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Full text of "Die Neurologie des Auges. Ein Handbuch für Nerven- und Augenärzte"

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1924 


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TRANSFERRED  TO 
YALE  MEDICAL   LIBRARY 


Digitized  by  the  Internet  Archive 

in  2012  with  funding  from 

Open  Knowledge  Commons  and  Yale  University,  Cushing/Whitney  Medical  Library 


http://www.archive.org/details/dieneurologiedes02wilb 


DIE 


NEUROLOGIE  DES  AUGES. 


i 


DIE 


NEUROLOGIE  DES  AUGES 


EIN  HANDBUCH 

FÜR 

NERVEN-  UND  AUGENÄRZTE 

VON 

Dr.  H.  WILBRAND  und  Dr.  A.  SAENGER 

AUGENARZT  NERVENARZT 

IN  HAMBURG 

ZWEITER   BAND 

DIE  BEZIEHUNGEN  DES  NERVENSYSTEMS  ZU  DEN  TRÄNENORGANEN, 
ZUR  BINDEHAUT  UND  ZUR  HORNHAUT 

MIT  49  TEXTABBILDUNGEN 
ZWEITE    UNVERÄNDERTE    AUFLAGE 


• 


MÜNCHEN  UND  WIESBADEN 

VERLAG    VON    J.    F.    BERGMANN 
1922 


Nachdruck    verboten. 

Alle  Rechte,  insbesondere  das  der  Übersetzung  in  fremde  Sprachen,  vorbehalten. 

Copyright  1922  by  J.  F.  Bergmann,  München  und  Wiesbaden. 


1 


Druck  der  Universitätsdruckerei  H.  Stürtz  A.  G.,  Würzburg. 


Vorwort. 

Gegenüber  unserem  Vorhaben,  im  zweiten  Bande  der  „Neurologie  des 
Auges"  die  Tränensekretion,  die  Trigeminusaffektionen,  die  Akkommodation 
und  die  Pupillenverhältnisse  zu  behandeln,  haben  wir  es  für  die  Handhch- 
keit  des  Buches  doch  zweckmäßiger  erachtet,  die  beiden  letzterwähnten 
Kapitel  in  dem   dritten   Bande  gesondert  erscheinen   zu  lassen. 

Hamburg,  im  Mai   1901. 

Die  Verfasser. 


Inlialt  des  IL  Bandes. 

Kapitel  I. 

Seite 

Über  die  Tränensekretion 1 

I.  Anatomisches 1 

a)  Die  Anatomie  der  Tränendiüse 1 

b)  Die  Anatomie  der  Tränenwege 2 

c)  Die  Innervation  der  Tränendrüse  (§3) 2 

Schwalbe,  Der  N.  lacrymalis 2 

Der  Ramus  super,  s.  internus 3 

Der  Ramus  infer.  s.  externus 3 

Der  Ramus  lacrymo-palpe  braus  (Longet) 4 

Der  Ramus  tempore -malaris  (Longet) 4 

Henle,    Der    Lakrymalis    sendet    sekretorische    Fasern    zur    Tränendrüse 

(§  4)  .    .^ 4 

Variables  Verhalten  des  N.  lacrymalis  (§5) 4 

Die  Innervation  der  Tränendrüse  bei  den  niederen  Wirbeltieren 

(§7) 5 

II.  Physiologisches 5 

a)  Die  Bestandteile  der  Tränenflüssigkeit  (§8) 5 

b)  Die  Menge  der  Tränenflüssigkeit  (§9)      5 

c)  Der  Sekretionsnerv  der  Tränendrüse  (§  10) 6 

Ist  der  Trigeminus  der  sekretorische  Nerv  der  Tränendrüse?  (§  10) G 

Angaben  für  diese  Ansicht 6 

Angaben  gegen  diese  Ansicht 6 

Demtschenko,  Reich,  Lakrymalis  und  Sympathikus  (§  11) 7 

Goldzieher,  Fazialis  (§  12) 7 

Campos,  Fazialis  und  Trigeminus      8 

Anatomisches  Verhalten  des  X.  facialis  zum  N.  trigeminus 8 

Stützen  für  den  Fazialis  als  sekretorischen  Xerv  der  Tränendrüse     ...  9 

d)  Der  Innervationsvorgang  der  Tränensekretion 9 

1.  Die  reflektorische  Tränenabsonderung  (§  13) 9 

«)  Lage  des  Zentrums  für  die  reflektorische  Tränensekretion  (§  13)  ....  9 

Ansicht  Eckhards 9 

^         Ansicht  Secks 10 

Ansicht  Bechterews  und  Mislawskys  (Sehhügel) 10 


VIII  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

ß)  Der  reflektorische  Tränenerguß  (§14) 10 

vom  Trigeminus  aus 10 

vom  Optikus  aus 11 

2.  Das  Weinen:  Tränenabsonderung  durch  psychischen  Einfluß 11 

Das  Weinen  der  Tiere  (§16) 11 

Das  Weinen  der  Neugeborenen  (§  17) 12 

Die  Mimik  des  Weinens  bei  Kindern  (§18) 13 

Das  Weinen  bei  Erwachsenen  (§19) 14 

Die  Ursachen  des  Weinens  (§  20) 15 

Die  Tränen  beim  Lachen,  Husten,  Gähnen  Erbrechen  (§21)  15 

Die  Lage  der  zentralen  Innervationsstätte  des  Weinens  (§  22)  IG 

e)  Die  Ableitung  der  Tränen  (§23) 17 

Die  Ansicht  Henkes  (§23) 17 

Die  Ansicht  Gads 17 

Die  Ansicht  iScimemis 18 

Die  Ansicht  Walzbergs 18 

Die  Ansicht  Raves 18 

Die  Wichtigkeit  der  Tränendrüse  für  die  Respiration 19 

Das  Ausbleiben  der  Tränen  nach  Obliteration  der  Tränenwege  (§  24)    ....  19 

III.  Pathologisches     20 

a)  Vermehrte  Tränensekretion 20 

Vermehrte  Tränensekretion  bei  der  Neuralgie  (§  25) 20 

bei  Tabes  (§26) 20 

bei  Hysterie  (§27) 21 

beim  Basedow  (§28) 22 

bei  der  Gravidität  (§29) 23 

,,  ,,  bei  Erkrankungen  des  vorderen  Bulbusa bschnittes 

(§30) 23 

Vermehite  Tränensekretion  bei  Erkrankung  der  Nasenschleimhaut  (§  31).    .    .  23 

Hypotonie  mit  vermehrter  Tränensekretion  (§  32) 24 

Periodische  Anschwellung  der  Tränendrüse  (§33) 24 

b)  Das  Versiegen  der  Tränen 24 

Versiegen  der  Tränensekretion  als  kongenitale  Erscheinung  (§  34) 24 

,,            ,,              ,,                   bei  Vernarbung  und  Xerose  der  Bindehaut  (§  35)  24 

„            „              ,,                   bei  Fazialislähmung  (§36) 24 

,,  "          ,,               ,,                   bei  Erkrankung  des  Trigeminus 25 

Trockenheit  der  Konjunktiva  beim  Typhus  (§  37) 30 

Versiegen  der  Tiänen  bei  Leprösen  (§  38)      30 

„       bei  der  Melancholie  (§39) 30 

,,           ,,       beim  Botulismus  (§  40) 30 

c)  Abnorme  Bestandteile  des  Tränensekrets  (§  41) 31 

Die  Absonderung  blutiger  Tränen 31 

d)  Tränenträufeln  infolge  gehinderter  Abfuhr  der  Tränen 31 

Bei  Fazialislähmung  (§  42) 31 

Durch  spastische  Verengerung  des  Tränenpunktes  (§  43) 33 

Unvollständiger  Lidschluß  durch  Verkürzung  und  Einkerbung  des  Lides  (§  44)  33 

Mechanische  Verlegung  des  Tränennase nkanals  (§  45) 33 


Inhaltsverzeichnis.  IX 
Kapitel   IL 

'■  Seite 

Die  Bozichunsoii  des  Trigominiis  zum   Augo 33—56 

I.  Anatonilschos 33 

.Stamm  und  Äste  (§  4(1) 43 

Das  Ganglion  ciliniv 43  —  52 

Anatomie  desselben 43  —  45 

Das  Ganglion  ciliare   hei  tien  Wirbeltieren 45—46 

Über  die  Xatur  des  Ganglion  ciliaic 46—49 

Physiologisches  über  das  Ganglion  ciliaie 49—51 

Klinisches  über  das  Ganglion  ciliare 51—52 

Das  Ganglion   Gasscri 52  —  55 

a)  makroskopische  Anatomie 52  —  53 

b)  mikroskopische  Anatomie 53  —  55 

Der  Ursprung  des  Trigeminus 55 — 56 

II.  Physiologisches  über  den   Nervus  trigeminus  in  seiner  Beziehung  zum  Auge  56  —  69 

Die  Empfindungsqualitcäten  des  vorderen  Bulbusabschnittes 57 

a)  Die  Sensibilität  der  Hornhaut  und  Konjunktiva 57  —  59 

b)  Die    Reflextätigkeit    des   Trigeminus    bei    Reizung   des    vorderen    Bulbus- 
abschnittes    59-07 

a)  Die  stärkere  Füllung  der  Konjunktivalgefäße  bei  Reizung  der  Kornea 

und  Konjunktiva 59  —  60 

ß)  Die  Verengerung  der  Pupille  bei  Reizung  der  Hornhaut 60  —  64 

y)  Der  reflektorische  Lidschluß  nach  Trigeminusreizung 64 

6)  Die  Fluchtbewegungen  des  Kopfes ()4 

e)  Die  vermehrte  Tränen-  und  konjunktivaie  Sekretion 64 

^)  Hemmende  Wirkung   auf   den    N.  laryngeus.      Unterbrechung   der   At- 
mung    65 

1^)  Schluck-  und  Schmeckreflexe 66 

d')  Niesreflex 66 

t)  Der  vermehrte  SiJeichelfluß 66 

c)  Trophische  Fasern  (§  75) 67  —  69 

III.  Pathologisches     69 

A.  Angeborene  Bildungsfehler  im  Trigeminusgebiet  (§  77)     ....  69—71 

B.  Organische    Läsionen    des    Trigeminus,     soweit    sie    das    Auge 
betreffen      69 

a)   Reizzustände 71  —  102 

Die  Entzündungserscheinungen  des  vorderen  Bulbusabschnittes     ...  71  —  85 

a)  Vasomotorische  Erregungen  (§  78) 71 

Tabelle  über  Fälle  von  Neuralgie  mit   Sektionsbefund 74  —  77 

Die  reflektorische  Drucksteigerung  im  Bulbus  (§  80) 77 

ß)  Die  vermehrte  Tränensekretion  bei  Reizungen  des  vorderen  Bulbus- 
abschnittes    78 

y)  Der   Reflexkrampf  des    Orbikularis    bei    Entzündungserscheinungen 

im  vorderen  BulbusaUschnitt       79  —  81 

ö)  Die  Pupillenverengerung  bei  Trigeminusreizen  (§  84) 81 

e)  Der  Schmerz  bei  Reizungen  des  vorderen  Bulbusabschnittes   (§   85)  81  —  85 

Die  Schwielenasthenopie  (§  86) 82 

Traumatische  Keratalgie  (§  87)      83 

Schmerz  bei  retrobulbärer  Neuritis  (§  88) 84 

Trigeminusneuralgie  (§  89) 84 

Schmerz  im  Bulbus  bei  organischen  Läsionen  des  I.  Astes  (§  90).    .  85 


Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
f )  Die  vermehrte  Blendung  bei  Erkrankungen  des  voi'deren  Bulbusa b- 

schnittes  (§91) 85—  88 

?;)  Anderweitige  Sehstörungen  bei  Reizungen  sensibler  Trige minusäste. 

Die  Reflexamaurose  (§93) 88—  97 

Die  sympathische  Reizung  (§  99)  (sympath.  Neurose) 97  —  102 

Die  sympathische  Entzündung  (§  107) 102 

b)  Lähmungszustände,  welche  nach  organischer  Trige minusläsion  das  Auge 

betreffen      102 

Anästhetische  und  hypästhetische  Zustände       102 

Über  die  regionäre  Ausdehnung  der  Sensibilitätsstörungen  im  Bereiche 

des  alterierten  Nerven  (§  108) 102 

Zusammenstellung  der  einschlägigen  Fälle  mit  Sektions bef und  (§  109)  103 

Übersicht  über  die  Stellen,  von  welchen  aus  Sensibilitätsstörungen  im 

Bereiche  einzelner  Äste  des  Trige  minus  hervorgerufen  werden     .    .  105 

1.  Anästhesien  im  Bereiche  des  I.  Astes  bei  verschieden- 
artigem Sitze  des  Krankheitsherdes  längs  des  Verlaufes 

der  Quintusleitung 105 

Unterbrechung  der  Leitung  im  orbitalen  Gebiet  (§  110) 105 

Unterbrechung  der  Leitung  im  Sinus  cavernosus  (§111) 106 

Unterbrechung  der  Leitung  basal  im  Ramus  ophthalmicus  (§  112)     .  107 
Unterbrechung   der   Leitung   des   Ramus   ophthalmicus   im    Ganglion 

Gasseri  (§  113) 107 

Unterbrechung  des  I.  Astes  in  seinem  zentralen  Verlaufe  (§  114)    .    .  107 

2.  Anästhesien  im  Bereiche  des  I.  und  IL  Astes  hinsicht- 
lich   des  Angriffspunktes    des    krankhaften   Herdes       .  108 

Unterbrechung  der  Leitung  im  Sinus  cavernosus  (§115) 108 

Unterbrechung  der  Leitung  im  Stamme  des  Nerven  (§116)     ....  108 

3.  Störungen  der  Sensibilität  im  Bereiche  des  I.   und  III. 

Astes 108 

4.  Anästhesie  im  Bereiche  des  IL  Astes      108 

5.  Isolierte  Affektion  der  sensiblen  Portion  des  III.  Astes  109 
Die  Beschränkung   der  Sensibilitätsstörung    auf   die  Horn- 
haut und  Konjunktiva 109 

Isolierte  Anästhesie  der  Kornea 112 

Tabelle  über  die  auf  Hornhaut  und  Konjunktiva  beschränkten  Fälle 

von  Anästhesie 114 

Regionäre  Anästhesie  der  Hornhaut 115 

Verlust  einzelner  sensibler  Qualitäten  auf  der  Hornhaut  und  Binde- 
haut (§  119)       115 

Über  die  Art  und  Intensität  der  Sensibilitätsstörungen  in 

dem  Gebiete  des  alterierten  Nervus  trigeminus 116 

Hyperästhesie 116 

Neuralgie 117 

Anaesthesia  dolorosa 119 

Anästhetische  Zustände 121 

Über  das  Verhalten  der  Trigeminusaffektion  zu  den  gleich- 
zeitig vorhandenen  Sensibilitätsstörungen  anderer  Re- 
gionen      122 

Wechselständiges  Verhalten  der  Sensibilitätsstörung 123 

Anästhesie  der  Konjunktiva  und   Kornea  als  Teilerscheinung  einer 

totalen  Anästhesie  (§  126)      124 


Inhaltsverzeichnis.  XI 

Seite 

Die  isolierte   Krkrankung  des  'J'rigcniimis  (§   127) 125 

Sonsibilitätsstörungeii  bei  dojjpeltseitigen  Affektioneii  di's  Trigeminus  127 
I'arallel  verlauf     funktioneller    Anästhesien     mit     solchen 

nach    organischer  Läsion   des  Trigeniinus  (§   l.'52)     ....  129 
Die    Folgezuständ  (•    der    Anästhesie    des     vorderen     P.ull)us- 

abschnittes      i:52     138 

a)  Die  Entwicklung   eimi'   Ivciatitis   durch    Läsion    der   Kornea    bei 

mangelnde!'  Em|)findliehkeit  derselben 132 

ß)  Der  Wegfall  des  Lidrcflexes  von  der  Kornea  und  Korrjunktiva  aus  132 

)/)  Der  Kinfhdi  des  Trigeminus  auf  das  Veisi(>gen  der  Tränensekretioii  135 

S)  Das  Verhalten  der  Pupille  nach  Trigeminusläsionen 138 

c)  Trophischc  Sföruii^oii 138 

Der  Herpes  zoslcr  o|»lifhaliiii<'iis 138 

Übel'  das  VWsen  der'  tr'o|)hiselien   Störungen  im  a!lgeineiri(  n      ...  138 

Samuels  Theorie  (§  131») 138 

Charcots  Theorie  (§  140) 139 

Vulpians  Theorie  (§141)      141 

Schiffs  Theorie 141 

Schwimmers  Theorie  (§  142)      142 

Gruenhagens  Ansicht  (§  143) 142 

Die  Neurontheorie  und  die  Apathy-Bet  hesche  Theorie  bei  diesen 

Verhältnissen 143 

Die    vasomotorisch-trophischen   Störungen    im  Trigeminus- 

gebiet 145 

Die  Hemiatrophia  facialis  progressiva 145 

Blutungen 147 

Temperaturerhöhungen 148 

Schwund  des  Zahnschmelzes 149 

Skorbutartige  Zaliiifleischveränderungen  mit  Blutungen      149 

Trophische  Störungen  am  äußeren  Ohre 149 

Trophische  Störungen  der  anästhetischen  Kopfschwarte 149 

Oberflächliche  Exulzeration  der  Lider 150 

Vasomotorisch-trojjhische  Störungen   am   vorderen  Bulbus- 

abschnitte 151 

a)  Herpes  corneae  neuralgicus 151 

ß)  Herpes  febrilis   corneae 152 

y)  Der  Herpes   zoster  ophthalmicus 157—205 

Die  Symptomatologie  des  Herpes  zoster  ophthalmicus     .  157 

Ausbreitungsbezirk  der  BläschenerujJtion 157 

Vorbotensymptome 158 

Schmerzen 158 

Verwechslung  mit  Erysipel 160 

Die  Bläschenbildung 162 

Die  Narbenbildung 163 

Die  kutane  Sensibilität  bei  Herpes  zoster  oi)hthalmicus      ....  163 

Temperaturerhöhung  der  befallenen  Hautpartie 164 

Bilaterales  Auftreten  des  Herpes   zoster  ophthalmicus      .  164 

Das  Verhalten  der  Lider  und  des  Tränenapparates  beim  Herpes  zoster  165 

Die  Beteiligmig  des  Bulbus  an  der  Affektion 166 

Das  Hutchinsonsche  Gesetz 166 

Das  Verhalten  der  Konjunktiva  beim  Herpes  zoster  oph- 
thalmicus       169 


XII  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

Episkleritis  beim  Herpes  zoster  ophthalmicus  (§  172) 170 

Die  Sensibilitätsstörung  der  Konjunktiva  (§  173) 170 

Die  Affektion   der  Hornhaut   beim   Herpes   zoster  ophthalmicus  170 

Bläschenbildung  auf  der  Hornhaut 171 

Trübungen  der  Hornhaut 172 

C4eschwiirsbildung  auf  der  Hornhaut 173 

Die  Keratitis  neurojmralytica  bei  Herpes  zoster  ophlhalniicu^ 173 

Spätes  Auftreten  der  Keratitis  bei  Herpes  zoster  ophthalmicus   ....  174 

Die  Sensibilitätsstörungen  der  Hornhaut  beim  Herpes  zoster  ophthalmicus  175 
Verhältnis   der    Sensibilitätsstörungen    zu    den    Kornealtrübungen    beim 

Herpes  zoster  ophthalmicus 175 

Komplikation    des    Herpes    zoster    ophthalmicus    mit    Ei  krankung    des 

Uvealti-aktus 17ß 

Verhalten  der  Pupille 176 

Iritis 176 

Verhältnis  der  Iritis  zur  Keratitis 177 

Iridozyklitis  und  Chorioidealverändeiungen 178 

Linsentrübung 178 

Herabsetzung  des  intraokulaien  Diuckts 178 

Erkrankung  der  Netzhaut  und  des  Nervus  oplitu.s      179 

Augenmuskellähmungen 180 

Okulomotoriuslähmung 180- 

Ophthalmoplegia  interior 181 

Abduzenslähmung      181 

Fazialislähmung 182^ 

Verlauf  des  Herpes  zoster  ophthalmicus 183 

Dauer  desselben 184 

Menge  der  Bläschen      184 

Lebensalter 184 

Geschlecht 184 

Häufigkeit  des  Herj.es  zoster  ophthalmicus 184 

Rezidivierung      184 

Diagnose  des  Herpes  zoster  ophthalmicus 185 

Forme  fruste  des  Herpes  zoster  ophthalmicus 186 

Das  Wesen  des  Herpes  zoster  im  allgemeinen 188 

Anatomische  Befunde  beim  Herpes  zoster  ophthalmicus 189 

Ansichten  über  das  Wesen  des  Herpes  zoster  Ophthal micuf 189 

Ansicht  von  He  ad  und  Campbell 190 

Erklärung  der  Hautaffektion  beim  Herpes  zoster  ophthalnücus    ....      196 

Abadies  Theorie 198 

Unsere  Ansicht 202 

Die  Ätiologie  des  Herpes  zoster  ophthalmicu; 203 

Die  infektiöse  Natur  desselben 203 

Der  Herpes  zoster  ophthalmicus  beim  Rheumatis-nuis 203 

Toxische  Ursachen 203 

Gicht  als  Ursache 204 

Trauma  als  Ursache 204 

Herpes  zoster  ophth.   durch  Alteration  des    Ganglion    Gas-j-cri   oder  des 

Trigeminus  übergreifend  von  Nachbarherden 205 

Die  Keratitis  iidiroparalylica 206 

Häufigkeit  des  Vorkommens  der  Keratitis  neuroparalytica  bei  Fällen  von  Herpes 
zoster  und  anderweitigen  organischen  Läsionen  des  Trigeminus 206 


Inhaltsverzeichnis.  XIII 

Seite 
Cileicliht'it  der   Ffornhaiitaffckdoiun   beim  Hcr|)('.s  zoster  ophthalmiciis  wie   Ix'i 

den  Trigeminusläsioiien   ohne  Herpes  zoster  ophthalmicus 201) 

Aufzählung  der  einzehien  Formen  (h-r   Horiihautveränderungen   l)ei  Fällen  von 

Trigeminusläsion   ohne  Herpes  zostei'  oi)hthalmieus      209 

a)  Trübungen  der   Hornhaut    im  allgemeinen 20!> 

b)  Oberfläehliehe  Trübungen   kombiniert    mit    paren(liymat<)sen 209 

e)  Oberfläehliehe  Trübungen  mit   F|)ithelverlust 210 

d)  Oberflächliche  Trübung  mit  oberflächlichem  (Jeschvvür 210 

e)  Parenchymatöse  Trübungen 210 

f)  Parenchymatöse  Trübungen  mit  oberflächlichem   Substanzverlust     ....  210 

g)  Parenchymatöse  Trübung  kombiniert   mit   tiefem   Koinealdefekt 210 

h)  Oberfliichlichcs  Hornhautgeschwür 211 

i)  Oberflächlii'hcr  Substanzverlust    kombiniert    mit   tiefem   Hornhautgeschwiir  211 

k)  Tiefes  Hornhautgeschwür  mit  Perforation 211 

1)  Hornhautabszeß 212 

m)  Vollständiger  Zerfall  der  Hornhaut 212 

Über  die  Frage,  ob  die  Entwicklung  der  Keratitis  neuroj)aralytica  an  die  Er- 
krankung bestimmter  Örtliehkeiten  im  Verlaufe  des  Trigeminus  geknüj)ft  sei  213 
Übersicht  über  die  Fälle  von  Trigeminusläsion  mit  Sektionsbefund  hinsichtlich 
des  Angriffspunktes  des  Krankheitsherdes  und  des  jeweiligen  Auftretens  von 

Keratitis  neuroparalytica      214 

Sitz  des  Herdes  in  der  Fissura  orbitalis  superior  und  im  Sinus  cavernosus  214 
Sitz  des  Herdes  in  der  Fissura  orbitalis  und  an  dem  basalen  Verlaufe  des 

Trigeminus 215 

Sitz  des  Herdes  im  basalen  Verlaufe  der  einzelnen  Trigeminusäste  bis  zum 

Ganglion  Gasseri 216 

Sitz  des  Herdes  in  den  Asten  des  Trigeminus  und  im  Ganglion  Gasseri   .  216 

Sitz  des  Krankheitsherdes  im  Ganglion  Gassen 219 

Herd  im  Ganglion  Gasseri  und  im  Stamme  des  Trigeminus 220 

Aste,  Ganglion  Gasseri  und  Stamm  des  Trigeminus  erkrankt 221 

Sitz  des  Krankheitsherdes  im  Stamme  des  Trigeminus 222 

Sitz  des  Herdes  im  Stamm  und  in  den  Wurzeln  des  Trigeminus      ....  224 

Sitz  des  Herdes  im  Wurzelgebiet  des  Trigeminus      225 

Sitz  des  Herdes  im  Ganglion  Gasseri,  im  Stamm,  den  Wurzeln  und  Kern 

des  Trigeminus 226 

Sitz  des  Herdes  im  Wurzel-  und  Kerngebiet  des  Trigeminus 226 

Sitz  des  Herdes  im  Kerngebiet  des  Trigeminus 230 

Zusammenfassung  der  Resultate  dieser  Gruppierung 231 

Über  die  Ernährung  der  Hornhaut  im  Normalzustande 232 

1.  Die  Rolle  der  Konjunktiva  und  Sklera  bei  der  Ernähiung 232 

2.  Die  Rolle  der  vorderen  Kammer  bei  der  Ernährung 232 

Die  Theorien  über  das  Wesen  der  Keratitis  neuroparalytica 234 

a)  Die   rein   trophische  Theorie      234 

Die  Gegner  dieser  Theorie      236 

b)  Die  trophisch-traumatische  Theorie 238 

Häufigkeit  der  Keratitis   neuroparalytica    bei  gemeinsamer   Lähmung  des 

Fazialis  (Lagophthalmus)  und  Trigeminus 240 

Sitz  der  Hornhautaffektion  im  Lidspaltenteile  bei  diesen  Fällen 241 

Fälle  mit  Trigeminuslähmung.  bei  welchen  trotz  bestehendem  Lag- 
ophthalmus keine  Keratitis  neuro]wralytica  zur  Entwicklung  ge- 
kommen war 242 


XIV  Inhaltsverzeichnis. 


Seite 


Fälle   von   Ptosis   und   Trigeminnslähmiing  derselben   Seite,   ohne  daß  es 

zur  Entwicklung  von  Keratitis  neuroparalytica  gekommen  war   ....  243 

Fälle  von  Trigeminuslähmung,  bei  welchen  trotz  einer  Ptosis  eine  Keratitis 

neuroparalytica  sich  gebildet  hatte 245 

Fälle  von  Trigeminusläsion,  bei  welchen  trotz  erhalten  gebliebener  .Sen- 
sibilität der  Kornea  eine  Keratitis  neuroparalytica  zur  Entwickking  kam  248 

Fälle  von  Hyperästhesie  im  Trigeminusgebiet  mit  Keratitis  neuro- 
paralytica      248 

Fälle,  in  denen  trotz  vollständiger  Anästhesie  der  Kornea  keine  Keratitis 

neuroparalytica  zur  Entwicklung  gekommen  war 249 

Fälle  mit  spätem  Auftreten  der  Keratitis  neuroparalytica   nach  längerem 

Bestände  der  Kornealanästhesie 250 

Die  Gegner  der  trophisch-traumatischen  Theorie      251 

c)  Die   vasomotorische  Theorie      252 

Fälle  von  Trigeminuslähmung,  welche  zugleich  die  Augensymptome  einer 

Sympathikuslähmung  zeigen 254 

Die  Gregner  der  rein  vasomotorischen  Theorie 255 

d)  Die  vasomotorisch-traumatische  Theorii  . 256 

Die  Gegner  dieser  Theorie      256 

e)  Die  rein  traumatische  Theorie 257 

Die   Gegner  dieser  Theorie      260 

f)  Die  xerotische  Theorie •    •    •  261 

Die  Gegner  dieser  Theorie      265 

Fälle  von  doppeltseitiger  Trigeminuslälimung   mit  und   ohne  doppeltseitige 

Keratitis  neuroparalytica 267 

g)  Die   mykotische  Theorie 268 

Die  Gegner  dieser  Theorie      269 

Unsere  Ansicht  vom  Wesen  der  Keratitis  neuroparalytica.    (Die  Reizungstheorie)  270 

Erklärung  der  klinischen  Tatsachen  durch  die  Reizungstheorie      273 

Eigene  Beobachtung  von  Keratitis  neuroparalytica  mit  mikrosko]  ischer  Unter- 
suchung des  Trigeminus 278 

Der  Verlauf  der  Keratitis  neuroparalytica    . •    ■    ■  281 

Die  doppeltseitige  Keratitis  neuroparalytica 284 

Die    Ätiologie  der    Keratitis  neuroparalytica  und   der   Trigeminus- 

läsionen      286 

Die  Keratitis  neuroparalytica  nach  Trauma 286 

a)  Fälle  von  Trigeminusläsion  nach  Schädelbasisfiaktui 287 

b)  nach  Schußverletzungen      290 

c)  nach  Stichverletzungen 291 

Die  Keratitis  neuroparalytica  bei  Tumoren  und  tumorartigen  Gebilden;  Fälle 

von  Trigeminusaffektion  durch  Tumoren  mit  Sektionsbefund 292 

a)  Karzinome 295 

b)  Sarkome 295 

c)  Fibrome 295 

d)  Gliome 295 

e)  Neurome      296 

f)  Cholesteatome 296 

g)  Enchondrome 296 

h)  Solitäre  Tubeikel 296 

i)  Solitäre   Gummati: -96 

k)  Aneurysmata  . 296 

I)  Exostosen 297 


Inhaltsverzeichnis.  XV 

Seite 

Die  Keratitis   lU'Uiopaial ytica   bei   der  Syphilis 298 

Fälle  von  Trigcmimisaft'cktion  bei  basaler  gummöser  Meningitis  mit  fSektions- 

befuiul 298 

Trigeminusliision  (inicli  Hiimoirliagieii  und  J'^iwcichuugeii  Ijci  Arteiiensyphilis 

mit   Sekti()iisbefut)(l 299 

Apoplexien  auf  nieht  luetiseher   Basis,  Fälle 299 

Fälle  von  Trigeminusläsion  bei  Syphilis  ohne  Seklionsbetund 299 

Über  die  Bezeichnung  Keratitis  neuroparalytica 300 

Schlußdiagnostische  Bemerkungen 302 

Trigeniinusläsionen  bei  Affektionen  des  Großhirns 302 

Anästhesie  der  Konjunktiva  und  Kornea  als  Teilerscheintnig  einer  zerebral 

bedingten  Hemianästhesie 302 

Anästhesie  der  Konjmiktiva  bei   Hirnsehenkeiaffekt innen 302 

Die  gekreuzte  Anästhesie      302 

Unterscheidung  der  zentralen  von  einer  peri])heren    Quintusläsion     ....  303 

Die  komplette  Trigeminuslähnnuig 303 

Die  auf  Kornea  und  Konjunktiva  beschränkte  Anästhesie      303 

Isolierte  Trigeminuslähmungen 304 

Doppeltseitige  Trigeminuserkiankungen 304 

Differentialdiagnose  funktioneller  HornhaTit  und  Bindehautanästhesien  von 

der  durch  organische  Läsion  bedingten 304 

Das  Verhalten  des  Trigeminus  bei  den  verschiedenen  Erkrankungen 

des  Nervensystems 305 

Bei  der  Tabes 305 

Bei  der  hereditären  Ataxie 305 

Bei  der  multiplen  Sklero.se  . 305 

Bei  der  Syringomyelie 305 

Bei  der  Bulbärparalyse 305 

Bei  den  Fällen  von  Kernaffektion  mit  Ojihthalmojjlegie      305 

Bei  der  akuten  Bulbärparalyse 300 

Bei  der  Myasthenia  paralytiea ■ ■    •    •  306 

Bei  der  Pseudobulbärparalyse 300 

Bei  der  Poliencephalitis  superior 300 


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I 


Verzeichnis  der  Abbildungen. 

Figur    1.  Die  Tränondrü.si"  nach  Merkel  8.  1. 

2.  Innei'e  Schädelbasis  von  oben  gesehen.   Decke  der  Augenhöhle  weggebrochen  Ö.  2. 

3.  Laterale  Wand  der  Augenhöhle.    Anastomose  der  Tränennerven  .S.  3. 

4.  Variables  Verhalten  der  Tränendrüsennerven  S.  3. 

5.  Ganglion  Gasseri,  sphenopalatin.,  Nerv,  petrosus  superf.  etc.  S.  8. 

6.  Weinendes  Kind  nach  Darwin  S.  13. 

7.  Weinendes  Kind  nach  Darwin  S.  14. 

8.  Links  Fazialislähmung.    Schwimmen  der  Augen  in  Tränen  8.  28. 

9.  Tränenerguß  beim  Weinen  S.  29. 

10.  Links  Fazialislähmung.     Tränen   am   Unterlid   des   linken   Auges    beim   Weinen 
S.  30. 

11.  Rechts  komplette  Fazialislähmung.    Weitere  Lidspalte  als  links  durch  Zug  vom 
Ober-  und  Unterlid  S.  32. 

12.  Verlauf  der  basalen  Nervenstämme  nach  Merkel  S.  34. 

13.  Das  Ganglion  Gasseri  mit  seinen  Wurzeln  S.  34. 

14.  Frontalschnitt  durch  den  Sinus  cavernosus  S.  35. 

15.  Die  Verteilung  der  sensiblen  Hautnerven  am  Kopf  S.  35. 

16.  Innere  Schädelbasis  von  oben  gesehen.  Decke  der  Augenhöhle  weggebrochen  nach 
Merkel  S.  36. 

17.  Anastomose  zwischen  N.  lacrymalis  u.  Ram.  temporalis  S.  38. 

18.  Inhalt  der  Augenhöhle  von  der  lateralen  Seite  aus  gesehen  nach  Merkel  S.  39. 

19.  Ansicht  der  Ziliarnerven  nach  Merkel  S.  40. 

20.  Schnitt  durch  das  Ganglion  Gasseri  nach  Stöhr  S.  54. 

21.  Schema  der  Nervenkerne  in  der  Medulla  nach  Edinger  S.  55. 

22.  Sinusthrombose  nach  Zahnextraktion  S.  91. 

23.  Mädchen  mit  Hemiatrophia  faciei  S.  146. 

24.  Heri^es  corneae,  verschiedene  Abbildungen  nach  Kendall,  S.  152. 

25.  Herpes  febrilis  corneae,  Ulkus  in  Reparation  nach  Haab  S.  154. 

26.  Narbenbildung  nach  Herpes  corneae   S.  160. 

27.  Herpes  zoster  ophthalmicus,  Konfluieren  der  Bläschen  8.  161. 

28.  Herpes  zoster  ophthalmicus,  Krustenbildung  S.  163. 

29.  Doppeltseitig  symmetrischer  Herpes  zoster  ophth.  et  faciei  nach  Moers  S.  164. 

30.  Doppeltseitig  symmetrischer  Herpes  zoster  faciei  nach  Moers  S.  165. 

31.  Herpes  zoster  ophthalm.     Bläschenentwicklung  in   vertikal  verlaufenden   Säulen 
S.  166. 

32.  Bläschen  auf  der  Hornhaut  bei  Herpes  zoster  ophthalm.  nach  Kendall  S.  171. 

33.  Veränderungen  der  Spinalganglien  und  Nerven  in  Fällen  von  Herpes  zoster  nach 
Head  und  Campbell  S.  191. 

III* 


XXXVI 


Verzeichnis  der  Abbildungen. 


Figur  34. 

35. 

36. 

37. 
38. 

39. 
40. 
41. 
42. 
43. 
44. 
45. 

46. 
47. 

48. 

49. 


Veränderungen  der  Spinalganglien  und  Nerven  in  Fällen  von  Herpes  zoster  nach 
Head  und  Campbell  S.  192. 

Längsschnitt  durch  die  drei  rechtsseitigen  Lendenspinalganglien  in  einem  Falle  von 
Zoster  lumbo-inguinalis  nach  Kaposi  S.  193. 

Erkrankung  des  Ganglion  Gasseri  in  einem  Falle  von  Herpes  zoster  des  III.  Astes 
nach  Head  und  Campbell  8.  194. 
.Schematische  Erklärung  der  Figur  36  S.  195. 

Rechts  Keratitis  neuroparalytica.  17 jähriges  Mädchen.  Geringer  Herpes  frontalis 
S.  207. 

Rechtes  Auge  Keratitis  neuroparalytica  von  Figur  38  S.  208. 
Linkes  normales  Auge  des  Falles  der  Figur  38. 

Links  Fazialis-  und  Trigeminuslähmung  mit  Keratitis  neuro]3aralytica  S.  211. 
Links  Fazialis-  und  Trigeminuslähmung  mit  Keratitis  neuroparalytica  S.  211. 
Links  Faziali.s-  und  Trigeminuslähmung  mit  Keratitis  neuroi)aralytica  S.  246. 
Links  Fazialis-  und  Ti'igeminuslähmung  mit  Keratitis  neuroparalytica  S.  246. 
Schema  der  klinischen  Modalitäten  zwischen  Sensibilitätsstörungen  im  I.  Quintus- 
aste  und  dem  Auftreten  der  Keratitis  neuroparalytica. 

Karzinomatöser  Tumor  an  der  Gehirnbasis,  den  Trigeminusstamm  umhüllend. 
Mikroskopischer  Schnitt.    Erhalten  gebliebene  Trigeminusstammfasern  im  karzino- 
matösen  Gewebe. 

Mikroskopischer  Schnitt.   Teilweise  erhaltene,  teilweise  degenerierte  Stammnerven- 
fasern des  Trigeminus  im  karzinomatösen  Gewebe. 
Zerfaserung  des  Nerven  durch  das  Karzinomgewebe,  Mikrophotographie. 


Kapit(>l  I. 

Über  die  Träiiensekretion. 

Die  fortwährende  Befeuchtung  der  Vorderfläche  des  Augapfels  wird  durch 
den  häufigen  Lidschlag  bewirkt.  Die  Quelle  der  zu  dieser  Befeuchtung  nötigen 
Flüssigkeit  liegt  einerseits  in  der  Tränendrüse,  andererseits  in  der  Konjunk- 
tiva,  welche  ebenfalls  eine  Absonderung  liefert. 


I.  Anatoraisclies. 

a)  Die  Anatomie  der  Tränendrüse. 

§  1.  Die  Tränendrüse  ist  eine  azinöse  Drüse,  die  eine  auffallend? 
Älmlichkeit  mit  den  Speicheldrüsen  hat.  Ihre  Bildung  wird  von  Eemak  (1; 
auf  das  obere  Keimblatt  zurückgeführt. 
Nach  Koelliker  (2)  entsteht  dieselbe 
beim  Menschen  im  dritten  Monat  als 
solide  Wuchening  des  Konjunktival- 
epithels.  Sie  setzt  sich  aus  zwei  ziem- 
hcli  scharf  getrennten  Abteilungen 
zusammen,  welche  durch  den  Faszien- 
blätter-Apparat  der  Augenmuskeln  ge- 
trennt werden.  Der  obere  Teil  der 
Tränendrüse  Glandula  lacrymalis 
superior  liegt  dicht  unter  der  Peri- 
orbita in  der  Fossa  lacrymalis  des  Stirn- 
beins und  reitet  auf  dem  Faszienzipfel, 

der  sich  aus  den  Blättern  der  Mm.  ievator  palpebr.  sup.  und  rectus  sup. 
zusammensetzt.  Die  Länge  der  oberen  Träneiadrüse  beträgt  etwa  20  mm; 
die  Breite  11 — 12  mm  und  die  Dicke  etwa  5  mm. 

Die  untere  Tränendrüse  Glandula  lacrymalis  inferior  besteht  aus 
15 — 40  Läppchen,  die  nicht  ein  so  kompaktes  Ganze  bilden,  wie  die  der  oberen 
Tränendrüse.  Sie  ist  von  der  letzteren  durch  den  vereinigten  Faszienzipfel 
der  Mm.  Ievator  palp.  sup.  und  rectus  sup.  getrennt.    Mit  ihrer  unteren  Fläche 

Wilbrand-Saenger,  Neurologie  des  Auges.    II.'Bd.    I,  Abteilung.  1 


Fig.   1  nach  Merkel. 

( G  r  a  e  f  je  -  S  ä'in  i  s  c  h ,  Augenheilkunde, 

I.'  Aufl.  Bd.  I.) 

Gl  =  Tränendrüse. 


2  Anatomisches  über  die  Tränenwege. 

ruht  sie  unmittelbar  auf  dem  Fornix  des  Konjunktivalsackes  und  erstreckt 
sich  mit  ihrem  vorderen  und  lateralen  Ende  bis  dicht  an  den  lateralen  Augen- 
winkel. Merkel  (3).  Bei  den  meisten  Säugetieren  findet  sich  an  der  nasalen 
Seite  der  Nickhaut  noch  die  sogenannte  Hard ersehe  Drüse,  die  ein  dickes, 
milchiges  Sekret  liefert.  Beim  Menschen  stellen  dieselbe  in  verkümmerter 
Form  die  Glandulae  acinosae  subconjunctivales  vor. 

Die  Ausführungsgänge  beider  Abteilungen  der  menschlichen  Tränen- 
drüse sind  zarte,  dünne  Kanäle,  deren  Mimdungen  sich  im  Konjunktivalsacke 
eine  kurze  Strecke  vor  dem  Fornix  finden. 


VT 


b)  Die  Anatomie  der  Tränenwege. 

§  2.    Die  Tränenableitung  hat  ihren  Anfang  in  den  Tränenpunkten, 
die  am  freien  Kande  des  oljeren  und  unteren  Lides  an  dessen  medialem  Ende 

gelegen  sind.  Die  Puncta 
lacrymalia  stellen  die  Mün- 
dungen der  Tränenröhrchen  dar 
und  endigen  im  Tränensack. 
Letzterer  liegt  in  der  Fossa 
1  a  c  r  y  m  a  1  i  s  des  Tränenbeins 
im  inneren  Augenwinkel  und 
geht  in  den  Tränennasengang 
über,  welcher  unterhalb  der 
unteren  Muschel  in  der  Nasen- 
höhle sein  Ende  findet. 


c)  Die  Innervation  der 
Tränendrüse. 

§  3.  tmerviert  wird  die 
Tränendrüse  vom  N.  lacry- 
malis. 

Nach  Schwalbe  (9)  ist 
derselbe  der  feinste  der  drei 
Endäste  des  Eamus  oph- 
thalmicus  n.  quinti.  Er 
verläuft  unter  der  Periorbita 
längs  des  lateralen  oberen 
Bandes  der  Orbita  über  dem 
M.  rectus  oculi  lateralis  zur 
oberen  Tränendrüse.  Kurz 
vor  derselben  teilt  er  sich  in 
zwei  nahezu  gleich  starke  Äste, 
in  einen  oberen  medialen  und 
in  einen  nach  unten  ziehenden 
lateralen. 


Fig.  2  nach  Merkel. 

(Graefe-Sämisch,  Augenheilkunde,  I.  Aufl.  Bd.  I.) 

Innere  Schädelbasis  von  oben  gesehen.     Die  Decke 

der  Augenhöhle  ist  weggebrochen. 

la  ^=  N.   lacrymalis. 

fr  =  N.  frontalis. 

so  =  N.  supraorbitalis. 

str  =  N.  supratrochlearis. 

Es  =^  M.  rectus  superior. 

L  =  M.  levator  palpebr. 


Die  Innervation  der  Tiäncndrüse.  3 

a)  Del"  Kam  US  sup.  s.  iiitcinus 

diiii^'t  luitcr  Abgabe  feiner  Zweige  an  die  Tränendiüsc  durch  dieselbe  hiu- 
durcli  und  verästelt  sich  in  der  Konjunktiva  und  der  Haut  in  der  Umgehung 
des  lateralen  Augenwinkels,  sowie  im  obei-eii   Augenlid. 

ß)  Der  ]iamus  ini'ei'.  s.  exte}'nus 

wendet  sich  ;in  der  lateralen  Wand  der  Orbita  nach  abwärts  und  geht  dort 
entweder*^ unter  dem  Periost  oder  auch  wohl  i)i  einem  kleinen  Knochenkanäl- 
chen  eine  nach  vorne  konvexe  Verbindung  mit  dem  N.  subcutaneus  malae  aus 


Fig.  3  nach  Merkel. 
(Graefe-Sämiseh,  Augenheilkunde, 
,   I.  Aufl.  Bd.  I.) 
Laterale  Wand  der  Augenhöhle.    Anastomose 
zwischen  N.  lacrymalis  la   und  dem  Ramus 
temporalis  te  vom  N.  orbitalis. 
Vo  =  2.  Ast  des  Trigeminus. 
ml  =  Ramus  malaris  des  N.  orbitalis. 
gdl  =  Tränendrüse. 


N.  lacrymalis 


N.  lacrj-iiialis 


X.  (iphthalmicus 


N.  nasociliaris 

N.  siipraorbitalis 


X.  lacrymalis 


Fig.  4. 


dem  zweiten  Aste  des  X.  trigeminus  ein.  Von  der  konvexen  Seite  dieser 
bogenförmigen  Vereinigung  entspringen  stets  mehrere  feine  Nervenfäden,  die 
aus  beiden  Nerven  stammen  und  in  die  Tränendrüse  eintreten,  so  daß  also 
mit  Sicherheit  auch  aus  dem  zweiten  Trigeminusaste  Fasern  zur  Tränendrüse 
zu  verfolgen  sind. 

§  4.  Mit  diesen  Angaben  von  Schwalbe  stimmen  diejenigen  Henles  (12) 
überein,  indem  auch  er  angibt,  daß  der  N.  lacrymahs  in  einem  besonderen 
die  Fissura  orbit.  sup.  ausfüllenden  bindegewebigen  Kanal  an  der  lateralen 
Wand  der  Orbita  über  dem  M.  rect.  extern,  geraden  Wegs  zur  oberen  Tränen- 
drüse vetläuft  und  sich  kurz  vor  derselben  in  zwei  Äste  von  gleicher  Stärke, 
in  einen  oberen  und  einen  unteren,  teilt. 

1* 


4  Die  Innervation  der  Tränendrüse. 

Der  obere  Ast,  der  Eamus  lacry mo-palpebralis  (Longet)  zerfällt 
in  eine  Anzahl  Zweige,  welche  teils  durch  die  Tränendrüse,  teils  lateral  oder 
medianwärts  neben  derselben  aus  der  Orbita  hervortreten  und  im  oberen 
Augenlid  und  dem  der  Orbita  nächsten  Teile  der  Haut  der  Schläfengegend 
sich  verbreiten. 

Der  untere  Ast,  der  Eamus  temporo-malaris  (Longet),  wendet  sich 
abwärts  und  vereinigt  sich  mit  dem  E.  temporalis  des  N.  orbitalis  vom 
zweiten  Aste  des  Quintus.  Er  geht  entweder  ganz  in  dieser  Schlinge  auf,  oder 
setzt  sich  teilweise  in  Zweige  fort,  welche  in  die  Tränendrüse  eintraten. 

Nach  Henles  Ansicht  ist  die  Frage,  ob  die  Tränendrüse  selbst  Zweige 
aus  dem  N.  lacrymalis  erhalte,  auf  anatomischem  Wege  kaum  lösbar.  Von 
den  Anatomen,  die  er  anführt,  bejahen  sie  Cruveilhier,  C.  Krause, 
Valentin,  Luschka  und  Eüdinger.  Arnold  verneint  sie,  und  Hyrtl 
läßt  sie  offen. 

§  5.  Gar  nicht  selten  wird  ein  variables  anatomisches  Verhalten  des 
N.  lacrymalis  beobachtet.  So  kann  derselbe  fehlen  und  durch  den  N.  zygo- 
maticus  malae  ersetzt  sein  oder  ganz  aus  letzterem  entspringen.  Turner  (10). 

Cruveilhier  (11)  behauptet,  daß  der  N.  lacrymalis  scheinbar  eine 
zweite  Wurzel  aus  dem  Trochlearis  beziehen  könne,  die  diesem  aber  erst  von 
dem  außerhalb  der  Orbita  gelegenen  Stücke  des  Eamus  ophthalmicus  zuge- 
führt werde. 

Außer  diesen  Varietäten  gibt  Henle  an,  daß  der  N.  lacrymalis 
häufig  mit  zwei  Wurzehi  entstehe,  die  beide  aus  dem  Stamme  des  N.  ophthal- 
micus kämen,  oder  zu  der  aus  dem  Stamme  entspringenden  geselle  sich  eine 
zweite  aus  dem  N.  supraorbitalis  (Merkel),  oder  aus  dem  N.  orbitalis 
(Hyrtl),  oder  die  eine  Wurzel  nähme  aus  dem  N.  supraorbitalis,  die  andere 
aus  dem  N.  nasociliaris  ihren  Ursprung.    (Siehe  Fig.  4  S.  3.) 

Den  Ursprung  des  N.  lacrymalis  aus  dem  N.  orbitalis  (N.  sub- 
cutaneus  malae  s.  temporo-malaris)  allein  beobachtete  Hyrtl. 

Oft  beginnt  die  Spaltung  des  N.  lacrymalis  in  seine  beiden  Äste  schon 
im  Hintergrunde  der  Augenhöhle. 

Der  N.  lacrymalis  nimmt  manchmal  einen  Faden  von  der  langen 
Wurzel  des  Gangl.  ciliare  auf,  oder  gibt  einen  Faden  an  dieses  Ganglion 
ab.  Nach  C.  Krause  zweigt  sich  ein  N.  ciliaris  long,  von  ihm  ab,  der  die 
A.  ciliaris  longa  begleitet. 

Laffay  (15)  beschrieb  eine  doppelte  Lniervation  der  Tränendrüse.  Die 
eine  vom  N.  frontalis,  die  andere  vom  Trochlearis.  Der  N.  subcut. 
malae  fehlte. 

Eine  Fazialisinnervation  wäre  hier  ganz  ausgeschlossen. 

§  G.  Ferner  demonstrierte  Laffay  ein  Präparat,  in  dem  außer  einer 
relativ  starken  Ausbildung  des  N.  subcutan,  malae  sup.  eine  Anastomose 
zwischen  dem  N.  nasociliaris  und  dem  N.  lacrymalis  bestand.  Wo  diese 
Anastomose  den  Nasociliaris  verließ,  zeigte  derselbe  eine  kleine  ganglionäre 
Anschwellung,  aus  der  einige  feine  Ziharnerven  zum  Bulbus  hinliefen. 


Die  Tränenflüssigkeit.  5- 

Das  Ganglion  ciliare  war  auf  diese  Weise  verdoppelt.  Von  Beranger 
ist  die  beschriebene  Anastomose  als  lacrymoganglionaire  bezeichnet  worden. 
Durch  sie  könnte  unter  Vermittelung  des  Ganglion  ciliare  eine  reflektorische 
Tränenabsondcrnng  eingeleitet  werden. 

§  7.  Nach  den  Untersuchungen  Sardemanns  (IG)  erfolgt  die  Inner- 
vation der  Tränendrüse  bei  den  unteren  Wirbeltierklassen  vom  2.  Quintus- 
aste  aus;  möglicherweise  ist  die  Innervation  durch  den  I.  Ast  bei  d^o  Säugern 
nur  eine  scheinbare,  und  bildet  die  Anastomose  zwischen  II,  und  I.  Aste  den 
wahren  Träger  der  Erregungsvorgänge. 


IL  Physiologisches. 

a)  Die  Bestandteile  der  Träneiiflüssigkeit. 

§  8.  Die  Tränenflüssigkeit  ist  wasserklar,  farblos,  hat  eine  alkahsche 
Reaktion  und  salzigen  Geschmack. 

Emmert  (4)  fand  in  100  Fällen  die  normale  Tränenflüssigkeit  aus- 
nahmslos alkalisch  reagierend.  Bei  Tränenleiden  soll  die  alkalische  Reaktion 
stärker  sein.  Zu  demselben  Resultat  gelangten  Brugnatelli  und  Faravelli  (5). 

In  der  folgenden  Tabelle  stellen  wir  die  verschiedenen  Analysen  zu- 
sammen : 


100  Teile  Tränen 
enthalten 

F  r  e  r  i  c  h  s 

Lerch 

M  a  g  a  a  r  d 

Arlt 

Wasser 

Feste  Stoffe  .... 

Epithelien 

Albumin 

Schleim  und  Fett    . 

Kochsalz 

Phosphate 

99,1                 98,7 
0,9                   1,3 
0,1                   0,3 
0,1                   0,1 
0,3                   0,3 

!         0,4                   0,6 

98,2 
1,8 

0,5 

1  " 

98,1 
1,9 

1,5 
0,4 

98,223 

0,520 
1,257 

b)  Die  Menge  der  Tränenflüssigkeit. 

§  9.  Die  Absonderung  der  Tränendrüse  ist  eine  fortwährende,  jedoch 
in  der  Quantität  schwankende. 

Magaard  (96)  hatte  Gelegenheit,  das  Austreten  der  Tränenflüssigkeit 
aus  den  Mündungen  der  Ausführungsgänge  direkt  beobachten  und  messen  zu 
können.  .Es  handelte  sich  um  einen  52jährigen  Mann,  der  infolge  chronischer 
Blepharokonjunktivitis  ein  völliges  Ektropium  beider  oberer  AugenHder  akqui- 


6  Physiologisches  über  die  Tränensekretion. 

riert  hatte,  wodurch  die  Mimdungen  der  Tränenausführungsgänge  freigelegt 
waren.  Magaard  stellte  fest,  daß  beide  Drüsen  innerhalb  24  Stunden  durch- 
schnittlich 6,4  g  Tränensekret  lieferten,  also  im  Mittel  3,0  für  jedes  Auge. 
Die  Sekretion  an  und  für  sich  sei  eine  variable. 

Eine  Vermehrung  der  Tränenflüssigkeit  wird  durch  Jaborandi  be- 
wirkt, wie  Stumpf  (6)  konstatiert  hat. 

Nach  Grünhagen  (8)  ist  die  Menge  der  Konjunktivalflüssigkeit  so  gering, 
daß  sie,  xcn  u<^n  Tränenkanälchen  aufgesogen,  für  gewöhnlich  durch  die 
Nase  abf';.-:  1  Durch  Reizung  der  Konjunktiva  aber  oder  der  Nasenschleim- 
haut mitttij  scharfer,  stechender  Dünste,  femer  infolge  heftiger  psychischer 
Affekte  (Freude  und  Schmerz),  endlich  durch  Galvanisieren  (Frerichs),  durch 
Einfallen  blendenden  Lichts  in  das  Auge  (Herzenstein)  wird  die  Sekretion 
so  gesteigert,  daß  die  engen  Abzugskanälchen  nach  der  Nase  zur  Entfernung 
der  abgesonderten  Flüssigkeit  nicht  ausreichen,  und  die  Tränen  daher  in 
Tropfen  über  die  Augenlider  auf  die  Backen  hinabfließen. 

Eine  andere  Quelle  der  Tränensekretion,  welche  im  Gegensatz  zur 
Tränendrüse  fortwährend  fließt,  bildet  der  Konjunktivalsack.  Stellwag  (97) 
meinte  sogar,  daß  der  größte  Teil  der  Tränenflüssigkeit  von  den  im  Kon- 
junktivalsacke  zerstreut  liegenden  Drüsenazinis  geliefert  werde. 

Goldzieher  ('21)  schließt  dagegen  aus  dem  feineren  Bau  der  Conjunc- 
tiva  tarsi  und  fornicis,  daß  die  Bindehaut  selbst  zu  einer  fortwährenden 
Absonderung  nicht  eingerichtet  sei. 

Dabei  bezieht  er  sich  auf  die  Untersuchungen  Hyrtls  (98),  welcher 
gezeigt  habe,  daß  der  aufsteigende  und  absteigende  Schenkel  der  Gefäß- 
schlingen in  den  Bindehautkapillaren  ungleiche  Durchmesser  besäße.  Hier- 
durch käme  es  zu  einer  venösen  Stase,  welche  die  Bedingung  einer  jeden 
serösen  Ausschwitzung  sei. 

"Über  die  pathologisch  vermehrte  oder  verminderte  Tränensekretion, 
sowie  über  die  abnormen  Bestandteile  des  Sekretes  werden  wir  später  ein- 
gehend zu  sprechen  haben. 

Hier  sei  nur  noch  der  Vollständigkeit  halber  erwähnt,  daß  man  den 
Tränen  auch  bakterizide  Eigenschaften  zugeschrieben  hat,  Bach  (7),  Bern- 
heim (146)  und  Marthen  (147). 

c)  Der  Sekretionsiierv  der  Tränendrüse. 

§  10.  Nach  den  Ergebnissen  der  Anatomie  lag  die  Annahme  nahe,  daß 
der  Trigeminus  in  Wirklichkeit  auch  der  die  Tränendrüse  zur  Sekretion  an- 
regende Nerv  sei. 

Herzenstein  (13)  und  Wolferz  (14)  waren  die  ersten,  welche  diese 
Frage  experimentell  beim  Tiere  zu  lösen  versuchten. 

Herzenstein  (13)  schloß  aus  seinen  Experimenten,  daß  der  N.  lacri- 
malis der  eigentliche  Sekretionsnerv  der  Tränendrüse  sei,  daß  aber  auch  d(^r 
N.    subcutaneus    malae    einen    vermehrenden    Einfluß    auf    die    Tränen- 


Physiologisches  über  die  Tränensokretion.  7 

absoii(li'nni!4  iitts^ül»»-.  Betreffs  dc^^  Svnipatliikus  konnte  er  zu  keinem  siclieren 
Ergebnisse  kommen. 

Wolferz  (14)  beobaclitete  uuf  lieizung  der  Trigeminusvvurzeln  ebenso- 
ANobl  Vermehrung  der  Tränenabsonderung,  wie  auf  Reizung  der  peripheren 
Enden  des  N.  lacrymahs'  und  des  N.  subcutaneus  malae.  Auch  auf  Reizung 
des  Halssympathikus  sah  dieser  Autor  gesteigerte  Tränensekretion,  selbst  nach 
vorgängiger  Durchschneidung  des  N.  lacrymalis.  Hieraus  ginge  hervor,  daß 
die  sekretorischen  Easem  des  Sympathikus  nicht  in  der  Bahn  des  N.  lacry- 
malis verliefen.  Wahrscheinlich  gelangten  dieselben  mit  den  Arterien  zur 
Tränendiüse.    . 

§  11.  D-emtschenko  (17)  meinte,  daß  neben  dem  N.  lacrymalis 
der  Halssympathikus  einen  direkten  Einfluß  auf  die  Tränensekretion 
bei  tlii'ekti'r  Reizung  desselben  ausübe. 

Wie  A.  Moll  (18)  hervorhol),  war  Brücke  (19)  der  erste,  der  schon 
aus  theoretischen  Überlegungen  bezweifelte,  daß  der  Trige  minus  der 
Sekretionsnerv  der  Tränendrüse  sei,  da  die  Sekretionsnerven  mit  motorischen 
Nerven  aus  dem  Zentralorgan  herauskämen,  und  die  ganze  motorische  Portion 
des  Trigeminus  mit  dem  dritten  Aste  zur  Schädelhöhle  hinausgelange. 

W\ihrscheinlich  auf  die  Anregung  Brückes  hin,  stellte  Michael 
Reich  (20)  in  des  ersteren  Laboratorium  darauf  hinzielende  Experimente  an.  Er 
fand,  daß  die  Reizung  des  peripheren  Endes  der  durchschnittenen  Trige- 
minus würze  1  keine  merkliche  Tränenabsonderung  bewirkte.  Durch  den 
Halsstrang  des  Sympathikus  konnte  indeß  die  Tränensekretion  hervorgerufen 
werden.  Reich  schloß  hieraus,  daß  in  den  Trigeminuswiirzeln  zentrifugale 
Tränensekretionsfasern  nicht  verhefen,  daß  vielmehr  der  N.  lacrymalis 
seine  sekretorischen  Fasern  höchst  wahrscheinlich  aus  dem  Sympathikus 
beziehe,  und  zwar  hätten  diese  Tränensekretionsfasern  ihren  Ursprung  noch 
über  dem  oberen  Halsganglion  in  der  Medulla  oblongata. 

§  12.  In  jüngster  Zeit  ist  die  Frage  nach  der  Innervation  der  Tränendrüse 
in  ein  neues  Stadium  durch  eine  Arbeit  Gold  ziehers  (21)  getreten.  Der- 
selbe kam  auf  Grund  von  klinischer  Beobachtung  einseitigen  W^einens 
bei  kompletter  Fazialislähmung  zu  dem  Schlüsse,  daß  der  Fazialis 
und  nicht  der  Trigeminus  die  Tränendrüse  innerviere. 

Uhthoff  (22),  Schüßler  (23),  v.  Forster  (25),  Jendrassik  (24) 
und  Embden  (26)  bestätigten  das  Vorkommen  einseitigen  Weinens  bei  der 
Fazialislähmung. 

Moll  (18)  beschäftigte  sich  in  einer  kleinen  Abhandlung  ebenfalls  mit 
dieser  Frage  und  hob  hervor,  daß  die  Ansicht  Goldziehers  durch  die 
Versuche  von  Vulpian  und  Journac  (27)  bestätigt  würden,  welche,  wie 
Gold  zieher  in  einer  Anmerkung  sagt,  selbst  in  Frankreich  wenig  Beachtung 
gefunden  hätten. 

Vulpian  und  Journac  faradisierten  das  Cavum  tympani  bei  Kaninchen, 
bei  denen  die  künstliche  Respiration  eingeleitet  worden  war.  Einige  Augen- 
blicke nach   Beginn  der  Reizung  füllte   das  Auge   der  entsprechenden   Seite 


8  Physiologisches  über  die  Tränensekretion. 

sich  mit  großen  Mengen  von  Tränenflüssigkeit.  Sodann  quoll  aus  dem 
inneren  Augenwinkel  eine  milchweiße  Flüssigkeit  hervor,  welche  sich  über 
den  inneren  Lidrand  ausbreitete.  Jedesmal,  so  oft  man  die  faradische  Reizung 
der  Paukenhöhle  erneuerte,  trat  auch  diese  Sekretion  ein.  An  zwei  Tieren, 
welchen  der  ganze  intrakranielle  Teil  des  linken  Fazialis  einige  Tage  vorher 
ausgerissen  war,  ergab  die  Faradisation  des  Cavum  tympani  dieser  Seite  nur 
jedoch  eine  sehr  schwache  Sekretion,  während  derselbe  Versuch  aus  der  rechten 
Seite  sofort  ein  Resultat  zur  Folge  hatte. 

Die  milchweiße  Flüssigkeit  war  das  Produkt  der  sogenannten  Harderschen 
Drüse,  die  an  der  unteren  inneren  Seite  der  Nickhaut  mündet. 

Aus  diesen  Versuchen  Vulpians  folgert  Goldzieher  ebenso  wie  Moll, 
daß  die  Reizung  der  Chorda  tympani  vermehrte  Tränensekretion  hervor- 
bringe.   Demnach  wäre  der  Fazialis  der  sekretorische  Nerv  der  Tirärlendrüse. 


_   Ganglion  Gasseri 


N.  sphenopalatinus 


Ganglion  sphenopalat. 


Gangl.  oticuni        N.  palatinus 
N.  carotis 


Gangl.  cervic.  suprem. 
Fig.  5  nach  Gegenbaur,   Lehrbuch   der   Anatomie  des  Menschen,  III.  Auflage,    1888. 


Aus  nebenstehender  Zeichnung  ist  ersichtlich,  daß  auf  zwei  Wegen 
Faziahsfasem  in  den  Trigeminus  gelangen  können.  Einerseits  steht  der 
N.  orbitalis  s.  subcutaneus  malae  aus  dem  IL  Quintusaste  mit  dem 
Ganglion  sphenopalatinum  in  Verbindung  und  kann  so  durch  den  N.  petrosus 
superficialis  major  motorische  Fasern  aus  dem  Fazialis  erhalten.  Anderer- 
seits wäre  auch  denkbar,  daß  Fasern  der  Chorda  tympani  im  IIL  Quin- 
tusaste zurückverliefen  und  sich  vom  Ganglion  Gasseri  aus  in  den  I.  und 
IL   Quintusast  verlören. 

Campos  (28)  kam  an  der  Hand  der  von  ihm  an  Affen  vorgenommenen 
experimentellen  Untersuchungen  und  klinischen  Beobachtungen  zu  folgendem 
Resultate : 

1.  Der  Nervus  lacrymalis  enthalte  zahlreiche  vom  Nervus  facialis 
vollständig  unabhängige  sekretorische  Fasern. 


Die  reflektorische  Tränenabsondrning.  9 

2.  Experimentell  lasse  sich  feststellen,  daß  der  Nervus  subcutaneus. 
malae  gleichfalls  Sekretionsfasem  in  sich  einschlösse,  und  zwar  stammten 
letztere  Fasern  vom  Fazialis,  wie  es  auch  die  khnisclie  Jjcobachtung  zeige. 

3.  Eine  Reizung  des  zentralen  Endes  des  Sympathikus  bewirke  keine 
Tränensekretion;  die  Erfahrung  habe  auch  gelehrt,  daß  nach  operativer 
Durchschneidung  des  Sympathikus  beim  Menschen  die  normale  Befeuchtung 
der  Augen  ebensowenig  Kot  leide,  als  Tränenträufeln  einträte. 

4.  Bei  kompletter  Fazialislähmung,  die  natürlich  den  Nervus 
petrosus  superficialis  major  mit  betreffen  müsse,  trete  weder  auf  reflek- 
torischem Wege ,  noch  unter  dem  Einflüsse  einer  Gemütsbewegung  mehr 
Tränensekretion  ein  (Gold  zieh  er,  Jendrassik);  die  Mitbeteiligung  des 
Nervus  petrosus  superficialis  major  finde  ihren  Ausdruck  in  einer 
Lähmung  der  Uvula  und  des  Gaumensegels. 

Diese  Schlußfolgerungen  stimmten  aber  nicht  mit  den  Untersuchungs- 
resultaten Thiboudeaus  überein,  der  für  den  Trige minus  jedwede  sekre- 
torische Wirksamkeit  in  Abrede  stelle  und  allein  dem  Fazialis  eine  solche 
beimesse.  Verfasser  glaubt  nun,  daß  dieser  Streit  der  Meinungen  auf  einer 
verschiedenartigen  Funktionstätigkeit  der  beiden  Tränendrüsen  (der  oberen 
und  der  unteren)  und  einer  verschiedenen  Innervierung  beider  Drüsen  beruhe. 
Es  sei  gar  nicht  unwahrscheinlich,  daß  die  eine  vom  Trige  minus,  die 
andere  vom  Fazialis  abhängig  w^äre;  auch  sei  die  Annahme,  daß  die  bei 
Gemütsbewegungen  in  Tätigkeit  tretende  Tränendrüse  unter  dem  Einflüsse 
des  Fazialis  stehe,  gar  nicht  unlogisch.  Bei  Tieren,  die  nicht  „w^einen", 
hat  auch  nach  den  Untersuchungen  von  Campos  der  Verbindungsast 
zwischen  Nervus  facialis  und  lacrjTualis  gar  keine  Beziehungen  zur  Tränen- 
drüse; letztere  Tiere  haben  nämlich  nur  eine  Tränendrüse.  Bei  Gemüts- 
bewegungen wäre  also  der  Fazialis  in  doppelter  Weise  wirksam,  indem 
durch  Reizung  seiner  sekretorischen  Fasern  Tränenabsonderung,  und 
durch  Reizung  der  motorischen  Fasern  Kontraktion  der  Gesichtsmuskeln 
zustande  käme. 

d)  Der  Iiiiiervationsvorgaiig  der  Träiieiisekretioii. 
1.  Die  reflektorische  Tränenabsonderung. 

a)  Die  Lage  des  Reflexzentrums  für  die  Tränensekretion. 

§  13.  Über  die  Lage  des  Zentrums  der  reflektorischen  Tränenabsonde- 
rung gehen  die  Ansichten  der  Forscher  auseinander.  Eckhard  (29),  welcher 
meint,  daß  der  beim  Reflextränen  beteiligte  zentrifugale  Nerv  ebenfalls 
wie  der  zentripetale  dem  Quintus  angehöre,  verfolgte  denselben  anatomisch 
und  physiologisch  bis  zum  verlängerten  Mark  und  den  obersten  Teilen  des 
Rückenmarks  hin.  Infolgedessen  sei  zu  vermuten,  daß  das  Zentrum  nicht 
leicht  über  jene  Stellen  hinausliegen  könne. 

Ist  jedoch  der  Fazialis  der  zentrifugale  Teil  des  Reflexbogens,  so  liegt 
das  Zentrum  in  der  Nähe  der  Spitze  des  Calamus  scriptorius. 


10  Die  reflektorische  Tränenabsonderung. 

Seck  (99)  konstatierte,  daß  man  die  von  der  Konjunktiva  aus  erregbare 
reflektorische  Tränenseki'etion  erhalten  könne,  wenn  mindestens  das  Eücken- 
mark  bis  zum  unteren  Ende  des  vierten  oder  bis  zum  oberen  des  fünften 
Wirbels  erhalten  sei.  Wolle  man  sie  aber  im  Experiment  möglichst  sicher 
und  vollständig  auftreten  sehen,  so  tue  man  besser,  das  Eüc kenmark  ])is  in 
die  Gegend  des  sechsten  Wirbels  zu  erhalten.  Dabei  bliebe  die  möghchst  voll- 
kommene reflektorische  Tränensekretion  in  gleichem  Schritt  mit  der  erhaltenen 
Lid-  und  Nickhautbewegung.  Die  Annahme  scheine  am  wahrscheinlichsten, 
daß  die  zentripetalen,  an  der  Bindehaut  beginnenden  Nervenfasern  des  Trige- 
minus  auf  eine  große  Strecke  im  Rückenmark  abwärts  und  dann  wieder  bis 
etwa  zu  den  Kernen  der,  ihrem  wahren  Ursprung  nach  noch  sicherer  zu  er- 
forschenden zentrifugalen  Tränennerven,  aufwärts  stiegen.  Diese  Annahme 
würde  dadurch  gestützt,  daß  man  beim  Kaninchen  die  große  empfindliche 
Wurzel  des  Trigeminus  schon  makroskopisch  ein  gutes  Stück  im  oberen  Ende 
des  Markes  absteigend  wahrnehmen  könne.  Ferner  wurde  durch  Abbindung 
und  Abtragung  entsprechender  Gehirnteile  festgestellt,  daß  das  Zentrum  für 
die  reflektorische  Tränensekretion  von  der  Konjunktiva  aus  nicht  namhaft 
über  den  makroskopischen  Ursprung  des  Trigeminus  nach  vorne  hinausragen 
könne . 

Bechterew  und  Mislawsky  (31)  erschlossen  aus  ihren  Tierexperi- 
menten, daß  das  Reflexzentrum  für  die  Tränenabsonderung  in  den  Sehhügeln 
liege.  Dort  befänden  sich  auch  die  zentralen  Lei tungs bahnen  des  Halssym- 
pathikus, und  von  hier  aus  gelangten  ihre  Fortsetzungen  zu  der  Hemisphären- 
rinde. Sie  beobachteten  nämlich  bei  Reizung  des  Thalamus  opticus  Ab- 
sonderung von  Tränen;  hierbei  erweiterten  sich  die  Pupillen,  die  x\ugäpfel 
traten  vor,  und  die  Augenlider  retrahierten  sich. 

ß)  Der  reflektorische  Tränenerguß. 

§  14.  Die  Absonderung  der  Tränen  erfolgt  im  wachen  Zustande  meist 
reflektorisch  vom  Trige  minus  aus,  und  zwar  durch  Erregung  der  vorderen 
Bulbusfläche.  Ganz  besonders  intensiv  sieht  man  dies  bei  Hornhaut- 
reizen,  sei  es  durch  oberflächhche  Keratitis  (bei  Skrofulöse),  sei  es  durch 
Verletzungen  der  Hornhaut.    Ferner  bei  Konjunktivalaffektionen. 

Bei  reizbaren  Individuen  genügt  schon  der  Einfluß  der  freien  Luft, 
um  reflektorisches  Tränen  hervorzunifen.  Hierbei  dürfte  auch  die  Verdunstung 
der   Tränen  einen  beträchtlichen  Reiz  ausüben. 

So  beobachteten  wir  durch  Jahre  hindurch  eine  unverheiratete  Schulvorsteherin, 
welche  bei  absoluter  Durchgängigkeit  der  Tränenwege,  in  geschlossenen  Räumen 
nie  über  Tränen  zu  klagen  hatte.  Sobald  sie  aber  in  den  Wind,  oder  in  die  kalte  Winter- 
luft hinaustrat,  begann  eine  so  reichliche  Tränensekretion,  daß  ihre  Jacke  das  Aussehen 
bekam,  als  ob  man  Wasser  längs  derselben  hätte  hinunterlaufen  lassen.  Dabei  blieb  die 
Konjunktiva  völlig  reizlos.  In  den  Tränenwegen  war  auch  nicht  das  geringste  Hemmnis 
zu  konstatieren. 

Im  Schlafe  fallen  die  reflekto)isch  reizenden  Momente  weg,  daher  ver- 
siegen in  diesem  Zustande  die  Tränen.    Hierbei  dürfte  auch  das  von  manchen 


Das  Weinen.  11 

Personell  walii'^'enoiniiieiie  Faktum  l^jrwiiliiiiiiif^f  fiiidcni,  daß  dieselheii  nie  eine 
Spur  von  ver<^^)ssenen  Tränen  konstatieren  konnten,  wenn  sie  im  Traume 
auch  heftij^f  geweint  hatten  und  mit  Schluchzen  in  weiiieiliclier  Stimmung  aüf- 
gewaclit   waren. 

Außer  den  erwähnten  Ehifhissen  ist  verunreinigte  Luft  (Rauch), 
Affektion  der  Nase  und  des  Trigeininus  nicht  zu  vergessen.  Scharfe 
Gerüche,  welche  die  Quintusendigungen  in  der  Nase  reizen,  wie  Senföl,  Sal- 
miak usw.  rufen  starkes  Tränen  hervor.  Keflektorisch  vom  Sehnerven 
aus  bewirkt  starkes  Licht  den  Tränenfluß,  wobei  hervorzuheben  ist,  daß 
vom  Optikus  aus  das  Tränen  immer  doppelseitig  auftritt,  ebenso  wie  bei 
psychischen  Affekten,  während  die  reflektorische  Tränenabsonde- 
rung vom  Trige  minus  aus  sich  stets  auf.  dem  Auge  der  gereizten 
Seite  zeigt. 

2.  Das  Weinen:  Tränenabsonderung  durch  psychische  Erregung. 

§  15.  Physiologisch  noch  unerklärt  ist  das  psychische  Weinen  bei 
Gemütsbewegungen:  wie  bei  Trauer,  Schmerz,  aber  auch  bei  Freude.  In 
den  meisten  Lehr-  und  Handbüchern  der  Physiologie  wird  nur  die  Tatsache 
des  psychischen  Weinens  erwähnt,  ohne  genauer  auf  dieses  so  außerordentlich 
interessante  Tliema  einzugehen.  Wir  haben  daher  um  so  mehr  Veranlassung, 
uns  mit  diesem  Gegenstande  hier  zu  beschäftigen,  weil  das  psychische  Weinen 
eine  exquisit  neurologische  Erscheinung  am  Auge  darstellt. 

§  16.  Nach  Darwin  (32)  sei  das  Weinen  eine  Gewohnheit,  die  von  einer 
Periode  an  erlangt  sein  müsse,  in  welcher  der  Mensch  von  dem  gemeinsamen 
Urerzeuger  Gattung  Homo  und  dem  nicht  weinenden  anthropomorphen  Affen 
abgezweigt  worden  sei. 

Es  geht  also  hieraus  die  hohe  Bedeutung  dieses  psychischen  Aktes 
hervor,  welche  wir  weniger  eine  Gewohnheit  nennen  möchten,  als  eine  unwill- 
kürliche Ausdrucksform,  die  den  Menschen  sehr  wesentlich  vom  Tier  unter- 
scheidet, und  die  in  der  inneren  Himorganisation  begründet  sein  muß.  Der 
anekdotenhaften  Schilderung  Sir  E.  Tennents,  daß  in  Ceylon  eingefangene 
und  ge])undene  Elefanten  ,, bewegungslos  auf  der  Erde  mit  keinem  anderen 
Zeichen  von  Leiden  gelegen  hätten,  als  den  Tränen,  welche  ihre  Augen  füllten 
und  beständig  herabflossen",  stehen  zahlreiche  andere  Angaben  gegenüber, 
daß  Elefanten  nicht  weinen.  Sollte  immerhin  dieses  noch  zweifelhafte 
Faktum  sich  bestätigen,  so  beweist  dieser  Umstand  nur,  daß  das  psychische 
W^einen  keine  Gewohnheit  sein  kann,  sondern  eine  Ausdrucksform,  die  ge- 
legentlich auch  einmal  bei  einem  hochorganisierten  Tiere  vorkommt,  bei  welchem 
ja  auch  die  Fazialisinnervation  infolge  der  außerordentlichen  Beweglichkeit 
des  Rüssels  eine  ganz  besonders  ausgiebige  ist.  Hierbei  muß  zugleich  noch 
besonders  hervorgehoben  werden,  daß  der  Rüssel  nicht  nur  zu  willkür- 
lichen, sondern  analog  der  menschUchen  Gesichtsmuskulatur  auch  zu  un- 
willkürlichen, mimischen  Bewegungen  benutzt  •w'ird. 


12  Das  Weinen. 

§  17.  Wenn  man  die  Mimik  des  Weinens  genauer  betrachtet,  so  muß 
man  zwischen  dem  Weinen  der  Kinder  und  dem  der  Erwachsenen  einen  Unter- 
schied machen.  Hierbei  ist  vorauszuschicken,  daß  kleine  Kinder,  so  lange  sie 
noch  sehr  jung  sind  (3 — 4  Wochen),  nicht  auf  psychische  innere  Beize  hin 
weinen. 

Genzmer  (33)  konnte  bei  neugeborenen  Kindern  vermehrte  Tränen- 
sekretion nach  Eeizung  der  Nasenschleimhaut  beobachten. 

Axenfeld  (34)  hat  sich  ganz  neuerdings  mit  dieser  Frage  beschäftigt. 
Es  wurden  bei  16  Neugeborenen  im  Alter  von  1  bis  30  Tagen  Versuche  über 
Erzeugung  reflektorischen  Weinens  durch  Eeizung  der  Nasenschleimhaut 
mit  einem  Pinsel  oder  einer  Sonde  angestellt  und  gefunden,  daß  bei  einer 
derartigen  Eeizung  von  der  Dauer  einer  halben  Minute  schon  bei  einem  ein- 
tägigen Kinde  eine  Träne  erzeugt  werden  könne.  Eine  Berührung  der  Kornea 
rufe  beim  Neugeborenen  nur  geringe  Feuchtigkeit  hervor.  Auch  ließ  sich 
sicher  sagen ,  daß  bezüglich  des  reflektorischen  Weinens  nach  Eeizungen 
der  Nase  zwischen  dem  Neugeborenen  und  einem  älteren  Menschen  ein  erheb- 
licher Unterschied  bestehe.  Beim  Neugeborenen  fehle  das  psychische 
Weinen  ganz,  das  reflektorische  sei  aber  auf  gewisse  Beize  hin  vorhanden, 
und  es  sei  ohne  weiteres  klar,  daß  die  Innervation,  und  zwar  die  zentrale, 
noch  unfertig  sei.  Axenfeld  wendet  sich  gegen  die  Angaben  de  Weckers  (35), 
daß  bei  Neugeborenen  die  Glandula  palpebralis  noch  sehr  unvollständig  und 
relativ  weniger  entwickelt  wäre,  als  die  Glandula  orbitalis.  Wecker  behauptete 
nämlich,  daß  dem  Menschen  außer  der  Orbitaldrüse,  d.  h.  Desinfektions- 
drüse, auch  eine  Gefühls-  oder  Palpebraldrüse  zuteil  geworden  sei. 
Der  Neugeborene  stehe  in  Abwesenheit  des  psychischen  Lebens  auf  der  Stufe 
der  Tiere;  es  gehe  demselben  die  Gefühlstränendrüse  ab,  nur  die,  welche  zur 
Desinfektion  der  Augen  nötig  sei,  funktioniere  und  erlaube  das  Tränen  der  Augen 
der  Neugeborenen. 

Schon  Darwin  (36)  hatte  mit  dieser  Frage  sich  eingehend  beschäftigt. 
Er  beobachtete,  als  er  mit  dem  Aufschlage  seines  Bockes  das  offene  Auge 
seines  77  Tage  alten  Kindes  gerieben  hatte,  ein  reichhches  Erfülltwerden 
des  Auges  mit  Wasser.  Obschon  das  Kind  heftig  schrie,  blieb  das  andere  Auge 
doch  trocken  oder  wurde  nur  leicht  mit  Tränen  unterlaufen.  Ein  ähnlicher 
unbedeutender  Erguß  trat  10  Tage  früher  in  beide  Augen  während  eines 
Schreianfalles  ein.  Die  Tränen  liefen  noch  nicht  über  die  Augenlider  und 
die  Backen  bei  diesem  Kinde  herab,  als  es  im  Alter  von  122  Tagen  heftig 
schrie.  Dies  trat  erst  17  Tage  später  ein,  im  Alter  von  139  Tagen.  Nach 
Darwins  Bemerkung  scheint  der  Zeitpunkt,  wo  reichhches  psychisches 
Weinen  bei  Kindern  sich  einstellt,  sehr  variabel  zu  sein.  Preyer  (37)  sah  bei 
seinem  Kinde  bereits  am  23.  Tage  Tränen  aus  den  Augen  fließen.  Indessen 
fand  Darwin,  daß  der  Charakter  des  Weinens  in  einem  sehr  frühen  Alter 
sehr  verschieden  sei.  Leidenschaftliches  Schreien  sei  verschieden  von  dem 
Weinen  vor  Kummer.  Eine  Dame  teilte  mit,  daß  ihr  9  Monate  altes  Kind 
laut  aufschrie,  aber  nicht  weine,  wenn  es  in  Leidenschaft  gerate,  es  vergieße 


Das  Weinen. 


13 


aber  Tränen,  wenn  es  dadurch  bestraft  werde,  daß  man  seinen  Stuhl  mit 
dem  Rücken  nach  dem  Tische  umdrehe.  Diese  Verschiedenheit  könnte  nach 
Darwin  vielleicht  dem  Umstände  zugeschrieben  werden,  daß  das  Weinen 
in  einem  \'orgeschritteneren  Alter  in  den  meisten  Fällen  mit  Ausnahme  des 
Kummers  unterdrückt  werde.  So  sehen  wir  bei  Erwachsenen,  namentlich  männ- 
lichen Geschlechts,  daß  das  Weinen  bei  körperlichem  Schmerz  meist  nicht 
hervortritt.  Zivilisierte  vermögen  ihre  Tränendrüse  leichter  zu  beherrschen 
als  Wild(>.  Hierfür  hat  Lubbeck  (zitiert  bei  Darwin,  S.  156)  charakteristische 
Beispiele  gesammelt. 

§  18.  Wenn  Kinder  weinen,  so  beginnen  sie  die  Mundwinkel  herab- 
zuziehen und  meist  mit  den  Muskeln 
der  Unterlippe  «nnige  zuckende  Be- 
wegungen auszuführen,  wobei  es  zur 
Bildung  einer  sogenannten  ,, Schippe" 
konnnt;  alsdann  zieht  sich  der 
Corrugator  supercilii  zusammen;  die 
Augenbrauen  werden  nach  unten  und 
innen  zu  gezogen  [und  bewirken 
manchmal  senkrechte  Furchen  zwi- 
schen den  Augenbrauen].  Zu  gleicher 
Zeit  ziehen  sich  kräftig  die  Orbi- 
culares  oculi  zusammen.  Die  Ober- 
lippe wird  gehoben,  wodurch  die 
Nasolabialfalte  stark  markiert  wird. 
Da  die  kleinen  Kinder  beim  Weinen 
meistens  schreien,  so  w^erden  die- 
jenigen Muskeln,  welche  den  Mund 
offen  halten,  die  Mm.  depressor. 
anguli  oris.  stark  innerviert.  Dadurch 
wird  die  Mundöffnung  viereckig  wie 
ein  Parallelogramm,  mitunter  fast 
wie  ein  Quadrat  (Frey er,  S.  98). 
Bei  älteren,  beim  Weinen  nicht  so 
laut  schreienden  Ivindern,  kontrahieren  sich  diese  Muskeln  nicht  so  stark. 
Manchmal  beginnt  das  Weinen  mit  Erweiterung  der  Nasenlöcher,  Vertiefung 
der  Nasolabialfalte  und  Zuckungen  der  Kinnmuskulatur. 

Es  düi-fte  hier  angezeigt  sein,  auf  die  berühmten  Untersuchungen 
Duchennes  (38)  hinzuweisen. 

Außerordenthch  interessant  ist  seine  Einteilung  der  Gesichtsmuskehi, 
aus  dc-r  wir  diejenigen  zusammenstellen,  welche  nach  seiner  Ansicht  bei  dem 
Weinen  innerviert  werden. 

So  nennt  er  die  Mm.  palpebral.  sup.  et  iuf.  die  Ergänzungsmuskeln 
zum  Weinmuskel;  der  Zygomaticus  minor  ist  der  Muskel  des  mäßigen 
Weinens   zaz   e^oxrjv,    während   der   M.   levator  labii  sup.   alaeque  nasi 


Fig.  6  nach  Darwin.  (Ausdruck  der  Gemüts- 
bewegungen bei  den  Menschen  und  den  Tieren.) 
„Weinendes  Kind." 


14 


Das  Weinen. 


der  Muskel  der  Weinerlich keit  ist;  den  Triangularis  menti  nennt  er  einen 
Ergänzungsmuskel  des  Kummers  oder  des  Weinens. 

§  19.  Während  beim  Weinen  der  Kinder  sämtliche  hier  angeführten 
Muskeln  in  Aktion  treten,  sehen  wir  bei  Erwachsenen,  speziell  beim  Manne, 
durch  kräftige  Willensinnervation  eine  Hemmung  dieser  Muskelbewegungen 
in  der  Art  eintreten,  daß  man  nur  ein  flüchtiges  Zucken  in  den  Muskeln  des 
Mundes  oder  des  Orbic.  oculi  gewahrt,  während  die  Augen  sich  mit  Tränen 
füllen.  Erst  wenn  der  Gefühlssturm  mächtig  bis  zum  sogenannten  Schluchzen 
erregt  wird,  treten  auch  beim  Erwachsenen  die  oben  angeführten  Muskeln 
mächtig  in  Bewegung.  Was  das  Schluchzen  betrifft,  so  vermißt  man  dasselbe 
bei  ganz  kleinen  Kindern.  Darwin  beobachtete  dasselbe  bei  seinem  Kinde 
erst,  als  es  138  Tage  alt  war.    Nach  Angabe   Gratiolets  (39)  ist  während 

/s,^  des     Aktes     des     Schluchzens 

.  i'iirfC^^ltfiri--  ■    >.  hauptsächlich    die    Stimmritze 

,jatmmii^^mäi*^  X       affiziert.     Mit    hörbarem    Ge- 

räusch überwindet  die  Inspi- 
ration den  Widerstand  der 
Stimmritze,  indem  die  Luft  ift 
dieselbe  hineinfährt.  Charakte- 
ristisch für  das  Schluchzen  ist 
die  unwillkürliche,  krampfhafte 
Art  der  Atembewegungen,  die 
noch  lange  nach  Ausbruch  der 
Gefühlsexplosion  in  ihrer  hef- 
tigen Tätigkeit  verharren.  Wie 
das  Weinen  scheint  auch  das 
Schluchzen  nur  dem  Menschen 
eigentündich  zu  sein,  und  eben- 
so wie  jenes  lieginnt  es  nicht 
in  der  frühesten  Kindheit,  son- 
dern erst  später,  wo  es  jedem 
heftigen  Weinanfall  folgt,  bis- 
die  „Gewohnheit",  wie  Darwin  sich  ausdrückt,  mit  den  fortschreitenden 
Jahren  abgelegt  wird. 

Bei  Erwachsenen  beobachten  wir  Weinen  auch  ohne  jede  mimische 
Veränderung  der  Gesichtsmuskeln,  d.  h.  es  füllen  sich  die  Augen  mit  Tränen. 
Besonders  sehen  wir  dies  bei  derjenigen  Eegung,  welche  man  mit  dem  Worte 
„Kührung"  bezeichnet.  Ferner  gibt  es  noch  einen  weinerhchen  Gesichts- 
ausdruck ohne  Tränen,  bei  welchem  also  das  Auge  trocken  bleibt. 

So  beobachteten  wir  kürzlich  eine  Dame,  die  plötzlich  ihre  Mutter  infolge  von  Herz- 
lähmung verloren  hatte.  Bei  derselben  kontrahierten  sich  der  Corrugator  supercilii,  die 
Orbicul.  oculi,  der  Zygomat.  minor,  und  es  traten  zuckende  Bewegungen  im  Triangularis 
menti  auf  ohne  Tränenerguß. 

Das  Weinen  ohne  Tränen,  wobei  meist  stöhnende  oder  wimmernde 
Töne   hervorgestoßen   werden,    wird   gewöhnlich   für   qualvoller  gehalten,    als- 


Pig.    7    nach    Darwin.      (Ausdruck     der    Gemüts- 
bewegungen   bei    den    Menschen    und    den   Tieren.) 
„Weinendes  Kind." 


Das  Weinen.  15 

(las  WciiU'ii  mit  Träiini.  Dem  ivicliliclicii  'l'jiiiiciiiluß  soll  eine  den  Sclmiciz 
oder  Kummer  liiideriule  Wirkung  iimewohnen.  So  sagt  man,  daß  man  sich 
einen  Kunnner  oder  Schmerz  ausweinen  könne.  Es  dürfte  letzteres  einer 
pathologischen  Erfahrung  an  die  Seite  zu  stellen  sein,  die  wir  kürzlich  hei  einem 
Falle  von  lange  dauerndem  Tic  douloureux  einer  75jährigen  Frau  machten, 
Diesel))e  gab  an,  daß  jedesmal  der  intensiv»»  Schmerz  nachlasse,  sobald  das 
Auge  und  die  Nase  feucht  würden. 

Nicht  immer  wirkt  jedoch  das  psychische  \\'einen  schnn^rzhndernd,  da 
manche  Personen  durch  dasselbe  immer  tiefer  in  die  schmerzhafte  Stinunung 
hineingeraten.    Besonders  beobachtet  man  dies  bei  Hysterischen. 

Daß  in  manchen  Fällen  jedoch  das  Weinen  selbst  eine  stärkere  Hemm- 
wirkung auf  die  Tränensekretion  ausübt  als  der  Versuch  des  Zurückhaltens 
der  Tränen,  geht  aus  folgender  Mitteilung  Darwins  hervor.  Ein  alter  und 
erfahrener  Arzt  habe  ihm  erzählt,  er  hätte  als  einziges  Mittel,  das  ge- 
legentlich bittere  Weinen  von  Damen  aufzuhalten,  gefunden,  sie  zu  bitten^ 
nicht  das  Weinen  zu  unterdrücken,  sondern  recht  lange  und  anhaltend  zu 
weinen. 

§  20.  Der  Vollständigkeit  hal1)er  sei  noch  genauer  auf  die  Ursachen 
des  Weinens  hier  eingegangen.  Der  sprachliche  Ausdruck  ,, Weinen" 
bezeichnet  immer  einen  durch  psychische  Momente  bedingten  Tränenerguß 
im  Gegensatze  zu  dem  gewöhnlichen  ,, tränen". 

Körperlicher  Schmerz  ist  bei  kleinen  Kindern  die  häufigste  Veranlassung 
zum  Weinen.  Bei  grösseren  Ivindern  Ijildet  der  seelische  Schmerz,  der  Kummer,, 
die  Trauer,  Angst,  gekränkte  Eigenliebe,  verletzte  Eitelkeit,  Trotz,  Eigensinn,, 
eine  sehr  häufige  Ursache  des  Weinens.  Bei  den  Erwachsenen  veranlassen 
kompliziertere  seehsche  Vorgänge:  wie  Eührung,  Mitleid,  Wehmut,  Ver- 
zweiflung, Wut  häufig  die  in  Rede  stehende  Erscheinung.  Aber  auch  ganz 
entgegengesetzte  Stimmungen  wie  Freude,  Überraschung  und  Glück  lösen 
Tränen  aus.  Klopstock  spricht  sogar  von  „Tränen  der  unaussprechlichen 
Liebe".  Die  deutsche  Sprache  ist  besonders  reich  an  Epitheta  zu  dem  Worte 
,, Tränen",  woraus  die  vielfachen  Beziehungen  zu  dem  seeh sehen  Leben  klar 
ersichtlich  sein  dürfte.  So  spricht  man  von  ,, stillen,  heißen,  bitteren,  schmerz- 
lichen, blutigen,  einsamen  Tränen". 

§  21.  Eine  besondere  Stellung  nehmen  die  Tränen  ein,  Avelche  infolge 
kräftigen  Lachens  abgesondert  werden.  Sie  sind  die  Folge  der  kräftigen 
Kontraktion  des  Orbicularis  oculi,  wodurch  die  im  Konjunktivalsack  befind- 
liche Tränenflüssigkeit  direkt  aus  der  Lidschale  resp.  aus  den  Tränenabführungs- 
gängen hinausgepreßt  wird.  Darwin  hebt  hervor,  dass  allen  Menschenrassen 
die  Tatsache  gemeinsam  sei,  daß  während  heftigen  Lachens  Tränen  das  Gesicht 
herabströmen. 

Es  steht  diese  Erscheinung  nahe  dem  Tränen  bei  heftigem  Husten^ 
beim  Erbrechen  und  beim  Gähnen. 

Beim  heftigen  Hustenparoxysmus,  bei  dem  sich  das  Gesicht  stark 
rötet,   werden  die  Orbiculares  oculi  so  stark  zusammengezogen,    daß  Tränen 


16  Das  Weinen. 

Über  die  Backen  laufen.  Dasselbe  kann  man  beim  Würgen  und  Erbrechen 
beobachten.  Ganz  häufig  tritt  beim  Gähnen  ein  so  starker  Tränenfluß  auf, 
daß  die  betreffenden  Personen  aussehen,  als  ob  sie  geweint  hätten.  Nach 
Darwin  beginnt  das  Gähnen  mit  einer  tiefen  Inspiration,  der  ein  langes 
und  gewaltsames  Ausatmen  folgt.  Zu  gleicher  Zeit  werden  beinahe  alle 
Muskeln  des  Körpers  mit  Einschluß  der  rings  um  das  Auge  gelegenen  heftig 
zusammengezogen.  Es  ist  also  hier  das  Weinen  nicht  psychischer,  sondern 
mechanischer  Natur. 

Indes  wird  beim  Gähnen  auch  eine  Mitinnervation  der  Tränen- 
drüse beobachtet.  So  konunen  nicht  selten  Patienten  mit  der  Klage  über 
allzu  reichlichen  Tränenfluß  beim  Gähnen. 

Ein  60jähriger  etwas  nervöser  Herr  mit  vollständig  durchgängigem  Tränennasen- 
kanal  wurde  hauptsächlich  beim  Gähnen,  das  ihn  paroxysmenweise  oft  befällt,  durch  starkes 
Tränen  geplagt.  Da  die  natürliche  Auspressung  der  normal  in  den  Tränenkanälchen  vor- 
liandenen  Tränenflüssigkeit  durch  den  Druck  von  Seiten  des  kontrahierten  Orbicularis 
unmöglich  eine  so  reichliche  Tränenmenge  zutage  fördern  koimte,  so  mußte  man  schon 
auf  eine  gleichzeitig  beim  Gähnakte  erfolgende  vermehrte  Sekretion  von  Tränenflüssigkeit 
•durch  gleichzeitige  Innervation  der  Sekretionsnerven  hierbei  Bedacht  haben. 

Über  die  Krankheiten,  bei  denen  das  Weinen  vorkommt,  werden  wir 
.später  eingehend  noch  zu  sprechen  haben. 

§  22.  Treten  wir  nun  der  Frage  näher,  wo  die  zentrifugale  Inner- 
vationsstätte  für  das  Weinen  gesucht  werden  müsse,  so  ist  dieselbe  noch 
nicht  lösbar,  da  zur  Zeit  die  Ansicht,  ob  der  Fazialis  oder  der  Trigeminus 
resp.  der  Sympathikus  der  Lmervator  der  Tränendrüse  sei,  noch  nicht  fest- 
steht. Man  müßte  sonst  annehmen,  daß  weitgehende  individuelle  Verschie- 
denheiten beim  Menschen  vorhanden  wären,  analog  dem  Verhalten  der  Ge- 
schmacksfasern. 

Es  ist  nicht  von  der  Hand  zu  weisen,  daß  vieles  für  den  Fazialis  spricht, 
da  ja  dieser  Nerv  der  Innervator  des  mimischen  Ausdrucks  ist,  und 
•daß,  wie  Gold  zieher  hervorhebt,  das  Weinen  als  Ausdruck  einer  Ge- 
mütsbewegung in  die  Innervationssphäre  dieses  Nerven  gehöre,  welche 
Buffon  (40)  folgendermaßen  schildert:  „Sobald  die  Seele  bewegt  wird, 
wird  das  menschliche  Antlitz  ein  lebendes  Gemälde,  auf  dem  die  Leiden- 
schaften mit  ebensoviel  Feinheit  als  Energie  ^\^edergegeben,  auf  dem  jede 
Seelenbewegung,  jede  Tätigkeit  durch  ein  charakteristisches  Kennzeichen 
-ausgedrückt  wird,  dessen  lebhafter  und  stets  bereiter  Ausdruck  dem  Willen 
voraneilt,  uns  verrät  und  durch  pathetische  Zeichen  die  Bilder  der  Außen- 
welt wiedergibt."  Da  wir  nun  sehen,  daß  bei  der  Entwicklung  des  psychi- 
.schen  Weinens  im  Kindesalter  die  Tätigkeit  des  Fazialis  untrennbar  mit 
•demselben  verbunden  erscheint,  da  wir  im  Sehhügel  den  zentralen  Ort  für 
-die  mimischen  Ausdrucksbewegungen  durch  Nothnagel  kennen  gelernt  haben, 
eine  Stelle,  die  von  Bechterew  und  Mislawsky  nach  ihren  Tierexperi- 
menten als  das  Eeflexzentrum  fiu"  die  Tränenabsonderung  angesehen  wurde,  so 
dürfte  der  Schluß  nahe  liegen,  daß  im  Stabkranz  des  Sehhügeis  von  der 
Einde  her   diejenigen  Bahnen  an  einer   Stelle  im   Sehhügel  sich  vereinigen, 


Die  Ableitung  dor  Tränen,  17 

durch  deren  Erregung  das  Weinen  hervorgobraclit  wird.  Weiterhin  weist 
die  enge  Beziehung  der  Tränen  zu  den  Schmerzen  gleichfalls  auf  den  Seh- 
hügel hin,  insofern  dor  zentrale  Schmerz  nach  neueren  Erfahrungen  (Edinger 
(100)  u.  a.)  in  den  Thalamus  lokalisiert  wird.  Femer  steht  letzterer  durch 
die  Rhidenthalamusschleife  mit  den  sensiblen  Partien  der  Hirnrinde  in  Ver- 
bindung. 

Endlich  befindet  sich  nach  Bechterew  und  Mislawsky  im  Sohhügel 
auch  die  zentrale  Leitungsbahn  des  Sympathikus,  der  ja  auch  nach  einigen 
Autoren  bei  der  Tränensekretion  beteiligt  sein  soll. 

Am  entschiedensten  spricht  sich  in  dieser  Beziehung  Lange  (41)  aus: 
„Das  WVinen  mit  der  reichlichen  Tränensekretion,  dem  geschwollenen,  ge- 
röteten Gesichte,  den  roten  Augen  und  der  vermehrten  Absonderung  auf 
der  Schleimhaut  der  Nase  sind  durchweg  Erscheinungen,  welche  eine  starke 
Gefäßerweiterung  in  der  Gesichtshaut  und  den  benachbarten  Schleimhäuten 
beweisen.  Man  darf  indes  wohl  annehmen,  daß  eine  solche  Erweiterung 
als  Reaktion  auf  eine  vorhergehende  Verengerung  eintritt,  als  Erschlaffung 
der  Gefäßmuskeln  nach  ihrer  starken  Kontraktion,  da  wir  ja  überhaupt  ge- 
wöhnt sind,  Ermüdung  und  Schlaffheit  als  Folge  einer  jeden  Überanstrengung 
der  Nerven  und  Muskeln  zu  finden,  wie  sich  das  z.  B.  so  auffallend  zeigt, 
wo  eine  einer  intensiven  Kälte  längere  Zeit  ausgesetzte  Hautpartie  wieder 
unter  gewöhnliche  Temperaturverhältnisse  kommt.  Diese  Erklärung  des 
Weinens  scheint  an  Annehmbarkeit  dadurch  zu  gewinnen,  daß  es  erst  eintritt, 
wenn  der  Kummer  abnimmt,  ein  Verhalten,  welches  - —  da  man  auch  gleich- 
zeitig mit  dem  entstehenden  W^einen  eine  Linderung  fühlt  —  populär  so 
aufgefaßt  wird,  daß  das  Weinen  eine  Verminderung  des  Kummers  bewirkt: 
,, Tränen  erleichtern",  man  ,, schafft  sich  Luft  in  Tränen",  ,, weint  seinen 
Kummer  aus",  usw." 

e)  Die  Ableitung  der  Tränen. 

§  23.  Der  Vollständigkeit  halber  mag  es  wohl  erwünscht  sein,  wenn 
wir  auch  hier  auf  den  Vorgang  der  Tränenableitung  näher  eingehen.  Bei  der 
Tränenableitung  in  die  Nase  kommen  zwei  Momente  in  Betracht.  Das  Ein- 
dringen der  Tränen  in  den  Tränensack  und  die  Weiterbeförderung  derselben 
vom  Tränensack  in  die  Nase,  Fuchs  (42). 

Nach  Henke  (43)  wird  durch  den  Lidschluß  beim  Lid  schlag  der 
Tränensack  erweitert,  wodurch  Tränenflüssigkeit  aus  dem  Tränensee  und 
dem  Konjunktivalsack  eingesogen  werde.  Bei  der  Lidöffnung  soll  jedoch 
eine  Kompression  des  Tränensacks  stattfinden,  wobei  die  Tränenröhrchen 
verschlossen  würden.  Durch  letztere  beiden  Momente  würde  die  Flüssigkeit 
durch  den  Tränennasenkanal  gepreßt. 

Diese  bei  jedem  Lidschlage  wirksam  werdende  Saug-  und  Druckwirkung 
zur  Fortschaffung  der  Flüssigkeit  aus  dem  Konjunktivalsack  bestreitet  neuer- 
dings Gad  (44).  Derselbe  gab  nur  zu,  daß  der  Lidschlag  einen  Einfluß  auf  die 
Bewegung    der    Tränenflüssigkeit    habe;    ebenso    daß    beim    Lidschlusse    der 

Wilbrand- Saenger,  Neurologie  des  Auges.    II.  Bd.   I,  Abteilung.  2 


18  Die  Ableitung  der  Tränen. 

Tränensack  sich  erweitere.  Nach  seiner  Ansicht  dagegen  würde  durch  diese 
Erweiterung  ein  Abfkiß  der  Tränenflüssigkeit  auf  die  Nasenschleimhaut 
verhindert.  Femer  sei  nicht  richtig,  daß  die  Tränenröhrchen  bei  der  Lid- 
öffnung sich  schlössen ,  und  daß  eine  durch  Muskelkräfte  bewirkte  Kom- 
pression des  Tränensacks  die  Flüssigkeit  aus  dem  Bereich  der  Konjunktiva 
forttreiben  solle.  Für  eine  Kompression  des  Tränensacks  ständen  überhaupt 
keine  Muskelfasern  zur  Verfügung,  vielmehr  fände  ein  Regurgitieren  der 
Tränen  aus  dem  Tränensack  durch  Kapillarattraktion  nach  dem  sich  ver- 
größernden freien  Teile  der  Konjunktiva  hin  statt.  Zum  Beweise  für  seine 
Ansicht  bezieht  sich  Grad  auf  die  Versuche,  die  E.  Scimemi  (45)  bei  Tränen- 
sackfisteln angestellt  hat. 

Nach  diesem  Forscher  gelangen  die  Tränen  in  den  Tränensack  zunächst 
durch  die  Kapillarität  der  Tränenröhrchen.  Der  weitere  Abfluß  durch  den 
Nasenkanal  sei  nur  die  Wirkung  der  Schwere,  entsprechend  einer  Wasser- 
säule von  der  Höhe  zwischen  dem  Tränensee  und'dem  unteren  Ende  des  Nasen- 
kanals. Durch  Anstauen  der  Tränen  in  der  Lidspalte,  deren  Einfettung  das 
Überfließen  hindert,  könne  dieser  Wasserdruck  noch  bis  um  höchstens  5  mm 
vermehrt  werden.  Dazu  geselle  sich  die  Wirkung  des  Orbikularis.  Bei  der 
Annäherung  der  Lider  aneinander,  sowie  bei  dem  Schlüsse  derselben  sei  eine 
Erweiterung  des  Tränensacks  nachweisbar,  und  zwar  um  so  ausgiebiger,  je 
kräftiger  der  Lidschluß  wäre.  Die  nachträgliche  Verengerung  des  Sackes 
sei  stets  eine  langsame,  schwache  und  beruhe  nur  auf  Elastizität.  Der  Tränen- 
sack sei  niemals  leer,  stets  wenigstens  zur  Hälfte  gefüllt.  Die  Ansaugung  der 
Luft  aus  der  unteren  Nasenöffnung  würde  durch  die  Schleimschicht  der  Nase 
verhindert. 

Walzberg  (46)  spricht  sich  hinsichtlich  der  funktionellen  Bedeutung 
des  Tränensacks  dahin  aus,  daß  der  Pumpmechanismus  Henke s  wohl  für 
die  Aufsaugung  und  Fortleitung  der  Tränen  mitwirksam  sein  könne,  aber 
durchaus,  nicht  als  das  alleinige  treibende  Agens  aufzufassen  sei.  Die  Ent- 
fernung des  Plus  der  Tränenflüssigkeit  aus  dem  Tränensack  resp.  Tränen- 
nasenkanal  geschehe  durch  den  atmosphärischen  Druck,  der  sofort  beim 
Öffnen  der  Lider  (Entspannung  des  M,  orbicul.  palpebr.)  wieder  zur  Wirkung 
gelange.  Beim  Öffnen  der  Lider  verhielten  sich  die  Kanälchen  ganz  wie 
Kapillarröhrchen,   d.  h.   die  Tränenflüssigkeit  werde  von   diesen  aufgesogen. 

Eave  (47)  ist  der  Ansicht,  daß  die  Fortleitung  der  Tränen  durch  die 
Verdünnung  der  Luft  in  der  Nasenhöhle  und  im  Tränenkanal  bei  der  Re- 
spiration bedingt  sei.  An  dieser  Stelle  dürfte  die  Bergeonsche  (48)  Ansicht 
von  der  Rolle  der  Tränendrüse  bei  der  Respiration  Erwähnung  finden, 
Bergeon  (48)  behauptet,  daß  die  Tränendrüse  für  die  Atmung  wichtiger 
sei  als  für  das  Auge.  Während  letzteres  durch  die  Meibomschen  und  Hard er- 
sehen Drüsen  hinlänglich  l)efeuchtet  und  schlüpfrig  erhalten  werde,  befeuchteten 
die  Tränen  unaufhörlich  die  Nasengänge  und  verhinderten  deren  Austrocknung 
durch  den  Luftstrom.  Wenn  beim  Mensch(^n  die  Atmung  durch  die  Nase 
gehindert  werde,  so  entstehe  sehr  starke  Trockenheit  des  Mundes.    Die  Nase 


Die  Al)lcituii^,  der  Tränoii.  19 

widerstehe  der  Austrockiiuiig  besser  durch  Zuströnicii  der  TräiicrifUissigkeit, 
Die  Tiere,  welche  eine  mit  Feuchtigkeit  gesättigte  Luft  atmeten,  entbehrten 
der  Tränendrüse. 

Auch  die  Tränenleitung  bringt  Bergeon  mit  der  Atmung  in  Beziehung. 
Indem  der  Atnumgsstrom  die  Verdunstung  befördere,  bewirke  er  eine  wahre 
Aspii'ation  der  T]änen.  welclie  bis  zui'  ])rüse  wirke  und  deren  Absonderung 
errege.  Da  diese  Erregung  ausbleibe,  wenn  der  Tränensack  obliteriert  sei, 
so  versiege  die  Tränenseki-etion,  und  es  folge  keine  Epiphora;  doch  klagt(ui 
die  Patienten  ül)er  Trockenheit  und  Eei/ung  der  Nase. 

§  24.  Estor  (49)  beschäftigte  sich  auch  mit  der  Erklärung  dieser  l)e- 
kannten  Tatsache,  daß  nach  Obliteration  der  Tränenwege  ein  sehr  geringes 
oder  gar  kein  Tränen  träufeln  zurückbleibe.  Estor  nimmt  an,  daß  die 
Tränen  die  Bestimmung  hätten,  außer  der  Vorderfläche  des  Bulbus  auch 
den  unteren  Kasengang  zu  befeuchten.  Jede  Reizung  des  unteren  Nasengangs, 
so  auch  die  Austrocknung,  rufe  einen  Tränenerguß  hervor.  Unmittelbar 
nach  Verstopfung  der  Tränenwege  werde  daher  durch  die  Austrocknung  der 
Nasenschleimhaut  starkes  Tränenträufeln  veranlaßt.  Allmählich  jedoch 
atrophiere  die  Schleimhaut,  und  damit  höre  die  reflektorische  Wirkung  auf 
die  Tränenabsonderung  auf.  Beim  Weinen  dagegen  ?ei  die  Tränenmenge 
beiderseits  gleich  reichlich. 

Tscherno-Schwartz  (50)  hat  experimentell  an  Kaninchen  die  vor- 
liegende Frage  durch  Exstirpation  des  Tränensackes  zu  lösen  gesucht.  Er  kam 
zu  dem  Resultat,  daß  nach  Entfernung  des  Tränensacks  das  Tränenträufeln 
aufhören  könne,  wahrscheinlich  infolge  von  kompensierender  Atrophie  der 
Drüse  auf  nervöser  Grundlage. 

Ebenfalls  an  Kaninchen  (16  an  der  Zahl)  experimentierte  Schwarz  (51). 
Li  13  Fällen  hörte  nach  Exstirpation  des  Tränensacks  das  anfangs  bewirkte 
Tränenfließen  nach  kürzerer  oder  längerer  Zeit  vollständig  auf,  wobei  aller- 
dings auch  Rezidive  beobachtet  wurden.  S  eh  war  z  kam  zu  folgenden  Schlüssen : 
1.  Es  unterliege  keinem  Zweifel,  daß  nach  Entfernung  des  Tränensacks  bei 
Kaninchen  der  Tränenfluß  sich  vermindere  oder  ganz  aufhöre.  2.  Es  köimten 
unter  dem  Einflüsse  äußerer  Reize  Rezidive  auftreten,  wobei  ihre  Schwere 
im  umgekehrten  Verhältnis  zu  der  nach  der  Operation  verstrichenen  Zeit 
stehe.  3.  Die  Ursache  des  Aufhörens  des  Tränenflusses  liege  in  einer  kom- 
pensatorischen Atrophie  der  Tränendrüse.  4.  Das  Aufhören  des  Tränen- 
fließens  und  die  Tatsache  der  anatomischen  Veränderung  der  Tränendrüse 
nach  Entfernung  des  Tränensackes  spreche  für  einen  engen  (vermuthch 
nervösen)  Zusammenhang  zwischen  den  beiden  Organen.  5.  Der  Überfluß  der 
Tränen  könne  niemals  durch  Verdunstung  ausgeglichen  werden,  sondern  müsse 
durch  den  Tränennasenkanal  fortgeleitet  werden.  6.  Das  Gewicht  der  Tränen- 
drüse und  ihr  Verhältnis  zum  Gesamtgewicht  des  Tieres  und  das  durchschnitt- 
liche Kaliber  der  Tränenbläschen  sei  beim  normalen  Kaninchen  sehr  ver- 
schieden. Dagegen  seien  die  genannten  Zahlen w^erte  für  die  Tränendrüsen  beider 
Augen  eines  und  desselben  Tieres  annähernd  gleich. 

2* 


20  Die  vermehrte  Tränensekretion. 

III.  Pathologisches. 

a)  Die  vermehrte  Träiiensekretioii. 

Wenn  auch  in  dem  Vorhergehenden  bei  Besprechung  der  anatomischen 
und  physiologischen  Verhältnisse  der  Tränensekretion  vielfach  auf  patho- 
logische Erscheinungen  rekurriert  werden  mußte,  so  erfordert  doch  ein  tieferes 
Verständnis  der  bei  der  Tränensekretion  zu  beobachtenden  Momente  ein 
genaueres  Eingehen  auf  die  Pathologie  der  Tränenabsonderung. 

§  25.  Schon  früher  hatten  wir  darauf  hingewiesen  und  auch  durch  ein 
Beispiel  belegt,  daß  bei  der  Trigeminusneuralgie  während  der  Anfäxle 
auf  der  affizierten  Seite  einseitige  vermehrte  Tränensekretion  auf- 
träte, was  von  Remak  (52)  bestätigt  wird. 

In  jüngster  Zeit  beobachteten  wir  in  der  Polikhnik  einen  71jährigen  Schuhmacher  M. 
Derselbe  klagte  seit  einem  Vierteljahr  über  lästiges,  beinahe  fortwährendes  Tränen  des 
rechten  Auges  zu  gleicher  Zeit  mit  permanenten  Kopfschmerzen.  Patient  war  früher  ge- 
sund; hatte  keine  Syphilis;  war  mäßig  in  Alkohol  und  Tabak. 

Die  Untersuchung  der  Bindehaut  und  der  tränenableitenden  Organe  ergab  keinerlei 
Abweichungen  von  der  Norm. 

Die  Puiiillenreaktion  war  rechts  träger  als  links.    Augenhintergrund  normal. 

Augenbewegungen  frei. 

Beim  Stehen  mit  geschlossenen  Augen  trat  Schwanken  ein. 

Auf  der  Scheitelhöhle  Schmerz  bei  Bekloiifen. 

Patient  schwankte  hie  und  da  beim  Gehen  und  hatte  eine  Neigung,  nach  links  zu  fallen. 

Es  bestand  eine  gewisse  Polyurie.    Der  Urin  war  normal. 

Die  Sensibilität,  die  Reflexe,  die  Hirnnerven  waren  normal. 

Es  sei  speziell  noch  hervorgehoben,  daß  das  rechtsseitige  Tränen  nur 
bei  den  Kopfschmerzen  auftrat,  ohne  dieselben  aber  nicht. 

Hier  handelte  es  sich  wahrscheinlich  um  ein  beginnendes  Zerebralleiden 
(Tumor?)  mit  Reizung  der  vom  Trigeminus  versorgten  Meningen. 

Ferner  beobachtete  man  vermehrte  Tränensekretion  bei  der  Tabes, 
bei  der  Hysterie,  beim  Basedow  und  in  der  Gravidität. 

§  26.  Terson  (53)  konstatierte  Tränenträufehi  schon  längere  Zeit 
bevor  andere  objektive  und  subjektive  Erscheinungen  des  Tabes  zutage 
getreten  waren. 

Petrolucci  (5-i)  spricht  sogar  von  einer  Epiphora  ataxique  und  ist  der 
Meinung,  daß  die  Epiphora  auf  reflektorischem  Wege  entstehe. 

Pel  (55)  beobachtete  bei  einem  41jährigen  Tabiker  starken  Tränenfluß  bei 
heftigen,  schmerzhaften  Anfällen  krampfhafter  Kontraktionen  der  beiden  Mm.  orbiculares; 
dabei  war  die  Conjunctiva  bulbi  et  palpebrarum  intensiv  gerötet  und  geschwollen. 
Genauere  Untersuchung  der  Augen  war  wegen  der  hochgradigen  Hyperästhesie  der  Um- 
gebung während  der  Anfälle  nicht  möglich.  Die  Dauer  schwankte  zwischen  2—3  Stunden 
und  IY2  Tagen.  In  den  Intervallen  waren  die  Augen,  abgesehen  von  reflektorischer  Pupillen- 
starre, normal. 

Nach  unseren  Erfahrungen  scheint  das  Tränenträufehi  bei  der  Tabes 
recht  selten  zu  sein,  denn  wir  haben  es  nur  in  einem  einzigen  Fall  konsta- 
tieren können. 


Die  vermohrk'  Tränrnsckrclion.  21 

Ein  40 jähriger  Kaufmann  akquirierte  vor  19  Jahren  Lues.  Vor  10  Jahren  trat 
Tränen  auf.  Des  Morgens  liefen  die  Tränen  über  die  Baeken,  besonders  wenn  Patient  an 
die  Luft  ging.  Damals  war  er  schon  stark  durch  Licht  geblendet.  Zu  gleicher  Zeit  klagte 
Patient  über  lanzinierende  Schmerzen. 

Vorübergehend  hatte  er  eine  Ptosis  und  Abduzenslähmung.  Die  Untersuchung  ergab 
Fehlen  tier  Patellarreflexe,  ausgebreitete  Analgesien  an  den  Beinen,  reflektorische  Licht- 
starre der  Pupille  und  beginnende  Optikusatrophie  auf  dem  rechten  Auge. 

Jedenfalls  erscheint  es  geboten,  mehr  als  bisher  auf  dieses  Symptom 
zu  achten  und  namentlicli  zu  untersuchen,  ob  nicht  Nasenaffektionen,  Ver- 
legung der  die  Tränen  ableitenden  Wege  eventuell  die  Ursache  der  Epiphora 
bilden;  denn  es  bleibt  fraghch,  ob  die  hie  und  da  beobachtete  vermehrte 
Tränensekretion  bei  der  Tabes  auf  Reizung  der  Kernregion  beruhe. 

§  27.  Gesteigerte  Tränensekretion  in  Form  des  Tränenträufelns 
[(Berger  (56)]  und  in  Form  des  psychischen  Weinens  sehen  wir  bei  der 
Hysterie.  Eine  ganz  gewöhnliche  Klage  der  mit  diesem  Leiden  behafteten 
Patienten  ist  die  oft  unwiderstehhche  Neigung  motivlos  zu  weinen.  Es  ist 
dies  ein  so  häufiges  Vorkomnmis,  daß  es  unnötig  erscheint,  Belege  dafür 
aus  der  Praxis  herbeizubringen. 

Dagegen  sei  auf  die  beiden  folgenden  Fälle  unserer  Beobachtung  be- 
sonders hingewiesen  wegen  der  Eigenart- der  Störung  des  Tränens. 

Eine  20jährige  Stickerin  litt  seit  Weihnachten  1891  an  zeitweise  auftretendem 
heftigem  Tränenerguß.  Sowie  die  Patientin  längere  Zeit  arbeitete,  trat  Stechen  und  Brennen 
in  den  Augen  em;  dann  stürzten  erst  aus  dem  linken  und  dann  aus  dem  rechten  4uge  die 
Tränen  so  stark  hervor,  daß  sie  eine  Viertelstunde  nicht  sehen  konnte.  Nebenbei  litt  die 
Patientm  an  Spasmen  der  Augenmuskeln;  so  blieb  bei  extremer  Augenbewegung  nach  außen 
dasjenige  Auge,  dessen  Externus  innerviert  wurde,  zurück,  so  daß  Doppeltsehen  auftrat 
Beim  Blick  nach  oben  entstand  starke  Konvergenzschielstellung;  das  rechte  Auge  schien 
zu  fixieren,  während  das  linke  vorbei  schoß  und  spastische  Zuckuneen  zeigte.  Dieser  typische 
hysterische  Konvergenzkrampf  verschwand  beim  Sehen  in  die  Ferne.  An  beiden  Ober- 
armen waren  Analgesien  nachweisbar.  Es  bestand  linksseitige  Ovarie.  Das  rechte  Gesichts 
feld  war  konzentrisch  eingeschränkt,  und  beide  zeigten  das  Symptom  der  Ermüduna  Am 
behaarten  Kopfe  befanden  sich  einige  schmerzhafte  Druckpunkte.  Von  denselben  aus  ließ 
sich  weder  eine  Hemmung  noch  eine  Steigerung  der  Tränensekretion  nachweisen. 

In  dem  zweiten  Falle  handelt  es  sich  um  ein  übermäßiges  Tränen  bei 
hysterischem  Orbikulariskrampf. 

Eine  64jährige  Frau  Ktt  seit  14  Tagen  an  heftigem  Krampf  sämtlicher  um  die  Augen 
belegener  Muskeln.  AUe  5  Minuten  mußte  die  Patientin  sehr  kräftig  die  Augen  zukneSen 
und  zwar  so,  daß  die  Corrugatores  supercilii  und  die  Levatores  labii  sup.  alaeque  nasi  dabei 
kraftigst  mitinnerviert  wurden.  Bei  diesem  heftigen  Spasmus  quollen  Tränen  zwischen 
den  Lidern  hervor,  Uefen  über  die  Backen,  und  zwar  links  stärker  als  rechts.  Patientin 
gab  an,  bei  diesem  sie  sehr  belästigenden  Krämpfe  stechende  Schmerzen  in  den  Augäpfeln 
zu  empfinden.  ^  ^ 

Vor  10-12  Jahren  hatte  sie  dasselbe  Leiden.    Es  dauerte  damals  V^  Jahr 

Auffallend  war  die  außerordentliche  Lichtscheu  bei  der  Patientin.  Sie  suchte  stets 
die  dunkelsten  Ecken  im  Zimmer  auf  und  bot  in  den  anfallsfreien  Zeiten  exquisit  die  SteUung 
der  Augenlider  wie  bei  der  Lichtblendung  dar.    Siehe  Fig.   126,  Bd.  I. 

Auf  B^ragen  erwähnte  dieselbe,  daß  im  Dunkehi  der  Orbikulariskrampf  ebenfalls 
auftrete;  im  Hellen  würden  jedoch  die  Zusammenziehungen  häufiger. 


22  Die  vermehrte  Tränensekretion. 

Anamnestisch  sei  noch  hervorgehoben,  daß  Patientin  in  ihrem  55.  Lebensjahre  erst 
die  Menses  verlor.  Sie  war  damals  wegen  Melancholie  und  Selbstmordideen  nach  der  Irren- 
anstalt Friedrichsberg  gebracht  worden. 

Die  Untersuchung  derselben  ergab  als  hysterische  Stigmata  beiderseits  konzentrische 
Einengung  des  Gesichtsfeldes  inklusive  der  Farben,  linksseitige  Ovarie,  Analgesien  an  den 
Unterschenkeln,  Hj-jjalgesien  am  Rücken.  Der  Trigeminus  war  nirgends  druckempfindlich, 
jedoch  war  bemerkenswert,  daß  durch  Druck  auf  die  Austrittsstelle  des  N.  infraorbitalis 
beiderseits  der  Krampf  ausgelöst  werden  konnte. 

Die  Patientin  wurde  einer  elektrischen  Behandlung  unterworfen.  Schon  nach  einigen 
Tagen  zeigte  sich  eine  Verminderung  des  Orbikulariskrampfes  sowohl  in  bezug  auf  die 
Häufigkeit,  als  auch  die  Intensität  der  Zusammenziehungen. 

Es  sei  noch  hinzugefügt,  daß  die  Konjunktiva  oder  Kornea  des  linken  wie  rechten 
Auges  weder  hyperästhetisch,  noch  anästhetisch  war,  wie  es  namentlich  von  Briquet  (57) 
als  charakteristisches  Zeichen  der  Hysterie  angesehen  wurde. 

Von  Gilles  de  la  Tourette  (58)  wurde  konstatiert,  daß  in  den  Fällen 
von  Hysterie,  bei  welchen  die  Anästhesie  der  Kornea  und  Konjunktiva  eine 
vollständige  gewesen  war,  der  okulopalpebrale  Eeflex  nicht  mehr  hervor- 
gerufen werden  konnte,  während  die  Tränensekretion  bei  Berührung  mit 
einem  Stück  Papier  ebenso  reichlich,  wie  bei  vorhandener  Sensibilität  sich 
erwiesen  habe. 

Fromaget  (160)  stellte  kürzlich  in  der  medizinischen  Gesellschaft  zu  Bordeaux  ein 
junges  Mädchen  mit  vasomotorischen  Störungen  der  Bindehaut  auf  hysterischer  Basis  vor, 
welches  früher  an  Anfällen  von  Tränenträufeln  hysterischer  Natur  gelitten  hatte. 

Über  das  Versiegen  der  Tränensekretion  bei  der  Hysterie  werden  wir 
später  zu  sprechen  haben. 

§  28,  Eine  übermäßige  Tränensekretion,  die  sich  in  Form  der  Epiphora 
kund  tut,  beobachtet  man,  wie  auch  Möbius  (59)  mitteilt,  bei  der  Basedow- 
schen Erkrankung. 

Über  das  Zustandekommen  dieser  Erscheinung  herrschen  verschiedene 
Ansichten,  wie  das  ja  bei  der  noch  dunklen  Ätiologie  dieser  Erkrankung  nicht 
anders  zu  erwarten  ist. 

Berger  (60)  meint,  das  Tränen  beim  M.  Basedowii  sei  auf  eine  durch 
Sympathikusreizung  bedingte  Hypersekretion  zurückzuführen. 

Schmidt-Eimpler  (61)  sagt,  daß  das  vermehrte  Tränen  im  Beginne 
dieser  Erkrankung  vorkomme  und  erklärt  dasselbe  durch  die  mechanische 
Reizung,  welche  die  in  größerer  Ausdehnung  freigelegte  Conjunctiva  bulbi  und 
die  Kornea  durch  die  Luft  erfahre.  Da  weiter  der  Lidschlag  seltener  sei  und 
die  Tränenpunkte  bei  Exophthalmus  vom  Tränensee  etwas  abgedrängt  wären, 
so  würden  die  Tränen  nicht  ausreichend  abgeleitet.  In  einem  späteren  Stadium 
wäre  jedoch  das  Auge  dann  meist  weniger  befeuchtet,  weil,  wie  man  oft  kon- 
statieren könne,  die  Sensibilität  der  Kornea  und  Konjunktiva  vermindert  wäre. 
Die  ausgedehntere  Verdunstung  auf  der  größeren,  bloßliegenden  Augenfläche 
steigere  dann  unter  diesen  Verhältnissen  noch  die  Trockenheit. 

So  einfach  dürften  indes  nach  unserer,  sich  auf  45  Fälle  stützenden  Er- 
fahrung diese  Verhältnisse  nicht  liegen,  weil  eben  nur  sehr  selten  eine  wirk- 
liche Hera})setzung  der  Sensibilität  der  Kornea  und  Konjunktiva  beim  Basedow 


Die  vermehrte  Tiänensckrction.  23 

gefunden  wird.  Ferner  kommen  auch  Fälle  von  lan^jehestehendem  und  hoch- 
gradigem Exoi)hthalnuis  vor,  bei  denen  auch  nach  langem  Bestehen  keine 
besondere  Trockenheit  des  Auges  zu  konstatieren  ist.  Abgesehen  \ielleicht  von 
d(>njenigen  Bi'<)l)a.chtungen,  bei  welchen  der  Tränenpunkt  infolge  des  Exoph- 
thalnnis  vom  Tränensee  abgedrängt  worden  war,  ist  das  übermäf5ige  Tränen 
beim  Basedow  entweder  als  ein  die  so  häufig  vorkommende  Konjunktivitis 
begleitend(^s  Reizsymptom  zu  betrachten,  oder  es  beruht  auf  einer  uns  bis  jetzt 
noch  unbekaimten  Einwirkung  auf  die  Tränendrüse,  möge  dieselbe  nun  auf 
direktem  oder  reflektorischem  Wege  zustande  kommen. 

§  29.  Eine  ebenso  auffallende  Erscheinung  bildet  die  abnorme  Tränen- 
sekretioii  bei  der  Gravidität.  So  beobachtete  Nieden  (62)  bei  einer 
25jährigen  Erstgebärenden  vom  dritten  Schwangerschaftsmonate  an  ein  kon- 
tinuierliches, hochgradiges  Tränenträufeln.  Eine  mehrmalige  Kokainein- 
träufelung  brachte  Erleichterung. 

Xieden  betrachtet  diese  Epiphora  als  eine  Eeflexerscheinung  der 
Schwangerschaft. 

Auch  Metaxas  (63)  hatte  schon  früher  auf  die  abnorme  Tränensekretion 
während  der  Gravidität  und  auch  bald  nach  der  Entbindung  aufmerksam 
gemacht. 

Außer  bei  diesen  Krankheiten  beobachten  wir  neuerdings  vermehrte 
Tränensekretion  in  einem  Fall  von  Migräne  und  einem  anderen  von  Myx- 
ödem. 

Im  ersteren  handelte  es  sich  um  einen  21jährigen,  hereditär  nervös  nicht  belasteten 
Seemann,  welcher  seit  l^/,  Jahren  an  Anfällen  von  linksseitigem  Kopfschmerz  litt.  Wir 
hatten  zufällig  Gelegenheit,  den  Patienten  während  eines  solchen  Anfalles  zu  beobachten. 
Hierbei  rötete  sich  die  Sklera  des  linken  Auges,  Tränen  strömten  aus  demselben  und 
liefen  über  die  Wange.  Bei  der  Untersuchung  vor  dem  Anfall  konnten  wir  feststellen, 
daß  die  linke  Pupille  und  linke  Lidspalte  enger  als  die  rechte  war.  Ferner  erschien  die  linke 
A.  tetni^oralis  ganz  auffallend  geschlängelt  im  Vergleich  zur  rechten.  Bemerkenswert  erscheint 
d\e  Angabe  des  Patienten,  während  des  Migräneanfalls  oft  Klopfen  in  der  linken  Schläfe 
zu  fühlen. 

Im  zweiten  Falle  traten  bei  einer  47  jährigen  Gastwirtsfrau  die  Erscheinungen  des 
Myxödems  auf.  Die  Hautveränderungen  waren  besonders  ausgeprägt  im  Gesicht  und  in 
den  Vorderarmen.  Das  Gesicht  sah  breit,  gedunsen  aus.  Patientin,  die  früher  viel  geschwitzt 
hatte,  geriet  nicht  mehr  in  Schweiß.  Ganz  auffallend  war  das  lästige  Tränen  beider  Augen, 
ohne  daß  irgendeine  Anomalie  am  Auge  nachweisbar  war. 

Patientin  erhielt  ThjTeoidintabletten  (Borrunge,  Wete  &  Co.)  1  pro  die.  Schon  nach 
einem  Monat  waren  sämtliche  Erscheinungen  des  Mj'xödems  zurückgegangen;  zugleich 
hatte  sehr  das  lästige  Tränen  aufgehört. 

§  30.  Sicher  reflektorisch  bedingte  übermäßige  Tränensekretion  sehen 
wir,  wie  schon  frülier  erwähnt,  bei  allen  Eeizen  und  Erkrankungen  der 
vorderen  Bulbusfläche  (Keratitis,  Konjunktivitis),  femer  bei  der  Iritis  und 
Zykhtis. 

Die  chronische  Iridochorioiditis  geht  oft  ohne  Tränensekretion  einher. 

§  31.  Daß  es  Fälle  von  starkem  Tränenfluß  gibt,  welche  ihre  Ursache 
in  Erkrankung  der  Nasenschleimhaut  haben,  hat  Piipault  (64)  ganz 
speziell  hervorgehoben. 


24  Das  Versiegen  der  Tränen. 

So  berichteten  auch  Melville  Hardie  und  Casey  A.  Wood  (65)  über 
2  Fälle  von  permanentem  wässerigem  Ausfluß  aus  der  Nase,  von  denen  der 
eine  durch  doppelseitige,  mit  der  Verschlimmerung  der  Nasensymptome  ver- 
mehrte Epiphora  komphziert  war, 

§  32,  Als  Eeflexerscheinung  wäre  die  Heimannsche  Beobachtung  zu 
deuten  (66),  daß  nach  einem  Anstreifen  des  Auges  an  eine  Pflanze  eine  aus- 
gesprochene Hypotonie  mit  starker  Tränensekretion  eingetreten  sein 
soll.  Entfernter  lag  die  Ursache  von  anhaltendem  Tränen  eines  Auges  bei 
Abszessbildung  am  Wurzelstumpfe  eines  kariösen  oberen  Eckzahnes  (67). 

§  33.  Zum  Schlüsse  sei  noch  einer  interessanten  Mitteilung  Trous- 
seaus  (68)  gedacht.  Derselbe  berichtete  über  einen  Fall  von  plötzlicher  und 
in  häufigen  Anfällen  entstehender  Anschwellung  der  linken  Tränen- 
drüse bei  einer  42jährigen  Dame. 

b)  Das  Versiegen  der  Tränen. 

§  34.  Daß  eine  Abwesenheit  der  Tränensekretion  kongenitaler  Natur 
sein  könne,  hat  Morton  (69)  hervorgehoben.  Er  beobachtete  dies  bei  einem 
Kinde  auf  dem  rechten  Auge. 

§  35.  Herabsetzung  oder  mangelnde  Sekretion  der  Tränen  kommt  in 
Fällen  hochgradiger  Vernarbung  der  Bindehaut  und  Vertrocknung  ihres 
Epithels  vor,  so  bei  der  Xerosis  conjunctivae.  Arlt  (94)  hat  dabei  durch 
die  Autopsie  eine  Atrophie  der  Tränendrüse  festgestellt. 

§  36.  Der  erste,  welcher  mit  Nachdruck  die  Aufmerksamkeit  auf  die 
klinisch  so  bedeutsame  Tatsache  des  Versiegens  der  Tränensekretion  bei 
der  Fazialislähmung  lenkte,  war,  wie  schon  früher  hervorgehoben,  Gold- 
zieher  (70). 

Allerdings  beobachtete  noch  früher  Hutchinson  (71)  in  einem  Falle  von  rechtsseitiger 
kompletter  Fazialislähmung  mit  geringer  Abnahme  der  Empfindlichkeit  in  der  rechten 
Gesichtshälfte  völliges  Versiegen  der  Tränensekretion. 

Gold z.i eher  sah  eine  Frau,  die  an  Episkleritis  und  Iritis  des  rechten  Auges,  femer 
an  kompletter  linksseitiger  Fazialislähmung  litt.  Diese  Frau  weinte  nur  mit  dem  rechten 
Auge,  während  das  linke  trocken  blieb.  Mit  dem  Verschwinden  der  Lähmung  verlor  sich 
auch  die  Trockenheit.    Die  anderen  Nerven  der  linken  Gesichtshälfte  waren  normal. 

Die  Epiphora  bei  Lagophthalmus  paralyticus,  auf  die  wir  später  zurück- 
kommen werden,  erklärt  Gold  zieher  durch  Konjunktivalabsonderung.  Wir 
hatten  schon  eingangs  dieses  Kapitels  gesehen,  daß  Gold  zieh  er  die  sekre- 
torischen Fasern  der  Tränendrüse  im  Faziahs  sucht.  Der  letztere  führt  ja 
auch  einem  Trigeminuszweige  die  Absonderungsnerven  der  Submaxillarisdrüse 
zu.  In  einer  späteren  Arbeit  wies  Gold  zieher  (72)  darauf  hin,  daß  in  allen 
Fällen  von  totaler  Fazialislähmung,  in  welclien  auch  eine  Paralyse  des  Gaumen- 
segels vorhanden  war,  die  Tränenabsonderung  auf  dem  Auge  der  gelähmten 
Seite  gefehlt  habe. 

Uhthoff  (22),  Schüßler  (22),  V.  Francke  (95)  und  Klapp  (73)  beschrieben  eben- 
falls Fälle  von  einseitigem  Weinen  bei  totaler  Fazialislähmung.  Auf  der  gelähmten  Seite 


Das  Versiegen  der  Tränen.  25- 

fand  sich  Epiphora,  welche  durch  .Störungen  im  AbleitungsmechaniHmuR  der  Konjunktival- 
sekrete  bedingt  war.    In  der  Deutung  schließt  er  eicli   üoldzieher  an. 

V.  Forster  (74)  berichtete  ebenfalls  über  zwei  Fälle  von  einseitigem  Weinen  bei 
totaler  Fazialisparalyse. 

Embdcn  (75)  beobachtete  bei  einem  4jährigen  Mädchen,  das  infolge  einer  Schädel- 
basisfraktur eine  rechtsseitige  Fazialislähmung  mit  fieteiligung  des  Gaumensegels  erlitten- 
hatte,  einen  Mangel  der  Tränensekretion  auf  derselben  »Seite.  Auch  die  beim  Weinen  normal 
eintretende  Rötung,  sowie  die  Vermehrung  des  Sekretes  der  Nasenschlcimhaut  zeigten  sich, 
hier  nicht.    Die  Funktionen  der  übrigen  Hirnnerven  waren  ungestört. 

Die  beiden  letzten  Beobachter  schließen  sich  der  Goldzieherschen 
Deutung  an. 

Eine  sehr  interessante  und  wichtige  Beobachtung  machte  in  jüngster 
Zeit  0.  Heubner  (103). 

Ein  Kind,  welches  gesunde  Eltern  und  zwei  gesunde  Geschwister  hatte,  zeigte  schone 
nach  der  leicht  verlaufenden  Geburt  eine  Ungleichheit  des  Gesichts,  die  sich  unverändert 
erhielt.  Das  Kind  war  psychisch  durchaus  normal;  um  so  auffälliger  waren  die  Mängel  in  der 
Funktion  mehrerer  Hirnnerven:  beide  Abduzensgebiete  waren  gelähmt,  desgleichen  der  linke 
Fazialis,  während  der  rechte  eine  ziemliche  Schwäche  zeigte;  die  vom  linken  Okulomotorius 
versorgten  Muskeln  waren  wenig  beweglich;  die  linke  Zungenhälfte  war  völlig  gelähmt  und. 
atrophisch;  auch  die  rechte  Hälfte  zeigte  nur  schwache  Muskelaktion,  und  schließlich 
fehlte   jede  Spur   von  Tränensekretion.    Die  elektrische  Erregbarkeit  war  erloschen.. 

Es  handelte  sich  also  um  eine  doppelseitige,  vornehmlich  exteriore  Ophthalmoplegie,, 
verbunden  mit  beiderseitiger  Fazialis-  und  Hypoglossuslähmung. 

Das  P/ojährige  Kind  starb  infolge  von  Pleuropneumonie.  Die  mikroskopische  Unter- 
suchung ergab  ein  völliges  Fehlen  des  linken  Hypoglossus,  des  Fazialis-  und  Abduzenskerns;. 
rechts  enthielten  diese  Gebiete  zwar  wohlgebildete  Zellen,  aber  verglichen  mit  gesunden 
Organen  in  viel  geringerer  Menge.  Dagegen  waren  alle  sensiblen  Kerne  (Trigeminus,  Vagus) 
normal  ausgebildet.  Dieser  Fall  von  angeborenem  Kernmangel  ist  wegen  des  Fehlens  der 
Tränensekretion  recht  bedeutsam. 

Eine  andere  Anschauung  als  Gold  zieh  er  vertritt  Hanke  (76),  der  in 
einem  Falle  von  luetischer  Basalmeningitis  das  Fehlen  psychischer  und 
reflektorischer  Tränensekretion  beobachtete.  Er  macht  mehr  den 
Trigeminus  im  Sinne  eines  Erregers  der  Tränendrüse  verantwortlich,  als  den 
Faziahs,  da  Störungen  der  Tränensekretion  viel  ausgeprägter  waren,  als 
die  übrigen  Erscheinungen  von  Seiten  des  Fazialis;  auch  änderten  sich 
letztere  fast  gar  nicht,  während  zugleich  mit  dem  Eückgange  der  sensiblen 
Trigeminuslähmung  das  psychische  und  reflektorische  Weinen  sich  wieder 
eingestellt  hatte. 

Für  diese  Anschauung  dürfte  vielleicht  die  folgende  Erfahrung  Uht- 
hoffs  (77)  sprechen: 

Eine  Patientin  erkrankte  an  heftigem  Gesichtsreißen,  besonders  im  Gebiete  des 
zweiten  Astes  des  rechten  Trigeminus.  Als  sie  wegen  der  heftigen  Schmerzen  weinte,  be- 
merkte ihre  Schwester,  daß  die  Tränen  nur  aus  dem  linken  Auge  liefen,  während  das  rechte 
trocken  blieb.  Die  Schmerzen  am  linken  Auge  verloren  sich  nach  einigen  Tagen,  doch  blieben 
abnorme  Sensationen  bestehen:  Das  rechte  erschien  der  Patientin  kalt,  zu  groß,  das  Augenlid 
zu  schwer.  Uhthoff  fand  bei  der  Untersuchung  Parästhesien  im  Gebiete  des  zweiten  Astes 
des  rechten  »Quintus.  Der  Druck  auf  den  X.  infraorbitalis  war  schmerzhaft.  Reize,  welche 
das  linke  Auge  reichlich  mit  Tränen  füllten,  ließen  das  rechte  Auge  vollkommen  trocken. 


26  Das  Versiegen  der  Tränen. 

Außer  der  Unterdrückung  der  Tränenabsonderung  waren  bei  der  Demonstration  dieses  Falles 
•durch  Uhthoff  (in  der  Berliner  Gesellschaft  für  Psychiatrie  und  Nervenkrankheiten)  alle 
übrigen  Symptome  g&schwunden. 

Uhthoff  nahm  an,  daß  es  sich  um  eine  aufsteigende  Neuritis  des  II.  Astes 
des  rechten  Quintus  gehandelt  habe.  Man  habe  ja  auch  bei  Lähmung  des 
N.  lacrymahs  nach  experimenteller  Durchschneidung  Aufhören  der  Tränen- 
sekretion beobachtet,  was  jedoch  von  anderer  Seite  bestritten  werde. 

In  der  auf  die  Demonstration  dieses  Falles  folgenden  Diskussion  bemerkte  Oppen- 
lieim,  er  habe  einen  ähnlichen  Fall  beobachtet,  in  welchem  bei  Lähmung  des  N.  oculo- 
motorius  und  des  N.  trige  minus  der  rechten  Seite  durch  Syphilis  die  betreffende  Kranke 
bei  psychischen  Veranlassungen  auch  nur  mit  dem  linken  Auge  geweint  hätte. 

Die  Deutung  dieser  Fälle  erscheint  um  so  schwieriger,  als  bei  den  Affek- 
tionen des  Trigeminus,  welche  zur  neuroparalytischen  Keratitis  führen,  nach 
den  Tierexperimenten  sowohl,  wie  bei  den  klinischen  Beobachtungen,  die 
Tränenabsonderung  nicht  aufgehoben  ist.  Senator  (78).  Dagegen  hat 
C.  W.  Müller  (79)  folgenden  Fall  von  Trigeminuslähmung  publiziert,  bei  dem 
die  Tränensekretion  aufgehoben  war. 

Ein  43  jähriger  Maler  bekam  nach  einem  erhitzenden  Marsche  ziehende  Schmerzen 
in  der  rechten  Kopfhälfte,  welche  mit  Unterbrechung  zwei  Jahre  hindurch  anhielten.  Vier 
Jahre  nach  dem  Insulte  traten  deutliche  Zeichen  von  krampfhafter  Veränderung  in  den 
sensiblen  Fasern  des  Trigeminus  auf,  wobei  er  zuerst  ein  sonderbar  stumpfes  und  zugleich 
kribbelndes  Gefühl  in  der  rechten  Zungenhälfte  bemerkte. 

Bei  der  sechs  Jahre  später  vorgenommenen  Untersuchung  fand  man  totale  Anästhesie 
im  zweiten  Aste;  ferner  Empfindvmgslosigkeit  im  dritten  Ast  mit  Ausnahme  der  Bartgegend 
und  der  Gegend  vor  dem  Ohre;  endlich  bestand  komplette  Anästhesie  im  ersten  Aste  des 
Quintus,  am  Margo  supraorbitalis  und  an  der  Stirn,  während  Bulbus,  oberes  Augenlid 
lind  Nasenrücken  ganz  frei  erscliienen.  Die  motorische  Sphäre  des  Trigeminus  war  ganz 
■gesund.  Vor  allem  aber  interessiert  uns  hier,  daß  die  Tränen  Sekretion  rechts  bedeutend 
vermindert  war.  Diesem  Umstand  war  es  auch  zuzuschreiben,  daß  der  rechte  Nasengang 
unangenehm  trocken  blieb.  Zur  Anregung  einer  stärkeren  Sekretion  im  Auge  und  der  Nase 
hatte  Patient  sich  nun  das  Schnupfen  angewöhnt,  das  ihm  aber  für  das  Auge  nicht  viel 
■zu  helfen  schien.  Auch  die  Speichel-  und  Schweißsekretion  war  auf  der  befallenen  Seite 
herabgesetzt;  ferner  war  der  Geschmack  in  den  vorderen  -/a  der  rechten  Zungenhälfte  auf- 
gehoben. Wichtig  ist,  daß  der  Fazialis,  Akustikus  und  Glossojibaryngeus  keinerlei  Ano- 
malien erkerinen  ließen. 

Nach  Müller  handle  es  sich  bei  dieser  Erkrankung  um  eine  periphere 
Neuritis  der  sensiblen  Trigeminus-Partie  zentralwärts  vom  Ganglion  Gasseri. 
Die  bedeutende  Verminderung  der  Tränensekretion  lasse  verschiedene  Er- 
klärungsversuche zu.  Die  sensiblen  Erregungen  der  noch  normal  fühlenden 
Bulbusf lache  könnten  einmal  im  affizierten  Trigeminuszentrum  nicht  in  die 
zentrifugalen  Bahnen  geleitet  werden,  dann  aber  auch  sei  die  zentrifugale 
Leitung  durch  die  Sekretionsnerven  im  total  gelähmten  Subcutaneus  malae 
unmöghch  geworden,  und  drittens  möchte  auch  der  Umstand  von  einiger  Be- 
deutung sein,  daß  die  reflektorische  Erregung  durch  so  viele  sensible  Nerven 
aus  dem  I,  und  II,  Aste  (die  sämtlich  gereizt,  die  Tränensekretion  förderten) 
ebenfalls  ausfalle. 

Ungefähr  6  Jahre  später  w^ar  in  sämtlichen  früher  affiziert  gewesenen 
sensiblen  Nerven  nicht  eine  einzige  anästhetische  Stelle  mehr.    Die  Tränen- 


Das   Versiege  11  der  Tränen.  27 

Schweiß-  und  Spcichflsckretion  waren  zurück<^ekehrt.  Die  quälenden  Sen- 
sationen (Parästlu'sien)  im  Bereiche  der  kranken  Nerven  hatten  bis  auf  wenige 
aufgehört.  Nur  (hn-  Geschmack  in  der  vorderen  Partie  der  rechten  Zungen- 
hälfte blieb  teilweise  gestört. 

Schmidt  (80)  beobachtete  bei  einer  SSjährigen  Frau,  die  mit  dem  Hinterkopf  auf 
das  Glatteis  gestürzt  war,  nach  etwa  zwei  Monaten  Kribbeln  in  der  linken  Stirnhälfte  und 
in  den  Zähnen  der  linken  Seite.  AllmälilicOi  stellte  sich  ein  starker  Reizzustand  des  linken 
Auges  ein,  aus  dem  sich  eine  Hypopyonkoratitis  entwickelte.  Im  Bereich  des  I.  und  II. 
Trigeminusastes  aber  bestand  vollkommene  (iefühllosigkeit  gegen  Berührungen,  Nadelstiche, 
verschiedene  Temperaturen  imd  gegen  den  faradischen  Strom.  Im  Bereich  des  III.  Astes 
fand  sich  eine  geringe  Hyperästhesie. 

In  diesem  Falle  \()n  kompletter  isolierter  Trigeminuslähmung  wurde  trotz 
des  großen  lieizzustandes  des  erkrankten  linken  Auges  beim  Tränenträufeln 
beobachtet. 

Wir  selbst  beobachten  seit  1898  ein  28  jähriges  Dienstmädchen,  welches  an  Schmerzen 
in  der  linken  Gesichtshälfte  leidet.  Zugleich  war  die  Sensibilität,  sowohl  die  Tast-  wie  die 
Schmerzen! pfindung,  in  sämtlichen  drei  Ästen  des  Trigeminus  herabgesetzt;  auch  fehlte 
links  der  Kornealreflex.  Diese  Patientin  gab  an,  daß  bei  heftigen  Schmerzen  das  linke 
Auge  tränte. 

Bemerkenswert  dürfte  sein,  daß  für  längere  Zeit  eine  Besserung  der  subjektiven 
Beschwerden  auf  Jodnatrium  eingetreten  war,  obwohl  Lues  nicht  nachgewiesen  werden 
konnte.  Jedoch  stellten  sich  nach  einigen  Monaten  wieder  dieselben  Erscheinungen  ein.  Die 
übrigen  Hirnnerven  boten  keinerlei  Anomalien  dar. 

Sehr  wichtig  für  die  Entscheidung  der  Frage,  ol)  der  Trigeminus  bei 
der  Innervation  der  Tränendrüse  beteiligt  sei,  sind  die  von  Krause  (81) 
vorgenommenen  Exstirpationen  des  Ganglion  Gasseri.  Krause  hat  bei 
sieben  Personen  auf  der  operierten  Seite  die  Tränenabsonderung  dauernd 
vermindert  gefunden.  Sehr  stark  war  dies  der  Fall  bei  einer  36jährigen 
Patientin,  welche  auf  das  Bestimmteste  erklärte,  daß  seit  der  Operation 
das  betreffende  Auge  keine  Tränen  mehr  habe.  Bei  der  Betrachtung  sah 
man  deutlich,  daß  die  Tränenabsonderung  verringert  war.  Dasselbe  war 
bei  einem  Herrn  noch  zwei  Jahre  nach  der  Operation  der  Fall.  Eine 
dritte  Patientin  vergießt  seit  der  Ganglienexstirpation  beim  Weinen  nur 
'Tränen  auf  der  gesunden  Seite ,  wobei  dieses  Auge  sich  in  gewöhnhcher 
Weise  rötet;  das  Auge  der  operierten  Seite  bleibt  blaß  und  sondert  keine 
Tränen  ab.  Für  gewöhnlich  bemerkte  man  keinen  Unterschied  im  Feuchtig- 
keitsgrade beider  Augen.  Bei  derselben  Patientin  füllte  sich  nach  mehrmahgem 
Gähnen  nur  das  Auge  der  gesunden  Seite  mit  Tränen,  das  andere  bheb 
trocken. 

Eine  vierte  Patientin  hatte  etwa  V2  J^^^^  nach  der  Ganglienexstirpation 
ihren  einzigen  Sohn  verloren  und  während  dieser  tränenreichen  Zeit  stets  be- 
obachtet, daß  das  Auge  der  operierten  Seite  wohl  mitweinte,  daß  jedoch  hier 
die  Tränen  später  und  in  viel  geringerer  jMenge  abgesondert  wurden,  als 
auf  dem  normalen  Auge. 

Der  eine  von  uns  (S aenger)  hatte  auf  Veranlassung  von  Krause 
Gelegenheit,  die  Patienten  zu  untersuchen  und  die  Angaben  zu  bestätigen. 


28 


Das  Versiegen  der  Tränen. 


Krause  bezieht  sich  zur  Erklärung  der  verminderten  resp.  aufgehobenen 
Tränensekretion  auf  eine  Arbeit  von  V.  Francke  (101).  Er  glaubt,  daß 
bei  der  Operation  der  dem  Gangl.  Gasseri  und  dem  Trigeminusstamme  nahe- 
liegende dünne  Nerv,  petrosus  superfic.  major  gezerrt  oder  in  anderer  Weise 
verletzt  wurde.  Durch  diese  Läsion  würde  auch  die  Tränenabsonderung 
beeinflußt;  sie  würde  in  dem  einen  Falle  vermindert,  im  anderen  ganz  auf- 
gehoben sein. 

In  seiner  Monographie  über  die  Neuralgie  des  Trigeminus  stellt  sich 
Krause  ganz  auf  die  Seite  derer,  die  im  Fazialis  allein  den  Innervator  der 

Tränendrüse  sehen.  Er 
bezieht  sich  auf  die  Er- 
fahrungen Gold  ziehers 
bei  der  vollständigen  Fa- 
zialislähmung, ferner  auf 
die  Beobachtung  Schüß- 
1er s  (102)  bei  Dehnung 
des  Fazialis  wegen  Tic 
convulsif:  ,, in  dem  Augen- 
blicke der  Zerrung  w-ar 
es,  als  ob  ein  Eßlöffel 
voll  Wasser  aus  dem 
betreffenden  Auge  ver- 
gossen würde." 

Li  seinen  früheren 
Publikationen  äußerte 
sich  dieser  Autor  jedoch 
viel  vorsichtiger  und  nach 
unserer  Ansicht  viel  rich- 
tiger, wenn  er  sagt,  aus 
seinen  operierten  Fällen 
gehe  hervor,  daß  dem 
Trigeminus  ein  wesent- 
hcher    Einfluß    auf    die 


Fig.  8. 

A.    B.      Linksseitige    Fazialislähmung.      Schwimmen    der 
Augen  in  Tränen. 


Tränenabsonderung 


zu- 


komme. Da  aber  anderer- 
seits die  Tränensekretion  nach  der  Exstirpation  des  Gangl.  Gasseri  nicht 
vollständig  versiegt,  so  müsse  noch  ein  anderer  Nerv,  wahrscheinlich  der 
N.  facialis,  ebenfalls  wirksam  sein. 

Nach  unserer  Ansicht  sprechen  das  Versiegen  der  Tränen  bei  den  vor- 
her mitgeteilten  Fällen  von  Trigeminuslähmung,  sowie  die  Folgen  der  Krause- 
schen  Exstirpationen  des  Ganglion  Gasseri  sehr  zugunsten  des  Trigeminus 
als  Erreger  der  Tränensekretion. 

Ferner  sei  besonders  hervorgehoben,  daß  bei  der  kompletten  Fazialis- 
lähmung (mit  Beteiligung  des   Gaumensegels  und  dos  Geschmackes  an  der 


Das  Versiegen  der  Tränen. 


29 


Zungenspitze)   durchaus    nicht    konstant  die   Tränensekretion  aufgehoben 
ist,  im  Gegenteil  möchten  wir  di(^s  als  den  selteneren  Fall  ansehen. 

Erst  dieser  Tage  beobachteten  wir  ein  lOjähriges  Mädchen,  bei  der  sich  nach  einer 
Dampferfalirt  plötzlich  eine  völlige  Lähmung  der  linken  Gesichtshälfte  eingestellt  hatte. 

Es  bestand  eine  komplette  linksseitige  Fazialislälimvmg  mit  Lagoplithalmus.  Der 
Geschmack  war  an  der  linken  Seite  der  Zungenspitze  etwas  herabsgesetzt.  Die  Uvula  wich 
beim  Anlauten  nach  reclits  ab.    Das  linke  Gaumensegel  war  schwächer  irmerviert. 

Als  der  poliklinischen  Patientin  gesagt  wurde,  sie  müsse  im  Krankenhaus  bleiben, 
fing  sie  bitterlich  an  zu  weinen.  Hierbei  ergossen  sich  auf  beiden  Augen  in  durchaus 
gleicher  Menge  die  Tränen.  Man  konnte  deutlich  bei  ihr  beobachten,  daß  zugleich  mit  dem 
Weinen  sich  eine  Ziliarinjektion  einstellte,  was  darauf  hinweist,  daß  entweder  die  vasodila- 

tatorischen     Fasern     des     Trigeminus,  

oder  der  8ymj)atliikus  im  Spiel  waren. 
Jedenfalls  war  in  diesem  Falle  von 
einseitigem  Weinen  durchaus  keine 
Rede.    (Siehe  Fig.  8  und  9.) 

Wir  sahen  ferner  kürzlich  einen 
16jährigen  Menschen,  der  von  einem 
Wagen  heruntergestürzt  war,  das  Be- 
wußtsein verloren  und  eine  Schädel- 
basisfraktur erlitten  hatte.  Es  entleerte 
sich  Blut  aus  dem  linken  Ohr.  Nach 
Abschwellen  des  Gesichts  zeigte  sich 
eine  komplette  linksseitige  Fazialis- 
lähmung; zugleich  war  das  Gehör 
links  völlig  aufgehoben.  Sonst  waren 
keine  Veränderungen  nachweisbar.  Die 
uns  besonders  interessierende  Fazialis- 
lähmung betraf  alle  Äste.  Das  Gaumen- 
segel wurde  links  etwas  schwächer  in- 
nerviert. Der  Zungengrund  stand  links 
tiefer.  Der  Geschmack  war  an  den 
vorderen  -/g  der  Zunge  auf  der  linken 
Seite  deutlich  herabgesetzt.  Wir  beide 
hatten  Gelegenheit,  zufällig  diesen 
jungen  Menschen  weinen  zu  sehen  und 
konstatierten,  daß  sich  die  Tränen  auf 
beiden  Seiten  in  gleicher  Weise 
ergossen;  ja  sie  schienen  auf  der  ge- 
lähmten Seite  eher  vermehrt  zu  sein. 
(Siehe  Fig.  10.) 

Aus  unseren  Betrachtungen  und  Beobachtungen  geht 
hervor,  daß  die  Frage  nach  der  Innervation  der  Tränendrüse 
noch  nicht  gelöst  ist.  Manche  Erfahrungen  und  klinische  Be- 
obachtungen sprechen  zwar  sehr  zugunsten  des  Fazialis, 
andere  wieder  für  den  Trigeminus  oder  den  Sympathikus.  — 
Entweder  kommen  weitgehende  Variationen  vor,  die  bald  dem 
Fazialis,  bald  dem  Trigeminus,  bald  dem  Sympathikus  die  Rolle 
des  Innarvators  zuerteilen,  oder  es  handelt  sich  jedesmal  um  eine 
kombinierte  Wirkung  zweier  dieser  Nerven,  oder  endlich  wirken 
vielleicht  alle  drei  zusammen. 


A.  B. 


Fig.  9. 

Linksseitige  Fazialislähmung.   Tränenerguß 
beim  Weinen. 


30 


Das  Versiegen  der  Tränen. 


§  37.  Bei  manchen  Krankheiten  hat  man  eine  auffallende  Trockenheit 
der  Konjunktiva  beobachtet,  so  besonders  beim  Typhus. 

Berger  (82)  erklärt  dieses  Vorkommnis  durch  eine  Parese  der  sekre- 
torischen Nerven  der  Tränendrüse.  Jedoch  ist  diese  Erklärung  nicht  immer 
zutreffend. 

§  38.  Bei  Leprösen  wird  ebenfalls  ein  Versiegen  der  Tränen  beobachtet. 
Selbst  bei  dem  so  häufig  vorkommenden  Ektropium  sieht  man  keine 
Epiphora. 

Lopez   (83)    vermutete   als    Grund   dieses   Verhaltens   ein  gleichzeitiges 

Ergriffensein    der  Tränendrüse 
durch  die  Lepra, 

§  39.  Endhch  sei  noch 
auf  das  Versiegen  der  Tränen 
bei  einer  psychischen  Krank- 
heit, der  Melancholie,  hin- 
gewiesen. Döring  (84)  unter- 
suchte 257  Fälle.  Bei  22  Pa- 
tienten beobachtete  er  tränen- 
loses Weinen,  und  zwar  betrafen 
12%  das  weibhche  und  4% 
das  männliche  Geschlecht.  Xur 
bei  schwereren  Fällen  komme 
Mangel  oder  Verminderung  der 
Tränensekretion  vor.  Die  Ur- 
sache des  Versiegens  der  Tränen 
bei  der  Melancholie  habe 
man  in  dem  funktionellen 
Überwiegen  der  reflexhemmen- 
den Fasern  anzunehmen.  — 
Morel  (85)  macht  darauf  auf- 
merksam, daß  mit  der  be- 
ginnenden Rekonvaleszenz  bei 
dem  Weinen  sich  wieder 
Tränensekretion  einzustellen 
pflege.  Etwas  Analoges  beobachtet  man  in  nicht  pathologischen  Fällen,  daß 
bei  übergroßem  Schmerz  die  Tränensekretion  ausbleibt,  während  mit  der 
Linderung  desselben  es  zum  Weinen  kommt. 

§  40.  Zum  Schlüsse  dieses  Abschnittes  sei  noch  darauf  hingewiesen,  daß 
bei  akuten  Vergiftungen,  so  besonders  beim  Botulis mus  [s.  S.  278,  Bd.  I), 
ein  bis  zwei  Tage  nach  Genuß  des  verdorbenen  Fleisches,  Versiegen  der 
Speichel-  und  Tränensekretion  neben  anderen  Symptomen  gefunden  wird. 
Differentialdiagnostisch  ist  bei  dem  Versiegen  der  Tränensekretion  zu 
berücksichtigen,  ob  dasselbe  nicht  als  Folge  einer  Mikuhczschen  symmetrischen 
Erkrankung    der    Tränen-    und    Mundspeicheldrüsen    aufzufassen    sei.     Von 


Fig.  10. 
A.  B.   Linksseitige  Fazialislähmung.  Träne  am  Unter- 
lid des  linken  Auges  beim  Weinen. 


Die  Absonderung  blutiger  Tränen.  31 

Hirsch  (153)  wurde  luucrdiiigs  nachgewiesen,   daß  es   sich   bei   dieser  merk- 
würdigen Krankheit  um  eine  Zirrhose  der  genannten  Drüsen  handle. 

c)  Abnorme   Bestandteile  des   Träncnsckrctes.     Die   Absonderung 

blutiger  Tränen. 

§  41.  Während  IVüher  öfters  Fälle  von  sog.  Blutweinen  veröffentlicht 
wurden,  so  von  Frantze  (154)  und  Hasner  (86),  findet  man  in  neuerer  Zeit 
in  der  Literatur  nur  vereinzelte  dahingehörige  Beobachtungen. 

Fieuzal  (87)  stellte  unter  dem  Titel  ,,Les  larmes  de  sang"  4  Fälle  zusammen,  in 
welchen,  inid  zwar  anscheinend  spontan,  eine  blutig  wässerige  Feuchtigkeit  von  dem  Auge 
abgesondert  wurde.  In  2  Fällen,  die  genauer  untersucht  worden  sind,  war  nur  ein  Auge 
befallen.  Das  eine  Mal  ergab  sich  als  Ursache  eine  Schwellung  und  mehrfache  Exfoliation 
der  Conjunctiva  palpebrarum,  während  bei  dem  anderen  Falle  eine  kleine,  der  Schleim- 
haut fest  aufsitzende  imd  leicht  blutende  Geschwulst  in  der  Höhe  des  oberen  Tarsalrandes 
gefunden  wurde.  Hier  handelte  es  sich  demnach  nicht  um  blutige  Tränen,  sondern  um 
konjunktivale  Hämorrliagien,  die  namentlich  beim  Reiben  der  Lider  zustande  gekommen 
waren. 

Groß  (88)  beobachtete  dagegen  bei  einem  21jährigen  Mädchen  während  IY2  Jahren 
die  zeitweilige  Ausscheidung  von  blutigen  Tränen  aus  dem  linken  Auge,  ohne  daß  weder 
an  der  Konjunktiva,  noch  an  der  Tränendrüse  die  geringste  Veränderung  nachzuweisen 
gewesen  wäre.    Patientin  litt  lediglich  an  Anämie. 

Leider  vermissen  wir  bei  diesem  Mädchen  den  Hinweis  auf  Hysterie. 
Ist  es  doch  eine  ziemlich  sicher  festgestellte  Tatsache,  daß  bei  der  Hysterie 
Blutaustritte  aus  inneren  Organen,  aus  der  Haut  und  in  dieselbe  erfolgen  können. 
Allerdings  scheint  es  sich  in  den  meisten  Fällen  um  weibliche  Individuen  ge- 
handelt zu  haben,  bei  denen  die  Blutungen  sich  oft  auch  als  vikariierende 
]\lenstruationen  darstellen.  Bekannt  ist  ferner  die  vikariierende 
HämojDtoe,  die  Ohrblutung  und  die  Blutung  in  die  vordere  Kammer. 
Es  sind  aber  auch  bei  Hysterischen  ohne  Menstruationsanomalien  spontane 
Blutungen  beobachtet  worden.  Möglicherweise  gehören  die  S23ärlichen  Fälle  von 
Blut  weinen  in  die  Kategorie  der  blutigen  Sekretionen  bei  der  Hysterie; 
[blutiger  Schweiß  (Ihrig  N.  Z.  Bd.  10,  S.  528)  vgl.  Band  I,  S.  10  dieses  Buches], 
wenn  auch  nach  unserer  Ansicht  jedem  Falle  gegenüber  die  äußerste  Skepsis 
geboten  erscheint. 

Daß  es  in  der  Tränendrüse  zu  blutiger  Ausscheidung  kommen  kann, 
dürfte  aus  dem  Befunde  Eeklinghausens  (89)  erschlossen  werden  können. 
Derselbe  fand  bei  Hä  mochr omatose  auch  Braunfärbung  der  Tränendrüse. 

d)  Tränenträufeln    infolge   von   gehinderter  Abfuhr   der  Tränen. 

Die  gestörte  Ableitung  der  Tränen  kann  entweder  durch  ün Vollständig- 
keit des  Lidschlusses  oder  durch  Anomalien  der  Tränen wege  verursacht 
werden. 

§  42.  Wie  schon  im  I.  Bande  auseinandergesetzt  wurde,  sind  die 
Lähmungszustände  des  Muse,  orbicul.  oculi  meist  eine  Teilerscheinung 
der  kompletten  Faziahslähmung.   Um  Wiederholungen  zu  vermeiden,  verweisen 


32 


Gehinderte  Abfuhr  der  Tränen. 


wir  betreffs  der  genaueren  Details  der  peripheren  Fazialislähmung  auf  das 
Kapitel  X  des  I.  Bandes  und  heben  nur  in  bezug  auf  das  uns  hier  inter- 
essierende Phänomen  des  Tränens  bei  der  Faziahslähmung  hervor,  daß  das 
untere  Lid  nach  erfolgter  Lähmung  des  Fazialis  durch  die  eigene  Schwere 
herabsinkt,  wobei  noch  der  überwiegende  Tonus  des  unteren  Palpebral- 
muskels  sich  geltend  macht.  Hierdurch  kommt  die  untere  Lidkante  oft 
mehrere  Milhmeter  unter  den  Hornhautrand  zu  stehen,  siehe  Fig.  11.  Das  so 
lästige  Tränen  bei  der  Faziahslähmung  kann  nun  entweder  dadurch  zu- 
stande   kommen ,    daß    infolge   der   Unmöglichkeit   sowohl   des   willkürlichen, 

wie  reflektorischen  Lidschlusses,  der 
vordere  Bulbusabschnitt  bei  erwei- 
terter Lidspalte  den  taktilen  Eeizen 
(Staub  usw.,  Verdunstung)  schutzlos 
preisgegeben  ist,  wodurch  reflek- 
torisch die  Tränenabsonderung  her- 
vorgerufen wird,  oder  die  Tränen- 
flüssigkeit kann  infolge  des  Ab- 
ötehens  der  unteren  Lidkante  nicht 
in  die  evertierten  Tränenpunkte  ein- 
dringen und  läuft  über  die  Wange. 
Das  lästige  Tränen  bei  der 
Fazialislähmung  ist  nach  unseren 
Erfahrungen  ein  so  häufiges  Sym- 
ptom, daß  die  Tatsache  des  Aufge- 
hobenseins des  Weinens  bei  dieser 
Erkrankung  um  so  bemerkenswerter 
erscheinen  muß  und  darum  auch 
noch  einer  genaueren  Untersuchung 
bedarf. 

Auf    Seite    28 — 30    teilten   wir 
zwei    Fälle    von    totaler,    peripherer 
Fazialislähmung    mit,    bei    welchem 
sich     beim    Weinen    die    Tränen    auf    beiden    Augen    in    gleicher    Weise    er- 
gossen. 

Dasselbe  gab  ein  Patient  mit  peripherer  totaler  Fazialislähmung  an. 

Gerade  gegenwärtig  beobachten  wir  einen  Fall,  bei  dem  selbst  in  der  Zeit  der  Heilung 
der  Fazialislähmung  noch  immer  lästiges  Tränen,  namentlich  beim  Essen  und  Trinken 
besteht.  — 

In  einem  anderen  Falle  von  alter  geheilter  rechtsseitiger  Fazialislähmung  wird 
ebenfalls  über  lästiges  Tränen  geklagt,  obwohl  der  tränenableitende  Apparat  ganz  in 
Ordnung  ist. 

In  einem  dritten  Fall  handelte  es  sich  um  einen  58jährigen  Herrn,  der  an  leichtem 
Diabetes  und  an  einer  allgemeinen  Arteriosklerose  leidet.  Derselbe  hatte  vor  acht  Jahren 
eine  rechtsseitige  periphere  Fazialislähmung  von  achtwöchentlicher  Dauer  durchgemacht. 
Die  Lähmung  heilte  mit  Zurückbleiben  einer  leichten  Kontraktur  im  rechten  Mundwinkel 


Fig.   11. 

H.     J.      Rechts    komplette    Fazialislähmung. 
Weitere   Lidsj)alte   als   links   durch   Zug   vom 
Ober-  und  Unterlid. 


Aiiafdiiiic  des  Trigemimi.s.  33 

1111(1  im  ( )il)i(iilaris  oculi.  Die  rcclilc  Lidspaltc  Idicl)  cn^icr  als  die  linke.  Seit  8  Jahren  klagt 
Patient  immer  noeli  über  lästiges  'J'ränen  des  rechten  Auges.  Vor  einem  halben  Jahre  trat 
infolge  eines  aj)o piekt ifonnen  Anfalls  eine  rechtsseitige  Heniiparese  ein.  Sehr  bemerkens- 
werterweise ist  seitdem  die  Kontraktur  des  rechten  Mundwinkels  verschwunden,  obwohl 
gegenwärtig  alle  Lähmungserscheinungen  ad  integrum  sich  wieder   restituiert  haben. 

§  48.  Möglicln  nvc'ise  ist  das  aiidauenidc  Träiicnträufclii  in  ciiicin  drr 
obenerwähnten  Fälle  durch  eine  Kontraktur  des  Ringniuskels  des  papil- 
lären Teils  der  Tränenkanälchen  bedingt. 

Seggel  (90)  hat  zAvci  derartige  Fälle  publiziert. 

Auch  Risiey  (91)  hat  darauf  hingewiesen,  daß  manche  Fälle  von  Fpijiliora  durcli 
eine  spastische  Verengerung  des  Tränenpunlvtes  bedingt  Seien. 

§  44.  Der  unvollstäntlige  Lidschluß  kann  indes  auch  diiieh  Ver- 
kürzung und  Einkerbung  der  Lider  zustande  kommen;  in  seltenen  Fällen 
durch  Verlängerung  der  die  Lidspalte  begrenzenden  Teile,  wie  der  Plica 
semilunaris. 

So  sah  Socor  (92)  einseitiges  Tränenträufeln  bei  einem  9jährigen  Kinde  infolge  von 
abnormer  Verlängerung  der  Plica  semilunaris. 

§  45.  ])aß  durch  mechanische  Vcilcgung  des  Träncniiasen- 
kanals  am  häufigsten  Tränen  trän  f  eh  i  bedingt  wird,  brauclit  nicht  erst  be- 
sonders durch  Eingehen  auf  die  einzelnen  Erkrankungen  der  Tränenorgane 
dargelegt  zu  werden.  Daß  man  l)ei  einer  hartnäckigen  Epiphora  zuerst  an  die 
mechanischen  Momente  denken  nuiß,  lehrt  z.  B.  der  interessante  Fall  von 
Berger  und  Thyrmann  (93),  bei  dem  durch  Tumorluldung  im  Siebbein- 
labyrinth sclion  frühzeitig  Tränenträufeln  auftrat. 


Kapitel  II. 

Die  Bezieliuiig'eii  des  Trigeiiiinus  zum  Auge. 

Anatomisches. 

Staiinu  und  Äste. 

§  40.  Der  Trigeminus  geht  mit  zwei  Wurzeln  aus  der  Brücke  resp.  der 
ventralen  Fläche  des  mittleren  Kleinhirnschenkels  liervor,  aus  einer  vorderen 
kleineren,  die  nur  motorische  Fasern  enthält,  und  einer  hinteren,  bedeutend 
stärkeren,  die  rein  sensibel  ist.  Sie  legen  sich  so  aneinander,  daß  die 
motorische  Wurzel  an  der  unteren  medialen  Seite  der  sensiblen  verläuft,  und 
treten  durch  eine  über  der  Spitze  des  Felsenbeins  gelegenen  Spalte  der  Dura, 
seitlich  vcfti  der  Durchtrittsstelle  des  N.  abducens,  in  einen  auf  der  oberen 
Fläche  der  Felsen l)einp3'iamide  von  der  Dura  gebildeten  Hohlraum,  das  Cavum 

Wilbrand-Sa enger,  Neurologie  des  Auges.    II.  Bd,    I.  Abteilung.  3 


34 


Anatomie  des  Trigeminus. 


Fig.  12. 
Vollauf  der  basalen  NervenstÜTTime  (nach  Merkel).     Oraofe-Säm  iseh  T.   1.   Aufl. 


Fig.   13. 

Ganglion  Gas-seri  mit  seinen  Wurzeln  und  Ästen  etwas  vergrößert;  links  von  außen,  rechts 
von  innen  gesehen:  aus  Rüdinger,  Die  Anatomie  der  menschlichen  Gehirmierven,  München 
1868,  Figur  Jl  und  Ell.  1  --~  motorische  schwache  Wurzel,  2  =  sensible  starke^  Wurzel, 
3  (ianglion  semilunare,  an  welchem  die  motoi'ische  Wurzel  vorbeigeht,  um  zuui  III.  Aste 
zu  gelangen,  4   =  erstei-  Ast,  5   =  zweit<»i'  Ast,  6  =  drittel-  Ast. 


Anatomie  des  Trigeminus. 
Caroiis 


35 


II  liiiopliysis 


Flg.   14. 


Frontalschnitt    dos    Sinus    cavernosus.     III  —  N.   oculomotorius.     /F  =  N.    trochlearis. 
IV  =  N.  abducens.     F',  F^,  F^  =  die  drei  Äste  des  N.  trigeminus  (nach  Merkel,  Topogr. 

Anatomie  S.  71). 


Fig.   15. 

Schematische  Zeichnung   über   die   Verteilung   der  sensiblen   Hautnerven   am   Kopfe  nach 

F.  Frohse  (in  Krause,  Neuralgie  des  Ti'igeminus,   S.  21). 

1  =  erster  Trigeminusast.  j  4  =  X.  occipitalis  magnus. 

2  —  zweiter  Trigeminusast.  5  =  N.  occipitaUs  minor. 

ff  =  X.  infraorbitalis.  6  ^  X.  auricularis  magnus. 

&  ^  X.  zvgomatico-facialis.  •  7  ■=  Xn.  cervicales  posteriores. 

c  =  X.  zygomatico-tempoi-alis.  8  =  Xn.  cer\'icales  laterales. 

3  =  N.  auriculo-teniporalis.  9  =  X.  auricularis  vagi. 

3»= 


36 


Anatomie  des  Trigeminus. 


Meckelii.  Letzteres  ist  lateralwärts  vom  Sinus  cavernosus  gelegen  und  er- 
streckt sich  von  der  Impressio  trigemini  des  Felsenbeins  nach  vorn  und 
lateralwärts  zum  medialen  Winkel  der  Fissura  orbitahs  superior,  zum  Foramen 
rotundum  und  ovale.  Siehe  Fig.  12  und  18.  In  diesem  Eaume  bildet  die  hintere 
Wurzel  das  Ganglion  Gasseri,  aus  welchem  die  drei  Äste  des  Trigeminus 
entspringen,  während   die   vordere   Wurzel   an   der  unteren  Fläche   desselben 

vorbeizieht  (ohne  Fasern  an 
dasselbe  abzugeben)  und  sich 
erst  jenseits  des  Ganglions  mit 
dem  aus  diesem  entspringenden 
III.  Aste  verbindet.  (Siehe 
Fig.  13.) 

Die  sensible  Trige- 
minus würze  1  entspringt  nach 
neueren  Untersuchungen  aus 
dem  Gass  er  sehen  Ganglion 
und  dringt  in  die  Brücke  hinein, 
um  von  hier  aus  ins  Rücken- 
markhinabsteigend die  spinale 
—  früher  als  aufsteigend 
bezeichnete  —  Wui  zel  /n 
])ilden  (Oppenheim  104). 

Von  dem  Cranglion 
Gasseri  gehen  drei  Äste 
aus,  von  denen  der  erste,  mit 
welchem  wir  uns  der  Haupt- 
sache nach  hier  zu  beschäftigen 
haben,  die  Schädelhöhle  durch 
die  Fissura  orbitalis  supe- 
lioi'  (siehe  Fig.  14),  die  beiden 
andereil  durch  das  Foramen 
ovale  und  r  o  t  u  n  d  u  m  ver- 
lassen. Der  I.  und  IL  Trige- 
minusast  enthalten  sensible,  der 
III.  auch  motorische  Fasern. 
Der  L  Ast  A'ei'sorgt  die 
Haut  des  Kopfes  in  der  auf 
l*'igiir  15  bezeichneten  Gegend 
i(  liier  die  Konjunktiva,  Kornea, 
eitlen     Teil     der     X asens clilei  iii- 


Fig.   16  (naeh  Merkel). 
(Graefe-Sämisch,  I.  Aufl.  Bd.  I.  S.  120.) 
Innere  Schädelbasis  von  oben  gesehen.     Die  Deeke 
der  Augenhöhle  ist  weggebroehen. 
la  —  N.  laciymalis. 
fr  —  N.  frontalis, 
■so  =  N.  supraorbitalis. 
str  =  N.  supratrochleaiis. 
Rs  =  M.  reetus  superior 
L  ---=  M.  levator  pal]iehr. 


von  der  Augi  lilidsiiallc  bis  zum  Scbeiit  K 

Iris,     Ziliai  k(")i  per,     Ad  erbaut     und 

haut.    Dabei  ents])richt  die    Störung  der  Haut-   und    Schleimhautsensibihtät 

nach    Ausfall    eines    der    Haiiptäste    des    Tiigeniinus    wegen    der    peripheren 

Anastomosen    der    einzelnen    Zweige    niclit     vollkoiiniieii    dem    anatomischen 

Ausbreitungsgebiete    desselben;    es    wird    viehnehr    zumeist    mir    ein    wesent- 


Aiiatiiniic  des  'rii^'ciniiiuH.  37 

lieh  klriiicic'S  (icl)ic't,  als  man  iTwartcii  sollte,  noji  sriisiblru  Störuii^a'H 
liclrol't'cii. 

])ci'  NcT\iis  <ri<^fciiiiinis  c))!!);!]!  anricrdcin.  \\ic  Avir  gesehen,  noch 
Sek  ictoiisehc  l'^asciii  füi'  die  Ti-äiiciid  r  üsc  und  wahrscheinlich  auch 
l''as('iii  \()ii  1  1  opliiseiici'  l''mikt iciii.  .Mit  dem  I.  Aste,  dem  Ramus  ()})h- 
llialniieus,  '/iclicii  nämlich  Sympathikusfaseni  /um  Auge  resj).  /um  (lau- 
gliun  ciliare,  die  den  M.  dilatator  pu])illae  (und  glatte  Lidmuskehi  vgl.  Hd.  1, 
S.  544)  innervieien.  Diese  sym})athischen  Fasern  stammen  aus  dem  Plexus 
cai'oticiis. 

])rr  liamus  ()})hi  hal  micus  zieht  dundi  die  Fissuia  oihitaJis  supei'ioi 
in    die   Augenhöhle.     Sielie  1^'ig.   14  und    Ki. 

Die  Endäste,  in  Avelche  sich  (lersell»e   teilt,  sind   dici  an  Zahl: 

]>e]-  Xeivus  supiaoi'hitalis,  hicrymalis  und  nasociliaris. 

Die  Teilung  geschieht  entweder  hinten,  oder  doch  wenigstens  in  der 
Fissur,  so  daß  der  Stainm  des  Eamus  ophthalmicus  die  Augenhöhle  ühe]- 
liaupt  nicht  betritt.  ( iewcilinlieh  findet  man,  daß  der  eine  diesei-  drei  Aste 
fi'üher  al)gelit,  und  dal.)  die  l)ei(len  anderen  noch  eine  kur/e  Strecke 
Neicinigt  hleii)en.  ehe  sie.  unter  sich  divergierend  ihre  l^hidlx'/iike  aufsuehen. 
(Merkel  105.) 

Nachdem  dei'  X.  supraorhitalis  seitwärts  vom  N.  opticus  (s.  Fig.  10,  II)  die 
Augenhöhle  hetreten  hat,  verläßt  ihn  sein  lateraler  Ast,  der  N.  lacrymalis 
{la).  Weite]-  \()rne  gibt  er  nach  der  medialen  Seite  hin  den  N.  sii])rati()chleaiis 
(.str)  ab  und  teilt  sich  danii  in  seinem  beiden  Endäste  X.  supraoi' l)italis  (so) 
und  fiontalis  {fr).  ])ie  drei  let/tei'en  geben  sensilde  Fasern  /um  oberen  Lid, 
dvy  Ihaue,  der  (dabella,  der  Stirn  und  der  angrenzenden  Schläfenhaut  l)is  zum 
Seheitid. 

]>ei'  XeiA'.  lacivinalis  entsendet  seiisibk'  Ast-e  zur  .l\()]jjunl\t  i\a ,  zum 
oberen  Lide,  /ur  angrenzenden  Scbläfetibaut  und  fiibrt  aucli  wobl  Selsretions- 
fasern  zur  Tränendrüse,  siehe  Fig.  17.  (Die  Frage,  welcber  Xei\  dvr  Imier- 
\alor  der  Tränendrüse  sei,  haben   wir  im   xorigeii   Kapitel  behandelt. j 

Der  X".  nasociliai'is  (siehe  k'ig.  18  nc)  gil^t  in  dem  Inl'ratiochleaiis 
sensible  ]*'ase]n  an  die  Koiijunktiva,  Karunkula,  den  Saccus  lacrymalis,  das 
ol)ere  Lid,  die  Lraue  und  die  Xaseiiwurzel.  Sein  Ast,  der  X.  ethmoidalis 
Aersorgt  die  Nasens])it/e  und  Nasenflügel  außen  und  innen,  ebenso  den  Aorderen 
Teil  des  Septums  und  der  ]\luschebi  mit  sensiblen  und  \ielleicht  auch  mit 
vasomotorischen  Zweigen,  welche  dem  Sym})aihikus  entstammen. 

^\)m  Xasoziliaris  gehen  dann  die  lladix  longa  zvnn  Ganglion  ciliare 
und  außeideiii  1 — 3  Xervi  ciliai'es   longi  /um  Lulbus. 

v^  47.  Das  (langlion  ciliai'e  (siehe  Fig.  18  Glc),  auf  widches  wir  nach- 
her noch  besonders  zu  sprechen  kommen,  hat  dici  Wurztdn  a)  die  schon  vcn'hin 
erwähnte  Radix  longa  vom  Xasoziliaris.  b)  die  l^adix  brevis  aoiu  Okulo- 
motorius  und  c)  die  Radix  sympathica  vom  Plexus  caroticus. 

Aus  dem  Ganglion  gehen  3 — 6  Xeivi  ciliares  breves  hervor;  die- 
selben vermehren   sich   durch   Teiluiiji   bis   zu   20  Ästchen  und   durchbohren 


38 


Anatomie  des  Trigeminus. 


vereint  mit  den  Nervi  ciliaris  longi  die  Sklera  in  der  Nähe  des  Eintritts 
des  Nervus  opticus. 

§  48.  Die  Nervi  ciliares  longi  et  breves  bestehen  nach  Hahn  (106) 
in  ihrem  extraokulären  Teile  aus  lauter  markhaltigen  Fasern  von  ver- 
schiedenem Kaliber  (20 — 10 — 2^/2 — 2^).  Die  kleinsten  sollen  einen  äußerst 
feinen  Markmantel  besitzen  und  zwischen  den  gröberen  zerstreut  liegen.  In 
den  dickeren  N.  N.  cihares  breves  fanden  sich  an  der  Peripherie  Bündel  solcher 
feinster  Fasern,  die  in  diümeren  N.  N.  ciliares  longi  fehlten.  Ob  dieselben 
sympathischer  Natur  sind,  ließ  sich  nicht  entscheiden. 

Da  die  Ansichten  über  die  vorderen  Ziliarnerven  noch  auseinander- 
gehen,   hat    Axenfeld    (107)    Präparate    und    mikroskopische    Schnittserien 

hergestellt,  als  deren  Kesultat  sich 
ergibt,  daß  von  den  Ziliarnerven 
da,  wo  sie  hinten  die  Sklera  durch- 
bohren, feine  Ästchen  sich  nach 
vorne  abzweigen,  die  er  episklerale 
Äste  der  Ziliarnerven  nannte, 
und  die  sich  in  der  Tenonschen 
Kapsel  und  im  benachbarten  Fett 
verloren.  Keinenfalls  konnte  er 
sie  in  die  Sklera  verfolgen.  Sodann 
fand  er  vorn  vor  der  Sehne  des 
Internus  einen  1,5  mm  dicken  Nerven, 
die  Sklera  durchbohrend  und  sich 
nach  vorn  und  hinten  in  der  Uvea 
verbreitend,  dessen  Herkunft  noch 
nicht  genau  festgestellt  werden 
konnte.  Wenn  trotz  regelrechter 
Neurotomie  keine  völlige  Anästhesie 
einträte,  so  seien  nicht  etwa  die 
eben  genannten  episkleralen  Zweige 
daran  schuld,  sondern  abnorme  Äste 
,  nasociliaris,  welche  erst  vorne  den 


Fig.   17. 

(Graefe-Sämisch,  I.  Aufl.,  Bd.  I,  S.   121.) 

Laterale  Wand  der  Augenhöhle.    Anastomose 

zwischen   N.   lacrymalis   la  und   dem   Ramns 

temporalis  te  vom  N.  orbitalis. 

F2  =  2.  Äst  des  Trigeminus. 

nü  =  Ramus  malaris  des  N.  orbitalis. 

gdl  =  Tränendrüse. 


des  N.  lacrymalis  und  besonders  des  N, 
Nerven  verheßen. 

Endhch  sind  noch  im  Verlaufe  der  Ziliarnerven  Ganglien  gefunden 
worden.  Diese,  etwa  60  an  der  Zahl,  lassen  sich  nach  Peschel  (108)  ni  zwei 
Gruppen  scheiden,  deren  eine,  zwischen  dem  Ganglion  ciliare  und  dem  Bulbus 
gelegen,  36  Ganghen  (bei  einem  Kaninchen)  zeigte.  Diese  Ganglien  seien 
teils  in  den  Verlauf  der  Nervenstämme  eingestreut,  teils  lägen  sie  in  der  Nähe 
derselben.  Die  Größe  derselben  sei  eine  verschiedene.  Einzelne  näherten  sich 
in  ihrer  Größe  dem  Ganglion  ciliare. 

Die  zweite  Gruppe  befände  sich  zentral  vom  Ganglion  ciliare  zwisclien 
diesem  und  dem  Beginne  des  I.  Trigeminusastes.  Sie  umfasse  ungefähr 
20  Ganglien,   deren  Anordnung  eine  ähnliche  sei,  wie  bei  der  ersten  Gruppe, 


Aiiiildiiiic  (l(-s  'rii^iciiiiims. 


39 


mir  iiiil  (Ifiii  Uiiiciscliicdc,  (hil.l  (licsclhcii  /um  Teil  iiii  (litii.H'  das  (iaii,i;;li()ii 
ciliavc  iihcilräl'cii  und  in  einem  ungemein  koiiipli/iei'fcii,  vorwicj^eiid  dem 
Tiiij;e  minus  und  Sy  in])a  t  hi  kus  aiifj;cliöii<feii  l'Icxus  von  IViserii  iiig(  ii, 
deren  Zald  saiui  den  der  Präpaiation  zu<^riiii<^di('lien  Ästen  sich  auf  mclir  als 
1500   helaufe. 

vi;  4!>.  Die  NeiA'i  ciliaics  hcfjjeben  sich  nun  zwischen  Sklera  und  Ader- 
liaiil  naeli  Noine.  Siehe  i^'ig.  1!*.  Sie  sind  hier  bandartig  abgeplattet,  untl  es 
Ncriaul'en  die  stärkeren  Stämniehen  in  seichten"  Vertiefungen  der  Sklera. 
Auf  ihi'ei'  Jjahn  schicken  sie  ein/eine  Ästchen  zur  (Mi  o  r  ioi  d  e  a. 

Königstein  (lüD)  konnte  übereinstinnnend  mit  der  früheren  Beschrei- 
bung Helfreichs  (110)  bestätigen,  daß  auch  innerhalb  der  Sklera  ein  wirklicher 
Zerfall  \on  Nerven  in  feinste  P'ihrillen  stattfindet. 


Fig.   18. 

Nach  Merkel.     t4raefe-Sämisch,   Bd.    1,   S.    15.3. 

Fiilialt  der  Augonhöhli"  von  der  lateralen  Seite  aus  gesehen.  Die  Muskeln  Rectus  superiur  (Rs) 
und  Rectus  lateralis  (Rl)  sind  abgeschnitten  mid  mit  dem  hinteren  Teile  zurückgeschlagen.  Es 
konunt  dadurch  das  Ganglion  ciliare  mit  seinen  Verbindungen  zum  Vorschein.  V  =  (langlion 
semilunare  des  N.  trigeminus.  Der  erste  x\st  dieses  Nerven  ist  durch  Wegbrechen  des  Knochens 
ganz  sichtbar  gemacht,  nc  =  der  von  ihm  abgehende  X.  nasociliaris.  Von  demselben  läßt 
sich  die  lange  Wurzel  zum  Ganglion  ciliare  (Glc)  verfolgen.  ///  =  der  zum  Obliquu.s  inferior 
{Oi)  vorwärts  ziehende  Ast  des  N.  oculomotoiius.  Dicht  unter  dem  Ganglion  ciliare  sendet 
dieser  Ast  die  kiu'ze  Wurzel  zu  demselben.  An  der  vorderen  Seite  des  Ganglion  ciliai'e  (Qlc) 
treten  die  Nervi  ciliaris  aus  und  verlaufen  zum  Bulbus  hin.     VI  =  N.  abducens. 


Nach  Bach  (111)  treten  beim  Kaninchen  an  den  verschiedensten  Stellen 
tler  Sklera  teils  vor,  teils  hinter  dem  Äquator  Nerven  in  dieselbe  ein,  um  sich 
entweder  darin  zu  verästeln,  oder  durch  sie  hindurch  in  die  Uvea  zu  gelangen. 
Von  den  eintretenden  Ästchen  gingen  sowohl  nach  vorne  wie  nach  rückwärts 
Zweige  ab.  Besonders  zahlreich  sei  die  Gegend  vorne  am  Ziliarkörper  mit 
Nerven  versehen. 

Die  Sklera  soll  im  allgemeinen  nervenreicher  sein,  als  man  seithi^r  an- 
genonnnen  habe.  Die  regen  Beziehungen  der  eintretenden  Nerven  za  den 
Gefäßen  weise  auf  einen  sym^ja  tili  sehen  Uisprung  hin. 

Über  den  Verlauf  der  Nerven  in  der  Chorioidea  hat  Bardelli  (112) 
folgende  Beobachtungen  angestellt: 


40 


Ajiatoniif  des  Trigcmimis. 


Aus  den  kiazcii  hinteren  Ziliarnerven  entspringen  beim  Menschen  gleich 
nach  ihrem  Durchtiitt  (hirch  die  Sklera  dicke  Nervenbündel,  die  sich  dicho- 
tomisch  teilen,  initereinander  anastomosieren  und  ein  grobes,  weitmaschiges, 
auf  den  hintersten  Abschnitt  der  Chorioidea  Ijeschränktes  Netz  bilden.  Aus 
demselben  gehen  sekundäre  Nervenbündel  hervor,  welche  sich  zu  einem 
zweiten,  besser  charakterisierten  Netze  verflechten,  das  sich  weiter  nach  Aor- 
wärts  bis  zum  Äquator  ausbreitet  (Hauptnetz  der  hinteren  Hemisphäre). 
Dieses  Hauptnetz  sendet  feine  Zweige  zu  den  Gefäßen.  Nur  ein  Teil  der 
Gefäßnerven  verläuft  in  diesen  Bahnen,  ein  anderer  stannnt  aus  Nerven- 
bündeln  erster   Ordnung,   die   direkt   die   großen    Gefäße   erreichen  und  sich 

dann  in  sekundäre  Ästchen  auflösen, 
welche  dem  Laufe  der  Gefärße  folgen;  (^n 
anderes  Mal  sieht  man  plötzlich  entlang 
einer  Gefäßwand  ein  Nervenstämmchen 
auftreten,  welches  hinteicinander  sekun- 
däre Verzweigungen  zu  dem  lietreffenden 
Gefäße  und  den  Nach  l)argef  äßen  aus- 
sendet, um  schließlich,  die  (iefäßwand 
umspinnend,  zu  endigen. 

Nach(l(>m  die  kurzen  hinteren  Ziliar- 
nerven die  l)eschriel:)enen  Verzweigungen 
abgegeben  hal)en,  Aerfolgen  sie  ihren  Weg 
in  der  Suprachorioidea  nach  vorwärts 
weiter,  lim  in  den  vorderen  Partien  der 
Cliorioidea  ein  Aveitmaschiges,  unregel- 
mäßiges Netz  zu  bilden,  von  dem  dann 
wieder  Fasern  zu  den  Gefäßen  ausstrahlen. 
Auf  ihrem  Wege  durch  die  ßuprachorioidea 
senden  die  kurzen  hinteren  Ziliarnerven 
Verzweigungen  aus,  die,  sich  teilend, 
unter  sich  und  mit  Fasern,  die  vom 
hinteren  Hauptnetz  herrühren,  anastomo- 
sieren. In  Betreff  der  Endigungen  der 
Nervenfasern  in  den  Gefäßwandungen  bestätigt  dieser  Autor  den  von  Bietti 
beim  Hühnchen  beobachteten  Befund  aucli  für  den  ]\Ienschen.  Auch  das 
Kaninchenauge  zeigte  das  von  Bietti  beschriebene  nervöse  Netz  hinter  der 
Choriokapillaris. 

Wenn  die  Nerven  in  der  Gegend  des  Orl)iculus  ciHaris  angelangt  sind, 
beginnen  sie  sich  stark  zu  verästeln  und  pinselförmig  auszustrahlen,  währen'd 
sie  sich  zugleich  nicht  selten  Anastomosen  zusenden;  zulf^tzt  treten  sie 
in  den  Oibiculus  ciliaris  ein.  Hier  bilden  sie  einen  reicJK'n  Plexus  teils 
markhaltiger,  teils  markloser  Fasern  mit  Ganglienanschwellungen.  Sie  enden 
jedoch  nicht  alle  an  dieser  Stelle,  sondern  versorgen  auch  die  Iris  und  die 
Kornea  mit  zahlnichen  Nervengeflechten. 


Fig.   19  (nach  Merkel). 
Graefe -Sä misch,  Bd.  I,   S.    124. 

Augapfel  dreimal  vergrößert.  Ansicht 
der  Ziliarnerven.  Die  Sklera  ist  in 
ihrer  größten  Ausdehnung  aligejiommen, 
nur  hinten  um  den  Eintiitt  dei'  Seh- 
nerven ist  ein  Teil  derselben  übrig  ge- 
lassen. Hier  treten  die  Ziliarnerven 
durch  sie  hindurch.  Auf  der  Chorioidea 
sieht  man  dann  diese  Nerven  unter 
mehrfachen  Teihmgen  und  Anastomosen 
bis  zum  Rande  der  Kornea  nach  voi'ne 
verlaufen. 


Anatoniic  dvs  Tiigciiiiims.  41 

l);is  ii('V\(")sc  Tscl/.  im  /  i  I  i  iir  ]<("))■  ))(•  r  ist  (loiirl  fein  und  k()iii|ili/i('il ,  diil.! 
eine  {Icliiillicrtc  Px'scIii-filHiiiii;  iiiiiii()L,dicli  crscliciiil.  1)ir  l'^iscni  \cil;mlcii  iiicisl 
in  den  ohcifläcddiclicn  Scliiclitcn  und  cndi^.'cii  in  den  (icfiißcn,  oder  in  den 
•platten  Muskelfasern.  15eiin  Kiuiiiiclioii  ist  der  Ziliarkörper  weniger  reiclilich 
mit  Nerven  versehen. 

In  der  Ti'is  sollen  sich  außer  einem  ])eri\askuläi-en  zANci  \cr  •cliicdene 
Ner\cnnet/e  finden,  xon  denen  nach  IVleyei'  das  eine  xon  sensihieji,  dd^ 
andere   Min   m  ot  (»lischen   Fasern   .i((d»ilde(    werde. 

!:;  .")().  l)ie  sensihlen  NeiA cn  der  nindehaui  enlslamnieu  dem  I. 
und  [i.  Aste  des  Trij^eminus  und  kommen  meist  aus  einem  me(lialen.  aus  tlt'V 
Verbindung  des  Nei-A'.  su  |)ia  (  rochlearis  mit  dem  X.  i  n  f  la  I  locji  lea  li  s 
hervorgehenden  Aste,  während  ein  lateraler  Stannu  den  übrigen  Teil  innei- 
viert,  mit  welchem  (dx-nso  wie  mit  den  \'on  olieii  Ivonnnenden  Stämmehen 
langgestreckte  Anastomosen   bestehen. 

Nach  l>ach  (IIH)  Acrdichten  sicdi  (He  Xer\'en])lexus  in  einige]-  Ibilie 
über  der  inneren  Lidkante  /um  Tarsalgeflecht.  l^jhi  zweites  (ieflecht 
breitet  sich  als  Interglaiid  ulargef lecht  in  den  Zwischenräumen  zwischen 
den   J;ä])i>chen  der  .M  e  i  bo  ms(dien  Drüsen  aus. 

Unter  dei-  Tarsalbindehaut  kommt  es  zu  dem  J\  on  j  u  n  k  ti\a  1- 
geflecht,  welches  mit   dem  Tarsalgeflecht  i]i   Verbindung  steht. 

Über  die  Endigung  der  Nerven  in  der  Konjunktiva  hat  Dogiel  (114j 
Untersuchungen  angestellt. 

Nach  ihm  bilden  die  Nervenfasern  zunächst  unter  der  Konjunktixa.  da 
A\o  diese  an  das  Ciew(d»e  des  Tarsus  grenzt,  ein  breitmaschiges  (Ieflecht.  ])ann 
•ziehen  sie  in  schräger  mid  senkrechb-r  Hichtung  nach  d^^r  ()berflä(die  hin, 
wobei  sie  sich  oft  wiederholt  teilten.  Schließlich  treten  sie  in  J^^ind  körper- 
chen ein.  Während  sich  die  Sclnvannsche  Scheide  mit  dem  äußeren  Häutchen 
der  Kapsel  desselbm  vereinigt,  dringt  der  nackte  Achsenzylinder  in  flen 
Binnenraum  des  Körperchens  hinein  und  verästelt  sich  darin  zu  einem  End- 
bänmchen.  Die  tiefer  gelegenen,  größeren  Endkörjterchen  empfangen  am 
häufigsten  mehr  als  eine  markhaltige  Faser.  Die  Fasern  di-ingen  in  das  Körper- 
chen bald  an  einem  Pole,  bald  an  zweien,  und  dann  wieder  an  verschiedenen 
Punkten  seiner  Oberfläche  ein. 

Wahrscheinlich  besteht  zwischen  den  kleinen  und  großen  End- 
körperchen  ein  physiologischer  Unterschied. 

Neben  den  Endigungen  der  F'asern  in  den  Endkörperchen  gibt  es  noch 
zahlreiche  freie  Nervenendigungen  im  Epithel.  Die  in  das  Epithel 
eintretenden  Ästchen  bilden  zwischen  den  Basen  der  untersten  Epithelzellen 
ein  feinmaschiges  Geflecht,  aus  dem  einzehie  Fäserchen  noch  weiter  zwischen 
den  Epithelzellen  emporziehen  und,  dieselben  umschlingend,  dem  Anscheine 
nach  frei  endigen.  Dogiel  ist  aber  der  Meinung,  daß  diese  scheinbar  freien 
Endigungen  bloß  das  Eesultat  einer  unvollständigen  Färbung  der  nach  seiner 
Ansicht  stets  netzförmig  verbundenen  Interepithehalfäden  darstellen.  Die 
Meibomschen  Drüsen  sind  von  einem  marklosen  Nervengeflecht  umspornien. 


42  Anatomie  des  Trigeminus. 

Das  Vorhandensein  von  Fasern,  die  aus  dem  Geflechte  zwischen  che  Drüsen- 
zellen eindringen,  konnte  nicht  nachgewiesen  werden. 

Auch  die  Blutgefäße  sind  von  zahlreichen  marklosen  Fasern  um- 
rankt, die  eine  Anzahl  feiner  variköser  Ästchen  zu  den  glatten  Muskelzellen 
der  Media  senden. 

§  51.  Die  Nerven  der  Kornea  gehen,  einerseits  von  den  langen  und 
kurzen  Ziliarnerven  stammend,  unmittelbar  aus  der  Sklera  in  das  Homhaut- 
gewebe  über,  andererseits  ziehen  feinere  bereits  marklose  Fasern  von  den 
Nerven  der  Konjunktiva  in  dieselbe  hinein. 

Nach  Dogiel  (115)  wird  die  Hornhaut  von  60 — 80  Nervenstämmchen, 
sowohl  markhaltigen  wie  marklosen  versorgt.  40 — 50  gehen  an  die  vordere, 
20 — 30  an  die  hintere  Hornhautfläche.  An  den  Nerven  läßt  sich  ein  Zentral- 
faden und  eine  periphere  Achsenzylindersubstanz  unterscheiden.  Der  Zentral- 
faden löst  sich  in  einzelne  Nervenfibrillen  auf. 

Innerhalb  des  Hornhautparenchyms  wird  zunächst  von  den  dichotomisch 
geteilten  Nerven  und  deren  Abzweigungen  ein  HaujDtgeflecht  (Stroma- 
plexus)  gebildet,  wobei  die  peripheren  Hornhautteile  von  den  vorderen  Nerven- 
stämmchen, die  zentralen  von  den  hinteren  versorgt  werden.  Vom  Haupt- 
geflecht teilen  sich  dann  Zweige  zweiter  Ordnung  ab  (Bami  perforantes) 
und  bilden  das  Subepithelialgeflecht.  Von  letzterem  teilen  sich  wieder 
feinste  variköse  (Perlschnurfasern)  Ästchen  ab  und  bilden  das  Intra- 
epithelialgeflecht. 

Meist  beteiligt  sich  ein  und  dasselbe  Nervenstämmchen  mit  seinen 
Verzweigungen  an  allen  drei  Geflechten.  Die  im  Epithel  liegenden  Nerven- 
endigungen zeigen  Knopf-  und  Knäuelform.  Durch  besondere  Dicke  und 
auffallenden  Zickzackverlauf  sollen  sich  Fasern  auszeichnen,  welche  nur  füi- 
das  Stroma  der  Hornhaut  bestimmt  wären.  Dieselben  bilden  ebenfalls 
ein  Geflecht.  Jede  Schicht  der  Hornhaut  hat  ihr  gesondertes  Geflecht,  mit 
Ausnahme  der  Membrana  Descemetii  und  der  derselben  unmittelbar  folgenden 
Schicht;  hier  fehlen  Nervengeflechte. 

Nach  Capellini  (116)  hat  die  Kornea 

1.  einen  Plexus  marginalis  an  ihrer  ganzen  Zirkumferenz, 

2.  einen  Plexus  funda mentalis  im  Stroma  (Stromapiexus), 

3.  sekundäre   akzessorische  Plexus  mit  verschiedener  Anordnung, 
je  nach  der  Schicht, 

4.  den  Plexus  subepithelialis,   von  den  Eami  perforantes  gebildet, 

5.  den  Plexus  intraepithelialis,  feinere  weitmaschige  Netze,  welche 
vom  PI.  subepith.  zwischen  die  Bpithelzellen  gehen. 

Von  diesen  endigen  feinste  Fibrillen  an  der  Oberfläche  entw(Mler  einfach, 
oder  mit  leichter  Anschwellung. 

Die  Nervenendigung  in  dci'  Hoiiihaut  ist  Jiach  Kühne,  nach 
Izquierdo  (117)  und  nach  Waldeyer  (118)  eine  doppelte:  entweder  enden 
die  feinsten  nackten  Achsenfibrillen  frei,  oder  im  Protoplasma  der 
Hornhautzellen. 


Das   Canirlioii  ciliare.  43 

Die  j\Iclii/;ilil  ii,r]]i,  MJc  Küliiic  hcscliviclicti,  iii  (las  Proto])liisina  der 
HoniluuitzcJJcii  üIm  !•;  eine  l^lndii^iiii^'  im  l\cin  odci'  l\cniköi'])('T(*Iic]i  Sri  nicht 
'Ml   koiisiiilicrcii. 

Nach  l)()jj;i('I  (11-4)  (la<4('}j;('ii  n(.li(  )i  (he  NdNcn  (|(  i'  Hoinhniii  mit  den 
Z(,'Jl('ii  und  ]v()i])(  rchcii  (l^r  l('izi(  roi  kciiinlri  ^^■vhill(hlllJ^'('ll  ein,  soridcvii 
lajjjcrii  sich  iiiii'  /wischen  dicsclhcn. 

Ran  viel'  (llH)  hai  ^cfiUKUn,  daß  die  Einä  hfunj^f  und  Jicpiod  ii  k(  i  ou 
des  i']H<  hrlialcn  Überzuges  der  Koriicn  unabhängig  xoni  Nervensysteni 
sei.  Der  Neubildung  der  Nerven  im  Pj])iih(d  gelu'  (he  Wiederherstellung  der 
Epithelzellen  selbst  voran. 

Bie  Eegenei'ation  der  intraepithelialen  Nerv(nd'il)i'ille]i  geschehe  durch 
Knospuiig  von  den  amputierten  Nerven  aus. 

Das  Ganglion  ciliare. 

Anatomisclu'S.    (Synonyma:  Ganglion  oi)hthalmicum,  (ianglion  lenticulare.) 

a)  Makroskopische  Anatomie. 

§  52.  Das  Ganglion  ciliare  ist  ein  platter  vierseitiger  Körper  von  etwa 
2  mm  Seitenlänge,  dessen  beide  Flächen  in  der  Sagittalebene  liegen.  Die 
eine  ist  dem  Stamme  des  Nervus  opticus  hinter  der  Mitte  des  Verlaufs  dieses 
Nerven  in  der  Orbita  zugewandt,  und  nur  durch  wenig  Fett  von  seinem  lateralen 
Umfange  getrennt.  Die  andere  ist  dem  M.  rectus  laterahs  zugekehrt.  Die 
Farbe  des  Knötchens  ist  blaß  rötlich,  seine  Konsistenz  derb.  Wir  sehen  in 
dasselbe   eine   sensible,   eine   sympathische   und   motorische   Wurz(d  eintreten. 

Die  sensible  oder  lange  AVurzel  kommt  aus  dem  N.  nasociliaris 
(vgl.  S.  39.    Siehe  Fig.  18). 

Die  motorische  kommt  aus  demjenigen  Aste  des  Okulomotorius, 
welchen  derselbe  zum  M.  obliquus  infer.  sendet. 

Die  sympathische  Wurzel  stammt  aus  dem  Plexus,  welcher  die 
Carotis  vertebralis  umgibt  und  wird  da  abgegeben,  wo  die  Arterie  ihre  letzte 
mit  der  Konvexität  nach  vorne  gewandte  Krümmung  macht.  Neben  dem 
Eamus  ophthalmicus  nervi  trigemini,  an  dessen  medialer  Seite  zwischen  ihm 
und  dem  Nerv,  oculomotorius  liegend,  tritt  das  kleine  sehr  zarte  Nervenfäd- 
chen  in  die  Orbita  ein.  Hier  läuft  dasselbe  nach  vorne,  immer  mehr  mit  der 
Eadix  longa  des  Ganglion  konvergierend  und  tritt  dicht  neben  ihr,  oder  selbst 
zu  einem  kurzen  Stämmchen  mit  ihr  vereinigt,  an  dem  oberen  hinteren 
Winkel  in  das  Ganglion  ein.  An  den  beiden  vorderen  Ecken  des  Ganglions 
erfolgt  darauf  der  Austritt  der  von  ihm  abgegebenen  Äste:  der  Nervi  ciliares 
breves  (vgl.  S.  39).    Merkel  (1.  c.  105). 

Feine  Nervenfädchen,  welche  sich  vom  Ganghon  ciliare  zur  Scheide  des 
Nervus  opticus  begeben,  wurden  geleugnet  und  von  anderen  wieder  behauptet. 
Sie  möge»  wohl  stets  vorhanden  sein,  sind  aber  gewiß  wegen  ihrer  Feinheit 
oft  schwer  nachzuweisen.    Merkel  hat  sie  mehrfach  gefunden.    Auch  Fäden, 


44  Dhs   (iaiiglioii  ciliaic. 

weicht'  sich  im  Feit  in  der  Umgebung  des  Bulbus  verheren,  hat  derselbe  nie- 
mals vermißt, 

§  53.  Über  ein  akzessorisches  Ganglion  ciliare  und  die  im  Ver- 
laufe der  /jiliarnerven  gefundenen  Ganghen  (vgl.  Peschel,  Ö.  38)  hat 
d'Erchia  (120)  folgendes  beobachtet.  Er  fand  bei  einem  21  cm  langen  mensch- 
liclun  P^mbiyo  die  Gegenwart  von  Ganghen  sowohl  im  Stamm,  wie  auch  in 
den  für  das  Ganglion  ciliare  und  den  Muse.  ol)liquus  inf.  !)estimmten  Asten 
.des  N.  oculomotorius.  Der  N.  trige minus  schien  zwei  Wurzeln  an  da« 
Ganglion  abzugeben,  doch  ließ  sich  die  eine  bei  genauer  Untersuchung  auf  den 
ol)eren  Ast  des  N.  oculomotorius  zurückführen.  Auch  in  die  Ziliarnerven 
waren  zahlreiche  Nervenzellejigruppen  eingeschaltet,  darunter,  unweit  vom 
Ziliarganglion,  eine  verhältnismäßig  größere  Ansammlung  von  solchen,  ein 
wahres  Ganglion  ciliare  accessorium,  wie  es  schon  von  Fäsebeck  und 
Keichart  gesehen  wurde. 

Die  Untersuchung  des  GangHon  ciliare  von  Ei'wachsenen  ergal)  eine 
große  Vaiia  tionsbi'eite  der  einschlägigen  Verhältnisse,  nainenthcli  iii 
l)ezug  auf  (he  Gi'upjX"  der  motorischen  Wuizel.  Statt  (>iner  einzigen 
können  2 — 4  solcher  Wurzehi  Aorhanden  sein,  in  welchem  Falle  aljer  innner 
einer  von  den  Asten  di(^  andei'en  an  8tärk(>  üljertrifft.  Auch  ihre  Länge 
wechselt.  Bald  wird  dit'  motorisclie  Wui'zel  durch  einen  längeren  Faden  ver- 
treten, bald  erscheint  das  Ganglion  l)einahe  umnittelbar  dem  unteren  Aste 
des  Okulomotoiius  angelötet.  Schließlich  zeigen  sich  auch  in  dei-  Zusammen- 
setzung der  motorischen  WiU'zel  A'erschicHlenheiten,  indem  sie  bald  lediglich 
aus  Nervenfasern  besteht,  bald  mehr  oder  weniger  Nervenzellen  in 
sich  faßt. 

§  54.  Die  lange  oder  sensible  Wuizd  faiid  d'l^jrchia  iunncr 
durch  zwei  oder  drei  Aste  Acrtreten  und  stets  njit  tianglienzellen  thux'h- 
setzt.  Noch  i'eichlicher  mit  Nervenzellen  versehen  erscliieiieii  in  allen  Fällen 
die  Ziliar.nerveii.  In  Ijezug  auf  das  Verhältnis  dvv  sensiblen  Wurzel  zum 
Ganglion  konnte  d'Erchia  die  Behauptung  Antonellis,  daß  sie  dem 
Ganglion  bloß  in  freiem  Koniakt  angefügt  sei,  ohne  mit  demselben  in  organischer 
Verl)indung  zu  stehen,  nicht  bestätigen,  -Nielmehr  fand  er,  daß  die  Fas(>rn 
dieser  Wurzel,  el)enso  wie  (he  der  motorischen,  in  d;is  (ianglion  srlbst  hinrin- 
dringen,  um  sich  zwischen  den  Zellen  zu  verteilen. 

Laffay  (121)  beschrieb  eine  fadenförmige  Anastomose  zwischen  dem 
Nerv,  lacrymalis  und  nasociliaris  und  zugleich  eine  Art  von  doppeltem 
Ganglion  ciliaic,  in  welchem  eine  (iaiiglienzellengru|>]>e  dem  N.  Uiisocili- 
aris,  eine  andere  dem  N.  oculomotorius  angehörte. 

Nach  Delbet  (122)  schien  bei  der  l^räparation  des  Ganglion  ciliare 
die  lange  A\uize]  eiujnal  /u  fehlen,  wäln'eiid  der  Neivus  nasociliaris  ein 
verliältnismäßig  starkes  Ijündel  Aom  Symi)athikus  bezog.  Delbet  glaubt, 
daß  lange  und  kurze  Zi]iarner\-en  (vgl.  S.  38)  sich  ersetzen  kömien  —  einmal 
fanden  sich  5  lange  und  3  kurze  —  sowie,  daß  bei  Mangel  der  sensitiven 


Das  Carifilioii  ciliaro.  45 

A\'ui/cl   die  sensiblen   N(  ]\(  n   (\r><  Aii^niifels   dinkt,  ;iiis   dem   N.  iiasociliaris 

kiilliell. 

lianisay  Smith  (1'2;5)  leidvi  die  AuIuk  rksaiid<ei(  auf  eine  Finiir  in 
('l()(|iiets  Anatomie  (l'i4),  in  dei'  die  sensible  W'iii/el  des  (iunglion  ciliare 
insofern  eine  interessante  Ahiioiinitiit  aufweist,  als  sie  nicht  Nom  Xasociliaiis 
ents])rin}j;<-,  sondern  dui'ch  einen  besonderen  Ast  dargestellt  wird,  der  direkt 
aus  dem  (ianglion  (iasseri  hei\())'<i;eht,  und  s(»iiii(  dieses  Ganglion  diickl 
mit    deiu   /iliaiknoteii   in    Wibindung  setzt. 

Das  Ganglion  ciliare  bei  den  Wirbeltieren. 

§  55.  d'Eichia  (120)  hat  seine  Untersuchungen  auch  auf  \'ers(dMedene 
^\'irbt■ltiere  ausgedehnt. 

J3eim  Huhn  ist  das  Ganglion  diiidvt  dem  unteren  Aste  des  Nervus 
oculomotorius  angeheftet  und  steht  mit  dem  Ramus  primus  N.  trigemini 
dui'ch  zwei  Aste  in  Verbindung.  Im  Stamme  d{'<.  Okulomotorius  finden  sich 
ancli   liiei-  s])ä7'hche  Nervenzellen. 

Nach  Zeglinsky  (125)  (rhält-  bei  den  Vögehi  das  Ganglion  ciliai>'  keine 
Wiiizel  vom  Sympathikus;  l)ei  der  Taube  geht  eine  sensible  Wurzel  stets  in 
das  Ganglion  ein.  Beim  Hn.hn  gesellt  sie  sieh  erst  jenseits  desselben  zu  den 
Ziliaiiieiven,  kann  sich  abei-  von  diesen  nochmals  trennen,  um  füi'  sich  in  das 
Auge  einzudringen. 

IJeim  Ochsen  kann  nach  d'Eichia  die  sensible  Wui'zel  statt  vom 
Nasoziliaris,  direkt  von  dem  Gassei  S(di(^n  Knoten  ents))ringen  (vgl.  den 
Befund  Cloquets  auf  dieser  Seite  oben). 

Beim  Kaninchen  ist  das  Verhalten  ein  sehr  wechselndes.  Hieraus 
erklären  sich  nach  d'Erchias  Meinung  die  Differenzen  der  Darstellungen 
Schwalbes,  Krauses  und  Jegoi  ows. 

So  fanden  sich  in  einem  von  d'Eichia  beobachteten  Falle  an  Stelle 
des  Ganglion  ciliare  nur  vereinzelte  Nervenzellen,  während  die  Zilianierven 
von  einem  besonderen,  mit  dem  Ramus  nasalis  des  N.  trigeminus  verl)undenen 
GangHon  entsprangen. 

Beim  Hunde  ist  außer  dem  Ganglion  ciliare  regelmäßig  noch  ein  zweites, 
zentralwärts  davon  gelegenes,  tlem  Nervus  oculomotorius  anliegendes  Ganglion 
vorhanden.  Auch  in  dein  ganzen  Verlaufe  des  Bamus  inferior  finden  sich  hier 
Ganglienzellen  eingestreut.  Die  seiisible  Wurzel  des  Ganglions  enthalte  stets 
auch  Easf  ni.  welclie  vom  Okiiloniotoi'ius  herkejmuK-n. 

Bach  (12G)  konnte  nach  einigen  Befundeii  einen  Teil  der  Angaben 
d'Erchias  bestätigen.  Er  faiul  ebenfalls  sowohl  bei  der  Katze,  als  besonders 
beim  Kaninchen,  kleine  Nervenzellenanhäufungen  in  den  Ziliarnerven  (vgl. 
Peschel,  S.  3b).  Auch  ein  Ganglion  accessorium  konnte  er  öfters  fest- 
stellen. 

Im  Jahre  1885  machte  Reche  (131)  seine  Beobachtungen  über  die  Be- 
ziehungen des  N.  oculomotorius  und  syrnpathicus  zum  Ganglion  ciliare  am 


46  Das  Ganglion  ciliare. 

Kopfe  des  Schafes.  Bei  der  mikroskopischen  Präparation  wurde  manchmal 
nur  ein,  gewöhnhch  aber  zwei  sehr  dünne  Nervenfäden  gefunden,  rechts 
vom  Plexus  caroticus.  Die  Eadix  longa  geht  nicht  vom  NasoziHaris  aus, 
sondern  entspringt  aus  dem  Ganghon  Gasseri  zwischen  dem  I.  und  IL  Trige- 
minusaste.  An  einer  Stelle  des  N.  oculomotorius ,  ungefähr  in  der  Mitte 
zwischen  Sinus  cavernosus  und  Ganglion  ciliare  wurden  Ganglienzellen  ge- 
funden, welche  an  Gestalt  und  Größe  den  Zellen  des  Ganglion  ciliare  glichen. 
Außerdem  sollen  in  dem  Okulomotoriusaste  neben  den  breiteren  (dem  quer- 
gestreiften M.  obliquus  infer.  und  wahrscheinlich  dem  Akkommodationsmuskel 
zukommende  Fasern),  schmälere  in  demselben  Neurilemm  verlaufen.  Ferner 
soll  ein  kleiner  Teil  der  breiteren  und  sämtliche  schmälere  Fasern  sich 
vom  Okulomotoriusaste  abzweigen  und  zur  sog.  Eadix  brevis  werden.  Die 
dünnfaserigen  Bündel  werden  mit  den  sympathischen  Fasern 
identifiziert. 

Bei  den  makroskopischen  Untersuchungen  an  zwei  neugeborenen  Kindern 
und  an  zwei  Eiwachsenen  fand  sich  in  allen  Fällen  im  Okulomotorius  in  der 
Radix  brevis  ein  Bündel  schmälerer  Nervenfasern.  Bei  Querschnitten 
durch  die  Radix  brevis  zeigten  sich  überall  Ganglienzellen,  welche  auch  bis 
in  den  Okulomotorius  hinein  sich  vorfanden.  Schnitte  durch  die  Radix  longa, 
die  Ziliarnerven,  den  Okulomotorius  und  das  Ganglion  ciliare  wiesen 
verschieden  dicke  Fasern  auf. 

Über  die  Natur  des  Ganglion  ciliare. 

§  5&.  Hinsichtlich  der  Natur  des  Ganglion  ciliare  stehen  sich  zwei 
Parteien  gegenüber. 

Obwohl  Rauber  (127)  im  Jahre  1875  und  Retzius  (128)  im  Jahre  1880 
nach  dem  histologischen  Verhalten  der  Nervenzellen  und  ihrer  Ausläufer  das 
Ganglion,  entgegen  der  Annahme  Schwalbes  (129),  für  ein  sympathisches 
halten  zu  m;üssen  geglaubt  hatten,  galt  doch  die  Frage  nach  der  Natur  des- 
selben: ob  sympathisch,  oder  zu  dem  zerebrospinalen  Nervensystem 
gehörig,  bis  in  die  letzte  Zeit  als  eine  offene. 

Im  Jahre  1881  führte  Krause  (130)  an,  daß  das  Ganglion  cihare  der 
Säugetiere  als  aus  der  Verschmelzung  zweier  ganz  verschiedenartiger  Be- 
standteile hervorgegangen,  angesehen  werden  müsse.  Bei  weitem  der  größere 
Teil  repräsentiere  ein  oberstes  sympathisches  Grenzganglion  am 
Kopfe,  das  als  Ausläufer  des  Ganghon  Gasseri  am  N.  trigeminus  seine  Ent- 
stehung fände;  ein  kleinerer  Teil  sei  ein  den  Spinalganglien  homologes  Stanim- 
ganglion  einer  (dorsalen  oder)  „sensiblen"  Okulomotoriuswurzel. 

Außer  auf  Schwalbes  Untersuchungen  an  niederen  Tieren  gründet 
Krause  seine  Auffassung  auf  die  Untersuchung  am  Kaninchen  (vgl.  S.  45), 
insbesondere  auf  eine  bei  diesem  Tiere  beobachtete  Varietät,  nämhcli  den 
Befund  zweier  Ziliarganglien,  welche  getrennt  dem  Okulomotoriusstannnc 
anjagen,  das  eine  größere  nur  mit  einer  Radix  longa,  das  kkäncre  mit  einer 


Das  Ganjilion  ciliare.  47 

Radix  bivvis  und  .sympatliicii  in  Verbiiiduiig.  Nur  das  erstere  wäre  nach 
Krause  als  (langlion  ciliare,  das  andere^  als  das  sonst  mit  jenem  ver- 
schmolzene  Ganfiiflioii  oculo  inot  oiii  ari/aiseheTi. 

Beai'd  (l'V2)  Isani  im  .laluv  1SS7  auf  entwicklungsgeschiclitlicliem 
Wege  7Ai  dem  llesultal-e.  daß  das  (iajiglion  ciliai'e  nicht  das  Ganglion  einer 
hinteivn  Hi)•nner^■en\vurzel  dai'stelle,  sondern  daß  es  höchstwahrscheinlich 
/um  Sympathikus  gehöre. 

Nach  His  (l^H)  entstellt  ditv  Anlage  des  Ziliaiganglions  über  dem  Vorder- 
hirn; dei'  Olsulomotoj'ius  sei  ein  unzwi'ifelhaites  Produkt  des  Mittelhirns, 
Umstände,  welche  der  Zuteilung  (]('<■  Ziliarganglions  zum  Okulomotorius 
(Schwall)e)  im  Wege  stünden. 

Auf  (ii'und  n(  uei'  Untersuchungc  n  mittels  dei'  Golgischen  Methode  an 
Ka-tzenföte]!  wiedeiholte  Eetzius  (128)  seine  bere'its  1880  aufgestellte  An- 
sicht, wonach  das  (ianglion  cilia.i'e  sy mpathischei'  Natur  sei.  Es  fanden 
sich  nämlich  in  demselben  nur  multipolare  Nervenzellen  von  echt  sym- 
pathischem Tv]nis.  Der  weitere  Verlauf  der  Achsenzyhnder  dieser  Nerven- 
zellen, sowie  der  Umfang,  in  welchem  die  von  anderen  Nervenzentren  in  das 
(ianglion  ciliare  eintretenden  Nei'venfasern  in  ihm  endigten  resp.  Kollateralen 
abgäben,  sei  vorläufig  u]d)ekannt. 

d'Erchia  (1B4)  hat  gleichfalls  (he  (i  olgische  Methode  benutzt.  Auch 
er  findet  ausschließlich  nmlti])olare  Zellen  mit  2 — 5  Fortsätzen.  Auffallend 
seien  die  Verschiedeidieiten,  welche  die  Zellen  im  Ganglion  ciliare  bezüglich 
ihrer  Größe  aufwiesen.  Nelx'U  lecht  voluminösen  Exemplaren  kämen  ganz 
kleine  vor.  Letztere  schienen  stets  nur  zwei  oi)positipol  ents})ringt^nde  Fort- 
sätze zu  besitzen.  Es  gäbe  im  Ganglion  gröbere  und  feinere  Nervenfasern, 
die  teils  einzehi  ^•erliefen.  teils  zu  Bündel  angeordnet  wären.  Die  gröberen 
faßt  d'Erchia  als  Nervenfortsätze  der  Zellen  des  Ganglion  ciliare  auf;  sie 
sollen  teilweise  in  den  Stamm  des  N.  oculomotorius  und  in  die  sensible  Wurzel 
des  Ganghon  übergehen.  Die  feineren  entsprängen  aus  dem  Nerv,  oculo- 
motorius und  aus  der  sensiblen  Wurzel.  Sie  gingen  zum  Teil  unter  einfacher 
Durchsetzung  des  Ganghons  in  die  Ziharnerven  über,  zum  Teil  aber  endigten 
sie  im  Ganglion  selbst,  indem  sie  um  die  Zellen  herum  ein  sehr  dichtes,  aus 
zarten  varikösen  Fasern  bestehendes,  korbartiges  Geflecht  bildeten. 

Zu  gleicher  Zeit  mit  d'Erchia  (134)  und  Eetzius  (128)  hat  Michel  (175) 
gleichfalls  durch  die  G olgische  Methode  nachgewiesen,  daß  das  Ganghon  in 
der  Tat  ein  sympathisches  ist.  Michel  bezeichnet  die  Elemente  des 
Ganglions  als  relativ  umfangreiche  multipolare  Nervenzellen  mit  einer  Anzahl 
von  Dendriten  und  einem  stets  in  der  Einzahl  vorhandenen  Nervenfortsatze. 
Wir  hätten  es  also  mit  derselben  Zellform  zu  tun,  die,  wie  wir  aus  in  den  letzten 
Jahren  an  Säugern  und  Vögeln  angestellten  Untersuchungen  wissen,  die 
Ganglien  des  Grenzstranges  bilden.  Es  ist  daher  angesichts  der  ganz  anderen 
Beschaffenheit  der  Nervenzellen  der  zerebrospinalen  Ganghen  (sie  sind  bipolar 
resp.  unipolar  mit  T-förmig  geteiltem  Fortsatz  und  adendritisch)  völhg  be- 
gründet,  wenn   Michel   das    Ganghon   cihare   als   ein   sympathisches    l>e.- 


48  Das  Ganglion  ciliare. 

zeicJiiict  uiul  es  in  gleiche  Linie  stellt  mit  dem  (iaiigliun  üticum,  spheno- 
palatinum  und  supramaxillare. 

Eine  Eigenart  des  Ganglion  ciliare  den  gewöhnlichen  Grenzstrangganglien 
gegenüber  wäre,  daß  seine  Zellen,  ähnlich  wie  die  der  Spinalganglien,  von 
l)indegewebigen  Kapseln  umschlossen  seien. 

Es  gelang  Michel  auch  über  die  Beziehungen  des  Ganglion  ciliai'e  zu 
dem  zerebrospinalen  Nervensystem  gewisse  Anhaltspunkte  zu  gewinnen.  An 
Weigertschen  Schnitten  fiel  es  auf,  daß  eine  ansehnliche  Menge  von  mark- 
haltigen  Fasern  das  Ganglion  betritt.  Ein  Teil  davon  passiert  einfach  das 
Gangli(jn,  ein  anderer  Teil  scheint  unter  reichlicher  Geflechtbildung  innei'- 
halb  des  Ganglions  zwischen  dessen  Zellen  zu  endigen.  Über  die 
Endigungsweise  der  letzteren  Fasern  lieferte  die  Golgische  Methode  über- 
raschend klare  Anschauungen.  Es  gelang  nachzuweisen,  daß  sie  um  den 
Zellkörper  der  Ganghenzellen  herum  innerhalb  der  Bindegewebskapsel  eine 
dichte  Verästelung  l)ilden,  die  diesen  korbartig  als  ,, perizelluläres  Ge- 
flecht" umhüllt.  Solche  perizellulären  Faserendigungen  seien  sclion  an  den 
verschiedensten  Ganglien  des  Sympathikus  nachgewiesen  worden,  so  z.  B.  an 
den  Zellen  des  Grenzstranges  (von  Sala),  an  denen  des  Ganglion  spheno- 
palatinum  (von  Lenhossek). 

Michel  stellt  nun  die  Ansicht  auf,  daß  die  durch  das  Ganglion 
bind  ui  cliziehenden  Fasern  den  Fortsetzungen  der  vom  Trigeminus 
kommenden  langen  Wurzel  entsprächen,  die  Fasern  liingegen, 
die  darin  unter  Umspinnung  der  Nervenzellen  ihr  Ende  finden, 
die  Endäste  der  vom  N.  oculomotorius  stammenden  kurzen 
Wurzel  darstellten.  Die  aus  dem  Ganglion  austretenden  Nervi 
ciliares  seien  daher  nur  zusammengesetzt  aus  sensiblen  und 
sympathischen  Fasern. 

Auch  Koelliker  (136)  vermochte  den  Nachweis  zu  bringen,  daß  das 
Ganglion  cihare  in  cter  Tat  ein  sympathisches  Ganglion  sei. 

In  seinem  Referate  betont  Lenhossek  (137),  daß  die  Natur  des  Zihar- 
ganglions  einzig  und  allein  nur  mit  Hilfe  einer  erfolgreichen  Anwendung  der 
beiden  neueren  Nervenfärbemethoden:  der  Golgischen  und  der  Ehrlichschen 
erfaßt  werden  könne;  andere  Färbungen  seien  in  dieser  Hinsicht  durchaus 
nicht  maßgebend. 

Diesen  Anschauungen  gegenüber  hat  nun  Schwalbes  Ansicht,  wonach 
das  Ganglion  als  ein  Spinalganglion  dem  Okulomotorius  angehöre  in 
Holtzmann  (138)  wiedei'  einen  Vertreter  gefunden.  Dieser  hat  die  Ver- 
hältnisse der  Ziliarnerven  und  des  Ziliarganglions  bei  Amphibien.  Vögehi  und 
Säugern  vergleichend  untersucht.  Als  Hauptergebnis  seiner  Untersuchungen 
stellt  Verfasser  den  Satz  auf,  daß  das  Ganglion  ciliare  jedenfalls  bei  vielen 
Tieren,  wie  z.  B.  den  Vögeln,  dt^m  Kaninchen,  dem  FroscJje  als  reines  Spinal- 
ganglion aufzufassen  sei. 

Auch  schon  frühei',  im  Jahr*^  lö9U,  ist  Antonelli  (139)  wieder  auf 
den  Satz  zurückgekonmien,  daß  das  Ganglion  ciliare  analog  den  Spinalganglien 


Das  Gaiifflion  ciliare.  49 

/um    N.   ociiloiiKtfoi'iiis    ^cliöic,    iiidciii    Inl^ciMlc    T;i(s;iclicii    für   diese    Aiisichi 
sprächen  : 

1.  Hei  vielen  niederen  \viil)ell(jseii  Tieren  finde  sich  im  X.  ociilctmotorius 
ein  einj^eschaltetes  (ianffhon,  welches  das  Ganghon  ciliai'e  der  hiilieren 
Wirbeltiere  darstelle. 

2.  Die  kleinen  ak/essoriselien  Clanglieii  gehörten  immer  zu  Fasern  dt!S 
N.  oeuloniotorius. 

8.  Auch   beim  Mensclien  finde  sich   zuweilen  in  der  kurzen  oder  moto- 
rischen Wurzel  des  (ianglion  cihare  ein  mikroskopisches  akzessorisches 
(langlion. 
4.  ]>ei  fielen  Vertebraten  sei  die  motorische  Wurzel  in  zwei  Portionen 
geteilt  analog  den   Spinalnerven,  aber  die  (h'innere  ]\)rtion  sei  nicht 
aus  fein(^ren  Fasern  zusammengesetzt. 
Wie  in   allen    (Janglien   des   Zerebrospinalsystems   seien  auch   im  Ziliar- 
ganglion    die    Zellen    unipolar,    während    die    der    sympathischen    Ganglien 
multipolar  wären.    Die  Trigeminusfasern  legten  sich  nur  an  die   Seiti^   des 
(ianglions  an,  ohne  mit  den  Zellen  zu  anastomosieren.    Die  Verbindung  des 
N.    abducens    mit    dem    Ganglion   sei   nur   scheinbar,   indem   sympathische 
Fasern  die  Anastomosen  darstellten.    Der  Abducens  sei  morphologisch  von 
den  zwei  anderen  motorischen  Augennerven  zu  trennen.    Der  N.  trochlearis 
sei   homolog  einer  zentralen  Wurzel,   wofür  der  Umstand  spräche,    daß  ihm 
ein   eigener   Kern  fehle,  und  daß   er  bei   den  niedrigsten   Wirbeltieren  auch 
sensitive   Fasern  enthalte.    Zahlreiche  embryologische  und  vergleichend-ana- 
tomische Daten  bestätigten,  daß  das  Ganglion  cihare  auch  nicht  einmal  teil- 
Aveise  zum  Trige minus  gehöre. 

Physiologisches  über  das  Ganglion  ciliare. 

§  57.  Nach  Michel  (135)  würde  das  Ganglion  cihare  in  funktioneller 
Hinsicht  als  ein  motorisches  Ganglion  aufzufassen  sein,  das  den  Enden 
einer  Anzahl  von  Okulomotoriusfasern  angefügt,  von  diesen  die  Erregung 
empfängt  und  sie  dann  auf  dem  Wege  seiner  in  den  N.  N.  cihares  verlaufen- 
den Nervenfortsätze  zu  dem  M.  sphincter  pupillae  und  dem  M.  ciüaris  als  moto- 
rischen Impuls  hinleitet.  Nun  erst  sei  die  von  jeher  so  auffällige  Tatsache 
aufgeklärt,  daß  hier  zwei  glatte  Muskehi  von  einem  motorischen  Nerven 
(Okuloniotorius)  innerviert  werden,  während  an  keiner  anderen  Stelle  des 
menschlichen  Körpers  glatte  Muskelfasern  mit  motorischen  Nerven  in  Ver- 
bindung stünden.  In  Wirkhchkeit  würden  diese  Muskeln  von  einem 
sympathischen  Ganglion  innerviert,  das  aber  unter  der  Herr- 
schaft des  N.  oculomotorius  stehe. 

Auch  die  von  Langendorff  (140)  bei  der  Katze  beobachtete  Tat- 
sache, daß  unmittelbar  nach  dem  Tode  Heizung  des  Okulomotoriusstammes 
im  M.  afhincter  pupillae  und  ciüaris  keine  Zusammenziehung  mehr  hervor- 
rufe, während  die  anderen  vom  Okulomotorius  versorgten  Muskeln  noch  reizbar 

Wilbrand-Saenge  r,  Jfeurologie  de?  Anae?.    II.  Bd.   I.  Abteilung.  4 


ÖO  Das  Ganglion  ciliare. 

seien ,  finde  nun  ihre  Erklärung  in  den  anatomischen  Verhältnissen,  Sie 
))eruhe  offenbar  darauf,  daß  die  zwischen  Okulomotorius  und  den  Ziliarnerven 
eingeschalteten  Nervenzellen  sofort  nach  eingetretenem  Tode  ihre  Funktion 
einstellten  und  so  die  Fortleitung  der  Erregung  von  jenem  auf  diese  nicht 
mehr  bewerkstelHgten. 

Bernheimer  (141)  hat  nun,  um  festzustellen  ob  die  von  den  Zellen 
des  Ganglion  ciliare  austretenden  Nervenfasern  tatsächlich  nur  die  Iris  und 
das  Corpus  ciliare  versorgen,  bei  einem  Affen  die  Hornhaut  des  rechten  Auges 
durch  wiederholte  galvanische  Kauterisation  bis  auf  die  Membrana  Descemeti 
vollständig  zerstört.  Am  elften  Tage  wurde  das  Tier  getötet.  Während  die 
Schnitte  des  Ganglion  ciliare  der  nicht  operierten  Seite  alle  ohne  Ausnahme 
das  Aussehen  von  normalen  Ganglienzellen  darboten,  war  in  dem  Ganglion 
der  operierten  Seite  ungefähr  der  fünfte  bis  sechste  Teil  degeneriert  gewesen. 
Bei'nheimer  meint,  daß  sich  diese  Eesultate  am  besten  in  Einklang  bringen 
li(-ß(^n  mit  der  Annahme  jener,  welche  das  Ganglion  ciliare  für  ein  sensorisches 
odei'  gemischtes  halten.  — 

Bach  (113)  hatte  nun  in  einer  eingehenden  Arbeit  festgestellt,  daß 
durch  Entfernung  der  Iris  und  des  Corpus  ciliare,  überhaupt  nach  der  Exen- 
teratio  bulbi  durchaus  keine  Veränderungen  im  Okulomotoriusstamme 
nachgewiesen  werden  konnten,  ein  Umstand,  welcher  darin  seinen  Grund  habe, 
daß  das  erste  Neuron  der  zu  den  interioren  Augenmuskeln  gehörigen  Nerven 
gar  nicht  bis  zum  Okulomotoriusstamme  reiche,  sondern  schon  frülrer  endige 
und  zwar  im  Ganglion  ciliare.  Da  aber  die  Exenteratio  bulbi  sich  nicht  vor- 
nehmen lasse  ohne  Verletzung  einer  Anzahl  sensibler  Nerven  des 
Auges,  so  hätte  im  Sinne  Bernheimers  der  Einwand  erhoben  werden  können, 
daß  die  am  Ganglion  ciliare  nach  genannten  Eingriffen  festgestellten  Ver- 
änderungen wenigstens  teilweise  auf  Verletzung  sensibler  Nerven  der  Horn- 
haut zurückzuführen  seien. 

Nach,  den  Experimenten  Bernheimers  analogen.  Kontrollversuchen 
kam  nun  Bach  zu  folgendem  Eesultate: 

Die  Tatsache,  daß  nach  genannten  Eingriffen  Veränderungen  der  Zellen 
•des  Ganglion  ciliare  eintreten  (von  Beinheimer  bestätigt),  dahingegen  keine 
im  Okulomotoriuskern  (von  Schwalbe,  Massaut,  in  gewissem  Sinne  auch 
von  Apolant  bestätigt,  von  Bernheimer  l)estritten),  spricht  für  die  An- 
schauung Michels  und  Koellikevs,  daß  die  zum  Ganglion  ciliare 
hinziehenden  Okulomotoiiusf  asein  in  demselben  enden  unter 
Umsj^annung  der  Ganglienzellen  des  Ziliaiganglions,  somit  für 
die  Ansicht,  daß  das  Ganglion  sympathischer  Natur  sei  und 
funktionell   untei'   der  Henschaft   des  Okulomotorius   stehe. 

Bach  liat  Beinhei  nieis  Versuch  in  seclis  Fällen  (viermal  bei  (Kt 
Katze  und  zweimal  beim  Kaninchen)  wiederholt  und  erhielt  ein  negatives 
Ergebnis,  indem  er  keinen  nennenswerten  Unterschi(^d  zwischen  dem  Ganglion 
der  operierten  und  der  gesunden  Seite  nachweisen  konnte,  Bernheimeis 
Angaben   lassen  sich  nach  seinej'  Ansicht  einerseits  aus  der  voji  Bach  nach- 


Das  Ganglion  ciliare.  51 

gewiesenen  Tatsaclie  eikliiicii,  daß  auch  das  normale  Ganglion  ciliare 
iinnier  (Mne  Anzahl  degeneriert  aussehender  Zellen  enthalte,  wo- 
durch dei'  Jieohachtcr  verleitet  werden  k(')iuie,  eine  Deoeneration  des  (ianglions 
aii/unejinieii.  wo  keine  Norliaudeu  ist,  anderseits  ahe)'  aus  dem  xon  l>ach 
(dient'alls  (hirch  (hickte  iiiikr()sk()i)is(die  lin<ersu(dning  t'estgest(dlten  Umstände, 
daß  so  eingreifende  Wrietzungen  di'v  Kornea,  wie  sie  Bernheimer  hei 
siMiien  PjXjx^iimentcii  \()igeiiommeii  habe,  immer  auch  eine  Entzünihnig  der 
Iris  und  {\i-^  Corpus  ciliare  im  (ud'olge  hätten;  es  könnti^n  daher  die  von 
Bernheiniei'  im  (ianglion  gefundenen  Zellendegeiiei'ationen  auch  als  die 
Folge  dej-  Alteration  der  motoiischen  Ni^iven  dei  Iris  und  des  Corpus  ciliare 
aufgefaßt  werden. 

AuI5erdem  hat,  Bach  (IK-i)  hei  Affen,  Katxen  mid  alhinotischen  Kaninchen 
iiacji  der  I)eka])ita.tion  dann  noch  Beflexe  mpf  indlichkeit  der  Pupilh' 
lieohachtet .  wenn  noch  ein  Stückchen  Hals  mark  an  der  Medulla 
ohlongata  /uiiickge  hli(^  ben  war.  Wurde  auch  das  zurückgehlii^heiie 
Halsmark  nach  der  ])eka})itation  zerstört,  so  wai'  die  Pupilienreaktion  ei-losciien. 
Das  Eef lexzentium  der  Pupille  liege  also  in  den  allerobersten  Teilen 
des  Halsmarkes.  Mit  der  Aimahme,  daß  das  Ganglion  ciliare  ein  lieflex- 
zentrum  der  Pupille  sei,  eiklärt  sich  Bach  auf  Grund  seiner  anatomischen 
Studien  nicht  einverstanden. 

Auch  Bernheimei-  (141)  hat  durch  seine  Arbeiten  die  Ansicht,  daß 
das  hauptsächliche  Zentrum  für  die  Verengerung  der  Pupille  nicht  zentral-, 
sondern  peripherwärts  vom  Okulomotoiiusstaimne,  also  im  Ganglion  ciliare 
sich   hefirul(\  von  der  Hand  gewiesen. 

Klinisches  über  das  Ganglion  ciliare. 

§  58.  Die  klinische  Ausbeute  betreffs  des  Ganglion  ciliare  ist,  wie  sich 
leicht  denken  läßt,  eine  sehr  geringe,  und  das  wenige  Vorhandene  beruht 
mehr   auf  Annahme   als   auf  reellem   pathologisch-mikroskopischem   Befunde. 

So  beschreibt  Cirincione  (142)  eine  Form  von  Xerosis  conjunctivae 
bei  einer  25jährigen  Frau,  die  an  einem  Tumor  der  Bauchdecken  in  drei 
Jahren  zugrunde  ging.  Der  seit  zwei  Jahren  bestehenden  Hemeralopie 
gesellte  sich  in  den  letzten  Jahren  das  ausgesprochene  Bild  der  Xerose  hinzu 
mit  Anästhesie  der  Hornhaut,  Infiltration  und  Abstoßung  derselben  und 
teilweiser  Anästhesie  der  Konjunktiva.  Das  Konjunktivalepithel  zeigte  ober- 
flächliche, fettige  Degeneration.  An  den  Tränendrüsen  beobachtete  man 
eher  Zeichen  verstärkter  Funktion.  Bemerkenswert  aber  war  der  anatomische 
Befund  am  Stamme  des  Optikus,  am  Ganglion  ciliare  und  Gasseii 
beiderseits.  Am  Optikus  bestand  Perineuiitis  und  an  den  Ganghen  Zeichen 
chronischer  Entzimdung:  die  Endothehen  des  die  Ganglienzellen  umhüllen- 
den Baumes  waren  vermehrt  und  teilweise  körnig  und  hyahn  entartet,  die 
Ganglienzellen  selbst  unter  Bildung  von  Pigment  und  Vakuolen  in  ihrem 
Protoplasma   degeneriert.    Eine  kleinzellige  Infiltration  umgab  die   Gefäße  in 

4* 


52  Das  Ganglion   Gasser i. 

der  Pciipliciic  clcr  (lauglicii  und  drängte  sich  zwisc-licii  die  NciNcii/cllcii. 
Die  Kapsel  und  das  Bindegewebegerüst  der  Ganglien  waren  verdicdvt.  Damit 
erkläre  sich  das  klinische  Bild,  welches  weit  mehr  auf  eine  Innervations- 
störung  des  Trigeminus,  als  auf  eine  örtliche  bazilläre  Zerstörung  hinweise. 
In  der  Tat  ergaben  auch  die  mit  dem  Xerosebazillus  angestellten  Versuche, 
gleich  denen  früherer  Beobachter,  dessen  nicht  pathogene  Natur. 

Querenghi  (143)  beobachtete  nach  einem  Blutverluste  in  der  Augen- 
liöhle  infolge  einer  Verletzung  Amblyopie  mit  Verfärbung  der  Papille,  voll- 
ständige Mydriasis,  Akkommodationslähmung  und  Aufhebung  der  Horn- 
häute mpfindlichkeit.  Die  Pupille  reagierte  direkt  nicht,  wohl  aber  konsensuell 
und  bei  Konvergenz.  Querenghi  schließt  daraus,  daß  die  Akkommodations- 
innervation und  der  direkte  Pupillarreflex  von  dem  Ganglion  ciliare  aus 
erfolgen,  die  übrigen  Reflexe  aber  von  den  Zentralorganen  ausgelöst  werden. 
Ein  zweiter  Fall  von  Verletzung  und  Blutung  sollte  diese  Annahme  bestätigen. 
Die  Akkommodation  und  die  direkte  Pupillarreaktion  war  fast  aufgehoben, 
die  konsensuelle  und  die  mit  der  Konvergenz  verknüpfte  jedoch  erhalten, 

Parisotti  (144)  sah  bei  einer  im  neunten  Monat  schwangeren,  heruntergekommenen 
Person  auf  einem  Auge,  an  dem  seit  zwei  Jahren  nach  einer  unbestimmbaren  Entzündung 
Mydriasis  zurückgeblieben  war,  eine  neuroparalytische  Keratitis  auftreten.  Das  obere 
Drittel  der  Hornhaut  war  durchsichtig,  das  mittlere  ulzeriert,  das  untere  infiltriert,  aber  ohne 
Epithelverlust,  und  das  mittlere  Drittel  grenzte  sich  gegen  das  obere  und  untere  mit  gerader 
horizontaler  Linie,  etwa  der  Lidspalte  entsprechend  ab.  Die  Hornhaut  war  unempfindlich, 
Bindehaut,  Lider  und, Gesichtshaut  normalempfindlich;  kein  Reizzustand.  Ein  aufgetretenes 
Hypopyon  schwand  bald. 

Parisotti  nimmt  hier  den  Sitz  der  Störung  im  Ganglion  ciliare  an, 
wegen  der  gleichzeitigen  Läsion  des  Trigeminus  und  Sympathikus  oder  Okulo- 
motorius.  Die  unempfindliche  Hornhaut  ulzerierte  da,  wo  sie  durch  die  Lider 
weniger  geschützt  war.  Gleichwohl  biete  die  Keratitis  e  lagophthalmo  ein 
anderes  Bild.  Es  müßten  also  noch  andere  Umstände,  trophische  und  vaso- 
motorische mitgewirkt  haben.  Die  Mydriasis  können  als  Lähmung  der  motori- 
schen Wurzel,  oder  als  Reizung  der  Sympathikusfasern  des  Ziliarganglions  auf- 
gefaßt werden. 

Schließlich  veröffentlichte  Taylor  Johnson  (145)  noch  eine  Beobach- 
tung, welche  er  für  eine  Entzündung  des  Orbitalgewebes  mit  Übergreifen  auf 
das  Ganglion  ciliare  hält,  wonach  Glaukom  und  Vortreibung  des  Auges  auf- 
getreten wäre. 

Das  Ganglion  Gasseri. 

a)  Makroskopische  Anatomie. 

§  51).  Das  Ganghon  Gasseri  (s.  Fig.  13)  bildet  nach  Henle  (148)  einen 
platten,  halbmondförmig  gekrünnnten  Streifen  gangliöser  Substanz,  dessen 
konvexer  Rand  sich  von  der  Gegend  der  vorderen  Mündung  des  Can.  caroticus 
l)is  unter  die  hintere  Spitze  des  Proc.  clinoid.  ant.  erstreckt.  Die  Trigenünus- 
wujzel  nimmt  gegen  das  Ganglion  an  Breite  zu,  indem  die  anfangs  parallelen 


Das  Ganglion  Gasscri.  53 

Fiiscfhiiiidcl  (li\('i'<j;i('r('ii  und  sich  /ii.^lcicli  diircli  /;ildv('i(vlic  Aiiiisioiiioscii 
/u  ciiKiii  ('iif^iJi.iscliij^cii  l'lcNiis  \  (■rhiiidcii :  das  (Jaiigli(jii  selbst  erhebt  sich  Icaiiiii 
über  das  Ni\"ea.ii  (Hcses  l'lexiis  und  ia<4t  an  den  Seiten  niit  seinen  abgerundeten 
Itändcin  nui'  wenig  über  denselben  hinaus.  I^jS  mißt.  \(>n  eiiieiu  Seitenrand 
zäun  anderen  14 — 22  mm  und  \(»m  Ixonkaxcn  /um  l\()n\c\en  Itand  4  mm. 
Seine  obere  h^äclie  ist  l'esi  uul  (li'V  libr()seii  Hirnhaut  Ncrwaebsen.  (he  untere 
dagegen  mir  locdver  an  (he  (h'inne  |tlatte  AhMubran  angehei'tet.  wciclie  (he 
Karotis  bedecdd  und  den  Sinus  caNcrnosus  a-bgi'enzt  (lleiile  (L  c.j.  Nach 
Ki'auses  (141))  Untejsiiehunge]i  und  na,(di  deJi  Erfahrungen  bei  Operalioiien  am 
Lebenden  trifft  jedoch  letztere  Angabe,  daß  nändich  das  (ianghon  (iasseii  mit 
dcy  l>ura  an  seiner  oberen  l*'jäehe  fest  vo'wac-hsen  sei,  nicht  zu.  Jm  (iegeiiteil 
be(le(d<e  inn'  eine  feine  l)iiulege\vebslage  die  obere  (iauglienf lache ;  daher  ge- 
linge es  auch  beim  Lebenden  leicht,  die  Dura  mit-  dem  Elevatorium  \(»m 
Ganglionslumpf  zu)'iicl\/aischi(d)en,  ohne  dab  gr(')ßej('  l^linrisse  in  ihi'  ent- 
ständen. In  Aereinztdten  l^'ällen  mußte  Krause  bei  der  Plxstirpation  i\r> 
Ganglion  einzelne  dünne,  al)er  tV'stere  J3indegewebszüge  hie  und  da  mit  drr 
Scheerenspitze  durchtrennen.  Die  untere  Fläche  des  Ganglion  Gasseri  ist 
locker  mit  der  dünnen  periostalen  Gewebsschicht  verbunden,  welche  (he 
Schädelbasis  bedeckt  und  das  Cg^vura  Meckelii  nach  unten  hin  gegen  die 
Knochen  abschließt. 

b)  Mikroskopische  Anatomie. 

§  60.  Das  Ganglion  Gasseri  hat  denselben  Bau  wie  die  Spinalganglien, 
d.  h.  es  besteht  aus  Nervenfasern,  die  zwischen  sich  teils  in  länglicher,  teils  in 
rundlicher  Anordnung  Ganglienz(dlen  bergen.  Die  äußere  Oberfläche  wird 
von  einer  bindegewebigen  Hülle  gebildet,  die  eine  Fortsetzung  des  Perineuriums 
darstellt.  Von  dieser  Hülle  gehen  Faserzüge  ins  Innere,  welche  die  Nerven  und 
Ganglienzellen  undileiden.  Das  Ganglion  Gasseri  wird  von  zahlreichen  Blut- 
gefäßen versorgt,  deren  Kapillaren  die  einzelnen  Zellen  umspinnen.  Die  Haupt- 
bestandteile des  Gass ersehen  Kncrtens  sind  meist  große,  rundliche  Ganglien- 
zellen, welche  von  einer  kernhaltigen  Hülle  umgeben  w^erden  (siehe  Fig.  20). 
Diese  Hülle  besteht  nach  St  Öhr  (150)  aus  glatten  Bindegewebszellen,  welche 
in  konzentrischen  Lagen  der  Ganglienzelle  aufliegen  und  von  einer  Fortsetzung 
der  Schwannschen  Scheide  herrühren.  Nach  Stöhrs  (150)  Angabe  sind 
die  oft  Pigmentkörnchen  enthaltenden  Ganglienzellen  unipolar.  Der  Fortsatz 
erhalte  sehr  bald  nach  dem  Austritt  eine  Markscheide.  Nicht  selten  teile  sich 
der  Fortsatz  nach  kurzem  Verlauf  T-förmig  in  zwei  Äste.  Die  Nervenfasern 
des  Ganglions  sind  markhaltig  und  besitzen  eine  Seh  wann  sehe  Scheide, 
über  den  Zusammenhang  der  Fasern  mit  den  Zellen  sind  unsere  Kenntnisse 
noch  sehr  lückenhaft. 

Kamkoff  (151)  hat  neuerdings  mittelst  verschiedener  Modifizierungen 
der  Methylenblaumethode  einen  besonderen  Nervenendapparat  im  Ganglion 
Gasseii  beobachten  können.  Derselbe  bilde  ein  doppeltes  terminales  Geflecht 
um  die   Ganglienzelle;  das  erstere  der  beiden  bestehe  aus  dicken,  marklosen 


64 


Das  Ganglion  Gasseri, 


Nervenfasern,  liege  der  äußeren  Fläche  der  Zellkapsel  eng  an  und  bilde  ein 
dichtes  Geflecht  um  sie  herum.  Von  diesem  perikapsulären  Geflechte  gingen 
dünne,  variköse  Fäden  ab,  durchbohrten  die  Kapsel  und  bildeten  um  den 
Zelleib  selbst  das  zweite,  das  eigentliche  perizelluläre  Geflecht.  Außer  diesem 
doppelten  perizellulären  Endapparate  sah  Kamkoff  noch  die  markhaltige 
Faser  frei  enden,  wobei  sie  vor  ihrer  Endigung  in  mehrere  Zweige  sich  teilte. 
Was  die  Zellen  betrifft,  so  konnte  Kamkoff  zwei  Typen  unterscheiden: 
1.  große  Zellen  mit  einem  dicken  markhaltigen  Fortsatze,  der  bald  nach  dem 
Austritte  aus  der  Zelle  sich  vielfach  schlängelte.  2.  Kleinere  Zellen  mit  dünnem, 
wahrscheinlich    marklosem    Fortsatze.     Welchen    Fasern    des    Trigeminus    die 


Protoplasma 


Kernhaltige 
Hülle. 


Bündel  von 
Nerven- 
fasern. 


Dura  niater. 


aO 


AaL 


p> 


Kern 


Kern  körperchen. 


Kernliiillige 
Hülle,  von  der 
Fläche  gesehen. 


.  Plasmazellen. 


Fig.  20. 

Nach  Stöhr,  Lehrbuch  der  Histologie,   S.   153. 

Stück  eines  Querschnitts  des  Ganglion  Gasseri  vom  Menschen,  240  mal  vergrößert.   Bei  X  hat 

sich  das  Protoplasma  der  Ganglienzelle  retrahiert  und  täuscht  einen  Fortsatz  vor.   In  der  Achse 

der  querdurchschnittenen  Nervenfasern  sieht  man  den  Achsenzylinderschnitt. 


vorher  angeführten  Endapparate  angehören,  ist  noch  nicht  aufgeklärt,  des- 
gleichen sei  es  noch  unentschieden,  ob  im  Ganglion  Gasseri,  ähnlich  wie  Ijei 
den  spinalen  Ganglien,  Zellen  vorhanden  seien,  deren  Fortsatz  im  Ganglion 
selbst  endete. 

Der  eine  von  uns  (S aenger  152)  hat  gelegentlich  seiner  Arbeit  /ur 
pathologischen  Anatomie  der  Trigeminusneuralgie  auch  das  normale  Ganglion 
Gasseri  untersucht  und  gefunden,  daß  sich  die  Ganglienzellen  durch  auf- 
fallenden Pigmentreichtum  auszeichnen,  ferner  daß  ncl)en  außerordenthch 
großen  Ganghenkugeln  auch  kleinere  mit  verhältnismäßig  großem  Kci'n 
vorkommen. 


Ursprung  des  Trigeminus. 


55 


l  rsprung  des  Tii^eiuiiiiis. 

^  t)l.  Diis  l  ispiuii.^sf^cbict  di'^  Tiigciiiiiiiis  erstreckt  sicli  xoiii  vurdereii 
\  i(  rhiiL;»'!  l)is  /um  I In Istiiark  liinal).  ])iese  heti'äclitliclie  Ausdeliimng  ist,  wie 
(lowcis  {'li'At}  li(  i\  oiliclil .  iiiclil  ülicnascliriid,  wenn  iiiiiii  lic(lciik('.  diiU  der 
(^)uiiitiis  die  >('ii>ilil(ii  Wuizclii  iillcr  inotoiisclicii  I  lininci\  cii  repräsentiere. 
\Oiu  Hü(d\('iiiii:i  rk.  \oiii  /j('i('l)iiiiii.  \()ii  der  Seite  und  diT  Mitte  sti'ömeii  die 
W  ui/ell'iiseni  im  Tons  zusammen  und  enden  teils  im  m  otoi'isclieii ,  teils 
im  si'iisibleii  JMidkeiii  des  (^uintus,  aus  \V(dclieiii  wiederum  die  perij)lieren 
Wiu'zelii  lier\()rij;elieii.  Letztei'e  erscheinen  an  der  JJi-ückenohei-fläche  in  zwei 
dicht  aneinaiulerliej^feiideii  l'oitioneii.  und  zwar  in  eine)'  kleinei'en  voi'deren 
molorisciien  (i'oitio  minoi)  und  in  einer  hedeutcnd  stärkeren,  hinteren  sensiblen 
Wurzel   (l'uitio  niajt)r).    (Siehe   l''i<j;.   1:1) 

Die  zentralen  \\  u)zell>tindel  teilt  man  lieikiimndicherweise  in  1.  die" 
a  u  i'sf  eii^'eiide.   2.   die   motoiisclie   und    o.   die   a  hs  t  eitrend  e    Wurzel.     Da 


Raä  anteriores         \^'^^<;r^_^   ^^iva 


IT 


"^^4 


Fig.  21. 
Xach  Edinger,  Vorlesungen  über  den  Bau  der  nervösen  Zentralorgane.    \'.  Auflage,  8.  373. 


jedoch  die  Autoren  in  der  Bezeicliniing  dieser  Wurzeln  nicht  einig  sind,  so 
dürfte  sich  empfehlen  von  einer  zerel)ralen,  spinalen  und  rein  moto- 
rischen Wurzel  zu  sprechen. 

Die  zerebrale  (absteigende)  W\irzel  geht  aus  den  kettenartig  ange- 
ordneten Zellen  am  lateralen  Eande  des  Höhlengraues  des  Aquaeductus  Sylvii 
hervor  und  zieht  in  die  Haubenetage  der  Brücke,  wo  sie  sich  den  übrigen 
Quintuswurzeln  anschließt.  Diese  Wurzel  hat  eine  halbmondförmige  Gestalt 
und  ist  durch  außerordenthch  derbe  Achsenzyhnder  ausgezeichnet.  Nach 
V.  Monakow  (253)  dient  die  (absteigende)  zerebrale  Wurzel  möglicherweise 
dem  Kauakt. 

Die  eigenthch  motorische  Wurzel  des  Trigeminus  ist  kurz;  ihre  Bündel 
entstammen   dem  ihr  lateral   anliegenden,   scharf  abgegrenzten   Kern  in   der 


56  Ursprung  des  Trigemiiius. 

Foniiatiu  reticularis,  ctwai  in  der  Mitte  der  Brücke  (Austrittsel)eii(ii  der  'j,i'- 
inischteii  Quintuswur/d),  indem  si(^  bogenförmig  und  lum\- ergierend  aus  den 
Zellengru])})en  lierxürgelieii  und  der  Hauptwurzel  zustreben. 

Die  mächtigste  Trigeminuswurzel  ist  die  spinale  (aufsteigende, 
sensible).  Dieselbe  ninnnt  ihren  Ursprung  aus  den  peripheren  Ganglien 
des  Quintus,  vor  allem  aus  dem  Ganglion  Gasseri  und  endigt  in  der  Brücke, 
resp.  in  der  Med.  oblongata.  Sie  steigt,  den  nach  vorne  gelegenen  Abschnitt 
des  Brückenarmes  durchbohrend,  dorsalwärts  in  die  Haubenetage  empor  und 
senkt  sich  zunächst  in  den  traubenförmig  angelegten,  aus  kleinen  Zellen  l)e- 
stehenden  sensiblen  Endkern  des  Trigeminus.  Ein  anderer,  etwas  größerer 
Teil  dieser  Wurzel  biegt  medial  vom  sensiblen  Kern  um  und  zieht  in  kaudaler 
Richtung  in  die  Oblongata  und  in  das  Rückenmark,  an  seiner  medialen  Beite 
von  der  Subst.  gelat.  Rolando  begleitet,  in  welche  er  sukzessive  kleine  Bündel- 
chen abgibt,  und  zwischen  deren  Zellen  er  blind  endigt,    v.  Monakow  (253). 

Nach  Edinger  (254)  entspringt  aus  dem  langen  Endkern  des  sensiblen 
Trigeminusteiles,  der  bis  in  das  Halsmark  hinabreicht,  die  sekundäre  Trige- 
minusbahn,  die  hirnwärts  zieht.  Aus  dieser  zentralen  Quintusbahn  gehen 
zahlreiche  Kollateralen  in  den  Fazialiskern.  Auf  solche  Weise  wird  der  senso- 
motorische  Reflexbogen  fiir  das  Antlitz  hergestellt. 

Über  den  Weg,  den  die  von  den  Trigeminuskernen  ausgehenden  Fasern 
nach  dem  Großhirn  einschlagen,  bestehen  noch  manche  Kontroversen.  Wir 
folgen  den  Angaben  Obeisteiners  (255)  in  der  folgenden  Schilderung:  Für 
die  Hauptmasse  der  sensiblen  Trigeminusbahn  dürfe  angenommen  werden,  daß 
die  Nervenzellen  der  Substantia  gelatinosa  und  des  sensiblen  Kerns,  in  welchen 
die  Wurzelfasern  enden,  ihre  Achsenzylindei'  median wärts  absenden.  Sie 
bilden  dadurch  innere  Bogenfasern  (Koelliker),  welche  teils  an  derselben 
Seite  (Ramon  y  Cajal),  größtenteils  aber  nach  Überschreitung  der  Raphe 
gekreuzt,  als  sensible  Fasern  zweiter  Ordnung,  in  der  Haube  zum  Großhirn 
ziehen  (zentrale  sensible  Bahn).  Während  dieses  Verlaufes  sollen  sie  zahl- 
reiche Kollateralen,  namentlich  zu  dem  motorischen  Trigeminus-  und  Vago- 
glossopharyngeuskern  und  zu  dem  Fazialiskern  abgeben.  Die  zentrale  motorische 
Bahn  löst  sich  wahrscheinlich  von  der  Pyramidenbahn  los  und  wird  durch 
Fasern  gebildet,  welche  durch  die  Haube  an  die  Raphe  und  über  diese  hinweg 
zum  motorischen  Kern  der  anderen  Seite  gelangen. 

Nach  Obersteiner  (255)  liegt  das  Rindenfeld  für  die  vom  Trigeminus 
versorgten  Muskeln  im  unteren  Dritteile  der  vorderen  Zentralwindung  und 
in  den  angrenzenden  Partien  der  mittleren  und  unteren  Stirnwindung. 

II.  Physiologisches  üher  den  Nervus  trigeminus  in  seiner 

Beziehung  zum  Auge. 

§  62.  Die  sensible  Portion  des  Trigeminus  versorgt  vollständig  alle 
Haut-  und  Schleimhautbedeckungtni  des  Kopfes  mit  Ausnahme  des  größt(»n 
Teiles  des  Pharynx,   der  Innteren    Gauiuenbögen   und   (k'S  hinteren   Teils   der 


Dio  Sensibilität   lU'v  Kditica   und  Koiijunktiva.  57 

/iiiti,!j,i'  (wo  sit'li  \';i,L,nis  und  ( il()ss()|iliiiryii^f('us  xcj'hrcilcii),  IViiici'  dpv  Tiiliii 
Ijusfiicliii  miil  ilci'  TidiiiiiicIlKililc.  Weiler  {\rr<  licfstcii  Teils  i\c^  iiiiücifii  Cle- 
hörgiing.s.  (ItT  Aoiii  liiiiiiiis  aiiririihiiis  ii.  \;\'/\  Ncrsoi'gt  wird,  luul  cndlicli  eines 
Teils  der  Ühiinuscliel  und  ih  s  Jiiiiteiii;iiij)tes,  wohin  Zervikahierven  gehen, 
l''iii-  uns  Avic'htig  ist,  daß  die  Sehlcinihaiit  des  Auges  (Konjunkti\a.  dei'  Lidei' 
\\\\i\  des  Augapfels),  die  Hornhaut,  die  Muskeln  dc^  (^esiclits,  der  Augen  und 
teilweise  die  harte  Hirnhaut  ihre  sensiblen  Fasern  \(iiii  Tiigeminus  bezieli(M). 
]>er  Augapfel   wird  speziell   nou  den   /  i  1  i  a  r  n  (  r  \  c  n   xcisorgf. 

§  ü8.  Nach  Landois  (155)  enthalten  die  Ziliainei\ cu  folgende  ver- 
schiedene Fasern : 

1.  8ensi])le  füj'  die  Koi'nea,  die  sich  /wischen  den  l'j})ithelien  mit 
feinsten  Fäserchen  verteilen  (vgl.  S.  42),  für  die  Conjunctiva  bulbi,  welche 
die  Sklera  durchhohreii.  Diese  erregen  reflektorisch  Tränenfluß  (N.  lacrv- 
malis)  und  Lidschluß  (N.  faciahs).  Sensible  Fasern  e -hält  auch  die  Iris 
(schmerzt  hei  l^jutzündungen  und  Ojx^rationen).  die  Choiioidea  (schmerz- 
hafte Spannung  bei  Anstrengung  der  Tensor  chorioideae)  und  die  Sklera. 

2.  Vasomotorische  Nerven  für  die  Gefäße  der  Iris,  der  Chorioidea  und 
Retina.  Inwieweit  diese  der  sympathischen  Wurzel  und  der  Anastomose  des 
Sympathikus  mit  dem  I.  Aste  oder  von  dem  Trigeminus  selbst  entstammen,  ist 
noch  niclit  völlig  aufgeklärt.  Die  Gefäße  der  Eetina  sollen  ebenfalls  vor- 
nehndich  vom  Trigeminus  versorgt  werden,  da  sie  nach  Klein  und  Svetlin 
weder  durch  Eeizung  noch  durch  Lähmung  des  Sympathikus  beeinflußt 
werden. 

3.  Motorische  Fasern  für  den  M.  dilatator  pupillae,  welche  größten- 
teils dem  Sympathikus  entstammen,  und  zwar  der  sympathischen  Wurzel 
des  Ganglions  und  der  Anastomose  des  Sympathikus  mit  dem  Trigeminus. 
Aber  auch  der  I.  Ast  selbst  soll  pupillendila tierende  Fasern  enthalten,  die  aus 
der  Medulla  oblongata  direkt  in  den  I.  Ast  gehen.  Beim  Hunde  laufen  diese 
Fasern  nicht  durch  das  Ganglion  ciliare,  sondern  direkt  am  Optikus  entlang 
zum  Auge.  Nach  der  Durchschneidung  des  Trigeminus  verengt  sich  daher 
die  Pupille,  und  nach  Ausrottung  des  Ganglion  cervicale  supremum  des  Sym- 
pathikus ist  die  Erweiterungsfähigkeit  der  Pupillen  noch  nicht  erloschen. 

4.  Wahrscheinlich  kommen  dem  Trigeminus  auch  trophische  Fasern 
zu,  welche  durch  die  ZiUarnerven  dem  Auge  zugeführt  w'erden.  Wird  der 
Trigeminus  in  der  Schädelhöhle  durchschnitten,  so  tritt  nändich  im  Verlauf 
von  6 — 8  Tagen  Entzündung  der  Hornhaut  und  schHeßhch  Untergang  des 
Bulbus  auf. 

1.  Die  EmpfiiKliingsqualitäteii  des  vorderen  Bulbusabsclinittes. 

a)  Die  Seusibilität  der  Hornhaut  und  Koujuuktiva. 

§  64.  Als  Eesultat  der  Untersuchungen  Molters  (156)  ergab  sich,  daß 
bei  der  Kornea  analoge  Bedingungen  vorhanden  sein  sollen,  wie  bei  der  mensch- 
lichen Haut,  und  man  imstande  sei,  auf  der  normalen  Kornea  die  verschiedenen 


58  Die  Sensibilität  der  Kornea  und  Konjunktiva. 

Gemeingefühle:  Die  Tastempfindung,  resp.  Druck-  und  Temperatur- 
empfindung, sowie  Ortssinn  nachzuweisen. 

Die  Prüfung  der  Verminderung  des  Drucksinnes  wurde  mit  dem  von 
Eulen  bürg  angegebenen  Barästhesio  meter  gemacht,  welcher  zum  Zwecke 
der  Prüfung  an  der  Korntni  durch  Anfügung  eines  feinen  Glasstäbchens 
adaptiert  wurde. 

Die  Temperaturbesti  mmung  geschah  durch  Berührung  mit  in  Eis 
gekühlten  resp.  über  eine  Spiiitusflamme  gehnde  erwärmten  Glasstäbchen, 
oder  noch  zweckmäßiger  durch  die  Berührung  mittels  feiner  Glasröhren  mit 
unten  ausgezogenen  und  etwas  abgeplatteten  Spitzen,  welche  mit  Wasser  von 
verschiedener  Temperatur  gefüllt,  zugleich  einen  Thermometer  enthielten. 

Der  Ortsinn  wurde  durch  Betastung  der  verschiedenen  Stellen  der 
Kornea  mit  dem  Knöpf  eben  einer  Haarsonde  bestimmt. 

Auch  Fuchs  (157)  konstatierte  durch  Berührung  der  Hornhaut  mit  dem 
Knopfe  einer  Sonde,  welche  entweder  in  heißem  (xler  in  Eiswasser  gelegen 
hatte,  daß  die  Hornhaut  einer  spezifischen  War  mee  mjjfindung  fähig 
sei.  Vermittelt  werde  dieselbe  durch  den  Trige minus,  was  aus  einem  Ealle 
von  einer  vollständigen  Trigeminuslähmung  nach  Herpes  zoster  ophthal- 
micus  geschlossen  wurde.  Hier  kehrte  nämhch  in  demselben  Maße,  als  die 
Sensibilität  der  Hornhaut  sich  im  allgemeinen  wieder  herstellte,  die  Wärme- 
empfindung zurück. 

V.  Frey  (158)  untersuchte  die  Sensibilität  der  Hornhaut  mit 
Haaren  von  verschiedener  Stärke,  welche  an  einem  Holzstäbchen  befestigt 
wurden  und  dasselbe  um  20  bis  30  mm  überragten.  Stieß  man  dabei  das 
Haar  statt  gegen  die  Kornea  gegen  die  Schale  einer  kleinen  Wage,  so  ließ 
sich  dieser  Grenzwert  in  Gewichten  ausdrücken  und  daraus,  sowie  aus  dem 
Querschnitt  des  Haares  die  Intensität  des  ausgeübten  Druckes  in  Gramm 
berechnen.  Zur  Bestimmung  der  Kälte  punkte  bediente  sich  Frey  feiner 
Stäbchen,  .Streifen  oder  Blöckchen  aus  Metall.  Er  fand  für  dieselben  eine 
weniger  dichte  Verteilung,  als  für  die  Schmerzpunkte.  Auffällig  viele  Kälte- 
punkte seien  entlang  der  Bindehautgefäße  anzutreffen.  Hinsichtlich 
der  Kornea  sollen  die  Eesultate  immer  negativ  gewesen  sein,  ausgenommen 
der  Eandteil.  Letzterer,  sowie  die  nächstanstoßenden  Teile  der  Bindehaut, 
werden  als  die  kaltempfindlichsten  Orte  des  Auges  bezeichnet. 

Weiter  gibt  Frey  an,  daß  auf  der  Kornea  und  Konjunktiva  die 
Druckpunkte  fehlen,  oder  doch  in  so  verschwindend  kleiner  Zahl  Aovhanden 
wären,  daß  sie  für  den  Charakter  der  dort  auslösl.)aren  Em})fin(luiig('n  nicht 
in  Betracht  kämen. 

Die  Endkolbcn  in  der  Konjunktiva  seien  wahrscheinlicli  die  Organe 
der  Kälteempfindung.  Die  freien  Nervenendigungen  in  der  Konicii 
entsprächen  der  dort  ausschließlich  vorhandenen  Schmerzempfindung. 

W.  A.  Nagel  (159)  dagegen  verwarf  die  Art  und  Weise  der  Sensibilitäts- 
piiifung  (!(■]•  Hondiaiil    inid    niiidchiuit   Freys,  indem  er  licrNoilinl».  das  von 


Reflextätigkeit  des  Trigeminus.  59 

letztemii  angewandte  Haar  funktioniere  nicht  als  einfach  drückender,  sondern 
als  stechender  Apparat. 

Nagel  kam  zu  folijenden    ilesuKalen: 

Die  Angaben,  dal.)  die  Konjuiiktix  a  und  Kornea  niii  scliniei'/diaflei'  ivui)- 
findung  fähig  sei,  Aväre  nicht  zutreffend,  fii  i  \'(  i ineidung  der  stechenden 
Wirkung  von  selten  dei-  aiige^vandteii  Haaic  eiliahe  man  ivine  Berührungs- 
empfind  ujigen  auf  dei-  Konj  un  kti  \  a.  Auch  auf  der  Kornea  seien  unter 
geeign(>ten  Versuchshedingungen  ^('h merzlose  Herü  h  f  ungse  m])f  i  nd  u  ngen 
(d)enfa.lls  leicht  zu  erzielen,  am  besten  (hn(di  fliiciienliaftc  J>erüliiung  mit 
weich(>n,  nassen  und  eiMÜiniten  (ii  genstiiiiden.  J\ui/dar.eiiide,  leichte,  punkt- 
förmige Berührung  mii   einem  Haai'e  sei  ebenfalls  schmerzlos. 

SoAvohl  Konjunktiva  ^vie  Koinea  vej'möchten  zwai'  Wärme  und  Kälte  zu 
unletsclieid(>n.  alx^r  nur  die  Kälte berühi'ung  erzeuge  neben  der  B(>- 
i'ühi  ungse  mpfind  ung  eine  spezifische  Temperature  mpfindung.  \\'ai-  m- 
berühiung  al)er  erscheine  als  te  mpcMaturlos,  als  ,, nicht-kalt",  wenn  sie 
nicht  so  hochgradig  sei,  daß  Schmerz  auftrete. 

Unfähigkeit  zur  Kälteempfindung  l)ei  sonst  intakte]'  Sensibilität  sei 
in  einem  Falle  konstatiert  M'orden.  Das  Vorkonnnen  ausgei)räg.ter  Wärme- 
empfindung sei  noch  fraglich,  jedenfalls  wäre  es  selten.  Schwache  Andeutungen 
At)n  Hitzegefühl  kämen  vor. 

Sowohl  die  Temperaturen,  wie  die  Berührungsreize  wurden  an  manchen 
Stellen  deutlich,  an  anderen  unsicher,  wieder  an  anderen  gar  nicht  wahr- 
genommen. Die  Häufigkeit  der  anästhetischen  Punkte,  namentlich  der 
Kornea,  wechsele  bei  den  einzelnen  Individuen. 

Ein  Luftstrom,  der  die  Kornea  treffe  (ebenso  die  Konjunktiva)  werde  als 
kalt  empfunden,  gleichviel  ob  er  heiß  oder  kalt  sei.  Sehr  heiße  Luft  erzeuge 
neben  der  Kälteempfindung  Schmerz,  keine  Wärmeempfindung. 

Der  Reiz  des  Induktionsstromes  werde  auf  der  Konjunktiva  und  Kornea 
als  ein  kontinuierlicher  stechender  Schmerz  empfunden. 

b)  Die  Rellextätigkeit  des  Trigeminus  bei  Reizung  des  vorderen 
Bulbusabsehnittes. 

a)  Die   stärkere  Füllung  der  Konjunktivalgefäße   bei  Reizung  der 
Kornea  und  Konjunktiva. 

§  65.  Ein  vorübergehender  Reiz  der  Hornhaut  und  Konjunktiva  bewirkt 
eine  stärkere  Füllung  der  Konjunktivalgefäße.  Bei  länger  dauerndem  Reize 
tritt  auch  eine  stärkere  Füllung  der  Ziliargefäße  auf. 

Jesner  (158a)  hat  unter  Grimhagens  Leitung  einschlägige  Unter- 
suchungen angestellt  und  konmit  zu  dem  Schlüsse,  daß  der  Trigeminus  dem 
Auge  vasodilatatorische  Fasern  zuführe,  deren  Reizung  gesteigerten  Blut- 
zufluß zum  Auge  bewirke.  Wir  müssen  also  annehmen,  daß  die  zentripetal- 
leitenden»  Fasern  im  Trigeminus  die  von  der  Hornhaut-  und  Konjunktival- 
oberfläche    aufgenommene    Errt-gunc;   im    Verlaufe    des    Trigeminus    selbst    in 


60  Pupillenenge  hei  Koinealreiz.  » 

EriTgaiig  dictrcr  zciiiiifugallcitriMlcii  Vasodilatatun'ii  uiiis(,4-zcii.  Wo  aber  dicsr 
Umsetzung  stattfindet,  ist  zur  Ztit  nt)cl]  scliwer  zu  bestimmen.  Jedenfalls 
geschieht  sie  nicht  zentral  vom  Ganglion  Gasseri,  noch  in  diesem  selbst  (beim 
Menschen  wenigstens),  denn  Krause  (1.  c.  S.  74)  konnte  nach  Pjxstirpation 
des  Ganglion  Gasseri  beim  Menschen  eine  Veränderung  der  Blutgefäße 
des  Auges  nicht  entdecken. 

Spalitta  (174)  exstirpierte  an  Hunden  das  Ganglion  Gasseii  nach 
kurz  vorausgeschickter  Zerstörung  des  oberen  Zervikalganglions  und 
bestätigte  die  frülieren  Eesultate  von  Sinitzin.  Während  die  einfache  Zer- 
störung des  Ganglion  Gasseri  fast  durchweg  Kei'atitis  neuroparalytica 
im  Gefolge  hatte,  l)lie))  l:)ei  der  kond)inierten  Operation  die  Hornhautzerstörung 
aus,  oder  ging  zurück.  Das  Bild  der  hauptsächlichsten  Augensymptome  sei 
in  beiden  Fällen  \erscliieden.  Im  ersten  Falle:  Vortreten  des  Bulbus,  kurze 
Erhöhung,  daim  starke  Verminderung  der  Tension  des  Bulbus,  Hornhaut- 
trübung und  Zerfall  derselben  mit  starker  sekundärer  Konjunktivitis;  im  zweiten 
Falle:  Eetraktion  des  Bulbus,  normale  oder  leicht  herabgesetzte  Tension, 
keine  Hornhautsymptome  oder  schnelles  Schwinden  derselben,  leichte  Kon- 
junktivitis vor  etwaigen  Hornhauterscheinungen,  nur  wie  diese  vorübergehend. 

Spalitta  nimmt  zur  Erklärung  ausschließlich  vasomotorische  Vorgänge 
an:  Die  Verletzung  des  Ganglion  Gasseri  führe  starke  Grfäßkontraktion, 
besonders  auch  in  den  perikornealen  Bahnen  und  damit  Nekrose  herbei.  Die 
gefäßerweiternde  Wirkung  der  Sympathikusdurchschneidung  wirke  antago- 
nistisch. Spalitta  nimmt  daher  weiter  an,  daß  die  Durchschneidung  des 
Ganglion  Gasseri  als  Keiz  wirken  müsse. 

ß)  Die  Verengerung  der  Pupille  bei  Keizung  der  Hornhaut. 

§  66.  Die  Tatsache,  daß  bei  tieferen  Affektionen  der  Kornea,  Aollends 
bei  Entzündungen  der  Iris  selbst,  die  Pupille  eng  wird,  steht  außer  Zweifel. 
Außerdem  ist  es  sicher,  daß  bei  Durchschneidung  des  Trigeminus  in  der 
Schädelhöhle  (bei  Tieren),  sei  es  im  Ganglion  Gasseri,  sei  es  im  Eanuis  oph- 
thalmicus  die  Pupille  sich  stark  verengt.    Eckhard  (160). 

Nach  Magendie  (161)  dauert  diese  starke  Kontraktion  der  Pupille 
nach  Durchschneidung  des  Trigeminus  ungefähr  nur  eine  halbe  Stunde. 

A.  V.  Graefe  (zitiert  bei  Krause,  S.  72)  beobachtete  nach  Trigeminus- 
durchschneidung  eine  trägere  Keaktion  der  Pupille,  nachdem  sie  eine  nüttlere 
Weite  wieder  erlangt  hatte. 

Bei  der  Erklärung  dieser  Erscheinung  könne  nach  Eckhard  (1.  c.  S.  173) 
die  Verengerung  der  Pupille  entweder  als  die  Folge  eines  Keflexes  angeseluMi 
werden,  welchen  der  in  hohem  Grade  sensible  Trigeminus  bei  seiner  Dui'cb- 
schneidung  auf  den  N.  oculomotorius  ausübe,  oder  man  könne  dem  Trigt- 
minus  direkt  motoiis  che,  vom  Gehirn  oder  dem  Ganglion  Gasseri  kommende 
Fasern  für  den  Sphincter  pupillae  zuschreiben.  Drittens  könne  man  die 
Kontraktion  dvr  Pupille  von  dem  Umstandeherleiten,  daß  die  \()m  Sympathikus 


Pupilloiioiirro  hoi  Komoalrcüz.  61 

s(;iiiiiii('ii(lii).  ilii'  l'npillc  i'i- wci  I  ciiid  eil  l*';isciii  in  der  l!:iliii  (\c<,  Tri;^^('- 
miiius  NcrJiclcii,  so  dal.»  diese  l>ei  dem  aiif^fel'iUuteii  J'jXpejiiiieiil  durcliscliiiitteii 
würden,  wüiuich  der  Einfluß  des  Sympathikus  in  W<'^fall  käme  und  der  den 
Sphincter  pupillae  inneixiejcnde  Okulomotoiius  nun  die  Oberhand  bekomme. 
Endlich  könne  man  sicli  nielne]-e  diese)-  Ursachen  als  zuf^leich  wirkend  vor- 
stellen. 

Die  Ansicht,  dal.!  (he  l'upillenverengerung  auf  reflektorischem  Wege 
vom  Trigeminus  über  dvn  Okulomotorius  vermittelt  werde,  läßt  sich  nach 
Eckhard  (1.  c.  Ö.  178  und  258)  aus  dem  Grunde  nicht  halten,  weil  die  Trigc- 
minusdurchschneidimg  zwischen  Gehirn  und  Ganglion  Gasseri  (beim  Tiere) 
ohne  irgendwelchen  Einfluß  auf  die  Pupillenw(>ite  sei. 

Öpalitta  (I.  c.  S.  80;"))  untersuchte,  ob  bei  der  ]'ui)illenerweiterung  außer 
den  beiden  Gruppen  x'on  Sympathikusfasern,  welche  teils  im  Gehirn  und  dem 
verlängerten  Mark,  teils  im  Halsmark  entspringen  und  im  Trigeminus  dem 
Auge  zugehen,  etwa  noch  andere  Nerven  in  Betracht  kämen.  Als  Reaktion 
benutzte  er  die  durch  Schmerz  hervorgerufene  reflektorische  Pupillenerweiterung. 
Er  fand,  daß  nach  Ausreißung  des  oberen  Zervikalganglion  und  späterer  Durch- 
schneidung des  Ganglion  Gasseri,  wobei  das  Auge  und  besonders  die  Horn- 
haut sich  lange  normal  und  ungetrübt  erhalten,  zwar  zunächst  bald  hinter- 
her eine  Reizung  des  Ischiadicus  keine  Pupillenerweiterung 
bewirke,  wie  dies  schon  von  Fr.  Frank  beobachtet  wurde.  Lasse  man  aber 
den  ersten  Eindruck  der  Operation  vorübergehen,  so  entstehe  auf  sensible 
Reizung  jetzt  eine  schwache,  langsame,  aber  deutliche  Erweiterung.  Vielleicht 
bringe  der  sensible  Reiz  eine  He  mmungs  Wirkung  auf  den  Okulo- 
motorius hervor.  Wenigstens  unterblieb  jene  letztere  Einmrkung  in  einem 
Experimente  nur  nach  der  Einträufelung  von  Atropin,  welches  bekamitlich 
die  Endausbreitung  des  Okulomotorius  lähmt. 

Daß  beim  Menschen  das  Ganglion  Gasseri  und  damit  auch  die  ganze 
zentral  von  diesem  Ganglion  gelegene  Trigeminuspartie  keinen  Einfluß  auf 
die  Weite  der  Pupille  hat,  konnte  Krause  (162)  nach  Exstirpation  dieses 
Nervenknotens  beobachten.  Nach  diesem  Autor  bemerkte  man  weder  beim 
Ablösen  des  Ganglion  Gasseri  von  der  knöchernen  Schädelbasis  und  der  Dura 
mater,  noch  beim  Freilegen  des  Trigeminusstammes,  wobei  Zerrungen  ziemlich 
erheblichen  Grades  unvermeidlich  w^aren,  nicht  die  geringste  Verengerung 
der  Pupille.  Wiederholt  wurde  während  der  Zeit  des  operativen  Eingriffes 
die  Reaktion  jeder  einzehien  Pupille  auf  Lichteinfall  sowie  die  konsensuelle 
Reaktion  geprüft:  beide  Augen  verhielten  sich  vollkommen  gleich.  Auch  bei 
dem  Herausdrehen  des  Trigeminusstammes  trat  keine  Veränderung  ein. 
Nachdem  die  Kranken  aus  der  Narkose  erwacht  waren,  ließ  sich  auch  die 
Akkommodation-  und  die  Konvergenzreaktion  wieder  feststellen.  Die  Pupillen 
beider  Seiten  zeigten  bei  keiner  der  erwähnten  Untersuchungen  den  aller- 
geringsten Unterschied.  Dabei  waren  die  Konjunktiva  und  Kornea  der  ope- 
rierten Seite  völlig  empfindungslos. 


62  Pupillenenge  bei  Kornealreiz.  , 

Auch  im  weiteren  Verlaufe  der  Beobachtung  ist  bei  den  Operierten  das 
Verhalten  beider  Pupillen  bei  vielfachen  Prüfungen  immer  das  gleiche,  völlig 
normale  geblieben. 

Bei  einem  Falle  hatte  Ki'ause  (1.  c.  S.  78)  den  T.  Trigeminusast  ganz 
hinten  in  der  Orbita  reseziert.  Die  Hornhaut  sowohl,  wie  die  Bindehaut 
wurden  vollkommen  anästhetisch  und  blieben  es  dauernd;  somit  war  die  Dureh- 
treimung  des  Kamus  ophthalmicus  hintei-  dem  Abgang  der  langen  Ziliaiiierven 
und  der  sensiblen  Wurzel  des  Ziliarganglions  erfolgt.  Auch  in  diesem  Fall 
verhielten  sich  während  und  nach  der  Operation  die  Pupilleii  vollkommen 
gleich.  Späterhin  resümiert  Krause  (1.  c),  daß  die  Pupillen  bei  einzelnen 
Fällen  ein  verschiedenes  Verhalten  zeigten,  bald  ein  normales,  bald  sei  die 
Pupille  der  operierten  Seite  weiter  gewesen,  als  die  der  gesunden,  oder  di(^ 
Lichtreaktion  sei  hier  nicht  so  rasch  und  ausgiebig,  wie  auf  der  letzteren  auf- 
getreten. 

Aus  diesen  Beol)achtungen  gehe  hervor,  daß  wenigstens  beim  Menschen 
dem  Trigeminus  von  seinem  Ursprünge  bis  ül)er  das  (ianglion  Gasseri 
hinaus  kein  wesentlicher  Einfluß  auf  die  Weite  der  Pupille  zugesprochen 
werden  köime. 

Eine  direkte  Eeizmig  des  Ramus  ophthalmicus  vom  Nervus  trigemimis 
unternahm  (Irünhagen  (163)  ))eim  Hunde  und  erzielte  eine  Verengerung  der 
Pupille.  Dieser  verengernde  Einfluß  des  Trigeminus  soll  nach  demselben 
Forscher  (164)  trotz  Atropineinträufelung  im  Gegensatze  zur  Okulomotorius- 
wirkung  bestehen  bleiben. 

Nach  Spalitta  und  Consiglio  (165)  wird  die  Miosis  nach  Trige- 
minusdurchschneidung  durch  die  Lähmung  der  Vasokonstriktoren 
(im  Trigeminus  verlaufenden  Sympathikusfasern),  die  Miosis  infolge  von 
Trigeminusreizung  durch  Reizung  der  Vasodilatatoren  im  Trigeminus 
hervorgerufen.  Eine  Lähmung  der  Vasokonstriktoren  und  eine  Reizung 
der  Vasodilatatoren  habe  aber  in  der  vermehrten  Füllung  der  Gefäße  den 
gleichen  Effect,  und  so  dürften  wir  uns  bei  diesem  Zustande  die  Verengerung 
der  Pupille  aus  der  vermehrten  Volumszunahme  dieses  Organs  durch  ver- 
mehrten Blutgehalt  der  Gefäße  erklären. 

§  67.  Diesen  vasomotorischen  Fasern  im  Trigeminus  kommt  auch  eint^ 
sekretorische  Funktion  betreffs  des  Augapfels  zu. 

A.  V.  Hipjjel  u.  Grünhagen  (202)  fanden  bei  Reizung  des  Trigeminus- 
ursprungs  in  der  Medulla  oblongata  einen  mächtigen  Zuwachs  des  intra- 
okularen Drucks  mitunter  bis  auf  200  mm  Quecksilber.  Diese  beiden 
Autoren  nehmen  als  erste  Ursache  der  Drucksteigerung  bei  Reizung  des 
Trigeminus  Dilatation  der  Blutgefäße  des  Auges,  namentlich  der  Chorioidea 
an.  (Die  Gefäße  der  Retina  sind,  wie  die  ophthalmoskopische  Betrachtung 
lehrt,  dabei  durch  den  gewaltigen  Druck  verengt.)  Zweitens  halten  sie  durch 
die  Tatsache  einer  das  Leben  überdauernden  Drucksteigerung  und  einer 
erneuten  Druckzunahme  bei  Trigeminusreizung  nach  partieller  Entleerung 
von  Humor  aqueus  für  erwiesen,  daß  eine  vermehrte  Sekretion  oder  Trans- 


Pnpil1oiu'n<;(>  l)oi  Kornea Iroi/.  63 

sudiitioii  Aoii  Auj,fciif'lüssi|j;l\cit  wiiliic  ii<l  (h  i'  Tctanisitning  der  Medulla  irgend- 
wo iniieiliall»  des  ]>ulbus  stattfinde.  ])ieser  Einfluß  des  Trigeniinus  bernlie 
wahrscheinlich  auf  Vermehrung  der  Augenfhissigkeit  durch  Filtration. 

Jesnei'  (158a,)  fand,  daß  (Icr  auf  Tieizung  der  vasodilatatorischen  J^asi  iii 
im  M^-igeminus  folgende  gestcigeite  lilutzufluß  /um  Auge  eine  Ausschei(hnig 
dl  r  Kihiin]-egeneratoi'en  und  Steigerung  des  l^jiweißgehaltes  im  Humor  aqueus 
h('r\()iiiifc. 

v:;  (»S.  Als  Antagonist  des  Trigeniinus  hezüglich  der  Blutgefäße  (\v^ 
Auges  ist  der  Sym])athikus  a.nzusehen,  und  es  miichte  dalier  wohl  XAveck- 
mäßig  ersciu'inen.  au  diese)'  Sldle  auf  seine  vasoniotoiische  lle(lcutung  fiii 
das  Auge  liier  einzugehen. 

Die  Funktionen,  welche  der  Sympathikus  in  l)ezug  auf  das  Auge  der 
meisten  Wirbeltiere  zu  erfüllen  hat,  bestehen  bekanntlich  darin,  daß  er  in 
erregtem  Zustande  die  ru})ille  dilalieit,  die  Augengefäße  verengt  und 
die  glatten  Muskeln  der  Lider  und  der  Orbita  zur  Kontraktion  Imngt.  Durch 
die  Tätigkeit  der  letzteren  wird  der  Eaum  der  Augenhöhle  verkleinei't  und 
infolgedessen  di-r  leicht  bewegliche  Bulbus  nach  vorne  gedrä.ngt. 

Adamück  (t203)  hatte  zuerst  bei  Katzen  und  Hunden  nachgewiesen, 
daß  der  intraokulare  Druck  bei  Reizung  des  Halsstranges  des  Sympathikus 
sich  erhöht.  Er  sowohl  wie  Wegner  (204)  haben  ihren  experimentellen  Be- 
funden nicht  die  richtige  Deutung  gegeben.  Hippel  und  Grünhagen  (202) 
ejkannten  das  Faktum  der  intraokularen  Druckzunahme  bei  Beizung  dei^ 
Halssympathikus  an,  behaupteten  aber,  daß  dieselbe  lediglich  durch  die  Kon- 
ti'aktion  extrabul bärer  glatter  Muskelfasern  erfolge.  Sie  konstatierten 
nämlich,  daß  auch  eben  so  häufig  der  Binnendruck  des  Auges  durch  Beizung 
des  Sympathikus  vermindert  werde.  Öfters  beobachte  man  diese  Ab- 
nahme anstatt  der  vorhin  erwähnten  Druckzunahme  gleich  bei  der  ersten 
Reizung  des  Halsstranges,  in  der  Regel  sähe  man  sie  jedoch  erst  nachträglich 
eintreten  und  auf  die  ursprünglich  vorhandene  Drucksteigerung  folgen. 
V.  Hippel  und  Grünhagen  führen  diese  Erscheinung  auf  die  mit  der  Sym- 
pathikusreizung Hand  in  Hand  gehende  Verengerung  der  Augengefäße  zurück, 
sie  schließen  aber  aus  ihrem  schwankenden  Auftreten,  daß  zwischen  der 
Blutzirkulation  im  Auge  und  der  Funktion  der  glatten  Orbitalmuskulatur  ein 
regulatorisches  Verhältnis  in  der  Art  bestehe,  daß  die  Kontraktion  der  Muskeln 
in  der  Augenhöhle  oftmals  darum  zu  keiner  momentanen  Druckverm.inde- 
rung  führe,  weil  die  Zusannnenziehung  jener  extrabulbären  Muskelfasern 
den  Austritt  des  Venenblutes  aus  der  Orbita  und  unmittelbar  auch  aus  dem 
Auge  erschwere.  Lasse  hingegen  die  Kontraktion  der  letzteren  nach,  so  würde 
der  Bulbus  entsprechend  dem  tatsächlichen  Verhalten  alsbald  an  Spannung 
verlieren,  indem  das  angestaute  Blut  abfließe,  ohne  wegen  der  langsamen 
Erweiterung  der  verengten  Arterien  sogleich  genügenden  Ersatz  zu  finden. 
Kontrahierte  Blutgefäße  nähmen  aber  im  Bulbusinneren  offenbar  weniger  Raum 
ein  als  weite,  und  dadurch  sinke  der  intraokulare  Druck  bei  Sympathikus- 
reizung. 


64  Reflektorischer  Lidschluß  und  Flucht bewegungen. 

N(  ucidiiigs  hat  Aiij^'clucci  (205)  nach  Exstiipation  des  Claiiglioii  Gasscri 
Kontraktion  der  Augengefäße  (mit  Keratitis  neuroparalytica),  und  durch  Ex- 
stirpation  des  Ganghon  cervicale  supremum  Gefäßerweiterung  beobachtet. 

Spalitta  (174)  bestätigte  die  schon  von  Claude  Bernard  und 
Sinitzin  gemachte  Angabe,  daß  eine  Exstirpation  des  Sympathikusganghons 
die  Folgen  der  Trigeminusdurchschneidung  auf  das  Auge  aufhebe  oder  ver- 
ringere. Die  alleinige  Exstirpation  des  Ganglion  Gasseri  bewirke  bei  Tieren 
Exophthalmus,  anfangs  Hypertonie,  später  starkes  Sinken  des  intraokularen 
Druckes,    Kerat.  neuroparalytica,  Miosis,  träge  Reaktion  der  Pupille. 

y)  Der  reflektorische  Lidschluß  nach  Trigeminusreizung. 

§  69.  Wir  hatten  bereits  im  I.  Bande,  S.  29  und  581  der  Lidreflexe  vom 
Trigeminus  Erwähnung  getan,  und  dabei  betont,  daß  der  gewöhnhche  Lid- 
schlag überhaupt  vom  Trigeminus  erregt  wird,  indem  schon  sehr  geringe  Reize, 
wie  die  Verdunstung  der  Flüssigkeit  von  der  Bulbusoberfläche  genügen,  diese 
Reflexe  auszulösen. 

Der  gewöhnliche  Lidschlag  ist  immer  doppelseitig.  Er  tritt  nach 
W.  A.  Nagel  (159)  bei  Berührung  der  Kornea  und  Konjunktiva  mit  einem 
warmen  Gegenstande  weit  weniger  stark  auf,  als  bei  Berührung  mit  einem 
kalten. 

Der  zentripetale  Teil  des  Reflexbogens  ist  hier  der  1.  Ast  des  Trige- 
minus, dessen  konjunktivale  und  korneale  Fasern  den  Reiz  dem  Zentralorgane 
übermitteln;  dortselbst  wird  er  auf  den  Fazialis  und  so  auf  die  den  M.  orbi- 
cularis  versorgenden  Fasern  umgeschaltet.  Das  Zentrum  dieses  reflektorischen 
Vorganges  ist  im  Fazialiskern  des  verlängerten  Marks  zu  suchen,  vielleicht  an 
der  Stelle,  wo  aus  der  zentralen  Quintusbahn  zahlreiche  Kollateralen  in  den 
Fazialiskern  gehen,  vgl.  S.  56  Edinger. 

Nicke l.t  (220)  bestimmte  bei  Meerschweinchen,  Tauben  und  Katzen 
als  hintere  obere  Grenze  des  Reflexzentrums  für  denjenigen  Lidschluß,  welcher 
durch  Reizung  der  Hornhaut  hervorgerufen  wird,  die  Gegend  der  Alae  cinereae, 
oder  vielleicht  noch  eine  etwas  höher  gelegene  Partie. 

6)  Die  Fluchtbewegungen  des  Kopfes. 

§  70.  Dieselben  sind  Zweckmäßigkeitsbewegungen  zum  Schutze  des 
Auges  und  werden  hervorgerufen  durch  die  außerordentliche  Schmerzempfind- 
lichkeit der  Hornhaut  bei  Berührung.  Mit  derselben  ist  stets  ein  kräftiger 
reflektorischer  Lidschluß  verbunden. 

Die  Bahn  dieses  Reflexvorganges  ist  unbekamit. 

e)  Die  vermehrte  Tränen-  und  konjunktivale  Sekretion. 
§  71.    Vergleiche  früheres  Kapitel. 


Reflexwirkungen  vom  Trigeminus.  65 

^)  ILc  in  incjulc   Wirkung'  uul   den  Nervus  laj-yngeus.    Unter- 
brechung der  Atniun^f. 

!^  71.  I\iis(  (l<><"»)  iiiiiclitc  iin  ciiiciii  l''allc  die  IVoltiidil  iiii}^,  dal.)  man 
(Invcli  incclianisclic  l!(i/un<i;  Avr  })cri|)licrisch('n  J^judcn  Ac^  'l'iige  minus  .so- 
wohl \(»n  (Irr  Jiiiididiaut ,  wie  von  dei'  Itacliensclileiiidiaat  aus  auf  den  in 
j*jii('t;ung  gesetzten  Nervus  laryngeus  eine  exquisit  hemmende  Wirkung  aus- 
ülicii  luinnc.  Küsl  hcliandcllc  13  an  Spasmus  gIotti(Hs  leidende  Kinder,  deren 
Krankengescliicliteii  niilgeteiK  werden.  Die  Reizung  der  Nasenscldeiuiliaut 
geschah  mit  dein  Härtende  einer  Feder,  die  in  ein  Pulvergemenge  von  Chinin 
und  Zucker,  oder  Chinin  und  Anti|)y]in  und  Zucker  getaucht  wurde.  Bei  stark 
se/einierendei'  Schleindiaul  iieß  Küst  vor  der  Reizung  den  Schleim  so  gut  als 
in(')gli('li   entfernen. 

Aher  auch  andei'e  Neurosen  mechanischer  Hi]-nnei\-en  konnten  durch 
mechanische  Reizung  des  '.rrigeniiinis  im  Sinne  einer  Jlennuung  lieeinflulJt, 
eventuell  zum  Schwinden  gebracht  werden. 

(iuttniann  (1C8)  hat  übel'  eine  reflektorische  Beziehung  der  Koi-neal- 
äste  des  Trigeminus  zur  Atmung  folgende  Beobachtung  gemacht.  Bei  einei- 
schwei'en  Atropinvei'giftung  einc^s  vierjährigen  Knaben  zeigte  sich  die  merk- 
würdige Tatsache,  daß.  als  die  Kornea  zur  Prüfung,  ob  reflektorischer  Lidscliluß 
vojhanden  sei,  mit  dem  Pinger  gereizt  wurde,  kein  Lidschluß  eintrat,  dagegen 
bei  jede]'  Ijeriün'ung  der  Kornea  di(^  Atniung,  welche  bis  dahin  regelmäßig 
war,  stille  stand.  Dieser  Stillstand  dauerte  5 — 9  Sekunden.  Die  betreffende 
Beobachtung  wurde  während  5  Stunden  etwa  20  mal  gemacht.  Der  reflek- 
torische Stillstand  der  Atmung  geschah  in  Exspirationsstellung  des  Thorax. 

Chris tiani  fand  auf  Reiz  der  Augenhöhlenzweige  des  Trigeminus 
Atmungsstillstand,  der  aber  im  Gegensatz  zur  JMehrzahl  der  Beobachtungen 
Peilclienfelds  gleichfalls  in  Exspirationsstellung  eintrat. 

Horsley  (169)  hat  bei  einer  Kranken,  bei  der  er  nach  vorbereitender 
Trepanation  den  Trigeminusstamm  hinter  dem  Ganglion  Gasseri  an  seiner 
Verbindung  mit  dem  Pons  Varoli  abriß,  in  diesem  Augenblicke,  obgleich  die 
Kranke  gut  betäubt  war.  Aufhören  der  Atmung  und  Verschwinden  des  Pulses 
beobachtet.  Dies  dauerte  schätzungsweise  nicht  länger  als  3 — 4  Sekunden, 
hierauf  wurden  die  Atembewegungen  und  der  Puls  wieder  normal. 

Krause  (1.  c.  S.  100)  hat  dagegen  bei  seinen  Operationen  nichts  Der- 
artiges bemerkt. 

Nach  Landois  (155)  verlaufen  die  auf  das  Zentrum  einwirkenden 
Hemmungsnerven  der  Atembewegungen  im  N.  laryngeus  superior 
(Rosenthal)  und  inferior  (Pflüger  und  Burkart,  Hering  und  Brenner). 
Auch  die  Nasenzw^ige  des  Trigeminus  bewirken  gereizt  Stillstand  der  Atmung 
in  der  Exstirpation  (Hering  und  Kretschmer).  Daher  wird  also  wohl  auf 
den  voift  Nasoziliaris  nach  der  Konjunktiva  hinziehenden  Ästen  die  zentri- 
petale Bahn  für  die  Auslösung  dieses  Reflexes  zu  suchen  sein. 

Wilbrand-Saenger,  Neurologie  des  Auges.    II.  Bd.  I.  Abteilung.  5 


66  Reflexwirkungen  vom  Trigeminus. 

?'/)  Schluck-  und   Schmeckreflexe, 

§  72.  Feilcheufekl  (167)  beobachtete  nach  Auswaschung  des  Kon- 
junktivalsackes  oder  auch  nur  bei  Einträufeln  von  Atropin,  [besonders  bei 
Kindern,  eine  etwa  5  Sekunden  währende  Unterbrechung  der  Atmung,  sowie 
die  Auslösung  von  Schluckbewegungen.  Ein  etwas  seltener  Eeflex  sei  Niesen. 
Beim  Zustandekommen  dieses  Reflexes  komme  als  zentripetale  Bahn  der  sensible 
Teil  des  Trigeminus  in  Betracht,  die  zentrifugale  liege  in  den  motorischen 
Ästen  des  Schlundgeflechtes  (Vagus). 

&)  Niesreflexe. 

§  73.  Feilchenfeld  (167)  beobachtete  auch  beim  Einspritzen  von 
Flüssigkeiten  in  den  Bindehautsack  einen  Niesreflex. 

Es  ist  bekannt,  daß  eine  heftige  Erregung  des  Optikus,  wie  sie  z.  B. 
beim  Sehen  in  sehr  intensive  Lichtquellen  stattfindet,  oft  eine  eigentümliche 
Empfindung  in  der  Nase  erzeugt,  welche  ihrerseits  wieder  Veranlassung  zum 
Niesen  wird.  Die  zentripetale  Leitung  liegt  "in  den  inneren  Nasenästen  des 
Trigeminus,  die  motorische  leitet  zu  den  Exspirationsmuskeln. 

i)  Der  vermehrte  Speichelfluß. 

§  74.  Anknüpfend  an  eine  von  Michel  gemachte  Beobachtung,  daß 
bei  Katzen  nach  Einträufelung  von  Atropin  sulf.  in  den  Konjunktivalsack  eine 
außerordentlich  starke  Speichelabsonderung  auftrat,  suchte  Aschenbrandt 
(170)  die  Nervenbahnen,  auf  welchen  der  Konjunktivalreiz  bis  zu  den  Speichel- 
drüsen fortgeleitet  werde,  sowie  die  gereizten  und  sezernierenden  Drüsen  auf- 
zufinden. Zunächst  zeigte  sich,  daß  jede  die  Konjunktiva  reizende  Flüssigkeit 
l)ei  Katzen  und  Hunden  Speichelfluß  auslöst,  ferner  daß  alle  drei  Speichel- 
drüsen sich  an  dem  reflektorischen  Speichelflusse  beteiligen,  und  der  Kon- 
junktivalreiz zu  den  Nervenkernen  (Trigeminus,  Fazialis,  Glossopharyngeus) 
geht,  und  zwar  vom  Nerv,  lacrymalis  zum  Ramus  ophthalmicus,  von  da  zum 
Ganglion  Gasseri,  durch  den  dritten  Ast  des  Trigeminus  zum  Ganglion  oticum. 
Die  Weiterleitung  geschähe  a)  zum  Nerv,  lingualis  und  zur  Chorda  tympani, 
b)  zum  Nerv,  petrosus  superf.  minor,  zur  Jacobsohnschen  Anastomose  und  von 
da  zum  Ganglion  petrosum. 

Was  die  Sekretion  in  der  Ohrspeicheldrüse  anbelangt,  so  ist  nach  Eckhard 
(1.  c.  S.  172)  bezüglich  des  N,  trigeminus  festgesetzt,  daß  der  III.  Ast  des- 
selben und  besonders  sein  Ramus  auriculo-temporalis  Zweige  zu  diesem 
Zwecke  in  die  Drüse  schickt.  Eckhard  (1.  c.)  hat  am  Hund  und  Esel  jene 
Zweige  mit  Erfolg  gereizt.  Diese  Beobachtungen  stehen  mit  den  schon  früher 
von  Rahn  (171)  unter  Ludwig  am  Kaninchen  angestellten  Untersuchungen 
in  Übereinstimmung,  nach  welchen  die  elektrische  und  chemische  Reizung 
des  gesamten  Trigeminusstammes  in  der  Schädelhöhle  vor  seinem  Eintritt 
in  das  Tentorium  von  einer  Speichelsekretion  in  der  Glandula  parotis  be- 
gleitet ist. 


1?rophische  T^asern.  67 

i 

Eiidlicli    iHTichIrn    llo  in  hci-^r   (172)    und    JMoslcr    (17:5)   <^lc  ich  falls    von 

Icbliaftcr    Spcicliclsckrction,   welche    hei    liel'ti}j;eii    Nentiil^ien    des    Trigominus 

ei  11/11  freien  pflogte. 

c)  Trophische  Fasern. 

§  75.  Dei'  Zweckmäßigkeit  h.ilher  werden  wir  die  Ansichten  für  und 
wider  die  Existenz  tiophischer  Fasein  im  Trigeminus  eingehender  hei  der 
Beschreihung  der  Keiatitis  neuroparalytica  besprechen.  Wir  wollen 
hier  nur  auf  die  Untersuchungen  Turners  (175)  und  die  Beobachtungen 
Krauses  eingehen. 

In  18  gemeinsam  mit  Perrier  ausgeführten  Versuchen  von  Durch- 
schneitlung  des  Trigeminus,  indem  4  mal  das  Tuberculum  Rolandi  zerstört, 
2  mal  die  Corpora  restiformia  einschließlich  der  aufsteigenden  Trigeminus- 
wurzel.  4  mal  der  Nervenstamm  zwischen  Varolsbrücke  und  Ganghon  Gasseri, 
S  mal  allein  der  Ramus  ophthalmicus  und  2  mal  die  absteigende  oder  trophische 
Wurzel  von  Mei'kel  in  Verbindung  mit  dem  oberen  Kleinhirnschenkel  durcli- 
trennt  wurde,  bei  denen  sämtlich  als  hervorstechendes  Symptom  Anas tli(! sie 
der  Kornea  sich  ergab,  kam  es  nur  2  mal  zu  destruktiven  Prozessen  und 
Panophthalmie;  beide  zeigten  aber  auch  sonst  noch  septische  Erscheirmngen, 
Temperatursteigerung  und  lokalisierte  Affektionen;  in  einem  davon  ergab  die 
Sektion  beginnende  septische  Meningitis. 

In  einigen  Fällen  wurden  leichte  Hornhauttrübungen  beobachtet,  ent- 
sprechend dem  infolge  der  Unempfindhchkeit  der  Hornhaut  durch  verringerten 
Lidschluß  offengebliebenen  Lidspalten  teil;  doch  hellte  sich  die  Hornhaut  bald 
wieder  auf.  Auch  künstlich  oder  zufällig  durch  Kauterisation  bzw.  Kollodium 
gesetzte  Reizungen  der  Hornhaut  heilten  ohne  Zwischenfall. 

In  sämtlichen  Fällen  mit  Durchschneidung  des  Ramus  ophthalmicus 
wurde  die  Hornhaut  genau  anatomisch  untersucht,  zeigte  aber  keinerlei  Ver- 
änderung. In  Zusammenhalt  mit  den  klinischen  Erfahrungen  nach  Exstii'- 
pation  des  Ganglion  Gasseri  wegen  Trigeminusneuralgie  folgert  er  aus  den 
Versuchen,  daß  die  mit  Läsion  des  Trigeminus  vergesellschafteten,  sogenannten 
neuroparalytischen  Symptome  nicht  Zeichen  der  Paralyse,  sondern  der 
Iiritation  des  Nerven  seien. 

I\Ian  hatte  seither  das  Ganglion  Gasseri  ganz  besonders  in  Beziehung 
zu   den   trophischen  Vorgängen   in   der  Hornhaut  und   Konjunktiva   gesetzt. 

Krause  (162)  hat  nun  in  einer  Reihe  von  Fällen  das  Ganglion 
Gasseri  beim  Menschen  entfernt.  Abgesehen  von  einer  dauernden  Lähmung 
des  Trigeminus  id)erhaupt  als  Folge  der  gedachten  Operation  wurde  am  Auge 
in  allen  Fällen  eine  vollkommene  Anästhesie  der  Hornhaut  und 
der  ganzen  Bindehaut  gefunden.  Diese  Gefühlslähmung  blieb  auch  im 
weiteren  Verlaufe;  selbst  nach  Jahren  erfuhr  sie  nicht  die  geringste  Ändening, 
weder  in  bezug  auf  die  Ausdehnung,  noch  in  bezug  auf  die  Stärke,  sie  blieb 
abweichend  von  den  anästhetischen  Gebieten  der  Haut  und  der  Schleimhäute 
eine  vollständige.    Der   bloße  Ausfall  des  Trigeminuseinflusses  führt 

5* 


68  Trophische  Fasern. 

daher  an  sich  Btöiuiigeii  irgendwelcher  Art  nicht  herbei.  Es  bedarf 
auch  trotz  der  vollstänchgen  Anästhesie  keiner  besonderen  Schiitzmaßregehi, 
um  das  Auge  vor  Keratitis  neuroparalytica  zu  bewahren. 

In  2  Fällen  schien  es,  als  ob  gegenüljer  Einwirkung  entzündungserregender 
Einflüsse  eine  verminderte  Widerstandsfähigkeit  auf  der  opei'ieiten  Beite 
vorhanden  gewesen  sei.  Es  tr'at  hier  leichter  Entzündung  der  Hornhaut  auf  als 
auf  der  gesunden  Seite;  aber  auch  diese  heilte  sell)st  in  ihrer  schweren  in- 
fektiösen Form  bei  zweckmäßigem  Verhalten,  ohne  zum  Bilde  der  Keratitis 
n('uro])ai'alytica  fojtzuschreiten  und  zum  Verluste  des  Auges  zu  führen.  Nur 
maclite  sich  die  verminderte  Kraft  der  Gewebe  auch  darin  geltend,  daß 
die  Heilung  erheblich  langsamer  vonstatten  ging  als  unter  nor  malen 
Veiliältnissen.    (Vgl.  jedoch  Fall  Millingen  Ö.  69.) 

Da  die  Exstirpation  des  Ganglion  Gasseri  beim  Menschen  dem 
physiologischen  Experimente  gleichgesetzt  werden  muß,  so  wollen  wir  zunächst 
untersuchen,  was  die  Zusammenstelhing  dei'  Literatur  ü))e]'  diese  Verhältnisse 
uns  angibt: 

Aus  den  in  der  Literatur  bekannten  Fällen  blieben  nach  Exstirpation 
des  Ganglion  Gasseri  von  Keratitis  verschont: 

6  Fälle  von  Krause  (162), 

2  Fälle  von  Andrews  (176), 

1  Fall  von  Parkhill  (177), 

1  Fall  von  Richardson  (178), 

1  Fall  von  Doyen  (171»), 

1  Fall  von  Hutchinson  (180). 

Exstirpation  des  Ganglion  Gasseri  mit  nachf(jlgender  Keratitis  be- 
obachteten: 

Galle maerts  (297), 

von  Hacker  (181), 

William  Rose  (182)   (zweifelhaft,  weil  der  Bulbus  onukleiert  wurde), 

Henle  (183), 

E.  V.  Hippel  (429). 

Diese  Disharmonie  in  den  Beobachtungsergebnissen  wird  noch  gesteigert, 
wenn  wir  nachher  auf  die  große  Zahl  klinischer  Beobachtungen  mit  Sektions- 
befunden zu  sprechen  kommen,  bei  welchen  intrakranielle  Erkrankungen  des 
Trigeminus  und  des  Ganglion  Gasseri  eine  Keratitis  neuroparalytica 
der  gleichen  Seite  zur  Folge  hatten. 

§  76.  Stellen  wir  noch  einmal  die  uns  hier  interessierenden  Beziehungen 
des  Trigeminus  zu  anderen  Nerven  zusammen,  so  hatten  wir  des  Verhältnisses 
zum  Sympathikus  gedacht:  Verengerung  der  Pupille  bei  Durch- 
schneidung des  Trigeminus  zufolge  gleichzeitiger  Durchschneidung  (h-r  vom 
Sympathikus  stammenden  und  im  Trigeminus  verlaufenden  Vasokonstrik- 
toren  und  nachfolgender  paralytischer  Erweiterung  der  Blutgefäße  der  Iris, 
vermehrte  Sekretion  des  Kammerwassers  durch  paralytische  Ge- 
fäßerweiterung der  Iris  und  des  ZiUarkörpers. 


Koiigonitalc    Ri](luii^sfc)ilcr  des  Trig(Mninus.  69 

l^Tiicj-  ciwüliiilcii  wir  die  üc/icliiiii^^f  di'>i  Ti'ij^ciiiiiius  zum  I^'uzialis: 
rcflcktoi'isclici"  l^idsclihiü  bei  Hcizuii^f  dci'  Trii^ciiiiiniscDdi^niiij^cn  in  der  Iluni- 
liaiit  und  l>ii)d('liaut;  vonncliric  TräiiciiahsorKlcrung  hei  iiciziuig  dci'  ^deichen 
Öidichkcilcii. 

Wii-  i'iilirlcii  die  Ijczicliiin^f  des  Ti'i^fciiiinus  zur  Nacken-  und  Hals- 
uiuskuliilui  iiii  l)('/ü^di('li  der  l^luclitlK'Wcguiigcn  des  Kopfes  bei  JJeiüliruiigeii 
dci'   l\()iijunkii\  a   und    Koiiica. 

Außerdem  erwähntcii  wir  die  Beziehungen  zum  Vagus  rcsp.  zum  N. 
laryngeus  superior  et  iufer,  J^etreffs  Unterbrechung  der  Atmung  bei  Heizung 
der  konjunktivalen  ]<]ndigungeii  des  Trigeminus,  ebenso  des  Schlundgeflechtes 
wegen  der  Schluckreflexe  und  der  Exspirationsnmskeln  wegen  des  Niesreflexes, 
und  hätten  nun  noch  der  B(>zi(>hungen  des  Trigeminus  zum  N.  oculomotorius 
zu  gedenken. 

Im  J.  I>ande  S.  (>()  hatten  wir  uns  schon  eingeliend  mit  den  Mitlx'we- 
gungen  des  Oberlides  bei  Kaubewegungen  beschäftigt  und  hatten 
dort  hervorgehoben,  daß  nach  der  Annahme  von  Helfreich,  Bernhardt  und 
Si(Mnerling  abnoinie  Verhältnisse  in  den  Ursprungsgebieten  des  V.  und  III. 
Nerven  beständen,  wodurch  der  motorische  Kern  des  Trigenünus  mit  dem  des 
Levator  in  Verl)in(lung  stehen  soll,  und  zwar  in  der  Weise,  daß  die  Levator- 
fasern  nicht  im  Okulomotorius-,  sondern  im  motorischen  Trigeminuskern 
entsprängen  inid  mit  diesem  zugleich  innerviert  würden. 

Bezüglich  der  Akkommodationsbeschränkung  bei  Zahnleiden  ver- 
weisen wir  auf  den  pathologischen  Teil. 

Was  weiter  den  Einfluß  des  Trigeminus  auf  die  Augenmuskulatur  be- 
trifft, so  haben  wdr  in  Bd.  I,  S.  344  uns  eingehend  mit  dem  reflektorisch  be- 
dingten Blepharospasmus  beschäftigt.  Vgl.  auch  S.  64,  §  68  und  S.  79,  §  82, 
wo  wir  noch  näher  auf  dies  Verhalten  eingehen.  Besonders  nach  Zahnaffek- 
tionen sind  von  Ferrier  (298),  Metras  (299),  Galezowski  (300)  und  Schmidt- 
Rimpler  (301)  Krampfzustände  in  den  Augemnuskeln  beobachtet  worden. 
Nystagmus  kann  durch  Reizung  der  zerebralen  Trigeminuswurzel  Zustande- 
kommen, wie  eine  Beobachtung  Eaehlmanns  (302)  lehrt,  auf  die  wir  später 
zurückkommen  werden. 

in.  Pathologisches. 
A.  Angeborene  Bildnngsfeliler  im  Trigeminnsgebiet. 

§  77.  Angeborene  Bildungsfehler  im  Gebiete  des  Trigeminus  sind  im 
allgemeinen  sehr  selten. 

So  beobachtete  von  Millingen  (184)  bei  einem  6jährigen  Türkenmädchen,  das 
von  gesunden,  nicht  syphilitischen  Eltern  abstammte,  eine  angeborene  vollständige 
Anästhesie  beider  Augen,  die  den  Eltern  schon  sehr  frühzeitig  aufgefallen  war.  Trotz- 
dem beiderseits  ein  Homhautgeschwür  bestand,  war  kein  Tränen,  keine  Lichtscheu  vor- 
handen und  waren  die  Augen  weit  geöffnet.  Außer  der  vollständigen  Anästhesie  beider 
Augen  bestand  eine  Anästhesie  der  Stirn  bis  zur  Sutura  frontoparietalis,  ferner  der  Wangen, 
der  Oberlippe,  der  Nase  und  des  Mundes.    Zunge  und  Unterlippe  besaßen  Empfindlichkeit. 


70  Kongenitale  Bildungsfehler  des  Trigeminus. 

Verschiedene  operative  Eingriffe,  darunter  eine  Iridektoniie,  ließen  sich  ohne  jeglichen 
Schmerz,  unter  Weglassung  von  anästhesierenden  Mitteln,  ausführen.  Die  Heilung  war 
eine  gute.  Psychische  Störungen  waren  nirgends  vorhanden.  Es  waren  also  die  trophi- 
schen  und  die  sensiblen  Nerven  unabhängig  voneinander,  von  Miliin  gen  nimmt  einen 
angeborenen  Mangel  des  I.  und  II.  Trigeminusastes  an. 

Hirschberg  (185)  gibt  an,    einen  gleichen  Fall  beobachtet  zu  haben. 
Auch  in  M.   Bernhardts   (186)   Fall  von   angeborener  einseitiger  Tri- 

geminus-Abduzens-Fazialislähmung    trat   in   der   fünften   Woche   nach    der 

Geburt  eine  Keratitis  neuroparalytica  auf. 

Es  handelte  sich  um  einen  5  Monate  alten  Knaben.  Die  Eltern  und  vier  Geschwister 
Avaren  gesund.  Sofort  nach  der  Geburt  bemerkte  man  eine  tiefe  Einsenkung  des  linken 
oberen  Augenhöhlenrandes  und  eine  volllvommene,  noch  am  2.  November  1889,  wo  der  Fall 
zum  ersten  Male  zur  Beobachtung  kam,  bestehende  Lähmung  der  rechten  Gesichtshälfte. 
Die  Geburt  des  Kindes  war  rasch  und  leicht  vonstatten  gegangen.  EtAva  fünf  bis  sechs 
Wochen  nach  derselben  erkrankte  das  rechte  Auge.  Scheeler  konstatierte  Anästhesie 
im  ganzen  rechten  Trigeminusgebiet  und  eine  neuroparalytische  Keratitis  des 
rechten  Auges.  Alle  diese  Erscheinungen  büeben  bis  zum  2.  November  1889  unverändert, 
nur  die  Keratitis  heilte.  Das  Kind  konnte  auch  anfänghch  nicht  ordentlich  saugen,  doch 
konnte  man  sich  über  das  Gaumensegel  nicht  orientieren.  Das  rechte  Auge  erschien  deutlich 
medianwärts  abgewichen:  Keinerlei  Maßnahmen  oder  Kunstgriffe  koiuiten  das  Kindchen 
veranlassen,  das  Ai;ge  nach  rechts  hin  zu  wenden;  auch  das  Unke  Auge  stand  im  mneren 
Augenwinkel.  Das  Kind  starb  am  28.  Februar  1890  an  Bronchitis.  Bis  zu  seinem  Tode  war 
der  Zustand  der  Augen  unverändert  geblieben.  Sektion  des  Gehirns:  Der  Hirnstamm 
ließ  eine  etwa  kreisrunde  Erweichung  an  der  rechten  Ponshälfte  erkennen.  Außerdem  fand 
sich  eine  Erweichimg,  welche  den  unteren  rechten  Vierhügel  total,  den  oberen  zum  größten 
Teile  zerstört  hatte.  Von  letzterem  war  nur  der  oberste  Teil  erhalten.  Die  Kerne  waren 
nicht  erki'ankt.  Die  Nerven  konnten  nicht  weiter  versorgt  Averden,  weil  die  Sektion  ver- 
weigert wurde. 

In  Schapringers  Fall  (187)  bestand  bei  einem  8jährigen  Mädchen  mit  doppel- 
seitiger kongenitaler  Fazialislähmung  und  Lähmung  der  assoziierten  SeitAvärtswendung  beider 
Augen  nach  rechts  und  links  eine  teilweise  Lähmung  nur  des  motorischen  Teiles 
des  Trigeminus. 

Gazepy  (221).  25  Jahre  alter  junger  Mann.  Keine  hereditäre  Belastung.  Stupider 
Gesichtsausdi'uck ,  schwaches  Gedächtnis.  Anästhesie'  der  rechten  Kopfhälfte 
(Kornea  und  Konjunktiva  nicht  besonders  erwähnt)  xmd  Schwerhörigkeit  rechts.  Der  Zeige- 
finger und  der  fünfte  Finger  sind  an  beiden  Händen  sehr  klein  und  verkümmert.  Die  zweite, 
dritte  und  vierte  Zehe  sind  an  beiden  Füßen  verwachsen.  Parese  des  Sphincter  vesicae 
urinae.    Urin  normal. 

R.  A. :  Ptosis.  Das  obere  Lid  deckt  die  oberen  zAvei  Drittel  der  Pupille.  Paralyse 
des  Rect.  sup.,  Parese  des  Rect.  lat.  Strabismus  converg.  von  25°  und  Lagophthalmus  in- 
folge von  Parese  des  unteren  Lides.  Pupille  und  Akkommodation  normal.  S  =  —  4  D.  ^a- 
Staphyloma  post. 

L.  A. :  Ptosis.  Paresis  M.  recti  sup.  et  lat.  Strab.  converg.  von  35°.  Lagophthalm. 
wie  rechts  S  =  —  4,5  D  Q  cyl.  —  ID.  ^s-    Fundus  wie  rechts. 

Daß  bei  einigen  Fällen  von  angeborenen  Bewegungsstörungen  der  Ge- 
sichtsmuskulatur, bei  welchen  sonst  keine  kongenitalen  Anomalien  am  Trige- 
minus vorliegen,  der  Kornealreflex  fehlt,  darf  nicht  wundernehmen.  Bei 
derartigen  Patienten  war  die  zentripetale  Partie  des  Keflexbogens  durch  den 
Trigeminus  erhalten,  die  zentrifugale  Weiterleitung  der  Erregung  im  Nerv- 
Muskelgebiet  des  Faziahs  aber  durch  Aplasie   an  irgendwelcher  Stelle   unter- 


Vasomotorische  Erregungen.  71 

liioclicii    iiiiil    Ivoiiiilc   (liilic)'   rille    rcl'lck ioiisclic    l\(tii ( la k( ioii    des    Orbikularis 
auf   l!('i/,iiii^   (Irr    Konica    iiiclili  aiis^^cN'isli   wci'dcii. 

I^jiiicii   (Iriai  ii<^fcii    l^'all   hcscliivibi   Sl-cpliiMi   (IHS). 

Eine  32jälirige  Frau  litt  seit  der  (ielmrl  au  liiiUsseitiger  peripherer  Fazialislähmung. 
Die  Asymmetrie  der  («esi»  lits/,iig<>,  schon  bald  nacLi  der  (teburt  entdeckt,  sprang  sehr  stark 
in  die  Augen.  Fehlen  d(>r  Mimik  und  der  (Jt^sichtsfalten,  Lagophthalmus  und  sehr  oft 
Epiphora.  Sehi(>tstellung  von  Nase,  Mund  und  Kinn  nach  reclits.  Der  weiche  (Jaumen 
und  die  Uvula  sind  gelalunt,  die  Zunge  wird  gerade  vorgestreckt.  fJeschmack  nicht  gestört. 
Pupillen  noruiitl.  I<  oriH  al  icfh^x  links  fehlend.  Die  Muskeln  reagieren  niciit  hei  elek- 
trischer Reizung.  Sensibilität  normal.  Ophthalmoskopischer  Befund:  beiderseits 
normal. 

Hc/iii^licli  der  l^jfklünin^f  der  Fälle  von  korigcDiialcii  l)llduii<4sf('lilcni 
im  Tiig(Miiinus<j;<'l)i('(  \(')\veis(Mi  wii-  auf  das,  was  im  i.  Bande  S.  87 — iU  und 
588 — 600  bezüglich  der  kongenitalen  Bihhnigsfelder  des  Fazialis  gesagt 
worden  ist. 

B.   Organische   Läsioiien   des   Trigemimis,   soweit   sie   das   Auge 

betreffen, 
a)   Reizzustäude. 

Die  Entzündungserscheinungeii   des    vorderen  Bulbusabschnittes, 

Fast  bei  jeder  stärkeren  Entzündung  der  vorderen  Bulbushälfte  und 
namentlich  bei  Affektionen  der  Horrdiaut  beobachten  wir  eine  Reihe  von 
Symptomen,  welche  wir  zusammenfassend  als  ,, Reizzustand  des  Auges" 
bezeichnini.  Sie  lieruhen  hauptsächlich  auf  Reizung  der  sensiblen  Trigemiiuis- 
fasern  mit  Steigerung  der  von  dem  I.  Aste  dieses  Nerven  ausgelösten  Reflexe, 
und  äußern  sich  in  Rötung  der  Bindehaut  res]).  Injektion  de)'  vorderen 
Ziliargefäße,  in  Tränen  des  Auges  der  erkrankten  Seite,  in  Lid- 
kiampf,  Pupillenkontraktion,  Ziliar-  resp.  Kopfschmerz  und  in 
Lichtscheu.    Vgl.  S.  59. 

d)  Vasomotorische  Erregungen  (vgl.  S.  59). 

Die  Rötung  der  Konjunktival-  und  Ziliargefäße  bei  Reizungen  der 
Trigeminuszweige  des  Auges  ist  eine  so  bekannte  Erscheinung,  daß  wir  hiej' 
weiter  auf  dieselben  nicht  einzugehen  brauchen. 

§  78.  Wie  wir  im  physiologischen  Teile  S.  63  erwähnt  hatten,  ist  der 
Trigemimis  bezügHch  der  Gefäßnerven  des  Bulbus  der  Antagonist  des  Sym- 
pathikus. Wir  sind  zur  Annahme  gezwungen,  daß  im  Trigeminus  und  dem- 
selben zugehörig  zentrifugalleitende,  vasodilatatorische  Fasern  ver- 
laufen, eine  Voraussetzung,  welche  noch  besonders  durch  die  khnische  Tat- 
sache gestützt  wird,  daß  wir  bei  Neuralgien  des  I.  und  IL  Astes  dieses  Nerven 
nicht  selten  Hyperämie  der  Augen,  vermehrtes  Tränen  und  leichte  Schwel- 
lung der  Lider  beobachten. 

S<f  erwähnt  Gefton-Lewill  (189)  zwei  Fälle  von  heftigem,  paroxysmenweise  auf- 
tretendem Gesichtsschmerz  in  der  Schläfen-  und  Kiefergegend  (mit  unvollkommener  Frei- 


72  Vasomotorische  Erregungen. 

lieit  der  Kieferbewegung),  Injektion  der  Konjunktiva  und  Vcrnichrung  der  Tränen- 
sekretion bei  zwei  älteren  Frauenzimmern.  Beide  hatten  nur  nocli  wenige  Zähne  im  Unter- 
kiefer.   Die  Neuralgie  war  durch  künstliche  Cebisse  erzeugt. 

H.  Groß  (190)  berichtet  von  einem  64jährigen  Manne  mit  heftigen  Neuralgien  im 
ganzen  Trigeminusgebiet.  Motorische  iStörungen  waren  nicht  vorhanden,  dagegen  solche 
vasomotorischer  Natur,  wie  Konjunktivalinjektion,  gesteigerte  Tränensekretion, 
häufiges  Erröten  nebst  Anschwellung  der  rechten  Wange  und  Glossy  skin,  zeitweise  livides 
Aussehen  durch  venöse  Turgeszenz  der  rechten  Seite,  Anschwellung  der  Mundschleimhaut 
und  Salivation. 

Eomberg  sagt  in  seinem  Lelubuclie  der  Nervenkrankheiten  S.  4G 
von  einem  FaUe  mit  Prosopalgie  der  linken  Gesichtshälfte:  Überdies  habe 
ich  mich  unzählige  Male  überzeugen  können,  daß  nach  den  Anfällen  vorzugs- 
weise das  linke  Auge  gerötet  war,  die  linke  Backe  von  livider  Farbe  erschien. 
Ferner  S.  47,  ,,es  ist  schon  bemerkt  worden,  daß  die  Venenentwicklung  in 
den  Teilen  vorzüglich  hervortrat,  welche-  den  Anfällen  am  meisten  ausgesetzt 
waren,  in  der  Wange  und  Nase.  Beim  Ergriffensein  des  Eamus  ophthalmicus 
sah  man  das  Auge  während  der  Anfälle  und  eine  Zeitlang  nachher  blutrot, 
wie  im  höheren  Grade  einer  traumatischen  Ophthalmie :  Kopiöser  Ausfluß 
von  Tränen  und  Nasenschleim.  Speichelfluß  stellte  sich  ein,  wenn  andere 
Zweige  affiziert  waren. 

Wir  beobachten  zur  Zeit  eine  35jährige  Frau,  welche  schon  als  junges  Mädchen 
zeitweise  an  Neuralgien  im  Trigeminusgebiet  zu  leiden  hatte.  Zugleich  mit  dem  Auftreten 
der  Schmerzen,  die  sich  über  das  ganze  linke  sensible  Trigeminusgebiet  verbreiten,  tritt 
heftiges  Tränen  des  linken  Auges  und  starke  Injektion  der  Konjunktiva  der  linken 
Seite  auf.    Dabei  wird  aber  die  Haut  beider  GesichtshäLften  kongestioniert. 

Eine  andere  Frau,  eine  77  jährige  Witwe,  leidet  seit  1892  an  rechtsseitigen  Gesichts- 
schmerzen in  Anfällen.  Letztere  treten  namentlich  beim  Essen  und  Sprechen  auf.  Seit  dem 
16.  März  1900  sind  die  Schmerzen  so  intensiv  und  so  häufig,  daß  Patientin  geradezu  zur  Ver- 
zweiflung gebracht  wird. 

Als  die  Patientin  galvanisiert  wurde,  trat  ein  sehr  heftiger  Anfall  rechterseits  im  ersten 
und  zweiten  Quintusast  ein.  Die  Patientin  saß  in  gebückter  Haltung  mit  vornübergeneigteu^, 
krampf verzerrtem  Gesicht.  Dasselbe  rötete  sich  ebenso  wie  die  Konjunktiva. 
Dabei  trat  reichliches  Tränen  des  rechten  Auges  auf.  Der  Schmerzparoxysmus  dauerte  ca. 
^/g  Minute,  während  desselben  vermochte  die  Patientin  nicht  zu  sprechen. 

Da  jede  Berührung  einen  Schmerzparoxysmus  auslösen  konnte,  so  wurde  von  einer 
eingehenden  Sensibilitätsprüfung  Abstand  genommen. 

Über  einen  sehr  interessanten  Fall  von  Konjunktivalinjektion  zufolge 
von  Trigeminusreizen  bei  Tabes  berichtet  Pel  (195). 

Bei  einem  41  jährigen  Tabiker  mit  besonders  ausgesprochenen  Parästhesien  im  Ge- 
biete zahlreicher  Nerven,  auch  des  Trigeminus,  traten  mederholt  mit  Intervallen  von  nur 
wenigen  Tagen  ohne  irgendwelche  nachweisbare  Ursache  plötzlich  Anfälle  von  heftigen 
brennenden  und  stechenden  Schmerzen  in  beiden  Augen  und  deren  Umgebung  auf.  Objektiv 
waren  die  heftigsten  krampfhaften  Kontraktionen  der  beiden  Mm.  orbiculares, 
starker  Tränenfluß,  intensive  Rötung  und  Schwellung  der  Conjunctiva 
bulbi  et  palpebrarum  zu  konstatieren.  Genauere  Untersuchung  der  Augen  war  wegen 
der  hochgradigen  Hyperästhesie  in  deren  Umgebiing  während  der  Anfälle  nicht  möglich.  Die 
Dauer  schwankte  zwischen  2—3  Stunden  und  P/g  Tagen.  In  den  Intervallen  waren  die 
Augen,  abgesehen  von  reflektorischer  Pui^illenstarre,  völlig  normal. 

In  einem  Falle  von  Tcrrier  (201),  bei  dem  es  sich  um  Injektion  der  Konj  unkti  va, 
linksseitigen  Lidkram])f  und  eine  so  bedeutende  Ablenkung  des  linken  Auges  nach 


VasoniotoTisclic  Errpgunjien.  73 

oben  auLkMi  Iiaiidcllc,  daß  die  l'iipillc  \iti(cr  dem  oberen  liidnindc  vcrboif^reii  bb'eb,  wurde 
die  )nona(('lang  bereits  vorhandriic  Affcktioti  diircb  Kxtiaklioii  inchrcrcr  kariöser 
/ähtic  ueliciil.  Besonders  beachtenswert  hi(^rh(^i  war  der  l'nislaiid,  daü  die  Zälinc  zu  dieser 
Zeit  iiiciit  sebmerzhaft  waren. 

Audi  bei  einem  Falle  von  re/id  i  \  i  e  ic  iid  e  r  ( )  k  ii  I  o  iiioior  i  iis  I  ii  li  ni  ii  ii.i,' 
und  IM  ii^rii  iie  konstatierte M an z  (198)  wälireiid  der  Anfülle  liindeliautliypeiiiinie. 

IWcgcy  (107)  fand  bei  einem  Pati(>nlcM  ciiu-  eij^entümliche  Affi^ktion,  dir  er  als 
kon  i  un  i<  t  i  \al('  Xcnralj^ic  aufi'al.W.  lOs  Ix-slaiiden  sehr  lieftij^e,  abei-  intermitt  ictcnde 
S(lnii(M"/,(Mi  im  Hidscn  Bulbus  und  (Uh' ( V)njunetiva  i)alpebi'alis,  Tränenträufeln,  ab  und  zu  nut 
serösem  Ausflul.?  aus  dem  lird<en  Nasenloch,  Anselivvellung  des  oberen  Augenlides  und  Injektion 
der  C'onjunetiva  bulbi.     Unter  Anwendung  von  Chinin  wich  die  Affektion  nach  5  Tagen. 

Seiir  auffällig  ist  die  Beobachtuiig  Koniberj^s  (811,  ö.  812)  bei 
einei'  57jälirigen  Frau  mit  Jjälimung  des  linken  Trigeminus.  Trot/deni  der 
linke  Augapfel  so  anästlietisch  war,  daß  er  das  Einstechen  einer  Stecknadel 
\('rtrug  und  weder  Blinzeln  noeli  Tränenfluß  sich  einstellte,  injiziei't  (mi 
sich  die  (iefäße  der  K  on  j  un  k  I  i  \a,  sofort,  sobald  dei'  Augapfel 
durcli  Siechen  gereizt  wuide.  l^jS  uuißte  also  docli  lioiz  der  Anästhesie 
tue  zentiipetale  Leitung  im  l'rigemimis,  welche  reflektorisch  die  Vasodila- 
tatoren  anzuregen  hatte,  in  diesem  Falle  nicht  ganz  aufgehoben  gewesen  sein. 

Auch  der  H(U'pes  zoster  ophtha  l  micus,  \V(dchei'  Ixdvanntlicb  i  niiner 
in  dem  befallenen  Bezirke  von  vasomotorischen  Störungen 
begleitet  ist,  setzt  auch  manchmal  mit  vas  o  mo  t  oi' is  ch  e  n 
Störungen  von  selten  der  Augen  ein,  wenn  noch  keine  anderen  Anzeichen 
für  Hei'pes  zoster  vorliegen. 

So  beobachtete  G.  M.  Gould  (191)  einen  Fall,  welcher  anfangs  IMiotojihobie,  Tränen- 
laufen, hochgradige  Hyperämie  der  Konjunktiva  xnid  leichte  Verschleierung  der 
Papille  darbot.  Nach  drei  Wochen  Beginn  einer  serösen  Iritis.  Am  35.  Tage  trat  plötzlich 
eine  typische  Erui^tion  von  Herpesbläschen  am  oberen  und  unteren  Lide  auf. 

Analoge  Konjunktivalaffektionen  bezeichnet  Schreiber  (1!''2)  mit 
Ophthalmia  catarrhalis  neurotica. 

Ein  68jähriger  zu  Kopfschmerz  disponierter  Mann  akquiriert  nach  einer  plötz- 
lichen Kälteeinwirkung  durch  einen  Wasserstrahl,  heftige  Schmerzen  in  der  linken  Koj^f- 
und  Gesichtshälfte.  Auftreten  eines  pemphigusartigen  Ausschlags  (!)  mit  nachfolgendem 
Ekzem  (!).  Hierauf  Anästhesie  der  Haut  daselbst  mit  Hyperästhesie  an  den  Grenzen  der 
befallenen  Stellen.  Die  Kornea  intakt,  die  Konjunktiva  aber  katarrhalisch  ge- 
schwellt, sehr  injiziert,  reichlich  sezernierend.    Puncta  dolorosa  fehlen. 

§  79.  Li  Anbetracht  der  Tatsache  einer  vermehrten  Konjunktival- 
injektion  bei  Keizungen  des  Trigeminus  liegt  der  Versuch  nahe,  aus  einer 
Zusammenstellung  der  in  der  Literatur  vorhandenen  Fälle  von  Quintus- 
neuralgie  mit  Sektions bef und  die  Stelle  ausfindig  machen  zu  wollen, 
an  welcher  diese  zentripetalen  Erregungen  des  Trigeminus  in  die  zentrifugal- 
leitende Erregung  der  Vasodilatatoren  umgesetzt  wird.  Denn  wenn  durch 
che  Sektion  der  Angriffspunkt  des  krankhaften  die  Neuralgie  erzeugenden 
Herdes  festgestellt  worden  ist,  dann  darf  man  wohl  auch  annehmen,  daß 
die  Umschaltungsstelle  der  zentripetalleitenden  (sensiblen)  in  die  zentrifugal- 
leitendem Bahnen  (Vasodilatatoren)  noch  zentral  von  diesem  Angriffspunkte 
des  Herdes  gelegen  sein  müsse. 


74 


Fälle  von  Trigeminusneuralgie  mit  Sektioxisbefund. 


Von  dieser  Zusammenstellung  sind  diejenige  Fälle  mit  Sektionsbefund 
ausgeschlossen,  bei  welchen  im  Verlaufe  der  Beobachtung  eine  Keratitis 
neuroparalytica  aufgetreten  war,  weil  mit  diesem  Ereignis  stets  eine  starke 
Injektion  der  Bindehaut  verbunden  ist  und  außerdem  die  Fälle  mit  Keratitis 
neuroparalytica  eine  besondere  Besprechung  verdienen, 

Fälle  von  Trigeminusneuralgie  mit  Sektionsbelund ,   bei  welchen  die  Neuralgie 

bis  zum  Tode  andauerte. 

Angriffspunkt  der  Krankheit  im  Sinus  cavernosus. 


Hulke  (276).  30 jähriger 
Maiui,  vor  4  Jahren  Lues, 
seit  3  Monaten  Neuralgie 
des  linken  Trigeminus. 
Links  Stauungspapille, 
Konvulsionen,  Sopor,Tod. 

Hutchinson  (303).  Bei 
langedauerndem  Schmerz 
in  der  Stirn  und  der 
Schläfe  entwickelte  sich 
mit  einer  fast  kompletten 
Lähmung  des  Okulomo- 
torius  eine  starke  Seh- 
störung,  Opht  halmoplegie, 
Exophthaluuis  vuid  Kon- 
gestion des  Oberlides. 

Goodhart  (304).  An- 
aesthesia  dolorosa  des  Ge- 
sichts. Ophthalmoplegia 
exter.  und  inferior.  Oph- 
thalm.     Befund    normal. 


Gummöser  Tumor  in  der 
Gegend  des  Smus  caver- 
nosus an  der  Sella  turcica. 


Eine  chronische  Entzün- 
dung um  den  rechten 
Sinus  cavernosus  hatte 
Neuritis  aller  in  serner 
Wand  verlaufenden  Ner- 
ven hervorgerufen  imd 
den  Siniis  obliteriert. 


Fibröser  Tumor  am  linken 
Ganglion  Gasseri.  Der 
Tumor  drückte  auf  die 
Nerven  am   Sinus  caver- 


Türck  (305).  34jähriger 
Patient,  welchier  4Monate 
vor  seinem  Tode  einen 
heftigen  Schmerz  in  der 
recht.  Supraorbitalgegend 
empfunden  liatte.  Tags 
darauf  Ptosis.  Etwas  spä- 
ter vollkommene  Läh- 
mung des  Okiüomotorius, 
Neuralgie  im  I.  Aste  des 
Trigeminus  rechterseits 
und    Amblyopia    dextra. 

Skae  (306).  Neuralgie  im 
Trigeminus. 


Bedrängung  der  Äste  des  Trigeminus. 

Tuberkel 


auf  der  Dura, 
welcher  den  Ramus  oph- 
thalmicus  Nervi  Trige- 
mini  und  die  r.  Hälfte  des 
Chiasma  komprimiert  und 
den  rechten  Okulomo- 
torius  vollständig  er- 
drückt hatte. 


Die  Dura  mater  rings  um 
die  AustrittstseUe  der  drei 
Trigeminusäste  verdickt 
mit  germger  seröser  Aus- 
schwitzung. Der  darunter- 
liegende Knochen,  dem  die 
veränderte  Hirnhaut  auf- 
lag, sowie  die  sorgfältig 
untersuchten  3  Neiven- 
stämmc  und  das  Ganglion 
Gasseri  waren  gesund. 


Fällo  von  Trigeininusni'uralfric  mit  Rektionsbcfund. 


75 


Angrif  fspiiiiU  t    des   Herdes   gleie  h/.ei  (  i  j 


leii    Asien    niid    <\cui   (iaiiglion. 


Hans. dl  (307).  Furihunde 
'l^iigeiiiinusiieiii'algi(>  in 
diT  liidvcn  tTesiulitsliälfto, 
ausgehend  von  der  Tiefe 
der  Nase. 

Sattler  (308).  58jähriger 
Mann.  Unt<"r  neuralgi- 
schen Selinierzen  ent- 
wicdvclte  sieh  am  4.  l^age 
naeli  einei'  Kohlenoxyd- 
gasveigiftung  ,  entspre- 
(■hend  d(M-  Verbreitung  des 
T.  Astes  des  Trigeminus 
mit  Kinsehluß  des  Naso- 
ziliaris  und  Beteiligung 
des  Auges  (Abschilferung 
des  Hornhautepithels)  ein 
Herpes  zoster  ophthalm. 
14  Tage  später  Exitus. 


Oppenhei  m  (.'W9).  .51jähr. 
Frau.  Seit  einem  Jahr 
neuralgische  Schmerzen 
im  Bereiche  des  linken 
Trigeminus.  Anästhesie 
der  linken  (iesichtshälfte. 
der  Kornea  und  Kon- 
junktiva.  Links  Oph- 
thalmoplegie, Ptosis  und 
Amaurose  ohne  ophthalm. 
Befund,  sowie  Hemiplegia 
dextra. 


Iris  und  Konjunkti- 

valhyperämie,  Glas- 

körpertrübungen. 


Kine  haselnufJgioß;*,  derbe 
(leschwulst  des  (langlioii 
Gasseri  hatte  auch  den 
in.  Ast  des  Trigeminus 
stark  verdickt. 

Nur  der  dem  I.  Trigeminus- 
aste  angehörige  mediale 
Anteil  des  Ganglion 
Gasseri  erwies  sich  auf 
der  kranken  Seite  in 
hohem  Grade  verändert. 
Es  bestand  eine  Infiltra- 
tion des  interstitiellen  Ge- 
webes mit  Rundzellen  u. 
Fettkörnchenzellen ;  die 
Ganglienzellen  waren  zu- 
grunde gegangen  ,  die 
Nervenfasern  selbst  wenig 
verändert  hingegen  die 
vom  Ganglion  ausgehen- 
den Fasern  in  hohem 
Grade  degeneriert.  Diese 
degenerierten  Fasern  lie- 
ßen sich  bis  in  das  normal 
aussehende  Ganglion  ci- 
liare verfolgen.  Am  Auge 
selbst  war  die  Degene- 
ration in  hohem  Grade 
ausgesprochen.  Im  Be- 
reiche des  Orbiculus  cilia- 
ris  fanden  sich  mykotische 
Thrombosen. 

Flächenhafte  Läsionen  an 
der  Schädelbasis.  Li  den 
Tumor  sind  das  Ganglion 
Gasseri,  die  drei  Ti-ige- 
minusäste,  der  periphere 
Teil  des  Optikus,  Okulo- 
motorius,  Trochlearis  und 
Abduzens  eingeschlossen. 


Befallensein  des  Ganglion  Gasseri. 


Bezold  (310).  Neuralgie 
der  linken  Cfesichtshälfte 
und  Nase.  Die  Sensibili- 
tät blieb  intakt,  desgl. 
das  linke  Auge. 


KeineKonjunktival- 
injektion. 


Keine  ver- 
mehrte 
Tränen - 
absonderimg, 
dagegen 

gesteigerte 
Nasen- 

seki'etion. 


Gliom  des  Ganglion  Gasseri 
von  der  Größe  einer 
halben  Walnuß. 

Die  Faserung  des  Nerven 
konnte  an  seiner  Ober- 
fläche vom  Eintritt  der 
Wurzel  des  Trigeminus 
bis  zu  dessen  drei  Zweigen 
deutüch  verfolgt  werden. 


76 


Fälle  von  Trigeminnsneuralgie  mit  Sektionsbefund. 


Gleichzeitige   Affektion   des   Ganglion   Gasseri    und    des  Trigeniinusstammes. 


Pick  (275).  Bei  einem 
Luetischen  bestand  An  - 
aesthesia  dolorosa  im  Be- 
feich  des  linken  N.  trige- 
minus.  Daneben  rechts- 
seitige Körperparese  imd 
linksseitige  Lähmung  des 
Okulomotorius  und  Ab- 
duzens. 


Romberg  (311).  57 jähr. 
Mann.  Seit  18  Jahren 
Neuralgie,  welche  außer- 
ordentlich schwer  war  uncl 
ihren  Sitz  im  Gesamt - 
gebiete  des  linken  Trigc- 
minus  hatte. 


Freud  (312).  Ein  ISjähr. 
Bäckergeselle,  an  akuter 
multipler  Neuritis  er- 
krankt, zeigte  Hyperal- 
gesie  im  Gesicht  und  an 
verschiedenen  Nerven- 
ästen   der   Extremitäten. 


Beiin  Ergriffensehi 
des  Ramus  ophtha! - 
micus  sah  man  das 
Auge  während  des 
Anfalls  mid  eine 
Zeitlang  nachher 
blutrot,  herausquel- 
lend aus  der  Orbita, 
als  wenn  diese  zu 
enge  geworden  wäre. 
Dabei  Anschwellung 
der  Augenlider. 


Kopiöser 

Ausfluß    von 

Tränen     und 

von  Nasen - 

Sekret. 


Multiple  Gummata  an  der 
Hirnbasis,  im  linken  Tract. 
optic,  im  linken  Him- 
schenkel,  im  Pons  und  der 
Medulla  oblongata.  Es 
bestand  syjjhilit.  Menin- 
gitis. Der  linke  Trige- 
minus  war  durch  die  Pons- 
affektion  beinträchtigt. 
Auch  in  dem  Ganglion 
Gasseri  beiderseits  waren 
Veränderungen  der  Ge- 
fäßwandungen und  teil- 
weise Obliteration. 

Aneurysma  der  Carotis  in- 
terna in  ihrem  intra- 
kraniellen  Verlaufe.  Der 
Sulcus  carotis  des  Keil- 
beinkörpers war  in  eine 
tiefe  S-förmige  Grube  ver- 
wandelt. Das  Ganglion 
Gasseri  lag  zwischen  den 
Blättern  der  hai'ten  Hirn- 
haut auf  der  äußeren 
Saite  des  Aneiirysma  und 
war,  da  es  nicht  auszu- 
weichen vermochte,  der 
Spannung  und  Zerrung 
durch  die  Geschwulst  und 
ihren  Pulsationen  ausge- 
setzt. Außerdem  fand 
sich  der  Trigeminus- 
stamm,  da,  wo  er  vom 
Pons  abgeht,  erweicht, 
seines  faserigen  Grefüges 
verlustig. 

Der  linke  Trigeminus  grau- 
rot  verfärbt.  Das  Gan- 
glion Gasseri  blutreich, 
grau. 


Choupe    (313).     Typische 
Neuralgie. 


Befallensein  des  Stammes. 


Der  Trigeminus  an  der 
Schädelbasis  von  einer 
spitzen  Exostose  durch- 
bohrt. 


Fälle  von  Tiigi'Tninusneuralgie  mit  Scklionsliefund. 


77 


Si'huh  (314).  rWjährifier 
Patient,  seit  II  .laliicn 
X'euraluie. 


Sa  Ina/es  (.'{Ifi)  und  ("a- 
haiines.  Bis  y.nru  Tode 
llyperJistlK'sie  im  Meicielie 
des  liidvcn  'rii^ieniiniis. 
Liidvs  toniselief  (lesiehts- 
krani])t',  ()phtlialni()j)le<fia 
exterioi',  sieh  auf  beide 
l'Lxterni  luid  Inteini  he- 
seliränkend.  Taubheit  luid 
Sehw'äehe  in  den  oberen 
und  unteicnExtretnitiiten. 


A.  Wallenboig  (310). 
.'{.'{ jüliiige  Flau.  Neuralgie 
und  Anästhesie  in  den 
(iebieten  aller  drei  Aste 
des  linken  Trigeminus  in- 
khisive  Kornea  und  Kon- 
junktiva.  Der  Masseter- 
reflex  war  erhalten.  Dop- 
jX'lbildei'  beim  Blick  naeli 
links  usw. 


Cholesteatom,  welches  den 
Trigeminus  dicht  bei 
scüncTn  Austi'itt  aus  dem 
(Jehini  i'ingartig  umfaßt 
und  ihn  an  der  dem  (Je- 
hirn  zugewandtt'u  Stelle 
bis  auf  den  dritteji  Teil 
seines  Umfanges  zusam- 
mengesc^hnürt  hatte. 

Gliom  in  der  liintcn-n  Vicr'- 
hügelgegend  niil  l'\)rt- 
pflari/.ung  nach  dem  Bid- 
bus.  Die  meisten  (lehirn- 
nerven,  besonders  der 
Trigeminus,  Abduzens, 
Okulomotorius,  Fazialis 
und  Akustikus  waren 
beideiseits  in  die  (Je- 
schwulst  hineinbezogen. 
Die  hintere  Kemregion 
des  Okulomotorius  zeigte 
Degeneration  der  Nerven- 
zeUen.  Die  V(jrdere  und 
mediane  soll  unbet<'iligt 
gewesen  sein. 

Die  Portio  majf)r  des  linken 
Trigejninus  durch  einen 
liaujjtsächlich  in  ventraiei' 
und  lateralei'  Richtung 
entwickelt-enTuniorO.fx'm 
vor  dem  Eintritt  in  die 
Brücke  teils  zerstört, 
teils  komprimiert.  Der- 
selbe setzt  sich  auf  das 
Ganglion  Gasseri  und  den 
Ursprung  des  HI.  Astes 
fort.  Die  Portio  minor 
ist  nicht  betroffen. 


Wenn  auch  diese  Zusammenstellung  den  gewünschten  Aufschluß  leider 
nicht  gibt,  vielleicht  weil  gegenüber  der  Schwere  des  Krankheitsbildes  dem 
relativ  untergeordneten  Symptome  vermehrter  Konjunktivalhyperämie  nicht 
die  notwendige  Beachtung  geschenkt  worden  war,  so  wollen  ^vir  doch  hier- 
mit diesen  Umstand  der  weiteren  Beobachtung  empfehlen  unter  der  bestimmten 
Voraussetzung,  daß  betreffs  der  so  interessanten  vasomotorischen  und 
trophischen  Verhältnisse  beim  Trigeminus  lediglich  nur  genaue  klinische  Be- 
o])achtungen  nüt  Sektionsbefund,  nicht  aber  das  Tierexpeiiment,  uns  wirkhche 
Einsicht  Aufschluß  geben  kann. 

§  80.  Durch  Reizungen  des  Trigeminus  wird  auch  reflektorisch  Druck- 
steigerung im  Bulbus  erzeugt. 

Bei  Neuralgien  des  Trigeminus,  welche  mit  Hyperämie  der  Augen,  starkem 
Tränenfhiß  und  leichter  Lidschwellung  einhergehen,  muß  stets  das  Auge  auf 
Glaukom  untersucht  werden,  denn  akute   (ihiukomfälle  werden  nicht  selten 


78  Bie  vermehrte  Tränensekretion. 

durcli  dies  Kianklieitsbild  verdeckt,  oder  sie  werden  häufig-  durcli  Tiigeiniiius- 
neuralgien  eingeleitet.  Schon  früher,  als  Hutchinson  (208)  einschlägige 
Fälle  veröffentHchte,  hatten  Sichel  (206)  und  Tavignot  (207)  auf  den  Zu- 
sammenhang zwischen  Trigeminusneuralgien  und   Glaukom  hingewiesen. 

In  der  ersten  Mitteilung  Hutchinsons  hatte  bei  einer  35jährigen  Frau  schon  sicl.en 
Jahre  lang  eine  Neuralgie  der  linken  Gesichtsseite  bestanden,  als  auf  dem  gleichseitigen 
Auge  ein  entzündliches  Glaukom  ausbrach. 

Auch  Abadie  (209)  beobachtete  ein  Glaukom,  bei  dem  sich  längere  Zeit  vorher  eine 
Neuralgie  des  II.  und  III.  Trigeminusastes  mit  Kontraktionen  der  Gesichtsmuskeln  ein- 
gestellt hatte. 

Dalbey  und  Dean  (317)  sahen  bei  einem  76jährigen  Patienten  mit 
ausgedehntem  Herpes  des  rechten  Augenlides  und  der  Stirn,  mit  Keratitis 
bullosa  Drucksteigerung  mit  heftigen  Schmerzen  rechterseits.  Eine  später 
vorgenommene  Iridektomie  endete  (neuroparalytisch)  mit  Panophthalmitis, 
Das  unke  Auge  war  ein  Jahr  später  noch  völlig  gesund. 

Daß  in  disponierten  Augen  durch  Zahnschmerzen  akute  Glaukomanfälle 
ausgelöst  werden  können,  zeigt  der  Fall  von  Creniceau  (210). 

Ein  63jähriger  Lehrer  bekam  heftige  Zahnschmerzen,  von  einem  unteren  Backen- 
zahne ausgehend,  die  sich  über  das  ganze  Gesicht  erstreckten;  am  folgenden  Tage,  wo  sich 
inzwischen  ein  Abszeß  am  Unterkiefer  gebildet  hatte,  ließen  dieselben  etwas  nach,  um  in 
der  Nacht  mit  noch  größerer  Heftigkeit  sich  auch  auf  das  rechte  Auge  und  die  Schläfe  aus- 
zubreiten: Zwölf  Stunden  später  konstatierte  Schulek  einen  akuten  Glaukomanfall. 
Selbst  kurz  nach  der  Iridektomie  erfolgten  wieder  gleichzeitig  mit  neu  auftretenden  Zahn- 
schmerzen Rezidive  der  Entzündung. 

In  diesem  Falle  handelte  es  sich  um  ein  Auge,  auf  dem  bereits  de]' 
Anamnese  nach  Glaucoma  simplex  bestanden  hatte, 

Eedard  (211)  berichtet  über  Störungen  durch  Nebel  und  über  das  Auf- 
treten eines  Glaukoms,  bei  dem  Abadie  zweimal  die  Sklerotomie  erfolglos 
ausgeführt  hatte.  Erst  nach  Extraktion  einer  schmerzhaften  Zahnwurzel  der 
gleichen  Seite  sank  der  intraokulare  Druck  auffallend. 

Schmidt-Eimpler  (212)  führt  auch  die  von  ihm  bei  Zahnleiden  be- 
obachtete Akkommodationsbeschränkung  auf  den  reflektorischen  Einfluß 
zurück,  der  durch  den  Zahnreiz  auf  die  Sekretionsnerven  des  Auges  ausgeübt 
werde.  Diese  Trigeminusreizungen  sollen  eine  intraokulare  Drucksteigerung, 
welche  auf  die  Oberfläche  der  Kristallinse  wirke,  verursachen  und  die  zu  starker 
Akkommodation  erforderliche  maximale  Krümmungszunahme  dieses  Organs 
behindern;  es  wäre  dies  analog  der  im  Prodromalstadium  des  Glaukoms  be- 
obachteten Akkommodationsbeschränkung,  die  sog.  „frühzeitige  Presbyopie". 

ß)  Die  vermehrte  Tränensekretion  bei  Reizungen  des  vorderen 

Bulbus  abschnitt  es. 

§  81.  Jjezüglich  der  vermehrten  Tränensekretion  bei  Jieizzuständen 
im  vorderen  Bulbusabschnitte  verweisen  wir  auf  das  im  physiologischen  Teil 
Gesagte  S.  10. 

Die  vermehrte  Tränenabsonderung  bei  Fremdkörpern  in  der  Hornhaut  und 

im  Konjind\.li\;tlsa,ek,  sowie  bei  ent/üiidlichen  Zuständen  im  A())deren  Didl)us- 


iVr  Rofloxkranipf  «los  Orl)ikiiIaris.  70 

iihscliiiil tc  ist  eine  '/,ii  liiiiii'ige  und  \iiii  Laien  seihst  ;^fenaii  ■^'ekannie  Tatsaclie, 
aJs  (laß  wir  auf  dieselbe  hier  weilei'  einzugehen  bmuchten.  Wir  wollen  nun 
noch  eiinnal  erwähnen,  daß  Trige  niinusneuralgien  ebenfalls  häufig  von 
slaikem  Tränenflusse  begleitet  sind,  vergleiche  Fall  Kemak  (52),  unsein 
Fall  S.  20,  Gefton-Lewiil  S.  71,  Groß  S.  72,  Romberg  S.  72,  unsere  Fälle 
S.  72.  Pel  S.  72,  Gould  S.  73  und  die  folgenden  Fälle  mit  Sektionsbefund, 
hei  welchen  die  Neuralgie  durch  weiter  rückwärts  in  der  Trigeininushahn 
gelegene  krankhafte  Herde  bewirkt  worden  war. 

So  Iwohachtete  Romberg  (397,  S.  41)  einen  36jährigen  Mann,  bei  welchem 
die  neuralgischen  Anfälle  im  I.  Aste  und  in  den  Aggregaten  des  N.  infraorbitalis 
von  reichlichem  Tränenflusse  begleitet  waren. 

Ein  15jähriger  Lehrling  litt  seit  zwei  Monaten  an  Anfälk-n  eines  reißen- 
den Schmerzes,  welcher  vt)m  linken  Auge  ausgehend  über  die  Stiin  und  Schläfe 
dieser  Seite  ausstrahlte.  Die  Neuralgie  hatte  ihren  Sitz  im  1.  Aste  des  linken 
(^uintiis  und  war  von  reiclilicjiem  Träneneigusse,  vermehrter  Wärme  und 
Tulsfrequenz  begleitet. 

In  einem  Falle  Rombergs  (311)  mit  schweren  Ti'igemiimsneuialgien. 
bei  welchem  ein  Aneurysma  der  Karotis  das  Ganghon  Gasseri  alteriert  hatte, 
war  während  des  Anfalles  ein  kopiöser  Ausfluß  von  Tränen  und  Nasenschleim 
vorhanden. 

Wagner  (273)  veröffentlichte  einen  Fall,  bei  welchem  anfangs  Hyperästhesie  der 
rechten  Gesichtshälfte  mit  Tränen  des  rechten  Auges  bestand.  Später  wurde  die  rechte 
Gesichtshälfte  samt  Konjunktiva  und  Kornea  anästhetisch.  Es  entwickelte  sich  Keratitis 
neuroparalytica.  Rechts  Amaurose,  linksseitige  Körperparese.  Lues.  Die  Sektion  zeigte 
die  Dura  an  der  Basis  verdickt  und  in  eine  Schwarte  verwandelt,  welche  den  Optikus,  Okulo- 
motorius  und  Trigeminus  umfaßte  und  auch  die  Pia  mitbeteiligte.  Der  rechte  Trigeminus 
war  schnaäler  und  weicher  als  normal  und  mit  anderen  rechtsseitigen  Hirnnerven  durch  eine 
basale  Neubildung  rechts  von  der  SeUa  turcica  bedrängt. 

Daß  aber  nicht  jede  Trigeminusneuralgie  von  Tränen  des  Auges  be- 
gleitet werden  muß,  zeigt  der  Fall 

Bezold  (310)  mit  Neuralgie  der  Unken  Gesichtshälfte  und  Nase.  Die  Sensibilität 
blieb  intakt.  Die  Tränensekretion  war  nicht  vermehrt,  dagegen  zeigte  sich  ver- 
mehrte Absonderung  der  Nase.    Tod  durch  Erschöpfung. 

Sektion:  Güom  des  Gangüon  Gasseri  von  der  Größe  einer  halben  Walnuß.  Dasselbe 
wurde  von  der  gänzlich  veränderten,  nicht  injizierten  Dura  überzogen,  und  war  mit  ihr, 
sowie  mit  seiner  knöchernen  Unterlage  nur  unbedeutende  Verwachsungen  eingegangen.  Die 
Faserung  des  Trigeminus  konnte  von  seiner  Oberfläche  vom  Eintritt  der  Wurzeln  bis  zu 
dessen  drei  Zweigen  deutlich  verfolgt  werden. 

y)  Del  Reflexki  a  mpf  des  Orbikularis  bei  Entzündungserscheinungen 
im  vorderen  Bulbusabschnitt,    Vgl.  auch  S.  64  §  68  u.  S.  69  §  76. 

§  82.  Der  gewöhnliche  Lidschlag  erfährt  bei  schmerzhaften  Affek- 
tionen des  vorderen  Bulbusabschnittes  eine  krampfhafte  Steigerung. 
Der  dadurch  bedingte  reflektorische  Blepharospasmus  ist  am  häufigsten  und 
intensivsten  bei  Phlyktänenbildung  auf  der  Hornhaut  und  Konjunktiva  jugend- 
hcher  Lidividuen   zu   beobachten.     Doch    gibt    dieser  Blepharospasmus  scro- 


80  Der  Reflexkrampf  des  Orbikularis. 

fulosus  kein  Maß  ab  für  die  Stärke  der  Entzündung;  vielmehr  beobachtet 
man  oft  gerade  den  stärksten  Krampf  bei  sehr  mäßiger  Phlyktänen])ildung, 
lind  eine  Fortdauer  desselben  nach  Abheilung  der  eigentlichen  Affektion. 
Außer  bei  Phlyktänen  finden  wir  ilin  meist  bei  Pre  mdkorpein,  Entro- 
])ium,  Kadkkonkre  mentcn  usw.  Perner  verweisen  wir  auf  die  Bd.  l,  S.  ()l-4 
und  (>15  angeführten  krankhaften  Zustände.  Wenn  die  dort  erwähnten  Affek- 
tionen meist  die  peripheren  Enden  der  sensil)len  Äste  des  Trigeminus  in  einen 
Eeizzustand  versetzen,  welcher  reflektorisch  den  Spasmus  des  M.  orbicularis 
oder  einzelner  Paitien  dessell)en  auslöst,  so  Ixobachten  wir  doch  auch  den 
reflektorischen  Blepharospasmus  bei  weiter  liickwärts  gelegenen  Affek- 
tionen des  sensiblen  Trigeminus.  Ist  es  doch  eine  bekannte  Tatsache,  daß 
sich  zum  Tic  douloureux,  also  zur  Neuralgie  des  Trigeminus  nicht  selten  ein 
Tic  convulsif  resp.  Blepharospasmus  hinzugesellt. 

Auf  S.  615  und  018  des  L  Bandes  hatten  wir  (^inige  Krankengescl lichten 
angeführt,  be'i  welclien,  wie  im  Palle  Müller  und  Ottava,  eine  Schädell)a,sis- 
fraktur  einen  Pieizzustand  des  Trigeminus  veruisa-cht  und  reflektorisch  einen 
Oiliikulariskrampf  ausgelöst  hatte.  Im  Fall  0])penheim  und  Gjör  (eben- 
daselbst) hatte  ein  Tumor  an  der  Basis  densell)en  Zustand  zur  Polge. 

In  dem  von  Sabrazes  und  Cabannes  S.  77  erwähnten  Palle  von  Hyper- 
ästhesie im  Bereiche  des  linken  Trigeminus  bestand  links  ein  tonischer 
Blepharospasmus.  De-r  lirdce  Nerv,  trigeminus  war  in  einem  Gliom  auf- 
gegangen. 

Nach  Panas  (194)  litt  eine  21jälirige  Patientin  im  17.  Jahre  an  Intermittens,  welche 
trotz  Chininbehandlung  18  Monate  fortbestand.  Vier  Monate  nach  dem  Aufhören  des  Fiebers 
traten  rechtsseitige  neuralgische  Schmerzen  in  beiden  ersten  Trigeminusästen  mit  Blepharo- 
spasmus auf.  Di6  Schmerzen  waren  kontinuierlich  mit  Remissionen,  welche  morgens  und 
tagsüber  eintraten.  Das  Auge  selbst  war  nicht  schmerzhaft.  Vergebliche  Anwen- 
dung verschiedener  Medikamente,  daher  Dehnung  des  Nerv,  frontalis  extern,  mit  Aus- 
schneidung eines  4  mm  langen  Stückes  und  Dehnung  des  N.  frontalis  internus.  Am  nächsten 
Tage  war  die  Neuralgie  verschwunden,  nach  einigen  Tagen  auch  der  Blepharospasmus 
gemindert.    Dann  Dehnung  des  N.  infraorbitalis. 

Nach  den  Operationen  wurden  die  von  den  Nerven  versorgten  Gebiete  anästhetisch. 
Das  Auge  wurde  gut  geöffnet.  S.  rechts  V36»  links  Vs-  Die  rechte  Papille  intensiv 
rot,  beinahe  wie  die  umgebende  Netzhaut.  Einige  Tage  darauf  war  die  Conjunctiva 
bulbi  et  palpebrae  rechts  weniger  sensibel  als  links.  Die  Kornea  intakt.  Es  restierte  nur  ein 
geringer  Schmerz  an  der  Nase  neben  dem  inneren  Augenwinkel. 

Das  exstirpierte  Stück  Nerv  wurde  untersucht.  Die  Nervenfasern  entbehrten  der 
Markscheiden  infolge  der  Dehnung. 

Knies  (200)  sah  Nictitatio  nach  Entfernung  eines  schmerzhaften  Zahnes  sofort  ver- 
schwinden. 

In  jenem  S.  72  erwähnten  Palle  von  Terrier  wurde  der  monatelang 
bestehende  Lidkrampf  gleichfalls  erst  durch  die  Extraktion  kariöser  Zähne 
geheilt. 

Beiläufig  bemerkt  haben  wir  zwei  Pälle  von  Tic  douloureux  mit  Blepharo- 
spasmus durch  Sondierung  des  Tränennasenkanals  geheilt.  Auch  Brettre- 
mieux  (218)  ist  der  Ansicht,  daß  gewisse  Pälle  von  Neuralgie  und  Tic 
dou]()\ireux  Beflexäußerungen  einer  aszendiereiiden  infeldiösen  Neu}itis  in  den 


Blepharospasmus  bei  Tri<ieininusnoiiialjiion.  81 

im  Träiicmias('iil<;iii;il  \('ii;mlcti(lfii  l'^ädni  {\i'>  Tri^fciiiinus  sind,  und  liat  durch 
l)('liaii(lliiii^'  des   hcticficndcii   ( iruiidiridciis   hcdculcudc  Besserung  erzielt. 

Der  Jilepliaiüspas  iniis  hei  den  Fällen  von  Tabes  mit  TrifTeminus- 
ncuraljjjien  dürfte  Avohl  durch  eine  zenti'ale  lieizung  des  Trigeminus,  ent- 
^veder  seinei"  Wiiizcln  ddcr  seines  sensiblen    Kmis  aus<{elöst  werden. 

Nach  ('ll^■()st(■k  (1*.H))  sind  Erscheinungen  von  Seiten  des  sensiblen 
Trigeminus  in  Eoiiu  von  Neuralgien,  verschiedener  Parästhesien  und  An- 
ästhesien, sowohl  als  Fi-ülis\'m])tome  der  Tabes,  als  auch  während  des  späteren 
Verlaufes  dersell)en  auftretend,  mehrfach  beschrieben.  Als  anatomisches  Sub- 
strat für  die  hierbei  in  Betracht  konnnenden  Störungen  erweisen  die  Ergeb- 
nisse der  Untersuchung  Atrophie  dei'  aufsteigendi-n  Trigeminus- 
wurzel,  Atrophie  des  sensiblen  Kernes  (Oppenheim)  und  Degene- 
ration der  absteigenden  Wurzel  (Roß).  Es  würde  also  hier  wohl  der 
Blephaiospasmus  durch  eine  zentrale  Reizung  des  Trigeminus  entweder  seiner 
Wurzeln  oder  seines  sensiblen  Kerns  ausgelöst  worden  sein. 

Als  lUusti-ation  zu  dem  Gesagten  möge  der  auf  Seite  72  erwähnte  hoch- 
interessante Eall  von  Pel  dienen. 

§  83.  Beiläufig  bemerkt  kann  durch  reflektorische  Reize  vom  sensiblen 
Trigeminus  her  auch  ein  Krampf  des  Levator  palpebrae  supeiioris  er- 
zeugt Averden,  z.  B.  von  kranken  Zähnen  aus. 

So  beobachtete  Hutchinson  (198)  bei  einer  Dame  durch  Druck  einer  Plombe  auf 
die  Pulpa  des  ersten  oberen  Backenzahns  einen  Spasmus  des  M.  levator  palp.  superior.  der- 
selben Seite.  Nach  Extraktion  des  Zahnes  besserte  sich  auch  das  Leiden  und  verschwand 
nach  einigen  Monaten  völlig.   — 

Eine  andere  Beobachtung  von  H.  R.  Gooding  (199)  zitiert  Gowers:  Hier  war  ein 
oberer  rechter  Molarzahn  kariös  und  sehr  schmerzhaft.  Wenige  Stiuiden  nach  Entfernung 
desselben  trat  rechtsseitige  Ptosis  mit  intermittierenden  Anfällen  von  klonischen  Spasmen 
in  dem  Levator  auf,  welche  jedesmal  einige  Minuten  anhielten.  .5  Tage  später  war  alles 
wieder  normal.  Am  6.  Tage  waren  Schmerzen  vorhanden,  welche  sich  auf  den  ganzen 
Quintus  erstreckten,  doch  gingen  dieselben  bald  zurück,  und  kein  Sjnnptom  kehrte  wieder. 

d)  Die  Pupillenverengerung  bei  Trige minusreizen. 

§  84.  Die  Verengerung  der  Pupille  bei  entzündlichen  Affektionen 
des  vorderen  Bulbusalischnittes  ist  ein  so  häufig  zu  beobachtendes  Symptom, 
daß  wir  hier  nicht  weiter  darauf  einzugehen  brauchen,  zumal  da  wir  die  physio- 
logische Bedeutung  dieser  Erscheinung  in  §  66,  S.  60  bereits  näher  besprochen 
haben. 

e)   Der    Schmerz   bei   Reizungen   des   vorderen   Bulbusabschnittes. 

§  85.  Der  bei  den  entzündhchen  Zuständen  des  vorderen  Bulbusab- 
schnittes auftretende  Schmerz  erklärt  sich  leicht  durch  den  Druck,  die 
Zerrung  und  Reizung,  welchem  die  sensiblen  Trigeminusendigungen  bei  den 
entzündlichen  Prozessen  dieser  Region  ausgesetzt  sind.  Wenn  auch  dabei 
der  Schmerz  hauptsächlich  im  Auge  lokalisiert  wird,  so  ist  es  doch  eine  ge- 

Wilbrand-Saenger,  Neurologie  des  Auges.    II.  Bd.  I.  Abteilung.  6 


82  Rheumatische  Asthenopie. 

wohnliche  Erscheinung,  daß,  wie  z.  J3.  bei  der  Iritis  namentlich,  heftige, 
in  den  Hinterkopf  ausstrahlende,  sowie  bis  in  die  Zähne  hineinschießende 
Schmerzen  beobachtet  werden.  Beim  Glaukom  können  sogar  die  Augen- 
schmerzen gegenüber  den  heftigen  Kopfschmerzen  zurücktreten  und  bei  dem 
vorhandenen  reflektorischen  Brechreiz  einem  Unerfahrenen  leicht  eine  Magen- 
affektion vortäuschen. 

Bezüglich  des  Auftretens  von  Kopfschmerzen  bei  Erkrankungen  des  Aug- 
apfels hat  man  sich  daran  zu  erinnern,  daß  der  Nerv,  recurrens  vom  I.  Aste 
des  Trigeminus  entspringt  und  einen  großen  Teil  der  Dura  mater  empfind- 
lich macht.  Ferner  hat  man  der  Tatsache  zu  gedenken,  daß  namentlich  der 
Nerv,  trigeminus  zur  Irradiation  schmerzhafter  Erregungen  ganz  besonders 
disponiert  ist. 

Korneal-  und  Konjunktivalaffektionen  verursachen  meist  Schmerzen  im 
Auge  selbst  und  lästige  Druckempfindungen  im  Orbitaldache,  sowie  Supra- 
orbitalneuralgien . 

Nach  Peters  (214)  soll  besonders  die  chronische  Diplobazillus-Konjunk- 
tivitis  zu  Supraorbitalneuralgie  Veranlassung  geben. 

§  86.  Ferner  müssen  wir  hier  einer  Form  von  Asthenopie  Erwähnung 
tun,  welche  subjektiv  sich  in  Schmerzempfindungen  im  Auge  oder  dessen 
nächster  Umgebung  äußert  und  unabhängig  ist  von  rheumatischer  Affektion 
der  Kopfhaut  und  der  Nackenmuskulatur.  Erscheinungen,  auf  welche  haupt- 
sächlich Wid  mark  (286)  aufmerksam  gemacht  hat.  Die  Klagen  sind  besonders 
Schmerzen,  Lichtscheu,  Tränen  träufeln,  Schwere  in  den  Lidern  und  Unver- 
mögen zu  jeder  die  Augen  beanspruchenden  Tätigkeit.  Bei  genauer  Unter- 
suchung solcher  Patienten  findet  man  dann  namentlich  in  der  Schläfengegend 
äußerst  schmerzhafte,  strangförmige  Verdickungen,  welche  in  der  Eichtung 
der  Nervenäste  verlaufen,  und  eine  leicht  teigige,  schmerzhafte  Anschwellung 
längs  der  Sehne  des  M.  temporalis.  Eine  zweite  sehr  schmerzhafte  Stelle  hegt 
meist  hinter  dem  Processus  raastoideus  längs  der  Ansatzstelle  der  Nackenmusku- 
latur am  Schädel.  Außerdem  finden  \\ir  fast  immer  schmerzhafte  Verdickungen 
in  der  Muskulatur  des  Halses  und  auch  an  anderen  Muskeln.  Diese  Affek- 
tionen verursachen  eine  gewisse  Art  von  Kopfschmerz  und  täuschen  sehr 
häufig  Migräne  vor.  Massage  der  äußerst  schmerzhaften  Stellen  bewirkt  in 
allen  Fällen  große  Erleichterung  und  beseitigt  auch  die  Asthenopie.  Wahr- 
scheinhch  ist  hier  ein  Exsudat  in  den  Nervenscheiden  und  eine  teigige  An- 
schwellung der  Muskelansätze  vorhanden,  welche  einen  Druck  auf  die  sich  in 
denselben  verbreitenden  und  sie  durchsetzenden  Nerven  ausübt  und  dadurch 
jenes  schmerzhafte  Unbehagen  hervorl:>ringt,  das  dann  duich  ^lassage  ge- 
mildert oder  gehoben  wird.  Im  Norden  Europas  und  iiuuicntlicli  auch  hier 
in  Hamburg  ist  dies  Leiden  ein  weit  veibieitetes. 

Diese  Form  der  Asthenopie  ist  nicht  mit  jener  zu  veiwechseln,  welche 
durch  übermäßiges  Anstrengen  der  Akkommodation  bei  Hyperopie  hervor- 
gerufen wird  (akkommodative  Asthenopie),  was  offenbar  l)ei  vielen  Individuen 
auf  Hyperästhesie  des  Ziliarkörpers  beruht. 


Tiamnatische  Keratalgie.  83 

§  !S7.  Aul.icrdciii  lui'isscii  wir  liici'  der  t  la  ii  iiia  tischen  K(M'atalgie 
gedenken.  Nach  leichten  Veiletzungen  tler  Huinliavit,  deren  sich  (He  Patienten 
zuAveileii  gai'  nicht  erinnern  können.  Avie  durch  das  Jilatt  einer  Pflan/e,  einen 
Stroldiahii.  den  Fingernageleines  kleinen  Kindes,  ti'cten  in  läiigeivn  Inteivallen 
periodische  Seh  nn-rzianf  alle  auf,  dii'  itt't  drei  Tage  liindmcli  andauern. 
Diese  Bezidive  ziehen  sich  bisAveilen  noch  länger  hin.  ^sach  (i ränd- 
ele nie  nt  (215)  vi'iläuft  der  Anfall  folgendermaßen:  Beim  Erwachen  klagen 
(lie  Patienten  über  Tiockenheit  und  Wundsein  der  Lider,  Photophobie  und 
Tränen.  Er  hält  es  für  wahrscheinlich,  daß  die  oljerflächhchen  Xervenfasei-n 
der  Hornhaut  ein(>  Kontusion  erfahren,  die  nicht  eine  Zerstörung,  sondern 
nur  eine  li  ritation  der  Elemente  zur  Eolge  habe  und  (ine  leichte  Xcuritis 
hervorrufe,  die  diesen  leichten  Tiaunien  eigentümhch  sei. 

So  beobachtete  Nicolai  (318)  fünfmal  Rezidive  nach  einer  leichten  Verwundung. 
Bei  dem  \'ersuehe.  etwas  mit  dem  scliarfen  Löffel  abzukratzen,  löste  sich  das  Ei)ithel  in 
größerer  Ausdehnung  ab.  Um  festere  Vereinigung  mit  dem  neugebildeten  Epithel  zu  er- 
zielen, W'urde  die  Wtinde  auch  abgekratzt.  Die  Reaktion  war  heftig,  der  Zustanrl  besserte 
sich  aber  schnell. 

Th.  V.  Schröder  ('216)  kommt  nach  Zusannnenstelluiig  der  l)ekannten 
Literatur  und  eigenen  Beobachtungen  zu  dem  Schlüsse,  daß  die  Keratalgia 
traumatica  Grandclements  und  die  Arlt-Fuchsschen  rezidivieren- 
den Hornhauterosionen  einen  und  denselben  Prozeß  darstellen  und  nur 
graduell  verschieden  seien. 

V.  Beuß  (217)  unterscheidet  zwei  Formen  des  Leidens. 

1.  Xacli  einer  in  der  bekannten  Weise  entstandenen  Erosion  verspüren 
die  Kranken  jeden  ]\Iorgen  einen  heftigen  Schmerz  im  Auge,  der  sekunden- 
lang, selten  bis  zu  einer  halben  Stunde  oder  noch  länger  andauert.  Bisweilen 
tritt  cheser  Schmerz  auch  während  der  Nacht  bei  plötzlichem  Offnen  der 
Augen  auf. 

2.  Ln  Anschluß  an  eine  Erosion  treten  in  sehr  verschieden  langen  ZA\-ischen- 
räumen  tagelang  dauernde  Schmerzanfälle  auf,  bei  denen  Erosionen,  Trübung 
und  Unebenheit  des  Epithels,  sehr  selten  gar  keine  pathologischen  Verände- 
rungen gefunden  werden.  Nur  zAveimal  sah  Verfasser  eine  flache  Blase,  aus 
der  am  zweiten  Tage  eine  Erosion,  schließlich  eine  bloße  Trübung  Avurde. 

Die  Anfälle  treten  entweder  bei  Patienten  ein,  die  in  der  Z^A-ischenzeit 
keine  Beschwerden  hatten,  oder  weniger  häufig  l)ei  Leuten,  welche  an  der 
oben  beschriebenen  ersten  Form  leiden.  — 

Wenn  sich  bei  einer  Erosion  der  Hornhaut  infolge  eines  nicht  lange 
genug  getragenen  Verbandes  das  Epithel  ungenügend  regeneriert,  so  acDiäriert 
es  bei  der  engen  Berührung  der  Hornhaut  mit  der  Tarsalbindehaut,  wie  dies 
während  der  Nacht  der  Fall  ist,  am  Tarsalbindehautepithel.  Iirfolgedessen 
findet  bei  zu  schnellem  Öffnen  eine  Zerrung  des  Homhautepithels  imd  damit 
der  Nervenendigrmgen  statt,  und  so  kommt  es  zu  den  für  die  erste  Form  cha- 
rakteristischen allmorgendlichen  Schmerzanfällen. 

Ist  die  Adhäsion  inniger,  oder  wird  das  Auge  schneller  geöffnet  oder 
durch  Eeiben  gereizt,  so  legt  sich  das  gezerrte  Epithel  nicht  wieder  an,  sondern 

6* 


84  Supraorbitalneuralgie. 

hebt  .sich  als  Blase  empor,  bzw.  reißt  ganz  ab.  Dann  finden  wir  die  Erosion 
der  zweiten  Form. 

Ähnlieh  faßt  auch  Hirsch  ('218)  dieses  Leiden  auf. 

Wicherkiewiez  (319)  erklärt  diese  Affektion  durch  eine  infolge  des 
Traumas  verursachte  Störung  in  der  Nervenausbreitung  des  Trigeminus  und 
schlägt  die  Bezeichnung  ..rezidivierende  traumatische  Hornhaut- 
neuralgie"  vor.  Der  Grund,  warum  bei  bedeutenden  Hornhaut  Verletzungen, 
die  mit  umfangreichen  Kontinuitätstrennungen  verbunden  sind,  keine  so 
starken  Schmerzen  aufträten,  liege  darin,  daß  bei  denselben  durch  lineare 
Trennung  die  Nervenästchen  durchtremit  würden,  während  bei  den  in  Eede 
stehenden  Fällen  gerade  die  Endausbreitung  des  Trigeminus  nicht  zerstört, 
sondern  nur  durch  den  mechanischen  Insult,  und  zwar  in  einem  größeren 
Umfange  gereizt  werde.  Das  Leiden  könne  mit  Bläschenbildung  einhergehen, 
sei  aber  mit  derselben  nicht  zu  identifizieren.  Die  Bläscheninidung  stelle  nur 
eine  Komplikation  dar. 

§  88.  Bei  r  e  t  r  o  b  u  1  b  ä  r  e  n  N  e  u r  i  t i  d  e  n  und  namentlich  bei  solchen,  welche 
wir  wegen  Mangel  anderer  ätiologischer  Momente  auf  Erkältung  zurückführen, 
treten  oft  Schmerzen  in  der  Tiefe  der  Orliita  auf,  sobald  energische  Bewegungen 
des  Augapfels  vorgenommen  werden.  Vielleicht  entstehen  diese  Schmerzen 
durch  Zerrungen  der  in  der  entzündeten  Optikusscheide  verlaufenden  sen- 
siblen Ästchen  des  Trigeminus  bei  den  Bulbusbewegungen,  insofern  der  S- 
förmig  gekrümmte  Sehnerv  bei  den  letzteren  gestreckt  wird. 

§  89.  Es  erscheint  zweckmäßig,  bei  der  Beschreibung  der  Trige  minus - 
neuralgien  auch  gleich  diejenigen  Formen  hier  abzuhandeln,  welche  eigentlich 
zu  den  Neuralgien  auf  rein  funktionell  nervöser  Basis  gehören.  Neben  der 
Zweckmäßigkeit  ist  aber  eine  solche  Anordnung  um  so  gerechtfertigter,  als 
man  gegebenenfalls  sehr  oft  nicht  weiß,  ob  die  Schmerzen  durch  eine  orga- 
nische Läsion  des  Trigeminus  hervorgerufen  w^erden,  oder  ol)  die  Ursache 
derselben  rein  funktionell  nervöser  Natur  ist. 

Im  Nervus  supraorbitalis  ist  nach  Krause  (1.  c.  S.  132)  der  Sitz 
der  Neuralgie  am  häufigsten.  Außer  diesem  können  aber  auch  die  anderen 
Zweige  des  I.  Trigeminusastes  befallen  sein  und  je  nach  deren  anatomischem 
Verlaufe  strahlen  die  Schmerzen  dann  nach  verschiedenen  Richtungen  hin 
aus.  Sie  verbreiten  sich  über  das  obere  Augenlid,  die  Tränenkarunkel,  die 
Augenbraue,  die  Stirn  und  einzelne  Teile  des  Gesichts.  Zuw^eilen  werden  die 
Schmerzen  bis  tief  in  die  Augenhöhle  hinein  und  im  Augapfel  selbst  emp- 
funden. Gerade  in  diesen  Fällen  zeigt  sich  oft  Eötung  der  Konjunktiva 
und  vermehrte  Tränenabsonderung. 

Sehr  häufig  klagen  Hysterische  über  einen  Schmerz  mitten  im  Aug- 
apfel, oder  über  ein  Wirbeln  in  der  Orbita.  Die  in  diesen  Gebieten  vor- 
kommenden Schmerz-  und  Druckpunkte  sind  aber  nicht  so  charakte- 
ristisch wie  der  Supraorbit alpunkt,  weder  ist  ihre  Stelle  so  g(>nau  um- 
schrieben, noch  finden  sie  sich  so  häufig  wie  jene.  Solche  Druckpunkte 
finden   sich    im   oberen    Augenlidc.    bald   in   seinem   äußeren,    bald    in   seinem 


iScliinci/.cii   im  Bulbus.  85 

jiK  (liiilcii  Aliscliiiiitc  (l*al]M'l)i;il  |)U  II  kt).  Ein  Avcil(  i»  )■  findet,  sich  <in  der 
SeitenAViind  der  luuk'liernen  !Nase,  etwas  inedianwärts  und  unterhalb  des 
inneicn  Augenwinkels.  Selten  bepjegnet  uns  einmal  ein  Fall,  hei  welchem 
auf  ])ru(d<  mit  dem  Soiidenl^nopf  eine  Stelle  nehen  (h  r  Kdiiiea  ühei'  dem 
Ziliarköi'per  besondei's  schmerzhaft  erscheint,  ohne  daß  ( iit/üiidliche  Er- 
scheinungen  res]).  Zyklitis  bestehen. 

§  !t().  Jjei  Olganischen  Läsionen  des  1.  Astes  nani(  iithch  in  dei-  (legend 
des  Sinus  cavernosus  scheinen  Schmei'zen  ini  Jjulbus  liesonders  häufig  vor- 
zukommen ^). 

So  berichtet  (ieiuliin  (2S7)  über  folgenden  Fall.  Eine  .'i2jährige  Frau  mit  Insuffizienz 
der  Tiiknspidal-  und  Mitralklappen  und  Erkrankimg  der  großen  Arterien  wurde  plötzlich 
von  lebhaftem  Sehmerz  im  linken  Auge  befallen.  Schon  den  nächsten  Morgen 
war  das  Auge  stark  protimdicrt  und  hatte  seine  Sehkiaft  veiloien.  Schmerzen  in 
Stirn  und  Schläfe  links.  Ameisenkriechen  und  Schwäche  in  den  Armen  und  im 
rechten  Bein.  14  Tage  später  war  der  Bulbus  stark  vorgetrieben  und  nach  außen  abgelenkt. 
Systolisches  Geräusch  über  dem  Biilbus  und  Pulsation.  Pupille  weit  und  staij'.  Keratitis 
neuroparalytica.  Lähnumg  des  rechten  Arms  und  Havithyperästhesie  der  ganzen  rechten 
Seite.     Tod  sechs  Wochen  nach  Beginn  der  Erkrankung. 

Sektion:  Der  Sinus  cavernosus  der  linken  Seite  diuch  ein  entfärbtes  Gerinnsel  er- 
füllt und  ausgedehnt.  Die  Karotis  war  eingehüllt  in  dieses  Gerinnsel,  welches  auch  die 
Ai't.  ophthalmica  umschloß  bis  dahin,  wo  sie  elen  X.  opticus  überkreuzt.  Hochgradige 
Verändenmgen  in  der  Carotis  interna  (im  Original  genau  beschrieben),  welche  an  eine 
spontane  Ruptiu'  derselben  im  Sinus  cavernosus  denken  lassen. 

Xunneley  (288).  Eine  42jährige  Frau  erwachte  sieben  Tage  vor  ihrer  achten  Ent- 
bindimg morgens  mit  einem  heftigen  eigentümlichen  Schmerz  in  eler  rechten  Kopfseite, 
welcher  plötzlich  wie  ein  Blitz  in  elas  rechte  Auge  fuhr.  Sehvermögen  nicht 
alteriert.  In  der  rechten  Kopfhälfte  und  im  Ohr  lautes  Geräusch.  14  Tage  später  starker 
Exophthalmus.  Pupille  weit  und  starr.  Sehvermögen  verloren.  Gefühl,  als  ob  eler 
Augapfel  bersten  würele.  Unterbindung  eier  Karotis  drei  Wochen  nach  Beginn  der 
Erkrankung.  Danach  Verminderung  des  Exophthalmus.  Heilung.  Nur  die  Augenmuskeln 
blieben  gelähmt,  ebenso  die  Iris  und  das  Sehvermögen  auf  schwache  quantitative  Licht- 
empfindung reduziert.     Tod  fünf  Jahre  später  elurch  akute  Bronchitis. 

Sektion:  Die  Arteria  ophthalmica  an  ihrem  Ursprung  aus  der  Carotis  interna  zu 
einem  haselnußgroßen  Aneurysma  erweitert,  welches  an  der  Sella  turcica  gelegen  und 
mit  locker  anhaftendem,  festem  Koagulum  erfüllt  war.  Dasselbe  übte  auf  die  Vena  oph- 
thalmica einen  Druck  aus  und  verursachte  eben  dadurch  die  Vortreibung  des  Augapfels. 
Die  A.  ophthalmica  innerhalb  der  Augenhöhle  unel  ihre  Aste  sehr  eng;  die  Cai-otis  interna 
und  ihre  Verzweigung  erschien  normal. 

Auch  Thibaut  (291)  erwähnt  einen  Fall,  in  welchem  mit  dem  Auf- 
treten eines  pulsierenden  Exophthalmus  plötzlich  ein  lebhafter  Schmerz 
im  Auge,  in  der  Stirn  und  Schläfe  auftrat. 

4)  Die  vermehrte  Blendung  bei  Erkrankungen  des  vorderen 

B  u  1  b  u  s  a  b  s  c  h  n  i  1 1  e  s . 

§  91.  Da  die  vermehrte  Lichtscheu  bei  entzündlichen  Zuständen  des 
vorderen   Bulbusabschnittes   durch   den   gleichen   Vorgang   bedingt   wird,   wie 


^)  Ganz  besonders  häufig  finden  wir  Schmerzen  im  Bulbus  bei  den  Fällen  von 
Herpes  zoster  ophthalmicus  angegeben.  Wir  werden  später  noch  einmal  darauf 
zurückkommen. 


86  Die  Blendung  bei  Trigeminusaffektion. 

das  Blendungsgefühl  im  nornialen  Auge,  so  müssen  wir  uns  zunächst  mit 
demjenigen  physiologischen  Vorgange  beschäftigen,  den  wir  als  ..Blendung" 
bezeichnen. 

Unter  Blendung  Ijei  sonst  normalen  Bedingungen  verstehen  wir  eine  als 
schmerzhaften  Druck  ül)er  dem  Orbitaldache  und  in  der  Tiefe  der  Orbita  sich 
äußernde,  höchst  unangenehme  Empfindung  zufolge  Einfallens  zu  intensiven 
Lichtes  in  das  Auge,  wobei  die  Sehschärfe  durch  Auftreten  eines  hellen  Nebels 
stark  reduziert  erscheint,  und  zugleich  eine  kräftige  Kontraktion  im  Orbikularis 
sowie,  wenigstens  bei  plötzlichem  Lichteinfall,  Abw'ehrbewegungen  der  Hand 
und  Fluchtl)ewegungen  des  Kopfes  durch  Vermittlung  des  Optikus  ausgelöst 
werden. 

Nach  der  Heringschen  Theorie  wird  nämlich  die  in  der  Eetina  vor- 
handene nervöse  Substanz  durch  das  einfallende  Licht  (also  unter  Einwirkung 
von  Ätherwellen)  chemisch  zerlegt  (Dissimilierung),  ein  Vorgang,  w'elcher 
durch  die  Sehbahnen  nach  dem  Kortex  fortgeleitet,  psychophysisch  die  Licht- 
empfindung  dort  hervorbringt.  Bei  beschattetem  Auge  Avird  (unter  dem 
Assimiherungsvorgange)  der  durch  die  Einwirkung  der  Ätherw^llen  chemisch 
gespaltene  Stoff  jener  Sehsulistanz  wieder  ersetzt,  und  damit  durch  Ver- 
mehrung der  erregbaren  Substanz  die  Lichtempfindlichkeit  des  Auges  wieder 
gehoben.  In  der  lebendigen  Substanz  gehen  nun  fortwährend  i\.ssimilierung  und 
Dissimilierung  vor  sich.  Und  wenn  auch  die  Dissimilierung  durch  das  einfallende 
diffuse  Licht  tagsüber  gesteigert  wird,  so  ist  doch  unser  Auge  so  eingerichtet, 
daß  die  dadurch  bewirkte  relative  Zunahme  von  Dissimilierungsprodukten  in 
einer  Weise  durch  den  Säftestrom  abgeführt  wird,  daß  sie  einen  uns  bewarßt 
werdenden  Reiz  auf  die  sensiblen  Trige  minus  Verzweigungen  im  Auge  kaum  aus- 
zulö.-tn  vermag.  Fällt  aber  zu  intensives  Licht  in  das  Auge,  und  w^rd 
dadurch  die  Menge  der  Dissimilierungsprodukte  plötzlich  so  gesteigert,  daß 
diese  Spaltungsprodukte  nicht  so  rasch  durch  den  gew^öhnlichen  Säftestrom 
entfernt  werden  können,  so  häufen  sich  dieselben  an  und  bewirken  durch 
Reizung  der  Ziliarnerven  (an  irgendwelcher  Stelle  im  Auge,  vielleicht  im 
Perichorioidealraum)  jene  unangenehme,  mit  Blendungsgefühl  bezeichnete 
Empfindung.  Nach  Schluß  des  Auges  läßt  aber  sofort  der  vorher  gesteigert 
gewesene  Dissimilierungsvorgang  und  damit  die  vermehrte  Produktion  von 
Spaltungsprodukten  nach,  und  der  normale  Säftestrom  beseitigt  l)ald,  durch 
genügende  Abfuhr  jener,  die  Blendung. 

Es  ist  nun  wahrscheinhch,  daß  gewisse  farbige  Strahlen,  z.  B.  ,, gelbe", 
Dissimilierungsprodukte  liefern,  welche,  wenigstens  beim  Menschen,  die  Ziliar- 
nerven mehr  als  andere  farbige  Strahlen  in  Erregung  versetzen  und  damit 
ein  stärkeres  Blendungsgefühl  bewirken. 

Wenn  nun  im  normalen  Auge  eines  normalen  Menschen  durch  das  ge- 
wöhnliche diffuse  Tageslicht  keine  Blendungsgefühle  erzeugt  werden,  so 
zeigt  doch  die  kUnische  Erfahrung,  daß  dieselbe  Lichtquelle  in  dem  Auge  „ner- 
vöser" und  „hysterischer"  Menschen  schon  bereits  lästige  Blendungs- 
gefühlc  zu   bewirken  \eiiiia<Jf.    Diese  Erscheinung  kann  nach  unseren  jetzigen 


Die    Blciulunii   hei  Tiigciiüiui.saffektion.  87 

Ans('liaiiunf,'('n  darin  begrüiulci  sein,  daß  das  sensible  Nervensystem  derartiger 
Individuen  schon  an  und  füi'  sicli  leicliter  reizbar  ist,  als  das  gesunder  Menschen, 
und  daß  dadurch  die  Dissiniilicniiigsprodukte,  welche  im  normalen  Auge  eines 
gesunden  Menschen  nocli  keine  uder  kaum  unangenehme  Empfindungen  er- 
zeugen, hier  schon  einen  solchen  Reiz  auslösen,  daß  diese  Patienten,  um  die 
Intensität  des  Dissimilierungsvorganges  zu  vermindern,  nun  dunkle  Brillen 
tragen  müssen.  Andejvrseits  geht  aber  auch  bei  Nervösen  der  Dissimilierungs- 
vorgang  schneller  vor  sich  als  beim  normalen  Menschen,  weil  der  Assimilierungs- 
vorgang  Ixn  derartigen  Lidividuen  ^■erlangsamt  ist.  Die  Erklärung  dieses  Yen- 
ganges Weiden  wii-  im  III.  Bande  l»ei  der  Bearbeitung  der  funktionell  nervösen 
Sehstöi'ungen  gelten  und  begnügen  uns  hier  für  diejenigen,  welche  sich  näher 
mit  dies(^n  Zuständen  befassen  wollen,  auf  die  Arbeit  Wilbrands,  Ül)er  die 
Eiliolungsausdehnung  des  Gesichtsfeldes,  Wiesbaden,  J.  F.  Bergmann,  1S'.X», 
zu  verweisen.  — 

Sind  nun  bei  Erkrankungen  des  vordeien  Bulbusa  bschnittes, 
namentlich  bei  Kornealaffektionen,  die  Ziliarnerven  schon  an  und  für  sich 
stark  gereizt,  so  genügt  schon  die  gewöhnhche,  im  diffusen  Tageslichte  ent- 
standene Menge  von  Dissimilierungsprodukten  der  nervösen  Substanz,  welche 
ja  im  normalen  Auge  noch  keinen  empfindlichen  Eeiz  auslöst,  um  hier  schon 
unangenehme   resp.   schmerzhafte   Blendungsgefühle   zu   erzeugen. 

Ch.  Steele  (219)  beschreibt  einen  FaU  von  ganz  ungeheuerlicher  Lichtscheu  mit 
ausgedehnter  Trigeminusneuralgie,  welche  eine  38  jährige  Dame  nach  wochenlangen  photo- 
graphischen Aufnahmen  im  hellen  Sonnenschein  befallen  hatte  und  dieselbe  für  7  Wochen 
in  einem  absolut  verdunkelten  Zimmer  gefangen  hielt.  Xoch  nach  P,2  Jahren  bestand  eine 
gewisse  Empfindlichkeit  gegen  grelle  Beleuchtung.     Sie  verlor  sich  später  allmähUch  gänzlich. 

Hier  war  offenbar  durch  die  Überhäufung  mit  Dissimilierungsprodukten 
dauernd  ein  Eeizzustand  der  sensiblen  Ziliarnerven  gesetzt  worden. 

Interessant  sind  die  Erfahrungen,  welche  Krause  (1.  c.  S.  77)  bei  seinen 
Operierten  (Exstirpation  des  Ganglion  Gasseri)  gemacht  hat. 

Eine  Patientin  gab  ganz  bestimmt  an  (zwei  Monate  nach  der  rechtsseitigen  Ganglion- 
exstirpation),  daß  sie  das  Gefühl  des  Geblendetseins  nur  auf  der  linken  Seite  noch  habe;  das 
linke  Auge  fing  dabei  sofort  an  zu  tränen,  während  sie  mit  dem  rechten  Auge  ganz  starr, 
ohne  zu  blinzeln,  in  die  helle  Sonne  zu  sehen  vermochte. 

Auch  in  dem  S.  69  erwähnten  Falle  v.  Millingens  (184)  mit  angeborenem  Defekte 
im  Trigeminusgebiet  war,  trotzdem  beiderseits  ein  Hornhautgeschwür  bestand,  kein  Tränen 
und   keine  Lichtscheu  vorhanden. 

Ob  es  sich  bei  allen  Fällen  von  Keratitis  neuroparalytica  so  verhält,  bedarf  noch 
eingehender  L^ntersuchung. 

Wir  beobachten  gegenwärtig  eine  52  jährige  Frau  mit  einem  metastatischen  Karzinom 
an  der  Schädelbasis,  infolgedessen  eine  rechtsseitige  Abduzens-,  Fazialis-,  Akustikus-, 
Glossophar^^lgeus-,  Vagus-  und  totale  Trigeminuslähmung  mit  beginnender  Keratitis  neuro- 
paralytica eingetreten  ist.  Hier  fehlt  trotz  (künstlich)  erweiterter  Pupille, 
trotz  oberflächlicher  (Lagophthalmo)  und  tiefer  Kornealaffektion  jeg- 
liche Lichtscheue.  Ohne  das  geringste  Blendungsgefühl  sieht  sie  in  das 
helle  Lampenlicht. 

§  9'2.  Diese  durch  das  Sehen  ins  Helle  plötzlich  vermehrte  Menge  von 
Dissimilierungsprodukten  der  retinalen  nervösen  Sehsubstanz  ruft  auch  durch 


88  Reflexamaurose. 

Keizung  sensibler  Trigeminusäste  jenes  nach  der  Nase  hin  irradiierende  Gefühl 
des  Prickeins  auf  der  dortigen  Schleimhaut  hervor,  welche  ,,das  Niesen"  ein- 
leitet.   Vgl.  S.  66,  §  73. 

Bezüghch  des  Niesens  bei  Trigtminusaffektion  Inaucht  nicht  erst  be- 
sonders dargetan  zu  werden,  daß  chemische  und  mechanische  Eeize  der  Nasen- 
schleimhaut dasselbe  hervorrufen,  es  sei  nur  beiläufig  noch  liier  auf  die  beiden 
folgenden  interessanten  Beobachtungen  aufmerksam  gemacht. 

Nach  Romberg  (311,  S.  302)  fiel  eine  42jährige  Frau  auf  den  Hinterkopf.  Ein 
Jahr  nachher  hörten  die  Menses  auf.  Seit  dieser  Zeit  litt  sie  an  Anfällen  von  Xies- 
kranipf,  welche  an  Häufigkeit  imd  Heftigkeit  zunahmen  und  ihr  den  Schlaf  raubten. 
I.  imd  II.  Ast  des  Trigeminus  völlig  normal.  Auf  die  Portio  major  des  III.  Astes  be- 
schränkte Anästhesie  ohne  begleitende  schmerzhafte  Empfindungen  in  den  gefühllosen 
Teilen. 

Sektion:  D.^r  III.  Ast  des  Trigeminus  der  linken  S?ite  war  an  der  Stelle,  wo  er 
in  das  Foramen  ovale  tritt,  an  seiner  äuß?ren  Fläche  umgeben  von  einem  rötlichen, 
gefäßreichen  Gewebe,  welches  teils  aus  Fasern,  teils  aus  Bläschen  bestand  (Exsudat). 
Das  Neurilemm  erschien  verdickt  und  gerötet,  soweit  der  Nerv  in  dem  Keilbein  verlief, 
auch  noch  etwas  weiter  nach  abwärts  bis  zur  Stelle,  wo  an  der  hinteren  Fläche  des  Nerven 
das  normale  C4angUon  oticmn  saß.  An  dieser  Veränderung  nahm  aber  nur  die  aus  deni 
Ganglion  Gasseri  entspringende  Portion  des  III.  Astes  Anteil.  Die  motorische  Wurzel 
verlief  unversehrt  an  der  inneren  Fläche  imd  verschmolz  mit  der  größeren  Portion  erst 
unterhalb  der  kranken  Stelle. 

Adamkiewicz  (289)  beobachtete  folgenden  interessanten  Fall  von  objektiver 
totaler  Anästhesie  der  beiden  Trigemini,  und  zwar  aller  Aste  links  und  des  I.  inid  eines 
T^ils  des  II.  Astes  rechts  bei  einem  .51jährigen  Offizier,  bei  dem  sich  im  Verlaufe  einiger 
Jahre  Kitzelgefühl,  Ameisenkriechen,  bisweilen  brennender  Schmerz  im  Gesichte  einstellte, 
ferner  Neigimg  zu  Katarrhen,   sowie   unstillbares  Niesen.   — 

7])  Anderweitige  Sehstörungen  bei  Reizung  sensibler  Trigeminus- 
äste.    Die  sog.  Reflexamaurose. 

§  93.  Bezüglich  der  durch  Reizung  resp.  Verletzung  sensibler  Trige- 
minusäste und  namentlich  des  Nerv,  supraorbitalis  hervorgerufenen  Reflex- 
amaurose (Brown-Sequard  222)  dürften  die  der  vorophthalmoskopischen 
Zeit  entstammenden  Beobachtungen  sich  wohl  meist  auf  andere  Weise  er- 
klären lassen.  Das  Studium  der  Hysterie  hat  auch  hier  den  Schleier  ge- 
lüftet, und  wohl  die  Mehrzahl  aller  dahin  gehörigen  Beobachtungen,  bei  welchen 
unter  dauernd  normal  gebliebenem,  ophthalmoskopischem  Be- 
funde nach  Verletzung  der  Supraorbitalgegend  Amaurose  des  Auges  der  be- 
troffenen Seite  aufgetreten  war,  werden  der  hysterischen  Amaurose  zu- 
gezählt werden  müssen. 

Einschlägige  Fälle  aus  der  vorophthalmoskopischen  Zeit  finden  wir  zu- 
sammengestellt bei  Zehender,  Klin.  Monatsbl.  f.  Augenheilk.  1866,  S.  269 
und  Virchow-Hirsch,  Jahresbericht  für  1873,  Bd.  II.  S.  573,  sowie  Leber, 
Graefe-Sämisch  V,  S.  978. 

Im  Jahre  18()5  stellte  Jonathan  Hutchins(jii  (234)  eine  Gruppe  von 
Fällen  zusammen,  welche  den  Zusannnenhang  zwischen  Neuralgien  der 
Zahnnerven  und   Amaurose   klar  legen   sollten.    Die   dort  mitgeteilten   Be- 


IJofloxainaiiro.so.  89' 

obachtiingen  sind  alx'c  /u  iiii^^eiiügeiul.  um  daraus  die  Reflexamaurose  als 
selbständiges  Kranklicitshild  koiistrnicvcii  zu  kciiuicri.  Vi(dleieht  ist  der  folgende 
Fall  (Beobachtung  '1)  auf  Hysterie  zu   bcziclicii. 

Eine  45  jährige  Frau  war  seit  etwa  .'?  Jaliicn  auf  dein  linken  Auge  fast  blind,  gleich- 
zeitig litt  sie  an  einer  Ansehwellung  des  Zahnfleisihes  rechts  oben,  weshalb  wiederholt 
Bhit<'gel  angesetzt  worden  waren.  Nach  dem  Ausziehen  eines  Zahnes  verlor  sich  dann  die 
Zalinfleischsehwellung  und  zugleich  stellte  sich  das  Si^hverniögen  des  linken  Auges  soweit 
wieder  her.  daß  sie  imstande  war,  größ:'re  (iegenstände  zu  erkennen.  Die  ophthalmo- 
skopische Untersuchung   ergab   ein   negatives   Resultat. 

Ähnlich  verhält  es  sicli  Avohl  luit  Delgados  Fall  (235). 

Ein  12jähriger  Knabe  ans  Toledo  soll  infolge  eines  apoplek tischen  Anfalles  ( !)  unter 
zerebralen  Xervenerscheinmigen  so  schwachsichtig  g(>worden  sein,  daß  ei-  nicht  mehr  im- 
stande war.  Finger  in  nächster  Nähe  zu  zählen.  Oplithalmoskopisch  bestanden  Vciände- 
lungcn  in  dci'  Chorioidea  imd  iln'cr  Epithelschicht.  Da  sich  ahei'  jcderseits  ein  kariöser 
Backenzahn  vorfand,  so  wurde  vor  Beginn  einer  B?handlung  die  Herausziehung  dieser 
beiden  Zähne  angeraten.  Als  drei  Tage  später  das  Kind  wieder  vorgeführt  wurde,  erfuhr 
Delgado,  daß  das  S'hvermögen.  unmittelbai'  nach  der  Herausnahme  jenei'  Ix  idcii  Zähne, 
sich  wieder  hergestellt  hatte. 

Audi  die  folgende  J>(  obaelitung  Lardicrs  (223)  berulit  offciiliar  auf 
Hysterie. 

Ein  Sjähriger  Knabe  hatte  am  rechten  Auge  eine  Konjunktivitis  luid  Hornhaut- 
tiübung.  Als  eines  Tages  der  Verband  abgenommen  wurde,  war  das  Auge  amaurotisch. 
Lardier  fand  den  ersten  rechten  oberen  Backenzahn  kariös  und  brachte  hiermit  die 
Erblindung  in  Verbindung.  Safort  nach  der  Extraktion  konnte  der  Knabe  Finger 
zählen  luid  kam  zu  einem  der  Hornhautnarbe  entsprechenden  Sehvermögen. 

Wie  mangelhaft  die  Beobachtung  der  als  Reflexamaurose  bezeichneten 
Fälle  im  Durchschnitt  sich  darstellt,  zeigt  uns  der  Fall  (4111  (224). 

Ein  33 jähriger  Farmer  hatte  beiderseitige  Neuralgie  des  Gesichts  imd  Kopfes  inid 
seine  Sehkraft  nahm  so  stark  ab,  daß  er  nicht  lesen  konnte.  Als  er  untersucht  wairde, 
las  er  Jaeger  16;  der  Augenspiegel  zeigte  Retinatrübung  („effusion"')  und  Undeutlichkeit 
der  Retinalgefäße.  Die  Zähne  des  linken  Oberkiefers  waren  erkrankt.  Nachdem  sie  ent- 
fernt waren,  begann  zu  gleicher  Zeit  Besserung  der  Neuralgie  und  Amblyopie.  In  einer 
Woche  wurde  Jaeger  14,  einige  Tage  später  Jaeger  5,  nach  weiteren  10  Tagen  Jaeger  2 
gelesen. 

Kicht  allein  fehlen  hier  Angaben  über  das  Gesichtsfeld  und  über  das 
Verhalten  des  ophthalmoskopischen  Befundes  nach  Extraktion  der  Zähne, 
sondern  wir  vermissen  hier,  wie  bei  fast  allen  sonst  hierher  zu  zählenden  Be- 
obachtungen, eine  gründliche  Untersuchung  der  Körperorgane,  des  Urins 
und  des  NervensA^stems. 

Derselbe  Vorwurf  nuiß  der  folgenden  Beobachtung  de  Weckers  (226) 
gemacht  werden. 

Eine  28jährige  Näherin  litt  seit  längerer  Zeit  an  Sehmerzen  des  ganzen  Oberkiefers. 
Nach  Ablauf  eines  heftigen  Schmerzanfalles  bemerkte  sie  eine  völlige  Erblindung  auf  dem 
rechten  Auge.  Einige  Tage  später  wurde  sie  nach  einem  ähnlichen  Anfalle  aiich  links 
ama\irotisch.  Die  hellste  Lamp?  verursachte  ihr  nur  imsichere  Lichtempfindung.  Die 
Pupillen  waren  mäßig  erweitert,  reagierten  aber  nicht  auf  Lichtreize. 
An  Simulationsversuche  war  kaum  zu  glauben.  Auf  Weckers  Rat  wurden  links  fünf 
kariöse  ZÄme  ausgezogen.  Gleich  nach  dem  Erwachen  aus  der  Chloroformnarkose  versicherte 
dann  Patientin,  links  wieder  sehen  zu  können;  nach  fünf  Tagen  normale  Sehschärfe,  rechts 


90  Reflexamaurose. 

nur  quantitative  Lichtempfindung.     14  Tage  später  wurden  rechts  drei  kariöse  Zähne  aus- 
gezogen, gleich  darauf  trat  auch  auf  dem  rechten  Auge  das  Sehvermögen  ein. 

Auch  dieser  in  der  wiedergegebenen  Form  schwerverständliche  Fall  ver- 
liert sofort  an  Bedeutung,  wenn  wir  uns  erinnern,  daß  Hysterie  so  häufig  als 
Parallelverlauf  schwerer  organischer  Nervenleiden  nanienthch  bei  mul- 
tipler Sklerose,  bei  Hirntumoren  und  Gehirnsyphilis  gefunden  M'ird.  Wäre  hier 
eine  gründliche  Allgemeinuntersuchung  der  Patientin  vorangegangen,  dann 
hätte  man  auch  sicherlich  die  Ursache  der  Pupillenstarre  nachweisen  können, 
während  die  zauberhafte  Wiederkehr  des  Sehvermögens  wohl  auf  Suggestion 
bezogen  werden  dürfte,  wenn  man  sie  nicht,  wenigstens  auf  dem  einen  Auge, 
als  eine  zufällige,  bezüglich  des  Zeitpunktes  mit  der  Extraktion  der  Zähne  zu- 
sammentreffende Besserung  eines  die  vorüljergehende  Amblyopie  bedingenden 
Grundleidens  ansehen  will. 

§  94.  Metras  (225)  bespricht  die  pathologischen  Beziehungen  des  Auges 
imd  der  Zähne  durch  Reflexaktion  und  teilt  die  durch  Zahnleiden  be- 
dingten Augenaffektionen  in  drei  Klassen: 

1.  in  solche,  welche  von  vasomotorischen  Störungen  abhängen:  me  die 
Ernährungsstörungen  und  die  amaurotischen  Zufälle, 

2.  solche,  die  aus  Sensibilitätsstörungen  hervorgehen:  wie  Neuralgien 
sowie  nervöse  und  hyperästhetische  Asthenopien,  und 

3.  solche,  die  sich  durch  Motilitätsstörungen  charakterisieren :  wie  Krämpfe 
der  Muskeln  in  der  Orbita  und  der  Lider. 

Unter  den  Zahnaffektionen,  welche  das  Auge  in  Mitleidenschaft  ziehen, 
seien  zu  nennen:  Karies,  schwere  Dentition,  Ausziehen  von  Zähnen  mit  Fraktur 
der  Alveolen,  Periostitis  und  Gingivitis  durch  künstliche  Zähne  und  Gebisse. 
Besonders  die  Zähne  des  Oberkiefers,  und  vor  allem  die  Backenzähne  übten 
einen  Einfluß  auf  das  Auge  aus. 

Nicht  selten  wird  bei  Zahnleiden  eine  hinzutretende  Sehstörung  durch 
das  Fortkriechen  einer  Periostitis  oder  eines  Erysipels  von  dem 
äußeren  Oberkieferrand  bis  in  die  Orbita  hinein  hervorgerufen,  wonach 
dann  Exophthalmus  und  auch  Erblindung  durch  Optikusatrophie  eintreten 
kann. 

Eigene  Beobachtung:  Siehe  Fig.  22.  Einem  18  jährigen  Mädchen  wurde  vor  8  Tagen  ein 
Backzahn  links  unten  extrahiert:  Salt  3  Tagen  Sohwellung  des  Unken  Auges  und  Fieber.  Bald 
schwoU  die  ganze  linke  obere  Wangengegend  an,  vind  es  trat  eine  starke  Schwellung  der 
Venen  immer  deutlicher  hervor.  Dazu  kam  eine  beträchtliche  Protrusion  des  Unken  Bulbus 
nach  unten  mid  außen.  Starkes  Lidödem.  Pupillenreaktion  etwas  träge.  Fundus  oculi 
normal.  Rechts  nur  ganz  geringes  Ödem,  auch  links  wurde  nur  eine  Zunahme  des  Ex- 
ophthalmus konstatiert.     Patientin  starb  am   10.  Tage  ihrer  Erkrankung. 

Nach  Samelsohn  (227)  hatte  sich  bei  einer  50jährigen  Patientin  eine  vollständige 
Amaurose  des  rechten  Auges  infolge  einer  durch  Zahnextraktion  bedingten  Periostitis 
orbitae  entwickelt.  Unmittelbar  nach  der  Zahnextraktion  starke  Anschwellung  der  rechten 
Gesichtshälfte,  rechtsseitige  Taubheit  mid  starker  Kopfschmerz.  Nach  fünf  Tagen  Exoph- 
thalmus mit  aufgehobener  Bewegliclikeit  nach  unten  innen  und  völlige  Erblindung  rechter- 
seits  mit  mittelweiter,  reaktionsloser  Pupille  und  negativem  ophthahnosko])isth('m  Befunde. 
Später  machte  sicli  (durch  deszendierende  Atrophie  von  dem  retn>l)uil)ä!'  im  ()])tikus  gelegenen 


Pvcfk'xainaurose. 


91 


neuritischen  Herd  aus)  ciiu'  \'('ifäil)uii;i  der  PaiiiUe  «ieltend,  Wcäliiciid  die  Retinalgefäße  un- 
verändert blieben. 

Hirsch  (228),  Diniuiei'  ("i-iU),  Wiclicikiewicz  (281)  und  Vossius 
(232)  berichten  übe)'  analoge  Fälle.  Die  allmähliche  Besserung  des  Seh- 
vermögens nach  Extraktion  der  Zähne  in  Sclmcidcrs  (239)  Falle  ist  wohl 
auf  die  Heilung  der  Periostitis  nach  l^jutfernnug  der  Zähne  zurückzuführen. 
Auch  hier  zeigte  der  Augenspiegelbefund  eine  atrophische  Yerfäri»ung  der 
l'a])illc. 

Die  13eoljachtung  Hermanns  (288),  wo  nach  Extraktion  eines  zweiten 
olleren  Backzahnes  noch  an  demselben  Tage  ein  fünfjähriger  Knabe  vollständig 
erblindet     war,     und     objektiv      beiderseits     Stauungs})apillc     nachgewiesen 
wurde,     erklärt    sich    wohl    durch 
die    bis   dahin   schon  latent   vor- 
handen gewesene  Neuritis  optica 
(was  ja  im  allgemeinen  liäufig  zu 
beobachten  ist)  und  einen  zufälhg 
mit     der    Extraktion     des     Back- 
zahnes zeitlich   zusammenfallenden 
vermehrten      Druck      auf      die 
optische  Leitung   (Tumor  cerebri). 

§  95.  Die  plötzlichen  Erbhn- 
dungen  nach  Traumen  auf  den 
oberen  Augenhöhlenrand  sind 
nicht  als  eine  Reflexamaurose 
durch  Reizung  des  N^ervus  supra- 
orbitalis,  sondern  als  eine  durch  Zer- 
reißung resp.  Quetschung  des  Sl-Ii- 
nerven  im  Canahs  opticus  ent- 
standene Sehstörung  aufzufassen. 
Wir    werden     im     dritten     Bande 

dieses  Buches  näher  auszuführen  haben,  wie  häufig  durch  Traumen  des 
oberen  Augenhöhlenrandes  Fissuren  der  Schädelbasis  zustande  kommen, 
welche,  bis  in  den  Canalis  opticus  sich  fortsetzend,  dort  dem  Sehnerven  ver- 
hängnisvoll werden. 

Wenn  es  nicht  sicher  konstatiert  wäre,  daß  auf  verhältnismäßig  leichte 
Traumen  hm  in  einem  spröden  Schädel  Fissuren  entstehen  können,  so  würde 
die  Versuchung  nahe  liegen,  einzelne  dahin  gehörige  Beobachtungen  als  Re- 
flexamaurose anzusehen. 

Wir  sind  in  der  Lage,  ül)er  zwei  derartige  Beol^achtungen  hier  berichten 
zu  können. 

Ein  27  jähriger  junger  Mann  mit  bis  dahin  völlig  gesunden  Augen  kam  nach  Schluß 
des  Theaters  beim  Hinausgehen  ins  Gedränge.  Während  er  sich  umwendete,  um  mit  einer 
hinter  ihm  gehenden  Dame   zu  sprechen,    stieß   die  letztere  ihm  unvorsichtigerweLse   mit 


j.  ij,.  _ — 

W.  W.   Exophthalmus  und  klaffende  Lidspalte 
bei  Sinusthrombose  nach  Zahnextraktion.    Tod. 


92  Reflexamaurose. 

der  Spitze  ihres  Schirms  gegen  das  Dach  der  Augenhöhle.  Sofort  war  das  Sehvermögen 
auf  diesem  Auge  erloschen,  wiewohl  der  Stoß  sehr  schwach  gewesen  sein  mußte,  weil 
weder  eine  Hautabschürfung  am  Oberlide  noch  ein  Bluterguß  unter  die  Lidhaut  am  dritten 
Tage  nach  dem  Unfälle  bei  diesem  Patienten  zu  konstatieren  war.  Auch  konnte  der  letztere 
mit  Sicherheit  angeben,  daß  bis  zu  jenem  Trauma  sein  Auge  völlig  sehkräftig  gewesen  sei, 
weil  er  als  Uhrmacher  meist  nur  mit  demselben  gearbeitet  habe.  Im  übrigen  war  derselbe 
ein  solider  und  völlig  gesundei-  Mensch.  Der  ophthalmoskopische  Befund  war  anfangs 
normal.  Die  Pupillenreation  auf  Licht  war  auf  der  Seite  des  Traumas  völlig  erloschen. 
Nach  einigen  Wochen  entwickelte  sich  auf  dem  Auge  der  traumatischen  Einwirkung  eine 
Verfärbung  der  Pai)ille,  die  schließlich  bei  normalem  Verhalten  der  Geläße  zu  völliger 
Atrophie  führte. 

In  einem  anderen  Falle  aus  unserer  Beobachtung  spielte  ein  SOjähriger  Herr  mit 
seinem  Spazierstocke,  indem  er  denselben  zwischen  den  Fingern  der  rechten  Hand  sich 
herumdrehen  ließ.  Durch  eine  unvorsichtige  Wendung  schlug  ihm  dabei  die  Krücke  des- 
selben von  unten  gegen  das  Orbitaldach  des  rechten  Auges.  Im  Moment  der  Einwirkung 
des  Traumas  war  die  Stelle  der  Kontusion  sehr  schmerzhaft,  auch  war  das  Oberlid  blut- 
unterlaufen, und  zugleich  bemerkte  der  Patient  eine  beträchtliche  Abrahme  des  Sehvermögens 
auf  flem  Auge  der  verletzten  Seite.  Er  war  weder  besinnungslos,  noch  hatte  derselbe  über 
Kopfschmerzen  zu  klagen.  Bei  der  LTntersuchung  am  folgenden  Tage  stellte  sich  heraus, 
daß  das  Gesichtsfeld  rechterseits  bis  auf  den  oberen  äußeren  Quadranten  in  Wegfall  ge- 
kommen war.  Die  zentrale  Sehschärfe  blieb  hochgradig  reduziert;  der  Augenspiegelbefund 
war  normal.  Nach  einigen  Wochen  trat  auch  hier  die  Verfärbung  der  Papille  ein,  und  bekam 
dieselbe  balel  ein  völlig  atrophisches  Aussehen. 

§  96.  Hinsichtlich  der  Frage  der  Keflexamblyopie  vom  Trige minus  aus 
bleibt  es  zunächst  auffallend,  daß  nach  den  vielen  Fällen  von  Eesektion  des 
Nerv,  supraorbitalis  nicht  einmal  von  einer  danach  aufgetretenen  Amaurose 
die  Kede  ist.  Ferner  möchte  es  angebracht  erscheinen,  auch  hier  auf  das  ge- 
meinsame Auftreten  von  Sehstörungen  und  Trige minusaffektion  auf- 
merksam zu  machen,  was  nicht  selten  bei  basalen  Neubildungen  und 
namentlich  nach  Lues  cerebralis  beobachtet  wird.  Die  hierher  gehörigen 
Fälle  mochten  früher  um  so  eher  zur  Eeflexamblyopie  gezählt  w^orden 
sein,  als  der  Trigeminuslähmung  bei  diesen  Prozessen  nicht  selten  neuralgische 
Zustände  vorausgehen  resp.  die  Lähmungszustände  sich  khnisch  nicht  selten 
als  Anaesthesia  dolorosa  manifestieren. 

Auch  nach  der  Erfindung  des  Augenspiegels  zu  einer  Zeit,  in  welcher 
das  Studium  der  zerebralen  Lues  und  der  Symptomatologie  der  Gehirntumoren 
noch  weniger  entwickelt  war,  mochten  gleichfalls  manche  dieser  Fälle  zur 
Keflexamblyopie  gezählt  Avorden  sein,  weil  bei  einzelnen,  trotz  der  vor- 
handenen Amaurose,  der  ophthalmoskopische  Befund  normal  war  oder  im 
Laufe  der  weiteren  Beobachtung  erst  sich  das  Bild  der  weißen  Atrophie  der 
Sehnerven  entwickelt  hatte. 

Wir  erinnern  uns,  vor  Jahren  eine  .35jähiige  Frau  mit  Amblyopie  auf  dem  rechten 
Auge  behandelt  zu  haben,  bei  welcher  gleichzeitig  mit  dem  Auftreten  der  Sehstörung  heftige 
Neuralgien  im  Bereiche  des  I.  und  IL  Trigeminusastes  zu  konstatieren  waren.  Die  Patientin 
hatte  schon  längere  Zeit  über  osteokopische  Schmerzen  zu  klagen  gehabt;  auch  hatte 
sie  mehrfach  aboitiert  und  besaß  keine  lebenden  Kinder.  Vom  Ehemann  wurde  Lues  zuge- 
standen. Eine  energische  antiluetische  Kur  beseitigte'  bald  alle  Beschwerden.  Leider  besitzen 
wir  keine  einge^iende'n  Notizen  mehr  über  diesen  Fall. 


R(>fl('xainaurose.  93 

§  !,t7.  Till  folj^ciKlcii  strllcii  wii-  eine  Pu'ilic  von  einschlägigen  Fällen  mit 
Öektionslii'fuud  zusaninien,  einerseits  um  daizutun,  wie  häufig  das  schon 
oben  erwähnte  gemeinsame  Befallensein  des  Optikus  und  Trigeminus  vor- 
kommt, aiidei-etseits  um  einwurfsfreier  zu  beweisen,  daß  es  sich  nicht  um 
funktionelle  Störungen,  sondern  um  oi'ganische  VeräiMleiungeii  i\i'>  \.  opticus 
dabei  handelt. 

Dreschfeld  (2!t4).  E<  t),'staii(l  icihtssciti^fe  aiistrcsproclicnc  Hypciastlicsif  im 
Bereich  des  Kanuis  oph  thalmicus  nei'vi  trigemini,  daneben  rechterseits  voll- 
kommene Amaurose,  linkerseits  totale  temporale  Hemianopsie  bei  normalem 
Augenspiegelbeinnd  luui  normaler  S.4ischärt'e  dieses  Auges.  J)ie  Hyperästhesie  machte 
später  einei-  Anästhesie  der  rechten  oberen  Gesichtshälfte  Platz.  Diabetes  insipidus,  Kopf- 
schmerz, Erbrechen.     Lähmung  des  Okulomotorius.     Abduzens  und  TrochlearLs  rechts. 

Sektion:  An  der  rechten  Hirnbasis  sitzender  karzinomatöser  Tumor,  welcher  über 
dem  Foramen  lacerum  medium  begann,  sich  über  und  zur  rechten  Saite  des  Sinus  cavernosus 
fortsetzt?  und  bis  zum  rechten  Foramen  optieiun  reichte,  indem  er  den  ihn  begleitenden 
Optikus  dicht  umgab.  Das  Chiasma  war  in  seiner  linken  Hälfte,  sowie  der  vor  ihm  liegende 
linke  Nerv,  opticus  voUkomm'Mi  intakt.  Bei  der  genaueren  Untersuchung  zeigte  sich,  daß 
die  Geschwulst  dermaß'n  die  betreffenden  Gehirnnerven  recht?rseits  (II,  III,  IV^,  VI  und 
Ramus  ophthaimicus  Nr.  V)  in  ihrem  Verlauf  umstrickte,  daß  die  Isolierung  derselben 
unmöglich  war.  Die  mikroskopische  Untsrsuchung  des  rechten  N.  opticus  zeigte  jedoch 
denselben  als  vollkommen  normal,  wenn  auch  stark  komprimiert. 

Grünwald  (320)  sah  bei  einem  .31jährigen  Manne  anfänglich  eine  rechtsseitige 
Abduzenslähmung ,  später  eine  linksseitige  Keratitis  neuropa  ralytica ,  rechts 
Amaurose,  links  temporale  Hemianopsie.  Außerdem  waren  Erscheinungen  vor- 
handen, welche  die  Diagnose:  maligne  Neubildung  des  Keilbeins,  nach  unten  diux-hgebrochen, 
mit  Kompression  mehrerer  Hirnnerven  an  der  Basis  rechtfertigte.  Der  Tod  erfolgte  durch 
Verblutung. 

Sektion:  Lymphendotheliom  in  der  mittleren  Sjhädelgrube  auf  dem  Keilbein  auf- 
sitzend, quer  gestreift.  Beide  Nu.  optici,  beide  Abduzentes,  Trochlearis,  rechter  Fazialis  und 
Akustikus  waren  in  der  Geschwulst  eingeschlossen,  die  nach  unten  durch  beide  Siebbein- 
lab\Tinthe  durchgewuchert  war. 

Ferner  der  auf  S.  74  erwähnte  Fall  Türck  (305). 

Auch  bei  den  folgenden  Fällen  von  gleichzeitiger  Affektion  des  Trige- 
minus  und  Optikus  zeigte  die  Sektion  das  Vorhandensein  eines  basalen 
Tumors. 

Bell  (321).  Nach  Trauma  Kopfschmerz  und  Sehwindel,  dann  monatelang  hef- 
tige Schmerzen  in  der  linken  Stirn  und  Backe,  dann  links  Ptosis,  Ophthalmoplegie, 
Dilatation  und  Starre  der  Pupille,  Neuralgie  und  Anästhesie  der  linken  Gesichts- 
hälfte, Lähmung  der  linken  Kaumuskeln,  Verlust  des  Sehvermögens  links.  Keratitis 
neuroparaly  tica . 

Sektion:  An  der  linken  Seite  der  Sella  turcica  Adhäsionen  älteren  Datums  zwischen 
Dura  und  weichen  Hirnhäuten.  Nach  ihrer  Lösung  kam  eine  Geschwulst  zum  Vorschein, 
welche  vorwärts  bis  zur  oberen  Keilbeinspalte,  seitwärts  bis  zum  Foramen  der  Arter. 
m°ningea  med.  und  rückwärts  bis  zum  Proc.  clinoid.  post.  reichte.  Dieselbe  nahm  den 
ganzen  Sinus  cavernosus  ein.  Der  Okulomotorius,  Trochlearis,  Trigeminus,  Abduzens 
waren  in  der  Geschwulst  eingeschlossen  und  bis  zu  ihrem  Austritt  aus  dem  Gehirn  atrophisch. 
Der  Optikus  verlief  oberhalb  derselben  und  hatte  eine  graue  Farbe. 

B.  Beck  (322).  Patient  konnte  rechts  Finger  auf  5,  links  auf  2  Fuß  zählen, 
ohne  daß  ophthalmoskopisch  etwas  Krankhaftes  nachgewiesen  werden  konnte. 
Rechts  Abduzenslähmung,  rechts  Ptosis.  Links  Anästhesie  der  Hornhaut  bei  gleich- 
zeitiger linksseitiger  Hemianästhesie.     Rechte  Pupille  weiter  als  die  linke. 


94  Reflexamaurose. 

Sektion:  Myxogliom  im  Bereich  des  Pons  und  Gliom  des  rechten  Sehhügels. 

Fenger  (323).  57  jährige  Frau,  vor  8  Jahren  Exstirpation  der  rechten  Mamma  wegen 
Karzinom.  Seit  einem  Jahre  heftige,  zuerst  intermittierende,  späterhin  anhal- 
tende Schmerzen  in  der  rechten  Seite  des  Gesichts  bis  zur  Mittellinie,  dann 
Lähmung  derselben  Seite  des  Gesichts  bei  ununterbrochener  Fortdauer  der 
Schmerzen.  Die  Sensibilität  dieser  Seite  war  sehr  abgeschwächt,  doch  an  einzelnen  Stellen 
durch  den  äußeren  Druck  schmerzhaft  gesteigert.  Rechts  Abduzenslähmung.  Abnahme 
des  Sehvermögens.     Später  Keratitis  neuroparalytica. 

Sektion:  Das  rechte  Ganglion  Gasseri  dick,  verhärtet,  vom  Umfange  einer  Hasel- 
nuß. Die  drei  Äste  des  Trigeminus  waren  bis  zu  ihrem  Austritt  aus  dem  Keilbein 
ansehnHch  verdickt.  Die  Glandula  pituitaria  war  zum  Teil  in  eine  seröse  Zyste  ver- 
wandelt. Der  übrig  gebUebene  Teil  war  zu  einer  Geschwulst  vergrößert,  mit  welcher 
der  N.  abducens  verwachsen  war.  An  der  hinteren  Fläche  des  Felsenbeins  zeigte  sich 
die  Din-a  sehr  verdickt  und  degeneriert;  durch  sie  hindurch  nahmen  Fazialis  und  Akustikus 
ihren  Verlauf.    — 

Ferner  der  auf  S.  75  erwähnte  Fall  Oppenheim  (309), 

In  dem  folgenden  Falle  war  die   Geschwulst  von  außen  eingedrungen. 

Treitel  (324).  Links  die  ganzen  Lider,  Conjunctiva  bulbi  und  Kornea 
sind  vollkommen  anästhetisch.  Absolute  Amaurose,  weiße  Papille,  Kera- 
titis neuroparalytica.  Beweglichkeit  des  Bulbus  nach  allen  Richtungen  beschränkt.  Strab. 
convergens.     Pupille  starr  auf  Licht. 

Rechtes  Auge  S  =  ^"/ao-     Gesichtsfeld  normal. 

Sektion:  Geschwulst  von  außen  in  das  Schädelgewölbe  eingedrungen...  etc. 
Die  Geschwulst  lag  in  einem  Teil  der  durchgängigen  Fissura  orbitalis  sup.,  drängte  aber 
die  hier  liegenden  Gefäße  und  Xerven  so  der  Mittellinie  zu,  daß  der  Proc.  clinoid.  anter. 
sowie  die  entsprechende  untere  Wurzel  des  Orbitalflügels  zur  Atrophie  gebracht  wurde. 
Das  Foramen  opticum  war  nicht  mehr  vorhanden,  und  der  Nerv,  opticus  verlief  mit  den 
übrigen  an  dieser  Stelle  eintretenden  Gebilden  durch  den  Rest  der  Fissvira  orbital,  sup. 
Der  L  Ast  des  Trigeminus  war  diu'ch  starke  Verengerung  der  Fissvira  orbital,  sup.  erheblich 
gequetscht  worden,  während  der  Ramus  supra-  et  inframaxillaris  in  der  Geschwulst  ver- 
schwanden.  — 

Bei  den  folgenden  Beobachtungen  lag  Lues  vor,  welche  in  der  Mehrzahl 
der  Fälle  als  basale  gummöse  Meningitis  in  die  Erscheinung  trat. 

Wagner  (273).  Anfangs  Hyperästhesie,  später  Anästhesie  der  rechten 
Gesichtshälfte,  rechts  Amaurose;  rechtsseitige,  später  auch  linksseitige  Körper- 
parese.     Tränen  des  rechten  Auges. 

Sektion:  Dura  an  der  Basis  verdickt  und  in  eine  Schwarte  verwandelt,  welche 
den  Optikus,  Okulomotorius  und  Trigeminus  umfaßte,  auch  die  Pia  war  mitbeteiligt.  Der 
rechte  Trigeminus  schmäler  vmd  weicher  als  normal  und  mit  den  anderen  rechtsseitigen 
Hirnnerven  durch  die  basale  Neubildung  rechts  von  der  Sella  turcica  bedrängt.     Lues. 

Labarriere  (283).  Lues.  32jährige  Frau.  Im  6.  Monat  der  Schwangerschaft 
plötzlich  Verlust  des  Sehvermögens  links,  seitdem  Kopfschmerz.  Vier 
Monate  darauf  links  Anästhesie  der  Gesichtshälfte,  der  Konjunktiva,  der 
Mundschleimhaut  und  Zunge.  Rechts  Ptosis,  Lähmung  des  Rectus  int.  et  super. 
Linke  Pupille  unbeweglich.  Später  auch  rechts  Anästhesie  der  Gesichtshälfte  und  beider- 
seits Keratitis  neuroparalytica. 

Sektion:  Pia  an  der  Basis  verdickt  und  der  Hirnsubstanz  anhaftend,  namentlich 
um  das  Chiasma.  Im  Niveau  der  linken  Hälfte  des  Chiasma  existiert  eine  zentimetergioße 
plastische  Substanz,  welche  mit  den  Meningen  und  der  Substanz  der  Nerven  zusammen- 
hängt. Der  linke  Optikus  ist  sowohl  vor  dem  Chiasma  als  hinter  demselben  bis  rückwärts 
zu  den  ("orpora  geniculata  ganz  atrophiert.  Der  linke  Trigeminus  ist  ebenso  atrophisch, 
namentlich  in  seinem  Ramus  ophthalmicus.     Das   Ganglion  zeigt  nichts  Abnormes. 


Rctlcxamauiosc.  95- 

l'li  t  li  off  (325).  Vor  6  Jahren  spezifische  Infektion.  Seit  cincin  .lalii'  beständige 
K()])fscliiiH'rzen,  rezidivierende  rechtsseitige  Lähmim^i;.  Affektion  des  icclifen  Optikus 
mit  Erblindung.  Affektion  des  Chiasnia,  liähniuiig  des  1.  \iii(l  I  [.  Astes  des 
rechten  Trigc  in  in<is  mit  reclitsseitiger  Keratitis  nenrojjaialj'tica;  rechtsseitige  Faziahs- 
und  Abduzenslälnuung,  später  auch  links  Abduzensliihmung.     Dementia. 

Sektion:  .M\Uti])le  Erweichungsherdc  in  Ixidcn  ( Jroßhirnhemisphären,  ausgedehnte 
Meningitis  ginnmosa  an  der  Basis  eerebri,  bis  in  die  hintcic  Schädelgrube  sich  erstreckend. 
Der  rechte  X.   trigeminus  ist  gegenüber  dein   Unken  slaik   verdickt.    — 

l*ick  (270).  öSjähriger  Mann,  i'cchts  Sehschwäche.  Anfangs  Hyperästhesie, 
s])ät<'r  Anästhesie  des  rechten  Tiige  minus,  rechts  Sehschwache.  Lähmung 
der  i-eeliten  l^^xtremitäten.  des  iccliten  J'^iziahs  und  M y])()glos,sus.  Rechts  Keiatitis  neui'o- 
])aialytiea. 

Sektion:  Frischer  Erweichungsheid  im  hinteren  S.heidvel  der  inneren  Kapsel 
i'cchteiseits,  ^leningitis  sy])hilitica  an  der  Vorderfläche  des  l^iiis,  Gummabildnng  am  Aus- 
tiitt  des  reebten  Trigeminus,  totale  Degeneration  der  i'cchten  aufsteigenden  (^uintuswurzeL 
—    Jjnes. 

Friedreich  (326).  Schmerzen  im  Bereich  des  linken  Trigeminus. 
Lähnnmg  des  Nervus  oculomotorius,  später  auch  des  rechten  und  linken  Fazialis  und 
Trochlearis.     Seh  Störung.     Neuritis  optica. 

Sektion:  An  der  Basis  des  mittleren  Lappens  ein  braunrotes,  (kab  schwieliges 
Gewebe.     Lues. 

Broadbent  (327).  Anästhesie  der  rechten  Gesichtshälfte.  Amaurose. 
Konjugierte  Abweichung  nach  rechts.     Rechts  Körperlähmung. 

Sektion:  Zwei  kleine  syphilitische  Tumoren,  einer  im  Pons,  der  andere  in  der 
MeduUa  oblongata  nahe  am  Boden  des  IV.  Ventrikels.    —   Lues. 

Serrebrennikowa  (328).  20jähriger  Mann.  Fünf  Monate  nach  der  syphilitischen 
Infektion  trat  starker  Kopfschmerz  auf,  und  nach  Verlauf  eines  weiteren  Monats  erblindete 
erst  das  linke  Auge  im  Verlaufe  von  12  Tagen  und  nach  weiteren  10  Tagen  auch  das 
rechte.  Dabei  war  Parese  des  linken  Trigeminus  vorhanden.  Okulomotoriuslähmung. 
Olfaktoriusparese.     Ophthahnoskopischer  Befund  beiderseits  normal. 

Sektion:  An  der  Gehirnbasis  zwei  gummöse  Neubildungen,  von  denen  die  eine, 
von  der  Größe  einer  Walnuß,  gleich  hinter  dem  Chiasma  über  denr  Tractus  opticus  sinister 
lag,  die  andere,  halb  so  große,  mehr  rechts  gelegen  war.  Das  Tuber  cinereum  war  auch  von 
dem  größeren,  teils  zerfallenen  Gumma  ergriffen.   — 

Gama  (329).  Ein  von  Paraplegie  befallener  Militär  klagt  seit  %  Jahr  über  alhnäh- 
liche  Abnahme  des  Gefühls  in  der  rechten  Gesichtshälfte  und  der  Sehkraft 
des  rechten  Auges.  Rechts  Kaubeschwerden.  Rechte  Pupille  starr.  Man  konnte 
mit  dem  Finger  auf  der  Hornhaut  und  Konjunktiva  hin-  und  hergleiten,  ohne  daß  der 
Kranke  etwas  fühlte. 

Sektion:  Das  Insertionsende  des  Trigeminus  gelb,  weich,  atrophisch,  des  Marks 
verlustig.  Das  Ganglion  Gasseri  hatte  an  Volumen  beträchtlich  zugenommen  und  war  von 
Ansehen  nnd  Konsistenz  des  Speckgewebes.  Die  Nervenfasern,  die  gewöhnlich  vom  Ganglion 
zu  unterscheiden  sind,  waren  ganz  mit  ihm  verschmolzen.  Der  I.  Ast  des  Trigeminus  mit 
seinen  Zweigen  war  von  rötlicher  Farbe,  wie  injiziert,  und  adhärierte  fest  an  der  sehnigen 
Scheide  innerhalb  der  Augenhöhle.  Der  Ramus  maxillaris  inferior  erschien  von  normaler 
Beschaffenheit  nach  seinem  Austritte  aus  dem  Kieferkanal.  Der  Ramus  maxillaris  superior 
war  am  stärksten  verändert,  verdickt,  zähe  wie  das  Ganglion.  Mehrere  seiner  Fasern 
hatten  am  Volumen  bedeutend  zugenommen.  Der  rechte  Sehnerv  war  vor  der  Kreuzung 
nur  V4  so  groß  wie  der  linke,  erweicht,  von  blasser,  rötlicher  Farbe,  schleimiger  Konsistenz,, 
des  Marks  verlustig.  Hinter  dem  Chiasma  war  kein  sichtbarer  L'nterschied  zwischen  beiden 
Sehnerven.   — 


•^6  Reflexainaurose. 

§  98.  Da  nun  in  neuerer  Zeit  gar  keine  Fälle  sog.  Reflexamaurose  ver- 
-öffentlicht  worden  sind,  scheint  man  von  einer  Aufstellung  derselben  als  einem 
selbständigen  Krankheitsbilde  Abstand  genommen  zu  haben.  Denn  wenn  auch 
durch  Reizungen  sensibler  Trigeminusäste  am  vorderen  Bulbusabschnitte  (vgl. 
S.  59  und  71)  leicht  vasomotorische  Veränderungen  erzeugt  werden  können, 
welche  mittelbar  etwa  durch  Zunahme  des  intraokularen  Druckes,  oder  durch 
Trübung  des  Kammerwassers  die  Sehschärfe  zu  beeinflussen  imstande  sind,  so 
wäre  es  doch  schwer  zu  verstehen,  wie  eine  Reizung  des  sensiblen  Trigeminus 
einerseits  eine  andauernde  Blindheit  ohne  nachweisbare  Veränderungen  am 
Sehnerven,  das  andere  Mal  mit  nachfolgender  Atrophie  der  Papille,  beides 
aber  ohne  sichtbare  vasomotorische  Störungen  am  vorderen  Bulbus- 
abschnitte bewirken  sollte.  Ferner  müßte  man  die  Möglichkeit  zugeben, 
daß  eine  dauernde  Reizung  der  sensiblen  Trigeminusäste  (wie  z.  B.  bei  Zahn- 
leiden) und  die  damit  in  Zusammenhang  stehende  supponierte  Erweiterung 
der  Blutgefäße  des  Sehnervenstammes  zu  einem  neuritischen,  also  entzünd- 
lichen Zustande  allmählich  führen  könnte,  eine  Annahme,  gegen  welche  viele 
Bedenken  erhoben  werden  möchten,  und  welche  auch  durch  die  Erfahrungen 
bei  sympathischer  Reizung  (auf  welche  wir  nachher  näher  eingehen 
werden)  widerlegt  wird.  Angenommen  aber,  eine  dauernde  Erweiterung  der 
Blutgefäße  durch  Erregung  der  Vasodilatatoren  würde  schließlich  ihren  Aus- 
gang in  Entzündung  des  Sehnerven  nehmen,  dann  wäre  aber  wiederum  nicht 
zu  verstehen,  wie  die  durch  den  chronisch-neuri tischen  Prozeß  hervorgerufene 
Sehstörung  plötzlich  einem  guten  Sehvermögen  wieder  Platz  machen  könne, 
wenn  der  ursprüngliche  Reizzustand  im  Trigeminusge biete  etwa  durch  Extrak- 
tion eines  kranken  Zahnes  gehoben  worden  war.  Die  durch  eine  einmalige 
Einwirkung  eines  Traumas  gegen  den  Supraorljitalis  hervorgerufene  Er- 
blindung resp.  Amblyopie  aber,  wie  in  den  beiden  von  uns  angeführten  Fällen, 
lassen  sich  aus  davon  abhängigen  vasomotorischen  Störungen  im  Sehnerven- 
stamme noch  viel  weniger  erklären,  da  hier  der  auf  den  Supraorbitalis  ein- 
wirkende Reiz  ein  einmaliger  kurzer  und  rasch  vorübergehender  und  bei  dem 
einen  Falle  sogar  ein  auffallend  geringer  gewesen  war. 

Demgegenüber  hat  nun  Urbantschitsch  (237)  folgende  Erfahrungen 
ülter  den  Einfluß  von  Trigeminusreizen  auf  die  Sinnesempfindungen  nament- 
lich auf  den  Gesichtssinn  beobachtet.  Aus  einer  ganzen  Reihe  von  Fällen 
soll  sich  ergeben  haben,  daß  eine  einseitige  Erkrankung  des  äußeren  und 
mittleren  Ohres  häufig  einen  Einfluß  auf  das  Sehvermögen,  und  zwar  gewöhn- 
lich auf  das  beider  Augen  auszuüben  vermöge,  indem  sich  nämlich  mit  Ein- 
tritt resp.  Zunahme  des  Ohrleidens  das  Sehvermögen  verschlechtere,  da- 
gegen mit  Abnahme  resp.  Heilung  jenes  sich  wieder  bessere.  Desgleichen 
sei  er  imstande  gewesen,  durch  eine  Reizeinwirkung  auf  das  Ohr  vermittels 
Lufteinblasung  in  die  Paukenhöhle  oder  Bougierung  der  Tube  eine  Einwirkung 
auf  das  Sehvermögen  hervorzurufen.  Dieselbe  habe  sich  meist  in  einer 
Steigerung,  seltener  einer  Vermindeiung  der  Sehschärfe  geäußert.  Sie  sei  in 
ihrer  Intensität  proportional  der  Größe  und   Dauer  des   Reizes  gewesen  und 


Syinpithischc  Reizung.  97 

in  der  Regel  nur  vorübergehend,  manchmal  aber  auch  dauernd  aufgetreten. 
Dies(^  Erscheinungen  ließen  sich  erklären  aus  dem  reflektorischen  Einflüsse, 
Avelchen  die  durch  die  Ohrerkrankung  affizierten  sensiblen  Ohr- 
äste des  Tiige  minus  auf  die  optischen  Zentren  und  speziell  auf  den  Licht- 
sinn auszuül)en  vermöchten.  ])aniit  stinnne  auch  die  von  Ur bantschitsch 
gemachte  Beobaclitung,  daß  eine  Reizung  der  das  Ohr  nicht  \'ersorgenden 
sensiblen  Trigeminusfasern  diuch  Anblasen  der  Wange  oder  Kasenschieim- 
haut.  Riechen  scharf(M-  Stoffe^  usw.  nicht  selten  eine  vorübergelu'ude  Steigerung 
des  Lichtsinnes  veraidasse;  außerdem  gi^liöre  die  Tatsache  hierher,  daß  durch 
Erkrankung  des  äußenii  und  mittleren  Ohres  auch  reflektorische  Beeinflussung 
in  den  übrigen  vom  Trigeminus  versorgten  Simiesorganen  bewirkt  werden 
könne.  Es  müsse  jedoch  bei  der  Steigerung  des  Sehvermögens  in  den  oben 
erwähnten  Fällen  außer  der  Zunahme  des  Lichtsinns  noch  ein  anderes  Moment 
beteihgt  sein,  wie  sich  daraus  ergäbe,  daß  die  Veränderungen  in  beiden  nicht 
immer  parallel  stünden. 

Diese  Angaben  Urbantschitschs  entbehren  noch  der  Kontrolle  durch 
andere  Beobachter. 

Die  sympathische  Reizung.     (Sympathische  Neurose.) 

§  99.  Bei  schweren  Augenaffektionen ,  namentUch  nach  IridocycUtis 
traumatica,  treten  mit  den  Schmerzanfällen  des  primär  erkrankten  Auges 
nicht  selten  auf  dem  anderen  sensible,  vasomotorische,  motorische  Reiz- 
resp.  Depressionserscheinungen  von  selten  des  Optikus  auf,  welche  mit  der 
Entfernung  des  ersterkrankten  Augapfels  aufhören,  und  welche,  was  prin- 
zipiell festzuhalten  ist,  lange  Zeit  bestehen  können,  ohne  in  jenes  Krankheits- 
bild hinüberzuleiten,  welches  wir  mit  dem  Namen  ,, sympathische  Ent- 
zündung" belegen.  Als  die  Wege,  auf  welchen  das  andere  Auge  in  Mitleiden- 
schaft gezogen  wird,  wurden  von  jeher  die  Ziliarnerven  angesehen,  und  da 
dieselben  sensible,  motorische  und  vasomotorische  Fasern  enthalten,  so  wären 
die  verschiedenen  Störungen  des  zweitergriffenen  Auges  durch  eine  aus- 
schließliche oder  stärkere  Beteiligung  der  einen  oder  anderen  Fasergattung 
zu  erklären. 

Wiewohl  nun  die  meisten  Autoren  eine  sympathische  Reizung,  als 
Krankheitsbild  sui  generis,  scharf  von  einer  sympathischen  Entzündung 
geschieden  wässen  wollen,  indem  sie  daran  festhalten,  daß  eine  sympathische 
Neurose  lediglich  reflektorisch  rein  funktionelle  Störungen  verursache,  ohne 
zu  einer  Iridocyclitis  sympathica  des  anderen  Auges  zu  führen,  wollen  wieder 
andere  Beobachter  daran  festhalten,  daß  eine  sy mjjathische  Reizung 
häufig  nur  den  Prodromalzustand  einer  sympathischen  Entzündung  dar- 
stelle, wobei  dann  im  weiteren  Verlaufe  entweder  plötzlich  oder  allmählich 
die  entzündlichen  Erscheinungen  nachher  zur  Entwicklung  kämen.  Demgegen- 
über ist  aber  nicht  von  der  Hand  zu  weisen,  daß  eine  sympathische 
Reizung    und    eine    sympathische    Entzündung    beide    nebeneinander 

Wilbrand-Saenger,  Neurologie  des  Auges.    II.  B,l.  I.  Abteiluna.  7 


98  Sympathische  Reizung. 

hergehen  können,  ohne  daß  die  letztere  aus  der  erste ren  sich  notgedrungen 
zu  entwickeln  braucht;  und  darum  beruhen  auch  die  sog.  Heilungen  einer 
sympathischen  Entzündung  durch  Enukleation  des  erst  erkrankten 
Auges  wohl  auf  der  Täuschung,  daß  man  eine  sympathische  Reizung  als  Prodrom 
der  sympathischen  Entzündung  aufgefaßt  hatte.  Wie  eingangs  bemerkt,  gehört 
zum  Zustandekommen  einer  sympathischen  Neurose  unter  allen  Umständen 
die  Schmerzhaf tigkeit  des  primär  erkrankten  oder  sympathisierenden 
Auges,  welche  Bezeichnung  wir  nach  0.  Schirmer  (243)  der  Bequemlichkeit 
halber  hier  aufnehmen  und  demgemäß  elas  zweiterkrankte  Auge  als  ,,sym- 
pathisiertes"  bezeichnen  wollen. 

§  100.  Die  sensiblen  Störungen  bei  der  sympathischen  Neurose  äußern 
sich  in  dem  sympathisierten  Auge  in  einer  mäßigen  Empfindlichkeit  auf  Druck 
und  in  dem  spontanen  Auftreten  von  Schmerzen  im  Bereiche  des  I.  Trige- 
minusastes;  diese  Schmerzen  steigern  sich  bei  Anstrengung  der  Augen  und 
beim  Verweilen  des  Patienten  in  hellen  Räumen,  während  bei  geistiger  und 
körperlicher  Ruhe  die  Erscheinungen  meist  zu  verschwinden  pflegen.  Häufig 
klagen  die  Kranken  über  ein  Gefühl  von  Eingenommensein  und  Schwere  im 
Kopfe.  Zuweilen  sind  auch,  wie  in  einem  Falle  von  Landolt  (238)  fast  die 
gleichen  Punkte  am  sympathisierenden  wie  sympathisierten  Auge  druck- 
empfindlich. 

Die  Bahn  dieser  reflektorischen  Erregungen  geht  längs  der  Ziharnerven 
durch  den  I.  Ast  des  Trigeminus  nach  dessen  sensiblem  Kern,  und  werden 
dieselben  von  da  aus  auf  den  analogen  Kern  der  anderen  Seite  übergeleitet. 

§  101.  Zu  den  vasomotorischen  und  sekretorischen  Erscheinungen 
der  sympathischen  Neurose  gehört  die  anfallsweise  auftretende  perikorneale 
Injektion  auf  dem  sympathisierten  Auge,  verbunden  mit  vermehrter  Tränen- 
sekretion. 

Daß  eine  solche  re;flektorische  Übertragung  eines  Reizes  von  einem 
Auge  auf  das  andere  stattfinden  kann,  geht  sowohl  aus  Versuchen,  als  aus 
der  Beobachtung  hervor,  daß  schon  bei  Einwirkung  irgend  eines  Reizes  auf 
die  Hornhaut  oder  Bindehaut  des  einen  Auges,  auch  auf  dem  anderen  Tränen- 
absonderung, Lichtscheu  und  mehr  oder  weniger  ausgesprochene  perikorneale 
Injektion  auftritt. 

Mooren  und  Rumpf  (239)  haben  in  elieser  Richtung  experimentelle 
Versuche  angestellt.  An  einem  Auge  wurde  die  Kornea  entfernt  und  die  frei- 
liegende Iris  mit  Senfspiritus  besprüht.  Mit  der  stärkeren  Injektion  dieses 
Auges  wurde  eine  deuthche  Anämie  des  anderen  beobachtet,  die  eine  Zeit 
nach  dem  Aufhören  des  Spray  einer  beträchtlichen  Injektion  Platz  machte. 
Wurde  statt  Senfspiritus  Äther  verwandt,  so  trat  Anämie  am  besprühten 
und  Hyperämie  am  anderen  Auge  auf,  was  nach  Aufhören  des  Spray  wechselte. 

Nach  Jesner  (158  a)  rufen  Reize,  welche  die  Nn.  ciHares  resp.  den  Trige- 
minus der  einen  Seite  treffen,  zu  gleicher  Zeit  Erweiterung  der  Gefäße  auf  dem 
Auge  der  anderen  Seite  mit  allen  ihren  Folgen  hervor. 


Sympathische  R(  iziing.  99 

Auch  von  Bach  ("240)  sind  s))ätci'  (Uese  Versuche  mit  ^l»  ichciii  Erfolge 
wiederholt  worden . 

Die  Bahn  dieses  llet'lexes  muß  in  den  Ziliarnerven  und  dem  Ganglion 
ciliare  verlaufen.  l>ei  den  (iefäßstörungen  sind  wohl  hauptsächlich  die  sym- 
pathischen Fasern  di^r  Ziliainerven  und  zenti'al  die  vasomotoi'ischen  Zentren 
heteiligt. 

§  102.  \'()n  ().  Schiinicr  (248)  wiid  die  Existtn/  ein*  s  (ilaucoma 
Sympathien m,  was  auch  hierher  zu  zählen  wäre,  geleugnet  und  auf  tlie  ol)en- 
erwähnte  Tatsache  zurückgefühlt,  daß  Reizung  einer  Iris  durch  chemische 
Agenzien  starke  Hyperämie  der  anderen  Kegenbogenhaut  erzeugen  könne. 
Es  sei  also  die  Annahme  gerechtfertigt,  daß  entzündliche  Prozesse  des  einen 
Auges  auf  die  Blutfüllung  des  anderen  von  wesentlichem  Einflüsse  wären, 
wodurch  ein  schon  vorhandener  glaukomatöser  Prozeß  an  diesem  in  ungünstig- 
ster Weise  beeinflußt  werden  könne.  Jeder  stärkeren  Reizung  am  primär 
erkrankten  Auge  würde  eine  Exazerbation  des  glaukomatösen  Zustandes 
am  anderen  Auge  entsprechen.  Fielen  dagegen  alle  diese  Irritationen  fort, 
so  könne  das  Glaukom  bei  zweckentsprechender  BehandluiJg,  die  vorher 
umsonst  versucht  worden  wäre,  zur  Ausheilung  kommen.  In  dieser  Richtung 
manifestiere  sich  der  günstige  Einfluß  der  Enukleation.  Bei  Fällen,  in  welchen 
vorher  noch  kein  Glaukom  bestanden  habe,  sei  che  Sache  so  zu  erklären,  daß 
offenbar  hier  eine  Disposition  zum  Glaukom  von  Hause  aus  vorhanden  gewesen 
sei.  Es  w^äre  ja  bekannt,  daß  in  einem  zum  Glaukom  disponierten  Auge,  Auf- 
regungen und  nervöse  Reize  jeder  Art  einen  Anfall  auslösen  könnten,  indem 
sie  auf  vasomotorischem  Wege  teils  durch  Erweiterung  der  Pupille,  teils  durch 
stärkere  Blutfüllung  der  Iris  die  letztere  verdickten  und  dadurch  die  Fontana- 
schen  Räume  verlegten.  Es  w4irde  also  hier  der  übertragene  Reiz  auf  dem 
anderen  Auge  eine  Hyperämie  der  Irisgefäße  und  dadurch  mittelbar  die  Druck- 
steigerung hervorrufen. 

§  103.  Als  trophisch-sy mpathische  Störung  darf  man  vielleicht 
noch  eine  Reihe  von  Fällen  bezeichnen,  bei  welchen  auf  dem  sjanpathisierten 
Auge  eine  Weißfärbung  der  Zihen  sich  ausgebildet  hatte  (vgl.  Bd.  I,  S.  8). 
Hierher  gehörige  Beobachtungen  sind  von  Warren-Tay  (244),  Bock  (245), 
Nettleship  (246),  Jakobi  (247)  und  Schenkel  (248)  angegeben.  In  der 
folgenden  Beobachtung  von  Thier  (249)  erfolgte  als  Ausdruck  der  Tropho- 
neurose  binnen  kurzer  Zeit  ein  Verlust  fast  sämtlicher  Kopfhaare. 

Es  handelte  sich  um  einen  in  den  Glaskörper  eingedrungenen  Eisensplitter  mit  folgender 
eiteriger  Irido -Chorioiditis.  Bei  der  ersten  Vorstellung,  etwa  14  Tage  nach  der  Verletzung, 
war  der  Lichtschein  schon  erloschen,  es  bestanden  rasende  Kopfschmerzen,  die  den  Patienten, 
einen  sehr  kiäftigen  Menschen,  Tag  und  Xacht  nicht  zur  Ruhe  kommen  ließen.  Letztere 
steigerten  sich  immer  mehr  und  nahmen  nach  14tägiger  klinischer  Behandlung  einen  solchen 
Grad  von  Heftigkeit  an,  daß  Patient  um  die  Enukleation  bat.  Mittlerweile  hatten  sich 
Zeichen  von  sjTiipathischer  Reizung,  Lichtscheu  und  akkommodativer  Asthenopie,  eingestellt, 
die  nach  der  Enukleation  sofort  verschwanden,  während  die  Kopfschmerzen  noch  wochen- 
lang in  solcher  Intensität  bestehen  blieben,  daß  Tag  für  Tag  Morphium  injiziert  werden 


100  Amblyopia  sympathica. 

mußte.  Als  nach  divi  Monaten  die  subjektiven  Klagen  über  Kopfschmerzen  noch  andauerten, 
konnte,  da  die  Entschädigimgsfrage  in  Betracht  kam,  an  Simulation  gedacht  werden.  Jedoch 
der  als  Ausdruck  einer  Trophoneurose  in  kurzer  Zeit  erfolgte  Verlust  fast  sämtlicher  Kopf- 
haare bei  dem  im  besten  Mannesalter  stehenden  Individuum  mußte  jeglichen  Zweifel  an  der 
Echtheit  der  subjektiven  Beschwerden,  sowie  an  dem  reinen  Charakter  eines  schweren 
funktionellen  Nervenleidens  benehmen. 

§  104.  Zu  den  motorischen  Störungen  gehört  em  tonischer  oder  chro- 
nischer Krampf  des  Orbikularis:  der  sympathische  Blepharospasmus 
nach  Donders  (241).  Am  häufigsten  findet  sich  mäßige  Schwäche  des 
Akkommodationsmuskels  in  analoger  Weise,  wie  wir  derselben  bei  der 
nervösen  Asthenopie  begegnen.  Über  einen  hierher  gehörigen  Fall  von  Spas  mus 
des  Ziliarmuskels  bei  einem  Kellner,  welchem  eine  in  die  leere  Orbita  ein- 
gelegte Hohlkugel  die  Bindehaut  druckempfindlich  gemacht  hatte,  berichtet 
Lindsay  Johnson  (242). 

§  105.  Bezüglich  der  sog.  Amblyopia  sympathica  ist  hier  folgendes 
zu  erwähnen. 

Der  ganze  Symptomenkomplex  der  sympathischen  Neurose  umfaßt  bei 
vollständigem  Krankheitsbilde  genau  diejenigen  Erscheinungen,  welche  wir 
unter  nervöser  Asthenopie  verstehen,  wobei  also  zu  den  hier  bereits  ge- 
schilderten funktionellen  Störungen  von  selten  des  Auges  noch  die  allzu- 
leichte Ermüdbarkeit  beim  Sehen,  die  konzentrische  Gesichtsfeld - 
einschränkung  mit  Ermüdungserscheinungen,  die  Verminderung  der 
zentralen  Sehschärfe,  Nebelsehen,  Photopsien  und  Blendung  durch 
Licht  hinzuzuzählen  wären.  Schon  früher  hatte  Wilbrand  (250)  hervorge- 
hoben, daß  der  ganze  Symptomenkomplex  der  nervösen  Asthenopie  mit  den 
Erscheinungen  sich  decke,  welche  wir  als  sympathische  Neurose  bezeichnen. 
Die  letztgenannten  Symptome  fänden  ihre  Erklärung  darin,  daß  sowohl  durch 
Sehmerzen  des  primär  erkrankten  Auges,  sowie  durch  die  in  Laienkreisen 
sehr  verbreitete  Furcht  vor  der  sympathischen  Entzündung  des  anderen 
Auges,  die  betreffenden  Patienten  stets  in  Sorge  gehalten  und  dadurch  in  einen 
nervösen  Zustand  versetzt  würden,  welcher  um  so  deutlicher  bei  den- 
jenigen Individuen  sich  manifestieren  müsse,  bei  welchen  von  Hause  aus  eine 
nervöse  Disposition  vorhanden  sei. 

Eine  physiologisch -pathologische  Erklärung  der  Symptome  der  nervösen 
Asthenopie  würde  uns  hier  zu  weit  führen;  wir  werden  im  IV.  Bande  dieses 
Werkes  uns  genauer  mit  derselben  zu  befassen  haben  und  verweisen  wegen 
näherer  Details  zunächst  auf  Wilbrand,  Die  Erholungsausdehnung  des 
Gesichtsfeldes,  Wiesbaden,  J.  F.  Bergmann,  1896.  Im  allgemeinen  möchten 
wir  hier  nur  anführen,  daß,  wie  bekannt,  eine  charakteristische  Erscheinung 
des  nervösen  Zustandes  in  der  Neigung  zu  Eeflexaktionen  und  einem  leichteren 
Ablaufen  derselben  sich  kundgibt.  Auf  diese  Anlage  wären  dann  bei  der 
sympathischen  Neurose  die  sensiblen,  motorischen  und  vasomotorischen  Stö- 
rungen im  sympathisierten  Auge  zurückzufülueii.  Ferner  wissen  wir,  daß  bei 
den   nervösen    und  hysterischen  Zuständen  ganz  außerordentlich   häufig    und 


Aiiiblyopia  synipxthica.  101 

l.öchsiwahrscheiiilicli  miti  i  zcrebraltm  Einflüsse  (in  suhnornialcs  Ver- 
halt(>n  der  Net/haut  zur  Enl-\vicklmif:j  küiinnt,  welches  >ich  in  ( iner  zu 
schnellen  Ahnahine  der  Licht-Enijyfindlichkeit  bei  P]inwiikung  außen  n  j^iclites 
ujul  einem  zu  kuif^'sanien  Wiederanstei^'en  derselben  iui  Dinikeln  (Adaptation, 
Erholung  der  Netzhaut)  physiologisch  zu  erkennen  gibt,  eine  Erscheimnig, 
aus  welcher  die  Photopsien,  der  Wechsel  in  dem  Verhalten  der  zentralen  Seh- 
schärfe und  der  Gesichtsfeldausdehnung,  sowie  das  schnelle  Verschwinden 
der  fixierten  Gegenstände  sich  erklären  lassen.  ])ie  veimehrte  Licht- 
scheu, als  eine  spezielle  Erscheinung  von  Seiten  des  Trigeminus,  kann  bei 
der  sympathischen  Neurose  oft  sehr  hochgradig  werden,  wie  die  folgende  Be- 
obachtung Hirschbergs  zeigt: 

Das  rechte  Auge  eines  19jährigen  Mannes  war  vor  diei  Jahren  diireh  den  Bolzen 
einer  Windbüchse  verletzt  worden.  Die  darauffolgende,  sehr  langwierige  Entzündung 
hatte  das  S?hverniögen  vernichtet.  Nachdem  schon  einmal  vor  drei  Jahren  ein  Rezidiv 
derselben  mit  starker  Photophobie  aufgetreten,  aber  bald  geheilt  war,  stellte  sich  jetzt 
wiedennn  Lichtscheu  aAif  dem  gesunden  Auge  ein,  die  bald  derartig  zunahm,  daß  der  Patient 
morgens  beim  Aufschlagen  der  Augen  die  heftigsten  Schmerzen  empfand  und  eine  Stunde 
lang  noch  die  Augen  schließen  mußte,  ehe  er  sich  ans  Licht  gewöhnte;  er  konnte  nicht 
arbeiten,  nicht  lesen,  ein  weißes  Papier  machte  ihm  Schmerzen.  Nachdem  dieser  Zustand 
Monate  angedauert  hatte,  wurde  der  phthisische,  leicht  injizierte  und  sehr  druckempfindliche 
rechte  Bulbus  enukleiert.  Sofort  nach  dem  Erwachen  aus  der  Narkose  waren  alle  Beschwerden 
beseitigt.     Im   Stumpf  fand  sich  eine  Verknöcherung  der  Aderhaut. 

Diese  vermehrte  Lichtscheu  erklärt  sich  eben  daraus,  daß  die  sensiblen 
Nerven  des  sympathisierten  Auges  reflektorisch  dauernd  in  erhöhtem  Reiz- 
zustande verharren,  wodurch  die  retinalen,  durch  die  chemische  Wirkung  des 
einfallenden  Lichtes  gesetzten  Dissimilierungsprodukte,  welche  im  normalen 
Auge  kaum  ein  merkliches  Blendungsgefühl  hervorrufen,  hier  schon  schmerz- 
haft und  störend  empfunden  werden. 

§  106.  Wenn  nun  durch  die  Ziliamerven  schon  im  normalen  Zustande 
eine  sehr  rege  Reflextätigkeit  nach  dem  anderen  Auge  hin  vermittelt  wird, 
so  kann  man  sich  leicht  vorstellen,  wie  durch  ein  ruhiges  Verhalten  beider 
Augen  die  Symptome  der  sjanpathischen  Neurose  im  sympathisierten  Auge 
bis  zum  Verschwinden  schwächer  werden,  wie  aber  andererseits  beim  Ge- 
brauche des  gesunden  Auges  che  in  dem  sympathisierenden  Auge  vorhandenen 
krankhaften  Zustände  auf  dem  umgekehrten  Wege  durch  vermehrte  Reizungen 
gesteigert  werden  müssen,  auf  die  sie  dann  mit  erhöhtem  Schmerz  und  Exa- 
zerbation  des  entzündlichen  Zustandes  antworten.  Umgekehrt  werden  dann 
wieder  die  nervösen  Beschwerden  auf  dem  sympathisierten  Auge  stärker, 
wenn  der  Reizzustand  im  sympathisierenden  Auge  zunimmt. 

Bei  alledem  ist  es  nicht  zu  verwundern,  daß  früher  manches  als  sym- 
pathische Neurose  benannt  wurde,  was  genau  genommen  nicht  hierher  gehört. 
Femer  ersehen'  wir  daraus,  daß  die  Symptome  der  sympathischen  Reizung 
nicht  allein  bei  traumatischen  Iridozyklitiden  des  primär  erkrankten  Auges 
aufzutreten  brauchen,  sondern  daß  oft  geringfügige  Epithelverluste  der  Horn- 
haut, ^ark  reizende  Fremdkörper  in  der  Kornea  und  im  Bindehautsack  usw., 
kurz  Affektionen  des  vorderen  Bulbusabschnittes  diese  funktionellen  Störungen 


102  Die  sympathische  Entzündung. 

heivoriufen  können,  wenn  dieselben  nur  einerseits  mit  einer  intensiven  psychi- 
schen Erregung  oder  mit  starken  sensiblen  Eeizen  verknüpft  waren,  und 
gerade  ein  nervös  disponiertes  Individuum  getroffen  hatten.  Sehr  häufig  wird 
aber  auch  dabei,  weil  eben  das  primär  erkrankte  Auge  im  Vordergrunde  des 
Interesses  steht,  die  symi^athische  Reizung  am  anderen  Auge  übersehen. 
Dieser  rein  nervösen  Veranlagung  ist  es  aber  zur  Last  zu  legen,  wenn  nicht 
sofort  nach  der  Enukleation  des  primär  erkrankten  Auges  die  Reizzustände 
am  anderen  Auge  verschwinden. 

Die  sympathische  Entzündung. 

§  107.  Bezüglich  der  sjanpathischen  Entzündung  können  wir  uns  kurz 
fassen. 

Die  alte  sog.  Ziliarnerventheorie,  welche  von  fast  allen  Autoren 
aufgegeben  ist,  nahm  an,  daß  der  vom  sympathisierenden  Auge  in  den  Ziliar- 
nerven  erzeugte  Reizzustand  reflektorisch  auf  das  sympathisierte  Auge  über- 
tragen würde.  Dort  führe  dann  allmähhch  dieser  reflektorisch  erregte  Reiz  zur 
Entzündung. 

Für  die  Annahme  einer  derartigen  rein  neurotischen  Entzündung 
aber  fehlt  bis  jetzt  jede  wissenschaftliche  Grundlage. 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort  auf  den  Wert  der  verschiedenen  Theorien  über 
das  Wesen  der  sympathischen  Ophthalmie  einzugehen,  zumal  da  noch  heftig 
hin  und  wider  gestritten  wird,  und  eine  Klärung  der  Ansichten  anscheinend 
noch  in  weiter  Ferne  liegt.  Hervorheben  möchten  wir  nur,  daß  zur  Zeit  die 
modifizierte  Ziliarnerventheorie  Schmidt-Rimplers  (252)  die  meisten 
Anhänger  zählt.  Nach  diesem  Autor  präpariere  die  Ziliarreizung  im  sym- 
pathisierten Auge  nur  den  Boden  für  die  eigentliche  Entzündung.  Die  letztere 
würde  aber  erst  durch  bestimmte  (noch  nicht  gefundene)  Noxen  (Toxine, 
Bakterien)  hervorgerufen,  welche  in  dem  betreffenden  Organismus  kreisten 
und  auf  dem  Blutwege  ins  Auge  gelangten. 

b)  Lähmungszustände ,   welche  nach  organischen  Trigeminusläsionen  das  Auge 

betreffen. 
Anästhetische  und  hypästhetische  Zustände. 

Über    die    regionäre    Ausdehnung    der    Sensibilitätsstörungen    im 
Bereiche  des  alterierten  Nerven. 

§  108.  Wir  betrachten  zunächst  die  Ausbreitung  und  die  verschiedenen 
Intensitätsgrade,  unter  welchen  die  Lähmungszustände  des  Trigeminus 
klinisch  hervorzutreten  pflegen. 

Bei  vollständiger  Lähmung  des  Quintus  werden  Störungen  der 
Sensibilität  im  ganzen  Ausbreitungsgebiet  des  Nerven,  sowie  Lähmung  der 
Kaumuskulatur  und  häufig  auch  sekretorische,  trophische  und  vasomotorische 
Störungen  beobachtet.    Die  Anästhesie  erstreckt  sich  dabei  auf  das  ganze 


Komplette  Trigeminuslähmung.  103 

vom  Quintiis  versorgte  Gebiet  der  Haut,  auf  die  Kornea,  die  Konjunktiva, 
die  Schlcnudiaut  der  Nase,  des  ^lundes,  der  Zunge,  der  Wang(ni  und  des 
Gaumens. 

Im  Vergleich  zu  den  häufigen  Faziahslähmungcn  sind  primäre,  isoherte 
Lähmungen  des  Trigeminus  recht  selten,  d.  h.  ein  vöUiger  Funktionsausfall 
sowohl  seiner  sensiblen,  motorischen,  trophischen,  vasomotorischen  und  sekre- 
torischen Fasern.  Erkrankungen  des  sensiblen  Teils  in  Form  von  Neuralgien 
sind  dagegen  häufig. 

Später  AVerden  wir  sehen,  daß  von  einzelnen  x\ut()ren  (Ferrier,  Schmidt, 
Gowers  und  von  uns)  eine  isolierte  Trigeminuslähmung  beobachtet  worden 
ist,  deren  Ätiologie  ganz  dunkel  erscheint. 

Müller,  Hirschl  und  Gruber  deuten  ihre  Fälle  als  eitie  neuritische 
Erkrankung. 

Häufiger  kommen  Trigeminuslähmungen  auf  traumatischem  Wege 
zustande,  durch  Stichverletzung  des  Nerven,  durch  Schädelbasisbrüche  und 
durch  Schüsse  in  den  Nerv. 

Am  häufigsten  jedoch  stellen  krankhafte  Prozesse  an  der  Hirnbasis 
das  ätiologische  Moment  der  Lähmung  dar,  als  basal  meningitische  (tuberkul. 
und  syphil.)  Affektionen,  Geschwülste,  Aneurysmen,  Periostitiden, 
Blutextravasate,  Abszesse  und  Karies  des  Schädelknochen. 

An  seiner  Ursprungsstätte  im  Pons  w^ird  der  Quintus  besonders  von 
Herderkrankungen  der  Brücke  affiziert,  so  durch  Blutungen,  Erweichungen, 
Tumoren,  durch  sklerotische  oder  rein  degenerative  Prozesse  (Bulbärparalyse). 

Über  die  genauere  Differentialdiagnostik  des  Krankheitssitzes  werden 
A\ir  später  zu  sprechen  haben.  Zuvörderst  betrachten  wir  diejenigen 
klinischen  Beobachtungen,  aus  denen  ersichtlich  ist,  von  welcher 
Stelle  aus  im  Verlauf  des  Quintus  eine  Lähmung  aller  Äste  des- 
selben hervorgerufen  werden  kann. 

Zusammenstellung   der   einschlägigen   Fälle    mit    Sektionsbefund. 

§  109.  BezügHch  der  Frage,  von  welcher  Stelle  aus  eine  komplette 
Lähmung  des  Trigeminus  hervorgerufen  werden  kann,  ist  zunächst  hervor- 
zuheben, daß  eine  solche  dann  entstehen  muß,  wenn  das  ganze  Kern- 
Wurzel  gebiet  desselben  in  der  Brücke  vernichtet,  oder  doch  in  seiner 
Leistungsfähigkeit  gehemmt  worden  ist,  wie  z.  B.  in  der  folgenden  Beobachtung 
Jollys  (330). 

Es  fand  sich  Anästhesie  und  Lähmung  der  Kaumuskulatur  im  Bereiche  des  linken 
Trigeminus.  Die  Sektion  zeigte  ein  Gliom  im  dorsalen  Abschnitte  des  Pons,  wesentlich 
links  gelegen,  das  seine  stärkste  Ausdehnung  entsprechend  dem  linken  Brückenabschnitte 
hatte.  Der  ventrale  (motorische)  Trigeminuskern  war  vollständig  in  der  CJeschwulst  auf- 
gegangen. Auch  der  dorsale  (sensible)  Kern  war  stark  infiltriert  und  nur  noch  durch  einzelne 
rudimentäre,  von  Kernen  umgebenen  Ganglienzellen  angedeutet.  Die  austretenden  Wurzeln, 
und  zwar  besonders  stark  die  motorischen,  waren  blaß  und  zeigten  starken  Markzerfall. 


104  Komplette  Trigeminuslähmung. 

Ferner  wird  ein  Krankheitsherd,  welcher  den  Stamm  des  Trige minus 
(also  die  sensible  und  die  motorische  Wurzel,  siehe  Fig.  13,  S.  34)  allein  zer- 
stört, eine  komplette  Lähmung  desselben  auf  der  gleichen  Seite  zur  Folge  haben, 
wie  im  Falle  Tooth  (331). 

Links  sensible  und  motorische  Zweige  des  Trigeminus  gelähmt.  Die  Sektion  zeigte 
ein  Gumma  an  der  Basis,  welches  den  Stamm  des  linken  Trigeminus,  wie  aus  der  mikro- 
skopischen Untersuchung  hervorging,  völlig  zerstört  hatte. 

Sodann  bei  Affektionen  des  Ganglion  Gasseri,  wenn  zugleich  durch 
den  Herd  auch  die  kltinere  motorische  Wurzel  (vgl.  Fig.  13,  S.  34)  mit  er- 
griffen ist. 

So  hatte  im  Falle  Westhoff  (332)  ein  Gumma  des  Ganglion  Gasseri  eine  vollständige 
Lähmung  aller  drei  Äste  des  Trigeminus  mit  Keratitis  neuroparalytica  zur  Folge  gehabt. 

In  der  Beobachtung  II  von  Hagelstamm  (335)  zeigte  sich  die  taktile  Sensibilität 
und  Schmerzempfindung  in  der  ganzen  linken  Gesichtshälfte  mit  Ausnahme  des  N.  auricularis 
magnus  aufgehoben,  Berührungsgefühl  an  der  Kornea  und  Konjunktiva  links  herabgesetzt. 
Schwierigkeit  links  beim  Kauen.  Die  Sektion  ergab  einen  walnußgroßen  Tumor  der  mittleren 
Schädelgrube.    Das  Ganglion  Gasseri  war  völlig  in  der  Geschwulst  aufgegangen. 

Im  Falle  Long  und  Egg  er  (336)  hatte  die  erweiterte  Karotis  im  Sinus  cavernosus 
die  Augenmuskelnerven  und  das  Ganglion  Gasseri  komprimiert.  Es  bestand  eine  ziem- 
lich kompliziert  verteilte,  linksseitige  Hyperästhesie.  Die  Lider,  die  Konjunktiva,  die 
Kornea,  die  Oberlippe  und  der  angrenzende  Wangenabschnitt  zeigten  linkerseits  vollständige 
Anästhesie. 

Weiter  kann  eine  Alteration  aller  drei  Äste  des  Trigeminus  an 
der  Basis  eine  komplette  Quintuslähmung  zur  Folge  haben,  wie  in  der  Beob- 
achtung von  Roth  mann  (333),  bei  welcher  ein  in  die  Orbita  hineingewuchertes 
basales  Karzinom  die  drei  Äste  des  Trigeminus  lädiert  hatte. 

Im  Falle  Bishop  (337)  war  eine  Anästhesie  der  linken  Seite  des  Gesichts  und  Kopfes 
vorhanden.  Der  linke  Augapfel  war  unempfindlich  gegen  jede  Berührung  bei  ungetrübtem 
Sehvermögen.  Auf  die  linke  Nasenhöhle  machten  die  stärksten  Reizmittel  keinen  Eindruck, 
während  die  Geruchsfähigkeit  fortdauerte.  Die  linke  Zungenhälfte  war  sowohl  gegen 
Gefühls-  als  Geschmacksreize  völlig  unempfindlich.  Bei  der  Sektion  fand  sich  eine  zinhöse 
Geschwulst  auf  der  inneren  Fläche  des  Keilbeins,  welche  sich  seitlich  nach  dem  Foramen 
auditor.  intern,  und  rückwärts  bis  an  den  Pons  erstreckte.  Die  Geschwulst  füllte  die 
Öffnungen,  durch  welche  die  drei  Äste  des  Trigeminus  treten,  voll- 
ständig  aus. 

Bei  den  folgenden  drei  Beobachtungen  hatte  der  Krankheitsherd  das 
Ganglion  zugleich  mit  den  drei  Ästen  des  Trigeminus  befallen, 
so  im  Falle  Meyer  (334)  nach  einer  Schußverletzung  durch  eine  Pistolenkugel. 
Bei  der  Sektion  zeigte  sich  eine  Erweichuug  des  Ganglion  Gasseri  mit  den 
drei  Ästen. 

In  der  Beobachtung  Oppenheims  (309)  mit  Anästhesie  im  ganzen  sensiblen  Gebiet 
und  Lähmung  des  Masseter  waren  das  Ganglion  Gasseri,  sowie  die  drei  Äste  des  Trigeminus 
in  die  Geschwulstmasse  eines  Karzinoms  eingeschlossen  (siehe  S.  75)  und  im  Falle  Fenger  (323) 
mit  Anaesthesia  dolorosa,  allerdings  ohne  Lähmung  der  Kaumuskeln,  waren  das  Ganglion 
Gasseri  sowie  die  drei  Äste  des  Trigeminus  durch  Krebsmetastasen  verdickt,  vgl.  S.  93.  Ferner 
in  der  auf  S.  95  erwähnten  Beobachtung  von  Gama  (329). 

Nach  der  Spaltung  des  Trigeminus  in  seine  drei  Zweige  tritt  bei  um- 
schriebenen Herden  Anästhesie  der  vom  jeweihg  betroffenen  Aste  innervierten 


Anästhesie  im  Gebiete  des  I.    Quintusastes.  105 

Gesichtsregion  (vgl.  S.  35,  Fig.  1;"))  auf.  So  liat  Ijcll  (838)  mehrere  Beispiele 
mitgeteilt  von  Anästhesie  des  liamus  ophthalmicus.  Damit  ist  aber 
nicht  gesagt,  daß  jeder  Fall  von  Anästhesie  des  I.  Astes  einem  Herde  ent- 
sprechen müsse,  welcher  peripher  vom  Ganglion  Gasseri  auch  wirküch  im 
Verlaufe  des  ersten  Astes  gelegen  sei;  denn  aus  der  folgenden  Zusannnen- 
stellung  von  Anästhesien  im  Bereiche  des  Ramus  ophthalmicus  mit  Sektions- 
befund geht  liervor,  daß  von  allen  Stationen  im  Verlaufe  des  Nervus 
Quintus,  sofern  nur  die  dem  ersten  Aste  zugehörigen  Fasern  ge- 
troffen sind,  auch  Sensibilitätsstörungen  in  diesem  Bezirke  auf- 
treten  können. 

Übersicht  über  die  Stellen,  von  welchen  ans  Sensibilitätsstörnngen 
im  Bereiche  einz<'lner  Äste  des  Trig'eminns  hervorgerufen  werden. 

1.  Anästhesien  im  Bereiche  des  I.  Astes  bei  verschiedenartigem  Sitze  des  Krank- 
heitsherdes längs  des  Verlaufes  der   Quintus-Leitung. 

Da  im  Eamus  ophthalmicus  die  sensiblen  Fasern  für  die  Konjunktiva 
und  den  Bulbus  verlaufen,  wird  eine  totale  Leitungsunterbrechung 
des  L  Astes  auch  stets  eine  Anästhesie  der  Konjunktiva  und  des  vorderen 
Bulbusabschnittes  zur  Folge  haben. 

Unterbrechung  der  Leitung  im  orbitalen  Gebiete. 

§  110.  Es  ist  klar,  daß  bei  der  Neurotomia  optico-ciliaris,  bei  welcher 
behufs  Vermeidung  einer  sympathischen  Entzündung  am  anderen  Auge  die 
Ziliarnerven  kurz  hinter  dem  Bulbus  durchschnitten  werden,  auch  eine  An- 
ästhesie lediglich  am  Bulbus  auftreten  wird. 

So  berichtet  Landolt  (360)  über  einen  derartigen  Fall.  Die  Sensibilität  des  Bulbus 
verschwand  nach  der  Operation,  dieselbe  kehrte  aber  nach  einigen  Tagen  wieder.  Es  bildete 
sich  ein  Hornhautgeschwür,  dasselbe  heilte. 

Bezüglich  der  Fälle  von  Querenghi  (143)  und  Parisotti  (144)  mit  supponierter 
Affektion  des  Ganglion  ciliare  verweisen  wir  auf  S.  52  dieses  Bandes. 

Hirschberg  (362)  erzählt  folgende  Beobachtung:  Ein  Stück  Holz  wurde  mit  großer 
Gewalt  gegen  die  linke  Kopfhälfte  eines  Menschen  geschleudert,  wonach  derselbe  7  Stunden 
lang  bewußtlos  blieb.  Vier  Wochen  später  wurde  eine  linksseitige  Ptosis  konstatiert.  Der 
Augapfel  unbeweglich,  S  =  0,  die  Hornhaut  vollkommen  unempfindlich,  Pupille 
weit  und  starr,  diffuse,  bläuliche  Trübung  im  Glaskörper.  Später  trat  Keratitis  neuro- 
paralytica  auf,  der  M.  rectus  extemus  und  internus  funktionierten  wieder  gut. 

In  diesem  Falle  weist  Keratitis  neuroparalytica  und  die  absolute  Starre 
der  Pupille  mit  Sicherheit  auf  die  Beeinträchtigung  einzelner  orbitaler  Nerven- 
äste durch  die  Blutung  hin  (vgl.  Bd.  I,  S.  416),  während  die  isoherte  Erhaltung 
des  Rectus  extemus  und  internus  es  wahrscheinlich  macht,  daß  cüese  Muskeln 
selbst  durch  die  Blutung  vorübergehend  in  ihrer  Tätigkeit  gehemmt  gewesen 
sein  mochten. 

!JJieden  (363)  berichtet  über  einen  Fall  von  Stichverletzung  des  linken  Auges  mit 
zurückgebliebener  rechtsseitiger  Hemiplegie  und  linksseitiger  Abduzenslähmung  nebst  hoch- 


106  Anästhesie  im   Gebiete  des  I.    Quintusastes. 

gradiger  Kontraktur  des  rechten  Internus.  Neun  Monate  nach  der  Verletzung  wurde  unter 
antiseptischen  Kautelen  der  rechte  Internus  vorgelagert  mit  ausgiebiger  Rücklagerung  des 
Externus.  Am  sechsten  Tage  nacli  der  Operation  zeigte  sich  auf  der  bis  dahin  ganz  klaren 
Kornea  des  operierten  Auges  (mit  voller  Sehschärfe)  ein  indolentes  zentrales  Infiltrat,  das  sich 
rapid  in  em  kraterförmiges  Geschwür  verwandelte.  Als  Ursache  dieses  malignen  Prozesses, 
der  drei  Wochen  lang  unbeeinflußt  von  der  üblichen  Therapie  f ortschritt,  ergab  sich  voll- 
ständige Anästhesie   der   linken  Konjunktiva  und  Kornea. 

Laplace  (364)  erzählt  folgenden  Fall:  lOjähriger  Knabe.  Eine  abgebrochene  Rappier- 
klinge  war  durch  die  Fissura  orbitalis  superior  in  die  mittlere  Schädelgrube  gedrungen.  Das 
Auge  war  unverletzt.  Anästhesie  des  linken  Auges  und  Abduzenslähmung  blieben 
nach   der  Operation   zurück. 

Am  schönsten  und  deutlichsten  tritt  diese  Funktionsbehinderung  im 
I.  Aste  bei  den  Fällen  mit  einer  Gummigeschwulst  am  Apex  orbitae  hervor. 

So  erzählt  Hunter  (357)  folgenden  Fall:  Ein  26 jähriger  Patient  mit  Resten  syphi- 
litischer Iritis  auf  beiden  Augen  zeigte  rechts  eine  sehr  rasch  sich  entwickelnde  Vortreibung 
und  Unbeweglichkeit  des  Bulbus,  leichte  Neuritis  optica,  dabei  hochgradige  Sehstörung, 
bald  darauf  Ptosis  und  lange  andauernde  Hornhaut-Anästhesie,  sowie  verringerte  Sensi- 
bilität der  Nasen-.  Stirn-  und  Schläfenhaut.  Unter  Schmierkur  Besserung.  Die 
»Störung  der  Hornhautsensibilität  war  äußerst  hartnäckig. 

In  Thompsons  Falle  (358)  bestand  eine  vollständige  Lähmung  aller  Augenmuskeln  des 
einen  Auges  mit  Anästhesie  des  Bulbus  und  der  Haut  im  Bereich  des  Frontalis 
bei  leichtem  Exophthalmus.    Sehnerv  gerötet.    Heilung  nach  antisyphilitischer  Kur. 

In  dem  Falle  Coopers  (359)  begami  der  genannte  Symptomenkomplex  bereits  im 
achten  Monate  nach  dem  Auftreten  des  Primäraffektes.  Im  Laufe  von  4  Wochen  wurden 
nacheinander  ergriffen:  der  AbcUizens,  der  I.  Ast  der  Trige minus,  der  Trochlearis,  der 
Okulomotorius.    Heilung.    Nur  der  Nerv,  abducens  blieb  gelähmt. 

Unterbrechung  der  Leitung  im  Sinus   cavernosus. 

§  111.  Hutchinson  (365).  40jährige  Frau.  Mit  11  Jahren  Kopfschmerzen.  Seit 
1  Jahr  bereits  Lähmung  des  Abduzens,  Parese  sämtlicher  Okulomotoriusäste.  Der  Troch- 
learis normal.  2  Monate  später  vollstäii^ige  Starre  der  Pupille,  Lähmung  der  Akkommodation 
und  der  übrigen  vom  Oculomot.  versorgten  Muskeln.  In  den  letzten  Tagen  war  auch  der 
Trochlearis  gelähmt.  Seit  einem  Jahre  klopfendes  Gefühl  in  der  linken  Schläfengegend. 
Zwei  Wochen  nach  den  Augemnuskellähmungen  Anästhesie  der  linken  Stirnhälfte. 
Keine  Fazialislähmung.  Sehschärfe  normal,  ebenso  der  Augenhintergrund.  Mit  dem  Stetho- 
skop hört  man  ein  Geräusch  über  dem  Kopf. 

Sektion:  Ein  festes,  taubeneigroßes  Aneurysma  nahm  die  linke  mittlere  Schädelgrube 
«in  und  kommunizierte  durch  eine  Öffnung  mit  der  Carotis  interna,  deren  Durchgängigkeit 
nicht  beeinträchtigt  war.  Der  Sack  ruhte  auf  dem  Ganglion  Gasseri  auf,  ließ  den  eng 
benachbarten  Optikus  intakt,  die  motorischen  Augennerven  waren  über  ihm  gespannt  und 
verloren  sich  in  seiner  Wand.    Der  Sinus   cavernosus   war  obliteriert. 

Hirschfeld  (339).  Ein  72jähriges  Weib  fiel  auf  das  Pflaster,  große  Wunde  an  der 
Nasenwurzel,  welche  bald  heilte.  Nach  vier  Wochen  plötzlich  Ptosis  und  Ophthalmoplegie. 
Lid,  Nasenflügel  und  Stirn  der  gleichen  Seite  vollständig  anästhetisch. 
Hirnsymptome  fehlten.  Das  Sehen  war  nicht  gestört.  Das  Auge  mäßig  protundiert.  Tod 
nach  zwei  Monaten. 

Sektion:  Das  Hirn  und  seine  Häute  waren  normal.  Die  Dura  mater,  welche  den 
Sinus  cavernosus  deckte,  erschien  durch  ein  weiches  Blutkoagulum  ganz  leicht  emporgehoben, 
welches  die  Farbe  von  Weinliefe  und  ungefähr  die  Größe  einer  Mandel  hatte  und  die  Be- 
wegungsnerven des  Auges,  sowie  den  I.  Ast  des  Trigeminus  während  seines  Durcli- 
trittes  umhüllte.    Nach  Entfernung  dieses  Koagulums  fand  man  eine  kleine,  kreisförmige 


Anästhesie  im  Gebiete  des  T.    Qiiintusastes.  107 

Öffnung  in  der  Carotis  interna,  welche  wie  mit  einem  Locheisen  geschlagen  schien  und  von 
einem  entfärbten  Gerinnsel  erfüllt  war.    Die  Knochen  schienen  intakt  gewesen  zu  sein. 

Morton  (340).  23 jähriges  Mädchen,  plötzlich  heftiger  Schmerz  in  der  linken  Schläfe, 
der  sich  zur  Unerträglichkeit  steigerte.  Protrusio  bulbi.  Amaurose,  Ophthal  mopleg.  com- 
pleta.  Die  Pupille  auffallend  erweitert.  Lähmung  des  III.,  IV.  und  VI.  (;Ieliirnnerven  und 
teilweise  Lähmung  des  Ramus  opli  t  lial  niicus  N.  trigcmini.  Starkes  systolisches 
Geräusch  auf  der  linken  Kopfseite.     Plötzlicher  Tod. 

Sektion:  Die  vordere  Partie  der  linken  Hemisphäre  an  ihrer  Unterfläche  stark  erweicht, 
zeigt  deutliche  Spuren  frischer  Entzündung.  Die  Nervenstämme  und  die  obere  Augenvene 
waren  vor  ihrem  Durchtritt  durch  die  Fissura  orbital,  super,  durch  frisches  Exsudat  fest  mit- 
einander verknüpft  und  so  unentwirrbar  in  eine  Masse  verwickelt  und  verflochten,  daß  es 
unmöglich  war,  die  einzelnen  Strukturen  herauszufinden.  Die  Vena  ophthahn.,  der  Sinus 
cavernosus  und  Sinus  circularis  waren  stark  erweitert  und  mit  fest  geronnenem  Blute  erfüllt. 
Die  linke  Cvrotis  intern,  erschien  normal. 

James  Adams  (341).  56jähriger  Patient.  Rechts  Ptosis,  Lidödem  und  oberfläch- 
liche Ulzeration  des  Lides.  Rechts  Lichtempfindung  stark  herabgesetzt.  Rechter  Bulbus 
unbeweglich,  die  Oberfläche  desselben  ganz  unempfindlich.  Es  entwickelte 
sich  Keratitis  neuroparaly tica.  Auch  die  rechte  Supraorbitalgegend,  sowie 
die  rechte  Nasenseite  und  Nasenschleimhaut  waren  völlig  gefühllos.  Partielle 
Anästliesie  fand  sich  außerdem  noch  in  der  Submaxillargegend.  Vorher  hatte  Patient  an 
Schwindel  und  Schmerz  in  der  rechten  Temporalgegend  gelitten.  Daraufhin  entwickelte 
sich  rasch  Ptosis  und  Lähmung  des  III.,  IV.,  V.  und  VI.   Gehirnnerven. 

Sektion:  Im  rechten  Sinus  cavernosus  eine  weiche,  etwa  walnußgroße  Geschwulst, 
welche  bei  genauer  Untersuchung  sich  als  ein  mit  fibrinösem  Gerinnsel  ausgefüllter  aneu- 
rysmatischer  Sack  zeigte.  An  der  Basilararterie  waren  mehrere  fleckig  degenerierte  Stellen 
vorhanden. 

Unterbrechung  der  Leitung  basal  im  Eamus   ophthalmicus. 

§  112.  Wagner  (273)  Fall  I.  Links  Gumma  zwischen  Türkensattel  und  der  Spitze 
des  Felsenbeines.  I.  Ast  des  Trigeminus  etwas  verdünnt.  Der  Nerv  durch  die  Ge- 
schwulst beeinträchtigt.    Parese   des  1.  Trigeminus,  siehe  S.  79. 

Dreschfeld  (294,  vgl.  S.  92).  Anfangs  Hyperästhesie,  dann  Anästhesie  im  Bereiche 
des  I.  Trigeminusastes.  Der  betreffende  Nerv  in  eine  basale  karzinomatöse  Tumormasse 
eingebettet, 

Wyß  (342).  Rechts  Herpes  zoster  ophthalmicus.  Neuritis  vom  Eintritt  des  I.  Astes 
in  die  Orbita  bis  ins  Ganglion  Gasseri  hinein,  (Genaue  Krankengeschichte  siehe  beim 
Herpes  zoster.) 

Unterbrechung    der    Leitung    des    Ramus    ophthalmicus    im    Gan- 
glion Gasseri. 

§  113.  Sattler  (308,  vgl.  S.  75).  Herpes  zoster  ophthalmicus.  Nur  der  dem  I.  Trige- 
minusaste  angehörige  mediale  Anteil  des  Ganglion  Gasseri  zeigt  entzündliche  Veränderungen. 
{Genauere  Krankengeschichte  siehe  beim  Herpes  zoster.) 

Weidner  (343).  Rechts  herpes  zoster  im  I.  Ast  des  Trigeminus.  Fünf  Jahre  später 
Tod.  Der  Trigeminus  zeigte  unmittelbar  an  der  Eintrittsstelle  ins  Ganglion  und  in  diesem 
selbst  neuritische  Veränderungen.    (Genauere  Krankengeschichte  siehe  beim  Herpes  zoster.) 

Unterbrechung  der  Leitung  des  I.  Astes   in  seinem   zentralen 

Verlauf. 

§114.  Lautenbach  (346).  Anästhesie  der  linken  Stirnhälfte.  Rechts  Körper- 
parese,  links  Abduzensparese.  Gumma  der  linken  Ponshälfte.  Hirnhäute  dort  verdickt. 
Der  linke  Trigeminus  durch  den  linksseitigen  Ponstumor  beeinträchtigt. 


]08  Anästhesie  im  Bereiche  des  I.  und  II.,  und  I.  und  III.    Quintusastes. 

Haase  (344).  63jähriger  Mann.  Links  Keratitis  neuroparalytica.  Anästhesie 
im  Bereich  des  rechten  sensiblen  Trigeminus.  Hemiplegia  dextra  und  Aphasie. 
Herd  im  Pons,  Zerstörung  der  großen  Trigeminuswurzel  und  Degeneration  der  im  I.  Ast 
verlaufenden  Nervenfasern  weit  in  die  Peripherie  hinein,  bei  Integrität  sämtlicher  Fasern 
des  II.  und  III.  Astes  und  des  Ganglion  Gasseri. 

Oppenheim  (345).  .38 jähriger  Mann.  Lähmung  des  linken  Rect.  ext.,  des  rechten 
Rect.  int.,  allmählich  zunehmende  Lähmung  der  rechten  Extremitäten  und  des  rechten 
unteren  Fazialis.  Später  auch  Lähmung  aller  Zweige  des  linken  Fazialis.  Anästhesie 
im  oberen  Aste  des  linken  Trigeminus.  Trübung  der  Hornhaut  in  ihrer 
unteren  Hälfte. 

Sektion:  Tuberkulöser  Tumor,  der  mit  dem  größten  Teil  seiner  Zirkumferenz  in 
der  linken  Ponshälfte  saß,  mit  einem  kleineren  in  die  rechte  hinübergriff. 

Aus  dieser  Zusammenstellung  ersieht  man  zunächst,  daß  der  Satz,  je 
mehr  die  Anästhesie  auf  einzelne  Zweige  des  Trigeminus 
beschränkt  sei,  um  so  peripherer  der  Sitz  der  Erkrankung  ge- 
sucht werden   müsse,  nur  bedingungsweise  angenommen  werden  darf. 

2.  Anästhesien  hn  Bereiche  des  I.  und  II.  Astes  hinsichtlich  des  Angriffspunktes 

des  krankhaften  Herdes. 

Unterbrechung  der  Leitung  im  Sinus   cavernosus. 

§  115.  Blessig  (347).  Anästhesie  im  I.  und  IL  Aste.  Kornea  anästhetisch. 
Keratitis  neuroparalytica.  Gummöse  Wucherung,  welche  sich  von  der  rechten  Orbita  aus 
durch  das  Foramen  opticum  und  die  Fissura  orbitalis  super,  auf  die  rechte  mittlere  Schädel- 
grube fortgepflanzt  hatte.  Die  bei  der  Operation  konstatierte  vollständige  Anästhesie  des 
gesamten  Orbitalinhaltes  und  der  Orbitalwände  ist  nicht  durch  den  Druck  der  orbitalen 
Tumormassen  auf  "die  Äste  des  Trigeminus  zu  erklären,  sie  weist  vielmehr  auf  eine  weiter 
rückwärts  gelegene  Läsion  der  Nerven  hin.  Die  Sektion  zeigte,  daß  auch  die  Gegend  des 
Ganglion  Gasseri  mitergriffen  war. 

v.  Kepinski  (348).  Es  bestand  ein  geringer  Grad  von  Anästhesie  im  Bereich 
des  I.und  II.  Astes.  Tumor  an  der  Schädelbasis  mit  Durchbruch  in  die  Augenhöhle  und 
von  da  wieder  durch  die  Fissura  orbitalis  in  das  Schädelinnere.  Die  Neubildung  ist  mit  allen 
in  die  Orbita  hineingehenden  Nerven  mehr  oder  weniger  verwachsen. 

Unterbrechung  der  Leitung  im  Stamme  des  Nerven. 

§  116.  Uhthoff  (325,  vgl.  S.  94).  Völlige  Anästhesie  im  Bereiche  des  I.  und  II.  Astes. 
Vollständige  Anästhesie  der  Kornea.  Gummöse  basale  Meningitis.  Der  rechte  Trigeminus 
ist  gegenüber  dem  linken  stark  verdickt. 

3.  Störungen  der  SensibiHtät  im  Bereiche  des  I.  und  III.  Astes. 

Sternberg  (349,  vgl.  S.  37  m.).  57jährige  Frau.  Lähmung  des  rechten  V. — X.  und 
des  XII.  Gehirnnerven  mit  Reizerscheinungen  in  der  sensilben  Portion  des  Trigeminus. 
Die  Sensibilität  der  rechten  Stirnhälfte  herabgesetzt.  Gesichtshaut  etwas 
hyperalgetisch.    Der  rechte  Masseter  kontrahiert  sich  fast  gar  nicht. 

Sektion:  Karzinom  an  der  Schädelbasis,  welches  in  den  Sinus  cavernosus  hinein- 
wucherte und  so  den  Abduzens  beeinträchtigte.  Trigeminus  und  Ganglion  Gasseri  infiltriert. 
Verengerung  des  Meatus  acusticus  internus  durch  den  Tumor.  Fazialis,  Akustikus,  Glosso- 
pharyngeus,  Hypoglossus  kolbig  verdickt  und  gerötet. 

4.  Anästhesie  im  Bereiche  des  II.  Astes. 

Virchow  (350).  Taubheit  der  linken  Wange.  Links  Optikusatrophie.  Ver- 
lust der  Sprache. 


Anästhesie  der  Kornea  und  Konjunktiva.  109 

Sektion:  Große  syphilitische  Neubildung  in  der  linken  mittleren  Schädelgrube, 
Thrombose  der  linken  Karotis.  Die  Neubildunji  umfaßte  links  das  Ganglion  Gasseri;  das- 
selbe war  jedoch  ziemlich  unverändert. 

5.  IsoliiM'tc  AnVktioii  der  seiisibUMi  Portion  des  111,   Astes  ^). 

§  117.  Roml)erg  (351).  V\'rgleiohe  die  ausführliche  Mitteilung  dieses  interessanten 
FaUes  8.  88. 

Die  Besclnänkung   der   Seusi  bilitätsstörung   auf   die  Hornhaut 

und  Konjunktiva. 

§  118.  Wähn-iid  im  allgemeinen  angenommen  werden  darf,  daß  ein  auf 
einen  Ast  des  Quintus  drückender  Krankheitsherd  in  dem  gesamten  Ver- 
breitungsbezirk desselben  Ausfallserscheinungen  hervorrufen  werde,  weil  eben 
alle,  dem  betreffenden  Innervationsgebiete  entstammenden  Leitungsfasern, 
in  jenem  Aste  zusammengedrängt  verlaufen  und  dadurch  in  ihrer  Gesamt- 
heit leicht  durch  einen  Herd  vernichtet  oder  bedrängt  werden  können,  so 
werden  wir  partielle  Sensibilitätsstörungen  um  so  eher  dann  erwarten  dürfen, 
wenn  der  Krankheitsherd  im  Wurzel-  oder  Kerngebiet  dieses  Nerven  gelegen 
ist.  Denn  das  Ursprungsgebiet  des  Trigeminus  ist  relativ  von  großer  Aus- 
dehnung; darum  kann  auch  leichter  eine  umschriebene  Zahl  von  Nerven- 
elementen der  Zerstörung  anheimfallen  und  dementsprechend  die  Empfindungs- 
störung auf  kleinere  und  kleinste  Parzellen  beschränkt  bleiben.  So 
dürften  also  zunächst  Anästhesien  der  Konjunktiva  und  Kornea  im 
Vereine  mit  partiellen  Sensibilitätsstörungen  im  Gesamtverbreitungsgebiete 
des  Trigeminus,  die  nicht  gerade  an  den  Verbreitungsbezirk  eines  Astes  ge- 
bimden  sind,  schon  auf  einen  mehr  zentral  gelegenen  Sitz  des  Krankheits- 
herdes hinw^eisen,  wie  z.  B.  in  der  folgenden  Beobachtung  Rosenthals  (261) 
[vgl.  S.  124]  mit  Anästhesie  der  linken  Kornea  und  Konjunktiva 
und  Anästhesie  der  linken  Wange. 

In  einer  anderen  Beobachtung  Rosenthals  (101)  bestand  linkerseits  eine  isolierte 
Anästhesie  der  Konjunktiva.  Kornea  und  Sklera  neben  Ptosis  und  Abduzens- 
lähmung.  Im  Pons  Varoli  fanden  sich  mehrere,  zum  größeren  Teil  konfluierende  Herde 
von  grauer  Färbung.  Die  meisten  Basalnerven  grau  degeneriert.  Mikroskopisch  fanden  sich 
in  den  Herden  die  Elemente  des  Syphiloms. 

P.  Meyer  (352)  beobachtete  einen  48jährigen  Patienten,  der  früher  luetisch  war. 
Rechts  Fazialislähmung.  Die  rechte  Gesichtshälfte  hyperästhetisch  (die  einfachen  Berüh- 
rungen werden  hier  als  Brennen  bezeichnet)  mit  Ausnahme  der  Kornea  und  Kon- 
junktiva. auf  welchen  die  Sensibilität  stark  herabgesetzt  war.  Rechts  Parese 
des  Orbikularis.  Rechts  beginnende  Keratitis,  intensive  Konjunktivitis.  Pupillenreaktion 
normal.  Rechts  komplette  Abduzenslähmung.  Ophthalmoskopischer  Befund  beiderseits 
normal.    Die  rechte  Iris  scheint  etwas  verfärbt. 

Links  die  ganze  Körperhälfte,  sowie  die  linke  Gesichtshälfte  anästhetisch,  motorische 
Schwäche  im  Bein  und  Arm.  Berührung  der  Zilien  erzeugt  links  sofort  einen  Re- 
flex,  rechts  ist   derselbe   kaum   angedeutet. 

Sektion:  HämoiThagischer  Herd  in  beiden  unteren  Dritteln  der  Brücke,  rechts  auf 
die  Haube  beschränkt.     Der  gemeinsame  Abduzens-Fazialiskern   mit    den  Wurzelfasern  des 

^)  Wir  beobachteten  eine  doppelseitige  isolierte  Affektion  der  sensiblen  Partie  des 
III.   Astes,  auf  die  wir  noch  später  zurückkommen  werden. 


110  Anästhesie  und  Areflexie  der  Kornea  und  Konjunktiva. 

Abduzens,  der  untere  Fazialiskern  und  der  VII.  Nerv  selbst  sowohl  in  seinem  Austritts- 
schenkel, wie  in  seinem  Knie  und  seinen  Ursprungsteilen  ganz  zerstört. 

Rechter  Trige minus:  Der  Stamm  des  Nerven  ist  nicht  degeneriert  und  läßt  keine 
Kömchenzellen  erkennen.  Der  Kern  der  motorischen  Wurzel  ist  noch  in  allen  Schnitten 
erhalten,  nur  sein  oberer  Teil  ist  im  Herde  mit  inbegriffen.  Die  absteigende  Wurzel  ist  in 
ihrem  Verlaufe  in  der  Verlängerung  der  lateralen  Kante  des  hinteren  Längsbündels  fast 
bis  zum  Austritt  des  Quintus  zu  verfolgen,  hier  aber  ist  sie  gerade  durch  narbiges  Gewebe 
ersetzt. 

Der  sensible  Trigeminuskern  erscheint  zwar  auf  verschiedenen  Schnitten  in  seinen 
medialsten  Teilen  verfärbt,  mit  Fett  infiltriert,  der  größere  Teil  des  Kernes  lateralwärts 
ist  aber  sowohl  in  seinen  Konturen,  wie  in  der  Beschaffenheit  seiner  Zellen  ganz  gut  erhalten. 
Das  Gebiet  der  großen  aufsteigenden  Quintuswurzel  ist  ebenfalls  nur  unbedeutend  vom 
Herde  getroffen  i). 

Zuweilen  beschränkt  sich  aber  die  Sensibilitätsstörung  lediglich  auf 
die  Kornea  und  Konjunktiva.  Wir  beobachteten  dies  jüngst  in  einem 
Falle,  der  zur  Sektion  kam.  Der  Trigeminus  fand  sich  durch  ein  Klein- 
hirnsarkom  völlig  platt  gedrückt.  Da  die  mikroskopische  Untersuchung 
noch  aussteht,  werden  wir  später  noch  an  anderer  Stelle  genauer  auf  diesen 
Fall  zurückkommen. 

Oppenheim  (604)  hat  auf  die  Tatsache,  daß  die  durch  Kleinhirn- 
geschwülste hervorgerufene  Quintusaffektion  sich  häufig  ausschließlich  oder 
für  lange  Zeit  durch  Areflexie  der  Kornea  und  Konjunktiva  (mit  oder 
ohne  Anästhesie  derselben)  verrät,  erst  in  neuester  Zeit  ausdrücklich  aufmerk- 
sam gemacht.  In  wenigstens  einem  Dutzend  Fällen  von  Tumor 
cerebelli  hat  er  dieses  Symptom  gefunden.  Ob  es  sich  hier  um  Druck- 
wirkung auf  die  spinale  Trige  minus  wurzel  oder  auf  den  N.  trigeminus 
selbst  handelt,  vermag  er  nicht  zu  sagen.  Unseren  eben  erwähnten  Fall  führt 
er  zugunsten  der  letzteren  Annahme  an. 

Im  folgenden  von  Wollenberg  (263)  publizierten  Fall,  dessen  Kranken- 
geschichte von  Oppenheim  herrührt,  hat  letzterer  zum  ersten  Male  die 
Areflexie  und  Anästhesie  der  Kornea  und  Konjunktiva  beschrieben. 

Ein  39jähriges  Mädchen,  früher  stets  gesund,  nie  luetisch  infiziert,  erkrankte  an 
Schwindel,  Kopfschmerz,  zunehmender,  bis  zur  Erblindung  sich  steigernder  Abnahme  des 
Sehvermögens,  Übelkeit,  Erbrechen,  Benommenheit,  Abnahme  der  Kraft  in  den  Armen 
und  Beinen. 

Bei  der  Aufnahme:  Schwanken  beim  Stehen  und  Gehen,  Schwindelgefülil,  linker 
Mundwinkel  tiefer,  links  Ptosis,  rechte  Pupille  weiter  als  die  linke,  beiderseits  reflektorisch 
starr,  Augenbewegungen  beschränkt,  außer  nach  unten,  Nystagmus,  Amaurose,  Stauungs- 
papille mit  Atrophie,  Geruch  aufgehoben,  Gehör  links  fast  erloschen.  Sprache  nasal,  Schling- 
akt erschwert,  Patellarreflexe  fehlen,  motorische  Schwäche  imd  Ataxie  des  linken  Armes. 
Im  weiteren  Verlaufe:  Nackensteifigkeit,  Atrophie  der  linken  Zungenhälfte,  totale  An- 
ästhesie der  linken,  fast  totale  Anästhesie  der  rechten  Konjunktiva  und 
Kornea,  Krampfbewegungen  der  Zunge,  Zuckungen  im  rechten  Fazialis.  Nach  sechs 
Wochen  Exitus. 


^)  Die  rechtsseitige  Hyperästhesie  der  Gesichtshälfte  mit  starker  Herabsetzung  der 
Sensibilität  der  Kornea  und  Konjunktiva  läßt  sich  nach  P.  Meyer  dadurch  erklären,  daß 
der  sog.  sensible  Trigeminuskern  imd  die  große  aufsteigende  Trigeminuswurzel  noch  erhalten, 
aber  schon  in  die  Peripherie  des  Herdes  hineingezogen  waren  und  so  einer  reaktiven  Ent- 
zündung anheimfielen,  welche  ja  immer  in  der  Nähe  von  apoplektischen  Herden  auftritt. 


Anästhesie  clor  Kornea  und  Konjnnktiva.  1 1 1 

Sektion:  Hydrocephaliis  internus,  pflauniengroßer  Tu  mor  an  der  Unterfläche  der 
linken  Kleinliirnhemisphäre,  der  die  linke  Seite  des  Pons  und  die  Medulla  oblongata  kom- 
primiert hat.    Der  Nervus  abdue.  und  Nervus  acusticus  laufen  über  den  Tumor  hinweg. 

Mikroskopischer  Befund:  Degeneration  beider  aufsteigender  Quintuswurzeln. 
Geringe  Wränderungen  im  linken  Okulomotorius,  Quintus  und  Abduzcns  und  im  rechten 
Okuloniotorius;  typische  graue  Degeneration  der  Hinterstränge  bis  hinauf  zur  Schleifen- 
kreuzung, mit  Befallensein  der  W es tp ha! sehen  Wurzeleintrittszone  vmd  der  hinteren 
Wurzeln. 

In  den  folcrenden  Beobachtuiigcii  wurde  die  auf  Kornea  und  Konjunktiya 
beschränkte  Anästhesie  nur  einseitig  gefunden. 

Bruns  (262).  Bei  einem  214jährigen  Knaben  bestand  Paralyse  des  linken  Abduzens, 
Parese  des  rechten  Rectus  internus  und  Anästhesie  der  Kornea  und  Konjunktiva, 
besonders  links,  bei  erhaltener  Empfindung  im  übrigen  Gebiete  des  Trigeminus. 
Außerdem  war  Stauungspapille,  Parese,  mit  Kontraktur  und  erhöhten  Sehnenreflexen  der 
rechten  Extremitäten  ohne  Sensibilitätsstörungen  vorhanden.  Beiderseits  alte  tuber- 
kulöse Mittelohrentzündung  usw. 

Sektion:  Ein  Querschnitt  durch  den  Pons  in  der  Gegend  des  Fazialis  und  Abduzens- 
kernes  ließ  einen  tuberkulösen  Tumor  erkennen,  welcher  fast  den  ganzen  Pons  durchsetzte. 
In  der  Gehirnrinde  an  verschiedenen  Stellen  Solitärtuberkel  kleineren  Umfanges. 

])aß  eine  auf  die  Hornhaut  und  Bindehaut  beschränkte  Anästhesie  auch 
bei   peripher  gelegenen  Herden  vorkommen  kann,    beweisen  folgende  Fälle: 

In  der  Beobachtung  Treitels  (324,  vgl.  S.  94)  waren  die  ganzen  Lider,  die  Con- 
jnnctiva  bulbi  und  die  Kornea  vollkommen  anästhetisch.  Die  Hornhaut  zeigte 
ein    flaches,    ziemlich   umfangreiches  Geschwür   in   ihrem   unteren  Abschnitt. 

Auch  in  der  auf  S.  51  beschriebenen  Beobachtung  Cirinciones  mit  Anästhesie  der 
Hornhaut  und  Konjunktiva  zeigten  sich  entzündliche  Veränderungen  lediglich  am  Ganglion 
ciliare  und  Ganglion  Gasseri. 

Li  der  Beobachtung  von  S  er  res  (353)  schien  die  Sensibilitätsstörung 
mit  einer  auf  dem  rechten  Auge  isolierten  Anästhesie  angefangen 
zu  haben. 

Es  handelte  sich  um  einen  26jährigen  Epileptiker.  Es  bestand  Anästhesie  des  rechten 
Auges  und  Keratitis  neuroparalytica.  Emige  Monate  darauf  entwickelte  sich  auch  eine 
Anästhesie  der  rechten  Nasenhöhle  und  der  rechten  Zungenhälfte.  Beim  Frottieren  des  rechten 
Auges  mit  einem  Federbarte  hatte  der  Kranke  gar  keine  Empfindung  und  blinzelte  nicht 
einmal.  Die  innere  Fläche  der  Augenlider  war  ebenfalls  unempfindlich,  das  Zahnfleisch  hatte 
sich  an  der  rechten  Seite  von  den  Zähnen  losgelöst,  die  Zähne  selbst  waren  lose. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  das  Ganglion  Gasseri  der  rechten  Seite  in  einem  krank- 
haften Zustande  von  graugelber  Farbe,  angeschwollen  imd  an  der  Stelle,  wo  der  Pvamus  oph- 
thalmicus  abgeht,  gerötet  und  injiziert.  An  der  Veränderung  der  Farbe  und  Struktur  nahmen 
auch  die  cb'ci  abgehenden  Hauptäste  bis  zu  ihrem  Austritt  aus  dem  Schädel  teil,  der  Maxiüaris 
inferior  mehr  als  der  superior.  Die  kleinere  motorische  Portion  des  Trigeminus  verhielt  sich 
mit  allen  ihren  Zweigen  normal. 

Auch  in  dem  Falle  Di  n  kl  er  s  (.3.54)  bestand  zuerst  Anästhesie  der  Kon  j  unk  tiva 
rechts,  sowie  der  Hornhaut.  Kurze  Zeit  darauf  entwickelte  sich  Keratitis  neuropara- 
lytica auf  diesem  Auge,  und  sechs  Wochen  nachher  Parese  des  rechten  Fazialis  und  Lähmung 
der  sensiblen  Äste  des  Trigeminus,  später  auch  der  Kaumuskulatur  der  rechten  Seite.  Außer- 
dem bestand  noch  beiderseitige  Lähmung  des  Geruchsnerven,  des  rechten  Optikus,  des 
Akustiku»  beiderseits,  des  Glossopharyngeus,  des  Vagus,  des  Akzessorius  und  Hypoglossus 
der  rechten  Seite. 


112  Anästhesie  lediglich  der  Kornea. 

Die  Sektion  ergab  ein  Sarkom  des  Keilbeines,  mehr  rechts  gelegen,  alle  Gruben  und 
den  Sinus  cavernosus  obstruierend.  Das  rechte  Ganglion  Gasseri,  sowie  die  Hypo- 
physis  ist  in  dem  Tumor  untergegangen.  Lädiert  sind  Fazialis  und  Akustikus.  Der  Tumor 
dringt  in  das  Foramen  opticum  ein.  Um  den  Okulomotorius  herum  bildet  er  einen  Ring, 
dringt  zwischen  die  Nervenfasern  ein,  immer  ein  dichteres  Netz  bildend  und  die  Fasern  zer- 
störend.   Dasselbe  gilt  für  den  Trochlearis,  Trige minus  und  Abduzens  usw. 

In  einer  Beobachtung  Hey  manns  (355,  vgl.  S.  125)  ohne  Sektionsbefund  ging  die 
anfänglich  nach  einem  Trauma  entstandene  komplette  sensible  Trigeminuslähmung  allmäh- 
lich zurück,  und  es  blieben  nur  die  Augenlider  und  der  gesamte  Augapfel  in 
hohem  Grade   anästhetisch. 

Auch  von  einer  isolierten  Anästhesie  der  Konjunktiva  liegen 
Beobachtungen  vor. 

So  bestand  im  Falle  Koesters  (265)  linksseitige  Abduzenslähmung,  Anästhesie 
der  rechten  Konjunktiva  und  Sehnervenatrophie.  Bei  der  Sektion  wurde  ein  Gumma 
im  rechten  Frontallappen  gefunden. 

In  Couplands  (282)  Beobachtung  war  die  Konjunktiva  injiziert  und  völlig 
unempfindlich,  die  Sensibilität  der  Gesichtshaut  war  ebenfalls  herabgesetzt.  Es  handelte 
sich  um  einen  31  jährigen  Mann,  welcher  rechtsseitig  gelähmt  war.  Die  Sensibilität  des  rechten 
Arms  und  der  rechten  Gesichtshälfte  war  abgestumpft.  Rechts  Ptosis.  Die  Reflexe  in  der 
rechten  unteren  Extremität  waren  verringert,  die  rechte  Pupille  von  träger  Reaktion,  die 
linke  erweitert  und  unbeweglich.    Die  Zunge  wich  nach  rechts  ab. 

Sektion:  Thrombose  des  Sinus  cavernosus,  des  Sinus  lateralis  und  der  Vena  Fossae 
Sylvii.  Ferner  zahlreiche  Blutungen  in  beiden  Hemisphären.  Im  linken  Thalamus  opticus 
war  eine  haselnußgroße  Erweichung  vorhanden.  Ferner  war  der  linke  Hirnschenkel  erweicht 
und  von  zahlreichen  Blutungen  durchsetzt. 

BärwinkeJ  (280)  berichtet  über  einen  Fall  von  Anästhesie  aller  drei  Äste  des  Tri- 
geminus,  bei  welchem  die  Conjunctiva  bulbi  et  palpebrar.  empfindungslos  war, 
während  bei  der  geringsten  Berührung  der  Kornea  sofort  Reflexbewegungen 
der  Augenlider   auftraten. 

Eine  weitere  Beobachtung  machten  Jaccoud  und  Dieulafoy  (281).  Es  handelte 
sich  um  ein  isoliertes  Erhaltensein  der  Sensibilität  der  Kornea  bei  totaler  An- 
aesthesia  Trigemini. 

Außerdem  gibt  es  aber  auch  Fälle,  bei  welchen  nach  Trigeminusaffektion 
eine  isolierte  Anästhesie  lediglich  der  Kornea  zur  Beobachtung  kam. 

Ein  34 jähriger  Marm  litt  nach  Rüssel  (269)  seit  längerer  Zeit  an  heftigem  Schnupfen 
mit  reichlichem  Ausflusse  aus  der  Nase.  Plötzlich  bekam  er  heftige  Schmerzen  in  der  linken 
Schläfengegend  und  Erbrechen.  Einige  Tage  später  links  Ptosis.  Der  linke  Bulbus  war 
absolut  unbeweglich,  die  Konjunktiva  injiziert,  die  Pupiüe  leicht  dilatiert  und  die  Hornhaut 
unempfindlich. 

Sektion:  Der  Sinus  ethmoidalis  und  sphenoidalis  mit  jauchiger,  fötider  Flüssigkeit 
gefüllt,  der  linke  Sinus  cavernosus,  der  Sinus  circularis  und  die  Vena  ophthalmica  sinistra 
waren  infolge  eines  Thrombus  obliteriert. 

In  Macgregors  (264)  Beobachtung  finden  wir  nur  die  rechte  Kornea  anästhe- 
tisch. Es  handelte  sich  um  ein  siebenjähriges  Kind  mit  Erbrechen.  Rechts  Taubheit  und 
Fazialisparalyse.  rechte  Papille  trüb  und  blaß.  Die  Bulbi  j)rominent  und  stark  nach  links 
gerichtet.  Später  Parese  der  linken  Extremitäten  und  rechterseits  Keratitis  neuroparalytica. 
Die  Pupille  rechts  erheblich  enger  als  links. 

Sektion:  Sarkom  in  der  rechten  Hälfte  des  Pons  und  der  Medulla  oblangata,  beide 
N.  N.  olfactorii  erweicht,  rechts  Trigeminus,  Abduzens,  Fazialis  und  Glossopharyngeus 
grau  degeneriert. 


Isolicrti'    lloniliaiitaiulstliesie.  ]\'\ 

In  der  Bcol)aclit\iiin  v.  ()c  1 1  i  iiüciis  ('.irM)  hckain  ciiu'  (Ujälirige  Frau  phH/.lidi  heftige 
Schiiu'izeu  in  der  rechten  Kopfliilll'te  und  im  Nacken  mit  Hervortreten  des  recliten  Bulbus. 
Das  Selivermöifen  der  rtH'hten  Keite  i^inj^'  rasch  zuffrunde.  Rechts  Chemosis  der  Bindeliaut. 
Die  lloTiiliauf  klar,  aber  a  n  ;i  s  I  he  t  i  sc  h.  I*u|)ille  weit  und  starr.  Diffuse  (jllaskörpcr- 
triibungen.  Hechts  totale  Oplithahnopiegie.  l'ulsation  des  Bulbus.  Blasendes  Geräusch 
über  der  Orbita.  Rechts  Fazialisparese  von  unbestimmtem  Anfang.  Der  Tod  erfolgte  zwei 
Jahre  später  nach  erfolgter  spontaner  Heilung  des  pulsierenden  Exophthalmus. 

Bei  der  Sektion  wurden  keine  ])atliologischen  Veränderungen  an  den  arteriellen 
(JcfäBcn,  wohl  aber  Spuren  eines  entzündlichen  Prozesses  in  dem  retrobulbären  Gewebe  und 
teilweise  Obliteration  des  Orbitalraumes  gefunden. 

Der  Fall  von  Dammront-Mayer  (279)  betraf  einoMi  (52jährigen  Mann,  welchei' 
seit  acht  Tagen  krank  war.  Er  zeigte  doppelseitige  Ptosis,  Unbeweglichkeit  der  divergieren- 
den Augen,  Miosis  und  bedeutende  Absehw  ächung  der  Sensibilität  der  Kornea, 
Parästhesien  in  den  Fingern  und  Sehmerzen  in  den  Schultern  und  Armen  bei  Bewegungen. 
An  den  Extremitäten  wurden  nur  tiefe  Stiche  empfunden.  Temperatur  38".  Velumparese. 
Tod.    Polyneuritis. 

Sektion:  Totale  Degeneration  des  ITI.,  IV.  und  VI.  Augenmuskelnerven  bis  in  die 
feinsten  Verästelungen,  Segmentierung  mit  Myelinverlust  der  Nervenfasc^rn.  Degeneration 
der  Muskelfasern  des  Obliq.  inf.  und  der  Recti  interni.  Ferner  fanden  sich  im  Plexus  brachialis, 
im  L^lnaris,  Medianus,  Phrenikus,  Hypoglossus,  Olossopharyngeus,  Fazialis,  Vagus,  Laryngeus 
resp.  degenerative  Veränderungen.  In  den  sensiblen  Zweigen  des  Trigeminus  waren 
nur  Spuren  von  Degeneration  nachweisbar,  das  Zentralnervensystem  war  bis  auf 
eine  Ejiendymitis  des  Bodens  des  IV.  Ventrikels  normal. 

In  den  Beobachtungen  von  Hin  de  (382)  war  die  linke  Kornea  zugleich  mit  Hemi- 
anästhesie  derselben  Seite  vollkommen  unempfindlich.  Wegen  genauer  Details  über  diesen 
interessanten  Fall  vgl.  Bd.  I,  S.  513. 

Dasselbe,  also  Imksseitige  Anästhesie  der  Hornhaut  bei  gleichzeitiger  links- 
seitiger Hemianästhesie  war  in  einer  Beobachtung  B.  Becks  (322)  vorhanden.  Es 
fand  sich  ein  Myxogliom  im   Bereich  des  Pons  (vgl.   S.  93). 

Unklar  hinsichtlich  der  Sektionsbefunclc  l)leil)t  der  folgende  Fall  von 
isolierter  Erkrankung  der  Hornhaut. 

Nach  Sachs  (284)  erkrankte  ein  einjähriger  Knabe  mit  Konvulsionen,  rechtsseitiger 
Hemi])legie,  Blindheit,  Sprachstörung,  Papillitis,  Anästhesie  der  rechten  Kornea, 
linksseitiger  Ptosis  und  Abduzenslähmung. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  eine  hämorrhagische  Zyste  im  linken  Tempo ro-sphenoidal- 
lappen,  welche  den  linken  Hirnschenkel  komprimiert  hatte,  derselbe  war  dadurch  atrophisch 
geworden. 

Die  folgende  Taljelle  zeigt  uns  die  verschiedenen  Stellen  im  Verlaufe 
der  Quintusleitung,  von  welchen  aus  eine  isolierte  gemeinsame  Anästhesie  der 
Konjunktiva  und  Kornea  oder  eine  Anästhesie  der  Konjunktiva  allein  oder  der 
Kornea  hervorgerufen  wurde. 


Wilbrand-Saenger,  Neurologie  des  Auges.    II.  Bd.  I.  Abteilung. 


114 


Auf  die  Kornea  und  Konjunktiva  beschränkte  Anästhesie. 


Autoi'  und  Nummer 

der 

Literaturangabe 


Auf  die  Kornea 
und  Konjunktiva 
beschränkte  An- 
ästhesie 


Lediglich  Anästhesie 
der  Kornea 


Ledighch  Anästhesie 
der  Konjunktiva 


einseitig 
doppel- 
seitig 


Treitel  (324) 


Cirinrione  (142) 


P.  Meyer  (352) 
Wollenberg  (2ri3) 


Rüssel  (269) 


V.  Oettiugen(356) 


Dammront- 
Mayer  (279) 


Macgregor  (264) 
Sachs  (284) 


Koester  (265) 
Coupland   (282) 


I.Ast  desTrigeminus 
in  der  Fissura  orbi- 
talis  superior  er- 
heblich gequetscht. 

Das  Ganglion  Gasseri 
sowie  das  Ganglion 
ciliare  zeigten  ent- 
zündliche Verände- 
rungen. 

Herd  in  der  Brücke. 

Tumor,  der  die  link^ 
Seite  des  Pons  und 
der  Medulla  oblon- 
gata  komprimiert 
hatte,Degeneration 
beider  aufsteigen- 
den Trigeminus- 
wurzeln.  Germgc 
Vei'änderungen  im 
linken  Trigeminuf. 


Thrombophlebitis  d 
Sinus  cavernosus. 

Pulsierender  Exoph 
thalmus.  Entzünd 
lieber  Prozeß  im 
retrobulbären  Ge 
webe, 

Spuren  von  Degene- 
lation  in  den  sen- 
siblen Zweigen  des 
Trigeminus. 

Sarkom     im     Pon 
Nerv,  trigem.  grau 
degeneriert. 

Hämorrhag.  Zystt 
im  linken Temporo- 
sphenoidallappen, 
welche  den  linkei, 
Hirnschenkel  zui 
Atrophie  gebracht 
hatte. 


Gumma  im  rechten 
Frontallappen. 

Thrombose  des 
Sinus  cavei'nosus. 


Rogioiiärc  Anästhesie  der   Hornhaid.  Il5 

§  llS.  \']'\\\r  ic'gioiiäic  AiiäsihcsU'  drv  ll.orii  hiiii  i  hcohaclitete 
]\l(")l)ius  (270)  l)ci  ciiiciii  J*';illc  xoii  Ophtluilmoplegia  extcrior. 

Heriilnle  itinn  iiiil  einem  siuinpfcui  Gegenstand  die  Konjiinktiva  oder  die  Kornea 
links,  so  eiiolLfte  Iclilialtcs  Zukneiicn  des  Auges  bzw.  Wegziehen  des  Kopfes.  Am  reehten 
Ange  bewirkte  iieriihinng  dt-r  niediiilen  Hälfte  der  Kornea,  di'i'  lnedi^den  (lonjunc^tiva  Itnllji 
und  der  Konjnnkliva  des  unteren  Lides  keinen  Reflex. 

Einen  anderen  Kall  von  regionärer  Anästhesie  der  Hornhaut  besehreiht  Vossius  (271). 
Mei  einem  .'Jf)  jährigen  Epilejjtiker,  d(T  nur  alle  ^4  Jahre  einen  Anfall  hatte,  bestand  sym- 
metriseh  auf  beiden  Hornhäuten  im  inneren  unteren  Quadranten  eine  Trübung.  Im  letzten 
e])ile])tisehen  Anfalle  folgte  eine  dreitägige  Bewußtlosigkeit  und  die  Erkrankung  der  Kornea 
nebst  drei  Woelien  dauerndem  heftigsten  Kopfweh.  Die  nicht  vaskularisierte  "^Prübung  saß, 
bei  im  übrigen  nornuilem  äußeren  Befunde,  in  der  Substanz  der  Kornea,  hatte  bläuliehweiße 
Farbe  und  eine  norinal  spiegelnde  E])itheldeeke.  Im  Bereich  der  Trübung  bestand 
vollständige  Anästhesie  der  Kornea  bei  ganz  normaler  Sensibilität  dei' 
übrigen  Hornhaut   und   der   übrigen  Trigeminusgebiete. 

Kalt  ('2(*)())  fi)i(l(t  zentrale  Trübungen  der  Hornliaut  mit  gleielizeitiger 
Aiiflieliiing  der  groben  Sensibilität  der  Hornhaut  iiii  tte  bei  Individuen, 
w.elelie  all  neuralgischen  Schmerzen  in  der  Umgebung  des  Auges  leiden,  und 
b(  zeichnet  sie  als  Folgen  einer  leichten  Affektion  des  Trigeininus.  Kr  fidirt  zu- 
gleich einen  von  Boniiard  (267)  beschriebenen  Fall  an.  Letzterer  teilt  außer- 
dem noch  einige  Krankengeschichten  von  Neuralgien  im  Bereiche  des  Trige- 
miniis  mit,  \V()l)ei  sich,  abgesehen  von  der  lokalen  vollständigen  oder  unvoll- 
ständigen Anästhesie  der  Binde-  und  Hornhaut,  teils  zentrale  Trübungen, 
teils   (ieschwüre  der  Hornhaut  vorfanden. 

Herabs(>tzung  der  Sensibilität  der  Hornhaut  beim  (llaukom  beruht 
auf  einer  durcli  den  gesteigerten  intraokularen  Druck  bewirkten  Leitungs- 
hemmung  in  den  Hornhautnerven.  Für  diese  Ansicht  spricht  jene  Beobachtung 
V.  Graefes  (268),  daß  unmittelbar  nach  der  Parazentese  die  Sensibilität  wdeder 
zurückkehrt.  Bei  längerem  Bestehen  und  Einwirken  des  schädlichen  Momentes 
tritt  dann  eine  tiefgreifende  Ernährungsstörung  der  Nerven  ein,  die  zu  dauernder 
Funktionsaufhebung  führen  kann. 

Nach  Krückmann  (366)  war  die  Hornhauthypästhesie  bei  allen  glau- 
komatösen Zuständen,  mit  Ausnahme  der  als  Glaucoma  simplex  bekannten 
Erkrankungsform  nachzuweisen,  und  blieb  das  Emporsteigen  der  Eeizschw^elle 
mitunter  das  einzige  Symptom  einer  dauernden  Drucksteigerung. 

Bei  fast-  allen  Horidiautaffektionen  aber,  gleichviel  in  welcher  Schicht 
sie  sich  befinden,  ist  am,  resp.  über  dem  Orte  der  lokalen  Erkrankung  mehr 
oder  weniger  eine  Hypästhesie  nachweisbar,  je  nach  der  Ausdehnung  und 
Litensität  des  Prozesses.  Mit  der  Dichtigkeit  der  Narbe  bleibt  auch  die 
Sensibilität  dauernd  gestört. 

§  119.  Ül)er  den  Verlust  einzelner  sensibler  Qualitäten  auf 
der  Hornliaut  und  Bindehaut  berichtet  Molter  (367).  Eine  totale 
Empfindungslähmung  sei  nur  bei  der  Lähmung  des  Trigeminus  vorhanden 
gewesen;  bei  Herpes  an  der  erkrankten  Stelle  vollkommene  Analgie,  Lähmung 
des  Teftuperatur-  imd  hochgradige  Herabsetzung  des  Drucksinnes.  Li 
gleicher  Weise  verhielten  sich  stärkere   Verbrennungen.      Li  frischen  Fällen 


116  HyperäKthosic  im   Quiiitusgebiet. 

von  Ulcus  seipnis  fand  sich  vhw  sehr  bcdeuteiidi'  Herabsetzung  der  ganzen 
Empfindungssphäre;  bei  dichter  totaler  Narbenbildung,  wie  bei  dem  sog. 
Leukom,  ein  verschiedener  Intensitätsgrad  der  Empfindungslähmung,  ab- 
hängig von  der  Intensität  der  Trübung.  Zirkumskripte  intensivere  Narben 
zeigten  nur  in  ihrem  Bereiche  eine  Herabsetzung  des  Empfindungsvermögens, 
die  Phlyktäne  nur  im  Stadium  der  Lifiltration  und  der  beginnenden  Heilung 
eine  geringe  Herabsetzung  der  Sensibilität;  bei  den  hieraus  sich  entwickelnden 
mehr  oder  weniger  transparenten  Trübungen  war  dagegen  die  Empfindung 
vollkommen  erhalten. 

Hier  dürfte  noch  darauf  aufmerksam  gemacht  werden,  daß  in  einzelnen 
Fällen  von  V.-Lähnning  sich  eine  Kälteparästhesie  in  Form  des  Frierens  ])e- 
merkhch  machte,  so  im  folgenden  Falle  Rombergs  (499). 

59 jähriger  Mann;  wiederholte  Male  Schanker  an  der  Eichel.  Im  April  1899  klagte 
er  über  Abnahme  und  Stumpfheit  des  Gefühls  in  der  rechten  Oberlippe,  welche  sich  all- 
mählich über  die  entsprechende  Hälfte  des  Kinns,  über  die  rechte  Backe,  das  Ohr  und  die  Stirn 
verbreitete.  Auch  die  rechte  Zungenhälfte  und  die  Schleimhaut  der  Wange  nahmen  an  der 
Anästhesie  teil.  An  den  Zähnen  der  rechten  Seite  wurde  über  die  Empfindung  eines  dicken, 
schleimigen  Überzugs  geklagt.  Rechts  Kaumuskellähmung.  Schielen  nach  innen  wegen 
rechtsseitiger  Abduzenslähniung.  Dann  Ptosis  und  Immobilität  der  ei-weiterten  Pupille.  Vier 
Wochen  nach  dem  Eintritt  der  Krankheit  Schmerzen  der  rechten  Gesichtshälfte,  welclie 
abends  an  Heftigkeit  zunahmen  und  einen  solchen  Grad  erreichten,  daß  der  Kranke  65  Nächte 
schlaflos  zubrachte.  Schmierkur.  Bedeutende  Besserung  (nachzusehen  Romberg  3.  Bd.  S.  919 
initen).  Obgleich  die  Oberfläche  des  rechten  Auges  noch  wenig  Emj^findung  verriet,  so  ent- 
stand bei  acht  Grad  Kälte  ein  Gefühl,  als   fröre  das  Auge  zu, 

Übel'  die  Art  und  Intensität  der  Sensibilitätsstörungen  in  dem 
Gebiete   des   alterierten  Nervus   trige  minus. 

§  120.  Dem  Verluste  der  Empfindlichkeit  im  Trigeminusgebiet  gehen  sehr 
häufig  hyperästhetische  und  neuralgische  Zustände  voraus,  und 
zwa)'  hauptsächlich  in  denjenigen  Fällen,  bei  welchen  ein  langsam  wachsende!' 
Tumor  oder  ein  meningitischer,  resp.  neuritischei'  Prozeß  die  Trigeminus- 
leitung  gereizt  hatte.  Unter  30  Fällen  von  Hypeiästhesie,  Neuralgie  und 
Anaesthesia  doloiosa  des  Tiigeminus  mit  Sektionsbef und  waren 
in  20  Beol)achtungen  Tumoren  resp.  tumoraitige  Gebilde:  wie  Gum- 
mata,  Tuberkel,  Aneurysmen  und  Exostosen  vorhanden.  Unter  den  10  Fällen 
olme  Tumoren  fand  sich  sechsmal  mit  Sicherheit  Lues,  meist  in  der  Form 
von  basaler  gummöser  Meningitis;  dreimal  waren  Entzündungs- 
erscheinungen mit  Thrombosen  am  Sinus  cavernosus  vorhanden  und  einmal 
(in  ciitzündliclier  Zustand  im  Ganglion  Gasseri,  einmal  ein  neuritischer  Prozeß 
Fall  Müller  (vgl.  S.  26). 

Hyperästhesie  finden  wir  relativ  selten  erwähnt. 

Es  bestand  in  dem  Falle  von  Sabrazes  und  Oabannes  (315,  vgl.  S.  77)  die  Hyper- 
ästhesie im  Bereiche  des  linken  Trigemiiuis  bis  zum  Tode.  Der  Trigeminus  war  von  einem 
Gliom  umhüllt. 

In  der  Beobachl img  von  fii  uns  (368)  mit  Hyperästhesie  im  linken  N.  supraorbitalis 
bis  zum  Tode  fand  sicli  ein  Rundzeliensarkom  im  linken  Stirnhirn;  der  Trigeminus  war  offenbar 
durch  Fernwirkung  gereizt. 


Xoiiralfiic  bei    Qiiintusüffcktioiicn.  117 

Im  (Ich  hridcii  fol^n'iidcii  Ucohaclit  mij^cti  hcslaiid  anfangs  HyiJorästlu'sie, 
wcK'lic  im  wcitcicii  Ki'anklicitsvcr'lauf  in  Aiiästlicsic  ülxTgiiig;  in  beiden  Fällen 
/ei^'tc    die    Sektion    das    IJestehen    einer    basalen    j^mi  ni  niösen   IMeningitis. 

So  fand  sich  in  der  licohaclit  iiii^'  l'i(l;s  (275,  y<i\.  S.  76)  eine  (<iiinnial)ii(liiii^  am  Aus- 
tritt des  TriffciniiHis  aus  dein  Poiis  und  in  Waf^nors  (273,  vj^l.  S.  79)  Kall  von  Hy  pi'iästlu'.sitr 
der  rechten  (Jesichtshiilfte,  die  später  in  Anästhesie  übe7-<i;in<f,  war  die  Dura  an  der  Basis 
verdickt  und  in  eine  Seil  warte  verwandelt ,  welche  den  Tri^c  nii  n  us  /.u^leich  mit  dem  Optikus 
und   Okulomotoiius  umfaßt  inid  die   Pia  entzündet  hatte. 

In  Kieuds  Beohachtunii  (1512.  vgl.  S.  7(5)  von  akuter  multipler  Neuritis  fand  sich 
H\|)eralfiesie  im  (iesicht.  Der  linke  Tiiüeminus  war  graurot  verfärbt,  und  das  (ianglion 
(iasseri  hhitreieh   und  grau. 

\"ii  1  häufi^M'i-  finden  wir  Neuralgie  angegeben:  Jjei  einer  iieibe  xon 
Fällen  bestand  dieselbe  bis  zum  Tode,  obne  daß  Anästhesie  oder  HypäsUiesio 
im  Trigeminusgebiet  aufgetreten  ^\äre. 

So  befanden  sich  in  der  Beobachtung  Hansclis  (i{()7,  \gl.  S.  7.~>)  fuiil)undc  Tiigcmiinis- 
ncuralgien  der  linken  ( Jcsichtshälfte.  ausgehend  von  der  Tief  e  der  .N'asc.  Der  III.  Ast  des 
Trigeminus  war  bedeutend  ver<lickt  und  durch  das  Foramen  ovale  eingeschnürt.  Daneben 
bestand  ein   (.'liom  des   (lauglion    (iasseri. 

Im  Falle  Bezold  (."HO)  niit  Neuralgie  der  linken  (.Jesichtshälfte  untl  Nase  zeigte  die 
Sektion  ein  (Jliom  des  (Janglion   tiasseri  (vgl.   S.  75). 

In  der  Beobachtung  Krauses  (;U59)  iiatte  ein  (Iliolesteato  m  den  Trigeminus  ver- 
drängt, aber  nicht  zerstört. 

Auch  in  dem  Falle  Schuhs  (314,  vgl.  S.  77)  hatte  ein  (Jholcs  teato  m  den  Trigeminus 
bei  seinem  Austritt  aus  dem  Gehirn  ringartig  umfaßt  und  ihn  an  der  dem  Gehirn  zugewandten 
Stelle  l)is  auf  den  dritten  Teil  seines  Umfanges  zusammengeschnürt.  11  Jahre  hatte  die 
Patientin  an   (iesiehtsneuralgien  gelitten. 

Simon  (370)  beobachtete  heftige  Neuralgie  im  Bereiche  des  linken  Trigcmuuis  mit 
Trübung  der  Horniuiut  bei  einem  Sj)indelzellcnsarkom  in  der  linken  Hälfte  der  Basis  cranii, 
welches  die  Augenmuskelnerven  in  der  Fissura  orbitalis  superior  gedrückt  hatte. 

In  der  Beobachtung  von  Norris  (371)  war  es  ein  Karzinom  der  Sella  turcica, 
welches  die  Neuralgie  im  rechten  Trigeminus  verursacht  hatte. 

In  den  folgenden  drei  Fällen  hing  die  Neuralgie  je  \un  einem  Aneu- 
rysma der  Carotis  interna,  einem  soliläien  Tuberkel  und  einer 
Exostose  ab. 

Romberg  (311,  vgl.  S.  76)  berichtet  über  emen  Fall  von  außerordentlich  schwerer 
Neuralgie  im  Gesamtgebiete  des  luiken  Trigeminus  bei  einem  Aneurysma  der  Carotis  interna. 
Das  Ganglion  Gasseri  lag  zwischen  den  Blättern  der  harten  Hirnhaut  auf  der  äußeren 
Seite  des  Aneurysma  und  war,  da  es  nicht  auszuweichen  vermochte,  der  Spannung  und 
Zerrung  durch  die  Geschwulst  und  ihrer  Pulsationen  ausgesetzt.  Außerdem  fand  sich  der 
Trigeminusstamm  erweicht. 

Türck  (305,  vgl.  S.  74)  berichtet  über  einen  Tuberkel  auf  der  Dura,  der  den  rechten 
Ramus  ophthalmicus  N.  trigemini  komprimiert  und  Neuralgie  im  I.  Aste  dieses  Nerven 
bewirkt  hatte,  xmd  Chouppe  (313)  fand  eine  spitze  Exostose,  welche  den  Trigemmusstamm 
an  der  Schädelbasis  durchbohrt  hatte.  Es  war  während  des  Lebens  typische  Trigeminus- 
neuralgie  vorhanden. 

In  den  folgenden  Fällen  wurde  die  Neuralgie  durch  Lues  hervor- 
gerufen. 


1 


118  Nc'iiialgie  ))ei  Trigeiniiui.saffektioiu'ii. 

In  JIulkcH  Fall  (270,  vgl.  S.  74)  litt  der  Patient  drei  Monate  vor  seinem  Tode  an 
Neuralgie  des  Trigeniinus.  Es  fand  sich  ein  gummöser  Tumor  in  der  Gegend  des  Türken- 
sattels und  des  Sinus  caverncsus. 

An  doppelseitiger  Trigeminusneuralgie  hatte  lange  Zeit  der  Patient  Genkins  (290) 
gelitten.  Während  dieser  Periode  war  auf  dem  linken  Auge  Keratitis  neuroparalytica  ent- 
standen.   Ein  Tumor  luetischen  Ursprungs  hatte  auf  den  linken  Trigeniinus  gedrückt. 

In  Hutchinsons  Fall  (303,  vgl.  S.  74)  bestand  lange  dauernder  Schmerz  in  der  Stirn 
und  den  Schläfen.  Eine  clironische  Entzündung  um  den  rechten  Sinus  cavernosus  hatte 
Neuritis  aller  in  seiner  Wand  verlaufenden  Nerven  hervorgerufen  und  den  Sinus  obliteriert. 

Bei  dem  an  Trigeminusneuralgie  verstorbenen  Patienten  Skaes  (306,  vgl.  S.  74)  war 
die  Dura  mater  um  die  Austrittsstelle  der  drei  Trigeminusäste  beträchtlich  verdickt.  Bei 
sorgfältiger  Untersuchung  zeigten  sich  jedoch  (im  Jahre  1840)  die  drei  Unteräste  imd  das 
Ganglion  Gasseri  gesund. 

Sattler  (308)  berichtet  über  einen  Fall  von  Trigeminusneuralgie  im  I.  Aste  mit  Herjjes 
zoster  mit  entzündlichen  Veränderungen  an  dem  dem  I.  Trigeminusäste  zugehörigen  Teil 
des  Ganglion  Gasseri.    Siehe  S.  75. 

Nach  Analogie  der  nun  folgenden  Fälle.  ))ei  welclien  erst  Neuralgie  be- 
standen hatte,  welche  nachher  in  Anästhesie*  iju  Qinntusl>ereiche  übergegangen 
war,  dürfen  wir  amiehnieiij  daß  auch  bei  tlen  seither  geschilderten  Fällen  von 
Neuralgie  unter  Fortdauer  des  krankhaften  Prozesses  schließlich  gleichfalls 
ein  Verlusti  der  Sensil^ilität  sich  eingestellt  haben  würde. 

Stamm  (372)  beobachtete  folgenden  interessanten  Fall: 

Ein  SOjähriger  Mann  zeigte  Sehmerzen  in  der  Schläfengegend,  woselbst  sie  Avieder 
verschwanden,  um  sich  in  der  rechten  Wange,  vom  unteren  Lide,  dieses  mit  eingeschlossen, 
bis  zur  rechten  Hälfte  der  Oberliiipe  und  Nase  auszudehnen,  wobei  Paroxysinen  häufig  den 
Tertiantypus  zeigten.  Rechts  bestand  Ptosis  imd  Abduzenslähmung.  Die  Schmerzen  hörten 
auf  und  machten  einer  Anästhesie  Platz.  Man  konnte  sowohl  die  äußere  Haut,  wie  die  Kon- 
junktiva  des  rechten  unteren  Augenlides,  die  rechte  Hälfte  der  Nase  und  der  Oberlippe  auf 
der  inneren  und  äußeren  Fläche  und  den  Teil  der  rechten  Wange,  welcher  zwischen  der  Nase 
und  einer  Linie  liegt,  die  vom  rechten  Mundwinkel  bis  zum  äußeren  Augenwinkel  gezogen 
wird,  mit  der  Nadel  tief  stechen,  ohne  daß  es  vom  Kranken  empfunden  wurde.  DieMund- 
schleindiaut  der  rechten  Seite  war  seit  dem  Eintritt  der  Anästhesie  glänzend  trocken,  währenil 
die  der  linken  feucht  war.    Weder  Kau-  noch  Gesichtsmuskeln  waren  gelähmt. 

Sektion:  Auf  dem  rechten  Flügel  des  Keilbeins,  gerade  auf  dem  Foramen  rotundum 
und  von  da  nach  außen  hin  in  einer  Länge  von  %  Zoll  sich  erstreckend  erhob  sich  eine  l)laß- 
rote,  feste,  höckerige  Masse,  mit  welcher  der  Trigeminus  da,  wo  sich  das  Ganglion  (Jasseri 
in  die  drei  Äste  spaltet,  so  verschmolzen  war,  daß  man  umnöglich  den  Nerven  aus  der  vnn- 
gebenden  Masse  vollständig  herauspräparieren  konnte.  Nur  in  der  Gegend  des  Abganges 
des  Ramus  Ophthalmitis  und  nach  außen  in  der  Gegend  des  Abganges  des  III.  Astes  ließ 
sich  noch  deutlicli  Nervensubstanz  unterscheiden.  Der  N.  abducens  und  oculomotorius 
verhielten  sich  kurz  vor  ihrem  Eintritt  in  die  obere  Augenspalte  normal. 

In  Rühles  Beobachtung  (274)  bestand  zuerst  Neuralgie  des  rechten  Trigeniinus,  die 
dann  in  Lähmung  der  sensiblen  und  motorischen  Äste  des  Quintus  überging,  gefolgt  von 
Keratitis  neuroparalytica.  Es  fand  sich  an  der  Durchtrittsstelle  des  Trigeminus  durch  tlie 
Dura  eine  feste,  speckige  Neubildung,  in  welche  der  gesamte  Trigeminus  völlig  eingebettet 
erschien. 

In  dem  lAiiJc  von  Hülz  (374)  hatte  sich  erst  ganz  zuletzt  die  Quintusanästhesie  ein- 
gestellt, nachdem  die  58jährige  Frau  mit  einer  Neuralgie  des  Trigeminus  erkrankt  war,  wozu 
sich  später  Lähmung  der  Zunge  und  der  Muntlmuskeln  gesellten.  Ein  Jahi-  nachher  bot  sie 
das  charakteristische  Bild  der  Bulbärparalyse,   nur  daß  die   Stimme   und   die  Rcspiiation 


Aiiaoslliosia   dolDiosa.  119 

unvorändcrt  j,'et)li('l)cn  Avarcii.  Tod  nacli  15  Monaten.  Ein  Etuliondroin  war  aus  der  Spalte 
y.wi.sehen  l'''elsenl)eins])itze  und  Os  oeeipitis  herausj^ewucliert  und  lunsehloß  die  Oblongata 
von  links  her.  Der  Fazialis,  Hyjjoglossus.  Vagus  und  Glossopharyngeus  beiderseits  fettig 
degeneriert,    besonders   links,    weniger  stark   war   der   Quintus   verändert. 

5^  1'21.  1>(  i  (Icii  loli^ciulcn  Fä  11(11  äußerte  sich  die  Sensibilitätsstöiuii;^  in 
der  sog.  Anaesthesia  dolorosa,  eiiicni  /iustandc,  hei  welciiem  siihjektiv 
iieuralffische  liesehwerdeii  hesteheii,  während  die  ohjcktive  Prüfung  eine 
Anäslhesic  im  hcfallciicn  Nervengebiete  erkennen  läßt.  Die  Anaesthesia  dolorosa 
Avii'd  oifcnhar  dadurcli  hervorgerufen,  daß  die  jjeitmig  in  dem  liefallenen  Nerven 
l)is  /um  Angriffspunkte  des  Krankheitsherdes  uiiterhrocheii  ist,  von  da  al)i'r 
zentripetal  längs  der  noch  leitungsfähigeii  Quintusbahneii  vom  Krankheits- 
herde gesetzte  Erregungen,  noch  zu  dem  Trigeminuskern  hin  gelangen  und  dort 
jene  iiemalgiselien   Anfälle  bedingen. 

Hierher  gehört  aueh  die  auf  S.  94  ausfülirlieh  mitgeteilte  Beobachtung  Fengers  (32.'}). 

In  Beils  Kall  (321,  vgl.  8.  93)  bestand  Anästhesie  und  Xeuralgic  in  der  linken  Gesiehts- 
hälfte,  dal)ei  Keratitis  neuroparalvtiea  und  Lähnuing  der  Kaumuskeln  der  linken  Seite.  Der 
linke  Trigeminus  war  in  einen  Tumor  eingeschlossen. 

Oppciihci  in  (309,  vgl.  S.  75)  fand  bei  einer  51  jährigen  l<'rau  seit  einem  .lahre  neur- 
algisehe  Selimerzen  im  Bereich  des  linken  Trigeminus,  mit  Anästhesie  der  linken  (Jesichts- 
hälfte.  dei'  Konjunktiva  und  Kornea.  Das  Ganglion  Uasseri  und  die  chei  (juintusästc  waren 
in  einen  Tiinior  eingeschlossen. 

in  (ioodliarts  Beobachtung  (304)  mit  Anaesthesia  dolorosa  des  Gesichts  wurde  ein 
fibröser  Tumor  am  linken  Ganglion  Gasseri  gefunden. 

Neuralgie  und  Anästhesie  des  linken  Trigenünus  mit  Keratitis  neuro])aralytica  wurden 
in  der  Beobachtung  Rosenthals  (373)  beobachtet.  Danel)en  bestand  links  Ptosis  und 
Miosis,  sowie  Bewegungsbeschränkung  des  linken  Auges  nach  oben,  initen  und  besonders 
nach  innen.  Die  Sektion  zeigte  einen  bohnengroßen  Tumor  an  dem  Ursprung  des  linken 
Trigeminus,  welcher  das  Ganglion  Gasseri  durchsetzt  und  einen  Druck  auf  den  Sinus  caver- 
nosus inid  den  linksseitigen  Okulomotorius  ausgeübt  hatte. 

In  Wallenbergs  Fall  (31(5,  vgl.  S.  77)  bestand  Neuralgie  mit  Anästhesie  im  Gebiet 
aller  drei  Aste  des  linken  Trigeminus,  inklusive  Kornea  und  Konjiniktiva. 

Die  Portio  major  des  linken  Trigeminus  war  vor  dem  Eintritt  in  die  Brücke  durch 
ehien  Tumor  teils  zerstört,  teils  komprimiert.  Derselbe  setzte  sich  auf  das  Ganglion  Gasseri 
unil  den  Ursprung  des  III.   Astes  fort. 

Bei  einem  Lueticus  bestand  nach  Pick.s  Angabe  (275,  vgl.  S.  7(5)  Anaesthesia  dolorosa 
im  Bereich  des  linken  N.  trigeminus.  Es  fand  sich  Unkerseits  syj)hilitische  Meningitis.  Der 
linke  Trigeminus  war  durch  die  Ponsaffektion  l)eeinflußt.  Auch  in  dem  (ianglion  Gasseri 
beiderseits  waren -Veränderungen  der  Gefäßwandungen  und  teilweise  Obliteration  vorhanden. 

In  Mortons  Fall  (340)  bestand  unerträglicher  Schmerz  in  der  Schläfe  und  partielle 
Anästhesie  im  I.  Aste.  Es  waren  die  Nerven  am  Sinus  cavernosus  durch  ein  Exsudat  un- 
entwirrbar miteinander  verlötet.    Siehe  S.  107. 

§  122.  In  dei'  folgenden  Beobachtung  scheinen  Neuralgien  mit 
anästhetischen  Zuständen  im  Quintusge biete  abgewechselt  zu  haben. 

Bartholow  (375)  sah  einen  37jährigen  Mami,  welcher  mit  rechtsseitiger  Supra- 
orbi  talneuralgie  erkrankt  war,  wozu  sich  ein  unbequemes  Gefühl  im  Nacken  und  Rücken 
gesellte.  Fünf  Tage  später  stellte  sich  Ptosis  des  rechten  oberen  Lides  ein,  sowie  Taubheits- 
gefühl«der  rechten  Nasenhälfte  und  Oberlippe.  Die  Ptosis  besserte  sich  nach  zwei  Tagen, 
aber  nun  bemerkte  man  einen  Strabismus  convergens  des  rechten  Auges.    Zugleich  stellten 


120  Wechsel  der  Schmerzen. 

sich  neuralgische  Schmerzen  des  rechten  Auges  und  Tauhheitsgefühl  der  linken 
Hand  ein.  Nach  17  Tagen  machte  sich  eine  Besserung  aller  Erscheinungen  bemerklich  und 
in  den  folgenden  14  Tagen  waren  Paroxysmen  von  Kopfschmerzen  die  wesentlichsten  Er- 
scheinungen. Auch  diese  verschwanden,  und  Patient  war  ganz  frei  davon,  als  er  plötzlich 
bewußtlos  auf  der  Straße  zusammenbrach.    Tod  nach  drei  Tagen. 

Es  fand  sich  ein  rechts  gelagertes  Aneurysma  der  Art.  basilaris,  14  ^"^  i"^  größten 
Durchmesser  betragend,  welches  geplatzt  war.  Der  Abduzens  und  Trige  minus  lagen 
dicht  an  und  zeigten  sich  verändert.  Eine  Blutung  erstreckte  sich  von  der  Fossa 
Sylvii  bis  zur  Oblongata  und  in  den  IV.  Ventrikel. 

Wenn  nun  in  den  seither  erwähnten  Fällen  der  Schmerz  ni',  ist  ein  k  o  n  - 
tinuierlicher  gewesen  sein  mag,  so  exazerbierte  er  doch  in  auffallender 
Weise,  je  nach  dem  Stande  der  intrakraniellen  Druckschwankungen  oder 
nach  der  Blutfülle  der  Tumoren  resp.  nach  der  Vaskularisation  der  gummösen 
Massen,  unter  deren  Druck  der  Nerv  zu  leiden  hatte. 

§  123.  Der  typisch  wiederkehrenden  hyperästhetischen  Zustände  im 
I.  Trigeminusaste  zugleich  mit  Lähmungserscheinungen  von  selten  des  Okulo- 
motorius  der  gleichen  Seite  hatten  wir  schon  Ijei  der  Beschreibung  der  rezi- 
divierenden Okulomotoriuslähmung  im  I.  Bai:de  S.  485  Erwähnung 
getan. 

So  zeigte  der  Patient  Visserings  (.376)  Hyperästhesie  im  1.  und  11.  Quintusaste 
während  der  Anfälle  (vgl.   Ed.  T,   S.  492). 

In  Darkschewitschs  Falle  (377)  bestand  taktile  und  thermische  Hyperästhesie 
im  1.  Trigeminusaste. 

In  Gieblers  Beobachtung  (378)  war  während  tler  Anfälle  der  Bulbus  auf  Berührung 
schmerzhaft  und  bei  Cantalamessa  (379)  zeigten  sich  die  Äste  des  Trigeminus  auf  Druck 
empfindlich. 

Bei  den  folgenden  Fällen  von  rezidivii'render  Okulomotoriuslähnmng 
traten  während  der  Anfälle  Anästhesien  im    Quintusbt reiche  auf. 

So  berichtet  Haynes  (380)  über  einen  Fall  von  rezidivierender  Okulomotoriuslähmung. 
Es  trat  während  der  Anfälle  rechtsseitige  Ptosis  verbunden  mit  Verlust  der  taktilen  Sensi- 
bilität und  Schmerzempfindung  im  I.  Aste  des  Trigeminus  auf. 

In  Klatschkins  (381)  Beobachtung  war  die  periodische  Lähmung  des  Okulomotorius 
gleichfalls  mit  Anästhesie  des  I.  Astes  verbunden. 

Der  Patient  Hindes  (382)  zeigte  auf  selten  der  Okulomotoriuslähmung  während  der 
Anfälle  eine  völlig  unempfindliche  Kornea.  * 

Bei  Fürsts  Patienten  (383)  traten  bei  der  rezidivieremlen  Okulomotoriuslähmung 
parästhetische  Stellen  auf  der  linken  Stirnhälfte  auf. 

Außerdem  hatten  wir  schon  S.  118  dts  Falles  Stamm  mit  Trigeminus- 
lähmung  bei  einem  Tumor  am  Ganglion  Gasseri  Erwähnung  getan,  bei  welchem 
die  begleitenden  Schmerzen  häufig  den  Tertiärtypus  zeigten. 

In  Fengers  Beobachtung  (323,  vgl.  S.  94)  traten  die  Schmerzzustände  anfangs  inter- 
mittierend, sjmter  dauernd  auf. 

Huguenin  (384)  berichtet  über  einen  luetisdien  Patienten,  dw  an  l'hthise  starb. 
Er  litt  an  Tic  douloureux  des  linken  Trigeminus.  Vor  sechs  Jalucti  infiziert.  Anästhesie 
im  Gebiete  des  I.  Trigeminusastes,  und  zwar  in  allen  Zweigen;  daneben  l)estehen  lebhaft 
lanzinierende  Schmerzen  im  Bereiche  aller  drei  Äste.  Im  Gebiete  alier  drei  Äste  neuropara- 
lytische  Hyperämie. 

Ik'i  der  Sektion  fand  sich  hinter  der  Scila  turcica  auf  dem  (ianglion  Gasseri  ein 
bohnengroßes  Gumma.     Dasselbe   hatte   den    Gasserschen  Knieten    zur  Atrophie   gebracht. 


(Iiad   der   Anästhesie.  121 

])ic  (liizwisclicii  lic;j;('rHl(^  Dura  war  sowolil  tiiii  <lciii  CJaiiglioii  ( iassc-ri  als  mit  dciii  (iumma 
vciwariisi'ii. 

§  1'24.  Hei  (Ich  iinästholisclK'M  /justäiidcii  hci^cgiicii  wir  liier  (lciiscll)iii 
Miialiniiiecii,  welclic  wir  niicli  sonst-  liei  Läliiiiiui^M'ii  (U'<.  Xcivciisystcuis  zu 
t'iiult'ii  <,f('\V()lini  sind.  Von  dciiMollstäiulie;!'!!  Vcilusl.c  jci^Hiclicr  l*jiii[)fiii(lliclikcil. 
I»is  /ur  Icicliicn  Abselnvächuüg  der  Sciisihiliiäi  stt'llcii  sich  uns  die  Falle  in  zahl- 
losen Ül)er<j;;in<^fen  dar. 

])ei  intcnsixt'n  Sei;sihili(;itss(.örune;en  nach  organischen  Läsionen  im 
Trigeniinusechiei  konnte  man,  wie  in  dem  i*aile  (la, nia  (82!),  x<^\.  H.  95),  mit 
Fingern  auf  der  Hornhaut  hin-  und  liergk'iten,  ohne  daß  der  Kranke  etwas 
fühlte.  r>eim  Frottiei'en  des  rechten  Auges  mit  einem  k'edeihaitc  hatte  der 
Patient  Serres'  (::}58)  gar  keine  l^anpfinihnig,  er  hlinzelte  nicht  einmal.  1  )ie 
innere  Fläche  dv>i  Lides  Avar  {d)enfalls  iinem})findhch.    Vgl.   S.   IIL 

Lei  einzelnen  war  die  Anästhesie  so  stai'k,  dal.)  man  seihst  eingreifeJide 
Operationen  am  Lidbus  und  in  der  Orhita, vornehmen  koinle,  oli!;e  daß  die 
Patit^nlcn   xow  diesen  Manipulationen  etwas  fühlten. 

So  yal)  der  l'atient  Bleösigs  (347)  an,  während  der  KxeukTalio  orbitae  keinen 
HcIhhoi'z  vcrsjtürt  x.n  haben;  auch  das  Al)hel)en  des  Periosts  verursachte  ihm  keinen 
Schmerz,  sondern  nur  tlic  unbestimmte  Empfindung,  daß  am  Knochen  gearbeitet  werde. 
Siehe  S.   108. 

V.  Millingen  (184,  vgl.  S.  69).  Verschiedene  operative  Eingriffe,  darunter 
eine  Iridekto  mie,  ließen  sich  unter  Weglassung  von  anästhesierenden  Mitteln 
ausführen. 

J.  Hughes  Hemming  (290)  berichtet  über  folgenden  Fall:  Bei  ehieni  Landniaun 
im  mittleren  Lebensalter,  welcher  an  rezidivierendem  Karzinom  der  linken  Unterlippe  wieder- 
holt operiert  worden  war,  traten  schließlich  Ersclieinungen  auf,  die  auf  eine  Fortpflanzung 
der  Geschwulst  unter  die  Dura  mater  und  Zerstörung  des  (Ganglion  (Jasseri  hinwiesen.  Bald 
darauf  erkrankte  das  linke  Auge  an  einer  heftigen  Entzündung  und  ging  durch  Eiterung 
zugrunde  (Keratitis  neuroparalytica).  Trotz  der  lebhaftesten  entzündlichen  Erscheinungen 
war  das  Auge  absolut  empfindungslos,  als  ein  Messer  in  dasselbe  hineingestoßen 
wurde.    Der  Patient  verschied  erst  nach  einigen  Monaten  im  Koma. 

Während  hei  diesen  Fällen  die  Empfindimg  ganz  erloschen  war.  äußerte 
der  Patient  Eells  (-^21),  \'gl.  h>.  03,  l;)eim  Kneifen  der  rechten  Stirn  und  (le- 
sichtshälfte  zwar  keinen  Schmerz,  jedoch  war  die  Empfindung  nicht  ganz 
aufgehoben. 

Li  der  Beobachtung  Th.  v.  Meyer  (334)  war.  anfangs  die  Empfindung 
völlig  erloschen.    Später  kehrte  etAvas  Empfindlichkeit  zurück. 

In  Webers  Falle  (385)  war  die  Empfindlichkeit  rechts  viel  stumpfer 
als  links. 

Sehr  viel  häufiger  finden  wir  die  Sensibilität  nur  herabgesetzt 
oder   als    vermindert   bezeichnet. 

So  in  den  Fällen  von  Gjör  (386),  Lyonnes  und  Kegand  (387), 
Duschek  (388),  Kolisch  (389),  Oppenheim  (390,  391)  mit  Sektionsbefund. 

Li  der  f3eol)achtung  Kepinskis  (348)  war  nur  ein  geringer  Grad  von 
Anästhesie  vorhanden.     Siehe  S.  108. 


122  Sonstige  Sensibilitätsstöruiigen  neben  der   Quintusaffektion. 

Hypästhesie  im  I.  Aste  neben  Hyperästhesie  im  II.  Aste  des  Trigemiiius 
fiijul  sich  in  der  Beobaclitung  Öternbeigs  (349).    Vgl   S.  108. 

Bezüghch  der  HensibiHtätsstörungen,  speziell  der  Horrdiaut,  des  Bulbus 
und  der  Konjunktiva  vermissen  vnr  sehr  häufig  in  den  Krankenberichten  ge- 
nauere Angaben.  Der  Grund  für  diese  Erscheinung  mag  darin  zu  suchen  sein, 
daß,  wenn  die  Sensibilität  der  sonst  so  empfindlichen  Hornhaut  und  Konjunktiva 
verloren  gegangen  ist,  die  Patienten  von  dieser  vorhandenen  Störung  subjektiv 
nichts  gewahr  werden  und  darum  auch  (hirch  keine  Klagen  dem  Arzte  nahe 
legen,  gerade  den  Zustand  des  vorderen  Bulbusabschnittes  auf  seine  Empfind- 
lichk(>it  zu  prüfen.  Jedenfalls  darf  man  sich  bei  einer  sonst  anscheinend  kom- 
pletten Trigeminuslähmung  nicht  mit  der  Annahme  zufrieden  geben,  daß 
iuicli  der  vordere  Bullnisabschnitt  dabei  anästhetisch  sein  müsse,  denn  wie 
aus  der  auf  S.  112  erwähnten  Beobachtung  Bärwinkels  (280)  hervorgeht, 
gibt  es  Fälle  von  totaler  Trigeminuslähnuing  mit  Erhaltensein  der  Sensibilität 
der  Kornea. 

Über    das  Verhalten  der  Trigeminusaffektion    zu    den    gleichzeitig 
vorhandenen  Sensibilitäts Störungen   anderer  Eegionen. 

§  125.  Von  der  Art  und  Jjokalisatie»n  des  Gruiidlcidens  wirtl  es  nun  ab- 
hängen, ob  die  Sensil)ilitätsstörungen  am  Auge  während  des  Krardcheits- 
verlaufes  isoliert  bleiben,  oder  ob  sie  sich  auf  das  ganze  Nom  Trigeminus  ver- 
sorgte Gebiet  erstrecken,  oder  in  anderen  Körperregionen  zur  Entwicklung 
kommen.  So  würde  bei  Erkrankungen  der  Brücke,  sei  es  nun  durch  Blutung(^n, 
Erweichungen  oder  Neubildungen,  oder  durch  chronische  Erkrankungen,  welche 
die  Nervenkerne  der  Brücke  oder  die  Medulla  oblongata  befallen,  wie  z.  B.  bei 
ßefallensein  des  Quintuskei'ns,  bei  der  Taljes  neben  der  sensiblen  Störung  in 
der  Konjunktiva-  lüjd  Kornea-  an  verschiedenen  Eegionen  des  Körpers  Alteration 
des  Gefühlsvcninögens  in  verschiedener  In-  und  Extensität  zu  konstatieren  sein. 
Ist  es  doch  ))ekannt,  daß  namentlich  bei  umfangreichen  Tumoren  der  Bi'ücke 
eine  bedeutende  Beteiligung  der  Sensibilität  stattfindet,  zumal  da  die  iiclicii 
dem  Ursprung  des  Quintus  im  Haubenteil  \orhandenc  Schleifcnschichl  ciiicu 
großen   Teil  der  sensiblen  Bahnen  enthält. 

Einen  charakteristischen  Fall  von  gekreuzter  Anästhesie  des  Gesichts 
und  der  Extremitäten    teilt  Oppenheim  (480)  mit: 

,,Der  l.Själirige  F.  klagte  einige  Wochen  nach  einem  Infinenzaanfalle  über  ein  Kribhehi 
unfl  eine  iSclnvere  in  der  linken  Gesichtshälfte.  Einige  Tage  s])äter  stellte  sich  eine  iSchwäche 
des  rechten  Arms  und  Beines  ein.  Dazu  kam  Taubheitsgeiiilil  und  riisiclu'rheit  der  Be- 
Avegungen,  sowie  Doppeitsehen.  Die  Sprache  wurde  inuleutlicii.  S[»ä.tcr  faud  sich  eine  Läh- 
mung des  linken  Fazialis  in  allen  seinen  Zweigen  mit  partieller  KaR,  eine  Hypästhesic 
im  linken  Trige  mi  n  usgebiet,  eine  Lähnuuig  des  linken  Abduzens  nebst  Unfähigkeit 
beide  Bulbi  nach  links  hinüberzubewegen.  Jlas  CJeliör  war  links  herabgesetzt.  In  der  rechten 
Körperhälfte  bestand  eine  Parese  mittleren  Grades  nüt  Steifigkeit.  Die  Sensibilität  Avar  am 
rechten  Arm  und  Bein  lierabgesetzt,  in  geringem  Grade  auch  am  linken  Arm.  AvUJerdem 
bestand  Ataxie  im  reclitcn  Aini,  weniger  im  Bein  und  spurweise  im  linken  Arm.     Die  S])ra(lie 


rJckrcii/.tc   Aiiästliosif.  123 

war    etwas    \m(l(Mitli(li,    das    Scliluckcii    ein    wciii^    iMliiiidcrt.      MäUJL'cr    K()|ifscliinci/,.    kein 
Krbiirlicii. 

Dic^i'  l'lrsclu'iiiimiicii  wurden  diiicli  einen  en/.ephalit  iselieii  Herd  lierv  or^ierutcii,  der 
wcscntlicli  die  linke  Hriiekenliälite  einnahm  und  in  wceliselnder  AiisdeiuiiinL'  M>n  dei-  lliilie 
(los  Akustiknskei'iics  bis  zu  cli>r  des  Ahdii/.enskei'nes  den  l'oiis  (lui(  lisetzle;  indem  ei-  nach 
nuten  hin  die  Mittellinie  iiherseliritt.  betrat  er  das  (iebiet  der  rechten  Sehleiienbalm.  Die 
l'vniiniden  waren  luir  in  einer  Hiilie  auf  kurze  Strecke  ins  Bereich  der  Krkrankinij:  jiezouen. 

^\'alll■sc•ll(•inli(•ll  chcniiills  ^ckicu/.tc  Aiiästlicsic  t';ii:(l  sicli  in  (l(  in  xom 
(iiihlcr  /iticitcn    l'^allc   üai-li    Stinnt    CoojX'i'   (4Hl). 

lOin  22jähriger  Mann  litt  seil  2 -iJ  Monaten  an  einer  linksseitiyen  {''azialislidiminiLT 
und  Aniisthesie  der  rechten  Extremitäten.  Dann  ent/,imdete  sieh  das  linke  Au<:e  und  l'Iul' 
verloren.  Patient  ginfi:  i)htlusisch  zui;run(le.  Die  Sektion  ergab  einen  ind.5LM(il.5eii  'lulieikel 
in  der  linken  Ponshälfte,  dessen   rmgebung  rot  lieh  erweicht  war. 

Dit'scni   l'^illc  sclilicl.it   ^i(•ll   ilcv  \o\\   Annan   (482)  an. 

Hei  eiiier  28 jährigen  Negerin  stellte  sich  nach  rechtsseitigen  Kopfschmer/.en  und  einer 
langen  Ohiunacht  eine  linksseitige  Hemiplegie  mit  rechtsseitiger  Gesicditslähmung  ein.  Die 
Sensibilität  war  auf  der  ganzen  linken  KTirperseite  und  auf  (\cy  icciilc  n  (ie- 
siclitsliälf te  gestört.  Schlingen  und  Kau(^n  ersehwert.  Ulzeration  der  Kornea.  IN  i 
der  Autopsie  fand  sich  eine  halbknorpelige  tiesehwulst  an  der  rechten  Seite  des  l'ons  lunl 
dem  oberen  "/^  der  Medulla  oblongata.  Erweichung  der  \on  ihr  beiiilirten  Stellin  und  des 
;■).,  7.,  8.   und  9.  Xerven])aares  der  rechten   Seite. 

J>ci  einem  Abszesse  in  INjiis  und  Mednlla  oMon^afa  kun.'-lali«  il''  Jlinelj" 
(483)  Ijäliniinijj;  iles  Fa/.ialis  und  dei'  seiisiMen  Qr.in.fuHpürtion  ivclits,  d' , 
Hypoi,d()Ssus  und  der  Köi'persensihililät   links  ii(d»sl   ersclnvei-fer  S])i'a('lie. 

Iji  eint  Hl  s(lii'  inter(>ssa.nti(>ii,  schon  auf  S.  1">  nii(,%fel('il(e!!  I''alle.  iie- 
(diaclilete  Hiilile  (274)  eine  l-ecl](sseitio;('  totale  Quiniusaiiäsllie:  ic  l)ei  einer 
liypiisthesie  im  liuksseifi^f  <,f(dälim(('n  Bein.  j*js  fanden  sich  an  der  n  chieii  Hälfte 
des  l'ons  zwei  £,felblic*he  kirschkeinj^roße  K<")i  per,  von  denen  der  (>ine  den  Quinlus 
an  der  Austrittsstelle  umsehloß;  ferner  noch  eine  speckige  Xeul)ilduiijj;  ivehts 
nelte)i   der  Sella  turcica.  die  den  Trigenrinus  vcWlig  eingebettet  hatte. 

keyden  (484),  Kemak  (485),  Eisenlohr  (486),  Gee  und  Touth  (487) 
haben  elx'nfalls  wechselständiges  Verhalten  der  Sensibilität  des 
(lesichts  inkl.  der  Kornea  und  Konjunktixa  zu  den  Extremitäten  lamstatiert. 

In  Eeniaks  Fall  bestand  auch  eine  Keratitis  neuroparalytica.  Diese 
Hemianaesthesia  cruciata  s.  alternans  kaini  schon  durch  relativ  kleine  Herde 
im   Pons  oder   der    ^ledulla  oblongata  zustande  kommen. 

Als  Paradigma  führen  wir  den  Fall  von  Gee  und  Tooth  (487)  an: 

21  jähriges  Mädchen  erlitt  infolge  einer  Neuritis  einen  apoplektischen  Anfall.  Augen- 
bewegungen nach  oben  und  unten  frei,  seitlich  aufgehoben.  Rechts  Fazialis  und  linksseitige 
Extremitätenparese.  Sensibilität  auf  der  linken  Körperhälfte  herabgesetzt.  Später  auch  die 
rechte  (tesichtshälfte  und  Hornhaut  anästhetisch. 

Sektion:  Blutung,  die  ihre  größte  Ausdehnung  zwischen  mittlerem  und  unterem 
Teile  der  Brücke  hatte,  nach  oben  sich  in  den  I\'.  X'entrikel  vorwölbte  und  zentralwärts  in 
uiiregehnäßiger  Form  bis  zu  den  Pyramidensträngen  reichte.  Nach  hinten  erstreckte  sie  sich 
bis  in  den  Kern  des  Abduzens,  nach  vorne  folgte  sie  der  Schleife  und  reichte  bis  zum  spinalen 
Ende  de#Trochleariskernes.  Die  Blutung  hatte  den  rechten  Abduzenskern,  die  aufsteigende 
Schleife  des  Fazialis,  das  rechte  inid  linke  hintere  Längsbündel,  die  rechte  und  in  geringerem 


124  Sensibilität  der  Kornea  bei  Hemianästhesie. 

Grade  die  linke  Schleife,  die  transversalen  Fasern  der  Forniatio  reticularis,  sowie  den  sen- 
siblen und  motorischen  Kern  des  rechten  Trigeminus  zerstört. 

§  126.  Anästhesie  der  Konjunktiva  und  Kornea  als  Teilerscheinung  einer 
lutalcn  Anästhesie  der  gleichen  Körperhälfte  findet  man  nicht  selten  bei  der 
H^^sterie,  und  zwar  häufiger  links  als  rechts.  Diese  Hemianästhesie  schneidet 
meist  in  der  Mittelhnie  scharf  ab,  unterscheidet  sich  aber  nicht  von  einer  orga- 
nischen Hemianästhesie,  die  bekannthch  als  Folge  einer  Läsion  des  hintersten 
Bezirks  der  inneren  Kapsel  eintritt.  Grasset  gab  zwar  an,  daß  die  Kornea 
dabei  verschont  sei.  Nach  unseren  Erfahrungen,  die  sich  mit  denen  Oppen- 
licims  (488)  decken,  ist  dies  nicht  der  Fall. 

So  fand  Müller  (259)  bei  einer  nach  einem  apoplektischen  Insult  aufgetretenen  rechts- 
seitigen Hemiplegie  und  Hemianästhesie  die  Konjunktiva  und  Kornea  vollständig  anästhetisch. 
Die  Pupille  reagierte  träge. 

Ebenso  berichtete  Ketli  (260)  von  einer  Anästhesie  der  Kornea  und  Konjunktiva 
als  Teilerscheinung  einer  rechtsseitigen  Hemianästhesie,  Hemiparesc  und  rechtsseitiger 
homonymer  Hemianopsie. 

Aber  auch  außer  d(  ni  Carrefour  sensitive  kann  noch  von  anderen  Stellen 
des  Zentralnervensystems  eine  organisch  Ijcdingte  totale  Hemianästhesie  mit 
Einscliluß  des  Auges  bedingt  werden. 

tSo  konstatierte  Nothnagel  (489)  bei  einem  durch  Thniuibuse  der  Easüararterie 
entstandenen  Erweichungsherd  in  der  linken  oberen  Hälfte  des  Pons  eine  rechtsseitige 
Hemianästhesie  mit  Einschluß  des  Trigeminus.  Dabei  war  auch  die  rechte  Körperseite 
motorisch  gelähmt. 

Natürlich  kann  es  auch  bei  anderen  Herdaffektionen  im  Pons  zu  den- 
selben Symptomen  konnnen,  so  konstatierte  B.  Beck  (322)  eine  Anästhesie 
der  Hornhaut  bei  gleichzeitiger  linksseitiger  Hemianästhesie,  rechtsseitiger 
Abduzenslähmung  und  Ptosis  bei  einem  Myxogliom  im  Pons. 

Rosenthal  (261)  beobachtete  einen  46jährigen  Mann,  welcher  an  heftigem  Kopf- 
schmerz, Schwindel  und  Gefühllosigkeit  der  linken  Wange  erkrankt  war.  Nach  i-^  Jahr 
bestand  linkerseits  leichte  Ptosis,  Abduzenslähmung,  Diplopie,  Strabismus  convergens, 
sowie  Lälnnung  des  Trigeminus.  Die  Anästhesie  nahm  die  linke  Gesichts-  und  Stirnhälfte, 
inklusive  der  Konjunktiva,  Sklera  und  Kornea,  bei  normalem  Lidschlag  unil  Reduktion  der 
Sehschärfe  auf  -^j^q  ein.  Drei  Woclien  später  wurde  Patient  von  einer  rechtsseitigen  un\'oll- 
ständigen  Hemii^legie  befallen,  die  sich  in  vier  Wochen  ztxrückbildete.  Vier  Wochen  darauf 
trat  eine  linksseitige  Hemiparese  ein  zugleich  mit  Gef  ühlsabstu  mpfung  der  linken 
Seite.  Die  Anästhesie  im  linken  Trigeminusgebiet  blieb  unverändert.  Bei  der  Obduktion 
fand  sich  ein  Syphilom  des  Pons.  Die  meisten  Basalnerven  waren  teilweise  grau  degeneriert; 
der  linke  Trigeminus  fiel  durch  seine  Dünnheit  auf. 

Abercrombie  (490).  Lmksseitige  Hemii^legie  mit  BeAvegungs-  und  Gefühlsverlust 
nur  der  linken  Gesichtshälfte  (inklusive  der  Zunge,  die  sich  aber  gut  bewegte).  Die  Schleim- 
haut des  linken  Nasenloches  hatte  eine  blutrote  Farbe;  oft  Blutaustritt  daselbst.  Links 
Keratitis  neuroparalytica.    Das  linke  Ohr  taub.    Tod  nach  zwei  Monaten. 

Sektion:  Geschwulst  in  der  linken  Hälfte  des  Pons,  welche  den  austretenden  Quintus 
inid  Fazialis  gegen  den  Schädel  drückte.  Die  Geschwulst  war  walnußgroß,  fest,  braun  und 
erstreckte  sich  bis  in  das  linke  Crus  cerebelli. 

Bei  einer  multiple]i  Sklerose  sah  Guttmann  (258)  Anästhesie  der 
ganzen  linken  Körperhälfte,  LJnempfindlichkeit  der  ganzen  linken  Kornea  und 
Konjunktiva,  Verlust  des  Sehvermögens  d(>s  linken  Auges  und  weiße  Ver- 
färl)iing  der  Pa[)ille;  linksseitige  Abduzensläliminig  usw. 


Die  isolicitc  Erkraiikniitf  (]c>i.  Trij^ominvis.  125 

In  dci'  hilcrnliii-  liudcl  sich  iiocli  ciiii'  j^jiii/c  Ücilic  aiialo^fcr  Ijcobachtuiif^eii ; 
wir  iiciiiicii  l'icrici  (41)1)  [ijliituiig  luicli  außen  Nom  Thal,  opt.],  Broad- 
ht'iii  (4l>'2)  [J>hiiiini,f  /wiselieii  Linseiikern  und  Caps,  ext.],  H.  Jackson  (498) 
[Erweichun»;  der  hinteren  Hälfte  des  rechten  Thal.  opt.]. 

Was  nun  die  diffo'entiell  diagnostischen  Momente  hetrifft,  so  werden 
wir  dieselben  s})äter  beim  genaueren  Eingehen  auf  die  einzelnen  in  Erage 
kommenden  Krankheiten  detailliert  l)ehandehi.  Hier  sei  nur  darauf  kurz  hin- 
gewiesen, daß  bei  Ponsaffektionen  die  mit  dem  Sitz  des  Herdes  glinchseitige 
Quintuslälnnung  die  häufigere  ist.  Sehr  wichtig  ist,  auf  die  Reflexe  der  Gesichts- 
hälfte zu  achten.  Aus  der  Reflexlosigkeit  der  Gesichtshälfte,  der  Kornea  und 
Konjunktiva  ist  der  Schluß  berechtigt,  daß  die  unterhalb  des  Kerns  gelegenen 
Quintusbahnen  betroffen  sind.  Bei  den  gekreuzten  zerebralen  Quintusparesen 
ist  die  Reflextätigkeit  ungestört;  der  Kornealreflex  ist  also  erhalten.  Eine 
Hemianästhesie  des  Körpers  mit  Ausschluß  des  Gesichts  wird  durch  Läsion 
dei'  Schleifenschicht  bedingt. 

Die   isolierte  Erkrankung  des  Trige  minus. 

§  127.  Ganz  isolierte  Erkrankungen  des  Trigeminus  sind  seltt^n,  wie 
eingangs  gesagt.  C.W.Müller  (79),  Schmidt  (80)  (vgl.  S.  26),  Laplace  (364), 
V.  Millingen  (184),  Hey  mann  (355),  Jany  (494),  Hirschl  (495),  Ferrier 
(496)  und  Senator  (497)  haben  vollständige  Anästhesie  des  Trigeminus  auf 
einer  Seite  beobachtet.  Von  Chvostek  (498),  Genkin  (290)  vmd  Huguenin 
(384)  sind  derartige  Eälle  mit  Sektionsbefund  pul)liziert  worden. 

In  den  letzten  drei  Fällen  handelte  es  sich  um  syphihtische  Tumoren 
an  der  Basis  cerel)ri.  Im  ersten  Eall  (Chvostek)  war  der  Trigemimis  un- 
mittelbar vor  seinem  Eintritt  in  die  Fossa  Meckelii  in  eine  ovale  1,5  cm  lange 
und  1  cm  breite  und  fast  ebenso  dicke  gummöse  Neubildung  umgewandelt,  die 
auch  das  Ganghon  Gasseri  in  sich  faßte.  Im  Falle  Huguenin s  lag  hinter  der 
Sella  turcica  auf  dem  Ganghon  Gasseri  ein  bohnengroßes  Gumma,  w^elches 
dasselbe  zum  Sehw'und  gebracht  hatte.  Bei  der  Autopsie  des  Genkinschen 
Falles  fand  man  eine  gummöse  Neubildung,  die  den  Trigeminusstamm  be- 
drängt hatte.  Pick  (275)  beschrieb  eine  gummöse  Bildung  vom  Austritt  des 
rechten  Trigeminus  mit  totaler  Degeneration  der  aufsteigenden  Quintuswurzel 
(vgl.  S.  76). 

Besonders  liemerkenswert  sind  diese  Fälle  dadurch,  daß  der  Quintus 
der  einzig  erkrankte  Hirnnerv  war,  was  bekanntlich  bei  der  zerebralen  Lues 
sehr  selten  ist,  w^eil  es  sich  hier  meistens  um  ein  Befallensein  mehrerer  Hirn- 
nerven handelt. 

Als  Paradigma  für  die  isoherte  Tiigeminuslähmung  unbekamiter  Ätiologie 
darf  neben  den  schon  frülier  mitgeteilten  Fällen  von  Müller  und  Schmidt 
die  Heymannsche  Beobachtung  (355)  dienen,  die  schon  S.  112  er- 
wähnt ist. 


12(5  T)ie  iHoli('rt<>  Erkraiikiing  des  Trigemlniis. 

Ein  47  jähriger,  frülier  angeblich  stets  gesunder  Maurer  fiel  mit  dem  Hinterkopf 
derart  auf  einen  Stein,  daß  er  an  der  rechten  Seite  desselben  eine  bis  auf  den  Knochen 
gehende  Wunde  akquirierte.  Etwa  acht  Tage  darauf  wurde  das  Gefühl  in  der  rechten  Seite 
des  Gesichtes  dumpf.  Beim  Essen  hatte  er  durchaus  kein  Gefühl  auf  der  rechten  Seite  des 
Mundes,  so  daß  dorthin  gelangte  Speiseteile  die  größte  Schwierigkeit  des  Kauens  und 
Schlingens  machten.  Beim  Trinken  hatte  er  das  Gefühl  des  zerbrochenen  Glases.  Nach 
etwa  sechs  Wochen  stellte  sich  vor  dem  rechten  Auge  Nebel  ein.  Bald  darauf  wurde  das 
Auge  rot  und  das  Sehen  schlechter.  Etwa  drei  Monate  nach  dem  Unfall  konnte  folgender 
Befund  erhoben  werden:  Es  bestand  absolute  Anästhesie  der  gesamten  Oberfläche  des  Aug- 
apfels, der  Bindehaut,  der  Lider  und  der  ganzen  rechten  Gesichtshälfte.  Die  Grenzen 
der  Anästhesie  waren  in  der  Mittellinie  an  Stirn,  Nase,  Oberlippe,  Gaumen  und  Zunge  ganz 
seliarf  abgeschnitten,  während  die  Grenzlinie  an  der  Unterlippe  bis  zum  Kinn  ein  Avenig 
nach  der  erkrankten  Seite  hinüberneigte.  Nach  unten  bildete  der  Kieferrand,  nach  oben 
das  Kopfhaar  die  ziemlich  scharfe  Grenze  der  Anästhesie,  die  hinter  dem  Ohr  und  auf  dem 
Kopf  nicht  nachweisbar  war.  Dabei  bestand  eine  Keratitis  neuroparalytica,  auf  die  wir 
hier  nicht  weiter  eingehen.  Eine  Beteiligung  irgendeines  anderen  Nerven  an  der  Lähmung 
war  mit  Bestimmtheit  nicht  vorhanden.  Besonders  ist  hier  hervorzuheben,  daß  Reize  am 
Auge  (Anblasen,  Berührung  mit  verschiedenen,  auch  spitzen  Gegenständen)  nicht  mehr 
die  geringste  Reflexwirkung  zu  erzeugen  vermochten.  Ganz  dasselbe  fand  in  bezug  auf  die 
Tränenabsonderung  statt,  welche  bei  diesen  Versuchen  in  keinerlei  Verhältnis  zur  Höhe  des 
Reizes  stand. 

Einen  ähnliclien  Fall  einer  vollständigen  Anästhesie  sämtlicher  Quintus- 
äste  linkerseits  (ohne  nitchweisl)aie  Ursache)  mit  neuroparalytischer  Ophthalmie 
pnhhzierte  Senat oi'  (497)  und  auch  Ferrier  (496). 

In  Ja.nys  (494)  Fall  war  die  linke  Gesichtshälfte  im  Bereich  des  I.  und 
II.  Astes  vollkommen  anästlietisch.    Es  hestand  Keratit.  neuroparalj^t.  o.  sin. 

Die  Hirschische  Beobachtung  (495)  ist  wegen  der  genauen  klinischen 
Untersuchung  mitteilenswert. 

Ein  53 jähriger  Mann  erkrankte  ohne  bekannte  LTrsache.  Bei  Witterungswechsel 
exazerbierten  die  Schmerzen.  Es  bestand  neben  starken  neuralgischen  Beschwerden  Sensi- 
bilitätslähmung im  ganzen  rechten  Trigeminus  (auch  die  Portio  minor  gelähmt),  der  rechte 
Kornealreflex  war  träge.  Der  rechte  Skleral-,  Nasen-  und  Ohrenreflex  fehlte.  Es  bestand 
rechts  leichte  Konjunktivitis.  Die  reflektorische  Tränensekretion  war  rechts  geringer  als 
links.  Beim  Öffnen  des  Mundes  leichte  Sublvixation  im  rechten  Kiefergelenk.  Die  Geschmacks- 
empfindung war  an  der  rechten  Zungenspitze  gestört.  Relaxation  des  Trommelfelles  und 
stärkere  Beweglichkeit  desselben,  aber  keine  Herabsetzung  der  Perzeption  fiü-  tiefe  Töne. 
Mangelhafte  Streckung  des  rechten  weichen  Gaumens  (Lähmung  des  Muse,  tensor  veli  palati). 
Der  rechte  Muse  temporalis  und  masseter  boten  bei  der  elektrischen  Prüfung  Entartungs- 
reaktion. 

Allmählicher  Rückgang  der  Erscheinungen,  und  zwar  der  sensiblen,  erst  bei  weitem 
später  der  motorischen  unter  Behandlung  mit   Natr.  salicyl.   und  Phenazetin. 

Hirschl  glaiil)t,  daß  in  diesem  Falle  ehie  rheumatische  Erkrankung 
des  N.  trigeminus  an  der  Hirnbasis  vorgelegen  habe. 

Die  sehr  interessanten  Fälle  von  Schmidt  (80)  und  C.  W.  Müller  (79) 
haben  wir  schon  auf  S.  26  mitgeteilt.  Letzterer  nahm  an.  daß  es  sich  um  <»ine 
neuritische  Affektion  des  V.  gehandelt  habe. 


r)()])]ii'Ifs('i(ii.'c  'rrii;cniiiMisläliiiliinji.  127 

Sciisi  l)i]i  i  a  1  SS  t  (iriiiii^cii    hei    d  o  p  pd  isci  ü^M'ii    A  t'l'c  k  1  i  oiicii    des 

Tri^M'  Uli  11  US. 

§  l'iS.  Die  (1  oppcliseitige  Trigeminuslährnung  nach  ()rga"i)iscli('ii 
Aft'cklidiicii  ^'clKut  zu  den  seltenen  klinischen  Vorkonnnnissen.  Auch  hier  hc- 
ohachtcn  wir  uiaiicliiual  eine  beiderseits  totale  Jjähmung,  wie  in  (1(  m  aul'  S.  '••  1 
iclciieileii  1^'alle  Non  La  ha rri ere  (283)  und  in  der  Beoliaclil iiiig  Leud ets  (285). 

Ks  hesland  Anästlicsie  beider  Gosichtshälf  ton  und  ixd  dcrsci  ts  Kcra- 
lili.s  iicuropaialy  t  i  ca.  Außerdem  links  Seimervcnatro])hic  und  Ijähnnin.tr  des  Olviilo- 
inotoiius. 

Stdction:  Sy])hilit.  ])last.  Sul).stan/,  in  der  (Jegend  iler  linken  CliiaKinahidflc.  Der 
linke  Trigeniinus  atropliisch,  namentlich  in  seinem  Ramus  oplithalmicns.  Das  Ganglion  scjlist 
zeigte  nichts  Abnormes.    Keine  Angabe  über  den  rechten   Qnintns. 

Eine  beiderseits  inkomi)lette  V-Läh.mung  veröffentlichte  Brist  owt 
(208)  ohne   Sektionsbefund. 

Hier  entstand  bei  einem  46jährigen  Ineti  seilen  Manne  unter  Hinterkojjf  seh  merzen 
erst  doppeltseitige  Ptosis,  dann  allmählich  fast  vollständige  Lähmung  der  Augenmuskeln. 
Beiderseits  Mydriasis  mit  P^eaktionslosigkeit  der  Pupillen,  Sensibili  tätsstöru  ngeii  im 
Bereiche  beider  Trigemini,  epileptisclie  Anfälle  und  Dyspnoe. 

Auf  der  einen  S^'ite  totale,  auf  der  anderen  inkomplette  (j)iiiiitus- 
lähniung  fnulet  sich  in  der  auf  S.  88  mitgeteilten  Beobachtung  voii  Adani- 
kiewicz  (289). 

Analog  der  einseitigen  Affektion  kann  man  auch  hier  eine  doppelt- 
seitig  isolieiteTrigeminuslähmung  und  doppeltseitige  Quintusaffektion  unter- 
scheiden, die  sich  als  Glied  der  Kette  anderer  zerebraler  und  spinaler  Symptome 
einreiht,  wie  z.  B.  die  vorhin  erwähnte  Beoliachtung  Bristowes  (293),  und 
die  nachher  zu  erwähnenden  Fälle  von  Cassirer  und  Giabowei'  mit  Tabes. 

Unter  neun  Fällen  doppelseitiger  Trigeminusläsion  mit  Sektionsbefun.d 
war  bei  fimf  Beobachtungen  der  Sitz  des  Krankheitsherdes  ein  zen- 
traler, in  vier  Fällen  lag  der  Angriffspunkt  der  Krankheit   peripher. 

Da  innerhalb  der  Brücke  die  sensililen  Kern-  und  Wurzelgebiete  des 
Quintus  nahe  Ijeieinandei'  und  innerhalb  eines  relativ  kleinen,  durch  seine 
Konfiguration  ziemUch  abgesonderten,  kompakten  Gehirnteils  liegen,  werden  an 
geeigneter  Stelle  sitzende  Ponsherde  und  namentlich  Tumoren  mit  Fem- 
wärkiuig  auch  hier  am  leichtesten  eine  doppeltseitige  Trigeminusaffektion  hei- 
vorbringe]!  können,  wie  in  den  folgenden  Fälle]',  (vgl.  S.  110,  Fall  Wollen  lierg). 

Macgregor  (892).  Doppeltseitige  Keratitis  neuroparalytica  nach  Trigeminusaffektion. 
Es  bestand  Tuberkulose  der  Meningen  und  ein  verkäster  Tuberkel  im  Pons,  welcher  die 
Trigeminuskerne  beiderseits  betroffen  hatte. 

Macken zie  (393)  berichtet  über  folgenden  Fall:  Ein  17 jähriges  Mädchen  erki-ankte 
mit  Kopfschmerzen.  Diese  dauerten  äußerst  heftig  während  der  ganzen  Krankheit  an.  Er- 
brechen, Konvulsionen  usw.  Tod  nach  drei  Jahren.  Es  war  Blindheit,  Erweiterung  der 
Pupillen,  vollständige  Taubheit,  Verlust  des  Geruches,  Geschmackes  und  Anästhesie 
der  Quinti  eingetreten.  Die  übrige  Sensibilität  gut  erhalten;  ausstrahlende  Schmerzen 
am  Rücken,  der  Brust,  dem  Magen  usw. 

Sek_^tion:  Ein  Tumor  nahm  die  nur  wenig  vergrößerten  Sehhügel  und  deren  Nachbar- 
schaft ein,  erstreckte  sich  auch  ins  Kleinkirn.  8 — 10  Unzen  Flüssigkeit  in  den  Ventrikeln, 
Schädelknochen  sehr  verdünnt. 


128  Doppp]t.soitige  Trigemiiniserkrankung. 

In  diesem  Falle  eiitstaiuleii  die  Trig(  lllinl^^:stül•ullgell  oft'eiiljMr  lediglich 
durch  Femwirkmig.  —  Ferner  kommen  hier  diejenigen  Krankheiten  in  Betracht, 
die  wie  die  Tabes  mit  VorHebe  ein-  mid  dopjieltseitige  Kernwurzel- 
läsiorK^n  im  Gefolge  haben,  wie  im  Falle 

Cassirer  und  Schiff  (394).  44jähriger  Mann  mit  Tabes  dorsalis.  Doppeltseitige 
komplette  Ophthalmoiilegia  interna  und  exterior.  Sensibilitätsstörungen  im  Trige- 
minusgebiet,  leichte  Störungen  im  Bereiche  des  Fazialis  und  Hypoglossus;  Schluck- 
beschwerden, Geschmacksstörungen.  Atroi^hie  der  rechten  Armmuskulatur;  athetoseartige 
Bewegungen, 

Sektion:  Graue  Degeneration  der  Hinterstränge,  kleines  Spindelzellensarkom  des 
rechten  Vorderhorns  im  Zervikalmark.  Beiderseitige  hochgradige  Degeneration 
der  spinalen  Trigeminus-  und  Glossopharyngeuswurzel.  Veränderungen  im 
Glossopharyngeus-Vaguskern.  Gefäßveränderungen  am  Boden  der  Rautengrube.  Degenera- 
tion der  beiderseitigen  Kerne  und  Wurzeln  des  Trochlearis  und  Abduzens.  Degeneration 
in  den  Okulomotoriuskerngruppen. 

Grabower  (395)  berichtet  über  einen  49jährigen  Mann  mit  Tabes  dorsalis.  Hoch- 
gradige bulbäre  Störungen,  namentlich  im  Gebiete  des  Trigeminus,  Abduzens, 
Okulomotorius,  Glossopharyngeus,  Akustikus  und  in  der  Innervationsbahn  der  Kehlkojif- 
muskeln. 

Sektion:  An  den  basalen  Hirnarterien  zahlreiche  gelbe  Flecke  und  Platten.  Die 
Oeulomotorii,  namentlich  der  rechte,  sowie  der  linke  Trigeminus  grau  ver- 
färbt. Typische  Degeneration  der  Hinterstränge,  starke  Atrophie  der  Okulomotoriushaupt- 
kerne,  besonders  der  rechten,  des  Abduzens  und  Trochleariskernes,  starke  beiderseitige 
Degeneration   der   aufsteigenden  Trigeminuswurzel. 

§  129.  Ferner  ist  bekannt,  daß  bei  der  Tabes  nicht  selten  die  gleichen 
Hirnnerven  wechselständig  bald  auf  der  einen  Seite  Lähmnngserscheinungen 
zeigen,  um  dann  wieder  völhg  funktionsfähig  zu  werden,  wähnnd  auf  dem 
gleiclien  Nerven  der  anderen  Seite  Paresen  auftreten. 

So  beobachtete  Jendrassik  (295)  bei  einem  Tabiker  erst  rechtsseitige  Fazialis-, 
sensible  Trigeminus-  und  Okulomotoriuslähmung,  die  heilte  und  dann  in  gleicher  Weise  auf 
der  linken  Seite  sich  entwickelte.  Merkwürdigerweise  fanden  sich  in  den  betreffenden  Nerven- 
kernen keine  Verändenmgen. 

§  130.  Doppeltseitige  periphere  Affektionen  des  Trigeminus  werden  hau})!- 
sächlich  durch  basale  gummöse  Meningitis  hervorgerufen,  so  die  Fälle  von 
Labarriere  (283,  vgl.  S.  94)  und  Leudei  (285,  vgl.  S.  127). 

Der  Patient  Genkins  (290),  welcher  einen  70jährigen  Psychopathen  betraf  mit 
konstitutioneller  Syphilis,  hatte  lange  an  beiderseitiger  Trigeminusneuralgie 
gelitten. 

Es  trat  plötzlich  zur  Zeit,  wo  iiocli  keine  Anästhesie,  sondern  eine 
Hyperästhesie  des  linken  Trigeminus  bestand,  ohne  äußere  Ursache  am 
linken  Auge  ein  Ulcus  corneae  auf.  das  sehr  schnell  zur  Destruktion  der  Horn- 
haut führte.  Bei  der  Obduktion  wurde  eine  Neubildung  (syphilitischen  Ursprunges)  des 
Keilbeines  gefunden,  welche  auf  den   linken  Trigeminus  gedrückt  hatte. 

Auch  den  Fällen  von  Adamkiewicz  (289,  vgl.  S.  88)  und  Bristowe  (293,  vgl. 
S.  127)  lag  Syphilis  zugrunde. 

§  127.  Nur  selten  wird  ein  Tumoi'  eine  doppeltseitige  TrigeminuslähuHing 
bewirken,  wie  im  folgenden  Falle. 

Roth  mann  (333)  bericlitet  über  eine  36jährige  Frau.  Anfangs  bestand  Lähmung 
des  rechten  Abduzens  und  Ptosis,  dann  Lähmung  des  rechten  Okulomotorius  und  Troclilearis, 
später  Lähmung  aller  Augenmuskeln  links,  dann  Lähmung  des  L  und  IL  Trigemin  ui  - 


Anästhesie  aus  organischer  und  funktionellor  Ursache.  129 

astos  rechts,  Schwellung  der  rechten  Temporalregion  und  rechts  Exophthalmus;  beider- 
seits Amaurose.  Es  trat  später  Schwäche  des  rechten  Fazialis,  des  rechten  Hypoglossus  und 
Affektion  des  I.  und  II.  Trige  minusastes  links  ein.  Auch  der  III.  Trigeminus- 
ast  wurde  bcidorscits  lädiert.  Diabetes  insipidus.  Die  Pupillen  ad  maximum  er- 
weitert. 

Sektion:  Karzinom  der  Basis,  welches  die  Orbitae,  Nasenhöhlen,  das  Jochbein,  den 
Proc.  artic.  mandib.  rechts  zerstört  hatte. 

Ob  die  fülgciulc  Beobachtung  von  isolicitci-  doppeltseitiger  Trigeminus- 
lähinung  nach  Erkältung  auf  einer  doppeltseitigen  Neuritis  dieses  Nerven 
beruht,  bleibt  dahinge^itellt,  weil  der  Sektionsbefund  fehlt. 

Althaus  (401)  beobachtete  beiderseits  vollständige  Anästhesie  des  Gesichts,  der 
Konjiniktiva  des  Auges  und  der  Augenlider.  Man  konnte  mit  den  Fingern  unfl  scharfen 
Instrumenten  das  Auge  berühren,  ohne  daß  Reflexbewegungen  oder  Tränenfluß  erfolgte. 
Patient  gab  an,  daß  er  die  Augen  gewöhnlich  offen  halte,  wenn  er  sich  das  Gesicht  wasche 
xuid  niemals  den  Kontakt  des  Seifenwassers  mit  den  Augen  fühle. 

Hinsichtlich  doppeltseitiger  Anästhesien  in  dem  Trigeminusbereiche  bei 
funktionell-nervösen  Öehstörungen  verweisen  wir  auf  den  f(jlgenden  Abschnitt. 

§  132.  In  jedem  Falle  von  Anästhesie  der  Hornhaut  und  Konjunktiva 
muß  man  sich  die  Frage  vorlegen,  ob  dieselbe  auf  organischen  Verände- 
rungen beruhe,  oder  ob  sie  rein  funktionell  nervöser  Herkunft  sei. 
Im  allgemeinen  dürfte  sich  die  Lösung  dieser  Frage  nicht  schwierig  gestalten. 
Das  astweise  Befallensein,  die  Ausdehnung  des  anästhetischen  Bezirkes  nach 
den  anatomisch  bestimmten  Grenzen,  sprechen  für  die  organische  Läsion. 
Ferner  erreichen  bei  funktionellen  Erkrankungen  die  Sensibilitätsstörungen 
an  Kornea  und  Konjunktiva  meist  nicht  jenen  intensiven  Grad,  wie  nach 
organischen  Läsionen  des  I.  Quintusastes.  Endlich  vermißt  man  selbst  bei  den 
höchsten  Graden  der  hysterischen  Anästhesie  jene  tiefgreifenden  Ernährungs- 
störungen, welche  in  Form  der  sog.  K<^ratitis  neuroparalytica  sich  nicht  selten 
nach  organischen  Läsionen  des  I.  Trigeminusastes  einstellen.  Daß  aber  auch 
nur  eine  mehr  oder  weniger  beträchtliche  Verminderung  der  Hornhaut-  resp. 
Bindehautempfindhchkeit  und  keine  völlige  Anästhesie  derselben  oft 
genug  bei  den  organischen  Läsionen  gefunden  wird,  geht  aus  zahlreichen,  hier 
mitgeteilten  Krankengeschichten  hervor. 

Als  prägnantes  Beispiel  für  die  Kombination  einer  organischen  Quintus- 
anästhesie  mit  einer  funktionellen  fanden  wir  folgenden  Fall  Hippels  (500). 

36  jährige  Frau  bis  zum  1.3.  Jahre  gesund.  Angstempfindungen  mit  psychischer  De- 
pression. Im  17.  Jahre  große  seelische  Erregung  (infolge  eines  Blutsturzes  der  Schwester 
bekam  sie  fast  in  demselben  Augenblick  auch  einen  Blutsturz).  Im  18.  Jahre  nervöse  Asthe- 
nopie. 34  Jahr  dauernde  plötzlich  eingetretene  fast  totale  Amaurose  infolge  einer  Schlitten- 
fahrt bei  blendendem  Schneelicht.  Nach  der  Hochzeit  linksseitige  Brachialgie  mit  Analgesie 
und  Schwere  des  Armes.  Später  furchtbare  Kopfschmerzen.  Nach  vielfachen  psychischen 
Erregungen  einmal  Blutsturz  und  nachher  große  Neigung  zu  Blutungen.  9  Jahre  hindurch 
Status  id.,  dann  stärkere  nervös-asthenopische  Beschwerden,  die  ihre  Aufnahme  in  die  Königs- 
berger Klinik  veranlaßten,  woselbst  folgender  Status  erhoben  wurde: 

Beständig  deprimierter  Gemütszustand.  Bei  der  geringsten  Aufregung  sehr  heftiges 
Herzklopfen,  welches  auch  des  Nachts  eintrat.  Spontane  Blutungen  aus  den  Lungen,  dem 
Uterus,  Magen,  den  Ohren  und  unter  die  beiden  Konjunktiven.    Hartnäckige  Obstipation, 

Wilbrand-Saenger,  Neurologie  des  Auges.    II.  Bd.  I.  Abteilung.  9 


130  Anästhesie  aus  organischer  und  funktioneller  Ursache. 

häufiges  Erbrechen  einer  klaren  Flüssigkeit.  Die  inneren  Organe  waren  nicht  nachweisbar 
affiziert. 

Hie  und  da  Retentio  urinae. 

Häufige  Anfälle  von  sehr  heftigem  Kopfschmerz  bis  zur  völligen  Bewußtlosigkeit, 
verbunden  mit  Konvulsionen.  Intelligenz  intakt.  Totale  linksseitige  Hemianästhesie 
(mit  Ausnahme  der  Adduktorengegend  des  Oberschenkels  und  der  Fußsohle),  an  der  rechten 
Seite  sind  Stirn,  Schläfengegend,  Zahnfleisch,  Wangenschleimhaut  völlig 
anästhetisch.  Nasenschleimhaut,  Ohrmuschel,  äußerer  Gehörgang,  Kon- 
junktiva  und  Kornea  zeigen  herabgesetzte  Empfindlichkeit.  Diese  partielle  Anästhesie 
des  rechten  Trigeminus  entwickelte  sich  unter  äußerst  heftigen,  dem  Verlaufe  der  einzelnen 
Äste  entsprechenden  Schmerzen.  Dann  traten  nach  einigen  Tagen  spontane  Blutungen 
unter  die  Conjunctiva  bulbi,  oder  aus  dem  Ohre  auf.  Darauf  totale  Anästhesie  im  Bereiche 
der  schmerzhaften  Äste,  die  sich  allmählich  wieder  herstellte.  8 — 10  mal  wiederholten  sich 
diese  Erscheinungen  (besonders  im  I.  imd  II.  Ast).  Nach  jedem  Anfall  nahm  die  Empfindlich- 
keit mehr  ab.  Die  Temperatur  der  linken  Körperhälfte  niedriger  als  die  der  rechten.  Vorüber- 
gehende Parese  des  linken  Beins. 

Geruch  und  Geschmack  waren  normal. 

Nach  jeder  Ohrblutung  Abnahme  der  Hörschärfe. 

,,An  den  Augen  wurde  nach  vorausgegangenen  Schmerzen  im  Verlaufe  des  Trigeminus 
einige  Male  eine  leichte  Trübung  der  Kornea  mit  oberflächlicher  Abschilferung  des 
Kornealepithels  beobachtet,  begleitet  von  Verkleinerung  der  vorderen  Kammer, 
Runzelung  der  Kornea,  Veränderung  der  Iris  mit  Eckigwerden  der  Pupille  und  Konsistenz- 
verminderung des  Bulbus.  Gleichzeitig  injizierten  sich  die  konjunktivalen  und  subkonjunkti- 
valen  Gefäße  sehr  stark,  und  letztere  umgaben  die  Kornea,  besonders  an  ihrem  unteren 
Rande  als  feiner  roter  Saum,  Mitunter  kam  es  sogar  zu  kleinen  umschriebenen  Apoplexien 
unter  die  Konjuhktiva,  die  meist  wieder  ohne  weitere  Erscheinungen  verschwanden,  oft 
aber  von  hochgradiger  Lichtscheu  und  so  exzessivem  Krämpfe  des  Orbikularis  begleitet 
wurden,  daß  die  Lider  völlig  entropioniert  waren.  Resorbierten  sich  die  Apoplexien  nicht 
schnell,  so  verschorfte  das  darüberliegende  Konjunktival epithel,  stieß  sich  ab,  und  es 
blieben  weiße  Narben,  wie  nach  einer  Ätzung,  auf  der  Konjunktiva  zurück.  Die  Tränen- 
sekretion ging  während  der  ganzen  Zeit  ungestört  von  statten." 

Auch  unter  einem  Heftpflasterkollodiumverband  vollzog  sich  der  Prozeß  in  gleicher 
Weise.  Laiter  Anwendung  von  Atropin  und  Druckverband  heilte  der  Defekt  des  Korneal- 
epithels schnell. 

Patientin  klagte  über  Empfindlichkeit  gegen  helles  Licht,  Unfähigkeit  zu  lesen  und 
Handarbeit  zu  machen.  Wahrnehmen  einer  Wolke  vor  dem  rechten  Auge.  Fundus  oculi 
normal.  Sehschärfe  rechts  ^/jg,  links  ^/jg.  Gesichtsfeld  anfangs  normal;  später  peripher 
eingeschränkt. 

Es  handelte  sich  also  um  eine  doppelseitige  Gefühlsstöiung  im  Gesicht 
von  verschiedenem  Charakter.  Während  links  eine  totale  Hemianästhesie 
bestand,  welche  man  im  Hinblick  auf  die  sonstigen  hysterischen  Symptome 
(Brachialgie  mit  Analgesie;  Erbrechen,  Depression)  als  auf  funktioneller  Natur 
beruhend  ansehen  muß,  hat  sich  rechts  unter  äußerst  heftigen  Schmerzen  zuerst 
eine  partielle,  dann  totale  Anästhesie  des  I.  und  IL  Quintusastes  eingestellt; 
zugleich  wurde  eine  leichte  Trübung  der  Kornea  mit  oberflächlicher  Abschilferung 
des  Hornhautepithels  l)eobachtet.  Leider  fehlt  in  diesem  Lalle  ein  durcli  die 
Sektion  geheferter  Nachweis  für  die  Art  des  organischen  Prozesses. 

Unter  Umständen  jedoch  dürften  sich  recht  große  Sclnvierigkeiten  in  der 
Deutung  einer  doppeltseitigen  Anästhesie  im  Trigeminusgebiet  erheben. 


Anästhesie  aus  oijianisc'her  und  fimktioiK  llci-  Ursache.  131' 

in  Fällen  luiiiilicli.   ^v()   dicsclhc  ;ils  eine  Tcilciscjjciimi)^'  einer   allj^e  meinen 
kutanen  Anästhesie  zur  Ent\vicklunj^'  konniit. 

So  sahen  wir  1889  auf  der  Abteilung  des  verstorbenen  Herrn  Dr.  EistJilohr  im" 
Eppendorfer  Krankenhause  einen  40jährigen.  Seemann,  der  1861  eine  plötzliche  Lähmung 
aller  vier  Extremitäten  erlitten  hatte,  die  nach  drei  Tagen  wieder  verschwunden  war.  1862 
wiederholte  sich  diese  Lähmung,  welche  nach  einjähriger  Dauer  zurückging.  1886  Xeuralgia 
sujiraorbit..  allgemeine  Mattigkeit,  Abnahme  des  Körpergewichts,  eigentümliche  Motilitäts- 
störungen, Schwanken  bei  geschlossenen  Augen.  Sensibilität  normal.  1887  wurde  eine  hoch- 
gradige Analgesie  der  gesamten  Hautoberiläche  und  aller  zugänglichen  Schleimhäute 
(inklusive  Konjunktiva)  konstatiert.  Das  Gefühl  für  feinere  Tastempfindungen  war  ab- 
gestumpft, ebenso  der  Temperatursinn,  weniger  die  faradokutane  Sensibilität.  Außerdem 
sensorische  Anästhesie  in  bezug  auf  Geschmack,  Geruch,  Gehör,  Gesichtsfeldeinschränkung. 
Hochgradige  Apathie.  1888  starb  Patient.  Die  genaue  mikroskojjische  Untersuchung  des 
peripheren  und  zentralen  Nervensystems  ergab  ein  negatives  Resultat. 

Kruken berg  (501),  der  unter  Eisenlohrs  Leitung  diesen  Fall  durch- 
forscht hatte,  rechnet  denselben  wegen  der  heivorragenden  Beteiligung  der 
Psyche  zu  den  Psychosen,  speziell  zur  ]\Ielaneholie. 

Es  erinnert  diese  Beobachtung  an  den  Fall  Pier d'houys  (502)  von  totaler 
Anästhesie  des  Körpers  eines  mit  Stupor  behafteten  Melancholischen.  Kornea 
und  Konjunktiva  waren  auch  anästhetiscli. 

Wir  behandeln  gegenwärtig  einen  38  jährigen  Schlachter  mit  kompletter  Analgesie 
der  ganzen  Hautdecke  inkl.  der  Schleimhäute,  der  Konjunktiva  und  Kornea.  Bei  der  LTnter- 
suchung  wurde  nirgends  am  Körper,  auch  nicht  an  der  Konjunktiva  und  Kornea  weder 
Pinselberülirung,  noch  Kälte-,  noch  Wärmeapplikation  empfvniden.  Patient  lag  bei  der 
Untersuchvmg  längere  Zeit  unbekleidet,  ohne  das  geringste  Gefühl  der  Kälte  zu  haben.  Die 
Haut-  und  Sehnenreflexe  waren  sämtlich  vorhanden.  Vor  allem  interessierte  uns  der  Korneal- 
reflex.  Ließ  man  dem  Patienten  die  Augen  öffnen,  und  berührte  mit  einem  feinen  Gegen- 
stande die  Kornea  in  der  unteren  Hälfte,  so  trat  ein  schwacher  Blinzelreflex  auf.  Derselbe 
erschien  lebhafter  bei  Berührung  der  oberen  Hälfte.  Ließ  man  den  Patient  beide  Augen 
schließen  imd  berührte  plötzlich  die  Zilien,  so  trat  ein  äußerst  lebhafter  Lidschluß  ein.  Hier- 
bei gab  Patient  an,  eine  Berührung  nicht  gefühlt  zu  haben. 

Jedenfalls  erschien  es  bei  diesem  schwer  belasteten,  hysterischen  Manne 
zweifellos,  daß  trotz  der  hochgradigen  allgemeinen,  ^^^e  kornealen  und  kon- 
junktivalen  Analgesie  der  Kornealreflex  deutlich  erhalten  war.  Es  dürfte  daher 
die  Annahme  gerechtfertigt  sein,  daß  hier  die  Ursache  der  Anästhesie  kortikaler 
Natur  gewesen,  und  daß  die  infrakortikale  Bahn  des  Reflexes  freigebheben 
war.  Interessant  in  diesem  ausgeprägten  Falle  waren  die  Klagen  des  Patienten 
über  furchtbare  Kopf-  und  Rückenschmerzen  trotz  seiner  allgemeinen  Anal- 
gesie, die  soweit  ging,  daß  man  ohne  die  geringste  Schmerzäußerung  die  Zunge 
des  Patienten  durchstechen  konnte.  Es  dürften  sich  die  Schmerzen  als 
psychisch  bedingte,  oder  eventuell  kortikal  lokalisierte  Äußerungen  der 
Hysterie  ansprechen  lassen. 

Unser  Fall  zeigt  auch,  wie  vorsichtig  man  bei  Hysterischen  mit  der  Be- 
urteilung der  Reflexe  sein  soll.  Man  muß  nämlich  cheselben  bei  vollständig 
abgelenkter  Aufmerksamkeit  prüfen. 

Was  nun  die  Unterscheidung  einer  Hemianästhesie  des  Gesichtes 
organiscBen  Ursprungs  von  einer  solchen  hysterischer  Xatur  betrifft,  so  sei 
noch    darauf   hingewiesen,    daß   bei   hj^sterischer    Gefühlslähmung   die   ganze 


132  Folgezustände  der  Hornhautanästhesie. 

halbe  Gesichtsseite  bis  zum  Kieferwinkel,  ja  oft  bis  zum  Halse  hin  anästhetisch 
ist,  während  bei  Trigeminuslähmung  organischen  Ursprungs  (mit  Befallensein 
des  III.  Astes)  die  Anästhesie  nicht  bis  zum  Kieferwinkel  reicht,  sondern  eine 
Partie,  entsprechend  dem  N.  auric.  magnus  freiläßt. 

Die  Folgezustände  der  Anästhesie  des  vorderen  Bulbusabschnittes. 

a)  Die  Entwicklung  einer  Keratitis   durch  Läsion  der  Kornea   bei 
mangelnder  Empfindlichkeit  derselben. 

§  133.  Einige  Autoren  glauben,  daß  nach  Trigeminuslähmung  darum 
so  häufig  Keratitis  neuroparalytica  zur  Entwicklung  käme,  weil  die  ihrer  Emp- 
findlichkeit beraubte  Hornhaut  nun  der  Einwirkung  von  außen  kommender 
schädlicher  Einflüsse  und  Traumen  ausgesetzt  wäre,  und  weil  alsdann  durch 
leichte  Epithelabschürfungen  mit  nachfolgender  Infektion  leicht  ein  geschwüriger 
Zerfall  des  Hornhautgewebes  eintreten  könne. 

Über  die  Berechtigung  und  Nichtberechtigung  dieser  Anschauung  werden 
wir  uns  eingehend  in  dem  Abschnitte  über  die  trophischen  Störungen  nach 
Trigeminusläsion  zu  verbreiten  haben,  und  sei  einstweilen  hier  auf  jene  Dar- 
stellung verwiesen. 

ß)  Der  Wegfall  des  Lidreflexes  von  der  Kornea  und  Konjunktiva  aus. 

§  134.  Bei  vollständiger  Lähmung  der  Korneal-  und  Konjunktivaläste  des 
Trigeminus  fällt  der  direkte  reflektorische  Lidschlag  des  auf  der  Oberfläche  der 
Konjunktiva  und  Kornea  taktil  und  chemisch  gereizten  Auges  aus. 

Bei  der  großen  Zahl  beweisender  Fälle  begnügen  wir  uns  auf  den  S.  69 
erwähnten  Fall  von  Miliin gens  (184)  mit  angeborener  Anästhesie  des  vorderen 
Bulbusabschnittes  zu  verweisen,  sowie  auf  die  folgende  Beobachtung  Kom- 
bergs  (397). 

Eine  57jährige  Frau  wurde  von  Anästhesie  des  Quintus  der  linken  Seite  befallen. 
Die  Außenfläche  des  Gesichts  und  seine  Höhlen  waren  unempfindlich  gegen  äußere  Ver- 
letzung und  gegen  Veränderungen  der  Temperatur.  Der  linke  Augapfel,  dessen  Pupille  von 
demselben  Durchmesser  wie  die  des  rechten  war,  vertrug  das  Einstechen  einer  Stecknadel; 
die  Gefäße  der  Konjunktiva  injizierten  sich  zwar  sofort,  allein  weder  Blinzeln  noch  Tränen- 
erguß stellte  sich  ein.  Beim  Auflegen  eines  Stückes  Eis  auf  das  Auge  merkte  die  Kranke 
nichts  vom  Temperaturwechsel.  Beim  Vorhalten  von  Salmiakgeist  vor  das  linke  Nasenloch, 
beim  Kitzeln  und  Einbohren  eines  gekerbten  Federrandes,  bei  Applikation  von  scharfem 
Schnupftabak  zeigte  sich  weder  Gefühl,  noch  Nießen  als  Reflexaktion.  Sehvermögen,  Gehör 
und  Geruch  waren  auf  dieser  Seite  schwächer  als  auf  der  anderen.  Die  linke  Zungenhälfte, 
sowie  die  Schleimhaut  der  linken  Mundhöhle  waren  der  Sensibilität  verlustig.  Der  Geschmack 
war  beiderseits  erhalten  und  gleich. 

Wenn  auch  l)ei  Anästhesie  der  Hornhaut  und  Konjunktiva  der  direkte 
Bhnzelreflex  nach  Berührung  des  Auges  der  erkrankten  Seite  aufgehoben  ist, 
so  geht  doch  der  konsensuelle,  durch  Reizung  des  vorderen  Bulbus- 
abschnittes des  Auges  der  gesunden  Seite  bewirkte  Blinzehvflt^x  prompt  von 
statten.  Wir  hatten  schon  früher  erwähnt,  daß  von  jedem  Auge  aus  doppelt- 
seitig  der  Blinzelreflex  erregt  werden  kann.   Darum  ist  auch  nach  Trigenünus- 


Reflexlosigkoit  der  Knnjunktiva  und   Kornea.  133 

lälimuiig  die  Honiliaut  des  j^'cläluntcn  Auges  doch  nicht  «o  ganz  scliutzlos, 
weil  zniiäclist  der  l^liiizclschlag  auf  optisclie  Eiiuhiicke  hin  erhalten  ist,  und 
die  konsensuell  von  der  Hornhaiit  und  Bindehaut  des  gesunden  Auges  aus- 
gelöste Blinzelbewegung  kaum  einen  Mangel  an  dem  für  die  Keinhaltung  und 
Befeuchtung  der  Hornhaut  so  notwendigen  Lidschlage  ( rkennen  läßt. 

Als  Beispiel  für  diese  Tatsache  wollen  wir  folgende  Beobachtung 
Senators  (3!)S)    hier  anführen. 

Dieser  Autor  konstatierte  bei  einem  SBjcährigen  Arbeiter  mit  sensibler  Lähnumg  der 
linken  Gesiehtshälfte  und  Entzündung  des  linken  Auges,  welche  vor  fünf  Wochen  begonnen 
hatte,  daß  die  linke  Gesichts-  und  Zungenhälfte,  sodann  die  linke  Kornea  und  Kon- 
junktiva  vollständig  anästhetisch  waren.  Berührung  des  rechten  Auges  dagegen 
rief  reflektorisch  Lidschlag  beiderseits  hervor;  auch  entstand  Blinzeln  beider 
Augen,  wenn  man  den  Finger  rasch  dem  Auge  näherte.  Auch  trat  spontan 
von  Zeit  zu  Zeit   beiderseits  Lidschlag   ein,   nicht  seltener   als   bei   Gesunden. 

Da  schon  am  gesunden  menschlichen  Auge  eine  Berühiinig  der  Kornea 
viel  leichter  und  intensiver  Bewegungen  des  Orbikularis  auslöst,  als  Berührung 
der  Conjunctiva  sclerae  et  palpebrarum,  so  ist  nicht  zu  vtrwundern,  daß  bei 
organischen  Läsionen  des  Quintus  mit  herabgesetzter  Sensibilität  der  Kon- 
junktivalreflex  schon  oloschen  sein  kann,  wähieiid  der  Kornealreflex 
noch  erhalten  ist. 

So  fehlte  im  Falle  Sternberg  (349,  siehe  S.  108),  in  welclii  m  d»  r  Trige- 
minus  und  das  Ganglion  Gasseri  von  einem  Karzinom  an  der  Schädelbasis 
infiltriert  war,  der  Konjunktivalreflex  auf  l)eiden  Seiten,  während  der  Korneal- 
reflex noch  vorhanden  war. 

Im  Falle  Bärwinkel  (280,  siehe  S.  112)  mit  Anästhesie  aller  drei  Quintus- 
äste,  w^obei  die  Conjunctiva  sclerae  et  palpebrarum  totalen  Sensibilitätsverlust 
aufwies,  erfolgte  dagegen  bei  der  geringsten  Berührung  der  Kornea  sofort  eine 
Reflexbewegung  der  Lider.  Es  dürften  hier  wohl  lediglich  die  zur  Hornhaut 
verlaufenden  sensiblen  Fasern  noch  leitungsfähig  geblieben  sein,  ebenso  wie  im 
Falle  Jaccoud  und  Dieulafoy  (281). 

§  135.  Welch  wichtiges  differentialdiagnostisches  Zeichen  die  Eeflex- 
losigkeit  der  Konjunktiva  und  Kornea  darstellt,  geht  aus  folgender  vorzüg- 
hchen  Beobachtung  Eisenlohrs  (399)  hervor: 

Bei  einem  37jährigen,  an  einer  Mitralstenose  leidenden  Arbeiter  trat  plötzlich  unter 
heftigem  Schwindel  und  Erbrechen  ohne  Bewußtseinsverlust  ein  vollständiges  Unvermögen 
zu  schlucken  ein.  Die  Lippenbewegungen  waren  gestört.  Die  Artikulation  war  unvoll- 
kommen. Patient  konnte  weder  blasen  noch  pfeifen.  Die  Kraft  der  rechten  Hand  war  herab- 
gesetzt. Beständig  wurde  eine  horizontale  Bewegung  beider  Bulbi  von  rechts  nach  links, 
verbunden  mit  einer  leichten  Rotation  nach  rechts  oben  und  einer  periodischen  Kontraktion 
der  Mm.  orbiculares  palpebrarum  wahrgenommen,  wobei  die  inneren  Augenlidränder  nach 
innen  gezogen,  die  Augen  geschlossen  wurden.  Die  Reflexe  von  der  rechten  Hälfte 
des  Gesichts,  der  Conjunctiva  bulbi  und  Kornea  fehlten  vollständig,  links 
waren  sie  erhalten  und  lebhaft.  Prononciertes  Taubheitsgefühl  der  rechten  Gesichtshälfte, 
der  Konjunktiva  und  der  Zungenhälfte.  Temperatur-  und  Schmerzempfindung  deutlich 
herabgesetzt.  Später  zeigte  die  ganze  linke  Körperhälfte  (Rumpf  und  Extremitäten)  beträcht- 
lich veftninderte  Empfindlichkeit.  Das  Schlingvermögen  besserte  sich  rasch.  Allmähliche 
Abnahme  der  übrigen  Erscheinungen. 


134  Keflexlosigkeit  der  Konjunktiva  und  Kornea. 

In  der  Epikrise  zu  diesem  interessanten  Falle  hebt  Eisenlohr  hervor, 
daß  die  ßeflexlusigkeit  der  rechten  Gesichtshälfte,  der  Konjunktiva  und  Kornea 
bei  gleichseitig  angebrachtem,  sensiblem  Eeize  ganz  besonders  für  eine  Läsion 
der  unterhalb  des  Kems  im  Pons  gelegenen  Faserbahnen  des  Quintus  spreche. 
Sie  beweise,  da  sie  von  einer  peripheren  resp.  intrabulbären  Läsion  des  rechten 
Fazialis  nicht  abhängig  gemacht  werden  könne,  da  andererseits  die  Konser- 
vierung der  Keflexe  von  der  anderen  Seite  her  die  Destruktion  des  Eeflex- 
zentrums  d.  h.  der  Kerne  ausschließe,  unwiderleghch  die  direkte  Unter- 
brechung des  sensiblen  Teiles  der  Eeflexbahn  zwischen  Trigeminus  und  Faziahs 
in  der  Brücke.  Eisenlohr  betont  noch  ferner,  daß  l)ei  der  eine  zerebrale 
Hemiplegie  begleitenden  Hemianästhesie,  die  sich  auch  auf  den  Trigeminus 
derselben  Seite  erstrecke,  der  Eeflexmechanismus  zwischen  Kornea  und 
Orbicularis  palpebr.  ungestört  sei. 

Es  ist  bekannt,  daß  bei  rein  funktionell-nervösen  Sensibilitäts- 
störungen, also  bei  der  Hysterie,  der  Korneal-  und  Konjunktivalreflex 
fehlen  kann. 

Ebenso  feststehend  ist  es,  daß  sehr  häufig  rein  funktionell-nervöse 
Störungen  als  Parallelverlauf  neben  organischen  Läsionen  des  zerebrospinalen 
Nervensystems  gefunden  werden.  Daher  darf  man  gegebenenfalls  nicht  immer 
bei  Sensibilitätsstörungen  im  Trigeminusgebiet  und  fehlendem  Korneal-  oder 
Konjunktivalreflex  post  mortem  Veränderungen  in  den  Bahnen  und  Kernen 
des  Trigeminus  zu  finden  erwarten.  Die  folgende  Beobachtung  Westphals  (400) 
möge  dies  bestätigen: 

In  einem  Falle  von  chronischer  Leptomeningitis  spinalis  mit  grauer  Degeneration  der 
Hinterstränge,  Atrophie  der  hinteren  Wurzeln,  waren  die  Vorder-  und  Seitenstränge  affiziert, 
und  Störungen  im  Bereiche  beider  Trigemini  vorhanden.  Die  Berührungen  beider 
Corneae  erregten  keine  Empfindung  und  nur  schwache  Reflexe.  Die  Pupille 
rechts  weiter  als  links.  Beteiligung  des  rechten  M.  rectus  intern,  und  des  Muse,  levator  pal- 
pebrae.  Durch  Zerzupfungspräi^arate  konnte  weder  an  den  Wurzeln  beider  Trigemini,  noch 
an  denjenigen  der  beiden  N.  oculomotorii  etwas  Abweichendes  nachgewiesen  werden,  obwohl 
letztere  nicht  ganz  rein  weiß,  sondern  etwa  wie  leicht  mazeriert  aussahen. 

Endhch  sei  noch  des  Komas,  desjenigen  Zustandes  von  Bewußtseins- 
störung gedacht,  bei  welchem  es  nicht  möghch  ist,  den  Kranken  zu  erwecken. 
Hier  können  die  Conjunctivae  und  Corneae  berührt  werden,  ohne  daß  Lid- 
schluß erfolgt. 

Wir  achteten  speziell  auf  dieses  Verhalten  bei  einem  25jährigen  Brothändler,  welcher 
in  komatösem  Zustande  ins  Krankenhaus  aufgenommen  wurde.  Weder  durch  Umwenden, 
noch  durch  Aufrütteln  war  er  zu  irgendeiner  Lebensäußerung  zu  bringen.  Die  Glieder  waren 
schlaff,  gelähmt;  die  Muskeln  hatten  den  Tonus  verloren.  Die  Sehnen-  und  Hautreflexe 
fehlten;  so  auch  der  Kornealreflex.  Die  Pupillen  waren  weit  und  reaktionslos.  Die  Lider 
halbgeöffnet  wie  in  Bd.  I  Fig.  109,  S.  520.  Die  Atmung  erschien  frequent,  oberflächlich  mit 
Trachealrasseln  vermischt,  2  Stunden  später  Exitus  letalis. 

Dies  sind  die  Erscheinungen  beim  tiefsten  Koma.  Es  kommen  Uber- 
gangsstufen  der  Bewußtseinsstörung  zum  Sopor,  Stupor  und  der  Somnolenz 
vor;   in  dem  letzteren  Zustande  ist  der  Kornealreflex  erhalten. 


Einfluß  des  Trigeininus  auf  die  Träneusckretion.  135 

y)    ])(■!    Einflul.')    des    Tiigc  minus    auf    das    Versiegen    der    Tränen- 

s  e  k  (■  e  t  i  ü  n . 

§  18t».  Wir  liatten  Ijcreits  S.  24  uns  niil  tlcni  X'ersiegeii  der  Tränen- 
sekretion im  allgemeinen  beschäftigt  und  haben  daselbst  schon  die  Fälle  von 
Hanke  (76),  Uhthoff  (77),  C.  W.  Müller  (79),  Schmidt  (HO)  und  die 
Krauseschen  (81)  Beobachtungen  nach  Exstirpation  des  Ganglion  Gasseri 
besprochen.  Zur  Vervollständigung  unserer  Betrachtungen  seien  an  der  Hand 
noch  weiterer  klinischer  Beobachtungen  einige  erweiternde  Zusätze,  namentlich 
auch  im  Hinblick  auf  eine  neuerdings  erschienene  Arbeit  G.  Kösters  (789) 
gestattet,  die  sich  mit  der  Physiologie  der  Tränenabsonderung  eingehend 
befaßt. 

Bei  angeborenen  Entwieklungsfehlem  im  Trige  minus  verlauf  fehlt 
die  reflektorische  Tränensekretion,  sobald  bei  dem  beti'efffuden  Individuum 
eine  angeborene  Anästhesie  der  Kornea  und  Konjunktiva  vorhanden  ist.  Als 
Beispiel  verweisen  wir  hier  auf  die  S.  69  erwähnte  Beobachtung  v.  Millingens. 

Bei  den  in  der  Literatur  vorhandenen  Fällen  mit  Lähmung  des  Trige- 
nünus  geschieht  leider  nur  sehr  selten  dem  Verhalten  der  Tränen  Er- 
wähnung. 

Graff  (402)  berichtet  über  einen  oUjälirigen  Mann  mit  progressiver  Paralyse,  bei 
welchem  plötzlich  zahlreiche  Blutungen  der  Bindehaut  sichtbar  wurden,  die  Tränen- 
sekretion in  der  Folge  sistierte,  die  Hornhäute  trocken  wurden,  aber  klar  blieben. 
Die  Autopsie  ergab  in  der  einen,  der  Untersuchung  zu  Gebote  stehenden  Hirnhälfte  Hämor- 
rhagien  in  der  absteigenden  kleinen  Trigeminuswurzei  und  im  Locus  caeruleus. 

In  Rombergs  (397)  Beobachtung  mit  Anästhesie  der  linken  Gesichtshälfte  war  das 
linke  Auge  absolut  gefühllos.  Bei  Reizung  der  Hornhaut  stellte  sich  weder  Blinzeln  noch 
Tränenerguß  ein. 

In  der  Beobachtung  von  Althaus  (401)  mit  doppeltseitiger  Anästhesie  des  Gesichts 
und  des  Auges  konnte  dasselbe  mit  dem  Finger  und  scharfen  Instrumenten  berührt  werden, 
ohne  daß  reflektorisches  Blinzeln  und  Tränenfluß  erfolgte. 

Bei  Hirschls  (403)  Patient  mit  rechtsseitiger  Trigeminuslähmung  war  die  Tränen- 
sekretion rechts  herabgesetzt;  die  spontane  zeigte  objektiv  keinen  Unterschied  trotz  des 
subjektiven  Empfindens  des  Patienten  einer  rechtsseitig  vermehrten  Sekretion,  was  ihm 
vielleicht  Parästhesien   vorgetäuscht   haben    mochten. 

Bei  A.  V.  Hippels  Patientin  (404)  mit  totaler  Anästhesie  des  linken  Bulbus  war  die 
Tränensekretion  ebenfalls  absolut  aufgehoben.  Bei  dieser  Patientin  lief  aber  neben  der  durch 
organische  Läsion  bedingten  Affektion  des  linken  Trigeminus  offenbar  auch  noch  schwere 
Hysterie  nebenher,  und  es  ist  möglich,  daß  hier  eine  funktionelle  Hemmung  der  Tränen- 
sekretion wie  bei  der  Melancholie  vorlag  (vgl.   S.  30). 

§  137.  Die  auf  den  ersten  Blick  paradoxe  Erscheinung  des  Fortbestehens 
reichlicher  Tränensekretion  bei  Anästhesie  des  vorderen  Bulbusabschnittes 
nach  organischen  Trigeminusaffektionen  muß  hier  noch  etwas  näher  besprochen 
werden.  Zur  Erklärmig  dieses  Verhaltens  müssen  nach  dem  jetzigen  Stand 
unserer  Kenntnisse  vier  Eventualitäten  ins  Auge  gefaßt  werden : 

1.  Die  Sekretionsfasern  im  Quintus  sind  nicht  von  dem  Krankheits- 
herde betroffen  worden,  wie  im  Falle  T.  v.  Meyers  (334). 

^  Vom  Krankheitsherde  geht  zentripetal  der  Eeiz  zum  Zentral- 
organ nnd  reizt  zentrifugal   die  im  V  verlaufenden  exzitoglandulären 


136  Einfluß  des  Trigeminus  auf  die  Tränenseki-etion. 

Fasern  wie  im  Falle  Wagner  (273),  in  welchem  anfangs  Hyperästhesie, 
später  Anästhesie  der  rechten  Gesichtshälfte  bestand,  und  bei  dem 
häufiges  Tränen  des  rechten  Auges  beobachtet  wurde.  (Siehe  den 
Sektionsbefund  S.  94.) 

3.  Die  Tränensekretion  erfolgt  auf  dem  Wege  des  Fazialis,  der  durch 
den  Petros.  superf.  maj.  mit  dem  II.  Aste  des  V  in  Verbindung  steht, 
welch  letzterer  durch  den  Subcut.  malae  die  Tränendrüse  versorgt. 
(Siehe  Fig.  5,  S.  8.) 

4.  Endlich  könnte  die  Tränensekretion  durch  dfn  Sympathikus  erfolgen, 
wofür  man  als  klinischen  Beweis  die  folgende,  höchst  wichtige  Be- 
obachtung Ducheks  (388)  anführen  kann: 

Es  fand  sich  in  einem  Falle  Verminderung  der  »Sensibilität  in  der  linken  Gesichts- 
hälfte, ferner  Lähmung  des  linken  Okulomotorius  und  des  ganzen  Fazialis  (inklusive  der  oberen 
Äste),  endlich  auch  des  motorischen  Trigeminus.    Dabei  bestand  rechtsseitige  Körperparese. 

Bei  der  Sektion  fand  man  in  der  linken  Hälfte  des  Pons  einen  rundlichen  Tumor 
(Gumma).  Die  Hirnsubstanz  in  der  Nähe  war  breiig  erweicht.  Die  Ursprungsstelle  des 
Quintus  war  durch  syphilitische  Geschwulst  beeinträchtigt. 

In  diesem  Falle  bestand  häufiges  Tränen  und  leichtes  Odem  der  Lider  auf  der 
linken  Seite. 

Wenn  wir  auch  S.  29  unsere  Ansicht  dahin  präzisiert  hatten,  daß  manche 
Erfahrungen  und  klüiische  Beobachtungeii  sehr  zugunsten  des  Fazialis  zu 
verwerten  seien,  so  glaubten  wir  uns  jedoch  aus  den  sich  widersprechenden 
khnischen  Beobachtungen  und  den  Tierexperimenten  zur  Annahme  berechtigt, 
daß  entweder  weitgehende  Variationen,  oder  kombinierte  Wirkungen  des 
Fazialis,  Trigeminus  und  Sympathikus  vorkommen  möchten. 

Auch  die  neuesten  Untersuchungen  Kösters  (789)  haben  uns  in  dieser 
Auffassung  nicht  wankend  gemacht,  zumal  da  trotz  der  eingehenden  klinischen 
Beschäftigung  mit  der  Fazialislähmung  in  seiner  Arbeit  und  der  auffallend 
häufig  gefundenen  Verminderung  der  Tränensekretion  bei  derselben  nicht  der 
Beweis  geliefert  ist,  daß  der  Fazialis  allein  der  Innervator  der  Tränendrüse  sei. 
Vor  allem  fehlt  in  den  mitgeteilten  Krankengeschichten  ein  Nachweis  über 
das  Verhalten  des  Trigeminus  bei  der  Fazialislähmung.  Gerade  in  jüngster 
Zeit,  wo  wir  genauer  auf  diesen  Punkt  geachtet  haben,  fanden  wir  in  einigen 
Fällen  Herabsetzung  der  Empfindlichkeit  der  betreffenden  Gesichtshälfte 
und  Verminderung  des  Komealreflexes  gegen  die  gesunde  Seite.  In  zwei  anderen 
Fällen  traten  heftige  Schmerzen  und  Parästhesien  im  Quintusgebiete  auf. 
Sämtliche  Fälle  hatten  den  Charakter  der  refrigeratorischen  Gesichtslähmung 
und  wurden  geheilt. 

Köster  geht  namentlich  auf  die  Jendrassiksche  Ansicht  ein,  daß 
bei  Tiänenlosigkeit  des  Auges  der  Sitz  der  Lähmung  in  der  Nähe  des  Ganglion 
geniculi  liege  und  bestreitet  das  von  diesem  Autor  als  differentiell  wichtig 
angenommene  Zeichen  der  Gaumensegelparalyse.  Auf  Seite  29  haben  vdv 
eine  Beobachtung  mitgeteilt,  in  der  es  sich  wahrscheinlich  um  eine  Läsion 
des  Fazialis  in  der  Nähe  des  Ganglion  geniculi   zufolge  einer  Schädel- 


Einfluß  <l(s  Trigeminus  auf  die  Träncn.sckiction.  137 

basisfraktur  gehandelt  hat.  In  (Ueseni  FaHe,  dessen  Abbildung  Fig.  10  S.  30 
darstellt,  war  neben  einer  kompletten  Fazialislähmung  der  gleich- 
seitige Akustikus  alteriert,  das  Gaumensegel  wurde  links  schwächer  inner- 
vitrt,  und  trotzdem  ergossen  sieh  die  Tränen  auf  l)eiden  Si'iteii  in  gleicher 
Weise. 

Was  nun  Küsters  Beweisführung  für  die  Annahme  des  Fazialis  als 
limervator  der  Tränendrüse  betrifft,  so  muß  zugegeben  W(  rden,  daß  die  Art, 
wie  sich  (he  Tränenstörung  bei  der  Heilung  der  Fazialislähnnmg  wieder  zuiiick- 
bildet,  etwas  sehr  Bestechendes  zugunsten  der  Fazialistheorie  an  sich  trägt. 
Leider  ist  aber,  wie  gesagt,  der  Trigeminus  nicht  dabei  genau  geprüft,  und 
sind  die  klinischen  Beobachtungen  über  Trigeminuslähmung  und  Neuralgie 
nicht  genügend  berücksichtigt  worden,  ebensowenig  wie  die  des  Sympathikus. 
(Siehe  Fall  Duchek  S.  136.)  Bei  den  so  wichtigen  Krauseschen  Fällen  mit 
Verminderung  der  Tränensekretion  bei  der  Exstirpation  des  Ganglion 
Gasseri  nimmt  Köster  zu  der  gezwungenen  Erklärung  Krauses,  der  Zerrnng 
des  die  Tränenfasern  führenden  X.  petros.  superfic.  major  seine  Zuflucht,  ohne 
zu  bedenken,  daß  eine  solche  Zerrung  bei  der  bekannten  hohen  Yitahtät  der 
peripheren  Nerven  sich  bald  ausgleichen  würde. 

Gerade  die  Kr  aus  eschen  Exstirpationen  des  Ganglion  Gasseri,  che  in 
denselben  von  S aenger  und  Krause  statuierten  pathologischen  Yerändeningen 
bei  der  Trigeminusneuralgie,  ferner  die  bei  letzterer  Affektion  nicht  selten 
auftretende  vermehrte  Tränensekretion  sind  Momente,  die  bei  der 
Frage  nach  der  Lmervation  der  Tränendrüse  sehr  ins  Gewicht  fallen.  Jeden- 
falls ist  diese  verwickelte  Frage  nach  dem  bisher  vorliegenden  spärlichen 
Materiale  noch  nicht  spruchreif,  und  l)edarf  dieselbe  noch  eingehender  Unter- 
suchungen. 

Welche  Schwierigkeit  die  Deutung  der  Tränensekretion  bereitet, 
lehrte  uns  erst  in  diesen  Tagen  ein  höchst  interessanter  Fall  von  nur  nachts 
vermehrtem  Tränenflusse  bei  Morb.  Basedowii,  bei  dem  der  Fazialis 
ganz  intakt  war.  Er  möge  daher  an  dieser  Stelle  noch  erwähnt  werden, 
wenn  er  auch  in  das  Kapitel  §  32  S.  22  gehört. 

Eine  45jährige  Frau  leidet  seit  8  Jahren  an  der  Basedowschen  Erkrankung.  Beginn 
mit  Anschwellung  des  Halses,  Herzklopfen,  Exophthalmus  beiderseits;  später  starkes  Zittern 
der  Hände,  Pulsation  der  Halsgefäße.  Die  Periode  blieb  sieben  Monate  weg.  Zwei  Jahre 
litt  die  Frau  an  Durchfällen,  früher  war  die  Patientin  gesund. 

Gegenwärtig  klagt  dieselbe  über  halbseitigen  Kopfschmerz  rechts  (alle  14  Tage),  femer 
über  sehr  lästige  Tränensekretion  nur  des  Nachts.  Sowie  sie  einschläft,  laufen 
die  Tränen  nur  aus  dem  rechten  Auge  hervor,  und  zwar  so  stark,  daß  Patientin 
aufwacht.  Am  anderen  Morgen  ist  das  rechte  Auge  ,, blutrot".  Der  Stat.  praes.  ergab: 
Starke  Struma,  beiderseits  Exophthalmus  mit  beträchtlichem  Ödem  der  oberen  Lider. 
Puls  112,  geringer  Tremor  nianuum. 

Ausgeprägtes  Graefesches  Phänomen;   Stellwagsches  Zeichen  vorhanden. 

NB.  Am  Tage  besteht  niemals  das  Tränen.  Dasselbe  kommt  nur  am  rechten  Auge 
vor  und  meist  zur  Zeit  des  rechtsseitigen  Kopfschmerzes, 


138  Das  Wesen  trophischer  Störungen  im  allgemeinen. 

d)  Verhalten  der  Pui^ille  nach  Trigeminusläsionen. 

§  138.  Wir  hatten  schon  in  dem  i^hysiologischen  Abschnitte  bezüghch 
der  Verengerung  der  Pupiüe  bei  Eeizung  der  Hornhaut  S.  60  §  66  und  nachher 
S.  81  §  84  hervorgehoben,  daß  sich  die  Erfahrungen  beim  Menschen  in  dieser 
Hinsicht  mit  dem  Tierexperimente  nicht  deckten,  und  daß  die  bei  Trigeminus- 
durchschneidung  am  Tiere  hervorgerufene  Verengerung  der  Pupille  in  der 
menschhchen  Pathologie  kein  Analogon  fände.  Auch  hatten  wir  dort  auf 
die  einem  Tierexperimente  gleichzusetzende  Krausesche  Exstirpation  des 
Ganglion  Gasseri  hingewiesen,  nach  welcher  keinerlei  Veränderung  der  Pupille 
eingetreten  war. 

Um  nun  noch  eingehender  diese  Frage  zu  prüfen,  haben  wir  die  uns 
zugänghche  Kasuistik,  bei  welcher  überhaupt  auf  die  Pupillenverhältnisse 
geachtet  worden  war,  (tabellarisch)  zusammengestellt.  Auch  aus  dieser  Zu- 
sammenstellung geht  hervor,  daß  die  zwar  häufig  vorkommenden  Anomahen 
von  Seiten  der  Pupillen  bei  Trigeminusaffektionen  nicht  von  der  Quintus- 
lähmung  als  solcher  abhängig  sind,  sondern  von  der  gleichzeitig  vorhandenen 
Einwirkung  anderer  pathologischer  Zustände,  wie  Okulomotoriuslähmung, 
-  Amaurose,  Tumor,  Tabes  usw.  hergeleitet  werden  müssen.  Die  Tabelle  selbst 
werden  wir  im  nächsten  Bande  bei  Beschreibung  der  Pupillen  Verhältnisse 
bringen. 

d)  Trophische  Störungen. 
Der  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

Über     das    Wesen     der     trophischen    Störungen     im    allgemeinen. 

§  139.  Bei  der  Dunkelheit,  die  über  dem  Wesen  des  Her2:)es  zoster 
ophthalmicus  und  der  Keratitis  neuroparalytica  liegt,  halten  wir 
es  für  die  Würdigung  der  zahlreich  vorliegenden  Theorien  für  durchaus  an- 
gebracht, uns  in  Kürze  mit  der  noch  strittigen  Frage  der  trophischen  Funk- 
tionen des  Nervensystems  überhaupt  zu  befassen,  d.  h.  ob  es  im  Körper  Er- 
nährungsstörungen oder  genauer  ausgedrückt,  Veränderungen  im  Zusammen- 
hange der  Teile  gebe,  die  man  in  ursächliche  Beziehung  zu  liestimmten 
Affektionen  des  Nervensystems  bringen  könne. 

Bomberg  hat  zuerst  den  Namen  ,,Trophoneurose"  bei  der  Beschreibung 
der  Hemiatrophia  facialis  progressiva  in  Anwendung  gebracht. 

Samuel  (531)  war  aber  derjenige,  welcher  auf  Grund  von  Experimenten 
und  künischen  Beobachtungen  den  Nachweis  zu  erbringen  versuchte,  daß 
es  bestimmte  trophische  Nervenfasern  mit  besonderen  Bahnen  gäbe,  deren 
Funktion  in  der  Regulierung  der  normalen  Gewebsernährung  bestehe.  Samuel 
formulierte  seine  in  zahlreichen  Arbeiten  eifrigst  verfochtene  Ansicht  dahin, 
daß  die  Bedingungen  der  Ernährung  in  den  Gewebszellen  selbst,  die 
Regulierung  der  Ernährung  in  den  trophischen  Nerven  läge.  Er  unter- 
scheidet zentrifugale  trophische  Nerven  und  daneben  noch  zentripetale 
trophische  Fasern,  welch  letztere  der  Reflexvermittlung  dienten.  Die  trophischen 


Das  Wesen  trophisclu  r  StiMuiiücn  im  allficmeiiicn.  139 

Faseni  kämcii  in  den  peripheren  Nerven  meistens  mit  den  sensiblen  zusammen 
vor,  jedoch  enthalte  nicht  jeder  sensible  Nerv  trophische  Faseni.  Letztere 
entstaniinteJi  den  öpinal<j;aii^lien  und  wären  schwer  ivizbar.  Daher  gelinge 
es  kaum,  expei'inientell  so  starke  und  latij^dauernde  Reize  in  Anwendung  zu 
bi'ingen.  um  trophische  St(')rungen  heivorzui'ufeii.  Hamuel  teilt  die  J^jrnährungs- 
stöiungen  ein  in:  1.  neurotische  Atrophien,  *2.  neurotische  Hypertrophien  und 
3.  neurotische  Dystrophien, 

Von  den  vielfachen,  zur  Fixierung  seiner  Ansicht  unternomiiienen  Ex- 
perimenten Samuels  interessiert  uns  besonders,  daß  er  bei  Kaninchen  durch 
elektrische  Reizung  des  Ganglion  Gasseri  einen  Entzündungsprozeß  in  der 
Konjunktiva  und  Kornea  hervorbrachte,  welcher  nach  mehreren  Tagen  wieder 
verschwand.  Diese  Experimente  aber  sind  unserer  Ansicht  aus  dem  Grunde 
nicht  ganz  einwurfsfrei,  weil  sowohl  infektiöse,  wie  traumatische  ]^]inflüsse 
nicht  auszuschließen  waren.  Recht  eingehend  hat  sich  Samuel  mit  dem 
Herpes  zoster  befaßt.  Aus  der  zeithchen  Differenz  des  Auftretens,  der 
In-  mid  Extensität  der  Erscheinungen  schließt  er,  daß  neben  den  sensiblen 
Fasern  im  Nerv(>n  auch  trophische  vorhanden  seien,  die  gesondert  affiziert 
worden  wären. 

Trotz  seiner  vielfachen  Untersuchungen  und  Arbeiten  hat  abei-  Samuel 
doch  nicht  mit  seiner  Annahme  des  Bestehens  isolierter  trophischer  Nerven 
und  Zentren  durchzudringen  vermocht. 

§  140.  Eine  andere  von  Charcot  (53'2)  ausgesprochene  Theorie  sucht 
die  trophischen  Störungen  auf  Reiz  zustände  in  den  betreffenden  Nerven 
zurückzufüliren.  Charcot  bespricht  in  einer  seiner  berühmten  Vorlesungen 
eingehend  die  trophischen  Störungen  infolge  von  Erkrankungen  der  Nerven. 
Er  beginnt  mit  dem  Hinweise,  daß  Erkrankungen  der  Zerebrospinalachse  sich 
häufig  in  den  verschiedenen  Teilen  des  Körpers  äußern  und  durch  Vermittlung 
der  Nerven  mannigfache  Ernährungsstörungen  setzen,  die  einen  der  inter- 
essantesten Abschnitte  der  Pathologie  bilden.  Der  akute  Dekubitus  am 
Gesäß,  welcher  sich  im  Verlauf  einer  Apoplexie  durch  Gehirnblutung  oder 
Gehirnerweichung  entwickelt,  die  Affektionen  der  Blase,  die  Gelenk- 
veränderungen, die  Muskelatrophie,  die  im  Verlaufe  chronischer  Rücken- 
marksaffektionen eintreten,  sind  markante  und  bekannte  Beispiele  hierfür. 
Und  doch  lehre  die  Physiologie,  daß  im  Normalzustande  die  Ernährung  der 
verschiedenen  Körperteile  nicht  wesenthch  von  einem  Einflüsse  des  Nerven- 
systems abhängig  sei.  So  erfreuten  sich  die  Pflanzen  und  einige  niederstehende 
Tiere  (Protozoen)  trotz  mangelnden  Nervensystems  eines  sehr  regen  Lebens. 
Auch  sage  Robin  (533),  daß  die  chemischen  Vorgänge,  welche  die  Molekular- 
erneuerung im  lebenden  Organismus  bedingen,  mit  anderen  Worten  die  Er- 
nährung nicht  unter  direktem  Einfluß  des  Nervensystems  ständen.  Er  ver- 
weist ebenfalls  auf  die  Pflanzen  und  niederstehenden  Tiere.  Ein  anderer  Phy- 
siologe füln-te  aus,  daß  das  Nervensystem  gewissermaßen  in  einem  Tiere 
lebe  und  sich  nach  Art  eines  Parasiten  entwickle,  der  auf  Kosten  einer  Pflanze 
gedeihe. 


140  Das  Wesen  trophischer  Störungen  im  allgemeinen. 

Endlich  betont  Charcot,  daß  direkte  Argumente  aus  dem  Gebiete 
der  Experimentalphysiologie  gegen  die  Annahme  der  trophischen  Eigenschaften 
des  Nervensystems  herbeigezogen  worden  seien.  So  ^¥äre  die  allmähhche 
Atrophie  der  Muskehi  und  Knochen  nach  Durchschneidung  der  zu  ihnen  ver- 
laufenden Nerven  auf  die  Untätigkeit  zu  beziehen,  zu  welcher  jene  Teile 
infolge  der  Aufhebung  jedes  Einflusses  von  seiten  des  Nervensystems  ver- 
urteilt seien. 

Charcot  gibt  auch  zu,  daß  diese  passiven  Störungen  mit  den  trophischen 
Störungen  im  engeren  Sinne  nichts  gemein  hätten.  Die  letzteren  zeigten  näm- 
lich immer,  wenigstens  in  einem  gewissen  Zeitpunkt  ihrer  Entwicklung,  das 
Gepräge  der  entzündlichen  Eeizung.  Gewöhnhch  trügen  sie  gleich  bei 
ihrer  Entstehung  die  Charaktere  der  Entzimdung  an  sich  und  könnten  schheß- 
lich  zur  Verschwärung,  Gangrän  und  Nekrose  führen.  Außerdem  sei  ein  dem 
größeren  Teile  derselben  gemeinsames  Merkmal,  daß  sie  sich  infolge  der  ursäch- 
lichen Störung  in  den  Nerven  oder  in  den  Zentren,  hie  und  da  selbst  mit  merk- 
würdiger Geschwindigkeit  entwickelten.  So  sähe  man  häufig  in  gewissen 
Fällen  von  Fraktur  der  Wirbelsäule  mit  Kompression  und  Reizung  des  Rücken- 
markes Brandschorfe  auf  dem  Kreuzbein  am  2.  oder  3.  Tag  nach  der  Ver- 
letzung auftreten. 

Um  nun  zu  beweisen,  daß  die  trophischen  Störungen  die  Folge  von 
Reizung  des  Nerven  oder  des  Nervenzentrums  seien,  bezieht  sich  Charcot  auf 
die  Experimente  von  Samuel,  Meißner,  Schiff  u.  a.,  auf  die  wir  später 
in  dem  Kapitel  über  die  Keratitis  neuroparalytica  genauer  eingehen  werden. 

Charcot  resümiert  seine  Ansicht  dahin,  daß  die  Abwesenheit  der 
Tätigkeit  des  Nervensystems  keinen  direkten,  unmittelbaren  Einfluß  auf 
die  Ernährung  der  peripheren  Teile  habe,  daß  aber  die  krankhafte  Er- 
regung, Reizung  der  Nerven  oder  der  Nervenzentren  die  verschiedenartigsten 
trophischen  Störungen  hervorzubringen  vermöge.  Sehr  interessant  sind  seine 
hierfür  angestellten  Betrachtungen  betreffs  der  traumatischen  Nerven- 
störungen. Dieselben  können  die  Haut,  das  Unterhautzellgewebe,  die  Muskeln, 
die  Gelenke  und  die  Knochen  betreffen.  Da  uns  zum  Verständnisse  des  Herpes 
zoster  diejenigen  Affektionen  der  Haut  wichtig  sind,  welche  als  Folge  von 
Nervenverletzungen  auftreten,  so  verweilen  wir  noch  bei  den  von  Mougeot  (538) 
hierüber  gemachten  Angaben,  die  von  Charcot  zitiert  werden. 

Mougeot  unterscheidet  zwei  Arten:  Die  erste  Gruppe  besteht  in  Erup- 
tionen von  verschiedener  Form,  meist  aber  vesikulöser  oder  bullöser  Art.  In 
erster  Linie  führt  er  den  Zoster  an,  welchen  man  in  solchen  Fällen  ziemlich 
häufig  beobachte,  und  den  man  deshalb  mit  dem  Namen  ,,traumatischer 
Zoster"  belegen  könne. 

Ein  Mann  hatte  während  der  Junikämpfe  von  1848  eine  Kugel  in  die  untere  äußere 
Partie  des  Oberschenkels  bekommen.  Einige  Zeit  nach  Heilung  der  Wunde  traten  im  Unter- 
schenkel lebhafte  Schmerzen  auf,  welche  beinahe  kontinuierlich  waren,  sich  aber  anfalls- 
weise steigerten.  Diese  Schmerzen,  welche  von  der  Narbe  auszugehen  schienen,  verbreiteten 
sich  bis  auf  den  Fußrücken  und  folgten  offenbar  dem  Verlaufe  der  Nerven.    Diese  Neuralgie, 


Das  Wesen  tr()i)liischei'  Stöiutifien  im  allpenieiiien.  141 

welche  allen  angewandten  Mitteln  Widerstaiui  «feieistet  hatte,  war  zu  wiederholten  Malen 
während  des  Aufenthaltes  ties  Kranken  in  der  Charite  von  einer  Eruption  von  Herpesblasen 
begleitet,  welche  in  (iruppen,  die  dvu'chaus  denen  des  Herpes  zoster  glichen,  angeordnet  waren 
und  auf  der   Haut   der  schnu-rzhaften   Bezirke  ihren   Sitz  hatten. 

Als  /weite  (iiii[)pf  fühlt  «^fiiaiuiter  Anten'  pcmpliigoide  Eruptionen  an. 
Es  Imndle  sicli  um  Pe  nipliif:^us  blasen,  welche  sich  an  verschiedenen  Punkten 
der  Haut,  entspicehend  der  Ausbreitung;  der  verletzten  Nei\cn,  rasch  ent- 
wickehi  und  von  Zeit  zu  Zeit  wieder  auftreten. 

Drittens  iMne  Art  liöte,  welclie  an  Erostbeulen  eriiuieie  mit  Schwellung 
der  Haut  und  des   Unterbau tzellgewebes  (faux  phlegmon). 

Viertens  die  unter  dem  Namen  Glossy  skin  bekannte  Hautaffektion. 

Diese  Störungen  stellten  sich  in  der  Eegel  nacb  Kontusionen,  ötich- 
verletzungen,  unvollständigen  Durchschneidungen  der  Nerven  ein, 
niemals  dagegen  Ix'i    \-()llständiger  Nervendurchtrennung. 

§  141.  Einen  durchaus  entgegengesetzten  Standpunkt  in  der  Erklärung 
der  trophischen  Störungen  ninnnt  Vulpian  (539)  tin.  Derselbe  sagt  in  der 
Vorrede  der  Übersetzung  von  Weir  Mitchells  Arbtit  (540):  Ces  alterations 
sollt  des  resultats  de  troubles  de  la  iiutrition  dus  ä  l'abolition  ou  ä  la  dimi- 
nutioii  de  l'action  tiophique  des  centres  nerveux  sur  les  differents  tissus.  Er 
meint  also,  daß  durch  reflektorische  Eeize  eine  Abschwächung  in  den 
trophischen  Zentren  stattfinde,  deren  Wirkung  sich  ihrerseits  wieder  in  der 
Peripherie  geltend  mache.  Namentlich  für  die  bläschenförmigen  Aus- 
schläge, den  Herpes  mid  für  geschwürige  Prozesse  an  der  Haut  hält  er 
an  dieser  Erklärung  fest,  ebenso  vde  der  bekannte  französische  Dermatologe 
Leloir  (541).  Letzterer  meint,  daß  die  A^ulpiansche  Abschwächungstheorie 
die  Häufigkeit  trophischer  Störungen  nach  unvollständigen  Nervenver- 
letzungen und  die  Heilung  trophischer  Störungen  durch  Eesektion  des  verletzten 
Nerven  am  besten  erkläre. 

Für  die  Annahme,  daß  die  trophischen  Störungen  auf  reflektorischem 
Wege  zustande  kämen,  war  besonders  Weir  Mitchell  (540)  eingetreten, 
und  später  haben  Hayeiii  u.  a.  sich  dieser  Ansicht  angeschlossen.  In  ganz 
besonderer  Weise  hat  der  Physiologe  Gaule  (542)  sich  mit  dem  Wesen  der 
trophischen  Störungen  beschäftigt,  worauf  wir  genauer  im  Kapitel  der  Keratit. 
neuroparalytica  eingehen  werden. 

Die  Ernährungsstörungen  ledighch  durch  vasomotorische  Einflüsse 
zu  erklären,  hat  man  namentlich  in  früheren   Jahren  versucht. 

Schiff  (535)  stellte  die  Theorie  der  neuroparalytischen  Hyperämie, 
Brown  Sequard  (543)  die  der  neuroirritatorischen  Anämie  auf. 

Schiff  beobachtete  nach  Durchschneidung  der  Vasomotoren  eine  kon- 
stante Temperaturerhöhung,  die  durch  die  größere  Menge  des  in  dem  betreffen- 
den Gewebe  zirkuHerenden  Blutes  verursacht  wurde.  Treffe  nun  derartige 
hyperämische  Partien,  z.  B.  die  Lungen,  die  Kornea,  che  Magenschleimhaut, 
ein  geringer  lokaler  Eeiz,  so  entstünden  nutritive  Veränderungen,  welche  einen 
leicht  entzündlichen  Charakter  an  sich  trügen. 


142  Das  Wesen  trophischer  Störungen  im  allgemeinen. 

Brown  Öequaid  behauptete,  daß  die  Ursache  der  trophischen  Störungen 
in  Gefäßverengerungen  liege,  welche  ihrerseits  Folgezustand  von  Reizung 
der  Vasomotoren  sei. 

So  führte  er  den  akuten  Dekubitus  nach  Wirbelsäulenver- 
letzung auf  die  durch  die  permanente  Kontraktion  der  Blutgefäße  bedingte 
Anämie  zurück. 

Der  Nachweis  würde  uns  hier  zu  weit  führen,  daß  beide  vasomotorischen 
Theorien  für  die  Erklärung  der  trophoneurotischen  Erscheinungen  nicht  ge- 
nügen. Im  übrigen  verweisen  wir  speziell  auf  die  Betrachtung  der  vaso- 
motorischen Theorie  im  Kapitel  der  Keratit.  neuroparalytica. 

§  142.  Es  erübrigt  noch  auf  die  1883  erschienene  Arbeit  Schwimmers 
(544)  einzugehen,  in  welcher  derselbe  eine  von  den  vorher  mitgeteilten  Theorien 
abweichende  Meinung  vorträgt.  Er  sagt,  wenn  wir  die  Wirkung  der  Sekretions- 
nerven der  Glandula  submaxillaris,  sowie  die  Erfahrang  nach  Ischiadikus-  und 
Trigeminusdurchschneidung  betrachten,  ferner  die  Beobachtung  Obolenskys, 
einer  Atrophie  des  Hodens  nach  Durchschneidung  des  Nerv,  spermaticus,  end- 
lich die  Schrumpfung  des  Hahnenkammes  nach  Durchschneidung  des  Gangl. 
cervicale  supremum  (Legros)  verwerten,  so  handle  es  sich  nur  um  den 
Hinweis  auf  den  Einfluß  gewisser  Nerven  auf  die  Wachstums-  und  Ernährungs- 
verhältnisse, sowie  um  die  Annahme,  daß  der  Sympathikus  als  ein 
hauptsächlicher  Faktoi'  aller  dieser  Störungen  angesehen 
werden  könne.  Zur  Bestätigung  für  letztere  Behauptung  diene  die  W^ahr- 
nehmung,  daß  nach  Durchtrennung  einzelner  Rückenmarkswurzeln  von  der 
Medulla  spinalis  aus  die  mit  letzterer  in  Kontakt  bleibenden  Wurzelenden, 
als  auch  jene  Faserbündel,  welche  durch  einzehie  GangHen  die  Verbindung 
mit  dem  Zentrum  unterhalten ,  keine  Veränderung  in  der  histologischen 
Struktur  der  durchschnittenen  Nerven  zeigten,  während  die  peripheren,  außer 
Verbindung  gesetzten  Partien,  entarteten.  Da  aber  auch  die  Organteile  durch 
diese  Trennungen  die  früher  erwähnten  Veränderungen  erlitten ,  so  erhelle 
daraus,  daß  die  Medulla,  sowie  auch  die  Ganglien  des  Sympathikus 
das  supponierte  Zentrum  der  trophischen  Nerven  sein  nrüßten, 
ebenso  wie  dies  für  die  Vasomotoren  gelte. 

Übrigens  haben  schon  früher  viele  Autoren  vne  Longet  (545),  Peipers 
(546),  Müller  (547),  Axmann  (548),  Pincus  (549),  Valentin  (550),  Stil- 
lin g  (551)  und  Bidder  (552)  auf  spezifische  Beziehungen  des  Sympathikus 
zu  den  Ernährungsprozessen  im  Körper,  also  auf  dessen  trophische  Funktion 
hingewiesen. 

Nothnagel  meint,  daß  die  Reguherung  der  Ernährung  durch  (üe  Gefäß- 
nerven erfolge,  welche  reflektorisch  von  den  sensiblen  Nerven  beeinflußt  würden. 
In  älmhchem   Sinne  sprechen  sich   Leyden-Goldscheider   (553)  aus. 

§  143.  Gruenhagen  (554)  hält  die  Bew^eisgründe  für  die  Annahme 
trophischer  Störungen  auf  nervöser  Grundlage  schwankend  und  haltlos.  Wie 
überhaupt  dieser  Autor  sich  sehr  energisch  gegen  die  Annahme  trophischer 
Nerven   ausspricht.    Er   behauptet,   die  von    Samuel  aufgestellte   Lehre  von 


Das  Wesen  tiophischer  Störungen  im  allgemeinen  143 

(lein  Voiiiumlciisciii  tiopliiselici'  Xci\cii,  (Icn-n  Reizung  Eiitziüidmig,  dann 
Lähmung  und  schließlicli  Atrophie  verursachen  solle,  entbehre  jeder  durch 
exakte  Experimente  gesicherten  (Jrundlage.  Die  klinischen  Fälle,  welche  den 
Einfluß  trophischer  Nerven  auf  das  Wachstum  de)-  K<)]})ergewebe  dartun 
sollten,  bedürften  einer  Erklärung.  Denn  man  wisse  ikjcIi  \iel  zu  wenig  von 
den  Bedingungen,  unter  welchen  die  Gewebsbildung  erfolge,  um  sich  schon 
jetzt  gestatten  zu  köniien,  auffälhge  Wachstumsmodifikationen  dieser  oder 
jener  Gewebsart,  sei  es  auf  verminderte,  sei  es  auf  gesteigerte  Nerventätig- 
keit zu  beziehen.  Die  Dunkelheit,  welche  alle  hier  in  Betraclit  konnnenden 
Beobachtungen  umhülle,  Merde  durch  die  Annahme,  daß  dieselljen  auf  Wir- 
kungen trophischer  Nervenkräfte  beruhe,  nach  keiner  Eichtung  hin  aufgehellt, 
und  die  khnische  Hypothese  könne  den  zu  verlangenden  ])ljysiol()gischen  Be- 
weis niemals  ersetzen. 

Nicht  so  skeptisch  drückt  sich  Landois  (555)  aus,  welcher  sagt,  daß 
das  noch  unbekannte  Endorgan  der  trophischen  Nerven  in  den  Geweben  selbst 
liege,  deren  normalen  Stoffwechsel,  sowie  ungestörtes  Wachstum  und  intaktes 
Bestehen  sie  beherrschten.  Li  manchen  Geweben  sei  eine  direkte  Verknüpfung 
mit  Nerven  bekannt,  welche  auf  ihre  Ernährungsvorgänge  einwirken  könnten. 
Anatomisch  oder  physiologisch  kenne  man  den  Zusammenhang  der  Nerven  mit 
Hornhautzellen,  mit  den  Pigmentzellen  der  Froschhaut,  den  Binde- 
gewebskörperchen  der  Magenserosa  des  Frosches,  den  Zellen,  welche  die 
Stomata  der  Lymphräume  umgeben. 

Auf  die  Anschauungen  und  Schlußfolgerungen,  die  aus  dem  Studium 
der  Hornhautveränderungen  nach  Trigeminusaffektionen  bezüglich  der  tro- 
phischen Nervenstörungen  gewonnen  wurden,  werden  wir  später  bei  der  Schil- 
derung der  Keratitis  neuroparalj^ica  genauer  eingehen. 

§  144.  Was  nun  die  modernen  Theorien  vom  Aufbau  des  Nervensystems 
betrifft,  so  vermag  weder  die  Neurontheorie,  noch  die  Apathy-Bethe  sehe 
Fibrillentheorie  das  Wesen  der  trophischen  Störungen  befriedigend  zu 
erklären.  Nur  was  die  trophischen  Veränderungen  im  ^luskelapparat  anbelangt, 
hat  die  Neurontheorie  für  gewisse  Fälle  eine  Einsicht  verschafft.  Die 
Ganglienzelle  im  Vorderhorn  l)ildet  bekanntlich  mit  ihren  peripherischen  in 
dem  Muskel  sich  aufsplitternden  Fortsätzen  eine  Einheit,  ein  sog.  Neuron. 
Erkrankt  die  Zelle,  ^^ie  bei  der  akuten  Poliomyelitis,  so  degeneiiert  das 
ganze  Neuron.  Wird  der  Nervenfortsatz  an  irgendeiner  Stelle  durchtrennt, 
so  entartet  der  Teil  des  Neurons,  der  nicht  mit  der  Zelle  in  Verbindung  steht. 
Allerdings  haben  neuere  Untersuchungen  gelehrt,  daß  auch  Degenerationen 
in  der  Zelle  nachweisbar,  und  die  zentripetalen  Erregungen  für  die  nor- 
male Funktion  der  Vorderhornzelle  notwendig  seien  (Marinesco,  Gold- 
scheider). 

Als  trophische  Zentren  der  sensiblen  Nerven  sieht  man  che  Ganglien- 
zellen der  Spinalganglien  an.  So  wies  Joseph  (560)  nach,  daß  nach  Ex- 
stirpation  des  zweiten  Spinalganghons  bei  einer  Katze  umschiiebener  Haar- 
ausfall eintrat. 


144  Das  Wesen  trophischer  Störungen  im  allgemeiner. 

Oppenheim  (561)  nimmt  an,  daß  die  Funktion  der  Spinalganglien 
•eine  pathologische  Umstimmung,  eine  kiankliafte  Reizung  erfahren  könne :  daß 
diese  nur  dann  normal  funktionierten,  wenn  sie  die  ihr  von  der  Peripherie  zu- 
fließenden Erregungen  ungestört  nach  dem  Zentrum  fortleiten  könnten.  Er- 
krankungen des  Rückenmarks,  welclje  die  Fortleitung  der  sensiblen  Reize 
verhindern,  bedingten  eine  Anhäufung  von  Reizen  in  den  Zellen  der  Spinal- 
ganglien, welche  seine  trophisehe  Funktion  krankhaft  umstimmten,  so  daß  es 
zu  einer  pathologischen  Steigerung  der  Ernährungsvorgänge  in  der  Peripherie 
komme.  Ebenso  könnten  die  Affektionen  der  peripherischen  Nerven,  welche 
nicht  mit  einer  vollkommenen  Leitungsunterbrechung  einhergehen,  Reizzustände 
bedingen,  die  sich  auf  das  trophisehe  Zentrum  fortpflanzten  und  dessen  Funktion 
dahin  beeinflußten,,  daß  es  zu  Ernährungsstörungen  in  dem  entsprechenden 
Nervengebiete  komme. 

Auch  Gowers  (562)  erklärt  als  sicherste  Tatsache,  daß  akute  Er- 
nährungsstörungen die  Folge  von  Reizung  der  Nervenstämme  oder  Nerven- 
zentren seien,  und  daß  sie  sich  proportional  dem  Grade  der  Reizung  verhielten. 
So  zog  Lewaschew  durch  jeden  Nerv,  ischiadicus  einen  Faden  und  reizte 
dabei  den  einen  Nerven  von  Zeit  zu  Zeit  durch  Flüssigkeiten.  In  dem  Beine, 
Avelchem  der  letztere  Nerv  angehörte,  traten  viel  schneller  und  intensiver 
trophisehe  Störungen  ein,  als  in  dem  anderen. 

Nach  Gowers  könne  nur  eine  Theorie  diese  Tatsache  erklären:  Es  sei 
diejenige,  welche  annehme,  daß  die  Nervenendigungen  mit  den  Geweben  ein 
Kontinuum  in  der  Struktur  bildeten,  daß  sie  mit  denselben  eine  ähnliche  Art 
von  molekularem  Kontakt  eingingen,  wie  er  in  den  Geweben  selbst  bestehe, 
und  daß  die  Ernährung  der  Gewebsmoleküle  durch  die  der  Nerven  bestimmt 
werde.  Der  irritative  Vorgang  steige  in  den  Nerven  abwärts,  gehe  von  ihnen 
auf  die  Gewebe  über  und  durchdringe  dieselben.  Wir  könnten  auf  diese  Weise 
die  in  den  Muskeln  auftretenden  Störungen  ebenso  gut  verstehen,  wie  die  in 
der  Haut  und  anderen  Geweben  vorkommenden,  welche  deutlich  unter  dem 
Einflüsse  der  sensiblen  Nerven  stünden. 

Was  nun  die  von  Alb  recht  Bethe  (563)  auf  Grund  eines  gelungenen 
Tierexperimentes  ausgesprochene  Schlußfolgerung  betrifft,  daß  die  Ganglien- 
zellen mit  der  eigenthchen  nervösen  Funktion  nichts  zu  tun  hätten,  sondern 
daß  sie  nur  den  Bestand  der  Nervenfibrillen  gewährleisteten,  so  dürfte  diese 
modernste  Theorie  vielleicht  dereinst  von  großer  Tragweite  für  die  Erklärung 
der  trophischen  Störungen  werden.  Weist  dieselbe  doch  den  Ganglien  über- 
haupt nur  trophisehe  Eigenschaften  zu,  welche  in  der  Erhaltung  des  Gleich- 
gewichts zwischen  Dissimiherungs-  und  Assimilierungsprozessen  gemäß  der 
Heringschen  Theorie  von  der  lebenden  Substanz  bestehen. 

Um  Wiederholungen  zu  vermeiden,  werden  wir  später  unsere  eigene  An- 
sicht über  das  Wesen  der  trophischen  Störungen  im  allgemeinen  nach  genauer 
Vorführung  der  experimentellen  und  klinischen  Erfahrungen  bei  der  Be- 
schreibung des  Herpes  zoster  ophthalmicus  und  der  Keratitis  neuroparalytica 
anführen. 


Die  vasomotorisch-trophisclicn   RtiiDiiiiicii   im  Tri^'fininusgebiet.  145 

Die  vasomotorisch-trophischen  Störungen  im  Trigeminusgebiet. 

§  145.  Zum  bfssci'cii  Ycistäiidiiis  und  dci'  X'ollstäiidi^kcil  liiillici-  wollen  \\'\r 
erst  die  tu)])liisch-vasomotorischen  Störuii^cii  im  ganzen  Ausl»icitungH<4(d)iet 
des  Quintus  einer  Betrachtunp;  unterziehen,  bevor  wir  uns  zui'  llcspiechung 
der  tropliischen  Störungen  im  vorderen  Hulbusabschnitt  wenden. 

Eine  das  ganze  (icbict  des  'l'rigeminus  und'asscndc  tropbiscbe  Störung 
stellt  die  sog.  He  miatropiiia  facialis  progressiva  dar.  Diese  von  Kom- 
berg  zuerst  beschriebene  Affektion  l)esteht  in  einer  ganz  allmählichen,  manch- 
malniit  Schinerzen  und  Parästhesien  einhergehenden  Atrophie  des  Gesichts, 
die  meist  gleichmäßig  Haut.  Unterhautbindegewebe,  Muskeln  und  Knochen 
befällt.  Die  betroffene  Seite  sinkt  ein,  wobei  die  Haut  eine  bräunlich-weiße 
Verfärbung  annimmt.  Die  Knochen  atrophieren;  die  Zähne  fallen  aus;  die 
Haare  werden  düini  und  grau.  Meist  bleibt  die  Krankheit  auf  eine  Gesiclits- 
hälfte  beschränkt.    [Eulen bürg  sah  einen  doppelseitigen  Eall  (564).] 

Wir  beobachten  gegenwärtig  in  der  PohkUnik  folgenden  Eall  dieser  merk- 
würdigen Krankheit  (siehe  Eig.  '23.  S.  14(5): 

Das  jetzt  14jährige  Mädchen  datiert  sein  Leiden  vom  7.  Jahre  ab.  In  diesem  Alter 
wurde  es  in  der  Schule  iilötzlich  von  heftigem  Nasenbhiten  befallen.  Seit  jener  Zeit  soll  die 
linke  Gesichtsseite  immer  nielu'  abgemagert  sein.  Sie  hatte  nie  Schmerzen  und  nie 
Zuckungen  in  der  Gesichtsmuskulatur.  Die  Kinderkrankheiten  waren  bei  der  Patientin 
leicht  verlaufen. 

Bei  der  Untersuchung  zeigte  sich  die  linke  Gesichtshälfte  namentlich  über  dem  Unter- 
kiefer und  seitlich  vom  Jochbogen  stark  abgeflacht.  Die  Haut  war  etwas  gelblich  verfärbt, 
stark  verdünnt  und  haftete  fest  dem  unterliegenden  Knochen  an.  Das  Unterhautfettgewebe 
schien  ganz  geschwunden  zu  sein.  Einen  beinahe  total  atrophischen  Eindruck  machte  der 
linke  M.  temjDoralis.  Die  Sensibilität  war  in  allen  drei  Quintusästen  für  alle  Qualitäten  intakt. 
Störung  der  Tränen-  oder  Speichelsekretion  wurde  nicht  beobachtet.  Die  Zunge  war  nicht 
atrophisch  und  wurde  gerade  herausgestreckt.  Die  Kraft  der  Kaumuskeln  erschien  nicht 
herabgesetzt.  An  den  Hirnnerven  und  den  Extremitäten  wurde  keine  wesentliche  Abweichung 
von  der  Norm  wahrgenommen.    Kornea,  Konjunktiva.  Pupillen,  Fund,  oculi  normal. 

Bemerkenswert  erschien  uns  in  diesem  Ealle,  daß  die 
Atrophie  über  den  anatomischen  Verbreitungsbezirk  des  Trige- 
minus  hinwegschritt,  und  zwar  oben  in  das  Gebiet  des  Kerv. 
occipitalis  minor,  unten  in  das  des  N.  auricularis  magnus,  ein 
Umstand,  der  auch  in  unserem  Ealle  zum  Zweifel  berechtigt,  ob  es  sich  bei 
dieser  Kranklieit  um  eine  wirkliche  Trophoneurose  des  Quintus  handelt.  Be- 
kanntlich ist  neuerdings  von  Möbius  eine  ganz  andere  Theorie  betreffend 
dieses  Leidens  aufgestellt  worden,  welches  Virchow  und  Bärwinkel  als  eine 
vom  Trigeminus  ausgehende  Trophoneurose  betrachteten.  Letztere  Annahme 
schien  durch  die  anatomische  Untersuchung  eines  von  Romberg  und  später 
von  Virchow  khnisch  beobachteten  Ealles  gestützt;  Mendel  (565)  nämhch  fand 
bei  der  Untersuchung  des  hnken  Trigeminus  desselben  Ealles  in  sämtlichen 
Asten  von  seinem  Ursprung  an  bis  zu  seiner  Ausbreitung  die  Endprodukte 
einer  Neuritis  interstitiahs  prohferans  (Virchow).  ^löbius  behauptet  hin- 
gegen, daß  es  sich  in  den  Eällen  von  halbseitigem  Gesichtsschwunde  um  die 

Wilbrand-Saenger,  Neurologie  des  Auges.    II.  Bd.  I.  Abteihing.  'f' 


146 


Die  Hemiatrophia  faciei. 


Wirkung  eines  lokalisierten  meist  von  den  Tonsillen  aus  eingedrungenen 
Infektionsstoffes  handle,  und  zwar  aus  dem  Grunde,  Aveil  sich  diese  dunkle 
Krankheit  oft  an  entzündliche  Prozesse  und  Verletzungen  der  Nachbarschaft 
anschlösse  (Angina,  Zahnabszeß). 

Eine  andere  frühere  Hypothese  nahm  eine  primäre  lokale  Atrophie  des 
subkutanen  Zellgewebes  an,  infolge  deren  die  elastische  Haut  die  Gefäße  kom- 
primiere, wodurch  dann  schließlich  die  Knochen  und  Haut  selbst  atrophisch 
würden. 

Sehr  interessant  ist  der  von  Seelig müller  beobachtete  Fall  A'on  Hemi- 
atrophia facialis  nach  einer  Verletzung  des  Halssympathikus. 

Auch  wir  möchten  daher, 
ebenso  wie  Oppenheim  (566)  die 
Sympathikustheorie  der  in 
Eede  stehenden  Affektion  nicht 
so  ohne  weiteres  ablehnen,  wie 
es  Möbius  tut. 

Anderweitige  vasomoto- 
rische Störungen  bei  dieser  Er- 
krankung fanden  wir  in  folgenden 
zwei  Fällen: 

Graff  (40*2)  berichtet  über 
einen  36jährigen  Mann,  welcher 
an  progressiver  Paralyse  auf 
luetischer  Basis  litt  und  zugleich 
die  Erscheinungen  einer  links- 
seitigen Hemiatrophia  facialis  pro- 
gressiva darbot.  Im  Verlaufe  der 
Erkrankungen  traten  Blutungen 
in  die  Bindehaut  auf  und  links  die 
Erscheinung  einer  Keratitis  neuro- 
paralytica  (keine  Sensibilitäts- 
störung) mit  Ausgang  in  Phthisis 
l)ulbi.  Wiederholt  stellte  sich  auch  Nasenbluten  aus  dem  hnken  Nasengang  ein. 
Graff  führt  ferner  einen  schon  früher  von  uns -erwähnten  Fall  an,  in 
welchem  bei  einem  30jährigen  Paralytiker  plötzlich  zahlreiche  Blu- 
tungen der  Bindehaut  sichtbar  wurden,  die  Tränensekretion  in  der  Folge 
sistierte,  die  Hornhäute  trocken  wurden,  aber  klar  blieben.  Die  Autopsie 
ergab  in  der  einen  der  Untersuchung  zu  Gebote  stehenden  Gehinihälfte 
Hämorrhagien  in  der  al)steigenden  kleinen  Tiigeminuswui'zel  und  im  Locus 
caeruleus. 

In  einer  Dissertation  hat  Max  Beei'  (567)  nachgewiesen,  daß  unter  den 
bis  jetzt  jmblizierten  Fällen  Aon  Hemiatr.  facial.  ätiologisch  die  Infektions- 
und Erkältungskrankheiten  die  erste  Stelle  (44,8%)  einnehmen,  dann  folgen 
die  Traumen   (33,9%)  und   die  Nervenleiden   (21,8%);   6,4%  sind  kongenital 


Flg.  2:i. 
A.  B.,  14  jähriges  Mädchen  mit  Hemiatroiihia  faciei. 


Vasoiiiotorisch-trophischc   Störungen   bei  Triji;cininusaff('ktioncn.  147 

nitstiuidcii ;  Ixi  :iS'\,  liinidcltc  es  sicli  um  Hautkrankheiten,  lieicditäre  Be- 
lastung war  in  '27,4:"„  iuiclnveisl)ai'.  In  '22,:}%  waren  Sensihilitiitsstörungen 
und  Neuralgien  im    Quintu^•gel)iete  \(itliiinden. 

Aus  alledem  ist  ersiclitücli.  dal.)  die  l'atiiogenese  dei'  1  lemia  t  lopliia  faciei 
y,iii' Zeil  nocli  ein  Punkel  umscliweht .  und  dalj  es  fiaglicli  ei'sclieint,  oh  die  Er- 
niihi'ungsstönnigen  im  (iesicht  hei  dieser  Kiankhcil  mit  N'ciiindeiungen  im 
Quintus  üherhaiipl    zusanmienhängen. 

Daß  ahei'  1  i()])hische  Störungen  hei  C^)uintus-]^jikran  kuiigen  vor- 
kounnen,  die  mit  größter  Wahrscheinlichkeit  auf  pathologische  Alterationen 
in  den  Bahnen  dieses  Nerven  zurückgeführt  werden  dürfen,  dafür  möchten 
wir  folgende   klinische  Beobachtungen  als  Beispiele  anfühicn: 

§  146.  Eulen  hurg  (748)  stellte  eine  Patientin  vor  mit  vasomotoiischer 
Neurose  im  Gebiet  des  Trigennnus.  Es  bestand  vorübergehend  hochgradige 
Hyperämie  und  Quaddeleruption,  die  auch  durch  Streichen  des  Gesichts 
mit  den  Händen  hervorge)ufen  werden   konnte. 

Blutungen. 

§  147.  Li  dem  Falle  T.  v.  Meyers  (334)  mit  Anästhesie  der  rechten  Ge- 
sichtshälfte und  Lähmung  der  Kaumuskulatur  floß  öfters  aus  der  rechten 
Nasenhöhle  Blut,  die  Kapillargefäße  der  rechten  Backe  blieben 
bis  zum  Tode  injiziert.  Die  Temperatur  der  rechten  Backe  und 
Infraorbitalgegend  war  bis  zuletzt  1 — 1,5*'  E.  wärmer  als  die  der 
linken  Seite.  Die  Sekretionen  der  Nase  und  Mundhöhle  waren  nicht  be- 
einflußt. Kerat,  neuroparal.  Der  Nerv,  quintus  sowie  das  GangHon 
Gasseri  erweicht. 

Abercrombie  (413)  berichtet  über  einen  Kranken  mit  Anästhesie  der 
einen  Seite  des  Gesichtes,  in  der  entsprechenden  Nasenhöhle  und  im  Auge. 
Blutungen  von  Zeit  zu  Zeit  aus  dem  linken  Nasenlocheund  Schmerzen, 
von  Fieberbewegungen  begleitet,  in  den  gefühllosen  Teilen.  Es  stellte  sich 
häufig  Entzündung  des  linken  Auges  ein  mit  Trübung  der  Hoin- 
haut,  letztere  ulzerierte. 

Der  Quintus  der  linken  Seite  zeigte  sich  bei  der  Sektion  in  der  Nähe  des 
Ganglion  Gasseri  von  äußerst  dichter  Konsistenz.  Hinter  dem  Ganghon  zeigte 
er  sich  in  hohem  Grade  atrophisch,  und  an  seiner  Yereinigungsstelle  mit  dem 
Pons  Varolii  war  nichts  als  ein  membranöses  Gewebe  sichtbar. 

Li  einer  anderen  Beobachtung  Abercrombies  (413)  war  ein  Kranker 
von  Hemiplegie  der  Hnken  Seite  befallen  ohne  Verlust  des  Gefühls  in  Arm 
und  Bein,  während  in  der  linken  Gesichtshälfte  sowohl  Empfindung  als  Be- 
wegung aufgehoben  waren.  Die  Schleimhaut  des  linken  Nasenloches 
hatte  beständig  eine  dunkelrote  Farbe,  und  oft  fanden  Blut- 
austritte aus  demselben  statt.  Die  Konjunktiva  des  linken  Auges 
injizierte  sich  stark:  darauf  entstand  Trülning  und  Ulzeration 
dei-  Hoi'nhaut.   und    zuletzt   gänzlichn  Desorganisation  des  Auges. 

10* 


148  Vasomotorisch-trophische  Störungen  bei  Trigeminiisaffektionen. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  eine  Geschwulst  in  der  hnken  Hälfte  der  Varols- 
hrücke,  welche  das  austretende  fünfte  und  siebente  Kervenpaar  gegen  den 
Schädel  gedrückt  hatte. 

Bei  einer  lediglich  im  IL  Aste  vorhandenen  Anästhesie  mit  zeitweise 
eintretenden  Schmerzen  in  der  gefühllosen  Gesichtshälfte  tränte  das  Auge 
oft,  die  Nase  war  trocken  und  ebenso,  wie  das  obere  Zahnfleisch 
der  leidenden  Seite  sehr  zu  Blutungen  geneigt.  Auch  gab  diese 
Kranke  Piombergs  (311,  daselbst  S.  257)  an,  daß  die  von  Anästhesie  befallene 
Backe  bei  der  Einwirkung  der  Kälte  sogleich  blutrot  würde,  womit  die  normale 
Farbe  der  gesunden  S?ite  auffallend  kontrastierte. 

Auch  in  dem  S.  149  erwähnten  Falle  von  S  er  res  (353)  waren  Blutungen 
des  Zahnfleisches  auf  Seiten  der  Anästhesie  vorhanden. 

In  der  oben  erwähnten  Beobachtung  Graffs  (402)  mit  Hämorrhagie  in 
der  absteigenden  Trigeminuswurzel  und  im  Locus  caeruleus  fanden  sich 
Blutungen  in  die  Bindehaut  der  Seite  der  Trigeminusaffektion, 

Auch  in  den  von  v.  Hippel  (404)  beschriebenen  Fällen  sind  Blutungen 
in  die  Bindehaut  erwähnt. 

:  .Temperaturerhöhungen   usw. 

§  148.  In  dem  Fälle  von  Long  und  Egger  (336)  fand  sich  Tempe- 
raturerhöhung auf  der  Seite  der  gelähmten  linken  Wange.  L.  Keratitis 
neuroparalytica . 

In  der  Beobachtung  Huguenins  (384,  daselbst  S.  120)  wurde  neuro- 
paralytische  Hyperämieauf  selten  der  Lähmung  konstatiert. 

Long  und  Egger  (336),  Fall  IL  Anästhesie  der  linken  Gesichtshälfte, 
welche  in  der  oberen  Kopfhälfte  am  ausgesprochensten  war,  Anästhesie  der 
Schleimliaut  l)is  zum  linken  Stimmband  (inkl.),  links  totale  Ageusie,  rechts 
nur  auf  dem  Zungengrund,  links  Hörschwäche.  Von  neuroparalytischer  Hyper- 
ämie oder  Keratitis  keine  Spur,  trotz  vollständiger  Anästhesie  der  Kornea  und 
Konjunktiva ;  hingegen  wurclen  öfter  auf  der  linken  Gesichts-  und  Zungenhälfte 
vasomotorische  Störungen  beobachtet:  vorübergehende  Hyperämie  und 
konstant  tiefere  Hauttemperatur. 

In  einer  Beobachtung  Ro  mbergs  (311,  daselbst  S.  48)  hatte  die  Neuralgie 
ihren  Sitz  im  I.  Aste  des  linken  Quintus  und  war  von  reichhchem  Tränenerguß, 
vermehrter  Wärme  und  Pulsfrequenz  begleitet. 

In  der  S.  149  erwähnten  Beobachtung  Riglers  (428)  war  die  Haut  der 
anästhetischen  Gesichtshälfte  auffallend  blaß. 

In  dem  Falle  Stamms  (372,  S.  118)  war  die  Mundschleimhaut  der  rechten 
Seite  seit  dem  Eintritt  der  Anästhesie  stets  trocken,  während  die  der  hnken 
Seite  feucht  erschien. 

Nach  Homer  (418)  ist  beim  Herpes  zoster  oj^hth.  ganz  regelmäßig  eine 
bedeutende  Temperaturdifferenz  zwischen  beiden  Seiten  nachzuweisen. 


Vasomotoj-i.sc'h-tr(i])his('li<'   Stru'unycn   hei  Tiif^cminnsafiVktioiHii.  149 

ScllWillid    des    /:i  li  iiscli  llU'lzeS. 

§  149.  Im  balle  \()ii  l.()ii,tj;  uimI  I'j^'j^ci'  (88(),  daselbst  S.  104)  iiiil  /ieinlich 
kompliziert  verteilter  Hypästhesie  der  linken  Seite  und  Atroj)liie  der  linken 
Trigeniinusmuskeln  wurde  Sclnvniid  des  Schmelzes  der  Zähne  am  linken  Ober- 
kiefer konstatiert.  Links  die  Konjunktiva  stark  gerötet,  die  J\()iiiea,  getrübt. 
Kei'atitis  neur()]»aialytica. 

Skorbutartige  Zahnlleisch  xctiindeiungen    mit    niutungen. 

§  150.  Tn  dem  Falle  von  Seiics  (ßö'd,  daselbst  S.  111)  mit  i'echtsseitiger 
Keratitis  neuroparalytica  und  Anästhesie  der  rechten  Gesichtshälfte  ent- 
zündete sich  das  Zahnfleisch  auf  der  rechten  Seite,  zuerst  am  Oberkiefer,  dann 
am  Unterkiefej'.  und  (^s  entwickelte  sich  eine  skorbutische  Affektion,  die  später 
auch  auf  das  linke  Zahnfleisch  sich  ausdehnte,  jedoch  in  geringerem  Grade. 
Das  Zahnfleisch  hatte  sich  an  der  rechten  Seite  von  den  Zahnwurzeln  abgelöst. 
I)i(>  Zähne  seilest  waren  lose.  Bei  der  Sektion  fand  sich  eine  Erkrankung  des 
Ganglion  Gasseri.  Dasselbe  war  von  graugelber  Farbe  und  an  der  Stelle,  wo 
der  Ramus  ophthalmicus  abgeht,  gerötet  und  injiziert.  Auch  die  drei  Haupt- 
äste nahmen  an  der  Veränderung  der  Farbe  und  Struktur  teil. 

Li  der  Beobachtung  F.  v.  Meyers  (334)  mit  Anästhesie  der  rechten 
Gesichtshälfte  und  Lähmung  der  Kaumuskeln,  Keratitis  neuroparalytica, 
war  das  Zahnfleisch  der  rechten  Seite  in  einem  Zustande  skorbutischer  Er- 
weichung; aus  der  rechten  Nasenhöhle  floß  öfters  Blut,  die  Schleimhaut 
war  exkoiiiert.  Sektion.  Neuritis  und  Erweichung  des  N.  trigenünus  und  des 
Ganglion  Gasseri. 

Trophische  Störungen   am  äußeren  Ohre. 

§  151.  Eiglei-  (428)  berichtet  ül)er  folgenden  Fall.  Ein  Türke  stürzte 
vom  Pferde  auf  die  linke  Seite  des  Kopfes.  Links  Keratitis  neuroparalytica. 
Vollstiuidige  Anästhesie  derhnken  Gesichtshälfte  im  ganzen  Gebiete  des  Quintus. 
Die  linke  Partie  der  Mundschleimhaut  und  der  Schnei derschen  Membran 
bluteten  bei  der  geringsten  Reizung. 

Der  Kranke  klagte  besonders  ül)er  die  ungleiche  Farbe  seines  Gesichtes, 
dessen  linke  Hälfte  auffallend  blaß  und  schlaff  war,  sow'ie.auch  über  die  Un- 
empfindlichkeit  der  linken  Mundhälfte  und  über  das  stete  Wundsein 
der   linken  Ohrmuschel. 

Trophische  Störungen  der  anästhetischen  Kopfschwarte. 

§  152.  Marines  CO  et  Serieux  (454)  veröffentlichen  folgenden  inter- 
essanten Fall.  Eine  40jährige  ^lelancholika  zog  sich  durch  einen  in  Selbstmord- 
absichtt  abgegebenen  Revolverschuß  eine  rechtsseitige  Fazialislähmung,  eine 
Lähmung  der  beiden  oberen  Trige  minusäste  und  eine  Parese  des  Nerv. 


150  Vasomotorisch-trophische  Störungen  bei  Trigeminusaffektionen. 

maxillaris  inferior  zu.  Die  Fazialislähmung  war  eine  typisch  peripherische 
und  totale.  Die  Zunge  wich  nach  links  ab,  die  rechte  Hälfte  zeigte  Atrophie, 
Die  Anästhesie  verschonte  nur  einen  Teil  des  Gebietes  des  Nerv,  infra- 
maxillaris.  Alle  sensiblen  Funktionen  waren  völlig  aufgeholfen;  Nadelstiche 
nicht  schmerzhaft,  sondern  als  ,, Schlag"  empfunden,  Berülirung  wurde  über- 
haupt nicht,  jeder  Druck  hingegen  sofort  gefühlt.  Spontane  Schmerzen 
bestanden  namentlich  im  Gebiete  des  Nerv,  supra-  und  inframaxillaris,  das 
Korium  nicht  beschädigt. 

Die  Haut  im  anästhetischen  Gebiete  war  glatt,  wie  infil- 
triert und  unelastisch;  der  elektrische  Leitungswiderstand  er- 
heblich erhöht.  Die  Haut  des  rechten  Lides  war  auffallend 
pigmentarm.  Die  Wimpern  erschienen  länger.  Das  Flaumhaar 
der  rechten  Gesichtshälfte  war  dichter,  die  Augenbrauen  selbst 
dünner,  aber  nach  oben  fast  bis  zur  Haargrenze  verbreitert. 
Die  anästhetische  Partie  der  Kopfschwarte  war  fast  haarlos, 
aber  es  kam  in  Betracht,  daß  auf  derselben  zahlreiche  Ulzera- 
tionen  schon  längere  Zeit  bestanden.  Das  rechte  Auge  war  durch 
Ophthabiiie  fast  zerstört.  Die  Hauttemperatur  der  rechten  Wange 
zeigte  sich  um  0.7°  niedriger  als  diejenige  der  linken.  Tränen- 
und  Schweißsekretion  sind  rechts  gesteigert.  Schwache  Pilo- 
karpindosen,  welche  links  unwirksam  blieben,  steigerten  sie 
rechts  erheblich. 


Oberflächliche  Exulzeration  der  Lider   und    Ödem. 

§  153.  Melville  Block  (791)  beobachtete  ein  angioneurotisches  Ödem 
der  Bindehaut  bei  einem  32jährigen  Manne,  einhergehend  mit  Störungen  des 
Allgemeinbefindens  (Magenbeschwerden).  Li  drei  Tagen  war  das  Ödem  wieder 
verschwunden. 

de  Schweinitz  (788)  sah  eine  Frau,  welche  kurze  Zeit  nach  dem  Auf- 
treten eines  Ödems  der  01)erlider  und  der  Stirnhälfte  von  einer  heftigen  Supra- 
orbitalneuralgie  der  Seite  des   Ödems  befallen  wurde. 

James  Adams  (341)  beobachtete  einen  56jährigen  Patienten.  Eechts 
bestand  Ptosis  und  Lidödem  und  oberflächliche  Exulzeration  des 
Lides.  Eechts  Keratitis  neuroparalytica.  Die  rechte  Supraorbital- 
gegend,  sowie  die  rechte  Nasenseite  und  Nasenschleimhaut  waren  völlig  gefülil- 
los.  Partielle  Anästhesie  fand  sich  außerdem  noch  in  der  Submaxillargegend. 
Lähmung  des  HL,  IV.,  V.  und  VL  Gehirnnerven.  Sektion.  Aneurysma  im 
Sinus  cavernosus. 

Im  Falle  Sachsalber  (455)  mit  doppeltseitiger  Trigeminusaffektion  luid 
doppeltseitiger  Keratitis  neuroparalytica  bestand  symmetrisch,  ent- 
sprechend dem  Verbreitungsbezirke  des  I.  Astes,  Alopecia  areata,  ferner  doppelt- 
seitiger Nasen-,  Kachen-,  Tul)en-  und  Paukenhöhlenkatarrh. 


Herpes  corneae  neuralgicus.  151 

Alle  diese  kliiüsclicii  Ucohachtuiii^fcii  spi-cclicii  t'iif  die  Aiiiiahnie,  daß  dem 
Trige  minus  trophische  l^'unkijoiieii  imiewolmeii.  Durch  welche  jjedinginigeii 
dieselben  in  dem  spei^iellen  Falle  in  l^jrscheinung  treten,  ist  außerordentlich 
schwer  zu  entscheiden.  Geht  doch  schon  aus  der  Einleitung  zu  diesem  Kapitel 
zur  Genüge  hervor,  welch  verschiedene  Theorien  Ijetreffs  des  Zustandekonmiens 
von  trophischen  Störungen  aufgestellt  worden  sind,  als  Beweis,  daß  wir  eben 
noch  vor  einem  dunklen  Gebiete  der  Pathologie  stehen.  Es  dürften  daher  solch 
apodiktische  Aussprüche  wie  z.  B.  der  Hagelstamms  (335)  „der  Tngemirms 
führe  keine  spezifisch-tiophischen  Nervenfasern;  auch  übten  die  Zellen  des 
Gangl.  Gasseri  keinen  direkten  trophischen  Einfluß  auf  die  peripheren  Organe 
aus"  durchaus  verfrüht   und  nicht  gehörig  bcgniiidet  erscheinen. 

Vasomotorisch-trophische  Störungen  am  vorderen  Bulbusabschnitt. 

a)  Heipes   corneae   neuralgicus    [Seh  mid  t-lii  mpier  (414)]. 

§  154.  Klinisch  beobachten  wir  nicht  selten  gleichzeitig  mit  heftigen 
Schmerzen  im  Verlaufe  des  N.  supraorbit.  und  im  Auge  ein  Aufschießen  von  einer 
Anzahl  kleiner,  wasserheller  oder  trübgrauer,  stecknadelspitz-  bis  stecknadel- 
kopfgroßer Bläschen  auf  der  Hornhaut,  Dabei  besteht  gelegentlich  eine  ge- 
wisse Herabsetzung  der  Sensibilität  der  Kornea  und  Hypotonie  des  Bulbus. 

Diese  Bläschen  pflegen  nach  12 — 18  Stunden  fast  vollständig  verschwunden 
zu  sein.  Das  periodische  Wiederauftreten,  sowie  die  Schmerzen  geben 
der  Affektion  einen  neuralgischen  Charakter. 

Schmidt-Ri  mpler  (415)  beobachtete  ein  19jähriges  Mädchen,  bei  welchem  monate- 
lang täglich  nachmittags  diese  Bläscheneruption  auftrat,  nachdem  1  bis  2  Stunden  vorher 
lebhafte  Schmerzen  in  der  Stirn  und  dem  Auge  bestanden  hatten,  die  auch  nach  Ausbruch 
der  Bläschen  bis  gegen  Abend  anhielten. 

In  Ranzohoffs  Beobachtung  (416)  trat  die  Bläscheneruption  mit  der  Menstruation 
ein  und  war  von  Lichtscheu,  Tränen  und  Ziliarinjektion,  sowie  von  verengter  Pupille,  Kopf- 
schmerz, Müdigkeit  und  Appetitlosigkeit  begleitet.  Einige  Tage  vor  Eintritt  der  neuen  Er- 
krankung trat  psychische  Aufregung,  dazu  starker  Schnupfen,  Appetitlosigkeit  und  ein 
Gefühl  von  Abgeschlagensein  auf.  Es  handelte  sich  um  eine  28jährige  Frau,  welche  seit  ihrer 
Pubertät  an  diesem  Leiden  litt. 

In  Landesbergs  Falle  (417)  trat  bei  einem  sonst  gesunden  lojährigen  Mädchen 
fünfmal  in  einem  halben  Jahre,  mit  den  Menses  zusammenfallend,  eine  Eruption  kleiner 
Bläschen  auf  einer  der  beiden  Corneae  auf.     Gewöhnlich  heilte  die  Eruption  sehr  rasch. 

Horst  mann  (42.'>)  beobachtete  bei  einer  40jährigen,  sonst  vollständig  gesunden 
Friseurin  das  Auftreten  einer  etwa  linsengroßen  Blase  im  Zentrum  der  rechten  Kornea. 
Die  Patientin  führte  die  Affektion  auf  eine  Verletzung  mit  einem  abgesprungenen  Haare 
zurück.  Es  bestand  Tränen,  perikorneale  Injektion  und  Schmerz  in  der  Supraorbitalgegend. 
Die  Blase  platzte,  und  nach  2  Tagen  war  nicht  die  geringste  Abnormität  zu  finden.  Nach 
3  Wochen  trat  wieder  Blasenbildung  auf  demselben  Auge  ein.  Dieser  Zustand  wiederholte 
sich  darauf  noch  achtmal,  jedoch  begann  er  jetzt  immer  mit  Schmerzen  in  der  Supra- 
orbitalgegend, die  Stirnhaut  war  schwach  geschwollen.  Das  Schmerzgefühl 
lokalisierte  sich  besonders  längs  des  Verlaufes  des  X.  supraorbitalis.  Horst  mann  faßt  die 
Affektion  als  eine  Neurose,  entsprechend  dem  Herpes  zoster  frontalis  auf.  Wir  werden  später 
auf  diesen  Fall  zurückkommen. 


152 


Herpes  corneae  neuralgicus. 


Auch  wir  hatten  Gelegenlieit,  einen  selir  nervösen  älteren  Herrn  zu  beobachten, 
bei  welchem  seit  etwa  20  Jahren  in  Zwischenräinnen  von  mehreren  Wochen  bis  Monaten  unter 
heftigen  Schmerzen.  Tränen,  Lichtscheu  mid  allgemeinem  Unbehagen  Bläschenkonglomerate, 
die  wie  Trauben  aussahen,  auf  der  Hornhaut  aufschössen  und  dem  Patienten  sehr  viel  Un- 
annehmlichkeiten bereiteten.  Aus  dem  Zustande  seines  Allgemeinbefindens  konnte  er  immer 
das  Nahebevorstehen  der  Bläscheneruption  vorhersagen.  Als  einzigstes  Mittel  die  Beschwerden 


Fig.  24. 
Nach  Kendali:  Über  Herpes  corneae.     Zürich. 

a)  Zweifach  natürliche  Größe.  Gruppe  von  Herpesbläschen  im  Zentrinn  der  Horn- 
haut, nach  oben  kleine,  infiltrierte,  des  Epithels  entbehrende  Stellen. 

b)  Herpes  corneae  catarrhalis.  Zweifach  natürliche  Größe.  Herpesbläschen  nach  innen 
und  nach  innen  oben.  Oben  und  außen  ein  Geschwür  mit  tiefem  oberen  Rand,  etwas 
infiltriert.    Die  Krankheit  besteht  seit  drei  Wochen. 

c)  Natürliche  Größe  von  a. 

d)  Ulcus  herpeticum.    Erkrankinig  des  Auges  seit  acht  Wochen. 

e)  Ulcus  herpeticum  mit  Gefäßbildung.    Die  Krankheit  besteht  seit  14  Tagen. 

des  Anfalls  rascher  zu  heben,  war  das  Übergießen  der  Hornhaut  mit  einer  6"/q  Argentum- 
nitricumlösung  und  sofortiges  Neutralisieren  derselben  mit  Kochsalzlösung  erprobt  worden. 
Dadurch  wurden  die  Bläschen  zum  Platzen  gebracht,  und  waren  nach  wenigen  Tagen  die 
Reizzustände  verschwunden. 


ß)  Der  Herpes  febrilis   corneae  [Homer  (418)]. 

§  155.  Bei  fieberhaften  Krankheiten  schießen  oft  gleichzeitig  mit 
Bläschen  auf  der  Haut  der  Lippen,  der  Wangen,  der  Lider  unter  mehr  oder 
weniger  starker  Lichtscheu,  Injektion,  Tränen  und  Schmerzhaftigkeit  des 
Auges,  Bläschen  auf  der  Hornhaut  auf. 

Hinsichtlich  der  Ätiologie  möchten  wir  hier  eines  Falles  von  Sulzer  (504)  Envälnunig 
tun,  welcher  einen  Patienten  mit  Harnröhrenstriktur  und  chronischer  Zystitis  behandelte. 


Herpes  febiilis  corneae.  151? 

In  dem  stark  citeilialtiRen  Urin  fanden  sich  Sta])iiyl()kokkcn,  Pneumokokken  und  das 
Bacterium  coli  commune.  1 891  wurde  eine  gewaltsame  Dilatation  der  Haj'nrölire  vorgenommen, 
worauf  eine  Eruption  von  Herpesbläschen  an  der  rechten  Hornhaut  erfolgte.  Die  forcierte 
Dilatation  der  Harnröhre  wurde  im  Februar  1898  wiederholt.  Einige  Stunden  nach  der 
Operation  trat  heftiger  Schüttelfrost  auf,  die  Temperatur  stieg  auf  41"  usw.  Als  J'atient 
nach  dreitägiger  Bewußtlosigkeit  wieder  zu  sich  kam,  war  das  ganze  (iesiclit  mit  Herpes- 
bläschen übersät,  mit  denen  sich  aucii  die  Mund-  und  Bachenschleimhaut  bedeckt  zeigten. 
Beide,  Bindehaut  und  Hornhaut,  beteiligten  sich  an  dieser  Kruption.  Das  linke  Auge  heilte 
aus,  auf  dem  rechten  Auge  kamen  mit  Regelmäßigkeit  alle  drei  Wochen  frische  Nach- 
schübe von  Herpesbläschen  in  der  mittleren  H()rniiaiit|)artie.  Dieser  Zustand  dauerte 
8  Monate. 

Die  diese  Eru))li()ii  he^'leiteiuleii  Schnieizeii  besclD'äiikeii  sich  /uweileii 
nur  auf  das  Unbehagen,  als  ob  ein  Fremdkörper  im  Auge  wäre,  zuweilen  sind 
sie  aber  unerträglich  und  nehmen  einen  neuralgischen  Charakter  an.  Diese 
heftigeren  Schmerzen  will  Wangler  (42())  schon  als  Komplikation  betrachtet 
wissen,  weil  dieselben  bei  Fällen,  welche  gleich  anfangs  durch  einen  Schluß- 
verband vor  sekundärer  Infektion  geschützt  w'orden  waren,  gewöhnlich  nicht 
aufzutreten  pflegten. 

Homer  (1.  c.  [daselbst  331])  sah  einmal  einen  Herpes  febrilis  auf  dem 
Augenlid  in  der  Ausdehnung  eines  Fingernagels,  bei  welchem  merkwürdiger- 
weise auch  auf  der  Karunkel  ein  Herpesbläschen  war. 

In  ihrer  anatomischen  Erscheinung  und  in  ihrem  Verlaufe  unterscheiden 
sich  diese  Bläschen  in  nichts  von  derjenigen  Form,  welche  wir  beim  Herpes 
zoster  frontalis  kennen;  nur  in  bezug  auf  die  Veränderung  der  Druckverhält- 
nisse des  Bulbus  und  den  Umfang  der  Homhautanästhesie  bieten  sie  kein 
so  frappantes  Bild  wie  jener.  Wir  haben  sehr  selten  Gelegenheit  diese  Horn- 
hautbläschen  zu  sehen,  denn  bald  nach  ihrem  Aufschießen  platzen  sie  und 
hinterlassen  eine  epithellose  Stelle,  welche  eine  ebenso  hartnäcldge  als 
schmerzhafte  Form  von  Keratitis  darstellt.  Nach  Emmert  (419)  kann  es 
bei  der  Bildung  nur  eines  Bläschens  l:)leiben,  oder  es  können  sich  in  der 
Nachbarschaft  dessellien  in  der  Verteilung,  Maulwurfshügeln  ähnUch,  andere 
meist  ziemlich  rasch  nacheinander  l)ilden.  Naheliegende  konfluieren  (vgl. 
Fig.  24),  ihre  Ver]:»indungsbrücke  ist  schmäler  als  das  Bläschen  resp.  der  Substanz- 
yerlust  sell)st,  und  es  erscheint  infolgedessen  eingeschnürt.  Zu  dieser  Zeit 
können  jene  baumartig  verzweigten  Bilder  entstehen  (vgl.  Fig.  d) ,  oder  sie 
werden  unregelmäßig  dadurch,  daß  die  einzelnen  Substanzverluste  durch  sich 
abstoßende  Fetzen  am  Rande  größer  werden.  Es  können  auf  diese  Weise 
selbst  ausgedehntere  flächenhafte  Substanzverluste  (vgl.  Fig.  b)  zustande 
kommen  und  das  ursprüngHche  Bild  kann  verwischt  werden.  Die  Substanz- 
verluste haben  und  behalten  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  klaren  Grund  und 
klare  Ränder,  doch  können  letztere  bei  verzögerter  Heilung  grau  w^erden^ 
aufquellen  und  durch  weitere  Veränderungen  ein  gezacktes  Aussehen  bekommen 
(vgl.  Fig.  b). 

Die  Decke  der  Bläschen  wird  wahrscheinlich  nicht  nur  vom  Epithel, 
Sondern  auch  aus  einer  Lage  oberflächlicher  Kornealsubstanz  gebildet.  Für 
diese  Annahme  spricht  der  Umstand,  daß  die  Tiefe  älterer  herpetischer  Ge- 


154 


Herpes  febrilis  corneae. 


schwüle  sehr  bedeutend  ist  und  unter  Umständen  bis  in  die  mittleren  Schichten 
der  Kornea  reicht.  Wir  geben  hier  die  Abbildung  des  einzigen  mikroskopischen 
Befundes,  der  bis  jetzt  von  einem  herpetischen  Substanzverluste  der  Kornea 
gemacht  werden  konnte,  durch  Haab  (503). 

Es  handelte  sich  um  einen  Fall  von  Herpeseruption  von  einem  sehr  schwachsichtigen 
Auge  eines  Geisteskranken.  Unter  starken  Reizerscheinungen  entwickelte  sich  eine  Herpes- 
eruption, die  im  oberen  Teile  der  Kornea  ein  ganz  charakteristisches,  sich  gabelig  teilendes 
Geschwür  verursacht  hatte.  Dasselbe  zeigte  intra  vitam  ein  ganz  typisches,  reines,  nicht 
infiziertes  Herpesgeschwür. 

Während  nun  die  Regeneration  eines  Epitheldefektes  bei  normaler  Horn- 
liaut  z.  B.  nach  Trauma,  eine  sehr  schnelle  ist,  so  zeigt  sich  beim  Herpes  corneae 


E   B        E^       C        E^      H 


D      C 


Fig.  25. 

^ach  Haab  im  Lehrbuche  der  speziellen  pathologischen  Anatomie  von  Ziegler.   VIII.  Auflage. 

Jena.     G.  Fischer  1895. 

Herpes  febrilis  corneae,  Ulkus  in  Reparation  begriffen,  drei  Wochen  nach  Beginn  der 
^Erkrankung. 


C  Kornea. 

B  Bowmansche  Membran. 
D  Descemetische  Membran. 
E  Kornealepithel. 


E^  Epithel,    welches    die    Wände    der    Ge- 
schwürsgrube Ijckleidet. 
G     Geschwürsgrund  infiltriert. 
J    Infiltrat  unter  dem  Geschwürsgrund. 


die  Regeneration  des  Epithels  auch  bei  zarten  Defekten  meist  äußerst  ver- 
langsamt. Dieses  charakteristische  langsame  Heilungsbestreben  hängt  wohl 
enge  mit  der  bei  Herpes  in  der  Regel  zu  beobachtenden,  ganz  fehlenden 
oder  nur  mangelhaft  entwickelten  Vaskularisation  zusammen.  Ob  diese 
wiederum  der  Ausdruck  einer  vorhandenen  vasomotorischen  Störung  ist, 
bleibt  dahingestellt. 

Auch  in  dem  eben  erwähnten  Falle  Haabs  (Fig.  25)  ließ  die  mikroskopische 
Untersuchung  keine  Gefäßbildung  in  der  Hornhaut  nachweisen. 

Der  längere  Bestand  eines  herpetischen  Substanzverlustes  vermehrt 
selbstverständlich  die  Gefahr  einer  Infektion  von  außcni,  wonach  dann  meist 
-auch  Hypopyon  und  Iritis  sich  entwickelt. 


Herpos  febrilis  corneae,  155 

Bezüglich  der  eigcntiiniliclieii  l'^onii  der  iH^rpetischen  Geschwüre  kommt 
Hagenauer  (424)  zum  Schhisse,  daß  die  ..Fuichtnikeratitis"  von  Hansen- 
Grut,  — dit^  ..Keiatitis  deiidritica"  von  I*j  mmert,  Haltenlioff ,  Hock 
u.  a.,  sowie  dif  .31  alaria-Keratitis"  von  Kipj)  identisch  mit  (Hescr  Kraiik- 
heitsform  seien.  Emmert  und  HaUcnhot'f  betrachten  jedocli  die  Keratitis 
dendritica  für  eine  Krankheitsform  sui  generis. 

Bei  der  Langsamkeit  der  Epithelregeneration  und  hei  der  Gefahr  der 
Infizdeiung  kommt  es  leicht  zu  bleibenden  Hornhauttrübungen,  und  dies  um 
so  eher,  je  tiefgreifender  der  Substanzverlust  der  Kornea  gewesen.  Häufig 
findet  al)er  auch  V)ei  der  Heilung  eine  Regeneration  des  Epithels  ohne  bleibende 
Hornhauttrübung  statt  und  namentlich  in  denjenigen  Fällen,  bei  welchen 
die  Blasenl)ildung  nur  eine  <)l)erflächliche  gewesen  war,  und  die  aucli  darum 
rasch  heilen. 

Zuweilen  wird  man  erst  auf  die  herpetische  Natur  eines  Kornealgeschwürs 
aufmerksam,  wenn  ein  solches  bei  gleichbleibendem  Umfange  trotz  längerer 
Behandlung  keine  Neigung  zur  Reparation  zeigt. 

Nach  Hagenauer  (424)  kann  man  ganz  deutlich  durch  das  genauere 
»Studium  der  vorhandenen  Maculae  corneae,  welche  in  der  Regel  noch  die  be- 
kannte buchtige  Begrenzung  zeigen  (vgl.  Fig.  24b)  die  früher  stattgehabten 
Anfälle  von  Herpes  corneae  febrihs  konstatieren. 

BezügUch  der  Dauer  der  Erkrankung  ergibt  sich  analog  dem,  was  auch 
Kendali  (427)  darüber  sagt,  daß  in  inkompKzierten  Fällen  der  Patient  kaum 
vor  der  vierten  Woche  aus  der  Behandlung  entlassen  werden  kann,  und  daß 
in  kom})Uzierten  oft  ebensoviele  Monate  nicht  genügen. 

Was  die  Häufigkeit  des  Herpes  febrilis  corneae  betrifft,  so  fand  Wangler 
(426)  unter  24  651  Kranken  der  Züricher  AugenkUnik  nur  111  mit  Herpes 
corneae.    Nach  Kendali  (427)  fanden  sich  unter  26  328  Patienten  115. 

Für  R.  Jocqs  (420)  ist  der  Herpes  corneae  eine  Form  des  Herpes 
zoster  Ophthal micus,  ))ei  der  die  Hauptsymptome  fehlen.  Nach  der  Be- 
schreilumg  zweier  Fälle  macht  cüeser  Autor  auf  die  von  ihm  beobachtete 
Hyperästhesie  der  Kornea,  die  starke  Miosis,  gegen  welche  Atropin  fast 
unwirksam  bleibe,  im  Gegensatz  zur  Keratitis  neuroparalytica  auf- 
merksam. Demgegenüber  wurde  jedocli  in  2  Fällen  unter  den  von  Kend  all  (427) 
angefülu'ten  Beobachtungen  eine  Anästhesie  der  Hornhaut  gefunden. 
Dieselbe  war  nicht  auf  die  ganze  Kornea  ausgebreitet,  sondern  beschränkte  sich 
nur  auf  das  Gebiet  des  Epithelverlustes  und  ging  nach  der  Epithelregeneration 
wieder  zurück.  Wenn  aber  Galezowski  (421)  die  lokale  Anästhesie  im  Be- 
reiche der  Herpeseruption  als  besonders  wichtig  bezeichnet,  so  muß  hervor- 
gehoben werden,  daß  die  Anästhesie  der  Hornhaut  vielmehr  den  Herpes 
zoster  Ophthal  micus  charakterisiert.  Als  weitere  KompUkationen,  welche 
bei  dem  letzteren  häufig  sind,  konnte  Kendali  für  den  Herpes  corneae  febrihs 
bei  drei  Fällen  eine  Verminderung  des  intraokularen  Druckes,  bei  vieren 
Iritis  mit   Hypopyon,  einmal  neuralgische   Schmerzen  im   IL  Trigeminus- 


156  Heipes  febrilis  corneae. 

aste,  in  8  Fällen  Iritis  als  alleinige  Komplikation,  ebenfalls  in  8  Fällen  Hypo- 
pyon  als  einzige  Komplikation  konstatieren. 

§  156.  Um  festzustellen,  ob  bei  Herpes  corneae  das  Entstehen  der 
Blasen  auf  nervösem  Einflüsse  beruht,  führte  Paris otti  (4'22)  einen  sehr 
feinen  Seidenfaden  durch  die  Peripherie  der  Kornea  in  die  vordere  Kammer 
und  führte  ihn  2 — 3  nun  davon  entfernt  in  demselben  Hornhautmeridian  wieder 
heraus.  Die  beiden  Enden  des  Fadens  Imüpfte  er  darauf  fest  zusammen. 
Die  gleiche  Operation  wurde  darauf  am  gegenüberliegenden  Hornhautrande 
ausgeführt.  Nach  8  Tagen  glaubte  Parisotti  auf  dem  eingeschlossenen  Horn- 
hautstück kleine  Bläschen  bemerkt  zu  haben  und  folgert  daraus,  daß  die 
Bläschenbildung  nicht  eine  Folge  der  fehlenden  Lmervation  sei,  soweit  es 
wenigstens  die  sensiblen  Nerven  angehe.  Sei  dem,  wie  es  wolle,  jedenfalls 
liegt  die  Ähnhchkeit  der  Kornealaffektionen  beim  Herpes  febrilis  resp. 
Herp.  corneae  mit  denen  des  Herpes  zoster  ophtha! micus,  welche 
sogar,  was  die  Bläschen  anbelangt,  von  Homer  für  identisch  angesehen  wurden, 
nahe.  Ferner  drängen  uns  die  so  häufigen  starken  Eeizerscheinungen  am 
vorderen  Bulbusabschnitte  resp.  die  Trigeminusneuralgie  bei  Herpes  corneae 
febrilis,  dann  die  Hyp-  und  Anästhesie  der  affizierten  Kornealpartie,  der  so 
außerordentlich  verlangsamte  Heilungsverlauf  der  kornealen  Substanzverluste, 
das  gleichzeitige  Aufschießen  von  Bläschen  auf  den  Lidern  und,  wenn  auch 
selten,  auf  der  Bindehaut,  einerseits  die  Ähnlichkeit  mit  dem  Herpes  zoster 
ophthalmicus. geradezu  auf,  und  es  bleibt  darum  auch  wohl  kein  Zweifel,  daß 
die  hier  beschriebenen  krankhaften  Augensymptome  in  ähnlicher  Weise  wie 
beim  Herpes  zoster  ophthalmicus  als  der  Ausdruck  einer  vasomotorisch- 
trophischen  Störung  im  Gebiete  des  Augenastes  des  Nerv,  trigeminus  angesehen 
werden  müssen 

In  dieser  Hinsicht  gibt  folgende  Beobachtung  Fromagets  (505)  zu 
denken. 

Eine  20jährige  Patientin  hatte  vor  zwei  Jahren  in  der  rechten  Zervikalgegend 
einen  Abszeß  infolge  Vereiterung  tuberkulöser  Lymphdrüsen.  Jetzt  zeigen  sich  auf  der 
rechten  Hornhaut  mitte  interessante  Veränderungen  als  Narben,  Geschwüre  und  Blasen. 
Die  Narben  rühren  von  früheren  Geschwüren,  und  diese  von  vorausgegangenen  Blasen  her. 
Die  Blasen  sind  3  mm  lang,  2  mm  breit,  haben  einen  klaren  Inhalt,  es  besteht  keine  In- 
filtration der  Hornliaut,  in  der  Umgebung  aber  ein  hoher  Grad  von  Anästhesie.  Der 
Druck  war  an  diesem  Auge  erhöht,  es  bestand  Zyklitis,  deren  Ursache  nicht  festgestellt 
werden  konnte.  Sorgte  man  für  Herabsetzung  des  intraokularen  Druckes,  dann  traten  die 
Blasen  nicht  wieder  auf. 

Gerhard  (790)  hat  für  den  Herpes  febrilis,  der  meist  am  Lippenrande, 
oft  aber  auch  an  anderen  Stellen  des  Gesichtes  auftritt,  folgende  Erklärung 
abgegeben.  Die  Nervenzweige  des  Trigeminus  verlaufen  mit  den  im  Gesichte 
sich  verzweigenden  Gefäßen  durch  che  engen  Knochenkanäle.  Während  im 
Kältestadium  des  Fieberanfalles  eine  Kontraktion  der  Gefäße  erfolgt,  wird 
im  Hitzestadium  durch  die  Ausdehnung  derselben  ein  Druck  auf  die  Ni^rvc^n- 
äste  ausgeübt,   welch    letzterer  reflektorisch  die  Bläscheneruption  hervorruft. 


Hei-p^s  zoster  ophtlialmuiis.  157 

y)   Ih'V  Ht'ipes    zost(,'i-    opli  tlia  1  iiii  cus. 

§  l")?.  'I)<'i'  ll('V|)('S  zoster  ist  vhw  (nitzüiidliclic  Hautaft'cktiou,  welche 
iliircli  (las  Aiiftivlcn  noii  iUäsclicii  ciitsprccliciul  den  pjiKlaushicitungen  eines 
sciisihleii  Nerven  charakterisieil  ist.  Mine  Verbreitung  dieser  Effloi'eszenzen 
im  Bereif'lH'  des  Nei'vus  supi'atrochli'aris  und  su])ra()i'l)italis  faßt  man  gewöhn- 
lieh  unlcr  der  lie/eichnung  Her})es  zostei'  frontalis  s.  opli  t  li  al  micus 
zusammen.  Beim  Herpes  zoster  werden  die  Lider,  sowohl  das  obere  als  das 
untere,  Sitz  der  Effloreszenzen,  wenn  dieselben  längs  des  Verlaufs  des  L  und 
IL  Astes  des  Nerv,  trigeminus  auftreten.  Erfahrungsgemäß  trifft  aber  die 
überwiegende  ]\Iehrzalil  aller  Trigeminusaffektionen  den  L  Ast  des  Nerv,  quintus. 
l)a  die  sämtlichen  Verzweigungen  des  I.  Astes:  der  Nerv,  frontalis  mit 
d.'Ui  X.  supraorbitalis  und  supratrochlearis,  der  Nerv,  nasociliaris 
mit  dem  hier  allein  in  Betracht  konnnenden  Aste,  dem  Nerv,  infratro- 
chlearis  und  Nerv,  lacrymalis  sich  in  dem  oberen  Lide  ausl)reiten,  so 
konmit  es  auf  den  Sitz  der  Effloreszenzen  an,  um  die  eine  oder  die  andere  Ver- 
zweigung als  affiziert  zu  betrachten.  Ist  wie  auf  Eig.  28  die  Haut  der  äußeren 
Lidkommissur  mitbetroffen,  so  fällt  dies  einer  Erkrankung  des  Nerv,  lacry- 
malis zur  Last,  ist  zugleich  die  Haut  des  inneren  Lidwinkels  und  der  Nasen- 
seite mitbetroffen,  so  ist  der  Nerv,  inf ratrochlearis  der  Schuldige.  Meist 
wird  jedoch  nur  der  Supratrochlearis  und  Frontalis,  und  zwar  einseitig 
befallen.  Unter  20  Fällen  der  Zusammenstellung  Wanglers  (426)  war  nur 
einmal  der  IL  Ast  befallen.  Kendall  (427)  hat  in  ihrer  Dissertation  ebenfalls 
einen  dahingehörigen  Fall  beschrieben.  Siehe  auch  den  Fall  I.  V  und  VI  der 
Dissertation  von  Pacton  (434)  und  den  Fall  Samelsohns  S.  159.  Bei  der 
Seltenheit  der  Fälle  ist  es  wohl  gerechtfertigt,  kurz  noch  hier  zwei  Be- 
od)achtungen  aus  der  Augenabteilung  des  hiesigen  Kiankenhauses  anzuführen 
(Dr.  Mannhardt). 

L.  C,  33  Jahre  alt.  Kornea  frei,  linke  Stirn,  linke  Nase,  sowie  das  obere  und  untere 
Augenlid  (vgl.  Fig.   15,   S.  35)  mit  Bläschen  besetzt  und  gerötet. 

B.  E.,  26  jähriges  Dienstmädchen.  Seit  vier  Jahren  Anschwellung  der  rechten  Augen- 
gegend, bis  an  die  Haargrenze  reichend. 

Rechts  Odem  der  Lider  und  der  Umgebung  bis  über  die  Haargrenze  hinaus,  in  der 
Mittellinie  wie  abgeschnitten.  Conjunctiva  paljjebrarum  hyperämisch.  Die  Conjunctiva 
bulbi  zeigt  starke  Cliemosis.  Das  Sekret  in  der  Lidspalte  enthält  reichlich  Xerosebazillen, 
Staphylo-  und  Streptokokken. 

Auf  der  ganzen  geschwollenen  Partie  Blasenbildung.  Die  Stelle  entspricht  dem  Aus- 
breitungsgebiete des  N.  supraorbitalis.    Bulbus  frei. 

Vier  Tage  später  wurde  auch  der  Bezirk  des  IL  Astes  des  Trigeminus 
von   der  Herpeseruption   ergriffen. 

In  tüesem  letzteren  Falle  war  also  anfänghch  nur  der  Eamus  ophthalmicus 
erkrankt,  durch  einen  Nachschub  verbreiteten  sich  aber  die  Bläschen'  auch 
auf  den  IL  Ast. 

Selten  ist  auch  das  Befallenwerden  aller  sensiblen  Äste  des  Trigeminus, 
wie  in  eiift^r  Beobachtung  von  Moers  (430),  vgl.  Fig.  29,  oder  der  einzelnen 
kleineren  Aste. 


158  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

So  beschreibt  Rossander  (431)  einen  Fall  von  Herpes  zoster  ophthalmicus,  dem 
inneren  Aste  des  N.  infraorbitalis  allein  entsprechend,  und  Halten  hoff  (432)  einen  Herpes 
im  Bereiche  des  Nasoziliaris  ohne  Beteiligung  des  Frontalis  und  Lakrymalis. 

Im  zweiten  Falle  von  Moers  (I.e.)  bestand  ein  Herpes  doppeltsei  tig  symmetrisch 
an  Wange  und  Kinn,  also  auf  die  Partien  des  III.  Astes  beschränkt. 

Die  Bläscheneruption  kann  auch  die  Schleimhaut  der  Nase  befallen,  wie 
in  der  Beobachtung  von  Joy  Jeffries  (506)  und  in  den  Fällen  1,  5  und  6  von 
Pacton  (434),  außerdem  finden  wir  auch  Angalien  über  Verstopfung  der  Nase 
wie  z.  B.  in  einem  Falle  von  Hutchinson  (507). 

§  158.  Nicht  selten  wird  die  Erkrankung  eingeleitet  durch  allgemeines 
Unbehagen,  gastrische  Störungen  und  Fiebererregungen,  bis  dann  plötzlich  durch 
Ausbruch  des  Herpes  die  wahre  Natur  des  Leidens  hervortritt.  Bei  anderen 
aber  entwickelt  sich  die  Krankheit  unvermittelt,  wie  in  dem  folgenden  Falle 
aus  der  Augenabteiluiig  des  allgemeinen  Krankenhauses   (Dr.  Mannhardt). 

M.  H.,  22  jähriges  Dienstmädchen,  Seit  zwei  Tagen,  nachdem  Patientin  vorher  ganz 
gesund  gewesen  war,  plötzlich  heftige,  schießende  Schmerzen  in  der  Umgebung  des  linken 
Auges  und  der  linken  Kopfhälfte.  Auf  der  Stirn  und  dem  linken  Oberlide  zahlreiche  Bläschen. 
Unterhalb  des  Auges  finden  sich  nur  einige  wenige,  isoliert  stehende  bis  nach  der  Nasen- 
spitze hin.  Das  obere  Lid,  auf  welchem  sich  einige  Effloreszenzen  fanden,  ist  sehr  gerötet 
und  ödematös,  das  untere  nur  wenig,  so  daß  das  Offnen  der  Lidspalte  kaum  mehr  gelingt. 
Konjunktiva  gerötet,  Kornea  klar. 

§  159.  Am  häufigsten  gehen  Schmerzen  mit  dem  Charakter  der  Neuralgie 
mehr  oder  weniger  lange  Zeit  dem  Aufschießen  der  Bläschen  voraus,  oder 
dieselben  setzen  gleichzeitig  mit  der  Herpeseruption  ein,  wie  in  einem  Falle 
von  Cohn  und  Jacksch  (510).  Wenn  nun  auch  in  seltenen  Fällen  beim 
Herpes  zoster  ophthalmicus  begleitende  Schmerzen  nach  den  Angaben  von 
Hardy  (508)  und  Bärensprung  (509)  in  der  Tat  fehlen  können,  so  gehören 
dieselben  doch  zu  den  konstantesten  und  quälendsten  Symptomen 
cheser  unangenehmen  Krankheit.  Nur  bei  wenigen  hören  die  Schmerzen  im 
Gebiete  des  befallenen  Nerven  mit  der  Bläscheneruption  auf,  so  z.  B.  in  dem 
Falle  von  Sae  misch  und  Kock  (438),  bei  vielen  aber  überdauern  sie  mehr 
oder  weniger  lange  die  Bläscheneruption.  Bei  98  Kranken  aus  der  Zusammen- 
stellung Hj'bords  (445)  w-ar  dies  27  mal  der  Fall.  Bei  denjenigen  Beobach- 
tungen aber,  bei  welchen,  wie  z.  B.  im  Falle  Mackenzie  (393),  die  Bläschen- 
eruption von  den  Schmerzen  um  drei  Monate  überdauert  wurde,  oder  wie 
im  Falle  Vernon  (433).  wo  die  Neuralgie  vor  Ausbruch  des  Herpes  einen 
Monat  dauerte,  oder  wie  in  der  Beobachtung  2  A'on  Pacton  (434).  bei  welcher 
(he  Neuralgie  im  Supraorbitalis  25  Jahre  laug  l)is  zum  Ausbruche  des  Herpes 
zoster  bestanden  hatte,  darf  man  wohl  annehmen,  daß  ein  Herpes  zoster  als 
Komplikation  zu  einer  vorhanden  gewesenen  Neuralgie  hinzugetreten 
war.  Die  Schmerzen  sind  oft  plötzlichen  Exazerbationen  unterworfen,  sie  können 
unerträglich  werden;  sie  steigern  sich  zuweilen  nachts  und  rauben  dem  Patienten 
die  Nachtruhe.  Die  Schmerzen  bleiben  meist  auf  das  Grebiet  des  Eamus  oph- 
thalmicus beschränkt,  sie  können  aber  auf  die  anderen  Äste  des  Trige- 
niinus  irradiieren,  wie  z.  B.  in  dem  Falle  von  Cohn  und  Jacksch  (510), 


Herpes  zoster  oplithalinious,  159 

bri  Avclcliciii  iichni  der  Su])ia()rliit:iliiiiiiiil;j;it'  noch  rciUciidc  Schiiiei'zcii  in  den 
Zälnicn  aiil'tiatcn.  und  der  Mund  \vcni<i;('i-  geöffnet  wei'den  konnte.  In  der 
Beobachtung  2  von  Hutchinson  (5U7)  gingen  der  Bläscheneruption  und  der 
Supraorl)itahieuralgie  Schmerzen  im  Okziput  und  im  Halse  voraus.  Bei  einem 
anderen  Falle  dieses  Autors  war  auch  di(»  Gegend  des  Processus  mastoideus 
schmerzhaft,  bei  einem  Falle  von  Bowater  (511)  auch  das  Ohr.  Am  häufigsten 
jedoch  beschränken  sich  die  Schnicr/cn  auf  diejenigen  Zweige  des  Trigeminus, 
welche  (h'ii   Sil/,  der  Hei'pesriiiittion  Itildm. 

Sclinieizen  im  Bulbus  finden  wir  oft  angegeben.  Dabei  ist  das  Auge 
leicht  i'cizbar,  zeigt  Lichtschein  und  Injektion.  Sehr  interessant  ist  in  dieser 
Hinsicht  die  folgende  Beobaclitung  von   (Jould  (191). 

Difser  behandelte  einen  Patienten ,  dei'  nach  einer  unzweifelhaften  Erkältung  an 
Photophobie  mid  Tränenlaufen,  verbunden  mit  den  heftigsten  Schmerzen,  erkrankt  war 
mid  außer  einer  lioeligradigen  Hyperämie  der  Konjunktiva  und  leichter  Verschleierung  der 
Papille  keinerlei  Entzündimgserscheinungen  darbot.  Nach  drei  Wochen  trat  eine  Iritis 
inid  am  .35.  Tage  plötzlich  eine  typische  Erviption  von  Herpes  zoster  am  oberen  imd  unteren 
Lide  auf. 

Gould  glaubt  die  Ursachen  dieser  Erscheinungen  in  einer  Trigeniinus- 
affektion  suchen  zu  dürfen,  in  einer  peripheren  Neuritis,  die  er  als  ,,Ophthalmo- 
Neuritis"  bezeichnen  möchte.  Die  vasomotorischen  Beziehungen  des  Eamus 
ophthahnicus  sollen  hierbei  die  plötzliche,  ausgedehnte  und  persistierende 
Bindehautrötung  erklären,  entweder  mittels  direkter  Einwirkung  auf  die 
Kapillaren,  oder  auf  dem  Wege  einer  Eeflexneurose.  Dieselben  Beziehungen 
wären  auch  für  die  Tränensekretion  und  Lichtscheu  gültig.  Der  außerordent- 
hche  und  unaufhörliche  Schmerz  sei  eine  ganz  natürliche  Folge.  Die  Iritis  oder 
Uveitis  sei  als  ein  späterer  und  sekundärer  Zustand  zu  deuteir,  der  entw'eder 
durch  die  Fortpflanzung  der  Entzündung  von  der  nervösen  Substanz  auf  das 
Stroma,  oder  durch  vasomotorische  Störungen  hervorgerufen  worden  sei. 
Die  Komplikation  der  Papillitis  und  Retinitis  könne  ebenso  erklärt  werden. 

Sanielsohn  (441)  beobachtete  folgenden  hochinteres^santen  Fall: 
Ein  IS  jähriges  Mädchen  stellte  sieh  wegen  eines  starken  P>eizziistandes  ihrer  Vjciden 
Augen  vor.     Die  Untersuchung  ergab  eine  ganz  leichte  katarrhalische  Affektion  beider  Con- 
junctivae,  mit  welcher  die  heftigen  subjektiven  Beschwerden  von  Lichtscheu,  Kopf-  und 
Augensehmerzen  in  keinem  richtigen  Verhältnisse  zu  stehen  schienen. 

Tags  darauf  hatten  die  Schmerzen  bedeutend  zugenommen,  die  Augen  waren  außer- 
ordentlich lichtscheu  und  boten  das  Bild  einer  tiefen  perikornealen  Injektion,  ohne 
daß  an  der  Konica,  der  Iris,  die  eine  exakt  i^eagierende  Pupille  darbot,  oder  an  den  übrigen 
Fonngebilden  sich  die  geringste  \'eränderung  darbot,  aus  der  die  perikorneale  Injektion  ge- 
deutet werden  könnte. 

Am  nächsten  Tage  zeigte  sich  nebst  Steigerung  der  vorhandenen  S\Tnptome,  unter 
denen  jetzt  in  erster  Reihe  der  heftige  Kopfschmerz  hervortrat,  eine  fleckige  Röte  der  Stirn 
und  beider  Lippenpaare,  desgleichen  eine  solche  der  Infraorbitalregion,  bis  zur  Xase  und  den 
Lippen  ausstrahlend.  Am  nächsten  Morgen  war  das  typische  Bild  eines  doppelseitigen  Herpes 
zoster  facialis  im  Bereiche  des  I.  und  IL  Astes  vorhanden. 

Miff  dem  Ausbruche  der  Herpeseruption  war  jede  subjektive,  wie  objektive  Reiz- 
erscheinrmg  von  selten  des  Auges  verschwimden. 


16Ö 


Herpes  zoster  ophthalmicus. 


In  direktem  Zusammenhang  mit  dieser  Schmerzhaftigkeit  des  Bulbus 
lind  der  gesteigerten  Empfindlichkeit  des  Trigeminus  überhaupt  steht  die 
Lichtscheu,  über  welche  von  so  vielen  Autoren  im  Beginne  des  Leidens 
berichtet  wird.  Sie  ist  eines  der  häufigsten  und  charakteristischsten  Symptome 
beim  Herpes  zoster  ophthalmicus  und  erklärt  sich  leicht  aus  der  gesteigerten 
Beizung,  w^elche  im  sensiblen  Trigeminusgebiete  herrscht  (vgl.   S.  85,  §  91). 

§  160.  Mit  dem  Auf- 
treten des  Herpes  rötet 
sich  die  Haut  und  wird  öde- 
matös,  so  daß  sie  sogar 
zur  Verwechslung  mit 
Erysipel  führen  kann,  wie 
in  einem  von  Dan  los  (435) 
beobachteten  Falle.  Hier 
schwankte  durch  mehrere 
Tage  die  Differentialdiagnose 
zwischen  Herpes  und  Ery- 
sipel,    insbesondere     wegen 

retroaurikularer  Drüsen- 
schwellung ■  und  starkes 
Ödem  der  ganzen  Gesichts- 
hälfte. Die  Diagnose  auf 
Herpes  wurde  wesentlich 
auf  Grund  der  Erscheinung 
gestellt,  daß  die  Zone  der 
Bläschen  von  anästhetischen 
Stellen  durchsetzt  war,  an 
welchen  ein  Nadelstich  kaum 
gespürt  wairde.  Ähnlich  ver- 
hielt es  sich  im  folgenden 
Falle  (Abteilung  des  Herrn 
Professor  Lenhartz). 


Fi-.  26. 


H.  L..  43  jähriger  Arbeiter.   Narbenbildung  nach  Herpes 
zoster  ophthahnicus. 


H.  L.,  43  Jahre  alt,  Arbeiter, 
immer  gesund  gewesen. 

Am  7.  VI.  1900  fiel  Patient 
gegen  eine  Mauei'  und  trug  eine  Beule  an  der  rechten  Seite  des  Kopfes  davon. 

Am  13. VI.  Schwellung  und  Rötung  der  Umgebung  derselben,  welche  allmählich  auf 
die  ganze  rechte  Gesichtshälfte  übergriff  und  den  Eindruck  eines  Erysipels  machte. 

Stat.  praesens  15.  VI.:  Die  ganze  rechte  Gesichtshälfte  geschwollen  und  gerötet. 
Die  Schwellung  schneidet  mit  scharfem  Rande  ab.  Auf  der  geschwollenen  Haut  zahlreiche 
gelbe  Bläschen  mit  trübem  Inhalte.  Das  rechte  Auge  ist  durch  Ödem  der  Lider  vollständig 
geschlossen.  An  der  rechten  Seite  des  Halses  ist  die  Haut  sehr  stark  ödematös  gesehwollen. 
Die  Kopfhaut  ist  rechts  ebenfalls  ödematös  und  mit  Bläschen  bedeckt.  Die  Anordnung  der 
Bläsehen  entspricht  dem  Verlaufe  des  oberen  Trigeminusastes. 
Die  Pupillenverhältnisse  normal. 


Herpes  zoster  oplifhalmious. 


161 


Die  iinfj;etriil)t('   Kornea  zeij^t   liecabgesetzte   l'^mptindlicliUcit. 

Die   Konjuiiktiva  des  rechten  Au<fes  stark  injiziert. 

Die  Seluveliun<f  der  Haut  ist  aueli  auf  die  Au<f('nlidcr  drs  linken  Auges  übergegangen. 

22.  VJ.  An  Stelle  der  früheren  Bläschen  l)raun  ])ignientierte  Narben,  siehe  Fig.  26. 
Der  obere  rechte  Trigeniinusast  ist  am  Augenwinkel  stark  druekempfindlich.  Patient  klagt 
über  starke  Schmerzen  in  der  rechten  Kopfhaut. 

2.  \'ir.  Die  Sensibilität  im  I.  Trigeniinusaste  herabgesetzt  mit  scharfer  Trennungs- 
iinie   in   der  Mitte. 

7.  \'II.  Klag(>n  über  halbseitige  Schmerzen  rechts  in  der  Kopf-  luid  Stirnliaut.  Die 
Konjunktiv  alinjektion     geringer. 

12.  VII.  riiotographie  auf- 
genommen siehe   Fig.  26. 

1 8.  V 1 1.  Die  Konj  unktivitis 
dauert  rechts  noch  fort. 

17.  VII.  Konjunktiva  nicht 
mehr  injiziert. 

Zinvcilcii  hcstt'lit,  wie 
im  yi\]\v  (liiisbci'g  (-l'^B) 
nur  eine  fleckweise 
Hyperämie  ohne  Schwel- 
lung der  Haut  in  dem 
Gebiete,  auf  welchem  dann 
die  Herpes  bläschen  auf- 
schießen —  dabei  sind  ge- 
wöhnlich dieLv  mp  h  d  r  üs  e  n 
des  Ohres  geschwollen. 

Meist  schießen  jedoch 
auf  einer  ödematös  geröteten 
Hautfläche  die  Bläschen 
auf,  die  teils  vereinzelt 
stehen,  teils  sich  zu  großen 
Blasen  vereinigen  wie  in 
den  Abbildungen  Figur  27 
und  31.  Die  Bläschenerup- 
tion kann  dabei  sich  auf 
einzelne  Zweige  des  Eamus 
ophthalmicus     beschränken, 

oder  über  alle  Aste  desselben  gleichmäßig  verteilt  sein,  hauptsächlich  ist  aber 
das  innere  Drittel  der  Stirn  und  die  darüber  liegende  Hälfte  der  behaarten 
Kopfhaut  l^ef allen.  Zuweilen  findet  man  auch  die  Bläschen  reihenweise  in 
vertikalen  Linien  oder  in  Gruppen  angeordnet.  Vgl.  Fig.  31,  S.  166.  Auch 
auf  der  Nasenschleimhaut  finden  sich  dieselben,  wie  schon  früher  hervor- 
gehoben wurde. 

Häufig  hat  es  bei  einer  einmaligen  Eruption  von  Bläschen  sein  Be- 
"^\-enden.  In  anderen  Fällen  aber  schießen  schubw^eise  che  Bläschen  auf  wie 
in  dem 'S.  163  erw'ähnten  Falle  Bowmans  und  dem  folgenden  Falle  unserer 
Beobachtung. 

Wnbrand-Saenger,  Neurologie  des  Auges.    II.  Bd.  I.  Abteilung.  11 


Fig.  27. 

Luise  P.,   6  Jaln-e  altes  Mädchen.    Herpes  zoster  oph- 
thalmicus.   Konfluieren  der  Bläschen. 


162  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

Luise  P.,  6  Jahre  alt.  Kleines,  gut  genährtes  Mädchen  (Abteilung  des  Herrn  Pro- 
fessor Lenhartz):  Fig.  27. 

10.  VII.  1900.  Eltern  und  Geschwister  gesund.  Vor  Jahresfrist  litt  das  Kind  nach 
Aussage  der  Eltern  an  derselben  Stelle  genau  an  dem  nämlichen  Ausschlag,  der  es  jetzt  seit 
8  Tagen  auf  der  rechten  Stirn  befallen  hat. 

Auf  der  letzteren,  genau  mit  der  Mittellinie  abschneidend  und  die  Höhe  des  äußeren 
Augenwinkels  nach  unten  hin  nicht  überschreitend,  Zosterblasen  oft  von  recht  beträclit- 
licher  Größe,  welche  sich  auch  auf  die  behaarte  Kopfhaut  erstrecken.  Die  größte  Blase  hat 
eine  Ausdehnung  von  4  :  1,5  cm.  Dieselben  sind  von  einem  feinen,  zarten  Hofe  umgeben, 
ragen  mit  ziemlich  steil  ansteigenden  Wänden  2  mm  empor  und  zeigen  in  der  Mitte  eine 
leichte  Delle.  Der  Inhalt  ist  trüb  serös.  Die  großen  Blasen  sind  aus  kleinen  konfluiert.  Eine 
zirka  einpfenniggroße  Blase  vom  Margo  supraorbitalis  hat  ein  deutlich  hämorrhagisches 
Zentrum.    Einzelne  feine  Bläschen  finden  sich  am  oberen  Augenlide. 

Bei  Berührung  der  rechten  Hornhaut  besteht  Anästhesie  derselben,  ebenso  im  Gebiete 
des  N.  frontalis  dexter.    Berührungen  werden  hier  nicht  empfunden. 

Die  Hornhaut  ist  absolut  klar,  die  Konjunktiva  nicht  injiziert. 

Die  Pupillen  sind  gleich  weit,  von  prompter  Reaktion. 

Die  Bewegungen  der  Bulbi  frei. 

Leichtes   Ödem  des  Oberlids. 

13.  VII.  1900.  Nachschübe  von  neuen  Bläschen  auf  der  rechten  behaarten  Kopf- 
häUte,  während  die  Blasen  auf  der  Stirn  im  Eintrocknen  begriffen  sind. 

16.  VII.  1900.  Die  Anästhesie  ist  nicht  mehr  nachweisbar.  Keine  Schmerzen  im  Gebiete 
des  alterierten  Nerven. 

24.  VII.  1900.  An  Stelle  der  kleinen  Bläschen  glänzend  weiße,  in  der  Mitte  etwas  ein- 
gesunkene Narbe-n.    Der  Bezirk  der  größeren  Blasen  noch  mit  Borken  bedeckt. 

§161.  Die  Zahl  der  Eruptionen  ist  eine  sehr  wechselnde.  Sie  kann  so 
bedeutend  sein,  daß  die  einzelnen  Bläschengruppen  konfluieren  (siehe  Fig.  27 
und  31),  oder  nur  schmale  Zwischenräume  freibleiben.  In  anderen  Fällen  ist 
nur  Kötung  und  Schwellung,  und  ganz  vereinzelt  ein  Bläschen  vorhanden,  wie 
in  dem  folgenden  von  uns  beobachteten  Falle. 

Während  einer  Zeit,  in  welcher  epidemisch  Herpes  zoster  auftrat,  bekam  eine  blühende 
45jährige  Dame  nach  einer  sehr  erhitzenden  Radeltour  mit  kaltem  Regen  plötzlich  heftige 
Schmerzen  im  Gebiete  des  rechten  Frontalis,  dann  leichte  Rötung  und  Schwellung  der  Haut. 
Auf  derselben  kam  es  zur  Entwicklung  von  nur  einem  Bläschen.  Nach  4 — 5  Tagen  trat  aber 
auch  auf  der  rechten  Hornhaut  eine  Bläscheneruption  hervor.  Die  Kornea  sowohl,  wie  das 
ganze  Gebiet  des  I.  Astes  war  in  der  Empfindlichkeit  herabgesetzt,  wiewohl  noch  heftige 
Schmerzen  in  der  Stirn  fortbestanden. 

§  162.  Der  anfänglich  seröse  Inhalt  der  Bläschen  trübt  sich  bald,  wird 
eitrig  und  trocknet  schließlich  zu  einer  Kruste  ein,  die  ein  mehr  oder  weniger 
tiefes  Geschwür  deckt,  wie  in  der  folgenden  Beobachtung: 

Katharina  T.,  64  Jahre  alt.  Fig.  28.  Patientin  wurde  seither  wegen  Phlegmone  am 
Beine  in  der  chirurgischen  Station  behandelt.  Vor  mehreren  Tagen  trat  plötzlich  links  Kon- 
junktivitis und  Bildung  eines  sehr  schmerzhaften  Herpes  zoster  ophth.  auf. 

16.  X.  98.  Gegend  über  dem  linken  Auge  bis  zur  Haargrenze  und  darüber  hinaus  ge- 
rötet, geschwollen,  schmerzhaft  und  aus  verschiedenen  kleinen  und  großen  Pusteln  lebhaft 
nässend,  einzelne  Blasen  mit  hämorrhagischem  Inhalt.  Lider  des  linken  Auges  gerötet  und 
ödematös.    Starke  Konjimktivitis  links. 

Auf  dem  rechten  Auge  geringe  Konjunktivitis  ohne  Lidödem. 

Nach  Erweiterung  beider  Pupillen  durch  Atropin  ergibt  sich,  daß  die  beiden  Linsen. 
in  ihren  hinteren  Rindenschichten  diffus  grauweißlich  getrübt  sind. 

Projektion  beiderseits  richtig  S  ^-  1   in  2  Motor. 


Hcrjic's  zoster  (iplitlialitiicus. 


163 


IH.  Xf.  Das  (i('l)ict  des  linken  Xei\'.  liiL'fininus  { Xei\-.  supiaorlntalis)  ist  noeli  sehr 
sc'hnierzliaft  und  gerietet;  keine  nässenden  Stellen  mehr  vorhanden.  Xaclits  heftige  neur- 
algisehc  .Sehmerzen.    L.   Kornea  normal.     Ks  Ix-steht  noeh  lebhafte  Konjunktivitis. 

15.  XII.  Sehmerzen  etwas  gebessert.  Die  (hegend  des  linken  Nerv,  sninaoihitalis  ist 
aber  noch  sehr  druekempfindlich. 

22.  II.  99.  Seit  mehreren  Wochen  ist  Patientin  fast  ganz  schmerzfrei.  Gutes  Allgemein- 
befintlen.  Noch  starke  Rötung  über  dem  linken  Nerv.  su])raorbitalis  und  mäßige  Konjunk- 
tivitis, Linsen  unverändert.    (Auf  Wiuiseli  entlassen.) 

Weil  nun  liciiii  Hci]>('S  /oslcf  der  geschwünge  Substtur^detVkt  in  das 
Koriuni  cindrini^M.  so  hlcihcn  auch  meist  durch  das  ganze  Lehen  hin(hnch 
die  Nailu'ii  siehthai'.  im  (icgen- 
satze  zum  Herpes  irhiihs.  denn 
bei  diesem  ist  meist  innncr  (he  , -• 
Epideiniis  nur  durch  Flüssigkeit 
abgehoben,  und  findet  auch  dem- 
gemäß eine  Eestitutiü  in  integrum 
statt.  Oft  noch  spät  im  Lel:)en 
kann  man  an  dem  Sitze  dieser 
Narben,  eventuell  im  Vereine 
mit  Hornhauttrübungen, nach- 
weisen, daß  das  betreffende  In- 
dividuum einmal  von  einem  Herpes 
zoster  ophthalmicus  befallen  ge- 
wesen war.  Nicht  alle  Blasen 
hinterlassen  jedoch  eine  Narl^e, 
es  gibt  auch  Fälle,  ohne  daß 
solche  zurückbleiben,  ^^de  in  den 
Beobachtungen  von  Joy  Jeff- 
ries  (506),  Bowman  (512)  und 
Charcot  (513).  Die  Narben  sind 
anfangs  rot,  werden  aber  später 
glänzend  weiß. 

Die  Dauer  der  Eruption  be- 
trägt ungefähr  drei  Wochen. 

Nach  der  Eruption  bleilit  die  Haut  häufig  lange  reizbar  und  kon- 
gestiomert. 

§  163.  Die  kutane  Sensibilität  ist  meist  nach  der  Eruption  ver- 
mindert oder  aufgehoben.  Zuweilen  besteht  auch  schon  die  Abnahme  der 
Sensibilität  vor  der  Eruption.  Nicht  selten  tritt  die  SensilnKtätsstörung  in 
der  Form  der  Anaesthesia  dolorosa  auf.  Wie  lange  diese  Sensibilität^;- 
störungen  anhalten,  läßt  sich  mit  Sicherheit  nicht  bestimmen,  weil  die  meisten 
Menschen  nach  einigen  Wochen  sich  der  Beobachtung  entziehen.  Homer  (418) 
konnte  noch  D/2  ^lonate  nach  Ablauf  des  Herpes  eine  sehr  bedeutende  Herab- 
setzung« der  Sensibilität  und  Vergrößeiimg  der  Tastkreise  an  der  erkrankt 
gewesenen   Hautstelle  nachweisen.     Bowman    (512)   erzählt,   daß   bei  einem 

11* 


i  / 

Fis.  28. 


Katharina  T..  64  Jahre  alt.    Herpes  zoster  oph- 
thalmicus.   Krustenbildung. 


164 


Herpes  zoster  ophthalmicus. 


seiner  Patienten  noch  ein  Jahr  lang  nach  der  Eruption  die  Haut  der  Stirn, 
taub  und  doch  schmerzhaft  gewesen  sei.  Michel  (638)  beobachtete  nach 
zwei  Jahren  noch  partielle  Anästhesie  der  Kornea. 

Kutane  Hyperästhesien  wurden  seltener  beobachtet. 

§  164.  Nach  Homer  (418)  ist  beim  Herpes  zoster  ganz  regelmäßig  eine 
bedeutende  Temperaturdifferenz  zwischen  beiden  Seiten  nachzuweisen, 
welche  selbst  bis  zu  2°  gehen  kann  und  ebenfalls  eine  außerordentlich  lange 
Dauer  besitzt.  Homer  konnte  sie  noch  l^/g  Monate  nach  dem  Ausbruche 
nachweisen. 

§  165.  Das  Lebensalter  hat  keinen  Bezug  auf  die  Frequenz  des  Herpes 
zoster  ophthalmicus,  wie  wir  später  sehen  werden. 


Bilaterales  Auftreten  des  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

§  166.    Nach  Cohn  (440)  gilt  für  die  Hutchinsonsche  Behauptung, 
daß    der    Zoster    ophthalmicus    nie    symmetrisch    auftrete    (der    sich    auch 

Jacksch  (437)  in  seiner  Übersicht 
über  50  bis  dahin  [1870]  genau  be- 
schriebenen Fälle    anschUeßt),    das- 
selbe, wie  für  seine  Behauptung,  wo- 
nach er  nie  zweimal  auftritt;  beide 
haben  beinahe,  aber  nicht  ganz  ab- 
solut Gültigkeit.    Jorisenne  kennt 
nach    von   Kothmund   zwei   Fälle 
doppeltsei tiger  Erkrankung,  einen  von 
Lai liier    (514)   und   einen   eigenen. 
Samelsohn     (441)     berichtet     bei 
einem   typischen   Zoster   des   ersten 
und    zweiten    Trigeminusastes    über 
beiderseitige  Bläscheneruptionen  der 
Stirn,  Lider,  Lifraorbitalgegend  und 
Lippen  bei  einem  18 jährig.  Mädchen. 
Schheßhch    erwähnt    Schieß    (442) 
einen  ganz  ähnlichen  Fall,  in  welchem 
^das  Ausbreitungsgebiet  der  Efflores- 
zenzen    dem    eben    genannten    ent- 
sprach.    Auch    Jaclard    (443)    hat 
einen   doppeltseitigen   Herpes  zoster 
ophth.  beobachtet,  bei  welchem  auf 
dem  einen  Auge  sich  eine  Keratitis 
neuroparalytica  entmckelt  hatte.  —  Douglas  (444)  teilt  im '  Gegensatze  zu 
Hebra,  Trousseau,  A.  Jamisson  und  den  beiden  oben  genannten  Autoren 
Hutchinson  und    Jacksch  ebenfalls   einen  Fall  von   beiderseitigem   Aus- 
bruche eines  Herpes  zoster  im  Bereiche  des  sensiblen  Verbreitungsbozirks  des 
N.  triffeminus  mit. 


•r-" 


r. 


Fig.  29. 

Doppeltseitig  symmetrischer  Herpes  zoster  oph 
thalmicus  et  facialis  nach  Moers  (430). 


Herpcs  zoster  ophthalmicus. 


163 


^^ 


Der   18jährige  Patient  erkrankte  an  heftigem   Kopfschmerz,   Erbrechen  und  Haut- 
ausschlag am  Kopfe  und  Hals.    Puls  und  Temperatur  waren  normal.    Auf  begrenzter,  ent- 
zündeter Basis  saßen  zahlreiche  Bläschen  mit  klarem  Inhalte.    Relativ  am  stärksten  war 
die  linke  CJesichtshälfte  befallen.  Eine  .Stelle  befand  sich  an  der  Nasenwurzel  (Margo  supraorbi- 
talis).  eine  zweite  unter  der  Orbita,  eine  dritte 
auf  der  linken  Nasenhälfte.  einige  Stellen  im 
Schnurrbart,    auf    der    linken    Oberlippe,    am 
oberen  Teil  des  Helix  links,  aber  auch  hinten 
und  imten  am  Hals  zwischen  den  Rändern  des 
Sternokleidomastoideus  und  Trapezius.  Rechts 
saßen   Bläschen  an  der  Regio  supraorbitalis, 
am   Kinn,   an  der  Wange,   miter   dem   Arcus 
zygomaticus,  an  der  Schläfe.    Nach  dem  Aus- 
bruch der  Bläschen  verlor  sich  der  Schmerz. 
Abheilung  nach  8  Tagen. 

In  der  folgenden  Beobachtung  von 
J\l  o  e  r  s  (480)  waren  symmetrisch 
beide  Hälften  des  ganzen  Gesichts  be- 
fallen. 

Patient,  ßi^  Ja!"'  alt.  21.  XI.  65  fing 
er  an  über  heftigen  Kopfschmerz  zu  klagen, 
zu  dem  sich  Appetitlosigkeit,  Übelkeit  und 
Aufstoßen  gesellte.  Am  folgenden  Tage  rötete 
sich  die  Haut  des  Gesichts  und  fing  an  zu 
brennen.  Der  Kopfschmerz  nahm  an  Intensität 
zu.  Die  Röte  wurde  intensiver,  und  es  er- 
schienen an  verschiedenen  Stellen  des  Gesichts 
Gruppen  von  kleinen  mit  klarem  Inhalte  ver- 
sehene Bläschen.    Am  2.  November  war  fast 

das  ganze  Gesicht  Aoller  Ausschlag.  Es  bestand  eine  auffällige  Symmetrie  in  der  Verteilung 
des  Exanthems  (siehe  Fig.  29).  Am  27.  November  ließ  der  Kojsf schmerz  nach.  Die  Bläschen 
begannen  einzutrocknen.  Anfangs  Dezember  war  der  Knabe  wieder  vollständig  hergestellt. 
Das  Brennen  des  Gesichts  verlor  sich  nur  ganz  allmählich. 

Im  zweiten  Falle  von  Moers  (430),  siehe  Fig.  30.  waren  symmetrisch  nur  Zweige  des 
II.  und  III.  Astes  befallen. 


M 
^^v 


Fig.  30. 

Doppeltseitig  sjnnmetrischer  Herpes   zoster 
facialis  nach  Moers  (430). 


Das  Verhalten  der  Lider  und  des  Tränenapparates  beim  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

§  lt)7.  Das  01»erliu  ist  oft  gesclnvollen,  gerötet  und  zeigt  sich  als  mehr 
oder  weniger  dicker  Wulst,  der  kaum  oder  gar  nicht  über  die  Pupille  gehoben 
AVerden  kann.  Das  Lidödem  steigert  sich,  wenn  die  Augen))rauen  und  die  Lid- 
haut selbst  von  Bläschen  besetzt  sind.  Gewöhnlich  sitzen  die  letzteren  am 
inneren  Winkel  und  an  der  Augenbraue,  wie  in  der  folgenden  Beobachtung: 

Martha  K.,  5  Jahre  alt.  Links  Herpes  zoster  ophth.  im  Bereiche  der  linken  Nasen- 
hälfte, der  linken  Stirn  und  behaarten  Kopfhaut  (siehe  Fig.  31).  Das  linke  Oberlid  stark 
ödematös.  Das  linke  Auge  stark  lichtscheu  mit  vermehrter  Tränensekretion.  Schmerzen 
im  linken  Auge  und  der  linken  Stirn.  Der  Korneal-  und  Konjunktivalreflex  links  ganz  auf- 
gehoben.   Rechts  deutlich  vorhanden. 

Längere  Zeit  nach  der  Eruption  blieb  die  Hornhaut  völlig  normal. 

Nach  achttägigem  Bestehen  des  Herj)es  zeigte  sich  die  linke  Hornhaut  anästhetiscb. 


166 


Herpes  zoster  ophthalmicus. 


In  derselben  befinden  sich  4 — 5  feinste  Pünktchen  von  grauer  Farbe,  welche  ziemlich  ober- 
flächlich  in  verschiedenen  Schichten  des  Hornhautgewebes  gelegen  sind. 

4.  XIT.  1899.    Bei  genauer  Betraclitung  mit  der  binokularen  Lupe  ist  ein  großer  Be- 
zirk um  die  Mitte  der  Hornhaut  graulich  getrübt,   das  Epithel  wie  mit  Fett  überzogen. 
Unter  der  Epitheldecke  eine  gitterwerkartige  Trübung  von  ungleicher  Dichte,  abwechselnd 
mit  gesättigteren,  rundlichen  Trübungen,  die  bei  genauer  Einstellung  meist  in  den  vorderen 
Hornhautschichten  liegen,  von  denen  aber  eine  mit   Sicherheit  in  die  tieferen  Hornhaut- 
schichten lokalisiert  werden  kann.    Bei  durchfallendem  Lichte  mit  dem  Planspiegel  ist  keine 
Trübung  zu  gewahren.    Anfänglich  war  die  Konjunktiva  gereizt  und  geschwollen.    Zur  Zeit 
tränt  noch  das  Auge.    Die  Sensibilität  der  linken  Kornea  ist  stark  herabgesetzt.    Der  Lid- 
schlag   beiderseits     gleichmäßig. 
Die  linke  Pupille  ist  weiter  als 
die    rechte.     Die    Reaktion    auf 
Licht  ist  ziemlich  gleich  jjrompt. 
{  7.  XII.  1899.    Bei  durch- 

fallendem  Lichte  auch  heute  keine 
Trübungen  der  Hornhaut  zu  er- 
kennen. Der  größte  Teil  der 
Kornea  ist  wie  mit  feinen  einzelnen 
Stippchen  durchsetzt,  nur  an  der 
Peripherie  ist  ,,das  Gitterwerk" 
zu  erkennen.  Die  Trübungen 
haben  an  Sättigung  zugenommen 
und  machen  den  Eindruck  einer 
leichten  parenchymatösen 
Keratitis.  Gefäße  sind  nicht 
zu  erkennen. 

Der  Korneal-  und  Kon- 
junktivalreflex  der  linken  Seite 
ist  völlig  aufgehoben. 

18.  IIL  1900.  Die  linke 
Pupille  ist  weiter  als  die  rechte. 
Die  Reaktion  auf  Licht  ist  beider- 
seits gleich  prompt. 

Die  Sensibilität  ist  auf  der 
linken  Kornea  entschieden  gegen 
rechts  herabgesetzt.  Manchmal 
bleibt  auch  hier  der  reflektorische 
Lidschluß  aus. 

In  der  Kornea  befinden  sich 
noch  interstitielle,  strichförmige 
Trübungen.  Es  besteht  noch  eine 
leichte  perikorneale  Injektion. 

Nur  selten  sitzen  die  Bläschen  an  der  äußeren  Partie  des  Oberlides,  siehe 
Rg.  28.  Sitzen  dieselben,  wie  in  Fig.  31,  an  der  inneren  Nasenhälfte,  so  zeigt 
auch  das  Unterhd  ein  leichtes  Ödem.  Sind  aber  Bläschen  auf  dem  Unterlide 
vorhanden,  dann  ist  auch  fast  immer  die  Wange  und  Nase  der  gleichen  Seite 
Sitz  der  Eruption.  Das  Ödem  erstreckt  sich  auch  leicht  auf  die  Nasenwurzel- 
gegend und  die  Nasenfläche  dei-  nicht  affizierten  Seite. 

Sitzen  die  Effloreszenzen  nicht  direkt  auf  der  Haut  des  Lides,  wie  in 
Fig.  27,  dann  ist  auch  das   Ödem  des  Oberhds  ein  geringes. 


Fig.  31. 

Martha  K.,  5  Jahre  alt.  Herpes  zoster  ophthalmicus.   Lid 

nnd  Nasenhaut  ödematös.   Entwicklung  und  Konfluieren 

der  Bläschen  in  drei  vertikal  verlaufenden  Reihen. 


Herpos  zoster  ophthalmicus.  167 

§  IGS.  Da  der  Herpes  /osiei-  iiieisl  mit  iieinali^nsclieii  Schmerzen  im 
I.  Aste  beginnt  und  sul)jektiv  dieselheii  auch  während  der  Krankheit  fort- 
dauern, so  ist  mit  dem  Aut'tivteii  iU'<.  Herpes  gewöhnheh  eine  stärkere 
Tränensekretiou  \cilmiideii  (n^I.  S.  7S).  Im  l*'alle  (rinsberg  (436)  machte 
sich  eine  Störung  des  Nerveneinfhisses  auf  die  Tränench'üse  insofern  geltend, 
als  das  Auge  der  affizierten  Seite  mancliinal  schußweise  von  Tränen  über- 
schwemmt wurde. 

Die  vermehrte  Tränensekretion  ist  hier  wohl  meist  reflektorisch  bedingt, 
und  darum  tritt  sie  auch  häufig  in  denjenigen  Fällen  von  Herpes  zoster  ophth. 
auf,  in  welchen  das  Gebiet  des  Raums  lacrymalis  freigeldieben  war.  Ist  der 
Bezirk  dieses  Astes  aber  mitaffiziert,  so  kann  man  die  oft  reichlichen  Tränen 
wohl  als  von  einem  direkten  Reiz  dieses  Nerven  abhängig  betrachten.  0.  Wyss 
(515)  fand  l)ei  der  mikroskopischen  Untersuchung  der  Tränendrüse  in  seinem 
Falle  von  Herpes  zoster  ophtli.:  Injektion  der  Gefäße,  zellige  Infiltration  an 
verschiedenen   Stellen  und  kleine  Al)szesse  im  I)riisengewel)e. 

Die  Beteiligung  des  Bulbus  an  der  Affektion. 

§  160.  Was  die  Häufigkeit  der  ^literkiankung  des  Bulbus  bei  den  Fällen 
von  Herpes  zoster  anbelangt,  so  hat  Hybord  (445)  unter  98  Fällen  44  mal 
den  Bulbus  affiziert  gefunden. 

Pacton  (434)  fand  unter  126  Fällen  89  mal  das  Auge  affiziert. 

Bei  Kock  (438)  stellt  sich  das  Verhältnis  wie  80  zu  46. 

Hutchinson  (446)  hatte  die  Behauptung  aufgestellt  (das  sog.  Hutchin- 
sons che  Gesetz),  daß  der  Bulbus  nur  dann  ergriffen  würde,  wenn  eine 
Bläscheneruption  auf  der  Nasenfläche  der  gleichen  Seite  eine  MitbeteiUgung 
des  N.  nasociliaris  anzeige,  denn  vom  Nasoziliaris  gehe  die  Radix  longa  zum 
Ganglion  ciHare  (vgl.  Fig.  18.  S.  39)  und  außerdem  1 — 3  Nervi  ciUares  longi 
zum  Bulbus.  Ferner  gebe  der  Nasoziliaris  in  dem  Infratrochlearis  sensible 
Fasern  an  die  Konjunktiva,  Karunkel,  den  Saccus  lacrymaUs,  das  obere  Lid, 
die  Braue  und  die  Nasenwurzel.  Sein  Ast,  der  N.  ethmoidalis,  versorge  aber 
che  Nasenspitze  und  Nasenflügel  außen  und  innen.  Werde  also  der  N.  naso- 
ciharis  vor  seiner  Teilung  in  die  beiden  Äste  und  vor  Abgang  der  Radix  longa 
affiziert,  so  sei  anzunehmen,  daß  Bulbus  und  Nase  der  gleichen  Seite  auch 
ergriffen  würden. 

Zahlreiche  spätere  Beobachter  hatten  die  Richtigkeit  dieses  Satzes  be- 
stätigt, so  unter  vielen  anderen  Sattler  (447),  der  in  einem  Falle  den  I,  Ast 
des  Trigeminus  mit  Einschluß  des  N.  nasociharis  und  Beteihgung  des  Auges, 
in  einem  zweiten  Falle  den  I.  und  IL  Quintusast  mit  Ausschluß  des  Nasoziharis 
mrd  Freil)leiben  des  Auges  betroffen  fand.  Ferner  Emmert  (448),  Gosetti 
(449)  und  Pacton  (434).  Auch  zwei  von  unseren  Beobachtungen  sprechen 
für  dieses  Gesetz. 

Li  einer  Selbstbeobachtung  Samelsohns  (441)  trat  nach  starken  Reiz- 
erscheioangen  des  rechten  Auges  eine  Herpesldäscheneruption  ledighch  auf  der 
rechten  Seite  der  Nasenspitze  auf. 


168  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

Bei  einzelnen  Beobachtungen  kam  jedoch  das  Hutchinsonsche  Gesetz 
erst  im  weiteren  Verlaufe  der  Beobachtung  zur  Geltung. 

So  berichtet  Hutchinson  (450)  selbst  über  einen  64jährigen  Mann,  bei  welchem 
sich  der  Herpes  auf  der  Stirn,  der  oberen  Nasenhälfte  und  auf  der  Backe  entwickelt  hatte. 
Zunächst  Avar  das  Auge  frei  geblieben,  allein  mehrere  Wochen  später  erkrankte  er  an  heftiger 
Keratitis   und  Iritis. 

Weitere  klinische  Beobachtungen  haben  jedoch  gezeigt,  daß  dieses  Gesetz 
zwar  für  die  Mehrzahl  der  Fälle  zutrifft,  daß  es  aber  durchaus  keine  absolute 
Gültigkeit  beanspruchen  darf. 

So  führt  z.  B.  Jacksch  (437)  zwei  Fälle  von  Bowman  an,  in  welchen  das  Auge  mit- 
ergriffen wurde,  wiewohl   nur  der  Nervus  frontalis  befallen  war. 

Vernons  (433)  Fall  III  zeigte  trotz  fehlendem  Herpes  im  Bereiche  des  Ramus  nasalis 
eine  Ulzeration  der  Hornhaut. 

Coppez  (452)  erzählt  zwei  Fälle,  in  welchen  trotz  Hornhautbeteiligung  Eruptionen 
an  der  Nasenseite  fehlten. 

Cohn  (440),  Fall  IV,  veröffentlichte  eine  Beobachtung,  bei  welcher  ein  Herpes  zoster 
sich  streng  an  die  Ausbreitung  des  II.  Trigeminusastes  hielt,  was  schon  an  und  für  sich  selten 
ist.  Das  Merkwürdige  in  dem  Falle  lag  aber  darin,  daß  sich  derselbe  mit  einer  Erkrankung 
des  vorderen  Bulbusabschnittes  komplizierte,  obgleich  überhaujit  kein  Zweig  des  ersten  Astes, 
geschweige  denn  der  Ramus  nasociliaris  ergriffen  war. 

Bei  den  folgenden  Fällen  war  der  Nasoziliaris  zwar  befallen,  das  Auge 
aber  frei  geblieben. 

So  beobachtete  Douglas  (444)  einen  18jährigen  Patienten,  welcher  an  heftigem 
Kojrfweh  und  Bläschenausschlag  am  Kopf  und  Hals  erkrankt  war.  Auf  begrenzter  ent- 
zündeter Basis  saßen  zahlreiche  Bläschen  mit  klarem  Inhalte.  Relativ  am  stärksten  war 
die  linke  Gesichtshälfte  befallen.  Eine  Stelle  befand  sich  an  der  Nasenwurzel  (Margo  supra- 
orbitalis),  eine  zweite  vuiter  der  Orbita,  eine  dritte  auf  der  linken  Nasenhälfte  ohne 
Augenko  mplikation. 

In  Jeffries'  (451)  Beobachtung  hatte  bei  einem  80jährigen  Manne  die  Eruption  die 
ganze  Ausbreitung  des  T.  Astes  inne.  Die  Konjunktiva  und  Kornea  waren  nicht  mit- 
ergriffen. 

Auch  in  der  Beobachtung  von  Moers  (430)  blieben  beide  Konjunktiven  und  Hornhäute 
frei  (vgl.  Fig.  29),  wiewohl  symmetrisch  beide  Nasenhälften  befallen  waren. 

Wadsworth  (453)  will  in  einem  analogen  Falle  das  Freibleiben  des  Bulbus  bei  Be- 
fallensein des  Nasenrückens  und  der  Nasenspitze  aus  einer  von  Turner  beschriebenen 
anormalen  Nervenausbreitung  erklären.  Diese  bestand  darin,  daß  der  N.  frontalis  einen 
langen  zarten  Infratrochleariszweig  abgab,  der  sich  zum  Ramus  infratrochlearis  des  N.  naso- 
cüiaris  gesellte,  wodurch  die  beobachtete  Erkrankung  der  Stirn,  des  oberen  Lides  und  der 
Nase  bis  zur  Spitze  ohne  Beteiligung  des  Bulbus  erklärt  werden  konnte.  Der  Ausschlag 
hatte  sich  eben  auf  das  Ausbreitungsgebiet  des  Ramus  frontalis  beschränkt.  Da  in  diesem 
Falle  durch  den  erwähnten  Zweig  jenes  Gebiet  die  Nase  einschloß,  so  wurde  diese  in  Mit- 
leidenschaft gezogen.  Der  Ramus  nasociliaris  samt  Ganglion  ciliare  war  verschont  geblieben. 
Deshalb  blieb  auch  der  Bulbus  frei. 

Wir  glauben  nicht,  daß  alle  Abweichungen  vom  Hutchinsonschen 
Gesetze  durch  eine  anormale  Nervenausbreitung  erklärt  werden  müssen. 
Bevor  aber  nicht  festgestellt  worden  ist,  welche  Segmente  längs  der  nervösen 
Bahnen  des  Quintus  erkranken  kömien,  um  überhaupt  den  Herpes  zoster  zu 
erzeugen,  muß  die  gültige  Beantwortung  dieser  Frage  in  suspenso  bleiben. 


Herpcs  zoster  ophthalmicus.  169 

Das  Verhalten  der  Konjunktiva  beim  Herpes  zoster  ophth. 

§  170.  Injektion  und  ScliAvclIunt^  der  Jvoiijunktivii  ist  die  liäufigste  Kom- 
plikation von  Seiten  des  Uulhiis  bei  dii'ser  Krankheit. 

Daß  alter  trotz  Affcditioii  des  grcißten  Ti^ilcs  des  I.Astes  die  Konjunktiva 
noi'uial  1  »leihen  kann,  zeigt  unser  Fa,ll  (siehe  Fig.  27,  S.  161),  hei  welchem  aller- 
dings aucii   der  Nasoziliaris  nicht    mit  hetciligt  war. 

Häufig  ist  die  Konjunktiva.  nur  hyperämisch  und  in  gleicher  Litensität 
gerötet,  wie  wir  dies  hei  der  eini'aclien  Quintusneuralgie  so  häufig  zu  heohachten 
Gelegenheit  hahen.  Danel»en  konnnt  aher  auch  eine  wirkliche  Konjunktivitis 
mit  Chemosis  und  Yeiinehiung  d(M'  Öekictioii  zustande. 

In  den  Fällen,  hei  welchen  die  Hornhaut  affiziert  ist,  sehen  wir  immer 
die  Bindehaut  oder  wenigstens  die  suhkonjunktivalen  Gefäße  injiziert.  Um- 
gekehrt konnnt  aher  Lijektion  der  Bindehaut  ohne  Mitergriffensein  der  Horn- 
haut zur  Beohachtung,  wie  in  unserem  Falle  Fig.  28,  S.  1G3. 

AiK-h  Olli  vi  er  (456)  beschreibt  einen  Fall  mit  gleichzeitigem  Auftreten  eines  Herpcs 
zoster  ophthalm.  und  maxillaris  super.  Trigemini.  Die  Konjunktiva  war  gerötet  und  ge- 
schwollen, die  Kornea  aber  frei. 

Stoff  an  (458)  erwähnt  ebenfalls  einen  36  jährigen  Patienten,  bei  welchem  das  rechte 
Auge  nur  an  Konjunktivitis  erkrankt  war,  entsprechend  dem  stark  geschwollenen  Lide. 

Auch  Hyhord  (445)  konnte  bei  seiner  Zusammenstellung  in  18  Fällen 
eine  Lijektion  der  Konjunktiva  ohne  Mitbeteiligung  der  Hornhaut  konstatieren. 

Blachez  (457)  berichtet  über  einen  Fall  von  Herpes  zoster,  der  die  linke  Stirnhälfte, 
Xasengegend,  die  Lider  und  das  Auge  befallen  hatte.  Während  Chemosis  und  Kon- 
junktivitis gleich  i  m  Beginne  konstatiert  wurde,  stellten  sich  erst  nach  Ver- 
lauf von  8  Tagen  nach  der  Hauteruption  oberflächliche  Hornhautulzera- 
tionen    ein. 

Hinsichtlich  der  Xichterkrankung  der  Kornea  bei  cüesen  Fällen 
muß  man  jedoch  aufs  sorgfältigste  und  womöglich  unter  Benutzung  d-er  bin- 
okularen Lupe  untersuchen,  w^eil  oft  nur  ganz  leichte,  fleckweise  Trübungen 
des  Hornhautgewebes  beim  Herpes  zoster  ophth.  neben  starker  Schwellung 
der  Konjunktiva  beobachtet  werden. 

Die  Konjunktivalinjektion  geht  sehr  häufig  als  Begleiterscheinung  der 
prä monitorischen  Neuralgie  dem  Auftreten  der  Bläschen  voraus,  wie 
z.  B.  im  Falle  Gins  her  g  (436): 

Hier  war  anfänglich  nur  fleckweise  Hyperämie  der  Stirnhaut  ohne  Schwelhmg,  aber 
mit  starker  Chemose  der  Konjunktiva  vorhanden.  Nach  4  Tagen  kam  erst  die  Bläschen- 
eruption zustande  vmd  abermals  nach  4  Tagen  zeigten  sich  erst  Hornhauttrübungen. 

Li  diesem  Falle  leitete  also  eine  starke  Konjunktivalaffektion  gewisser- 
maßen das  Auftreten  des  Herpes  zoster  ein. 

§  171.  Zuweilen  beobachtet  man  auch  auf  der  Konjunktiva  selbst  das 
Auftreten  von  Herpesbläscheii  beim  Zoster  o])hthalmicus. 

Sc^fand  Scriven  (460)  eine  Pustel  auf  der  Konjunktiva  und  leichte  Hornhaut- 
trübung,  Sichel   jun.   [bei  Hybord  (445,   S.  153)]  sah  eine  am  Kornealrande. 


170  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

Lagarde  (459)  berichtet  über  einen  Fall  von  Herpes  zoster  ophthalmicus,  bei  welchem 
die  Augenaffektion  im  Auftreten  dreier  Bläschen  auf  der  Conjunctiva  bulbi  bestand,  welche 
hier  eine  anästhetische  Stelle  hinterließen. 

Sehr  zahlreich  und  phlyktänenartig  traten  die  Bläschen  in  der  Beobachtung  von 
Currie-Ritschie  (bei  Hybord,  1.  c.  S.   145)  auf. 

Pacton  (434,  Fall  V)  beobachtete  Bläschen  auf  der  Conjunctiva  palpebrarum. 

Arlt  (461)  sah  einen  Patienten,  bei  welchem  neben  dem  Herpes  zoster  ophthalmicus 
eine  Herpeseruption  auch  am  Bulbus  sich  gezeigt  hatte,  denn  er  fand  ganz  analog  den 
Narben  an  der  Korneoskleralgrenze  auch  eine  ziemlich  tiefgreifende  Narbe,  deren  Grund 
bläulich  weiß  erschien. 

§  172.  Zu  dieser  Beobachtung  Arlts  ist  zu  bemerken,  daß  man  auch 
zuweilen  eine  wahre  Episkleritis  beim  Herpes  zoster  zu  sehen  bekommt 
[vgl.  auch  Kendali  (4'27)  S.  29],  und  daß  meist  dabei  Hornhautaffektionen 
vorkommen,  welche  sich  dann  mit  breiter  Basis  bis  zum  Sitze  der  Episkleritis 
am  Korneoskleralrande  erstrecken.  Auch  sieht  man  während  des  Heilungs- 
stadiums dabei  im  Skleralgewel^e  einzelne  inselförmig  umschriebene,  stark 
gerötete  Stellen,  die  vielleicht  auf  in  der  Konjunktiva  vorhanden  gewesene 
Pustehi  hindeuten,  deren  geschwüriger  Zerfall  sich  l)is  auf  die  Oberfläche  der 
Sklera  erstreckt  haben  mag. 

So  beobachteten  wir  kürzlich  einen  Herpes  zoster  ophthalmicus  bei  einer  älteren 
Dame,  bei  welcher  die  Herpeseruption  auf  den  Ramus  frontalis  und  die  behaarte  Kopf- 
bäUte  sich  beschränkte,  die  Nase  aber  ganz  frei  geblieben  war,  und  wo  trotzdem  ein  hell- 
streifenförmiges,  halbdiffuses  parenchymatöses  Infiltrat  mit  gestij^pter  Kornealoberfläche  an 
der  temporalen  Hälfte  der  linken  Kornea  beobachtet  wurde  und  vmmittelbar  im  Anschlüsse 
daran  die  Konjunktiva  und  das  episklerale  Gewebe  sich  stark  injiziert  und  infiltriert  hatte, 
genau  so  wie  bei  einer  Episkleritis.  Auch  hier  sah  man  bei  der  Heilung  fleckweise  sehr  viel 
stärker  injizierte  inselförmige  Partien  lange  bestehen  bleiben,  nachdem  die  vorher  gerötet 
gewesene  Umgebung  dieser  affizierten  Skleralpartie  schon  lange  wieder  abgeblaßt  war.  Die- 
selben schienen  der  Ausdi'uck  trophischer  Störungen  im  Konjuuktival-  und  oberflächlichen 
Skleralgewebe  gewesen  zu  sein. 

Bei  dem  Patienten  von  0.  Wyss  (342)  zeigte  sich  als  mikroskopischer 
Befund  die  Konjunktiva  zelhg  infiltriert  und  in  dem  suljkonjunkti^-alen  Zell- 
gewebe mikroskopisch  kleine  Abszesse. 

Kendali  (427)  fand  unter  17  Fällen  von  Herpes  zoster  ophth.  3 mal 
solche  mit  Skleritis. 

§  173.  Den  S  e  n  s  i  b i  1  i  t  ä  t  s  s  t  ö  r  u n  g e  n  der  Konj unkti va  nach  der  Herpes- 
eruption ist  fast  von  keinem  Autor  Aufmerksamkeit  geschenkt  worden. 

Pacton  (Fall  IV,  1.  c.)  berichtet  über  einen  Fall  von  Blachez,  bei 
welchem  die  Konjunktiva  am  Hornhautrande  vollständig  anästhetisch  war, 
und  bei  welchem  sich  auch  an  anderen  Stellen  der  Konjunkti^'a  hypästhetische 
Punkte  A'orfanden. 

Die  Affektion  der  Hornhaut  beim  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

§  174.  Wie  aus  den  folgenden  Zusannnenstellungen  hervoi'geht,  beteihgt 
sich  die  Hornhaut  ungefähr  in  einem  Drittel  der  Fälle  von  Herpes  zoster 
ophthalmicus.    So  fand: 


Herpes  zoster  oplitlialinicus. 


171 


Hybord 

(445) 

ut.tcr  98  Fällen 

Aon 

H.  'j 

CO.  3C. 

W  angle  i- 

(426) 

,.      20 

(■) 

Kendall 

(427) 

,.      19 

5! 

11 

Kock 

(438) 

,.      80 

., 

j; 

20 

Hutchinson 

(446) 

„      18 

J> 

fr 

10 

235 

"^8:5 

')()iii;il  die  Kornea  affiziert 


Wmw^^^ 


Colin  (1.  c.  159)  teilt  die  Alteration  der  Hornhaut  beim  Herpes  zoster  in 
folgende  Eubriken  ein  und  bringt  dafür  klinische  Belege; 

1.  Zosterbläschen, 

2.  Geschwüi'e:  a)  ol»erfläeidiclie,  b)  tiefe,  c)   Ulcus  serpens, 

3.  die  nicht-suppui-ative  Keratitis:  a)  oberflächliche,  b)  tiefe, 

4.  die  Keratitis   neuroparalytica. 

Wer  viele  Fälle  von  Herpes  zoster  gesehen  hat,  wird  zugeben  niü^iSen, 
daß  diese  Einteilung  schon  darum  etwas  gekünstelt  ist,  weil  bei  ein  und  dem- 
selben Falle  oft  oberflächliche  Ge- 
schwüre mit  interstitiellenTrübungen , 
oder  Phlyktänen  mit  punkt-  oder 
strichförmigen  Trübungen  in  den 
oberflächlichen  Schichten  des  Horn- 
hautparenchyms,  oder  interstitielle 
Trübungen  allein  vorkommen,  kurz, 
von  typischen  Erkrankungen  der 
Hornhaut  keine  Eede  sein  kann, 
und  bei  den  meisten  Fällen  Kom- 
binationen dieser  Einteilungsgruppen 
beobachtet  werden. 

Was  die  Bläschen  anbelangt,  so 
hielt  es  Homer  (418)  für  zweifellos, 
daß  auch  beim  Herpes  zoster  ophthalmicus  die  erste  Erscheinung  eine  Eeihe 
von  wasserhellen  Bläschen  ebenso,  wie  bei  den  eingangs  geschilderten  Arten 
A'on  Herpes  sei.  Diese  Ansicht  hat  jedoch  nicht  recht  Eingang  gefunden.  Tat- 
sache bleilit  aber,  daß  wie  beim  Herpes  corneae  nervosus  und  febrilis  auch  beim 
Herpes  zoster  ophthalmicus  die  gleichen  Bläschen  auf  der  Hornhaut  auftreten 
kömien.    So  bildet  Kendall  (427)  den  folgenden  Fall  ab,  Fig.  32: 

R.,  17  Jahre  alt,  1870.  Am  ersten  Tage  bestand  Schmerz  im  linken  Auge,  am  folgen- 
den auch  im  Kopfe.  Linke  Stirn  und  oberes  Augenlid  gerötet  und  geschwollen,  und  zwar 
reicht  die  Grenze  der  erkrankten  Partie  genau  nvu-  bis  zur  senkrechten  Mittellinie  der  Stirn  und 
zu  einer  durch  die  nach  außen  verlängerte  Lidspalte  gebildeten  Linie.  Die  Röte  ist  nicht 
diffus,  sondern  besteht  aus  vielen  größeren  und  kleineren  roten  Flecken,  auf  welchen  Grujjpen 
von  mit  hellem  Serum  gefüllten  Bläschen  sitzen.  Am  oberen  äußern  Teile  der  Stirn  sind 
dieselben  meist  zu  Borken  vertrocknet.  Ähnliche  Plaques  finden  sich  auch  in  der  behaarten 
Kopfhaut  bis  zur  Sagittal-Linie.  Das  Lid  ist  ödematös  geschwollen,  kann  höchstens  eine 
Linie  gehoben  werden,  sein  äußerer  und  innerer  Rand  ist  mit  ähnlichen  Bläschen  bedeckt, 
"wie  sie  sich  an  der  Stirn  finden,  die  Konjunktiva  des  oberen  Lides  zeigt  dieselben  nicht. 
Die  Conjunctiva  bulbi  nach  außen  ödematös  geschwollen.   Das  untere  Lid  ist  von  der  Krank- 


Fig.  32. 

Bläschen  auf  der  Hornhaut   bei  Herpes  zoster 

ophth.  nach  Kendall  (427). 


172  Herpes  zoster  oj)hthaliniciis. 

beit  ganz  frei,  eine  Linie  nach  außen  vom  unteren  Tränenpunkte  findet  sich  ein  Bläschen, 
gleich  denen  des  oberen  Augenlidrandes,  der  obere,  äußere  Kdrnealrand  zeigt  eine  Reihe 
kleiner  Bläschen.    Die  Temperatur  auf  dem  erkrankten  Bezirke  ist  erhöht. 

Außerdem  hat  noch  O.  Wyss  (342)  in  seinem  Falle  zahlreiche  Bläschen  auf  der  Horn- 
haut und  Konjunktiva  beobachtet,  die  sich  nachher  in  kleine  Geschwürchen  umwandelten 
und  mikroskopisch  untersucht  wurden. 

Andere  wieder  beobachteten  einzelne  oder  mehrere  Phlyktänen  auf  der 
Hornhaut  analog  denen,  welchen  wir  so  häufig  bei  skrofulösen  Kindern  be- 
gegnen, so  Hutchinson  (516),  Johnen  (517)  und   Galezowsky  (518). 

Berlin  (46'2)  hatte  bei  einer  kleinen  Zosterepidemie  in  einigen  Fällen 
das  Epithel  der  Hornhaut  sackförmig  abgehoben  gesehen. 

Häufig  findet  man  die  01)erfläehe  der  Hornhaut  leicht  getrübt,  nicht 
glatt,  ohne  daß  eigentliche  Epitheldefekte  nachzuweisen  wären.  Bei  anderen 
wieder  ist  die  Oberfläche  getrübt  und   das  Epithel  w^e  mit  Nadeln  gestippt. 

AVieder  bei  anderen  sind  größere  oberflächliche  Epithelverluste  vorhanden, 
ohne  daß  uns  der  Nachweis  ihrer  Abstammung  von  Bläschen  gelänge. 

Hutchinson  (1.  c.)  sah  auf  der  ganzen  Kornealoberfläche  zerstreut  leichte,  oberfläch- 
liche Ulzerationen,  welche  auf  der  unteren  Hornhauthälfte  tiefer  ins  Gewebe  reichten. 

Wangler  (426)  fand  in  einem  Falle  über  die  ganze  Hornhaut  verbreitet  kleine 
oberflächliche,  subepithelial  gelegene  rundliche  Trübungen,  wie  alte  Maculae  von  ver- 
schiedener Größe. 

Auch  sieht  man  nicht  selten  die  Kornea  leicht  diffus  getrübt  und  im 
Bereiche  der  Trübung  einzelne  dichtere  rundliche  Fleckchen  mit  verwaschenen 
Grenzen. 

Dann  wieder  kombinieren  sich  oberflächliche  mit  tieferen  Affektionen, 
indem  wir  in  verschiedenen  Schichten  der  Hornhaut  liegende,  strichförmige, 
gitterartige  oder  rundliche  Trübungen  bemerken,  während  auf  der  Oberfläche 
seichte  oder  tiefere  Substanzverluste  vorhanden  sind,  entw^eder  mit  klarem 
Grunde,  oder  im  Übergange  zum  Geschwür. 

§  175.  Sehr  häufig  treten  beim  Zoster  ophth.  parenchymatöse  Trü- 
bungen der  Kornea  auf,  die  entweder  aus  Punkten  und  namentlich  aus  Streifen, 
welche  oft  Gitterform  zeigen,  bestehen,  oder  keine  Struktur  zeigen.  Diese 
Trübungen  sind  nicht  selten  einem  Wechsel  in  der  Form  und  der  Örtlichkeit 
unterworfen,  wie  in  unserem  Falle  K.  S.  165 — 166  und  in  einer  Beobachtung 
von  Wangler  (L  c.  S.  33).  Bei  vielen  ist  das  Hornhautepithel  über  diesen 
parenchymatösen  Trülnmgen  leicht  getrübt  und  wie  mit  Stecknadeln  gestippt, 
bei  anderen  klar.  Theoretisch  von  ganz  besonderer  Bedeutung  ist  aber,  daß 
diese  parenchymatösen  Infiltrate  auftreten  können,  ohne  daß  überhaupt  eine 
oberflächliche  Läsion  vorhanden  gewiesen  zu  sein  braucht.  In  letzter  Zeit 
ist  von  Sulzer  (465)  gerade  dies  Verhalten  besonders  betont  worden.  Wenn 
dem  gegenüber  Colin  (1.  c.  163)  hervorhebt,  ,, freilich  beweisen  weder  die  von 
Sulzer  noch  die  sonstigen  beschriebenen  Fälle  mehr,  als  daß  der  betreffende 
Beobachte]-  zui'  Zeit  der  Untersuchung  keine  Zeichen  einer  stattgehabten  ober- 
flächlichen Läsion  konstatieren  konnte",  so  scheint  uns  dies  doch  zu  sk(.'i)tisch. 
Freilich    steht   fest,    daß   geringfügige   oberflächliche    Hornhautveränderungen 


Herpes  zostei'  (i|)litlialriiiens.  173 

^■oll  scliAvcivii  tictVii  Allcratioiicii  Jciicr  .Mciiil)iaii  jjicfolgt  werden  können,  wir 
haben  aber  Fälle  von  Herpes  zoster  mit  starloi'  pincnchymatöser  Trübung  der 
Hornhaut  ohne  ol>erflächliche  Epithelverluste  bei  J'atienten  gesehen,  bei  denen 
jegliche  exogene  Infektion  ausgeschlossen  werden  konnte. 

AiH'b  in  dem  S,  iCtCi  l*'ig.  '^^\  abgebildeten  l^\ille  K.  haben  wir  fleckweise 
intei'stitielle  'l'ridunigen  unter  unseren  Augen  auftreten  sehen,  ohne  daß  iigend- 
Avelcbe  oberflächlichen  t^ul)stan/iA'erluste,  auf  die  wir  extra  mit  dem  Hornhaut- 
mikrosko))  gefaiuidet   liatten,  nach/inveisen  gewesen  wären. 

Hinsichtlich  der  fleckigen  Hornhauttrübungen  ist  nach  Wangler  (4'2G) 
die  Vernuitung  wohl  gerechtfertigt,  daß  sie  der  Ausdruck  einer  Erkrankung 
derjenigen  Gewf^bsteile  sind,  welche  erkrankten  Nervenfasern  benachbart  liegen. 
Denn  wir  dih'fen  wohl  annehmen,  daß  die  beim  Herpes  zoster  bis  in  die  feineren 
Verzweigungen  des  N.  trigeminus  nachgewiesene  Entzündung  auch  auf  einzelne 
periphere  Astchen  sich  ausbreitet,  und  so  das  anliegende  Gewebe  mitaffiziert. 

§  17().  Wie  bei  allen  Substanzverlusten  der  Hornhaut  kann  sich  auch 
gelegenthch  i'inmal  durch  Infektion  ein  Ulcus  serpens  entwickeln,  wie  in 
einem  von  Colin  (440)  aus  der  Euchsschen  Klinik  beschriebenen  Falle,  wobei 
es  dann  auch  zur  Panophthalmitis  kommen  kann,  wie  in  den  von  Coppey 
•(464)  angeführten  Fällen  von  Hybord,  Girand  und  Galezowsky. 

Sehr  selten  entwickelt  sich  durch  endogene  Infektion  bei  Herpes  zoster 
ein  Abszeß  in  der  Hornhaut,  wie  in  einem  von  Adler  (463)  mitgeteilten  Fall. 
Ferner  Fall  VIII  von  Pacton  (434)  und  der  ebendasell)st  auf  S.  34  ange- 
führte Fall. 

Eine  dahin  gehörige  Beobachtung  wurde  in  der  Augenabteilung  des  AUg.  Kranken- 
hauses zu  Hamburg  von  Herrn  Dr.  Mannhardt  angestellt. 

2.  IV.  1895.  Ein  60jäliriger  Mann,  seit  drei  Wochen  krank,  hatte  nach  seiner  Angabe 
die  Kopfrose  gehabt. 

Status  praes.:  Die  rechte  Seite  des  behaarten  Kopfes,  die  rechte  Stirn,  das  rechte 
•obere  Lid  und  die  rechte  Nasenhälfte  waren  mit  runden  Herpesgeschwüren  und  Borken  dicht 
besetzt.    Heftiges  Jucken  und  starke  Schmerzen. 

Die  Hornhaut  zeigt  nahe  dem  Zentrum  ein  größeres  Infiltrat  in  den  tieferen 
■Schichten  und  ein  1,5  mm  hohes  Hjrpopyon. 

Am  13.  VI.  Iridektomie  wegen  zentralen  Hornhautflecks.    Heilungsverlauf  gut. 

Am  24.  IX.  immer  noch  Schmerzanfälle  im  Bereich  des  I.  Astes,  aber  nur  leicht. 

Wie  unzweckmäßig  eine  wie  oben  angeführte  Gruppierung  der  Horn- 
hautaffektion  beim  Herpes  zoster  ist,  beweist  folgende  Polemik  Colins  (1.  c. 
S.  165)  gegen  Ginsberg  (486)  bei  Gelegenheit  der  Beschreibung  der  Keratitis 
n  e  u  r  o  p  ar  aly  t  i  c  a. 

,.Wenn  Gins  her  g  behauptet:  bei  Herpes  zoster  frontalis  wird  häufig 
die  Hilfe  des  Augenarztes  wegen  Keratitis  neuroparalytica  in  Anspruch  ge- 
nommen, so  begeht  er,  wohl  um  die  Seltenheit  seiner  Aveiteren  Komplikation 
nüt  Okulomotoriusparese  noch  mehr  hervorstechen  zu  lassen,  eine  unbewußte 
Übertreibung.  Denn  im  Handbuche  von  Graef  e-Sä  misch  wird  von  Sä  misch 
und  Michel  unter  Zoster  ophthalmicus  eine  neuroparalytische  Affektion  der 
Hornhaut  überhaupt  nicht  erwähnt,  so  daß  Hirsch  her  g  (470)  seinen  1879 


174  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

vorgestellten  Fall  als  den  ersten  mit  dieser  Komplikation  bezeichnete.  Aller- 
dings übersah  er  dabei  den  1876  veröffentlichten  Fall  Adlers  (463),  Von 
dem  mir  leider  nicht  zugänglichen  Falle  da  Fonsecas  (471)  abgesehen,  habe 
ich  keine  weiteren  diesbezüglichen  Veröffentlichungen  in  der  Literatur  ge- 
troffen, so  daß,  wenn  auch  andere  Beobachtungen  über  diese  Komplikation 
wohl  gemacht  worden  sind,  sie  doch  zu  den  ungewöhnlichsten  Vorkommnissen 
gehört.  Es  ist  eine  auffallende,  bisher  nicht  gewürdigte  Tatsache,. 
daß,  trotzdem  die  Läsion  des  Ganglion  Gasseri  resp.  des  ersten 
Trigeminusastes  beide  Erkrankungen,  den  Zoster  ophthalmicus 
und  die  Keratitis  neuioparalytica  zu  bedingen  vermag,  diese 
beiden,  gegen  Ginsberg,  sich  doch  nur  äußerst  selten  miteinander 
kombinieren." 

Wir  können  hierin  Cohn  nicht  beipflichten.  Denn  Ginsberg  scheint, 
wie  auch  wir,  jede  Affektion  des  Hornhautparenchyms  als  Keratitis  neuro- 
paralytica  zu  l)ezeichnen,  Avährend  Cohn  offen))ar  nur  diejenigen  Fälle  hierher 
gezählt  wissen  will,  welche,  wenn  er  dies  auch  nicht  ausspricht,  einen  tiefen, 
konkavförmigen  Substanzverlust  zeigen.  Wir  erblicken  in  allen  diesen  Keratitis- 
formen resp.  in  diesen  verschiedenartigen  Trübungen  mit  und  ohne  Zerfall  des 
Hornhautgewe'bes  nur  die  Äußerungen  einer  mehr  oder  weniger  intensiven 
Ernährungsstörung  des  Hornhautgewebes  in  seinen  verschiedenen  Schichten 
mit  oder  ohne  sekundäre  Lifektion,  wobei  wir  als  leichteste  Affektion  die 
Bläschenbildung  auf  der  Hornhaut  betrachten,  als  schwerste  den  totalen  nicht 
aufzuhaltenden   Zerfall  des  Hornhautgewebes  wie  in  der 

Beobachtung  Krolls  (751),  wo  bei  einem  Herpes  zoster  frontalis  am  Auge  eine  Keratitis,, 
die  mit  ganz  leichter  diffuser  Trübung  begann,  dann  trotz  beständigen  Schlusses  des  Auges 
und  Okklusionsverbands  ganz  rapid  zu  einem  bedeutenden,  eitrigen  Infiltrat  des  äußeren 
Randes  der  Kornea  führte,  das  sich  ringförmig  ausbreitete  imd  geschwürig  zerfiel. 

Analoge  Fälle  beschreiben  Hybord  (1.  c.  Observation  1),  ferner  Eichel 
als  Fall  98  in  der  Sammlung  Hybords  und  Giraud-Teulon  als  Fall  96 
ebendaselbst. 

Wie  und  wo  Cohn  jedoch  die  Grenze  ziehen  will  zwischen  dem  den  Herpes 
zoster  oplithalnücus  komplizierenden  mehr  oder  weniger  tiefen  Hornhaut- 
zerfall, wie  ein  solcher  in  der  Zusammenstellung  von  Hybord  durch  die 
Fälle  50,  60,  75,  76  beobachtet  ist,  und  einer  Keratitis  neuroparalytica,  bleibt 
uns  unverständlich. 

Wir  werden  uns  nachher  noch  eingehender  mit  der  Keratitis  neuro- 
paralytica zu  beschäftigen  haben. 

§  177.  Auffällig  ist  in  einzelnen  Fällen  von  Herpes  zoster  das  späte 
Auftreten  der  Keratitis. 

So  berichtet  Blachez  (457)  über  einen  Fall  von  Zoster,  der  die  linke  Stirnhälfte,. 
Xasengegend,  Lider  und  Auge  befallen  hatte.  Während  Chemosis  und  Konjunktivitis  gleich 
im  Beginne  konstatiert  wurden,  stellten  sich  erst  nach  \'erlauf  von  mindestens  acht  Tagen 
nach  der  Hauteruption  obeiilächliche  Hornhautulzcrationen  ein. 

Horst  mann  (468)  berichtet  über  einen  Fall  von  einem  rechtsseitigen  Herpes  zoster 
frontalis  bei  einem  30jährigen  Individuum.  Erst  29  Tage  nach  dem  Auftreten  der  Efflores- 
zenzen   im  Bereiche   des   I.  Astes   zeigte  sich   ein   zirkumskriptes  Infiltrat  auf   der  rechten 


Herpes  zoster  ojjlitlialmicus.  175 

Hornliaut   und  zwei  kleine   Bl.äschen    mit    trübem    Inlialtc  am  lateralen   Rande   desselben. 
Später  Iritis.    Xaeh   P^  -fahren  Maculae  corneae  mit  normaler  Emj)tin(liiehkeit. 

Schieß-Gemuseiis  (472)  sah  bei  einem  an  Herpes  zoster  ophthalmieus  erkrankten 
Patienten  sieben  Tage  nach  Ausbruch  des  Hautausschlags  eine  diffuse  Trübung  der  bisher 
intakten  Kornea,  welche  sich  später  zu  zwei  großen  zirkumskripten  Infiltraten  verdichtete. 
Letztere  vaskularisierten.    Ehe  es  zur  Heilung  kam,  exulzerierte  noch  eines  von  denselben. 

Die  übeifläclilicheii  Trübungen  können  sioli  viillijj;  wieder  verlieren. 

Die  Geschwüre  setzen  selbstverständlicli  (laueinde  'riiibiin^^en. 

Die  parenchymatfisen  Trübungen  könueii  xcischwindeti  odei-  als  leichte 
Nebel  bestehen  bleiben. 

Daß  die  meisten  Fälle  von  H.  z.  o.  olnie  H()rnliautk()iii])likation  ver- 
laufen, wurde  bereits  eingangs  erwähnt,  jedoch  empfiehlt  es  sich,  auch  diese 
Fälle  aufs  sorgfältigste  mit  der  binokularen  Hornhautlupe  zu  untersuchen. 
Man  wird  danii  bei  einem  gewissen  Prozentsatze  doch  auch  die  Ho)nhaut  mit 
ergriffen  finden  in  der  Form  leichter  rauchgrauer,  inselförmiger  Trübungen, 
die  mit  dem  unbewaffneten  Auge  und  bei  seitlicher  Beleuchtung  gar  nicht  oder 
kaum  gesehen  werden,  und  die  namentlich  dann  nicht  fehlen  werden,  wenn 
die  Bindehaut  oder  das  Ziliargefäßsystem  stark  injiziert  ist. 

§  178.  Hinsichthch  der  Sensibilitätsstörungen  der  Hornhaut 
beim  Herpes  zoster  ophth.  darf  man  wohl  annehmen,  daß  im  allgemeinen 
die  Anästhesie  derselben  gleichzeitig  mit  der  des  Gesichtes  auftritt  und  dann, 
wie  in  den  meisten  Fällen,  nach  der  Eruption  der  Bläschen  während  des  Über- 
gangs in  die  Borkenl)ildung. 

So  war  es  wenigstens  bei  einer  Beobachtung  Blachez'  (siehe  Hybord  1.  c.  S.  74)., 
Meist  besteht  eine  Hypästhesie,  bei  einer  Reihe  von  Fällen  jedoch  auch  eine  vollständige 
Anästhesie.  So  war  z.  B.  im  Falle  19  von  Kendali  der  linke  Bulbus  vollständig  anästhetisch. 
Die  linke  Seite  der  Stirn  war  nur  in  der  Empfindung  herabgesetzt. 

In  der  Beobachtung  IV  von  Hybord  (1.  c.  S.  25)  bestand  Anaesthesia  dolorosa 
des  Bulbus.  Das  Auge  war  schmerzhaft;  die  Kornea  vollständig  unempfindlich  und  die 
benachbarte  Konjunktiva  war  ebenfalls  anästhetisch,  die  Kornea  aber  klar. 

Hier  war  also  trotz  vollständiger  Anästhesie  dieselbe  klar  gebheben. 
In  einer  Eeihe  anderer  Fälle   tritt  die   Hornhautanästhesie    regionär 
auf  und  ist   lediglich   über   den   getrübten  Partien  vorhanden. 

So  war  in  dem  Fall  VI  von  Hybord  nur  die  opake  Kornealf lache  unempfindlich,, 
während  die  der  gesunden  Partie  ihre  Sensibilität  behalten  hatte. 

Im  Falle  I  von  Wangler  besaß  die  Conjunctiva  bnlbi  normale  Empfindlichkeit, 
im  unteren  äußeren  Hornhautquadranten  waren  acht  zerstreute,  kleine,  rundliche,  graue- 
Flecke  in  einem  Bereiche  vorhanden,  in  welchem  die  Unemijfindlichkeit  der  Hornhaut  gerade 
am  ausgesprochensten  war. 

Bei  einem  von  Horst  mann  (468)  beobachteten  Zoster  ophthalmieus  traten  Hornhaut- 
ulzerationen  auf.   Das  zwischen  denselben  liegende  Hornhautgewebe  war  nicht  anästhetisch.. 

"Wenn  daher  in  einer  Eeihe  von  Fällen  das  Gebiet  der  Sensibilitäts- 
störung mit  dem  der  Trübungen  auf  der  Hornhaut  zusammen- 
fällt, so  ist  doch  dieses  Verhältnis  kein  absolutes. 

Denn  einesteils  berichtet  Wangler  (1.  c.  S.  33)  über  einen  Fall  von  Herpes 
zoster  des  I.  Astes  und  einen  von  Herpes  des  I.  und  11.  Astes,  bei  welchen  trotz. 


176  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

ausgesprochener  Anästhesie  der  Kornea  keinerlei  Trübungen  aufgetreten 
waren,  andererseits  (im  Falle  III)  war  die  ganze  Kornea  vollständig  an- 
ästhetisch, während  in  der  Mitte  derselben  eine  leichte  diffuse  Trübung  be- 
stand. Und  wiederum  in  einem  Falle  von  Sae misch  (469)  war  die  Hornhaut 
empfindlich  geblieben,  trotz  einer  vorhandenen  parenchymatösen  Trübung, 
die  allerdings  später  wieder  zurückging. 

Bei  einzelnen  Fällen  entwickelte  sich  die  Anästhesie  der  Hornhaut  be- 
trächtlich später  als  die  Trübungen,  so  z,  B.  in  der  Beobachtung  von 
Wangler. 

Hier  fand  sich  nahe  am  unteren  Rande  der  Kornea  ein  vaskularisiertes,  rundes  Ge- 
schwür, nur  ganz  wenig  infiltriert.  Die  Sensibilität  war  im  Bereiche  des  Supraorbitalis  und 
Nasoziliaris  vermindert.  Dagegen  war  die  vSensibilität  der  Kornea  intakt  und  ebenso  die  der 
Konjunktiva.  15  Tage  später  aber  waren  in  dem  Zentrum  der  Hornhaut  in  den  vorderen 
Schichten  einige  kleine,  rundliche  verwaschene  Fleckchen  sichtbar.  Daselbst  besteht  jetzt 
eine  Anästhesie,  während  die  übrige  Kornea  normal  sensibel  ist. 

Diese  Anästhesie  der  Hornhaut  kann  ziemlich  lange  bestehen,  wie  wir  auf  S.  163 
mitgeteilt  haben. 

Komplikation  des  Herpes  zoster  ophth.  mit  Erkrankung  des  Uvealtraktus. 

§  179.  Die  Pupille  ist  bei  den  meisten  Fällen  von  Herpes  zoster  oph- 
thalmicus etwas  verengt.  Die  Reaktion  ist  träge,  die  Pupille  erweitert  sich 
auf  Atropin.  Bei  den  mit  Iritis  einhergehenden  Fällen  ist  die  Verengerung 
selbstverständlich  eine  noch  auffallendere,  und  es  treten  dabei  durch  hintere 
Synechien  bisweilen  dauernde  Formveränderungen  der  Pupille  auf.  So  war 
dieselbe  in  einem  Falle  von  Hutchinson  doppelt  so  weit,  als  auf  dem  gesunden 
Auge,  weil  sie  durch  hintere  Synechien  fixiert  und  auch  dadurch  unbeweglich 
war.  Bei  denjenigen  Fällen,  bei  welchen  sonst  noch  die  Pupille  mydriatisch 
erweitert  und  ohne  Eeaktion  angegeben  wird,  sind  offenbar  Komplikationen 
mit  Okulomotoriuslähmung  usw.  vorhanden  gewesen,  wie  z.  B.  im 
Falle  I  von  Wangler  (es  bestand  Akkommodationslähmung,  Mydriasis,  Ptosis 
und  Neuritis  optica  neben  dem  Herpes  zoster  ophth.). 

Iritis. 

§  180.  Beim  Herpes  zoster  ophthalmicus  beobachten  wir  auch  ein  isoliertes 
Vorkommen  von  Iritis. 

So  entzündete  sich  am  vierten  Tage  nach  der  Bläscheneruption  bei  einem 
Patienten  von  Hutchinson  (446)  die  Iris.  Es  traten  hintere  Synechien  auf, 
die  jedoch  durch  Atropin  gesprengt  wurden. 

Überhaupt  ist  für  gewöhnlich  die  Iritis  von  mittlerer  Intensität,  relativ 
selten,  so  daß  hintere  Synechien  zurückbleiben,  wie  z.  B.  bei  einer  Beobachtung 
Horst manns  (468),  wo  sie  nicht  durch  Atropin  überwältigt  werden  konnten. 
Die  Iritis  entwickelt  sich  meist  schleichend  und  verschwindet  schnell.  Zuweilen 
zeigt  sich  die  Iris  auch  nur  etwas  verfärbt. 

Gewöhnlich  konunt  die  Iritis  erst  nach  der  Bläscheneruption  zur  Ent- 
Avicklung.    Unter  43  Fällen  Hybords  ist  nur  in  einem  Falle  die  Iritis  und 


Herpos  zoster  opliflialiiiiciis. 


177 


Keratitis  den  Hautciscliciiimi^'cii  a  (»i'a.usgegang(^ii  (siehe  daselbst  den  Fall 
Joy  Jeffrics  S.  (h).  Auf  den  Fall  (ionld  (101)  mit  Anschluß  eines  Herpes 
y;Ost(^r  ()])htli.  an  eine  hei'eits  seit  (bei  WOchen  bestehende  Iritis  serosa  hatten 
wir  bereits   S.  1  ;")*•'  aufnieiksani  gemacht. 

l'iiii  bcsoiidcis  bemerkenswerter  Fall  war  der  noii  Mache k  (47G),  in 
welchem  dir  Iris  in  lM)i'm  ganz  umschriebener  Knoten  beteiligt  war,  welche 
rasch  zeififlen  und  /u  reichlichen  IMutungeii  in  die  vordere  Kammer  Ver- 
anlassung gaben. 

Bei  der  mikiosko])ischen  Untersuchung  seines  Falles  fand  Wyss  (342) 
das  Irisgewehe  ansehnlich  verdickt  und  mit  Lymphzellen,  namentlich  in  der 
Nähe  der  ^■()l•deren  Fläche,  infiltriert. 

Was  das  Verhältnis  der  Iritis  zur  Keratitis  anbelangt,  so  ist  ihr  gemein- 
schaftliches Vorkonnn(>n  sehr  häufig,  isoliert  tritt  aber  Keratitis  bei 
Herpes  zoster  ophth.  häufigi'r  auf.  als  Iritis  ohne  Keratitis,  wie  aus  der  folgenden 
Statistik  eisiclitlicli  ist  : 


Autor 

Zahl  der 

Herpes  zoster 

ophth. -Fälle 

Kerato- 
Iritis 

Iritis             Keratitis 
isoliert          überhaupt 

Iritis 
überhaupt 

Hybord 

Kock 

Kendall      .... 

9J< 
80 
17 

16 
10 



5 
3 

:)() 

22 
14 

Gewcihnlich  entwickelt  sich  die  Keratitis  und  dann  (He  Iritis,  es  kann 
aber  auch  das  Umgekehrte  stattfinden,  also  die  Iritis  zeitlich  vor  der 
Keratitis  hervortreten,  wie  in  einem  Falle  von  Bowman  (512).  in  welchem 
am  vierten  Tage  nach  der  Bläscheneruption  eine  Iritis  konstatiert  wurde,  und 
-erst  am  18.  Tage  ein  schwerer  Zerfall  der  Hornhaut  begann. 

Zuweilen  kommt  auch  mit  der  Lage  der  Hornhauttrülning  korrespon- 
dierend eine  partielle  Iritis  zur  Entwicklung. 

So  hatten  wir  selbst  Gelegenheit,  bei  einem  Herrn  einen  Herjies  zoster  oiihthalmicus 
zu  beobachten  mit  gitterförmig  interstitiellen  Hornhauttrübungen  in  breiter  Fläche  vom 
Hornhautscheitel  nach  außen  bis  zur  Peripherie  sich  erstreckend.  Gerade  unter  dieser 
teilweise  getrübten  Hornhautfläche  war  das  Irisgewebe  partiell  entzündet,  verfärbt,  und 
■der  Pupillarrand  breit  mit  der  vorderen  Linsenfläche  verwachsen.  Auch  bestand  längs 
<ies  getrübten  Hornhautsegments,  entsprechend  der  entzündeten  Irispartie,  Ziliarinjektion. 

Hybord  (1.  c.  Fall  II)  erwähnt  eines  Falles  von  Herpe-j  zoster  ophthalmicus,  bei 
welchem  das  Auge  während  der  zwei  ersten  Wochen  nach  der  Eruption  gesund  geblieben 
war.  Erst  gegen  Ende  der  vierten  Woche,  wenige  Tage  nach  einem  Nachschub  des  Herpes, 
trat  eine  Iritis  auf. 

Analog  bezüglich  der  Keratitis  verhielt  sich  die  Kornea  in  einer  Beobachtung  Jackschs 
<437).  Hier  trat  am  30.  November  der  Herpes  auf,  am  6.  Dezember  entwickelten  sich  von 
neuem  Bilschen  an  der  Seite  der  Nase,  am  12.  des  gleichen  Monats  zeigten  sich  dann  drei 
feine  Infiltrate  der  Hornhaut. 


Wilbraiul-Saenger,  Neurologie  des  Auges.    II.  Bd.  I.  Abteilung. 


178  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

§  181.  In  seltenen  Fällen  kommt  es  auch  zu  Iridozyklitis  und 
Chorioidealveränderungen.  So  erwähnt  Pacton  (1.  c.  S.  34)  zwei  Fälle 
von  Iritis  serosa  bei  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

In  einem  Falle  Sattlers  (447)  bestanden  Glaskörpertrübungen  neben 
Irishyperämie  und  Hornhautabschilferungen.  Bei  einer  Beobachtung  von 
Noyes  (474)  trat  nach  Iridochorioiditis  beiderseitige  Erblindung  auf.  Unter 
seinen  80  Fällen  von  Herpes  zoster  fand  Koch  (438)  vier  solche. 

Der  Fall  XI  von  Cohn  (1.  c.)  aus  der  Fuchsschen  Klinik  zeigte  Irido- 
zyklitis. Es  handelte  sich  um  einen  38jährigen  Patiefiten  mit  rechtsseitigem 
Herpes  zoster  ophthalmicus.  Im  Verlaufe  desselben  entwickelte  sich  eine  zarte^ 
tiefe  Keratitis  und  eine  Iridozyklitis  mit  zahlreichen  Präzipitaten.  Ebenso 
im  Falle  XII  und  XIV  von  Cohn. 

Nicht  gerade  so  selten  finden  wir  in  den  Zusammenstellungen  der  Kasuistik 
Keratitis  mit  Hypopyon  angeführt.  Ob  die  Eiterzellen  dabei  nun  der 
Kornea,  der  Uvea  oder  beiden  entstammen,  ist  schwer  zu  sagen.  Es 
genügt  hier  darauf  hingewiesen  zu  haben.  Bezüglich  eines  Beispiels  ver- 
weisen wir  auf  einen  Fall  von  Dor  (478),  in  welchem  Keratitis  mit  Hypopyon 
gefunden  wurde. 

Beim  Herpes  zoster  ophthalmicus  erkranken  Kornea  und  Iris  selten, 
wenn  die  Eruption  nicht  das  Gebiet  der  Äste  des  Nasoziliaris  befallen  hat. 
Ist  jedoch  die  ganze  Seite  des  Nasenflügels  von  Bläschen  bedeckt,  so  sind  Iris 
und  Kornea  der  Gefahr  einer  schweren  Erkrankung  ausgesetzt,  wiewohl  dies 
nicht  als  ein  Gesetz  hingestellt  werden  darf,  welchem  Fehler  Hutchinson 
(vgl.  S.  167),  wie  dort  erwähnt,  verfallen  war. 

Komplikation  des  Herpes  zoster  ophthalmicus  mit  Linsentrübung. 

§  182.  CoUins  (473)  demonstrierte  einen  Fall  von  Trigeminuslähmung 
mit  gleichzeitig  einsetzender  Linsentrübung  derselben  Seite.  Das  andere  Auge 
blieb  in  jeder  Hinsicht  normal. 

Das  Merkwürdige  an  dem  Falle  ist,  daß  die  nicht  innervierte  und  vor 
äußeren  Schädlichkeiten  geschützte  Linse  erkrankte,  während  die  anästhetische 
Kornea  8  Monate  hindurch  ihre  normale  Durchsichtigkeit  bewahrte. 

Vielleicht  liegt  bei  der  Seltenheit  des  Falles  nur  ein  zufälhges  Zusammen- 
treffen des  Beginns  der  Linsentrübung  mit  dem  Herpes  zoster  zugrunde. 

Die  Herabsetzung  des  intraokularen  Drucks. 

§  183.  Nach  Homer  (418)  ist  ferner  eine  starke  Herabsetzung  des. 
intraokularen  Drucks  beim  Herpes  zoster  ophthalmicus  zu  beobachten,  eine 
Erscheinung,  die  von  vielen  Forschern  bestätigt  wird. 

So  berichtet  Gold  zieher  (466)  ül)er  einen  l^'all  von  Herpes  zoster,  bei 
welchem  sich  die  brechenden  ^ledien  tiiil)ten  und  eine  Spannung  von  T — 2 
zu  konstatieren  war. 


Herpes  zoster  ophthalmicus.  179 

Jii  jener  frülier  /itiertcii  lieohacliiuii«^  Hois  t  inaiiiis  (468)  war  am 
neunten  TajT(>  der  J*jikraiikuii^f  der  cliarakteristiselie  Hautausschlag,  fünf  Tage 
später  die  Künjunkti\aliiijekti()ii  erfolgt.  Nach  weiteren  10  Tagen,  nachdem 
die  Hyperästhesie  dei'  Haut  heicils  einer  Anästhesie  gewichen  war,  zeigte 
sich  eine  kleine  Hornhauttiiihuiig  hei  normaler  Tension.  Dann  kamen 
Hornhautulzeratioiien.  jetzt  war  auch  Hypotonie  nachweisbar.  Später  trat 
noch  Iritis  ]iin/,u.  Nach  eifolgter  Heilung  l>liebeii  Maculae  corneae  und 
hintere  Synechien  xuiiick. 

Die  l-Jcf raktioiiserhöhung  im  l^\ille  Ginsbeig  (4BG)  ist  wohl  auf- 
zufassen als  bedingt  durch  Krünnnungswechsel  der  Hornhaut,  wie  das  sonst 
bei   Kei'atilis   iniiticbnial   dei'  b'all   sein   soll. 

Komplikation  mit  Erkrankung  der  Netzhaut  und  des  Nervus  opticus. 

§  184.  Nach  C'ohn  (1.  c.)  entwickelt  sich  manchmal  eine  Eiit/iuidung 
des  Sehnerven,  die  gewöhnlich  zu  einei'  mehr  oder  weniger  hochgradigen 
Atrophie  führt.  So  konstatierte  Gould  (191)  in  seinem  Falle  nur  eine  leichte 
Verschleierung  des  Optikuseintrittes.  Im  unten  näher  angeführten  Falle  S  ul zer s 
(465)  von  rechtsseitiger  Zona  verschwand  eine  daV)ei  aufgetretene  beiderseitige 
akute  Sehnervenentzündung,  ohne  Atrophie  zu  hinterlassen.  In  Cohns  Falle  XIII 

resultierte  ein   leichter   (Irad  von   Atro])hie   mit   S  =  — ;  im  Daguenetschen 

1  8  "^ 

(479)  Falle  folgte  einer  Neuritis  optica  mit  Schwellung,  Exsudation  und  stark 

gesehlängelten  Yenen,   eine  Atrophie  mit  S  =  -r;  während  Bowman  dieselbe 

6 

Entzündung  in  Amaurose  ausgehen  sah. 

In  einem  Falle  Wanglers  (426),  der  sich  durch  Akkonnnodationslähnmng. 
Miosis,  leichte  Ptosis  und  Sehnervenentzündung  bei  freibleibender  Hornhaut 
und  Iris  auszeichnete,  befand  sich  ein  vermutlich  entzündhcher  Herd  nach 
außen  unten  in  der  Ader-  oder  Netzhaut.  Wohl  alleinstehend  ist  der  Fall 
Haltenhoffs  (432),  der  das  Bild  reiner  Netzhautapoplexien  bot:  tUffuse 
Hämorrhagien  des  ganzen  Fundus  mit  Ausnahme  der  Makula,  die  Papille  nur 
leicht  verwaschen,  die  Netzhaut  nirgends  infiltriert  noch  degeneriert. 

In  der  Beobachtung  Sulzers  (465)  zeigte  sich  folgender  Befund: 

Major  X.,  50  Jahre.  22.  Juni  1892.  Nach  durch  zwei  Tage  anhaltenden  Koj^f- 
schmerzen  entwickelte  sich  ein  intensiver  Zosterausschlag  auf  der  rechten  Stirn-  und  Xasen- 
hälfte.  Nach  Verschwinden  desselben  blieb  Unempfindhchkeit  der  Stirnhaut  bei  gleichzeitigen 
Supraorbitalneuralgien  zurück.  Die  Pupille  verhielt  sich  normal.  Im  Verlaufe  des  Zosters 
trat  eine  leichte  Sehnervenentzündung  rechts  auf.  die  innerhalb  dreier  Monate  mit  einem 
leichten  Grade  von  Atrophie  und  einer  leichten  konzentrischen  Einschränkung  des  Gesichts- 
feldes ausheilte.  S  =  — . 
8 

Hirschberg  (470)  beobachtete  eine  neuroparah'tische  Zerstörung  der 
Konieatanit  Beteiligung  des  Sehnerven  (Amaurose)  und  Erkrankung  des  Uveal- 
traktus  (Iritis)  im   Gefolge  des  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

12* 


180  Herpes  zoster  ophtliafmicus. 

Die  Komplikation  des  Herpes  mit  Augenmuskellähmungen. 

§  185.  Wenn  auch  die  Komplikation  des  Herpes  mit  Aucrenmuskel- 
lähmungen  selten  vorkommt,  so  ist  dieselbe  doch,  wie  wir  S.  183  sehen  werden, 
in  gewisser  Hinsicht  von  prinzipieller  Bedeutung.  Ihr  Auftreten  steht  in  keinem 
Verhältnis  zur  Intensität  der  Schmerzen  und  ül)erhaupt  zur  Schwere  der 
Krankheit. 

In  den  wenigen  seither  veröffentlichten  Beobachtungen  handelt  es  sich 
vornehmlich  um  den  N.  oculomotorius,  seltener  um  den  Abduzens. 

Die  Okulomotoriuslähmungen  sind  entweder  total  oder  partiell,  sie  können 
die  inneren  oder  die  äußeren  vom  Okulomotorius  versorgten  Augenmuskeln, 
oder  Kom])inationen  derselben  treffen. 

Totale  oder  fast  totale  Okulomotoriuslähmungen  sind  seltener  als  partielle. 
Zu  letzterer  Gruppe  gehört  ein  Fall  Brissauds  (614): 

Nachdem  die  Herpeseniption  stattgefunden  hatte,  verschwand  die  vor  dem  Anfall 
vorhanden  gewesene  Migräne.  Hinzu  trat  aber  eine  vollständige  Lähmung  des  Okulo- 
motorius derselben  Seite,  kompliziert  durch  Dysarthrie. 

Im  Falle -Ginsbergs  (615)  erkrankte  ein  sonst  gesunder  65 jähriger  Herr  ohne  be- 
kannte Veranlassung  an  einem  Herpes  zoster  frontalis.  Unter  den  Vorboten  waren  Tränen- 
träufeln und  Bindehautinjektion.  Vier  Tage  nach  der  Eruption  entstand  noch  vor  dem  gänz- 
lichen Erlöschen  der  Sensibilität  Keratitis  neuroparalytica.  die  jedoch  während  des  ganzen 
Verlaufes,  bis  die  Hornhaut  wieder  empfindlich  wurde  (4  Monate),  nicht  zur  Ulzeration 
führte,  trotzdem  Epitheldefekte  vorhanden  waren.  Am  fünften  Tage  nach  der  Eruption 
zeigte  sich  Parese  des  Okulomotorius  in  fast  allen  Zweigen;  nur  die  Akkommodation 
war  stets  intakt.  Fast  gleichzeitig  mit  dem  Wiederauftreten  der  Sensibilität  war  auch  die 
motorische  Parese  fast  gänzlich  geschwunden.  Es  blieb  nur  leichte  Ptosis  und  geringe 
Mydriasis  bestehen. 

Schlesinger  (616)  berichtet  über  eine  totale  Okulomotoriuslähmung  nach  links- 
seitigem Zoster  der  Stirn. 

Schließlich  ist  noch  der  folgende  Fall  Hutchinsons  (017)  zu  erwähnen: 

Bei  einem  Menschen  von  57  Jahren  bestand  Intermittens  einige  Zeit  vor  dem  Aus- 
bruche des  Herpes.  Am  sechsten  Tage  nach  der  Bläscheneruption  entwickelte  sich  auf  der- 
selben Seite  komplette  Okulomotoriuslähmung  mit  Ptosis  und  Dilatation  der 
Pupille.  Das  Auge  war  sonst  frei.  Die  Eruption  der  Bläschen  war  von  leichten  Schmerzen 
begleitet.    Es  kam  rasch  zur  Heilung  der  Lähmung. 

Bei  diesen  Fällen  verdient  die  Tatsache  hervorgehol)en  zu  werden,  daß 
die  Augennuiskellähmungen  erst  mehrere  Tage  nach  der  Bläscheneruption  zur 
Entwicklung  gekonnnen  waren. 

Interessant  ist  die  Beobachtung  von  Wvss  und  Schäffei'  ((ilH).  welche 
bei  einem  Sarcoma  melanodes  ossis  sphenoidei  einige  Zeit  nach  dem  Eintritte 
einer  Okulomotoriuslähmung  einen  Ausschlag  auf  der  linken  Wange  auf- 
treten sahen. 

An  den  paitiellen  Okulomotoriuslähmungen  iiimnit  fast  ausnahmslos 
der  Levator  teil.  Außei'  dem  nachher  zu  erwähnenden  Falle  Colins  (440) 
konnte  dieser  Aulor  keinen  V:\U  von  Lähmung  äußerer  vom  Oku- 
lomotorius versoigter  Augen  mus  l\el  n  auffinden,  in  welclieni 
der   Levator    veischont    geblieben    wäie.   Aielmebi'   scheint    sieb    in    fast 


Hcijies  zf)st(M'  ophtliiiliiiiciis.  181 

allen  (lifscii  Fälk'ii  Ptosis  zu  ciit  w  icki  In.  So  l»cs1iiii(l  sie  niitiiilicli  in  di']\ 
oben  zitiei'k'n  Beol)aclitini,t!;('n  von  Okuloniotoiiuslälinmnj^;  fciiuT  ist  sie  im 
dritten  Falle  IJrissa  uds  ((>14)  in  VeiUindini.y  mit  Henii})le;j;ie,  in  einem  Falle 
Hutchinsons  komliiniert  mit  Mydriasis,  im  Falle  Tardvs  (()!!))  /usannnen 
mit  Akkommodationsparese  (., nebliges  Sehen"),  xon  Howard  {iVH))  luid  von 
Wangler  (4'2())  als  isolierte  Erscheinung  und  in  einem  zweiten  Falle 
Wanglers  in  Verbindung  mit  Akkonnnodationsparese  und  Fu})illenl;iliminig 
)»eobachtet  Avorden. 

Michel  (621)  führt  als  partielle  Okulomotoriuslähmung  einen  Fall  Vernoiis  (4.33) 
an,  in  welchem  Ptosis,  leichter  Strabismus  divergens  und  erweiterte  Pupille  vorhanden 
waren. 

Hutcliinson  (zitiert  hei  Hy  Ixjrd.  Fall  82).  (iOjährigeJ^'rau.  Kornea  getrübt.  Pupille 
anfs  Dreifache  erweitert,  unbeweglich.    Ptosis.    Herpes  zoster  ophthalmicus. 

Hutchinson  (zitiert  bei  Hybord-,  Fall  92).  Kleiner  Knabe.  Herpes  über  der  rechten 
Stirn,  an  der  Nasenseite  am  inneren  Winkel.    Ptosis  des  Oberlides. 

Bei  diesen  Fällen  mit  Ptosis  darf  man  jedcjch  nicht  vergessen,  daß  sehr 
häufig  das  Lid  nur  wegen  der  durch  das  Ödem  verursachten  Schwere  (vgl. 
S.  165)  heral)hängt,  ohne  daß  dabei  von  einer  Lähmung  des  Levators  die  Rede 
sein  könnte. 

§  186.  Was  die  Binnen  muskellähmungen  anbelangt,  so  kombiniert 
sich  manchmal,  Avie  oben  ersichtlich,  Akkommodationslähmung  oder 
Mydriasis  oder  lieide.  mit  Lähmungen  äußerer  ^luskeln  (besonders  des  Le- 
vators). manchmal  erscheinen  beide  ohne  Lähmungen  äußerer  Muskehi,  manch- 
mal tritt  die  eine  oder  die  andere  isoliert  auf.  So  erwähnt  v.  Hasner  (622) 
isolierte  Akkommodationslähnmng.  v.  (_)ettingen  (623)  isolierte  Mydriasis 
(wie  auch  im  Falle  XII  von  Cohn).  Arlt  (624)  und  Berlin  (625)  je  einen  Fall 
von  Akkommodationsparese  bei  wenig  eiAveiterter  Pupille,  und  Höfer  (626) 
in  einem  jener  seltenen  Fälle  von  Zona  gangraenosa  ebenfalls  ^lydriasis  und 
Akkommodationslähmung. 

Sulzer  (627)  berichtet  über  leichte  Mydriasis  nach  vorheriger  Miosis  in  einem  Falle 
von  rechtsseitigem  Zoster  ophthalmicus,  in  dem  sich  folgende  Verändeningen  etappenweise 
entwickelten:  erst  eine  Keratitis  interstitialis  angeblich  ohne  oberflächliche  Hornhautläsion 
mit  gleichzeitiger  beiderseitiger  akuter  Neuritis  optica,  die  in  Heilung  ausging,  dann  eine 
vesikuläre  Limbusemjition,  die  zu  einer  chronischen  Hornhautulzeration  sich  ausbildete, 
und  zuletzt  eine  Iritis. 

Cohn  (440)  be-chreibt  aus  der  Fuchsschen  Klinik  folgenden  Fall  (XIV).,  bei  welchem 
die  Mydriasis  zugleich  mit  Lähmung  anderer  vom  Okulomotorius  versorgter  Muskeln 
auftrat.  Die  Lähmung  der  äußeren  Augenmuskeln  ging  in  «inigen  Wochen  zurück,  dagegen 
blieb  die  Mydriasis  und  die  Hornhauthypästhesie  noch  fast  ein  halbes  Jahr  bestehen.  Es 
entwickelte  sich  nach  starken  Kopfschmerzen  ein  Herpes  zoster  ophthalmicus  der  linken 
Seite.  Anfänglich  waren  einige  Bläschen  auf  der  Hornhaut,  leichte  Iritis  mit  einer  Synechie 
und  später  Hornhautpräzipitate  zu  konstatieren. 

§  187.  Lähmung  des  Abduzens  im  Verlaufe  eines  Zoster  ophthalm.  ist 
Von  Hutchinson  (628)  und  von  Gosetti  (629)  beschrieben  worden.  Weidner 
(343)  und  Bowman  (630)  haben  je  einen  weiteren  Fall  lieobachtet.  Ln  ersteren 
Falle  entstand  die  Diplopie   einige  Zeit  nach  dem  Auftreten  der  Zona. 


182  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

§  188.  Bezüglich  der  Trochlearislähmung  existiert  nur  ein  von  Lesser 
beolmchteter  Fall,  Derselbe  betraf  einen  72jährigen  Mann,  der  zwei  Wochen 
nach  der  Eruption  von  der  Lähmung  befallen  wurde.  Schon  fünf  Tage  später 
war  dieselbe  in  der  Abnahme  begriffen. 

Bezüglich  der  Erklärung  dieses  gemeinschaftlichen  Auftretens  von  Herpes 
zoster  ophth.  mit  Augenmuskellähmungen  bemerkt  Ginsberg  (615),  daß,  wenn, 
wie  es  meist  der  Fall  sei,  die  primäre  Erkrankung  ihren  Sitz  im  Ganglion  Gasseri 
habe,  wir  zur  Annahme  gezwungen  wären,  es  handle  sich  um  entzündliche 
Prozesse,  w^elche  sich  längs  des  I.  Trigeminusastes  fortgepflanzt  und  den  Okulo- 
motorius,  der  dicht  vor  seinem  Eintritt  in  die  Orbita  dem  Eamus  ophthalmicus 
sehr  nahe  liege,  in  Mitleidenschaft  gezogen  hätten. 

Vernon  meint,  daß  diese  Augenmuskellähmungen  nicht  in  unmittelbarem 
Konnex  mit  dem  Herpes  stünden,  sondern  daß  sie  rheumatische  Lähmungen 
wären,  entstanden  unter  gleichen  Einflüssen,  wie  der  Herpes. 

Wyss  hatte  allerdings  bei  einer  Thrombophlebitis  in  den  Muskeln  des 
Auges  kleine  Abszesse  gefunden  und  ist  geneigt,  die  Lähmungen  auf  Ent- 
zündung des  Muskelgewebes  zu  beziehen. 

§  189.  Fazialislähmungen.  Li  seinem  ausführlichen  Aufsatze  über 
die  Fazialislähmungen  bei  Herpes  zoster  erklärt  Ebstein  (631)  den  Herpes 
zoster  occipito-collaris  als  denjenigen  Zoster,  in  dessen  Verlaufe  Lähmungen 
des  Faziahs  am  häufigsten  auftreten.  Dabei  bezeichnet  er  die  Kombination 
von  Zoster  ophthalmicus  mit  jener  Lähmung  als  ausnahmsweises  Vorkommnis. 
Cohn  konnte  außer  dem  von  Ebstein  zitierten  Falle  Letulles  und  dem  von 
Tay  mitgeteilten  Falle  nur  noch  zwei  zu  Keratitis  e  lagophthalmo  führende 
Fälle  von  Fuchs  anfüliren. 

Ln  Jahre  1885  hatte  Voigt  (632)  besonders  auf  diese  Komplikation 
aufmerksam  gemacht. 

Es  waren  am  9.  September  heftige  Schmerzen  am  Hinterhaupt,  in  der  Ohr-  und  seit- 
lichen Gesichtsgegend  links  aufgetreten,  am  10.  rote  Flecke,  am  11.  Herpeseruption  und 
Fazialislähmung.  Am  19.  September  war  die  Erregbarkeit  des  Fazialis  für  beide  Stromes- 
arten aufgehoben  und  blieb  es  längere  Zeit;  die  Herpesbläschen  trockneten  bis  zum  27.  Sep- 
tember ab.  Der  Hautausschlag  folgte  der  Verbreitung  der  sensiblen  oberen  Halsnerven 
(N.  occip.  magnus)  und  zum  Teile  dem  III.  Aste  des  Trigeminus,  in  welchem  Nervengebiete 
zum  Teil  auch  Sensibilitätsstörungen  nachgewiesen  wurden. 

Voigt  nahm  in  Übereinstimmung  mit  Kemak  an,  daß  die  Fazialis- 
lähmung wie  der  Zoster  beide  derselben  gemeinsamen  (Erkältungs-)  Ur- 
sache, einer  neuritischen  Erkrankung  benachbarter  Nerven,  zuzuschreiben  seien. 

Einen  analogen  Fall  will  Eulen  bürg  (633)  in  der  Weise  erklären,  daß 
im  Stamme  des  Fazialis  selbst,  w^enigstens  streckenweise,  Fasern  verHefen, 
deren  entzündlicher  Eeizzustand  den  Zoster  vermittele.  Diese  Fasern  wären 
also  als  trophische  Nerven  der  Gesichts-  und  Halshaut  anzusprechen. 

Nach  Ebsteins  (1,  c)  ausführHcher  Arbeit  sind  die  Faziahslähmungen 
beim  Herpes  zoster  meist  verbunden  mit  sensiblen  Störungen,  Neuralgien, 
Hyperästhesien,  Anästhesien  im  Gebiete  des  Quintus  sowie  der  betreffenden 
Hals-  und  Nackennerven,  ohne  daß  l)ezüglich  der  Litensität  dieser  sensiblen 


Herpes  zoster  ophtlialinieus.  183 

■Störungen  iiiid  dcf  Sclnvcrc  der  Läliiiiuiit;-  ir;4cii(lciii  \'crliält iiis  festzustellen 
wäre.  Auch  die  Ausdeliiuiiig  des  Herpes  stehe  in  keiner  Abhängigkeit  zur 
♦Schwei'e  der  genannten  nervösen  Erscheinungen.  Derselbe  gehe  in  einzelnen 
Fällen  der  Fazialislähmung  voran,  in  anderen  trete  er  erst  später  auf.  Schon 
hieraus  gehe  Iicinoi',  daß  ein  kausaler  Zusammenhang  zwischen  Herpes  und 
Fazialislähmung  nicht  bestehe.  Es  spreche  auch  hierfür  dei-  Umstand,  daß 
Lähnunig  uiul  Sitz  der  Hautaffektion  keineswegs  innner  zusammenfielen.  Eb- 
stein kommt  in  seinen  l^^rwägungen  zum  Schlüsse,  daß  er  in  Norzugsweise,  wenn 
auch  nicht  ausschließHch  spezifischen,  toxischen,  namentlich  al)er  in  Prozessen 
infektiöser  Na.tur  die  üi'sache  des  Herpes  zoster  sieht;  ursächliche  Mortiente, 
welche  neben  den  \  asomotorischen  auch  sensible  und  motorische  Nerven  — 
von  letztei'en  scheinbar  besonders  gerne  den  Fazialis  — -  schädigen   könnten. 

Auch  Graßmann  (684)  und  Ha  mmeischlag  (635)  beschreiben  dahin 
gehörige  Beobachtungen.  Letzterer  weist  noch  auf  analoge  Erfahrungen  von 
Politzer  hin  und  neigt  ebenfalls  der  Ansicht  zu,  daß  es  sich  in  diesen  Fällen 
um  eine  ghnchzeitige  und  akut  auftretende  rheumatische  Erkrankung  des 
Fazialis  und  Trigeminus  handle. 

Hervorzuheben  wäre  noch,  daß  mit  dem  Plexus  cervicahs  meist  der 
III.  Ast  des  Trigeminus  bei  diesen  Fällen  erkrankt,  ^\^e  sich  dies  auch  wieder 
in  der  Beobachtung  Graßmanns  zeigte.  Auch  hier  war  die  Fazialislähmung 
eine  komplette,  und  blieben  noch  beträchtliche  Störungen  der  Hautsensibihtät 
im  Bereiche  des  Plexus  cervicahs  nach  Abheilung  des  Herpes  zurück. 

EndUch  l)eobachtete  auch  Green ough  (636)  einen  Fall,  bei  welchem 
im  Verlaufe  eines  Herpes  cervicahs  unmittelbar  nach  der  Bläscheneruption 
eine  Faziahslähmung  aufgetreten  war. 

Wie  man  sieht,  sind  derartige  Fälle  nicht  gar  so  selten.  Klippel  und 
Agnand  (792)  stellten  neuerdings  17  einschlägige  Beobachtungen  zusammen. 
Auch  wir  neigen  der  Ansicht  zu,  daß  bei  diesen  Zuständen  das  gleiche  ur- 
sächliche Moment  an  benachbarten  Nerven  die  gleiche  Erkrankung 
hervorbringt,  wobei  bezüglich  des  Fazialis  die  besondere  Neigung  dieses  Nerven, 
auf  Erkältungseinflüsse  zu  erkranken,  hervorzuheben  wäre. 

Verlauf  des  Herpes  ophthalmicus. 

§  190.  Der  Verlauf  des  Herpes  zoster  ophthalmicus  ist  im  allgemeinen 
ein  durchaus  günstiger.  Nur  in  denjenigen  Fällen,  in  welchen  als  ätiologisches 
Moment  bösartige  Tumoren  (siehe  letzten  Abschnitt  dieses  Kapitels)  oder 
andere  Erkrankungen  mit  Übergreifen  auf  den  Quintus  vorhanden  war,  wurde 
ein  tödlicher  Ausgang  beobachtet. 

Vereinzelt  steht  eine  Beobachtung  von  Jeffries  (637)  da.  Es  handelte 
sich  um  eine  80jährige  Frau,  die  nach  Ablauf  eines  Herpes  frontahs  an  Ent- 
kräftung  angeblich  infolge  der  Schmerzen  starb. 

§  191.  Was  die  Dauer  des  ganzen  Prozesses  betrifft,  so  ist  dieselbe  recht 
verschieden.  Wie  schon  erwähnt,  gehen  dem  Ausbruche  der  Hauteruption 
neuralgische    Beschwerden   im    Bereiche    des    betr.    Quintusastes    vorauf,    die 


184  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

gewöhnlich  '24  bis  36  Stunden  andauern.  Jedoch  sind  schon  kürzere  (1  bis- 
2  Stunden)  und  längere  Zeiträume  [bis  zu  1  Monat  Vernon  (433)]  dieses 
neuralgischen  Vorstadiums  beobachtet  worden. 

Was  die  Dauer  der  Eruption  an  und  für  sich  betrifft,  so  gibt  sie  Michel 
(638)  auf  ungefähr  3  Wochen  an.  Die  Gesamterkrankungsdauer  richtet  sich 
jedoch  nach  dem  ätiologischen  Moment  und  nach  den  Komplikationen. 

§  192.  Die  Zahl  der  Bläscheneruptionen  ist  sehr  wechselnd.  Nach 
2  bis  3  Tagen  troclmet  der  Bläscheninhalt  zu  dicken  Borken  ein,  dann  fallen 
dieselben  nach  mehreren  Tagen  ab  und  hinterlassen  zunächst  mit  einer  zarten 
Epidermis  überkleidete,  rot  beränderte  Substanzverluste,  welche  später  ais- 
mehr oder  weniger  tiefe  weiße  Narben  dauernd  sichtbar  bleiben.  Nicht  selten 
persistieren  hartnäckige  Neuralgien  im  Gebiete  der  affizierten  Hautnerven, 

Wie  S.  181  erwähnt,  beobachteten  Arlt  (624)  und  Berlin  (625)  Ak- 
k  o  m  m  o  d  a  t  i  o  n  s  p  a  r  e  s  e  n  mi t  wenig  erwei ter ter  Pupille  nach  abgelaufenem 
Herpes.     Ebenso    können    Kornealtrübungen    und    Synechien    zurückbleiben. 

§  193.-  Der  Herpes  kann  in  jedem  Lebensalter  vorkommen.  Nach 
Michel  (638)  wird  am  häufigsten  das  höhere  Alter  zwischen  60  und  70  Jahren 
davon  betroffen.  Die  Frequenzskala  geht  dann  allmählich  bis  auf  das  Alter 
von  17  Jahren  herab. 

In  der  Kindheit  ist  die  Affektion  selten.  Am  häufigsten  kommt  sie  in 
vorgerücktem  Alter  vor.  Pacton  sah  unter  den  erwähnten  24  Patienten  12^ 
welche  das  50.  Lebensjahr  überschritten  hatten.  Ein  Fall  kam  im  16.,  ein 
anderer  im  19.,  zwei  Fälle  zwischen  20.  und  30.,  fünf  zwischen  30.  und  40.  und 
vier  zwischen  40.  und  50.  Lebensjahre  vor;  Hybord  fand  ähnliche  Zahlen. 
Er  beobachtete  den  Herpes  ophthalmicus  2  mal  im  SO.  Jahre  und  7  mal  zwischen 
dem  1.  vmd  10.  Jahre. 

§  194.  Das  männliche  Geschlecht  ist  vorwiegend  beteiligt.  Nach 
den  Zusammenstellungen  v(m  Jaksch  (437)  und  Kock  (438)  sind  65,5% 
männhchen  und  36,5%  weiblichen  Geschlechts  befallen,  nach  Laqueur  (439) 
stellt  sich  das  Verhältnis  von  32  :  17. 

Albert  Hybord  (445)  sah  unter  94 Zosterkranken  60 Männer  und  34 Per- 
sonen weiblichen  Geschlechts.  Pacton  (434)  unter  24  Patienten  1(>  männliche 
und  8  weibhche. 

§  195.  Was  die  Häufigkeit  des  Vorkonnnens  des  Zoster  ophthalmicus- 
betrifft,  so  beobachtete  Galezowski  (639)  denselben  19  mal  unter  36064  Augen- 
patienten innerhalb  8  Jahren.  Das  wären  demnach  ungefähr  3  Fälle  im  Jahre. 
Sehr  richtig  bemerkt  Pacton  hierzu,  daß  gewiß  eine  Anzahl  von  Patienten 
mit  Zoster  ophthalmicus  wegen  der  Leichtigkeit  der  Augenaffektion  einen 
Okulisten  gar  nicht  zu  Eate  ziehen. 

§  196.  Rezidivierung.  Ein  lang  unistiittencr  Punkt  in  der  Zosterfrage 
war  die  von  Hutchi2ison  1866  zuerst  aufgestellte  Behauptung,  der  Zoster 
ophthalmicus  trete  nur  einmal  im  Leben  auf:  also  ganz  analog  gewissen  In- 
fektionskrankheiten.    Jedoch    sind    seitdem    eine   Anzahl   einwandfreier  Fälle 


Herpes  zoster  ophthalniicus.  185 

von  Rezi(livi(.'nni;^  des  Zostcis  juilili/icrt  worden.  l>ct<j;cr  sali  ciiic  zwciiiialige 
Eruiitioii  an'  (U^nisclhcn  Aii^iic.  ülicr  den  Frontal-  und  Xasoziliaiast  sieh  er- 
streckend. Die  lö  innerliall)  einiger  ^lonate  anfj^eti'etencn  Zostereru]itionen 
Carrys  (641)  düit'teii  wohl  cht  r  als  llckriideszeiizen  und  nieiit  als  Ivczidixo 
aufzufassen  sein.    Xiedcn   (()4'2)  konstatieite  al)er  ein  echtes  Kezidiw 

Es  handelte  .sicli  um  eine  traumatisclie  Affektion  der  Halswirbelsäule,  die  eine  Läsion 
des  Ganglion  cervicale  supremum  und  Lähmung  des  linken  Halssympathikus  zur  Folge  hatte. 
Sechs  Jahre  nach  der  Verletzung  trat  links  ein  Zoster  ophthahuicus  auf,  der  innerhalb  der 
nächsten  sechs  Jahre  vieinal  lezidivieite. 

Kaposi  (643).  'J'ilhury  Fox  (644),  Wyss  (842)  n.  a.  beobachteten 
ebenfalls  Zosterrezidive,  auf  \vek'he  wir  aber  hier  nicht  nähn-  eingehen,  da 
es  sich  nicht  um  den  Zoster  o])hthalniicus  gehandelt  hatte. 

Es  sei  nur  noch  hiei'  eine  genauere  Beobachtung  Kopps  (645)  mitgeteilt,, 
in  welcher  die  Affektion  im  Trigeminusgebiet  aufgetreten  war. 

Bei  einem  16jälirigen  Bäckerjungen  entwickelte  sich  eine  ausgedehnte  Bläschen- 
eruption, die  sich  ziemlich  exakt  auf  die  linke  Hälfte  des  Gesichts  beschränkte.  Nur  einige 
mehr  abortive  kleine  Bläschengruppen  zeigten  sich  jenseits  der  Mittellinie,  jedoch  sehr  nahe 
derselben  und  standen  offenbar  mit  der  Erkrankung  der  linken  Gesichtshälfte  in  Zusammen- 
hang. Der  Zoster  erstreckte  sich  ziemlich  gleichmäßig  auf  die  Ausbreitung  aller  drei  Aste 
des  Quintus.  Die  Bläschen  waren  in  kleineren  und  größeren  (bis  zu  talergroßen)  Gruppen 
angeordnet  inid  konfluierten  an  einzelnen  Stellen,  wo  man  indes  noch  deutlich  die  Entstehung 
aus  ursprünglich  diskret  stehenden  Blä&chen  Avahrnehmen  konnte.  Ihr  Inhalt  war  weißlich 
getrübt,  die  Bläschendecke  an  den  meisten  Stellen  erhalten.  Befallen  waren  die  Stirngegend, 
die  linke  Wange,  Xase  und  Oberlippe,  das  Kinn  und  die  Haut  der  Ohrmuschel  an  ihrer  äußeren 
\ind  inneren  Fläche  in  den  oberen  Partien.  Dabei  bestanden  lie'tige  Neuralgien  im  Gesicht, 
und  der  Kranke  berichtete,  daß  dies  bereits  die  16.  oder  17.  Eruption  wäre,  die  er  durch- 
mache. Seit  seinem  11.  .Jahre  habe  er  alle  Jahre  3 — 4  Anfälle  überstanden,  welche  sich  immer 
durch  ein  leichtes  Unwohlsein  angekündigt  hätten  und  während  der  Entwicklung  der  Bläschen 
von  heftigen  neuralgischen  Schmerzen  begleitet  gewesen  waren.  Wenn  die  Bläscheneruption 
sich  voll  entwickelt  hatte,  schwand  der  Schmerz  spontan.  Von  den  früheren  Eruptionen 
waren  zahlreiche  vertiefte  Narben  zurückgeblieben,  und  in  der  Tat  machte  das  Gesicht 
linkerseits  nach  Abheilen  der  bestehenden  Eruption  den  Eindruck  eines  blatternarbigen, 
während  die  andere  Seite  völlig  normal  erschien.  Anamnestisch  ist  noch  zu  envähnen,  daß 
die  erste  Herpeseruption  auf  ein  Trauma  zurückgeführt  werden  konnte,  da  er  kurz  vorher 
bei  einer  Prügelei  mit  anderen  Knaben  durch  einen  Steinwnrf  am  Kopfe  verletzt  worden 
war.  Doch  weiß  Patient  nicht  mehr  genau  den  Ort  der  Verletzung  anzugeben,  und  auch 
bei  objektiver  Untersuchung  waren  keine  Residuen  eines  früheren  Traumas  mehr 
aufzufinden. 

Kopp  meint,  als  Gelegenheitsursachen  der  rezidivierenden  Eruptionen 
seien  Witterangseinflüsse,  insbesondere  Temperaturwechsel,  nicht  ohne  Be- 
deutung, weil  die  Eruptionen  besonders  häufig  im  Frühjahr  und  Herijst  auf- 
zutreten pflegten.  Die  dahin  gehörigen  Fälle  seien  vorläufig  nicht  leicht  zu 
erklären.  Nur  ganz  allgemein  könne  man  vielleicht  sagen,  daß  durch  (he  dem 
ersten  Zosterausbrache  zugrunde  liegende,  uns  unbekannte,  vielleicht  trau- 
matische Ursache,  eine  verminderte  Widerstandsfähigkeit  und  erhöhte  Eeizbar- 
keit  in  einem  bestimmten  Xervengebiete  gesetzt  worden  sei,  infolge  deren 
dann  sohon  geringe  Reize,  welche  normalerweise  schadlos  ertragen  würden,, 
genügend  wären,  um  die  Eruption  eines  Zosters  zu  veranlassen. 


186  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

Die  Diagnose  des  Zoster  ophthalmicus. 

§  197.  Aus  der  kliiiisclieii  Schilderung  geht  hervor,  daß  die  Diagnose 
meistens  keine  )3esonderen  Schwierigkeiten  darbietet.  Die  Anordnung  der 
Bläscheneruptionen,  welche  die  Medianhnie  wenig  oder  gar  nicht  überschreiten, 
die  Art  der  Bläschenbildung,  die  neuralgischen  Beschwerden 
lassen  eine  Verwechslung  kaum  aufkommen,  speziell  nicht,  väe  in  den  älteren 
Lehrbüchern  steht,  mit  Erysipel  oder  mit  der  Corona  veneris. 

Unter  Umständen  könnten  dagegen  die  hämorrhagischen  und 
gangränösen  Zosteren  solchen  Beobachtern  Schwierigkeit  machen,  denen 
diese  Form  des  Herpes  nicht  bekannt  ist.  H.  v.  Hebra  hat  auch  darauf  auf- 
merksam gemacht,  daß  neben  Bläschengruppen  eine  oder  die  andere  Stelle 
beobachtet  werde,  an  der  keine  Blasen,  sondern  nur  eine  Anzahl  vertiefter 
bräunhcher,  trockener  Schorfe  sichtbar  wurden,  welche  ihren  Ursprung  einer 
lokalen  Nekrose  der  Haut  verdankten. 

§  198.  Größere  Schwierigkeiten  in  differentialdiagnostischer  Beziehung 
dürfte  die  sog.  Forme  fvuste  des  Herjjes  ophthalmicus  bereiten. 
Abadie  und  Pacton  (434)  verstehen  darunter  eine  Form,  deren  Eruption 
sich  lediglich  auf  der  Kornea  manifestiert.  Hybord  hat  einige  derartige 
Fälle  beschrieben.  Leon  Briere  (646)  hat  unter  der  Bezeichnung  Keratitis 
bullosa  mit  zahlreichen  Eezidiven  eine  dahin  gehörige  Beobachtung  publiziert. 

Bei  dieser  Affektion  soll  der  Beginn  ganz  plötzlich  und  meist  zu  ganz 
bestimmter  Stunde  erfolgen  und  von  hemikranischen  Schmerzen,  Tränen- 
sekretion und  lebhafter  Lijektion  des  Augapfels  begleitet  sein.  Dann  stelle 
sich  Odem  der  Lider  und  eine  ausgesprochene  bläschenförmige  Eruption  ein. 
Bemerkenswert  sei  die  Häufigkeit  der  Eückfälle  und  die  Unregelmäßigkeit  der 
Intervalle,  welche  den  einen  Anfall  vom  folgenden  trenne  (Pacton). 

Wir  möchten  hervorheben,  daß  einerseits  der  Herpes  corneae  neur- 
al gicus  nicht  leicht  von  der  Forme  f rüste  zu  trennen  ist,  daß  man  anderer- 
seits unter  Keratitis  bullosa  eine  Blasenbildung  auf  einer  pathologisch 
veränderten  Hornhautfläche  versteht.  Meist  handelt  es  sich  hier  um  Leukome 
der  Kornea  oder  um  Augen,  che  infolge  von  Dvucksteigerung  oder  von 
Iridozyklitis  erblindet  sind.  Unter  heftigen  entzündhchen  Eeizsymptomen 
entwickeln  sich  auf  der  Oberfläche  der  Hornhaut  entweder  kleine  Bläschen 
(Keratitis  vesiculosa).  oder  größere  schwappende  Blasen,  die  nach  einigen 
Tagen  platzen  (Keratitis  bullosa).  Diese  Blasenlnldung  hat  eine  auffallende 
Tendenz  unter  denselben  Beizerscheinungen  zu  rezidivieren. 

Der  Herpes  zoster  ophthalmicus  unterscheidet  sich  nun  von  diesen  Formen 
vor  allen  Dingen  dadurch,  daß  er  eine  früher  gesunde  Hornhaut  be- 
fällt. Fuchs  (647)  teilt  als  Beleg  für  die  nervöse  Form  des  Herpes  corneae 
folgenden  Fall  mit: 

Eine  ältere  Dame  hatte  seit  12  Jahren  an  periodischen  Entzündungen  der  sonst  ge- 
sunden Augen  zu  leiden.    Die  Entzündung  trat  ein  bis  zweimal  jährlich  auf  und  befiel  bald 


Herpes  zoster  oi)htlia|iiii(us.  187 

<las  eine,  hald  das  andere  Auge.  Sit-  L'iiiü  mit  hcfti<.'<-n  SchimT/.cn.  starker  l^iclitseheu  und 
reichlichem  TräneiifhdJ  einher.  In  (\vn  eisten  Ta^^cn  fand  man  nur  Ödem  der  Lider,  starke 
Ziliarinjektion,  und  die  Hornhaut  mit  feinsten  Krhehunjfen  heih'ckt,  als  ob  sie  mit  Sand 
bestreut  wäre.  Dann  entwickelte  sieh  eine  <ir()ße,  \\asseiklare  Blase  auf  dei'  Hornhaut.  Nach 
dem  l'lat/.en  dersell)en  j^iniien  die  entzündlichen  Erscheimintien  lasch  zurück,  und  der  Ej)ithel- 
verhist  heilte,  ohne  eiiu-  Spur  zu   hinterlassen. 

i\lr),«ilieli('iAV('is('  fjfclu'irt  aiicli  der  fülgciulc  von  Jocqs  (G48)  bo^schricheiie 
Fall  hicilicr.  zumal  da  J.  die  Ansicht  aussprach,  daß  es  sich  hier  um  StöiMuigen 
nach  ciiuT  Läsion  des  Trigcminiis  und  spc/idl  dv>  (langlion  ophthalmicum 
handle;  allerdings  sei  die  Doppelseitigkeit  der  Erki'ankung  sclnvei'  zu  erklären. 

52jähriger  Patient,  der  im  Oktober  sieh  zum  ersten  Male  vorstellte.  Er  gab  an,  vor 
6  Monaten  sei  das  rechte  Auge  plötzlich  rot  und  lichtscheu  geworden,  und  einige  Tage  später 
habe  unter  heftigen  Kopfschmerzen  dasselbe  Leiden  aucli  das  linke  Auge  befallen.  Die  Kopf- 
schmerzen, die  immer  mehr  an  Heftigkeit  zunahmen,  hätten,  ebenso  wie  die  Lichtscheu, 
bis  jetzt  jedweder  Behandlung  getrotzt.  Patient  hatte  vor  etwa  zehn  Jahren  einen  Anfall 
von  akutem  Cielenkrheumatismus  durchgemacht,  ferner  hat  er  fast  alle  Zähne  verloren. 

Status  bei  der  ersten  Untersuchung:  Äußerst  heftige  Lichtscheu  auf  beiden 
Augen.  Im  oberen  Abschnitt  der  rechten  Hornhaut,  in  Sichelform  parallel  zum  Limbus 
verlaufend,  eine  Reihe  kleiner  LTlzerationen.  Die  linke  Hornhaut  zeigt  zwar  keine  Geschwüre, 
weist  aber  an  der  den  rechtsseitigen  Geschwüren  entsprechenden  Stelle  eine  feine  oberfläch- 
liche Vaskularisation  auf.  Die  Bindehaut  beider  Oberlider  ist  vollständig  glatt,  gesund  und 
ohne  irgendwelche  Granulationen.  Außer  einer  ziemlich  starken  Injektion  der  Bindehäute 
sind  die  Verhältnisse  sonst  auf  beiden  Augen  normal.  Die  Sensibilität  der  Hornhaut  ist 
beiderseits  nicht  beeinträchtigt. 

Im  weiteren  Verlaufe  heilten  die  Geschwüre  zu  verschiedenen  Malen  aus,  um  sich 
-aber  von  neuem  wieder  zu  bilden;  auch  die  Kopfschmerzen  ließen  zeitweilig  nach. 

In  jüngster  Zeit  beobachteten  ^vir  poliklinisch  ein  23jähriges  Mädchen 
mit  einer  eigentündichen  Hautaffektion,  die  wegen  der  Schmerzen,  der  trophi- 
schen  und  vasomotorischen  Störungen  ebenfalls  wohl  zu  dem  eben  beschriebenen 
Krankheitsbilde  gehören  mag. 

Anamnestisch  ist  zu  bemerken,  daß  die  Patientin  vor  drei  Wochen  an  Fieber  und 
Halsschmerzen  erkrankt  gewesen  war.  Am  fünften  Tage  stellten  sich  Schmerzen  im 
Auge  ein. 

Drei  Tage,  bevor  wir  die  Patientin  sahen,  hatte  sie  heftige  Schmerzen  lediglich  im 
linken  Auge.  Dieselben  waren  andauernd,  zuweilen  durch  Exazerbationen  gesteigert.  Sie 
"s^airden  hauptsächlich  ins  rechte  Auge  selbst  und  in  die  Stirn  verlegt.  Letztere  war  äußerst 
•empfindlich,  selbst  gegen  leise  Berührung.  Die  rechte  Supraorbitalgegend  war  leicht  ge- 
schwollen. Die  Konjunktiva  des  rechten  Auges  zeigte  eine  oberflächliche  und  eine  ziliare 
Injektion.  Sehr  auffallend  war  eine  sektorenför mige  1cm  breite  konjunktivale 
Blutung,  die  sich  vom  Kornealrand  radiär  zum  Äquator  nach  oben  innen 
erstreckte. 

Unter  der  Westienschen  Lupe  erschien  das  Hornhautparenchym  leicht 
rauchig  getrübt;  die  Oberfläche  desselben  war  aber  glatt.  Bläschen  waren  am  Hornhaut- 
rande nicht  vorhanden.  Die  Iris  erschien  etwas  dunkler,  und  die  Pupille  war  etwas  enger, 
als  die  der  linken  Seite. 

Die  Bulbusbewegungen,  namentlich  nach  oben,  außen  und  nach  innen  riefen  Stechen 
hervor.  Das  rechte  Auge  tränte  stark,  besonders  nachts.  Das  rechte  Nasenloch  war 
ieuchter  als  das  der  linken  Seite.  Besonders  nachts  hatte  sie  das  Gefühl  des  Wundseins 
<ler  Lider. 

Die  Kornealempfindlichkeit  war  im  Vergleich  zu  links  gesteigert. 


188  Heri^es  zoster  oi3hthalinicu.s. 

Auffallend  war,  wie  im  vorhergehenden  Falle,  die  Photophobie. 
Das  linke  Auge  schien  auch  etwas  gereizt  zu  sein.   Xacli  Ansetzen  von  Blutegeln  um^- 
linke  Auge  verschwanden  rasch  die  geschilderten  Symptome. 

Dieser  Fall  zeichnete  sich  vor  allem  durch  seine  ganz  außerordentliche 
Schnierzhaftigkeit  im  Bereiche  des  I.  Quintusastes  aus.  Dabei  trat  sofort 
der  Umstand  in  (hm  Vordeigrund,  daß  es  sich  um  eine  lediglich  auf  die  End- 
zweige des  I.  Astes  beschränkte,  äußerst  schmerzhafte  Affektion  handelte, 
deren  Charakter  durch  die  Veränderungen  in  der  Konjunktiva  (Blutung)  und 
Kornea  (rauchige  Trübung)  als  trophisch-vas(jmotorische  Störung  im  I.  Quintus- 
aste  sich  äußerte  und  somit  vielleicht  als  forme  fruste  eines  Herpes  ophth. 
gedeutet  werden  dürfte. 

Möglicherweise  wäre  in  diese  Kategorie  noch  der  folgende  von  Herrn 
Pjof.  Edinger  ])eobachtete  und  uns  gütigst  zur  Verfügung  gestellte  Fall 
einzurechnen: 

B.  P.,  65  Jahre  alt,  war  immer  nervo.-;  und  ängstlich;  ein  Zustand,  welcher  zunahm, 
je  älter  er  wurde.  1853  Typhus,  1855  ähnliche  Affektion.  1868  hartnäckige  Bronchitis. 
1883  ,, Darmverschlingung".  1887  Muskelrheumatismus.  1888,  1891,  1894  heftige  Schmerzen 
diu'ch  Nierenkonkremente,  die  zum  Teil  abgingen.  Seit  einigen  Jahren  Schreibkrampf. 
Mehrmals  Influenza,  zuletzt  sehr  heftig  Februar  1891. 

Im  Juli  1899  reißende  Schmerzen  im  Gebiete  des  rechten  Supraorbitalis,  die  zuletzt 
so  zunahmen,  daß  bei  jedem  Streichen  auf  der  Stirn  Schmerzanfälle  eintraten,  und  dieselbe 
beim  Waschen  nur  noch  vorsichtig  betupft  werden  durfte.  Die  Schmerzen  hielten  relativ  mäßig 
bis  September  an,  nahmen  dann  aber  sowohl  an  Heftigkeit,  wie  an  Häufigkeit  sehr  zu.  Mitte 
Oktober  waren  die  Anfälle  nur  etwa  über  dem  rechten  Auge  lokalisiert.  Immerhin  konnte 
Patient  bis  Anfang  November  seinem  Berufe  nachgehen.  Nun  aber  nahmen  die  ausschließ- 
lich im  rechten  Oberlid  lokalisierten  Schmerzen  ganz  enorm  zu.  Sie  strahlten  niemals  über 
die  Stirn  aus.  Bei  der  Untersuchung  war  das  rechte  Auge  fast  geschlossen;  jeder  Versuch,^ 
es  zu  öffnen,  rief  so  heftige  Schmerzanfälle  hervor,  daß  man  davon  Abstand  nehmen  mußte. 
Am  Tage  folgten  die  Anfälle  sicher  über  100  mal.  Nachts  herrschte  Ruhe.  Unter  fort- 
gesetztem Instillieren  von  Kokain  und  galvanischer  Behandlung  besserten  sich  die  Anfälle. 
Ende  Januar  zeigte  sich  nur  gelegentlich  schmerzhaftes  Brennen  im  Oberlid. 

Alle  Schmerzanfalle  trugen  durchaus  den  Charakter  einer  echten  Neuralgie;  es  ist 
niemals  ein  organischer  Befund  daneben  erhoben  worden.  Diese  Neuralgie  beschränkte  sich 
ausschließlich  auf  das  Oberlid  und  ist,  obwohl  sie  zweifellos  an  eine  Supraorbitalneuralgie 
sich  angeschlossen  hatte,  lediglich  auf  die  Lidnerven  beschränkt  geblieben,  ebenso  Avie  im 
vorhergehenden  Falle. 

Das  Wesen  des  Herpes  zoster. 

§  198.  Da  der  Herpes  ophthalmicus  nur  eine  l)esonders  lokalisierte  Form 
des  Herpes  zoster  überhaupt  darstellt,  so  kann  die  Pathogenese  des  ersteren 
nur  verstanden  werden  bei  einem  Eingehen  auf  die  pathologisch -anatomisch 
gesicherten  Befunde  und  Darstellungen,  welche  vom  Herpes  zoster  ül)erhaupt 
in  der  Literatur  sich  vorfinden.  Wir  wenden  uns  daher  zunächst  zur  Schildeiung 
des  Wesens  des  Herpes  zoster  im  allgemeinen. 

V.  Bärensprung  (649)  kcmstatierte  bei  Herpes  zoster  iiitcvt-ostalis 
anatomische  Läsionen  in  den  seinei'  Verbreitung  (^ntsi)r('chenden  Intciveitebral- 
ganglien.  Seit  dieser  Zeit  hielt  man  lange  Jahre  an  der  Annahme  fest,  daß 
die  wesentliche  anatomische  Bedingung  einer  Zostereruption  in  der  Erkrankung 


Herpes  zoster  oijhthalmicus.  189 

dt'i"  Spiiicilganglicn  /ii  suchen  sei,  und  /wai  entstelle  die  I5läs('lieneru}»ti(»n  in- 
folge einer  Eeizunu;  der  in  den   Spinalganglien  geii'genen   (laiiglienzellen. 

ist)")  i)ul>lizierten  Cluitcot  und  Cotard  (GöO)  einen  pathologisch- 
anatoniiselien  IJefunil  l»ei  einem  Hei[)es  xostei'  ceivicalis,  dahingehend,  daß 
eine  aktive  Hyperämie  in   den   (langlien  und  Nerven  zu  konstatieren  war. 

1870  untersuchte  WCidner  (848)  zwei  ZosterfäUe  mit  folgendem  Resultat: 

,,Die  sensible  Wurzel  des  ersten  thorakischen  Nerven  zeigte  an  der  Durch- 
trittsstelle durch  die  l)ui;i  matcr  eine  kleine  Einlageriuig.  die  das  Neurilemm 
substituierte  und  sich  xon  diesem  aus  in  (bis  Innere  evstre(d<t(',  wobei  die  Nerven- 
bündel auseinandergedrängt  wurden.  Dvii  iJefund  im  /weiten  Falle  werden 
wir  später  mitteilen. 

E.  Wagnei'  ((>5l)  fand  l)ei  einem  Herpes  zoster  intercostalis  eine  erheb- 
liche Yergrößei'ung  und  Wulstung  der  Spinalganglien  der  Nerven,  in  deren 
Bereich  die  Zosteicruption  lag.  Mikroskopisch  erschienen  diese  Ganglien 
im  höchsten  (irade  degeneriert.  Die  Ganglienzellen  selbst  waren  vollkommen 
fettig  zerfallen. 

In  diesem  bemerkenswerten  Falle  fand  sich  außer  Kaiies  der  Brust- 
wirbel auch  Pachynieningitis  simplex  et  tul»erculosa  medullae  s})inalis  und 
Lungentuberkulose. 

1881  wurde  \"()n  Lessev  (653)  in  zwei  Fällen  xon  Herpes  zoster  ent- 
zündHche  Lifiltration  mit  Blutungen  in  einem  ganz  zirkumskii])ten  Gel)iete  des 
betr.  Ganglion  inter^'ertebrale  konstatiert. 

1883  publizierte  Besser  (653)  einen  dritten  genau  anatomisch  untersuchten 
Fall  von  Herpes  zoster  intercostahs,  in  welchem  er  schon  makroskopisch  Ver- 
änderungen des  vierten  und  l>esonders  des  fünften  luterkostalnerven  fest- 
stellen konnte  (auffallend  dünn.  al)geplattet  und  von  r(")tlichgrauer  Färbung). 
Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  zahlreiche  Degenerationen  von  Fasern 
im  fimften  Interkostalnerven  und  starke  Hyperämie  an  vielen  Stellen  der 
Bindegewebshüllen  des  fünften  Intervertel)ralganglions.  sowie  kleine  Blutungen 
in  demselben  und  Untergang  von  Ganglier.zellen  und  Nervenfasern.  Besser 
hält  die  Degeneration  des  Interkostalnerven  für  sekundär,  und  zwar  al)hängig 
von  der  primären,  allerdings  ätiologisch  unerklärten  Erkrankung  des  Inter- 
vertebralganglions . 

In  demselben  Jahre  veröffentlichten  Bit  res  und  Vaillard  (654)  eine 
anatomische  Untersuchung  eines  Zosterfalles,  in  welchem  sie  feststellten,  daß 
es  sich  lediglich  um  neuritische  Veränderungen  im  Nerven  gehandelt  hatte. 
Intervertebralganglion.  hintere  Wurzel.  Bückenmark  waien  normal. 

Sehr  interessant  sind  die  Ergebnisse  Curschmanns  und  Eisenlohrs 
(655)  bei  drei  Fällen  von  Herpes  zoster.  Im  ersten  Falle  fand  sich  eine  evidente 
Perineuritis  acuta  nodosa,  während  die  allerdings  zwei  Jahre  später 
vorgenommene  Untersuchung  normales  Verhalten  der  Spinalganglien  und 
Nervenwurzeln  ergab. 

Im  «;weiten  Falle  handelte  es  sich  um  zirkumskripte  perineuritische 
Anschwellungen.   Im  dritten  Falle  fand  sich  weder  am  Nerven  noch  am  Ganglion^ 


190  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

noch  an  den  hinteren  Wurzehi  irgend  etwas  Bemerkenswertes.  Jedoch  waren 
wahrscheinhch  die  betreffenden  Interkostalnerven  einer  Kompression  von 
blutig  infiltrierten  Muskeln  ausgesetzt  gewesen. 

Diese  Forscher  spreclien  cUrekt  aus,  daß  man  bisher  die  Verände- 
rungen in  den  SpinalgangHen  zu  sehr  in  den  Vordergrund  gestellt  habe, 
und  daß  man  künftig  mehr  die  periphere  Neuritis  beachten  solle,  die  gewiß 
häufig  einer  etwaigen  gleichzeitigen  Erkrankung  der  Spinalganglien  koordiniert 
sei.  Noch  schärfer  für  die  rein  peripherische  Grundlage  des  Zoster  trat 
D übler  (656)  ein.  Er  fand  in  zwei  Fällen  eine  bis  in  die  subkutanen  Ästchen 
verfolgbare  Neuritis  parenchymatosa  et  interstitialis  der  Interkostalnerven, 
deren  Ausdehnung  genau  der  Hautaffektion  entsprach.  Befallen  wurden 
sowohl  die  Stämme  der  Interkostalnerven  als  auch  die  perforierenden  und 
(weniger  intensiv)  die  hinteren  Aste,  sowohl  die  sensiblen  als  die  motorischen 
Endäste.  Die  Spinalganglien  waren  intakt  bis  auf  eines,  in  w^elchem  im  Bereich 
gewisser  da§  Ganglion  durchsetzender  Nervenbündel,  entzündliche  Verände- 
rungen angetroffen  wurden;  solche  fanden  sich  hier  auch  in  der  zugehörigen 
sensiblen  und  motorischen  Wurzel.  Die  neuritischen  Veränderungen  —  De- 
generation der  Nervenfasern  in  den  verschiedensten  Stadien  von  der  einfachen 
Zerklüftung  des  Marks  bis  zum  totalen  Schwund  der  Fasern  mit  Hinterlassung 
der  leeren  Schwannschen  Scheide  —  betrafen  ül:)erall  nur  einen  Teil  des 
Querschnittes  der  Nervenäste. 

Dem  Verfasser  scheinen  die  peripheren  Nervenveränderungen  beim 
Zustandekommen  des  Herpes  zoster  eine  bedeutendere  Eolle  zu  spielen  als 
die  Spinalganglien,  die  vielleicht  erst  sekundär  erkranken. 

Besonders  aber  sei  hier  auf  eine  gerade  in  diesen  Tagen  erschienene, 
große  Arbeit  von  Head  und  Campbell  (657)  über  die  Pathologie  des  Herpes 
zoster  hingewiesen,  welche  auf  der  genauen  Untersuchung  von  21  Fällen 
basiert.  Die  mit  Hilfe  der  neuesten  Untersuchungsmittel  gewonnenen  Befunde 
rechtfertigen  nach  unserer  Ansicht  eine  genauere  Mitteilung  der  Resultate 
dieser  Forscher. 

Sie  fanden  als  Veränderungen  in  den  Intervertebralganglien: 

1.  akute  Entzündung  mit  Exsudation  kleiner  Eundzellen, 

2.  Extravasate  von  Blut, 

3.  Zerstörung  von   Ganglienzellen  und  Nervenfasern, 

4.  Entzündung  des  Bindegewebes  des  GangHons. 

Die  Veränderungen  in  den  hinteren  Wurzeln  entsprachen  denen  der 
Ganglienzellen.  Sie  bestanden  in  einer  akuten  Degeneration,  gefolgt  von  einer 
größeren  oder  geringeren  Sklerosierung.  Die  vordere  Wuizel  war  in  allen 
Fällen  normal. 

In  den  peripheren  Nerven  fanden  sich  je  nach  der  Inteiisitiit  der 
Läsion  des  Intervertebralganglions  degenerierte  Fasern.  In  zwei  Fällen  kon- 
statierten die  beiden  Forscher  Hämorrhagie  und  EntzüiKhnig,  sowohl  in  den 
Ganglien,  wie  in  den  peripheren  Nerven. 


Herpes  zoster  ophtlialmicus. 


191 


Läsioii 


Läsioii 


Bhitun 


Läsioii 


Periplierer  Nerv 


Fig.  33. 

VeränderuÄgen  der  Spinalganglien  und  peripheren  Xerven  in  Fällen  von  Herjies  zoster  nach 
Head  und  Campbell,  Brain   1900. 


192  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

Im  Rückenmark  zeigten  sich  leichte  Degenerationen  in  den  Hinter- 
strängen, die  wahrscheinlich  am  neunten  oder  zehnten  Tage  nach  der  Eruption 
der  Herpesbläschen  auftraten  und  wieder  verschwanden,  ohne  nachweisbare 
Sklerose  zu  hinterlassen. 

§  199.  Die  Zahl  der  Beobachtungen  von  Herpes  zoster  ophthal- 
micus mit  Sektionsbefund  ist  bis  jetzt  recht  spärlich. 

Den  ersten  Fall  veröffentlichte  Weidner  (343).  Es  bestand  rechterseits  Herpes 
zoster  im  I.  und  II.  Aste  des  Trigeminus.  Bei  der  Sektion  fünf  Jahre  später  war  derselbe 
unmittelbar  an  der  Eintrittsstelle  in  das  Ganglion  Gasseri  dünner,  als  der  linke  und  zugleich 
wie  ausgefasert.  Die  Zwischenräume  zwischen  den  einzelnen  Bündeln  waren  mit  einer  rötlich 
gelblichen  Flüssigkeit  ausgefüllt.  Die  Ganglienzellen,  in  ziemlich  reichlicher  Menge  vorhanden, 
von  ungleicher   Größe,  feinkörnigem   Inhalt  und  mit  bald  deutlichen,   bald  undeutlichen 


LSsion 


r^^^*,^'-«.—  Hintere 
..2^^-*""*      Wurzel 


"^^S^^^^S^iCi^i^"^^*^^^^^^^?^   =^  Vordere 


^-^^iT^--^^'     — "  Wurzel 


Flg.  34.  "^ 

Veränderungen  der  Spinalganglien  und  peripheren  Nerven  in  Fällen  von  Herpes  zoster  nach 
He  ad  und  Campbell.  Brain  1900. 

Körnern  versehen,  enthielten  an  einem  ihrer  Pole  braungelbes  Pigment,  welches  sich  in  ein- 
zelnen sehr  spärlich,  in  anderen  sehr  reichlich  fand,  und  waren  in  zahlreiche  Kerne  führendes 
Bindegewebe  eingelagert. 

Ein  Jahr  später  publizierte  Wyss  (342)  einen  Fall,  der  am  1'2.  Tage  der 
Erkrankung  zur  ()l)duktion  kam. 

Es  handelte  sich  um  einen  68  jährigen  Mann,  bei  dem  nach  vorausgegangenen  gastri- 
schen Erscheinungen  mit  leichtem  Fieber  zuerst  ein  geringer  Herpes  labialis  aufgetreten  war. 
Am  folgenden  Tage  Röte  um  das  rechte  Auge,  die  Stirn,  die  Nase,  langsam  sich  ausbreitend 
gegen  den  Scheitel,  die  rechte  Wange,  das  rechte  Ohr,  bis  gegen  den  Unterkieferrand  und 
nach  der  linken  Gesichtsseite  hin.  Einige  Tage  darauf  ging  der  krankhafte  Prozeß  auch  auf 
das  linke  Auge  über.  Zwei  Tage  nach  Beginn  der  Rötung  erhoben  sich  rechterseits  auf  der 
nun  wieder  erblassenden  Haut  Bläschen  und  Blasen.  Während  links  die  Schwellung  und 
Rötung  der  Haut,  der  Stirn  und  des  Auges  wieder  verschwand,  ohne  daß  dort  Bläschen 
entstanden,  traten  auf  der  Kornea  und  Konjunktiva  des  rechten  Auges  kleine  Bläschen  auf, 
die  platzten.  Einige  Tage  später  stellte  sich  bei  dem  Patienten  Sopor  ein.  der  allmählich 
in  den  Tod  überging. 

Aus  der  sehr  interessanten  Sektion  heben  wir  hervor:  Der  Rainiis  primus  N.  trigeinini 
dext.  erschien  ganz  merklich  breiter  und  dicker,  weicher  und  von  graurötlicher  Farbe.  Im 
M.  obliq.  inf .  fanden  sich  drei  hanfkerngroße  Abszesse,  im  M.  abducens  ein  kirschkerngroßer 
Abszeß,  und  das  Bindegewebe  um  denselben  eitrig  infiltriert.    Es  bestand  eine  Thrombo- 


Herpes  zoster  oplitlialmicus. 


193 


plilebitis  V.  oplitlialin.  sup.  Die  vorher  beschriebene  Beschaffenlieit  des  Ramus  I  N.  trigemini 
zeigte  sieh  auch  an  der  Eintrittsstelle  in  die  Orbita;  von  da  bis  zur  Austrittsstellc  aus  dem 
Ganglion  Gasseri  war  der  Nerv  von  lilutextravasaten  umschlossen.  Nicht  so  der  Ram.  II 
und  III,  die  keine  makroskopischen  Veränderungen  zeigten;  ebensowenig  war  der  N.  trigem. 
hinter  dem  (Jangilon  verändert;  nur  da,  wo  derselbe  fäcliei-förmig  sich  ausbreitet,  um  in  das 
Ganglion  (iasseri  einzutreten,  war  er  blutig  suffundiert.  Das  (Janglion  erschien  äußerlich 
ein  wenig  großer,  als  dasjenige  der  anderen  Seite,  etwas  sukkulenter,  mehr  injiziert;  auf 
seiner  Innenseite  lag  ein  rotes  etwa  1  cm  breites,  anscheinend  aus  Blutextra vasat  bestehendes 
Anhängsel.  Die  eigentliche  Gangliensubstanz,  die  am  linken  Ganglion  gelblichweiß  war, 
erschien  hier  hellrot;  ebenso  war  der  Ram.  I  von  roter  Farbe;  der  Ram.  II  und  III  dagegen 
gelblichweiß,  wie  der  motorische  Teil  des  Trigem.  dexter.  Mikroskopisch  fanden  sich  im 
Ganglion  CJasseri  Hyperämie,  beträchtliche  zelligeitrige  Infiltration  der  Gangliensubstanz, 
so  daß  die  Ganglienzellen  weit  auseinander  gedrängt  und  zum  Teil  auch  zerstört  erschienen. 


^^^ 


>^%^^'*- 

"^^'-^i' 


Fig.  35.    Nach  Kaposi,  Pathologie  und  Tiierapie  der  Hautkrankheiten.    5.  Aufl.  8.  351. 
Längsschnitt  durch  das  3.  rechtsseitige  Lendenspinalganglion  in  einem  Falle  von  Zoster  lumbo- 
inguinalis.   aa  Ganglion.    Die  schwarzen  Punkte  innerhalb  desselben  entsprechen  den  dunkel 
pigmentierten    Ganglienzellen,    die   dunklen    Striche    den   strotzend   gefüllten    Blutgefäßen. 
/  Fettzellen,   hh  ein-  und  austretende  Nervenbündel,   cc  Das  Ganglion  einhüllendes  Fettgewebe. 


Diese  eitrige  Infiltration  war  am  reichlichsten  im  Zentrum,  etwas  weniger  nach  der  Peripherie 
hin  entwickelt,  zur  Abszeßbildung  war  es  nicht  gekommen.  Die  Ganglienzellen  zeigten  Ver- 
änderungen der  Gestalt  und  Degeneration.  Vielfach  war  das  Pigment  der  Ganglienzellen 
von  den  Eiterkörperchen  aufgenommen  worden.  Im  I.  Aste  des  Quintus  fand  sich  eine  aus- 
gesprochene Neuritis  (Myelingerinnüng  zahlreicher  Fasern,  Umwandlung  des  Marks  in 
glänzende  Kugeln.  Zelhvucherung  im  Neurilemm,  Hyperämie  und  Hämorrhagien  in  die 
Nervenbündel). 

Wyß  (342)  gelangt  za  dem  Kesultat,  daß  der  Zoster  eine  typische  Er- 
kiankung  der  Haut  darstelle,  die  bedingt  sei  durch  Entzündung  des 
Ganglion  Gasseri  oder  eines  Spinalganglions  und  des  durch  das- 
selbe hindurchtretenden  Nerven.  Ganglion  sowohl  als  Nerv  könnten 
partiell  erkranken;  für  die  Fälle,  in  denen  nicht  der  ganze  Verbreitungsbezirk 
eines  Nervenstammes  in  der  Haut  vom  Zoster  eingenommen  ist,  sondern  nur 
das  Bereich  eines  einzelnen  Astes,  sei  ]>loß  eine  partielle  Erkrankung  des  Gan- 
glions und  des  Nerven  anzunehmen. 

Einige  Jahre  später  besprach  Sattler  (308)  in  einem  Vortrage  das 
Wesen  des  Herpes  zoster  Ophthal micus.   Er  erwähnte,  daß  Hebra  zuerst 

Wilbiand-Saenger,  Neurologie  des  Auges.    II.  Bd.  I.  Abteilung.  13 


194 


Herpes  zoster  ophthalmicus. 


auf  das  häufige  Zusammentreffen  mit  Augenerkrankungen  aufmerksam  ge- 
macht habe  [in  etwa  42%].  Im  Bereiche  des  Trigeminus  befalle  der  Zoster 
in  der  Eegel  den  Eamus  ophthalmicus.  Sattler  konstatierte  in  einem  zur 
Obduktion  gekommenen  Falle  graurötliche  Erweichung,  sowohl  des  Teils  des 
Ganglion  Gasseri,  w-elcher  dem  ersten  Aste  des  Quintus  zugehörte,  wie  dieses 
letzteren  selbst,  mitsamt  seinen  Zweigen  inklusive  das  Gangl.  ciliare.  Die 
Degeneration  nahm  nach  der  Peripherie  zu  ab.  Es  bestand  Infiltration  der 
Iris,  der  Chorioidea,  des  Ziliar-  und  Glaskörpers.  Die  Kornea  war  gesund. 
Sattler  wendet  sich  gegen  die  Snellensche,  auch  von  Eriedreich  (658) 
vertretene  Ansicht,  daß  es  sich  im  vorliegenden  Falle  nicht  um  eine  Fortpflanzung 

einer  Neuritis  descendens 
auf  das  Auge  und  die  Haut  ge- 
handelt habe,  sondern  er  nimmt 
eine  Affektion  trophischer  Ner- 
ven an. 

Kaposi  (659),  der  in 
seinem  bekannten  Lehrljuche 
der  Hautkranldieiten  sehr  ein- 
gehend sich  mit  dem  Herpes 
beschäftigt,  hat  in  einem  Falle 
von  Zoster  frontalis  (Tod  in- 
folge von  Pneumonie),  Hämor- 
rhagien  und  Zerstörung  im 
Ganglion  Gasseri  [siehe  Figur 
35],  und  in  einem  Falle  von 
Zoster  Iuml)o-inguinalis  (Tod 
infolge  von  Harninfiltration  im 
Perineum)  jene  bedeutende  Er- 
krankung in  den  Spinalganglien 
der  dem  Zoster  entsprechenden 
Körperhälfte  und  Nerven  nach- 
gewiesen, wie  solche  aus  der  hier  reproduzierten  Zeichnung  zum  Teil  erkennt- 
lich ist.  In  seinem  Lehrbuche  drückt  Kaposi  seine  Ansicht  dahin  aus,  daß 
die  Erkrankungen  der  Spinalganglien  gewiß  nicht  in  allen  Fällen  die  Ursache 
des  Zoster  abgäben,  daß  wir  dieselbe  vielmeln'  in  einer  Affektion  im  Bereiche 
des  Nerven,  an  seinem  Ursprünge,  oder  im  Spinalganglion,  oder  in  seinem 
weiteren  Verlaufe  suchen  müßten. 

Im  Herl>st  1900  vei-öffentlichten  Head  und  Campbell  (657)  einen  Fall 
von  Herpes  frontalis  mit  außerordentlich  genauem  mikroskopischem  Befunde. 
Es  handelte  sich  um  einen  4.3jähricren  Paralytiker,  der  früher  syphilitisch  gewesen  war. 
Der  Gang  war  ataktisch.  Die  Patellarreflexe  fehlten.  Die  Pupillen  waren  gleich,  reagierten 
nicht  auf  Licht.  Die  Zunge  zitterte  beim  Herausstrecken.  Er  produzierte  (Jrößenideen, 
war  schlaflos,  schlapp  und  schmutzig  in  seinen  (iewohnheiten. 

Ein  halbes  Jahr  vor  dem  Exitus  trat  ein  Herpes  an  der  Stirn  auf.  wcKlier  seine  größte 
Entwicklung  zwei  Tage  später  erreichte.    Die  Kornea  blieV)  durchaus  frei,  der  Augenhinter- 


Fig.  .36. 

Erkrankung  des  (langlion  Gasseri  in  einem  Falle  von 

Herpes  zoster  des   III.  Trigeminusastes  nach  Head 

und  Campbell.     Brain  1900. 


Horjios  zoster  oj)]itlialnii(Mi> 


195 


giiiiul   war  normal.     1!M>  'ra<j;(>  nach  dein   Aiishiuclic  iIcs   Hcijh's  starh  l'aticnt   initcr  Kon- 
vulsionen. 

Bei  der  niikroskopiselien  Untersiicliiin^  fand  sich  im  rechten  (ian^dion  (iasseri  eir» 
schmales  Bündel  von  ])atli()l()<2;ischem  Aussehen.  Eine  «iewisse  Anzahl  von  Fasern  war  unter- 
gegangen; es  war  nui-  zeifallenes  Ciewebe  vorhanden;  die  Blutgefäße  waren  erweitert.  An 
einer  anderen  Stelle  fanden  sich  im  (Janglion  die  llherbleibsel  einer  Blutung.  Daselbst 
waren  die  (Janglienzellen  zugrunde  gegangen,  an  tieren  Stelle  lag  eine  Anhäufung  von  roten 
Blutki")i|)ercheu.     Das  linke  (langlion    (Jasseri  schien   nicht    xciiindeit. 

In  den  rechten  Wurzelfascrn  konnte  man  sehr  schmale  1^'asern  konstatieren,  von 
denen  ein  Teil  sklerosiert  zu  sein  scliien.     Akute  J)egeneration  war  nicht  nachweisbar. 

Sehe  matische  Erklärung   der   Kig.   .'Jb. 

Dura  iiiater 

auf  der  Tiifrainr.xillar- 

l'"r(intalschiii(t     Oberfläche  Liisicm  fasrni 


Redites  (Taujzliou 


Motorische  Wiuzchi 


Linkes  Ganglion 


Infrainaxillarportion 


Fnintalscluiitt  Portion  des     Dorsalfläclie 

Araxill.  sup. 

Fig.  37. 


Im  Ranius  ophthalniicus  fanden  sich  keine  Veränderungen. 

Im  Hirnschenkel  und  dem  Pons  schienen  Fasern  der  Pyramidenbahnen  leicht  akut 
degeneriert. 

In  der  Medulla  und  dem  Rückenmark  wurde  keine  Veränderung  konstatiert. 

§  "200.  Aus  den  mitgeteilten  Befunden  geht  hervor,  daß  der  Herpes 
zostei  eine  akute  Erkrankung  des  Nervensystems  darstellt.  Head  und 
Campbell  (657)  vergleichen  dieselbe  mit  einer  akuten  Poliomyelitis,  deren 
mikroskopischer  Befund  nach  ihrer  Ansicht  dem,  welchen  sie  bei  ihren  vielen 
Herpesfällen  konstatiert  haben,  durchaus  ähnhch  sein  soll.  Übrigens  stelle 
das  Spinalganglion  das  genaue  sensible  Äquivalent  des  motorischen  Vorder- 
horns  dar.  Über  die  Natur  des  Agens,  welches  füi'  diesen  Prozeß  verantwortlich 
zu  machten  sei ,  sind  wir  nach  diesen  Forschern  durchaus  noch  im  unklaren. 
Sie  konnten  mikroskopisch  nirgends  ein  Anzeichen  einer  bakteriellen  Invasion 

13* 


196  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

entdecken.  Allerdings  haben  diese  Autoren  aus  Furcht,  das  Präparat  für  andere 
Zwecke  zu  zerstören,  keine  Kultivierungsversuche  angestellt,  was  wir  bei  dem 
reichhaltigen  Materiale  sehr  bedauern.  Nach  Ansicht  der  letztgenannten 
Forscher  scheint  das  den  Herpes  bewirkende  Agens  eine  spezifische  ,, Attraktion" 
zu  dem  Spinalganglion  zu  besitzen,  genau  so,  wie  die  ebenfalls  unbekannte 
Ursache  der  akaten  PoHomyelitis  zur  Substanz  des  Vorderhorns.  He  ad  und 
Campbell  haben  auch  festgestellt,  daß  unter  den  Spinalganglien  am  häufigsten 
diejenigen  affiziert  würden,  welche  von  den  Eingeweiden  her  durch  einen 
Ast  des  Sympathikus  Erregungen  zugeleitet  bekämen.  Weiterhin  sei  der  Um- 
stand sehr  zu  beachten,  daß  die  Spinalganglien  zwei  Hauptgruppen  von  Zellen 
enthielten,  1.  große  granulierte  Nervenzellen  und  2.  kleinere.  In  manchen 
Spinalganglien  prävalierten  die  großen,  in  anderen  die  kleinen  Zellen.  Nach 
ihrer  Ansicht  scheine  das  toxische  Agens,  welches  den  Herpes  zoster  hervor- 
ruft, nicht  nur  eine  Affinität  zum  Spinalganglion  zu  besitzen,  sondern  besonders 
zu  denjenigen,  welche  überwiegend  die  Zellen  des  kleineren  Typus  enthalten, 
welch  letztere  ihre  Portsätze  zu  den  kurzen  Fasern  der  Hinterstränge  senden. 
Nun  scheinen  diese  kleinen  Zellen  wahrscheinlich  der  Schmerz- 
leitung zu  dienen.  Daher  käme  also  der  intensive  Schmerz, 
welcher  eine  Zosterattacke   begleite. 

Das  Eesume  dieser  beiden  Autoren  geht  dahin,  daß  sie  nicht  glauben, 
die  Zostereruption  sei  die  Folge  einer  Zerstörung  spezieller  trophischer  Nerven, 
sondern  bestehe  in  einer  intensiven  Irritation  der  Zellen  im  Gan- 
glion, welche  gewöhnhch  der  Funktion  des  Schmerzes  dienen,  besonders 
desjenigen  Schmerzes,  der  durch  viszerale  Impulse  hervorgebracht  werde. 

So  sehen  wir,  daß  die  allerneueste  Arbeit  eine  Stütze  für  die  Bären- 
sprungsche  Annahme,  die  Ursache  des  Zoster  hauptsächhch  in  Verände- 
rungen der  Spinalganglien  zu  suchen,  geliefert  hat.  Immerhin  sind  aber  nach 
unserer  Ansicht  die  von  einem  so  kompetenten  Forscher  wie  Eisenlohr  er- 
hobenen Befunde  nicht  aus  der  Welt  geschafft,  daß  auch  ohne  Ganglien- 
erkrankung der  Zoster  auf  rein  neuritischer  Basis  entstehen  kann. 

§  201.  Wie  die  Hautaffektion  dabei  zu  erklären  ist,  darüber  sind 
verschiedene  Ansichten  zutage  gefördert  worden,  die  sich  mit  denjenigen  ülier 
die  trophischen  Störungen  (siehe  S.  138)  im  allgemeinen  annähernd  decken. 
Hervorheben  müssen  wir  nur  noch,  daß  Friedreich  (658)  zur  Erklärung  der 
Herpeseruption  eine  propagierende  Entzündung  des  Nerven  annahm,  welche 
von  der  ursprünghchen  Stelle  des  Eeizes  innerhalb  und  längs  der  Nerven- 
verzweigungen bis  in  die  terminalen  Ausläufer  desselben  in  die  Haut  fort- 
krieche, auf  das  Gewebe  der  Haut  übergehe  und  hier  die  betreffenden  Ent- 
zündungen hervorrufe.  Friedreich  stützte  sich  auf  die  von  Daniellsen, 
Wyß  und  Haight  gefundenen  Veränderungen  der  Hautnerven.  Diese  An- 
sicht findet  neuerdings  eine  Bekräftigung  namentlich  duicli  die  auf  S.  190 
mitgeteilte  Dubl ersehe  Beobachtung  und  ist  auch  schon  früluT  ihirch  Bohn 
''fißO)  ausdrücklich  bestätigt  worden. 


Herpes  zoster  oplitliHlinicus.  197 

§  202.  Gegell  diese  Ansicht  winde  inniici-  <^clt('H(l  griiiaclit,  daß  das  Fehle  n 
der  iiiotorischen  Störung  l)eiin  Zoster  o})hthahiiic\is  mit  einer  Entzündni;g 
eines  ])eiipheren  Nerven,  in  %veleheni  die  niotoiisclien  Fasern  mit  den  sensiblen 
xcrmiseht  Nciiaut'eii.  nicht  in  Minklaiig  zu  hiiiigeii  sei,  natiiilich  abgesehen 
von  dem  I.  und  Jl.  Aste  des  Trigeniinus,  der  ja  mn;  sensible  Fasern  entliält. 
Indessen  gibt  es  aber  doch  eine  Reihe  von  Herpes  zoster-Fällen,  in  welchen  aus- 
gesprochene, in  der  Hegel  von  Atrophie  begleitete  motorische  Lähmungen 
beobachtet  wurden,  wie  dies  Ebstein  (tKil)  in  der  von  uns  schon  zitierten  Arbeit 
besonders  hervorgehoben  hat.  In  vier  Fällen  (von  Jones,  Walter,  Joffrey) 
handelte  es  sich  um  Herpes  zoster  mit  Schmerzen,  Atrophie  und  Bewegungs- 
störungen in  Nerven,  welche  zu  dem  gleichen  Nervenplexus,  und  zwar  dem 
Plexus  brachiaüs  gehörten.  Hardy  sah  einen  Zoster  des  Ischiadikus,  bei  dem 
nach  der  Periode  des  Schmerzes  eine  vollkommen  amyotrophische  Lähmui;g 
der  Wadenmuskulatur  eintrat.  In  einzelnen  Fällen  von  Herpes  zoster  be- 
>chränkteii  sich,  wie  Ebstein  sagt,  die  Nervenerscheinungen  nicht  auf  den- 
^elben  Nervenplexus,  in  welchem  das  Exanthem  sich  entwickelte,  sondern  ver- 
breiteten sich  in  solcher  Weise  und  solcher  Ausdehnung,  daß  an  eine  Beteihgung 
des  Zentralnervensystems  gedacht  werden  mußte.  Eljenso  wie  im  Bereiche 
der  Eückenmarksnerveii,  können  auch  im  Bereiche  der  Hirnnerven  bei 
Herpes  zoster  Lähmungen  auftreten,  und  zwar  handelt  es  sich  hier,  so  weit 
bis  jetzt  bekannt,  teils  um  Lähmungen  im  Gebiete  der  Augennerven,  teils 
im  Gebiete  des  Nerv,  facialis  (vgl.  S.  182). 

Trotz  dieser  Tatsachen  lehrt  aber  ein  genaues  Eingehen  auf  die  Fälle, 
daß  der  Sitz  der  Lähmung  und  der  Hautaffektion  sehr  oft  nicht  in  das  Be- 
reich desselben  Nerven  fallen.  Folglich  könne  der  Herpes  zoster  nicht  in  direkte 
Abhängigkeit  zu  den  motorischen  Fasern  gebracht  werden.  Dasselbe  kann 
man  auch  von  den  sensiblen  Fasern  sagen,  weil  der  Zoster  durchaus  nicht 
selten  mit  geringfügiger  Sensibilitätsstörung  zustande  kommt,  und  weil,  wie 
Ebstein  mit  Recht  hervorhebt,  trotz  der  schwersten  Sensibilitätsstörungen, 
und  besonders  trotz  der  heftigsten  Neuralgien,  es  erfahrungsgemäß  meist 
nicht  zu  der  Entwicklung  eines  Herpes  zoster  zu  kommen  pflegt.  Es  besteht 
überhaupt  keine  Kongruenz  in  der  Intensität  des  Herpes  zoster  und  der  den- 
selben begleitenden  Neuralgien.  Ebstein  hält  es  daher  für  das  W^ahrschein- 
lichste,  vasomotorische  Störungen  anzunehmen,  welche  infolge  der 
Nervenläsion  entständen,  und  wodurch  die  Anpassungsfähigkeit  der  Haut- 
gefäße verringert  würde.  In  Übereinstimmung  mit  v.  Recklinghausen  (662), 
welcher  gleichfalls  diese  Ansicht  vertritt,  nimmt  er  auf  Grund  des  Entstehens, 
sowie  des  Verlaufs  des  Herpes  zoster  an,  daß  es  sich  dabei  nicht  um  eine 
Lähmung  der  Gefäßverengerer ,  sondern  um  eine  Reizung  dei  Gefäß- 
er weit  er  er  handle. 

Das  klinische  Faktum  der  Seltenheit  der  motorischen  Lähmungen  beim 
Herpes  erklärt  Ebstein  dadurch,  daß  die  krankmachende  Noxe  einerseits 
nur  lok^l  die  in  der  Haut  verlaufenden  Nervenbahnen  treffe,  andererseits 
aber,  wenn  sie  nicht  lokal,  sondern  durch  Aufnahme  in  die   Säftema^se  auf 


198  Herpes  zoster  ophthalraicus. 

den  Gesamtorganismus  wirke,  auf  einer  größeren  Vulnerabilität  der  vaso- 
motorischen und  sensiblen  Nerven  beruhe. 

§  203.  Die  Ebsteinsche  vasomotorische  Theorie,  die  schon  viel 
früher  in  anderem  Sinne  von  Eulen  bürg  (564)  und  Landois  (665)  als  vaso- 
motorische Lähmung  (siehe  früher)  aufgestellt  worden  war,  wurde  neuerdings 
durch  Abadie  (663)  in  einem  Vortrag  gestützt,  den  wir  deshalb  hier  ausfiUir- 
licher  nach  einem  Eeferate  mitteilen,  da  er  auch  die  von  Brissaud  vertretene, 
interessante  Ansicht  über  den  Herpes  wiedergibt,  die  übrigens  neuerdings  von 
Bourneville  und  Boncour  (664)  bestritten  wird. 

Nach  Abadie  galt  bis  in  die  neueste  Zeit  der  Herpes  zoster  als  das 
Eesultat  einer  trophischen  Störung,  deren  Ursache  man  in  krankhaften  Ver- 
änderungen der  zu  dem  befallenen  Hautbezirke  hinziehenden  sensiblen  Nerven 
suchen  zu  müssen  glaubte;  man  faßte  diese  so  ziemlich  von  allen  Ärzten  ge- 
teilte Anschauung  in  die  Worte  zusammen:  ,, Herpes  zoster  ist  die  auf  der 
äußeren  Haut  sichtbare  Manifestation  einer  Neuritis".  Erst  Brissaud  trat 
dieser  bis  dahin  ohne  Widerspruch  gebliebenen  Anschauung  entgegen,  indem 
er  darauf  hinwies,  daß  der  von  den  Herpesbläschen  befallene  Hautbezirk  sich 
nicht  immer  mit  der  Endausbreitung  der  entsprechenden  sensiblen  Nerven 
decke,  und  wobei  er  der  Hypothese  eines  medullären  Ursprungs  dieser  Er- 
krankung Aufdruck  gab.  Ausgehend  von  der  entwicklungsgeschichtlichen 
Tatsache,  daß  sich  das  Rückenmark  aus  einer  Reihe  aufeinanderfolgender, 
relativ  voneinander  unabhängiger  Segmente,  sogenannter  Metameren.  aufbaut, 
suchte  Brissaud  zu  beweisen,  daß  beim  Herpes  zoster  die  Hauteruption  nicht 
der  Ausbreitung  der  sensil3len  Nerven  folge,  sondern  daß  dieselbe  in  dem  Be- 
zirke, der  von  der  erkrankten  Rückenmarksmetamere  seine  Nerven  bezöge, 
zum  Ausbruch  komme;  dieser  v^on  einer  Rückenmarksmetamere  versorgte 
Haut  bezirk  sei  aber  oft  ein  ganz  anderer  als  der.  welcher  dem  Verlauf  und  der 
Ausbreitung  der  sensiblen  Nervenfasern  entspreche. 

Dieselbe  Hypothese  des  Fortbestehens  selbständiger  Rückenmarksmeta- 
meren  im  postembryonalen  Leben  hatte  Brissaud  auch  zur  Erklärung  ge- 
wisser eigentümhcher  Sensibilitätsstörungen,  die  man  bei  Rückenmarks- 
erkrankungen, insbesondere  bei  der  Syringomyelie,  beobachtet,  verwendet.  Die 
durch  Kreishnien  begrenzten  anästhetischen  Zonen  —  man  hat  sie  handschuh-, 
manschetten-,  sockenförmig  genannt  —  lassen  sich  allerdings  nur  schwer  auf 
Störungen,  die  die  peripheren  Nerven  treffen,  zurückf ülu'en :  hier  hat  der 
Gedanke,  die  befallenen  Bezirke  entsprächen  einer  in  ihrer  Funktion  l)eein- 
trächtigten  Rückenmarksmetamere,  viel  Bestechendes  für  sich;  wolle  uian 
aber  diese  ,,Metamerentlieorie"  auch  auf  den  Herpes  zoster  anwenden,  so 
ginge  man,  glaubt  Abadie,  von  unrichtigen  Anschauungen  über  das  Wesen 
dieser  Erkrankung  aus.  Seine  Ansicht  geht  nun  dahin,  daß,  entgegengesetzt 
der  allgemein  herrschenden  Auffassung,  der  Herpes  zoster  weder  auf  einer 
krankhaften  Veränderung  der  peripheren  sensiblen  Nerven,  noch  auf  einer 
Läsion  des'  Rückenmarks  beruhe,  sondern  daß  er  ein/ig  und  allein  in  einem 
krankliaften  Zustande    der    kleinsten  Arterien    untl    di-r    vaso-dilatatorischen 


Herpes  zoster  oplitlialmicus.  199 

Nerven,  die  den  von  der  Hautcniptioii  hct'aJIciicii  IJc/irk  versorgen,  seine 
Erklärun«^  finde. 

Im  a-llgeiiieineii  Ncrliet'cii  die  arteriellen  (lefäüe  \V(Mii}jfteiis  eine  gewisse 
Strecke  lang  zusammen  mit  den  sensiblen  Nerven,  und  dies  sei  der  Grund, 
warum  man  den  Her])es  zostei',  der  in  Wirklichkeit  seine  eigentliche  Ursacli(* 
in  einem  anormalen  Zusta,nd  der  Gefäße  lial)e,  auf  nervöse  Störungen  zurück- 
geführt wissen  wollte.  Da  aber  nun  an  bestinnnten  Stellen  die  Gefäß  Verzweigungen 
sich  nicht  mit  den  Endausl)reitungen  der  sensiblen  Nerven  decken,  so  sahen 
die,  Welche  den  Herpes  zostei'  auf  nervöser  Basis  zustande  konnnen  ließen, 
in  den  von  der  anatomischen  Verteilung  der  sensiblen  Nerven  abw^eichenden 
Eruptiont'n  Unregelmäßigkeiten,  wegen  welcher,  wie  erwähnt,  Brissaud  zu 
der  Metanierentheorie  seine  Zuflucht  nahm.  Diese  Theori(^  wäre  indessen  un- 
nötig, und  der  Beweis,  daß  sich  l)eim  Herpes  zoster  die  Hauteruption  entlang 
der  Gefäße  und  nicht  der  Nerven  ausbreitet,  sei  nicht  schwer  zu  führen. 

Die  Eruption  bei  Herpes  ophthalmicus  breite  sich  vertikal  über  die  Stirn 
bis  in  die  Nähe  der  Mittellinie  aus,  folge  also  scheinbar  dem  Nerv,  frontahs 
und  supraorbitalis;  manchmal  werde  auch  die  Nasengegend  derselben  Seite, 
oder  das  Auge  selbst  befallen.  Weitgehende,  schwer  heilbare  Hornhaut- 
ulzerationen  als  Folge  von  Bläschenbildung  auf  der  Hornhaut  seien  bekanntlich 
kein  seltenes  Vorkomnmis, 

Beruhe  nun  der  Herpes  zoster  ophthalmicus  wirklich  auf  einer  einfachen 
Entzündung  des  Nerv,  trigeminus,  wie  solle  man  sich  dann  erklären,  daß  sich 
die  Erkrankung  gerade  an  der  beschriebenen  Stelle  lokalisiere?  Warum  werde 
bei  einer  Entzündung,  die  den  Nervenstamm  treffe,  gerade  nur  immer  ein  Ast 
dieses  Nerven  und  immer  derselbe  in  Mitleidenschaft  gezogen?  Warum  bleibe 
der  Hautbezirk,  der  von  den  beiden  anderen  Ästen  des  Trigeminus,  dem  Ramus 
supramaxillaris  und  inframaxillaris,  versorgt  werde,  immer  von  der  Bläschen- 
bildung verschont  ? 

Die  Hypothese  Brissauds,  daß  Varolsbrücke  und  das  verlängerte  Mark 
zusammen  eine  Metamere  bildeten,  in  der  der  Ursprung  des  gesamten  Trige- 
minus und  der  anderen  benachbarten  Nerven  enthalten  sei,  passe  schlecht 
zu  der  Tatsache,  daß  die  Hauteruption  sich  auf  das  Verteilungsgebiet  des 
Ramus  ophthalmicus  des  Trigeminus  beschränke.  Zur  Unterstützung  der 
Bris  Saud  sehen  Hypothese  habe  man  einzelne  Fälle  von  Herpes  zoster  des 
Kopfes  angefülnt,  in  denen  die  Eruption  sich  weiter  als  sonst  ausdehnte;  doch 
seien  diese  Fälle  von  Herpes  zoster  cephahcus  so  außerordentlich  selten,  daß 
sie  eigentlich  neben  dem  gewöhnhchen  Herpes  zoster  ophthalmicus.  dem  wir 
so  häufig  begegneten,  gar  nicht  in  Betracht  kämen. 

Nach  Abadies  Theorie  indessen  müsse  die  Eruption  dem  Haut- 
bezirk  entsprechen,  der  sein  Blut  von  der  Arteria  supraorbitalis, 
frontalis  und  manchmal  auch  nasalis  beziehe,  was  übrigens  wirkHch 
der  Fall  i>t. 

A^adie  denkt  sich  den  Vorgang  folgendermaßen:  Im  Schädehnnern 
verlaufen  Fasern   des  Nerv,    sympathicus,  die  vom  Plexus    caroticus 


200  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

stammen  und  ihren  Ursprung  im  Ganglion  cervicale  supremum  haben, 
zusammen  mit  dem  Stamme  des  Trigeminus  und  sind  mit  demselben  ver- 
flochten. Diese  sympathischen  Fasern  ziehen  nach  den  von  der  Arteria 
Ophthal mica  ausstrahlenden  Arterienstämmen,  um  sich  in  deren  Wandungen 
zu  verbreiten.  Die  Endverzweigungen  der  Arteria  ophthalmica  sind  die 
Arteria  supraorbitalis,  frontalis  und  nasalis.  Ein  entzündlicher 
Prozeß,  der  im  Schädelinnem  den  Stamm  des  Trigeminus  oder  das  Ganglion 
Gasseri  treffe,  werde  aber  nun  notwendigerweise  auch  die  diesen  Nerven  be- 
gleitenden sympathischen  Fasern,  welche,  nur  oberflächlich  mit  genanntem 
Nerven  vereinigt,  ihre  eigene,  wohl  differenzierte  Individualität  beibehalten 
haben,  befallen  müssen.  Die  Entzündung  der  rein  sensiblen  Elemente  habe 
Stönmgen  im  Gefolge,  die  in  Hyperästhesien  und  Anästhesien  ihren  Ausdruck 
fänden :  die  entzündliche  Heizung  der  vasodilatatorischen  sympathischen  Fasern 
führe  zu  einer  dauernden,  übermäßigen,  bis  zur  Ruptur  der  Kapillarwände 
gehenden  Erweiterung  der  von  diesen  Fasern  versorgten  kleineren  Arterien. 
Auf  diese  Weise  erklärten  sich  sowohl  der  Sitz  der  Eruption,  der  nicht  genau 
der  Endausbreitung  des  ersten  Trigeminusastes,  sondern  vielmehr  dem  Ver- 
lauf der  denselben  begleitenden  Arterien  entspreche,  als  auch  die  trophischen 
Störungen,  die  beim  Herpes  zoster  ophthalmicus  nicht  bloß  im  Aufschießen 
von  Bläschen,  sondern  auch  in  einer  Schwellung  der  Haut,  die  manchmal 
sogar  ein  erysipelartiges  Aussehen  bekommen  könne ,  beständen.  Jetzt  sei 
auch  verständlich,  warum  der  Herpes  sich  scheinbar  nur  auf  den  Verbreitungs- 
bezirk des  ersten  Trigeminusastes  beschränke  und  die  von  den  beiden  anderen 
Ästen  versorgten  Gebiete  frei  lasse.  Die  vasodilatatorischen  Nerven,  die  die 
Arterien  dieser  Gegend  versorgten,  hätten  nämlich  einen  anderen  Ursprung, 
als  die  der  Arteria  ophthalmica,  sie  stammten  nicht  vom  Ganglion  cervicale 
supremum,  sie  durchliefen  nicht  das  Schädelinnere  und  würden  von  keinem 
krankhaften  Prozeß,  der  den  Trigeminus  befalle,  in  Mitleidenschaft  gezogen. 
Die  sensiblen  Störungen  träten  beim  Herpes  zoster  in  den  Hintergrund,  und 
wenn  der  Trigeminus  an  der  Bläscheneruption  beteiligt  sei,  so  wäre  er  es  nur 
durch  die  ihn  begleitenden   sympathischen  Fasern. 

Eine  weitere  Stütze  finde  seine  Anschauungsweise  in  dem  Verhalten  des 
Herpes  zoster  der  Brust.  Nach  seiner  Theorie  dürfe  hier  die  Bläscheneruption 
nach  oben  den  dritten  Zwischenrippenraum  nicht  überschreiten;  die  die  drei 
ersten  Zwischenrippenräume  versorgenden  Arterien  stammten  nämlich  nicht 
von  der  Aorta,  sondern  von  der  Arteria  subclavia;  der  Ursprung  dieser  obersten 
Zwischenrippenarterien,  sowie  der  dieselben  begleitenden  vasomotorischen 
Nerven,  sei  also  wohl  zu  unterscheiden  von  dem  der  anderen  Zwischenrippen- 
arterien, die  direkt  von  der  Aorta  kämen.  Wie  nun  allgemein  bekannt,  blieben 
auch  wirklich  V)eim  Herpes  zoster  der  Brust  für  gewöhnlich  die  drei  obersten 
Zwischenrippenräume  von  der  Eruption  verschont. 

Diese  seine  Theorie  mache  aber  uns  niclit  bloß  jene  scheinbaren  Anomalien 
in  der  Lokalisation  der  Herpeseruptionen  verständlich,  Anomalien,  für  welche 
die  einen  rein  nervösen  Ursprung  des  Herpes  zoster  annehmenden  Theorien 


Herpes  zoster  ophthalmicus.  201 

eine  befriedigende  Erkläinug  /u  j^chcii  iiichl  iinstaniU'  wäicn,  sir  seien  auch 
von  weit  größerer  Tragweite,  indem  sie  den  scnsil)len  Nerven  eine  ilmen  nicht 
zugehörige  Eollc  nehme  und  den  Sym])athikus  wieder  in  seine  1^'chte  einsetze. 
Der  Sympathikus  icgele  und  leite  die  J'jiniUining  in  allen  doi  Bezirken,  in 
welche  sich  seine  Verzweigungen  erstreckten,  sei  es,  daß  es  sich  um  Ein- 
geweide, sei  es,  daß  es  sich  um  äußere  Haut  handle. 

Abadies  Theorie  erkläre  auch  das  Zustandekommen  gewisser  F<nnien 
von  Herpes  zoster  oiihflialmicus,  von  denen  Brissaud  einzelne  Beispiele 
erwähnt  liabe,  und  die  durch  liinzutretende  Hemiplegien  in  ernster  Weise 
kompliziert  würden.  Zur  Erklärung  dieser  Vorkommnisse  li(d3en  alk'  nervösen 
Theorien  im  Stiche,  während  es  bei  Annahme  seinei-  'ÜKorie  jeielit  ver- 
ständlich würde,  wie  übermäßige  Erweiterung  gewisser  kleiner  Hiiiiarterien 
zu  Rupturen  eben  dieser  Gefäße  und  zu  Blutungen  in  ihrem  Verbreitungs- 
bezirke führe. 

Einen  letzten  Beweis  für  seine  Theorie  sieht  er  in  der  Wirksamkeit  des 
schwefelsauren  Chinins,  in  regelmäßigen  und  hohen  Dosen  dargereicht,  bei 
Herpes  zoster  ophthalmicus;  Chinin  sei  aber  ein  Mittel,  dessen  wesenthchste 
Wirkung  in   Gefäßverengerung,  l)eruhend  auf  Sympathikusreizung,   [gestände. 

§  204.  Es  sei  hier  besonders  hervorgehoben,  daß  schon  vor  18  Jahren 
durch  Barth  (666)  die  vasomotorische  Theorie  eine  Zurückweisung  erfahren 
hat.  Nach  demselben  sei  diese  Theorie  überhaupt  nicht  imstande,  die  Er- 
scheinungen zu  erklären,  denn  Ischämie  der  Haut  durch  Kontraktion  der  kleinen 
Gefäße  infolge  von  Nervenreizung  sei  nicht  leicht  zu  erzeugen,  geschweige 
denn  für  längere  Zeit  zu  halten.  Außerdem  führe  dieselbe  nicht  zu  Nutritions- 
störungen  der  Gewebe,  wie  Versuche  von  0.  Weber  bewiesen.  Auch  eine 
Erweiterung  der  Gefäße  reiche  zur  Erklärung  der  Erscheinungen  nicht  aus. 
Denn  eine  passive  Erweiterung  der  Gefäße  könne,  wie  die  Durchschneidungs- 
versuche  des  Sympathikus  bewiesen,  allerdings  eine  dauernde  Hyperämie  und 
diese  bei  längerer  Dauer  Hypertrophie  oder  Atrophie  der  Gewebe  hervorrufen, 
niemals  aber  eine  wirkhche  Entzündung.  Eine  aktive  Hyperämie  aber,  welche 
das  Anfangsstacüum  der  Entzündung  darstelle,  sei  nur  ein  sekundäres  Phänomen, 
bedingt  durch  Irritation  der  intervaskulären  Elemente  (Charcot). 

§  '205.  Aus  alledem  dürfte  zur  Genüge  sich  das  Bedürfnis  der  ^lehrzahl 
der  neueren  Autoren  erklären,  eine  Störung  der  sog.  trophischen  Nerven  als 
Ursache  der  Hauteruption  des  Zosters  anzunehmen.  Zum  näheren  Verständnis 
des  Vorganges  weist  Lesser  (667)  auf  eine  Vermutung  hin,  die  zuerst  von 
Neisser  und  Weigert  (668)  ausgesprochen  worden  ist.  Als  wahrscheinliche 
Ursache  der  entzündlichen,  eitrigen  Affektion  beim  Zoster  wird  von  ihnen 
das  durch  nervöse  Momente  bedingte  Absterben  oberflächlicher  Teile 
angesehen.  Dadurch  könnten  Infektionsstoffe  eindringen,  und  diese  schließhche 
Eiterung  der  Bläschen  bedingen.  Lesser  meint  sogar,  davon  ganz  absehen 
zu  können.  Denn  das  Entstehen  zahlreicher  kleinster  Nekrosen  genüge  allein 
schon   für   die   Erklärung   des   Zustandekommens   der  Zostereruption.     Jeder 


202  Herpes  zoster  ophthalmicus. 

dieser  abgestorbenen  Teile  wirke  als  Entzündungsreiz  auf  seine  Umgebung, 
die  nun  mit  Hyperämie,  Exsudation  und  den  übrigen  Erscheinungen  der 
Entzündung  auf  diesen  Reiz  antworte.  Daß  es  in  der  Tat  durch  nervöse 
"Störungen  zum  Absterben  von  bestimmten  Teilen  kommen  könne,  sei  eine 
iängst  bekannte  Tatsache  (Decubitus  acutus  bei  gewissen  Rückenmarks- 
krankheiten, besonders  bei  schweren  Rückenmarksverletzungen).  Lesser 
fülnt  als  prägnanten  Beweis  für  seine  Ansicht  den  gangränösen  Zoster  an. 
Die  gangränösen  Schorfe  ließen  sich  nicht,  wie  dies  Kaposi  will,  einfach  als 
Zerwülilung  durch  Hämorrhagie  erklären,  denn  bei  anderen  Krankheiten, 
Purpura,  Skorbut  kämen  viel  umfangreichere  Blutungen  in  die  Kutis  und 
Subkutis  vor,  die  nur  in  seltenen  Fällen  zum  Absterl^en  und  zur  Ulzeration 
führten.  Das  gleichmäßige  Auftreten  der  Nekrose  auf  allen  Stellen  der 
Zostereruption  weist  nach  Lesser  mit  Notwendigkeit  auf  eine  zentrale 
Veranlassung  hin. 

§  206.  Was  nun  unsere  Ansicht  lietrifft,  so  neigen  wir  trotz  der  neuesten 
Forschungen  von  He  ad  und  Ca  mpbell  der  Ansicht  zu,  daß  es  sich  beim  Herpes 
zoster  um  einen  vorwiegend  neuritischen  Prozeß  handelt,  wenn  natürlich 
auch  in  vielen  Fällen  eine  Affektion  der  Spinalganglien  dabei  gefunden  wird. 
Gerade  die  von  uns  beim  Herpes  zoster  ophthalmicus  studierten  Verhältnisse 
drängen  uns  zu  dieser  Auffassung,  weil  sich  der  Herpes  ophth.  häufig  mit 
Lähmungen  motorischer  Nerven  kombiniert.  Der  Okulomotorius  steht  mit 
dem  Trigeminus  direkt  im  Ganglion  ciliare  in  Konnex;  mit  dem  Abduzens  und 
Trochlearis  dagegen  besteht  keine  Anastomose  des  Quintus.  Im  Sinus  cavernosus 
aber  liegen  besagte  Nerven  (siehe  Bd.  I,  S.  423,  Fig.  83)  ganz  in  der  Nähe  des 
L  Quintusastes,  so  daß  ein  neuritisclier  oder  perineuritischer  Prozeß  von  dem 
einen  Nerven  unmittelbar  auf  den  anderen  übergreifen  kann,  ebenso  wie  am 
Apex  orbitae.  Die  häufige  Kombination  des  Herpes  zoster  occipito  coUaris 
mit  Fazialislähmung  läßt  nur  die  Deutung  zu,  daß  mehrere  Nerven  unter 
dem  Einfluß  einer  gleichen  Schädlichkeit  neuritisch  erkranken,  oder  daß  der 
neuritische  Prozeß  per  continuitatem  sich  auf  dem  Wege  der  Anastomosen 
zwischen  den  Nerven  sich  fortpflanzt. 

Auffallend  ist  allerdings,  daß  der  Zoster  sich  am  häufigsten  zu  einer 
Mononeuritis,  sehr  selten  zu  einer  Polyneuritis  gesellt.  Wie  aus  dem  Eisen- 
lohrschen  Befunde  hervorgeht,  scheinen  perineuritische  Formen  l)esonders 
zum  Zoster  zu  disponieren.  Auch  die  Schmerzhaftigkeit  weist  mehr  auf  die 
perineuritische,  event.  interstitielle,  als  parenchymatöse  Erkrankung  hin. 

Wie  nun  das  Wesen  der  trophischen  Störungen  selbst  zu  erklären  sei, 
werden  wir  nach  der  Besprechung  der  Keratitis  neuroparalytica  ausführlicher 
darlesren. 


Ätiologie  des  Herpes  zoster,  203 

Die  Ätiologie  des  Herpes  zoster. 

§  '201.  Wie  schon  ciwälmt.  iiflimni  die  neuesten  Autoreu  He  ad  und 
Campbell  an.  daß  der  Herpes  zoster  eine  akute  Infektionskrankheit 
sei,  die  (in  Analoii;()n  in  der  akuten  Poliomyelitis  habe.  Zweifellos  </\\)t  es  eine 
große  Zahl  von  Zosterfornien.  die  infektiöser  Matur  sind;  dies  geht  auch 
aus  dem  Umstände  hervor,  daß  nicht  nur  im  Verlaufe  bekannter  Infektions- 
krankheiten diese  At'fektion  auftritt,  sondern  auch  daraus,  daß  nia-n  ein 
endemisches  und   epidemisches  Auftreten  beobachtet  hat. 

So  beschrieb  im  vorigen  Jahre  Reilly  (669)  eine  Serie  von  14  Fällen 
von  Herpes  zoster  intercostalis.  Diese  Epidemie  war  durch  Fieber,  Frost- 
schauer, neuralgische  Schmerzen  ausgezeichnet.  Kaposi  (1.  c.  360)  sagt,  daß 
die  Gürtelkrankheit  sich  in  gewissen  Jahreszeiten  in  größerer  Zahl  zeige,  ge- 
wöhnlich zu  der  Zeit,  wo  auch  Lungenentzündungen,  Erysipel  und  Erytheme 
sich  in  häufigen  Fällen  i)räsentieren;  während  in  manchen  Monaten  gar  keine 
oder  nur  sporadische  Erkrankungen  vorkämen.  Für  diesen  Zoster  epide- 
micus  scheine  vielleicht  tnn  miasmatisches  Kontagium  als  Ursache  supponierbar. 
Hyboi'd  (445)  gibt  an,  daß  der  Zoster  am  häufigsten  im  Früliling  und  Herbst 
auftrete,  v.  Wasielewski  (670)  hat  den  Herpes  zoster  direkt  unter  die 
Infektionskranldieiten  eingereiht. 

Eine  vielfach  l)etonte  Analogie  des  Herpes  zoster  mit  den  Infektions- 
kranldieiten besteht  auch  darin,  daß  das  Lidividuum  fast  immer  nur  einmal 
im  Leben  davon  befallen  wird,  wenn  auch  vereinzelt  Fälle  von  mehrfachen 
Rezidiven  l^ekannt  geworden  sind,  wie  wir  im  Kapitel  über  den  Verlauf  des 
Zoster  ophth.  gesehen  haben.    (Vgl.  S.  184.) 

Xeuerdings  sieht  man  nicht  selten  einen  Herpes  bei  einer  Influenza 
auftreten. 

So  beobachteten  auch  wir  in  jüngster  Zeit  l)ei  einer  Frau,  die  unter  den 
typischen  Erscheinungen  einer  Influenza  erkrankt  war,  einen  Herpes  zoster. 

Jorisenne  (671),  Abrahamez  und  Bowman  schreiben  den  Zoster 
dem  Eheumatismus  zu,  zumal  da  die  Einwirkung  der  Kälte  als  einzige 
Gelegenheitsursache  in  vielen  Fällen  eruierbar  erscheint.  Hybord  (445)  spricht 
es  di)'ekt  aus.  daß  nach  seiner  Ansicht  die  ^lehrzahl  der  Fälle  von  Herpes  zoster 
ophthalmicus  durch  den  Einfluß   der  Kälte  entstanden  sei. 

§  208.  Wenn  somit  für  eine  große,  ja  vielleicht  für  die  überwiegende 
Zahl  der  Zostererkrankungen  als  ätiologisches  Moment  eine  infektiöse 
Ursache  angenommen  werden  kann,  so  gibt  es  gemß  auch  eine  Reihe  von  Fällen, 
in  denen  die  Annahme  einer  rein  toxischen  Ursache  viel  begriüideter  und 
näher  hegend  erscheint.  So  hat  man  des  öfteren  Zostereruptionen  bei  In- 
dividuen beobachtet,  während  sie  längere  Zeit  Arsenik  einnahmen.  Satt- 
ler (308)  urd  Leudet  (801)  beobachteten  einen  Zoster  ophthalmicus 
nach  Koklenoxyd Vergiftung.  Ebstein  (661)  weist  darauf  hin,  daß  auch 
Autointoxikationen    in     der    Ätiologie    des    Zosters    eine    Rolle    spielen 


204  Ätiologie  des  Herpes  zoster. 

können:  So  habe  man  vielfach  von  emem  gichtischen  Herpes  zoster 
gesprochen. 

Auch  ein  so  hervorragender  Beobachter  wie  Griesinger  (672)  weist  auf 
Beziehungen  zwischen  Herpes  und,  Stoffwechselkrankheiten  hin.  Trousseau 
(673)  beobachtete  bei  einer  gichtischen  Dame  einen  Herpes  lumbalis. 

Wir  selbst  sahen  bei  zwei  Herren  mit  ausgesprochener  Gicht  einen 
Herpes  zoster  intercostalis;  bei  einem  anderen  Gichtiker  einen  Herpes 
frontalis  gangränosus,  bei  zwei  Diabetikern  einen  Herpes  zoster 
intercostalis  und  bei  einem  dritten  einen  Herpes  ophthalmicus. 

Wenn  es  auch  sehr  schwer  ist,  einwurfsfrei  den  Kausalnexus  in  solchen 
Fällen,  wo  eine  sonstige  ätiologische  Ursache  nicht  nachweisbar  ist,  dar- 
zutun, da  ein  Herpes  auch  ganz  spontan  auftreten  kann,  so  sind  zwei  Be- 
obachtungen Ebsteins  (1.  c.  S.  533)  sehr  bemerkenswert,  da  sie  den  Ein- 
fluß einer  toxischen  Noxe  auf  die  in  Rede  stehende  Affektion  in  helles 
Licht  setzen. 

Es  handelte  sich  um  zwei  Brüder,  einen  3jährigen  und  einen  älteren.  Beide  hatten 
Miesmuscheln  gegessen.  Der  jüngere  bekam  epigastrische  Schmerzen  und  Erbrechen.  Am 
folgenden  Tage  entwickelte  sich  ein  Herpes  thoracicus  sinister  mit  einigen  Bläschen 
auf  der  Hälfte  derselben  Seite.  Der  ältere  Bruder  hatte  eine  allgemeine  Urticaria, 
also  diejenige  Angioneurose  der  Haut,  welche  bei  dieser  Vergiftung  am  häufigsten 
vorkommt. 

§  209.  Eins  der  häufigsten  ursächlichen  Momente  des  Herpes  zoster 
ist  das  Trauma.  So  hat  Charcot  schon  im  Jahre  1859  einen  Fall  von  rezi- 
divierendem Zoster  im  Bereiche  einer  Neuralgie  des  Unterschenkels  und  Fuß- 
rückens veröffentlicht,  welche  von  einer  1848  erlittenen  Schußverletzung  des 
Oberschenkels  herrührte. 

Seitdem  hat  man  öfter  Zoster  nach  Läsionen  peripherer  Nerven  beobachtet 
und  beschrieben.  So  führte  v.  Bärensprung  (649)  eine  Zostereruption  im 
Gebiete  des  I.  und  IL   Quintusastes  nach  Zahnextraktion  an. 

Besser  (1.  c.)  beobachtete  ebenfalls  nach  einer  Zahnextraktion  eine 
Bläscheneruption  am  Kinn  und  an  der  Unterhppe,  [die  er  folgendermaßen 
erklärt:  Durch  einen  mechanischen  oder  chemischen  Reiz  wurde  in  dem  be- 
treffenden Ästchen  des  N.  alveolaris  inf.  ein  Entzündungsvorgang  hervor- 
gerufen, der  nun  aszendierend  auf  diesen  Nerven  selbst  überging  und  Fasern 
des  N.  mentalis  ergriff]. 

Dor  (478)  berichtet  von  einem  Zoster  ophthalmicus  nach  Verletzung 
mit  einem  Baumzweig;  ferner  von  einem  anderen  Zosterausbruch,  der 
einige  Tage  nach  einem  Schlage  mit  einem  Holzstück  in  der  Region  des 
N.  infraorbitahs  sich  eingestellt  haben  soll.  Jeffries  (637)  pubhzierte  eine 
Beobachtung  bei  einem  Manne,  bei  welchem  nach  einer  Verletzung  des  oberen 
Orbitalrandes  sich  ein  Zoster  frontalis  entwickelt  hatte.  Auch  unser  Fall  L. 
S.  160  gehört  hierher.  Kurz,  es  ist  zweifellos,  daß  durch  äußere  Einwirkungen 
auf  den  Nerven  oder  dessen  InterverteV)ralganglion  ein  Zoster  hervorgerufen 
werden  kann. 


Ätiologie  des  Herpes  zoster.  205 

§  210.  Eng  an  dieses  ätiologische  Moment  dürften  sich  diejenigen 
Herpesausschiägc  anschließen,  bei  welchen  ein  pathologischer  Vorgang,  sei 
er  substantiell  alteritTeiul,  sei  er  nur  bedrängend,  auf  Nerv  oder  Ganglion 
eingewirkt  hat. 

Hier  vor  alhnn  sei  auf  den  interessanten  Fall  Risenlohrs  (siehe  S.  189) 
hingewiesen. 

Gerhardt  hob  als  Entstehungsniögliclikeit  des  Herpes  den  Druck  durcli 
dilatierte  Blutgefäße  hervor. 

Klarer  sind  die  Fälle,  in  welchen  ein  Krankheitsprozeß  von  einem  be- 
nachbarten Organ  auf  ein  Spinalganglion  oder  auf  einen  Nervenstamm 
übergriff. 

So  veröffentlichte  Chandelux  (676)  einen  Fall  von  Zoster  des  2.  und 
3.  Interkostahierven  bei  einem  an  Phthise  verstorbenen  Individuum.  Bei  der 
Sektion  fanden  sicii  auf  der  Seite  der  Zostereruption  zahlreiche  pleuritische 
Adhäsionen  gerade  da,  wo  die  erkrankten  Ganglien  lagen.  Dasselbe  konstatierte 
Bärensprung  in  einem  seiner  Fälle. 

Auch  Erkrankungen  der  Wirbelsäule  spielen  in  der  Ätiologie  des 
Zosters  eine  Kolle.  So  pubUzierte  Besser  (652)  zwei  Fälle,  in  denen  die 
Zostereruption  in  unmittelbarer  Nähe  der  erkrankten  Partie  der  Wirbelsäule 
aufgetreten  war.  Nach  Ansicht  des  Autors  ist  nicht  daran  zu  zweifeln,  daß 
hier  Erkrankungen  der  Intervertebralganglien  vorlagen,  die  entweder  durch 
direkte  Fortleitung  eines  entzündlichen  Prozesses  von  dem  erkrankten  Knochen 
her,  oder  auf  mehr  mechanischem  Wege  durch  die  Verlagerung  der  Wirbel 
entstanden  waren. 

Zu  der  Kategorie  dieser  Beobachtungen  gehört  auch  der  Fall  Wagners 
(651)  und  ein  analoger  von  Charcot  (677).  Im  ersteren  handelte  es  sich  um 
Karies,  beim  letzteren  um  Karzinom  der  Wirbelsäule. 

Salomon  (678)  hat  eine  partielle  Zostereruption  beschrieben,  die  durch 
Druck  einer  Knochenauftreibung  auf  den  betreffenden  Nervenstamm  ver- 
ursacht worden  ist.  Ebenso  können  Geschwülste  oder  Kongestionsabszesse 
eine  Eeizung  auf  Nerv  oder  Ganghon  ausüben. 

So  sah  Homer  (679)  im  Verlauf  eines  Orbitaltumors  ein  pustulöses 
Exanthem  im  Bereiche  des  N.  supraorbitalis;  ferner  beobachteten  Schiffer 
und  W^yß  (680)  einen  Ausschlag  an  der  linken  Gesichtshälfte  bei  einem  Sarcoma 
melanodes  ossis  sphenoidei. 

§  211.  Der  Vollständigkeit  halber  sei  erwähnt,  daß  man  bei  Zerebral- 
affektionen, z.  B.  bei  Hemiplegie  Zoster  auf  der  gelähmten  Seite  beobachtet 
hat.  So  sah  Duncan  (605)  dies  bei  zw^ei  alten  Weibern.  Die  Lähmung 
trat  mit  der  Bläscheneruption  ein  und  verschwand  gleichzeitig  oder  vor  dem 
Ausschlag. 

§  212.  Auch  hat  man  bei  Spinalaffektionen  Zoster  beobachtet,  wie  bei 
Tabes,  Taboparalyse  und  bei  der  Syringomyelie. 

§  213.  EndUch  konstatierte  man  bei  rein  funktionellen  Nervenerkran- 
kungen, so   besonders  bei  der  Hysterie,  blasenartige  Ausschläge,   die  man 


206  Keratitis  neuroparalytica. 

als  einen  atypischen  Zoster  bezeichnet  hat.  Erst  in  a]lerjm:igster  Zeit  hat 
sich  Bett  mann  (802)  eingehend  mit  den  Hautaffektionen  der  Hysterischen 
befaßt.  Die  Art  des  Auftretens,  die  Begleiterscheinungen  an  den  betreffenden 
Hautstellen,  sowie  die  speziellere  Lokalisation  legen  die  Beziehung  zur 
Hysterie  nahe. 

Direkt  hieran  dürfte  sich  ungezwungen  eine  von  wenigen  Autoren  (Hardy 
und  Cazenave)  vertretene  Behauptung  anschließen,  daß  auch  Gemüts- 
bewegungen als  ätiologisches  Moment  des  Herpes  zoster  eine  Rolle  spielen 
können . 

Die  Keratitis  neuroparalytica. 

§  214,  Nachdem  wir  auf  S.  133- — 145  das  Wesen  der  trophischen  Störungen 
im  allgemeinen  behandelt  hatten,  halten  wdr  es  für  notwendig,  die  Keratitis 
neuroparalytica  im  speziellen  um  so  ausführhcher  hier  zu  bearbeiten,  weil 
gerade  dieses  Krankheitsbild  am  meisten  Einblick  in  das  Wesen  der  trophischen 
Störungen  überhaupt  gewähre,  und  weil  man,  trotz  des  immensen  Fleißes  so 
vieler  Forscher  auf  diesem  Gebiete,  noch  zu  keiner  übereinstimmenden  An- 
sicht gelangt  ist.  Der  ganzen  Richtung  dieses  Werkes  entsprechend  werden 
wir  dabei  die  Grundlagen  der  auf  experimentellem  Wege  gewonnenen  Theorien 
an  der  Hand  des  khnisch  kasuistischen  Materials  eingehend  prüfen,  um  uns 
schließlich  derjenigen  Ansicht  zuzuwenden,  die  wir  aus  den  so  gewonnenen 
Gesichtspunkten  für  die  w-ahrscheinlichste  halten. 

§  215,  Wir  hatten  gesehen,  daß  beim  Herpes  zoster  ophth.  nach  An- 
gabe der  zusammengestellten  Beobachtungen  rund  ein  Drittel  der  Fälle  mit 
Hornhauterkrankungen  kompliziert  war.  Es  tritt  nun  zunächst  die  Frage  in 
den  Vordergrund,  in  welchem  Verhältnisse  bei  den  nicht  mit  Herpes 
zoster  einhergehenden  Trigeminusläsionen  auf  organischer  Basis 
Hornhauterkrankungen  gefunden  werden. 

Zur  Beantwortung  dieser  Frage  können  sell)stverständlich  nur  die  Fälle 
mit  Sektionsbefund  herangezogen  werden. 

Unter  170  Fällen  von  Trigeminusläsion  mit  Sektionsbefund  laut  Tabelle 
S,  231  wurden  64  mit  Hornhauterkrankungen  verzeichnet,  darunter  2  Fälle 
mit  Keratitis  auf  beiden  Augen.  Bei  106  Fällen  war  nichts  vermerkt,  oder 
die  Angaben  docli  sehr  zweifelhaft.  Demnach  würde  also  auch  bei  den  Fällen 
von  Trigeminusläsio]!  ohne  Herpes  zoster  ophth.  in  einem  Drittel  eine  Kom- 
plikation mit  Keratins  neuroparalytica  gefunden  werden. 

§  216.  Auch  hinsichtlich  der  Frage,  ob  beim  Herpes  zoster 
ophth,  die  Hornhaut  ganz  von  den  gleichen  Erkrankungsformen 
befallen  werde,  wie  bei  den  Fällen  von  Trige  minuserkrankung, 
welche  nicht  mit  Herpes  zoster  einhergehen,  ist  dieselbe  zu  bejahen. 
Gerade  hiefür  hatten  wir  in  allerjüngster  Zeit  einen  geradezu  beweisenden 
Fall  zu   beobachten    Gelegeidieit,   bei   dem   das   prägnante   Bild   der  Keratitis 


Keratitis  neiirojiaralytica. 


207 


neuio})aialvtica  mit  ausgeprägter  Anästlicsic  im  T.  und  11.  'rii^M'mimisaste 
ganz  besonders  liervortrat,  während  mir  wenige,  aber  zweifellose  Heipcsbläsclien 
im   Gebiete  des  N.  snpraorlälalis  vorhanden  waren. 

E.  R.,  17 jähriges  Dienstmädchen  aus  Hamburg,  will  sonst  immer  gesund  gewesen 
sein.  Vor  vier  Jahren  hatte  sie  einmal  Mandelentzündung,  hie  und  da  Anschwellung  einer 
Lymphdrüse  am   Halse. 

Kurz  nach  Weihiuvchten  1900  begann  tlas  reciite  Auge  zu  tränen,  jedoch  ohne  daß 
Schmerzen  dabei  vorhanden  gewesen  wären.     Kinige  Wochen  s])äter  traten  Schmelzen  in 
der    rechten    Seite    des    Kopfes, 
besonders  des  Morgens,  auf. 

Vor  einigen  Wochen  ent- 
standen Bläschen  auf  der  Stirn 
rechts  im  Gebiete  des  Nervus 
supraorbitalis,  die  Stirn  wurde 
gefühllos,  wie  tot,  die  Haut  da- 
selbst fühlte  sich  dick  an.  Kin 
paar  Wochen  s})äter  wurde  die 
rechte  Backe  in  derselben  Weise 
gefühllos,  ebenso  die  Oberlippe 
und  die  Nase  an  der  rechten 
Seite.  Die  rechte  Unterlippe 
blieb  frei. 

Seit  14  Tagen  klagt  sie 
über  Schmerzen  im  rechten  Unter- 
kiefer, zugleicliDrüsenschwellung. 

Sie  will  früher  niemals 
eine  ähnliche  Affektion  gehabt 
haben. 

Herecütär  ist  dieselbe  nicht 
belastet. 

Status  praesens.  16. 
III.   1901 :  siehe  Fig.  38. 

Auf  der  rechten  Stirn  an 
der  Haargrenze  befinden  sich  fünf 
verschiedene  große  Borken,  ferner 
im  Kopfhaar  im  Supraorbitalis - 
gebiet  drei  kleine  Borken.  Auch 
auf  der  rechten  Stirnhälfte  sieht 
man  noch  die  Reste  von  drei 
ganz  kleinen  Borken. 

Im  ersten  und  zweiten 
Aste  des  Trigeminus  ist  die  Tast- 
und  Schmerzempfindung  aufge- 
hoben, ebenso  die  Temperaturempfindung.  Die  Störung  der  Sensibilität  am  Kopfe  geht 
ungefähr  bis  zu  einer  Linie,  die  dem  Tragus  entspricht.  Der  Fazialis  erscheint  frei ;  an  der 
Zunge  nichts  Besonderes. 

Das  rechte  Auge  ist  tränenreicher  als  das  linke;  die  Kornea  völlig  unempfindlich, 
es  fehlt  jegliches  Blendungsgefühl.  Die  Konjunktivalschleimhaut  des  rechten  Unterlides 
ist  total  unempfindlich  bis  auf  einen  kleinen  Bezirk  um  den  inneren  Tränenpunkt.  —  Die 
Conjunctiva  bulbi  ist  stark  injiziert  und  gerötet,  ebenso  die  Conjunctiva  palpebrarum.  Es 
besteht  jedoch  keine  Chemosis  (siehe  Fig.  39),  Die  rechte  Lidspalte  ist  enger  als  die  linke 
(siehe  Fig.  38),  die  Spannung  des  rechten  Auges  geringer  als  die  des  linken. 


Fi!. 


:>,s. 


E.  R.,    ITjähriges   Mädchen.     Rechts    Keratitis    neuro- 

paralytica.     Anästhesie   im   I.    und   II.  Trigeminusaste. 

Geringer    Herpes    zoster    frontalis    an    der  Haargrenze 

rechterseits. 


208  Keratitis  neuroparalytica. 

Es  besteht  Keratitis  neuro paraMica:  Ringsum  ist  der  Rand  der  Hornhaut  in  einer 
Ausdehnung  von  3 — 4  mm  zwar  noch  durchsichtig,  so  daß  man  den  durch  Atropin  erweiterten 
Pupillenrand  gerade  noch  sehen  kann,  jedoch  ist  aber  auch  hier  bei  Besichtigung  mit  dem 
Hornhautmikroskop  überall  eine  parenchymatöse  Trübung  des  Hornhautgewebes  vorhanden. 
Von  allen  Seiten  schicken  sich  kleine  Gefäßchen  an,  den  Sklerokornealrand  zu  überziehen. 
Die  ganze  zentrale  Fläche  der  Hornhaut  (siehe  Fig.  38)  ist  milchig  weiß  getrübt,  der  Epithel- 
schicht verlustig  und  schneidet  vermittelst  eines  scharfen,  weißlich  infiltrierten  Randers 
scharf  gegen  die  periphere  Hornhautzone  ab. 

Die  Fläche  dieser  der  Epithelschicht  beraubten  Partie  ist  uneben,  aber  doch  glänzend 
und  zeigt  inselförmig  noch  dichtere  Trübungen. 

Auf  der  peripheren  Hornhautzone,  und  namentlich  nach  unten,  wird  durch  größere 
und  kleinere  Bläschen  ebenfalls  eine  Unebenheit  der  Hornhautoberfläche  hervorgebracht. 


Fig.  39.  Fig.  40. 

Rechtes    Auge:'    Keratitis     neuropara-  Linkes  normales  Auge  von  Fall  E.  R., 

lytica.     Fall  E.  R.,  Fig.  38.  Fig.  38. 

Die  Augenmuskeln  sind  frei. 

Die  rechte  Pupille  ist  maximal  durch  Atropin  erweitert. 

Es  besteht  keine  Retractio  bulbi,  keine  Abflachung  der  Wange,  kein  halbseitiger 
Schweiß. 

Die  Mundschleimhaut  der  rechten  Seite  des  Oberkiefers  ist  total  unempfindlich  gegen 
Nadelstiche,  ebenso  die  Nasenschleimhaut  der  rechten  Seite. 

Auffallend  ist  eine  Exkoriation  des  rechten  Nasenloches,  aus  dem  hie  und  da  etwas 
Blut  fließt,  siehe  Fig.  38. 

Zähne:  normal. 

Nervensystem  sonst  normal. 

21.  III.  1901.  Unter  der  Behandlung  des  Auges  mit  Jodoformbestäubung  und  Schutz- 
verband vaskularisierte  sich  die  Hornhaut  und  nahm  der  Epitheldefekt  eine  querovale  Form 
an,  genau,  wie  wir  eine  solche  bei  dem  S.  211,  Bd.  I  erwähnten  Falle  von  Keratitis  neuro- 
paralytica beobachtet  hatten. 

Die  vasomotorische  Erregbarkeit  auf  der  Brust  haut  erhöht.  Auf  der  rechten  Stirn 
bleibt  ein  Strich  längere  Zeit  als  anämischer  Eindi'uck  bestehen,  als  auf  der  rechten  Backe. 

Die  Sensibilität  der  Kornea  ist  für  Tast-  und  Schmerzeindrücke  total  aufgehoben.  Die 
Rötung  der  Konjunktiva  zeichnet  sich  dadurch  aus,  daß  das  oberflächliche  Gefäßnetz  ohne 


Koi-atitis  nouroparalytica.  209 

irLrciKlwcIclic  xcrmchitc  Koiijuiiktivalsckrctioii  und  ohne  clieiiiotischo  Scliwellung  stark  ge- 
füllt   ist.    Tiefe  pcrikoniealc   Injektion  ist  nieht  vorhanden. 

Die  Tränensekretion,  anfangs  vermehrt,  ist  heute  nach  sechstägiger  Behandlung  mit 
Jodofortneinstäuhungen,  Atro])in  und  feuehtwarmem  ( )kklusivverl)and  beiderseits  gleich 
\\nt\  nicht  vermehrt.  Die  ])eri])here  Hornhautpartie  ist  sehr  viel  (hirchsichtiger  geworden. 
Mild  die  Stelle  des  Kpitheldefektes  liat  .sich  in  der  Richtung  von  oben  nach  unten  verkleinert 
und  zeigt  nun  ein  in  der  Horniiautmitte  befindliclies,  querliegendes  Oval,  welches  in  seinem 
Zentrum,  dem  Hornhautscheitel  entsprechend,  eine  sehr  viel  dichtere  weiße  Trübung  er- 
kemu'n  läßt,  während  deren  LTmgel)ung  sich  schon  aufzuhellen  beginnt.  Der  Rand  dieser 
nekrotischen  Partie  hat  sich  in  den  letzten  Tagen  verflacht,  besteht  aber  immer  noch  aus 
einem  die  ganze  Partie  umgrenzenden  helleren  Saume. 

^  '217.  Wit>  IxMin  Herpos  zoster  ophth.,  so  handelt  es  sich  auch  hier  hei 
den  ohne  Herpes  Acrlaufeiiden  Fällen  von  Trigeniinusläsion  im  großen  und 
gaii/en  um  lliiehenheiten  der  Hornhautoberfläche,  oberflächliche  imd  tief- 
liegende Trübungen,  oberflächliche  und  tiefgehende  Geschwüre  mit  und  ohne 
Peiforation,  sowie  um  mannigfache  Kond)inationen  dieser  Zustände  bis  zum 
vollständigen  Zeifalle  des  Hornhautgewebes. 

Horiiliautveränderiiiigcn   bei   Fällen    von   Trigeniinusläsion    ohne 
Herpes  zoster  oplithalniicns. 

a)  Trübungen  der  Hornhaut  im  allgemeinen : 

Feri-iei'  (496)  berichtet  über  einen  Fall  von  isolierter  totaler  Trigeminuslälimung.  Es 
bestand   leichte  Korneatrübung  mit  Iritis. 

Simon  (370).  Tumor,  >Spindelzellensarkom.  Trül)ung  der  Hf)rnhaut.  —  (Vgl. 
S.    117.) 

Oppenhei  ni  (345).  Tuberkel.  Trübung  der  linken  Hornhaut  in  ihrer  unteren 
Hälfte.    (Vgl.  S.  108.) 

Long  und  Egger  (336).    Die  Hornhaut  getrübt.    (Vgl.  S.  104.) 

Morton  (.340).    Meningitis  basilaris.    Die  Medien  des  Auges  trüb.    (Vgl.  S.  107.) 

P.  Meyer  (.3.52).    Beginnende  Keratitis  (!).    (Vgl.  S.  109.) 

b)  Oberflächliche  Trübungen  kombiniert  mit  parenchymatösen: 

Jany  (494).  Die  Kornea  bis  auf  einen  ca.  ^/^  mm  breiten  freien  Saum  am  Skleralbord 
fast  gleichmäßig  graulich  weiß  getrübt,  die  getrübte  Partie  ist  von  dem  noch  klaren 
Randteil  durch  einen  flachen  Geschwürsgraben  abgegrenzt  und  an  ihrer  Oberfläche  uneben. 
Die  vordersten  Epitliellagen  sind  aufgequollen  und  stellenweise  abgestoßen.  Bei  seitlicher 
Beleuchtung  und  Lupenvergrößerung  löst  sich  die  Trübung  in  eine  große  Anzahl  kleinerer 
und  größerer  graulich-weißer  Nester  auf,  die  mehr  in  den  oberflächlichen  Schichten  der 
Kornea  liegen,  und  in  einzelne  grauen  Linien,  die  mehr  den  tieferen  Lagen  angehören. 

Eigene  Beobachtung:  Frau  L.,  52  Jahre  alt.  Metastatisches  Karzinom  an  der 
Schädelbasis. 

Auf  der  ganzen  Oberfläche  der  Kornea  bestand  eine  leichte  Trübung,  Schwellung  und 
Abstippung  der  Epithelschicht,  und  daneben,  stellenweise  über  die  ganze  Hornhautfläche 
zerstreut,  sehr  kleine  stecknadelspitzgroße  Bläschen  unter  der  Oberfläche  des  Korneal- 
epithels.  Nach  unten  außen  befand  sich  radienförmig  eine  ^  cm  lange  strichförmige,  ober- 
flächliche Trübung,  die  an  einzelnen  Stellen  sich  etwas  erweiterte.  Die  Oberfläche  der 
Kornea  war  absolut  trocken  und  mit  zähem  Schleim  bedeckt. 

(Diesen  Fall,  dessen  Obduktion  wir  machen  konnten,  werden  wir  später  noch  aus- 
führlich in  diesem  Kapitel  mitteilen.) 

Wnbraml-Saenger,  Neurologie  des  Auges.    II.  Bil.  I.  Abteilung  14 


210  Keratitis  neuroparalytica. 

c)  Oberl'lächliclie  Trübung'  mit  Epithelverlust: 

A.  V.  Hii^pel  (500  Fall  I).  Leichte  Trübung  der  Kornea  mit  oborflächliclior  Ab- 
schilferung des  Kornealepithels  (vgl.  S.  129). 

Schmidt-Ri  mpler  (600).  Es  wurde  ein  längs  der  Lidspalte  verlaufender  Epithel- 
verlust von  eigentümlich  trockenem  Aussehen  beobachtet,  an  dessen  Ende  sich  immer  von 
neuem  gelbe  Fäden  ansetzten,  die  ziemlich  viel  Mikrokokken  entlüelten.  Hypopyon. 
Tiitis.  Perforation.  Irisprolaps.  Trigeminuslähmung  bei  einem  nSjährigen  Manne  mit 
Li])penkreb8. 

(1)   Oberflächliche  Trübung  mit  oberilächlichem  Geschwür: 

Kutho  (764).  Auf  der  rechten  Hornhaut,  mehr  in  der  unteren  Hälfte  imd  etwas 
schläfenwärts  gelegenes,  ungefähr  linsengroßes  Geschwür,  dessen  leicht  vertiefter  Grund 
olierfläohlich  getrübt  ist.  Die  Iris  ge.-chwollen  und  stark  verfärbt.  Das  Kammerwasser  ist 
getrübt.    Rechts  Trigeminuslähmung  nach  Schädelbasisfraktur. 

Bonnard  (675).  Teils  zentrale  Trübungen,  teils  Geschwüre  der  Horiiliaui  in  einigen 
Fällen.    Neuralgie  im  f^erciche  des  Trigeminus. 

c)   I'arenchvmatöse  Trübungen: 

Wertheim  (681)  fand  bei  einem  Falle  von  Ti'igeminuslähnning  i  u  tralamelläre 
Trübungen  der  Hornhaut.    L\ies. 

iSeeligmann  (682).  Hypopyon-Keratitis.  Karzinom  an  der  Schädelbasis  mit  Er- 
griffensein des  Trigeminus. 

i)  Parenchymatöse  Trübung  mit  oberilächlichem  Substanzverlust: 

Blessig  (347).  Kleiner  zentraler  Epitheldefekt  mit  darunter  liegender  streifiger 
Tiiibung  des  Gewebes  (vgl.  S.  108). 

Luksch  (683).  Tiefe  streifige  Keratitis  mit  kleinem,  oberflächlichem  Substanzverluste, 
bei  Trigeminuslähmung  nach  Gehirntumor. 

g)  Parenchymatöse  Trübung  kombiniert  mit  tiefem  Kornealdefekt: 

Fedoroff  (684).  Schuß  in  die  Schläfe  am  27.  Juli.  Am  29.  Juli  allgemeine  Trübung 
der  Hornhaut.  Am  30.  Juli  Zunahme  der  Trübung.  In  ihrem  unteren  Teile  einzelne  gelb- 
liche Fäden.  Das  Epithel  zerstört.  31.  Juli:  die  untere  Hälfte  der  Hornhaut  des  rechten 
Auges  ist  gelb  gefärbt,  beginnende  Gescliwürsbildung,  in  der  oberen  Hälfte  einzelne  gelbe 
Flecken.  2.  August:  die  Hornhaut  des  rechten  Auges  ist  durch  eitrige  Entzündungsprozesse 
zerstört.    1.  September:  Leucoma  corneae. 

Biuns  (685).  Multiple  Nervenläsion,  dabei  Quintuslähmung  nach  Basisfraktur.  Die 
Hornhaut  anästhetisch,  durchweg  getrübt,  zeigte  ein  liegendes,  ovales,  typisches  Lidspalten- 
geschwür, dabei  besteht  leichtes  Hypopyon. 

Eigene  Beobachtung  (vgl.  Bd.  I,  S.  313). 

Tumor  der  Basis  in  die  Orbita  hineingewuchert.  Anästhesie  in  allen  drei  Ästen  des 
Trigeminus.  Links  Tränensekretion  aufgehoben.  Links  Ptosis.  Linker  Bulbus  starr.  Die 
f'onjunctiva  sclerae  links  gerötet  und  geschwollen,  auf  der  Mitte  der  Hornhaut  zeigte  sich 
in  querovaler  Form  ein  anfänglich  seichter,  immer  tiefer  werdender,  schließlich  bis  an  die 
Descemetis  reichender,  kraterförmiger  Defekt  mit  schaiien  Rändern.  Die  übrige  Kornea 
parenchymatös  getrübt,  l^ieser  kraterförmige  Defekt  war  frei  von  Eiter  und  Gewebefetzen. 
(Fig.  41   und  42.) 


Keratitis  iicuioparalytica. 


211 


h)   OI)(M'l'liiehli(*li('s  Honihauisoschw iir : 

Archci'  {H8()).  Iiini<s  'l'iiLjcMiinusliilinnm<j;  iiacii  Lucs,  liildimy  eines  nmfangreiclicn 
lloinlunitiiesehwürs. 

Ba  iiibei'ijef  ((IST).     Ilcclits  totale  'riij,'eiiiiiiuslälimuiiti.     Jveciits    lioinliautgcschwür. 

i)    (HM'rlliicIilirlicr   Siiltshiii/,vnliis(    komliiiiicH    mit    Unrein     lloniliaiitseschwür: 

Hey  luaiin  ('.]r->r))  vgl.  S.  12").  Die  lidiiiiiaiit  /ciute  mehr  am  unteren  Rande  ein  (Je- 
seliwiir  von  etwa  2  mm  Diiieiunesser  nnd  OJ}  mm  Tiefe,  mit  weißem,  nekiotiseliem,  liall)moiid- 
iormigem  oberen  llande.  mit  der  Konkavität  naeli  unten  gerielitet.  Sieht  man  die  Hoinhaut 
von  dei'  Seite  an,  so  /eiut   sieh   \dn  diesem    (Jeschwüre  an   nach  aufwärts  ein  innner  breiter 


Fig.  41. 


iMsf.  42. 


H.  M.   Links:  Lähmung  des  Fazialis  und  Trigeminus.    Kej-atitis  nenroparalvtiea.   ()])hthahno- 
plegia  totalis.    Protrnsio   l)ulbi.    Wahrseheinlieh  Tumor  an  der  Fissura  snpraorbitalis. 

werdender  oberflächlieher  Substanzverlust  der  Kornea,  der  mit  scharfem  Rande  absetzt 
und  eine  vollkommen  glatte,  durchsichtige  Grundfläche  besitzt.  Der  Rand  ist  scharf,  nicht 
zackig,  durchweg  aiis  einer  Stufe  gebildet;  die  Höhe  desselben  beträgt  etwa  ein  Drittel  der 
Hornhautdicke.  Zwischen  den  Lamellen  der  Hornhaut  am  unteren  Rande  ist  eine  kleine 
Menge  Eiter  angesammelt.  Siclitbare  Gefäße  fehlen  auf  der  Hornliaut  überall.  Von  vorn 
betrachtet,  erscheint  die  gesamte  Hornhaut  etwas  i'auehig  trüb,  indes  ist  die  Iris  nocli  deutlieh 
(hirelizusehen. 


k)  Tiefes  Horiihautgeschwür  mit  Perforation: 

Bell  (688).    Ulzeration  der  Hornhaut  mit  Perforation. 

Boucher  (689).  Furunkel  an  der  Lipjie.  Thrombose  der  Fazialvene.  Exophthalmus. 
Auf  der  Höhe  der  letzteren  beiderseits  neurojjaralytiüche  Keratitis  mit  nachfolgender 
Perforation. 

de  Schweinitz  (690).  Lähmung  des  linken  Trigeminus.  Liiiks  absolute  Anästhesie 
der  Hornhaut  und  Konjunktiva.    Perforation   der   unteren  Hornhauthälfte. 

14* 


212  Keratitis  neuro paralytica. 

V.  Hippel  (500  Fall  II).  Geschwür  mit  Perforation.  Die  infiltrierte  Partie  im 
oberen  Abschnitte  der  Kornea  hellte  sich  wieder  auf.  Es  kam  zur  Bildung  eines 
Leucoma  adlraerens. 

Senator  (692).  Links  Trigeminuslähmung.  Kornea  in  ihrem  größten  Teile  in  quer- 
ovaler Ausdehnung  weiß,  undurchsichtig  und  erweicht;  am  meisten  in  ihrem  oberen  inneren 
Quadranten,  wo  sie  durch  einen  Irisvorfall  nach  vorn  ausgebuchtet  ist. 

Scheier  (693).  Kornealgeschwür  mit  Irisprolaps  bei  Trigeminusverletzung  an  der 
Schädelbasis. 

Nieden  (363).  2^/9  Monate  nach  einem  Trauma  zeigte  sich  am  linken  Auge  eine  in 
der  Mitte  der  Hornhaut  gelegene  Trübung,  die  von  Tag  zu  Tag  größer  wurde  und  zu  einem 
tiefen  Ulkus  mit  steilen  Rändern  führte.    Hypopyonbildung  mit  sekundärer  Iritis. 

Derselbe  (vgl.  S.  105).  Tenotomie  des  Internus  nach  Schädelbasisfraktur.  Bei  völlig 
normaler  Heilung  der  Wunden  trat  eine  Keratitis  auf,  die  aus  kleinerem  zentralen  Epithel- 
defekt rasch  zu  einem  großen  Ulkus  wurde  und  die  ganze  Kornea  getrübt  werden  ließ.  Drei 
Wochen  lang  griff  die  Kornealerkrankung  langsam  mit  kleinen  Stillständen  um  sich,  ohne 
daß  irgendwelche  Beschwerden  dabei  stattfanden. 

Dreschfeld  (294).  Purulente  Konjunktivitis  mit  Ulzeration  der  Hornhaut  (vgl.  S.  93). 

Annan  [(482)  vgl.  S.   123].    Ulzeration  der  Kornea. 

1)   Horiiliautabszeß : 

Lei  tu  er  (695).  Ringförmiger  Abszeß  der  Kornea  l)ei  Trigeminuslähmung  nach 
Basisfraktur. 

Alexander  (696).  Die  Hornhaut  zeigt  einen  zentral  gelegenen  gelben  Herd,  kleines 
Hypopyon,  welclies  immer  mehr  anstieg  bei  Trigeminuslähmung  zufolge  zerebraler  Lues. 

m)   Vollständiger  Zerfall  der  Hornhaut: 

Kahler  (691).  Vollständiger  Zerfall  der  Hornhaut.  Panoplitlialniilis.  Trigeminus- 
läluuung.    Tumor  bas.  cerebr. 

Rühle  (274).    Totaler  Zerfall  der  Hornhaut    (Vgl.  S.  118  und  123.) 

Genkin  (290).    Totaler  Zerfall  der  Hornhaut.    (Vgl.  S.  128.) 

Graff  (402).    Vollständiger  Zerfall  der  Hornhaut.    (Vgl.  S.  146.) 

Laqueur  (439).    Vollständiger  Zerfall  der  Hornhaut  bei  totaler  Trigeminuslähmung. 

§  218.  Wenn  wir  damit  klargelegt  haben,  daß  bei  den  Fällen  von  Herpes 
zoster  oplitb.  ganz  die  analogen  Komplikationen  von  selten  der  Hornhaut 
Ijeobachtet  werden,  wie  bei  den  Trigeminusläsionen  ohne  Herpes,  so  wollen 
wir  noch  weiter  hinzufügen,  daß  auch  hier  wie  dort  in  gleicher  Weise  daneben 
eine  Entzündung  der  Iris  zur  Beobachtung  kommt.  Außer  vielen  in  der  Literatur 
bekannten  Fällen  wollen  wir  hier  auf  die  Beobachtung  von  Pick  (275),  Nieden 
(363)  und  Ferrier  (496)  verweisen. 

Auch  bei  einer  Keihe  von  Fällen  finden  ^vir  ausdrücklich  eine  Herab- 
setzung der  Spannung  des  Bulbus  ei^wähnt,  so  in  den  l^eobachtungen  von 
Senator  (692),  Schmid  t-Bi  mpler  (600),  A.  v.  Hippel  (500),  Jany  (494), 
Hey  mann  (vgl.  S.  125),  Kuthe  (764)  und  Scyd.d  (769,  Fall  II)  eii"ie  Zahl, 
welche  gewiß  noch  bedeutend  vermelirt  werden  könnte,  wenn  bei  Besclireibung 
der  einzelnen  Fälle  mehr  auf  dieses  Syni])t()iii  geachtet  worden  wäic.  (Vgl. 
S.  178  §  183  sowie  unsere  eigene  Beobachtung  S.  207.) 


Kfiatitis  iiciiioparulytK'a.  213 

Alis  ih'V  l'atjillclsti'lluii.i!;  de)'  j^lciclicii  I  lonilmii):! ftcktidiicii  li-iiii  llciprs 
/oslci'  oplitli..  wi»'  lii'i  (Icii  l'';ill('ti  \-()n  Trigeniiiiusläsioii.  wciclic  ohne  Herpes 
ciniicrucliiii .  wollen  wir  tViiicr  ht'weisen,  d.iß  wcdci-  das  den  Herpes 
!((•  wi  ikcndc  kiaii  klia  fie  Agens,  noch  die  si)c/i(dle  Erkrankung 
(los  Ganglion  Gasscii  allein  diese  lloi  iihautaffektionon  zur 
Folge  hahen,  sondern  (laß  die  J*jntst(diuiig  einer  Keratitis  iieuro- 
])ai-alytica  hei  in  Jlei  [)es  zoster  ophth.  abhängig  ist  von  einei' 
kii-kiaiikiing  der  Nervenelemente  des  Trigeminus  ühcrlia  ii  j)!. 
Die  I5(>dingungen.  unter  welchen  aber  eine  Keratitis  rievir()])aralytica  zustande 
konnnt,  Aveiden  wir  nachher  zu  untersuchen  haben. 

§  "il!*.  Zunächst  wenden  wir  uns  zui'  Beantwortung  der  Frage,  oh  die 
k'.n twMcl<lung  der  Jveratitis  neuro])aialy tica  an  die  Fjrkiankung 
h  e  s  t  i  m  111 1  e  1'  Örtlichkeiten  im  Yerlauf(-  des  Trigeminus  ge- 
knüpft ist. 

Zu  (hesem  Zwecke  hahen  wir  sämtliche  Fälle  von  Trigeminusläsion  mit 
Sektionshefund  zusammengestellt,  soweit  uns  die  Literatur  derselben  erreichbar 
war.,  und  geben  dieselben  in  der  Anordnung  wieder,  in  welcher  sie,  von  der 
Peripherie  nach  dem  Zentrum  hin  fortschreitend,  auf  mehr  oder  weniger  große 
Strecken  die  Leitung  oder  den  Kern-Wurzelapparat  dieses  Nerven  außer 
Funktion  gesetzt  hatten. 


214 


Fälle  von  Triseminusaffektion  mit  Sektionsbefund. 


Übersicht  über  die  Fälle  von  TrigeiHiiuisläsion  mit  Sektioiisbefiiiid  hin- 
sichtlich des  Angriffspunktes  des  Krankheitsherdes  und  des  jeweiligen 
Auftretens  von  Keratitis  neuroparalytica. 


Sitz    dey    Herdes     in    der 


Fissura    orbitalis 
cavernosus. 


s  u  p  e  r  i  o  i;    ii  n  d     im    S  i  n  u  s 


1.  V.  Oettingen  (3.56) 


2.  Hirschfeld  (339) 


3.  Adams  (.341) 


4.  Rüssel  (269) 

5.  Coupland  (282) 

6.  Coupland  (520) 


7.  Hutchinson    (303) 


8.  Morton  (340) 


Ruptur  der  Karotis  im  Sinus  ca- 
vernosus. 

Aneurysma  der  Carotis  interna 
im  Sinus  cavernosus. 

Rechts  Thrombose  im  Sinus  ca- 
vernosus imd  Aneurysma  der 
Carotis  interna. 


Die   Kornea   anästhetisch. 


Lid,  Nasenflügel  und  Stirn 
vollkommen  anästhetiscb. 

Recht.Bulbus  ganz  imemp- 
findlich.  Rechte  Supra- 
orbital-Nasengegend  und 
Schleimhaut  völlig  gefühl- 
los. Partielle  Anästhesie 
in  der  Submaxillargegend. 


Chrombose  des  Sinus  cavernosus.  Die  Hornhaut  anästhetisch 

! 

Thrombose  des  Sinus  cavernosus.  Die  Konjunktiva  und  ein 

Teil  des  Gesichtes  un- 
empfindlich. 

Die  Konjunktiva  injiziert 
und  völlig  unempfindlich. 
Ebenso  war  die  Sensibili- 
tät im  Gesicht  vmd  an  den 
unteren  Extremitäten 
herabgesetzt. 


Thrombophlebitis    beider    Sinus 
cavernoji. 


der  iStirn  und  den  Schlä- 
fen. Kongestion  des  Ober- 
lides usw. 


9.  Dinkler  (354) 


Eine  chronische  Entzündung  um  Langdauernder  Schmerz  in 
den  Sinus  cavernosus  hatte  Neu- 
ritus aller  in  seiner  Wand  ver- 
laufenden Nerven  hervorgerufen 
und  den  Sinus  obliteriex't. 


DieNervenstämme  und  die  oberen 
Augenvenen  waren  bei  ihrem 
Durchtritt  durch  die  Fissura 
orbit.  sup.  durch  frisches  Ex- 
sudat fest  miteinander  ver- 
knüpft und  so  unentwirrbar  in 
eine  Masse  verdickt  und  ver- 
flochten, daß  es  unmöglich  war. 
die  einzelnen  Strukturen  heraus- 
zufinden. Die  Vena  Ophthalmien 
und  der  Sinus  cavernosus  waren 
stark  erweitert.  Thrombophle- 
bitis des  Sinus  cavernosus. 

Sarkom  im  Sinus  cavernosus. 


Totale  Anästhesie  im  Tri- 
geminusgebiet. 


Keratitis 
neuropara- 
lytica. 


Die  Medien 

des     Auges 

trüb. 


Fiillo  von  TriueiiiiniisariVktidii   mit    Scktionshofimd. 


21; 


10. 


II.  .r. 


'  iii  II 


;ki 


|I!4S)  'l'iiiiHir    ii 
siipcrior. 


(.-.ID) 


l>;inl, 


[WM) 


iMs.-. 


.itiUi> 


Kin  al)ijf(>nm(l{"tcr  Tumor  ,saß 
wie  eine  lialhe  ()ran<f('  auf  der 
liiikt-n  Fissura  orhitalis  supcrior. 
Boido  Sehnorven.  sowio  die  Ncr- 
vcMi,  woU^iic  in  die  Kissnra  or- 
hitalis snpcrior  eintraten,  vom 
'{'nmor  ein<:!;eschlo.ssen. 


i^jiii  m'iiiiiiir  (Irad  von 
Anästlie,sie  im  Bereiche 
des  1.  und  Jl.  Astes  des 
Tri,!j;eminus. 

Schmerzen  in  der  Nasen- 
wurzel. Anästhesie  da- 
selhst.  Prosopalgie  links. 
Ailffemeine  Anästhesie. 
Ophthalmoplej^ie  und  bei- 
derseits Anuvurose. 


lOine  abtichrochene  Rappit'iklin,!j;e   Nacii   der  Operation    blieb 
!   war  durch  die   Fissura  orhitalis  l   Anästliesie      des      linken 
j  siiperior  in  die  mittlere  (Schädel-     Auges  zurück. 
I  gnibe  gediiingen.  | 


Wrgleiche   aucli  Band  I,    S.  317-.319,   .sowie   die  Fälle  Nr.  33  Hulke,   Nr.  37  Simon, 
Nr.  47  Hitschmann,  Nr.  48  v.  Graefe,  Nr.  49  Goodhart,  Nr.  72  Rosenthal. 


Hiiz   (U'rf   Herdes    in    der   Fissura   orbitalis    und    an    dem   basalen   Ver 

laufe  des  Trige  minus. 


1:5.  Bell  (321) 
Vgl.  S.  93. 


14.  Blessig  (347) 
Vgl.  S.  108. 


Tumor,  welcher  den  Sinus  caver- 
nosus einnahm,  und  noch  bis 
zum  Proc.  clinoid.  reichte.  Tri- 
geminus  bis  zu  seinem  Austritt 
aus  dem  Hirn  atrophisch. 

Die  mittlere  Schädelgrube  von 
gummösen  Massen  ausgefüllt, 
die  von  der  Fissura  orbit.  sup. 
hineingewuchert  waren. 


Anästhesie  und  Neuralgie 
in  der  linken  Gesichts- 
hälfte. Lähmung  der 
linken  Kaumuskeln. 


Anästhesie  im  Bereiche  des 
I.  u.  II.  Trigeminusastes. 


15.  Hutchinson  (594)  Taubeneigroßes    Aneurysma    der  ! Klopfendes   Gefühl  in  der 
i  mittleren    linken    Schädelgrube  !  linken  Schläfe.    Anästhe- 


(i.  Ticitcl  (324) 
Vgl.  S.  94. 


I  mit  der  Carotis  interna  komniu- 
j  nizierend.  Der  Sack  ruht  auf 
'  dem  Ganglion. 

Tumor.  J)er  I.  Ast  des  Trige- 
minus  war  durch  starke  Ver- 
engerung der  Fissura  orbitalis 
superior  erheblich  gequetscht 
worden,  während  der  Ramus 
supra-  und  inframaxillaris  in 
der   Geschwulst  verschwanden. 


sie  der  linken  Stirnhälfte. 


Die  ganzen  Lider,  Conjunc- 
tiva  bulbi  und  Kornea 
vollkommen  anästhetisch, 
nicht  aber  die  Umgebung. 


17.  Burrows  (.5211 


Karzinom  der  Pituitardrüse,  sich  Lähmung   des    V.    Paares. 
auf  die  beiden  Sinus  cavernosi  1  Linke  Augenmuskeln  ge- 
I  ausdehnend.  lähmt. 


18.  Long   und  Egger' Varix  des  Sinus  cavernosus,  wel-   Links    völlige    Anästhesie 

(336)  eher  die  Augenmuskelnerven  und     der  Lider,  der  Konjunk- 

Vgl.  S.  104.  das    Ganglion    Gasseri   komi^ri-     tiva  und  Kornea,  des  Na- 

'  mierte.  ,  senflügels,  der  Oberlippe 

und     des     angrenzenden 
0  Wangenabschnittes.     Die 

I  Konjunkt.  stark  gerötet. 


Keratitis 

neuropara- 

ly  tica. 


Keratitis 

neuropara- 

lytica. 


Kerati  tis 

neuro para- 

ly  tica. 


Keratitis 

neuropara- 

lytica. 


216 


Fälle  von  Trigeminusaffektion  jnit  Sektionsbefimd. 


Sitz  des   Herdes   im    basalen   Verlaufe    der    einzelnen   Trige  minus  äste 

bis   zum  Ganglion  Gasseri. 


19.  Türck  (305) 


20.  Wagner  (273) 
Vgl.  S.  79. 


21.  Labarriere   (283) 
Vgl.  S.  94. 


22.  Kleudgen  (523) 


23.  Leudet  (285) 
Vgl.  S.  127. 


24.  tSeirebrenni- 

kowa  (328) 
Vgl.  S.  95. 

25.  Stamm  (372) 
Vgl.  S.  118. 


26.  Skac 
Vgl.  ö 


(306) 
.  74. 


27.  Drcsc 
Vgl.  S. 


hiol 
93. 


d   (294) 


28.  Hirschl  (793) 


Die  Dura  mit  dem  Ramus  oph- 
tha}, fest  verwachsen  und  der 
Nerv  an  dieser  Stelle  bedeutend 
verschmälert. 

Links  Gumma  zwischen  Türken- 
sattel und  der  Spitze  des  Felsen- 
beins. I.  Ast  des  Trigeminus 
etwas  verdünnt.  Der  Nerv  durch 
die  Geschwulst  beeinträchtigt. 

Basale  gummöse  Meningitis.  Der 
linke  Trigeminus  ist  atrophisch, 
namentlich  in  seinem  Ramus 
ophthalmicus.  Das  Ganglion 
selbst  zeigt  nichts  Abnormes. 

Zerstöiiing  der  beiden  ersten 
Trigeminusäste  durch  Karzinom 
an  der  Basis  cranii. 

Basale  gummöse  Meningitis.  Der 
linke  Trigeminus  atrophisch, 
namentlich  in  seinem  Ramus 
ophthalmicus ,  das  Ganglion 
Gasseri  normal. 


Schmerzen  im  Gebiete  des 
rechten  Frontalis,  später 
Anästhesie  der  rechten 
Stirnhälfte. 

Links  Parese  des  Trige- 
minus. 


Links  totale  Anästhesie  im 
Trigeminusgebiet,  später 
etwas  geringer.  Rechts 
totale  Anästhesie  im  Tri- 
geminusgebiet. 

Anästhesie  des  Gesichtes. 
Linke  Gesichtshälfte  und 
Konjunktiva  ödematös. 
Ptosis. 

Links  Anästhesie  der  Ge- 
sichtshälfte und  der  Kon- 
junktiva. Rechts  An- 
ästhesie der  Gesichts- 
hälfte. 


Astes. 


Neuralgie. 


Links  über  dem  Tractus  opticus  Parese    des    linken   Trige- 
gleich  hinter  dem  Chiasma  eine     minus, 
gummöse  Neubildung. 

Tumor,  welcher  die  drei  Äste  Anästhesie  des  I.  und  III. 
des  Trigeminus  betraf,  gerade 
wo  sie  aus  dem  Ganglion  aus- 
treten. Nur  in  der  Gegend  des 
Abganges  des  Ramus  ophthal- 
micus und  auch  außen  in  der 
Gegend  des  Abganges  des  III. 
Astes  ließ  sich  noch  deutlich 
Nervensubstanz  unterscheiden. 

Die  Dura  rings  um  die  Austritts- 
stelle der  drei  Trigeminusäste 
beträchtlich  verdickt  mit  ge- 
ringer seröser  Ausschwitzung. 
Die  sorgfältig  untersuchten  drei 
Nervenstämme  und  das  Gan- 
glion Gasseri  waren  gesund. 

Karzinom  an  der  rechten  Hirn- 
basis, welches  der  Dura  aufsaß 
und  bis  zum  Foramen  opticum 
reichte.  Der  Trigeminus  in  die 
Geschwvüstmasse  eingebettet. 

Karzinom  der  Schädelbasis,  was  Abduzenslähinung,    AnoS' 
sich  in  die  mittlere  vordere  und     mie,   völlige   Trigeminus 
hintere  Sc;]iädclgrube  ausgedehnt     und  Hypoglossuslähmung 
hatte.  I  der  rechten  Seite. 


Keratitis 

neuropara- 

ly  tica. 


R.   Keratit. 
neuro para- 

1  y  ti  c  a. 
L.    Keratit. 
neuropara- 

ly  tica. 


L.    Keratit. 
neuro  par  a- 

ly  tica. 
R.   keratit. 
neuro par a- 

ly  tica. 


Rechts  Anästhesie  im  Be-  \  R 
reiche  des  Trigeminus. 


Keiatil. 
europara- 
ly  tica. 


R.    Keratit. 

ncuropara- 

ly  tica. 


Fälle  \iiii  'riiLrcinimisafi'cktioii   iiiif    Scklioiishcf'iiiK]. 


217 


2!».    \Vcsl|)li;il    (.V.t: 


Der     rcfliU-     Nervus     tri^eiiiiiius  Jlcclits      l'arilstlu'sie     uiui  i  11.    Kciatit. 

I)is    /.um    ({anglion    (Jasseri    in  1   Ariäsllu-sie    iin     Bereiclu'    ncuropara- 
'  eine   <iujnnu).sc   Masse  einjisehct- j   des    reehleii    'Piiireiuiuus.  lytioa. 

I  tet.    Das  (jtanglion  nicht  weiter 

verändert. 

.'50.  Miugazzini  (-KKi)  Fihrosarkoin  an  der  Sella  tur-  Links  taktile,  Iheiini.sche 
eiea,  dem  Kliviis  und  dem  linken  und  algiselie  Hyperästhe- 
Keilbein.  sie  der  («esiclitsliäjfte. 


;}1.   Williams  (596)      Tumor  im  Keilbein. 


:{2.   (Jiünwald  (:?2()) 
V'Ld.  S.  !):?. 


3.'5.  J)annnr()n  1  - 
Maver  (279) 
Vgl.  S.  IK}. 

34.  Hulkc  (276) 
Vgl.  S.  74. 

35.  Türck  (305) 
Vgl.  S.  74. 


36.  Bishop  (337) 
Vgl.  8.  104. 


37.  Roth  manu  (333) 
Vgl.  S.  128. 


38.  vSimon  (370) 
Vd.  S.  117. 


39.  Shaw  (.397) 


Tumor  der  mittleren 
grübe,  welcher  die  j. 
Nerven  einschloß. 


Schädel- 
clähmtcn 


In  den  sensiblen  Zweigen  des 
Trigcniinus  waren  nur  Spuren 
von  Degeneration  nachweisbar. 


Doppelseitige   Ophllialmo- 
plegie. 


K  cra  ti  t  i  s 

neuropara- 

ly  tica. 

L.    Keratit. 

neuropara- 

ly  tica. 


Bedeutende  Absehwächung 
der  Sensibilität  d.  Kornea 


Gummöser  Tumor  in  der  Gegend  |  Links   Neuralgie   des   Tri- 
des  Türkensattels   und  des    Si-     geminus. 
nus  cavernosus. 

Tuberkel,    welcher    den    rechten  Neuralgie  im   I.   Aste  des 
Ramus  ophthalmicus  des  Trige-     Trigeminns. 
minus  komprimierte.  [ 

! 

Tumor  an  der  inneren  Fläche  des  Links       Anästhesie       des 
Keilbeins,  welcher  die  drei  Äste  |  Kopfs,   Gesichts  und  der 
des    Trigeminus     in    ihren    je-  ,   Konjunktiva. 
weiligen  Knochenkanälen  kom- 
primierte. 

Karzinom  der  Basis,  welches  die  Besonders  L,  II.  und  III.  ; 
Orbitae  und  Nasenhöhle  beider-  Ast  des  Trigeminus  ge-  1 
seits  zerstört  hatte.  lähmt. 

Spindelzellensarkom  in  der  linken  Heftige  Neuralgien  im  Be-    Links   Trü- 
Hälfte  der  Basis  cranii,  welches     reiche   des   linken   Trige-      bung   der 
durch  die  Fissura  orbitalis  sup.     minus.  Hornhaut, 

in  die  Augenhöhle  vorgedrungen  j 


Tumor   an   der    Basis,    bis    zum  {Besonders  der  I.   Ast  des 
Seitenteil  der  Augenhöhle  aus-     Trigeminus  gelähmt, 
gebreitet. 


Sitz    des    Herdes    in    den    Asten     des    Trigeminus    und     im    Ganglion 

Gasseri, 


40.  F.V.Meyer  (334) 

Erweichang    des    Ganglion    und 
der  drei   Äste   nach    Schußver- 
letzung. 

Anästhesie  der  rechten  GJe- 
sichtshälfte,  Lähmung  der 
Kaumuskeln. 

R.    Keratit. 

neuropara- 

lytica. 

41.  Hansch  (307) 
Vgl.  S.  75. 

Tumor  des  Ganglion  Gasseri.  Der 
III.  Ast  des  Trigeminus  ist  be- 
deutend verdickt  und  durch  das 
Foramen  ovale  eingeschnürt. 

Furibunde  Neuralgien  der 
linkenGesichtshälfte,  aus- 
gehend von  der  Tiefe  der 
Nase. 

~ 

218 


Fälle  von  Trieeminusaffektion  mit  Sektionsbefund. 


42.  Oppenheim  (309) 

Vgl.  8.  75. 


43.  Aberciombi( 


(413) 


44.  Sei- res  (.353) 
V«l.  R.  111. 


45.  Fenger  (323) 
Vgl.  ^8.  94. 


46.  Heölop  (524) 


47.  Fischer  (525) 


48.  Hitschmann 
(598) 


49.  A.  V.  Graefe  (599) 


50.   Goodhart  (304) 

Vgl.  S.  74. 


51.  Sattler  (308) 
Vgl.  S.  75. 


Karzinom  an  der  Schädelbasis. 
Die  drei  Trigemimisäste  sind  in 
den  Tumor  eingeschlossen. 


Die  Äste  des  Trigeminns  am 
Ganglion  Gasseri  imd  das  Ijctz- 
tere  selbst  schwielig  verdickt. 
Atrophie  der  Nerven. 

Das  Ganglion  Gasseri  sowie  die 
drei  sensiblen  Äste  angeschwol- 
len, gerötet  und  mit  veränderter 
Struktur. 


Das  Ganglion  Gasseri  und  die 
drei  Äste  des  Trigeminus  dui-ch 
einen  Tumor  verdickt. 


Tumor  der  linken  mittleren  Schä- 
delgrube. Linkes  Ganglion  Gas- 
seri und  die  linken  Augennerven 
in  dem  Tumor  aufgegangen. 


Neben  dem  Türkensattel  ein 
Tumor  des  Ganglion  Gasseri, 
die  Zweige  des  Trigeminus  ein- 
schließend. 

Das  Ganglion  Gasseri,  sowie  die 
durch  die  Orbitalfissur  tretenden 
Nerven  von  gummösen  Massen 
straff  iimscheidet,  besonders  die 
Äste  des  Trigeminus.  Im  II. 
Aste  totale  Degeneration. 

Sj^philitische  Neubildung,  welche 
in  der  Gegend  des  Ganglion 
Gasseri  am  dicksten,  sich  bis 
zum  Sinus  cavernosus  hin  er- 
streckte und  denselben  ausfüllte. 

Fibröser  Tumor  am  Ganglion  Gas- 
seri. Der  Tumor  drückte  auch 
auf  die  Nerven  am  Sinus  caver- 
nosus. 

Degeneration  der  dem  I.  Aste  des 
Trigeminus  zugehörigen  Partie 
des  Ganglion  Gasseri.  An  den 
von  dieser  Partie  ausgehenden 
Nervenfasern  läßt  sich  die  De- 
generation bis  zum  Ganglion 
ciliare  nachweisen. 


Links  neuralgische  Be- 
schwerden. Anästhesie 
der  linken  Gesichtshälfte, 
der  Kornea  untl  Kon- 
junktiva. 

Anästliesie  d(>r  linken  Ge- 
sichtshälfte. 


Anästhesie  des  rechten 
Auges,  der  Nasen-  und 
Zungenhälfte.  Die  innere 
Fläche  der  Augenlider 
ebenfalls  \inempfindlich. 

Anästhesia  dolorosa  der 
rechten  Gesichtshälfte. 


Links  Stirn-Kopfschmerz 
und  Taubheit  der  ganzen 
linken  Gesichtshälfte.  An- 
ästhesie des  linken  Auges, 
Prominenz  des  linken  Bul- 
bus, links  Ptosis. 

Rechts  heftige  Schmerzen 
in  der  Kopfhälfte.  Das 
Gefühl  in  der  rechten  Ge- 
sichtshälfte abgestumpft. 

Rechter  Trigeminus  ge- 
lähmt. 


Anästhesie     im     Bereiche 
des  rechten  Trigeminus. 


Anästhesia  doloi'osa  des 
Gesichts.  —  Ophthalmo- 
plegia  interior  et  exterior. 


NeuralgischeSchmerzen  im 
T.  Trigeminusaste.  Herpcs 
zoster  oplitlialmicus. 


Keratitis 

ncurojjara- 

ly  tica. 


Keratitis 

neuropara- 

ly  tica. 


Keratitis 
neuropara- 

ly  tica. 
(Totaler  Ver- 
lust d.  Aug.) 


R.    Keratit. 

neuropara- 

Ivtica. 


Fülle  von  Triyrmimisaffcktioii   iiiil    Scktioiislx^fmid. 


219 


32.   W.idiicr  V-Wi) 


m.  Wyss  (:{42) 


54.  Kriuk-  (ß.")?) 

55.  Lcudrt  (SO!) 

56.  Ht-ad  (1.  f.  50i)) 

57.  Hulke  (276) 


Der  I.  Ast  (Ic^  TriLiciniiiiis  imi- 
inittclhar  an  der  l*]intrittsst('llc 
in  das  (laniilion  (JasscMi,  diiinicr 
als  der  linke  und  ziitileieh  wie 
ans<;efasert.  Die  Zwischenriuiine 
zwisclici)  den  XctNcnhündeln 
waren  niil  einer  rötlieli-yelb- 
üehen  Klüssi^keit  ansifefüllt.  Im 
(Jan<fli()n  Oasseri  el)enfalls  Ver- 
än(lernn!.jen. 

Der  l.  Ast  und  das  (Jani^lion 
(lasseri  von  jirauicitlieher  l*'arhe. 
fast  ifaUerti^'er  Konsistenz  und 
von  Blntextravasaten  durch- 
setzt. Das  (Janglion  veryrcißert 
sukkulenter  und  nielir  injiziert. 
Auf  seiner  Innenseite  ein  Blut- 
cxtravasat. 

Zirkumskripte  Ltäsion  im  Gan- 
glion Gasseri.  Wurzeldcgenerat. 
Degenerative  Neuritis  im  III. 
Aste  des  Trigeminus. 

Degenerativer  Prozeß  im  (Jan- 
glion  Gasseri. 

Affektion  des  Ganglion  Gasseri. 
In  der  Wurzel  einige  schmale 
degenerierte  Bündel. 


I.'C'  I 


its    ll.ri 
'\sle. 


Z"stei- 


HerjK's  zoste 


)lilh 


Her|)es  zoster  opiithalmie. 


Her])es  frontalis. 


Herpes  zoster  frontalis. 


Von  der  Hpitze  des  Felsenbeines  Schmerzen  in  der  Schläfe, 
ausgehendes  Sarkom.  Zerstö- !  Sensibilität  der  linken  Ge- 
iiing  des  Ganglion  Gasseri,  des  1  sichtshälfte  abgestumpft. 
Sinus  cavernosus  und  der  Augen-  >  Links  Lähnuing  der  Kau- 
muskeln. Fazialis,  Akustikus  u.  1  muskeln. 
Hypoglossus  mitergriffen.  | 


L.  Keratit. 

neuropara- 

ly  tica. 


Sitz  des  Kiankheitslieides  im  Ganglion  Gasseri. 


58.  Bezold  (:310) 
Vgl.  S.  75. 

59.  Westhoff  (332) 


60.  Virchow  (350) 

61.  Ramski II  (601) 

62.  Hugneiiin  (384) 


Gliom  des  Ganglion  Gasseri  von 
der  Größe  einer  halben  Walnuß. 

Gumma  des  Ganglion  Gasseri. 


Syphilitische  Neubildung,  welche 
das  Ganglion  Gasseri  umfaßte. 

Das   linke    Ganglion    Gasseri   in 
eine  gummöse  Masse  eingebettet. 


Auf  dem  Ganglion  Gasseri  ein 
bohnengroßes  Gumma.  Dasselbe 
hat  den  Gasserschen  Knoten 
zur  Atrophie  gebracht. 


Neuralgie   der  linken   Ge- 
;  sichtshälfte  und  Nase. 

'Vollständige  Lähmung  al- 
i  1er    drei    Äste  des  Trige- 
minus. 

Das   Ganglion  war  jedoch 
I  ziemlich  unverändert. 


Links  Anästhesie  in  allen 
Zweigen  des  I.  Trigemi- 
nusastes.  Tic  douloureux 
des  linken  Trigeminus. 


Kerati  tis 

neuropara- 

ly  tica. 


Keratitis 

neuropar;'- 

Ivtica. 


220 


Fälle  von  Trigeminusaffektion  mit  Sektionsbefund. 


63.  ürsi  (526) 


64.   ytedmann  und 
Edes  (602) 


Fibrom  der  Dura,  das  linke  Gan-   Clefühl  von  Kälte  u.  Amei- 
glion  Gasseri  drückend.  senkriechen  in  der  linken 

Gesichtshälfte.  Lähmung 
der  Portio  minor  des  Tri- 
geminus. 

Arteriensyphilis.  Rechts  die  Spitze  Parese  des  rechten  Trige- 

des Schläfenlappens  erweicht,mit     minus  undOkulomotorius. 

der  Dura  verwachsen.  Das  Gan- 

glionGasseri  durch  Bindegewebs - 

Wucherung   ohne    Atrophie    der 
i  Elemente  verdickt. 

Ferner  gehören  hierher  die  auf  S.  68  angeführten  17  Fälle  von  Exstirpation 
des  Ganglion  Gasseri.  Bei  12  derselben  war  keine  Keratitis  neuroparal  y  tica 
aufgetreten,  bei  5  derselben  kam  dieselbe  zur  Entwickhing.  Dazu  kommen  noch 
26  Fälle  von  Friedrich  (783),  bei  welchen  an  den  Augen  nie  Schädlichkeiten  auf- 
getreten sind. 

Unter  11  Fällen  von  Entfernung  des  Ganglion  Gasseri  von  Keen  und  Spiller 
(784),  bei  welchen  viermal  das  Ganglion  zerquetscht,  einmal  fortkurettiert  und 
sechsmal  exstirpiert  Avurde,  traten  dreimal  Hornhautgeschwüre  auf,  einmal  mit 
Sehverlust. 

Schwarz  (785)  hat  nach  Exstirpation  des  Ganglion  Gasseri  einmal  eine 
vorübergehende  Keratitis  neuropai'alytica  beobachtet. 

Depage  (786)  exstirpierte  das  Ganglion  Gasseri  nach  Krauses  Methode. 
Nach  der  ersten  Woche  begann  eine  Ulzeration  der  Hornhaut,  welche  unter  keiner 
Behandlung  heilen  wollte. 

In  dem  Falle  von  Cöelho  (794)  trat  nach  Exstirpation  des  Ganglion  Gasseri 
Keratitis  neuroparalytica  auf. 

In  der  Beobachtung  von  Avelino  Gutierrez  (795)  bestand  vorher  Okulo- 
motoriuslähmung. Die  Operation  wurde  nach  Hossley-Poirier  ausgeführt.  Es 
trat  Keratitis  neuroparalytica  auf. 

Gerard-Marchand  (796)  hatte  bei  zwei  Fällen  das  Ganglion  Gasseri  ex- 
stirpiert.   Ein  Fall  ging  glatt,  beim  anderen  trat  Keratitis  neuroparalytica  auf. 

Monari  (797)  operierte  einen  Fall,  ohne  daß  Keratitis  auftrat. 

Laguaite  (798)  operierte  einen  Fall  nach  der  Methode  Poiriers,  es  trat 
ein  ausgedehntes  oberflächliches  Hornhautulkus  auf. 

In  dem  Falle  Henles  (799)  nach  Krausescher  Operation  entwickelte  sich 
ein  Ulcus  corneae  mit  Hypyon. 


Keratitis 
neuropara- 
lytica. 


5  Fälle  von 
Keratitis 
neuropara- 
lytica. 

3  Fälle  von 
Keratitis 
neuropara- 
lytica. 
Keratitis 
neuropara- 
lytica. 


Keratitis 
neurop. 


Herd  im  Ganglion  Gasseri   und   im  Stamme  des  Trige  nrinus. 


65.  Junge  (75( 


Die  Portio  major  beider  Trige-  [Beiderseits  Herabsetzung 
mini  fleckweise  fettig  degene-  j  der  Sensibilität  der  Horn- 
riert.  Ebenso  die  vom  Ganglion  haut  und  Fehlen  der 
Gasseri  peripherisch  gelegene  Kornealreflexe, 
intrakranielle  Partie  des  Trige- 
minus.  Das  Ganglion  Gasseri 
beiderseits  an  der  Oberfläche 
bindegewebig  verdickt  und 
Schwund  der  Ganglienzellen. 

66.  W  al  1  e  11  b c r g  (3 1 6)  Die  Portio  major  des  linken  Trige-  Neuralgie  und  Anästhesien 

Vgl.  S.  77.                !  minus  durch  einen  Tumor  vor  \  in  den  Gebieten  aller  drei 

'  dem  Eintritt  in  die  Brücke  teils  \  Äste    des    linken    Trige- 

zerstört,  teils  komprimiert.  Der-  |   minus    inklusive    Kornea 

selbe  setzt  sich  auf  das  Ganglion  |  und  Konjunktiva. 

Gasseri  und  den  Ursprung  des  j 
III.  Astes  fort. 


Beider- 
seits 
Keratitis 
neuropara- 
lytica. 


67.  Harri  es  (396) 


Sarkom    des     rechten    Ganglion  Anästhesie  in  der  rechten 
Gasseriund  der  rechten  Brücken-     Stirngegend, 
gegend.  I 


Keratitis 
neuropara- 
lytica. 


Fülle  von  Triiioinimisai'fckt i(M)  mit   Scklioiislx-fuiu]. 


221 


68.   Romberg  (.Sl  1) 
V«l.  S.  70. 


m.    B(>r;n(l  (r)(58) 


70.  .Stornl)(>rp  (349) 
V'y:!.  S.  108. 


71.Hai^elstamm(33r)) 
Vul.  S.  104. 


Aneurysma  <ler  (.'arotis  interna. 
Das  (Janglion  Gasseri  lag  zwi- 
sehen  den  lilättern  der  liarten 
Hirnliant  auf  der  äußeren  Seite 
des  Aneurysma  und  war,  da  es 
nielit  ausweiehen  konnte,  der 
Zerrung  durch  die  Geschwulst 
und  ihren  l'idsationen  ausge- 
setzt. Der  'rrigeminusstamm 
war  da,  wo  er  vom  Pens  abgeht, 
erweicht. 

Hechts:  Stamm  und  (Janglion 
(iasi^eri  erweicht.  Die  Aste  des 
Trigeminus  normal,  nur  dei' 
II.  Ast  etwas  injiziert. 

Karzinom  des  rechten  Schläfen- 
beins, (ianglion  Gasseri  und  N. 
trigeminus  von  Kichsmasseii  in- 
filtriert. 


Ncnii'aigic   im   Tiigemimit- 
gei)iet. 


Anästhesie       ( 
recliten  Seite, 


Die  Sensil)ilität  in  der 
rechten  Stirnhälfte  herab- 
gesetzt. (Jesiclitshaut  et- 
was hyperalgisch.  Recht. 
Masseter  kontrahieit  sich 
fast  gar  nicht. 


Das  Ganglion  Gasseri  völlig  in  iTaktile  Sensibilität  und 
einem  Tumor  aufgegangen.  Der  Sehmerzemi)find.ing  in  d. 
Trigeminus  bei  seinem  Austritt  ganzen  linken  Gesichts- 
aus dem  Pons  grau  verfärbt.         hälfte  mit  Ausnahme  des 

I  M.  auricidaris  major  aut- 
I  gehoben.     Berührungsge- 
fübl  an  der  Kornea  und 
I  Konjanktiva  links  herab- 
gesetzt. 


Aste,    Ganglion    Gasseri    und    Stanmi    des    Tviü;e  ininus    ciloii  n  kt. 


72.  Gama  (329) 
Vgl.  S.  95. 


Der  Stamm  des  Quintus  erweicht,  Anästhesie  der  recliten  Ge- 
das    Ganglion   Gasseri   verdickt     sichtshälfte  mit  Lähmung 
und   von   speckigem   Aussehen,     der  Kaunuiskeln. 
der  I.  Ast  des  Trigeminus  mit 
seinen    Zweigen    von    rötlicher 
Farbe,     injiziert   und   fest    ad- 
härierend  an  der  selmigenSc beide 
innerhalb  der  Augenhöhle. 

Bohnengroßer  Tumor  am  Ur- 
sprünge des  linken  Quintus, 
welcher  das  Ganglion  Gasseri 
durchsetzt  und  einen  Druck  auf 
den  Sinus  cavernosus  ausgeübt 
hatte. 

Vgl.  Nr.  1—12. 

73  a.  Homön  (803)        Von   der   Dura   ausgehende    Ge-   Schmerz  und  Kältegefühl    Kornea  etwas 


73.  Rosen thal  (.373) 
Vgl.  S.  119. 


Neuralgie  und  Anästhesie 
des  linken  Trigeminus. 


schwiüst,  die  das  Ganglion  Gas- 
seri, den  Nerv,  trigeminus  und 
dessen  Verzweigungen  kompri- 
miert. 


L.    Keratit. 

neuropara- 

lytica. 


m  der  linken  Gesichts-  trübe,  in 
hälfte  (inkl.  der  Kon-  deren  inne- 
junktiva,  die  keinen  Re-  remunteren 
flex  gibt).  Linke  Gesichts- ,  Viertel  ein 
Seite  eingefallen.  Atrophie  i  kleines  Ge- 
des  Masseter.  j       schwur. 


222 


Fälle  von  Trigeminusaffektion  mit  Sektionsbefund. 


öitz   des  Krankheitsherdes   im  Stamme   des  Trige  minus. 


74.    Burnett  (603) 


75.  Duchok  (527) 


76.   Gjür  (386) 


77.  Liouville  et 
Longuet  (.530) 


78.  Chouppo  (313) 


79.  Dun  call  (605) 


80.  Genkin  (290) 
Vgl.  8.  128. 


81. 


Sabrazes  und 
Cabannes  (315) 
Vgl.  S.  77. 


82.  Op])('nh('ini  (390) 


8.3.  Wagner  (273) 
Vgl.  8.  79. 


84.  Tooth  (.331) 


85.  EigeneBeobachtung 


Rinidzellensarkom  auf  der  rechten 
unteren  Seite  des  Zerebellum, 
das  sich  bis  zum  Pens  nacli 
vorn  erstreckte  und  alle  Hirn- 
nerven an  ihrer  Austrittsstelle 
aus  dem  Gehirn  komprimierte. 

(]lroßer  Tuberkel  nach  innen  vom 
lTrs])riinge  des  Trigemimis. 


Hühncreigroßes  Spindelzcllen- 
sarkom  unter  dem  Tentoriuin 
vor  dem  rechtenKleinliirnlapjjen, 
Kompression  des  rechten  Trige- 
minus. 

Tumor  zwischen  Titberc.  mamill. 
dextr.  Ghiasma  und  rechter  Op- 
tikuswurzel,  mehrere  kleine  Ge- 
schwülste an  der  Basis.  Im  Hirn 
verschiedene  Erweichungsherde. 


Trigeminusstamm  an  der  Schädel- 
basis von  einer  spitzen  Exostose 
(lurchbolirt. 

Am  Ursprung  des  Trigeminus 
und  der  rechten  Ponshälfte  ein 
bohnengroßes  Gumma,  von  der 
Pia  ausgehend. 

Tvuetischer  Tumor,  welcher  auf 
den  rechten  Trigeminus  drückte. 


Der  linke  Trigeminus  in  eine  Ge- 
schwulst eingebettet. 


Basilare  gummöse  Meningitis. 
Verdickung  und  Trübung  der 
Meningen,  namentlich  in  den 
Seitenteilen  des  Pons.  Durch 
dieses  neugebildete  Gewebe  sind 
die  Hirnnervenursprünge  ver- 
dickt und  durchwachsen. 

Der  rechte  Trigeminus  von  einer 
gummösen  Neubildung  umfaßt 
und  erweicht. 

Gumma  an  der  Basis,  das  den 
Stamm  des  linken  Quintus  voll- 
ständig zerstörte. 

Karzinom,  das  den  Stamm  völlig 
durchsetzte. 


Abnahme  der  Sensibilität 
der  linken  Gesichtshälfte. 
Linker  Fazialis  gelähmt. 

Sensibilität  der  rechten  Ge- 
sichtshälfte abgestumpft. 


Schmerzen  der  rechten 
Gesichtshälfte.  Anästhesie 
der  rechten  Gesichts-  und 
Zungenhälfte.  R.  Chemo- 
sis, Lähmung  aller  Augen- 
muskeln. 

Neuralgie  des  Trigeminus. 


Anästhesie  dei-  rechten  Ge- 
sichtshälfte. 


Patient  hat  lange  an  beider- 
seitiger Trigeminusneur- 
algie  gelitten. 

Hyperästhesie  im  Bereiche 
des  linken  Trigeminus. 


Parästhesien  \ind  Hyper- 
ästhesien im  Qiiintusge- 
biet. 


Anfangs  Hyperästhesie, 
später  Anästhesie  der 
rechten  Gesichtshälftc. 

Links  sensible  und  moto- 
rische Zweige  des  Quintus 
gelähmt. 

Anästhesie  und  Hyper- 
ästhesie im  Gesicht. 


R.    Keratit. 

neuro para- 

lytica. 


R.    Keratit. 

neuropara- 

1  vtica. 


Keratitis 

neuropara- 

1  y  ti  c  a. 


R.    Keratit. 

neuropara- 

1  y  ti  c  a. 


Kerati  tis 
neuropar. 


Fälle  von  Trigeminusaffoktioii  mit  iSokti(jnsl)cfund. 


223 


.Si;.    K  ran  sc  (:!()!•) 


87.  riiiiinif  (:\2'>) 


SS.  MCiBiuT  ((KMi) 


rvimor  der  Arachnoidca  ])ontis 'NciiialLric  im  (,)iiin1iis. 
et  cerebelli.  Die  an  der  liasis 
gelcfienen  Hirnnerven  sind,  so- 
weit sie  im  (ieseh\vulst(;ebiet 
liegen,  verdrilngt,  aber  nirgends 
y.er'sh'ut. 


Der  rechte 'i'rigemimis  ist,  gegen-    Im     Bereiche    des     I.    und       Kcialilis 


über  dem  linken  stark  vcidickt. 
(iunimüse  Neuritis. 


'i'iimoi'  der  linken  Schädclgndx', 
sieh  auf  den  'riii'keiisatlcl  aus- 
dehnend und  die  Hypophysis 
einschließend,  ('hiasiiui  y.usam- 
mengedrückt.  Okulomotorins, 
Troehlearis  nicht  mehr  zu  finden. 
Aknstik\is  und  l<^i/,ialis  gedrückt. 


11.  Astes  (U^s  Tiigenünus 
völlige  Anästhesie.  Voll- 
ständige Anilsthesie  der 
Kornea. 


neuropara- 
Ivtiea. 


Svlimeiy,  in  der  linken  (!e-      Keiatilis 
sichtshidfte.    Knty.iiiiilniiL'     neu  lo  pa  ra  • 


der   Konjunktiva.   Amau- 
rose nsw. 


\lica. 


S9.   Monlanh   (CHT) 


{){).   Sonlier  (r.OS) 


Ol.  Rühl(> 
Vgl.  S. 


(274) 
llS. 


92.  Barthol o\v 
Vgl.  S.  119. 


m.  Balz  (374) 
Vcl.  S.  118. 


XuügrolJer  'Pumoi'  an  der'  Basi^ 
nahe  um  obeicn  llande  def 
Felsenbeins.  \'..  \ll.  und  \'lll. 
Nerv  abge|)la11et . 


Sarkom  der  rechten  Ponshälfte 
an  der'  Auslr'ittsstelle  des  Nerv, 
trigeminus,  sieh  nach  dem  Klein- 
hirn weiter  erstreckend. 


Konvulsivische  l'ewcgnn- 
gen  des  r'(H'hten  Auges. 
Pr'osopalgie,  Krämpfe  der' 
rechten  Gesichtshälfte, 
Injektion  des  rechten 
Auges. 


Anhaltende  Schmerzen  in 
d.  anästhetisehen  rechten 
(^esichtshälfte.  Abnahme 
der  Empfindung  am  rech- 
ten Oberarm  und  Ober- 
schenkel. Lähmung  des 
rechten  Fazialis  und  Oku- 
lomotorius.  R.  Konjunk- 
tivitis. 


<iummüse  Neubildung.  An  der  Rechts  Prosopalgie,  gefolgt 
Durchtrittsstelle  des  Trigeminus 
durch  die  Dura  eine  feste 
speckige  Neubildung,  in  welche 
der  Trigeminus  völlig  einge- 
bettet erscheint. 


von  vollständiger  An- 
ästhesie des  rechten  Tri- 
geminus. R.  Paralyse  der 
Kaumuskeln. 


375)  [Rechts  gelagertes  Aneurysma  der  Rechts     Supraorbitalneur 


ßasilaris  ^4  ^oll  im  Durchmesser 
liet ragend,  war  rupturiert.  Der 
Abduzens  und  Quintus  lagen 
dicht  an  und  zeigten  sich  ver- 
ändert. 


algie.  Etwas  später  Taub- 
heitsgefühl der  rechten 
Nasenhälfte  u.  Oberlippe. 
Neuralgische  Schmerzen 
im  rechten  Auge. 


Ein    Euchondrom    war    aus    der  Neuralgie  des  Trigeminus, 
Spalte  zwischen  Felsenbeinspitze     dann  das  Bild  der  Bulbär- 
und  0-  oecipitis  herausgewuchert 
und    umscldoß    die    Oblongata 
von  links  her.    Die  andern  Ge- 
hirnnerven   fettig    degeneriert ; 
weniger  stark  war  der  Quintus  j 
verändert. 


paralyse ;  er'st  ganz  z\detzt 
hatte  sich  Qaintus-An- 
ästhesie  eingestellt. 


Kcra  t  i  1  is 

neuro  j)ara- 

Iv  tica. 


R.    Keratit. 

neuropara- 

!v  tica. 


R.   Keratit. 

neuropara- 

lytiea. 


224 


Fälle  von  Trigeminusaffektion  mit  Sektionsbefund. 


94.  Fiiedreich(326) 


Taubeneigroßes  Sarkom  der  Dura  Anästhesie  des  linken  Tri- 


an  der  linken  Seite  der  Sella 
turcica.  Pons  und  Medulla  nach 
rechts  gedrängt.  Atroj^hie  des 
linken  Trigeminus,  der  gerade 
über  die  Geschwulst  hinweg- 
läuft. 


geminus.    Links  Blennor- 
rhoische  Konjunktivitis. 


Sitz  des  Herdes  im  Stamm  und   den  Wurzeln. 


95.  Cruveilhier(576) 


96.  Mohr  (577) 


97.  Carre  (.578) 


98.  Rosen  thal  (.579) 


99.  Abercroml)io 

(41:5) 


100.  Pick  (275) 
Vgl.  S.  7(). 


101.  Schuh  (;514) 

Vgl.  S.  77. 


Anästhesie  der  rechten  Ge- 
sichtshälfte. 


Lints  Tumor  unter  dem  Ten- 
torium  mit  Druck  auf  den  Pons, 
die  Oblongata  und  das  Klein- 
hirn. Der  V..  VIT.  und  VIIT. 
Nerv  atrophisch. 


Taubeneigroßer  Tumor  an  der  Anästhesie  der  ganzen 
linken  Basis  mit  Druck  auf  den  linken  Körperseite  und  des 
Pons.den  linken  Kleinhirnlappen  linken  Gesichts, 
und  teilweise  auf  die  Medulla 
oblong.  V.,  VII.,  VIIL,  IX.,  X. 
und  XI.  Nerv  links  zusammen- 
gedrückt. 


Tumor  an  der  linken  Ponshälfte 
mit  Einschluß  des  V.  und  VI. 
Nervs.  Das  VII.  und  VIII.  Paar 
zusammengedrückt . 

Auf  der  linken  Hälfte  des  Pons  ein 
höckerigei-,  nußgioßer  Tumor, 
sich  bis  zum  Kleinhirnschenkel 
ausdehnend.  Trigeminus  und  Fa- 
ziaüs  link''   zusammengedrückt. 

Tumor  in  der  linken  Brücken- 
hälfte, welcher  den  austretenden 
Trigeminus  gegen  den  Schädel 
drückte. 

Meningitis  syphilit.  an  der  Vorder- 
fläche des  Pons.  Gummabildung 
am  Austritt  des  rechten  Trige- 
minus. Totale  Degeneration  der 
rechten  aufsteigenden  Trige- 
minuswurzel. 

Am  Pons  ein  Cholesteatom,  wel- 
ches den  Trigeminus  dicht  hei 
seinem  Austritt  aas  dem  Gehirn 
ringartig  umfaßte  und  ihn  an 
der  dem  Gehirn  zugewantlten 
Stelle  bis  auf  den  dritten  Teil 
seines  Umfanges  zusammen- 
schnürte. 


Abnahme  der  Sensibilität 
auf  der  linken  Gesichts - 
hälfte,  Linke  Gesichts- 
hälfte gelähmt. 

Schmerzen  an  denSchläfen, 
Anästhesie  der  Zunge,  des 
Zahnfleisches  und  der 
Wangen  links.  Links  Fa- 
zialislähmung. 

Links  totale  Anästhesie 
des  Trigeminus. 


Rechts:  anfangs  Hyper- 
ästhesie, später  Anästhe- 
sie des  Trigeminus. 


Neuralgie  des  Trigemin.is. 


Keratitis 

neuropara- 

ly  tica. 


L.    Keratit. 

neuropara- 

ly  tica. 


R.    Keratit. 

neuropai'a- 

1y  tica. 


'iillc 


)ii  'l'riL'cmimisal'tckl  ioii   mit    ScktionslicfiiiHl. 


225 


102.  Lauten  bach(346) 
Vgl.  S.  107. 


Gruinma    der    linken    l'on^liälfte.   Anilstluv^ie 
Der  linke  Trigeminiis  durch  den     Stirniiälftc 
linksseitigen   Ponstumor    heein 
trächtigt. 


iken 


103.  Rosentlial  (101)  (Jununata  des  Pons.   Die  meisten 
Vgl.  8.  109.  Basalnerven    grau    degeneriert. 

Der  linke  Tri^eminns  sehr  dünn. 


104.  J)uchek  (388) 


105.  Virehow  (609) 


Gumma  der  linken  Ponshälfte. 
Die  Urs])rungsstelle  des  linken 
Trigeminus  durch  ein  Gumma 
beeinträchtigt. 

Neu  rem  des  linken  N.  acusticus 
unterhalb  des  linken  Kleinhirns. 
Abplattung  des  Pons  und  des 
Trigeminus. 


lOG.   Bell  (321.  S.  301)  Der    Trigeminus    in    der    Nähe 
Vgl.  8.  93.  i  seines     Ursprungs    weich,    von 

I  gelblicher  Färbung  und  gallerti- 
]  ger    Konsistenz.        Diese    Des- 
organisation erstreckte  sich  zwei 
Linien  tief  in  den  Pons  hinein. 


Anästiiesic  der  linken  Ge- 
sichtshälfte, ijinks  Kauen 
erschwert. 

Die  Sensibilität  im  Be- 
reiche des  linken  Trige- 
minus herabgesetzt. 


iSupraorbitalneuralgie. 


Die  Konjunktiva  und  das 
Nasenloch  anästheti^ch. 
Das  Zahnflci-ch  derselben 
Seite  schwammio;. 


K>»rati  tis 
n  e  u  r  o  [)  a  i-  a  - 

1  vtiea. 


Sitz  des  Herdes   im  Wurzelgebiet  des  Tiige minus. 


107.   Grabower(395) 
Vgl.  S.  128. 

UiS.Wollenberg(26.3) 
Vgl.  S.  114. 


109.  Cassirer(610) 
und  Schiff 


110.  Dieselben 

111.  Dieselbon 

112.  Graft  (402) 

t 


Starke  beiderseitige  Degeneration 
der  aufsteigenden  Wurzeln. 


Störungen  im  Gebiete  des 
Trigeminus. 


Tumor  an  der  Unterfläche  der  Totale  Anästhesie  der 
Unken  Kleinhirn -Hemisphäre,  i  linken,  fast  totale  der 
der  die  linke  Ponshälfte  und 
die  MeduUa  oblongata  kompri- 
mierte. Degeneration  der  auf- 
steigenden Trigeminuswurzeln. 
Geringe  Veränderungen  im  link. 
Trigeminus. 


rechten  Kornea  und  Kon- 
junktiva. 


Tabes.  Kleines  Spindelzellen- 
sarkom des  rechten  Vorderhorns 
im  Zervikalkanal.  Beiderseitige 
hochgradige  Degeneration  der 
spinalen  Trigeminuswurzel. 

Tabes.  Degeneration  der  spinalen 
Trigeminuswurzel. 


Tabes.  Einseitige  partielle  De- 
generation der  spinalen  Trige- 
minus^vurzel. 


Sensibilitätsstörungen    im 
Trigeminusgebiet. 


Sensibilitätsstörungen  im 
Bereiche*  der  sensiblen 
Trigeminusäste. 

Keine  Sensibilität^ Störun- 
gen im  Bereiche  des  Trige- 
minus. 


Hämorrhagie  in  die  a))steigende  Blutungen   in   die    Binde- 
Trigeminuswurzel  und  im  Locus  !  haut.    Die  Kornea  w'urde 


caeruleus. 


trockener,  blieb  aber  klar. 
Progressive  Paralyse. 


Wilbrand-Saenger,  ^Neurologie  ties  Auges.    II.  Bd.  I.  Abteilung. 


15 


226 


Fälle  von  Trigeminusaffektion  mit  Sektionsbefund. 


li:^.  Westphal  (400)    Tabes.      Beide    Trigemini    dege- 
neriert. Die  aufsteigende  Wurzel 
I  des  Trigeminus  degeneriert,  da- 
(  gegen  d.  absteigende  motorii-che, 
sowie  deren  Ursprung  normal. 


114.  Haase  (344) 
Vd.  8.  lOS. 


li; 


Annan  (482) 
Vgl.  S.  123. 


Herd  im  Pons.  Zerstörung  der 
großen  Trigeminuswurzel  und 
Degeneration  der  im  I.  Aste  ver- 

I  laufenden  Nervenfasern  weit  in 
die  Peripherie  hinein,  bei  Inte- 

:  grität    sämtlicher    Fasern    des 

1  II.    und   III.    Astes,   sowie   des 

'   Ganglion  Gasseri. 

flaselnußgroßer  Tumor  an  der 
fechten  Si'ite  lies  Pons  und  der 
oberen  -/s  der  Medulla  oblongata. 
Erweichung  aller  von  ihr  be- 
rührten Stellen  und  Nerven- 
wurzeln nämlich:  des  Kleinhirn- 
hchenkels  und  des  Pons  Varoli 

I  der  rechten  Seite,  der  vorderen 
Hälfte  der  MeduVia  oblongata, 
ihrer  Seitenteile  und  teilweise 
der  hinteren  Teile,  docli  nicht 
bis  zur  liinteren  oberen  Fläche 
der  Wurzeln  des  V.,  VII.,  VITI. 
II.  IX.  Nervenpaares  der  rechten 
Seite.  Alle  die  entsprechenden 
Teile    der    linken    Seite    waren 

i  gesund. 


Lähmung  beider  Trigemini. 


( Jefiihllosigkeit  auf  der 
ganzen  linken  Körper- 
hälfte und  auf  der  rech- 
ten Gesichtshälfte,  Rö- 
tung des  rechten  Auges. 


Beiderseits 

Kerati  tis 

neuropara- 

ly  tica. 


L.    Kerati t. 

neuropara- 

lytica. 


li.    Kerati t. 

neuropara- 

ly  tica. 


Sitz    (los    FTcrd 


im     Ganglion     Gasseri,     8tanim     und     Wurzeln    des 
Trigeminus  sowie  im  Kern. 


IUI.   Hagelstamm      fPumor    dei-    Schädelbasis.      Das 
(33.5)  I   Ganglion  Gasseri  vollständig  in 

Vgl.  S.  104.  der     Geschwulst     aufgegangen. 

Linker  Trigeminus  grau  verfärbt. 
]  Die  Ganglienzellen  im  sensiblen 
und  motorischenTrigeminuskern 
links  erheblich  verändert.  Außer- 
dem fand  sich  eine  Degeneration 
der  sensiblen  Trigeminuswurzel 
und  besonders  des  aufsteigenden 
Teiles  derselben. 


Eerührungsgefühl  auf  der 
Kornea  und  Konjunktiva 
links  herabgesetzt.  Tak- 
tile  Sensibilität  und 
Schmerzempfindung  links 
aufgehoben  mit  Ausnahme 
des  Gebiets,  welches  der 
Nerv,  auricularis  major 
besorgt. 


Sitz  des  Krankheitsherdes  im  Wiiizel-  und  Kerngebi(^t, 


117.  Biavch  (.537; 


In  der  rechten  Brückenhälfte  traf 
ein  Degenerationsherd  die  aus- 
tretenden P'azialis-  und  Trige- 
minuswurzeln.  Die  Ganglien- 
zellen des  Trigeminus  waren  zum 
Teil  dcyeneiiert. 


Anästhesie  der  beiden 
oberen  Äste  des  rechten 
Trigeminus. 


Filllo  von  Triyeininusaffektioii  mit  Sektionsbofund. 


227 


US.    Beck  (:522) 

Verl.  s.  n:}. 


119.    Biims  (58 r 


120.  Cassiror    (CK») 
und  Schiff 


Myxoj^lioin  im  i^ci'citlii'  des  Pons 
und  (diom  d(\-i  rechten  Sch- 
hüeels. 


Anästhesie  der  Bindehaut 
bei  gleichzeitiger  links- 
seitiger Anästhesie. 


Tuberkuhisor  Tumor  in  der  I  Vnästhesie  der  Kornea  und 
(Jegend  de-i  Ka/,ialis-Abdu'/,ens- ;  Konjuiikliva.  besonders 
kerns,  weUher  fast  den  ganzen  ;  links  bei  Krhaltung  der 
Pons  durchsetzte.  Km|)findung    in   den    üb- 

rigen  (Jebieten. 

Degeneration     des     motorischen  Störungen  im  Bereiche  des 

Kernes  des  Trigeminus  und  der  sensiblen  und  motorischen 

spinalen  Wurzel.    (Aleoholismus  Trigeminus. 
clironicus.) 


121.  Nothnagel  (480)  Erweichungsherd    in    der    linken  i  Die  ganze  rechte  Seite  mit 
oberen   Ponshälfte.  Kinschluß  de-!  Trigeminus 

anästhetisch. 


122.  Hirano  (Oll; 


12r 


i<'ibrosarkom  des  rechten  Crus 
cerebelli  ad  pontem.  —  Er- 
weichung der  rechten  Hälfte 
der  MeduUa  und  Eingedrückt- 
sein der  rechten  Ponshälfte. 


Wernicke  (612)  Tumor  im  Pons,  welcher  den 
linken  Fazialis-  und  Abduzens- 
kern  vollständig  zerstört  liatte. 


124.  Oppenhei  m(277)  Tubei'kulöser  Tumor,  der  mit  dem 
größten  Teile  seiner  Zirkum- 
ferenz  in  der  L  Ponshälfte  saß. 


125.  Broadbent(327) 


Zwei  kleine syphiliti^cheTumoren, 
einer  im  Pons ,  der  andere  in 
der  MeduUa  oblongata. 


126.  Macgregor  (2H4)  Sarkom    in    der    rechten    Hälfte 
Vgl.  S.  i  12.  des  Pons  und  der  Mechdla  ob- 

longata.   '  Der    rechte    Nervus 
trigeminus  grau  degeneriert. 


12-; 


P.  ^[evcr  (355 
Vul.  S".  109. 


Apoplekti^cher  Herd  in  den  un- 
teren "^/j  des  Pons.  Rechts  der 
sensible  Trigeminuskern  noch 
erhalten,  aber  schon  in  die  Peri- 
plierie  des  Herdes  hereingezogen. 
Wegen  der  linksseitigen  An- 
ästhesie müssen  wir  annehmen, 
daß  in  der  Ausdehnung  des 
Herdes    die    zentrale    Faserung 

{  des  sensiblen  linken  Quintusund 
die  übrigen  Gesichtsnerven  der 

'  linken     Körperhälfte    getroffen 

1  worden  sind. 

128.  V.Monakow         'Tumor  von  Hülmereigröße  in  der  jZerebell.   Ataxie.   Neigung 


Rechts      Anästhesie      des 
Tr  igemi  nu  sgebietes . 


Auf  der  rechten  Seite  des 
Gesichts  und  Kopfes  die 
Sensibilität  vermindert. 

Anästhesie  im  oberen  Aste 
des  linken  Trigeminus. 


Anästhesie  der  rechten  Ge- 
sichtshälfte. 


Keratitis 

neuropara- 

lytica. 


Kerati  tis 

neuropara- 

ly  tica. 


Die     rechte     Kornea     an- '  R.    Kerati t. 
ästhetisch.  neuro  par  a- 

1  v  t  i  c  a. 


Linke  Gesichts-  und  Kör- 
perhälfte anästhetisch. 
Rechts  Hyperästhesie  de-; 
Gesiclits,  Konjunktiva  u. 
Kornea  dagegen  anästhe- 
tiscli. 


R.    Kerati  t. 

neuropara- 

1  vtica. 


(800) 


rechten  hinteren  Schädelgrube. 
Die  ganze  Regio  acustica  und 
Rückenmarks  -  Kleinhirnpartien 
durch  Druck  zerstört.  Akustikus 
und  Fazialis  degeneriert.  Ab- 
duzens,  ükulomotorius  usw.  ganz 
frei. 


nach  rechts  zu  fallen, 
Halbseitige  Blicklähmung 
nach  rechts.  Mit  Reiz- 
ersc  heinungen  ver  bu  ndene 
Parese  d&s  Fazialis  und 
Trigeminus. 


15* 


228 


Fälle  von  Trigeminusaffektion  mit  Sektionsbefiind. 


129.  Pick  (275) 
Vgl.  S.  76. 

im  Oppenheim(39] 


131.  Rosen  thal  (101) 
Vgl.  S.  109. 


132.  Beveridge  (582) 


133.   Sänne  (583) 


134.  Rosenthal (261) 
Vgl.  S.  124. 


135.  Rosen  thal  (579) 


136.  Romberg  (613) 


137.  Cantani  (585) 


Gumma    im    basalen   Teile    von  lAnaesthesia    dolorosa    im 
Pons  und  Oblongata.  Trigeminusgebiet. 


138.  Lombroso(,586) 


139.   ({MirdiuT  (587) 


Enzephalitischer  Herd,  welcher 
wesentlich  die  linke  Brücken- 
hälfte einnahm. 

Jni  Pons  mehrere  '/um  Teil  kon- 
fluierende Herde.  Die  meisten 
Basalnerven  grau  degeneriert. 

Weicher  Ponskrebs.  Rechte 
Hälfte  ganz,  linke  nur  vorn  zer- 
stört. 

Verkäster  Tuberkel  der  linken 
Hälfte  der  oberen  tSchichten  des 
Pons,  sich  erstreckend  über  den 
linken  Hirnschenkel  bis  hinab 
zum  Tractus  opticus,  nach  oben 
bis  zu  den  Vierhügeln,  überall 
die  Mittellinie  nach  rechts  über- 
schreitend. Medulla  oblongata, 
Kleinhirn  u.  Ponsnerven  intakt. 

Im  Pons  mehrere  konfluierende 
Herde  von  gummöser  Masse. 
Der  linke  Trigeminus  atrophisch, 
offenbar  infolge  der  Ponsaffek- 
tion. 

In  der  linken  Hälfte  des  Pons 
und  des  Kleinhirnschenkels  ein 
haselnußgroßer  Tumor, 


Tumor  in  der  rechten  Ponshälfte. 


Zwei  verkäste,  zusammen  hasel- 
nußgroße Tuberkel  in  dem  vor- 
deren Teile  der  linken  Pons- 
hälfte, unterhalb  des  linken 
Vierhügels,  fast  bis  zur  Brücken- 
mitte reichend. 

Oberhalb  und  hinter  dem  Pons 
ein  haselnußgroßer  Tumor,  sich 
adsdehnend  von  der  rechten 
Seite  des  Pons  bis  zur  unteren 
äußeren  Oberfläche  des  ent- 
sprechenden Kleinhirnschenkels. 
Zerebellum  verweicht. 

Tumor  an  der  Basis  des  Pons 
mit  Druck  auf  die  Kleinhirn- 
schcnkel  und  den  vorderen  Lap- 
pen des  Zerebellums. 


140.  Kojcw  iii  kof  f       jKrwcichungshc'rde    hauptsächlich 
(piivate  Mitteilung)    in  der  linken  Hälfte  der  Brücke. 


Links     Hyperästhesie     im 
Trigeminus. 


Links  Anästhesie  der  Kon- 
junktiva  und  Kornea. 


Anästhesie  der  rechten  Ge- 
sichtshälfte und  der  Ex- 
tremitäten. 

Sensibilität  in  beiden  Ge- 
sichtshälften vermindert, 
mehr  noch  in  den  Armen. 


Anästhesie       der 
Wange    und    des 

Auges. 


linken 
linken 


Anästhesie  links,  Lähmung 
der  linken  Kaumuskulatur 
u.  des  Geschmackes  link", 
Hemiplegia  alternans. 

Rechts  komplette  Trige- 
minusparese. 

Sensibilität  der  rechten 
Gesichtshälfte  vermindert. 
Lichtscheu  des  linken 
Auges. 


Schmerzen  in  der  rechten 
Supraorbitalgegend.  Voll- 
ständige Anästhesie  der 
link.  Körperhälfte.  Binde- 
haut injiziert. 


Die  Konjunktiva  gefühllos 


Hechts  y\nästhesie  des  Ge- 
sichts und  Auges.  Links 
vorübergehende  u.  gering- 
gradige Anäst  hcsie.  Links 
Lagophthalmus     paralyt. 


L.    Keratit, 

neuropara- 

lytica. 


Kerati  tis 

neuropara- 

lytica. 


L.    Keratit. 

neuropara  - 

Ij'tica. 


Fülle  \()ii  'rriuciniiiiisarfcktioii   iiiil    ScktiimslicfiiiHl. 


229 


Ml.  Eiichseii  (.")SS)  .M  indcl^jiroiicr 'riil)crk(>llätii:s  der  Anästhesie  des  rechten 
Medulla  oblon^iata  in  den  1\".  !  Arms  und  der  rechten 
Wntrike!  hincinra'iend.  |   Gesichtshälfte. 


142.   Mai  rot  (022) 


Aniisllicsic  (\i'v  linken  Gc- 
sichtshiUltc  und  der  linken 
Kxtreniitiiten. 


14:5.   Blessiti  (.")2S) 

144.  Petrina  (51.5) 

145.  Petrina  (I.e.) 

146.  Stunde  (529) 


'i^inior  der  reelileii  niiickenliii  Ute, 
am  l^oden  de-;  IV.  VontrikeN  an 
die  Oberfläche  tretend.  Rechts 
Kompression  des  Cnis  cerehelli 
ad  medidlam  ol)l()n}i;atani.  Crus 
eerehii   eiweieht. 


WaliudJiiroBes    Kystosarktim    an  ,  Anästhesie      des      recliten 
der     Hinterwand     des     rechten!  Trigcminus. 
Kelsenheins,  den   l'ons  und  den  I 
unltTcn   vorderen  Teil  des  ('ere- 
hellniu    komprimierend.  ■  | 

Neuroni   de^  link. 'rriifeminus  mi(    Anfallsweise    Puötung    des 
Kom])ression  d.  link.  F'oushälfte.    ( Je^i(■ht-:  mit  Kopfschmer?,. 

S,)|itarer     Tuberkel      im     linken    In  der  linken(  Jesichtshälfte 
Kleiniiirn-chenkel.   Zweierbsen-     erhöhte  iSensihilität. 
große  T(d)erke]  im  Zentrum  ilvs  i 
oberen   l'onsteiles.  1 

Zwischen  Pons  und  Felsenbein  Kopfschmerz,  rechte  Ge- 
am  unteren  vorderen  Rande  des  j  sichtshälfte  anästhetivch. 
Kleinhirns  ein  walnußgroßes  j 
Kystosarkom.  Rechte  Ponshälf  te 
atrophisch. 


147.  Lüderitz  (572)     Multiple  Tuberkel  in  der  Hirn- 
'  :  rinde  im  Streifen  und  Sehhügel. 
!  in  der  Med<dla  und  im  Pons. 


148.  Bange  (573) 


149.  Carpani  (574) 


150.  Petrina  (515) 


151.   Bernhardt 


Nach  außen  am  linken  Corpus 
restiforme  ein  nußgroßer  Tu- 
berkel, sich  in  die  linke  Brücken- 
hälfte und  den  linken  Brücken- 
arm hineinerstreckend.  Nach 
außen  von  diesem  Tumor  ein 
zweiter  bohnengroßer. 

Am  rechten  Kleinhirnstiel,  nahe 
der  Brücke  ein  bohnengroßes 
Fibrom.  Kleine  Narbe  im  linken 
Thalamus  opticus. 

Taubeneigroßes       Neurom       de-i  i Sensibilität  rechts  am  Ge- 
re;'hten  Ak'istikus.    Erweichung  j  siclit   und    den   Extremi- 
der  rechten Kleinhirnliemi^phäre  i  täten  v^ermindert.  Exoph- 
des    rechten   Crus    cerebelli   ad     thalmus  duplex, 
pontcm,   der  rechten   Brücken- 
hälfte.   Abplattung  des  rechten 
Pediniculus  cerebri. 


5S0)  Die  nach  der  ]\Iedidla  oblongata 
zu  gehende  Partie  der  i-echten 
!  Ponshälfte,  sowie  die  rechte 
oberhalb  derPvramidenkreuzung 
gelegene  Hälfte  der  MeduUa  ob- 
longata selbst  von  gliomatösen 
Massen  eingenommen.  Rechter 
vorderer  untererKleinhirnlappen 
komprimiert. 


R.   Keratit. 

neuropara- 

ly  tica. 

L.    Keratit. 

neuropara 

iy  tica. 


R.    Keratit. 

neiiropara- 

ly  tica. 

R.    K(>ratit. 

neuro  para- 

ly  ti  ca. 


II.    Keratit. 

neuropara- 

Ivtica. 


230 


Fälle  von  Trigeminusaffektiou  mit   Sektionsbefuiul. 


152.  Takäcs  (584) 


15.3.  Webber  (589) 


154.  V.  Diozda(5yO) 


155.  Bartholow  (5<Jr 


Haselnußgroßes  Sarkom  dei' 
Hypophyse.  Faustgroßes  Sarkom 
im  Wurm  des  Kleinhirns,  in 
beideHemisphären  h  ineinragend. 

Zwei  walnußgroße  Abszesse  im 
linken  Kleinhirn,  die  sich  aus 
einem  Gliom  entwickelten. 


Hyperästhesie  im  linken 
Trigeminusgebiet.  Sen«i- 
bilit;ät  sonst  erhalten. 


Schmerz  in  der  linken  Ge- 
sichtshälfte. Anästhesie 
der  linken  Wange  und  des 
linken  Auges.  Linke  Kau- 
muskeln gelähmt. 


Sarkom    der    linken    Kleinhirn-  Ameisenlaufen  in  der  link, 
hemisphäre,   den  IV.   Ventrikel     Gesichtshälfte, 
ausfüllend. 


Unterhalb  \ind  nach  vorn  von 
der  rechten  Hemisphäre  ein 
derber  Tunior,  rechts  die  Medulla 
und  den  Vagus  komprimierend. 


Schmerz  im   Bereiche   des 
linken  Trigeminus.   Linke 

Gesichtshälfte  geschwol- 
len und  gerötet.  Anästhe- 
sie links  im  Gesicht. 


Sitz  dt'S  Kiankheitsherdes   im  Keingebiet  des  Trigeminus. 


156.  Kolisch  (389) 


157.   Gee   and   Tooth 

(408) 
Vgl.  S.  123. 


158.  Jolly  (330) 
Vgl.  S.  103. 


159.   Jannsen  (592) 


160.  Macgregor  (.392; 
Vgl.  S.  127. 


161.   Schiess-  Gem  u- 
reus  (593) 


Tuberkel   der   rechten    Brücken-   Verminderte      Sensibilität 
hälfte.     Zerstöning   beider   Ab-     des  linken  Trigeminus. 
duzenskerne,  des  h  interen  Längs - 
bündeis,    des    rechten   Fazialis- 
kernes      und      weniger       des 
rechten  Trigeminuskerns. 

Blutung  in  die  Brücke.    Dieselbe  Rechte  Hornhaut  u.  rechte 
hatte  den  sensiblen  und  motori-     Gesichtshälfte      anästhe- 


schen  Kern  desTrigeminus  rechts 
zerstört. 

Gliom  am  Boden  des  IV.  Ven- 
trikels. Die  Geschwulst  lag 
wesentlich  links  und  hatte  ihre 
stärkste  Ausdehnung  entspre- 
chend dem  spinalen  Brücken- 
abschnitt. Der  Trigeminuskern 
links  zerstört. 

Sarkom  der  rechten  Brückenseite. 
Ein  Teil  des  sensiblen  Trige- 
minuskerns zerstört. 

Ein  bereits  verkäster  Tuberkel 
im  Pons.  welcher  die  Trigeminus - 
kerne  beiderseits  betroffen 
hatte. 

Großer  Tuberkelknoti'U  in  der 
Rauteagru  be. 


tisch. 


Anästhesie  im  Bereiche  des 
linkenTrigeminus  und  der 
linken  Kaumuskulatur. 


R.    Keratit. 

neuropara- 

ly  tica. 

Beider.-eits 

Kerati  tis 

ncuro))ara- 

lytica. 

Keratitis 

ncuroi)ara- 

1  Vtica. 


Dazu    kommen    noch    63    Fälle    von  Exstir])ati(m    des    Ganglion    Gasseri ,    wobei    15  mal 

Keratitis    neuropaialytica    eingetreten   war.  Ob   jedoch    bei   dieser    Zusammenstellung   einzelne 

Fälle    inehrmals   aufgeführt  sind,    ließ   sicli  nicht    sicher   bestimmen ,   da   uns   nur  Referate  zu- 
gänglich waren. 


rällc  voll  Tiif^eminusaifcktion  mit  »Scktioiiöbcfuutl.  231 

Wenn  sicli  auch  leider  die  lädicrU'ii  Strecken  im  Verl.iiifc  des  l'ri.^e- 
iiiiiiiis  aus  den  Aorlie^u-nden  Berichten  oft  nicht  so  präzise,  wie  es  gerade 
AvünschensAvert  wäre,  ])estiinnien  hissen,  so  wollen  wir  doch  eine  Zusammen- 
stelhnig  des  Materials  nach  (h-n  Gruppen  üheischriften  hier  der  Ül)er- 
sichtHchkeit  wegen  noch  einmal  vorführen.  Jedenfalls  läßt  sieh  alx'r  mit  Be- 
stimmtheit aus  der  Suuiine  der  hier  angefülirten  Fälle  der  Satz  abstrahieren, 
daß  klinisch  von  allen  Stellen  im  Verlaufe  des  Nervwurzel- 
Kei-napparates  dr<.  Tiige  minus  aus  his  jetzt  durch  Ei'krankun  gs- 
lieide    eine   KtM'atitis    neuro[)aialytica    Iht vorgerufen    worden    ist. 

Es  fanden  sich  : 

Angriffspunkt  der  Zahl  der  erkrankten  darunter  mit 

Krankheit  Fälle  Keratitis  neurop. 

Fissura  orhit.  sup.  u.  sin.  cavern.  1"2  2 

Fissura  orhit.  und  basal.  Verlauf  des  V.      (5  4 

Basaler  Verlauf  der  einzelnen  Äste  '23  (2  dop})els.)      11 

Äste  und  Ganglion  Gasseri  18  .              (> 

Ganglion  Gasseri  7  3 

Ganglion  Gasseri  und  Stannu  7  2 

Äste,  Ganglion  und  Stamm  3  2 

Stamm  allein  21  10 

Stamm  und  Wurzeln  12  4 

\\'urzelgebiet  allein  11    (2  doppeis.)         4  (1   d(i}i[)els.) 

Ganglion,  Stannn,  Wurzel,  Ivern  1  0 

Wurzel-  imd  Kerngebiet  42  (3  doppeis.)      12 

Kerngebiet  des  V.  7  (1  doppeis.)        4  (1  du})pel-^.) 


170  64 

§  220.  Bevor  wir  uns  nun  zur  SchikU^rung  des  Wesens  der  Keratitis 
neuroparalytica  und  zur  Kritik  der  bis  dahin  aufgestellten  Theorien  über  das 
Zustandekommen  diesei-  Hornhautaffektion  wenden,  erscheint  es  zunächst 
angemessen,  noch  diejenigen  Erfahrungen  und  Ansichten  zusammenzustellen, 
welche  über  die  physiologischen  Ernährungsverhältnisse  der  Hornhaut  im 
Normalzustande  bis  dahin  aufgestellt  w^orden  sind. 

Im  großen  und  ganzen  kann  man  die  hier  hervorgetretenen  Anschauungen 
in  drei  Kategorien  teilen : 

1.  in  solche,  welche  als  Ernährer  des  Hornhautgew^ebes    lediglich 
die  Konjunktiva  ansehen; 

2.  in    solche,    w^elche     allein     oder     ganz     vornehmlich     dem 
Kammer  Wasser  diese  Rolle  zuschreiben; 

3.  endlich  in  solche,  welche  dem  Kammer wasser  und   der  Kon- 
junktiva die  Ernährung  des  Hornhautgewebes  unterstellen  sollen. 


232  Ernährung  der  Hornhaut  im  Normalzustande. 

Die  Ernälii'ung'  der  Hornhaut  im  Normalzustände. 

1.  Die  Kolk'  der  Konjuiiktivi«  iiiid  Sklera  hei  der  J^rnäliruug. 

§  221.  x\acli  Pflüge:'  (694)  Ijestdit  ein  Saitstiuin,  der  vom  Rande  nach 
dem  Zentrum  der  Hornhaut  gerichtet  ist.  Die  Konjunktiva  und  Sklera  sind 
bei  der  Zufidu'  der  Ernährungsflüssigkeit  zur  Hornhaut  beteiligt,  und  zwar  die 
Konjunktiva  für  die  ol)erflächlichen,  die  Sklera  für  die  tiefen  Schichten.  Auch 
die  pathologischen  Beobachtungen  sprächen  direkt  für  die  Wichtigkeit  der 
Konjunktiva  für  die  Ernährung  der  Hornhaut  und  gegen  deren  Ernährung  von 
der  vorderen  Kammer  (Blemiorrhoea  neonatorum). 

Auch  Denissenko  (697)  glauljt,  daß  die  Ernährung  der  Hornhaut  von 
den  oberflächlichen  und  tiefen  Gefäßen  der  Sklera  ausgehe,  ohne  daß  jedoch 
besondere  Gefäße  für  einen  jeden  Teil  der  Hornhaut  existierten.  Aus  den 
Skleralgefäßen  werde  die  Ernährungsflüssigkeit  durch  die  Faserbündel  und 
Skleralspalten  bis  zur  Grenze  der  Hornhaut  geführt,  wo  sie  von  den  Saft- 
kanälchen  und  Lücken  aufgenommen,  durch  die  ganze  Dicke  der  Hornhaut 
verteilt  und  in  die  Vorderkammer  ausgeschieden  werde.  Der  Flüssigkeits- 
strom gehe  also  in  der  Hornhaut  von  der  Peripherie  zum  Zentrum,  und  zwar 
von  vorn  nach  hinten. 

2.  Die  Rolle  der  vorderen  Kammer  bei  der  Ernährimg. 

§  222.  Nach  Knies  (698)  erfolgt  der  endliche  Abfluß  des  gesamten  aus- 
genutzten Ernährungsmaterials  von  der  vorderen  Kammer;  auch  werde  die 
gesamte  Ernährung  der  Kornea  vom  Kammerwasser  aus  besorgt,  und  hier 
geschähe  der  Abfluß  nach  dem  subkonjunktivalen  Gewebe  hin.  Das  hintere 
Epithel  der  Hornhaut  sei  kein  Hindernis,  sondern  ein  Regulator  für  das  Durch- 
dringen der  Nährflüssigkeit.  Ein  Teil  der  im  Fontanaschen  Räume  aus- 
tretenden Flüssigkeit  folge  den  wesenthch  konzentrischen  Spalträumen  der 
Sklera,  um  in  immer  mehr  nach  außen  gelegene  Schichten  und  schließlich  in 
den  Raum  der  Tenonschen  Kapsel  und  der  Sehnervenscheide  zu  gelangen. 

Die  Annahme,  daß  der  Humor  aqueus  der  Ernährung  der  Hornhaut 
dienen  könne,  wurde  von  Denissenko  (697)  eingehend  bekämpft.  Durch 
die  Descemetische  Haut  sickere  die  ül)erschüssige  Ernährungsflüssigkeit  der 
Hornhaut  in  die  vordere  Kammer,  die  gewissermaßen  einen  erweiterten  Alj- 
fülu'ungsgang  für  den  Humor  aqueus  darstelle.  Die  Stomata  der  Descemetischen 
Haut  seien  die  zur  Vorderkanmier  führenden  Ausführungsgänge  für  die  zur 
Ernährung  der  Hornhaut  untauglichen  Stoffe. 

Nach  Leber  (699)  wird  die  Hornhaut  hauptsächlich  durch  da,s  Rand- 
schlingennetz  ernährt,  zum  geringen  Teile  al)er  auch  durch  das  Kainmer- 
wasser,  welches  durch  Diffusion  in  die  Hornliaut  eindringt.  Das  tUirch 
Diffusion  in  die  hinteren  Schichten  der  Hornhaut  gelangte  Kammer- 
wasser dürfte  dann  zur  Ernährung  dieser  Schichten  beitragen.    Die  Diffusion 


Eniälinin^  der   lloriiluuil    im   Xornial/Jistaiulo.  233 

kiiiiii  aucli  in  iiiii.ut'kclirl^cr  Iticlit.iiii.u  xoii  xoni  ji:icli  liickwärts  (Atr()))iii- 
iitslillatiioiicii)  \()i'  sich  ;j;('licii.  Ijchcr  luvi  ^czcifj;!,  daß  das  liinicrc  PijiiMicl 
('S  Isis  Avclclics  dci'  j*'ilirali()ii   Nun    l'^lüssiifkcit  im  Wcf^c  steht. 

Auch  Haiivicf  (700)  stiiiinit  di'iii  hei,  (hiß  das  J'jiiidrin^fcii  (U'S  Kamiiici- 
wassci's   in   die   Siihstaii/    drv   lh)nihaiit  durch   das    l'jiidothcl    Nciliiudcri,   wird. 

Ulrich  (701)  wendet  sich  ge^cn  (he  Lehre  Lehers,  (hiß  von  ([vr  vorcU-reii 
Au<^M'nk-uninei'  ein  Kindringen  des  liunioi'  a(iueus  in  die  Hornhaut  nicht  statt- 
i'iin(h',  solange  das  J'^indothel  intalct  sei.  Durch  theoretische  Erwägungen  ühei- 
Osmose.  Filtiaiion.  lmhil)ition  und  durch  Expei'imente  sucht  ei-  den  Nach- 
weis zu  füliivn,  daß  tatsächlich  Wasscn;  aus  der  vorderen  Kannner  in 
mäßigen  INhnigen  in  die  Hornhaut  eintritt,  um  dann  stets  nach  der  Peri- 
pherie der  Hornhaut  umzuhiegen,  wo  es  nach  der  Konjunktiva  hin  aus- 
geschieden werde. 

Auch  Schöler  und  Uhthoff  (702)  stinnnen  der  Ansi<jht  hei,  daß  (he 
l'jrnährung  der  -Honüiaut  unter  normalen  Verhältnissen  vom  Kammerwasser 
aus  stattfindet.  Durchschneidung  des  Halsstranges  des  Sympathikus  mit 
und  ohne  Exzision  des  ohersten  Halslmotens  beschleunige  die  Sekretion  des 
Kammerwassers;  noch  mehr  tue  dies  die  intrakranielle  Durchschneidung  des 
Trigeminus,  und  zwar  bewiesen  partielle  Durchschneidungen  des  letzteren, 
daß  die  betreffenden  sekretorischen  Fasern  im  medialen  Viertel  des  Ganglion 
Gasseri  verliefen. 

Nach  Lebers  neuestem  Keferate  (703)  hat  der  Plüssigkeitswechsel  im 
Auge  die  Aufgabe,  den  optischen  x\pparat  unverändert  zu  erhalten  und  die 
Konstanz  der  Krümmung,  wie  die  Durchsichtigkeit  seiner  brechenden  Teile 
zu  sichern.  Die  Erfüllung  dieser  Erfordernisse  hänge  von  der  stets  gleich- 
l)k'ilienden  Höhe  des  intraokularen  Druckes  ab.  Die  Druckdifferenz  zwischen 
Lüialt  und  Umgebung  der  Gefäße  vermittele  die  Absonderung  der  den  Augen- 
druck unterhaltenden  Flüssigkeit,  die  durch  die  Gefäßwände  und  das  Epithel 
des  Ziliarkörpers  filtriert  werde.  Leber  hält  daran  fest,  daß  die  Ziliarfortsätze 
das  eigentliche  Sekretionsorgan  der  intraokularen  Flüssigkeit  wären  und  be- 
zweifelt, daß  die  Vorderfläche  der  Iris  sich  an  der  Absonderung  beteihge. 

Als  Eegulator  des  Augendruckes  diene  die  elastische  Spannung  der  Augen- 
kapsel. Die  Flüssigkeitsabfuhr  des  Auges  werde  durch  Filtration  in  d(^n  Circulus 
venosus  und  im  Geringen  durch  die  perivaskulären  Räume  der  Zentralgefäße 
vermittelt. 

Die  Hornhaut  verdanke  die  Erhaltung  ihrer  Integrität,  trotz  des  Fehlens 
der  Blutgefäße,  ihrem  starken  Anziehungsvermögen  für  Wasser,  von  dem  sie 
das  4 — 5 fache  ihres  Gewichtes  aufnehmen  könne.  Durch  ihre  Lage  zwischen 
dem  flüssigkeitsreichen  Bindehautsacke  und  der  Vorderkammer  sei  sie  am 
wirksamsten  gegen  Vertrocknung  geschützt.  Epithel  und  Endothel  wirken 
als  Schutz  gegen  zu  starke  Flüssigkeitsaufnahme.  Die  Flüssigkeit  sei  in  der 
Hornhaut  nicht  frei,  sondern  physikalisch  absorbiert.  Das  Er-nährungsbedürfnis 
der  formgebenden  Teile  des  Auges  sei  gering,  da  nur  arbeitsleistende  Elemente 


234  Die  rein  trophische  Theorie. 

des  Körpers  einer  steten  Stoffzufulir  bedürften.  Die  Gefäßlosif^keit  dieser 
Teile:  der  Hornhaut,  der  Linse,  des  Glaskörpers  sei  deshalb  kein  Mangel,  da 
ihr  geringem  Nahrimgsbedürfnis  auf  dem  Wege  der  Diffusion  völlig  gedeckt 
werde.  Die  Stoffzufuhr  werde  durch  die  Interzellularsubstanz  vermittelt;  bei 
den  EpitheHen  lägen  die  Ernährungswege  in  dem  feinen  interzellularen  Lücken- 
system. Die  Hornhaut  anlangend  verwirft  Leber  die  Annahme  von  Saft- 
kanälchen,  vielmehr  glaubt  er,  daß  die  Zufuhr  des  Ernährungsmaterials  ganz 
diffus  durch  die  Intrazellularsubstanz  wesenthch  durch  Diffusion  erfolge. 
EigentHche  Nährsubstanzen  hätten  dieselbe  Art  der  Zufuhr,  da  die  Desceme- 
tische Membran  für  Eiweißkörper  durchlässig  sei.  Die  Vermittlung  hätten 
in  erster  Linie  die  Kandgefäße,  doch  könne  eine  Beteiligung  des  Vorderkammer- 
wassers nicht  in  Abrede  gestellt  werden. 

§  223.  Wir  gehen  nun  an  die  Schilderung  der  bis  dahin  über  das  Wesen 
der  Keratitis  neuroparalytica  zur  Entwicklung  gelangten  Theorien. 
Indem  wir  uns  dabei  in  experimentell  physiologischer  Hinsicht  an  die  verdienst- 
volle Zusammenstellung  E.  v.  Hippels  (704)  anlehnen,  wollen  wir  die  für  und 
wider  die  einzelnen  Hypothesen  sprechenden  klinischen  Erfahrungen  in  Parallele 
zu  den  einzelnen  Angaben  der  Forscher  anfülnen. 


Theorien,  welche  trophische  Einflüsse  des  Nervus  trigeminus  (im 
weitesten  Sinne)  annehmen. 

a)  Die  rein  trophische  Theorie  (vgl.  auch  S.  67,  §  7.5). 

§  224.  Magendie  (705),  welcher  als  erster  experimentell  physiologisch 
das  Auftreten  der  Keratitis  neuroparalytica  bei  Durchschneidung  des  Trige- 
niinus  nachgewiesen  hatte,  erkannte  dem  Trigeminus  eine  direkt  die  Er- 
nährung der  Kornea  beeinflussende  Einwirkung  zu.  Es  sollten  also 
im  Trigeminus  trophische  Fasern  verlaufen,  welche  durch  die  ZiUarnerven 
dem  Auge  zugeführt  würden.  Wurde  nämlich  der  Trigeminus  in  der  Schädel- 
höhle durchschnitten,  so  trat  im  Verlaufe  von  einigen  Tagen  ein  Zerfall  der 
Hornhaut  auf. 

Bezüghch  des  Verlaufes  dieser  trophischen  Fasern  will  Merkel  (70()) 
die  zentrale  Wurzel  derselben  nachgewiesen,  und  Meißner  und  Büttner 
(siehe  später)  den  Verlauf  dieser  Fasern  als  den  am  meisten  nach  innen  ge- 
legenen verfolgt  haben. 

Nach  Magendie  und  Longet  würden  jedoch  die  trophischen  Fasern 
für  den  Bulbus  erst  im  Ganglion  Gasseri  dem  Trigeminus  zugebracht,  da 
Durchschneidung  des  Stammes  zentralwärts  von  diesem  Ganglion  keine  trophi- 
schen Störungen  zur  Folge  hätte.  Hierbei  müßte  natürlich  an  den  Sympathikus 
gedacht  werden,  der  diese  Fasern  zufülire. 

Bezüglich  der  Frage,  wie  man  sich  diesen  Einfluß  trophischer  Fasern 
eigentUch  vorstellen  solle,  wäre  folgendes  anzuführen: 


Die  rein  (ropliisclic  Theorie.  235 

W.  Kiiliiic  (707)  sali  auf  llciziiiijj;  dcv  I  loiiiliaiil  iici  ach  die  J  loniliaui- 
kciijH'iclicn  sich  ln'wcgcii.  J^jS  scliicii  nun  nicht  aus^a'schlosscn,  daß  die  üc- 
Avcijfuii^'  (hcscr  Kör])(>rch('n  auf  (Uc  normale  Safthcwcgiuiff  im  Ka-nalsystonc 
der  Ivoiiica  von  l^jinfluß  sei.  Ist  sie  ahef  ahhängi«,'  vom  Nervensystem,  so 
luiil:')   die   Zersiciruiiii;   desselhen   auch   l^jinähiungsstciiunj^fen   nach    sich    ziehen. 

(iaule  (7()S)  betont  die  sichtbaren  Verändeiun^fen  aii  den  Hornhaut- 
k()i|ierchen,  die  ef  in  neuestef  Zeit  beobachtet  habe,  l^jf  weist  nach,  daß  die 
für  die  Regeneration  des  i5erst()rten  Hornhautgewebes  so  wichtigen  Hornhaut- 
kör})t'rchen  nach  Trigeminusdurchschneidung  nekrotisch  würden  und  /u 
Stüi'inigen  des  Stoffwechsels  führten.  Die  Existenz  besonderer  tio- 
phischer  Fasern  in  dov  Hornhaut  bestreitet  er  jedoch,  da  überhau})t 
keine  zentrifugalen  Fasern  zur  Hornhaut  gelangten  (vergleiche  hiermit 
S.  59,  §  65). 

('laude  IJcMiiard  (700)  schließt  sich  in  seinen  ersten  Mitteilungen  im 
wesentlichen  Magendie  an.  Beide  Forscher  hoben  außeixlem  hervor,  daß 
die  Wirkung  der  Durchschneidung  eine  verschiedene  sei,  je  nach 
der  Stelle  der  Nervenbahn,  an  der  sie  vorgenommen  werde.  Falle 
der  Schnitt  peripher  vom  Ganghon  Gasseri,  dann  sollten  die  Symptome 
rasch  und  intensiv  auftreten,  bei  zentraler  Lage  vom  Ganglion  langsamer  und 
schwächer  sich  zeigen,  bei  Durchtrennung  der  Nervenbahn  im  verlängerten 
Marke  vollständig  fehlen. 

Gaule  (708)  hat  diesen  Gedanken  aufgenonnnen  und  experimentell 
weiter  verfolgt.  Wenn  er  nach  dem  Verfahren  Magendies  und  Claude 
Bernards  den  Trigenünus  innerhalb  der  Schädelhöhle  vöUig  durchschnitt, 
so  zeigte  sich  das  darauffolgende  Verhalten  der  Hornhaut  sehr  verschieden  je 
nach  der  Stelle,  an  w-elcher  der  Nerv  getroffen  worden  war,  ob  hinter  dem 
Ganglion,  im  Ganglion  selbst,  oder  vor  ihm  im  Gebiete  des  Ramus  ophthal- 
micus.  Nur  wenn  der  Schnitt  im  Ganglion  oder  vor  ihm  verlief, 
erfolgten  trophische  Veränderungen  an  der  Hornhaut.  Dagegen 
Ijeraubte  die  Schnittführung  hinter  dem  Ganglion,  also  zwischen  diesem  und 
der  Brücke  die  Hornhaut  erst  des  Gefühls  und  führte  dann,  wenn  das 
Auge  nicht  vor  Verletzungen  sorgfältig  geschützt  wairde,  zu  Entzündungen  der 
Kornea  und  Zerstörungen  des  Auges  in  der  bekannten  Weise.  'Die  charakteristi- 
schen Veränderungen  der  Kornea  aber,  die  nach  den  beiden  anderen  Ver- 
letzungen eintraten,  kamen  nicht  zur  Erscheinung.  Da  nun  Gaule  bei  der 
mikroskopischen  Untersuchung  fand,  daß  der  Ramus  ophthalmicus 
N,  Trigemini  beim  Kaninchen  in  seinem  ganzen  Verlaufe  fast 
bis  zum  Austritt  aus  der  Schädelhöhle  einen  außerordentlichen 
Reichtum  an  Ganglienzellen  aufweist,  so  kommt  er  zu  dem  Schlüsse, 
(laß  die  Ursache  der  trophischen  Störung  in  diesen  Ganglienzellen  liege;  sie 
träte  immer  ein,  wenn  letztere  durch  den  Schnitt  getroffen  würden.  Fünfzehn 
dünnten  nach  der  Durchschneidung  der  GangKen  selbst  gelänge  es,  erhebliche 
Veränd^-ungen  am  Epithel  der  Hornhaut,  in  den  Körper chen  der 
Grundsubstanz,    am  Endothel   dei'  Desce  nietischen   Membran   und 


236  Die  rein  trophische  Theorie. 

sogar  im  Kamiiiürwasscr  iiaclizuwoiscii.  Gaule  fand  au  uiuscliiiclK'iicii 
Stellen  Nekrose,  an  anderen  vermehrte  Neubildung  der  Zellen. 

kuii  diesen  Befunden  ergäbe  sieli,  daß  jene  Gewebe  in  ihrer  J'lr- 
nährung  untei'  dem  Einflüsse  der  Ganglienzellen  stünden;  eist 
auf  diesem  veränderten  Boden  entwickle  sich  unter  der  l^jin- 
wirkung  äußerer  Schädlichkeiten  die  iieuroparaly tische  Horn- 
hautentzündung. Anästhetisch  wüide  die  Kornea,  wenn  uum 
nur  die  Fasern  des  'L'rige  minus  durclischnitte,  anästhetisch  und 
trophisch  vi-rändert  würde  sie,  weim  man  gleichzeitig  jene  Ganghen  verkd.ze, 
wie  es  geschähe,  wenn  man  die  Durchschneidung  im  Ganglion  Gasseri  a.u^;- 
führe.  Die  Ganglie-nzellen  wären  es  also,  welche  dem  Nerven  die 
trophischen  Eigenschaften    mitteilten. 

Auch  Bernhardt  (710)  stimmt  diesen  Angaljen  in  der  Eichtang  zu, 
wenn  er  schreibt:  Fast  alle  Autoren,  wie  Erb,  Nothnagel  und  Gowers 
sind  darüber  einig,  daß  die  sog.  neuroparalytische  Keratitis  bisher  nur  bei 
basalen  Läsionen  des  Nerv,  trigeminus  beobachtet  worden  sei,  daß  aber  ihr 
Vorkonnnen  bei  in  der  Brücke  oder  noch  weiter  zentralwärts  gelegenen  Herden 
noch  nicht  mit  genügender  Sicherheit  nachgewiesen  worden  wäre. 

von  Graefe  (711)  sah  sich  ebenfalls  zur  Annahme  von  direktem  (tro- 
phischem)  Nerveneinflusse  veranlaßt.  In  der  mangelhaften  Befeuchtung  der 
Hornhaut,  wegen  verminderter  oder  aufgehobener  Tränensekretion  sucht  er 
nur  einen  Beschleunigungsgrund  für  das  Zustandekommen  der  Entzündung. 

§  225.  Nach  unseren  Zusammenstellungen  stehen  der  Annahme  direkter 
trophischer  Fasern  im  Trigeminus  die  klinischen  Erfahrungen  im  allgemeinen 
nicht  entgegen.  Denn  die  Tatsache,  daß  nur  in  V3  der  bekannten  Fälle  von 
Trigeminusläsion  mit  Sektionsbefund  Keratitis  neuroparalytica  zur  Entwick- 
lung gekommen  war,  ließe  sich  mit  der  Annahme  erklären,  daß  entweder  die 
trophischen  Fasern  für  widerstandsfähiger  gehalten  werden  nn'ißten,  oder 
daß  dieselben  von  dem  betreffenden  Herde  nicht  getroffen  worden  wären.  Für 
die  leichtenui  Affektionen  der  Hornhaut  müßte  man  dann  annehmen,  daß  nur 
wenige  trophische  Fasern  lädiert  worden  seien. 

Es  fragt  sich  nun,  wie  verhalten  sich  zu  dieser  Lehre  die  Kr  aus  eschen 
Erfahrungen  (vgl.  S.  80),  die  ja  als  operativer  Eingriff  dem  physiologischen 
Experimente  am  Menschen  gleich  zu  setzen  sind.  Auch  diese  ließen  sich  nüt 
Kücksicht  auf  die  Gauleschen  Tierversuche  wohl  erklären.  Denn  in  den 
Krauseschen  Fällen  handelte  es  sich  ja  um  völUge  Ausrottung  des  Ganglion 
Gasseri  und  des  Trigemiimsstammes.  Weil  dab(>i  die  Durchtrennung  der  Trige- 
miiuisleitung  im  Ganglienzellen  fieie  m  Abschnitte  (^rfolge,  käme  es  eben 
wegen  der  Erhaltung  jeiiei-  Ganglienzelh^i  zu  keinei-  trophischen  Stöiuiig.  1'jS 
fände  auch  diese  Theorie  in  dem  rolgeiiden  Falle  Krauses  (I.  c.  (')*.<)  eine  an- 
gebliche Stütze.  Derselbe  hat  nach  peri])herei-  Entfeinung  des  I.  Trigeminus- 
astes  eine  Keratitis  neuroparalytica  auftreten  sehen,  woliei  der  Nervus  su})ra- 
orbitalis  von  der  Augenbrauengegend  her  möglichst  weit  nach  hinten   bloß- 


])ie  rein  (ro])liis(lie  Theorie.  237 

}^fclc<4(i     und     iKU'li     (Iciii     'riiicrsclisclicii    Wilalucu     liUi^rsaiii    liciULisgedivlit 
^V(J)•(l('ll  AV;u'. 

Duß  dem  Trigeminus  trophische  Funktionen  innewohnen,  liatten  wii' 
hci'.'iis   auf    S.    151    auf    (irund   einschlägiger   kUnischer   Beoha-clitungen   aus- 

g('Spi-()('llCll. 

§  22t).  Unter  den  physiologischen  Gegnern  des  Vorhandenseins 
rein  trophischer  Fasern  im  Trigeminus  äußert  sich  zunächst  E  an  vier  (715) 
folgendermaßen :  Fortgesetzte  Experimente  hätten  ergeben,  daß  die  Ernährung 
der  Kornea  ihren  regelmäßigen  Fortgang  nähme,  auch  nachdem  alle  sich  dahin 
hegel)enden  Nerven  durchschnitten  worden  wären.  Es  gäbe  also  keine  tro- 
phischen  Nerven  in  der  Kornea. 

Schiff  (71G)  erklärt  die  Behauptung  Magendies  und  Claude  Ber- 
nard s,  daß  vei'schiedent'  Lagen  des  Sclmittes  im  Trigeminus  verschiedene 
Folgen  hätten,  für  unbegründet. 

Gegen  diese  Ansicht  und  diejenige  Gaules,  wonach  der  Herd  im  Ver- 
laufe des  Eamus  ophthalmicus  resp.  in  den  denselben  umgebenden  Ganglien- 
zellenhaufen gelegen  sein  müsse,  sprechen  nach  unserer  Ansicht  direkt  die 
Befunde  der  nach  dem  Angriffspunkte  des  Kranklieitsherdes  zusammenge- 
stellten Fälle  von  Läsion  des  Trigeminus  mit  Sektionsbefund  (siehe  S.  225, 
Nr.  95—165). 

Was  nun  noch  die  von  Gaule  15  Minuten  nach  der  Durchschneidu]ig 
des  Trigeminus  und  jener  Ganglien  im  Hornhautepithel  gefundenen  und  von 
ihm  für  trophische  Störungen  gehaltenen  Grübchen  betrifft,  so  hält  auch 
Decker  (717),  welcher  diese  Grübchen  und  Einsenkungen  mikroskopisch 
untersucht  hat,  dieselben  für  eine  Stütze  der  trophischen  Theorie. 

Hanau  (718)  dagegen  hat  durch  eine  Reihe  von  experimentellen  LTnter- 
suchungen  festgestellt,  daß  die  gleichen  Grübchen  auch  an  normalen  Augen 
stets  dann  auftreten,  wenn  längere  Zeit  hindurch  der  Lidschlag  vermindert 
gewesen  ist.  Dieselben  sind  demnach  keine  Folge  der  Trigeminus- 
duichschneidung,  sondern  der  Vertrocknung. 

Diese  Anschauung  Hanaus  wurde  auch  durch  Untersuchungen  von 
E.  V.  Hippel  imd  A.  Ollendorff  bestätigt  und  unterstützt. 

Ollendorff  (719),  welcher  bei  seinen  Experimenten  diese  Grübchen  oft 
gar  nicht  nachwn  isen  konnte,  sagt  darüber,  es  ginge  aus  seinen  Beobachtungen 
hervor,  daß  dieselben  wirkliche  Niveaudifferenzen  im  Gewel)e  darstellten. 
Beobachte  man  dieselben  weiter,  so  seien  sie  nach  etwa  einer  Stunde  nach 
der  Trigeminusdurchschneidung  wieder  verschwunden.  Nur  im  Zentrum 
der  Augen  sehe  man  noch  einen  ovalen  Fleck  mit  trockenem,  mattglänzendem 
Grunde.  Dieser  Fleck  entspreche  ganz  der  Form  und  Größe  der 
Lidspalte,  und  wenn  man  das  Lid  emporhöbe,  so  könne  man  sehen,  daß 
er  sich  durch  einen  scharfen  Rand  von  den  unter  dem  Lide  feucht 
gebliebenen  Rand  teilen  der  Hornhaut  abhöbe.  Da  nun  gerade  der 
in  der  Lidspalte  freiliegende  Teil  der  Hornhaut  von  dieser  Veränderung  be- 


238  Die  trophiscli-traumatische  Theorie. 

troffen  würde,  8o  könne  e;^  nicht  zweifelhaft  sein,  daß  h^owohl  diesei'  Fleck, 
als  auch  die  primären  Grübchen,  aus  welchen  er  hervorgehe,  auf  Ver- 
dunstung zurückzuführen  wären,  und  zwar  nicht  nur  der  Flüssigkeit  auf 
der  Hornhaut  ober  fläche,  sondern  auch  der  Flüssigkeit  in  den  obersten 
Hornhautschichten.  Damit  erklärten  sich  auch  einigermaßen  die  Angaben 
Deckers  über  eine  dabei  gefundene  Versch  mälerung  von  Epithel- 
und  Grundsubstanz  ohne  histologische  Veränderungen. 

b)  Die  trophisch-traumatische  Theorie. 

§  227.  Samuel-(531)  sieht  sich,  wie  wir  auf  S.  138  schon  erwähnten,  auf 
Grund  zahlreicher  Versuche  an  anderen  Körperstellen  veranlaßt,  ein  System 
zentripetaler  und  zentrifugaler  ,,trophischer"  Nervenfasern  anzunehmen,  deren 
Zentrum  er  ins  Ganglion  Gasseri  verlegt,  und  deren  Zerstörung  das  Auge 
in  einen  ,, Zustand  verminderter  Widerstandsfähigkeit"  bringen 
solle,  derart,  daß  geringfügige  äußere  Schädlichkeiten,  die  ein 
normales  Auge  reizlos  vertrage,  hier  schon  die  Erkrankung 
hervorzurufen  imstande  wären.  Snellens  Schutzmittel  (Vornähen 
des  Ohres)  solle  nur  den  einen  entzündungserregenden  Faktor,  das  Trauma, 
fernzuhnlten   vermögen. 

Büttner  (729)  fand  in  einer  vor  das  Auge  genähten  Glaskapsel  ein 
Schutzmittel,  das  in  allen  Fällen  das  Entstehen  d^r  Entzündung  zu  verhindern 
vermöchte.  Diese  Entdeckung  war  von  großer  Wichtigkeit,  denn  nachdem 
man  später  noch  gelernt  hatte,  die  Kapsel  durch  ein  einfaches  Drahtnetz 
(Pfeifendeckel)  zu  ersetzen,  spitzte  sich  die  Frage  nach  der  Ätiologie  der  Keratitis 
neuroparalytica  schließlich  dahin  zu:  ,, welche  Schädlichkeiten  sind  es,  die  der 
Deckel  feinzuhalten  vermag"?  Nach  Büttner  sind  dies  ganz  geringfügige 
Traumen,  die  für  ein  normales  Auge  gar  keine  Traumen  sind,  und 
die  nur  das  in  seiner  Widerstandsfähigkeit  geschwächte  Auge, 
in  Entzündung  zu  versetzen  vermögen.  Der  Sensibilitätsstörung 
(Snellen,  Senftleben)  erkennt  er  gar  keine  ]3edeutung  zu,  denn  die  Traumen 
hält  er  für  so  gering,  daß  sie  auch  von  einem  gesunden  Auge  nicht  gefüblt 
und  infolgedessen  nicht  abgewehrt  würden. 

Aus  zwei  Beobachtungen,  in  welchen  nach  der  Durchschneidung  das 
Auge  gefühllos  geworden  und  doch  keine  Entzimdung  eingetreten  war,  ferner 
die  Sektion  eine  unvollkommene  Durchschneidung  und  Stehenbleiben  einiger 
medialen  und  nach  unten  gelegenen  Fasern  ergeben  hatte  (vgl. 
S.  234),  zieht  er  den  Schluß,  daß  dies  die  Fasern  seien,  deren 
Durchtrennung  das  Auge  in  einen  Zustand  verminderter  Wider- 
standsfähigkeit versetze,  und  deren  Stehenbleib(^n ,  das  Auf- 
treten der  Entzündung  verhüten  könne:  Vasomotorische  Einflüsse 
schließt  er  aus,  weil  er  sich  überzeugt  hatte,  daß  das  Vornähen  der  Kapsel 
nicht  luir  die  Hoi'nhautaffektion,  sondern  aucli  _;ede  ITyperäinie  der  K(»n- 
juidvtiva   und    liis  /u    \ciiiindeni   voinöciit«.!. 


Die  trophisch-trauinatische  Theorie.  239 

Meißnei'  (534)  vervollständigte  Ijüttncrs  Angaben  noch  diircli  oinc^ 
glciclu'  Jn'ohiiclitung,  ^vi(•  die  beiden  vorerwähnten  Fälle,  daini  aher  no(di 
(hiivh  einen,  in  welchem  die  ])uichschnei(hnig  veisucht  wurde,  das  Auge 
eiiint'indlich  hlieh,  und  die  l*jnt/,ün(hing  dennoch  genau,  wie  sonst,  auftrat. 
Die  Selciioii  Zeigte,  daß  nur  die  inneren  1^'asei' hüiid  el  d  u  ich  iicu  ii  t 
wai'en.  Hierin  erl)lickt  Meißner  eine  neue  Stiit/e  für  (Ue  Annahme,  daß 
die  Faser  die  direkte  Einwirkung  aiü'  die  Ernährung  de]-  Koi'nea 
vermittele,  und  gibt  denselheii  im  engeren  Simit'  den  Namen  ,,trophischt> 
Nervenfasern". 

Eckhard  (730)  ti-itt  auf  (irund  ähnlicher  Beobachtungen  unvollkommener 
Durchschneidung,  wie  che  Büttner-Meißnerschen,  deren  Anschauung  bei. 

Merkel  (TOB)  hat  durch  anatomische  Untei'suchungen  nachgewiesen, 
daß  die  Vieihügeli)ortion  des  Trigeminus,  die  durch  Meynert  bekannt  ge- 
woiden  war,  beim  Kaninchen,  nicht  wie  beim  Menschen,  zunächst  in  die  sen- 
sible, sonde]ii  in  die  motorische  Wurzel  übertritt,  weiter  peripher  aber  wenig- 
stens sicher  zum  Teil,  diesen  Verlauf  aufgibt  und  auf  sensibles  Gebiet  über- 
geht. Auf  Grund  der  Beobachtungen  von  Büttner,  Meißner  und  Schiff, 
sowie  aus  eigenen,  wo  eine  nach  der  Durchschneidung  des  Trigeminus  ent- 
standene Keratitis  sich  trotz  dauernder  Unempfindlich keit  des  Auges  zurück- 
bildet.e,  hält  e)'  diese  Fasergiuppe  für  die  trophische  Wujzel  des 
Trige  minus. 

Decker  (717)  bekennt  sich  auch  zur  ver  mindeiten  Widerstands- 
fähigkeit der  Kornea  aus  folgenden   Gründen: 

Das  Voniähen  einer  Drahtkapsel  vermochte  das  Eintreten  der  Erkraidcuiig 
nicht  zu  verhüten. 

Gleiche,  auf  beide  Augen  applizierte  Traumen,  Verachten  auf  dein  un- 
empfindlichen stärkere  Effekte  hervor. 

Er  beobachtete  Fälle  unvollkommener  Durchschneid  ung.  die 
ähnlich  denen  von  Büttner,  Meißnei'  und  Schiff  waren. 

Fast  unmittelbar  nach  der  Durchschneidung,  wo  kein  Tiauma  ein- 
gewiikt  haben  kann,  entstünden  auf  der  Hornhaut  kleine  vertiefte 
St(dlen,  die  nach  etwa  einer  Viertelstunde  wieder  verschwänden. 

Auch  Krause  (1.  c.  69)  äußert  sich  dieser  Theorie  in  gewisser  Hinsicht 
zustimmend,  wenn  er  sagt:  ,,es  scheine  in  seinen  Fällen  eine  geringere 
Widerstandsfähigkeit  gegen  Einflüsse  auf  der  anästhetischen  Seite  vor- 
handen gewesen  zu  sein. 

§  228.  Klinischerseits  spricht  für,  jedenfalls  nicht  gegen  diese  Theorie 
die  folgende  Beobachtung  Kahlers  (731): 

Bei  einer  56jährigen  Frau  mit  rechtsseitiger  Fazialislähmung  trat  bei  geeigneter  Be- 
handlung und  genügendem  Schutze  des  Auges  so  lange  keine  Keratitis  neuroparal.  auf,  als 
bis  (erst  nach  Monaten)  auch  der  Trigeminus  (Tumor  des  Felsen-  und  Schläfenbeins)  affiziert 
\viirde,  worauf  rasch  eine  Keratitis  neuroparal.  und  Panophthalmitis  eintrat.  Erst  später, 
als  schon  Phthisis  bulbi  bestand,  entwickelte  sich  das  volle  Bild  der  Trigeminuslähmung. 

Kahlei'  glaubt  denn  auch  in  diesem  Falle  eine  Stütze  für  die  Stich- 
haltigkeit der  älteren   Auffassung  l);i  der  Keratitis  neuroparalytica  gefunden 


240  Die  trophiscli-traumatische  Theorie. 

ZU  haben.  Er  meint  nämlich,  chiß  in  solchen  Fällen  außer  den  für  das  Zustande- 
kommen der  Keratitis  unbedingt  notwendigen  schädlichen  äußeren  Einflüssen, 
eine  durch  Wegfall  oder  Beeinträchtigung  der  Innervation  verminderte  Wider- 
standsfähigkeit des  Gewebes  angenommen  werden  müsse. 

In  der  Tat  spricht  klinischerseits  auch  bei  einer  großen  Eeihe  anderer 
Fälle  für  diese  Theorie  die  Tatsache,  daß  bei  gemeinsamer  Lähmung 
des  Fazialis  (Lagophthalmus)  und  Trige minus  sehr  häufig  eine 
Keratitis  neuroparalytica  gefunden  wird. 

So  berichtet: 
Jolly  (732).    über  eine  doppeltseitige  Fazialislähmung  nach  Trauma.    Links  war  der 
I.  und  II.  Trigeminusast  gelähmt.    Es  trat  Keratitis  neuroparalytica  auf. 

Culbertson  (733)  beobachtete  eine  junge  Dame,  die  vor  6  Jahren  überfahren  worden 
war  mit  linksseitiger  Fazialis-Trigeminuslähmung  und  Kerat.  neurop. 

Lüderitz  (572)  beobachtete  bei  einem  534 jährigen  Kinde  multii)le  Tuberkel  in  der 
Hirnrinde,  im  S'eh-  und  Streifenhügel,  der  Medulla  oblongata  und  im  Pons.  Es  bestand  rechts 
Trigeminus-Faziaiislähmung  und  Keratitis  neuroparalytica. 

Bange  (573).  4^/2 jähriges  Kind.  Nach  außen  am  linken  Corp.  restiforme  ein  nuß- 
großer Tuberkel  sich  in  die  linke  Brückenhälfte  und  den  linken  Brückenarm  hineinerstreckend. 
Nach  außen  von  diesem  Tumor  ein  zweiter  bohnengroßer.  Der  linke  Fazialis,  Akufctikus 
und  Vagus  sind  in  der  Geschwulst  aufgegangen.    Links  Fazialislähmung. 

Substanzverlust  der  linken  Kornea. 

Petrina  (515).  Taubeneigroßes  Neurom  des  rechten  N.  acusticus.  Erweichung  der 
rechten  Kleinhirnhemisphäre,  des  rechten  Crus  cerebelli  ad  pontem,  der  rechten  Brücken- 
hälfte. Abplattung  des  rechten  Peduncul.  cerebri.  Sensibilität  rechts  im  Gesicht  und  an 
den  Extremitäten  vermindert,  Parese  der  rechten  Körper-  und  Gesichtshälfte. 

Exophthalmus  duplex. 

Trübung   der  rechten  Kornea. 

Laqueur  (734)  sah  eine  neuroparaly tische  Keratitis  mit  totaler  Anästliesie 
der  Kornea  und  Konjunktiva  bei  einem  31jährigen  Manne,  der  nach  einer  Angina  tonsillaris 
mit  rechtsseitiger  Fazialis-Trigeminuslähmung,  dann  Abnahme  der  Muskelkraft  der 
oberen  Extremitäten  erkrankt  war.  Die  Affektion  begann  am  dritten  Tage  nach  Auftreten 
der  Anästhesie  und  endete  mit  vollständiger  Schmelzung  der  Hornhaut  und  großem  Iris- 
prolaps.  Die  Fazialisiaaralyse  ging  gänzlich  zurück,  auch  die  Sensibilität  stellte  sich  in 
einzelnen  Hautpartien  wieder  her. 

Carpani  (574).  40jähriger  Mann.  Im  rechten  Kleinhirnstiel  nahe  der  Brücke  ein 
bohnengroßes  Fibrom. 

Rechts  Fazialis-  und  Abduzens-Lähmung. 

Rechts  Keratitis  neuroparalytica. 

Bernhardt  (580).  Rechts  Fazialislähmung.  Parese  der  linken  Extremitäten. 
Rechts  Abduzenslähmung.  Links  Lähmung  des  Rectus  int.  Rechts  Keratitis  neuro- 
paralytica. Die  nach  der  Med.  oblong,  zu  gehende  Partie  der  rechten  Ponshälfte,  sowie 
die  rechte  oberhalb  der  Pyramidenkreuzung  gelegene  Hälfte  der  Med.  oblongata  selbst  von 
gliomatösen  Massen  eingenommen.    Rechts  weiter  unten  der  Kleinhirnlappen  kompi-miiert. 

Von  bes(mdereni  Interesse  ist  auch  der  Fall  Koshewnikow  (735): 
Beiderseits  Trigeminuslähmung.  Die  Keratitis  neurop.  trat  auf  dem  linken  Auge 
auf,  wiewohl  dessen  Anästhesie  verhältnismäßig  schwach  ausgeprägt  war,  während 
auf  der  anderen  Seite  totale  Anästhesie  bestand.  ,,Daß  die  linke  nicht  so  sehr 
anästhetische  Hornhaut  an  Keratitis  neurop.  erkrankte,  ist  wohl  darauf  zurückzuführen, 
daß  hier  infolge  kompletter  Fazialislähmung  die  Lider  keinen  reflektorischen  Schutz  ge- 
währen konnten." 


Die  tropliiscli-traumatisclio  Tlioorie.  241 

In  den  folgenden  klinisclien  Beobachtungen  t'indin  wir  hcsoiidcrs  lu^r- 
vorgehoheii.  daß  die  Hornliautaffektion  gciade  im  Lidspalteiiteilc  sich  liaupt- 
sächhch  lokalisiert  liatte. 

Schmidt-Ri  mplcr  (727).  (W  jiUiiii;t>r.  an  l^ipiK-nkrchs  leidender  Patient,  zeigte 
vollkommene  Anästhesie  des  I.  und  II.  Trigeminusastes  und  Lagopht  hal  m  us.  Ks  wiirdo 
ein  längs  der  Lidspalte  verlaufender  Epi  thel  Verlust  der  Hornhaut  von  eigentüm- 
lichem, trockenem  Aussehen  ))eohachtet.  an  dessen  Ende  sich  immer  von  neuem  gelbe  Fäden 
ansetzten,  die  ziendich  viel  Mikrokokken  enthielten.  Tension  verringert.  Perforation.  Iris- 
})rolaps.      Heilung. 

Oppen  hei  m  (345).  Tumor  in  der  linken  i'onshälfte.  Anästhesie  im  ohcrcn  Aste 
des  linken  Trigeminiis.  Trübung  der  linken  Hornhaut  in  ihici-  unteren  Haltte. 
Doppeltsei  tige  Fazialislähmung.    Vgl.  8.  108. 

Fenger  (323).  57jährige  Frau.  Rechts  Fazialislähmung.  Sensibilität  der  rechten 
Seite  des  Gesichts  sehr  abgeschwächt.  Die  Hornhaut  trübe  und  an  ihrem  unteren  Teile 
im  Umfange  von  zwei  Linien  ulzeriert.  Auge  durch  Perforation  verloren.  Das  rechte  Gan- 
glion Gasseri  sehr  vergrößert,  verdickt  und  verhärtet.  Die  drei  Äste  des  Trigeminus  waren 
bis  zu  ihrem  Austritt  aus  dem  Keilbein  an-vehnlich  verdickt.  An  der  hinteren  Fläche  des 
Felsenbeins  die  Dura  sehr  verdickt  und  degeneriert;  durch  sie  hiruhireh  nehmen  der  Fazialis 
und  Akustikus  ihren  Verlauf. 

Annan  (482).  Rechts  Gesichtslähmung,  Gefühllosigkeit  auf  der  rechU^n 
Gesichts-  und  linken  Körperhälfte.  Das  Auge  war  stets  geöffnet.  Ulzeration  der  Horn- 
haut. Tumor  an  der  rechten  Seite  des  Pons  und  den  oberen  zwei  Dritteln  der  Medulla 
oblongata;  Erweichung  aller  von  ihm  berührten  Stellen  und  Nervenwurzeln. 

de  Schweinitz  (690).  Lähmung  des  linken  Fazialis.  Links  absolute  Anästhesie 
der  Hornhaut  und  Konjunktiva.  Perforation  der  unteren  Hornhauthälfte  mit  Prolaps  der  Iris. 

Bei  den  folgenden  Beobachtungen  von  Keratitis  neuroparalytica  bestand 
zwar  keine  Fa:  ialislälnnung,  die  Affektion  trat  aber  doch  im  Lidspaltenteile 
der  Hornhaut  auf. 

Parisotti  (144)  sah  bei  einer  schwangeren,  heruntergekommenen  Frau  Keratitis 
neuroparalytica  auftreten.  Die  Hornhaut  war  unempfindlich.  Das  obere  Drittel 
derselben  war  durchsichtig,  das  mittlere  ulzeriert,  das  untere  infiltriert.  Die  unempfindliche 
Hornhaut  ulzerierte  da,  wo  sie  durch  die  Lider  wenig  geschützt  war.  Das  mittlere,  ulzerierte 
Drittel  grenzte  sich  gegen  das  obere  und  untere  mit  gerader  horizontaler  Linie,  der  Lidspalte 
entsprechend,  ab. 

A.  V.  Hijjpel  (500).  Linke  Gesichtsseite  herabgesetzte  Empfindlichkeit,  linker  Bulbus 
total  anästhetisch.  Links  totale  Lähmung  des  Okidomotorius.  Abduzens  und  Akustikus. 
Cierade  in  der  wegen  Ptosis  verengten  Lidspalte  liegt  der  durch  Keratitis  neurop. 
affizierte  Teil   der  Hornhaut.    Perforation  der  Kornea. 

Francke  (736).  Lues.  Rechts  totale  Trige  minusanästhesie.  Das  rechte  Auge 
zeigt  starke  Chemosis,  weißer  Abszeß  der  Hornhaut  im  Lidspalten  tei  1  mit  grauem 
Hofe  und  oberflächlicher  L^lzeration. 

Kuthe  (764).  Rechts  komplette  Trige  minusläh  mung.  Nachdem  das  vollkommen 
unempfindliche  Auge  bei  vermindertem  Lidschlage  acht  Tage  lang  unverbunden  geblieben 
war,  zeigten  sich  die  ersten  Spuren  von  Hornhauttrübung  im  Li  dspalten  teile. 

Bruns  (737).  Multiple  Nervenlähmung  nach  Basisfraktur.  Links  Mydriasis  und 
Ptosis.  Später  A\airde  die  linke  Hornhaut  an  ästhetisch,  durchweg  getrübt,  zeigte  ein 
liegendes,  ovales,  typisches  Lidspaltengeschwür,  dabei  leichtes  Hj-popyon.  Links- 
seitige  totale  Trigeminusläh  mung. 

Rechts  Fazialislähmung  und  Sehstörung. 

§  229.  Bei  denjenigen  khnischen  Beobachtungen  von  Trige  minus- 
läh mung,    bei  Welchen     trotz     bestehendem    Lagophthalmus    keine 

Wilbrand-Saenger,  I^eurologie  des  Auges.    II.  Bd.  I.  Abteilung.  16 


242  Die  trophisch-traumatische  Theorie. 

Keratitis  neuroparalytica  zur  Entwicklung  kam,  müßte  man  hinsichtlich  der 
Unterordnung  dieser  Fälle  unter  die  trophisch-traumatische  Theorie 
annehmen,  daß  durch  die  Krankheitsursache  zwar  die  übrigen  Fasern  des 
Trigeminus   lädiert   worden,    die   tiophischen   al)er  intakt   geblieben    seien. 


Fälle  von   Trige  minusläh  mung   mit  Lagophthal  mus,    ohne  daß  es 

während   der   Beobachtungszeit   zu   Erscheinungen   von    Keratitis 

neuroparalytica  gekommen  war. 

Duchek  (527).  Großer  Tuberkel  nacii  innen  vom  Ursprung  des  Trigeminus.  Ab- 
nahme der  Sensibilität  der  linken  Gesichtshälfte.  Linker  Fazialis  gelähmt. 
Rechts  Bein  und  Arm  paretisch.    Pupillen  eng.    Amblyopie. 

Krause  (1.  c.  S.  64).  In  einem  Falle  war  bei  der  vorausgegangenen  peripheren 
Trigeminusresektion  der  obere  Ast  des  Fazialis  durchschnitten  worden.  Es  bestand  daher 
Lagophthal  mus  paralyticus.  Seit  der  Exstirpation  des  Ganglion  Gasseri  ist  jetzt  ein 
Jahr  vergangen.  Auch  in  diesem  Falle  ist  es  niemals  zu  einer  Entzündung  der  Horn- 
haut gekommen,  obwohl  die  Lähmung  des  oberen  Fazialis  fortbestand. 

V.  Oettingen  (738).  Kornea  klar,  aber  anästhetisch.  Chemosis  der  Binde- 
haut. Lagophthal  mus.  Totale  Ophthalmoplegie.  Die  Fazialislähmung  unbestimmten 
Datums.    Pulsierender  Exophthalmus. 

Berger  (739)  sah  eine  Lähmung  des  rechten  Akustikus,  Trigeminus  und  Fazialis 
durch  Felsenbeinkaries  bei  einem  7jährigen  Skrofulösen  ohne  Keratitis  neuro p. 
auftreten. 

Scheier  (740).  Schädelbasisfraktur.  Verletzung  des  rechten  Trigeminus  und 
Fazialis.  Obwohl  Lagophthal  mus  bestand,  das  rechte  Auge  Tag  und  Nacht  offen  blieb 
und  nicht  geschlossen  werden  konnte,  das  Auge  ganz  anästhetisch  war,  also  sämtlichen 
Schädlichkeiten,  wie  Staub  usw.  ausgesetzt  war,  ohne  daß  der  Kranke  es  merkte,  trat  keine 
trophische  Störung  im  Auge  ein  während  der  vier  Monate  nach  dem  Unfälle,  wo  die 
Lähmung  des  Trigeminus  als  eine  vollkommene  sich  erwies. 

Tooth  (331).  Lues.  Lähmung  der  sensiblen  und  motorischen  Zweige  des 
linken  Trigeminus.  Auch  Abduzens  und  Fazialis  der  linken  Seite  wurden  gelähmt. 
Im  Stamme  des  linken  Trigeminus  ein  Gumma,  das  auf  den  Fazialis  und  Abduzens 
drückte.  Der  sensible  Teil  des  Trigeminus  bis  zu  seinen  letzten  Endigungen  im  Kern 
völlig  degeneriert. 

Fischer  (.52.5).  Gefühl  in  der  rechten  Gesichtshälfte  abgestumpft.  Rechts 
Fazialislähmung.  Rechts  Abduzenslähmung.  Neben  dem  Türkensattel  ein  Tumor,  das 
Ganglion  Gasseri  und  die  Zweige  des  Trigeminus  einschließend. 

Blessig  (528).  Lues.  Beide  Recti  externi  paretisch.  Anästhesie  des  rechten 
Trigeminus.  Rechter  Fazialis  gelähmt.  Walnußgroßes  Kystosarkom  an  der  Hinter- 
wand des  rechten  Felsenbeins,  den  Pons  und  unteren  vorderen  Teil  des  rechten  Zerebellum 
komprimierend. 

Stunde  (529).  Rechts  Abduzens,  Rectus  sup.  und  infer.  paretisch.  Rechter  P'a- 
zialis  paretisch.  Anästhesie  der  rechten  Gesichtshälfte.  Zwischen  Pons  und 
Felsenbein  am  uftteren  vorderen  Rande  des  Kleinhirns  ein  walnußgroßes  Kystosarkom. 
Rechte  Ponshälfte  atrophisch. 

Webber  (.589).  Anästhesie  der  linken  Wange  und  des  link(>n  Auges. 
Links  Lähmung  der  Kaumuskeln.  Lähmung  des  linken  Fazialis.  Linke  Pupille 
kontraliiert.  Zwei  walnußgroße  Abszesse  im  linken  Kleinhirn,  die  sich  aus  einem  (Jliom 
entwickelten. 


Die  tro])liiscli-tranniatisclie  Tlioorio.  243 

Rosi'iitlial  (57!)).  I.,;i  li  in  u  iii^  des  linken  Fazialis.  Parosc  der  rechten  Kx- 
tremitäten.  Anäst  liesi  c  der  Zunj^e,  des  Zahn  fleisches  und  der\Vanj.M'  links.  Auf 
der  linken  Hälfte  des  Pons  ein  höckeriger,  nnfJgroßer  Tumor,  der  sicli  liis  zum  Kleitiliirn- 
sehenkel  ausdehnte  und  den  Trigeminus,  Fa/.ialis  und  Akustikus  der  linken  Seite  komprimierte. 

("antani  (öSf)).  Sensibilität  der  rechten  (iesich  tsliä  If  te  vermindert,  i-echts- 
seitige  Fazialis-  und  Exti-emitäten-Lähmung.  Zwei  verkä-fte  Tuberkel  im  vorderen  Teile 
der  linken  Ponshälfte,  fast  bis  zur  Brückenmitte  reichend. 

J^a Utenbach  (346).  Gumma  der  linken  Ponshälfte.  Hirnhäute  sehr  verdickt.  An- 
ästhesie der  linken  S 1  i  in  häl  f  (e.  Parese  des  ganzen  linken  Fazialis.  Links 
A  bdu  zensparese. 

Brasch  (537).  In  der  rechten  Jirückenhälfte  traf  ein  Degenerationsherd  die  aus- 
tretenden Fazialis-  und  Trigeniinuswurzeln.  Die  Ganglienzellen  des  Trigeminus 
waren  zum  Teil  degeneriert.    Anästhesie  in  beiden  oberen  Ästen  des  rechten  Trigeminus. 

Friedrich  (783).  Bei  einer  Kranken,  die  eine  von  einer  früheren  Operation  her- 
rührende Fazialisparalyse  mit  unvollkommenem  Lidschluß  und  chronischer  Konjunktivitis 
hatte,  traten  trotz  dieser  mißlichen  L^mstände  nach  der  Exstirpation  des  Ganglion  Gasseri 
keinerlei   Störungen  der  Hornhaut  auf. 

Gairdner  (.587).  Links  Fazialisläh  mung.  Die  linke  Konjunktiva  ist  gefühl- 
los. Linker  Strabismus  converg.  paral.  Tumor  an  der  Basis  des  Pons  mit  Druck  auf  den 
Kleinhirnschenkel  und  den  vorderen  Lappen  des  Zerebellums. 

§230.  Als  klinische  Stütze  für  die  tiophisch-tiaumatische  Theorie 
wäre  ferner  die  große  Zahl  derjenigen  Fälle  anzuführen,  in  welchen  eine  Ptosis 
bestand,  und  bei  denen  trotz  vorhandener  Trigeminuslähmung  während  der 
Beobachtungszeit  keine  Spur  von  Hornhautaffektion  zur  Beobachtung  ge- 
kommen war.  Die  Erklärung  dieser  Tatsache  im  Sinne  der  trophisch-trau- 
matischen  Theorie  würde  darauf  Bezug  nehmen,  daß  der  natürliche  Schutz 
der  Hornhaut  durch  das  herabhängende,  gelähmte  Oberlid  das  Auftreten 
einer  Keiatitis  neuroparalytica  verhindert  hätte. 

Klinische  Beobachtungen  von  Fällen  mit  Ptosis  und  Trigeminus- 
lähmung    derselben    Seite,     ohne    daß    es    zur    Entwicklung    von 
Keratitis  neuroparalytica  gekommen  wäre. 

Orsi  (526).  Links  Lähmung  der  Portio  minor  des  Trigeminus.  Links  Okulo- 
motoriuslähmung. Fibrom  der  Dura  am  Os  petrosum,  das  linke  Ganglion  Gasseri  drückend. 
Rechts  Fazialislähmung. 

Shaw  (597).  Tumor  an  der  Basis.  Der  Augenast  des  Trigeminus  war  am  meisten 
durch  die  Geschwnilst  desorganisiert,  auch  der  Okulomotorius  war  in  ihr  Gewebe  einge- 
schlossen.    Es  bestand  Okulomotoriuslähmung  mit  Ptosis    und  Trigeminuslähmung. 

Hagelstamm  (335).  Tumor  der  mittleren  Schädelgrube.  Der  Okulomotorius,  Tro- 
chlearis  und  Abduzens  links  teilweise  von  der  Geschwulst,  im  rechten  etwas  graulich  gefärbt. 
Das  Ganglion  Gasseri  völlig  in  der  Geschwulst  aufgegangen.  LinksPtosis  undAnaesthesia 
dolorosa  (Anästhesie  partiell). 

Wollen berg  (263).  Totale  Anästhesie  der  linken,  fast  totale  der  rechten  Kornea 
und  Konjunktiva.  Links  leichte  Ptosis.  Degeneration  beider  aufsteigenden  Trigeniinus- 
wurzeln. Geringe  Veränderungen  im  linken  Okulomotorius,  Trigeminus,  Abduzens  und 
im  rechten  Okulomotorius. 

Adamkiewicz  (741).  Karzinom  der  Schädelbasis.  Totale  Trigeminuslähmung 
und  Lähmung  sämtlicher  Augenmuskelnerven,  sowie  Fazialis-,  Akustikus-  und 
Optikuslähmung. 

16* 


244  Die  trophisch-traumatische  Theorie. 

Zampa  (757).    Linksseitige  Ptosis.    Linksseitige  Trigeminusanästhesie. 

Uhthoff  (758).  Lues.  Trigeminuslähmung  aller  drei  Äste  mit  Okulo  motorius- 
lähmung  seit  zwei  Jahren. 

Maggio  (743).  Links  Paralyse  des  Okulo  motorius,  des  Facialis  olfactor.  und 
Akustikus,  sowie  der  sensiblen  Portion  des  Trigeminus. 

Oppenheim  (309).  Karzinom  der  Schädelbasis,  in  welchem  das  Ganglion  Gasseri, 
die  drei  Trigeminusäste,  der  Okulomotorius  usw.  eingeschlossen  sind.  Links  Ptosis  und 
Lähmung  aller  Augenmuskeln.  Anästhesie  der  linken  Gesichtshälfte,  der  Kon- 
junktiva  und  Kornea. 

V.  Kepinski  (348).  Geringer  Grad  von  Anästhesie  im  Bereich  des  I.  und 
IL  linken  Trige  minusastes.  Links  Lähmung  sämtlicher  Augenmuskeln.  Links  Ptosis. 
Tumor  der  Schädelbasis  mit  Durchbruch  in  die  Augenhöhle. 

Mingazzini  (406).  Links  Ptosis  und  Abduzensparese.  Links  Trigeminus- 
lähmung.   Fibrosarkom  an  der  Basis  usw. 

V.  Graefe  (599).  Anästhesie  im  Bereiche  des  rechten  Trigeminus. 
Lähmung  des  rechten  Okulomotorius  usw.  Basale  gummöse  Meningitis.  Ganglion 
Gasseri  und  III.  und  IV.  Nerv  gedrückt. 

Duncan  (605).  Anästhesie  der  rechten  Gesichtshälfte.  Rechts  Ptosis. 
Gumma  an  der  rechten  Ponshälfte. 

Wagner  (273).  Parese  des  linken  Trigeminus.  Linker  Okulomotorius 
gelähmt.  Links  Gumma  zwischen  Türkensattel  und  Felsenbeinspitze.  I.  Ast  des  Trige- 
minus verdünnt. 

Duchek  (.388).  Die  Sensibilität  der  linken  Gesichtshälfte  vermindert.  Links 
Fazialis  und  Okulomotorius  gelähmt.  Gumma  in  der  linken  Ponshälfte.  Die  Ursprungs- 
stelle des  linken  Trigeminus  durch  die  syphilitische  Geschwulst  beeinträchtigt. 

Tooth  (331).  Links  Ptosis,  Lähmung  der  sensiblen  und  motorischen  Zweige 
des  Trigeminus  links,  sowie  des  Abduzens  und  Fazialis.  Gummata  an  der  Basis,  besonders 
am  Trigeminus.    Der  Stamm  des  linken   Quintus  vollständig  zerstört, 

Serrebrinnkowa  (328).  Links  Okulomotoriuslähmung.  Parese  des  linken 
Trigeminusastes.    Gummöse  Neubildungen  an  der  Gehirnbasis. 

Rosen thal  (261).  Links  Anästhesie  der  Conj.  corneae,  Stirn-  und  Gesichtshälfte. 
Links  Ptosis.    Gummöse  Neubildung  und  Herde  im  Pons.    Vgl.  S.  124. 

Westphal  (400).  Störungen  im  Bereich  beider  Trigemini.  Die  Berührung  beider 
Corneae  erregen  keine  Empfindung;  rechts  Ptosis.  Chronische  Leptomeningitis.  Graue 
Degeneration  der  Hinterstränge. 

Grabower  (395).  Starke  beiderseitige  Degeneration  der  aufsteigenden  Trigeminus- 
wurzel  und  Degeneration  des  linken  Trigeminus  bei  Tabes.  Hochgradige  Störungen  im 
Gebiet  des  Trigeminus  und  Okulomotorius  usw. 

Cassirer  und  Schiff  (610).  Hochgradige  Degeneration  der  spinalen  Trigeminus- 
wurzel  bei  Tabes.  Sensibilitätsstörungen  im  Trigemimisgebiet.  Dojjpelseitige  komplette 
Ophthalmoplegia  inferior  und  exterior.    Degeneration  in  den  Okulomotoriuskerngrujipen. 

Pick  (275).  Links  totale  Lähnuing  des  Okulomotorius  und  Abduzens  mit  Anaesthesia 
dolorosa  im  Trigeminvisgebiet.    Gummata  im  basalen  Teile  des  Pons  usw. 

Rivington  (742).  Verletzung,  eiterige  Meningitis,  Anästhesie  der  linken  Ge- 
sichtshälfte und  Konjunktiva.    Links  Ptosis. 

Coupland  (282).  Rechts  die  Konjunktiva  und  ein  Teil  des  Gesichts  unempfind- 
lich.   Rechts  Ptosis.    Thrombose  des  Sinus  cavernosus.    Vgl.  S.  712. 

Rüssel  (269).  Die  linke  Kornea  anästhctiscli.  Links  Ptosis.  Thrombo- 
phlebitis im  Sinus  cavernosus.    Vgl.  S.   112. 

Brasch  (537).  Rechts  Anästhesie  in  beiden  oberen  Asten  des  Trige  minus. 
Rechts  Ptosis.  Kern  und  austretende  Wuizeln  des  Trigeminus  degeneriert.  Degeneration 
des  hinteren  Teils  des  Okulomotoriuskerns. 


Die  trophisc'h-tra\imatisf}ie  Theorie.  245 

Cou  plaiid  (.■)20).  Rechts  vollständige  Ptosis,  links  inkomplette  Ptosis.  Die 
Sensibilität  im  (Jesieht  iinil  an  den  unteren  Extremitäten  herabgesetzt.  Thrombo- 
])hlebitis  beider  .Sinns  eaveniosi. 

Da  m  niron  t-Mayer  (270).  Bedeutende  Absehw  ach  ung  der  Sensibilität  der 
Konica.  Doppel  tsei  tige  Ptosis.  Totale  Degeneration  des  Okulomotorius.  In  den  sen- 
siblen Zweigen  des  Trigeminus  waren  nur  Spuren  von  Degeneration  nachweisbar.   Vgl.  S.  1 1.3. 

Stamm  (372).  Rechts  Ptosis.  Rechts  Anästhesie  der  Konjunktiva  und 
unteren  Gesichtshälfte.    Tumor  an  der  Basis.    Vgl.  S.  118. 

Rothmann  (33;>).  iicelits  Ptosis.  Lähmung  des  1.  und  11.  Trigcminus- 
astes  rechts.     Karzinom  an  der  Basis.    Vgl.  S.  12S. 

Hcilop  (.■)24).  Links  Anästhesie  des  Auges  und  der  Uesichtshälfte.  Links 
Ptosis.     Links   (ianglion   (Jasseri  und  Augennniskelnerven  in  einem  Tumor  aufgegangen. 

Cooper  (359).  Lues.  Lähmung  des  Okulomotorius.  des  L  Astes  des  Trige- 
minus, des  Trochlearis  und  Abduzens. 

§  281.  Bei  denjenigen  Fällen  von  Ptosis  mit  Trigeniinuslähnnuig  aber, 
lici  Avck'hcn  trotz  des  durch  das  Herabhängen  des  Lides  ausgeübten  Schutzes, 
der  Hornhaut  dennoch  eine  Keratitis  neuroparalytica  zur  EntAvicklung  ge- 
kommen war,  müßte  dann,  sofern  dieselben  der  trophisch -traumatischen  Theorie 
untergeordnet  werden  sollen,  eine  Erkrankung  lediglich  der  trophischen  Fasern 
im  Trigeminus  angenommen  werden. 


Fälle    von   Trige  minusläh  mung,    bei    welchen     trotz    einer   Ptosis 
eine  Keratitis   nruioparalytica  sich   gebildet   hatte. 

Fedorroff  (744).  Sclniß  in  die  Schläfe.  Trotzdem  das  Auge  durch  eine  Ptosis  vor 
der  Vertrocknung  geschützt  war,  entstand  eine  rapid  verlaufende  Keratitis  neurop., 
welche  rasch  zur  Einschmelzung  der  Hornliaut  führte.  Mit  dem  Moment  der  beginnenden 
Anästhesie  des  Bulbus  war  schon  die  Hornhaut  des  Patienten  gegen  schädliche  Rei- 
zungen von  außen  her  durch  komplette  Ptosis  geschützt;  ferner  war  das  Auge  während  der 
übrigen  Tage  außerdem  noch  durch  antisej^tische  Verbände  bedeckt.  Man  muß  noch  hinzu- 
fügen, daß  das  Auge  während  der  ganzen  Zeit  durch  die  Tränenausscheidung  feucht 
gewesen  Avar. 

Dinkler  (3.54).  Lähmung  des  rechten  Trigeminus,  Lähmung  des  rechten 
Okulomotorius.    Rechts  Keratitis  neuroparalytica.    Vgl.  S.  111. 

Stedmann  und  Edes  (602).  Patient  litt  seit  zwei  Jahren  an  Parese  des  rechten 
Quintus  und  Okulomotorius  mit  Keratitis  neuroparal.  Lues.  (Basilare  gummöse 
Meningitis.) 

Labarriere  (283).  Links  Ptosis  und  Okulomotoriuslähmung.  Anästhesie  der 
linken  Gesichtshälfte.  Konjunktiva  usw.  Links  Keratitis  neuroparal.  Lues.  Der  linke 
Trigeminus  namentlich  in  seinem  Ramus  ophthalmicus  atrophisch.    Vgl.  S.  94. 

James  Adams  (341).  Rechts  Ptosis.  Die  rechte  Supraorbitalgegend  sowie  die 
rechte  Xasenseite  und  Xasenschleimhaut  waren  völlig  gefühllos.  Rechts  Keratitis 
neuroparalytica.    Aneurysma  des  Sinus  cavernosus.    Vgl.  S.  107. 

Morton  (340).  Lähmung  des  III.,  IV.  und  VI.  Gehirnnerven  und  teilweise  Lähmung 
des  rechten  Ramus  ophthalmicus  X.  trigemini.  Die  Medien  des  Auges  trübe. 
Meningitis  basilaris  und  Ruptur  der  Carotis  int.  im  Sinus  cavernosus.    Vgl.  S.  107. 

Liouville  iind  Longet  (530).  Kompression  des  rechten  Okulomotorius  durch  einen 
Tumor.  Anästhesie  der  rechten  Gesichts-  und  Zungenhälfte.  Rechts  Fazialislähmung. 
Lähmung  aller  Augenmuskeln  mit  Ptosis.    Rechts  Keratitis   neuroparal. 


246 


Die  trophisch-traumatische  Theorie. 


PI  c  hl  er  (745)  fand  bei  einer  Schädelbasisfraktur  linksseitige  Fazialis-  und  Trige- 
minuslähmung,  Ptosis  und  Keratitis  neuroparaly tica  bei  fast  vollständiger  Un- 
beweglichkeit  des  Bulbus  und  Taubheit. 

Dreschfeld  (294).  Paralyse  des  rechten  Okulo  motorius.  Keratitis  neuro- 
paraly tica  rechts.  Tumor  an  der  Basis,  welcher  den  II.,  III.,  IV.  und  VI.  und  den  Ra  mus 
Ophthal  micus   des  Trige  minus  komprimiert  hatte.    Vgl.  S.  93. 

A.  Rosenthal  (373).  Links  Ptosis.  Neuralgie  und  Anästhesie  des  linken 
Trigeminus  mit  Keratitis  neuroparal.  Tumor  am  Ursprünge  des  linken  Quintus  mit 
Druck  auf  den  Sinus  cavernosus  und  den  linksseitigen  Okulomotorius. 

Bell  (321).  Links  Ptosis,  Starrheit  des  Bulbus,  Anästhesie  und  Neuralgie  der 
linken  Gesichtshälfte.  Basaler  Tumor,  welcher  den  N.  oculomot.,  Trochlearis,  Trigeminus 
und  Abduzens  eingeschlossen  und  zur  Atrophie  gebracht  hatte.    Vgl.  S.  93. 


Fig.  43. 


Fig.  44. 


H.  M.  Links:  Lähmung  des  Fazialis  und  Trigeminus.    Keratitis  neuroparaly  tica.   Ophthalmo- 
plegia  totalis.    Protrusio  bulbi.    Wahrscheinlich  Tumor  an  der  Fissura  suj^raorbitalis. 


Henry  Power  (746).  Links  Lähmung  des  L ,  IL,  IIL,  IV.,  V.,  VI.,  V'IL,  VIII.  und 
XII.  Nerven.    Links  Keratitis  neuroparal.    Syphilitischer  Tumor. 

Leudet  (285).  Links  Anästhesie  der  Gesichtshälfte  und  Konjunktiva. 
Links  Lähmung  des  Okulomotorius.  Links  Keratitis  neuroparal.  Basale  gummöse 
Meningitis.    Vgl.  S.  127. 

Ginsberg  (615).  Herpes  zoster  ophtli.  Am  fünften  Tage  nach  der  Emption  Parese 
des  Okulomotorius  mit  Ptosis.  Keratitis  neuroparaly  tica  noch  vor  dem  gänzlichen 
Erlöschen  der  Hornhautsensibilität. 

Schech  (747).  Rechts  Okulomotorius-  und  Abduzenslähnmng.  Rechts  totale 
Anästhesie.    Rechts  Keratitis   neuroparal.    Basaler  Tumor. 

Simon  (370).  Links  Lähmung  des  Abduzens  und  Okulomotorius.  Heftige 
Neuralgien  im  Bereiche  des  linken  Trigeminus.  Trübung  der  linken  Hornhaut. 
Basaler  Tumor,  welcher  in  die  Fissura  orbital,  super,  vorgedrungen  war. 


Die  tropliiscrli-traumatische  Theorie.  247 

Hi  Isc  liiiia  II 11  (.198).  Rechts  Ptosis.  Rechts  '.rri^M' iiii  ii  iislä  h  nuiiij,',  reclits 
Keratitis  Jicuro puraly tica.    Basale  gummöse  Meningitis. 

Westphal  (595).  Rechts  Trigeminuslähmung  und  Okiilomotoriusiähmiing  mit 
Ptosis.    Rechts  Keratitis  neuroparal.     Basale  g\immöse  Meningitis. 

ßrvins  (737).  Rasi-fraktnr.  Links  Ptosis,  links  Trige  min  usiä  h  nnnig.  links 
Kerati  tis   neuroparal. 

Lukscli  (749).  Nach  i)ipl(i|)ie  mit  IMosis  trat  eine  streifige  Keratitis  mit  kleinem 
Substanz  Verlust  hei  vollständiger  Anästhesie  dei'  Kornea  auf.  Parästhesie  der  linken 
(jiesichtshälfte  und  heftige  Neuralgien  im  III.  Ast  des   Qiiintus. 

Soulier  (608).  Lähmung  des  rechten  Okulomotorius.  .Vnhaltenck'  Schmerzen  in  der 
anästhetischen  rechten  Gesichtshälfte.  Rechts  Keratitis  neu  roparaly  tiea. 
Sarkom  der  rechten   Ponshälfte  an  der  Austrittsstelle  des  N.  trigeminus. 

Eigene  Beobachtung.  In  dem  von  uns  Band  I  S.  .31.'i  näher  btvchriehenen  Falle, 
dessen  Abbildung  wir  in  Fig.  43  und  44  geben,  mit  Ptosis,  Fazialis-Trigeminuslähmung 
und  völliger  Anästhesie  der  Hornhaut  bestand  in  der  Mitte  der  Hornhaut  anfänglich 
ein  oberflächlicher,  allmählich  kraterförmig  bis  zur  Descemetschen  Membran  sich  erstrecken- 
der, quer  ovaler  Substanzverlust.    Die  Oberfläche  der  übrigen  Hornhaut  war  getrübt. 

§  *23'2.  Unter  der  gleichen  Auffassung,  daß  nämlich  die  trophischen 
Fasern  im  Trigeminus  lädiert  worden  wären,  und  daß  deshalb  trotz  sofortigen 
Schutzverbandes  dennoch  eine  Keratitis  neuroparalytica  zur  Entwicklung 
gekommen   S(»i ,    würden   auch    die   folgenden   Fälle   hier   hin   zu    zählen   sein. 

Schmidt-Rimpler  (727)  beobachtete  einen  Fall  von  Trigeminuslähmung  bei 
dem  trotz  Schutzverbandes  und  Zunähen  der  Lidspalte  eine  Keratitis  neuropara- 
lytica, Perforation  imd  Irisprolaps  erfolgte. 

In  der  Beobachtung  Alexanders  (696)  mit  Trigeminuslähmung  war  trotz 
sorgfältigen  Verschlusses  des  Auges  durch  einen  gut  schließenden  Druckverband  ein 
Ansteigen  der  Keratitis  zu  bemerken. 

Kroll  (751).  Herpes  zoster  ophth.  Anästhesie  im  Bereiche  des  I.  Trige  minus- 
astes.  Kornea  absolut  anästhetisch.  Trotz  Anwendung  des  Okklusivverbandcs  und 
trotzdem  die  Patientin  stets  im  Bette  lag  und  das  Auge  beständig  geschlossen  hielt,  trat 
eine  schwere  Keratitis  neuroparalytica  auf. 

Galle maerts  (752)  exstirpierte  bei  einer  56jährigen  Frau  wegen  heftiger  Neuralgie 
das  Ganglion  Gasseri.  Das  Auge  luid  die  Wunde  blieben  verbunden.  Am  11.  Tage  bemerkte 
man  bei  der  Abnahme  des  Verbandes  Trigeminusparalyse  mit  einem  kleinen  Ulcus  corneae. 
Dieses  besserte  und  verschlimmerte  sich  abwechselnd.  Später  L^lcus  corneae  mit  Vaskulari- 
sation.   Dann  und  wann  kleine  Konjunktivalblutungen. 

Lor  meint,  daß  die  Ulzeration  in  diesem  Falle  durch  den  Druck  des 
Verbandes  hervorgerufen  worden  sei. 

Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  könnten  im  Simie  der  trophisch-trau- 
matischen  Theorie  auch  die  Fälle  von  Trigeminuslähmung  erklärt  werden,  bei 
welchen  trotz  der  Ptosis  Keratitis  neuroparalytica  aufgetreten  war.  indem 
der  leichte  durch  die  Ptosis  verursachte  Druck  auf  die  Hornhaut  schon  hin- 
reichend gewesen  wäre,  die  Keratitis  zu  erzeugen. 

§  233.  Bezüglich  der  Unterordnung  derjenigen  Fälle  von  Trigeminus- 
läsion  unter  die  trophisch-traumatische  Theorie,  bei  welchen  trotz  erhalten 
gebUebener  Sensibilität  der  Kornea  eine  Keratitis  neuroparalytica  zur  Ent- 
^\^cklung  gekommen  war,  müßte  man  dann  amiehmen,  daß  bei  denselben  die 
trophischen  Fasern  allein  affiziert  worden  seien,  während  die  sensiblen  Fasern 
des  Trigeminus  frei  gebheben  wären. 


248  Die  trophisch-traumatische  Theorie. 

Fälle     von     Trige  minu^^läsion,     bei      welchen     trotz    erhalten     ge- 
bliebener Sensibilität  der  Kornea  eine  Keratitis  neuioparaly tica 

zur  Entwicklung   kam. 

Sae misch  (469)  beobachtete  einen  Fall  von  Trigeminuslähmung,  bei  welchem  trotz 
Auftreten  einer  Keratitis  neiiroparal.  die  Hornhaut  empfindlich  geblieben  war. 

Landolt  (360).  Nach  einer  Neurotomia  optico-ciliaris  verschwand  die  Sensibilität 
der  Kornea,  kehrte  aber  nach  einigen  Tagen  zurück  und  es  entstand  ein  Hornhautgeschwür. 

Graff  (402)  berichtet  über  einen  36jährigen  Mann,  welcher  an  progressiver  Para- 
lyse auf  luetischer  Basis  litt  und  zugleich  die  Erscheinungen  einer  linksseitigen  Hemiatrophia 
facialis  progressiva  darbot..  Im  Verlauf  der  Erkrankungen  traten  Blutungen  aus  der  Binde- 
haut auf  und  links  die  Erscheinungen  einer  Keratitis  neuroparalytica  ohne  .Sen- 
sibilitätsstörungen. 

Auch  der  Beobachtung  Koshewnikows  (551)  wäre  hier  Erwähnung  zu  tun,  bei 
welcher  die  Keratitis  neuroparalytica  auf  dem  linken  Auge  auftrat,  dessen  Anästhesie 
verhältnismäßig  schwach  ausgeprägt  war,  während  auf  der  rechten  Seite  totale 
Anästhesie  bestand.  ,,Also  genügt  der  Verlust  der  Empfindlichkeit  nicht,  um  eine  Ent- 
zündung des  Auges  zu  erzeugen  ^)." 

§  234.  Bei  den  Fällen  von  Hyperästhesie  im  Tri  ge  minus  gebiete 
und  Auftreten  einer  Keratitis  neuroparalytica  müßte  dann  im  Sinne  der 
trophisch-traumatischen  Theorie  derselbe  Herd  im  Verlaufe  des  Trigeminus 
eine  Reizung  der  sensiblen  Bahnen  und  zugleich  eine  Lähmung  der 
trophischen  Faserzüge  dessell)en  l)ewirkt  haben. 


Fälle     von    Hyperästhesie     im    Trige  minusgebiet     mit    Keratitis 

neuroparalytica. 

Genkin  (290)  berichtet  über  einen  70jährigen  Psychopathen,  welcher  lange  an 
beiderseitiger  Trigeminusneuralgie  gelitten  hatte,  daß  plötzlich  in  der  Zeit,  wo  noch 
keine  Anästhei-ie,  sondern  eine  Hyperästhesie  des  linken  Trigeminus  bestand,  ohne 
äußere  Ursache  am  linken  Auge  einer  Ulcus  corneae  aufgetreten  sei,  das  sehr  rasch  zur 
Destruktion  der  Hornhaut  fülirte.  Bei  der  Obduktion  wurde  eine  Neubildung  syphil.  Ur- 
sprungs gefunden,  die  auf  den  linken  Trigeminus  drückte. 

Poncet  (759)  beobachtete  bei  einer  Trigeminusneuralgie  die  Entstehung  eines 
Hornhautgeschwürs  und  stellt  den  Fall  den  experimentellen  Ergebnissen  bei  Trigeminus- 
verletzung  gleich. 

Simon  (370).  Heftige  Neuralgien  im  Bereich  des  linken  Trigeminus.  Links 
Trübung  der  Hornhaut.  Spindelzellensarkom  an  der  linken  Hälfte  der  Basis  cranii, 
welches  durch  die  Fissura  orbital,  super,  in  die  linke  Augenhöhle  vorgedrungen  war  und 
hier  die  Augenmuskelnerven,  s-owie  den  Sehnerven  umschlossen  hatte.    Vgl.  S.  117. 

§  235.  Bei  denjenigen  klinischen  Beobachtungen,  bei  welchen  trotz 
vollständiger  Anästhesie  der  Hornhaut  während  der  Dauer  der  Beoliachtungs- 
zeit  oder  bis  zum  Tode  des  Ijetreffenden  Individuums  eine  Kei'atitis  neuro- 
l)aralytica   nicht  aufgetreten  war,  würde  man  ebenfalls  nach  (Um   Sinnt'  der 


^)  Auch  auf  den  FaW  Ginsberg  8.  248  dürfte  liier  noch  einmal  zu  verweisen  sein, 
bei  welchem  die  Keratitis  neuropaialytica  noch  vor  dem  Erlöschen  der  Hornliautsensibilität 
aufgetreten  war. 


Die  trophiscli-traiimatische  Theorie.  249 

trophiHcli-traumatischeii   Tlicovic  iiniicliiiicn   inüssci],  daß  tj'()))liisc,li("  und   soii- 

sil)lt'  Fascrzüfjfc  im  Trigeniimis  getrennt  voiiel'eii   und   liicf  nur  die  1^  tzteicn 
ai't'iziert  wuideii  seien. 


l^'älle,     in     welclien     tioiz     v  ol  Is  t  ;i  nd  i  gel'    Anästhesie     der    Koinea 
keine    Keiiititis    nemo}).!  ralyti  ca    zui'   J'jIi  twi  ckl  ung   gekonnnen    ist. 

Dciiti  (700)  beobaclitete  durc-h  Uängerc  Zeit  bei  einem  I7jälui|.'en  liauern  voll- 
kommene Anästhesie  im  Bereiclie  des  reehten  Trigeniimis  infolge  (.Jehirntumors,  ohne 
daß  auf  der  Kornea  des  betreffenden  Auges  irgendwelche  trophisehe  Störungen  auf- 
getreten Avären. 

Long  und  Egger  (.'5.36).  Über  die  ganze  linke  Ck'sichtshälfte  ausgebreitete  Sensi- 
bilitätsstöning  nach  Trigeniinusaffektion. 

Von  neurojiaralytischer  Keratitis  fand  sieh  keine  Spur  trotz  vollständiger  An- 
ästhesie der  Kornea  und  Konjunktiva,  hingegen  wanden  öfters  auf  der  linken  (iesichtshälfte 
vasomotorische  Störungen  beobachtet. 

Auch  Seydcl  (7ö9)  teilt  drei  Fälle  von  Trigeminuslähniung  mit,  bei  welchen  die 
Hornhautanästhesie  über  Monate  bestand,  ohne  daß  Keratitis  neuroparalytica  auf- 
getreten wäre. 

Müller  (259).  Eine  rechtsseitige  Hemiplegie  und  Hemianästhesie  war  nach  einem 
apoplektisehen  Insult  eingetreten.  Konjunktiva  und  Kornea  waren  vollständig  an- 
ästhetisch.   Keine  Keratitis  neuro p. 

Sc  hei  er  (761).  Schädelbasisfraktur.  ,, Obwohl  Lagophthalmus  bestand,  das  rechte 
Auge  Tag  und  Nacht  offen  stand  und  nicht  geschlossen  werden  konnte,  das  Auge  ganz 
an  ästhetisch  war,  also  sämtlichen  Schädlichkeiten,  wie  Staub  usw.  ausgesetzt  blieb,  ohne 
daß  der  Kranke  es  merkte,  trat  keine  trophisehe  Störung  am  Auge  ein,  während  der  4  Monate 
nach  dem  Unfälle,  wo  die  Lähmung  des  N.  trigeminus  eine  vollkommene  war  (außer  dem 
motorischen  Aste)." 

Berger  (739).  Lähmung  des  rechten  Akustikus,  Trigeminus,  Fazialis  durch 
Felsenbeinkaries  bei  einem  7  jährigen  Skrofulösen  ohne  Keratitis  neurojiaral. 

Laplace  ^364).  lOjähr.  Knabe.  Eine  abgebrochene  Rappierklinge  war  durch  die 
Fissura  orbital,  sup.  in  die  mittlere  Schädelgnibe  gedrungen.  Das  Auge  war  unverletzt. 
Anästhesie  des  linken  Auges  und  Abduzenslähmung  blieben  nach  der  Operation  zu- 
rück.   Keine  Keratitis  neurop. 

Friedenwald  (762)  beobachtete  bei  einer  Kompression  des  Kopfes  durch  die  Puffer 
von  Eisenbahnwagen  eine  Lähmung  beider  Abduzentes  verbunden  mit  einer  solchen  der 
sensiblen  Portion  des  rechten  Trigeminus  ohne  Keratitis   neurop. 

Denig  (763).  Verletzung  durch  stumiife  Cilewalt.  Links  Sensibilitätsstörungen  im 
Gebiete  des  Trigeminus  mit  Abflachung  der  Wange  und  vasomotorischen  Störungen.  Keine 
Keratitis  neurop. 

Thompson  (358).  Vollständige  Lähmung  der  Augenmuskeln  der  einen  Seite  mit 
Anästhesie  des  Bulbus  und  der  Haut  im  Bereiche  des  Frontalis  bei  leichtem  Exophthalmus. 
Keine  Keratitis  neuroparal.    Heilung. 

Anderson  und  Gunn  (823).  Lähmung  des  linken  Rectus  extern.,  des  linken  Qua- 
drieeps  femoris  und  der  Schulterblattmuskeln.  Anästhesie  im  Bereiche  des  linken 
Trigeminus  und  Atrophie  der  motorischen  Partien  desselben.  Keine  Keratitis 
neuroparalytica. 

Adamkiewicz  (289).  51  jähriger  Offizier.  Völlige  Anästhesie  im  Gebiete  der  beiden 
Trigeminifund  zwar  aller  Äste  links,  und  des  I.  und  eines  Teils  des  II.  Astes  rechts.  Keine 
Keratitis  neurop.    Vgl.  S.  88. 


250  Die  trophisch-traumatische  Theorie. 

Der  folgende  Fall  stellt  ein  Beispiel  für  die  zahlreichen  Beobachtungen 
dar,  in  welchen  die  Keratitis  neuroparalytica  überhaupt  zur  Heilung  kam 
und  nicht  zur  Zerstörung  der  Hornhaut  gefülirt  hatte. 

Blessig  (347).  Während  die  Anästhesie  der  Kornea  unverändert  fort- 
bestand, ging  die  Keratitis  neuroparalytica  wider  Erwarten  zurück.  Der  Epitheldefekt 
verkleinerte  sich,  die  Trübung  hellte  sich  zum  größten  Teile  wieder  auf  und  nach  Ablauf 
von  4 — 5  Wochen  vom  Beginn  der  Keratitis  an  gerechnet,  war  letztere  mit  Hinterlassung 
eines  unbedeutenden  Hornhautfleckes  geheilt.  .Sektion:  Die  mittlere  Schädelgrube  von  (gum- 
mösen Massen  ausgefüllt,  die  durch  die  Fissura  orbitalis  hineingewuchert  waren.   Vgl.  S.  108. 

Im  Sinne  der  trophisch-traumatischen  Theorie  müßte  man  zur  Erklärung 
derartiger  Fälle  annehmen,  daß  die  trophischen  Fasern  im  Trigeminus  durch 
den  Herd  nur  teilweise  lädiert  und  im  Verlaufe  der  Beobachtung  wieder  teil- 
weise oder  ganz  leitungsfähig  geworden  wären,  ein  Umstand,  dem  dann  die 
baldige  Heilung  der  Keratitis  neuroparalytica  zu  verdanken  gewesen  wäre. 

Auch  die  folgende  Beobachtung  Feuers  (772),  worin  er  einen  Fall  von  einseitiger 
Trigeminuslähmung  mitteilt,  bei  dem  wegen  eines  nach  einer  Keratitis  neuroparal.  zurück- 
gebliebenen Leucoma  adhaerens  erst  eine  Iridektomie,  drei  Jahre  später  eine  Graefesche 
Extraktion  und  nachher  noch  eine  Iridektomie  und  eine  Tarsoraphie  auf  der  gelähmten  Seite 
gemacht  worden  war,  würde  hierher  gehören.  Sämtliche  Operationen  waren  überraschend 
schnell  geheilt,  und  hatten  somit  bewiesen,  daß  infolge  der  Trigeminusläsion  die  Wider- 
standsfähigkeit des  Auges  eigentlich  nicht  geschwächt  war. 

Gemäß  der  trophisch-traumatischen  Theorie  würde  man  diesen  Fall 
■dann  so  erklären,  daß  anfänghch  eine  Affektion  der  trophischen  Fasern  im 
Trigeminus  bestanden  habe,  wodurch  die  Keratitis  neuroparalytica  gesetzt 
worden  sei.  Im  weiteren  Verlaufe  wäre  das  krankhafte  Agens  geringer  ge- 
worden oder  geschwunden,  wodurch  ein  Teil  der  trophischen  Fasern  sich 
wieder  erholt  und  dann  auch  bei  den  Operationen  die  Widerstandsfähigkeit 
der  Kornea  sich  wieder  normal  gezeigt  habe. 

§  236.  Diejenige  Keihe  klinischer  Beobachtungen,  bei  welchen  erst  nach 
längerem  Bestände  der  Kornealanästhesie  die  Keratitis  neuropara- 
lytica zur  Entwicklung  gekommen  war,  würde  dann  im  Sinne  der  trophisch- 
traumatischen  Theorie  so  zu  erklären  sein,  daß  durch  den  krankhaften  Prozeß 
zunächst  die  sensiblen  Bahnen  ergriffen  worden  seien,  und  dann  erst  allmählich 
derselbe  auch  auf  die  trophischen  Bahnen  übergetreten  wäre. 


Fälle    mit   spätem  Auftreten   der  Keratitis   neuroparalytica   nach 
längere  m  Bestände  der  Kornealanästhesie. 

Francke  (736).  Fall  I:  Im  März  1880  Kornea  völlig  anästhetisch.  Im  August  1882 
neuroparalytische  Hornhauterosion  trotz  lange  bestandener  Ptosis.  Es  war  also  in  diesem 
Fall  zwei  Jahre  lang  vor  dem  Auftreten  der  Keratitis  neuroparalytica  schon  Hornhaut- 
anästhesie vorhanden. 

Fall  II:  Zwischen  der  Anästhesie  und  der  neuroparalytischen  Keratitis  sind  fast 
2Y2  Jahre  verstrichen. 

Hirschberg  (362).  In  einem  von  diesem  Autor  beobachteten  Falle  blieb  die  Horn- 
haut 4  Jahre  lang  klar.    (Näheres  über  diesen  Fall  siehe  Band  I,  S.  416.) 


Die  trnpliiscli-traumati.sfhe  Theorie.  251 

In  einem  anderen  Falle  Hirscli  hciys  betrug  das  Intervall   10  Monate. 

Bei  einem  dritten  Falle  betrug  das  Intervall  mir  eine  Woche. 

Jany  (404).  Hier  bestand  seit  Februar  Gefühllcsigkcit,  im  .ruli  trat  die  Kera- 
titis auf. 

I'iifahl  (7().'>).  Bei  einer  alten  h'iau  kam  eine  Keratitis  nciit(>|)atal.  erst  .'5  Jahre  nach 
Kintritt   der   Hoi'nhautanästhesie  zum   Ausbruch. 

Xicden  (7(50).  2Y2  Monate  nacli  Kintritt  der  Trigemiiuislähmung  zeigte  sicli  die 
Hornliautaffektion. 

§  237.  G('0('ii  diese  t)0))liiscli-traumatische  l'heorie,  nach  welcher 
sich,  wie  \y\y  gesehen  haheti,  ein  großer  Teil  der  klinischen  Bcohachtungen, 
Wenn  ;tuch  manchmal  gezwungen,  erklären  läßt,  sind  jedoch  gleichfalls  be- 
griuuletc  ^^  i<lcrsi)riiche  erhöhen   Avoideii. 

Jene  zuerst  von  Büttner  und  Meißner  (vgl.  S.  234)  vertretene  An- 
sicht, daß  nur  die  Durclischneidung  der  medialen  Portion  des  Trigeminus, 
welche  die  trophischen  Fasern  enthalten  solle,  die  neuroparalytische  Keratitis 
nacli  sich  ziehe,  konnte  schon  durch  die  Sektionsprotokolle  von  Feuer  und 
V.  Hippel  nicht  bestätigt  werden.  Ersterer  fand  in  fünf  Fällen,  in  welchen 
Keratitis  aufgetreten  war,  nur  die  laterale  Portion  durchschnitten,  letzterer 
führt  zwei  Fälle  von  Keratitis  an,  wo  die  medialen  Fasern  vollständig  intakt 
gebheben  waren.  Das  gleiche  wurde  in  Fällen  Ollendorffs  beobachtet. 
Auch  fünf  Fälle  Öenftlebens  (767).  in  denen  das  mediale  Faserbündel  im 
Trigeminus  unverletzt  geblieben  war.  und  doch  die  Entzündung  jedesmal  auf- 
trat, sprechen  gegen  diese  Theorie.  E.  v.  Hippel  (704)  kam  nach  seinen 
Experimenten  zur  Ansicht,  daß  eine  ver  minderte  Widerstandsfähigkeit 
gegen  Traumen  nicht  bestehe.  Der  Aiistrocknung  sei  al)er  ein  un- 
empfindliches Auge  mehr  ausgesetzt,  als  ein  normales. 

Eine  ganz  besondere  Bedeutung  gegen  diese  Theorie  beanspruchen 
jedoch  die  Erfahrungen  Krauses  nach  Exstirpation  des  Ganglion  Gasseri. 
Zwar  gibt  Krause  an  (1.  c.  S.  69),  daß  gegenüber  entzündungserregenden 
Einflüssen  eine  verminderte  Widerstandsfähigkeit  auf  der  operierten 
Seite  vorhanden  zu  sein  scheine,  es  trete  hier  leichter  Entzündung  der  Horn- 
haut ein,  als  auf  der  gesunden  Seite  usw.  Dem  w^iderspricht  aber  direkt  der 
Anfang  des  gleichen  Absatzes,  wo  er  sagt  ..damit  ergeben  meine  Beobach- 
tungen, daß  beim  Menschen  der  bloße  Ausfall  des  Trigeminuseinflusses  keine 
Störungen  irgendwelcher  Art  herbeiführe.  Es  bedürfe  auch  trotz 
der  vollständigen  Anästhesie  keiner  besonderen  Schutzmaßregeln,  um  das  Auge 
vor  der  gefürchteten  Keratitis  zu  bewahren." 

Auch  die  auf  S.  251  erwähnte  Eeihe  kHnischer  Beobachtungen  mit 
einer  vollständigen  Anästhesie  der  Kornea  von  langem  Bestände, 
ohne  daß  es  zur  Entwicklung  von  Keratitis  neuroparalytica  ge- 
kommen war,  lassen  sich  doch  nur  sehr  gezwungen  zugunsten  der 
trophisch -traumatischen  Theorie  verwerten. 


252  Die  vasomotorische  Theorie. 

c)   Die  vasomotorische  Theorie  (vgl.  8.  59). 

§238.  Schiff  (716)  nahm  anfangs  eine  durch  die  Durch>chneidung  des 
Trigeminus  bewirkte  Lähmung  der  Gefäßnerven,  und  infolge  davon 
Erweiterung  der  Gefäße  selbst  und  Entzündung  an.  Die  Entzün- 
dung sollte  ohne  jede  äußere  Veranlassung  entstehen  können.  Später  modi- 
fizierte er  seine  Ansicht  dahin,  daß  die  neuroparalytische  Hyperämie 
Vorbedingung  sei  zur  Entstehung  der  durch  äußere  Einflüsse 
angeregten  Entzündung. 

Magendies  und  Cl.  Bernards  Behauptung,  daß  verschitdene  Lagen 
des  Schnittes  ungleiche  Folgen  hätten,  erklärte  er  für  unbegründet. 

Claude  Bernard  (720)  berührte  im  Jahre  1876  die  Frage  noch  ein- 
mal bei  Gelegenheit  seiner  Untersuchungen  über  Gefäßnerven.  Er  behauptet, 
es  handle  sich  nach  der  Durchschneidung  um  eine  Lähmung  der  Vaso- 
dilatatoren  und  ein  Überwiegen  der  Gefäß  verengerer  (also  gerade 
das  Gegenteil  der  Schiff  sehen  Annahmen),  Den  Einfluß  äußerer  Keize 
leugnet  er. 

Spalitta  (721)  exstirpierte  an  Hunden  das  Ganglion  des  Trigeminus 
nach  kurz  voraufgeschickter  Zerstörung  des  oberen  Zervikal- 
ganglions  und  bestätigte  die  früheren  Eesultate  von  Sinitzin.  Während 
die  einfache  Zerstöiung  des  Ganglion  Gasseri  fast  durchweg 
Keratitis  neuroparalytica  im  Gefolge  habe,  bleibe  bei  der  kom- 
binierten Operation  die  Hornhautzerstörung  aus  oder  ginge  zu- 
rück. Das  Bild  der  hauptsächlichsten  Augensymptome  sei  in  beiden  Fällen 
verschieden.  Im  ersten  Falle:  Vortreiben  des  Bulbus,  kurze  Erhöhung, 
dann  starke  Verminderung  der  Spannung,  Hornhauttrübung  und  Zerfall  mit 
starker,  sekundärer  Konjunktivitis.  Im  zweiten  Falle:  Retraktion  des 
Bulbus,  normale  oder  leicht  herabgesetzte  Spannung,  keine  Hornhautsym- 
ptome, oder  schnelles  Verschwinden  derselben,  leichte  Konjunktivitis  bei 
etwaigen  Hornhauterscheinungen  und,  wie  diese,  schnell  vorübergehend. 

Spalitta  ninnnt  zur  Erklärung  ausschheßhch  vasomotorische  Vorgänge 
an.  Die  Verletzung  des  Ganglion  Gasseri  führe  starke  Gefäßkontraktion, 
besonders  auch  in  den  perikornealen  Bahnen,  und  damit  Nekrose  herbei.  Die 
gefäßerweiternde  Wirkung  der  SympatLikuselurchschneidung  wirke  antagoni- 
stisch. Spalitta  ninnnt  daher  weiter  an,  daß  die  Durchschneidung  des 
Ganglion  Gasseri  sich  als  Reiz  betätige. 

Angelucci  (722)  wiederholte  die  Experimente  Sinitzins.  Er  konnte 
jedoch  dessen  Beobachtungen  nicht  ])estätigen.  Ebensowenig  verhindere  die  Ex- 
stirpation  des  Halsganghons  die  durch  Trigeminusdurchschneidung  eingeleitete 
neuroparalytisclie  Keratitis,  wie  Sinitzin  wolle,  indem  ja  auch  bei  direkter 
Durchschnei (hn lg  dei'  Ziliaincrven  die  letztere  in  ihrem  klassischen  Bilde  auf- 
trete. Angelucci  findet  endhch,  daß  die  Unteibindung  der  Carotis 
communis     mit    der    Exstirpation    des    Halsganglions    verbunden 


Die  vasomotorische  Theorie.  253 

die  Gcf  ä  B(l  ilat  a  t  ioii  nciIi  i  nd  cit  und  zu  starker  Gefäß  Verenge- 
rung führt,  ohne  daß  in  der  Jvoriica  K  in  ä  li  ni  iigss  tör  ungen  auf- 
treten. 

Ija  boid «'  und  ])u\al  (7"28)  suchen  auf  Grund  üircr  Tierversuche  die 
Ursache  der  Augenerkrankung  in  vasodilatatorischen  StörungiMi  nach 
Lähmung  der  Sympathikusf asern. 

Durdufi  (724)  ninnnt  auf  Grund  seiner  Versuche  trophische  Nerven 
an.  Einseitige  Durchschneichnig  des  Vagus  (Vagosympatiiikus)  führte  bei 
4  ^lüiiate  alten  Hunden  nach  8  Tagen  zur  Trübung  der  Hornhaut  auf  der- 
selben Seite  und  nach  14  Tagen  auch  auf  der  entgegengelegenen.  Zugleich 
^varen  che  Lungen  solcher  Hunde  stark  hyperämisch,  mit  Blutungen  durcli- 
setzt.  Die  Veränderungen  der  Hornhaut  wurden  als  abhängig  von  der  Durch- 
schneidung des  N(»rvus  sympathicus,  diejenige  der  Lunge  als  abhängig  von 
dem  Wegfalle  der  Vagusinnervation  angesehen. 

Diese  Theorie  basiert  also  auf  der  Zerstörung  der  im  Trigeminus  ver- 
laufenden Sympathikusfasern.  Über  den  Verlauf  dieser  vasomotorischen 
Störungen  bei  Trigeminusläsion  haben  wir  uns  auf  Seite  7,  37,  43,  47,  57,  59, 
60,  71  und  97  genügend  ausgesprochen. 

Auch  der  jüngste  Experimentator  am  Trigeminus,  OUendorff  (719)  er- 
kennt das  Hervortreten  der  vasomotorischen  Störungen  an,  wenn  er  sagt: 
,,nach  der  Durchschneidung  des  Trigeminus  traten  Symptome  auf,  welche 
tatsächheh  auf  das  Bestehen  einer  Zirkulationsstörung  hinweisen,  es  sind 
dies  der  erhöhte  Eiw^eißgehalt  des  Kammerwassers,  die  kurz  nach 
der  Durchschneidung  auftretende  Hyperämie  der  Gefäße  der  Iris 
und  Bindehaut  und  die  nach  der  Durchschneidung  vorhandene 
Herabsetzung  des   intraokularen  Druckes". 

Die  Veränderung  des  Kammerw^assers  ist  auch  durch  die  Versuche 
Jesners  (725)  sicher  gestellt.  Diese  abnorme  Beschaffenheit  ist  jedoch  nur 
vorübergehend,  demi  sie  hält  ungefähr  10  Tage  an,  und  deshalb  glaubt  Jesner 
sie  mehr  auf  eine  Reizung,  wie  sie  ja  bei  der  Durchschneidung  am  peripheren 
Stumpfe  des  Nerven  auch  zustande  kommt,  als  auf  eine  Lähmung  des  Tri- 
geminus zurückfüliren  zu  müssen. 

Auch  Krause  (1.  c.)  gibt  nach  Exstirpation  des  Ganglion  Gasseri  am 
Menschen  folgenden  Befund  an:  ,,Die  Lidspalte  der  operierten  Seite  war  in 
zwei  Fällen  auch  zwei  Jahre  nach  der  Ganghonexstirpation  in  der  Euhe  enger 
als  die  der  anderen  Seite.  Li  denselben  Fällen  war  der  Bulbus  leicht  zurück- 
gesunken und  erschien  infolgedessen  etwas  kleiner.  Li  dem  einen  dieser  Fälle 
war  die  Pupille  normal,  beim  anderen  auf  der  operierten  Seite  etwas  w^eiter 
bei  normaler  Eeaktion." 

§  239.  Li  der  Tat  weisen  eine  ganze  Eeihe  von  Fällen  mit  Trigeminusläsion 
auch  Erscheinungen  von  seiteil  des  Auges  auf,  wie  ■sxir  sie  bei  der  Sympathikus- 
lähmungi(vgl.  Band  I,  S.  24)  als  leichte  Ptosis,  Verengerung  der  Pupille,  Zurück- 
gezogensein des  Bulbus  kennen  gelernt  hatten. 


254  Die  vasomotorische  Theorie.  j 

So  berichtet  Deiiig  (726)  über  eine  Verletzung  durch  stumpfe  Gewalt,  welche  die 
Gegend  des  linken  Scheitelbeins  betraf.  Es  fanden  sich  links  Sensibilitätsstörungen 
im  Gebiete  des  Trige minus,  Abflachung  der  Wange,  Eingesunkensein  des  Bulbus 
(um  3  mm),  verengte  Lidspalte,  leichte  Ptosis,  linke  Pupille  weiter  als  die 
rechte,  halbseitiges  Schwitzen,  Lähmung  beider  Recti  externi.  Nach  4  Wochen  hatte 
sich  das  Pelzigsein  verloren,  ebenso  das  halbseitige  Schwitzen  und  die  Pupillendifferenz. 
Offenbar  handelte  es  sich  um  eine  Querfraktur  beider  Pyramidenspitzen,  zugleich  um  eine 
Fraktur  des  rechten  Felsenbeins  in  der  Gegend  der  Paukenhöhle,  sowie  um  eine  Alteration 
des  linken  Trigeminus  (Blutung  und  Di-uck). 

Kuthe  (764)  beobachtete  einen  41jährigen  Mann  mit  Quetschung  des  Kopfes  am 
8.  Juni.  Lähmung  des  rechten  Abduzens.  Rechts  Gehör  schlecht.  Am  16.  Juni  traten 
rechts  Spuren  einer  oberflächlichen  Hornhauttrübung  auf.  Es  bestand  vollständige  Anästhesie 
der  rechten  Kornea..  Auf  der  Hornhaut  entwickelte  sich  mehr  in  der  unteren  Hälfte  und 
schläfenwärts  ein  linsengroßes  Geschwür,  dessen  leicht  vertiefter  Grund  oberfläch- 
lich getrübt  war.  Die  Iris  geschwollen  und  stark  verfärbt.  Das  Kammerwasser  diffus  ge- 
trübt. Absolute  Anästhesie  des  Trigeminus  in  allen  Zweigen.  Die  Lidspalte 
war  rechts  enger  als  links,  infolge  leichter  Ptosis  bedingt  durch  Lähmung 
der  vom  Sympathikus  versorgten  glatten  Muskelfasern  im  oberen  Lide.  Der 
Augapfel  in  die  Orbita  zurückgesunken,  seine  Spannung  deutlich  herab- 
gesetzt. 

Der  Lidschluß  beiderseits  gleich. 

Daß  vasomotorische  Stönmgen  im  ganzen  Trigeminusgebiete  vorhanden  waren, 
bewies  das  eigentümlich  marmorierte  Aussehen  der  rechten  Gesichtshälfte  nach  der  L^nter- 
suchung.  Auch  der  kleinste  Nadelstich  bewirkte  rechts  eine  minimale  Blutung  oder  Rötung 
der  Haut,  während  er  links  keine  Spur  hinterließ. 

Rechts  Hypoglossus  gelähmt. 

Ferner  gehören  hierher: 

Zwei  Fälle  von  Hagelstamm  (33.5):  Tumor  im  Ganglion  Gasseri  —  links  Miosis 
und  Ptosis  sympathica. 

Rosenthal  (261).  Tumor  im  Ganglion  Gasseri  und  im  Stamme  des  Quintus.  Links 
Miosis  und  Ptosis  sympathica. 

Dammront-Mayer  (279).  Neuritis.  Degeneration  in  den  sensiblen  Zweigen  des 
Trigeminus.  —  Beiderseits  Miosis  und  Ptosis.    Ophthalmoplegie. 

Coupland  (282).  Thrombose  des  Sinus  cavernosus.  Rechts  Miosis  mit  Ptosis 
sy  mpathica. 

Nieden  (642).  Aus  der  Lage  der  Verletzungsstelle  (Schlag  durch  einen  gefällten 
Baum  gegen  die  linke  Seite  der  Halswirbekäule),  die  fast  genau  dem  anatomischen  Sitze 
des  Ganglion  supremum  des  Halssympathikus  entsprach  und  aus  den  folgenden  Erschei- 
nungen: starke  Rötung,  Temperaturerhöhung  und  Hyperästhesie  der  Haut  der  linken  Ge- 
sichtshälfte, stark  hyperämische  Konjunktiva,  perikorneale  Injektion  bei  anfänglich  klarer 
Kornea,  Pupille  sehr  eng,  auf  Licht  reagierend,  normale  Tension  und  normaler  Augengrund; 
dann  Anästhesie  der  Gesichtshaut,  Hornhauttrübung  mit  Facettenbildung,  rezidivierender 
Herpes  zoster  —  läßt  sich  nach  Nieden  zweifellos  eine  Affektion  des  Gangl.  supremum 
cervicale  und  Lähmung  des  Halssympathikus  der  linken  Seite  annehmen,  der  sich  als  Folge- 
zustand die  Neurose  im  Gebiet  des  I.  Trigeminusastes  angeschlossen  hatte. 

Seydel  (769).  Fall  I.  Status  Ende  Dezember  1877:  Schwächliches  Kind.  Rechts 
Keratitis  neuroparalytica  bei  isolierter  Lähmung  des  rechten  Trigeminus.  Mäßige  Ptosis 
des  rechten  Auges  bei  gleichzeitigem  Höhenstande  des  Unterlides.  Der  rechte 
Bulbus  liegt  deutlich  tiefer  in  seiner  Höhle  als  der  linke.  Rechts  völlige  An- 
ästhesie im  Trigeminusgebiet  und  Lähmung  der  Kaumuskulatur.  Eine  Verminderung  der 
Tränensekretion  war  mit  Sicherheit  auszuschließen. 

Juni  1898.  Verhalten  der  Pui)illen  normal;  auch  auf  Kokain  erfolgte  rechts  j)roin])te 
Erweiterung. 


])ip  vasomotorisolio  Tliooric.  255 

[''all  II.  24.  Juiii  1898.  Resektion  des  linken  (Jan<;li()n  (Jasseri  naeh  Krause  dvireli 
M  i  k  u  1  i  e  z. 

2(i.  Juni  beim  Verbandweehsel  V^erstärkiing  der  vorbei-  selion  dagewesenen 
geringen  Ptosis  und  ausgesprocbeiies  Zurückgesun  kensci  n  des  linken  Bulbus. 
Pupillen  ziemlich  eng,  aber  annähernd  gleich  weit. 

5.  Juli.  Links  beginnende  Keratitis  neur()|)aralyti(a.  l^inke  Pupille  enger  aLs 
die  rechte.  Nach  Kokain  liitt  links  keine  Mydiiasis  ein,  rechts  prompt.  Aus- 
gesprochene Herabsetzung  der  Tension  des  linken  Bulbus.  Das  linke  Auge  be- 
tt'iligt  sich  beim  Weinen  gar  nicht.  Links  vollständige  Anästhesie  im  Trigeminusgebiet  und 
der  Kaumuskulatur. 

Fall  III.    8.  Oktober  lS!t,5.    Rechts  Resektion  des   (Ganglion  Gasseri  nach  Krause. 

19.  Oktober.  Heginnende  Keratitis  neuroparalytica.  Der  rechte  Bulbus  liegt 
tii'fer   in    seiner  Höhle   als   der   linke. 

29.  Juli  1898.  Rechte  Lidspalte  deutlieh  verengt.  Ausgesprochene  Neigung 
zu  Blutungen.  Die  reflektorische  Tränenabsonderung  ist  mit  Sicherheit  als  aufgehoben  zu 
betrachten.    Rechts  völlige  Anästhesie  im  Trigeminusgebiet. 

Eigene  Beobachtung:  Auch  in  dem  auf  S.  207  von  uns  beobachteten  Falle  (siehe 
Fig.  38)  war  die  Lidspalte  der  affizicrten  Seite  deutlich  verengt.  Die  Pupille 
war  schon  vor  unserer  Beobachtung  artifiziell  erweitert  worden.  Die  Tension  des  Bulbus 
war  deutlich  gegen  die  gesunde  Seite  herabgesetzt. 

Neben  dem  oben  envälniten  Falle  Seydels  und  unserer  eigenen  Be- 
obachtung sind  die  Fälle  von  Hey  mann  (355,  vgl.  S.  125),  Kuthe  (764), 
Seh  midt-Ei  mpler  (7*27),  A.  von  Hippel  (404),  Senator  (692)  und 
Jany  (494)  hier  noch  anzuführen.    [Tgl.  dazu   S.  178  dieses  Bandes.] 

Als  diagnostisches  Hilfsmittel  zur  Eruierung  einer  Sympathikuslähmung 
am  Auge  möchten  vnv  hier  nochmals  auf  die  Bd.  I  S.  558  von  uns  hervor- 
gehobene Yer^vendung  der  Kokaininstillation  hinweisen. 


§  240.  Gegen  diese  rein  vasomotorische  Theorie  der  Keratitis 
neuroparalytica  und  als  Beweis,  daß  das  Auftreten  der  Nekrose  der  Horn- 
haut in  der  Lidspalte  beim  Tiere  nicht  durch  Zirkulationsverhältnisse  be- 
dingt sein  kann,  sondern  auf  Vertrocknung  der  Hornhaut  zurückgeführt 
werden  muß,  >}rechen  die  Versuche  von  Schiff  (728)  und  Magendie  (705} 
mit  gleichzeitiger  Durchschneidung  eines  Pedunculus  cerebelli  ad  pontem,  wo- 
nach der  Bulbus  nach  unten  und  vorn  gedrelit  wurde  und  dementsprechend 
die  Affektion  im  hinteren  Teile  der  Hornhaut  auftrat. 

Auch  Krause  (1.  c.  S.  74)  konnte  nach  der  Exstirpation  des  Ganglion 
Gasseri  beim  Menschen  trotz  sehr  genau  durchgeführter  Beobachtungen  keine 
Veränderung  der  Pupillen  und  der  Gefäße  des  Auges  nachweisen. 

Nach  Ollendorff  (1.  c.)  ist  für  die  Vertrocknungskeratitis  des  Kanin- 
chens eine  weitgehende  Beeinflussung  des  Hornhautprozesses  durch  jene  dabei 
auftretenden  vasomotorischen  Störungen  ausgeschlossen.  Denn  einerseits  gehe 
aus  den  Versuchen  mit  künstlich  hergestellter  Vertrocknung  (Lidhalter,  Luxatio 
bulbi)  hervor,  daß  das  Offenstehen  des  Auges  allein  zur  Entstehung  der  Ent- 
zündung genüge,  andererseits  aber  sei  es  überhaupt  nicht  erklärKch,  vne  eine 
Erweitei'mig  der  Gefäße  mit  der  damit  verbundenen  erhöhten  Transsudation 
in  das   Gewebe  die  Vertrocknuncj  beschleunigen  könne. 


256  Die  vasomotorisch-traumatische  Theorie. 

(1)   Die  vasomotorisch-traumatische  Theorie. 

§  241.  Schiff  (768)  bleibt  auch  in  einer  1886  erschienenen  Arbeit  bei 
seiner  Anschauung  von  den  vasomotorischen  Einflüssen.  Nach  der 
Durchschiieidung  des  Trigeminus  entstehe  eine  n europaralytische  Hyper- 
ämie.  Diese  sei  in  den  ersten  9 — 12  Tagen  konstant  vorhanden,  ihre  Ent- 
stehung könne  durch  kein  Schutzmittel  behindert  werden.  Nach  ungefähr 
12  Tagen  trete  sie  nur  noch  periodisch  auf.  und  zwar  würden  diese  Perioden  mit 
der  Zeit  immer  kürzer  bis  schUeßlich  die  Hyperämie  völlig  schwinde.  Nur 
bei  Bestehen  derselben  seien  äußere  Schädlichkeiten  imstande, 
ihre  Wirksa  mkeit  geltend  zu  machen.  Diese  Reize,  die  sehr  klein 
sein  könnten,  regten  dann  eine  entzündliche  Hyperämie  an, 
die  ganz  verschieden  sei  von  der  neuroparalytischen,  denn  wäh- 
rend jene  bei  zunehmendem  Reize  intensiver  werde,  sei  diese 
vollständig  unabhängig  davon.  — 

Ein  weiterer  Vertreter  dieser  Theorie  ist  Seydel  (769). 

Derselbe  berichtet  über  3  Fälle  von  Trigeminuslähmung  mit  Keratitis 
neuroparalytica  vgl.  S.  254  und  anderseits  über  3  Fälle  von  Trigeminus- 
lähmung. bei  welchen  die  Keratitis  neuroparalytica  ausl^lieb.  Zwischen  beiden 
Gruppen  habe  der  wesentliche  Unterschied  bestanden,  daß  bei  den  letzteren 
Symptome  einer  Erkrankung  des  Sympathikus  vollständig  gefehlt 
hätten,  während  bei  den  ersteren  der  Sympathikus  zweifellos  er- 
krankt gewesen  sei:  Retraktion  des  Bulbus,  Verkleinerung  der  Lidspalte, 
Herabsetzung  der  Tension,  Miosis. 

Seydel  neigt  nun  der  Ansicht  zu.  daß  für  die  Entwicklung 
-der  Keratitis  neuroparalytica  neben  der  Anästhesie  auch  auf 
Sympathikuslähmung  beruhende  vasomotorische  Störungen  von 
Bedeutung  seien.  Lähmung  des  Sympathikus  allein  bewirke 
jedoch  keine  Keratitis  neuroparalytica.  Die  Keratitis  sei  eine  Nekrose, 
zu  der  sich  erst  sekundär  entzündliche  Erscheinungen  gesellten.  Sie  trete 
zunächst  im  Zentrum  der  Hornhaut  auf,  weil  hier  die  Ernährungs- 
verhältnisse der  Kornea  am  ungünstigsten  wären  und  bei  vaso- 
motorischen Störungen  nicht  ausreichten,  um  das  Gewebe  zu  erhalten. 
Trophische  Nervenfasern  seien  unbekannt  und  für  die  Erklärung  der  Er- 
scheinungen nicht  erforderlich.  Er  erinnert  an  analoge  Erkrankungen  an 
anderen  Körperstellen,  an  den  Dekubitus  bei  Rückenmarksleiden  und  an  das 
]\lal  perforant  du  pied. 

§  242.  Für  diese  Theorie  sprechen  nach  unserer  Ansicht  zunächst  die  von 
uns  auf  S.  28  d.  m.  zusammengestellten  Fälle  von  Trigeminusaffektionen, 
bei  welchen  unverkennbare  Zeichen  von  Sympathikiislälnnung  gleichzeitig  vor- 
handen waren. 

§  243.  Gegen  diese  Tlieojie  bringt  luin  Ollciidoiff  (719)  foigendi'  Grüudr 
vor:    Es    sei    durchaus    nicht   auffallend,    wenn    in    den    meisten   Fällen    von 


I)i(>  icii)  1riUiiiia(iscli(>  Tliooric.  257 

Trif^ciniiiiisal'icktioii  ^'Icicli/ciii,^  J*j)'st'li('iiiiiii<^'cii  xoii  sciicii  des  SympaÜiikus 
l)(  (»hiiclilct  Avürdcii.  ])ciin  hei  Erkrankangcii  des  Trigeiniims  seien  natürlich 
auch  (he  mit  ihm  vei-huifcudcii  sympathischen  Faseni  affiziert;  dann  aher  sei 
hesondcrs  bei  (U'n  intrakraiiiehen  Affektionen  d(T  Hitz  der  Läsion  (Tuherkulose, 
Syphihs,  Tumor,  Trauiua)  wohl  niemals  so  ziikumskiipt,  daß  nicht  auch  be- 
iiachharte  Teile  mit  reichereii  8yuii)a(hikusgefl(  eilten  mit  ergriffen  würden, 
l'jhenso  könne  hei  der  (iaiiglionrescktion  und  der  intrakraniellen  Trigeminus- 
(hi)clischneidung  niemals  eine  Verletzung  angrenzender  Gefäße  vermieden 
Werden.  Aber  8eydel  gehe  zu  weit,  wenn  er  annehme,  daß  überhaupt  nur  in 
den  Fällen  mit  ausgesprochener  Sympathikuslähmung  eine  Keratitis  neuro- 
paralytica  aufträte,  und  daß  in  allen  Fällen  von  Keratitis  neuroparalytica  der 
Sitz  der  Affektion  in  das  Ganghon  sell)st,  oder  in  dessen  nächste  Nähe  zu  ver- 
legen sei,  weil  dort  die  meisten  Sympathikusfasern  mithetroffen  würden. 

(Gegen  diese  letztere  Annahme  sprechen  auch  die  Fälle  unserer  Tabelle 
Nr.  107  l)is  161   S.  225,   in  welchen  der  Sitz  des  Herdes  zentral  gelegen  war.) 

Eine  ausgesprochene  Lähmung  des  Trigeminus  sei  überhaupt  nur  für  eine 
un  schriebene  Anzahl  von  Fällen  nachgewiesen.  Vor  allem  aber  wäre  keine 
befriedigende  Erklärung  dafür  gegeben,  wie  die  Lähmung  des  Sympathikus  mit 
der  Entstehung  der  primären  Nekrose  im  Zusammenhange  stehe.  Zwar  sei 
es  nicht  bewiesen,  aber  wohl  möghch,  daß  die  bei  der  Sympathikuslähmung 
auftretende  Zirkulationsstörung  auch  eine  Ernährungsstörung  für  die  Horn- 
haut bedeute,  aber  dann  müßte  doch  die  Hornhautalfektion  in  jedem  Falle 
von  Ganglionresektion  entstehen,  weil  die  mit  dem  Trigeminus  verlaufenden 
sympathischen  Fasern  für  die  Gefäße  des  Auges  dabei  stets  verletzt  werden 
müßten,  und  hier  die  übrigen,  für  das  Zustandekommen  der  groben  Hornhaut- 
störungen notwendigen  Ausfallserscheinungen,  nämhch  die  Anästhesie  und  die 
mangehide  Befeuchtung  stets  vorhanden  wären.  Dies  ist  aber  nach  den  Er- 
fahrungen Krauses  und  unserer  Zusammenstellung  S.  68  und  220  nicht 
der  Fall. 

Die  von  Seydel  auch  als  Beweis  angeführte  Tatsache,  daß  che  primäre 
Nekrose  sich  im  Zentrum  der  Hornhaut  lokahsiere,  erkläre  sich  am  einfachsten 
dadurch,  daß  dieser  Teil  am  meisten  der  Vertrocknung  und  Verletzung 
ausyesetzt  sei. 


Trophisclie  Einflüsse  ausschließende  Tlieorien. 

o)  Die  rein  traumatische  Theorie. 

§  24:4.  Snellen  (770)  Zt-igte,  daß  durch  Zunähen  der  Lidspalte  die 
Entzinidung  der  Hornhaut  verzögert,  und  durch  Vornähen  des  Ohres  vor  das 
Auge  dieselbe  in  einzelnen  Fällen  für  mehrere  Tage  verhindert  werden  könne. 
Damit  war  anscheinend  der  Beweis  gehefert ,  daß  äußere  Schädlich- 
keiten bei  der  Entstehung  der  Krankheit  eine  wesentliche  Ptohe  spielten,  und 
daher  stützte  auch  Snellen  auf  diese  Erfahrung  che  Theorie,  daß  che  Keratitis 

Wnbrand-Saenaer.  Jfeuroloeie  des  Auees.    II.  Bd.  I.  Abteiluna.  17 


258  Die  rein  traumatisehe  Theorie. 

neuioparalytica  nichts  aii(k'iVh?  sei,  ala  eine  trau  iiuitisclu'  Entzündung, 
die  dadurch  entstünde,  daß  Verletzungen,  Avelche  das  Auge 
träfen,  nicht  abgewehrt  würden,  weil  das  gefühllose  Auge  sie 
nicht  niehi'  wahizunehmen  vermöchte,  Verletzungen,  die  ein 
normales   Auge   ganz  in   der   gleichen   Weise   schädigen   wnirden. 

Senftleben  (767)  hat  dann  unter  Cohnhein)S  Leitung  versucht,  neue 
Gesichts})unkte  über  das  Wesen  der  Krankheit  zu  gewimien.  Sehr  wichtig 
war  die  von  ihm  vorgenommene  mikroskopische  Untersuchung  solcher  Horn- 
häute, an  denen  die  Keratitis  zur  Entwicklung  gekonnnen  war.  Er  gelangte 
dabei  zu  dem  Eesultat,  daß  es  sich  tücht  um  eine  eigentliche  primäre  Ent- 
zündung handele,  sondern  um  eine  einfache  Nekrose,  die  ihrerseits 
erst  als  Keiz  wirke  und  eine  vom  Eande  der  Kornea  nach  der 
Nekrose  zu  fortschreitende  entzündliche  Infiltration  hervor- 
rufe. Des  weiteren  suchte  er  zu  ergründen,  ob  man  genötigt,  beziehungs- 
weise berechtigt  sei,  trophische  Nervenbahnen  anzunehmen.  Sei  die 
Kornea  nach  der  Trigeminusdurchschneidung  wirklich  in  einem  Zustande  ver- 
minderter Widerstandsfähigkeit,  dann  müßten  —  so  schloß  er  —  gleiche 
auf  l)eide  Augen  wirkende  Reize  auch  intensivere  Wirkung  auf  der 
Seite  der  Durchschneid ung  haben.  Daß  ganz  geringfügige  Reize,  wie 
Staub,  Härchen  usw.  nicht  in  Beti'acht  kämen,  ergäbe  sich  daraus,  daß  der 
über  dem  Auge  angebrachte  Pfeifendeckel  von  Draht,  der  diese  Einflüsse 
unmöglich  verhindern  könne,  sich  in  allen  Fällen  als  vollkommen  hinreichendes 
Schutzmittel  l)ewährt  habe.  Die  Versuche  zeigten,  daß  gleiche  Reize 
der  verschiedensten  Art  stets  gleiche  Wirkungen  auf  beiden 
Augen  hervorbrachten,  sofern  nur  das  unempfindliche  Auge 
nach  Einwirkung  des  Reizes  sofort  durch  den  Deckel  geschützt 
worden  war.  Auch  der  Heilungsprozeß  sei  auf  beiden  Seiten  ein  ganz 
gleicher  gewTsen.  Hiernach  könne  also  von  einer  herabgesetzten  Wider- 
standsfähigkeit keine  Rede  sehi. 

Ferner  sprächen  gegen  die  Büttner  -  Meißner  sehe  Auffassung  direkt 
fünf  Fälle,  in  denen  das  mediale  Faserbündel  unverletzt  geblieben,  und  docli 
die  Entzündung  jedesmal  aufgetreten  war. 

Senftleben  hält  demnach,  ebenso  wie  Snellen  die  Keratitis  neuro-' 
paralytica  für  eine  rein  traumatische,  und  zwar  müßten  ganz  erhebliche 
Traumen  einwirken,  die  ,,der  Pfeifendeckel"  fern  zu  halten  ganz  besonders 
geeignet  sei.  Daß  die  Verdunstung  auf  der  Hornhautfläche  von 
irgendwelcher  Bedeutung  wäre,  hielt  er  für  ausgeschlossen,  weil  der  ,, Pfeifen- 
deckel" dieselbe  nicht  verhindern  könne. 

Auf  der  Naturforscherversammlung  in  Magdeburg  (1884)  hielt  von 
Gudden  im  Anschluß  an  Betrachtungen  über  Dekuliitus  einen  Vortrag  übei' 
die  uns  l)eschäftigende  Frage.  Er  leugnet  trophische  Einfhisse  und  ninniit 
als  ätiologisches  Moment  nur  äußere  Schädhchkeiten,  und  zwar  traumatische 
an,  nach  folgenden  Versuchsresultaten: 


Dio  roiii  tiinmiiitisclu'  Theorie.  259 

1.  J^ci    iicuj;cl)(»r('ii('ii     Jv;iiiiii('licii    AiiIc^Miiijj;    ciiici^    AnkyloblcplKtioii; 

ciiiifjfc   Wochen   später    1  )urclis('litiei(lini^f   des   Ti-i<reiiiiiins.   10   Tage 

(liinuit'    S|);iltiin^-     der    Ijidcr     —     vollkoiiiiiieii     klai'e     Honiluuit 

daiiniter. 
'1.  Der    N.    ()])ti('.iis    Aviirde    mit    den    Zili;U'iiei'veu    diircliseliiiitteii,    die 

Korm^ii  Avmde  uiieiii[)lni(llieli,  die   Lider  hlicheii  eiiipinidlicli,  —  es 

trat  keine   l^jtit/ündinij^f  ein. 
8.  DiirchsclnieidiniL!,-    des    Optikus,     dei'   Ziliarnerven    und    ])alpel)rale)i 

Aste  des   OkidouKttorius;  —  keine  Entzündung  wegen  Ptosis  des 

Oberlids. 

4.  Isolierung  eines  deraitig  operierten  'J'ieres  in  einem  glattwandigen 
Kasten,  —  in  6  Tagen  keine  ]*jntzündung.  ])as  Auge  wurde  aber 
alle  halbe  Stunde  untersucht  und  gereinigt.  Sobald  dies  versäumt 
wurde,  trat  die  Entzündung  sofort  ein,  zeigte  aber  bei  weiterer 
Fortsetzung  der  Pflege  keine  Fortschritte. 

5.  Bei  Fazialisdurchschneidung  und  Exstiipation  der  Nickhaut  wirkt 
der  Reti'actor  bulbi  so  enorm,  daß  keine  Entzündung  entstehen 
kami,  weil  das  Auge  fast  vollständig  von  den  Lidern  bedeckt  wird. 

6.  Die  unempfindliche  Hornhaut  ist  wahrscheinlich  nicht  leichter  ver- 
wundbar als  die  andere;  es  ist  aber  sehr  schwer,  vollständig  gleiche 
Reize  anzuwenden. 

§  245.  Für  diese  rein  traumatische  Theorie  spiechen  aus  der  mensch- 
lichen Pathologie  zunächst  die  Fälle  von  Lagophthalmus  und  Trige- 
minusläh  mung,  bei  welchen  Keratitis  neuroparalytica  zur  Entwicklung 
gekommen  war,  siehe  S.  240,  und  von  diesen  besonders  diejenigen  mit  Ent- 
wicklung   des   Geschwürs   im  Lidspaltenteile   der  Hornhaut,  vgl.   S.  241. 

Ferner  würden  zur  Stütze  dieser  Theorie  die  Fälle  von  Trigeminus- 
1  ä h  m  u n  g  mit  Ptosis  herangezogen  werden  können,  bei  welchen,  angeblich  wegen 
der  Ptosis  keine  Keratitis  neuroparalytica  während  der  Beobachtungszeit  zur 
Entwicklung  gekommen  war,  siehe  S.  243. 

Die  Kr  aus  eschen  Fälle  von  Exstirpation  des  Ganghon  Gasseri  rait 
dauernder  Anästhesie  der  Hornhaut  ohne  Entwicklung  einer  Keratitis  neuro- 
paralytica würden  unter  Berücksichtigung  des  folgenden  Gesichtspunktes  nicht 
gegen  diese  Theorie  sprechen: 

Der  ßjTiergische  Lidschluß  nämlich  tritt  auf  der  operierten  Seite  ebenso 
oft,  zumeist  mehrere  Male  in  der  Minute  ein,  wie  er  gewohnheitsgemäß  auf 
der  gesunden  Seite  durch  den  Reiz*  der  Luft  und  die  Verdunstung  hervor- 
gei'ufen  wird.  Hierin  könnte  die  Ursache,  warum  beim  Menschen  die  Horn- 
haut sich  nicht  trübt,  nicht  vertrocknet,  nicht  abstirbt,  und  keine  von  den 
schweren  Veränderungen  beobachtet  wird,  wie  sie  bei  den  operierten  Tieren 
einzutreten  pflegen,  gesucht  werden.  Zudem  schützt  ja  der  Mensch,  trotz 
des  völligen  Gefühlsverlustes,  seine  Sehorgane  besser  als  das  Tier,  das  an  alle 
Ecken  mit  den  gefühllosen  Augen  anrennt. 

17* 


260  Die  rein  traumatische  Theorie. 

Füi'  ciiicij  '.roil  (Icijciiigcii  l*'ällc  von  Tri<4('inimis]älniiuii,if  aus  der  iiicusch- 
lichen  Pathologie,  bei  welchen,  etwa  nach  intrakraniellen  Tumoren,  Keratitis 
neuroparalytica  aufgetreten  war,  müßte  man  dann  im  Sinne  dieser  Theorie 
eine  durch  die  intrakraTiielk^  Ki'ankheit  l)e wirkte  Herabsetzung  der  Intelligenz 
und  der  Aufmerksandceit,  kurz  die  Entwicklung  einer  geistigen  Stumpfheit 
annehmen,  die  den  Patienten  zu  gleichgültig  gemacht  habe,  um  Gefahren 
vom  unempfindlichen  Auge  abzuwenden. 

§  246.  Gegen  diese  Theorie  wären  zunächst  die  Experimente  La  bor  des 
(771)  hier  anzuführen.' 

Derselbe  hat  vermittels  eines  besonderen  OperationsA-eifahrens  den 
Ramus  ophthahuicus  des  Trigeminus  innerhalb  dei'  Schädelhöhk'  mit  sorg- 
fältiger Schonung  der  übrigen  Zweige  durchschiütten.  AnfängUcli  erschien 
die  Hornhaut  anästhetisch,  aber  normal,  die  Konjunktiva  injiziert;  später  nach 
18 — 24  Tagen  trat  Hypopyon  bei  normaler  Kornea  auf,  welche  sich  erst 
später  trübte  und  von  innen  nach  außen  perforierte.  Dann  heilte 
das  Geschwür  mit  allmählicher  Wiederherstellung  der  Sensibihtät.  Hieraus 
sei  2,u  schHeßen ,  daß  die  Erkrankung  der  Hornhaut  nicht  durch  die 
Sensibilitätsstörung  hervorgerufen  worden  wäre,  sondern  trst  sekundär 
entstanden  sei;  daher  bliel)e  auch  die  Snellensche  Prophylaxe  ohne  Nutzen. 

Auch  Ollendorffs  (719)  Versuche  lieferten  den  sichersten  Beweis  gegen 
die  Senf tlebensche  Thtorie.  Das  Tier  wurde  mit  beiden  Hinterfüßen  und 
dem  Vorderfuß  der  unempfindHchen  Seite  auf  einem  großen  Brette  so  an- 
gebunden, daß  es  sich  etwas  bewegen  konnte.  Dabei  war  (S  mittels  einer 
Bauchbinde  so  aufgehängt,  daß  es  auf  dem  Brette  stand,  sich  aber  nicht  ver- 
letzen konnte.     Auch  hier  entwickelte  sich  (ine  Keratitis. 

Ollendorff  kommt  bezüghch  der  traumatischen  Theorie  zu  folgender 
These:  Die  Hornhautentzündung  bei  Tieren,  welche  nicht  gtg<n  äußere  Ver- 
letzungen geschützt  wurden,  ist  auf  traumatische  Infektion  zurückzu- 
führen, voi'züglich  mit  Sta})liyl()kokken,  welche  schon  normalerweise  im  Koii- 
junktivalsacke  stets  vorhanden  sind. 

Von  den  klinischen  Beobachtungen  würde  mit  dieser  Theorie  jene  Eeihe 
von  Fällen  (siehe  S.  245  und  247)  nicht  vereinbar  sein,  bei  welchen  nach  einer 
Trigo-minusläsion  tiolz  dt  r  gleichzeitig  vorhandenem  Ptosis  oder  des  sorg- 
fältigsten Schutzes  des  Auges  eluich  einen  Okklusivverband,  demioch  ehe«  Kera- 
titis  neui'0])aralytica  aufgetreteii  war;  ferner  die  Fälle  von  Trigeminusläsie>n. 
bei  wedche]!  tie)tz  ve)rliandener  Hyperästhesie  de'S  Auge-s  e'ine  Keratitis  neuro- 
paralytica sicli  entwickelt  hatte'  (siehe  S.  248).  ferner  dei'  Fall  xnw  Altha.us, 
sie'he   S.   129. 

Endlich  sei  eh'S  folge-nden  Einwurfs  von  Seydel  gedaclit  :  ..Waiinu  läl.it 
die  Hornhaut  in  eäne-r  großen  Anzahl  von  Fälleai  (vgl.  unseje'  Zusannuen- 
stellung  S.  249)  tre)tz  vejllstiineliger  Anästhesie  lange  Zeit  nicht  die»  geringste 
Verändeiung  erkeuneii?  Oft  lie  ge'ii  .Table'  zwischen  dem  Eintritt  der  Trige- 
minuslähmung   und    der   Entwdcklung    der   Keratitis   neuroparalytica,    wie  in 


Die  xerotische  Theorie.  261 

den  l''iill('ii  \(>ii  Nicdcii  1111(1  l''i;i  II  kc."  (Vcrj^lticlic  iiucli  die  \()ii  uns  auf 
8.   'i.JO  /,usiMiiiii('ii;4('stcllU'ii    Ijcohachtuiigcii.) 

Aiißcrdcin  müßte  jede  insensible  Hoiiiliant  iiiilir  aiin;ilienid  ^leiclieii 
äuüereii  nediii<j;uii<;en  Avenigstens  ungefähr  in  deinselheii  Zeitahsclinit le  xoiii 
Eintritt  der  Sensil)ilitätsst()np.ig  ad)  ei'kranK'en.  In  der  Tal  liestelit  alier  Iderin 
eine  gi'oße   \'arial»ilit!it. 

Wie  sei  ferner  mit  der  ti'a  u  nia  t  isclien  Tlieoiie  die  Tatsache  in  JOin- 
klang  /ai  bringen,  daß  die  Keratitis  /iUin  Htillstantle  kommen  körnie  und  bis 
/,ii  einem  gt'wissen  Grade  der  Heihnig  fähig  sei,  trotz  Fortl)estehens  de)'  8ei)si- 
bili(ätsst()rmig? 

1)   Die  xerotische  Theorie. 

v^  '247.  !)'  i  seinen  Versuchen  mit-  Trigeniinusdmcjischneidung  am  Jvaniii- 
chen  bestätigte  Feuer  (77'2)  die  von  Snellen  und  Seuftleben  gemachten  lie- 
obachtungen,  daß  durch  Anbringen  eines  Drahtdeckels  über  (U-m  x\uge  (U'r 
()|)eri(rten  Seite  die  Keratitis  neuropaialytica  hintangehalteii  wercU'U  könne. 
Den  (irund  daNon  findet  er  jedoch  darin,  daß  schon  bei  einer  mäßig(!n 
Exkuision  dieses  ])eckels  das  Ober-  und  l'ntcilid  über  die  Kornea 
hin  gezogen,  die  Kornea  also  untei'  dem  DeckiT  stets  von  den  ljid<'rn 
bestrichen,  deinnach  gereinigt  und  liefeuchtet  weide.  —  folgendes 
5-ind   die  j^iiidresultatt'  seiner  ]^jX})erimente : 

1.  J)ie  Trigemiimsdurchschneidung  schädigt  nicht  in  dir(d\ter  Weise 
tlie  Ernährung  der  Kornea.;  sie  bewirkt  also  weder  unmittelbar  die 
Entzüniluiig  der  Kornea,  noch  versetzt  sie  das  Auge  in  einen  Zu- 
stand   vernünderter    Widerstandsfähigkeit   gegen    äußere    Einflüsse. 

2.  Die  nach  Trige  minusd  urchschneidung  eintretende  Kera- 
titis hat  ihren  (Irund  ausschließlich  in  der  Sistierung 
des  Jjidschlages.  Der  in  der  Lidspalte  liegende  Teil  der 
Kornea  erfährt  eine  Vertrocknung  des  Gewebes.  Diesc^r 
nekrotische  Teil  wirkt  nun  als  Reiz,  infolgedessen  eine 
reaktive  Entzündung  des  ihn  umgebenden  Gewebes 
eintritt,  welche  die  Ausstoßung  des  nekrotischen  Teils 
bezweckt. 

8.  Die  Verminderte  Tränensekretion  beschleunigt  und  befördert  die 
Bildung  der  Xerose,  die  aber  auch  ohne  dieselbe  eintreten  müsse. 

4.  Ein  vor  das  Auge  genähter  Dralitdeck(d  oder  Korkring  und  dergl. 
ist,  solange  man  das  Tier  frei  damit  herundaufen  läßt,  imstande 
die  Keratitis  neuroparalytica  (x-rotica)  hintanzuhalten,  weil  solche 
Vorrichtungen  die  Lider  öfters  über  die  Kornea  hinziehen  und  auf 
(liest'  Weise  die  Etablierung  einer  Xerose  verhindern. 

5.  Auch  die  Vernähung  der  Lidspalte  schützt  das  Tier  gegen  die 
Keratitis  neuroparalytica. 

g6.  Stöße    sind   nicht   imstande,    einer   der    Keratitis    neuroparalytica 
analoge  Hornhautaffektion  hervorzurufi'U. 


262  Die  xerotische  Theorie. 

E.  V.  Hippel  (704)  kommt  zu  dem  Schlüsse,  daß  durch  die  Ver- 
dunstungstheorie  sich  das  Auftreten  der  Entzündung  in  allen  Fällen  er- 
klären lasse.  Das  Ausbleiben  derselben  in  einigen  Fällen  hänge 
wahrscheinlich  einerseits  ab  von  Bedingungen,  welche  die  Ver- 
dunstung weniger  begünstigten,  andrerseits  von  stärkerer  Se- 
kretion der  Augen. 

Auch  Ollendorff  (719)  huldigt  der  Vertrocknungstheorie  und  stellt 
folgende  These  auf:  Bei  Tieren,  welche  nach  Trigeminusdurchschneidung 
gegen  äußere  Verletzungen  geschützt  worden  sind,  tritt  die  Hornhautent- 
zündung sekundär,  als  Keaktion  auf  eine  Vertroclmung  der  in  der  Lidspalte 
freiliegenden  Hornhautpartie  auf.  Die  dabei  auf  der  Kornea  in  geringer 
Zahl  gefundenen  Bakterien  sind  für  die  Entstehung  der  Entzündung  jeden- 
falls ohne  besondere  Bedeutung,  wenigstens  steht  es  auf  Grund  experimen- 
teller Versuche  mit  künstlich  hergestellter  Vertrocknung  fest,  daß  letztere 
allein  eine  Entzündung  hervorrufen  kann. 

Für  die  Entstehung  einer  Vertrocknungskeratitis ,  nach  Lähmung  des 
Trigeminus,  sei  das  menschliche  Auge  weit  weniger  disponiert  als  das  der 
Tiere,  weil  beim  Menschen  infolge  des  gemeinsamen  Gesichtsfeldes  stets  ein 
gemeinsamer  Lidschlag  auf  beiden  Seiten  erfolge,  also  das  unempfindliche 
Auge  durch'  den  vom  normalen  her  ausgelösten  Lidschlag  mitgeschützt  würde. 
Damit  sei  jedoch  für  das  menschliche  Auge  die  Vertrocknung  als  Ursache 
der  Entzündung  keineswegs  noch  unbedingt  ausgeschlossen,  wenigstens  wären 
dabei  folgende  Momente  noch  wohl  zu  berücksichtigen: 

1.  Zunächst  sei  die  reflektorische  Tränensekretion  auch  beim  Menschen 
an  dem  unempfindlichen  Auge  sicherlich  herabgesetzt; 

2.  dann  sei  wohl  zu  beachten,  daß  der  Lidschlag,  wenn  er  als  Keflex 
vom  normalen  Auge  aus  auf  beiden  Seiten  erfolge,  immerhin  doch 
an  Frequenz  vermindert  sei;  denn  unter  normalen  Verhältnissen 
werde  durch  jeden  Keiz,  der  eines  der  beiden  Augen  treffe,  beider- 
seits Lidschlag  ausgelöst,  während  nach  einseitiger  Lähnumg  des 
Trigeminus  von  dem  unempfindlichen  Auge  her  ein  reflektorischer 
Lidschlag  nicht  mehr  erfolge. 

Für  das  normal  mit  Tränenflüssigkeit  befeuchtete  Auge  sei  diese  Ver- 
langsamung des  Lidschlages  jedenfalls  ohne  Bedeutung;  man  müsse  auch 
annehmen,  daß  diese  Störung  in  der  Lidbewegung  allein  nicht  immer  genüge, 
um  selbst  an  dem  unempfindlichen  Auge  mit  verminderter  Tränensekretion 
eine  Vertrocknungskeratitis  hervorzurufen.  Dagegen  spreche  vor  allen  Dingen 
das  seltene  Auftreten  der  Keratitis  beim  Menschen  nach  Affektion  oder  Re- 
sektion der  Nerven  oder  des  Ganglion.  —  Aber  die  Frequenz  des  Lid- 
schlages  sei  im  allgemeinen  normalerweise  so  verschieden,  daß 
bei  einem  Menschen  mit  schon  vorher  sehr  seltenem  Lidschlag 
nach  einseitiger  Lähmung  des  Trigeminus  der  Lidschlag  nun  so 
selten  werden  könne,  daß  bei  gleichzeitigem  Versiegen  des 
Tränensekrets    das    Auge    der    Veitrocknungskeratitis     verfalle, 


Die  xerotische  Theorie.  263 

während  bei  ciiKMii  anderen  Menschen  mit  voi'hei'  frequentem 
Lidschhif^e  keine  \'er  iiockn  ung  und  daher  auch  keine  Entzündung 
aufzuti-eten  hrauclp'.  'J)ahei  Sf.'i  daran  /u  ei'innevn,  daß  das  Auge 
a  näsl  hei'isch  sei,  die  a.  ul'tictende  Ti^ockeiiheit  desselben  also  nicht 
von  ilini  euipi'unden  werde  und  es  sich  dabei'  auch  nicht  dagegen 
zu  schützen   suche. 

Iii(b\i(bielle  Verschiedenbeit-en,  Welche  l'iir  (be  Entstehung  der  Vel'- 
trocknung  xoii  I>(Mleutung  sein  könnten,  lägen  feiner  in  der  verschiedenen 
Weite  der  Lidspalt(»  und  in  dem  stäi-k(M-en  oder  geringeren  Vorti-eten 
des  Bulbus. 

Jedenfalls  sei  also  auch  Ijezüglich  der  Vertrocknung  ein  prinzipieller 
Gegensatz  zwischen  Tier  und  Mensch  nicht  zu  konstatieren,  sondern  man 
könne  nur  sagen,  daß  beim  Tier  nach  einseitiger  Trigeminusläh  mung 
ohne  Schutz  des  betreffenden  Auges  stets  eine  Hornhautent- 
zündung auftreten  müsse,  nämlich  entweder  durch  Infektion 
nach  stattgefundener  Verletzung,  oder  durch  Vertrocknung, 
während  beim  Menschen,  wenn  Trauma  und  Infektion  vermieden 
Avürden,  das  Auftreten  der  Entzündung  von  präexistenten  Ver- 
hältnissen abhängig  sei. 

(Gleichwohl  aber  glaul)t  Ollendorff  nicht,  daß  beim  Menschen  die 
Vertrocknung  häufig  die  Ursache  der  Entzündung  sei,  denn  es  liege  bei  der 
bestehenden  Anästhesie  des  Auges  viel  näher,  an  eine  im  Anschlüsse  an  eine 
Verletzung  auftretende  infektiöse  Keratitis  zu  denken.  Denn  das  Auge  sei 
infolge  seiner  Unempfindlichkeit  den  vielfachsten  Insulten  ausgesetzt,  welche 
sich  der  Patient,  der  sich  seines  Leidens  nicht  jederzeit  bew^ußt  sei,  selbst 
beibringe,  z.  B.  die  Möglichkeit  einer  Verletzung  der  Hornhaut 
beim  Waschen  des  Gesichts  (vgl.  Fall  Althaus  S.  129)  usw.  Der  Kon- 
junktivalsack  berge  dann  stets  genug  pathogene  Bakterien,  um 
eine  Infektion  zustande   zu   bringen.  — 

§  248.  Die  Vertrocknungstlieorie  hat  wohl  zur  Zeit  die  meisten  Anhänger 
unter  den  Experimentatoren,  und  es  ist  in  der  Tat  kein  Zweifel,  daß  bei  ein- 
zelnen Fällen  aus  der  menschlichen  Pathologie  nach  Trigeminuslähmung  die  Ver- 
trocknung eine  gewisse  Eolle  beim  Zustandekommen  einer  Homhautaffektion 
spielt,  so  vielleicht  in  den  c.uf  S.  240  erwähnten  Fällen  mit  Lagophthalmus 
und  den  S.  241  erw^ähnten  Fällen  von  Trigeminuslähmung,  bei  welchen  das 
Geschwür  im  Lidspaltnrteile  entstanden  war. 

Auch  könnten  diejenigen  Fälle  von  Tiigeminuslähmung  für  diese  Theorie 
sprechen,  welche  zugleich  mit  einer  Ptosi«  verliefen,  und  bei  welchen  keine 
Keratitis  neuroparalytica  zur  Ent.vicldung  gekommen  war  (vgl.  S.  243). 

Niclit  gegen  diese  Theorie  sprechen  ferner  die  Fälle  von  Trigeminus- 
lähnurng,  in  welchen  trotz  vollständiger  Anästhesie  der  Hornhaut  keine  Kera- 
titis neuroparalytica  sich  ent^^^ckelt  hatte  (vgl.  S.  249). 


264  Die  xerotische  Theorie. 

Ebenso  sprechen  nicht.  Liegen  diese  Theorie  die  Fälle  mit  spätem  Auf- 
treten der  Keratitis  neuro})aralytica,  nachdem  schon  lange  Zeit  eine  Anästhesie 
der  Hornhaut  hestaiiden  hatte  (vgl.  S.  250). 

Im  ersteren  Falle  darf  man  annehmen,  daß  das  sorgfältige  Fernhalter 
aller  schädlichen  äußeren  Einflüsse  von  der  Hornhaut  die  Entwicklung  einer 
Keratitis  neuroparalytica  verhindert  hätte,  während  hei  den  letzteren  Fällen 
schließlich  diese  Sorgfalt  für  dii'  Dauer  der  Zeit  nicht  ausgereicht  habe,  um 
eine  Hornhauterkrankung  zu  verhüten. 

Es  ist  nicht  schwer  zu  erkennen,  daß  der  schwache  Punkt  cU  r  Vertrock- 
nungstheorie  in  der  Erklärung  des  Auftretens  der  Keratitis  neuroparalytica 
beim  Menschen  beruht;  und  so  klingt  denn  schon  die  folgende  Motivierung 
OUendorffs  ziemUch  gesucht,  wo  er  sagt:  ,,Wenn  in  einigen  Fällen  von 
Ganglionsekretion,  oder  bei  einer  intrakraniellen  Lähmung  des  Trigeminus, 
trotz  eines  Schutzverbandes  und  prophylaktischer  Atropininjektionen  frühzeitig 
eine  Entzündung  der  Horidiaut  auftrat,  so  ist  wohl  auch  hier  eine  primäre 
Verletzung  mit  sekundärer  Infektion  anzunehmen,  denn  gerade  bei  dem  zur 
Atropineinträufelung  notwendigem  öfteren  Verbandwechsel  ist  eine  Verletzung 
des  unempfindHchen  Auges  leicht  möglich.  Ebenso  kann  auch  dadurch,  daß 
das  Auge  unter  dem  Verbände  geöffnet  wird,  und  die  Hornhaut  sich  an  dem- 
selben reibt,  ein   oberflächlicher  Defekt  der  Kornea  zustande  kommen." 

§  249.  Feuer  (772)  achtet  offenbar  als  natürliche  Konsequenz  seiner 
Theorie  die  Keratitis  e  lagophthalmo  gleich  der  Keratitis  neuroparalytica. 

E.  Bock  mann  (753)  ist  derselben  Ansicht. 

BezügUch  der  Dif feien tialthagnose  zwischen  Keratitis  e  lagophthalmo 
und  Keratitis  neuroparalytica  sagt  jedocli  Fuchs  in  seinem  Lehrbuch 
S.  185  folgendes: 

Die  Verwechslung  der  drei  Keratitisformen:  Keratitis  e  lagoph- 
thalmo, Keratitis  neuroparalytica  und  Keratomalazie  wurde  dadurch 
begünstigt,  daß  dieselben  verschiedene  gemeinschaftliche  Züge  aufweisen.  Zu 
diesen  gehört  die  Trockenheit,  welche  die  Augen  zeigen,  sowie  die  im 
Verhältnis  zur  schweren  Keratitis  sehr  geringen  Reizerscheinungen, 
also  das  Fehlen  stärkerer  Tränensekretion,  das  Fehlen  des  Blepharospasmus 
und  oft  auch  der  Schmerzen.  Die  Trockenheit  eles  Auges  ist  aber  bei 
diesen  drei  Keratitisformen  auf  ganz  verschiedene  Momente  zurückzuführen: 

a)  Bei  der  Keratitis  e  lagophthalmo  l)esteht  »ine  wiik- 
liche  Austrocknung  der  Hornhautoberfläche  durch  Wr- 
dunstung.  Sie  betrifft  mir  die  l)loßliegenden  Teile  der  Hnii- 
haut  und  kann  durch  Verschluß  der  Lider  beseitigt  werden. 
Die  Austi'ockmmg  ist  hier  die  einzige  Ursache  aller  weiteicn 
Veränderungen. 

b)  Bei  der  Keratomalazie  ist  die  Hornhaut  nicht  wirklich 
aufgetrocknet,  sondern  sie  sieht  nur  so  aus,  weil  an  iiirer 
üb(  rfläche  die  Tränenflüssigkeit  nicht  haftet.    Dieses  trockene 


Die  xerotische  Theorie.  265 

Aussclicii  ist  iiiicli  Ndjluindcii.  wenn  da.s  Auj^^c  in  Triiiicii 
s('liA\inii)il  (k|c)'  I)(  ständig  geschlossen  ^41  liiilten  \\ir(l;  sell)st- 
M  jsliindlicli  \('11m;i,!j;  iiiicli  d.is  V(  ihindeii  des  Auges  nicht;; 
gegen  {\\i':M'  Alt  \()n  Tidclcenheil .  Sie  ist  he(hngl  (hiich 
eine  t'eltige  ^h't  ;|  IMOlphose  der  Mpil  hel/elleli.  Welch  let/lej'e 
intnige  (hi\()ii  (hii(di  (he  Triinenflii^sigkeil  ididit  heiM  1/1 
wi'vdi  ". 
c)  liei  Keiiiliiis  neuiopa  lii  i_y  t  i  c;i  heshii)  wedi  i-  \\irkh(die 
Ausljocknung  der  lloinhaui,  Avie  hei  de  ]•  l\(iiililis  e  'ag- 
ophthahiio  noch  the  eigeiiti'unliidie  ledige  IJeschaft'enheit,  d(  )• 
Oherfhudie.  wie  h(  i  Jveraionialazie ;  das  Auge  siehl  \iehnelir 
111  r  lidckeii  aus,  weil  trotz  dei-  starken  Riitzi'uidung  der 
licndiaul  (1(  )■  Tränenfluß  fehlt,  den  wir  sonst,  unti  r  diesen 
Umständen  y.w  S(  hen  gcAvolnit  siid.  bis  ist  ehen  die  Sekretion 
der  Tränendriise  \-erniiiJ(lert  oder  aufgeholien.  Da  hei  ist 
j(  doch  die  Ix'feuchtung  des  Auges  ganz  hinreichend,  wie  dies 
ja  auch  nach  der  Exstirpation  di  r  Tränendrüse  (h  r  l*'all  ist. 
§  '25(1.  (4egeii  die  Verd  uns  tungstheoiie  s[)i-(  cheii  zunächst  nun 
folgende  Experimente : 

Senftleben  (778)  sperrte  die  Kamnchen  mit  dem  Halse  in  (in  rundes 
Loch  einer  Holzkistenwand  so,  daß  jede  Verschiebung  der  Kopfhaut  bei  den 
Versuchen  des  Tieres,  den  Kopf  zurückzuziehen,  verhindert  wurde.  Er  ließ 
auf  diese  Weise  Tiere  14  Tage  lang  und  länger  in  dieser  Kiste  sitzen;  (he 
Kornea  der  operierten  Seite  hli(  h  aber  absolut  klar,  nicht  die  geringste  Trübung 
stellte  sich  ein.  Sobald  sich  aber  die  Tiere  danach  frei  in  der  Kiste  bewegen 
konnten,  trat  sofort  in  gewöhidicher  Weise  Nekrose  auf,  die  schon  nach  6  bis 
8  Tagen  eikennbar  war. 

Ferner  wickelte  er  die  Tiere  so  ein,  daß  nur  d('r  Ko})f  frei  blieb  und  jede 
Bewegung  unmöglich  gemacht  war.  Ließ  er  die  Tiere  auf  diese  Weise  so  auf 
der  Seite  liegen,  daß  das  Auge  der  operiert(:'n  Seite  nach  oben  kam.  dann 
wurde  die  V(>rdunstung  durch  nichts  gehindert,  und  dennoch  kam 
es  nie  zu  iigend welcher  Nekrose,  seilest  wenn  die  Tiere  kuraresiert  waren, 
somit  alle  Tätigkeit  des  Eetractor  bulbi,  so^vie  überhaupt  der  Augenmuskeln 
ausgeschlossen  war.  und  die  reichlicher  als  sonst  auftretende  Tränenflüssigkeit 
durcli   Eli'  ßpapiei'   ab.-oibii-jt    wurd«'. 

Wird  nach  Gudden  (774)  und  Hanau  (754)  zugleich  nnt  der  Trige- 
minusdurchschneidurg  die  Palpebra  tertia  entfernt,  so  tritt  keine  Keratitis 
auf,  während  Balogh  (755),  welcher  dabei  die  Nickhaut  an  die  Nasenhaut 
annähte,  erst  dann  eine  Keratitis  beobachtete,  wenn  eine  eitrige  Entzündung 
der  Nickliaut  auftrat  und  der  Eiter  die  Kornea  benetzte. 

Die  Exstirpation  der  Tränendrüse  bewirkt  selbst  bei  gleichz(4tigem 
]>urchschneiden  des  Nerv,  faciahs  keine  Veränderung  an  der  Hornhaut 
(Sn eilen).  Nach  E.  v.  Hippel  (1.  c.)  rufe  jedoch  die  Tränendrüsenexstir- 
pation  deshalb  keine  Vertrockiumg  hervor,  weil  das  Auge  empfindlich  bleibe, 


266  Die  xerotische  Theorie. 

und  der  reflektorische  Lidsebluß  erhalten  sei.  Die  Fazialisdurch  schnei  düng 
führe  aber  deshalb  zu  keiner  Vertroclmung  der  Hornhaut,  weil  sich  die  Tränen 
in  dem  abstehenden  Unterlide  sammelten. 

Gegen  diese  Angabe  V.Hippels  kann  nun  ein  Fall  von  doppeltseitiger 
Keratitis  neuroparalytica  von  Junge  (756)  ins  Feld  geführt  werden, 
bt'i  welchem  Kötung  der  Bindehaut  und  starkes  Tränen  vorhanden  war 
und  bei  der  Schlaffheit  des  Unterhdes  eine  Ansammlung  von  Tränenflüssigkeit 
im  Bindehautsacke  stattfand.  In  diesem  Falle  war  also  trotz  dieser  reichlichen 
Tränensekretion  und  der  Ansammlung  von  Tränen  im  Bindehautsacke  Keratitis 
neuroparalytica  aufgetreten. 

Was  diesen  letzten  Punkt  anbelangt,  so  stimmt  auch  ein  Fall  von  doppelt- 
seitiger Keratitis  neuroparalytica,  den  Althaus  (401,  vgl.  S.  129) 
beobachtet  hatte,  mit  (Heser  Annahme  v.  Hippels  nicht  überein.  Denn  lu'i 
diesem  Patienten  war  ,,eine  pathologische  Hypersekretion  des  Kon- 
junktivalschleims  vorhanden,  durch  welche  das  Auge  feucht  er- 
halten wurde". 

Auch  bei  dem  auf  8.  207  von  uns  beschriebenen  Falle  von  Keratitis 
neuro})aralytica  schwamm  die  infolge  von  Ptosis  sympathica  schon, an  und 
für  sich  verengte  Lidspalte  (vgl.  Fig.  38)  zu  einer  Zeit  noch  in  Tränen,  wo 
die  Mitte  der  Kornea  in  großem  Umfange  vom  Epithel  schon  entblößt  war. 

Übrigens  sei  an  dieser  Stelle  hervorgehoben,  daß  der  allgemeinen  Er- 
fahrung entsprechend  beim  Versiegen  der  Tränensekretion  schon  die  normale 
Absonderung  der  gewöhnhchen  Konjunktivalflüssigkeit  genügt,  um  die  Kornea 
vor  Vertrocknung  zu  bewahren. 

Ferner  sprechen  gegen  die  Vertrocknungstheorie  eine  Eeihe  gewichtiger 
Beobachtungen  aus  der  menschlichen  Pathologie,  so  vor  allen  Dingen 
jener  Eeihe  von  Fällen  (vgl.  S.  245)  mit  Trigeminuslähmung,  bei  welchen 
trotz  des  Schutzes  der  Kornea  vor  Vertrocknung  durch  eine  dabei  bestehende 
Ptosis ,  eine  Keratitis  neuroparalytica  dennoch  zur  Entwicklung  gekommen 
w^ar.  Femer,  sich  daran  anschheßend,  die  auf  S.  247  erwähnte  Reihe  von 
Beobachtungen,  bei  welchen  trotz  der  sorgfältigsten  Pflege  des  Auges  mit 
Schutzverband  usw.,  dennoch  das  Auf  treten  der  Keratitis  neuroparalytica  nicht 
abgewendet  werden  konnte. 

Ferner  wäre  mit  dieser  Theorie  nur  sehr  gezwungen  jene  Reihe  von 
Idinischen  Beobachtungen  zu  erklären,  bei  welchen  trotz  erhalten  gebliebener 
Homhautsensibilität  dennoch  eine  Keratitis  neuroparalytica  sich  entwickelt 
hatte,  und  noch  schwieriger  diejenigen,  bei  welchen  unter  vorlumdener  Hyper- 
ästhesie der  Hornhaut  eine  Keratitis  aufgetreten  war  (vgl.  S.  248). 

Außerdem  wird  von  dem  Falle  Graff  (402)  berichtet,  daß  die  Hurn- 
haut  zwar  trocken  gewesen  sei,  aljer  keine  Keratitis  sich  entwickelt  habe. 

Auch  jene  Reihe  von  Fällen  S.  242  mit  Trigenünuslähnuing  und  Lag- 
ophthalmus  ohne  Keratitis  neuroparalytica  gehört  hierher,  bei  welchem  der 
reflektorische  Tjidscblag,  sowohl  duieli  die  Lähmung  des  Trigmiinus, 
als    die    des    FaziaHs    gänzlich    aufgehört    hatte,    und    auch    die     Tränen- 


Die  xerotisclie  Theorie.  267 

sekivfioii.  die  jii  teils  dein  Trij^riiiiuus,  teils  dem  l'^azialis  zugeFchrieben 
wird  (siehe  S.  (> — 8),  docji  <^:\\)/.  odef  l'jist  *^anz;  \ve<^f;j;ei'itlleii  war.  ]'\'riiei-  ist 
es  eine  lotfisclie  Foi'denni^f.  daß  liei  (i(dtuiij;  der  Vertroclanui^sliieorie  daiiii 
aiM'li  an  der  0  heit'läche  iU'V  lloiiiliaul  zuerst  und  am  intensivKton  sich 
der  ivraiikheitsvorgaug  offeiiharcii  müsse.  Wenn  dies  luui  auch  für  die  ^n-oßu 
Mehrzahl  dei'  ]^'i'illo  von  iMM'atitis  neuroparalytica  zutrifft,  so  Aviders[)rcchen 
dem  iedocli  diejeiiip^en  Beol)achtu]ijj;en,  h(>i  welchen  (vgl.  8.  210)  pai"eiicl)_yinatöse 
Ti  idtini.Ljcn  aufij;eii'et('n  waren  hei  normaler  I  [(»rnhautohei'fläche,  odei'  eine 
.\hsz(d,>hil(huig  in  dei'  Tiefe  dei'  Jvornea  (siehe  S.  212)  ziii'  ]<intwi('klun<j;  <^'e- 
kounuen  war. 

§  251.  Fei'Jier  macht  Seydel  mit-  luclit  j^'e^n'ii  die  Verl rocknungstheorie 
.geltend,  (hiß  Patienten  mit  d  oppeltseitigei'  Hornhautanästliesie  aucji 
am  meisten  der  öefalii'  dei'  Jveratitis  neuroparalytica  ausgesetzt  sein  müßten, 
AV(  gen  des  Verlustes  des  konsensuelh'U  Lidschlages  vom  Tiigemimis  Ik  i'.  In 
der  Tat  zeigten  auch  die  folgenden  Fälle  von  doppeltseitiger  Trige  minus - 
lähmung  doppeltseitig  eine  Keratitis   neuroparalytica: 

C.  W.  Müller  (79,  Fall  2). 

v.   Graefe  (775). 

Cienkin  (290)  vgl.  S.  12S. 

Althaus  (401)  vgl.  8.  129.. 

Williams  (596). 

Feuer   (77t)). 

Junge  (756)  vgl.  S.  220. 

L endet  (285)  vgl.  S.  127. 

Westphal  (400)  vgl  S.  226. 

Ma Gregor  (392)  vgl.  S.  127. 

Labarriere  (283)  vgl.  S.  94. 

Bei  dem  Falle  Sachsalbers  (712)  mit  doppeltseitiger  Keratitis  neuro- 
paralytica glaubte  dieser  Autor  aus  dem  Umstände,  daß  der  Lidschlag  y oll- 
kommen erhalten  und  die  Tränensekretion  vermindert  war,  eine  Schädigung 
von  den  in  der  Bahn  des  Trigeminus  verlaufenden  trophischen  Fasern  an- 
nehmen zu  dürfen. 

Bouchers  (787)  Beobachtung  mit  doppeltseitiger  Keratitis  neuropara- 
lytica dürfte,  weil  es  sich  um  eine  phlegmonöse  Entzündung  der  GesichtsnerA  en 
handelte,  nicht  hierherzuzählen  sein. 

Dagegen  trat  in  den  folgenden  Fällen  von  doppeltseitiger  Hornhaut- 
anästhesie nach   Trigeminuslähmung   keine  Keratitis    neuroparal.  auf. 

Roth  mann  (333)  vgl.  S.  128. 

Grabower  (395)  vgL  S.  128. 

Mackenzie  (393)  vgl.  8.  127. 

Wollen  her  g  (263)  vgl.   S.  110. 

Adamkiewicz  (289)  vgl.  8.  88. 

Bristowe  (293)  vgl.  8.  127. 

Seydel  (7ti9)   [Fall   IV]. 


268  Die  mykotische  Theorie. 


g)   Dil'  niykotisclic  TJu'Oiii'. 

§  25'2.  Eberlh  (777)  iiiiiiint  ciuo  Vfidunstiui^f  an.  h(_'ibri<^a'füliit  (lurcli 
Offrji^-itelu'ii  tlcs  Au^ct^.  Diese  bewirke  aber  nicht  an  und  für  sich  die  ^veitereu 
Erscheinungen,  sondern  sie  ermögliche  den  Mikroorganismen  in 
die  Kornea  einzudringen  und  hier  eine  Entzündungsform  anzu- 
regen, die  ganz  der  ernsten  Hornhautdiphtherie  im  klinischen,  sowie  im  mikro- 
skopische]! Verhalten  gleichen  solle. 

Nach  Balogh  -(755)  macht  die  Trigeminusdurchschneidung  das  Auge 
gefühllos.  Dadurch  könne  leicht  ein  traumatischer  Epithelverlust 
entstehen,  di'i'  den  Mikioorganis  nien  den  Eingang  ernir)gliclie, 
und  diese  seien  dann  die  eigentlichen  Erreger  der  auftretenden 
Entzündung.  Durch  vorsichtiges  Vernähen  der  Lidspalte  will  er  die  Affektion 
auf  die  Dauer  Acrhindert  haben,  was  Snellen  liekanntlich  niclit  ge- 
lungen war. 

Panas  (778)  glaiibl,  daß  es  bei  der  K-ralitis  neuroparalylica  aus 
irgendeiner  Ursache  zu  einer  Schädigung  des  Trigeminus  komme, 
welche  den  Boden  für  eine  Infektion  pathogener  ^likroljen 
abgebe. 

Schmidt-Ri  mpJer  (727)  beschreibt  einen  Fall  von  Keratitis  neuro  paral.  bei 
einem  68jährigen  Patienten,  der  vollkommene  Anästhesie  des  I.  und  IL  Trigeminusastea 
und  Lagophthalmus  hatte.  Es  wurde  ein  längs  der  Lidspalte  laufender  Epithelverlust  von 
eigentümlich  trockenem  Ausgehen  beobachtet,  an  dessen  Ende  sich  immer  von  neuem 
gelbe  Fäden  ansetzten,  die  ziemlich  viel  Mikrokokken  enthielten.  Hypopyon- 
Iritis;  Tension  etwas  verringert.  Trotz  Schluß  Verbandes  und  Zunähen  der  Lids})alte  erfolgte 
Perforation  und  Irisprolaps,   alsdann  Heilung  mit  Pupillenverschluß. 

Tui'nei'  (779)  ist  bei  Tierversuchen,  die  er  in  Gemeinschaft  mit  Eerrier 
unternommen  hatte,  und  bei  denen  der  Trigeminus  in  seinen  verschiedenen 
Abschnitten  bis  in  die  zentralen  Wurzelgebiete  hinein  zerstöit  worden  war, 
zu  anderen  Ergebnissen  gelangt.  Trotz  der  vollkonnnenen  x\nästhesie  der 
Hornhaut  stellte  sich  doch  nur  zweimal  unter  18  Versuchen  infolge  von  sep- 
tischer Infektion  Zerstörung  d(U'  Hoi'nhaut  und  Pa.nophthalmitis  ein;  zweimal 
wurde  außerdi^m  im  Bereiche  dei'  Lidspalte  eine  leichte,  nicht  fortschi-^itende 
Korn<:'altrübung  bt'ol)ac]itet.  Die  übrigen  Tiere  zeigten  keine  Veränderungen, 
sie  blieben  bis  zu  4  Monaten  unter  Aufsicht.  Wurde  die  Hornhaut  absichtlich 
gereizt,  so  traten  vorübergehende  Entzündungen  auf,  die  aber  wieder  zur 
Heilung  gelangten.  Auf  Grund  dieser  Ergebnisse  seiner  Tierversuche  glaubt 
Turner  nicht,  daß  die  Durchschneidung  des  I.  Astes  oder  des  Ganglion  Gasseri 
einen  neuroparalytischen  Einfluß  auf  die  Hornhaut  ausübe,  und  führt  die  in 
seltenen  Fällen  btobachteten  Störungen  auf  eine  entzmulliche  Eeizung  zurück, 
welche  in  septischer  Infektion  begründet  sei. 

§  253.  Es  unterliegt  keiiiem  Zweifel,  daß  ein  Teil  der  Eälle  von  Keratitis 
neuiopaialytica  und  namentlich  diejenigen  Beobachtungen,  in  welchen  nn 
rascher  Zerfall  des  Hornhautgewebes  resp.  eine   Besserung  nach   Anwendung 


7^i<'  mykolischn  Theorie.  269 

(l('>iiil'i/i{  icinli  T  Millcl   jl'';ill    l\i()ll|   (7.")l)  Icoiisliiticil   winde,  ;iiil'  (■\();:;('nci'  lii- 

fclclioll     licl'lllicll. 

h'cnii'f  liaticii  wir  schon  fiiilici-  S.  '21'2  licrvoi'pjoliohcn,  daß  wir  die  seltene 
lüldiinj^-  tictVf  I  I(niiliiiu1al)s/('ssc  hei  iiila  kt;'i'  I  loinliaiitobeifläclic.  und  Korneal- 
aiiästlicsic  nach  Tii^cnHnusliihniiin«^  als  (he  \'\)\<^v  cincf  c  nd  <)<4('1i<mi  Intrktioti 
ansehen.  Alle  Fälle  von  Keratitis  neiiioparalytica  abei',  wie  es  die  niy  kotisclie 
Theoi'ie  will,  als  Vol^czastand  eine  Infcdction  ansc^hen  /u  sollen,  scheint  uns 
doch 'allzuweit  idxi'  das  Ziel  hinauszuschiid.M'ii.  So  ist  deiui  auch  di<'  Zahl 
der    Oe^nef   dieser   'riieoiie   eine   sehr  f^noße. 

Feuer  (77'2)  kann  nach  seinen  n(  t^ativen  anatomischen  Befunden  die 
iMvkotische  kjinwand(  run^f  nicht  als  ein  ursächliches  Moment  betrachten. 

Nach  1^'rancke  (78(5)  ist.  den  Bakterien  nur  eine  unte)'<^fe()rdnete  Holle 
hei   dem  Fntstehen  der  Keratitis  neuroparalytica  einzuräumen. 

F.  V.  Hippel  (704)  kommt  zu  dem  Schlüsse,  daß  die  Mikroorf^niiiismen 
kein  regelmäßiger  Befund  sind  und  daher  als  ätiologisches  Moment  nicht  in 
Betracht  kommen  können. 

Neufrdings  hat  E.  v.  Hippel  (780)  zu  einem  bei  einem  Menschen  be- 
obachteten Falle,  wegen  des  dal)ei  aufgetretenen  stärkeren  eitrigen  Cha,rakfcers 
des  Prozesses,  eine  Beteiligung  v'on  Mikroorganismen  doch  als  sein'  wahr- 
scheinlich hingestellt. 

Wie  wir  schon  früher  hervorgehoben  haben,  sind  aber  bei  diesen  Fällen 
die  Mikioorganismen  als  sekundäre  Ursache  anzusehen.  Denn  die  unvei'sehrte 
F])itheldecke  der  Hornhaut  bietet  keinen  Angriffspunkt  fiii'  (dctogene  In- 
fektion. Sonst  müßte  ja  das  stetige  Vorkommen  von  pathogenen  ^Vfikroorga- 
lusnun  im  normalen  Konjunktivalsack,  unter  welchen  Axenfeld  (781)  Xerose- 
hazillen,  Staphylokokken  und  Pneumokokken  besondeis  hei  Noihebt, 
stets  eine  Infektion  hervorrufen. 

Es  muß  also  jedenfalls  durch  andere  Momente  zunächst  erst  (ine  Alte- 
ration der  schützenden  Epithehh  cke  hervorgebracht  sein,  wodurch  den  Mikro- 
organismen eine  Eingangspforte  gegeben  ist.  Diese  Gelegenheit  ist  aber  durch 
die  Anästliesie  der  Lider  und  der  Hornhaut,  durch  Vertrocknung  dersell)en 
und  l'jinwirkung  von  Ti'auma  wenigstens  beim  Tiere  leicht  gegeben.  Dabei 
wird  noch  durch  das  Fehlen  des  Lidschlags  und  der  icf  lektorischen  Tränen - 
S(dcietion  die  Infektion  begünstigt,  weil  das  Al)kehren  und  Abspülen  der  Horn- 
haut dabei  in  Wegfall  konnnt,  ein  Umstand,  wtdcher  die  Ansiedlung  von 
Mikroorganismen  an  der  Koinea  begünstigt. 

Jedenfalls  ist  für  das  häufige  Vorkommen  von  eitrigei'  Keratitis  nach 
Trigeniinusdurchschneidung  beim  Tier  die  nicht  abzuwendende  In- 
fektionsgefahi-  als  ganz  hervorragender  Faktoi-  anzusehen. 

Xacli  Olleiidorff  (719)  ist  noch  außerdem  zu  beachten,  daß  bei  der 
Keratitis  nach  Tiigeminusdurchschneidung  die  Bakterien  stets  nui'  auf 
der  Oberfläche,  niemals  aber  im  nekrotischen  Bezirke  selbst  zu 
finden  sind. 


270  Die  mykotische  Theorie. 

Ix'i  dem  Mens  eben  liegen  dagegen  die  Verhältnisse  ganz  anders:  Wenn 
Ollendorff  nagt  (1.  c.  506)  ,, jedoch  entspricht  bei  der  ül)erwiegenden  Mehr- 
zahl der  klinischen  Fälle  das  ganze  Bild  und  der  Verlauf  so  vollkommen  dem- 
jenigen der  infektiösen  Keratitis,  d.  b.  dem  einfachen  Ulcus  corneae,  daß  die 
Annahme  einer  Infektion  für  diese  Fälle  durchaus  gerechtfertigt  erscheint",  so 
können  wir  nach  unseren  Erfahrungen  diesem  Urteile  nicht  beipfUchten, 
Zumal  jener  S.  210  erwähnte,  von  uns  beobachtete  Fall  von  Trigeminus- 
lähmung  mit  Ptosis,  bei  welchem  sich  ein  bis  zur  Bescemeti  reichender,  quer- 
ovaler, in  der  Hornhautmitte  gelegener  Substanzverlust  entwickelt  hatte, 
zeigte  auch  nicht  die  geringste  Ähnlichkeit  mit  einem  Ulcus  corneae. 

§  253.  Leider  liegen  mikroskopische  Untersuchungen  von  mensch- 
lichen Bulbis  mit  neuroparalytischer  Keratitis  bis  jetzt  nur  in  drei  Fällen  vor. 
Von  diesen  ist  der  von  Tr eitel  (324)  l)escbriebene  mit  positivem  Befunde 
ein  einfaches  Ulcus  corneae,  welches  l)ei  gleichzeitig  eitriger  Phleg- 
mone mit  Gesichtserysipel  (!)  aufgetreten  war. 

Der  zweite  von  de  Schweinitz  (690)  beschriebene  Fall  entspricht  in 
seinem  pathologisch-anatomischen  Befände  ebenfalls  einer  infektiösen,  eitrigen 
Keratitis  mit  Perforation  der  Hornluiut,  doch  fehlt  hier  die  Angabe  über 
den  Bakterienbefund. 

In  dem  dritten  Falle  E.  v.  Hippels  (780)  unteischeidet  sich  das  patho- 
logisch-anatomische Bild  in  nichts  von  demjenigen  beim  Kaninchen  nach 
Trigeminusdurchschneidung.  v.  Hippel  konnte  jedoch  in  den  Präparaten 
nirgends  Bakterien  nachweisen,  vermutete  aber,  daß  gleichwohl  eine  ober- 
flächliche Ansiedlung  von  Mikroorganismen  stattgefunden  habe,  und  daß 
diese  nachher  aligespült  worden  seien. 

Die  Frage,  ob  die  reaktive  Infiltration  der  Kornea  nach  Trige- 
minusdurchschneidung nicht  als  iino  Folge  der  Vertrocknungsnekrose 
aufgefaßt  werden  könne,  und  die  gefundenen  Bakterien  nur  als  akzidentell 
anzusehen  wären,  hatte  Senf t leben  für  das  Trauma.,  und  Feuer  für  die 
Vertrocknung  ohne  weiteres  zugegeben. 

Leber  (782)  nimmt  als  Ursache  dieser  Art  von  Entzündung  an,  daß 
in  den  abgestorbenen  Teilen  Zersetzungsprodukte  auftreten,  welche  in  das 
gesunde  Gewelie  diffundieren  und  dadurch  eine  Leukozytenauswanderung  aus 
den   Gefäßen  hervorbringen. 

§  254.  Nachdem  wir  die  experimentellen  und  klinischen  Erfahrungen, 
sowie  die  aus  denselben  hervorgegangenen  Theorien  über  das  Weseii  der 
Keratitis  neuroparalytica  ausführhch  mitgeteilt  und  besprochen  haben, 
fassen  wir  noch  einmal  die  aus  der  Pathogenese  des  Herpes  zoster  ophtha  1- 
micus,  sowie  die  aus  den  ohne  Herpeseruptionen  verlaufenen  Fällen  von 
Trigeniinusläsion  gewonnenen  Gesichtspunkte  kurz  zusammen,  um  auf  dieser 
Basis  diejenigen  Anschauungen  zu  entwickeln,  welche  wir  den  kiaiikhaften 
Ersclieiiiuiigen  im  Tiigeniinusgebi(!te,  sofern  sie  das  Auge  l)etreffen.  zugrunde 
legen. 


Unsere  Ansicht  vom  Wesen  der  Keratitis  neuroparalytica.  271 

Wie  wir  sflioii  S.  '2<)'2  licrx  ()i;j,cli()l)cii  luihcii,  IuiikIcH  es  sich  heim  Herpes 
zoster  opliilialniicus  voiwief^a'iul  iiiii  einen  ueiiri tischen  l'njzeß,  dei'  sich 
mit  Vorliehe  im  Fi'ontalzweige  des  1.  Trigeminusastes  etabliert,  sich  aJn^r 
auch  nicht  selten  his  ins  Ganglion  Gasseri  erstreckt.  Die  Frage  nun,  oh  das 
die  Neuritis  auslösende  Agens  infektiöse)',  toxischer  oder  rein  trau- 
matisch-alterierender  Natur  sei,  richtet  sich  nach  dem  einzelnen  Falle,  wie 
dies  ja  unmittelbar  aus  dem  Kapitel  über  die  Ätiologie  des  Zoster  sich  ergibt 
(8.  203). 

Die  charakteristische  Erscheinung  des  Herpes  zoster  ophthal- 
micus  ist  eine  Bläscheneruption  auf  der  äußeren  Haut,  der  Konjunktiva 
und  Koinea.  Da-  nun  die  Conjunctiva  hulbi  die  vordere  Fläche  des  Augapfels 
ül)erzieht  und  sich  als  Epithelschicht  über  die  Hornhaut  verbreitet,  so  ist 
aus  dieser  Kontinuität  der  Bindehaut  auch  leicht  zu  entnehmen,  warum  so 
häufig  kiankhafte  Prozesse  derselben  am  Hornhautrande  nicht  Halt  machen, 
sondern  sich  auf  die  Oberfläche  der  Kornea  fortsetzen.  Da  ferner  die  Kon- 
junktiva entwicldungsgeschichthch  aus  demsel})en  Keimblatte  wie  die  äußere 
Haut  entsteht,  so  ist  es  leicht  verständlich,  daß  unter  Nerveneinfluß  be- 
wirkte Bläschenbildungen  auf  der  Gesichtshaut  auch  in  gleicher  Weise  auf 
der  Konjunktiva  und  der  Kornealfläche  hervortreten.  Wie  die  Zosterbläschen 
aber  nicht  allein  eine  Abhebung  der  Epithelschicht  der  Gesichtshaut,  sondern 
auch  nicht  selten  einen  mehr  oder  weniger  tiefen  Substanzverlust  in  der 
Kutis  erzeugen,  so  sehen  wir  betreffendenfalls  bei  dieser  Krankheit  die 
oberen  Schichten  des  Parenchyms  der  Binde-  und  Hornhaut  fast 
immer,  und  die  tieferen  sehr  häufig  in  Form  von  Trübungen,  oder  mehr 
oder  weniger  umfangreichem  Epithelverlust  mit  leichtem  oder  tiefgreifendem 
Zerfalle  der  Hornhautsubstanz,  in  Mitleidenschaft  gezogen. 

Ganz  dieselben  Hornhautveränderungen  kann  man  aber  in  gleicher 
Weise  bei  einer  großen  Anzahl  derjenigen  Fälle  von  Trigeminusläsion  beobachten, 
welche  ohne  Herpeseruption  einhergehen,  eine  Tatsache,  die  wir  schon  auf 
S.  174  und  209  näher  beleuchtet  haben. 

Die  Bläscheneruption  beim  Herpes  zoster  ophthalmicus  ist 
nun  nach  unserer  Ansicht  die  Folge  eines  durch  den  neuritischen 
oder  perineuritischen  Prozeß  auf  den  Nerven  ausgeübten  Reizes, 
was  schon  aus  der  Hyperästhesie  und  den  heftigen  Schmerzen 
hervorgeht,  welche  dem  Ausbruche  der  Bläschen  voraufgehen, 
oder  doch  die  Eruption  derselben  einzuleiten  pflegen. 

Wenn  nun  die  Hornhautveränderungen  bei  den  Fällen  von  Trige- 
minusaffektion  mit  Herpes  zoster  und  ohne  einen  solchen  ganz  die  gleichen 
sind,  und  die  Ursache  des  Herpes  zoster  auf  einer  Reizung  des  zugehörigen 
Nerven  beruht,  so  darf  man  auch  bei  den  ohne  Herpes  verlaufenden 
Fällen  von  Quintusläsion  annehmen,  daß  ebenfalls  hier  ein  Reiz- 
zustand  im  Nerven  bestehe,  der  durch  irgendeinen  pathologischen 
Prozeß  Ijedingt  und  unterhalten  werde.  Für  diesen  Analogie- 
schluß diü'fte  auch  der  Umstand  sprechen,  daß  zwischen    den    Schulfällen 


272  Unsere  Ansicht  vom  Wesen  der  Keratitis  neuroparalytica. 

A'uii  Herpes  Zoster  ()})hthtiliiiiciis  uihI  den  ohne  Her})es  eiiiliergelieiideii 
organischen  Trigeniinusläsionen  zahlreiche  Übergänge  existieren,  wie 
z.  B,  in  unserem  nachlier  zu  scliihlernde]!  Falle  L.,  bei  welchem  eine 
Trigeminusläsion  ohne  Herpes  zoster  bestand,  ab;  r  die  Keratitis  neuro- 
paralytica mit  Bläschenbildung  (durch  die  Westiensche  Lupe  konsta- 
tiert) einherging.  Andererseits  kommen  Fälle  zur  Beobachtung  mit  beträcht- 
licher Anästhesie  im  Quintusgebiete,  mit  großem  Substanzverluste  der  Horn- 
haut und  ganz  spärlicher  Herpesbläschenentwicklung,  wie  in  unserem 
Falle  E.  R.  S.  207. . 

Daß  die  trophischen  Störungen  gerade  in  der  Kornea  besonders 
evident  zutage  treten,  dihfte  in  der  Durchsichtigkeit  und  Gefäßlosigkeit 
dieses  Organs  begründet  sein,  bei  dem  dann  auch  die  geringste  Alteration, 
zumal  unter  Anwendung  des  Hornhautmikroskopes,  leicht  zu  konstatieren  ist. 

§  255.  Mit  den  trophisch-vasomotorischen  Störungen  bei  Alteration  des 
Trigeminus  hatten  wir  uns  früher  (S.  145)  schon  eingehend  beschäftigt; 
nicht  genügend  haben  wir  aber  dort  hervorgehol)en,  wie  häufig  sich  öde  ma- 
töse  Veränderungen  zu  Alterationen  in  den  peripheren  Nerven 
hinzugesellen.  Weir  Mitchell  (804)  hat  in  106  Fällen  Ödem  als 
Vorläufer  oder  Begleiter  einer  Neuralgie  auftreten  sehen.  Namenthcb  nach 
Neivenverletzungen  beobachtet  man  häufig  Ödeme  in  den  betreffenden 
Teilen.  So  sahen  wir  in  zwei  Fällen  nach  Verletzungen  des  Medianus  hart- 
näcldge  Ödeme  der  Finger.  In  dem  einen  derselben  trat  erst  Heilung  nach 
Freilegung  des  Nerven  von  dem  ihn  bedrängenden  Sarkomgewebe  ein,  Herbert 
Majo  (805)  fand  bei  einer  Verletzung  des  Quintus  die  entsprechende  Gesichts- 
hälfte kurz  darauf  ödematös  geschwollen,  bei  gleichzeitiger  Anästhesie  dei' 
Haut  und  Zugrundegehen  der  Kornea  auf  derselben  Seite.  Es  muß  jeden- 
falls in  solchen  Falken  in  Betracht  gezogen  werden,  daß  die  Hoi'nhaut- 
tiübung  die  Folge  eines  trophopathischen   Ödems  darstellen  kann. 

Daß  die  trophische  Störung  bei  der  Keratitis  neuroparalytica 
aucli  in  Form  von  Bläschen  auftritt,  haben  wir  schon   mehrfach  tn'wähnt. 

Endlicli  ist  festgestellt,  daß,  ebenso  wie  nach  zentralen  Nerven- 
erkrankungen, auch  nach  Entzündung  und  Verletzung  peripherer  Nei'ven 
Nekrosen,  Gangrän  und  Geschwüre  eintreten  können.  Schon  fiiiher 
erwähnten  wir  des  gangränösen  Herpes  zostei'.  Weir  ^Mitchell  (804) 
sah  ebenso  wie  Gubler  (806)  u.  a.  Ulzerationen  der  Haut  nach  Verletzung 
von  Nerven  auftreten.  Wir  selbst  J)eobacliteten  einen  hierhergehörigen  Fall 
im  Jahiv  1893. 

Ein  12jähriffer  Knabe  fiel  mit  der  linken  Hand  so  in  eine  Glasscheibe,  daß  der 
N.  medianiis  beinahe  vöUijif  durchtrennt  war.  Die  Wunde  wurde  ohne  BeriUk'^ichtigung 
des  Nerven  zugenäht  und  heilte.  In  der  f\)lf,'e  entwickelte  sich  eine  Atrophie  mit  Ent- 
artungsreaktion der  vom  Medianus  versoi-gtcn  Handmiiskeln.  J)ie  Finger  konnten  nicht 
gebeugt  werden,  sie  waren  bläidichrot  und  kühler  als  die  Finger  der  rechten  Hand.  An 
den  Kuppen  des  2.,  3.  und  4.  Fingcjs  bcliinden  sich  runde  Geschwüre.  Dr.  Cordua 
legte  den  Medianus  frei  luid  exzidierte  die  verdickte,  den  Nerven  bedrängende  Narbe, 
so  daß  der  Medianus  befreit  wurde.    Die  Wunde  vernarbte.    Es  trat  allmählich  völlige  Heilung 


ünsoro  Ansiclii   vom  Wesen  der  Keratilis  neuroparalytica.  273 

der  ( le.-riiw  iire  ein,  die   1  la  ndiiiiiskeln  erlanuleii   ihr  normales   N'oliimen  und   ihre  elektrische 
lOrre^^harkeit    w  iedei'. 

Audi  Lei  oi  )•  (S()7)  teilte  rini^c  n-olKicliliiiiocti  iiiil.  hei  (Iciicii  er  in  don 
pcri  plu'icii  I'jIkIch  solclicf  X('tA('n/,\V!M\u;(',  die  cf  ;uis  der  Umgebung  von 
dnicli  ( i:iMoi:iii  uiid  audcic  L'l/ciatioiicn  A-ciiindciteii  ILiutpiirticii  cntnoirnncii 
liatlc.  die  XciNcnf  asern  wesentlich  ii  iiigc  waiidid  t  Fand,  wäliicnd 
die  /eil  I  la  I  pa  !' I  icii  iiiid  die  (laiiglicii  sicli  als  \- (')  1 1  i  g  iiilalvt  ci'- 
wii'scii.  WViiM  ;icli  aus  dieser  /jusa,nnneii.st,e!lting  eigehcM  liat,  daß  die  drei 
l'oiiiicii  i\rr  liopliisclien  Störung:  Odem,  Hläschenbild ung  und  Nekrose 
i'csp.  ( I  ('S(di  w  ii  r  als  l*\>lg('  aoü  pcii  plici'en  Xer\C!ist(")r(ingen  sich  mani- 
l'csticien,  so  Aveisti  diese  'ratsache  aus  (](')■  Nei'venpailiologie  (Uu'auf  hin,  daß 
die  ang(d'ülnt(-n  tro})hischen  Störungen  durch  Eiivtankung  aucli  des  ])eri- 
])hcren  'l.'eils  des  Trigcuiinus  in  gleichei  Weise  auf  der  iloiiihaiit  heixor- 
gerufen  Weiden    ktiiniten. 

§  '25().  Von  allen  Theorien  nun  ül)er  die  trophischen  Störungen  im  all- 
gemeinen (S.  loS)  halten  wii'  die  Charcotschr  Annahme  im  diejenige,  welche 
am  klarsten  u^.^^]  ungezwungensten  alle  die  trophischen  Hornliautverändt'rungen 
erklärt,  welche  wir  in  dem  Sammelnamen  einer  Keratitis  neuropai'alytica 
zusammenzufassen  pflegen.  Darum  führen  auch  wir  die  Keratitis  neuro- 
paralytica auf   Rei  zz  ustäiide    im    Tri  Ji'ei»  i  "  usgebiete    zurück. 

Wie  ans  unseren  Zusammenstellungen  zahlreicher  klinischer  Beobach- 
tungen, aus  dem  Studium  des  Angriffspunktes  der  ki'ankmachenden  Ursache 
und  aus  der  Art  dei'selben  hervorgeht,  darf  man  mit  ziemlicher  Sicherheit 
die  Behauptung  aufstellen,  daß  das  Auftreten  der  Keratitis  neuroparah'tica 
nicht  an  bestimmte  Örtlichkeiten  im  Verlaufe  des  Trigeminus  (entgegen- 
gesetzt der  früheren  Anschauung  siehe  S.  234)  geknüpft  ist. 

Anders  verhält  es  sich  jedoch  mit  dem  Wesen  des  Krankheitsherdes 
selbst  lind  der  Art  seiner  pathologischen  Einwirkung  auf  den  Qaintus,  indem 
es  bezüglich  des  eventuellen  Hervortretens  einer  Keratitis  neuroparalytica 
voi"  allem  auf  das  ^Moment  der  Reizeinwirkung  selbst  an  einer  beliebigen 
Stelle  im  Verlaufe  des  Trigeminus,  in  zweiter  Linie  aber  auch  auf  die  Qualität 
(Tumor,  Al)szeß,  Entzündung  usav.)  der  krankmachenden  Ursache  ankommt. 

Nur  in  diesem  Sinne  lassen  sich  unserer  Ansicht  nach  die  vielfach  zitierteji 
Krauseschen  Befunde  nach  Exstirpation  des  Ganglion  Gasseri  deuten, 
die  ja  firr  die  Physiologie  des  Trigeminus  so  außerordentlich  klärend  gewirkt 
haben.  Zunächst  ist  mit  der  positiven  Tatsache,  daß  nach  so  vielen,  durch- 
aus gelungenen  Ganglionexstirpationen  keine  Keratitis  neuroparalytica  zur 
EntAA-icklung  gekommen  war,  die  Amiahme  rein  trophischer  Nerven- 
fasern nicht  vereinbar.  Wie  aber  steht  es  mit  den  nach  Krause  operierten 
Fällen,  liei  welchen  doch  eine  neuroparaly tische  Hornhautentzündung  zu- 
stande gekommen  war?  Hierbei  ist  der  Umstand  im  Auge  zu  behalten, 
daß  die  Krausesche  Ganglienexstirpation  eine  außerordentlich  schwierige 
Operation  darstellt.  l)ei  der  es  zu  erheblichen  Zerrungen  und  Rei- 
zungen    iler     Trige  minusäste     kommen     kann.      Erklärt   <loch    Ki'ause 

Wilbrand-Saenger,  Neurologie  des  Auges,    II.  Bd.  I.  Abteilung.  18 


274  Unsere  Ansiflit  vom  Wesen  der  Keratitis  neuro ]')aralytica. 

selbst  (li('  Veriiiinderuni;-  dei'  Träneiisekretion  in  einem  seiner  Fälle  durcli 
Zerrung  des  N.  petros.  superf.  major  (eine  Ansicht,  die  wir  übrigens  nicht 
teilen).  Beweisender  wäre  der  Fall  Krauses,  ])ei  dem  nach  peripherer 
Entfernung  des  I.  Trigeminusastes  eine  Keratitis'  neuroparalytica  vielleicht 
dadurch  eintrat,  daß  der  N.  supraorbitahs  möglichst  weit  hinten  bloßgelegt 
und  nach  dem  Thierschschen  Verfahren  herausgedreht  wurde,  wobei 
natürlich  ein  großer  Reiz  des  zentralen  Stumpfes  gesetzt  werden  mußte.  Hat 
doch  auch  Spalitta  (721)  darauf  hingewiesen,  daß  die  Operation  am  Ganghon 
Gasseri  sich  als  Reiz  betätigen  könne. 

Ferner  kann,  wie  schon  erwähnt,  in  der  ^•  ollständigen  Unterbrechung 
der  Trigeminusleitung,  sei  es  im  Ganglion,  sei  es  im  Stamme,  nicht  die  Ursache 
für  das  Auftreten  der  Keratitis  neuroparalytica  gelegen  sein,  denn  sonst  müßte 
sie  in  jedem  nach  Krause  operierten  Falle  eintreten. 

Als  weitere  Schlußfolgerung  aus  den  Krauseschen  Operationen  ohne 
Keratitis  neuroparalytica  darf  man  annehmen,  daß  die  trophischen  Störungen 
an  der  Kornea  nicht  als  eine  etwaige  Hemmung  an  ein  Nervenzentrum  ge- 
knüpfter Funktionen  aufzufassen  sind,  sondern  vielmehr  als  eine  Reizung, 

Kornea 

Oi  p  Kernwiirzel- 

<^^cS^      region  des 

Trigenüiiiis 


l 


Aiiftriffspuiikt  de«  Krankheitsherdes 
Fig.  45. 

die  sich  in  Schmerzen  und  dystrophischen  Prozessen  neben  Lähnmngszu- 
ständen  zu  äußern  pflegt.  So  kann  ein  im  Verlaufe  der  Trigeminusbahn  vor- 
handener Krankheitsherd  einen  Reizzustand  nach  der  Peripherie  hin 
unterhalten,  zentralwärts  aber  die  Leitung  behindern,  ja  völlig 
unterbrechen. 

§  257.  Gehen  wir  auf  diesen  wichtigen  Punkt  genauer  ein,  so  sehen  wir. 
daß  klinisch  verschiedene  Modalitäten  für  das  Zustandekommen  der 
in  Rede  stehenden  Erscheinungen  möglich  sind,  die  wir  uns  an  dei'  Hand  des 
fidgeiiden  einfachen  Schemas  Fig.  45  veranschaulichen  wollen,  wol)ci  die 
Trigeminusleitung  von  der  Kornea  l^is  zum  Kerne  a—ß  im  Sinne  des  I.  Astes 
gedacht  werden  muß: 

a)  Der  Kraiddieitsherd  ^  bedingt  einen  Reizzustand  im  peripheren 
Stücke  a  der  Trigeminusbahn,  wodurch  eine  Keratitis  neuro- 
paralytica hervorgerufen  wird.  Die  Leitung  a — ß  ist  aber  durcli 
iXi^ii  Krankheitsherd  nicht  unterbrochen.  Sensible  Störung(Mi 
treten  darum  entweder  gar  nicht,  odci'  '\\\  der  Foini  \'on 
Hyperästhesie  oder  Neuralgie  auf. 
Klinisch  l)eobachten  wir: 

1.  Fälle  ^•on  Trigcuiiiuisläsiou,  bi'i  welchen  trotz  et  hiilleii  ge  bl  ie[)eHei- 
Sensibilität    der    Kornea    eine    Keratitis    neuroparalytica.    zur 


Unsere  Ansichl  xoin  Wesen  der  Keratitis  neuroparalytica.  275 

l^liitAvickliiii.i;'    Ix'iiiii.     \Vrii,l('i('Iic   die  J''ällc    xoii   SacJuiscli,    Liindült, 

(li;ifl'  S.  2r)()! 

Mitic  1 1 y  pci'äsilicsic  dci'  Jvoiiica  mit  Jvcr;iti tis  iicui'opiU'iily  tica. 

Vcioiciclic  die    l'iillc   (Ich  kill.   I'oiieci  uinl   Simon   S.  248! 

li)  her  l\.r;i!d\li('i(sli('i(l  iiiit'>'tiiält  einen  lleizzustand  in  zeiidijxdiiler 
llicliliiiii;'  im  liezitlce  ß  der  Tiifreminusläsion,  während  die  taktilen 
l'jiii(liii(d\e  von  der  Jvornea  nicht  nach  dem  Zentrum  hin  gehingen, 
Aveil  die  Ijeitunii,'  ;in  dem  Sitze  des  Krankheitsherdes  unterijroelieu  ist. 
Es  handelt  sich  (Uum  nm  den  klinischen  Symptomenkom})lex  der 
Anaesthesia  dolorosa  ohne  Keratitis  n(nu'oparalytica.  Vgl. 
die  Fälle  Oppenheim  S.  75,  Goodhart  S.  74,  Wallenberg 
S.  77.  Pick  S.  70  mid  Morton  S.  119! 

c)  IJei  denjenigen  Fällen  jedoch,  bei  welchen  zu  dem  oben  erwähnten 
Symptomen  k()m})lexe  der  Anaesthesia  dolorosa  sich  eine  Kera- 
titis neuroparalytica  hin^jUgesellthat,  wie  in  den  Beobachtung(ni 
von  Fenger  (S.  94),  Bell  und  Eosenthai  (S.  119),  mußte  der 
Kranldieitsherd  so  gewirkt  haben,  daß  derselbe  zwar  die  Trige- 
minusleitung  an  irgendeiner  Stelle  ganz  aufgehoben,  jedoch  sowolil 
zentrifugal  in  der  Pachtung  a,  als  zentripetal  in  der  Eichtung  ß 
einen  Eeizzustand  unterhalten  hatte.  (Selbstverständlich  nur  solange 
die  Eeizfähigkeit  der  peripheren  Nerven  noch  erhalten  geblieben  war.) 

d)  Wenn  die  taktilen  Eeize  von  der  Kornea  nicht  mehr  nach  dem 
Trigeminuskern  gelangen,  weil  die  zentripetale  Leitung  am  Sitze 
des  Ki'ankheitsherdes  gänzlich  unterbrochen  ist,  und  am  Krank- 
heitsherde keinerlei  Eeizsymptome  weder  in  zentripetaler  noch 
peripherer  Eichtung  ausgelöst  w^erden,  dann  entsteht  eine  einfache 
Anästhesie   der  Kornea  ohne   Keratitis   neuroparalytica. 

Hierfür  sind  die  Krauseschen  Exstirpatiorien  ohne  Keratitis 
neuroparalytica  das  klassische  Beispiel,  sowie  eine  große  Eeihe 
der  in  den  Tabellen  aufgeführten  Fälle  S.  214  u.  f. 

e)  Wird  dagegen  vom  Krankheitsherd  ein  Eeizzustand  im  peripheren 
Ende  des  Trigeminus  a  unterhalten,  so  kann  eine  Keratitis  neuro- 
paralytica entstehen.  Der  dadurch  in  der  Hornha.ut  gesetzte  Eeiz- 
zustand wird  jedoch  dann  nicht  als  Hyperästhesie  empfunden, 
wenn  der  Krankheitsherd  zugleich  die  Leitung  nach  dem  Zentrum 
hin  unterbrochen  hat.  Dahin  gehören  die  zahlreichen  Fälle  von 
Keratitis  neuroparalytica  mit  Anästhesie  der  Hornhaut, 
siehe  die  Tabelle  S.  214  u.  f. 

f)  Ist  aber  die  Leitung  in  dem  Sitze  des  Kranklieitsherdes  dabei 
nicht  unterbrochen,  so  tritt  eine  meist  heftige  Neuralgie  auf, 
wie  in  den  Fällen  S.  74  Hulke,  Hutchinson,  Türk,  Skae; 
S.  75  Hansch,  Bezold;   S.  76  Eomberg,  Freud,  Chouppe; 

•  S.  77  Schuh,  Sabrazes  und  der  noch  nicht  erwähnte  Fall  von 
Worms  (Eumpf,  D.  syph.  Erkr.  d.  Nervens.  S.  482): 

18* 


27ß  Unsere  Ansicht  vom  Wesen  der  Keratitis  neuroparalytica. 

39jähriger  luetischer  Soldat.  Linksseitige  heftige  Trigeminusneuralgie  im  ganzen 
Quintiisgebiet,  ohne  weitere  Komplikation.  Heilung  durch  antiluetischc  Kur.  Zwei  Monate 
darauf  epileptische  Anfälle,  Koma,  rechtsseitige  Kontraktur  der  Extremitäten.  Sektion: 
Außer  frischen  meningitischen  Veränderungen  fand  sich  ein  älterer  Prozeß  am  Ganglion 
Gasseri.  Das  Ganglion  war  komprimiert  und  eingehüllt  in  eine  speckige  Masse  mit  frischer 
eitriger  Umgebung. 

g)  Das  späte  Auftreten  einer  Kei'atitis  neiiruparalytica  nach  längerem 
Bestände  der  Kornealanästhesie,  wie  in  den  Fällen  von  Francke, 
Hirschberg,    Jany,   Pufalil   und    Nieden    (vgl.    B.    250)   ließe 
sicli     nach     unserer     Ansicht     dadurch     erklären ,     daß     sich     in 
dem   degenerierten   Nerven   neue   Fasern   regeneriert  haben, 
die  nachher  von  ihrer  pathologisch  veränderten  Umgebung  gereizt 
wurden,  oder  es  waren  noch  einige  leitende  Fasern  erhalten 
geblieben,  die  dann  später  einer  Heizung  verfielen.  So  sahen 
vdr  in  unserem  Falle  L.,  trotz  langen  Bestandes  des  metastatischen 
Karzinoms  an  der  Schädelbasis,  in  dem  Tumor  nelien  den  Eesten 
untergegangener  Fasern  des    Quintus  (siehe  Fig.  47)  noch  leidlich 
oder  absolut  gut  erhaltene  Fasern.     Klinisch  fand  dieser  Umstand 
vielleicht  seinen  Ausdruck  in  der  nur  regionären  Anästhesie  der 
Kornea.     Überhaupt  möcliten  wir  besonders  auf  die   Notwendig- 
keit  hinweisen,    die    Sensibilitätsprüfungen   sehr   genau    und 
öfter  anzustellen,  man  wird  dann  manchmal  noch  insulares  Er- 
haltensein einiger  Gefülüsqualitäten  konstatieren  in  Fällen,  wo   bei 
einer    flüchtigeren    Untersuchung    ein    totaler    Sensibilitätsverlust 
notiert  worden  war.     So  konstatierten  wir  in  unserem  Falle  E.  R. 
Fig.  38  S.  207  bei  der  hochgradigen  Anästhesie  des  vorderen  Bulbus- 
abschnittes  eine  empfindliche   Zone  am  unteren  Augenlid  in  der 
Nähe  des  Tränenpunktes. 
§  258.     Um  nicht  mißverstanden  zu  werden,  möchten  wir  noch  einmal 
besonders  hervorheben,  daß  die  tropbischen  Störungen  auch  durch  die  Reizung 
der  zentralen  Abschnitte     des   Nervensystems    zustande   konnnen   können. 
Sehen   wir    doch    aus    unserer   Zusammenstellung    (S,  231)    das    für    das    Zu- 
standekommen   der    Keratitis    neuroparalytica    bedeutsame    Faktum    hervor- 
treten,  daß   als   häufigster   Angriffspunkt   des   krankhaften   Prozesses   gerade 
das    Kern-   und    Wurzelgebiet   des    Trigeminus     bei    Ponsaffektionen     zu    be- 
zeichnen ist. 

Es  braucht  nicht  l)esonders  erwiesen  zu  Werden,  daß  die  häufigste  schwere 
trophische  Störung,  dei-  Dtdmbitus  ani  Kreuzbein,  meist  als  Folge  einer  spi- 
nalen Erkrankung  eintritt.  Aber  auch  hier  sehen  wir  nicht  selten,  daß  es  sich 
nicht  um  eine  totale  Zerstörung  im  Zentralorgan  handelt,  sondern  oft  um 
])artielle  schwere  Tjäsionen  mit  meist  noch  erhaltenem  Nervengewebe. 

So  sahen  wir  z.  B.  eine  außerordentlich  schwere  symmetrische  Gangrän  bei  einer 
traumatischen  Hämatomyelie  eintreten,  bei  der  es  sich  nur  um  partielle  Erweichungen 
und  Hämorrhagien  in  die  graue  Substanz  speziell  der  Hinterhörner  gehandelt  hatte. 

Auch  in  den  beiden  von  Head  und  Campbell  bescbiielx'uen  luikro- 
skopiscbeii  Belinideii  (vgl.  S.  UM  und  U)5,  Fig.  3(j  und  37)  wai'  die  Alteration 


Unsere  Ansicht  \^um  Wesen  der  Keratitis  neuroparalytica.  277 

des  G;ui,!^di(iii  (liiss.'ii  ciiic  / i  riai  niski'i  p t  c  Xiicli  Aiuilo^ic  dieses  Befundes 
l)eti;tclil('ii  aiicli  wii'  die  Miii;iliruiii;ssl()riiii^f  hc/ÜLdieli  dcf  Ivcrndiiis  neuro- 
para  ly  t  icii  lud  1 1  i'i  pes  zosi-ci'  als  a-hliäimi.^  \()\i  dci-  \()riicliiiili(di(ii  Hcizuiijjf 
ilt'i  die   licl ivlfcüdc    l\(»iiir;i IrcL^Moti  iniiciNiciciidcti    l''as('i'ii  (\i'<.  Trigciniiius. 

!<  •l')\K  Ziii  llidx'iäi'tij^unjj,  iniscici'  Aiisiidil  \V(ill"ii  wir /uiiächst  eine  eigene 
l')C(di;i(di1iiii,Li,  \(iii  Keratitis  neu  ropiu  a  lyiicii  iiiii  Scktionsbef  und  hici- 
cinscdiiiltcii,  l)(\i»i-  wii-  zur  Uc-cdirciliuii^  des  Verlaufes  der  Jveratitis 
ueuropaiidytica    uns   weiideii. 

Friui  Luise  1^.,  52  Jahre  ;ill,  machte  lSi).'5  eine  Ojiciatioii  (Imcli  ( lv\s  t  i  rpa  t  Ion 
(Icf  reeliteii  Mamma  und  Ausräumun<f  der  AchseUiöhle).  .Seit  (l.iesor  Zeit  gesund 
l)is  Anfaiifr  August  1900.  Damals  kam  allmiihlieh  eine  reelitsseitige  Fazialislähmung 
zur  Entwiekhini;.  Kurze  Zeit  daiauf  stellten  sieh  auch  neu  lalgisehe  Beschwerden 
iui    HH'hten  Trigeminus   ein,   welehe    bis   zur  Zeit  des  Aufnalimestatus    noch  fortbestanden. 

Anamnestisch  war  nichts  von  Bedeutung  zu  eruieren,  da  Patientin  immer  gesund 
ge\ve.-en  sein  will.  Sie  hatte  vor  ihrer  Aufnahme  auf  die  Abteilung  des  Herrn  Dr.  Grisson 
im  hiesigen  Freimaurerkrankenhause,  der  uns  die  Patientin  zu  untersuchen  und  zu  })eobaehten 
gestattete,  6 — 8  Flaschen  Jodkaliiuu  ohne  P^rfolg  genommen. 

Status  (9.  November  1900).  Die  Patientin  klagt  ü})er  Schmerzen  in  der  rechten 
Seite  des  Kopfes,  welche  nach  dem  Ohr  durchziehen.  Auf  dem  letzteren  hört  Patientin 
schlechter  als  auf  dem  linken. 

Rechts  besteht  Lagoplit lial  mus.  Heim  Versuche  dieses  Auge  zu  scliließen,  flielit 
der   Bulbus  nach  oben. 

Seit  7  Wochen  besteht  Do]»pel  tselien  infolge  von  rechtsseitiger  Abduzens- 
parese. 

Die  Pujjillen  sind  gleich,  reagieren  gut  auf  Licht.  (Die  rechte  vielleicht  ctwaa 
weniger.)     Der  Korncalreflex  fehlt.     Fundus  oculi  ganz  normal. 

Die  Conjunctiva  sclerae  et  palpebrae  erscheint  etwas  gerötet. 

Die  Sensibilität  ist  in  allen  drei  Asten  des  Trigemimis  erloschen. 

Es  besteht  eine  totale  periphere  Fazialislähmung. 

Auffallend  war,  daß  auf  dem  rechten  Auge  das  Blendungsgefühl  fehlte. 

Am  13.  November  nahmen  wir  einen  genaueren  Status  auf: 

In  allen  drei  Ästen  des  rechten  Trigeminusgebietes  besteht  sowohl  für  Pinsel- 
berührungen wie  für  Nadelstiche  eine  völlige  Ijnempfindlichkeit.  Der  Temperatur- 
sinn ist  ebenfalls  herabgesetzt.  Sehr  bemerkenswert  ist  die  Empfindung  der 
Patientin,  als  ob  das  rechte  Auge  ,, fröre",  ,,als  ob  sie  Zug  kriegte"  und  das  Auge 
,, eisig"  sei.  Zu  kauen  vermag  die  Patientin  ganz  gut.  Die  Gesichtshaut  zeigt  rechts 
keine  Veränderung  gegen  links.  Es  sind  an  der  Haut  keinerlei  trophische  oder  vaso- 
motorische Störungen  zu  konstatieren. 

Die  Augenbewegungen  sind  nach  allen  Richtungen  hin  frei;  nur  der  rechte  Ab- 
duzens  ist  gelähmt. 

Es  besteht  eine  rechtsseitige  totale  Fazialislähmung  (Lagophthalmus,  Be- 
teiligung des  Geschmackes  an  der  Zungenspitze,  Zungengrund  rechts  tiefer;  Gaumensegel 
bleibt  rechts  zurück).  Beim  Weinen  ist  das  rechte  Auge  tränenlos.  Berührt  oder  reizt 
man  die  Kornea  oder  die  Konjunktiva,  tritt  weder  Tränensekretion  noch  reflektori- 
scher Lidschluß  auf. 

Auf  der  ganzen  Oberfläche  der  Hornhaut  besteht  eine  leichte  Trübung,  Schwellung 
und  Abstippung  der  Epithelschicht.  Stellenweise,  und  über  die  ganze  Kornealf lache  zerstreut, 
sieht  man  sehr  kleine,  steeknadelspitzgroße  Bläschen  unter  der  Oberfläche  des  Horn- 
luiutejiithels.  Nach  unten  außen  befindet  sich  radienförmig  eine  ^y',  ^""1  lange,  strichförmige, 
oberfläclüiche  Trübung,  die  an  einzelnen  Stellen  zu  punktförmiger  Trübung  sich  erweitert. 
Die  Oberfläche  der  Kornea  ist  trocken,  oder  mit  zähem  Schleim  bedeckt. 


278  Unsere  Ansicht  vom  Wesen  der  Keratitis  neuroiiaralytica. 

Die  Kornea  und  Conjunctiva  bulbi  zeigt  regionäre  Anästhesie  in  folgender 
Anordnung : 

Die  ganze  mediane  Fläche  der  Bindehaut  zwischen  Kaninkel  und  Korneahvand  völlig 
anästhetisch.  Auch  setzt  sich  das  Gebiet  vollständiger  Anästliei-ic  ungefähr  bis  zum  vertikalen 
Meridian  der  Kornea  fort.  Der  laterale  Abschnitt  der  Hornhaut,  sowie  der  laterale  Teil  der 
Bindehaut  ist  hy  per  ästhetisch. 

Die  Pupillen  sind  gleichucit  und  reagieren  in  gleicher  Weise  deutlich  auf  Licht 
und  bei  Konvergenz. 

Der  Augenhintergrund  ist  beiderseits  normal. 

Der  intraokulare  Druck  errcheint  rechts  deutlich  gegen  links  herabgesetzt. 

Ohne  das  geringste  Blendungsgefühl  kann  Patientin  bei  erweiterter  Pujjille, 
und  trotz  ihrer  Kornealaffektion  ruhig  in  die  helle  Lampe  sehen. 

Der  Geruch  ist  auf  dem  rechten  Nasenloch  deutlich  herabgesetzt  gegen  links.  (Mangel 
der  Befeuchtung  der  Nasenschleimbaut  durch  Tränenflüssigkeit.) 

Der  Gesch  mack  ist  im  vorderen  Drittel  der  rechten  Zungenhälfte  zweifellos  gestört; 
an  den  übrigen  Partien  der  Zunge  erhalten. 

Das  Sensorium  ist  frei.  Patientin  macht  einen  lebhaften,  ja  vergnügten  Eindruck, 
klagt  heilte  gar  nicht. 

Was  die  übrige  Untersuchung  der  Patientin  betrifft,  so  finden  sich  keine  wesentlichen 
Veränderungen.     Der  Urin  ist  frei  von  Eiweiß  und  Zucker. 

Am  26.  Oktober  starkes  Erbrechen.  Ende  Oktober  heftige  Schmerzen  im  rechten 
Quintusgebiete. 

Anfang  November.  Mehrmaliges  Erbrechen  des  Morgens.  Sehr  starke  Schmerzen 
in  der  rechten  Kopfseite. 

L5.  November.     Die  ganze  Nacht  Erlirechcn. 

Ende  November.  Patientin  ist  benommen;  reagiert  kaum  auf  Anruf.  Puls  sehr 
schlecht. 

12.  Dezember.     Trachealrasseln.     Am  folgenden  Tag  Exitus. 

Sektion  am  14.  Dezember.  Mäßig  abgemagerte  Leiche.  An  der  Kalotte  keine 
Verändern ngen.  Dura  glatt  an  der  Innenfläche.  An  der  Basis  des  Gehirns  ein  .3..5  cm  langer 
und  3  cm  breiter,  mit  unregelmäßiger  Oberfläche  versehener,  derber  Tumor  zwischen  der 
medialen  Fläche  der  unteren  inneren  Seite  des  Temporallappens  und  der  lateralen  Seite 
der  Brücke  vor  der  Vorderfläche  des  Kleinhirns,  woselbst  der  Flocculus  von  der  Geschwulst 
vollständig  bedeckt  ist  (siehe  Fig.  46).  Mit  dem  Tumor  im  Zusammenhange  stehen  Gefäße, 
welche  direkt  von  der  A.  basilaris  seitlich  abgehen.  Dieselben  verlaufen  scheinbar  gerades- 
wegs  in  die  Geschwvxlst  hinein. 

Der  N.  abducens  ist  mit  dem  Tumor  verwachsen  und  zeigt  in  der  Mitte  seines  Ver- 
laufes zwischen  Geschwulst  und  Ursprungsstelle  an  der  Brücke  eine  kolbige  Verdickung, 
die  das  Doppelte  seines  Umfanges  beträgt. 

Der  N.  trigeminus  ist  vollständig  bedeckt  vom  Tumor,  der  ihn  total  umwachsen 
hat,  und  zwar  direkt  nach  seinem  Austritte  aus  dem  Pons. 

Der  Fazialis  und  Akustikus  scheinen  ebenfalls  vom  Tumor  umwachsen. 

Wenn  man  den  letzteren  etwas  lüftet,  so  sieht  man  die  laterale  Seite  des  Pons  stark 
eingedrückt  und  in  der  Form  verändert.  Die  rechte  vordere  Partie  der  Felsenbeinpyramide 
ist  durch  den  Tumor  so  erweicht,  daß  sich  sehr  leicht  ein  stark  walnußgroßes  Stück  heraus- 
schlagen ließ.     Das  Ganglion  Gasseri  konnte  nicht  herauspräpariert  werden. 

Der  Trigeminus  war  vollständig  in  der  Geschwulst  aufgegangen. 

Die  Pia  war  leicht  abziehbar,  nirgends  getrübt.  Auf  der  Oberfläche  des  Gehirns, 
sowie  auf  sämtlichen  Durchschnitten  waren  keine  wesentlichen  Veränderungen  zu  konsta- 
tieren. Nirgends  fand  sich  eine  Geschwulstmetastase:  weder  im  Hirnstamm,  noch  Pons,  noch 
in  der  Medulla  oblongata.  Im  Pons  erschien  die  Partie,  die  infolge  des  außen  anliegenden 
Tumors  komprimiert  war,  bjutrciclicr,  was  sich  nacli  der  l'\)riii()Ihärtung  duicli  dunklere 
Verfärbung  kund  tat. 


Unsere  Ansicht  vom  Wesen  der  Keratitis  ncmopaialytica. 


279 


Was  die  ül)rige  .Sektion  hetiift't,  so  fand  sich  aiiBci-  kleinen  (Icsehwidstnietastasen 
an  der   Lcherolicrflächc  und.  einem  sul)serösen  Utenismyoiii    nielils    Px-merkcnswertes. 

I  )(■!■  'ruiiKir  w  iiide  xdisiclitiu  losgelöst,  in  M  ii  1 1  ci  scher  l''liissi<_'keit  jrcliärtet,  in  Zelloidin 
eingehitU't  und  dann  in  Serienselinitte  zerlegt. 


Fig.  4>i. 

L.  L.    Trigeminuslähmung  mit  Keratitis  neuroparalytica.    Karzinomatöser  Tumor  rechts  an 
der  Hirnbasis  zwischen  Temporallappen,  Pons,  Medulla  oblongata  imd  Kleinhirn. 


Es  zeigte  sich,  daß  der  größte  Teil  des  Trigeminus  völlig  untergegangen,  aber  noch 
eine  Anzahl  Fasern  übrig  geblieben  war,  die  zum  Teil  noch  gut  erhalten,  zum  Teil  ver- 
schieden stark  degeneriert  erschienen,  wie  aus  den  Abbildungen  Fig.  47  und  48  ersicht- 
lich ist. 

Besondeis  deutlich  liel.?  siih  diese  Tatsache  mittels  der  Weigertschen  Hämatoxylin- 
f ärbung  .nachweisen.  An  manchen  Stellen  waren  die  Markscheiden  stark  aufgequollen ; 
an  anderen  unter  körnigem  Zerfall  untergegangen  (siehe  Fig.  48).      An  einigen  Stellen  fand 


280 


Unsere  Ansicht  vom  Wesen  der  Keratitis  neuroparalytica. 


man  nur  Schollen  und  Kcirner,  welche  die  übrig  gebliebene  Seh  wann. sehe   Scheide    aus- 
füllten. 

Als  tehr  interessant  und  aucli  häufig  zeigte  s-ich  uns  das  Bild,  worin  die  Karzinomzellen 


lÄ 


Fig.  47. 

L.  L.  Trigeminuslähmung  mit  Keratitis 
neuroparalytica.  Erhaltene  Nervenfasern 
des  Quintusstammes  im  karzinomatösen 
Gewebe.  Leitz,  Nr.  7,  Ocul.  1.  Hämato- 
xylinfärbung  nach  Weigert. 


Fig.  48. 

L.  L.  Teilweis  erhaltene,  teilweis  de- 
generierte Stammfasern  des  Quintus  im 
karzinomatösen  Gewebe.  Leitz,  Nr.  7, 
Ocul.  1.  Hämatoxylinfärbung  nach 
Weigert. 


die  einzelnen  Nervenfaf-ern  in  i^arallele  Züge  zerlegt  und,  so  die  reinen  Zerzupfungsbilder  eines 
Nerven  zuAvege  gebracht  hatten  (s.  Fig.  47,  48  und  49).     Die  Nervenfasern  waren  daselbst 

ganz  erhalten  und  zeigten  an  manchen  Stellen  oft  gar 
keine  Degeneration.  Sie  waren  eben  nur  auseinander- 
gedrängt und  mehr  oder  weniger  in  ihrer  Form  beein- 
trächtigt, so  daß  sie  stellenweise  wie  abgeknickt  er- 
schienen. 

In  der  Nähe  der  Stellen,  wo  sich  Myelinkugeln 
und  Tropfen  vorfanden,  zeigten  sich  zahlreiche  Körn- 
chenzellen in  dem  Tumor,  in  welchem  neben  zahlreichen 
Hämorrhagien  auch  eine  Hyperplasie  des  Bindegewebes 
mit  Kernwucherungen  auffiel. 

Makroskopisch  fanden  sich  in  dem  Tumor  an  drei 
verschiedenen  Stellen  Nervenfasern.  Ungefähr  durch  die 
Mitte  ging  der  größte  Zug  in  einer  Flucht,  nur  nicht  in 
einer  Ebene  gelegen.  Dies  waren  die  Beste  desTrigeminus. 
An  der  Peripherie  fanden  sich  noch  an  zwei  ver- 
schiedenen Stellen  erhaltene  und  teilweise  degenerierte 
Nervenzüge,  die  wahrscheinlich  dem  Fazialis  und.  Ab- 
(Uizcns  angehörten. 

Was  den  Tumor  selbst  betrifft,  so  hanflelte  es 
sich  nm  ein  einfaches  Zylinderzellenkarzinom  mit  reich- 
licher Entwicklung  von  Zellnestcrn.  Es  war  jedenfalls 
eine  Metastase  des  früher  exzidierten  Mammakarzinoms. 

Dieser  Fall  liefert  einen  guten  Beweis  für 

inisere  Anschamuig  betr.  (\v)^  Zustatidclconiinens 

einer    Keratitis    n(Hir()])aiaiyti('a.      Die    niikioslcopiselie    Untersiielning    zei!j;t(\ 

(biß    ixot'A    des    klinischen     Syiii})t()iiicii]<(iiii|)h>.\cs     der    totalen    Trigeniinus- 


Mg.    4H. 

L.  L.  Zerfaserung  desNerven  durch 
Karzinomgewebe.  Die  reiserähn- 
lichen dunklen  Züge  sind  die  ein- 
zelnen auseinandergezerrtenTrige- 
minusstammf  asern  im  karzinoma- 
tösenGewebe.  Mikrophotographie. 
Leitz,  3,  Ocul.  8.  Hämatoxy- 
linfärbung nach  Weigert. 


Der  X'iTlauf  der  Krratitis  lu-uroparalytiea.  281 

liiliimiii'^-  eine  gaii/c  AiiZiilil  xoii  Ti iuciiiinusfastTii  iiiclil  degeneriert  (vgl. 
J^'ig.  47).  Jilro  leltuiigs-  1111(1  n'i/iiiigsl'äliig  gehliehiui  Wiir.  ein  ITmstaii'l,  auf 
Avelclicii  schon  klinisch  (he  ;inl'  der  Koi'nea  und  Konjuiiktix  ;i  NoriiniHleiien  livper- 
äslhctischcn  Zonen  hinweisen  niiil.iten.  Diese  eihiilten  ue  hl  i  e  he  ii  en 
Trige  niiniisfaS(M'n  aus  deui  I.  Aste  scdieii  av  i  i'  iiiin  als  den  Tiägei- 
des  Eci/es  !Ui .  d ei'  s  clili eßli  (  h  zur  En  t  wi  ck  1  u n g  d  er  Ivera  titis  neuro- 
pa  r;i  I  y  I  i  c;i  führen  iiiiil.Ke.  I>ei-  Heiz  selhsl  iiher  winde  her\  orgenil'en 
teils  (hirc!i  »he  mechanische  Ausei]i;iiiderzerriing  i\i-r  eiMzehi(  n  .\ei\ cnriisern. 
teils  durch  die  1  )ruckAviikin)g  der  ]vai'ziii()Ui/ellen  auf  die  noch  eilialteiien, 
teils  durch  den  Degeiieralionsx'orgaiig  in  den  noch  vorhandenen  Xeivenfasern. 
Jedenfa.lls  geht  aus  unseren  Präparaten  auch  die  hohe  Mt;ilital  der  peripheren 
Ner\-i'iifaser   Geschwülsten  gegenüher  hervor. 

Der  Verlauf  der  Keratitis  neuroparalytica. 

§  2()0.  "Die  Schwere  der  nicht  durch  Inhdction  nach  J*'pith(ddef(d\ten 
k()nii)li/ierten  Keiatitis  neuroparalytica  ist  ahhängig  von  der  Intensität  der 
Eeizung  und  der  Zahl  der  gereizten  Fasern  im  betreffenden  Nervenahschnittc. 

Diese  iH'dingungt'n  konnten  wir  l)esonders  deutlich  in  unserem  vorhin 
aiisführlicliei-  mitgeteilten  Falle  L.  studieren.  Es  handelte  sich  hei  dieser 
Beobachtung  um  eine  mächtige  Reizeinwirkung  in  Form  eines  karzinomatösen 
Tumors,  der  den  gi'ößten  Teil  des  Trigemirms  zerstört  hatte.  Nur  wenige 
Fasern  waren  dort  noch  erhalten  geblieben.  Dabei  waren  sit^  auseinander- 
gedrängt  und  verliefen  zum  Teil  isoliert,  sowie  mehr  oder  minder  bedrängt 
durch  die  dazwischen  gewachsenen  Zellen  (siehe  Fig.  47).  Dementsprechend 
konnte  die  Keratitis  neuroparalytica  in  diesem  Falle  auch  nur  mit  mäßiger 
Intensität  in  die  Erscheinung  treten,  eben  weil  nur  eine  geringe  Menge 
gereizte!'  I.eitungsf asern  noch  übrig  geblieben  war. 

§  261.  Im  allgemeinen  ist  die  Keratitis  neuroparalytica  eine  Zeitlang 
progressiv,  verhält  sich  dann  stationär  und  geht  schließlich  mit  oder  ohne 
Narbenbildung  in  Heilung  über.  Dies  ist  namentlich  der  Fall,  wenn  die 
Reizungen  am  betroffenen  Nervenabschnitte  aufhören,  sei  es  nun,  daß 
die  pathogenetischen  Prozesse  sich  zurückbilden,  sei  es,  daß  dieselben  eine 
völlige  Zerstörung  des  Nerven  resp.  seiner  die  Hornhaut  versorgenden  Pasern 
herbeiführen,  oder  daß  der  Nerv  total  entartet,  weil  er  vcm  seinem  trophischen 
Zentrum  durch  den  Krankheitsherd  getremit  wurde  ^).  Unterstützt  wird 
die  Regeneration  der  Kornea  durch  die  vasomotorische  Reizung  (neuro- 
paralytische  Hyperämie),  indem  daduich  für  den  lokalen  Stoffwechsel 
gimstigere  Bedingungen  geschaffen  werden.  Verzögert ,  ja  vielleicht  un- 
möglich gemacht,  wird  aber  die  Regeneration,  wenn  eine  Infektion  der 
Hornhaut,  sei  sie  exogen  oder  endogen  erfolgt  ist.  Einsehr  lange  be- 
stehender Reizzustand  bietet  natürlich  l)ei  vorhandenem  Epithelverlust  den  im 

^)  Auf  diese  Weise  erklärte  sich  auch  der  ungestörte  Heilungsverlauf  durch  operative 
Eingriffe  Jiesetzter  Kornealwunden  bei  vollkommener  Anästhesie  der  Hornhaut,  wie  in  dem 
Falle  von  Feuer  8.  2.')0  und  dem  von  Millincen   S.   00. 


282  Der  Verlauf  der  Keratitis  neuroparalytica. 

Koiijunktividi^ackt"  Ijt'inahe  stets  vüihaudenen  InfektionseiTcgern  leicht  Gelecjeii- 
heit,  die  rein  trophische  HtöruDg  in  eine  eclite,  zum  Verfall  der  Hornhaut  führende 
Entzündung  umzuwandeln  (vgl.  H.  218  Nr.  45,  Fall  Fenger,  Fall  Kahler  (691) 
und  Fall  Laqueur  (734).  So  kann  liei  einem  Epithelverlust  der  Horn- 
haut (entweder  durch  Platzen  von  Her[)esl)läsclK-n,  oder  durch  flächenhafte 
Ahstoßung  der  Epithelschicht)  durch  ektogene  Infektion  ein  echtes  Ulcus 
sei'pens  entstehen.  Durch  endogene  Infektion  vermag  sich  ein  Hornhaut- 
abszeß mit  Hypopyon  resp.  Iritis  und  Iridochorioiditis  zu  [)il(!en, 
ja  es  kann  schließlich  selbst  zu  einer  Panoi)hthal  mitis  kommen,  wie  im 
Falle  Kahler  (691).  Wieder  in  anderen  Fällen,  wie  z.  B.  in  der  Beobachtung 
Culbertsons  (733)  kam  es  zu  einem  vollständigen  Leukom  der  Horn- 
liaut.  In  dem  Falle  Hippels  entwickelte  sich  ein  Leucoma  adhaerens. 
In  der  Beobaclitung  Janys  (494)  trat  nach  fünf  Monaten  eine  Ijedeutende 
Klärung  der  Kornea  ein  und  in  Niedens  Falle  (766)  mit  ulzeröser  Zei'störung 
der  Hoinhaut.  Hypopyonl^ildung  und  sekundärer  Iritis  mit  spontaner  Per- 
foration des  Geschwürs,  wurde  schließlich  ein  so  günstiger  Ausgang  erzielt,  daß 
nur  ein  stecknadelkopfgroßes  Leukom  zurückgeblieben  war.  In  der  Beobach- 
tung Sachsalbers  (712)  gelangte  eine  doppeltseitige  Keratitis  neuroparalytica 
imierhalb  zweier   Monate   mit  Hinterlassung   einiger  Trübungen   zur  Heilung. 

Natürlich  wird  die  Kornea  um  so  leichter  ulzerös  erkranken,  wenn,  wie 
in  jenem  S.  239  erwähnten  Falle  K ahlers  zu  einem  bestehenden  Lagophthalmus 
noch  eine  Pieizung  des  Trigeminus  hinzutritt,  oder  wenn  zu  einer  vorhandenen 
Keratitis  neuroparalytica  noch  ein  Lagophthalmus  hinzukommt  (vgl.  8.  242). 

Die  durch  den  Lagophthalmus  begünstigte  Verletzungsmöglichkeit  der 
Kornea,  die  durch  Verdunstung  geschaffene  Trockenheit,  welche  durch  die 
verminderte  TVänensekretion  vermehrt  wird,  l^efördert  selbstverständlich 
dabei  den  Zerfall  der  trophisch  schon  veränderten  Hornhaut.  Dies  beweist 
besonders  auch  das  gegenteilige  Verhalten  derjenigen  Fälle,  bei  welchen  vor 
dem  Auftreten  der  Trigeminusläsion  schon  eine  Ptosis  vorhanden  gewesen 
war  (vgl.  S.  245).  Letztere  fungiert  dann  gewissermaßen  als  eine  Schutz- 
vorrichtung, die  aber  niemals  bei  vorhandene  niReizzustande  der  Kovneal- 
nervenfasern  den  Ausbruch  einer  Keratitis  neuroparalytica  \erhindern  ka]ni, 
A\ie  dies  ja  zahlreiche  Fälle  unserer  Zusammenstellung  (vgl.  S.  245)  beweisen. 

In  der  Hauptsache  kommt  es  eben,  wie  oben  schon  gesagt  wurde,  hin- 
sichtlich des  Ausganges  der  Kornealaffektion,  auf  die  In-  und  Extensität 
des  iri'itativen  Prozesses  an,  und  ob  es  gelingt,  eine  Infektion  fern 
zu  halten.  Ist  aber  eine  solche  erfolgt,  dami  macht  sich  auch  eine  Einstäubung 
von  Jodoform  hinsichtlich  der  Besserung  bald  bemerklich,  wie  in  einer  Be- 
obachtung Krolls  (751). 

Der  Grund,  w^eshalb  die  Trü'.ning  resp.  der  Epithelverlust  im  Zentrum 
der  Hornhaut  am  längsten  und  tiefsten  l)estehen  bleibt,  liegt  darin,  daß  die 
Pei'ipheri(^  der  Kornea,  die  jii  iiiich  geti-ül)t  ist,  ihirch  den  aoiii  Biinde  aus  bei 
der  neuroparalytischen  Hyperämie  verstäikicn  Säftestrom  lelntiv  schneller 
von  Zellen  gereinigt  und  besser  ernährt  wird,  als  das  Zentiiiiii  der  Hornhaut. 


DoT'  Verlauf  dor  Keratitis  neiinipaialytica.  283 

Pic  Tl'Ül)ling(^]l  S('ll)sl.  licsIchiMi  y.iiiii  Teil  ;ilis  WiUl(lciZ( Hell  ,  ZUtll  Teil  ;iiis 
/('il';ills])io(lul\l('ii  der  1  lonilnuM  hiiiicllcii  und  sclilicßlicli  aus  iicii^chiMctciu 
I  )iii(l("4c\\('l)i'.  I'iiiic  \(")|lin('  AiiIIk  lliiii.u'  wild  (laiiii  crfolerc]),  \\('iiti  die  Waiidcr- 
/(■llcii  wieder  l)eseiii,!j;i>  sind  und  \  ielleiclil-  niii  ^venilJ;  xorhaiidene  Zei  i'allspvo- 
dukte  aul'j^X'SogeJi  Avui'deti.  ( iescliwüii^e  Prozesse  iiiii(.cr]a.ssen  stets  diiicli  iieu- 
^ebildctcs  J-)iii(le<j;e\vel)e  eine   nielir  oder  min'dei-  ^L^ioßc  Triilmn<^f  '). 

§  2f)'2.  Nicht  seilen  heohacliteii  wir  /ii,!j,leicli  mit  tli'V  l'x'SSe  r  iin  .i,'  dei' 
Kt'iatitis  iieiii()})ara.lyti('a  eine  Ahnalinie  dei'  Auästhesic  de!'  Honiliaui. 
l>eide  l^^iseliciiiunifeii  diivfen  ahei'  niclit  als  AoiieinaDdci'  abliäri^ifT  botvaclitct 
werden,  sie  sind  (d)en  parallel  iKdieneinaiider  \-eiiant'ende  Symploine  einer 
IxNssei'iiiig  des  (iiuudleideiis.  ] )t'nn  bessert  sich  das  kraukiiiacheiuk'  Agcjis, 
dann  Veniiindert  und  \crliei(,  sich  schließlich  d(^y  Pi(>izzustand  im  Tri,Lfeniinus 
und  lieilt  damit  auch  die  Jveiatitis  neiiioparalytica.  Zugleich  aber  Avird  der 
Trigi'niinus  ^on  dem  seine  Leitung  bedrängenden  Drucke  nielir  und  mehr  betVeit, 
und  Avird  aucli  dementsprechend  die  Empfindlichkeit  der  von  ihm  veisorgten 
Gel)iete  wieder  zunehmen,  sofern  keine  Fasern  dauernd  untergegangen  waren. 
So  kann  entweder  die  Keratitis  heilen  und  die  Empfindlichkeit  der  vorher 
anästhetisch  gewesenen  Hornhaut  sich  völlig  wieder  restituieren,  oder  die 
Keratitis  heilt,  die  Hornhaut  bleibt  aber  dauernd  unempthidlich,  oder  es  tritt 
wie  in  der  folgenck'U 

Beobaclitung  ßl  essigs  (347)  der  Fall  ein,  daß  ,während  alle  krankhaften  Erscheinungen 
zunahmen  und.  die  Anästhesie  unverändert  fortbestand,  die  Keratitis  wider  Erwarten  zurück- 
ging, der  Epitheldefekt  sich  verkleinerte,  die  Trübimg  sich  zum  größten  Teile  wieder  auf- 
hellte und.  nach  Ablauf  von  4 — 5  Wochen,  vom  Beginn  der  Keratitis  an  gereclinet,  letztere 
mit  Hinterlassung  eines  unbedeutenden  Hornliaiitfleckes  geheilt  war.  Es  war  ein  ziemlich 
scliarf  begrenzter  Tumor  in  den  Weichteilen  der  Orbita  vorhanden.  Die  rechte  juittlerc 
Schädelgrube  war  von  einer  hirnmarkähnlichen  Masse  eingenommen,  die  scheinbar  durch 
die  Fissura  orbitalis  superior  und.  das  Foramen  opticum  hierher  eingedrungen  war. 

§  263.  Das  Eezidiv  einer  Keratitis  neuroparalytica,  wie  im  II.  Ealle 
Kuthes  (674),  bei  welchem  das  Auge  nach  Al>heilen  der  Keratitis  über  ein 
Jahr  lang  gesund  geblieben  war,  und  alsdann  Mieder  eine  Entzündung  der 
Hornhaut  und  Anästhesie  desselben  mit  Abduzenslähmung  konstatiert  wurde, 
ist  wohl  auf  ein  Wiederaufflackern  der  Grundursache,  vielleicht  auf  einen  basal 
meningitischen  Prozeß  (Schädelbruch)  zurückzufüliren. 

§  264.  Als  Begleiterscheinungen  der  Keratitis  neuroparalytica  treten 
hin  und  A\ieder  Symptome  der  Sy  mpathikusaffektion  auf,  wie  Enge  der 
Lidspalte,  Zurückgesunkensein  des  Bulbus  und  Pupillenenge,  und  zwar  dann, 
wenn  der  Kranldieitsherd  in  der  Bahn  des  Trigeminus  so  gelegen  ist,  daß 
sympathische  Fasern  mit  getroffen  werden  können  (vgl.  S.  254). 

Bezüghch  des  Auftretens  einer  Keratitis  neuroparalytica  ist  die  Sym- 
pathikusaffektion aber  ohne  Bedeutung,  wie  ja  die  ziemlich  zahlreichen  Fälle 

^)  Wenn  auch  die  Hauptveränderungen  bei  der  Keratitis  neuroparah'tica  im  Scheitel 
der  Hornhaut  auftreten,  so  ist  doch  dies  Verhalten  durchaus  kein  gesetzmäßiges,  wie  aus 
den  Fällen  8.  241  und  unserer  Beobachtung  S.  277  hervorgeht.  Der  Sitz  partieller  Korneal- 
affektionen  liei  der  Keratitis  neuroparalytica  ist  eben  von  dem  Innervationsgebiete  der  an 
irgendeiner  Stelle  gereizten  Trigeminusfasern  resp.  Zellen  abhängig. 


284  Die  doppeltseitige  Keratitis  neuroparalytica. 

von  Sympathikuslähmung  beweisen.  8ü\veit  uns  die  Literatur  bekannt  ist, 
und  nach  unserer  eigenen  Erfalnung.  wurde  !jei  letzterem  Zustand  niemals 
eine  Hornhautaffektion  l)cobachtet,  die  als  die  Folge  einer  iscdici'icn  Synii)a,tlii- 
kuslähmung  hätte  angesehen  werden  können  (vgl.  8.  554  und  555  Bd.  I). 

§  265.  Von  der  Vermehrung  resp.  Vei'imnderung  (vgl.  B.  135)  der 
Träncnsekretion  bei  den  TrigeminusKisiunen  und  in  s})('eie  l)ei  der  Keratitis 
neuroparalytica-  gilt  ungefähr  dasselbe,  was  wir  an  der  Hand  des  Schemas 
i'ig.  45  S.  274  für  die  iVnästhesie  der  Kornea  neben  der  Keratitis  neuropara- 
lytica entwckelt  hatten. 

Ist,  wie  anfänghch  in  unserem  Falle  E.  K.  Ö.  207  die  Tränensekretio)i 
vermehrt,  so  besteht  ein  Keizzustand  in  denjenigen  Fasern,  welche  die  Tränen- 
sekretion vernütteln.  Dieser  .Reizzustand  wird  an  dem  Angriffspunkte  des 
Krankheitsherdes  erzeugt  und  von  da  weiter  geführt.  Die  verschiedenen 
Kond^inationen  nun  von  Vermehrung  oder  Verminderung  der  Tränensekretion 
mit  Anästhesie  resp.  Hyperästhesie  des  vorderen  Bulbusabschnittes  und 
Keratitis  neuroparalytica,  sowie  ohne  solche,  ergeben  sich  aus  der  Analogie 
desseji,  was  wir  bereits  S.  274  unter  Hinweis  auf  das  Schema  Fig.  45  angeführt 
hatten. 

Die  doppeltseitige  Keratitis  neuroparalytica. 

§  266.  Einer  Jjesonderen  Erwähnung  bedaif  noch  die  bei  den  Fähen 
von  doppeltseitiger  Trigenrinusläsion  beiderseits  auftretende  Keratitis  neuro- 
paralytica. Wie  aus  der  folgenden  Zusammenstellung  hervorgeht,  ist  die 
Häufigkeit  ihres  Vorkommens  gerade  keine  sehr  große. 

Im  Falle  Müllers  (808)  handelte  es  sich  um  eine  kachektisch-anämische  Frau  von 
51  Jahren.  Totale  Ijähmung  des  linken  Trigeminus  mit  Ausnahme  zweier  kleiner  Aste  des 
III.  Astes,  weiter  des  motorischen  Teiles  des  Trigeminus.  Neuroparaly  tische  Keratitis 
und  Otitis.  Später  trat  auch  auf  der  rechten  Seite  eine  K.  neuroparalytica  auf.  Monate 
nachher  Sensibilitätsstörungen  nur  im  II.  und  III.  Aste  rechts.  Ätiologie  unbekannt  (ent- 
zündliche Exsudation,  Schwellung  und.  Drucklähmung). 

Sachsalber  (712)  beobachtete  bei  einem  11  jährigen  Mädchen  eine  doppeltseitige 
Keratitis  neuroparalytica,  die  innerhalb  zweier  Monate  mit  Hinterlassung  •  einiger 
Trübungen  zur  Heilung  kam.  Außer  dem  I.  Aste  waren  noch  vereinzelte  Zweige  des  II.  und 
III.  Astes  lädiert,  und  zwar  war  die  Läsion  eine  ganz  symmetrische.  Es  gelang  aus  den 
Kornealgeschwüren  eine  dem  Pseudodiphtheriebazillus  nahestehende  Bakterienspezies  zu 
züchten. 

Vossius(809)  beschreibt  eine  doppeltseitige  symmetrische  Kornealtrübung 
bei  einem  35  jährigen  Epileptiker.  Nur  im  Bereiche  der  Trübung  bestand  vollständige  An- 
ästhesie der  Hornhaut. 

Boucher  (810)  beobachtete  eine  doppeltseitige  Keiatitis  neuro])aialy  tica 
bei  einem  Soldaten,  der  infolge  eines  Furunkels  an  der  Oberlippe  eine  doppeltseitige  Phlebitis 
der  Vena  facialis  akquiriert  hatte.  Darauf  Somnolenz  und  Delirium.  Anschwellung  des 
Gesichtes  und  doi^peltseitiger  Exophthalmus.   Die  Corneae  perforierten,  dann  trat  Heilung  ein. 

Williams  (596)  beobachtete  bei  einem  Tumor  im  Keilbeinkörper  eine  doppeltseitige 
Ophthalmoplegie  mit  doppeltseitiger  Keratitis  neuroparalytica. 

In  der  Beobachtiuig  Junges  (756)  fehlten  beidei'seits  die  Kornealreflexe,  luid  war 
die  Sensibilität  der  Hornhaut  herabgesetzt.  Es  bestand  beiderseits  Keratitis  neuro- 
l);u  mIv  1  ica.  Die  i'mtio  inijor  beider  Trigciuiiii  war  felderweisc  fettig  degeneriert;  ebenso 
die  vojii  Ganglion  (.Jasseri  ])ci  ij)hejisch  gelegene  intrakranielle  Partie  des  Trigeminus.     Das 


Die  (loppcKscitiL'c  Keratitis  nc'urojjaralytica.  285 

(!anjf]i()n  (Jasscri.  hcidcr'scits  an  dci-  ( )lK'rH;itl:c  liiiidc^cw  cliii;'  xcrdickt,  zeigte  Scliwiind  der 
(jlaiiglit'ii/.rllcn. 

Ju  (lein  auf  S.  l'iT  iiiil;j,(tcilt('ii  l'':illc  M  acfi;i'('gors  (392)  liiuidcltc  es 
sicli  um  rille  Tuhi'ik-iilosc  der  Meningen  und  einen  heivits  ver'lvästen  Tulieilcel 
im  I'dus.  A\elcliei-  die  Ttie,-eminns]\eine  hetrorien  liati-e.  Kliniscli  fand  sicdi 
liehen   eiiief   Staunngspa pi lle  eine    d  ()|)|)(d  tsoitige  Keratiti«   neuroparal. 

Aul'  S.  '.>4  ei'uäliiiteii  Avii-  die  1 5e(dtacliiun}.^-  Fj a  l)a.i'idei'PS  (283)  und 
auf  S.  127  diejenige»  Leudets  (285).  In  beiden  l^^älien  von  Keratitis  neiiio- 
paralytica   (lu])lex  liand(dte  es  sicdi  um  basaU»  gunnnöse  Meningitis. 

Ol)  (Wv  auf  S.  51  und  52  eiAviiliideii  Fälle  von  C'ii'incione  (142)  und 
Pa-risoiii   (144)  hierbei'  gehören,  Lissen  \\ii'  (hihingestellt. 

Bei  den  S.  ir>4  ei'wäbnten  Fälleji  \o\\  d  oppeltseitige  m  KeijH'S  zoster 
fiontalis  Mar  in  der  Beobachtung  von  Jaclar'd  (443)  nur  auf  dem  einen  Auge 
Keratitis  neuroparalytica  aufgetreten. 

Wenn  man  von  den  beiden  eben  erwähnten  Fällen  und  denjenigen  ]\[ü11(m-s  , 
Sa clis albers,  Vossius'  und  Bouchers  vorläufig  wegen  des  Mangels  einer 
durch  die  Sekretion  gesicherten  Deutung  al)sieht,  so  bleiben  sechs  Fälle 
von  doppeltseitiger  neuroparaly tischer  Keratitis  übrig,  von  denen 
es  sich  l)ei  fünfen  übereinstimmend  um  tumorartige  Prozesse  gehandelt  hat. 
Im  Falle  Williams  fand  sich  ein  Tumor  im  Keilbein,  der  von  der  einen 
Schläfengrube  in  die  andere  übei'ging,  bei  Macgregor  eine  Meningealtuber- 
kulose  und  ein  tuberkulöser  Tumor  im  Pons;  in  den  Fällen  von  Labari'iere, 
Leudet  und  Junge   handelte    es   sich    um  eine   basale  gummöse   ^feningitis. 

Allen  diesen  Fällen  gemeinsam  ist  der  Sitz  an  der  Himbasis.  Am 
häufigsten  wird  namentlich  bei  der  Syphilis  die  Gegend  des  Chiasma,  der 
intrapedunkuläre  Eaum  befallen.  Jedoch  ist  die  Wucherung  selten  auf  beiden 
Seiten  gleichmäßig;  meist  findet  sich  an  einer  odei-  der  anderen  Stelle  die 
Neubildung  stärker  ausgeprägt.  Letztere  kann  den  Quintusstamm  z.  B.  ganz 
umhüllen,  aber  auch  ganz  durchwuchern,  so  daß  man  denselben  (wie  in  unserem 
Falle  S.  277)  nicht  mehr  frei  präparieren  kann.  Wenn  durch  Kompression 
und  Narbenzug  der  Quintus  leidet,  so  kann  auch  allmäldich  eine  Ati()])hie 
eintreten,  die  sich  dann  khnisch  durch  Sensibilitätsverlust  im  Gesicht  liemerklich 
machen  A\-ird. 

Von  der  Existenz,  der  Intensität  und  der  Dauer  der  auf  den  Trigcminus 
einwirkenden  Eeizzustände  'ward  es  nun  abhängig  sein,  ob  gleichzeitig  auf  beiden 
Hornhäuten,  oder  nacheinander,  oder  überhaupt  imr  auf  einem  Auge  trotz 
doppeltseitiger  Affektion  des  Trigemiims  eine  Keratitis  neuroparalytica  zur 
Ent^^-icklung  kommt. 

Beachtenswert  ist  das  beiderseitige  Auftreten  einer  Keratitis  neuio- 
paralytica  im  Falle  Westphals  (400).  Hier  handelte  es  sich  um  eine  Tabes. 
Die  makroskopische  Schilderung  der  Befunde  scheint  auf  eine  Neuritis  hin- 
zudeuten, ,,denn  der  rechte  Olmlomotorius,  beide  Trigemim  und  der  linke 
Abduzens  Zeigten  eine  auffallende  Verkleinerung  des  Volums,  sind  dabei  von 
durchscheinend   l)laßuiauer  Färbung  und  hiebt  ödematös".     Die  Triüieminus- 


286  Die  doppelt seitige  Keratitis  ncuroparalytica. 

stamme  waren  leider  nicht  mikroskopisch  untersucht  worden.  Die  aufsteigende 
sensible  Wurzel  war  degeneriert.  Die  absteigende  und  motorische  Quintus- 
wurzel  wurde  normal  gefunden. 

§  2()7.  Sehr  interessant  ist  es,  der  Frage  nachzugehen,  welche  Affek- 
tionen die  größte  Rolle  bei  dem  Zustandekommen  der  Keratitis  neuro- 
paralytica  spielen. 

Unter  58  Fällen  von  Keratitis  neuroparalytica  mit  Sektionsbefund  (dazu 
noch  sechs  mit  doppeltseitiger)  unserer  Tabelle  S.  214  finden  wir  in  31  als 
Ursache  Tumoren,  iii  8  Fällen  tumorartige  Gebilde:  als  4 mal  solitäre  Tuberkel 
und  4  mal  solitäre  Gummata,  in  13  syphilitische  Neubildungen  und  Wuche- 
rungen. 

1  mal  Tlirombose  des  Sinus  cavernosus, 

1  mal  ^Meningitis, 

3  mal  Ei'weichuug, 
3  mal  Neuritis, 

2  mal  Apoplexie, 

1  mal  multiple  Tuljeikel, 
1  mal  Throml)ophlel)itis  angegeben. 
Dazu  komuien  nocli   29  Fälle  von  Keratitis  neuroparalytica  nach 
Trauma, 

und  zwar  22  auf  Schädelbasisfraktur, 

4  auf  Schuß v^erletzungen  des  Schädels, 
3  auf  Stichverletzungen  des  Schädels. 

Die  TrigeniiimsaflFektionen  (Keratitis  neuroparalytica)  nach  Trauma. 

§  268.  Wenn  auch  die  Zahl  der  Fälle  von  Keratitis  neuroparalytica 
bei  Gehirntumoren  die  größere  ist,  weil  el)en  Trigeminusaffektionen  nach 
Gehirntumoren  nicht  so  sehr  selten  sind,  so  überragt  doch  das  Trauma  als 
ätiologisches  Moment  der  Keratitis  neuroparalytica  alle  übrigen  Krankheiten 
um  ein  bedeutendes. 

So  verteilen  sich  36  Fälle  traumatischer  Trige  minusläsion  in  folgender 
Weise : 

Schädelbasisfrakturen:  27  Fälle,  darunter  22  mit  Kei'.  neuro.,  5  ohne  K. 
Schußverletzungen:  2       ,,  ,,4     ,,        ,,  „        1      ,,      ,, 

Stichverletzungen:  4       ,,  ,,3     ,,        ,,  ,,        1      ,,      ,, 

36  Fälle  29  mit  Ker.  neuro.    7  ohne  K. 

§  267.  Ijt'i  den  Schädell)a,sisfraktiiren  [Bergmann  (846)]  wii'd  der  Nerv 
durch  mannigfache  Umstände  geivizt  und  gelähmt.  Trifft  aber  die  Bi'uchlinie 
das  Loch  oder  den  Kanal,  durch  welchen  der  Nerv  die  Schädelhöhle  verläßt,  so 
wird  dersellx'  da  bei  entweder  zerrissen,  oder  ein  abgespi'engtes  Bruchfragment 
durchtrennt,  drückt  oder  quetscht  ihn.  Dieselben  Lälinmngen  des  Nerven 
können  aber  auch  ohne  Fiaktur  zustande  kommen,  sei  es,  daß  derselbe  allein 


Triiicniiinisliisioii  (Keratitis  iioiirojinialytica)  nafh   Schädelbasisfraktur.  287 

am  Itiiiidc  seines  Tiajektes  aliTei  Ut ,  oder  sein  /eniraler  l  iispniii.ii;  im  (leliini 
eine  X'eilet/.iin.u'  ert'äliil,  odei'  eudücli  ein  Mxtia.Viisal  iimeilialli  der  Scliädel- 
iKÜde  oder  i\ri<  .l\n(")('lierii('ii   Kanals,  den  er  dnrchläui't,  ilm  diückt. 

Außer  dei'  sot'oit  odei'  selii'  hald  naidi  der  Verletzung  folgende]!  l'aialyse 
dei'  llirnneiven.  gibt  es  noch  eine  /weile  Ijälimungsforni,  Avelclie  sicli  erst  im 
Verlaufe  der  Krankheit  einstellt,  und  Avelclie  abhängig  ist  xow  einer  längs  des 
Nervenstannnes  sich  M'I  breitenden  Pjntziüidung.  (lerade  diese  Neui'itis 
ascendens  ist  es,  welche  die  l'lid/ündirng  xon  außen  nach  iinieii  leitet  mid 
(hulurch  die  ^leningitis  basilaris  liervorruft;  dieser  Vorgang  ist  für  die  l'^nt- 
stehung  eine)-  Ke)'atitis  neuroparalytica,  aus  den  früher  angeführten 
({runden  von  ganz  besouden^r  Bedeutung.  Bezüglich  di-v  näheren  Ausfülniing 
dieser  Verhältnisse  verweisen  wir  auf  Bd.  I,   S.  424. 

l'erner  darf  man  wohl  annehmen,  daß  auch  durch  basale  Blutungen 
Heizungen  im  Trigeminus  her\-orgerufen  werden  keimien,  indem  die  üi'gani- 
sationsvorgänge  des  Blutes  zu  Reizungen  und  Zei'i'ungen  des  Nerven  an  dei- 
Basis  Vera.nlassung  geben  und  dadurch  leichte  neuritische  Zustände  erzeugen 
können.  Ebenso  köiuite  durch  die  Erschütterung  Ixnm  Trauma,  eine  Neuritis 
im  Stannn  entstehen. 

Bei  der  Wichtigkeit  der  in  Eede  stehenden  Quintusaffektionen  werden 
wir  die  einzelnen  in  der  Literatur  vorhandenen  Beobachtmigen  mit  kurz 
slvizzierter  Krankengeschichte  hier  anfülrren. 

a)  Fälle  von  Trigeminiisläsion  bei  Schädelbasisfraktur. 

1.  Bruns  (685)  berichtet  über  eine  multiple  Hirnnervenläsion  nach  Basisfraktur.  Es 
bestand  eine  rechtsseitige  Fazialislähmung;  auch  war  der  Kranke  ,,am  recliten  Auge  ungefähr 
blind".  Ferner  wurde  eine  linksseitige  Mydriasis  und  Ptosis  festgestellt,  später  trat  eine 
linksseitige  neuroparaly tische  Keratitis  auf.  Der  rechte  Sehnerv  war  normal. 
Auch  fand  sich  eine  linksseitige  Trochlearis-,  Abduzens-  und  Trige  minuslähmung,  sowie 
eine  rechtsseitige  geringe  Lähmung  des  Nervus  abduzens. 

2.  Den  ig  (726).  Verletzung  durch  stumpfe  Gewalt  in  der  Gegend  des  linken 
Scheitelbeins.  Es  fanden  sich  links  Sensibilitätsstörungen  im  Gebiete  des 
Trigeminus,  Abflachung  der  Wange,  Eingesunkensein  des  Bulbus  (um  3  mm),  verengte 
Lidspalte,  leichte  Ptosis,  Pupille  weiter  als  die  rechte,  halbseitiges  Schwitzen,  Lähmung 
Ijcider  Recti  externi.  Nach  vier  Wochen  hatte  sich  das  Pelzigsein  verloren,  ebenso  das 
halbseitige  Schwitzen  und  die  Pupillendifferenz. 

Offenbar  handelte  es  sich  um  eine  Querfraktur  beider  Pyramidenspitzen,  zugleich  um 
eine  Fraktur  des  rechten  Felsenbeins  in  der  Gegend  der  Paukenhöhle,  sowie  um  eine  Alteration 
des  linken  Trigeminus  (Blut,  Druck).  Denig  meint,  daß  der  Trigeminus  an  und 
für  sich  (nicht  seine  sympathischen  Fasern)  die  halbseitige  Gesichtsatrophie,  sowie  den 
Exophthalmus  verschuldet  habe. 

3.  Friedenwald  (762)  beobachtete  bei  einer  Kompression  des  Kopfes  durch  die 
Puffer  von  Eisenbahnwagen  eine  Lähmung  beider  Abduzentes,  verbunden  mit  einer  solchen 
der  sensiblen  Partien  des  rechten  Trigeminus  und  einer  Fissur  des  Trommelfells. 
Die  Lähmung  des  linken  Abduzens  zeigte  sich  am  5.  Tage,  diejenige  des  rechten  am  Ende 
der  dritten  Woche.  Es  wird  eine  Transversalfissur  der  Basis  angenommen,  die  sich  auf  die 
beiden  Felsenbeine  erstreckte,  und  in  deren  Verlauf  eine  Entzündung  der  Meningen  auftrat. 
Die  linksseitige  Lälunnng  verschwand  nach  sechs  Wochen,  die  rechtsseitige  dauerte  etwas 
länger. 


288  Trigeminusläsion  (Keratitis  nouro])aral3'tica)  nach   .Schädelbasisfraktur. 

4.  Cul  bcrtssoii  {7X'>).  Die  Patientin  wurde  von  einem  Wagen  überfahren,  und  zwar 
ging  ein  Kh(I  über  den  Processus  niastoideiis  des  linken  Schläfenbeins,  denselben  zer- 
trümmernd. Es  trat  eine  linksseitige  Lähmung  des  Gesichts,  sowie  der  Zunge,  ferner  eine 
Keratitis  neuroparaly  tica  links  auf.  Die  Äste  des  Fazialis,  welche  den  Gaumenmuskel 
versorgen,  soAvie  der  Akustikus  waren  intakt. 

5.  Ferrier  (496).  48  jähriger  Eisenbahnschaffner.  Sturz  von  einem  Eisenbahnwagen. 
Vj  Stunde  lang  bewußtlos.  Seit  jener  Zeit  Schmerzanfälle  der  rechten  Kopf-  und  Gesichts- 
seite. Später  Anaesthesia  dolorosa.  Behinderung  der  Kinnbewegungen.  In  der  Tiefe  des 
Auges  traten  anfallsweise  Schmerzen  von  brennendem  Cüiarakter  auf.  Absolute  Anästhes-ie 
der  rechten  Hornhaut  und  Konjunktiva  mit  leichter  Kornealtrübung  dieses  Auges. 

6.  Hirschberg"  (470).  Infolge  einer  durch  eine  Verletzung  entstandenen,  bis  auf 
den  Knochen  eingezogenen,  linienförmigen  Narbe  vom  lateralen  Winkel  des  Unterlids  War  eine 
Unempfindlichkeit  der  Kornea,  Verfärbung  der  Iris,  herabgesetzte  Tension,  diffus  bläuliche 
Trübung  im  hintersten  Teile  des  Glaskörjiers  aufgetreten  bei  gleichzeitiger  Hemmungs- 
bewegung des  Auges  nach  allen  Richtungen.  Zehn  Monate  nach  der  Verletzung  zeigte  hieb 
die  erste  Andeutung  einer  neuroparaly  tischen  Störung  der  Hornhaut. 

7.  Kuthe  (674).  41  jähriger  Heizer.  Quetschung  des  Kopfes  zwischen  einem  Wagen 
und  einer  Mauer.  Blutung  aus  beiden  Ohren  und  dem  rechten  Nasenloch.  Lähmung  des 
rechten  Abduzens.  Außerdem  litt  Patient  an  sehr  heftigen  Kopfschmerzen,  die  drei  bis 
vier  Tage  anhielten.  Am  acliten  Tage  nach  dem  Unfälle  traten  rechts  Spuren  von  ober- 
fläc^hlicher  Hornhauttrübung  auf.  Die  nähere  ll^ntersuehung  ergab  vollständige  Unempfind- 
lichkeit der  rechten  Hornhaut  und  des  rechten  Trigeminus.  Rechts  ausgesprochene  Kera- 
titis neuroparaly  tica. 

8.  Nieden(843).  Quetschung  des  Kopfes.  Dreitägige  Bewußtlosigkeit.  Blutaustritt 
aus  Nase,  Mund  imd  Ohren.  Rechts  Taubheit,  links  Lähmung  des  Abduzens,  Fazialis  und 
Trigeminus.  2'^/^  Monate  nach  jener  Verletzung  zeigte  sich  erst  am  linken  Auge  Keratitis 
neuroparaly  tica. 

9.  Jolly  (732).  44jähriger  Arbeiter  war  vom  Schwungrad  der  Maschine  erfaßt  uiul 
auf  einen  Kohlenhaufeh  geworfen  worden.  Beiderseits  Fazialislähmung.  Der  linke  Trige- 
minus gelähmt.  Links  Keratitis  neuroparalj^tica  mit  Hinterlassung  eines  großen 
Leukoms.     Anästhesie  im  I.  und  II.  Trigeminusaste. 

10.  Hauptmann  (844).  Hufschlag  gegen  die  linke  Wange.  43jähriger  Patient.  Bald 
nach  der  Heilung  Anästhesie  der  linken  Gesichtshäjfte.  die  zu  Keratitis  neuropara- 
ly tica  führte.  Einen  Monat  später  trat  links  Abduzenslähmung,  drei  Wochen  danach 
totale  Okulomotorius-  und  Trochlearislähmung  und  zuletzt  wieder  nach  einem  Monat  Fazialis- 
lähmung ein.  Erklärt  wird  die  etappenweise  Lähmung  des  III.— VII.  Nerven  durch  eine 
vom  Türkensattel  durch  den  Sinus  cavernosus,  durch  das  Felsenbein  gehende  Basisfraktur  mit 
Kom])ression  des  Nerven  durch  reichliche  Kallusbildung  an  der  Bruchstelle. 

11.  Hirschberg  (470).  Ein  lOjähriger  Knabe  wurde  durch  einen  Hufschlag  eines 
Pferdes  ins  Gesicht  getroffen  und  hatte  danach  an  Nasenbluten  und  großer  Apathie  ge- 
litten. In  der  zweiten  Woche  nach  der  Verletzung  begann  ein  Ulzerationsprozeß  auf  der 
rechten  Hornhaut,  bei  welchem  abgesehen  von  ausgeprägter  Perikornealinjektion,  die  gewöhn- 
lichen Reizsyjnptome,  namentlich  Tränen  und  Lichtscheu  fehlten.  Es  bestand  vollständige 
Anästhesie  in  allen  Zweigen  des  rechten  Trigeminus.  Auch  das  Kauen  war  recht  erhebhch 
behindert.  Die  Verschwärung  der  Hornhaut  wurde  nach  der  Perforation  zum  Still- 
stand und  zur  Heilung  gebracht.  Zwei  Monate  später  stellte  sich  in  beschiänkter  Weise 
im  Bereiche  des  Supraorbitalis  und  Mentalis  die  allgemeine  Tastempfindlichkeit  wieder  her. 

12.  Maissurianz  (845).  Der  13jährige  Knabe  war  so  gestürzt,  daß  der  Kopf  zwischen 
dem  gepflasterten  Boden  und  einen  Warenballen  zu  liegen  kam.  Die  B(»sinnungslosigkeit 
dauerte  nur  kurze  Zeit;  die  reichhclie  Blutung  aus  dem  linken  Ohr,  der  Nase,  das  blutige 
Erbrechen,  die  vollständige  ijähmung  des  linken  Nerven  Akustikus,  Fazialis,  Abduzens,  Olfak- 
torius und  eines  Teiles  des  linUeu   Nervus  ti'igeminus  wiesen  mit  Entscliicdenheit  auf 


Trigeminusläsion  (Keratitis  iioiir()j)araiytica)  nach  Schädelbasisfraktur.  289 

•eine  in  diagonaler  Richtung  von  hinten  links  nach  vorne  rechts  und  zur  Mitte  verlaufende 
ßruchlinie  durch  ciie  Paukenliöhle,  den  Nervus  auditorius  intenuis,  durch  die  Spitze  der 
Felsenheinin'raniide,  (hirch  die  Sella  turcica  und  die  linke  horizontale  Siebbeinplatte  hin. 
i;{.  Morabito  (811).  Keratitis  ncuroparalytica  durch  Läsion  des  Trigeininus. 
Fall  von  der  Trepjx'  mit  Fraktur  der  Schädelbasis.  Jjinksseitige  Trigeniinuslähnumg  mit 
folLtcnder  schwerer  Keratitis,  Hypopyon,  l'hthisis  bulbi. 

14.  Pichl(>r  (74r>)  fand  bei  einer  Schädelbasisfraktur  linksseitige  Fazialis-  und  Trige- 
minuslähmung,  Ptosis.  Keratitis  ncuroparalytica.  fast  vollständige  Unbeweglich- 
keit  und  Taubheit.  Ucclits  war  die  Beweglichkeit  des  Bulbus  nach  oben,  unten  und  medial 
eingeschränkt.     Die  Pupillenreaktion  fehlte  und  das  Auge  war  erblindet. 

15.  Lcitnci-  ((iOö)  berichtet:  :i2jähriger  Patient  erlitt  am  Hinterhaujjte  durch  ein 
herunterfallendes  Beil  einen  stumpfen  Schlag.  Nach  11  Tagen  fand  sich  am  rechten  Auge: 
Ptosis,  Exophthalmus,  ringförmiger  Abszeß  der  Kornea,  totale  Ophthalmoplegie  und 
Parese  des  V.  und  V^ll.  Nerven.  Leitner  erklärt  den  Fall  als  eine  durch  Contrecoup  ent- 
standene Basalfraktur  mit  intrakranieller  Blutung. 

16.  Baudry  (8.S9)  veröffentlicht  ebenfalls  einen  Fall  von  Keratitis  neuropara- 
Ijtica  nach  Trauma. 

17.  In  einem  der  Fälle  von  Rivington  (742)  (Verletzung  über  dem  äußeren  Ende 
der  linken  Augenbraue  durch  einen  Schlag  mit  einem  Zinngefäße)  war  am  15.  Tage  nach 
der  Verletzung  plötzlich  ein  epileptiformer  Anfall  aufgetreten,  später  rechtsseitige  Hemi- 
plegie, anfangs  links-,  später  rechtsseitige  Konxiilsionen,  Augen  nach  links  gewendet,  An- 
ästhesie der  rechten  Gresichtshälfte  und  Konjunktiva,  linksseitige  Ptosis.  Die  Trepanation 
in  der  Wunde  führte  zur  Entfernung  von  Knochenstückchen  der  Tabula  externa  und  interna. 
Die  Sektion  ergab  die  Dura  normal,  eitriges  Serum  zwischen  dieser  und  Pia,  letztere, 
sowie  das  Gehirn  links  stark  hyperä misch. 

18.  Rigler  (428)  erzählt,  daß  er  an  einem  25jährigen  Türken,  welcher  acht  Monate 
zuvor  infolge  eines  Sturzes  vom  Pferde  auf  die  linke  Seite  des  Kopfes  mehrere  Stunden  das 
Bewußtsein  verloren  und  dann  an  Schläfrigkeit,  Kopfschmerzen  und  einer  Kornealaffek- 
tion  gelitten  hatte,  ein  halbes  Jahr  später  eine  vollständige  Anästhesie  des  linken  Trigeminus, 
sowie  Geschmacksverlust  der  vorderen  zwei  Dritteile   der  linken  Zunge  konstatiert   habe. 

19.  20,  21.  Auch  in  den  Fällen  von  Lee  (840),  Richard  (841)  und  Eulenburg  (842) 
trat  infolge  eines  Traumas  eine  Keratitis  ncuroparalytica  auf.  Im  letzteren  Falle 
war  bloß  der  I.  Ast  affiziert,  und  bestand  neben  einer  Leitungsunterbrechung  im  Supra- 
orbitalis  eine  Neuralgie  der  übrigen  Zweige. 

22.  Hey  mann  (3.55).  47  jähriger  Maurer.  Sturz  auf  den  Hinterkopf  mit  bis  auf  den 
Knochen  gehender  Wunde.  Acht  Tage  darauf  erlosch  das  Gefühl  in  der  rechten  Gresichtshälfte. 
Nach  sechs  Wochen  Beginn  der  Keratitis  ncuroparalytica  am  rechten  Auge,  bei  isoliert 
gebliebener  traumatischer  Trigeminusläsion. 

23.  Scheier  (693).  Sturz  auf  den  Kopf  mit  Basisfraktur  und  Lähnmng  des  rechten 
Trigeminus  und  Fazialis.  Obwohl  Lagophthalmus  bestand,  und  das  Auge  vollständig  an- 
ästhetisch war,  trat  keine  Keratitis  ncuroparalytica  auf. 

24.  Molter  (367).  40 jahriger  Patient.  Ein  schwerer  Zedernblock  war  ihm  auf  die 
rechte  Seite  des  Kopfes  gefallen.  Seit  dieser  Zeit  Wahnideen  (5.  März).  Am  25.  Mai  wegen 
Augenleidens  in  die  Augenklinik  aufgenommen.  Rechts :  Fazialis.  Akustikus  und  Hypoglossus 
gelähmt;  ferner  rechts  Ptosis,  Anästhesie  der  Kornea  und  Konjunktiva  (vom  übrigen  Trige- 
minusgebiet  nichts  envähnt)  und  Keratitis  ncuroparalytica.  Vermindening  des  intraokularen 
Druckes.  Einige  hintere  Synechien  gegenüber  dem  Hornhautgeschwür.  Pupille  eng,  aber 
noch  auf  Licht  reagierend. 

25.  Schmidt  -  Rimpler  (848).  20jähriger  Mann,  durch  einen  Ballen  zu  Boden 
geworfen  und  mit  der  rechten  Kopfseite  gegen  die  Erde  gepreßt.  Fünf  Tage  bewußtlos. 
Blutung  aus  Mund  und  Nase.  Rechts  Fazialislähmung  und  Ptosis.  Bindehaut  chemotiscb. 
Keratitis  ncuroparalytica.  Beweglichkeit  des  Bulbus  aufgehoben.  14  Tage  später 
plötzlich  pulsierender  Exophthalmus. 

Wilbrand-Saenger,  Xeiirologie  des  Auges.    II.  Bd.  I.  Abteilung.  19 


290  Die  Keratitis  neuroparalytica  nach  Schußverletzungen. 

26.  Hirschberg  (362).  Ein  Stück  Holz  wurde  mit  großer  Gewalt  gegen  die  linke 
Kopfhälfte  eines  Menschen  geschleudert.  Sieben  Stunden  bewußtlos.  Das  Sehvermögen 
der  linken  Seite  erloschen.  Links  Ptosis.  Der  Augapfel  der  rechten  Seite  konnte  nach 
keiner  Richtung  weiter  als  1- — 2  mm  gedreht  Averden.  Die  Hornhaut  war  anfangs  klar,  aber 
vollkommen  unempfindlich.  Später  trat  Keratitis  neuroparalytica  auf.  Der  M.  rectum 
externus  und  internus  funktionierten  wieder  gut.  Auch  die  Amblyopie  des  rechten  Auges 
ging  wieder  zurück,  während  das  linke  amaurotisch  blieb. 

27.  Rusk  (849).  Schlag  gegen  die  rechte  Kopfseite  durch  eine  Segelstange.  Hirn- 
erschütterung. Blutung  aus  dem  rechten  Ohr.  Zwei  Tage  darauf  rechts  Tavibheit,  rechts 
Ophthalmoi^legia  inter.  und  exterior.  Leichte  Fazialisparese.  Einige  Tage  später  klagte 
Patient  über  ein  Gefühl  von  Taubheit  in  der  linken  Gesichtshälfte,  und  ließ  sich 
große  Empfindlichkeit  derselben  gegen  Berührung  konstatieren.  Eitriger  Ausfluß  aus  dem 
Ohr.  Bald  darauf  Keratitis  neuroparalytica.  Y^  Stunde  später  pulsierender  Ex- 
ophthalmus.    Unterbindung  der  Karotis. 

b)  Schußverletzuiigeii. 

§  270.  Bei  den  Schuß-  und  Stichverletzungen  sind  die  zur  Eeizung  des 
Trige minus  fülirenden  Momente  durch  die  mechanische  Wirkung  des  Geschosses 
und  die  Infektionsgefahr  noch  erheblicher  als  bei  den  Basisfrakturen. 

1.  Marinesco  und  Serieux  (714).  Eine  40jährige  Melancholische  zog  sich  durch 
einen  in  Selbstmordabsicht  abgegebenen  Revolverschuß  eine  rechtsseitige  Fazialislähmung, 
eine  Lähmung  der  beiden  oberen  Trigeminusäste  und  eine  Parese  des  N.  maxillaris  infer. 
zu.  Alle  sensiblen  Funktionen  des  Trigeminus  aufgehoben.  Rechts  Keratitis  neuro- 
paralytica.    Das  rechte  Auge  ist  durch  die  Ophthalmie  fast  ganz  zerstört. 

2.  Fedoroff  (744).  Bei  einem  29jährigen  Manne,  der  sich  einen  Revolverschuß  in 
die  rechte  Schläfe  beigebracht  hatte,  bestand  am  Tage  nach  der  Verletzung  rechts  Lähmung 
des  ersten  Zweiges  des  Trigeminus  und  Levator  palpebr.  super.,  links  Hämophthalmus; 
außerdem  Paralyse  des  Nerv,  facial.  dexter.  Trotzdem  das  rechte  Auge  durch  die  Ptosis 
vor  Vertrocknung  geschützt  war,  entstand  eine  rapid  verlaufende  Keratitis  neuropara- 
lytica, die  in  wenigen  Tagen  zur  Zerstörung  der  Hornhaut  führte. 

3.  Scheier  (693).  Schußöffnung  am  äußeren  Ende  des  rechten  Arcus  superciliaris 
1  cm  oberhalb  des  Margo  supraorbit.  Rechts  totale  Amaurose.  Patient  bei  Bewußtsein. 
Rechts  Exophthalmus.  Der  rechte  Bulbus,  die  rechte  Stirn  und  Backe  ganz  gefühllos.  Nach 
sieben  Wochen  entlassen.  Auch  der  rechte  Olfaktorius  gelähmt.  16  Tage  nach  dem  Unfall 
entstand  eine  Keratitis  neuroparalytica  auf  dem  rechten  Auge. 

,,Man  muß  annehmen,  daß  die  Kugel  von  der  rechten  Seite  kommend,  durch  die 
äußere  Orbitalwand  hindurch  in  die  Orbita  getreten  und  durch  den  N.  opticus  und  die 
Lamina  papyracea  des  Siebbeins  gegangen  ist.  Höchst  wahrscheinlich  ist  dabei  eine  Fractura 
basis  cranii  entstanden,  ausgehend,  vom  Siebbein  und  über  die  Fissura  sphenoid.  mit  einer 
oder  mehreren  Bruchlinien  in  die  mittlere  Schädelgrube  ausstrahlend.  Dadurch  kann 
der  rechte  N.  olfactorius  verletzt  und  der  N.  trigeminus  vom  Ganglion  Gasseri  abge- 
rissen sein." 

4.  F.  V.  Meyer  (334).  Ein  schwangeres  Frauenzimmer  wurde  durch  einen  Pistolen- 
schuß in  der  rechten  Seite  des  Halses  verwundet.  Ein  paar  Tage  darauf  trat  Anästhesie 
der  rechten  Gesichtshälfte  ein,  sowie  Lähmung  der  Augennuiskeln  und  Keratitis  neuro- 
paralytica, welche  eine  große  Narbe  der  Hornhaut  hinterließ.  Vier  Wochen  später 
Parese  der  unteren  rechten  Extremitäten.  Nach  der  Entbindung  zeigte  sich  folgender  Status: 
Spondylarthrokaze  der  Halswirbel,  Immobilität  des  Halses,  Neigung  des  Kopfes  nach  der 
linken  Seite.  Lähmung  des  linken  Armes  und  rechten  Beins.  Anästhesie  der  rechten  Ge- 
sichtshälfte und  ihrer  Höhlen,  LTnempfindlichkeit  im  vorderen  Teile  der  rechten  Zungen- 
hälfte.    Gänzlicher  Geschmacksmangel  an  der  Spitze  und  in  der  Mitte  der  rechten  Zungen- 


Die  Keratitis  neuroparalytica  nach  Schußverletzungen.  291 

hälfte.  Rechts  Lähmung  der  Kaumuskeln.  Am  rechten  Auge  große  Korncalnarbe,  die  Iris 
unverändert,  die  Pupille  verengt,  doch  beweglich.  Das  Zahnfleisch  der  rechten  Seite  war 
in  einem  Zustand  skorbutischer  Erweichung.  Aus  der  rechten  Nasenhöhle  floß  öfters  Blut; 
die  Schleimhaut  war  exkoriiert.  Die  Kai)illargefäße  der  rechten  Backe  blieben  bis  zum 
Tode  injiziert.  Die  Ti-mperatur  der  rechten  Backen-  und  Infraorbitalgegend  war  bis  zuletzt 
I—  l,;")**  R  wärmer  als  dit'  der  linken  Seite.  Die  Sekretionen  des  Augt's,  der  Nase,  der  Mund- 
höhle waren  nicht  Ijeeinträchtigt.  Lähmung  des  rechten  Abduzens.  Gegen  Ende  des 
vierten  Monats  nach  der  Verwundung  kehrte  schwache  Kontraktion  in  den 
Kaumuskeln  und  etwas  Empfindung  in  der  rechten  Gesichtshälfte  zurück. 
Die  Parese  der  oberen  Rumpfgliedei'  ließ  nach.     Tod  an  Lungenentzündung. 

Sektion:  An  der  vorderen  Seite  des  rechten  Felsenbeins  fand  sich  neben  dem  Ganglion 
petrosum  die  Pistolenkugel  vor,  von  einem  Balge  umschlossen  und  mittels  eines  Stückes 
grauer  Substanz  am  Felsenbein  adhärierend.  Die  Portio  minor  und  major  des  rechten 
Trigeniinus  war  dünner,  ebenso  das  Ganglion  Gasseii.  Der  Umfang  der  drei  Äste  und  des 
N.  abducens  in  einem  Zustande  von  Erweichung  und  gelber  Farbe;  desgleichen  der  mittlere 
Lappen  des  großen  Gehirns.  Die  übrigen  Gehirnnerven  waren  normal,  ebenso  der  Fazialis 
und  Glossoi)haryngeus.  Die  Spitze  der  Pyramide  des  Os  ])etrosum  war  in  der  Gegend  des 
C'analis  earoticus  kariös.  Das  Foramen  lacerum  anterius  war  von  Karies  umgelx>n.  Auch 
fanden  sieh  Erosionen  und  Rauhigkeiten  am  Klivus  und  Türkensattel  des  Keilbeins  vor. 

Berard(568).  64 jähriger  Mann.  Selbstmordversuch.  Pistolenschuß.  Lähmung  des 
rechten  Fazialis  und  des  rechten  Abduzens.  Es  zeigte  sich  Anästhesie  in  der  ganzen  rechten 
Seite  des  Gesichts  und  seiner  Höhlen  und  des  Kopfes  bis  zum  Scheitel.  Die  Sensibilität 
der  Konjunktiva  gestört.  Der  Geruch  nicht  verändert.  Die  Beweglichkeit  der  Zunge  normal. 
Die  rechte  Hälfte  der  Zunge,  der  Wangenschleinihaut,  des  Gaumensegels  gefühllos.  Der 
Geschmack  erhalten.  Am  achten  Tage  Verschlimmerung,  heftige  Schmerzen.  Linker  Arm 
und  linkes  Bein  der  Sensibilität  und  Motilität  verlustig.     Tod. 

Sektion:  Der  rechte  Quintus  war  injiziert  und  so  erweicht,  daß  er  sich  auf  der  oberen 
Fläche  des  Felsenbeins  leicht  zerreißen  ließ.  Das  Ganglion  Gasseri  nahm  an  der  Injektion 
und  Erweichung  teil.  Die  Aste  des  Trigeminus  verhielten  sich  normal;  nur  der  IL  Ast  etwas 
injiziert.  Der  Abduzens  ein  wenig  gerötet,  in  der  Gegend  des  Proc.  clinoid.  post.  weicher 
als  auf  der  anderen  Seite.  Der  Fazialis  in  seiner  Bahn  durch  den  Canalis  Fallop.  ganz 
zerstört. 

c)  Stichverletzungeii. 

§  271.  1.  Vergleiche  auch  den  Fall  Majo  (805),  vgl.  S.  272  mit  Keratitis  neuro- 
paralytica. 

2.  Cant  (813).  16 jähriger  Knabe.  Der  Trigeminus  war  allem  Anscheine  nach  durch 
eine  Sichel  innerhalb  des  Schädels  zwischen  dem  Gehirn  und  dem  Ganglion  Gasseri  direkt 
verletzt  worden.  Die  typische  Keratitis  nahm  zuerst  zu,  besserte  sich  aber  nach 
Wochen  in  dem  Maße,  wie  die  Funktionen  des  Trigeminus  allmählich,  wenn  auch  unvoll- 
ständig sich  wieder  herstellten. 

3.  La  place  ^364).  10  jähriger  Knabe;  eine  abgebrochene  Rappierklinge  war  durch 
die  Fissura  orbitalis  super,  in  die  mittlere  Schädelgrube  eingedrungen.  Auge  verletzt.  An- 
ästhesie des  linken  Auges  und  Abduzeiislähmung  blieben  nach  der  Operation  zurück. 

4.  Nieden  (843).  Stich.  Hirnverletzung  in  der  motorischen  Zone  des  linken  Scheitel- 
lappens. Vorübergehend  rechtsseitige  Hemiplegie  ohne  Anästhesie;  ferner  linksseitige  Ab- 
duzenslähmung  (bleibend).  Auf  die  linksseitige  Trigeminuslähmung  wurde  man  erst  auf- 
merksam, als  nach  Richtigstellung  des  stark  adduzierten  Bulbus  durch  Tenotomie  des  Internus 
und  Vorlagerung  des  Externus,  sechs  Tage  nach  der  Operation,  bei  völlig  normaler  Heilung 
der  Wunden  eine  Keratitis  sich  einstellte,  die  aus  einem  kleinen  Epitheldefekt  rasch  ein 
großes  Ulkus  entstehen  und  die  ganze  Kornea  getrübt  werden  ließ. 

19* 


292  Die  Keratitis  neuroparalytica  bei  Tumoren  und  tumorartigen  Gebilden. 

Die  Keratitis  iieiiroparalytica  beiTumoren  und  tumorartigeii  Gebilden. 

§  27"2.  Die  Wirkungsweise  eines  Tumors  bestellt  vor  allem  in  der 
Kompression,  und  zwar  unterscheidet  man  eine  allge  meine  und  eine  lokale 
kompressive  Wirkung. 

Die  allgemeine  kompressive  Wirkung  besitzt  nach  Wernicke  (813) 
die  Eigentümlichkeit,  daß  sie  sich  am  meisten  an  denjenigen  Stellen  bemerklieb 
macht,  welche  fixiert  sind  und  eine  Verschiebung  nicht  gestatten,  oder  der 
harten  Schädelkapsel  dicht  anliegen.  Dies  sind  in  erster  Linie  die  basalen 
Hirnnerven. 

So  können  Tumoren  im  Stirnhirn  durch  Fernwirkung  eine  Kompression 
lesp.  Reizung  basaler  Hirnnerven  erzeugen,  wie  in  dem  Bd.  I  S.  446  mitge- 
teilten interessanten  Falle  von 

Bruns,  bei  welchem  eine  Hyperästhesie  im  linken  Nerv,  supraorbitalis,  neben  Lähmung 
des  Okulomotorius  und  des  Abduzens  klinisch  beobachtet  wurde. 

Auch  Gowers  (825)  sah  durch  einen  Tumor  im  Stirnlappen  und  Corpus  striatum 
klinisch  Erscheinungen  von  seiten  des  Trigeminus  hervortreten. 

In  der  Beobachtung  Koesters  (265)  und  derjenigen  Schechs  (747)  entwickelte 
sich  sogar  nach  einem  Tumor  im  Frontallappen  —   Keratitis  neuroparah'tica. 

Bartholow  (591)  berichtet  über  einen  Fall  von  Neuralgie  und  Anästhesie  des  Trige- 
minus.    Es  fand  sich  ein  Tumor  in  der  rechten  Hemisphäre. 

In  Wollenbergs  (410)  Beobachtung  hatte  ein  Tumor  im  Hinterhauptslappen  links 
Trigeminusanästhesie  erzeugt. 

Die  multiple  Nervenlähmung  der  linken  Seite,  darunter  auch  die  des  Quintus  im  Falle 
Power  (746)  wurde  durch  Gummata  in  beiden  Hemisphären  des  Großhirns  hervorgerufen. 

Ausfallserscheinungen  im  Trebiete  des  Trigeminus  bilden  ein  häufiges 
Symptom  der  Kleinhirntumoren.  In  einem  Falle  konnte  Oppenheim 
feststellen,  daß  sich  die  Gefühllosigkeit  zunächst  nur  auf  Konjunktiva  und 
Kornea  beschränkte. 

Am  meisten  kommt  jedoch  bei  unseren  Fällen  die  lokale  kompressive 
Wirkung  bei  den  Geschwülsten  in  Betracht,  wobei  es  zunächst  nicht  so  sehr 
auf  die  Konsistenz  des  Tumors  resp.  des  tumorartigen  Gebildes,  als  auf  die 
Wachstumsrichtung  desselben  ankommt. 

Wie  aus  der  Tabelle  S.  224  bis  232  hervorgeht,  stellen  die  Ponstumoren 
ein  sehr  bedeutendes  Kontingent  zur  Masse  der  Fälle  von  Trigeminuslähmung 
überhaupt,  sei  es  nun,  daß  dieselben  in  der  Brücke  selbst,  oder  neben  derselben 
ihren  Sitz  hatten.  Für  die  Entwicklung  der  sohtären  Tuberkel  ist,  wie  wii' 
8.  296  sehen  werden,  die  Brücke  und  das  Kleinhirn  geradezu  eine  Prädi- 
lektionsstelle. 

Bei  der  reinen  kompressiven  Einwirkung  spielt  jedoch,  w'w  wir  gesehen 
haben,  für  das  Zustandekommen  der  Keratitis  neuroparalytica,  ein  besonderes 
irritatives  Moment  noch  eine  große  Eolle.  Denn  ein  gleichmäßiges 
langsames  Wachstum  kann  trotz  bedeutender  Kompression  ohne  alle 
Reizwirkung  verlaufen,  wie  wir  im  Bd.  I  S.  442  auseinandergesetzt  haben. 
Wir  erwähnten  als  Beispiel  eine  eigene  Beobachtung,  bei  welcher  der  Trige- 
minusstamm  um  einen  eigroßen,  in    der  Entwicklung   gegen  den  Pons  hin 


Die  Keratitis  neuroparalytica  bei  Tumoren  und  tuniorartigen  Gebilden.  293 

begriffenen  Tunioi'  sich  lieiuiii^'esclilungeii  liatle  uml  dahei  gedeliiit  inul  stark 
zeifasert  erschien,  ohne  in  \']\()  eiitspreclieiide  Sj'mptoine  dargeboten  zu  haben. 
In  diesem  reizlosen  Veihahcn  seilen  Avii'  (hn  (Trund,  warum  eben  Trigeminus- 
läsionen  l)ei  Kiankheitserrt  gon,  welche  so)ist  Reizzustände  bedingen,  ohne 
Keratitis  neuiujiaialytica  \('ilauf  n. 

Beträchtliche  iiiitative  W'ii  k-imgen  (auf  die  fs  ja  hinsichtlieh  einer  zu 
erwai'tenden  Kei'atitis  in  ui(){)aialytica  hau})tsächlich  ankonnnt)  beobachtet 
man  jedoch,  wenn,  das  Volumen  des  Tumors  starken  Schwankungen  unter- 
woii'en  ist.  sei  es  durch  wechsehide,  also  rasch  eintretende  und  lasch  wieder 
abnehmende  Blutfüllung,  sei  es  durch  eine  ebenso  flüchtige,  umschriebene 
Entzündung,  oder  häufig  auftretende  und  schnell  \Aaeder  verschwindende  Ödeme 
in  der  Nähe  der  (Teschwulst,  sei  es  endlich  durch  scluibweises  Wachsen  des 
Tumors.  Die  gefäßreichen  Neubildungen  besitzen  daher  in  besnndei's  hohem 
Grade  irritative  Eigenschaften. 

Ferner  muß  die  Zerstörung,  die  durch  Erweichung  in  dei-  Umgebung 
der  Geschwülste  und  beim  Karzinom  z.  B.  direkt  durch  die  Art  des  Wachs- 
tums dieser  (Teschwulst  erfolgt,  natürlich  auch  immer  reizende  Momente  ent- 
halten, und  es  wird  im  allgemeinen  hiei'  (he  Zerstörung  des  Gewebes  auf  Rei- 
zungen folgen. 

Auch  viele  in  der  Nähe  der  Nerven  entspringende  sog,  paraneurale  Ge- 
schwülste rufen  entweder  durch  Übergreifen  auf  die  Nerven  selbst,  oder  durch 
das  Hineinwachsen  derselben  zwischen  die  einzelnen  Nervenbünden,  durch  das 
Aufs})littern  der  Fasern  usw\  die  schwersten  Reizerscheinungen  hervor. 

§  273.  D)ingt  eine  Geschwulst  vom  Gehirn  aus  an  die  Meningen  heran, 
so  erzeugt  sie  in  der  Regel  eine  lokale  chronische  Meningitis,  ein  gleichfalls 
auf  den  Nerven  reizend  einwirkendes  Moment.  Auch  echte  Neuritiden 
kommen  ebenfalls  vor,  wohl  aber  nur  bei  tuberkulösen  und  gummösen 
Prozessen.  Der  Tuberkel  wirkt  infolge  seiner  Infektiosität  entzündungs- 
erregend. Sehr  häufig  tritt  daium  neljen  dem  Solitärtuberkel  auch  eine  tubei- 
kulöse  Meningitis  auf. 

Hierher  gehören  die  folgenden  Fälle : 

Türek  (305).  16jähriges  Mädchen.  Schmerzen  im  Gebiete  des  rechten 
Frontalis.  .Sohiefstelhing  der  Augen,  rechts  Ptosis,  Anästhesie  in  der  rechten  .Stirnhälfte. 
Xach  2\  o  Jahren  aufgenommen,  bot  sie  außerdem  eine  intensive  unvollkommene  Lähmung 
des  rechten  Okulomotorius,  des  Abduzens  und  Amaurosie  des  rechten  Auges  bis  zu  der  noch 
erhaltenen  Lichtempfindlichkeit  dar.  Später  Keratitis  neuroparalytica  rechts.  Die 
Schmerzen  wiederholten  sieh  häufig  mit  ungleicher  Heftigkeit.  Es  trat  Periostitis 
an  verschiedenen  Körperstellen  auf.  Die  Kranke  starb  2^  '„  Jahre  nach  Beginn  der  Krankjieit 
an  Tuberkulose. 

Sektion:  Die  Dura  mater  an  der  rechten  Seite  des  Keilbeinkörpers  mit  dem  rechten 
Okulomotorius  und  Ramus  Ophthal.  Trigemini  fest  verwachsen,  und  beide  an  dieser  Stelle 
bedeutend  verschmälert.  Der  rechte  Abduzens  unmittelbar  nach  seinem  Eintritt  in  das 
für  ihn  bestimmte  Loch  der  Dura  mater  bis  auf  einige  zurückgebliebene  fibröse  Fäden  völlig 
unterg^angen.  Die  obere  Wand  des  rechten  Sehlochs,  sowie  seine  seitlichen  Ränder  etwa 
um  das  Dreifache  verdickt,  der  rechte  Sehnerv  von  hier  aus  nach  rückwärts,  sowie  die  größere 


294  Die  Keratitis  neuroparalytica  bei  Tumoren  und  tumorartigen  Gebilden. 

Hälfte  des  Chia&ma  atrophisch.  Es  hatte  sich  in  diesem  Falle  die  Entzündung  des  Periosts 
auf  die  nahe  gelegenen  Nerven  fortgepflanzt. 

Nothnagel  (814):  Bei  einem  jungen  tuberkulösen  Mädchen  entwickelte  sich 
nach  vorausgegangenen  reißenden  Schmerzen  in  der  linken  Gesichts-  und 
Kopfnackenhälfte,  sowie  Ohrenfluß,  eine  linksseitige  neuroparaly tische  Keratitis, 
eine  Lähmung  des  linken  Abduzens,  überhaupt  aller  linksseitigen  Nerven,  mit  Ausnahme 
des  Olfaktorius,  Okulomotorius  und  Trochlearis.  Es  wurde  eine  partielle  linksseitige  tuber- 
kulöse Basilarmeningitis  angenommen,  auch  mit  Rücksicht  darauf,  daß  die  ophthalmosko- 
pische Untersuchung  beiderseits  Neuroretinitis  ergab. 

Auch  Prisleau  (815)  berichtet  über  eine  tuberkulöse  Meningitis  mit  Epithel- 
abschilferung  der  Hornhaut,  Herabsetzung  des  intraokxilaren  Druckes  und  Störungen 
der  Hornhautsensibilität. 

Schließlich  können  Hiinnerven  sehr  erheblich  auch  durch  die  Verschiebung 
der  Gehirnteile  mitleiden,  selbst  bei  entfernter  sitzenden  Tumoren.  Sie  können 
gegen  die  scharfe  Kante  ihrer  Eintrittspforte  in  die  Dura  oder  gegen  einschnü- 
rende Gefäße  gedrückt  und  dadurch  irritiert  werden. 

§  274.  Die  Heizung  der  Trigeminusbahn  durch  einen  Tumor  oder  tumor- 
ähnliche Gebilde  äußert  sich  klinisch  in  Schmerzen,  Neuralgien,  Parästhesien, 
Hyperästhesien  im  Quintusgebiet  und  durch  Auftreten  einer  Keratitis  neuro- 
paralytica. Dabei  ist  es  einerlei,  ob  die  nervösen  Elemente  in  dem  Nerven 
selbst,  oder  seine  Wurzeln  resp.  Ganglienzellen  in  der  Medulla  diesen 
Reiz  erfahren. 

Die  Läh  mungszustände  des  Nerven  mischffn  sich  entweder  mit  den 
Reizzuständen  desselben,  oder  folgen  ihnen  nach,  daher  klinisch  neben  der 
Keratitis  neuroparalytica,  Anästhesie,  Hyperästhesie,  Neurdlgie  und  An- 
aesthesia  dolorosa  beobachtet  werden. 

So  fanden  wnr  unter  39  Fällen  mit  Keratitis  neuroparalytica  bei  117  Fällen 
von  Tumoren  mit  Sektionsbefund  ^) 

19  mal  Anästhesie  im  Trige minusgebiete  vermerkt, 
4  mal  Anästhesie  und  Neuralgie  gleichzeitig  bestehend  (vgl.  auch 

S.  119), 
2  mal  Anästhesie  und  Hyperästhesie  (vgl.  auch  S.  116), 
4  mal  Neuralgie  allein  (vgl.  auch  S.  117). 
Bei  10  Fällen  war  auf  die   Gefühlsstörung  von  Seiten  des  Trigeminus  keine 
Rücksicht  genommen. 

§  275.  Von  großem  Interesse  erscheint  die  Frage,  welche  Art  von  Ge- 
schwülsten des  Trigeniinus  beim  Zustandekommen  der  Keratitis  neuropara- 
lytica die  größte  Rolle  spielt. 

Wenn  wir  uns  auch  im  voraus  sagen  mußten,  daß  nur  neue  Beobachtungs- 
reihen, nach  den  in  dieser  Arbeit  gegebenen  Gesichtspunkten  untersucht  und 
geordnet,  erst  wirklich  zuverlässige  Daten  hinsichtlich  des  Wesens  und  der 
Entstehung  der  Keratitis  neuroparalytica  liefern  würden,  so  lassen  wir  doch 
des  Überbhckes  halber  eine  derartige  Zusammenstellung  hier  folgen: 

^)  Die  Fälle  von  Gehirntumoren  mit  Fernwirkung  auf  den  Trigeminus  sind  in  der 
S.  295  beginnenden  Tabelle  nicht  aufgefülirt. 


Die  Keratitis  neuroparalytica  hei  'rmnoreii  und  tuniorartigen  Gebilden.  295 


l*'älle  von  Trigeniitiusaf fektion  bei  Tumoren  mit  Scktionsbefund. 

a)  Karzinom«: 

1.  Adamkiewiez  (741),  HighmorsluWiie  und  Schädelbasis   ...  0 

2.  Beveiidge  (r)82),  Pons 0. 

'5.   Burrows  (;^21),  lieide  Sinus  taveiiK).--i       0 

4.  Dreschfeld  (294),   Basis  und  Stamm  des  Trigeniinus  ....  mit  Kerat.  neuroparal. 

5.  EigencBeobachtung(S. 277), Stamm d.Trigeminusu. Ganglion  ,,         ,,             ,, 

6.  Hirschl  (793),  Bas-is      

7.  Hughes  Hemming,  Basis      ,.         ,,             ,, 

8.  Kleudgen  (523),  Basis  und  Äste 0 

9.  Norris  (371),  Sella  turcica 0 

10.  Oppenheimer  (309),  Basis  und  Äste  des  Trigeuiiiuis      ...  0 

11.  Roth  mann  (333),  Basis  und  Fissura  orbitalis 0 

12.  Selig  mann  (682),  Basis mit  Kerat.  neuroparal. 

13.  Stern  berg  (349),  Ganglion  Gasseri  und  Stamm  des  Trigeininus  0 

b)  Sarkome: 

1.  Bruns  (368),  Stirnhirn  (Rundzellen)      0 

2.  Blessig  (528),  Felsenbein  (Zystosarkom)      0 

3.  Burnett  (603),  Zerebellum  (Rundzellen) mit  Kerat.  neuroparal. 

4.  V.  Drozda  (590),  Zerebellum  und  IV.  Ventrikel 0 

5.  Dinkler  (354),  Sinus  cavernosus 0 

6.  Friedrich  (326).  Basis  und  Pons 0 

7.  Gjör  (386),  Tentorium  cerebelli  (Spindelzellensarkom)      ...  0 

8.  Hirano  (611),  Crus  cereb.  ad  pont.  (Fibrosarkom) mit  Kerat.  neuroparal. 

9.  Harri  es  (396).  Ganglion  Gasseri  und  Pons ,. 

10.  Jannssen  (592),  Pons 

11.  Koester  (265),  Frontallappen.'!" ,,  ,, 

12.  Mingazzini  (406),  Basis  (Fibrosarkom) 0 

13.  Macgregor  (264),  Pons mit  Kerat.  neuroparal. 

14.  Stunde  (529),  Pons  (Zystosarkom) 0 

15.  Soulier  (608),  Pons  und  Stamm mit  Kerat.  neuroparal. 

16.  Simon  (370),  Basis  u. Fissura  orbit.  suj).  (Spindelzellensarkom)  ,.         ,,             ,, 

17.  Takacz  (584),  Kleinhirn  und  Basis 0 

c)  Fibrome: 

1.  Bishop  (337),  Schädelbasis      0 

2.  Carpani  (574),  Crus  cerebelli  ad  pont mit  Kerat.  neuroparal, 

3.  Goodhart  (304),  Ganglion  Gasseri 0 

4.  Orsi  (526),  Ganglion  Gasseri 0 

d)  Gliome: 

1.  Beck  (322),  Pons  und  Sehhügel  (Myxogliom) 0 

2.  Bernhardt  (580).  Pons  und  Medulla mit  Kerat.  neuroparal. 

3.  Bezold  (310),  Ganglion  Gasseri      0 

4.  Gowers  (825),  Stirnlappen  und  Corpus  striat 0 

5.  JoJIy  (330),  Pons 0 

•6.  Schech  (747).  Stirnhirnlappen  (Giiosarkom) mit  Kerat.  neuroparal. 


296  Die  Keratitis  neuroparalytica  bei  Tumoren  und  tumorartigen  Gebilden. 

c)  Neuron! : 

1.  Petrina  (515),  Pons  mit  Erweichung mit  Kerat.  neuroparaL 

2.  Virchow  (609),  Pons  und  Stamm 0 

f)  Cholesteatom: 

1.  Schuh  (314),  Pons  und  Stamm      0 

g)  Enchoiidroui: 

1.  Bälz  (374),  Medulla  oblongata 0 

h)  solitärer  Tuberkel: 

1.  Bruns  (581),  Pons ü 

2.  Bange  (573),  Pons mit  Kerat.  neuroparaL 

3.  Cantani  (585),  Pons 0 

4.  Duchek  (527),  Stamm      0 

5.  Kolisch  (389),  Pons      0 

6.  Lüderitz  (572),  Pons,  Seh-  und  Streifenhügel mit  Kerat.  neuroparaL 

7.  Oppenheim  (277),  Pons 

8.  Petrina  (515),  Pons      0 

9.  Sänne  (583),  Pons 0 

10.  Schieß  -  Gemuseus  (593),  Rautengrube mit  Kerat.  neuroparaL 

11.  Türck  (305),  I.  Ast  des  Trigeminus      0 

i)  solitäres  Ouinina: 

1.  Lautenbach  (346),  Pons 0 

2.  Broadbent  (327),  Pons 0 

3.  Dune  an  (605),  Pons  und  Stamm  des  Ventrikels 0 

4.  Duchek  (388),  Pons 0 

5.  Genkin  (290),  Stamm  des  Ventrikels mit  Kerat.  neuroparaL 

6.  Huguenin  (384),  Ganglion  Gasseri 0 

7.  Hulke  (276),  Basis 0 

8.  Koester  (265),  Frontallappen 0 

9.  Rosenthal  (101),  Pons 0 

10.  Serrebrennikowa  (328),  Bai  is 0 

11.  Tooth  (331),  Stamm 0 

12.  Westhoff  (332),  Ganglion  Gasseri mit  Kerat.  neuroimraL 

13.  Wagner  (273),  Basis 0 

Bei  den  beiden  folgenden  Fällen   war  nebenher  auch   noch  basilare  gummöse 
M  e  n  i  n  g  i  ti  s  vorhanden . 

14.  Power  (746),    Großhirnhemisphäre mit  Kerat.  neuroparaL 

15.  Pick  (275),  Pons 0 

16.  Walter  (836),  beide  Orbitae mit  Kerat.  neuroparaL 

17.  Balfouri)  Basis 0 

18.  Worms  siehe  S.  276 0 

k)  Aneurysmata. 

1.  Seh  midt  -  Ri  mpler  (848),  Carotis  intern,  im  Sinus  cavernosus  mit  Kerat.  neuroparaL 

2.  V.  Laugenbeck  -  Hiischberg  (847),  Art.   carotis,  sin.  cavern.  0 


1)  Edinbourgh  med.  joiirn.   1875.  Oct.  S.  289. 


Die  Keratitis  neuroparalytioa  bei  Tumoren  uik]  tuniorartigen  Gebilden.  297 

o.    Bartliolo«    (51)1),  A.  d.   Art.  ba^ilaris      0 

4.  Hutchinson  (•'J94),  Sinus  cavernosus,  Karotis 0 

5.  Hirschfeld  (J^oO),  Simis  cavernosus.  Karotis 0 

6.  Long  und  Egger  (336),  Sinus  cavernosus,  Karotis mit   Kerat.  neuroparal. 

7.  Bromberg  (311),  Sinus  cavernosus,  Karotis 0 

8.  Morton  (340).   Sinus  cavernosus.  Karotis mit    Kerat.   neuroparal. 


I)   Exostosen: 

1.  Chouppe  (313),  Exostose,  welclie  auf  den  V.   Stamm    drückt       0 

2.  Travers  (824),  Exostose 0 

Bei  den  folgenden  Fällen  wnv  die  Art  des  Tumors  nicht  angegeben: 

1.  Abcrcrombie  (413),  Pons mit  Kerat.  neuroparal. 

2.  Annan  (482),  Pons  mit  Erweichung 

3.  Bell  (321),  Schädelbasis  und   Sinus  cavernosus 

4.  Bell  (321),  Schädelbasis 0 

5.  Bartholow  (591),  rechte  Hemisphäre 0 

6.  Cruveilhier  (576),  Druck  auf  den  Pons 0 

7.  Carr6  (578),  Basis,  Druck  auf  den  Pons 0 

8.  Denti  (760),    ? 0 

9.  Fenger  (323),  Ganglion  Gasseri  und  Aste mit  Kerat.  neuroparal. 

10.  Fischer  (525),  Ganglion  Gasseri  und  Basis 0 

11.  Gairdner  (587),  Basis  und  Pons 0 

12.  Grünwald  (320),  Basis  und  Stamm  des  Ventrikels      ....  mit  Kerat.  neuroparal. 

13.  Hansch  (307).  Ganglion  Gasseri 0 

14.  Hagelstamm  (335),  Ganglion  Gasseri  u.  Stamm  d.  Ventrikels       0 

15.  Heslop  (524),  Ganglion  Gasseri 0 

16.  Krause  (369),  Pons 0 

17.  Kahler  (691),  Felsen-  und  Schläfenbein mit  Kerat.  neuroparal. 

18.  V.  Kepinski  (348),  Fissura  orbitalis  sup 0 

19.  Liouville  et  Longuet  (530),  Basis      mit  Kerat.  neuroparal. 

20.  Lombroso  (586),  Pons .,         .,  ,, 

21.  Lyell  (519),  Fissura  orbitalis 0 

22.  Meißner  (606).  Basis mit  Kerat.  neuroparal. 

23.  Montault  (607),  Basis      

24.  Mohr  (577),  Basis .,         .,  ;, 

25.  V.  Monakow  (800),  hintere  Schädelgnibe 0 

26.  Marrot  (522),  Pons 0 

27.  Romberg  (613),  Pons 0 

28.  Rosenthal  (373),  Ganglion  und  Fissura  orbitalis  sup.     .    .    .  mit  Kerat.  neuroparel. 

29.  Rosenthal  (579).  Pons O 

30.  Stamm  (372),  Aste  des  Ventrikels 0 

31.  Shaw  (.597),  Basis .       0 

32.  Treitel  (324),  Fissura  orbitalis  sup mit  Kerat.  neuroparal.. 

33.  Williams  (596),  Keilbein , 

34.  Wollenberg  (316).  Stamm      0 

3.5.  Wollenberg  (263),  Basis  und  Pons 0 

36.  Wernicke  (612),  Pons 0 

37.  Sabrazes  und  Cabannes  (315) 0 


298  Die  Keratitis  neuroparalytica  bei  der  Syphilis. 

Die  Keratitis  neuroparalytica  bei  der  Syphilis 

(v,?!.  auch  Bd.  I  S.  308). 

§  27fi.  Den  zweiten  Rang  unter  den  Krankheiten,  bei  welchen  wir  Kera- 
titis neuroparalytica  auftreten  sehen,  nimmt  die  Syphilis  ein.  Das  reizende 
Moment  wird  hier  besonders  durch  die  basalen  gummösen  Wucherungen  gegeben. 

Dieselljen  dringen  von  den  Meningen  in  die  Nervensubstanz  ein.  Meist 
ist  das  Epi  -  und  Perineurium  verdickt  und  kleinzellig  infiltriert,  und  von  hier 
aus  schreitet  die  gummöse  Neubildung  längs  der  endoneuralen  Septen,  oder  längs 
der  Gefäße  in  das  Innere  fort.  Häufig  verbreitet  sich  auch  die  syphilitische 
Wucherung  auf  und  in  der  anliegenden  Hirnsubstanz  und  bewirkt  daselbst 
Erweichungszustände. 

Außer  dem  Optikus,  Okulomotorius  und  Abduzens  wird  bei  den 
syphilitisclien  Affektionen  am  häufigsten  der  Trige  minus  an  der  Basis  be- 
fallen. Oppenheim,  Brasch  und  Pick  haben  nachgewiesen,  daß  die  Er- 
krankung sich  auch  bis  in  die  spinale  Trigeminuswurzel  erstrecken  kann. 

Welch  bedeutende,  w^echselnde  Reizwirkung  ^)  gerade  das  gummöse 
Gewebe  auszuüben  imstande  ist,  hat  Oppenheim  (816)  bei  Besprechung 
der  Variabilität  und  Flüchtigkeit  der  syphilitischen  Symptome  mit  folgenden 
Worten  charakterisiert.  ,,Will  man  diesen  regen  Wechsel  der  Erscheinungen 
verstehen,  so  braucht  man  nur  einen  Blick  auf  die  pathologisch-anatomischen 
Veränderungen  zu  werfen.  Dieses  schnellebige  Granulationsgewebe  wuchert  und 
stirbt  al)  in  rascher  Folge  und  steter  Wiederholung,  und  der  Nerv,  der  von 
demselben  umstrickt  \vird,  ist  deshalb  einem  so  wechselnden  Drucke  aus- 
gesetzt, wie  bei  keiner  anderen  Erkrankung."  Später  hat  Oppenheim  dann 
noch  besonders  die  Schwellungsfähigkeit  des  Geschwulstgewebes  und  die 
Veränderungen  am  Gefäßapparate  zur  Erklärung  herangezogen. 

F'älle  von  Trige  minusaffektion  bei   basaler  gummöser  Meningitis 

mit  Sektionsbefund. 

1.  Hitschmann  ([598],  vgl.   8.  218),  mit  Kerat.  neuroparal.  und  Anästhesie  des 
Trigeminus. 

2.  Leudet  (285),  mit  Kerat.  neuroparal.  und  Anästhesie  des  Trigeminus. 

3.  Labarriere  ([283],   vgl.    8.   216),   mit  Kerat.   neuroparal.   und  Anästhesie  des 
Trigeminus. 

4.  Pick  (275),  mit  Kerat.  neuroparal.  und  Anaesthesia  dolorosa. 

5.  Ramskill  (601),  mit  Kerat.  neuroparal.  und  Neuralgie  im   Quintushiigel. 

6.  Rühle  ([274],  vgl.   8.  223),  mit  Kerat.   neuroparal.;  anfangs  Neuralgie,  später 
Anästhesie. 

7.  Stedtman  und  Edes  ([602],   8.  220),  mit  Kerat.  neuroparal.  und  Anästhesie. 

8.  W  es  t  p  h  a  1  ( [595],  vgl.  8.  217)  mit  Kerat.  neuroparal. ;  Parästhesie  und  Anästhesie. 

9.  Wagner  ([273],   vgl.    8.   222),  mit  Kerat.   neuroparal.;  anfangs  Hyperästhesie, 
s^päter  Anästheiie. 

10.  ([347],    vgl.    8.    108),   mit   Kerat.    neuroparal.    und    Anästhesie. 

')  Xc.  rclj^k::  des  Trigeminus  werden  nach  Lang  (Vorles.  über  Path.  u.  Therap.  der 
Syphilis  8.  611)  am  allerhäufigsten  bei  Syphilis  beobachtet.  Siehe  die  daselbst  angeführten 
JFälle  von  Huguenin,  Rumpf,  Piegey  und  Lang. 


Dil'  Kfiatilis  luMiroparalytica   hei  (k-r  Sypliilis.  299 

11.  riitlioff  ([.S^.")),  \^\.   S.  Of)).   mit    Kc'iat.   neiiroparal.   und  Anästhesie. 

12,  V.    (iraefe  (599),  nvit  Anäf^tlu-sie. 

1.').  Oppenheim  (390),  mit  Parästhesie  und  Hyperästlieirie. 
14.  Rosen thal  ([101],  vgl.   S.    109).  mit   Anästhesie. 
IT).  Tooth  (3.31),  mit  Anästhes-ie. 

16.  Zimmermann  (828),    ? 

17.  Lehnten  bach  ([346],  vui.   S.    107),  mit  Anästhe^-ie. 

18.  ("hvostek  (498).    ? 

19.  Dixon  (826),    ? 

20.  Es  mark  (827)    ? 

21.  Friedreich  (326),  Schmerzen  im  Bereich  des  linken  Trigeminus. 

22.  Virchow  (350),  Parästhesie  der  linken  Wange. 

])ir  solitären  Gummata  hatten  wir  schon    auf  S.  2*.)(j   untci   i)   Er- 
wähnung c;(4an. 

Trigc  niinusläsion     duich     Hä  morrhagien     und     Erweicliung'-n     hei 
Arteriensyphilis  mit  Sektions  bef  und. 

1.  Charcot  und  Gombault  (829),  mit  Neuralgie  im  Trigeminutgebiet. 

2.  Graff  (402),  mit  Kerat.  neuroparal.,  ohne  Sensibilitätsstörungen. 

3.  Mott  and  Colli  ns  (830),  mit  Anästhesie. 

4.  P.  Meyer  (352),  mit  Kerat.  neuroparal.  und  Hyperästhesie  im  Trigeminusgebiet 
mit  Ausnahme  der  Konjunktiva  und  Kornea. 

5.  Schlesinger  (831),  Fall  VII,  mit  Anästhesie. 

6.  Derselbe  (831),  Fall  VIII,  mit  Parästhesie. 

Dagegen   scheint   hei   den   nicht  auf   syphiUtischer   Basis   entstandenen 
Apoplexien  Keratitis  niclit  vorzukommen. 

So  weisen  die  Fälle  von 

Pierret  (8.55),  Blutung  in  die  innere  Kapsel, 

Broadbeat  (492),  Blutung  in  den  Lingenkern  und  die  äußere  Kapsel, 

Charcot  et  Bouchard  (856),  Blutung  in  die  Stammganglien  und  die  angrenzende 
Marksubstanz, 

Crichton  Brown  (857),  Blutung  in  den  Pens, 

Müller  (858),  Blutung  in  den  Linsenkern  und  die  anliegende  Markmasfe, 

Gee  and  Tooth  (408),  Blutung  in  den  Pons 
meist  halbseitige   Körperanästhesie    mit   Beteiligung  des  gleichseitigen   Trige- 
minusgebietes  ohne  Keratitis  neuroparalytica  auf. 

Fälle  von  Trige  minusläsion  hei  Syphilis  ohne  Sektionsbefund. 

1.  Hanke  (76),  mit  Kerat.  neuroparal.  und  Anästhe.'^ie. 

2.  Koenigstein  (109),  mit  Kerat.  neuroparal.  und  Anästhesie. 

3.  Maggio  (743)  und  Anästhesie. 

4.  Romberg  (838)  und  Neuralgie. 

5.  Tresilian  ([832],  vgl.  Bd.  I,  S.  312),  mit  Anästhesie. 

6.  Thompson  (358),  mit  Anästhesie. 

7.  Cooper  ([.3,59],  vgl.  Bd.  I,  S.  318). 

8.  de  Luca  ([833],  vgl.  Bd.  I,   S.  318),  mit  heftigen  Neuralgien. 

9.  Hunter  (8.34),  mit  langedauernder  Hornhautanästhesie. 

10.  Jany  (494),  mit  Kerat.  neuroparal.  und  Anästhesie. 

11.  Panas  (778),  zwei  Fälle  mit  Kerat.  neuroparal.,  ? 
lg.  Power  ([746],  vgl.  Bd.  I,  S.  320)  mit  Anästhesie. 
12a.Wunderlich.  Volkmanns  klin.  Vorträge  1895.  Nr.  93. 

12b.Rumpf,  Die  syphil.  Erkrankungen  d.  Nervensystems.     Bergmann.  S.  521. 


300  Die  Keratitis  neuroparalytica  bei  der  Sjqihilis. 

13.  Rochon  Duvigneaud  (835),  drei  Fälle  (vgl.  Bd.  I,   S.  318). 

14.  Wertheim  (681),  mit  Kerat.  neuroimral.,    ? 

15.  Arches  (686),  mit  Kerat.  neuroparal.  und  Anästhesie. 

16.  Alexander  (696),  mit  Kerat.  neuroparal.  mit  Anästhesie. 

17.  Anderson  und  Gunn  (764)  mit  Anästhesie. 

18.  Bri stowe  (293)  mit  Anästhesie  dopj^eltseitig. 

19.  Francke  ([292],  Fall  2),  mit  Kerat.  neuroparal.  und  Anästhesie.   ' 

Fassen  wir  dies(^  Angaben  zusammen,  so  finden  wii'  unter  <55  Füllen  von 
Trigeminnsläsion  nach  Lues  \m  25  Fällen  eine  Keratitis  neuroi3aralytica, 
und  zwar  lieferte:    • 
die  basale  gummöse  Meningitis  (m.  8ektionsbef.)  22  Fälle  darunter  11  m.Ker.neur. 

solitäre  Gummata 18     ,,  ,,  4  ,,     ,,      ,, 

Arteriensyphilis      G     .,  ,,  2  ,,     .,      ,, 

Fälle  V.  luetischer  Trigeminuserkrank.  (o.  Sektb.  19     ,,  ,,  8,,     ,,      ,, 

65  25 

Wenn  nun  Fromaget  (837)  angibt,  die  Keratitis  neuroparalytica 
kolnme  im  Vergleich  zu  anderen  Äußerungen  der  Lues  am  Auge  selten  vor, 
so  mag  er  darin  recht  behalten;  bei  der  luetischen  Trige  minusaffektion 
dagegen  sehen  wir  dieselbe  fast  in  der  Hälfte  der  Fälle  zur  Entwicklung 
kommen.  Jedenfalls  entnehmen  w^ir  auch  aus  dieser  Zusammenstellung,  daß  die- 
jenige pathologische  Affektion  am  häufigsten  eine  Keratitis  neuroparalytica 
im  Gefolge  hat,  welche  am  geeignetsten  erscheint,  eine  staike  E  ei  z  Wirkung 
auf  den  Trigeminus  auszuüben. 

§  277.  Es  erübrigt  noch  über  die  Bezeichnung  Keratitis  einige  Worte 
zu  sagen.  Viele  haben  an  derselben  Anstoß  genommen  and  behauptet,  eine 
Keratitis  neuroparalytica  gäbe  es  überhaupt  nicht.  Es  ist  nach  unserer 
Ansicht  müßig,  bei  dem  noch  immer  schwankenden  pathologisch-anatomischen 
Begriff  der  Entzündung  daiüber  streiten  zu  wollen,  zumal  da  es  sich  um  ein 
gefäßloses  Gewebe,  die  Hornhaut,  handelt.  Hält  man  an  der  Entzündungs- 
lehre Cohnhei  ms  fest,  der  das  Wesen  der  Entzündung  lediglich  in  den  Ge- 
fäßveränderungen  sieht  und  zum  Beweise,  daß  die  Regeneration  mit  der 
eigenthchen  Entzündung  nichts  zu  tun  habe,  gerade  das  Verhalten  der  Horn- 
haut nach  Verletzungen  anfühlt  (welches  er  eben  nicht  zur  Entzündung 
rechnet),  so  könnte  man  allerdings  gewisse  Foimen  der  Keratitis  neuropara- 
lytica als  nicht  entzündliche  ausscheiden,  zumal  diejenigen,  bei  welchen  es  sich 
um  radiär  verlaufende  Striche  liandelt;  dieselben  könnten  als  Ausdruck  einer 
infolge  Herabsetzung  des  intraokularen  Drackes  bedingten  Fältelung  der  Des- 
cemetschen  Membran  aufgefaßt  werden  [Seh  mid  t  -  Ei  mpler  (817)].  Wie 
will  man  aber  das  trophopathische  Hoinhautödem  und  die  Bläschenbildung  der 
Kornea  von  einem  entzündlichen  unterscheiden?  zumal,  da  man  hier  auf 
die  sog.  entziüidhchen  Eeizsymptome :  Schmerz,  Lichtscheu,  Tränenfluß, 
wegen  der  vorhandenen  Trigeminuslähmung,  nicht  rekurrieren  kann.  Es  emp- 
fiehlt sich  daher  bis  auf  weiteres  ruhig  bei  der  Bezeichnung  Keratitis  neuro- 
paralytica zu  bleiben,  zumal  da  in  der  Nervenpathologie  das  die  Entzündung 


Die  Keratitis  neuroparalytica  bei  der  Syjjliilis.  301 

lvriiiiz('i('liii(ii(]('  Aiiliaiit,M'\V()i(  ,,-itis"  in  ]'';ill(ii  i^chiimclit  wiid.  in  mtIcIich  nach 
)■(  in  patliolo^Mscli-iinatoniischoni  Standpunkte  es  sich  niclit  iini  eine  icijit'  Ent- 
7Ün(hniii  liandcM.  So  sehen  w\v  (He  Bezeichinm«^'  Neuritis  ganz  gewöhnUch  hei 
y^uständeii  im  (Ichiaiicli.  wo  ohne  Dctciliginig  dv<,  ( n-fäßapparates  inir  ein  icin 
<l(^genefati'\'er  Zeit'all  i\vr  Nei'A'eiifaseni  vorluuuh'n  ist.  Passell)e  tritt  in  dem 
lientc  nocli  vielfach  diskutierten  Begiiffe  der  ^fvelitis  in  (he  Erscheinung.  Sagt 
doch  Seh  maus  (818)  in  seinem  ^•ol■züghchen.  jetzt  erscliienenen  Werke,  daß  vor 
allem  die  in  der  ganzen  Pathologie  sich  so  vicdfach  geltend  machende  Un- 
gewißheil und  l'nsicherheit  des  Entzündungshegriffes  so  differente  Anschau- 
ungen auch  ül)ei'  die  Entzündungen  des  Rückenmarkes  veranlaßt  hahe.  Am 
meisten  entspräche  es  wohl  dem  gegenwiirtig  ühlichen  Sprachgehrauche,  wenn, 
man  die  Px^zeichnung  ..Entzündung"  hloß  für  solche  Zustände  in  Anwendung 
brächte,  hei  welchen  hestinnnte  Erscheinungen  von  Seiten  des  Zirkulations- 
iippai'ate^  an  dem  (jesamthihh^  dei'  Eikrankung  einen  wesentlichen  Anteil 
nehmen.  Neben  der  Zirkulationsstörung  weise  aber  eine  genaue,  namentlich 
mikroskopische  Untersuchung  der  entzündeten  Teile  noch  andei'weitige  Vor- 
gänge an  denselben  nach ;  auch  die  Zellen  und  die  Zwischensubstanz  des  Ge- 
webes selbst  ließen  solche  erkennen.  So  die  Schleimliautkatarihe.  die  V(jr- 
gänge  der  parenchymatösen  Degeneration,  der  trüben  Schwcdlung  und  Ver- 
fettung. Diese  degenerativen  Prozesse  könnten  selbst  so  sein-  in  den  Vordergrund 
treten,  daß  ihnen  gegenüber  die  Zirkulationsstörung  sich  kaum  mehr  bemerklich 
mache.  Solche  Formen  leiten  unmerküch  zu  jenen  über,  bei  welchen  es  sich 
um  rein  degenerative  Prozesse,  ohne  gleichzeitige  Alteration  am  Gefäßapparat 
handelt.  Seh  maus  hebt  noch  besonders  hervor,  daß  es  Organe  gibt,  an 
welchen  wir  von  vornherein  nicht  das  Gesamtbild  der  entzündlichen  Zirku- 
lationsstörung erwarten  dürfen,  weil  denselben  ein  Gefäßapparat  fehlt.  Das 
trifft  zu  für  die  Kornea  und  den  Korpel.  Bei  allen  frischen  Entzündungen  der 
genamiten  Teile  vermisse  man  naturgemäß  die  Hyperämie,  während  eine 
zelhge  Infiltration  derselben  von  den  Gefäßen  der  Umgebung  her  sich  oft  in 
starkem   Grade  ausbilde. 

von  Kahlden,  dessen  Anschauung  sich  mit  derjenigen  Zieglers  deckt, 
meint,  daß  ,.bei  jeder  Entzündung  zuerst  eine  degenerative  Gewebsläsion 
aufträte,  an  welche  sich  Alterationen  der  Gefäßwände  anschlössen,  denen 
ihrerseits  Exsudationsvorgänge  nachfolgten. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  darauf  hingewiesen,  daß  diejenigen,  welche  sich 
gegen  die  Bezeichnung  Keratitis  neuroparalytica  aussprachen,  einer  Zeit 
angehörten,  in  welcher  die  neueren  Untersuchungen  über  die  Vorgänge 
bei  der  Entzündung  gefäßloser  Gewebe  (Herzklappen,  Kornea)  noch  nicht 
angestellt  waren  [Eberth  (819),  Goecke  (820),  Veraguth  (821)].  Diese 
mit  Hilfe  der  modernen  Technik  angestellten  Untersuchungen  ergaben,  daß 
im  Entzündungsbezirk,  entfernt  von  den  benachbarten  Gefäßen,  ausgedehnte 
Wucherung  der  fixen  Gewebszellen  eingetreten  sein  können,  ehe  auch  nur 
ein  eiiiaiges  ausgewandertes  weißes  Blutkörperchen  ihn  erreicht  hat.  [Baum- 
garten (822).] 


302  Schlußdiagnostische  Bemerkungen. 

Kurz  wir  können  ruhig  bei  der  alten  Bezeichnung  Keratitis  neuropara- 
lytica  bleiben,  zumal  da  die  moderne  pathologisch-anatomische  Auffassung 
der  Entzündung  dieser  Bezeichnung  Berechtigung  verleiht. 

Schlußdiagnostische  Bemerkungen. 

§  278.  Am  Schlüsse  dieses  Kapitels,  welches  die  sämtlichen  Beziehungen 
des  Trigeminus  zum  Auge  enthält,  dürfte  es  angemessen  sein,  auf  die  diagnosti- 
sche Seite  noch  einmal  einzugehen. 

Nur  wenige  uild  seltene  Affektionen  des  Großhirns  führen  zu  klinischen 
Äußerungen  im  Trigeniinusgebiet. 

Durch  einen  Herd  irn  unteren  Drittel  der  vorderen  Zentralwindung  kann 
es  zu  Störungen  der  motorischen  Portion  kommen. 

Wie  wir  auf  S.  124  ausgeführt  haben,  kommt  Anästhesie  der  Kon- 
junktiva  und  Kornea  als  Teilerscheinung  einer  zerebral  bedingten  Hemian- 
ästhesie  vor.  Eine  genaue  Unterscheidung  zwischen  der  organischen  Hemian- 
ästhesie  gegenüber  der  hysterischen  ist  kaum  möglich,  v.  Monakow  (859) 
gibt  als  Unterscheidungsmerkmal  an,  daß  bei  der  organischen  gewöhnlich 
das  stereognostische  Vermögen  und  der  Muskelsinn,  bei  der  hysterischen  das 
Schmerzgefühl,  die  elektrokutane  Sensibihtät  und  der  Drucksinn  geschädigt 
würden.  Ferner  seien  die  organisch  bedingten  Störungen  gröber  und  konstanter; 
nach  Sehr  ad  er  fülrlt  sich  die  betroffene  Körperhälfte  kühler  an  als  die  ge- 
sunde. Wir  haben  schon  erwähnt,  daß  wir  die  von  Grasset  angegebene 
Tatsache  des  Fernbleibens  der  Kornea  bei  der  Hemianästhesie  nicht  bestätigen 
konnten,  v.  Monakow  (859)  erklärt  dies  damit,  daß  die  Kornea  auch  durch 
das  Ganglion  ophthalmicum  innerviert  w^erde.  Auch  seien  die  reflektorischen 
Trigeminusverbindungen  der  Kornea  sehr  mächtig  entwickelt.  Nach  Claude- 
Bernard  soll  die  Hornhaut  ihre  Empfindung  verlieren,  wenn  jenes  Ganglion 
zerstört  werde,  während  die  Konjuiiktiva  dieselbe  behalte.  Jedenfalls  sei 
die  Kornea  nicht  vom  Trigeminus  allein  abhängig. 

§  279.  Eine  komplette  Hemianästhesie  mit  Einschluß  des 
Gesichtes  tritt  ein  bei  Unterbrechung  der  sensiblen  Bahn,  1,  in  der  Kinde 
des  unteren  Scheitelläppchens  und  der  Zentralwindungen.  Natürlich 
muß  der  Herd  um  so  größer  sein,  je  näher  er  an  dem  Kortex  liegt,  um  durch 
Zerstörung  aller  Projektionsfasern  eine  Hemianästhesie  hervorzurufen ;  2.  in 
dem  Carrefour  sensitive  (im  hintersten  Abschnitt  der  inneren  Kapsel, 
3.  in  der  Schleife  von  dem  oberen  Abschnitt  des  verlängerten  Markes  an 
bis  zur  Haubenregion  im  Zwischenhirn. 

Bei  den  Hirnschenkelaffektionen  brauchen  keine  Sensibilitäts- 
störungen aufzutreten;  ist  dies  jedoch  der  Fall,  so  hat  die  Läsion  wahrschein- 
lich auch  die  Haubengegend  mitergriffen.  In  dem  berülimten  Weberschen 
Fall  (s.  Bd.  I  S.  3G2)  bestand  eine  Gefülilsabstumpfung  auf  der  gelähmten  Seite. 

In  §  125  S,  122  haben  wir  das  Verhalten  der  Trigeminusaffektionen 
zu  den  gleichzeitig  vorhandenen  Sensibilitätsstörungen  besprochen.     Die  ge- 


Schlußdiagnostisfhe  Bemerkungen.  303 

k)('uzt('  Anästhesie  faDdcii  Avi)-  hei  Poiisaffektioiieii  (Fall  Oppeiiliei  ni, 
Stuart  (^ooper,  Annan,  Jjinehei-,  Rülile,  Eemak,  Gee  und  Tooth 
u.  a.  m.). 

Wir  iialxii  sciioii  JierAMDj^fehohen,  daß  Ini  den  Ponsaffektioneii  die  mit 
d(  ni   Sitz  des  Herdes  tf lei clisei tige   Quintuslähmung  die  iiäufii^'ere  ist. 

§  280.  Das  hauptsäclilicliste  Unterscheidnnj^snieiknial  einer  zentralen 
V(m  einei'  pei'ipheriMi  Quintusläsion  liegt  in  dem  Veilialten  der  Eeflexe. 
Eisenloh  1'  hat  darauf  hingewiesen,  daß  aus  dei-  Kefk-xlosigkeit  dei'  G(^siehts- 
hälfte,  der  Kornea  und  der  Konjunktiva  der  Schluß  herechtigt  sei,  daß  die 
unterhalb  des  Kernes  belegenen  Quintusl)ahnen  betroffen  seien.  Eine  scheinbare 
Ausnahme  scheint  die  von  Oppenheim  S.  110  gemachte  Beobachtung  der 
Areflexi(^  der  Kornea  und  Konjunktiva  bei  Kleinhirn  tu  moren  darzubieten. 
Jedoch  legt  unser  Fall  (S.  110)  nahe,  daß  dieses  Symptom  auch  peripherer 
Natur  ist. 

§  281.  Was  nun  den  peripheren  Verlauf  des  Trigeminus  betrifft,  so 
hatten  wir  auf  8.  104  uns  schon  mit  den  Folgezuständen  des  Befallenseins 
der  einzehien  Abschnitte  des  peripheren  Verlaufes  beschäftigt. 

§  282,  Die  vollständige  Quintuslähmung  (vgl.  S.  102)  hat  Störungen 
der  Sensil)ilität  im  ganzen  Ausbreitungsgebiete  des  Nerven,  sowie  Lähmung 
der  Kaumuskulatur  und  nicht  selten  auch  sekretorische,  trophische  und  vaso- 
motorische Störungen  zur  Folge. 

Vollständige  Quintuslähmungen  kommen  am  häufigsten  duich.  krankhafte 
Affektionen  an  der  Hirnbasis  vor:  so  durch  Meningitis  syphilitica  oder 
tuberculosa,  Geschwülste,  Aneurysmen,  Blutextravasate,  Abszesse,  Periostitis, 
Karies  der  Schädelknochen.  Ferner  auf  trau  matische  m  Wege  (durch  Stich- 
verletzung des  Nerven,  durch  Schädelbasisbrüche,  Schüsse  in  den  Nerv).  End- 
lich durch  neuritische  Erkrankung. 

§  283.  Wie  man  aus  dem  Befallensein  einzelner  Trigeminusäste  den  Sitz 
des  Krankheitsherdes  diagnostizieren  kann,  ergibt  unsere  Zusammenstellung 
S.  105,  aus  welcher  hervorgeht,  daß  der  frülier  aufgestellte  Satz,  je  meh)'  die 
Anästhesie  auf  einzelne  Zweige  des  Trigeminus  beschränkt  sei,  um  so  peri- 
pherer der  Sitz  der  Krankheit  gesucht  werden  müsse,  nur  sehr  relative  Geltung 
beansprucht. 

Bezüghell  der  Läsiun  des  I.  Astes  in  der  Fissura  orbitalis  superior  ver- 
gleiche S.  105  und  106.  sowie  Bd.  I  S.  314. 

§  284.  Auf  die  Kornea  und  Konjunktiva  beschränkte  Anästhesie 
fanden  wir  bei  Läsion  des  1.  Trigelninusastes,  bei  entzibidlichen  Veränderungen 
des  GangHon  Gasseri  und  Ganghon  ciliare,  bei  einem  Brückenherd,  bei  einem 
Tumor,  der  die  hnke  Seite  des  Pons  und  der  Medulla  oblong,  komprimiert  hatte, 
und  bei  Kleinhirntumoren  (Oppenheim,  vgl.  S.  110). 

Lediglich  Anästhesie  der  Kornea  kommt  sowohl  durch  periphere, 
wie  durch  zentrale  Affektionen  zustande.  So  hat  eine  hämorrhagische  Zyste 
im  hnken  Temporosphenoidallappen,  ein  Sarkom  im  Pons,  eine  Thrombophle- 
bitis im  Sinus  cavernosus,  ein  entzündlicher  Pi-ozeß  im  ivtiolndbären  Gewebe 


304  Schlußdiagnostische  Bemerkungen. 

und  ein  nemitischer  Prozeß  in  den  sensiblen  Quintuszweigen  diese  Erscheinung 
zur  Folge  gehabt. 

Eine  nur  auf  die  Bindehaut  beschränkte  Anästhesie  fand  sich  bei 
einem  Stirnhirntumor  und  einer  Thrombose  des  Sinus  cavernosus. 

§  285.  Ganz  isolierte  Quintuserkrankungen  (vgL  S.  125)  sind  selten. 
Trauma,  basale  Svphihs  und  neuritische  Erkrankung  kennt  man  als  Ursache. 

§  286.  Auch  die  doppeltseitigen  Trigeminuserkrankiingen  (vgl.  S.  127) 
treten  nicht  häufig  auf.  Ponstumoren,  tabische  Affektionen  geben  zu  doppel- 
seitiger Kernwurzelläsion  die  Veranlassung.  Doppeltseitig  pe]ipher  befällt  am 
häufigsten  die  basale  gummöse  Meningitis  den  Quintus;  viel  seltener  ein  Tumor 
(Karzinom).     Doppeltseitige  Neuritis  soll  auch  vorkommen. 

Wie  man  differentialdiagnostisch  eine  funktionelle  Hörn-  und  Binde - 
hautanästhesie  von  einer  organisch  bedingten  unterscheidet,  sei  bei  der 
Wichtigkeit  des   Gegenstandes  noch  einmal  hervorgehoben. 

Bei  funktionellen  Erkrankungen  (Hysterie)  erivicht  die  Sensibilitäts- 
störung nicht  jenen  intensiven  G r  a d  ,  Avie  nach  organischer  Läsion.  Es  kommt 
nicht  zu  tiefgreifenden  Ernährungsstörungen,  nicht  zur  Keratitis  neuroparalytica. 

Für  eine  organische  Läsion  spricht  das  astweise  Befallensein,  die  Aus- 
dehnung des  anästhetischen  Bezirkes  nach  den  anatomisch  bestimmten  Grenzen. 

Die  Hemianästhesie  des  Gesichts  organischen  L^rsprungs  unterscheidet 
sich  dadurch  von  einerhysterischen  Gesichtshemianästhesie,  daß  die  Anästhesie 
bei  der  erstereii  nicht  bis  znm  Kieferwinkel  reicht,  sondern  eine  dem  N.  auric. 
ma.gn.  entsprechende  Fläche  freiläßt. 

§  287.  Bezügüch  der  kongenitalen  Defekte  im  Trige  minus- 
gebiet müssen  wir  hier  noch  einige  Worte  über  den  differentiell-diagnostischen 
Wert  der  Keratitis  neuroparalytica  zwischen  den  obenerwähnten  Fällen  und 
denjeiügen  Lähmungszuständen  des  Quintus  anfügen,  welche  in  frühester  Kind- 
heit akquiriert  worden  waren.  Wir  hatten  gesehen,  daß  eine  große  Anzahl  von 
Fällen  von  Trigeminusläsion  (siehe  auch  die  Fälle  von  Exstirpation  des  Ganglion 
Gasseri  S.  220)  mit  vollständiger  Anästhesie  der  Kornea  das  ganze 
Leben  hindurch  bestehen  konnten,  ohne  daß  es  zur  Entwicklung  von  Keia- 
titis  neuroparalytica  gekommen  wäre.  Für  die  Fälle  ^on  kongenitaler 
Aplasie  im  Gebiete  des  Eamus  ophthalmicus  N.  Trigemini  liegt  daher  kein 
prinzipieller  Grund  vor,  daß  nach  der  Geburt  eine  Keratitis  neuroparalytica 
zur  Entwicklung  kommen  müsse.  Kommt  aher  eine  in  frülier  Kindheit  zu- 
stande (vgl.  die  Beobachtungen  van  Millingens  und  Bernhardts  S.  69 
und  70),  so  spricht  eben  dieses  Auftreten  für  eine  akquirierte  Krankheit 
des  Trigeminus  und  nicht  füi'  eine  Aplasie  im  Quintusgebiete.  Li  der  Tat 
lag  ja  auch  bei  dem  Falle  Bernhardts  eine  organische  Läsion  (EnzephaUtis 
usw.)  zugrunde.  Der  Fall  van  Millingens  kam  nicht  zur  Sektion,  Diese 
Frage  steht  in  Analogie  zu  der  im  I.  Bande,  S.  117.  eröiterten  Frage,  ob  an- 
geborene Aplasie  oder  infantiler  Kernschwund  im  Gebiete  der  Augen- 
muskelkerne vorhanden  sei. 


Verhalten  des  Trii'ciiiiiuis  Ix'i  den  veixliiedeiien  Erkrankuntien  des  Nervenf^vstcms.     305 


Das  Verh.alteii  des  Ti  ig<Mninus  bei  den  verschiedenen  Erkrankungen 

des  Nervensystems. 

§  28S.  Zum  Seliliissc  sei  noch  in  kiiizfii  Zügen  auf  das  Verhalten  des 
Trigeminus  bei  den  verschiedenen  P^rk  ran  klingen  des  Nervensystems  hinge- 
wiesen, um  wenigstens  hei  der  Stellung  einer  Diagnose  die  gesamten  in  Frage 
kommenden  Momente  gegenwärtig  zu  haben. 

Der  oben  erwähnte  Westphalsche  (S.  2'26)  und  der  (iraffsche  Fall 
(146)  Zeigen,  daß  hei  der  Tal)es  im  Gebiete  des  Trigeminus  Alterationen  mit 
Keratitis  neuroparalytica  vorkonnnen. 

Nach  Chvostek  (S52)  können  Erscheinungen  von  weiten  des  sensiblen 
Trigeminus  in  Form  von  Neuralgien,  verschiedenen  Parästhesien  (vgl.  S.  72 
Fall  Pel)  und  Anästhesien  sowohl  als  Frühsymptom  der  Tabes,  als  auch  während 
des  späteren  Verlaufes  derselben  auftreten.  Sie  erfuhren,  nachdem  Duchenne 
iiuf  sie  aufmerksam  gemacht,  von  Bourdon,  Westphal  u.  a.  und  durch 
Oppenheim  (S5B)  eingehende  Würdigung.  Als  anatomisches  Substiat  für 
<lie  hier  in  Betracht  kommenden  Störungen  ergal)en  die  T'ntersuchungeii 
Atrophie  der  aufsteigenden  Wurzel,  Atrophie  des  sensiblen  Kernes  (Oppen- 
heim), und  Degeneration  der  absteigenden  Wurzel  (Pioß). 

Parästhesien,  Kribbeln,  Stechen,  Gefülil  von  Geschwollensein  im  Gesicht, 
nm  das  A  uge  herum,  auch  in  der  Mundhöhle,  auf  der  Zunge,  wo  die  Empfindung 
der  Trockenheit  und  des  Brennens  voi'waltet,  findet  man  öfters  in  den  Kranken 
geschichten  von  Tabikern  erwähnt.  Nach  Goldscheide)'  und  Leyden  (850) 
Ixommt  eine  Art  von  Gürtelgefülil  auch  im  Gesicht  vor.  Letzteres  kann  von 
einem  starken  Gefühl  des  Abgestorbenseins  eingenommen  sein,  so  daß 
die  Patienten  die  Empfindung  liaben,  als  besäßen  sie  nur  die  hintere  Hälfte 
des  Kopfes.  Von  Charcot  wurde  zuerst  hierauf  mit  der  charakteristischen 
Bezeichnung  ,, Tabesmaske"  aufmerksam  gemacht. 

Bekamit  ist  das  häufige  Auftreten  der  Migraine  ophthalmique  bei 
<ler  Tabes.  Wir  beobachteten  diese  Affektion  als  erstes,  jahrelang  dem 
Ausbruch  der  Tabes  vorhergehendes  Symptom  bei  einem  unserer  Patienten, 
der  in  der  Krankheit  und  im  Jünghngsalter  niemals  an  Migräne  gelitten  hatte. 

Auf  S.  128  haben  wir  schon  die  Fälle  zitiert,  in  welchen  bei  der  Tabes 
doppelseitige  Kern^^'urzelstörungen  im  Quintusgebiet  aufgetreten  waren, 
€assirer  und  Schiff  (394),  Grabower  (395),   Jendrassik  (295). 

Auch  die  Beobachtung  A.  Meyers  (851)  mit  Ophthalmoplegie  bei  Tabes  mit 
Parese  des  linken  oberen  Fazialis  und  leicliier  Störung  im  linken  Trigeminus  dürfte 
liierher  gehören. 

Sehr  selten  kommt  es  im  Gel)iete  des  motorischen  Trigeminus  zu 
tiner  Parese.  Peterson  und  Schnitze  haben  je  einen  solchen  Fall  von 
Lähmung  und  Atrophie  der  Kaumuskeln  bei  der  Tabes  beschrieben. 

^ei      der     hereditären      Ataxie      kommen      Quintusstörungen 
nicht  vor. 

Wilbrand-Saenger.  Neurologie  des  Auges.    IL  Bd.  I.  Abteilung.  20 


306   Verhalten  des  Trigeniinus  bei  den  verschiedenen  Erkrankungen  des  Nervensystems. 

§  289,  Bei  der  multiplen  Sklerose  können  natürlich  Störungen  im 
Trigeminusgebiet  auftreten  je  nach  dem  Sitz  der  sklerotischen  Plaques  im 
Zentralorgan  oder  im  Trigeminusstamme  selbst. 

Guttmann  (258)  teilt  einen  Fall  von  einer  vollständigen  Anästhesie  der  ganzen' 
linken  Körperhälfte,  Unempfindlichkeit  der  linken  Kornea,  Verlust  des  Seh- 
vermögens des  linken  Auges  mit  weißer  Verfärbung  der  Papille  mit,  bei  Lähmung  des  linkea 
Abduzens,  des  Fazialis  und  Hypoglossus.  Später  machte  auch  auf  der  rechten  Seite  sich 
eine  Schwäche  der  Muskelwirkung  der  Extremitäten  bemerkbar.  Die  makroskojDische  und. 
mikroskopische  Diagnose  lautete  auf  multiple  Sklerose. 

Charcot  und,  Gambaul t  (829)  berichten  über  einen  40jährigen  Patienten,  der  vor 
vielen  Jahren  Lues  akcpiiriert  hatte.  Es  bestand  links  Mydriasis,  totale  Okulomotoriuslähmung^ 
rechts,  Lähmung  des  linken  und  rechten  Abduzens,  des  rechten  Fazialis  und  Neuralgie 
des  Tri ge  minus.  Doppeltseitige  Neuritis  optica.  Die  linke  untere  Extremität  war  komplett 
gelähmt.     Die  Reflexbewegungen  waren  gesteigert. 

Sektion:  Seröse  Durchtränkung  der  Arachnoidea,  die  Windungen  etwas  abgeplattet. 
Der  rechte  Tractus  opt.  ist  schmäler,  grau,  halbtransparent. 

Der  Hirnschenkel  hat  einen  grauen  Plac[ue.  Der  Okulomotorius  atrophisch  und  de- 
generiert. Im  linken  Pedunkulus  linsengroßer  Plaque.  Der  rechte  Tri geminu^svind  Fazialis 
grauer  als  der  linke.  Die  beiden  Abduzentes  grau  und  atrophisch.  Die  Pia  ist  leicht 
verdickt. 

Bei  der  Syringomyelie  treten  Bulbärsy  mptome  nicht  selten  auf. 
Dieselben  zeichnen  sich  durch  die  Einseitigkeit  des  Auftretens  aus  und  be- 
stehen manchmal  in  Sensiltilitätsstörungen  im   Quintusgebiet. 

Bei  der  Bulbärparalyse  sind  objektive  Störungen  der  Sensibilität  in 
der  Regel  nicht  zu  konstatieren.  Nur  De  j  er  ine  gibt  leichte  Störungen  des. 
Gefühls  der  Wangenschleimhaut  an.  Dagegen  ist  der  motorische  Anteil  des. 
Quintus  meist  beteiligt,  die  Kaumuskeln  werden  schlaff  und  atrophisch ,  so 
daß  das  Kauen  mühsam,  ja  unmöglich  wird. 

Wie  es  sich  bei  den  Fällen  von  Kernaffektion  mit  Ophthalmoplegie 
verhält,  geht  aus  den  Bd.  I  S.  206  geschilderten  Beobachtungen  von  Hirsch - 
borg,  Eisenlohr,  Cassirer  und  Schiff,  dem  Falle  von  Mauthner  Bd.  i 
S.  209  und  den  Fällen  von  Duboys  und  Brasch  S.  210  hervor. 

Dazu  würden  noch  die  folgenden  Beobachtungen  kommen: 

V.  Bamberger  (687).  53jährige  Frau,  welche  unter  heftigen  rechtsseitigem 
Kopfschmerzen  zuerst  von  einer  rechtsseitigen  Fazialisparese  befallen  wurde.  Dann 
entwickelte  sich  eine  rechtsseitige  Keratitis  neuroparaly tica,  später  vollständige 
Lähmung  aller  Augenmuskeln,  Anästhesie  des  rechten  Auges,  wie  überhaupt 
Lähmung  des  sensiblen  und  motorischen  Teils  des  N.  Trigeminus.  Auf  dem 
linken  Auge  war  der  Augenspiegelbefund  normal.  Syphilis  war  ausgeschlossen.  Am 
wahrscheinlichsten  erscheint  Bamberger  eine  Erkrankung  der  Nervenkerne  an  der  Basis 
des  Gehirns. 

Schlesinger  (854)  beschreibt  einige -bulbäre  Symptomenkom])lexe  mit  akutem  untl 
subakutem  Beginn. 

Fall  I:  64 jähriger  Mann,  vor  drei  Jahren  apoplektiformer  Insult,  hochgradige  Parese 
des  rechten  sensiblen  Trigeminus  mit  Keratitis  neuroparaly  tica,  Parese  des 
] echten  Mundfazialis  und  des  Gaumensegels;  allgemeine  Arteriosklerose. 

Fall  II:  28jähriger  Mann,- rechts  Parese  des  sensiblen  Trigeminus,  Muni'- 
fazialis,  Gaumensegels  und  des  Rekurrens. 

Femer  die  auf  S.  228,  Nr.   140  erwähnte  Beobachtung  Kojewnikoffs. 


Verhalten  des  Trigeniinus  bei  flon  verschiedenen  Erkrankungen  des  Nervensystems.     307 

Bei  (Ifi  akuten  Bulbäipaialyse  fiinlct  imtii  im  Trigeminusgebiet 
Paiästliesieii,  seltener  ausgesprochene  Anästhesien  in  der  ganzen  Ausbreitung 
(l(^s  Trigeniinus,  oder  nur  auf  einen  Ast  beschränkt. 

Bei  der  Myasthenia  paralytica  weiden  nach  Oppenheim  objektive 
Sensibilitätsstörungen  vermißt.  Wir  haboi  jedoch  solclie  im  Trigeminusgebiet 
i]i  einem  Falle  beobachtet,  ebenso  wie  Senatoi'  und  Ballet. 

Bei  der  Pseudobulbärparalyse  kommt  es  nur  zu  einer  Parese  der 
Kaumuskeln. 

Was  die  Poliencephalitis  supei'ior  acuta  betrifft,  so  ist  im  allge- 
meinen die  Sensibilität  nicht  gestört.  Nur  der  Lidreflex  ist  häufig  abgeschwächt, 
auf  beiden  Seiten  ungleich,  oder  es  kann  derselbe  ganz  fehlen. 


20* 


Alphabetisches  Saeh-Register. 


A. 


Abduzenslähmung:    21,    75,    76,    77,    93, 
94,  105,  106,  107,  109,  111,  112,  113, 
116,  118,  122,  124,  128,  150,  180,  181, 
216,  242,  243,  244,  245,  278,  287,  288, 
291,  292,  293,  294,  306; 
kongenitale  70; 
doppeltseitige  95,  242. 
Abszeß:  im  Poiis  und  Medulla  oblongata 
123; 
der  Kornea  212,  289. 
Adaptation  der  Netzhaut:  101. 
Ageusie:  148. 
Akkommodationsbeschränkung:        bei 

Zaluileiden  69,  78. 
Akkommodationslähmung:  106; 

bei  Herpes  zoster  179,  181. 
Akkommodationsmuskel:         Schwäche 

desselben  100. 
Akkommodative  Asthenopie:  82; 

bei  sympathischer  Neurose  98. 
Akustikuslähmung:    93,    111,    127,    219, 

223,  288,  289. 
Akute  multiple  Neuritis:  117. 
Akzessoriuslähmung:  111. 
Alopecia  areata   bei  Trigeminusaffektion: 

150. 
Amaurose:  75,  110,  113,  127,  223; 
bei  Herpes  zoster  179; 
hysterische  129; 
bei  Syphilis  95; 
nach  Trauma  290; 
auf  den  Supraorbitalrand  91; 
bei  Thrombose  des  Sinus  cavernosus  85; 
bei  Trigeminusneuralgie  92; 
bei  Tumor  94; 
nach  Zahnreiz  89,  91. 
Amblyopie:  242; 

nach  basaler  Lues  95; 
sympathische  100. 
Anämie:  neuro-irritatorischc  141. 


Anaesthesia:    congenita    im    Trigeminus- 
gebiet  69,  132; 
dolorosa  74,  76,  104,  119,  163,  218,  243, 

288; 
totalis  bei  Melancholie  131. 
Anästhesie:  komplette  des  Trigeminus  126; 
der  Kornea  und  Konjunktiva   106,   109, 
110,  111,  112,  114,  148,  214,  219,  302; 
bei  Glaukom  115; 
bei  Herpes  corneae  febrilis  155; 
gekreuzte  123; 

im  Ramus  ophthalmicus  105; 
im  Trigeminusgebiet   75,    108,    118,    127, 

130,   150; 
Differentialdiagnose      von     funktionellen 

Sensibilitätsstörungen  129; 
der  Gesichtshälfte  95,  133,  148,  149; 
der  Körperhälfte  106,  107; 
der  Zungenhälfte  111. 
Aneurysma:  der  Arteria  basilaris  bei  Tri- 
geminuserkrankung  120,  223; 
der  Carotis  interna    76,    104,     107,    117, 

150,  214,  215,  221,  296; 
in  der  mittleren  Schädelgrube  106. 
Apoplexie:    mit   Keratitis  neiu-oparalytica 

286. 
Areflexie:  der  Kornea  und  Konjunktiva  110. 
Arteria:  basilaris  —  Aneurysma  derselben 
223; 
ophtlialmica  —  Aneurysma  derselben  85; 
supraorbitalis-f  rontalis-nasalis  in  ihrer  Be- 
ziehung zum  Herpes  zoster  ophthal- 
micus 200. 
Arteriensyphilis:     mit     Quintuslähmung 

299. 
Astenopie:  durch  Akkommodationsüberan- 
strengung  82;  durch  Schwielen  82; 
nervöse  100. 
Äste  des  Trigeminus:  Sitz  des  Krankheits- 
herdes 215,  216,  217,  218,  219. 
Atmungsunterbrechung:    bei    Trige- 

minusreizung  65. 
Ataxie:  des  Armes  110. 


Alphabetisches  Sach-Register. 


309 


Aufsteigende:     'l'iigeiniiuiswur/.el-Degene- 

ratioii  Sl,  i»;"). 
Augen  imiskelkriiinpfe:   1;$:},  223; 

bei  Ziiliiileiden  72,  73. 
Augen  niuskeilähniung: 

assoziierte  kongenitale  70; 

bei    Erktjinkung    der    Fissura    orbitali« 
sn|ieii()i'  215; 

mit   Herpes  zoster  180. 
Augen.seh merzen  223. 


It. 


Basale  gummöse   Meningitis:    94,    117, 

222,  224. 
Basedowsche:  Krankheit   137; 

einseitiges  Tränen  bei  derselben  137; 
vermehrte  Tränensekretion  dabei  22; 
Verminderung  der  Hornhautsensibilität23. 
Bewegungsbeschränkung:     des     Auges 
nach   verschiedenen  Richtungen    119. 
Bindehaut:  siehe  Konjunktiva. 
Bläschenbildung:     bei     Herpes     corneae 
febrilis  153; 
bei  Herpes  corneae  neuralgicus  151; 
bei  Hei'pes  zoster  159,  161; 
bei  peripheren  Nervenstörungen  273. 
Blässe  der  Haut  bei  Trigeminusaffektionen: 

148. 
Blendung:   100; 

bei    Erkrankung    des    vorderen    Bulbus- 

abschnittes  85; 
bei  Keratitis  neuroparalytica  87. 
Blendungsgefühl:   101; 

Wegfall  desselben  bei  Trigeminuslähmung 

87; 
Zustandekommen  desselben  85,  86,  87. 
Blindheit:  siehe  Amaurose. 
Blutungen:  in  den  Pons  123; 
in  den  Thalamus  opticus  125; 
in  den  Linsenkern  125; 
in  die  Bindehaut   bei  Hysterischen    129; 
in    die    Bindehaut    als    vasomotorische 

Störung  146; 
bei  Supraorbitalneuralgie  187; 
aus  der  Nasenhöhle  bei  Trigeminusaffek- 

tion  147; 
des  Zahnfleisches  bei  Trigeminusaffektion 
148,  149. 
Botnlismus:    Versiegen    der    Tränensekre- 
tion bei  demselben  30. 


Bulbärparalyse:   118,  223,  306,  307. 
Bulbus:  Eingesunkensein  desselben  254; 
Schmerzen  in  demselben  159; 
vorderer    Abschnitt    desselben:    vasomo- 

torisch-tr()|)hisehe  Störungen  151; 
Anästhesie  derselben  i;}2; 
Empf indungsqualitätcn  desselben  57 ; 
Reizung  desselben  59. 
Bulbusaffektionen:     Zahl    der     Erkran- 
kungen   bei    Herpes    zoster    ophthal- 
micus  167. 
Bulbusbewegungen:       horizontale     Zuk- 
kungen  nach  rechts   133. 


C. 

Carotis  interna:  Aneurysma  76,  104,  107, 
117,   150,     214,  215,  221; 
Ruptur  im  Sinus  cavernosus  214. 

Carrefour  sensitive:  124. 

Cavum  Meckelii:  36. 

Chemosis  conjunctivae:   bei  Trigeminus- 
läsion  113,  157,  222,  241,  289. 

Chiasma:  Erkrankungen,  luetische  94,  95, 
222,  223; 
Tumor  74,  93. 

Cholesteatom:   des  Trigeminus   117,   224, 
296. 

Chorda  tympani:  8. 

Chorioidea:    Verlauf    der   Nerven   in   der- 
selben 39. 

Corrugator     supercilii:       Krampf     des- 
selben 21. 


D. 

Degeneration:     aller    Augenmuskelnerven 
113; 
des  Abduzens  112; 
der  aufsteigenden  Trigeminuswurzel  111, 

224; 
des    Fazialis,    Hypoglossus,    Vagus    und 

Glossopharyngeus  119; 
des  Trigeminus  212,  217; 
der     spinalen     Trigeminus-     u.      Glosso- 
pharyngeuswurzel  128. 
Dekubitus:  akuter   nach  Wirbelsäulenver- 
letzung 142,  276. 
Diabetes  insipidus  93. 

Diplobacillus    conjunctivalis     bei    Supra- 
orbitalneuralgie 82. 


310 


Alphabetisches  Sach-Regi&ter. 


Diplopie:   122,  124. 

Doppel  tseitiges     Auftreten     des     Herpes 

zoster  ophthalmicus  164. 
Doppeltseitige:      komplette     Ophthalmo- 
plegia  interior  et  exterior  128; 
Kemwurzelläsion    des    Trigemimi-i    128; 
Ptosis  113; 

Trigeminuslähmung  1 27 ; 
Trigeminusneuralgie  118. 
Doppeltsehen:   122.  124. 
Druck  intraokularer:    Herabsetzung  bei 
Herpes  zoster  ophthalmicus  178; 
»Steigerung  nach  Trigeminusreizen  62.  77, 

78; 
Sympathikuswirkung   auf   denselben   63. 
Druckpunkte:  84. 
Dysarthrie:  bei  Herpes  zoster  180. 


E. 


Einseitige:    Anästhesie    der    Kornea    und 
Konjunktiva  111. 

Einseitiges  Tränen  bei  Basedow  137. 

Enchondrom:    bei    Trigeminuserkrankung 
223,  296; 
zwischen    Felsenbeinspitze    und    Hinter- 
hauptbein 119. 

Encephalitis  pontis:   123. 

Endkörperchen:   der   Konjunktival-    und 
Kornealnerven  41. 

Enophthalmus:   106. 

Entzündung:  .sympathische  102. 

Enukleation:  bei  sympathischer  Neurose  99. 

Epiphora  ataxique  20. 

Episkleritis:    bei   Herpes   zoster   ophthal- 
micus 170. 

Epithel  Verlust:  der  Kornea   101,  241; 
bei  Forme  fruste  des  Herpes  zoster  oph- 
thalmicus 187. 

Erholungsausdehnung      des       Gesichts- 
feldes 100,  101. 

Ermüdbarkeit:    allzuleichte    beim    Sehen 
100. 

Erweichung:  des  Hirnschenkels  112; 

als  Ur.sache  der  Keratitis  neuroparalytica 

286,  287; 
des  Thalamus  112,  123; 
des  Nervus  Trigeminus  221. 

Erysipel:  Verwechslung  mit  Herpes  zoster 
160,  186. 

E  X  o  p  h  t  h  al  m  u  s :  74,  2 1 8,  229,  249,  289,  290 ; 


Exophthalmus:  bei  Basedow  137; 

bei  Karzinom  der  Orbita  129; 

nach   Fortkriechen   einer   Periostitis   der 
Zähne  90; 

pulsierender  85,  289; 

nach  Thrombose  der  Fazialvene  211. 
Exostose:  an  der  Schädelbasis  117; 

durchbohrt  den  Trigeminusstamm  222; 

bei  Trigeminuslähmung  297. 


F. 

Faux  phlegmon:   141. 
Fazialis: 

Beziehung  zum  Trigeminus  69; 

Degeneration  desselben  112. 

Einfluß  desselben  auf  die  Tränensekretion 
7,  9.  16,  27.  29.  136.  137. 
Fazialislähmung:  108.  112.  122.  136.  137, 
149.  219,  222.  223.  224.  227.  228,  240, 
241,  242,  243.  244.  287,  288.  289,  290, 
291,  306; 

bei  basalem  Tumor  93; 

bei  Karzinom  der  Schädelbasis  129; 

komplette  7,  28; 

doppeltseitige  24; 

nach  Trauma  240.  241; 

bei  Gehirnlues  95; 

bei  Gliom  97; 

bei  Herpes  zoster  ophthalmicus  182; 

bei  Tabes  128; 

kongenitale  im  Verein  mit  dem  Abduzens 
und  Trigeminus  70  und  Trigeminus- 
lähmung ohne  Keratitis  neuropara- 
lytica 241.  242,  243; 

und  Trigeminuslähmung  bei  Keratitis 
neuroparalytica  240.  241 ; 

Tränen  bei  deiselben  32; 

Weinen  bei  denselben  32; 

einseitiges  bei  derselben  24; 

Versiegen  der  Tränen  bei  derselben  24. 
Fibrillentheorie:  143. 
Fibrom  der  Dura:  220; 

bsi  Trigeminuslähmung  295. 
Fibrosarkom:    mit   Trigeminuserkrankung 

217. 
Fissura  orbitalis  superior:  36: 

Kompression  des  Trigeminus   114.  215; 

Erkrankung  214,  248; 

Tumor  in  denselben  94; 

Durchgang  des  Ramus()|)hthalmicus  Nervi 
trigemini  37. 


Alphabetisches  Sach-Register. 


311 


J'M  uclit  bf'wcgungfn   des    Kopfes    In-i   Tri- 

gi'ininusrt'i/jiiig:  M. 
P'oramon  rotundum:  36; 

ovale  30. 
Forme  fruste  des   Her|K's  zoster  oi)litlial- 

mious:   180,  187. 
Fossa  lacrymalis:  1,  2. 
Furchenkeratitis:   155. 


G. 


^Ganglienzellen:  im  Verlaufe  des  I.  Astes 

des  Trigeniinus  23."). 
Ganglion  cervicale  supremum:  Duroh- 

schneidung  desselben  142. 
■Ganglion  ciliare:  5; 

Abnormität    der    sensiblen    Wurzel    4.5; 

akzessorisches  44,  45; 

Anatomie  desselben  43; 

doppeltes  44; 

Beziehungen  zum  Nervus  oculomotorius 

49; 
Entzündung  desselben  111; 
Klinisches  über  dasselbe  52; 
Physiologie  desselben  49; 
Radix  brevis  46; 
Radix  longa  43,  44; 
-Radix  sympathica  43; 
als  Reflexzentrum  der  Pupille  51; 
spinale  Natur  desselben  48; 
sympathische  Na'unr  desselben  47,  50: 
Sympathikusfasern  in  demselben  37.  38. 

46; 
bei  Wirbeltieren  45. 
Ganglion  Gasseri:  8,  36,  219,  226; 
Anatomie  desselben  52; 
Erkrankungen  desselben  95,  111,  114,  118. 
147,  149,  194,  217,  218.  219.  220,  221 : 
Neuritis  desselben  75; 
Tumor  desselben  74,  75,  79.  133; 
Exstirpation  desselben  27,  60.  61,  02.  137, 

220,  230; 
mit  Konjunktivalblutungen  247; 
Auftreten  von  Keratitis  neuroparalytica 

nach  Erkrankung  desselben  68; 
bei  Herpes  zoster  ophthalmicus  152. 
Ganglion  geniculi   130. 
Ganglion  oculomotorii:  47. 
Ganglion  oticum:  48. 
Ganglion  sphenopalatinum:  48. 
Ganglion  supramaxillare:  48. 


Gangrän:     nach     Entzündung     {)eripherer 

Nerven  272. 
Gangränöser  Zoster:   180. 
Gaumensegel  parese:   130,  137. 
Gehörstürung:   HO. 
Gekreuzte  Anästhesie:  des  Gesichts  und 

der  Extremitäten  122. 
Geschmackslähmung:    an    der    Zungen- 
spitze b?i  Fazialislähnunig  28; 

bei  Trigeminuslähmung  291. 
Gesch  \vürsl)ildung:      nach      Kntziuidung 

peri|)herer  Nerven  272. 
Glandulae      acinosae      subconj  uncti- 

vales:  2. 
Glandula  lacrymalis:  inferior  1; 

superior  I. 
Glandula  palpebralis:   12. 
Glanz     und     Trockenheit     der     Mund- 
schleimhaut   hin    Trigeminusaffektion 
118. 
Glaucoma  sympathicum  99; 

bei  Trigeminusreizen  77,  78. 
Gliom:  des  Ganglion  Gasseri  117; 

bei  Trigeminuslähmung  295; 

des  Pons  103. 
Glossopharyngeuslähmung:   111. 
Glossy  skin.  72,  141. 

v.  Graefes  Phänomen:  bei  Basedow  137. 
Gravidität:  vermehrte  Tränensekretion  38. 
Großhirnerkrankung:     mit    Trigeminus- 
affektion 302. 
Gumma:  an  der  Basis  cerebri  104; 

im  Frontallappen  112,  114; 

des  Ganglion  Gasseri  104,  120; 

der  Orbita  108; 

der  Ponshälfte  107; 

solitäres  bei   Quintusaffektion  296; 

im  Trigeminus  118.  12.5.  222,  223; 

der  mittleren  Schädelgrube  109; 

am  Türkensattel  107. 


H. 


Haarausfall:  Ijei  Trophoneurose  99. 

Hals.:  Bläscheneruption  beim  Herpes  zoster 
ophthalmicus  159. 

Halssympathikus:  7. 

Hämorrhagie:    in   die   absteigende   Trige- 
minus wurzel  225; 
im  Pons  109. 

Hardersche  Drüse:  2. 


312 


Alphabetisches  Sach-Register. 


Haut  Veränderungen:      bei      Trigeminus- 

affektion  150. 
Hemianästhesie:  112,  122,  124,  302; 
gekreuzte  s.  alternierende  123; 
des  Gesichts  131 ; 
totale  130. 
Hemianopsia:     temporalis     bei     basalem 

Tumor  93. 
Hemiatrophia:  facialis  progressiva  145,146. 
Hemiparesis  dextra:  122. 
Hemiplegie:   105,  108,- 112,  147. 
Hereditäre  Ataxie:   bei   Quintusaffektion 

305. 
Herpes  corneae  febrilis:   152,  156. 
Herpes  corneae  neuralgicus:  186; 

Periodizität  desselben  151. 
Herpes  zoster:  der  Brust  200; 

cervicalis  189. 
Herpes  zoster  ophtha!  micus:  107,  138, 
148,  155,  157; 
Abadies  Theorie  198; 
mit  Abduzenslähmung  180,  181; 
mit  Akkommodationslähmung   179,   181, 

184; 
Ätiologie  desselben  203; 
mit  Amaurose  179; 
mit  Augenmuskellähmungen  180; 
Bedeutung  der  vasodilatatorlschen  Fasern 

dabei  200; 
Beziehung  zu  den  Endverzweigungen  der 

Arteria  ophthalmica  200; 
Bläschenanzahl  bei  demselben  184; 
charakteristische  Erscheinungen  desselben 

271; 
Verhalten  der  Konjimktiva  bei  demselben 

169; 
Verhalten  der  Kornea  bei  demselben  170, 

171; 
Dauer  desselben  183,  184; 
Diagnose  desselben  186; 
Differentialdiagnose  von  Erysipel   160; 
doppeltseitige  Affektion  159; 
Dysarthrie  bei  demselben  180; 
Epidemisches  Auftreten  203; 
Episkleritis  bei  demselben  170; 
Exkoriation  des    Narsenlochs    bei    dem- 
selben 207; 
Fälle  mit  Sektionsbefund  189,  192; 
Fazialislähmung  bei  demselben  182; 
gangränöser  182,  18(); 
Geschlechtseinfluß  auf  das  Auftreten  des- 
selben 184; 


Herpes  zoster  ophthalmicus:  bei  Gicht 
204; 

hämorrhagischer  186; 

Häufigkeit  desselben  184; 

Hautaffektion  bei  demselben  196; 

Herabsetzung  des  intraokularen  Druck» 
178,  179,  254; 

mit  Hyioopyonkeratitis  178; 

bei  Hysterie  205; 

bei  Influenza  203; 

bei  Intermittens  180; 

interstitielle  Hornhauttrübungen  bei  dem- 
selben 177; 

Iridochorioiditis  bei  demselben  178; 

Iridozyklitis  bei  demselben  178,  186; 

Iritis  bei  demselben  177; 

serosa  177; 

mit  Kerato-Iritis   177; 

Keratitis  neuroparalytica  bei  demselbeui 
174,  177,   179,  207; 

bei  Kohlenoxydgasvergiftung  75,  203; 

Krankheitsdauer  desselben  184; 

bei  den  verschiedenen  Lebensaltern  184;. 

mit  Linsentrübung  178; 

mit  Lymphdrüsenschwellung  160; 

mikroskopischer  Befund  bei  demselben 
189,  192,  193,  194,  218,  219; 

mit  Miosis  179; 

motorische  (Störungen  bei  demselben  197, 
202; 

nach  Muschelgift  204; 

mit  Mydriasis  180; 

Nachschübe  bei  demselben  157; 

Netzhautblutungen  bei  demselben  179; 

Netzhauterkrankungen  bei  demselben  1 79; 

Neuritis  bei  demselben  189,  190; 

mit  Okulomotoriuslähmung  179,   181; 

mit  Optikuserkrankung  179,  181; 

bei  Pachymeningitis  189; 

bei  Paralyse  194; 

infolge  von  Perineuritis  189; 

mit  Photophobie  73; 

mit  Pupillenlähmung  181; 

mit  Ptosis  179,   180,  181; 

Rezidivierung  bei  demselben   184; 

Refraktionserhöhung  bei  demsi-lk-n  1711; 

bei  Rheumatismus  203; 

Reizerscheinungen  am  Auge   dabei    159; 

Schmerzanfällc  bei  demselben   158; 

mit  Sympathikuslähmung   105; 

bei   Syriiigomyelie  205; 

bei  Tabes  205; 


Al|»lial)('tisches  Sach- Register, 


313 


Herpes  zo^steI•  oplit  lial  mieiis:  hei  Tabo- 
paralyse  20;"); 
nach  Trauma  204; 
mit  Trochlearislähmung  182; 
vasomotorische  fStörungen  bei  (lemsi'lbcn 

73,  197,  198; 
Verlauf  desselben  183; 
Vertcihmg  der  Effloreszenzen   157; 
Wrwechslung  mit  Keratitis  bullosa    18(); 
Wesen  desselben   188; 
Zahl  der  Bläschen  184; 
nach  Zahnextraktion  204. 
Hinterhörner:    Blutung   und    Erweichung 

27Ü. 
Hinterstrang  -  Degeneration:    mit    Tri- 

geminusaffektion  134. 
Hirnschenkelaffektion:  302. 
Hornhaut:    Abszeß    bei    Trigeminusläsion 
212; 
Komplikationen   bei  Herpes  zoster  oph- 

thalmicus  206; 
Neuralgie,  rezidivierende  84; 
Trübungen  163; 
verschiedene  Formen  mit  Substanzverlust 

209-213; 
bei  Herpes  zoster  wie  bei  den  Fällen  von 
Trigeminusläsion  ohne  Herpes  zoster 
213; 
interstitielle  bei  Herpes  zoster  177; 
Zellen,    Zusammenhang  der  Nerven   mit 
denselben  143. 
Hutchinsonsches  Gesetz  bei  Herpes  zoster 

ophthalmicus  167. 
Hydrocephalus  internus  111. 
Hypästhesie:  der  Kornea  11.5; 

im  Trige minusgebiet  115. 
Hyperämie:  der  Iris  und  Bindehaut  nach 
Durchschneiduiig  des  Trigeminus  253 ; 
neiu'oparalytische  141. 
Hyperästhesie:    im   Trigeminusgebiet    77, 
94,  116,  120,  222,  228; 
bei  Keratitis  neuroparalytica  248. 
Hypoglossus:  95,   111; 
Lähmung  216; 
bei  Lues  95,  289,  306; 
Ixn  Karzinom  der  .Schädelbasis  129. 
Hypopyon:  bei  Herpes  cornea  febrilis  154; 

bei  Zoster  ophthalmicus  178. 
Hypotonie:  bei  Herpes  zoster  ophthalmicus 
179; 
mit  starker  Tränensekretion  23. 
Hysterie:  Absonderung  blutiger  Tränen  31; 


Hysterie:   mit  atypischem  Zoster  206; 
Cefühlslähmung   131; 
mit   Her})es  205; 
Orbikulariskrampf  21,  22; 
Schmerz  im  Augapfel    bei  derselben    84; 
vermehrte  Tränensekretion  20. 


I. 


Impressio  Trigemini  36. 

Infektion:   bei     Keratitis     neuroparalytica 

281. 
Influenza:  mit  Herpes  zoster  203. 
Intermittens:  mit  Herpes  zoster  180. 
Internuskontraktur:   106. 
Intraokularer  Druck:  Herabsetzung  178, 
179,  253,  289; 
bei  Herj^es  corneae  febrilis  1.55,  1.56; 
nach  Trigeminusreizen  62; 
Sympathikuswirkung   auf   denselben   63. 
Iridochorioiditis:  bei  Herpes  zoster  178, 
179; 
mit  sympathischer  Neurose  99. 
Iridozyklitis:  bei  Herpes  zoster  178,  186; 

traumatica  101. 
Iris:  Hyperämie  bei  Trigeminusaffektion  75; 

Nerven  derselben  40,  41. 
Iritis:  bei  Herpes  corneae  febrilis  1.54,  155; 
bei  Herpes  zoster  168,  176,  177,  179; 
mit  Knötchen  bei  Herpes  zoster  177; 
spätes  Airftreten  derselben     bei     Herpes 

zoster  ophthalmicus  177; 
Verhältnis  zur  Keratitis  bei  Herpes  zostei 
ophthalmicus  177. 
i  s  ol  i  e  r  t  e  A n  ä s  t  h  e s i  e :  der  Konjunkti va  112; 

der  Kornea  112,  113. 
isoliertes   Erhaltensein   der    Sensibilität 
der    Kornea    bei    totaler    Anaesthesia 
Trigemini  112. 
isolierte  Erkrankung:  des  Trigeminus  12.5. 


K. 


Kälteparästhesie:   116. 
Kammerwasser:  Eiweißgehalt  bei  Durch- 
schneidung des  Trigeminus  253. 
Karzinom:   bei  Trigeminuslähminig  295; 
der  Orbita   104; 

der  Schädelbasis  100,  104,  107,  216,  217, 
218; 


314 


Alphabetisches  Sach-Register. 


Karzinom:  der  Schädelbasis  mit  Keratitis 
neuroparalytica  208,  209; 

der  Sella  turcica  117; 

des  Schläfenbeins  221. 
Kataraktbildung:  bei  Herpes  zoster  178. 
Kaubeschwerden:     bei    Trigeminusaffek- 

tion  95. 
Kaumuskellähmung:      bei     Trigeminus- 
läsion  104,   108,   116,   119,   147,   149, 
215,  217,  219,  221,  223,  228,  230. 
Keratalgia  traumatica:  83. 
Keratitis  bullosa:  186. 
Keratitis    e    lagophthalmo:     Differen- 
tialdiagnose    von     Keratitis     neuro- 
paralytica 264. 
Keratitis  neuroparalytica:   25,   60,  64, 
74,   79,    93,    94,    104,  105,   107,   108, 
111,    112,    118,    121,    123,    124,    126, 
127,  130,    133,    138,    146,    148,    149, 
150,  155,  179,  206; 

bei  basalem  Tumor  94; 

über  die  Bezeichnung  „Keratitis"  300; 

Bläscheneruption  dabei  272; 

Blendungsgefülil  dabei  87; 

nach  Karzinom  der  Schädelbasis  208; 

kongenitale  70; 

Differentialdiagnose  von  Keratitis  e  lag- 
ophthalmo   und    Keratomalazie    264; 

doppeltseitige  150,  267; 

endogene  und  exogene  Infektion  281; 

nach  Exstirpation  des   Ganglion  Gasseri 
68,  220; 

bei  Gehirnsyphilis  95; 

als  Hornhautabszeß  212; 

Form  desselben  208,  209; 

Krankheiten,  welche  dieselbe  erzeugen  286; 

Sitz  im  Lidspaltenteil  241; 

bei  Herpes  zoster  ophthalmicus  174, 179; 

mit  Hyperästhesie  i.Trigeminusgebiet  248; 

mit  Hypopyon  210,  211; 

mit  Iritis  209,  212; 

die  mykotische  Theorie  derselben  263; 

mit  Pano])hthalmitis  239; 

Rezidiv  derselben  283; 

die  Reiztheorie  derselben  270; 

bei  Schuß  Verletzung  210; 

bei  erhaltener  Sensibilität  der  Kcnnea  248; 

sj)ätes  Auftreten  derselben  bei  lange  be- 
stehender Kornealanästhesie  250; 

Sympathikuseinwirkung    bei    ihrem    Zu- 
standekommen 257 ; 

bei  Syphilis  211,  298,  299,  300; 


Keratitis    neuroparalytica:    bei   Tabes 
285; 

dieTränensekretion  bei  derselben  209,284: 

die  traumatische  Theorie  257; 

die  trophische  Theorie  234; 

die  trophisch- traumatische  Theorie    238; 

durch  Tumoren  295,  296,  297; 

die  vasomotorische  Theorie  252; 

Verlauf  derselben  281; 

vollständiger  Zerfall  der  Kornea  212; 

Zunähen   der  Lidspalte   als  Schutz  257; 

die  xerotische  Theorie  261. 
Keratitis  dendritica:  155. 
Keratitis  parenchymatosa:   bei  Herpes 

zoster  166. 
Keratomalazie:   Differentialdiagnose  von 

Keratitis  neuroparalytica  264. 
Kerngebiet:  des  Trigeminus  erkrankt  226, 

227,  228,  229,  230. 
Kleinhirntumoren:   mit  Kornealanästhe- 
sie 292. 

Kohlenoxydgasvergiftung:   mit  Herpes 

zoster  ophthalmicus  75. 
Koma:  Fehlen  des  Lidreflexes  134. 
Kompression:  des  Trigeminus  durch  Klein- 
hirntumor 110; 
des  Hirnschenkels  113. 
Kongenitale:     Bildungsfehler    des    Trige- 
minusgebiet  69,  304; 
Anästhesie  im  Trigeminusgebiet  132. 
Konjugierte  Abweichung  der  Bulbi  95. 
Konjunktiva:   Absonderung  derselben   6; 
Anästhesie  derselben  kongenitale  69; 
erworbene  75,  94,  133.  135,  214,  225,  226, 

228,  302,  303; 
bei  basaler  Lues  95; 

bei  funktionellen  Störungen  129,  130; 
bei  Melancholie  131; 
Blutuing  bei  Trigeminusläsionl  87, 225, 247 ; 
Hyperämie  bei  Herpes  zoster  ophthalmicus 

'  73,  159; 
bei  Reizung  der  Konjunktiva  und  Kornea 

59,  71; 
bei  Trigeminusaffektionen  75,   223,   226; 
bei  Trigeminusdurchschneidung  253; 
Reflexe  133; 

diagnostische   Bedeutung  derselben   133; 
Fehlen  bt'i  funktionell  nervösen  Störungen 

134: 
beim  Her2)es  zoster   165,   l(i6; 
sensible  Nerven  derselben  41,  58; 
Sensibilität  derselben  57; 


Alphabetisches  Sach-Register. 


315 


Koii  j  u  nktiva:    'J'rockfiihcit    ln-iiii  'J'yphus 

2!t; 
Vorhalten    Uciiii    Herpes    zoster   o])hthal- 

micus  169. 
Konjunktivitis  bii  'rri<;eininusaffektionen 

22:J,  224. 
Konzent  ri.sche:  Clesiclvtsfekleinseliränkung 

100. 
Kopfschwarte:   trophische   .Störungen   bei 

Trigeminusaffektion  149. 
Kornea:  Anästhesie  derselben  75,  94,   105, 

10(),  135,  1<)2,  214.  223.  225,  22(i.  228, 

302,  303; 
bei  basak'r  Lues  95; 
bei  Basedow    23; 
kongenitale  Anästhesie  69; 
nach  Exstirpatioii  des   Ganglion   Gasseri 

67,  68; 
bei  funktionell  nervösen  «Störungen   129, 

130; 
ohne  Entwicklung    von    Keratitis   neuro- 

paralytica  249,  250; 
bei  Kleinhirntumoren  292; 
bei  Melancholie  131; 
bei  Ponstumor  93; 

Ernährungsverhältnisse  derselben  im  Nor- 
malzustande 231,  232; 
Grübchen  im  Epithel  nach  Durchschnei- 
dung des  Trigeminus  237; 
Fremdkörper  in  derselben  101 ; 
Nerven  derselben  40.  42.  43: 
Hauptgeflecht  42; 
Subepit helialgeflecht  42 ; 
Intraepithelialgef lecht  42 ; 
Reflexe:  kon-sensuelle  133; 
Wegfall  derselben  133; 
diagnostische   Bedeutung  derselben   133; 
Fehlen  derselben  bei  kongenitalenAplasien 

71; 
beim  Koma  134; 

bei  funktionell-nervösen  Störungen  134; 
bei  Herpes  zoster  ophthalmicus  165.  166; 
bei  Trigeminuslähmung  220. 
Reizung  derselben  mit   Verengerung  der 

Pupille  60: 
Richtung  des  .Saftstroms  in  derselben  232; 
.Sensibilität  derselben  57; 
Drucksinn  58; 
Temperatursinn  58; 
Ortsinn  58: 
Erhaltung  derselben  bei  Keratitis  neuro- 

paralytica   248; 


Kornea:    Trockenheit  derselbrn    bei  Trige- 

minusläsionen  241,  255; 
Trübungen   derselben    bei    Herpes   zoster 

177; 
hA     Trigemiiuisläsionen     ohne     Herpes 

zoster  208; 
ITlkus    106,    111; 
bei   Herpes  zoster   187,   188; 
b.'i  Trigeminusläsion  ohne  Herpes  zoster 

211; 
Verhalten  derselben  bei  Herpes  zoster  170; 
Bläschen bildung  17! ; 
Geschw  ürbildung  171,   1 72 : 
Sensibilitätsstörung   175; 
verminderte      Widerstandsfähigkeit      bei 

Trigeminusduiehschneidung  238; 
Wärmeempfindungsvermögen      denselben 

58,  59. 
K  rampf  bewegungen:  der  Zunge  110. 


Lagophthal  mus:  kongenitaler  70; 

bei  Fazialislähmung  28,  31; 

mit  Trigeminuslähmung  ohne  Auftreten 
von  Keratitis  neuro paral^'tica  241,  242, 
243. 
Lepra:  Versiegen  der  Tränen  dabei  29. 
Lepto  meningi  tis:  chronica  245; 

spinalis   134; 

mit  Trigeminusaffektion  134. 
Leucoma  corneae:  116; 

nach  Keratitis  neuroparalytica  210. 
Levator   palpebr.   sup. :    Krampf    durch 
Trigeminusreizung  81 ; 

nach  Zahnreizen   81; 

siehe  auch  Ptosis. 
Lichtempfindung:  Herabsetzung  107. 
Lichtscheu:     bei    Herpes    corneae   febrilis 
152; 

bei  Herpes  corneae  neuralgicus  152; 

bei  Herpes  zoster  ophthalmicus  159,  160; 

bei  Hysterie  130; 

bei  sympathischer  Neurose  99; 

vermehrte   101. 
Lider:    Exulzeration    derselben    bei   Trige- 
minusaffektion 150; 

Verhalten  bei  Herpes  zoster  ophthalmicus 
165. 
Lidödem:   107.   136.   1.37; 

bei  Herpes  zoster  ophthalmicus  165. 


316 


Alphabetisches  Sach-Register. 


Lidreflexe:  bei  angeboreneiAnästhesie  132; 
beim  Koma  132,   133,   134,  135; 
nach  Trigeminusreizung  64. 

Lidschluß:     unvollständiger     durch     Ver- 
kürzung der  Lider  32. 

Li  dspalten  teil:    Sitz   der   Hornhautaffek- 
tion bei  Keratitis  neuroparalytica  241. 

Linsentrübung:  bei  Herpes  zoster  ophth. 
178. 

Lymphdrüsenanschwellung:  bei  Herpes 
zoster  160,   161. 


M. 


Malaria:  Keratitis   155. 
Mas  seter:  Lähmung  104. 
Melancholie:  mit  totaler  Anästhesie   131; 
Keratitis   neuroparalytica   bei    derselben 

290; 
Versiegen  der  Tränen  bei  derselben  29,  30. 
Meningitis:  basilaris  gummosa  25,  95,  298; 
als  Erzeuger  der  Keratitis  neuroparalytica 

286; 
tuberculosa  293,  294. 
Migräne:    bei    rezidiv.     Okulomotoriusläh- 
mung 73. 
Mikuliczsche  Krankheit  30. 
Miosis:  113,  119,  254,  255; 

bei  Herpes  zoster  oishthalmicus   179; 

nach  Trigeminusdurchschneidung  62. 

Multiple    Neuritis:     Trigeminusneuralgie 

dabei  76,  117. 
Multiple  Sklerose:  124,  .305  mit  Quintvis- 

affektion. 
Multiple    Nervenläsion:    mit    Keratitis 
neuroparalytica  210; 
an  der  Basis  cerebri  107,  108,  187. 
Musculus:  levator  labii  sujx   alaeque  na^  i 
13,  21; 
obliq.   infer.   Abszesse  in   demselben  bei 

Herpes  zoster  ophthalmicus  192; 
orbicularis   oculi,   Tränen   bei   Lähmung 

desselben  31 ; 
orbicularis  palpebr.  Krampf  bei  Tabes  72; 
palpebralis  sup.  et  inf.   13; 
rectus  externus.    Abszeß  in  demselben  bei 

Herpes  zoster  ophthalmicus  192; 
rectus  inferior  242; 
rectus  super.  242; 
triangularis  menti  14; 
zygomaticus  minor  13. 


Myasthenia:    paralytica    mit    Trigeminus- 

affektion  307. 
Mykotische:   Theorie  bei  Entstehung   der 

Keratitis  neuroparalytica  263. 
Mydriasis:  89,  127,  129,  180,  181,  287. 
Myxogliom:  des  Pons  113,  124. 


N. 

Narbenbildung:    bei    Herpes    zoster    163. 
Nase:   Rötung  der  Schleimhaut  bei  Trige- 

minusaffektion  147. 
Nasenkatarrh:     bei     Trigeminusaffektion 

150. 
Nasenschleimhaut:    Herpesbläschen    auf 

derselben  158. 
Nasensekretion:     gesteigert     bei     Trige- 

minusläsion  75. 
Nasoziliarast:  Bedeutung  der  Erkrankung 
desselben  bei  Herpes  zoster  ophthal- 
micus 167. 
Nebelsehen:   100. 
Nekrosen:    nach     Entzündung    peripherer 

Nerven  272,  273. 
Nervenendigungen:    freie    in    der    Kon- 

junktiva  und  Kornea  41. 
Nervus:  abducens  49; 

auricularis  magnus  145; 

ciliares  breves  43; 

ciliares  longi  38; 

Ganglien  derselben  38; 

Verlauf  39; 

frontalis:  4,  37; 

bei  Herpes  zoster  erkrankt  157; 

inf ratrochlearis :  41; 

bei  Herpes  zoster  157; 

lacrymalis:  2,  4,  6,  7.  8,  37.  38; 

bei  Herpes  zoster  157; 

laryngeus,  Reflex  vom  Trigeminus  65.  69; 

maxillaris  inferior  149; 

naeociliaris:  4,  37,  38; 

bei  Herpes  zoster  157; 

orbitalis  4; 

opticus:  gummöse  Neuritis  95; 

bei  Herpes  zoster  kranker  Trigem.   179; 

petrosus  superfic.  major.  8,  9; 

subcutaneus  malae  3,   6,  8.  9; 

supraorbitalis:  4,  37; 

bei  Herpes  zoster  157: 

supratrochlearis  37,  41,   157; 

trochlearis  4; 

zygomaticus  malae  4. 


Al])liahetisches  8ach-Registcr. 


317 


Nc'tzliaiit:    Apopk'xii"    Ix'i     Herpi-s     zoster 
oi)hthalmiciis  179; 
:  iil)ii()niiale.s  Verhalten  derselben   101; 
Erkrankung  bei  Herpes  zoster  179. 
Keuralgie:  des  Trigeniinus  71,  72,  222,  224; 
im  T.  Aste  des  Trigeniiniis  148.  150; 
bei  Herpes  corneae  febrilis   151; 
bei  Herpes  zoster  ophthalnücns   158; 
Fälle  mit  Sektionsbefund  214,  215,  216, 

217,  218,  219,  220,  221; 
des  Trigeminus,  aus  der  Tiefe  der  Nase 

ausgehend   117; 
mit  Tertiant\i)us   118. 
Neuritis:  des  Trigeminus   129,   145; 

des  I.  Trigeminusastes  74,  107,  149,  193; 
als  Ursache:  des  Herpes  zoster  ophthal- 

micus  189,   190; 
der  Keratitis  neuroparal^-tica  286; 
multiple  mit  Trigeminusneuralgie  76; 
optica:  bei  Herpes  zoster  179,   181; 
bei  Gehirnsj'philis  95; 
der  durch  den  Sinus  cavernosus  verlaufen- 
den Nerven  118. 
Neuroirri tatorische  Anämie:   141. 
Neurom:  bei  Trigeminuslähmung  296. 
Neurontheorie:   143. 

Neuroparalytische     Hyperämie:      120, 
141,  252,  281; 
Ophthalmie,    siehe    Keratitis    neuropara- 
lytica. 
Neurose:  spnpathische  100,   101. 
Neurotomia  optico-ciliaris  105,  248. 
Nieskrampf:  bei  Trigeminuserkrankung  88. 
Nystagmus:  110. 


0. 


Obliteration:  des  Orbitalraums  113; 

des  Sinus  cavernosus   106. 
Odem:  angioneurotisches   150; 

der  Lider  und  Stirn  bei  Supraorbitalneur- 

algie  150; 
bei  Herpes  corneae  neuralgicus  151; 
bei  peripheren  Nervenstörungen  273; 
bei  Supraorbitalneuralgie  187; 
der  Lider  bei  Herpes  zoster  ophth.   165; 
trophopathisches  bei  Keratitis  neurojjara- 
htica  272; 
Ohr:    trophische    Störung    bei    Trigeminus- 

affektion  149. 
Ohrblutung:  bei  einer  Hysterika  130. 


Ok  ulo  mol  ori  us:    106. 

Okulomotoriuslähmung:  74,  79,  93,  94, 
95,  108,   127,  136,  220,  223,  244,  245. 
246.  247,  288,  290,  292.  293,  306; 
bei  Anerrysma  im  Siiuis  cavernosus  150; 
bei  basaler  Lues  94,  95; 
durch  Gummata  76; 

bei  Herpes  zoste"  oplithalmicus  J80,  202; 
rezidivierende  mit  Migräne  73; 
bei  Tabes  128; 
durch  Tumor  75,   128. 
Okziput:     Bläscheneruption     bei     Herpes 

zoster  159. 
Olfaktorius:    Erweichung    desselben    112. 
Olfaktoriuslähmung:   95,   110,   111,  288, 
290; 
bei   ba  aler  Lues  95. 
Ophthalmia  catarrhalis  neurotica  73. 
Ophthalmoplegie:  74,  78,   105.   107.  222. 
243,  245,  254.  289,  290,  306; 
doppeltseitige  25,   217; 
exterior  77,   115; 
exterior  et  inferior  218; 
bei  Erkrankung  der  Fissura  orbital,  sup. 
215. 
Optikus:  Atrophie  21,  94,  95,  108,  111,  179. 
243; 
bei  zerebraler  Lues  94; 
bei  Herpes  zoster   179; 
bei  Syphilis  95; 
durch  Tumor  222. 
Orbiculus  ciliaris:   Nerven  desselben  40. 
Orbikulariskrampf :   133; 

bei  Entzündung  des  vorderen  Bulbusab- 

schnittes  79,  80; 
bei  einer  Hvsterika  1.30. 


P. 

Pachy  meningitis:   74; 

mit  Trigeminuserkrankung,   als   L'rsache 
des  Herpes  zoster  189. 
Palpebralpunkt:   85. 

PanOphthalmitis:  bei  Herpes  zoster  173; 
nach  Keratitis  neuroparah-tica  212,  2.39. 
Papilla  optica:  bei  Herjjes  zoster  ophthal- 
micus   159; 
weiße  Verfärbung  124. 
Papillitis:   113; 

als  Reflexneurose  bei  Herpes  zo.ster  oph- 
thalmicus  159. 


318 


Alphabetisches  Sach-Register. 


Parästhesie:  im  Trigeminusgebiet  222. 
Paralyse:  146,  225,  194  mit  Herpes  zoster; 
Versiegen  der  Tränensekretion  bei  der- 
selben 135. 
Parese  sämtlicher  Okulomotoriiisäste  106. 
Patellarreflexe:  Fehlen  derselben  110. 
Paukenhöhlenkatarrh:       nach       Trige- 

minusatfektion  150. 
Pemphigusblasen:  141. 
Perikorneale:  Injektion  bei  Herpes  zoster 

ophthalmiciis  159. 
Perineuritis:     nodosa    als    Ursache     von 

Herpes  zoster  189. 
Periostitis:   der  Zähne,   Fortkriechen   der 

Entzündung  in  die  Augenhöhle  90. 
Phlyktäne:   116. 

Photophobie:  mit  heftigen  Schmerzen  im 
gesunden  Auge  101 ; 
bei  forme  fruste  des  Herpes  zoster  oph- 

thalmicus  188; 
bei  Supraorbitalneuralgie  188. 
Photopsien:   100. 
Plexus     caroticus:     Ursprungsstelle     der 

sympathischen  Fasern  37. 
Poliencephalitis   sup. :    mit   Trigeminus- 

lähmung  307. 
Poliomyelitis  acuta:   143. 
Ponsaffektion:  94,  108,  136,   148,  224. 
Prominenz  des  Bulbus   112,   113. 
Prosopalgie:  22.3. 
Protrusio  bulbi:   107. 
Pseudobulbärparalyse:  mit  Trigeminus- 

affektion  307. 
Ptosis:  21,  47,  75,  105,  106,  107,  109,  110, 
112,  113,  116,  118,  119,  124,  218,  241, 
245,  287,  298; 
bei  basaler  gummöser  Meningitis  94; 
kongenitale  70; 

bei  Herpes  zoster  179,  180,  181; 
sympathica  254,  255; 
und   Trigeminuslähmung   ohne   Keratitis 

neuroparalytica  243,  244; 
und    Trigeminuslähmung     mit    Keratitis 

neuroparalytica  245,  246; 
bei  Tumor  cerebri  128; 
nach  Zahnreizen  81. 
Pulsation:  des  Bulbus   113. 
Pulsfrequenz:    vermehrt    bei   Trigeminus- 

affektion  148. 
Pulsierender  Exophthalmus  114. 
Pupille:    bei    Herpes    zoster    ophthalmicus 
176; 


Pupille:     Miosis    nach    Trigeminusdurch- 
schneidung  62; 

Sympathikuseinwirkung  auf  dieselbe  63; 

Verengerung  derselben   bei   Reizung  der 
Hornhaut  60; 

Verhalten     bei     Trigeminusläsion     138; 

weit  und  starr  105,   106. 
Pupillen -Differenz:  110,  112; 

Erweiterung,  reflektorische  61; 

Verengerung  bei  Trigeminusreiz  138; 

krankhaft  erweitert  89; 

Lähmung  bei  Herpes  zoster  181; 

Reaktion,  Fehlen  derselben  289; 

Starre  bei  basaler  Lues  94,  95. 


Q. 


Quaddeleruption:      als      vasomotorische 
Neurose  im  Trigeminusgebiet  147. 


B. 


Rachenkatarrh  nach  Trigeminusaffektion 
150. 

Ramus  lacry  mo-palpebralis  4. 

Ramus      ophthalmicus:      N.   Trigemini, 
Erkrankung  bei  Tumor  93. 

Ramus     ophthalmicus:      Neuritis     des- 
selben 95,  149,   193; 
bei  Aneurysma   der   Carotis  interna   76; 
Ganglienzellen  in  seinem   Verlaufe  235; 
Quetschung  durch  einen  Tumor  84. 

Reaktionslosigkeit     der     Pupillen     127. 

Rectus  externus  gelähmt  108; 
internus  gelähmt  108. 

Reflexamaurose:  88. 

Reflexbahn:  sensible  für  den  Blinzelreflex 
134. 

Reflexe:  von  der  Kornea  und  Konjunktiva 
59,  303. 

Refraktionserhöhung:  bei  Herpes  zoster 
ophthalmicus  179. 

Regionäre  Anästhesie  der  Kornea  115. 

Reiztheoric:  bei  Entstehung  der  Keratitis 
neuroparalytica  270,  273. 

Retinitis:  durch  vasomotorische  Störungen 
bei  Herpes  zoster  ophthalmicus  159. 

Retrobulbäre  Neuritis.     Schmerz  bei  der- 
selben 84. 


Alpliabctischcs   Sa(h-I?r<.'ist<'r. 


319 


Rezidiv:  bei  Keratitis  iu'iir()|)ajalytica  283. 
Kozidivierende:     Hornlia\iteiosioiun    83; 

Okuloniotoiiiislälniunif^   120. 
Rezidi  vitMunji:  bei  Herjies  zoster  o])litlial- 

iiiiciis   184. 
Rheii  mati Sinus:    Ix'i    Herjies    zoster    2<t3; 

bei  Trigeiiiin\i,'-(rkrankun<!en   126. 
Rnndzellensarko  ni  im   Stirnhirn  116. 


S. 


Saftstrom  in  der  Hornhaut  232. 
Sarkom  des  Keilbein.s   112; 

mit  Trigeminiiserkrankunij;  219,  220,  222, 

223,  224,  295; 
im  Rons  112,  114; 
in  der  Medulla  oblon<:ata   112. 
Schädelbasisfraktur:   136; 

mit   Keratitis   neurojmralytica   286,   287. 

288,  289; 
mit  Fazialislähmung  29; 
mit  G'ehörlähniung  29. 
Schlaflosigkeit:   116. 
Schluchzen:  4. 
S  c  h  1  u  c  k  b  e  s  c  h  \\  e  r  d  c  n  :   1 28. 
Schluckreflex:  bei  Trigeminusreizung  66. 
Schmerz:  im  Auge  85; 

in  der  Gesicht^hälfte   116; 

bei      Reizung      des      vorderen      Bulbus- 

abschnittes  81,  82; 
bei  retrobulbären  Xeuritiden  84; 
bei  Herpes  zoster  ophthalmicus   158. 
Schmerzlose  Exenteratio  orbitae  bei  Tri- 

geminusläsion  121. 
Schmerzpunkte:  84. 

Schußverletzung:    mit    Trigeminusaffek- 

tion  und  Keratitis  neuroparalytica  286. 

Schweißsekretion:     gesteigert     bei     Tri- 

geminusaffektion  1.50. 
Schwindel:   107. 
Schwitzen:  254. 
Sehnervenatrophie:  112,  117. 
Sehstörungen:  bei  Trigeminusaffektion  88. 
Sensibilitätsstörungen:     der    Konjunk- 
tiva   bei  Herpes  zoster  ophthalmicus 
170. 
Sensibilität:  der  Kornea  bei  Keratitis  neu- 
roparalytica erhalten  248; 
kutane  bei  Herpes  zoster  163; 
Störungen  im  Trigeminusgebiet  128. 


Sinus  cavernosus:  Amauro  e  bei  Throm- 
bose S5; 
Aneurysma  150,  245; 
Erkrankung  mit  Trigeminuslähmung  106, 

214,  215; 
durch  Syphilis  74; 

durch  chronische  Entzündung  74,   118; 
durch  Thrombose  244,  254. 
Sinusthrombose:      107.     112.     118.     244, 

254. 
Skleritis:  bei   Herpes  zoster  ophthalmicus 

170. 
Skorbutartige:  Veränderungen  des  Zahn- 
fleisches bei  Trigeminusläsion   149. 
Solitärtuberkel:   111,   117. 
Spannungsveränderung:   des  Bulbus  bei 

Keratitis  neuroparalytica  212. 
Speichelfluß:  vermehrter  bei  Trigeminu; - 

reizung  66. 
Spinalganglien:     als    trophische   Zentren 

143. 
Spindclzellensarkom:      an      der      Ba:  is 
cerebri  117; 
mit  Trigeminuserkrankiing  217. 
Sprachstörung:   113. 
Stammerkrankung:  des  Trigeminus  222, 

223,  224,  225,  226. 
Staphylokokken:  bei  Herj^es  zoster  oph- 
thalmicus 157. 
Stauungspapille:   110,   111,   112. 
Stellwagsches  Zeichen:  bei  Basedow  137. 
Stichverletzung:  des  Auges  105; 

des  Schädels  mit  Keratitis  neuroparaly- 
tica 286. 
Streptokokken:    bei   Herpes   zoster   oph- 
thalmicus 157. 
Supraorbi talgegend:    Odem   bei  Neural- 
gie 187. 
Supraorbitalneuralgie:  84,  131,223,225, 
228; 
abhängig  vom  Diplobacillusconjunctivalis 

82; 
mit  Blutung  in  die  Bindehaut  187. 
Symmetrische  Gangrän:  276. 
Symmetrisches  Auftreten:   des  Herpes 

.  zoster  ophthalmicus  164. 
Sympathikus:  7,  9,  17; 

Antagonist  des  Trigeminus  63; 
Beziehung  zur  Pupille  63; 
Durchschneidung,   gefäßerweiternde  Wir- 
kung 60; 
als  Erreger  der  Tränensekretion  28; 


320 


Alphabetisches  Sach-Register. 


S  ympathikiu  :     Fasern,    Lähmung    des- 
selben 253,  256; 

Fasern  im  I.  Trigeminusaste  37; 

im  Schädelinnern,  Verlauf  desselben  199; 

als  Sekretionsnerv  der  Tränen  136,   137; 

Läsion  253,  256; 

Symptome  nach  Trigeminusläsion  253, 
254,  255; 

Lähmung  253,  254,  255,  283,  287; 

nach  Trarma  185; 

bei  Herpes  zoster  ojjhthalmicus  185; 

bei  Keratitis  neuroj^aralytica  257. 
Sympathischer:  Blepharospasmus  110. 
-Sympathische:  Entzündung  98,   102; 

Neurose  98,  100,   101; 

Reizung  96,  97,  99,  102. 
Sy mpathisiertes  Auge  98. 
Syphilom  des  Rons  124. 
Syphilis:    basale  gummöse   Meningitis   25, 
95.  119,  293,  298; 

Abduzenslähmung  bei  derselben  95; 

Fazialislähmung  95; 

Hypoglossuslähmung  95; 

Okulomotoriuslähmung  76,  95; 

Olfaktoriuslähmung  95; 

Optikv.slähmung  95; 

Pupillenstarre  95; 

Trigeminusaffektion  bei  derselben  74,  76, 
79,  94,  95,  211,  212,  216,  217,  218,  220, 
222,  223,  298; 

Trochlearislähmung  95. 
Syringo  myelie:    mit  Herpes    zoster   205; 

mit  Trigeminusaffektion  306. 


T. 

Tabes:   128; 

mit    Blepharospasmus    und    Trigeminus- 

neuralgie  81; 
mit     Konjunktivalinjektion     bei     Trige- 

minusreizen  72; 
mit  Herpes  zoster  205; 
mit  Trigeminusaffektionen  128,  225,  226, 

.305; 
mit  Keratitis  neuroparalytica  285.  • 
Taboparalyse:   mit  Herpes  zoster  205. 
Taubheit:   112,   127. 

T e  m  p e  r a  t  u  r :   1  )iff erenz   bei  Herpes  zoster 
164; 
Erhöhung  als  vasomotorische  Störung  des 
Trigemiiuis   148; 


Temperatur:      Erniedrigu ng     bei    Trige- 
minusaffektion  1.30,   150. 
Tenonsche  Kapsel:  38. 
Theorien:   über   das   Wesen   der   Keratitis 

neuroparalytica  234.    ■ 
Thrombophlebitis:  des  Sinus  cavernosus 
114; 

mit  Herpes  zoster  182. 
Thrombose:  der  Basilararterie  124; 

der  Karotis  109; 

des  Sinus  cavernosus   114,  286. 
Tic  douloureux:  80,   120,  219. 
Totale  Ophthalmoplegie:   113. 
Tractus    opticuserkrankung:    95.    216. 
Tränen:  blutige  31; 

im   Schlaf   11; 

beim  Lachen  15; 

beim  Erbrechen  15; 

bei  Gähnen  15,   16; 

gehinderte  Abfuhr  dert-elben  31. 
Tränenableitung:  2,   17. 
Tränenapparat:    Verhalten    beim   Herpe? 

zoster  ophthalmicus   165. 
Tränendrüse:   1; 

Anschwellung  derselben  23; 

Sekretionsnerven  derselben  6; 

Fazialis  als  Innervator  27,  29; 

Sympathikus  als  Innervator  28,  29; 

Trigeminus  als  Innervator  28,  29,  hl; 

symmetrische  Erkrankung  30. 
Tränenfluß:      reflektorischer      vom      Tri- 
geminus aus  10; 

vom  Optikus   1 1 ; 

bei  Syphilis  94; 

bei  Verlängerung  der  Plica  semilunaris  33. 
Tränenflüssigkeit:     Bestandteile     5; 

Menge  5; 

Vermehrung  durch  Jaborandi  6. 
Tränennasengang:  2. 
Tränenpunkt:      spastische      Verengerung 

desselben  32,  33. 
Tränensekret:    abnorme  Bestandteile   30. 
Tränensekrctioii:       abhängig     vom     Fa- 
zialis 136; 

vom  Symj>athikus  136; 

vom  Trigeminus  28; 

kongenitales  Fehlen  24; 

paradoxe     bei    Anästhesie     des    Bulbus 
135; 

Reflexzentrum  derselben  9,   10,   16; 

vermehrte  7,  20,   148; 

bei  Basedow  22,   I.S7; 


Alphabetisches  Sachregister. 


321 


Tränensekretion:    bei  forme   fruste    des 
Herpes  zoster  ophthalmicus  187; 

bei    Herpes    zoster     ophthahniciis     159, 
167; 

bei  Herpcs  corneae  fcbrilis   152; 

bei  Herpcs  corneae  ncuralgicns   152; 

mit  Hypotonie  23; 

bei  Hysterie  21; 

bei  Nacht  137; 

bei    Erkrankungen     der     Nasensclileim- 
haut  23; 

bei   Reizungen   des    vorderen    Bulbusab- 
schnittes  78; 

Versiegen  derselben  24,   14i>; 

bei  Botulismus  30; 

bei  Keratitis  neuroparalytica  284; 

bei  Lepra  29; 

bei  Melancholie  29; 

aus  psychischen  und  reflektorischen  Ur- 
sachen 25; 

bei  Trigeminusaffektionen  129,  135; 

bei  Typhus  29; 

bei  Vernarbung  der  Konjunktiva  24; 

bei  Xerosis  conjunctivae  24. 
Trauma:  als  Erzeuger  der  Keratitis  neuro- 
paralytica 286. 

bei  Herpes  zoster  204. 
Traumatische    rezidivierende    Homhaut- 

neuralgie  84. 
Traumatische    Theorie:    bei    der   Kera- 
titis neuroparalytica  257. 
Tri ge minus:   als   Antagonist  des   Sympa- 
thikus 63; 

I.  Ast,  anatomischer  Verbreitungsbezirk 

36; 
Endäste  desselben  37; 
Erkrankung  128,  289; 

II.  Ast,  Neuritis  25; 
Sympathikusfasern   in   demselben   37; 
Parästhesien  108; 

totale  Anästhesie  26; 
Erkrankung  128; 

III.  Ast,  Erkrankung  desselben  75,  88, 
182,  183; 

Äste,  basaler  Verlauf  der  einzelnen  216; 
Äste,  Erkrankung  128,  215,  216,  217,  218, 

219; 
Äste,   Ganglion  und  Stamm  gleichzeitig 

erkrankt  221; 
Anaesthesia  dolorosa  76; 
Beziehungen  zum  Fazialis  69; 
kongenitale  Bildungsfehler  69,  70; 

Wilbrand -Saenger,  Neurologie  des  Auges.    II 


Trigcminus:  doppeltseitige  Läsion  129, 
134,   150; 

Durchschneidung  mit  Hyperämie  der  Kon- 
junktiva und  Iris  253; 

Erweichung  desselben  221 ; 

Fissura  orl^italis  erkrankt  mit  Trigeminus- 
läsion  214,  215; 

Hautveränderung  bei  Erkrankung  des- 
selben 150; 

Hyperästhesie  seines  Gebiets  77,  222; 

isolierte  Lälnining  desselben  26,  103, 
129; 

Kerngebiet  desselben  55,  56,  230; 

Kernwurzelgebieterkrankungen  226,  227, 
228,  229,  230; 

Lähmung  124; 

komplette   102,  .303; 

kongenitale  70; 

doppeltseitige  304; 

motorische  136; 

beim  Tumor  93,  94,  292,  293,  294, 
295,  296; 

isolierte  26,   129; 

bei  Karzinom  der  Schädelbasis   129; 

bei  Syphilis  74,  94,  95,  298; 

doppeltseitige  267; 

bei  Lagophthalmus  ohne  Keratitis  neuro- 
paralytica 241,  242,  243; 

mit  Fazialislähmung  und  Keratitis  neuro- 
jDaralytica  240,  241 ; 

Fälle  mit  Keratitis  neuroparalytica  209 
bis  212; 

mit  Ptosis  ohne  Keratitis  neuroparalytica 
243,  244; 

und  Symptome  von  Symjjathikuslähmung 
253,  254,  255; 

mit  Ptosis  und  Keratitis  neuroparalytica 
245,  246; 

bei  Fernwirkung  durch  Tumoren  292; 

bei  Schädelbasisfraktur  287; 

bei  Schußverletzungen  290; 

bei  Stichverletzungen  291; 

bei  Großhirnerkrankung  302; 

bei  funktionellen  Störungen  304; 

kongenitale  304; 

bei  Tabes  305; 

bei  Syringomyelie  306; 

bei  Bulbärparalyse  306,  307; 

bei  Ophthalmoplegie  306; 

bei  Myasthenia  paralytica  307; 

bei  Pseudobulbärparalyse  307; 

bei  Poliencephalitis  superior  307; 

Bd.   I.  Abteilung.  21 


322 


Alphabetisches  Sachregister. 


Trigeminus:    bei  Erkrankung  des    Sinus 
cavernosus  214,   215; 
bei  basalen  Krankheitsherden  215; 
Lidulzeration  bei  Läsion  desselben    150; 
Mitbewegung  bei  Kaubewegungen  69; 
motorische  Fasern  desselben  57; 
Neuralgie  25,  117; 
bei  Tumor  77,  94; 
Fälle  mit  Sektionsbefund  73,  74; 
durch  Cholesteatom  77; 
bei  Aneurysma   der  .  Carotis  interna   76; 
bei  Exostose  der  Schädelbasis  76; 
mit  Sekt ionsbef und  75; 
mit  Amblyopie  92; 
wechselnd  mit  Anästhesie  119; 
bei  multipler  Neuritis  76; 
vermehrter  Tränenfluß  79; 
Neuritis  desselben  76,  145; 
Pachymeningitis  als  Erkrankungsursache 

74; 
Parästhesien   bei   Erkrankung   desselben 

222; 
Pupüle-Verhalten    bei    Läsion    desselben 

138; 
Reflexe:  bei  Reizung  des  vorderen  Bulbus- 

abschnittes  59; 
bei  Tränensekretion  10,  28,  29; 
Schluckreflexe  66; 
Schmeckreflexe  66; 
vermehrter  SiJeichelfluß  66; 
Reizung:  reflektorischer  Lidschluß  64; 
Atmungsunterbrechung  65; 
Pupillenverengerung  81; 
Vermehrung  des  intraokularen  Druckes  62 ; 
bei  organischen  Läsionen  71; 
skorbutartige     Veränderungen     bei     Er- 
krankung desselben  149; 
sekretorische  Fasern  für  die  Tränendrüse 

37; 
sekundäre  Trigeminusbahn  56; 
Rindenfeld  desselben  56; 
sensible  Portion  desselben  56; 
Stammerkrankungen  desselben  108,  222, 

223,  224,  225; 
Anatomie    des    Stammes    und    der   Äste 

desselben  33; 
trophische  Fasern  in  demselben  67; 
Störungen  138; 
Trophoneurose   145: 
Vasokonstriktoren  in  demselben  62; 
vasodilatatorische    Fasern    desselben  28. 

59,  62; 


Trigeminus:     vasomotorische     Störungen 
147,  148; 
Wurzel:  trophische  239; 
Atrophie  149; 

absteigende  Blutung  in  dieselbe  146; 
aufsteigende  Wurzel  36,  55; 
motorische  Wurzel  55; 
absteigende  55; 
zerebrale  55; 
spinale  56; 

Degeneration  derselben  224; 
Blutung  um  das  Wurzelgebiet  225; 
sensible  36. 
Trochlearisjähmung:    93,   95,    106,    128, 
223,  245,  287,  288; 
bei  Herpes  zoster  ophthalmicus  182; 
bei  Aneurysma  im  Sinus  cavernosus  150; 
bei  Syphilis  95. 
Trophische:    Fasern    im    Trigeminus    57, 
67,  234; 
Nerven  als  Ursache  des  Zoster  201; 
Störungen,     Wesen     derselben     im     all- 
gemeinen 138; 
am  Ohre  149; 
Theorie    der    Keratitis     neuroparalytica 

234; 
Wurzel  des  Trigeminus  229. 
Trophisch  -  traumatische  Theorie:  der 

Keratitis  neuroparalytica  238. 
Trophisch  -  vasomotorische     Störungen 

im  Trigeminusgebiet  145. 
Trophoneurose;  im  Trigeminusgebiet  145; 
mit  Haarausfall  99; 
mit  Verfärbung  der  Zilien  99. 
Trophopathisches     Ödem     bei    Keratitis 

neuroparalytica  272. 
Trübung:  der  Kornea  bei  Trigeminusläsion 
108; 
im  Glaskörper  105. 
Tubenkatarrh:   nach  Trigeminusaf f ektion 

150. 
Tuberkel:    mit    Trigeminuslähmung    111, 

123,  127,  217,  222,  286,  296. 

Tumor:  Erkrankung  des  Trigeminus  durch 

denselben  210,  216,  217,  218.  219,  220, 

221,  222,  223,  224; 

Fernwirkung   mit    Quintuslähnuing  292; 

mit  Keratitis  neuroparalytica  292,  295, 

296,  297; 
an  der  Basis  mit  Quintusaffektion  75,  94, 

129,  212; 
in  der  Fissura  orbitalis  215; 


Alpliabetisclies  Saoliregister. 


323 


Tunior:  am  Ganglion  Gasseri  74,  104.  l.'}3; 

(k-s  Koilbeins  118,   128; 

dos  Kleinhirns  111; 

der  mittleren  Sclicädelgrube  104; 

des  Pons   108,    111,   114,   148; 

beider  Seldui.;el    127. 
Typhus:  Trockenheit  der   Konjiinkt  Iva  bei 
demselben  29. 


u. 


Ulcus  corneae  123; 

bei  Herpes  corneae  febrilis  l,'i4; 

bei  Tumor  des  Keilbeins  128. 
Ulcus  serpens:   116. 
Ulzeration  der  Lider  107. 
Unbeweglichkeit:   des   Bulbus    107,    112; 

der  divergierenden  Augen  113; 

der  Pupille  116. 
Unterbrechung  der  Trigeminusleitung  im 
Sinus  cavernosus   108. 


V. 


Vaguslähmung:   111. 

Vasokonstriktoren     im    Trigeminus     62. 
Vasodilatatoren:    Nervenfasern    im    Tri- 
geminus 62,  73; 
Lähmung  derselben  253. 
Vasomotoren:  141,  142. 
vasomotorisch-trophische    Störungen    im 

Trigeminusgebiet  71,   145. 
vasomotorische     Theorie     der     Keratitis 

neuroparalytica  252. 
vasomotorisch-traumatische  Theorie  256. 
Vena    ophthalmica    superior:    Thrombo- 
phlebitis derselben  193. 
Verdickung  des  III.  Trigeminusastes  117. 
Verlust  des  Geruchs  und  Geschmacks  117, 
127; 
der  Kopfhaare  100. 
Verminderung:   der  zentralen   Sehschärfe 

100. 
Versiegen  der  Tränen:  24; 
bei  Fazialislähnumg  24; 
bei  Trigeminuslähmung  26. 
Vertro«knungstheorie:    bei   Entstehung 
der  Keratitis  neuroparalytica  261. 


V o r d e r (»r  B u  1  b u s a b s c h n  i  1 1 :  Affektionen 
desselben   101; 
Pvoizzustände  bei  Trigeminusläsion  71; 
vasomotorische   Störungen  in  demselben 
71. 
Voidcrc  Ka  nnnei-:  Rolle  derselben  bei  der 
Erweichung  der  Hornhaut  232. 


w. 


Wange:    Abflachung   derselben    bei    Trige- 
miiuislähmung  249; 
Anästhesie  derselben   108. 
Weinen:  einseitiges  7; 

bei  Fazialislähmung  24,  29; 
nach  psychischen  Affekten  11. 
Widerstandsfähigkeit:   verminderte  des 
Kornealgewebes  bezüglich  der  Kera- 
titis neuroparalytica  238. 
Wurzelgebiet:    des    Trigeminus    erkrankt 
225,  226,  227,  228,  229,  230. 


X. 


Xerose:    Bazillen    bei   Herpes   zoster   oph- 
thalmicus  157; 
der  Bindehaut,  Mangel  der  Tränensekre- 
tion 24. 

Xerosis  der  Hornhaut  255. 

xerotische    Theorie    bei    Entstehung    der 
Keratitis  neuroparalytica  261. 


Z. 


Zähne:  Lockerung  derselben  111. 
Zahnextraktion:  Herpes  danach  204. 
Zahnfleisch:    Anästhesie    bei   Trigemmus- 
affektion  224; 
Blutungen  als  vai-omotorihche  Störung  bei 

Trigemmusaffektion  148; 
Erkrankung  bei  Trigeminusaffektion  149; 
Lockerung  bei  Trigeminusaffektion   111, 
225,  291. 
Zahn  leiden:    mit    Akkommodationsbe- 
schränkung  69; 
Augenmuskelkrämjife  dabei  72,  73; 

21* 


324 


Alphabetisches  Sachregister. 


Zahnleiden:  mit  Exophthalmus  90; 
Levatorkrampf  bei  demselben  8 1 ; 
Ptosis  nach  demselben  81. 

Zahnreize:  mit  Sehstörung  88,  89; 

mit  Steigerung  des  intraokularen  Drucks 
78. 

Zahnschmelz:  Schwund  desselben  bei 
Trigeminusläsion  149. 

Zentrale  Kornealtrübung:  mit  An- 
ästhesie 115. 

Zervikalganglion:  'Bedeutung  für  das 
Auftreten  von  Keratitis  neuropara- 
lytica  2ö2. 

Ziliarkörper:  Nerven  derselben  41. 

Ziliarmuskel:  Spasmus  desselben  100. 

Ziliarnerven:  kurze  37,  38,  40; 


Ziliarnerven:  Verlauf  nach  vorn  39; 

Ganglien  derselben  38; 

verschiedene  Fasern  derselben  57; 

sensible  57; 

vasomotorische  57. 
Ziliarnerventheorie:  bezüglich  der  sym- 
pathischen Ophthalmie  97,  102. 
Zilien  Verfärbung:  bei  sympathischer  Neu- 
rose 99. 
Zoster:  epidemicus  203; 

gangraenosus  202; 

traumaticus  140. 
Zuckungen  im  Fazialis  HO. 
Zunge:  Lähmung  118; 

Atrophie  der  Hälfte  110. 
Zyste:   im  Temporo-sphenoidallappen    113. 


Date  Due 

Demco  293-5 

' 

RE^6 


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11