Sricchen wohnten uns 
ter einem frefflihen Klima, wo die fhönften Per— 
fonen gebildee wurden. Ihre Miene war fterg 
fröhlich, heiter und liebreich. Ihre eigene Ver— 

BL . faffung 


*) [Sn feinee Gefebichte der Kunſt Se 8. hält er es für 
wahrfcheinlicher , daß den Griechen die erften Begriffe, die 

ſie von der Bildhauerey hatten, von den Phönisiern mitge: 
theilt worden feyn. Können aber nicht bey mehreren Völkern 
Perſonen durch Zufall oder Nachdenken auf die eriten, rohes 
ſten Begriffe derfelben und Arbeiten gefommen jeyn? Nur 
die häufigere Anwendung und Ausbildung der zuerft rohen 
Kunft Fann der einen oder der andern cultivirtern Nation beye 
selegt werden. Martini lenkt im sten $. jelbften ein.] 


*) [So aber noch mehr zu erweiſen ift.] 


+) [Daraus könnte folgen, daß die Griechen bie erften Ans 
fangsgründe der Kunft enttveder von den Egyptern haben lera 
nen fönnen oder fie nach und nach felbft erfunden haben.] 
***) [Die iſt freilich auchnur eine Vermuthung. Eher wol has 
ben die Griechen die Kunft aus klein Afien erhalten. Denn 


dahin hatten fie einen Verkehr, und der Luxus war dafelbft 
ſehr ſtark] 


330 


Part, af Cap. V. 


faſſung und Regierung war ſo beſchaffen, daß das 
niedrigfte Glied des Staats, Antheil an der Ne 
gierung harte, Wer fich auszeichnete, erwarb fich 
Lorbern und Statuen. jedes Mirglied dachte ers 
haben und edel *). Man harte für den Künftler 
eben die Achtung, die man dem größten Philofophen, 
General und Staatsmann erwieß. Die Künftler 
harten gleichfam ein Gefeg, die Kunft nur den wich. 
tigften Gegenftänden zu weihen: dieß beobachrereman 
gegen Goͤtter und große Männer unverbrüchlich. Sie 
harten dag vorzüglichfte Genie. Sie waren mo nicht 
Schöpfer, doch Ausbilder aller übrigen Künfte, 
Ruhm, Ehre und großer Reichthum ward ihnen 
zu Theil, und Ehrlicbe befeelee den Charakter des 
Kuͤnſtlers. 
9. 8. 


Die allererſten Anfangsgruͤnde von verſchiedenen 


Sachen, koͤnnen auch von verſchiedenen Voͤlkern, und 
zu verſchiedenen Zeiten erfunden worden ſeyn. In Chals 
dia, Meſopotamien, Syrien und Aßyrien herrſchte 
ſchon nach der Suͤndfluth die Abgoͤtterey und dieſer Hang 


zum 
war 
aus 


Goͤtzendienſt gab zur Bildnerey Anlaß, Lund dieſe 
im Orient weit eher, als in Griechenland, wie man 
der Geſchichte des Goͤtzendienſtes erfieher.] Die 


Teraphim des Labans aus Holz gemacht *). Dieſe 


*) 


müffen 


[Diefer Sab wird wol einige Einfhränfung feiden müffen.] 


(Man fehe D. Buͤſchings Geſchichte und Grundfäge der 
ſchoͤnen Künfte und Wiſſenſchaften; erftes Stuͤck, Berlin 
1772. 8. ©. 94. wo er bemerft, daß, wenn diefe Hauss 
goͤtzen, die Terapbim, verglihen mit I. Samuel, 19, I3, 
menſchliche Geftalt, wenigftens einen menfhlihen Kopf ges 
habt haben, die Bildhauerey in Mefopotamien, zu der Zeit 
ſchon im Gange geweſen fey, da man in Griechenland noch 
feine Spur von derfelben finder. — Ebendafelöft wird ©. 
95 — 98 von der Bilohawerfunft bey den Egyptiern, —* 

em 


* t 
En 


De Toreutice.' 331 


müffen etwas ähnliches von einem Menfchen gehabt ha» 
ben, fo wie die Säulen des Merfurg (Hermae), Der 
Hang zum Gösendienit naͤhrte folglich die Bildhauerey. 
Phönisien wird in der Nachahmung gewiß nicht das 
legte Sand gewefen feyn, Tprus harte feit Anbauung 
der Stadt ihren Sort Herkules, dem fie einen Tempel 
erbauet hatten; und Aerodor *) fest hinzu, daß in 
demfelben zwey Säulen, eine von Bold, und eine von 
Smaragd befindlih gemefen wären, Der PBrofeffor 
Caſanova preißt in feiner Abhandlung der Kunft, die 
Egyptier alg Erfinder der Wiffenfchaften und auch der 
Bildhauerey, mitnoch andern; andere hingegen fprechen, 
ihnen alles wieder abs Man muß niche zu weit gehen. 
Die Egyptiſchen Figuren find fteif, fie hatten ein rölpis 
ſches Anfehen, fie find’ völlig gerade ohne alle Grazie. 
Man hat die Frage aufgeworfen: find die folgenden 
Egyptiſchen Künftler bey der Steife ihrer Figuren ges 
blieben? oder haben fie die Kunft verbeffere? Winkels 
mann behauptete den erftern, und Eafanova den zwei⸗ 
ten Sag. Sesterer ſchickte dem erftern, um fein Anfes 
hen zu ſchwaͤchen, einige Zeichnungen, Die er in fein 
Werk der Kunft (Dresdner Ausgabe) unter andern mit 
einrücen lies, Sobald das Buch gedruckt worden‘ war, 
machte Cafanova befannt, daß fie untergefhoben, und 
von ihm felbft verfertiger wären; deswegen wurden fie in 
der Wiener Ausgabe weggelaffen. 


Man Fann von den Egyptiern nicht fagen, daß fie 
die Natur nachgeahmt haͤtten. Dieß fomme vielleicht 
daher, weil fie durch gewiffe Gefege der Iſis zu fehr eins 

ge⸗ 


dem Streit zwiſchen Winkelmann und Caſanova; ſodann S. 
99 ff. von der Bildhauerkunſt bey den Hetrurien und Griechen 
umjtändlich gehandelt.) 


*) [im 2ten Bud, 44ften Kap. wo bie Priefter demfelben ein 


ſehr Hohes Alterthum beylegen wolten. Man. fehe auch da 
Weſſelings Note.) 


332 ; Part, II, Cap. V. 


gefchränfe wurden. Die Thiere verfertigeen fie biswei- 
len ſchoͤn. Hierauf flüge fich befonders Caſanova, und 
führe drey Ldwen, aus Egyptiſchem Granit, und einen 
Kopf der Iſis in Dresden, wie auch die Figur von weis 
Gem Marmor im Kapitolium an. Allein; diefe Stuͤcke 
Fünnen von griechifehen Künftlern, die in Egypren leb— 
ten, verfertiger worden feyn, Winkelmann läge ſelbſt 
den Egyptiern diefe Gerechtigkeit wiederfahren, daß, 
obgleich ihre Figuren ſchlecht gearbeitet, fie doch) felbige 
fleißig geſchliffen und polire Härten. Die Augen haben 
fie meiftentheils ausgehölt, und bisweilen welche von 
Gold, bisweilen welche von Edelfteinen hineingefegt. 
Sie nahmen darzu Steine von Baſalt, Porphyr, Gra- 
rien. ſ. w. Bon der Stiftung ihres Staats an, big 


auf die Zeit, da Egypten von den Perfern erobert tours _ 
de, und fo lange fie unter Perfifchen und Griechiſchen 


Regenten arbeitesen, ift ein gedoppelter Zeitraum, den 
die Gelehrten feftfegen*) Eine dritte Periode Fönnte 
die Nachahmung betreffen, de griechiſche Künftler Egyps 
tifche nachahmten. Man muß 
‚ı) die Zeichnung des TTakenden, und 
2) die Bekleidung der Statuen beffimmen, 
In der aͤlteſten Zeit befleher der äußerlihe Umriß 
einer egyptiſchen Figur: 
1) aus lauter geraden, oder wenig ausfchweifenden 
Linien; man vermiffer das Schöne, oder das wirk—⸗ 
lich Maleriſche. 
2) Der 


*) Die aͤlteſte unter allen aͤbriggebliebenen egyptiſchen Bildſaͤulen 
iſt die verſtuͤmmelte Bildſaͤule des egyptlſchen Memnons 
oder Amenophis, welche von der Steifigkeit zeugt, welche 
in den Egyptiſchen Bildhauerarbeiten, wenigſtens in erſten 
Zeiten, gewöhnlich geweſen ſeyn ſeyn ſoll. ©.von Veltheim 
angef· Schrift, beſonders Paul Ernſt Jablonsky de Me- 
mnone Graecorum et Aegyptiorum, huiusque celeberrima 
in Thebaide ftatu, fyntagmata III. Frankfurt 1753- 4.)] 


nn 


De Torentice, 333 


2) Der Stand einer Figur iſt fleif und gezwungen, 
die Aerme hängen an einander parallel herab; fie 
find bey männlichen Figuren, wie feft an die Seite 

angedruͤckt, fo daß durch Aerme und Füße Feine 
Handlung angezeigt wird; bey weiblichen Figuren 
iſt es auch ſo: doc) ift hier der Arın manchmal geb9« - 
gen, Die Figuren figen ganz niedrig auf unterges 
fhlagenen Beinen, 

3) Dey der großen Einförmigfeie der Zeichnung, find 


die Knochen und Muskeln wenig; Augenbraunen, , ' 


Adern und Nerven aber gar nicht angedeuter, Die 
Knochen am Fuß find etwas erhaben, der Mücken 
ift auch nicht fichtbar, weil die Statue an eine 
Säule angelehnt iſt. 

4) Am Kopfe find die Augen ganz platt und fehreg 
gezogen, fo daß der Augenfnochen aanz plate iſt; 
Die Augendbraunen, Yugenlieder und tippen, find 
nur durch eine Eleine Linie eingegraben. Das fchö> 
ne, fanfte Profil der griechifchen Köpfe fehle ihnen 
ganz. 

5) Die Hände haben eine Form, wie fie an Men« 
fen, die fie, weil fie Feine Ausbildung. hatten, 
vernachläßigten, zu feyn pflegen; die Süffe find 
platt, die Gelenfe und Nägel aber gar nicht ans 
gegeben,‘ 

6) Der abet ift tief und hohl gearbeiter. 


In Anfebung der Bekleidung ift zu bemerken: 


Ihr leinener *) Rock ift mit einem vielfältigen 
Saum verfehen, er gehe bis an die Füße berab, wor⸗ 
über 


) [Man fehe Fried. Sam. von Schmids Diff, de facerdo- 
tibus et facrificiis Asgyptiorum, Tübingen 1768. 8. S— 
17. ff.25—3$.] | 


334 Part, IL Cap. V. 


über die Mannsperfonen noch einen Mantel, fhlugen. 
Die männlichen Figuren find nacfend , die weiblichen 
find gleihfam mit Falten und Schleier überzogen; 
männliche Figuren haben den Kopf meistentheils mir ei- 
ner Haube oder Müge, die oben glatt ift, bedeckt; auch 
Thiere tragen eine Art von Kopfhülle. Weibliche Figus 
ren haben noch einen befondern Kopfpuß, 3. B. die Iſis 
mit fremden Haaren, wie mit zwey Hoͤrnern. Manch— 
mal haben die Figuren eine Locke an der rechten Seite 
herabhaͤngen. Schuhe oder Sohlen hat feine einzige 
Figur an den Füßen. Der zweite Zeitpunfe verliere 
noch alle Grazie: 
ı) der Stand der Figur und Handlung ift' dem ältes 
ſten Zeitalter ganz ähnlich. 
2) Knochen und Musfeln find nicht ftärfer angedeu- 
tet, und die Aerme hängen noch herab, 


3) Es ift Feine Aktion in der ganzen Stellung. 


4) Der Kopf und das Gefiche Fomme der griechifchen 

Zeichnung etwas näher; doch ift der Mund noch 

immer beim Einfchnirr aufwärts gezogen, das Kinn 

ift zu kurz, die Augenöfnungen aber find da; 
‚übrigeng aber ift die Zeichnung nicht Forrefe. 

5) Die Hände find etwas zierlicher, die Füße aber find 
wenig auswärts geftele, 

Aechte und ungezweifelee männliche Figuren aus 
dem zweiten Zeitraum find nicht vorhanden, nur drey 
weibliche kannte Winkelmann; fie haben einen Rod, 
ein UnterFleid, dasbis auf die Füße geht, und einen Mans 
tel. Diefes uͤnterkleid war wahrſcheinlich von Leinewand, 
der Rock liegt dicht an, und der Mantel reicht bis an 
die Bruſt, und bedekt den obern Theil des Koͤrpers. 

Der dritte Zeitpunkt enthaͤlt blos Nachahmungen 
alter Egyptiſcher Werke, die weder von Egyptiern ſelbſt, 
noch in enyiee: fondern größtentheilg in Italien I 

verfer⸗ 


——— ” 
— EEE er 


De Toreutice, 335 


verfertiget worden. So lieg z.B. der Kaiſer Hadrian, 
der ein abergläubifcher Herr war, und den Egyptiſchen 
Geſchmack fehr liebte, viel Statuen ganz Egyptiſch, oder 
halb Griechiſch und Egyptiſch verfertigen. 


8§. 9. 

In den Werken der Etruscer, findet man im An⸗ 
fang beynahe das nemliche, was von den Egyptiſchen 
Figuren geſagt worden iſt. Vom Urſprung der Etruscer 
bat man Feine gewiſſe Nachricht. Die erſten Einwohner 
in Stalien hießen Delasger, oder Tyrrhenier. Drei⸗ 
hundert Jahr darnach Fam eine neue Kolonie, die ſich 
In Pifa niederlies. Sie trieben Handel zur See, und 
wurden mächtige Lpdier, wenderen fich auch nach Stalien. 
Minfelmann führe in der Gefchichre der Kunft der 
Wiener Ausgabe eine Münze aus diefen Zeiten an. Die 
griechifche Myrhologie wurde nach Italien gebracht und 
die Erruscifche und Kömifhe Sprachfunde wurde mit 
einander befannt. Sie haben den Zug der 7 Helden 
wider die Stade Theben häufiger vorgeftelle, als in grie— 
chiſchen Schriften oder Werfen. Man nimmt drey ver⸗ 
fchiedene Perioden oder Stile unter den Etrusciſchen 
Künftlern an: 


1) Es ift alles ſteif, wie bey den Egnptiern, die Li⸗ 
nien gehen gerade, die Figuren find feft, fteif und 
gezwungen geftelle, ihr Gefiche ift ein laͤnglich gezo⸗ 
genes Oval, die Augen liegen mit den Augenfno- 
chen gleich, die Umriſſe der Figuren fenfen und ers 
höhen fi) nicht, und ihre Geſichter find nach kei— 
ai Begrif einer vollfommenen Schönheit ge- 

ilder, 


2) Man verließ die feife Manier; man ſtellte mehr 
nackende als befleidere Figuren vor; man gab eine 
empfindliche Andeutung der Knochen und? Muskeln 
an; fie pflegen Neihenweife gelegte Haare ſelbſt 


bey 


336 Part! I, Cap, V. 


bey den Tieren zunehmen. Aber fie harten noch 
viel gezwungenes und gewaltfames in ihren Stel— 
lungen (Geswungen ift das Gegentheil von der 
Natur; Gewaltſam, von der Sittlichkeit) Cicero 
nenne folche Werfe opera dura, denen die. mollia 
entgegen gefege werden. Die ſanfte Wellenförmige 
Linie, die man für wahre Schönheif Half, die, je 


fanfter fie fich hebt, einen defto fhönern Ausdruck 


giebt, fehlte ihren Figuren. Man ſehe Hogarths, 
eines Engländers, Schrift, von der Zergliederung 
der Schönheit. Es ift Feine Grazie in ihren Stel— 
lungen. Kurz, man Fönnte fagen, was Pindar 
vom Vulkan fagt: er wäre ohne Grazie geboren. 
©&.Monumenti antichiinediti Spiegäti di Winkelmann. 
Rom. 1767, "Tab, XXXVIII. 


3) Der dritte Zeitpunfe, da die Griechen den untern 
Zheil von Stalien befaßen, enthäle gute Zeichy 
nungen. Es ward mehr Natur und guter Stil *). 
Man har auf Münzen einen Jupiter von der Stadt 
Kapua, woran die Haare eben fo geloft, wie an 
Griechiſchen, aber fie harten erwag Hartes. 

Von den benachbarten Voͤlkern, den Volſciern, 
Veientern und Sameiten hat Winkelmann viniges 
erwähnt; allein es iſt für die Kunſt nicht wichtig, 


—— 


Die Griechen haben es in der Kunſt zur Bollfom« 
menheit gebrachr. Vid, $. 7. - Keine Nation, felbft nicht 
die Roͤmer, konnten jene Größe von Bolfommenheit 
erreichen. Fruͤhzeitig wurden die Künftler in großen 
Säulen, 3. B. in Korinth gebilder, Groß und mans 

. nich» 
*) [ Griechifche günſller ſcheinen auch wol dergleichen Kunſt—⸗ 


werke verfertigt zu haben; wie ſchon oben zum 2ten S. bes 
merkt worden ift.] 





De Toreutice, 337 


nigfaltig waren die Belohnungen, welche berühmten und 
ſich auszeichnenden KRünftlern zu Theil wurden. Durch 
ihr glückliches Genie und feurige Einbildurgsfraft, lerns 
ten fie, den Figuren eine folhe Anmuth und Grazie zu 
geben, daß fie gleichfam unnachahmlich zu feyn ſchienen. 


EWR R 


Winkelmann * hat 4 Perioden der Kunft unter 
den Griechen angeben und feitfegen wollen, 


1) Bis auf die Zeit des Phidias geher die erfte Art, 
die Figuren hart und fteif zu zeichnen, 


2) Phidias **) ftifrete den zweiten Zeitlauf, der 
85 Jahre nach ihm dauerte. Athen fund damols 
in großem Anfchen. Denn furge Zeit hernach brach 
der Peloponnefifche Krieg aus, wodurch die Stadt 
fehr zuruͤckkam. 


3) Praxiteles ***) ſtiftete ungefehr in der 164 Olym⸗ 
piade den drirten Zeitpunfe. Zpfippus in der 114 
Dlympiade, war ein damaliger Künftler aus Sicy— 
on, und arbeirere des Großen Aleranders Bild, 
und andere vortrefliche Arbeiten. Plin. H. N. VII. 
& 37° a 
4) In 

” &" feiner Geſchichte &. 315. ff Dress. Ausg. u Anmerk. 

85. f. Allein Heyne in feiner Berichtigung und Ergänz 

—* der Winkelmanniſchen Geſchichte der Kunſt des Alters 
thums, (im erften Bande der dentihen Schriften der Koͤn. 
Societät der Wilfenfchaften zu Göttingen, &- 207. f.) 
zeige, daß diefe Epochen zu früh gemacht worden, Feine Eritifche 
Prüfung aushalten, auch die einzelnen Stüfe mit ihren 
Beweiſen oft unzuverläffig feyn;, und Buͤſching am a, O— 
S. 105. tritt diejer Meynung bey.] 

**) [S. Buͤſching ©. 112. ff] 

*") [S. Buͤſching ©. 144. 9 


338 Part, I. Cap. V. 


4) Sn der vierten Periode *) ift Fein befonderer Stil, - 
ſondern nur ordentliche Nachahmung, die einigen 
mehr, andern weniger glüdee, und geht bis zu 

den Zeiten der Nömifchen Kaifer, des aten hoͤch— 
ftens des zren Jahrhunderts. 


Verſchiedene Gelehrte, unter andern Herr Hofrarh 
Heyne haben angemerkt, daß diefe Epoquen zu willführ« 
lic) find: allein man kann doch dabey bleiben, bis ande= 
re große Männer beftimmtere Epoquen werden. feftgefese 
Haben. 5 

a) Im erſten Stil bemerfe man kine Zeichnung, die 
an fih Nachdrucksvoll, aber vol Zwang war und 
hart, dies verringert die Schönheit. Bey den 
Statuen find die Haare in Bleine geringelte Loͤk⸗ 
gen reihenweife gelegt: Mt 

b) Im Zweiten Stil verbefferte man die Sehler des 
erften, und ahmte die Natur guet und vernünftig ) 
nach; dadurch enrftund der große und hohe Stil, 
[In der Bildung des Kopfs, in der ganzen Zeich⸗ 
nung, in der. Kleidung und in der Ausarbeitung 
herrfchte eine hohe Einfalr.] Doch blieb eine ges 
wiffe Strenge, und etwas ſteifes in der Zeichnung. 
Man ließ einen Grad von Schönheit fahren, weil 
man lieber affurat und Forreft feyn wollte. 

c) In der dritten Epoque zeigte fich der fhöne Stil 
dir Kunſt. Das Zärtlihe und Gefällige ſtellte 
fich durch eine gewifle Grazie und Anmuth darinne 
lebhaft dan Kurz, die Gragie war vollfontmen. 
Darrbafius war der erfle, ‚der diefe Schoͤnheit 
in der Malerey brauchte; und Prariteles **) mad“ 

| de 

*9 [IS. Buͤſching S. 170. fJ. | 

») (©. Plin. H. N. 35 B. 11 Rap. 48 Seh. 36D. 5 Rap. 
4 Set: Don Bagedorn Betrachtungen über die Maplerep, 

©. 74: 778.] N 





De Toreutices 339 


te in der Bildhauerfunft den Anfang damit. [Bon 
diefen und den übrigen Künftlern finder man meh— 
rere Nachrichten, und die Hauptſtellen der alten 
Autoren gefammler in dem Catalogo Archite‘torum 
— — aliorumque artifieum et operum, weicher 
dem befannten Buche des Franz Junius de pidu- 
ra veterum, Rotterdam 1694. Bol. beigefügt iſt.] 


d) In Beziehung auf die te Epoche, wuſte man faft 
gar nichts mehr zu erfinden, weil die Kunſt fo 
gründlich ausgedacht, und bearbeirer war. Man 
wollte gar nichts mehr von Schwulft und Härte 
haben, man ahmte blog die alte Kunft wieder nach: 
aber es gieng ſchon viel in der Kunſt verlohren. 
Die Zeichnung war nicht mehr kek, fondern etwas 
furchtſam. Was dem Großen mangelte, ſuchte 
man in Vebendingen zu erfegen. Dieſe Kuͤnſt⸗ 
ler madhren mehr Köpfe, und Bruſtbilder als 
ganze Staruen, und man finder noch fchöne 

- Koͤpfe aus diefer Epoque, z. B. einen Kopf des 
SKarafalla, 


8. 12. 


Aus dem erſten Zeitalter rechnet unſer Verfaſſer 
hieher eine Statue, die bey Tibur in der villa Hadriani 
gefiinden worden, Der Kaifer Hadıian ließ zu Tibur 
eine Billa anlegen, wie eine mäßige Stadf, und einen 
Tempel bauen, in welchen viele Statuen gefezt würden, 
Er wollte felbft Künftler fen. Winkelmann reder 
von der Billa, von der Statue abet erwähnt er nichts 
Der Graf Caylus aber hat im feinen Recueil Tom. IL, 
tab, 39. diefelbe angeführt. 

Ferner hält man einen Marmor in der Gallerie * 
Grafen Pembrok in England für ein Stuͤck aus dieſer 
Epogve. Es ift cin Sechter Mantho, der vor dem 
Jupiter mie einem Papagey nr der Hand ſteht, vor hy 

teht 


340 Part. II. Cap. V. 


fteht eine Perfon, die ein Becken hält. Winkelmann 
- häle diefe Arbeit für eine bloße Betruͤgerey, in der Ges 
fhichre der Kunft ©. 323. der Dresdner, und ©. 631. 
der Wiener Ausgabe. 


Noch drey anderein Nom vorhandene Statuen 
rechnet Winkelmann hieher: 

3) im Pallaſt Sarnefe ein unbekleiderer Sechter. 

S. Winkelmann in der Gefhhichte der Kunfk. 
Wiener Ausgabe ©. 32. 


2) Eine Pallas, in der Villa des Kardinals Als 
bani, welche in der Italieniſchen Ueberfegung von 
Winfelmanns Geſchichte der Kunft vorgefieller if. 7 
Sie har ein Thierfell über den Kopf. 

©. Burkards Werk von der Lebereinftimmung 
der Dichter mir den Werken der Buͤnſtler, 
nah dem Englifhen des Hrn. Spence, Wien 
1773. 8. 

3) Die große Hiufe, im Pallaft der Barberini. 
Es fann eine von den 3 Mufen fiyn, die zu des 
Phidias Zeit von 3 Künftlern verfertiget wurden, 


©. Spence Polymetis, oder von der Uebereinftim- 
mung der Dichter und Kuͤnſtler ift engliſch gefchries 
ben mic vielen Kupfern in 4. Burkard bar [uns 
ter dem obenangeführten Titels Wer? von der 
Uebereinſt. ıc.] den erften Theil und Hofſtaͤker 
den 3wepten (Wien 1776. 8.) überfege. Nicht 
eigentlich, uͤberſetzt, fondern nach feiner Drds 
nung umgearbeiter.] 


Die hicher gehörigen berühmten Künftler find): 
Smi⸗ 


) [S. Buͤſching, ©: 107. ff. welcher auch auf Plinius, Wins 
felmann, Heyne u. a. verwveißt.] - 





De Toreutice. 341 


Smilis, verferrigte zu den Zeiten deg Prokles die 
uralte hölzerne Bildfäule der "uno zu Samos *). 


Eu doeus ein Arhenienfer bildere die figende Mir 
nerva, die in dem Schloffe zu Athen ffand: [aus 
Bronze wahrfcheinlich, vor der 29 Olympiade gemadht.] 


Ariſtokles von Endonia, auf der Inſel Kreta, 
bildere ein Gefechte des Herfules, mir der Amazone Ans 
tiope, war zu Dlimpia befindlih. Ungefehr im Jahr 
der Welt 3316. muß der Künftler, wie man glaubt, 
gelebe haben, 


Der Meifter von dem Kaften des Cypfelus, war 
ein anderer ungenannter Kuͤnſtler: eg ſcheint das ältefte 
Kunftwerf Gricchenlandg gewefen zu feyn, dag zu Olym— 
pia in dem Tempel der Juno ftand. [Davon handele 
Heyne in einer Vorleſung über den Kaften des Chypfe- 
lus, ein altes Kunftwerf zu Olympia mir erhobenen Fi- 
guren. Nach dem Paufanias- Göttingen 1770. 8.)] 


Dipoenus und Scpllis machten fih um die jo 
Dlympiade, oder 576 Fahr vor Chriſti Geburt, durch 
Arbeiten in Marmor befanne. [Plin. Naturgefch. 36. 
B. ates Kap. 4ter Abſchn. Caplus 1. B. ©. 261 f.] 


Bathykles, Ichre zu Solong Zeiten, und verfors 
tigte den Thron zu Amiflda Bupalus und Anrber- 
mus waren zwey berühmte Künftler. Ihre Kunftwerfe 
wurden nach Rom gebracht; fie waren fehr ſchoͤn. [Plin. 
36. B. stes Kap.] 

93 Agela- 


*) [&. Paufan. in Achaic. &. 531. Callimach. Fragm. Nr. 
105. wo Toup. in curis nouifimis in Suidam, (3ten Th. 
feiner Eimendatt- in Suid. et Hefych. & 92. f.) Durd 
eine faliche Lefeart beym Clemens Alerandr. Protrept. ©. 13. 
verleitet, ohne Noth Ändert ririz Zoyor, und aus dem 
Künftler Smilis einen Schufterfneif oder ein Federmeſſer 
madıt: morüber auch Rambach ©. 436. f. in der Note 
fpottet, ] 


341 Part. IH. Cap. V. 


Agelades hat fich durch Kunftwerfe befannt ges 
macht. Er war der Lchrer des großen Phidiag, und 
febre in der 66 Olympiade, Plinius ſetzt ihn in die 
g7ſte: allein da lebte Phidias nicht mehr. 

Pythagoras aus Neggio, wird vom Plinius im 
34ten B. 8. Kap. igten. Abſchn. zu ſpaͤt angegeben. 
Er folf der erfte gewefen feyn, welcher die Merver und 


Adern ausgedrückt, und die Haare beffer angegeben, Er . 


lebte zwifchen der 73. und 77, Olympiade. 


Simon aus Aegina, verfertigte eine Statue zu: 


Pferde, aus Bronze, die zu Olympia fand, ungefehr 
in der 7sften Olympiade. 

Onatas und Calamis arbeiteren zufammen in 
Metall, und waren berühmt, Der feztere arbeifere yor« 
züglih in Silber, j ' 
Dionyſius von Argos verfertigee ein Pferd‘; in 
Bronze, welches zu Olympia fund, und ungemein 
ſchoͤn war. 

Mps, ein großer Meiſter in Silberarbeit. Er 
half zu Achen mit an der Minerva des Phidias arbei« 
ten, die aus Gold und Elfenbein verfertiger wurde: Er 
ftellee auf dem Schilde der Göttin die. Schlacht der La— 
pithen und Eentauren in erhabener Arbeit vor, 

Unſer Verfaffer fagt, die erften Künftler Härten 
nur in Holz gearbeirer. Aber diefe Anmerkung ift falfch, 
weil, wie aus den angeführten Künftler Werfen erhel- 
fer, fig mehrenebeils in andern Maflen gearbeitet, 


$. 13 


Es gab Städre, wo große Kunftfchulen waren, und 
wo fich berühmte Künftler aufhieleen, Strabo bezeugt 
dies von Korinth und Sicyon. If, Rambach ©. 
43% Fl: 


Die 





De Toreutice, 343 


Die berühmteften Kunftfehulen waren zu Sieron, 
Borinth und Aegina. Sicxon gehörte zu dem eigent« 
lichen Peloponnes, oder- heutigen Morea. Diefer Ort 

„hat viele Künftler, befonders viele Maler gehabt, Die 
Sicyenifchen Schuhe waren fehr berühmte. Korinth 
hatre eine große Menge der beften Künftler von Malern, 
Bildhauern und Erzrarbeitern. Die vafz Corinthia wa⸗ 
ten fehr befanne, und wurden außerordentlich gefucht. 


Die Inſel Aegine in dem Saronifhen Meerbufen, 
brachte die größten Künftler hervor. Man fand dafelbft 
auch ſchoͤne Erstgruben, Der König Phido berrfchre 
auf diefer Inſeſ. Die Achenienfer unterdrücften fie, und 
ließen allen Mannsperſonen die Daumen abfrhneiden, das 
mir fie zum Kriege unbrauchbar würden. Dievafa Aegine- 
zica find aych aus der Gefchichte befannt. [Winkel⸗ 
mann in der Gefchichte der Kunft. S. 18. Wiener Nuss 
gabe muthmaßt, die Künftler der Aeginetiſchen Schule 
feyen bey dem älteften Styl am längften geblieben, Noch 
umftändlicher handele er im zeen B. ©. 638. f, von der 
Inſel Aegina, (deren Einwohner Dorier waren, großen 
Handel und Schiffarth rrieben,) ihrem Schickſal, und 
ihrer Runfl-Schule, welche [don in ganz alten Zeiren 
mag angefangen haben. ihre Gefäfe von gebrannter 
Erde wurden gefucht und verſchickt, waren vermurhlich 
gemahle, und mir einem wilden Widder bemerfe. Eben 
daſelbſt ©. 626 f. handele Winkelmann von den Schus 
len der Runft zu Korinth und Sicyon.] 


Naͤchſtdem ift die Inſel Delos wegen der vielen 
da lebenden Künftler fehr berühmt geweſen: und die var 
Ja Deliasa wurden guch fehr. gefucht, 


9 I4 


Athen erzeugte und bildere die größten Künftler. 
befonders da es durch Reichthum mächtig worden war, 
4 Nach) 


344 Part, IL Cap. V. 


Nach den Siegen über den Darius und Terxes, wurden 
die Griechen einig, eine berrächelihe Summe zu Delos 
niederzulegen, um die Armee davon zu unterhalten; den 
Athenienſern aber ward die Aufſſicht darüber anvertrauet: 
allein fie misbrauchten diefelbe, denn Perifles brachte 
es dahin, daß diefes Geld nach Athen geſchaft werden 
mußte. Hier wurde es zu andern Abfichren gebraucht: 
denn theils wurden die Bürger hiervon bereichere, theils 
prächtige Gebaͤude aufgeführr, theils mußte es zu Fuͤh⸗ 
zung des Peloponnefifchen Kriegs, der unter ihm aus⸗ 
brach, verwender werden; befonders aber wurde der 
Zempel der Minerva zu Athen hiervon gebaut, Es 
zeichneten ſich fehr Bald Künftler aus, und unter diefen 
verdient Phidias den erften Plag. Er ahmte die Natur 
mehr nach, und durch feine Frummen und wellenförmigen | 
Linien wurden die Zeichnungen natürlicher, fanfter und 
angenehmer, die Gefichtszüge waren regelmäßig; aber 
e3 fand ſich noch eine gewiffe Strenge, mie z. B. bey 
einigen neuern Künftlern, als Rapbael von Urbino, 
der in der Zeichnung fehr akkurat und Forrefe ıft, und 
des Michael Angelo, der hierinne noch weiter gehr; 
da hingeaen Rubens und Titian mehr dag Schöne und 
Sanite ausdrüden. 


Die Griechen nennen vo angiles das Borrekte 
70 EUXueEES dag Schöne, 


Unfer Berfaffer mache hier einen Vergleich 
mir der Mufif, wenn er fagt: manche liebten das 
genus chromaticum d, i. wo in der Mufik viel Mißflänge 
find, die aber durch fanfte Töne wieder aufgelöße werden, 
mehr, als das Sanfte und Schöne der Stalienifchen 


Oper, deren Anmurh auch diejenigen empfinden müßten, 
die niche Kenner wären, 


So 





De Toreutice. 345 


So waren 3.3. Banachus *), und Xalsmis, 
zwey Künftler, von denen des erftern Zeichnungen, ob 
er gleich weit früßer, als der legtere lebte, dennoch weit 
fchöner gewefen feyn follen, als des Kalamis feine, weil 
er zu firenge, d. i. zu korrekt zeichnete. [S. Winkelmann 
©. 472] 

quadratura; Bey den Alten wird quadratum öfters von 
dem Negelmäßigen gebrauch, z. B. homo quadrarus ein 
Fluger Mann; mafus guadrarus eine regelmäßig gebildete 
Naſe. Ueberhaupt war der ältere Stil auf ein Syſtem 
gebaut, dag zwar regelmäßig, aber noch nichr fchön war, 
Ueber diefes Spftem erhoben fich die Verbeſſerer der 
Kunft, und machten fi) der Wahrheit mehr näher. 

In der Malerey muß man das Harte vom Schar⸗ 
fer wohl unterfcheiden fernen, 


$ 15 
Aus diefem Zeitalter find zu bemerfen: 


Eine Dallas in der Villa Albana **). Die Statue 
ift aus Penrelifchen Marmor, der Kopf ift ganz unbe« 
fhädiger, und von einer hohen Schönheit, aber doch 
etwas firenge, wie Winkelmann in dem Monumenti 
antichi N, 47. anfuͤhrt. [Bon diefer Pallas in villa 
Albani, von welcher Winkelm. in Monum. ined. fpriche, 
und im Altern Styl ift, handele derfelbe auch in der 
Geſch. der 8. S. 457. befonders S. 458. In eben 
diefer villa ift noch) eine andere Dallas aus den Zeiten 
des hoben Stils. Der Kopf davon ift in feiner ganzen 
urfprüngl. Schönheit zu fehen, und Winkelm. S, 474 
erhebt fie fehr.] 

95 Die 


2) [Ein Schüler des Polyeletus, ohngefaͤhr in der 95. Olymp. 
aus Eicyon. S. MWinkelmanns Gedichte der Kunft, 
S. 672 ff] . 


lſ· Buͤſching ©. 142.] 


346 Part, H. Cap V. 


Die Miobe in Florenz ift noch nicht wieder auf⸗ 


geſtellt. Der gleichfam erfchaffene hohe DBegrif, und 
hohe Einfale verfchönern fi. Die Einheit der Form 
fieht aus, als wenn fie nicht mie Mühe, fondern ganz 
Funitlos wäre gebildee worden. Winkelmann und 
Burkard haben hiervon geredet. — [Niobe war 
die Gemahlin des Amphion. Bie harte fehs Söhne 
und fechs Töchter. Sig überwarf ſich mie der Latona; 
dahero fhoß Apollo die 6 Söhne, Diana aber die 6 
Maͤdgen todt. Miobe erftarrt darüber vor Schrecfen, und 
wird in einen Stein verwandelte. Daufen, I, 21. Dlin. 
36, 4 8. Ovid. Meramorph, VI. 285.1. Davon har 
man heut zu Tag die Gruppe gefunden. Man fchreibe 
dieß Kunſtwerk dem Prariteles zu, Antholog. gr. IV. 
c. 8. ep. 1. ©. 315. Winfelmann will eg aber.dem 
EScopss beylegen, in feiner Gefchichre der Kunſt, II.S. 
656. S. aud) diefe Geſch. S, 326. und ©. 474. feine 
Anmerk. ©. 336. Die Gruppe ſteht in der villa Medices, 
Büfching ©. 137. ff. giebr einige Nachrichten von die. 
fer Statue und von dem darüber entflandenen Streir. 
Die Figuren find in» und über Schensgröße; ohnfehlbar 
ift fie aus f[hwarzem Marmor. Man hatte fie vor dem 
S, Joann. Lateranenfis im Schutt gefunden. S. Mont 
faucon. diar. ital, ©. 134. Sie marhen zufammen 15. 
Figuren aus, Perrter nr. 87. (fignorum et flatnarum 
fymbola Perreriana, per Pet. Schenk, Amfterdam 1792. 
%ol, und per Corn, van Dalen, Haag. 1737. Fol.) 
Allein Derr. hat daran gefünftele, auch fie anders gelegt. 
&. Spence Polym. S. 96. Man finder diefe Figur 
aud) bey dem Joh. Baptiſta Cavaller (in antiq. fia- 
tuis, Nom, 1785. £l. Fol.) aten Band üg. 9. 79. Hier 
find fie alle Einzeln ausgedruckt, Perrier Nr. 57. 
Spence ©. 101. Einer von den Söhnen ſteht beym 
Maffei nr. 33. Perrier nr, 33. 34. Epiſcopius (in 
fignor. vett. iconibus, Haag. 1671.) Gallerie de Dresde, 
nr, 116, da iſt diefer Sohn ergänzt. Die ee 

er’ 








De Toreutice, 347 


j 

Derrier nr. 58. 59. und 60, Epiſcopius nr. 33. Eos 
pien davon frift man in verſchiedenen Cabinetten an. 
Das Sujet bey dieſer Statue iſt ein recht erhabe— 
nes. Die Niobe nimmt ſich unter allen den Figuren am 
meiſten heraus. Der Zeitpunkt von dieſer Handlung 
iſt diefer, da die Mutter auf das Feld kommt, und ihre 
todten Söhne ficht. (Spence ©. 99.) der St ſelbſten 
iſt ein Feld, wo die Soͤhne Leibesuͤbungen hielten. 
Die hohe Einfalt der Griechen iſt beſonders merkwuͤrdig. 
In der Phyſiognomie zeigt ſich da ein großer Ton der 
Angſt, und doch hat der Kuͤnſtler die Schönheit beyzu⸗ 
behalten geſucht. Das Gewand der Niobe ſoll das 
fchönfte im- ganzen Hlrerehum ſeyn. Spence ©. 96, 
Nicht alle Figuren find von gleicher‘ Wortreflich- 
feit: die Miobe aber iſt die fchönfte unter als | 
len. Eine Figur ift dabey, nämlich ein alter Mann 
griechiſch gekleidet, welche offenbar von einer ar: 
dern Hand iſt. Winkelmann in den Anmerfungen S, 
92. mache es wahrfcheinlich , daß es der Auffeher der 
Söhne ſeyn fol. Die Luctatores in der Gallerie zu Flos 
renz, 22. fcheinen die zwey Söhne hiervon zu ſeyn, da 
zwey im Ningen erfchoffen worden. Es find auch diefe 
Luctatores an dem nämlichen Dre gefunden worden.] 


Caſanova fezt in dieſe Zeit eine Denus, in Dresden, 
deren nafender Obertheil altgrichifh ift. Er behaupter, 
Daß fie der Mediceifchen Venus noch vorzuzichen fer, 


Der Borgheſiſche Sechter i in der villa Albana, Ans 

dere behaupten, es ſey Meleager; noch andere Chabrias, 
der Arhenjenfifche Feldherr, wie gr die Soldaten fomman> 
dire. Die Statue ſtellt einen Mann, mit einem männlichen 
Geſichte vor, und zeige ein Leben an, das wirffam und thaͤ⸗ 
tig ift. [S. Iiiaffei n. 75. 76. Perrier 26 — 29. Ri- 
chardſon in Traite de la peinture et fculpture ©. 554. 
| Es 


348 Part, II, Cap. V. 


Es iſt der höchfte Grad der Action darinnen: der rechte 
Arm ift neu. Zejjing im $aofoon ©. 234. ff. handelt 
nah Winfelmannen umftändfich von diefer Statue, und 
hält fie für eine Statue deg Chabrias. Er erklärt fie 
durch eine Stelle im Cornelius Nepos im $eben jenes 
Arhenienfifchen Feldherrn, im ıten Kap. (wo man die 
Anmerf. der Interpreten, befonders Staveerens und 
Harleß vergleichen Fann.) Auch der Uerechrifche Lehrer, 
Saxe in feiner Difp. de dea Angerona, Utrecht 1766, 
E, 6. und 7. hält den Borghefifchen Fechter für den 
Chabriag in feiner erfundenen Stellung der Soldaten 
bey einem wanfenden Treffen, Da Blotz in Ads litter, 
zter Band zter Th. und Kerne in der Goͤtting. gel. 
Anzeig. 1768, or. 130. Einwendungen dargegen mach» 
ten; fo behandelte Zeffing in feinen Briefen antiquaris 
fhen Inhalts, im ıften Th. ©. 97. ff. und 2ren Th. 
©. 1— 58. noch umftändliger diefen Gegenftand und feine 
fowol als anderer Gelehreen ihre Meynung und Erfläs 
rung.) 

Pbidias lebte in dem gluͤcklichſten Zeirpunfte zu. 
Athen, und war zugleih Mahler und Bildhauer. 
Mit Menfchenfiguren gab er fich niche fehr ab, fie ge» 
rierhen ihm auch nicht; aber Götter und Goͤttinnen ent> 
warf er fehr glücklich, [Hier Eonnre fein erfinderifches 
Genie fih nach frinen Ideen in Idealen beffer auszeich> 
nen und ungezwungener arbeiten. Seine meiften Arbeis 
ten waren mit Elfenbein. Juvenal, Satyr. 8. B.103.] 
Die größten Philofophen, Redner, Staatsmänner und 
Künftler waren feine Zeitgenojfen. Er war eg, der die 
Bildhauerfunft zur größten VBolfommenheit brachte. 

Plinius fagt, daß eine Venus von Marmor von 
ihm vorhanden, welche Paufanias zu Athen gefunden: 
allein andre haben behauptet, daß fie nicht von ihm ſey. 
Unter feinen vielen Werfen find die vorzüglichften: die 
Minerva zu Arben, und der Jupiter Olympius 
zu Elis, aus Gold und Elfenbein. Diefe beiden Stas 

tuen 





De Toreutice, 349 


tuen verfchaften ihm den größten Ruhm”). Ferner ver- 
fertigte er eine Denus zu Klis, eine Amasone [von 
Bronze. Plin. 34, 8. Kucian imag. Kap. 4.] eine Mi« 
nerva *), ‚eine Statue der Cpbele, der Nemeſis 
u. ſ. w Das Ideal zu diefem großen Jupiter foll er 
aus der Iliade des Homers Bud I. VB. 526. 528. und 
530. genommen haben. Aolotes, fein Schüler, half 

dieſes 

) [Die Phid. Minerva zu Athen mar aus Elfenbein und 
Gold, 39 Fuß hoch. Sie war bewaſnet vorgeitellt, mit 
Spieß, Schild und einer Nachteule. Die Caͤlatur war he: 
wundernsmürdigs die Figur felbften Eoftere 40 oder ;, oder, 
nach dem Diodor, gar 50 Talente in God. S Plin. 5,5. 
Sect. 4. Bon dieiem und den übrigen Runititucen Des 
Phidias u. a, Künftter handeln umſtaͤndl Buͤſching 5 > ff 
u Ramb.&. 455 ff. wo fie auch ältere und neuere Schriftſteller 
anführen.—- Die Statue in dem Tempe! Jupiters bey Olhmpia, 
der Olympiſche Jupiter, wat von colöjjaliiher Groͤße, ohnge⸗ 
fähr 60 Fuß body: ein Werk von einer bewundernsiwurdigen 
Pracht und Majeftät. Das Gefibt und die Hände des 
Gottes waren von Elfenbein, das Gewand von Gold, und 
der befonders Fünftlich gemachte Thron, auf welchem Jupiter 
ſaß mit Edelgefteinen und erhabener Arbeit ausgeſchmückt. 
ſ. Paufanias V. 10. Beyne Borlefung uͤber das Elfenbein 
der Alten in der Neuer Bibl. der fchön. Wiffenichaften, 15. 
Th. S. 209. und in feiner Sammlung antiguar Aufſaͤtze, 
S. 164. ff. vorzüglih L. Voͤlkel über den großen Tempel 
und die Statue des Szupiters zu Olyinpia. Cine Erläut der ” 
Beſchr. des Paufanias. Leipz. 1794- 8. und Siebenkees, Prof. 
der Philofophie zu Altdorf, Schrift, (Nürnberg 1795-8.) über 
eben dieſen Gegenftand der erften Erklärung iſt mehr archis 
tectonifch; des andern feines mehr antiguariih und artiſtiſch. 
—** aber behandeln ihren Gegenſtand gelehrt und einſichts⸗ 
voll)] 

) (Mehrere Minerven: namlich eine Minerva zu Pellena aus 
Elfenbein; (Pauſan. VII. Kap. 26.) eine Minerva von 
Bronze, welche wegen ihrer Schönheit KaAAluopdos oder Kar- 
Asn generint wurde; eine Minerva Lemnia, weil die Lem⸗ 
nier fie hatten verfertigen laffen, (Paufan. I. 28.) eine Fi: 
nerva Cliduchus, KAsudsxos, (Plin. 34,8.) Wenn es nicht 
auch eine andere Gottheit war, und jo andere mehrere Statuͤen. 


350. Part, II, Cap, ge 


diefes Werk mit verfertigen. Er fiellee felbiges nach Lu⸗ 
cians Bericht auf, und hörte, was die Leute davon ur- 
theileen, und wenn Verbeſſerungen noͤthig waren, brad)« 
te er fie an. 


Raligule wollte diefe Statue nah Rom bringen 
laffen; aber es wurde verhindert, Sie fam nad) Kon 
ſtantinopel, und ift da verlöhten gegangen, 


Die andre Hauptfigur von ihm ift die Minerva. 


Dlinius und Paufanias haben fie Hefchrieben, und der 


Graf Caylus und Herr Hofr. Heyne haben auch davon 
gereder. Ein gewiffer Menon Flagre ihn an, er habe 
zu diefer Starue nicht foviel Gold genommen, als er 


darzu erhalten hätte. Allein er wurde unfchuldig befuns 


den: denn er hatte das goldne Gewand fo angelegt, daß 
eg vermitteljt einer angebrachten Feder, wieder abgenom- 
men werden Fonnre, 40. bis 44. Talente fol auf diefe 
Statue verwender worden feyn. Herr Hofe. Heyne bat 
angemerkt, daß diefe Summe über 400,ooc Thaler bes 
traͤgt. Daß diefer, Künftler am Schild der Minerva 
fein und des Perifles Bildnis unter den Fechtenden ans 
gebracht hatte, Foftere ihm den Verluſt feiner Freyheit 
und Lebens, weil man es für Meligionsfpörteren hielt: 

Aus diefem Zeitalter war. ferner eine Diana Laphria, 
auch aus Gold und Elfenbein. | 

Ganz maffiv aus Elfenbein Fonnten dergleichen Fi— 
guren nicht ſeyn; die Künftler mußten die Zähne in 
dünne Plaͤttgen ſchneiden; nachmals verfereigten fie aus 
Holz den ganzen Kern der Figur Die Theile, die be- 
Eleidee werden follten, ließ man, wie fie waren; hinge- 
gegen die Parthien, die man fahe, wuͤrden aleichfam 
befleidet, und vie Grüde recht dicht und feſt zufammen 
geſetzt. War diefes gefchehen , fo mußten fie mir dem 
Scabeifen völlig zubereiterwerden. H. Hoft, Heyne in 
feinen antiquariſchen Auffägen hat dies auch mir angefürt. 


i Alka 











De Toreutice, 351 


Alkamenes, ein Schüler des Phidias, arbeitete 
in Erzt und Marmor ſehr fehön, 3. DB. einen Sieger, 
der in fünf Werrfireiten den Sieg erhalten *); einen 
Dulfan, der zu Achen ſtund; [Cicero de.N. D. 1. 83. 
Dealer. Mar. VIIR ı1,] eine Denus in Gärten, 
[Plin. 36, 5. Sect. 4.] an welche Figur Pbidias felbft 
die letzte Hand gelege haben foll. 


Agorakritus aus Paros, auch ein Schüler des 
Phitias und Liebling deffelben, harte einen Wettſtreit 
mitdem Allamenes, wer von ibnen die fhönfte Venus 
verfertigen koͤnnte? Die Arbenienfer gaben dem Alfames 
nes, weil er ihr Sandsmann war, den Vorzug, obgleich 
des Agorafritus Venus weit beffer war; dies verdroß 
den Künftler dergeftalt, daß cr das Werf, und zwar 
unfer der Bedingung verkaufte: daß es nicht in Athen 
bleiben, und nicht mehr Denus, fondern Nemeſis ges 
nennt werden follte. [Dlim 36, 5, Sect. 4. Paufan. I, 
33. Winkelmann Anmerf. S. 90.] | 

PolpEletus det ältere aus Sichon, Liner der größe 
ten Bildhauer feiner Zeit, hat fehr viel zur Erweiterung 
der Kunft beygerragen. Er hat Figuren gemacht und ers 
funden , die auf einem Bein ftunden; vermuthlich waren 
fie aus Erzt. Er verfertigre eine Bildfäule, die alle Res 
geln der Symmetrie in det Bildhauerkunſt enthielt, 
Deswegen wurde fie z&vwv genannt: Er fuchte nemlich 
die fchönften Verhäleniffe mehrerer Theile des Körpers 
in einen zu Bringen, Diefe Starte ftellte den Apollo 
vor. Plinius lobt fie feht; Andere aber ſagen, ſie 
habe nicht mannigfaltiges genug gehabt, fondern fey eins 
foͤrmig geweſen, Der verftorbene Herr von Hagendorn 
in Dresden in feinen Betrachtungen über Die Malerei; 
S. 428. hat behauptet, daß es ein Buch geweſen, das 

vinoit 


*) [Penitathlos bon Bronze. Er wurde fehe geſchaͤtzt, und des⸗ 
wegen dyzpwouevos genennt Plin, B. 34 8. Sect. 19.1 


352 Part. II. Cap. V. 


canon geheiffen, welches ale Negeln der Bildhaucrfunft 
enthalten: allein diefe Meynung wird nicht leicht Beyfall 
erhalten. [S. Rambach S. 462. Note.] Er verferrigre 
eine Kuno zu Argos, [von Gold und Elfenbein,] einen 
fehr weich gearbeiteren Süngling Diadumenos, und einen 
andern Doryphoros genanntz ferner eine Öruppe von zwey 
nakten Änsben, (asenyarsxovres) die mit Würfeln 
ſpielten; zwey Srauensperjonen, welche Blumenförbe 
‘auf dem Kopf trugen, [Canephoras, @icer. Vertin, IV, 
3.] einen Herkules mit der Loͤwenhaut *), Aelian Var. 
hift. XIV. 8. hat angemerkt, Polyklet habe einmal zwey 
Statuen, eine nach der Kunſt, die er auggeftelle, und 
die verfchiedenen Urcheile dee Volks darüber bemerkt, 
die andre aber nach dem Geſchmack des Volks ver- 
fertige, und fie neben jene geftelle, welches einen 
ziemlichen Konrraft machte. Hierbei lachte das Volk: 
Polyklet aber gab ihnen zu verfichen, daß diefe Starue, 
worüber fie lachten, ihre Arbeit; die fie aber bervunder- 
ten, die feinige fey. Diefer Künftler fol feinen Figuren 
ſehr fchöne Hände gegeben haben. [f. Buͤſching. S. 127. 
ff. Rambach ©. 461. ff.] 


Mpron ein berühmter Künftler feiner Zeie *), 
harte zu Athen das Bürgerrecht erlanget. Er brachte 
in feine Werke mehr Symmetrie und Harmonie als 
\ feine 


*) [Wie er die Hydra umbringt! Cicero de Orat. II. I. — 
Alexeter («Asyrne) ein Fechter, der nad) den Waffen greift. 
Plin. am angef. Ort Artemon, mit dem Behnahmen Ileuı- 
Gognros, eine beftimmte Perjon, welcher fih beftändig herum⸗ 
tragen ließ. :Plin am a. ©.) — Juno Argiua, eine Juno 
zu Argos, fie war aus Bold und Elfenbein, von collofjalt» 
fcher Größe. Pauian. II. 6. griech. Anthol« IV, ı2. Aelian 
H. V. XIV. 8. Starius filu. II. 68. u. f. w. 

**, [Aus Elevtheraͤ, ein Mitfchüler des Polyklets, ohngefaͤhr 
in der 87. Olymp. ein Künftler und Erfinder. Plin. 34: Kap. 
8. Sect. 19. Außer Junius Katal. unter dem Namen 
Myron |. Büldying ©. 133, f. Rambach ©. 465: ff. 





* 


\ 
De Toreutice, 353 


feine Vorgänger angegeben hatten. Plinius tadele zwar 
anihm, er habe niche Affekt genug ausgedruckt, De 
tronius aber behaupter dag Gegentheil. Er machte eine 
Aub aus Erst, [fie ift von vielen Dichrern befungen 
worden, und in der griech. Anthol. ftehen bey 40 Epis 
gram. auf diefes- Meifterftüc. Auch Cicero, in Verrem 
IV. c. 60, bewundert eg} ferner einen Mann, der die 
Wurfjiheibe wirft, Discobolus, den er in einer ber 
fondern ſchweren Stellung gefest. Ein fhöner wohlges 
machter Körper. Quinctilian fagt im zten B. 13. K.nr, 
10, von diefem Werke, es ſey nowitas und difieultas 
mit einander verbunden; [einen Satpr, der feine Flöre - 
bewundert, und. 2 Flöten vor den Ohren hielte, Anthol.- 
IV. ep. ı2.] eine Figur aus Marmor die eine betrunke⸗ 

ne Frau vorftellee, leinen Perſeus mit dem Haupt der 

Meduſa, eine Minerva, eine Hecate von Holz zu 

Aegina, einen Apollo von Bronz; (Dlin. 34. Kap. 8. 

©. 651. 2ten Bandes.) einen Bacchus auf dem Helis 

con. Er harte einen Schüler Lycias, Plin. 34, 19, 

Sect. 6, Dieſer verferrigte einen Knaben, welcher 

Kohlen anblaͤßt. ſ. Winkelmanns Anmerf. ©. 94.] 


Pythagoras aus Regio in Grosgriechenland 
"war fein Nebenbuhler, der ihn auch bisweilen übertrof- 
fen. Dlinius fagt von ihm numerofor in arte Polycleto 
fuit? =) dieſes Fann eine doppelte Bedeutung haben, 
entiveder er habe mehr Arbeiten als Polyklet verferriger, 
oder er Habe feinen Arbeiten mehr Mannigfaltigkeit, 
Harmonie und Graziealsjener gegeben. Das leztere fcheine 
- pajfender zu ſeyn. [Bon ihm war befannt ut Pancra⸗ 
tiafte, welcher zu Delphis ſtande; durch diefes Stuͤck 
foll er den Myron überrroffen haben. Dlim 34. Kap. 
8: Sect. 19. Es waren aber noch zwey Kuͤnſtler dies 
fes Namens befannt: der eine aus Leontinum in Sicilien. 


7 Dies 
9) Man vergleiche Buͤſching ©: 109 und ©, 135. not; £] 


—*7? 


354 Part, I, Cap. V. 


Diefer ift der erſte Bildhauer gewefen, welcher die 
Merven und Adern ausgedrüke, und die Haare beſ— 
fer als die vorhergehenden Bildhauer ausgearbeiter haf. 
Der andere aus Samos, anfänglich ein Mahler, dann 
ein Bildhauer. Buͤſching, (welcher Winfelmanns und 
Heynes Stellen von ihm fhon angeführt hat,) ©. 109. 
glaubt, daß der erfte früher als Myron gelebt und ſich 
hervorgerhban habs Bon diefen drey Pprbagoren, 
als Künftlern, und ihren Werfen, ſ. Rambach, ©. 
469) 

Skopas aus Paros, tar in der 107. oder 108. 
Diympiade berühmte. Plin 34, 8. Sect. 19. fegt fein 
Zeitalter in die 87ſte Olympiade; und im 36ten D. 
s. Kap. Sect. 7. und umftändiger Rambach ©. 471: 
ff. erzänfeen feine Kunftwerfe. Scopas har in Erzt und 
Marmor gearbeitet. Seine vorzüglichfte Arbeir foll eine 
nakte Venus gewefen ſeyn, welche an Schönheit des 
Praxiteles feine überreoffen habe. Mean fchreibe ihm 
auch die berühmee Gruppe von der Miobe und ihren 
Kindern zu; andere dem Praxiteles — Martini 
führe ihn zum 17. $. nochmals an.] 

Etefilaus hat mir dem Phidias und Polyfler ges 
wetteifert, und eine Statue in dem Tempel zu Ephefus 
verfertiget; ferner einen fEerbenden Verwundeten, fo 
Fünftlih, daß man fehen fönnen, wie viel noch $eben 
in ihm ſey. Plin. 34. Rap. 8. Sect. 14. einen Perikles 
Olympius; diefe Statue muß verfertigee worden fein, 
da Perifles in dem größten Anſehen ſtund. IS. Ram⸗ 
bab ©. 481 f. Buͤſching ©. 140.] 

Zwey Künftler, ‚beyde nie Namen Ballon, der 
eine war aus Aegina, und der andere aus Elis gebür- 
tig. Der erftere verfertigee eine Minerva zu Troezene, 
und einen Dreifuß; der andere aber machte fih durch 
Staruen aus Erze befannt, (Heyne in den deutfchen 


Schriften der Koͤn. Gefelfchafe der Wiſſenſch. zu Göt- 


fingen 


> 


De Toreutice, 395 


Ay ©. 242. 46. 47. Düfching und Rambach am 
.D. 
‚ Polpklerus der jüngere, war aus Argos. Er 
arbeitete eine Denus, die im Tempel des Apollo zu 
Amyklaͤa ſtand. | 
Ranachus war ihr Zeitgenoffe, erarbeirere in Erzt 
und Marmor. Doc) ſagt Licero [in Bruto, Sect. 70.) 
feine Statuen wären ziemlich fleif gemwefen, 


6. 16. 


In der dritten Epoche gab man der Natur mehr 
Annehmlichkeit und Grazie, und ſuchte fie volfommen 
‚richtig und fchön auszudrücken. Lyſippus fol dieß 
auerft an den Statuen auf Anrathen des Maler Eurom- 
pus angebract haben. Man enrfernte fi) von dem 
Strengen, und machte ſich wellenfoͤrmige Linien. Ly⸗ 
ſippus, welcher ein Zeitgenoſſe Alexanders des Großen 
war, that dieſes in den Guͤſſen aus Kupfer, und ahmte 
die Natur nach. Das Harte fiel weg, und die Grazie, 
womit er die verfchichenen Geſichtszuͤge niche nur nach 
Unterfchied der Fahre, fondern auch der Affeften, aus- 
zudrücken wußte, Erönte feine Werke, [Martini har 
deft vom Infippus wieder zum folgenden Paragraphen. 
Außer Plin. 34. Kap. 7. und 8. und 34. Junius, 
Winkelmann und Caylus f. Buͤſchiug ©. 149. ff. 
Rambach ©. 482. ff] » 

Statuas h. 1, muß heißen Staturac, mit dein Jufaß: 
nowa intactaque ratione. Der Stifter diefer neuen Epo- 
he war in der Bildhauerey Praxiteles (er muß nicht 
mit einem gewilfen Pafiteles verwechſelt werdens ©. 

Cicero de Diuinatione Buch I, Kap. 36.) Plinius 34. 
8. Gect. 19. fee ihn in die 104 Olympiade, d. 8. ins 
Jahr der Welt 3616 und fage von ihm, daß er glüdli« 


cher in Marmor als in Erzt geweſen. Nicias foll feine 
3 2 Sta⸗ 


— ⸗ 


356 Part, II. Cap. D, 
Statuen mit einem geriffen Firniß beftrichen haben, wo⸗ 
durch fie einen fehr ſchoͤnen Glanz befommen hätten, 
Winkelmann glaubt zwar, es fey darunter ein nochmalis 
ges Durchgehen mir dem Modelftab zu verftehen: (Beym 
Plinius ftcht eircumlinere) allein diefe Meynung fcheint 
eine bloße Einbildung zu feyn, Unter feinen Arbeiten 
zeichnet fi) ein Satpr aus, der den Beinamen, der 
gepriefene fuͤhrte. Aus Marmor har er 2 Statuen der 
Venus, eine bekleidet und die andere nadend *) verfers 
tiger. Das Original der einen foll, wie Plinius berich⸗ 
tet, die Phryne, eine damals übel berüchtigre, aber fehr 
fhöne Weibsperfon geweſen feyn; ferner verfertigte er 
einen doppelten Bupido, movon einen die Phryne 
erhielt. Er war auch Schriftfteller, und fehrieb 5 Buͤ⸗ 
cher von der Kunft, die aber; verlohren gegangen, [Von 
allen diefen und a; handeln genauer, und führen die 
Haupeftellen bey den Alten, und Hauprmeinungen der 
neuern Belehrten an Rambach ©. 475. ff. (wo auch. 
vom Dafiteles ©, 479. das Noͤthige beygebracht wird,) 
und Buͤſching ©. 145 ff] 


7, 


Aus diefer Epoche fol, wie Winfelmann meint, 
der Laokoon, der im Jahr 1506. zn Nom, in einem 
Öarten des — Julius II.**) gefunden wurde, fein. — 

Drey 


*) [Die unbekleidete, das größte Meiſterſtuͤck in der Kunſt, iſt 
die beruͤhmte Venus zu Buidus aus Marmor nadend, wie - 
die heutige Venus Medices f. Athenaͤus XIII. 6. griech. Ans 
thol. 4. Bud. c. 12. upon 26 — Die befleidete ift die 
Venus Coa, auf der Inſel Cos. Plin. 36. Kap. Sect. 4. 
$. 4] 

*) [Selie von Sredis, ein roͤmiſcher Buͤrger, fand dieſe Grups 
pe 1596. auf ſeinem Lan qut unter den Ruinen der Baͤder 
des Titus, und ließ fie ausaraben. Pabſt Julius gab ihm 
und feinen Söhnen zus Belohnung introitum et portionem 

gabella&. 





De Toreutice, 357 


Drey Rhodiſche Kuͤnſtler follen dieſe Gruppe verferti, 
get haben. Viele haben gezweifelt, ob es das Original 
ſey, deſſen Plin. 36 Buch, KR. 5. Sect. 4.$. 11. erwaͤhnt, 

weil cs, wie er ſagt, aus einem Stuͤck gearbeitet gewe⸗ 

fon feyn foll; das noch vorhandene Werk aber fein eins 
ziges Stuͤck if. Winkelmann fage ganz enthuſtaſtiſch 

von dieſem Werk, da, wohin der größte Schmerz gelegt 

ift, zeige fich “auch die größte Schönheit des Körpers. 

Auch der Herr von Scheibe unter dem angenommenen 

Damen Roeramonteder hiervon ). Das Stud fol 

ſehr ſchoͤn ſeyn; [die ſtille Größe der Seele ift vorzuͤg— 

licham taofoon ausgedruckt] doch hat es auch verfehiedene 

Maängels es ift von der einen Seite nicht ganz ausgear- 

beitet, der rechte Arm fehle auch, ferner der Vater iſt 
wie ein Rieſe, in Vergleichung ſeiner beyden Soͤhne 

vorgeſtellt: dann, Laokoon war Prieſter in Troja, und 

dieſe giengen nicht nackend. Allein der Kuͤnſtler wollte 

in den Urkunden die ſchoͤnen Parthien recht ausdruͤcken. — 

Man hat die Frage, aufgeworfen, ob Virgil [Aen. I. 

201, ff. mo Heyne nachzufefen ift,] von den Laokoon, 
oder die Künftler von dem Virgil das Muſter ent- 

lehnt hätten ? aber diefe Frage ift theils vielem 

Zweifel unterworfen, theils ift fie auch unnöthigz 
denn es kann feyn, daß der Dichter und die Künftler ohne 

ihr Wiffen einander fehr nahe gekommen find, Loder 

— 5 jeder 


gabeilae portae S. Joann. Lateranenſis. Leo X. aber gab 
diefe Einkünfte der Kirche zuruͤck, und dem Felie von Fredis 
an jener Stelle officium fcriptoriae appoltolicae, durch ein 
Breve vom gten Mov. 1517, wie diefeg Winkelmann in 
feiner Geſchichte der Kunſt &. 697. (wo er von dieſer herrl. 
Gruppe weitläuftig handelt,) aus einer fchriftlihen Nachricht 
anmerft. ] 

*) (Man kann aber antworten: es war fo Eünftlic aus mehrern 
Stücken zufammengeießt, daß man es anfangs nicht merfte-] 

**) (Sn feinem Buche, Natur und Kunft, in Gemälden, Bild⸗ 
hauereyen Gebäuden und Kupferſtichen, Leipzig und Wien 
1770. 8. Th. 2. ©. 117—136.]| 


358 Part, IT. Cap, V. 


jeder den Volksſagen oder älterer Dichter Befchreibungen, 
nac) feinem Plane und nad) dem Verhaͤltniß feiner Runft, 
der Dichrer anders, andergder Künftler Hefoigt ift,] Vid. 
Leſſings taofoon. 


Herr Hofe. Heyne redet in feinen antiquarifchen 
Auffägen auch hiervon, Th. 2. no, 1... [Aaocoon mit 
feinen benden Söhnen, beym Maffei (Raccolta di ftatue 
antique e moderne de Rofli, illuftr. di Maflei, Nom. 
1707. gr. Fol.) Thomafin nr. 51. Episcopius nr, 
16, 17. Sandrat lit... Er ſteht in dem Vatican, 
oder Belvedere auf einem Piedeſtal: es gehen zwey Stuf⸗ 
fon auf den Würfel, ©, Winkelmann Anmerf. ©, roı, 
und in feiner Geſchichte der Kunft außer an der angeführt 
ten Stelle, auch ©. 71. 266. 326. sı5. Beym Bir- 
ſching ©. 158. ff. und bym Rambach ©. 496. ff. 
finder: man ſchon umſtaͤndliche Nachrichten, die Haupt- 
fielen und die verfhicdenen Meynungen der Gelchrren 
angeführt. Heyne in Sammlung antiq. YAuffäge, I. 
Th. ©. 1 ff. Meber die Fehler der beyden Knaben ı. a. 
Sticken, und über die Heyniſche Abh. einiges in Meus 
fels Mufeum für Künftler ꝛc. ro St. Manh. 1790. 8] 


Hierher gehöre ferner dee Apollo in Belvedere. 
Diefe Statue ift eine der größten und fchönften, die wir 
haben. Winkelmann [in feiner Gefchichre der Kunſt, 
©. 814. ff. Wien. Ausg.] gerärk bey Befchreibung der» 
felben, ganz in Enthufiasmus, er ſagt: Gehe mie dei— 
nem Geift in das Reich unförperliher Schönheiten, und 
verfuche ein Schöpfer einer geiftigen und himmlifchen 
Natur zu werden: denn hierift nichts menfchliches, nichrs 
fterbliches. Ueber die Menfhheie erhaben ift fein Ges 
waͤchs, 'und fein Stand zeige von der ihn erfüllenden 
Größe und ſ. w. [Apollo war den Alten das höchfte 
Ideal der Schönheit, und diefe Statue ift das hödhfte 
Ideal der Kunft unser alen Werfen des Alterthums, 
welche noch vorhanden find, Die hoͤchſte Schönheie mir 


einer 





Ds Toreutice, 359 


einer göttlihen Majeftär: der ganze Umriß ift ſchoͤn ge- 
zeichner. ©. Tibull. zter B. 4Ate Eleg. V. 25 ff. und 
dafelbft Brouckhuyß. Apollo’s Sieg über die Schlan« 
ge Python ift in der Statue des Apollo Vaticanus, (fie 
ſteht nämlich in dem Darican, in dem Hofvon Belvede«- 
te,) vorgeſtellt. Apollo iſt nackend. Der Chlamys ift 
über die Schulter und den Arm geworfen. Auf der 
Schulter ift der Köcher und in der Hand ein Stuͤck vom 
Bogen. Seine Mine ift fiegerifch, etwas fehrecfliches dar— 
innen, und doch ſchoͤn. Schade, daß er verftümmele 
gefunden worden ift. Es fehlte der linfe Arın, und das 
linke Bein war nicht ganz + in der rechten Hand iſt nur 
- ein Finger vom erften Künftler. Richardſon ©. 308. 
Er heißt auch Apollo Pythius. S. Maffei nr. 12. Der- 
rier nr. 30. und 31. Episcopius Tom. I,nr, 4 und 5. 
Spence tab. XI... — Es giebt noch mehrere Statuen 
oder Ueberreſte vom Apollo. ©. Rambaͤch S. 505 
ff. — Auf dem Capitol. (in Muſco Capitolino) ſoll ein 
ausnehmend ſchoͤner Apoll ſeyn, Richardſon ©. 178. 
Sin der Gallerie de Farnele ſtehen etliche. Einer mir der 
Hand über den Bauch in der villa Medices. Maffei ar. 
39. Diefer ift nach dem Varicanifhen, Richardfon 
©. 210, Flaminius Vacca bat ihn ergänzr. Apoll 
mir der Hand auf dem Haupte, nackend, in der Gallerie 
des Cardinals Ottoboni, Hiaffei 102, Ein nämli= 
cher in dem Hauße Borchefe, welcher Fälfchlich für einen 
Phocbus gehalten wird, So finder man mehrere zu Flo⸗ 
renz, Nom, Dresden ꝛc. ſ. Galler. Juſlinian. Tom. L. ar, 
51—58. und 59. (dieſer Apollo foll hr fhön feyn, 
mir dem fchönen Kopfe des Marfyas, auf deflen Geſicht 
der Hochmuth recht ausgedruckt fey, (Spence ©. 95.) 
Gallerie de Dresde, nr. 20. 65. 109. 112. 49. 53. (diefer 
ift Apollo Sauroctonüs, oder der Eiderentödter, f Ca⸗ 
ſanova Abh. in ver N, Bibl. der ſchoͤnen Wiſſenſchaften 
‚ııten B. ©. 215.) 129. 130, (ein falfcher Apollo, mehr 

ein Melcager,) 192, cin truncus, u. ſ. mehrere. 
34 Eine 


369 Part, II, Cap, V, 


Eine weibliche Statue von Porphyr, fo zu 
Nom in der villa Borghefe ik, rechnet Winkelmann 
auch hieher. Sie wird von einigen fuͤr eine Muſe, von 
andern aber für eine Juno ausgegeben, 


Auch der fhäne Aermapbrodirus aus Erzt, der 
in Kom in der villa-Borghefe ift, wird in dieſes Zeit 
alter. gefege 9. Man har überhaupt drey folche Herma⸗ 
phrodiren **); meiftentheils werden diefelben liegend ges 
bilder; der Graf Eaplus aber har einen ftehenden vor- 
gefteilr, Tony 3. [I Rambach ©. 5ı3.] 


Ferner der Corſo in Delvederein Kon ein Rumpf, 
wo man nech nicht gewiß weiß, wag es geweien. Din 
kelmann ***) wie auch viele andere, halten. eg für einen 
Zerfules, der die Denfchlichkeit gleichfam ablege, und 
in die Gortheit übergeht. [Bdüfehing ©. 167 ff.) 


Künftler diefes Zeitalters find: Skopas 4 
war aus. der Inſel Daros, und muß nad) -der 102 
Olympiade ſich Ruhm erworben haben, Er hat in Erzt 
und Marmor gearbeitet, Sn Marmor eine figende - 
Veſta; einen Apollo, einen figenden Wars in Eolof- 
folischer Größe; einen Neptunus: diefe Srücfe waren 
elle zu des Plinius Zeiten in Kom, Eine unbelleide- 

| te 


*) [Diefer ift der beruͤhmtefte unter den übrigen, und wurde in 
nortis Saluftian. gefunden, Maff. 78, Perrier 90.] 


**) [Ztvey in der Florentiniſchen Galerie (Muf. Florent. III. 
40. 41.) aus weiffem Marmor ganz antique; dann eine kleine 
fchöne ſtehende Figuk in der Vila Albani. (f. Winkelmann 
Geſchichte d. Kunſt ©. 269 und deſſen Anmerkungen 
& 101.] 


**v) [Maffei nr. 9. Epifcop. 25. 25. Hiolioth. der fchönen Wiſ⸗ 
fchaften B. II. ©: 33. Mintelmann Geld. der Kunft & 

742. ff. und dieſer widerlegt die gemeine Meynung, daß es 
ein Herkules fey. Er bäle den Apollonius, ur Sohn, 
für den Kuͤnſtler dieſes ſchoͤnen Stuͤcks.J 


+) [S. oben zum ı5ten $.] 








J 


De Toreutice, 361 


te Denus von ihm, wurde des Praxiteles feiner vor» 
gezogen. r 8 

Man iſt ungewiß, ob Skopas oder Praxiteles 
die oben ſchon erwaͤhnte ſterbende Niobe verfertiget? 
Winkelmann hat es fuͤr eine Arbeit des Skopas erklaͤrt: 
allein der juͤngere beruͤhmte Mengs hielt das Stuͤck nur fuͤr 
eine Kopie, Es iſt jezt in Florenz, und ſoll als Gruppo auf- 
geſtellt werden. Der Abt Angelo Fabroni her die dar⸗ 
zugehoͤrigen Figuren in einer beſondern Schrift, italieniſch 
und auch frangoͤſiſch ang Licht geſtellt und beſchrieben. 

Bryaxis, Timotheus, Leochares, und SEo- 
pas arbeiteten gemeinſchaftlich an dem Mau/oleo, wel⸗ 
ches die Artemiſia ihrem Gemal, dem Maufolus zu Has 
lifarhaffus aufrichten ließ. [S. Plin, 36. 5. Sect. 9. 
und des Grafen Caylus, Abhandlung von dem Grab» 
mahl des Maufolus, in deffen Abhandlungen zc. von 
Meufel überfege, ten B. ©, 1, ff-] 


Sfopas fol auch mit am Tempel, der Diana zu 
Epkefus gearbeiree haben, Der Stifter diefer Schule 
war Prariteles, er hinterlies 2 Soͤhne. Cephiſſido⸗ 
rus ein Sohn deg Praxiteles verfertigte [eine Latona, Bes 
nus, Diana, einen Aeſculap, welche zu Nom gewefen, und 
einSymplegma, (fo fih zu Pergamus befunden hat,) d.i. 
eine Gruppe, welche Ringer vorftellte, deren Hände 
mehr ins Fleifh, als in den Marmor gedruckt 
zu feyn fihienen, Plinius 36. Kap. 5. Gects 6. 
Chrifes Abhandlung ©. 201. 222 ff. wo von der 
Gruppe $aofoon, dem Toro Farnefe u, a. von Ehrift und 
Zeune weitlaͤuftiger gehandele wird.] | 

Euphramor war Bildhauer und Maler zugleich. 
Ein Paris von ihm war beruͤhmt. Beſonders ſoll er 
- die Affeften gut ausgedrüct haben. 

Lyſippus *) aus Sicyon brachte die Bildhauerey 
auf den hoͤchſten Grad der Vollkommenheit. Ex war in 


5 feiner 
) [®. zum ıöten $.] 


362 Part, II. Cap. V. 


feiner Jugend ein Kupferfchmide, legte fidy aber her— 
nachmals auf die Kunft und brachte es durch fein gluͤck— 
liches Genie zur Vollkommenheit, und arbeitere in Erzt. 
Eupompus zeigte ihm den Fürzeften Weg die Natur nad)» 
zuahınen, und er foll nad) des Plinius *) Bericht, über 
600 Figuren verfertiger haben: dieß iſt aber vielleicht 
nur. von Modellen zu verftehen. Er ſtand bey Ale 
gander dem Großen in folchem Anfehen, daß ihn Nie— 
mand in Erst, als diefer Künftler bilden durfte: und er 
bildere ihn in mehreren Statuen, von feiner Kindheit, 


bis in fein männliches Alrer, Er verfertigte ferner einen 


folofjalifchen Jupiter, der zu Tarent ftund, und 45 
Pariſer Schuh hoch war; ferner eine Göttin occajio. 


Noch ein wichtiges Werf gehöre in diefe Epoche, der 
Boloß su Rhodus aus Erzt. Eswar eins der größten 
Werke, die jemals gewefen; Chares von Lindus fieng 
an, daflelbe zu verfertigen, und Laches auch von Lindus, 
vollenvere diefes Meiſterſtuͤck: denn jener har fich bald im 
Anfang umgebracht, weil er fand, daß die aeforderre 
Summe nicht zureichen würde. 12 ganzer Jahr wurde 
daran gearbeirer. Diefe Figur fol 1o5 Parifer Schuh 
hoch gemefen feyn, und mehr als drey Millionen Thaler 
gefofter haben. Sie ftund aber nicht länger als 56 Jahr, 
denn fie wurde durch ein Erdbeben umgeftürge.. Was 
man von der Einfart der Schiffe im Hafen durdy den 
Koloſſus erzähle, ift ohne Grund, Diefe Figur ift wahr 
ſcheinlich Tonnenweis gegoffen, und durchs Loͤthen die 
Stuͤcke zufammengefegt worden. In die weiten Höhlen 
der Figur wurden große Steine gelegt, damit der Kör- 
per fefiftund. Der eingefallene Koloß lag 870 Jahr an 
dem Orte, bis im Jahr 651 nach Chriſti Geburt, Mo— 
amwiiah, General des Khalifen Difchmarn, Fuͤrſt ber 
Sarazenen, einem jüdifhen Kaufmann das Erst, * 

RN (8 


**) (Nat. Geſchichte 34. Kap. 7. Sect. 17. wo Harduin die 
Zahl noch vergrößert.) 








De Toreutice, j 363 


ches 120,000 Pfund wog, verkaufte, welcher 900 Ka- 
meele damit beladen haben fol. [Die Beweisflellen da» 
von, mit einigen Beyträgen giebe Buͤſching ©. 154 ff. 
auch etwas davon Rambach ©, 486 ff.] 


6. 18 


- Die griechiſchen Kuͤnſtler, welche die Kunft in der 
Bildneren fo weit, abs möglich, gebracht harten, fien> 
gen numehro an gleichfam wieder zurüczugehen. Durch 
ängftlichen und mühfamen Sleis fuchte man in Kleinige 
feiten, 3. B. in Haaren, Nägeln, Augenbraunen, Klei» 
dungsſtuͤcken u. f. w. befonders fich auszudruͤcken; aber das 
Schöne und Große des vorigen Zeitraums Fonnten. diefe 
Künftler nicht erreichen. Doch gab es noch Männer, 

Die richtiger dachten und den ältern Stil forgfältig nach» 
ahmren. Daher kommen die vielen Kopien alter Drigis 
nale. Aber eg find mehrentheils nur Bruftbilder, [wos 
von unten etwas] fo har man 3. B. im Karnefifchen 
Pallaſt einen Kopf des Barakalla, und a. den Die 
gröften Künftler bewundert haben, man rechner ferner 
hieher zwo Staruen der Sarnefifchen Denus und noch 
eine andere, ferner einen Apollo. Diefe Figuren find 
vermuthlich im zten Jahrhundert verfertiger worden *). 


Die ungluͤckliche Lage in Griechenland trug viel 
zum Verfall der Kunft bey. Zu den Zeiten des Perikles 
brach der ungluͤckliche Peloponnefifhe Krieg aus, in 
welchem die Arhenienfer beynahe alles verlohren; denn 
des Thraſybulus und Konong Hülfe war nicht von 
fangem Beftand. Die facedämonier, welche die Ober 
hand behielten, waren Feinde der Kunſt. Wenig Jahre 

nach Aleranders Tode gieng die Kunft faſt ganz verloh. 
ren. Zwar lebten noch Künftler; aber eg war Feine Un. 
terſtuͤtzung da, um große Werfe unternehmen zu Fönnen. 


Egypte 
*) [S. Buͤſching &. 170: #.] gypten 


364 | Part. II, Cap, V, 


Egypten und ſonderlich Alexandrien wurde erft der vors 
züglichfte Zufluchesore der Kunſt. Prolemeus Sorer 
‚nahm in feinen Staaten Künftler “und Gelehrte auf. 
Apelles war dag Haupt der Kinftfer und Demetrius 
Phalereus dag Haupt der Gelehrten. Theokrit und 
Kallimachus waren damals angefehene Dichter. Es 
wurden auch Bibliorhefen angelegt. Die größren Künfts 
fer verfertigren dafelbft ihre Werfe aus Baſalt und Por⸗ 
phyr. Dieſe Marmorarten waren Egypten eigen. Die 
griechiſchen Kuͤnſtler hatten hier ale Nothwendigkeiten, 
die ſie brauchten: aber doch konnte die Kunſt hier nicht 
recht Wurzel faſſen, weil die Kuͤnſtler wegen der ſtren⸗ 
gen gortesdienftlichen Gebräuche nicht freie Hand zu bil» 
den harten, wie Winkelmann melde Selbft der 
Kaifer Hadrian mußte feinen tiebling den Antinous 
nach der Strenge der egyprifchen Gefege bearbeiten laffen, 
um die Marion nicht zu erbittern ). — In Aſien ſuch— 

‚ten 


*) Antinous, ein junger Menſch und Liebling des Kaiſers Has 
drian. Er ſtarb auf der Reife nach Oberegypten. Hadrian 
erbauete ihm zu Ehren die Stadt Antinopolis, wovon noch 
prächtige Rudera übrig find. Sehr oft kommt er im Bruſt⸗ 

. bild, (f. Stat. di Venezia 1. 23.)auf Münzen, auch. auf Gem⸗ 
men vor. Die fchönfte Statue von ihm ſteht in Belvedere 
neben dem Apollo Vatic, und wurde.unter Leo X. gefunden. 
Vorftellungen von ihm findet man beym Maffei nr, 3. 
Sandrat lit. b. tom. II. it. Ar. Epiſcopius nr. 13. 14 15. 
Perrier-nr. 53. Copien find in Galer. de Dresde nr. 55: 
zu Verfailles, in Verfaille immortalifl.: nr. 33. die linke Hand 
und der rechte Arm fehlen. Richardſon ©. 118.  Diefe 


Statue, fo wie fein angeführtes Bildniß, Kimago,) gehören - 


mit unter die vom erften Nange. Der Kopf ft ausnehmend 
fhön, und efne vollfommne Stille der Seele ift ausgedruckt. 
Allein Winkelmann in Gefch. der Kunft ©. 344. lobt die 
gemeldete Statue wegen der Schönheit einzelner Theile, bes 
fonders in Anfehung des Kopfes, welchen er für einen der 
ſchoͤnſten jugendlichen Koͤpfe aus dem Alterthum haͤlt, 
und zergliedert deſſen Schoͤnheiten: aber loben kann er ſie 
nicht wegen der Vollkommenheit des Ganzen. Er haͤlt Sn 

dieje 


De Toreutice, 365 


sen. die Nachfolger des Seleukus, die aus Öriechenland 
wandernde Kunft aufzunchmen: allein auch da wollte die 
Kunft nicht gedeihen. Wegen Mangel der Handlung 
‚zur See konnten viele Norhwendigfeiten nicht herbeyger 
fchaft werden; auch die außerordenrliche Pracht verdarb 
die Kunſt. In Grosgriechenland fegte die Kunft feſten 
Fuß. Die Seontinifhen Münzen find fehr ſchoͤn. — 


"Die Stade Dergamus hatte am Artalus und 
Eumenes mächtige Befchüger der Kunſt. Sie mady 
ten niche nur ihr Meich glücklich, fondern auch Athen, 
Sicyon, und andere Peloponnefifche Srädte genoffen 
von diefen Herrn viele Wohlthaten., Sicpon lieg ihnen 
deswegen eine Foloffalifhe Säule fegen. a, diefe 
Sürften erhandelten aus Griechenland große Stüde der 
Kunft, und gaben Fönigliche Preife dafür. Ein einziges 
Gemaͤhlde des Ariftides, welches einen Kranken vorſtell— 
te, wurde mit 100 Talenten bezahlt. Auch in der Moa 
fai£ hatten fie Kuͤnſtler. Soſus war cin Meifter diefer 
Kunft, und hatte in einen Fusboden einen Haufen farbis 
ger Eleiner Steine fo. zufammengefegt, daß fie wie das 
Ausfehricht ausfahen. Mir dem Tod des Artalus gieng 
die Kunſt da zu Ende. — In der 144 Olympiade bes 
Fam Griechenland wieder einiges Anfehen. 


Unfer Berfaffer fagf unde etiam egregii artifices il- 
lorum temporum memorantur:. allein es find deren ſehr 
wenige. Apollonius und Cauriskus haben eine Grup- 


Ä pe 
diefe Statue nicht für eine Abbiſdung des Antinous; fondertt 
behauptet, daß fie den MFeleager voritele Er befchreibe 
hingegen ©. 842 f. ein Brufibild, den Reſt einer ganzen 
Statue, des Antinous in der Billa Albani, dann einen cols 
loſſaliſchen Kopf deflelben in Billa Mondragone über Frascati, 
und beyde hat er in feinen alter Denfmalen in Kupfer geſto— 
chen vorgeftelle: ferner eine fehr ichone Statue des Antinsıte 
in der Billa Caſali; eine Statue, worauf der Kopf deſſethen 
gefegt worden , und nad) Potsdam gekommen iſt — Zweyhy 
Antinous ſtehen in Muſeo Capitolino Tom, UN nr: 56, 4.574 


366 Part. II. Cap. V. 


pe gearbeitet, worunter vorzüglich ein Stier zu bemerfen 
ift: nemlich Serbus und Amphion handen ihre Stief—⸗ 
mutter Dirce an die Hörner eines wilden Stiers *). 
In dem Sarnefifchen Pallaft finder man ein folch 
Gruppo, das man dafür häle. Aber Herr Hofrath 
Heyne zweifelt, daß es von diefen Kuͤnſtlern ſey. We— 
nigfteng ift das da befindliche fehe mie Ergänzungen bes 
laden. , Meberhaupt ift zu bemerfen, daß man viele 
Statuen fo ergänze hat, daß man öfters Faum fehen 
fann, was noch Acht ift. Die meiften, die folche Ers 
gänzungen gemacht, haben es nicht angezeigt. Die Kunft 
gieng am Ende mit Öriechenland verlohren, 


9. 19 


Rom war im Anfange ein Staat von Soldaten. 
luma hatte verboten, die Gottheiten unter menfchli- 
chen Figuren darzuftelen. Oeffentliche Kunftwerfe wur« 
den von voraeblichen Etruſciſchen Künftlern verfers 
tiger, die nicht ganz fehlecht arbeireren. Das berühmre 
Kapitoliun bat in der Architektur nicht wenig Kunſt ges 
habt. In der Folge wurden große Verdienfte mir Sta⸗ 
tuen belohnt, fie durften aber nicht über. 3 Fuß hoch) 
ſeyn. So wird z.B. die Statue des Horatius Bokles, 
ingleichen die Statue der Rlölie, einer unerfchrodfenen 
Srauensperfon, die angegebene Größe gehabt haben. 
Auch Lucius Furius Ramillus befam eine Statue. 
Die Kömer harten Feine einheimifchen Künftler, fondern 


fie waren nur Nachahmer. Plutarch fagt, Tarqui— 
nius 


[5 Plin. 36. 5. ©, 730. Chriſts Anm. S. 223. ff. 

Winkelmann in feinen alten Denfmalen und in feiner Ger 
fhichte der Kunft S. 597. Rambach ©. 488. bejonders 
&. 522. Perriee tab. 100. Eine weitläuftige und fiharfe 
Beurtheilung dieſes Stuͤcks oder des Farnefiihen Stiers, der 
Urtheile des Nihardfons, Winkelmanns n a; findet man in 
Keynes antiquar. Auffägen, 2ter TH. S. 182. fi] 





De Toreutice, 36 7 


nius Priskus habe Errufeifhe Künftter nach Nom 
kommen laffen, um eine Statue des Jupiters, und eine 
quadrigam zu verfertigen. Der große Apollo aus 
Erzt, der in die Dibliorhef des Augufis Fam, war 
‚auch von folhen Meiftern gearbeirer, wie Dlinius 
berichtet. 

Die erſten Figuren machte man aus achrannter 
Erde, ferner aus Erze, Marmor aber verarbeisere man 
nicht. 

Im Jahr 252 nah Erbauung der Sradg Nom 
wurde die Ceres aus Erzt zum erftenmale gegoffen, und 
einige Zeit hierauf, nemlich im Jahr der Stadt 461, 
der Apollo, und zwar aus der Beute von den Sams 
niten. 


Die Innſchrift der Statue des Lue. Seipio Dar- 
batus zeuget vom Gebrauch des Marmors; er iſt 
ſchlechter Stein Peperino, eine Italieniſche Gattung. — 
Die columna Duilliana ſcheint ebenfalls von dergleichen 
fhlechten Stein gewefen zu feyn; wenigftens glaube 
Winkelmann foldyes. 

Bis in die Punifchen Kriege fahe es in Kom elend 
“aus. Im zweyten punifchen Kriege, machten die Nö 
mer mit den riechen Freundſchaft und bereicherten nach 
und nach ihren Staat, durch eroberte Kunſtwerke. Blau⸗ 
dius Marcellus brachte Statuen aus Marmor von 
Sprafus nah Kom, und man fhmücdte das Kapito— 
lium damit aus, Bapua hatte in diefem Kriege glei= 
ches Schickſaal, Duinens Fulvius Flakkus beraubte 
fie ihrer Statuen, und ſchafte fie nah Rom. Nachmals 
lies Lucius Stertinius zwey Bogen in foro boario 
nebft zwey vergoldeten Staruen e praeda Hiſpanica auf. 
richten. Bey Prozeffionen bediente man fich aber immer 
noch höfzerner Statuen, weil man andre nicht würde 
haben fortbringen Fönnen, Living bezeugt dies von der 
Juno Regine, aus Cypreſſenholz. | u 

Lucius 


368 Part, I. Cap. V. 


Zucius Dinkeins nahm a feinem Abzuge aus 
Griechenland, nach dem Siege über die Macedonier, 
eine große Menge von Statuen und Gefäßen nah Rom 
mit, die in einem dreykägigen Triumph, gleichſam zur 
Schau herum getragen wurden, nachher ließ er ſie in 
die Tempel ſtellen. — Bald hierauf wurde eine vergol— 

dere quadriga in dem Tempel des Jupiters aufgeſtellt. 


Lucius Kornelius Scipio ließ nach geendigtem 
Aftatifchen Kriege 7 vergoldete Statuen verfertigen, 
welche vor dem Eingang ins Kapitolium gefege wurden. 
Dies gefhah, da er dem Antiochus entgegen gieng, und 
ihn überwand, damals Fam eine große Anzahl Statuen 
nad Kom, Die Roͤmer lernten die Weichlichfeie Fennen ; 
fie brachten griechifche Priefter und Ceremonien, aber 
aud) zugleich die Schwelgerey mi. — Hierauf wurden 
ferner die Aetolier befriege, und die Koftbarfeiten nach 
Mom gefchaft, 130 Statuen aus Erzt, und 250 aus 
Marmor, brachte der Sieger zurück, und man fteflte 
fie auf. 

Lucius’ Aemilius Paullus, der wegen felner Ta⸗ 
pferkeit ſehr beruͤhmt war, bezwang den Perſeus, den 
letzten König der Macedonier, und fuͤhrte ihn in Tri⸗ 
umph, nebſt vielen erbeuteten Koſibarkeiten auf. 


Was dieſe genannten Feldherrn unter dem Schein 
eines Senats⸗Befehls erlangt harten, fiengen nun ande⸗ 
ve mit Gewalt zu rauben an, 


In der Stade Rhodus war der Marfe und die . 


Straßen fo mit Staruen befegt, daß es ausfahe, als 
wenn man unter Menfchen herummwandele. Dieſe ka⸗ 
men mehrentheils nach Rom. 


Verres raubte z. B. viele Statuen in Sicilien, 
welches Cicero in ſeinen Verriniſchen Reden bezeugt. 
a feyerlihyen Spielen und Ergelicht acen wurden 

biswei⸗ 





De Toreutice, 369 


bisweilen fremde Statuen geborgt, aber öfters nicht 
wieder zurüfgefchicft: andere ſandten fie ehrlich wieder 
zuruͤck. 


Lucius Licinius Lukullus liebte die Pracht bis 
zur Verſchwendung. Er ließ nicht nur in Nom, fon= 
dern auch befonders in feinen villis viel Statuen aufftel« 
len. Seinem Beyfpiele folgten andre Perfonen; wie 
Cicero de ofhciis klagt. Hauptſaͤchlich thaten es Frey— 

gelaſſene von Kaiſern. 


Auguſt erbauete oder verneuerte viel Tempel. Des⸗ 
wegen wird, er von Livius infaurator templorum ges 
nennt; er feste die ſchoͤnſten Starien in denfelben, die 
-aus Griechenland nad) Kom waren gebracht worden. Er 
lies auch die oͤffentlichen Plage damit beſetzen; und vers 
diente Männer erhielten von ihm dergleichen zum Ges 
ſchenk, oder zur Belohnung ihrer tapfern Dienfte: 


Der Kaifer, Tiberius hiele Spione zu Nom, 
welche Nachrichten einzichen und ibm hinterbringen 
mußten, wo fich unter. andern fchöne Stuͤcke befans 
den; Entdedten fie efwas, fo erhielten fie zür Beloh⸗ 
nung Statuen. [Unter dent Tiberius hat Kleomenes, 
sein Achenienfer; die fihöne Statue des Germanicus 
verfertiget, melche in Heuften Zeiten in dem Garten zu 
Verfailles aufgeftele wurde: S. Verlaill, immortaliff, I. 
147: Winkelmann in der Gefch. der Kunft, ©, 795. 
zweifele, ob eg ein ächrer Germanicus ſey.] 


Baligula lieg feitie Gärten und Landhaͤuſer mit 
Statuen, die er aus Griechenland taubfe, ausſchmuͤcken. 


YTers ließ viel Staruen ruiniren, und in Kloake 
werfen, weil ex überall Sieger fein wollte, 


Unter dem Kaifer Veſpaſian brannte das Kapiro- 
lium ab; hier wurden wieder viel Statuen gebraucht. 
Aa Die 


370 Part, II, Cap, V. 


Die Künftler, welche damals welche verferrigten, er⸗ 
hielten von ihm große, Belohnungen. Sein Sohn Ti» 
us war auch ein großer Liebhaber der Kunſt; er lies 
den berühmten Laokoon arbeiten, und feine Bäder mit 
Gemaͤhlden zieren. 


Domitian war ein Liebhaber von Kunſtſachen. 
Trajan war auch Verehrer der Kunſt. 


Zadrian war Liebhaber und Kenner der Kunſt; ja 
er ſoll ſelbſt Bildhauerey getrieben haben, wenigſtens 
wollte er Architekt ſeyn, und ſuchte dieſer Wiſſenſchaft 
aufzuhelfen. Er ſammelte auf ſeinen Reiſen viel Star 
tuen, die er in der villa Tiburtina auffiellen lieg. Hier 
fand man die ſchoͤnſten Sachen. Dieſe Billa enthielt 
im Umfang drey deutſche Meiten. [Vom Hadrian |. 
umſtaͤndlich Winkelmann Gef. der Runft ©. 830 ff. 
fo wie er fgon von ©, 736. an die Gefchichte der 
Kunft und der Kuͤnſtler unter den Königen von Perga- 
mus, in Griechenland, Egypten, und zu Nom vors 
und unter den Kaifern weitläuftig vorgetragen und nad) 
dem Hadrian von S. 346 ff. unter den folgenden Kais 
fern fortgefese har.) 


Unter dem Faifer Antoninus Philoſophus fieng 
die Kunſt an zu finfen; und von dem Kaifer Bommo—⸗ 
dus, bis auf den Gallienus fiel fie ganz. 


Unter dem Bonſtantin dem Broßen fonnte man 
niche einmal einen Triumphbogen verferrigen, und ' 
als der Rath diefem Kaifer wollte einen aufrichten lafs 
fen, hatte man feinen Künftler, Man nahm von einem - 
alten Triumphbogen Trajans, viele Basreliefs, und 
feste fie in feinen Triumphbogen, wo die alte und neue 
Arbeit fchön Fontraftiren. Im Jahr 663. führre der | 
gricchifche Kaifer Bonſtantinus viele Statuen nah 
Konſtantinopel. | 

In 











! 


De Toreutice, 371 


In der Folge der Zeit gieng die Bildſtuͤrmerey an, 
beſonders in Konſtantinopel. Man zerbrach und ruinir— 
te die fchönften Werke des Alterthums; wenigſtens mes 
tamorphoſirte man dieſelben in Heilige. 


Von griechiſchen Kuͤnſtlern ſind hier zu bemerken: 


Arceſilaus, ein Freund des beruͤhmten Lukullus. 
Er machte Modelle, welche oft ſo theuer, als anderer 
Kuͤnſtler ihre Marmorſtatuen waren. Er verfertigte 
dem Julius Caͤſar eine Venus Genetrix, die, che 
er noch die legte Hand angelegt hatte, aufgeſtellt wurde. 
[S. Dlin. 35.12. Sect. 45. Winkelmann Gefchichte 
der Kunft, ©. 772. Düfcbing ©. 173 ff.] 


Dafiteles aus Grosgriechenland,, arbeirete erhobes 
ne Werfe in Silber, und erhielt feiner Kunft wegen 
das römifche Bürgerrecht. Er verfertigre unter andern 
den Fomifchen Akteur Roſcius, wie ihn feine Amme, da 
ihn eine Schlange umwunden, gefichert harte; ferner 
einen fhönen Jupiter aus Elfenbein. Auch hat er fünf 
Bucher der Kunft gefihrieben, von denen aber nichts 
mehr vorhanden. [Bor diefem und dem folgenden fiche 
mehrers bey Plinius, Winfelmann und Büfhing an 
den a. DO. Caylus Abhandlungen J. B. S. 260 f.] 


Evander ein berühmter Künftler in der Bildhaus 
erey, war von Athen nach Alexandrien igegangen und 
arbeitefe unter dem Triumvir Markus Antonius, Un« 
ter dem Auguft wurde er nah Kom gebracht, und 
mußte einen Kopf der Diana herftellen, 


Solgende Staruen find nach und nach entdeckt wor⸗ 
den und verdienen bemerkt zu werden: 


Zwo liegend vorgeſtellte weibliche Statuen in Nom, 


welche unter dem Namen der ſterbenden Kleopatra vor⸗ 


geffefe werden, find in dem Belvedere [auf weiſſem 
Ya 2 Mars 


372 | “Part. I, Cap. PD. 
Marmor, woran der Kopf fchleche ift, Maffei 8.] und 


Villa Medices befindlih. _ Von einigen werden fie ſehr 


gelobt; Winkelmann *) aber und andere machen nichts 
fonderlicheg daraus, denn man zweifelt, ob eg die äch« 
ten Figuren find, und die Köpfe haben auch nichts 
befonders. 

Caͤſar Germanicus in dem Öarren zu Verſail⸗ 
les, eine ſehr ſchoͤne Statue; ſie ſoll von einem Kuͤnſt⸗ 


ler, Kleomenes, unter dem Tiberius verfertiget wor ⸗ 


den ſeyn. [Davon oben ſchon geſprochen worden iſt.] 


Apollo in dem Belvedere, fol vermurhlich unter 
dem Kaifer Nero nach Rom gebrachte worden feyn. Ho⸗ 


garth hat einige Schler daran entdeckt; ift übrigens 


eine ſchoͤne Figur, 


Antinous, eine vorfrefliche Figur im Belvedere; 


er war ein Liebling des Kaifers Hadrians. Winfelmann 
häle ihn für einen andern jungen Helden, den Melea⸗ 
ger, und Viskonti erklaͤrt die Figur gar für einen 
Merkurius. 

Die Statue des Kaifers Markus Aurelius aug 
Erzt zu Pferde figend vorgeſtellt, ſteht vor dem Kapitos 
lium mie praͤchtiger Bergoldung heut zu Tag aufgerichs 
ter. Sie wird für die ſchoͤnſte unter den zu Pferde ſitzen— 
den Statuen gehalten *). Andere geben fie für eine 
Statue des Lucius Derus aus. — Im Herfulan ift auch 
eine Statue zu Pferde fisend gefunden worden, die ſehr 
ſchoͤn ſeyn ſoll. 

Der Kopf des Kaiſers Kommodus *ſehr ſchoͤn und 
jugendlich gebildet, den Kuͤnſtler aber weiß man or 


*) [Bon beyden f. Winkelmann Geld. 2 ie = 735 f.] 
**) [Beym Maffei 14. Perrier ır. - Sandrat II. «. 
Eine andere aus Marmor. Maffei Er we Juſt I. 92. 
99. Muſeum Slorentini III. 94-] 
”), [Ein anderer Commedus, wie Hercules, mit einem Knaben, 
welchen man für einen Amor haͤlt. Waffe 5. — 5. 
Com⸗ 





De Toreutice, 373 


ift im. Rapitolium zu Rom. JAllein Winfelmam 
a. D- hält ihn niche für den Kopf S KRommodug. 
Aber den jugen? 1. Kopf deffelben lobt er ©. 856 f.] 


Nächft diefem findet fih noch zu Rom 5. B. im 
Sarnefiichen Pallaff: Der Sarnefifche Herkules, 
(Glykon foll ihn verfertiger haben,) ift das fhönfte Mu— 
fter der ftarfen männlichen Natur. Die Beine find von 
Wilh. Della Porta ergänzt, Buͤſching 179. MWafe 
f-i ar. 49.50. Epiſcop. 8-11. In dem Winterkaſten 
bey Eaffel ift eine Copie davon, Man fand nachhero 
die alten Beine, weil aber die neuen eben fo fhön was 
ren, fo legte man fie darneben, Winkelmann in feis 
ner Geſchichte ©. 744. redet ganz entzuͤckt von diefer 
Statue und dem Ausdruck, welchen der Künftler zu ge« 
ben wußte, 


Nicht weit von diefem ſteht ein anderer, aber viel 
fihlechter gearbeiteter Herkules. Richerdfon 5. 213. 
214. Herkules fomme unter mehrern Borftelungen öfs 
ters vor. Ein Hercules Aventinus beym Maffei 19. 
im Mufeo Capitol. III. 26. aus egyptifchem Marmor, 
Episcop. 64. u. ſ. w.] 


Eine Slora von gleicher Höhe mie dem Herkules; 
die Bekleidung ift ein Meiſterſtuͤck. Kopf, Aerme und 
Füße find ergaͤnzt. Buͤſching am a. O. Flora iſt wer 
gen der Drapperie beruͤhmt. Die ſchoͤnſte Figur ſteht in 
dem Farneſiſchen Pallaſt. Richardſon S. 214. 215. 
Maffei 51. Perrier 62. Episcopius 40 — 42. San 
drat lit. d. Eine andere. Maffei 133. Mufeum Capi- 

Aa3 tol. 


Commodus wollte für einen Hercules gelten; der letztere aber 

hatte einen Liebling, Hylas, und Commodus ein kleines 

Rind, delicias ſuas. Winkelmann Anm. ©. 124, bält eg 

für den Ajar. Pindar ihm. V. 60. Perrier 1’. Boiſſard 

— 2. Dieß iſt wahrſcheinlich ein Atreus. Winkelm Anm. 
124. f] 


374 Part, II, Cap, V. 


tol. IIT. 45. Mus. Florentin. II. 62. Episcop. 28.39. 
Gäller. de Dresde nr, 24. Sandrat, Th. I, 98.] 


In der Villa Ludovifi: 


° Der rubende Mars, er fee den linfen Fuß auf 
einen Helm, 

Sn Slorens: 

Sechs alte vortreflihe Statuen von griechifehen Mei— 
ſtern, darunter eine der Schleifer” d. i. jener Seyche, 
der vom Apollo den Befchl befam, dem Marſyas die 
Haut abzuzichen. [Martini vergaß hier das Meiſterſtuͤck, 
die mediceifche Denus, von welcher do.) Winkelm. 
Geſch. ©. 300. und Buͤſching S. 180. umſtaͤndlich 
ſprechen. In Slorenz, in dem Grocherzoglihem Ge- 
bäude degli  Vfhci, in der Tribune, flohen fechs vorereflis 
che alte Statuen von griechifchen Kuͤnſtlern: der erwaͤhn— 
fe fogenannte Schleiffer,, die himmliſche Denus, der 
tanzende Saun, die Gruppe der Ringer, die fic- 
gende Denus, und dag vorzüglichfte Stuͤck unter allen, 
Die mediceifcbe Venus. — Die Aimmlifche Denus, 
(Venus coeleftis,) ift die Platonifche Liebe. Sie har ein 
Diadem auf dem Kopf. Mufeum Florent. tab. 30, Ri— 
chardfon ©. 102. Huf einer Gemme in Mus, Florent, 
I. tab. 82. or. 3, — Die ꝛte Zimmlifche Benus ftehe 
in Belvedere, hat auf der Bafıs eine Inſcription oder 
Dedication. Richardſon ©. 515. Derrier 86. — 
Die fiegende Venus, (Venus vidrix,) kommt auf Mos 
numenten und bey alten Schriftſtellern mehrmalen vor, 
Muſ. Florent. 31. da ift nicht alles antif daran ; denn der 
linfe Arm und Hand ilt neu, In dem Belvedere hieß 
fie Torfo Veneris. Hernach wurde fie ergänzt, Gal. de 
Dresde 13. 17. 124. Gal. Juflin, nr, 43. — Was der 
Schleifer, (beym Perrier tab. 17. explorater genannt,) 
eigentlich bedeuten fol, darüber find die Meynungen 

der 


*) [f. Chriſt's Anm. und Zeune's Mote darzu, S. 256 ff.] 





De Torentice, 375 


der Gelehrten verfchleden. S. Rambach ©. 514 f. — 
Die Saunen, (Rambach ©. 508.) Satyren, Amos 
res und die Denus waren Lieblingsſtuͤcke der alten Kuͤnſt— 

Ter und Dichters; dahero oft und unter mancherley Arten 

und Borftelungen abgedilder. Es würde zu weitläuftig 

werden, alle die noch vorhandenen oder in Kupter geſto— 

chenen Runftwerfe, Borftellungen und Befgreibungen 

zu wiederholen. Alſo nur noch etwas von der berühms 

ten Denus Hiedicea, als dem höchften Ideal der weibs 

lichen Schönheit in dem erſten Alter: aber auch, Grazie 

mit Schönheit verbunden. Sie fcheint nah Ovid arte 

amandi II. 613. bearbeirer, oder, wenn die Statue älter 
ift,, vom Dvid vor Augen gewefen zu ſeyn. Sie ift 

aus weiffen hellen Marmor, - Die Haare find hraun, 

weil fie vergolder waren. Die Ohren find zu Ohrenge« 

hängen durchbohre. Der Kopf fol in Proportion deg 

Körpers etwas Flein feyn. Ob Cleomenes der Künftler 

Davon fey, wird von einigen noch bezweifelt. Die Fis 

gur ift etwas unfer Lebensgroͤße, und mit der Baſis 6# 

Palme. Das Fleiſch ift wie narürlich ausgedrückt. Huren 

ſteht ein Delphin, auf welchem zwey Amores reuten. 

Riherdfon ©.93. 182. Muſeum Florentin. II. 

36— 29. Maffei 27. Episcop. 47—50. Rambach 

©. 522 ff. wo mehrere Staruen der Venus unter mans 

cherley Damen und Geftalten angeführte werden. — 

Bon der medic, Venus find viele Copien gemacht wor 
den, und verfchiedene davon noch vorhanden. Win⸗ 
kelmann in den Anmerkungen ©. 43. Episcop. 81. 82 
Mufeum Capitol, III. 19. Statue di Venez. II. 19. Gal- 
‚lerie de Dresde, 28 —32, 47. 54. 1238. 136.] 


Der Apollo Nomius, als Schäfer, über $es 
| bensgroͤße. 


Zu Portici: Ein ſitzender Merkur in natuͤrlicher 
Größe, iſt die ſchoͤnſte Statue daſelbſt. 


Aa 4 


N, 
2 
£ 


376 Part, I. Cap. V. 


Zn Drford die Arundelifhe Sammlung, wovon 
die neuefte und volftändigfte Ausgabe Marınora Oxon. 
1763. fol, 

In Dresden find einige fhöne Figuren: eine Ve— 
nus, die, wie Caſanova behauptet, die Mediceifche 
überrreffen fol; ferner, die fo genannte Agrippine, an» _ 
dere zweifeln, daß es eine ſey, ift fehr ſchoͤn; auch die 
fhönen Figuren, die bepden Deftalinnen, find vor« 
erefih 

In Berlin und zu Sans-fonci find auch fchöne 
Stuͤcke; | 

Acht Statuen ftelfen dem Anfehen nad) die Familie 
des Lykomedes vor; fie find aus den Ruinen der Billa 
des ee herausgegraben worden. [Buͤſching ©. 
I8I, 

In Münden, Hannover in der Walmoodifchen 
Sammlung, und zu Baſſel find auch ſchoͤne Stüde. 
[Auch in Petersburg fcheinen viele und herrliche Stuͤcke 
zu ſeyn; Von einigen davon finder man in dem Jour— 
nal von Rußland, wo im erſten und ren B., eine Abh. 
über das Faiferl, Mufeyum von Alterthuͤmern zu Sarsfoe 
Selo befindlich iſt.J | 


Chriſt hat in einer Abhandlung ein Verzeichniß 
von vielen Statuen geliefert, [fo ang den neuen prächti: 
gen Werfen vermehrt werden Fann.] 


9. 20. 


Diefe Künftleer waren aber Feine Driginalgenies 
mehr, fondern fie machten nur Kopien, und trachteten 
Kleinigkeiten gut auszudrücen, 3. DB. Haare, Augen« 
braunen, Nägel und ſ. w. dies war ihre Lieblingsneis - 
gung; aber daben blieb es auch. Das Große und Schö- 
ne vernadpläffigten fi. Es gieng mit ihnen, wie mit 

den 





De Toreutice, 377 


den Schrififiellern: fo hat z. B. Homer weit mehr 
Vorzuͤge als Dirgil; denn diefer war nur Nachahmer. 


8. Le 


Die großen Werfe hatten zum Theil eine gottes— 
dienftliche Abfiche. Es wurden nemlich die großen Stars 
tuen in Zempeln aufgeſtellt: und bie Künftler ficken 
felbige in der größten Majeftär dar, z. B. den Jupiter 
Olympius, die Diana zu Epheſus u. ſ. w. Das 
Menfchliche drückten fie an den Göttern, in Merven, 
Muskeln und Adern nicht fo ſtark aus. Ferner ftellten 
fie Staruen auf die porticus, in die Vorhöfe, Gerichts» 
pläge, $andhäufer, Bäderu. f.w. Alle große öffenes 
liche Gebäude wurden mir Statuen ausgeſchmuͤckt. Dies 
fe Werfe heiffen opera maiora , und begriffen Görfter uns 
ter fi. opera minora waren unter $ebensgröße: fie 
waren aurea, argentea und aerea, und vier, ſechs, 8. 
bis 10 Zoll lang; fie wurden zum Privargortesdienft 
gebraucht. So hatte z. B. Cicero eine Fleine Minerva, 
die er, da er ins Erilium mußte, unter dem Namen 
vrbis Romae praefes ing Kapitolium ſtellte. Andere hats 
ten ihre Jares. 


in [uppelleZili menfarum: 3. DB. an den Gefäßen, 
geuchtern ), Salzfäffern, Bechern und Meffern waren 
öfters die fhönften Figuren angebracht, Dergleichen 
Aa 5 vafa 


*) [O €. C. Stockhauſen führe viele Stellen der Alten und 
ver chiedene Bücher an, worinnen dergleichen in Kupfer ges 
ſtochene Vorftellungen vorkommen in feiner geledrten Abhand⸗ 
lung de cultu ac vfu luminum antiquo, Qui qualis fuerit 
in omnibus antiquorum facris, delubris, oraculorum antris, 
confecrationibus, auguriis — — ex omni antiquitate often- 
ditur. Utrecht. 1727. 12. Vorzüglich gehört hieher das praͤch— 
tige Werk des J. Bapt. Pafleri: Lucernae fittiles mufei 
ae fumtibus academiae Pifaur, 1739. ff. ater Band 
n Fol. 


378 Part, II. Cap. P. 


vafa werden Arillara und eaelata genannt. Sie wurden 
nemlich in Rünftferfehufen verferriget, und man brachte 
kleine Figuren (fgna minora) d, i. erhobene Arbeit darz 
auf an; diefe mochte enfweder gegoffen oder angelös 
thet ſeyn. Far 


§. 2% 


So bald man zu Anfange des ısten $ahrhunderts 
die Wiffenfihaften wieder zu treiben anfieng; befam man 

auch einen Geſchmack an den aften Kunftwerfen. Man 
‚fing dahero an zu fammeln, einige fammelten Statuen, 
andere Münzen. 

Unfer Verfaſſer bar die vorzüglichften Sammlun- 
gen angeben wollen; aber es ift nicht gefchehen. — 
Man fann die hieher gehörigen Werfe in drey Klaffen 
theilen: 

Die erſte Klaſſe enthaͤlt Werke, die von Statuen 
alleine handeln, z.B. [Statue antique 1570. gr. 4 iſt 
der erſte Verſuch einer Beſchreibung. 


Fo. Bapt. Carollerii antiquae flatuae, Nom. 1585 


klein Sol. 

90. Fac. de Rubeis infigniores ftatuarum vrbis Romae 
icones, Rom. 1645. 4] 

Maffei Raccolta di Statue anti. e moderne. Nom 
1707. gt. Sol. Er ift Kompilatsr von den Statuen 
überhaupt. 

Galleria Inninianea in Rom, beſchrieben mit 
Zeichnungen. 

Vetera monumenta, quae in hortis Coelimontanis 
et in aedibus Matthaeorum adferuantur 2 Bände in Fol. 
Rom 1770-1779. (koſten 10 Louisd’or) Der erfte Band 
enthält auf 106 Kupfertaf.. die Statuen. Die Familie 
war chemals eine beruͤhmte in Romz jezt aber if dieſe 

Samm— 





- De Toreutice, 379 


Sammlung zerſtreut. — Die Befrhreibung ift von 
Amaduszi, und von Rodolphin. 
Anton Maria Zanetti ftarb 1778. Er war Biblio- 
thefar der Marfusbibliorhef in Venedig, und beſchrieb 
die Statuen des Marfusplages in Venedig. [Delle an- 
tique flatue gr, et rom, Vened. 1740 I. Band 1743. 
2rer Band die Zeichnung und die Stiche find unver 
gleichlich.] 

Mufeum Capitolinum in 4 Fol. Bänden. Die zwey⸗ 
te Kleffe enchäle folhe Werfe, wo nebft den Staruen 
zugleich Antiquitäten erläutert worden. 


Montfaucon antiquitates explicatae, ein Werf von 
15 Bänden in Sol, 

Mufeum Etrufcum di Cortona, [Mufeum Cortouen, 
fe, in quo veter, monumenta compledtuntur — quae in 
academia Etrufca — adferuantut, — a Fr- Valefio, Gorio 
et Rod, Venuto illuftr. Rom 1750. $ol.] 


.Mufeum Florentinum 10 Bande, Florenz 1734 
Folio. 

Begeri Thefaurus Brandenburgicus 3 Bände, Coͤlln 
an der Spree 1696 ff. deffelben Thef. Palatinus, Heidel; 
berg 1685. Fol. Deffelben Spicilegium antiquitatis. Coͤlln 

“an der Spree 1694. Hol, | 

Mufeum Mufellianum im sten Bande, wo verfchie« 
dene Antifen gefunden werden. Antiquitatis reliquiae, a 
Mufellio. Berona. 1756. $ol.] 


Winkelmann Monumenti Antichi, 


Sandrat, Künftler Afademie 1675. Fol. in 5. 
Baͤnd. Doftor Volkmann hat es zu Nürnberg 1768. 
in 8. Fol. B. wieder herausgegeben, aber wenig Beyfall 
damit erhalten. [Anders urcheilre Zeune davon in einer 
More zu Ehrifts Abhandlungen ©. 17 f.] 


N 


Sponis 


380 Part. Il. Cap. V. 


Sponii mifcellanea eruditae antiquitatis. Lugd, 1685. 
Fol. — Le grand Cabinet Romain. Amfterd. 1706. 


Maffei Verona illuftrata, [Deferittioni di Roma et 
del agro Romano a Venuto. Rom. 1750. gr. 8. Eben 
deffelben Deferitt, della antiqua.Roma, Nom 1763. gr. 4.] 
Die dritte Klaſſe enthaͤlt Werke, in welchen römifche 
und oricchifche Alterebümer zufälig erläuterte und einge» 


fhaltee worden, z. B. in dem Werf des Ferrarius de 


re velliaria, &c. 

Unfer Berfaffer führe des Junius Werf de pictura 
veterum ans allein es ift bloße Kompilation, und ents 
hält für die Kunft nichts wichtiges. 

[Diele hieher gehörige Werfe finder man unter den 
in Ebrift’s Abhandlungen in den drey erſten Abſchnitten 
angeführten Büchern. Es ließ fih das Verzeichniß vers» 
größern; wir wollen aber nur einige neyere Werfe noch 
anführen ; { 

Saggio iftorico della real Galleria di Firenze, I: II. 
vol. $lorenz 1779. in 8. Der Verf: davon nenne fich 
Giufeppe Beneivenni, gia Pelli, 


Altiechiero, par M, J. W. C. D. R. Padua 1787. 8. 
Der Herausgeber it Graf Benincaſa. Es enthält die. 
fes Buch eine Befchreibung der Statuen, Bülten, und 
anderer alter und neuer Kunftwerfe, welche in der Billa 
des Venetianiſchen Senators Quirini, Alticchiero ge 
nannt, befindlich find. 

Defeription de la Gallerie royale de Florence par Mr. 
Francois Zacchiroli Ferrarois. foren; 1783. II. Th. 8. 
Die alten Namen find oft fehlerhaft gefchrichen. 


Tableaux, flatues, bas reliefs et camees de la Ga- 
lerie de Florence, et du palais Pitti, deflines par M, 
Wicar — et graves fous la Diredtion de M. Lacombe, 


peintre. Avec les Explications des antiques, par Mr. 
l Abbe 


. 





De Toreutice. 381 


l’ Abbe Mongez,, de l’acad. des Infer. I. Livraifon. Pas 
tis 1789. mit Didorifchen Lettern mit 4 Kupfert. 

Monurmenti antichi inediti,; ovvero Notizie fulle 
Antichita e belle Arti di Roma. Nom. 1784. 1789. m. 4. 
Der Herausgeber ift Abb. Guattani. Man vergleiche 
die Necenfion davon in den Goͤttingiſchen gel, Anzeigen 
1785. ©. 1542 f. dann 1788. ©. 451458. und 1791. 
©. 801 ff. 814 ff. 

Sehr viel vortrefliches über die in Nom befindlis 
chen Statuen nad) den Dertern, Palläften, Pläsen ꝛc. 
wo fie aufgeftelle find, wird man finden, in dem mit Ein- 
fiht gefhriebenen Werft 

Ueber Hiablerei und Bildhauerarbeit in Rom, 
für Liebhaber des Schönen in der Bunſt von Frie— 
drich Wilh. Baſilius von Ramdohr. Leipzig 1787. 
drey Theile. Man wird von den von uns angeſuͤhrten 
und vielen andern Kunſtwerken genaue Nachrichten und 
Urtheile antreffen, worzu ihn ein fehsmonathlider Auf 
enthalt in Nom, Umgang mit Kennern und Künftlern, 
gehörige Vorkenntniſſe und richtiger Geſchmack die beften 
Dienfte leifteren, Ueber die Gefchichte der Kunft, den 
Stil der Künftler, die Vorftellungen, Beſchaffenheit und 
Werth der befchriebenen Werfe find fchöne Anmerkungen 
eingeftreuf, a 

In Sulsers allgemeiner Theorie der ſchoͤnen Kuͤn⸗ 
fte, im sten Band, unter dem Art; Statue finder 
man einige brauchbare Berrachtungen über diefen Gegen; 
ftand, — Was Ehrift und Zeune über die Staruen 
der Alten angemerft haben, übergehe ich, meil jeder es 
leicht Fauffen Eann.] 


* 


— 


Wenn man die Werke der Kunſt ſtudirt, ſo hat 
man davon einen doppelten Vortheil. Der erſte dient 
darzu 


— 
382 Part. II. Cap. V. 


darzu, daß wir unſern Verſtand ausbilden, und ſo wohl 
das Schoͤne als das Fehlerhafte an denſelben bemerken 
lernen. Hierzu wird erfordert, daß man die Regeln 
der Schoͤnheit wohl inne haben müffe, um das Ganze, 
und die einzelnen Theile deg Körpers richtig zu beurthei— 
len. Sodann muß man felbft Originale, und wenn 
dies nicht möglich, gute Zeichnungen ſtudiren. Hat 
man diefes Studium einige Zeit getrieben; fo wird man 
. bald richtig urtheilen lernen, und das Auge wird ges 

woͤhnt werden, das Schöne und das Fehlerhafte zu fin« 
den. Der andere Vortheil ift mehr für Gelehrre. Man 
fann aus dem Anfchauen gut gezeichnerer Figuren von 
taufend Dingen einen anfchauenden Begrif befommen. 
So war z. B. 


Maenianum in eirco, ein gewiffer Plaz, den man 
dem Maenius, da der circus gebaut wurde einräumte, 
weil er fein Haus darzu hergeben mußte. Diefer ließ 
ſich nachmals eine ordenrliche Gallerie in Circo bauen, 
In der Folge thaten dies noch mehrere große Perfonen. 
Ferner wag perlona tragica, was cothurnus und dergleichen 
Sachen mehr bedeuten. 


©. Juſtus Lipfins de militia romana, ‘Er hat 
viel hieher gehörige Sachen erklärt. Es Fommen darin— 
nen 3. B. die bey den Roͤmern gebräuchlichen Statuae to» 
gatae, fagatae, loricatae, paludatae und militares vor. 
[Bon diefen und andern ähnlichen f. Chriſt's Anmerf. 
S, 201 f.] 


Ferner muß man den Kopfpuz, diademata, die 
verfihiedenen Kronen, die apices, dei. Muͤtzen, welche 
die pontifices auffegten, die Sachen, die fie in Händen 
haben, die volumina, und f. w. Fennen lernen. Desglei— 
chen muß man auch, wenn man die alten Schriftfteller 


richtig verfiehen will, wiffen, was fcutum, elypeus, 


aquila, d. i. Kriegsfahne, caeſtus d. i. ein Streitriemen, 


3 den 


nn na tn EEE SE 


wi nr ae ee nn — — 














De Toreutice, re 


den fie an die Hand fihnallten, u. ſ. w. fy. Man 
kann auch aus gut gezeichneten Werfen der Kunſt vie 
Poeten Frieifch beureheilen lernen. Denn Dichrer und 
Maler fehildern beyde, aber verſchieden.“ Der Dichter 
ſchreibt nach und nach, der Künfkker aber ſtellt mehrere 
Sachen auf einmal dar; der Dichrer Fann eine Sache 
bäslich fehildern, aber diefer Ausdruck darf nicht in der 
Figur ſeyn. Denn der Künftler muß zwar einen flarfen, 
aber feinen häslichen Eindruck machen, ft 


S.. Spence Polymetis, ein Englifhes Werf in 
Fol. mie Kupfern. Er vergleiche Werke der Künftler 
mit der Dichrer ihren. Manche Derafeichunaen find gut 
und paffend; manche aber weit hergeholt. Zwey Wies 
ner Gelehrte, nemlich die Herin Durkard und Hok— 
ſtaͤtter haben diefes Werf ins Deurfche überfege, over 
nur mehr abgefürze: [vielmehr umgearbeitet und fehr vers 
ändert; auch fehlen die Kupfer.) 


$. 24 


Nun gehet der Verfaffer zu den fo genannten erkos 
benen Arbeiten oder Basreliefs. 


Figurae reeıpaveis find folche Figuren, die aug eis 
ner dichten und feften Maffe verferriger, ganz freyftchen, 
liegen, oder figen, fo daß man fie auf allen Seiten bes 
trachten kann. Es ſcheint als wenn Erneſti diefes 
nur von Eleinen Figuren verftanden hätte, aber man 
finder auch dergleichen große Basreliefs, u. f. find halb 
erhobene Arbeisen, wo die Figuren auf der Grundfläche 
hervorſtechen. 


Die eigentliche Bildhauerkunſt verſertiget aus einer 
harten Maſſe freyſtehende Figuren, die man Statuen 
nennt. 


vafa 


384 Part, II, Cap. V. 


vafa figillata find, deren Oberfläche mir Fleinen 
Bildern, oder Figuren, durchs Anlörhen, nicht aber 
durchs Treiben, oder fo genannte Graben geſchmuͤ⸗ 
cket if. \ 

Man grub Basreliefs auf Marmor, Elfenbein, 
Silber, u. ſ. w. Auch in Holz und gebrannter Erde 
Fönnen Basreliefs eben fo wohl als in Marmor ange 
bracht werden. Unſer Berfaffer hat alfo hier geirrt. 


So finder man z. B, auf Marmottafeln die den 
Romulus und Remus fäugende Wölfin, als Basreliefg. 
Sin Elfenbein, in des Grafen Caylus Recveil wo Beys 
fpiele vorfonimens Auf Gefäßen: ©; Oderici Samms 
lung und Winkelmann in feinem Monumenti antichi, 
Ferner am Hausgerärhe, an Lampen, Urnen, Alrären, 
desgleichen an den Thuͤten der Tempel; an den Thronen 
der Götter, an den Triumphbogen, wurden Basreliefs- 
angebracht. Auch an die Schilde (cut waren die 
Schilde der Infanterie, und clypes der Kavallerie) wurs 
den, Basreliefs gearbeitet. 

emblemata ſind ſolche — wo etwas eingelegt 
werden kann⸗ 

Man hat drey RE von erhobenen Ar 


beiten *): 
baut=relief, Italieniſch alto cilievo, ganz erbo- 


bene: 
— —* mezzo rilievo; halb er⸗ 
| | bobene, und 
bas-relief — boaſſo rilievo, ein wenig 


erhobene Arbeit. 


cruſtae, ingeige Stücken, die erhobene Arbeit 
harten. 
| in- 
) [S. Ehrift’s Abhandl. ©. 253 f.] 





De Torentice. 385 


incrufare parietes, hieß, wenn man die Wand 

mit Marmor befleidere. 
$ r 5+ 

In den älteften Zeiten gab es ſchon beruͤhmte Bass. 
reliefs, z. B. 

Am Thron des Jupiter Olympius; am Thron 
des Apollo zu Amikla *) an dem berühmten Grabmal 
des Waufolus; an dem Triumpbbogen Bonſtan—⸗ 
tins; an den 36 Säulen des Epbejimijchen Tempels 
ver Diana, Ä 


In England in der Pembrofifehen Sammlung 


ift ein ſchoͤnes Basrelief. Jupiter wird auf demfelben 


figend vorgefteht, und vor ihm ſteht ein Juͤngling als 
Fechter. Winkelmann aber har angemerfe, daß dig 
fes Stuͤck ein Betrug fen. Der Sarkophagus der in 
Agrigene ſteht, ift vielleicht eben fo al. — Das älres 
fte erhobene Werk ift in Nom in der villa Albani, wels 
ches vermurhlich die “uno Lucina vorftcht: fie haͤlt ein 
unerzogenes Kind in der Hand, vor ihr ſteht die Murter, 
‚und neben ihrer Seite zwey Töchter von ungleichen Alter 
und Größe. ©. Winkelmanns Monumenti antichi tab, 
56. — Ferner in der villa Albani die Leukothea, 
nebft dem Bacchus auf dem Schooße, iſt ein Etruſci— 
fhes Stüf, ingleihen drey ſtehende Nymphen. — 
Ein Stüd von zo Figuren in der Sammlung des Gras 
fen Pembrok worauf die Niobe mir ihren Kindern 
vorgeftelle iſ. IS. Chriſt's Anmerf. ©. 261 f. und 
daſelbſt Zeune's Note.) 


Die Vergoͤtterung Homers iſt zweymal, ein. 
mal auf Marmor, und das andremal auf einem Gefas 
| » von 


) [Doch vergleiche man damit Heyne im 1. Th. feiner antiquar. 
Aufſaͤtze, erſte Abhandl.] 


- 


| ' 
386 Part. IL Cap. V. | 


von Silber in Geſtalt eines Mörfers, in alten Ver | 
fhüttungen des Aerkulans gefunden worden. — Sin 
Rom ftehen die beyden Säulen des Trajans und An⸗ 
goninus Pius, ganz mit Basreliefs ausgeſchmuͤckt. 
Sie find freilich nur ein Schatten der alten Sculptur; 
doch müffen fie noch von Künftlern bewundert werden. 
Winkelmann bewundert die Verſchiedenheit der Figu⸗ 
ven und Arbeiten an diefen beyden Säulen. 






nn ee 


Therikles war ein Töpfer, der eine ganz neue 
Façon erfands daher kommen die vafa Thericlea Man 
kann eigentlich filberne ‚Gefäße nicht fo nennen, weil 
dieſe nur nach derfelben Art, aber nicht wie jene, aus 
Erde gemacht wurden... 18. Dlin. 16. 8. ©. 56, 3 
vergl. — in antiquar. Auſaͤtzen, Th. I ©. 144 
not, 2. 


$. 26 ' 


elypei caclati, find Schifde mit erhobenen Arbeiten. 
‚Dergleichen find von den -Dichtern häufig beſchrieben 
worden. So fehildere 5. B. Homer den Schild des » 
Achilles, Heſiodus, das feutum Herculis *); 5 
den Schild des Aeneas; und Silius Italicus des Han- 
nibals Schild. Große Künftler haben folche Schilde 
nachgeahmt. So harte z. B. die Minerva im Tempel 
Parthenon einen Schild, 


h | 

j 
©. Blafi Caryophili opufeulum, de vetehul elypeis, 
Leiden 1751. 4. fonderlich von gelobten Schildern. 


Solche alte Schilde find noch heut zu en vor⸗ 
handen. z. B 


*) [Ueber den Schild des Herkules nach der Beſchreibung des 
Hefiods. Ein antiquar. Verſuch von Friedr Schlichtegroll, 
Setha 1788.89. wo auch gleich im Anfange ©. 7 fi. vom 
Side des Homers gehandelt wird] 


De Toreutich 387 


Der vormalige König von Frankreich befaß den 
Schild des Scipio, der anf einem Thron fine: er wur— 
de 1656 in der Rhone bey Avignon, von Fifchern, die 
ihn aus dem Schlamme zogen, gefunden. Er ift von 
reinem Silber ganz rund gearbeiter und wiege 42 Marf 
oder 121 Pfund. Die Fifcher, die ibn fanden, ver» 
Fauften denfelben für einen geringen Werth an einen 
Goldſchmidt, der ihn in 4 Stuͤcken ſchnitt: doch wurde 
et in der Solge wieder zufammengefist; und da des Be« 
ſitzers Sohn in fohlechre Umftände kam, verkaufte er ihn 
an den König in Frankreich. 

Noch einen andern Schild befaß der König von 
Frankreich, der aber nicht viel Zierrathen hat, und 1714 
gefunden wurde, Man hält ihn für einen Schild des 
Hannibals, oder Hasdrubals. 


In Genf iſt 1724. einer von Silber gefunden wor⸗ 


den. Die Auffchrife auf demfelben iſt: Zargitio Domini 


noftri Valentiniani Augufi, 


Der Woodwerdifche Schild in England von 
Eifen, ftelle das belagerte Kapisolium, und die Nömis 
fe Armee vor, da Ramillus noch zu techter Zeit ans 
ruͤckte, als dem Feinde das Gold chen zugewogen wers 
den folee. [S. Keine, Dodwell de parma equeftri 
Woodwardiana, Oxford. 1713; 4. Chriſt's Anmerk. 
und Zeune in der Note darzu. — Dom Schild des 
Homers und verfohiedenen Ursheilen darüber f. Fabriz. 
Bibl, gr, ıftee Band, ©. 423 f, neutefter Ausgabe: den 
dort angeführeen geh, Männern ift beyzufügen das Uta 
eheil über den Homeriſchen Schild in der Ken, Allg: 
Lite. Zeit. vom J. 1793. Mon. Seht. nr. 41. ©; 323 
ff. — Bon den befchriebenen Schildern beym Homer, 
Hefiod und Birgil handele Graf Caylus in den vom 
Meufel überfegsen Abhandlungen zur Geſchichte zrer Th. 
©. 231 ff.] / 

Bb 3 zu 


gehangen. Sie waren aus terra figulina, aus Gold, 


388 B ’ Part, II, Cap. V. 


Zu Cuma ſtand im Tempel des Phöbus, der. 
uoh dem Daedalus war erbaut worden, ein Schild mit 
erhobener Arbeit. 


Dieſe Schilder clypei votivi wurden den Göttern 
geweiher. [Won den elypeis votiuis haben die auf einem 
runden Stuͤck Marmor erhoben gearbeirete Figuren ihren _ 
Urfprung, und heiſſen dahero imagines —— Ap⸗ 
pius Claudius har in Kom das erſte ſolches Bild auf⸗ 


Silber. Spveron. in Caligula, Kap. 16. Paufan. J. 
17. VIII. 39. Plin. 35. 2.] 


Fourmont hat noch drey andere Schilder, unter 
den Ruinen des Amiklaeiſchen Tempels entdeckt. Siehe 


Heynes Antiquarifche Auffäge, J. Th. ©. 89 ff. M 


Auch die Thuͤren der Alten murden entweder mit 
Blech uͤberzogen, oder man brachte halb erhobene Arbeit 
an. Livius redet auch von Thuͤren, wo ———— 
halb erhobene Arbeiten waren. 


Niche alle Fi aureny welche eine Perfon vorftellen, 
hießen Statuen. Sondern man muß, unterfcheiden, ob 
Götter oder Heroen oder Menfchen in Lebensgroͤße vor. 
geftellt, und in die Kunde gearbeirer find; dieſe hießen 
eigentlich Statuen: oder ob fie blos bis auf die Bruſt 
oder Schulter gehen; dieſe heißen eigentlich imagines, 
die Franzoſen nennen fie Buflest oder ob folche Sfgneen 
nur um die Bruft, oder aufs hoͤchſte bis auf den Nabel 
ausgearbeitet find, und. hernach auf einen truncus oder 
Pfahl ausgehen; und dieſe hießen Hermae, bey den 
Griechen; bey den Römern, termini, flatuae viales, ©, 
Botari —8 Capitol, t.I. ©. ı. In den Gottesdienſtl. 
Gebraͤuchen Funden fie vor den Häufern. Bor dem Dass 1 il 
dalus waren ale Bilder lauter Hermen. In Athen har | 
een alle Hermen die Geſtalt des Merkurs dahero wer⸗ 

| den 





/ 


De Toreutice, 389 


den dieſe Art der Statuen Hermen genannt. Pauſan. 
I. 24. IV, 33. allein von allen Goͤttern giebt es beynahe 
Hermen, und davon find die Denennungen zu erflären; 
j. €. Herma.Athena, d. i. Herma Mineruae, Cicer. ad 
Attie. 1.4. Es fommen auch weibl. Hermen vor, Dau- 
fan. 1. 19, diefe haben pudenda natalia, Die Erklärung 
davon giebe Macrob. Saturn. I. 19. Die Hermen was 
ren Bilder der Klu gheit und Weisheit. Dahero heißt 
vir fapiens uff vir quadratus, eivne FErEEYavcS, > 
Spidas in Zorwv und Junii animaduerfl. II. 5. Auch) 
berühmte und jchöne $eute wurden fo ausgedrucdt, z. E. 
Cimion, Alcihiedes, In Stalin brauchte man Die 
Hermen zu Kreutzſteinen: Sahero kommt der Name ter- 
minus: Dahero mag es auch gekommen feyn, daß Man 
den Merkur als den Gore der Seife, der Wege, der 
Handelſchaft angeſehen hat. Man brauchte ſie in dem 
Circus, wo zwey Heimen dag Seil halten mußten, 
Mehreres von ihnen finder manin Everardi Ottonis de | 
tutela viarum publicarum lib. ſingulari, im ıften Abſchn. 
Utrecht 173 1. 8. in Harleß opuſc. variiargumenti, (Haller 
1773. gt. 8.) ©. 470 ff. de Mercurii ftatuis ante aedes 
januasque apud Graecos pofitis: der zfe Band: der Mo- 
num. Matthaeanorum liefert Protomas Hermas, Clypeos 
und Anaglypha,. — Die imagines von Gelehrten, gro» 
Ben, verdienten oder fonft geachteren Derfonen find haͤu⸗ 
fig. Bildniſſe beruͤhmter Männer wurden vorzial. in 
Oertern, wo Leibesͤbungen angeſtellt wurden, oder in 
Bibltotheken aufgeſtellt, und Pollio fol in Nom am 
erften folche Buͤſten in Bibliotheken aufgeftelle haben. 
Deswegen find fo viele auf ung gefommen. In Sans 
drats deutſcher Mahler Hcademie l. 2 Theil, nr. 1-14. 
in dem Mufeo Capitolino, in dem Muleo Pio-Clemen- 
tino, in ac: Gronovs thef. antiquit, graecar, tom, I. 
und mehren, auch in Sammlungen von Statuen findet 
man eine reihe Sammlung von ſolchen imaginibus, 
Eine eigene Sammlung davon machte ſchon Zulvius 
Bb 3 Urfi- 
— 


N 


399 Part, IL Ca V. 


Urſinus: Dlufcium imagines, ex antiq. marınoribus, 
nomismatibus et gemmis expreflae , quae exftant Romae 
apud Fulu. Vrfinum. ed. altera, aliguot imaginibus et J. 
Fabri commentario audior, Antwerp. 1606, 4.] 


$ 27 


Die Umriſſe wurden beſſer; aber etwas fehneidend. 
. Pbidias brachte fie zur größern Vollkommenheit, und Kis 
fyopus machre fie volfommener, Hierauf gieng die Kunft 
mir abwechſelndem Gluͤck, bis auf die Zeiten der Kaifer, 
Im dritten Jahrhundert nah Chriſti Geburt fiel fie 
ganz: und da man dem Kaifer Bonſtantin einen Tris 
umphbogen errichten wollte; mußte man Basreliefs von 
einem alten des Trajans darzunehmen, mo die alte Ars 
beit genen die fpärere einen anffallenden Kontraft macht. 
Man jolte bey den Basreliefs das Perfpectiv beobachten, 
Damit fie dem Auge fich beffer darſtellten. 
Die erhobenen Arbeiten Eönnen fo eingetheilet 
werden, 
1) fie werden entweder fo auf die Fläche gefest, als 
wenn fie gleich in der Halfte durchſchnitten wäs 
ten; 


3) oder eg wird mehr oder weniger, als die Dbers 
hälfte genommen; 


3) wenn unter der Hälfte genommen wird, 


Die erfte Are heiſt die halberhobene Arbeit demi- 
relief; die zweyte die ſtark oder hoch erhobene haut-relief, 
die dritte, die ſeicht erhobene bas-relief, 


Die erfte und andere Arc ſtellt die Bilder in ihrer 
Höhe und Dice und wahren, .Duschmeffer; die dritte 
aber unter derfelben vor. 


Bey 








De Toreutice, 391 


Bey den ſeicht erhobenen Bildern, wollen unfere 
neuern Künftler den Diamerer auch bemerklich ma— 
ben: aber dieß ıft ganz falſch. Denn eu ift niche der 
Sache und den Alterthuͤmern angemeffen. 


Das Hauprwefen der Bildhauerey iff mit der Tor 
revtik faſt — Die Bildhauerey bilder rund und 
ganz frey; die Zoreveif aber bilder fo wohl ganz runde 
als halbrunde Figuren. 


Wir haben Basreliefs in Erzt, Elfenbein und ges 
brannter Erde. Auf alten Lampen finder man wohl haͤu⸗ 
fig dergleichen Arbeit. 


©. Licetus de lucernis fepulcralibus, es Fam diefes 
Buch erft in Stalien heraus, Beger fieß es in Berlin 
fateinifch überfege wieder abdruden. Die chypei find an 
ffatt der Wappen gebraucht worden, und jdaraus fol 
vigler Gelehrten Meynung zu Folge die Heraldik ent⸗ 
fanden. feyn. 

; 
%.28 


Don der Steinfehneiderep. *) 


Glyptik ift die Steinfihneiderfunft, eigentlich heift 
es die Bildgrabercy; dus Inſtrument, dag man darzu 
hrauchte, nennten die Griechen yAuQwvyov, die Latei- 
ner calprum. Edelſteine, die erhoben gearbeitet find, 
nenne man Rameen, tief gegrabene aber haben Feinen 
eigentlichen Namen; doch giebt man gemeiniglich AH ob 
fie Kameen find oder nicht. 


Bb 4 | |  gemmas 


&) [Oben im Zten Kap. des ſten Tb. &. 65 ff. ift ſchon vieles 
von diefer Materie vorgefommen, und ©. 95 ff. find einige 
hieher geh rige Bücher angeführt worden. — Man vergleich: 
auch Martini Excurs zu diefen Erneſt. Paragr. ©.-265 ff-} 


392 Part. I, Cap. V. 


gemmas caelare, ‚ganze Riguren oder Bilder aus 
Edelftein machen. Aus Dernfkein macht man zwar 
dergleichen, ob aber aus Edelfteinen welche gemacht ' 
morden, ift was anders. Erneſti behauptet es, und 
fagt: es wäre eine folche Figur in dem nunmehr zerfiren 
ten Mufeo Richteriano‘ geweſen. Es iſt aber die Frage, 
od fie auch wirklich aͤcht war ? 


| ©. Mariette fur les pierres gravees, Natter Traite 
de la methode antique des pierres gravées. London 1759. 
Buͤſching hat audy hiervon gefihrieben, in der Geſchich— 

. te und Örundfägen der ſchoͤnen Kuͤnſte und Wiſſenſchaf— 

‘ ten im Grundriß zfes Stud, welches die Gefchichte und 
Grundfäge der Steinſchneidekunſt enthaͤlt Hamburg. 
1774. 8. 


& 20 r 


Bey den Genmen hat man drey Stüde zu be⸗ 
merfen: Mi 


ı) den Edelftein, d. i. die. verfchiedenen Gattungen 
deffelben ; | 
2) den fo genannten Stil des Künftlers, Zeichnung 
und Stellung. Wer hier urrheilen will, muß 
Kenner der Zeichnungsfunft ſeyn; zugfeich muß 
man die rechte und linfe Seite, nicht nach dem. 
Einfchnite, fordern nah dem Abdruck in Wache 
nehmen. Unſte neuern Künftler verfehen es immer 
mie dem Eingraben. | ii 
3) muß man auf den Gegenftand, der vorgeftelle wird, i 
Ruͤckſicht nehmen, — N 
\ Hierzu dienen gute Bücher: des Grafen Caylus 
‚Recueil, ingleichen Winkelmann über die gefchnirtenen 
Steine, des Herrn Stoſch, auch Lippert in feiner 
Daktyliothek find zu empfehlen. | | 





\ 


x Hier: 


De Toreutice, 393 


Hierbey ift auch eine Kennenis von guten Münzen 
zur richtigen Beurtheilung nothwendig. 


F. 3% 


Der verfehiebene Grad der Härfe und der Farbe, 
auch wohl der herrfchende Gefhmad , machte, daß man 
ehemals manche Steine fehr häufig fchnitr: von andern 
findet man deſto weniger —— Die Alten brauch— 
ten befonders Önpcbe, Achate, auch Achatonyche 
zu erhobenen Arbeiten ,, vorzüglich die letztere Gattung, 
welche die Italiener onichino, oder nicolo nennen, 


| Lippert bat fehr wahrſcheinlich behaupten, daß 
die Alten ihre Lieblingsfiguren, ſehr gerne in Amethyſt 
geſchnitten haͤtten. 


In Opale und Sapphire aber haben die alten 
Steinſchneider ſelten geſchnitten. Der Opal wurde 
darum nicht gebraucht, weil er einen milchfarbenen 
Grund- har. Der Sapphir aber war beynahe zum 
Schneiden untauglich, und man glaubte auch, daß er 
dadurch von ſeiner Schoͤnheit verliehren wuͤrde. Doch 
finden ſich einige geſchnittene Sapphire in großen 
Sammlungen, 


$ 3% 


Sn Daktyliotheken finder man faft von allen Arten 
Gemmen. Man darf nur nadlefen, was Borläus 
und Lippert —— geſchriehen haben. Maͤn muß 
aber bey Steinen, die ſehr ſelten vorkommen, ſehr bes 
hutſam zu Werke gehen, weil ſeit 300 Jahren viele 
Steine von neuern Kuͤnſtlern erſt gefchnitten worden, 
und man ſonſt hintergangen werden kann. So wird 
man z. B. wohl ſchwerlich einen aͤchten Smaragd finden; 
denn er war theils ſehr Er zu bearbeiten, vum. aber 


03,4% braud), 


394 Part, I. Cap. V. 


brauchten die alten Steinfchneider diefen Stein bey ihren 
Arbeiten, um das Auge Daran zu ftärfen, weil daſſelbe 


den Glanz und Schatten der bearbeiteten Steine nicht 


lange aushalten kann. Sie machten eg, wie unfere 
Maler, vie, wenn fie anhaltend arbeiten, gemeiniglich 
einen grünen Schirm, oder ein folches Tuch neben fich 
liegen haben, um dag müde Auge gleihfam zu erquiden. 


Man. finder feinen Flaren und deutlichen Beweis, 
daß die Alten den Demant geſchnitten *). 


Goquet und Mariette behaupten, Ludwig von 
Berghen habe **) die Kunjt den Demant zu poliren, 
vor nicht voͤllig dreyhundere Fahren * erfunden: 


allein Gorlaͤus verſichert, Giacamo von Trezzo ha⸗ 


be den erſten geſchnitten. S. oben ©, 72.] Im 
Jahr 1475. fol der erſte Verſuch fir den Herzog 
von Burgund, der fih ein Wappen fehneiden lich, 
gemacht worden feyn. Lauren; Magalotti aber 
führe an, ein gefchnirtener Demant ſey ſchon früh zu 
Konftanrina in Numidien gefunden worden. In der 
DHedfordifhen Sammlung in England fol ein äche 
gefchnirtener Demant feyn: allein Leßing har in fei- 
nen antiquarifchen Briefen vielen Zweifel darwider ges 
mad, [S. obın ©. 72.] ; 


BE 


*) [Allein die Alten hatten doch gewußt, daß fich der Demant 
durch den Demant felbft theilen lafe Dlin NS im237 d. 
4. 8 (wo er von dem Demant, und von fechs verfh- Arten 
deſſelben hand.,) fchreibt vom /derite ferrei fplendoris, pondere 
ante ceteros, fed natura difimili, folgendes: Nam et icti- 
bus frangitur, et «lo adamante yerfo ari pot⸗ſt quod et 
Cyprio euenit.) 


2*) [Durch einen Zufall, da er als ein junger Menſch mit 2 
Demanten fpielte, und dadurch es erfand, durch den Demand 
tenſtaub Demanten zu poliven.] f 





EEE DE 


De Toreutice, 395 


In neuern Zeiten hat man Demante geſchnitten. 


Gorlaus aus Antwerpen ſchrieb 1601, eine Dak⸗ 
tyliothek. Es war das erſte Werk in der Are. Die Zeich⸗ 
nungen aber find ohne allen Geſchmack. Gronov 
beforate die andere und dritte Ausgabe, worinnen die 
‚Zeichnungen noch elender find, 


§. 3% 


Man ift ungewiß, 06 die Alten ihre Steine mie 
Demanrftaub oder mit Schmergel police haben. 


Man Eann hier Die Frage aufwerfen: haben die 
alten Steinfchneider blos mir ihrem Inſtrument in die 
Steine gegraben ? oder haben fie fih des Rads bedient, 
wie unfere Künftler tun? Die Neuern vermifchen nens 
lich Demansförner, oder vielmehr Staub mit Del, und 
machen ein gewiffes Pulver daraus, womit fie dag 
Rad fehmieren, daß es beifer in Gang komme, leichs 
ger reibe und polire. Chriſt in feiner Borrede ad Dacty- 
liothecam Mufei Richteriani ift der Meynung, die Alten 
hätten alles mit dem fcalpro gearbeiter, und fich weder 
des Rads, noch des Demantftaubs bedient, und dies 
fchließe er aus gewiffen Ritzen in den Steinen, und 
weil bey den Alten nichts davon erwähnt werde. Huch 
Elias Roßmann ift feiner Meynung. Beyde find 
durch den Salmafius, der fih auf den Plinius bezo— 
gen, hintergangen worden. Allein man findet auch 
beym Plinius Seelen, die diefer Meynung entgegen 
find; er ſagt nemlich Buch XXXVIL Kap. ı2, das 
meiſte beym Poliren mache die Hige aus, und es ift 

wahrſcheinlich, daß er das Mad darunter verftebe, Lips 
pert, Natter, Mariette, und andere find diefer 
Meynung: und diefen Künftlern muß man mehr glays 
ben, als bloßen Stubengelehrren. Martini in feinem 
oben citirten Excurs erfläre fich hierüber — 

i 


13 


396 Part. II. Cap. V. 


Die alten Künftler pflegten ihre Steine hoch und 
fhiloförmig zu arbeiten, che fie darein ſchnitten: wo⸗ 
durch fie von dem Zwang frey wurden, den ihnen der 
enge Raum des Steins auflegre. Ferner machten fie ° 
gern Kameen aus mehrfarbigen- Steinen, ja fie harten 
die Gefchicflichfeit, Flecken auf die befte Arc anzumwen- 
den, und die Farben dadurch noch mehr zu veredeln: 
ihre Werfe befamen eine Lebhaftigkeit, die fih der Na- 
fur näherte, fo daß fie dem Dialer feinen Vorzug weis 
felhaft machten. Winkelmann gedenft eines Sardo -⸗ 
nychs, der aus 4 Sagen über einander beftund: auf dies 
ſem war der vierfpannige Wagen der Aurora erhoben 
gefchnitten, und die vier Pferde harten verfchiedene Far 
ben; das oberfte ift fhmwarzbraun, das andere braungelb, 
das dritte ift weiß und das vierte ift aſchgrau. m 


$: 33 


Gewiſſe Leute *) wollen fhon aus dem erften Buch 
Mofis erweifen, daß man in Steine gefihnitten: allein <” 
man wird ea ſchwerlich daraus darthun Fönnen. Dieälts 
ften Ringe waren von einerley Metall fehlecht gearbeiter, 
Aus dem 2.B. Mof. 8. 39. erhellet nur fo viel, daß man 
damals in Onyche Fleine Vertiefungen der Buchitaben 
gegraben habe. Erneſti fagt, die Bearbeitung der 
Senmen, waͤre früher, als des Marmorfteins: allein 
andere Erfindungen koͤnnen eben fo alt ſeyn. [Alt muß 
die Erfindung und der Gebrauch ſeyn. Der aͤlteſte Ges j' 
brauch war zum Siegefringe, womit Briefe, Gefäße 
und a, Sachen geflegele wurden. ine alte Babel fagr, * 
N romerheus habe den erften Ring und zwar einen „eifer- 
nen getragen. Plin. XXX, Sect. 4. Im 37ften B. 
‚aber aleich anfangs vom Urfprutg der Gemmen fchreibe 
er: Fabulae primordium a rupe Caucafea tradunt: Pro- 

methei 


[S. Buͤſching ©. 21 f.] 





De Torewice. | 7997 


methei vinculorum interpretatione fatali: primumque faxi 
huius fragmentum inclufum ferro ac digito circumdatum, 
hoc fuille anulum et hoc gemmam, Der erfte Siegels 
‚ring war des Polycrares Ring von Smaragd mit Gold 
eingefaße Herodot. II. Kap! 39. Pauſan. VHL 14: 
Clemens Alerandr. in Paedag, IL ©. 246. Sylburg. 
Ausg. fhreibe, es fey eine Lyra darauf geftochen gewe— 
fen. Bey zunehmenden Luxus fliegen die Künfte, alſo 
auch die Gewohnheit, Eofibare und Fünftl. geſchnittene 
Ringe vom Edelftein zu tragen; dann dieſe Kunſt und 
Edelfteine zu andern Sachen und zum Schmud zu ges 
brauchen. : Man fehe Goguet Band II. ©. 225 f. 
Bad IV. S. sı ff Mariette J. S. 3 ff. Rirchmann 
de annulis, Sübef 1623. 8. Schleswig 1657. 8. Leiden 
1652. 12. (das ift wegen dem Anhang von Longi, Gor« 
laei und Kommanni Schriften von eben diefer Marerie 
die befte,) Frankf. 1672, 8. Montfaucon Supplem. II. 
©. 172. Fabriz. Bibliogr, antiquar. ©. 853 ff.] 


Sippert dat 3000 Stuͤck Gemmen abgedrusft, und 
bemerfe, daß nur 61 Stuͤcke von der größten Schönheit 
find: die andern find auch gut und geben öfters weit 
über das Mittelmäßige, aber fie fommen jenen wenigen 
doc) nicht bey, — 

Wenn der Stein gefallen ſoll, muß nebſt der guten 
Arbeit auch die Erfindung finnreich feygn. — Die Gries 
chen haben es auch in dieſer Kunſt zur Bollfommenheit 
gebracht, Dedermann, hatte die Erlaubnis in Steinen 
feine Begebenheiten tragen zu dürfen, man trug auch 
die Bildniffe feiner Freunde, z. B. die Schüler Epifurg 
trugen das Bildniß ihres Schrers; ferner Götter und 
andre Sachen mehr. Religion und Aberglauben fowol 
als Pracht » Siebe beförderten den Gebrauch der geſchnitte— 
nen Steine und die Kunft feldften.] Die Römer har- 
ten in diefer Kunft immer nur mistelmäßige Meifter g2« 

gen 


398 | Part, Il: Cap. VW. 


gen die Griechen, ihre beften Arbeiten hatten nichts 
anzichendes und einnehmendes 9%. Sie ftelleen zwar 
auch Görter und Prinzen vor, aber fie yaben blos Min- 7 
zen nachgeahmt, und die Figuren in langen Kleidern ° 
dargeftellt, welches wirklich nicht angenehm ift, noch die 
Kunſt in der ganzen Schönheit und in allen Theilen zei» 
gen Fann, Einzelne Köpfe find erträglih, Von den 
meiſten Kaifern der erſten Jahrhunderte finder man ges 
fehnittene Steine, aber vom Maximinus, Gordianus, 
und Philippus an, finder man Feine mehr. Mach dem 
Kaifer Aommodus wurde die Runft nachläffig gerrieben, 
und näherte fih ganz dem Verfall. _ Doch feheint die 
Kunft im Orient erhalten, und durch da lebende Kuͤnſt⸗ 
ler, die Kenntnis der altın Werfzeuge und Handgriffe 
hatten, fortgepflanze und wieder in die Abendländer ge 
kommen zu ſeyn. 


5. 34 


Das Tragen der Ringe, muß unter den orientali— 
ſchen Voͤlkern fruͤhzeitig gebraͤuchlich geweſen ſeyn, 
aber daraus kann man noch nicht ſchließen, daß ſie ſo— 
gleich geſchnittene Steine gehabt haben *). Anfaͤng⸗ 

lich 


») [An dem, was die roͤmiſchen Kuͤnſtler bearbeiteten, findet 
man etwas arobes und unnatuͤrliches. Die Urfachen davon 
mögen wol geweſen ſeyn, weil in Rom zu viel Luxus und 
Verſchwendung entfiand und keine edle Simplieitaͤt mehr da 
war, als fie mit den griechifchen Runftwerfen bekannt wuts 
den, der Ueberfluß an den herrlichſten griechiichen Werfen, die 
fie aus Griechiſchen Ländern mitnahmen und plünderten, 
munterte feinen edlen freven Mömer auf, zur Pracht oder Re— 
ligionshandlungen Ahnlihe Kunſtſtuͤcke tähfanı zu Machen. 
Etolz, Uebermuth und Bequemlichkeit, auch vielleicht Der 
mußtfeyn, die Griechen in dieſer Kunſt nicht zu erreichen, oder 
zu übertreffen, hielten ffe von folchen Arbeiten ab, fo daf 
fih nur bey ihnen Selaven und der Poͤbel mic dem Graviren 
abgaben. | 

* (©. zum vorigen Paragraphen. 





De Toreutice, 399 


lic, hatte man die Ringe vielleiche blos zum Schmuck ge⸗ 
tragen. Bon den Römern finden wir, daß fie zuerft 
eiferne, fodann eherne, filberne und endlich goldne ge— 
fragen haben: zum verfiegeln aber hatten fie einen von 
Eifen. Sie bedienten fich hierzu einer gewiffen creta, 
die ganz weich gemacht wurde, denn damals wußte man 
von Siegellak noch nichts. — Mach und nach trug 
man goldne Ringe, zuerft ohne, und in der Folge mie 
Edelfteinen. Dergleichen Steine mußren nun, wenn fie 
zu Siegelringen gebraucht werden ſollten, tief geſchnit⸗ 
ten ſeyn. 


Bey den Griechen hießen die Künftler, die in Edels 
feinen arbeiteten Daylioglyphi: die Römer aber haben 
Fein eigenrliches Wort: denn gemmarius ift ein Juwe— 
Tier, und das Wort annularius druͤckt es auch nicht aus. 
Endlich da der Gebraudy der gefchnittenen Steine in 
Ringen allgemein wurde, trug man fie zur Pracht. Die 
Roͤmer verfiegelten mit dergleichen Ringen die Briefe, die 
fie ducch ihre Sklaven beftellen ließen, ferner ihre Teftas 
mente, ihre Keller und few. Im Kriege arte der 
Fommandirende Feldherr einen befondern Sitgelting, den 
er brauchen mufte, wenn Staatsangelegenheiten an die 
Republik, oder an die Offizier zu berichten waren. 


In den Stein Zapis lazuli, oder Armenifhen Stein ° 
fhnitten die Egyptier ihre Gottheit: doch dich giele 
nicht von den alten, fondern von denen, welche unser 

den Nömifchen Kaifern lebten. 


[Die Egypter ſollen alles in Drofil gefchnitten ha⸗ 
ben. In der Folge Famen die fearabaei auf. Man 
formee nämlich die Steine, wie Aöfer - Rüden, und 
nennte fie darnach. Der Käfer war bey den Egyprern 
dag Symbol der Zeugungsfraft und des Murhs. (Man 
vergleiche das Urcheil des Winfelmanns in feiner Ges 

ſchichte 


400 | Part, II. Cap, V. 


ſchichte der Kunſt des Alterthums ©. 39. Dresd. Ausg. 
‚und Buͤſchings ©. 22.) Unter den Prolemäern zu 
Alerandrien bluͤhte diefe Kunft befondere.] 


Auch die Yerbiopier, Derfer und Armenier 
müffen die Kunft Steine zu ſchneiden, verftanden haben, 
weil fie fih gefchnirsener Steine zum Siegeln bedienten, - 


Die Derfer haben Figuren in ihre Ringe und Sie. 
gel argraben, aber. wie Winkelmann ſagt, haͤtten fie eg 
‚nicht weit gebracht. IS. Buͤſching S. 23 ff.] 


Den Etruſcern ift diefe Kunft auch nicht unbes 
Fanne gewefen, allein fie haben einen befondern Ges 
ſchmak an den Käfern, Scarabaeis, gefunden, ihre Figu⸗ 
ren ſehen lang und mager aus, doch iſt ihre Arbeit rein, 


[Sie haften zwar etwas Harfes in ihren Arbeiten, 
Guintil. XI. 10. 7.) und etwas ganz eigenes: es iſt 


- ander doch alles genau ausgearbeirer, und in ihren Figur. 


ven etwas geiftifhes. In den Mufeis Corton. und 
Etrulco ftehen viele Gemmen von den Errusfern. Die 
zwey älteften Errusfifchen Steine find noch in dem Stos 
ſchiſchen Kabinet zu Berlin ı übrig; ſ. Deleript. des Pierres 
gravses par Winkelmann, S. 344. — Gori in Muſeo 
etruſco ©. 431. und Mariette ıftr B. S. 8 ff. haben 
von dem hoͤhern Alterthum der Steinfchneidefunft der 
Heirurier eine größere Idee, als Winkelmann am a. 
Dre. S. Buͤſching ©. 25 ff.] 
Bon den Lpdiern weiß man nichts gewiſſes. 


9.35. - 

Don dem Ringe des Phokus kann man nicht 
mit Gewisheit behaupten, daß er eriftire habe, noch 
viel weniger, daß er gefihnirten gewefen fy. Denn 
man har es nur aus einem Gemählde Polignorus, 
der den Jaſeus mir einem geſchnittenen Stein in 

einem 





De Torsutice, 403 


einem Dinge am Finger vorgeftelt hat, ermweifen 
wollen, daß die Kunft, Steine zu fehneiden fehr 
ale ſey. Alein hieraus kann man noch feinen 
gewiffen Schluß machen, weil der Künftler wider das 
Koftum verfiofen haben fann. Eben fo fann man auch 
nicht von dem Dinge des Polykrates zuverläßig behaups 
ten, daß er gefchnitren gewefen; denn vom Dlinius *) 
wird diefer Stein gemma illibata intactaque genenntz 
folglich koͤnnte er auch nicht gefchnitten geweſen feyn. 
Ungefehr bundere Fahre nach dem Polyfrares hat man 
nach des Dlinius Bericht Lin der angeführeen Stelle,] 
in Smaragd zu graben angefangen. In Cortona fol 
ein Carneol feyn, der den fterbenden Spartaner 
Othryades vorftelle, und wenn er ädhr wäre, im Jahr 
der Welt 3442. **) gefchnitten worden; allein man muß 
daran zweifeln, weil man mehrere dergleichen Steine 
hat, und man alfo nichr wiffen kann, welches der ächte 
damals gefchnittene Stein feyn fol. Ueberhaupt Fönnte 
der Stein wohl erliche hundert Jahre nach der Begebens 
heie erſt geſchnitten feyn. 


$. 36 


In den Tagen Aleranders des Großen wurde 
die Steinfchneiderfunft zur Vollkommenheit gebracht. 
Aelter iſt noch Phrygillus, der Meifter eines gefchnits 
tenen Katneols, worauf KRupido auf der Erde fißt und 
eine Mufchel neben ſich Liegen da. Winkelmann bes 
fohreibe ihn in den Stofchifchen Gemmen, ©. 137. nr, 
731. Diefer Künftler lebte früher, als Pprgoteles, 
Letzterer war der gröfte Meifter feiner Kunft, und nur 
er durfte das Bildnis Alexanders des Großen in Edel 

ſteine 
Mat. Geſch. B. 34. Kap. 1. ober Sect. 4. Vergl. Bl 
ſching ©. 33. 5] 
72) Bey Buͤſching ©: 23. Im Shen der Welt 3244] 


4027 / Part, IE Cap. . 


fteine graben: Kunftverftändige find nicht einftändig, 
ob man wirflih noch Steine von feinen Arbeiten hat. 

Man Fann dies nicht entfcheiden, weil man wohl Steine 
vom Alerander dem Großen har*); allein des Pyrgo— 
teles Dame ftehe nicht darauf, Es ift zwar ein Stein 
irgendwo in einer Sammlung befindlich, worauf des 
Pyrgoteles Name fteht, aber er ſcheint nach Winkel- 
manns Meynung für diefen Künftlern zu ſchlecht gear— 
beitet zu feyn. Stofch har ihn blos aus einem Abdrud 
in Wachs zeichnen und ftechen laffen, in gemmis antiquis 
caelatis tab. 55, 


Michael Angelo Buonarotti befaß einen Kats 
neol *), der nachhero in die Sammlung des Königs 
von Sranfreich gefommen iſt: es ift einer der allerfchöns 
ſten Steine, die man hat, denn die Figuren find außer— 
ordentlich fchön gearbeitee. Von diefem Stein fol Pyr— 
goteles Meifter feynz allein man Fann nicht figer das 
für ſtehen. | 


Dom Softrates finder man viel Steine, die ſchoͤ⸗ 

ne gearbeirer find. Lippert und Winkelmann halten. ” 

. viel Steine für diefes Künftlers Arbeie. IS. von dies © 
fem und den folgenden Buͤſching ©. 35 ff] 


ApoHonides, und Kranius müffen bald nach des 
Polykrates Zeit gelebt haben. Dom erftern hat man 
ein Bruchſtuͤck, das einen liegenden Stier vorftelle. Der 
Baron Stoſch befaß ihn, und verkaufte denfelben für 
1000 Guineen an einen Engländer, Das Bruchſtuͤck 


ſieht 


) IGS. Lipperts Daktyliothek, TH. 2. nr. 215—218.] 
»5) [Welcher unter dem Namen des Cachet de Mich. Angelo, odet 

des Siegelrings des Michel Angelo berühmt iſt. Die Figue 
Beutete man auf eine Weinke e, hernady wol gewiſſer, auf ” 

ein Faß des Bacchus. &. Mariette J Band ©. 313. Mem. 
de P Acad, des Iäfer, tom. I. ©. 370.] 





; De Toreutice; 403 


fieht man in den Gemmen des Baron ven Stoſch und 
des Abe Bracci— 


37. 

Nachdem Rom der Wohnfig der Pracht, und deg 
Meichthumg worden war, Famen viel Künftler, enrwes 
der aus freyem Willen, oder alg Sklaven dahin, und 
arbeiteren daſelbſt. Beſonders zeichnete ſich Diofeori« 
des aus, Er lebte zu den Zeiten des Auguſts und vers 
fertigte ſehr ſchoͤne Arbeiten. Spetonius *) meldet: 
Auguſt habe erſt einen Ring mit einem Sphing, ſodann 
mit dem Bildniß Alexanders des Großen, und endlich mit 
feinem eigenen Bildniß vom Diofforides gearbeiter, getras 
gen. Man hat noch 2 Köpfe des Auguſts von ihm, In der 
Stofchifchen Sammlung waren drey geſchnittene Stei⸗ 
ne von dieſem Künftlet, wie Winkelmann, der dieſe 
Sammlung, die mehrentheils in Gemmen beftund, be— 
ſchrieb, berichtet har. 


Dioſkorides ſchnitt die Edelſteine auf eine 
che Manier ++): 


1) Einige Steine fehnire er ganz ſeicht, aber mit ſehr 
ſchoͤnen und edel gezeichneten Figuren. 


2) Andre ſchnitt er ſeht tief, z. B. einen Perſeus: 
er machte aber einen Fehler wider das Koſtum, 

weil er ihm Halbſtiefeln gab, auch der ſchoͤne Kopf 
des Mäcenas, in einem Amethyſt, in dem Fönigle 
Kabinet zu Paris: und 


3) andere von ihm find mittelmäßig erhoben ausge«. 
führe, wie ETatter in Traite ©; 44 und 45. Bey⸗ 


ſpiele angegeben hat. 
Et: 2 Solon, 


) [In vita Odaw Aug, 50. auch Plin. Hs N. 37, Kap. I 
©ect.4.) - 


*) IS. Buͤſching ©. 38 f.] 


408 Part, Il. Cap. V. 


Solon, ein Zeitgenoffe von ihm, verfertigee einen 
Diomides, und einen Bupido in Sardonich: er at» 
beitere auf eine andere Manier als Diofcorldes. Daer 
den Maecenas *) arbeitete, fegre er feinen Namen 


Solon darauf; das gab Gelegenheit, daß man glaubte, 
es wäre der griechifche Gefeggeber Solon, bis man 


endlich durch Vermuthung darauf Fam, es fen ein Künfk« 
fer gewefen , der fo gebeiffen: [ſ. Graf von Caylus Ab» 
handlungen, B. J. ©. 116.] 


Eutiches, entweder der Sohn oder der Schüler 


des Diofforides, hat die Minerva auf einen hohen und 


fchildförmigen Amerhift gefchnitten , und daben alle drey 
Arten des Erhöbenen,; oder Melief, alto, mezzo und 
baflo rilievo ſchoͤn abwechſelnd angebracht. Der Abdruck 
davon ſteht in Lipperts Daktyliothek, im erſten Tau⸗ 
ſend no. 123. Picard har ihn auch in den Stoſchiſchen 
Gemmen Tab. 34. 


Aganthangelus und Agathapus waren zwey 


Kuͤnſtler in Steinarbeit. Der erſtere fchnire den Kopf 


des Dompejus in Karneol; und der andere eben diefen 
Kopf in einen Beryll: [in Stoſch gemmis cael. tab, 5.] 


Soſius hat das Bildnig des Cajus Caſſius Ses 
eundus, in einen Chalcedonier geſchnitten. [Kipperts 
Dactyliorhef, 2. Ih. nr. 534] 


Aulus hat des Augufts Bopfs, ingleichen eine 
Minerva in Karneol gefchnitten. [Lipperts Daftyl. 
oter Ih. ars 577. ıfler Th, ur. 126 Eine ziemlich ans 
fehnliche Reihe anderer Künftler und ihrer gefchnittenen 
Steine führe Buͤſching S. 4357: an.) x 

on 


*) Der Stein ift in Stöfch gemmis tab. 62. und in Mufeo 
Fler tom. II tab. 10. n. 2 abgebildet Winkelm. zweifelt, 
ob der Stein des Maecenas Kopf vorftelle,] 





De Toreutice. 405 


Bon Sicilianiſchen Künftlern wiffen wir nichts 
gewiffes in diefem Sache, Cicero erwähnt einen Ring, 
welchen ein Bürger Titius befaß; Verres riß ihm aber 
folhen vom Finger, weil ihm das Bildniß gefiel. — 
Aus den fhönen Sicilianifchen Münzen kann man aber 
fhlichen, daß auch gute und vortrefliche Steinſchneider 
in Sicilien werden gewefen feyn. 


9 38 


Dadtyliotheca heiße eigentlich ein Futteral, worein 
man Ringe mit Edelſteinen legt: ‚in der weitern Bedeu⸗ 
tung aber heißt es eine Sammlung von geſchnittenen 
Edelſteinen 


Der Pontiſche Koͤnig Mithridates, ein gelehrter 
Herr, der 22 Sprachen ſoll geſprochen haben, war der erſte, 
der eine Sammlung geſchnittener Steine anlegte. Er 
wurde von den Roͤmern beſiegt und Lukullus und Dom- 
pejus eroberten nebft andern Koftbarfeiten, z. B. den 
vaſis murrhinis, feine Daftyliorhef, und brachten fie ins 
Kapisolium nah Rom. 


Nach ihm legte Markus Skaurus, des befannten 
Eulla Stieffohn, aud) eine Sammlung aı. 


Julius Caͤſar fammlete fechs dergleichen Daftylios 
thefen, die er in dem Tempel der Venus Generrip, ten 
er zuvor erbayer hatte,iaufftellen ließ. Marcellus, Meffe 
des Augufts, ließ feine Sammlung in dem Tempel des 
Apollo Palarinus bringen, 


Wie lange diefe Sammlungen beyfanmen geblie- 
ben? wohin ſie gekommen? und ob noch Gemmen davon 
vorhanden ? kann mie Gewisheit nicht behauptet 
werden. 


Cc3 In 


406 Part, IE Cap. V. 


In dem Mufeo Florentino ftchen gegen 1300, BR 
fagen gegen 3000 Stuͤcke Gemmen. 


Im Mu/eo Mufelliano "Tom. V. ſtehen auch etliche, | 


Im Mufto Odefchalco Tom. II. Gelleotti bat einen 
Rommertar darüber gemacht. Dies iſt die Sammkung 
der Koͤnigin Chriſtina in Schweden, Guſtav Adolphs 
Tochter. Das uͤbrige Kabinet davon befindet ſich in 
Spanien. 

Ferner verdienen bemerfe zu werdens 
Daätylietheca Lannettiana, 


DaFyliotheca Stofchiana, ift die ſtaͤrkſte. Sie ift 
nah Berlin gefommen, und 


Dactyliotheca Smithiana, dieſe hatte ein Engliſcher 
Konſul in Venedig. 


In dem Thefauro Brandenburgico fiehen auch San 3 
men, Disgleihen S 


im Pallaſt Barberini iſt eine Sammlung. 


Serner: 
m Mufeo Farnefiano, dag der König von Sieilien 4 





beſitzt. 
In Wien die Sammlung des —— Reichs⸗ 5. 
hoftarh von Heß. ; 


In Leipzig, auf der Rathsbibliothek. In Din h 
hen in der Hofcapelle. 3 
In Wien, die große Faiferliche ——— 


Auch Dresden ſoll verſchiedene gute Stuͤcke beſi itzen. 


[Buͤſching ©. 108 ff, fuͤhrt mehrere Ber und 
volftändiger an. ] 





$. 39. 


De Toreutice, 407 \ 


$. 39 
Der Stein, wenn er noch nicht gefchnirfen, hat 
allemal einen gewiffen Werth: aber die gut geſchnittene 
Figur erhoͤht den Werth deffelben : denn der befte Stein, - 
wenn er fehleche geſchnitten, verlichrevon feinem Werth. 


Der Künftler fo wohl alg der Gelehrte Finnen aus 
alten gut gefchnirtenen Edelfteinen vielen Vortheil fchös 
pfen. Der Künftler fann dadurch erfinden, und nach— 
ahmen fernen, 3. B. Michel Angelo ftudirte nach. feis 
nem Giegelting, Rafael von Urbino Dingegen nad) 
Münzen, | | 

Auch der Dilettante Fann aus der bloßen Betrach— 
sung gut gefchnittener. Gemmen vielen Nutzen ziehen. 
Denn in den Gemmen iſt vielmehr Mannigfaltigfeir, als 
in. den Münzen, auch die Zeichnungen: find auf Gemmen 
richtiger „- als auf Münzen. Gelehrte Eönnen überhaupe 
in Anfehung der Mythologie und alten Gebräuche ihre 
Kenntniſſe Hierdurd fehr erweitern. Hingegen zu chros 
nologifchen Sachen, und zur Hiftorie find die Münzen 
brauchbarer. [Buͤſching S. 61ff. Lippert in feiner 
Daktyliothek. | 


Blotz, über den Nutzen der geſchnittenen Steine. 


Chriſt in feinem Aufſatz über die Gemmen. Was 
riette in dem oͤfters angeführten Werke. 


Wenn eine Daftyliorhef gut rangire ift, fo har fie 
große Vortheile. Das Stofchifche Rabiner ift in fols 
gende 8 Klaffen abgerheile gewefen 2. 


1) Hieroglyphiſche Figuren der Eayptier und Perfer. 
2) Sortheiten der Griechen, Etruſcer und Koͤmer. 

Cc4 3) hi⸗ 
IS. Buͤſching S. 109. ff] 


408 Part, IL Cap. b. 


3) Hiftorifhe Myrhologie. 


4) Erläutere die alte Sefchichre der Perfer, Griechen 
und Römer, 


5) Bon den Spielen, Feften und Gebräuchen. 
6) Bon Schiffen und Seeweſen der Alten, 
7) Bon den Thieren. 


8) Enthaͤlt Steine mit Figuren und Schrifrzügen, wor⸗ 
aus aber Fein Verftand zu bringen ift. Sie heiffen 
Abraras, und find wahrfcheinlih Arbeiten der 
Gnoftifer und Baſilidianer. Abraxas ift die 
Gottheit der Gnoſtiker, befondergs des Zweigs ders 
felben, der Bafilidiener. Sie ftellten ſich diefelbe 
unter 365. Kräften vor, Diefe Zahl druckt aber 
juft das Wort Abraxas nach der Geltung der Zah. 
len bey den Griechen aus. Andere erflären es auf 
verfchiedene Arten; die verfchiedenen Meynungen 
darüber finder man kurz beyfammen in der deutſchen 
Encyclopaͤdie, Frankfurt am Mayn, I, B. gr. 4 
1778. ©.93. Man fehe auch Fo, Macarii Abra- 
xas &cc, a Jo. Chifleto. Anfwerpen, 1651.4. Pafs 
feri [chrieb einige Abhandlungen de gemmis Bafılis 
dianis; dann von den chriftlichen Steinen und de 
animarum transuectione , welche in dem zten Band 
Gorii thefauri gemmarum aftrifer. befindlich find.] | 





5 40 h 


Man muß Nahakmungen von alten Gemmen wohl 
unterfcheiden fernen: darzu aber gehört ein gutes und ge- 
übres Auge. Die groͤßten Kenner find hinfergangen 
worden; wenigſtens find fie nicht allemal einig, welches 
Driginal und Kopie ſey. Chriſt ſagt: in der Kopie 
würde man immer erwas furchtfames bemerfen. Esger —- 

hört 


‚De Torcutice. 409 


höre hierzu, wenn man richrig ureheilen will, viel Uebung. 
Befonders muß man fic) für Glaspaften büren. Man 
har etliche gefunden, die eine volfommene Aehnlichkeit 
mit den gefchnittenen Gemmen, felbft in Anfehung der 
Sarben gehabt haben. [Oft muß man mehrere Kennzeis 
chen zufammen nehmen, um zu einer ganz critiſchwahren 
oder höchft wahrfcheinlichen Prüfung einer Gemme, ob 
fie aͤcht, oder unächt, ale oder neu fey, gelangen zu koͤn⸗ 
nen, Man muß auf die Befchaffenheie des Steineg, 
auf die darauf befindliche Vorftellung, den Innhalt, und 
die dabey gezeigte Kunft und Manier fehen. Bisweis 
len kann man einem wahren Kenner trauen, Für Haupfe 
Crirerien der Guͤte und des Alterthums werden angeges 
ben; eine freye und edle Zeichnung, der flache Schnitt, 
die Schärfe der Untergrabung, endlich auch die Steine, 
welche faft lauter Eoftbare find. Hiftorifche Gegenftände 
find faft ale von den Neuern von Münzen abcopire 
morden, ar oft haben neuere Künftler ihren Namen 
mit griechifchen Buchitaben darauf gefegt. So finder man 
Arsfovdecs eressı, d. i. Alerander, ferner @. co. d. i. 
Flauius Sie. Man vergleiche auch Büfching ©. 105 ff, 


Einige der vornehmften Gemmen find s) der ſchon 
angeführte Siegelring des Mich. Angelo ; 2) gemma Au- 
guftaea, zu Wien im Kaiferl. Schatz. Es ift ein Ca— 
mee, und fol Diofcorides Werf feyn. Auguftus ſteht 
als ein Jupiter gefleidet darauf, 


Man fehe Gaffend, invita Peirefcii; Alb, Ruben 
de re veftiaria veter. Antwerpen 1614. 4. Lambecii - 
comment, bibl, caefar. Vindobon. zten Zom; Montfau⸗ 
con Antigg. ster Band, tab. 128. Le Roy in dem 
nachhero zu bemerfenden Werk. 


3. Gemma Tiberiana, Achates Tiberianus, La Ca- 

:mee de la Sainte Chapelle de Paris. Deitescius fand die 
Wergötrerung des Augufts darauf: Triſtan mache die 
cs Erflä- 


V Part, II, Cap. V. * 
— 


Erklaͤrung von dem Tiberius; Mariette tom, J. ©, 350. 


ſieht auf dem Stein die kaiſerliche Familie. Man vers 
gleiche Gaflendi vitam Peirefeii III. B. S. 288. Albert 
Ruben de re veltiaria, am Ende und im ııren Band 
‚ Thefayri antigg. Graeujani; Montfaucon Antigg. ster 
Dand. n. 127. Le Roi erkläre es von und nad) der 


Zeit der Abreife des Germanicus nad) Syrien, und fiehe 
darauf die Juliſche —A und den Hof des Tiberius. 


Sein Buch, worinnen er dieſen Stein abbildet, weitlaͤuf— 


tig erklaͤrt, und Peireſcius, Triſtans, Rubens ꝛc. Er⸗ 


zaͤhlungen und Erklaͤrung davon anfuͤhrt, auch am Ende 
gemmam auguſtaeam mit Rubens Nachricht und Erflä- 
rung beyfügt, har die Aufſchrift: Achates Tiberianus, 
fine gemma cacfarea, antiquitate, argumento, arte, hi- 
ftoria, prorlus incompärabilis, et cui parem in orbe terra- 
rum non efl reperire, D. Augufli apotheofin, Inp. Caef, 
Tiberii A \ugullaeque Juliae — ſeriem et Iconas gen- 
tesque bello captas repraelenians , ante annos prope mille 
et feptingentos caelata; quae in facto regis Chriſtianiſſimĩ 
gazophylacio afferuatur, et perfonarum figurarumque, 
Quae in eo Cimelio ———— exſculptae, noua notitia et 
explicatio, notis hiftoricis illuftrata: auctore Facobo Le 
Roy, 1. Bar, S. R, J- Accefl. et aliorum huius gemmae 


interpretum differtatt, nec non alterius gemmae Auguſtacae. 


Amfterdam 1683. Sol. 


4. Achat zu St. Denys. Triftan Hiſt. general, des 
Emper. tom, II. ©. 603. Montfaucon, J. Band. Es 
ift ein Bacchanale darauf. Zwey Achate ſtehen in dem 


ehemal. Kön. Kabinet. Mem, de l’Acad, des Inſcr. I, 


Band ©. 273 ff. u. ſ w.] 


$. 4 
Abraham Borläus, ein Niederfänder, hat zuerft 





geftechene Gemmen ans Licht geſtellt. Unſer Berfaffer — 


ſagt, 


De Toreutice, - 4L1 


ſagt, es wären fchöne Kupferfiguren: allein andere bes 
haupten, und zwar mis Recht, daß fie ſchlecht und elend, 
von einem Menfchen, der der Sache nicht gewachſen ges 
wefen, geftochen worden waͤren. Gronov ließ diefes 
Werk wieder auflegen: es iſt aber auch nicht beffer, qußer 
daß des Marbodeus Gedicht von den Gemmen nicht ans 
gehänger ift, Blotz ſagt, wie kann men von dem Ge» 
ſchmack des Gronovs erwas anders erwarten *)? 


Mach der Zeit haben andere von den, Gemmen ges 
ſchrieben z. 


Zannettur, die Figuren ſind gut — 


Michael Angelo de la Cauſe, Romanum Mufeum, 
[Rom 1690; Fol: 1707. Fol. franzöfifch unter dem Ti⸗ 
‚tel Le grand Cabinet, Amſterd. 1706, Fol, italien. Nom 

700. 4] Bartoli hat die Steine gut und mit Ge 
omas geſtochen. 


In Begeri Theſauro Brandenburgico fi find ım L und 
IM. Bande auch Gemmen; ein gewiffer Schott hat fie 
geſtochen, aber nicht im Geſchmack der Arten, 


Gemmae antiquitus fculptae a Perro Stephanonio By- 
zantino colledtac et declarationibus illüftratae. Rom 1627. 
Fund von deffen Sohn Jac. Stephanon. Padua 1646. 
4. Wieder herausgegeben.] 


Joſeph Dalerian Regnart har fie geftochen, fie 
verrathen aber nicht viel Geſchmack. 


Jacob de Wilde gemmae ſelectae, Amſterdam 1703. 
4. iſt nichts vorzuͤgliches. Adrian Schonebek hat die 
Gemmen 


Buͤſching hat S. 122 ff. nach Mariette die vornehmſten 
Werke, in welchen dergleichen in Kupfer geſtochene Abbildun— 
gen enthalten find, nad) den Ländern geordnet und angeführt: 
Be ih die Lefer verweite. Mean fehe auch oben ©. 
sh 


412 Part, II Cap. P } 


Gemmen gezeichnet und a aber ohne Ga J 
ſchmack. 

Paul Alexander Maffei hat des Galleſtruzzi 
gemmas herausgegeben, aber man vermißt viel Schoͤnes 
im Zeichnen. 

Gorius in Theſauro Paſerii gemmarum iſt auch zu 
bemerken. 


⏑ — 
* > —— EEE 


Stofchii gemmae caelatae, 


Gravelle Recueil des pierres gravees antiques, Paris 
1732, und 1737. im zten B. in 4. 


Winkelmann Defcription des pierres 'gravees de 
Monf, Stolch. 


Dadyliotheca Smithiana. 2 Sol, B. 


Mariette fur les pierres gravées. Er mar felbft 
Künftler und ein Mann von großen Fähigfeiten, und 
in der Zeichnungsfunft wohl erfahren. Anfangs war 
fein Wille nur die Fönigliche franzöfifche Sammlung zu \ 
ediren ; allein da er Benfal fand, ſchrieb er de gemmis 
überhaupt, N 


Ebermayer hat auch eine Daftyliorhef (Nürnberg 
1720— 1722, 3. Bände in Fol.) herausgegeben, Dies 
ſes Werf enehäle meiftentheils neue Gemmen , und ift | 
gar nichr wichtig. 


Richters Daktyliothek ift zerſtreut worden. 


Defcription des principales pierres gravdes du Cabi- 
net de Monfeign. Le Duc D’Orleans befteht aus 2 Bänden 
in ol. Die Erflärung ift von den Aebten le Blond, 
und de la Chou; die fchönen Stiche von St, Yubin. { 


[Noch find beyzufügen; Nowus thefaurus gemmarum 
\ veterum ex infignioribus dadtyliothecis ſelectarum cum 
ex- 





J 
J 





De Toreutice, 413 


' explicationibus, vol. I. tabulas C, continens, Nom 178. 
Sol. Es foll ein zu verfchwenderifchs foftbares Werk 
feyn, und wenig zur genauern Kenntniß der Kunft und 
der Sachen beyrragen. Man fann die gel. Leipziger 
Zeit. vom J. 1782. im zoften Stüc, und die Goͤtting. 
ir Anz. vom J. 1783: im ıısen Stuͤck deswegen nach— 
efen. 


Gemmarum antiquarum deledtus ex praeftantioribus 
defumtus, quae in daclyliothecis ducis Malburienfis con- 
feruantur, vol. I, oder auch mit dem franzöfifchen Tirel. 
Choix des Pierres grevées du Cabinet du Duc de Marlbo- 
rogh. vol, I, $ondon 1784: Der Befiger ließ von dies 
fem prächtigen Werke nur 100 Exempl. abziehen und 
verfchenfee fi. Die Gemmen hat Cypriani gezeichner, 
Bartolozzi aber geflochen: beyde vortreflich. Bryant 
machte eine faßliche und gelchrre Erklärung darnn lat: 
die auch zugleich Eis zoͤſiſch uͤberſetzt iſt. 


Cominentaria de antiquis fcalptoribus ‚ qui fva no- 
mina inciderunt in gemmis et cammeis, cum plurimis mo- 
numentis antiquitatis ineditis, flatuis, anaglyphis, gemmis, 
audtore Dominico Auguflo Brazzi &c, vol, I. auf deffer 
Koften, Florenz 1784. Fol: mit 53 Gemmen, und 27 
andern Kupferrafeln, lareinifch und italienifh. Der 
Commentar iſt gelehrt, und zu meirläuftig und enthält 
darunter viel zu bekanntes. Es ift nicht alles neu darinnen, 
wie der Verf, glaube. Gegen Winkelmann handele 
Bracci bisweilen ewas unbillig. Man fehe die Leipzs 
gel. Zeit. von % 178%. St. 33. Und die Götting, vom 
J. 1786: Blatt 48; 


Auch gehört hieher das vom Wicar gezeichnete 
und vom Mongez erläuterte prächtige Werf, Tableaux, 
Statues, bas reliefs et camées de la Galerie de Florence et 


du palais Pitti, 1, Lieferung. Paris 1789: gr. Fol.) 


§. 42. 


414 “. Parks GV. 


§. 42: 
Will man antike: Genmmen techt verftchen lernen, 
fo muß man | 


1) argumentum gemmarum, den Gegenſtand derfelben, 

- di. was darein gegraben ift, cs mag nun Mythos 
logie, Hifterie, alte Gebräuche und dergleichen 
feyn, unterfuhen. Manche Sachen find leicht zu 
erfläre en; andere aber find manchmal mie Schwie- 
tigfeiten verknüpft, und unbekannte Perfor 
nen, Thaten und dergleichen, da man nicht ent 
ſcheidet. 


2) Muß man das artifeium gemmarum ds i. wie eine 
Gemme erfunden, gezeichnet und ausgeführet if, 
tichrig beurtheilen lernen, 


Wenn man Gemmen felöft in Natur betrachtet) 
kann man e8 bey guter Anweifung, zumal wenn man 
etwas von der Zeichenfunft verfieht, in Furzem weit 
bringen. Dergleichen praftifcher Unterricht ift- der. befte 
und kuͤrzeſte. 


In des Grafen Caplus Recueil des antiquites Ey: 
ptiennes, Etrusques, Greeques et Romaines machen die 
Gemmen das Wenigfte aus. Daraus wird man fo viel 
nicht Iernen, ob Ernejti gleich das Werf empfiehlt. 
[Allein in Gr. Caylus Abhandlungen zur Gefchichte 
und Kunft 1. Band, ©. 108 ff. nad der Meufel, 
Ueberſetzung finder man eine ſchoͤne Abhandlung vor’ den 
gefchnittenen Steinen:] 


Der verfforbene Lippert RN zwey Chifiaden von 
feinen Aböricen, die aus einer weiflen und ſehr harten 
Maffe verfertiget worden, heraus; Chrift machte die Er⸗ 
Flärung darzu, aber er Fam niche allemal mit Lipperten 
überein, Letzterer machte die dritte Chiliade fertig; dar. 
über farb Chriſt, und Hr. Hofrath Heyne, der — 

in 





De Toreutice 415 


in Dresden die Aufſicht über die Bruͤhliſche Bibliothek 
hatte, machte den Kommentar darüber. Endlich machte 
Lippert unter 3000 Gemmen eine Auswahl von 2000 
Stuͤcken und ſchrieb felbft ein deutfhes Werk in zwey 
Quartbaͤnden darzu, dag den Beyfall der Kenner erhielt, 
Der Herzog von Orleans fol bey der Minderjährigfeie 
Zudwig XV. die Kunft Ölagpaften zu verfertigen wieder 
erfunden haben, 


Aus dem Zapide Obfidiano wurden Gemmen ſo kuͤnſt⸗ 
fih und richtig nachgemacht, daß die größten Künftler 
bisweilen hintergangen wurden. 


De lapide Ofidiano hat der Graf Caylus eine 
Piece gefchrieben. Sie ſteht in deffen, von Meuſel 
uͤberſetzten Abhandl. zur Geſchichte und zur Kunſt. Ers 
ſter Band, Altenburg 1768. 4. ©. 14 ff, Am aren 
B. ©. 274 ff iſt eine Abhandlung uͤber zwey Cameen 
befindlich. 


% 43. 


Es laͤßt ſich nicht erweiſen, daß die Phoͤnizier, Afs 
forer, Juden und Griechen Glas gehabt haben. Die 
Nömer befamen noch die Kunft Glas zu maden, zu 
drechfeln und zu fehneiden, ja fie Fonnten es beffer und 
feiner als unfte heutigen Künftler bearbeiten. Ueberhaupe 
Haben die Alten das Glas wie eine Arr Leder behandelt: fie 
konnten Figuren hinein graben und heraus arbeiten, Hierzu 
brauchten fie das Dreh = oder Drechfeleifen *). Plinius 
merkt an, dag Pokale von der Are angenehmer als 

golöne 


*) [Wenn Plig. XXXV. 21. Sect. 66. vom Glas ſagt, aliud 

‚ > 20rn0 teritur, fo meint Heyne in feinen antiquar. Auffägen, 

2ter Ih. S. 144. not. £) daß es vermuthl. auf das Glas⸗ 
fepleifen gehe.) 


416 Part, II. Cap, V. J— 
goldne und ſilberne geweſen wären. Unſer Verfaſſer 
meint, ſie waͤren blos auf Kredenztiſche geſetzt worden: 
allein es iſt wahrſcheinlicher, daß ſie ſich auch derſelben 
werden bedienet haben. 


vitrum figillatum waren kleine Figuren, 1. e. Bas⸗ 
reliefs, die am Glas angebracht worden waren. 


Indeſſen haben die Roͤmer das Glas doch noch nicht | 
zu Fenfterfcheiben, wenigftens äußerft fparfam gebrauchte. 





Cap. 





417 


Fie Plaſtik ift die Kunft, aus weihen Maffen und 

Marerien Figuren zu bilden, z. B. aus Thon, 

- Kreide, und andern Gattungen von Erde; oder wenn 
man Metall flüfjig macht, und ganze Statuen‘ daraus 
gießt. Sie wird für die aͤlteſte untersallen übrigen 
Künften gehalten. Die erften Götter wurden aus Thon 
Hebilder **). Ob man ficy gleich von Anfang an Mo- 
delle gemacht habe, iſt nicht entſchieden. In der Folge, 


*) [Han vernleihe Buͤſchings Geſchichte und Grundfäge ber 
fhonen K. und W. Erſtes Stud. Berlin 1772, 8.9. 139 ff; 
©. 93 ff] 

”) [Plin. 34, 7. 16. Abſchn. Mirum mihi videtur, cum ſta- 
tuarum orige tam vetus in Italia fit, lignea potius, aut 
fäilia deorum fimulacra in- delubris dicata, vsque ad de- 
uictam Afiam vnde Juxuria. Similitudines exprimendi quae 
prima fuerit origo, in ea, quam plaflieen Graeci vocant, 
dici conuenientiüs erits Etenim prior, quam ftatuaria 


fuit.} 
Dd 


— Part. II, Cap. VI. 


da man den Mugen derfelben einfahe, machte man der- 
gleichen. [S. zum 4ten S.] 


Wenn Dafiteles fage *), die Plaftif fey die Mut- 
ger der Bildhauerfunft, fo muß man das fo verſtehen: 
wenn nıan ein volfommenes Kunftwerf machen will, 
muß nian erft Proplasmata, oder Modelle darzu haben. 


Die Plaftif hat gewiß cher vafa und Hausgerärhe, 
als ganze Staruen gemabhr: Viele find der Meynung, 
die Plaftif fey vor der Bildhauerfunft erfunden worden: 
allein fo wahrfcheinlich diefe Meynung auch ift, fo kann 
man fie doch nicht mit Gewisheit behgupten/ weil bisweilen 
das Seichrere auf das Schwere gefolgt iſt. S. Wartini ' 
im 2 ıften Erc., ©. 307 f. und die dafelbft vom Kiem 
aufgeftellten Gründe.] 


Man hat an vielen Orten Statuen aus Thon ges 
funden, 3. B. in Pompeii fand man. 4 Stud. ‚Man 
fehe Winkelmann Gefhichre der Kunft. Wiener Yusga- 
be. * 19. Chriſt's Abh. ©. 187 ffi 


9. 2% 


Thon, Kreide und Gips, waren die — J 
Materien, die gebraucht wurden. Man pflegte die Fi 
guren aus Thon mit einer gewiffen gruͤnen Glaſur zu 
uͤberſtreichen: man hat dergleichen noch in Pompeii ge⸗ 
funden, die fo ſchoͤn ausfehen;» als. wenn ſie erſt aus 
dem Brennofen kaͤmen. Hierauf fieng man an in Wachs 
zu arbeiten. Daraus wurden die zmagines i. d. die Bild⸗ 
niſſe angeſehener Perſonen bey den Roͤmern verfertiget. 
Das Recht dieſelben aufzuſtellen, hieß das jur imaginum. | 

 Bemehr ° 


*) [S. Plin. 9.6, XXXV. 12. Abſchn. 45. und Buͤſching 
am a. D.| 





De Plafic. 419 


Jemehr eine Familie ſolche Imagines aufzuſtelen Harte, 
je angefchener war fie ). 


Endlich goß man aus Metal ganze Figuren: Ly⸗ 
‚fippus brachte dieſe Kunſt zur Vollkommenheit. 


$, 3 ; % ’ 


1 “Piglina follee der Analogia nach Agulina heißen, 
Sie bildere craterer, urnas, amphoras, lampader wi. w. 
Man arbeirere die Gefäße mir Hinfeln und Handhaben, 
‚bog am Rande nur wenig aus, und brachte Figuren 
darauf an. | | | 
Winkelmann führe an, daß diefe Gefäße einen 
ſehr Ihönen Glanz von ſich gegeben und weder von der 
Feuchtigkeit noch von der Hitze gelitten hörten. 


Therikles war zu den Zeiten des Comifers Ariffos 
phanes, ein Töpfer zu Korinth, der eine neue Kagon erfand 
und fie an den Gefäßen auswendig anbrachte. In der 
Folge ahmte man. diefe Methode auch in. Metall nach, 
und nenne dergleichen Gefäße va/a Thericlea *).. >, 

Bi Acer Dd 2 inge- 


2) [on diefen imaginibus und ikrer Beſchaffenheit handele 
umſtaͤndlicher Klotz in der Vorrede zu den von Meuſel übers 
feßten Abhandlungen. des Grafen Caylus, erften Bandes 
‚Ex hält fie nie für Bilder, weiche aus Wachs poffire waren 
fondern für Werke der enkauſtiſchen Mahlerey. ] 
) Vom Therikles find blos irdene Gefäße befmint Plin. N. 
©. XVI. Seit. 56.3. Ichreibt dahero nicht genau, Thericles- 
31/2) calices ex terebintho folitus facere torno, per quem probatur 
materies. Er verfteht alfo Gefäße, welche überhaupt, wegen 
der Aehnlichkeit der Form oder Fazon nah dem Kuͤnſtler Be: 
nannr wurden, von den Werfen des Therikies felbfien Doch 
vom Therifles und feinem Zeitalter und ven dein von ih 
genannten Gefäßen baten ſchon andere umſtaͤndlich gehandelt, 
oder auf andere wieder verwieſen. Bentley in feiner Reiponf. 
ad Boyl, feet, IU. nach Lenneps lat. Heberfegung au feiner 
Auszabe 


420 Part, II. Cap. PT, 
angenium bl die Sasom 


caelatura fann auf doppelte Art gefchehen: entwe⸗ 
der man Hatte Formen, in welche man den weichen 
Thon eindructe; oder man hatte andere Formen, worein 
der Gips gegoffen wurde. Man erhielt auf diefe Weiſe 
halb runde und ganz runde, Figuren. 


Julius Caͤſar führee einen Tempel auf, und ſtell⸗ 
te Amulacra fietilia in denfelben. Er ließ ſich auch einen _ 
Pallaſt bauen, und an demfelben ein fronti/pieium ano 
bringen, welches vorher nur an den Tempeln gewefen. 
Figuren aus Thon wurden an den Häufern, vorzüglich 
aber an. dem frontilpicio der Tempel oder an den Geſim— 
fen des Eingangs zu den Tempeln angebracht, [Lund 
hießen faſtigia templorum fidtilia, ſ. Dlin. 35. Sect,43.] 


eaelum figuli i.e, det Modelftab. 
g 4 


Wegen der fehönen Figuren wurden dergleichen Ges 
fäße cheuer bezahle, Die Alten müffen aus einer feinen 
Erde eben auch ihre Gefäße verfertiger haben, dies bes 
weifen die vafa Samia, ‚und, Thericlea. ‘Bey ung 
übererift das Meisner Porzellain faft alle Gattungen 
des übrigen. Winkelmann hat gewünfcht, daß aus 
diefem Porzellain’ nicht fo viele Spielereyen, fondern | 
große Werfe möchten verfertiget werden; allein eg Foftee 
ſehr viel, große Statuen daraus zu verſertigen. 

‚Die 

Ausgabe det Briefe des Phalaris S. 61—3%3. Larchee 
von den Therikieifchen Gefäßen , in den Memoires de I acad. 
des Infer, 43. Band, Paris 1786. 4: Heyne in antig. Aufs 
fügen, 2ten Th. S. 144: Note J Martini in 2oſten Ex⸗ 
curs zum u = 293: fi.] 





De Plaftice, 423 


Die alten Gefäße find auch gemahle gewefen, aber 
ihre Farben find nicht fehön, denn fie nahmen nur bräuns 
liche, fchwärzliche und weißliche Farben darzu. Man 
nenne dergleichen Gefäße Etruſciſche: allein heut zu Tas - 
ge glaubt man nicht, daß fie mie Recht fo genennet were 
den Fönnen, weil die meiften in und um Bopus herum 
entdeckt worden *). 


Sn der Datifanifchen Bücher s und Antifens 
Sammlung findet man dergleichen Gefäße der Alten. 


An Meapel find einige Sammlungen, ein gewife 
fer Graf Misfkeille veranftaltere fie. Jetzt beſitzt fie 
der Graf Palma. 


Im Haufe Borcinari iſt eine fehr fehenswilrbige 
Sammlung eben dafelbft, fie enthält 70 fehr Lie 
Stuͤcke. 

Zu Neapel hat der Duca Caraffa Noia nebſt Muͤn⸗ 
zen und Innſchriften auch ſolche Gefäße zu ſammlen ange- 
Dd 3 fangen 


*) [Thon oder gebadene Erde war anfangs die Materie, wor⸗ 
aus man bildete (S. Tibull. 1. Eleg. J. ®.30. 31. 32. und 
dafelbft Brouckhuyß. IL 6, 20.) Diefe Figuren, befonders 
den den Landgöttern, (Pirg. Elog, X. 27 Plin. 33. Kap. ‚7° 
Tibull. II. 1, 55 f. und dafelbft Brouckhuyß Anmerk. ©. 
©. 219 f.) mahlte man in den Älteften Zeiten roth: Plinius 
nennt diefes rubrica. Daraus find viele Stellen der Alten 
zu erklären, Befonders gebrauchten die Alten diefe Arbeit von 
gebadener Erde an ven Geſimſen der Tempel, und dieß hieß 
veftigia templorum fittilia, auch neben an die Gebaͤuden mwurs 
den Toldhe 5 Figuren geftelle; dann biegen Diele ante fixa. 
Delonders —— die alten Kuͤnſtler dieſe gebackene 
Erde zu medallliren und abformen, &. Gauricus de fcul- 
ptura, cap. IX. Buͤſchings Gefhichte und Grundläße der 
fh. 8. ıfter Th. &. 185 ff. Ferner gebrauchten die Alten 
folhe Exde zu Fusböden, und man hat Ueberbleibfel, wo die 
Fusboͤden von gefchliffenen Steinen, von gebadener Erde find. 

Sie hatten eine ſehr feine Erde, welche terra fignina hieß, 

sand aus gefloffenen Schnecken mit Kalch vermiſcht gemacht 

murde. S. Columell. 1. 6. VIII. 17. Plin. XV, ı5 ] 


422 Part, DH. Cap. VI. 


fangen. Mach feinem Tode ift die Sammlung an den 
König gefonmen, 


Auch der Englifhe Geſandte Hamilton harre eine 
folhe Sammlung. 


Auf der Inſel Sieilien finder man auch —— 
chen Sammlungen. 


Paſeris pictura in vaſis Etruſcis, hat zweyerley Ge⸗ 
maͤlde: einige ſind ausgemahlt, andere aber nich, Sie 
find nicht allzuſchoͤn. 


9% 


Verſchiedene Bildniffe von Götrern ii Nom waren 
aus Thon. Diburades fol, wie Dlinius *) berichzer, 
dergleichen zuerft [nämlich hey den Griechen] gebilder ha⸗ 
ben. Don der Are war z, B. der Jupiter Bapi 
tolinus. 


Rhoekus und Theodorus ſollen zu ———— zuerſt 
die Plaſtik erfunden haben; Lſippus aber har zuerſt ein 
menſchliches Bild verfertiger: 


— 


Dergleihen Arten von Statuen kamen in der Fol⸗ 
ge nicht gang aus der Mode, Zu des Lukullus Zeiten 
lebte Arceſilas, und verfertigte die größten Werke, 
Julius Caͤſar fol ihn die Denus Benerrir aus Thon 
haben bilden laffen, Diefe Statue war fo fhön, daß 
er fie nicht einmal ganz verfertigen durfte, weil man 
glaubte, fie Fönnre nicht vollfommener werden , als fie 
bereits wäre, Er follte dem Sutullus ein figaum feli- 

citatis 


NIN © XXXV. ı2. Abſchn. 43. verglichen mit Yäydings 
Erflär. ©, 100 ff. am a. Di * 


De  Plaßfice 423 


eitatis verfertigen: allein beyde ftarben darüber, Paſite⸗ 
les war ein andrer Kuͤnſtler diefer Art. Faſt in allen 
berühmten Städten war ein Forum, d.i. ein leerer Play, 

wo öffentliche Angelegenheiten abgerhan wurden? an 
fölchen Orten fand man gemeiniglihd Statuen. 4 


5. 7. 


Markus Torrentius Varro kannte des Poſis 
Geſchicklichkeit in der Plaſtik und macht ihm deswegen 
die groͤßten Lobſpruͤche. Dieſer Kuͤnſtler bildete auch 
ſehr ſchoͤn in Wachs, Beſonders fol er Obſt und Wein« 
trauben fo natürlich gemacht haben, daß ſelbſt Voͤgel 
N geräufch wurden. Plinius XXXV, ı2. Abſchn. 

lobt den Damopbilus und Gorgafıs als große . 

infkler in der Plaftif, Sie follen hauptfächlich den 
Tempel der Eeres in Nom ſehr ſchoͤn ausgeſchmuͤckt 
haben. | 
Chalkoftbenes arbeitete zu Athen. Kegapemos 
bieß der Platz, wo er arbeitere, wie Plinius in der ans‘ 
gef. Stelle berichten Er war wegen feiner Arbeiten 
ſehr berühmt, ' 


5. 8. 


Modelle wurden aus Thon und Gips gemacht: ob 
man aber, wie Erneſti behauptet, dergleichen aus 
Bachs gemacht habe, ift wohl zweifelhaft, weil fie ſich 
nicht lange Fönnen gehalten haben. Bey ven Römern, 
Bat es vielleicht einem jeden freygeſtanden, ſich mahlen, 
oder in Wachs poußiren zu laſſen: aber in’ atrio domus 
die Gemälde aufzuftellen, erlanbee man nur den ınagi- 
ftratibus maioribus. 


Bey Fenerlichfeiten, fonderlich Leichenbeg aͤngniſſen, 
wurden die Bildniſſe der Vorfahren mir in Prozeßion 
getragen. Man machte auch bloße Bruſtbilder, die den 
Dd 4 Kopf, 


44 Part, II. Cap. VI. 


"Kopf, Hals, und Bruft vorftellen: man hängte Tafeln 
an diefelben, worauf die Würden, VBerdienfte und Iha- 
ten der Perfonen, die fie vorftellten, angegeben waren. 
Man har viel Bruftbilder, die aus Erzt find, in Pom— 
peii gefunden, 


Chriſt *) meynfe, bie römifchen Bilder wären in 
Malerey eingebrannt, und niche in Wachs poußirt ges 
weſen; allein dieß ift nicht glaublih. Vielleicht poußir- 
fe man im Anfang in Wachs und in der Folge machte 
man Gemählde. [S. Anm. zum zten $] In den neus 
ern Zeiten Famen die Stammtafeln auf.] 


$ 9 


Don der Kunft weihe Materien zu Ebrärhdten, fen 
man auf das Gießen gefommen, fagt unfer. Auftor, 
Wenn man nad) der Analogie ureheift, fo ift es auch glaub⸗ 
lich, daß man erft weiche Maffen bearbeiret habe: allein _ 
man fann es doch nicht ſchlechterdings behaupten, weil 
Genies öfters was großes und ſchweres erfunden, ‚und 
zur Vollkommenheit gebracht Haben, 


Da man nach Verlauf einiger Zeit einſehen muß⸗ 
te, daß Figuren aus Gips, Wachs, Thon und f. w. 
der Zeritöhrung leicht unterworfen wären; fo fieng man 
an, Metall zu ſchmelzen und Figuren daraus zu ‚gießen. 
Diefe Kunt wurde immer mehr und. mehr ausgebilder 
und zu einen höhern Grad der Vollkommenheit gebracht. 
Eigentlich ift auch Statuaria die Kunſt, Bilder aus Mes 
tal zu gießen, [S. Buͤſching ©. 186 f.] 


H. IO, 


Sm Anfang machre man die Figuren son Holz, und 
überzog fie nur mit Blech von Metallen. $ 
oekus 


*) [im gten Abſchn. S. 302 fund ©; 38] 





- De Plajtice. 425 


Rhoekus und Theodorus von Samus follen dies 
fe Kunft erfunden haben, wie unfer Berfafler, der ſich 
auf den Herodot beruft, ſagt: allein diefe angeführte 
- Stelle beweiſet nichts. Pauſanias reder davon im gten 
und roten Buche, und rühme diefen Künftler. Da aber 
Zerodor und Homer dergleichen Arbeiten yon fruͤhern 
Künftlern ‚berühren: fo ift es wahrfcheinlich, daß Rhoe— 
fus und Iheodorus nur diefe Kunft vergrößert, oder 
unehr vervollfommert haben, [die erften großen Meifter 
im Guß gemwefen find.] Schon vor dem Aomer ver— 
ftanden die Öriechen die Schmelzfunft, und machten 
wenigſtens Basreliefs yon Metall gegoffen. [S. Buͤ⸗ 
ſching am a. D.] | 


Kroͤſus, der legte und reichfte König der Lydier, ließ 
einen Erarer für den Delphiſchen Apol aus Mecall gie— 
fen. Und faft zu cben der Zeit fioßen die Sperraner 
ein Gefäße, mit vielen Thieren gezeichner, verfertigen, 
welches fie dem Kröfug verehrten. Noch mehr: vor 
der Erbauung der Stade Eprene in Afrifa, waren ſchon 
drey gegoffene Statuen von Erzt zu Samos, jede fehs 
Ellen hoch. 


Die Arhenienfer ließen zu den Zeiten des Pift- 
ſtratus dergleichen Staruen von Erzt aufftellen. 


Zu Sparta ftund eine Dallas aus Erzt, welche 
Paufanias alg die ältefte anführe und ruͤhmt. 


Auch die älteften römifchen Seribenten melden, daß 
ſchon Romulus feine Starue, von der Viktoria gekroͤnt, 
auf einer Duadrige aus Erze gegoffen, Habe aufftellen 
laſſen. 


Nachdem die Koͤnige aus Rom waren vertrieben 


worden, wurden dem Horatius Bokles und der Aid. 
lia Statuen aus Erzt geſetzt. 


Dd 5 | Telekles ° 


— 


426 art. Ir. Cap. VI, 


Telekles und Theodorus follen große Künftler ge 
weſen ſeyn, und fich eine Zeitlang in Egypten aufgehals 
fen, nacmals die Statue des Apollo Pprebins zu 
Samos, und zwar jeder eine Hälfte von oben herein 
nach egyptiſcher Are verferrigee haben: allein dieß ift 
nicht wohl glaublich. Wahrfcheinlich hat ein Künftler 
den Dberleib, der andere den Unterleib gegoſſen. ine 
Stelle des Sicilienifchen Diodors, IL 98. har Win- 
kelmann zuerſt gefehen, und verbeffert; und durch eine, 
alte Gemme iſt feine Berbejferung beftäriget morden. 
I[IS. Buͤſching ©, ı102.] 

Ariftokles von Cydonia auf Krera bildete ein 
Gefechte des Herkules mit der Amazone Antiope, wel— 
ches zu Olympia in Griechenland gefunden wurde. 
Diefer Kuͤnſtler muß vor der 29. Olympiade gelebt ha- 
ben. [S. Winkelmann Gef, der Kunſt, ©, 622, 
Wien, Ausg.) h 

Pythagoras aus Reggio wetteiferte mie dem 
Myron, und arbeitere zwifchen der 73 und 77 Olym⸗ 
piade. Er drüdre Haare, Nerven und Adern beffer 
als feine Vorgänger aus, 

Simon von Aegina verfertigte eine Statue zu 
Pferde aus Erzt, die zu Olympia ftund, 

Balamis verferrigte fchöne filberne Irinfgefchiere 
und Pferde. Hiero, König in Syrakus, ſchaͤtzte fei- 
ne beit, und brauchte ihn zu einigen Gefchenfen.; 

Dionpfius von Argos, arbeitere ein IR chöneg 
Pferd aus Erzt fo natürlich, daß demfelben Pferde 
zu wicherten. 

Phidias bildere eine Amasone und eine Mi: 
nerog aus Erzt; die legte erhiele den Beynamen der 


Schönften. 
Alamenes, ein Schüler des Phidias, arbeitete eis 


nen Sieger in 5 Werrftreiten aus Erzt. 


Polykletus 


De Plaſtice. 427 


Polykletus aus Sicion, bildere Figuren aus 
Mel. — Wirren war fein Neberbupler, und 
braͤchte viel Mannig’aleigfeie in die Kunft. Jener 
nahm Delifches, Bee Xeginetifches Erzt zu feinen 
Arbeiten. 


Sfopas aus Paros, arbeitete in Erze und? Mars 
mor. 


Kteſilaus, war ein großer und berühmrer Fuͤnſt— 
ler, umd arbeitete eine eherne Ainasone für den Ephefis 
nifhen Tempel. Lyiippus brachte die Kunft auf den 
hörten Grad der Vollkommenheit. 


6; "78, 


Bon dem Erzt ift fhon oben im Kap. de metallis 
achandele worden. Bisweilen nahm man das Borin— 
tbifche, befonders zu Fleinen Figuren. Bon der Gate 
fung war der Spbing, welden der angeflagte Verres 
feinem Defenfor, dem Hortenſius ſchenkte, um feine 
Sache gut zu vertheidigen. Cicero macht ihm deswe— 
sen Vorwürfe. ©. Duintilians Inſtit. Orat, Libr. VI. 
3. Einige haben behaupten wollen, dieſer Sphinx 
ſey nod) vorhanden; allein dieß ift bloße Einbildung, 
Winkelmann bar in der Gefhichte der Kunft ©. 55. 
einen andern ftechen laffen. 


Nachdem man einige Zeie cherne Statuen verferti⸗ 
get harte, fieng men nunmehro an, fie zu vergolden. 

In Rom machte Lucius Sertinius den Ans 
fang und ließ ſolche auf die neuangelegeen Galerien 
fegen. 

Manius Acilius Blabrio ließ 181 Jahre vor 
Chriſti Geburt, feinem Vater primam ſtatuam auratam 
in aede pietatis aufrichten. Livius XL. 34. 


Man vergoldete insbeſondere die Haare, 
om 


428 Part. II. Cap. VT. 


In dem zemplo Anaitico fiund eine ganz goföne 
Statue, die von den Armeniern heilig verehrt wurde. 
Die Statue des Gorgiss von Leontium war ganz 
von Bold, N 

Ferner ſtund eine goldne Fortune jederzeit in dem 
Pallaſt ‚der regierenden Kaiſer. Wem der flerbende 
Halſer diefe Statue überliefern ließ, der ward Regent. 
[Bon Diefer Gewohnheit handeln Wernsdorf zu der 
vom HR. Harleß herausgegebenen Rede des griechifchen 
Sophiſten Aimerius, Erlangen 1785. 8.) ©. 49 f. und 

J. P. Reinberd in einer befondern Abhandlung de 
figno Fortunae in cubicnlis veterum imperatorum, eiusque 
transmiffione, Erlangen 1746. 4.) 

Baligula ſchickte fein Bild aus Gold nad Jerufas 
(em, damit es daſelbſt aufgeſtellt werden moͤchte. 

Domitian ließ ſich lauter goldne Fiat im Ras 
pitolium fegen, 

Der Raifer Kommodus, Barakalla und Helio⸗ 
gabal ließen fich alles aus Gold verfertigen, 

Dem Auguſt wurden zu Ehren filberne Statuen 
geſetzt, er ließ fie aber einfchmelzen, und dem Apollo 
Palatinus weihen, 

-Diefe Schwelgeren mar aus A in nah Nom 
gekommen, 

Mithridates hatte fich eine golöne Starue 8 cubi- 
tos bog) feren laffen: und Aufullus harte eine andere 
von ihm 6 cubitos’ hoch. 


§. I2, - Y; 
Von der Zubereitung des Mietalle. 
Aufdie Mifhung des Metals mußte man vorzüglich 


Achtung geben. Man Fonnte nicht blos Erzt darzu braus 


“chen, fonft wäre es nicht fließend worden: es — 
alſo 





De Plaflice, | 429 


alfo noch andere Metalle darzu genommen.  Plinius 


meldet, man habe zu roc Pfund Erzt 123 Pfund weife . 


ſes, d. i. feinſtes Zinn genommen, damit das Erzt flie— 
ſend worden waͤre. Zum Bildguß mußte man ein fei— 
nes und gelaͤutertes Zinn nehmen, wenn er gut geras 
then follte. 

Die Alten konnten durch die Iumifgung) gewiſſer 
Metalle verſchiedene Farben zuwege bringen. Bisweilen 
wurden auch Statuen aus bloßem Kupfer gegoſſen. Fer— 
ner mußten ſie auf die Luft und das Waſſer Ruͤckſicht 
nehmen. Faſt an jedem Orte mußte man eine andere 
Miſchung haben, wenn die Arbeit wohl gerathen ſollte. 


An ehernen Statuen, die im Feuer gelegen, findet 
man kleine Blaͤsgen: dies wuͤrde nicht ſeyn, wenn nicht 
Zinn darunter gemiſcht worden, welches von der Hitze 
aufgeloͤſet oder geſchmolzen, aus dem Erzt, oder Bronze 
in Blaͤsgen hervordrang. Winkelmann behauptet, 
man habe die Figuren in zwey Formen gegoſſen, die in 
der Laͤnge waͤren zuſammen geſetzt worden: er ſchließt 
dies aus den vier Pferden, die uͤber dem Portal der St. 
Markuskirche in Venedig ſtehen. Es kann ſeyn, daß 
man bey großen Figuren ſo verfahren habe. Wie man 
beym Guſſe des Koloſſaliſchen Apollo in Rhodus zu Werk 
gegangen ſey, iſt oben gezeigt worden: und dies beweiſet 
die hier vorgetragene Meynung. Ob man aber bey klei— 
nern eben fo verfahren habe, ift nicht wahrſcheinlich. 
[S. Winkelmann Geſch. der Kunſt. ©, 530 ff. Din 
ſching, S. 188 ff] 


13. 


| Man hat das Eifen nicht häufig zu Statuen ge- 
brauche, auch nicht wohl brauchen koͤnnen. [S. Plin. 
VI. 56. Broukhuyß Anm. zum Tibull. L Eleg. ir. ı. 


S. 193 f.] 
Pauſanias 


& 


430 Part. II. Cap. VI. 


Daufanias fagt, die Ormaten häffen den Her⸗ 
kules im Streit mit der Hydra Lernaͤa aus Eifen ver- 
fertiget. 


Man hat gefunden, daß die Kunſt aus Eiſen St 
tuen zu arbeiten, fehr fchwer gewefen. Zu Pergamus | 
foilen fehenswürdige Köpfe eines töwens und eines Ebers 
aus Eifen gefunden worden feyn.. 


Theodorus fol zuerft die Kunft, Eifen zu sifen, 
und darinne zu arbeiten, ‚gefunden haben. 


Wenn die Alten etwas aus Eifen verfertigef hats 
ten, fo beftrichen fie eg mie Eſſig und Alaun, damit 
es das Anſehen bekommen moͤchte, als wenn es aus 
Erzt waͤre. 


Bleyweis, Gips und Pech ——— die alten 
Kuͤnſtler, wenn das Eifen wider den Roſt verwahret 
werden follte; fie nennten es antiparhia,. d.i. ein Ge⸗ 
genmittel. [Ueberhaupe harten fie einen Fünftlihen Fitz 
nis, womit fie auch andere Figuren und Statuen übers 
frichen, um fie vor der Luft zu fichern, lin. XXXIV, 
9. und XXXV, 15. Gect. 51. nennt es bitumen, Die 
ausgegrabenen Statuen haben einen gewiffen Firnig, 
welcher aber von der fcharfen Feuchtigkeit mag hergekom— 
men feyn.) 


544 
Die Leſchiedene Hoͤhe der Figuren, aus — 


Materie ſie auch gebildet ſeyn moͤgen, iſt der erſte Grund 
der Eintheilung *). 


ı) Einige Figuren waren über, Menfchengröße und 
hießen eoloſſi: 


2) Einige waren in der Hoͤhe eines orbenefihen Men 
fhen; und 
3) Einis 


*) [&. Chriſt's Abhandl. ©. 196 ff.] 


De Plaflice, 431 
3) Einige waren niedriger. 


Bon der erften Gattung war der Koloſſus zu Rho— 
dus der Sonne gewidmer: [70 Ellen oder 105 Fuß hoch. 
Die Daumen fonnte man kaum umfpannen. Er fand 
auf 2 Felſen, welche über! 50 Fuß von einander ftunden, 
doch fe Buͤſching ©. 154 f] 
| In Rom und Italien find auch viele Folsfalifche 
Figuren gewefen, die rheils aus Gricchenfand dahin ats 
ſchaft, theils felbft in Italien gearbeitet worden weren, 
[Plin. 34, 7. Abfan. 19. führe viele ſolche Coloſſen, 
darunter auch den Rhodiſchen und die coloſſaliſche Gras 
tue des Nero an: auch im z35ten B. 7 Kup. 33 Abſchn. 
das Gemählöe, welches Nero von fi) in coloffalifcger 
Größe machen (icß.] 

Aus Griechenland waren folgende: 
Ein Apollo im Kapirolium so Ellen hoch. 
Ein Jupiter auf dem Markusfelde. 

Ein Jupiter zu Tarent 40 Ellen hoch. 

Ein Herkules auf dem Kapitolium. Mars coloſ- 
ſeus ſedens vom Scopas in dem Tempel, welchen Ju— 
nius Brutus Gallaicus erbauen ließ. Plin 36, 5. 
Sect. 8.] 

In Italien waren gegoſſen:? 

Der Jupiter Aspitolinus, und des Nero Statue, 
welche eine Höhe von 110 römifchen Fuß hatte. Zeno— 
dorus war Meifter davon, und mufre deswegen nad) 
Rom verfchrieben werden. Mach feinem Tode fehlug 
man der Figur den Kopf ab und feste den Kopf der 
Sonne darauf. 


Zadrian lieg einen Tempel erbauen, und in den» 
felben lauser Eoloffalifche Figuren aufſtellen. 


Nahe 


432 Part. Il. Gap, VI. 


Nahe an.die Foloffalifche Höhe gränzten Figuren von 
6 bis acht Ellen hob. Es waren Starten von. Göte 
tern, Kaiſern und Helden. Sie Fönnten Statuae Au- 
gultae heiffen. 

Wenn um einen Gott oder Helden mehrere Sta: 
fuon flunden, fo wurde die Hauptfigur noch einmal fo 
groß als die übrigen Figuren, wenigfiens allemal grör 
Ber verfertigen. 

Hatten nun Figuren und Statuen die ordeneliche 
Größe eines Menfchen, fo harten: fie entweder nur 
die bloße Größe und Hoͤhe, oder aud) die — 
lichkeit der Geſichtszuͤge uͤberein. 


iroutsenros heißen die erſten Figuren, die — 
Maas haben. 

Die andern Figuren, wo Groͤße und Aehnlich⸗ 
keit beobachtet wurde, hießen Matuae iconicae; i. e. ima- 
gines ita fadtae, vt membrorum fimilitudo, et magni- 
tudo in illis exprefla intelligi poflet, [Plin. 34 9, auch 
fimulacra, 

Kleinere Figuren Karten feinen gewöhnlichen Na⸗ 
men, man nenne fie überhaupt graz, oder gar Acgilla. 
Diele von dirfen.waren aus Korinthiſchem Erzt. Der; 
gleichen Fleinere Figuren‘ nahm man mit auf Reifen. 
Sulla trug für beftändig eine Fortung auf der Bruſt, 
[syortenfins den Sphinx, den er vom Verres befommen, 
f. 11. 4. Plin. 34, 8. Abſchn. 18. nennt noch einige.) 


ex habitu &c. von ber Stellung wird ein anderer 
Grund der Eintheilung hergeleiter 5. B. 


Statuae pedeftr es; Figuren, welche fFehend vorgeftellt 
wurden. Pinius fagt, fie wären nur zu Kom in Yns 
fehen geweſen. 

Statuae equefires, die zu Pferde fisend dargeſtellt 


wurden. Dieſe waren bey den Roͤmern ſehr in Achtung, 
und 





De Plafice, 433 


und nur fapfere Ihaten wurden damit belohnt. Der 
Kloelia wurde eine ſolche Statue gefegt. 


Andre Staruen waren z. B. ; > 


togatae: Römifche Staruen, mit der Toga be 
Fleider. 

palliatae: die dag griechiſche Dallium trugen. — 
Es find noch mehrere folche Benennungen, von denen 
Chriſt ©. 201 ff, die meiſten angegeben, 3. B. curules, bi- 
gatae, quadrigatae, paludatae, velatae, militares, confulares 
&c. Dann nad) ihren Borftellungen und Stellungen, Ca- 
nephorae, Doryphori, Pancratiaftae, Pacificatores, (Wels 
he die Hand aufheben und gleihfam Friede gebierhen 
und f. m. 

Symplegma ift eine Zufammenftelung mehrerer Fi⸗ 
guten, die ein Ganzes ausmachen, und ordentlich mit 
einander kaͤmpfen; oder auch als Gruppe vorgeſtellt 
find. Plin. 34, 6. 

Signum Pantheum, fo aus mehrern Göttern zufam- 
mengefeßt, oder wo einer Starue mehrere Areribure einer 
Gottheit zufammen gegeben wurden 


[Hicher gehören auch ftatuae Achilleae, oder nadens 
de Figuren mit einer Sanze in der Hand. Die Gricchen 
ftellren die Staruen oder Figuren meiftenthels nadınd 
vor, die Mömer befleider. S. Plin. 34. Sect. 10 
Boͤrner de ſtatuis Achill, $eipj. 1759 4- 

Cornelis, die Mutter der Grackher, war in Nom 
die erfte Fratiensperfon, welche in einer Statue aufs 
geſtellt wurde. = 
‚Die fehönften unter denen, welche Menſchen vorſtell⸗ 
‚fen, waren die virgines veftales, (z. E. in Herculaniſchen 
Alrerehümern. ©. Eramers Nachrichten zur Geſchich— 
te der Herfulanifihen Entdeckungen, Halle 1773. % 


©. 87.) Hernach wurden die Kalferinnen im Anzug 
Ee uw 





434 Part, I. Cap. VII. 


und Anſi cht als Goͤttinnen vorgeſtellt. Deswegen hat 


man viele Statuen nicht recht erklaͤren koͤnnen. 


Es giebt ſtehende und ſitzende Figuren, wo die Hand 
oder der Arm auf dem Kopf liege. Winkelmann in 


Anmerk. über die Geſchichte der Kunſt ꝛc. ©. 100, fagt, 
es follte die Ruhe ausdrücken, zu welcher das vorzuftels 
lende Wefen gelanar if. — Drdentlich finder man die 
Staruen ohne Augen. Sie harten entweder nur eine 
Höhlung gemacht, (doch höhleren die egyprifchen Künftler 
Die Augen zuweilen aug , um einen Augapfel von befon« 
derer Materie hineinzuiegen, Silber, Cdelgefteine ıc.) 


oder gar fein. ©. Spohn Mifc. var, erudit, VI ©, 


22 ff. befonders Winkelmann Geſchichte der Kunft. 


©. 536 ff. Man hat Statuen fogar Gefchmeide und | 


Dhrengehänge angehängt. Macrob. Saturn. III, 17.] 


aaa Ei 


So einfach die erften F Siguren ang Holz oder Thon waren, | 
eben fo einfach waren fie auch in Erzt. Stufenweife flieg 


die Kunft zur Vollkommenheit. Wiele Kuͤnſtler, die in 


andern Maffen zu arbeiten, ſattſam erfahren waren, zeig⸗ 
ten fich auch zugleich ols große Meifter in diefer Kunft, 7 


z. B. Lyſippus hat viele Statuen in Erzt gegoffen, aber 
auch, wie Phidias, in Marmor und f. f. gearbeitet. zu 


vielen machte jener nur die Formen, wobey ihm 
feine Gehuͤlfen oder Schüler helfen mußten. Une“ 


ter feine größten Werke wird der koloſſaliſche 
Jupiter su Tarent, und des Aleranders Staruen, 
von feiner Kindheie bis in fein männliches Alter, ges 


zähle. Die Haare fonnte er fehöng ausdrüden, die Koͤ— 


pfe veränderte cr und machte auch den Leib gelchlanfer, 
als feine Vorfahren. Er gab feinen Figuren das Runde 


und Schöne, und fuchte in den Eleinften Nebendingen 


feine Gedanfen anzubringen. , 


— 





* 


en DE — 





—2 


Euthy⸗ 


De Plafice, 435 


Euthykrates war einer feiner Söhne und Nach 
ahmer. Wahrheit und Strenge ahmte er auch genau 
nah; aber das Elegante und Sierliche fehlte feiner Ars 
beit. Vergleiche Buͤſching S. 140.] 


Hierauf verfiel die Kunſt, und nur hin und wieder 
fanden ſich einige Kuͤnſtler, die blos Bruſtbilder ver— 
fertigten. 

Aus Ambracia, der Reſidenz des Koͤnigs Pyrr⸗ 
hus, hatten die ſiegenden Roͤmer alle ſigna aenea et 
marmorea wegführen laffen. Die Einwohner ftellten des⸗ 
wegen bey dem römifchen Senat eine Klage wider jie an, 
Livius 38. Kap. 9. Aus Xetolien, Macedonien, Si: 
cilien und Korinth wurden viel Statuen nad) Kom 
und Italien gebracht. [Büfching ©. 194 ff. Win- 
kelmann Gefchichte ꝛc. ©. 747. 749: f. 813.) 

Einige Kaifer, Zadrianus und Markus Aure- 
lins, legten fih auf die Kunft. Ja Hadrian wollte 
Meifter feyn, und ließ einen Baumeifter, der feine 
Arbeit tadelte, umbringen. Zu Rom finder man noch 
eine fehöne Statue im Bronze: es ift ein junger Hirt 
figend vorgeftcht, der fich einen Dorn aus dem Fuße 
ziehe. Iſ. Winkelmann Geſchichte der Kunft, ©. 
830— 856. Graf Taplus Abhandlungen ıc 1. 3 
©. 86 ff. Buͤſching ©. 197 ff.] 

Zu Dortiei ift ein figender Merkur von na» 
türliher Größe mit einem Riemenheft, in Geftale ei» 
ner Roſe unter dem Fuß gebunden. 

Ferner ein junger und fchlafender Satyr; des 
gleichen 6 weibliche Siguren, und noch ein vermein, 
ter Alerander zu Pferde. 


$ 16 


Im Anfange wurden die Figuren aus Erzt ſtuͤck— 
Pal gegoflen, und —— zuſammen ale und mit 
N 


s 


436 Part, II, Cap. PT. 


Mägeln befeftiger. - Diefe leichte Manier Statuen zu 
gießen, blieb auch in der Folge üblich, wie die ſechs 
weiblichen Figuren zu Portici beweifen. Auch der 
Mantel an gewilfen Figuren ift ftiefweife gegoffen. Dur 
diefen Weg verficherten ſich die Künftler für Fehlgießen, 
wie Winkelmann, Geſchichte ©. 530 ff. faatz und 
dennoch bemerfe man nacacholfene Ausiüllungen, 
mie man an den vier Pferden in Venedig Deutlich 
ſieht. Kr 

Montfaucon ift übel berichter gemefen, wenn et 
in dem Diario Ita. ©. 169. ſagt: die Sfarue des 
Markus Aurelius ſey nicht gegoffen, fondern durch 
den Hammer gerrieden worden. Winkelmann hat 
ihn hinlänglich widerlegr. 

Das !örhen an den Figuren der Alten ficht man 
an den Haaren, und 'frey hängenden Locken. Ein 
weiblihes Bruftbild im Herkulaniſchen Muſeum p. 
‚239. dient zum Beweis: man finder an demfelben 
von der Stirne bis an die Ohren so Locken. Ferner 
ein männlicher Kopf mir 62 $oden p. 202. Diejenie 
gen Socken, welche auf die Stirn heraßhängen, haben 
fünf, und die im Nacken 12 Wendungen. Desglei— 
chen der Kopf des Pluto p. 102, - Hier verdiene 
Winkelmann ©. 531 f, nothgelefen zu werden. 


%. 17. 


Viele Statuen von Erzt wurden vergofder, wie 
die Statue des Markus Aurelius zu Pferde noch 
bezeuget. Auch ein Herkules und cine Denus im 
BKapitolium, und vier Pferde in Benedig find eben⸗ 
falls noch Zeugen. In den Trümmern zu Derfepolis 
hat ſich die Vergoldung ſchoͤn erhalten. Plin. 34, 4. 
Set. 9. Gr. Caylus Abh. zier Th. ©. 166. Win 
kelmann Geſchichte, ©. 534 ff.) 


Diejes 





De Plaflice, | 437 


Diejenige Art: zu vergolden, welche Amalgama 
heiße, war den Alten unbekannt. Sie vergoldeten nur 
mir ftarfen Goldpiäirgen, die nach Schwerdfegerart aufe 
getragen wurden. Große Kenner hatten fihen ehemals 
feinen Geſchmack am Vergolden, weil dadurch gleihfam 
die Kunſt verſteckt wurde, 


Außer dem Merall pflegre man auch Statuen aus 
Marmor, und andere Sachen zu vergolden. Wenn man 
Marmor vergoldere, gefchah vs mir Eyweis, heut zu 
Zage aber mir Anobloch: Winkelmann fagt, mit der 
Miich der Feigen. 

Die natürliche grüne Bekleidung des Erzfes übers 
traf die Goldfarbe. Je aͤlter die Werfe wmurden, deſto 
ſchoͤner fielen ſie ins Auge, und deſto hoͤher wurden ſie 
geſchaͤtzt. Von der Art iſt das Diadem des Apollo in 
der Villa Albani. Man nennte dieſe Farbe beym Erzt 
aerugo; Horaz ſagt nobilis aerugo. 


Das Korinthiſche Erzt nahm eine Art von hellgrů⸗ 
ner Farbe an. Bisweilen finder man die Naͤgel von Sil⸗ 
ber. Pauſanias erwaͤhnt dergleichen Statuen. 


Herodes Attikus ließ vier vergoldete Pferde in 
Korinth ſetzen, deren Hufe aus Elfenbein waren: ein 
fonderbares Benfpiel, 


%" 1% 


Mas ift die Urfache, daß fo viele Statuen verlohs 
ten gegangen ? Oftmals zerftöhrren felbft die Einwohner 
Der Städre Statuen, 3. B. die Achenienfer zernichteren 
alle Statuen des Diff kratus, der römifche Rath ließ 
die Bildſaͤulen des ero, Aommodis, und a. ums 
reiffen. Andere verderbren dadurch Sraruen, daß fie ihr 
Bildniß darauf anbringen liegen, wie Rarakalle. In 
— und bey Belagerungen vertheidigte man 

Ce 3 ſich 


438 Part, Il. Cap. 


ſich mie Statuen? z. B. in Byzanz vom Seprimins Ses 
verus, und in Nom von Gothen oder andern belagert. 
Sr der Folge, da die ungluͤckliche Bilderſtuͤrmerey vor: 
gieng, giengen viele Stuͤcken verlohren. Die chernen 
wurden eingefchmelzt, und man verfertigte daraus brauch“ 
bare Gefäße: öfters brauchte man fie auch zu Glocken. 
Der griechifche Kaifer Ronſtantinus führte im Fahr 
663. faft ale Staruen aus Nom nad) Syrafus. Hier 
waren fie eine Eurze Zeit, und dann wurden fie eine Beus 
te der Araber, welche fie nach Alexandrien brachten. 
Die Kunftfenner wollen der Statue des Markus Aure- 
lius nicht den Vorzug vor andern gönnen, z. B. Salko> 
net, in einer befondern Abhandlung. [S. Winkelmann 
Geſchichte ©. 867 bis zum Ende des Werks. Buͤſching 
©. 201 f. Jeune zu Chriſts Abhandl. ©. 193 f.] 


cf. Monumenta Matthaeiana. [Bon Rodolph 
Venuti und I. Ebr. Amsduszi erklärt, III. Fol. B. 
Nom 1770— 1779.) 


Muſeum Mufellianum, 

Mufeum. Capitolinum *), 

Mufeum Florentinum, 11 B. in $ol. 

Dresdner Sammlung und andere Werfe mehr ıc. 


[Il Mufeo Pio- Clementino, defcritto da Giambattiſta 
Vifconti, Prefetto dell’ Antichita di Roma. tom. I— VI. 


Kom. 1782— 1792. Fol. Von diefem prächtigen Were 


fe findet man in den Öötting. und Leipz. gel. Zeitungen 
von 1784 und folgenden Fahren gute Anzeigen. 


Monu- 


*) [Die drey erfien Bande von Joh. Bottari erichlenen zu 
Nom 1747. 1750 und 1755. Hol. Der vierte und lekte, 
welcher Marmora, anaglypha, etc. enthält, bearbeitet vom Canon. 
Nie. Soggini, 1783. Man vergleiche die Recenſion davon 
in den Gorting. gelehrten Anzeig- SI Min ©t. 179: © 
1785 f.J 





De Plaflice, 439 


„Monumenti antichi inediti, ovvero Notizie fulle An- 
tichita e beile Arti di Roma, (vom Abb, Guattani) Kom 
1784— 1785. 4 

Mehrere andere finder man in dem Zeunifchen Vere 
zeichnis zum zeen Abfchnirt der Abhandl. von Chriſt. 

Minkelmann in feiner Gefchichte der Kun ©. 
538— 547. giebr eine genaue Anzeige der beften Figuren 
und Staruen von Erzt: Buͤſching ©. 204 ff. führe die 
vornehmften Sammlungen alter Statuͤen kurz an. — 
Alte und neue zu Nom vorhandene Kunftiverfe berrachter 
te dafeldft mit dem Auge eines Kenners und befchrieb fie 
mit Einficht und Geſchmack Friede. Wilhelm Baſilius 
von Ramdohr in feinem. aus drey Theilen beftehenden 
Werke: Ueber Mahlerey und Bildhauerarbeit in Nom, 
für Liebhaber des Schönen in der Kunft. Leipz. 1787. 8. — 
Nuͤtzlich hierzu find auch D. J. J. Volkmanns hiſtoriſch 
kritiſche Nachrichten von Italien. II. TH, Leipz. 1770. 8. 
Reiſebeſchreibungen nicht zu erwaͤhnen.] 


Ee 4 Cap, 


440 Part, II, Cap, VII, 





pP ictura imbuxo, feu linearss ift, was wir heut zu Tage 
eine wohl fihrajirse Zeichuung nennen, Auch die feientia 
graphidos 


"Außer Winkelmann in feiner Gefchichte der Kunſt, Chriſt's 
RANG ngen im Sten Abfchnitt, Keffing im Laofoon, Mar⸗ 
tini im 2:ften Excurs zum Erneſti &. 375. und außer dem 
am Ende, des vor. Kap. angeführten von Ramdohr Eünnen 
bier noch einige bemerkt werden, Fo. Sehejj rı Graphice, 
i..”. de arte pingendi liber fingularis. Nürnberg. 1669. 8. — 
Riem über die Mahlerey der Alten, ein Beytrag zur Ge: 
ſchichte der Kuuft, Berlin. 1787. 4. (vergl. ‚Anhang zum 

- 86 Band der allgemeinen deutſchen Bibliothef, 4te 
Abthetlung & 1915 f. Einige Behauptungen deffelben 
führe Martini im gemeldeten Excurs an.) 

Della pıitura antica, di s. Bellori, Venedig 1697. 2. 

A Treatife on ancient Painting, by George Turnbull, 
Londen 1770 Fol. Es foll aber grötentheils ohne Sefhmad 
geichrieben feyn ] 

Storia della Pittura et la (della) feultura dai tempi an- 
tichi tom. I. und mit dem englifchen Titel, denn es ift engliſch 
und italienisch gejchrieben,) The Hiſtory Er Painting and fcul- 

ptures 





De Piäura, 441 


graphidos ift eben dieſelbe, nicht aber Mahlerey mir Far- 
ben. Die Bildnerey als blos ungefünftelte Nachahmung, 
und in fo ferne fie ohne Modelle gebilder wurde, ift äl« 
ter als Zeichnungsfunft und Mablerey. Dies beiveiße 
Dimine, Winkelmann, Chrift und Goquet. Allein 
. die Bildnerey konnte ſich nicht erheben und vellfommen 
werden, bis die Zeichnungsfunft darzu fam, denn wurde 
fie ſehr fhön. — Saurus, ein Samier, umzeichnete 
den Schatten eines Pferdes, wie Arbenagoras in lega- 
tione chriſt. ©, 130. Rechenb. Ausgabe berichter; und 
er fol dadurch der Erfinder dev Zeichnungskunſt wor 

den ſeyn. 
Ex vinbra hominis linea eircumduda ſoll die Zeich- 
nungsfunft —— entſtanden feyn. Allein dieß kann 
Ee 5 man 


ptures Cälcutta In Bengalen, 1788. 4. der Verf. iſt Thom. 
Zickey. N Goͤttingiſche gel. Zeit. 1792. Stuͤck 144. S. 
1432 ff 

ob. Paul Reinbards Einfeitung zu einer allgemeinen 
Geſchichte der Gelehrſamkeit, ıfter Band. Erlangen 1779. 4. 
S. 178 fi. 

Jo Jae Rambachs Geſchichte der Mahlerey unter den 
Griechen, in deſſelben Verſuche einer pragmatiſchen Litterair— 
hiſtoite. Halle 1770. gt. 8. ©: 60 98. 

Sa den von Meufel überferten Abhandlungen des Gras 
fen Eaylus fichen verschiedene hieher gehörige Abhandlungen, 
und Klotz in der Vorrede zum 2ten Band beinat einige 
Gründe gegen verſchiedene Beſchreibungen des Philoftiras - 
tus vor. 

Hagedorn) Betrahtungen über die Mahleren 2. Th. 
geipzig. 1762. 8. Auch gehören bieber das prächtige Werk - 
der Herculaniſchen Gemählde, Winfelmanns Sendſchreiben 
von den Herkulaniſchen Entdeckungen. Dresden 1762. 4 
Deijelben Nachrichten von den neueſten Hereulaniſchen Ents 
defungen, ebendaſ 1764. 4. Zeinr Matth. Aug. Cra⸗ 
mers Nachtichten zur Geſchichte der Hercul. Entdeckungen, 
Halle 1773. at. 8. beſonders 79 ff. 

Dan. Mebbs Unteriuhbung des Schönen in der Mahles 
ren, und der DBerdienfte der beruͤhmteſten alten und neuern 
Mipler, aus dem Engliſchen ꝛc. Zürd. 1766. 8.] 


442 Part, II, Cap. PL, 


man feine Runftmahlerey nennen : denn fo bald man ſchoͤn 
matylen wollte, mußte man, richtige Umtiffe maden 
Fönnen. 


Die Egyptier ffritten mit den Griechen um den 
Vorzug der frühern Erfindung der Mahlerey *). Pli— 
nius H.N. 35. Kap. 3. fagt von ihnen: fie hätten vors 
gegeben, die Mahleren wäre 6000 Jahr vorher von ihs 
nen erfunden worden. Er meint, daß diefes lächerlich 


fey: vielleicht aber find da nicht Sonnen, fondern Mons . 


denjahre darunter zu verfiehen. Diele geben den Gyges, 
einen !ydier, als Erfinder der Mahlerey in Egypten an: 
allein dies ſcheint niche richtig zu feyn. — In Gries 
chenland ſtritten Sicyon und Korinth um die Erfins 
dung der Mahlerey. Beyde harten große Künffler, 


Winkelmann fagt, in der Gefhichte der Kunft ©. 
5. der Wirner Ausgabe: es fheine, daß die Kunſt un- 
ter allen Voͤlkern auf eine rohe Are entfprungen ſey. Und 
diefe Meynung ift auch fehr wahrſcheinlich. 


22 


Man berufe fih auf eine Stelle beym Propheten 
Ezech. XXIII. 14. und will diefelbe von der den Juden 
ſchon bekannten Mahlerey erklären; allein dieß ſcheint 
eben fo wenig Grund zu haben, wie beym Homer, wo 
öfters des Beftreicheng gedacht wird, z. B. daß man 
Schiffe roth angefirihen, welches man doch Feine Mah— 
lerey nennen kann. Ferner führe man auch den Schild 
des Achilles, beym Homer und das feutum des Herfus 
les beym Heſiodus an: allein dieß war Feine eigenrliche 

Mahles 


*) [Andere leiten die Erfindung der Mahlerey von den India—⸗ 
nern ab, als den erften gebildetften und weijeften im Altero 
thum, und den Stammvätern der Aethiopier; dahero die 
Egypter entiproffen feyn. S. Riem im angeführten Buch, 
and wegen den Egyptiern Rambach ©. 67 fi-J 


——— 


— — — 


De Pictura. 443 


Mahlerey, fondern nur erhobene Arbeit, und erweißt 
folglich ganz und gar nichts. 


§. 3 


Nach der Analogie zu ſchließen, iſt die Mahlerey 
im Anfange roh geweſen, wie Aelian melder: auch Pli⸗ 
nius und andere beſtaͤtigen dieſes Urtheil. Jener mels 
det, man härte immer darzugefchrieben, dieß bedeutet 
einen Ochfen, ein Pferd, einen Baum u. f. w. 


Apelles, einer der größten Künftler, lebte zu den 
Zeiten Aleranders des Großen: damals war die Kunft 
zur größten Vollkommenheit gebracht worden, 


Bornelius YTepos führe in der Biographie des - 
Miltiades ein großes Gemählde, nehmlih das Mara⸗ 
thoniſche Treffen an, das nebft andern Gemählten, 
in dem Saale Poecile, d. i. der größten Gallerie, zu Achen 
aufgeftellee wurde, und wovon des Phidias Bruder, 
Panaͤnus, Meifter war, Über dick Gemählde wurde 
erft nadı des Miltiades Zeit gemahle, wie Plinius 
Libr, XXXV. meldet. Unſer Verfaſſer fchliege hieraus, 
man habe damals fihon gute Portraits mahlen Fönnen: 
allein die Größe unterfchied vieleicht den General von 
den andern, ohne auf feine Gefichtsminen Ruͤckſicht zu 
nehmen: und der Künftler diefes Gemähldes bar lange 
nach dem Treffen gelebe, wo vielleicht Fein wahres Pors 
trait des Miltiades vorhanden war. 


$. 4 


Die Erfindung der Mahlerey ift durch den gewor⸗ 
| fenen Schatten der Dinge enrftanden. Man pflegte 
in dem Sand und an der Wand manches auszudrücken, 
bis man nach) und nach auf die pidturam linearem fam, 
wo man nemlich mie der Reißfeder zeichnere ; — 

Gemaͤh ⸗ 


444 Part. I. ._Cap. VI. 


Gemaͤhlde hießen monogrammata, bloße Entwürfe, bloße 
Zeichnungen, bey denen man nur die fimplen Züge fahe, 
ohne eine Farbe zugebrauhen. Dieſe picturam linearem 
fol Philokles, ein Egyptier, erfunden haben. 


5 


Die Maͤhlerey war im Anfange fehr einfoͤrmig 


und einfarbig, d. i. die Figuren wurden durch tinien 
entworfen, worzu man fich nur einer Sarbe bediente, 
befonderg der rothen; dieß hies monochroma. Manch» 
mal machte man auch einen dunfeln Grund, und mahlee 
weiß, wie z. B. Teuris that. [Dlin. 35. Kap. 9. fagt 
vom Zeuris: pinxit et monochromata ex albo. »Diefe 
müffen natürlich viel volfommener gewefen fenn, als 
jene, welche in den älteflen Zeiten gewöhnlich waren: 
fie Haren mehr Helldunfeles, mehrere Abwechslung des 
Lichts und Schattens, mehrere Brechung der Stralen.] 


Man bat noch Stücke, die mir einer Farbe gemahlt 
find, 3. B. die Zeichnungen auf weiffen Marmortafeln 
mir Zinnoberfarbe aufgerragen, im Herkulan. Diefe 
Gemählde haben großen Schaden gelitten. Man fehe 
z. DB. die erften vier Gemählde, in dem fo genannten Pit- 
ture di Ercolano, [&. Cramers Nachrichten ©.79 f.] 


Manchmal nahmen fie auch Ziegefmehl. Ein ges 
wiffer Rleophantus von Korinth erfand ohngefehr 840 
Sabre vor Chriſti Geburt die Kunft mit rordem Zie- 
gelmehl zu mahlen. |Er-bediente ſich einer Erde, wel 
che aus zerftoffmen und Flein ‚geriebenen Scherben von 
irrdenen Gefäffen gemacht wurde. Plin. 35. Kap. 3. 
Rambach ©. 71. welcher noch einige der älteften Mo- 
nochromenmahler anführe, und aus dem Plin. 35. 8.8. 
bemerkt, daß Bularchus, ein Mahler und Zeitgenoffe 
des Lydiſchen Königs, Candaules, Cobngefehr 730 Jah⸗ 
ve vor Chriſti Geburt,) zuerft den Gebrauch vieler dar 

ru. Do 








De Pictura. | 445 


ben in einem Gemählde, freylich noch fehr mangelhaft 
eingeführe habe. S. auch unten den ıgten $. Bon der 
Erfindung der Monochromaren, dann der vier Farben 
ift überhaupt beym Diin. N. ©, 35. in den erften Kap. 
die Hauprftelle, und Eaplus in feinen Anm. darüber im 
zren DB. feiner überfesten Abhandlungen S. 14 ff. giebt 
einen vortrefl. Commentar. über die Worte des Pling 
und über die Sache felbft.] 


Man nahm ferner auch) zu dergleichen Gemählden 
Zinnober, oder Ephefinifchen Mennich; aber diefe Gat- 
fung von Farbe Eoftere viel. 


Bisweilen brauchte man auch Roͤthelſtein; oder 
eine andere rörhlichte Erde. Dieß gefihah auch bey den 
Chaldäern. 


An Meapel find noch einige folche‘ einfarbige 
Strüce vorhanden, wie Winkelmann in der Gefchichte, 
der Kunft [S. 567. befonders sg 2 ff. wo er von den ver« 
fehiedenen Monochromaten handelt,] bezeugt, und die 
genannten Gemaͤhlde beftätigen. 


In der Folge, da man einfahe, daß die verfchiedes 
nen Charaftere und eidenfchaften mir einer Farbe nicht 
gehörig ausgedruckt werden fönnten, fieng man an, mit 
vier Hauptfarben zu mahlen. [Dlin. 35. Kap. 7.] 

Diefe Farben waren: 

1) atramentum, nicht, was wir heut zu Tage Din 


te nennen, aber doch fehwars. Vermuthlich ee 
ne Art von Kuͤhnrus. 


2) Sinopis Pontica, eine rothe Sarbe von Natur, 
oder Roͤthelſtein. Diefe Farbe Harte ihren Namen 
von der Landſchaft. Sie war niche fo brennend 
vorh, mie Zinnober und Mennid) 


3) mek- 


446 Part. I. Cap. VII, 


3) melinum, eine weiffe Sarbe, hatfe von einer Inſel 
im Archipelagus, wo diefe creta gegraben wurde, 
ihre Benennung. 


4) Sil eine gelblich blage Erde. Aus dem Arheniens 
fifhen Gebiete Fam die befte Art diefer Gattung 
und hieß daher atticum pigmentum. - 


Mie diefen Farben mahlren die gröften Meifter 
vollfommen. Sie müffen aber wahrfcheinlich aus diefen 
einjahen Farben mehrere Mifchungen haben zufammen 
fegen Eönnen. Man nannte diefe 4 Farben colores feue- 
ros. Diefen wurden die colores floridi, d. i. die fröhlis 
chern Farben, entgegen gefegt, 3. B. die Purpurfarbe, 
die grüne, hochrorhe, rofenrorhe Farbe, u. f.w. Wer 
aber mit diefen Karben wollte mahlen laffen, mußte fie 
ſelbſt darzu verfchaffen. IS. Webb Unterfuchung des 
SE in der Mahlerey. S. go. Rambach Geſchichte, 

73 f1 


. 6. 


So lange man nur eine Farbe zum Mahlen hatte, 
konnte dicht und Schatten freilich nicht ftarf genug ange, 
geben werden. Licht und Schatten fünnen durch 
alle Farben ausgedrüce werden, nur muͤſſen fie blaßer 
oder dunfler aufgertagen, und entweder vertrieben, oder 
oft übergangen werden. Erneſti hat alfo bier geirrt. 


Refler heift bey den Künftlern, wenn man am 
Schatten ſieht, daß eine Farbe in die andere übergehe, 
Splendor entfteht aus der Miſchung der Farben. Zumen 
aber ift eine leichte Parrhie. 


Splendor und vigor ift, wenn die $ofalfarben recht 
ausgedruͤckt find, 


tranfitus 








De Pidura. 447 


tranfitus colorum, wenn unvermerkt fich eine Far— 
be in die andre verliehrt, (Nuançe.) Plinius nennt 
dieß commiffuram; allein dieß ift fo unterfchieden: nem— 
lid) iranfiius colorum ift bey den Mahlern, wenn zwey 
ähnliche Farben fich in einander verliehren; und com» 
mifura, wenn zwey Farben verſchiedener Gattung ſich 
ſehr gut neben einander ausdruͤcken, ſo, daß man ſie 
ſchoͤn neben einander abſtechen ſieht. 


Wie weit die Alten es hierinne gebracht haben, 
koͤnnen wir nicht ſagen; doch ruͤhmt Plinius die alten 
Meiſter ſehr, und in den Herkulaniſchen Gemaͤhlden fin— 
den ſich einige, welche zum Beyſpiel dienen, daß ſie 
durch ihre Farben viel haben ausdruͤcken koͤnnen. 


9. 7% 


Die Dehlfarbe war den Alten unbekannt; fie brauch- 
ten entweder blos Waffer, oder Effig, oder andere 
fcharfe Feuchtigkeiten darzu. Ungefähr vor 300 Jahren 
(1426.) fol diefe Kunft ein Niederländer, "ob. Dan 
Eyck, aus Flandern, erfunden haben: allein ſchon im 
ızten Sahrhundere fol ein gewiſſer Theophilus er> 
wiefen haben, daß die deblfarbe befanne gewefen, wie 
Leßing [in einer Eleinen befondern Schrift, 1774. vom. 
Alter der Oehlmahlerey J gezeigt ha. Das Mipr. des 
Zheophilus fol in der Wolfenbürrelifhen Bibliothek, und 
an andern Drren mehr feyn, es ift aber noch nicht edirt. 


[Machhero nad) Leßing fand man gleiche Docu- 
mente wider das Erfindungsverdienft des "oh. Dan 
Eyck, und eg erfchienen mehrere Schriften von Raipe, 
welcher in Engelland Gemählde, eines vom %. 1377. 
und das von dem J. 1412. in Dehl oder Dehlfirnis 
gemahle ſahe, v. Murr, und von einem Italiener in 
der Antologia romana, II, Th, ©. 48. inige legen 

x das 


448 Part, II. Cap, VII. 


das Erfindungsverdienft der Deblmaklerey den Mieder- 
ländern, andere den Sicilianern, andere den Neapoli— 
tanern bey. &, Raccolta d’opufeuli feientifiei et filolo- 
gici, tom. VL ©. 86. Pitturaad Oglio. Nach Dafart 
fing Cimabue 1250. an, in tempera zu mahlen. Dies 
fes reiste einige zur Nachahmung, andere, jene noch 
unvollfommene Kunft zu verwollfommnen, bis van 
Eyck ouf die Erfindung der Dehlmahleren mit Lein- oder 
Mußoehl geleiter worden fiy, und andere diefe Kunft bes 
kannter gemacht hätten. Auf diefe Erzählung des Bas 
fari in feinen vite di Pittori. ſchon in der erften Ausgabe 
Florenz 1550. 8. gründer fi immer die weitere Sage 
vom erften Erfinder dem Joh. van Eick. Reimann und 


Graf Eaylus mwiderfegten fih zuerft jener Meynung. 


Gegen die Leſſingiſche Behauptung feste fih Hr. von 
Murr in feinem Journal zur Runſtgeſchichte ı Th: 
©. ı7 ff. Er zweifelt ſehr, daß diefer Theophilus ein 
Deutfcher war, noch mehr, daß Theophilus und Turito, 
welcher im J. 896 in St. Gallen ftarb, eine Perfon fey, 
wie Leſſing behauptete. V. Murr häle ihn vielmehr 
fiir einen Mönch griehifher Herfunfe, welcher in Jras 
lien erzogen und gebohren wurde, . Doch von diefem 
Streit und von der Erfindung handelt genauer ©, €. 
Freyh. von Budberg in feinem fhönen Verſuch über 
Das Alter der Oehlmahlerey zur Vertheidigung des Va⸗ 
fari, Göttingen 1792. EL. 4. und widerlegt Leßings 
Saͤtze. Er vercheidige Die Erzählung des Vaſari und 
eignet Die vollftändige Eifindung dem oh. van Eyck 
zu. Ans Valari Leben des Antonello ven Meifina folgert 
er, daß ſchon feir langer Zeit Mahler die Unbequemlich— 
Feir, die Mangelhafrigfeic der Mahlerey mie Wafferfar- 
ben zu mahlen eingefehen, Verſuche verfchiedener Art 
gemacht, und narürlich auf Oehlmiſchung und Firniß 
auftragen gekommen ſeyn; alaubt aber, daß J. van End 
jene Fragmente von Erfindungen zuerſt vereinigt, geord⸗ 
net, und zur Vollkommegheit, zu einer ganz neuen, eis 

genen 


” riet . 
+ — — Mn Wh — —— 


De Piäura, 449 


genen, beſſern Merhode ausgebildet habe. Die Kunft 
der Sarbenmifchung mit Dehl war dem Cinabue, dem 
Giorro, dem Cennino die drea Cennini niche unbekannt. 
Letzter ſchrieb auch ein Buch über die Kunft a frefco, a 
tempera, a colla, a gomma, von Miniatur, Vergolden 
und andern Entdeckungen, von Farben, und dergl. zus 
lege von der Mifchung der Farben mir Ochl, um Selder 
toth, gelb, grün und von andern Farben anzuftreichen. 
Dieß alles führe Bafari an. Vaſari wußte alfo wol, 
daß diefe Art der Farbenmiſchung mit Dehl, (die aud) 
nur Theophilus Presbyrer angegeben,) in Stalien nicht 
unbefanne war, aber van Eyck brachte diefen Segenftand 
zur vollfonmenen Reife, und war der erfie, von dem 
uns Vaſari melder, der diefe Kunft auf Figurenmahlen 
ausdehnte. Noch mehr beftätige Hr. von Budberg diefes 
mit einer Stelle aus der Handfchrift des Cennino Cen- 
nini, bey dem Baldinucci in Notizie de Profeflori del 
diffegno da Cinnabue, — edit. accrefeiuta di annotaz, del 
Sig. Dom. Mar. Manni. Florenz 1767. tom. I, decenn, ' 
VII. del fec. II. pag. 182, Das Weitere fann ich hier 
nicht mienchmen, da eg eigentlich nicht zur Geſchichte 
der alten Kunft, (antiqui) gehört, Man har mehrere 
Dehlgemählde vor dem van Eyck anführen wollen, f. 
Budberg ©. 2% ff. allein er glaubt ©. 28 und 34 
daß fie alle fehr wol Wafferfarbenmahlereyen mit Oehllack 
oder Firniß überzogen find. Dahin mag auch das ge» 
hören, welches Meifter von Murina, oder von Murrerg- 
dorf aus Böhmen im a 1292 verfertigt haben fol, und 
Hr. von Mechel in feinem Verzeichniß der Gemählde 
der K. K. Bildergalerie in Wien ©. 229. als das äl- 
tefte befannte Dehlgemählde angiebt, oder welche von 
eben jenem Künftler gemahlt und auf dem Schloffe Carl⸗ 
ftein befindlih , Jahn im Jahr 1775. entdecke, 
fie gleichfalls für Ochlgemählde anfahe, und damir dem 
Jo. van Eyd die Ehre der Erfindung abfprechen wolle, 


in feiner Abh. von den älteiten Mahlern in Böhmen, 
Sf und 


450 . Part IL. Cap VII. 


und von dem Urfprung der Oehlmahlerey, in Yof. von 
Riegger Archiv der Geſchichte und Statiſtik, insbeſon⸗ 
dere von Böhmen, Dresden 1792: 8. Man kann von 
dieſem Buch in den Görting. gel. Zeit. 1792. im 18 1ſten 
Stuͤck mehrere Nachricht finden.) 


8§. % 
Daß die Alten Wachs zum Mahlen genommen, iſt 


eine bekannte und. entſchiedene Sache. Wer aber dieſe 


Kunſt erfunden? und wie ſie das Wachs dabey gebraucht 
haben? kann man nicht mit Gewisheit ſagen. 


Ariſtides ſoll die Kunſt mit Wachs zu mahlen er⸗ 
funden, Praxiteles aber mehr verfeinert Haben. Allein 
ſchon vor ihren Zeiten haste man dergleichen Sachen 
von Wachs, Plinius nenne noch einen gewiſſen Ly-⸗ 
fippus; dieß ift aber niche der berühmte KRünftler, von 
dem oben geredee worden. Ex meldet ferner, daß zu 
Augufts Zeiten, dergleichen Gemählde wären aufgeſtellt 
worden. [Polygnotus, Ylicanor und Arcefilaus 
haben fhon enfauftifhe Gemählde verfertigt. ©. Plin. 
35. Kap. 11] 


Das encauffum, oder die eingebrannee Mahlerey 
verferrigeen die Alten entweder mit Wahs, oder mit 
dem Geftrum: dieß war ein Inſtrument, das oben fpißig 
Fin unten breit war, fonft wie der Schreibgriffel der 7 

ten. | | 


inurebant .ceräs: [Nah Caylus Erklärung |ıjter 
Band, ©. 145. wurden die Farben mie einem. heißen 
Eifen verſchmolzen und in einander getrieben) Harduin 
fagt : man hätte auf eine hölzerne Tafel den Umriß ein⸗ 
gefchnisten, Wachs darüber gegoflen, und Kohlfener 








darunter gefegt, wodurch dag Wachs gefhmolzen,. und 


ſich hinein gezogen. Allein dadurch würde. das Gemaͤhl ⸗ 
de 


De Pictura. 451 


de Schaden gelitten haben, weil dag Holz durch unret« 
geſetztes Kohlfeuer fid) krumm ziehet, oder wirft, 


Andern hieß ceſtro pingere: man habe durch ein 
glühendes Inſtrument die Mablerey eingebranne, —we⸗ 
nigfteng die äußerften Umriffe oder Konture. 


Wieder andere fagen: man habe Wachsfügelgen 
nach dem verfchiedenen Farben zufemmengefege und fo 
eingefchmolzen, Allein wie hätte man fagen Eönnen ia- 
urebant ceras? 


Noch anders: erft Härten die Alten die ordentlichen - 
Farben mir dem Pinfel aufgerragen, diefes Gemählde 
fodann mit weiffen, dünnem Wachs Leiche überftrichen, 
fodann!wären fie mit dem Eifen über das Wachs gefah⸗ 
ron, dadurch wäre das Wachs in die Farben hineinges 
drungen, und wenn dieß gefchehen, wäre dag Stüd ges 
glärtee worden. JAllein alle diefe fcheinen die verfchies 
denen Arten der enkauftifchen Mahlereyen nicht gehörig 
zu unterfcheiden.] 


Ein Künftfer Daufias fol Gemählde dieſer Art 
verfertiget, und fich einen berühmten Namen dadurch ers 
worben haben, wie Plinius bezeugt *): 

Sf 2 bictura 


*) [Vom encaufto f. auch Vitruv VII. Kap. 9. Varro de re 
ruftica III. 19. Paullus libr. III. fententiar. 6. Scheffer de 
pictura vett. $. 16. Exercitatt, Plinian ©. 163 fs Rambachs 
Geſch. der Mablerey ©. 74 ff. befonders Eaylus in feinen. Abh. 
1.B. S. 142 ff. nad) der Meufel Uederf., wo er die Haupeftelle 
des Plins XXXV. KIT. von den drey Gattungen der enkau⸗ 
ſtiſchen Mahlevey, d i. wo man Feuer darzu brauchte, 1) 
mit Wachs, 2) auf Elfenbein, mit ceftro, is e. viriculo 
mit einem eifernen Inſtrumente, das einem Spigmeljel aͤhn⸗ 

- lich war; bey beyden machte man wol mit einem erhißten 
glühenden cefiro das Wachs warın, und bey der erften Are 
vereinigte oder verfchmelgte man damit das Wachs; bey der 
2ten Art modellisie man das Wachs dnmitz oder man bediens 

te 


Part. Il. Cap! VII. 


pictura .unesxures entftund vielleicht fo: Man 


nahm gefärbtes Wachs, that ein jediwedes in ein befon- 


dereg 


te fich des ceftri blos bey der zten Art. 3) mit dem Pinfel, (pe- 
nicillo) das am Feuer zerfchmolzene Wade, uriprünglid an 
Kriegsſchiffen, zu gründen, umftändlid) erklaͤrt, auch Mont— 
joſien und HSarduins Erklärung prüft. Die erſte Art erklärt 
er fo, daß fie bey Gemaͤhlden auf einer gefchloffenen Oberfläche 


gebraudit wurden, wo die Wachsftüce eine gefchloffene Ober⸗ 


flähe ausmadıten, auf welcher das Sujet, wie auf einem 
mit dem Pinfel gemahlten Gemählde vorgeftellt wurde. 
Die zweyte Art beftand nad) feiner Meynung in halberhobe— 
nen und vielleicht gefärbten Wachsfiguren , welche die Dienfte 
der Basreliefs vertraten, wenn fie auf Elfenbein gegründet 
waren. Bey der dritten Methode Alaubt er, habe man eine 
Maſchine gehabt, in welcher das Fluͤßige Wachs war, das 
man mit dem Pinfel ausbreiten und gründen Eonnte Diefes 
In Fluß gebrachte Wachs wurde mit gutem Erfoig gebraucht, 
> das Aeufere der Schiffer zu bemahlen, (Plin. 35. Kap. 7-) 
Vitruv erwähnt einer vierten Gattung der enfauftiihen 
Mahlerey, welche bey Gemählden, womit man die Wände 
ausihmückte, gebraucht wurde, um den Farben mehr Feftigs 
feit und Dauerhaftigfeit zu geben, als man ihnen bey der 


Waſſermahlerey geben Eonnte: Rambach beſchreibt kurz, mie 


man dabey verfahren ſey. 


Joh Tommaſelli in ſeiner Schrift della Cerographia, 
Verona 1735. 8. glaubt, Plinius unterfheide die Mahler, 
welche fih des Pinfels bedienten, von denen, welde auf 
Wachs gemahlt hätten; die Wachsmahlerey feye eine Art der 
Paſtellmahlerey gewefen : (Nur iftdie Frage, ob die Alten die 
Maftellmahlerey gekannt haben:) der Gebrauch’ des Wachfes bey 
ſolchen Gemählden hatte bey den ſtuͤrmiſchen Zeiten des römis 
Then Reichs aufgehört : die imagines maiorum feyen Paftell- 
mahlerey, nicht Wachsbilder geweſen, u. f. w. 


‚Sn Parma Eam heraus: Saggi ful riftabllimehto del? ' 


antica arte de Greci e Romani pittori del $, Abbate D. Vin- 

cenzio Requeno. 2 Theile, 2te Ausgabe, 1787. mo der Ver: 

faſſer die enkauftifche Mahlkunſt zu erklären und wiederherzus 

fielen fuchte. Er glaubt, daß die Alten zu der Verſetzung 

2 a fh der Erdharze und Gummirefinen bedient 
en 


f 


De Pifura. 453 


deres Gefäße, feßte ed ans Feuer, um es zu fchmelzen, 
und denn mahlte man vermittelft des Pinfels damir. 
Vielleicht fuhr man auch zulegt mit einem warmen Ei— 
fen darüber weg, damit die Farben ſich mehr ins Holz 
einzogen. 


Die imagines maiorum der vornehmften Römer ſol⸗ 
len von der Art gemwefen feyn, wie Chrift behauptete. 
[Schon oben ift davon gehandelt worde.] 


Der Graf Eaplus machte einen Verſuch diefer 
Kunft mit Wachs, der ihm nicht übel ausſchlug. 


[Sr. Caplus , welcher diefe enfauftifche Mahlerey 
wieder entdecfte, har ein vierfaches Mittel gezeigte, wie 
man enfauftifch mahlen fol: vorzüglich aber fih mie 
der Enfauftif mit Wachs, und mit derjenigen, welche 
man an Wänden brauchte, befchäftig. S. Mem, de 
I’ Acad, des Infer, tom. 28. ©. 179 ff. einzeln in Me- 
moir. fur la peinture, Paris 1755. 8. und in feinen ins 
deutſche überfegten Abhandlungen, zten Band, ©. 278 
ff. mo er die angeführte Strelle des Plins wieder weit 
läuftig erfläre.] 


Der Tapetenmahler Balau zu Seipzig mahlte Tas 
peten iin Wachs, und ahmte den Grafen Caplus nad) ; 
er wurde nach Berlin berufen, ift aber geftorben. 


Der Baron Taubenbeim zu Mannheim har ger 
wiffe Tinfruren herausgebracht, womit. er dergleichen 
Enfauftifche Mahlerey verferrigen zu koͤnnen glaubte. 
Auch ein Profeffor in Göttingen, Böhler, fol 1759. 
fhöne Proben gemacht haben: aber dag Gcheimniß iſt 
mie ihm verlohren gegangen. | 


Jetzt ſollen zween Mahler Italiens fich damit ſehr 
abgeben, und es in dieſer Kunſt ſchon weit gebracht 
haben. | 


Sf; J 


454 Er Part. IL Cap. VII. 
$. 9. 


ceſtrum war ein Eifen, vorne mit einer Spitze, und 
oben breit, beynahe fo, wie der Stilus, deffen fid die 
Alten zum Schreiben bedienten. | 


Eine andre Gattung von Enfauftifcher Mahlerey 
ward auf Elfenbein und Horn vermittelſt des Eeſt trum 
zu Stande gebracht. 


Ueber die Erklaͤrung dieſer Kunſt haben ſich die 
Gelehrten nicht vereinigen koͤnnen. Der Graf Caylus 
behauptete: ſie haͤtten das Ceſtrum nur kalt gebraucht; 
ein andermal ſagt er: ſie haͤtten nur Modelle in Wachs 
damit gemacht. Nach des Rektors Martini *) Mey⸗ 
nung muß das Wort pictura nicht allemal in der ſtreng⸗ 
ſten Bedeutung von einem eigentlichen Gemaͤhlde, mit 
mehr Farben, genommen werden; ſondern auch nur von 


* 


- 


ne A a an —— ET a SE — 


ſchrafitten Zeichnungen, oder der pittura lineari verftans 


den werden, Man mußte das Eeftrum warm machen 
und damit fanft hinfahren. So mußten die Figuren 
nothwendig eingebranne werden. Wollte man fehr zarte 
Linien angeben, fo fuhr man ganz gelinde. darüber weg; 


wollte man fie aber ftärfer ausdrüden, fo fuhr man | 


ftärfer und öfterer darüber, dag die Linien tiefer und 


ftärfer wurden. — Man fchmücre mit dergleichen Made 


lerey, Thuͤren, Tiſchgeraͤthe u. ſ. w. 


pr 


$. 10. 


Die erften Gemählde wurden auf Wänden, Deden, 
und in Zimmern angebracht. Hauptfächlich wurden. die 
Decken der Tempel, bie Tafelzimmer und die triclinia 
damit geziert. 

Die Alten wölbten nicht fo hoch, wie die Gorhen, 
und andere Völker zu chun pflegten. 


*) [Vergleiche deffen angef. Ereurs ©. 314 ff.] 


— —— TE 


In 


De Piäura, 455 


In den den Grabmählern, langſt der ſogenannten 
via Appia in Rom, fand man die aͤlteſten Denkmaͤhler 
von dergleichen Zeichnungen. Man ſaͤgte die Gemaͤhlde 
ab, und brachte ſie gleich unter Glasrahmen, daß ihnen 
die Luft nichts ſchadete. 


5. 11. 


Dergleichen Gemaͤhlde wurden in tectorio, ĩ. e. 
uͤber den Bewurf an Waͤnden gemahlt. Der erſte 
Grund war dick mit Kalk oder Gips beworfen. War 
dieſer Grund trocken; ſo wurde noch ein Teig daruͤber 
gemacht, und alsdenn wurden die Gemaͤhlde entworfen 
und von dem Kuͤnſtler aufgetragen, und ſodenn mit 
einem Firnis *) uͤberſtrichen. Dieſes tedtorium wurde 
von den Alten weit ſtaͤrker und dicker aufgetragen, wie 
Vitruv ſagt, als es heut zu Tage zu geſchehen pflegt; 
wenigſtens 2 Zoll hoch: ſodann wurde die Wand noch 
mit geſtoſſenem Marmor, oder ſonſt einer Maſſe uͤber⸗ 
tuͤncht. Und deswegen koͤnnen dergleichen Wandgemaͤhl⸗ 
de abgeſaͤgt und an andere Orte gebracht werden. — 
Die Gemaͤhlde wurden aber nicht allezeit an die Wand 
gemahlt, fondern fie:hiengen auch an der Wand, mie 
3. B. in einem Tempel der Minerva zu Syrafus, wo 
die Schlacht des Agathokles vorgeftelle war. 


Winkelmann fagt, Lin feiner Geſchichte, S. 585-] 
die alte Mahlerey wäre weit gefchiefter gewefen, einen 
höhern Grad von Seben, ordentlichen Fleifchfarben und 
andern Farben auszudrüden, als die heutige, weil dag 
Dehl viel von der natürlichen Farbe weguchme, das die 
Alten nicht hatten. 


Die Alten fetten dergleichen Gemählde ſelten, oder 
gar nie, auf den noch feuchten oder naffen, fondern den 
4 ſchon 


*) [Plin. 36, 18. nennt ihn atramentum.] 


456 Part, 1I, Cap, VII. 


fchon trodenen Boden oder Tuͤnch. Winkelmann ©. 
587.) Heut zu Tage ſetzt man alles auf naffen Grund. 
„immelblau und Berggrüun wird vom Plinius be 
hauptet, märe allemal auf trocfenen Grund aufgetragen 


worden, Iſ. Rambach. Gefhichre ©. 76 ff.] 


Man Fan nicht allemal enrfcheiden, ob die Ga 
mählde auf trocfenen oder (al freſco) nafjen*) Grund ges 
feßt worden. Winkelmann hat behaupter, das erftere 
fen gefchehen, und die Mahler Härten die Zeichnungen 
gleih mit Pinfelftrichen angegeben, ohne fo zu verfahren, 
wie es heut zu Tage üblich if, 


Die fchönften Herfulanifhen Gemählde find die 
Zänzerinnen, Nymphen und Gentauren. [im ıjten B. 
Le Pitture antiche d’Ercolane &c, S. Cramers Nad- 
richten zur Gefchichte der Herf. Entdefungen ©. 123 ff. 

Winkelmann Geſchichte ©. 587. unten zum z6ften $.] 


. 1% 


Die Alten pflegten über ihre Mauergemählde ein 
weiffes Wachs zu führen, fodann nahmen fie einen reis 
nen Lappen, und rieben die Wände damit ab, Hierdurch 
wollten fie den Glanz der Farben noch mehrerhöhen, und 
die Farben’vor der Luft und Feuchtigkeit zu verwahren fu- 
chen. — in Retina, einer Billa bey dem Dorgebirs 
ge Mifenum , hat man dergleichen gefunden. Es 
war dafelbit ein Schifshafen: in diefem hielt Auguf 
und feine Machfolger den größeen Theil ihrer Flotte. 
Hier folen die fehönften Gemählde verborgen liegen. 
Auch waren hier ehemals große villae, Man hat in 
Mifenum viele $nferiptionen entdeckt, die dag Seewe— 
fen erläutern, Sie ſtehen im sten Band der Herkulas 
niſchen Gemählde, | 

Winkel— 


*) [vdo tectorio.] 








De Piäura. 457 


Winkelmann fagt in der Geſchichte der Kunſt, 
man habe nur Gemählde, die mit Mennich gemahlt ges 
weſen, mit Wachs überftrichen. 


% 13. 


Es war nichts ungewöhnliches auf Glas zu mahlen, 
fagt unfer Verfaſſer: allein diefer Gebrauch ift erft von 
den Ehriften eingeführe worden. In den mittlern Zeis 
ten bemahlte man die Kirchenfenfter, wovon man noch 
Beyſpiele finder. 


Winkelmann merke von der Slasfunft an, daß 
fie weit höher gerrieben worden, als bey uns. Man 
finder noch ſeltne Erüde. [f. Winkelmann Gefchichte, 
©. 33 ff.] Ein feltnes Gefäs daraus ift in den Ita— 
lienifchen Ueberſetzungen feiner Gefchihte der Kunſt 
zu fehen, 


Zu den Zeiten des Kaifers Titus hatte man noch 
feine Senfter mie Glasfcheiben. Das Glas wurde zu 
Zrinfgefchirren gebraucht : bisweilen nahm man es auch zu 
Afchenröpfen und andern Sachen, und brachte auf den> 
felben Basreliefs an. Man belegte ganze Fusböden in 
Zimmern mit Glas, und zwar mit mufaifcher Arbeir. 
Auf der fo genannten Sarnefifhen Inſel, 9 Meilen von 
Kom, hat man Fußböden von Glaß, von einer grüs 
nen Farbe, wie Ziegelftein fo die, gefunden. 


Man machte aus dem Glaß auch Glaßpaften, 
die den Edelfteinen volfommen ähnlich fehen, und ber 
arbeitete fie ſehr fhön. Diefen Glaßpaften haben wir 
es zu danfen, daß viel fehön gefchnittene Steine, die 
zwar verlohren gegangen, doch der Figur nach, find 
erhalten worden, 3. B. ein von Buonarotti gefchnits 
tener Rammeo im Muleo Vatieano, Ob die Alten auf 
Glaß gemahle haben, ift fehr zweifelhaft. 


Sfs In 


458 Part. II, Cap. VII, 


In chriſtlichen Kirchen finder man noch gemahfte 
glaͤſerne Senfterfiheiben, aus dem 4. 5. und Gten Jahr⸗ 
hundert, dieſe find aber nicht kuͤnſtlich, B. B. in der 
Hauptkirche zu Erfurt, zu Degenfpurg, Nürnberg, 
Naumburg u. ſ. w. 


Detrus Viktorius befaß ein vortrefliches Kabinet, 
mworinne fragmenta vitri pidti aufbehalten wurden. 


Es ift allemal zu bewundern, daß Gemaͤhlde auf 
Glaß fih fo lange haben halten Fönnen, ohne dap fie 
find verwiſcht worden. 


$. 14 
Zu den Seifen des Kaifers Klaudius und Nero 
habe man d:m or eine andere Farbe gegeben, fagt 


unfer Verfaſſer. Es gefchahe nemlicy durch gewiffe 
Zinfturen. Dies Fönnte aber eigentlich Fein Färben des 
Marmors heiffen. Ferner gefchahe es auch durchs Ein- 
fegen anderer Marmorarren. Endlich bat man aufMar- 
mor felbft gemahle. In den Herkulaniſchen Gemaͤhl⸗ 
den find die erften einfärbigen Gemaͤhlde auf meiffen 
Marmor, Unfer Berfaffer ſagt von denfelben, fie wä- 
ten non magni artificii: afein fie haben durch die Lava 
viel geliteen, und haben fich verwiſcht. Es iſt immer Kunſt 
und Zeichnung darinnen zu bemerfen, 


- ©. Graf Caylus zıfter Iheil in den Memoires 
d l’academie des Inferiptions et des belles lettres, 


F. 1 5» 


Endlich mahlte man auch auf hölzerne Tafeln‘ 
oder Breter: dieß war die gewoͤhnlichſte Art zu 
mahlen. 


tabula 





De Pidura. 459 


zabula heißt nicht allemal einwollkommenes Gemaͤhlde, 

ſondern manchmal nur fo viel als ein Reisbret oder 
Skitze. Das Holz, das man darzu brauchte, war 
larix femina, der Lerchenbaum, cine Gattung der Fichs 
te. Diefes Holz haste folgende Eigenſchaften: 

ı) es riß, oder fpaltefe ſich niche leicht; 

2) e8 Fam der Wurm nicht fo leicht hinein; und 

3) es widerftand dem Feuer. 


Scelborn, in, feinen amoenitatibus, hat einen 

Brief von Cuper einruͤcken laſſen, worinnen von dieſem 
Holz Erwaͤhnung geſchehen. 
Die Art auf hölzerne Tafeln zu mahlen, iſt bis auf 
unfte Zeiten geblieben, 5. B. Kranach, Holbein, 
Dürer, die berühmeeften Mahler vor 200 Jahren, has 
ben noch auf Holz gemahft, Einige haben angefangen 
auf Kupfer zu mahlen. Jetzt nimme man $einwand. 


picturae intextili Fönnen cinförmig, oder mit eis 
ner, oder mehr andern Farben, in ein Gewebe einge: 
- wirft ſeyn. Es ift Feine eigentlihe Mahlerey, fondern 
Weberen oder Stüderen. ’ er 

In Rom fing man unter des Kaifers Nero Re— 
gierung an, auf Leinwand zu mahlen: f. Plin. 35, 7. 
allein diefe Erfindung oder Neuerung war nicht anges 
nehm und erhiele fih nicht. Es Fann daher gefommen 
feyn, weil fie Feine Dehlfarbe hatten, daß die Gemählde 
nicht [hön wurden. Die Leinwand behiele immer Fals 
ten, weil fie nicht gehörig gegründer wurde, 

Graf Caylus har einige folhe Stüden Leinwand, 
wo entweder Mumien darein gewickelt geweſen, oder 
eingewickele werden follten, in feinen Recueil angeführte, 
Daraus kann man aber feinen Geſchmack der Maklerey 
Fennen lernen. Es find ſchlechte Arbeiten, | 


! 


Johan⸗ 


460 Part, IL, Cap. VII, 


Johannes Brammaticus hat einen Kommentar 
gefchrieben, worinnen er eine Are Gemählde auf Sin- 
von, d. i. fehr feine Leinwand anführe. 


Die vafa Etrufca find der Mahlerey wegen nicht zu 
achten: ordentlich haben fie nur cine oder zwey Farben. 


$. 16, 


Die Gemählde zu überftreichen, fcheint Feine allges 
meine Gewohnheit der Mahler "gewefen zu feyn. Apel⸗ 
les brauchte das Ueberftreichen und den Nicias darzu. 


Die Alten haben das atramentum im meitläuf- 
tigen DBerftande genommen, und verfchiedene Far« 
ben darunter verftanden. Der Graf Caylus meine, es 
fey ein dünner $af, oder Firnis gewefen, deffen man 
fih zum Ueberfireichen bedient habe, Plinius fagt z. B. 
vom Apelles, er habe feine fertigen Stüde arramento 
zenui beftrichen, welches ihm niemand habe gleich hun 
Fönnen. Aber eben diefes atramentum muß man von 
Feiner ſchwarzen Farbe verſtehen, die ein Gemaͤhlde vers 
dorben haben würde, 


$ 17. 


Die pickura linearis wurde mit Huͤlfe der Reisfeder 
gemacht, hauprfächlich wurde fie zu den Umtiffen, und 
Schraffiren gebraucht. 

Ein gewiſſer Ardices aus Korinth, und Telepha⸗ 
nes aus Sicyon, ſollen die Erfinder dieſer Kunſt ſeyn, 
wie unſer Verfaſſer behauptet: allein ein gewiſſer Egyp⸗ 
tier Philokles, und ein andrer aus Korinth, Blean⸗ 
thus ſollen die Erfinder ſeyn. Die erſtern beyden moͤ⸗ 
gen vermuthlich die Kunſt nur vergroͤßert haben. Arbe- 
nagoras hat die Erfindung dieſer Kunſt einem gewiſſen 


Krato zugeſchrieben, der aber weiter nicht Bei 
en 


— — 





De Pictura. 461 


Den bloßen Umriß deutete man mit einer Farbe 
an, und mahlte fie auch mit einer aus, dieß hieß mono- 
chroma, ftanzöfifch en camayeux, deutfch grau in grau. 
Aleopbantus foll diefe Kunft erfunden, und zum Fär- 
ben Flar geftoffene Ziegel genommen haben. Diefer Künft- 
ler fcheine ungefehr 150 Jahr nach Erbauung der Stade 
Nom gelebt zu haben, 


Nachmals nahm man weiße oder rothe Farbe. 
Endlich aber, da man einfahe, daß vieles mit einer 
Farbe nicht recht ausgedrückt werden Fonnte, nahm man 
4Farben, nemlich weiß, ſchwarz, roth und gelb und man 
fing nunmehr an die Affekten beffer auszudrücken. Diefe 
Sarben hießen colores feueri, und mit diefen fol Apelles 
die fhönfte Mahlerey verfertiger Haben. Vermucthlich 
hat er die Runft, Vermifhungen anzubringen, verftanden. 


In der Folge nahm man fhöne blühende Farben, 
die hießen colores floridi. 


Man fuchte nunmehr die Glieder, Musfeln, Hand» 
lungen und Gebärden gerreuer und ähnlicher zu machen. 
Man ſtellte die Figuren in gemwiffen Handlungen dar, 
und gab ihnen eben und Grazie. Es mußte daher die 
richtige Symmetrie beobachtet werden, folglich mußten 
die Künftler die ſchoͤne Natur ſtets vor Augen haben. 


Zeuxis, einer der größeen Mahler, mahlte weiß 
auf [hwarzen Grund. Andre mahlten rorh auf mweiffen 
Boden: Don der leztern Gattung find die Gemählde 
im Herkulan. Allein folche Gemählde Fonnten die 
Charaktere nicht fo ſchoͤn ausdruͤcken, als es mit meh- 
tern Farben möglich ift, 


%. 18. 
Bularchus, ein großer Mahler, verfaufre an den 


Kandaules Koͤnig in Lydien, ein Monochroma, das 
eine 


Be. Part. IL, Cap. VII, 


eine Schlacht und Niederlage der Magneten, in Aſien 
vorstellte, um go Talente. 


Apgiemon, Dinias, Ebarmadas und vorzig- 
ih Sumarus *), ein Athenienſer, thazen fich in diefer 
Kunft ſehr hervor. Letzterer druͤckte zuerft das verfchiedne 
Geſchlecht aus. [Winkelmann Geſchichte ©. 10. vers 
ſteht dieß von der Bildung des Geſichts im jugendlichen 
Alter.) | 

Cimon bar zuerft von der Seite ftehende Figuren 
erfunden: er drüdte die Gefichtszüge fehr guf aus, und 
machte Figuren, die aufwaͤrts, vorwaͤrts und rückwärts 
fahen; auch die einzelnen Theile der Ölieder, ingleichen 
Runzeln und Falten der Kleider drückte er aus, Aelian 
Iobe ihn alg einen großen Verbefferer der Kunft. [S. 
Coylus Abhandl. ıfler Band ©. 136 jf. wo es anderg 
erkläre wird.) 

catagrapha, d. i. obliqua imago, franzöfifch figures 
de profil, eine Seitenfigur. i. e. die nur von einer Site 
gefehen werden kann. Apelles **) fol diefe Kunft zu 
mahlen erfunden haben. Deswegen war er bey dem 
König Antigonus, in Afien, ſehr beiiche, bey deffen 
Abbildung zu Pferde er zuerſt erfand, eine Perfon von 
der Seite zu mahlen, um nicht auch das blinde Auge deg 
Königs angeben zu dürfen, So ward deffen Schler be- 
decke, und das Pferd gehend gebilder. 

Panaͤnus, Bruder des Phidias, mahlte dag auf 
dem Mararhonifchen Felde gelieferte Treffen der Grie— 
chen und Derfer, zwifchen der 82 und often Olympiade. 
Er mahlte die damals Fommandirenden Generale nad) 
Bildniſſen. 
Tima⸗ 
*) — dieſen und andern ſ. Caylus Abhandl. zter Band ©. 

119 F 
*+) (Nach Plin. 35, 8. erfand Cimon zuerft die catagrapha ſ. 
Caylus am a. O. 











De Pidura, 463 


Timagoras, ein anderer Künftler aus Chalcis 
war fein Nebenbuhler. Er hatte, verſchiedene Wettſtreite 
zu Delphi, und zu Korinth mit dem Panaͤnus, worinne 
bald dieſer, bald jener den Preis davon trug. [Lay lus 
Abhandl. zrer Band ©. 123 ff.] 


Paolygnotus war aus der Stadt Thefus und wur 
de vor der goften Olympiade beruͤhmt. Er war der. erfle, 
der die Gfiedmaffen, durch die Kleider gleihfam durd)= 
fheinend angab, und mahlte die Figuren mit offenem 
Munde Das Schneidende und Edigte im Geſichte 
milderte er, fo daß die Gefichter rund wurden, auch die 
Gemuͤthsarten druͤckte er fehr gut aus. Plin. 35. Kap. 
6 und 9. Er mahlte den Tempel zu Delphi, und die 
große Gallerie, oder Stoa, zu Alten aus. [Caylus am 
a. O. ©. 125] 


Daufon und Dionpfits waren zwey Künftler, mir 
denen Polngnorus verglichen wird, Pauſon mahlte 
niedrige, Fomifche und lächerliche Figuren, und Diony» 
ſius Menfchen wie fie find, we. Gemählde, die den 
Maenſchen am aͤhnlichſten find: Polygnorus erhabene und 
tragifche Gegenftände. If. Ariſtotel. Poetid, Kap. 2. 
befonders Winkelmann Gefchichte ©. 588 ff. Caylus 
Abh. atet B. ©. 128 f.] 


§. 19. 


Beym Plinius kommen Aglaophon, Cephiſſo⸗ 
dorus und andere Kuͤnſtler vor, die aber wenig bekannt 
find, Vorzuͤglich aber haben ſich folgende Kuͤnſtler be— 
ruͤhmt gemacht: 


| Apollodorus von Athen, ein berühmrer Mahler 
- in der gaften Olympiade. Er erfand eine gute Farben» 
miſchung aus verschiedenen Arten, damit er mehr Mans 
‚nigfaltigfeie in feine Gemähtde bringen Fonnte, Des: 

gieichen 


Y 


464 Part. II. Cap. VIE 


gleichen den wichtigen Vortheil des Lichtes und Schartens 
in einem Gemählde, um es auffadender zu machen, und 
die hellen und lichten Parthien zu erhöhen. Endlich drückte 
er auch diefe verfchiedenen Gefichrszüge des Menfchen fehr 
gut aus. [f, Caplus am a. O. S. 131.] Er harte das 
Gemaͤhlde des Ajax, wie er vom Blitz erfchlagen 
worden, tie auch einen anbetbenden Priefter vers 
fertiget. Diefe Gemählde waren zu des Plinius Zeit 
noch vorhanden. 


Pampbilus aus Sicyon war ein großer Kopf, 
Er brachte e8 durch fein Anfehen dahin, daß die edlen 
jungen Männer in feiner Vaterſtadt die Zeichenfunft 
lersen mußten, Sflaven hingegen diefelbe nie, auch die 
Mahlerey nicht erlernen durften. Zehn Fahr mußre 
ein Schüler bey ihm zubringen, und jeder mußte den 
Unterricht mit einem Talente bezaflen. Aus feiner 
Schule war der große Apelles. Dieſer Pamphilus 
mahlte ein Stüd, das die Herafliden mie Dehlzweigen, . 
und bey den rhenienfern Schug fuchend, vorftelie. [S. 
Caylus ©, 134. Winkelmann Gedichte ©. 627. 
682.] 

Euphranor war Bildhauer und Mahler zugleich. 
Er fol die Helden mie einer anftändigen Würde gemahlt 
haben: doch zeichnere er mehr gelehrt als fhön. Plinius 
fagt von ibm, er habe die Gebeine größer gehalten, 
als fie in der Marur wären. Er foll die Figuren allzu- 
ſchlank, und die Köpfe zu groß gezeichner haben. (S. 
Caylus ©. 134f. Winkelmann S. 684.] Sein Ne 
benbuhler war Darrbafius, deſſen Gemählde Tieblicher 
waren. Er fagre aber von dem Thefeus, den er und 
diefer zugleich gemahfer hatten: der deinige ift mit Roſen 
erzogen, der meinige aber mir Fleiſch genaͤhret. Seurie 
lebte in der 95ſten Ofympiade, und war der größte Mah- 
fer feiner Zei. Weil er fih durch feine Kunſt ein bes 
trächrliches Vermögen erworben harte, fo ward er en 

u 








De Pifura, 465 


und verfchenfte feine Gemählde, indem er fagte: daß ihm 
niemand feine Arbeit bezahlen Fönnte, Er mahlte einen 
Juviter mit den herumfichenden Görtern, einen zarten 
„erkules, der die Schlangen erdrücte, und eine Juno 
Lucina, bie er ven Agrigentinern fchenfte, und ſich dar⸗ 
zu die 5 fchönften Jungfrauen aus der Stade geben ließ, 
nach welpen er fie verfertigee, und von einer jedem dag 
Schönfte abſtrahirte. Ferner mahlte er eine Penes 
lope, in welchem Gemählde er den ganzen Charakter 
dieſes Frauenzimmers ausdruͤckte. Als er einen Knaben 
mit Weintrauben auf dem Kopfe gemahlt hatte, nach 
denen die Vögel geflogen kamen, meinte er, daß zwar 
die Trauben, nicht aber der Knabe recht feyn müßte, 
weil ſich die Vögel vor demfelben nicht fürchteren. Plis 
nius fage von ihm: er habe die Köpfe etwas zu groß 
gehalten. [S. Winkelmann ©. 686 ff. Gr. Caylus 
Abh. 2. B. ©. 56 ff. wo er auch vom Parrhafius, Ti⸗ 
mantes, Pamphilus und Apelles handele.) 


| Parrhaſius aus Ephefus, war fein Zeitgenoffe 

und Nebenbuhler. In feinen®emählden herrſchte Sym⸗ 
metrie und Grazie, und die Konturen und dag Bedeuten« 
de in den Geſichtszuͤgen verfertigte er vortreflich ). Auch 
in Haaren fuchre er die Parrhien gut auszudrüden. 
Deuris harte mie dem Parrhafius einen Wettſtreit: der 
‚ erftere mahlre Weintrauben, worauf die Vögel geflogen 
kamen: der andere aber eine Leinewand, wo ein Ge— 
maͤhlde darunter zu hängen fchien, die Zeuxis —— 
wollte 


*) [Plin. 35, 10. ſchreibt Parrhafius Ephefi natus et ipfe mul- 
ta conſtituit. Primus ſymmetriam picturae dedit, primus 
argutias vultus, elegantiam capilli, venuftatem oris, con= 
feflione artificum , in lineis extremis palmam adeptus. Pros 
perz im sten Buch 7ten Elegie, (mo er mehrere alte Künft« 
ler charakteriſirt,) im Iıten und 12ten V. 

In Veneris tabula ſummam fibi ponit Apellet- 
Parrbafins parte vindicat arte locum.] 


©g 


466 Part. II, Cap. VL. 


wollte, und fich betrogen fand, Daher des Parrhafius 
Gemählde, um fo viel höher aefchäge wurde, meil es 
fchwerer war, einen fo. großen Mahler, als unvernünf- 
tige Vögel zu hintergehen. Quinktilian hat in feinen 
Inftitutt. Orator. XII. 10. zwiſchen diefen beyden Künfte 
lern einen ſchoͤnen Vergleich gemacht. 


Winkelmann [Seh d. K. ©. 685.] ſagt vom 
Parrhaſius: er war der erſte, der den Geſichtszuͤgen 
ein holdes Anſehen gab; aber in der Wiſſenſchaft der 
Muskeln muß er andern nachftehen. [S. auch Win- 
en — 483. 793. Rambach Geſch. der Mahleren 

89 


Nicias, ein beruͤhmter Mahler. Die Homeriſche 
NMekromantie, oder die Befragung der Todten, um 
die fünfrigen Schickſaale fcheine fein größtes Werf zu 
feyn. 6o Talente wurden ihm für diefes Gemaͤhlde ge⸗ 
boten : er ſchenkte es aber lieber feiner Vaterſtadt Arhen. — 
Dieſen Gegenſtand hatte Polygnotus vorher ſchon 
zweymal, einmal zu Delphi, und das andre mal zu 
Arhen gemahle. [S. Paufan. 1. ©. 866.970. Win 
kelmann Monum. antiq. ined, nr. 157. und in feiner Ge. 
en 8. ©. 888 fr Or, Caplus am a. O. ©. 
139 


Timantes, ein berühmter Mahler. Plinius 
fagt von ihm: man muß bey feinen Gemählden mehr 
denfen, als ausgedrüce ift d. i. wag die Kunft nicht aus 

druͤcken kann. Er war Meifter, die Sachen ftarf anzugeben. 


Attalus wollte für ein Gemählde von ihm 100 
Talente geben. . Er mahlte einen fchlafenden Cyklo⸗ 
pen auf ein Eleines Zäfelgen und darneben Satyros; die | 
feine Daumen mit ihrem Thyrſus maßen, um feine 7 
Niefengröße anzudeuten, und einen ſchoͤnen Helden, 
der zu — im Friedenstempel aufgeſtellt war. 


Kupenis 





De Pictura. 467 


| Eubpenides, Echion und Therimachus lebten auch 
damals, und waren berühmte Meifter. 


Apelles, aus der Inſel Kos, ein Schüler des 
Pamphilus und der größte Meifter feiner Kunft, die in 
dem großen YAusdruf, und wahren Schönen befand, 
Er war nicht allein Mahler, fondern auch Gelehrrer, 
Er erfannee andrer Künftler ihre Verdienſte, und lieg 
ihnen Gerechrigfeit wiederfahren, z. B. er ließ und ers 
kannte dem Amphion den Vorzug in der ganzen Ans 
lage und Anordnung eller Figuren zu; und den As— 
Elepiodorus den Borzug in der verhältnismäfigen- 
‚Entfernung ‚der ‚Figuren von einander. Bey Alexan—⸗ 
‚dern dem Großen war er fo beliebt, daß ihn niemand 
‚weiter, als nur er mahlen durfre. Eine Denus Ana 
dyomene, die aus dem Meer herausfteigt, war eing feis 
ner größren Gemählde Y. Noch eine andre Venus, zu 
der er das Modell von der Kampafpe, Maitreſſe des 
Aleranders, nahm, hatte er zwar angefangen, allein er 
arb vor deren Endigung, und Feiner der damals lebens» 
den Künftfer wagte es, diefes Stuͤck zu vollenden, wie 
Cicero bezeuger. [S. Br. Caylus am anaef. Drre. ©. 
138 f. Winkelmann ©. 49. 627. 704. Properz in 
der vorhero angeführten Stelle] 


Arifkides, war fein Arhenienfer, tie Ernefti be> 
hauptet, fondern ein Ihebaner, wie Plinius und ans 
dere berichten. Er war der erfte, der feine Aufmerffams 
keit auf den Ausdruck der keidenfchafren richtete und er 
rückte die Affekren fo narürlich aus, daß er das Kolo— 

| G32 rit 


















* F&. Plin. 3°,10. Ueber dieſe Venus Anadyomene hat Gr. 
Caylus eine eigene Abhandlung geſchrieben, und einige Sinn⸗ 
gedichte aus der griechiſchen Anthologie auf dieſes Gemaͤhlde 
uͤberſetzt und erlaͤutert, im ıfen Band feiner Abhandlungen 
©. 153 ff] 


468 Part, II, Cap, VII, 


rit etwas darüber vernachläffigee *). Er mahlte ein 
Stuͤck, das eine eroberte Stade vorftellte, welches Ale- 


yander der Große aus Theben nach Pella bringen lafs 


fen: darauf fah man unfer andern eine toͤdtlich verwun— 
dere Mutter , an deren Bruſt ihr Kind noch trinfen 


wollte, und in den Mienen der erften fahe man ihre Bes 
forgniß , die eingefogene Milch möchte ihrem Kinde 
toͤdtlich werden. Ferner mahlte er einen Sterbenden, 
mit allen gewöhnlichen Zeichen folcher Perfonen An 


der Kunft Kranfe vorzuftellen, fol er es außerordentlic) 
weit gebracht haben, Der König Attalus fol ein Ge⸗ 


mählde diefer Are für roo Talent von ihm gefauft has " 
ben. Er mahlte auch eine Schlacht mir den Perfern, ° 


worauf 100 Menſchen zu ſehen waren. 


Drotogenes aus Rhodus, war feht arm, aber ' 


doch in feinen Arbeiten fehr fleißig. Er fol bis in fein 
so Jahr Schiffe gemahle haben. Winkelmann ©. 
795. ſagt: er habe Schiffe angeftrihen, und an dem 


Hintern Theil derfelben die üblichen Gemählde angebracht. 


Apelles vergrößerte feinen Ruhm, da er vorher unbe— 
kannt und von feinen Landsleuten nicht fonderlich ge» 
fhägt worden war, dadurch, daß er ſagte: er fey nach 
Rhodus gefomimen, um des Protogenes Gemählde zu 
faufen, und unter dem Namen der feinigen wieder zu 
verfaufen. Da die Rhodier diefes hörten, wurden fie 


auf feine Sachen aufmerffam, und bezahlten fie ihm 


fehr gut, Er mahlte das Propiläum zu Arhen aus. 
As Apelles nach Rhodus Fam, um den Protogenes ken⸗ 
nen zu lernen, und ihn niche zu Haufe antraf, mahlte 
er in deffen Abwefenheie, mit dem Pinfel, eine fo feine” 


tinie, daß Protogenes gleich die Hand des Meifters 


Fannte. [Plin. 35, 10.] Hier ift die Frage, was das 
für eine &inie gewefen ? einige [wie Rembach am e D. 
x 93. 


*) [Winkelmann &. 705. Gr. Caylus Abhandl. Th. I, ©- 
60 ff. und 136 f.3 4% RENT 





— — 


** 


* 








De Pidura, 469 


S. 93.] verftchen es von einem bloßen, aber fehr feinem 
Strich; andere aber verfichen es von einer Schoͤnheits⸗ 
linie, und dem Kontour einer fehr fehönen Geſtalt. [So 
Gr. Caylus in ſ. Abhandl. ıfter IH. ©. 124 ff. wo er 
fehr mweirläuftig von diefer Stelle des Plins und von 
dem Prorogeneg handel. S. aud) ©, 140.] 


Nikomachus mar der erfte, welcher den Ulyſſes, 
mit dem ihm gewöhnlichen fpigigen Huthe, oder Muͤtze 
vorftelle. — Hieraus folgt, daß die gefchnittenen 
Steine alle nach der Zeit find verfertigee worden, weil 
fig ihn ftees fo abbilden. [Winkelmann ©, 705 f. 
Caplus zrer Th. ©. 137.] 


$. 2% 


Wände von Privarbhäufern wurden nicht, Wenige 
fteng nicht von großen Künftlern bemahle: Hingegen an 
öffentlichen Gebäuden gefchah cs. Man weiß dieß von 
der SoX romırn und von dem Propylaco zu Athen, wels 
ches öffeneliche Gebäude waren. Allein es ift noch die 
Stage, ob die Gemählde wirklich auf die Wand ges 
mahle? oder nur an derfelben angemacht gewefen? man 
Fann dieg nicht zuverläßig enrfcheiden. 


rhyparographica waren Stücke, wo niedrige Gegen⸗ 
ftände, 3. B. Bierſchenken, Garkuͤchen, Tiſcherſtuben 
u. ſ. w. vorgeſtellt wurden. Die Kunſt kann ſich 
zwar in denſelben auch zeigen, aber nicht edel und groß 
genug. [f. Plin. 38, 10. Aelian, var, hit, IV. © 
3. Kap. Rambach ©. 87.] 


choragraphica find Mahlereyen, die Sandfihaften, 
Proſpekte, Ihäler u. f. fe dem Auge darftelen. Mur 
erwecken ſolche Gemählde Feine große Idee: die Kunft 
ift übrigeng niche zu verachten, wenn fie der Natur 
treu bleibe. 


Ög; 5'218. 


470 Part, IL Cap. VI : 


hirats 


Die verfchiedenen Schulen der Alten hatten im 


Mahlen ihre befomdern Manieren, wie Plinius, Hillor, 
natur- Libr, XXXV. c, 10, berichte. 


Seit ungefehr 300 Jahren ift die Mahlerey wieder 
getrieben worden. Die Italieniſche, YTiederländi- 
ſche, Sranzöfifibe und Deutſche Mahlerfhulen find 
befannt. Die Stalienifche wird wieder in die Römifche, 
Slorentinifbe und Denetianifche, oder Lombardi- 
ſche abgerheilt. Unter den alten Schulen war die Afia- 
tifche und hHelladiſche bekannt. Mach der erftern bil« 
deren fich griechifch  afiarifche Künftler; die andere aber 


* u 


wurde von europäifch » griechifchen Künftlern gefucht, 4 


und nachgeahint. Auch im Stil war unter diefen beiden 
Schulen ein Unterfihied: der Aftatifche way weichlich, 
fhön und luxuriant; der Helladiſche ftreng and Forreft. 


Um des Eupompus willen, wurde die Heladifche Schu« ; 


fe in drey Unterſchulen gerheile Die Abkömmlinge 
derfelben waren: die Joniſche, Sicponifche, und 
Attiſche Schule. Sie waren alle dreye fehr berühmt. 
[S. Winkelmann ©, 626 ff. ] 


$. 22, 


Bon der Maglerfunft der Griehen Fönnen wir‘ 


nicht richtig und entfcheidend ureheilen, weil die Denf- 


mähler der-Mahlerey ganz verlohren gegangen, Bon 
der Bildhauer » und DVildgießerfunft hingegen Fönnen 
wir mie Gewisheit entſcheiden. Du Bos in Reflex. fur la 


poefie et la peinture, und der Graf Caylus wollen einige 
Stüde gefehen haben, tie fie fehr radeln, und die alte 


Kunft darinnen nicht finden wollen. Allein dieß Fönnen 


Stuͤcke von ſchlechten Meiftern gewefen feyn, und Win- 


felmann ift mit ihrer Entfcheidung ſchlecht zufrieden. 
- Zu Rom und Dorrici hat man fehr Eofibare Wandges 
j mählde 


De Pidura, 471 


mählde noch entdeckt, woraus die große Kunft ſattſam 
hervorleuchtet. Mahlten nun große Künftler nicht leicht 
auf Mauern, fo kann man fehliegen, daß die Gemaͤhlde 
nicht einmal von großen Künftlern gearbeitee worden. 


NEE ET 


Carl Perrault, nebſt verfhiedenen andern Fran⸗ 
zofen des vorigen Jahrhunderts, radelten auf eine un« 
verfchämte Are ale Schriften der Griechen und Römer, 
und gaben ihrer Nation den Vorzug vor allen andern. 
Dargegen fchrieb Anton Blackwall, de praeftantia 
claſſicorum auctorum *), worinne er den unbilligen Tadel 
der Franzofen widerlegte. Auch Schwift har diefe 
Sranzofen auf eine feine Are widerlegt, in dee Schrift 
Blattle ofthe Books, Unter andern £adelten fie auch die 
Mahlerey, und zwar aus dem Grunde, weil nichts auf 
die Nachfommen gefommen wäre: und wenn man ihnen 
die Zeugniffe der größren Männer enrgegenfeßte, fo 
behaupteten fie, man wäre parcheyifch, oder man ver— 
ftünde die Sache nicht. Allein dick war leicht geſagt, 
nur fchleche bewiefen. Es ift nicht wahrfcheinlih, daß 
ſich die Alten fo fehr von der Wahrheir follten entferne 
haben, zumal da ihre Nachrichten fonft treu find. Fer—⸗— 
ner fchrieben dieſe Leute auch zu der Zeit, da die Kuͤnſt— 
ler lebten; ja Könige würden nicht fo große Summen für 
dergleichen Gemählde bezahle haben, wenn fie nicht fehr 
ſchoͤn geweſen waͤren. 


——— 
Von Rom kann man nicht ſagen, daß gleich vom 
Anfange Mahler daſelbſt geweſen. Indeſſen behauptet 
Gg 4 Pli- 
H [Aus dem Englifhen ins Lateinifihe vom Georg Yein- 
rich Ayrer, Leipzig 1735. 8. überlegt, und mit gelehrten 
Anmerkungen auch mit der Gefcichte des darüber geführten 

Streits bereichert.) 





472 Part, IT. Cap. VII, 


Dlinius, daß fhon vor Erbauung diefer Stadt, Ges 
maͤhlde don Etrufeifhen *) Künftlern verfertiget worden 
wären: z. B. in Ardes, Laͤra, und andern Drten. 


Baius Fabius Piktor war der erfte Nömer, der 
fih im 45ſten Fahre nad) Erbauung der Stadt aus- 
geichnere. Er mahlte den Tempel der Göttin Salus 
aus, und erlangte nad) und nach die höchften Würden, 


Pakuvius war zugleich Dichter und Mahler. Er 
mahlte den Tempel des Herkules auf dem foro boa- 
rioaus [Gr. Caylus, in feinen Abh. zter Band, ©. 
141 ff. Winkelmann Sefgichte d. K. ©. 610 ff.] 


Turpilius, ein römifcher Ritter, lebte in Verona, 
und mahlte gur. 


Don wen die Roͤmer das Mahlen erlernt haben, 
Fann mir Gewisheie nicht beftiimme werden: doch glaube 


man, von Etrufeifchen Künftlern härten fie die Grund« 
fäge befommen. 


Nach und nad) fing man bey Triumphen an, durch 
Bemählde die Hauptbegebenheiten vorzuftellen, 3. ©. 
den Sieg des Lucius Bornelius Scipio, über den 
Antiohus u. f. w, 


Lucius Wummius war der erfte, der Gemaͤhlde aus 
Griechenland und zwar aus Korinth nach Rom brachte. 


Liber pater, vom Ariſtides verferriger, iſt, wie 
man alaubt, das erfte Bild, fo nach Kom fam, und 
in den Tempel der Ceres von dem Gieger verehrt wurde, 
Mummius lieg nur einen vergolderen Bacchus, und 
einen Herkules von Holz in Korinch; alles andere 
aber wurde auf feinem Befehl weggefchaft. 2 

ulla 


*) "Bon der Kunſt der Hetrurier und ihren Nachbarn, den 
| Samnitern, Volsfern und Campaniern handelt Minkels 
mann im sten Rap. f. Geſchichte ©.135 ff.] 








De Pictura. 473 


Sulla ließ den Tempel der Goͤttin Fortuna, zu 
Praͤneſte aufführen. Diefer Tempel lag an einem Bers 
ge hinan, und harre 7 Abfäge: auf dem vierten Abfaß 
lag eine Vorhalle, wo der Fußboden Mufaif ausmachte. 
Diefer Fußboden ift jege im Pallaſt Darberini. 


©. Winkelmanns Geſchichte der Kunft, Wiener 
Ausgabe p. 766. [und Gr. Caplus ‚von den vorberges 
henden und folgenden ©, 144 ff.] 


Skaurus, der Stiefſohn des Sulla, der Aedilis 
war, ließ ein fhönes Theater auf etliche Tage aufführen, 
um dem Volke Schaufpiele zu geben, und damir er 
daffelbe defto mehr verfchönern Fonnte, nahm er theils 
Gemählde aus Sycion darzu, theils aber Faufte er 
noch etliche. 


Cukullus und Rnejus Dompeius liebten gute Ges 
mählde fehr. Der erftere bezahlte eine Kopie vom Pau⸗ 
fias mit 2 Talenten. 


Julius Cofar char ein gleiches: er fammlere Daf- 
tyliothefen und Gemählde, und ftellte felbige in den Tem⸗ 
pel der Denus Genetrir auf. 


Agrippa, Schwiegerfohn des Kaiſers Augufts, ein 
fonft roher Soldar, Faufte viel Gemählde und ſchmuͤckte 
feine $andgürer und Bäder damir aus. Unter andern 
erhandelte er auch das Stüf, wo Aiax vom Bliz ges 
teoffen wird. 


Auguft und Tiberius waren große $iebhaber der 
Kunſt. Der erftere ließ zwey Gemählde auf dem foro 
boario aufftellen, wovon eins den Krieg und dag andere 
den Sieg vorftellte. Er fchenfee Gemählde in Tem» 
pel, und erbaute eine Rurie, die mit Gemählden aus» 
geziert wurde, 


9 5 | Aber 


474 Part! II. Cap. VII, 


Aber nunmehro Fam die Kunft ihrem Ende nahe, 
Plinius nannte fie deswegen morientem artem. 


25. 


Gemählde von der alten Kunft find im ı6ren Jahr⸗ 
hundert wieder gefunden worden. Die Liebe zu den Wife 
fenfchaften machte, daß man in den verfallenen Gebäuden 
und Ruinen nahgrub, und befonders nächft an der 
via Appia zu Nom, Gemählde entdeckte, wornach fich 
die damals lebenden Künftler bilderen. Die berühmte. 
ften Künftler waren : 


Michel Angelo Buonarotti war zugleich, Ar 
chitekt, Mahler und Bildhauer, und machte den erften 
Riß zur großen Perersficche in Nom. Er arbeitete viel 
Statuen für den Grosherzog von Florenz. Aber fein 
Kolorit war nicht fhön. Er Fonnre niche die fröhliche 
und heitere Ruhe ausdruͤcken, welches man an ſeinem 
Gemaͤhlde, dem Juͤngſten Gericht, wahrnimmt. 
Winkelmann fagt von ihm: wer eine Arbeit von die- 
ſem Künftler gefehen, har fie alle gefehen. Er har 
einen Moſes gehauen, der in Nom in der Perersfirche 
ſteht. Ludovico Dolce fagt von ihm: feine Zeichnung 
war ſtark und Fräftig. 


Rapbael von Urbino war fein Zeifgenoffe und 
ungemein, ftarf im Zeichnen. Sein Kolorit ift fehr 
fhön. Man entdeckte zu feiner Zeie in dem Pallaft 
des Titus eine ganze Reihe von Zimmern mir Ge- 
mählden, die zum Theil noch unbefchädiger waren, nach 
diefen ließß er feine Schüler zeichnen. Er hat die be» 
rühmten Gallerien-im Vatikan gemahle, und wird 
für den größten Künftler gehalten. Seine Zeichnung 
ift rein, EForrefe und edel. Ein Srüc von ihm iſt die 
Arbenienfifbe Schule. Die größten Künftler er 

ich 








De Pifura. 475 


fih nach ihm zu bilden geſucht, zum Beweis Fann der 
berühmte Mengs dienen. _ 4 

Titian hat fid) durch fein fhönes Kolorir ganz bes _ 
fonders ausgezeichnet. Er ftiftere die Lombardifche 
Schule, und war fehr beliebt. Beſonders war er ein 
Liebling Kaifer Karls des V. der ihn oft in feiner Mah- 
-Terfchule befuchre. 

Diefe drey Männer Fönnen mit Recht die Wicders 
herfteller der Mahlerey genennee werden, 

. cf. Giov. Ciampini vetera monumenta, [Webbs 
Unterfuchung des Schönen in der. Mablerey.] 

Alte Gemähflde find *); 

Kine Denus su Rom im Pallafte Barberini, 
daran Karl Daratti viel ergänzen müffen. 

Die Aldobrandinifche Hochzeit. Diefes Ges 
mählde hat feine Benennung von feinem Befiger ers 
halten. 

Boriolan ift da, wo ehemals das Gruppo des 
Laokoons fand. 

Der Oedipus ift das fchlechtefte der übrigen Ges 
maͤhlde, meil es viel gelieten. 

, Sieben Bemäblde, in dem vormaligen Kole. 
gium der Jeſuiten. Die beften darunter find: ein Sa. 
tpr, der aus einem Horne trinft, und eine Fleine Sand» 
fchafe mit Figuren. 

Sn der Dille Albani, find noch berfchiedene 
Stüde. 

Hierzu find noch die Herkulaniſchen und Pompe— 
ianifchen Gemaͤhlde zu rechnen. Man überftreiche fie 
heut zu Tage niche mehr, fondern bringt fie gleich unter 
Glas, damit die Luft nicht darzu kommen möge, 

In 


*) [S. Winkelmanns Geſch. d. K. S. 560 ff.] 


476 Part, II, Cap. VII, 


In den Bäder des Titus har man noch Gemählde 
entdeckt, die man von einem Kupferftecher Pirameſi in” 
Nom in Kupfer gefiochen worden. 


26. 


Man Fann aus diefen Gemählden ziemlich ſehen, 
wie weit eg die Alten in der Kunft gebracht haben. Und 
dieſe Kennenis ift für den Künftler und Dilertanten 
brauchbar. Der Künftler kann dadurch erfinden lernen; 
und der Gelehrte durch gure Zeichnungen einen anfhau« 
enden Begrif von vielerley Gegenftänden befommen, 


Unter den Herfulanifchen Gemälden find die Taͤn— 
zerinnen, Tentsuren, und der Apollo mit den Mu⸗ 
fen, die fhönften. [Sie fichen auch, eben nicht zu 
ſchoͤn nachgezeichner, in den Denfmählern des alten 
Toms, oder Sammlung der vorncehmften und noch in 
Nom vorhandenen Alterehimer nah Barbaults Zeich> 
nung, nebft einer Erklärung derfelben; aus dem Sranzds 
fiſchen überfege, mie 6o Kupfertafeln. Augsburg 1782. 
Fol. ©. 40 befchrieben uud Mr, 52, 53. 54. gezeichnet. 
©. auch oben zum ııten $.] 


Man hat in England das Herfulanifche Werf 
ing Eleine zu ziehen angefangen; diefes Unternehmen 
aber ift durch den Neapolitanifchen Gefandten in $ondon 
unterdrückt worden. [In Paris fchön, in Augsburg 
nur im Umriſſe hat man die Herful. Alterehümer nachzus 
machen und fürzer zu befchreiben verfuhe. Man f. auch 
Joh. Winkelmanns Sendfchreiten von den Herful, 
Enrdefungen, Dresden 1762. 4. und Obferuations fur 
les Antiquites d’ Herculanum, avec quelques Reflexions 
fur la Peinture et la Sculpture des Anciens; et une courte 
defeription de plufieurs Antiquites des environs de Naples, 
par MM. Cochin et Bellicard. fecond, Edition. Paris 1757- 
g. mit artigen Kupfern, im Kleinen.) R 

1 








De Pi&ura, 477 


In alten Mfpten finder man noch Gemählde 3. B. 
in einee Aandfchrift des VDirgils, und Terenz in 
Rom, fie find aber ſchlecht und ohne ich und in deg 
Dioscorides zu Wien. 


0. 027: 
Hierzu gehörige Bücher find: 


Admiranda romanarum antiquitatum as veteris ſcul- 
pturae veftigia a Petro Bartolo delineata, opera Bellorii 
&c, Rom 1738. Fol. 

Michael Angelo de la Chauffe, Romanum Mufeum, 
Kom 1707. in 2 Fol. B 

Bernhard ab Oberbecke, Reliquiae vrbis Romae, 
Amfterdam 1708. 3. Tom, 

Petri Arringii Roına fubterranea, 

Pitture di Ercolano, 


Recueil des peintures antiques, 


9.728: 9) 


Das 35. 36. und 37. Buch, in des Plinius Hi- 
ftoria Naturali handele von der Kunft, 


Durand ein Franzog, har das z5fle Buch des 
Plinius überfegt, und aus dem Todice Mſpto Vofliano 
verbeffer. Doch ift die Ueberfegung nicht ganz richtig. 
Salconet har die drey legtern Buͤcher des Plinius auch 
überfegt: aber den Sinn nicht allemal richrig getroffen. 
Er ift mehr Künftler als Gelehrter. Der Graf Carlus 
hat des Durands und Falfoners Meberfegungen ſehr ges 
tadelt und zu verbeffern gefuchr. 


cf. Buͤſchings Geſchichte der bildenden Kuͤnſte 
und Wiflenfchaften. 


*) [S. zum ıften $. biefes Kap. ] 


Francifeus 


478 Part, I. Cap. VII. 


Franeifcus Funius de pictura veterum in 4. und 
beſſer in Fol. Fuͤr den Gelehrten koͤnnte es noch eher 
als fuͤr den Kuͤnſtler brauchbar ſeyn. Es iſt beynahe 
ohne allen Geſchmack nur kompilirt. 

Winkelmanns Geſchichte der Kunſt. 

von Scheib, unter dem angenommenen Namen 
Roeremon, Natur und Kunſt in Gemaͤhlden, Leipzig 
und Wien. 1770. 

Oreſtrio, von der Kunft der Zeichnung: mit theo- 
retifchen und praftifchen Anmerfungen. 

Richkardfon, Traite de la Peinture, 

Ludovico Dolce, fulla pittura. 

Giorgio Vafari , vite de Pittori antichi, 

Carlo Dati, vite de Pittori antichi, 

Durand Dialogues de la peinture antique. 

Felibien Entretiens fur les Vies des plus celebres Pein- 
tres. Sonden 1705. 12. IV. Band, deutſch. Hamburg 


1711. 12. 
[De.Piler Abrege de la vie des Peintres, 1699. 


Krieifche Berrachtungen uber die Pocfie und Mahr 
lerey, aus dem Franzöfildyen des Herrn Abres Di Bos 
Kopenhagen 1760, 1761. drey Thy, in 8. 

Notice generales des Graveurs diviles par Nations, 
et des Peintres, ranges par Ecoles, precedees de? hiftoire 
de le gravure et de la peintures depuis l’origine de ces arts 
jusqu’ a nos jours’et fuivies d’un catalogue raifonne d’ une 
colledtion choifie d’eftampes, Par M. Huber Dresden 
und $eipzig 1787. gr. 8» — 

Recueil de Peintures antiques trouyées a Rome; imi- 
tees fidelement, pour les couleurs et le trait, d’apres les 
defleins colories, par Pietro [ante Bartoli et autres Deih- 
nateurs. Seconde edition, tom. I. De !’Imprimerie de 
Didot l’aine, aus depens de Molini et deLamy, Libraires. 


Paris 








J 


De Pictura. 479 


Paris 1783. gr. Fol. Graf Caylus gab mit Mariette 
1757 einen Recueil de Peint, antiq. de Pietro-fante Bar- 
tolo heraus. Es waren ausgemahlte Kupfer, welche 
die alten vollfommen darftellen follten. Man trägt ſich 
damit, daß nur 30 Exempl. abgezogen feyn, und die Plat⸗ 
ten hierauf feyen vernichter worden, um dem Werfe eine 
recht große Seltenheit zu verfchaffen. Der Preiß des 
Werfes ſtieg alfo bis aufs Unglaubliche, und in den letz⸗ 
tern Fahren gieng ein Epemplar in einer Auction zu 
Paris von M. Gourtard für 2272 Livres weg. Wie 
de Büre erzähle, war im Anfange der Preiß 200 Livres. 
Zu verwundern ift es, daß Mariette noch 1764. ein 
Eremplar nah Nom verfaufen Fonnte, und zwar um 
30 römifche Scudi, welches damals für einen hohen 
Preiß angefehen war. Sein Brief ſteht in den Let- 
tere Sulla Pittura vol, V. S. 269. Nach des Mariers 
te Tod fenn, (fo heiße es,) die Platten in der Auction 
als unbrauchbar verfauft worden, und von dem Käuferan 
einen Kunftliebhaber, den General» Pächter de la Bor⸗ 
de gefommen. Diefer habe gewußt, fie wieder in 
ihren vorigen Zuftand zu fegen. Im J. 1783. er 
fhien mie aller typographiſchen Pracht der Text zu 
34 Tafeln, und ein gemahltes Kupfer Eofter im Durchs 
fhnite eine Piftole. Allein es find nur Copeyen von 
Copeyen, und felbften auf die Farben kann man fich 
nicht verlaffen, weil fie nicht in allen Epemplaren 
glei find. Mehreres davon kann man finden in den 
Goͤttingiſchen gel. Zeit. vom 5. 1784: im 87 Stuͤcke.] 





Cap. 


480 Part, IL, Cap. VIII. 


—— — — DS ee 


Cap, VIII. 


De 


AT.Eh re u 2% 





6 % 


Die dringende Nothwendigkeit trieb die Menſchen 
zur Baukunſt an. Sie mußten ſich vor Hitze, 
Kälte, Regen und andern Unbequemlichkeiten zu ver- 
wahren fuchen: und da die Gemeinfchafe der Güter 
aufhörte, mußten fie auch Pläge haben, wo fie ihr 
Eigenthum verwahren Fonnten. In den warmen $äne 
dern war eg vielleicht möglich, daß fie in Gebüfchen, 
Höhlen und Grorten wohnten, bis fie Leimwand er: 
fanden, aug der fie ſich Zelter bauren. Dieß gieng 
nun wohl in warmen, aber nicht in Falten ändern an, 
fie müßten fi) denn unter der Erbe angebauet haben, 
wie Tacitus von den alten Germaniern fhreiber Die 
Menfchen fahen vielleihe Schwalben fih Mefter aus 
Leim bauen, und dieß fiheinen fie nachgeahme zu 
haben 9, Sie machten alfo Leimhürten, aber nur die 

Wände, 


) (Warum follen fie Thiere nachgeahmet haben? die Noth trich 
die erſten Menfchen an, einen Zufluchisort zu —— 
en, 





De Architelura, 481 


Wände, mithin waren fie von Furger Dauer. Hier» 
auf machten fie tan der Sonne gebarfene Steine 
aus Lehm, und nach und nach lernten fie diefelben 
brennen. Endlih kam man auf eine gufe Archicefe 
eur. Jemehr oder weniger Wig und Erfindungsfraft, 
[befonders Euitur] eine Nation Hatte, defto cher, oder 
fpäter fieng man an, dauerhaft und ordentlich zu bauen. 
Die Phönisier und Egyptier werden für die erften 
gehalten. ie haben cher Gebäude, als die Araber 
und andere Völker gehabt. So haben auch unter den 
Griechen die Arhenienfer eher, als die Spartaner ges 
bauet. Die Sieren trugen ferner viel darzu bey. An 
manchen Orten verrichteren Mannsperfonen das, was 
an andern Orten die Befchäftigung der Frauenzimmer 
war. Die Egyprier liebten in ihrer Bauart das Daus 
erhafte und Sefte, weil ihr fand der Ueberſchwemmung 
des Nilftroms ausgefege war. Durch die Griechen 
wurde die Baufunft nach und nach zur VBollfommens 
heie gebracht; fie Fam auch von dort aus nach) Nom, 
aber da fieng fie an unter den Kaifern wieder zu vers 
fallen und der [höre Baugeſchmack gieng nad und 
nach verlohten. Im 8ten und gten Jahrhundert 
nach Chrifti Geburt wurde dee Gorhifhe Geſchmack 
eingeführt, 


& 2% | 


©. Arab, Sellery’s antiquities of Palmyra, $ondon 
1696, in 8. Huͤbner hat es überfege, Lunfer dem 
Zitel, 


Höhlen, oder fie errichteten urfpränglih Huͤtten und Zelte, 
dann Fam man auf Gebäude von Holz, von Ziegeln, und 
vielleicht frühe fchon von Steinen. Schon vor der Noachi⸗ 
fhen Sündfluth waren Wohnungen und Bauart, Den Ur⸗ 
fprung der Baukunſt darf man nicht bey einem Volk allein 
fücden.] | 

5 


482 ‚ Part. II. Cap. VII. 


Titel, Antiquitäten von Palmpra oder Tadmor 
Stanffurt 1716. 8] 


In diefem Sahrhundere haben drey angefehene _ 


Männer, nemlih Bouverin, Dawkins, und Robert 
Wood die Palmprsnifchen Alterehämer und Meber« 
bleibfel von dieſer ehemals berühmten Stadt des Orients 
unterſucht. Die beyden erften trafen ungefehr im Jahr 
1750, ihre Reife nach Athen an: unterwegs £rafen fie 
zwey Englifhe Mahler, nemlich den Stuart und 
Revett. Bouverin ſtarb auf der Inſel Negroponte. 
Dawkins fegte die Reiſe weiter fort und nahm den Ro⸗ 
bere Wood mie. Im Jahr 1753. gaben fie zu London 
ihre Werk heraus )Y. Dawkins fiarb 1768. zu früh für 
die Künfte, Die beyden Mahler Stuart und Revett, 


brachten das erfte Jahr größtentheils in Dalmatien zu, 


hierauf giengen fie nach Griechenland, wo fie fi) vier 


Jahr aufhielten, 1754. Famen fie in Marfeille wieder an. 


Stuart genoß vom Dawfins alle Bequemlichfeiten. — 
Diefe berühmeen Männer behaupten, daß die Baukunft fpäs 
ter alsdie Bildhauerf. eneftanden: fiefagen, der Bildhauer 
habe Menfchen, und die fchöne Natur zum Gegenftand, 
der Architekt aber muͤſſe felbft Anlage und Erfindung 
‚haben. Der Grund ift richtig, aber doch noch nicht hin« 
reichend. Sie bezichen fich auf den Tempel des Theſeus 
und der Minerva zu Achen, wo vollfommen gearbeitere 
Stuͤcke, aber nicht gute Baukunſt angetroffen wurde. 
Allein dies gile nicht von allen Gegenden, denn z. B. 
in Phönizien ift die Baukunſt wahrfcheinlich früher ges 
weſen. [Sjn der Gefhichte der Baufunft muß man un— 
terfcheiden die erften Bemühungen der Menfchen, unter 


einiger Bedeckung vor Sturm, Wetter oder Thieren 
ficherer zu wohnen: da ift überall; wo mehrere —* | 
ich 


*) [The Ruins of Palmyra, otherwife Tedmor in the Defar 
gondon 1753. Fol.] 


— ⸗— — 


— — 2 rn | 


in ee — 








De Architelfura. 483 


fih aufbieleen, der Gebrauch, ſich leinige Wohnpläge zu 
errichten, urfprünglich gewefen. Noch heut zu Tag 
wohnen Samojeden und andere nomadifche oder rohe 
Völfer unter folchen ſchlechten Wohnungen. Dieg ift 
aber nicht eigentliche Baukunſt. Dann unterfcheide 
man öffenel. Gebäude und Privarwohnungen. Allein die 
Baufunft ift weder cher noch fpärer, als andere Kuͤnſte 
ausgebilder worden, wie diefes umftändlich zeige D. Chris 
ſtian Ludwig Stieglig in feiner Befchichte der Sau⸗ 
kunſt der Alten. Seipzig 1792. gt. 8. ©. 6. ff. Dieſes 
Buch verdientsals ein Commentar über diefes Erneſt. 8, 
nachgelefen zu werden. ] 


Hadrian, Diokletian und andere haben fchöne 
Gebäude in Nom aufgeführe: aber, die Sfulptur fiel zu 
ihrer Zeit, und war weiter hin ſich nicht mehr ähnlich, 
da die Archirefrur immer noch vieles leiftere, 


cf. Voyage de Syrie et du montLiban contenant par 
Monf. de la Rogue Amflerd. 1725, 


— 


Es giebt Gelehrte, welche aus dem iſten Buch Moſis 
cap. 4. behaupten wollen, Kein habe zuerft zu bauen 
angefangen. Dies rhur befonders Peirerius in feiner 
Abhandlung de Praeadamitis, Es wird nemlich in an« 
geführter Stelle einer Stadt gedacht, melde Kain foR 
erbauer haben. Allein man muß den Begrif, den man 
heue zu Tage von einer Stadt har, bey Seite fegen, 
und unter dem Wort Stadt, nur zufammengebaufe 
Hürten und Höhlen, wo die eure eingefchloffen beyſam⸗ 
men lebten, um vor Näubern und Thieren ficher zu feyn, 
verftehen.. So beftund z. B. Athen im Anfang aus 
Höhlen, und Rom aus Strohhuͤtten. Etliche Jahre 
hundert hernach, da die Menfhen zahlreicher wurden, 
müffen vielleicht ſchon einige ziemlich begrächtliche Ges 

Hh 2 bäude 


484 Part, II, Cap. VIII, 


bäude aufgeführt worden feyn., Man fann dieß aus 
dem Gebäude des Ffo@, und aus dem Babplonifchen 
Thurm fließen. Desgleichen ſoll Nimrod eine 
Stadt angelegt haben. Auch Sodom und Gomorra 
waren damals befannte Städte, doch Fann man nicht far 
gen, daß fie ſchoͤn gebaut gewefen. 


Goquet fagt, einige Jahrhunderte nach der Suͤnd⸗ 
fluch fey die Architektur ſchon in gutem Stand gewe— 
fen: allein dieg ift ohne Grund, denn die Tempel wurs 
den damals noch ohne alle Kunſt erbauer. In der Fols 
ge wurde die Kunft zwar verbeffere, aber der Privat» 
mann lebte noch in ſchlechten Hütten. So bewohnte 
z. D. felbft Romulus eine Strohhuͤtte. IS. Stieglitz 
©. 24 ff. 33 ff- 369 ff.) 


u —— — * 


$. 4 : 
lignum rude is e, Holz, wie man eg hauf, war die 
erite Baumarerie. Hierauf nahm man Lehm, den man 
mie Stroh vermiſchte. Dieß hatte man vermutlich 
den Schwalben abgefehen, welche daraus ihre Mefter 
bauen *). Man drauchre ferner NRurhen zum Umwinden. 
Da aber der Schm nicht dauerhaft genug war, fo machte 
man daraus Steine, die man blos an der $uft und ° 
Sonne trocknete. Aus folhen Steinen waren verfchie 
dene Zempel in der $andfchaft Phocis. Selbfi zu 7 
Rom waten zu Vitruvs Zeiten noch einige folche 
Häufer: ja in Arber zeigte der Areopagug noch derglei» 
chen Leimwaͤnde. Endlich fieng man an die Ziegel zu 
brennen, dieß ift aus der Gefchichre der fraelicen bu 
Fannt, 7 
) [Allein ein Schwalbenneſt fieht doch anders aus, als die 
ſchlechteſte Hütte. Konnte der Menſch nicht feiner Vernunft 
folgen? Hatte er nicht felbfter Verftand, aus dem, was er 


1 
in feiner Gegend fand, drgend eine Art von einer Wohnung 
zu bauen ?] 





| 








” De Architelfura. 485 


kannt. Ob man in Griechenland noch unter den $eim eine 
Maffe genommen, ift unbefannt. In Italien nahm 
man Tofſtein darunrer , der gelblich ift, im Feuer aber 
rörhlich wird, wie Winkelm. berichte. Man machte diefe 
Ziegel in Kom größer als bey uns, aber nicht fo dicke, 
hauptfächlich brauchte man fie zum Wölben der Bogen. 
— Vielleicht waren Kiefelfteine zum Poliren oder Glaͤt— 
ten der Holzſtaͤmme noͤthig. Wahrfcheinlid nahm man 
erſt ganz rohe Stämme zu Gebäuden, und fahe weder 
auf Schönheit, noh Symmerie. Werkzeug zu Bear- 
beitung des Holzes hat man früher, als zu Steinen ges 
habe. DBerfchiedene Gelehrre haben behaupten wollen, 
die Pyramiden in Egypten wären von Ziegelfteinen *) 
gebauet gewefen: allein das Gegentheil zeugt von ihrer 
Dauer, und man bat gefunden, daß fie von Quaderſtei⸗ 
nen erbauer worden. 


In Rom nahm man zum Bauen erft Toffteine, 
die aus Berfteinerungen entftehen. Hierauf nahm man 
Travertino, und nad) einiger Zeit Poperino. In diefen 
letztern Stein hat man auch Auffchriften gehauen. Als 
lein beyde Gattungen waren fehlechre Steine. Nachhero 
nahın man die fogenannte puzzolana, einen dunfelgrauen 
Stein, deffen Farben theils rörhlich, theils ſchwaͤrzlich 
find. Die fhwärzlihe Gattung wurde zum Bauen uns 
ter der Erde, und die rörhliche zum Bauen über der Erde 
gebraucht. 


9. 5 
Der menfchliche Wig fuchte die Saufunft immer 
zu verbeffern. Bey den Egyptiern war das Holz fehr 
fparfam, deswegen. mußten die Iſraliten bey ihnen 
ſ ch mit Ziegelbrennen, N fie Stroh brauchten, ie 
3 chäf- 


») [Oder vielmehr von Ralkfteinen, welheman dazu in der Nähe 
fand. S. Stieglig ©. 68 f. 93. ff] 


486 Part. II. Cap. VIIT. 


fhäftigen. "Hingegen an Steinen und Marmor haften 
fie einen großen Ueberflus. Auch Eonnten fie) durch Ka⸗ 
näle diefe Bruchfteine leicht fortbringen, und deswegen 
Bauten fie Hauptfächlich mir Steinen. — Bey den Gries 
chen hat Badmus zur Bervollfommung der Baufunft 
viel beygetragen. Er fam zur Zeit des Joſua aus Phö- 
nizien nach Böotlen in Griechenland, und damals fien- 
gen die Griechen an, in der Baufunft etwas zu leiften. 
Er fol die eifernen Werfzeuge mirgebracht haben, folglich 
müßten fie in Phönizien fhon damals Architekte gehabr, 
und diefe Inſtrumente gebräuchlich gemwefen feyn. Dieß 
zeugt Blemens von Nlerandrien. Doch laͤßt ſich aus 
diefen DBenfpielen noch nichts allgemeines erweifen. 
[Ob bey den Egyptiern oder bey den Indiern der Anfang 


der eigenelihen Baufunft zu fuchen ſey, darüber iſt 


neuerlich geftrirren worden. Die gemeinere Meynung 
bat ein ungenannter gel. Staliener, (Abe "ac, Belgra⸗ 
00,) zu vertheidigen gefucht, die egyptifhe Baufunft 
fehr erhoben, und aus den verfchiedenen Beweifen der 
Alten, aus der Sache felbften und den Lehrſaͤtzen der Kunſt 
zu erhärten fih bemüht, Egypten fey das erfte Da« 
terland derfelben, und daher häften die Griechen und 
die Römer die Kunft gehohlt. Seine Schrift Hat die 
Aufſchrift: Dell’ Architectura Egiziana: diflertazione 
.d’ un Correfpondente dell’ Accademia delle fcienze de Pa- 
rigi, Parma, 1786.4. Riem folge in einer oben an» 
angezeigten Schrift denjenigen, welche Indien als. die 
erfte Wiege aller Künfte annehmen, und läugnet, daß 
die Baufunft in Egypren zuerft erfunden fen: von den 
Indiern härten die Egyptier, welche ohnedem Pflanz« 
bürger der Indier, und alfo jünger gewefen, die Kunft 
gelernt, Bender, befonders des gel. Italieners Behaup- 
tungen und Gründe, trägt Martini genauer in feinem 
Ercurs vor, ohne zu entfcheiden, welcher Meynung er 


— —— 


————— 


beyſtimme. Ohne nun zu bemerken, daß vor der Sünde 


fluth, wo weder Indier noch Egyptier, als 
chon 





De Architectura. 487 


fhon vorhanden waren, Spuhren einer Baufunft ſicht⸗ 
bar geweſen; fo entſteht die Srage: ft alles fo Kiftorifch 
und critifch wahr, was man von den indifchen Pago- 
den und befonders von ihrem fo hohen Alterefum ſagt? 
Hat man folche fichere hiſtoriſche Beweiſe von der Indi— 
fhen Baufunft, als von der Eghptiſchen? Hat auch 
nicht von den Egyptiern Vorurtheil vieles vergrößert ? 
Gründer ſich nicht, bey den erftern befonders, manches auf 
Mennungen und bloße Hypothefen? Diefe Fragen wären 
genauer zuprüfen. Vielleicht übertreiben beyde Gelehrte ihre 
Meynungen aus einer Borkiebe oder einem einmalgefaßten 
Vorueeheil. ©. aub Graf Taylus Borlefung von 
der Baukunſt der Alten, (Egypter, Griechen und 
Roͤmer,) in defien Abhandlungen I. B., S. 303 ff. auch 
deffen Abhandlung über zwey Gebäude aus einem ein⸗ 
zigen Stein, die aus den egyptiſchen Steinbrüchen auf 
dem Mil nach Gais und nach Butos gebracht worden 
find, im zten Bande, ©. 354 ff. vorzüglich Stieglitz 
im 2fen zten gfen und zten Abſchnitt von der Baukunſt 
bey den äfteften Völkern der Erde, dann der Egypter, 
(welcher Abfchnire ein Kommentar über den folgenden 
6. 8. feyn Fann,) der Indier und der Perfer. Auch 
handelt Rambach im zten Band der Porterifchen Are 

chaͤologie S. 347 ff. von dem Alterehum der Baufunft.] 


rn 


Die Egyptier liebten in ihrer Bauart mehr das Große, 
Sefte, und Dauerhafte, als dag Schöne. Bisweilen 
war ihre Bauart felfam, z. DB. ihre Thüren waren 
unfen breit und giengen oben enger zu. Wie ihre Privars 
gebaude befchaffen gewefen, koͤnnen wir niche mit Ge— 
wisheit fagen, weil feine Denfmäler übrig geblieben 
find. Bon ihren öffentlichen Gebäuden find zu be 
merfen: 


554 Die 


488 Part, II, Cap. VII. 


Die Pyramiden (Pyramide ift eine große Maffe 
von einem vierecfigten Gebäude, dag fich in einer Spike 
endiger) find völlig auf vier Seiten gebauet, woben fie 
die vier Himmelsgegenden müffen beobachtet haben. 
[Xußer Pococks Befchreibung von Egypren, und Stieg- 
lit, fehbe man Meiſters Abhandlung de pyramidum ae- 
gyptiacarum fabrica et fine, im fünften Theil der Com- 
mentar, nouorum fociet, regiae feient, Goettingens, 1775. 
dann: Hiftorifche und geographifche Befchreibung der 
Gegend um Heliopolis und Memphis. Mit Kupfern. 
Aus dem Franzoͤſiſchen des juͤngern Hrn. Fourmont, 
von Be, Fried. Caſimir Schad. Ruͤrnberg und Leipzig 
1782. gr. 8. ©, 108, ff. und die vom Zeune zu Chriſt's 
Abhandlungen ©. 64, angeführten Bücher.] 


Die Obelisken waren von einer außerordentlichen 
Größe, meiftentheils aus einem Stuͤcke, und Fegelför- 
mig gebauet, unsen breit und oben etwas fpigiger, [Bon 
den in Rom noch befindlichen neun aus Egypten ge⸗ 
holten Obelisken ſ. Zeune zu Chriſts Abh. ©. 59 ff. 
wo auch die Bücher angefuͤhrt werden, worinnen man 
umfföndlichere Befchreibungen antreffen wird.] 


Labyrinth mar ein felrenes Gebäude, wo viele 
Berwickelungen angebracht waren, Es iſt hier dasjenige 
zu verfichen, das bey der Stade Theben in Egypten !ges 
weſen. Denn was von des Dädalus Gebäuden geſagt 
wird, iſt ſehr fabelhaft: er ſol nemlich in Kreta ein 
Labyrinth angelegt haben, von dem Reiſende behaup⸗ 
tet, es muͤſſe dem Egyptiſchen weit nachſtehen. Gelehrte 
haben unter dem Wort Daͤdalus, uͤberhaupt einen Mann 
von Genie, und Erfindungsfrafe verflanden: ja unter 
feiner Gefchichte wollen einige nur eine allegorifche Er» 
zählung vom Wachsthum der Runft verſtehen. 


Dergleihen große Gebäude der Egyptier nenne 
Plinius monimenta vanstatis regiae, Sie waren eben 


fo unnüg, als ungeheuer. 
Die 





De Archite$ura. 489. 


Die Griechen liebten in ihrer Bauart das unge 
Fünftele Schöne, das allen Nationen gefiel, 


Nom ahmte in der Architektur die Griechen nach, 
und brachte es fehr weit. 


Die uͤbrigen Gegenden im Orient befolgten die 
Egyptiſche Bauart, ſagt unſer Verfaſſer. Allein wenn 
man die Beſchreibung vom Tempel des Salomo, 
und feinem und des Königs Hiskia Pallaſt betrachtet; 
fo finder man, daß fie fehön gemefen feyn müffen. Auch 
der Belchreibung von Palmyra, Perfepolis und an« 
dern Orten mehr zufolge, müffen dafelbft ſchoͤne Ge 
bäude gewefen ſeyn. Alſo wäre es wohl möglich, daß 
man an andern Orten des Drients eine andere, als 
die Egyprifche Bauart gehabt haben Fann. 


7. 


Da man dasjenige, wasnothwendig war, be: 
werfftefliget hatte; fo dachte man nunmehro auf dauers 
hafte Marerislien. Und da man diefelben gefunden 
hatte, fo fuchte man die Wände beffer und fchöner zu 
machen, fo daß immer eine Are von Gallerie um die 
Band herumgieng. Sie mußten auf die Bedachung 
denfen , befonders bey öffentlichen Gebäuden. Die 
Säulen befamen allmälig ein angemeffenes Verhaͤltniß 
zwifchen der Dicke und Laͤnge: denn weder Säulen, (die 
zu kurz und die, noch andere, die allzufchlanf find, 
haben ein gutes Anfehen. Es wurde das Schöne mä- 
fig, aber niche verfchwenderifch bey großen Gebäuden 
angebracht. Die Säulen befamen nächftdem eine fei» 
nere Geſtalt, man gab ihnen nunmehro Kapitälgen, 
und Baſes, bis die Regeln erfunden wurden, wie 
fih die Stuͤcke gegen einander verhalten mußten, 


hs $. 8. 


490 Part, II, Cap. VIII, 


9. 8 . sg: 


In Befchreibung der alten Kunftwerfe ift Daufe- 
nias ein treficher Schriftſteller: doch find feine Nach— 
richten bisweilen unvolftändig und zu kurz und nicht 
deutlich genug, öfters aber find auch Befchreibungen zu 
allgemein. Der ältefte Geſchichtſchreiber Hiervon ut 
Homer. Er ift, wenn er der alten Griechen Gebäude 
erwähnt, in feinen Erzählungen ordentlich und weitlaͤuf— 
tig. In Beſchreibungen Föniglicher Palläfte gedenkt er 
Feiner außerordentlichen Pracht. Wohnten nun Könige 
damals in fchlechten, wenigftens fehr mirtelmäßigen 
Gebäuden, fo Fann man leicht auf Privatwohnungen 
ſchließen. Wenn fhon beym Homer Gallerien und 
Säulen geranne werden, fo muß man fich diefelben, 
nicht fo vorftelen, wie fie nachmals gemacht wurden: 
denn die Pracht war in den erften Zeiten lange nicht fo 
gros, wie fie in der Folge wurde *%, Eine Säule fann 
vielleicht nur eine Are von einem runden Baum gemefen 
feyn, Die Wohnung des Romulus wird, von den 
alten Schriftſtellern nur ea/a, eine Strohhuͤtte, genannt, 
Auch die erften Tempel waren nur geweihte Plaͤtze, ohne 
Mauer, mie einem Gott, worüber ein’ Dächelgen ges 
made war, Eben fo war der Areopagus zu Athen, 
nah Vitruvs Bericht, [de architedt, II. Kap. 1.] ein 
fihlechtes Gebäude mie einem leimernen Dache: es war 
nemlich ein Dre, wo die obrigfeitliche Perſonen zufam- 
men famen, wenn wichtige Dinge zu berarhfchlagen was 
ren. Mars war zuerft hier angeflage worden, weil 
ihn Ylepreunts. befchuldigte, er habe feinen Prinzen 
umgebracht. Und davon hat der Plas feinen griechi— 
fhen Namen. Aug diefen Beyſpielen erhellee fo Me 

a 


*) [Yon den Paldften und Tempeln, welche In Homers Gedich⸗ 
ten erwähnt werden, handelt umftändliher Rambach ©. 


354-366.) 





Sue 





De Architectura. ) 491 


daß, wenn die Alten von gemiffen Werfen reden, man 
nicht ſolche Daläfte, wie fie nahmals wurden, darunter 
verftchen müffe. Hiervon redet Vitruv in feinem Buch de 
Architectura. Johann de Laer, ein Holländer, hat die 
befte Ausgabe in Fol. edirt. Des Baldi Lexicon Vitru- 
uianum ift dabey befindlih, mie des Philanders Kom» 
mentar, Paris 1545. 8. ohne welche dag Bud) nıche 
wohl zu verftchen iſt. Es ift ins Sranzöfifche, Engli— 
fche und SStalienifche überfege worden. © Die Stalienifche 
Veberfegung ift von Marcheſe Gakiani, und wird vor« 
zuͤglich gefhäst. 


Vitruv lebte zu Augufts Zeiten, und war ein gros 
Ger Architekt. Man macht ihm den Vorwurf, daß 
fein Latein nicht ganz rein ſey: aber dieß gieng nicht ans 
ders an, Der Mann fchrieb von Kunftfachen, und muß« 
te alfo wohl Kunitwörter brauden. Es fommen in die— 
ſem Buch öfters Begebenheiten vor, dieman darinne gar 
nicht fucht, 3. B. die finnreiche Probe der goldnen Krone, die 
Archimedes für den Sicilianifchen König, Hiero, mit 
der Schwere anderer Meralle machte, indem er bewieß, 
daß, wenn man zwey Maffen von gleicher Größe und 
Schwere babe, die Maffe des Goldes weniger Plaß, 
als die andere einnehmen würde, 


Die Baufunft konnte fich nicht fo leicht, wie andere 
Künfte erheben, weil die Rünftler felbft erfinden mußten ; 
doch müffen unter den Römifchen Königen, dem Tars 
quinivs Priskus, und Superbus, ſchon gute Künfts 
ler in Kom gewefen ſeyn. Dies beweißt das Aapito- 
lium. Auch die cloacae waren fehr ſchoͤn, und die gros 
gen Warfferleitungen zeugen von der Kunſt. 


0 


In Afien war der Luxus bey Privathaͤuſern, fon« 
derlich in Anfehung der Hausgerärhe, weit größer als 
in 


202 Part! II. Cap. VIII ı 


in Griechenland, wo man zufrieden war, wenn bie 


Zempel und öffentlichen Gebäude fchön waren. ben 
fo war es im Anfang auch zuNom Man bauetein Afien 
weit fchöner, als in andern $ändern. Bon da aus fam 
die Verfehwendung nah Nom, worüber Livius und 
andere klagen. Lukullus brachte fie vorzüglich dahin, 
und trieb die Pracht aufs äußerfte. 


Apelles fol eine fchlechte und elende Hüfte bewohnte 
haben, ob cr gleich fehr reich war, wie Paufanias be- 
richtet; und Plinius ſagt vom Protogenes, er habe 
ein fehlechtes Häuslein bewohnt. Aus dem Zeugnis deg 
Dicaarchus, eines Schülers des Ariſtoteles, erheller, 
daß einft ein Fremder nad) Achen gefommen, und fich, 
da er viel von Athen hatte fagen hören, wunderte, daß 
er nichts Schönes gefehen, bis ihm die Zempel und öfs 
fentlichen Gebäude zu Geficht gefommen wären. Hier 
aus fann man auf die Drache und Herrlichkeit der Tem— 
pel fchließen, und auch das Mittelmäfige ‚bürgerlicher 
Wohnungen fich denken, 


§. 10. 


Aus dem Homer iſt ſchon bekannt, daß die Haͤu— 
fer der Vornehmen Vorhoͤfe und Gallerien hatten: als 
lein nachmals ahmten dieß auch Privatleute nach, ia 
felbft in Villen brachre man dergleidyen an. In Dom- 
peii hat man in öffentlichen Häufern dergleichen entdeckt, 
in Privatwohnungen aber har man feine Borhöfe gefunden. 


Ihre Dächer bey Privarhäufern waren ganz eben, 
oder wenigftens fehr flach gegipfele. Diefe Bauart fol 
in Italien noch feyn. Um die Dächer herum giengen 
Geländer, dies hies lorica. Auswendig waren Löwen 
Eöpfe angebracht, wodurch dag Wafler ablief, Inwen⸗ 
dig an: den Häufern war ein Vorſtos von Bretern, wo 
der Regen ablaufen Fonnte, dieß hieß impluuium. Mit 

ten. 


« 








De Architeffura, 498 


ten im Hofe des Hauſes war ein gewiſſer Platz, wo ſich 
der Regen ſammlete. 


Die erſten Saͤulen waren hoͤchſt wahtſcheinlich nur 
aus Holz: ſodann machte man ſie aus Bakſteinen. 


Pauſanias fand zu Elis einen Tempel, der auf 
keiner Mauer, ſondern auf Eichenbaͤumen ſtund. 


Zur Bequemlichkeit der Haͤuſer hatte man erſt die 
Säulen erfunden. Da man Gallerien errichtete, nahm 
man dergleichen auch darzu: und endlich brauchte man 
fie an Zempeln und andern Gebäuden zur Pracht, 


Um die Theater herum mußten porticus oder Galle— 
rien feyn, wo zur Pracht die fchönften Säulen ange 
bracht wurden. — In Rom baute Dompeius Ma— 
gnus Uebungspläge (gymnafia), wo junge Leute fich ver— 
ſammleten und $eibesubungen trieben, hauptfächlich das 
erfte ſtehende Theater. 


In Sicilien *) finden fid) da und dorf noch fchöne 
Gymnaſien, aud fora: es waren oͤffentliche Gerichts⸗ 
plaͤtze. Die Griechen ſollen ſie in Quadrat gebauet ba« 
ben; die Italieniſchen fora waren meiſtens laͤnglich vier— 
eckigt. Man brachte an denſelben Gallerien an. Wom 
foro Herculanenſi ſ. Cramers Nachrichten zur Geſchich⸗ 
te der Hercul. Entdeckungen, ©. 37 ff. Das Uebrige 
gehört in die eigentl. Alterthumskunde.] 


Baftlicae waren Pläße, die an dag forum angebauer 
waren. Bisweilen heiße diefes Wort ſoviel, als ein 
Föniglicher Palaft. In der Folge nennten die Chriften 


ihre Hauptficchen fo: [movon unten nochmals die Rede 
feyn wird.) 


Diejeni- 
9 [S. Jar Phil. Dorville Sicula, Amfterd: 1764. Fol.] 


494 Part, II. Cap. VI. 


Diejenigen Säulen, welche man vorher zur Stüße 
und Scftigfeie der Gebäude gebraucht, machten nunmehe 


eine Schönheit aus, Man brauchte fie öfters da, mofie 


nicht nothwendig waren. An den öffentlichen Gebäuden 
wurden oben, am fpisig zulaufenden Gipfel, Adler an» 
gebracht: es waren Figuren aus Thon, oder aus Metally 
die man in dag Dreyeck ſetzte. 

Am Regenſpurg ift im vorigen Jahrhundert eine 
Kirche, wo die Dede ziemlich flach gewölbe ift, ohne 
Säulen erbauer worden. Sie wird wegen diefer Baus 
are von Architekten fehr bewundert. 

In den erften Zeiten brachte man die Säulen aus« 
wendig anz die Chriften aber bedienten fich derfelben 
inwendig. | 

Die Tempel hatten auf der fehmalen Seite fpigige 
Dächer, 

Faftigium hies der Gipfel. Der Eingang in das 
Haus war aufderfehmalen Seite, und oben darüber war 
das fafigium oder Sipfel. Dergleichen waren an, Tem⸗ 
peln und großen Gebäuden, Julius Caͤſar ließ an ſei⸗ 
nem Haufe zuerft ein falligium anbringen. Die Servi⸗ 
lia fa im Traum, daß der Gipfel von des Caͤſars 
prächtigem Gebäude herunterfiel, und hieraus ſchlos man 
auf den plöglichen Tod diefes Helden. 


Sy ee 


Wenn die Säulen blos ſchlecht und einförmig ges i 


bauer find, foleiften fie zwar ihren Mugen, aber fie fhaffen 
dem Auge Fein Vergnügen: man har daher gewiffe Zier 
tathen derfelden erdacht, welche die fogenannten Säus 
lenordnungen beftimmen, Es find 5 dergleichen Ords 
nungen. | 
Vitruv cap. 1. redet nur von drey Ordnungen *): 
an einem andern Orte aber fest er die vierte hinzu. 
on 
*) [&. Stiegli ©. 250 fi. ©: 284 ff.] 














i 
| 





De Architectura. 495 


Bon der fünften konnte er nicht reden; denn diefe 
wurde erft nad) feiner Zeit erfunden. 


Boldmann, Vignola und Wolf, drey Bauver⸗ 
ftändige, wie auch Winfelmann haben fünf Säulen» 
orönungen angenommen: nemlich die Toskanifche, Do- 
rifche, Joniſche, Borinthiſche und Römifche oder 
Italieniſche. 


Von den vier erſten handelt Philander in Obſer- 
uatt. ad Vitruuium in einem beſondern Excurſu. 


Woher dieſe Ordnungen entſtanden, iſt an ſich 
ganz unbekannt. Die Alten haben nichts gewiſſes ange— 
merkt. Vitruv führt einige Gründe an, denen aber 
nicht fchlechterdings zu trauen ift, weil fie etwas fabels 
hafe klingen. 

1) Die alte Tufcifche, oder Tostanifche Ordnung 
ift die fchlechtefte, und einfachfte, ohne alle Kunſt, 
und folglich die aͤlteſte. Wahrſcheinlich haben fie 
die Tuſcier etfunden. Wolf behaupter zwar, Gries 
chen wären die Erfinder gewefen: allein ohne 
Grund. Winkelmann fagt, daß diefe Ordnung 
nur an einer Ärbeit in Kom vorhanden fey, ingleis 
hen auf einer Hetrurifhen Patera in Demfterie 
Etruria Tom. ı. Tab. 7, Pbilander har in feis 
nem Kommentar zu Vitruvs Archireftur die Sache 
mehr entwicelr. 

2) Die Dorifche, war von den Doriern erfunden 
worden: fie führten von einem gewiffen Dorus, 
der über Achaia und Peloponnes geherrfche, ihren 
Mamen. Diefer Mann harte zu Argos einen 
Zempel der Juno erbauee und fich einer großen und 
befondern ArtSäulen hierzu bedienet, In den erften 
Zeiten harte diefe Drdnung feinen befondern Damen, 
Mach der Zeit har man diefe Säulenordnung wei» 
ter ausgearbeitet und ihr den Namen der Dori- 


ſchen 


496 Part. II, Cap. VIII. 


fhen Ordnung beygelege. Die: Säulen waren 
ftarf und dienten zur Fejtigfeie der Gebäude *). 


3) Die Tfonifche, Die Yonier waren urfpränglich 
auch Griehen. Vermoͤge eines gewiffen Götter 
fpruchs mußten diefe 13 Kolonien nah Aſien ſchik- 
fen, um ſich dafelbft anzubauen. Sie erbauten 
viele Städte, z. B. Epheſus, Milerus, Kolo- 
phon, Pryene, Lebedus, Mius, Erythra, Kla- 
zomena, Phocda u. ſ. w. Unter den 15 Häuptern 
oder Führern war ein gewiffer "Ton, ein Mann 
von großem Anfehen, von dem fie den gemeinfchaft- 
lichen Damen der Jonier annahmen. Sie wollten 
den Göttern Tempel bauen und erfanden eine neue 
Are von Säulen. Dem Apollo Danionius war 
der erſte beſtimmt; ſie nennten ihn aedem Doricam, 
Aus Mangel des wahren Maaßes der alten Dorifchen 
Säulen, machten fie eine Säule 6 mal fo hoch, als der 
Schaft im Durchmeffer unten di war, Als fie 
den Tempel der Diana zu Epheſus bauten, mad)» 
ten fie die Säulen Höher und fchlanfer, fo daß der 
Schafe ſchon höher, als ftarf war, und das Kapi: 
tal zierte man mir Schnörfeln **'). Diefe Art ges 
fiel beffer als die erftere, 


4) Die Borinthiſche Ordnung. Ihre Enrfte- 
hung wird vom Vitruv fo angegeben: Es war zu 
Korinth ein junges Mädgen geftorben, deren Wär- 
terin alle ihre Spielfachen in einem Korb auf ihr 
Grab geſetzt, und mit einem Ziegelftein zugededt 
haben fol, Won ungefehr wäre diefer Korb Fi 

ie 
*) (Man vergleiche: I tre ordini Dörico, Ionico, Corintio, 
prefi dalle fabriche piu celebri dell’ antica Roma. Opera di 
Neralco. Kom 1744. $ol.] 

**) [S. Caylus Abhandlung von der Diana zu Ephes und 
ihrem ans im ıften Bande, ©. ı fj. Stieglitz ©. 
244 fi] - ’ 





J 
— — — 
* 


—— 


— 








De Architelura. 497 


die Wurzel einer Pflanze, welche acanthus, oder 
waͤlſcher Bärenklau genannt wird, zu ftehen Foms 
men, und deren nachfolgender Trieb habe fich in 
der Folge fehr artig um den Korb herumgefchluns 
gen. Ein vorbeygehender Künftler, Ballima⸗ 
chus, habe dieß bemerft, und darüber weiter nad)» 
gedacht, und daraus eben diefe Ordnung erfunden, 
Sie ift zu Korinth nach und nad) verbeffere 
worden, 


5) Die Roͤmiſche oder Italieniſche Ordnung ift 
ungefehr in der Mitte des erften Jahrhunderts nach 
Ehrifti Geburt entweder von Römern, oder Ita⸗ 
lienern erfunden worden. Sie hält gleichfam die 
Miteelftraße zwifchen der Joniſchen und Korinthi⸗ 
fehen Ordnung. An einem Tempel des Titus 
finder man die erften, und älteften Spuhren diefer 
Drdnung: deswegen Fonnte Vitruv ihrer auch niche 
erwähnen. 


g. 12 


Wolf ſagt: die. Toskanifche Ordnung iſt die 
ſchlechteſte unter allen, deren Kapital und Geſimſe mit 
wenigen Gliedern geziert. Die Doriſche hat im Kapi« 
tal auch feine Schnoͤrkel, aber in den Geſimſen mehr 
Glieder, und im Friefe Triglyphen mit Zapfen *). Die 
Joniſche hat im Kapital achte Schnörfel und Feine 
Blaͤtter. Die Römifche noch darzu zwey Reihen 
Blaͤtter. Die Rorinthiſche ſechszehn Schnoͤrkel, acht 
Stengel, und drey Reihen Blaͤtter. 


2.043, 


Aus Ueberbleibſeln Dorifcher Säulen ſieht man, 
daß fie Fein eigentliches Untergeſtelle haben; ſondern fie 


ſtehen 
10. Xambach &. 394.) 


498 Part. Il, Cap. VIII, 


fiehen entweder auf dem bloßen Boden, oder ‚haben | 


höchftens einen breiten Stein unter fih., Pbilander 
wollte zwar das Gegentheil behaupten, allein ohne Grund. 
Wolf hat das griechifhe Wort Diamerer den Durchs 
mefjer genannt, welches nicht alle Marhematifer billi« 
gen. Man kann ihm aber ohne großes Bedenken folgen: 
Ratio diametri ad altitudinem non ſemper eadem fuit *) : 
Manchmalverhiele fie fih wie 1= 5. und ordentlich wie 
1=6. Diefe Säulen find niche zu allen Zeiten von einer⸗ 
ley Are gewefen, wie Neifende bemerkt haben. Le Rop 
machte feine Reife durch Arhen und hat alles genau aufs 
gezeichnet. Er nimme **) drey Zeitpunfte an. Im er> 


ften gab man den Höhen nur vier Durchmeffer, und- 


diefe Säulen waren fehr niedrig. Im andern Zeifpunft, 
in welchem der Tempel des Thefeus und der Minerva zu 
Arhen erbauer worden, fünf Durchmeffer; und im drit— 
ten Zeirpunfe ſechs Durchmeffer. Er giebt allemal einen 


Durchmeffer weniger an, als Krnefti. Winkelmann - 


fagt: man fönne den vierten Zeitpunkt hinzufegen‘, wie 
man aus Dorifhen Säulen zu Agrigent und noch an 
einer andera zu Korinch fehen koͤnne. Ihre Form ift 
kegelmaͤßig, unten find fie ftarf, und oben werden fie 


ſchwaͤcher. 


Die fogenannten Zähne und Triglyphen find dies 
fer Are Säulen vorzüglich eigen. 


. 1% 


Die Tonier machren die Säulen fchlanfer, im 
Anfang 8 mal fo hoch, als fie ſtark waren, und F — 
olge 


*) [Stieglig S. 297 ff. Rambach &. 393 f.] 
®*) [in feinen Monum. de la Grece, Part. II. Der, Titel ift: 
" Les Ruines des plus beaux monumens de la Gréce, conlfi- 
dere du cot& de Phiftoire et Parchitefture, par Mir. le 
Roy, Paris. 1758. Fol. vermehrter und verbefleter, 1769-] 














x 


De Architectura. 499 


Folge 8% mal fo groß. Oben am Kapital, tmeiftens an 
den vier Ecken eines Gebäudes, wurden volurae, di. 
Schnoͤrkel, Schnecken, angebracht. Luther bar es eis 
nen Knauf genannt. Den Schaft hat man geriffelt, 
d.i. mie Hohlkehlen verzieren. [Srerüber lefe man Stieg⸗ 
lg S. 294 ff.] 


Merkwuͤrdig ift, daß Appianus fant, am Arſe⸗ 
nal, zu Karthago waͤren Joniſche Sanlen gefuns 
den worden. Es muͤſſen alfo die Phönizier die nemliche, 
ober eine fehr ähnliche Gattung der Bauart gehabt has 
ben. Doc es ift noch nicht erwiefen, daß das Arfenaf 
zugleich mie der Stadt erbauer worden fey. Was weiter 
zur nähern Befchreibung diefer Säulen zu wiſſen ift, muß 
aus der Marhemarif, fonderlich der bürgerlichen Bau⸗ 
kunſt erlernee werden, 


a 7 


Die KRorinebifchen Säulen *) folen 9 Durchs 
meffer in der Höhe haben: aber dabey find die nachfols 
genden Künftler nicht geblieben, fondern fie haben die 
Säulen weit fhwächer und länger gemshr: denn 3. B. 
die Säulen des Tempels der Veſta in Rom, haben mie 
dem Kapital 11 Durchmeſſer. Dieß ift ein Beweiß, 
dag man fih damals ſchon große Freyheiten erlaubre, 
Aber die allzufchlanfen Säulen harten fein gures Anfes 
ben, und Vitrubp klagt fchon fehr darüber. 


Dben auf den Säulen ftund der abacur, das iſt bey 
dem Vitruv cin vierefigees Stuͤck, doch fo, daß die 
länglichten Seiten, etwas eingebogen gewefen: es bıeß 
eymatium, Unten darunter war der fogenannfe Korb 
oder calathus aus Bärenflau. Ferner ift zu bemerken: 
bafis, das Zußgeftelle, worauf die Säule unmirtelbar zu 
ſtehen kommt; worunter der Stylobates ſtund. capus 
i 2 der 


500 Part. II. Cap. VII. 


der Schaft einer Säule, und capizulum dag DOberfte der 
Säule. 


$. 16. 


Stylobata *) dasji-.ige Mauerwerf, deffen Grund 
der Erde gleich ift, felten ſich aber über die Erde erhebt. 
Daranf Fomme die dafs, worauf die Säule ficht *N. 
Manchmal heißt beydes zufammen bafı. Der mittlere 
Theil heiße der Schaft /rapus, und der obere Theil das 
Kapital, /ummum capitulum. Dieſes Kapital beftand 
in verfchiedenen Ordnungen. Es gehöre ein gewifles 
Gebaͤlke darzu, welches darauf gefetse werden muß. Bey 
wirklichen Gebäuden wird der Hauptbalfen Cepifylium) 
des ganzen Gebäudes, welcher unmicrelbar auf den 
Säulen zu ruhen kommt, geſetzt. In Nom wurden bey 
der Korinthifchen Ordnung hervorfiehende Gebälfe ange» 
bracht. Auf diefem Hauprgebälfe lag Zophorus , heißt 
eigentlich der Thierkreiß, oder Zodiacus in der Aftros 
nomie, in der Architefeur ift eg ein gewiſſes Glied an 
einer Säule und hat von den Thieren, die vielmals date 
an gefchnige oder gehauen wurden, feine Benennung. 
An diefem Stüde waren noch Triglyphen, oder andere 
Schnitzwerke, ordentlicy eingefehnige. Doch har Win- 
kelmann angemerfr, daß man’ fie auch einzeln verfer- 
tiger, und dann daran befeftiger habe: lareinifch heißt es 
zrabeatio. Man muß die gehötigen Ausmeffungen der 
Kürze und Breite, die hierzu nöthig, Fennen lernen. 
Hierbey ift Vitruv und die Kommentare über denfelben 
zu empfehlen. 

. 17. 


Die Dotifche und Tonifche Ordnung hat man 
lange fowohl in dem Europäifchen Griechenland, als 
auch 


9 J— Biete und den übrigen Benennungen |. Rambad) ©: 
400 
) [Senauer handelt davon Stieglig ©. 303 ff.] 





l 





De Architectura. 501 


auch in den griechiſchen Inſeln beybehalten. Dieß be- 
ſtaͤtigt nicht nur Vitruv, ſondern auch Reiſende haben 
es an den Tempeln bemerkt, wie z. B. le Roy und 

andere. 


Die Borinthiſche Ordnung, ſagt unſer Ver⸗ 
faſſer, habe man fuͤr zu praͤchtig und getaͤndelt gehalten, 
als daß man ſich derſelben bey Tempeln bedient: allein 
man kann dies nicht ſo allgemein annehmen, weil man 
ſie an einem Tempel der Veſta zu Rom wirklich findet. 
Folglich muͤßten die Roͤmer weniger ernſthaft von der 
Religion und den Tempeln gedacht haben als die Gries 
chen. [Stieglig ©. 252 f. 299 f.] 


5. 18. 


Dreer Urſprung der Toskaniſchen Ordnung kann 
nicht wohl beſtimmt werden. Ob aber die alte Doriſche 
Bauart, wie unſer Verfaſſer behauptet, nach Italien 
gekommen? iſt ungewiß. Dieſe beyden Ordnungen has 
ben mit einander viel aͤhnliches Y. Aber die ſogenannte 
Römifche, Italieniſche, oder zuſammengeſetzte Ord⸗ 
nung, war zu Pitruvs Zeiten noch nicht gebräuchlich. 
Er Fonnte ihrer deswegen auch in feinem Bude nicht 
Erwähnung thun. Sie wurde erfi im erften Sahıhun« 
dere nach Chriſti Geburr erfunden. Winkelmann foot, 
das ältefte Gebäude mit diefer Are von Säulen ſey dem 
Kaifer Titus zu Ehren errichtee worden. Sie wird 
auch erdo compofitus genannt, weil fie aus der Dorifchen, 
Joniſchen und Korinthifchen Ordnung zuſammengeſetzt 
worden. [Rambach am. a. D. ©. 397.] 


Ingleichen heiße fie auch von ihren Erfindern, den 
Roͤmern, die Römifche Ordnung. Erneſti tadelt 
3 diefe 


*) [Bon der Toſcaniſchen Säulenart und den Säulen der 
Etrusker ſ. Stieglig ©. 165 ff] 


502 Part, II, Cap. VII. 


diefe Ordnung: allein es kommt hier wohl auf den Ges 


ſchmack an, 
$. 1% 


Vitruv erwähnt noch die Ordnung der fogenanns« 
ten Carpatiden, [oder Perfifche Bildſaͤulen. Diefe 
find weibliche Figuren in langen Kleidern , anftatt der 
Säulen hingeſtellt. Asrpa war eine Landſchaft in Pe« 
loponneg, deren Bürger es im Kriege mie den Perfern 
wider die Griechen hielten. Mach geendigrtem Krieg 
überzogen die Griechen die Karyer, und tödteten größe 
tentheils ale Mannsperfonen ; die Weibsperfonen aber 
wurden zum Spott in die Sflaverey geführt, und mie 
langen Kleidern behängt. Hierauf ſollen einige Baumei- 
fer, Frauenzimmerfiguren an ftart der Balken gebraucht 
haben, und dieg nennte man die Aaryatiden » Ordnung. 
Aber man har auch Figuren von Mannsperfonen; 5. B, 
die Bildfäule des Könige Sardanapalus, als Säule 
gebrauht. Im Palaſt Sarnefe ift ein männlicher 
Rarparide. Indem Tempel des Krechteus *) wurs 
den weiblihe Baryatiden entdeckt; und noch im Jahr 
1776 wurden zu Nom drey weiblihe Rarpatiden ges 
funden. [Caryatiden finder man an dem Pandeofeum 
zu Achen. ©, The Antiquit, of Athens, tom. IL chap, 
I. pl, XVI -XX. Perſiſche Bildfäulen entftanden 
nad) dem Pauſanias II. 11. auf folgende Art, Die 
Sacedämonier harten, unter der Anführung des Paufas 
nias, in dem Plaräenfifhen Treffen die Perfer übers 


wunden, und fie erbaueren nochhero von der in diefem 


Treffen eroberten Beure einen Porticus, welcher. aug 
Bildſaͤulen in Geſtalt der gefangenen Perſer beſtand. 
Don dieſer Are der Bildfäulen hat ſich nichts erhalten. 
©. Stieglitz S. 319 fi und Rambach ©, 397 f.] 


$. 20. 
IG. The Antic. of Athens, vol. II. ch IT. Stieglitz ©. 330.) 


een * d 





BR; 








- De Architelura, 503 
6.20% 


Bolonnaden wurden im Anfang nur zur Zierde in 
Zempeln gebraucht; [Stieglig ©. 3 14 ff. 329 f.] fodann 
nahm man fie auch zu Ddeen, Öallerien, Theatern, und 
Privargebäuden. Dieß tharen vorzüglih die Römer, 
So waren 5. B. in foro Augufli *) einen Ott, wo man 
verfchiedene Sachen und Angelegenheiten ausmachte, und 
100 die Kaufleute fi) zu verfammeln pflegten, dergleichen 
Kolonnaden. In der Folge, da der Luxus groß wurde, 
wurden die Kolonnaden zur Pracht an verfchiedenen Pri« 
vargebäuden angebracht, und zwar nicht allein in der 
Stadt, fondern auch in den Villen oder $andhäufern. 
Don den Griehen Fann man dieß niche fagen: Miltias 
des, Ariftides, Perifles und andere, haben Feine Wohs 
nungen von dergleichen prächtigen Bauart gehabt, 


Lucius Kicinius Lukullus und Markus Lich 
nius Lukullus, beyde verdienree Männer um den Roͤ⸗ 
mifchen Staat, befonders der legtere, der in dem Krieg 
wider den König Mithridares fehr glücklich gewefen war, 
übertrieben hierinne die Verfchwendung in Nom, und 
. wurden Urheber der überrricbenen Pracht. Der letzte 
foll fo viel $ändereyen befeffen haben, daß er von Kom 
bis Kapua faft durchgängig auf feinem Grund und Boden 
fahren Fonnte. Ueber die Ausfchweifung diefes Mannes 
Flagt Cicero in feinen Büchern de ofhciis. 


Markus Skaurus, de8 Sulla Stieffohn, folgte 
feinem Beyſpiel. Pompeius war faft eben fo reich, 
wie Lukullus. Diefe Männer verfchwenderen gleichfam 
ihre ungerechten Schäge ben der Pracht. Cicero ſagt 
‚vom VDerres, er habe große Colonnaden gehabt, und 
zwiſchen zwey Säulen allemal eine Statue ſetzen laſ— 
ſen. Auch in Zimmern — man dergleichen Pracht 

i4 zu 


*) [Plin. 36, 5.) 


—— 


504 Part, Il, Cap. VII. 


zu haben, Plinius, Statins, und andere lagen 
darüber, [S, Stieglig ©. 392 ff. ] 


$. 2I, 


Man nahm zum Bauen prächtigen Marmor, den 
man aus entfernten Gegenden herbenfihaffen ließ. 


Lucins Kraſſus ließ Säulen aus Pentelifhem 
Marmor, von Athen nach Nom bringen, um fi Pa» 
fäfte zu bauen, 


Markus Skaurus ſtellte Säulen von einer außer 
ordenrlichen Höhe und Pracht aus Lukulliſchem Marmor auf. 


Nero brachte an feinen Häufern, fonderlich am fo- 
genannten goldenen, alle nur mögliche Verſchwendung 
an. Die Säulen wurden fehr nahe zufammen geftelr, 
welches aber nicht die befte Wirfung thut. 


Die portieus waren fang und breit, man hatte wel⸗ 
che zu tauſend Schritten, Auf beyden Seiten ftunden öf- 
gers zwey, drey, und mehrere Reihen Säulen, Endlich 
wurden zwifchen die Gänge Statuen hineingefegt. 


Obgleich diefe Verſchwendung der Nömer große 
Summen foftere, fo erfparten fie doch dadurch viel, weil 
fie ihre Sklaven zu den Arbeiten brauchen fonnten, de. 
nen fie blos den norhdürftigften Unrerhalt gaben. Won 
diefee Pracht wurden dergleichen Gebäude baflicae ge⸗ 
nennt; und diefer Ausdruck ift fodann auf Hauptkirchen 
übergerragen worden, 


Der Kaifer Ronfkantin der Große ließ bey dem 
Grabe Chriſti eine Kirche mie Kolonnaden bauen. Die. 
fes Gebäude hieß baflica domus, und von der Zeit an 
nannte man große Kitchen aedes bafllicae. 


[Bon 











De Architelura, 505 


[Von den roͤmiſchen baſilicis handelt Minutolus 
‚de aedificiis iudicial. in Theſaur. Sallengr. iſter Band 
©. 101. ff. Bon den balilicis der Alten und der Ehri« 
‚ften ftche eine Abhandlung in: Hiftorifch » archirecronis» 
fche Beobachtungen über die chriftlichen Kirchen in tar 
lien und Deutfchland von Moritz und Hirt, ıfles St. 
Berlin 1789. 8-] 


Man finder von diefer Pracht in den Palmyränifchen 
*) Teberbfeibfeln, und an dem Pantheum in Nom Bey» . 
ſpiele. [Sellery’s Antig. of Palmyra, $ondon 1696, 8. 
find nebft andern ſchon oben empfohlen worden.] 


tabulara d. i. Altane oder Erfer, die an dem Haufe 
herausgerüct find. Vitruv nenne fie proiedtiones, 


Maeniana waren freye Pläge in Nom, oben am 
Kennplage, oder Circus angebraht. Sie harten den 
Mamen von einem gewiſſen Maͤnius, der fich derglei« 
den Plag ausbat, als er feine Wohnung bergab, da 
der Cirkus angelege wurde. Er erhielr die Erlaubniß 
für fih und feine Nachfommen ein Seitengebäude in 
demfelben aufzuführen. In der Folge brachte man an allen 
vier Ecken dergleichen an, damit das Gebäude eine ges 
wiffe und anftändige Symmetrie befam, 


$. 22, 


 fealae i, e. die Stufen und Treppen. Drdentlicher 
Weiſe giengen an allen Tempeln der Alten, wenn fie 

auch eben Sagen, Stufen hinan **): aber außer diefen 
Stufen gab esnoch inwendig befondere Treppen, wie z.B. 
‚im Tempel des Tupiter Olympius zu Elis; in Nom in 
dem Pantheon, oder der Maria Resonda; im Tempel des 
Ji 5 Frie⸗ 

) [Stieglig &. 468 f.] 
. 9) [Stiegliz S. 328 fe. Sagittarius de ianuis veterum, 
cap. IIX. 9. 34. ©. 61 f.] 


so6 ' Part, IT. Cap. VIII, 


Friedens zu Kom, und in den Diokletianiſchen Bädern. 
An Drivargebäuden aber waren feine Treppen diefer Arr. 
Die Stufen an den Tempeln waren aber weit höher, 
als wir fie heuer zu Tage zu machen pflegen, und die zu 
Päftum find ungemein hoch. Diefe Stufen dienten niche 
blos zum Steigen, fondern man fette fi) auch darauf *), 
denn die Tempel der Alten waren gemeiniglich fehr enge 
und. Elein, und die Opfer wurden außerhalb derfelben ges 
bracht. Die Stufen waren vorne nicht abgerunder, 
wie die unfrigen zu feyn pflegen, fondern ſcharf und 
edigt, — In dem Pantbeon, d.i. an-der Rotonda 
in Rom, find zwar runde Stufen, daraus ſchließt Win— 
kelmann, daß fie nicht wirklich ale, oder wenigſtens in 
neueren Zeiten erſt zugerunder find. 


Zum Schmud der Ihüren nahm man Elfenbein, 
Schildkröte, und Schnitzwerk, welches alte Schrift« 
ftefer einftimmig bezeugen.| S. Sagittarius de ianuis 
vett, cap. 23. ©. 151. ff.] 


Die Thuͤren der alten Dorifchen Tempel waren uns 


ten viel weiter als oben; cben fo waren fie an Egypti— 


ſchen Gebäuden, wie Pokoke gefunden hat. 


Die Thüren der Tempel und Käufer wurden aus- 
wärts auf die Straße heraus aufgemacht: daher mußren 
die herausgehenden Perſonen von innen Signale ge- 
ben, damit die Vorbengehenden fih in Ache nehmen 
fönnsen. Bon diefer Ace war zum Beyſpiel das Haus 
des Markus Dalerius Publikola; aud andere was 
ren fo eingerichtee. 

Manche Thuͤren, fonderlihan prächtigen Gebäuden, 


waren ganz von Erzt gearbeiter, wie z. B. Die an der 
Maria 


*) 5 winkelmsun Anmerkung über die Baufunft der Alten, 
46. 








De Archite&ura. 507 


Maria Rotonda in Rom. — Sie giengen nicht ganz 
big an die Oberſchwelle; ſondern oben über der Thuͤre, 
war ein Gitter, daß dadurdh das Licht bineinfallen 
Fonnte, — 


Die Pfoſten, ſo von Holz waren, wurden mit 
Schildkroͤte und Elfenbein ausgelegt. Die Fluͤgel der 
Thuͤren wurden mit Schnitzwerk oder Basteliefs gezieret, 
auch wohl aus Erzt gearbeitet. [Außer den angefuͤhrten 
Sagitterius ſ. auh Winkelmanns Sendfcreiben 
von Herculan. Entdefungen ©. 53. Cramers Nach— 
richten zur Gefchichre der Hercul. Entdeck. ©. sı ff.} 


Ferner harten fie trichora [S. auch unten $. 26, ge« 
gen das Ende] Salmaſius und Erneſti fagen, diefe 
wären die Dreyecke, tiber den Eingängen der Tempel. 
Andere aber verftehen ſolche Gebäude darunter, die drey 
Flügel und Hauptabtheilungen haben. Aus den alten 
Schrififtellern erhellet nichts gewiſſes. Wahrſcheinlich 
muͤſſen an allen Tempeln Dreyecke von der Art gewes 
fen ſeyn. 


Auch in den Ziegeln ſuchte man eitte gewiſſe Zierde, 
und nach und nach vorzügliche Koſtbarkeit. Erft nahm 
man $eimerde an der Sonne gebrannt, oder vielmehr 
nur gefrofner, zum Decfen, und fodann gebrannte Zies 
gelfteine. Da aber diefe zu gemein wurden, fieng man 
an, fie bisweilen zu vergolden. Endlich brauchte man 
an ftart der Ziegel Marmor, oder eherne mie Vergol— 
dung. Batulus lieh das Kapirolium mit ehernen und 
vergolderen Ziegeln decken, wie Plinius angemerkt har. 
[Umftändlicdy handele davon Juſt. Ricquius de Capito- 
lio, Gandauii 1617. 4. Lugd. Bat, 1669. 12. und mit 
Jac. Gronovs Moten, ebendaf. 1696. 12.] 


| antehixa waren allerhand Sachen, die vorn an den 
Dächern der Tempel angemacht wurden. - Erft war es 
ein 


508 Part, II, Cap. PIIL, 


ein bloßes Bret, an die vorftoffenden Balfen befeftiger: 
dann brachte man Verzierungen an; ferner Masken von 
gebrannter Erde hierauf ganze Figuren, von unten bis 
oben, und zulesst ſchmuͤckte man diefen Raum mit fleis 
nen Bildern und Statuen. WBielleiche ift folches nur 
Stucarurarbeit gewefen, dergleichen man in einem Tem⸗ 
pel zu Pompeii gefunden hat. Hierzu Famen die fafi- 
gia, die eigenrlih nur an den Tempeln waren. 


Caͤſar war der erfte, der dergleichen an feinem Pa« 
lafte anbringen ließ. Man biele folches für einen über- 
griebenen Stolz, und deren Einfturz für eine Vorbe⸗ 
deutung feines unglücklichen Todes, 


Eben dies that auch Dompeius. Diefer ließ aber 
an feinem Haufe bloß Schifsſchnaͤbel, wegen des er= 
folgten Siegs über die Sceräuber, anbringen. Winkel⸗ 
mann meinf, es ſey Bildhauerarbeit gewefen. 


- 


4. 23. *) 


pauimentum ꝛc. Die Fußboden wurden anfaͤnglich 
blos aus hartem, feſt zuſammengeſchlagenen Leim ges 
macht. Rachmals legte man vieleicht quer über einzelne 
Steine, oder Stüfen Marmor ohne alle Kunft und 
fonderliche Zierrathen inden Zußboden, Hierauf verfiel 
man auf Bilder und Figuren, und da diefes gefiel, trieb 
man die Kunſt durch fhönfärbigen Marmor weiter, ja 
bis aufs hoͤchſte. Man bemerkte zwey Arten von Fuß⸗ 


boden, nemlid) Ziehoffrata, genau und feftzufammenge- 


kittete Steine. Luther har eg Aochpflafter überfegr; 
und ze/felata, wenn der Marmor in Eleine Stüden, von 
verfchiedener Farbe zerſchnitten, und diefe Stuͤcken feft 
zufammen gefegt wurden, N 
ine 


*) [Bon den innern Verzierungen der Wohngebäude handele 
Stieglitz ©. 405-409, Aambad) ©. 415 ff.) 


er — — IT * 


— 
— —— — en 


— —û ⸗ 


me. 





De Architectura. 509 


Eine noch andere Art war es, wenn die Marmor 
verfcehiedene Figuren abbilderen, und genau zuſammenge⸗ 
fireee wurden. Dies nannte man Muſaik, gleichfam 
als wenn die Mufen die Erfinder wären. [S. Chriſt's 
Abhandlungen S. 309 & Winkelmann Nachrichten 
von den Herful. Entdeefungen ©. 25 ff. und Anmerf, 
zur Geſchichte der Kunſt. ©, 103. ı22.] 


Man merfer an, daß Julius Caͤſar dergleichen 
Rußboden in Feldzüge mitgenommen, und fid) damit, 
wenn er fich einige Zeit an einem Orte aufhalten müffen, 
feine Zimmer belegen laffen. 


Andere harten dergleichen Mufaif in ihren Villen 
und Sandhäufern z. B. Cicero harte ein opus mufuum 
auf feinem Tuskulan. Dies ftellte einen Baßin vor, 
mir Waffer, worinne fich eine Taube badere. 


Sn den Zerkulaniſchen Ruinen find vor einiger 
Zeit folhe Srücfe gefunden worden. Auch in den 
Sandhäufern bey und in den Kafernen zu Pompeii hat 
man dergleichen Mufaif angerroffen, dag ein Lager vor⸗ 
ſtellt. S. Rektor Martini Abhandlung von Pompeit. 
Leipzig 1779: gt. 8: ©. 205. Ferner in einer Billa bey 
Pompeii hat man ein anderes entdeckt, deſſen Meifter 
Dioskorides gewefen, wovon in angeführter Abhands 
lung ©. 116 und 118 geredet worden: 


Zu Avanches und Rulm hat man andere Leber 
bleibfel gefunden, wie Schmidt gezeiget hat, 


Plinius melder, Sofus, ein gewiffer griechifcher 
Künftler habe zu Pergamus in einem Saal ein Mu- 
faif gemacht, welches man das nicht ausgekehrte Jaus 
nannte. Es mar ein fehr fhöner Fußboden, wo eine 
Vorftelung gemachte war, als wenn immer Kehricht da 
läge. Dergleichen Fußboden mußten mie reine Ti» 

dern 


sıo Part. IL, Cap, VI, 


ern abgewiſcht werden, um immer glänzend zu 
bleiben. 


In den älteften Zeiten nahın man zu folchen Fuß— 
boden Marmor oder andre bunte Steine, in der Folge 


aber Glaß und zwar vielfärbiges. camerae find gewölbs 
te Deden. 


Ash an Wänden fol man mufaifche Arbeit anges 


bracht haben: allein zur Zeit hat man noch fein Beys 


fpiel gefunden. 


Der Graf Caplus und andere haben den Mechas 
nismus diefer Kunft zu erflären gefucht. 


Volkmann, Winkelmann und Bernoulli has 


ben auch hiervon geredet. Benedictus XIV. erhielt 
einftmals cine Thuͤre von folher Arbeit, wo oben erwag 
abgebrochen war: dieſe Ergänzung koſtete tauſend 
Skudi. — 

Vey den Alten mußten dieſes opus muſiuum ge— 
meiniglich die Sklaven verrichten, die weiter keinen Lohn 
bekamen; folglich konnten fie ſolches ohne außerordents 
liche Koſten verfertigen laſſen. Hiervon haben mehr ge; 
ſagt und angemerkt: 


Sponius in mifcellaneis eruditae antiquitatis, 


Montfaucon, in antiquitt, graec, et roman, im 15. 
% 


Caylas in pieturis, 


Ciampini in Operibus mufiuis antiquitatis facrae et 
profanae, Romae 1690. [und 1699. Fol. — Joſeph 
ler. Furietti de Mufiuis, Nom 1752, Eflai fur la 
peinture en molfaique par M, le V, — Paris 1768. 
Rumba) ©. 417 ff.] 

Der 


*) [6. Rambach ©. 396 f] 





ade Aa 
2 








De Archite$ura. 514 


Der Abe Barthelemy har über das Muſaik in 
dem Tempel des Glücks, zu Pränefte ausgegraben , eine 
Abhandlung gefhrieben: allein Winkelmann will [in 
der Gefchichte der Kunft ©. 766 ff] feine Erklärung 
nicht gelten laffen, und har eine andere vorgefchlagen, 


Du Cange bat in feinem $ericon der Katinicäe des 
mittlern Alters auch hiervon aber freylich nicht ausgefuͤhrt 
genung geredet. 


Zu Praneſte iſt vor einiger Zeit ein dergleichen 

Sußboden in dem Tempel der Fortuna gefunden worden, 
Erneſti haͤlt diefes Stuͤck, [wovon kurz vorhero gehans 
delt worden, J für das beruͤhmteſte: allein feit zo Jah— 
ren hat mannoch beffere Arbeit diefer Art entdede. 


S. Bernhardus in epiflois ad Guil, Abb. S. Theodori- 
ei ſagt: man habe in den Klöftern die Zimmer und 
Zellen mit Gold ausgelege. Dieß ift ein Beweis der 
Pracht in den Klöftern. 


9 2% 


Die Alten bemahlten meiftenrheilg ihre Wände, 
welche von Kalf waren, oder überzogen fie mit Marmor, 
oder befleideren fie bisweilen gar mit Glag, aber dieß 
war nicht opus muliuum, hauptfächlich, wenn der Mar: 
mor nur aus einer Farbe beftund, 


Mamurra war ein römifcher Ritter, und Genes 
ral über die Ingenieurs bey dem Julius Caͤſar. Er 
war fehr reich worden, und ließ in feinem Haus die 
Wände auf dem monte Coglio ganz mit Marmor bes 
kleiden. 


Erſt nahm man ganz duͤnnen — Mar⸗ 
mor, oder Marmortaͤfelgen, die entweder ganz glatt 
oder 


512 Part, II, Cap, VIII. 


oder halb erhoben gearbeicee worden. Mach und nach 
fand man Stein, womit man die Wände ausfegen lich. 
Endlich murden fie auch mit Glaß ausgelegt. Man 
findee bey den Alten vierecfigte Glasſcheiben; andre wa- 
ten rund geſchnitten. Dergleichen runde Stücfe wur- 
den auch in die Fußboden eingelegt, wie $uvenal fagr. 


Philipp Buonarotti in Oflervazioni iftoriche fopra 
alcuni medaglioni antichi hat viel hiervon gefag. Man 
legte die Wände bisweilen auch mir Elfenbein aus und 
brauchte hierzu erhobene Arbeit. Der Graf Eaplus 
zweifelt hieran, weil fih das Elfenbein nicht würde 
gehalten haben, Allein man — vom een 
Beyſpiele. 


Bon der Mahlerey an den Wänden iſt oben 
geredee worden. 


g. 25 
camera ift eine jede runde oder oben gemölbte 
Dede. Dur waren die Bogen bey den Alten nicht ſo 
hoch rund, ſondern mehr flach. 


Die opera mufiua find nicht angewoͤlbte Decken gewe⸗ 
fen, wie unfer Verfaſſer behauptet: er har ſich durch 
den Plinius irre machen laſſen. Auch Winkelmann 
fage nichrs hiervon. 


lacunar in aedifeiis ift eine Art von getäfelten 
Deden, die aber nicht glatt waren, fondern Erhöhun- 
gen und Dertiefungen harten. 


Ueber einem Zimmer Fonnte camera und lacunar 
zugleich feyn. Salmafius wollte es laͤugnen und 
behauptete lacunar und camera wären einerley *). 

Allein 

) [Bergleihe man Cafaubonus und Salmaſius Anmerkungen 
zu bes: Flavius Vopiſcus Leben des Kaifers ee 
ap- 








De Architectura. 513 


Allein die alten Schriftfteller Haben das Gegentheil era 
wiefen. Doch gefchah folches nur in Tempeln. ve 
ri⸗ 


Kap. 46. ©. 547 ff. In der Hackiſchen Ausgabe der fcripto- 
rum VI. hiitoriae auguftae 2tem Th. wo Vopiſeus fagt: ha= 
buit in animo, vt aurum negue in ca meras, neque in tu- 
nicas - mitteretur: fo fiehe man, dag Caſaubon durdy came- 
ras verſtanden, priuatarum acdium ac balnearum /aquearia 
et parietes, qui iam aetate Plinii tamquam vaſa inauraban- 
tur. Hingegen Salmafius läugnet es, und fügt, cameras 
wären von laquearibus in der Form und in der Materie jehr 
verjchieden geivefen. Camerae, curua tettarfunt, de quarum 
difpofitionibus vid. Vitrau. lib. VII. cap. 2: nam et trulif- 
fabantur et inducebantur te&torio: /aguearia autem vel la- 
Queata tecta erant, quae nunc Lambrifjlata dicimus. Exta- 
bulis enim ligneis fiebant, in varias figuras et maeandros feltis 
et caelatis: quae tabulae plerumque etiam verfatiles erant, 
ita vt et flores et vnguenta defuper fpargerehtur. u. ſ. w. 
Denn die Note ift fo lang als gelehrt. Er redet auch von 
den verfchledenen Arten, die cameras zu verfchönern und aus« 
zuſchmuͤcken, nemlich coronario opere, mufiuario, cerogra- 
phia, vel encauftice et imbrafteatione, Er fagt, bie ca- 
merae hießen heutzutag vo! >. Valeſius in dem vom Ers 
neſti angeführten Orte, ad Eufeb. vit Conft. M. 3, 32. fireis 
tet gegen Salmafius Behauptung Man fehe au Sueton 
im Leben des Augufis, Kap. 90. (WO locus abditus et con- 
cameratus vorkommt, und Qudendorp von der Orthographie 
ob man camerae, oder camera fihreiben fol, handelt) dann 
im Leben des Nero, Kap. 31. (io es heißt: coenationes 
laqueatae tabulis eburneis verfatilibus, vt flores, fiftulatis, 
vt vnguenta defuper fpargerentur,) und K. 34. (mo es heiße: 
(Nero) lacunaria, quae nottu fuper dormientem laxata ma- 
china, deciderent, parauit:) und die Ausleger zu jenen Stels 
len. Propert II. ı, 49. 50. fchreibt : 


Quod non Taenariis domus eft mihi fulta colummis. 
Nec camera auratas inter eburna trabes. 


wo Burmann II. verfdiedenes anführt, z. E. eine Stelle 
des Statius I Theb. 144 


Kt Et 


514 Part, II” „Cap. VIII. 


Privathaͤuſern hat man dergleichen gewölbte Decken nicht 
gefunden. 


Parvouaro wurden die gewoͤlbten Decken — 
ISalmaſius ſagt am angef. Orte ©. 548. laqueaturas 
Graecorum vocant oeoDwesis, TWOHWTEIS , Darvwssıs, 
et var Iweeis.] 


In viereckigten Tempel ſagt Winkelmann, wa⸗ 
ren die Decken gemeiniglich von Holz, bisweilen waren 
ſie aus Cedernholz. Manchmal hatten viereckigte Tem⸗ 
pel auch gewoͤlbte Decken. In Haͤuſern hatten die Zim⸗ 
mer ganz platte Decken von Holz; waren Zierrathen 
daran, fo hießen fie Zaguearia. [Stieglig ©. 408.] 


N 26, 
Der Plan’oder Grundrig der Privargebäude war 
nicht immer einerley 9. — - Der Plag vor dem Haufe 


machte den Vorhof aus: die Roͤmer nannten denfelben 
vefibulum, und die Griechen zeomuro, In diefem 
Borhof hielten ſich die Thuͤrhuͤter auf. Man pflegte 
denfelben nicht eher, als bey einer Leichenprozeßion zu 
. eröfnen, wobey zugleich um das Haus herum Enpreffen- 
baͤume gepflanzt wurden. Sodann fam man u arrium 
(Gr, &uAnv) d. den Hof. 


aula 


Et nondum craſſo Iaquearia fulta metallo, 

Montibus aut late Graiis effulta nitebant 

Atrio. 
Endlich, bemerfter, wie einige benaupten, man möfe camara 
ſchreiben, wenn die Rede de opere laqueato vel fornicato fey, 
und bezieht fih auf die Anm. feines Onkels, Burmanns I. 
zum — Kap. 30. ©. 112. und zu Phaeders fab. IV, 
24, 29 

'*[S. Stieglig ©. 298 ff. Aler. Adam Handbuch der rim. 

Alterthuͤmer, “aus dem Englifhen von M.- Meyer übers 


feßt, 2zter B. Erlangen 1796. 8. ©, 974 If. wo die Theile h 


eines römischen Hauſes umftändlich angezeigt werden.) 


De Architectura.“ 515 


aula iſt ein freyer Platz, der in den aͤlteſten Zei⸗ 
gen nur mit einem Zaun, oder mit Stacketen umg ben 
wat. In dem Orient trieben die Einwohner ihr Vieh 
in denfelben," Ein fofcher Vorhof hieß berdium, Pro- 
prie Jiguis leptum. Deinde hereditatem diftribuere figni- 
ficat: vnde Judicium familiae ercifeundae, Diefer Bor 
hof war in gufen Zeiten, mit Öeländern von Säulen 
eingeſchloſſen, und hieß daher im Griechiſchen Feg:ssu- 
Acr. Es wurden an diefem Orte Bibfiochefen und an« 
dere Sachen aufgeſtellt. So cin Haus war im Anfang 
nut eine Etage hoch: nach und nach feste man noch eine 
darauf. - Dich nennte man uzegwov dt. Jolarium, 
[wovon der ehemalige Profeffor zu Gera Zeibich eine 
gel. Abhandl. geföhrieben hat.) 


Diefes Stockwerk, noch mehr aber der —— 
eines Hauſes, war für die Frauenzimmer beſtimmt *). 
Aber die Hänfer Fönnen damals noch nicht groß gewefen 
fern, weil man finder, daß fie einander von der Erde 
in das erſte Stockwerk haben erwas zureichen - fönnen, 
Die oberfte Etage hieß coenaculum. Man hatte in dere 
felben meifientheils Feine Fenſter H), und die Treppen 


giengen von der Gaſſe hinan. 


impluniun ein Dre unter freyem Himmel im Haufe, 
wo das Wafler vom Dache herunterfloß. Bisweilen 
heißt eg auch compluniem, Die Alten hatten im Hofe _ 
Zimmers aber Feine Fenſter darinne. Sn. Häufern vors 
nehmer Perfonen bat die erfte Erage vermuthlich anf 
Säulen geruhet. Naͤchſt dem war oben am Dache ein 
Vorſtoß von Bretern, welcher machre, daß man aud) 


beym Degen troden um das Haus her gehen Fonnte. 
Kk 2 Die 


J 
*2) Man unterſcheide aber bier griechſſche und roͤmiſche Sitteu.] 
**) Man dente aber dabey, zumal ınden Altern Zeiten, ucht 


Fenſter, tie wir haben,), 


516 Part, II, Cap. VIII, 


Die dii penates, i. e. patrii, feu familiares, die 
einer ganzen Familie angehörten, flunden im Hofe in 
einer Kapelle: die dii larer aber, die diefe, oder jene 
Familie angenommen hatte, waren in atrio befindlich. 


Manchmal war in den Häufern noch ein befonders 
gelegenes Zimmer, (lat, exedra) durd) welches die fühle 
ruft fireihen Fonnte, wo man theils auszuruhen, 
sheils ſich zu verfammlen und zu unterreden pflegte. 


villae *): von den Griechen wiffen wir nicht, daß 
fie dergleichen prächtige Villen, wie die Nömer, gehabr 
haben. Man hatte zweyerley Abtheilungen für Sfla- 
ven: eine für die familiam vrbanam; und die andere für 
die familiam rufticam. Die Heren aber felbft Karten ihre 
Wohnungen in einer befondern Abtheilung. In den 
Billen der Roͤmer war noch mehr Pracht, als felbft in 
in den Häufern zu Nom. Go waren 5. B. die villae 
des Hadrians und Raligula gleichfam Eleine Städte. 
Man Fann fich kaum folche villas, wie Cicero, Sulle, 
L2ukullus, Cäfar, Domponius Artifus, und ande 
re befaßen, denfen: Anden Ruinen, die bey Pompeii 
entdeckt worden, hat man die Pracht der Villen noch 
mehr wahrnehmen Fönnen. Lord Aamilton hat ange 
gemerkt, daß der König von Neapel eine habe abzeichnen 
und bauen laffen wollen. 


raedium d. i. ein unbeweglihes Gut. Wenn e8 

auf dem Sand befindlich, heiße cs praedium ruficum; 
in der Stadt aber pracdium vrbanum. In einer foldhen 
villa waren immer zwey Hauptabrheilungen: eine für 
den Heren, und die andere für den villicus, und die 
Sflaven 


) [Auch bier verweife ich auf Stieglitz ©. 402 ff. beſonders 
anf Adams Handbuch ı0-©.998 ff] 





De Architectura. 517 


Sflaven, Sn der Stade bie der Auffeher über die 
Sflaven difpenfator ; und auf dem Lande villicus, 


Serner find noch zu bemerfen: 


trichorum *) ein Dreyeck, das über dem Portal ge⸗ 
macht wurde. Auf diefe Arzt erklärt es Salmafins und 
mie ihm Erneſti. Andere aber verfiehen darunter ein 
Gebäude mir drey Hauprflügeln, die an zwo Spitzen 
zufammen ftoffen, Doch andere, zwey Flügel, die am 
Eingang des Haufes in dem Borhof angebrachte find 
und einer hinten queer über, wie z. B. antem Stiegligia 
fchen Gebäude auf der Gerbergaffe in Leipzig. Aber wie 
hätte man auf fa ein trichorum, wie cs Salmaſius 
nimme, Statuen fegen Eönnen? Hierzu kommt, daß 
man in Inlcriptionibus 3. B, beym Sabrerti finder, daß 
zum Haufe nod) ein trichorum gebauet und den Görtern 
geweiher worden ſey. Man Fönnte es als eine drey— 
fache Abtheilung in den Villen berrachten. Vielleicht 
ift es eine Eleine Kapelle mit drey Abrheilungen gewefen, 
wo man die Hausgöfter und andre Statuen hinftellte. 


praetorium. Diefes Wort har 'verfchiedene Be— 
deufungens manchmal heißt es 1) das Zelt des kom— 
mandirenden Feldherrn; 2) diejenigen Perfonen, die den 
Krieggrarh ausmachen; 3) das Haus in der (Provinz, 
wo der Gouverneur fi) aufhielt; 4) die Leibwache des 
Kaiſers, 5) die Zimmer, wo der Kaifer mie feiner Fa— 
milie wohnte, und 6) die Zimmer, wo der Fürft Aus 
dienz giebt. 


triclinia waren befonders eingerichfere Gebäude, wo 
man zu fpeifen pflegte, und die den Mamen von den 

drey Sagerftätten, oder ledtis, Hatten, 
| — cubi- 


IS. oben, $. 22. in der Mitte.) 


> 


518 Part. II, Cap. VIII. 


* 


cubiculum das Zimmer, worinne einer lag, ſtudierte, 
und ſchlief. Wir würden es ein Kanapee nennen koͤn⸗ 
nen. Rom harte bis zu den Zeiten des Pompeius 
Magnus fein ftehendes Theater )). Diefer Herr fuͤhrte 
dag erfte von Stein auf, Was wir von dem eircus wiß 
fen, ift noch niche beftimme genug. Es maren in den 


circis gewiffe Sige, die inder Rundung über einander 


gebauet waren, für die Zufchauer angebracht **. 


Sn 


*) "Außer Eramers öfters angeführten Nachrichten zur Geſch. 


der Hercul. Entdeckungen, aufer den Handbüchern der romis 
ſchen Alterch. und den vom Zeune zu Chriſts Abhandi. S, 
a8 fl. angeführten vielen Werten, und außer Stieglitz ©. 
412. vom Toeater der Marcellus, und © 431 ff. vom Ams 
phicheater, f. Winkelmann Sendſchreiben von Hercul. Ents 
def. ©. ıT. 23. Nachrichten von den neueften Hercul Ent 
deifungen ©. 6 ff. — Degli Amfiteatri e particolarmente 
del’Flauto diRoma, di quello d’ Itaiica, “della Spagna, et 
di quelio di Pola nel” Iftria. Mailand 1788. 4. mit Figg. 
Es iſt eiaentl dag Zte Buch des 2ten Theile von dem Werfe 
des Graien Carli delle antichita Italiche, fo aber auch befon« 
ders abgedruckt ift. — Obfervations fur les Antiquités d' 
Herculan. Paris 1757. 8. S. 9 ff. Gr. Eaylus, von dem 
Theater des C. Scribonius Curio, in feinen Abhandlungen, 
ıfter Band, ©. 281 ff.] 


er, Jul. Caͤſ Bulenger und Onuphr. Panviniusde ludis 
eircens. im sten Band des thefauri antiggq. rom. Grasuiani, 
Adams Handbuch der rim. Alterthim. ter Th. ©. 601 f 

Joh. Chriſtoph Cramers Abhandlung de nudis Romaner 

circenfbus, in lucerna- veterum fepulcrali, in den von 5. 
Ernft Imman. Walch edirten Actis focietatis latinae Jenen- 
fis, 5ten B. ©. 291 ff. befenders: Defcrizione dei Circi, 
particolarmente di quello di Caragalla e dei Giuochi in efli 
celebrati. Opera poftuma del Configliere Gio, Lod. Bianco- 
ni, ‚ordinata € publicata con note e verfione francefe dal’ 
Avv ocato Carlo Fea, e corredata di Tavole in rame, ret- 
tificata e compite fu la faccia del luogo dail Architetto An- 
Bel, Vggeri, Milanefi, Rom. 1789. Fol. mit 20 Berta 
©. Sörtingtfche gel. Anzeigen 1791, 95 Stüd.) 


- 


% 


i De Architellura, 519 
In den Amphirheatern wurden die Kämpfe der 
gladiatorum angeſtellt. 


4 


ER, 3 


Man muß die erfte Baufunft da firchen, wo die 
erften Spuren des Anbaues, der Handlung und Seea 
farth gerban worden find. Die Phönisier feinen 
die erſten Erfinder hierinne gewefen zu ſeyn. Die 
Egyptier waren ihre Nachahmer ). ce Bon den Phoͤ— 
niziern Famen Kolonien nach Griechenland, Kadmus 
war. der erfte, der die Baukunſt, und felbft Bau⸗ 
werkszeuge aus Dhönizien nah Griechenland brachter 
wo die Künfte ausgebreitee und ausgebildet wurden. 
Kolonien giengen nach Kleinafien und brachten die 
Baufunft mie zuruͤck. Vielleicht waren auch Phönie 
zier cher nah Stalin gekommen, als die Römer 
von den Griechen die Baufunft lernten. Doch haben 
die Kömer hauptfählih von den eigentlichen Griechen, 
die Baufunft erlernt. Sulle und Lukullus braten 
befonders die Baukunſt nah Noms und griehifhe 
Baumeiſter legten dafelbfi die größten Gebäude an, 
- die Caͤſar, Auguft und andere Perſonen aufführen, 
Das große Pantheum lieh Agrippa aufführen, we« 
nigftens erneuern, mie die Aufſchrift davon lehrt. 
Bis zu den Zeiten der Antoninen dauerte Die gute 
Baukunſt. Unfer Berfaffer fagt, es wäre im zwey⸗ 
en Jahrhundert nach Chriſti Geburt der gute Vans 
geſchmack verdorben worden: allein fchon im erſten 
Sabrhundere brachte man übertriebene Künfteleyen an. 
Es follee immer etwas neues ausgedacht und anges 
bracht werden, dadurch gieng die edle Baukunſt vera 
⸗ KE4 lohren. 

*) [Hier will ih nicht wiederhohlen, was ſchon oben daruͤber 
geſagt worden iſt, noch weniger was Stieglitz durch ſein 
ganzes Buch vom Urſprung, Wachsthum und Fall der Baus 
kunſt weitläuftig und gelehrt vorgetragen hat. ] 


520 Part, II. Cap. VII. 


Iohren, Vermuthlich riß dieſer verdorbene Geſchmack 
unter dem Nero ein. Was die Baukunſt unter dem 
Aurelian fuͤr einen Geſchmack gehabt habe, beweiſen 
noch einige Ueberbleibſel im Orient zu Palmyra und 
Baalbek *). In der Folge ſuchte man den mangelnden 
großen und edlen Geſchmack durch Eleine Schnörfeleyen 
gleihfam zu erſetzen: aber dadurch fiel die Baufunft 
noh mehr. Wie ſehr der Geſchmack nad) und nad) 
perdorben worden, Fann man an den Kirchen, Ihürs 
men und andern Gebäuden der mitrlern Zeiten wahrs 
nehmen. Man nennt dies den Gorbifcben Ge> 
ſchenack: allein man follte ihn Tieber nach der Mey- 
nung großer Baufenner, den verdorbenen Geſchmack 
nennen, 


5. 28. 


Die Auflebung der fhönen Wiffenfchaften, haupt⸗ 
fächlich der griechifchen und Fateinifchen Sprade, brach⸗ 
te auch die Baufunft wieder zu einem hohen Grad 
der Vollfommenheit. Die Italiener fiengen auf des 
berühmten Sralienifhen Dichters Petrarcha Anrathen 
wieder an, die lareinifche und griechifche Sprache zu 
ftudiren, Auch fing man an, die alten Monumente, 
befonders auf den Bergen Noms aufjufuchen, wo man 
Veberrefte fand, durch derem Hülfe man die von den 
Schriftſtellern angeführgen vorher aber unbefannten 
Sachen verfichen lernte, So verſtand man z. B. den 

| Vitruv 


2) Ron Palmyra haben wir Sellery, nebſt Dawkins und 
Woods Werke ſchon angefuͤhrt. Von Baalbek handeln 
Dawkin und Rob Wood in: Les Ruins de Balbec, autre- 
ment dite Heliopols, dans la Coelof.rie. London 1757. 
Fl. — Borftellung der Baalbekiſchen Alterehümer nach 
dem englifıhen Originale, nebft einer kurzen Beſchreibung ders 
feiten Mic 6 Kupfertafeln. Augsburg -bey Conr. Heinrich 
Stage, 1732. Fol.) 








/ 
De Architelura. 521 


Vitruv gewiß aröfitentheils nicht, bie man die alten 
Denfmähler auffuchte und entdecke hatte. Hier⸗ 
aus lernte man das Zweckmaͤßige, Kunſtloſe, und Edle 
der alten Baukunſt lernen, und dadurch wurde man 
zum Schoͤnen gelockt. Dieſe Veraͤnderung geſchahe zu 
Ende des ısten und Anfange des 10ten Jahrhunderts. 


$.._ 29 


Erftlicy betrachtete und zeichnete man die Heberrefte 
ber alten Kunft, in fo ferne fie zur Erweiterung der 
Baufunft und Erklärung ſchwerer Stellen der alten 
Schriftſteller gehörten, bis in Slorenz die Mediceer *) 
aus dem Haufe Medices, die alte Kunft durch glückliche 
Nachahmung wohl befolderer Künftler wieder empor zu 
bringen fuchten. Petrus von Eiiedices ließ zuerft 
ein Gebäude, nach der alten Roͤmiſchen Bauart auffühe 
ren. Diefe gefiel, und andere Leute fingen an, fie nach“ 
zuahmen. Die Mediceer fchägten die zeichnenden und 
bildenden Künftler überhaupe fehr. Sie hielten Mahler, 
Bildhauer, und andere Künftler, und ermunterten 
andere durch ihre Belohnungen zur Nachahmung. Pabſt 
Leo X. aus eben diefem Haufe ließ Gelehrte herumreis 
fen, um Mfpre zu fuchen und zu Faufen, und Zeichnuns 
gen aufzunehmen, ja er fe betraͤchtliche Prämien für 
diejenigen aus, die neue Mſpte fanden, welche er in 
feiner Bibliorhef noch nicht befaß, und brachte hierdurd) 
eine große Sammlung zufammen, welche der Urftof der 
berühmten Barifanifchen Bibliochef wurde, "und die man 
nachmals vermehrte, und mit der berühmten Heidelbergie 
ſchen Bibliochef bereichete. Dadurch) nun wurde der 

Kes 6% 


*) ©. Saggio iftorico della real Galleria di Firenze. vol. 1. II. 
Florenz; 1779. gr. 8. (auft. Giufeppe Bencivenni, giäPelli.) 
Die Sammlung, melde jego in Florenz befindlich ift, fängt 
an von den Zeiten des Grosherzogs, Cosmus des erften.] 


5 ER Part. I. Cap. VIII. 


Gelehrte gereist, Muͤhe und Fleiß auf dieſe Beſchaͤfti⸗ 
gung zu verwenden. — Ludwig xXIII. in Frankreich 
that ein gleiches: er hlelt die gelehrteſten Maͤnner an 
ſeinem Hofe, welche er nach Griechenland, und in 
Orient reifen ließ, um Mſpte und andere wichtige Sa- 
chen zu entdecken. Auch fanden fih.en feinem Hofe Ma- 
thematifer und Zeichner „givelche im Die entfernteften fans 
der nach Eaypten und Aſien große Keifen unternahmen. 
Sein Nachfolger Ludwig XV. ahmte Ihm nad, und 
ließ Gelehrte auf feine Koften reifen, 3. B. den Abe 
Komemont, Louis Bourquet, Boivin und andere. 
Auch viele Brivarperfonen, hauptſaͤchlich Engländer, 
als Docyf, Shaw, Thandler na, haben in den fegtern 
verfloffenen zo Jahren große Reiſen in die entfernteften 
Gegenden nah Aften gemacht. Das Modefludium in 
England, mar fonft zu Anfang diefes Jahrhunderts, 
Marhematif, Dhilofophie und Litteratur der griehifchen 
Sprache. Man irieb diefe Wiffenfchaften mit ſolchem 
Fleiß, daß öfters junge Leute von 16. 17 Jahren den 
Homer leſen und Erieifch erklären Fonnten. Noch ge 
genwärtig reifen viel Engländer und halten fich befon- 
ders in Nom auf, two fie auch wegen’ ihres Geldes, fehr 
angenehm find, Man finder in England. einen großen 
Schatz vor Antifen an mehrern Drten verrheilt, die 
ihre Befiger aus Stalien und Rom, ohne Vorwiſſen 
des Pabſts, an fich gebracht haben, Doc darf jest in 
Nom, ohne Vorwiſſen des Pabſts, nichts mehr an Aus» 
länder verfaufe werden, 


3% y 
Die Diskletianifchen Baͤder ſtunden vor dreyhun⸗ 
dert Jahren noch ganz, wie auch das Amphitheatrum 
des Raiſers Titus: Diefe Atterthuͤmer ſtudirte und 
ahmte man nach. Dies that ſelbſt Michel Angelo, 
und andere beruͤhmte Kuͤnſtler. Winkelmann hat dieſe 
Nachahmungen bekannt gemacht. 
| * art. ie 








De Architeltura, 523 


Die Früchte gelehreer Ra find in großen Werfen 
enthalten, 


cf. les Ruines de Palmyre von Robert Wood und 
Dawkins, London 1753. Dieſes Palmyra war fonft 
Die Reſidenz der berühmten Königin Zenobia, erſt einer 
mächtigen Bertbeidigerin, und zuletzt einer-Seindin der 
Roͤmer. | Die Ruinen von Baalbeck, und die Ruinen 
Griechenlands von Roy find oben $. 14. und $, 27. an« 
geführt worden] 


les Ruines d’ Athenes par Rob, Sayers *). Diefer t ta⸗ 
delt den le Roy in vielen Stuͤcken; darauf gab le Roy 
ſein Werk beſſer heraus. 


Die Joniſchen Alterthümer, ein Engliſches 
Werk, ſind vor mehrern Jahren herausgekommen. 


* 


Es iſt ein ſehr praͤchtiges Werk in Fol. Die Sachen | 


ſelbſt find von Kuͤnſtlern in Jonien aufgenommen wor⸗ 
den. Man findet es auf der Leipziger Rathsbibliothek. 
ar gehören hieher; 


% The ruins of the Palace of the EmperorDiocletian at 
Spalatro in Dalmatia by Rob, Adam. Lond, 1764. [Mehr 
tere Werfe führe Seune zu Chriſt's Anm. S. 77 ff. an, 
Diefen find noch beyzufügen: Raccolta de Tempi antichj, 
‚opera di France/co Pirane/t,architettoRomano, Prima parte 
che comprende i Tempi di Veſta Madre, oflia della Ter- 
ra e della Sibilla, ambedue in Tivoli, et dell’ Onore e 
della Virtu fuori di Porta Capena. In Roma, preflo P 
Autore. 1780; gt, Fol. mis 22 gemahlten Tafeln. Don 

diefem 


*) (Wichtig it das Merk! The Antiquities of Athenes, mea- 
- fured and delineated by James Stuart and Nicolas Revert, 
_ Paintects and Architets. London 1762. ol.] 


524 Part. II. Cap. VII. 


diefem prächtigen Werk f. die Göttingifchen gel. Anzeis 
gen, vom %. 1781. 68. ©t. 


Teimples anciens et modernes — par Mir. L. M. 
tondon und Paris 1774. gr. 8. mit 7 Kupferblästern. 
Die griehifchen und römifchen Tempel befhreiben auch 
Rambach und Stieglitz an d, a. Oertern. 


Denfmähler des alten Rome. — — nah Bar- 
baults Zeichnung, nebſt einer Erflärung derfelben, 
Aus dem Frangöfifchen uͤberſetzt mit 60 Kupfertafeln. 
Ausgsburg. 1782, Fol. 


Raph.'Fabretti, Gafp. F.Vrbinatis, de aquis et aquae 
dudibus veteris Romae. Dil. II. Nom 1780. mit Anm. 
vermehrt, Rom. 1788. 4. ein claffifches Werk. 


Friedr. Joh. Lorenz Meyer, Doctor der Rech⸗ 
te und Dommherr zu, Hamburg, Darftellungen aus Ita⸗ 
lien. Berlin, 1792. 8. 


Les Ruines de Paeflum ou de Pofidonie dans la gran- 
de Grece par T. Maior, traduits de !’Anglois. $ondon 
1768. gr: Fol. Dieß gefiel einem gel. Staliener Paul. 
Anton. Paoli nicht, und er edirte lateiniſch und italie- 
nifh: Parfi, quod Pofidonium dixere, rudera. Rom, 
1784. Med, Fol. Beygefuͤgt find Paeftanae diſſertatt. 
(VL) audtore — Paoli. 170. ©, Text und 65 Kupfert. 
Er glaubt, Paeſtum fey von den Etrusfern oder Tyrr⸗ 
heniern erbaut, und von den Saracenen im gren Yalır- 
hundert zerftöhre worden, die. Gebäude feyen alt Errufs 
kiſch. Er häle die Etruſkiſche Baufunft für weir älter 
ols die griechiſche. Ferner handele er vom Fleinen Tems 
pel, den Zierrarhen der Paejtifchen Baufunft, von dem 
Errusfifchen atrio Paeflanorum u, a, ©. erkläre auch ei— 
nige Stellen des Vitruvs. 

The 


De Architedlura. “925 


The Rudiments öf ancient Architechure, in two 
Parts, With a Didtionary of Terms. Illuftrated with ten 
Plates $ondon 1789. 8. Auch gehören hieher Houel 
voyages pittoresques und was in Neifebefchreibungen Als 
terer und neuerer Schriftfieller darüber und davon gefagt 
worden ift.] 


G 3Is 


Erneſti führe hier an, daß von Theatern Waſſer⸗ 
leitungen, öffentlichen Bädern, und andern dergleichen 
Gebäuden, von vielen geredet, und diefe Sachen in ih— 
ren Werfen. durch Zeichnungen erläutert worden wären, 
Er nenne des J.Alb. Fabriz. Werk, Bibliographiam an- 
tiquars, Außer dieſem aber find noch zu’ empfehlen: 


Thefaurus antiquitt. Rom, a Johann, Georg. Graeuio 
ı2 Bände in Fol. 


Thefaurss’antiquitt, Graec, a Fac, Gronouio 12 B. 
Sallengers nouus the, antigq 3 B. 


Polenus hat diefe drey Sammlungen mie vielen 
andern Schriften von 5 Bänden in Venedig nachdruden 
laffen. Diefe ganze Polenifche Ausgabe ift fehr weitlaͤuf⸗ 
tig und enthaͤlt 32 Bände in Fol, 


Wir haben noch Nefte von Amphitheatern, z. B. 
vom Defpafianus in Rom, ferner eins zu Verona, 
wovon Maffei gehandelt, zu NReapel, zu Bapua, 
welches Mazochius befchrieben, und an andern Orten. 


ee 


Franz Junius, ein Holändifcher Gelehrter, ſchrieb 
einen Kommentar de pictura veterum. Aber dieſes Werk 


iſt 


5:6 Part, I. Cap, VII. 


ift für die Kunſt nicht wichtig, und über dieß bloße Kom⸗ 
pilarion, ohne Nachdenken, und die Künftler ſtehen nur in 
alphaberifcger, nicht aber in chronologifcher Ordnung. — 
Setebien hat des Junius Werk gewiffermaffen forrgefegr*), 
und etwas weirläuftiger von den alten Künftlern gefchrie- 
aber man darf feine grogei Kenntnis, nn chronologi⸗ 
Ordnung daringen ſuchen. 


Winkelmanns Geſchichte der Kunſt; ferner von 
eben demſelben Anmerkungen uͤber die Baukunſt der 


Alten, Leipzig 1762. in 4. Dieſes Werk iſt gut ges 
ſchrieben, erſchoͤpft aber den Umfang der Kunſt nicht. 


*) [In Hiſtoixe des Architeltes, Paris 1697. 4-] 


Regiſter 





— 0 N N Ver NEN OL) mn 


- 


ER 
über die 


Kuͤnſtler, beursheilten Schriftſteller 


und 


merkwuͤrdigſten Sachen. 


A. 


A. auf Denkmaͤhlern 24. A. A. 
A. F. FE. auf Münzen, 274 

Aarons Kalb aus Holz, 321 

Abacus auf Säulen, 499 

Adgstterey verurſacht die Bild» 
nerey, 330 Sq- 

Abkürzungen auf Münzen und 
Aufſchr. 23. der Notarior. 24. 
247» f. Siglae 

Abraras, Gotth. der ‚Snopit. 
408 

Aceente der Griechen, 21 

Achate, deren Beſchaff. 90 fg. 
Werth derfelben, 93 

Adyatonych, 87 

Atta Santtorum, 233 

Addifon of anc. medals, 284 


Adlers Schriften, 269 

Adlocutio, 287 

Adparatus triumphi, was fie 
waren, 7 

Adularia, welher Stein, 72 

Aegina, Kunſtſchule daf. 342. 
gg. 

Aegyptius über das Sc. de Bacch. 
17.2107 

Aera Seleucid. 287 

Aerizufa, ein Jaſpis, 90 

Aes f. ent. 

Aefthetit, 219 

Yganthangelus, 404 

Agatopus; 404 

Agelades, 342 

Aglaophon, 46 
glaophon, 4 3 — 


Regiſter über 
Agnethleri numophylac. Schulz. 


528 


309 
Agorafritus, 351 
Agricola de re metall, 112 
Br kauft viele Gemaͤhlde, 


Acn 98 wird ſehr gemein, 
100 

Ahornbaum, 148 

Akanth, dreierlei, 146 fq. 

Akazienbaum, 147 

Azcıß:s was es heiſſe, 244 

Alabafter, 55 

Albani kannte Münzen nach dem 
Gefühl, 303 

Abum der Roͤm. Prätoren, 29 

Alcuini opp. 185 

Alerandrien - Zufluchtsort 
Künite, 364 

Altamenes, 351. 426 

Allatius ad antiqq. Etruſc. 236 

Alphonfus ſammlet Münzen, 


der 


3065 
Altane, 505 
Alticchiero p. Benincafa, 386 
Amaduzzi vetts mon. 378 fg» 
Amalgama, 437 
Amantius fammlet Aufiht. 196 
Amdra ob eg eleätrum, 99. 
Ambracia, Statuen daher, 435 
- Ambrofius de ſacr. et voc. gent. 
untergeichoß. 187 
Amethyſt, deffen Denen. u. Gebt; 
84: Amethyſtenpras, ib. 
Amiantus Beſchaff. und Gebr. 
107 ſq⸗ 
Amphion, 467 
— 519 Reſte davon, 


— ** Münzen, ob ſie die aͤlte⸗ 
ſten, 269 

Amyvclaea inſcriptio, 13 

Anaglppiif, 316 


die Kuͤnſtler, 


Anaitis, eine Armeniſche Goͤt— 
tin, 120 

Anaſtaſius ob er viam ſal. ge⸗ 
ſchr. 187 fq- 

Androdamas, wozu er gebraucht, 


7ı 

Angelo f. Buonarott 

Angeloni hift« Aug. 297 

Annus Viterb, 193. 2235 

— Statuen von ihm, 364 

d4. 372 

— an den Daͤchern, 507 
fq. 

Anthermus, 341 

Apianus ſammlet Auffchr. 196 

Apelles, 443, 462. 467. 492 

Apollinus, 367 

Apollo im Belvedere u. a. D. 
358 fq. 372 

Apollodorus, 463 

Apollonides, 402 

Aqua marina wurde gefchnitten, 
81 

Aquaeductus Rom. 491 

Arae, 327 

Arbuthnot tabb. ante num! 31r 

Arceſilaus, 371. 422. 450 

Archäologie, Begriff davon 1. 
Nutzen. 3. Schriftfteller. ib. 


‚fa 

Architektur f. Baukunſt 

Ardices, 460 

Areopagus, 496 

Ariftives ob er die Wachsmahl. 
erfunden, 450. 472. 467 

Ariſtokles, 341. 426 

Armenifche Stein, gt 

As, was er war, 18. libralis274 
Scortei 250 

Asklepiodorus, 467 

Afteria, 73. deſſen Benenn. 77 
{q. 

Aftie’s origin of writing; 9 

Athen, 





beurtheilten Schrifefteller ze. 


Athen, Kunftfchule dafeldft, 343 
19. 

ee verſch. Arten ac. 
445. was darunter verflanden, 

455. 460 

Atrium, 514 

Attalus Befhüger der Kunft, 365 

Aubin, 412 

Aufſchriften, ſ. auch marmora, 
was fie heiſſen 1914227. Mens 
ge derſ. 217 wo ſie geſammlet 
192 199. was beym Leſen derf. 
zu wiſſen 193 19q. wie fie zu 
beurth. 194 ſqq. Sigeiſche, 
ob fie die aͤlteſte, 213 fgq. 
Amyklaͤiſche 214. Cittiſche 214 
ſq. Palmyr 215. Ob in Ara— 
biſch. Wuͤſten welche zu finden 
215. aͤlteſte lateiniſche 216. 
Nutzen dert 218 faq. welche 
intereflant, 222. Schwierig⸗ 
feiten beym Seien 225. Ne 
geln zu guten, 228. kurze auf 
Münzen 284 

Auguftini dialogi, 296. 305 

Auguftus Liebhab. d. K. 473. 

Aula, 515 3 

Aulus, 404 4 

Avrowus populi, 283 

Azur, 91. 


B. 


Baluzii miſcell. 183 

Bandini catal. 170. 133 

Bandurit Imp. Or. 298 

Barbaults Zeichnungen, 476 

Bardengelänge, 154 

Baringii clauis dipl. 2332. 248 
fg. 

Baronius, 189. 195. nicht Kris 
tifer genug, 222. iſt parthey⸗ 
iſch, 233 


529 


Barthelemy 11. 215. über die 
Muſaik, 511 

Bartoli, 411 

Bartolozzi, 413 

Bafilicae, 493. 504 fg. Conſtant. 
504 

Baſis, 499. 500 

Basreliefs |. erhobene Arbeiten 

Bathykles, 324. 341 

Baukunſt, 316. 221. Urſprung, 
480 fg. 519 Gothiſche 481. 
ob ſie ſpaͤter als die Bildhaue— 
rey 482. Materialien 484. 
Egypt 487 fq 519. Phöniz. 
5:9. Griech. 489. Roͤm ib. 
491. Aſiat 391 iq. verfällt 
520 fg. erhebt fich wieder 


520 
Daumblärter zum Schreiben be 
reitet, 29 
Begeri thef. 299 deffen Dialos 
genform läftig 305. 
Belgrado dell’ Archit. Egiz. 486 
Benntinks Münzfab. 309 
Beretti Schriften, 2:0 
Derghem ob er Demant bearb. 


12- 394 


Bergwerke im Erzgebürge, 130% 


vom orichalco 130. von Gold 
in Maced 116. zu Siſapo— 
113 in Spanien 113 

Bergzinn/ 135 — 

Berlin, Statuen daf. 376 

Dernftein, 98. 100 Samml. 
davon zu Dresden und Erlaug 
100 

Berofus erfindet e. Sonnenuhr 
162 

Deffel nicht Vrf chronici Gottw, 


243 
Beryllus ob er gefchnitt, go fq» 
Biagi decret. Athen. 206 monu» 
menta gr. et latı 207 
l Bian- 


530 


Bianchi marmi Cremon. 208 

Bibliotheca Vffenb. I81 Hei- 
delb. 197. 521. Bud. 306, 
Viennenf. 306. Vatic. 521 

Bildftärmerey 371. - Schaden 
daraus. für die Kunft, 238 

Dimjenftein Gebr. beym Schrei⸗ 
ben. 4I , 

Blackwall praeſt. clafs. AA. 471 

Blätter, zum Schreiben. 156 

Bley verfh. Arten und Gebr. 
135 fq. numi, 136 

Blondellus de form. regnante 
Chrifto, 255 

Blumbachs Naturgeſch. 92 

Blutſtein, 91 

Boerneri cod. N. T. 166 

Boldetti de coemet. 211 

Bollandiftae, 233 

Borea, ein Jaſpis 90 

Borch finder die Papierftaude 


34 
Borghefiihe Fechter, 347 
Bofli dell’ Electro, 99 
Bourquet. 11. 15 
Basgo@ndov 15 
Bouverin unterf. Palmyr. Alter: 
thuͤm. 482 
Brazzi ant. fcalpt. 413 
Bronze 280 
Broweri annales Treuir. 234 
Drufmann zn Edelgeft. 65 
Brung,; 165. finder Fragm. Liv. 
173 
Bryant, 413 
Bryaxis, 361 
DBuanorotti, 344. 474 
Buonarrotti ofleryaz. 512 
Buchsbaum, 148 
Buchſtaben, Erfindung. 9 fq. 
Hebr. 10. Phöniz. 11. Griech. 
‘ a1 gg. Eteufe. 12. 14. Egypt. 
15, Lat. 16. 17. große ı$. 


Regiſter über die Kuͤnſtler, 


kleine, curfiv, 19. das aͤlteſte 
Deyfp. davon ib. Quadrat, 


20 
Budaeus de affe, 306 
Budberg Alter der Dehlmaßl. 


448 

Bücher, f auch Codices, Titel 
158, malleati- 15$. 161. 
Quadratbuͤcher ob fie Attalus 
erfunden 159, find den volu- 
minibus vorzuziehen 160. auf 
Kollen. 156, Leinwand 158. 
Papier 159 fq. Haͤuten 160 

Buͤnau Reichshiſt. 256: 

Buͤſchings Geſch. d. K. 325 


330 

Bularchus, 444 461 

Bullae aureae, 37. mit Jaſpis 
befeßt, 92. 117 

Bupalus, 341 

Busbek findet monum. Ancyr, 
218 > 


Byſſus, 37. 


€. 
C. 0. N. O0. P. auf Münzen, 


295 
. Cadmia ift nicht Kobold, 128 


Caelare, 134 

Caelatura, 322 fgq. 326. dop 
pelte Art. 420 

Calamus, 39 

Calathus an Säulen, 499 

Camera, 512, was darunter zu 
verftehn, ib. 513 

Canalitinm Plinii, 112 

Cancellarius nad f. Urſpr. 250 

Cani acta fanctor, 233 

Canifii lectt. 183 

Canonicus Prag. A. ner er fei, 


24 
Capella und Capellanus 250 
Capitu- 


beurtheilten Schrifefteller :c. 


Capitulum, 500 

Earbunfel, 37 

Garchedonius, 88 

Carolus M. verbeffert die Schrift« 
jüge, 20. 165 

Earyophilus, 49 

Eafanova, 328. 331 

Cafaubonus, 227 

Cafiri biblioth, Escuriale 164 
fq, 2°" 

Casley biblioth. reg. Brit. 1$. 
183 

Catagrapha, 462. 

Cauvinus, 290 

Caylus recueil. 5.6. 211. 304 
328. 414. 479 entdekt die ens 


kauſtiſche Mahlerey wieder 


453 
Cedernholz / 149. Statuen dars 
aus I50 
Eeltes ſammlet Auffchr. 196 
Cennini über die K. al frefco 


449 

Cenotaphium. was ee fel, 203 

Cenfus Syriac. Augufti, 227 

Centuriatores Magdeb. 233 

Centurio claffiarius Taciti- 227 

Eephiffodorus, 361. 463 

Ceftro pingere, 451. 454 

Chabrias, 347 

Ehalcedonter, 79 

Chares von Lindus 362 

Charmadas 462 

Earpentiers Forifeß. des Dufress 
ne, 248 

Charta papyracea. 3I. membran, 
36. bombyc. 36. virgo.15$. 
anus 158 

Chishull edirt infcript. Sig. 13. 
203. 216. antigg. Afiat. 204 
monum. Ancyr. 218 

Chorographica. 459 

Chriſts Litteratur. 4. 320 


931 


Chronicon Gottwic. 242 

Chryſolith. 88. Prafe 78. 32. 
Smaragde 81 

Ciacconius della Colon. roftr. 17 


Cicero, Lüden in deffen Schrifs 
ten. 184. erfte Aufleger derf. 
178. untergeichob. Werfe 157 

Cicexoni verbreiten faljche Müns 
jen, 291 

Cimabue, 418. 449. 

Eimon erfindet von ber Seite 
ftehende Figuren, 462 

Circi Scriftfteller davon. 518 

Eitronbäume. 147. Nugen bei 
den Röm. 147 fq. 

Clarke über d. Eskurial. Mſpte. 
164 

Clemencet art de verihier etc. 
251 

Cloacae Rom. 49T 

Clypei was fie twaren. 334. ca 
lati 386. wo dergl. noch zu 
finden. ib. ſq. votivi. 388 ſtatt 
der Wappen 391 

Codices, f. auch Bücher, woher 
fie entfianden 159. worinnen 
die Kenntniß derf. beſtehe 180. 

. cerati. I6I. refcripti. 30. 173% 
Beſchaffenh 161. Hebr. 163. 
fq arab. 163. jRennz. der alten 
165. Boerner. 166. Vallarf. 
Vatic, N. T, 166. Alexandr. 
166. Marci, 167. Colbert. 
158: Diofcoridis 168 latini- 
zantes 169. Rauianus 170%. 
179. Cic, de orat. Erlang. I75 
Hefych, 176. Vallarfianus 18. 
Virgilii c. picturis. 171. Flo- 
rent. 172. Terentian- 172. 
Taciti. 172. 18. verlieren 
nach der Druderey ihren 
Werth. 176. werden unter 
%ıa falſchen 


532 Megifter über 


falfhen Titeln abgedruckt. 186 
‚I auch Manufcripte. 
Codicilli. 30 
Coelimontiis in hortis monu- 

menta. 2378 
Coemeteria 3u Nom. 211 
Coenaculum,. 515 
Coloniae militares, 283 
Colofli, 430. zu Rhodus 431. 

Ital. 431. griech. 431 
Columbaria was fie bedeuten. 

226 
Combe numiHunteri, 301 
Commifura. 447 
Conring de numis hebr. 264. fq. 
deſſen Berdienfte, um die Dis 

plom. 236. 


Eorallen wo fie zu finden 100. 
ihre Natur, 101. Gebr, beid. 
Roͤm. ib. fq. 


Cornua der Buͤcher. 157 
Cors regia, ein Vorwerk 249. 
fq- 
Corfin antigg. Afiat. 204. pro- 
legom, äd notas gr. 214. fafti 
nattici 225 
Corvinus legt die Ofner Bibl. 
..an. 306 
Cofmas topogr. chrift. 215 
Crater,.7 $.0) 
Creta für Siegellad, 394 
Criobolium, 221 
Critica rhet. poet. gram. feu 
-hift. 219. lapidaria, darzu 
fehle noch ein brauchb. Werf224 
Crofoei, 116 
Cruftae was fie find, 384 
Cubiculum, 518 
Cyanus, 83 } 
Eylinder an Büchern 156 
Cymatium, 499 
Cypreſſenholz, 150 


die Künftler, 


Cyprian de fingularitate Cleric, 
187 

Cypriani zeichn. Gemmen. 413 

Enpielus, Kaften des 341 

Cyriacus Anconitanus, 193 


»: 
A. E: N, auf Münzen, 313 
Dattylioglyphi, 399 } 
Daätyliotheca, was eg heiſſe 405. 
die erfte. ib. wer dergl. angel 
405 faq. 
Dächer der Alten, 492 
Davalus, 327 fg. 488 
Däirval vtilit@ des voyages, 4 
v. Dalen differtt. 226 
Damophilus, 423 


Darici vett. 114. wie viel einer 


gegolten 272 

Dawfin. 482 

Debiel i. e. Frölih 278. 288 

Decurfio, 287 

Delos Runftfchule daſ 343 

Demant 69. unächte 71: die arde 
fien 73. ob.ihn die Alten ges 
ſchnitten, 394 

Denarius wie viel er galt 274 
276. 279 

Denkmähler f. monimenta 

Denis, 168 

Deylingii obferuatt. f. 288 

Diameter ob zu deutſch Durchs 
meſſer 498 

Diana Laphria, 350 

Dibutades. 317. 422 

Disamma Aeol. 22. 

Dinias 462 

Dionyfius Thrax 21. von Argos 
342. 426- 463 

Divfeorides 403 wie er Edelges 
feine gefehnitten. ib. 409 

Diplo: 








beurtheilten Schriftſteller zc. 


Diplomata 230 Schriften davon 
230 ſ9q. was fie find 231. 
welche aͤcht 235. falſche 236. 
Nutzen 245.255. Erforder, fie 
richtig zu leſen und zu verftes 
ben 245 fq. zu prüfen 251 
fg: äußere und innerl. Charak⸗ 
tere 253. bella diplomatica, 
235 fg. nouveau tr. de dipl. 


19 

Dipönus, 341: 

Diptycha was fie geweſen 144. 
212. Diuionenfe 212. Brix, 
ib. Turic. 213. Compend, 
213. 

Difpenfator, 577 

Dombad, 13T 

Donati 
213 

Doni infcriptt. 200 


Dorus —— die —— S. 


Drechalerkunft . Toreutic. 

. Dresdner Dernfteinfamml, 
Statuen daf. 376 

Dürer, 459 

Dupondius, 274. 277 

Durand 477 

Duttens über die Münzen 215. 
268 . 

Dux urfprüngl. Bedeut. 251 


100 


€. 

E auf Münzen 

Ebenholj. 149. Statuen daran 
ib. fq. 

Eberinayers Daftylioth. 412 

Echion, 467 

Edard, wo griech, Schriftfteller 
gelebt, 182 

Eckhardi res diplom. 244 

Eckhel doctrina num, 265: fg. 
296. 301 


Supplem. ad Murat, 


$33 


Edelſteine, ſ. auch Gemmen, des 
ren Eintheil. 68. Gebr 92. 
Samml bei db: Nom. 94. 05 
man 5 Figuren daraus ge⸗ 
macht, 29 

Egypter, — 15. ſchnei⸗ 
den Edeifteine. 93. ob fie Era 
finder d. Wiffen dh. 331. ihre 
Figuren nach 3 Zeitpunfter 
33r fqq. ob fie die Mahlerey 
erfunden 442. ob die Baus 
kunſt. 485 fq. 

Eihbanm, 149 

Eijen 137. KHausgeräthe davon, 
138. Kunft Statuen daraus 
zu gleßen 429 fg. wie es ger 
gen den Roſt verwahrt worden 
430 

Eiſenſchmid de a 135 

Eleätrum, 98 

Elfenb:in 140. an Schoͤnh. 
142. Statuen daraus. 142. 

- fq. andermeitiger Gebraudy 
143 fq. 

Eloquentiae corruptae de caufis 
wer gef. 187 

Emblemata. 195. 384 

Encauftum 40,450 fgg.f Mah⸗ 
lerey 

Endoͤus, 341 

Englaͤnder Verdienſte um die 
Bauk. 522 7 

Ennius ob er die Figuren ganze 
Wörter auszudruͤcken erfund 
25 

Epiſtylium. 500 

Erhobene Arbeiten, 483. woraus 
384. drei Gattungen ib 390 
die aͤlteſten 385 199q. in der 
villa Albani ib, 

Erizzo fopra Medaglie 310 

Erlangiſch. Univerſitaͤtskabinet, 
100 


213 Ernes 


534 


en Begrif v. d. Toreutic. 


Ent Dein Erfind. 727. Cy⸗ 
prifches, 128. 277. Arten das 
von'129 fqg. Gebrauch 133. 
Korinthifches 98: 131. ob dies 
fes Gold enthalten 277 427 
nmme hellgruͤne Farbe an, 
437. graue 274. rude 260 


Eskurial, 164 


Etrufeifche Buchftaben r2. Werke 
318. deren drey Zeitpunkte, 
335 fq. Künftler 266. &e 
fäße, ;21. 460 

Evander, 371 

Evxapss, 344 

Eumarus, 462 


Eumenes Beſchuͤtzer d. Kunſt 
6 


305 
Eupenides, 467 


Euphranoe, 361. 464 


Eupompus, 362. 355 
Euthyches, 404 

Euthyfrates, 435 

Exedra, 516 

Ey ob er die Dehlfarbe erfund. 


447. 449 
Eyweis zur Vergold. der Stat. 
437 


8. 


Fablus Pictor. 472 

Fabretti infcriptt. 
224 

Fabricii Roma, 194 

Facciolati entdekt Fehler In €ie, 
Schr. 184 

—5 Ueberſetz. des Plin. 


ant. 


199. 


—* ſ. auch Mahlerey, 150. 
verſchied. Arten, 151. Kunſt 


Regiſter uͤber die Kuͤnſtler, 


der Alten 152. Miſchung mit 
Oehl 449. vier Farben. 461. 
Seueri 446» floridi ib. 461. 
Goldfatbe, 40. tranfitus. 447 

Farneſiſche Fechter, 340. Kopf 
des Karakalla 363. Venus ib, 
Apollo ib. Stier 366. Herkus 
les 373. Flora ib. 

Faſti Capitolini, 218 

Faftigium, 494. 508 

Federn der Alten. 39 


Feliblen continuire Junii Werk. 


526 
gel von Fredis findet den Laos 
£oon, 356 
Fenſter hatten die Alten nicht, 
108. 457. 515 
Ferruminatio, 46. 136 
Figurae ein Wort auszude. 24 
(gg. veuPaveis 383. verichied. 
Höhen 430. ſtehende und 
figende 434. ohne Augen. ib. 
bringen Römer aus d. Prov. 
435. eherne gegoffen. 435 fq. 
HromEroyros, 433 
Slacius Illyr. 189 
Fleetwood’s Infcriptt, 200, 226 
Flora, Statuen berf. 373 
Florenz; Statuen daſ. 374. 
Fontana fezt den größten Obelisk. 
6 


2 

Formulae Conc.Unterfchrieb.256 
appropinquante mundi inter- 
itu 225. regnante Chrifto 
255. Vir piae ſ. felic. memo- 
riae 256 

Forfter de byffo an. 37 

Fortund Tempel von Sulla 473 

Forum was es geweſen 423.493 
Auguſti 503 ' 

Fourmont uͤb eine phoͤnie Aufſchr. 
zı. entdekt infer. Amycl. 13. 
216 

du 





beurtheilten Schrifefteller :c. 


du Fresne gloflar. 511. 248 
Frider. dap. will Mſpte kaufen, 


178 
Friedrich J. ob ihm d. Pabſt auf 
d. Hals getr. 186 
Froelichii annal. 263. 288. 


294 
Frontes, Schnitte auf Bücher, 


156. 162 
Fuchs Seh von Mainz 210 
Fugger unterflüßt Inſcriptt. 
Samml. 196 


Funccius de ſcript.· vett. 157 
Fusboͤden der Alten, 421. 508 
igg- 


©. 


Galiani Ueberfeg. des Vitruvs, 
491 
Gallandat Verhandel, 14I 
Sallerien, 492 fq. 
Sallinaciihe Steine, 124 
Gatterers Diplom. 244 
Saue f. Pagus 
Gefäße der Alten gemahlt 421. 
wo dergl, anzutreffen 421 fq. 
Gemählde v.d. alten Kunft. 474. 
Verzeichnis von alten 475 fq. 
Herkul. 475. Pompeifche. 475 
in alten Mipten 477 
Gemmae 65. Schriftfteller und 
Samler. 95 fqq. was bey ihnen 
zu bemerken 392. Etruſc 400 
ächte. 398 fq. Vortheile dar» 
aus 407 ſq. Nahahmungen 
von alten zu unterfch. 408 fq. 
Hauptkriterien der alten 409. 
414. einige der Vornehmſten 
409 fg. Tiberian. 409 fq. 
Cabinet d’ Orleans 96. Gem- 
mar. thefaurus nou, 413 


“ 


435 


Gennabius ob er viam fal. gef. 
188 

Geographia nat. et pol. 245 

Georgifch regefta diplom. 234 

St. Germain. 241 

Germon de regg. Franc. dip% 

..239 

Gerfon de fcriptorib. 171 \ 

Sefihtsbilder auf Münzen 283. 
N {g+ 

Gefneri numifm- 303 

Giacamo 'v. Trezzo 72 

Siegen, wie man darauf gelome 
men 424 

Birafol. gr 

Glas der. Alten 415. Gebrauch 
ib. 457. Sigillat. 416. Glas⸗ 
paften. 409. 415. 457 

Gleffum. 99 


Glockenerzt der Chinefer. 129 


Gloffemata 183. 185. im Ovib 
und Birgil. ib. im Tacit. und 
Liv. 136. in Wolfend. Mfpten 
ib. 

Glutinatores 156 

Glykon. 373 

Glyptik. 316 

Goens de cenotaph. 203 


Gold puriffim. oder coftum, 112 
coronarium II2. infectum. 
ib. rude 174. faltum ib. 
fignat.' ib. Flüße die es bey 
fih führen 113. Gebr im 
Handel 113. bey d. Griech. 
113. 116. Phoͤniz 113 Ju⸗ 
den 114 Perf. 114. Egypt. 
ib. Lydiern 116. Roͤm. 117 
fgg. in dünne Plättchen ges 
ſchlagen 119. zu Statuen 120 
in Drath gezogen 121. zu 
Kleidern ib goldene Duaften 
121. Goldflangen 112. Vers 
e 4 haͤltn. 


5 36 Regiſter über 


häftn. zum Silber 134. Verg. 
d. Roͤmiſch. 119. der Opfers 
thiere Hörner 120 

Golzii Graecia 303, thef. ant. 3 IQ 

Gorgafus, 423 

Gorgonia Plin. IoI 

Gori antiquitt. Etrufc. I4. mu- 
feum Etrufc, 204. marmor. 
attic. 206. Xenia epigr. 209. 

Gorlaei dactyl. 395. 41o {q, 

Gezze colonnaroftr, I7 

©rabftichel, 322 

©ranat. 88 

yoaew was e8 bedeute 317 

Grau in Grau, 461 

Gregorius M. verbrennt Difpte. 
1”2 


Griechen haben eher Dichter als 


Proiaiften 153 Münzen 269 
{gi 275. Perſpektive 320. 
verbeflern die Kunjt 328 336 
ob fie die Egypter nachgeahmt 
328 fq, ob die Phoͤniz. 327- 
vier Perioden ihrer Kunft 337. 
fa. gehen zurüd 363. 470. Ihre 
Bildh u Bildgießerfunft 470 
vervollkommnen die Baukunſt. 
481. 456 & 

Griesbach, 179 

Gronovil memoria Coffiana 218. 
411 

Gruͤnſpan iſt nicht Malachit 90 

Gruterorum lampas u, Inicriptt. 
197. 22° 

Gude famml. Infcriptt. 198. 
201, Streit mit Spanh 218 

Gu⸗uarae infcrippt. 193 

Guilandinus. 32 

Gurmi arabic. 147 

Gymnafia Pomp. 493. 
493 

H. 


Hachenbergii Germ. med. 255 


in Sieil— 


die Kuͤnſtler, 


Hadrian läßt Egypt. Fig. machen 
335. defien Villa 339 

v. Hagedorn, 9b wu ein Buch, 
351 fg 

Hagenbuch de diptycho Turic. 
213 ſchreibt gegen Murator. 


214 

Hahn Verf. des Chr. Gottw, 243 

Halthauti calend. med. aeui 251 

Hamilton 313 fq. 

KHanfelmanns Römer in Deutſchl. 
256 

v. d. Hardt acta conc. Conft. 
189 

KHarduin macht diplomata vers 

daͤchtig. 238. desgl. die au- 

ctores Ciafl. 239. Schriften 

dagegen 239 fa. 

Harlefii litteratura Rom. 16, 

Hauercampi fylloge fcriptor, 
22 

Hayms teforo Brit. 300 

Heeren marmor Borgian. 209 

Heidelberg Bibliord 180 

Heineccii fundam. ftyli 229 

Heliogabalus thoͤrichte Ausſchw. 
93 

Heliotropium, 90 

Hentfchen de tribus Dagobertis, 
238 

Herctum, 515 

Herkulanifhe Gemählde, 13. 
welche die ſchoͤnſten 456.45$- 


475 fq. * 
Herkules, Statuen von ihm 


373 
Hermae, 388 fq- 
Hermaphrodit in villa Borgh. 


360 

Herodes Attikus 4 gold. Pferde. 
437 

Herodotus 155 

Heſſel 201 


Heumann 





beurtheilten Schriftſteller ꝛc. 


Heumann de re dipl. 243 
Heuſchtecken, goldene 116 
Hewlett vercheidige die Parifche 
Ehron. 202 
Heyne antig. Aufſ. 13. 315. 3232 
‚über Fourmonts Entdeck 216 
337 fg. 415 
Hieroglyphen 8.26. Efrais fur 
les 9 
Höfer Schneider in Aubin 88 
Holz Arbeiten dariunen 327. ob 
die erſten Künftier nur darins 
‚nen gearb. 342. Roͤm Stas 
tuen. 367. Arten zu Kunſtw. 
246. Holzſchnitte in Ausgab. 
alter Auctoren 162. Tafeln 
daraus, gemahlt 458 fg. Fir 
guren 424. bie erfie Bauma⸗ 
".terie. 484 
Homer der ältefte griech. Schriftft. 
-353. deſſen Schilder. 387. 
Beſchreib. der Gebäude 490 
Hooghe Hierogiyphen, 9 
KHoren ein Zeitfchr. 5 
KHornkorallen, 101 
Horreum, des Kloft. Stiftungsbr. 


238 . 
Huch Litteratue der Diplom, 
230 
Hugo de orig. fcrib. 9 
Hutten, 176 
Huttich collectanea antig. 196. 

de vitt. Impp, 310 
Hyacinth 85 
Hygiaͤnon 462 


3 


Jablonsky, 165 

Jahns aͤlteſte Bewohner Boͤh⸗ 
mens, 449 

lanus ob die erſten Münzen von 
ihm, 273. 


537 


Jaſpis 89. Gebr- deffelb. 92 
Jenenfis foc. lat. acta, 209 


fq- 
ft. Jgnon,, diplomata daf. 242 
Jmagines was) fie heiffen 388. 
clypeatae ib. von Geiehtten. 
389. 418 fq. 423 fg. 453 
Jıpluuium, 492. Sı5 
Jncruftare parietes, 385 
Spndier, ob fie die Bauk. erf. 
- 486.19. 
Jnghiramii fragm. Etrufc. 235 
Jnferiptt. ſ. Aufſchriften 
Interpunktion der Al en, 18. 21 
Jobert ſc. des medailles. 295 
Jocundus, 194 
Johanna Papiſſa, 186 
Jon: 436 
Jriarte codd. Mſpti Matrit. 131 
Jfis nobilis, 101 
Suderzinnf, 112 
Junius de pict. vett, 33% 380% 
478. 525 
Jupiter Olympic. Statue 349. 


K. 


Kadmus vervollkommnet bie 
Bauk 486. 519 

Kain ob er zuerſt gebauet 483 

Kaiſerinnen als Goͤttinnen 433 
fq- 

Kalamis, 426. 345. 342 

Kalau, 453 4 

Kalender des Mittelalters 257 

Kallifrates, 143 ' 

Kallimachus erf. die Korinth. 
Ordn 497 

Kallon aus Aeg. 354. aus Elise. 


354 

Kameen aus Onych 36.391.396 
Kanachus, 345 . 355 

Kavay, 351 


£l5 Kapi⸗ 


538 Megifter über 


Kapitollum verräch gute Kuͤnſt⸗ 
ler. 491 

Karneol 86. des Othryades 401. 
des Phrygillus 401. des Mich. 
Angelo 402 

Karyatiden 502 

Kaflel, Statuen daf. 376 

Karaioyo, Hefiodi, 186 

Kattun Saͤchß. 137 

Kennikott. 165 

Khevenhüllers regum wett. Hm; 
271 

Kircheri Oedipus. 27 

Kieanthes, 460 

Kleomenes 359. fol den Caef. 
Germ. „verfertigt haben 372. 
desgl. die Mediceiihe Venus 


10378 

Kleopatra in Belvedere 371 fq- 

Kleophantus, 444. 461. 

Klotz Geſchichte der K. 5. lectt. 
Ven. 239 

Köhlers Tincturen zur enkauftif: 
Mahl. 453 

Koehleri Geogr. med. aeui 250 

Kolonnaden 503 Roͤm. Verſchw. 
dar: ıb, 

Koloß zu Rhobus, 362 


Kolotes, 349 

Kommodi Kopf, 372 Lq. 

Korinth, Kunſtſch. daf. 343 

Kranadı, 454 

Kranz memorab. bibl. Wratisl. 
180 

Rrato, 460 

Kronius, 402 

Finke bildende, 4 Gattungen 

IE Y; 

Kunftfhulen 342 faq. 

Kupfer in editt. vett, 162 

Kupfergeld, 274 


die Künftler, 


8; 

x. auf Münzen. 287. 

Labbei biblioth. Mfpt. 183 

Labyrinth. 4:8 

Laches v. Lindus. 362 

Lacunaria vergoldet 119. an Ges 
bäuden 512 fggq- 

Laet de gemmis 107 

Lage der Alten beym Lefen und - 
Schreiben 158 

Lambecius über die Wien. Bibl. 
168. 182 

Lamellae Tiburtinae, 16. 216. 

Landolina, 34 

Langobarden mahlen Originale 
nach, 169 

Lanzi, 12. 14 

Laokoon, 356 fgq- 

Lapis lazuli 60, der Sapphir der 
Alten. 32. 91. 399. Speculas 
ris 109. Bononienf. ib. Ob- 
fidianus 123. Gemmen dar⸗ 
aus 415 

Lares wo fie flanden, 516 

Laſkaris, 179 

Laitanofa 12, 
267 fq. 

Lafurftein, 9I 5 

Latein des Mittelalters zu erler⸗ 
nen 248 

Lava. 123 

Legio fulminatrix chrift., pie 
traus, 220 

Leibnitzii fcriptt. Brunfvic. 185. 
Chronic, Weing. ib. codex 
iur n, et 9. 244 

Leinwand, wie die Alten darauf 
fhrieben 31. Bücher ib. Pans 
jer ib. aus Amiant 107 fq. 

— Buͤcher und Muͤnzkunde 


numi incogn. 


as x ieh die Kunft, an 
0» 











beurtheil?en Schrifefteller ıc. 5 


Leochares, 361 
Lerchenbaum deſſen Eigenfchaf. 


459 

Lesart die undekanntere die tich⸗ 
tigere 184. zweierley 185 

Leßing entdeckt Wolfenb. Mſpte 
189. 348 

Levis antiche infcriz. 208 

Lexicon abruptionum in num. 
Rom. 294 

Liberti a mappis, 222 

Liber der innere Theil b. Rinde. 


31 
Liber Pater ob er das erſte Bild 
in Kom, 472 
Libra argenti et aeris. 134 
Librarii wer fie waren, 161 
Lichte und — —* 446 
Ligorius, 19 
Fat. lem. Streit barüb. 


Bipperts Daktyl. 6. 84: 414 

Lipfius de mil. Rom. 382 

Liturarii, 39 

Aldos was er bedeute 65. AcIo- 
#9AAx 46. Lithoftroton. 508 

Living gefund. Bücher von ihm, 
184 

Löfchers Stromat. 288 

Lörhen an Figuren, 436 

Lorica um die Dächer, 492 

Ludwig XIII und XV. Befoͤrd. 
die Kunft. 522. Louis XIII 
‚hift. metall. de 286 

Ludwigs ined. Mipta 232. foll 

- Diplomata erdichtet Haben, 


252 

Luͤnias Reichsarchiv 252 

Lukulliſche Verſchw. in Kolonna⸗ 

naden, 503 

Lumen, was es ſei, 446 

Lupula der Roͤm. Senatoren, 
123 

“ 


739 


Lyeius, 353 

Lydier ob fie zuerft geprägt, 116. 
261 fg» 

Lykurgs Gefege gefungen, 154. 
verbietet Gold » u. Silberm, 
262 

Lyncurium, 98 

Eufippus, 337- 355. deffen Werke 
361 fq, 390. 419. 422. 427. 


434 
Eyfippus ein Wachsmahler 450. 


M. 


Mabillon de re dipl. 240 

Maeniana, 382. 505 

Maffei origg. Etr. 14. mufeum 
Veron. 204. Marmi Riccard. 
208. antigg. Gall. 209. Cri- 
tica lapid. 213. 215. 224. . 
Siglae Graecor. 225. Iftoria 
dipl. 232.241. Gemmae Gal- 
leftruzz. 412. P, A, Raccolta 
378 

Maior ruines de Paeft. 524 

Makkabaͤer erſtes Buch Acht, 
263 

Maladhit, 90 

Malburienfis ducis dactyl. 413 

Mahlerey 316. 440 faq. erfors 
dert Münzfenntn. 285. Schrifs 
ten davon, 440. Erfindung, 
442. 445. anfängl. tob. 443 
einiörmig 444: Stüde mit Eis 
ner Farbe ib. von Ziegelmehl. 
ib. Zinnober 445. Röthelftein. 

ib Bier Farben-445 fg. von 
Dehlfarbe 447 (qq. von Wachs 
450. eingebrannte 450. vers 
ſchied. Gattungen davon 451 
fq. in Paftell. 452. Knooxnros 
ib. wo die erfte angebracht 454 
fg. auf Marmor 453. auf Ho 

ib. 


549 


ib. fq. auf Leinwand 459. 'auf 
Sinden. 450. Weberftreichen 
der Gemaͤhlde 460. an Wans 
den 469. linearis 460, Nies 
drige Gegenſt. 460. von Land⸗ 
ſchaf. ıb. verſch Schulen 470 
BDerzeichn. der Schriftſt. 477 

Manurra bekleidet die Wände 
mit Marmor 511. 

Mannerts Mifcell. 167. 247. 

Manfus was er fet 247 

Mantho in der Pemibrod. Gall. 
339 

Manupretium wag es bedeute, 
127 

Manuferipte f. auch codd. mit 
Resarten 17T. Schikſaale der 
Roͤm. und Aleyandr. 172 faq. 
Schriftzuͤge in derf. 174. Neu⸗ 
abgeichrieben nach der Drudee 
tey 173. verlieren den Werth 
175. fchrieden arme Öelebrte 
ab 179. Bibliothek darüber 
ib 


1D. 
Marathoniſches Treffen, abgem. 


443 

Marcanova ſamml. titul. vett, 
193 

Marci Euangel. zu Venedig 167 

Marculf colle&io tormular. 254 

Maria rotunda f. Pantheon 

Mariette {ur les pierresgrav, 95. 
412. 479 

Marini ifcriz. delle ville d’ Albani 
208 

Marcus Aurel. aus Erzt 372 

Marmor verſch. Arten 27: 42. 
47. zu Aufſchr. einförmiger, 
229. defjen eberfir. 46. Säus 
len daraus 504 

Marmora f. auch Aufichr. Arun- 
del. {eu Oxon. 20I fgq- 217 
220. 225. 370. Pifaurenlia, 


Diegifter über die Künftler, 


204. Veronenf. ib. Taurin. 
Palmjr, ib. Sanduic. 205. At« 
tic. 206. Riccard. 208. Cre- 
mon. ib. Hera-leenf. 206 

Marmorari', ihre Arbeit 45 

Martini Ausgabe der Erneftin. 
Archaͤol. 4. 9. 

Maſſon rettet Agobardi Schrif⸗ 
ten 177 

Matthaei codd. Moſqu. 131 

Mauſoleum der Artemiſia 361 

Maximilian lege die Wien. Bibl. 
an, 306 

St. Marimini Klofter, Streit 
darüb. 236 


Mazocchi 13. epigr. 194. 196. 


maimora Heracl. 206 
Medailles de billon. 276 
Medicei 306. bringen die Bauf. 

empor, 521 
Mediobarb. numi Caef. 297 
Meißner Porcellain 420 
Meifter von Mutina 449 
Meleager eine Statue 347 
Melinum, 446 
Memnens DBildf. 332 
Mengs. 477 
Menzel, Kupferft. 298 
Merkatus pamml. Metall. 49' 
Metalle 111 fgq. Schriftfteller, 

ı11 fg. Arten 112 faq. alter 

Gebr. 259. Zubereitung 428 

Zumifhung 4:29 
Michaelis ob Arab. Auffchr. zu 

finden 215 
Minerva des Phidias u. a. 349 

fq- 

Mifliones milit. honeftae. 217. 

227. 232. 

Mittarelli Mfpta Monaft. Mich. 

Venet. IST 
Modelle woraus fie gemacht 423 


Modellisk. ſ.Plaſtik 
Mönde 


— 


na 





— — 


beurtheilten Schriftſteller ze. 


Moͤnche mahlen Originale nach 
169 

Molochites, 90 

Mondſtein ſ. Adularia 

Monimenta Matthaeiana, 208. 
378. Ancyr. 218. ob ſie aͤcht 
223 

Monochroma, 444» 461 

Monogrammata, 247.254. 444. 


‚Monopodia, filb. 125 


Montfaucon catal. Mſpt. 180 


Bib]. Coisl. 183 
Morelli ftlus infcriptt, lat. 
209 


Morelli elemens de Crit. 189. 
257 fq. thefaur. 298. 300 
Morion eine Art roth Weine, 88 
Moſes Bücher ob fie älter als 
Hiob 153. worauf er geſche. 

155. 160 

Minden, Statuen daf. 376 

Münter von Neapel, 34 

Münzen, ob vor dem Homer, 
259. !wo fie zuerft geprägt 
260. Perfiihe 262. 272. 
Südliche. 263 faq. Egypt. 256 
fg. Arab. 268 fg. Griech. 269 
fgg. 275. Königl, welches die 
älteften 270. ob die des Amyn⸗ 
tä 269. des Servius Tullius 
273. des Numa 273. Röm, 
275. feßt Sept. Eeserus her⸗ 
ab 276. bleierne 277. lederne 
278. Griech. Gewicht derſ. 
279. eherne 280. die beſten 
Roͤm. 285. die beſten Griech. 
ib, Wiſſenſch. derſelben 257. 
Anfang 305. Schriften darzu 
ib. dienen zur Bauk. 285. 
Nutzen derf. in Grammat, 286 
in hiſt. 287. geogr. chronol. 
und ritib, publ. ib. Nahmen 


daranf 304. Untergeſchobene 


541 


Münzen 289. Verfertig. derf. 
290. Paduaner ib. rare 292 
fg. Bücher darzu 295 faq« 
woher fo viele Diünzen übrig 
gebl. 310. f. auch Numi, 

Münzkabinette f auh Muſeum 
307 faq. zu Paris 307. Si⸗ 
c.1.307. Engl.307. Wien ib. 
Berl ib. Gotha 308. Dresd, 
303. Stuttg. 308. Pfauiſche, 
Berger ib. Leipzig. Rathsbi⸗ 
bliotd. ib⸗ Kopenh. Schwed. 
ib. Noiaſche 309. Wallmode 
309. Nürnb. ib. Schulziſche 
ib. Bentinkiſche ib. Goͤtziſch. 
310. Schuhmanniſche 284. 
Münterifche ib. 
Mumien in Leinw. gewwielt 459 
Mummius bringe die -erfien 
Semählde'nah Rom. 472 
Muratoii theſ. vett. infcrippt, 
214 

Murrhiniſche Gefäße 102 faq. 

Muſaik 509. wo vergl. befindf. 
509. 199. Schriften davon 
510. 512 

Mufe in Barberin. Palaft. 340 

Mufea, fr auch Münze. Bodlej. 
307. Capitol.379. Corton..95« 
Florent. 306 fg. Hunterian, 
307. Mufellian. 298. 301, 
379. Neap. 307. Richter, 
49. Taurinenf. 307. Vatic. 
307 

Muſik, genus chromat. 344 - 

Myrmekides, 143 

Myron, 352 fg. 427 

Mys, 342 


N. 
Nahmen der Röm. 226. auf 


Münzen 304 
Naniani 


541 


Naniani codd. 182 

Natter ein Künftler 86 

Neffel catal. Mipt. Vien. 168 

Neumanni numi popul. 301 

Nicias, 47. 150. 356. 466 

Niebuhr, 215 

Nikanor, 450 

Nikomachus, 469 

Niobe in Florenz 346 fq. wer 
fie verfertigt 361 

Norifii cenot. Pifana 203. Chro- 
nol. Syro-Maced, 288 

Notae f, Siglae 

Notarii, 24 

Nuançe, 447 

Numariae rei Rom. comp. 
288 

Numi, f. auch Münzen, conful. 
220. 281. Aryandici 266: 
cufici 268. rariti 273. pelli- 

culati 0d. crufteati, argento- 
rati 276. aenei 277. bigati 
279. Quadrigati. ib. mifliles 
280. contorniati- ib. Deor. 
281. regii 281. populor. ib. 
ciuitatt. liberar. ib. Caefarei. 
ib. Vrbium 282, Coloniar. 

282. 300. fufi 291. Vrbici 

" 300 


O. 


Obelisken, 488 

Oberlin. ars diplom. 230. 256 

Dehlmaplerey mo fie erfunden, 
448 

Onatas, 342 

Onyx, 86 

Opal 73. 74. 77. warum man 
nicht gefchnitten 393 

Opera ant. 7. dura 236. mufiu. 
f. Muſaik. maiora und mino- 
sa 377 


Megifter über die Kuͤnſtler, 


Ordo compofitus, welche Sädlen 
D. 501 

Orichalcum 123, 129 faq. 

d’ Orvilleiter Sic. 102.211. 268 
302 2 

Othones in Erzt fehr rar 292, 
Streit über diefelb. ib. ſq. 


- Paduano ſ. Cauvinus 


Päftum, defien Erbauer, 524 

Pagani too fie waren, 249 

Pagi diflert. hypat. 214. Anti- 
bar. 288 

Pagus im alten Deutfchland. 
243. 250 

Pakuvius, 472 

Palatium, was e6 hieß, 249 

Palimpfetti. 30° 

Pallas in der Villa Albani 340 


345 
Palmbaum, 149. 
Palmerii exercitatt. 20% 
Palmyra Gebäude daf. 489. 
505. 521. 
Paludamentum mit e. af. bef- 


92 
Pamphilus Maced. 149. Sicyon- 


464 
Panaͤus. 443. 462 
Pandekten in Florenz 175. 
Pangonios, welche Steinart. 


74 
Pantheum Rom. 63: 505 fq. 
Paoli rudera Paefti, 524 
Papebrochi propylaeum ant. 238 


240 
Papier, baumwoll. 36. Leinen, 
38. Eaypt- 38. 160. aus 
Amiant 107. Kennzeichen des 
ältern, 174 
Mappelbaum, 149, 179 
Papyrus mas es bedeute 31 „u 
arts 





beurtheilten Schriftſteller zc. 


Pariſche Chronik ob fie aͤcht 201. 
f. marmora Arundel 

Parrhafius, 338. 464 fd. 

Pars adverfa auf Münzen 281 

Parutae Sicilia numifm. 303 

Paſiteles, 125. 355. fg. deſſen 
Werke 371. 423 

Paflerii 14. mufeum 377. vafa 
Etrufca 422 

Patini hift. numifm. 295. 300 

Paucton metrologie 135. 311 

Pavimentum f. Fusboden 

Pauſanias defjen Nachr. unvollf. 
490 

Pauflas 473- 451 

Daufon. 463 

Payne on the greek Alphab. 
13 

Pecunia maiorina 276° 

Pelasger bringen die Buchſt. nach 
Griechenl. 11 

Pellerin rec. des medailles 302 
fq. 

Penates wo fie ffanden 516 

Pentathlos Zyxgıromeros 351 

Pergament 36. Kennzeichen des 
ältern 174 

Mergamus Kunftful. daf. 365 

Ilepisvion 515 

Perizonii animaduerf. hift. 


227 
Merlen 97. deren Merth b. d, 
Roͤm. ib. 
MDerrault, 471 
Perrier, 346 
Merfepolis, Gebäude daf. 489 
Peſeennii Münzen rar 293 
Petrarcha verbeſſert Cic. 
184. 305 
Peutinger, 195 fg» 
Pezii opufcula var. 183.186 
Garwpure. 514 
Phengites deſſen Gebr. 108 fq. 


ePP · 


543 


Phidias 142. ob er bie Torevtik 
erf. 22$ fa- 326. 337. 344 
deſſen vorzügl Werke 348 fq. 
Schriftfieller davon 349. 390 
426. 434 N 

Phido ob er die erſten Münzen 
gept. 262 

Philanders com. in Vitr. 49T 

Philipp ſchlaͤgt Goldmuͤnzen 

6 


11 
Philiſtis Königin in Sic. 287 
Philokles, 444. 460 
Philtatius bekoͤmmt e. Statue 

156 
Phoͤnizier erfinden das erſte Geld 

261. 267 
Phrygillus 401 
Phyſiognomie aus Muͤnzen 284 
Pighius 17. 217. vterque 195 
Pila chryftallina 76 
Pinkerton von alten Münzen. 


312 
Pirckheimer ſamml. Aufſchr. 196 
Placentinius. 225 
Plagulae Verſetz derſ. 158 
Plaſtik 316. 326. Urfpr. 317, 

Egypt. 318. Etrufe. ib. fq. 

Griech. 319. Phöniz. ib. Roͤm. 

320. die ältefte Kunft 417. 

ob vor der Bildh. 413. Mars 

terie darzu 418. 421 
Platina 130 faq. 

Plumbare, was es heißt 136 
Pocoke erläutert infcriptt. 205 

215 
Poleni fuppl. 4 
Polyfilo, d. 5. di Auevarır 193 
Polygnoti Gemälde 450. 463 


466. 
Polokletus d. Alt. defjen Werke 
251 fq. der jüngere 355. 427 
Polykratis Smaragd. 87. 93 


Pope⸗ 


544 


Moperino, 485 

Portieus, 504 

Portici, Statue daf, 375 

Moiten im 2ten ſec. 231 

Potters Arcäol. 2 

Praedium, 515 

Praetorium, verfh. Bedeutung. 
517 

Pramnia, ſchwarze Edelſt 88. 

Prafii Smaragdpraie 81 

Praxiteles 47.337 19- 346. 354 
ig. 3%1. ob er die Wachsmal. 
verfeinert 4°0 

Praun vom Muͤnzw. 312 

Prideaux edirt marmoraArundel. 
202 

Prometheus ob er Gelegenh. zu 
den Ringen gegeb: 93 

Mronapis, 16 

Ilosmirov, 514 

Protogenes, 468: 492 

Mrovinzialausdrürfe auf Inſerip. 
226 

Ptolemaͤus verbietet d. Papier, 
160 

Pueri curiae 227 

Pugillares, 30 

Punzen 322 

Purpurfarbe, 40 

Püftulatum, 121 

Puzzolana. 485 

Pyramiden 488. Schriften das 
von ib. 

Pyrgoteles 401. ob noch Steine 
von ihm, 402 

Morrhoniften, 253 

Phthagoras aus Reggio 342. 
353. 462. aus Leont. 354. 
aus Samos ib. 


* 


Quadratura 345. quadratus ho- 
‚mo 339 


Regiſter über die Kuͤnſtler 


di Queuara infcriptt. 193 
Quinarius, 279 
Quirini ep. ad Boz. 212 


R. 


Rambachs zZter TH. zu Potters 
Arch. 14 
Ramdohr über 
381.439, 
Raphael von Urbino, 344. 474 
Rafche lexic, num: 294. 296 

Raynald ergänit Baron. 233 
Reflex bei den Künftlern, 44 
Regnart. IL. r 
Keichenauifches Kloft. Recht an 
Ulm, 238 
Reinefius, 198. 226 
Heifen gelehrte der Franzofen 
522. der Engell. ib. Früchte 
davon 521 
Repoficoria, filb, 126. 146 
Revett. 482. 521 
Rex Germ. 244. 254 
Rhabani Mauri Com. in V. T. 
163 
Rhoekus 422. 424. 
Rhypayosräphica, 469 
Riccardi infcriptt. 208 | 
Ricolui edirt marm. Taur. 204 . 
Riem, 486 
Rinck cognit. numor. 296. - 
Ringe, Alter derf 396: 398. 
eiferne 130. Koſtbark. 397; 
399 des Judas und Pharao 
‚94. des Phokus 400 des Poly 
Erates 93. 401. des Pyrrhus 


die Maplerey 


« 


93 J 
Rivantella edirt marm. Taur. 
204 
Rodolphini monum. vett. 378 
fg. 


Homer 





beurtheilten Schrifefteller c. 


Nömer! fchaffen Statuen nad) 
Kom 367 fag. mo fie das 
Mahlen gelernt 472. Mahler 
bey ihnen. ib. Privatgebäude 
514. Mahmen und Würden 
226 

Nörhelftein 445 

Rollſchriften 156 

Kom Kunſtſchulen daf. 366. 
Statuen daf. 370 fgg- 

Rom£ de PIsle metrologie ZIf 

Rothomagus, Diplomata daſ. 
242 

Rubens, 344 

Rubinen, 87 

Rudolphs Ueberſ. des Tr.’ de 
dipl: 242 

Ruhe fpic, philol. numifm, 287 


©. 


Säulen, woraus 493. Werfeine. 
tung 489% Schoͤnh. 494. 
fünf Ordn. 494 ſ99. Ber: 
ſchwend. der Roͤm. 503. fgq. 
in Rom und im Vorhof des 
Rapitols 63. Traians und Aus 
tel. 64: Antonin: ib. Domi 
tians 224, Duill. 17. 217. 
367 

Salmon. 253 

Salomo’s Ternpel. 489. 

Sansſouei Statuen daf. 375 


Sarder 85 


Sardonych 87: 

Re 

Sapphire 32. warum fie nicht 
gefchnitten. 393 

Savot difc. fur les med, 295 

Saurias umzeichn, einen Pferdes 
fhatten 441 


von 4 Lagen 


545 

Saxe Scholiä ad Murat. drr, 
vindic. Aeneid. 239. de dea 
Angeröna 348 

Scaligeri inferiptt. Rom. 19% 

_ fg. de emendat. temp. 227 

Scalpellus, 41 

Scalptura, 326 

Scapus, 499 

Scarabaei, 399 fq. 

Scheyb edirt tab, Peuting. 196 

Schildkröte 145. Gebr, ib, fg. 

Schlichtegroll, 96 

Schnitzen, f. Scalptura 

Scöpfkele | Trullae 

Schonebeck zeihn. ohne Geſchm. 
411 fq 

Scott ſticht Gemmen ohne Ges 

ſchm 411 

—— mahlen Originale nach 
169 

Schow charta papyr. 33. Sup- 
plem. ad. Hefych. 176 

Schradaei monum. Ital. 198 

Schrebers Weberf. des Pocoke 
205 

Schreibart von det rechten zue 

Linken 15 fq. der Egypt ı5 

Schrift, alte 8 (qq. worauf fie 
die Alten Testen 27. 155, 
Kennzeicdien des Alters 165. 
167 iqd. 

Schulze edirt Theophylakt 192 

v. Schuhmann v. griech. Muͤn⸗ 
zen 284. 301 

Schuhmachers hieroglyph. Ge⸗ 
heimniſſe 9 

Schwarze de vtriculariis 222, 
opufe, ed. ab Harlef. ib 

Schwebel antigg. Etrur, 14 

Schweinheim 178 

Scipionis Schild. 378 

Sculptura 325 fq. 

Scura, was fie waren 384 
Mm Scplis 


546. 


Scyllis arbeitet in Marm. 341 

Seculum was es heilfe 246 

©eide 36. 37. 

Seldenus in marm. Arundel. 
202 

Sellery’s antig. of Palmyra. 204 
481 

Senatus conſ.koͤmmt auf Medagl. 
nicht vor 281. de Bacchanal, 
17.217 

Sepia, 40 


Sertinius vergoldet zuerft Stan 


tuen 427 

Seruus ab horologio 222. ab 
auro gemmato 95 

Sieyon Kunſtſchule daf. 343 

©iebenfees. 349 

Siegberti Gembl. Chronicon. 
136 

Siegelring der Ältefte. 397.399. 

Sigilla figna minora 142. 432, 
Inſignien 254 

Siglae 24. 246. fq. 294 

Signa 432. panth. 433 

Sigonius de confolat, 187. fatt. 
capitol. 218 

Siklen Geſtalt derf. 264 

Sil. 446. 


©ilber, rohes 121. verarbeit. ib. 


126. Gemünjtes 122. Gebr. 
bei den Alten 122, 127. ges 
haktes 123. Deliac. 126. 
Elodian. 127. Gratian. ib. 
Korinth. 127 

Simon, Rich. Eritit 165. 241. 
aus Aegina 342. 426. der 
Makkab. Münzen 264 fqg- 

$inneri codd. Bern. 181 

Sinopis Pontica 445 

Skopas 346, 354. Werfe 360 
fq. 427. 431 

Smaragd 78 lqq. wozu ihn bie 
Alten gedr. 393 - 


* 


Regiſter über die Kuͤnſtler, 


Smetii inſeriptt. 196 fg. 

Smilis 341 — 

Smiths Daktyl. 6 

Solarium 515 

Solon. ein Künftl. 404 

Sonnenubren 162 

Sofius. 404 

Sofus 365. deffen nicht ausge 
Eehrtes Haus. 509 J 

Soſtratus, 402 

Spanheim de vfu rei num. 201- 
258. 284. 288. Streit mit 
©uden. 218 

Spedftein, Chineſ. 106 

Spence Polymetis, 340. 383 

Sperling numi non cufi. 260 

Sphinx des Verres ob noch da. 


427 
Spiegel aus Silber orichalco, 
Stahl 123. Glasſtein 124. 
Zinn 125. Gold. ib. 
Splendor aus Mifch. d. Farbe. 
446- 
Spolia opima fec. et tert. 220 
Sponii mifcell. 3. 4. 6. 7. 195. 


199 

Sprachen, Alter derf. 153 

Städte, welches die Alteften, 
433 6 . 

Stahl, 137 

Stannum was es eigentlich ſei, 
135 fq. 

Statuaria 322. 326. 424 

Statuen was fie heiffen 388 fq- 
Sammlungen 378 Künftler 
425 fgg. goldene bei den Roͤm. 
120. 428 die erflen des Ser- 
tinii 427. marmorne nad 
Kom gebracht 367. eherne 
425. biefelben vergoldet 427- 
436. marmorne vergoldet 437: 
deren grüne Bekleid. ib. Rus 


pferne . eiferne ib. ſ9. 
439. il —* 





| 


beurtheilten Schriftſteller ıc. 


Achilleae 433. Auguſtae 432- 
equeſtres 432. iconicae 432. 


palliatae 433. pedeſtres 432. 
togatae 433. viales 388. von 
Kaiſern verfertigte. 435. Sta» 
tuen zu Kom und Portici, 435. 

Marci Aurelii ob fie mit dem 
Hammer getrieben 436. Pers 
ſiſche 502. woher fo viele ver 
lohren 437. infonderh. durch 
Bildſtuͤrm. 438. 

Steine gefchnittene f. Gemmen 

Steinfchneiderey 65. 93. 391. 
Alter 396 fq. Vollkommenh. 
bey den Griechen 397. Mits 
telmäßigfeit bei den Nom. 
397. ſqq. bey den Alten 399 
fgg. Verfall 398. womit man 
gegraben 395. welche Steine 
man geſchnitten 393. Künftler 
401 fqg. Sicil. 405. 

Stemzel, 313 1q- 

Stephangftein 36 

Stieglig Bauk. d. A. 483 

en der Aſiat. 470. Helladiſche 


re N Beſchr. und Bedeut. 


30. 
Sich de cultu luminum 


Srokäifge Samml. 6. 96. Ein« 


theil. 407 fq- 
Stuart ein Mahler 482, Far. 
Stylobates 499 fü- 
Suecinum, 98 
Sulla Tempel der Fortuna 473 
Sulzers Theorie 381 
Supeliex menfarum 377 . 
blattle of the books 


Swifls 
Be 

Swintoni infcriptt. Cittiae 15. 
215 


Sylburgi cat. Mfpt. Palat. 180 


547 


Symeon obferuatt, ant, 200 
Symplegma 433. 


8. 


Tabufa, was fie helfe 459 
Tabulata 505 


‘Tachygraphi, 23 


Tafeln, eherne, bleierne, hoͤlz. 
28. waͤchſ. 30 

Taleae 123. 260. 312. [q. 

Talente beim Homer 116 

Taflie catal. raif. 96 

Taflin. tr. de dipl. 242 

Taubenheim, 453 

Taurisfus, 365 

Taurobolium, 221 

Tauſch der Alten 258 699. 

Taylor marmor Sanduic. 205 

Tectorium 455 

Telephanes 460 

Tempel reichlich beſchenkt 75 

Zeraphim des Labans 321. 330 

Termini. 388 ‘fq. 

Teffelata, 508 

Thalhoftenes. 423 

in Nom. 518. Scauri 


— v. Samos 143. deſ⸗ 
fen Erfind. 422. 425 fg. 430 
Thelekles, 426 
Theophilus, 447 


Therikles, 486. 419 


Therimahus, 467 

Thermae Dioclet. 63 

Thefauri infcriptt- argutae 229 

Thefeus ob er Münzen gepr. 262 

Theupoli cat. bibl. Marcı Ven. 
133 

Thonfiguren 418. worinnen fie 
beftanden 419. an Läfars 
Mm 2 Tem⸗ 


548 


Tempel und Frontifpic. 420, 
werden theuer bezahlt ib. Bild⸗ 
niffe ber Goͤtter 422 

Thorax linteus 3I 

Thucpdides, 155 

Shüren der Alten 506 fq. 

Tiberius Liebh d. K. 473 

Zimasorag, 463 

Timanthes / 466 

Timotheus, 361 

Tiro des Cie 25 

Titian 244. 275 

Tito: ſ.Auſſchr· 

Tofſteine, 485 

Topaſen, 78. 81 

Topiaria herba 146 

Toreu:ice 315 (qq von der Tor- 
neut, unterichieden. 322. ar: 
tet aus 326 

di Torremuzza 225. 268, 287, 
numi Sic 302. 207 

Torſo im Belvedere 360 

Touftaın tr, de dipl. 242 

Trahbeatio, 500 

Trayertino, 485 

Triciinia, lb. 125. 517 

Tiichora. 507, 517 

Triglyphen, 498 500 

Trinkgeſchirre aus Erpflafl. 75 

Irifan in hift. Imp: 288 

Zriumphbogen Conftantini, 64 

Trıumuiri monetales 274 

Trullae aus Cryſtall. 75 

Trullanum Conei. 173 

Türkis, 90 

Zuotilo 448 

Zurmaline 97 

Zurpiliue malt aut 472 

Zur edirt Schramms tentamen 
303 

Tychfen de num. 
265. 


Muhamed- 


Regiſter uͤber die Kuͤnſtler, 


U. 
Vghelli Italia S. 234 
Vinbilicus on Süd. 157 
Vncia 18 
Vrfatus de notis lat. 225 
YVıfini familiae Rom. 300. oh. 
Sr. edirt Dithmars Chron. 
185, 


B. 


Vaillant numifm. 283. 'notäe . 
num, gr. 394. numi Impp. gr. 
297 

Vafa Murrh. 102 fq. Corinth. 
343. Aeginet. 343. deliaca 
ib. Sigillata u. caelata 378. 
384- Thericlea 386. 419. 
Samia — 

Bafari. 4 

—— 5 los Alphabetos 
12 

Velferi opp hift. 209 

Veltheim über die vafa Murrh. 
105. 323. Meinung vom 
Smaragd. 79 

Venus Medic. 356 fq- Coa- 356 
Dresd. 347. 

Veftales virgg. 433. ewiges Teuer 

6 


2. 
Veftibulum 514 | 
Veftigia templor. fictil. 421 
Victorius verdient fi um db 
Klaff. Schriftfieller 19° 
Vignolii columna. Ant. 309. 
Vigor in der Malerei 446 
Villae was fie gervefen 249. bei 
db. Röm, 516. Tiburt, 379 
Villicus 517, 
Villoifon anecd. gr. 14. 185 
Vinctura litterar..22 fgg- lapid. 
136 
Viſconti mufeo 438 
Vitel- 





beureheilten Schrifefteller ꝛc. 


Vitellii Münzen rar. 293 

- Bitruv. die befte Ausg. 491 

Voͤlkel. 349 

Vogels Relig. der Egypt 06 

Volkmanns Nadhır. v. Stallen 
439. edirt Sandrats Afades 
mie 379 

Volumina f. aud Rollſchr. 156 
fgq. Herkulan 159 

Voluta= an Soniichen Säulen499 

Voß fol Münzen entwendet has 
ben 309 


W. 


Wachsfiguren 423 60. 

Wachteri conc. rat. et fcript, 18 

Waͤnde der Alten bemahlt 511. 
mit Glas ausgelegt 5ı2. mit 
Eifenb. ib. 

Wagners Parifhe Chronit 203 

Walch marmor Hifp. et al. 281 

Walmoodiſche Samml. 376. 

Waſers dipl. Jahrzeit Buch 255 

Wetſteins WR. T. 166 

Wheler 195. 199 

Wicar tableaux de la Gall. de 
Flor. 413 

Wilde gemmae 

Wilhelms K. v. Engl, Geſch. 
a. Münzen 286 


549 


Winkelmanns Begr.v. d. Archaͤol. 
4. 5. Monumenti ined. und 
Geſch. d. K. 320. 329. 331. 
336. 340. 439. über die Bauk. 
d. A 526 

Witter de fpeculis cauft, 76 

Mirleben. 313 

Woeds ruins of Palm, 205. of 
Balb. ib. 482 

Woodwardiſches Schild 337. 


3. 


Zaccaria inftituz. ant.lapid. 200 
225 

Zacchiroli Gallerie de Flor. 380 

Zamofii analecta lapid, vett. 200 

Zanetti 379. 411 

Zeibich de folario 515 

Zeihnungsk. ihre Entſteh. 441 

fg. ©ang derjelben, aus Müns 
zen 284 

Zenodorus. 431 

Zeune edirt Chriſts Abh- 4. 3. 

Beust +4 461. deſſen Gemaͤhl. 


iq s 
Ziegel Koftbarf. darin. 507. 
Brennen 484 fg. Mehl. 444 
Zinnober 445 
Zoegae numi ‘Aegypt. 267 
Zylen Verdienſte um die Diplom. 
236. 

















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