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Römerkastell Saaffiürif
Homburg v. d. H ö h e
Ja GOBI
TEXT
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RÖMERKASTELL SAALBURG
BEI
HOMBURG VOR DER HOHE
NACH DEN ERGEBNISSEN DER AUSGRABUNGEN
UND MIT BENUTZUNG DER HINTERLASSENEN AUFZEICHNUNGEN DES
KÖNIGL. KONSERVATORS OBERSTEN A. VON COHAUSEN
VON
L. jacobi,
BAUMEISTER,
MITGLIED DER REICHS-LIMES-KOMMISSION.
MIT EINER KARTE, 80 TAFELN UND 110 TEXTABBILDUNGEN.
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HOMBURG VOR DER HÖHE.
IM SELBSTVERLAGE DES VERPASS ER S.
1897.
C 193
Alle Rechte vorbehalten.
IHRER
KAISERLICHEN UND KÖNIGLICHEN
MAJESTÄT
DER
KAISERIN FRIEDRICH
EHRFURCHTSVOLL
GEWIDMET.
V
Vorwort.
Die Anfänge dieses nunmehr vollendeten Buches gehen in das Jahr 1877
zurück. Daraals beabsichtigte der Königliche Konservator Oberst
August von Cohausen, mein sehr verehrter Freund, mit dem ich fast ein
Vierteljahrhundert die Ausgrabungen an der Saalburg leitete, mit mir zu-
sammen ein größeres Werk über die Ergebnisse unserer Untersuchungen
herauszugeben. Manches dazu war vorbereitet und geschrieben, doch zeigte
sich bald, daß eine solche Arbeit längere Zeit erfordern würde, wenn man
Alles berücksichtigen wollte; auch eröffneten sich bei den fortschreitenden
Ausgrabungen immer neue Gesichtspunkte, so daß es rätlich erschien, mit
einer größeren Publikation noch zurückzuhalten. Um aber den vielfach
geäußerten Wünschen nach einer Beschreibung der Saalburg entgegenzu-
kommen, veröffentlichten wir 1878 eine kleine Broschüre, die bis 1893
vier Auflagen erlebte. Sie erschien unter dem Titel: «Das Röraerkastell
Saalburg», und zwar mit dem Hinweis, daß ein größeres Werk bald folgen
solle. Leider hat sich aber dieses Vorhaben nicht so schnell verwirklichen
lassen. Einmal war van Cohausen, der den größten Teil des Textes zu
schreiben übernommen hatte, durch sein 1884 erschienenes grundlegendes
Werk: «Der römische Grenzwall», in dem er schon manche unserer Er-
gebnisse benutzen konnte, so sehr in Anspruch genommen, daß er dem
geplanten Unternehmen nur wenig Zeit widmen konnte, andererseits fand
auch ich, der ich unterdessen die Zeichnungen soweit gefördert hatte,
daß im Jahre 1885 die meisten der Tafeln lithographiert waren, infolge
der Überhäufung mit Berufsarbeiten wenig Muße zur Bearbeitung des
Textes. Ehrlich gestanden, fehlte mir auch der Mut, mich allein der
schwierigen Aufgabe zu unterziehen; auch war es nicht leicht, den rich-
tigen Anfang wieder zu finden. Erst die im Jahre 1892 begonnene Thätig-
keit der Reichs -Limes -Kommission spornte mich von neuem dazu an, und
die nunmehr bestimmt in Aussicht gestellte Unterstützung von Cohausens
veranlaßte mich, die Arbeit wieder zu beginnen. Da dieser aber zunächst
noch ein anderes, längst begonnenes Buch: «Die Befestigungs weisen der Vor-
zeit und des Mittelalters» vollenden wollte, mußte ich das Saalburgwerk vor-
läufig allein aufnehmen und — bedauerlicherweise — auch ohne ihn vollenden,
denn schon am 2. Dezember 1894 starb von Cohausen, der sein ganzes Interesse
YJ Vorwort.
unserer heimischen Altertumskunde gewidmet hatte, und dem ich eine große
Fülle von Anregung und Belehrung verdanke. Seine Aufzeichnungen, die
sich jedoch nur etwa bis zum Jahre 1885 erstrecken, hatte er mir schon
längst übergeben mit dem Vermächtnis, daß ich, falls es ihm nicht mehr
vergönnt sei mitzuwirken, das Buch allein herausgeben solle. Diese Notizen
sind, soweit sie nicht durch neuere Forschungen überholt waren, im vor-
liegenden Buche mit verarbeitet worden. Im Sinne des Verewigten war
ich bemüht. Alles das, was wir aus dem Schöße der Vergangenheit wieder
ans Tageslicht gezogen haben, auch Allen nutzbar zu machen und so der
Altertumsforschung neben der rein ideellen auch eine praktische Seite ab-
zugewinnen.
Daß eine Arbeit wie die vorliegende, die so viele der verschiedensten
Wissensgebiete streift, von einem Einzelnen nicht nach jeder Richtung hin
erschöpfend behandelt werden konnte und daß ich als Techniker ein besonderes
Gewicht auf die seither noch wenig beachteten technischen Zweige gelegt
habe, versteht sich von selbst; ich war aber bestrebt, im gegebenen Falle
für die mir weniger naheliegenden Gebiete der Wissenschaft stets das Urteil
des Special -Fachmannes einzuholen, und bin hierin bis zum heutigen Tage
von allen Seiten auf das Bereitwilligste unterstützt worden.
Das Buch soll keinen Anspruch darauf machen, ein gelehrtes Werk zu
sein, vielmehr ist es als ein Rechenschaftsbericht über die Arbeiten
an der Saalburg aufzufassen. Wenn ich dabei, wie dies besonders in den
«Vorbemerkungen» geschehen ist, nicht allein das Selbsterlebte, sondern auch
die früher von Anderen gemachten Beobachtungen und Aufzeichnungen be-
rücksichtigt habe, so geschah dies in der guten Absicht, das zerstreute und
mühsam zusammengebrachte Material zunächst einmal festzulegen und so eine
Grundlage zu schaffen, auf welche weitere Forschungen sich stützen können.
Ich bin vielleicht manchmal etwas zu ausführlich geworden, doch Hegt dies
darin begründet, daß dem Laien, für den das Buch ebenso bestimmt ist wie
für den Gelehrten, Manches erklärt werden mußte, was sich für den Techniker
oder den Archäologen von selbst versteht. Dazu kommt, daß ich die Saalburg
auch nicht ganz aus ihrer Umgebung loslösen und lediglich im Anschluß au
den Limes behandeln wollte, sondern versuchen mußte, auch ihrer Nachbar-
schaft, meiner engeren Heimat, Rechnung zu tragen. Es mögen hiermit
einige Mitteilungen, die sich nicht direkt auf die Saalburg beziehen, ent-
schuldigt werden.
Das Saalburg-Werk enthält nunmehr die Ergebnisse der Ausgrabungen
bis zum Frühjahr 1897, und es ist Alles berücksichtigt, w^as bis jetzt gefunden
ist und größtenteils im Saalburg-Museum aufbewahrt wird; es bildet in dieser
Hinsicht zugleich den Anfang zu einem Kataloge des Museums. Außerdem
bezeichnet es auch einen Abschnitt für unsere Ausgrabungen, insofern als
das Kastell, mit Ausnahme von 1860 qm, nunmehr vollständig aufgedeckt
ist. Alle weiteren Untersuchungen werden sich im Wesentlichen mit der
Bürgerlichen Niederlassung zu befassen haben.
Vorwort. VII
Dem Buche sollten ursprünglich nur die 80 lithographierten Tafeln bei-
gegeben werden; doch mußten diese, da nach 1885 nicht nur eine Reihe
interessanter Fundstücke hinzutraten, sondern auch immer wieder neue Bau-
werke zum Vorschein gekommen waren, noch um 110 in Zinkographie her-
gestellte Textabbildungen vermehrt werden. Hierbei hat mich, wie bereits
bei der Anfertigung der Zeichnungen für die Tafeln und bei den örtlichen
Aufnahmen, mein langjähriger treuer Gehülfe, Architekt H. FÖller, mit Sach-
kenntnis in anerkennenswerter Weise unterstützt, was ich an dieser Stelle
besonders hervorheben will. Ich darf wohl hoffen, daß durch diese Er-
gänzungen das Bild von der Saalburg ein möglichst vollständiges geworden
und nichts von dem zum Verständnisse dieser großartigen Niederlassung
Erforderlichen vergessen ist.
Wenn ich mir heute die fünfundzwanzig Jahre umfassende Thätigkeit
ins Gedächtnis zurückrufe, so gedenke ich gerne mancher schönen Stunde,
die ich, das Angenehme mit dem Nützlichen verbindend, mit meiner FamiUe
bei den alten Trümmern im schönen Taunus verbrachte und erinnere mich
wehmütig und dankbar manches lieben, längst heinigegangenen Freundes
und Gleichgesinnten, mit dem ich in anregendem Verkehre auf diesem alten
Kulturboden weilte. Die noch Lebenden aber, welche mich durch Wort und
Schrift, durch Rat und That unterstützt haben, vermag ich hier nicht einzeln
aufzuführen: es sind deren zu viele; ich habe ihrer, wo es mögHch war, an
den zutreffenden Stellen des Textes gedacht und sage ihnen hier nochmals
meinen schuldigen Dank.
Die endliche Fertigstellung des Werkes aber konnte ich nur durch die
thatkräftige Mithülfe der bei ihren selbständigen Arbeiten (Inschriften, Münzen
und Gemmen) ausdrücklich genannten Herren Lehramtsassessor Dr. Friedrich
Henlcel, bisher Assistent am Großherzoglichen Museum zu Darmstadt, und
meines Sohnes, des Königlichen Regierungs-Baumeisters Heinrich Jacobt, zur
Zeit Hülfsarbeiter bei der Königl. Regierung in Marienwerder, ermöglichen.
Diese beiden haben mich, da ich selbst meinen Berufspfiichten nur wenige
Mußestunden und diese auch nur mit Unterbrechungen abringen konnte, in
dankenswertester Weise bei den unerläßlichen Schlußarbeiten unterstützt.
Ersterer hat insbesondere durch die Übernahme der Korrektur und der Druck-
leitung sowie durch die äußerst gewissenhafte und erschöpfende Bearbeitung
der Register das Werk zum Abschluß bringen helfen.
Ich kann diesen Teil des Vorwortes nicht schließen, ohne noch meiner
lieben Frau, die allerdings am liebsten ungenannt bleiben möchte, in herz-
hcher Dankbarkeit zu gedenken. Sie hat sich durch ihre treue Mitwirkung
nicht allein um das Zustandekommen dieses Buches, sondern auch durch
ihre Thätigkeit am Saalburg-Museum ein so unleugbares Verdienst erworben,
daß es mir ein Herzensbedürfnis ist, dies hier anerkennend auszusprechen.
Mit hoher Freude und größter Genugthuung hat es mich erfüllt, daß
Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich, welche von jeher allen künstlerischen
und wissenschaftlichen Bestrebungen ihrer Zeit helfend und fördernd zur Seite
VIII Vorwort.
steht und den Ausgrabungen auf der Saalburg schon seit 1870 ein lebhaftes
Interesse entgegenbrachte, die Widmung dieses Buches huldvollst genehmigt
und allergnädigst angenommen hat. Möge es Ihrer Majestät eine Erinnerung
an die schönen mit Ihrem Hohen Gemahl und im Kreise Allerhöchst Ihrer
Familie auf der Saalburg verlebten Stunden und zugleich ein Beweis meiner
aufrichtigsten und ehrerbietigsten Dankbarkeit sein!
Nicht ohne Zagen schicke ich dieses Buch in die OtTontlichkeit. Daß
es nicht frei von Irrtümern sein kann, liegt schon in dem Stolle selbst und
dem früher wenig beachteten Gebiete der römischen Altertumsforschung auf
deutschem Boden. Ich war redlich bemüht, Alles, was mir zur Aufklärung
nützlich erschien, gewissenhaft und objektiv zu verzeichnen; wo ich mich
auf Andere bezog, sind die Quellen angegeben. Wieweit es mir gelungen
ist, das Richtige zu treffen, mögen Kenner entscheiden, jede Belehrung
und sachliche Kritik soll mir willkommen sein.
Es würde mich freuen, wenn durch diese Veröffentlichung das Interesse
für die Saalburg selbst und besonders für die jetzt noch in vollem Gange
befindliche Reichs-Limesforschung wach erhalten und auch in weiteren Kreisen
gefördert würde. Hoffentlich gelingt es, allmählich das ganze das Kastell
umschließende römische Gebiet zu untersuchen und das Ausgegrabene fest-
zulegen, damit die wieder ans Licht gezogene Saalburg nunmehr auch fort-
bestehe als Denkmal einer vergangenen hochentwickelten Kultur, als ein
Erinnerungsmal an die Vorgeschichte unserer Heimat, als eine reiche Fund-
grube für Altertumsforscher, als ein anregendes Lehrmittel für Schüler und
zur Freude der Gebildeten aller Stände. Dann wird der Zweck dieses Buches,
welches ich mit Wohlwollen entgegenzunehmen bitte, erfüllt sein.
Homburg vor der Höhe, Pfingsten 1897.
L. Jacobi.
IX
Inhalt.
I. Text.
Seite
I. Vorbemerkungen und Geschichte der Ausgrabungen 1
II. Ringwälle. Die «Gickelsburg» 17
JII. Der Name «Saalburg» 22
LV. Lage und Bedeutung der Saaiburg 28
V. Die Wege und Straßen 30
V'I. Der Pfahlgraben oder Limes 38
VII. Zur Geschichte der Saalburg in Römerzeit . . . . .^ . . . .55
VIII. Das Kastell 62
1. Allgemeines 62
2. Grundriß und Profile . . 68
3. Die Thore und Ecken 72
Porta decumana 73
Porta principalis dextra . . ' . . .77
Porta principalis sinistra 79
Porta praetoria 79
4. Die innere Einteilung 82
a. Die Praetentura 88
b. Die Latera praetorii und das Praetorium 92
c. Die Retentura 96
5. Besatzung und Verteidigung 97
IX. Die Bürgerliche Niederlassung 105
1. Allgemeines 105
2. Die Canabae 112
3. Die Villa 117
4. Kaufhaus (Forum) 123
5. Verschiedene Bauten 125
X. Die Friedhöfe und Gräber 130
XI. Technische Ergebnisse 143
1. Allgemeines 143
2. Die Wasserversorgung 144
A. Die Sammelbehälter 147
B. Die Brunnen 149
a. Cisternen 151
b. Die Schachtbrunnen 152
c. Ausgemauerte Brunnen 155
3. Die Entwässerungsanlagen 173
4. Baumaterialien 176
A. Holz 177
X Inhalt.
Seite
B. Steine 182
1. Steine aus der Umgebung der Saalburg 182
2. Steine aus dem Vorlande des Taunus 184
C. Mörtelmaterialien 185
D. Ziegel 186
1. Plattenziegel 194
2. Verblendziegel 196
3. Dachziegel 198
4. Kacheln 199
E. Prisen 201
5. Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge 204
a. Konstruktionen in Plolz 204
b. Konstruktionen in Stein 216
c. Der Estrich 223
d. Der Wandverputz 225
e. Ziegel Verblendungen 227
f. Steinmetziirbeiten 230
g. Dachdeckerarbeiten 231
h. Schmiede- und Schlosserarbeiten 236
6. Heizungsanlagen — Hypokausten 241
1. Ganz offene Feuerungen oder Herde 241
2. Ganz geschlossene Feuerungen — Hypokausten 245
Hypokausten der Bürgerlichen Niederlassung . . . . . . 250
Hypokausten im Kastell 257
7. Bäder 261
XII. Die Erhaltungsarbeiten 265
XIII. Die Funde 269
1. Allgemeines 269
2. Die Inschriften 271
A. Inschriften auf Stein 271
1. Kaiserinschriften 272
2. Votivinschriften 276
Nachtrag 283
B, Inschriften auf Gegenständen aus Thon 286
I. Auf Ziegeln 286
1. Stempel 286
a. Coli. I Civ. R 289
b. Coh. I F. D 290
c. Coh. II Raet 290
d. Coh. IUI Vind 291
e. Leg. VIII Aug 293
f. Leg. XXII Pr. P. F 295
g. Privatzieglermeister 311
h. Abnahmestempel 312
2. Graflite 312
II. Auf Gefäßen aus Terra sigillata 313
1. Topferstempel 313
2. Graffite 332
III. Auf Gefäßen von gewöhnlichem Thon 340
1. Stempel und Graffite auf Henkeln 340
2. Graffite auf den Wandungen der Gefäße 342
3. Aufgemalte Inschriften 344
Text. ' XI
Seite
IV. Töpferstempel auf Lampen 345
C. Inschriften auf Metall 346
1. Auf Gold 346
2. Auf Bronze 346
3. Auf Eisen 346
4. Auf Blei . . , 348
D. Inschriften auf anderen Stoffen 349
1. Auf Thonschiefer .349
2. Auf Holz 350
3. Auf Glas 350
4. Auf Leder 350
3. Die Münzen 351
A. Einleitende Bemerkungen 352
a. Die älteste Münzeinheit und ihre weiteren Schicksale .... 352
b. Das Silbergeld und seine Wandlungen 354
c. Die Goldwährung 356
d. Die Technik des Münzens 358
e. Die Münzen der Saalburg im Allgemeinen 359
f. Die Bestimmung der Münzen im Einzelnen 360
B. Hauptverzeichnis 365
I. Republik 365
II. Kaiserzeit 366
C. Die Massenfunde 391
D. Münzen von der Saal bürg in Privatbesitz . . 394
E. Münzfunde in der Praetentura 395
F. Gesamt-Übersicht 396
G. Schlußbetrachtung 398
4. Denksteine und Bildwerke aus Stein . . . 400
5. Figurale Gegenstände aus Bronze 407
6. Die Geräte 410
a. Geräte aus Stein 411
1. Praehistorische Steingeräte 411
2. Römische Schleif- und Wetzsteine 412
3. Mühlsteine 413
4. Mörser 415
b. Geräte aus Thon 416
Die Thongefäßs 416
I. Gefäße aus gewöhnlichem Thon 418
II. Gefäße aus Terra sigillata 428
c. Geräte aus Holz 432
d. Geräte aus Metall 437
I. Hausgeräte 437
II. Feld- und Gartengeräte 443
IH. Kleingeräte 449
1. Schreibgeräte 449
2. Ärztliche Instrumente 452
3. Toilettengeräte 453
e. Geräte aus Glas. Glasgefäße und Glasscheiben 456
f. Geräte aus verschiedenen Materialien 458
I. Beleuchtungsgegenstände 458
II. Die Schlösser und ihr Zubehör 462
7. Zur Bewaffnung und Kleidung gehörige Gegenstände 481
XII Inhalt.
Seite
8. Leder und Schuhwerk 492
9. Schmucksachen 500
1. Knöpfe, Nadeln, Fibeln und Schnallen 502
a. Die Knöpfe . 502
b. Die Nadeln 503
c. Die Fibeln 503
d. Die Schnallen 508
2. Halsringe und -Ketten, Ohr-, Ann- und Fingerringe 511
a. llalsringe und -Ketten 511
b. Ohr- und Armringe 512
c. Fingerringe und Gemmen 513
3. Der Schmelzschmuck 519
10. Hufbeschlag und Pferdegeschirr 522
11. Fundstücke verschiedener Art 535
XIV. Verschiedenes 539
1. Die PHanzen des Saalburg-Gebietes 539
2. Die Baumfrüchte 548
3. Tierische Überreste 549
4. Saalgraben, Rosengarten, Dreimühlenborn und Drususkippel .... 551
a. Saalgraben 551
b. Rosengarten 552
c. Dreimühlenborn (Waldschmiede) 553
d. Drususkippel 554
XV. Das Saalburg-Museum 559
Nachtrag 565
Register 575
II. Textabbildungen.
In dem folgenden Verzeichnisse sind die Zahlen derjenigen Seiten fett gedruckt,
auf welchen sich die Textfiguren befinden, und zwar sind zunächst diejenigen Seiten-
zahlen mitgeteilt, bei denen auf die Abbildungen im Allgemeinen hingewiesen ist;
dann folgt die Angabe der einzeln citierten Nummern der Textfigur.
Fig. 1. Römische Straßenprofile. 30, 35, 36.
Fig. 2. Der Limes vor der Saalburg an
der Straße nach Obernhain. 38, 40, 43,
50, 267.
Fig. 3. Alter Durchgang durch den Limes
am «Eisern Schlag». 38, 41, 42, 43,
44, 50, 123.
Fig. 4. Hügelgruppe am «Weißenstein».
38, 43, 46, 50, 51.
Fig. 5. Unberührter Teil der verschütteten
östlichen Kastellmauer. 62, 67, 268.
Fig. 6. Freigelegter Teil der östlichen
Kastellmauer. 62, 67, 68, 220.
Fig. 7. Rekonstniktion der Zinnen an der
Südwestecke. 62, 70, 71, 220, 268.
Fig. 8. Porta decuraana, von innen ge-
sehen. 62, 72, 73, 76, 220, 267.
Fig. 9. Schnitt durch die Porta decumana.
37, 62, 65, 74, 220.
Fig. 10. Porta principalis dextra, von außen
gesehen. 62, 72, 77, 220, 267.
Fig. 11. Rekonstruktion der Porta prin-
cipalis dextra. 62, 73, 77, 78, 213, 220,
240.
Fig. 12. Porta principalis sinistra, von
außen gesehen. 62, 72, 75, 78, 220, 267.
Fig. 13. Porta praetoria, von innen ge-
sehen. 62, 72, 79, 220, 267.
Fig. 14. Wallgrabenprofile etc. des älteren
Kastells. 47, 61, 62, 66, 83, 85, 86, 87, 240.
Textabbildungen .
xrn
Fig. 15. Profile durch das Kastell. 62,
83, 87, 174.
Fig. 16. Die Reste des Praetorium. 62,
92, 93, 220, 267.
Fig. 17. Ein Keller der Bürgerlichen Nieder-
lassung. 105, 112, 113, 114, 220, 267.
Fig. 18. Die Reste der Villa. 105, 117,
119, 220, 267.
Fig. 19. Grundriß des Kaufhauses. 93,
105, 109, 123, 124, 256.
Fig. 19a. Römisches Brandgrab. 130,136,
530.
Fig. 20. Im Oberbau rekonstruierte Brun-
nen der Canabae. 108, 112, 113, 114,
149, 170.
Fig. 21. Lage der Canabae und der zu-
gehörigen Brunnen. 108, 112, 113, 114,
125, 161, 167, 168, 169.
Fig. 22. Der Oberbau der Brunnen. 160,
161, 170, 171, 172, 173.
Fig. 23. Brunnenrollen und -Eimer. 172,
222, 434. - Nr. 1 und 2: 171; Nr. 3:
173; Nr. 4: 171, 173; Nr. 5-7: 173,
435.
Fig. 24. Verblendziegel. 196, 197. — Nr. 14
bis 16: 197.
Fig. 25. Fußbodenplättchen. 197.
Fig. 26. Heizkacheln. 199, 200, 247. —
Nr. 2: 197, 291; Nr. 5: 199; Nr. 6:
199, 296; Nr. 7: 295, 296, 297; Nr. 8:
301; Nr. 11: 199, 295.
Fig. 27. Werkzeuge zur Bearbeitung des
Holzes. 205, 206. ~ Nr. 14: 207;
Nr. 5-7: 206, 214; Nr. 8-11: 208;
Nr. 12: 208; Nr. 13: 209.
Fig. 28. Werkzeuge zur Bearbeitung des
Holzes. 205, 209. — Nr. 1—5: 208
Nr. 3: 569; Nr. 10 und 11: 208; Nr. 12
208, 492; Nr. 17: 209; Nr. 18: 210
Nr. 19: 209; Nr. 23-25: 213, 447
Nr. 26: 208, 435; Nr. 28: 208; Nr. 29
212; Nr. 30: 212, 346.
Fig. 29. Werkzeuge zur Bearbeitung des
Holzes. 205, 210, 213. — Nr. 1—3:
216; Nr. 4-7: 214; Nr. 8 und 9: 214,
215; Nr. 10-12: 214; Nr. 13 und 14:
214, 215; Nr. 15-17: 215; Nr. 18-20:
212; Nr. 21: 210, 214, 235; Nr. 22:
210, 235, 495; Nr. 23 und 24: 214,
215.
Fig. 30. Holz Verbindungen (Zimmerar-
beiten). 212, 213. — Nr. 1-4: 213;
Nr. 5, 7 und 8: 213, 232; Nr. 9-12:
213.
Fig. 31. Holzprofile (Schreinerarbeiten).
215. — Nr. 1-8: 215.
Fig. 32. Maurerwerkzeuge. 205, 218, 227. —
Nr. 1: 206; Nr. 2 und 3: 219. 446;
Nr. 4: 219; Nr. 5-9: 210; Nr. 5: 219,
239; Nr. 6-9, 10 und 11, 12—17:
219; Nr. 18, 19-21: 227; Nr. 22: 197,
225; Nr. 23: 212.
Fig. 33. Mauer in unberührtem Zustande.
220.
Fig. 34. Steinhauerwerkzeuge. 205, 230. —
Nr.l: 210, 230; Nr. 2: 230; Nr. 3-18:
231; Nr. 5 und 6: 208; Nr. 8 und 9:
414.
Fig. 35. Schmiede-, Schlosser- und Klempner-
werkzeuge. 205, 236, 237. — Nr. 1—5:
237; Nr. 6-9: 238; Nr. 6-8: 532;
Nr. 10-12: 239; Nr. 11: 532; Nr. 13:
237, 239; 'Nr. 14-19: 239; Nr. 20-22:
210, 239; Nr. 23: 239; Nr. 24 und 25:
239, 532.
Fig. 36. Offene Feuerstätten, Feuergeräte
und Kochgeschirre. 242, 243, 244, 420. —
I: 242; II— IV: 243; III: 245. Nr. 1
243, 244; Nr. 2: 243, 441; Nr. 3-10
244; Nr. 5, 6 und 9: 243; Nr. 11-15
245; Nr. 13: 441.
Fig. 37. Pfeilerhypokaustum in der Bürger-
lichen Niederlassung. 249, 250, 251, 252,
253, 254.
Fig. 38. Kanal-Hypokaustum in der Bürger-
lichen Niederlassung. 249, 255, 256.
Fig. 39. Kombiniertes Pfeiler- und Kanal-
Hypokaustum im Kastell. 249, 257, 258.
Fig. 40. Bruchstücke von Inschriftsteinen.
271, 283. — Nr. 1: 401; Nr. 1-4: 283;
Nr. 5-11: 284; Nr. 12: 402.
Fig. 41. Stempel einer Heizkachel. 271,
286, 295.
Fig. 42. Stempel der IV. Kohorte. 271,
286, 291. - Nr. 1, 3 und 4: 292; Nr. 2:
293.
XIV
Inhalt.
Flg. 48. Stempel der VIII. Legion. 271,
286, 294. — Nr. 1 und 2: 294.
Flg. 44. Stempel der XXII. Legion. 271,
28(5, üm. - Nr. l-H: 299; Nr. 4-13 a
.100; Nr. 14 und 15: 310; Nr. 16: 302
Nr. 17: 303; Nr. 18-20: 302: Nr. 21
303; Nr. 22 a-c: 295; Nr. 23: 297
Nr. 24: 308; Nr. 25 und 26: 309; Nr. 27
299; Nr. 28: 297; Nr. 29: 302; Nr. 30
299; Nr. 31: 302; Nr. 32: 301.
Flg. 45. Rundstempel der XXII. Legion.
271, 286, 806. - Nr. 1: 305; Nr. 2:
306; Nr. 3: 308; Nr. 4: 191, 312; Nr. 5
bis 8: 306; Nr. 9: 307; Nr. 10: 305;
Nr. 11: 310; Nr. 12: 304, 532; Nr. 13:
190, 307.
Flg. 4«. Bandförmige Stempel. 271, 286,
808. — Nr. 1—3: 307; Nr. 4 und 5:
308.
Flg. 47. Tt"»pferstemi>el und -Marken auf
Terra sigillata. 271, 314, 315. — Nr. 1:
319; Nr. 2: 320; Nr. 3: 323; Nr. 4:
322; Nr. 5: 319; Nr. 6: 316; Nr. 7:
325; Nr. 8: 318; Nr. 9: 314, 321;
Nr. 10: 318; Nr. 12: 320; Nr. 13: 325;
Nr. 14: 314, 325; Nr. 15: 324; Nr. 16:
314, 318; Nr. 17: 321; a-e: 314; d:
315; f: 315.
Flg. 48. Graffite auf Terra sigillata. 271,
332, 333, 886. — Nr. 1: 334; Nr. 2
bis 17: 335; Nr. 18-29: 337; Nr. 20:
310; Nr. 30-47: 338; Nr. 48 -61: 339.
Fig. 49. Stempel auf Amphoren. 271, 840.
- Nr. 1: 340, 341; Nr. 2: 340.
Flg. 50. Graffite auf GefäGen von gewöhn-
lichem Thon. 271, 342, 848. - Nr. 1
und 2: 343; Nr. 3: 338, 343; Nr. 4 bis
10: 344.
Flg. 51. Brennstempel. 271, 848. - a:
347, 348; aa: 348; b— e: 348.
Fig. i>2. Bronzemünzen. 851. - Nr. 1: 372;
Nr. 2: 373; Nr. 3: 376; Nr. 4: 385.
Flg. 58. Silbermünzen. 865. - Nr. 1: 370;
Nr. 2: 372; Nr. 3: 377; Nr. 4: 379;
Nr. 5: 382; Nr. 6 und 7: 387; Nr. 8
und 9: 388.
Fig. 54. Hausaltarchen. 402, 403. — Nr. 1
und 2: 403.
Fig. 55. Darstellungen von Hausgottheiten.
405. — Nr. 1: 405, 406; Nr. 2 und 3:
406.
Fig. 56. Amor und Psyche. 406.
Fig. 57. Bronzestatuette eines Kaisers. 407,
40M.
Fig. 58. Plastische Arbeiten in Bronze. 407,
409. - Nr. 1-3: 409.
Fig. 59. Amphoren aus gewöhnlichem Thon.
416, 419, 420. - Nr. 8: 420; Nr. 9:
421; Nr. 10, 11 und 15: 420.
Fig. 60. Töpfe, Schalen und Teller. 416,
422. - Nr. 1: 422; Nr. 2-8: 423;
Nr. 9-16: 424.
Fig. 61. Gefilßdeckel mit plastischen Fi-
guren. 416, 428.
Fig. 62. Reibschale, an eiserner Kette
hängend. 416, 424.
Fig. 63. Geftiße, besonders Reibschalen, und
ihre Profile. 416, 426. - Nr. 1: 423;
Nr. 1-3: 426; Nr. 4-10: 424, 425;
Nr. 4-27: 426; Nr. 5: 425, 426; Nr. 7:
426; Nr. 10: 425.
Fig. 64. Becherförmige Gefilße. 416,427.-
Nr. 1, 3-5, 8-12: 427; Nr. 13-15,
18-19: 428; Nr. 20-25: 427; Nr. 26
und 27: 428.
Fig. 65. Gefäße, Gesamtfund von 1894.
416, 421, 422, 424, 430, 431, 432.
Fig. 66. Geräte aus Holz. 432, 488. -
Nr. 1: 433; Nr. 2: 434; Nr. 3-10: 435.
Fig. 67. Teile von Flechtarbeiten. 486.
Fig. 68. Hausgeräte. 437, 438. - Nr. 1 :
442: Nr. 2: 441; Nr. 3: 442; Nr. 4:
440; Nr. 5: 420; Nr. 6-10, 13-15:
438; Nr. 16 und 17: 439.
Fig. 69. Feld- und Gartengeräte. 443, 444. -
Nr. 1: 443, 445; Nr. la: 443; Nr. 2:
445; Nr. 3-8: 446; Nr. 9: 447; Nr. 10:
439, 446; Nr. 11-24: 445.
Fig. 70. Schreibtafeln und Schreibgriffel.
449, 450. - Nr. 1 und 2: 450, 451;
Nr. 3 und 6: 449; Nr. 7: 450; Nr. 8:
449.
Fig. 71. Verschiedene Gerätschaften. 452,
453, 454. - Nr. 1: 441; Nr. 2 und 3:
454; Nr. 4: 455; Nr. 5: 439, 455; Nr. 6:
453; Nr. 7: 452, 462; Nr. 8: 495; Nr. 10
Textabbildungen.
XV
und 11: 440; Nr. 12: 456, 550; Nr. 13 bis
17 : 495 ; Nr. 16 : 503 ; Nr. 18 und 19 : 537.
Fig. 72. Leuchter und Lampen. 460. —
Nr. 1: 459, 461; Nr. 2: 459; Nr. 3-6:
460; Nr. 7: 462; Nr. 8-19: 461; Nr. 11
und 13-16: 462.
Fig. 73. Schlösser und ihr Zubehör. 462
464, 465, 480. - Nr. 1 und 2: 463
465; Nr. 3-9: 465; Nr. 10: 466; Nr. 11
466, 467; Nr. 12: 466,470; Nr. 13-20
465; Nr. 20-23: 480; Nr. 21: 463
465; Nr. 21-23: 465; Nr. 24-26
467; Nr. 25: 468; Nr. 27 und 28: 480
Nr. 29: 467, 468; Nr. 30: 472; Nr. 30
bis 33: 467, 468, 470; Nr. 34-37: 468;
Nr. 38: 467, 468; Nr. 39: 467.
Fig. 74. Schlösser und ihr Zubehör. 462,
465, 469, 480. -- Nr. 1: 470; Nr. 2
und 3: 470, 471; Nr. 1—3: 469, 470,
471; Nr. 4-6: 470; Nr. 7: 471, 474
Nr. 7-11: 469, 471; Nr. 8 und 11
471; Nr. 12: 470, 480; Nr. 13-16
470; Nr. 12-20: 471.
Fig. 75. Schlösser und ihr Zubehör. 462,
465, 473, 479, 480. — Nr. 1-5: 472
Nr. 6: 474, 476; Nr. 6—10: 472, 474
Nr. 6-13: 472; Nr. 7 und 10: 474
Nr. 11-15: 475; Nr. 16: 474; Nr. 17
bis 36: 474; Nr. 18 und 21: 475; Nr. 37
bis 69: 474; Nr. 43 und 44: 475; Nr. 70
bis 72: 476; Nr. 73-75: 475; Nr. 76:
472, 476, 480; Nr. 77: 472.
Fig. 76. Schlösser und ihr Zubehör. 462,
465, 476, 477, 478, 479, 480. ^ Nr. 1
bis 4: 478; Nr. 1-6: 478, 479; Nr. 7
bis 12: 478; Nr. 12: 478, 479, 480
Nr. 13—17: 476, 478; Nr. 16: 478
Nr. 18—20: 478; Nr. 21-23: 479
Nr. 27: 479; Nr. 29, 31, 33 und 36
478; Nr. 34-37: 479; Nr. 39 und 40
480; Nr. 41: 471, 478; Nr. 42-46
479; Nr. 48: 476; Nr. 49-56: 472.
Fig. 77. AngriflFswaffen. 481, 484, 490. —
Nr. 1 und 2: 489; Nr. 3: 484; Nr. 4:
490; Nr. 5: 485; Nr. 6-14: 491; Nr. 16
bis 23: 491; Nr. 27 und 28: 490; Nr. 30
bis 38: 491; Nr. 37: 492; Nr. 40: 489;
Nr. 41 und 42: 492; Nr. 44: 412.
Fig. 78. Schwert- und Dolchscheidenbe-
schläge. 481, 486. — Nr. 1 und 2: 487;
Nr. 3 und 4: 486; Nr. 5—7: 485; Nr. 8:
486; Nr. 9 und 10: 485; Nr. 11 und
12: 486.
Fig. 79. Schnallen, Besätze und Beschläge.
481, 487, 488. — Nr. 1 und 2: 487;
Nr. 4: 487, 508; Nr. 5: 508; Nr. 18
und 19: 487, 488.
Fig. 80. Lederarbeiten, vornehmlich Schuhe.
492, 496. — Nr. 1: 497; Nr. 2 und 3:
498; Nr. 4—8: 497, 498; Nr. 4, 5 und
6-8: 498; Nr. 9: 499; Nr. 11: 493,
499; Nr. 12: 495, 499; Nr. 13: 499.
Fig. 81. Gewandnadeln mit Bügeln. 500,
506. — Nr. 1: 506; Nr. 2 und 3: 505
Nr. 5 und 6: 506; Nr. 7: 505; Nr. 8-10
507; Nr. 11—13: 507, 520; Nr. 14: 507
Nr. 15: 508.
Fig. 82. Schnallenfibeln, Suastika und Rund-
fibeln. 500, 507, 509, 519. — Nr. 3 und
4: 509; Nr. 7: 508; Nr. 9: 507, 508;
Nr. 17: 521.
Fig. 83. Schnallen. 487, 500, 510, 519. —
Nr. 1-11: 510; Nr. 10: 521.
Fig. 84. Verschiedene Schmucksachen. 500,
511. — Nr. 1: 511; Nr. 2-4: 512; Nr. 5:
410, 512; Nr. 6: 513; Nr. 7: 511; Nr. 8:
511, 513; Nr. 9: 511.
Fig. 85. Gemmen und deren Siegelabdrücke.
500, 616. - Nr. 1: 515; Nr. 2: 519
Nr. 3: 515; Nr. 4: 515, 516; Nr. 5: 518
Nr. 6: 517; Nr. 7: 518; Nr. 8 und 9
517; Nr. 10 und 11: 519; Nr. 12: 518
Nr. 13: 517; Nr. 14: 519.
Fig. 86. Fuß der Bronzestatuette eines
Pferdes. 522, 524, 525.
Fig. 87. Hufeisen und Sporen. 522, 628. —
Nr. 1—7: 534; Nr. 4: 535; Nr. 8 und
9: 527, 529; Nr. 10—12: 529, 531
Nr. 13: 530; Nr. 14: 525, 530; Nr. 15
530, 531; Nr. 16: 531; Nr. 17: 530, 531
Nr. 18: 525, 530; Nr. 19—23: 530
Nr. 19-22: 531; Nr. 23: 524, 531
Nr. 24—26: 530; Nr. 27 und 28: 531
Nr. 29: 529, 531.
Fig. 88. Blick in das Saalburg-Museum
669, 561, 562.
XVI
Inhalt.
III. Karte und Tafeln.
Nicht alle Nummern der Tafeln sind
oft nur die charakteristischen Stücke der
deutung der übrigen ergiebt sich aus dem
Karte der Saalburg und Umgegend. 28, 30,
:J8, 12(5.
Tafel I. Lage der Saalburg. Plan und
Ansicht des Taunus. 17, 28, 80, 32,
38, 40, G2, 105, 111, 126.
Tafel II. Wachttürme am Pfahlgraben.
Profile des Pfahlgrabens. 38, 43, 46. —
Fig. I: 45; Fig. II: 44, 45, 232; Fig. III:
40; Fig. V: 44, 232.
Tafel III. Kastell Lochmühle mit Pfahl-
graben. Ringwall Gickelsburg. 38,
43. - Fig.I: 47; Fig. II: 17; Fig. III:
18.
Tafel IV. Kastell Saalburg. Grundriß. 61,
62, 66, 72, 74, 82, 83, 88, 91, 93, 94,
95, 96, 111, 174, 176, 225, 257, 258,
259, 262, 263, 404, 405, 407, 442.
Tafel V. Saalburg. Vogelperspektive. 62,
89, 92, 117.
Tafel VI. Grundrisse der Thore und äußere
Ansicht der Porta decumana. 62, 73,
75, 76.
Tafel YII. Ami^hitheater, Brunnen und
verschiedene Baureste im Kastell. 62. —
Nr. 1: 157; Nr. 2 und 4: 156; Nr. 5
bis 7: 90; Nr. 8: 91.
Tafel VIII. Hypokausten und Bäder im
Kastell. 62, 224, 249. — Nr. 1: 91,
174, 262, 263; Nr. 2: 91, 262; Nr. 3:
95, 259; Nr. 4: 96, 257; Nr. 5: 96,
258; Nr. 6: 258; Nr. 7: 95, 225, 258.
Tafel IX and X. Praetoi'ium, restauriert
dargestellt. Querschnitte der Wall-
mauern und Gräben. 62, 92, 213, 232,
568. - Fig. I-III: 68; Fig. IV: 70;
Fig. V: 231, 232; Fig. VI: 94, 232.
Tafel XI. Baracken in der Praetentura,
restauriert dargestellt. 62,213, 232. —
Nr. 1: 89, 222, 232; Nr. 2: 89, 222,
232, 242; Nr. 3-7: 222.
Tafel XII, Ein römischer Legionär mit
Pilum, Gladius, Helm und Schild. 100,
481, 482, 484, 489.
im Texte besonders hervorgehoben, sondern
einzelnen Gruppen besprochen. Die Be-
Zusammenhang.
Tafel XIII. übersichtsplan der Saalburg
und Umgebung. 30, 32, 35, 36, 37,
38, 93, 105, 108, 109, 112, 117, 123,
125, 126, 130, 131, 146, 148, 151, 152,
155, 156, 167, 168, 174, 256, 405, 551,
552, 565, 566, 567.
Tafel XIV. Hypokaustenbau, Brunnen und
Fundstücke aus denselben (Bürgerliche
Niederlassung). 105, 249, 250. — Fig. I:
125, 222, 254, 530; Fig. II: 153, 154,
160, 161, 170; Fig. III: 160; Fig. IV:
159; Fig. V und VI: 157; Fig. VI[:
158, 425; Fig. VIII: 158, 171; Fig. IX:
158; Fig. X: 161, 171, 207, 234; Fig. XI:
171, 207, 234; Fig. XII: 160.
Tafel XV. Villa vor dem Kastell. 105,
109, 117, 118, 119, 120, 243, 249, 253,
254, 255, 256.
Tafel XVI. Keller in der Bürgerlichen
Niederlassung. 105, 112, 113, 114,
115. - Nr. 1: 113; Nr. 2: 117; Nr. 3:
115; Nr. 4: 114.
Tafel XVII. Hypokaustum vor dem Kastell.
105, 109, 125, 224, 249, 250, 251.
Tafel XVIII. Bauliche Details, Mauerver-
bände und Kanalprofile. Nr. 1: 218,
220, 266; Nr. la: 65, 76; Nr. 2 und
3: 218, 220; Nr. 4 und 5: 221; Nr. 6:
222, 254; Nr. 6a und 6b: 190; Nr. 7
und 8: 175; Nr. 9: 122, 255; Nr. 10:
175.
Tafel XIX. Bauliehe Details. Ziegel,
Heizungsröhren. 198, 199, 228, 247,
249, 250. Nr. 1 und 2: 198, 228;
Nr. 3: 120; Nr. 3-9: 198; Nr. 4: 198,
228; Nr. 5-9: 228; Nr. 10: 144, 224,
228, 252; Nr. 11: 224, 252.
Tafel XX. Bauliche Details. Dachbe-
deckungen. 198, 213. — Nr. 1: 142,
235; Nr. 2: 199, 235; Nr. 3: 144, 228;
Nr. 4: 144, 235.
Tafel XXI. Bauliche Details. Profilierte
Steine. 231, 400, 401, 402. — Nr. 1
Karte und Tafeln.
XVII
bis 39: 231; Nr. 29, 30, 33 und 35:
402; Nr. 40: 120, 230.
Tafel XXII. Situationsplan der Gräber.
130, 131, 137, 138, 139, 140, 141, 235.
Tafel XXIII. Gräber. 130, 131, 135. —
Fig. I: 137, 485; Fig. II— V: 136;
Fig. VI: 138; Fig. VII: 136; Fig. VIII:
136, 138.
Tafel XXIV. Denksteine und Altäre. 271,
400, 401. — Nr. 1: 278, 402, 438;
Nr. 2: 137, 278, 402; Nr. 3: 278, 401,
413; Nr. 4: 122, 141, 276, 401, 403;
Nr. 5: 138, 141, 280, 401, 402; Nr. 7:
280; Nr. 8: 272.
Tafel XXV. Bildwerke aus Stein. 400,
401, 404. — Nr. 1 und 2: 403; Nr. 3
und 4: (404); Nr. 6: 75; Nr. 7: 75, 404.
Tafel XXVI. Bildwerke aus Stein. 271,
400, 401, 404. — Nr. 1: 403, 405;
Nr. 2: 281, 403, 404; Nr. 3: 138, 404;
Nr. 4: 404; Nr. 5 und 6: (404); Nr. 7:
280, 403; Nr. 8: 403.
Tafel XXVII. Schalen und Mühlsteine.
413, 415. — Nr. 1—3: 415; Nr. 4 und
6: 414; Nr. 7: 414, 415; Nr. 8 und 10:
414; Nr. 11: 415.
Tafel XXVIII. Gefäße (Thon). 416. —
Nr. 1: 112, 340, 421; Nr. 2: 112, 340,
421; Nr. 3-5: 138; Nr. 3-8: 135;
Nr. 3-10: 419; Nr. 6: 431; Nr. 10:
421; Nr. 11-14: 137, 461; Nr. 15 und
16: 424; Nr. 17: 431; Nr. 18: 423;
Nr. 19: 138, 423, 431; Nr. 20: 422;
Nr. 21: 138, 423; Nr. 22: 431; Nr. 27
bis 29: 423; Nr. 30: 426; Nr. 31 und
32: 422; Nr. 33-35: 423.
Tafel XXIX. Gefäße (TeiTa sigillata). 416,
430. — Nr. 1: 314; Nr. 2: 338, 430;
Nr. 4: 315, 430; Nr. 5: 315, 332, 430;
Nr. 9: 137, 420, 431; Nr. 10: 420, 431;
Nr. 11: 424, 431, 434; Nr. 12 und 13:
314; Nr. 14: 138, 315, 430; Nr. 16: 315,
324, 430; Nr. 17 und 18: 315; Nr. 17
bis 19: 430, 431; Nr. 21: 461; Nr. 22
und 23: 430; Nr. 24: 424, 431, 434;
Nr. 25: 314; Nr. 26: 430; Nr. 27: 430,
431; Nr. 28 und 29: 430; Nr. 30 und
32: 431; Nr. 34-36: 461.
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg.
Tafel XXX. Ornamente von Terra-sigillata-
Gefäßen. 416. — Nr. 1 — 15: 430; Nr. 16
bis 21: 431.
Tafel XXXI. Bildliche Darstellungen auf
Terra- sigillata- Gefäßen. 431. — Nr. 1,
2 und 5: 431.
Tafel XXXII. Waffen und Geräte (Stein
und Thon). 227, 411, 4.53, 481, 483. —
Nr. 1-20: 411; Nr. 5: 260, 412; Nr. 6:
412; Nr. 7: 260, 412; Nr. 9: 412; Nr. 21
bis 23: 456.
Tafel XXXIII. Werkzeuge (Eisen). Nr. 2:
347; Nr. 6: 75, 414; Nr. 7: 414; Nr. 10:
495; Nr. 11—15: 206; Nr. 13: 439;
Nr. 17: 207.
Tafel XXXIV. Werkzeuge (Eisen). 239. —
Nr. 1: 212, 346; Nr. 2 und 3: 212;
Nr. 4: 238; Nr. 7: 147, 209; Nr. 8:
210; Nr. 9: 209; Nr. 10-12: 235; Nr.l3:
208, 214; Nr. 14: 210, 495; Nr. 15: 210,
347, 495; Nr. 19 und 20: 208, 214;
Nr. 21-25: 208; Nr. 26: 239; Nr. 27
bis 34: 208.
Tafel XXXV. Geräte und Werkzeuge
(Eisen). 437, 443. — Nr. 1—3: 447;
Nr. 4: 439, 446; Nr. 6-9: 219; Nr. 10:
445; Nr. 11: 446; Nr. 12—14: 439.
Tafel XXXVI. Schellen, Schnallen und Ge-
räte (Eisen). 437, 522. — Nr. 1-7: 534;
Nr.8-ll:509;Nr.l4— 17:440;Nr.l8:
245; Nr. 19-24: 439; Nr. 27—29: 442;
Nr. 30 und 31: 534.
Tafel XXXVII. Messer (Eisen). 437, 438. --
Nr. 1: 438; Nr. 2: 402, 438; Nr. 3: 438,
573; Nr. 4: 438; Nr. 5 und 6: 402, 438;
Nr. 8: 438; Nr. 9: 89, 447; Nr. 12:
235, 532; Nr. 13: 438, 495; Nr. 14:
438; Nr. 15: 438, 495; Nr. 16: 438;
Nr. 19: 75; Nr. 20: 438; Nr. 21—23:
439; Nr. 24: 438, 439; Nr. 26: 438;
Nr. 27: 495; Nr. 30: 438.
Tafel XXXVIII. Waffen (Eisen). 481,
490. — Nr. 1, 2, 4, 5 und 8: 491; Nr. 10:
490, 491 ; Nr. 16, 19, 20-24: 491 ; Nr. 25:
490; Nr. 26: 447, 490.
Tafel XXXIX. Waffen (Eisen). 490. —
Nr. 1: 137, 481, 484; Nr. 2-4: 485;
Nr. 5-7: 489; Nr. 8-12: 491; Nr. 13:
II
XVIII
Inhalt.
489; Nr. 17: 492; Nr. 18: 491; Nr. 19:
492; Nr. 21-28: 491; Nr. 29-31: 492.
Tafel XXXX. Waffenteile und BeschlJlge
(Eisen). 481. — Nr. 1: 402; Nr. 2 und
3: 75, 484; Nr. 4-6: 490; Nr. 7: 449;
Nr. 8-15: 490; Nr. 16, 17 und 19:
485; Nr. 20 und 21: 484.
Tafel XXXXI. Sjwren , Hufeisen und
Trensen (Eisen). 522. — Nr. 1—7: 534;
Nr. 4: 535; Nr. 8: 530; Nr. 9: 530, 531;
Nr. 10: 529; Nr. 11: 531; Nr. 12: 530;
Nr. 13: 449, 533; Nr. 14 und 15: 533;
Nr. 16-18: 449, 533.
Tafel XXXXII. Wagenbesehlilge (Eisen).
Nr. 1 17: 448.
Tafel XXXXIII. Nilgel, Klammern und
Haken (Eisen). 232, 239, 437, 480. —
Nr. 1: 212; Nr. 1-19: 240; Nr. 3, 4 und
7: 228; Nr. 10: 213; Nr. 18: 212; Nr. 24:
440; Nr. 25: 212; Nr. 29, 31, 33, 34, 42
und 43-64: 240.
Tafel XXXXIV. Schlüssel (Eisen und
Bronze). 239, 240, 402, 474, 479, 480. —
Nr. 1 und 2: 470; Nr. 5: 75, 471; Nr. 7
bis 14: 260; Nr. 13: 477; Nr. 15: 128,
479; Nr. 16: 477; Nr. 17: 477, 479;
Nr. 18: 138, 477; Nr. 19: 479; Nr. 20
bis 27: 479; Nr. 21-25 und 27: 478.
Tafel XXXXV. Schloßteile und Thürbe-
schUlge (Eisen und Bronze). 239, 240,
462, 474, 480. - Nr. 6: 443; Nr. 9: 474;
Nr. 10-19 : 472; Nr. 20 u. 21 : 475 ; Nr. 22
bis 25 : 240 ; Nr. 26 : 241 ; Nr. 29 u. 31 : 240.
Tafel XXXXVI. Werkzeuge, Gerilte, Waffen
und Beschlilge (Eisen). 480. — Nr. 1:
405, 442; Nr. 11: 459; Nr. 14-16: 241;
Nr. 21 und 22: 240; Nr. 24: 491.
Tafel XXXX VII. Eisenblöcke. Nr. 1—5:
237. 251; Nr. 6: 238, 258; Nr. 6-7 a:
5.'>4; Nr. 7: 238, 251.
Tafel XXXXVIII. Gewandnadeln (Bronze).
500. - Nr. 1: 503, 512; Nr. 2-5: 503;
Nr. 6-9: 505; Nr. 10: 495, 503; Nr. 11
bis 14: 505.
Tafel XXXXIX. Gewandnadeln (Bronze).
500, 504. — Nr. 3-5: 505; Nr. 6: 506;
Nr. 7 : 504, 507; Nr. 8-11 : 505; Nr. 12
bis 15: 505.
Tafel L. Gewandnadeln (Bronze). 500. —
Nr. 1-3: 507; Nr. 5: 505; Nr. 6 und 7:
507; Nr. 8: 505; Nr. 9: 506; Nr. 10: 500,
507; Nr. 11: 506; Nr. 12: 505; Nr. 14
bis 16: 506; Nr. 16: 507.
Tafel LI. Gewandnadeln (Bronze). 500,
507. — Nr. 1-3 und 7: 508; Nr. 8: 509;
Nr. 9: 507; Nr. 10 und 11: 508; Nr. 11
bis 14: 507; Nr. 12-14: 333, 508.
Tafel LH. Knöpfe (Bronze). 487, 500,
534. - Nr. 1, 2, 4-13 und 18-23: 503.
Tafel LIII. Doppelknöpfe (Bronze). 487,
500, 534. — Nr. 1-9: 503; Nr. 10: 487,
.^)03; Nr. 11—13: 503.
Tafel LIV. Zierscheiben (Bronze). 487, 500,
534. — Nr. 7: 536; Nr. 10: 508.
Tafel LV. Phalerae und Scheidenbeschläge
(Bronze). 481, 534. — Nr. 5—7: 585.
Tafel LVI. Scheidenbeschläge (Bronze).
481. — Nr. 1: 485; Nr. 2 und 3-5: 486;
Nr. 7—12: 487.
Tafel LVII. Henkel und Beschläge (Bronze).
434. - Nr. 1-13: 434; Nr. 14: 434,
487; Nr. 15—24 und 26-31: 434.
Tafel LVIII. Gefäße und Lämpchen (Bronze).
437. — Nr. 1-6: 441; Nr. 7-9: 460;
Nr. 10: 461; Nr. 11:421.
Tafel LIX. Geschirrbeschläge, Schellen und
Schnallen (Bronze). 522. — Nr. 1—6: 533;
Nr. 7: 534; Nr. 8: 162, 487, 488; Nr. 9:
534; Nr. 10 und 11 : 533, 534; Nr. 12 bis
18: 534; Nr. 18: 537; Nr. 19: 511, 534.
Tafel LX. Helmteile, Waffen- und Messer-
griffe (1-9 Bronze, 10 Eisen, 11—13
Hörn). 437, 438, 481. - Nr. 1-5: 484;
Nr. 6: 4.39; Nr. 7 13: 438; Nr. 7, 9, 10
und 12: 485.
Tafel LXI. Metallspiegel und Griffe (Bronze).
438,4.53. — Nr. 1—11:455.
Tafel LXII. Arztliche Instrumente (Bronze).
437, 452, 453. - Nr. 1 und 2: 452; Nr. 3
bis 6: 440; Nr. 6 und 7: 452; Nr. 8—11 :
452, 455, 462; Nr. 12: 439, 452.
Tafel LXIII. Figurale Gegenstände (Bronze).
407. — Nr. 1 : 408, 481, 482 ; Nr. 2 u. 3 : 408.
Tafel LXIV. Figurale Gegenstände (Bronze).
407. — Nr. 1—4: 409; Nr. 5: 95, 409;
Nr. 8: 64, 95, 407; Nr. 9: 64, 407.
Karte und Tafeln.
XIX
Tafel LXV. Bruchstücke von Figuren und
Oi'namenten (Bronze), 407. — Nr. 1 und
2: 95, 408; Nr. 3: 95, 409; Nr. 5 und 6:
409; Nr. 7: 95,407.
Tafel LXYI. Schmucksachen (Gold, Silber,
Bronze, Eisen, Glas). 500. — Nr. 1 : 497 ;
Nr. 2: 512; Nr. 4: 346, 513; Nr. 5-10:
511; Nr. 12: 538; Nr. 13: 51 2; Nr. 15 und
16: 513; Nr. 17: 462; Nr. 18-21: 513.
Tafel LXVII. Verschiedenes (Bronze). Nr. 1 :
462; Nr. 3: 495, 538; Nr. 5: 439, 456;
Nr. 9: 305; Nr. 12: 512.
Tafel LXVIII. Schmelzschinuck. 500, 519.—
Nr. 1 und 2 : 507, 520, 521 ; Nr. 3 und 4:
521; Nr. 5-7: 520; Nr. 11 und 12: 521;
Nr. 14: 520.
Tafel LXIX. Schmelzschrauck. 500, 519. —
Nr. 1 und 2: 507, 520; Nr. 3: 512; Nr. 4:
520; Nr. 5: 512; Nr. 10: 512, 520; Nr. 11 :
512, 520, 559; Nr. 17: 163, 521.
Tafel LXX, Schreibgeräte (Bronze und
Eisen). 449. — Nr. 1: 451; Nr. 2: 452;
Nr. 3—10: 449; Nr. 4: 450; Nr. 10: 449.
Tafel LXXI. Glassachen (Gefäße und Bruch-
stücke von Fensterscheiben). 453, 456,
457. — Nr. 1-3: 457; Nr. 4: 453, 455,
457; Nr. 5: 457; Nr. 6: 453, 455, 457;
Nr. 7: 457; Nr. 8: 453, 455, 457; Nr. 9
bis 11: 457; Nr. 12: 457; Nr. 13: 350,
457; Nr. 14 und 15: 457.
Tafel LXXII. Schmuck, Knöpfe und Würfel
(Elfenbein, Gagat und Bein). 453, 500. —
Nr. 1 und 2: 503; Nr. 4 und 5: 502;
Nr. 9 und 10: 538; Nr. 11-19: 453;
Nr. 20—24: 513.
Tafel LXXIII. Graffite auf Terra- sigillata-
Gefäßen. 271, 332, 333. — Nr. 1: 333,
508; Nr. 2: 333; Nr. 3: 304, 306, 333;
Nr. 4-8: 333; Nr. 5: 508; Nr. 9—27:
334; Nr. 28-30: 335.
Tafel LXXIV. Graffite auf Ziegeln. 271,
342. — Nr. 1 und 2: 312; Nr. 3: 342
Nr. 4: 312; Nr. 5—11: 313; Nr. 12; 342
Nr. 13: 313; Nr. 14-16: 342; Nr. 17
343; Nr. 19: 313; Nr. 20—22: 343
Nr. 23: 313.
Tafel LXXY. Ziegelstempel (Leg. XXII. Pr,
F.F.) 271, 286. — Nr. 1: 201, 295; Nr. 2;
57, 201, 300; Nr. 3: 201, 295; Nr. 4
201, 296; Nr. 5: 296; Nr. 6: 57, 201
Nr. 7 und 8: 297; Nr. 9 und 10: 307
Nr. 11—13: 301; Nr. 14: 302, 333.
Tafel LXXVI. Ziegelstempel (Leg. XXII
Pr. P. F.). 271, 286. — Nr. 1 : 297 ; Nr. 2
301; Nr. 3-6: 297; Nr. 7 — 13: 298
Nr. 14: 307; Nr. 15: 298; Nr. 16: 299
Nr. 17: 299, 333; Nr. 18: 302; Nr. 19
308; Nr. 20: 301; Nr. 21: 308; Nr. 22
bis 26: 309; Nr. 27: 310; Nr. 28: 309.
Tafel LXXYII. Ziegelstempel (Leg. XXII.
Pr. P. F.). 271, 286. — Nr. 1—5: 303
Nr. 6: 304; Nr. 7 und 8: 303; Nr. 9
304, 532; Nr. 10: 304; Nr. 11: 304, 333
Nr. 12 und 13: 304; Nr. Mund 15: 305
Nr. 16: 304; Nr. 17 und 18: 305; Nr. 19
303; Nr. 20: 310.
Tafel LXXVIII. Ziegelstempel (Leg, XXII.
Pr. P. F. und Leg. VIII. Aug.). 271,
286. — Nr. 1: 298; Nr. 2: 301; Nr, 3:
298; Nr. 4: 302, 333; Nr. 5: 298; Nr. 6:
301; Nr. 7: 307; Nr.8: 305; Nr. 9: 307;
Nr. 10: 298; Nr. 11: 125, 305; Nr. 12
und 13: 299; Nr. 14: 301: Nr. 15: 293
Nr. 16 und 17: 293; Nr. 18: 294; Nr. 19
190, 294; Nr. 20: 57; Nr. 21 und 22
294; Nr. 23: 57; Nr. 24: 294.
Tafel LXXIX. Ziegelstempel (Coh. I. Fi.
D., Coh. IL Raet., Coh. IUI. Vindel. und
Privatziegler). 271, 286. — Nr. 1: 290
Nr. 2: 191, 290; Nr. 4: 192, 291; Nr. 5
291; Nr. 6: 201, 291; Nr. 7 und 8: 292
Nr. 9-12: 291; Nr. 13 und 14: 292
Nr. 15: 190, 201, 292; Nr. 16: 190, 292
Nr. 17—19: 292; Nr. 20: 293; Nr. 22
311; Nr. 23: 191, 312; Nr. 24 und 25
311.
Tafel LXXX, Gegenstände aus Holz und
Leder. 443, 492. — Nr. 1: 161, 447;
Nr, la, Ib, Ic: 448; Nr. 2: 160, 213;
Nr. 3: 160, 239; Nr. 4: 162, 213, 434;
Nr. 5: 162, 496, 497; Nr. 6: 160, 495,
497; Nr, 7: 162, 497, 498; Nr, 8: 160,
499; Nr. 9: 160, 497, 498; Nr. 10: 160,
350, 494, 499; Nr. 11: 162, 163, 497,
498; Nr. 12: 162, 499; Nr. 13: 160, 350,
494, 497; Nr. 14: 162, 499; Nr. 15: 499,
n*
XX Inhalt.
IV. Litteraturverzeichnis.
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XXVII
Berichtigungen und Zusätze.
Seite 39, Anm. 57, Zeile 6 von oben lies «BuncJcer» statt «DimJcer».
Seite 46, Zeile 4 von unten, lies «des Kaisers» statt «der Kaiser».
Seite 75, Zeile 2 von unten, lies «Fig. 11» statt «Fig. 12».
Zu Seite 93, Zeile 14 von oben, ist zu bemerken, daß die lateinische Bezeichnung für
die bleibeschwerten Pfeile in den verschiedenen Handschriften von Vegetius'
epUome rei militaris verschieden überliefert ist. Die Teubner'sche Textausgabe
schi'eibt I. 17 matüoharhuli und notiert als andere Lesart martiobarhuli, die
dem Bestreben entsprungen zu sein scheint, das Wort mit Mars etymologisch in
Verbindung zu bringen*).
Seite 124, Zeile 3 von oben, lies «R Q P» statt «E Q S».
Seite 138, Zeile 11 von oben, ist am Ende ein 1 abgefallen.
Seite 139, Zeile 12 von oben, ist am Ende ein Bindestrich abgefallen.
Seite 161, Anmerkung 137, lies XIII. 2, C. 3.
Seite 187, Zeile 13 von oben, lies «lateres» statt «lateri».
Seite 228, Zeile 6 von unten, lies «Hauser» statt «Hansen» und tilge «Österr.».
Seite 240, Zeile 5 von oben, ist auf ein Kapitel «Rekonstruktionen» hingewiesen worden.
Die ursprüngliche Absicht, diese besonders zu behandeln, mußte aber aus prak-
tischen Rücksichten aufgegeben werden, und die rekonstruierten Gebäude, Brunnen,
Geräte, Schlösser u. s. w. gelangten an den jeweils geeignet erscheinenden Text-
stellen zur Besprechung, Das deutsche Sachregister giebt unter «Rekonstruktionen»
die erforderlichen Hinweise.
Seite 260, Anmerkung 209, Zeile 1, sind unter «Lagerspionen» diejenigen zu verstehen,
welche als «exploratores castrorum» den Platz des erforderlichen Marschlagers aus-
zuwählen und vor Ankunft der Truppen Feuer anzumachen hatten. Man könnte
sie als «Quartiermacher» oder als «Fouriere» bezeichnen. Analog diesen wird bei
Siieton, Tiberius 60, ein «explorator viae» genannt, welcher der Sänfte des Kaisers
vorauseilte, um den gewählten Weg auf seine Güte zu prüfen.
Seite 264, Zeile 1 der Anmerkung, lies «Marqiiardt» statt «Marquard».
Seite 283, Zeile 3 von oben, lies «nachstehenden» statt «vorstehenden».
Seite 334, Nr. 26, ist der Name als Sacrillegus (Sacrilegus) zu lesen, obwohl der dritte
Buchstabe ein G ist.
*) Die Stelle bei Vegetius I. 17 lautet: Plumbatarum quoque exercitatio, quos mattio-
barbulos vocant, est tradenda junioribus. Nam in Illyrico dudum duae legiones fuerunt,
quae sena niilia militum habuerunt, quae, quod bis teils scienter utebantur, Mattiobarbuli
vocabantur.
II***
XXVIII Bericlitigungen und Zusätze.
Die auf Seite 345 im zweiten und dritten Absätze erwähnten aufgemalten Inschriften
befinden sich auf den Bechern Nr, 24 und 25 der Textfigur 64 (Seite 427).
Seite 845, Abschnitt IV, Zeile 5 von oben, lies «erstere» statt «letztere».
Seite 361, Zeile 11 und 10 von unten, lies «tribuniciae potestatis» statt «tribunicia
potestate».
Seite 409, 3. Absatz, Zeile 2, lies «Nr. 1» statt «Nr. 2».
Seite 410, Zeile 10 von oben, ist eine Wiederholung unterlaufen.
Seite 410, Zeile 2 der Anmerkung 254, lies <^Lindenschmit» statt <^ Lindenschmidt» .
Seite 439, Zeile 8 von unten, sind die Worte «Löffel und» zu tilgen.
Seite 441, Zeile 11 von unten, lies «Wagbalken, auf dessen lilngerem Arme sich ein Lauf-
gewicht bewegt, während an dem kürzeren die Schale oder der Haken befestigt ist,
an den der zu wiegende Gegenstand angehängt wird».
Seite 486, Unterdrück der Fig. 78, lies «Schwert-» statt «Schwert».
I.
Vorbemerkungen
und Geschichte der Ausgrabungen.
Während Mler durch den Taunus ziehende Pfahlgraben in Grenz-
beschreibungen ^) schon 792, 812, 977 u. s. w., dann in Grenzumgängen
der Hohen-Markgenossenschaft^) des 15. und 16. Jahrhunderts urkundlich er-
1) Urkundenbuch des Limes Iraperii Romani von Freiherrn von Preuschen-Li eben-
stein, Korrespondenzblatt der deutschen Alterthumsvereine 1856, Seite 121 — 126 und 130—132.
2) Da in der Folge die «Hohe Mark» noch öfters erwähnt wird, so möge hier schon
eine kurze Erklärung dieser Bezeichnung Platz finden: Unter «Hohe Mark» verstand man
den nordwestlich von Homburg gelegenen 4672 ha. großen "Wald (Taunus), der den Feld-
berg und den Altkönig einschließt und sich bis zum Pfahlgraben erstreckt, welcher zugleich
seine nördliche Grenze auf dem Kamme des Gebirges bildet. Östlich bezeichnet teilweise
die von der Saalburg nach der Wetterau führende Römerstraße die Grenze ; auch an der
Westseite ist wieder eine Römerstraße, der sog. Pflasterweg, der südwestlich hinter dem
Altkönig nach dem Kastell Feldberg führt, teilweise als Grenze anzunehmen. Nach Süden
endigt die «Hohe Mark» an den Feldmarken der davor liegenden wald berechtigten Ge-
meinden. Sie hatte in älterer Zeit einen weit größeren Umfang, bevor aus ihr verschiedene
Marken, so die Seulberger-, Köpperner-, Rodheimer- und Kronberger Mark, abgetrennt
wurden. Die Bezeichnung «Höhe Mark», wie sie ursprünglich hieß, weist schon darauf
hin, daß sie früher die ganze Höhe, den Taunus, umfaßt hat. Sie enthielt nur Wald und
war Jahrhunderte lang Gemeingut der vor dem Taunus bis etwa zur Nidda angesessenen
Märker; die Verwaltung wurde gemeinschaftlich nach einer besonderen Verordnung, dem
«Märkergeding», das uns aus dem Jahre 1484 noch erhalten ist, geführt. Über dieser
Märkergenossenschaft, die noch bei ihrer Auflösung und Teilung der Mark 1813 un-
gefähr 40 umliegenden Städten, Dörfern, Höfen und Herrschaften gemeinschaftlich ge-
hörte und bis dahin ihren Bewohnern — den Märkern — das Holz unentgeltlich lieferte,
stand als Schirmherr ein «Oberster Waldbott» (Forestarius, Saltuarius) und zwar stets der-
jenige, «welcher Homburg mit Recht inne hatte». — Früher bekleideten dieses Amt die
Grafen von Eppenstein als Besitzer von Homburg und zuletzt von 1622 an die Landgrafen
von Hessen-Homburg; schon 1192 wird Gottfried von Eppenstein als Inhaber des «Waldbod-
Ambet» genannt. Es ist höchst wahrscheinlich, daß das Alter dieser Genossenschaft bis
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg. 1
2 Vorbemerkungen.
wähnt wird, Erastnus Alhcrus^) ihn um das Jahr 1550 besingt und eine
Karte*) des 17. Jahrhunderts seinen Zug verzeichnet, wird der Name Saal-
burg, soweit bis jetzt nacligewiesen werden konnte, zum erstenmal 1747 von
Elias Neuhop) genannt.
Auch in Kugenbüchern über Waldfrevel aus etwa derselben Zeit ist
die Saalburg wiederholt angeführt. Bezeichnungen, die auf sie hinweisen,
kommen allerdings schon früher vor; so wird in einem Weistum der Graf-
schaft Alt-Weilnau aus dem Jahre 1482 eine Stelle am Pfahlgraben als
Salne bezeichnet, die nichts Anderes als die Saalburg sein kann. Diese
wichtige Urkunde, die gleichzeitig den Pfahlgraben und die beiden Römer-
stätten Saalburg und Kapersburg nennt, heißt im Wortlaut: «Daruff haben
die von Wierheim^) jren Wistumb gethan — also lutend Wir — wisen von —
dem Stricker an dem wierheymer holtze offen biß an die salne, die salne
offen bis uf den phale, den phale hinaben bis ane Philipps Möllne'), von
derselben Mölne den phale hinußen biss ane die straißen die ghein den obern
hane^) geht — und uf das letzte haben die von Obern -Roispache^) jren wis-
tumb gethane und gewißen — von obern Roispach by der Karpeßerburgk^")
jnn dem phalegrabenn ane, und fürte vonn dem phalcgraben ane, an den
Straißheymer walte ußen — biß uff eyn Steyne light ane der Sangerspitzen, von
demselben Steyne ane, von Steyne zu Steyne biß jnn den phalegraben. Mitten
den phalegraben ußen biß ane die Karpesserburgk^^)».
Wie hier die Salne, so wird in dem «Urgangks- und Aussteinungsbuch»
der Stadt Homburg 1472—1536 ein Sahalgraben genannt; es heißt dort
auf Seite 34: «Item der wegk von der breyden eychen Holn (Hohlweg) durch
die Röder (Flurnamen für die Wiesen am Wald, der gerodeten Wald be-
zeichnet) biß zu dem sahalgraben zu mitten durch die Röder soll 1 Rüden
breyt sein auf und auf».
über die Römerzeit hinaufreicht; die Vermutungen hierüber sind zwar nicht aus schrift-
lichen Mark-Akten zu erhärten, da solche erst mit dem Jahre 1401 beginnen, doch kann
es aus anderen Urkunden und Beobachtungen als sicher angenommen werden. Vergl.
Dr. F.Scharff. «Die Hohe Mark im Taunus», und «Das Recht der Hohen Mark» — Archiv
für Frankfurts Geschichte. Neue Folge. Bd. 2 und 3. Frankfurt a. M. 1862 und 1865;
ferner «Die Gau- und Markverfassung in Deutschland» von F. Thudichum, Gießen 1860.
3) Buch von der Weisheit. Frankfurt 1550, Seite 120.
*) Reliquorum Moeno Mogono Adiacentium Pars inferior. Moguntiae apud Nicol.
Person 1679—1694.
^) Elias Neuhof, abgefaßte Briefe, Nachricht von zweyen gefundenen alten Römischen
Monumenten. Homburg v. d. Höhe 1747.
«) Wehrheim, Flecken im Kreis Usingen, S'/z km nördlich von der Saalburg.
'') Vielleicht die zum ehemaligen Kloster Thron gehörige Mühle, doch wahrscheinlicher
die nahe dabei dicht am Pfablgraben gelegene «Lochmühle».
*) Obernhain, Dorf, 2 km nordwestlich von der Saalburg, jenseits des Pfahlgrabens.
®) Obern-Roispach = Ober-Rosbach, hess. Dorf im Kreis Friedberg, 9 km östlich
von der Saalburg, diesseits des Pfahlgrabens.
•0) Karpesserburg = Kapersburg, Limeskastell im Oberrosbacher Wald.
") Veröffentlicht in dem in Anmerkung 1 angeführten Urkundenbuch unter Nr. 14.
Vorbemerkungen. 3
Dieser Graben ist zweifellos mit dem durch den «Hammelhans» ^^) nach
der Saalburg führenden Saalgraben identisch. Nimmt man an, daß der
künstlich hergestellte Graben, der in seiner weiteren Verlängerung bis zum
Kastell führt, seinen Namen der Saalburg entlehnt hat, so erscheint es wahr-
scheinlich, daß die Römerstätte schon sehr früh diesen Namen führte, und
daß das in ihm enthaltene Wort «Sabal» mit dem ursprünglichen Namen
irgendwie in Zusammenhang steht; seine Bedeutung ist bis heute noch nicht
erklärt.
Daß über die Saalburg in alten Waldbeschreibungen nichts erwähnt
wird, mag wohl teilweise darin seinen Grund haben, daß sie in einem Wald-
teil der Hohen Mark lag, der für die Eigentümer kein besonderes Interesse
bot, weil der Holzertrag durch die zahlreichen Mauerreste und Zusammen-
stürze ein geringer war. Es ist sicherlich allmählich dort Wald entstanden,
aber eine eigentliche Waldkultur wird in alter Zeit wohl kaum dort statt-
gefunden haben'; es wäre dies für den Märker zu unbequem gewesen; auch
lag ein Bedürfnis dazu nicht vor, besonders so lange die Bevölkerung, die
an dem Wald ein Recht hatte, noch gering an Zahl war und genügend Holz
zur Verfügung hatte. Auch andere Gründe mögen noch obgewaltet haben,
daß in den Hohe-Mark-Akten, die wesentlich nur in Verfügungen über die
Berechtigung in der Mark, AVeisungen, Grenzbeschreibungen, Streitigkeiten und
Straferlassen bestehen, die Saalburg nicht genannt wird. Bei Grenzbestim-
mungen kam sie ihrer seitlichen Lage wegen nicht in Betracht; der Pfahl-
graben, der auch nach der Römerzeit die Grenze bildete, genügte hierfür,
und auf ihn wird immer Bezug genommen. Bei späteren Teilungen
wurden die meist gradHnigen Römerstraßen benutzt, welche kurzer Hand ohne
besondere Beinamen als «Straßen», im Gegensatz zu den Schneisen und
Wegen, bezeichnet werden. Es ist zu bedauern, daß uns kein schriftliches
Material, welches sichere Anhaltspunkte bieten könnte, überliefert worden ist.
Wir sind auf die Flurnamen und auf das, was sich von Mund zu Mund
weiter gepflanzt hat, angewiesen; aber auch damit läßt sich für unsere Zwecke
nicht viel anfangen, und wir müssen uns mit dem, was im vorigen Jahr-
hundert niedergeschrieben wurde, begnügen.
Die älteste Nachricht befindet sich in einer ungedruckten Chronik, deren
Verfasser nicht genannt ist; sie führt die Aufschrift: «Historie des Amtes Hom-
burg» ^^). Die auf die Saalburg bezügliche Stelle lautet: «In dem Wald, die Hohe
Mark genannt, sind noch verschiedene alte Schlösser zu ersehen, die sogenannte
Hunnenburg, die Saulburg (Saalburg) so ohnfern der Straße nach Wehr-
heim lieget. Hier siebet man noch ordentlich die Gärten, so um das Schloß
gegangen, wie auch forne, wie das offene Thor gewesen, die Linde so aber
1^) «Hammelhans» bezeichnet den Walddistrikt, der an den nördlich von Dornholz-
hausen gelegenen Röderwiesen beginnt und sich bis zur Saalburg hinzieht.
^*) Diese Chronik ist, der Schrift nach zu schließen, auch kaum viel älter als die in
Anmerkung 5 erwähnten ersten gedruckten Nachrichten von E. Neuliof; sie befindet sich
in meinem Privatbesitz.
1*
4 Vorbemerkungen.
dermalen als ein alter abgehauener Stumpf dastehet, wie man dann auch
noch in neuen Zeiten das alte Mauerwerk sehen können, so aber dermalen
weggebrochen und theils zum Schloß, theils zum französischen Kirchenbau
und anderen Gebäuden nach Homburg geführet worden.» Der Verfasser der
obigen Nachrichten glaubt, die Saalburg sei nicht von den Römern, sondern
von den fränkischen Königen und Herzögen angelegt worden, bemerkt aber
gleich dazu, »daß es vergebliche Arbeit sein dürfte, dies wirklich ausfündig
und nahmhaft zu machen». Neuhof sagt dagegen schon 1747: «Die Saal-
burg, so diesseit dem Polgraben lieget, ist ein viereckiger Platz, mit einem
Graben umgeben und stellet uns eine Schantze der Römer für».
Der Chronist, in dem wir einen Landgräflichen Beamten vermuten, be-
stätigt uns indirekt, daß Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhunderts
von den Gebäuden noch viel Mauerwerk erhalten war, denn Schloß wie
reformierte Kirche^*) haben viel Steinmaterial verschlungen. Abgesehen von
diesen Mitteilungen wissen wir auch aus anderen verbürgten Nachrichten und
Überlieferungen, daß außer dem Homburger Schloß und der französisch-
reformierten Kirche auch die lutherische Stadtkirche (1697) und sonstige
Bauten im 17. und 18. Jahrhundert aus jenem Material hergestellt wurden.
Wenn wir bedenken, daß die Steine, welche zu den genannten Bauten ver-
wendet wurden, von der Saalburg stammen — und wir haben keinen Grund
daran zu zweifeln — , und w^enn wir uns vorstellen, daß dieses Material ohne
jene gewaltsame Entfernung wohl jetzt noch als Mauerwerk erhalten wäre,
so müssen wir unser lebhaftes Bedauern darüber aussprechen, daß in einer
Zeit, die uns noch verhältnismäßig nahe liegt, diese Baudenkmäler, die viele
Jahrhunderte überdauert hatten, auf solche Weise der Zerstörung anheim-
fielen. Es müssen jedenfalls, wenn man den großen Verbrauch von Steinen
für diese Bauten in Rechnung zieht, bis zum Ende des 17. Jahrhunderts
noch viele Massivbauten der Saalburg gestanden haben, denn man spricht
von «weggebrochen >. Vom Anfange des 18. Jahrhunderts ab ist sie
immer mehr als Steinbruch benutzt worden. NeuJiof bemerkt in seinem
bereits angeführten Briefe von 1747 und in der Ergänzung dazu von 1780,
daß zu Stollenbauten für das Fahrbornbergwerk (an der Chaussee Homburg-
Saalburg) in den Jahren von 1721 — 1730 bereits Steine aus den Fundamenten
der Mauern der «umliegenden Gebäude» gebrochen wurden'^); er sagt aber
gleich dabei, daß «von der Mauer um die Saalburg nichts aufgebrochen
worden», woraus hervorgeht, daß im Bereich der Bürgerlichen Niederlassung
die hervorragenden Mauern verschwunden sein mußten ; sonst hätte man sich
nicht der Mühe unterzogen, die Fundameute herauszubrechen. Daß damals
1*) Das fürstliche Schloß wurde unter der Regierung des Landgrafen Friedrich mit
dem silbernen Bein 1680, die in der Dorotheenstraße gelegene französisch-reformierte Kirche
durch den Landgrafen Friedrich Jakob 1718 erbaut.
'*) Bei diesem Steinholen wurde der an der Westseite des «Weißen Thurras» im
Schloßhof zu Homburg eingemauerte Inschriftstein von Caracalla gefunden, vergl. Neuhof
1747 und 1780 und den Abschnitt über die Inschriften.
Vorbemerkungen. 5
die Umfassungsmauern des Kastells, soweit sie nicht eingestürzt waren, vom
Abbruch verschont wurden, wird dadurch bestätigt, daß der größte Teil der-
selben bis zur Wallganghöhe jetzt noch erhalten ist. Nur an der südöst-
lichen abgerundeten Ecke sind sie beim Chausseebau 1816 teilweise sogar
bis zur Fundamentsohle herausgerissen worden. Daß die übrigen Teile
erhalten bheben, ist wohl dem Umstände zu verdanken, daß die beiden um
das Kastell ziehenden, noch offenen Spitzgräben und die sonstigen Ver-
tiefungen und Schutthaufen, von denen Neuhof erzählt, und die wir selbst
noch sahen, die Zufuhr für Wagen verhindert und den Abbruch wesentlich
erschwert haben.
Es wurde bis jetzt immer angenommen, daß die Saalburg bereits im
frühen Mittelalter größtenteils zerstört und das Steinmaterial zu dem Bau des
in der Nähe, am nördlichen Abhänge des Taunus gelegenen, 1243 gegründeten
Klosters Maria Thron (monasterium sanct. in throno St. Mariae) und zur Er-
bauung überhöhischer Dörfer verwendet worden sei. Diese Ansicht wurde
noch bestärkt, als sich beim vollständigen Abbruch des Klosters (1873) einige
römische Ziegel der Coh, IUI Vind. fanden, die jedoch ebenso gut von dem
viel näher gelegenen Zwischenkastell «Lochmühle» herrühren können. Dagegen
spricht aber vor allem der Umstand, daß das Kloster und die in Betracht
kommenden Orte jenseits des Pfahlgrabens, der uralten Grenze, welche auch
die Marken schied, liegen. Wie streng die letzteren verwaltet und das Nutzungs-
recht nur dem zugestanden wurde, der markberechtigt war^^), wissen wir aus
dem reichen urkundlichen Material der Hohen Mark (vergl. Scharff, Anm. 2).
Auch daß bei den Gründungen der Dörfer, die südlich vom Pfahlgraben
liegen, die Bewohner, die am Marknutzen berechtigt waren, ihre Steine
aus dem Gebiete der Saalburg geholt haben, ist durch nichts erwiesen.
Sie nahmen wohl zuerst ihren Bedarf aus den zu jener Zeit noch vielfach
vorhandenen Trümmern der römischen Massivbauten der Taunusebene, was
sich auch bei den Ausgrabungen solcher Baureste sehr oft bestätigt. Das-
selbe Material — Taunusschiefer, große Bachkiesel und Basalt — , wie es an
den römischen Bauten benutzt wurde, kommt an den älteflen Häusern der
betreffenden Ortschaften vor. Nirgends jedoch finden wir die Quarzitsteine,
wie sie an der Saalburg verbraucht wurden, bei den ältesten mittelalterlichen
Anlagen verwendet; auch der alte Bergfried, der «Weiße Turm» ^^) im Schloß-
hof zu Homburg, ist aus Material der näheren Umgebung errichtet.
Wertvollere Nachrichten und sachgemäße Beschreibungen erhalten wir
erst Ende des vorigen Jahrhunderts von dem vorerwähnten Regierungsrat
Neuhof. Dieser war Anwalt der Hohen- und der Seulberger Mark, hatte
Iß) 1549 und 1567 werden den «Jungfern zum Thron» ihre Gesuche um «eyniche ge-
rechtigkeit in der Hohemark» wiederholt abgeschlagen, dagegen gestatteten die Köpperner
Markgenossen schon 1454 den Äbtissinnen des Klosters Thron, Vieh auf den Wegen der
Waldmark, d. h. diesseits des Pfahlgrabens, zu weiden, und zwar gegen alljährliche Über-
lassung eines Ochsen.
1') Der heute noch gut erhaltene «weiße Turm» wurde 1370 — 1400 erbaut.
(y Vorbemerkungen.
durch sein Amt vielfacli Gelegenheit, den nocli ungeteilten Taunus in seiner
Urwüchsigkeit kennen zu lernen, und fand Freude und Gefallen an der Er-
forschung der Altertümer. In seinen späteren Jahren widmete er sich ganz
dem Studium der Saalburg, veranstaltete Ausgrabungen, legte eine Sammlung
römischer Altertümer an und veröffentlichte seine Ergebnisse. Er schreibt
darüber unter Anderem : «Ich gebe mich daher lieber mit den alten Römern
ab, die wenigstens nichts übeles von mir nachreden können, wenn ich schon
wegen meinen Untersuchungen bald für einen Schatzgräber, bald aber für
einen Teufelsbanner von dem Poebel gehalten werde, davon ich gar lächer-
liche Anmerkungen hier anbringen könnte».
Neuhofs erste Schrift ^^) über die Saalburg erschien 1777, der bald im
Jahre 1780 eine zweite ^^) folgte. Außer diesen und seinem im Jahre 1747
veröffentlichten Brief über den dort gefundenen Inschriftstein des Kaisers
Caracalla hat er über seine Ausgrabungen Mitteilungen in dem «Hanau'schen
Magazin» von 1782 und 1783 in Briefform drucken lassen. In einem dieser
Briefe erwähnt er seine Sammlung römischer Saalburgaltertümer und nimmt
Bezug auf Zeichnungen, die er über seine Untersuchungen daselbst hat an-
fertigen lassen. Er verspricht weitere Veröffentlichungen, «die, insofern mir
die antiquarische Muse hold bleiben wird, bei Fortsetzung meiner Nachrichten
in Kupfer gestochen, erscheinen sollen». Leider ist dies nicht geschehen;
sein schriftlicher Nachlaß ging verloren, auch seine gesammelten und von
ihm selbst an der Saalburg ausgegrabenen Altertümer^") wurden zerstreut;
es gelaug nur, einzelne davon, die sich im Landgräflichen Schloß und in
hiesigem Privatbesitz befanden, wieder zu erlangen und dem Saalburgmuseum
einzuordnen. Zu bedauern bleibt hauptsächlich, daß von den vielen Bruchstücken
von Steindenkmälern und Inschriften, die Neuhof erwähnt, nichts auf uns
gekommen ist ; sie würden gewiß die von uns im Laufe der Zeit aufgefundenen
weiteren Reste ergänzt haben. Der Besitz seiner schriftlichen Aufzeichnungen
wäre insofern von großer Wichtigkeit gewesen, weil seit dieser Zeit an der
Saalburg bedeutende Zerstörungen vorgekommen sind, besonders bei der An-
lage der Homburg-Usinger Chaussee im Jahre 1816, welche die Bürgerliche
Niederlassung in der Mitte durchschneidet und sie auf eine große Strecke
vollständig verdeckt. Es bleibt dadurch für immer über manchen Teil des
Ausgrabungsgebietes Vieles unbestimmbar und unentschieden.
•8) «Nachricht von den Alterthömern in der Gegend und auf dem Gebürge bey
Homburg vor der Höhe, mitgetheilt und mit accuraten Zeichnungen versehen von Elias
Neuhof, Fürstlich Hessen-Homburgischen Regierungsrath. Hanau, Druck und Verlag des
Ev. reform. Waisenhauses, 1777.»
") In Homburg 1780 erschienen; sie führt denselben Titel. Dem Büchelchen ist
eine Karte von dem «Höhegebirg» (Taunus) beigegeben, der Text erweitert und gegen die
erste Auflage wesentlich ergänzt.
*") Philipp Wilhelm Gerken sagt in «Reisen durch Schwaben, Bayern etc. — Worms
1788» — darüber: «Überhaupt findet man bei dem Herrn Neuhof eine große Sammlung
von allerlei römischen Sachen, die er in dieser Gegend ausgraben lassen, zum Beweis, daß
hier die Römer ihre Hauptbeschützung gehabt haben».
Vorbemerkungen. 7
Neuhof war in der damaligen Zeit der Einzige, der selbständig und
mit Verständnis über die Saalburg geschrieben hat. Seine oft irrigen Auf-
fassungen sind zu verzeihen, denn es fehlten ihm die Vorarbeiten, die uns
seit jener Zeit durch die vielfachen erfolgreichen Forschungen und Ent-
deckungen auf dem Gebiete der Altertumskunde jetzt vorliegen. Seine kurzen,
aber gewissenhaften Mitteilungen haben aber das Gute, daß sie heute noch
— nach hundert Jahren — nicht veraltet sind, und daß wir uns darauf
stützen können. Ich selbst habe es oft gethan und Manches, was längst
äußerlich verschwunden und zerstört war, wieder — wenn auch in der Erde
versteckt — aufgefunden und dadurch wertvolle Anhaltspunkte für das Ganze
bekommen.
Die hessischen Geschichtsschreiber und Lokalschriftsteller im Anfang
dieses Jahrhunderts beziehen sich alle mit ihren Nachrichten auf Neuhof.
Die späteren haben diesen wieder abgeschrieben; nur Gerhen und von Gerning^^)
machen eine Ausnahme. Auch der mit Neuhof befreundete Hüsgen bringt
in seinen «Verrätherischen Briefen über Historie und Kunst», Frankfurt a. M.
1776, einige selbständige Notizen. Mit dem 1799 erfolgten Tode Neuhofs
war wieder das Interesse für die Saalburg für die nächste Zeit erloschen, wozu
auch die politischen Ereignisse, die für die Landgrafschaft Homburg für
längere Zeit üble Folgen hatten, mitwirkten. Erst infolge der bei dem er-
wähnten Chausseebau (1816) gemachten Funde wird wieder von ihr ge-
sprochen. Aus einem damals über den Fund erstatteten Bericht wollen
wir, da derselbe, soweit bekannt, nicht gedruckt ist, das Wesentliche hier
wörtHch mitteilen:
«Im September 1816, beim Anlegen der neuen Hochstraße nach Usingen,
fanden die Arbeiter alte Ausbeute und ein Arbeiter traf mit seinem Werk-
zeuge auf eine größtentheils mit silbernen Münzen — ungefähr 550 Stück —
gefüllte Urne (vergl. den Abschnitt über die Münzen). Die ganze Masse war
mit dem bekannten aerugo nobilis überzogen, und dadurch wie durch eine
fett anzufühlende cementartig wirkende Erde zu einem Klumpen geballt.
Durch die Heftigkeit des Schlags sprangen mehrere Münzen ab und wurden
eine Beute der Arbeiter. Der beträchtlichste Theil — 462 an der Zahl —
ward durch den Aufseher gerettet. In der Folge fand man bei diesem Straßen-
bau in unbedeutender Tiefe auch ein bronzenes Kunstbild, von etwa 9 Zoll
Höhe, das einen kleinen Ganymed darstellt, einen Amethisten, das Fragment
einer Gewandspange, dessen Krystalle wie die Beeren einer Traube um eine
Axe sitzen, die durchbohrt und mit einem Stifte versehen ist. Obgleich ab-
gebrochen, besitzt dieser edle Stein noch eine Länge von 5 Zoll; einen Siegel-
ring von dem feinsten Dukatengolde, mit einem Amethisten, auf welchem
ein Centaur, der von einem Amor unter unverkennbarem Sträuben gefesselt
wird, eingeschnitten ist und endUch ein Votivstein eines Kriegers namens
Candidus. »
2») /. J. von Gerning. Die Lahu- und Maingegenden. Wiesbaden 1821.
3 Vorbemerkungen.
Diese Altertümer wurden in dem Landgräflichen Schlosse untergebracht,
sind aber leider bis auf den Votivaltar und einen Teil der Münzen, die sich
jetzt im Saalburgmuseum befinden, verloren gegangen. Nach mündlichen
ÜberUeferungen hätten die Landgrafen hohen Fürstlichkeiten, die bei ihnen
zu Besuch weilten, gerne Andenken von der Saalburg mitgegeben; es ist
daher nicht unmöglich, daß sich in irgend einem Schlosse oder fürstlichen
Museum die fehlenden schönen und seltenen Gegenstände wieder finden.
Auch an wissenschaftliche Körperschaften sind Altertümer von dort abgegeben
worden. So hat kürzlich Dr. Henkel, Assistent am Großh. Museum in Darm-
stadt, in dem Inventar der Sammlung des «Historischen Vereins für das
Großherzogtura Hessen», die mit dem Großherzoglichen Museum jetzt vereint
ist, eine Notiz gefunden, wonach von einem Homburger Landgrafen dem
Historischen Vereine 23 römische Silbermünzen von der Saalburg geschenkt
wurden. (Vergl. hierüber den Abschnitt über die Münzen.)
Die neue Straße, die wohl einen bequemen Verkehr mit der überhöhischen
Bevölkerung erschloß, hat für die Saalburg Verderben gebracht. Diese kam
bei der Teilung der Hohen Mark an die Stadt Homburg, die, um dem ein-
getretenen Bedürfnis für Baumaterial abzuhelfen, anstatt in ihrem Wald einen
Steinbruch anzulegen, einfach die Römerstätte als solchen erklärte und die Er-
laubnis erteilte, dort gegen Zahlung einer geringen Summe Steine zu holen.
Mein Großvater von mütterlicher Seite hat in den Jahren 1816 — 1818 mehrere
Häuser in der Obergasse zu Homburg aus solchen Steinen erbaut. Was
noch aus früherer Zeit in der Bürgerlichen Niederlassung über dem Boden
hervorstand, wurde abgebrochen und, wenn es nicht allzu umständlich war,
selbst mit den Fundamenten herausgerissen. Auch die Gemeinde Friedrichsdorf,
die bei der ebenfalls im Jahre 1813 erfolgten Teilung der Seulberger Mark
in den Besitz von Wald kam, auf dem sich ein großer Teil der Bürgerlichen
Niederlassung befindet, ließ die Mauern beseitigen, die kellerartigen Ver-
tiefungen einebnen, sowie den massenhaften Brandschutt ausgleichen und
vcrschaff'te sich auf diese Weise ein schönes Stück fruchtbaren Waldes. Leider
ist auch hierdurch Vieles unwiederbringhch verloren gegangen, und wir sind
für diesen Teil bei den Untersuchungen lediglich auf das, was tief im Boden
steckt, angewiesen. Bald darauf begann man auch mit der Abtragung der
damals noch 3 Meter hohen Mauern der Massivbauten im Kastell, die lange
durch dickes Gesträuch geschützt und infolge der vielen Vertiefungen für
Fuhrwerk schwer zugänglich waren. Zum Glück erhielten die Landgräflichen
Behörden von diesem Vandalismus bald Kenntnis und erstatteten dem Land-
grafen Friedrich Ludwig ^'-^j hiervon Anzeige. Derselbe veranlaßte sofort
folgende Verordnung: «Da die Anzeige geschehen, daß sich mehrere Ein-
*^) Landgraf Friedrich Ludwig, geb. 1748, gest. 1820, war ein hochgebildeter Herr,
verkehrte mit den bedeutendsten Schriftstellern seiner Zeit, war selbst litterarisch thiltig
und von seinen Zeitgenossen hochgeschätzt. Vergl. «Landgraf Friedrich V. von Hessen-
Homburg und seine Familie von Karl Schwartz. Kudolstadt 1878».
Geschichte der Ausgrabungen. 9
wohner des hiesigen Amtes beigehen Keßen, Steine von den Mauern der Ruine
an der Saalburg zum Chausseebau auszubrechen und wegzufahren, dieses aber
auf höchsten Befehl nicht mehr geschehen soll, so wird hiermit bei 10 Thaler
Strafe verboten, Steine von diesen Mauern auszubrechen oder dieselben zu
ruinieren.
Homburg v. d. Höhe, den 14. August 1818.
Landgräfl. Hess. Justizamt.
gez. Rodaug.»
Dieser Verfügung, die soweit als möglich strenge gehandhabt wurde,
ist es hauptsächlich zu verdanken, daß noch ein Teil der Mauern im Kastell
und der direkt davorliegenden Bauten auf uns gekommen ist. Da jedoch
solche Maßnahmen keine volle Garantie für die Zukunft boten, suchte Land-
graf Friedrich Joseph ^^), der 1820 zur Regierung gelangte, um die jetzt noch
übrig gebliebenen römischen Baureste dauernd schützen und erhalten zu
können, den bei der Teilung der Hohen Mark im Jahre 1813 an die Stadt
Homburg gefallenen Waldbezirk, worin die Saalburg liegt, in seinen Besitz
zu bekommen. Der Verkauf kam am 27. April 1821 zu stände, und wurden
für die 344 Homburger Morgen (= 6572 ha.) zusammen 6579 Gulden
bezahlt.^*)
Die Mauerreste wurden nun vor weiteren Zerstörungen böwahrt und
überzogen sich allmählich wieder mit einer dichten Rasendecke; der
größtenteils niedergelegte Wald wuchs auf dem mit Brandschutt gedüngten
Boden wieder rasch empor, so daß in der Mitte dieses Jahrhunderts die
Ruinen in einem fast undurchdringlichen Dickicht verborgen lagen und so
den Blicken der Menschen entzogen waren.
Während der nächsten 20 Jahre hören wir nichts von der Saalburg;
1841 bat der Herzoglich Nassauische Regierungspräsident Moller den Land-
grafen Philipp ^^), dem Nassauischen Verein für Altertumskunde zu gestatten,
«den im Homburger Gebiet ziehenden Pfahlgraben durch den Archivar Hahel
und einen Geometer vermessen, zu dürfen». Fast gleichzeitig stellte der Pfarrer
Hanapi^el von Reifenberg ein Gesuch, nach römischen Antiquitäten am Pfahl-
graben im Amte Homburg und auf der Saalburg forschen und graben zu
dürfen. Beiden wurde in zuvorkommendster Weise die Erlaubnis erteilt. Auch
23) Landgraf Friedrich Joseph, geb. 1769, gest. 1829, hat mit seiner Gemahlin, der
Landgräfin Elisabeth, Tochter König Georgs III. von Großbritannien, für die Erhaltung der
Altertümer in Homburg sehr viel gethan und manches alte Bauwerk vor dem Untergang
gerettet. Vergl. K. Schimrtz (Anmerkung 22) und L. Jacobi, Das Heilige Grab in Hom-
burg V. d. Höhe. 1891.
^*) Im Jahre 1866 kam dieser Wald an den preußischen Staat, der seine Bewirt-
schaftung 1873 der dem Kultusministerium unterstellten nassauischen Centralstudienfonds-
verwaltung übertrug.
25) Landgraf Philipp, geb. 1779, gest. 1846, war von 1821-1823 Gouverneur von
Neapel, in welcher Stellung er ein großes Interesse für die Ausgrabungen in Pompeji an
den Tag legte; seine dort gesammelten Altertümer wurden 1867 in Homburg versteigert
und kamen in Privatbesitz.
10 Geschichte der Ausgrabungen.
wurde sclion 1838 dem Hofrat Steiner von Seligenstadt erlaubt, dort aus-
zugraben. Jedoch machte weder Steiner noch Ilanappel Ausgrabungen; der
Erstere gab der Kosten wegen sein Vorhaben wieder auf, und der Letztere
beschränkte sich auf Ausgrabungen an dem in der Nähe Reifenbergs ge-
legenen Kastell Feldberg^") und an der davor liegenden < Heiden kirche». Die
von ihm dort gemachten Funde kamen nach seinem Tode in die Altertums-
sammlung nach Wiesbaden. Fh. Dieffenhach war in dieser Zeit einer der
Ersten, der in seiner «Urgeschichte der Wetterau» Darmstadt 1843 wieder
auf die Saalburg hinwies. Im Jahi-e 1844 erschien in dem «Archiv für
Frankfurts Geschichte und Kunst» von Dr. Römer sen. eine Abhandlung
über die römische Grenzbefestigung des Taunus, in welcher auch über die
Saalburg alles damals Bekannte kurz zusammengefaßt war.
Nach mündlichen Überlieferungen sollen in früheren Jahrhunderten
öfters Schatzgräber an der Saalburg ihr Wesen getrieben haben. Bei den
Ausgrabungen fanden sich öfters Stellen, die schon durchwühlt waren; ob
dies aber durch Schatzgräber, Bergleute oder bei dem Ausroden und der
Waldkultur geschehen, bleibt dahingestellt. Interessant ist es immerhin, daß
noch im Jahre 1851 ein Gesuch an den Landgrafen von Homburg gerichtet
wurde, welches uns vorliegt, in dem gebeten wird, nach Schätzen auf der
Saalburg graben zu dürfen. Daß dies abgeschlagen wurde, ist selbstredend
und verständig gewesen; der ablehnende Bescheid, der für die damaligen
Anschauungen bezeichnend ist, verdient hier festgelegt zu werden; er lautet
wörtlich: «Ein solch' planloses Durchwühlen dieses geschichtlichen Bodens
wäre nicht viel besser, als wenn man eine Heerde s. v. Schweine zu solchem
Behuf verwenden würde und erklärt sich dieses Gesuch dadurch, daß der
Eine Bittsteller im Rufe steht, Schatzgräber zu seyn, wegen dessen Er auch
schon im Ausland in Untersuchung gestanden haben soll, er ist auch hier
als ein Mann bekannt, der sich mit Hexerei befaßt und überhaupt dem
blinden Aberglauben ergeben ist. Der Plan der Bittsteller ist daher auf
Schatzgräberei und nicht auf Alterthumsforschung gerichtet und dürfte daher
als gänzlich unstatthaft abzuschlagen seyn.»
Um dieselbe Zeit, d. h. von 1847 — 1853, beschäftigten sich zwei junge
Homburger, der früh verstorbene Dr. Aug. Mähler^'^) und der spätere Redak-
teur des «Taunusboten» G. Schiidt^% recht eingehend mit der Saalburg;
beide haben fleißig gesammelt und wertvolle Aufzeichnungen darüber ge-
") Vergl. Limesblatt 1892, Nr. 1, S. 3.
*'J Dr. med. Aug. Mäkler, geb. 1832, gest. 1855. Seine im Manuskript nachgelassenen
Aufzeichnungen beweisen sein großes Verständnis für die Altertumskunde und für die
vaterländische Geschichte; die beigegebenen schönen Zeichnungen der Saal bürg und ver-
schiedener jetzt verschwundener Altertümer von dort (um das Jahr 1850 von ihm gefertigt)
geben seiner Arbeit einen besonderen Wert.
^*) G. Schuilt, geb. 1830, gest. 1890, hat in seinem Buche «Homburg und seine Um-
gebungen» 1854, und in dem länger als 20 Jahre von ihm redigierten «Taunusboten» inter-
essante Mitteilungen über die Saalburg zusammengestellt. Seine Sammlung von Altertümern
hat er noch bei Lebzeiten dem Saalburgmuseum überwiesen.
Geschichte der Ausgrabungen. H
macht, die auch teilweise im Druck erschienen sind. Ihre Arbeiten beruhen
zwar in der Hauptsache auf den Schriften von Neuhof. doch haben sie in
ihren gewissenhaften Niederschriften Manches niedergelegt, was heute nicht
mehr nachzuweisen wäre.
Zu einer eigentlichen wissenschaftlichen Untersuchung kam es erst im
Jahre 1853. Die erste Anregung dazu ging von dem Vorstande des Gesamt-
vereins der deutschen Geschichts- und Altertums vereine aus, welcher 1852
durch eine besondere «Kommission des Limes ßomanus» eine dahingehende
Bitte an den Landgrafen stellte, die auch zur Folge hatte, daß am 17. Juni
1853 dem Großherzoglich Mecklenburgischen Legationsrat Guido von Meyer
«für sich und seine Mitbeth eiligten » die Durchforschung des Pfahlgrabens auf
Hessen-Homburgischem Gebiete gerne gestattet wurde.
Landgraf Ferdinand^^), der sich ernstlich mit derAltertumskundebeschäftigte,
bezeugte ein reges Interesse für die Untersuchungen der römischen Überreste in
seinem Lande und opferte seinen Wald an der Saalburg. Ich sage absichtlich
«opferte», denn dem alten Herrn war es äußerst unsympathisch. Bäume ab-
hauen zu lassen, und er würde, wenn nicht die Forstbehörde auf Durchhchtung
der Wälder gedrungen hätte, denganzenHomburgerTaunus am liebsten unberührt
gelassen haben. Das nötige Geld für die Ausgrabung wurde durch die
Vermittlung der Landgräflichen Regierung von der Spielpachtgesellschaft ^°)
in Homburg aufgebracht, welcher Guido von Meyer als Gegenleistung einen
«Antiquarischen Wegweiser» in Aussicht stellte, ein Versprechen, das jedoch
nicht erfüllt wurde.
Die Leitung der Arbeiten erhielt der gelehrte und thätige Altertums-
forscher Archivar HabeP^), welcher mit an der Spitze der 1852 berufenen
«Kommission des Limes Romanus in Deutschland» stand. Er begann im
August 1853 mit den Arbeiten und hat sie von da ab während der Sommer-
2^) Landgraf Ferdinand, geb. 1783, gest. 1866, war der letzte regierende Fürst von
Hessen-Homburg und der Letzte seines Stammes; er beschäftigte sich viel mit der römi-
schen Geschichte seiner Heimat, worüber er selbständige Aufsätze schrieb. Die von ihm
im Manuskript nachgelassene Abhandlung «Der Taunus» steht durchaus auf eigenen Füßen.
Der Landgraf kommt darin durch sehr eingehende Vergleichung der alten Schriftsteller zu
dem sehr richtigen, wenn auch noch nicht genugsam anerkannten Ergebnis, daß die römisch-
germanischen Kriege bis in die Mitte des ersten Jahrhunderts fast ausschließHch zwischen
dem Niederrhein und der Weser spielten und namentlich von Xanten ausgingen. Mit
derselben Gründlichkeit sucht er nachzuweisen, daß der Pfahlgraben erst unter Hadrian
errichtet sei.
3") Die anonyme Gesellschaft der vereinigten Pachtungen des Kurhauses und der
Mineralquellen zu Homburg v. d. Höhe, die unter der Direktion des Herrn Frangois Blanc
von Paris stand, bewilligte zu den Ausgrabungen, Untersuchungen und den geometrischen
Vermessungen von 1853 — 1858 den Betrag von rund 15000 Mk., die dem Archivar Habet
durch Vermittlung der Landgräfl. Regierung direkt zur Verfügung gestellt wurden. Von
1858 ab wurden für Ausgrabungen und den Bau des Försterhauses, der jetzigen Saalburg-
Restauration, noch weitere 10000 Mk. von der genannten Gesellschaft gegeben.
3») Friedrich Gustav Hahel, geb. 1792, gest. 1867; in den Annalen des Vereins für
Nassauische Altertumskunde im 11. Band, 186—387, finden sich von K. Schtvartz aus-
führliche Mitteilungen über sein Leben und auch über seine Forschungen an der Saalburg.
12 Geschichte der Ausj^rabungen.
monate bis zum Herbst 1862 fortgeführt. Diircli seine Untersucliiingen ist
viel Neues und Wortvolles zu Tage gefördert worden; auf seine wichtigen
Funde und Ergebnisse werde ich im Verlaufe meiner Mitteilungen noch
manchmal zurückkommen. Ein zusammenhängendes Werk über dieselben hat
er leider weder im Druck noch als Manuskript hinterlassen. Er war mit den
Veröffentlichungen seiner Forschungen äußerst zurückhaltend; es sind mir nur
zwei Arbeiten von ihm bekannt geworden, nämlich ein Bericht in dem «Corre-
spondenzblatt des Gesammtvereins» (Jahrg. 1850, Seite 32), den er bei der
Wandervcrsammlung in Hildesheim 1856 erstattete, und ein älnilicher Bericht
über seine Ausgrabungen bis 1856 in Gerhards archäologischer Zeitung vom
Jahre 1856. Über seine von 1856 bis zum Jahre 1862 weiter entfaltete Thätig-
keit an der Saalburg ist nichts im Druck erschienen. Dagegen sind zwei
Arbeiten nach seinen Mitteilungen und mit seiner Genehmigung gedruckt
worden; die eine ist eine Abhandlung von Dr. Joseph von Hefner in der
Münchener Zeitung vom 12. Dezember 1856; dieselbe erschien später auch
als besondere Broschüre, der ein Plan des Kastells beigegeben war und
die große Verbreitung fand; die andere ist eine ausführliche Beschreibung
der Saalburg von G. H. Krieg von Hochfelden in seiner «Geschichte der
Militärarchitektur in Deutschland». Beide Arbeiten stützen sich auf An-
gaben Hahcls und haben heute noch Wert; sie dienten den zahlreichen
Aufsätzen, die nach ihnen in den Zeitungen erschienen, öfters als Quellen.
Habet beabsichtigte, ein größeres Werk über die Saalburg herauszugeben,
und hatte dazu auch Vorbereitungen getroffen: ein Grundriß des Kastells
und eine Lithographie von Fundstücken waren bereits gedruckt. Andere Ar-
beiten und körperliche Leiden verhinderten aber den rührigen Mann, die
Ergebnisse seiner Ausgrabungen zu sichten und zu ergänzen. Es ist dies
um so mehr zu bedauern, als dadurch Manches von Bedeutung, das er
selbst erforscht und im Gedächtnis hatte, verloren gegangen ist. Sein Neffe,
der bekannte Limesforscher Kreisrichter W. Conrady in Miltenberg, dem der
schriftliche Nachlaß zufiel, hat mir alle auf die Saalburg bezüglichen Notizen
und Zeichnungen in der liebenswürdigsten Weise überlassen; ich werde sie,
soweit es erforderlich erscheint, benutzen.
Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß die umfangreichen Vermessungen
und Nivellements der Saalburg von dem Eisenbahningenieur K. Bothamel von
Kassel, der 1856 bei der Projektierung der Homburg-Frankfurter Eisenbahn
seinen Wohnsitz in Homburg hatte, in der uneigennützigsten Weise angefertigt
wurden. Auch die von Hobel und Krieg von Hochfelden veröffentlichten
Kastellgrundrisse rühren von ihm her.
Von 1862 an ruhten die Ausgrabungen; nur die notwendigsten Her-
stellungen, Instandhaltungen und Einwinterungen der freigelegten Baureste
wurden durch die von dem Landgrafen Ferdinand eingesetzte «Saalburg-
Kommission» ^*), welcher die Pachterträgnisse der vielbesuchten Saalburg-
^*) Die Kommission bestand aus den Herren Kegierungsrat Biisdh, Polizeidirektor
Schaffner und Forstmeister von Brandenstein. An Stelle des Letzteren, der nach Elsaß-
Geschichte der Ausgrabungen. 13
Wirtschaft zu Gebote standen, besorgt. Den von dieser Kommission ge-
troffenen Maßnahmen ist es zu danken, daß das aufgegrabene, ohnehin nicht
sehr gute Mauerwerk in der Zwischenzeit, ehe die wirklichen Erhaltungsarbeiten
in den siebziger und achtziger Jahren zur Ausführung kamen, nicht voll-
stcändig zerstört wurde.
Hobel hatte bei seinen Ausgrabungen, die sich hauptsächhch nur auf
Anlegung von Quergräben und einzelne Abräumungen in und direkt vor
dem Kastell, sowie auf die Aufsuchung von Gräbern beschränkten, viel Glück.
Mancher Inschriftstein und viele interessante Funde kamen zu Tage. Alle
diese Gegenstände fanden im Landgräflichen Schlosse Aufstellung und wurden
mit den in früheren Jahren gefundenen Altertümern zu einer Sammlung
vereinigt, die in der Gelehrtenwelt Beachtung fand. JBrambach veröffentlichte
1867 in dem «Corpus inscriptionum Rhenanarum» die damals vorhandenen
Inschriften (Gap. XVIII, Nr. 1424—1431, Hassia Homburgensis). Mit dem
Aussterben des Landgräflichen Hauses, am 24. März 1866, ging die Samm-
lung in den Privatbesitz des Großherzogs Ludwig III. von Hessen-Darmstadt
über, blieb aber auf den besonderen Wunsch des letzten Landgrafen (der
auch in einem Vertrage Ausdruck fand), daß alle auf Homburg bezüglichen
Sammlungen auch dort verbleiben sollten, im Landgräflichen Schlosse, Da
aber infolge des Krieges von 1866 die Landgrafschaft Hessen-Homburg nach
kaum hunderttägiger Regierung des Großherzogs von Hessen an Preußen fiel,
war die Verpflichtung des Großherzogs erloschen, und die sämtlichen von
ihm ererbten Möbel, Kunstsachen, Urkunden u. s. w., darunter auch die Saal-
burgfundstücke, wurden nach Darmstadt in das Großherzogliche Palais über-
geführt. Dem hochherzigen Entschluß des Großherzogs Ludwig IV. haben wir
es zu danken, daß dieselben seit 1878 wieder in Homburg Aufstellung fanden. ^^)
In den nach 1866 folgenden Jahren war wenig Interesse für die Saal-
burg vorhanden, und die schönen Sammlungen waren bald vergessen, da in
dieser Zeit die Stadt Homburg durch das in Aussicht genommene Aufhören
der Spielbank vor einer ungewissen Zukunft stand; es mußten deshalb etwaige
Wünsche für Ausgrabungen zurücktreten. Als aber Seine Majestät König
Wilhelm I. von Preußen bei seinem ersten Besuch als Landesherr im August
1868 sich für die Saalburg interessierte, eine Besichtigung derselben vor-
nahm und bald darauf den Königl. Konservator Oberst von Cohausen mit
den weiteren Untersuchungen betraute, die Erhaltung der Mauerreste des
Kastells befahl und im Frühjahr 1870 Mittel zur Verfügung stellte, fand dies
lebhaften Anklang in Homburg und hatte 1872 die Gründung eines «Saalburg-
vereins» zur Folge. Der Verein, der bei der hiesigen Bevölkerung rege Unter-
stützung fand, war bemüht, in Gemeinschaft mit dem Königl. Konservator,
dem seit 1871 Baumeister Jacohi als Vertreter beigegeben wurde, die Arbeiten
Lothringen versetzt wurde, trat 1871 der Oberförster Freiherr vofi Huene. Die Auflösung
der Kommission erfolgte im Jahre 1872, nachdem die Ausgrabungen dem bereits 1871 zum
Kgl. Konservator ernannten Obersten von Cohausen übertragen waren. —
^^) Vergl. hierüber den Abschnitt «Museum».
14 Geschichte der Ausgrabungen,
thunlichst zu fördern. Vorerst sollte die Aufdeckung des Kastells und der
dabei liegenden römischen Ansiedelung in Angriff genommen und dann die
Gründung eines besonderen Museums für die Saalburgaltertüraer angestrebt
werden. Über die Entstehung desselben und über die Wiedererlangung der
nach Darmstadt verbrachten Fundstücke wird in dem Abschnitt «Museum»
das Nähere mitgeteilt werden. Dem Saalburgverein flössen inzwischen reich-
liche Mittel zu, die zu Ausgrabungen im Kastell und in der Bürgerlichen
Niederlassung und zum Wiederaufbau des Gräberhauses verwendet wurden.
Kurz vor der Inangriffnahme der Ausgrabungen und Erhaltungsarbeiten ver-
öffentlichte der Königl, Staatsarchivar Dr. K. Bossel ein Schriftchen über die
Saalburg ^^) mit Zeichnungen von August Steinhäußer und L. Jacobi. Die
Arbeit, die sich teils auf die Untersuchungen von Hobel, teils auf eigene
Forschungen des Verfassers stützt, enthält manches Wertvolle. Dieselbe Ab-
handlung von Rössel, etwas umgearbeitet und ergänzt, erschien nach seinem,
im Jahre 1872 erfolgten Tode in dem Werke «Die römische Grenz wehr im
Taunus». In den Nass. Ann. Bd. XI, pag. 319 ff. hat K. Schwarte die bis
1871 erschienene Saalburglitteratur besprochen und einige Mitteilungen über
die bis dahin vorgenommenen Ausgrabungen gemacht. 1876 gab Fr. Koflcr
einen Führer in englischer Sprache mit einem Übersichtsplane heraus.
Hierauf folgte 1878 die Broschüre «Das Römercastell Saalburg» von A. v. Co-
hausen und L. Jacobi, von der 1883, 1886 und 1893 weitere Auflagen er-
schienen^^). Der zahlreiche Verkehr englischer Kurgäste in Homburg machte
1882 eine englische Übersetzung derselben wünschenswert, die mein Freund
F. C. Fischer in liebenswürdigster Weise besorgte; sie ist durch ein Vorwort
von Th. Hodgkin aus Newcastle eingeleitet. Im Jahre 1884 erschien das für
die Limesforschung grundlegende Werk «Der römische Grenzwall», von
A. von Cohaiisen, in welchem die Bedeutung des Kastells Saalburg im Rahmen
des Limes dargelegt ist, zum Teil mit Benutzung von Zeichnungen für das
gegenwärtige Werk. Von demselben Verfasser findet sich auch ein Auf-
satz in Westermanns Monatsheften, Jahrgang 1885, dem ebenfalls einige dieser
Abbildungen beigegeben sind.
Im Jahre 1872 ließ der damalige Direktor der Preußischen Kunstsamm-
lungen, Graf Usedom, durch den Königl. Konservator von Cohausen und den
Verfasser einige Ausgrabungen im Kastell vornehmen; die dabei gemachten
Kleinfunde sind im Museum für Völkerkunde in Berlin aufgestellt worden.
Die eigentlichen Erhaltungsarbeiten, über deren Methode an anderer
Stelle zu sprechen sein wird, begannen im Jahre 1873 und wurden dank
der unermüdlichen Thätigkeit und BehaiTÜchkeit des Obersten von Cohausen,
mit einzelnen Unterbrechungen bis heute fortgeführt und werden, was die
Erhaltung des Kastells betrifft, im Jahre 1896 zum Abschluß kommen. Wie
") Dr. K. Rössel. Das Pfahlgraben-Castell Salburg. Wiesbaden 1871.
'*) Ein Auszug aus demselben ist auf Veranlassung des Kultusministeriums in Form
eines Flugblattes gedruckt worden zur Verteilung an die das Kastell besuchenden Schüler
höherer Lehranstalten.
Geschichte der Ausgrabungen. 15
weit es noch möglich sein wird, die schon ausgegrabenen und jetzt noch
der Zerstörung preisgegebenen Mauerreste in der Bürgerlichen Niederlassung
dauernd zu erhalten, hängt von dem Wohlwollen der Königl. Staatsregierung
ab. Hoffentlich ist es auch weiterhin möglich, im Interesse der Wissenschaft
die Ausgrabungen in der angefangenen Weise weiter fortzusetzen und das
Ausgegrabene für die Zukunft festzulegen.
Von allgemeinem Interesse dürfte es noch sein, einige Zahlen über die
Höhe der zu den Ausgrabungen und Erhaltungsarbeiten an der Saalburg
ausgegebenen Mittel hier anzufügen, die zugleich einen Anhaltspunkt zur
Beurteilung ähnlicher Arbeiten geben. Nach meinen Feststellungen beziffert
sich die von 1853 — 1893 aufgewendete Gesamtsumme auf ungefähr 80000 Mk.,
und zwar wurde dieser ansehnliche Betrag folgendermaßen aufgebracht: 1) von
der Kurhauspachtgesellschaft 25000 Mk., 2) von dem Saalburgverein 9300 Mk.,
3) von der preußischen Staatsregierung 34292 Mk. , 4) vom Kommunal-
ständischen Verband des Regierungsbezirks Wiesbaden 4000 Mk., 5) von
Privaten und sonstigen Vereinen 7500 Mk. Im Jahre 1894 wurden weiter
von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm II. aus dem Allerhöchsten Dispositions-
fonds für 1894, 1895 und 1896 der Betrag von 7829 Mk. 88 Pfg. für Auf-
deckuugs- und Erhaltungsarbeiten genehmigt, sowie von dem Kultusministerium
für Ausbesserung von Mauerbreschen 300 Mk., wodurch sich der Staatsbeitrag
auf die Summe von rund 42400 Mk. erhöht. Es würde uns zu weit führen,
die Namen der Privaten, die in so uneigennütziger Weise das Unternehmen
gefördert haben, einzeln aufzuführen; im Saalburgmuseum ist eine Tafel mit
den Namen der Geschenkgeber angebracht, doch sei ihnen auch an dieser
Stelle, ebenso den hohen Behörden und sonstigen Gönnern, der aufrichtigste
Dank für die gewährte Unterstützung ausgesprochen.
Die einzelnen Schriften, die über die Saalburg in besonderen Ausgaben
erschienen sind, haben wir bereits oben erwähnt. Es erübrigt nur noch, auf
die vielen Berichte und Abhandlungen, die in den Annalen für Nassauische
Altertumskunde, dem Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, den
Bonner Jahrbüchern, der Westdeutschen Zeitschrift und in den Tagesblättern
erschienen sind, hinzuweisen. Von besonderem Wert in den genannten Zeit-
schriften sind die Arbeiten von Prof. Dr. Jacob Becker und von Dr. A. Hammeran
über die Saalburginschriften, die in dem Abschnitte über die Inschriften zur
Geltung kommen werden. Außerdem finden sich Besprechungen der Saal-
burg in fast allen Werken über den Limes und in denjenigen über die Ge-
schichte der Taunusgegend.
Zur Vervollständigung der Vorbemerkungen sei erwähnt, daß das 1859
in der Nähe der Saalburg erbaute Wärterhaus zuerst dem Förster Bender,
der mit der Aufsicht betraut war, als Wohnung diente, doch allmählich, um
den Anforderungen der Touristen zu genügen, in eine regelrechte Wirtschaft
umgewandelt und 1874 von der Königl. Regierung an die Stadt abgetreten
wurde. Die Saalburg ist jetzt der besuchteste Punkt im diesseitigen Taunus.
Anfänglich besorgte der Pächter der Wirtschaft die Obliegenheiten eines
16 Geschichte der Ausgrabungen.
Wärters und Führers und bezahlte deswegen einen geringen Pachtpreis; mit
der Zeit füln'te jedoch diese Einrichtung zu UnzuträgHchkeiten und wurde des-
halb 1884 dahin abgeändert, daß die Stadt Homburg einen besonderen Wärter,
der unter dem Königl. Konservator oder dessen Stellvertreter steht, anstellte
und ihm freie Wohnung in dem umgebauten Hinterhaus der Wirtschaft ge-
währte, wo auch dem mit der Leitung der Ausgrabungen Beauftragten ein
Zimmer zur Verfügung steht. Seit 1884 ist W. Burkhardt von Gonzenheim
mit den Funktionen eines Wärters betraut; demselben ist auch seitens der
Stadt Dienstland unterhalb des Kastells überwiesen.
Seit 1892 sind die von dem Deutschen Reich angeordneten Limes-
forschungen im Gange, und dem Verfasser ist die Untersuchung des durch den
Taunus ziehenden Pfahlgrabens mit den daranliegenden Kastellen, Türmen,
Hügeln u. s. w. übertragen. Die Grabungen in den Kastellen Feldberg, Alte-
burg und Zugmantel haben bis jetzt schon Verschiedenes zu Tage gefördert,
was manche Ergebnisse der früheren Saalburggrabungen erklärt und ergänzt.
17
n.
Die Ringwälle. Die „Gickelsbui^g''.
(Karte, Tafel I und III.)
Obgleich die Ringwälle nicht in Verbindung mit der Saalburg stehen,
wie von Einigen angenommen wird, und wohl auch nie damit in Zu-
sammenhang standen, so halte ich es doch für geboten, die so häufig
und in großartigem Umfange im Taunus vorkommenden Wallburgen hier
kurz zu erwähnen und die dicht bei der Saalburg gelegene «Gickelsburg»
etwas näher zu beschreiben. Es wird hierdurch gleichzeitig der Gegensatz
einer regelrechten römischen Befestigung zu einer nichtrömischen hervor-
gehoben.
Ostlich vom Kastell liegt der «Fröhliche Mannskopf», an dessen Nord-
abfall der Pfahlgraben zur Lochmühle hinzieht, und weiter 2000 Schritte
vom Kastell «Lochmühle» entfernt ein zweiter Berggipfel, welchen ein alter Ring-
wall — die «Gickelsburg»^^) genannt — einnimmt. (Tafel I und Tafel III,
Fig. IL) Diese hat einen, von den uns beschäftigenden Anlagen ganz ver-
schiedenen Charakter. Sie ist ein aus Steinen zusammengetragener Wall, der
das Oval der Bergkuppe umzieht und da, wo dieser weniger steil ist —
auf der Westseite — durch einen 2,60 m tiefen und 9 m breiten Graben
verstärkt ist. Zwischen dem Graben und dem Steinwall liegt ein 7 m breites
Vorland, das gleichfalls eine sanfte Wallerhöhung zeigt. Der RingWall hat
165 m auf 220 m Durchmesser; das Profil ist oft kaum kenntlich, 5 — 10 m
breit, manchmal von 1 m Höhe und manchmal nur handhoch. Bei der
Durchgrabung ließ sich eine Schichtung oder sonstige Ordnung nicht er-
kennen; hin und wieder zeigten sich Spuren von Kohlen und spärliche
Scherben grober Thongefäße im Charakter der alten Hügelgräber, den man
in Norddeutschland «Burgwallcharakter» genannt hat. Auch eine kleine Gold-
'®) In dem Namen «Gickelsburg» — Glckel provinziell für Hahn — steckt derselbe Be-
griff, der sich auch in anderen Bezeichnungen, wie Hühnerberg, Hinkelstein, Gluckenstein
u. 8. w., wiederfindet. Solche Namen, über deren Bedeutung schon viel geschrieben ist,
und die meist in Beziehung zu Heune, Hüne, Riese gebracht werden, gehen jedenfalls sehr
weit zurück; vergl. Wönier, Correspondenzblatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts-
und Alterthumsvereine 1877, Nr. 8, S. 17 ff., 1878, Nr. 1 und 2, S. 4 ff".
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg. 2
lg Die Ringwälle.
münze''), ein sogenanntes «Regenbogenschüsselchen», und das Bruchstück
einer Bronzefibula sind dort gefunden worden.
Daß dieser Wallring jetzt keine feste Umschließung, keine Sturmsicher-
heit gewährt, sieht man auf den ersten Blick; wie er einst beschaffen war,
und was er bedeutet hat, können wir an ihm allein nicht erkennen, sondern
müssen ihn mit ähnlichen Anlagen zusammenstellen, deren der Taunus,
wie wenig andere deutsche Gebirgsländer, eine große Anzahl birgt. Cäsar
sagt von den gallischen Mauern, daß sie aus Steinen und Holz zusammen-
gefügt waren, und wenn letzteres ihnen Zusammenhalt und Widerstandskraft
gegen den Sturmbock gegeben, die Steine eine Brandlegung verhindert hätten.
Man hat im südlichen Frankreich, im Departement du Lot (Congräs archeo-
logique 1874, Taf. I — IV) solche Mauerreste gefunden, die genügten, die
ganze Konstruktion mit Sicherheit nachzuweisen: ein Netzwerk schwerer
Balken hielt in wagrechter Lage Schicht um Schicht des Mauerwerks zu-
sammen. Die Kombinationen dieser Durchkreuzungen und Schichtungen
waren mannigfacher Art. Nach den Darstellungen auf der Trajanssäule sind
auch die Dacischen Vesten aus Mauern errichtet, welche ihren Verband, statt
durch Lagerhaftigkeit der Steine und durch Mörtel, durch Hölzer empfingen, die
schichten weise zwischen die Steine gelegt sind. Man sieht dort zwischen zwei,
der Länge nach in der Mauer liegenden Balken oder Mauerlatten die runden
Hirnenden der querliegenden, unbeschlagenen Hölzer, die sich wie das Orna-
ment des Eierstabes ausnehmen; dann folgen unregelmäßig aufeinanderge-
packte Steinblöcke, bis nach 2 oder 3 Fuß Höhe wieder eine Holzverankerung
nötig erscheint, worauf die Mauer in genügender Höhe ihre Zinnenkroue er-
hält und sich nun als eine sturmsichere und verteidigungsfähige Befestigung
darstellt. (Tafel HI, Fig. UL)
Man kann nicht behaupten, daß unsere Ring wälle so schmuck aus-
gesehen haben, wie die Trajanssäule die Dacischen darstellt; statt der regel-
mäßigen Lagen, der schön geordneten Mauerlatten aus Halbholz und der
wohlgerichteten Rundhölzer zwischen ihnen mögen in Zeiten der Not auch
Faschinen und allerlei Astholz zum Verband und zur Verankerung gedient,
statt der gemauerten Zinnen solche aus Flechtwerk die Stärke und Ver-
teidigungsfähigkeit erhöht haben, — immerhin aber war es derselbe Gedanke
bei uns wie in Dacien und Gallien, welcher dem ungefügen Steinbrocken
durch eingelegte Hölzer einen Verband gab, der sie zu steilen Wänden auf-
zuführen gestattete. In der That besteht ganz in der Nähe, auf dem Alt-
könig, der zu uns herüberschaut, der Kern der Steinwälle aus recht schlecht
'') Diese Goldmünze wurde von Herrn Fabrikanten Foucar in Köppern gefunden,
kam in den sechziger Jahren in den Besitz des verstorbenen Prinzen Alexander von Hessen
und soll sich jetzt im Museum zu Darmstadt befinden. (Sie ist dort unter den zahlreichen
Münzen dieser Art, deren Katalog im Jahre 1895 von Sr. Exzellenz dem Herrn General
Freiherrn von HiU/ers bearbeitet wurde, nicht vorhanden. Das Großh. Museum erhielt
aus der ^lünzsammlung des verewigten Prinzen nur die hessischen Gepräge, der übrige
Bestand gelangte in Frankfurt a. M. zur Versteigerung. Dr. Henkel.)
Die Ringwälle. 19
aufeinanclergesetzteii Trockenmauern, welche in regelmäßigen Entfernungen
von je 1,50 m durch senkrechte Falze abgeteilt waren. In diesen Falzen
standen, wie man annehmen muß, Pfosten, welche mit anderen, auf der
entgegengesetzten Seite der Mauer in gleicher Weise aufgestellten Pfosten
durch hölzerne Anker verbunden waren und die Mauer vor dem Auseinander-
weichen bewahren sollten. Mag man an dieser Erklärung der Konstruktion
keinen besondern Gefallen finden, so wird sich doch eine bessere auf die that-
sächlichen Überreste der Mauern nicht wohl anwenden lassen. Mit der Zeit frei-
lich mußte das Holz vermodern, der Bau zusammenstürzen und nichts hinter-
lassen als einen Steinhaufen, wie wir ihn thatsächlich zur jetzigen Zeit an
Ort und Stelle vorfinden, und aus dem wir den ursprünglichen Zustand hier
im Geiste wieder aufgebaut haben. Doch nicht immer sind diese Stein-Holz-
Mauern erst durch Vermoderung des Holzes eingestürzt ; wohl kann auch ein
Angreifer sie durch Feuer in Asche zu legen versucht haben. Wenn dies
gelang und die Gesteinsart sich dazu eignete, so entstanden dadurch jene
Schlackenwälle, oder in den Steinwällen jene Schlackenpartien, welche schon
seit lange in Schottland als «vitrified forts», in Böhmen und in der Lausitz,
seit wenigen Jahren auch in unserer Gegend bei Kirnsulzbach an der Nahe,
bei Medard a. Glan und in beschränkter Ausdehnung auch an den oben-
genannten Ringwällen des Altkönigs gefunden worden sind^^).
Man hat diese Ringwälle für Kultusstätten angesprochen, nach der be-
liebten Manier, an Stelle eines Rätsels ein anderes zu setzen, auch als Ge-
richts- oder Dingstätten, während doch der Wunsch, sich Leben und Gut
durch Flucht, Verstecken oder Verteidigung zu erhalten, das erste und all-
gemeinste Bestreben ist, welches der Mensch in Zeiten der Not kennt. Die
Bewohner der fruchtbaren Mainebene flüchteten vor heranziehenden Raub-
horden ihre Familie und fahrende Habe in das Versteck des Waldgebirges
und bereiteten sich dort Asyle, von denen aus sie beobachten konnten, was
der Feind begann und wohin er sich gewendet, und die sie, wenn es sein
mußte, auch verteidigten. Daß diese Befestigungen eine mehr oder weniger
rundliche Form haben, liegt in der Natur der Sache und der Berggestal-
tungen; dies giebt ihnen keine andere Herkunft und keinen anderen Zweck
als den anders gestalteter Befestigungen, die sich, begünstigt durch eine
nach einer oder mehreren Seiten steil abfallende Bergform, nur auf gerade —
den Berghals abschneidende — Gräben und Wälle beschränken durften.
Die Taunusberge bilden nirgends nach drei Seiten hin steil abfallende
Bergvorsprünge, bei denen es genügte, nur die schmale vierte Seite zu be-
festigen. Fast alle Wallburgen des Taunus sind daher Ringwälle, zusammen-
getragen aus den Trümmern einst aufragender Quarzitklippen. An der Spitze
steht der großartige Doppel wall des Altkönigs mit seiner viereckigen,
zum Thale hinabreichenden Nebenumwallung, einer Viehpferche; es folgen
das Bürgel bei Falkenstein, der Hünerberg bei Cronberg, die Altenhöfe,
3«) Vergl. Nassauer Annalen. XVIIJ, S. 208.
2*
20 1^'e kingWillle.
die Goldgrube und der Bleibeskopf. Bei dieser letzten Wallburg baben
die Erbauer die hervorragenden Felsklippen zur Umschließung ihrer Festung
[)raktisch benutzt, die aus großen Steinen hergestellte Mauer daran angebaut
und mit den Felsen zu einem Ganzen verbunden. Weiter nördlich an der
Use liegt der Eichberg und die Cransberger Kapelle und weiter bei
Butzbach der Hausberg mit seinen mehrfachen Steinkreisen und seiner
prachtvollen Aussicht über die gesegnete Wetterau. — Immer sind es Be-
festigungsanlagen, in welche die Bewohner flüchten konnten ; ob zu den
Wällen Steine oder Erde benutzt wurden, ändert nichts an ihrem Zwecke.
Zur Verteidigung des Landes, zur Besetzung der Grenzpässe ist keiner
dieser Ringwälle erbaut; alle liegen abseits der alten Verkehrsstraßen und
nur ein sehr alter Hohlweg, an dem entlang Hügelgräber liegen, führt von
der Ebene, von Gonzenheim durch den Hardtwald zur Gickelsburg. Die Er-
bauer oder Besitzer waren nur auf die eigene Sicherheit, nicht auf die Ver-
wahrung der Landeseingänge bedacht.
Auf die naheliegende Frage, ob diese Ringwälle in Beziehung zum
Pfahlgraben stehen, müssen wir verneinend antworten, sie liegen außerhalb
und innerhalb, nah und fern von ihm. Die «Gickelsburg» liegt 1500 m,
der Eichberg 700 m, der Bleibeskopf 1600 m hinter, der Hausberg 1300 m
vor dem Pfahlgraben, und zu seinen Füßen befindet sich ein kleines
römisches KastelP^). Es ist aber undenkbar, daß dieses kleine Pfahlgraben-
kastell angelegt werden oder sich halten konnte, wenn oben auf dem Haus-
berge eine feindliche Volksansaramlung stattfand oder verteidigungsfähig vor-
bereitet war.
Als der Pfahlgraben und die Saalburg noch in römischem Besitz waren,
hatte die einheimische Bevölkerung keine Veranlassung, sich einen Schutzort
zu bereiten, denn sie war von der Römermacht beschützt, und einer feind-
lichen Binnenbevölkerung würde man die Belegung der Gickelsburg nicht
gestattet haben. Eine Zeit aber, wo jene Wallburgen ein Bedürfnis, ein
rettendes Asyl wurden, war die, als die Römermacht zertrümmert war und
die Barbaren in immer neuen Haufen den Pfahlgraben durchbrachen und
dem Mainthale entlang sich in die Taunusebene ergossen. Und als die Ale-
mannen von Süden heraufdrängend die Mainebene verheerten, — da war die
Zeit gekommen, in welcher ihre Bewohner in die Wälder flüchten und in
den Wallburgen sich verstecken und verteidigen mußten. Dies war aber
nicht nur einmal notwendig, sondern wiederholte sich fort und fort, so oft
Raubhorden über das Land hereinbrachen: die Zufluchtsorte wurden aufge-
sucht in der Flucht vor den Schweden wie vor den Franzosen, bis in die
neuere Zeit, woran die zuweilen gebräuchlichen Namen «Schwedenschanze»
u. a. erinnern mögen.
Bezüglich der Erbauungszeit der Ringwälle bleibt allerdings die Mög>
lichkeit noch denkbar, daß diese Wallburgen schon lange vor Beginn der
«») Vgl. Fr. Kofier, Limesblatt Nr. 9, Abschnitt 67.
Die Ringwälle. 21
Römerherrschaft in Deutschland angelegt, dann aber nicht mehr benutzt und
vergessen waren, bis sie nach dem Zusammenbruch der römischen Macht
und dem Aufhören des von ihr ausgehenden Schutzes wieder aufgesucht
wurden. Und diese Möglichkeit wird zur Gewißheit erhoben, wenn wir die
Fundstücke betrachten, welche die Untersuchung der Ringwälle zu Tage
gefördert hat. Bruchstücke von Thongefäßen, die den aus den Hügelgräbern
am Taunus entnommenen analog sind, sowie andere Kleinfunde deuten zweifellos
auf jene frühe, vorgeschichtliche Zeit.
Wesentlich verschieden von den Ring wällen^") sind jene Schanzen, die
den Zug des Limes begleiten und sicher römischen Ursprungs sind. Wir
finden solche bei der Saalburg in der Preußenschanze und in einer kleinen
Umwallung bei der Lochmühle vor dem Limes, weiter im Eichelgarten und
in der Rundschanze beim Kastell Zugmantel. Diese Schanzen sind durch
einen Wall — oft in Verbindung mit einem versteinten Gräbchen — umschlos-
sene Räume, deren Bedeutung noch nicht aufgeklärt ist. Ich habe sie mit
unter die zur Grenzmarkierung gehörigen Punkte gerechnet und verweise
auf Westdeutsche Zeitschrift, Jahrg. XIV, S. 170.
*") Demjenigen, der sich über die Ringwälle im Taunus weiter unterrichten will,
seien besonders empfohlen:
1) von Cohausen, Ringwälle und ähnliche Anlagen im Taunus. Westermanns Monats-
hefte. Braunschweig 1861.
2) von Cohausen, Wallburgen. Nass. Annalen, Bd. XVII.
3) von Cohausen und Dr. Widmann, Wallburgen. Nass. Annalen, Bd. XVIII.
4) L. Chr. TJiomas, Untersuchung zweier Taunusringwälle. Frankfurt 1893.
5) Derselbe, Die Ringmauern auf dem Goldgruben- und Dalbesberge in der Hohen
Mark. Westdeutsche Zeitschr., Jahrg. XIV.
m.
Der Name „Saalbui^g".
ys
Toher rührt der Name «Saalburg», und was bedeutet er? — eine Frage,
die nicht allein von denen, die sich eingehend mit der Saalburg be-
schäftigen, sondern auch von denen, die sie flüchtig besuchen, gestellt wird. Eine
befriedigende Antwort kann leider nicht gegeben werden. Vom ersten Tage
an, seitdem man sich mit den Untersuchungen der Saalburg befaßte, hat
man sich auch mit mehr oder weniger Phantasie abgemüht, aus den uns über-
lieferten Flurbezeichnungen den römischen Namen derselben und seine Be-
deutung herauszufinden. Wer aber weiß, welche Veränderungen alte Bezeich-
nungen in Wald und Feld von den ältesten Zeiten bis zur heutigen durch-
gemacht, wie mündUche und schriftliche Überlieferungen Vieles verdorben haben,
und wie oft dabei ein merkwürdiger Zufall sein Spiel getrieben hat, wird die
Schwierigkeit nicht verkennen, die sich jedem, der sich damit beschäftigt,
entgegenstellen muß^^). Dieselben Schwierigkeiten zeigen sich bei der Erklärung
des Namens «Saalburg». Wir haben schon in den Vorbemerkungen gesagt,
daß es bis jetzt nicht gelungen ist, nachzuweisen, wie weit der Name zurück-
geht, und daß wir uns damit begnügten, gefunden zu haben, daß im 15. Jahr-
hundert die Bezeichnung «Salne* und im 16. Jahrhundert «Sahah vorkommt.
Nach der letzteren Bezeichnung kann geschlossen werden, daß damals das
Wort gedehnt ausgesprochen wurde und die Schreibweise mit zwei a, die aus
dem vorigen Jahrhundert überliefert ist, sich darauf stützt. Auch Neiihof
schrieb Saalburg, und abgesehen von Dr. Rössel, der Salburg schrieb, ist
die Schreibweise mit doppeltem a von allen späteren Schriftstellern beibehalten
worden, wovon abzugehen auch keinerlei Veranlassung vorliegt.
*') Als ein treffendes Beispiel sei hier der südlich von der Saalburg gelegene Wald
angeführt, der in alter Zeit sich noch weiter in die Ebene, nach dem Dorfe Kirdorf hin,
ausdehnte, die «silva Lothari» — Lothars Wald. Die Kirdorfer (Kurmainzer Gemeinde) ver-
darben den Namen in «Lazariuswald». Im Jahre 1586 wird durch die Märker in einem
Grenzumgang zu Protokoll gegeben, daß die Kirdorfer die Waldflur «Lazarius» nennen, «der
sonsten vermöge der alten Markbücher Sylva Lothary genannt worden», eine Beschwerde,
die in einem weiteren GrenzumgangsprotokoU vom Jahre 1609 vergebens wiederholt wird.
Der Name <.Sylva Lothary» ist bei der heutigen Bevölkerung vollständig verschwunden; die
zu Feld gerodete Flur heißt jetzt «das Lazariusfeld», und nur diese Bezeichnung ist in die
Karten und Flurbücher eingetragen.
Der Name «Saalburg». 23
Wir beschränken uns in dem Nachfolgenden darauf, die seit etwa
hundert Jahren versuchten Erklärungen des Namens hier mitzuteilen:
Gerhen^^) (S. 250, Anmerkung 42) sagt: «Das Wort Saal heißt in alter
fränkischer deutscher Sprache Palatium; weil es ein römisches Schloß war,
so gab man ihm einen deutschen Namen und nannte es Saalhurg. Dieser
muß niemand befremden, weil Kennern bekannt ist, daß mehr Beispiele vor-
kommen, wo uralte Namen verändert und lateinische Benennungen öfters
einen ganzen deutschen Namen erhalten, oder auch in halb Deutsch und
Lateinisch verdorben sind.»
Gerning^^) sagt S. 24: «Unter Karl dem Großen ward sie (die Saalburg)
mit ihrem Bezirk als fränkisch-austrasisches Erbstück vom Nachlasse der
Römer ein Reichs- Erbgut^*), zur Domanial- Verwaltung oder Sala zu Ober-
ursel gehörig, woher denn wohl der problematische Name S'aaZftwr^ entstand».
K. Schwarte schreibt in den Nassauer Annalen Bd. 11, S. 328: «Man
sagt, der Name rühre aus der Periode der fränkischen Könige her, welche hier
auf den Trümmern und aus dem Material der alten Römerfeste ein Jagdschloß
oder eine Villa erbaut haben sollen. Der Name würde dann nach der Ana-
logie von salguot, salhof, sallant etc. herrschaftliche Burg, Herrenburg be-
deuten. »^^)
A. von Cohausen sagt: «Wenn die deutschen Völker, welche den groß-
artigen Villenbau an der Saalburg zerstörten und wohl noch lange in seinen
*2) Vergl. Anmerkung 20.
'*•'') Vergl. Anmerkung 21.
**) Immerhin möglich ist es, daß das Gebiet der Saalburg, das in der Franken- und
Karolingerzeit sicherlich mit Wald bedeckt war, als Krongut unter der Oberhoheit des
Reiches stand und vielleicht einem der Lothare zur Jagd diente, woher die Bezeichnung
Silva Lothar! stammen mag, die, wie wir gesehen haben, noch im 16. Jahrhundert
üblich gewesen ist. Es ist aus Urkunden des 9. Jahrhunderts bekannt, daß die in
Frankfurt weilenden Kaiser im Taunus Hirschjagden abgehalten haben; von Ludwig
dem Frommen wird 829 berichtet, daß er von seiner Villa in Frankfurt aus den Jagden
obgelegen hat. Auch Lothar III. war nach einer Urkunde von 1128 im Besitze von
Waldungen in der Maingegend. Von den Homburger Salzquellen, die von den Römern
zur Salzbereitung benutzt wurden, wissen wir aus einer Urkunde von 817, daß sie im Be-
sitze Ludwigs des Frommen waren. (Vergl. hierzu : L. Jacohi, Zur Geschichte der Mineral-
quellen, Homburg v. d. H. 1881.) Ob aber damit der Name Saalburg in V^erbindung steht,
ist fraglich. Wir wollen hier gleich bemerken, daß an der Saalburg bei den umfangreichen
Grabungen Fundstücke aus der Frankenzeit nicht zu Tage kamen, und daß nach
Allem, was bis jetzt festgestellt wurde, eine Benutzung derselben in nachrömischer Zeit
ausgeschlossen ist.
*^) In der Gemarkung Rodheim, 2 Stunden östlich von der Saalburg, befinden sich
zwei Felder, genannt der «Salhof» und das «Kirchhofsfeld», letzteres an den Ortsringmauern.
Der Salhof aber liegt gegen Rosbach hin, 100 Schritte von Rodheim entfernt. Dort stand
thatsächlich ein Salhofgebäude, denn es heißt «am Salhof», «hinterm Salhof». Zwischen
dem Salhof und dem Orte liegt der Distrikt «am Friedrich». Der Saalhof gehörte der Guts-
herrschaft, das Kirchhofsfeld oder der Kirchhof der Kirche. Sal und Sei heißt gutsherrlich
oder öffentlich — die Salhofe in den benachbarten wetterauischen Orten waren gutsherr-
lich oder öffentlich. Die Gerichtsdiener hießen Salenhnechte.
24 Dof Narae «Saalburg».
Trümmern dastehen sahen, ihn eine Saala nannten, so mag von daher dem
ganzen Ruinenfeld der Name «Saalburg» verblieben sein».
Auch hat man versucht, das Wort von Sadel — Sattel — mit dem
Hinweis darauf abzuleiten, daß das Saalburgplateau gewöhnlich als eine
Einsattelung — ein Sattel im Zuge des Taunus — bezeichnet wird; und so
könnte aus der «Burg auf dem Sattel» der Name Saalburg entstanden sein.
Man behauptet, der Gebrauch des Wortes Saal, von <i Sadel» abgeleitet, sei
als eines echt deutschen Wortes bei uns offenbar älter als das vom La-
teinischen stannnende «Pfalz» und reiche mit seinem Ursprung bis ins tiefe
Altertum zurück. (Nass. Annalen, Bd. 2, S. 3.)
Meine bereits 1873 gegebene Erklärung, in dem Worte den Begriff Äa?,
saal, sahal für Grenze anzunehmen und «Grenzburg» für Saalburg zu setzen,
will ich noch anführen. Das Wort Sal bedeutet so viel als Grenze und Sal-
band an gewebtem Stoff die Kante; ich verweise auch auf die «Saalbücher»
des Mittelalters, in welchen die Gerechtsamen und Grenzen eingezeichnet
wurden. Der römische Grenzwall — der Limes — war nicht allein Grenze
in der Römerzeit, sondern ist es auch während des ganzen Mittelalters, ja
sogar bis auf den heutigen Tag geblieben. Die Bezeichnung «Grenzburg»
würde einen verständhehen Begriff abgeben, doch muß es befremden, daß
unter den vielen Limeskastellen, die alle an der Grenze liegen, der Name
Saalburg, als Grenzburg, nicht mehr vorkommt.
Auch an eine Beziehung zu dem Worte «Sah» ist gedacht worden.
Man hat dabei auf die gleichlautenden Ortsbezeichnungen im Fürstentum
Reuß, bei Kissingen und in Dessau hingewiesen.
Schließlich sei noch erwähnt, daß nach GerJcen und Gerning die Stelle
an der Saalburg auch der «Schlupf» hieß und nach einer Urkunde auch ein-
mal als «Hunnenburg» bezeichnet wurde. Im Volksmunde hieß bis zur
Mitte dieses Jahrhunderts der höchste Punkt der nach Usingen führenden
und das Saalburggebiet durchschneidenden Landstraße «am fröhlichen
Mann»"*^). Dieser Name ist auf den östlich davon gelegenen Berg als «Fröh-
licher Mannskopf» übergegangen und uns erhalten geblieben.
Der Vollständigkeit halber, und um zu zeigen, was man alles aus
dem Namen Saalburg gemacht hat, sei noch eine Ableitung erwähnt, die
Dr. Römer in seinem Aufsatze «Die römische Grenzbefestigung des Taunus»
in dem Frankfurter Archiv von 1847, Heft IV anführt: «Den Namen Saal-
burg betreffend, so bezeichnet das lateinische solus, d. i. solidus dicht,
derb, fest, hart, besonders auch von den Metallen; ooKoq eine eiserne ge-
*«) Der Name «Fröhlicher Mann» wird im Volkemund dahin erklärt, als sei der
Wanderer (der Mann), sobald er den Iiöchsten Punkt an dem verkehrsreichen Saalburg-
Übergang erreicht hatte, fröhlich gewesen. Der Name ist alt; sollte sich nicht an dieser
Stelle noch nach der Römerzeit ein Denkmal mit einer figuralen Darstellung befunden
haben und dieses als der «römische Mann» oder nach seinem Gesichtsausdruck als der
«fröhliche» Mann bezeichnet worden sein? Teile eines Postaments mit Relief wurden am
Pfahlgrabendurchgang, an dem alten Wege Homburg-Usingen, ausgegraben.
Der Name «Saalbiirg». 25
gossene Wurfscheibe; Sold, Silber; ferner im Berg- und Hüttenbau: Sahl-
oder Sohlband, die das Erz einfassende Steinart, Sohle. Adelung, unter Sal,
Saal, Sahl, giebt die Bedeutung der Wurzel Sal, wie noch in Schweden die
ältesten Silbergruben heißen. Soloe auf der Nordküste von Cypern beim
Strabo Solus mit einem Bergwerk. Wahrscheinlich wegen der römischen
Silbergruben bekam die Saalburg den Namen» etc.
Neuerdings ist man noch zu einer anderen Erklärung gelangt, die wir
hier folgen lassen. Gelegentlich der Auffindung eines der Kaiserin Julia
Mamaea geweihten Votivsteines*^) im Kastell Feldberg, der uns nach Monim-
sens Darlegungen in der Bezeichnung «exploratio Halic ...» wahrscheinlich
einen Namen für die Gegend giebt, machte Professor Zangemeister auf die
merkwürdige Thatsache aufmerksam, daß nach dem Itinerarium Antonini in
Pannonien drei Orte, Älicano, Sola, Moguntiano, zusammenlagen, die vielleicht
unserem Halic (Feldberg), Saalburg und Main.:; entsprechen.
Gleichzeitig wies H. Seiffert aus Homburg mit einigen Ergänzungen
ebenfalls darauf hin. Dieser hat über den Namen «Saaiburg» und das Wort
«Pfahl» eine ausführliche Abhandlung, die demnächst im Druck erscheinen
wird, geschrieben und mir, soweit sich dieselbe auf die Saalburg bezieht,
in dankenswerter Weise einen Auszug zur Verfügung gestellt, den ich als
weiteren Beitrag hier folgen lasse:
«Der Name Saaiburg wird gewöhnlich als eine mittelalterliche Bezeichnung der
alten Römerstätte betrachtet, der Name kann aber sehr wohl nicht nur in die römische,
sondern vielleicht sogar in eine noch weit frühere Zeit hinaufreichen. Dies hätte zur
Voraussetzung, daß sich dort schon in vorrömischer Zeit eine Niederlassung befand,
was sich allerdings nicht beweisen läßt, aber doch an und für sich wahrscheinlich ist
und auch durch einen noch zu besprechenden Umstand eine Stütze erhält.
AhnKche Namen kommen im Altertum vielfach vor, z. B. Saloca in Noricum,
heute iüfar Ja Saal auf dem Saalfelde in Kärnthen; Sala in Spanien, Thrakien und Pan-
nonien, und so kann auch die Saalburg im Altertum geheißen haben. Der zweite
Teil des Namens ist wohl späterer, wenn auch vielleicht schon sehr alter Zusatz, da
es bei den Deutschen sehr gewöhnlich war, an einen schon vorhandenen Namen das
Wort «Burg» anzuhängen. So wurde aus Sala Saalburg, wie man Rom Romburg nannte.
Was den ersten Teil des Namens anlangt, so liegt es nahe, ihn mit dem Halic der
Feldberginschrift in Verbindung zu bringen. Man könnte in dem Namen eine Be-
ziehung auf die Salzquellen der Wetterau finden, die jedenfalls schon im Altertum eine
hohe Bedeutung gehabt haben. Hier lagen wahrscheinlich die von Ammian erwähnten
Salzquellen, die zwischen den Alemannen und Burgunden streitig waren. Sala wäre
also vielleicht der Mittelpunkt von Halicium, dem Salzlande, gewesen. Die beiden
Namen würden sich entsprechen wie Halle und Saale; ferner sind die Stadt Halicyae
in Sizilien, die heute Salemi heißt, und der Fluß Hälicyus, jetzt Salso, zu vergleichen,
an dessen Mündung die Stadt Alicata liegt. Doch ist keineswegs immer bei diesen
Namen an Salz zu denken, und wenn es bei der Saalburg der Fall wäre, sollte man
im Neuhochdeutschen dann eher die Form Salzburg erwarten. Es kommen aber auch
Fälle vor, wo dies ganz ausgeschlossen ist, wie bei der Stadt Sala in Schweden, —
deshalb ist mir eine andere Ableitung der beiden Namen wahrscheinlicher.
«) Vergl. Limesblatt 1892 Nr. 1.
26 I^*"* Name «Saalburg».
Saalburg kommt einfach von dem alten Saal, altdeutsch sal gleich dem lateinischen
palatium «Halle, großes, nur einen Raum enthaltendes Haus, Tempel, Palast», — auch
in Wiesbaden hat die Stelle, wo das römische Kastell gestanden hatte, früher «7m
Saah geheißen — und Halic ergUnze ich zu Ilalicinium und sehe darin den Namen
des Feldbergkastells, den ich von dem Altkönig ableite. Altkönig ist erst eine spätere
Entstellung des Namens, der heute noch im Volksmunde Ahlkin oder Ahlekin lautet,
und dies ist die ursprüngliche Namensform, die sich auch noch urkundlich nachweisen
läßt. Der Name kommt von dem althochdeutschen alah, gothischen alhs, das ursprüng-
lich eine Einzäunung um ein Heiligtum, dann Tempel, geheiligte Gerichtsstätte und
Königshaus bedeutete, gleich dem lateinischen aula, und sich noch in unserem mund-
ai'tlichen Ahlen erhalten hat, unter dem man einen «engen Gang zwischen zwei Häusern»
versteht; auch in der Festungsbaukunst kommt der Name «Ahlen» in der Bedeutung
von «Zwinger» vor. Der Altkönig oder Ahlkin ist also der Ahlenberg und hat von
seinen Ringwällen den Namen, die einen Ahlen bilden oder auch einen alten alah in
der angegebenen Bedeutung umschlossen haben. Auch die auf einem Vorberge des Alt-
königs gelegenen «Altehöfe» genannten Ringwälle sind Ahlenhöfe. Dieselbe Entstellung
dieses Wortes kommt noch in einer ganzen Reihe von Ortsnamen vor und in dem
Flußnamen Altmühl, der in seiner ältesten Gestalt Alcimona lautet, wofür sich unter
vielen anderen Formen auch Alking findet. Der Altkönig ist sonach seiner Bedeutung
nach so recht eigentlich der mons Taunus (von dem altsächsischen und altnordischen
tun, Zaun, der nicht von Holz zu sein braucht, sondern auch von Steinen sein kann,
dem gallischen dunum), in dessen Nähe Drusus sein praesidium und Germanicus sein
castellum (nach der gewöhnlichen Annahme die Saalburg, nach andern Heddernheim)
erbaute. Der Altkönig ist ferner dann wahrscheinlich das von Ptolemäus erwähnte Ark-
taunon (wenn dies die richtige Lesart ist), da die Stämme alk und ark, das gothische alhs
und das lateinische arx etymologisch gleich sind und alk aus ark hervorgegangen ist.
Noch eine andere Erklärungsmöglichkeit will ich hier nur kurz andeuten. Da
der Grundbegriff der Wörter sal und alah der der Einfriedigung ist, so liegt der Be-
griff der Grenze nicht weit davon ab; allerdings kommt keines von diesen Wörtern
geradezu in dieser Bedeutung vor, nur in dem lateinischen arca hat sie sich erhalten,
das bei den Feldmessern ein Grenzzeichen, später Grenzdamm und Grenze überhaupt
bezeichnet. So wird auch der Römerwall in Ungarn «Ordög drka» genannt. Die Saal-
burg und das Feldbergkastell lagen an den beiden Enden der im Norden vom Pfahl-
graben, im Osten und Westen von zwei Römerstraßen begrenzten «Hohen Mark»-
Dieses Zusammentreffen ist gewiß nicht zufällig und beweist, daß dies schon in vor-
römischer Zeit bedeutungsvolle Punkte waren. Nun ist alah auch «der heilige Wald»,
es könnte also mit unserem Halic der später «die Hohe Mark» genannte «Grenzwald»
gemeint sein.
Nimmt man die angegebene Ergänzung von Halic(inium) an, so bietet sich noch
die Möglichkeit einer anderen Identifiziei-ung, nämlich mit dem von Ammian erwähnten
Soliciniiim. Sprachlich steht dieser Annahme wohl nichts im Wege, und auch sachlich
ist dies sehr gut möglich, da die Darstellung des Ammian von dem Feldzuge Valen-
tinians und die Schilderung des Kampfplatzes dazu passen, wie ich an anderer Stelle
zu begründen suchen werde. Möglicherweise ist dieses und die Saalburg mit dem von
dem Geographen von Ravenna im Lande der Alamannen genannten Solist gemeint.
Vielleicht ist in dem Saaloceni (wenn wirklich so zu lesen ist) eines auf der Saalburg
gefundenen Graffits (siehe unter «Graffite» Nr. 56) ein ähnlicher Name erhalten.
Mit der Frage nach der Bedeutung und dem Alter des Namens Saalburg hängt
nun eine merkwürdige Erscheinung zusammen, die meines Ei-achtens geeignet ist, Licht
Der Name «Saalburg». 27
darauf zu werfen. Meine oben dargelegte Auffassung der Entstehung des Namens aus
einem älteren Sola erhält dadui'ch eine gewisse Bestätigung, daß sich derselbe Vorgang
an diesem Namen auch in einer anderen Gegend vollzogen hat, wo sich außerdem noch
eine ganz auffallende Übereinstimmung von Orts- und Völkernamen mit solchen des
Bhein- und Taunuslandes findet, die nicht wohl auf Zufall beruhen kann. Da^ Itine-
rarium Antonini erwähnt nämlich in Pannonien die Orte Halicanum oder AUcanum
und Salle, bei Ptolemäus Sala, bei dem Geographen von Ravenna Salla, offenbar eine
von den an dem Flusse Sala, jetzt S^ala oder Zala, heute liegenden gleichnamigen
Städten in dem danach genannten Zalaer Komitate. Eine von diesen ist wohl das im
Mittelalter dort erwähnte Salapuigin, was offenbar eine Verschreibung für Saldburgum
(Salburg) ist; und ebenso ist das von Prokop in der unteren Donaugegend erwähnte
Halikanihurgos wohl das Halicanum des Itinerars. Dieses hat dort außerdem noch
die Orte Mogenüana oder MoconUana und Mursella oder Aursella (wie sich bei Mursa
auch die Variante Ursa findet), und Prokop erwähnt noch Mareburgos, vielleicht 3Iar-
biirg an der Drau. Diesen entsprechen bei uns Mainz als Moguntiacum, Ober- und
Niederursel am Taunas (alt Ursellä) und Marburg. Man könnte annehmen, daß durch
römische Truppen diese Namen übertragen worden wären, aber ich halte ihren Ein-
fluß nicht für so bedeutend, daß man eine so weitgehende Übereinstimmung darauf
zurückführen könnte. Sie ist daher nur durch die Übersiedelung eines Volkes aus
der einen Gegend in die andere zu erklären, das die Namen aus der alten Heimat
mitnahm und in die neue verpflanzte. Ein solcher Zusammenhang bestand nun in
der That. Abgesehen von den übereinstimmenden Namen kleinerer Stämme finden
wir in Pannonien die großen Völker der Bojer und Tektosagen, und diese sind die
ältesten historischen Bewohner des Taunuslandes. Da die Bojer um 400 und die
Tektosagen um 300 vor Christus von hier auszogen, gewinnen wir damit eine Zeit-
bestimmung für das Alter nicht nur des Namens Saalburg, sondern auch, wenn meine
Beziehung von Halic auf den Altkönig richtig ist, des Namens Altkönig und seiner
Ringwälle.»
28
IV.
Lage und Bedeutung der Saalburg.
(Karte und Tafel I.)
Wenn wir von der Mainebene zwischen Frankfurt und Mainz nach Norden
bHckend dem Zuge des Taunus*^) folgen, der sich in der Mitte zu
der Gruppe des Feldbergs und Altkönigs erhebt, sich westwärts über das
Rheingauer Gebirg mit dem Hunsrück zu verbinden und nach Osten in die
gi-aue Ferne der Wetterau zu verschwinden scheint, so fällt uns an dem
sanft auf- und absteigenden Horizont eine breite und tiefe Einsenkung auf*^).
Jedem, der von dieser Seite her das Land zum erstenmal betritt, und somit
wohl auch den Römern, muß dieser Gebirgssattel als das Ziel erscheinen,
von dem aus die Wege weiter nordwärts führen, und als eine Lücke, durch
die man von Norden in die gesegnete Main- und Niddaebene herabsteigen
könne. Sanft leitet der Bergabfall aus der Ebene bis zu dem 414 m über
dem Meeresspiegel gelegenen Punkte hinauf und allmählich fällt das Gelände
jenseits in die zur Lahn und Use führenden Thäler ab. Der Paß selbst
aber ist weit und offen, keine Schlucht, die der Angreifer hätte scheuen
müssen. Umsomehr bedurfte er einer Befestigung, welche denjenigen, der
sie inue hatte, befähigte, den Einbruch in die Mainebene zu verwehren, und
die ihm selbst das Vordringen in das uördHche Feindesland zu jeder Zeit
gestatten konnte.
**> Der Name «Taunus^> wurde von Gelehrten bereits im vorigen Jahrhundert, auf
Grund einiger Stellen alter Autoren und der in der Main- und Niddaebene gefundenen
römischen Inschriften, auf unser Gebirge, welches früher «Hayrich» oder «die Höhe» hieß,
bezogen. Besonders bemühte sich Gerning, der schon 1814 seine Gesänge «Die Heihjuellen
ara Taunus» veröffentlichte, den Namen einzuführen; doch wurde dieser erst seit 1840
allgemein gebrilachlich, nachdem in diesem Jahre die erste Eisenbahn von Frankfurt nach
Wiesbaden den Namen «Taunusbahn» erhalten hatte. Der alte Name des Gebirges ist noch
in «Homburg», «Ilolzhausen» etc. «vor der Höhe» erhalten geblieben. Über die Etymo-
logie des Wortes Taunus s. 8. 26. Andere sehen heute noch den Teutoburger Wald für
den «Mons Taunus» des TacitUB an und suchen auch dort das bei diesem Schriftsteller er-
wähnte «Castellum in monte Tauno».
**'} Auf Taf. I ist diese durch eine Zeichnung, die wir der Güte des Herrn Ober-
lehrers L. Achard verdanken und die jenseits von Bommersheim her aufgenommen ist,
ersichtlich; noch deutlicher tritt die Einsattelung, von Nidda-Höchst aus gesehen, hervor.
Lage und Bedeutung der Saalburg. 29
Dies war es, was die Römer bedurften, als sie den Reichtum Galliens
ausnutzen, es vor Einfällen und Aufreizungen bewahren wollten und sieh
deshalb zwischen den Galliern und den Germanen dem Rhein entlang ein-
schieben mußten. Sie hatten zu diesem Zwecke die Grenze, die sie festhalten
wollten, durch den Pfahlgraben — den Limes — markiert und da, wo ihn
die von der Natur gebotenen alten Verkehrswege durchschnitten, Kastelle
angelegt. Eine solche Grenzveste war auch die Saalburg. Unmittelbar süd-
lich vor ihr teilen sich wieder die aus der Ebene hinaufführenden alten
Wege — die Römerstraßen von Heddernheim und von Obererlenbach, sowie
die von Mainz (der Linden weg) — in zwei Aste; der eine führt westwärts
zu den Seitenthälern der Lahn, der andere nordwärts zur Use und zur Wet-
terau. Doch beruht die Wichtigkeit der Saalburg nicht sowohl in den tak-
tischen Vorteilen, welche ihre Umgebung bot, sondern man kann sie ansehen
als eine strategische Bedrohung jedes Feindes, der etwa zwischen Andernach
und Bingen den Rhein überschreiten oder die ihm parallel laufende Grenz-
wehr durchbrechen wollte; ebenso bedrohte sie durch ihre Flanken Stellung
den Feind, der aus der Lahngegend die nordwärts durch die Wetterau ziehende
Heerstraße, die sog. «Elisabethenstraße», überfallen wollte.
Diese Heerstraße, und nicht die unmittelbar bei der Saalburg sich tei-
lenden Wege, war auch die Hauptverkehrsader, welche heute als Frankfurt-
Gießener Straße und als Main -Weserbahn erscheint und ehedem in meilen-
breitem Abstände vom Pfahlgraben am Fuße des Gebirges hinzog, unter dem
Schutze des Kastells bei Butzbach den Pfahlgraben durchschnitt und weiter
nordwärts die Elbe und Weser erreichte^*').
^0) Bestätigt wird diese Ansicht noch durch das von Prof. WoJff 1894 aufgefundene
große Kastell bei Okarben, das nahe der genannten Straße liegt.
30
V.
Die Wege und Straßen.
(Karte, Taf. I, XIII und Textflgur 1.)
Südlich der Saalburg laufen drei aus der Ebene heraufführende Römer-
straßen zusammen :
1. Die Straße Heddernheim-Saalburg. Sie wird schon von Neuhof
1780 als Römerstraße angeführt und seit dieser Zeit als solche in die Karten
eingezeichnet. Vom Kastell zur Ebene verfolgt, zieht sie von der porta de-
cumana aus durch den «Hammelhans», am «Balzer Höhlchen», dem «Reiß-
berg» und rechts von Dornholzhausen vorbei, durchschneidet am «Alleehaus»
die Tannenwalds -Allee, führt von da an dem «Platzenberg» (Placzeherg)^^)
vorüber durch das Niederstedter und Bommersheimer Feld nach dem so-
genannten «Heidenfeld» bei Heddernheim und mündet in ein nördliches
Seitenthor dieser römischen Stadt ein. Nach Professor Woljf (Limesblatt Nr. 9,
S. 274) durchzieht sie den alten römischen Ort und läuft in gerader Richtung,
die Nidda wahrscheinlich mittels einer Brücke überschreitend, weiter nach
Frankfurt. Die Straße ist mit ihrer Steindeckung im Walde sowie im Nieder-
stedter Felde (westlich von Homburg) noch vollständig erhalten und wird an
manchen Stellen noch benutzt, während sie bei Bommersheim und Heddern-
heim infolge der Konsolidation teilweise verschwunden und nur noch in ein-
zelnen Hohlwegen äußerlicli sichtbar ist. Sie bildet eine gerade Linie von
14 km Länge und steigt bis zum «Hammelhans» sanft und von da ab etwas
stärker an; doch ist im Ganzen auch dieser Teil nicht steiler als die 1816
angelegte Chaussee Homburg-Saalburg-LTsingen, welche eine auf die ganze
Länge verteilte Steigung von 300 m hat. Von den verschiedenen Straßen,
die von dieser Hauptstraße abgehen, ist diejenige, die unterhalb des Kirdorfer
Baches in den Röderwiesen abzweigt, zu erwähnen; sie führt durch die «Glucken-
*') Vielleicht hat der Berg seinen Namen von der Straße — Platea — und bedeutet
den «Berg an der Platea» (Platea-Berg). V'ergl. Nase. Ann. XVII. Römische Bauwerke von
A. V. Cohausen und L. Jacohi. Auch an der Römerstraße, die von der Saalburg ausgehend
nach der Mainebene (Mainz) führt, wird ein westlich von Oberursel gelegener Berg «P/ot^e-
berg'» genannt. Auch über die bei Wiesbaden gelegene «Platte» führt eine Römerstraße,
die am Kastell Zugmantel vorüberzieht.
Die Wege und Straßen. 31
steinhohle^*) u. s. w. nach dem den Römern bekannten Homburger Quellen-
gebiete, wo sie sich mit dem «Mainzerstraße», auch «Wein-» oder «Steinstraße»
genannten römischen Straßenzuge kreuzt, der nach den römischen Ansiede-
lungen der Wetterau und der Main- und Nidda-Ebene führt.
2. Die im Jahre 1873 wieder aufgefundene und festgestellte Straße,
welche die römischen Niederlassungen Seulberg, Erlenbach, Petterweil etc.
und überhaupt die Wetterau mit der Saalburg verbindet, zweigt 480 m unter-
halb des Decumanthores an der Gräberstätte von der Heddernheimer Straße ab,
führt durch den «Fahrborn», den «Rothlauf», die «Preul wiesen» und den «Damm-
wald» zwischen Friedrichsdorf und Seulberg, an dem alten Dillingen (Wüstung)
und an der «Hunburg» (römische Niederlassung) vorbei und mündet vor dem
« Loh Wäldchen » an einem römischen und fränkischen Gräberfelde in die oben-
genannte «Steinstraße» ein. Diese Straße, die von der Saalburg bis zu den
«Wolfshecken» noch teilweise erhalten und in Benutzung ist, bildete gerade
von der Saalburg ab bis zum Ende der «Sylva Lothari», jetzt das «Kirdorfer
Lazariusfeld » genannt, die Grenze zwischen der Hohen- und der Seulberger
Mark und wird in dem Markumgang von 1585 «der hohle Weg» oder «die
alte Straße» genannt. Sie ist auch bei der Teilung der Marken im Jahre
1813 Grenze der Seulberger und Kirdorfer Gemeindewaldungen geblieben.
3. Die dritte Hauptstraße, die aus der Ebene nach der Saalburg
führt, ist der «Lindenweg»; erst im Sommer 1883 habe ich ihren römischen
Ursprung nachgewiesen. Diese Straße ist wohl die älteste der drei genannten
und mag wohl schon lange, bevor die Römer ins Land kamen, der Ur-
bevölkerung zur Vermittlung des Verkehrs der Rhein- und unteren Mainebene
mit dem Überhöhischen Gebiete gedient haben. Sie wird in den Umgängen
der Hohen Mark von 1586 und 1609 als «Maintzerstraße» bezeichnet und
hat sicherlich in der Römerzeit den Besatzungen von Mainz und der Saal-
burg als Verkehrsweg gedient; auch war sie Handels- und Kriegsstraße und
wurde nicht allein in den ältesten Zeiten, sondern auch noch im Mittelalter und
zwar bis in unser Jahrhundert als solche benutzt; so im Jahre 1792 bei dem
Vormarsch des Obersten Houchard, der mit 8000 Mann Franzosen von Höchst
aus nach Usingen und der Lahngegend erfolgte. Heute vermittelt sie nur
den direkten Verkehr der unmittelbar nördlich hinter der Saalburg wohnenden
Landbevölkerung mit derjenigen von Oberstedten, Oberursel etc. Der Linden weg
ist von der Saalburg bis nach der Urseler Hohe-Mark-Chaussee in seiner alten
Richtung noch teilweise vorhanden und hat im Laufe der Jahrhunderte nur
kleine Verlegungen wegen anderweitiger Waldanlagen und Ausrodungen er-
fahren. Als uralte Straße ist er durch Hügelgräber, den «Heiden wall»
*2) Hohle = Hohlweg; der aGluckenstein», fälschlicherweise neuerdings «Glocken-
stein» genannt, ist ein zwischen Homburg und Kirdorf gelegener uralter Grenzstein, be-
stehend aus einem etwa 2 m hohen Quarzitfelsen. Ich habe ihn im Jahre 1890 aufgraben
lassen, doch fanden sich unter ihm nur die sogenannten «Zeugen» (kleine Kieselsteine),
woraus sich ergeben dürfte, daß er urspiünglich als Grenzstein gesetzt war. Über den
Namen vergl. auch die Anmerkung 36, betr. «Gickelsburg».
32 Die Wege und Straßen.
und sonstige vorröraisclie Befestigungen im Urselthaie, als Römerstraße durch
die teilweise noch erhaltene Bauart und die unmittelbar daran liegenden
römischen Niederlassungen «Heuchelheim», «Heuserl'eldt» etc. kenntlich. Die
Straße durchschneidet von der Saalburg aus die Walddistrikte Rosengarten,
Blutige Haide, Hollewiesen, Rosengärten, Haidfeld und Heideküppel, über-
schreitet den Urselbach, gebt in alten Flur- und Gemurkungswegen über Stier-
stadt und Steinbach und mündet etwa bei Höchst-Nied in die sogenannte
«Elisabethenstraße*, die nach Kastel-Mainz führt.
An der Saalburg selbst ist ihre Verlängerung noch durch die nord-
östlich vom Kastell vorhandene Römerstraße markiert (Taf. I und XIII);
sie führt zum Pfahlgraben, den sie am «Eisern (Äußeren) Schlag» durch-
schneidet, und setzt sich als alter Hohlweg weiter nach der Use zu fort. An
diesem Wege, der nördlich von Wehrheim vorbeizieht, sind im Jahre 1894
beim Bau der Bahn Homburg-Usingen, da wo der Wehrheimer Bahnhof er-
richtet wurde, sieben schöne, reich verzierte praehistorische Bronze-Armringe
gefunden worden, die dem Museum für Völkerkunde in Berlin von der Kgl.
Bahnbau Verwaltung übergeben wurden.
In der nördlichen ^^erlängerung jenseits der Saalburg sind nach dem
Chattenland führende Straßen in alten Hohlwegen noch erkennbar und leicht
festzustellen.
Außer den drei obengenannten, aus der Ebene nach der Höhe ver-
laufenden Straßen, sind als römische Hauptverbindungswege, von der
Saalburg ausgehend, hier anzuführen:
1. Eine Verbindung der oben angeführten drei Straßen mit dem Pfahl-
graben; sie zieht in gerader Richtung an dem «Rosengarten» und der
«Preußenschanze» vorbei nach dem Pfahl und mündet etwa 600 Schritte
östlich von den Türmen am «Weißenstein» in den diesseits des Walles
herlaufenden Weg ein. (Tafel I.)
2. Zwischen der «Preußenschanze» und dem «Rosengarten» läuft ein alter,
gestückter Weg von dem Kastell aus nach Südwesten, und zwar am Fuße
des Emesbergs nahe bei den Quellen des Kirdorfer Baches vorüber, wo Ende
des 17. Jahrhunderts ein römisches Steindenkmal und im Jahre 1894 ein
Nymphenstein (siehe den Abschnitt «Inschriften») gefunden wurde. Im weiteren
Verlaufe führt er im Gebirge am «Schmied Wäldchen »^^) vorbei und direkt nach
den Befestigungen an der «Goldgrube», wo vorrömische und römische Altertümer,
darunter eine Bronzemünze von Commodus, gefunden wurden. Dieser Weg
hat sich durch seine Bauart und nach den an seinen Durchschneidungen ge-
fundenen Altertümern als sehr alt und schon zur Römerzeit benutzt erwiesen.
Ebenso wie an der Saalburg traten auch bei den umfangreichen Nach-
grabungen während der letzten 25 Jahre in der Umgebung von Homburg,
") In dem «SchmiedwUldchen» sind alte Eisenbergwerksanlagen vorhanden, die man
wegen der dabei gefundenen Altertümer für teilweise in die Römerzeit zurückgehend an-
nehmen kann; auch gewinnt diese Vermutung durch sonstige Beobachtungen und alte
Nachrichten an Wahrscheinlichkeit.
Die Wege und Straßen. '■ 33
Dornholzhausen, Gonzenheim, Kirdorf, Seulberg und Oberstedten, wobei sieben
römische Ansiedelungen festgestellt wurden, noch eine große Anzahl römischer
Wege zu Tage, die unter sich und wiederum mit den drei obengenannten
Hauptwegen, sowie mit dem großen römischen Wegnetze in der Wetterau
verbunden sind. Es würde zu weit führen, diese Weg- und Straßenanlagen
hier im Einzelnen anzuführen; in seiner «Urgeschichte von Frankfurt a. M.
und der Taunusgegend» hat Dr. Hamnieran die vorrömischen und römischen
Wege eingehender behandelt und auf einer übersichtlichen Karte eingetragen.
Für die Betrachtung der Saalburg genügt es, auf die Hauptverkehrswege
hingewiesen zu haben, umsomehr als an ihnen römische Wohnstätten lagen,
die nicht allein untereinander, sondern auch mit dem Limes und der Saal-
burg in Verbindung standen und den Beweis für die Bedeutung der Letzteren
liefern. Allerdings dürfte es zur Zeit noch nicht leicht sein zu entscheiden,
welche Straßen und Wohnstätten schon in der ältesten Zeit der Römerherr-
schaft diesseits des Rheines am Taunus bestanden, wie allmählich das Deku-
matenland angebaut wurde, und in welcher Weise sich die Ansiedelungen
vollzogen haben.
Es sei hier noch erwähnt, daß öfter neben alten Hohlwegen, die wegen
der dabei gefundenen Mardellen (Erdwohnungen) als vorrömische Anlagen
zu betrachten sind, ausgebaute römische Straßen liegen; besonders tritt
dies an der alten «Maiuzerstraße» zwischen Gonzenheim und Obereschbach
an der umfangreichen Römerstätte «Steiukritz» hervor. Auch Professor Wolff
hat derartige Beobachtungen gemacht. Es scheint demnach, daß die vor-
römischen Wege schon damals Hohlwege waren und ein regelrechter Ausbau
derselben mehr Schwierigkeiten gemacht hätte als der Bau neuer. Die Römer
legten deshalb, indem sie die alte Richtung beibehielten, dicht neben den
Hohlwegen ihre eignen Straßen an, denn das Gelände hatte keinen großen
Wert und die Ausfüllung der Hohlen war zeitraubend und mühsam. Doch
ist nicht ausgeschlossen, sondern sogar wahrscheinlich, daß andere vor-
römische Verbindungswege, die in festem Boden lagen und noch nicht tief
ausgehöhlt waren, je nach Bedürfnis später von den Römern nach ihrer
Technik ausgebaut wurden. Wir haben daher sicher in manchen Römer-
straßen die alten Wegzüge der Urbevölkerung vor uns.
Der eigentliche römische Wegbau ging Hand in Hand mit den Be-
siedelungen; das Eine ist ohne das Andere kaum denkbar, doch wird das
uns jetzt allmählich am Taunus und in dem Vorlande bekannt gewordene
große Wegnetz vor der definitiven Grenzfestlegung und Errichtung des
Pfahlgrabens kaum ausgeführt gewesen sein, also etwa um die Mitte des
zweiten Jahrhunderts. Kaiser Maximinus (235 — 238) soll in der Mainebene
und in der Wetterau die Straßen wieder in Stand gesetzt und bedeutend ver-
bessert haben.
Es ist ein Irrtum, lediglich die Geradlinigkeit als typisches Kennzeichen
der römischen Wege anzunehmen, im Gegensatze zu den vorrömischen Wegen,
die ängstlich jede Terrainschwierigkeit umgehen; denn es giebt viele Römer-
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg. 3
^ f)io Wege und Straßen.
Straßen, die, obwohl sie von einem zum anderen Orle die kürzeste Linie inne-
zulialten suclien, docli beträchtliclie Winkelzüge maclien; und zwar ge-
schieht dies entweder in der Absicht, große Steigungen zu vermeiden, oder
um besonders wichtige Punkte zu berühren, ein Verfahren, das in ähn-
licher Art noch heute bei Anlage unserer Eisenbahnen beobachtet wird.
Wege nach steilen Gebirgen wurden auch von den Römern, wie heute
noch, kurvenartig angelegt. Die Geradlinigkeit der Hauptstraßen ist meines
Erachtens für die Land Vermessung mitbestimmend gewesen, wobei die Straßen
gleichzeitig als Ordinaten dienten. Ahnlich ist dies auch in Pompeji und anderen
italienischen Städten nachgewiesen worden. Die Vermutung liegt daher
nahe, daß wir in der vollständig geradlinigen und fast genau orientierten
Straße von der Saalburg nach Heddernheim und darüber hinaus weiter gehend
den Kardo^*) des Dekumateulandes zu suchen haben. In dieser Annahme
wird man auch noch durch die rechtwinkelige Durchschneidung der Saalburg-
und der Elisabethenstraße sowie anderer parallel dazwischen liegender Wege
bestärkt. An unsere schnurgerade verlaufende Saalburgstraße dürfte sich die
römische Feldereinteilung, dereii Furchen rechtwinkelig darauf gezogen sind —
was in alten Flurplänen heute noch erhallen ist — , angeschlossen haben.
Allerdings liegt nach dieser Richtung hin noch zu wenig Beweismaterial vor,
um schon jetzt ein abschließendes Urteil zu fällen ; ich wollte nur die Frage
hier nochmals ^^) anregen, um die Lokalforscher auf diesen wichtigen Punkt
hinzuweisen.
Zur Vervollständigung schließe ich Einiges über Tracierung und
Konstruktion der römischen Wege und Straßen hier an. Die Herstellung
derselben wird kaum von der heute noch gebräuchlichen Methode ab-
gewichen sein : Zuerst erfolgt die Tracierung der Straßenachse, die im freien
Felde zwar einfach ist, in den Wäldern dagegen, wo erst Schneisen gehauen
werden und Ausrodungen stattfinden müssen, beträchtliche Schwierigkeiten
macht. Nachdem diese geschehen, wird die Straßenbreite durch zwei Furchen,
die später in der Regel zu Gräben ausgebaut werden, begrenzt und die da-
zwischen liegende Erde bis auf einen festen Untergrund ausgehoben. Hand
in Hand damit geht die Festlegung des Gefälles, das wieder von den Be-
dürfnissen, denen die Straße dienen soll, abhängig ist. Hierauf erfolgt die
Stückung oder Aufschüttung mit Steinen, Kies etc. und das Feststampfen
oder Walzen; zuletzt bedient man sich kleineren Materials zur Bedeckung
des Unterbaues und versetzt diese Schicht mit Lehm, um ihr mehr Bindung
zu geben. Die Anlage der Straße hängt selbstverständlich von dem Verkehrs-
bedarf, dem Terrain und dem Baumaterial ab, worauf in jedem Einzelfall
Rücksicht zu nehmen ist. So war es auch an der hoch auf dem Taunus
gelegenen Saalburg, dem Limes und in der davorliegenden Ebene, wo sich
verschiedene Straßenkonstruktionen vorfinden. Daß im römischen Grenz-
**) Über die Bedeutung des Kardo vergl. Rudorff, Die Schriften der römischen Fehi-
messer. Bd. 2, S. 342; und E. Stöber, Die römischen Grundsteuervermessungen. S. 80.
w) Vergl. Grenzmarkierungen am Limes. Westdeutsche Zeitschrift 1895, S. 147 flf.
Die Wege und Straßen. 35
lande die Straßen nicht so konstruiert sind, wie sie uns die alten Schrift-
steller beschreiben, und wie sie heute noch im Mutterlande erhalten sind,
ist begreiflich. Diese waren ebenso bequem als dauerhaft und sind bekannt-
lich das Vorbild für unseren gegenwärtigen Chausseebau geworden. Straßen
aus polygonen Steinen, die auf einem drei Schichten hohen, auf Cement be-
festigten Unterbau aufliegen, kommen an der Saalburg ebensowenig wie regel-
rechte Pflasterungen vor. Auch Mörtel und Ziegelsteine fanden bei dem Straßen-
bau daselbst keine ^''ervvendung, denn einfach gemörtelte Straßen dürften
kaum einen deutschen Winter aushalten, und selbst die Herstellung moderner
Cementwege macht des Frostes wegen große Schwierigkeiten. Immerhin aber
sind bei uns Straßen gefunden worden, die ihren Erbauern alle Ehre machen,
und die erst durch den neueren Straßenbau überholt sind. Seit der Römer-
zeit bis in den Anfang dieses Jahrhunderts wurden in Deutschland wohl wenige
Straßen angelegt, die bezüglich ihrer Festigkeit einen Vergleich mit unseren
römischen aushalten könnten.
Die Römer unterschieden öffentliche Straßen, viac puUicae, consulares,
müitares und aggercs j)Mici, und Privatwege, viae privatae, vicinales und
agrariae, die alle bequem und dauerhaft erbaut waren. Im Allgemeinen
läßt sich auch bei unseren römischen Straßen ein Unterschied zwischen Staats-
straßen und Privatwegen feststellen. Zu den Ersteren rechne ich diejenigen,
welche von den Kastellen ausgehen, und die durchschnittlich in einer Breite
von 20 römischen Fuß — ca. 6,00 m (Limesbreite) — mit solidem Unterbau
und Gräben auf beiden Seiten angelegt sind. Zu den Anderen dürften die
nur mit Kies beschotterten Wege von 2—5 m Breite, welche die Römerstätten
untereinander verbinden und sich in den Bürgerlichen Niederlassungen den
Wohnhäusern entlang finden, zu zählen sein. Die Römerstraßen sind in der
Regel nicht sehr breit; die Via Äppia hat in der Fahrbahn nur eine Breite
von 4,30 m, so daß zwei Fuhrwerke sich gerade ausweichen konnten, an der
Saalburg schwanken die Maße zwischen 5 und 7 m; der öfters und manch-
mal tiefer daneben liegende Fußsteig hat eine Breite von 1 — 1,20 m, wodurch
sich eine Gesamtbreite von etwa 8 m ergiebt, und ist durch Randsteine von
dem Fahrwege geschieden. Auf Tafel XIII und Textfigur 1 sind Querschnitte,
wie sie an den bei der Saalburg zusammenlaufenden Straßen vorkommen, ab-
gebildet. Hinsichtlich der Konstruktion giebt es im Allgemeinen kurz
folgende Arten von Wegen und Straßen, und zwar drei von jeder Gattung:
1. Wege, die dem Boden angepaßt, aber in ein bestimmtes Gefälle ge-
legt sind, lassen sich in verschiedener Breite, besonders in den Verbindungs-
wegen zum Limes erkennen; sie gleichen unseren Waldschneisen und hatten
keinen eigentlichen Unterbau.
2. Wege derselben Art, doch mit einer Überschüttung von Steinmaterial,
das mit thoniger Masse, die es zu einer festen Schicht verband, vermischt
war; ein Material, das sich bei dem Brechen der Mauersteine in den Stein-
brüchen an der Saalburg schon damals ergab, wo es auch heute noch ge-
wonnen und zu solchen Zwecken verwendet wird. Solche Wege kommen
3*
36 l>ie Wege und Straßen.
hauptsächlicli in der Bürgerlichen Niederlassung vor und haben eine Breite
von 2 — 4 m.
3. Ahnliche Wege wie die vorigen, die nur an Stelle von kleinen Steinen
mit rauhen, unbearbeiteten Platten, wie sie der Steinbruch oder das Gelände
geliefert hat (Lesesteine), bedeckt sind. Sie waren nicht sehr breit — höchstens
2 m — und dienten im Kastell wie in der Bürgerlichen Niederlassung als
Fußsteig vor den Häusern oder Baracken dem Verkehr von Haus zu Haus.
In unseren Gebirgsorten trifft man heute noch Ähnliches.
Die nun folgenden Straßenkonstruktionen gehören mehr der Allgemein-
heit an; ich möchte sie im Gegensatze zu den drei oben beschriebenen primi-
tiven Arten, die auch einen privaten Charakter nicht verkennen lassen, als
wirkliche Staats- und Heerstraßen — viae stratac und viac publicae —
bezeichnen.
TiömiscKe Strassen Profile.
K^it-U.lW^'wJt'-JW^'*^-.'^^»^
B. C.
Fig. 1.
4. Profil einer gut chaussierten Straße, wie sie in und vor dem Kastell
vorkommt (Fig. 1, A und Taf. XIII, J— K). Die Herstellung derselben geschah
etwa folgendermaßen: Nach Vollendung des Planums, das auf dem Niveau
der beiden Chausseegräben liegt, wurden die Bordsteine gesetzt und die Räume
zwischen denselben mit drei bis vier Packlagen 30—40 cm hoch ausgefüllt;
die unterste bestand aus größeren Steinen, die mit Zwischenräumen, wie die
Rieselkanäle (vergl. Abschnitt XI, 3 «Entwässerungsanlagen») versehen waren,
wodurch der Straßendamm nach den Chausseegräben hin, die womöglich im
Gefalle lagen, leicht entwässert wurde. Die oberste, aus kleinem Steinschlag
hergestellte Schicht war gewölbt und nach zwei Seiten abschüssig, wodurch
der Regen rasch nach den Gräben abfloß und die Straße möglichst trocken
blieb; solche Straßen heißen «gestückte».
5. Fig. 1, B stellt eine römische Straße dar, deren Herstellungsweise man
in der neueren Technik mit dem Ausdrucke «makadamisiert» bezeichnet.
Auf dem Planum sind zwischen den Randsteinen 12 — 15 cm hoch kleinere
Steine, ebenfalls in gewölbter Form, aufgetragen, die zusammengestampft
wurden. Bemerkenswert ist der Fußsteig auf einer der Seiten, der durch
einen Bordstein begrenzt ist und durch eine sandige Schicht gangbar erhalten
wurde; auf der anderen Seite, dem Bankett gegenüber, ist ein Graben angelegt.
6. Fig. 1, C. Dieses Profil ist in der Form und der Breite den beiden
vorher beschriebenen gleich ; in der Konstruktion aber ist die um das Kastell
und nach Heddernheim führende, im Waldboden vollständig erhalten ge-
bliebene Straße etwas abweichend, indem das Planum mit einer Lage
Die Wege und Straßen. 37
großer Waldsteine und Platten uuregelmäßig überdeckt ist, doch kommen
auf einzelnen Strecken auch zwei und mehr Lagen übereinander vor; man
nennt sie auch «Plattenstraßen». Nahe an der Ostseite des Kastells, wo die
Straße nach dem Pfahlgraben vorüberzieht (Taf. XIII, G— H), befindet sich
eine von dem .Waldboden bloßgelegte Stelle, wo Fuhrwerke tiefe Geleise ein-
geschnitten haben und die Spurweite der Wagen zu erkennen ist. Hier wie
an den unter 4. und 5. genannten Straßen ist die oberste Schicht im Laufe
der Jahre durch Regen abgeschwemmt und nur der eigentliche Unterbau er-
halten. Eine solche Überdeckung bestand zweifellos wie an jeder modernen
Chaussee aus kleingeschlagenen Steinen, die mit thonigem Sand vermischt
waren. Das Material ist dem Gebiete der Saalburg entnommen und besteht
aus Thonschiefer und Quarzit. In der Verlängerung der Straßen nach der
Niddaebene hin fand das nächstliegende Material Verwendung und wechselt
mit Quarziten, Kieseln, Wacken, Basalten und Rotliegendem.
Häufig kommt es noch vor, daß in und vor dem Kastell Straßen aus
verschiedenen Perioden über einander liegen, sodaß der Steinkörper an manchen
Stellen 0,50 m hoch ist. Diese Erhöhung ist sowohl durch Reparaturen
als auch durch Auffüllung des Terrains bei Einebnungen nach vorauf-
gegangenen Zerstörungen entstanden. (Vergl. Fig. 9.)
Schließlich möchte ich noch darauf hinweisen, daß der Transport von
Waren, Lebensmitteln, selbst von Baumaterialien dem Pfahlgraben entlang
wahrscheinHch auf schmalen Pfaden, die keine Spuren hinterlassen haben,
auf dem Rücken von Pferden oder Maultieren geschah, ähnlich wie es heute
noch in südlichen Gegenden der Fall ist. Dies würde auch eine Erklärung
für das Fehlen fahrbarer Straßen am Limes sein. Bei Besprechung der Funde
von Hufeisen und «Schlupfpfählen» (Rundnadeln) werde ich auf diese Frage
näher eingehen.
Fig.
Der Limes vor der Saalburg au der Straße unch Obernhaiu.
VI.
Der PfahloTaben oder Limes.
(Taf. I, ir, III, Xlir, Karte und Fig. 2-4.)
Die ursprüngliche Absicht, den Pfahlgraben^*^) im Taunus in seiner ganzen
Ausdehnung hier 7ai behandehi, habe ich wieder aufgegeben, da von
der Reichs-Limes- Kommission, deren Forschungen seit 1892 im Gange sind,
und die schon jetzt recht wichtige Ergebnisse zu verzeichnen hat, demnäclist
größere Pubhkationen darüber zu erwarten sind. Ich beschränke mich daher
auf dasjenige, was zum Verständnis der Anlage selbst und der Saalburg un-
erläßlich ist; im Übrigen verweise ich auf das grundlegende Werk von A. von
Cohaiiscn «Der römische Grenzwall in Deutschland» und die umfangreiche
*9) Ich gebrauche im Verlaufe meiner Darstellung öfters das Wort «Pfahl» für Pfalil-
graben, weil die letztere Bezeichnung nicht überall zutrifft, indem an vielen Stellen ein
Graben nicht vorhanden ist und auch niemals vorhanden war. Die ältesten Urkunden
von 812 — 1043 nennen nur jihal oder pal; erst von 1408 an kommt die Bezeichnung /»/taZ-
graben, palgrapen, polgrahen und Pfohl vor. Auch hat neuerdings die Reichs-Limes-
Kommission das Wort «Pfahh für <^Vfahlgraheny> in Vorschlag gebracht. Der Name wurde
Der Pfalilgraben, 39
ältere Litteratur^^) sowie auf die neuerdings erfolgten Veröffentlichungen der
Reichs-Limes-Kommission ^^).
Die Ortlichkeit der Saalburg ist bereits als Gebirgspaß zwischen dem
Main und der Lahn bezeichnet worden. Die Grenzsperre beschränkte sich
jedoch nicht auf das Kastell; denn wenn wir dieses durchschreiten und jenseits
der Porta praetoria noch etwa 300 Schritte einer kleinen Waldschneise folgen,
so kommen wir an einen Wall und einen Graben, welche sich nach links
und rechts durch den Wald hinziehen: es ist der Pfahl, der «lim es» ^^), der
sich vom Niederrhein hier vorüber bis an die Donau erstreckt und in Ver-
bindung mit Kastellen, Wachttürmen und Heerstraßen die von den Römern
beherrschten Rhein- mid Donau-Provinzen militärisch und zollgrenzlich gegen
die unbesteuerte Ein- und Ausfuhr, wie gegen die Einfälle der kriegs- und
früher von Holzpfählen (Pallisaden) abgeleitet, weil angenommen wurde, der Limes sei mit
einer Pfahlreihe besetzt gewesen, was Oberst von Cohausen in seinem «Grenzwall» bestreitet
und dabei bemerkt, daß dieses «ein militärisch und technisch monströser Gedanke» sei.
Generalmajor Pojjp (Westdeutsche Zeitschrift 1894) sucht auf Grund der am Rätischen
Limes gefundenen Pfähle und einer Stelle bei Spartian (Vita Hadriani) den Nachweis zu
erbringen, daß der Name doch von Pfählen herrühren müsse. Professor Zangemeister spricht
in seinem interessanten Berichte «der obergermanisch-rätische Limes» (Nene Heidelberger
Jahrbücher 1895) die Vermutung aus, der Name Pfahl (val — fal) sei von dem Worte
Valium entlehnt; diesem schließt sich Professor Ohlenschkujer (Neue Heidelberger Jahr-
bücher 1895) an. Neuerdings hat H. Seiffert in einer bis jetzt ungedruckten ausführlichen
Abhandlung die Ansicht vertreten, der Name Pfahl, pal oder val sei sehr alt und gehe
noch in vorrömische Zeit zurück, er komme bei vielen Völkern vor und bezeichne lediglich
die Grenze.
^') Eingehender beschäftigten sich mit dem Taunuslimes: F.W. Schmidt, Kgl. Preuß.
Oberstlientenant, Lokaluntersuchungen über den Pfahlgraben, Nass. Annalen Bd. 6. 1859;
Dr. K. Eossei, Die römische Grenzwehr im Taunus, Straßburg 1872; F. Koßer, Der Pfahl-
graben und die Pfahlgrabenkastelle in der Umgebung von Homburg, Mittheilungen des
Vereins für Geschichte und Alterthumskunde, Homburg v. d. Höhe 1877. I. Heft. Des-
gleichen die Lokalforscher: Wolff] Dunlcer, Dahm u. A. Für den ganzen Limes sind zu
nennen u. a. : E. Hübner, in den Bonner Jahrbüchern, Bd. 66, 80, 88; 3Iovimsen, Zange-
meister, Kalle, von Sartveg, die beiden Letzteren über die militärische Bedeutung des Limes
u. a. m. Interessant ist auch eine englische Veröffentlichung mit Zeichnungen und Karte:
«A Walk along the Teufelsmauer and Pfahlgraben». Oxford 1885, von J. L. G. Moicat,
Professor an der Universität Oxford, der vom 28. August bis 1. Oktober 1884 mit seinem
Freunde Th. Mosley Croivder eine Fußreise am ganzen Pfahlgraben entlang machte.
°*) «Limesblatt», das seit 1892 in dem F. Lintz'schen Verlage in Trier erscheint; ferner
der «Obergermanisch-Kaetische Limes des Römerreichs» von F. Hettner und 0. von Sarweg,
von dem bis jetzt zwei Hefte bei Otto Peters in Heidelberg erschienen sind.
^^) Mommsen, Römische Geschichte Bd. V, S. 111, erklärt das Wort limes, indem er
es mit dem Adjektiv Umus, d. h. quer, in Verbindung bringt und sagt: «Es ist ein unseren
Rechtsverhältnissen fremder und daher auch in unserer Sprache nicht wiederzugebender
technischer Ausdruck, davon hergenommen, daß die römische Ackerteilung, die alle Natur-
grenzen ausschließt, die Quadrate, in welche der im Privateigentum stehende Boden ge-
teilt wird, durch Zwischenwege von einer bestimmten Breite trennt; diese Z wischen wege
sind die limites, und insofern bezeichnet das Wort immer zugleich sowohl die von Menschen-
hand gezogene Grenze wie die von Menschenhand gebaute Straße. Diese Doppelbedeutung
behält das Wort auch in der Anwendung auf den Staat; limes ist nicht jede Reichs-
40 Der Pfahlgraben.
beutelustigen Germanen im Norden und Osten auf eine Länge von etwa
550 km absperren sollte. Die rückwärts liegenden Linien sind noch nicht
genau festgestellt; sie sollen nach von Sarwey bis jetzt mehr als 200 km betragen.
Auf Tafel I ist in dem Lageplane mit roter Farbe seine Richtung in der
Nähe der Saalburg eingezeichnet, bei deren Betrachtung Jedem die merk-
würdige, bis jetzt nicht völlig aufgeklärte Ausbuchtung auffallen muß, auf
die ich im Abschnitt IX näher eingehen werde.
Fassen wir zunächst die westlich ziehende Strecke ins Auge, so finden
wir, wenn wir unsern Ausgangspunkt an dem alten römischen Limesdurchgange
(Fig. 2) neben der nach Obernhain führenden Landstraße nehmen, daß dort
der Wall gut erhalten ist und ein kräftiges Profil — Taf. 11, Fig. IIP«) —
zeigt. Von hier aus steigt er etwa in denselben Abmessungen nach
dem steilen «Weißenstein» hinan. Kurz vorher, ehe er den Gipfel er-
reicht, ändert sich sein Profil; der steinige Boden — vielfach anstehender
Quarzit — bot zur Ausschachtung eines Grabens zu viel Schwierigkeiten,
grenze, sondern nur die von Menschenhand abgesteckte und zugleich zum Begehen und
Postenstellen für die Grenzverteidigung eingerichtete (vita Hadriani 12: locis in qtiibus
barhari non fluminibus, sed Umitibus diciduntur), wie wir sie in Germanien und in Afrika
finden. Darum werden auch auf die Anlage dieses limes die für den Straßenbau
dienenden Bezeichnungen angewandt: aperire, munire, agere. Darum ist der limes nicht
bloß eine Längenlinie, sondern auch von einer gewissen Breite. Daher verbindet
sich die Anlage des limes oft mit derjenigen des agger, d. h. des Straßendammes,
und die Verschiebung desselben mit der V^erlegung der Grenzposten. Der Limes ist also
die Reichsgrenzstraße, bestimmt zur Regulierung des Grenzverkehrs dadurch, daß ihre
Überschreitung nur an gewissen, den Brücken der Flußgrenze entsprechenden Punkten ge-
stattet, sonst untersagt wird. Zunächst ist dies ohne Zweifel herbeigeführt worden durch
Abpatrouillierung der Linie, und so lange dies geschah, blieb der limes ein Grenzweg. Er
blieb dies auch, wenn er an beiden Seiten befestigt ward, wie dies in Britannien und an
der Donaumündung geschah; auch der britannische Wall heißt limes. Es konnten aber
auch an den gestatteten Überschreitungspunkten Posten aufgestellt und die Zwischenstrecken
der Grenzwege in irgend einer Weise unwegsam gemacht werden. In diesem Sinne sagt
der Biograph in der oben angeführten Stelle von Hadrian, daß an den limites er stipitibus
magnis in modum muralis saepis funditus iactis atque connexis barbaros separavit. Damit
verwandelt sich die Grenzstraße in eine mit gewissen Durchgängen versehene Grenzbarri-
kade, und das ist der Limes Obergermanien s in der entwickelten, weiterhin darzulegenden
Gestalt. Übrigens wird das Wort in diesem Werte in republikanischer Zeit nicht gebraucht,
und ist ohne Zweifel dieser Begriff des limes erst entstanden mit der Einrichtung der
den Staat, wo Naturgrenzen fehlen, umschließenden Postenkette, welcher Reichsgrenzschutz
der Republik fremd, aber das Fundament des augusteischen Militär- und vor allem des
augusteischen Zollsystems ist.»
In der Tbat ist im Taunus der Limes, wie ihn Mommsen im Vorstehenden annimmt,
als eine, dem Graben und Wall vorhergegangene Anlage nachgewiesen worden. Dieser
Gewannweg (Limes) war durch das ausgesteinte Grenzgräbchen und eine an der Wall-
wurzel anfänglich vorhandene Furche begrenzt und hatte eine Breite von etwa 20 römischen
Fuß. Doch kann es im Taunus keine befestigte Straße, sondern nur ein gewöhnlicher
Waldweg oder eine durch den Wald gehauene Schneise gewesen sein.
*''') In allen auf den Tafeln wiedergegebenen Profilen sind die wagerechten Abstände
von einem Punkte aus nach rechts oder nach links gemessen, die Höhen aber von einem
gewählten Nullpunkte aufwärts mit -f (plus) und abwärts mit — (minus) bezeichnet.
Der Pfahlgraben. 41
und der Limes erscheint von hier ab mit einzelnen Unterbrechungen auf
größere Strecken als ein Steinwall ohne da vorliegenden Graben. Erst vom
«Klingenkopf» — 5,30 km westlich der Saalburg — aus, wo allmählich die
Steinrasseln verschwinden und andere Bodenverhältnisse auftreten, bleibt
Wall und Graben mit abwechselnden Profilen vorherrschend.
Am «Weißenstein», der mächtigen, ca. 80 m langen Quarzitklippe, die
im Volksmunde ihres mauerähnlichen Aussehens wegen auch «Weiße Mauer»
genannt wird, zieht der Limes in einer Entfernung von kaum 10 m vorüber,
ohne die zum Schutze vortrefflich geeignete natürliche Mauer in das römische
Gebiet hereinzuziehen. Sein weiterer Verlauf folgt bald mehr, bald weniger
streng dem Gebirgsrücken bis zum Großen Feldberg, wo er den Kamm des
Gebirges verläßt, um auf der Nordseite jenes Berges immer mehr nach der
Ebene zu hinabzusteigen. Alsdann zieht er in westlicher Richtung an den
Kastellen «Kleiner Feldberg» — vor diesem in einer Länge von etwa 300 m
verdoppelt — , «Alteburg bei Heftrich» und «Zugmantel», und zwar, solange
er das Wörsbachthal überschreitet, in doppelter Linie, vorbei bis in die
Gegend von Schwalbach und Kemel. Von hier aus beschreibt er einen weiten
Bogen um das Neuwieder Becken, erreicht gegenüber Andernach wieder das
Gebirge und folgt ihm mehr oder minder kenntlich bis zur Grenze von Ger-
mania superior und Germania inferior zwischen Rheinbrohl und Höningen.
Wenden wir uns zu unserem Ausgangspunkte, der Saalburg am Oberu-
hainer Wege, zurück und gehen von da nach Osten weiter, so wird der Limes,
ehe er die Usinger Straße erreicht, von einer alten Römerstraße durchbrochen
(Fig. 3) und läuft dann überall sichtbar, von Wegen und Pfaden begleitet,
in das Köpperner Thal, wo wir auf die Überreste des Zwischenkastells «Loch-
mühle» stoßen. Zuvor fällt uns noch am Schnittpunkte der Chaussee mit
dem Pfahl ein großer, künstlich angelegter Wall auf, der, vom Limes aus-
gehend, quer über die Chaussee einige hundert Meter nach Norden zieht.
Welche Beziehung er zu den benachbarten Anlagen hat, bleibt noch zu unter-
suchen, ebenso wie eine kleine Erdschanze vor dem Limes westlich der Loch-
mühle. Jenseits des Baches zieht der Pfahl, von der Nidda-Ebene und der
Wetterau abgewandt, auf der Nordseite des Gebirges an den Kastellen «Kapers-
burg», «Ockstadt» und «Kaisergrube» vorüber zur Use, die er am Kastell
«Langenhain» überschreitet. Nachdem er in seinem weiteren Verlaufe die
Kastelle «Butzbach», «Grüningen» und «Arnsburg» umzogen, gelangt er durch
die Wetterau, an den Kastellen «Oberflorstadt», «Marköbel» und «Rückingen»
vorbeiziehend, beim Kastell «Großkrotzenburg» an den Main, der nun bis
Miltenberg die Grenze bezeichnet. Von hier aus nimmt der Limes als Wall
und Graben eine durch wenig große Knicke unterbrochene gerade Linie an,
mit der er Lorch erreicht, dann aber als gemörtelte Mauer ohne Graben —
als sogenannte «Teufelsmauer» — die Grenze von Rätien bis nach Hien-
heim a. d. Donau bei Regensburg bildet.
Was die Herstellungsweise des römischen Grenzabschlusses — des Limes
— anlangt, so finden wir, wie bereits kurz erwähnt, in Rätien eine mit
42
Der rfaliljrraben.
gutem Mörtel regelrcclit crbnutc Mauer, die an einzelnen Stellen noch 1 — 1,30 ni
Höhe und eine Stärke von 0,85—1,05 m hat. Nirgends ist dieselbe so er-
halten, daß man ihre ursprüngliche Höhe messen kann, doch dürfte dieselbe,
nach dem Vorgefundenen zu urteilen, etwa 2,20 m bis höchstens 2,50 m
(7 — 8 römische Fuß) betragen haben. Die obergermanische Strecke besteht,
wie schon oben gesogt, größtenteils aus einem Walle mit davorliegendem
Graben, aus dem in der Regel lediglich die Erde für die Aufschüttung ge-
nommen ist, doch linden sich im Taunus, besonders von der Saalburg bis
zur Kapersburg, größere Strecken, wo der Wall noch durch herbeigebrachte
Erde verstärkt und erhöht wurde. An einzelnen Stellen erreicht der Graben
im gewachsenen Boden eine Tiefe bis zu 2 m, und die Höhe der Wallauf-
schüttung beträgt fast ebensoviel, sodaß auf der Contrc-Escarpe von der
Grabensohle bis zum Wallscheitel ein Höhenabstand von 5— 6 m entstand.
Diese Ausnahmen kommen hauptsächlich an solchen Strecken vor, die dem
Auslande gegenüber eine besondere Bedeutung hatten ; auch in der Nähe der
Kastelle und der Wegdurchgänge sind mächtigere Aufwürfe vorhanden.
Fig. 3. Alter Durchgang durch den Limes am «Eisern Schlag».
Fig. 3 giebt eine schematische Darstellung des Limes am Durchgange
«am Eisern Schlag» mit Profil a, b, c, d, e. An den Stellen, wo zur Römer-
zeit wenig oder gar kein Verkehr war, hat man die Profile weit kleiner und
den Graben manchmal kaum einen Meter tief gemacht. Der Wall ist im Hoch-
taunus, wo sich eine schützende Rasendecke darüber gebildet hat, so un-
berührt und gut erhalten, daß das ursprüngliche Profil noch vollständig zu
erkennen ist; es muß nach oben spitz zugelaufen sein und konnte daher nicht
zum Begehen gedient haben. Die Wallkrone reicht heute in vielen Fällen
kaum für einen Fußgänger aus; zur Römerzeit, als sie noch spitzer und steiler
war, wird dies noch weniger der Fall gewesen sein; dazu waren die direkt
daliinter und die in gewissen Abständen liegenden Schneisen oder mit Steinen
gestückten Wege, die vielfach nachgewiesen sind, bestimmt. Es ist also aus-
geschlossen, daß, wie so oft behauptet wurde, auf diesem spitz zulaufenden
Walle die Soldaten — dem Feinde sichtbar — wie auf einem Eisenbahndamme
patrouillierten.
Der Pfahlgraben. 43
Von der Locliinülile bis zum Grauen Berg und der Kapersburg läuft
unmittelbar hinter dem Walle ein etwa 2 m breiter, mit schweren Steinen
hergestellter Weg. In der Nähe der Kastelle «Feldberg» und «Zugmantel» be-
steht der Grenzwall nur aus einer nach dem Auslande steil abfallenden Stufe
oder Terrasse; die frühere Annahme, daß hier ein Graben nicht davor liege,
ist durch Untersuchungen widerlegt. Auf den Tafeln II und III, sowie den
Textfiguren 2 und 3 sind Pfahlgrabenprofile dargestellt^^).
Der Steinwall am Weißenstein (Fig. 4), dem Kieshübel und dem Klingen-
kopf ist aus großen Steinen mauerartig zusammengesetzt; er hat eine Stärke
von 2,00 m und eine Höhe von 0,80-1,00 m (Fig. 4, Profil E— F). Auf
größere Strecken ist diese ohne Mörtel angelegte Mauer unberührt geblieben
und zeigt deutlich, daß der Limes nicht lediglich zur Verteidigung her-
gestellt, sondern in der Hauptsache Grenzbezeichnung sein sollte. Auch
finden sich Strecken von 5, manchmal von 10 km, ^vo der Pfahl in seiner
äußeren Erscheinung ganz verschwunden und sein Lauf nur durch die be-
gleitenden Hügel und Türme zu verfolgen ist. Es liegt deshalb die Frage
nahe, ob an diesen Stellen überhaupt ein Erdwall bestand, oder ob der Grenz-
abschluß nicht durch anderes Material, wie Holzaufsetzungen, Verhaue oder
Gebücke hergestellt war.
Wenn auch auf der großen Strecke von der Donau bis zum Rheine für
den Grenzabschluß verschiedene Konstruktions weisen Anwendung fanden,
was teilweise durch die Bodenbeschaffenheit und das Baumaterial bedingt
und von den einzelnen Befehlshabern oder den Ingenieuren abhängig war,
so muß man doch zugeben, daß die Anlage als ein einheitliches Ganze an-
zusehen und auch vom militärischen Gesichtspunkte als ein hervorragendes
Werk der römischen Kriegsbaukunst zu betrachten ist.
Zum Begriffe der «Festung» gehören aber nicht aliein Wall und Graben,
sondern auch die zur Bewachung und Verteidigung nötigen Anlagen, die
Haupt- und Nebenkastelle, sowie die T ü r m e. Von Detailbeschreibungen der
großen Kastelle im Allgemeinen wird hier abgesehen, da eine solche bezüglich
der Saalburg gegeben wird. Es soll nur auf die Türme und Zwischenkastelle
kurz eingegangen werden. Ich beginne mit den Ersteren, als den ältesten
eigentlichen Bauten an der Grenze, die in ihrer Mehrzahl sicherlich schon
vor der Errichtung des Pfahls bestanden haben. Sie liegen am Pfahl ent-
lang, und zwar meist in geringen Abständen von 10 — 30 m von ihm, manch-
mal auch im Limeswall und zwar in willkürlicher Lage zur Limesrichtung;
selbst an der Teufelsmauer, wo sie in die Mauer eingebaut sind, oder viel-
leicht richtiger: wo die Mauer zwischen den Türmen ohne Verband mit ihnen
angelegt ist, ist dieses die Regel. Doch kommen auch Ausnahmen vor, wie
am Glaskopf, dem Feldberg etc.; östlich vom «Fröhlichen Mannskopf» fanden
sich die Reste eines gemauerten Turmes sogar 100 m hinter dem Limes.
Es sollen am ganzen Grenzwalle bis jetzt etwa 600 Türme nachgewiesen sein.
61) In Figur 3 zeigt das Profil f g h das ausgesteinte Grübchen.
44 Per Pfahlgraben.
Auf der von mir ziemlich fertig gestellten Strecke Kapersburg — Feldberg, ca.
18,00 km, sind 21 gefunden, also durchschnittlich etwa auf 850 m ein Turm.
Gleichmäßig sind die Entfernungen nicht; in Wirklichkeit schwanken sie
zwi-schen 500 — 1500 m. Die Türme finden sich gewöhnlich an Ilauptknlck-
punkten des Limes und da, wo alte, vorrömische Wege den Pfahl durch-
brochen haben. Dieselben, allgemein als Wacht- oder Warttürme bezeichnet,
haben einen quadratischen Grundriß; die am Limes gefundenen sogenannten
runden Türme gehören zu den Hügelanlagen, auf die ich noch zurück-
kommen werde. Die Wachttürme sind nach einem Schema in bestimmtem
Größen Verhältnis erbaut; es scheint das römische Maß, der Passus (Doppel-
schritt) ä 1,479 m, zu Grunde gelegt zu sein, denn die meisten haben eine
äußere Länge und Breite von 4,30—4,60 m, was etwa 3 Passus entspricht.
Ausnahmen kommen allerdings vor, denn es finden sich kleinere und größere
Türme und manchmal auch solche mit späteren Anbauten. Sie alle mögen
aus einer .späteren Zeit stammen; wenigstens scheint dies für unseren Taunus
der Fall zu sein. Rechnet man die Mauerstärken, die hier zwischen 0,80
und 0,90 m schwanken, ab, so bleibt ein Lichtmaß der Türme von durch-
schnittHch 2,60 — 2,90 m, etwa 10 römische Fuß. Das Mauerwerk ist mit
Mörtel und in der Regel gut hergestellt, wodurch uns solche Bauten manch-
mal in einer Höhe von 2,00 m über dem Boden erhalten geblieben sind. Die
Mauern waren außen und innen verputzt. Nach den noch an mehreren
Türmen in situ vorhandenen Verputzstücken zu schließen, waren die Außen-
flächen quaderförmig eingeteilt und die tief eingeschnittenen Fugen mit roter,
die Flächen mit hellgelber Wasser- oder Kalkfarbe gestrichen. Über das
sonstige Aussehen und die Konstruktion giebt die Trajanssäule in Rom einige
Aufklärung. Auf derselben sind Warttürme (specula) als zweistöckige Ge-
bäude dargestellt (Taf. II, Fig. V); der untere Stock ist aus Stein, der obere
in Holzfachwerk hergestellt und hat eine ringsumlaufende Gallerie mit dem be-
kannten Andreaskreuzmotive, auf welcher eine Fackel ausgesteckt ist. Im
Dache befindet sich eine viereckige Öffnung, die wohl nur zur Abführung des
Rauches angebracht war. Auf Taf. II, Fig. II und Textfig. 3 ist eine Rekon-
struktion mit Benutzung der Darstellungen auf der Trajanssäule versucht.^*)
Da bei unseren Turmresten sich im Mauerwerke keine Thüröffnung fand, so
hat wahrscheinhch ein Zugang zu ebener Erde in der Regel nicht bestanden,
und der Turm mußte mittels einer aufziehbaren Leiter, wie bei mittelalter-
lichen Bergfrieden, bestiegen werden, was die Sicherheit der darin weilenden
Wächter, es mögen wohl drei oder vier gewesen sein, erheblich vergrößerte.
Die Dächer waren mit Stroh, Schindeln oder anderem vergängUchem Materiale
bedeckt.
•*) Im Saalburg -Museum befindet sich das Modell eines Turmes in einem Viertel
der natürlichen Größe aufgestellt. Im sogenannten «Englischen Garten» bei Homburg hat
der Eigentümer, Dr. von Brüning, einen solchen römischen Wachtturm nach den üblichen
Abmessungen und in römischer Konstruktionsweise aufbauen lassen.
Der Pfahlgraben. 45
Über die Besatzung der Türme und die von dort ausgeübte Bewachung
der Grenze hat von Cohmisen in seinem «Grenzwall» S. 344 ausführlich ge-
schrieben. Auch ich bin der Ansicht, daß diese Wachttürme nicht zum
Signalisieren auf weite Strecken dienten. Dies ist bei vielen der versteckten
Lage wegen ausgeschlossen, oder höchstens von Turm zu Turm möglich.
A. von Cohausen sagt hierzu sehr richtig: «Es handelt sich ja überhaupt nicht
um den «großen Krieg», über dessen Veranlassung, Beginn und Richtung
der Kommandierende durch Kaufleute und Spione besser unterrichtet war,
es handelt sich nicht um eine Alarmierung der ganzen Linie von der Donau
bis zum Rhein, sondern nur darum, daß etwa ein Trupp germanischer Grenz-
nachbarn oder ein Trupp von Schmugglern in der Nacht den Pfahlgraben
an einer Stelle überschritten hatte, um im Inlande zu plündern oder seine
Waren zollfrei abzusetzen, es handelte sich darum, in den nächsten Kastellen
frühzeitig Nachricht davon zu erhalten, um jenen entgegenzutreten oder ihnen
den Rückweg zu verlegen». Ob die Wachttürme, wie auf der Trajans-
säule dargestellt, mit einem pallisadierten Hofe umgeben waren, ist schwer
nachzuweisen, doch ist es nicht ausgeschlossen, daß sich eine einfache Holz-
planke davor befand, die immerhin Schutz gegen wilde Tiere gewährte; solche
Einfriedigungen hinterlassen kaum Spuren. Ob die Reste einer elliptischen
Mauer, die vor dem Turme (Taf. 11, Fig. I) östüch der Saalburg — «am Benner-
pfad» — gefunden wurden, zu einer Hofeinfriedigung gehörten, ist zweifelhaft
und bedarf noch einer nachträglichen Untersuchung. Neben den Türmen
finden sich vielfach mit Asche angefüllte Vertiefungen, die vielleicht als Koch-
plätze anzusprechen sind. Taf. H, Fig. U, zeigt vor dem rekonstruierten
Wachttürme auf einem Hügel ein kegelförmiges Strohbündel. Man will in
diesen spitzen Haufen, welche auf der Trajanssäule die Türme begleiten,
Fanale sehen. Ob sie nicht vielleicht den Aufbau auf den Begleithügeln
darstellen sollen? Daß Fanale in dieser Weise am deutschen Grenz walle zur
Anwendung kamen, ist nicht sicher, wenigstens liefern die an den Hügeln
gemachten Grabungen dafür keine Anhaltspunkte. Auch scheint bei den
geringen Entfernungen der Türme untereinander, und wenn man bedenkt,
daß das Feueranmachen damals weit schwieriger war als heute, die Annahme
von Feuersignalen im Walde überhaupt problematisch. Sie könnten höchstens
zur Verbindung mit den Standlagern der Truppen in der Ebene und dann
nur von hohen Aussichtspunkten aus, wie sie der Taunuslimes nach dem
römischen Gebiete hin nur in geringer Zahl bietet, gedient haben; denn bis
jetzt ist ein römischer Turm auf dem Feldberg, dem höchsten und einzigen
Punkte, der in Betracht gezogen werden könnte, noch nicht gefunden. Noch
weniger war eine solche Telegraphenlinie zuverlässig bei Regen und nebeliger
Witterung. Es genügten bei den kurzen Turmabständen mündliche Nach-
richten durch Patrouillen, die sie von Turm zu Turm weitergaben wie bei
unseren modernen Vorpostenketten.
Auf derselben Tafel II, Fig. H, ist die Hügelgruppe westlich der Saal-
burg am «Weißenstein» abgebildet, wie sie vor mehreren Jahren aufgenommen
46
Der Pfahlgraben.
wurde. Die jüngsten Ausgrabungen, die nacli dem Drucke der Tafel geschahen,
ergaben westHch von dem Turme D noch einen weiteren Turm; die von dem
Pfahlgraben zum Teil durchschnittenen Erdaufwürfe sind Hügel, deren west-
lich gelegener eine quadratische Steinsetzung enthält. Figur 4, die wir zur
^^^^^lnmlnl'"^|||"HMMMMllllr||ll(lltollM^(HlMMllM»lMlHHm/Ml/(||llll^Mm/(M»lM^«^(HHnlll/|(»»lll(lHl»»|l
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Hügel gruppe am Weissenslein. '%/%/
Profil. C-D.
Tt^urm.
Ergänzung von Tafel II hier einfügen, enthält die neuesten Aufnahmen
der Türme und ihre Lage zum Limes, der an dieser Stelle eine scharfe
Biegung macht.
Die Funde und Beobachtungen, die ich bei den Ausgrabungen der
Türme gemacht habe, rechtfertigen die Ansicht, daß diese Bauten im Taunus
wenigstens nicht durch eine gewaltthätige Zerstörung zu Grunde gingen,
sondern geräumt wurden und später in sich selbst zerfallen sind. Nur selten
findet sich eigentlicher Brandschutt, der oft mit der rückständigen Asche des
Herdfeuers verwechselt Avird. Ebenso selten sind hier Waffen und Gefäße,
meist kommen nur Scherben vor und gelegentlich ein verlorenes Werkzeug
und anderes Gerät; auch sonstiges Eisenwerk, wie Nägel und Klammern,
wird nur spärlich gefunden, woraus sich auch die Thatsache ergiebt, daß der
Verband des Holzwerks dieser Bauten nur mit Holz geschah. Münzen, die
fast überall, wo Römer lebten, zahlreich gefunden werden, kommen sehr ver-
einzelt vor. Bei den vielen Türmen, die ich aufgraben ließ, ist kaum ein
Dutzend derselben zu Tage getreten, von denen die bestimmbaren die Bild-
nisse der Kaiser Antoninus Pius und seiner Gemahlin Faustina, sowie das-
jenige Marc Aureis tragen.
In den Zwischenkastellen, die auch als «Manipel-Kastelle» bezeichnet
werden, fanden sich ähnliche Verhältnisse: wenige Fundstücke und geringer
Der Pfahlgraben. 47
Brandschutt. Auch hier befestigt sich der Eindruck, als seien sie freiwilhg
geräumt worden. Nur bei den Hauptkastellen tritt uns ein Bild der Zer-
störung entgegen; abgesehen von der Saalburg, ist es besonders das Kastell
«Zugmantel», das uns bei jedem Spatenstiche zum Bewußtsein bringt, daß dort
gewaltige Kämpfe stattgefunden haben müssen.
Von den Zwischenkastellen, die nächst der Saalburg liegen und bereits
untersucht sind — «altes Jagdhaus», «Heidestock» und «Lochmühlc» — ,
und die in ihrer Bauart und in ihren Abmessungen nicht viel von-
einander abweichen, will ich nur das Letztere, als das der Saalburg am
nächsten gelegene, kurz behandeln. Es diente als Sperre des Köpperner
Thaies, als des einzigen bequemen Durchganges durch den östlichen Taunus
von der Wetterau aus^^). Der Grundriß des Kastells und seine Lage zum
Pfahle sind auf Taf. III, Fig. I abgebildet, doch fehlt dabei der Eingang,
der nachträglich an der nach dem Pfahle gelegenen Schmalseite gefunden
wurde ^*). Seine Breite beträgt 3,25 m, das innere Kastellmaß 14,00:19,06 m
und die Mauerstärke 1,50 — 1,70 m; die vier Ecken sind, wie bei den größeren
Kastellen, abgerundet. Charakteristisch ist hier die Herstellung der Um-
fassungsmauer, die, wie bei fast allen Zwischenkastellen im Taunus, im Gegen-
satze zu den Türmen und Hauptkastellen, nur aus Trockenmauerwerk be-
steht; am Zwischenkastell «Maisei» hat sie sogar eine Stärke von 3,00 m.
Nach den Beobachtungen, die man seither gemacht hat, läßt sich ein
Zwischenkastell etwa folgendermaßen rekonstruieren: Die. Umfassungsmauern,
die als Wallgang dienten, hatten eine Höhe von etwa 2,00 m; sie müssen,
da eine Wallanschüttung nicht vorhanden war, innen und außen durch
Holzwerk verstärkt und zusammengehalten gewesen sein, also eine Konstruk-
tion gehabt haben wie das alte Kastell der Saalburg (Fig. 14). Außen ragten
die Holzpfosten über die Mauer und bildeten, mit F'lechtwerk untereinander
verbunden, die Brustwehr. Innen lehnten sich die Baracken an die Mauer,
welche hierdurch gleichzeitig eine besondere Festigkeit erhielt, die eine ohne
Mörtel, aus wenig lagerhaften kleinen Steinen zusammengesetzte Trockenmauer
nicht gehabt hätte.
Das Zwischenkastell «Lochmühle» ist mit einem seichten Graben um-
geben, dessen Maße noch nicht festgestellt sind^^). Hypokausten wurden im
Inneren nicht aufgefunden, dagegen zahlreiche Feuer- und Kochstellen. Die
Wasserversorgung der Besatzung geschah aus dem unmittelbar dabei vorüber-
fließenden Köpperner (Erlen-)Bach, der auch die Erbauung des Kastells an
dieser Stelle vielleicht mit veranlaßt hat; in anderen Zwischenkastellen, die
abseits von fließendem Wasser liegen, sind Tiefbrunnen aufgefunden worden.
®^) Die jetzt vollendete Eisenbahn Hombiirg-Usingen konnte das Gebirge auch nur
dadurch überschreiten, daß sie durch dieses Thal geführt wurde.
ßi) Vergl. Limesblatt Nr. 11.
•5^) Um das quadratische Zwischenkastell «Maisei» läuft eine mit Letten und Stein-
geröll befestigte, 0,90 m breite Berme, an die sicli ein 3,70 m breiter und 1,20 ni tiefer,
scharfeingeschnittener Spitzgraben anschließt (vergl. Limesbhitt Nr. 11).
48 Der Pfahlgraben.
Bevor wir das Kapitel über den Pfahlgraben verlassen, müssen wir
noch diejenigen Fragen beantworten, die sich unwillkürlich in erster Linie
aufdrängen. Sie lauten: Was war seine Bedeutung, wie konnte er zur Siche-
rung der Reichsgrenze dienen, und wie wurde er verteidigt? Zunächst ist
er als sichtbare Grenze zu betrachten; er sollte eine greifbare Marke sein,
die Jeden daran erinnerte, daß er die unausbleiblichen Folgen zu tragen habe,
wenn er sie unbefugter Weise überschritt. Die Staaten der Gegenwart be-
stimmen ihre Grenzen lediglich durch Punkte, auf welche sie Steine setzen,
zwischen welchen die Grenze in gerader Linie gedacht wird ; es genügt ihnen
diese, auch in Karten eingetragene, mehr symbolische als augenfälHge Grenze.
Auch die Römer, die keine Karten in unserem Sinne kannten, setzten Grenz-
steine oder markierten die Grenze teils oberirdisch, teils in dem Erdboden.
Noch im Mittelalter pflegte man auf der Grenze einen Graben zu ziehen,
neben welchem durch den Aushub von selbst ein Wall entstand, und man
gab der Grenze gerne eine Konstruktion, welche die Überschreitung erschwerte.
So umgaben die Städte, beispielsweise Frankfurt im 14. und 15. Jahrhundert,
ihr Weichbild mit Landwehren^^) (Graben mit Wall), die, mit Heckendickicht
und Gebücken überwachsen, fast undurchdringlich waren und nur bei den
bewachten «Schlägen» den Durchgang gestatteten. Der Bürgerschaft fiel es
nicht ein, diese Landwehr zu besetzen, wohl aber hielt sie Wächter, die längs
des Grabens patrouillierten, auf den Warttürmen Zeichen gaben und Lärm
machten, wenn Feinde herannahten, oder es gar unternahmen, die Landwehr
zu durchbrechen. Die Bürger auf dem Felde innerhalb derselben hatten dann
noch Zeit, sich und ihr Vieh in die Stadt oder in die befestigten «Fliehhöfe»,
die Höfe der Warten, zu retten, bis ihr bewaffnetes Aufgebot vorrückte und
sich dem eindringenden Feinde entgegenstellte, oder ihm, wenn er schon mit
Beute beladen den Ausgang suchte, diesen an der Landwehr zu verlegen.
Natürlich waren an den Haupt wegen und besonders da, wo ein feindlicher
Einfall wahrscheinlicher und leichter zu unternehmen war, auch die Land-
wehr und ihre Bewachung stärker als da, wo der Angreifer, schon ehe er so
weit kam, mit anderen Hindernissen — mit weglosen Wäldern und Berg-
abhängen — zu kämpfen hatte; denn des Angreifers Absicht war plötzlicher
Überfall, Schädigung und Raub, zunächst aber Mitnahme des Geraubten.
Wir haben in diesen mittelalterlichen Landwehren und ihrem Zwecke ein
treues Abbild dessen, was auch bei den Römern die Aufgabe des Pfahls war,
und was ihre Grenztruppen zu thun hatten. Allein es sind nicht nur die
kriegerischen und räuberischen Unternehmungen, denen der Grenzwall vor-
beugen sollte, auch der friedhche Verkehr, das Zollen, der Handel und
Wandel sollte durch ihn geregelt und gewahrt werden. In dem «Römischen
Grenz wall» von Ä. von Cohausen ist dies durch die Beschreibung der öster-
reichischen, russischen und der argentinischen Militärgrenzen erläutert worden.
6ß) Vergl. von Cohausen, Beitrüge zur Geschichte der Befestigung Frankfurts im Mittel-
alter, im «Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst», Bd. IV. 1869.
Der Pfahlgraben. 49
Namentlich hat die österreichisch -türkische MihtärgreDze zunächst den Be-
festigungen Marktplätze, wie sie auch bei den Limeskastellen «Alteburg bei
Heftrich», bei der Saalburg und anderen aus der Römerzeit festgestellt
wurden.
Wir kommen daher zu dem Ergebnisse, daß der Pfahl als solcher nicht
in erster Linie zur Verteidigung, sondern nur zum sichtbaren Abschlüsse des
römischen Reiches diente; doch bildete er immerhin ein großes Hindernis,
über welches man nicht leicht zu Pferde oder mit Wagen hinwegkam, und
das im Kriegsfalle, vor den Kastellen wenigstens, leicht noch unwegsamer
gemacht werden konnte. In Verbindung mit den Türmen und Kastellen
vermochte er wohl den Angreifer aufzuhalten und verschaffte dadurch den
Römern die Möglichkeit, ihre Legionen herbeizuführen.
Über die Zeit der Entstehung des Pfahls gehen die Ansichten auch
heute noch auseinander. Die alten Schriftsteller sprechen von der Errichtung
von Grenzwällen in Deutschland; inwieweit sich dies aber auf unsere An-
lagen bezieht, ist bis jetzt nicht nachgewiesen worden, doch mag die eine
oder andere Stelle damit in Verbindung zu bringen sein. Ä. von Cohausen
giebt in seinem «Grenzwall» das darauf Bezügliche an. Man war früher und
bis in die neueste Zeit der Meinung, der Pfahlgraben sei ein Werk des ersten
Jahrhunderts und von Bomitian oder Trajan angelegt. Landgraf Ferdinand
von Hessen-Homburg, österreichischer Feldzeugmeister, ein erfahrener Soldat,
bestritt es in seiner, in den fünfziger Jahren niedergeschriebenen Abhandlung
über den Taunus^^) und sagt: ^Hadrian (117 — 138) errichtete an den Stellen,
wo die Grenze gegen die Barbaren nicht durch Flüsse geschieden, sondern
bloß durch Wachtposten besetzt und durch Aufwürfe (Hügel) markiert war,
den Pfahlgraben», d. h. den jetzt noch sichtbaren Wall und Graben. Diese
Ansicht wird durch die Ergebnisse der Reichslimesforschung bestärkt, und
man geht jetzt sogar so weit, die Erbauung dieses Werkes unter die Regierung
des Kaisers Antoninus Pitts und noch später zu setzen. Soweit meine Er-
fahrungen am Taunus-Limes gehen, und soweit es sich um die Herstellung
des Pfahles handelt, dürfte seine Entstehung in die Regierungszeit des An-
toninus Pius zu setzen sein. Vielleicht steht die auf der Saalburg gefundene
Kaiserinschrift aus dem Jahre 139 damit im Zusammenhang (vergleiche den
Abschnitt XIIL 2: «Inschriften» A. I. 3).
Zur Vervollständigung dieser Wahrnehmungen will ich in Verbindung
mit der im Sommer 1893 im Taunus am Pfahle aufgefundenen Absteinung
der römischen Reichsgrenze noch das Nötigste hier mitteilen. Um dies mit
möglichster Kürze thun zu können, verweise ich für diejenigen, welche dieser
Sache ein größeres Interesse entgegenbringen, auf meinen Bericht im «Limes-
blatt» Nr. 7 und 8 und auf die weiteren Limesblätter, in denen die Berichte
der Streckenkommissare über ihre Untersuchungen des Grenzgräbchens ver-
öffentlicht sind, sowie auch aui Mommsens «Begriff des Limes» (Westdeutsche
^') Vergl. Anmerkung 29.
Jacobi, Das Römerkastell Saal bürg.
50 ßer Pfahlgrahen.
Zeitschrift 1894) und meine «Grenzraarkierungen am Limes» (Westdeutsche
Zeitsclirift 1895). Ich beschränke mich hierbei auf die Taunusstrecke Kapers-
burg-Kemel.
In einem ziemHcli parallelen Abstände läuft vor dem Pfahle ein Gräbchen
von 0,50 — 1,00 m Tiefe, das von der Wallwurzel, dem Anfange des äußeren
Walles (Fig. 2, 3, 4), etwa 20 römische Fuß (6,00 m) entfernt liegt, zugedeckt
ist und nur an einzelnen Stellen, hauptsächlich an den Knickpunkten
(Fig. 4, G), äußerlich gekennzeichnet war. Der Querschnitt des Gräbchons
ist immer so groß, daß ein Mann darin stehen und die Erde auswerfen
konnte; stellenweise befindet sich darin eine Aussteinung (Fig. 3, f. g. h und 4),
die mit Erde überschüttet oder mit Steinen mauerartig vollständig verdeckt
ist. An anderen Strecken findet sich lediglich das Gräbchen, in welchem
nur in größeren oder geringeren Abständen absichtlich eingesetzte Steine
oder auch Holzreste vorkommen. Als besonders bemerkenswert erscheint,
daß das.selbe auch im anstehenden Gesteine mit Aufwendung großer Arbeits-
kraft in die festen Quarzite des Taunuskammes eingehauen ist, eine That-
sache, die für seine Kontinuität spricht, welche jetzt nicht allein für den
Taunus, sondern auch für die ganze Linie vom Rheine bis zur Donau nach-
gewiesen ist. Zur Feststellung der Reichsgrenze war das Gräbchen selbst
das wichtigste und hauptsächlichste Merkmal. Die Beifügung von Kohlen,
Scherben, fremdem Steinmaterial, angekohlten Hölzern etc. erfolgte besonders
an den Knickpunkten, wo sich solche «Signa» unter den Steinen finden, war
aber auch überall sonst da nötig, wo es zweifelhaft erschien, ob sich nicht
nach einer gewissen Zeit die wieder eingefüllte Erde mit dem gewachsenen
Boden so verbinden würde, daß ein genaues Erkennen des Grenzzuges
schwierig war und dadurch ein Grund zu Grenzstreitigkeiten gegeben werden
konnte. Schon aus dieser umständlichen Herstellungsweise geht zur Genüge
hervor, welch große Bedeutung die Römer dieser Grenze beilegten. Sie war
in der Erde gegen äußere Beschädigung geschützt und unverrückbar, es
war damit ein urkundlicher Nachweis in den Boden niedergelegt, auf den jeder-
zeit Bezug genommen werden konnte. Daß diese Grenzmarkierung, der um-
fangreiche Vermessungen und Absteckungen zu Grunde liegen, vor Herstellung
des Grabens und Walles geschah, ist zweifellos; wieviel Zeit jedoch dazwischen
liegt, ist bis jetzt nicht zu sagen; meiner Ansicht nach ist es kein großer
Zwischenraum, sondern beide Anlagen gingen Hand in Hand. Erst erfolgte
die Absteckung der Grenze, dann die Festlegung derselben durch das
Gräbchen und zum Schlüsse die Herstellung von Graben und Wall. Dagegen
ging beiden Anlagen eine ältere Grenze voraus, die wir in der Verbindungs-
linie der Hügel zu suchen haben.
Schon längst war bekannt, daß der Pfahl von Hügeln, die teils von
dem Wall überdeckt sind und nahe dabei liegen, begleitet wird, den sogenannten
«Begleithügeln». Sie sind schon öfters Gegenstand eingehender Erörterungen
gewesen; man erklärte sie für Überreste von Gebäuden, Stallungen etc., die
für die Besatzung der häufig dabeiliegenden Türme erforderhch gewesen
Der Pfahlgraben. 51
seien; auch dachte man an Gräber. Die AhnUchkeit mit Grabhügeln mag
Veranlassung gewesen sein, daß sie schon in alter Zeit als «Heidengräber» und
«Rittergräber» ^^) bezeichnet und möglicherweise auch infolge dieser Annahme
unberührt blieben, im Gegensalze zu den danebenliegenden Turmresten, die
durch ihren Zusammensturz auch eine hügelartige, aber unregelmäßige Ge-
stalt annahmen und immer aufs Neue durchwühlt wurden. Doch sei hier
bemerkt, daß sich diese sorgfältig aufgeschütteten Hügel von den Hügelgräbern
auch äußerlich noch dadurch unterscheiden, daß sie von einem Rundgraben,
manchmal sogar von zwei Gräbchen umschlossen sind. Nach Auffindung
des Grenzgräbchens hat man diesen Anlagen eine größere Aufmerksamkeit
geschenkt und sie weiter untersucht. In zwei Berichten — 1893 und 1895
(Limesblatt Nr. 7 und 8 und in den «Grenzmarkierungen am Limes»,
Westdeutsche Zeitschrift 1895) — habe ich auf deren Wichtigkeit hinge-
wiesen und die Vermutung ausgesprochen, daß diese Hügel wohl als ältere
Grenzmale anzusehen sind, die von den Römern zur Festlegung der Grenze
aufgeworfen wurden, und für diese mit besonderer Sorgfalt konstruierten
Anlagen den Namen «Grenzhügel» in Vorschlag gebracht. Die 1895 fort-
gesetzten Grabungen haben noch weitere Anhaltspunkte für diese Ansicht
ergeben. Eine ausführliche Behandlung der Einzelheiten und Beobachtungen
würde hier zu weit führen; ich beschränke mich daher nur auf eine kurze
Angabe der Lage und der inneren Einrichtung der Hügel.
Im Taunus liegen sie in der Regel an markanten — hoch oder tief ge-
legenen — Stellen und zwar so, daß man von jedem derselben den vor- und
rückwärts gelegenen sehen kann. Eine Einvisierung der durch sie festgelegten
Linie war dadurch möglich; erleichtert wurde sie noch durch Zwischenpunkte,
deren Spuren auch aufgefunden wurden. Was nun die Hügel selbst betrifft, so
haben sie das gemeinsam, daß sie ein Gräbchen umgiebt, das stellenweise
auf der Sohle mit ßasaltstücken, Kieseln, vorrömischen und römischen Ge-
fäßscherben etc. ausgelegt ist und eine wagerecht eingeebnete kreisrunde
Fläche von 8 — 10 m Durchmesser einschließt, in welcher sich vier Pfostenlöcher
finden (vergl. Fig. 4). Diese messen im Querschnitt 20 — 30 cm im Quadrat
und haben eine Tiefe von etwa einem Meter; sie sind jetzt noch exakt vor-
handen und können nur von scharfkantig bearbeiteten Holzpfosten herrühren.
Daß letztere nicht herausgezogen wurden, geht aus der guten Erhaltung der
Hügel wie der Löcher zur Genüge hervor, sie müssen also vermodert sein.
Meine bei der Auffindung dieser Löcher anfangs gefaßte Meinung, daß sie
die zurückgelassenen Spuren von Holztürmen seien, habe ich inzwischen aus ver-
schiedenen Gründen aufgegeben, besonders darum, weil der darüber aufge-
worfene Hügel nach dem Vorgefundenen keine Kulturreste enthält und nicht
aus dem Zusammensturze eines Turmes stammen kann, sondern nur aus
Naturboden hergestellt ist. Auch stehen dem ganz erhebliche technische
Bedenken entgegen. Es scheinen daher Pfostenlöcher und Hügelaufwurf
*) So heißt die Hügelgruppe bei der «Kapersburg».
52 t^er Pfahlgraben.
gleichzeitig liergestellt zu sein und die Anlagen einen andern Zweck gehabt
zu haben. Noch ist zu bemerken, daß sich an verschiedenen Hügeln
zwischen den Pfostenlöchern viereckige Steinsetzungen aus Trockenmauerwerk
befinden, die aber nicht über das Hügelprofil hervorstehen, sondern durch
den Erdaufwurf verdeckt waren. Daß die Hügel älter als der Pfahl sind, ist
schon durch die oben angeführte Thatsache, daß sie vielfach unter dem
Limeswall hegen, als erwiesen zu betrachten. Als weiterer Beweis dafür hat
sich nun noch gezeigt, daß solche Hügel auch von dem Limesgraben und
dem Grenzgräbchen durchschnitten sind. Auch die Auffindung solcher Hügel,
die viele hundert Meter rückwärts hinter dem Pfahl liegen, spricht dafür,
daß sie in keinem direkten Zusammenhange mit letzterem stehen, sondern als
eine in sich abgeschlossene Anlage betrachtet werden müssen.
Aus den obigen Darlegungen läßt sich wohl der Schluß ziehen, daß
nach Herstellung der neuen römischen Grenze, die durch Aussteinuug und
Pfahl bezeichnet ist und vielfach von der älteren, durch Hügel markierten
abweicht, die Grenzhügel als solche ihre Bedeutung verloren hatten. Sie
sind uns nur an Stellen, wo sie nicht mehr hinderten, erhalten geblieben,
dagegen an anderen, die mit der neuen Grenze zusammenfielen, beseitigt
oder überbaut worden. Es wird daher heute schwer sein, alle Hügel aus
dieser älteren Periode nachzuweisen. Mancher mag auch seines geeigneten
Standortes wegen in späterer Zeit eingeebnet und durch einen Turm oder ein
Zwischenkastell ersetzt worden sein. Bei der Neugestaltung Preußens haben
wir Ahnliches erfahren : Viele alte Grenzsteine der einverleibten Klein-
staaten sind damals verschwunden, andere blieben erhalten; so steht
heute noch einige hundert Meter östlich der Saalburg an dem Pfahl-
graben die alte Grenzsäule, die das Herzogtum Nassau von der Land-
grafschaft Hessen -Homburg schied, als Erinnerung an eine frühere Zeit.
Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, daß im Preußischen Staatsgebiete in
Gegenden, in denen große Besitzstände vorherrschen, die Vermarkung durch
Grenzhügel weit verbreitet ist, und daß es als gesetzlich angesehen wird, wenn
unter dem Hügel in gehöriger Tiefe der eigentliche Grenzpunkt durch unver-
wesHche Gegenstände (Schlacken, Ziegelstücke, Glas-, Thon- oder Porzellan-
scherben) scharf markiert ist. Auch alle im Taunus aufgegrabenen römischen
Hügel haben ähnliche Merkmale. Abgesehen von Gefäßscherben und Ziegel-
stücken fand sich nicht allein unter dem Erdaufwurfe, sondern auch in der
Tiefe des Bodens oft auswärtiges, d. h. nicht im Taunus gewachsenes Stein-
material, als Mühlsteinbrocken aus Niedermendiger Lava, Syenit aus dem
Odenwald, Muschelkalkstücke aus der Mainebene etc.^^).
Man sieht hieraus, daß die Methode, unter Grenzsteine ein von dem
natüriichen Boden abstechendes Material — Scherben, Steine u. a. m.
als sichere Erkennungszeichen für den Fall der Beschädigung und Verrückung
«») In dem Hügel am «Mittellierge» lag sogar unter der Aufschfittung ein Schiefer-
plättchen mit den eingeritzten Buchstaben JANV/'//.
Der Pfahlgraben. 53
des Grenzpunktes zu legen, schon den Römern bekannt war und sich noch
bis in unsere Zeit erhalten hat.
Die Hügel hatten meiner Auffassung nach einen mehrfachen Zweck:
erstens bezeichneten sie den Punkt, wo das Meßinstrument aufgestellt war
und die Standlinien zusammenliefen oder einen Winkel bildeten; zweitens
war durch den mit Pfosten und Steinsetzung hergestellten gradseitigen Klotz
(Steinkiste) die Flucht der Standlinie und damit auch der Grenzzug selbst
dauernd und sicher festgelegt. Durch diesen Umstand war man immer in der
Lage, die Richtung der Grenze zu finden, was auch jetzt noch nach fast
2000 Jahren durch Visierung gelungen ist und die Auffindung abseits
des Pfahles gelegener Hügel ermöglichte. Eine ähnliche Einrichtung ist uns
auch aus dem Mittelalter überliefert worden, wo ein Holzstoß oder Steinhaufen
als regelrechtes Rechteck mit scharfen, deutlichen Kanten aufgestellt wurde,
dessen Seiten zur Ausmittelung der geraden Linie, die als Markscheide .von
einem dieser Zeichen bis zum anderen hinlief, diente. Diese Einrichtung
hieß im Slavischen Granica (Granula); später übertrug man diese Bezeich-
nung auf die Linie selbst und daraus entstand das Wort Graintze, Gründe,
Grenze. Ob die Pfosten, die sicher mit einem Querholze verbunden waren,
über den Hügel hervorragten, ist zur Zeit noch schwer zu sagen. Im frühen
Mittelalter scheinen Grenzhügel mit sichtbaren Holzgerüsten üblich gewesen
zu sein. Gustav Freitag erwähnt in seinen «Ahnen» (Nest der Zaunkönige)
einen «Grenzhügel», der als Grenzzeichen ein wettergraues Turmgerüst trug.
Auch werden im Hessischen heute noch Grenzsteine, besonders «Dreimärker»,
mit einem Steingestelle umrahmt, dessen Seiten die Grenzzüge genau angeben,
was gewiß auch aus früherer Zeit übernommen ist.
Nach dem Mitgeteilten wird es nicht zu gewagt sein, die Vermutung
auszusprechen , daß die Hügel außer für die schon besprochenen Zwecke
hauptsächlich auch als Male für die Grenze dienten; es dürfte demnach die
Bezeichnung «Grenzhügel» der Sachlage am meisten entsprechen. Werden
dieselben nunmehr als Grenzmarkierung angesehen, so läßt sich durch sie
eine ältere, ja vielleicht die älteste Grenze nachweisen, welche die Römer
im Taunus gegen ihre germanischen Grenznachbarn zogen.
Unter Berücksichtigung aller zuvor mitgeteilten Beobachtungen und
Forschungsergebnisse möchte ich meine Ansicht über die Anlage des großen
römischen Grenzwerkes hinsichtlich der zeitlichen Aufeinanderfolge kurz da-
hin zusammenfassen:
1. Die vereinbarte Grenze, die w^ohl im Taunus alte Völkergrenze war,
wird abgesteckt, eingemessen und an den Hauptpunkten durch Hügel
markiert. Dazwischen ist die zur Einvisierung nötige Schneise durch den
Wald als Grenzweg erweitert.- Vielleicht gehören hierzu die bis jetzt noch
unaufgeklärten Erdschanzen. Als erste Sicherheitsmaßregel und zur Be-
wachung dieses Grenzzuges werden Türme mit steinernem Unterbau errichtet;
gleichzeitig sind wahrscheinlich die jetzt im Taunus gefundenen Erdkastelle
und die bekannten Zwischenkastelle, doch könnten erstere für sich schon
54 I^e*" Pfahlgraben.
vor Festlegung dieser Grenzlinie bestanden haben; sie wären dann ab die
erste Grenzsichening zu betrachten.
2. Nach einem heute noch nicht zu bestimmenden Zeiträume wird unter
Benutzung der Verbmdungslinie zwischen den Hügeln als StandUnie eine
fortlaufende Grenze, die manchmal mit der ersten zusammenfallt, manch-
mal aber um viele hundert Meter abweicht, nach juristisch-katastralen Ge-
sichtspunkten abgesteckt und festgelegt. Es ist der Limesstreifen, der auf
beiden Seiten von einem Gräbchen eingefaßt ist, wovon das äußere aus-
gesteint und besonders unterirdisch markiert war, aber auch hervorragende
Zeichen (Grenzsteine, Lochbäume etc.) hatte. Die Hügel verlieren hiermit
ihre eigentUche Bedeutung als Grenzzeichen, wie der Hügel in der Nähe der
Lochmühle zeigt, der von dem äußeren Gräbchen durchschnitten wird.
3. Der Limes als Grenzweg mit den vor ihm und mit ihm parallel ver-
laufenden Grenzgräbchen wird in seiner Richtung beibehalten, aber dahin
abgeändert, daß auf demselben ein Graben ausgehoben wird, dessen Auswurf
den Wall bildet. Dieser c Pfahl» durchschneidet oder überschüttet mehrere
Hügel als nunmehr bedeutungslos, so am «Weißenstein», am «Kieshübel»,
am «Roßkopf» und bei der «Lochmühle». Auch eine Anzahl von Türmen
scheint jetzt aufgegeben zu werden. Einige hegen sogar unter dem Walle
oder im Walle, ebenso wie z. B. das wahrscheinlich gleichzeitig mit diesen
Türmen angelegte Zwischenkastell «Maisei», das der nachträglich gezogene
Pfahl in das römische Gebiet noch gerade hineinzog. Ahnlich ist es an der
Saalburg, wo er dem früher errichteten Kastelle in großem Bogen ausweicht.
Wenn man eine Scheidung in einzelne Perioden vornehmen will, so
würden sich deren drei oder möglicherweise vier feststellen lassen:
1. Errichtung der Erdkastelle als vorgeschobene Posten;
2. Markierung der Grenze durch einzelne Punkte, die Hügel; Sicherung
der Grenze durch Erdkastelle, Zwischenkastelle und Türme mit steinernem
Unterbau ;
3. Herstellung einer zusammenhängenden Linie in dem Grenzwege
(dem Limes) mit dem Gräbchen;
4. Daran anschließend, oder wenigstens nicht viel auseinanderUegend, die
Anlage von Wall und Graben; sie wird in die Zeit fallen, als man an
den Hauptpunkten die Kastelle vergrößerte.
SchheßHch könnte man die Perioden 1 und 2 zusammenfassen, sodaß
sich dann drei Hauptperioden ergeben würden, wie sie auch am Kastell
Saalburg nachgewiesen werden.
55
vn.
Zur Gescliiclite der Saalbui^a* in Römerzeit.
Eine erschöpfende Geschichte der Saalburg zur Zeit der Römerherrschaft
zu schreiben, ist bei der mangelhaften Kenntnis der Geschichte des
Limes und vor dem Abschluß der noch fortdauernden Untersuchungen des-
selben zum mindesten verfrüht, auch vielleicht gänzlich unmöglich. Die alten
Schriftsteller nennen die Saalburg nirgends mit Namen, vielleicht enthält aber
die bekannte Stelle bei Tacitus""^) einen Hinweis auf sie. Die Steine reden vor-
läufig noch eine sehr dunkle Sprache, und es muß einem günstigen Zufall
vorbehalten bleiben, durch eine Inschrift oder einen sonstigen Anhaltspunkt
Aufklärung zu erhalten. Ich lasse daher nur eine Niederschrift von A. von
Cohausen über den mutmaßlichen Gang der Ereignisse in unserem Limes-
kastell, die aus den achtziger Jahren stammt, hier im Wortlaut folgen und
beschränke mich auf einige ergänzende Notizen, die in den Anmerkungen
und am Schlüsse hinzugefügt werden sollen.
Ä. von Cohausen schreibt:
« Cäsar hatte im Jahre 58 v. Ch. bei dem Siege über Ariovist den Ober-
rhein erreicht, er hatte den Niederrhein im Jahre 55 bei Xanten und den
Mittelrhein im Jahre 53 bei Neuwied überschritten. Durch Drusus faßten
die Römer, und zwar deren 14, Legion, ums Jahr 11 v. Ch. festen Fuß in
Mainz und dessen Brückenkopf Kastei.
Dem gegenüber dehnte sich das Volk der Chatten zwischen Rhein und
Main bis zur Weser und nördlich Aielleicht bis zur Sieg aus. Den schönsten
Strich dieses Landes aber, die Thalebene des rechten Rhein- und Mainufers,
der Nidda und der Wetterau, nahm der Stamm der Mattiaken ein; durch
die Fruchtbarkeit und glückliche Lage ihres Geländes w^aren sie von allen
Germanen des rechten Rheinufers der römischen Kultur am leichtesten zu-
gänglich und durch die Siege des Drusus über die Chatten am festesten an
die Römer gefesselt.
''") Tacitus Ann. I. 56 (Germanicus) positoque castello super vestigia paterni praesidii
in monte Tauno expeditum exercitum in Chattos rapit etc.: «(Germanicus) errichtete ein
Kastell auf den Resten des von seinem V^ater (Drusus) auf dem Taunusgebirge befestigten
Platzes und eilte mit dem gepäckledigen Heere ins Land der Chatten etc.»
5G 5^u>* Goschichte der Saalburg in Römerzeit.
Wie dieser Feldherr vom Niederrlieine aus das Kastell Aliso weit nach
Osten gegen die Sigambrer vorschob, so erbaute er auch bei den Mattiaken
unfern des Rheines ein Kastell gegen die Chatten [Dio Cassius 54, 33), von
welchem Tacitus sagt, daß es auf dem Taunusgebirge gelegen habe, und
dies ist möglicherweise dasselbe, das Ptolcmüus «Artaunon»'^) nennt.
Wenn die römischen Schriftsteller von Siegen sprechen, so wissen wir
aus den Brand- und Schuttlagen, die in dem Kastell Saalburg übereinander
geschichtet sind, daß dazwischen ebensoviele Niederlagen, ebensoviele Zer-
störungen der Grenzvesten einzuschalten sind.
Zumal muß eine solche in einem siegreichen Aufstand ums Jahr 70
dem wilden Anstürme vorausgegangen sein, in welchem ein Haufe von Usi-
petern, Mattiaken und Chatten es unternahm, Mainz zu überfallen. Es
war der Bataveraufstand unter Civilis, der in stammverwandtem Zorn auch
hier aufloderte. Um so fester wurden nach Unterdrückung desselben die
Mattiaken gekettet; vielleicht sagen wir besser: um so fester wurden ihre
Interessen mit denen der Römer verbunden. Denn um diese Zeit scheint es
gewesen zu sein, daß in dem Main-Taunuslande zwei Civitäten — zwei Ge-
meindewesen — gegründet wurden: Die civitas Taunensium und die civitas
Mattiacorum, welche etwa da, wo die Nied in den Main mündet, sich be-
grenzten und zu ihren Mittelpunkten den «Novus Viciis>-> bei Heddernheim
und das CasteUum Mattiacorum, Kastei gegenüber Mainz, ausbildeten. Auch
mögen damals die Mattiakischen Kohorten gegründet worden sein, welche
zwar nicht in hiesiger Gegend stationiert waren, ihr Dasein aber an der
unteren Donau verewigt haben, nämlich in einem Militärdiplome aus dem Jahre
134 und in der Notitia Imperii, wonach sie noch im 5. Jahrhundert, als ihr
Land schon längst nicht mehr in den Händen der Römer war, diesen noch
als Soldtruppen dienten. Um die für die römischen Sitten und Interessen
gewonnenen Mattiaken von ihren wilden Stammesbrüdern, den Chatten, zu
trennen, wurde schon Ende des ersten Jahrhunderts, wahrscheinlich unter
Domitian, die Grenze gegen diese gezogen. Unter der Regierung Hadrians
(117 — 138) folgte ein langer Friede, während dessen, auch wenn die Geschichts-
quellen reichlicher flössen, wir wohl von keiner Zerstörung unseres Kastells
zu melden hätten, im Gegenteil glauben wir, daß in jener Friedenszeit die
Bauten ausgeführt wurden, deren Reste uns vor den Thoren des Kastells
noch erhalten sind. Die Truppenteile, welche bei diesen Bauten mitgewirkt,
haben sich in den Stempeln der dort verwendeten Ziegel genannt. Es sind
die 8. und 22. Legion, die nach dem Bataverkrieg in unser Land gekommeri
^•) Die Ansicht, daß Artaunon die Saalburg sei, hat schon von Cohansen selbst später
aufgegeben, sie läßt sich auch vorläufig durch nichts stützen. Becker dachte an Heddern-
heim (Aretaunon = vor der Höhe), Seiffert an den Altkönig, und ich habe neuerdings mit
einiger Wahrscheinlichkeit darunter das Kastell Ziigmantel vermutet (Limesblatt Nr. 16).
Über die vielen Erklärungsversuche vergl. Nassauer Annalen XI. 1871, p. 328 ff.; Becker,
Bonn. Jahrb. LXVI, p. 1—20; und Hammeran: Urgeschichte von Frankfurt a. M. und
Taunusgegend. 1882.
Zur Geschichte der Saalburg in Römerzeit. 57
sind und am ganzen Taunus entlang ihre Bauthätigkeit entfalteten. Da beide
Legionen gewiß nicht durcheinander gemischt hier standen, so müssen zwischen
ihnen eine oder mehrere Dislokationen stattgefunden haben, deren Zeitpunkt
zu kennen für die Zeitstellung der Bauten, die ihre Stempel tragen, von Inter-
esse wäre; bis jetzt sind wir aber noch nicht im Stande zu sagen, welche
der beiden Legionen früher, und welche später in der Saalburg und in den
betreffenden Orten gestanden hat,' zweifeln aber nicht, daß glückliche Funde
und sorgfältige Aufzeichnungen zur Entscheidung dieser Frage führen werden^^).
Während des langen Friedens unter den Antoninen, in dem sich die
Bürgerliche Niederlassung um die Saalburg ausbreitete, und zwar mit größter
Wahrscheinlichkeit in dem Jahre 139, wurde der dem Kaiser Äntoninus Phis
gewidmete Denkstein ^^) auf der Saalburg aufgestellt. Zu einer unbekannten
Zeit verstümmelt, wurde er später zu Nützlichkeits bauten verwendet. Diese
Friedenszeit endigte mit dem Jahre 167. Wenn es damals den Chatten ein-
fallen konnte, in Obergermanien und Rätien einzubrechen, so mußten hierbei
die in ihrer rechten Flanke liegenden, von den Römern besessenen Land-
schaften längs des Taunus und der Wetterau in Mitleidenschaft gezogen
worden sein, leidend, wenn sie von Truppen entblößt waren, drohend und
eingreifend auf den Vor- und Rückmarsch der Barbaren, wenn sie eine starke
römische Besatzung hatten. Und in der That scheint dies hier der Fall und
die Aufgabe des Äufidius Vidorinus gewesen zu sein, während Didius Jidianus,
der nachherige Kaiser, ihnen von Obergermanien aus entgegentrat.
Mit Commodus (180 — 192) begann eine Zeit der Wiederherstellung der
Heerstraßen wie der festen Plätze, und wenn wir deren Spuren an der Saal-
burg auch nicht im Einzelnen nachweisen können, so kann sie doch auch
hier nicht gefehlt haben. Auch während der Regierung seines Nachfolgers,
des Septimius Severus''^) (193 — 211), wurden die Feinde von der römischen
Grenze fern gehalten und die friedliche Entwicklung innerhalb derselben
nicht wesentlich unterbrochen.
Allmählich aber waren an die Stelle der Chatten die Alemannen ge-
treten. Caracalla {2ii — 217)., der sich viel am Rheine aufhielt, scheint, wenn
'2) Nach Niederschrift dieser Aufzeichnungen fand sich, daß die Villa (vergl. den
Abschnitt IX. 3) auf einem älteren Bauwerk errichtet ist, dessen Mauern gut erhaltene
Heizeinrichtungen umschließen. Die dort gefundenen Heizkacheln tragen alle den Stempel
der 22. Legion; nach Zeichnung und Ausführung gehören sie der ältesten Zeit an (Taf.
LXXV, Nr. 2 und 6), dagegen die Ziegel der Hypokaustenpfeiler mit Stempeln der 8. Legion
möglicherweise derjenigen des eigentlichen Villenbaus (Taf. LXXVIH, Nr. 20 und 23). Es
läßt sich daraus wohl der Schluß ziehen, daß die 22. Legion früher als die achte an der
Saalburg gebaut hat. Allerdings braucht sie deshalb nicht früher als die 8. Legion die
Besatzung des Kastells gebildet zu haben, da nicht erwiesen ist, daß jede Legion die an
ihren Bauten vermauerten Ziegel auch selbst gebrannt hat, zumal Centralwerkstätten vor-
handen waren (vergl. den Abschnitt über die Ziegel, XI. 4. c).
") Vergl. den Abschnitt XIII. 2 «Inschriften» A. I. 3; er ist das älteste Denkmal,
das überhaupt bis jetzt am ganzen Limes gefunden ist.
^*) Dieser Periode gehören mehrere Inschriftsteine an, die den Namen des Kaisers
Septimius Severus tragen; vergl. den Abschnitt XIII. 2 «Inschriften», A. I. 1, 6 u. viell. 8.
58 Zar Geschichte der Saalburg in Römerzeit.
auch nicht so siegreich, wie er sich gern schmeicheln Heß, doch nicht oiine
Glück mit ihnen gekämpft oder verhandelt zu haben. Ihn und vielleicht
speziell seinen Aufenthalt auf der Saalburg nach einer siegreichen Schlacht
nahe dem Main (prope Moenum Äurcl. Victor de Caes. 21) feiert der dem
Jahre 212 angehörige Stein '^), den die IL Kohorte der Räter, die damals den
Beinamen Antoniniana führte, ihm im Kastell oder in der Nähe desselben ge-
setzt hat, und der jetzt am Schloßturme von Homburg eingemauert ist. Mög-
hcherweise hat Kaiser CaracaUa selbst die Saalburg besucht und dort ge-
wohnt. Wenn sein Nachfolger Heliogahal 218 — 222 in Obergermanien (bei
Baden-Baden) Zeit zu Wegbauten gefunden hat, so wird auch im Main-
lande Friede geherrscht haben und werden bürgerliche Bauten ausgeführt
worden sein.
Erst zu Ende der Regierung des Severus Alexander (223—235) wird
von neuen Einfällen der Alemannen nach Gallien berichtet ; und wenn dieser
Kaiser von Mainz aus, ohne den Rhein zu überschreiten, mit diesem Volke
in Unterhandlung zu treten genötigt war, -eo muß das Taunusland und mit
ihm seine Kastelle wohl in Feindeshand gewesen sein. Wir werden also auch
auf der Saalburg unter den vielen nicht speziell zu bezeichnenden eine Schicht
von Brandschutt vor uns haben, die jene Hand damals ausgestreut hat.
Durch die bei Mainz erfolgte Ermordung des Severus Alexander trat
Maximimis Thrax (235—237) an seine Stelle, überschritt den Rhein und warf
die Alemannen zurück. Daß dies mit bleibendem Erfolge geschehen, und
daß auch die Saalburg damals wieder in seinen Besitz kam, ersehen wir dar-
aus, daß er eine von Mainz zu den Main- Kastellen führende Straße mit
Meilenzeigern versehen hat'^).
Wir wissen aus Vopiscus, Aurelian 7, daß unter Gordian III. (238 — 244)
der Tribun und nachmalige Kaiser Aurelian bei Mainz mit den Franken einen
glücklichen Kampf bestand; auch scheint aus mehreren Münzen von Philipjms
Arahs (244—249), die wir bei der Saalburg fanden, sowie aus dem Titel
Germanicus Maximus, den sich dieser Kaiser und sein Sohn beilegten, hervor-
zugehen, daß auch das Kastell sich damals noch in siegreichem römischem
Besitze befand.
Allein die steigende Verwirrung in der Regierung des römischen Reiches
steigerte auch di« Thatenlust der Alemannen und Franken, die sich am Maine
die Hand reichten und von hier aus ihre Einfälle nach Gallien versuchten,
zumal dieses Land ihnen vollkommen offen stand, als im Jahre 253 Valerian
mit den rheinischen Legionen nach Rom eilte. Wenn auch Gallienus von
254 — 257 die Rheingrenze festhielt, so erkennen wir doch aus dieser Angabe
der Schriftsteller, daß er das rechte Rheinufer sich selbst überlassen mußte,
und daß dies mit dem Verluste und einer neuen Zerstörung der Saalburg
gleichbedeutend ist, deren Brandschutt wir vor Augen haben.
") Desgl. Nr. 7.
^*) Vergl. den ina Großh. Museum zu Darrastadt befindlichen, im Jahre 1833 bei
Kleestadt aufgefundenen Meilenzeiger, Brambach, Corpus inscriptionum Rhenanarum Nr. 1963.
Zur Geschichte der Saalburg in Römerzeit. 59
Mit Postumus (258—267) muß diese Veste wieder in den Besitz der
Römer gekommen sein und eine Wiederherstellung erfahren haben, da von
diesem Kaiser berichtet wird, er habe die meisten rechtsrheinischen Besitzungen
wieder gewonnen, ja ihnen eine Ausdehnung gegeben, wie kein römischer
Feldherr vor ihm noch nach ihm; insbesondere wissen wir von ihm, daß er
während 7 Jahren mehrere Castra auf der rechten Rheinseite (in solo barbarico)
erbaut hat. Wurden diese auch durch einen plötzlichen Einfall der Germanen
zerstört, so wurden sie doch ebenso rasch durch seinen Nachfolger Lollian
wieder in den früheren Stand gesetzt. Den Beweis dafür, daß die Thaten
des großen Kaisers auch nach diesem noch dessen Nachfolgern zu gut kamen,
und daß jene Nachricht auch auf die Saalburg zu beziehen sein dürfte, könnte
durch eine Münze von Claudius Gothicus (268—270), welche der Boden der
Bürgerlichen Niederlassung uns überhefert hat, bestätigt werden").
Wenn nach der Ermordung Äurelians (274) die Alemannen und die
Franken den Rhein überschritten und verheerend in Gallien einfielen, so war
Prohus (276 — 282) ganz der Mann, das alte Ansehen und die alten Grenz-
wehren gegen die Germanen, wie Vopiscus berichtet, wieder herzustellen und
mußte dies auch die Saalburg mit umfaßt haben. Ziehen wir die Münzfunde
im Kastelle mit zu Rate, so ist es allerdings möglich, daß jene Münze des
Claudius Gothicus von einer Kastellbesatzung unter Prohus dort verloren worden
ist. Allein keine Münze aus dem Zeitraum von 270 bis 282, weder von
Äurelian, Tetricus, Tacitus und Florian, geschweige denn von Probus —
obschon die des erst- und letztgenannten im Main-Taunuslande nicht zu den
Seltenheiten gehören — steigert diese Möglichkeit zur Wahrscheinlichkeit.
Trotzdem wissen wir, daß Prohus die Alemannen über den Neckar zurück-
gedrängt hat, und Alles spricht dafür, daß er den Vormarsch von Mainz
aus unternommen, indem er hier den Rhein und etwa bei Schwanheim
den Main überschritten, dann die zwischen diesem Flusse und dem Neckar
wohnenden Alemannen geschlagen und über letzteren zurückgeworfen habe.
Man könnte darauf die Vermutung stützen, daß das rechte Mainufer in
seiner Hand gewesen und durch den Pfahlgraben mit seinen Kastellen auf
dem Taunus gesichert gewesen sei. Eine gleiche Vermutung wird durch den
Antritt des Feldzugs angeregt, in welchem Maximian 287 die Alemannen
zwischen der oberen Donau und dem Rheine niederschlug. Auch hier könnte
man nur im Besitze der Taunuskastelle eine strategisch geforderte Rücken-
deckung suchen, allein je mehr Voraussetzungen man an Stelle der mangeln-
den Überlieferungen aufeinanderzubauen versucht, desto unsicherer werden
die zu höchst aufgegipfelten.
Nur das ist gewiß, daß das Taunusland allmähhch ein für die Römer
sehr unsicherer Besitz geworden war, und wenn auch seine Bewohner durch
ihre Kultur und durch die schützende Hand der Römer noch lange an sie
gebunden waren, so waren sie doch allmählich so sehr mit alemannischen
") Vergl. hierüber die «Schlußbetrachtung» in dem Abschnitte XIII. 3 «Die Münzen»,
ferner die Abschnitte VIII. 1 und IX. 1.
QQ Zur Geschichte der Saal bürg in Kömerzeit.
Elementen vermischt worden, daß die Grenze des Römerreichs nicht mehr in
dem Pfalilgraben und seinen Kastellen, sondern in den Ufern des Rheines
selbst festgehalten werden mußte.
Nachdem wir so oft den Verlust der Saalburg berichtet haben, können
wir doch nicht angeben, wann er zum letzten Male stattgehabt hat. Längst
verloren war die ganze rechte Rheinseite, als Constantius im Jahre 356 den
späteren Kaiser Julian nach Gallien sandte. Nachdem dieser siegreiche Feld-
herr die Alemannen bei Straßburg geschlagen, überschritt er bei Mainz den
Rhein und drang auf dem ihm schon von Prohus und 3Iaximianus vorgezeich-
neten Wege in das von den Alemannen zwischen Main und Neckar bewohnte
Land; schon im darauffolgenden Jahre 358 war er genötigt, dasselbe
abermals zu thun, beide Male jedoch wohl ohne die Rückendeckung durch
die, wie wir glauben, längst in Trümmern liegenden Pfahlgraben-Kastelle.
Aus den Kämpfen und mehr noch aus den Verhandlungen, welche zwischen
Valentininn und Mucrian, dem Könige des alemannischen Stammes der Buccino-
banten, in den Jahren 371 und 374 stattfanden, ersehen wir, daß an einen
Besitz der Taunus-Kastelle, insbesondere der Saalburg, schon längst nicht
mehr gedacht werden konnte.
Wenn die letzte Herstellung der Saalburg wirklich unter Prohus statt-
gefunden hatte, so hat jedenfalls nach seinem Tode ihre letzte Zerstörung nicht
mehr bis zum Ende des dritten Jahrhunderts auf sich warten lassen. Den
Alemannen war die Saalburg kein wünschenswerter Besitz ; nichts weist darauf
hin, daß sie sich dort niedergelassen oder auch nur vorübergehend da ge-
haust hätten. In jenen Zeiten, da Rom dieses Taunusland nicht mehr schützen
konnte und die plündernden Feinde nicht mehr über das Gebirge, sondern
von Süden her eindrangen, hatte der Pfahlgraben seinen Wert verloren. Die
Bevölkerung der Ebene floh ins Gebirge, versteckte sich mit ihrer Habe in
den Wäldern und bereitete sich dort in den Wallburgen geräumige und ver-
teidigungsföhige Zufluchtsorte; dazu eignete sich durchaus nicht die an der
Heerstraße, in einem nicht zu vermeidenden Passe gelegene Saalburg, deren
Verteidigung nach keiner Seite durch natürliche Hindernisse erleichtert war.
Nur eine Zeit giebt es, wo die alemannische Bevölkerung, wenn sie nach
römischer Kriegskunst organisiert und geschult gewesen wäre, die Front des
Pfahlgrabens und seiner Kastelle wieder hätte aufnehmen und ausnutzen
können. Es ist dies die Zeit, wo die Alemannen durch die die Lahn hinab-
ziehenden Ostfranken aus Seitenthälern dieses Flusses verdrängt worden
waren und die Ereignisse herannahten, durch welche sie von Chlodwig
für immer über den Main geworfen wurden. Allein nichts derart deutet
auf eine solche spätere Sperrung der an der Saalburg vorüberziehenden
Wege. Wald und Waldgras deckte allmählich die noch vor kurzem
rauchenden Trümmer, die, wo sie höher aufragten, auch bald unter dem
wuchernden Gesträuche ihr Grab fanden. Wir hören während des ganzen
Mittelalters nichts von ihnen, nur der Name hat sich erhalten oder vielleicht
damals gebildet.»
Zur Geschichte der Saalburg in Römerzeit. Q\
In den vorstehend zum Abdruck gelangten Darlegungen hat von Cohausen
schon auf die vielen Schuttlagen im Kastell hingewiesen; auch die seit jener
Zeit ausgeführten Grabungen haben ergeben, daß außer den Erweiterungs-
bauten auch Zerstörungen und Wiederaufbau mannigfacher Art in und vor
dem Kastelle vorgekommen sind, letzterer vornehmlich infolge vorausgegangener
Verwüstung durch Brand. Allerdings ist nicht festzustellen, ob dieser ledig-
lich durch den Feind angefacht wurde, oder ob er gelegentlich auch auf ein
Verschulden der Besatzung zurückzuführen ist. Sei dem, wie ihm wolle: Die
Brandschäden sprechen beredter als manche Inschrift, sie erzählen uns, daß
die Saalburg wechselnde Schicksale durchgemacht, daß viele Geschlechter
dort gelebt und in den mannigfachen Gräbern ihre Ruhe gefunden haben,
und wohl mag Manches von dem, was uns in den alten Schriftstellern von
den Kämpfen der Germanen und Römer erzählt wird, auf die Saalburg zu
beziehen sein.
Ein greifbarer Anhaltspunkt zur Beurteilung der geschichtlichen Ver-
hältnisse hat sich uns durch die im Jahre 1894 erfolgte Auffindung eines
älteren Kastells geboten. Dasselbe liegt im Bereiche der späteren großen An-
lage (Tafel IV) und kann wohl als «Erdkastell» bezeichnet werden, dessen tiefe
Spitzgräben heute noch im Boden verdeckt liegen (Fig. 14). Letztere wurden nach
Aufgabe der zu klein gewordeneu und nicht genügend befestigten Anlage
zugeworfen und mit Steinen überdeckt. Hiermit war eine Periode abgeschlossen,
die wir vielleicht in die erste Zeit der römischen Okkupation des Taunus-
gebietes setzen dürfen. An und unter den Mauern des jetzt sichtbaren
Kastells finden sich bei Durchgrabungen des inneren Walles außerdem Mauer-
reste, die zweifellos einer späteren, vielleicht zweiten Periode angehören. Leider
wird es kaum möglich sein, die Größe dieses Kastells festzustellen, da die
Mauern unter dem hohen W^allgange verdeckt liegen und das Steinmaterial
größtenteils zum Bau der dritten nachweisbaren Anlage verwendet wurde;
jedenfalls ist die seithche Ausdehnung nicht viel kleiner als die der letzten
Periode gewesen. Ganz Analoges hat sich am Kastell «Zugmantel» gefunden
(vergl. Limesblatt Nr. 16), wo sich ebenfalls drei Perioden herausstellten: eine
Erdperiode und zwei Steinperioden. Auch die zeitliche Folge dürfte bei der
Saalburg ungefähr dieselbe sein, da wir auch hier für das Erdkastell das
erste Jahrhundert und für die vollkommene Befestigung das Ende des zweiten
oder den Anfang des dritten Jahrhunderts anzunehmen haben. Das dritte
Zugmantel-Kastell stammt, nach einer dort gefundenen Inschrift zu schließen,
wahrscheinlich aus der Zeit des Kaisers Severus Alexander.
Es scheint fast, als ob die meisten Limeskastelle im Taunus ursprüng-
lich Erdkastelle gewesen seien, die je nach ihrer Bedeutung erweitert und
stärker befestigt wurden. Andere aber, die mit der Zeit an Bedeutung ver-
loren und deshalb eine Erweiterung und Verstärkung nicht erfuhren, mögen
ganz im Erdboden verschwunden sein. Auf die Einzelheiten dieser Anlagen
werde ich bei Besprechung des Kastells im Abschnitte VIII. zurückkommen.
Fig. 5. Unberührter Teil der verschütteten östlichen Kastellmauer.
vm.
Das Kastell.
(Tafeln I, IV— XI, XIII und Textßguren 5-16.)
1. Allgemeines.
Ehe wir das Kastell in seinen Einzelheiten betrachten, ist es geboten,
einige allgemeine Bemerkungen vorauszuschicken, die zum Teil als Er-
gänzung des vorigen Kapitels gelten können. Die seitherige Annahme, die
Saalburg sei bis in die zweite Hälfte des dritten Jahrhunderts im Besitze der
Römer gewesen, ist weder durch neue Funde, noch sonstige Wahrnehmungen
widerlegt worden. Im Gegenteil haben alle daraufhin angestellten Unter-
suchungen dies noch wahrscheinlicher gemacht. Nur eins dürfte neu sein,
nämlich daß die Bürgerliche Niederlassung, die zu einer gewissen Zeit sehr
umfangreich und von großer Bedeutung war, schon früher aufgegeben wurde
und das Kastell mit einigen unmittelbar davorliegenden Bauten allein weiter
bestanden hat.
Die im Kastell in den jüngsten Brandschichten gefundenen Münzen
bestätigen die Anwesenheit der Römer noch nach dem Jahre 250. Gerade
die Münzen von Scj^timius Scverns (193 — 211) h\B Philix>pus Ärabs {^^^ — 249)
Das Kastell. 63
und darunter besonders die von Gordianus III. (238 — 244) wurden so zahl-
reich in den aus der letzten Zerstörung noch vorhandenen baulichen Über-
resten und in dem daselbst liegenden unberührten Brandschutte aufgefunden,
daß sich nicht daran zweifeln läßt, die spätesten unter ihnen seien kurz vor
oder bei den letzten Kämpfen an der Saalburg verloren gegangen. Sie lagen
nicht tief, manchmal nur 20 — 30 cm unter der Oberfläche und teils zerstreut,
teils in größerer Anzahl zusammen (vergl. den Abschnitt XIII, 3 : «Die Münzen»).
Auf den im Jahre 1872 vor dem Kastell in geringer Tiefe gefundenen Silber-
denar von Claudius Gothicus (268 — 270) ist kein besonderes Gewicht zu legen,
wie es oft gescliehen, da seitdem nicht eine einzige Münze aus so später
Zeit zu Tage gekommen ist^^). Sie kann auch noch nach der Aufgabe des
Kastells durch die Römer dort verloren gegangen sein; diese Annahme wird
um so begreiflicher, wenn man die Fundstelle, die mit einem späteren, nach
dem Überhöhischen Gebiete führendenWege zusammenfällt, in Rechnung zieht ''^).
Auch wird dies an der Beurteilung der Sachlage wenig ändern, da zwisclien
den Prägezeiten der anderen Münzen und derjenigen dieser kaum 20 Jahre
liegen. Berücksichtigt man nämlich, daß mehrere Jahre darüber hingingen,
bis neugeprägte Münzen in den germanischen Provinzen in Umlauf gesetzt
wurden, ferner, daß Münzen lange im Kurs blieben, und nimmt man dafür
nur eine Frist von 20—30 Jahren an, so wird man nicht fehl gehen, den
Verlust jener Münzen aus der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts in den
Zeitraum von 260—280 zu setzen. Hieraus dürfte der Schluß gezogen werden
können, daß die Römer, wie dies auch in dem vorigen Abschnitte gesagt ist,
etwa um das Jahr 280 noch im Besitze der Saalburg waren.
Für die Wetterau, wie überhaupt für das Maingebiet und das rechts-
rheinische Land wird diese Zeit auch aus datierten Inschriften angenommene*^),
und es unterliegt kaum einem Zweifel, daß, solange die Römer im Maingebiete
herrschten, sie auch die Saalburg behaupten mußten; das Eine ist ohne das
Andere nicht denkbar.
Wenn wir nun auch über das Ende der Saalburg annähernd gut unter-
richtet sind, so gilt das doch nicht für ihre Entstehung. Wir haben zwar
seit der Auffindung eines alten Kastells im Jahre 1894 eine bessere Grund-
lage zur Beurteilung dieser Frage gewonnen, aber weitere positive Anhalts-
punkte damit nicht gefunden. Gleichwohl geben auch hierüber die Münz-
funde einigen Aufschluß.
Fassen wir zunächst die auf uns gekommenen Überreste der letzten
Periode ins Auge, so finden wir die Umfassungsmauern des Kastells nebst
dem inneren Wallgange gut erhalten. Abgesehen von der südöstlichen Ecke,
'8) Vergl. Abschnitt XIIT, 3: «Die Münzen», Schlußbetrachtuug.
^8) An den Hoinburger Salzquellen, die kaum 7 km von der Saalburg entfernt liegen,
und die wohl auch nicht länger als diese in römischem Besitze waren, sind römische Münzen
aus dem 4. Jahrhundert gefunden worden.
80) Vergl. Dr. A. Hammeran, Urgeschichte von Frankfurt am Main und der Taunus
gegend. S. 9-20.
Q4 I^AB Kastell.
die, wie wir schon in den Vorbemerkungen erwähnt haben, zerstört wurde,
sind die übrigen Teile bis auf Brüstung und Zinnen heute noch unberüln-t
vorhanden, sodaß über diese kein Zweifel bestehen kann. Sicherlich ist
dieses Kastell als letzte Neuanlage zu betrachten; ob aber an derselben später
nicht Umbauten und Ausbesserungen vorgenommen worden sind, muß dahin-
gestellt bleiben. Jedenfalls besteht die Thatsache, daß es auf Brandschutt-
lagen aufgebaut ist und Mauern aus einer früheren Periode unter ihm liegen.
Ein interessantes und wichtiges Mittel zur Untersuchung liefert uns der an
die Umfassungsmauer angelehnte Wallgang, der an vielen Stellen durch- und
umgegraben wurde. Das Ergebnis dieser Arbeit war insofern überraschend,
als sich daraus feststellen ließ, daß die zum Walle angeschüttete Erde sehr
^^el Brandschutt enthält, der nur von früheren Zerstörungen und Feuers-
brünsten und nicht von Herdasche herrühren kann. Die Wallanschüttung
hat nach meiner Berechnung ungefähr 10000 cbm Erde erfordert, von der
wohl ein Viertel aus Schutt besteht, der mit Kulturresten und Asche ver-
mengt ist. Daß dieser nicht lediglich aus früheren, zerstörten oder aufgegebenen
Kastellanlagen entnommen wurde, läßt sich schon daraus erkennen, daß in
demselben Gegenstände vorkamen, die sich ursprünglich in der Bürgerlichen
Niederlassung befunden haben müssen und nur von dort aus hingebracht
sein können. Beispielsweise sind in der Wallauffüllung Glasscheibenstücke
gefunden worden, welche an Teile von Fensterscheiben aus einem westlich
vom Kastell ausgegrabenen Hause passen. In dem Keller des letzteren fanden
sich im Zusammenstürze mit einer Silbermünze des Septimius Severus fast
drei Vierteile einer größeren Glasscheibe, dazugehörige Stücke dagegen im
aufgeschütteten Wallgange des Kastells. Es läßt sich ohne allzuviel Phantasie
daraus der Schluß ziehen, daß nach der Zerstörung dieses Hauses ein Auf-
bau desselben nicht mehr stattfand, der Keller von den Römern einfach aus-
gefüllt und der rings umherliegende Schutt, in dem sich noch Glasscheiben
befanden, zur Wallanschüttung verwendet wurde. Daß dies vielfach so geschah,
beweisen auch Bruchstücke von Gefäßen, von denen einige sich ebenfalls in
den Wallgängen, andere dazugehörige außerhalb vor dem Kastelle fanden.
Für diese Verwendung des Schuttes sei aus zahlreichen anderen Beispielen
dieser Art nur noch ein weiteres hier angeführt: Im Peristyl des Prae-
toriums wurden zahlreiche Stücke von Bronze gefunden, darunter der Daumen
einer Statue (Taf. LXIV, Nr. 8). Da sich heute noch dort ein großes Posta-
ment aus bearbeitetem Sandstein befindet, so nimmt man an, daß an dieser
Stelle eine Bronzestatue von mehr als Lebensgröße gestanden hat. Daß
dieses Bildwerk gewaltsam zerstört wurde, geht aus den dort ausgegrabenen
kleinen Bruchstücken hervor; diese sind beim Abräumen und Einebnen
bei der Eile, mit der solche Arbeiten zu geschehen pflegen, in den
ausgeglichenen Boden gekommen; andere sind jedoch mit dem Schutt zur
Ausgleichung an andere Stellen gebracht worden; denn nur so läßt es sich
erklären, daß ein Finger (Taf. LXIV, Nr. 9), der nach Material und Größe
zu derselben Statue gehörte, in der Auffüllung des Walles zu finden war.
Das Kastell. 05
Ob die vielen Scherben von gewöhnlichem Thone und hauptsächHch von
Sigillatagefäßen, die dort zu Tage treten, immer von Zerstörungen oder von
den Hauslialtungsab fällen herrühren, ist für die berührte Frage gleichgültig ; beides
beweist eben, daß das uns erhalten gebliebene Kastell in einer späteren Zeit,
der schon eine längere Kultur vorausgegangen sein mußte, errichtet wurde.
Werden die bei den Durchgrabungen in dieser Wallaufschüttung erhobenen
Fundstücke auf ihre Herstellungsweise und ihre Entstehungszeit geprüft, so
erhalten wir auch Anhaltspunkte für die Zeitbestimmung. Das weitaus
wichtigste Material sind auch hier wieder die Münzen ; ich ziehe nur diejenigen
heran, die zweifellos nur bei der Aufschüttung des Walles unter denselben
gekommen sein können, solche von Antoninus Pius, Marc Ätirel, Faustina,
Commodus, Septimius Severus und selbst CaracaUa, die einen Zeitraum von
79 Jahren (138 — 217) umfassen. Es würde sich, wenn wir die Münze von
CaracaUa als bestinnnend annehmen, daraus folgern lassen, daß die Errichtung
oder Neuherstellung des Walles erst nach dem Jahre 217 erfolgt sein kann.
Bedenkt man, daß die meisten Münzen abgenutzt mid daher schon länger
im Gebrauche waren, und zieht man das oben bei der Münze von Claudius
GotJiicus Gesagte in Betracht, so wird man nicht ohne Berechtigung die Vor-
nahme einer letzten gründlichen Wiederherstellung des Kastells in die Zeit
zwischen 220 und 230 verlegen dürfen; seine eigentliche Erbauung liegt
wohl weiter zurück. In dieser Zeit scheinen mehrere Limeskastelle um-
gebaut und stärker befestigt worden zu sein; am Kastelle «Zugmantel», das
überhaupt in manchen Punkten Ähnlichkeit mit der Saalburg hat, ist es
einer datierten Bauinschrift ^^) nach in dem Jahre 223 geschehen.
Die letzten Wiederherstellungsarbeiten an der Saalburg müssen nach Allem,
was darauf hinweist, in der oberflächlichsten Weise ausgeführt w^orden sein.
Maiv nahm sich nicht einmal Zeit, die keilförmigen Gewölbsteine, die früher
an den Thoren Verwendung gefunden hatten, auszulesen, sondern verbrauchte
sie zur Reparatur der Mauerbreschen (vergl. Taf. XVIII, Nr. la. a). Alles
dieses, besonders aber der w^egartig überschotterte Mittelpfeiler der Forta decii-
mana zeigt, daß die Konstruktion der Thore in der letzten Zeit eine andere
geworden war. (Vergl. den dritten Teil dieses Abschnittes und Figur 9.)
Die Thorwege müssen anfänglich, was später nicht mehr der Fall war, über-
wölbt gewesen sein; die vielen, in älteren Brandlagen gefundenen Wölb-
steine sprechen deutlich genug dafür.
In den Bauresten des Kastells selbst ist uns ein noch besseres Beweis-
material für die Zeitbestimmung erhalten geblieben, als es die Münzen sind,
nämlich Bruchstücke von datierten Inschriftsteinen. So fanden sich sech-
zehn Postamentsteine der Säulenhalle im Praetoritcm, die jetzt noch an Ort
und Stelle liegen; sie gehörten alle zu größeren Denkmälern und Inschrift-
steinen. An denselben ist der obere, über den Boden hervorragende Teil
umgearbeitet und mit einem Zapfenloche versehen, dagegen sind unten Spuren
*') Vergl. Brambach, Corpus inscriptionum Bhenünarum Nr. 1549.
Jacobi, Das Römerkastell Saalbui:g.
66 I>a8 Kastell.
des früheren Aussehens erhalten gebheben. Drei solcher Steine ließen sich
zusammenstellen und lieferten die bis jetzt älteste sicher datierte Inschrift
von dem Kaiser Antoninus Pins aus dem Jahre 139^^); ein weiteres, ebenso als
Bruchstück aufgefundenes Inschriftstück, das ebenfalls als Sockel, jedoch in
der Praetenfura, vermauert war, stammt aus der Zeit des Septimius Severus.
Auch diese Steine sprechen dafür, daß das Kastell noch in später Zeit
einen größeren Umbau erfahren hat, denn es ist nicht gut denkbar, daß die
Soldaten ein zu Ehren ihres obersten Kriegsherrn errichtetes Denkmal während
seiner Herrschaft wieder zerstört und als Baumaterial verwendet hätten. Nur
der Fall wäre möglich, daß diese Votivsteine bei einer der vielen Zerstörungen
der Saalburg von den Barbaren zerschlagen und dann aus praktischen Gründen
so verbraucht worden seien, wie wir sie gefunden haben. Außer diesen
wichtigen Merkmalen hat sich bei den Ausgrabungen noch ergeben, daß
überall im Kastelle, wo der Spaten eingesetzt wurde, in verschiedenen Tiefen
Mauerreste Hegen, die mit den heute noch sichtbaren, über dem Boden
stehenden Mauern in keinerlei Verbindung zu bringen sind; auf Taf. IV ist
ein Teil dieser Spuren schraffiert eingezeichnet. Schon ihre Lage ließ erkennen,
daß sie einer früheren Periode angehören mußten. Auch die öfters über
diesen Mauern liegende Kiesschicht führte zu der Gewißheit, daß an der-
selben Stelle, wo sich das jetzige Kastell befindet, Bauten gestanden haben,
aber man war sich nicht klar darüber, ob diese zur früheren Befestiguug oder
zu einer Bürgerlichen Niederlassung gehörten. Erst die Durchgrabung einer
alten Straße, die unter der Exerzierhalle liegt, und die man früher nicht zer-
stören wollte, brachte im Sommer 1894 Aufklärung. Unter derselben fand
sich nämlich noch aufgehäufter Brandschutt (Textfigur 14 Bb), der, wie sich
nach seiner vollständigen Ausräumung zeigte, einen in den Boden ein-
geschnittenen tiefen Spitzgraben enthielt. Die genaue Verfolgung desselben
durch sorgfältige Einschnitte ergab bald, daß er nur der Wallgraben eines
älteren Kastells sein konnte. Es gelang nunmehr, den Umfang und die ge-
nauen Maße festzustellen, und es ist jetzt kaum noch zu bezweifeln, daß wir
in diesen deutlichen Spuren das ursprüngliche Erdkastell gefunden haben.
Dieses Kastell war etwas anders orientiert als das spätere größere, seine
Achse fällt fast mit der Nordlinie zusammen. (Vergl. Taf. IV, Textfigur 14
und den Teil 4 dieses Abschnittes.)
Das Gebäude im Kastelle, welches seither als «Soldatenbad» bezeichnet
wurde (Taf. IV, J, K), scheint, da es mit der nunmehr festgestellten Achse des
Erdkastells die gleiche Richtung hat, zu diesem gehört zu haben und die
Villa oder das Bad der ersten Periode gewesen zu sein. Es liegt auf der'
Nordseite, also vor dem Kastelle, und ist nur durch die nach Norden erfolgte
Vergrößerung in den Bereich des letzten Kastells gekommen. Die Frage, ob
dieses Gebäude auch später noch als Bad benutzt oder überhaupt aufgegeben
war, soll bei der Einzelbesprechung erörtert werden. Jedenfalls werden noch
82) Siehe den Abschnitt XIII. 2: «Die Inschriften», A.I. 3.
Üas Kasteir. 67
manche bisher rätselhaften Fundamente durch die erfolgte Auffindung des
schon lange vermuteten alten Kastells aufgeklärt.
Die schon im vorigen Abschnitte besprochenen Mauerreste, die teils unter
dem Wall, teils unter den Umfassungsmauern liegen, können wir wohl als
die Spuren eines Kastells betrachten, das zeitlich zwischen dem Erdkastelle
und der letzten, jetzt noch erhaltenen Kastellanlage bestanden hat. Es lassen
sich daher mit ziemlicher Sicherheit drei Perioden nachweisen, die man etwa
folgendermaßen bezeichnen kann: Erste Periode — Erdkastell, erstes Jahr-
hundert; zweite Periode — vergrößertes Steinkastell, zweites Jahrhundert;
dritte Periode — verstärktes Steinkastell, drittes Jahrhundert. Es ist hierbei
natürlich nur von den großen Umbauten die Rede; von kleinen, unaufhör-
lichen Wiederherstellungen an einzelnen Teilen geben die Trümmer und Brand-
schichten beredtes Zeugnis.
HabeP^) hat bei seinen Untersuchungen der Saalburg 1854 ■ — ohne so
sichere Anhaltspunkte zu besitzen, wie sie sich uns heute bieten — auch
schon auf drei Hauptperioden und mehrere dazwischenliegende Zerstörungen
hingewiesen. Die erste Periode scheint dabei auch schon Gebäude außerhalb
des Kastells, wie das oben erwähnte Soldatenbad — wenn auch vielleicht
keine eigentliche Lagerstadt — , gehabt zu haben.
Die Bürgerliche Niederlassung, die wir jetzt als solche bezeichnen, stammt
aus späterer Zeit, muß aber schon vor oder mit der Errichtung des III. Kastells
als eigentliche Lagerstadt aufgegeben worden sein. Es geschah jedenfalls zu
einer Zeit, wo die Römer bereits zu enge mit den germanischen Völkern in
Berührung gekommen waren und die Germanen aufgerüttelt allmählich
aggressiv gegen jene vorgingen. Damals mußten die Kastelle als die eigent-
lichen Stützpunkte stärker befestigt und der größeren Besatzung halber ent-
sprechend vergrößert werden, und nur rein fortifikatorische Interessen in den
Vordergrund treten. Um diese Zeit mögen auch den Bewohnern der Lager-
stadt die beständigen Angriffe auf die Dauer unerträglich geworden sein, und
für diejenigen, welche nicht unmittelbar bei den Kämpfen thätig sein mußten,
war die Zeit gekommen, wo sie in das fruchtbare Vorland des Taunus hinab-
stiegen, um sich ein gesichertes Heim zu gründen.
Zwischen der südlichen Ecke und dem rechten Prinzipalthore der Ost-
seite des Kastells ist der ursprüngliche Zustand der Verschüttung der Mauer
und ihrer Überdeckung mit Waldboden und Gras, wie er seit Jahrhunderten
gewesen, noch jetzt (189ü) unverändert erhalten. Figur 5 giebt hiervon ein
Bild, das zugleich zeigt, wie die Saalburg überhaupt vor ihrer Ausgrabung
ausgesehen hat. Figur 6 stellt dagegen die nördlich von der Porta principalis
dextra gelegene Kastellmauer nach der Ausgrabung dar.
^ä) Siehe Anmerkung 31 und Seite 11 ff.
a*
G8
Das Kastell.
Fig. 6. Freigelegter Teil der östlichen Kastellmauer.
2. Grundriß und Profile.
Das Kastell bildet ein längliches Viereck ; seine Längenachse, gegen den
Feind gerichtet, weicht etwa 15^/2 " von der Nordlinie westwärts ab. Von
der Außenflucht seiner Umfassungsmauern gemessen, ist es 221,45 m lang
und 147,18 m breit, was ein Verhältnis von 1 : 1 V2 ergiebt. Wenn das Meter-
maß in römisches Maß umgewandelt wird, so erhält man, bis auf wenige
Centimeter genau, 500:750 Fuß oder 100:150 Passus®^). Aus diesem Normal-
maße ist zu entnehmen, daß die Absteckung von Außenkante zu Außenkante
der Mauern erfolgt ist. An die Kastellmauer lehnt sich im Inneren der Wall,
der durch eine sanfte Böschung zu ersteigen ist, während vor der Mauer ein
1 m breiter Pfad, und vor diesem ein doppelter Graben herumzieht, sodaß
dessen Außenrand etwa 50 römische Fuß = 17 m vor der Mauerflucht liegt
(Tafel IX und X, Fig. I, II, lU).
Bei der Wichtigkeit, welche das Profil für das Verständnis der römischen
Befestigungs- und Verteidigungs weise hat, muß ich hier näher auf dasselbe
eingehen. Wie es jetzt vor uns liegt, hat der Wall durchschnittlich die Höhe
der Mauer (1,90 bis 2,00 m) — die jenseits der Via principalis an der Innen-
seite noch vollständig erhalten ist — und wenn wir auf ihn anwenden, was bei
den Pfahlgrabenprofilen bereits gesagt ist, nämlich daß er im Laufe der siebzehn
**) Dr. E. Schulze, Direktor des Progymnaeiums in Homburg, hat zuerst auf das
Passusmaß hiogewiesen, Didaskalia Nr. 24/3 1895. Nach F. llultsch, Griechisclie und
römische Metrologie, Berlin 1862, hat der römische Fuß 0,296 m, der Passus (Doppelschritt)
1,479 ni.
Grundriß und Profile. 69
Jahrhunderte etwa 20 cm an seiner Höhe eingebüßt, das Niveau des Kastells
sich dagegen durch Schutt und Humus höchstens um 20 cm erhöht hat, so
betrug die ursprüngliche Wallganghöhe im Durchschnitt 2,20 m. Knapp^^)
hat im Odenwalde, wo zu Anfang unseres Jahrhunderts die Mauern einiger
Kastelle noch bis zu dem Gesimse aufrecht standen, bis wohin ohne Zweifel
auch die Wallhöhe reichte, diese am Kastelle «Würzberg i. 0.» auf 1,88 — 2,51 m
festgestellt. In Rom ist an dem im Jahre 14 n. Chr. erbauten Prätorianer-
Lager die ursprüngliche Höhe der Mauer mit den Zinnen vollständig sichtbar
erhalten, weil man die Offnungen zugemauert und die Mauer zu verschiedeneu
Zeiten zweimal erhöht hat, und zwar in einer Weise, daß die frühere Kon-
struktion leicht zu erkennen blieb. Auch hier ist der Wehrgang hinter den
Zinnen durch ein außen vortretendes Gesims, das aus drei flach vorkragenden
Ziegeln besteht, bezeichnet. Es liegt 3,76 m über einem die Zinnen tragenden
Bruchsteinfundamente, welches mit der einstigen Erdoberfläche in gleicher
Höhe lag. Berücksichtigt man, daß die Höhe des Wallgangs und die davon
abhängende Mauerhöhe dort in der Nähe einer Stadt, gegen deren Bevölkerung
diese Anlage gerichtet war, und in welcher Leitern und sonstiges Sturmgerät
zur Hand waren, als genügend erschien, so darf man um so eher annehmen,
daß bei der Saalburg, wo die Verhältnisse denen im Odenwalde glichen, eine
Wallhöhe von 2,20 m ausgereicht habe. Es mag hierbei darauf hingewiesen
werden, daß im Praetorianerlager an die Wallmauer Soldatenwohnungen kase-
mattenartig angebaut waren, und daß deren Decke gleichzeitig als Wehrgang
diente. Damit war zugleich eine besondere Versteifung und eine erhöhte
Standfestigkeit der Außenraauer erzielt.
Es sind diesseits der Alpen keine aus der Römerzeit erhaltenen Zinnen
bekannt, wir müssen daher, um uns eine richtige Vorstellung von ihnen zu
machen, auch hier auf diejenigen zurückgreifen, die sich am Castrum prae-
tor iense in Rom erhalten haben. Nach von Cohansen, der im Jahre 1857 dort
die Maße genommen hat, beträgt die Brüstungshöhe der Zinnenöff'nungen
83 cm und diejenige der Zinnenbergen 78 cm, sodaß die ganze Höhe der
Zinnenkrone 1,61 m betragen hat. An der Aurehanischen Mauer in Rom
waren die Zinnenbergen höher, während sie zu Anfang des zweiten Jahrhunderts
auch noch sehr niedrig sind. Die sattelförmigen Decksteine, mit denen die
Zinnen der Aurelianischen Mauer nach oben abschließen, kommen zwar im
Odenwalde auch vor, doch bestehen hier die meisten aus einer halbcylindrischen
Grundform von 70 cm Durchmesser und geben uns zugleich die ungefähre
Mauerstärke an. Diesen Maßen entsprechen auch die Zinnendecksteine, welche
man im Graben von Heddernheim fand; sie bilden Halbcylinder von 76 cm
Durchmesser, 32 cm Höhe und 90 cm Länge. An der Saalburg, und zwar
im Graben zwischen dem Dekuman- und dem linken Prinzipal thor, fanden sich
gleichfalls Decksteine, allein sie hatten nicht die halbcylindrische, sondern eine
85) J. F. Knapp, Römische Denkmale des Odenwaldes, insbesondere der Grafschaft
Erbach und Herrschaft Breuberg. 2. Aufl. (Ed. H. E. Scriba) Darmstadt 1854.
70
Das Kastell.
etwa einem halben Mansardendache gleicliende Gestalt (Tafel IX und X, Fig. IV),
und es ist wahrscheinlich, daß sie nur die vordere Kante der Zinnenbergen
deckten und auf der Innenseite hintermauert waren. Aus dem Umstände, daß
sich in dem Graben zwischen der Porta pradoria und den beiden Prinzipalthoren
kein einziger behauener Deckstein fand, scheint hervorzugehen, daß auf dieser
Strecke die Zinnen wohl nur mit rauhen Bruchsteinplatten bedeckt, oder
überhaupt auch solche nicht vorhanden waren, und daß ein gewisser Luxus,
der in der Anwendung behauener Decksteine bestand, nur auf den mehr
in die Augen fallenden Strecken der Paradeseite zwischen dem Dekumanthore
und den Prinzipalthoren Platz griff. Hier fanden sich bearbeitete Basalte von
85 cm Länge und zu wiederholten Malen je zwei Steine bei einander liegend
vor, welche zusammen eine Länge von 88 cm hatten; es dürfte sich daher
für die Größe der Zinnenbergen eine Normalbreite von ca. 88 cm (drei römisclie
Fuß) ergeben. Die Erbauung des Praetorianerlagers und die der Aurelianischen
Mauer Roms fällt ungefähr in denselben Zeitraum, in welchem die Saalburg
in den Händen der Römer war, oder wenigstens immer wieder in deren Be-
sitz kam, und so mag auch unser Kastell in diesen zwei und ein halb Jahr-
hunderten den Spruch, daß die Kriegskunst veränderHch sei, auf sich an-
Avenden lassen.
Fig. 7. Rekonftruktlon der Zinnen an der Südweslecke.
Die Zinnenbergen müssen, um ihrem Zwecke gemäß einen Mann zu
decken, mindestens 65 cm breit sein — ich nehme für die Saalburg 88 cm
an. Die Absicht, von jenen Schutz zu erfahren, spricht sich aber noch deut-
licher in der Breite der Zinnenöffnungen aus. Diese beträgt au dem Prae-
Grundriß und Profile. 71^
torianerlager ^n Rom 2,82 — 3,44 m, hat also eine genügende Breite für
3—4 Mann in Front. An dem Aurelianischen Auf baue ist die Zinnenöffnung
aber so schmal, daß sie nur eben für einen Mann ausreichte. Etwas Ähn-
hches findet sich im Mittelalter, wo die Zinnenöffuungen der romanischen
Zeit breit waren, die der gotischen aber schmäler wurden. Man wird nicht
fehlgehen, wenn man, innerhalb der Grenzen dessen bleibend, was zur Zeit
der kräftigen Römerherrschaft am Rheine gebräuchlich war, den Zinnenbergen
eine Breite von 88 cm und den Offnungen eine Weite von 2,42 — 2,82 m
zuschreibt. Jene im Graben oder auf der Berme^^) gefundenen Deckstein-
platten lagen etwa 2,24 m auseinander. Mit Zugrundelegung dieser Fund-
umstände ist ein Stück Wallmauer mit Zinnen an der südwestlichen Ecke
des Kastells im Jahre 1885 wieder hergestellt worden, das auf Figur 7 ab-
gebildet ist.
Für die Breite des Wehrgangs auf den Mauern verlangt Vegetius einen
Raum, der es ermöglicht, daß zwei Bewaffnete sich ausweichen können, also
mindestens 1,50 m. Anders ist es bei den Wallgängen hinter den Mauern;
für ihre Breite beansprucht Hygin 8 römische Fuß oder 2,36 m. Der AVall
an der Saalburg weist auf ein oberes Breitenmaß von 3 m hin, und die innere
Böschung des Walles muß, um sie leicht ersteigen zu können, bei einer inneren
Höhe des Wallgangs von 2,20 m etwa doppelte Anlage, also eine solche von
5 m, haben; sie w^ar durch die Wallstraße begrenzt, welche aber natürlich
nicht die theoretische Breite der Kriegsschriftsteller, sondern höchstens eine
solche von ca. 3 — 4 m hatte. Das Maß ist allerdings schwer festzustellen,
da diese Straße nicht gestückt, sondern nur in derselben Weise wie die
Flächen im Kastelle mit lehmigem Sande aufgefüllt war. Indessen ist der
Raum zwischen dem Wallanfange und den Bauten ein größerer, sodaß man
auch für die Via angularis eine größere Breite annehmen könnte. Der Magazin-
bau in der Eetentura liegt sogar 6 m von der Wallwurzel entfernt.
Vor der Mauer lief eine 1 m breite Berme her, welche teils mit platten-
förmigen Steinen belegt, teils mit kleinen Steinen gestückt war.
Von den beiden spitz zulaufenden Gräben hatte der der Mauer zunächst
gelegene eine obere Breite von 8 — 8,75 m und eine Tiefe von 2,50 — 3 m,
die sich ergiebt, wenn man den hineingestürzten Mauerschutt und den auf-
geflößten Boden bis auf den gewachsenen Grund beseitigt. Die Gräben des
Erdkastells an der Saalburg sowohl wie am Zugmantel zeigten ebenfalls nach
ihrer Ausräumung einen vollständig spitzen Winkel, der sich in dem festen
Grunde tadellos erhalten hatte.
»8) Mit «Berme» bezeichnet man in der Kriegsbaukunst den schmalen, um eine
Festung führenden Gang zwischen Graben und Umfassungsmauer. Sie findet sich an allen
Limeskastellen im Taunus und ist selten über einen Meter breit. Die Vorteile, welche sie
gewährt, sind Erleichterung der Arbeit beim Bau der Brustwehr und bei der späteren Er-
haltung der Mauer, Vermeidung des Erddruckes auf die Grabenböschung und Schutz der
Fundamente gegen Feuchtigkeit und Frost. Der Name stammt aus dem Französischen, war
aber ursprünglich ein deutsches Wort und hängt mit «Brame» zusammen {verbrämen: mit
einem Rande oder Besätze verzieren).
72 i^as Kaatell.
Der äußere Graben hatte eine obere Breite von 7 — 8 m und eine Tiefe
von 1,50 — 2,00 m. Zwischen ihm und dem inneren Graben befand sich ein
oben seh mal zulaufender Damra, dessen Scheitel, wenn wir ihn ergänzen,
etwa 0,50 m unter der Bermenhöhe blieb. Zur Aufnahme von Wasser waren
die Wallgräben an der Saalburg nicht bestimmt, da einerseits fließendes Wasser
für diesen Zweck nicht vorhanden war, andrerseits aber auch die Sohle des
Grabens derart im Gefälle liegt, daß sich Wasser in ihm nicht hält, sondern
rasch abfließt. Eine doppelte Grabenanlage, wie mr sie hier vor uns haben,
hat sich meines Wissens an anderen Limeskastellen nicht gefunden.
3. Die Thore und Ecken.")
Auf jeder der vier Seiten führt ein Thor in das Kastell, in der Mitte
der nach dem Feinde gekehrten kurzen Seite die Porta praetoria (Taf. IV, A),
dieser entgegengesetzt, dem Inlande zugewandt, die Porta decumana (B), während
die Langseiten durch die Porta principdlis dextra (C) und sinistra (D) geöff'net
sind. Die Seitenthore liegen nicht in der Mitte, sondern weichen genau um
zwei Drittel (der Abstand von der Praetorialseite bis zu den Thorachsen be-
trägt fast genau 100 Passus bei 150 Passus ganzer Seitenlänge) von der An-
gritt'sseite zurück. Die Saalburg macht hierin im Gegensatze zu anderen
Kastellen eine Ausnahme, da die Thore nach dem Schema in dem ersten
Drittel liegen sollen. Diese Abweichung hat immer wieder die Annahme
einer schon von Krieg von Hochfdden vermuteten späteren Vergrößerung des
Kastelies nach dem Limes zu aufkommen lassen, doch kann dieselbe durch
nichts begründet werden. Daß in der zweiten Periode außer an den Thoren
noch andere Türme längs der Umfassung bestanden, ist nicht ganz aus-
geschlossen; wenigstens lassen es die hinter den abgerundeten Ecken ge-
fundenen Mauerreste und die daselbst unter dem Walle aufgehäuften Steine,
auch die zwischen der Nordseite und den Prinzipalthoren bloßgelegten Mauern
vermuten (Tafel IV); sie sind aber bei dem auf uns gekommenen Kastelle
nicht mehr vorhanden gewesen. An den zunächst der Saalburg gelegenen
Limeskastellen «Feldberg» und der gleich großen «Alteburg» bei Heftrich
sind dagegen an den Ecken Türme von 2,90:3,18 m eingebaut. Beim Kastelle
«Zugmantel», das in seinen jüngsten Anlagen bezüglich der Bauzeit der dritten
Periode unserer Saalburg entspricht, fehlen sie; auch dort sind nur Ver-
stärkungen vorhanden.
Gemeinsam sind allen vier Thoren der Saalburg die viereckigen Räume
zu beiden Seiten des Durchganges, die als Türme zu erklären sind. Alle
haben auf der Rückseite einen ebenerdigen Eingang. Im Übrigen sind sie
keineswegs nach einem einheitlichen Plane erbaut; an der Porta principalis
sinistra ist sogar der rechte Turm 0,45 m breiter als der linke, eine Abweichung,
die zu bedeutend ist, um als Meßfehler erklärt werden zu können. Die Türme
*') Die photographischen Aufnahmen zu den Textfiguren 8, 10, 12 und 13 verdanke
ich meinen Nichten F. und H. Schleußner ; sie sind im Februar 1896 angefertigt worden.
Die Thore und Ecken.
73
der beiden Prinzipalthore treten mit ihrer Außenfront um 12 cm vor die
Wallmauer vor, dagegen sind diejenigen der Porta decumana und der Porta
praetoria in ihren äußeren Mauern mit der Wallmauer bündig errichtet. Der
Turm selbst springt in das Innere des Kastells vor. Ebenso verschieden als
die Einfahrtsbreiten ist die Lage der Thoranschläge. Die Mauerstärken
schwanken; während die Wallmauer eine Dicke von 1,90 — 2,10m hat, be-
trägt ihre Stärke an den Türmen nur 1,50 — 1,60 m und an den inneren
drei Seiten, die den Turm bilden, sogar nur 0,53 — 1,00 m. Es sind dies
aber immer noch Abmessungen, die für einen ziemlich hohen massiven Ober-
bau genügen. Auf Tafel VI sind die Grundrisse und eine Rekonstruktion
der Porta decmnana und in Fig. 11 diejenige der Porta principalis dextra im
Maßstabe von 1:200 dargestellt.
Fig. 8. Porta decumana, von innen gesehen.
Porta decumana.
Die Porta decumana hat wie das ganze Kastell mancherlei Schicksale
gehabt. Sie ist mit einem Thorwege von 8,22 m Breite auf uns gekommen.
Eine Straßenstückung des Einganges hatte bei Hobel den Glauben erweckt,
als sei dies die wirkliche Thorbreite, sodaß Krieg von Uochfelden annehmen
konnte, daß von hier aus die Ausfälle stattgefunden hätten, wobei er aber
übersah, daß diese grundsätzlich von den Seitenthoren zu geschehen pflegten.
74 ^M Kastell.
Rossfi dagegen erklärte die auffiillige Breite als bedingt durch den Aufmarsch
des Sukkurses, der in Manipelfront erfolgt sei. Eine Durchgrabung zeigte,
daß anfänglich der Eingang in zwei Thorwege geschieden war; es fand sich
nämlich unter der Stückung das wohlerhaltene Fundament eines Mittelpfeilers
von 1,50 m Stärke (Tafel IV) aus einer älteren Periode. Wenn man für
diesen gleiche Fundamentvorsprünge wie bei den Türmen (0,25 m) annimmt,
so hatte er im aufgehenden Mauerwerke eine Dicke von 1,00 m, und sein
Hinterhaupt lag in der Flucht des westlichen Thorturmes; der östliche Turm
tritt 0,30 m weiter in das Innere des Kastelies. Sein Vorderhaupt scheint in
der äußeren FluchtHnie der Thore gelegen zu haben, wenngleich sein Funda-
ment an dieser Stelle durch Abbruch sehr beschädigt war. Es bleibt zu
beiden Seiten des Mittelpfeilers für die Thoröffnungen eine Breite von je
3,61 m (12 römische Fuß), welche derjenigen der Prinzipalthore (3,65 und
3,75 m) annähernd gleichkommt. Mitten in den Eingängen des Dekuraan-
thores und nicht höher als der abgebrochene Mittelpfeiler (Figur 9), d. h.
0,70 ra unter der jetzigen Weghöhe, fanden sich einige große, flachgelegte
Steine, die man als Unterlage der früheren Straße wird ansehen können;
wenigstens hatten sie keine bestimmt ausgeprägte Form, die auf eine andere
Verwendung schließen ließe.
Sc}inin duKcVi die Porta decumaua.
Fig. <».
In der Textfigur 9 ist ein Schnitt durch den Eingang und die Thore
nach den 1872 stattgehabten Ausgrabungen dargestellt. Derselbe giebt nicht
allein ein Bild der Fundamentkonstruktion, sondern zeigt uns auch am besten
die Aufeinanderfolge der verschiedenen Perioden. Zur Erklärung der Zeich-
nung sei mitgeteilt, daß i den gewachsenen Grund, n älteren Brandschutt
und Kohlen, a und h Reste der ersten Straße, c Straßenstückung, d Be-
schotterung mit kleinen Steinen, c spätere Auffüllung (Straßenausbesseruug),
/■ Brandschutt der letzten Zerstörung und Humus, und m das Fundament
des Mittelpfeilers bedeuten. In dem Durchschnitte, der Türme bezeichnet h
die Auffüllung mit Steinen und Schutt und g den gestampften Fußboden.
Es tritt hierbei klar hervor, daß die Torta decumana ursprünglich mit einem
Mittelpfeiler hergestellt war, und daß nach einer Zerstörung nur die Türme
in ihrem Unterbau beibehalten wurden; dagegen ließ man die Fundamente
des Mittelpfeilers unbenutzt liegen, überdeckte dieselben und befestigte den
Durchgang mit einer Pflasterung. Die bei diesen Ausgrabungen zu Tage ge-
tretenen Funde seien schon hier deswegen erwähnt, weil sie das in diesem Ab-
Die Thore und Ecken. • ' 75
schnitte schon oben unter «Allgemeines» Gesagte bestätigen. Auf dem Pfeiler
unter der Stückung lag ein kleiner Steinbickel (Tafel XXXIII, Nr. 6), daneben
in dem Brandschutte zwei Schildgriffe (Tafel XXXX, Nr. 2 und 3), ein Messer
(Tafel XXXVII, Nr. 19), ein großer Schiebeschlüssel (Tafel XXXXIV, Nr. 5)
und verschiedene Thornägel mit flachen Köpfen. Alle diese Eisensachen waren
gut erhalten und beweisen, daß man bei einer Wiederherstellung sehr eilig
zu Werke gegangen sein muß, sonst hätte man den Brandschutt durchsucht
und die hier erwähnten Gegenstände wieder benutzt. Ein weiterer Fund,
nämlich Bruchstücke einer Statue von halber Lebensgröße aus bläulichem
Basalt (Blaustein) — zwei Unterschenkel mit verzierten Beinschienen und
bloßen Knien, sowie ein Unterarm (Taf. XXV, Nr. 6 und 6a) — giebt, da
diese Teile bei einander lagen, der Vermutung Raum, daß das Bildwerk, dem
sie angehörten, einst dort gestanden habe, vielleicht auf einem Sockel, dessen
formloses Fundament (Taf. A^I) sich vor dem Vorderhaupte des Pfeilers fand^^).
Es scheint, daß in der Spätzeit das Thor im Mauerwerke die ganze
Breite von 8,22 m einnahm, aber es versteht sich von selbst, daß diese
Breite nicht offen stand, sondern durch Pallisaden oder sonstige Holzrüstungen
zu einem oder zwei normalen Thorwegen verengt war und durch Thorflügel
geschlossen werden konnte. Zu der Zeit, als die Wegstückung hergestellt
wurde, war der Übergang über den Doppelgraben vor der Forta decumana
durch einen Damm ermöglicht und dieser als Weg angelegt; allein in der
Dammschüttung fanden sich einige regelmäßig behauene Verblend- und vier-
zehn Wölbsteine aus porösem Basalt. Diese Zahl erhöhte sich mit den in der
Nähe des Thores und besonders in dem vorderen, ebenfalls ausgefüllt gewesenen
Graben aufgefundenen Steinen derselben Art auf dreißig. Hieraus läßt sich
nicht allein ein ziemlich sicherer Schluß auf die ehemalige Konstruktion des
Thores ziehen, sondern auch beweisen, daß die vor den Thoren herziehenden
Spitzgräben einst offen standen und erst nach Zerstörung eines älteren ge-
wölbten Thores ausgefüllt worden seien. Auf Grund des vorher Gesagten
habe ich eine Rekonstruktion versucht. Darnach mag das Bild der Porta
decumana ursprünglich etwa so gewesen sein (Tafel VI), daß zwischen den
beiden viereckigen, zwei Stockwerke hohen Türmen sich zwei Thore wölbten,
die eine Zinnenkrone trugen, deren bedeckter Wehrgang die oberen Turm-
kammern miteinander verband, die vom Wallgange aus durch Treppen zu be-
steigen waren; vor dem Mittelpfeiler wird auf einem Sockel eine Statue ge-
standen haben. Nach den dort gefundenen, schon erwähnten Stein-Bruchstücken
ist anzunehmen, daß dieses Bildwerk einen Kaiser darstellte. In der späteren
Zeit waren die Thorwege nicht mehr überwölbt, sondern nur durch Quer-
hölzer verbunden, die, durch Pfosten unterstützt, den Anschlag der Thore
bildeten (vergl. Fig. 12). Auf der Trajanssäule sind solche Konstruktionen
dargestellt. Dabei war eine ähnliche Einrichtung wie bei den mittelalter-
**) Zum Vergleiche kann hier auf eine Darstellung der Trajanssäule hingewiesen
werden, wo zwischen einem Thore ein Altar erscheint, auf dem eine weibliche Figur opfert.
76 I^as Kastell.
Hellen Festungen getrotten: Entweder lag ein starker Holzbalken über der
Thorött"nung, der an seinen Enden Löcher für den Thorpfosten hatte,
oder es waren in den Ecken nur die bekannten Steine mit den Löchern für
die Pfosten eingesetzt. Auf dem Boden Hefen die Pfosten in steinernen oder
eisernen Pfannen ; sie selbst waren mit einem eisernen Ringe gegen Abnutzung
des Holzes gesichert; solche Ringe sind gefunden worden. Im Inneren des
Turmes mag eine Treppe gewesen sein, doch ist es auch möglich, daß die
oberen Kammern nur vom Walle aus zugängHch waren.
Auch der Erbauung der Türme und des Mittelpfeilers ist eine Zerstörung
vorangegangen: Die Mauern sind in ihren Fundamentgruben mit Brandschutt
hinterfüUt, und auch der Boden hinter der Berme vor dem linken Turme so-
wie unter der östlichen Ecke des östHchen Turmes besteht aus Brandschutt.
Ob diese Schuttlagen von der Aufgabe oder Zerstörung des Erdkastelles oder
des ersten Steinkastelles herrühren, ist allerdings nicht nachzuweisen, ist
aber auch für die Sachlage an und für sich gleichgültig; das Vorgefundene
bestätigt nur das schon über die Kastellanlagen im Allgemeinen Gesagte.
Man kann auch hier mindestens drei Perioden nachweisen und zwar:
1. Erbauung eines Kastells und einer Porta decumana — Zerstörung der-
selben (daher der Brandschutt unter den Fundamenten und in den
Fundamentgruben der darauf folgenden neuen Anlage).
2. Bau der Türme und des Mittelpfeilers. — Zerstörung derselben und ins-
besondere des Letzteren ausschließlich des Fundaments. Verblend-
und Gewölbsteine rollten in den Graben und blieben in der Dammauf-
schüttung liegen oder wurden beim Umbaue anderswo verwendet. (In
der Wallmaucr unterhalb der Porta principalis sinistra : Taf. XVIII, Nr. la*.)
3. Wiederaufbau der Thortürme, aber nicht des Mittelpfeilers; die Weg-
stückung geht über denselben hinweg. Verengerung des Thores durch
Holzbauten. — Endgültige Zerstörung. Der Brandschutt in dem Thor-
wege zeugt dafür, daß der letzte Thoraufbau von Holz war und durch
Brand zerstört worden ist, sowie daß ein weiterer Aufbau daselbst nicht
mehr erfolgte.
Erwähnt sei noch, daß bei den im Jahre 1877 vorgenommenen Her-
stellungs- und Erhaltungsarbeiten an der Saalburg der ursprüngliche Mittel-
pfeiler auf den alten Spuren über den Boden geführt und auf diese Weise
sichtbar gemacht wurde (Fig. 8).
Für die zeitliche Folge der Zerstörungen und des Wiederaufbaues ist
durch die Auffindung einer längere Zeit im Verkehre gewesenen Bronzemünze
von Marc Äurel ein Anhaltspunkt gewonnen worden; dieselbe lag im Brand-
schutte unter der Wegstückung. Auch dieser Fund liefert wieder den Beweis,
daß am Ende des zweiten oder am Anfange des dritten Jahrhunderts das
Kastell in seiner jetzigen Gestalt erbaut oder umgebaut wurde.
Berichtigend ist zu bemerken, daß die auf Tafel VI im Grundplane der
Porta decumana dargestellten Einschnitte in Wallmauer und Mittelpfeiler irr-
tümlich eingezeichnet worden sind.
Die Thore und Ecken.
77
Fig. 10. Porta priucipalis dextra, vou außen gesehen.
Porta principalis dextra.
Auch bei diesem wie bei dem gegenüberliegenden Thore ist festgestellt
worden, daß es öfters Zerstörungen erfahren hat und Umbauten und Aus-
besserungen an ihm vorgenommen worden sind. An der Porta principalis
dextra, und zwar besonders an den äußeren Ecken und den Thoranschlägen,
kamen Hausteine zur Verwendung; selbst in den Fundamenten sind solche
eingemauert. Bei den Aufdeckungen fanden sich nach dem Fundberichte von
Hobel «auf dem gewachsenen Grunde eine 0,30 cm starke Schicht vou Steinen
mit Boden gemischt; darauf lagen 15 cm gebrannter Lehm, wahrscheinlich
von dem Lehmstaakwerke der Balkendecke herrührend, von deren Holzwerk die
daraufliegenden Kohlen herstammen mögen. Es folgten 5 cm rot gebrannter
Lehm, der mutmaßlich von einem Estrich, der den Fußboden des oberen
Stockwerkes bedeckt hat, stammt; darauf Asche und Kohlen, wohl vom Dache,
welches mit Stroh, Binsen oder Holz bedeckt war.» Am wahrscheinlichsten
sind Schindeln, welche später besprochen werden, bei den Türmen wie bei
den übrigen Bauten als Deckmaterial anzunehmen.
In Figur 1 1 ist der Versuch gemacht, ein Thor mit Türmen, wie solche
in der letzten Periode gewesen sein mögen und zwar mit Zuhilfenahme des
Vorgefundenen und der Darstellungen auf der Trajanssäule, zu rekonstruieren.
Ich habe den oberen Stock der Türme niedrig gehalten und den linken in
Holzfach werk, den rechten in Stein hergestellt gedacht; beide Konstruktions-
arten sind möglich. Man könnte gegen die Verwendung von Holz die ge-
ringere Festigkeit und größere Feuergefährlichkeit einwenden; da jedoch die
Dachbedeckung ohnedies aus vergänglichem und brennbarem Materiale und
78
Das Kastell.
Fig. 11. BekoDslrnktion der Porta priucipalis dextra.
auch die Thore aus Holz hergestellt waren, so fällt die Verwendung von mehr
oder weniger Holz nicht ins Gewicht. Als Thorhöhe sind etwa 3 m an-
genommen, wodurch die nötige Überbrückung der Thorölfnung, die nach außen
mit einer Holzbrüstung versehen ist, um etwa 0,70 — 0,80 m über das Niveau
des Wallganges zu liegen kommt. Eine solche Einrichtung bedingt Treppen
von dem Walle nach den Turmkammern, die auf dem Bilde in punktierten
Linien bei a und b angegeben sind. Im unteren Stocke waren, wie wir aus der im
Mauerwerke sehr hoch erhaltenen Forta praetoria wissen, keine Lichtöffnungen
vorhanden, doch werden solche im oberen Stocke, etwa wie gezeichnet, in
kleinen Abmessungen zum Ausblicke vorhanden gewesen sein. Das Thor ist
mit einem Rahmen werke, auf welches starke Bohlen aufgenagelt sind, gedacht;
die zahlreichen, an den Thoren gefundenen eisernen Nägel mit runden Köpfen
geben uns an der Stelle ihrer winkelrechten Umbiegung die Stärke des Holzes
Fig. 12. Porta i)riiicipiilis sinisini, von außen geselieu.
Die Thore und Ecken.
79
mit etwa 8 — 10 cm Dicke an. Der Beschlag des Thores bestand in Thor-
pfanne und Angel. Die Thorweite beträgt 3,75 m, die lichten Maße der
Turmkammern 2,88 : 3,20 m und 2,88 : 3,25 m. Die Mauern der drei inneren
Seiten haben eine Dicke von 0,95—1,00 m. Der Anschlag liegt in den Wall-
mauern, 1,20 m von der Mauerflucht zurück.
Porta principalis sinistra.
Fast alles über das rechte Seitenthor Gesagte läßt sich auch auf das
linke anwenden ; es besteht nur hinsichtlich der Thoranschläge ein Unterschied.
Die Vorsprünge (0,25 — 0,30 m), welche den Thoranschlag bilden, liegen hier-
bei in der Flucht der inneren Turmmauern. Es entsteht somit eine Art
Propiignaculum von 5 m Tiefe, auf das auch Krieg von Hochfelden hinweist.
Auch die Maße weichen etwas ab. Die Thorbreite beträgt 3,65 m, die
Turmkammern haben innere Seitenlängen von 2,90:3,43 und 3,35:3,45 m.
Hahel, der dieses Thor ausgraben ließ, hat schriftliche Aufzeichnungen
darüber nicht hinterlassen.
Fig. 13. Porta praetoria, von innen gesehen.
Porta praetoria.
Die Porta praetoria ist das am meisten bedrohte und infolgedessen das
schmälste von allen Thoren. Es hat eine Weite von nur 3,22 m, zwischen
gO Das Kastell.
den Tlioransclilägen sogar von nur 2,92 m. Dieses mehrfach bei den Türmen
vorkommende Maß entspricht fast genau zehn römisclien Fuß oder zwei Passus.
Die Anscliläge liegen auf der Außenseite des Thoreinganges, und da die beiden
Türme nicht vorspringen, in der Flucht der Wallmauer. Bemerkenswert sind
die an den Anschlägen noch vorhandenen Sandsteinsockel. Hinter den An-
schlägen in der Mitte des Einganges fand sich Mauerwerk mit einem aus-
gesparten, quadratischen Loche von 0,40 m Seitenlänge, welches als Rest oder
Spur eines senkrechten Thorriegels — eines Grendelbaumes — zu deuten ist.
Auch lief zwischen den beiden Thorpfeilern eine Fundamentmauer durch,
welche vermutlich der Rest einer Zumauerung ist, die dazu diente, das Thor
bei einem Angriffe ganz zu vorschließen. Ein kräftiger Verschluß und eine
Verstrebung war an diesem, dem Anstürme am meisten ausgesetzten Thore,
welches bei der Kriegsbereitschaft ganz kassiert wurde, vorzugsweise erforder-
lich. Es fanden sich hier, ebenso wie bei den zwei Prinzipalthoren, keine
Anzeigen dafür, daß es jemals gewölbt gewesen wäre, denn in den Brandlagen
sind nirgends Gewolbsteine zum Vorscheine gekommen. Es scheint demnach,
wie schon bei der Besprechung der Zinnen gesagt wurde, daß man bezüglich
der architektonischen Ausstattung nur der nach dem Inlande hin gewendeten
Hauptfront eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt hat. Auffälliger Weise
sind hier an der gefährlichsten Stelle die Mauerstärken der inneren Turm-
mauern schwächer als bei den anderen Thoren, sie schwanken zwischen 0,53
und 0,75 m. Die Turmkammern sind mehr gestreckt, sie messen 2,40:3,55 m.
Die Eingänge zu denselben haben eine Breite von 1,15 m, eine Abmessung,
die mit Ausnahme der Porta decumana, wo sie 1,30 m beträgt, auch bei den
übrigen Thoren eingehalten wurde. Noch sei angeführt, daß die Böden der
Türme nur mit einem Lehmschlage ausgestampft waren, und daß sich nirgends
Spuren von einem Plattenbelage gefunden haben.
Der Graben vor der Porta praetoria war niemals, wie es bei den anderen
Thoren in der .späteren Römerzeit wohl geschehen ist, überdämmt, sondern
nniß überbrückt gewesen sein, wie dies auch bei den anderen Thoreingängen
der Saalburg in früherer Zeit sicher der Fall gewesen war. Herkömmlich
war es wohl nicht, denn die alten Schriftsteller erwähnen anscheinend keine
Brücken über Kastellgräben. Auch die zahlreichen, oft sehr ins Einzelne
gehenden Darstellungen auf der Trajanssäule deuten nirgends auf eine solche
Grabenbrücke hin. Die Verteidigung der Kastelle war eine durchaus aktive,
durch Ausfälle bethätigte, und die Thore waren so stark befestigt, daß sie
den kleinen Zusatz an Verstärkung durch einen Graben nicht erforderten.
Der Pons suhlicius in Rom war zwar zum Abwerfen eingerichtet, indem er
keine eisernen Nägel haben durfte, führte aber über den Tiber und nicht
über einen Graben. Auch die antiken, mit Mauer und Graben umzogenen
Städte hatten keine Grabenbrücke, wenn nicht ein Fluß zu überbrücken war.
In dem Erdkastelle des Zugmantels waren die Spitzgräben durch Dämme
vor den Thoren unterbrochen, dagegen an den beiden später errichteten Stein-
kastellen und denjenigen am Feldberg und bei Heftrich war dies nicht der
Die Thore und Ecken. 81
Fall; der Graben lief durch, und es müssen zu seiner Überschreitung Über-
gänge dort vorhanden gewesen sein. Es scheint also, daß die Römer am
Limes im zweiten oder dritten Jahrhundert von ihrem ursprüngliclien Schema
abgewichen sind und die Gräben vor den Thoren überbrückten. Nach den
an den Thoren des Kastells «Feldberg» gefundenen Steinunterlagen zu schließen,
wird diese Überbrückung in dicht nebeneinander gelegten Balken bestanden
haben. An Zugbrücken ist nicht zu denken, auch ist im Altertum bei der
Erwähnung von Kastellbauten nie davon die Rede. Diese wurden nur in
leichtester Konstruktion zur Verbindung der Wehrgänge bei den Mauertürmen
oder bei Belagerungen an den Wendeltürmen angebracht. Wären an der
Saalburg oder den anderen Limeskastellen Zugbrücken vorhanden gewesen,
so wären sicher Spuren der Aufhängung zurückgeblieben; es sind aber nie-
mals solche oder sonstige eiserne Beschläge, die dazu doch nötig gewesen
wären, gefunden worden. Was wir finden, sind stets Reste von Thoren, deren
vertikale Pfosten in Pfannen liefen.
Ohne den späteren Mitteilungen über die Entwässerung der Saalburg
vorzugreifen, will ich Einiges anfügen, was hier und auch dort über die
Gräben zu sagen ist : Bei den Erdkastellen war der, den aufgeworfenen Erd-
wall umziehende Graben durch die vier Thordämme in vier Teile getrennt,
und diese bildeten — besonders am «Zugmantel», wo undurchlässiger Boden
ansteht — Wasserbehälter; denn es finden sich an dem letztgenannten Kastell
unter den Dämmen, die von dem gewachsenen Boden stehen blieben, nirgends
Durchlässe. Anfänglich, ehe die Besatzung mit hinreichendem Wasser ver-
sorgt war, mochte die Ansammlung von Regenwasser in den Gräben nicht
allein erwünscht, sondern dort in der wasserarmen Gegend sogar nötig ge-
wesen sein. Aber mit der Zeit hatte dieses abgestandene und verdorbene
Wasser auch Nachteile im Gefolge, und man mußte entweder für jede Ab-
teilung des Wallgrabens einen besonderen Abzugsgraben anlegen oder die
Thordämme durchbrechen und das Wasser am tiefsten Punkte der Graben-
sohle nach dem Vorlande leiten.
So war es in einer gewissen Zeit an dem Erdkastelle der Saalburg wohl
auch geschehen, aber später geändert worden; das nach ihm angelegte erste
Steinkastell wird wohl gleich bei seiner Erbauung einen durchlaufenden Spitz-
graben erhalten haben. Später waren, wie schon oben gesagt, die Gräben
vor den Thoren wieder ausgefüllt, aber die Römer legten vor dieser Über-
schüttung Kanäle unter den Dämmen an, die heute noch vorhanden sind.
Sobald diese Kanäle verstopft sind, staut sich das Regenwasser in den ein-
zelnen Abteilungen und bleibt manchmal das ganze Jahr hindurch stehen;
wir können dann an der Saalburg denjenigen Zustand wahrnehmen, der sich
bei den ursprünglichen Kastellanlagen dem Auge dargeboten haben mag.
Über die den römischen Kastellen charakteristischen abgerundeten
Ecken ist kurz Folgendes zu sagen: Die Kastellecken der Saalburg sind mit
durchschnittlich 12,41 m Halbmesser abgerundet, und zwar die südwestliche
Ecke mit 12,08 m, die nordwestliche mit 11,93 m und die nordöstliche mit
Jacobi, Das Römerkastell Saal bürg. 6
82 Das Kastell.
ll,70m®^). An ihnen tritt in verschiedenen Breiten (3,25 und 4,60 m) ein
20—25 cm starkes Risalit vor.
Auch die abgerundeten Ecken des Praetorianer-Lagers in Rom sind durch
Risalite verstärkt, und Ahnliches zeigen die Darstellungen auf der Trajans-
säule. Dieselben tragen ein gezimmertes, mit Andreaskreuzen verstrebtes
Geländer, welches ihnen das Ansehen einer Kanzel oder eines Standes giebt,
von dem man, über die Ziunenkrone erhaben, freie Umschau halten kann.
Solchen hohen Aufstellungen dürften auch unsere Risalite als Unterbau ge-
dient haben; sie eigneten sich sowohl zur Aufstellung von Katapulten, sowie
auch als Standort für den Kommandierenden, der während des Angriffs von
hier aus besser als durch die Zinnenfenster hindurch das Getümmel im Graben
und seine Leute auf dem Walle übersehen konnte und im Stande war, den
Augenblick zu bestimmen, in welchem der Ausfall aus den Prinzipalthoren
zu unternehmen war. Daß die Risalite mehr den kurzen als den langen
Kastellseiten zugerückt sind, mag gleichfalls hierin seinen Grund finden;
außerdem dienten diese Vorsprünge als Verstärkung der Mauer an einer Stelle,
an welcher sie sonst leicht Risse bekommt.
4. Die innere Einteilung.
Bevor ich an die Besprechung des eigentlichen Kastell-Inneren herantrete,
möchte ich die Beschreibung des ebenfalls im Inneren der letzten Kastell-
anläge gelegenen, etwa das Praetorium umschließenden P^rdkas teils vorweg-
nehmen, dessen Auffindung für die Geschichte wie für die Kastelleinteilung
manche neue Aufklärung gebracht hat. Ob die Bezeichnung «Erdkastell»
das Richtige trifft, da seine Umwallung auch aus Steinen und Holz hergestellt
ist, lasse ich auf sich beruhen; vorläufig empfiehlt es sich, sie im Gegensatze
zu «Steinkastell» und «Schanzen» beizubehalten.
Das Erdkastell der Saalburg, die Befestigung der ersten Periode, deren
Lage auf Tafel IV mit roter Farbe kenntlich gemacht wurde, ist ziemlich
genau orientiert, d. h. seine Längenachse weicht nur 5° (die des Stein-
kastells dagegen etwa lb^l%^) von der Nordlinie westwärts ab. Den beiden
Anlagen ging eine Einmessung voraus, deren Spuren man gefunden hat; be-
sonders ist für das Erdkastell der Dccumanus, d. h. die Standhnie von Osten
nach Westen, auf welche die Einteilung zu basieren war, ermittelt worden.
Sie war vor der Südseite des Kastells (in der Betentura des Steinkastells) ge-
zogen und durch ein 0,35 m tiefes, in den Naturboden eingeschürftes Gräb-
chen festgelegt, das noch durch viereckige, 0,80 m tiefe, dazwischenliegende
Gruben unterbrochen ist. Auf Tafel IV ist der Decumanus durch punktierte
Linien a und ß dargestellt; er ist im Boden auf eine Länge von 25 m erhalten
geblieben, sein weiterer Verlauf aber durch die spätere Errichtung des Magazin-
*®) Nur an drei Ecken konnten sichere Maße genommen werden, da die südöstliche,
wie bereits anderwärts näher ausgeführt wurde, zerstört ist.
Die innere Einteilung.
83
baues zerstört worden. Der Decumanus des Steinkastells ist allem Anscheine
nach durch die Achsen der Seitenthore gegangen, ist aber infolge der späteren
Straßenanlage (via principalis) und anderer Veränderungen ohne mühsame
Grabungen und Zerstörung von Mauern jetzt nur schwer auffindbar. Am
Kastell «Zugmantel» ist der Decumanus und der ihn rechtwinklig schneidende
Cardo (Teilungslinie von Norden nach Süden) für das Erd- und das zweite
Steinkastell in tadellos erhaltenen Gräbchen gefunden worden^'').
Trotz der verdeckten Lage unseres Erdkastells, das zum Teil unter
Mauern und gestückten Straßen liegt, ist es möglich gewesen, durch auf-
gedeckte Profile des Spitzgrabens die Gesamt-Maße festzustellen. Sein Umfang
ist aus Tafel IV ersichtlich; Fig. 14 stellt in größerem Maßstabe einen Teil
des Grundrisses mit dem Südeingange und drei Grabenprofile Aa, Bb, Cc
dar, wobei gleichzeitig die Ausfüllung und Wegüberschüttung des Grabens
durch besondere Schraffierung hervorgehoben wurde; aus Fig. 15 ist seine
Höhenlage zum letzten Kastelle zu entnehmen. Die sorgfältige Einebnung
von Wall und Graben und die Überpflasterung an den Stellen, avo Wege
diese kreuzten, waren auch die Ursache, daß trotz der umständlichen früheren
90) Hierzu verweise ich auf meinen Bericht: Grenzmarkierungen am Limes, West-
deutsche Zeitschrift 1895, wo dieser Gegenstand eingehend hehandelt wurde, sowie auf
die einschlägige Litteratur: Rudorff, Nissen, Stöber etc.
84 I>a8 Kastell.
Ausgrabungen das Erdkastell nicht schon eher entdeckt wurde, weil man den
Straßendamm ohne besondere Veranlassung nicht durchbrechen wollte.
Zur genauen Feststellung des Umfanges wurden etwa zwanzig Quer-
schnitte gemacht; die nordöstliche Ecke des Grabens ist vollständig ausgeräumt
und soll auch in Zukunft in dieser Weise sichtbar bleiben. Zu gleichem
Zwecke ist der Wall der südwestlichen Ecke durch aufgesetzte Steine be-
zeichnet.
Die Längenmaße des Kastells, auf der Sohle des Grabens genommen,
betragen: An der Ostseite 90,95 m, an der Westseite 92,40 m, an der Süd-
seite 86,15 m und endlich an der Nordseite 86,90 m. Auf der Ostseite sind
in diesem Graben sehr starke Mauern, die durch den aufgefüllten Grund hin-
durch bis zur Sohle gehen, in verschiedenen Richtungen eingebaut gewesen.
Der Unterschied von 1,45 m an den Langseiten mag mit dem Gefälle des
Geländes und einer etwas unregelmäßigen Ausschachtung zusammenhängen
oder auch von einer ungenauen Absteckung herrühren ; vielleicht würde sich
aber auch ein genaueres Maß ergeben, wenn der Umfang vollständig bloß-
gelegt werden könnte. Dies dürfte jedoch wegen der darüber liegenden Mauern
und sonstiger Hindernisse kaum möglich sein. Nach Abzug der halben
Grabenbreite (2,95 m) und der Berme (0,60 m) auf jeder Seite ergiebt sich,
von den Außenkanten an gerechnet, für die Umwallung des Erdkastells eine
durchschnitthche Größe von 84,70:86,00 m, also ein nahezu quadratischer
Grundriß, der den frühesten Kastellanlagen eigentümlich ist. Diesen Maßen
scheint, wie bei der Absteckung des Steinkastells, der römische Passus (Doppel-
schritt) zu Grunde gelegen zu haben. Daraufhin umgerechnet erhält man
für den Grundriß fast genau 57:58 Passus und für die Abmessungen des
Grabens, der eine Breite von durchschnitthch 5,95 und eine Tiefe von 1,50 m
hat, 4 bezw. 1 Passus. Hiermit ergiebt sich eine bebaute Grundfläche von
84,70 X 86,00 m = 7284 qm, während der Flächeninhalt des zweiten Stein-
kastells 147,18 X 221,45 m = 32593 qm (326 Ar = 17 Homburger Morgen)
beträgt, also rund 4 mal so groß ist wie derjenige des ersten Kastells. Das
Erdkastell «Zugmantel» enthält 7200 qm, ist also fast gerade so groß, während
das zweite Steinkastell dort eine dreifache Vergrößerung gegenüber dem ersten
darstellt. Die beiden Erd kasteile scheinen, wie ich schon im Limesblatt Nr. 16
(Abschn. 116) bemerkt habe, hinsichtlich ihrer Größe einen bestimmten Typus
zu vertreten, dem auch u. a. die Steinkastelle «Feldberg», «Alteburg» (bei
Heftrich), «Äugst», «Wörth», «Walldürn» und «Kastei» angehören. Das
Kastell der zweiten Periode zu Butzbach hat mit 147 X 225,50 m fast dieselbe
Größe wie das Saalburgkastell derselben Periode. Beide gehören mit zu den
größten Limeskastelien, von denen jetzt, außer den Zwischenkastellen und
Schanzen, 78 bekannt sind; 18 — 20 weitere werden noch vermutet. Ver-
gleichsweise sei noch erwähnt, daß die Saalburg hinsichtlich ihrer Größe etwa
die 16. Stelle einnimmt. Am obergermanischen Limes sind die Kastelle
«Kesselstadt> mit 140625 qm (nach Wolff) und «Nieder-Bieber» mit 50886 qm
(nach von Cohausen) die größten.
Die innere Einteilung. 85
Die abgerundeten Ecken haben einen Halbmesser von durchschnittlich
9 m, also etwa 3 m weniger als diejenigen des Steinkastells.
Über die inneren Einrichtungen ist wenig zu sagen. In die hier und
da im Boden vereinzelt aufgefundenen Steinlagen läßt sich ein Zusammen-
hang nicht bringen; sie können auch in dem langen Zeiträume entstanden
sein, der zwischen den Erbauungszeiten der beiden Kastelle liegt, — das
Gewirre von Brandschichten sowie das Durcheinander der Baureste machen
es unmöglich, ein Bild des Inneren zu entwerfen. Dagegen sind für die Um-
fassung und die Thore sichere Anhaltspunkte erhalten, die uns eine Rekon-
struktion ermöglichen. Betrachten wir zunächst den Wall, so sind wir durch
die im Boden vorhandenen Pfosten- oder Pfahllöcher im Stande, ihn im Geiste
wieder aufzubauen. In der Textfigur 14 habe ich einen Versuch gewagt und
glaube, daß sich aus dieser Darstellung alles Weitere ergiebt und hier nur
wenig zur Erläuterung hinzuzusetzen sein dürfte. Die runden, 0,20 — 0,25 m
breiten Löcher sind in drei Reihen vorhanden und liegen in Abständen von
0,70 — 0,75 m vor- und hintereinander. Sie geben uns durch die Entfernung
der Pfosten, die wohl schwalbenschwanzförmig durch Querhölzer miteinander
verbunden w^aren, zugleich die Dicke des Walles an (1,40 — 1,50 m). Durch
die Ausfüllung der Zwischenräume, besonders die Pfostenreihe in der Mitte,
bekam das Ganze noch eine besondere Festigkeit; daß dieser Wall nicht allein aus
Erde, Lehm und Rasen, sondern auch aus Steinen bestand, geht daraus her-
vor, daß solche an Ort und Stelle regelmäßig, die Flucht bildend, lagen
(Fig. 14). Eine ähnliche Trockenmauerkonstruktion hatten auch bereits die vor-
römischen Ringwälle (vergl. Abschnitt II), die ebenfalls durch Balken zusammen-
gehalten waren. Auch bei den Zwischenkastellen konnten wir dieselbe Um-
w'allung beobachten. Diese Übereinstimmung ist hauptsächlich auf den Mangel
an Kalk zurückzuführen, der durch die Holzverspannung ersetzt wurde. Deshalb
gehören solche Bauten immer einer früheren Zeit an, in der noch nicht alle
technischen Hilfsmittel zur Hand waren, und wo man sich mit den herum-
liegenden Lesesteinen behelfen mußte, weil ein wirklicher Steinbruchbetrieb
noch nicht vorhanden war, der lagerhafte, große Mauersteine geliefert hätte.
Damit wird auch für die Zwischen- und Erdkastelle bewiesen, daß sie, wie
sich auch auf anderem Wege ergeben hat, aus einer früheren Zeit stammen.
Die Höhe des Walles ist als gleich mit derjenigen des Steinkastells
und der des in Trockenmauerwerk hergestellten Zwischenkastells «Heidestock»
mit 2,20 m angenommen. Eine Brustwehr ist durch längere Pfähle, die mit
Brustriegeln verbunden waren, hergestellt gedacht, sie mag mit Flecht- oder
Strauchwerk zur Sicherung des Verteidigers ausgefüllt gewesen sein. Den
Wall, der als Gang diente, und der mit Leitern zu besteigen war, wird man
sich mit einer Holzabdeckung versehen zu denken haben. Außen lief eine
schmale, nur 0,60 m breite Berme herum. Die innere Seite des Walles diente
nach Analogie der Zwischenkastelle zur Anlehnung der Baracken, der Wohn-
räume für die Soldaten. Eine Höhe von 2 m war für diese ausreichend;
selbst wenn eine etwas geneigte Abdeckung bestanden hätte, so würden die
gf) Das Kastell.
Eingänge nocli hoch genug gebheben sein. Wir müssen uns selbstverständ-
lich alle Einriclitungen in solchen Kastellen möglichst einlach vorstellen. Über
den kasemattenartigen Gelassen dürften Balken dicht nebeneinander gelegen
haben, und zwar mit nur wenig Gefälle, sodaß die Abdeckung jener Räume
noch als Walluragang benutzt werden konnte. Die Holzlage war wohl mit
einem Lehmschlage und Rasen bedeckt, wenigstens muß es am Kastell
«Feldberg» nach den Funden so gewesen sein. Dort befand sich an dem
Maueranfange ein glatter Boden, auf welchem verkohltes Holz und verbrannter
Lehm lag, Reste, welche nur von einer Decke herrühren können. Auch an
der Saal bürg sind unter dem aufgefüllten Erd walle ähnliche Beobachtungen
gemacht worden, sodaß man annehmen kann, daß auch hier ursprünglich
die Soldatenwolmungen sich dicht an der Wallmauer befunden haben müssen.
Dadurch erklären sich auch die späteren Wallanschüttungen mit Brandschutt
und die auffällig gut gefügten und glatten Flächen der inneren Seite der
Wallmauer, die bei einer gleichzeitigen Anschüttung des Walles nicht erforder-
lich gewesen wären. Am Prätorianerlager in Rom waren ebenfalls die Wohn-
räume der Soldaten an die Umfassungsmauer angebaut, doch waren sie dort
gewölbt und durch massive Wände, die eine Lichtöffnung (Thüre) hatten, in
einzelne Kammern geschieden. 324 solcher Kammern sind an der Umfassung
dieses Kastells vorhanden.
Daß die an den Limeskastellen angewandte Abdeckung gegen Regen
und Schnee nicht sehr widerstandsfähig war, ist als sicher anzunehmen;
auch bei unseren moderneu Festungen, wo mehrfach auch die Soldaten-
wohnungen — Kasematten — direkt an die äußere Mauer angebaut sind,
hatte man bis zur Erfindung der Holzcementbedachung mit demselben Übel-
stande zu kämpfen. Für unsere Limeskastelle mögen die Undichtigkeit der
Bedachung und die immerwährenden Reparaturen Veranlassung gewesen sein,
die aus der Heimat übernommene Bauweise, die sich wohl für das
italienische, aber nicht für das deutsche Klima eignete, aufzugeben. Auf
der Trajanssäule sind solche Bauten, die sich an die Wallmauer anlehnen,
mit horizontaler Abdeckung dargestellt.
Die Thore der Süd-, Ost- und Westseite des Erdkastells sind sicher
festgestellt, das vierte dürfte wegen der an der vermuteten Stelle früher
geschehenen Ausgrabungen nicht mehr aufzufinden sein. Das an der Süd-
seite, nach dem Inlande hin gelegene Thor hat sich in seinem Grundrisse
gut erhalten; die eine der eisernen Thorpfannen befand sich noch in situ
(Fig. 14a); sie sagt uns, daß dieses Thor in der gewöhnlichen Weise mit
Pfanne und Angel angeschlagen war, sie giebt auch zugleich die Dicke des
zum Thorpfosten verwendeten Holzes mit etwa 9 — 10 cm an.
Interessant ist die durch die Pfostenlöcher erkenntliche, nach außen ab-
geschrägte Thorlaibung. Diese war durch Holzpfosten befestigt, die gleich-
zeitig zur Aufnahme der sie verbindenden Querhölzer (Riegel) dienten. Merk-
würdig ist, daß auch Thomas in seiner Rekonstruktion der Altkönig-Ringwälle^')
^') Vergl. Anmerkung 40, Nr. 4. f
Die innere Einteilung.
87
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dieselbe Abschrägung an-
genommen hat. Man
fürchtete wahrscheinlich
durch Anstoßen beim
Einfahren den Eck-
pfosten zu beschädigen
und damit die ganze
Mauer wegen der zu-
sammenhängenden Zim-
merkonstruktion zu ge-
fährden. Die lichteWeite
des Thoreinganges be-
trägt 2,50 m, etwa einen
Meter weniger als bei den
Thoren des Steinkastells.
Der Spitzgraben vor dem
Eingange war ausge-
hoben.
Erwähnenswert er-
scheinen noch die zwei
von Steinen eingefaßten
Löcher (Fig. 14 y und z),
die sich bis jetzt nur
gegenüber der Rundung
gefunden haben. Viel-
leicht dienten sie zur
Aufnahme der Holz-
pfosten für ein höheres
Gerüst, wie es auch bei
den Steinkastellen in den
verstärkten Ecken be-
standen haben soll.
DerBoden des großen
Steinkastells, wie es
jetzt vor uns liegt, schheßt
sich im Allgemeinen dem
natürlichen Terrain an.
Nur der hintere Teil und
besonders die Stelle, an
der das Praetorium liegt,
scheint etwas eingeebnet
zu sein, während das
dem Feinde zugekehrte
Drittel ein schärferes Ge-
fälle hat (Fig. 15). Dieser
gg Das Kastell.
etwas plötzlich eintretende Terrainuntcrschied hat mit zu den Vermutungen
Auhiß gegeben, es sei das auf dem Plateau gelegene Kastell noch nachträg-
lich nach vorn vergrößert worden. Die Höhenunterschiede betragen, wenn
man die Mitte der Exerzierhalle als Nullpunkt annimmt, an der Forta
drcumuna —0,30 m, an der Porta principalis dextra — 1,62 m, an der Porta
principalis sinistra 4-1,88 m und an der Porta praetoria — 5,68 ra (Taf. IV^).
Das Terrain fällt also nach dem tiefsten Punkte um etwa 6 m. Diese Ge-
lallverhältnisse waren lediglich durch die Rücksicht auf eine geeignete Ent-
wässerung des Bodens und der Wallgräben bestimmt.
Die innere Einteilung des Steinkastells ist schon vielfach beschrieben,
und es sind darauf die verschiedensten Hypothesen aufgebaut worden; es
wurde dabei Manches mit in die Betrachtung hineingezogen, was, wie sich
jetzt durch das daselbst neuaufgefundene Erdkastell herausgestellt hat, einer
früheren Zeit angehörte.
Das Kastell besteht aus drei Teilen, dem Vorderlager {praetcntura), dem
Mittellager [lafera practorii) und dem Rücklager [rdentura). Die dem Inlande
zunächstgelegene lietentura ist von dem Praetorium durch einen gestückten Weg
geschieden, die Via principalis (Taf. IV. CD). Eine Via qnintana, wie sie Eossei,
durch das steile Abfallen des Terrains veranlaßt, zwischen Praetorium und
Praetcntura annahm, und die in zwei Thore ausgelaufen sei, hat sich nicht
gefunden. Durch die davorhegende, jetzt ausgegrabene Vertiefung, Reitbahn
(Amphitheater), ist der auffallende Terrainunterschied an dieser Stelle erklärt.
a. Die Praetcntura.
Durch die Praetcntura ziehen außer der Wallstraße [Via anyalaris)
und zwar parallel mit dieser noch vier weitere, teilweise gestückte Wege,
die mit der Via principalis verbunden sind. An diesen standen die Zelte,
Baracken und sonstige Bauten, von denen zahlreiche Überreste von Funda-
menten und kellerartigen Vertiefungen bloßgelegt sind. Aus ihnen ist zu
entnehmen, daß dieser Lagerteil dicht bebaut war. Aber es ist schwierig,
ein System in diese Anlagen zu bringen, da hier im Gegensatze zu dem
Mittel- und Vorderlager meistens Holzbauten standen, die nach jeder Zer-
störung nur Brandschutt und keine festen Mauern, wie dies bei den Massiv-
bauten der Fall ist, zurückgelassen haben. Doch ist man in der Lage, diese
Bauten noch insoweit an ihren Resten zu erkennen, daß man sich wenigstens
in der Vorstellung ein Bild von ihrem einstigen Aussehen und ihrer Bauweise
machen kann.
Ich behandle zunächst die leicht konstruierten Soldatenhütten. Regle-
mentsmäßig lagen, so weit aus den Kriegsschriftstellern zu ersehen ist, die
römischen Soldaten zu je 10 Mann, ein Contuhernium, in einem Zelte bei-
sammen, welches von Leder war und 10 römische Fuß im Quadrate maß.
Wenn diese Zelte nun schon auf Märschen gewiß nicht immer mitgeführt
wurden, so waren sie im Standlager umsomehr durch Hütten ersetzt, die den
Die innere Einteilung. g9
Bedürfnissen der Landesart und dem Klima besser als lederne Zelte angepaßt
waren. Es erscheint aber als zweckmäßig, mit jeder Benennung auch eine be-
stimmte Vorstellung zu verbinden, selbst auf die Gefahr hin, für dieselbe
nicht immer den strengen Beweis des Thatsächlichen, wohl aber stets den
der Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit, beibringen zu können. Zum Ver-
gleiche für die Hütten der römischen Soldaten möchte ich deshalb diejenigen an-
führen, welche Köhler und Holzhauer sich noch heutzutage in den Wäldern
aus keinem anderen Materiale als aus dem an Ort und Stelle vorhandenen, und
mit keinem anderen Werkzeuge als dem Beile und der Hebe (ein sichelartiges
Messer, siehe Tafel XXXVH, Nr. 9) zu bauen pflegen, und in welchem sie
oft monatelang leben (Tafel XI, Nr. 2 und 2 a). Auch die Hütten wilder
Volksstämme sind mit denselben Hilfsmitteln aufgeschlagen.
Für 10 Mann genügte eine runde Hütte von 5,25 m Durchmesser; sie
läßt sich aus 7 m langen Stangen, die im Kreise eingesetzt und nach der
Mitte zusamraengeneigt werden, aufschlagen und mit Strauchwerk, Rasen oder
Stroh eindecken. In der Mitte brennt das Feuer, von Steinen eingegrenzt,
die auch während der Nacht, wenn jenes erloschen ist, fortfahren, ihre Wärme
auszustrahlen. Eine Öffnung in der Spitze ließ den Rauch entweichen. Um
den inneren Umfang der Hütte zieht sich als Sitz und l^ager eine etwa 1 m
breite Bank, welche zwischen sich und dem Herde nocli einen genügend
breiten Raum für den Umgang freiläßt. Nicht nur die große Menge von
Brandschutt, sondern auch die durch Feuer veränderte Erde und ebensolche
Steinblöcke, die sich in der Praetentura finden, weisen auf diese oder eine
ähnliche Konstruktion hin. Eine Hütte von der genannten Größe reichte
für ein Contuhernium von 10 Mann aus. Die vorschriftsmäßigen Strohhütten
unserer heutigen Armee haben 6 m Durchmesser und genügen — allerdings
ohne Feuerstelle — für 21 Mann.
Auf Tafel V, einer Ansicht der Saalburg aus der Vogelperspektive, ist
für die Westseite der Praetentura eine Einteilung angenommen, die zeigt, wie
solche Hütten gestanden haben können. Die dort gefundenen Steinsetzungen,
Feuerstellen und Gruben lassen dieselbe als möglich erscheinen. Daß diese
leichten und eigentlich nur zu einer vorübergehenden Benutzung geeigneten
Hütten sehr lange im Gebrauche waren, ist kaum anzunehmen; sie sind später
durch Holzbaracken verdrängt worden, die für einen dauernden Aufenthalt
besser und bequemer waren. Für das einstige Vorhandensein solcher sind
hinreichende Anzeichen im Boden versteckt gefunden worden.
Auf Tafel V ist, wie für die Hütten auf der Westseite, so auf der Ost-
seite eine Anzahl dieser Baracken in der Rekonstruktion dargestellt, wobei
angenommen wurde, daß sie an den Lagerstraßen und zwar mit diesen parallel,
wie sich auch aus den Steinsetzungen ergeben hat, gestanden haben. Auf
Tafel XI, Nr. 1 und la ist eine solche Baracke nach den wirklichen Maßen
und den aufgefundenen Bauresten rekonstruiert gezeichnet. In der Mitte des
in der Regel durch große Steinblöcke begrenzten Raumes befindet sich eine
kellerartige Vertiefung, die mit Balken und Brettern überdeckt war und zur
90 Das Kastell.
Aufbewahrung von Vorntten, Früchten, Fleisch etc. gedient haben dürfte.
Der Keller ist nicht ummauert gewesen, sondern nur mit einer Böschung in
die Erde gegraben (vergl. hierüber Abschnitt IX. 2). Die Wände des ein-
stöckigen Oberbaues bestanden aus Holzfachwerk, das verriegelt, verstrebt und
ausgestaakt war. Ein innen und außen angebrachter Lehmverputz der Wände
schützte gegen Zug und Kälte, und durch einen Anstrich gab man diesen Bauten
ein freundliches Ansehen. Die Dachbedeckuug bestand aus Schindeln oder
Stroh, der Boden war mit einem Lehmschlag überzogen; es sind gerade im
Kastell solche Böden in vollständiger Erhaltung gefunden worden, w'oran die
Technik zu erkennen ist, die heute noch auf dem Lande, besonders zur Her-
stellung von Scheuertennen üblich ist. Die Größe dieser Baracken war ver-
schieden, 4X8 und selbst 6X12 m, sodaß bei der großen Spannweite der
Dachbinder Stützen erforderlich waren, was durch die Auffindung von Stein-
unterlagen für dieselben bestätigt wird. Die meisten der Fundamente, die
in der Praetentnra freigelegt wurden, gehören zu Holzbauten und Baracken.
Auf der Ostseite fanden sich außerdem Mauerreste, die mit Mörtel gemauert
waren, und die man nach ihren Heizvorrichtungen und ihren sonstigen eigentüm-
lichen Anlagen (Tafel VII, Nr. 5, 5a, 6, 6a, 7, 7a) wohl für die Reste von
Küchen und Backöfen halten kann. Einer dieser Räume enthält eine künsthch
hergestellte Vertiefung, die nur von einer Kesselummauerung herrühren kann,
sodaß die Vermutung nahe liegt, daß hier eine gemeinschaftliche Küche
errichtet war; man kann bei solchen Resten vielleicht auch an eine Soldaten-
Bäckerei denken. Im Kastell «Alteburg» bei Heftrich fand sich, noch ziem-
lich gut erhalten, der größte Teil eines Backofens vor.
Hiermit ist die Reihe der im Soldatenquartiere gefundenen Holzbauten
abgeschlossen; Massivbauten, wie sie die lietentura und das Praetorium auf-
weisen, haben dort nicht gestanden, denn der hier freigelegte Massivbau —
Bäder — gehört, wie schon im Anfange dieses Abschnittes unter 1. erwähnt
wurde, einer früheren Periode an und ist nur durch die Vergrößerung des
Kastells in die Practcntura hereingezogen worden. Die Bäder scheinen nach-
her unbenutzt geblieben zu sein und waren der späteren Besatzung vielleicht
kaum bekannt. Die wohlerhaltenen Mauern mit Hypokausten lagen bei ihrer
Freilegung vollständig in der Erde und waren durch eine festgetretene oder
gestampfte Bodenschicht verdeckt, sodaß sie nur durch Zufall gefunden
wurden. Auch der Rest der oberen Estrichlage im vorderen Räume, von
welcher kaum noch ein Quadratmeter vorhanden war, spricht dafür, daß diese
Bauten nicht zerstört, sondern abgebrochen wurden, und daß nicht allein die
Steine, sondern auch der Estrich, besonders als Mörtelmaterial bei der Herstellung
des Steinkastells, Verwendung gefunden haben; denn es ist vollständig aus-
geschlossen, daß man den Estrich zu irgend einer nachrömischen Zeit von
der Saalburg geholt haben könnte. Ich habe bei den verschiedensten Aus-
grabungen am Limes und in dem Taunusvorlande gefunden, daß der Estrich
zerfällt, wenn er der Witterung ausgesetzt ist, und nur erhalten bleibt, wenn
er durch undurchlässigen Boden genügend geschützt war.
Die innere Einteilung, 91
Es sind dies Alles Gründe, die dafür sprechen dürften, daß jenes so-
genannte «Soldatenbad» in späterer Römerzeit nicht mehr, oder wenigstens
nicht mehr als Bad im Kastelle benutzt worden ist. Nach dieser Erkenntnis
kann die seitherige Annahme, als hätten die Römer innerhalb des Kastells Saal"
bürg eine gemeinsame Badeanstalt gehabt, nicht mehr aufrecht erhalten werden.
Auf Tafel VIII, Nr. 1, la, 2 und 2a sind die zwei Bauten, die in ihrem
Fundamente zu einem Bau verbunden waren, in einem Maßstabe von 1:200
dargestellt. Der eine (Nr. 1) besteht aus einem 3,90X10,20 m großen, nahe-
zu in der Mitte geteilten Räume, mit einer an der Nordseite vorgelegten Heiz-
kammer {Praefurnium), von der aus er mittels Hypokausten erwärmt wurde.
Der vordere, der als Wärmestube oder als Schwitzbad anzusehen ist, liegt
dem Feuerherde am nächsten, hatte höhere Hypokaustenpfeiler und einen
dickeren (0,50 m) Estrich als der hintere Raum. Dieser letztere liegt tiefer
und ist daher wohl als Warmwasserbad zu bezeichnen; seine Ziegelpfeiler und
Bruchsteinuntermauerung sind niedriger, und sein Estrich ist nur 0,20 m dick.
Er konnte 0,40 cm hoch, also nicht bis zur Kniehöhe, mit Wasser gefüllt
werden, ohne die Thürsch welle zu überfluten. Als Baderaum ist er durch
einen ringsherumlaufenden Mörtelwulst in den Winkeln, wo Wand- und
Bodenflächen zusammenstoßen, gekennzeichnet. Von diesem Räume geht ein
Wasserkanal unter der Sohle der Hypokausten hindurch nach außen und er-
gießt seine Abflüsse in den im Abschnitte XI. 3 besprochenen Kanal
(vergl. Tafel VIII, Schnitt A— B). Der durch einen 2 m breiten Gang ge-
trennte Raum ist ein nicht heizbarer Wasserbehälter mit Sitzbänken auf zwei
Seiten und Mörtel wulsten, sowie einem Abflüsse nach dem schon erwähnten
Kanäle, Er ist vielleicht ein Kaltbad gewesen oder hat den Soldaten zu
Waschungen gedient.
In der Praetentura ist schließlich noch eine eigentümliche Ver-
tiefung zu erwähnen (Tafel IV c, d, e, f und Tafel VII, Nr. 8), welche sich
nördlich an das Praetorium anschließt. Sie gleicht einem Amphitheater,
und die Aufgrabungen haben diese Annahme unterstützt. Die amphi-
theatralische Anlage ist elliptisch, und der innere gestückte Bodenraum hat
einen Durchmesser von 22 bezw. 27 m; in den Böschungen fanden sich
Mauerreste, wahrscheinlich von Sitzreihen, Man muß sich diese von Holz,
wie überhaupt das Ganze in einfachster Weise hergestellt denken. Die lange
Friedenszeit am entlegenen Grenzwalle und die Langeweile des Lagerlebens
mochten Offiziere und Soldaten zu dieser Anlage geführt haben. Die dort
erhobenen Funde, Hufeisen, Sporen, Trensen etc., sprechen für eine Benutzung
durch Pferde; vielleicht diente sie als Cirkus oder auch als Reitbahn, wie
sie Vegetius II. 23 erwähnt. (Vergl, hierüber auch den Absatz b dieses Ab-
schnittes.) Nördlich davon, fast auf der Längsachse des Kastells, liegt der
einzige Brunnen der Praetentura (Taf. IV. P). Das Nähere hierüber findet
sich im Abschnitte XI. 2 «Die Wasserversorgung».
In der nordöstlichen Ecke liegt noch ein kleines Bauwerk Q dicht an
der Wallmauer, das von Coliausen für eine «Latrine» erklärte, da ein Wasser-
92
Das Kastell.
abfluß liindurchgeht. Doch ist diese Vermutung durch nichts bestätigt; im
Abscliuitte XI. 3 werde ich darauf zurückkommen.
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Fig. IG. Die Resle des Pnietorlum.
b. Die Latera praetorii und das Praetorium.
Von den zu beiden Seiten des Fraetorium hegenden und die Fradentnra
mit der lletentuni verbindenden langen Streifen, den Latera praetorii, ist die
Westseite vollständig, die Ostseite teilweise ausgegraben; dabei kamen aber
nur Reste von Holzbauten, Baracken etc. zum Vorschein. Es scheint, daß
die Massivbauten sich im Kastelle lediglich auf das Fraetorium und die Ite-
tentnra beschränkt haben. Ob hierbei überhaupt die Bezeichnung «Massiv-
bau», wie wir sie jetzt anwenden, ganz richtig ist, bleibt fraglich, da bei den
Bauten mit Steinunterbau die Stockwerke möglicherweise auch mit Holz-
fachwerk aufgeführt waren. Trotz dieser Möglichkeit behalte ich die seither
gebrauchte Benennung bei und zwar in dem Sinne, daß ich alle Baureste,
die ein hinreichend starkes und mit Mörtel hergestelltes Fundament haben,
vielleicht auch in ihrem unteren Teile wirklich massiv waren, als Massiv-
bauten bezeichne, im Gegensatze zu den nur trockene Steinunterlagen auf-
weisenden Holzbauten.
Wenden wir uns zunächst zu dem Praetorium, von dem eine Re-
konstruktion auf Tafel IX und X versucht wurde (vergl. auch Tafel V, Vogel-
Die innere Einteilung. 93
Perspektive sowie Textfigiir 16).^^) Dasselbe bildet ein Rechteck von 60 m
Länge und 44 m Breite, fast genau 40 : 30 Passtis, zeigt demnach ein Ver-
hältnis von 4 zu 3. (Das Kastell hat, wie schon erwähnt, Abmessungen im
Verhältnis von 3 zu 2.)
Von der Via principalis durchschnitten, beginnt es an der Südseite mit
einem sehr großen und weit gespannten Räume von 38,50 m lichter Länge
und 11,50 m lichter Breite; von jeder der drei Außenseiten führen 4,20 m
weite Thore in denselben, während auf der dem Inneren des Fraetoriiim zu-
gewandten vierten Seite sich fünf Thore in verschiedenen Breiten (von 1,30
bis 3,80 m) öffnen (Tafel IV). Das Gebäude, welches durch Ahlen (schmale
Gänge) von den übrigen Räumen getrennt ist, wurde von Oberst von Cohausen
für ein Exerzierhaus erklärt und von ihm dabei auf Vegetius hingewiesen, der
in seiner Abhandlung über Kriegs wissen schaff IL 23 sagt: «Überhaupt hielt
man die beständige Übung mit Wurfspießen oder mit dem Marcio harhnli
(kurzer blei beschwerter Pfeil) für notwendig, sodaß man zur Winterzeit Reit-
bahnen für die Kavallerie, die mit Ziegeln, Schindeln oder in Ermangelung
derselben wenigstens mit Rohr, Binsen oder Stroh gedeckt waren, und für
die Infanterie große Säle, wie sie in den Basiliken vorhanden sind, errichtete,
worin sich ein Corps bei schlechtem oder stürmischem Wetter unter einem
Obdach üben konnte». Da das Pilum höchstens 25 Schritte weit mit Erfolg
geworfen werden konnte, der Raum aber über 50 Schritte lang ist, konnten
zwei Abteilungen gleichzeitig üben. Der Einzelne bedarf hierbei eines drei
römische Fuß (0,88 m) breiten Raumes, und da das Pilum von zwei Gliedern
geworfen wurde, so konnte jede Abteilung aus 25 — 30 Mann, beide zu-
sammen aus 50 Mann, bestehen; es ist dies eine Centurie oder eine halbe
Manipel,
Mit welchem Materiale das Gebäude auch gedeckt gewesen sein
mochte, die Dachgiebel befanden sich auf den Schmalseiten, die Traufen auf
den Langseiten, und eben nur wegen dieser scheint das Gebäude um 0,45 m
(den Ahlen) von den Seitengebäuden des Praetorium abgerückt gewesen zu
sein. Die an der Ostseite vorspringenden Mauerpfeiler sind nicht mit Be-
stimmtheit zu erklären, doch mögen sie zur Verstärkung als Strebepfeiler
oder zur Aufnahme von Holzpfosten bestimmt gewesen sein, um ein vor-
kragendes Dach zu stützen. Derartige Vorsprünge kommen vielfach an
römischen Massivbauten vor (vergl. das Kaufhaus, Textfigur lö).
In dem quadratischen Hofe (Tafel IV, E), dem Atrium, das nördlich
durch einen Gang von dem Exerzierhause getrennt ist, lag außer zwei Brunnen
(Tafel IV, M und N, Tafel XIII, ßr. 2 und 3, vergleiche auch den Abschnitt
XI, 2) ein kleines viereckiges Bauwerk (Tafel IV, S), dem Hahel schon 1854
den Namen Sacellum gegeben hat. Auch spätere Funde lassen es möglich
erscheinen, daß dieser Raum zu einem Sacellum (auch Sacrum oder Sacrarium),
in welchem die Kaiserbilder und Feldzeichen aufgestellt waren, gedient haben
92) Nach einer im Jahre 1884 von Herrn Hoigne aus Frankfurt hergestellten Photo-
graphie.
94 I^as Kastell.
kann. Über die Sacellen in Pompeji vergleiche Ovcrheck-Mau, 4. Auflage,
S. 268. Das Sacellnm der Saalburg bildet ein Quadrat von 5,20:5,20 m;
in der Nordostecke ist ein viereckiger Raum von 1,50 ra im Lichten abge-
teilt; von ThüröfFnungen ist bei der tief herabreichenden Zerstörung des
Mauerwerks nichts mehr zu sehen. Auf den Tafeln IX und X ist in Figur VI
eine Ansicht, wie dieser Bau etwa in der Front ausgesehen haben mag, dar-
gestellt; man wird sich allerdings die Pilaster und Gesimse aus Holz an-
gefertigt denken müssen, da alle Anhaltspunkte für die Annahme von Stein-
gliederungen fehlen ; dagegen sind vor und in dem Räume selbst Bruchstücke
von reich verzierten Altären gefunden worden. In anderen Kastellen ist der
in der Kastellachse liegende Raum, oft halbrund abgeschlossen wie am Kastell
«Feldbcrg», oft auch unterkellert, für das Sacellum angesprochen worden. Das
wäre für uns der Raum Z, den von Cohaitsen als Oecus bezeichnete; doch scheint
dieser schon wegen seiner Größe und seiner exponierten Lage eine andere
Bestimmung gehabt zu haben. Allerdings ist dort im Jahre 1894 die in
Abschnitt XIII zur Besprechung gelangende, 0,15 m hohe Bronzestatuette ge-
funden worden, die M'ahrscheinlich einen Kaiser {Marc Aurel?) darstellt.
Der 25 m lange und 4 m breite Bau (Tafel IV, T) auf der Ostseite des
Praetorium zeigt keine Quermauern, wie sie das entsprechende Gebäude auf
der Westseite enthält. Während aber in letzterem vier Räume durch wirkliche
Mauern abgetrennt waren, fand man in ersterem nur einige pfeilerartig auf-
einandergesetzte Steine ohne Verband mit der Außenmauer, vielleicht den
Unterbau von Fachwerkswänden. Die Steine lagen nicht auf dem ge-
wachsenen Boden, sondern wie die meisten Gebäude auf Brandschutt, der
zum Teile aus schwarzer Asche und Kohlen bestand. Dazwischen fanden
sich Brocken von gebranntem Lehm, welche von dem Staakvverke der
Wände und Decken herrühren. Ferner enthielt der Brandschutt auf dem
gewachsenen Boden stark verwitterte Ziegel ohne Stempel, die Reste eines
Plattenbodens, und Estrichbruchstücke, welche mit jenen auf die Boden-
heizung einer älteren Einrichtung dieses Gebäudes schließen lassen.
Vor den beiden Räumen T und U sowie vor dem Exerzierhause R
liegen 2,50 bis 3,00 m breite Gänge, welche das Atrium E einschließen. Wir
werden uns dieselben nach Analogie mit dem Schema des antiken Wohn-
hauses oder mit den an mittelalterliche Klosterkirchen angelehnten Kreuz-
gängen als einen Umgang vorzustellen haben, der mit einem Pultdache über-
deckt war. Dieses lehnte mit dem höher gelegenen Teile an die Wände der
anstoßenden Gebäude an, während es nach dem Hofe zu auf hölzernen
Stützen ruhte. Das Licht wurde den dahinter gelegenen Räumen durch
Thüren zugeführt; die Abwässerung geschah nach dem Hofe wie im Atrium
des Wohnhauses. An den Hof A schließt sich ein zweiter, 9 m breiter und
29 m langer Hof V (Peristyl) an, der ebenfalls eine Säulenhalle enthält. Die Stützen
dieser standen auf einzelnen Sockelsteinen, welche die entsprechenden Zapfen-
löcher zeigen; einzelne von diesen gehören zu Inschriftsteinen und beweisen
dadurch, daß hier früher andere Bauten gestanden haben. Dies geht auch
Die innere Einteilung. 95
aus mehreren tiefer gelegenen Mauerresten hervor, die sich nachträglich noch
durch Zufall fanden.
Sowohl in der Nordostecke des Hofes (W), als auch auf seiner Westseite
(X) befinden sich heizbare Räume (die Einzelheiten siehe auf Tafel VIII,
Nr. 3 und 7), doch bleibt auf der Ostseite eine gewiß einst geschlossene
Lücke. In der westlichen Hälfte dieses Hofes bei Y liegen zwei schwere
Platten aus Vilbeler Sandstein dicht nebeneinander, deren jede 1,20 m lang ist,
und die bei einer Dicke von 25 — 33 cm zusammen 1,34 m breit sind. Sie
liegen nach keiner Seite hin zu irgend einer Achse symmetrisch, haben auch
keine Fundierung. Die dabei erhobenen Bronzebruchstücke — Daumen,
Haarlocken und Gewandfalten (Tafel LXIV, Nr. 5 und 8, und Tafel LXV,
Nr. 1, 2, 3, 7) — geben der Vermutung Raum, daß hier die mehr als lebens-
große Statue einer weiblichen Figur (Victoria?) gestanden habe.
In der Mitte der Nordseite des Fraetorium, in der Kastellachse, tritt ein
Bauwerk nach außen vor, dessen 0,95 m starke Umfassungsmauern einen
trapezförmigen Raum einschließen. So wenigstens gab Hahel nach seinen
Ausgrabungen von 1854 den Grundriß, anscheinend mit Rücksicht auf
einige oberflächlich liegende Steine, an. Meine nachträglichen Untersuchun-
gen vom Jahre 1894 haben ergeben, daß die Fundamente rechtwinkelig
sind, und daß das, was Hahel sah, vielleicht nur der Rest einer späteren
flüchtigen Wiederherstellung in Römerzeit war. Man kann diesen Raum
als das Hauptgebäude des ganzen Kastells, vielleicht als Wohnung des
Lagerkommandanten ansehen, die mit den nebenliegenden Räumen in Ver-
bindung stand. Ich habe ihn mit voti Cohausen dreistöckig angenommen.
Von seiner Gallerie aus konnte man das Lager und die Umgegend über-
schauen, die Truppen anreden und deren Exerzitien sowie den Spielen in der
dicht davorliegenden Arena zusehen. Man hat dem Gebäude mit Bezug auf
das antike Haus die Bezeichnung Oecus gegeben. Ein Durchgang in der
Mitte ist nicht vorhanden, vielleicht lagen die Ausgänge seitlich, entsprechend
der davorliegenden rampenartigen Mauer.
Nachdem ich auf die Kommandantur, das Exerzierhaus, sowie auf die
beiden Höfe mit dem Heiligtume hingewiesen habe, will ich davon absehen,
auch den übrigen Räumen des Praetorium eine bestimmte Verwendung zu-
zuschreiben, denn dafür fehlen alle Anhaltspunkte. Wenn wir statt dessen
einen Blick auf die Gesamtanlage des Fraeforium werfen, so muß uns seine
auffallende Ähnlichkeit mit dem römischen Normalwohnhause, wie wir es aus
Vitruv und den Ausgrabungen von Pompeji kennen, in die Augen springen. Zu-
fälligerweise scheinen die Maße mit denjenigen im Hause des Pansa in Pompeji
übereinzustimmen. Während aber an der vorderen Front des antiken Hauses
die Kaufläden liegen, ist im Praetorium das Exerzierhaus R quer vorgelegt.
Durch dieses führt der Eingang zu dem Atrium, dem quadratischen Hofe E. In
ihm liegt, wie bei den Privathäusern das Sacrarium, Sacellum oder Lararium,
so hier das Heihgtum als Aufbewahrungsort für die Feldzeichen, in welchem
außerdem Götter und Kaiser verehrt wurden.
96 I>as Kastell.
Auch hier ist der Hof von einem gedeckten Gange umgeben; den
Ciihicula entsprechen die seithchen Räume U und T; das Tahlinium
fehlt. Die Querlage des Peristyls, die von Vitruv für die Wohnhäuser
ausdrücklich verlangt, aber selten eingehalten wird, ist hier in unserem
Praetorium gewahrt. Der am Ende der Mittelachse des pompejanischen
Hauses gelegene Raum ist der Oecits, der vornehmste Saal des Hauses;
dort öffnet er sich mit einer weiten Thüre nach dem Garten, im Lager aber
nach der Praetrntiira und nur mittels eines Fensters oder einer Thüre nacli
der Gallerie.
c. Die Retentura.
Das südliche Drittel des Kastells, die Retentura, war vorzugsweise
für die Militär-Intendantur, d. h. für die Verwaltung bestimmt. Die dazu
gehörigen Gebäude sind in ihrem Grundrisse erhalten und waren, nach
den Mauerstärken zu schließen, wohl schon der Brandgefahr wegen massiv
ausgeführt. Das Gebäude, welches für das Quaestorium angesprochen wird
(Tafel IV, H), hat eine Länge von 26 m, eine Breite von 5 bezw. 6 m und
besteht aus acht Räumen, von denen zwei mit Hypokausteu versehen sind;
auf Tafel VIII, 4 und 4a ist das westlich gelegene in größerem Maßstabe
gezeichnet. Diesem Gebäude gegenüber liegt ein Bau F von 21 auf 24 m
Größe; er ist durch eine Mauer, die ebenso dick (1,15 m) als die der Um-
fassung ist, in zwei Teile getrennt, von Cohausen hat ihn als Magazin be-
zeichnet, wofür auch die vielen Parallelmauern sprechen dürften, die zur
Unterstützung der eichenen Balken und der darauf ruhenden Lasten, der
Frucht und sonstigen Vorräte, dienten. Der an der Nordostecke derselben
eingebaute längere Raum, der am meisten der Sonnenwärme entzogen war,
hat wohl, den dort gemachten Funden nach — Fleischhaken und Knochen — ,
zur Aufbewahrung der P^leischvorräte gedient. Über die Knochenfunde wird
in dem Abschnitte XIV «Verschiedenes» Näheres mitgeteilt werden.
Von den zwei weiteren, fast quadratischen Gebäuden G und Gl war
das erstere durch ein kreuzförmiges Hypokaustum heizbar (Tafel VIII, 5 und 5a);
das andere, Gl, bestand nur aus mit Quarzitsteinen gemauerten Pfeilern, die den
damber liegenden Boden durch Luftzirkulation von der Erdfeuchtigkeit iso-
lierten und trocken erhielten. Von dieser Einrichtung und sämtlichen Heiz-
anlagen wird später die Rede sein.
Wie in der Praetentura ein Brunnen (Br. Nr. 1), in dem Praetorium
deren zwei (Br. Nr. 2 und 3) gefunden wurden, so haben sich in der Retentura
drei Brunnen (Br. Nr. 4, 23 und 33), im ganzen Kastelle also sechs gefunden, über
die im Abschnitte XI. 2 ausführlich berichtet werden wird. Die auf Tafel IV
schraffiert dargestellten Mauerreste gehören, wie schon zu Anfange dieses
Abschnittes unter «Allgemeines» erwähnt wurde, einer früheren Periode an.
Schließlich ist im Kastelle der Vollständigkeit halber noch zweier kleiner
Gebäude in der südwestlichen Ecke, dicht bei der Abrundung, zu gedenken,
Besatzung und Verteidigung. 97
die aber nicht, wie man glauben könnte, auf alten Grundmauern erbaut,
sondern neueren Datums sind. Beide Häuschen, das eine 1856, das andere
1872 errichtet und 1895 vergrößert, dienen zur vorläufigen Aufnahme der
Fundstücke und zur Aufbewahrung der Ausgrabungsgeräte; sie sind auf den
Tafeln nicht eingezeichnet.
5. Besatzung und Verteidigung.
Eine der schwierigsten Fragen der Limesforschung ist die nach der
Verteilung der Truppen an dem ganzen Grenzwalle und der Besatzungsstärke
in den Kastellen. Die Überlieferung verläßt uns hier, und die Ziegelstempel
mit Truppennamen, die oft vereinzelt und zerstreut selbst in Türmen ge-
funden werden, und von denen man nicht weiß, wie und durdi wen sie da-
hin kamen, sind mit Vorsicht aufzunehmen, und wenn man der Ansicht bei-
tritt, daß Central-Ziegelfabriken bestanden, oft überhaupt illusorisch. Nur
wenige Anhaltspunkte hat man bis jetzt mühsam zusammengetragen. So
nennt man Friedberg mutmaßlich als Standquartier der ersten Flavischen
Kohorte der Damascener, Großkrotzenburg als das der vierten Kohorte der
Vindelicier, Kastell Feldberg scheint den Numerus Cattharensium beherbergt
zu haben, und die Saalburg gilt ziemlich sicher als Standort der zweiten
Kohorte der Raeter. In den rückwärtigen Standquartieren sind die VIII. und
die XXII. Legion, deren Ziegel ebenfalls auf der Saalburg vermauert sind, unter-
gebracht gewesen, einschließlich mehrerer Kohorten von Hilfstruppen. Auf die
Besatzung des ganzen Limes rechnet man etwa 20000 Mann in Friedenszeiten,
Diese Truppenzahl hat man auch auf die Besatzung der Kastelle verteilt und
daraus einige Werte gewonnen, die wohl im Allgemeinen mehr theoretischer
Natur sind, von Cohausen hat über die Größe der Kastellbesatzungen Unter-
suchungen angestellt, indem er dabei von dem Kastellumfange und dem theo-
retisch für den einzelnen Soldaten nötigen Räume ausging, und darüber eine
Arbeit geschrieben, die sich mit den auf der Saalburg in dieser Beziehung
obwaltenden Verhältnissen eingehend beschäftigt. Wenn auch die darin, so-
wie in seinem «Grenzwall» vertretene Ansicht neuerdings von Einzelnen an-
gefochten wurde, so bringe ich sie doch als von fachmännischer Seite her-
rührend, und weil seine Darlegungen noch vieles andere Interessante über
Angriff und Verteidigung enthalten, hier zum Abdruck:
«Das Kastell bildet ein Rechteck von rund 221 m Länge und 147 m
Breite, also von 500:750 römische Fuß. Sein ganzer verteidigungsfähiger
Umzug beträgt mithin einschließlich der Thore und Thortürme 2 (221+14:7)
= 766 m (2500 Fuß). Da nun jeder Mann, um das Pilum werfen zu können,
1,80 m Front bedarf und im zweiten Gliede einen Hintermann hat, der ihm
im Kampfe beispringt, oder ihn, wenn er gefallen, ersetzt, so bedarf das
Kastell zu seiner Verteidigung auf je 1,80 m Umzug (oder Feuerlinie, wie
wir heute sagen würden) zwei Mann, oder auf 0,95 m einen Mann; dies er-
giebt auf den ganzen Umzug 775 Mann.
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg. 7
-9d ^as Kastell.
Ohne in eine Besprechung über die römische Heeresorganisation hier
einzutreten, nehmen wir das in der ersten Kaiserzeit Giltige als Norm an
und fahren fort: Eine von einem Legaten und sechs Kriegstribunen befehligte
Legion ist 3600 Mann stark; sie ist geteilt in 10 Kohorten h 360 Manu,
deren jede aus drei Manipcln ä 120 Mann besteht und endlich in zwei Halb-
manipeln oder Centurien h 60 Mann unter einem Centurio ihre letzte Unter-
abteilung empfangt. Da man nun Soldaten nicht wie eine Herde abzählt,
sondern ihre taktische Gliederung beibehält, so wird man auch zur Besetzung
der Feuerlinie des Kastells nicht genau 775 Mann, sondern zwei Kohorten
ä 360 Mann oder im Ganzen 720 Mann nehmen, diesen aber als Reserve
und wegen der stets von der römischen Taktik verlangten Ausfälle noch
zwei bis drei Manipeln beifügen, sodaß die ganze Kriegsbesatzung des
Kastells etwa 1080 Mann oder drei Kohorten betragen würde. Da nun zehn
Mann mit ihrem Gepäck ein Zelt von 10 Fuß Breite und 24 Fuß Länge ein-
nehmen und vor demselben eine Lagergasse von 6 Fuß Breite herläuft, die
zehn Mann einschließlich dieser also 10 (24-1-6) == 300 Quadratfuß oder
26,10 qm Lagerraum bedürfen, so bedarf eine Kohorte oder 360 Mann 937,6 qm
und drei Kohorten 2812,8 qm, das ist ein Areal, welches kaum den neunten
Teil des Kastells ausmacht und den der Praetentura innerhalb der Wall-
straßen lange nicht erreicht. Abgesehen von den für die hohen Offiziere und
für Magazine bestehenden Massivbauten bleibt daher im Notfall immer noch
ein ganz ansehnlicher Raum für die mit ihrem Vieh etwa in das Kastell
geflüchteten Bewohner der Bürgerlichen Niederlassung. Allein an eine so
große Besatzung war für den Winter und für friedliche Zeiten gar nicht zu
denken, dagegen mußte für die ständige Besatzung durch bequeme und
heizbare Baracken oder Hütten Sorge getragen werden.
Um nun von dem Angriffe und der Verteidigung des römischen Grenz-
walles und der Saalburg insbesondere eine richtige Vorstellung zu vermitteln,
möchte das Nachstehende dienlich sein:
Durch die in den germanischen Grenzländern hausierenden Kaufleute
vor einem Einfalle gewarnt, waren die römischen Grenzwachen auf ihrer Hut.
Die Strenge beim Ein- und Auslassen an den wenigen Schlägen, welche unter
dem Schutze von größeren und kleineren Kastellen die Durchgänge des Pfahl-
grabens sperrten, wurde verdoppelt, etwaige Lücken unzugänglich gemacht,
Beobachtungsposten und Schleich patrouillen [speculatores] vor demselben ein-
gerichtet und auch hinter demselben der Wachtdienst verstärkt. Jeder Ein-
fall, jeder Angriff der Kastelle mußte mit der Durchbrechung des Pfahlgrabens
oder des vor ihm liegenden wegelosen Urwaldes beginnen, hinter welchem
sie lagen. Er konnte nicht unbeachtet bleiben, denn er bedurfte immer
einiger Zeit, weil die wenigen Übergänge, die aus dem Überhöhischen Hinter-
lande in die Nidda-Ebene führten, allein auf spärlichen Wegen erreichbar waren,
welche die dichten Waldungen entbehrten. Man muß einen Urwald, wie er
sich z. B. noch an einem Teile der bayerisch-böhmischen Grenze hinzieht, ge-
sehen haben, um ermessen zu können, daß sein von keiner Axt berührtes
Besatzung und Verteidigung. 99
Dickicht, in welchem dürre und halbfaule Baumstämme in üppig auf-
schießendem Unterholze übereinanderliegen , ein ganz undurchdringliches
Dickicht bilden, mit dem unsere, von der Forstschere disziplinierten Wälder
nicht verglichen werden können. Der Durchgänge, welche den östlichen Teil
des Taunus überschritten, waren nur wenige: Die Hauptstraße, die sich rechts
und links dicht an der Saal bürg vorbei und von dieser gesperrt aus dem
Römerlande in das der Chatten gegen Usingen und gegen Obernhain zog,
der Weg durch das Köpperner Thal, gesperrt durch das Zwischenkastell
«Lochmühle», und ferner die westlichen Nebenwege, welche aus dem Waldlande
durch die Thäler von Ober-Stedten und Ober-Ursel in die Nidda-Ebene hinab-
führten ; sie waren da, wo sie auf der Wasserscheide den Pfahlgraben passierten,
gedeckt durch die kleinen Zwischenkastelle «Altes Jagdhaus» und « Heide-
stock ».^^) Es ist leicht möglich, daß das Terrain zwischen Kastell und Pfahl-
graben durch Pallisaden oder Verhaue so hergerichtet war, daß eine Durch-
brechung desselben immer mit soviel Zeitaufwand verbunden war, daß den
Römern genügend Zeit blieb, sich in Kampfbereitschaft zu setzen. Ein solches
Verhau oder Gebück — eine Verflechtung und ein Verwachsen nieder-
gebogener Waldbäume und Aste, untermischt mit Dornen und Schlingranken
— ist, um ein Beispiel dieses wirksamen, in der Ur- und Römerzeit wie im
Mittelalter so häufig angewandten Hindernismittels zu geben, im Jahre 1872
vor der Süd- und Westseite der Saalburg angelegt worden.^*) Das Durch-
brechen eines derartigen Gebückes hat selbst mit den guten Werkzeugen
unserer Tage seine Schwierigkeiten, welche in den vielfachen Verwachsungen,
durch welche die Aste verschiedener Stämme miteinander verbunden sind,
in ihrer Elastizität und in den Dornen und Ranken, die sie durchschlingen,
begründet sind; die Schwierigkeit ist unvergleichlich größer, wenn wir uns
die Angreifer ihrer Zeit gemäß ausgerüstet denken. Durchbrechungen, welche
pfadlos dazwischen versucht werden sollten, würden durch die Wachttürme
auf dem «Klingekopf», dem «Roßkopf», am «Einsiedel», auf dem «Kieshübel»
und am «Weißenstein», sowie ostwärts am «Fröhlichen Mannskopf», am
«Bennerpfad», an der «Lochmühle» und den weiter nach der Kapersburg
hin gelegenen Türmen gemeldet oder signalisiert worden sein.
Als vorzugsweise den Angriffen ausgesetzte Seite des Kastells haben
wir dessen nördliche, dem Pfahlgraben zugekehrte Front anzusehen.
Der Wallgang des Kastells, auf welchem die Verteidiger standen, hatte
eine Breite von 3 m und eine Höhe von 2,30 m, die, nach innen sanft ge-
^^J Über die Untersuchungen der drei genannten Zwischenkastelle vergl. Limesblatt
Nr. 1, Abschn. 1, und Nr. 11, Abschn. 82 und 83.
®*) Da dieses Gebück zu hoch geworden war, wurde es 1893 stark zurückgeschnitten,
sodaß nun wieder Jahre werden vergehen müssen, ehe die neuen Schößlinge wieder zur
Herstellung von Gebück umgebogen werden können. — Die Art der Herstellung eines
solchen Gebückes beschreibt uns Caesar bei der Schilderung seiner Kämpfe mit den Nerviern
(de hello Gallico II. 17) : ^Teneris arboribus incisis atque inflexis crebris in latitudinem ramis
enatis et rtihis sentibusqiie interjectis effecerant, ut instar muri hae sepes munimentum prae-
berent, q_uo non modo intrari, sed ne perspici qiiidem posset».
lOO Das Kastell.
büscht, leicht zu ersteigen war. Der Wall war nach außen mit einer Mauer
bekleidet, welche mit Zinnen gekrönt war. Waren die Zinnenöffnungen
(Fenster, fenestra) zum ungehinderten Walfengebrauche breit und ihre Brüstung,
um das Vorlehnen zu gestatten, nur gering, so waren auch die Zinnenbergen
kaum mannshoch und gewährten nur für je eine Schildwache Deckung. Auf
dem Walle hinter den Zinnen stand die Besatzung, bereit, das Pilum — aber
auch Steine — auf den anrückenden Feind za werfen. Das Pilum (Taf. XII,
in der rechten Hand des Soldaten) ist, wie durch die Untersuchung von
Lindenschmit feststeht, ein mit einer Stahlspitze versehenes, dünnes und 1 m
langes Eisen mit einem ebenso langen Holzschafte. Es kann 15 — 20 Schritt
weit geworfen werden, das ist vom Walle bis zum äußeren Grabenrande,
wo der Angreifer, um in den Graben hinabzusteigen, seine Reihen lockerte
und seine Deckung durch die Schilde vernachlässigen mußte. Denn wenn
diese auch durch das schuppenförmige Aufeinanderschließen der einzelnen
Schilde auf ebenem Boden noch so vollständig war, so mußte sie durch das
Ab- und Aufsteigen in den Doppelgräben, die das Kastell umgeben, vielfach
aufklaffen und Lücken erhalten, welche sich die Verteidiger für ihre Pilen-
würfe ausersahen. Nicht also, wie man wohl geglaubt hat, in einer Pallisaden-
reihe, welche auf dem Dämmchen, wenn man überhaupt von einem solchen
reden kann, zwischen dem inneren und äußeren Graben unmöglich war,
sondern in der Lockerung, zu der eben im gefährlichsten Augenblicke die An-
griflFskolonne durch die beiden Gräben und ihr scharfes Zwischendämmchen
genötigt wurde, bestand deren treffliche Wirkung. In dem Augenblicke, wo
Unordnung und Verzögerung in der Kolonne des Angreifers eintreten muß,
wo die Schilde oft von einem Wurfe durchdrungen und aneinander geheftet
werden, wo manche Kämpfer den Schild fahren lassen und verwundet hin-
stürzen, verlangte es die römische Taktik, daß aus den vom Angriffe weiter
zurückgelegenen Thoren, den portae princi})dles, ein Ausfall gemacht wurde,
welcher die Flanke des stürmenden Feindes traf — teils auf der Contre-Escarpe,
teils im Graben — und ihn so, von drei Seiten zugleich angegriffen, zum
Rückzuge nötigte. Dies ist das Verfahren, welches wir Caesar und seine
Legaten bei der Verteidigung der Lager stets einhalten sehen; und wir glauben
unsere Beschreibung nicht besser beleben und zum Verständnis bringen zu
können, als indem wir einige Kämpfe nach den Schilderungen Caesars hier
mitteilen :
Es war im Jahre 53 v. Chr., als Caesar zum Entsatz des Cicero herbei eilte ^*);
in der Absicht, die seinem Lager gegenüberstehenden Gallier zu einem Angriflfe zu ver-
leiten, ließ er mit dem Scheine der Furcht den Wall erhöhen und die Thore verbauen.
Als er nun die Truppen vom Walle zurückzog, rückte der Feind näher heran und
sandte seine Wurfgeschosse von allen Seiten ins Lager, ja er begann den Wall mit
den Händen einzureißen und die Gräben auszufüllen. Da nämlich die Thore, obgleich
nur zum Scheine und nur mit einer einfachen Rasenmauer, geblendet waren, so glaubten
sie hier am wenigsten einbrechen zu können. Jetzt machte Caesar plötzlich einen Aus-
»^) Vergl. Caesar, de hello Gallico V. 50, 51.
Besatzung und Verteidigung. 101
fall aus allen Thoren ; die Eeiterei griff an und warf den Feind ohne allen Widerstand
über den Haufen.
Über einen ähnlichen Vorgang berichtet Caesar an anderer Stelle ^^):
Galba wurde in dem noch nicht vollständig hergerichteten Winterlager in Octo-
durus durch die Gallier angegriffen ; kaum hatten die Römer die Verteidigungsmaß -
regeln anzuordnen und auszuführen Zeit gehabt, als der Feind auf ein bestimmtes
Zeichen von den Bergen herabstürmte und den Wall mit Steinen und Wurfspießen
überschüttete. Die Römer hielten anfangs, so lange sie noch bei frischen Kräften
waren, wacker Stand, keines ihrer Geschosse fehlte von der Höhe des Walles seinen
Mann, und wo irgend ein schwach besetzter Teil des Lagers bedroht ward, eilte die
Reserve rasch zur Hilfe herbei, aber der Feind führte immer neue Truppen heran.
Den durch einen sechsstündigen Kampf ermüdeten Römern gingen bereits die Geschosse
aus, während der Feind immer entschlossener drängte und schon den Wall nieder-
zureißen und die Gräben auszufüllen begann. Man brach daher das Gefecht ab, ließ
die vom Feinde ins Lager geschleuderten Geschosse sammeln und brach nach kurzer
Rast plötzlich aus allen Thoren heraus. Der Feind, der nicht wußte, wie ihm geschah,
und nicht dazu kam sich zu sammeln, wurde in solcher Unordnung zurückgeschlagen,
daß er die Waffen wegwarf und über ein Drittel von ihm auf dem Platze nieder-
gemacht wurde.
Tacitus {Annal. I. 68) giebt uns ein nicht minder anschauliches Bild:
Die Römer werden in ihrem Lager bei den Pontes longi von den Germanen hart
bedrängt; schon verschütten sie den Graben, werfen Strauchwerk hinein, suchen den
Wall zu erklimmen und erreichen den Wallkamm, auf dem nur Wenige standen. Als
die Stürmenden so zwischen den Hindernissen (dem Graben und dem pallisadierten
Walle) eingeklemmt waren, wird den als Reserve im Kastell stehenden Kohorten mit
Hörnern und Trompeten das Zeichen zum Angriff gegeben; sie werfen sich mit Ge-
schrei und heftigem Andränge den Germanen von allen Seiten in den Rücken, die nun
weichen und auf der Flucht bis zum Abend hingemordet werden.
Wir beschließen diese Hinweise, um zugleich auf den Gebrauch und
die Wirkung der Waffen aufmerksam zu machen, mit der Erwähnung eines
x\usfalls eigner Art, den Caesar (de hello Gall. V. 41 — 44) ausführhch beschreibt:
Cicero stand im Winterlager (bei Charleroy oder bei Namur). Soldaten, welche
in den Wald gegangen waren, um Holz zu den Befestigungen zu holen, wurden ab-
geschnitten. Die Nervier rückten näher und suchten den Graben auszufüllen; Cicero
fuhr während der Nächte fort, seine Befestigungen durch hölzerne Türme und durch
Verbauung der Wall-Lücken zu verstärken und Zinnen und Brustwehren aus Flecht-
werk aufzusetzen; auch wurden Pfähle zugehauen und zur Härtung an der Spitze an-
gebrannt, um als Mauerpilen zu dienen. Die Nervier umschlossen das Lager ihrerseits
mit einem 9 Fuß hohen Walle und einem 15 Fuß breiten Graben. Sie hatten das
durch die Übung bei den Römern in den letzten Jahren gelernt; auch hatten sie einige
Gefangene vom römischen Heere, die es ihnen zeigen mußten. Da es ihnen aber an
den dazu nötigen eisernen Werkzeugen fehlte, so mußten sie den Rasen mit ihren
Schwertern ausstechen und die Erde mit bloßen Händen und in ihren Mänteln fördern.
Aus dieser Arbeit kann man auf die große Masse der Feinde schließen ; denn in weniger
als drei Stunden hatten sie die Contrevallationslinie in einer Länge von 15 Milien
(30000 Schritte) vollendet. In den folgenden Tagen begannen sie (hölzerne) Türme
96) Vergl. ebenda III. 4 und 5.
102 Das Kastell.
im Verhältnis zur Höhe unseres Walles, Mauersicheln und «Schildkröten», Alles unter
der Leitung jener Gefangenen, herzurichten und zusammenzusetzen. Am siebenten Tage
der Einschließung entstand plötzlich ein großer Windsturm. Da begannen sie glühende
Kugeln aus schmelzbarem Thone mittels Schleudern und brennende Wurfspieße auf die
Lagerhütten zu werfen, welche nach gallischer Sitte Strohdächer hatten. Diese fingen
rasch Feuer und verbreiteten es bei dem heftigen Winde über das ganze Lager. Nun
erhoben die Feinde ein lautes Geschrei, als wenn der Sieg schon errungen und ent-
schieden wäre, und begannen Türme und Schutzdächer heranzuführen und den Wall
mit Leitern zu ersteigen. Aber die Tapferkeit und Geistesgegenwart unserer Soldaten
zeigte sich in ihrem vollen Glänze. Auf allen Seiten von den Flammen versengt, von
einem Hagel von Geschossen überschüttet, sahen sie ihr ganzes Gepäck, Alles, was sie
besaßen, eine Beute der Flammen werden. Aber auch nicht Einer entfernte sich vom
Walle und verließ seinen Posten. Kaum drehte sich einer um, sondern alle setzten den
Widerstand aufs Hartnäckigste und Tapferste fort. Das war bei Weitem der härteste
Tag für die Römer; doch endete er schließlich damit, daß eine große Masse von Feinden
verwundet oder getötet wurde, da sie sich dicht unter dem Walle zusammengedrängt
hatten und die letzten Glieder den vorderen jedes Weichen unmöglich machten. Als
das Feuer ein wenig nachgelassen hatte, brachte der Feind einen Turm bis unmittelbar
an den Wall heran. An dieser Stelle stand die dritte Kohorte; ihre Centurionen nahmen
ihre Leute ein. wenig zuiück und forderten dann mit Wink und Zuruf die Feinde auf, doch
hereinzukommen, aber Keiner wagte der Aufforderung zu folgen; da trieben die Römer
sie auf der ganzen Linie mit Steinwürfen zurück und zündeten dann den Turm an.
Es standen bei Ciceros Legion unter Anderen zwei Centurionen von bewährter
Tapferkeit, welche die Beförderung zur ersten Rangklasse bereits in naher Aussicht
hatten, T. Pulio und L. Vorenus. Beide lebten in beständigem Zwiste miteinander
über den Vorrang bei der Bef()rderung und stritten um denselben in jedem Jahre mit
Eifersucht. Als nun hartnäckig bei dem Walle gekämpft wurde, rief Pulio: «Was
zauderst du denn noch, Vorenus? Auf welche Gelegenheit willst du eigentlich noch
warten, deinen Mut zu zeigen? Dieser Tag soll unseren Streit entscheiden.» Damit
stürzte er ins Freie hinaus auf die dichteste Masse der Feinde. Und auch Vorenus
ließ der Ehrgeiz nun nicht länger auf dem Walle bleiben, er folgte. Nahe am Feinde
warf Pulio sein Pilum und durchbohrte einen Gallier, der ihm aus dem Haufen ent-
gegenkam. Die Anderen deckten den Gefallenen mit ihren Schilden, überschütteten
Pulio mit Geschossen und schnitten ihm den Rückweg ab. Ein gallischer Wurfspieß
dringt durch Pulios Schild und haftet in seinem Wehrgehänge. Dadurch wird die
Scheide verschoben und die rechte Hand des Centurionen behindert, das Schwert zu
ziehen. Außer Stande sich zu verteidigen, wird er von dem Feinde umringt. Da eilt
ihm sein Nebenbuhler Vorenus zu Hilfe. Nun wendet sich die Menge gegen diesen;
Pulio, glaubten sie, habe an dem Wurfspieße genug. Vorenus wehrt sich mit dem
Schwert, tötet Einen und treibt die Andern ein wenig zurück; während er aber heftig
nachdringt, stürzt er in eine Unebenheit des Bodens und wird selbst umringt. Aber
nun kommt ihm Pulio zu Hilfe, und endlich ziehen sich Beide, nachdem sie noch
mehrere Feinde getötet, mit Ruhm bedeckt, glücklich in die Befestigung zurück.»
Diese Beispiele werden genügen.
Wie bei allen Angriffs- und Verteidigungs- Dispositionen werden auch
hier Zeit und Umstände Änderungen herbeigeführt haben, indem der Feind,
nachdem er den Pfahlgraben durchbrochen, entweder ohne Weiteres zum
Sturme auf das Kastell schritt oder, indem er seinen Angriff durch Schleuderer
Besatzung und Verteidigung. 103
vorbereitete, welche ähnlich unseren Tirailleureu aufgelöst vorgingen, oder
indem er seine Sturmkolonnen, welche Strauchbündel und kurze Leitern trugen,
vorausmarschieren ließ, um die Gräben auszufüllen und die Mauer zu ersteigen,
und indem er sie mit Handwerkszeug versah, anderweitige Hindernisse, die
uns Caesar bei der Belagerung von Alesia kennen lehrt, wegzuräumen.
Es wird hier nicht ohne Interesse sein, die Angriffs- und Verteidigungs-
taktik jener Zeit mit der unserer Tage zu vergleichen. Hier müssen wir frei-
lich gleich aussprechen, daß wir bei unseren heutigen Kriegsmitteln und bei
der Tragweite und Treffsicherheit unserer Artillerie und der Handfeuerwaffen
weder ein solches Kastell («Redoute» würden wir sagen), noch eine solche Linear-
befestigung wie den Pfahlgraben anlegen würden, sondern den Paß, den die
Saalburg sperren sollte, gegen einen von Norden herkommenden Feind eher
durch zwei sturmfreie Batterien rechts und links der Straße zu behaupten
suchen würden, indem wir dieselben durch ein Verhau verbinden und da,
wo seine Linien die Straßen überschritten, eine Feldwache aufstellen, bezieh-
ungsweise diese beim ernstlichen Angriffe zurückziehen würden, während das
Gros der Infanterie weiter rückwärts kampierte. Sollte aber die Aufgabe ge-
stellt sein, das Kastell, wie es ist, zu verteidigen, so würden (unter Nicht-
berücksichtigung der Deckung, welche der nahe Pfahlgraben und der um-
liegende Wald dem Angreifer in Wirklichkeit gewähren würde) die im Folgenden
genannten Zahlen der bedurften Besatzungsmannschaft eine direkte Ver-
gleichung der beiden taktischen Systeme gestatten.
Bei der Ausdehnung der Feuerlinie des Kastells — 736 m — berechnet
sich deren Besatzung einschließlich der Reserve auf 1600 — 2400 Mann, je
nachdem man die Minderzahl von 8 Mann pro 5 Schritt, oder die größere
Zahl, 12 Mann auf dieselbe Länge, annimmt. Von dieser Besatzung würde
etwa ein Drittel zur Besetzung der Thore und als Reserve aufzustellen sein.
Wir erkennen hier den entscheidenden Einfluß der Waffe, welche eine
doppelt so dichte Aufstellung der heutigen Truppen im Gegensatze zur
römischen gestattet, und da sie auch für den Angreifer gilt, eine doppelt so
große Besatzung als zur Römerzeit notwendig macht.
Bei dem thatsächlichen Bestehen des Pfahlgrabens und seiner beiden
Durchgänge an der Saalburg würde sich die Besatzungsdisposition für dieses
Kastell etwa so gestalten:
1) Eine Feldwache zu 50 Mann am Durchgange des Obernhainer Weges
durch den Pfahlgraben.
2) Eine Feldwache zu 50 Mann am Durchgange der Usinger Chaussee.
Beide stellen auf umsichtlichen Punkten der Linie Posten auf und
patroullieren längs derselben.
3) Wache im Kastell zur Aufstellung von Posten auf dem Walle und an
dessen Eingängen — 50 Mann.
4) Bereitschaft zur ersten Bildung der Feuerlinie — 200 — 350 Mann.
5) Verstärkung derselben — 750—1200 Mann.
6) Reserve — 500—800 Mann.«
104 I^as Kastell.
Die von Cohauscn angenommene Besatzungsstärke scheint auch mir nach
den neueren Untersuchungen etwas zu hoch gegriffen; ich glaube, daß niclit
mehr als eine Kohorte die reguläre Besatzung gebildet hat. Da die zweite
Kohorte der Raeter für die Saalburg genannt wird, so mag ihr die Ver-
teidigung anvertraut gewesen sein. Ob aber dieser Truppe auch die Besetzung
der zunächstliegenden Türme und Zwischenkastelle, also ein bestimmter Limes-
abschnitt zugewiesen war, oder ob hierhin besondere Truppen aus den rück-
wärtigen Linien kommandiert wurden, bleibe dahingestellt. Sicher wird auch
hier ein mehrmaliger Wechsel zu verzeichnen sein, da ja auch der Kastell-
umfang sich mehrfach änderte, wie wir jetzt aus einigen Beispielen wissen.
Jedenfalls aber war zur Kriegszeit die Besatzung durch Vorschiebung von
Detachements aus dem Gros der Legionen, durch Veteranen, Einheimische
und sonstige Hilfstruppen erheblich verstärkt, sodaß dann vielleicht die
thatsächliche Stärke der Besatzung die theoretische Zahl nahezu erreicht
haben mag.
105
IX.
Die Bürgerliche Niederlassung.
(Tafeln I, XIII— XVII und Textfiguren 17-19.)
1. Allgemeines.
Mit den römischen Kastellen ist oft ein umfangreiches bewohntes Gebiet ver-
bunden, die sogenannte «Bürgerliche Niederlassung» oder die «Lager-
stadt». Sie diente zur Aufnahme des Trosses, der Marketender (lixae) und
Händler, welche stets die römischen Heere begleiteten. Nach ihren Buden
(canahae) wurden sie auch canahenses genannt. Ihren Stamm bildeten die
Veteranen, von denen die meisten wohl gerne in der Nähe ihrer alten Truppe
blieben.
Die Bürgerliche Niederlassung der Saalburg erstreckt sich fast
um das ganze Kastell, selbst zwischen diesem und dem Pfahlgraben haben
sich Überreste davon gefunden. An der Ost- und West-, besonders aber
an der Südseite sind zahlreiche Spuren, nicht allein im Boden, sondern
auch über demselben erhalten geblieben (Taf. I u. XIII). Nimmt man die
Porta decumana als Mittelpunkt und beschreibt einen Kreis von rund 600 m
Durchmesser, so erhält man annähernd den Umfang der Lagerstadt. Nach
Süden dehnt sich das bebaute Gelände noch weiter aus, auch liegt dort die
spätere und größere Gräberstätte, an die in der Römerzeit sich kultiviertes
Garten- und Ackerland anschloß. Man wird nicht zu weit gehen, wenn man
die bebaute Fläche der Saalburg auf 350,000 qm = 35 Hektar (etwa 140
römische Jiigera) annimmt; dann würden nach Abzug der Grundfläche des
Kastells, das mit seinen davorliegenden Gräben 4,6 Hektar mißt, noch etwa
30 Hektar für die Ansiedelung verbleiben. Es ist dies ein Flächengehalt,
der, auf heutige Verhältnisse übertragen, etwa dem eines kleinen Städtchens
von 2 — 3000 Einwohnern entspricht. Die mit einer Mauer umschlossene
Römerstadt Heddernheim hat nach von Cohausen einen Flächengehalt von
450,000 qm. (45 Hektar).
Etwa 350 m südöstlich vor der Porta decumana beginnt ein kräftiger
Erdwall, der teilweise mit Steinen befestigt ist, und vor dem auf beiden Seiten
Gräben ausgehoben sind (Taf. XIII C— E und Profile E F und C D). Der-
selbe zieht in fast gerader Richtung nördlich nach dem Pfahlgraben, wo er
lOG l^ie Bürgerliche Niederlassung.
flacli ausläuft; ob er mit dem jenseits des Pfahlgrabens befindlichen, schon
in Kapitel VI, S. 41 erwähnten Walle in Verbindung gestanden, ist zur
Zeit noch nicht zu entscheiden, doch scheinen diese Wälle älter als der
Pfahlgraben und vielleicht ursprünglich zur Umschließung der Bürgerlichen
Niederlassung bestimmt gewesen zu sein. Überreste von weiteren Wällen und
Gräben, die im Bereiche der Saalburg liegen, die aber wolil schon teilweise
in der Römerzeit eingeebnet wurden, deuten darauf hin, daß einstmals, ehe der
Pfahl angelegt war, die bei dem ersten Erdkastelle gelegene Ansiedelung
in ähnlicher Weise begrenzt war; doch können auch Pallisadierungen und
Gebücke, von denen natürlich alle Spuren verschwunden sind, als Abschluß
gedient haben '•'^).
Auch Neuhof ^^) schreibt schon 1780: «Fünfhundert Schritte von der
Burg ziehet gegen Morgen eine lange Mauer nebst einem tiefen Graben, wo-
durch die Burg mit ihren Außengebäuden von dieser Seite, gegen Abend
aber von dem Pfahlgraben beschützet war».
Ist schon eine Abgrenzung der verschiedenen Bauperioden bei dem
Kastelle schwierig gewesen, so ist dies bei den Bauten der Bürgerlichen Nieder-
lassung noch viel mehr der Fall. Die Verschiedenartigkeit der Bauten und
ihrer Konstruktion, die Grundrisse sowie die Fundstücke geben nur geringen
Aufschluß; dazu kommt noch, daß nur sehr wenig ausgegraben ist und der
weitaus größte Teil der Niederlassung unter dem Waldboden hegt. Allerdings
sind an vielen Stellen Schürfungen vorgenommen worden, um den oben an-
gegebenen Umfang feststellen zu können. Hierzu diente auch als Wegweiser
das Immergrün (Vinca minor), welches, soweit der Brandschutt vorkommt,
vortrefflich gedeiht. Das Vorhandensein dieser schönen grünen Pflanze mit
ihren blauen Blümchen bezeichnet mit ziemlicher Sicherheit die Ausdehnung
der römischen Kultur au der Saalburg. Auch anderwärts am Times zeigen
oftmals Pflanzen, die eben nur in dem Boden gedeihen, der durch die kal-
kigen Bestandteile des Brandschuttes verbessert ist, den richtigen Weg zur
Auffindung der verdeckten Kulturreste^^).
Betrachten wir zunächst die Fundstücke aus der BürgerHcheu Nieder-
lassung, so weichen einzelne Gattungen derselben von denen des Kastells im
Wesentlichen nicht sehr ab. Die gewöhnlichen Thongcfäße unterscheiden
sich kaum; kleine Krüge, Amphoren, Urnen, Schüsseln u. s. w. sind in ihrer
Form und Fabrikation gleich, dagegen sind Gefäße von Terra sigillata aus
den Häusern der Niederlassung reicher verziert und kommen dort viel häufiger
als im Kastelle vor. Die vielen Scherben und Böden mit Töpfernamen von
solchen Gefäßen, die manchmal haufenweise in den unteren Schichten des
Kastells liegen, rühren wohl meistens aus den Haushaltungsabfällen, den
Schuttplätzen der Lagerstadt, her. Sie sind selten zusammenfügbar, und es
^') Die südöstlich davor liegende Waldflur hieß im vorigen Jahrhunderte nach einer
Karte von Neuhof «am Gebück».
8^) Vergl. Anmerkung 18.
^) Genaueres darüber siehe Abschnitt XIV. «Verschiedenes» (Pflanzen).
Allgemeines. 107
läßt sich nachweisen, daß sie nicht an den Fundstellen zertrümmert wurden,
sondern nur zur Ausfüllung und Einebnung dorthin kamen.
Die Annahme, daß in den Gebäuden außerhalb des Kastells mehr Werk-
zeuge und Geräte ausgegraben werden müßten als innerhalb desselben, läßt
sich nicht aufrecht erhalten ; es finden sich auch hier überall Waffen, ja ver-
hältnismäßig vielleicht eher mehr als im Kastell. Dagegen kann in Bezug auf das
Vorkommen von Schmucksachen, Emails, geschnittenen Steinen etc. behauptet
werden, daß die Bürgerliche Niederlassung damit reicher ausgestattet war, und
daß diese Gegenstände in größerer Zahl in dem Brandschutte, den Kellern
und Brunnen der Niederlassung erhoben wurden, eine Thatsache, die auch
durch die Fundstücke bestätigt wird, welche man im Jahre 1816 bei Gelegen-
heit der Durchgrabung der Lagerstadt zur Anlage der Homburg-Usinger Chaussee
zu Tage gefördert hat (vergl. Seite 7). Auch Habet hat nach seinen Notizen bei
den von ihm 1853 — 1860 dort gemachten Ausgrabungen viele Gewandnadeln,
Ringe, Gemmen etc. gefunden. Was die Steindenkmäler und Inschriften be-
trifft, die sich hier fanden, so tragen sie einen von den im Kastelle erhobenen
abweichenden Charakter, sie beziehen sich mehr auf die Götterverehrung und
enthalten Widmungen an Jupiter, Jupiter Dolichenus, Merkur u. s. w.
Sieht man bei den Münzen von den beiden Kollektivfunden ab, die
freilich beide 1816 und 1856 außerhalb des Kastells gemacht wurden,
so ist in Hinsicht auf die Zahl kaum ein großer Unterschied zwischen den
Einzelfunden im Kastelle und denen in der Niederlassung bemerkbar, jedoch
sind die in letzterer gefundenen Münzen durchschnittlich älter, nämlich aus
der Zeit der Republik bis Commodus] außer diesen sind nur einige spätere
von Septimius Severus und Geta dort gefunden worden. Münzen von Severus
Alexander und den Gordianen, die bei den Kollektivfunden und im Kastelle
sehr häufig vorkommen (die schon früher erwähnte Münze von Claudius
Gothicus lasse ich auch hier weg), sind dort nicht zu Tage gekommen. Wenn
diese Münzfunde auch kein abschließendes Urteil gestatten, da weitere
Grabungen möglicherweise ein anderes Ergebnis liefern können, so stützen
sie doch die schon im Abschnitte VIII «Kastell» ausgesprochene Vermutung,
daß die Niederlassung nicht bis zum Ende der Römerherrschaft in vollem
Umfange aufrecht erhalten wurde. Nach allen Beobachtungen scheint ihre Ver-
kleinerung oder Aufgabe in die erste Zeit des dritten Jahrhunderts zu fallen.
Die Fundumstände verraten deutlich, daß die Gebäude im Allge-
meinen gewaltsam zerstört sind, wenn auch vielleicht ein Teil von den
Römern selbst abgerissen worden ist. So sagt Tacitus Hist. IV, 22: «Die"
Gebäude, in langem Frieden unweit des Lagers gleich einer Landstadt auf-
geführt, wurden niedergerissen, damit der Feind sie nicht benutzen könne».
Die Bewohner, die vielfach als Händler zu denken sind, wurden durch die
sich stets mehrenden Einfälle und Zerstörungen in ihrem so unmittelbar an
der Grenze gelegenen Besitze beeinträchtigt, sodaß es nicht unwahrscheinHch
ist, daß diese Leute sich nach der Ebene, die in jener Zeit wohl schon stark
besiedelt war, zurückzogen. Zunächst ist an Heddernheim, das in der ersten
108 I^'ö Bürgerliche Niederlassung.
Hälfte des 3. Jahrliunderts die bedeutendste römische Niederlassung in der
Main- und Nidda-Ebene war, zu denken. Es liegt nur 14 km von der Saal-
burg und war, wie schon in dem Abschnitte V erwähnt ist, mit ihr durch
eine gerade Straße verbunden. Die bekannten, dort gefundenen Inschrift-
steine, die von einem Novus vicus sprechen, legen die Frage nahe, ob nicht
die Vergrößerung dieses römischen Ortes durch eine «Neustadt» um die Zeit
erfolgte, als die Bürgerliche Niederlassung an der Saalburg aufgegeben wurde
und ihre Bewohner sich in dem gleichfalls befestigten Platze der Ebene
niederließen. Die Kaufleute, die von hier aus ebensogut wie von der
Saalburg ihren Handel mit den Soldaten der Limeskastelle und den ger-
manischen Völkern treiben konnten, waren dort direkten feindlichen Über-
föllen nicht ausgesetzt, hinderten aber auch andererseits nicht mehr eine
sachgemäße Verteidigung des Kastells bei den Kämpfen gegen die immer
heftiger andrängenden Germanen, die bereits eine stärkere Befestigung und
eine Vermehrung der Besatzung des Kastells bedingt hatten.
Daß der Lagerstadt ein regelmäßiger Bebauungsplan zu Grunde liegt,
ist nicht anzunehmen, sie ist nach und nach aus dem Bedürfnisse entstanden
und in den langen Friedenszeiten, die auch die Saalburg durchlebte, ver-
größert worden. Doch zeigen die vorgefundenen Spuren, daß immerhin ein
bestimmtes System in der Errichtung der Wohnstätten befolgt wurde (vergl.
Tafel Xni). Überall tritt das Bestreben hervor, sich nach der Hauptstraße
zu richten und die Gebäude parallel mit ihr zu erbauen. Außer derjenigen,
die von dem Dekumanthore ausgeht, sind noch Straßen vorhanden, die mit
dieser in gleicher Richtung verlaufen und solche, die sie winkelrecht durch-
schneiden. Eine genaue Feststellung dieser Straßenanlagen ist, solange die
Bürgerliche Niederlassung nicht gründlich durchgegraben wird, kaum mög-
Hch; doch geben uns die Teile, welche freigelegt wurden, eine Richtschnur
für die Beurteilung der einstigen Bebauung, namentlich bezüglich des eng-
gebauten Quartiers, welches an der Westseite der Heddernheimer Straße liegt
und zwar da, wo die Usinger Chaussee einen stumpfen Winkel mit ihr bildet
(vergl. Textfiguren 20 und 21).
Was im Allgemeinen die Bauten der Niederlassung betrifift, so ergiebt
sich für sie ein ähnliches Verhältnis wie bei denen im Kastelle; hier wie dort
finden sich Mauerreste aus den verschiedensten Perioden, es sind auf alten
Grundmauern und Brandschichten Gebäude errichtet und auf ihren Resten
wieder andere aufgesetzt. Man hat vielfach nach stattgehabten Zerstörungen
die Bauten teils wieder in ihrer ursprünglichen Anlage aufgeführt, teils die
noch brauchbaren Reste als Unterbau für andere Gebäulichkeiten benutzt
oder sie unbenutzt darunter liegen gelassen. Zur Veranschaulichung dieser
Verhältnisse will ich hier einige Beispiele anführen:
1. Unter der großen, südlich vor dem Kastelle liegenden «Villa», von
der im Verlaufe dieses Abschnittes noch gesprochen wird, liegen die Reste
eines früheren Gebäudes, welches noch ein gut erhaltenes Hypokaustum ent-
hält, und das in keinerlei Zusammenhange mit dem später darauf gesetzten
Allgemeines. 109
Baue steht. Es war dort eben ein Haus vorhanden, das später abgebrochen
wurde, und an dessen Stelle man ein neues Gebäude unter nur teilweiser
Benützung der alten Fundamente gesetzt hat (Tafel XV. w).
2. Bei dem östlich an die «Villa» angrenzenden Gebäude fand sich gleich-
falls unter dem jüngsten Aufbau ein wohlerhaltenes Hypokaustum mit Pfeiler-
konstruktion, Heizkacheln und Schürloch; dasselbe gehörte zu einem heiz-
baren Wohngebäude. Der frühere Estrichboden des Zimmers war noch un-
berührt und auf demselben lag festgestampfter Brand- und Bauschutt, der
einem Plattenboden des neu aufgesetzten, nicht mehr heizbaren Gebäudes
zur Unterlage diente (Tafel XVH).
3. Ein weiteres Beispiel geben uns die umfangreichen Mauerreste, die
östlich vor dem Kastelle neben der nach dem Pfahlgraben führenden Straße
liegen; sie sind jetzt größtenteils aufgegraben (vergl. Tafel XIII und Textfigur 19).
Diese Grundmauern, die teilweise noch sehr gut erhalten sind, stammen aus
einer älteren Zeit. Sie müssen von einem Gebäude herrühren, das zu dem
ersten Kastelle, dessen Achse mit ihm parallel läuft, gehörte. Das Fehlen des
Brandschuttes macht es wahrscheinlich, daß dieser Bau, der nach seinem
Grundriß ein Forum (Kaufhaus) sein dürfte, nicht zerstört, sondern abgebrochen
wurde. Es scheint, daß bei der Vergrößerung des Kastells seine Beseitigung
aus verschiedenen Gründen erforderlich war, und daß man das Steinmaterial
dieses Massivbaues, soweit man solches brauchte, zu dem Umbau des Kastells
verwandte; das Übrige blieb im Boden und wurde schon zur Römerzeit ein-
geebnet; dies geht aus dem Materiale, mit dem die Ausfüllung geschah, her-
vor. Über den Mauern fand sich eine gut ausgeglichene Schicht von blauem
Letten, der nur aus den Spitzgräben oder bei der Ausschachtung von Brunnen
gewonnen worden sein kann. Die Gebäudereste waren nicht äußerlich sicht-
bar, sie waren im Gegenteile so verdeckt, daß sie weder Neuhof noch Hahel
bemerkte, und nur durch Aufgrabungen ist dieser, an anderer Stelle noch
näher zu beschreibende Gebäudekomplex gefunden worden.
Nach diesen Befunden lassen sich auch hier, im Bereiche der Bürger-
lichen Niederlassung, mindestens drei Hauptperioden annehmen:
Der ersten gehören Bauten an, die gleichzeitig mit dem Erdkastelle ent-
standen sind und wahrscheinlich im Oberbau vielfach nur aus Holz errichtet
waren. Die Überreste dieser bestehen zumeist aus Fundamenten, die aus
großen Waldsteinen zusammengelegt sind, um als Unterlagen für die Schwellen
der Baracken und Fachwerkshütten zu dienen. In dieser ältesten Periode
ist vieles Mauerwerk trocken, d. h. ohne Mörtel hergestellt gewesen, doch
kommen auch Massivbauten mit gemörtelteu Mauern vor, die an ihrer un-
symmetrischen Lage kenntlich sind. Hierzu gehören u. a. das sogenannte
Soldatenbad und das Kaufhaus.
Die zweite Periode hat Reste von Bauten hinterlassen, die mit der
Vergrößerung des Kastells im Zusammenhange stehen. Hierzu sind die
Keller und alle diejenigen, die mit den Fluchtlinien des Kastells in Einklang
gebracht werden können, zu rechnen.
110 Die Bürgerliche Niederlassung.
Bauten des dritten und letzten Zeitabschnittes sind solche, die auf
Brandschutt stehen, und die mit gutem Mörtel und auch in sonstiger Be-
ziehung technisch besser ausgeführt sind, so die «Villa» und die mit Hypo-
kausten versehenen Wohngebäude.
Wesentliche Anhaltspunkte zur Beurteilung der Bürgerlichen Nieder-
lassung sind durch die Auffindung von 35 Brunnen gewonnen worden (vergl.
den Abschnitt XI «Technische Ergebnisse»). Sie haben uns wertvolles
Material, das uns auch einen Blick in das Leben und Treiben der einstigen
Bewohner thun läßt, gegeben. Besonders interessant sind die Funde aus
sonst vergänglichem Stoffe (z, B. Schuhwerk), welche uns zugleich erzählen,
daß Frauen und Kinder dort gelebt haben. Auch über die häuslichen Be-
dürfnisse erhalten wir durch die mannigfachsten, darin gefundenen Altertümer
Nachricht. Im Einzelnen werden diese Fundstücke in den betreffenden Ab-
schnitten besprochen werden. Alles in Allem kann mau, trotz der noch un-
bedeutenden Aufgrabungen, schon jetzt sagen, daß die Lagerstadt in einem
längeren Zeiträume von großer Bedeutung war, und daß die dortige Bevölke-
rung, deren Zahl auch nur annähernd zu schätzen sehr gewagt sein würde,
in geordneten Verhältnissen friedlich beisammen gewohnt haben muß. Hier-
für spricht die Einteilung und Einfriedigung der Hofraiten und das Vorhanden-
sein von Brunnen bei den Wohnhäusern ; nicht minder auch das Acker- und
Gartenland, welclies dicht vor den letzten Wohnstätten beginnt und sich an
den südHchen Abhängen bis zu dem Saalgraben und den dort entspringenden
Quellen hinzieht. Es war eine große, mühsame Arbeit, den unwirtlichen,
mit Steinen durchsetzten Boden umzuroden; noch heute kann man ziemlich
genau die Grenzen jenes mehr als 20 Hektar großen Geländes verfolgen. Denn
gerade dieses ist das beste Stück Wald der Stadt Homburg, die jetzt noch,
nach 1700 Jahren, durch das rasche Wachstum des Eichenholzes, das zum
Zwecke der Gewinnung von Lohe gepflanzt wird, auf diesem Boden die Vor-
teile römischer Kultur genießt. Auch der davor liegende Wald der Gemeinde
Gonzenheim, die ihn seines guten Bodens wegen teilweise zu Wiesen angelegt
hat, spricht für die einstige gute Urbarmachung. An einzelnen Stellen sind
noch Abteilungssteine (große Quarzitblöcke) vorhanden, welche auf die einstige
Parzellierung des Geländes hinweisen.
Daß auf diesem Terrain nicht allein Feld- und Garteufrüchte an-
gebaut waren, sondern auch Obst der mannigfachsten Sorten, beweist
der Inhalt der Brunnen, die Kirschen-, Zwetschen- und Nußkerne etc. ge-
borgen haben (vergl. Abschnitt XI. 2). Sie sind höchst wahrscheinlich dort
gewachsen, da die Kerne nach dem Urteile Sachverständiger von frischem
Obste herrühren. Man könnte dagegen allerdings einwenden, daß die
Früchte mehr nach der Ebene hin gewachsen sein könnten; aber es ist
kein triftiger Grund zu dieser Annahme vorhanden, und wenn dem wirklich
so wäre, so war es doch immerhin dieselbe römische Bevölkerung, die sie
pflegte, und welche die Obstkultur an den gesegneten Südhängen des Taunus
einführte.
Allgemeines. \\\
Zur Bürgerlichen Niederlassung gehört auch die Gräberstätte, die sogar
an einer Seite von ihr umschlossen wird. Auch die Tausende, die dort ihre
letzte Ruhestätte gefunden haben, geben Zeugnis von dem einstigen Leben
und Treiben der militärischen wie der bürgerlichen Bevölkerung einer römischen
Lagerstadt (vergl. Abschnitt X).
Es erübrigt mir noch, an dieser Stelle Einiges über die schon bei dem
Abschnitte «Limes» besprochene Ausbuchtung des Pfahles vor dem Kastelle
zu sagen. Wie schon wiederholt bemerkt wurde, ist eine Befestigung an der-
Stelle der Saalburg früher als der Pfahlgraben angelegt worden; auch ist es
wahrscheinlich, daß sie vor der Grenzmarkierung durch Hügel bestanden hat.
Die Römer waren in der ersten Zeit ihrer Okkupation nach keiner Seite
hin gehindert sich auszudehnen, und konnten auch, wenn nicht militärische
Rücksichten zu beobachten waren, dem Trosse und den Händlern selbst das
vorwärts liegende Gelände zur Ansiedelung überlassen, und daß dies geschah,
haben die Aufgrabungen gezeigt. Aber auch an den anderen Limeskastellen
war dasselbe der Fall; an den Kastellen «Feldberg», «Kapersburg» etc. liegen
vor der Angriffsseite zwischen Pfahl und Kastell größere Gebäude, An der
Saalburg müssen gerade nach dieser Seite hin viele Bauten gestanden haben,
denn die Mauerreste, die noch im Boden versteckt sind und sich auf eine
Entfernung von 200 m bis zum Pfahlgraben finden, liefern dafür den Beweis.
Überreste von Massivbauten, die in der Praefenftira des jetzigen Kastells
aufgegraben wurden, hatte man seither als zu diesem gehörig betrachtet und
ist dadurch manchmal zu falschen Schlüssen gekommen. Die Auffindung
des Erdkastells hat hierüber, wie über so vieles Andere, Klarheit geschaffen.
So konnte als sicher festgestellt werden , daß das Gebäude Tafel IV, J K,
welches man früher für ein im Kastelle gelegenes Soldatenbad hielt, ein Bad
wohl war, aber zu dem früheren kleineren Kastelle gehörte und damals außer-
halb desselben auf der Feindesseite lag.
Auf dem Lageplane Tafel I ist die bebaute Fläche mit roter Farbe an-
gegeben; sie reicht nach Norden bis zum Pfahle und dehnt sich auch nach
Westen fast ebensoweit aus. Hierbei springt der auffällige Knick des Pfahl-
grabens in die Augen; es hat fast den Anschein, als ob die Absicht bestanden
hätte, ihn in einer Richtung zu führen, die das Kastell durchquert haben
würde, daß man diesem aber doch als bereits bestehend aus dem Wege
gehen mußte. Die ganze Stelle bedarf noch einer besonderen Aufklärung,
umsomehr als auch die alten, westlich vom Kastelle ziehenden Hohlwege
genau durch den Knickpunkt gehen und die dort befindlichen Uneben-
heiten des anscheinend durchwühlten Bodens den Eindruck erwecken, als
habe dort eine besondere Markierung oder ein Bauwerk gestanden. Ich habe
bei der Besprechung des «Limes» darauf aufmerksam gemacht, daß der jetzt
vorhandene Wall jünger als das Kastell sei; wir haben ferner gesehen, daß
sich die Bürgerliche Niederlassung auch auf das Gelände vor der ältesten
Kastellanlage erstreckt hat. Vor der Front des Erdkastells konnte der Limes,
wenn er in der begonnenen Richtung weiter geführt wurde, noch vorbei-
112 Die Bürgerliche Niederlassung.
gelegt werden, wenn aucli so dicht wie am Zwischenkastell «Maisei» und dem
Kastelle «Großkrotzenburg»^°°); aber die Vergrößerung des Kastells nach dem
Pfahlgraben hin verlangte die jetzt vorhandene Ausbiegung. Wenn daher jene
in das Ende des zweiten oder in den Anfang des dritten Jahrhunderts zu setzen
ist, dann gehört auch die Anlage des Pfahles in dieselbe Zeit. Wir kommen
auch hier zu demselben Resultate, das wir bereits anderweitig am Limes
festzustellen Gelegenheit hatten, daß nämlich das Terrain als solches keine
Fluchtänderung des Pfahles bedingte. Wenn eine solche stattfand, so war
sie lediglich durch bereits bestehende Anlagen veranlaßt, die man aus
zwingenden Gründen nicht anders gestalten konnte oder wollte; man zog
es daher vor, die umständhche und schwierige Arbeit einer Ausbuchtung
des Limes vorzunehmen, anstatt den Pfahlgraben in gerader Richtung,
wie er am Abhänge des Gebirges herniederzieht, über jene Punkte hinweg
zu verlängern. Hätten Wall und Graben zur Zeit der Vergrößerung des
Kastells schon bestanden, so würde dieses wohl nach irgend einer anderen
Richtung erweitert worden sein, wie es ja u. a. beim «Zugmantel» und der
«Hunneburg» bei Butzbach (bei ersterem nach den Seiten, bei letzterem nach
rückwärts) geschehen ist. Im Zusammenhange hiermit bleibt noch zu unter-
suchen, ob nicht die erste, durch Hügel bezeichnete Grenzlinie in der natür-
lichen Verlängerung durch das Kastell ging, und ob nicht hierbei die einer
solchen Linie etwa entsprechende «Preußenschanze» und der dort gefundene
Doppelhügel ^°^) eine Rolle gespielt haben.
2. Die Canabae. ^"2)
Zu den Bauten in der Bürgerlichen Niederlassung, die uns zunächst
beschäftigen sollen, gehören diejenigen, die man mit dem Namen «Cauabae»
bezeichnet hat. Es sind von diesen nicht allein Fundamente, sondern auch
vollständige Keller erhalten geblieben, die genügende Anhaltspunkte geben,
um uns ein Bild von dem einstigen Aussehen und der Konstruktion dieser
Häuschen machen zu können. Sie dienten den Marketendern, die wir aus
den Inschriften als Canahenses, Barackenleute [lixae), Wirte und Krämer kennen,
zu Wohnräumen und waren wohl in der Hauptsache zum Betriebe von Wirt-
schaften eingerichtet, wozu sie auch ihre Lage an den öffentlichen Straßen
besonders geeignet machte. Die in den Kellern erhobenen Funde, die großen
Weinkrüge (Amphoren, in der Form der auf Tafel XXVIII, Nr. 1 und 2
abgebildeten) — in einem der Keller standen noch sieben derselben aufrecht
an den Wänden, in anderen waren in den Ecken je eine im Boden ein-
»00) über die Lage des Kastellcbens «Maisei» vergl. meinen Bericht im «Limesblatt»
Nr. 11, Abschn. 85; über Großkrotzenburg vergl. Wolff, Das Römercastell und das Mithras-
heiligthum zu Groß-Krotzenburg am Main in der «Zeitschrift des Vereins für hessische Ge-
schichte und Landeskunde», Neue Folge, VIII. Supplement, S. 12.
101) Vergl. das Citat Anmerkung 55.
10») Vergleiche hierzu die Tafeln XIII und XVI und die Textfiguren 17, 20 und 21,
Die Canabae. 113
gegraben — , auch Gefäße von Glas und Thon, sowie zahlreiche Bruchstücke
von Trinkgläsern, die unter dem Bauschutte und den Trümmern auf dem
Kellerboden lagen, sprechen für ihre Benutzung als Schenken. Im Übrigen
dienten sie auch wegen ihrer kühlen Lage als Vorratsräume. Von diesen
nach einem Schema angelegten Häusern, die sich überall am Limes und
besonders im Taunus vorlande, in Heddernheim, Gonzenheim^°^) («Am Schütz-
brett») und Obereschbach (« Stein kritz»)^°*) fanden, sind an der Saalburg bis jetzt
zwölf aufgefunden worden. An der Westseite der Hauptstraße (Fig. 20 und 21)
liegen fünf in gerader Linie, 6,30 m vom Straßenrande entfernt und in Ab-
ständen von 2,00—4,00 m auseinander, genügenden Raum zu einem Durch-
gange nach dem Hofe und den Hintergebäuden lassend ; andere Keller liegen
auf der entgegengesetzten Seite der Hauptstraße, südlich vom Schnittpunkte
der Römerstraße mit der Usinger Chaussee. In der Konstruktion und den
Abmessungen weichen sie wenig voneinander ab ; die lichten Maße schwanken
zwischen 3,20 : 3,50 bis 4,30 : 5,50 m, die bald quadratische, bald rechteckige
Grundfläche zwischen 11,20 bis 23,65 qm, ausschließlich der Eingänge. Ihre
Höhe (unter dem Erdboden) wechselt zwischen 2,20 und 2,60 m; die Mauer-
stärke beträgt durchschnittlich 0,65 m ; die übrigen Maße sind aus Tafel XVI
und Fig. 21 zu entnehmen. Es genügt deshalb, wenn ich aus der Gesamt-
heit dieser Bauten nur einige charakteristische Beispiele bespreche und ihre
besonderen Eigentümlichkeiten hervorhebe.
Gemeinsam ist den Kellern die rechteckige Form und die parallele
Lage zur Straße; auf der Rückseite liegen die Eingänge; in den Mauern sind,
manchmal auf allen vier Seiten, kleine, 30 cm tiefe und etwa 50 cm hohe
Nischen angelegt (Tafel XVI, perspektivische Ansicht und Textfigur 17), wie
man sie auch jetzt noch in den Kellern der Bauernhäuser in der Taunus-
gegend findet; sie werden zum Aufstellen von Milchtöpfen und dergleichen
benutzt und heißen «Milch- oder Butterlöcher». Bei den Römern mögen sie
einem ähnlichen Zwecke gedient haben. Die Wohnräume, die über den
Kellern lagen, waren ohne Zweifel in Fachwerk mit Lehmwänden gebaut
und, wie die aufgefundenen Spuren beweisen, teils mit rohen Schieferplatten,
teils mit Stroh und Holzschindeln gedeckt. Einzelne Häuschen (vergl.
Tafel XVI, Nr. 1) waren durch eine, auf dem Lande auch jetzt noch belieble
Vorhalle zum Unterstellen von allerlei Gerät vergrößert, wie aus dem in der
Ecke liegenden Pfostenfundamente hervorgeht.
Die Keller waren nicht gewölbt, sondern mit einer Balkendecke, die
unter Umständen noch durch einen starken Unterzug gestützt war, ab-
geschlossen. Das Holzwerk ist bei der Zerstörung hinabgesunken ; die eichenen
Balken lagen 30 cm voneinander und hatten, nach angekohlten Resten zu
schließen, einen Querschnitt von etwa 19 auf 19 cm.
103) Vergl. A. von Cohausen und L. Jacobi, Römische Bauwerke bei Homburg, Nass.
Annalen, XVII. Bd.
104) Vergl. Westdeutsche Zeitschrift, Bd. IV, S. 203.
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg. 8
114
t)ie l^firgerliche Niederlassung.
Fig. 17. Ein Keller der Bürgerlichen Niederlassung.
Auf Textfigur 20 ist eine Rekonstruktion der auf Figur 21 und auf
Tafel XVI dargestellten Keller versucht worden und zwar, der dahinter-
liegenden Brunnen wegen, von der Rückseite aus betrachtet. Gleichzeitig
ist die Abgrenzung und Einfriedigung dieser kleinen Besitzungen auf Grund
vorgefundener Pfostenlöcher und Steinsetzungen dargestellt. Jede derartige
Hofraite scheint besonders abgetrennt gewesen zu sein ; auch die Brunnen
deuten darauf hin (vergl. den Abschnitt XI. 2).
Daß die Häuschen einen größeren Raum als den der Keller bedeckten,
ist sicher, und es werden sich wohl noch einzelne nicht unterkellerte Räume
angeschlossen haben, wie dies auch heute noch bei ähnlichen Bauten der
Fall ist. Auf der Rückseite befinden sich die Kellereingänge. Figur 20 giebt
einige Beispiele der verschiedenen Arten von Anbauten und Kellerhals-Über-
dachungen in derjenigen Rekonstruktion, die wohl den thatsächlichen einstigen
Verhältnissen annähernd entsprechen dürfte.
Das Innere war meistens durch 1,30 m breite Rampen zugänglich, die
unter einem Winkel von 30" angelegt sind (Tafel XVI, Schnitt G — H) oder
des bequemeren Ab- und Aufsteigens wegen durch Treppentritte unterbrochen
waren (Schnitt J — K). Eine massive Treppe mit wirklichen Stufen, und zwar
in der Mitte der Rückseite, enthält der Keller Tafel XVI, Nr. 4. An der
Saalburg kommt diese letztere Art als Ausnahme vor, in Heddernheim und
Die Canabae, 115
den übrigen römischen Niederlassungen der Main- und Nidda-Ebene ist sie
dagegen Regel. Die Tritte haben gewöhnlich eine Steigung von 18 — 20 cm
und einen Auftritt von 20—23 cm. Während sie aber in der Ebene aus
^¥erk;stücken von Sandstein oder Basalt bestehen, sind sie an der Saalburg
gemauert. Der Kellerboden ist mit Steinen ausgelegt oder meistens mit
Lehm oder Letten gestampft und mit feinem Sande überschüttet gewesen.
Unsere ländlichen, einstöckigen und freistehenden Fachwerk- Wohnhäuser
mit den Giebeln nach der Straße dürften sich kaum viel von den römischen
Canahae unterscheiden. Auch sie sind nur teilweise unterkellert und haben
selten mehr als ein Zimmer, eine Kammer und einen Vorplatz, von denen
der letztere zugleich als Küche dient, eine Einteilung, welche auch bei den
etwas größeren römischen Bauten dieser Art üblich gewesen sein mag^*^^).
Die Keller hatten Lichtöffnungen; in dem auf Tafel XVI, Nr. 3 im
Grundrisse und Schnitt J K gezeichneten ist uns ein sehr schönes Beispiel
dafür gegeben. Das Fenster selbst war, wie in den Bauernhäusern, klein,
doch waren die Laibuugen nach den beiden Seiten und nach dem Boden
hin stark abgeschrägt, um dem Kellerraume möglichst viel Licht zuzuführen.
Die Wände waren verputzt, und wenn ich an die in der Ebene — östlich
von Homburg — am «Schützbrett» und «Steinkritz» aufgegrabenen römischen
Keller denke, die in regelmäßigem Verbände gemauert und mit quadriertem
Verputze mit vertieften und gemalten Fugen hergestellt sind, so kann ich
mich des Eindrucks nicht erwehren, als seien diese selbst als Wohnraum^
oder Schenken benutzt worden, und als habe man den Wein, der in den
eingegrabenen Amphoren, Mischkrügen u. s. w. frisch erhalten wurde, an
seinem Aufbewahrungsorte selbst getrunken.
Nicht alle Unterkellerungen der Wohnhäuser an der Saalburg sind mit
Mauerwerk hergestellt, sondern es fanden sich auch solche, die als einfache
Gruben in den Boden eingegraben, und solche, deren Wände gegen das
Nachrutschen durch Bohlen abgesteift und zum Abhalten von Feuchtig-
keit und Wärme auf irgend eine Weise hinterfüllt waren. Die Konstruktion
solcher Wände muß derjenigen der Holzbrunnen geglichen haben, die im
Abschnitte XL 2 besprochen wird. In einer solchen V^ertiefung ^*'^) im Kastell
lag der Kollektivfund von Gefäßen, auf den ich später zu sprechen komme.
Interessant ist die Entwässerung der Keller; es hat nicht allein jeder
einen Kanal zur Trockenlegung des Fußbodens, sondern auch die Fundament-
sohlen sind damit verbunden, um den Bau trocken zu halten und um dem
1"») Schon 1817 fand man bei Anlage der Thibautstraße in Heidelberg die Reste
solcher römischen Häuschen in denselben Anordnungen und Abmessungen, mit Rampen,
Nischen und Fensterbusungen in derselben Weise; nur das Mauermaterial und seine Be-
arbeitung waren verschieden, dort Sandsteine, die zu rechtwinkeligen Quadern und Keil-
Bteinen behauen waren, bei der Saalburg aber ungefüge Grauwacken und Quarzite, zum
Opus incertum verbunden.
»06) Ähnliche Gruben fanden sich im Kastell «Alteburg» bei Heftrich (vergl. Limes-
blatt Nr. 11, Abschn. 86).
116 Die Bürgerliche Niederlassung.
Wasser, das etwa unvorhergesehen, besonders durcli die Kellertreppen ein-
strömte, einen raschen und sicheren Abfluß zu gewähren. Man vergleiche hierzu
den Abschnitt XI, 3 und 5.
Daneben kommt noch eine andere Art von in der Erde augelegten
Räumen vor, die auf der Saalburg bis jetzt nur in wenigen Beispielen und
in unvollkommener Ausführung innerhalb des Kastells bloßgelegt wurden.
Die 1894 — 1895 erfolgten Ausgrabungen am Kastell «Zugmantel» haben
zur Auffindung ähnlicher Keller oder, richtiger gesagt, Keller- oder Erd-
wohnungen, jedoch ohne Mauerwerk, geführt, die in den Größen Verhältnissen
und der Anlage denjenigen an der Saalburg im Großen und Ganzen entsprechen ;
ich will sie deshalb hier zum Vergleiche heranziehen. In ihrer Konstruktion
weisen sie eine Eigentümlichkeit auf, die mir an römischen Bauten bis dahin
nicht bekannt war. Ich habe darüber im Limesblatte Nr. 16, Seite 434, einen
Bericht erstattet, den ich hier wörtlich wiederhole : « Die Gruben liegen 1 ,50 — 2,00 m
tief im gewachsenen Boden und schwanken in ihren Abmessungen zwischen
6 — 14 qm. Die meisten haben Rampen oder Treppen, die scharfkantig in den
Boden eingehauen sind; einzelne Stufen sind jetzt noch benutzbar. Obgleich das
Erdreich dort im Allgemeinen sehr trocken ist, waren doch die Wände mit einem
Staakwerk zwischen Holzpfosten verkleidet, deren Spuren erhalten sind. Nach
Herstellung der Vertiefung wurden die Wände mit Flechtwerk überzogen,
dies mit Lehm ausgeschmiert und die Grube abgedeckt. Dann muß man
^n Feuer von großer Glut angezündet und so die Wandverkleidung gebrannt
haben. Hierbei verbrannte das Flechtwerk, und es entstand eine kompakte,
aber doch poröse Masse. Die in situ befindlichen Stücke sind aber nicht
Reste von Lehmstaakw^rk der Wände, welches in unseren Kastellen so häufig
vorkommt und durch Schadenfeuer bei der Zerstörung zu Ziegelstein ver-
brannt ist. Unsere Wände hatten nämlich einen jetzt noch erhaltenen weißen
Kalküberzug, der im Feuer sicher zerstört worden wäre. Durch ihn wurden die
Räume wohnhcher und heller. In der Regel sind an einer oder zwei Seiten
Bänke von 35 cm Höhe und 50—60 cm Breite, ebenfalls aus Lehm her-
gestellt und gebrannt. Die weitere Konstruktion ergiebt sich aus den sicht-
baren Pfostenlöchern von selbst. Die Wände ragten nur wenig über den
Boden des Kastells, nur das Satteldach war äußerlich sichtbar, durch dessen
Giebelwand das Licht einfiel. Ganz ähnliche Erd Wohnungen existieren heute
noch in der Dobrudscha, nur sind dort die Wände nicht gebrannt. Wenn man
die zugige Lage des Kastells auf dem hohen Taunus bedenkt, wird man die
Anlage solcher warmer Erdwohnungen für den strengen Winter wohl ver-
stehen können. Sehr interessant ist hierzu ein Hinweis von Professor Zange-
meister auf die Stelle bei Tacitus, Ann. 13, 35: hieme saeva adeo, ut ohducta
glacie nisi effossa Jiumus tentoriis locum non praeheret.T*
Die in den Kellern erhobenen Funde werden im Abschnitte XHI be-
handelt; sie beschränken sich hauptsächlich auf Haushaltungsgegenstände,
Gefäße, Geräte, eiserne Beschläge und Nägel von den Gebäuden selbst. Be-
sonders kamen auch ältere Münzen zu Tage, die fast immer auf dem Keller-
Die Villa.
117
boden lagen; es sind Prägungen des Triumvirn Marcus Antonius, oder sie
zeigen die Bildnisse der Kaiser Vespasian, Domitian und Hadrian ; im Keller 2
der Tafel XVI wurde die in den früheren Abschnitten schon wiederholt be-
sprochene Münze von Claudius GotJiicus kaum 30 cm tief unter dem Wald-
boden gefunden. In demselben Keller lagen Reste von menschlichen Ge-
beinen; sie mögen von einem Römer herrühren, der sich bei einem Über-
fall geflüchtet hatte und von den brennenden Trümmern seines Hauses er-
schlagen wurde.
Fig. 18. Die Reste der Villa.
3. Die Villa.
(Tafeln V, XIII, XV und Textfigur 18.)
Es ist in der jüngsten Zeit verschiedentlich versucht worden, das um-
fangreiche, bei jedem größeren Liraeskastelle belegene Gebäude zu erklären
und zu benennen, doch hat der thatsächliche Befund des unserem Kastelle
benachbarten, gleichartigen Baues keinerlei Veranlassung gegeben, den von
Oberst von Cohausen für ihn in Vorschlag gebrachten Namen «Villa» auf-
zugeben. Ich behalte deshalb einstweilen diese Bezeichnung bei und werde
am Schlüsse dieses Artikels auf den Zweck des Gebäudes mit einigen Worten
zurückkommen, beschränke mich daher hier zunä(5hst in der Hauptsache auf
die Mitteilung des wirklich Gefundenen. Es wird dabei Bezug genommen
auf Tafel XV und auf die diesem Abschnitte vorgesetzte perspektivische An-
sicht, welche nach einer im Februar 1884 aufgenommenen Photographie her-
118 Die Bürgerliche Niederlassung.
gestellt wurde, die ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Hoigne aus Frank-
furt verdanke.
Unsere Villa liegt kaum 30 m südlich der südwestlichen Kastellecke
mit einer gegen das Kastell verschobenen Achsenrichtung. Ob aus dieser
auch sonst bekannten Achsenverschiebung immer die Beziehung auf eine
andere Kastellanlage zu folgern ist, scheint mir zweifelhaft; es fragt sich, ob
nicht bei der Erbauung der Villa, je nach der Bestimmung der einzelnen
Räume, auf die Himmelsrichtung Rücksicht genommen wurde. Das Gebäude
bedeckt, ohne einen inneren Hof zu umgeben, ausschließlich der kleineren
Vor- und Anbauten, die teilweise einer späteren Periode angehören (auf
Tafel XV schwächer schraffiert dargestellt), einen Platz von 42,70:21,30 m
oder, wenn man auch hier wie bei den Kastellbauten das römische Doppel-
schritt-Maß zu Grunde legt, 14:28 Passus; mithin verhält sich die Länge
zur Breite wie 1 : 2. Das große Gebäude entspricht in der Anordnung seiner
Räume ganz dem, was wir bei Ausgrabungen der im Rheinlande und über-
haupt diesseits der Alpen gelegenen römischen Landvillen vorfinden. Ein
ähnliches Bauwerk ist in den Jahren 1880/81 im Quellengebiete von Hom-
burg bloßgelegt worden '^^). Alle derartigen Bauten enthalten größere und
kleinere rechtwinklige Säle und Zimmer, in denen sich halbkreisartige Apsiden
— Triclinien — öffnen, die dem Gebäude oft den Charakter einer mittel-
alterhchen Kirche geben und ihm einen entsprechenden Namen im Volks-
munde verliehen haben, wie die Bezeichnung «Heidenkirche» für die vor
dem Feldberg-Kastelle gelegene Villa beweist. Die in Deutschland, Frankreich
und England stets wiederkehrende Normalform findet sich vor allen größeren
Kastellen, — in unserer Nähe an den Kastellen «Feldberg» und «Kapersburg»
— hat aber nichts gemein mit den pompeianischen Häusern und umschließt
nirgends ein Atrium oder Peristyl.
Die Abweichung ist aus dem Grundrisse (Tafel XV) ersichtlich; man
erkennt sofort, daß die von den Römern in ihrer Heimat geübte Bauweise
abgeändert und dem kälteren Klima und den neuen, in den Provinzen zur
Geltung kommenden Bedürfnissen angepaßt wurde. Die teilweise offenen
Räume und hallenartigen Vorbauten, wie wir sie noch in dem Praetorium
des Kastells kennen gelernt haben, finden bei den eigentlichen Wohngebäuden
keine Anwendung mehr; an ihre Stelle treten geschlossene Räumlichkeiten,
um deren Bewohner besser gegen Wind und Wetter zu schützen. Die unter-
irdischen Heizungen, die in südlichen Ländern hauptsächlich für Bäder her-
gestellt waren, sind bei diesen Gebäuden auf die Wohnräume übertragen
worden. Die Villa an der Saalburg hat elf Zimmer, von denen nur drei
nicht mit Hypokausten versehen waren; diese nicht heizbaren Räume sind
aus den vorhandenen Resten als Vorhalle, Bad und Küche zu erklären. Die
Vorhalle W, die an der Nordseite des Gebäudes liegt und dadurch den Be-
wohnern des Hauses Schutz gegen die Nord- und Ostwinde bietet, ist von
»07) Näheres darüber siehe Nass. Ann. Bd. XVII, pag. 123. von Cöhausen und Jacobi,
Römische Bauwerke bei Homburg.
Die Villa. 119
der Nordwest- und der Südostseite her durch Thüren zugängUch, sodaß ein
direkter Verkehr nach dem Kastelle sowie nach der Bürgerlichen Niederlassung
möglich war. Die Halle hat im Lichten eine Länge von 19 m und eine
Breite von 4,80 m; der Fußboden (Längendurchschnitt A — B) bestand aus einer
betonartigen Unterlage (Estrich) und war mit Ziegelplatten von verschiedenen
Abmessungen bedeckt, die mit Stempeln der VIII. und XXIL Legion ver-
sehen waren. Die Zwischenräume, wo die Platten fehlten, waren mit Estrich
ausgeglichen. Der Grund dieser ungleichmäßigen Behandlung dürfte darin
zu suchen sein, daß an dieser Stelle wiederholt und zu verschiedenen Zeiten,
sei es in Folge von Abnutzung oder von Zerstörungen, Ausbesserungen
stattgefunden haben. Unter einem Teile dieser Vorhalle befindet sich ein
Hypokaustum, welches in punktierten Linien auf Tafel XV eingezeichnet
ist, aber von einem älteren Bauwerke herrührt und bei den «Heizanlagen»
besprochen wird.
Der sich an die Halle anschließende kleine Raum V, von 4,30 m Länge
und 3,00 m Breite, war von dieser Seite nicht zugänglich, sondern nur von
dem Zimmer aus. Er ist durch seine vorzügliche Cementierung, seine am
Boden noch gut erhaltenen Eckwulste und den unterirdischen Wasserabfluß F
(vergl. den Schnitt EF) leicht als Bad oder wenigstens als Wasserbehälter zu
erkennen. Seine Außenmauern, welche heute noch 2,00 m über den Erd-
boden hervorragen, sind die besterhaltenen Baureste an der Saalburg (Text-
figur 18). Bei der im Jahre 1856 durch Hobel erfolgten Ausgrabung dieses
Baues war der farbige Verputz an den Wänden noch in einer Höhe von 1,50 m
wohl erhalten. Leider wurde damals versäumt, zur Konservierung desselben
ein Dach darüber herzustellen; eine in jedem Herbste vorgenommene Ein-
füllung mit Laub bewirkte gerade das Gegenteil von dem, was man wollte,
und wenige Jahre darauf war der ganze Verputz losgebröckelt und in Schutt
zerfallen; einzelne Stücke davon sind im Saalburg-Museum aufbewahrt. Von
den übrigen Räumen des Gebäudes sind die großen, in schönen Verhältnissen
erbauten Säle 0 und P besonders hervorzuheben. Der Saal P, der im Lichten
seines Heizungsraumes eine Länge von 12,50 und eine Breite von 6,25 m
(also ebenfalls ein Verhältnis von 1 : 2) aufweist, war im Stockwerke infolge der
schwächeren Mauern desselben nach jeder Richtung hin noch um 25 cm größer,
sodaß der Flächengehalt etwa 85 qm betragen hat, eine Größe, die der des
Oecns in dem so oft genannten Hause des Pansa in Pompeji nahezu entspricht.
Den Saal 0 mit dem anschließenden nischenartigen Anbau N könnte
man sich als Speisesaal denken, wofür auch der angrenzende Raum M, der
wegen seiner charakteristischen Anlagen eine Küche zu sein scheint, sprechen
dürfte. Er ist der größte Raum der Villa, mißt in seinem rechteckigen Teile
9,30 : 6,40 m und hat einschließlich der beiden Apsiden an den Langseiten
einen Flächengehalt von mehr als 90 qm; er würde einer Speisetafel von
50 Gedecken reichlich Platz gewähren. Die naheliegende Frage, ob die halb-
kreisförmigen Triclinien überwölbt waren, muß offen bleiben, da aus dem
Grundrisse allein Anhaltspunkte dafür nicht gewonnen werden können.
120 ^'6 Bürgerliche Niederlassung.
Die am Südwesteude gelegene Küche (M) ist quadratisch und mißt 6
zu 6 m. Der 36 qm große Flächeninhalt wird zwar durch die von den Wohn-
räumen herabführende Treppe und den Kochraum A sowie das Schürloch X
etwas verringert, erscheint aber im Verhältnis zum Ganzen vollkommen groß
genug, besonders wenn man die kleinen Küchen in Pompeji in Vergleich
zieht. Die Küchenfeuerung mit dem Kochplatze a ist so wie die mittelalter-
lichen Küchenherde angelegt.
Die Höhenlage der Böden in den einzelnen Räumen ist aus den Schnitt-
zeiclmungen der Tafel XV ersichtlich; der untere Boden des Heizungsraumes,
sowie derjenige der Küche liegt 1 m tiefer als die Bodenfiächen der Vorhalle
und der übrigen Abteilungen, die sich auf gleichem Niveau befinden. Zu
der Küche führt eine Treppe von sechs steilen Stufen, deren Untermauerung
noch in guter Erhaltung auf uns gekommen ist, und die vielleicht mit Bohlen
bedeckt waren. Die weiter auf Tafel XV im Grundriß und Schnitt dar-
gestellten, bis jetzt noch nicht genügend erklärten Baureste D und Z gehören
zur Bodenheizung und hatten wohl nur den Zweck, dem Heizungsraume
frische Luft zuzuführen. Daß sie nicht von einem früheren oder späteren
Baue stammen, läßt sich daraus erkennen, daß sie mit den übrigen Mauern
der Villa im Verbände hergestellt sind. Die Länge und die Breite des Ge-
bäudes sind so groß, daß, selbst wenn es, was sicher anzunehmen ist, nur
ebenerdige Räume umschloß, sein Dach eine weite Spannung und eine große
Höhe gehabt haben muß. Mehr noch scheint die Beleuchtungsfrage der
Beachtung wert zu sein. Waren die Räume durch Fenster genügend erhellt?
Wie groß mußten dieselben sein, und waren ihre Öffnungen verglast? Nach
den Funden lassen sich alle diese Fragen mit gewissen Einschränkungen be-
jahen. Daß die Fenster klein waren, ist nach anderen, uns erhaltenen
römischen Bauten wohl anzunehmen; daß sie nicht wie heutzutage schon in
der Höhe etwa eines Meters vom Fußboden begannen, ergeben die stehen-
gebliebenen zwei Meter hohen Mauern, in denen sich keine Öffnungen be-
finden ; die Fenster waren also höher angebracht. Dies zeigt auch ein daselbst
gefundener, bearbeiteter, 60 cm langer und 18 zu 18 cm starker Sandstein,
der nur von einer Fensterumrahmung herrühren und als Fenstersohlbank
gedient haben kann (Tafel XXI, Nr. 40). Er ist, um das Licht besser ein-
fallen zu lassen, außen glatt, nach innen dagegen abgeschrägt und ent-
spricht einer Fensteröffnung mit einer lichten Weite von 40 cm. Nimmt
man das bei den Römern beliebte Größen Verhältnis 1:2 an, so würde sich
eine Öffnung von 40:80 cm ergeben, welche vermutlich keinen geraden Ab-
schluß hatte, sondern bogenförmig überdeckt war. Für Letzteres sprechen auch
die daselbst gefundenen, auf Tafel XIX, Nr. 3 abgebildeten keilförmigen Ziegel.
Ob die Fenster in allen Räumen verglast und zum Öffnen eingerichtet
waren, ist nicht mit Bestimmtheit nachzuweisen; die an den Außenseiten der
Umfassungsmauern gefundenen Bruchstücke von Glasscheiben lassen aber
darauf schließen, daß zum Mindesten mehrere Fenster verglast waren. Zieht
man die schon von Hobel, der das lunere der Villa hat ausräumen lassen,
Die Villa. 121
geraachten Glasscheibenfunde und das verschlackte Glas, welches in Klumpen
vorkam, noch in Betracht, so läßt sich die Verwendung von mindestens zwei
Quadratmetern Fensterglas — genügend für 15—20 Scheiben — annehmen,
das hauptsächlich von der südöstlichen und teilweise von der nordwestUchen
Seite herrührt. An der nordöstlichen und der südwestlichen Seite ist dagegen
nichts von Glas zu Tage gekommen, woraus der Schluß gezogen werden
dürfte, daß sich die Verwendung verglaster Fenster auf jene erstgenannten
Mauerseiten beschränkte. Mit Rücksicht auf unser kaltes KHma muß man
zu der Annahme kommen, daß da, wo kein Glasverschluß vorhanden gewesen,
die kleinen Öffnungen für Licht wohl mit Holzläden verschlossen waren,
ebenso wie dies noch im Mittelalter bis zur Wiederaufnahme der Fabrikation
von Glasscheiben geschah. Selbst in Pompeji finden wir die meisten Räume
nur schlecht und mittelbar durch das Tageslicht beleuchtet; Glasscheiben
sind auch dort nur vereinzelt aufgefunden worden.
Das Äußere des Gebäudes hat durch die kräftig vorspringenden Ap-
siden und die winkeligen Ausladungen, wodurch tiefe Schlagschatten ent-
standen, trotz der einfachen Ausstattung sicher eine imposante Wirkung auf
den Beschauer geübt; haben ja doch selbst die Trümmer der Villa noch die
alten Berichte über einen großen Palast der Frankenkönige hervorgerufen.
Bemerkenswerte Architekturstücke sind nicht erhoben worden, dagegen waren
die Flächen, wie wir aus den Funden genau wissen, mit einem starken Ver-
putze überzogen. Säulen und Pilaster aus Sandstein oder einem anderen
dauerhaften Materiale fehlten; diese für die Konstruktion erforderlichen Bau-
teile müssen jedenfalls aus Holz gewesen sein. Wände und Decken waren,
wie die Bruchstücke zeigen, geputzt und in verschiedenen Farben bemalt.
Das Innere war, nach den Funden zu urteilen, reich ausgestattet. Die Fuß-
böden bildete, wie es bei Bodenheizungen nicht anders zu denken ist, ein
Estrich. Die Verwendung festgenagelter Holzböden erscheint ausgeschlossen,
dagegen sind lose aufgelegte Bretter, Matten oder Teppiche wahrscheinlich
als Bodenbelag benutzt worden. Daß die Räume, welche durch die wenigen,
und dazu noch hochgelegenen Fenster dürftig beleuchtet waren, doch recht
wohnlich und behaglich gewesen sind, liegt schon in der Grundrißanordnung
begründet. Einen gemütlichen, in der Winterzeit warmen, im Sommer dagegen
kühlen Aufenthalt boten die durch eine halbkreisförmige Öffnung getrennten
Triclinien, die für einen Tisch mit drei Ruhelagern bequem ausreichten.
Über die Bedeutung der Villa gingen und gehen die Ansichten noch
heute auseinander. Hobel, der sie 1856 größtenteils aufdeckte, hat sie einfach
als «Bäder» bezeichnet; andere Forscher nannten sie auch «Palatium» oder
«Mansion», und zuletzt gab man ihr den modernen Namen «Offiziers-Kasino».
Jedenfalls geht man aber zu weit, wenn man in ihr lediglich eine römische
Badeanstalt erblicken will, wenigstens kann es ein Wasserbad nicht gewesen
sein, da die Zu- und Abflüsse fehlen, welche sich sonst bei sicher erwiesenen
Bädern auffinden oder nachweisen lassen. Der Kanal, der von U durch W
nach dem in den Boden vertieften Behälter Z führt, kann schon wegen des
122 I^ie BOrgerlicbe Niederlassung.
Gefälles nacli Z hin kein Wasser zugeführt haben; sein Querschnitt spricht
auch hier für eine andere Bestimmung (Taf. XVIII, Nr. 9). FHeßendes Wasser
ist nicht in der Nähe, nur ein tiefer Brunnen (Nr. 30, «Herrenbütte»), wie
solche auch an kleinereu Wohngebäuden vorkommen (vergl. Textfigur 21),
liegt wenig entfernt nach der Nordseite hin. Ob einzelne Räume Schwitz-
bäder gewesen sind, muß allerdings dahingestellt bleiben; jedenfalls aber trägt
nur der Raum V mit seinem Abfluß F die sicheren Kennzeichen eines Bades.
Ich unterlasse deshalb jeden Versuch, die Räume in das bekannte Schema
eines solchen einzuzwängen und mit den entsprechenden Namen zu belegen.
Dieses Bauwerk, das allerdings einen Baderaum enthält, dürfte in der Haupt-
sache, wie alle ähnlichen Bauten dieser Art, zu Wohnzwecken benutzt worden
sein; man kann vielleicht behaupten: nur im Winter, wenn man annehmen
will, daß Villenbauten, wie der obenerwähnte, im Mineralquellengebiet von
Homburg belegene, bei welchem erwiesenermaßen die Pfeilersubstruktion nicht
zu Heizzwecken, sondern nur zur Isolierung des Fußbodens angelegt ist, als
Sommeraufenthalt gedient haben. Für diesen Fall war auch eine Beleuchtung
durch viele Fenster nicht nötig, da bei den kurzen Tagen der Wint^rzeit
künstliches Licht ohnedies erforderlich war.
Vielleicht hat in der Villa der Kommandant, ein hoher Militär- oder
Verwaltungsbeamter gewohnt; möglicherweise haben die großen Säle auch
zu Versammlungszwecken der Offiziere und Beamten gedient. Daß aber ge-
rade Garacalla dort gewohnt hätte und somit die Bezeichnung «Villa des
Caracalla> richtig wäre, ist durch nichts erwiesen; von Cohausen, der dem
Baue diesen Namen gab, hat sich dabei auf den Inschriftstein des Garacalla
bezogen ^°^), welcher im Jahre 1723 ausgegraben wurde, von dem aber Neu-
hop^^) ausdrücklich berichtet, daß er nicht eingemauert \var und an der
Heerstraße — wahrscheinlich in der Nähe des Gräberhauses — gefunden
worden sei.
Für die Zeit der Erbauung ist zu erwähnen, daß die Truppenstempel,
welche sich auf den Kacheln und Platten des unter der Villa belegenen Bau-
werkes befinden, sämtlich der XXII. Legion angehören, die Pfeilerplatten in
der Villa jedoch alle mit Stempeln der VIH. Legion versehen sind. Außer-
dem fand sich als Deckplatte des Kanals im Räume W — und zwar absichtlich
eingemauert, da die vorspringenden Skulpturteile abgeschlagen sind — der
Votivstein der Fortuna (Taf. XXIV, Nr. 4) verwendet ^^''), welcher von C. Mo-
gillonius Priscanus, einem Präfekten der Räter, geweiht ist (vergl. auch den
Querschnitt des Kanals Taf. XVIH, Nr. 9a). Jedenfalls machen es die hohen
Mauerreste, welche teilweise noch auf älteren Bauten stehen, wahrscheinlich,
daß die Villa der letzten Bauperiode der Saalburg angehört und, wie ich
unter 1 («Allgemeines») erörtert habe, noch allein nach Aufgabe der Nieder-
lassung weiterbestanden hat.
"8) Vergl. den Abschnitt XIII. 2, A. I. 7.
10«) A. a. O., S. 29 ff.
"«) Vergl. den Abschnitt XIII. 2, A. II. 10.
Kaufhaus. 123
4. Kaufhaus (Fm*umJ.
Ostlich vom Kastelle, an der nach dem Limesdurchgange «am Eisern
Schlag» (Fig. 3) führenden Römerstraße, befinden sich ausgedehnte Überreste
von Massivbauten, deren Lage aus Tafel XIII zu ersehen ist. Figur 19 stellt
den besterhaltenen und in sich zusammenhängenden Teil in einem Maßstabe
von 1 : 400 dar. Die 'Ähnlichkeit der ganzen Anlage mit römischen Forums-
bauten und besonders mit dem von August TJllrich in Kempten [Camhoduniim)
im Allgäu aufgegrabenen Forum ^") macht es wahrscheinlich, daß auch unsere
Mauern von einem derartigen Bauwerke herrühren. Wenn auch die Ab-
messungen des Forums am Lindenberge bei Kempten (127:106 m) diejenigen
unserer Anlage weit übertreffen, so sind diese doch für die Saalburg mit
50:50 m außerordentlich groß zu nennen, besonders, wenn man sie mit dem
auch als Forum angesprochenen Baue in der römischen Handelsstadt Heddern-
heim^^^) vergleicht. Dasselbe konnte zwar nicht vollständig ausgegraben
werden, scheint aber eine Fläche von etwa 50:50 m bedeckt zu haben und
also nicht größer als der Bau an der Saalburg gewesen zu sein, dem es auch
in seiner Einteilung auffallend ähnlich ist.
Schon oben wurde wiederholt auf diese Anlage im Allgemeinen hin-
gewiesen und über seine Lage zu dem Kastelle, wie über seine Auffindung
gesprochen. Ich kann mich daher auf eine kurze Beschreibung einiger Einzel-
heiten beschränken. Die Mauern, besonders der nach Norden liegenden Teile,
laufen parallel mit der Achse des Erdkastells und der Römerstraße, dagegen
erstrecken sich die nach Süden liegenden bis an den von der Porta princi-
palis dextra ausgehenden Weg und sind annähernd parallel mit dem Stein -
kastelle, sodaß die Quermauern die Richtung der Achse haben, wodurch an
den Längsmauern der Knick (Fig. 19, a. b) entstanden sein mag. Die Ab-
weichung dieser Mauern von der geraden Linie läßt mit WahrscheinUchkeit
vermuten, daß ein Teil dieses Baues in die Periode des Erdkastells gehört,
eine Vergrößerung dagegen in der Zeit des ersten Steinkastells geschah, zu
welchem man ihn parallel stellte.
Für die Bezeichnung Kaufhaus [forum] spricht die Lage des Gebäudes
und die Einteilung des Grundrisses. Der Bau reicht bis zur Straße und
umschließt einen Hof, welcher an der Südseite durch heizbare Räume ab-
geschlossen ist (Tafel XIII). Der nach der Front des Limes gerichtete Teil
ist aus gutem, gemörteltem Mauerwerke hergestellt, dagegen der jenseits des
Hofes, nach der dem Auslande zuführenden Straße hin gelegene aus weniger
gutem und aus Steinunterlagen, die auf Holzbauten hinweisen. Ich sehe
1") Vergl. «Erster Bericht über die vom Altertumsvereine Kempten vorgenommenen
Auegrabungen römischer Baureste auf dem Lindenberge bei Kempten. — Altertumsverein
Kempten 1888.»
112) Vergl.; «Die Ausgrabungen des Vereins für das historische Museum zu Frankfurt
auf dem christlichen Friedhofe zu Heddernheim im Winter 1891/1892 und Sommer 1892
von Dr. Fritz Quilling. Herausgegeben von dem Vereine für Geschichte und Altertums-
kunde in Frankfurt a. M. 1894.»
124
Die Bürgerliche Niederlassung.
davon ab, die einzelnen Räume mit Namen zu bezeichnen ; icli will nur einige
charakteristische davon hervorheben.
Fig. 19. Grundriß des Kaufhauses.
Der zwischen den Flügeln B C D und R Q S gelegene Laugbau mit
seinen Abteilungen ist an der Ostseite mit einem langen Räume abgeschlossen,
den wir wohl schon der schwachen Fundierung wegen als eine offene Halle
(Bazar?) ansprechen dürfen. Zur Sommerzeit und an besonderen Markt-
tagen mögen die Geschäfte zwischen den Römern und Barbaren hier ab-
geschlossen worden sein; die dahinter liegenden Räume, die zweifellos mit
der Halle verbunden waren, dienten vermutlich in schlechter Jahreszeit dem
Verkehre und als Wohnungen für die Händler. Auch werden dort die Waren-
vorräte gelegen haben. An beiden Räumen G H liegt, in die Quermauer
eingebaut, ein Steinbrunnen S (vergl. Abschnitt XI. 2 Brunnen Nr. 41).
Es ist dies an der Saalburg bis jetzt das einzige bekannte Beispiel, daß ein
Brunnen in einem Gebäude selbst angelegt ist. In Heddernheim und an
anderen Plätzen des Taunusvorlandes kommt es öfters vor; an ersterem Orte
ist ein solcher gemauerter Brunnen in einem Keller gefunden worden. Inter-
essant sind die fünf an der Nordseite den Räumen B, C, D vorgelegten, auf-
fallend starken Pfeilervorsprünge, die anscheinend den Zweck hatten, an dem
abfallenden Gelände die Mauer zu verstärken, oder vielleicht eine kleine Vor-
halle zu tragen. An dekorative Zwecke ist ebensowenig zu denken wie an
eigentliche Strebepfeiler, die stets ein Gewölbe oder einen Gurtbogen bedingen.
Von dem Hypocaustum F ist das Fraefurnium erhalten, sowie das mit Basalt-
keilsteinen gewölbte Schürloch. Die Einteilung der unmittelbar an die Straße
stoßenden Reste von Holzbauten, die Kanäle und die mit diesen zusammen-
hängenden Vertiefungen machen es wahrscheinlich, daß hier Stallungen er-
baut waren.
Man kann sich auch von diesen einzelne als Schuppen oder andere
leichte Bauten denken, die zur vorübergehenden Aufnahme von Vieh, das
Verschiedene Bauten. 125
dort untergestellt und verhandelt wurde, oder zur Unterbringung von Ge-
treide dienen sollten. Im Übrigen konnte auf dieser Fläche aus verschiedenen
Rücksichten noch nicht Alles umgegraben werden, sodaß ein abschließendes
Urteil zur Zeit nicht gefällt werden kann. Doch erscheint die Annahme
eines großen Gebäudes für den Handel und Verkehr jetzt schon als hin-
reichend begründet.
Die bei Freilegung der Mauern erhobenen Funde sind gering und be-
weisen, da wenig Brandschutt und kaum Gefäßscherben oder Eisenbeschläge
zu Tage kamen, daß größere Zerstörungen dort nicht vorgekommen sind,
sondern daß die Gebäude abgetragen wurden. Die im Hypoccmstum E ge-
fundenen gestempelten Ziegelplatten tragen gleichmäßig den Stempel der
XXII. Legion, und zwar den auf Tafel LXXVIII, Nr. 11 abgebildeten Rund-
stempel mit Halbmond und Stern. Bemerkenswert sind einige dort aus-
gegrabene Bronzen, u. a. ein sehr schöner, reich verzierter Schlüssel, einige
Zierscheiben und Gürtelbeschläge, die bei der Beschreibung der Fundstücke
im Abschnitte XIII berücksichtigt werden sollen.
5. Verschiedene Bauten.
Auf Tafel XIII sind alle einigermaßen in ihrem Grundrisse erkenntlichen
Bauwerke eingetragen (vergl. auch Textfigur 21, a und b), dagegen wurde von
einer Einzeiclmung derjenigen Fundamentreste Abstand genommen, die über-
all zerstreut im Boden der Bürgerlichen Niederlassung gefunden wurden und
deren Zweck oder Zugehörigkeit zu einem Bauwerke nicht ohne Weiteres er-
klärt werden kann. Diese mit aufzunehmen würde zu weit geführt und die
Übersichtlichkeit der Zeichnung gestört haben. Im Nachfolgenden will ich
noch diejenigen Bauten, die von Belaug erscheinen, und von denen auch die
über den Boden ragenden Mauern mit Cement und Rasen zur Konservierung
abgedeckt sind, erwähnen:
a. Bau zwischen Villa und Römerstraße (Tafel XIV, Fig. I und
Schnitt AB, sowie Tafel XVII). Derselbe liegt weder mit dem Erd- und
Steinkastell noch mit der Straße parallel und scheint teilweise auf Fundamenten
zu ruhen, die einer älteren Periode angehören ; er ist rechteckig und hat eine
Länge von 29,00 m und eine Tiefe von 25,00 m. Der Bau besteht eigentlich
aus zwei Teilen; der vordere, den man seither als «Langbau» bezeichnete,
hat fünf Räume, von denen drei (a, c und d) mit Hypokausteu versehen sind,
— die Einzelheiten ihrer Konstruktion werden später erläutert. Während
dieser und der rechtwinkelig anstoßende Teil g f nur zu Wohnzwecken ge-
dient haben, kann dies bei dem hinteren, großen freien Räume D nicht der
Fall gewesen sein ; im Gegenteil deuten die Funde und Beobachtungen darauf
hin, daß er zu Wirtschaftszwecken benutzt worden ist. In der nordöstlichen
Ecke C wurden nicht weit voneinander auf einer Stelle fünf und auf einer
anderen sieben Hufeisen dicht bei einander liegend erhoben. Bei D war eine
Basaltsteinplatte von 60 cm im Quadrate und 20 cm Dicke eingemauert, an
12G ßic Bürj?erliche Niederlassung.
der ein großer eiserner Ring befestigt war; diese Vorrichtung stimmt ganz
mit derjenigen überein, die unsere Metzger zum Anbinden des zur Tötung
bestimmten Schlachtviehes noch lieute benutzen; sie ist im Saalburg-Museum
aufgestellt. Auch kamen hier außerdem viele Trensen, Ketten und Wagen-
beschläge vor, sodaß es nicht gewagt ist, an dieser Stelle eine Schlächterei
mit Stallungen oder, wie wir heute sagen würden, das «Schlachthaus» zu
vermuten; diesem Zwecke entspricht auch die Lage am Wege inid der in
der Nähe befindliche große Brunnen Nr. 5. Hier geschah vielleicht auch
die Rast und der Ausspann der Pferde von Fuhrwerken, welche hier Halt
machten, nachdem sie die Höhe des Passes erreicht hatten.
b. Östlich der Römerstraße und parallel mit ihr in der Nähe der
Brunnen Nr. 24, 31 und 32 liegen die Fundamente eines rechteckigen, 9:14 m
großen Baues, an den sich ein apsidenartiger Ausbau anschließt. An die
Nordseite lehnt sich ein Keller an, welcher zu der um das Kastell ziehenden
Straße parallel liegt. Wozu dieser, mit einer Apsis geschlossene Bau, dessen
Grundmauern nur oberflächlich hergestellt waren, gedient haben mag, ist
schwer zu entscheiden; vielleicht war er ein Versammlungslokal, das mit der
daranstoßenden Schenke verbunden war. Seine Lage vor dem Kastell und
die vorbeiziehenden Straßen sprechen für diese Möglichkeit.
c. Weitab vom Kastell, fast 600 m südlich (vergl. Tafel I und die
Übersichtskarte), etwa in der Gabelung der Römerstraße nach der Wetterau
(jetzt «Rotlaufsweg» genannt) mit der Hauptstraße nach Heddernheim,
liegt ein viereckiges Gemäuer, das von Cohausen trotz seiner Größe für
einen Turm zur Beobachtung der Straßen erklären wollte. Aber gerade seine
Größe (7,90:6,50 m bei einer Mauerstärke von 0,95 m) läßt diese Vermutung
bezweifeln. Wenn die Bezeichnung als einfaches Wohnhaus nicht passend
erscheint, findet vielleicht die Erklärung, es sei eine Kneipe, ein sogenannter
«letzter Heller» gewesen, mehr Beifall. Besondere Funde sind in diesen ent-
legenen Mauern nicht gemacht worden.
d. Andere Mauerreste, bis zu solchen, die Räume von 5:5 und 6:8 m
einschließen, sind allenthalben gefunden worden. Sie zeigen ihre Spuren so-
wohl zwischen Pfahlgraben und Kastell, als auch westlich vom Kastelle, in
der Nähe des Gräberfeldes, und sehr zahlreich im Friedrichsdorfer Walde,
östlich vom Kastelle, jenseits der Usinger Chaussee. Die eingezeichneten
Reste sind bei vorläufigen Schürfungen gefunden worden, und es steht zu
hoffen, daß mit der Zeit das ganze Gebiet bloßgelegt werden kann. Oft
finden sich in solchen Gebäuden Überreste von Kochplätzen, Feuerstellen
und aufgemauerten Pfeilern, welche Unterlagen von Tischen und Bänken vor-
zustellen scheinen. Auf ihnen lagen die nötigen Holzbretter, Einrichtungen,
wie man sie jetzt noch in Bauernhäusern findet.
e. Ein Bauwerk der Bürgerlichen Niederlassung, das Neuhof
1782 ausgraben ließ. Nach den von diesem angegebenen Entfernungsmaßen
scheint es das Gebäude zu sein, das an dem Graben (einem ausgefahrenen
Wege), etwa 35 m nördlich vom Gräberbause liegt (Tafel XIII); zusammen-
Verschiedene Bauten. 127
hängende Mauern sind noch jetzt vorhanden. Den ausführlichen Bericht
Neuhofs^^^) führe ich wörthch an, da das Buch sehr selten ist und daraus zu-
gleich hervorgeht, daß damals noch viel Mauerwerk erhalten war. Es heißt
bei Neuhof auf Seite 125:
«Es waren 340 Schritte von dem Kastell Saalburg, wo ich durch meinen Ar-
beiter von Mitternacht gegen Mittag oben an dem Rain des beschriebenen Grabens
nachsuchen ließ. Es gelang mir, daß ich gerad auf einen meinen Absichten gemäßen
guten Fleck kam. Kaum hatte mein Taglöhner, welchen ich schon viele Jahre in
meinem Dienst gehabt und auf alle Kleinigkeiten durch meinen Unterricht aufmerksam
gemacht hatte, den Boden aufgehackt, so fand ich schon allerlei Geräthschaften von
erdenen Töpfen, einige Messerklingen und eine Scheere, hinten mit einer Feder, welche
den heutigen Woll- oder Schaafscheeren an Gestalt vollkommen gleich ist. Ich über-
gehe hier das übrige meist in großen Nägeln bestandene und vom Rost stai'k an-
gefressene Eisenwerk.
Nachdem ich etwas weiter graben ließ, so gelangte ich an eine Grundmauer,
und ich ordnete es an, auch über derselben nachzusuchen, wo ich dann alsobald einen
Schutt von Erde und große Stücke von gebackenen Steinen, folglich, wie man sagt,
keinen gewachsenen, sondern zusammengefallenen Grund fand, das mich also bewog,
meine Untersuchung sorgfältig fortzusetzen. Sogleich oben unter dem Schutt kam
eine ziemlich große Lanze zum Vorschein, die ich unter den schon mehr erhaltenen
in meiner Sammlung aufbewahre.
In dem Verfolg wurden viele große zerbrochene Platten von gebackenen Steinen
entdeckt, und als ich tiefer in die Erde arbeiten ließ, offenbarten sich nach und nach
verschiedene aus grauen Sandsteinen"*) gehauene Pfeiler oder kleine Pfosten, deren
ich endlich 28 an der Zahl, alle in einer regelmäßigen Weite gesetzt fand. Die
Pfeiler sind 20 Zoll hoch und oben und unten 8 im Viereck, in der Mitte aber schmäler.
Auf diesen Pfeilern lagen die oben beschriebenen Platten, 21 rheinische Zoll groß im
Viereck, darunter auch viele mit einem Ranft^'^) von einem Zoll hoch eingefaßt, und
nach den Beschreibungen, die man von anderen Schweisbädern hat, ohne Zweifel ehe-
dem mit Mörtel oder Kalkspeise begossen und über jene Platte gelegt waren, damit
der Boden nicht allzuheftig erhitzet und dadurch der Gebrauch zum Gehen oder Sitzen
verhindert würde. Die Platten waren aber fast alle von der Last des darauf gelegenen
schweren Schuttes von Erde zerbrochen. Einige erhielt ich noch vollständig, die ich
dann mit den beschriebenen Pfeilern auf zween vollgeladenen Karren in meine
Wohnung habe bringen lassen. In eben diesem Schweisbad, welches 12 rheinische
Schuhe im Viereck groß war, fand ich zugleich bei einem Haufen viele und fast einen
halben Huth voll von Gyps oder Kalch mit einer Form ordentlich gemachte kleine
Kugeln, in der Größe wie man sie aus einer Flinte von mittelmäßigem Caliber schießt.
Ferner zwei Wackensteine beieinanderliegend, welche an dem einen Ende wie Glätt-
steine glatt abgerieben und also ehedem gebraucht worden. Von beiden, den Kugeln
"') Hanauisches Magazin, 15. Stück, 1783; 2. Schreiben an Herrn Pfarrer Christ in
Rodheim.
"*) V^on solchen Pfeilern aus Sandstein, die sonst wohl vorkommen, ist uns neuer-
dings auf der Saalburg nichts bekannt geworden.
"^) Es scheinen Dachziegel gewesen zu sein, die im Allgemeinen an der Saalburg
selten vorkommen; wenn sie zu anderen Zwecken dienten, sind die Randleisten gewöhn-
lich abgeschlagen.
128 I^i© Bürgerliche Niederlassung.
und jetzt gemeldeten Glättsteinen, ist mir aber ihr Gebrauch bei einem römischen
Seh weisbade nicht bekannt und ich zeige es daher an, ob mehr Verständige der römi-
schen Gebräuche mich und vielleicht auch andere darüber belehren können. Das Übrige,
was ich in diesem zweiten Zimmer an Geräthschaften fand, bestand alles theils aus
Messing und theils aus Kupfer und gemischtem Metall und nichts aus Eisen. Von
der ersten Art waren einige dreifingerbreite Beschläge, die ich an der einen Ecke des
Schweisbades angetroffen, und vielleicht dazu dienten, um die Platten auf der Erde
zusammenzuhalten. Von der anderen Art waren viele große und kleine Ringe, allerlei
große und kleine Nägel, etliche Nadeln, etwas länger als ein Zoll, die anstatt einen
Kopf zu haben, oben artig ineinandergeflochten sind. Weiter bekam ich ein Zänglein
(Pincette oder rolsella ad evelloidos pilos), dergleichen man in den Bädern gebraucht.
Endlich ein Stück, das nach seiner vom Meister willkührlich gemachten Gestalt, ein
auf seinen vorderen Füssen liegendes Thier"") vorstellet. Vornen an den Füssen sind
zwei Löcher, worinnen vielleicht ein Ring gehangen hat. Am Ende dieses Thieres ist
ein schmales Eisen mit einem Kamm gleich einem Schlüssel (Schiebeschlüssel; ein-
geheftet, welcher aber sehr verrostet war. Das ganze Stück wieget 12 Loth l^h Quint
und ist von feinem Metall. Ich hatte Ursache das jetzt beschriebene Eisen für einen
Schlüssel zu halten, weil ich in dem nächstfolgenden dritten Zimmer ein viereckiges
Schloß fand. In dem der Reihe nach folgenden dritten Zimmer gegen der Mittags-
seite, fand ich weder Pfeiler noch Platten von gebackenen Steinen, obgleich die äußersten
Wände desselben ziegelfärbig gebrannt waren. Wie aber das, was ich in dem be-
schriebenen nächst vorhergehenden Zimmer vorgefunden, alles aus Erz oder dem ge-
mischten Metall bestanden: so war hingegen das, was hier zum Vorschein kam, gleich
wie in dem ersten Zimmer, alles von Eisenwerk. Ich bekam unter Anderem eine
eiserne Kette, woran am Ende ein großer Ring ist, die ziemlich lang wäre, wenn sie
nicht zum Theil unten durch den Rost in einen Klumpen zusammengeschrumpft wäre.
Dabei befanden sich auch allerlei kleine erdene Töpfe, und halte ich solche für Ueber-
bleibsel von Gefäßen der wohlriechenden Oele und Salben, wovon ich in meinem
vorigen Schreiben etwas gemeldet habe.
Jetzt muß ich wieder zurück nach dem eigentlichen Schweisbad gehen. Nach-
dem mein Arbeiter solches durchsuchet, so sah ich unten in der Mauer auf der Abend-
seite einen kleinen gewölbten Bogen, der mir die Oeffnung zum Schierofen oder den
Platz zeigte, wo man unter den oben beschriebenen Platten das Feuer anmachte, und
dadurch das darüber befindliche Schweisbad erwärmte. Dieser Vorplatz zum Ofen war
zehn Schuhe lang und fünf breit und unmittelbar vor desselben Oeffnung lagen unten
zwei aufeinander mit Kalchspeis oder Gips befestigte gebackene Steinplatten, 16 Zoll
im Viereck. In dem Vorplatz zum Schierofen wurde eine Rauch- oder Zugröhre von
gebackenem Stein, 9 Zoll hoch, 6 ','2 breit und 4 Zoll schmal gefunden. Auf den beiden
Seiten des jetzt gemeldeten Schierloches sind die zwei übrigen Zimmer des beschriebenen
Schweisbades, davon zum Theil die Grundmauer noch sichtbar sind, welche ich aber
noch nicht öffnen lassen. Auch hier ist das eine Zimmer gegen Mitternacht, gleich
dem beschriebenen ersten Zimmer, durch die oben bemeldten alten Graben unvollständig
gemacht worden ; ich behalte mir aber die fernere Untersuchung desselben auf eine für
mich schickliche Zeit noch vor. —
Es sind übrigens noch so viele und weitläufige Grundmauern von Gebäuden in
dieser Gegend, dass nicht zu zweifeln ist, dass bei fernerem Nachsuchen noch manche
"«) Vermutlich der Schlüssel Tafel XXXXIV, Nr. 15.
Verschiedene Bauten. 129
wichtige Entdeckungen gemacht werden können, wie ich denn viele Trümmer von
Statuen (die ich aber ohne Zeichnungen nicht wohl beschreiben kann) nebst mehreren
Steinen von Handmühlen und anderen dergleichen Waaren gefunden habe.»
Leider hat Neuhof durch den Abbruch und die Entfernung der Stein-
pfeilerchen gegen seine Gewohnheit wenig im Interesse der Sache gehandelt,
was noch dadurch verschlimmert wird, daß keine Zeichnungen auf uns ge-
kommen sind. Daß er ein Bad ausgegraben hat, ist mir unwahrscheinlich,
es wird ein heizbares Wohnzimmer gewiesen sein; damit fielen auch die Er-
klärungen Neilhofs über den Zweck der einzelnen Fundstücke. Immerhin
erkennen wir aber aus seinen Angaben die große Ausdehnung der Lager-
stadt, und daß selbst noch in der Nähe der Gräberstätte, nach dem äußeren
Rande der Niederlassung zu, bessere, mit Komfort eingerichtete Gebäude
bestanden haben.
JacobI, Das Römerkastell Saalburg.
130
Fig. 19 a. Römisches Brandgrab (zu Seite 135 und 136).
Die Friedhöfe und Gräber.
(Tafeln XIII, XXII, XXIII und Textfigur 19a.)
Die Römer pflegten ihre Toten nicht, wie wir jetzt, auf großen, umzäunten
und abseits gelegenen Friedhöfen zu bestatten, sondern liebten es, die
Gräber längs der Landstraßen aneinander zu reihen, damit sie dem Vorüber-
gehenden stets auffielen und so die Erinnerung an die Verstorbenen wach er-
hielten. Ich verweise nur auf die Gräberstraßen von Pompeji und Rom, vor
Allem auf die Via Appia. Man hat die Beobachtung gemacht, daß mit der
Anlage von Begräbnissen gleich vor den Thoren oder den letzten Häusern
einer Stadt oder einer kleineren Ansiedelung begonnen wurde, sodaß die
fernsten Gräber im Allgemeinen auch die jüngsten sind.
An der Saalburg liegen örtlich getrennt von einander zwei Friedhöfe,
der eine südlich vom Kastelle an der nach Hcddernheim führenden Straße,
bereits 185G von Hahd entdeckt, der andere, wenige Meter östlich vom Kastelle
gelegen, wurde erst im Jahre 1884 und zwar zufälhg aufgefunden. Der erstere,
zugleich auch der jüngere, nimmt ein nach Süden geneigtes, durch Gräben
und andere in derselben Richtung gezogene Vertiefungen und Mulden ge-
furchtes Gelände ein, auf dessen höherem Rücken sich die Gräber finden,
während die in den Furchen gelegenen teilweise zerstört sind. Im Ganzen
bedeckt die Gräberstätte eine Fläche von mindestens l'/a ha oder 7^« Hom-
burger Morgen, doch kann nicht bestimmt behauptet werden, daß sich nicht
auch jenseits der bis jetzt festgesetzten Längen- und Breitenausdehnung Gräber
Die Friedhöfe und Gräber. 131
befänden, denn auf der Ostseite kamen solche noch 76 m von der Römer-
straße entfernt zum Vorschein.
Der ältere Friedhof hegt etwa 30 m von der Südost-Ecke des Kastells
entfernt an einer älteren, nach Nordosten ins Ausland führenden Römerstraße;
auch hier erstrecken sich die Beisetzungsstellen bis dicht an die Straßenkante.
Es ist kaum zu bezweifeln, daß diese Gräberstätte zu den ersten Anlagen,
wahrscheinlich zum Erdkastelle gehört hat, denn es ist nicht denkbar, daß
man in späterer Zeit, nachdem dort das angrenzende Gelände verbaut war,
unmittelbar bei den Spitzgräben des Steinkastells die Toten bestattet hätte.
Auch sprechen die Beigaben der dort aufgedeckten 20 Gräber für eine ältere
Periode. Ob die an derselben Stelle erhobenen Bruchstücke von, dem Jupiter
Dolichenus gewidmeten, Steinen und von sonstigen Skulpturteilen irgendwie mit
dem Totenfelde in Verbindung stehen, ist nicht nachzuweisen, denn in dem
nahe dabeihegenden Brunnen Nr. 7 wurde ebenfalls ein dem Jupiter Dolichenus
gewidmeter Inschriftstein gefunden (vergleiche den Abschnitt XIII. 2, A, II.
14 und 15).
In dem Übersichtsplane Tafel XIII sind die beiden Friedhöfe durch schwarze
Punkte und durch das Wort «Begräbnisstätte» bezeichnet; Tafel XXII giebt
den mutmaßlichen Umfang des großen Totenfeldes in einem Maßstabe von
1 : 800 in rot punktierten Linien wieder; die meisten der bis jetzt untersuchten
Gräber sind durch rote Punkte bezeichnet. Der Verbrennungsplatz D, die
ummauerten Gräber A, B, F, G und das Gräberhaus E sind in schwarzer
Schraffierung dargestellt; auch ist das Letztere in seiner Giebelansicht und in
seinem Längenschnitte in einem Maßstabe von 1 : 200 wiedergegeben. Auf
Tafel XXin sind eine Anzahl Gräber in ihren Grundrissen und Schnitten im
Maßstabe von 1 : 20 und 1 : 40 zusammengestellt.
Kurz nach der Auffindung des großen Gräberfeldes, 1856, die Hahel erst
nach vielen Schürfungen gelang, besuchte Dr. J. von Hefner'^^'^) die Saalburg;
er hat damals seine dabei gewonnenen Eindrücke in der Münchener Zeitung
vom 12. Dezember 1856 niedergelegt, aus der ich das über die Gräber Ge-
sagte hier anführe:
«Merkwürdiger aber als die Ausgrabungen des Kastells sind die in neuester Zeit
zu beiden Seiten der Straße entdeckten römiscben Grabstätten, deren man bei 50 nebst
einem Verbrennungsplatze der Leichen (hustum) aufgefunden hat. Man kann nichts
Interessanteres als diese von ihrer oberen Decke entblößten, mit ihrem reichhaltigen
Inhalte vor dem Beschauer daliegenden Gräber sehen. Ich muß gestehen, daß mit Aus-
nahme der Gräberstraße in Pompeji, die ich mit wehmütigen Gefühlen auf- und ab-
wandelte, kein Überbleibsel des Altertums auf mich einen so ergreifenden Eindruck
machte, als diese in wenige Quadratschuhe eingezwängten Überreste von Kriegern des
welterobernden Römervolkes. Die bisher offen gelegten Gräber zeigen durchaus nur den
Gebrauch des Verbrennens der Leichname. Die Gebeine des Toten befinden sich zum
Teil, mit der Beigabe einer thönernen Lampe, in einer runden irdenen Urne, um die
sich Thongefäße, als zum Beispiel Henkelkrüge, worunter manche mit einem Ausgusse
"^) Vergleiche die «Vorbemerkungen» Seite 12.
9*
132 I>ie Friedhöfe und Gräber.
in Form eines Kleeblattes, Teller, Trinkgeftlße mit eingedrückten Vertiefungen am
Bauch und dergleichen mehr, ringsum anlehnen. Alle diese Mitgaben sind mit einer
fettigen, schwarzen Asche, dem Überreste des verbrannten Leichnams, überdeckt.»
Es scheint, daß in der Zeit, in der die Römer den Limes im Besitze hatten,
das Verbrennen der Toten Regel, und die Erdbestattung der Leichen nur aus-
nahmsweise und bei vornehmen Familien gebräuchlich war. An der Saalburg
wird wohl nur das Erstere der Fall gewesen sein, denn es sind dort bis jetzt
nur Brand- und nirgends Skelettgräber aufgedeckt worden. In der Nidda-
und Mainebene sind aus römischer Zeit zwar beide Bestattungsarten nachge-
wiesen worden, doch war auch hier die Verbrennung allgemein Sitte. In
Heddernheim-Praunheim fanden sich genau dieselben Brandgräber wie an
der Saalburg, aber auch Steinsärge mit Skeletten. Es dürfte, ehe ich mit der
Beschreibung der Gräber an der Saalburg beginne, geboten sein. Einiges
über die Bestattung der Toten im Altertum vorauszuschicken^^^).
Bei den Ägyptern und Juden war das Begraben der Toten in der ältesten
Zeit allgemein und stand im Zusammenhang mit ihren religiösen Anschauungen.
Die Griechen dagegen kannten schon in ältester Zeit zwei Bestattuugsweisen,
die ohne Rücksicht auf Rang oder Reichtum des Verstorbenen neben einander
bestanden: Das Verbrennen, wobei man die Überreste der Leiche in eine
Urne sammelte und in einer Gruft oder Felsenkammer beisetzte, und das
Beerdigen, wobei der Leichnam entweder ohne weitere Umhüllung der
Erde übergeben oder in einem Sarge aus Holz, Thon oder Stein geborgen
und in einer Grabkammer aufgestellt wurde. Welches die ursprüngüche
Bestattungsart war, ist schwer zu entscheiden; sicher ist, daß immer —
bei den Griechen wie bei den Römern — beide Bestattungsgebräuche gleich-
zeitig geübt wurden. Bei den Letzteren scheint nach den Zeugnissen von
Plinius und Cicero in den ältesten Zeiten die Sitte des Begrabens vorherrschend
gewesen zu sein. Plinius sagt: «Das Verbrennen war bei den Römern nicht
alte Einrichtung, es wurde beerdigt. Aber als man sah, daß in den lang-
wierigen Kriegen die Begrabenen ausgewühlt wurden, da wurde es eingefülu-t. »
Nach Flutarch verbietet Numa., seinen Leichnam zu verbrennen; es muß also
zur Königszeit die Sitt« der Leichenverbrennung schon bestanden haben.
Einige Jahrhunderte später ist das Verbrennen der Leichen allgemeiner
Brauch geworden, wie sich aus dem Zwölf-Tafelgesetz schließen läßt, welches
auch Verbote über allzu großen Luxus bei Verbrennungen enthält. Be-
stimmungen dieser Art sind z. B. die folgenden: «Du sollst den Scheiter-
haufen nicht mit der Axt glätten»; «du sollst den Scheiterhaufen nicht mit
U8J Vergl. u. a. hierüber:
1. Jacob Grimms Arbeit in den Berichten der Berliner Akademie (1849): «Über
das Verbrennen der Leichen»;
2. Dr. Bode, ein Vortrag über «die Frage der Leichenverbrennung». Evangel.
Gemeindeblatt 1886, Nr. 47 und 48;
3. «Die antiken Sarkophage». In den «Grenzboten» vom Juni 1890, S. 555;
4. Marqxiardt, J. «Das Privatleben der Römer». Leipzig 1879.
Die Friedhöfe und Gräber. X33
Wein besprengen»; «ein Toter soll in der Stadt weder begraben noch ver-
brannt werden».
Noch im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung ist das Verbrennen
allgemeine römische Sitte gewesen, denn Tacitus berichtet ausdrücklich darüber,
doch wurden auch in Rom die Toten noch lange nachher, wenn auch nicht
mehr allgemein, verbrannt. Bis ins vierte Jahrhundert hinein scheinen Ver-
brennungen in Italien noch teilweise üblich gewesen, aber bald darnach auf-
gegeben worden zu sein ; schreibt doch Macrohius, ein Würdenträger am Hofe
des jüngeren Theodosius, in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts: «die
Körper der Gestorbenen zu verbrennen, ist nicht mehr Sitte in unserem
Jahrhundert».
Von einigen germanischen Volksstämmen wissen wir aus Tacitus und
durch in unserer Zeit vielfach gemachte Ausgrabungen, daß sie ihre Toten ver-
brannten, von anderen Völkerschaften ist hingegen nachgewiesen, daß sie
ihre Toten beerdigten ; beide Bestattungsweisen gingen neben einander her, und
das Verbrennen hörte erst mit der Verbreitung des Christentums ganz auf,
doch auch dann nur allmählich, denn Karl der Große mußte noch dagegen
ankämpfen.
Die Gebräuche, welche bei der Bestattung von den Römern in ihrer
Heimat geübt wurden, kennen wir ziemlich genau aus schrifthchen Angaben,
Abbildungen und den Gräberfunden, besonders diejenigen bei der Bestattung
von Angehörigen der vornehmeren und reicheren Klassen, die dabei einen
großen Prunk zu entfalten pflegten. Über die Bestattungsweise der unteren,
weniger bemittelten Bevölkerung, die für die Saalburg vielleicht allein in Frage
kommt, sind wir weniger gut unterrichtet und daher im Wesentlichen auf
die Ergebnisse der Ausgrabungen angewiesen. Nach den zu Tage geförderten
Beigaben zu schließen, haben die Römer in der Fremde das Ritual der
Heimat beibehalten, allerdings in schhchterer Art; auch mag dasselbe durch
die germanischen Hilfskohorten und die sonstigen Bewohner, die sich an der Saal-
burg aus verschiedenen Volksstämmen zusammensetzten, beeinflußt worden sein
und der Totenkultus sich allmählich geändert haben ; wenigstens weichen die ent-
fernteren — die Gräber der hintersten Reihen — von den nächst der Straße
gelegenen etwas ab, sie sind weit einfacher und haben weniger Beigaben.
Habel hat von 1856 bis 1862 etwa 100 Gräber öffnen lassen, seit 1871
sind weitere 150 aufgedeckt worden, sodaß, abgesehen von denjenigen, die
Neiüiof im vorigen Jahrhundert aufgegraben hat^^^), bis heute die Gesamt-
zahl der untersuchten Gräber sich auf mindestens 250 belaufen dürfte. Die
"9) Bei diesen Untersuchungen NeuJiofs, die in den siebziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts stattfanden, sind nicht allein ähnliche Ergebnisse erzielt worden, sondern es
wurden dabei noch einige andere Beobachtungen gemacht, die von allgemeinem Interesse
sein dürften; ich lasse sie daher, mit Weglassung von einigem Nebensächlichen, aus seinen
schon öfters angeführten «Nachrichten» hier wörtlich folgen: «Alle Gräber, welche ich habe
aufgraben lassen, waren drey auch vier Schuh tief und mit schwarzer, von einem ehe-
maligen Brand zeugender fetter Erde angefüllet, die übrige Erde, die sie umgab, war
134 ^ie Friedhöfe und Gräber.
von Hahel in seinen Fundberichten gegebenen Notizen stimmen mit den von
A. von Cohausen und mir gemachten Beobachtungen überein; aus diesem
Grunde kann ich auf eine gesonderte Mitteilung der einzelnen Ergebnisse
verzichten.
Im Allgemeinen hat man den Eindruck, als ob die in Reihen liegen-
den Gräber den gemeinen Soldaten oder der ärmeren Bevölkerung angehört
hätten und diejenigen, die eine Umrahmung oder Ummauerung hatten, die
Überreste von Offizieren und reicheren Leuten enthielten. Es scheint, daß
die Leichen auf einem Brette oder, nach den in den Gräbern gefundenen eisernen
Nägeln und Beschlägen zu schließen, in einem Bretterkasten auf den Scheiter-
haufen, welcher auf dem allgemeinen Verbrennungsplatze (iistrina) aufgeschichtet
war, gebracht und dann den Flammen übergeben worden sind.
Eine solche Ustrina fand sich auf der Westseite der Straße, fast genau
in der Achse des Gräberhauses; es war ein erhabener, in Bruchsteinen funda-
mentierter und mit solchen umstellter Platz von 6 m im Quadrat, von dem
Hobel sagt, er sei mit Ziegeln geplättet, sogar mit ähnlichen Vorrichtungen
wie die Hypokausten versehen gewesen, und in seiner Mitte habe sich ein
1,25 m messender Herd oder Plattenbelag befunden. Die Stelle ist heute
noch erkennbar. Leider enthalten die Aufzeichnungen Hahels, der diesen
Platz ausgegraben hat, keine Zeichnung oder ausführliche Beschreibung. So-
viel aus den erhaltenen Überresten hervorgeht, war die Heizvorrichtung nicht
in der vollkommenen Weise, wie wir sie von den römischen Hypokausten
ein auch mehrere Schuhe tief, hart und ziegelfarbig gebrannt, jenachdem bey ein oder
dem andern Grabe das Feuer etaerker oder geringer war. In allen waren Trümmer von
Urnen, Knochen, grün oder weißes Glas, von allerlei Gestalt, Naegeln und anderes Eisen-
werk, Kohlen, vermoderte und in grünen Vitriol verwandelte Münzen, Schaalen und
Schüsseln, von einer zarten rothen Erde, und feiner glänzenden Glasur (Terra sigillata),
dergleichen auch der Herr Pater Fuchs bey Gonzenheim ohnweit Maynz in großer Menge
angetroffen hat. — In einem über vier Schuhe tiefen Begraebuiß unmittelbar neben einer
starken Mauer, waren verschiedene Stücker von irdenen Toden-Krügen, alle mit einem
Ohr, und darunter insonderheit ein Krug, welcher nach den Stückern und dem starken
Ohr zu urtheilen außerordentlich groß gewesen. Dabey lagen viele Knochen und acht aus
corinthischem Metall (Bronze) niedlich gearbeitete Baender und Beschlaege, die an ihren
Enden noch die kleinen Naegeln oder Stiften haben, womit vermuthlich die Ecken eines
ehemaligen Kaestchens beschlagen gewesen. Dann die Roemer hatten überhaupt die Ge-
wohnheit, dasjenige, was dem V^ erstorbenen im Leben vorzüglich angenehm gewesen, nebst
seinen Waffen oder sonst erlangten Sieges-Zeichen, auch andere Kostbarkeiten mit in das
Feuer zu werfen. Hier bekam ich ferner einen Spieß oder Lanze und unter andern den
groeßten Theil einer Schaale, von oben beschriebener, fein glassurten rothen Erde. In
derselben ist ein Cirkel und darinnen mit einem Stempel eine Schrift abgedrückt. — Auf
einer anderen dergleichen Schale stehet der Name Urbanius, welches vermuthlich der Name
des Toepfers war. Unten auf dem Boden des Grabes lag ein großer platter "Waldstein,
und darauf ein ziemlicher Haufen Kohlen. Das Grab war übrigens oben mit rauhen Wald-
steinen bedecket. Auf der anderen Seite des Weges, diesem jetzt beschriebenen Grabe
gerade gegenüber, war ein anderes Grab, wo ich außer den gewoehnlichen vielen Trümmern
von Urnen etc. zwey Münzen fände. Die eine davon ist von dem bekannten gemischten
Erze und mit dem bey den Roemern gewoehnlich gewesenen Erugine grün überzogen, von
Die Friedhöfe und Gräber. I35
kennen, vorhanden. Eine Leichenverbrennung muß übrigens viel Holz er-
fordert haben, was aber bei dem großen Waldbestande des Taunus nicht
von Bedeutung war. Aus dem Befunde der Gräber geht hervor, daß man,
nachdem das Holz des Scheiterhaufens mit der Leiche verbrannt war, die
kalcinierten Knochenreste zusammenscharrte und in Teller und Schüsseln
oder auf ein Gefäßbruchstück, seltener in eine Urne, sehr oft auch nur auf
den Boden selbst schüttete. Gewöhnlich wurden sie in eine viereckige oder
unregelmäßige Grube (Tafel XXIII) von 20 — 70 cm Seitenlänge und in einer
Tiefe von 0,60 bis 1 m beigesetzt. Sie waren vielfach mit Bruchstein-
oder Ziegelplatten umstellt oder einfach in die Erde eingegraben. Die diesem
Abschnitte vorgesetzte Abbildung, Textfigur 19 a, stellt ein solches, an der
Saalburg gefundenes Grab dar. Einzelne der Gräber waren mit einer
Quarzitplatte zugelegt. Die Asche wurde mit einem Teller oder auch nur
mit einer Scherbe oder einem Steine bedeckt und um sie herum ein oder
mehrere bauchige Krüglein von der Form Tafel XXVIII, Nr. 3 — 8 und
einige andere Gefäße oder Bruchstücke von solchen gelegt oder gestellt.
Wahrscheinlich enthielten die Krüge ein Getränk — Wein, Meth, Bier
[vinum, temetum, cerevisia, sicera) — ; gewiß hatten die Soldaten, obschon uns
hierüber nichts berichtet wird, außer dem teuren, aus Gallien zu beziehenden
Wein noch ein anderes billigeres, die Stimmung hebendes Getränk, das man
aus Honig, Malz u. s. w. bereitete. Die Krüge sind meist wohlerhalten,
während die anderen Gefäße durchgängig nur noch in Bruchstücken vor-
dem Brand aber so verdorben, daß man überhaupt nur einen Kopf, sonsten aber keine
Schrift darauf entdecken kann. Die andere ist eine silberne Münze von Septimius Severus.
Die Roemer pflegten ihren Toden ein oder mehrere Stücker Geld in den Mund zu
stecken, welches dem Charon für die Fracht, die Verstorbenen über den Fluß Stix nach
den elyseeyschen Feldern zu fahren, bestimmet wurde. Dieses Grab war vier Schuhe lang
und zwey und einen halben Schuh breit, und darinnen von den andern Begraebnüssen
unterschieden, daß dessen Boden nach der Größe des Grabes, mit dicken 9 Zoll im Quadrat,
großen gebackenen Steinen beleget gewesen.
In einem etwas weiter von hier entfernten Grabe, bekam ich endlich einen mit
Asche und Sand zum Teil angefüllten ganzen Toden-Krug von Toepfer-Thon. Neben dem-
selben lagen noch Stücker von andern dergleichen Krügen, und, wie gewoehnlich, viele
Naegeln und Trümmern von feinem grünen Glase, von mancherley Gestalt etc. etc.»
Neuhof spricht von «hart und ziegelfarbig gebrannter Erde», die einzelne Gräber
umgab, was auf ein starkes Feuer hinweist und vermuten läßt, daß außer auf dem Ver-
brennungsplatze auch am offenen Grabe selbst Leichen verbrannt worden sind. Wenn
nun auch in neuerer Zeit derartige Gräber nicht aufgedeckt wurden, so ist doch an der
Richtigkeit der Beobachtungen Neuhofs kaum zu zweifeln und würden sich gewiß auch
jetzt noch auf dem umfangreichen Totenfelde solche Gräber finden lassen. Ein Grab, in
welchem der Tote verbrannt ist, heißt biistum. Marquardt (Das Privatleben der Römer)
sagt über diese Bestattungsweise: «Sollte für einen einzelnen Leichnam ein neues einfaches
Grab errichtet werden, so grub man eine Grube von etwa 1 m Tiefe, schichtete in derselben,
oder, wenn ihr Umfang dazu nicht ausreichte, über derselben den Holzstoß auf, dessen
verbrannte Kohlen schließlich mit den Resten des Todten in die Grube fielen, sonderte
dann die Gebeine des Todten aus, legte sie in eine Urne und setzte diese mitten in die
Asche, worauf man die Grube mit Erde zuwarf und darüber einen Timulus erhob».
136 IMe Friedhöfe und Graber.
banden sind; sie enthielten wohl, wenn auch nur symbolisch angedeutet,
Speisen in kleinen Quantitäten. Derartige Beigaben entspringen dem Glauben,
daß das Grab nur eine Wohnung sei, in welcher der Tote sein Leben in
Ruhe fortsetze. In einem römischen Grabe bei Mainz fand man die durch
den Kalksinter deutlich erhaltenen Spuren eines Fisches, in einem anderen
bei Heddernheim die eines ganzen Kaninchens. Wenn die Krügelchen mit
Erde angefüllt sind, so ist das Zufall, sie sind meistens leer und dann auch
gut erhalten; ist Ersteres der Fall, so rührt dies daher, daß die Öffnung
nicht geschlossen war und die durch den Regen aufgeweichte Erde in sie
eindrang und sie allmählich bis zum Rande füllte. Die Bezeichnung
«Aschenkrügelchen» ist deshalb ebenso unrichtig wie «Thränenkrüge». Alle
in den Gräbern gefundenen Gefäße sind nicht besonders für den Totenkultus
angefertigt, sondern wurden wahrscheinlich dem Nachlasse des Verstorbenen
entnommen und weichen weder in der Form noch in dem Materiale von den
in den Wohnstätten ausgegrabenen ab. Zwischen diesen Gefäßen findet sich
noch allerhand Kleingeräte, z. B. Nägel — manchmal 10 — 12 Stück — zum
Teile so verbogen, daß man auf einen früheren Gebrauch schließen muß,
ferner Kastenbänder, Haken, Schloßteile und Schlüssel zu Schiebeschlössern,
fast immer eine sehr verwitterte und selten bestimmbare Bronzemünze, eine
Bronzefibula oder eine Glasgemme; auch fanden sich zuweilen einige eiserne
Lanzenspitzen und Hufeisen (Textfigur 19a). Es ist auffallend, daß sich in
vielen Gräbern Glasscherben oder ein Stückchen Glas — selbst flaches Fenster-
glas — und nur selten ganze Fläschchen gefunden haben, eine Beobachtung,
die man mit derselben Bestimmtheit und Regelmäßigkeit auch in den
Gräbern am Bahnhofe zu Bad-Nauheim gemacht hat^^°).
Nachdem diese Gegenstände (vielleicht von der Hand der Kameraden)
eingelegt waren, wurde das Grab mit einer rohen Steinplatte (Tafel XXIII,
Fig. IIa) bedeckt, oder, wie Figur A^II und VIII zeigen, mit Steinen gestückt
oder nur mit Erde überschüttet.
Auf vielen Gräbern lag ein Waldstein, der aber meist von Erde über-
deckt war. Man hat deshalb auf den bis jetzt ausgehobenen Gräbern einen
spitzen Quarzitstein gestellt, um zu zeigen, daß das Grab bereits untersucht ist.
Tafel XXIII zeigt Grundrisse und Querschnitte der bemerkenswertesten
Gräber, wie sie an der Saalburg vorkommen. Fig. II und IIa stellen ein Grab
dar, welches mit Waldsteinen unregelmäßig upnsetzt war und in dem sich
nur Aschenreste und Knochen fanden. Dicht dabei lag ein durch Ziegel
umschlossenes Gräbchen (b), wahrscheinlich ein Kindergrab. Fig. IV zeigt
gleichfalls ein mit Ziegeln umstelltes, Fig. V ein quadratisch in den Boden
eingeschnittenes Grab mit zwei Krügelchen und Urnenresten, Fig. III eine
sehr häufig vorkommende Art, bei der nur die Knochenreste, Asche und
Beigaben 50 — 70 cm tief in den Boden eingesenkt sind. Fig. VH stellt ein
dreifach zusammengekuppeltes Grab dar, das mit Waldsteinen umstellt ist,
"0) Vergl. Nassauer Annalen XIV, S. 417.
Die Friedhöfe und Gräber, 137
wobei, wie aus dem Schnitte E— F hervorgeht, die Tiefenlage eine verschiedene
ist. Es mögen dort die Überreste von drei zusammengehörigen Famihen-
mitghedern nacheinander beigesetzt worden sein. Solche nachträgliche Bei-
setzungen finden sich auch bei vorgeschichtlichen Gräbern.
Wenige Meter vor der Front des Gräberhauses, zwischen ihm und dem
Verbrennungsplatze, befindet sich ein Grab, das jetzt mit einem großen Quarzit-
block bezeichnet ist und wohl das zwanzigfache der Asche eines gewöhnlichen
Grabes enthielt. Es war nicht von Steinen eingefaßt und barg von Bei-
gaben weiter nichts als eine Gemme von Glasfluß; es dürfte ein Massengrab
von in einem Kampfe gefallenen Soldaten sein.
Dies ist im Allgemeinen die Beschaffenheit der gewöhnlichen Gräber,
deren sich, wo sie am dichtesten liegen, etwa 11 auf 24 und 13 auf 30 qm
finden, die aber oft auch kaum 1 m Abstand von einander haben. Es zeigen
sich streckenweise geradlinige Reihen und dann wieder unregelmäßige. Viele
sind durch die alten Hohlwege und Wasserabflüsse zerstört.
Außer diesen einfachen Gräbern finden sich auf beiden Seiten der Straße
andere, die mit Mauern oder Steinrahmen umschlossen sind. Mit einer Gruppe
solcher Gräber beginnt der Friedhof auf seiner Nordwestecke (Tafel XXII, A
und B und Tafel XXHI, Fig. I). Die dort aufgedeckten 33 Gräber, die
hinter- und nebeneinander lagen und in den geebneten Boden eingegraben
waren, sind mit Mauern, von denen die Langseiten mit der Römerstraße fast
parallel laufen und nicht über den Boden ragten, umschlossen. Die meisten
dieser Gräber hatten außer Gefäßresten als Beigaben Thonlämpchen, deren
eines den Stempel Cerialis trug. Eine besondere Abdeckung der Einzel-
gräber fand sich nicht, dagegen waren die Räume, die eine lichte Breite von
1,60 bis 4 m hatten, mit Totenasche, die mit Eichen- und Lindenkohlen
vermischt war, fast einen Meter hoch ausgefüllt; darüber lag eine Schicht
Waldboden, der auch zugleich die Mauern überdeckte. In dem größeren
Räume, bei a, wurde ein reicheres Grab aufgedeckt, das ein merkwürdiges
Schwert mit Widerhaken enthielt, welches auf Tafel XXXIX, Nr, 1, ab-
gebildet ist und bei den Fundstücken näher besprochen werden wird. Auf
Tafel XXin, Fig. I, ist dieses Grab in größerem Maßstabe besonders dar-
gestellt; ein behauener Vilbeler Sandstein von 50 cm im Quadrat und 31 cm
Höhe (Fig. la) bedeckte das Schwert, die Knochenreste und die Asche; das
Erstere lag diagonal unter dem Steine, mit seiner Spitze nach Nordosten ge-
richtet; auch fanden sich daselbst zwei gut erhaltene Silbermünzen, von Sahina
und Julia Maesa. Nördlich neben dem Steine lagen in der Asche ein Henkel-
krügelchen von Terra sigillata (Taf. XXIX, Nr. 9), sowie vier Lämpchen aus
gewöhnlichem Thon (Tafel XXVIII, Nr, 11—14). Unmittelbar dabei fand
sich ein von Condollius Marcus dem Jupiter gewidmeter Votivaltar^^^) in
Form eines Säulchens (vergl, Tafel XXIV, Nr. 2, und Abschnitt XIH. 2,
121) Vergl. Prof. Dr. J. Becker, Römische Inschriften von der Saalburg, Nass.
Annalen 1874.
138 Die Friedhöfe und Gräber.
A. II. 12). Der Stein stand aufrecht, wie es scheint noch an seiner ursprüng-
lichen Stelle, er war in Mörtel versetzt, ringsherum mit Steinen umlegt und
mit Erde zugeschüttet, sodaß man bei seiner Aufgrabung den Eindruck ge-
wann, als sei er absichtlich verborgen worden, um dieses Denkmal vor der
Zerstörung der Barbaren zu schützen. Ferner stieß man daselbst auf drei
größere Bruchstücke eines dem Merkur geweihten Altars (vergl. Tafel XXIV,
Nr. 5 und Abschnitt XIII, 2, A. II. 18), sowie auf das, einen Widderkopf
darstellende Bruchstück (Tafel XXVI, Nr. 3), welches wie jener ebenfalls aus
Vilbeler Sandstein gearbeitet ist. In dem angrenzenden, ummauerten Grabe B
lag der auf Tafel XXXXIV, Nr. 18 abgebildete Schlüssel mit Eisenbart
und Bronzegriff. Da sich auch in der Asche einiger anderer Gräber Schlüsse
fanden, wird man unwillkürlich an die heute übliche Redensart «den Schlüssel
aufs Grab legen» erinnert, welche bedeutet, daß man weder das Soll noch
das Haben des Verstorbenen übernehmen wolle.
Von den an der Ostseite gelegenen, mit Mauern umschlossenen Gräbern
will ich die auf Tafel XXII bei E, F und G eingezeichneten kurz besprechen :
Von der Grabeinftissung F ist ein kleiner Teil zerstört, die Reste lassen ein
Quadrat von 2,77 m lichter Weite mit 1 m starken Mauern voraussetzen.
Im Boden standen zwei Urnen (Taf. XXVIII, Nr. 19 und 21) 1,40 m von
einander, die eine mit vier Henkelkrügen von der Form Tafel XXVIII, Nr. 3,
4 und 5 umstellt. Aus dem Umstände, daß sie tiefer lagen als das Funda-
ment der Einschließung, folgerte Habet, daß die Bestattung in diesem Räume
später als die Herstellung der Ummauerung erfolgt sei; doch kann es auch
anders gewesen sein, da die Letztere, die ja keine Last zu tragen hatte, nicht
die Grabtiefe zu haben brauchte.
Einige Schritte nördlich daneben lag in derselben Gräberreihe ein Hau-
steinfragment (Tafel XXII, F), das als die Hälfte einer quadratischen Thür-
oder Fenster-Umkleidung angesehen werden kann und möglicherweise einem
sepulkralen Zwecke gedient hat. Eine ähnliche Einfassung umschließt ein
Grab (Tafel XXIII, Fig. VI), das der Beigaben wegen — kleine Urne und
Spielzeug, Hahn aus Thon — wahrscheinlich als Kindergrab anzusprechen ist.
An dem südlichen Ende des Friedhofes wurde im Mai 1873 eine runde,
einer Brunneneinfassung ähnliche Ummauerung von 1,40 m Durchmesser ge-
funden (Tafel XXIII, Fig. VIII und Schnitt E-F), in welcher drei Gräber
lagen. Das eine derselben enthielt in einem Teller aus Terra sigillata (Tafel
XXIX, Nr. 14), welcher mit einem ebensolchen zugedeckt war, Asche und
Knochenstücke, Beigegeben waren außer den gewöhnhchen Henkelkrügen,
Scherben und Nägeln ein Paar ziemlich gut erhaltene Kastenbänder und eine
Lanzenspitze. Das Innere war mit Steinen ausgelegt und das Ganze mit Erde
überdeckt, woraus sich ergeben dürfte, daß diese Ummauerung nicht über die
Erde ragte, sondern nur den Zweck hatte, das Grab besonders auszuzeichnen.
Im Allgemeinen kann man sagen, daß die Gräber keine KjiegswafFen,
sondern nur einige Jagdgeräte, selten Frauenschmuck, überhaupt nur sehr
wenige Gewandnadeln, Gürtel haken und Schnallen enthielten; dagegen fand
Die Friedhöfe und Gräber. 139
sich fast in jedem Grabe eine Bronzemünze, nur selten eine Silbermünze und
selbst dann in der Regel eine «gefütterte» ; man scheint es vermieden zu
haben, bessere Münzen mitzugeben. Die Schloßteile und Kastenbänder —
zum Teil von Bronze — , die man auch anderwärts häufig in römischen
Gräbern fand, lassen auf den Gebrauch schließen, eine Kassette oder der-
gleichen mitzugeben ; was sie enthielt, muß vergänglicher Natur gewesen sein.
Die Knochenreste, 6 — 7 cm groß, darunter Schädelstücke, sind durch den
Brand weiß geworden; Tierknochen kommen in Gräbern nur selten vor und
stammen wohl von den beigegebenen Speisen. Grabsteine, welche in Mainz
selbst für gemeine Soldaten so häufig errichtet wurden, haben sich hier nicht
gefunden.
Schon oben ist mehrfach von dem Gräberhause die Rede ge
wesen, wenigstens ist es dem Namen nach erwähnt worden; ehe ich aber
darüber, d. h. über das wiedererrichtete Gebäude spreche, will ich hier
Einiges über die dort gefundenen Reste des früheren römischen Bauwerkes
vorausschicken.
Etwa 19 m von der Achse der Römerstraße (Tafel XXII, E) und parallel
mit ihr fanden sich Im hohe und 0,65 m dicke Mauern von einem 7,20 m
breiten und 8,20 m laugen Bau. Die nach der Straße liegende Frontseite
zeigte eine Thüröffnung. Brandschutt fand sich auf dem geebneten Fuß-
boden nicht, auch keine Gefäßscherben, sondern nur wenig Asche und einige
eiserne Nägel. Die Lage des Baues, inmitten des Gräberfeldes und fast genau
der als Verbrenn ungsplatz (ustrina) angenommenen Anlage gegenüber, Heß
vermuten, daß dieses Gebäude mit dem Friedhofe in Zusammenhang gestanden
oder sakralen Zwecken gedient habe. Ich glaube nicht fehl zu gehen, in dem-
selben einen Bau zu erbücken, der zur Aufbahrung der Leichen bestimmt
war, ein «Leichenhaus», wie wir jetzt sagen. Die Gründe, die für diese An-
nahme sprechen, sind kurz folgende. In friedlichen Zeiten wurden auf
der Saalburg die Verstorbenen wohl schwerHch sofort nach Eintritt des Todes
verbrannt und beigesetzt; ein solches Verfahren konnte nicht so ohne Weiteres
erfolgen, denn die Vorbereitungen zu der Verbrennung und die Formalitäten er-
forderten Zeit. In Rom wurde nach Marquardt zwischen Tod und Bestattung
eine Frist bis zu etwa 8 Tagen und je nach der Stellung des Verstorbenen
selbst eine noch längere eingehalten. Abgesehen davon, daß die Römer, wie
schon oben bemerkt, ihre heimischen Sitten und Gebräuche bei der Toten-
bestattung auch fern von der Heimat einigermaßen beibehalten haben dürften,
scheint mir, auch wenn nur zwei oder drei Tage bis zur Beisetzung vergingen,
doch ein Raum zur Aufbahrung der Leichen nötig gewesen zu sein. Und ferner
ist schon aus sanitären Gründen anzunehmen , daß der in einem Zelte,
einer Baracke oder einer sonstigen gemeinsamen Wohnstätte Verstorbene in
dem von Menschen bewohnten Räume nicht verbleiben konnte. Es liegt
deshalb der Gedanke sehr nahe, in dem besagten Baue, den wir jetzt als
«Gräberhaus» bezeichnen, die Stätte zu suchen, wohin der Leichnam nach
Eintritt des Todes sofort auf einer bereit stehenden Bahre, einem Brette oder
140 Die Friedhöfe und Gräber.
Kasten (sandapila) gebracht wurde, und wo er so lange verblieb, bis er
auf den Scheiterhaufen überführt wurde.
Als 1872 die Ausgrabungen an der Saalburg begannen und viele Gräber
aufgedeckt wurden, erwog man, wie diese Gräber zu erhalten seien. Jedes
Einzelgrab zu schützen und unter Schloß und Riegel zu legen, hatte große
Schwierigkeiten, und so fand der Vorschlag, die inmitten des Gräberfeldes ge-
legenen Mauern wieder aufzurichten, damit einen gedeckten Raum für die
ausgehobenen Gräber zu schaffen und sie so vor Zerstörung zu schützen, den
Beifall und die lebhafte Unterstützung des in Homburg damals bestehenden
Saalburg- Vereins. Dieser stellte auch die nötigen Mittel bereit, sodaß schon
1872 der Bau (Tafel XXII) eingeweiht werden konnte. Hierauf beziehen sich
auch die von dem bekannten und verdienten Altertumsforscher Professor Dr.
/. Becker in Frankfurt a. M. verfaßten Inschriften, wovon die eine über der
Thür an der Außenseite, die andere an der Rückwand im Inneren angebracht
ist. Die äußere lautet:
H VNC . LOCVM . MONVMENTVM • DIIS • MANIBVS •
CONSACRAVERVNT • CIVES • TAVNENSES •
MDCCCLXXII.
«Diesen Ort widmeten Bürger vom Taunus im Jahre 1872 zum Male
der Erinnerung an die Abgeschiedenen.»
Die innere lautet:
DIIS . MANIBVS . ET • MEMORIAE • AETERNAE • MILITVM • OLIM
ROMANORVM • IMPRIMIS . LEGION VM • VIII-AVGVSTAE • ET • XXII
PRIMIGENI AE • PI AE • FIDELIS • ET • COHORTIVM • I IT ALICAE • Ol VI VM
ROMANORVM • VOLVNTARIORVM • ET II RAETORVM . CIVIVM
ROMANORVM • ET • IUI • VINDELICORVM • QVI • HOC • CASTELLVM
ARTAVNVM • QVOD • GERMANICVS • CAESAR • SVPER • VESTIGIA
PRAESIDII . AB . NERONE • CLAVDIO • DRVSO • GERMANICO • PATRE
SALTV- TAVNENSI • PATEFACTO • CHATTIS • DOMANDIS • COMMVNITI
ANNO • POST . CHRIST VM • NATVM • XV-IN-IVGO-MONTIS-POSVERAT
PER . SAECVLA . PLVS • MINVS • DVO • SEMIS • AB • HOSTIVM • EX-
CVRSIONIBVS . FORTITER • TVEBANTVR.
«Zum immerwährenden Gedächtnisse an die w-eiland römischen Sol-
daten, insbesondere von der 8. Legion, der augustischen, und von der 22.,
der erstgeworbenen, ergebenen, getreuen, und von der 1. italischen Kohorte
römischer Freiwilligen, von der 2. mit dem römischen Bürgerrecht be-
schenkten rätischen, von der 4. vindelicischen, welche dieses Kastell Ar-
taunum, das Germanicus Caesar über den Trümmern des von seinem
Vater Nero Claudius Drusus Germanicus, nach Erschließung des Taunen-
sischen Waldgebirges zur Bezwingung der Chatten errichteten Schanz-
werkes, im Jahre 15 nach Christi Geburt auf dem Kamme des Gebirges
Die Friedhöfe und Gräber. 141
hatte anlegen lassen, etwa 250 Jahre lang gegen die Angriffe der Feinde
tapfer behaupteten ^ ^^). »
In dem Gräberhause sieht der Beschauer zu seinen Füßen etwa 40 Gräber
in derjenigen Aufstellung, wie man sie unter dem Waldrasen fand, aus-
gestattet mit ihren Beigaben und umschlossen von Steinplatten, von denen
nur die obere Decke fehlt ^^^). Um auch diese darzustellen, wurde an der
Rückwand des Gebäudes eine Reihe von Gräbern so aufgestellt, daß man
sie im Profil sieht. Auf Tragsteinen stehen sonstige hier aufgefundene Ge-
fäße (ähnlich wie in einem Columbarium). An der Außenseite des Gebäudes
wurde Unks vom Beschauer die Kopie eines jetzt im Homburger Saalburg-
Museum aufbewahrten Votivsteins des C. Mogillonius Priscanus (vergleiche
Tafel XXIV, Nr. 4 und den Abschnitt XIII. 2, A. II. 10) eingemauert. Rechts
davon waren seither, wie auch die Abbildung des Gräberhauses auf Taf. XXII
noch zeigt, Bruchstücke von einem Merkur- Altar (Tafel XXIV, Nr. 5) in die
Mauer eingelassen, die jetzt im Saalburg- Museum aufbewahrt sind. An
dieser Stelle wurde am 17. April 1896, dem 84. Geburtstage des am 2. Dezember
1894 verstorbenen Königl. Konservators und Obersten a. D. Ä. von Cohausen,
in dankbarer Erinnerung an dessen Verdienste um die Erforschung der Saal-
burg von Freunden und Verehrern ein Denkstein in Form eines römischen
Grabmals eingesetzt, der folgende, von Herrn Dr. Ritterling in Wiesbaden
verfaßte lateinische Inschrift trägt:
IN MEMORIAM
AVGVSTI DE COHAYSEN
PRAEFECTI FABRVM.
MONVMENTORVM PATRI
ORVM INVESTIGATORIS IN
DEFESSI . ANNOR VM LXXXII •
STIPENDIORVM LVHI-QVI
LIMITI IMPERII ROMANI
GERMANICO EXPLORANDO
SVMMAM NAVAVIT OPE
RAM . IMPRIMIS MERITVS
DE CASTELLO ROMANO
HVIVS LOCI EFFODIENDO-
AMICI PRO PIETATE P0S\5iRV]Sr .
MDCCCLXXXXVI.
«Zum Andenken an den Ingenieur-Obersten August von Cohausen, den
unermüdlichen Erforscher vaterländischer Denkmäler. Im Alter von 82 Jahren,
von denen er 58 im Dienste des Vaterlandes verbracht hatte, verschieden.
1S2) Vergl. hierzu Seite 55 und Anmerkung 70.
1*') Auch sind einige der Saalburggräber genau so, wie sie sich an Ort und Stelle
fanden, im Saalburg-Museum aufgestellt worden.
142 I>ie Friedhöfe und Gräber.
hatte er seine ganze Tbätigkeit auf die Erforschung des römischen Grenz-
walles in Deutschland verwandt und sich besonders um die Ausgrabung dieses
römischen Kastells verdient gemacht. Aus Anhänglichkeit setzten ihm seine
Freunde dieses Denkmal im Jahre 1896.»
Die Gitterthür des Gräberhauses ist einer bei Mainz gefundenen Thür
aus Bronze nachgebildet, welche das Museum in Wiesbaden bewahrt. Sie
ist mit einem rekonstruierten römischen Schiebeschloß versehen. Das Dach
ist mit Ziegeln, die nach antikem Muster in der Thonwarenfabrik von Riegel-
mann auf der Fechenmühle bei Hanau hergestellt sind, in römischer Art ge-
deckt, vergl. Tafel XX, Nr. 1. Die Ziegel tragen den Stempel CT {Cives
Taunenses).
143
XI.
Technische Ergebnisse.
1. AUgemeines.
In seinem Buche «Die Antonine» sagt Graf Champagny^^*): «Kein Volk
ist in dem Kriege mehr Architekt gewesen als die Kömer. Ihre Wacht-
gebäude waren Festungen, und ihre Lager sind Städte geworden, sie kämpften
mit der Maurerkelle ebenso wie mit dem Schwerte.» Diese Worte des fran-
zösischen Gelehrten kennzeichnen in treffender Weise das, was wir bei den
jahrelangen Arbeiten und sorgfältigen Beobachtungen an unserem Saalburg-
kastelle erfahren haben, dessen Blütezeit ja in die Epoche der Antonine
fiel. Der fortwährende Vergleich mit der Thätigkeit anderer alter und neuer
Kulturvölker bis zu unserer modernen Kolonisation, das Gegenüberstellen
der alten technischen Verfahren mit unseren jetzigen hat es oft möglich
gemacht, Manches dem Auge wieder vorzuführen, von dem nur unbe-
deutende Spuren aufzufinden waren. Die zahlreichen Fundstücke an Ge-
räten und Werkzeugen, teils importiert, teils an Ort und Stelle gefertigt,
geben uns ein wertvolles Material an die Hand, das in Verbindung mit der
Fundstelle und den Gebäuden schon manchen interessanten Aufschluß gab
und noch weitere verspricht. So erhalten wir einen klaren Einblick in das
technische Können, die Lebensweise und Bedürfnisse der praktischen Römer,
vom stolzen Villen bewohner bis zum armen Soldaten in seiner Strohhütte.
Was die Römer in ihrer Heimat und den südlichen Provinzen in baulicher
Beziehung geschaffen haben, ist bekannt, und die dort überall erhaltenen
großartigen Werke geben beredtes Zeugnis für ihre Leistungen, die allerdings
unter Benutzung eines vorzüglichen Materials und tüchtig geschulter Arbeits-
kräfte erzielt wurden. Weniger bekannt und erforscht sind die hinterlassen en
Spuren ihrer Thätigkeit am deutschen Grenzwalle, dem Limes, wo es sich
darum handelte, zunächst mit den vorgefundenen primitiven Verhältnissen
vorlieb zu nehmen und erst allmählich die heimische Kunst den deutschen
Verhältnissen anzupassen.
'2*) Die Antonine, 69 — 180 n. Chr. Deutsch bearbeitet von Dr. Eduard Doehler.
Halle 1876.
144 Technische Ergebnisse.
Wenn uns wenig davon erhalten blieb, so liegt dies mit daran, daß
das ganze Limesgebiet in nachrömischer Zeit oft durch stets wechselnde
Bodenkultur umwühlt wurde, sodaß ganze Strecken mit ihren Bauten gänzhch
verschwunden sind. Wo trotz aller Zerstörung Reste von Mauerwerk geblieben
waren, sind sie allmählich zusammengesunken, sodaß in der Zeit, als man
bei uns mit systematischen Forschungen begann, schon Vieles äußerlich ver-
schwunden war.
Hierzu kommt, daß man früher vielfach nur nach Altertümern grub
und sich wenig um die Untersuchung und Erhaltung des Mauerwerkes
kümmerte. An der Saalburg dagegen wurde seit den letzten 25 Jahren
das Hauptgewicht auf eine sachgemäße Ausgrabung der Bauten gelegt, sodaß
uns durch die dabei gemachten Beobachtungen zahlreiche Mittel für das Ver-
ständnis und die Beurteilung römischer Technik an die Hand gegeben sind.
In Vielem fanden sich die wenigen überlieferten Angaben über das
Bauhandwerk bestätigt, manches Andere konnte nach den Thatsachen be-
richtigt werden, ebenso zeigte sich, daß gewisse technische Handhabungen
und Gebräuche von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart sich gleich ge-
blieben sind, doch wurden auch manche vergessene technische Verfahren
wieder ans Licht gezogen und zur Geltung gebracht. Verschiedene Werk-
weisen sind in weitere Kreise getragen worden und haben mit Erfolg wieder
Anwendung gefunden. Ich erwähne nur die Deckenkonstruktion mit ge-
riefelten Flachziegeln (Tafel XX, Nr. 3), die Verblendung feuchter Mauern
mit Hakenziegeln (Tafel XIX, Nr. 10) und die so einfache und doch vorzüg-
liche Schieferdeckung (Tafel XX, Nr. 4).
Auch die praktische Form vieler Werkzeuge, auf die ich bei der Be-
schreibung der Funde in Abschnitt XIII. zurückkommen werde, ist nach-
ahmungswert.
In den einzelnen Teilen dieses Abschnittes soll versucht werden, die
technischen Ergebnisse klarzulegen und unter Hinweis auf die Nachrichten
der alten Schriftsteller und die jetzt geübte Bauweise allgemein verständlich
zu machen.
2. Die Wasserversorgung.
Die Beschaffung von reinem und gesundem Trinkwasser galt im Alter-
tum für ebenso wichtig als in unserer Zeit, und die Anstrengungen, welche
die Römer in dieser Beziehung machten, sind bekannt. Plinius, Vitruv,
Hyginus, Frontinus u. A. haben eingehend über die Anlagen von Wasser-
leitungen und Brunnen, sowie über deren Verwaltung und Unterhaltung be-
richtet. Mit der Aufsicht der großen Wasserleitungen waren die angesehensten
Männer des Staates betraut. Frontinus selbst bekleidete das Amt eines
Curator aquarum, und schon deswegen ist seine Schrift über die Wasser-
leitungen der Stadt Rom, als von einem Sachverständigen herrührend, be-
sonders beachtenswert.
Die Wasserversorgung. 145
Die Fürsorge für gutes Quellwasser erstreckte sich jedoch nicht allein
auf die Hauptstadt selbst und die größeren Städte, deren großartige Wasser-
leitungen noch heute von dem hohen Werte, den man auf die Wasserver-
sorgung legte, Zeugnis abgeben, sondern wir wissen auch, daß man in den
kleinsten Provinzialstädten Wasserleitungen und Tiefbrunnen anlegte, oder
vielmehr die Anlage einer Wohnstätte und deren Bestand von dem Vor-
handensein von gutem Wasser, das man durch gewissenhafte, von Erfahrung ge-
leitete Untersuchungen feststellte, abhängig machte. Daß man solche Grund-
sätze mit in die Provinzen nahm und dort überall, selbst an der weitent-
legenen Grenze des Reiches, nach ähnlichen Regeln verfuhr, kann uns daher
nicht Wunder nehmen.
Auch bei der Errichtung von Verschanzungen durfte Wasser nicht fehlen,
wie Vegetius I, 22 ausdrücklich bemerkt; an einer anderen Stelle, III, 2, sagt
er: «Das Wasser, welches der Soldat trinken soll, darf nicht faul sein oder
sonst schädliche Eigenschaften haben. Schlechtes Wasser ist Gift und be-
wirkt faule Fieber bei dem Trinkenden.» Auch Hyginus verlangt aufs Ent-
schiedenste, daß man bei jeder Lageranlage an irgend einer Seite einen Fluß
oder einen natürlichen Brunnen haben müsse.
Unsere germanischen Vorfahren, denen es zur Anlage von Tiefbrunnen
an technischen Hilfsmitteln fehlte, nahmen, sobald es die Verhältnisse zu-
ließen und sie frei wählen konnten, nur da ihren Wohnsitz, wo sie ohne
Mühe Wasser fanden, also in unmittelbarer Nähe von Quellen oder Bächen;
dies lehrt uns die Auffindung von vorrömischen Wohnstätten, und gerade
die Gegend am Taunus hat zahlreiche Beispiele dafür aufzuweisen.
Gebundener waren die Römer am Limes bei Errichtung ihrer Grenz-
kastelle, deren strategische Bedeutung wohl in erster Linie zu erwägen war; aber
auch hierfür war das Vorhandensein von Wasser eine der ersten Bedingungen,
und man hat es sich nötigen Falles selbst vom Auslande (jenseits des Pfahl-
grabens) zu beschaffen gewußt. Dies zeigt unter anderen das Kastell «Alte-
burg» bei Hillscheid. Bei den Zwischenkastellen — oft auch bei Türmen —
findet sich vielfach Trinkwasser, wie dies die Untersuchungen am Limes
immer mehr darthun. Auch wenige Schritte oberhalb des Feldbergkastells
entspringt eine Quelle (die Weil) und fließt, ungefähr 30 m von dem Kastelle
entfernt, parallel mit den Laugseiten mitten durch die Niederlassung an der
«Villa» vorüber nach dem Auslande. Bei der «Alteburg» bei Heftrich liegen
Brunnen in der Niederung vor dem Kastelle, bei der «Kapersburg» eine aus-
gezeichnete Quelle; beim «Zugmantel» liegt die Aarquelle etwa 200 m östlich
von der Porta decumana; auch ist bereits ein Brunnen innerhalb des Kastells
gefunden. Beide waren in der sehr wasserarmen Gegend von besonderer
Wichtigkeit. In der Aarquelle lagen viele Scherben von Krügen und u. a.
der Sockel eines Votivsteines. Andere Kastelle, die Bach- und Flußthäler
sperren, haben Wasser in der Nähe, beispielsweise das Zwischenkastell «Loch-
mühle» den Köpperner Bach. Nach Vegetius IV, 10 wurden zum Schutze
der Quellen sogar kleinere Kastelle oder sogenannte hurgi angelegt.
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg. 10
146 Technische Ergebnisse.
Im Saalburggebiet sind bis jetzt 4 Quellen aus der Römerzeit bekannt:
1. Der wasserreiche «Dreimühlborn» vor dem Pfahlgraben, 900 m nord-
westlich vom Kastell entfernt;
2. der «Schäferborn», ebenfalls außerhalb des Pfahles, etwa 400 m nörd-
lich vom Kastell; in der Nähe sind viele Bruchstücke römischer Thongefäße
gefunden ;
3. dicht neben der Saalburgrestauration entdeckte man beim Aufsuchen
von Trinkwasser für die Stadt Homburg eine, wahrscheinlich schon von den
Römern benutzte Quelle (Taf. XIII. Q); vor derselben erstreckt sich ein
mit der Gebirgswand gleichlaufender, in den Felsen eingehauener Kanal, der
das aus dem zerklüfteten Quarzitfelsen herausfließende Wasser aufnimmt.
Wo er seinen Ausfluß hat, ob er nur zur Wassergewinnung oder zur Leitung,
oder aber zur Trockenlegung des «Rosengartens», oder zu noch anderem
Zwecke hergerichtet war, läßt sich vorläufig und ohne umfassende Untersuchung
des «Rosengartens» nicht entscheiden. Die Quelle giebt jetzt noch in
24 Stunden 10 — 15 cbm Wasser ^^^). Außerdem entspringen unterhalb der
«Preußenschanze» noch einige Quellen (Tafel XIII aa), die in eine kessel-
artige Vertiefung im «Rosengarten» fließen;
4. die Quellen des Kirdorfer Baches, 1^4 km südwestlich der Saalburg
am Eraesberg, die ich im Jahre 1894 bei den Ausgrabungen der Reichs-
Limes-Kommission ^^^) untersuchte. Bei der Durchgrabung eines dort liegen-
den Hügels und beim Ausräumen der Quelle fand man außer Scherben Bruch-
stücke von Denksteinen, dabei eine vollständige Ära, welche den Nymphen
geweiht ist (über ihre Inschrift vergleiche XHI. 2, A. II. 41), ein Beweis dafür,
daß die Quelle schon den Römern bekannt war. Schon im 17. Jahrhundert
wurde dort ein Denkmal mit Inschrift gefunden, das Neiiiiop^"^) für einen
Sarg oder Brunnentrog erklärte. Leider ist dasselbe damals angeblich in die
Fundamente des Homburger Schlosses eingemauert worden.
Lieferte die Natur selbst kein Quellwasser, so grub man Brunnen, was
Vegetius IV, 10 mit dem Zusätze «so tief es auch immer sei» besonders an-
führt. Bis jetzt sind in den Zwischenkastellen «Maisei» (im Taunus) und
«Anhausen» (am Rheine) je ein Tiefbrunnen in der Mitte des Kastells auf-
gefunden worden.
Verlangte nun schon ein Kastell von der Größe unserer Saalburg reich-
liche Versorgung mit Wasser für die Besatzung, so gilt dies in fast noch
höherem Maße für die sich ringsum anschließende Bürgerliche Niederlassung
mit Geschäften und Gewerbebetrieb aller Art. Mit dem Anlegen von ein-
zelnen Cistemen zum Auffangen des von den Dächern herabfließenden Regen-
wassers konnte man sich auf die Dauer nicht begnügen, selbst das in tief
'^^) Etwa 700 m südwestlich von der Saalbnrg wnrde in den letzten Jahren ein
Stollen in das Gebirg getrieben, der die Stadt Homburg reichlich mit gutem Trinkwasser
versorgt; man hat ihn «Saalburg-Stollen» genannt.
J«6) Vergl. Grenzmarkierungen, S. llff.
'*•) Neuhof a. a. O. S. 36 ff.
Die Wasserversorgung. 147
liegenden Behältern angesammelte Meteorwasser vermochte gutes und reines
Quellwasser nicht zu ersetzen. Man suchte sicherlich sobald als möglich
Tiefbrunnen zu graben, deren Konstruktion den Römern aus ihrer Heimat
bekannt sein mußte. Waren jedoch wasserreiche Höhen vorhanden, so zog
man, wenn die dafür erforderlichen Mittel zu Gebote standen, wahrscheinlich
die Herstellung einer Wasserleitung vor.
Auf der Saalburg hätte mit Rücksicht auf eine rationelle Wasserversor-
gung die Herstellung einer Leitung nicht zu den Unmöglichkeiten gehört,
doch war die Ausführung einer solchen immerhin schwierig. Deutliche Spuren
einer regelrechten, geschlossenen Röhrenleitung sind bis jetzt nicht gefunden
worden; auch Thonröhren, die Vitruv vom sanitären Standpunkte aus als
besonders geeignet gegenüber den Blei- und Holzröhren empfiehlt, sind bis
jetzt nicht zum Vorscheine gekommen. Überreste von gebohrten Holzröhren
wurden im Brunnen Nr. 16 erhoben; auch die vielfach vorkommenden eisernen
Ringe, die zum Zusammenhalten der hölzernen Röhrenenden gedient haben
mögen, und ein vereinzelt aufgefundener, 1,30 m langer Löffel- oder Deichel-
bohrer (vergl. Tafel XXXIV, Nr. 7), wie sie heute noch zum Bohren der
Holzröhren Verwendung finden, schließen die Möglichkeit einer derartigen
Wasserleitung nicht aus, doch könnten ähnliche Röhren auch zu einer Art
Pumpe oder zu Gerinnen für gewerbliche Zwecke gedient haben.
Die Anlage einer Wasserleitung vom «Rosengarten» oder dem Emes-
berge aus nach dem südlichen Teile der Bürgerlichen Niederlassung wäre
nicht unmöglich gewesen; die beiden anderen Quellen, «Dreimühlborn» und
«Schäferborn», kommen wegen ihrer tiefen Lage hierfür nicht in Betracht.
Immerhin ist es nicht ausgeschlossen, daß man gelegentlich auf eine
alte Wasserleitung stößt, da eine solche schon des Frostes wegen oder zur
Erzielung des nötigen Gefälles sehr tief (nach Frontinus bis zu 50 Fuß) an-
gelegt werden mußte.
Anschließend an diese Vorbemerkungen komme ich nun zur Besprechung
der einzelnen Wasserbehälter. Ich habe keinen Anstand genommen, diesen
ganzen Abschnitt ausführlich zu behandeln, weil selten die Gelegenheit vor-
handen sein wird, die römische Wasserversorgung so gründlich in ihren Ent-
wickelungen studieren zu können wie gerade an der Saalburg.
Die hier vorhandenen Aulagen sind entweder größere Sammelbehälter
oder Brunnen.
A. Die Sammelbehälter [lacus).
Außer der bereits erwähnten Wasserlache am «Rosengarten» enthält
das gesamte Ausgrabungsgebiet eine Anzahl künsthch hergestellter Vertiefungen,
die in festen Boden eingegraben, mit Letten ausgeschlagen und verdichtet
sind. Hierin wurde der in Gräben zusammenfließende Regen und das von
dem höher gelegenen Gelände niederkommende Sickerwasser angesammelt.
Vitruv empfiehlt diese Methode sehr und giebt (VIII, 6. 14) genaue Vor-
10*
148 Technische Ergebnisse.
Schriften über ihre Anwendung. In dieser oder ähnlicher Weise hergestellte
Sammelbehälter sind uns mehrere erhalten geblieben, die ihren Zufluß durch
künstlich angelegte Gräben bekommen, und in denen sich noch jetzt das
Wasser fast das ganze Jahr hindurch fiisch erhält und nie ganz versiegt.
Ein hervorragendes Beispiel dieser Art ist die auf Tafel XITI mit W
bezeichnete Vertiefung, die östlich vom Kastelle, nördlich der Porta principalis
dejctra, vor dem äußeren Grabenrande liegt. Der Graben selbst ist allerdings
an dieser Stelle beseitigt, oder vielleicht nie vorhanden gewesen. Der fast
elliptisch angelegte, mit Letten ausgestampfte Behälter von 9 bezw. 12 m
Durchmesser und 1,60 m Tiefe erhält seinen Wasserzufluß hauptsächlich von
dem äußeren Spitzgraben des Kastells, ist auch vermöge seiner wenig steilen
Böschungen, besonders von der Ostseite, der Pfahlgrabenstraße aus, leicht
zugänglich. Die übrigen Sammelbehälter sind kreisrund mit einem Durch-
messer von 4— 5 m und einer Tiefe von 2— 3 m. Wenn sich nun auch
das in den Vertiefungen angesammelte Wasser nicht zum Trinken und
Kochen eignete, so hat es doch beim Waschen, Baden und im gewerb-
lichen Betriebe ebensogut seine Dienste gethan wie jedes andere und be-
sonders wie das in gemauerten Cisternen von den Dächern aufgefangene
Regenwasser. Bezüglich der Beurteilung solcher Behältei* ist noch auf eine
andere Verwendung des Wassers zu achten, die das zahlreiche Vorkommen
solcher Reservoire erklären dürfte, nämlich diejenige zu Feuerlöschzwecken.
Man muß sich eine Grenzveste vorstellen, in der die meisten Bauten aus
Holz oder anderen brennbaren Stoffen errichtet sind; die Baracken bestanden
aus Holz mit Flechtwerk, die übrigen Gebäude aus Fachwerk, und die Dächer
waren mit Schindeln oder Stroh gedeckt. In den Wohnungen brannte viel-
fach offenes Feuer, und jeden Tag war der Feuerbrand des Germanen zu
gewärtigen. Dies Alles mußte in einem römischen Kastelle, wie in der mittel-
alterlichen Burg, die Vorkehrungen gegen Feuersgefahr sehr nahe legen. Wie
sehr Schadenfeuer auf der Saalburg gewütet haben, beweist zur Genüge der
dort lagernde Brandschutt. In den Dörfern der Taunusgegend sind auch
jetzt noch derartige Wasserbehälter — hauptsächlich zu Löschzwecken — in
den Boden eingegraben, mit Letten ausgestampft oder gepflastert und werden
als « Brand weiher» bezeichnet, dienen jedoch auch als Pferdeschwemmen und
heißen mit Rücksicht darauf im Volksmunde kurzweg «Weeden». Diese
Bezeichnung trifft wohl auch für einige der auf der Saalburg vorkommenden,
künstlich angelegten Vertiefungen das Richtige. PUniiis (H. N. XXXIII, 24. 9)
und Livius {XXXIX, 44) erwähnen solche Wasserbehälter. Ersterer erzählt,
daß Agrippa 700 Bassins {lacus) in Rom angelegt habe; sie dienten daselbst
zur Entnahme von Wasser bei Bränden, sowie für ärmere Einwohner, welche
das Wasser nicht in ihre Wohnhäuser leiten konnten. Livius teilt mit, daß
sie gepflastert w^urden.
Die oben angeführte Vertiefung (Tafel XIII, W) mag auch noch ander-
weitig benutzt worden sein; so bemerkt Habel, der sie im Sommer 1861 auf-
graben ließ: «Ob sie als Pferdeschwemme gedient haben kann und mag, viel-
Die Wasserversorgung.
149
leicht der geringen Tiefe wegen nur zum Ansammeln von Wasser zu bau-
lichen Zwecken?» Beides ist möglich; zu letztgenanntem Zwecke ist sie auch
in den vergangenen Jahren wiederholt bei der Vornahme von Erhaltungs-
arbeiten an den ßauresten im Kastelle benutzt worden.
ICPifFf iSfff/, MüffST.
Fig. 20. Im Oberbau rekonstruierte Brunnen der Canabae.
B, Die Brunnen.
Bevor ich nun zur Beschreibung der im Laufe der Jahre aufgefundeneu
Brunnenanlagen übergehe, schicke ich einige Worte über die geologischen
Verhältnisse des Saalburggebietes voraus, die ich meinem leider zu früh ver-
storbenen sach- und ortskundigen Freunde, dem Bergwerksdirektor Konrad
Trapp, verdanke:
«Die 414 m über der Meeresfläche sich erhebende Saalburg - Einsenkung liegt
zwischen den hervortretenden Höhen des «Fröhlichemannskopf» im Nordosten, der
sich 520 m über Normal-Nall erhebt, und dem «Weißenstein» im Südwesten, der eine
Höhe von 470 m erreicht. Die Höhenkette des Taunus ist von Südwesten nach Nord-
osten gerichtet und besteht in ihrem südöstlichen Gehänge aus metamoiphen Schiefern,
welche teils als Kartenschiefer, teils als Phyllite ausgebildet sind und zuweilen gneis-
artige Struktur besitzen. Das Einfallen dieser Schiefer ist im Großen und Ganzen
nach Südosten gerichtet, und es treten diese Schichten von den Hängen des Taunus
bis in die Nähe von Homburg wiederholt hervor. Die Schichten dieses Schiefers, nach
einem in demselben vorkommenden Mineral Sericitschiefer genannt, werden unterlagert
von Quarzit, einem aus QuarzitgeröUen bestehenden Sandsteine, welcher Quarz zum
Bindemittel besitzt und dadurch zu einem ungemein witterungsbeständigen Gesteine
wird, in welchem die Sandsteinstruktur häufig ganz schwindet und dem Gestein das
Ansehen eines derben Quarzfelsens giebt. Es bildet dieses Gestein ausschließlich die
Höhen und Gipfel der Taunusberge. Im Bereiche der Saalburg werden die Höhen
150 Technische Ergebnisse.
und Gehänge des «Fröhlichemannskopf», wie auch des «Weißenstein» von Quar/it
gebildet.
Der Quarzit wird unmittelbar durch ein schiefriges Gestein unterlagert, welches
dicht unter den Höhen des Taunus, unter den abgebrochenen Gerollen des Quarzits
einfällt. Es ist dieses ein in seinen oberen Lagen dem Sericitschiefer sehr ähnliches
Gestein von hellgrüner bis gelber, aber zuweilen auch rötlicher Farbe. In den tieferen
Schichten ändert sich die Farbe und Struktur des Gesteins. Der Schiefer wird sandiger
und graubraun und führt erst vereinzelt, dann aber häufig Versteinerungen, die ihn
als zu dem unteren devonischen System gehörend kennzeichnen. Auch dieser Schiefer
fällt mit seinen Schichten nach Südost ein. Dr. Karl Koch hat ihn nach dem Flüßchen
Wisper, welches seinen Lauf innerhalb des Gebietes desselben hat, den Namen «Wisper-
schiefer» gegeben.
Die Saalburgeinsattelung verdankt ihre Entstehung einer Verwerfung, welche
die nordöstlich davon gelegene Gebirgskette gegenüber der von Südwest herantretenden
Kette um 800 — 1000 m nach Südost verschoben hat, und welche sich durch das Vor-
kommen des Quarzits nachweisen läßt. Diese Verwerfung, welche das mächtige Quarzit-
lager durchbrach, leitete dessen Zerstörung durch die Atmosphärilien an der Durch-
bruehsstelle ein, und die den Wisperschiefer schützende Quarzitdecke wurde entfernt;
derselbe bildet nunmehr in seinen obersten Schichten die Ausfüllung des Gebirgsjochs.
Diese Gebirgsstörung ist auch die Ursache des größeren Wasserreichtums der Saalburg
und deren unmittelbarer Umgebung gegenüber dem so sehr wasserarmen Südosthange
des Taunus.
Die stark zerklüfteten Schichten des Quarzits sind für die Niederschläge sehr
durchlässig, sie nehmen diese sehr rasch auf und lassen sie bis zu den unterliegenden
Schichten des Wisperschiefers hinabsinken. Es ist daher der starke Wechsel des Wassers
auf der Grenze zwischen Quarzit und Schiefer die Ursache dafür geworden, daß sich
letzterer allmählich zersetzte und im Fortschreiten dieser Zersetzung zu Letten wurde,
welcher nun abdämmend auf die zusetzenden Wasser einwirkte. An allen Stellen, an
welchen die Grenze zwischen Quarzit und Schiefer entblößt ist, treten infolge dieser
Abdämmung reiche Quellen auf. In der unmittelbaren Umgebung der Saalburg sind
es der «Dreimühlenborn» und der «Schäferborn», welche als durch die Verwerfung
entstanden bezeichnet werden müssen und nahe der Gebirgsscheide, nachdem ihr oberer
Quellsprung sich unter den QuarzgeröHen im Laufe der Jahrtausende ein unterirdisches
Bett gewühlt hatte, zwischen Quarzit und Wisperschiefer entsprungen sind.»
Im Gebiete des Kastells und unmittelbar daran, d. h. in der eigentlichen
Saalburgeinsattelung, liegt der Schiefer, welcher in seinen oberen Schichten
durch Zersetzung in Letten übergegangen ist, in der Stärke von 7 — 30 m
hoch, wodurch sich auch die verschiedene Tiefe der Brunnen auf diesem
engbegrenzten Räume erklären wird. Dagegen tritt ganz in der Nähe,
westlich vom Kastelle, an mehreren Stellen der wasserführende zerklüftete
Quarzit zu Tage, so an dem «Rosengarten» und dem schon erwähnten «Saal-
graben» ^^^), welcher das ganze Jahr hindurch infolge dieser natürhchen Zu-
flüsse Wasser erliält, und der gewiß jenen natürlichen Quellen, die in ur-
alter Zeit des Waldbestandes wegen viel bedeutender waren als jetzt, seinen
Ursprung verdankt. Nur hierdurch läßt sich die mit dem Saalburg-Gelände
unvermittelte beträchtliche Tiefe des Saalgrabens erklären.
128) vergl. Seite 2 und 3.
Die Wasserversorgung. 151
Überraschend ist die große Zahl der von den Römern hergestellten
Brunnen. Bis zum Jahre 1885 sind deren 11, 1885 weitere 12, 1886 7 und
seit dieser Zeit bis jetzt (1896) abermals 11 aufgefunden worden, sodaß die
Gesamtzahl der bis jetzt nachgewiesenen römischen Brunnen an der Saalburg
41 beträgt — 18 gemauerte und 23 Schachtbrunnen, von denen 15 eine
Holzverschalung hatten — eine Zahl, die sich bei ferneren Ausgrabungen im
Gebiete der umfangreichen Bürgerlichen Niederlassung noch erheblich ver-
mehren dürfte.
Aus den oben angeführten geologischen Mitteilungen erfahren wir die
Ursachen, warum trotz der hohen Lage der Saalburg und der verhältnismäßig
entfernt liegenden Berghöhen das Saalburg -Plateau wasserreich ist. Dieser
Wasserreichtum selbst mag mit der Grund dafür gewesen sein, daß hier an
der römischen Grenzveste eine größere bürgerliche Bevölkerung feste Wohn-
sitze finden konnte.
Die Herstellung der Brunnen, die wohl ursprünglich bergmännisch ge-
schulten Leuten (vielleicht haben die Hilfsvölker, Räter und Vindelicier,
reiche Erfahrungen mitgebracht) übertragen war, ist möglicherweise später
auch von Anderen betrieben worden. Bei ihrer Anlage ist große technische
Fertigkeit mit geschickter Anpassung an die örtlichen Verhältnisse verbunden
gewesen. Daß in römischer Zeit Bergbau im Taunus betrieben wurde, ist
wahrscheinlich, wenigstens wird es für die in der Nähe der Saalburg ge-
legenen alten Bergwerke «Goldgrube», «Schmidtwäldchen» und «Fahrborn»
angenommen.
Es sind bis jetzt außer den im Eingange beschriebenen, noch sichtbaren
Vertiefungen folgende drei Arten von Brunnen an der Saalburg festgestellt
worden :
a. Cisternen [cisterna),
b. Schachtbrunnen [specus),
c. Ausgemauerte Brunnen [puteus).
a. Cisternen.
Zu den Cisternen sind diejenigen Vertiefungen mit kreisförmigem oder
quadratischem Querschnitte zu rechnen, die 2 — 4 m in den Boden eingegraben
oder in den zu Tage tretenden Schiefer eingehauen, aber nicht ausgemauert
sind, vielleicht jedoch im Inneren verschalt oder wenigstens gegen das Nach-
rutschen der Erde ausgesteift waren. Von diesen, mehrfach in der Bürger-
lichen Niederlassung vorkommenden Vertiefungen sind drei vollständig unter-
sucht worden, von denen zwei keinen Brandschutt enthielten, sondern nur
mit Erde ausgefüllt waren, die mit Thonscherben vermischt war.
Die nordöstüch vom Kastelle gelegene Cisterne ist bis in den fest-
stehenden Thonschiefer gegraben, hat einen kreisrunden Querschnitt von 1,20 m
Durchmesser und ist 2,80 m tief (Tafel XIH, C); die andere, westHch vom
152 Technische Ergebnisse.
Kastelle gelegene (Tafel XIII, C. I) hat einen fast quadratischen Querschnitt
von 1,40 m Weite und eine Tiefe von 3,80 m. Die nördlich von dieser
liegende (Tafel XIII, C. II) ist rund, mit einem Durchmesser von 1,20 m, und
hat eine Tiefe von 3 m. Die Wandungen standen nach der Ausgrabung
fest, auch trat das Wasser bald in die wieder ausgeräumten Vertiefungen
ein und erhielt sich darin während des Sommers infolge der lettenartigen
Bodenverdichtung. In diesen Brunnen, die ich als «Cisternen» bezeichnete, hat
sich das in den oberen lockeren Bodenschichten befindliclie Tagwasser rasch
gesammelt, hielt sich aber bei starkem Gebrauche kaum lange in der trockenen
Jahreszeit. Sie waren die ursprünglichsten und einfachsten Brunnen-
anlagen auf der Saalburg, die für vorübergehende rasche Beschaffung von
Wasser zu baulichen oder sonstigen Zwecken hergestellt wurden. Daß sie
zu keinem dauernden Gebrauche bestimmt waren, geht schon daraus hervor,
daß sich nirgends Spuren von einer Steineinfassung fanden, doch ist nicht
ausgeschlossen, daß eine Verstrebung mit Holz bestanden hat. Diese Ver-
tiefungen sind aber nicht mit den so häufig vorkommenden Erdgruben von
1 — 2^2 m Tiefe zu verwechseln, wie sie zur Aufnahme von Früchten etc.
benutzt wurden, und die bei der Beschreibung der Keller besprochen worden
sind. Cisternen, die nur zum Auffangen von Regenwasser dienten, sind ■ —
wenn die zwei Brunnen im Praetorium, die möglicherweise auch Regen-
wasser aufnahmen, ausgenommen werden — bis jetzt an der Saalburg nicht
festgestellt worden. In Heddernheim sind gerade in den letzten Jahren
unmittelbar an einem Gebäudekomplex, dem Forum, eine größere Anzahl
solcher Cisternen aufgedeckt worden'*^), die manchmal 1 — 2 m von einander
entfernt liegen und teilweise unter sich mit 1,50 m unter der Oberfläche an-
gelegten Stollen oder Sickerkanälen verbunden sind^^°). Sie haben teils
runden, teils viereckigen Querschnitt von 1,20 — 1,30 m und sind 5 — 12 m
in den angeschwemmten Löß senkrecht eingeteuft. Es konnte durch diese,
unter sich mit Stollen verbundenen Schachte ein größerer Wasservorrat be-
schafft und erhalten werden. Einen unterirdischen Zufluß haben nur die-
jenigen Heddernheimer Cisternen gehabt, die in die wasserführende Kies-
schicht eingegraben waren und eine Tiefe von mindestens 10 m hatten;
sie können daher als Brunnen angesprochen werden.
b. Die Schachtbrunnen.
Mit eichenen Bohlen ausgeschachtete Brunnen sind vielleicht die ältesten
wirklichen Tiefbrunnen, die zur dauernden Wasserversorgung von den Römern
an der Saalburg angelegt wurden. Der erste ist infolge eines glücklichen
>") Vergl. S. 123, Anmerkung 112.
"0) Es scheint, daß solche Einrichtungen zur Klärung des Wassers angelegt wurden.
Plinhis (XXXVI. 52) sagt: «Es ist gut, wenn man zwei Cisternen neben einander hat;
in der einen sinken die unreinen Bestandteile des Wassers zu Boden, und in die andere
sickert dann das reinste Wasser ein».
Die Wasserversorgung. 153
Zufalles im Frühjahre 1885 bei der Rodung des für den Saalburgwärter be-
stimmten Dienstlandes entdeckt worden. Bei den lehrreichen Ergebnissen,
welche beim Graben erzielt wurden, und die auch Anderen einen Fingerzeig
geben können, ist es angebracht, vor Besprechung der Brunnenkonstruktion
die damaligen Fundumstände etwas genauer zu erörtern: Man stieß zunächst
auf eine Vertiefung, die äußerlich als solche nicht kenntlich war; sie hatte
nach der Oberfläche hin einen scheinbar kreisförmigen und dann viereckigen
Querschnitt von 2 bezw. 1,60 m und war bis zur Tiefe von etwa 2,50 m
mit Schutt und Scherben ausgefüllt. Hierauf traf man auf einen festen,
schiefrigen Grund, der sich nur durch das sehr vereinzelte Vorkommen von
kleinen Stückchen gebrannten Thones von dem weit tiefer liegenden ge-
wachsenen Boden unterschied. Diese kleinen, unscheinbaren Reste einer
früheren Kultur machten es zur Gewißheit, daß die Grundmasse durch Menschen-
hände dahin gebracht sein mußte, und veranlaßten zum Weitergraben. An-
fänglich glaubte man eine jener Cisternen, wie sie oben beschrieben sind,
gefunden zu haben, und als in einer Tiefe von 3,50 m auch die wenigen
Spuren der Scherbenreste, welche bei den Ausgrabungen als stumme Zeugen
Kunde von menschlicher Thätigkeit einer längst vergangenen Zeit geben,
allmählich verschwanden und nur noch roher Naturboden zum Vorschein
kam, war man im Begriffe, die Arbeit einzustellen, als sich plötzlich schwärz-
liche, mit Kohlen und Holzstückchen vermischte Erde zeigte. Dies ermutigte
dazu, mit der Ausgrabung fortzufahren. Nachdem etwa noch 20 cm Grund
ausgehoben waren, erreichte man bei einer Tiefe von 3,75 m eine gut er-
haltene eichene Holzeinschalung, die sich bis zu einer Tiefe von 6,35 m er-
streckte; dann folgte eine kesselartige, in den Felsen (Sericitschiefer) ein-
gehauene Aushöhlung von 0,95 m, was eine Gesamttiefe von 7,30 m für den
Brunnenschacht ergab.
Gleichzeitig fand sich ganz in der Nähe, kaum 10 ra nördlich davon,
ein zweiter Brunnenschacht, der 2 m tiefer, sonst in Anlage, Größe und Bau-
weise dem ersten ganz ähnlich war (Tafel XIV, H und IIa). Auch bei ihm
zeigte sich dieselbe Ausfüllung: zuerst Schutt und Scherben, dann fester,
schiefriger und lettenartiger Grund, zuletzt schwarzer Schlamm, der, stark mit
organischen Stoffen untermischt, ein torfartiges Aussehen hatte. Besonders
in dieser untersten, 3 m hohen Schlammschicht wurden eine Anzahl seltener
Altertümer von Leder, Knochen und Holz gefunden, wie sie sich nur im
Wasser oder im Moorboden erhalten.
Obgleich diese Brunnenschachte nicht durch äußere Zeichen erkenntlich
waren und ihre Entdeckung nur dem Zufalle zu verdanken ist, hat man
doch bei gründlicher Untersuchung derselben verschiedene noch näher zu
erörternde Merkmale gefunden, die zur Auffindung von weiteren 23 solcher
Schachtbrunnen in den Jahren 1885 bis 1893 führten.
Wenn ich diese Brunnenschachte mit zu den ältesten wirklichen Anlagen
einer Wasserversorgung der Saalburg zähle, so geschieht dies aus folgenden
Gründen :
154 Technische Ergebnisse.
1. Die Herstellungsweise mit einer Einschalung von Eichenholz, welches
die Römer in dem waldreichen Taunus sofort zur Hand hatten und daher
leichter zu beschaffen war als Bruchsteine zur Ausmauerung, stellt sich schon
aus dieser rein technischen Erwägung als die ältere Art dar. Auch ist die
erforderliche Ausgrabung zu einem gemauerten Brunnen viel umfangreicher,
da ein Schacht für einen solchen gegenüber einem Holzbrunnen von der-
selben lichten Weite einen um etwa 1 m größereu Durchmesser für die Mauer
haben muß.
2. Die aufgegebenen und unbrauchbar gewordenen Brunnen sind mit
Schieferboden ausgefüllt, der nur bei der Grabung eines neuen Brunnens zu
Tage treten konnte.
3. Außerhch ist jede Spur von diesen Brunnen verschwunden, und sie
haben nicht einmal eine Vertiefung zurückgelassen, wie sie bei den gemauerten,
mit Brandschutt ausgefüllten Brunnen beobachtet werden kann.
4. Über den ausgefüllten Schachtbrunnen fanden sich Reste von Funda-
menten und von gestückten Wegen, woraus hervorgeht, daß in späteren
Zeiten darüber gebaut wurde und man vielleicht nicht einmal Kenntnis von
dem ehemaligen Vorhandensein dieser Brunnen hatte. Die in der Tiefe der-
selben gefundenen Münzen gehören der Zeit der Kaiser Bomitian bis
Hadrian an.
Die bis jetzt ausgegrabenen Schachtbrunnen weichen in ihrer Bau-
weise und in ihren Maßen wenig von einander ab, ihre Tiefe schwankt
zv\aschen 6 und 10 m. Als Beispiel sei der Brunnen Nr. 14 (Tafel XIV,
U. — Hc) in seinen Einzelheiten hier beschrieben: Dem viereckigen Schachte,
der oben einen Querschnitt von 1,70 m und an der Sohle einen solchen von
1 m hat, somit nach unten stark verjüngt abgeteuft ist — eine Eigen-
tümlichkeit, die alle bis jetzt ausgegrabenen Brunnen mit einander gemein
haben — , folgt eine kesselartige Aushöhlung in den festen Schiefer, der durch
zerklüftete Quarzgänge Wasser führt. Die Wände sind mit gespaltenen
eichenen Bohlen ausgeschlagen, welche durch ausgeklinkte Zapfen fest zu-
sammengezimmert waren. Die Breite der Bohlen schwankt zwischen 20 und
40 cm und die Dicke zwischen 5 und 9 cm ; nach der Tiefe zu vermittelten
breite Fugen den seitlichen Wasserzufluß aus den stellenweise vorkommenden
Quarzspalten. In den Ecken waren an den gegeneinanderstehenden Bohlen
Löcher ausgeschnitten, in denen sich Querhölzer von 6 — 7 cm Stärke in
Entfernungen von ca. 40 cm befanden, sodaß dadurch eine Art Leiter ent-
stand, die sicher in den meisten Schachtbrunnen vorhanden war. Die Holz-
einschalung, die vielleicht bis über den Erdboden ragte und den Brunnen-
kranz bildete, war bis zu dem jetzigen 4 m tiefen Wasserspiegel verfault,
dagegen von da ab bis zur Sohle in gutem Zustande erhalten. Das Holz
ist durchschnittlich sehr fest und noch brauchbar; es unterscheidet sich von
dem gewöhnlichen Eichenholze nur durch seine schwärzliche Färbung.
Weder Plinius, noch Vitruv und Frontinus erwähnen etwas von solchen
Brunnen; nur in den Nachrichten über den Bergbau erzählt Plinius von
Die Wasserversorgung. 155
Schachten und Stollen, die ausgezimmert und mit Brettern eingefaßt waren,
also eine Herstellungs weise , die derjenigen unserer Brunnenschachte ent-
sprechen dürfte ^^^).
c. Ausgemauerte Brunnen.
An der Saalburg sind bis jetzt 18 gemauerte Brunnen von verschiedenen
Abmessungen wieder ermittelt worden. Einige davon scheinen überhaupt
nicht ganz verschüttet und vielleicht noch nach der Römerzeit in Gebrauch
gewesen zu sein. Neuhof sagt in seinen im Jahre 1780 erschienenen «Nachrichten
über die Saalburg»: «In der Burg selbst findet man einen tiefen Brunnen» —
es ist wahrscheinlich der 26 m tiefe Brunnen im Kastelle (Tafel XIII, Nr. 1),
den Hobel 1857 vollständig ausräumen ließ. Auch der Brunnen Nr. 5 an
der alten Römerstraße, die durch den Pfahlgraben nach dem Auslande führte
und noch bis zum Anfange dieses Jahrhunderts den Verkehr vermittelte, war
nicht vollständig verschüttet. Beim Ausgraben desselben im Jahre 1884 fanden
wir bis zu einer Tiefe von 9 m viel Laub und unbearbeitetes Waldholz,
dann stieß man etwa 2,50 m von der Brunnensohle entfernt auf zwei früh-
mittelalterliche Gefäße; dieselben dürften beim Wasserholen in den Brunnen
gefallen sein und liefern uns den thatsächlichen Beweis, daß der Brunnen
noch nach der Römerherrschaft offen stand. Von den übrigen ausgemauerten
Brunnen waren 11 durch eine Erdsenkung kenntlich, dagegen wurden 5
durch Zufall und bei systematischen Ausgrabungen entdeckt. Ihre Kon-
struktion entspricht im Großen und Ganzen der von PUnius beschriebenen
und ist die heutzutage noch übliche, indem sich auf der Sohle in der Regel
ein Holzrost befindet, auf welchen das aus Quarzit hergestellte Mauerwerk
aufgesetzt wurde.
Die Brunnen an der Saalburg sind mit Ausnahme des über den Erd-
boden hervorragenden restaurierten Teiles, der mit Mörtel gemauert ist,
sämtlich ohne solchen hergestellt. Es scheint dies bei der geologischen Be-
schaffenheit des Erdreichs vorteilhafter gewesen zu sein, da durch den un-
durchlässigen Letten eine direkte Verunreinigung von oben ziemlich — wenn
auch nicht ganz — ausgeschlossen w^ar, während aus den tiefer gelegenen
Wasserspalten stets Wasser nachdringen konnte. PUnius (Buch XXXI) ver-
langt ausdrücklich für einen guten Brunnen, «daß die Quelle unten im Boden
und nicht an den Seiten entspringe», dagegen soll man, wenn man bis zu
dem Wasser gekommen ist, ohne Sand und Kalk mauern, damit die Adern
nicht verstopft werden. In neuerer Zeit ist man nicht nur bestrebt, die
Brunnen in der von PUnius angegebenen Weise herzustellen, sondern die
Sanitätspohzei verlangt auch, daß die Brunnenschachte nach der Oberfläche zu
'31) Ganz ähnliche Verhältuisse zeigt der Holzbrunnen zwischen Flamersheim und
Kirchheim, siehe Eick: Die römische Wasserleitung aus der Eifel nach Köln. Bonn 1867,
Seite 119.
156 Technische Ergebnisse.
wasserdicht abgeschlossen werden. Gerade bei kleinen Hofraiten, den Camihae,
lagen wahrscheinlich die Verhältnisse ebenso wie heutzutage noch auf dem
Lande, wo bei durchlässigem Boden alle rings um den Brunnen zusammen-
laufenden Schmutzwasser langsam in den Brunnen sickern und diesen ver-
giften, — eine ewige Quelle von Seuchen das ganze Mittelalter hindurch bis
auf unsere Zeit.
Die Stärke der Mauern hängt von der Tiefe und Weite der Brunnen
ab und schwankt zwischen 40 und 70 cm; kräftige, sich oft wiederholende
Binder erhöhen die Haltbarkeit, und das Mauerwerk ist deshalb jetzt noch
in so gutem Zustande, daß die Brunnen einen Zusammensturz nach der Aus-
grabung kaum befürchten lassen. Aus diesem Grunde wurden, wenn irgend
möglich, die oberen Schichten erneuert und über der Erde mit Cementmörtel
aufgemauert, sodaß sie den Blicken der Menschen erhalten bleiben und, wenn
Wasser vorhanden ist, wieder benutzt werden können; bei den ausgeschalten
Schachtbrunnen ist es ohne Aufwand großer Kosten nicht angängig. Nur
ein einziger dieser letzteren ist zur Belehrung offen gelassen; alle übrigen
sind wieder zugeworfen, und nur große Quarzitsteine mit den der Tafel XIII
entsprechenden Nummern zeugen noch von diesen für die Wissenschaft so
ergiebigen Fundgruben.
Ich lasse ein Verzeichnis der Brunnen, nach der Zeit ihrer Wieder-
auffindung geordnet, mit der Angabe ihrer Abmessungen und der bemerkens-
wertesten Funde folgen; die laufenden Nummern sind dieselben wie die auf
der Übersichtskarte (Tafel XIII) eingeschriebenen:
Nr. 1. Ausgemauerter Brunnen im Kastelle (Praetentura), in der Nähe der
Paria praetoria (siehe auch Tafel VII, Nr. 4); von Hobel 1857 ausgeräumt. Durch-
messer 1,05 m, Tiefe 26 m; er hatte bei der Ausgrabung einen Wasserstand von
ca. 3 m, der jetzt ganz verschwunden ist, was umsomehr auffallen muß, als dieser
Brunnen nicht allein der tiefste ist, sondern auch fast am tiefsten Punkte des Saalburg-
gebietes liegt. Gefunden wurde darin nach den Notizen Hobels außer wenigen Scherben
nur ein Stück Eichenholz. Im Jahre 1886 hat man das obere zerstörte Mauerwerk
in einer Höhe von 2 m wiederhergestellt, 60 cm hoch über den Boden aufgemauert
und dann mit einer Cementschicht und Rasen bedeckt.
Nr. 2, Schachtbrunnen ohne Verschalung auf der Westseite des Hofes
im Praetorium; im Jahre 1857 unter Leitung Hobels ausgeräumt (Tafel VII, Nr. 2).
In den Notizen des Letzteren heißt es: «Der Brunnen steht in Letten und ist ohne
Holz gebaut; es fanden sich in demselben etwas Brandspuren, Ziegel- und Gefäßtrümmer;
in einer Tiefe von 7,50 m beginnt der Fels und ist erst hart, dann weich und schiefrig;
bei 10,50 m Tiefe fand sich Eichenholz, Brettstücke, Schutt von Letten und Gefäß-
scherben ohne Brandspuren». Der Brunnen ist nicht vollständig ausgegraben worden,
er stürzte, wahrscheinlich infolge mangelhafter Aussteifung, eines Nachts im November
1857 wieder ein. Eine Leiter und Handwerkszeug, welche von den beteiligten Arbeitern
in dem Brunnen zurückgelassen waren, sind dabei mitverschüttet worden ; ein Versuch,
ihn vollständig auszugraben, hat nicht mehr stattgefunden. Der Durchmesser beträgt oben
3,60 m; dann bei 7,50 m Tiefe 3 m und schließlich, unterhalb des Absatzes, 2,10 m.
Nr. 3. Schachtbrunnen ohne Verschalung, ebenfalls innerhalb des Hofes
im Praetorium. Schon Hobel hatte ihn als Brunnen erkannt, aber nicht tief genug
Die Wasserversorgung. 157
untersucht, um über seine Herstellungsweise und Abmessungen berichten zu können.
Im Herbste 1890 wurde der Versuch gemacht, ihn ganz auszugi-aben ; die Arbeit, die
ohne eine gute und kostspielige Einschalung sehr gefährlich schien, mußte aber auf-
gegeben werden. Doch ließ sich feststellen, daß der Brunnenschacht quadratischen
Querschnitt hat und tiefer als 8 m ist — so tief hatte man gegraben. Die Holz-
verschalung war nicht mehr vorhanden. Bei den Arbeiten gewann man den Eindruck,
als sei der Brunnen noch nach der Römerzeit nicht vollständig verschüttet gewesen,
oder in früheren Jahrhunderten von Schatzgräbern*^^), welche die nötigen Absprießungen
unterließen, durchwühlt worden; denn bis zu einer Tiefe von 6 m lag rings um
den Brunnen eine Auffüllung von mindestens 2 m, sodaß eine Öffnung von 5^2 m ent-
stand. Erst bei 8 m Tiefe ergab sich ein regelrechter Schacht von etwa 1,50 m Weite.
Durch ein plötzlich eingetretenes starkes Regenwetter stürzte die Grube zusammen.
In der besagten Tiefe fand sich Wasser und in dem moorigen Boden Stücke von ver-
ziertem Leder, dabei einige gut erhaltene Silber- und Bronzemünzen von Domitian,
Trajan und Hadrian.
Nr. 4. Ausgemauerter Brunnen im östlichen Teile der Betentura (siehe
auch Tafel VII, Nr. 1). Dieser, unter Habeis Leitung 1857 ausgeräumt, ist bis auf
8,75 m ausgemauert; dann folgt eine in den Felsen gehauene kesselartige Vertiefung
von 1,40 m. Die Gesamttiefe beträgt 10,05 m, der obere Durchmesser 1,60 m, der
untere 1,40 m und die Mauerstärke 0,60 m. Der durchschnittliche Wasserstand mißt
4,60 m. Der Brunnen wurde wie Nr. 1 wiederhergestellt und hat für die Erhaltungs-
arbeiten das Mörtelwasser geliefert. Nach Hobels Notizen fanden sich in einer Tiefe
von 5,50 m Erlen-, Birken-, Vogelbeer- und Buchenholzstücke; auf dem Brunnengrunde
soll ein Kranz von Eichenbohlen mit 4—5 Brettern von 3— 5 cm Stärke gelegen haben.
Nr. 5. Ausgemauerter Brunnen vor der Porta decumana (siehe auch
Tafel XIV, Fig. VI). Derselbe steht auf einem sechseckigen eichenen Roste von 0,55 m
Stärke. Der obere Durchmesser beträgt 2,10 m, der untere 1,70 m, die Tiefe 10,60 m,
die Mauerstärke 0,70 m. Die Ausfüllung bestand in dem oberen Teile aus Brandschutt,
dann hauptsächlich aus Mauersteinen, mit Ziegeln und Gefäßscherben vermischt, ferner
aus vielen Resten von Laub- und Rundholz, sodaß es aussah, als ob der Brunnen
erst in den letzten Jahrhunderten, vielleicht bei der Waldkultur, zugeschüttet worden
wäre. Diese Ansicht wird durch die obenerwähnten, in einer Tiefe von 9 m ge-
fundenen, frühmittelalterlichen Gefäße unterstützt. Der Brunnen lieferte sonst keine
Fundstücke. Im Übrigen ist er nach seinen Abmessungen und seinem Wasserzuflusse
bis jetzt von allen der ansehnlichste; er scheint auch durch seine Lage am Schnittpunkte
der beiden römischen Straßen von besonderer Bedeutung gewesen zu sein und kann
wohl als öffentlicher Brunnen angenommen werden. Hier mögen auch die Fuhrleute,
die aus der Ebene kamen und ihre Waren nach dem Auslande brachten, gerastet und
ihre Pferde getränkt haben. Die Fundamente von Gebäuden und Baracken, die sich
unmittelbar bei dem Brunnen befinden, sind zu beachten und geben der Vermutung
Raum, daß an dieser Stelle ein Hauptverkehrsplatz war. Der Brunnen, der vom
2. bis 17. Juli 1884 ausgeräumt wurde, ist wiederhergestellt und mit einer Pumpe ver-
sehen, die uns reichlich mit Wasser für die Erhaltungsarbeiten versorgt.
Nr. 6. AusgemauerterBrunnen, östlich vom Kastelle (siehe auch Tafel XIV,
Fig. V). Oberer Durchmesser: 1,40 m, unterer: 0,90 m. Tiefe: 7,75 m. Er ist auf
einen schwachen Rost von Eichenholz aufgesetzt (siehe Abbildung), an welchen eine
132) Siehe Seite 10.
158 Technische ErgebnisBe.
faßähnliche Verschalung von 16 Dauben (0,80 m hoch) mit Holzdübeln befestigt war
(vergl. Tafel XIV, Fig. IX); sie wurde herausgenommen und im Saalburg -Museum
aufgestellt. Die innere BeschaflFenheit des Brunnenschachtes läßt vermuten, daß das
Wasser nach der Aufmauerung oder später in trockenen Jahren nicht genügt hatte,
und daß der Brunnen infolgedessen hat vertieft werden müssen. Faßdaubenähn-
liche, zugespitzte Bretter waren in den Boden eingeschlagen, um das Rutschen
des Erdreichs zu verhindern; die eingebohrten Löcher hatten vielleicht den Zweck,
das Wasser aus den Seiten wänden durchzulassen. Eine ähnliche Befestigung der
Brunnensohle ist, wie wir sehen werden, noch in anderen Brunnen vorgefunden worden;
es ist daher nicht ausgeschlossen, daß noch andere Gründe die Veranlassung zu einer
solchen Konstruktion gaben, besonders wenn man erwägt, daß öfters die Mauer auf
der faßartigen Verschalung steht und hinter derselben lose Steine mit großen Zwischen-
räumen eingelegt sind'*^). Da es, wie wir bei anderen Brunnen sehen werden, auch
vorkommt, daß der gemauerte Brunnenkranz gleichzeitig auf Sohlschwelle und faß-
ähnlicher Verschalung sitzt, so ist anzunehmen, daß hiermit einmal eine Befestigung
der Sohlschwelle und eine Sicherung gegen Bewegungen des anstehenden Erdreichs
beim Beginn der Arbeit, mehr aber noch die Verhinderung einer Unterspülung des
Mauerwerks durch Wasser mittelst einer Art Spundwand erstrebt wurde. Die ur-
sprüngliche Vertiefung hatte einen zu großen Durchmesser; der Raum zwischen dem
unregelmäßigen Loche und der Spundwand mußte deshalb ausgefüllt werden, wodurch
gleichzeitig ein Gegendruck gegen das Wasser geschaffen wurde.
Funde: Eine gedrehte Rolle aus Eichenholz, wahrscheinlich von der Zieh Vorrichtung
des Brunnens herrührend (Tafel XIV, Fig. VIII und Villa); zwei Pferdeschuhe, eine
sehr schöne eiserne Kette mit verziertem Haken, gut erhalten (Tafel XIV, Fig. VII);
die Kette (zum Aufhängen einer Reibschale) ist durch ihr geringes Gewicht merk-
würdig und erregte das Interesse der Eisentechniker; das Eisen derselben ist wahr-
scheinlich durch Zersetzung des Wassers verändert. Auch befanden sich viele Knochen
in dem Schlamme des Brunnens, die durch Vivianit"*) (phosphorsaures Eisen) blau
gefärbt waren. Der Brunnen wurde vom 15. bis 19. August 1884 ausgegraben.
"*) In der Taunusgegend werden auch heute noch die Brunnen in ähnlicher Weise
vertieft, wenn in einem Orte eine größere Zahl von Brunnen angelegt sind und durch den
gesteigerten Wasserverbrauch sowie in trockenen Jahren der Wasserspiegel sinkt.
"*) Der Vivianit, welcher überall in den Brunnen, in denen sich Knochen und Eisen
zusammen befinden, vorkommt, verdankt diesen seine Entstehung und scheint ein sehr
gutes Konservierungsmittel gegen den Eisenrost zu sein; fast alle Gegenstände aus Eisen,
die mit Vivianit überzogen waren, sind vorzüglich erhalten und bedürfen höchst selten
einer anderweitigen Konservierung. In den Höhlungen der Knochen sind uns Krystalle
von Vivianit, die sich jetzt im Saalburg-Museum befinden, erhalten. Herr Dr. Gericke in
Lindenau bei Leipzig hatte die Freundlichkeit, den in den Saalburg-Brunnen gefundenen
Vivianit näher zu untersuchen; er schreibt darüber:
«In der Höhlung eines Wirbelknochens (wahrscheinlich Hirsch) findet sich der
Vivianit in sehr schönen kleinen monoklinen Krystallen von indigoblauer Farbe mit
starkem Glasglanz; fast alle Krystalle bestehen aus mehreren säulenförmigen Individuen
ohne deutliche Endflächen, doch konnte bei einem Krystall die Form ooFoo, ooF, Foo
deutlich unter dem Mikroskope erkannt werden.
Ursprünglich bat dieser Vivianit aus farblosem phosphorsaurem Eisenoxydul -(- Aqua
bestanden, er hat sich aber, wie Bammelsberg nachgewiesen hat, durch den Sauerstoff der
Luft unter Abscheidung von braunem Eisenoxyd, von welchem auch die Krystalle allseitig
umgeben sind, teilweise oxydiert und sind hierdurch die blauen Krystalle von wasser-
Die Wasserversorgung. 159
Nr. 7. Ausgemauerter Brunnen, 20 m nach Osten von dem vorigen ent-
fernt (oberer Durchmesser: 1,20 m, unterer: 0,50 m, Tiefe: 5,40 m), ist auf festen
Felsen mit durchlässigen Quarzadern aufgemauert. Dieser fast auf dem höchsten Punkte
der Saalburg angelegte Brunnen hat den stärksten Wasserzufluß, trotzdem er die ge-
ringste Tiefe von allen bis jetzt aufgedeckten Brunnen besitzt. Das Wasser ist vor-
züglich. Die Ausgrabung fand vom 28. Juli bis 4. August 1884 statt, war aber durch
immerwährenden Zufluß mit großen Schwierigkeiten verbunden. Der gemauerte Brunnen-
kranz (siehe Tafel XIV, Fig. IV) war beinahe bis zur Oberfläche vorzüglich erhalten;
eine fast intakte Stückung bedeckte den mit Bauschutt und behauenen Steinen aus-
gefüllten Schacht; sie war mit Waldboden bedeckt und äußerlich nicht erkenntlich;
sie wurde wahrscheinlich schon während der Römerherrschaft hergestellt. Ob der
Brunnen, dessen Wasser chemisch"*) untersucht und als vorzüglich befunden worden
ist, aus sanitären Gründen oder wegen Verkleinerung der Bürgerlichen Niederlassung
(vergl. den Abschnitt IX. 1) aufgegeben wurde, läßt sich jetzt nicht mehr feststellen.
Funde: Votivaltar mit Inschrift, dem Jupiter Dolichenus gewidmet (vergl. den
Abschnitt XIII. 2 «Die Inschriften» A. II. 15), Bruchstück einer linken Hand, Kopf
von einem Genius, alle drei Gegenstände aus Vilbeler Sandstein ; der hintere Teil eines
Vogels aus Basalt.
Nr. 8. Ausgemauerter Brunnen, östlich vom Kastelle im Friedrichsdorfer
Gemeindewald. Oberer Durchmesser: 1,05 m, unterer: 0,95 m. Tiefe: 5,60 m. In der
Tiefe von 4.65 m geht der kreisrunde Querschnitt in einen quadratischen über, der
sich bis zur Sohle 0,60 m hoch fortsetzt ; dieser Teil war mit eichenen Bohlen aus-
geschalt. Funde: Gewöhnliche Thonscherben. Die Ausfüllung bestand aus Brand-
schutt mit Bausteinen; ausgeräumt vom 31. August bis 3. September 1885.
Nr. 9. Ausgemauerter Brunnen, gleichfalls im Friedrichsdorfer Wald
und zwar an dem neuen Waldwege gelegen, der nach dem Gemeinde-Pflanzgarten und
dem «Fröhlichen Mannskopf» führt, hat wie Brunnen Nr. 6 eine faßähnliche Verschalung
von 0,80 m Höhe, die sich aus 15 eichenen Dauben zusammensetzte. Auch diese
wurden herausgenommen und fanden in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung Auf-
stellung im Saalburg -Museum. Oberer Durchmesser: 1 m, unterer: 0,95 m. Tiefe:
9 m. Das Mauerwerk, fast bis zur Oberfläche erhalten, wurde erhöht und mit Cement
und Rasen abgedeckt. Die Forstbehörde benutzt das dem Brunnen reichlich zu-
fließende Wasser zum Gießen im Gemeinde-Pflanzgarten. Ausfüllung: Brandschutt und
Steine, Rundholz und buchene Erdstöcke. Funde: ein Stampfer aus Buchenholz,
Dauben und ein Boden von einem kleinen Zuber. Ausgebeutet vom 27. Mai bis
9. Juni 1885.
Nr. 10. Ausgemauerter Brunnen, ebendaselbst südöstlich von dem voi'igen
gelegen, wurde nur bis zur Tiefe von 5,50 m ausgeräumt, weil von da ab das Mauer-
haltigem phosphorsaurem Eisenoxydul - Oxyd entstanden. Die Bildung dieser Vivianit-
Krystalle in der kurzen Zeit von ca. 1600 Jahren ist sehr leicht erklärlich. Die eisernen
Gegenstände, welche sich mit den Knochen zugleich in dem Brunnen gefunden haben, sind
durch den Schwefelwasserstoffgehalt des Wassers (aus Fäulnis organischer Substanzen) in
Schwefeleisen und dieses durch Oxydation in schwefelsaures Eisenoxydul (Eisenvitriol)
umgewandelt worden, und dieses hat sich in Lösung mit dem phosphorsauren Kalke, woraus
hauptsächlich die Knochen bestehen, in phosphorsaures Eisenoxydul (Vivianit) und schwefel-
sauren Kalk (Gyps), welch letzterer zum größten Teile in Lösung mit dem Wasser fort-
geführt worden ist, umgesetzt.»
136) Siehe den Schluß dieses Abschnittes.
160 Teclinische Ergebnisse.
werk sich gefährlich eingebogen hat. Eine vollständige Ausgrabung hätte eine Ein-
schalung erforderlich gemacht; man sah deshalb, der erheblichen Kosten wegen, vor-
läufig von einer weiteren Ausgrabung ab. Oberer Durchmesser : 1,20 m, unterer, d. h.
bei 5,50 m Tiefe: 1,10 m. Ausfüllung: Brandschutt und Steine. Funde: In den
oberen Schichten größere Stücke von Mühlsteinen aus Basalt-Lava, Scherben und
stark verrostete Nägel. Ausgeräumt vom 23. bis 29. August 1884.
Nr. 11, In den Felsen gehauener Brunnen, ebendaselbst westlich von
dem vorigen gelegen ; er ist gut erhalten und hat quadratischen Querschnitt ; die Wände
sind nach oben rauh, nach unten glatt gehauen. Die Sohle hat eine kesselartige Ver-
tiefung von 0,30 m. Weite: durchschnittlich 1,20 m, Tiefe: 5,60 m, Ausfüllung:
Oben wenig Brandschutt, dann Steine, mit schiefrigem Boden vermischt. Funde:
Stücke von Buchen- und Eichenholz, Bruchstücke von einer Brunnenwelle*"^). Aus-
geräumt vom 1. bis 10. Oktober 1885.
Nr. 12. Ausgemauerter Brunnen, südlich vom Kastell, unterhalb der Chaussee
hinter den Kellern im Staatswald gelegen (siehe auch Tafel XIV, Fig. III). Oberer
Durchmesser: 1,30 m, unterer: 0,90 m, Tiefe: 9,50 m. Die gut erhaltene Ausmauerung
sitzt auf einem 0,45 m dicken, quadratischen eichenen Koste. Ausfüllung: Durchweg
Brandschutt, mit Bausteinen vermischt. Funde: Ein Teller aus Terra sigillata mit
dem Töpferstempel BELLATVLLVSF, zwei Teller aus gewöhnlichem Thon, eine Schüssel
ans Bronze, eine Lochaxt, zwei große runde Nägel mit Köpfen (der eine 0,30 m, der
andere 0,60 m lang, durchschnittlich 2^'2 cm dick), ein Stück eines Schiebeschlüssels
aus Bronze in seiner natürlichen Metallfarbe ohne Grünspan, Teile eines Schrifttäfelchens,
Dauben und Boden eines Fäßchens (Tafel XIV, XII und XII a). Auf der Sohle dieses
Brunnens kam zum erstenmale Leder und Schuhwerk zu Tage und zwar ein aus
einem Stück Leder gefertigter Schuh (carhatina), Tafel LXXX, Nr. 9. Ausgeräumt
vom 9. bis 22. August 1884.
Nr. 13. Ausgemauerter Brunnen, westlich vom Kastelle, jenseits der Obern-
hainer Straße gelegen. Oberer Durchmesser: 1,10 m, unterer: 1 m. Tiefe: 9,20 m.
Von der Sohle aufwärts erhebt sich eine 60 cm hohe quadratische Eichenholzausschalung,
darüber gutes Mauerwerk. Ausfüllung: Hauptsächlich Steine und Waldboden, da-
zwischen Buchen-, Eichen-, Hasel- und Wachholderholz. Funde: Scherben von ge-
wöhnlichen Thongefäßen. Ausgeräumt vom 12. bis 20. August 1885.
Nr. 14. Schachtbrunnen, südlich vom Kastelle auf dem Dienstlande des Saal -
burgwärters gelegen. Obere Weite: 1,50 m, untere: 1,40 m. Tiefe: 7,30 m. Die Her-
stellung solcher Schachtbrunnen ist bereits oben beschrieben worden ; es genügt daher
bei der Aufzählung dieser Brunnen die Angabe der bezüglichen Maße. Der Schacht-
brunnen Nr. 14 war der erste seiner Art, der an der Saalburg entdeckt wurde (vergl.
Tafel XIV, II — II c; die vorhandenen Teile sind mit ausgezogenen, das Mutmaßliche
mit punktierten Linien dargestellt). Er ist der einzige von den 23 ausgeräumten
Schachtbrunnen, der eine teilweise Hintermauerung hat. Ausfüllung: Bauschutt, schief-
riger Boden und Brandschutt, mit Holzstücken und Knochen untermischt. Funde:
Ein Stück einer Korksohle, Sandalen, Schuhwerk (darunter ein Schuh mit Goldpressung)
und verziertes Leder (Tafel LXXX, 6. 8. 10. 13), Eisensachen, ein Meißel, ein Pferde-
schuh, eine Flachfeile mit Holzgriff (Tafel LXXX, 3), ein Eimerhenkel, ein Scharnier-
band, ein Pfriemen, Nägel etc., ein Holzrechen (Raster) mit eisernen Zinken (Tafel LXXX, 2),
"•') In Neapel fand ich an Brunnenwellen genau dieselben Hölzer zum Aufwinden
des Eimerseiles verwendet. Auf Textfigur 22 ist eine solche Vorrichtung dargestellt.
Die Wasserversorgung. |ßl
ein Schrifttäfelchen mit sieben Zeilen verblaßter Schrift, eine Nadel und ein Ort-
band aus Bein, zwei bearbeitete Ziegenhörner, ferner Teile von Hanf- und Bast-
seilen und Fruchtkerne von Haselnuß, Welschnuß, Pflaumen, Kirschen, Aprikosen
und Pfii'sichen. Ausgeräumt vom 1. bis 13. April 1885; er stand längere Zeit offen,
mußte aber, da er im oberen Teile nicht mehr genügend fest war, später zuge-
schüttet werden,
Nr. 15. Schachtbrunnen mit noch vorhandener, 5 m hoher eichener Ver-
schalung, ca. 10 m nördlich von dem vorigen gelegen. Er ist in Absätzen eingegraben
und zwar in Weiten von 1,50 m, 1,35 m, 1,25 m, 1,15 m und an der Sohle 1 m;
Tiefe: 9,30 m. Ausfüllung: Steine, schiefriger Grund und Brandschutt; in letzterem
viele organische Bestandteile, als Stroh, Gras, Knochen, Dung etc., was zusammen einen
moorigen Schlamm bildete, in welchem sich die Altertümer gut konservierten. Dieser
schlammige Boden, dessen Höhe diejenige des Grundwasserstandes anzeigt, fand sich
in fast allen ausgeschachteten Brunnen, und zwar in Lagen von 1 bis 4 m Höhe.
Funde: Schuhsohlen, Stücke von Hanfseilen, ein Unterkiefer und zwei Hufe von einem
kleinen Pferde oder Maultier, Knochen, Kieferteile von Nagetieren und Fruchtkerne.
Ausgeräumt vom 30. April bis 16. Mai 1885.
Nr. 16. Schachtbrunnen, nördlich vom vorigen, direkt hinter dem vor dem
Gebücke liegenden Keller c (Textfigur 21). Obere Weite: 1,30 m, untere: 1,20 m;
Tiefe: 7,60 m. Ausfüllung: Hauptsächlich Brandschutt mit Scherben. Funde: Eine
Ledersohle und ein aus einem Stücke Leder gearbeiteter Schuh, ein Eimer aus Eichen-
holz mit eisernem Henkel (die Reife waren stark verrostet, sodaß der Eimer beim
Ausheben zusammenfiel), eine eiserne Mauerklammer, ein Löffelbohrer (1,30 m lang),
eine stark angebrannte Rolle von Eichenholz mit vollständigem Eisenbeschlag, Reste
von Hanfseilen, Frachtkerne, Stücke von einem durchbohrten Pumpenstock (?) und
Holzröhren (vielleicht für eine Pumpe oder Wasserleitung), ferner angebrannte Balken
und Pfosten von der Ziehbrunnen vori'ichtung. Letztere wurde teilweise wieder zu-
sammengesetzt und im Saalburg- Museum aufgestellt; siehe Tafel XIV, Fig. IIa und
IIb, sowie die Rekonstruktionsversuche auf Textfig. 22. Ausgeräumt vom 13. bis
23. November 1885. Die 4 m hohe Einschalung wurde, ausschließlich eines 60 cm hohen
Stückes, herausgenommen und dann der Brunnen wieder zugeschüttet.
Nr. 17. Schachtbrunnen, jenseits der Usinger-Straße, hinter den Kellern an
der Grenzschneise des Friedrichsdorfer Gemeindewaldes gelegen. Obere Weite: 1,25 m,
untere: 1,15 m; Tiefe: 10,15 m. Die Verschalung, die noch 3,45 m hoch vorhanden
war, ging nur bis zur Tiefe von 8,15 m, die letzten 2 m des Schachtes standen in
festem Schiefer. Ausfüllung: Brandschutt, mit Scherben vermischt. Funde: Ziegel mit
Stempel COH IUI VIND, Dachschindel von Eichenholz (Tafel XIV, X), Leder-
sohlen, Stückchen von Wollengewebe, Weidengeflecht von einem Korbe, Fruchtkerne, ein
Teil eines Wagenrades, bestehend in Speichen und Nabe mit eisernem Nabering (Taf. LXXX,
Fig. 1, la und Ib), sowie eine plattgedrückte Nabe und mehrere Speichen aus Eschen-
holz, ein Deichselring mit zwei Ketten -Gleichen (auf dem ersteren die eingravierte In-
schrift LEGr XIIII)^^''). Die letztgenannten Fundstücke lagen fast auf der Sohle des
Brunnens und wurden in Gegenwart Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kron-
prinzen Friedrich Wilhelm am 25. September 1885 ausgegraben. Ausgeräumt vom 11.
bis 25. September 1885. Die Verschalung wurde herausgenommen und der Brunnen
wieder zugeschüttet.
137) Vergl. Abschnitt XIII, 2. D, 1.
Jacobi, Das Römerkastell Saalbuig. 11
162 Technische Ergebnisse.
Nr. 18. Schachtbrunnen, südlich vom vorigen. Obere Weite: 1,85 m, dann
in zwei Absätzen: 1,20 m und 0,95 m; Tiefe: 9,70 m. Obgleich quadratisch, war eine
Holzeinschalung nicht mehr vorhanden. Für den unteren, in festen Schiefer gehauenen
Teil war eine solche nicht nötig, auch hat der Brunnen von unten aufwärts einen runden
Querschnitt. Die Ausfüllung bestand in ca. 2 m hoch liegendem Brandschutte und
schiefrigem Boden; auf der Sohle lag Schlamm. Funde: Ein großer Teil eines einst
arg zerrissenen und immer wieder geflickten Lederkollers, Ledersohlen und eine Holz-
sandale (Tafel LXXX, Fig. 12, 14, 5 und 5a), eine eiserne Messerklinge (in zwei
Stücken), ein Krügelchen, eichene Dauben und ein Boden von einem Eimer, sowie Frucht-
kerne. Ausgeräumt vom 26. Oktober bis 6. November 1885, dann zugeschüttet.
Nr. 19. Schachtbrunnen, südöstlich vom vorigen. Obere Weite: 1,30 m, dann
in drei Absätzen: 1,05 m, 1 m und 0,95 m. Tiefe: 8,50 m. Von unten aufwärts
steigend 1 m in Felsen gehauen, dann 2,50 m hoch verschalt. Ausfüllung: 1,50 m
Brandschutt, dann schiefriger Grund, ohne jede Spur von Scherben. Funde: Ein
Bronzehenkel, Gartenhäckchen aus Eisen mit Holzstiel, eine Ledersohle, zwei verzierte
Schuhe (Taf. LXXX, Fig. 7 und 11), ein großer Teil einer Schüssel aus Rüsternholz
(Tafel LXXX, Fig. 4). Ausgeräumt vom 12. bis 22. Oktober 1885. Die eichenen Bohlen,
die angefault waren, wurden herausgenommen und der Brunnen wieder zugeschüttet.
Nr. 20. Schachtbrunnen, südwestlich vom vorigen. Obere Weite: 1,50 m,
untere: 1,45 m; Tiefe: 5,50 m. Ausfüllung: Brandschutt mit Steinen. Keine Funde.
Ausgeräumt vom 7. bis 13. November 1885. Die 1 m hohe Verschalung wurde
herausgenommen und der Bninnen zugeschüttet.
Nr. 21. Ausgemauerter Brunnen im Friedrichs dorf er Gemeindewald, östlich
vom Kastelle. Er wurde im Herbste 1885 gefunden. Die Ausräumung erfolgte vom
24. bis 27. Oktober 1888. Der Brunnen ist 8 m tief; die faßähnliche Verschalung
an der Sohle, aus 18 Dauben bestehend, hat eine Höhe von 0,85 m, sodass für die
Höhe der darüber stehenden Ummauerung noch 7,15 m verbleiben; obere Weite: 1 m,
untere: 0,85 m. Die Einschalung läuft konisch zu und hat oben 0,90 und am Boden
0,70 m Durchmesser. Hieraus ergiebt sich, daß das Mauerwerk über derselben hervor-
steht. Hinter dem Fasse, welches, ohne Reifen, nur durch die Spannung gehalten wird,
befand sich eine Ausfüllung von lose eingelegten Steinen, die zur Verspannung und
vielleicht gleichzeitig mit zur Filtration des Wassers gedient hat. Funde: Zwei Stücke
Leder von einer Sandale, ein großer Nagel, 0,55 m lang, mit rundem Querschnitte, der
wahrscheinlich ursprünglich als Schemelnagel (Verbindung des Wagenschemels und der
Vorderachse eines Wagens oder Karrens) benutzt war, Stücke von bearbeitetem Holz
und Scherben von gewöhnlichen Thongefäßen.
Nr. 22. Schachtbrunnen, westlich von den an der Römerstraße gelegenen
Kellern. Obere Weite: 1,30 m, dann in drei Absätzen: 1,10 m, 0,90 m und 0,80 m;
Tiefe: 9,70 m. Dieser gleichfalls mit eichenen Bohlen ausgeschalte Brunnen war auf
der Sohle mit eichenen Brettern belegt. Ausfüllung: Brandschutt mit Scherben und
Ziegelstücken. Funde: 2 Bronzemünzen, die eine schlecht, die andere sehr gut erhalten,
ohne Patina (Hadrian) ; zwei Bronzeverzierungen , etwa wie Fig. 8 auf Tafel LIX,
ein Ringschlüssel, eine Ledersohle, Nägel, Knochen und Fruchtkerne; im Schlamm auf
der Sohle ein größeres Stück eines facettierten Glasspiegels mit Goldfolie. Die Ein-
schalung, noch 6,40 m hoch vorhanden, wurde herausgenommen und der Brunnen zu-
geschüttet. Ausgeräumt vom 15. bis 20. Mai 1886. Am 18. Mai wohnten den Arbeiten
bei: Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz Friedrich Wilhelm mit
seiner hohen Gemahlin und den drei Prinzessinnen Töchtern.
Die Wasserversorgung. 163
Nr. 23. Schachtbrunnen, südlich vom Kastelle, unterhalb der Usinger Straße,
10 m westlich vom Brunnen Nr. 18; als solcher durch 4 m tiefe Eingrabung im
Frühjahr 1886 nachgewiesen. Tiefe: 12 m in Absätzen. Obere Weite: 1,40 m,
dann 1,20 m, am Boden: 0,85 m; erst in einer Tiefe von 6,25 m fand sich die eichene
Holzeinschalung. Funde: Eine eiserne Schale, stark verrostet, ein eiserner Doppel-
haken, eine Schuhsohle, Bruchstücke von Eimer-Dauben, Spielsteine aus Thon und Bruch-
stücke von Gefäßen. Ausgeräumt vom 6. bis 19. August 1887.
Nr. 24. Schachtbrunnen, südöstlich vom Kastelle, in dem Zwickel zwischen
Römerstraße und Chaussee. Obere Weite: 1,50 m, untere: 1,30 m; Tiefe: 9,00 m; die
kesselartige Aushöhlung 1 m tief, also zusammen 10 m. Ausfüllung: Hauptsächlich
Brandschutt, untermischt mit schiefrigem Grunde. Fundstücke: Drei Ledersohlen,
ein Kinderschuh (ähnlich dem auf Tafel LXXX, Nr. 11 abgebildeten), eine Hornnadel,
Bruchstücke einer gedrehten Holzschale mit Bronzeblech, ein Ring, welcher zum Zusammen-
halten um den oberen Rand der Schale befestigt war, eine eiserne Auswurfschippe, Bruch-
stücke von verzierter Terra sigillata, Knochen und Schädel von Pferden und Frucht-
kerne. Ausgeräumt vom 20. August bis 8. September 1886. Nach Herausnahme der
6 m hohen Einschalung von sehr gut erhaltenen eichenen Bohlen wieder zugeschüttet.
Nr. 25. Schachtbrunnen. Vollständig ausgeräumt vom 18. bis 26. Juli 1887.
Tiefe: 6,50 m. Die Holzeinschalung begann bei 4 m Tiefe; dieselbe war 2,10 m
hoch, noch gut erhalten und 0,40 m tief in den feststehenden Schiefer eingehauen;
obere Weite: 1,40 m, am Boden: 1,10 m. Funde: Mühlsteinbruchstücke, 5 Speichen
von einem Karrenrad aus Eschenholz, zwei eiserne Nabenringe, Ringe mit Ketten-
gleichen, Schüsselchen aus gewöhnlichem Thone und Scherben.
Nr. 26. Schachtbrunnen. Vollständig ausgeräumt vom 29. Juli bis 5. August 1887,
Tiefe: 7,80 m; bei 3,80 m fing die gut erhaltene und 4 m hohe Holzverschalung an.
Obere Weite: 1,80 m, untere: 1,05 m. Funde: Stücke von Seilen und Bast, 12 Dauben
und der Boden eines Eimers von Eichenholz, sowie andere Teile von Eimern; ein
Rechen aus Eschenholz mit 7 Löchern für die eisernen Zinken, ein Kinderspielzeug
(Schnurre) aus Holz, ähnlich wie ein Doppelknopf, Lederstücke von Schuhwerk, viele
Scherben aus Terra sigillata und aus gewöhnlichem Thone.
Nr. 27. Ausgemauerter Brunnen, 15 m östlich von Nr. 26, in der Friedrichs-
dorfer Grenzschneise. Das Mauerwerk steht auf Felsen. Oberer und unterer Durch-
messer: 1,10 m, also gleich weit; Tiefe: 7,30 m. Ausfüllung: Brandschutt mit Steinen.
Funde: Ein Kinderschuh (calceus) , zwei Schuhsohlen, eine Glatt- oder Klebscheibe
von Eichenholz, eine Fibula mit Email — ohne Grünspan — in natürlichem, gelbem
Metallglanze erhalten, ähnlich wie Fig. 17 auf Tafel LXIX. Ausgeräumt vom 13. bis
20. September 1886. Da der Brunnen in dem Friedrichsdorfer Gemeindewalde, und
zwar in der Grenzschneise (Waldweg) liegt, konnte er trotz seines gut erhaltenen Mauer-
werks nicht offen gelassen werden.
Nr. 28. Ausgemauerter Brunnen, nördlich von dem vorigen, unmittelbar an
der Grenzschneise im Staatswald, auf Felsen gemauert. Oberer Durchmesser: 1,20 m,
unterer: 0,95 m; Tiefe: 11 m. Ausfüllung: Brandschutt, hauptsächlich mit Knochen ver-
mischt, besonders nach der Sohle hin. Funde: Boden von einem Kübelchen oder
Fäßchen aus Pinien- oder Fichtenholz, Amphorenscherben, eine mit einer eingekratzten
Inschrift, zwei Schädel und viele Knochen, sowie fünf Hufe von Pferden. Ausgeräumt
vom 20. September bis 2. Oktober 1886. Das Mauerwerk des Brunnens ist vorzüglich
erhalten und geht bis zum Waldboden, von wo aus einige Schichten aufgemauert
wurden; der Brunnen ist sehr wasserreich.
11»
164 Technische Ergehnisse.
Nr. 29. Brunnen mit teils quadratischem, teils kreisrundem Querschnitte ohne
Ausmauerung und ohne Ausschalung, in der Betentura des Kastelles gelegen. Bei den
Aufdeckungsarbeiten in dem westlichen Teile der Betentura wurde auch diese schon
bekannte, jedoch 1882 zugeschüttete Vertiefung wieder ausgegraben, wobei sich ein in
Letten und Felsen angelegter Brunnenschacht ergab. Derselbe ist aus unbekannten
Ursachen von den Kömern nicht ausgebaut, sondern mit dem ausgehobenen Boden-Letten
und Schiefer, in denen sich kleinere Schichten von Hausabfällen fanden, wieder zuge-
worfen worden. Auch ist der Schacht nicht bis zu den wasserführenden Quarzitadern
gegraben ; es liegt deshall) die Vermutung nahe, daß sich bei der Anlage des Brunnens
Stickgase zeigten, welche die Kömer verhinderten, die Arbeit zu vollenden. Und in
der That kamen beim Ausrilumen Stickgase zum Vorschein, welche besondere Vor-
kehrungen erforderten, um die Arbeit gefahrlos zu Ende führen zu können. Möglicher-
weise kannten die römischen Brunnengräber an der Saalburg keine Hilfsmittel, um
sich gegen diese Ausdünstungen zu schützen und die Luft in dem Schachte so zu ver-
bessern, daß sie ihn hätten vollenden können; denn ohne zwingende Gründe wurde
die große Arbeit wohl nicht aufgegeben. PUnius giebt zwar im 31. Buche, § 28,
Mittel «die schädlichen Dünste zu beseitigen» an und sagt, man müsse, um die Luft
zu verbessern, «beständig leinene Tücher darin schütteln und jene so herausventilieren».
Auch Vitruv (VIIL 6. 12.) empfiehlt für derartige Arbeiten heute noch übliche Vor-
sichtsmaliregeln mit den Worten: «Man lasse eine angezündete Lampe hinab; bleibt
diese brennend, so wird man ohne Gefahr hinuntersteigen. Wird aber das Licht
durch die Stickgase ausgelöscht, so gi'abe man neben dem Brunnenschachte zur Rechten
und Linken Wetterschachte, worauf die Luftströmungen durch diese — gleichsam
wie dui'ch Nasenlöcher — entweichen werden.» In den Gebieten des Taunus, wo
die geologischen Verhältnisse dieselben wie an der Saalburg sind, kommt es sehr
oft vor, daß die durchgegi-abenen verfaulten Schieferschichten Stickgase entweichen
lassen , welche während der Ausgrabung des Schachtes beständig mittels einer Art
Luftpumpe beseitigt werden müssen. Sobald die Bninnengräber auf die wasserführenden
Quarzschichten stoßen und Wasser einfließt, verschwindet die Stickluft.
Größe des Schachtes, der bis zu 8 m Tiefe quadratisch war: 4 m; dann kreis-
rund mit einem Durchmesser von 2 bezw. 1,80 m. Gesamttiefe: 14 m. Funde:
Eine auf beiden Seiten mit Leder umhüllte Korksohle, di-ei Stückchen von einem sehr
dünnen, mit Zinnfolie belegten, konvexen Glasspiegel, ähnlich dem Glase einer Taschen-
uhr, und zwei Böden von Terra-sigillata - Gefäßen mit den Töpferstempeln VIMPVSF
und REGINVSFEC. In den schon erwähnten Schichten, in denen Hausabfälle mit
Dung vermischt vorkamen, befanden sich drusenförmig eingebettete Käferlarven. Die
Ausräumung des Schachtes fand mit einigen Unterbrechungen vom 12. Juli bis
20. August 1886 statt, worauf er wieder zugeschüttet wurde.
Nr. 30. Schachtbrunnen. Die 4 m tiefe und an der Oberfläche 5 m breite
Vertiefung führt im Volksmunde den Namen «Herrenbütte» ; eine andere Bezeichnung,
«Schloßborn», mag dadurch entstanden sein, daß der Brunnen stets mit Wasser an-
gefüllt ist und direkt an der Villa liegt, der man früher den Namen «Schloß» bei-
gelegt hatte. Die Ausräumung konnte infolge schlechten Wetters nicht zu Ende ge-
führt werden. Die vom 4. Oktober bis 16. November 1886 ausgeführten Arbeiten haben
die vollständige Gewißheit geliefert, daß sich hier ein großer und tiefer Brunnen befand,
der entweder niemals ganz verschüttet oder vielleicht in der Zeit, als Schatzgräber
auf der Saalburg wühlten, ausgeräumt wurde. Für Letzteres sprechen die mehrfachen
provisorischen Absprießungen aus gewöhnlichem Rundholz, sowie daß sich die alte Bohlen-
Die Wasserversorgung. 165
einschalung nicht mehr an ihrer ursprünglichen Stelle befand, sondern kreuz und quer
durcheinanderlag. Erst in der Tiefe von 14 in, v^^o die Arbeiten eingestellt wurden,
schien es, daß die Bohlen sich noch in der richtigen Lage befänden, indessen trafen
wir bis zu dieser Tiefe immer noch, wie in den ersten Schichten, viel Laub von Eichen
und Buchen an, das nicht aus der Römerzeit, sondern aus einer Zeit herstammt, in
welcher die Saalburg schon mit Wald bedeckt war.
Der Schacht steht fest im Schiefer, doch sind einzelne Lagen stark zersetzt, so-
daß der Brunnen nicht ohne Einschalung auszuräumen war. Der obere Teil des Schachtes
ist durch das Abbröckeln des Schiefers allmählich weiter geworden, er hat an -der Ober-
fläche 5 m und bei 7 m Tiefe noch 3 m Weite; von da ab ist der Querschnitt
kreisrund mit einem Durchmesser von 1,80 m. Nach den angestellten Untersuchungen
hat der Brunnen eine größere Tiefe als die bis jetzt ermittelte (14 m), was sich durch
das Einstechen eines eisernen Bohrers nachweisen ließ. Der obere Teil war mit Mauer-
steinen (darunter viele Bruchstücke aus Basalt und Vilbeler Sandstein) ausgefüllt, dann
folgte mit Laub vermischter Brandschutt. Außer Bruchstücken von Ziegeln und Thon-
gefäßen lieferte der Brunnen keine Funde.
Nr. 31. Schachtbrunnen, südöstlich vor dem Kastelle, neben einem Keller
gelegen; ausgeräumt vom 1. bis 10. September 1887. Tiefe: 10,00 m; die Verschalung
war von unten aus in einer Höhe von 7,50 m gut erhalten; die OefPnung hatte oben
eine Weite von 3 m, was sich am besten durch ein Nachrutschen bei der Anlegung er-
klären lassen wird. Beim Beginne der Ausschalung, in einer Tiefe von 2,50 m, beträgt
die lichte Weite 1,40 m, am Boden 1,10 m. Besonders interessant ist an diesem Schacht-
brunnen die an den vier Ecken noch erhalten gewesene Verspannung durch 5 : 5 cm
starke Querhölzer, die vielleicht auch als Leiter dienten; zur Verstärkung der Ein-
schalung waren sie nicht erforderlich, da die Bohlen mit ihren üeberkämmungen ge-
nügten, um dem Erddrucke zu widerstehen. Funde: Eine gut erhaltene Axt mit Holz-
stiel (das Eisen war mit Vivianit überzogen), Ledei'stücke von Schuhwerk, Schuhsohlen,
ein Huf und Knochen von Pferden, der größere Teil eines Trockenfruchtmaßes (römischer
Doppelmodius), dessen Boden vollständig und der übrige Teil soweit erhalten war, daß
das Gefäß wieder zusammengesetzt werden konnte; Bruchstücke eines gedrehten Holz-
gefäßes und eine kleine Urne aus schwarzem Thon.
Nr. 32. Östlich von dem vorigen lag ein angefangener und nicht fertig gestellter
Brunnen mit rundem Querschnitt; er hatte weder Mauerwerk noch eine Holzeinschalung.
Tiefe: 2,50 m, Durchmesser: 1,80 m. Er war mit roher Erde, in der nur wenige
Scherben lagen, ausgefüllt. Ausgeräumt vom 28. bis 30. September 1887.
Nr. 33. Schachtbrunnen im Kastelle, östlich vom Magazin. Querschnitt:
unregelmäßiges Viereck. Tiefe: 6,50 m; Durchmesser oben: 4m, unten: 2 m; Ver-
schalung nicht vorhanden. Funde: Eine kleine Bleikugel, Terra-sigillata-Schale in
Stücken, Dachschindeln aus Eichenholz und verschiedene Holzstücke, 2 Bronzemünzen,
die eine von Antoninus Plus, die andere unleserlich. Ausgeräumt mit Unterbrechungen
vom 29. Juni bis 14. Juli 1888.
Nr. 34. Schachtbrunnen. Ausgegraben vom 14. — 15. Oktober 1889. Tiefe:
8 m; von oben bis zur Tiefe von 3 m, dem Beginne der Verschalung, welche
2 m hoch erhalten war, in festen Schiefer eingehauen, alsdann abermals 3 m tief in
gleicher Weise hergestellt. Weite, oben: 1,40 m, unten: 1,30 m, im Felsen: 1,20 m.
Funde: 4 Bronzemünzen (3 unbestimmbar, eine von Hadrian), ein Hufeisen von
eigentümlicher Form, Werkzeuge zum Hufbeschlag, eine gut erhaltene Hauklinge, ein
kleiner Amboß, ein Thürschloß, ein Schiebe- und ein Drehschlüssel, ein kleines Thon-
X66 Technische Ergebnisse.
gefUß, ein Topfdeckel (aus gewöhnlichem schwarzem Thon mit merkwürdigem Knopf),
Boden eines Terra-sigillata-GefUßes mit dem Töpferstempel VIMPVS, Lederwerk, Hanf-
geflecht und sämtliche Teile eines hölzernen Brunneneimers.
Nr. 35. Schachtbrunnen, in der Bürgerlichen Niederlassung. Dieser und
die folgenden Brunnen bis einschließlich Nr. 40 liegen hinter den, an der Westseite
der Hauptstraße (Saalburg-Heddernheim) gelegenen Kellern. Ausgegraben vom 16. bis
28. Juni 1890. Tiefe: 8,50 m; bei 3 m fing die eichene Verschalung an und er-
streckte sich bis zu einer Tiefe von 7,65 m ; von da ab war der Schacht mit rundem
Querschnitt in den Felsen gehauen. Weite, oben: 1,50 m, unten: 1,35 m. Funde:
Eine Doppel -Rodhacke, ein Meißel, verschiedenes Eisenwerk, Stücke von Mühlsteinen,
Lederstücke von Schuhen, Scherben von Gefäßen. Besonders hervorzuheben sind einige
mittelalterliche Thonplättchen (Fliesen) mit Verzierungen, die in einer Tiefe von etwa
7 m gefunden wurden; dieselben stimmen in Größe und Technik mit denen über-
ein, die man bei dem in der Nähe der Lochmühle gelegenen Kloster Thron (siehe S. 5)
fand. Es liegt daher die Vermutung nahe, daß im Mittelalter dieser an dem alten
römischen Wege, der jenseits der Höhe zu jenem Thron fährte, gelegene Brunnen
noch teilweise offen stand und die Fliesen durch Zufall hineinkamen.
Nr. 36. Gemauerter Brunnen; er steht in einer Tiefe von 7 m auf einem
viereckigen, 20:20 cm starken eichenen Roste, ist dann 2 m tief in Felsen gehauen,
sodaß die Gesamttiefe 9 m beträgt. Weite, oben: 1,10 m, unten: 1 m. Die in den
Felsen gegrabene konische Einschachtung hat oben, d. h. unter dem Holzroste, eine
Weite von 1,40 m und springt dann um die Stärke des viereckigen Rostes zurück,
der seine Auflagerung nur auf den Zwickeln findet, die durch den Übergang von dem
kreisförmigen Felsenschachte in den viereckigen Rost entstehen. Ausgeräumt vom
17. bis 26. August 1891. Funde: Ein Krügelchen, eine Schüssel, verschiedene San-
dalen, ein Kinderschuh und Lederstücke, ein Schrifttäfelchen' aus Pinienholz (ohne
leserliche Schrift), der größte Teil eines zweiseitigen Kammes aus Buchsbaumholz,
Teile von Eimern und sonstigen Holzgefäßen, Dachschindeln, Obstkeme von Mirabellen,
Kirschen und Nüssen, eine Bronzemünze von Hadrian, und als besonders wertvoll:
Stücke von Weinreben. Bei der Ausschachtung des letzten Schuttes am Boden, wo
in der Regel die besterhaltenen oder vielmehr die interessantesten Funde der Brunnen
liegen, — am 26. August 1891 — waren Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich,
Se. Königl. Hoheit der Prinz von Wales, Se. Königl. Hoheit der Kronprinz von Griechen-
land nebst Gemahlin und Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Margarethe von Preußen,
nunmehrige Prinzessin Friedrich Karl von Hessen, anwesend.
Nr. 37. Schachtbrunnen. Tiefe: 5,50 m; Weite, oben: 1,40 m, unten:
1,20 m; Verschalung 1 m hoch, in Felsen gehauen 1 m. Funde: Backstein mit
Stempel der Coh. IUI. Vindel., verschiedene Gegenstände aus Holz, darunter die
Rolle aus Rüsternholz (Textfigur 23, 2a — 2d). Ausgeräumt vom 14, bis 17. Sep-
tember 1891.
Nr. 38. Gemauerter Brunnen. Tiefe: 8 m; Weite, oben: 1,15 m, unten:
0,90 m. Im Boden fand sich eine nach unten konisch zulaufende Verschalung; diese
hatte eine Höhe von 0,90 m, oben eine Weite von 0,90 m und unten eine solche von
0,75 m; sie wurde herausgenommen. Funde: Eine blaue Glasperle, ein eiserner
Hammer mit Holzstiel, Hanfflechtwerk von Seilen, Dachziegel, Ziegelstücke mit Ab-
drücken von Hundepfoten, bearbeitetes Holz, Dauben und Böden von Eimern, Leder
von Schuhwerk, eine eiserne Kette und Bruchstücke von Gefäßen. Ausgeräumt vom
22. bis 80. Juli 1891.
Die Wasserversorgung. 167
Nr. 39. Gemauerter Brunnen. Tiefe: 6 m; Weite, oben: 1,30 m, unten:
0,82 m. Faßartige Verschalung am Boden: 0,90 m hoch und 0,80 m weit. Aus-
geräumt vom 12. bis 15. August 1891. Funde: Zwei Eimer aus Eichenholz mit
Beschlägen, eine kleine Votivhand aus Bronze, ein kleines Herz aus Goldblech, eine
Schale von Zinn, ein Halsring aus Bronze mit beweglichem Verschluß, sowie ein
kupferner Kessel mit eisernem Tragringe, Alles im Schlamme gut erhalten und wenig
oxydiert.
Nr. 40. Gemauerter Brunnen, entdeckt 1891, ausgegraben vom 31. Mai bis
6. Juni und am 14. Oktober 1893. Tiefe: 8,50 m; Weite, oben: 1,05 m, unten:
0,90 m; an der Brunnensohle eine faßartige Verschalung, 0,80 m hoch und 0,90 m
weit. Da kein Holzrost unter dem etwas gelockerten Mauer werke lag, mußte die ein-
gespannte Verschalung darin belassen werden, da sonst der Einsturz des Mauer-
werks zu befürchten war. Funde: Einige wohlerhaltene Gefäße aus gewöhnlichem
Thone, eine gefältelte Urne, Stücke von Mühlsteinen, Hohlziegel, mit Pech oder Asphalt
bestrichen, Ledersachen (Sandalen, ein Pantoffel, ein Schnürschuh); Holzgegenstände:
Dachschindel, Felgen und Speichen von einem Schwungrade, welches zum Heben des
Wassers gedient haben mag, Teile von Schrifttäfelchen aus Pinienholz und Stücke
von einem Holzgefäße; ferner Eisensachen, Haken, Ringe, Doppelhacke, ein Bronzering
und eine Bronzemünze {Trajan), Bastflechten, Knochen von Pferd, Hund und Fuchs,
Fruchtkerne von Kirschen, Welsch- und Haselnüsse.
Se. Königl. Hoheit Prinz Heinrich von Preußen nebst Gemahlin, Ihrer Königl.
Hoheit der Prinzessin Irene, und Se. Hoheit Prinz Friedrich Karl von Hessen wohnten
am 14. Oktober 1893 der Ausgrabung bei, an der Prinz Heinrich sich selbst mit
großem Eifer in der Tiefe des Brunnens beteiligte; Se. Königl. Hoheit hatte die Freude,
den gut erhaltenen Schnürschuh und das Rad zu finden.
Nr. 41. Gemauerter Brunnen, mit kesselartiger Vertiefung im Felsen; er
lag östlich vom Kastelle, in einem Räume des Kaufhauses. Tiefe: 4 m; Weite, oben:
1 m, unten: 0,80 m. Gefunden wurde nichts, selbst die eingefüllte Erde enthielt
keine Scherben.
Nachdem im Vorstehenden die Brunnen einzeln nach Abmessungen,
Konstruktion und Inhalt besprochen worden sind, erübrigt noch, einige all-
gemeine Bemerkungen und Schlußfolgerungen daran zu knüpfen.
Zunächst hat sich, was die Lage der Brunnen betrifft, ergeben, daß im
Kastelle selbst deren nur 6 aufgefunden wurden; es ist dies im Vergleiche
mit der Zahl der in dem Gelände vor dem Kastelle liegenden Brunnen eine
sehr geringe, insbesondere wenn man erwägt, daß sich diese auf die gesamte
Fläche des Kastells (32 500 qm) verteilen, von der nahezu 30 000 qm systematisch
ausgegraben sind. Es kommt demnach hier auf 5000 qm nur ein Brunnen.
Dagegen fanden sich in der Bürgerlichen Niederlassung auf einem südlich des
Kastells gelegenen, ca. 5400 qm großen Gelände 18 Brunnen, mithin durcli-
schnitthch auf 300 qm je einer (siehe Tafel XIII und Textfigur 21).
Ein noch merkwürdigeres Verhältnis ergiebt sich, wenn man das Gebiet,
welches zwischen dem Dienstlande des Wärters und den Kellern I bis V liegt,
für sich betrachtet; hier kommt nämlich gar auf nur ca. 160 qm ein Brunnen.
Ein vollständiges Bild dieser Verhältnisse läßt sich selbstverständhch nicht eher
geben, als bis noch weitere Nachgrabungen in der gesamten Bürgerlichen Nieder-
168 Technische P>gebni8Be.
lassuug vorgenommen sein werden ; aber die bei der Auffindung der Brunnen
gemaclite Erfahrung hat gezeigt, daß in der Regel für jedes Haus oder Ge-
höft ein Brunnen angelegt war. Gestützt auf diese Beobachtung, stellte man
Untersuchungen mittels eines 2 m langen eisernen Stechers an, und zwar
in der Weise, daß man in Entfernungen von 6 — 12 m hinter einem schon be-
kannten Keller oder anderen Gebäude-Fundamenten nach einer mit Brand-
schutt ausgefüllten Vertiefung suchte, was in den meisten Fällen zur Ent-
deckung eines Brunnens führte. Aber auch umgekehrt wurde von einem schon
festgestellten Brunnen aus nach Fundamenten von Bauten gesucht, eine Methode,
welche sich nicht minder bewährte. Auf diese Weise wurden 21 Brunnen in der
Bürgerlichen Niederlassung entdeckt.
Bei den ausgemauerten Brunnen war die Aufsuchung eine weit leichtere,
weil sich in der Regel bald Mauerwerk zeigte; dagegen lag bei den ausge-
schalten Brunnen die Sache insofern schwieriger, als die Bohlen bis zu 4 — 6 m
Tiefe, d. h. bis zum Wasserstande der Brunnen, verfault waren. Auch bestand
die Ausfüllung oft aus schiefrigem Boden, in welchem jede Spur von Scherben
fehlte, und der sich so fest eingeschläramt hatte, daß er vom gewachsenen
Grunde nur schwer zu unterscheiden war. Indes gab der Zufall ein Mittel
zur Unterscheidung an die Hand. Schon bei den zuerst aufgefundenen Holz-
brunneu zeigte sich bei der Herausnahme der Einschalung, daß sie in der
Regel mit Steinen ausgestückt und festgekeilt war; es kamen daher in gewissen
Abständen immer Steine vor, die zum Weitergraben ermunterten, und diese
Spuren trugen in der That wesentlich zur Auffindung der Schachte bei.
Bei der Betrachtung der Tafel XIII und des in größerem Maßstabe auf
Textfigur 21 dargestellten Lageplanes fällt die merkwürdige Thatsache auf, daß
auf einem verhältnismäßig kleinen Räume elf Brunnen vorhanden sind. Dies
veranlaßt uns daher zu der Frage: War es möglich, daß diese elf Brunnen
auf einer Fläche von ca. 1800 qm gleichzeitig bestanden und im Gebrauch
waren? Es ist dies kaum anzunehmen, und ich habe auch bereits oben dar-
zulegen versucht, daß die Schachtbrunnen einer älteren Periode angehören.
Diese Überzeugung wird durch fortgesetzte Wahrnehmungen bei den Aus-
grabungen immer mehr befestigt. Der Wasserstand der Brunnen war nicht
gleichmäßig und sank oder stieg je nach der Jahreszeit. Dies führte
dazu, daß das Holz stellenweise in Fäulnis überging, wodurch das Wasser allmäh-
lich verdarb. Wenn schon Holzbrunnen überhaupt von schlechtem Einflüsse auf
die Qualität des Wassers waren, so mögen auch noch andere nachteilige Ein-
wirkungen auf dasselbe stattgefunden haben, z. B. mangelhafte, undichte Ein-
schalung, die von oben her Schmutzwasser einsickern ließ, sodaß das Wasser
mit der Zeit überhaupt ungenießbar wurde und diese Brunnen aus Gesundheits-
rücksichten aufgegeben werden mußten.
Infolgedessen sah sich der Besitzer derHofraite, wollte er brauchbares Wasser
bei seiner Wohnung haben, dazu genötigt, auf seinem begrenzten Grundstücke
einen anderen Brunnen zu graben. Daß dieser zweite dann aus Steinen auf-
gemauert wurde, ist wohl anzunehmen und auch durch die Auffindung von
Die Wasserversorgung.
169
LAGE PLAN. °"^
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•10 £0 50 M.
Fig. 21. Lage der Cauabae uud der zugehörigen Brunnen.
ausgemauerten Brunnen, die in der Nähe der Schachtbrunnen liegen, bestätigt.
Besonders hierfür verweise ich auf Textfigur 21, die das bebaute und fast
vollständig ausgegrabene Gelände zwischen dem Dienstlande des Saalburg-
wärters und der Usinger Landstraße darstellt. Hier finden sich fast hinter
jedem Wohngebäude ein gemauerter Brunnen und ein mit Holz verschalter
direkt nebeneinander vor.
Zur Erklärung der Ausfüllung und der Funde in den Schachtbrunnen sei
noch Folgendes angeführt: Der alte Brunnen, in dem das Wasser verdorben war,
mag oftmals noch eine Zeit lang als Grube für die Hausabfälle gedient haben,
die gerade in diesen ausgeschachteten Brunnen in beträchtlicher Menge vor-
kommen. Als man dann ganz nahe dabei einen neuen Brunnen ausgrub,
schüttete man mit dem so gewonnenen Grunde den alten wieder zu,
wobei verbrauchte Gegenstände, wie zerrissene Schuhe und dergleichen, wie sie
auch heute noch auf Höfen und Straßen herumliegen, mit eingefüllt wurden.
Daraus erklärt sich wohl auch, daß die Schuhe stets einzeln und nicht paarweise
gefunden werden. Daß auch ganz intakte Gefäße gefunden sind, liefert den
Beweis dafür, daß während des Gebrauches der Brunnen solche beim Wasser-
schöpfen in denselben gefallen sind, und daß das Aufschlagen auf den Wasser-
spiegel das Gefäß unversehrt gelassen hat. Übrigens verfahren wir bei der
170
Technische Ergebnisse.
Ausfüllung aufgegebener oder unbrauchbar gewordener Brunnenschächte heute
noch in derselben Weise.
Herr Hofapotheker Dr. A. Büdiger hat die Freundlichkeit gehabt, über
die Beschaffenheit des Wassers der Saalburgbrunnen eine Untersuchung an-
zustellen. Zur Vervollständigung dieses Abschnittes füge ich das Ergebnis
der Untersuchung einer Wasserprobe hier an:
«Das Wasser des Brunnens Nr. 7 enthielt 2,13 Teile Chlor in 100 000 Teilen.
Zur Trockne verdampft, hinterließ es nur sehr geringe, weißgefärbte Rück-
stände. Die Reaktionen auf Ammoniak, Salpetrige- und Salpetersäure gaben
durchweg negative Resultate, das Wasser ist demnach als sehr rein und zu
allen Zwecken geeignet zu bezeichnen.»
Fig. 22. Der Oberbau der Brunnen.
Der Oberbau der Brunnen und die Vorrichtung zum Heben des Wassers
lassen sich nach den verschiedenen Brunnenformen und -Funden auf mehr-
fache Weise rekonstruieren, was ich auf den Textfiguren 20 und 22 (A, B,
C, D) darzustellen versucht habe. Bei der folgenden Beschreibung wird, des
größeren Maßstabes wegen, nur auf die letztere hingewiesen.
Die Cisternen waren wahrscheinhch nur mit einer einfachen Umzäunung
zum Schutze gegen Hineinfallen gesichert, auch kleinere Brunnen werden
vielleicht nur eine niedrige Brüstung, aber keine besondere Einrichtung zum
Entnehmen des Wassers gehabt haben. Man bediente sich hierzu einfach
eines Seiles oder einer Stange mit einem eisernen Haken, um den Eimer
emporzuziehen. Es ist auch anzunehmen, daß die hohen Gestelle, welche
im Orient und in Deutschland allerorts bestanden haben und noch bestehen,
auf der Saalburg nicht fehlten. Ein je nach der Brunnentiefe verschieden
hoher, oben gegabelter Pfosten trägt eine horizontale ausbalancierte Stange,
die am einen Ende an einem Seile den Eimer und am anderen ein Gegen-
gewicht trägt.
Bei Holzbrunnen ist entweder die Schalung auf Brüstungshöhe
(0,80—1 m) über die Erde geführt (Textfigur 22, C und D), oder es kann
auch ein besonderer Brunnenkranz, je nach dem Querschnitte der Brunnen-
öfifnung rund oder quadratisch, aufgemauert gewesen sein. (Tafel XIV, Nr.
n — Hc und Textfigur 22, A und B.) Das Mauerwerk ist dann häufig mit
Die Wasserversorgung. 171
Holzbohlen abgedeckt (A). Der Brunnengalgen besteht bei Holzbrunnen ent-
weder aus zwei in der Mitte der Seitenwände eingegrabenen Pfosten (D), welche
die Querbalken tragen, oder vier Pfosten (C) in den Ecken der Ausschalung
tragen ein kleines Dach, um die Schöpfvorrichtung zu schützen. Ein solches
Schutzdach war auch über Steinbrunnen möglich (B). Einen ähnlichen Auf-
bau sehen wir auf einer römischen Bronzeplatte von Bonn dargestellt (Westd .
Zeitschr. V, Tafel XIII, by^^); zum Vergleiche ist sie auf Textfigur 23, Nr. 4,
mit abgebildet.
Ein einfaches Gestell auf zwei Säulen findet sich in dem Kloster
S. Johannes zum Lateran in Rom, welches Rich^^^) auf Seite 506 mit dem
Namen i<pufeah-> (niedrige Brunnenmauer oder -Brüstung) abbildet.
Bei Steinbrunnen ruht die Aufzieh Vorrichtung auf der Brüstung, ge-
wöhnlich auf einer Schwellenkonstruktion, auf welcher die beiderseits ver-
strebten Stützen stehen {Textfigur 22, A und B). Wenn nicht ein den ganzen
Brunnen überragendes Dach hergestellt ist, so sind wenigstens die Querbalken
oder die Wellen mit je einem kleinen Schindeldache gegen Witterungsein flüsse
gesichert. Die in einigen Brunnen gefundenen, gut erhaltenen Schindeln aus
Eichenholz (Tafel XIV, Nr. X und XI) sprechen dafür.
Das Heben des Wassers ^*°) geschah auf zwei verschiedene Arten : ent-
weder durch Rollen an einem festen Querbalken oder durch eine drehbare
Welle. Es haben sich in vielen Brunnen Reste von Rollen und deren Auf-
hängevorrichtungen gefunden. Die gewöhnliche Art zeigt die Rolle aus dem
Brunnen Nr. 6 (Taf. XIV, Nr. VIII und Villa). Eine ebensolche, gleichfalls
aus Eichenholz hergestellt, wohlerhalten, stark angebrannt und noch mit dem
ganzen eisernen Beschläge versehen, lag im Brunnen Nr. 16; ihre Befestigung
ist aus Textfigur 23, Nr. la und Ib, ersichtlich.
Von besonderem Interesse ist eine sinnreich konstruierte Rolle aus Rüstern-
holz (Textfigur 23, Nr. 2 a — 2d). Dieselbe läuft zwischen zwei hölzernen Wangen
auf einem eisernen Stifte, der in einer ebensolchen Hülse steckt. Mit dem
Querbalken ist sie durch ein drehbares Rundholz verbunden, das oben zwei
Löcher zur Aufnahme von Haltestiften trägt, sodaß es je nach der Balken-
stärke verstellt werden kann. Die Entfernung dieser Löcher von einander
giebt die Stärke des Balkens auf 12 cm an^*^). Der Durchmesser der Rollen
scheint mit der Tiefe der Brunnen in einem gewissen Verhältnis gestanden
zu haben; so hat der 6 m tiefe Brunnen Nr. 37 eine Rolle von 12 cm, der
10 m tiefe Nr. 15 eine solche von 30 cm.
188) vergl. auch Bonner Jahrbücher III. Tafel IV, 2.
'23) III. Wörterbuch der römischen Altertümer von Anthony Eich, deutsch von Dr.
C. Müller. Leipzig 1862. Bei der Beschreibung der Funde werde ich öfters dieses vor-
zügliche Nachschlagewerk zum Vergleiche heranziehen und dann einfach auf den Namen
des Verfassers «Eich» hinweisen.
'*°) Vitruv (X, 4) giebt Vorschriften darüber, und zwar bespricht er hauptsächlich die
verschiedenen Arten von Wasserschöpfmaschinen.
'*!) Vergl. meinen Bericht hierüber, Westd. Zeitschr. (Museographie), X. 392.
172
Technische Ergebnisse.
iEDUiftymLMimsT
Fig. 23. BruunenroUen und -Eimer.
Neben dieser Konstruktion gab es drebbare, auf einem Bocke ruhende
Wellen, welche ganz unseren modernen Winden entsprechen. Die Welle ruht
in gegabelten Stützen oder auf Zapfen. Entweder besteht sie aus einem ein-
fachen Balken oder ist durch aufgenagelte Leisten zum besseren Festhalten
des Förderseiles verstärkt. Auch die Konstruktion scheint möglich zu sein,
daß die Welle aus mehreren Hölzern bestand, die auf beiden Seiten in einer
runden Scheibe steckten ; ein solches Brett, welches Löcher an der Peripherie
hat, wurde gefunden. Noch heute sind in Neapel derartige Vorrichtungen
zum Aufziehen des Wassers im Gebrauche. Rieh giebt unter girgillus
(= Rolle) eine solche Brunneukonstruktion von einem Sarkophage des vati-
kanischen Kirchhofes, die auch mit den an der Saalburg gebräuchlichen
übereinstimmen dürfte (Textfigur 22). Die Welle wurde entweder durch
Kurbeln bewegt, die zu beiden Seiten angebracht sind, oder durch ein Rad.
In den Brunnen Nr. 17 und 40 fanden sich Bruchstücke von Rädern. Die
aus ersterem stammen zweifellos von Wagen, und allenthalben, wo die be-
schriebene Vorrichtung noch besteht, gleichen die Schwungräder den Wagen-
rädern; ja es scheint fast, als habe man an jenen Brunnen der Saalburg alte
Wagenräder zu dem genannten Zwecke verwendet. Jedenfalls ist die Ver-
Die Entwässerungsanlagen. 173
mutung G. von Eösslers'^^% als seien es Schöpfräder gewesen, unrichtig, da
die Reste der Felgen gefunden sind. Erwähnenswert ist das Stück eines
Schwungrades mit Rille an der äußeren Peripherie aus dem Brunnen Nr. 40;
es dürfte zur Führung des Seiles gedient haben. Reste von Hanfseilen sind
im Schlamme auf den Brunnensohlen vielfach gefunden worden; auch Ketten-
stücke kamen darin vor.
Das Wasser wurde in Eimern gehoben; ganze Eimer sowie Reste und
eiserne Henkel von solchen sind, wie schon oben bemerkt, aus mehreren
Brunnen ans Tageslicht befördert worden. Textfigur 23, Nr. 6 zeigt die
gewöhnliche Form eines Eimers, Nr. 7 eine mehr faßartige, heute noch in
Italien gebräuchliche; zu denselben war nur Eichenholz, das sich meist gut
erhalten hat, verwendet. Der große cylindrische Eimer, oder richtiger: Zuber,
dessen Beschlagteile auf Textfigur 23, Nr. 5, dargestellt sind, scheint weniger
zum Hausgebrauche als zu bergmännischen Zwecken gedient zu haben.
Ferner ist zu erwähnen ein federnder Haken mit Ansatz (Textfigur 23, Nr. 3),
der, um das Aushängen des Eimers zu verhindern, mit einem Ringe zu-
sammengehalten werden konnte.
Daß auch die Vorrichtung bestand, an jedem Seilende einen Eimer zu
befördern, sodaß beim Herablassen des leeren Eimers gleichzeitig der gefüllte
empor gebracht w^urde, wde auf Textfigur 22, D gezeichnet ist, beweist das
oben erwähnte ßronzerelief auf Textfigur 23, Nr. 4.
In dem Saalburg-Museum hat der obere Teil eines Schachtbrunnens,
aus dem alten Holzwerke und der Aufhängevorrichtung mit den Eimern
zusammengesetzt, Aufstellung gefunden: ein getreues Bild des Originals.
3. Die Entwässerungsanlagen.
Bei der hohen Lage der Saalburg, die nach drei Seiten, besonders nach
Norden und Süden, reichliches Gefälle hat, war es nicht schwer, eine zweck-
entsprechende Entwässerung für dieselbe zu schaffen. Die Römer, die in
ihrer Heimat solche Anlagen schätzen gelernt hatten und in deren Herstellung
wohl bewandert waren, haben mit Benutzung des natürlichen Gefälles die
Saalburg gut entwässert und das Kastell und die vorliegenden Bauten trocken
gelegt, mithin auch dort den sanitären Verhältnissen Rechnung getragen.
Die ursprünglichsten und einfachsten Entwässerungen sind offene Gräben;
sie finden in der Regel nur an Straßen, Wegen und freien Plätzen Anwendung.
Sobald jedoch an denselben Bauten mit tiefen Fundamenten und Kellern
erstehen, sind gedeckte Kanäle, die in die Tiefe eingebaut werden, erforder-
üch. So war es auch an der Saalburg; wir finden dort an den Straßen, wie
an fast allen regelrecht angelegten römischen Straßen im Dekumatenlande,
offene Gräben. In dem Kastelle und dem bebauten Teile der Bürgerlichen
Niederlassung sind in mannigfachen Ausführungen und in den verschiedensten
'«) Westdeutsche Zeitschr., Bd. IX, S. 255 ff.
174 Technische Ergebniese.
Profilen und Abmessungen Kanäle hergestellt, die je nach dem Bedürfnis in
verschiedenen Tiefen liegen. Das Kastell selbst ist durch seine um dasselbe
ziehenden Spitzgräbeu, die stark abfallen, gut entwässert. An dem höchsten
Punkte der Grabensohle vor der Forta decitmana teilt sich das Gefälle nach
rechts und links und erreicht an der Nordostecke des Kastells mit einem
Höhenunterschiede von 6 m seinen tiefsten Punkt (Taf. IV, Z und XIII, Z) ^*^).
Von hier fließt das Wasser teils unterirdisch, teils in offenen Gräben nach
der östlich vom Kastelle liegenden Straße und von da neben derselben in
einem ebenfalls offenen Graben nach dem Limesdurchgang (Taf. XIII, S). Von
dieser Stelle aus wird das Wasser durch einen gemauerten Kanal unter der
gestückten Straßenverlängerung hindurch nach der anderen Seite des Pfahl-
grabens geleitet, von wo sich die Abflüsse, die bei Gewitterregen recht be-
deutend sind, nach dem Auslande ergießen, wo sie sich mit dem Wasser des
Dreimühlen- und des Schäferborns ^**) vereinigen und weiter abwärts im Thale
den Köpperner Bach bilden. Die unterirdischen Kanäle des Kastells und
der östlich danebenliegenden Niederlassung haben ihre Abflüsse nach derselben
Richtung; ebendahin liefen auch die Abwässer des älteren Kastells, was be-
weist, daß auch bei diesem schon für eine zweckentsprechende Entwässerung
gesorgt war.
Im Kastell selbst sind eigenthche Keller nicht vorhanden gewesen;
deshalb hatten dort die Kanäle hauptsächlich den Zweck, die Hypokausten
und besonders die tiefhegenden Präfurnien zu entwässern und trocken zu
erhalten. Solche Anlagen sind bei den Hypokausten im Kastelle wie bei
denen der Niederlassungen aufgefunden worden. Ein lehrreiches Beispiel
dieser Art — die gut erhaltene Kanalisation des Soldatenbades im Kastelle
— sei im Folgenden mitgeteilt (Taf. IV, J und K, sowie Taf. VIII, Nr. 1
und la). Der Herstellung dieses Kanals ist eine besondere Sorgfalt zu-
gewendet worden; er beginnt unter dem Baderaume, nimmt das Schmutz-
wasser auf und führt es unter dem Estrichboden des heizbaren Raumes und
dem Praefurnium ins Freie (Taf. VIII, Schnitt A — B, Nr. la). Der Kanal liegt
1 ra tief und zieht mit einer starken Biegung östlich nach der sogenannten
Latrina (Taf. IV, Q) ^*^) und dann nach der schon oben bezeichneten Stelle Z
auf Taf. IV.
Die Kanäle im Kastelle funktionieren, obgleich stark ausgeschlemmt,
heute noch gut, was man besonders nach starken Regengüssen beobachten
kann. Das Wasser dringt in die unterirdischen, künstlich angelegten Ge-
rinne ein, sammelt sich dort und fließt rasch nach den Hauptleitungen. Der
Boden des Kastells ist, im Gegensatze zu den anderen Örtlichkeiten der Saal-
burg, die der Entwässerung entbehren, nach kurzer Zeit wieder trocken, ein
Zustand, der für das Kastell, das doch nicht überall mit gestückten und mit
Steinen befestigten Wegen versehen war, vermittelst ausgedehnter Kanalanlagen
angestrebt und möglichst erreicht werden mußte.
1") Vergleiche auch Seite 88 und das Profil auf Textfigur 15.
^") Über diese beiden Quellen vergleiche S. 146.
^") Vergleiche Seite 91 unter Praetentura.
Die Entwässerungsanlagen. 175
Ähnlich sind die Verhältnisse in der Bürgerlichen Niederlassung,
nur liegen dort die Kanäle der Keller wegen tiefer; ihre Abflüsse werden
zum größten Teile nach dem Saalgraben geleitet, der sich am Fuße des
«Hammelhans» mit dem Kirdorfer Bache vereinigt; doch dienten auch hier
vielfach die Straßengräben zur Abführung des Regen- und Schmutzwassers.
Auf Taf. XVIII sind in Nr. 7, 8 und 10 drei verschiedene Kanalprofile dar-
gestellt; in der Regel haben sie einen kleinen Querschnitt, manchmal von
nur 0,20 — 0,25 m, was bei starkem Gefälle, das an der Saalburg vorhanden
ist, wohl angängig war, aber doch zu Verschlemmungen geführt hat; nur
selten fanden wir Kanäle, die noch vollständig offen waren.
Trotz der einfachen Bauweise dieser Abzugsanlagen können wir vier Arten
derselben unterscheiden :
1. Riesel- oder Schweizerkanäle. Diese primitive, heute noch in
steinreichen Gegenden sehr beliebte Kanalisation wurde zur Trockenlegung
von Geländen und Mauern benutzt. Sie bestand darin, daß in dem ge-
wachsenen Grunde ein Graben im Gefälle bis zu der erforderlichen Tiefe ein-
geschnitten und dann mit Steinen unregelmäßig ausgefüllt oder regelrecht
ausgestellt war. Die Steine waren so geschichtet, daß Zwischenräume ent-
standen, durch die das Wasser leicht durchsickern konnte; selbstverständlich
mußte dasselbe, um eine Stauung zu vermeiden, an einer Stelle bequem aus-
fließen können. Wie außerordentlich praktisch diese Art der Entwässerung
ist, wird bei der Besprechung der Mauerkonstruktionen noch besonders her-
vorgehoben werden.
2. Kanäle im gewachsenen Grunde mit Holzabdeckung. Diese Kon-
struktionen kommen an der Saalburg wenig vor, haben sich aber an dem
Kastell «Feldberg» und an den Kastellen steinarmer Gegenden vorgefunden,
Sie wurden mit schrägen Wandungen, manchmal mit eiförmigen Sohlen in
den Boden eingegraben und dann mit starken eichenen Bohlen abgedeckt;
waren die Kanäle tief, so wurden sie mit Erde eingefüllt, andernfalls lag die
Bohle auf dem Niveau der Straße und diente als Übergang. Auch solche
mit Holz zugedeckten Kanäle kommen heute noch vor und sind vor noch
nicht sehr langer Zeit erst in Berlin beseitigt worden.
3. Kanäle mit schrägen Wandungen, gegen welche Steine gestellt
und die mit Steinplatten überdeckt sind ; sie haben nur kleine Abmessungen
(Taf. XVIII, Nr. 7 und 10).
4. Kanäle mit trockenem Mauerwerk und rechtwinkeligem Quer-
schnitt. Diese, am besten hergestellten Kanäle fanden sich nur in den
Hauptstraßen und hatten noch den weiteren Zweck, das Wasser der Neben-
kanäle aus den kleinen Häusern aufzunehmen. Taf. XVIII, Nr. 8, zeigt
einen solchen mit einem lichten Maße von 0,25 : 0,45 m. Kanäle aus
Ziegeln kommen nur bei den Hypokausten vor.
Jene unter 4 mitgeteilte Bauweise hat sich bei uns durch das ganze
Mittelalter hindurch bis in die neueste Zeit, die sie durch Thon- und Cement-
röhren verdrängt hat, erhalten. Der Name für diese Kanäle war nachweisbar
176 Technische Ergebnisse.
schon im 15. Jahrhundert «Anduct», wurde später in tAnducht» geändert
und heißt jetzt noch «Andauche», eine Bezeichnung, welche die Vermutung
wachruft, als sei sie vom lateinischen aquae ductus entnommen worden.
Alle Kanäle in und an der Saalburg bieten die gemeinsame Erscheinung,
daß sie keine eigentlichen Rinnsteine auf der Sohle haben. Diese waren in-
folge der Boden beschaffenheit entbehrlich und wurden durch Gräben ersetzt,
die in den festen und undurchlässigen Naturboden eingetieft waren.
Ob auch die Fäkalien durch diese oder ähnliche Abzugseinrichtungen
abgeleitet wurden, ist fraglich ; wenigstens konnten Beweise dafür bis jetzt
nicht erbracht werden. Auch ist nicht sicher, ob der von Ä. von Cohausen als
«Latrine» bezeichnete Bau, der sich in der Nordostecke des Walles, am tiefsten
Punkte des Kastelies, fand — Taf. IV, Q — , mit derartigen Einrichtungen in
Zusammenhang zu bringen ist.
4. Die Baumaterialien.
Es liegt auf der Hand und ist durch die Ausgrabungen zur Genüge
bewiesen, daß die Erbauer und Bewohner der Saalburg vorwiegend die Bau-
materialien, welche ihnen die Natur in der Umgebung bot, benutzt haben.
Es mag den Römern, denen in der Heimat so viel gutes Material zu Gebote
stand, anfangs nicht leicht geworden sein, sich mit den primitiven Erzeug-
nissen des Landes abzufinden; aber die Art, wie sie es gethan haben, liefert
den Beweis für das wirklich technische Können dieses hochentwickelten Volkes,
das, mit den Konstruktionsprinzipien hinlänglich vertraut, sich überall zurecht-
zufinden wußte. Bereits die Vorgänger der Römer dürften manche der um-
hegenden Steinbrüche und Gruben aufgeschlossen und benutzt haben, und
es ist kein bloßer Zufall, wenn wir in alten Lehmgruben so viele Überreste
frühgeschichtlicher Wohnstätten, sogenannter Mardelleu, antreffen. Mit dem
ihnen angeborenen scharfen Blicke haben die Römer solche Vorteile erkannt
und derartige Betriebsquellen benutzt und ausgebeutet. Ihre Kenntnis der
Baustoffe und ihre reiche Erfahrung hat sie dann selbst andere Hilfsmittel
finden lassen. Daß sie genau wußten, wo gute Baustoffe zu holen waren,
geht daraus hervor, daß so manche von ihnen angelegte Steinbrüche, Lehm-
und Thongruben, sowie Kalkwerke durch das ganze Mittelalter hindurch, ja
noch bis auf den heutigen Tag im Betriebe geblieben sind und jetzt noch
das landesübliche Baumaterial liefern.
Der Transport des Materials aus der Ebene nach der Saalburg war bei
der großen Steigung der vorhandenen Straßen sehr schwierig, woran sich auch
bis auf den heutigen Tag noch, trotz der besseren Wege, wenig geändert hat.
Man war deshalb zuerst auf die natürlichen Gesteine der nächsten Umgebung
angewiesen. Dieser Umstand spricht auch vor Allem mit dafür, daß voll-
ständige Steinbauten, zu welchen Hausteine verwendet werden mußten, selbst
bei Gebäuden der Gottesverehrung fehlen. Das natürUchste und am leichtesten
Die Baumaterialien. Holz. 177
ZU beschaffende Material war eben das Holz, welches den Römern schon bei
der Durchlichtung des Waldes von selbst zufiel und für sie in erster Linie in
Betracht kam ; nicht allein ihre ersten Wohnstätten, sondern auch ihre ersten
Brunnen waren in der Hauptsache daraus hergestellt. Es soll damit aber
nicht gesagt sein, daß man immer zuerst Holzbauten errichtete und später
erst, gleichsam als höhere Entwickelungsstufe, zu Steinbauten überging. Da,
wo Steine umherlagen, hat man sie auch verwandt.
Wir beschreiben im Folgenden die Baumaterialien, soweit sie im
Einzelnen in Betracht kommen, nämhch: Holz, Stein, Ziegel,
Kalk, Sand, LehmundThon.
A. Holz.
Als die Römer ins Land kamen, war das Taunusgebirge mit seinem
Vorlande stärker bewaldet als heute; schon die Flurbezeichnungen geben uns
dafür einen Anhalt. Es ist auch wohl kaum anzunehmen, daß der Wald
sehr durchforstet war; außer Schneisen am Pfahlgraben entlang und Lich-
tungen an den Straßen, Wegen und Türmen, wo der geschäftliche Verkehr,
der Grenzdienst und andere militärische Rücksichten einen freien Durchblick
erforderten, waren anscheinend nur die Plätze für die Kastelle und ihre Nieder-
lassungen mit etwaigem Gartengelände von Bäumen befreit. Ein regelrechter
Forstbetrieb hat wohl kaum stattgefunden ; man überließ einfach das Wieder-
aufwachsen des Waldes der Natur. Jedenfalls fehlte es im Taunus nicht an
dem nötigen Bauholz aller Art, und die ausführlichen Beschreibungen bei
Vitruv und Plinius über das Fällen und die Behandlung des Holzes zeigen,
wie sorgfaltig die Römer dabei verfuhren.
Früher schöpften wir unsere Kenntnis der Holzkonstraktionen und der
Holzarten lediglich aus den Schriftstellern und den im Brandschutte der Keller
und in sonstigen Vertiefungen gefundenen wenigen verkohlten Balken, sowie
aus den Überresten des ziegelartig gebrannten Lehmstaakwerks. Eine lehrreiche
Ergänzung hierzu haben uns die Ausgrabungen der zahlreichen Brunnen ge-
liefert, die, wie wir vorher schon angeführt, uns in ihrem Schlamme wirkUche
Holzreste in großer Menge brachten, sodaß wir jetzt auch im stände sind,
nicht allein über die Holzarten, sondern auch über die Holzstärken und ihre
Verwendungsweise Bestimmteres mitzuteilen.
Eichenholz wurde nicht allein zur Brunnenverschalung, sondern auch
zu Fachwerkbauten am meisten benutzt, was die erhalten gebliebenen Bohlen
und die verkohlten Balken- und Pfostenreste erweisen. Es scheint so-
gar zu eigentlichen Bauzwecken kaum anderes als Eichenholz in Frage ge-
kommen zu sein. Die Brunnen, in denen uns alle möglichen Holzarten —
harte und weiche — erhalten geblieben sind, lieferten uns keinerlei Reste von
Nadelhölzern ; auch bei den Kohlen, die überall im Brandschutte zum Vorschein
kamen, fanden sich keine, die von Tannenholz herrührten, was vielleicht dafür
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg. 12
178 Technische Ergebnisse.
spricht, daß es im Taunus auch in der Römerzeit nicht vorhanden war. Denn
im Mittelalter fehlt es sicher; in den Akten der «Hohen Mark», in denen bei
Grenzumgängen die Holzarten aufgezählt sind, ist von Tannen und Fichten
keine Rede. Erst im 17. Jahrhundert wird mit der Anpflanzung von Tannen
im Taunus begonnen. Im «Tannenwald» bei Homburg, der bis zum Jahre 1669
«Kaninchenwald» hieß, wurden die ersten Kulturversuche damit gemacht;
einzelne Exemplare aus dieser Zeit sind noch erhalten ^^^). Der hiesige Taunus-
klub hat diese Bäume im Jahre 1880 besonders bezeichnen lassen. Die Lärchen
und Kiefern sind noch später von auswärts in den Taunus gebracht worden.
Im Frankfurter Stadtwalde auf der linken Mainseite hat man schon früher mit
der Anpflanzung von Nadelhölzern begonnen. Den ursprünglichen Waldbestand
unseres Gebirges scheint die Eiche "^) gebildet zu haben. Auch Plinius sagt
im 16. Buche, daß in Deutschland die Wälder fast alle mit Eichen bewachsen
seien, und erwähnt die großen fast noch nie berührten unsterblichen Bäume,
die ja auch in der Gottesverehrung unserer Vorfahren eine so bedeutende Rolle
spielten. Die Brunnenroste und die Bohlen zur bergmännischen Ausschach-
tung der Brunnen geben uns Dimensionen, wie wir sie heutzutage in den
Wäldern bald vergebhch suchen werden. Beschlagene Hölzer mit einem Quer-
schnitt von 0,55 m lassen auf einen Durchmesser des Stammes von 0,90 m
und mehr, also auf Bäume von beträchtlichem Alter, schließen. Auch die
Buche, Linde, Esche und an nassen Stellen die Birke und Erle dürften
in größeren Beständen vorgekommen sein; dies lehren neben den Aufzeich-
nungen der «Hohen Mark» in erster Linie wieder die Brunnen. Inwieweit die
Kenntnis der Holzarten des Taunus zur Römerzeit von Wert ist, werden wir
am besten bei der Betrachtung der an der Saalburg geübten Bauweise und
bei der Erklärung mancher Mauerreste erfahren.
Die hauptsächlichsten Holzarten, welche uns die Brunnen aufbewahrten,
enthält das Verzeichnis auf der folgenden Seite. Den deutschen Bezeich-
nungen sind die römischen Namen nach Plinius und die botanischen nach
Linne, Ehrhardt (Ehrh.) und De Candolle (D. C.) und Anderen angefügt,
denen Herr Sanitätsrat Dr. Will, ein gründlicher Kenner der Taunusflora,
die botanischen und, soweit bekannt, die antiken Namen beigesetzt hat. Es
sind dabei gleichzeitig nicht nur die Bauhölzer im Allgemeinen erwähnt,
sondern auch diejenigen Holzarten, welche zu anderen Zwecken verwendet
sind. Die hier aufgeführten Bäume kommen heute noch im Taunus entweder
wild oder verwildert vor.
'*8) Das Tannenholz aus dem Taunus wurde erst im Jahre 1750 als Werkholz benutzt;
das vorher in der TaunuHgegend — allerdings in geringen Mengen — verbrauchte Tannen-
holz wurde aus Bayern eingeführt.
•*') Scharff, «Das Recht der Hohen Mark», sagt Seite 398: «Die Eiche war der vor-
nehmste und wohl auch häufigste Baum in den Wäldern; Eichen und Buchen wurden als
„fruchtbare Bäume" bezeichnet (der Eicheln und Bucheckern wegen); es sollte in den ver-
botenen Wäldern nichts an fruchtbaren Bäumen „es sei gleich buchen oder eychen Holz"
gehauen werden, bei Verlust von zehn Gulden».
Die Baumaterialien. Holz.
179
Deutsche Namen.
Antike Namen.
Botanische Namen.
Eiche
Quercns, griech. Sf^ö?
Quercus Bohur, ß, L., jStein-
Quercussessüiflora(Smith), | eiche.
Quercnspeduncnlata(Ehrh.)\ Stiel-
Quercus Bohiir, a, Z., {eiche.
Rotbuche
Fagus
Fagus sylvatica, L.
Weißbuche
Carpinus
Carpinus BetuJus, L.
Ahorn ^^^)
Acer
AcerPseudoplatanus,L. Bergahorn .
Acer platanoides, L., Spitzahorn.
Acer campestre, L., Feldahorn.
Uhne, Rüster
Ulmus
Ulmus campestris, L.
Esche
Fraxinus
Fraxinus excelsior, L.
Robinienbaum, un-
nicht erwähnt
Bohinia Pseudacacia, L., in Nord-
echte Akazie
Amerika und Sibirien ein-
heimisch.
Linde
mia
Tilia grandifolia (Ehrh.). — Groß-
blätterige Linde.
Tilia parvifolia (Ehrh.). — Klein-
blätterige Linde.
Wildkirsche
CerasUs
Prunus avium, L.
Wallnuß
Juglans
Juglans regia, L.
Erle
Älniis
Älnus glutinosa (Gärtner), Betula
Alnus, L., gemeine Erle,
Älnus incana, BC, Grau- Erle.
Betula incana, L.
Birke
Betula
Betula alba (Aut. non L.)
Haselnuß 149)
Nux avellana
Corylus Avellana, L.
Espe
Populus
Populus tremula, L.
Mehlbeerbaum
Sorbus, griech. 'Af^ia
Sorbus Aria (Crantz) [Crataegus
Aria], L.
Buchsbaum
Buxus
Buxus senipervirens,L. Orient, Süd-
europa, Juragebirg der Schweiz.
Pinie
Pinus
Pinus Pinea, L.
Hollunder
Samhucus
Samhucus nigra, L.
Traubenkirsche
nicht vorhanden
Prunus Padus, L.
Holzapfelbaum
Malus
Pyrus Malus, L.
1*8) Im Mittelalter nach den Akten der «Hohen Mark» «Ohornholzbaum» oder «Ohorn-
baum» genannt.
1*^) In den Markakten wird von «Hasselbäumen» gesprochen, sie waren sehr hoch-
geschätzt. Die Ordnung von 1594 stellt in Art. 31 den Satz auf: «Wer Hasselbäume um
der Haselnuß willen verderbt, der soll gebüßt werden, als ob er einen Eichenbaum ver-
derbet hätte».
12'
180
Technische Ergebnisse.
Deutsche Namen.
Antike Namen.
Botanische Namen.
Wachhülder, gemeiner Juniperus
Weiden , Salix
Weinrebe Vitis
Akazie
Acacia
Juniperus communis. L.
Salix mminalis, L. Korbweide.
Vitis vinifera. L.
Mimosa nilotica. L.
Acacia nilotica (LincJc).
Die meisten dieser Hölzer kamen im Naturzustande und bearbeitet, einige
dagegen nur bearbeitet zu Tage, darunter besonders Buchsbaum- und Pinien-
holz. Von dem letzteren sind uns Schrifttäfelchen und Reste von Holzgefäßen
erhalten geblieben; sie stammen aus dem Süden, Für die Gegenstände aus
Buchsbaum, einen zweiseitigen Kamm und einen gedrehten Ring, gilt dasselbe.
Der Buchsbaum (Buxus sempcrvirens) war im Taunus wahrscheinlich nicht
heimisch, mag aber von den Römern hier eingeführt worden sein. Der bei
Neuhof und in älteren hiesigen Chroniken genannte Buchsbaum wurde mit
der Preißelbeere (Vaccinium vitis Idaea L.), die ein ähnliches Laub hat und
nur auf dem Feldberg und dicht bei der Saalburg zwischen Ffahlgraben und
Kastell auf einem kleinen Flecke vorkommt, verwechselt.
Ahorn-, Rüster-, Eschen- und Espenholz ist meistens für Dreher- und
Tischlerarbeiten, Gefäße, Wagenräder, Stiele und Griffe, wie auch heute noch,
verwendet worden. Die Art der Bearbeitung des Holzes zu Bau- und anderen
technischen Zwecken wird weiter unten besprochen werden.
Über die Erhaltung der Hölzer in den Brunnen und über die Be-
griffe «verfault» oder «verkohlt» möge hier eine kleine Bemerkung Platz
finden. Nach meinen Erfahrungen erhält sich Holz nur dann auf lange
Zeit, wenn es entweder vollständig trocken aufbewahrt wird, wie die ägyp
tischen und griechischen Grabfunde beweisen, oder wenn es durch Wasser
oder Schlamm (Moor und Torf) gegen den Luftzutritt vollkommen abge-
schlossen ist. Dies veranlaßt uns noch heute, alle zu Fundierungen wich-
tiger Bauwerke benutzten Hölzer so zu legen, daß sie stets unter dem genau
ermittelten tiefsten Grundwasserstande bleiben; sobald Luft hinzutritt, be-
ginnt das Holz zu faulen. Wie tief diese Einflüsse der Atmosphäre gehen,
zeigen uns die Holzbrunnen der Saalburg sehr deutlich, deren Verschalung
je nach dem Grund Wasserstande erst in einer Tiefe von 3, 4 oder 5 m
erhalten ist; alles höher gelegene Holz ist verfault. An Stellen, wo das
Grundwasser Schwankungen unterworfen war, die durch die Jahreszeiten be-
dingt sind, finden sich wohl Re.ste von Holz, aber sie sind mürbe und haben
keine fernere Dauer. Je tiefer dasselbe unter dem niedrigsten Wasserstande
lag, desto besser war es erhalten ; am besten natürlich dann , wenn es sich
auf der Sohle der Brunnen, also immer unter Wasser befand. Das aus diesen
Stellen geförderte Eichenholz ist durch Aufnahme von Silikaten aus dem
Schlamme fast wie Lignit geworden und äußerst schwer zu bearbeiten. Es
Die Baumaterialien. Holz. 181
wurde je nach den Schlammbestandteilen mehr oder weniger schwarz und
behielt seine Festigkeit. Gegenstände, die vor zehn Jahren aus solchem Holze
angefertigt wurden, haben sich vorzüglich gehalten. Finden wir hingegen
im trockenen Erdboden Holzteile, so sind dieselben in ihrer Struktur nur
dann erhalten, wenn jenes angebrannt oder imprägniert war; so fanden sich
bei unseren Ausgrabungen manchmal nur 40 — 50 cm unter dem Boden ver-
kohlte Balken, die noch in ihrem vollen Querschnitte erhalten waren. Wenn
wir heutzutage Zaunpfosten setzen, so werden diese angebrannt, und zwar
lediglich zum Zwecke der Konservierung: zieht man sie nach vielen Jahren
heraus, so findet sich, daß sie an der Stelle, wo sie nicht angebrannt wurden,
verfault, da aber, wo man sie angekohlt hatte, in ihren Hauptteilen un-
verändert sind. Auch die praktischen Römer kannten bereits diese Methode
und brannten die Hölzer, die sie teilweise oder ganz in den Erdboden ver-
senken wollten, an, wenn ihnen an dem Bestände derselben gelegen war. Auch
im Grenzgräbchen des Limes fanden sich solche Holzreste ^•''°).
Die Vorschriften der römischen Feldmesser verlangen zur Konservierung
von Holz, das in die Erde versenkt werden soll, das Anbrennen oder einen
Anstrich mit Pech^^^). Auch diese letztere Konservierungsmethode scheint bei
den Holzbauten der Saalburg in Anwendung gekommen zu sein ; denn in dem
«Magazin» wurden größere, wohl erhaltene Stücke Asphalt gefunden, und
außerdem lieferte uns einer der Brunnen einen irdenen Topf, der noch teil-
weise mit Pech angefüllt ist.
Von den aus den Brunnen erhobenen Holzsorten sind nur wenige in
solchem Zustande auf uns gekommen, daß sie heute noch verarbeitet werden
können. In erster Reihe steht das Eichenholz, dann folgen Pinien- und
Buchsbaumholz, ferner eine Holzart, die uns als Akazienholz (?) bezeichnet
wird. Hieran schließen sich Rüster-, Eschen-, Erlen- und Ahornholz, die aber
1=0) Hier dürfte noch eine Frage erörtert werden, die bei der Limesforschung (vergl. Limes-
blatt Nr, 7, 8, 10, 12) anläßlich der Auffindung von Holzresten in dem verdeckten, zwischen 0,80
und 1,50 m tiefen Grenzgräbchen gestellt wurde; nämlich die Frage, ob diese Hölzer ursprünglich
angebrannt waren, oder ob sie durch die Länge der Zeit in einen Zustand versetzt wurden,
der der Verkohlung gleichkommt. Es wird behauptet, eine Unterscheidung sei überhaupt
nicht möglich. Nach meiner Ansicht und nach meiner praktischen Erfahrung ist es wohl
möglich, Kohle von verfaultem Holze zu unterscheiden. Die bei dem Anbrennen des Holzes
entstehende Kohle bildet eine schützende Kruste, die der Feuchtigkeit und den Witterungs-
einflüssen widersteht, was bei unangekohltem Holz nicht der Fall ist. Das Letztere vermodert
gerade so wie die Wurzeln von abgehauenen und eingegangenen Bäumen, die oftmals
metertief in der Erde zurückbleiben, nach nicht allzu langer Zeit verfaulen und den Huraus
bilden helfen. Auch haben die Rückstände von solchem Holze niemals die schwarze Farbe
und den glasigen Bruch wie die Holzkohle. Der praktische Waldarbeiter will mit Bestimmt-
heit das angebrannte Holz von altem, nicht angebranntem durch die an ersterem anhaftende
Kohle erkennen : mit Kohle kann er schreiben, mit den anderen Produkten aber nicht.
Wie lange sich Kohle gut erhält, selbst wenn sie offen im Walde liegt und kaum mit
Humus bedeckt ist, beweisen auch die Kohlenmeiler, die uns aus der Römerzeit und dem
Mittelalter noch zahlreich im Taunus erhalten sind.
15») V'ergl. Stöber, Die Römischen Grundvermessungen. München 1877. S. 48.
182 Technische Ergebnisse.
alle schlecht erhalten sind. Die Fundstücke auch solcher Hölzer hatten bei
der Entnahme aus dem Schlamme ein gutes Aussehen, verloren aber schon
nach einigen Tagen an der Luft ihre Form und waren nach Monaten nicht
allein in der Breite, sondern auch der Länge nach derart zusammengeschrumpft,
daß sie vollständig unkenntlich wurden. Es empfiehlt sich deshalb, von ge-
fundenen Holzgegenständen sofort Gipsabgüsse zu machen. Andere Holzarten,
wie Buchen-, Linden-, Kirsch- und Nußbaumholz, haben viel von ihrem Ge-
wichte eingebüßt und eignen sich nicht einmal mehr als Feuerungsmaterial.
Im Saalburg -Museum ist die verschiedene Haltbarkeit der Hölzer dadurch
anschaulich gemacht, daß unbearbeitete, gehobelte und polierte Stücke auf einer
Wandtafel in der durch jene bedingten Reihenfolge zusammengestellt sind.
B. Steine.
Die zum Bau des Kastells und der Bürgerlichen Niederlassung verwendeten
Gesteinsarten sind:
1. solche, die unmittelbar an oder in der näheren Umgebung der Saal-
burg vorkommen :
a. Quarzit,
b. Grauwacke und Thonschiefer ;
2, solche, die aus dem Vorlande des Taunus, das an die Nidda- und
Mainebene angrenzt, auf die Höhe verbracht worden waren:
a. Vilbeler Sandstein (Rotliegendes),
b. Basalte.
1. Steine aus der Umgebung der Saalburg.' ^ü)
a. Quarzit. Der Quarzit, Taunusquarzit, in der Umgegend von Hom-
burg auch «Waldstein» genannt, wird von den Geologen in Bezug auf seine
Entsteh ungs weise zu den Sandsteinen gerechnet; er ist jedoch in technischem
Sinne nicht als Sandstein zu bezeichnen, da er sich nicht glatt bearbeiten
läßt. Er besteht meist aus Quarzkörnern, die durch ein kieseliges Bindemittel
fest verkittet sind. Ist das Bindemittel weniger fest, so entstehen Sandstein-
schichten, die sich oft durch Dazwischentreten von Sandsteinglimmer oder
Serizit in schiefrige Bänke absondern, in denen sich lockere Massen bilden,
die durch fein zerteiltes Eisenoxyd dem Gestein oftmals eine rötliche Färbung
geben. Steinbrüche, aus denen dieses Material gewonnen wird, liegen ganz
in der Nähe des Kastells, etwa 800 — 1000 m südlich davon entfernt; zwei
derselben sind von den Römern angelegt und zur Gewinnung des hauptsäch-
lichsten Materials für Bauten an der Saalburg benutzt worden. Die Römer
haben es vorzüglich verstanden, die Steine zu brechen und zu bearbeiten, wes-
halb auch in nachrömischer Zeit die Bevölkerung der Gegend das her-
152) Vergl. hierzu das geologische Gutachten von K. Trapp, 8. 149.
Die Baumaterialien. Steine. 183
gerichtete Material für ihre Baubedürfnisse — der Forscher muß sagen «leider» —
gerne von den Saalburgbauten entnahm. In den «Vorbemerkungen» sind
darüber ausführliche Mitteilungen gemacht. Diese römischen Steinbrüche sind,
wie es scheint, von der nachrömischen Bevölkerung nicht mehr weiter aus-
gebeutet worden. Die ganz in der Nähe, etwas weiter südlich, gelegenen Brüche
sind erst zu Anfang dieses Jahrhunderts von der Gemeinde Friedrichsdorf, der
Eigentümerin dieses Walddistrikts, angelegt worden und sind zur Zeit noch
im Betrieb. Außer diesen hier lagerhaft anstehenden Quarziten sind zu den
Bauten auch noch vielfach die in der Umgebung der Saalburg so häufig vor-
kommenden «Waldsteine», die zerstreut an der Oberfläche des Bodens umher-
liegen, verwendet worden ^^^).
Bei den Ausgrabungen im ganzen Taunus ist ein besonderes Gewicht darauf
zu legen, ob das vorgefundene Steinmaterial aus Wald- oder Bruchsteinen be-
steht, da ein hergerichteter Bruchstein im Gegensatze zu dem Waldstein, der als
Findling vorkommt, sogleich verrät, daß er von Menschenhand herbeigeschafft
wurde und irgend eine Bedeutung haben muß. Auf dieser Grundlage ist es
oft gelungen, Spuren römischer Anlagen zu finden. Der eigentliche, alte ein-
heimische Name für den Stein, den wir jetzt Quarzit nennen, ist «Hasel-» oder
«Kesselstein»; in der Eifel heißt ein ähnliches Gestein «Hassel». Im Alt-
deutschen bezeichnet «Hassel» soviel wie Stein oder Fels.
b. Der Grauwacken- und Thonschiefer kommt auf der nördlichen Seite
des Pfahlgrabens vor und berührt das Homburger Gebiet nur an der Saal-
burg, wo derselbe durch den Pfahlgraben, die Wallgräben am Kastelle, die
Brunnen und Hohlwege in verschiedenen Farben {grau, grünlichgelb und
rötlich) aufgedeckt wurde. Er fand zu dem Mauerwerk an der Saalburg
keine Verwendung; dagegen kommen in derselben Formation nach dem Weil-
thal hin Lager von bläulichem Dachschiefer vor, welcher zur Bedeckung der
Häuser an der Saalburg, sowie an römischen Bauten in der Umgebung des
Homburger Quellengebietes benutzt worden zu sein scheint; wenigstens ist
er dem dort verwendeten Schiefer sehr ähnlich. Diese Thatsache dürfte da-
für sprechen, daß die Römer auch von jenseits des Grenz waldes Baumaterial
bezogen haben; doch scheinen die von ihnen am nördlichen Fuße des Feld-
bergs, am «Stockborn» und am «roten Kreuz» angelegten Schieferbrüche
das meiste Deckmaterial geliefert zu haben. Die Villa an dem Feldberg-
Kastell ist mit solchen rötlichen (Ph3dlit-) Schiefern eingedeckt gewesen.
Das im Volksmunde als «fauler Schiefer» und in neuerer Zeit als «Serizit-
schiefer» bezeichnete Gestein tritt erst unterhalb der Saalburg bei Kirdorf und
Homburg zu Tage. Dasselbe besteht aus mannigfach gearteten, bald festen,
bald weichen grünen, meist rötlichen und grauen Schiefern und enthält ein
glimmerartiges Mineral, welches «Serizit» genannt wird. An der Saalburg fand
dieses Material keine Verwendung, dagegen in der Ebene, wo es besonders
1=3) Von den Handwerkern und Bauern wird der Name «Waldstein» ganz allgemein
zur Bezeichnung aller derjenigen Steine gebraucht, die dem Taunus entstammen.
Xg4 Technische Ergebnisse.
bei den großen Massivbauten an der Römerstraße Saalburg-Heddernheim, öst-
lich von Oberstedten, vielfach benutzt wurde '^').
2. Steine aas dem Verlande des Taunus.
a. Vilbeler Sandstein (Rotliegendes) ist ein Konglomerat aus grobem
Quarzsand, nämlich Gerolle und gerundete Kiesel, die durch Brauneisenerz
verkittet sind. Dieses Gestein kommt zwar im «Hardtwald» und bei Gonzen-
heim vor, ist aber dort zu Hausteinen nicht verwendbar. Auf den Hängen
an der Nidda bei Vilbel (18 km südwestlich von der Saalburg) finden sich
Brüche, welche diese Steine zur Verwendung für Quader, Denkmale und Bild-
werke für die Saalburg geliefert haben. Es ist ein vorzügliches, festes Bau-
material, aus welchem die Römer trotz seinem groben Korn und trotz den
reichlich darin vorkommenden großen und weißen Kieselsteinen, Skulpturen
herstellten, die in Anbetracht des spröden Materials eine gute Schulung in der
Bearbeitung von Hausteinen voraussetzen.
b. Die Basalte fanden wie die Vilbeler Sandsteine zu Bauten, Denk-
mälern, Skulpturen und besonders für die Schürlöcher der Heizungen Ver-
wendung. Als Rohmaterial und namentlich in Form großer Kugeln, wie sie
in der Natur vorkommen, ist im Schutte an der Forta decumana Basalt in
größerer Menge gefunden worden ^^^). Es sind für diesen verschiedene Be-
zugsquellen nachzuweisen: Die festen und dunkelgrauen Steine entstammen
den unterhalb des Homburger Quellengebiets am «Seedamm» bei Gonzen-
heim liegenden Kugelbasalt-Steinbrüchen; größere Werkstücke haben diese
nicht geliefert. Daß sie aber von den Römern benutzt wurden, geht daraus
hervor, daß die von diesen errichteten AVohnstätten , die unmittelbar bei
Gonzenheim, d. h. bei den Steinbrüchen liegen, nur von diesem Material er-
baut sind, was auch durch Dünnschliffe von Dr. F. JRolle^^^) nachgewiesen
wurde.
Die mehr porösen, schwammartigen Basalte, die hauptsächlich für
Feuerungsanlagen verwendet wurden, sind höchst wahrscheinlich dem alten,
jetzt wieder benützten Steinbruch unterhalb der «Weinstraße» bei Ober-Erlen-
bach entnommen, wofür außer der Identität des Steines auch noch die direkte,
über den «Rotlauf» führende Wegverbindung mit der Saalburg spricht. Auch
ist nicht unwahrscheinlich, daß die alten Basaltbrüche bei Kalbach, welche
gleichfalls durch die Heddernheimer Straße in direkter Beziehung mit dem
Limes gestanden, Baumaterial lieferten. Der bläuliche Basalt, der so-
genannte «Blaustein» von Bockenheim, ist auf der Saalburg fast nur zur Her-
"*) Vergl. Römische Bauwerke von Ä. von Cohausen und L. Jacohi, Nass. Annalen,
Bd. XVII, S. 129.
'") Diese Kugeln sind früher irrtümlich als Geschosse für Bailisten angesehen worden.
"8) Ein bekannter Geologe und Schriftsteller; geb. 1827 in Homburg, gest. daselbst
1887; er hat außer vielen geologischen Werken auch archäologische Abhandlungen über
den Taunus geschrieben.
Die Baumaterialien. Mörtel. 185
Stellung von Bildwerken, Mühlsteinen und Schalen verarbeitet worden. Nach
Dr. F. Bolle kamen die dort verwendeten porösen Basalte bei Ober-Erlenbach,
in der Nähe der «Steinmühle» vor, die großen Basalte zu Werkstücken da-
gegen zwischen Kalbach und Bommersheim, was ebenfalls durch Dünnschliffe
bestätigt wurde.
Über die Gesteinsarten, die nicht zu Bauzwecken, sondern zu Bild-
werken, Geräten u. s. w. benutzt und oft als fertige Ware von weither ein-
geführt sind, wird bei den einzelnen Fundstücken gesprochen werden.
C. Mörtelmaterialien.
Zur Bereitung des Mörtels wurden die Materialien sowohl an Ort und
Stelle als auch aus der Nidda-Ebene entnommen.
a. Sand. Der am meisten verarbeitete Sand stammt aus den Saalburg-
Steinbrüchen, wo er zwischen den Quarzitsandstein - Schichten auftritt und
beim Steinbrechen gewonnen wird; seine rötliche Farbe hat dem Mörtel ein
rotes Aussehen gegeben. Dieser, mit erdigen Bestandteilen vermischte Sand
ist ebenso schlecht wie der bei Regengüssen aus höheren Lagen abgeschwemmte,
der gleichfalls verbraucht wurde. Derartiges minderwertiges Material trägt
die Hauptschuld daran, daß das meiste Mauerwerk schlecht erhalten ist. Zu
dem Bau der Villa und besonders zu den Estrichen ist ein besserer Sand,
der am Fuße des Gebirges an dem Kirdorfer Bache vorkommende, verwendet
worden. Es sei hier gleich bemerkt, daß wir zu den Erhaltungsarbeiten heute
noch von dem beim Steinbrechen gewonnenen Sande Abstand nehmen und
solchen von dem Kirdorfer Bache und noch weiter unterhalb aus der Um-
gebung von Homburg beziehen.
b. Kalk. Aus den sehr häufig in dem Schutte, dem Mauerwerk und
Estrich vorkommenden ungelöschten Kalkteilen läßt sich feststellen, daß ledig-
lich tertiärer Muschelkalk (Litorinellenkalk) zur Mörtelbereitung verwendet
wurde. Man wird nicht fehlgehen, seine Bezugsquellen jenseits der Nidda,
in Berkersheim oder in Vilbel, zu suchen. Die Vergleiche weisen auf diese
Orte hin. Auch bei Groß- Karben findet sich dieser Kalk mit Muscheln und
Schnecken versetzt, doch ist es nicht gerade wahrscheinlich, daß derselbe
von dieser etwas entfernter gelegenen Ortlichkeit auf die Saalburg gebracht
wurde. Für Berkersheim spricht noch der Umstand, daß dieser Ort für
Homburg und die umliegenden Orte «von alters her» den Kalk geliefert hat.
Die seit 1892 im Gange befindlichen Limes forschungen haben in Bezug auf
die Herkunft des Kalkes für die am Pfahlgraben liegenden römischen Bauten
ein ähnliches Ergebnis gehabt: Kastell «Feldberg» bezog sein Material (eben-
falls Muschelkalk) aus dem nächstliegenden Gebiete Soden-Münster, Kastell
«Alteburg-Heftrich» aus der Gegend von Hof heim i. T. und Kastell «Zug-
mantel» ebenfalls aus der Mainebene, vielleicht von Hochheim-Flörsheim.
Interessant ist es, daß die Bevölkerung dieser Gegenden von jeher
bis in unsere Tage ihren Kalk aus den angeführten alten Kalkbrüchen
Igß Technische Ergebnisse.
bezog. Trotz der Eisenbahnen und trotz der mannigfachen Unbequemlichkeiten
dauerte es noch lange, bis sich die Leute daran gewöhnten, die alten Be-
zugsorte aufzugeben. Erst seit einigen Jahren, seitdem Kalk durch Händler
vertrieben und durch billige Eisenbahnfracht nach allen Ilichtungen geliefert
wird, ist eine Änderung eingetreten. Ich habe mich bei meinen Ausgrabungen
immer mit meinen Arbeitern auch nach dieser Seite hin unterhalten und
bemerkt, mit welcher Zähigkeit der Bauer am Hergebrachten hängt, und wie
ungern er etwas, das er von seinen Vorfahren übernommen, aufgiebt. Die
Leute erzählten, es sei für sie immer ein Ereignis und eine angenehme Ab-
wechslung gewesen, den Kalk zum Bauen, wenn auch aus einer Entfernung
von 6 bis 8 Stunden, selbst an Ort und Stelle zu bringen. Hatte der Bau-
herr kein Fuhrwerk, so half ihm der Nachbar gegen geringe Entschädigung,
c. Lehm und Thon. Schon an der Saalburg und in ihrer Umgebung
tritt als Verwitterungsprodukt des Thonschiefers gelblicher thoniger Lehm,
der mit eckigen Quarzstückchen vermischt ist, auf. Obgleich dieser Lehm
seiner Natur nach sehr «fettig» ist, hat es sich doch außer zur Bereitung
eines Lehmmörtels auch zum Ausfüllen der Wände von Fach werkbauten und
Baracken, zum Staakwerk der Decken, zum Lehmschlag und besonders zu
Feuer ungsanlagen gut geeignet, und seine häufige Benutzung wird durch die
vielen verbrannten Reste bestätigt. Es ist nicht unmöglich, daß der nach
den Thälern hin auf der nördlichen und südlichen Seite der Saalburg liegende
Lehm, der am Rande des Gebirges noch viel Quarz führt und weiter nach
der Ebene hin von Geschiebe und Gerolle fast rein ist, zur Mischung mit
dem fettigen Lehm der Saalburg für etwaige Ziegelfabrikation oder zur Her-
stellung von feinerem Lehmverputz herangezogen wurde. Bei den Erhaltungs-
arbeiten, bei welchen auf die Cementschicht der Mauerabdeckung nach einer
ministeriellen Vorschrift noch ein Lehmschlag aufzubringen war, entnahmen
wir das Material zur Hälfte aus der Ebene und vermischten es mit dem
Lehm der Saalburg. Über den zur Ziegelfabrikation verwendeten Lehm wird
im folgenden Abschnitte ausführhcher gehandelt werden.
D. Ziegel.
Eine ausführliche Besprechung der Ziegel und ihrer Fabrikation erscheint
hier um so notwendiger, als die auf ihnen eingepreßten Stempel mit der Zeit
einen wichtigen Beitrag zur Beurteilung des Alters einzelner Bauwerke und
des Verhältnisses der stempelnden Truppenteile zu den Fundstellen abgeben.
Es bleibt dabei immer noch manches Rätsel bestehen, dessen Lösung erst
nach sorgfältiger Sichtung des Materials und mit genauer Bezugnahme auf
die Fundumstände und die P'undstellen ermöglicht werden wird. Professor
Wolff' hat mit seiner Arbeit über die römischen Ziegelöfen bei Nied (Höchst)
einen erfolgreichen Anfang gemacht^^^).
•*') Professor Dr. Georg Wolff, Die römischen Ziegeleien bei Höchst a. M. und ihre
Stempel, im «Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst», III. Folge, ill. Heft, S. 212—346.
Die Baumaterialien. Ziegel. 187
Der eigentliche Ziegelbau ist auf der rechten Seite des Rheins wenig
oder gar nicht geübt worden. Auch auf der Saalburg ist Ziegelmauerwerk
nicht vorhanden ; eine Trennungsmauer in einem Hypokaustum kann kaum
dazu gerechnet werden, war auch vielleicht in Ermangelung von feuerfestem
Materiale ein Notbehelf. Nichtsdestoweniger ist dort eine ungeheure Masse
von Ziegeln in allen Formen und Größen, zum Bekleiden von Decken und
Wänden und zu Heizungszwecken, sowie Kacheln und Röhren von verschieden-
artigstem Querschnitte sowohl ganz erhalten, als auch in Bruchstücken auf
uns gekommen. Nehmen wir hinzu, daß ganze Gebäude im Inneren mit
Thonplatten ausgekleidet waren, wovon jetzt nur noch wenig erhalten ist,
daß in alten Zeiten viele Ziegel von dort geholt und schlechtes Material zer-
stört und verfault ist, dann läßt sich begreifen, eine wie bedeutende Rolle
die Herstellung von gebrannten Ziegeln {lateri ex terra cocta) in der römischen
Provinzialarchitektur gespielt haben muß^^^).
Zunächst sei das Technische der Ziegelfabrikation hervorgehoben. Die
Litteratur bietet nur wenig darüber; Vitruv spricht zwar über die Herstellung
von Ziegeln, aber nicht über die Art, wie sie gebrannt werden. Nissen hat
in seinen «Pompejanischen Studien», ebenso Blümner in seiner «Technologie
und Terminologie» ausführlich über die Ziegelfabrikation bei den Römern
geschrieben, und neuerdings hat Prof. Wolff nach Auffindung der Ziegel-
öfen in Nied und Krotzenburg dieses Thema behandelt. Am besten reden
die Ziegel selber: Die Bearbeitung des Lehms muß nach den erhaltenen Proben
eine vorzügliche gewesen sein. Der Lehm wurde sorgfältig gereinigt, von
allen fremden Zuthaten befreit, mit Wasser benetzt und tüchtig mit Händen
und Füßen bearbeitet. Die so vorbereitete Thonmasse wurde festgeschlagen
und entweder, besonders bei kleinen und dicken Ziegeln, in Formen gepreßt
oder auf einer ebenen Fläche wie ein Kuchen ausgeweigert und dann nach
einer Schablone ausgeschnitten. Daß die Ziegel geschlagen wurden, sieht
man sehr deutlich an Bruchstücken derselben; sie bilden keine kompakte
Masse, sondern haben einen schaligen Bruch, etwa unserem Blätterteige ver-
gleichbar. Man hat auf die Herrichtung des Thones zur Römerzeit weit
größere Sorgfalt verwendet, als heutzutage geschieht, ebenso wie man auch
im Mittelalter bei der Bereitung der Ziegel zu den norddeutschen Backstein-
bauten gegenüber der Jetztzeit sorgfältiger verfuhr. Dadurch, daß der Teig
fest zusammengeschlagen wurde, sind die Steine auch spezifisch bedeutend
schwerer als unsere primitiv hergestellten Feldbrandsteine, stimmen dagegen
mit den modernen gepreßten Maschinenziegeln im Gewicht beinahe überein.
Nach meinen Versuchen stellt sich das spezifische Gewicht des modernen
Feldbrandziegels im Durchschnitt auf 1,70, das des Maschinen ziegels auf 1,87
i°8) Eine Vorstellung von der auf der Saalburg vorhandenen Menge von Ziegel-
material gewährt uns die Thatsache, daß — nach einer Notiz des Kabinettsrats Armbrüster
in Homburg — der Landigrai Friedrich Ludwig 1770 beabsichtigte, einen römischen Triumph-
bogen am Eingange des Tannenwalds lediglich mit Saalburg-Ziegelsteinen zu erbauen; ein
Plan, dessen Ausführung jedoch aus finanziellen Gründen unterblieb.
188 Technische Ergebniese.
und das des römischen Ziegels auf 1,83. Eine Ausnahme macht aber eine
Sorte von römischen Ziegehi, nämHch diejenigen der Cohors I Flavia Damas-
ccnorum, deren poröses Material nicht aus hiesiger Gegend stammt; ihr spezi-
fisches Gewicht beträgt 1,20»^^).
Nach dem Formen wurden die Lehmziegel wie heute noch am Boden
auf einer Unterlage von Asche, Stroh oder Brettern oder auf dem Rasen
zum Trocknen ausgebreitet. Wir haben Ziegelsteine gefunden, auf welchen
die Holzfasern der Brettunterlage, die Abdrücke von Stroh oder auch die
Spuren von Rasen neben anderen Pflanzenabdrücken ausgeprägt sind. Über
die Jahreszeit, in welcher die Ziegel zum Trocknen auslagen, geben sie selbst
Auskunft. Wir besitzen mehrere Ziegel, auf denen ein Datum mit einem
Hölzchen bereits in den frischen Lehmziegel eingekratzt war (vergl. Graffite auf
Ziegeln im Abschnitte XHL 2, B. L). Wenn auch die meisten Bruchstücke sind
und der Tag infolgedessen nicht genau ersehen werden kann, so ist doch aus
diesen inschriftlichen Resten zu entnehmen, daß alle Datumsangaben in die
Monate Mai bis August, also in die trockenen Monate des Jahres fallen. Das
Datum mag wohl den Tag bezeichnen, an dem eine Partie von Ziegeln zum
Trocknen ausgelegt wurde. Vermittelst dieser Notiz konnte von dem Ziegelbäcker
jederzeit bemessen werden, wie lange die Ziegel bereits auslagen, ein für die
Keramik nicht zu unterschätzender Faktor, zumal die Trockendauer für jedes
in einem Tage gefertigte Quantum eine verschiedene war. Sehr interessant
ist eine Zusammenstellung ähnlicher Ziegel von Zangemeister in den Bonner
Jahrbüchern, 1879. Wir ersehen daraus, daß neben den Daten gelegentlich
auch der Name des Ziegelarbeiters und die Anzahl der gefertigten Stücke
eingegraben wurde. Aus einer Ziegelinschrift von Aquileja lernen wir auch
das Wort rädere als ter minus technicus für das «Streichen» der Ziegel kennen,
also genau der jetzigen Herstellungsweise entsprechend. Eine Ziegelplatte
im Museum zu Darrastadt^^") enthält außer der Bezeichnung laterculi capitu-
"») Herrn Ingenieur C. B. Aircl aus Hanau, welcher ähnliche Versuche angestellt
hat, verdanke ich folgende Mitteilung: «Als im P'ebruar 1891 infolge niedrigen Wasser-
standes die Reste von Alta Ripa bei Mannheim im Rheine auftauchten, kamen auch einige
Ziegel — gelbe und rote — zum V^orschein, in den Abmessungen von 44:26:9 cm. Die
gelben Ziegel sollen aus der Nähe stammen, wo auch heute noch solche aus Rheinschlick
hergestellt werden. Verschiedene Bruchstficke hatten Poren und größere Hohlräume, die
mit einer glasigen Masse (vielleicht ein aus den Steinen ausgelauchtes Salz) ausgefüllt
waren. Die Untersuchung der roten Steine, deren Herkunft nicht zu bestimmen ist, hatte
das Resultat, daß die römischen Steine bei 36 stündigem Eintauchen in Wasser nur 5°/o,
die modernen aber mehr als 26°/o an Gewicht zunahmen. Das spezifische Gewicht des
jnodernen Ziegels betrug 2,33 gegenüber 2,22 des antiken. Dagegen war die Druckfestig-
keit des römischen Ziegels fast dreimal so groß wie diejenige des neuen Altriper Steines
(350,5 kg pro qcm gegen 135,6 kg pro qcm), ein Beweis für die vorzügliche Qualität des
ersteren».
'«<*) Gefunden im Kastell «Hasselburg» bei Hummetroth im Odenwalde; die voll-
ständig erhaltene, quadratische Platte von 39 cm Seitenlänge und 4 cm Stärke trägt die
schön ausgeführte Kursi\anschrift: STRAT VBA TERTIA LATERCVLI CAPITULARES
NVM' CCCLXXV; vergl. Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde, Bd. II, S. 183 ff.
Die Baumaterialien. Ziegel. \QQ
Zare5 («Kopfziegel» für Hypokaustpfeilerchen?) und der Anzahl der gefertigten
Ziegel auch die Angabe, daß sie in der stratura tertia, der dritten Lage, aus-
gelegt war. (Die Aufschrift findet sich bei Bramb. 1397). Neben solchen
Bezeichnungen sehen wir öfters Tierfüße, einmal auch einen Kinderfuß und
genagelte Schuhsohlen abgedrückt, alles Beweise dafür, daß die Lehmziegel
auf dem flachen Boden ausgebreitet wurden ^^^).
Wir gehen hiernach zu der Frage über, wie die römischen Ziegel ge-
brannt worden sind, durch Feldbraud oder im Ofen. Bei dem Verfahren des
Feldbrandes werden heutzutage die getrockneten Lehmsteine auf einen großen
viereckigen Haufen im freien Felde zusammengesetzt, und zwar da, wo das
Rohmaterial gewonnen worden ist. Die in dem unteren Teile des Haufens
angelegten Kanäle werden gleich beim Aufschichten mit Steinkohlen ausge-
gefüllt, und ebenso wird eine dünne Schicht von Kohlengries zwischen die
Lagen der Lehmziegel gestreut. Ist der so aufgesetzte Feldbrandofen fertig,
so wird er oben wie an den vier Seiten dicht mit Lehm verstrichen und dann
angesteckt. Die Brenndauer beträgt etwa 10 Tage. Dieser unrationelle, in
Deutschland jetzt noch in vielen Gegenden bestehende Betrieb (die Produkte
heißen in der Taunusgegend «Russensteine» zum Unterschied von den «Ring-
ofensteinen») hat zwei sehr große Nachteile: es wird eine große Menge von
Brennmaterial verschwendet, und außerdem bleiben die an den Außenseiten
liegenden Ziegelschichten unbrauchbar , sodaß ein großer Prozentsatz von
Steinen verloren geht. Man giebt deshalb allmählich den Feldbrand auf und
geht zur Anlage großer Brennöfen über.
Bezüglich solcher Anlagen im Altertum bemerkt Blümner in seiner
«Technologie»: «Über die Öfen, in denen die Ziegel gebrannt werden, fehlen
uns die schriftlichen Nachrichten». Vitruv und Plinius schreiben zwar über
gebrannte Ziegel, aber nicht über die Art und Weise des Brennens. Wir müssen
daher, um zu einem Urteil hierüber zu gelangen, einen anderen Ausgangs-
punkt suchen, der uns indessen auch zu fördern verspricht; ich meine die
technischen Rücksichten an und für sich. Ziegelplatten, die über das Maß
von 29 : 29 cm hinausgehen und ganz besonders die Dach-, Haken-, Warzen-
und Verblendziegel , einschließlich der Kacheln , sind kaum ohne Töpferöfen
zu brennen. Herr voti Boch aus Mettlach, eine Autorität in keramischen
Fragen, hat bei seinem Besuche der Saalburg diese Ansicht gleichfalls aus-
gesprochen. Vor einigen Jahren machte ich Versuche in dieser Hinsicht und
ließ Backsteine nach römischem Muster und in römischen Maßen herstellen;
es ist damals gelungen, 25 : 25 cm große Platten durch Feldbrand zu backen.
Die gut getrockneten Platten wurden in das Innere des Ofens gesetzt und ein
161) Eine Stelle bei Vitruv beweist uns, daß man im Altertum von der Wichtigkeit
des Trocknens für die Haltbarkeit des Materials wußte. Nach Lib. II, Kap. 3 mußten die
Ziegel der Uticenser 5 Jahre trocknen und wurden erst abgenommen, wenn durch ein obrig-
keitliches Gutachten (arbitrio magistratus probatum) diese Zeitdauer bestätigt war. Es ist
aber wohl anzunehmen, daß die so lange getrockneten Lehmsteine überhaupt nicht ge-
brannt, sondern als «Luftziegel» verarbeitet wurden.
190 Technische ErgebniBse.
zienilicli hoher Prozentsatz guter Ziegel erzielt, dagegen mißlangen die Ver-
suche, größere Platten auf dieselbe Weise zu brennen. Damit soll jedoch nicht
gesagt sein, daß es den in der Töpferei gut geschulten Römern vielleicht bei
Holzkohlenbrand nicht möglich gewesen wäre. Daß sie aber 40 : 40 bis
60:60 cm große Platten in Feldöfen brannten, ist wenig wahrscheinlich, und
es bleibt vorläufig eine offene Frage, ob sie überhaupt den Feldbrand kannten.
Bei der großen Mannigfaltigkeit der Formen in dem von den Römern ver-
wendeten Ziegelmateriale, von denen manche — so namentlich die Hohl-
ziegel — im Feldbrande sicherlich nicht in der angetroffenen Vollendung
herstellbar waren, ist man geneigt, jene Frage in verneinendem Sinne zu be-
antworten.
An der Saalburg sind Backsteine gefunden worden, die aus rohem
Material mit Quarzsteinchen, Stroh, Schachtelhalm und Binsen vermengt her-
gestellt sind; diese 8 — 14 cm dicken, 15:15 und 20:30 cm messenden, un-
förmigen Steine (Tafel XVHI, Nr. 6a und 6b) sind teilweise verschlackt und
könnten dadurch zu der Ansicht verleiten, als seien sie durch F'eldbrand her-
gestellt worden; w^ahrscheinlicher ist es dagegen, daß sie nur Lehmsteine
w'aren, die bei Feuerungen — sie sind an den Schürlöchern gefunden —
Verwendung fanden und infolgedessen gebrannt sind wie die Lehmstaakung
der Fachwerkbauten. Da jedoch die Steine verhältnismäßig leicht und porös
sind, was vielleicht absichtlich durch die obengenannte Beimischung or-
ganischer Stoffe erzielt wurde, so ist es nicht ausgeschlossen, daß sie auch
eine andere Verwendung, vielleicht zur Isolierung, hatten.
Sehr viele Ziegel und Kacheln sind gestempelt und tragen entweder
die Bezeichnung der Truppenteile und zwar bei uns die der Legio XXII
pr. p. f., der Lcgio VIII, der Cohors IUI Vind., der Coh. II Eaet. und der
Coh. I Fl. D. (oft mit Hinzusetzung des Namens des Ziegel meisters) oder nur
einen Namen, den man als den eines Privatziegelmachers ansieht. Über diese
Aufschriften ist das Nähere in dem Abschnitt XIH. 2 bei den «Inschriften» ge-
sagt. Ebenso häufig kommen ungestempelte Ziegel vor; es wäre möghch, daß
von den zum Trocknen ausgelegten Lehmziegeln nur einige, vielleicht die
am Anfang und Ende der Reihen liegenden gestempelt wurden. Die Matrizen
zu diesen Stempelabdrücken waren gewöhnlich aus Holz angefertigt, und zwar
war bei kleineren ein Klotz verwendet, das den Stempel an dem Hirnende
trug; zur Herstellung der großen Kachelstempel dagegen sind Holzformen
zur Anwendung gekommen, die nach Art unserer Pfefferkuchenformen auf-
gepreßt wurden. Mit einem Stempel der erstgenannten Art ist der Stempel-
abdruck Fig. 45, Nr. 13, hergestellt; man sieht auf dem Schilde radial
den Abdruck des aufgerissenen Holzes. An einigen Legenden, wie bei
Tafel LXXIX, Nr. 15 und 16, bemerkt man deutlich, daß bei der Her-
stellung der Matrize zwischen dem H und der Zahl IUI Holzreste stehen
geblieben sind, die hätten beseitigt werden müssen, oder daß das Messer
beim Schneiden ausgefahren ist und zuviel mitgenommen hat. Bei Tafel
LXXVIII, Nr. 19, scheint das Stempelliolz in der Mitte geplatzt zu sein.
Die Baumaterialien. Ziegel. 191
Auch daß man so oft Buchstaben begegnet, die verdreht, schräg oder ver-
zogen sind, muß der Herstellung mit Holzstempeln zugeschrieben werden,
die bald naß, bald trocken waren und dann sich werfen oder zerreißen mußten.
Manchmal kann man die, offenbar mit demselben Stempel hergestellte Legende
sehr scharf und dann wieder sehr verschwommen sehen, ein Unterschied, der
sich leicht dadurch erklären läßt, daß der schlechte Abdruck mit dem bereits
abgenutzten und undeutlich gewordenen Stempel hergestellt ist. Daneben
müssen aber auch Metallstempel existiert haben, zu denen die beiden als Ab-
nahmestempel bezeichneten (Tafel LXXIX, Nr. 23 und Fig. 45, Nr. 4) gehören.
Hiermit komme ich zur Erörterung der Fragen, welche sich uns bei der
Betrachtung gestempelter Ziegel aufdrängen, nämlich: 1. wo sind die Saalburg-
ziegel hergestellt? 2. wer hat sie gemacht? und 3. haben die Truppen, deren
Namen auf den Ziegeln stehen, auf der Saalburg in Quartier gelegen?
Weder an den Kastellen im Taunus, noch in unmittelbarer Nähe der-
-gelben findet sich Material, welches sich zur Fabrikation guter Ziegel im
Großen eignet. Vor der Saalburg liegt in einer Tiefe von 1,50 m verwitterter,
gelblicher Quarzschiefer, der sich zur Ausfüllung der Fachwerke und zum Ver-
kleben der Lücken und Ähnlichem wohl verwenden läßt, vielleicht auch zur
Herstellung eines minderwertigen Ziegelmaterials gebraucht werden konnte,
aus dem die oben erwähnten dicken Backsteine und vielleicht auch die kleinen
Ziegel der Coli. II Raet. (Stempel Tafel LXXIX, Nr. 2) bestehen. Gerade die
letzteren enthalten eckige Quarzstückchen, die nicht wie diejenigen in der Ebene
rund abgerollt sind und wahrscheinlich machen, daß das Material an der Saal-
burg entnommen ist. Zur Herstellung in großem Betriebe kann solches Material
kaum genügt haben, und es war immer meine Ansicht, daß schon aus
diesem Grunde ein großer Betrieb im engeren Gebiete der Saalburg nicht be-
standen haben kann. Hierzu kommt die auffallende Übereinstimmung der
meisten Ziegelstempel mit denen aus der ganzen Mainebene, und zwar mit
allen ihren Fehlern und Eigentümlichkeiten, eine Thatsache, die auch bei
den Legionsstempeln zu beobachten ist, welche bei den Bauten in der Ebene
gefunden wurden, sodaß für alle dieselbe Quelle wahrscheinlich ist.
Ich habe diese Ansicht 1885 in einem längeren Vortrage im Altertums-
vereine zu Homburg vertreten, doch dachte ich dabei an die Umgebung von
Mainz. Auch Hdbd hat in seinen Notizen bereits 1861 die Vermutung auf-
gestellt, daß die gefundenen Ziegel wohl schwerlich in den Kastellen ge-
brannt seien. Nun hat neuerdings Professor Wolff durch die Aufdeckung der
römischen Ziegelöfen bei Nied nachgewiesen, daß dort ein Fabrikationscentrum
bestanden hat. Fast die meisten unserer Stempelvarietäten sind dort ver-
treten. Daß die Nieder Ziegelöfen die einzigen gewesen seien, ist damit nicht
gesagt; denn da ja auch der Thon zu den dortigen Ziegeln von Münster bei
Höchst a. M. bezogen ist, so wäre auch denkbar, daß man das Material für
unsere Ziegelprodukte von weit her geholt habe, und daß die Ziegel selbst
auf der Saalburg gebrannt worden seien, wo man das Holz so nahe hatte.
Es ist ja möglich, daß die großen Ofen nicht immer im Betrieb und für
192 Technische Ergebnisse.
geringere Bedürfnisse kleine Ofen an Ort und Stelle vorhanden waren. Hier-
bei mag noch erwähnt werden, daß öfters auf den Platten Spuren von Wild
abgedrückt sind, und zwar von Tieren, welche sich nicht weit vom Walde
entfernen.
Sicher ist außerdem, daß bei Kirdorf und Homburg- Gonzenheim, wo
dieser besonders geeignete Lehm ansteht, und vor allem bei Seulberg, wo
eine Töpferindustrie seit der Römerzeit durch das ganze Mittelalter blühte
und der «Aulofen» (Töpferofen) ^'^-) noch jetzt besteht, Ziegel gebrannt wurden.
Überall sind dort in der Nähe Reste von römischen Niederlassungen ge-
funden worden, und wir sind wohl berechtigt, auch dort Ziegelöfen zu suchen.
Und wozu hätte endlich das großartig angelegte Wegnetz neben den aus-
schließlich strategischen Verkehrsstraßen gedient, als um auch die Produkte
der Ebene den Limes-Anwohnern zuzuführen?
Jedenfalls nimmt Prof. Wolff mit Recht an, daß in Nied eine Central-
zicgelwerkstätte gewesen sei^^'), und wir besitzen ebenso sicher eine Menge
von Ziegeln auf der Saalburg, die dort gebrannt wurden. Von denjenigen
aber, die auf der Saalburg hergestellt sein könnten, sind bestimmt diejenigen
der Coli. I. Fl. D. zu scheiden, deren hellgelber poröser Thon eine ganz
andere Abstammung verrät ^^^), und ebenso die der Bacter mit den Stempeln
Taf. LXXIX Nr. 3 und 4. Weitere Untersuchungen müssen noch lehren, wo
die einzelnen Ziegel gebrannt sind.
Sind nun die Ziegel von denjenigen hergestellt oder verbaut worden,
die sie gestempelt haben, und kann man aus ihnen schließen, daß die be-
zeichneten Truppen auf der Saalburg in Garnison lagen?
Über die Ziegelfabrikanten ist man noch im Unklaren. Wenn man eine
Centralziegelbrennerei annehmen will, die vielleicht wie unsere modernen
Militärhandwerkstätten unter militärischer Oberleitung stand, dann erscheint
es, ebenso wie es heute geschieht, denkbar, daß Maunschafteu einzelner
Truppengattungen auf eine bestimmte Zeit zur Handwerkstätte abkommandiert
wurden. Von diesen hat alsdann jeder die ihm aufgegebenen Ziegel mit
dem Zeichen seines Truppenteils gestempelt, um die Verfertiger erkennen zu
lassen. Dieses Verfahren würde dem heutigen Brauche entsprechen, dem-
zufolge in unseren Militärhandwerkstätten jeder das von ihm gefertigte Mon-
tieruugsstück mit seinem Namen zu bezeichnen hat, um ihn für etwaige
Fehler zur Verantwortung ziehen zu können. Die Lieferung der befohlenen
Anzahl von Ziegeln wurde mit einem Abnahmestempel «.iustiim fccit» ver-
sehen, der etwa dasselbe besagt wie unser «die Richtigkeit wird bescheinigt».
'•») Vergl. von Cohamen. Nass. Annalen. Bd. 14.
1") Eine gleiche bestand auch in G roß- Krotzen bürg, wo Ziegel mit Stempeln der
Coh. IUI Vindel. hergestellt wurden; vergl. Dr. Albert Duncker, Beiträge zur Erforschung
und Geschichte des Ffahlgrabens, in der Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte
und Landeskunde, Neue Folge, VIII. Bd. (Kassel 1880.) S. 61.
***) Da das Standquartier dieser Truppe in Friedberg vermutet wird, könnten sie
aus jener Gegend stammen.
Die Baumaterialien. Ziegel. 193
Bei Bedarf wurde dann von jener Centrale den Kastellen die verlangte Zahl
von Ziegeln überwiesen, ohne Rücksicht darauf, wer sie gestempelt hatte.
Damit fällt die Annahme, daß diejenige Truppe die Ziegel vermauert habe,
deren Namen diese tragen.
Noch schwieriger wird die Beurteilung dieser Verhältnisse, wenn man
auf die vielen Zerstörungen des Kastells und die folgenden Neu- und Um-
bauten Rücksicht nimmt. In solchen Fällen suchte man sich wohl die nötigen
Ziegel überallher zusammen, wie man sie eben der Größe nach bedurfte.
So wird sich wohl das öftere Zusammenvorkommen von Ziegeln der ver-
schiedensten Truppen an ein und demselben Gebäude erklären lassen. Durch
jene, nunmehr fallen gelassene Annahme ist sicher eine große Konfusion
entstanden, und man geht zu weit, wenn man allzuviel Gewicht auf die
Reihenfolge der Ziegel in den einzelnen Bauten legt. Die Richtigkeit der
für die Ziegelstempel der Militärbauten maßgebenden Verhältnisse ange-
nommen, drängt sich noch die Frage auf, wie es sich demgegenüber mit der
Herstellung der für Privatgebäude im Dekumatenlande bedurften Ziegel ver-
hielt. Für diese können wir vielleicht die Stempel der Privatziegelmeister in
Anspruch nehmen, wiewohl es nicht ausgeschlossen erscheint, daß von den
Militärfabriken auch an Private von ihren Erzeugnissen abgegeben wurde,
wenn es der eigene, verringerte Bedarf gelegentlich gestattete; denn wir finden
überall in der Ebene Ziegel mit Truppenstempeln vermauert.
Ob die Truppen, deren Backsteine auf der Saalburg vorkommen, alle dort
in Garnison ^^^) lagen, ist schwer zu sagen. Die Cohors II Raetorum ist durch
viele Inschriften bezeugt, die anderen nicht. Selbst von der Legio XXII, die
so stark durch Ziegelstempel vertreten ist, wissen wir nur im Allgemeinen,
daß sie zur Besatzung der Limeskastelle gedient hat. Es ist ja leicht möglich,
daß von den übrigen, jetzt nur in einzelnen Exemplaren vertretenen Truppen-
stempeln noch andere, vielleicht auch auf diese Truppen bezügliche Stein-
inschriften gefunden werden; aber es ist andererseits auch denkbar, daß noch
weitere Truppenkörper lange Jahre auf der Saalburg gelegen haben, die je-
doch, weil sie keine Gelegenheit hatten, zu bauen und Ziegel zu brennen,
in Stempeln solcher keine Dokumente hinterlassen haben.
Ohne darum etwas an dieser Annahme über die Beziehungen zwischen
Truppenstempel und örtlicher Verwendung der gestempelten Ziegel ändern
zu müssen, will ich nicht verfehlen, auf die Thatsache hinzuweisen, daß
manche Stempel, wie die der Cattharer, auf eine eng begrenzte Gegend lokali-
siert sind. Diese wurden seither nur im Feldberg -Kastell und dem Kastell
« Alteburg -Heftrich» gefunden ^'^^). Die besondere Art des hier verwendeten
Materials läßt annehmen, daß diese Ziegel in der Nähe von Heftrich gebrannt
sind, wo auch heute noch das Vorkommen von geeignetem Lehm die Ziegel-
fabrikation begünstigt.
165) vergl. den Abschnitt VIII. 5.
166) Vergl. darüber Limesblatt Nr. 11, Abschnitt 86.
Jacobi, Das Bömerkastell Saalburg. 13
194 Technische Ergebnisse.
Nacli den Arten der auf der Saalburg verwendeten Ziegel unterscheiden wir:
1. Plattenziegel, 3. Dachziegel,
2. Verblendziegel, 4. Kacheln.
1. Plattenziegel.
Weitaus die meisten Ziegel sind quadratisch, wenige rechteckig oder
keilförmig und nur einige rund. Sie dienten fast ausschließhcli zur Her-
stellung der Hypokaustenpfeiler und der Unterlage für den Estrichboden,
selten als Bodenbelag und dort vielleicht nur zur Aushilfe, ebenso wie bei
der obenerwähnten Ziegelmauer. Manche sind aus gutem Materiale und fest
gebrannt, oft fast klinkerartig versintert, andere dagegen sehr schlecht und
weich; von denjenigen dieser letzten Qualität dürften wohl die meisten ver-
wittert und verfault sein. Es lassen sich dabei mancherlei Unterschiede auf-
stellen. Viele Ziegel verraten durch dieselbe Farbe und Härte, daß sie alle
aus einem Brande herstammen; ebenso sind andere wieder mit denselben
Stempeln und in denselben Formaten durchweg schlecht oder zeigen alle den-
selben Fehler. .Eine auf diese Gesichtspunkte gerichtete genaue Beobachtung
bei sämtlichen am Limes gefundenen Ziegeln ließe gewiß manches Neue für
die Fabrikation derselben finden.
Die dünnsten unserer Platten sind 3 cm stark, die meisten 4—5 cm,
und ein Bruchstück sogar 8 cm, eine Stärke, die derjenigen der mittelalter-
lichen und jetzigen Formate gleichkommt. Die Maße der Ziegel sind jetzt
nicht mehr alle, wie man annehmen sollte, auf das P'ußmaß zu reduzieren,
da man bei den Römern ein Schwindmaß (d. h. ein aus der Erfahrung nach
der Qualität des Materials zu bemessendes Maß, um welches der feuchte
Lehmziegel größer gemacht w'erden muß, damit der gebrannte Ziegel das
gewünschte Format erhält), w^enigstens bei Herstellung von Ziegeln nicht ge-
kannt zu haben scheint oder vielleicht nicht angewandt hat. Die Dimen.sionen
variieren um 3 — 5 cm. Wenn wir als Länge des römischen Fußes das Maß
29,6 cm zu Grunde legen, dann sind die Ziegel, welche zwischen 29 — 30\'2 cm
schwanken, sicher solche von der Länge eines Fußes, diejenigen von 39 — 44 cm
gleich IV2 Fuß (richtig: 44,4 cm), diejenigen von 57 — 61 cm gleich 2 Fuß
(richtig: 59,2 cm) und vielleicht die zwischen 20 — 23 cm gleich ^/4 Fuß (richtig:
22,2 cm); es gehen also von letzteren vier auf das Format 44:44 cm. Mit
den gebräuchlichen Größen läßt sich eine derartige Reduktion nach Teilen
des Einheitsmaßes nicht durchführen, wenn man nicht außergewöhnliche
Bruchteile des Fußes annehmen will, wozu man bei einem einfachen Betriebe
nicht neigt. Ganz beträchtlich weichen die Maße der Ziegel mit den Stempeln
der Vindelicier und Raeter sowie derjenigen der Privatziegler mit im Mittel
17 und 25 cm ab. Ob letztere deshalb zu den beiden Kohorten gehört haben,
und ob diesen Ziegeln mit abweichendem Formate ein anderes (etwa ein-
heimisches?) Maß zu Grunde liegt? Es wäre möglich, daß man die Formate
Die Baumaterialien. Ziegel.
195
von 1 Fuß und von ^ji Fuß beabsichtigt, aber durch gänzHche Außeracht-
lassung des Schwindmaßes ein bedeutend kleineres erzielt hat. Man könnte
auch an die weitere Möglichkeit denken, daß diesen Ziegelgrößen traditionelle
Maße aus früherer Zeit zu Grunde liegen.
Ich stelle im Folgenden die Formate unserer Ziegelplatten, nach den
Truppenteilen bezw. Fabrikanten geordnet und nach Centimetern gemessen,
zusammen:
Truppenteil.
Seitenlänge.
Dicke.
a) Quad
ratische Platten.
a) II. Kohorte der Raeter
17
21/2-31/2
(fast durchweg
schlecht)
b) IUI. Kohorte der
Vindelicier
57-61
5—51/2
(Bruchstücke)
I6V2— 17— 171/2
4—41/2
24-25—25^2
4-41/2
41-42
41/2-5
c) VIII. Legion
20—21—211/2—22 •
5—51/2-6
29— 291/2— 3OV2
5—51/2-6
38
5
43—44
5
d) XXII. Legion
19—20
51/2
23
4
271/2-28—29—301/2-31
5-61/2
39—40
51/2-6I/2 '
42
5
57
51/2
Bruchstück
8
e) Privatziegler
17-18
5
f) Ohne Stempel
16—17
3— 3V2— 5
19—191/2-20—21
3—4—41/2
27—181/2—29
31/2
41
41/2
541/2
41/2
60—61
6
b) Recl
iteckige Platten.
a) VIII. Legion
40:(29-29'/2)
41/2—5
b) XXII. Legion
(39-41) :(28V2— 30)
5-6I/2
(28— 28i/2):(ll— 14)
41/2
8 : 12 (?)
4
c) Ohne Stempel
39:281/2
3
(28— 29): (11— 141/2)
3-5.
13*
196
Technische Ergebnisse.
Nach dem Fußmaße umgerechnet, betragen die Seitenlängen 1 : l'/a und
1 : V« Fuß, mithin stehen sie im Verhältnis von 2:3 und 2:1.
c) Keilsteine.
Nui" mit Stempeln der VIII. Legion, in 2 Formaten:
(33^8—35): 15. Die Dicke nimmt ab von 772—5.
43 : 15. » » » » » 8-4.
Also etwa ein Verhältnis von 7« :1V* Fuß = 1:3.
d) Rundziegel.
Hiervon haben wir nur ein Format in 2 Exemplaren aus schlechtem
Material ohne Stempel; Durchmesser: 18. Dicke: 3.
2. Verblendziegel.
Es sind hierunter alle diejenigen dünnen Platten zu verstehen, welche
zur Verkleidung von Decken und Wänden gedient haben und zwar sowohl
solche ohne Ansätze, als auch die tegiäae hamatae und mammatae.
Fig. 24. Verblendziegel. V» der nat. Größe.
Die Baumaterialien. Ziegel.
197
Allen diesen Platten ist die Eigentümlichkeit gemeinsam, daß sie auf
künstliche Art zur Aufnahme des Putzes oder zum besseren Festhaften des
Mörtels, der sie mit dem Mauerwerke verband, rauh und uneben gemacht
sind. Es geschah meist durch wellenförmige Linien, und diese sind nicht
etwa ihrem Zwecke entsprechend unregelmäßig, sondern oft nicht ohne Ge-
schmack angebracht, indem man wie bei den Ziegelstempeln auch hier der
Freude an schönen Linien freien Lauf ließ, trotzdem die Muster von der
Mörtelschicht überdeckt wurden. Ich habe in Fig. 24 eine Reihe solcher
Muster zusammengestellt, bei denen Wellenlinien vorherrschen. Man nahm
dazu ein gezähntes, meißelartiges Eisen, wie es in Nr. 22 der Textfigur 32
abgebildet ist, oder Kämme von Holz und Hämmer mit Spitzen, wie sie
heute noch zu einer ähnlichen Verzierung im Putze der Fachwerkshäuser
Hessens verwandt werden. Man kann genau die verschiedene Stärke der
Zähne und ihre Zwischenräume, sowie die Gesamtbreite der Instrumente
ermitteln. Auch ein einfaches Holz oder ein eiserner Stift mag zur Her-
stellung einzelner Punkte (Nr. 14 und 15) oder der so häufig auf den
Kachelwänden vorkommenden Schachbrettmuster (Nr. 16 und Textfigur 26,
Nr. 2) gedient haben. Diese Technik ist jetzt wieder in Aufnahme gekommen,
denn die Gipsdielen werden auf ähnliche Weise zu demselben Zwecke be-
handelt.
Hier sind zum Unterschiede in der Herstellung Fußbodenplättchen
mit ähnlichen Mustern zu erwähnen, von denen leider nur zwei auf uns
gekommen und zwei in den HabeVschen Notizen flüchtig skizziert sind. Sie
haben eine Dicke von 3 cm und sind etwa 16:16 cm groß; doch ist das
Muster nicht eingeritzt, sondern mit Formen nach Art der Ziegelstempel
auf Kacheln eingepreßt, wie die Übereinstimmung in den Unregelmäßig-
keiten, die saubere Herstellung der Striche und besonders das Absetzen an
den Schnittpunkten zeigt. In Fig. 25 ist ein solches Plättchen nach einem
Abklatsch dargestellt und das Muster auf einer größeren Fläche ergänzt; die
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Fiy. 25. FußbodenpliUtcheu. '/e. der nat. Größe.
198 Technische Ergebnisse.
Abbikliinj]; möge eine Vorstellung von der schönen AVirkung geben, die eine
solche Zusammenstellung auf dem Fußboden hervorgebracht hat.
Von den Verblendziegeln sind verschiedene Größen gefunden worden;
einer derselben, 40:26 cm groß, ist auf Tafel XIX, Nr. 2, abgebildet. Diese
Ziegel haben an den Seiten Einschnitte, um sie mit eisernen Kreuznägeln
an Decke oder Wand befestigen zu können. Näheres hierüber, wie auch
über die technische Verwendung der Ziegel und Kacheln überhaupt, siehe
unter XI. 5 «Konstruktives» und auf den zugehörigen Tafeln XIX und XX.
Etwas raffinierter hergestellt sind zwei andere Arten von Ziegeln: die
tcgulae mammatae und tegulae hamatae. Über diese Bezeichnungen haben
Nisscu, Pomp. Studien, Seite 65, und Blümner, Technologie und Terminologie,
Seite 29, eingehend geschrieben. Letzterer sagt in einer Anmerkung: «Er-
wähnt werden die tegulae mammatae bei Vitruv VII. 4, wo man früher hamatae
las; so auch Hefner {Plin. XXXV. 159). Die Lesart und Bedeutung ist
festgestellt von Schöne in Qnaest. Fompei. specimen, p. 22 f. » Wenn nicht
ausdrücklich philologische Gründe dagegen sprechen, so sollte man die
beiden Bezeichnungen mammatae und hamatae wiederherstellen, da beide
Arten auf der Saalburg, genau den Namen entsprechend, gefunden sind
und ihre Verwendung festgestellt ist.
Unter tegulae mammatae — Warzenziegel — verstehe ich die auf
Taf. XIX, Nr. 4, dargestellten Platten, welche in den vier Ecken Warzen
tragen, in Form von kleinen Thonkugeln, die in den feuchten Ziegel ein-
gesetzt worden sind. Diesen technischen Vorgang beweisen uns eine An-
zahl von Bruchstücken, bei denen die Kugeln herausgefallen sind und nur
das Loch gebheben ist. Diese Art von Ziegeln hat die Maße: 44:44 (IV2 Fuß):
Vl-i — 3 cm.
Von diesen sind düe tegulae hamatae oder amatoe zu unterscheiden. Es
sind Platten, die an den vier Ecken etwa 9 cm lange Ohren oder Haken
haben; letztere sind durchbohrt, um den großen Kreuznagel aufzunehmen,
welcher gleichzeitig zwei Ziegel auf einmal befestigte. Als passender Ausdruck
empfiehlt sich «Ohren-» oder «Hakenziegel». Wir besitzen hiervon nur
ein Format, 36:46 cm (Tafel XIX, Nr. 1).
(XB. Durch ein Versehen des Lithographen sind die Schattenseiten der Ziegel und
Kacheln, Tafel XIX, 1 und 3 — 9, etwas ungeschickt schattiert, die Striche bedeuten nicht
etwa die oben erwähnten Linien zur Rauhmachung der Ziegel, wie bei Nr. 2 und auf der
Vorderseite von Nr. 4.)
3. Dachziegel.
Wir unterscheiden zwei Arten: tegula, den flachen Deckziegel, und im-
hrex, den Hohlziegel. Die tegula hat die bekannte Plattenform mit den auf-
gebogenen Rändern und den Ausschnitten für ein gutes Aufliegen der Ziegel
übereinander. Die Leisten an den Seiten sind sehr oft, bei den aus dem
besonderen Materiale hergestellten Ziegeln der Raeter fast immer, abgebrochen
und die Platten als Verblendziegel verwandt; ihre Rückseite ist durch Kar-
Die Baumaterialien. Ziegel. 199
rierung rauh gemacht. Außer dem gewöhnlichen Format 45(47) : 35(36) und
41V2:31V2 ist noch ein Bruchstück vorhanden, das 55 cm hoch ist; die
Breite kann nicht mehr festgestellt werden. Die Ziegel sind gut und sorg-
fältig gebrannt und zum Teil mit Truppenstempeln versehen. Die Maße der
im Übrigen ähnlichen italischen Ziegel sind bei weitem größer als die der
unsrigen^*'^). Der rinnenartige imbrex hat dieselbe Länge; der Querschnitt ist
eher spitzbogig als halbkreisförmig, der äußere Durchmesser an der breiteren
Seite 15 cm; nach dem anderen Ende ist der Ziegel etwas verjüngt. Die
Pfeilhöhe beträgt etwa 7 cm, die Stärke 2 — 3 cm.
Auf Tafel XX, Nr. 2, ist ein 15 cm hohes und 14 cm breites Ziegel-
fragment in Palmettenform dargestellt, das jedenfalls als Antefixum eines
Firstziegels verwendet war; es ist 1872 in einem Keller an der Saalburg ge-
funden worden. Ahnliche Firstbekrönungen hat Durm im Handbuch der
Architektur ^^^), Figur 191, abgebildet; die Höhe beträgt etwa 21 cm.
4. Kacheln.
Hohlziegel oder Kacheln {tuhuli), die ausschließlich zu Heizungszwecken,
selten zur Isolierung der Wände und wahrscheinlich auf der Saalburg nicht
zu Wasserleitungen verwandt wurden, sind auf Taf. XIX abgebildet und in
Fig. 26 mit den neuen Funden zu einer Gruppe vereinigt. Sie zeichnen
sich alle durch eine äußerst saubere Herstellung und durchweg sorgfältigen
Brand aus. Ihr Querschnitt ist gewöhnlich rechteckig oder quadratisch und
nur in einem Falle rund (Fig. 26, Nr. 5). Auch diese Kachel, oder richtiger
gesagt: dieses Rohr, war zu Heizzwecken (vielleicht als Schornstein?) ver-
wendet, da es ganz verrußt ist. Bei den übrigen sind die Kanten außen
scharf oder abgerundet, innen immer eckig. An den beiden Schmalseiten
finden sich mit Ausnahme der beiden langen Röhren (Nr. 5 und 11) Löcher
von rundem, länglichem oder quadratischem Querschnitt zur Verbreitung
der warmen Luft nach den Seiten hin oder zur seitlichen Verbindung
der Kacheln unter einander; einen besonders merkwürdigen Ausschnitt
zeigt Nr. 6.
Den Verlauf der Herstellung der Kacheln kann man sich etwa fol-
gendermaßen denken: Zunächst wurde ein flacher Kuchen ausgewalzt, auf
diesem der Stempel eingepreßt und die Löcher ausgeschnitten (die scharfen
Schnittflächen sind überall sichtbar). Dann bog man ihn um einen im
Querschnitt quadratischen oder rechteckigen Kern, der aus einem Holz-
es?) Näheres hierüber findet sich in dem in der folgenden Anmerkung erwähnten
Werke von Durm und bei Fr. Gräber, Die Thonindustrie auf dem Gebiete des Bauwesens
bei den Griechen und Römern, im Vereinsblatt des Ziegler- und Kalkbrenner- Vereins 1882.
'68) Handbuch der Architektur, II. Teil: Baustile; 1, Abt. Die antike Baukunst,
Band 2: Die Baukunst der Etrusker und Römer von Baudirektor Dr. /. Durm, Darmstadt,
A. Bergsträßer, 1885.
200
Technische Ergebnisse.
Fig. 20. Ileizknclielu.
klotze oder aus einem zerlegbaren Kasten bestand, sodaß die Innenwinkel
scharf blieben; die Rundung der äußeren ergab sich durch die Biegung
des Kuchens von selbst. Die hierdurch beim Aufbau zwischen zwei
Kacheln freibleibenden Räume dienten zur Aufnahme und besseren Be-
festigung des Putzes, worauf ja auch das Rauhmachen der Seitenflächen
durch Kreuz- und Querstriche hinweist. Wo bei den Heizkacheln außen
scharfkantige Ecken erforderlich waren, mußten die Kanten besonders her-
gestellt werden. An derjenigen Kante, wo die beiden Ecken des Kuchens
zusammengelegt sind, an der «Naht», befindet sich die schwächste Stelle der
Kacheln; hier sind auch die meisten gebrochen.
Die großen Truppen - Stempel können bei dieser Art von Ziegeln
nicht mit dem Stempelholz hergestellt sein, sondern man bediente sich
dazu, wie schon oben gesagt ist, ähnlicher Holzformen wie bei den Pfeffer-
kuchen.
Die Kacheln, welche zum Teil Stempel der Leg. XXII und der Coh. IUI.
Vind. tragen, haben folgende Formate:
Die Baumaterialien. Eisen.
201
Nr.
Höhe.
Breite.
Tiefe.
Wand-
stärke.
Loch.
Ab-
bildung
Fig. 26.
Stempel.
1
30-31
18-19
11—12
172
11:4
Nr. 7
Taf. LXXV,Nr. 6u.4.
2
32
18
10
2
10\'2:3'/2
Nr. 2
Taf.LXXIX,Nr.6u.l5
3
36-37
18
14—15
2-272
13:372
16:7 (drei-
Nr. 6
und ohne Stempel.
Taf.LXXV, Nr.6. U.4.
4
38
13
10
172
eckig).
4:4
Nr. 4
Taf. LXXV, Nr. 3.
5
29-30
23-24
13—14
2
9 : 472
Nr. 8
» » Nr. 2.
6
43
15
11
r/2-2
6:3
Nr. 10
» » Nr. 3.
7
8
17V2
22
13
17—18
10
10
1^/2
172-2
572 : 3
372 und
572 : 3
Nr. 3
Nr. 9
ohne Stempel,
ohne Stempel.
9
10
1972-21
60
I6V2
18—19
972
18
172
3
372 : 372
kein Loch
Nr. 1
Nr. 11
ohne Stempel.
Taf. LXXV, Nr. 1.
11
59
(rund),
d=19
3
kein Loch
Nr. 5
ohne Stempel.
E. Eisen.
Daß ich das Eisen zu den Baumaterialien zähle, wird dadurch gerecht-
fertigt, daß es an der Saalburg vielfach zu Bauzwecken Verwendung gefunden
hat. Abgesehen von Bauwerkzeugen, Waffen und Geräten, die an anderer
Stelle besprochen werden, sind Tausende von Nägeln in allen Größen, Holz-
und Steinklammern, Krampen, Kreuznägel, Eisenstücke in mannigfachen
Formen und von verschiedenstem Gewicht, besonders zahlreich auch Beschläge,
Schlösser und Schlüssel ausgegraben worden, alles Gegenstände, die zur Auf-
und Einrichtung der Bauten erforderlich waren. Sie geben uns einen treff-
lichen Einblick in die Kunstfertigkeit der Römer sowie der auf der Saal-
burg gelegenen Hilfskohorten und ihrer Handwerker. Diese verstanden das
Eisen nicht allein meisterhaft zu bearbeiten, sondern auch zu bereiten; daß
Letzteres in der Nähe der Saalburg geschehen ist, wird weiter unten angegeben
und bei einem späteren Abschnitt über den «Dreimühlborn» und den
«Drususkippel» näher ausgeführt werden. Dr. Ludivig Beck hat in den Nass.
Annalen, Bd. XIV und XV, wie in seiner «Geschichte des Eisens» die bis
1878 gefundenen Eisensachen technologisch behandelt und auch die Bereitung
des Saalburg-Eisens in den Bereich seiner Darstellung gezogen. Von den
neueren Funden und den 1895 entdeckten alten Eisenschmelzen und Schlacken-
halden am «Drususkippel» hat Herr August Spannagel, Direktor der Hütte
«Phönix» zu Laar bei Ruhrort, an Ort und Stelle Einsicht genommen und
Untersuchungen darüber angestellt; derselbe hat auf meinen Wunsch den
Gegenstand fachmännisch bearbeitet und mir seinen interessanten Bericht
freundlichst zur Verfügung gestellt; ich lasse ihn hier im Wortlaut folgen :
202
Technische Ergebnisse.
«Die Eisenfunde der Saalburg wecken in hohem Maße das Interesse des Eisen-
hüttenmannes; es giebt das Saalburg - Museum in Homburg, wie kaum eine andere
jlhnliche Sammlung, einen erstaunlichen Aufschluß über die frühzeitige Erzeugung des
Eisens und dessen Verarbeitung zu Gegenständen aller Art, als WaflFen, Gerilte und
Werkzeuge, die einesteils durch die vorzügliche Qualität des verwandten Eisens unsere
Aufmerksamkeit erregen, dann aber auch der technischen Fertigkeit der römischen
Schmiede und Schlosser ein glänzendes Zeugnis ausstellen. Wir sehen die verschiedensten
Werkzeuge: Schaufeln, Keilhauen, Meißel, Hobel, sowie Hufeisen, Kunstschlösser und
viele andei'e Geräte in geradezu heute noch mustergültiger Form.
In der Geschichte des Eisens von Ludwig Beck, II. Aufl., S. 514, finden wir
eine ausführliche Beschreibung der in der Nähe der Saalburg aufgedeckten Wald-
schmiede am «Dreimühlborn». Eine weitere Untersuchung der dortigen Halden be-
stätigte uns die von Beck gemachten Angaben bezüglich der verarbeiteten Erze. Ver-
schiedene in den Halden gefundene Eisensteine ergaben folgende Zusammensetzung:
Eisen Phosphor Mangan Kieselsäure Thonerde Kalkerde
1.
Roteisenstein vom
«Dreimühlborn»
40,70 o/o
0,042 o/o
0,076 «/o
37,39 o/o
nicht bestimmt
2.
Desgleichen
66,51 »
0,028 »
0,00 »
4,44 »
» »
3.
Roteisenstein vom
«Drususkippel»
60,80 »
0,13 »
0,00 »
10,77 »
1,61 0,61
4.
Desgleichen
56,58 »
0,19 »
0,16 »
13,54 »
nicht bestimmt.
Das Erz Nr. 1 dürfte wohl als unbrauchbar ausgeschieden zur Halde gebracht
worden sein; die anderen Bestimmungen aber zeigen uns ein vorzügliches Material
mit sehr geringem Phosphorgehalt, welches in dieser Zusammensetzung in dem nicht
sehr entfernten oberen Lahnthal bei Weilburg, ferner im Aarthal bei Oberneisen (Grube
Rothenberg) gefunden wird, nicht aber, wie auch Beck annimmt, in der Nähe der
Saalburg gewonnen wurde.
Kalkstein fand sich nicht in den Halden; es muß daraus geschlossen werden,
daß das Erz ohne Kalkzuschlag eingeschmolzen wurde; stark kieselsäurehaltige Erze
konnte man wohl nicht verarbeiten.
Bei dem wechselnden Betrieb der kleinen Öfen, der nicht gleichbleibenden Zu-
sammensetzung der Erze und dem jedenfalls stark schwankenden Winddruck wird
zweifellos auch die Temperatur im Ofen stark geschwankt haben und ist somit die
wechselnde Zusammensetzung der Schlacke, von welcher wir untenstehend ein Bild
geben, leicht zu erklären. Die den Schlackenhalden des «Dreimühlborns» und des
weiter unten erwähnten «Dmsuskippels» entnommenen Proben waren, wie folgt, zu-
sammengesetzt :
Eisen
Mangan
Phosphor Kieselsäure
1.
Schlacke vom «Drei-
mühlborn»
47,56 0/0 0,16
2.
Desgleichen
49,59 » 0,16
3.
Schlacke vom
«Drususkippel»
39,99 » 0,49
4.
Desgleichen
43,61 » 0,27
5.
Schlacke aus dem Ring-
walle der «Goldgrube»
58,05 » 0,10
Leider fanden sich in
den Dreimüblborn - 1
0,40'
0,47
0,59
0,46
0,28
25,86 o/o
23,46 »
30,08 »
30,91 »
16,34 ».
Aufschluß über das gewonnene Produkt geben konnten, dagegen hatten wir die Freude,
Kohlenstoff
Phosphor
Mangan
unter
a.
0,06 «'o
0,202 o/o
0,039 »/o
b.
0,06 »
0,171 »
0,030 »
c.
0,06 »
0,212 »
0,039 »
d.
0,06 »
0,076 »
Spuren
e.
0,06 »
0,720 »
»
Die Baumaterialien. Eisen. 203
in der Halde des im Mai 1895 aufgedeckten Drususkippels neben einer den Dreimühl-
bornöfen sehr ähnlichen, noch ziemlich gut erhaltenen Anlage ein wohl erhaltenes
Stück Eisen von ca. 20 cm Länge und -i cm im Quadrat zu finden. Die Zusammen-
setzung war folgende:
Kohlenstoff Phosphor Mangan Silicium Schwefel Kupfer Eisen
unter
0,06 0/0 0,161 o/o 0,0130/0 0,0450/0 0,0020/0 0,0120/0 99,5900/0.
Es liegt nach der Analyse ein sehr weiches, zähes Eisen vor.
Eine größere Anzahl von Eisenstücken, als Nägel, Haken, Werkzeuge, dem Saal-
burg-Museum entnommen, hatten folgende chemische Zusammensetzung:
Silicium Schwefel Kupfer Eisen
0,117 0/0 nicht bestimmt
0,170 » »
0,092 » » »
0,002 » 0,016 0/0 0,010 0/0 99,836 0/0
0,210 » 0,026 » 0,027 » 98,957 » .
Der geringe Kohlenstoffgehalt aller dieser Eisensorten bedingt ein ungemein
weiches Eisen; die mit dem Material angestellten Biegeproben bestätigten denn auch
vollständig diese Annahme. Das Eisen konnte auch nur dementsprechend verwendet
werden, denn selbstverständlich würden sich die Nägel, Haken u. s. w. beim Einschlagen
in das Holz verbogen haben; das Saalburg-Museum zeigt uns aber Vorbohrer, mit
Hilfe deren die Römer arbeiten mußten. Ferner ergiebt die Untersuchung einer Keil-
haue, daß man bei stark in Anspruch genommenen Werkzeugen und Waffen die Ar-
beitsflächen durch Härten oder Einschweißen von harten Stahlstücken (Cementieren ?)
widerstandsfähig zu machen verstand.
Vorzügliche Verwendung fand das weiche Eisen zur Erzeugung von Schaufeln,
Faßreifen, kurz allen Fabrikaten, welche ein starkes Breiten und Ausrecken bedingen;
vielfache Musterexemplare des Museums geben beredtes Zeugnis von der Fertigkeit
der Schmiede und dem guten Material.
Das Eisen unter e der letzten Tabelle hatte zur Einfassung des Schürloches
eines Hypokaustums gedient; auffällig ist der hohe Phosphorgehalt dieses Materials.
Es liegt wohl der Schluß nahe, daß man die bei der Eisenerzeugung gewonnenen
Luppen vor der weiteren Verarbeitung mit Bezug auf die Qualität, etwa durch Schmied-
proben, untersuchte und das minderwertige Material wie in dem vorliegenden Falle
für Zwecke verwandte, wo die Qualität keine Bedeutung hatte.
Eines eigenartigen, in mineralogischer Beziehung interessanten Fundes glauben
wir noch schließlich erwähnen zu müssen. In einem der Saalburg- Brunnen fand man
verschiedene Eisengeräte mit Knochen zusammen, alles verdeckt im schlammigen Boden-
satz. Auffälligerweise zeigte das vollkommen rostfreie Eisen einen schönen kobalt-
blauen Überzug, ebenso fanden sich auch an den Knochen blaue, teilweise kristallisierte
Ablagerungen. Das blaue Material ist das in der Natur vorkommende Mineral Vivianit '®'),
welches sich z. B. beim Raseneisenstein öfter findet. Im Laufe der vielen Jahrhunderte
hat der in den Knochen enthaltene Phosphor unter Zutritt der Feuchtigkeit diesen
das Eisen konservierenden Überzug gebildet.»
^) Vergl. Anmerkung 134.
204 Technische Ergebuisso.
5. Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge.
In diesem Kapitel sollen luiuptsächlich die bei den Ausgrabungen der
baulichen Reste an der Saalburg gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen
nach der konstruktiven Seite hin dargelegt und, wo es zum Verständnisse
erforderlich erscheint, mit Altem und Neuem verglichen werden. Im Vorher-
gehenden wurden die hier in Frage kommenden Baumaterialien besprochen ;
ein Eingehen auf alle ihre besonderen Eigenschaften hat nicht stattgefunden
und ist auch für unsere Zwecke nicht nötig, da demjenigen, der sich darüber
unterrichten will, eine umfangreiche technische Litteratur zu Gebote steht.
Bei dem Konstruktiven werde ich, um nicht allzu ausführlich zu sein,
ähnlich verfahren, doch wiU ich dabei die verschiedenen Handwerke, soweit
es notwendig ist, besonders berücksichtigen und durch die daneben herlau-
fende Besprechung ihrer Werkzeuge, die ja eigentlich unter die Behandlung
der Funde gehört, aber hier des Verständnisses wegen besser ihre Stelle
findet, im Einzelnen erläutern.
In der Architektur versteht man unter Konstruktion die Verbindung
der verschiedenen Baumaterialien zu einzelnen Bauteilen und die Vereinigung
dieser zu einem Ganzen ; je nachdem nun das eine oder andere Material
vorherrscht, bezeichnet man jene als Holz-, Stein- oder Eisenkonstruktion.
Für die Saalburg kommen hauptsächlich die beiden p]rsteren in Betracht.
a. Die Konstruktionen in Holz umfassen die Arbeiten des Zimmer-
manns und des Schreiners (Tischlers), des faher tignarius und des faher
intest inarius^'^^). Abgesehen von den ägyptischen Funden sind aus dem
Altertume wenige Gegenstände von Holz und nur geringe Reste von Holz-
bauten auf uns gekommen; man verdankt Letztere nur einzelnen zufälligen
günstigen Umständen, meistens den stets durch Wasser bedeckten römischen
Brückenfundierungen und Verpfähluugen; von solchen erwähne ich nur die
bei Mainz ^''^) gefundenen, die einen wertvollen Beitrag zur Kenntnis der
römischen Holzkonstruktion lieferten.
Unsere Kenntnis des Holzbaues schöpften wir früher im Wesentlichen
aus den spärlichen Nachrichten der alten Schriftsteller, den erhaltenen Wand-
malereien und Skulpturen ; eine Bereicherung haben uns in dieser Beziehung
besonders die Ausgrabungen der Saalburgbrunnen gebracht, von denen viele,
wie im Abschnitte XI, 2 ausgeführt ist, mit Holz verschalt waren und be-
arbeitetes wie nicht bearbeitetes Holz neben vielen eisernen Werkzeugen ent-
hielten. Wir werden im Verlaufe dieser Darstellungen sehen, daß sich in
"") Vergl. Hugo Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste
bei Griechen und Römern. Leipzig. B. G. Teuhner, 1879. Ich werde mich öfters auf
dieses treffliche Werk unter «Blümner» beziehen; auch die hier in Frage kommenden tech-
nischen Benennungen sind ihm zum Teil entnommen,
'^') Vergl. die Publikationen: «Die Rheinbrücke zu Mainz ein Römerbau» von
F. Schneider, im Korrespondenzblatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und
Alterthums vereine, 29. Jahrgang und «Die römische Rheinbrüeke bei Mainz» von Baurat
Heim und Dr. W. Velke. Mainz, Druck von Ch. v. Zabern, 1887.
Konstruktives, bauliche Details, Handwerkszeuge. 205
den Grundprinzipien der Holzkonstruktionen und in den zu diesen erforder-
lichen Werkzeugen seit 1800 Jahren nicht nur nichts geändert hat, sondern
daß sogar damals Werkzeuge im Gebrauche waren, welche vor denjenigen
der späteren Zeit bis zur ersten Hälfte dieses Jahrhunderts Manches voraus
haben. Eine durchgreifende Änderung tritt erst da ein, wo die maschinelle
Herstellung beginnt und durch die Benutzung von Steinkohlen und die Ver-
vollkommnung in der Bearbeitung des Rohmaterials neue Gesichtspunkte ge-
wonnen werden. So lange jedes einzelne Werkzeug mit der Hand gemacht
wurde und wird, und so lange der Handwerker auf dem Holzkohlen feuer sein
Hand Werksgerät selbst nur mit Zuhilfenahme von Hammer und Zange her-
stellt, wird es immer die einfache Form behalten, die es schon seit Jahr-
tausenden hatte, vom ältesten Steinbeile bis zum kompliziertesten Geräte,
Tacitus, Vitruv und andere Schriftsteller sprechen vom Holzbau. Plinius
sagt Xn, 2: «Mit Bäumen bauen wir Häuser». Daß die Römer in dem
holzreichen Taunus damit gebaut haben, ist zweifellos und auch schon bei
der Besprechung der Baumaterialien gesagt worden. Auch steht fest, daß sie
diese Bauweise bei den Eingesessenen angetroffen haben, wie verschiedentlich
berichtet wird. Herodian (VII, 2) sagt: «Das Feuer verzehrt gar leicht die
Städte und Gebäude der Germauen, denn sie sind selten von Steinen oder
Ziegeln; weil sie dichte Wälder und also Überfluß an Holz haben, so fügen
sie dieses zusammen, passen es ineinander und machen sich Hütten». Auch
wissen wir, daß die Deutschen in den Provinzen, in denen sie mit Römern
zusammenwohnten, die, wo es möglich war, lieber mit Steinen bauten, ihre
Wohnungen nur aus Holz errichteten, da sie eine große Abneigung gegen
Steinbauten hatten. Die Folge davon war, daß in Deutschland der eigent-
liche Steinbau für Wohnhäuser erst im Mittelalter Anwendung fand. Wohl
mögen die Römer bei den Germanen und auch durch ihre Hilfskohorten, die
im Ilolzfachbau und besonders im Blockhausbau sicherlich eine große Fertig-
keit hatten, Manches gelernt und ihren Bedürfnissen entsprechend weiter
entwickelt haben, doch brachten auch die besseren Werkzeuge der Römer
eine Vervollkommnung der Holzkonstruktionen von selbst mit sich.
Ich wende mich zunächst zur Gewinnung des Holzes in den Wäldern
und zu seiner ersten Bearbeitung, der Herstellung von Balken, einer Arbeit,
die früher von Holzhauern und jetzt immer mehr durch die Schneide- oder
Sägemühlen geliefert wird. An den unbearbeiteten Stücken aus den Brunnen
ist leicht erkenntlich, daß die Säge noch wenig gebraucht wurde und daß, wie
heute noch bei den Ansiedlern in Amerika, Äxte, Keile und Spaltmesser die
wichtigsten Werkzeuge zur Zerkleinerung des Holzes waren; auch die er-
hobenen Werkzeuge selbst bestätigen dies vollkommen ^^^). Auf Textfigur 27 sind
"2) Die in den Textfiguren 27, 28, 29, 32, 34 und 35 zusammengestellten "Werkzeuge
sind in einem ungefähren Maßstabe von 1 : 8 abgebildet. Zum besseren V^erständnisse der
Werkzeuge und ihrer Anwendung wurden die fehlenden Stiele, Griffe etc., die nur aus
Holz bestanden haben können, ergänzt gezeichnet. Die in dem Eisen vorhandenen Löcher und
Haften sowie die in Brunnen gefundenen Griffe gaben dafür vollständig sichere Anhaltspunkte.
206
Technische Ergehnisse.
_- _-w— li^juwa
6.
Fig. 27. Werkzeuge zur Bearbeitung des Holzes.
solche, die sich zum Fällen, Spalten und Bearbeiten des Holzes eignen, zu-
sammengestellt. Zu den Abbildungen wurden nur Funde von der Saalburg
benutzt, doch sei gleich bemerkt, daß sich bei den Grabungen am Limes ^^^),
mit Ausnahme einiger Seltenheiten von der Saalburg, genau dieselben Werkzeuge
fanden. Auch das römisch -germanische Central -Museum in Mainz birgt
eine große Zahl, von denen viele aus den Brückenpfeiler-Fundamenten der
Rheinbrücke bei Mainz stammen und ebenfalls als authentisch anzusehen
sind^^"*). Äxte {ascia), wie sie für das Ausmachen und Fällen der Bäume
sowie für die sonstige Bearbeitung in erster Linie erforderlich sind, finden
sich auf der Textfigur 27, Nr. 5 — 7 abgebildet; vergleiche hierzu Tafel XXXIII,
Nr. 11 — 15. Auch die auf Textfigur 32, Nr. 1 abgebildete Doppelhacke {do-
labra), die auf einer Seite axt- oder beilförmig, auf der anderen hackenartig
ist, kann dazu gerechnet werden"^). Es sind dies alles Werkzeuge, wie sie
der Holzhauer zu demselben Zwecke heute noch gebraucht; nur in der
praktischen Form der Aexte (Textfigur 27, Nr. 5 — 7) liegt ein Unterschied,
der zu Gunsten der römischen spricht. Durch die Lage des Stielloches an
'") Die in Pompeji ausgegrabenen eisernen Werkzeuge zeigen dieselben Formen.
>'*) V'ergl. auch Dr. Lindenschmit, Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit.
Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge. 207
einer mehr nach der Mitte zu gelegenen Stelle konnte die Axt zugleich als
«Schlag» dienen; auch die mehr spitzwinklige Abschrägung des Hauptes
ist vorteilhafter als die rechtwinklige und verhindert beim Gebrauche die
sogenannte «Schw^ammbildung». Die praktischen Amerikaner verwenden zum
Holzfällen ähnliche Äxte, neuerdings werden solche auch bei uns in den Handel
gebracht.
Zum Spalten des Holzes dienten in erster Linie die Keile {cnnei),
welche in verschiedenen Größen und Formen gefunden worden sind. Nr. 1 auf
Textfigur 27 ist massiv, Nr. 2 hat eine Tülle, in der ein Holz eingesetzt war;
für das Einschlagen der Keile sind Holzschlägel, sogenannte «Klopfhölzer»,
am vorteilhaftesten ; es kann nach den gefundenen Holzteilen und eisernen
Beschlägen (Ringen) ihre Verwendung am Limes und der Saalburg als sicher
angenommen werden. Bei den schon oben erwähnten Funden im Rheine
bei Mainz ist ein vollständig erhaltener Holzschlägel, der den eingeritzten
Namen der XIHL Legion trägt, erhoben worden.
Außer Spaltmessern (Textfigur 27, Nr. 3), die für kleinere Arbeiten
dienten, besitzen wir einen Holzspalter, der an einem Ende ein Loch zur
Aufnahme eines Holzstieles hat (Textfigur 27, Nr. 4, mit einem Holzgriff er-
gänzt, vergleiche Tafel XXXIII, Nr. 17). Es ist dies ein Werkzeug, welches
in waldreichen Gegenden Deutschlands und Amerikas heute noch genau
ebenso zum Spalten des Holzes und besonders zur Herstellung von Schindeln
gebraucht wird und daher den Namen «Schindelmesser» führt. Der höchst
seltene Fund würde schon genügen, um zu beweisen, daß die Römer ihre
Bauten an der Saalburg mit gespaltenen Schindeln bedeckten, was auch durch
deren Vorkommen in Brunnen bestätigt wird. (Taf. XIV, Fig. X und XI.)
Aber nicht allein Schindeln und kleinere Brettstücke wurden durch Spalten
hergestellt: die Brunnenausschalungen, die uns Hunderte von gespaltenen
eichenen Bohlen lieferten, beweisen, daß die Römer diese Technik allgemein
anwandten und großes Geschick darin besaßen ^''^); es wurden solche ge-
spaltene, 3 — 10 cm dicke Bretter bis zu einer Länge von 2,40 m und bis zu
einer Breite von 0,40 m gefunden. Bei den Zimmerleuten und Schreinern
unserer Zeit ist diese Methode, das Holz zu Brettern zu zerlegen, durch die
vervollkommneten Sägeeinrichtungen allmählich verdrängt worden, dagegen
wird sie bei den Küfern zur Herstellung von Dauben heute noch geübt.
Gesägte Balken sind nicht vorgekommen, dagegen einzelne Bretter, welche
die Anwendung der Säge [serra) am Limes auch für solche Zwecke be-
glaubigen dürften. Daß die Römer die sogenannte «Schrotsäge», mit welcher
man Baumstämme in Bretter schneidet, kannten, geht aus antiken Dar-
stellungen und den Funden von Pompeji hervor, vergleiche auch Bich a. a. 0.
S. 564. Von Sägen wurden an der Saalburg nur einzelne Bruchstücke mit
verschiedenen Zahngrößen und Verschränkungen zu Tage gefördert (Text-
es) Schliemann fand in der 6. Stadt Troja der Form nach genau dieselben Werkzeuge
in Bronze; sie befinden sich jetzt im Museum für Völkerkunde in Berlin, Nr. 971 und 972.
176) vergi. auch Blümner, a. a. O. II. S. 299.
208 Technische Ergebnisse.
figur 28, Nr. 26 und 28 und Tafel XXXIV, Nr. 5 und 6). Zu der auf
Textfigur 28, Nr. 26 rekonstruierten Säge ist der gut erhaltene, in einem
Brunnen gefundene Holzgriff benutzt worden, wodurch sich die gezeichnete
Form von selbst ergiebt; sie weicht etwas von den modernen Sägen, die
zwischen Steg und Spannseil einen größeren Zwischenraum haben, ab, da-
gegen entspricht sie den antiken Abbildungen^").
Am meisten fand das Behauen des Holzes Anwendung; die als Brunnen-
roste erhaltenen Bohlen zeugen von großer Fertigkeit, ebenso wie die be-
schlagenen Balken, welche die Römer zum Bau der Roste für die Brücke
bei Mainz verbrauchten. Die Werkzeuge zum Behauen und Beschlagen sind
vorzüglich und bis zur Stunde noch nicht übertroffen worden. Auf Text-
figur 27 sind unter Nr. 8 — 11 vier charakteristische Arten von solchen,
die man als «Breitbeile» bezeichnet, abgebildet. Nr. 8 scheint, obgleich in
ähnlicher Form jetzt noch in der Südschweiz und in Italien im Gebrauch,
die älteste Form zu sein. Das Stielloch (die Tülle) ist wie bei den vor-
römischen Kelten von oben angebracht und mit einer Ose versehen, durch
welche man einen Riemen oder Strick zog, der um den Stiel geschlungen
den Letzteren festhielt. Von Bronzekelten, die in Pfahlbauten erhoben wurden,
ist diese Befestigungsart bekannt. Die Breitbeile Nr. 9 und 10 haben die
bei uns übliche Form. Das Stielloch von Nr. 9 weicht in seiner Richtung
von der Beilfläche ab, der Stiel erhält durch seine schräge Stellung eine seit-
hche Neigung, wodurch die Hände des Zimmermanns von dem zu beschlagenden
Balken abgewendet werden und eine Verletzung selbst bei ungeschickter
Handhabung nicht leicht möghch ist. Interessant sind die «rechten» und
«linken» Beile; Nr. 8 gehörte einem Arbeiter, der mit der linken, Nr. 9 einem
solchen, der mit der rechten Hand besser hantieren konnte; auch heute noch
sorgt die Fabrikation für links- und rechtshändige Werkzeuge. Nr. 11 ist
ein kleineres Breitbeil, wohl mehr für einen Schreiner als für einen Zimmer-
mann; Nr. 12 kann als ein gewöhnliches Handbeil bezeichnet werden, das
ebensogut für den Hausgebrauch als für Handwerker zu benutzen war.
Weitere Werkzeuge waren damals und sind noch heute für die besagten
Hantierungen nicht erforderlich.
Zu Werkzeugen ähnlicher Art gehören ferner: Der Meißel (tornus), der
schon in der Stein- und Bronzezeit eine Rolle gespielt und sich in seiner Form
seit der Urzeit kaum geändert hat. Der Zimmermann braucht ihn zum
Lochen, Stemmen, Stechen etc. Man unterscheidet Meißel, Breitmeißel, Loch-
beutel, Stemm- und Stecheisen. Auf Tafel XXXIV stellen Nr. 21—24
Breitmeißel, Nr. 25, 30 und 31 Lochbeutel, Nr. 27—29, 32—34 Stemm-
und Stechmeißel, Nr. 13, 19 und 20 Hohlmeißel dar. Die Textfigur 28 zeigt
noch eine Anzahl verschiedener Meißel, von welchen der große Breitmeißel
Nr. 3, die Lochbeutel 2, 4, 11, 12 und die Stecheisen Nr. 1, 5 und 10 unsere
'") Eine solche verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Otto Donner von
Bichter aus Frankfurt, der sie einem Relief im Vatikan, welches das Werkzeug eines
Bildners, des Frilis Marcus Antonius Andronicus, in Buchenholz darstellt, entnommen hat.
Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge.
209
Fig. 28. Werkzeuge zur Bearbeitung des Holzes.
Aufmerksamkeit verdienen; einzelne Meißel sind ganz aus Eisen, andere hatten
Holzgriffe. Ein kombiniertes, auch heute noch angewendetes Werkzeug, das
teilweise den Meißel ersetzt, ist die zweiseitige Loch- oder Queraxt, Text-
figur 27, Nr. 13; sie besteht aus Meißel und Lochbeutel und wird haupt-
sächlich vom Zimmermann zum Lochen der Balken gebraucht. Weitere
Werkzeuge für den Zimmermann sind die Bohrer, die auch der Schreiner
nicht entbehren kann; diejenigen für den Letzteren haben ein kleineres Format.
Der Löffelbohrer kommt am häufigsten und in sehr verschiedenen Größen
vor, 0,10 bis 1,30 m lang. Seine Form ist uralt, ScMiemann fand einen solchen
aus Bronze von 0,20 m Länge in der 2. Stadt von Troja (jetzt im Museum
für Völkerkunde in Berlin, Nr. 6775); in seiner Gestalt entspricht er genau
den eisernen von der Saalburg. Auf Tafel XXXIV, Nr. 7 und 9, und auf
Textfigur 28, Nr. 17 und 19, finden sich derartige Löflfelbohrer in ver-
schiedenen Größen. Besonders bemerkenswert ist Nr. 7 auf Tafel XXXIV,
der schon bei dem Brunnen Nr. 16 erwähnte Deichelbohrer,
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg. 14
210
Technische Ergebnisse.
Außer diesen Löffelbohrcrn, die jetzt noch genau in derselben Weise
fabriziert werden, ist ein heutzutage viel verwendeter Gewind- oder Dollen-
bohrer (Taf. XXXIV^ Nr. 8 und Textfigur 28, Nr. 18) bis jetzt nur in einem
Exemplare gefunden worden. Die sehr langen Löffclbohrer können kaum einen
anderen Zweck als den zum Bohren von Röhren gehabt haben. Die anderen
kamen in ihrer Mehrzahl bei dem Holzbau in Anwendung, doch waren sie
auch für den Stellmacher — den Wagner — zum Durchbohren der Naben
und Achsenschemel notwendig. Aus dem Vorhandensein dieser Bohrer läßt
sich der Schluß ziehen, daß einesteils bei den Holzkonstruktionen viel-
fach Bohrungen stattgefunden haben müssen und hölzerne Nägel — Dübel — ,
wie jetzt noch im Fachwerksbau und bei Dachkonstruktionen, angewandt
wurden; andernteils beweisen die vielen kleinen Bohrer, daß zum Einschlagen
der Nägel, die nach der Untersuchung von Spannagel (vergl. S. 203) zum
direkten Einschlagen zu weich waren und sich, ohne umzubiegen, nicht leicht
verwenden ließen, besonders für das harte Eichenholz ein Loch vorgebohrt
werden mußte. Zu diesem Zwecke, dem Vorbohren oder Vorschlagen können
auch die so vielfach ausgegrabenen pfriemenartigen Werkzeuge — die Durch-
schläge - Tafel XXXIV, Nr. 14 und 15 und Textfigur 35, Nr. 16 und
20—22, gerechnet werden.
Fig. 29. Werkzeuge zur Bearbeitung des Holzes.
Eiserne Hämmer sind im Allgemeinen wenige gefunden worden ; einige
sind bei den Werkzeugen für Schreiner, Textfigur 29, Nr. 21 und 22, und für
Maurer, Textfigur 32, Fig. 5— 9, dargestellt; es scheint, daß für den Zimmer-
mann die größere, für den Schreiner die kleinere Axt, die auf einer Seite
hammerartig ausgebildet und gestählt war, genügte. Der Holzhammer oder
das Klopfholz (Textfigur 34, Nr. 1) wurde, wie antike Abbildungen zeigen,
Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge. 211
zum Lochen der Hölzer wie auch heute noch angewendet, was sicli schon
an den gefundenen Meißeln, die selten an ihrem Haupte umgeschlagen sind
und keinen sogenannten «Schwamm» haben, erkennen läßt.
Was die eigentliche Konstruktion betrifft, so ist im Vergleich mit den
jetzigen Holzverbindungen wohl kaum ein Unterschied nachzuweisen. Wie
bereits im vorigen Kapitel ausgeführt ist, lieferte die Eiche das eigentliche
Bauholz, das sehr dauerhaft ist und sich infolge seiner großen Druckfestigkeit
für Ständer, Stiele, Schwellen und Streben besonders eignete. Da Eichen-
holz jedoch, seiner geringen Biegungsfestigkeit wegen, zu großen freitragenden
Balken nicht gut verwendbar ist, halfen sich die Römer damit, daß sie den
Gebälken kräftige Unterzüge und Pfosten gaben, oder dieselben, wie beim
Magazinbau des Kastells, zur Auflage der durch die Fruchtvorräte schwer
belasteten Gebälke, durch viele Quermauern unterstützten. Das Holz war be-
hauen, oder, wie der technische Ausdruck lautet, «beschlagen». Sämtliche
Hölzer mußten des Verbandes wegen möglichst scharfkantig sein. Welch
große Fertigkeit die römischen Soldaten in dem Beschlagen von scharfkantigen
Hölzern hatten, beweisen die schon oben besprochenen Grenzhügel mit ihren
Löchern, die durch das vermoderte Holz in rechteckigem, scharf winkligem
Querschnitte uns erhalten geblieben sind und für ein tadelloses Beschlagen
der Hölzer sprechen. Es versteht sich von selbst, daß daneben sowohl un-
beschlagenes und nicht entrindetes Holz, als auch die Bäume im Naturzu-
stande verwandt wurden. Das dürfte besonders bei den ältesten Bauten, den
einfacheren Wohnungen und Blockhäusern der Fall gewesen sein. Auch wir
würden heute in waldreichen Gegenden zu diesem Zwecke das Rundholz zur
Errichtung kleinerer Häuser benützen, um so mehr als der unbeschlagene
Balken erheblich tragfähiger ist und geringere Querschnitts-Dimensionen verlangt.
Es scheint, daß auch schon bei den Römern die Bearbeitung des Holzes
in verschiedene Zweige derart geteilt war, daß das Zimmer- und Schreiner-
handwerk jedes für sich allein bestand. Bei uns hatten sich im Mittelalter
durch das Zunftwesen die einzelnen Handwerke in diesem Sinne gestaltet,
und es waren enge Grenzen gezogen, die im Großen und Ganzen heute noch
innegehalten werden. An der Saalburg mag eine so scharfe Scheidung der-
selben nicht bestanden haben, weil dort in erster Linie die Handwerker-
Abteilung der Besatzung derartige Arbeiten verrichtete; da jedoch jeder Zweig
gewisse Fähigkeiten, Geschicklichkeit und Übung erforderte, wird wohl zwischen
Zimmerleuten und Schreinern auch ein Unterschied gemacht worden sein.
Im Allgemeinen werden dem Zimmermann die Zurichtung des Holzes, die
Zusammensetzung der Balken und die Herstellung des Daches, also die gröberen
Arbeiten zugewiesen, während dem Tischler diejenigen des inneren Ausbaues,
die Ausstattung der Räume und die Herstellung von Geräten, Möbeln u. a.,
d. h. die feineren Arbeiten, bleiben. Die für beide Handwerke nötigen Utensilien
sind in solcher Reichhaltigkeit bei uns gefunden worden, daß man ein Zimmer-
und Schreinergeschäft heute noch vollständig damit ausstatten könnte; es
dürfte kaum ein Werkzeug fehlen. Fast die meisten der zu den Arbeiten
14*
212
Technische Ergebnisse.
des Beschlagens nötigen Werkzeuge werden übrigens vom Zimmermann und
Tischler geraeinsam ge])raucht, docli hat jeder nach seinem (Jewerbe einige
ihm besonders eigentümliche.
Bevor ich zur Aufzählung der Werkzeuge des Ersteren schreite, schicke
ich noch diejenigen Gegenstände voraus, die für jedes Handwerk unentbehrlich
sind, die Meßinstrumente. Maßstab, Lineal und Winkel werden
meistens aus Holz gewesen sein, doch hatte man auch solche aus Bronze,
wie sie im National-Museum zu Neapel sich vorfinden. Hierzu gehören ferner
Senkblei und Zirkel. Von Ersterem besitzen wir mehrere Exemplare aus
Eisen mit Ösen zur Aufnahme der Schnur (Tafel XXXIV, Fig. 2) und Text-
figur 32, Nr. 23, ein rundes Lot aus Blei und Eisen (Textfigur 28, Nr. 29)
und einen sehr sauber gearbeiteten Senkel aus Bronze (Taf. XXXIV, Nr. 1
und Textfigur 28, Nr. 30). Im Gegensatz zu den Ersteren, die wohl aus-
schließlich dem Maurer, Steinmetzen und Zimmermann dienten, scheint der
Letztere eher einem mathematischen Instrumente anzugehören; er trägt eine
leider nicht lesbare punktierte Inschrift. Auch der unentbehrliche Zirkel ist
vertreten; zwei derbe eiserne für den Handwerker zeigt Textfigur 29 in Nr. 18
und 19 und Taf. XXXIV, Nr. 3; besonders bemerkenswert ist der wohl-
crhaltene Keduktionszirkel aus Bronze: Textfigur 29, Nr. 20, der zur Ver-
größerung im Verhältnis von 1:3 diente, aber nur zu zeichnerischen Zwecken
gebraucht worden zu sein scheint. Solche Instrumente finden sich auf vielen
Grabsteinen von römischen Architekten und Steinmetzen abgebildet, beispiels-
weise auf einem solchen im Museo Capitolino (s. Ditrm, Baukunst der Römer,
Fig. 322, und Blümner, Bd. III, Fig. 2, S. 91).
9. ^W^ -«0. -»L^^aiP^ '^^■i^ihk
Fig. 30. Holzverbindungeu (Ztmmerarbeiteu). Vw der nat. Größe.
Der Verband der Hölzer unter sich durch den Zimmermann geschah
außer durch hölzerne und eiserne Nägel vielfach mit eisernen Klammern.
Tafel XXXXIII zeigt in Nr. 1 und 18 Holzklammern, welche dazu be-
stimmt sind, Hölzer zusammenzuhalten; Nr. 25 ist eine Klammer, die auf
der einen Seite zum Einschlagen in das Holz, auf der anderen Seite zum
Einsetzen in einen Haustein bestimmt war und den Zweck hatte, Holzbalken,
Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge. 213
wahrscheinlich eine Mauerlatte, mit einem Steine zu verankern, Nr. 10 hatte
einen ähnlichen Zweck.
Auf der Saalburg, wie auch neuerdings in den Liraeskastellen des
Taunus, «Feldberg», « Alteburg -Heftrich» und «Zugmantol», sind sehr viele
eiserne Klammern in allen Größen mit den verschiedensten Biegungen ge-
funden worden, die nicht allein bestätigen, daß das Eisen zum Holzbau
ausgedehnte Verwendung gefunden hat, sondern auch Anhaltspunkte über
die Stärke des Holzes und die Konstruktionsweise geben. Es läßt sich hieraus
und aus anderen Beobachtungen für die Verlängerung, Verstärkung und Ver-
bindung von Balken und Stützen (Textfigur 30) annehmen, daß die jetzt noch
üblichen: Grader und schräger Stoß mit Verklammerung (Nr. 1 und 2),
Schwalbenschwanz (Nr. 9 und 10), Verzapfungen (Nr. 7), Schlitzzapfen (Nr. 4
und 8), Überblattungen oder Überschneidungen (Nr. 3 und 5), Verkämmungen
(Nr. 11) und Verdübelungen (Nr. 12) damals wohl bekannt waren.
Auf den Tafeln IX— XI und XX sind Balkenlagen, Fachwände, Pfosten-
stellungen, Dach werke etc., wie sie nach den obigen Darlegungen gedacht
werden können, dargestellt. Das beliebte römische Motiv, das «Andreaskreuz»,
wie wir es von der Trajanssäule und aus römischen Wandmalereien kennen,
ist auch hier, wie bei der Rekonstruktion der Forta principalis dextra, Text-
figur 11, berücksichtigt und besonders als Brüstungsabschluß verwendet.
Für die Arbeiten des Schreiners wurden eine Anzahl Werkzeuge,
die zerstreut auf den Tafeln und auf der Textfigur 29 zusammengestellt sind,
gefunden. Aus diesen Werkzeugen und mit Zuhilfenahme der einzelnen Holz-
funde der Brunnen läßt sich erkennen, daß an der Saalburg Schreinerarbeiten
hergestellt wurden, die den unseren kaum viel nachstehen dürften. Auch er-
sieht man, daß die Römer viele Gegenstände aus Holz für den Hausbedarf
angefertigt haben, und daß überhaupt mehr hölzerne Geräte im Gebrauche
waren, als man gewöhnhch annimmt. Teller, Schüsseln, Trinkbecher und
Löffel w^aren zweifellos teilweise aus Holz hergestellt (vergl. Taf. LXXX, Fig. 4),
nicht minder auch Geräte für den Garten- und Ackerbau (vergl. Taf. LXXX,
Figur 2).
Betrachten wir zunächst die Werkzeuge. Textfigur 28, Nr. 23 und 24,
stellt eine sogenannte «Hebe» dar, ein Werkzeug, das dem römischen Wald-
arbeiter ebenso wie dem heutigen beim Holzfällen, Abhauen der iiste etc.
unentbehrlich war und ist. Man kann aber auch die Hebe^^^), die an den
Limeskastellen in verschiedenen Größen gefunden wurde, dem Schreiner zu-
rechnen, der dieses Werkzeug für Bearbeitung von kleineren Holzsachen trefflich
zu handhaben weiß. Ich habe in der CampBgna italienische Handwerker
gesehen, die mit dem scheinbar so einfachen Geräte Hütten bauten und
Bänke und Stühle anfertigten ; es mag daher auch schon den Römern zu ähn-
lichen Zwecken gedient haben.
178) Vergl. Lindenschmit, Alterthünier unserer heidn. Vorzeit, Bd. III, Heft HI,
Taf. IV, Fig. 8-13 und 18-20.
214 Technische Ergebnisse.
Der Schreiner gebraucht vielfach dieselben Werkzeuge, wie sie bereits
oben bei den Zimmerarbeiten besprochen wurden: Hämmer, Beile, Meißel,
Stemmeisen, Lochbeutel, Bohrer etc., nur sind sie zierlicher und für feinere
Arbeiten berechnet. Eine solche kleine Axt ist auf Textfigur 29, Nr. 21,
gezeichnet; ihre Form entspricht genau den größeren auf Textfigur 27,
Nr. 5-7.
Einzelne löffelartige Meißel (Hohlmeißel) für Bildhauerarbeit und zum
Stechen von Hohlkehlen sind ebenfalls gefunden (Taf. XXXIV, Nr. 13, 19
und 20); Nr. 19 dürfte zum Drehen des Holzes gedient haben.
Das wichtigste Werkzeug des Schreiners ist der Hobel (runcma), der
samt seiner Handhabe auf antiken Reliefs und Wandmalereien öfters dar-
gestellt ist^^^). Vollständig erhaltene Werkzeuge dieser Gattung sind selten
und nur dann gefunden, wenn das Gestell ganz oder größtenteils aus Eisen
bestand. Wir besitzen von den letzteren zwei Stück im Saalburg-Museum ^^*')
(vergl. Textfigur 29, Nr. 6 und 10). Lindenschmit hat diese Hobel in seinem
Werke: Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit, Bd. IV, Taf. 21, Fig. 3—5
veröffentlicht, dabei aber irrtümlicher Weise beide zu einem vereinigt und als
ein Werkzeug dargestellt; er war wahrscheinlich durch die in Köln ge-
fundenen eisernen Hobel, welche auf demselben Blatte unter Nr. 1 und 2
wiedergegeben sind, in'e geleitet worden. Außer diesen Hobeln, von denen
Nr. 6 als «Rauhbank» und Nr. 10 als «Zahnhobel» zu bezeichnen ist, ver-
danken wir den Saalburggrabungen eine große Anzahl Hobeleisen, aus denen
sich nicht allein die Konstruktion des Gestells, sondern auch ihre Verwendung
feststellen läßt. Die Nummern 4 — 7 der Textfigur 29 sind Eisen zum Hobeln
von glatten Flächen, Nr. 8 zur Herstellung von Nuten, 12—14, 23 und 24
zur Erzielung von Profilen und 11 zum Zähnen der Holzflächen.
Aus dem letztgenannten Werkzeuge ersehen wir, daß die Römer auch
bei uns fournierte Arbeiten gefertigt haben. Zu diesem Hobeleisen, das einen
Namensstempel trägt, ist auch das eiserne Hobelgestell (Nr. 10) gefunden
worden; die Stellung des Eisens ist fast senkrecht, und man sieht hieraus
schon, daß dieser Hobel nur zum Rauhmachen von gehobelten Brettern, die
zu verleimen oder mit Fournieren zu versehen waren, gedient haben konnte.
Die Technik des Leimens wird schon bei Homer erwähnt, auch befinden sich
an den griechischen Holzsärgen von Kertsch, die in der Eremitage zu Peters-
burg aufbewahrt sind, aufgeleimte dünne Hölzer (Fourniere). Blümner (Bd. II,
S. 310) giebt einige Notizen über das Zusammenleimen verschiedener Holz-
arten. Nr. 9 zeigt einen Falzhobel, dessen Gestell einem Relief nachgebildet ist.
Das dazu gehörige Eisen, welches durch einen Holzkeil festgehalten wird, ist
"ä) Vergl. 0. Jahn, «Darstellungen antiker Reliefs, welche sich auf's Handwerk be-
ziehen», Bericht der phil.-liist. Classe der Kgl. Sachs. Gesellschaft der Wissenschaften 1861;
und Blümner, Technologie, Band IT, S. 227. Das National-Museum zu Neapel besitzt einen
stark zusammengerosteten Hobel aus Pompeji.
'*o) Gefunden in einem Keller auf dem «Steinkritz», südlich der Saalburg unweit
Homburg, und bereits von mir veröffentlicht: Westdeutsche Zeitschrift IV, Taf. VI. 1—4.
Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge.
215
durch einen seitlichen Absatz interessant; dieser hat, wie der an Nr. 14 ange-
brachte, den Zweck, das Eisen bequem herausschlagen und stellen zu können.
Eiserne Hobelgestelle waren meines Wissens nach der Römerzeit nicht
mehr im Gebrauch , doch liefert neuerdings Amerika solche, die unseren
römischen sehr ähnlich sind.
Auch bei den Hobeleisen, wie überhaupt bei allen Werkzeugen, zeigt
sich, daß die Römer es verstanden haben, ihre Handwerksgeräte nach Art
des Stahles zu härten (vergl. im Abschnitt «Baumaterialien» S. 203), sonst
hätten sich die feinen Zähne der profilierten Enden nicht so vorzüglich er-
halten, daß man sie jetzt noch benutzen könnte.
2,.
5.
6. 1.
Fig. 31. Holzproflle (Schreinerarbeiten). ^'6 der nat. Größe.
Die Profile, die sich mit den betreffenden Hobeln herstellen lassen, ent-
sprechen den jetzt noch üblichen Formen. Textfigur 31 enthält in einem
Maßstab von 1 : 5 nach den gefundenen Hobeleisen gehobelte Profile. Nr. 1 :
Falzen und Anschläge. Diese werden an Brettern und Rahmen durch
eine rechtwinkelige Vertiefung hergestellt, um den einzelnen Teilen ein
dichteres Anschließen zu sichern (Hobeleisen Nr. 9). Nr. 2 und 3: Nut
und Feder; sie haben denselben Zweck; bei Nr. 2 ist die Feder aus dem
Holze gehobelt, bei Nr. 3 dagegen besonders eingesetzt (Hobeleisen Nr, 8).
Nr. 4: Stab- und Hohlkehle dient ebenfalls dazu, den Wandverschalungen,
Thüren etc. einen besseren, zugfreieren Verschluß zu geben (Hobeleisen
Nr. 23). Nr. 5 — 8: verschiedene Kar niese und Hohlkehlen; sie bilden
deckende und säumende Glieder, wie sie für Thüren, Fenster, Holzdecken
und Möbel immer noch Verwendung finden (Hobeleisen Nr. 13, 14 und 24).
Zum Festhalten des zu bearbeitenden Holzes beim Hobeln wird jetzt
allgemein die Hobelbank benutzt; die Römer hatten hierzu eine einfachere
A'^orrichtung, besonders gebrauchten sie ein Eisen mit einem scharfen, gabel-
förmigen Ende, das auf ein schweres Holz eingeschlagen wurde, wie es auch
heute noch der Zimmermann unter dem Namen Spitzklammer kennt.
Von der Saalburg haben wir mehrere dieser Art, die auf Textfigur 29, Nr. 15,
16, 17 zusammengestellt worden sind. Nr. 15 giebt uns gleichzeitig die Art
an, wie sie befestigt werden, und wie der abzuhobelnde Diel eingesetzt wird.
Auf Textfigur 28, Nr. 25 ist ein beilartiger Hammer (Dechsel, Deissel
oder Dachsbeil, meist mit runder, krumm gestellter Schneide und kurzem
216 Technische Ergebnisse.
Stiele), wie er uns auf lömischen Reliefs so oft begegnet, und wie er in
mehreren Exemplaren gefunden wurde, abgebildet; dieses Werkzeug, das oft
mit dem Schusterhammer verwechselt wird, gehört zum römischen Schreiner-
und Wagner-Handwerkszeuge und diente auch dem Holzbildhauer, wie über-
liaupt zur Bearbeitung des Holzes (besonders zum Aushauen von Rinnen,
Hohlkehlen u- s. w.). Für letzteren Zweck wird er heute noch benutzt.
Auf Textfigur 29, Nr. 1 und 2, ist in zwei Formen ein sehr praktisches
Werkzeug mit gespaltener Schneide dargestellt, das wir jetzt «Nagelzieher»
oder «Brecheisen» nennen und zum Aufbrechen von Kisten und an Stelle
der Nagel- oder Beißzange auch zum Ausziehen von Nägeln verwenden. Bei
den Römern scheint es denselben Zweck gehabt zu haben; das Fehlen von
Beißzangen oder ähnlichen Werkzeugen bei unseren Funden, wie auch auf
antiken Abbildungen, macht es wahrscheinlich, daß die Römer nur diese
«Nagelzieher» gekannt haben.
Schließlich will ich noch ein Schnitzmessor, scalprum {Textfigur 29,
Nr. 3), erwähnen, das sich in der Form bis heute gleich geblieben ist und
welches der Bauer, sowie verschiedene Handwerker, Schreiner, Dreher, Wagner
und besonders der Küfer, jetzt noch benutzen.
Wie sich bei den Werkzeugen des Zimmermanns von deren Formen
ein Schluß auf die mannigfachen Konstruktionsweisen des Holzes ziehen läßt,
so nicht minder bei denen des Schreiners. Sie weisen uns besonders auf
gestemmte Arbeiten, Thüren mit Rahmen, Füllungen ^^^) etc. hin und be-
stätigen dadurch, was auch auf römischen Wandmalereien und Skulpturen
oft dargestellt ist. Eine genaue Betrachtung und ein Vergleich mit unseren
Arbeiten, besonders wenn wir die Ausstattung und Einrichtung unserer
Bauernhäuser ins Auge fassen, wird ergeben, daß in dieser Hinsicht sich
im Wesentlichen wenig geändert bat.
b. Konstruktionen in Stein.
Über Steinbauten sind wir durch die überall, besonders in Italien und
Frankreich, noch heute erhaltenen römischen Bauwerke und durch die schrift-
liche Überlieferung weit besser unterrichtet als über die Holzbauten; ich kann
mich daher kürzer fassen und auf das Hauptsächlichste beschränken. Im All-
gemeinen hat bereits von Cohmisen in der Zeitschrift für Bauwesen, Jahrgang
1887, Bd. XXXVII, ausführlich die Mauerverbände an alten Bauwerken des
Rheinlandes beschrieben und dabei auch der Saalburg mehrfach gedacht.
An unseren ältesten Bauten findet sich kein Mörtel, die Mauern be-
standen einfach aus großen, horizontal neben- und aufeinandergeschichteten
Steinen und waren höchstens mit dem an Ort und Stelle zur Hand liegenden
Lehm verbunden und ausgeglichen. Eine Verankerung und Befestigung mit
Hölzern, wie wir diese an den vorrömischen Ringwällen «Altkönig» und
181) Vergl. Overbeck-Mau, Pompeji, und Blümner, Technologie.
Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge. 217
«Gickelsburg» (S. 19) keimen gelernt haben, scheint nur in der ersten Zeit
üblich gewesen zu sein, wie bei der Beschreibung des Erdkastells S. 83 er-
örtert ist. Allerdings konnten solche Mauern aus ungefügem Materiale, wie
es der Quarzit ist, der nicht einmal eine Bearbeitung durch Eisen zuläßt,
nur geringe Höhe gehabt haben. Sie dienten ja auch meist nur als Unter-
lagen für die Schwellen der Holzbauten. Lehm, der in der ältesten Zeit bei
den Bauten der Griechen und Römer als Bindemittel zur Anwendung kam,
wurde an der Saalburg nur bei Feuerungsanlagen und dem Fachwerkbau
verarbeitet. Das wichtigste Bindemittel war der Kalkmörtel; er soll nach
Nisseti^^^) erst um 300 — 200 v. Chr. bei den Römern in Aufnahme gekommen
sein. Der zur Herstellung nötige Kalk wurde, wie schon gesagt, für die
Limesbauten des Taunusgebietes aus dem Mainzer Tertiärbecken entnommen;
an den rohen, ungaren, nicht gelöschten Knollen, die sich im Mörtel selbst
finden, läßt sich dies erkennen. Der Kalk wurde wie heute noch in Ofen,
die man in kalkreichen Gegenden in der Nähe von Römerbauten öfters ge-
funden hat, gebrannt ^^^). Über diese wie über das Löschen des Kalkes und
die Zubereitung des INIörtels geben Vitruv (II, 4 und 5) und PUnius (XXXV, 6
und XXXVI, 52) Anweisungen. Der gelöschte Kalk wurde für um so besser
erachtet, je älter er war, er sollte nach alter Vorschrift 3 Jahre eingesumpft
sein; an der Saalburg fanden sich Kalkgruben, in denen noch Reste von
gelöschtem Kalk vorhanden waren. Zur Herstellung eines guten Mörtels ge-
hört ein reiner, scharfer Sand. Die Vorschriften, die Vitruv II, 4 giebt, sind
heute noch maßgebend; er sagt: «Der beste Sand wird der sein, welcher, in
der Hand gerieben, knirscht, solcher aber, der erdig ist, wird keine Rauhig-
keit haben. Ebenso wird derjenige tauglich sein, welcher auf einem weißen
Gewände, auf das er geschüttet worden war, bei seiner Wiederentfernung
keinen Schmutz zurückläßt.» Wie schon bei den Mörtelmaterialien (S. 185)
gesagt wurde, war der bei den Saalburgbauten zur Verwendung gekommene
Sand meistens mit thonigen Bestandteilen vermischt, was auch vielfach mit
die Ursache der oft schlechten Beschaffenheit des Mörtels war. Eine chemische
Untersuchung des Letzteren hat leider noch nicht stattgefunden^^*). Die
Mischung dürfte aber mit der jetzt üblichen (1 Teil Kalk und 3 Teile Sand)
übereinstimmen. Nur sehr selten ist dem Mörtel Ziegelmehl zugesetzt; dieser
Zusatz gehört durchaus nicht zu den charakteristischen Merkmalen des
römisclien iMauerwerks. Nur da, wo er zur Herstellung von Estrich oder
Verputz von Wasserbehältern diente, sind kleine Ziegelstücke beigemengt.
•82) Pompejanische Studien von H. Nissen, Leipzig 1877.
'83) Über zwei ovale und zwei runde Kalköfen am Limes bei Osterburken vergleiche
den Bericht Schumachers im Limesblatt Nr. 4, Abschn. 38.
18*) Die Untersuchung von Mörtel römischer Aquädukte und des Kolosseums hat
ergeben: 6 — 7 o/o kohlensaure Kalkerde, 14 — 16 o/o Kalkerdesilikat, 1 1/2 o/o lösliche Kiesel-
säure, 2 0/0 Eisenoxyd und Thon und 75—75,5 0/0 Sand. Auch hat B. Dyckerhoff in Biebrich
Analysen mit römischem Mörtel von Bauten aus dem Rheinlande vorgenommen, die in der
Hauptsache mit den hier angeführten übereinstimmen; vergl. die oben erwähnte Arbeit
von A. von Cohausen über Mauerverbände.
218
Technische Ergebnisse.
Wie das Bindemittel, so ist auch das Mauerwerk im Allgemeinen schlecht,
nur dasjenige der Villa macht eine rühmliche Ausnahme; der Mörtel an
ihren, schon vor der Ausgrabung über der Erde hervorragenden Mauern hat
fast 2000 Jahre den Witterungscinflüssen Stand gehalten und ist hart wie
Stein. Zu demselben ist jedenfalls besonders viel Kalk und «rascher» Sand
verwandt worden. Die Fundamente reichen nicht immer bis auf den ge-
wachsenen Grund, sondern stehen oft nur auf dem Brandschutte, was dafür
spricht, daß die Häuser nicht hoch und in ihren oberen Teilen leicht in
Fach werk gebaut waren. Die untere Fundamentschicht besteht, wie fast
überall bestätigt wird, aus einer Stückung hochkantig gestellter Bruchsteine
ohne Mörtel. Dies hatte den großen Vorteil, die unterirdischen Wässer nicht
zu stauen und bei abschüssigen Lagen Rutschungen zu verhüten (Tafel XVIII,
Nr. 1, 2, 3). Diese lockere Steinpackung, die in ihrer Mitte eine kanalartige
Aussparung zeigt (Tafel XVIII, Nr. 3), ist, wie es bei den Kellern im Ab-
schnitte IX. 2 hervorgehoben wurde, mit unterirdischen, genügend tief liegenden
Kanälen verbunden (S. 115) und so dem etwa von den Dachtraufen ein-
Fig. 32. Maurenverkzeuge.
Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge. 219
dringenden Wasser ein rascher Abfluß geschaffen. Auch sind die Fundament-
grubeii von einer Ecke aus nach zwei Seiten hin derart ins Gefälle gelegt,
daß in der diagonal gegenüberliegenden Ecke ein tiefster Punkt erreicht wird,
in dem sich das Wasser sammelt, und von wo es fortfließt. Die Umfassungs-
mauern der aufgedeckten Keller würden sich kaum ohne schützendes Dach
konservieren lassen, wenn sie nicht in der besagten Weise aufgesetzt und
entwässert wären; der Regen würde die Räume bald füllen, das Wasser in
die Mauern eindringen und ihre baldige Zerstörung herbeiführen. An die
Stelle solcher Stückung tritt sehr oft eine Steinschotterung auf der Sohle der
Fundamentgruben, wozu wohl oft die Abfälle der Steinbrüche genommen
wurden. Diese Bauart, die ich auch an den Limes-Türmen vornehmlich fand,
wird heute noch in vielen Ortschaften gepflegt. Der Zustand unserer, auf
diese Weise konstruierten römischen Bauwerke spricht sehr für die Zweck-
mäßigkeit solcher Fundierung.
Die schon bei den Baumaterialien beschriebenen Mauersteine (Quarzite)
lassen sich nicht sauber und regelrecht mit dem Hammer bearbeiten, sie
sind daher ungleich — dick und dünn — , doch suchte der Maurer ziemlich
wagrechte Steinzeilen einzuhalten, wobei er gelegentlich 2 — 3 Steine aufein-
anderpackte oder 1 — 2 m lange Reihen auf die Hochkante stellte, um so
wieder auf die richtige Schichthöhe zu kommen. Eine ähnliche Stückung
und unregelmäßige Lagerung findet sich auch im Inneren der Mauern; der
Mörtel ist, wie sich aus den bei solchem Mauerwerk entstehenden leeren
Höhlungen und sehr dicken Lagerfugen erkennen läßt, lange nicht so flüssig
wie jetzt, sondern sehr steif vermauert worden. Die nicht selten aufgefundenen
Maurerkellen (Traufein — trulla), Tafel XXXV, Nr. 6—9 und Textfigur 32,
Nr. 12 — 17 haben meistens eiserne Stiele, sind schmal und konnten nicht
dazu dienen, den Mörtel zu schöpfen, sondern nur heranzuziehen und die
Fugen auszufüllen ^*^^). Es scheint, daß man, wie jetzt wieder, den Mörtel mit
eisernen Pfannen oder Holzkübeln aufgetragen hat. Maurerhämmer, geeignet
die Steine zuzurichten und fest in den Mörtel zu schlagen, wurden in den
letzten Jahren im Kastell erhoben. Sie sind wie die unsrigen und haben
sogar das moderne konische Stielloch, welches beim Gebrauche das Heraus-
schleudern des eisernen Hammers verhindert (Textfig. 32, Nr. 6 bis 9). Auch
alle dem Maurer sonst nötigen Werkzeuge wurden gefunden: eiserne Keile
(Nr. 10 und 11), schwerer Schlag (Nr. 5), Schippen (Schaufeln) (Nr. 2 und 3);
diese zeigen eine außerordentlich praktische Konstruktion, mit Schaftlappen
für die Befestigung des Stieles, eine Einrichtung, die jetzt wieder Platz zu
greifen beginnt. Nr. 4 giebt eine Hacke wieder, welche beim Ausschachten
der Fundamentgruben und anderen Erdarbeiten benutzt wurde.
185) Die ägyptischen Kellen sind in der Form ähnlich, aber schwerer, sodaß sie
zum Auseinanderstreichen des Mörtels, wie zum Abhauen und Festschlagen der Steine
benutzt werden konnten. Franz Pascha, Direktor des technischen Bureaus im Wakf-
Ministerium in Kairo, hat unserem Museum zum Vergleich zwei solcher ägyptischer Kellen
übereandt.
220
Technische Ergebnisse.
An der Satilburg, am Limes und in dem Tauniisvorlande sind ver-
schiedene Mauerverbände zur Herstellung von Bruchstein-Mauerwerk in An-
wendung gekommen; sie lassen sich etwa in folgende vier Hauptiirten
einordnen :
1. Mauerwerk ohne Mörtel, mit unregelmäßig, aber möglichst hori-
scontid gelegten Bruchsteinen; wir finden solches an den Zwischenkastellen
und zu den Fundamenten von Holzbauten an der Saalburg verwendet.
3 01:.
Fig. 33. Mauer in unberührtem Zustande. (Nach einer Pliotographic aus dem Jahre 185S.)
2. Mauerwerk mit unregelmäßigem Verband (opus incertum); das
Steinkastell sowie die Massivbauten sind in dieser Weise errichtet. Text-
figur 33, nach einer Photographie hergestellt, die Hahcl 1858 von damals aus-
gegrabenem Mauerwerke hat anfertigen lassen, giebt davon eine Probe. Auf
Tafel XVin, Nr. 1 — 3, finden sich Ansichten und Querschnitte mit dem
inneren Verbände der Mauern des Kastells, der Villa und der Keller dar-
gestellt. Außerdem zeigen die Textfiguren 6 — 13 und 16—18 verschiedene
Abbildungen von der eben besprochenen Art von Mauerwerk.
Konstruktives, bauliche Details und Plandwerkszeuge. 221
3. Quadermauerwerk (Handquader -Verband: Tafel XVIII, Nr. 4).
Es kommt an der Saalburg an den Eingängen und den Turmeeken vor und
ist von behauenen und winkelrecht zugerichteten Vilbeler Sandsteinen und
Basalten hergestellt. In den südöstlich von Homburg aufgedeckten römischen
Kellern, wie an denjenigen in Heddernheim, findet sich der Handquader-
verband für das Mauerwerk allgemein angewandt.
4. Fischgräten-Verband (opus spicatum). Dieses, mit kleinen Steinen
fiscligrätenartig schräg gegeneinandergestellte Mauerwerk kommt an der Saal-
burg nur vereinzelt vor (Tafel XVIII, Nr. 5), in der Regel nur zur Ausgleichung
der Schichten ; an den Limestürmen der Rheinstrecke tritt er häufiger und in
größeren Absätzen auf, anscheinend um eine Verspannung im INIauerwerk
herbeizuführen. Vollständig ausgebildetes Opus spicatum, wie z. B. an der
mittelalterlichen Burg Königstein im Taunus, hat sich weder an der Saalburg,
noch an anderen Limesbauten der Taunusstrecke gefunden, ebensowenig das
bei den Römern beliebte Netzraauerwerk — opus reticulatum — , das in Rom
und Pompeji häufig vorkommt. Dagegen fand diese eigentümliche Technik
an der «Teufelsmauer» Verwendung. Ich sah bei einem Besuche derselben im
Jahre 1885 in der Nähe von Schwabsberg bei Ellwangen die sehr gut er-
haltenen Reste eines mit der Limesmauer verbundenen Bauwerkes, dessen
Außenwände mit Netzwerk tadellos in Kalktuffsteinen ausgeführt waren ^^").
Nach den gemachten Beobachtungen und den Darstellungen auf der
Trajanssäule scheint der Mauerbau der Kastelle ungefähr in folgender Weise
vor sich gegangen zu sein: Ist die Mauer mit Handquadern, wie z. B. am
Amphitheater in Trier, bekleidet, so sind diese schon im Steinbruche her-
gerichtet, im anderen Falle sind die größeren Kopfsteine schon von den
kleineren Füllsteinen gesondert ; sie werden auf der Mauer, die als Pfad dient,
herangetragen und von zwei Mann, die zu beiden Seiten der Mauer stehen,
in Schnur und Senkel gerichtet. Die Arbeiter stehen auf Gerüsten, die kaum
2 Fuß breit sind und weder zum Transport, noch zum Anhäufen von Steinen
genügende Stärke und Breite haben. Ohne durch Standbäume unterstützt zu
sein, tragen die 6 — 7 cm starken, durch die Mauer gehenden und zu beiden
Seiten vorragenden Rüsthebel die Laufdiele oder «Hunde», die aber so breit
sind, daß ein Mann auf ihnen stehen kann, um die Gesichtssteine zu setzen;
mit der kleinen Kelle ziehen die Arbeiter den Mörtel herbei, welcher auf der
Mauer herangetragen und ausgeschüttet ist. Zwei andere, auf der Mauer
hockende Leute breiten Mörtel aus und verteilen auf diesem die gleichfalls
auf die Mauer gebrachten kleinen Steine, bald flach, bald fischgräten förmig,
sodaß die Schicht die Höhe der Gesichtssteine bekommt. Alle diese Steine
wurden nicht mit dem eisernen Maurerhammer festgeschlagen, sondern mit
hölzernen Stampfen (püae), wie sie mehrfach auf der Trajanssäule abgebildet
sind und wie auch eine, aus Buchenholz gefertigt, in einem Brunnen der
Saalburg (Nr. 9) aufgefunden wurde. Es entstand dadurch ein fester Damm,
186) Vergl. auch Nass. Annalen, 19. Bd. A. von Cohausen, Der römische Grenzwall,
Zusätze S. 148.
222 Technische Ergebnisse.
auf dem sich die Arbeiter bewegten, und den sie so immer fester traten;
da die Holzstampfer leicht sind, gaben sie dem Mauerwerk Dichtigkeit,
ohne es auseinanderzutreiben. So schritt die Arbeit von Leuten, die eigentlich
keine Handwerker waren, aber in fabrikmäßiger Arbeitsteilung und in mili-
tärischer Ordnung der Länge der Mauer nach arbeiteten, schichtenweise vor-
wärts. Bei der geringen Höhe der Mauer haben sich an der Saalburg nur
an der Villa runde Rüstlöcher von 7 — 8 cm Durchmesser, die für sogenannte
tfiiegende Gerüste» sprechen, erhalten; doch mögen einfache Brettergerüste,
wie ein solches auf einem pompejanischen Wandgemälde dargestellt ist
{Blümner, Bd. III, S. 183), gebräuchlich gewesen sein, die nicht allein für die
Maurer, sondern wohl auch für den Tüncher und Maler erforderlich waren.
Zum Heben des Baumaterials gebrauchte man ähnliche Rollen, wie wir sie in
den Brunnen fanden (Textfigur 23), und zeltförmig zusammengestellte Stangen.
Für das Versetzen größerer Werkstücke, die bei uns nicht in Betracht
kommen, hatte man Flaschenzüge, Krahnen u. A, Vitruv macht darüber
genauere Angaben.
Abgesehen von einem Stück Backsteinmauerwerk in einem Heizungs-
raume des Langbaues Taf. XIV, Fig. I, d (Detail Taf. XVIII, Nr. 6) kommen
Ziegel weder in Mauern noch in Wänden vor, sie wurden lediglich für
Hypokausten, sowie für Wand- und Deckenverkleidungen benutzt, die weiter
unten behandelt werden.
Neben diesem eigentlichen Steinmauerwerk spielt das Holzfachwerk
eine bedeutende Rolle. Die Ausfüllung der inneren und äußeren Gefache
geschah durch Stücken und Wickeln und zwar, nach den zahlreichen Resten
von gebrannten Lehmslücken zu schließen, ganz in derselben Weise wie heute
noch in vielen Gegenden Deutschlands auf dem Lande. Tafel XI zeigt in
Nr. 1 — 5a das Stücken mit Rundhölzern, d. h. die Konstruktion des
Staakwerkes (opus craiitium)^ Nr. G und 7 dagegen Teile von Lehm-Aus-
füllungen, die bei der Zerstörung durch Brand ziegelhart geworden sind.
Solche verbrannte Lehmreste kommen nicht allein bei der Saalburg und am
Limes, sondern auch in vorrömischen Niederlassungen vor, was beweist, daß
auch die vorrömische Bevölkerung in dieser Art ihre Hütten und Wohnungen
herstellte.
Ein derartiges Fachwerkhaus ruht stets mit seiner Schwelle auf einer
Untermauerung, wie unsere modernen Bauernhäuser. Daß die Ständer in die
Erde eingegraben waren, kam ebensowenig vor wie heutzutage bei uns, da
die eingegrabenen Ecken keinen langen Bestand haben und die Erdfeuchtig-
keit dem Gebäude mitteilen würden. Wo Löcher im Boden vorkommen,
dienten sie zur Aufnahme von Pfosten für Zäune und Ähnliches.
Gewölbe sind uns bis jetzt an der Saalburg nicht begegnet; vielleicht
waren die Apsiden der Villa damit überdeckt (siehe Seite 119). Dagegen
kennen wir Bogen aus Keilsteinen sowohl von der Porta decumana als von
den Schürlöchern der Heizungen. Ein sehr gut erhaltener derartiger Bogen
schließt die Öffnung zum Praefiirnium im Forum ab.
Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge. 223
Der Estrich.
Der Estrich (pavimentum), wenn er mit Beimischung von Thonscherben
gefertigt ist, pavimenium testaceum, heißt auch ojnis signinum^^"^); er ist wohl
eins der sichersten Erkennungszeichen für römische Technik und kommt
überall, wo Römer sich dauernd niedergelassen hatten, vor. An der Saal-
burg sind uns hinreichende Überreste erhalten geblieben, aus welchen
seine Herstellungsweise zu erkennen ist; sie stimmt mit der von Vitruv
(VII, 1, 1) beschriebenen ^^^) überein, sodaß ein Hinweis auf diesen Abschnitt
eigentlich genügen könnte; doch halte ich es zur Vervollständigung dieses
Teiles der technischen Ergebnisse für geboten, das Unumgängliche hier ein-
zufügen :
An der Säalburg hat sich der Estrich als Bodenbelag für ebenerdig ge-
legene Räume bezüglich des Materials in zwei Arten erhalten, nämlich als
Estrich aus Lehm und Estrich aus Kalkmörtel, doch zeigen beide verschiedene
Behandlungs weisen. Der aus Lehm wurde hauptsächlich für Hütten, Baracken,
Keller und für alle nicht mit Hypokausten versehenen Räume angewandt.
Er bestand aus einem Schlage von thonigem Lehm, welcher mit feinem Sande
und vegetabilischen Stoffen vermischt war. Man nahm hierzu Spreu, klein-
gehacktes Slroh, Farnkräuter etc. Durch diese Beimengung wurde das Reißen
des Bodens verhindert oder wenigstens eingeschränkt. Entweder wurde diese
so zubereitete Masse einfach auf den eingeebneten Naturboden aufgetragen
und gestampft, oder es erfolgte zuvor eine Ausfüllung mit losen Steinen oder
einer Steinpackung, wodurch eine äußerst praktische Drainierung des Bodens
selbst, sowie des betreffenden Raumes erfolgte. Im Allgemeinen kann man
sagen, daß diese Technik bei uns zur Herstellung von Scheuerteimen, Kegel-
bahnen, Keller- und Schuppenböden noch in derselben Weise geübt wird.
Ob eine Beimischung von Blut erfolgte, wie es bei unseren Scheuertennen
und Kegelbahnen geschieht, um dem Boden eine größere Festigkeit zu ver-
leihen, ist schwer nachzuweisen, doch dürfte die besondere Festigkeit der er-
haltenen Belagreste für ein solches Verfahren sprechen; in dieser Weise her-
gestellte Böden sind auch undurchlässig. Ein interessantes Beispiel eines
solchen Barackenbodens, fast noch unberührt, ist im Kastell jetzt noch sicht-
bar. Infolge seiner Undurchlässigkeit konnte das Regenwasser nicht in die
Tiefe durchdringen, sondern erhielt sich in dem über dem Boden gelegenen
Schutt und Humus und bewirkte dadurch eine weit üppigere Vegetation mit
schilfartigen Gräsern, die genau den Boden, d. h. die einstige Größe der
Baracke, erkennen läßt. Die umgekehrte Erscheinung tritt bei den in der
Erde versteckten Mauern auf, die durchlässig sind und die Feuchtigkeit
nicht zurück halten, wodurch der Pflanzen wuchs gehemmt wird ; in der ver-
minderten Üppigkeit des Wachstums werden alsdann die unter der Boden-
^8') Diese Bezeichnung soll von der Stadt Signia herrühren, in der angeblich der
Estrich erfunden wurde.
'^^) Blümner hat im III. Bande diesen Gegenstand eingehend erörtert.
224 Technische ErgebnisBe.
krume liegenden alten Baurestc besonders in trockner Jahreszeit äußerlich
sichtbar.
Für die besseren Bauten und besonders für die mit Heizungen ver-
sehenen Räume fand nur der aus Kalkmörtel gefertigte Estrich Verwendung.
Wie beim Lehm-Estrich wurde die Erde ausgeschachtet und der Boden ein-
geebnet; in der Regel findet sich eine lose Schicht aus kleinen Steinen, dann
eine mit Mörtel vermischte, 10 — 15 cm dicke Schicht aus Kleinschlag — bei
Bauten in der Ebene gewöhnlich Kies — , der in Lagen zusammengestampft
ist, ganz ebenso wie bei den heutigen Beton- Unterlagen für Cementböden.
Hierauf folgt je nach der erforderlichen Estrichstärke eine 15 — 25 cm dicke
Schicht, die vielfach nur aus Backsteinbrocken, Gefäßscherben von gewöhn-
lichem Thon und von Terra sigillata sowie aus Kalk besteht; nur selten finden
sich hier Steine verwendet. Nachdem das Ganze gehörig gestampft, ins Blei
gelegt und etwas getrocknet war, wurde noch eine dünnere Lage aus fein-
geschlagenen Ziegelstückchen aufgetragen und sauber ausgeglichen. Nach
erlangter Festigkeit wurde die Fläche erst mit gröberen, dann mit feinkörnigen
Sandsteinen, wie solche mehrfach gefunden wurden, abgeschliffen. Bei Böden
reicher ausgestatteter Räume erfolgte vielleicht ein Ölen des Bodens. Wir
besitzen auch ein größeres, rot gefärbtes Bruchstück, das mit Wellenlinien
durchaus geriefelt ist.
Wahrscheinlich waren auch in besseren Wohnungen die Fußböden mit
Teppichen, Brettern oder Strohdecken belegt, worauf ich schon bei der Villa
hingewiesen habe (Seite 121).
Die Herstellung des Terrazzo, die neuerdings von Italienern vielfach in
Deutschland ausgeführt wird, entspricht ganz derjenigen des Estrichbodens,
nur daß bei Ersterem härteres Material, welches sich polieren läßt, benutzt
wird. Der freitragende und nur durch Pfeilerchen unterstützte Estrich, der
manchmal eine Stärke bis zu 50 cm erreicht, hatte als Unterlage Ziegelplatten ;
auf Tafel XIX, Fig. 10 und 11, ist diese Konstruktion im Detail dargestellt;
auch die Tafeln VIII und XVII geben darüber Aufschluß. Estrichböden in
den Stockwerken, denen Holzbalken als Unterlagen dienten, sind an der
Saalburg meistens aus Lehm gefertigt gewesen, wie wir aus den Zusammen-
stürzen wissen; aus diesen Resten läßt sich das angewandte Verfahren
schwer erkennen, doch giebt Vitruv auch hierüber genaue Anweisungen,
besonders über die Art und Weise, wie die hölzerne Unterlage einge-
richtet war.
Der Estrich fand außer zu Böden noch vielfach bei Bassins, Cisternen,
Baderäumen etc. Verwendung; für solche wasserhaltenden Anlagen empfiehlt
Vitruv reinen, scharfen Sand, nicht zu große Kieselsteine und eine Mischung
von Kalkmörtel, der aus fünf Teilen Sand und zwei Teilen Kalk be-
stehen sollte.
Die Fußböden zu plätten scheint an der Saalburg nicht allgemein üblich
gewesen zu sein; das Nähere darüber ist bereits bei den Baumaterialien
(Seite 197) gesagt worden.
Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge. 225
Für die über den Kellern gelegenen Räume sind Böden aus Holz an-
zunehmen, wie dies schon bei der Besprechung der Schreinerarbeiten erörtert
wurde.
Ein guter Estrichboden war mit ein Haupterfordernis für gesunde und
reinliche Wohnungen; war aber ein solcher nicht vorhanden, oder seine Her-
stellung mit Schwierigkeiten verknüpft, so suchte man die betreffenden
Räume dadurch wohnlicher zu machen, daß man unter die Balkenlage und
den Holzfußboden einzelne Pfeiler setzte, deren Zwischenräume mit einer in
der Außenwand angebrachten Öffnung verbunden w^aren, wodurch eine wirk-
same Luftcirkulation erzielt wurde, die nicht allein das Holz werk vor Fäulnis
schützte, sondern auch aus hygienischen Rücksichten erforderlich war; auf
Tafel IV, G^ und besonders auf Tafel VHI, Nr. 7 und 7 a ist ein Beispiel
von solchen Anlagen gegeben.
Wir verfahren heute bei nicht unterkellerten Räumen noch genau auf
dieselbe Weise.
Der Wand verputz.
Das Verputzen der Mauern und Decken scheint bei den Römern nicht
als ein besonderes Gewerbe ausgeübt, sondern, wie heute noch in manchen
Ländern, durch den Maurer besorgt worden zu sein. Der Terminus technkus
der Römer war für diese Arbeit: ojms tectorüim, wonach die betreffenden
Arbeiter tectores hießen. An der Saalburg waren sowohl Außen- als Innen-
wände verputzt. Von äußerem Bewürfe sind nur wenige Reste an den Mauern
selbst gefunden worden, dagegen lagen zahlreiche Stücke im Bau- und Brand-
schutt; an den Kastellen von Niederbieber, Holzhausen an der Heide und
vielen Pfahlgrabentürmen fand sich Verputz, der mit einer Quadrierung ein-
geritzt und rot ausgestrichen war, noch fest an den Mauern; derselbe bröckelte,
sobald er der schützenden Erddecke beraubt und den Witterungseinflüssen
ausgesetzt war, bald ab, sodaß an freigelegten Kastellmauern kaum Bewurf
erbalten blieb. Das Verputzen des an der Saalburg in Frage kommenden
rauhen, ungleich hergestellten Mauerwerks hat das Eindringen des Regen-
wassers in die Fugen verhindert und demselben eine größere Dauer und
ein besseres Aussehen gegeben. Verputz im Inneren der Gebäude hat
sich viel häufiger und besser erhalten. In dem Bade der Villa waren,
wie schon S. 119 bemerkt, beim Ausgraben noch einige Quadratmeter des-
selben intakt vorhanden. Es lassen sich verschiedene Arten von Verputz
nachweisen :
1. Verputz mit Lehm, der meist mit vegetabilischen Stofien vermischt
war; seine Verwendung scheint sich auf die Fachwerkbauten beschränkt zu
haben. Hierbei ist auf ein interessantes Werkzeug aufmerksam zu machen
(Textfigur 32, Nr. 22). Es hat Ähnlichkeit mit einem eisernen Kamme, dessen
Stiel gebogen ist. Da die Ziegelfabrikation nach den früheren Erörterungen
nicht auf der Saalburg stattfand, so kann dieses Gerät nicht, wie das von
J a c o b i , Das Römerkastell Saalbiirg. 15
226 Technische Ergebnisse.
Wolff' veröffentlichtet^^), zur Herstellung von Wellenlinien auf den Ziegeln ge-
dient haben. Es hat vielmehr jedenfalls dazu Verwendung gefunden, die
Faehwände vor Aufbringung des Putzes rauh zu machen, oder die einzelnen
Felder auf ähnliche Weise wie die Ziegel zu verzieren. Diese dekorative Be-
handlung sieht man noch an vielen Bauernhäusern, von denen die oft kunst-
losen, aber außerordentlich wirkungsvollen Fachwände der hessischen und
thüringischen obenanstehen.
Bei der Herstellung des Lehm- und Mörtel Verputzes der Fachwcrks-
bauten wurde, wie auch die Ausgrabungen beweisen, ein von Vitruv (VH, 3. 11)
beschriebenes praktisches Verfahren angewandt. Dasselbe bestand darin, daß
man die Holzgefache senkrecht mit Schilfrohr benagelte, hierauf eine Lehm-
schicht oder Kalkmörtel und eine zweite horizontale Berührung setzte, worauf
dann der letzte Auftrag des Verputzes erfolgte. Dadurch, daß die Berohrung
eine doppelte war und die zweite Lage die erste überkreuzte, wurde das Ab-
bröckeln und Reißen des Bewurfs verhindert. Das Verputzen von Decken
und Holzfach werken wird heute noch in derselben Weise ausgeführt; die in
den Handel gebrachten geschnittenen Lättchen haben aber neuerdings die
Verschalung mit Schilfrohr zum Nachteil einer gediegenen Arbeit vielfach
verdrängt. Eine nach römischer Art aufgenagelte Rohrverputz -Decke wird
niemals Sprünge bekommen, was von der mit Latten aufgenagelten nicht
behauptet werden kann.
2. Ausfüllen und Zustreicheu der Fugen mit Kalkmörtel — Kellenabzug.
3. Berappen mit einem rauhen Mörtel, d. h. die Mauern bewerfen, so-
daß die ganzen Flächen ein gleiches Aussehen erhalten.
4. Glatter Verputz, der am häufigsten vorkommt, erfordert zu seiner
Herstellung viel Geschicklichkeit. Die Arbeit wurde mit polire bezeichnet; die
betreffenden Arbeiter hießen politores. Diese Technik ist an den Limes-
kastellen, genau wie in Italien und den reichen römischen Villenbauten auf
der linken Rheinseite, angewendet worden. Stücke von glattem Verputze aus
Pompeji lassen sich von solchen von der Saalburg kaum unterscheiden. Vitruv
giebt im VHI. Buche genaue Vorschriften über Herstellung des Verputzes
und die dazu erforderlichen Werkzeuge. Nachdem er größte Sorgfalt für die
Bereitung des Mörtels und besonders für das Löschen des Kalkes empfohlen
hat, sagt er über die nötigen Hantierungen: «Man bewerfe die Wände mög-
lichst rauh, nachher aber bringe man über dem trockenen Rauhanwurf den
feinsandigen Verputz so an, daß die Richtung genau eingehalten werde, nach
der Länge, dem Richtscheit und der Schnur, nach der Höhe, dem Senkblei
und in den Ecken dem Winkelmaß entsprechend (wir sagen hierfür «ins
Richtscheit stellen»). So wird die Oberfläche des Verputzes für Gemälde
tadellos werden. Während der Anwurf trocknet, füge man einen zweiten
und dritten hinzu, denn je besseren Grund der feinsandige Anwurf hat, desto
mehr steigert sich die Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Verputzes.»
"») Westdeutsche Zeitschrift, XI, Taf. 5.
Konstruktives, bauliche Details nnd Handwerkszeuge. 227
Für den an der Saalburg gefundenen, heute noch sehr festen feinen
Verputz scheint bis auf den letzten dünnen Überzug dasselbe Verfahren ein-
gehalten zu sein. Während aber die feine Mörtelschicht nach Vitruv mit
Marmorstückchen vermischt sein soll, ist unser Putz nur 2 mm stark mit
Kalk überzogen (vergl. hierzu Vitruv, VIII, 8 — 10). Daß die letzte Schicht
eine Glättung und Abpolierung erfahren hat, ist nicht allein deutlich an
der Struktur des Verputzes zu erkennen, sondern auch aus den gefundenen
Schleif- und Glättsteinen zu entnehmen. Die Ersteren bestehen aus rauh-
und feinkörnigen Sand- sowie Bruchsteinen zum Abschleifen, die Letzteren
zum Glätten und Polieren aus Kieselschiefer; auch vorrömische Steinwerk-
zeuge (Tafel XXXII) sind hierzu möglicherweise verwandt worden. Die
zum Verputzen noch besonders in Frage kommenden Werkzeuge sind auf
Textfigur 32 vereinigt. Nr. 18 und 18a stellt eine Kleb- oder Reibescheibe
(auch «Kleib- oder Reibebrett» genannt) dar. Dieses sehr seltene Gerät aus
Eichenholz wurde im Brunnen Nr. 27 gefunden; es ist im Gegensatze zu
unseren modernen aus einem Stück gefertigt und diente zum Auftragen,
Ausbreiten und Glätten der Tünche. Nr. 19 bis 21 sind breitmeißel-förmige
dünne Eisen, die man als «Spachteln» bezeichnet; sie sind den jetzt gebräuch-
lichen eisernen und hölzernen ähnlich und hatten den Zweck, die dünneren
Verputzschichten der Tünche aufzutragen und zu festigen. Das Benässen
des Putzes geschah, wie heute noch, durch eine Bürste oder einen Pinsel.
Ein Relief im Museum zu Trier ^^'') enthält einen solchen mit mehreren Maurer-
werkzeugen.
Daß ein Verputz, wie ihn Vitruv beschreibt, und wie er auch an der Saal-
burg sich fand, haltbar war und sich auch zum Bemalen eignete, ist durch
die Thatsache bewiesen. Die Farben haben sich, trotzdem sie so lange Zeit
unter feuchtem Boden lagen, gut konserviert und uns damit die Bekanntschaft
mit den zur Anwendung gekommenen Farben verschafft. Für große Flächen
scheinen stumpfes Rot und Ockergelb, für Einfassungen und Ornamentierungen
Dunkelgelb, Grün und Schwarz, für gewöhnliche Wohnräume Weiß die be-
liebtesten Farben gewesen zu sein^^^). Für den äußeren Anstrich begnügte
man sich mit gelblich-grauem Ton, wie er sich in Pompeji und an den modernen
italienischen Häusern findet. Nach den aufgefundenen bemalten Verputz-
stücken zu schließen, wurden, wie auch von Pompeji bekannt ist. Erdfarben
verwendet.
Ziegelver bleu düngen.
Die aus Quarzit hergestellten Mauern ziehen, wenn nicht besondere Vor-
kehrungen getroffen werden, die Feuchtigkeit aus dem Boden und aus der
Luft leicht an, was für Wohn- und Schlafräume sehr nachteilig wirkt. Wir
190) Siehe F. Hettner, Die römischen Steindenkraäler des Provinzialmuseums zu Trier,
Trier 1893, Nr. 194.
191) Vitruv unterscheidet bei seiner Besprechung der Wandmalereien im VII. Buche
natürliche und künstliche Farben.
15*
228 Technische Ergebniese.
suchen uns, wenn überhaupt solches minderwertige Baumaterial zu verwenden
ist, dadurch zu schützen, daß die Fundamente unten wie seitlich mit Asphalt-
schichten isoliert werden. Die Römer erreichten dies an der Saalburg für die
Innenräume ihrer besseren Bauten und besonders für diejenigen, denen eine
]juftheizung fehlte, durch Verblendung mit Ziegeln. Vitruv giebt hierfür
praktische Anweisungen {VII. 4, 1 und 2); in den «Pompejanischen Studien»
von Nissen ist ausführlich darüber berichtet. Was sich in dieser Beziehung
an der Saalburg gefunden hat, ist außerordentlich praktisch und lehrreich
und beweist das große Verständnis, welches die Römer in technischen Fragen
hatten. Mit Bezug auf Tafel XIX, auf welcher die verschiedenen Ziegcl-
formen und die Konstruktionen selbst abgebildet sind, will ich die Methode
mit dem Hinweis auf die bereits bei den Baumaterialen (S. 198) besprochenen
Ziegel kurz beschreiben.
Die Verblendung der Wände geschah entweder mit Warzenziegeln,
tcgiilac mammatac^^^) (Tafel XIX, Fig. 4) oder mit Haken- oder Ohrenziegehi,
tegulac hamatae^^^) (Fig. 1). Die Ersteren wurden in die Wand eingedrückt
und hier und da durch einen Kreuznagel befestigt. Die mit Ijctzteren
hergestellte Verkleidung war weitaus besser; es entstand durch die Haken
ein 6^2 cm tiefer Zwischenraum, durch welchen, wenn eine Heizung vor-
handen war, die warme Luft, andernfalls die von außen einströmende frische
Luft cirkulieren konnte. Die Ziegel waren, wie durch Tafel XIX, Nr. 10, er-
läutert wird, mit eisernen Kreuznägeln (Tafel XXXXIII, Nr. 3) an die Wand
befestigt. In noch höherem Maße konnten hierzu auch die viereckigen Heiz-
röhren (Tafel XIX, Nr. 5 — 9) benützt werden, doch scheint es, daß sie nur
da, wo sich Hypokausten befanden, angebracht waren. Daß in dieser Weise
verkleidete Wände nicht allein die Räume trocken, sondern im Winter auch
warm und im Sommer kühl erhalten, bedarf keiner weiteren Darlegung. In
Pompeji sind die Wände in den Stabianer Thermen fast ebenso verblendet,
nur haben die Ziegel an Stelle eckiger runde Stollen; die dabei entstandenen
hohlen Zwischenräume dienten zur Cirkulation der warmen Luft. Die bei
den Baumaterialien (S. 198) und auch schon hier erwähnten Verblendziegel
(Tafel XIX, Nr. 4, und besonders Nr. 2) dienten nicht bloß zur Trockenlegung
der Wände, sondern wohl hauptsächlich zur Deckenbekleidung, was schon
Hansen in den Mittheilungen der K. K. Österr. Centralkommission 1876 nach-
gewiesen hat. Auch auf der Saalburg haben sie sich mit den zu ihrer Be-
festigung nötigen Heftkrampen (Taf. XXXXIII, Nr. 4 und 7) gefunden, so-
daß man auch hier diese Konstruktion annehmen kann, wie sie auf Tafel XX,
Nr. 3, veranschaulicht ist. Die Ziegel haben an zwei Seiten vier Einschnitte
und wurden mit Heftkrampen, die an dem einen Ende ankerförmig ge-
'•») Vergl. Nissen, S. 65 ff.
'8*) Ganz erhalten kommen diese Hakenziegel selten vor, an den Saalburgbauten fanden
sich solche in situ; das Museum in AV'iesbaden besitzt ein Exemplar mit dem Stempel der
XXII. Legion aus Nied am Main, das 37 auf 47 cm mißt und mit 6'/2 cm hohen Stollen
versehen ist.
Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge. 229
schmiedet, am anderen Ende mit einem durchlochten Heftlappen versehen
sind, an die Deckenbalken seitlich derart befestigt, daß jedesmal die Haften
zwei Ziegel zusammenfaßten. Sie stießen in der Mitte der Balken zusammen ;
durch ihre Länge (40 cm) lassen sich die Gebälk-Einteilung und die Breite
der Balken genau bestimmen. Diese waren darnach 16 cm breit und lagen
sehr dicht, von Mitte zu Mitte nur 40 cm von einander entfernt. Heute
würde man, dem erhöhten Werte des Holzes entsprechend, die Balken etwas
weiter, doch kaum mehr als 60 cm von einander legen. Wenn man aber eine
größere Fuge zwischen den Platten annimmt, konnten die Balken auch etwas
dicker sein.
Dieselben scheinen, was auch in modernen Häusern gewöhnlicher Art
häufig ist, nicht alle genau rechtwinkelig beschlagen gewesen zu sein, da sich
solche Heftklammern oft gebogen vorgefunden haben, was unter Umständen
auf unbehauenes Holz schließen läßt. Vitriiv (V, 10. 2) erwähnt bei den An-
lagen der Bäder schon diese Konstruktion, indem er sagt: «Wenn aber Balken-
decken angebracht werden, so muß eine Bekleidung aus gebranntem Thon
darunter angefügt werden». Er giebt darnach eine ziemlich umständliche Be-
schreibung der Befestigung mit Haken und scheint damit dieselbe ge-
meint zu haben, die sich aus den Funden herausgestellt hat. Die Fugen
sowie die den Plattenziegeln eigentümlichen Riefelungen waren für das An-
haften des Mörtels von Wert; auch die Platten selbst, die nicht, wie es bei
Holzverschalungen immer zu geschehen pflegt, eintrockneten, gaben eine gute
Unterlage zu einem dauerhaften Verputze und versprachen außerdem eine
große Feuersicherheit, Es ist nicht recht verständlich, daß eine so vorzügliche
Deckenkonstruktion, die einen guten, nicht rissigen Verputz liefert und zu-
gleich feuersicher ist, in der Technik verloren ging und so lange unbeachtet
geblieben war. Erst den Amerikanern war es vorbehalten, sie wieder auf-
zugreifen, ob durch eigenes Nachdenken oder Studium antiker Bauweise, bleibe
dahingestellt. Die erste Nachricht fand ich darüber in der «Deutschen Bau-
zeitung» (Nr. 78 vom Jahre 1884), in der über Neubauten in Chicago be-
richtet wird; sie lautet: «Die hölzernen Deckenträger der übrigen Räume sind
von unten mit gebrannten Thonplatten verkleidet, welche zugleich die Decken
bilden und von oben mit Gips verstrichen sind». Seit einigen Jahren findet
diese Technik bei uns größere Verbreitung, doch verwendet man dazu lieber
geriefelte Gipsdiele,
Daß bei den Römern in dieser Weise hergestellte Decken, besonders
wenn der obere Stock benutzt wurde, ausgestrichen waren, ist als selbstver-
ständlich anzunehmen; wahrscheinlich benutzte man dazu Strohlehm, der wohl
auch für gewöhnliche Decken zum Ausfüllen der Gebälkzwischenräume ge-
dient haben wird; auch läßt sich, nach dem in vielen Räumen der Saal bürg
aufgefundenen gebrannten Lehme zu urteilen, behaupten, daß die Balkenfelder
wie bei uns heute noch mit Wellsprossen (Staaken), die mit Strohlehm um-
wickelt waren, ausgefüllt und dann verputzt worden sind.
230
Technische Ergebniese.
Steinmotzarbeiten.
Es ist nicht ganz sicher festgestellt, ob das Gewerbe des Steinmetzen
(lapidares) von demjenigen des Maurers getrennt war. Bei den großen Monu-
mentalbauten, die fast ganz aus Hausteinen bestanden, mag dies der Fall
gewesen sein, weil dem Bildhauer dort die Hauptaufgabe zufiel und dabei auch
eine künstlerische Ausbildung des Arbeiters verlangt war. Für uns kommen
diese Arbeiten nicht in Betracht, da geeignetes Material an Ort und Stelle
nicht anstand. Die gefundenen Hausteinarbeiten, eine Sohlbank der Villa
(Taf. XXI, Nr. 40), einzelne Eckquader, Keilsteine, Gewände, Schwellen und
Zinnendecksteine sind von geringem Belang; sie sind auch wohl teils ganz
fertig, teils im Rohen vorgearbeitet aus den römischen Steinbrüchen an der
Nidda bei Vilbel geliefert worden, und es blieb dem Maurer überlassen, die
Fig. 34. Steinhauerwerkzeuge.
Steine zuzurichten, Wolfslöcher zum Versetzen oder Klammerlöcher einzuhauen
und sie passend zusammenzufügen. Zu solchen Arbeiten gehören auch die
in der Textfigur 34 gruppierten Werkzeuge, von denen der hölzerne Hammer
(Schläger), Nr. 1, nach einem antiken Relief abgebildet ist; die übrigen sind
auf der Saalburg gefunden. Der schwere eiserne Hammer (Nr. 2) ist ebenso
wie die anderen Werkzeuge mit einem kurzen Holzstiele, wie er allen Steinmetz-
Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge. 231
Werkzeugen eigen ist, in der Zeichnung ergänzt worden. Nr. 3 ist ein eiserner
Keil zum Spalten der Steine, Nr. 4, 5, 6 stellen «Zweispitzen» zum Spitzen
oder Bossieren dar, Nr. 7 eine Spitzliaue, Nr. 8 und 9 «Billen», welche haupt-
sächlich zur Bearbeitung und zum Spitzen der Mühlsteine gebraucht, aber wohl
auch als 'Zweispitzen für feinere Steinmetzarbeiten verwendet wurden. Von
den Steinmeißeln sind die Schlageisen Nr. 12 — 14 und 18, die Spitzeisen oder
Spitzmeißel Nr. 15 — 17 und die Scharriereisen Nr. 10 und 11 die gebräuch-
lichsten. Die bei der Bearbeitung der Architekturteile angewandte Technik
bestand in dem Spitzen, Bossieren und Scharrieren. Die Ränder und Ecken
waren an den Kanten gestelzt, d. h. mit einem gleichmäßigen Schlage auf-
gehauen und die Flächen öfters abgeschliffen, wozu Schleifsteine von ver-
schiedenem Korne gedient haben mögen, die sich auch gefunden haben.
Die Überschrift der Tafel XXI «Bauliche Details» ist eigentlich nicht
ganz genau, denn die dort gezeichneten Profile und dekorativen Gliederungen
gehören nicht alle zu Architekturteilen, sondern teilweise auch zu Altären
und Denkmälern. Da aber die Kleinkunst sich stets an die Formen der
großen Kunst anlehnt, können auch Profile wie die in Nr. 1 — 39 dargestellten
immerhin einen Einblick in die damalige Kunstübung gewähren. Wir finden
sämtliche Profile für Sockel und Hauptgesimse vertreten, von der einfachen
Schräge bis zur reichsten Gliederung. Dabei sind zwar die bekannten Stil-
formen nachgeahmt, doch zeichnen sich im Allgemeinen die meisten durch
eine starke Häufung der Glieder aus, welche der handwerksmäßig arbeitende
Künstler liebt, um seine Gewandtheit in allen Formen möglichst zur Schau
zu tragen. Daß dabei einzelne Verzierungen recht ungeschickt geworden sind,
ist im Hinblick auf das rauhe Material und darauf, daß die Bildhauer wohl
meist Soldaten waren und vielleicht nur in dunkler Erinnerung an heimische
Bauten arbeiteten, nicht zu verwundern. Allgemein fällt auch hier eine gewisse
Ähnlichkeit mit romanischen Formen auf, die öfter bei Bildhauerarbeiten der
Spätzeit in den Rheinlanden beobachtet werden kann. Der Vorgang ist klar,
da auch die frühromanische Kunst sich an klassische, römische Vorbilder an-
lehnt, ohne jedoch die einzelnen Formen immer zu verstehen, und ohne das
entsprechende Material und die nötigen Künstler zu besitzen. Dasselbe
Stammeln findet sich wieder bei den ersten Anfängen der Renaissance in
Deutschland und zwar aus denselben Gründen. Auf einige Formen werde
ich bei den spärlich gefundenen Darstellungen auf Denksteinen zurück-
kommen.
Dachdeckerarbeiten.
Über die Form der Dächer geben uns die Darstellungen der Trajans-
säule, die in Pompeji erhaltenen landschaftlichen Gemälde und andere antike
Malereien und Skulpturen, auch die altchristlichen Basiliken einige Anhalts-
punkte; im Übrigen giebt Vitruv (IV, 2. 1) darüber ausführliche Nachrichten
und bespricht die einzelnen Hölzer des Dachverbandes. Für uns kommen
vorzugsweise in Betracht: das Sattel dach, tedum pectinatum, Tafel IX und X,
232 Technische Ergebnisse.
Fig. V; das Pultdticli, fcditm iMiciatum, Tafel IX und X, Fig. VI, und
seltener das Spitz- oder Zeltdach, tectum tcstudinatum, Tafel 11, Fig. II
und V, und Tafel XI, Fig. 2, das schon der schwierigen Deckung wegen
meist nur als Strohdach für Hütten und Zelte angewandt wurde.
Die Dächer hatten nur geringe Neigung, erreichten wohl kaum 45" und
ihre Höhe betrug höchstens ein Drittel der Spannweite. Schon die Form
und Verwendungsart der römischen Ziegel erlaubten keine größere Steilheit,
da sie in der Regel unbefestigt auf den Sparren lagen. Bei den Rekonstruk-
tionsversuchen des Fraetorium, Tafel IX und X, und der Baracke, Tafel XI,
sind die Dächer so, wie man sie sich für die Saalburgbauten denken kann,
dargestellt. An Dächern mit geringer Spannweite und denjenigen, bei welchen
die Binder oder Balkenlagen durch Wände oder Pfosten unterstützt werden
konnten, genügte das Aufsetzen zweier Sparren mit Zapfen oder Klauen (Text-
figur 30, Nr. 7) in einen horizontalen Balken und eine Verbindung der
Sparren in der First. Letzteres konnte durch Überblattung (Textfigur 30,
Nr. 5), Schhtzzapfen (Textfigur 30, Nr. 8) oder durch Holz- oder Eisennägel
geschehen. Eine bessere Konstruktion, die zugleich den Umfassungswänden
eine größere Festigkeit gab und sie vor ungleichmäßigem Ausbiegen schützte,
war die durch Aufsetzen von Mauerlatten oder Schwellen auf die Balkenenden
und die Firstpfetten, wodurch zugleich ein Längsverband des Dachwerkes
hergestellt wurde (Tafel LX und X, Fig. V sowie Tafel XI, Nr. 1). Bei
größeren Spannweiten, wie an einzelnen Räumen der Villa und besonders an
denen der Exerzierhalle, waren in der Längsrichtung in Entfernungen von
3 — 4 m einzelne Dachbinder erforderhch. Einen solchen Raum von 11 m^''^)
lichter Weite frei zu überdachen, hatte seine Schwierigkeiten, doch müssen
die Römer diese überwunden haben, denn nirgends fanden sich Spuren im
Boden, die auf Unterstützungen schließen lassen ; auch hätte der Raum seinen
Zweck nicht erfüllen können, wenn in demselben eine freie Bewegung durch
Pfosten in der Mitte verhindert gewesen wäre. Derselbe muß daher mit
starken, vielleicht verzahnten Balken und einem freitragenden Dachstuhle mit
Hängewerk versehen gewesen sein. Es ist höchst wahrscheinlich und auch
durch die Funde nicht widerlegt, daß dabei zur Verbindung der Balken,
Streben, Hängsäulen u. s. w. nicht allein Nägel von Holz, sondern auch solche
von Eisen, sowie anderes Eisenwerk, als Klammern, Hängeisen u. s. w. (ver-
gleiche Tafel XXXXm), benutzt wurden.
Was das Deckmaterial anbetrifft, so sind wir für die Saalburg ziem-
lich gut unterrichtet; denn die Funde geben uns im Verein mit den Nach-
richten der alten Schriftsteller hierüber genügenden Aufschluß.
Abgesehen von den bereits bei dem Erdkastell (S. 86) besprochenen
Erd- und Rasenabdeckungen bei flachen Dächern lassen sich drei und mit
Hinzuziehung der in der Nähe gelegenen römischen Bauten vier Deckungs-
arten annehmen:
»»*) Vitruv{Wl, 3. 5) spricht von 60 Fuß = 17,76 m Spannweite; in Pompeji kommen
solche von 9,40—9,90 m vor.
Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge. 233
a. mit Stroh, b. mit Schindeln, c. mit Ziegehi und d. mit Schiefer.
In unserem Museum sind diese durch Modelle in kleinerem Maßstabe
veranschaulicht; außerdem war es möglich, kleinere Flächen mit den aus-
gegrabenen römischen Schindeln, Ziegeln und Schiefern zu decken, woraus
sich die praktische römische Dachdeckung am besten beurteilen läßt und zu-
gleich ersichtlich wird, daß nach dieser Richtung hin bis heute kaum ein
Fortschritt zu verzeichnen ist, selbst wenn hiermit unsere modernen Falz-
ziegel- und Schieferdächer in Vergleich gestellt werden.
a. Das Strohdach, fastigium stramento contectum. Den Römern waren die
Strohdächer wohl bekannt ^^^), aber in der Zeit, als sie das Limesgebiet inne-
hatten, waren solche in Italien wenig oder gar nicht mehr gebräuchlich; an ihre
Stelle traten die Schindelbedeckungen und dann das feuersichere Ziegeldach.
Dagegen scheinen bei den Germanen nur Dächer aus Stroh, Schilf, Binsen
und Reisig bekannt gewesen zu sein. Daß derartige Deckungen auch bei
uns vorhanden waren, beweisen die Funde von im Schutte liegenden Schichten
angebrannten Strohs; bezüglich ihrer Anfertigung läßt sich aus denselben nur
ersehen, daß sich auf den Sparren und dem Latten werke als Unterlage für
die Strohbüschel eine Schicht aus Strohlehm befand ; da eiserne Verbindungen
hierbei nicht gefunden sind, scheint man auch damals Strohseile und Weiden
zur Befestigung verwandt zu haben. Eine solche Deckung ist weniger feuer-
gefährlich und schützte gegen Kälte und Wärme ; sie hat sich im Hochtaunus
noch erhalten und mag wohl aus alter Zeit in dieser Weise überliefert worden
sein. Obgleich die Neuerrichtung von Strohdächern im Taunus, wie all-
gemein in Deutschland, polizeilich verboten ist, so gestatten die Behörden
doch eine Ausbesserung der vorhandenen. Der Bauer, der zäh am Alten
hängt, erhält auf diese Art seine Strohdächer, und man sieht daher manch-
mal alte Dächer, an denen drei Vierteile erneuert sind. Lange aber wird es
auch damit nicht mehr dauern; denn schon im Jahre 1882, als der S. 44
erwähnte rekonstruierte Pfahlgrabenturm im Englischen Garten zu Homburg
mit Stroh eingedeckt werden sollte, fand sich erst nach langem Suchen ein
Bauer in Merzhausen bei Usingen, der noch ein regelrechtes Strohdach her-
stellen konnte.
b. Das Schindeldach. Es wurde schon wiederholt von mir bei der
Besprechung des Kastells und der Bauten der Bürgerlichen Niederlassung er-
wähnt, und ebenso ist über die Herstellung der Schindeln — scandulae
— Einiges gesagt worden. Nach allen Beobachtungen waren Schindeln schon
ihrer geringen Schwere und der leichten Beschaffung wegen für die Bauten
der Saalburg sowie diejenigen am Limes das hauptsächlichste Deckmaterial.
Die Stadt Rom hatte nach Cornelius Nepos bis etwa zum Jahre 280 vor Chr.
meistens Schindeldächer, und noch lange nachher war, wenn das erforderliche
195) Nissen, Pompejanische Studien, sagt darüber: Vüruv führt die strohgedeckte Casa
BomtiU als Beispiel älterer Weise an, während für ihn das Gebiet des Schindel- und Stroh-
dachs im Abendlande auf Gallien und Spanien beschränkt ist. Plinius kennt die Stroh-
dächer nur aus dem Norden von Europa.
234 Technische Ergebnisse.
Holz leicht beschaff werden konnte, diese Deckung besonders für liludliclie
Häuser auch im übrigen Italien gebräuchlich. Diesseits der Alpen und vorzugs-
weise in gebirgigen und holzreichen Gegenden hat man bis auf den heutigen
Tag diese Bedeckungsweise beibehalten. In Amerika waren selbst in Städten
wie New- York die Pläuser noch bis in die fünfziger Jahre dieses Jahrhunderts
meistens mit Schindeln gedeckt. Für kleinere Städte und für die meisten
Bauernhäuser ist dies heute noch der Fall. Die Schindeln werden dort, ab-
gesehen von dem Fabrikationsbetrieb in Städten, im fernen Westen von dem
Ansiedler genau in derselben Weise mit dem Schindelmesser gespalten und
dann aufgenagelt, wie es einst bei den Römern geschah. An der Saalburg wurden
sie auf 6 — 7 cm breite Latten, die 30 cm weit auseinanderlagen, mit Nägeln
befestigt (Taf. XIV, xi). Die Schindeln selbst haben eine Länge von 50 — 60 cm
und eine Breite von 12 — 15 cm (Taf. XIV, x), auch sind Eck- oder First-
schindeln vorhanden gewesen, die zur Abdeckung der Giebelsparren und der
First dienten, vielleicht aber auch einen dekorativen Zweck hatten. Daneben
mögen ebenfalls Schindeln als Verkleidung der Außenwände verwandt worden
sein, wie sie besonders auf dem Lande jetzt noch zahlreich vorkommen,
c. Das Ziegeldach. Obgleich an der Saalburg Ziegeldächer nicht nach-
zuweisen sind — die dort gefundenen Flach- und Hohlziegel wurden lediglich
zu Heizungsanlagen benutzt — , so will ich sie der Vollständigkeit wegen
doch hier besprechen, besonders da diese Dachdeckungsart bei den Bauten
der römischen Niederlassungen in der Ebene vielfach in Anwendung kam.
Bei der Ausgrabung eines römischen Baues an der von der Saalburg nach
der Wetterau ziehenden Römerstraße, kaum eine Stunde von ihr entfernt,
fand ich 1873 — wenn auch größtenteils zertrümmert — eine hinreichende
Menge von Dachziegeln, um den betreffenden Raum überdecken zu können*'"').
Die Dachdeckung mit gebrannten Ziegeln ist sehr alt, und besonders
vorzüglich war diese Technik bei den Griechen ausgebildet; ich verweise nur
auf das Thondach des Heraion in Olympia, über welches F. Gräber aus-
führUch berichtet hat, vergleiche Anmerkung 167.
Die Ziegeldächer bestehen aus Flachziegeln mit aufgebogenen Rändern
an den Langseiten — tcgulae — und Hohlziegeln — imhrices — , welche
die Fugen derErsteren überdecken. Sie sind in den Maßen nicht alle gleich;
die auf der Saalburg gefundenen Flachziegel haben im Mittel 31^2 cm Breite
und 41^/2 cm Länge *^^). Sie decken damit die gleiche Breite und eine Länge,
die dieser gleich ist, also 0,315:0,315 m = 0,099 qm, oder annähernd einen
römischen Quadratfuß.
*•*) /. Durm hat im Handbuch der Architektur, 2. Bd. «Die Baustile», über Ziegel-
dächer ausführlich geschrieben.
'^') Das Museum in Wiesbaden l)e8itzt Tegitlae der XXII. Legion aus Nied am Main
von 43 — 46 cm, der I. Legion aus Wiesbaden von 45 auf 60 cm und der XIIII. Legion aus
Wiesbaden von 54 auf 56 cm. In Monaco fand ich 1872 als Deckplatte eines römischen
Grabes einen Dachziegel von 45 auf 60 cm. Bei den Ausgrabungen in Olympia fanden
sich nach F. Grüber (vergl. Anmerkung 167) solche von 0,55 — 0,65 m Breite und 0,65 bis
1,20 m Länge.
Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge. 235
Die Herstellungs weise der Dachziegel ist nicht so einfach, als es scheinen
möchte. Die Leisten derselben bleiben unter sich parallel, verschmälern sich
aber nach oben ; längs derselben läuft eine Rinne, in welche sich die Hohlziegel
einlegen (Tafel XX, Nr. 1). Die Leisten sind, nachdem der Ziegel halbtrocken
war, oben um 5 cm verkürzt und unten auf eine Länge von ebenfalls 5 cm
schräg unterschnitten worden. Dadurch greift der obere um 10 cm über den
unteren. Die rinnenförmigen Hohlziegel sind so lang als die Flachziegel; ihr
oberes Ende ist so schmal und hoch, daß es nur die Fuge und Leiste deckt,
welche ohnehin oben schmäler ist; ihr unteres Ende muß aber nicht nur
die Leiste, sondern auch das obere Ende des folgenden Hohlziegels decken,
das an das untere Ende des oberen Flachziegels anstößt. Dadurch treten
die Hohlziegel 10 cm über die Dachtraufe vor; sie sind gewöhnlich vorne
abgeschlossen. Das auf Tafel XX, Nr. 2, wiedergegebene Thonbruchstück
scheint ein solches «Antefixum» vorzustellen, auf das schon bei der Ziegel-
fabrikation (S. 199) Bezug genommen ist. Die Ziegel lagen nicht auf einer Be-
lattung, sondern, wie auf Tafel XX, Nr. 1, schematisch dargestellt ist, unmittel-
bar auf den Sparren, die je nach der Ziegelbreite gerichtet sein mußten, für
unsere Ziegel in einer Entfernung von 3IV2 cm. Die unteren Ziegel waren um
2^/2 cm untergeschoben. Auf der First stießen sie aneinander; die hier ver-
bleibende Fuge wurde durch Hohlziegel überlegt, deren schmäleres Ende durch
das weitere des folgenden überdeckt war. Dadurch, daß die Leisten an der
oberen Seite der Flachziegel um 5 cm verkürzt sind, ist ihr dichteres Auf-
liegen möglich, und sie erhalten durch die stehengebliebenen Leisten zu beiden
Seiten ein festes Lager. Nirgends fand sich eine Spur von Mörtel, die darauf
hinweisen könnte, daß die Dachziegel, wie in Pompeji und den Zehntlanden,
in Mörtel gelegt oder ihre Fugen damit verstrichen gewesen wären. Bei der
Güte der Ziegel, die selten vom Brande windschief geworden sind, war dies
auch nicht nötig. Nach diesem Systeme ist auch das moderne Dach des
Gräberhauses (Tafel XXII) hergestellt.
d. Die Schiefereindeckung kommt an der Saalburg, den in der Nähe
liegenden Kastellen und den Römerbauten in der Ebene — vorzugsweise im
Gebiete der Homburger Mineralquellen — Heddernheim etc. vor. In Nr. 4
der Tafel XX ist die übliche Deckungsart dargestellt. Der Schiefer hierzu
stammt, wie schon in dem Abschnitte über die Baumaterialien gesagt ist, aus
dem Taunus. Besondere Werkzeuge zur Bearbeitung und zur Deckung der
Schieferplatten wurden, mit Ausnahme von Steinbohrern und Ausreibern (Tafel
XXXIV, Nr. 10 — 12), nicht gefunden; zum Nageln genügten die gewöhn-
lichen Hämmer (Textfigur 29, Nr. 21 und 22) und zum Spalten und Ab-
hauen die Hauklingen (Tafel XXXVII, Nr. 12). Die Schiefer waren dicker
als die unsrigen und sechseckig hergerichtet; ihre Länge und Breite beträgt
30 cm, fast genau einen römischen Fuß. Für die Eindeckung der Fuß-
schicht wurden Dreiviertelsteine verwandt. Die Schiefer haben an der Kopf-
seite nur ein Loch, welches mit einem Steinbohrer hergestellt war; — bei
dem modernen, viel dünneren Schiefer werden 3 — 4 Löcher mit dem auf
236
TechniRche Ergebnisse.
einer Seite zugespitzten Dacluleckcrliaramer eingeschlagen; — das Nagelloch ist
au der oberen Seite konisch ausgerieben, damit der dicke Nagelkoi)!' nicht
über die Schicfertläche hervorstehen konnte, sodaß der daraufliegende Stein
eine gute Auflage erhielt und nur sehr wenige Fugen entstanden, was für
die Erzielung eines dichten Daches von Wichtigkeit und schon der Schnee-
wehungen halber erforderlich ist. Die Aufnagelung geschah auf Latten oder
Dielen. Die Deckung gleicht ganz der jetzt wieder in Aufnahme gekommenen
sogenannten «altdeutschen» Deckungs weise mit sechseckigen Schablonen-
Schiefern.
Außerdem sind noch unregelmäßige, 1 — IV2 cm dicke Schiefer meist ohne
Nagellücher gefunden worden, die nicht aufgenagelt, sondern nur flach auf-
gelegt und vielleicht mit Steinen beschwert waren, eine Befestigungsweise,
die man noch heutigen Tages auf dem Lande, besonders in der Schweiz und
in Oberitalien, bemerken kann.
n.
MÜHH^H
18.
Fig. 35. Schmiede-, Schlosser- und Klempnerwerkzeuge.
Schmiede- und Schlosserarbeiten.
Schon bei den Baumaterialien, wie in den vorstehenden Kapiteln, ist
auf die zahlreichen Eisensachen hingewiesen worden. Daß diese größtenteils
an der Saalburg gefertigt sind, dafür sprechen einerseits die einst am
Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge. 237
«Dreimühlborn» und «Drususkippel» befindlichen, in dem Abschnitte «Ver-
schiedenes» noch näher zu beschreibenden Schmelzöfen und Halden, anderer-
seits die Schmiedewerkzeuge sowie die großen eisernen Blöcke und Schlacken,
die in und vor dem Kastell ausgegraben wurden. Die Funde selbst und
die A^erwendung des Eisens zu allen möglichen Zwecken, selbst zu Hypo-
kausten, machen es wahrscheinlich, daß an der Saalburg die Verarbeitung
des Eisens in großem Umfange betrieben worden ist. Auf den Tafeln
XXXIir bis XXXXVII und den Textfiguren 27—29, 32 und 34 wurde
von den Tausenden von erhobenen Eisensachen eine Anzahl wiedergegeben, die
mehr oder weniger ausführlich an den zutreffenden Textstellen beschrieben
sind. Für hier kommen die auf Textfigur 35 zusammengestellten Werkzeuge
für Metallarbeiter in Betracht. Sie zeigen uns auf den ersten Blick, daß auch
sie seit 1800 Jahren kaum eine Veränderung erfahren haben und in Form
und Größe heute noch in den Schmiede- und Schlosserwerkstätten anzu-
treffen sind. Darunter befinden sich allerdings auch Werkzeuge, die zur
Bearbeitung von Draht, Blechen aus Bronze, wie zur Herstellung von Gewand-
nadeln, Zierscheiben, feinen Beschlägen etc. gedient haben; eine vollständige
Scheidung der Werkzeuge für die einzelnen Handwerke ist deshalb schwierig;
so sind z. B. die kleinen Amboße, Hämmer, Zängelchen, Feilen etc. für die
verschiedensten Betriebe nötig.
Der Amboß {incus) ist eines der ältesten und das nötigste Werkzeug
des Schmiedes, wie fast aller Feuerarbeiter. Nr. 1 — 5 der Textfigur 35
zeigen fünf verschiedene Formen von 10 — 30 cm Höhe; sie gleichen den-
jenigen, die auf alten Bildwerken in Hephästus' Werkstätte dargestellt sind
(vergl. hierzu Blümner, Bd. II, S. 189). Nr. 1 : Der gewöhnhche Amboß
zum Hämmern, ohne Holzblock; Nr. 2—5 haben Untersätze aus Holz, den
sogenannten «Amboßstock»; Nr. 2 und 3 gleichen den heute noch vom
Klempner gebrauchten Amboßen und werden als «Stöcke» oder «Daumen»
bezeichnet; sie haben an dem einen Ende einen längeren, oben abgerundeten
Ansatz, der wohl zum Hämmern, vorzugsweise aber zum Umbiegen und
Formen von dünnen Metallblechen oder Drähten diente; an antiken wie an
modernen Amboßen sind diese Ansätze öfters auch hornartig und kegelförmig
gestaltet. Nr. 4 ist ein jetzt selten gewordenes Werkzeug des Nagelschmiedes;
am Durchschnitt (Nr. 4a) ist die Benutzung ersichtlich: auf dem Haupt wurde
das glühend gemachte Eisen gespitzt, dann mit dem sogenannten Kaltmeißel
(Nr. 13), der einen Holzstiel hatte, abgehauen und in das Loch eingesetzt,
zuletzt der Nagelkopf gehämmert. Durch den auf einer Seite angebrachten
Schlitz fiel der Hamm erschlag herab.
Tafel XXXXVII, Nr. 1 — 5, enthält mehrere große eiserne Blöcke, die
Dr. L. Beck als «schwere Amboße» für Grobschmiede erklärt, die nicht
in Holzstöcken gesessen hätten, sondern in die Erde eingerammt gewesen
seien; er hat diese Eisenblöcke, von denen der Tafel XXXXVH, Nr. 1 ab-
gebildete 484 Pfd. wiegt und 1,40 m hoch ist, in den Nassauer Annalen,
Bd. XIV, ausführlich beschrieben und Nr. 1 als einen Riesen unter den Am-
238 TechniBclie Ergebnisse.
boßcn bezeiclmet. Zugleich liat er dabei die Bearbeitung des Eisens und
besonders diejenige dieser bis jetzt nirgends wieder gefundenen Blöcke näher
erörtert. Er schreibt darüber wörthch:
«Wie konnten aber die alten Schmiede mit ihren unvollkommenen Vorrichtungen
so große Stücke herstellen? Hütten sie die Kunst des Eisengusses gekannt, so würden
sie solche Klötze gewiß gegossen haben ; so aber mußten sie, da sie unmöglich Luppen
von fünf Centnern auf einmal darstellen konnten, dieselben aus lauter einzelnen kleinen
Luppen zusammenschweißen. Wenn auch schon aus dem Bruch angenommen werden
darf, daß sie zur Herstellung solcher Stücke größere Luppen als gewöhnlich anfertigten,
um so mehr, da es ihnen auf die Qualitilt des erzeugten Eisens wenig ankam, so
können wir doch kaum annehmen, daß sie mit ihren mangelhaften Blasebillgen im
Stande waren, Luppen von mehr als etwa 25 Kilo Gewicht bei einer Operation zu
erzielen. Um aus diesen den großen Block herzustellen, hätten sie 10 solcher Luppen
nach und nach zusammenschweißen müssen. Da jede Schmelzung bei ihren schlechten
Vorrichtungen lange Zeit in Anspruch nahm und, wenn wir analoge Prozesse wilder
Vt'ilker als Maßstab nehmen, mehr als 24 Stunden erforderte, so waren zur Herstellung
eines solchen Stückes mindestens zehn volle Tage ununterbrochener Arbeitszeit erforder-
lich. Zur Herstellung des Stücks mußte die erste roh vorgeschmiedete Luppe, ehe
die zweite fertig war, auf der einen Seite wieder bis zur Schweißglut erwärmt werden,
um die Verbindung mit der neuen Luppe unmittelbar nach dem Herausbrechen der-
selben zu ermöglichen. Diese Operation wurde immer schwieriger, je größer das Haupt-
stück wurde, da es doch immer wieder in das Schweißfeuer geschoben und herausgezogen
werden mußte. Ebenso war das Zusammenschweißen und Schmieden des großen Stückes
ohne andere Hilfsmittel als die gewöhnlichen Handhämmer eine schwere Aufgabe.
Wenn auch die Schmied ung von keiner großen Sorgfalt zeugt, so war doch
schon eine gute Schweißung nur mühselig auszuführen, und man darf wohl die Frage
aufwerfen: Haben jene römischen Schmiede zum Wenden und Bewegen so großer
Schmiedestücke, sowie zum Schmieden keine anderen Vorrichtungen gehabt, als Zange
und Handhammer? An unsere Wasser- und Dampfhämmer darf dabei freilich nicht
gedacht werden.»
Die auf der Tafel XXXXVII, Nr. 6, 6 a, 7 und 7 a, weiter dargestellten
großen Eisenstücke fanden sich an den Schürlöchern von Hypokausten ein-
gemauert; es läßt sich aber kaum annehmen, daß sie ursprünglich für diesen
Zweck bestimmt waren, denn dazu war das Material zu kostbar. Dr. Bccli
hält sie für abgängige, weil unbrauchbar gewordene Amboßblöcke.
Alle diese großen Eisenblöcke sprechen einesteils durch ihre schwierige
Herstellung für die Kunstfertigkeit der Bewohner der Saalburg in der Be-
reitung und dem Schmieden des Eisens, andernteils aber durch ihr großes
Gewicht auch dafür, daß sie, schon des schwierigen Transportes wegen, an
Ort und Stelle, an der Saalburg oder nahe dabei, gefertigt wurden.
Die nächstwichtigen Werkzeuge für den Metallarbeiter sind Zangen und
Hämmer. Die Zange (forceps), die auch von anderen Handwerkern, allerdings
in etwas abweichender Form gebraucht wird, dient vornehmlich dazu, das
glühende Eisen festzuhalten und es auf dem Amboß zu bearbeiten. Die vier
Stücke, Textfigur 35, Nr. 6—9, hatten diesen Zweck (vergl. auch Taf. XXXIV,
Nr. 4). An dem kleinen Zängelqhen Nr. 6 waren hölzerne Handhaben be-
Konstruktives, bauliche Details und Handwerkszeuge. 239
festigt, die beim Schmieden einen längeren Gebrauch gestatteten, d. h. ein
zu häufiges Abkühlen nicht erforderlich machten. Die bekannten antiken
Darstellungen des Vulkan zeigen genau dieselben Zangen wie die unsrigen
(vergl. liich, S. 272 und 383; Jahn, Berichte der Sachs. Gesellsch. d. Wissen-
schaften 1861, Taf. VIII).
Den Hammer (malleus, marcus, marculus) braucht jeder mit harten
Stoffen beschäftigte Arbeiter, und so sind denn bereits oben die verschiedensten
Arten von Hämmern besprochen worden. Die der Schmiede und Schlosser
sind wenig von denen anderer Handwerker abweichend; es kann daher der
bei den Maurerarbeiten (Textfigur 32, Nr. 5) schon betrachtete große schwere
Hammer ebensogut bei den Schmieden Verwendung gefunden haben. Auf
Textfigur 35, Nr. 10 — 12, sehen wir drei Hämmer, die für den Schmied und
den Schlosser sich eignen dürften; Nr. 11 ist wegen seiner Herstellungsweise
(aus einem Stücke Eisen) besonders erwähnenswert. Der Holzstiel war zwischen
den am eigentlichen Hammer ausgeschmiedeten Lappen befestigt; er kann
auch als Hufhammer zum Beschlagen der Pferde gedient haben. Nr. 13
und 19 smd Kaltmeißel (vergleiche auch Tafel XXXIV, Nr. 26); sie sind
durch das Daraufschlagen mit einem eisernen Hammer umgekrempt, d. h. sie
haben einen «Schwamm», was für ihre starke Benutzung spricht. Derartige
Werkzeuge werden zum Durchhauen von glühenden oder kalten Eisenteileu
gebraucht. Zur Handhabung von Nr. 13 war ein Holzstiel erforderlich.
Nr. 14, 15, 17 und 18 dienten zum Bohren oder Ausreiben von Löchern in
Eisen. Nr. 16, 20, 21 und 22 sind als Durch- oder Vorschläge zu bezeichnen
und wurden zum Erweitern von Löchern in Eisen, besonders bei Beschlägen,
wohl auch zum Vorschlagen für Nägel benutzt (vergl. auch Tafel XXXIV).
Nr. 23 ist ein seltenes Werkzeug aus Stahl, eine Feile (lima), die zwar aus
den Schriftstellern und antiken Darstellungen bekannt ist, meines Wissens
aber noch nirgends in so guter Erhaltung gefunden wurde, daß sich ihre
Herstellungsweise hätte erkennen lassen. Sie lag im Schlamme des Brunnens
Nr. 14 (S. 160), ist von gutem Stahl, mit Vivianit überzogen (siehe S. 158,
Anmerkung 134) und war noch mit einem gedrehten Griffe aus Eschenholz
und eiserner Zwinge versehen, siehe auch Tafel LXXX, Nr. 3. Die Feilen
dienen hauptsächlich zur Bearbeitung von metallenen Gegenständen, doch
auch solcher aus Holz. Ihre Oberflächen sind von Feilenhauern durch ge-
hauene Einschnitte (Hiebe) rauh gemacht. Man unterscheidet viele Arten
derselben; die an der Saalburg gefundene ist eine «Flach- oder Schhchtfeile»
und ist schräg gehauen.
Auch die beiden folgenden Nummern 24 und 25 waren ursprünglich
Feilen, was an ihrem Schlag, der sich erhalten hat, gut zu erkennen ist; sie
dienten gleichzeitig als Haukhngen beim Huf beschlag, bei dessen Besprechung
näher auf dieses merkwürdige und heute noch übliche Werkzeug eingegangen
werden soll. Die von Schmieden und Schlossern hergestellten Arbeiten, die
bei diesem Abschnitte noch weiter in Betracht kommen, sind auf den Tafeln
XXXXIII bis XXXXVI dargestellt.
240 Technische Ergebnisse.
Auf Tafel XXXXIII, Nr. 1—19, 29, 31, 33, 34 und 42, finden sich
Klammern, Kreuznägel, Heftbaken, Kloben und Scbließen; Nr. 43 — G4 sind
Nägel in den mannigfacbsten Größen und Formen mit spitzen, runden, flachen
und platten Köpfen. Die Tafeln XXXXIV und XXXXV enthalten außer
Schlüsseln und Schloßteilen, die weiter unten in dem Kapitel «Rekonstruktionen»
bebandelt werden, Thür- und Kastenbeschläge; es sind dies die meist jetzt
noch vorkommenden Arten von Dreh- und Aufhängevorrichtungen derThüren,
ebenso Bänder und Beschläge.
a. Haken- oder Klobenbänder, Tafel XXXXV, Nr. 23 und Tafel
XXXXVI, Nr. 21. Diese bestehen aus den eigentlichen Bändern, den um-
gebogenen P]isenblechen, welche auf die Thürflügel aufgenagelt wurden, und
dem Kloben (Angel), der in einem Pfosten oder in der Mauer befestigt war
und um dessen Dorn das schmal auslaufende Blech als Gewinde gebogen ist,
sodaß es sich um den Dorn des Klobens drehen kann. Bei Holzbauten
war ihre Anwendung leicht, der Kloben wurde einfach in den Pfosten ein-
geschlagen; bei den Steinbauten setzte man Steinbinder ein und verbleite den
Kloben (Tafel XXXXV, Nr. 31). Da jedoch dieses Verfahren Schwierigkeiten
verursaclite, auch in schlechtem Mauerwerk nicht von großer Dauer war, half
man sich an der Saalburg dadurch, daß man in die Thüröffnung ein Thür-
gestell, aus Pfosten und Deckholz bestehend, einmauerte oder einfach da-
zwischensetzte, wie es sich aus manchen Bauresten ergiebt; so namentlich
in den Kellern, wo sich die Schlitze, in denen die Pfosten saßen, erhalten
liaben. In dieser Weise waren auch die Thore der Haupteingänge an-
geschlagen, was besonders deutlich noch an der Porta dccumana des Kastells
«Holzhausen an der Heide» zu bemerken war. An der Saalburg waren die
Pfosten nicht besonders eingelassen, sondern saßen stumpf an der Leibungs-
mauer; vergleiche Textfigur 11.
b. Aufsatzbänder (Taf. XXXXV, Nr. 22, sowie Taf. XXXXVI, Nr. 22);
sie unterscheiden sich von den vorigen nur dadurch, daß an Stelle des Klobens
ein durchlochtes Band trat, welches auf den Pfosten aufgenagelt wurde. Beide
Anschlagsarten gestatteten das Aufgehen der Thüren nach zwei Seiten. Es
sind solche Bänder gefunden worden, von denen der eine Teil 60 — 70 cm
lang war, um gleichzeitig die Thür, die aus einzelnen Brettern bestand, zu-
sammenzuhalten. Die für bessere Gebäude verwendeten Bänder waren reich
verziert und erinnern an diejenigen der Renaissance.
c. Einsetzb ander, auch aufgenagelte Bänder (Taf. XXXXV, Nr. 24
und 25); sie sind den modernen Fischbändern ähnlich und bestehen aus
Blechlappen, welche zur Aufnahme des an dem Thorpfosten aufgenagelten
Teils in einen Dorn auslaufen, für welchen der auf das Thürrahmstück be-
festigte Teil als Hülse gebogen ist.
d. Angelbänder: Zapfen und Pfanne; beide Vorrichtungen sind ge-
funden worden. Tafel XXXXV, Nr. 29, zeigt eine eiserne Thorpfanne, ver-
gleiche Textfigur 14, a; auch kommen solche öfters in Stein, wie an den
mittelalterlichen Burgen, vor. An der Porta principalis dextra des Kastells
Heizungeanlagen — Hypokausten. 241
«Feldberg» ist das wohlerhaltene Angelband erhoben worden (vergleiche
auch S. 86).
e. Charnierbänder (Taf. XXXXV, Nr. 26 und Taf. XXXXVI, Nr. 14,
15 und 16). Von diesen Bändern, die genau den heutigen entsprechen, sind
in der letzten Zeit verschiedene schöne Exemplare gefunden worden ; sie sind
den in Pompeji ausgegrabenen ähnlich. Diese Bänder, die aus Bandlappen
bestehen, die um einen Stift gewunden und zusammengeschweißt sind,
scheinen, da sie nur in kleinen Abmessungen vorkommen, besonders für
Schränke, Truhen etc. verwendet worden zu sein; sie konnten aufgenagelt
(Taf. XXXXV, Nr. 26) und eingeschlagen (Taf. XXXXVI, Nr. 14, 15, IG)
werden.
Es würde zu weit führen, alle Einzelheiten der mit vielem Verständnis
gefertigten Schmiede- und Schlosserarbeiten hier näher zu beleuchten; bei
der Beschreibung der Geräte und Schlösser soll dies, so weit als möglich,
noch geschehen. Allgemein sei nur bemerkt, daß Eisentechniker sowohl als
Schmiede und Schlosser, welche Gelegenheit hatten, die Eisenfundstücke der
Saalburg zu besichtigen, ihr Erstaunen über die hohe Entwickelung der Eisen-
technik und die mannigfache Verwendung des vorzüglich bearbeiteten Eisens
aussprachen und Vieles als nachahmenswert bezeichneten.
6. Heizungsanlagen — Hypokausten.
In der kulturgeschichtlichen Entwickelung der Menschheit war von der
Verwendung des offenen Feuers, um das sich die Wilden setzen,' bis zur Er-
findung der Füllöfen und Caloriferen ein weiter Weg zurückzulegen. Einzelne
Stadien dieser Entwickelung lassen sich auch an der Saalburg verfolgen, da
sich hier im Soldaten- und Lagerleben neben den bescheidensten Bedürfnissen
auch verwöhntere Ansprüche geltend machten. Bei der Beschreibung der
Soldatenhütten (S. 89) wurde bereits der offenen, nur mit Steinen umlegten
Feuer Erwähnung gethan und an verschiedenen anderen Stellen auf die
Hypokausten hingewiesen; ihre Einrichtungen sollen hier etwas näher be-
sprochen werden.
An der Saalburg haben wir zu unterscheiden :
1. Ganz offene Feuerungen — Herde (Backöfen).
2. Ganz geschlossene Feuerungen, Heizungen durch hohle Räume —
Hypokausten.
I. Ganz offene Fenerungen oder Herde.
Offene Feuer dienten vornehmlich zum Kochen und scheiden sich in
solche, die mit dem Boden in gleicher Höhe liegen, und in solche, die einen
tischähnlichen Unterbau haben. Diese Feuerungsanlagen waren ursprünglich
sehr einfach, man begnügte sich damit, Holz auf der bloßen Erde aufzu-
häufen und anzuzünden; in der Hütte der Pfahlbauern brannte das Feuer
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg. 16
242
Technische P]rgebni8se.
auf einer Steinplatte. Auch die an der Saalburg sind anfänglich ähnlich
gewesen und werden sich kaum von den gewöhnlichen Feuerstellen der
heutigen Waldarbeiter unterschieden haben; erst nach und nach mag eine
Iksserung eingetreten sein, besonders nachdem diese Feuerungen auch für
geschlossene Räume zur Anwendung kamen, wobei eigentUche Schornstehie
fehlten und der Hauch entweder durch die Thür oder eine Dachöffnung abzog
(Taf. XI, Nr. 2). Die Ausnutzung des Brennmaterials war hierbei selbst-
redend eine recht unvollkommene.
"nr. " ~ ■■ W.
Fig. 36. Offene Feuerstätten, Feuergeräte und Kochgeschirre.
Auf der Textfigur 36 sind derartige an der Saalburg gefundene Feuer-
stätten und Heizeinrichtungen perspektivisch dargestellt; sie dienten vorzugs-
weise zum Kochen der Speisen. Figur I zeigt eine Vorrichtung in Form
eines offenen Grabens, der mit dreieckigem Querschnitte in den gewachsenen
Boden eingeschnitten ist und wohl nur zum Kochen im Freien benutzt wurde;
solche Gräben, auf deren Sohlen das Feuer angelegt war, dürften haupt-
sächlich in der wärmeren Jahreszeit ihre Dienste geleistet haben. Es sind
dieselben Einrichtungen, wie sie sich jetzt die Soldaten in den Manövern und
den Feldzügen anlegen. Die Gräben haben nur eine geringe Breite (20 bis
Heizungsanlagen — Hypokausten. 243
30 cm), um einen Topf oder Teller dazwischen oder darüber stellen zu können
(Textfig. 36, Nr. 1 und 2), auch mögen manchmal Ziegel- oder Basaltsteine
als Unterlage für kleineres Kochgeschirr den Graben überdeckt haben.
Figur II und III sind die gebräuchlichsten Feuer- und Kochplätze, sie sind
mit hochkantig gestellten, im Boden befestigten Steinen an drei Seiten um-
schlossen; ihre Abmessungen schwanken zwischen 0,80 — 1,20 m und sind
teils an den Ecken abgerundet (Fig. II), teils quadratisch (Fig. III). Die
Herstellungsweise des Feuerbodens ist verschieden ; da das zur Hand liegende
Steinmaterial (Quarzit) sich zu Unterlagen für das Feuer nicht eignet, sondern,
besonders bei einer plötzlichen Abkühlung, in Stücke springt, so legte man
den Boden mit feuerfestem Materiale, entweder Basalt oder Ziegeln, aus.
Figur III zeigt einen Boden, der regelrecht mit Ziegeln geplättet war, doch
fanden sich häufiger solche, die mit Lehm ausgestampft sind; sie brannten
sich allmählich zu einer ziegelartigen Masse, wodurch sie bis jetzt erhalten
bheben. Die Umstellung des Herdes geschah teils mit kleinen Quarzitplatten
(Figur II), teils mit Ziegeln (Figur III), die 10—15 cm über den Boden standen,
um das Übergreifen des Feuers sowie das Herabfallen von Kohlen und
Asche zu verhindern. An der Seite, von der aus gefeuert und gekocht wurde,
ist eine vollständig geschlossene Steinsetzung nicht vorhanden, doch mögen
hier lose hingelegte Steine die Feuerstelle während des Kochens nach dem
Räume hin abgeschlossen haben.
Der Herd lag in der Regel, wie sich vielfach gezeigt hat, mit dem
Boden der Küche oder der als Kochraum benutzten Stube in gleicher Ebene,
was auch dafür spricht, daß solche Räume nur einen mit Lehm ausge-
schlagenen Boden hatten ^^^). Daß diese Herde auch nach dem Erlöschen
des Feuers durch die Erwärmung des Bodens und der das Feuer begrenzen-
den Steine noch lange eine behagliche Wärme ausstrahlten, ist zweifellos;
sie dienten daher auch zugleich zur Heizung der Räume.
Bessere Feuerherde finden wir in den tischähnlich aus 3 — 4 Steinschichten
gemauerten Unterbauten, Figur IV; das hierzu verwandte Material ist meist
poröser Basalt; sie befinden sich nicht immer in der Mitte der Räume, son-
dern auch an den Wänden und erinnern ganz an die mittelalterlichen Ein-
richtungen, die man noch vielfach in alten Burgen antrifft. In der Küche
der Villa (Tafel XV, M, a und Schnitt G— H) ist in der nordwesthchen Ecke
ein derartig eingebauter Herd noch jetzt vorhanden. In den Canabae, deren
Böden aus Holzgebälken bestanden, scheinen solche Herde mit Unterbau
üblich gewesen zu sein.
Auf der Textfigur 36 sind Koch Vorrichtungen, wie man sie sich nach
den Funden denken kann, rekonstruiert. Die abgebildeten Gefäße und Geräte
sind zum Teil in der Nähe, zum Teil direkt bei den Feuerstellen, erhoben
worden; insbesondere sind Nr. 5, 6 und 9 Einrichtungen, die schon vielfach
198) Bei den nomadisierenden türkischen Zigeunern wird der Boden des Zeltes mit
einem Lehmschlag geglättet, eine Einfassung von Steinen geschaffen, ebenfalls mit Lehm
bestrichen und an der Außenseite eine halbrunde Ausbuchtung für das Feuer angelegt.
16*
244 Technische Ergebnisse.
an Iiömerstätten gefunden, jedoch seitlier als anderen Zwecken dienlich er-
klärt wurden; eine feststehende Bezeichnung für dieselben kenne ich nicht,
ich möchte sie kurzweg als «Gefäßeinsätze» bezeichnen. Sie sind stets aus
feuerfestem Material — Basalt und Ziegel — gefertigt und kommen gewöhn-
lich in kuhischer oder parallelepipedischer Form vor (Nr. 5 und 9); seltener
sind sie rund (Nr. G). Ihre Maße schwanken zwischen 12 und 20 cm. Die
meisten derselben haben ein durchgehendes Loch, das konisch nach unten
und oben ausläuft; dagegen finden sich auch solche, die nach allen Seiten
durchbrochen sind und deren vier verschieden große Löcher alle trichter-
förmig in der Mitte zusammenstoßen (Nr. 9); andere haben nur ein konisches
Einsatzloch. Der Zweck dieser Stein -Untersätze kann nur der gewesen sein,
den meist spitz zulaufenden Töpfen (Nr. 1 und 8) und Krügelchen (Nr. 5
und 10) einen sicheren Stand am Feuer zu geben; auch ihr verbranntes
Aussehen zeigt deutlich, daß sie am Feuer Verwendung gefunden haben und
wohl hauptsächlich beim Kochen dienten; man könnte sie daher auch als
«Kochsteine» bezeichnen '^^). Nr. 9 giebt ein schematisches Bild einer Koch-
eiurichtung, wie man sich dieselbe wohl vorstellen kann. Der Basalt hält
lange die Hitze, die Speisen konnten daher nach dem Erlöschen des Feuers
noch lange warm erhalten werden. Auch ist es wahrscheinlich, daß diese
einmal heiß gewordenen Gefäßuntersätze nicht allein am Feuerherd vet-
blieben, sondern auch dahin gebracht wurden, wo die Leute ihre Speisen
einnahmen. Ein aus Thon hergestellter, 19 cm hoher Gefäßuntersatz (Nr. 7),
der zwar in der Ausführung roh ist, doch in der Form eine gewisse Eleganz
verrät, hat nicht allein denselben Zweck gehabt, sondern konnte auch als
eine Art transportabler Herd benutzt werden, in dessen Innerem man Holz-
kohlenfeuer unterhielt, das sich in einer Schale von Blech oder auf einem
flachen Steine befand; auf diese Weise war man in der Lage, auch in der
heißen Jahreszeit sehr rasch Speisen kochen oder erwärmen zu können. In
der Form erinnert diese ^Einrichtung an die im Orient so beliebten Holzunter-
sätze, worauf die Orientalen Kaffee etc. zu servieren pflegen. Obgleich die
schöne Form und die absichtlich angebrachten Verzierungen des Untersatzes
für den Gebrauch desselben im Haushalte sprechen, so könnte er doch auch
zu technischen Zwecken gedient haben, vielleicht als Schmelz- oder Lötofen;
durch die Öffnungen (Schlitze) konnte dem Holzkohlenfeuer Luft zugeführt
und durch Anwendung des Blasebalgs starke Glühhitze erzeugt werden,
während in der konischen Öffnung der Schmelztiegel einen sicheren Stand
hatte. AhnHche Einrichtungen, jedoch aus Eisen, verwenden heute noch die
Klempner.
Auf Textfigur 3G sind, abgesehen von den Herden, Geräte zusammen-
gestellt, die zum Feuern und Kochen gehören. Nr. 3: ein Schüreisen mit
Haken und Schlaufe; Nr. 4: ein 70 cm langes Feuerschippchen (Feuerschaufel),
'»») Ungarische Zigeuner sollen solche Steine, bei denen gleichzeitig von beiden
Seiten Luft zugeführt wird, noch verwenden.
Heizungsanlagen — Hypokaueten. 245
sauber und in schöner Form geschmiedet, mit beweghchem Ringe zum Auf-
hängen; Nr. 12: ein eiserner Rost zum Braten des Fleisches oder zum Auf-
stellen von Kochtöpfen, vergl. Tafel XXXVI, Nr. 18^''*'). Roste in unserem
Sinne, d. h. einzelne in entsprechenden Zwischenräumen parallel nebenein-
ander gelegte eiserne Stäbe, die in der Regel in die Feuerherde fest ein-
gemauert werden, um dem Brenn materiale als Unterlage zu dienen und
dem Feuer Luft zuzuführen, scheinen die Römer für solche Zwecke nicht
gekannt zu haben. Die vielen an der Saal bürg gefundenen eisernen Rost-
stäbe rühren von Bratrosten her oder waren als Auflager zum Braten oder
Kochen verwendet. Zu Letzterem wurden auch eiserne Dreifüße benutzt, die
entweder mit einem dreieckigen (Nr. 14) oder mit einem ringförmigen Auf-
lager (Nr. 16) versehen waren. Eine viel zur Anwendung gekommene Koch-
weise mit hängendem Topf veranschaulicht Figur III, Nr. 13. Ein Bronze-
kessel hängt an einer eisernen Kette, die an der Decke oder einer sonstigen
Vorrichtung befestigt war. Zu dieser Darstellung ist der im Brunnen Nr. 39
ausgegrabene, schön erhaltene, größtenteils aus Kupfer bestehende Kessel als
Vorbild genommen worden (Größe des Kessels 25 cm Durchmesser und 17 cm
Höhe). Der Kessel findet sich auch in geschlossenen Wohnräumen an der
Decke hängend wieder; er ist in vielen Gegenden bis auf den heutigen Tag
der Mittelpunkt der Bauernhäuser geblieben.
Die Thongefäße, Krügelchen, Teller und Töpfe, zeigen die gewöhnlichen
an der Saalburg vorkommenden Formen, wie sie wohl im zweiten Jahrhundert
dort gebräuchlich waren. Nr. 11 stellt eine Schale und Nr. 15 eine Kasserole
aus Bronze dar; letztere eignete sich ihres langen Stieles wegen besonders
gut zum Kochen an offenen Feuerungen.
II. Ganz geschlossene Fenernngen — Hypokausten.
Während die vorher besprochenen, ganz offenen Feuerungen die Heizung
durch direkte Ausstrahlung der Wärme aus den Brennmaterialien bewirkten,
geschieht diese bei den Hypokausten indirekt durch hohle Räume, die mit
ihren Pfeilern und Kacheln erwärmt werden und einen Teil der Wärme nach
oben abgeben. Bei dieser Heizung geht allerdings Wärme verloren, aber
sie hat doch den großen Vorteil, daß der Rauch und die bei der Verbrennung
entstehenden Gase besonders abgeleitet werden, und daß dadurch die Luft
in den Zimmern nicht verdorben wird. Bei der Anlage der Hypokausten an
der Saalburg, die nur für bessere Wohnräume zur Verwendung kamen, scheint
man nach Allem, was sich aus dem Vorgefundenen ersehen läßt, dieses Prinzip
verfolgt und einen direkten Rauchabzug geplant zu haben. Ich will daher,
ehe ich zur Einzelbeschreibung der Hypokausten übergehe, die Anlage der
Schornsteine vorwegnehmen. Dieselbe gilt vielfach noch als eine offene
Frage und die Meinungen über sie sind noch sehr geteilt. Im Jahre 1890
200) Siehe auch Bonner Jahrbücher, Heft LXXXVI, Tafel 5, Nr. 12.
246 Technische Ergebnisse.
habe ich darüber einen Aufsatz^"') veröffenÜicht und darin zu beweisen ge-
sucht, daß die Römer für ihre Bäder und feineren Wohnhäuser Kauchabzüge
hatten. Die darauf bezügliche Stelle lautet:
«In dem Pfahlgrabenkastell Saalburg und den dabei liegenden römischen Nieder-
lassungen wurden eine größere Anzahl Hypokausten aufgedeckt, von denen die meisten
zur Erwilrmung von Wohnrilumen und nur wenige zur Heizung von Bildern bestimmt
waren. Aber alle diese Einrichtungen sind in den oberen Teilen zerstört und geben
keine sichere Auskunft über den Rauchabzug; auch Vitruv läßt uns über die Anlage
von Schornsteinen im Dunkeln. Es sind die verschiedensten Ansichten über diesen
Punkt aufgestellt und Einige haben sogar die Vermutung ausgesprochen, daß die Römer,
an oifenes Kohlenfeuer gewöhnt, unempfindlich gegen den Rauch gewesen seien, der
Rauch sich wahrscheinlich aus den hohlen Wänden oder Röhren in die Bade- und
Wohnräume verbreitet und in einer Thür- oder Fensteröffnung einen Ausgang ins
Freie gefunden habe. Zugegeben nun, daß Ähnliches in Räumen von untergeordneter
Bedeutung, als Küchen und dergleichen, der Fall gewesen ist, so konnten wir uns
doch selbst bei Holzkohlenfeuerung niemals mit dem Gedanken befreunden, daß eine
solche Einrichtung für i-eich gemalte und elegant ausgestattete Räume die Regel ge-
wesen sei, zumal bei dem verwöhnten und verfeinerten Geschmack eines nebenbei
technisch durchgebildeten Volkes. Es hat sich denn auch in der That gezeigt, daß in
Pompeji in den Bäderheizungen Schornsteine in unserem Sinne im Gebrauch waren.
Zwei solcher Röhren finden sich im Caldarium des sogenannten Frauenbades der
Stabianer Thermen ; sie münden an der dem Feuerungsraum gegenüberliegenden Mauer
und führen den Rauch, nachdem er die hohlen Zwischenräume der Wände, den Boden
und die Decke erwärmt hat, ins Freie. Das 20 cm im Lichten messende runde Thon-
rohr geht nicht senkrecht über das Dach, sondern ist über dem Scheitel des Gewölbes,
d. h. zwischen demselben und der Dachdeckung seitlich angebracht und ragt einige
Centimeter aus der Mauer hervor. Es fanden sich auch an den noch mit Stuck er-
haltenen Wänden nirgends Spuren von Öffnungen, wodurch der Rauch in den Bade-
raum selbst hätte eintreten können.
Bei Küchenanlagen mit offenen Feuerungen in Pompeji geht der Rauch, wie
oben gesagt, in den Raum selbst, steigt bis zur Decke oder bis zum Dach,
woselbst er entweder seitlich durch Öffnungen oder durch Schornsteinaufsätze
entweicht.
Auch bei gewerblichen Anlagen in Pompeji finden sich regelrechte Schornstein-
konstruktionen, insbesondere sei hier auf eine Kesselfeuerung in der Via undedma
Nr. 17, Reg. VII, Ins. XII, hingewiesen, bei welcher der Schornstein, wie heute noch
üblich, angelegt und in die Wand eingemauert ist, jedoch mit dem Unterschiede, daß
das Rohr nicht über das Dach geht, sondern in einer gewissen Höhe des Raumes auf-
hört und der Rauch an der Decke durch eine Öffnung abgeführt wird. Erwähnens-
wert ist noch, daß die oben beschriebenen Rauchabzugsröhren im Inneren mit Stuck
überzogen sind, um die Reibung des durchziehenden Rauches zu venneiden. In der-
selben Weise und auch wohl aus demselben Grunde sind die Ziegelpfeiler und Wände
in den Heizungen anderer Bäder glatt verputzt.»
*"') L. Jacobi, Über Schornsteinanlagen und eine Badecinrichtung im Frauenbad der
.Stabianer Thermen in Pompeji, erschienen in dem Buche: Der Griechische Tempel in
Pompeji von F. von Duhn und L. Jacobi, Heidelberg, Carl Winter's Universitätsbuchhand-
lung, 1890.
Heizungsanlagen — Hypokausten. 247
Auch die seit jener Zeit erfolgten weiteren Aufgrabungen an der Saalburg
und an anderen Limeskastellen haben bestätigt, daß die Hypokausten Raucli-
abzüge hatten. Ob diese über das Dach und durch Dachluken, die in Pompeji
sich bei Ziegeldächern vielfach fanden ^^^), gingen, oder in den Dachraum
mündeten, ist bei den nur in geringer Höhe erhaltenen Mauern nicht fest-
zustellen; es ist auch zur Beurteilung der Sache selbst gleichgiltig, da sicher
ist, daß Rauchröhren über den Fußboden gehen und in den Zimmerwänden,
so hoch diese eben hervorragten, aufwärts steigen. Die römischen Heizungen
hatten, soweit ersichtlich, nicht (wie jetzt üblich) einen Schornstein mit großem
Querschnitt, der nach den zu fordernden Leistungen zu berechnen ist, sondern
es wurden immer mehrere Rauchröhren aus den schon auf Seite 200 be-
sprochenen Thonkacheln entweder einzeln oder nebeneinander aufgestellt und
eingemauert.
Eine vergleichende Berechnung hat ergeben, daß die Summe der Quer-
schnitte der Kacheln einen lichten Raum ergiebt, der zur guten Funktionierung
einer entsprechenden Heizung notwendig erscheint. Dieses sowie die That-
sache, daß die uns erhaltenen, mit Hypokausten geheizten und manchmal
reich gemalten Räume nicbt durch Rauch geschwärzt waren, beweist, daß sie
genügend mit Rauchabzügen versehen gewesen sein müssen. Im Verlaufe
dieser Beschreibung, der ich einiges Allgemeine vorausschicke, soll auf die
Einzelheiten dieser Anlagen noch zurückgekommen werden.
Die Hypokausten bestehen aus einem Herd oder Feuerraum (praefurnmni),
in dem das Feuer angezündet ist, und von dem aus die heiße Luft unter
dem Fußboden des zu heizenden Raumes hinzieht und durch Heizröhren in
den Wänden nach oben entweicht. In den meisten Fällen liegt der Herd
neben oder vor dem Gemache, dessen Fußboden, aus Ziegelplatten und Estrich
bestehend, auf 0,60 bis 1,15 m hohen Ziegelpfeilerchen ruht, zwischen denen
sich die Feuergase ausbreiten können; in anderen Fällen ziehen dieselben
nur durch Kanäle, welche in verschiedenen Richtungen unter den Fußböden
angebracht sind. Diese Ziegelpfeiler bestehen bei uns aus zahlreichen auf-
einandergesetzten quadratischen Plattenziegeln. Runde Ziegel, die auch dazu
verwendet wurden und eine leichtere Bewegung der Rauchgase ermöglichten,
haben sich an der Saalburg nur in wenigen Exemplaren gefunden. Für den
Abzug der Gase und des Rauches ist, wie schon oben gesagt, durch Schorn-
steine gesorgt; dazu dienten hauptsächlich Thonkacheln mit rechtwinkligem
Querschnitt von 6\/2/10, 6^2/13, 10/14, 13/13 und 9/19 cm. Textfigur 26
zeigt uns eine Auswahl der verschiedensten Formen und Größen (vergl. auch
Tafel XIX). Diese Röhren sind stumpf aufeinandergesetzt und entweder als
einzelne Kamine in den Ecken oder aber in größerer Anzahl nebeneinander-
stehend in den Wänden des zu heizenden Raumes eingebaut; sie waren in
der Regel mit Verputz überzogen, der die Farbe des Zimmers bekam, sodaß
sie sich von außen nicht bemerklich machten.
802) Vergl. Durm, Die Baukunst der Römer, Darmstadt 1885, Seite 220.
248 Technische Ergebuisse.
Die aufsteigenden Heizkanäle mit ihrem kleinen Querschnitte hätten
sich durch den starken Rauch und Kuß, den eine Holzfeuerung entwickelt,
hald verstopfen müssen ; da die Kacheln jedoch in den seltensten Fällen einen
kleinen Ruß-Ansatz zeigten und Glanzruß, der bei dem dort wohl meistens
gebrannten Buchenholz unvermeidlich gewesen wäre, nicht gefunden wurde,
so ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß die Feuerung nicht lediglich
mittels Holz, sondern hauptsächlich mit Holzkohlen geschah, die keinen Ruß
absetzen. Auch die Präfurnien, die oftmals sehr klein sind, sprechen für
Holzkohlenfeuerung; an den Kreuzheizungen sind sie so eng, daß eine Feue-
rung mit Holz vollständig ausgeschlossen ist.
Daß die Römer Holzkohlen zu brennen verstanden, wissen wir aus den
römischen Kohlenmeilern, die sich dem Pfahlgraben entlang finden, und aus
den wirklichen Holzkohlen, die nicht von Schaden- oder Kochfeuern herrühren
können, sondern in Kohlenmeilern gebrannt sein müssen; sie wurden in den
Hypokausten selbst, wie auch sonst an der Saalburg, gefunden; auch mögen
sie für offene Stubenfeuer verwandt worden sein und dem Metallarbeiter zum
Schmelzen und Schmieden gedient haben. Man war im Altertum bemüht, rauch-
freies Feuer, vornehmlich für die Dreifüße und Kohlenbecken, zu schaffen; es
sind uns darüber Mitteilungen von verschiedenen alten Schriftstellern erhalten.
Theophrastus spricht von einer Methode, das Holz rauchfrei zu machen, doch
war das gänzliche Verkohlen des Holzes, über welches auch Plinnts schreibt,
weitaus das beste Mittel, den Rauch aus den Zimmern zu verbannen, wo-
durch auch, wie Horaz in einer seiner Oden sagt, die thränenreichen Abende
am häuslichen Herde vermieden würden. In Italien hat man schon früh-
zeitig Holzkohlen im Großen produziert; es wird mehrfach berichtet, daß
sie in Herkulanum und Pompeji ein gebräuchlicher Handelsartikel waren.
Im Taunus mit seinen holzreichen Beständen mag es ähnlich gewesen und
daselbst ein reger Handel mit Holzkohlen nach den Flußgebieten hin betrieben
worden sein; wenigstens lassen sich nur so die vielen römischen Kohlen-
meiler im Hochtaunus erklären.
Die Kunst, Hypokausten herzustellen, haben die Römer selbstredend
aus ihrer Heimat mitgebracht; sie waren dort schon lange im Gebrauch, doch
dienten sie hauptsächlich zum Wärmen des Badewassers sowie zur Herstellung
von Schwitzbädern und weniger für die Heizung der Wohnräume. Es scheint,
daß die unterirdischen Heizungen nach dieser Richtung hin erst diesseits der
Alpen, schon des kälteren Klimas wegen, weiter ausgebildet wurden. Einige
derselben sind mit Kachelöfen zu vergleichen, da die in die Böden und
Wände eingebauten Kacheln nach ihrer Erwärmung nur durch diese ihre
Wärme nach den Wohnräumen ausstrahlten und verbreiteten. Weitaus die
größte Zahl hat außer dieser Einrichtung noch Heizröhren in den Ecken, die
nicht weiter in den Wänden aufsteigen, sondern mit dem Fußboden ab-
schließen und sich nach den Gemächern öffnen. Diese Mündungen konnten
mit einer verschiebbaren Stein- oder Thonplatte geschlossen werden, und zwar
geschah dies, so lange das Feuer im Gange war. Nachdem die Pfeiler und
Heizungsanlagen — Hypokausten. 249
Umschließungen des Hypokaustum unter dem Fußboden gehörig durchgUiht
und die Kohlen im Fraefnrnium erloschen waren, ließ man kühle Luft durch-
ziehen, die sich rasch erwärmte und durch jene geöffneten Mündungen in
die Wohnräume eintrat.
Diese Art der Heizung gleicht ganz derjenigen, welche die deutschen
Ritter in Marienburg ^^^) eingerichtet hatten. Das Feuer durchglühte dort
zuerst in einem unterirdischen Räume eine locker aufgeschichtete Masse von
Gi-anitblöcken; nachdem diese dann heiß genug geworden waren, ließ man
das Feuer erlöschen, schloß die Schüröffnung und leitete die kalte Luft durch
jenen heißen Raum sowie durch die Mauerkanäle in die zu erwärmenden
Gemächer, in welchen man durch Schieber den Zutritt der warmen Luft
regulieren konnte; die Wärme hielt dort, wie Versuche ergaben, wochenlang
an, ohne einer neuen Feuerung zu bedürfen. In gleicher Weise werden auch
in den römischen Hypokausten die Pfeiler und die Masse des erwärmten
Mauerwerks gewirkt haben; ja w^enn man die Konstruktion und die Dicke
des Estrichs betrachtet, der auf den Pfeilern ruht, so spricht sich darin die
Absicht aus, demselben möglichst geringe Leitungsfähigkeit für die Wärme
zu geben und ihn als dauernden Wärmebehälter herzustellen. Nicht nur,
daß er eine Dicke von 15, 20, 30, ja selbst 50 cm hat, ist er auch öfters
durch hohle Einlagen zu einem schlechten Wärmeleiter gemacht worden. In
einem in Baden-Baden aufgedeckten Hypokaustum fanden sich in dem Estrich
cylindrische Hohlziegel eingebaut, die entsprechende Hohlräume bildeten;
Ahnliches ist auch in Groß-Pöchlar^*'^) nachgewiesen worden. Die Verwendung
der Hypokausten reicht noch weit ins Mittelalter hinein; so haben sich im
Kloster Maulbronn wie in der Abtei de Park (bei Löwen) Reste von solchen
erhalten.
Nachdem im Vorstehenden allgemein der Zweck der Feuerungsanlagen
dargelegt ist, gehe ich zur Einzelbeschreibung der an der Saalburg auf-
gedeckten und noch einigermaßen erhaltenen Hypokausten über. Diejenigen
Reste aber, die kaum dazu beitragen werden, unsere Kenntnisse zu bereichern,
sollen unberücksichtigt bleiben.
Außer den geometrischen Darstellungen auf den Tafeln VIII, XIV, XV,
2^Yjpo5j yjj^j XIX habe ich versucht, in den Textfiguren 37 bis 39 einige
charakteristische Hypokausten in perspektivischer Zeichnung wiederzugeben
und zwar in der Meinung, daß sich mit Hülfe einer, selbst weniger guten
Zeichnung der Leser leichter als durch die umfassendste Beschreibung zu-
rechtfinden kann. Zunächst will ich die bis jetzt in der Bürgerlichen Nieder-
lassung aufgedeckten Hypokausten behandeln und dann die des Kastells
anschließen.
203) Vergl. Die mittelalterlichen Heizvorrichtungen im Ordenshause Marienburg. Zeit-
schrift für Bauwesen, Berlin 1870.
204j Vergl. Mittheilungen der k. k. Centralkommission in Wien, 1857.
2«^) Durch ein Versehen sind die Figuren dieser Tafel im V^erhältnis von 1 : 200,
anstatt 1 : 100, hergestellt.
250
Technische Ergebnisse.
H y p o k a u s t e 11 der Bürgerlichen Niederlassung.
In dem auf Seite 125 besprochenen Langbau sind bereits drei Boden-
heizungen erwähnt, von denen eine gut erhalten und vollkommen ausgebildet
ist; sie kann daher als Muster eines Pfeilor-Hypokaustum gelten und soll
deswegen unter Zugrundelegung der geometrischen Zeichnungen (Tafel XIV,
XVII, XIX) und der perspektivischen Ansicht (Textfig. 37) hier ausführlich
besprochen werden.
^XV>:
Fig. 37. Pfeiler- Hypokaustum in der Bürgerlichen Niederlassung.
oDWi» iimi,cJiiUBT.
1. Wie schon S. 109 bemerkt, war diese Heizung durch einen späteren
Überbau verdeckt und gehörte demnach einer früheren Zeit an ; sie hat auch
mehrfache Ausbesserungen, wie sie an vielen Bauten der Saalburg vor-
kommen, erfahren, doch zeigt ihre Konstruktion, daß sie einheitlich her-
gestellt war. Die Anlage erregt durch verschiedene Erscheinungen, die an
Heizungsanlagen — Hypokausten. 251
anderen derartigen Bauten nicht in so ausgeprägter Form vorkommen, unser
Interesse, nämlich:
1. durch die Eisenblöcke, die das Feuerloch bilden;
2. durch eine seitliche Luftzuführung;
3. durch einen in der Mauer befindlichen Kamin;
4. durch einen Einsteigschacht im Estrichboden, und
5. durch zusammengestellte, aus Heizkacheln gebildete Pfeiler, welche
den Fußboden tragen.
Von dem Bau (Textfigur 37) 1,50 m abgerückt, liegt der 1,30 auf 1,40 m
große und 0,80 m tief in den Boden versenkte Vorraum (praefurnium) A, zu
welchem zwei 27 cm hohe Stufen hinabführen. Gegenüber öffnet sich das
Feuerloch a b c, 36 cm hoch und 18 — 20 cm breit; es ist aus drei schmied-
eisernen Blöcken (Tafel XXXX VII, Nr. 7 und 7 a) und einer Basalt-Fußplatte
zusammengesetzt; die ersteren sind 37, 45 und 50 cm lang und mögen alle
etwa 25 : 25 cm dick gewesen sein, sind aber durch die Einwirkung der Hitze
bei der schlechten Zusammenschweißung der Masse abgebröckelt und in
ihrer Stärke verringert worden. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammen sie
von großen Eisenblöcken, wie solche S. 237 erwähnt und als Amboße be-
zeichnet sind (Tafel XXXXVII, Nr. 1 — 5), deren Bruchstücke dann von den
Römern in dieser Weise benutzt wurden.
Nach diesem Feuerloch a b c folgen zwei elliptisch ausgebauchte back-
ofenförmige Erweiterungen (auf Textfigur 37 punktiert dargestellt und mit
k l bezeichnet), deren eine noch außerhalb des Gebäudes liegt und mit großen
Basaltsteinen und Erde überdeckt ist. In diesem Räume, den der Handwerker
auch «Wolf» nennt, waren die Holzkohlen aufgeschüttet und entzündet. Man
erkennt aus dieser Vorrichtung das Bemühen der Römer, die strahlende Glut
der Kohlen von den Ziegelpfeilern, die dadurch gelitten hätten, entfernt zu
halten und nur die heißen Gase sich zwischen ihnen verbreiten zu lassen.
Der untere Boden des Heizraumes steigt vom Schürloch bis zu den
gegenüberliegenden Rauchabzügen; diese Steigung haben alle — Kanal- wie
Bodenheizungen — gemeinsam. Vitruv (V, 10, 2) sagt schon, daß der untere
Ziegelplatten boden — bei uns besteht derselbe aus Estrich — so angelegt
werden müsse, «daß ein dort geworfener Ball nicht innerhalb des Raumes
liegen bleiben kann, sondern von selbst wieder zur Ofenmünduug zurückrollt,
sodaß die Flamme leichter unter dem schwebenden Boden herumstreichen
kann». Dieses Prinzip wird bei Anlage von Centralheizungen auch jetzt noch
befolgt. Das eigentliche Hypokaustum besteht aus 6 mal 8 Pfeilern, wobei
einige Untermauerungen, die aus dem Plane (Tafel XVII) ersehen werden
können, nicht eingerechnet sind. Die Pfeiler haben eine durchschnittliche
Höhe von 74 cm und bestehen außer einer quadratischen, 30 cm großen und
5 cm dicken Fußplatte und einer gleichen Kopfplatte aus zwölf Ziegeln von
20 : 26 cm Seitenlänge und 5 cm Dicke ^*^*^), doch sind auch einzelne derselben
2"") Die Größe und Pierstellung unserer Hypokausten - Pfeiler stimmen genau mit
den Angaben Vitrms überein, er sagt darüber V, 10, 2: «Man führe aus achtzölligen
252 Technische Ergebnisse.
aus kleineren Ziegeln, wie aus Ziegelbruchstücken zusammengesetzt. Die
merkwürdigsten Pfeiler sind aber die, welche am nördlichsten Ende (mit m
bezeichnet) in einer Gruppe von neun Stück stehen. Sie wurden scheinbar
als Ersatz für regelrechte Ziegelpfeiler, zu welchen vielleicht nicht gejiügend
Material zur Stelle war, und welches, wie schon bei den Ziegeln (S. 191) angeführt
wurde, von entlegeneren Ziegelöfen beschafft werden mußte, aus aufrecht
stehenden Heizröhren zusammengestellt. Sie sind mit Backsteinbrocken und
Mörtel ausgefüllt und außer durch Fuß- und Kopfplatte noch durch einige
Ziegel erhöht, um das gleiche Niveau mit den anderen zu bekommen (vergl.
hierzu die Details auf Tafel XIX, Nr. 10 und 11). Von Pfeiler zu Pfeiler,
die etwa 25 — 35 cm weit auseinanderstehen, liegen 50 — GO cm große und
5 cm dicke Ziegelplatten, Ihre Oberfläche ist meist mit den schon öfters be-
sprochenen Riefelungen versehen, um dem Estrich, der hier 15 cm stark ist,
einen festen Halt zu geben. Er überzieht den ganzen Boden und hat nur
bei h i ein 50 : 50 cm großes Einsteigeloch, in welchem eine ebenso große
Sandsteinplatte lag, welche in der Mitte mit einem Loch versehen ist, durch
welches man einen Knebel mit Seil zum Aufheben derselben stecken konnte.
Diese Einsteigöffnung hatte sicherlich nur den Zweck, Reinigungen, vielleicht
auch Reparaturen bequemer vornehmen zu können. Die Platte wurde nach
Beendigung derselben wieder eingesetzt und mit Lehm oder Mörtel verschmiert.
Rings um den Heizraum zieht ein Kanal, der wegen des Vorsprungs am
Mauersockel einen anderen Querschnitt hat als die Zwischenräume der Pfeiler.
Aus ihm steigen sieben mit Ziegeln umkleidete Röhren (r) auf, von denen
fünf einen Querschnitt von 14: 14 cm und die zwei in den hinteren Ecken
einen solchen von 1 4 : 24 cm haben. Diese Kacheln standen nur wenig über
der Estrichoberfläche hervor, und die heißen Gase konnten durch deren Off"-
nungen unmittelbar in den Wohnraum ausströmen. Der in die Wand ein-
gebaute, oben schon als Kamin erwähnte Schacht (f g) ist durch eine Zunge
in zwei Abteilungen getrennt und noch einen Meter hoch in der Mauer er-
halten; er scheint durch diese bis nach dem Dache oder über dasselbe hinaus
geführt gewesen zu sein. Als Rauchabzug kann dieser Kamin kaum gedient
haben; dazu waren die vor der hinteren Wand nebeneinander aufgesetzten
sechs Kacheln (n) bestimmt, die auch folgerichtig der Einfeuerung gegen-
überstehen. Der besagte aufsteigende, gekuppelte Kamin aber, der direkt
über dem Boden eine Öffnung hat, kann meines Erachtcns nur den Zweck
gehabt haben, einerseits die am Boden niedergegangene schlechte, andererseits
bei einer etwaigen Überheizung des Bodens die verbrauchte Luft aufzusaugen
und den Raum zu ventilieren.
Ziegeln Pfeiler auf, die so angeordnet sind, daß zweifüßige Ziegelplatten darüber gelegt
werden können; die Pfeiler aber sollen zwei Fuß Höhe haben und mit Thon, der mit
Haaren geknetet ist, aufgemauert sein; darüber lege man zweifüßige Ziegel platten, welche
den Estrich tragen».
Die Mischung von Lehm und Kuhhaaren wird auch heute nocli bei der Zusammen-
setzung unserer Öfen vorgenommen, weil durch die Beimischung der Haare das Reißen
des Lehms verhindert wird.
Heiziingsanlagen — Hypokausten. 253
Eine andere Einrichtung, die mit Ziegelplatten verkleidete Öffnung (u),
giebt uns bei diesem Hypokaustum einen weiteren Anhalt dafür, daß die
römischen Heizungen eine ganz vorzügliche Ventilation hatten, eine Einrichtung,
die unbedingt nötig war, sollten die unterirdischen Heizungen ihren Zweck
ganz erfüllen, und die, wie festgestellt wurde, auch an allen größeren Anlagen,
vornehmlich an der Villa (Tafel XV), vorhanden ist. Diese Ventilation ent-
spricht ganz unseren modernen Anordnungen, die bei den Caloriferen üblich
sind ; es wird daselbst dem Räume, in welchem durch eiserne Ofen die Hitze
erzeugt und aufgespeichert ist, von außen durch einen besonderen, sogenannten
«kalten Luftkanab^ frische Luft zugeführt, die, erwärmt, immer wieder durch
das Einströmen von kalter Luft nach oben gedrängt und in die mit Klappen
versehenen Offnungen der zu heizenden Räume mit einem gewissen Druck
ausmündet. Auf diese Weise werden die Wohnungen nicht allein erwärmt,
sondern auch ventiliert. Genau nach demselben Prinzipe waren die römischen
Hypokausten angelegt, nur war die Erwärnmng des Heizraumes eine bessere,
da dieselbe mittels Ziegel oder Steinpfeiler bewirkt wurde und nicht, wie
es jetzt geschieht, durch eiserne Platten und Röhi'en, die bei einer zu
starken Feuerung leicht überhitzt werden, sodaß die Luft verdorben wird.
Bei den Ziegel- und Estrichböden war dies weniger der Fall, doch konnten
auch diese bei übermäßigem Heizen und bei plötzlichem Eintritt wärmeren
Wetters zu heiß werden, was verhütet werden mußte. Dieser Zweck wurde,
wie es scheint, dadurch erreicht, daß durch die oben erwähnte Öffnung d e
dem Hypokaustum frische Luft zugeführt wurde, die bald eine Abkühlung
bewirken mußte. Auch ist anzunehmen, daß nach dem Erlöschen des Feuers
das Schürloch zur Einführung frischer Luft diente, wie bei den einfacheren
Kanalheizungen, wo der kalte Luftzug fehlt. Daß die Zuführung frischer
Luft überhaupt für gute Funktionierung der römischen Bodenheizungen er-
forderlich war, ist sicher. Mit welcher Vorsicht und Sachkenntnis die Römer
dafür sorgten, zeigt die Einrichtung unseres Hypokaustum und diejenige der
Villa (Tafel XV, Z und D). So suchte man beispielsweise eine direkte Ein-
strömung der Luft von außen zu vermeiden, indem man diese durch eine
Kammer und einen Kanal nach dem Heizraume führte (Textfigur 37), aber
hier den Zug durch eine bei q angegebene Zumauerung einschränkte, der
einströmenden Luft, wie durch Pfeile angedeutet ist, einen Umweg anwies
und ihr dadurch ein Hindernis entgegensetzte. Die Luftöffnungen, wie die
Schürlöcher, waren verschließbar; an der Saalburg benutzte man dazu Ziegel-
oder Steinplatten, in Pompeji haben sich eiserne Schieber, manchmal auch
Thüren, die mit Klobenbändern augeschlagen waren, gefunden.
Die besprochene Heizung hat den Vorzug, daß sie durch die vor die
Mauer gestellten und mit Putz überzogenen Kacheln mit dünnen Wandungen,
die unter sich durch seitliche Öffnungen verbunden waren und als Rauch-
abzüge (Schornsteine) dienten, ebenso wie unsere Ofenröhren eine rasche Er-
wärmung des Zimmers herbeiführte; durch die Ziegelpfeiler und den den
ganzen Raum überspannenden Estrich wurde die Wärme lange gleichmäßig
254 Technische Ergebnisse.
erhalten ^*'^); durcli die in denselben eingemauerten und nur wenig über den
Boden vorstehenden Kacheln (r) war man in der Lage, nach Erlöschen des
Feuers je nach Erfordernis Wärme zuzulassen; durch die Zuführung kalter Luft,
die direkt durch den Schacht (u) und indirekt durch die Kachelöftnungcn (r)
zu bewirken war, konnte die Temperatur jederzeit reguliert werden. Es steht
daher wohl außer Frage, daß ein solches Hypokaustum, wie überhaupt alle
-derartigen Anlagen — genau wie unsere modernen Caloriferen — auch in
heißer Jahreszeit für die Zuführung frischer Luft, d. h. für die Ventilation,
benutzt werden konnten.
2. In der Verlängerung des vorbeschriebenen heizbaren Raumes und
unter demselben Dache liegt ein 2,40 m langes und 5 m breites Gemach
(Tafel XIV, Fig. I, b), in welchem der Feuerkasten eingesenkt ist, und welches
vielleicht außer dem schon besprochenen Zwecke einer Luftzuführung auch
als Fraefurninm für das Zimmer a, das nur durch Feuerkanäle geheizt war,
gedient hat.
3. Auf der gegenüberliegenden Ostseite, zu demselben Bau gehörig,
liegt eine strahlenförmige Kanalheizung (d), die an der Nordseite den Feuer-
herd mit einer noch erhaltenen Lehmsteinmauer (Tafel XVIII, Nr. 6, 6 a und
Gb), welche durch das Ofenfeuer allmählich ziegelartig gebrannt wurde, nach
einer Seite hin abschloß. Das System solcher Kanalheizuugen wird bei den
Hypokausten des Kastells, wo sich einige noch in gutem Zustande befinden,
näher dargelegt werden.
4. Wenige Meter nördlich vor letzteren Räumen, doch noch in der Um-
schließung des S. 125 beschriebenen Baues, sind Reste von Heizkanälen ge-
funden worden, die in ihrem Mittelpunkte in eine quadratische Kammer zu-
sammenlaufen (Tafel XIV, Fig. I, f); an der nördlichen Wand des Gemaches
waren noch elf nebeneinanderstehende Heizröhren eingemauert.
5. Die zunächst hieran grenzende Villa war mit Ausnahme der Vorhalle,
des Bades und der Küche mit Pfeilerhypokausten versehen. Hahel, der sie
185G aufgedeckt hat, fand die Heizungen sehr zerstört, da die Bauern der
Umgegend die für sie sonst schwer zu beschaffenden Ziegelplatten zum Be-
legen ihrer Hausfluren und zum Bau ihrer Backöfen gut brauchen konnten,
sie deshalb in den letzten Jahrhunderten geraubt und dabei die für uns so
wichtigen Einrichtungen vollständig zerstört hatten. Indes gelang es Hahel
doch noch, eine Anzahl Ziegel an ihren ursprünglichen Plätzen zu finden,
sodaß es möglich war, die Einteilung der Pfeiler feststellen zu können (vergl.
Tafel XV). Er führt in seinen Notizen folgende Militärstempel, die dort
bei den Grabungen erhoben wurden, an: Leg. VIII, Coli. IUI Vind., Coh. II li.
und den Privatzieglersterapel Consius. Auch war es noch möglich, an den
Wänden, wo die Höhenlage des schwebenden Estrichbodens noch zu er-
207) wrjg lange gich die Wärme in dickem Estrich und Mauerwerk erhält, sehen wir
am besten bei dem Ziegel-Feldbrand. Die in großen Haufen (s. S. 189) aufeinandergesetzten
Lehmsteine kühlen sich erst 10 bis 12 Tage nach dem Brennen, d. h. nach <lem Erlöschen
des Feuers, soweit ab, daß die Steine verarbeitet werden können.
Heizungsanlagen — Hypokausten.
255
kennen war, die Höhe der Pfeiler mit 79 cm zu bestimmen ; die Pfeilerplatten
hatten 21 cm im Quadrat.
Von den anderweitigen Heizvorrichtungen sind im Boden versteckt nur
die für die Luftzuführung bestimmten Kanäle mit vorliegender Kammer
(Tafel XV, D und Z) auf uns gekommen. Die von der letzteren ausgehenden
zwei Kanäle vereinigen sich bei D zu einem Strang, der nach den Heiz-
räumen der Villa führt. Das lichte Maß der beiden ersteren beträgt 47 : 88
und dasjenige der letzteren 55:110 cm (Tafel XVIH, Nr. 9). Diese Anlage,
die öfters als Wasserabfluß angesprochen wurde, hatte meines Erachtens den-
selben Zweck, wie die schon bei dem Hypokaustum Nr. 1 beschriebene, den
der Zuführung frischer Luft. Gut erhaltene Schürlöcher, die mit Basalt um-
stellt und gewölbt waren, sind auf Tafel XV mit X angegeben; im Übrigen
ist Alles, soweit es noch zu bestimmen war, auf derselben Tafel aus den
dazu gehörigen Durchschnitten A — B, C — D, E — F und G — H zu ersehen;
auch ist manches auf diese Heizung Bezügliche bei der Beschreibung des
Villenbaues S. 118 bereits gesagt.
Ansicht.
S chiiitt a - b -
Grundriss der oberen KachelröKren .
B *"• ^&^6^^3A^fe*^^efeteQAS
1-ri-i I i L-Li-
-1 0 1 i
Grundriss der unteren Kach.elrö"hre
^chnlU c-cl
Fig. 38. Kanal-Hypokaustum iu der Bürgerlichen Niederlassung.
6. Die schon früher S. 122 erwähnten älteren Baureste, die sich an
der nordwesthchen Seite unter der Villa fanden, haben eine interessante
256 Technische Ergebnisse.
Heizung bewahrt, die etwas von den sonst vorkommenden Systemen abweicht,
sodaß ein spezielles Eingehen auf ihre Konstruktion erforderlich scheint. Auf
Tafel XV ist sie bei W mit punktierten Linien angedeutet und auf der Text-
figur 38 durch Grundrisse, Schnitte und eine perspektivische Ansicht er-
läutert. Das in dem Feuerherde H angefachte Feuer durchzog sich kreuzende,
aus Mauerwerk hergestellte Kanäle K (28 cm breit, 40 cm hoch), die wohl
besondere Rauchabzüge hatten; 25 cm hinter den Kanälen im Mauer-
werke M selbst befanden sich zwei übereinanderliegende Reihen von Iloiz-
kacheln {Textfigur 38, f und f^) und zwar in zwei verschiedenen Größen:
12:12:30 cm und 13:13:28 cm. Der untere Kachelstrang war nach
dem Feuerherde H bei f geöffnet, sodaß ihm direkte Wärme zuströmte, die
wolil, wie an anderer Stelle besprochen, nach dem zu heizenden Zimmer ab-
zog. Der darüberliegende Strang dagegen war weder mit dem Feuerherde
noch mit den unteren Heizröhren, jedoch auch nicht fortlaufend in sich
verbunden, sondern öfters durch quer dazwischen liegende Kacheln unter-
brochen, sodaß er nur den Zweck einer indirekten Erwärmung gehabt haben
kann. Die oberste Kachelreihe war nur mit einer dünnen Estrichschicht
überzogen, wodurch sich eine rasche p]rwärmung des Fußbodens bewirken
heß. Außerdem hatte diese Einrichtung den Vorteil, daß sie eine angenehmere,
gleichmäßigere Temperatur nach dem Räume hin, besonders für den Fuß-
boden, abgab. Diese Kacheln vertraten im Grunde genommen den Estrich
der Kanal- und Pfeilerhypokausten, aber auch die sonst in den Wänden an-
gebrachten Heizröhren. Jedenfalls verdient diese Heizanlage Beachtung,
und es würde sich für unsere heutige Heiztechnik schon empfehlen, nach
den dort gegebenen Gesichtspunkten eine weitere Ausbildung derselben zu
versuchen.
7. Die im Kaufhaus liegende Bodenheizung ist bereits S. 124 erwähnt;
sie war, nach dem gewölbten Schürloch und den übrigen Resten (Textfigur 19,E
und F) zu schließen, nach dem System der Pfeilerhypokausten hergestellt.
Besondere Vorrichtungen für Zuführung von frischer Luft ließen sich nicht
nachweisen; diese scheint durch das Schürloch bewerkstelligt worden zu sein.
8. Im weiteren Gebiete der Bürgerlichen Niederlassung sind vielfach
Überreste von Heizanlagen gefunden worden, von denen ich nur die auf
Tafel Xni eingezeichneten, M und N, noch anführen will; erstere (M) sind
ziemhch umfangreich, liegen aber größtenteils unter der nach Obernhain
ziehenden gestückten Landstraße; eine Aufdeckung ist deshalb zur Zeit aus-
geschlossen. Die andere Anlage (N), direkt über dem Gräberfelde, an dem
nach dem «Fröhlichen-Mannskopf» führenden Wege, wurde bereits von Neuhuf
(S. 127 und 128) ausgegraben und hatte nach seineu Notizen Pfeiler aus
Sandstein, die in ihren Abmessungen den Ziegelpfeilern gleich waren. Es
ist dieses an der Saalburg bis jetzt das einzige Hypokaustum mit Sandstein-
pfeilern,
Heizungsanlagen — Hypokausten.
257
Fig. 39. Kombiniertes Pfeiler- und Kanal-Hypokaustum im Kastell.
Hypokausten im Kastell.
9. Im Rücklager des Kastells befinden sich in drei Gebäuden (Tafel IV,
G, G2 und H) ein Pfeilerhypokaustura, zwei Kanalheizungen und ein Hypo-
kaustum, welches die beiden Heizungsmethoden in sich vereinigt. Das letztere
ist gut erhalten und auf Tafel VIII, Nr. 4 im Grundrisse und 4a im Schnitte
geometrisch, in der obenstehenden Textfigur 39 perspektivisch dargestellt.
In der Mitte des heizbaren Zimmers liegt (Textfigur 39, a b c d) ein 2 m
im Quadrat großer und 70 cm tiefer Kaum (Pfeilerhypokaustum), in welchen
der Feuerzug M mündet und von dem sieben Heizkanäle — n, o, p, q, r, s, t —
strahlenförmig ausgehen. Die fünf vorwärts laufenden Züge enden jeder in
einer in die Mauer eingelassenen Heizröhre (e, f, g, h, i), während die beiden
rückläufigen in den Ecken rechts und links mit senkrecht stehenden Heiz-
kacheln (k — 1) verbunden sind, welche vor die Mauern ragen und mit dem
Fußboden aufhören. Die fünf Röhren waren zweifellos in den Wänden nach
oben fortgesetzt und führten den Rauch ab; sie dienten aber zugleich auch
zur Heizung des Zimmers, das sie vermöge ihrer dünneu Wandungen rasch
erwärmten. Sie hatten zusammen einen Querschnitt von 5 (7 cm X 12 cm) =
420 qcm, was im Vergleich mit unseren jetzigen Einrichtungen einem Schorn-
steine von 20 : 21 cm entsprechen würde. Ein solcher würde auch vollständig
für die Heizung des in Frage kommenden Raumes von ca. 70 cbm aus-
reichen. Die Einfeuerung geschah durch das Schürloch S, das mit Basalt
eingefaßt ist. Die Röhren in den Wänden, die mit der inneren Wandfläche
in gleicher Flucht standen, hatten nur einen dünnen Verputz und gaben da-
durch ebenso schnell wie die Bodenkanäle, die nur mit Ziegelplatten und
dünnem Estrich bedeckt waren, kurz nach dem Anzünden des Feuers Wärme
nach dem Räume hin ab. Nachdem das Feuer erloschen war, konnten die
beiden nach dem Zimmer hin sich öffnenden und mit Schiebern ver-
schlossenen Kacheln in Thätigkeit treten und die im Pfeilerhypokaustum a b c d
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg. 17
258 Technische Ergebnisse.
und den Bodenkanälen n, o, p, q, r, s, t angesammelte Wärme direkt nach
dem Gemache führen. Kalte frische Luft konnte dazu von dem zu öffnenden
Schürloche S oder selbst durch die mittlerweile von Rauch befreiten Kamine
e, f, g, h, i eintreten.
Im Übrigen findet auch für diese kombinierte Heizanlage Alles, was
bei der Beschreibung der Hypokausten der Bürgerlichen Niederlassung bereits
gesagt ist, Anwendung.
10. An der Ostseite desselben Gebäudes H (Tafel IV) liegen, durch zwei
Käume ziehend, die Reste eines Pfeilerhypokaustums, die bei ihrer 185ö durch
Ilahd erfolgten Aufdeckung noch ziemlich gut erhalten waren, aber bald
darauf zerstört wurden, sodaß jetzt nur noch die Heizanlage an den Kammern
mid dem Estrich in denselben zu erkennen ist.
11. Das kleine, im westlichen Teile der lietentura gelegene Bauwerk G
hat eine Kanal- oder, wie man auch sagen kann, eine Kreuzheizung. Der
von 60 cm dicken Mauern umschlossene Raum mißt 4,25 : 3,90 m (Tafel VIII,
Nr. 5 und 5a); sein Boden ist nicht hohl und mit kleinen Pfeilerchen unter-
mauert, sondern es ziehen in Form eines Andreaskreuzes Heizkanäle unter
demselben her, deren Mittelpunkt mit einem nach dem Feuerraume führenden
Kanal in Verbindung steht. Dieser Feuerraum ist regelrecht mit Ziegeln
umschlossen und ausgeplättet; es scheint über demselben ein Vorbau aus
Holz gestanden zu haben. Die Kanäle sind aus Quarzitmauerwerk, das mit
Lehm verputzt war, hergestellt und haben einen Querschnitt von 30 auf 40 cm ;
sie sind mit Ziegelplatten überdeckt gewesen, welche, ebenso wie der zwischen
den Kanälen liegende Boden, mit Estrich überzogen waren. In den beiden,
dem Praefurnium entgegengesetzten Ecken befinden sich abgerundete, 30 cm
weite Öffnungen, die wohl als Kamine in die Höhe gingen ; in der Ecke links
neben dem Schürloch ist durch eine viereckige Thonkachel eine Öffnung ge-
bildet, der entsprechend wohl auch auf der anderen Seite eine solche gewesen
sein wird, die aber beim Aufgraben im Jahre 1802 unbeachtet blieb; wenigstens
ist nicht erklärlich, wie ohne eine solche die Wärme aus dem Kanal nach
dem Zimmer hätte gelangen können. Nach Allem scheint auch bei dieser
Anlage das bereits unter Nr. 9 besprochene Prinzip der Konstruktion zu
Grunde gelegen zu haben.
12. Die wenige Schritte nördlich davon befindliche Heizung hatte eine
ähnliche Bauart; ihre Spuren lagen tief im Boden versteckt, was darauf hin-
zudeuten scheint, daß sie aus einer früheren Bauperiode stammte. Dieses
Hypokaustum (Tafel VIII, Nr. 6 und 6 a) zeichnet sich durch seinen wohl-
erhaltenen, mit Backsteinen geplätteten Feuerherd, durch die abweichende
Anordnung der Feuerzüge und das mit einem starken Eisenstück (Tafel
XXXXVII, Nr. 6 und 6 a) gedeckte Schürloch aus.
Ehe ich die Besprechung der Hypokausten des Vorderlagers beendige,
komme ich noch einmal auf die schon S. 96 erwähnte Anlage GS die zwar
nicht zum Heizen, aber zur Trockenhaltung des betreffenden Raumes bestimmt
■war, zurück. Diese, Tafel VIII, Nr. 7 und 7 a dargestellte Konstruktion be-
Heizungsanlagen — Hypokausten. 259
steht darin, daß unter dem Fußboden, der hier aus Platten bestanden haben
muß, vier Pfeiler aus gewöhnlichen Bruchsteinen aufgemauert sind, die rings-
um freiliegen und durch eine Öffnung (o) in der Mauer mit der Außenluft
beständig in Verbindung stehen, was eine Unterkellerung ersetzt. Dieses Ver-
fahren wird heute zur Herstellung gesunder, nicht unterkellerter Wohnräume,
Krankenbaracken etc. vielfach angewandt. Im Homburger Mineralquellen-
Gebiete, östlich von dem Elisabeth -Brunnen, ist eine römische Villa aufge-
graben worden, die ähnlich, aber in vorzüglicher Weise mit Pfeilerchen aus
je drei 20 cm im Quadrat großen Ziegelplatten hergestellt ist, die auf Estrich
ruhen und mit einem solchen überdeckt sind. Diese Einrichtung fand sich
in tadellosem Zustande und hatte lediglich den Zweck, die Räume der Villa,
die wohl nur zum Sommeraufenthalt diente, trocken und gesund zu erhalten ^°^).
13. und 14, Die im Praetorium bei W und X (Tafel IV) gelegenen
Bauwerke waren ebenfalls mit Kanalheizungen versehen, die nach ihrer Kon-
struktion und Anordnung den unter 9 und 12 beschriebenen analog sind.
Die mit W bezeichnete ist als die interessantere auf Tafel VIII, Nr. 3 und Sa,
abgebildet. Wie man aus dem Grundrisse ersieht, liegt das Hypokaustum
unter zwei Zimmern; die Heizkanäle sind sehr geschickt gelegt, und die
massigen Pfeiler hatten wohl außer dem Zweck der Unterstützung des Fuß-
bodens noch denjenigen, die Wärme für längere Zeit zurückzuhalten.
15. Auf das im Soldatenlager befindliche Pfeilerhypokaustum ist bereits
an verschiedenen Stellen hingewiesen und darüber auf S. 91 das Haupt-
sächlichste gesagt worden. In seiner Konstruktion entspricht es der unter
Nr. 1 besprochenen Heizanlage, hat aber nicht wie diese für die Erwärmung
einer Wohnung, sondern für die Bäder, über die im nächsten Kapitel Einiges
mitgeteilt werden soll, gedient.
Die von Hahel Ende der fünfziger Jahre aufgedeckten sechs Hypokausten
Nr. 5, 9, 10, 11, 13, 14 wurden allmählich durch die Unbilden der Witterung
und durch Menschenhand zerstört, sodaß es schwierig war, die Einrichtungen
noch genau zu erkennen. Durch die in meinen Besitz gekommenen genauen
Aufnahmen des Ingenieurs K. Rothamel war es aber doch möglich, verschiedenes
jetzt Verschwundene wieder zu ergänzen und ein Bild der einstigen Anlagen
zu rekonstruieren.
Schließlich sei noch angeführt, daß bei den Erhaltungsarbeiten der
Hypokausten die geraubten und zerschlagenen Ziegelplatten und Heizkacheln
durch neue ersetzt wurden. Sie sind von der Firma VüUroy & Boch in
Mettlach und Fh. Holzmann in Frankfurt den Saalburgfunden nach-
gebildet und vorzüglich hergestellt worden und zwar derart, daß sich diese
modernen stets von den Originalen leicht unterscheiden lassen. In derselben
vorsichtigen Weise wurden auch die Restaurationen der Heizungen selbst
vorgenommen, sodaß auch in Zukunft dem Forscher Gelegenheit bleibt, sich
zu unterrichten.
208) Vergl. Seite 118 und Anmerkung 107.
17*
260 Technische Ergebnisse.
Weitere Hypokausten dürften sich wohl kaum noch in dem bis jetzt
nicht ausgegrabenen kleineren Teile des Kastells finden, wohl aber in der
noch weniger durchforschten Bürgerlichen Niederlassung; so ist dieser Tage
— Juni 1896 — eine Heizung etwa 70 m südlich vom Forum entdeckt
worden, die weiteren Aufschluß über die interessanten, immer noch nicht
genügend erkannten Anlagen geben dürfte.
An dieser Stelle mögen auch noch einige Mitteilungen über die Er-
zeugung und Erhaltung des Feuers Platz finden.
Das erste von Menschenhand entzündete Feuer kann kaum anders als
durch Reibung hervorgerufen worden sein. Die alten Schriftsteller erwähnen
verschiedene Arten von Feuerzeugen, deren sich die Römer bedient haben;
auch sie sollen u. A. durch Reiben mit Holz gegen Holz und durch Schlagen
mit Stein gegen Stein Feuer gewonnen haben. Das erstere Verfahren wird,
wie uns Reisende erzählen , noch heute von unkultivierten Volksstämmen
geübt und besteht vornehmlich darin, daß ein an einem Ende zugespitzter
Holzstab senkrecht in ein anderes Holzstück, in welches ein Loch vorge-
bohrt ist, gesteckt und schnell zwischen den Handflächen gedreht wird , bis
sich jenes durch die Reibung entzündet. Über die eigentliche Handhabung
der römischen Feuerzeuge erfahren wir so viel wie nichts; Plinhis und Andere
sprechen von der Feuerbereitung nur als von einer wohlbekannten Thatsache,
sodaß es scheint, als ob die obengenannten F'euerzeuge überhaupt für das
tägliche Leben nicht allgemein in Anwendung gekommen wären und man
sich das unentbehrliche Feuer und Licht mit weniger Mühe beschafl't habe.
Zunächst ist anzunehmen , daß das Verfahren , Feuer mit Stahl und
Feuerstein (Flint) zu erzeugen, den Römern wohlbekannt gewesen ist; auch
eine Stelle bei Plinius^^^) macht dies wahrscheinlich. Die an der Saalburg
gefundenen Feuersteine (Tafel XXXH, Nr. 5 und 7), die in Form und Größe
denjenigen, die heute noch von den Waldarbeitern zum «Feuerschlagen»
benutzt werden, ähnlich sind , sowie die dort erhobenen Feuerstähle dürften
es bestätigen. Von Letzteren haben sich allerdings bis jetzt nur wenige ge-
funden, dagegen scheint der römische Schiebeschlüssel (Tafel XXXXIV,
Nr. 7 — 14), der in der Regel gestählt ist, mit den scharfen Kanten seines
Griffs das hauptsächlichste Werkzeug zum «Feuerschlagen» gewesen zu sein;
ein damit angestellter Versuch hat die Möglichkeit solcher Verwendung
ergeben. Es liegt deshalb der Gedanke nahe, daß bei Flinius (vergl. Anm.
209) der Nagel [clavus] mit dem Schlüssel {clavis) verwechselt ist, da ein Nagel
zum Feuerschlagen zu weich und seiner Form nach kaum handlich ist.
Ob Schwamm (Zunder) zur Entzündung benutzt wurde, ist schwer zu
sagen; die Schwefelstückchen ^^*'), die in einem Fraefurnium lagen, sprechen
»0») Plinius XXXVI, 30: «Die Feuersteine sind den Lagerspionen höchst nötig,
denn sie geben mit einein Nagel {clavus) oder mit einem anderen Steine zusammen-
geschlagen Funken, die in Schwefel, trockenem Schwamm oder in Blättern aufgefangen,
schneller, als man sagen kann, Feuer erzeugen».
'"°) Auch in einem Limesturme (auf der Strecke Grauer Berg— Saalburg) ist ein
Schwefelstückchen gefunden worden; vergl. Limesblatt Nr. 11, S. 324.
Bäder. 261
für ihre Verwendung zu diesem Zwecke. Doch ist niclit ausgeschlossen, daß
Schwefel auch zum Bestreichen von Hölzchen (als Zündhölzchen) oder zur
Herstellung von Fackeln, überhaupt zur Übertragung des Feuers, gedient hat.
Mindestens ebenso wichtig als die Erzeugung des Feuers war die Er-
haltung und Verabreichung desselben an jeden, der darum bat — im Alter-
tum etwas ganz Gewöhnliches und allgemein Gebräuchliches ^^^). Ober-
studieurat Dr. Plank berichtet in seiner interessanten Abhandlung «Die
Feuerzeuge der Griechen und Römer» ausführlich darüber^^^) und giebt
Belegstellen für diesen bei den Römern geübten Brauch an. Das ewige
Feuer auf dem Stadtherde und im Vestatempel scheint, wie PlanJc Seite 1
richtig annimmt, «ursprünglich die Bestimmung gehabt zu haben, den Bürgern
einen nie versiegenden Feuerquell für ihre häuslichen und öffentlichen Be-
dürfnisse zu geben».
Daß man an der Saalburg und den andern Römerstätten am Limes,
wo es an Holz nicht fehlte, immer Feuer unterhielt und sich nicht täglich
der mühsamen Feuererzeugung unterzog, ist kaum zu bezweifeln; man wird
wohl an einen gemeinsamen Feuerherd denken können, wo sich jeder nach
Belieben F'euer holen konnte. An den fern vom Verkehr gelegenen Wacht-
türmen am Limes muß es ähnlich gewesen sein; die zahlreichen Vertiefungen,
die in der Nähe derselben liegen und mit Asche gefüllt sind, weisen darauf
hin. Interessant ist die Beobachtung, daß sich dieses Verfahren noch bis auf
den heutigen Tag erhalten hat: Auch die Arbeiter an der Saalburg — sonst
Waldarbeiter — benutzen die beim Beginne der Arbeiten eingerichtete Feuer-
stätte, solange sie in der Nähe graben, stets weiter und erhalten in kälterer
Jahreszeit das Feuer selbst über Nacht, indem sie die abends noch glühenden
Kohlen mit Asche bedecken.
7. Bäder.
Außer dem in der Villa (vergl. S. 119) befindlichen Einzelbade und dem
schon mehrfach erwähnten in der Praetentura sind bis jetzt Bäder an der
Saalburg nicht zum Vorschein gekommen ; doch soll damit nicht gesagt sein,
daß nicht noch weitere derartige Anlagen in der umfangreichen Bürgerlichen
Niederlassung gefunden werden könnten. Immerhin geben uns die aufge-
2") Auch bei uns wurde, ehe die bequeme und rasche Art, Feuer zu entzünden,
erfunden war, in den Städten und Dörfern das Feuer stets erhalten und an den Nachbar
abgegeben. Ich erinnere mich noch aus meiner Kinderzeit — Ende der dreißiger Jabre
— daß in meinem Elternhaus das Feuer auf dem Herde unter der Asche glimmend er-
halten wurde, sodaß es ein Leichtes war, dasselbe mittels eines Blasrohrs oder Blasebalgs
(Geräte, die in keinem Haushalte fehlen durften) andern Tags wieder rasch anzufachen.
Erlosch das Feuer, so entlieh man sich glühende Kohlen beim Nachbar, und es galt
als eine heilige Pflicht, dem Freunde sowohl als dem Feinde Feuer zu verabreichen.
2'2) Programm des Karls- Gymnasiums in Stuttgart, 1883—84. Plank giebt auch die
bezügliche Literatur an.
262 Technische Ergebnisse.
deckten Reste genügende Anlialtspunkte dafür, daß sicli die Römer aucli hier
nach ihren lieimischen Vorbildern, wenn auch in einfacherer Weise, Bäder
eingerichtet liatten. Die im Jahre 1872 entdeckte, aus einer früheren Periode
stammende Badeanstalt (Tafel IV, I und K), welche aus zwei massiven Gebäuden
besteht, war wahrscheinlich durch einen Fachwerkbau zu einem Ganzen ver-
einigt. Auf Tafel VIII ist jeder Teil für sich als Nr. 1, la und 2, 2 a in
Grundrissen und Schnitt gezeichnet. Die Angabe der Maße und die Bespre-
chung des Grundrisses erfolgte bereits auf Seite 91; es soll deshalb hier nur
die Einteilung und Einrichtung der Baderäume ins Auge gefaßt und etwas
näher beschrieben werden.
Das Gebäude 2 — 2a umschließt einen nicht heizbaren Raum, einen
Kaltwasserbehälter, der in den Boden eingegraben und mit cementierten
Wänden und ebensolchem Boden versehen ist ^'^). Auf dem Letzteren
erheben sich an der Süd- und Westwand zwei 33 cm hohe und 44 cm breite,
an der Kante abgerundete Bänke. In den Winkeln, in welchen Boden und
Wände zusammenstoßen , befinden sich wie an allen ähnlichen römischen
Anlagen wasserdichte Wulste, in Form von 10 cm starken Viertelstäben ange-
bracht, welche dem Wasserbehälter an den zu Rissen geneigten Stellen eine
größere Dichtigkeit geben. Da gemauerte oder steinerne Stufen sich nicht
fanden , so ist anzunehmen , daß Holztreppen zu dem Bassin führten. Zum
Ablassen des Wassers ist in der Mauer der nordwestlichen Ecke, nach welcher
hin der Boden fällt, ein Rohr, dessen Mundloch verschließbar war, eingesetzt.
Von hier aus floß das Badewasser nach dem Hauptkanal , der auch die
Abflüsse des Caldarium aufnahm (vergl. Entwässerungsanlagen, S. 174). Durch
plötzliches Ablassen des Wassers konnte der Raum Q (Tafel IV), der von Oberst
von Cohausen als «Lafrina> angenommen wurde, wirksam gespült werden.
Das erforderliche Wasser empfing die Badeanstalt aus einem der Brunnen
des Kastells, wahrscheinlich von dem nahe dabei gelegenen Tiefbrunnen Nr. 1
und zwar entweder durch Herbeitragen oder durch eine auf der Erdober-
fläche liegende Holzrinne.
Daß der Kaltwasserbehälter nicht sehr hoch mit Wasser angefüllt war,
ist schon durch die niederen Bänke angezeigt; der Wasserstand mag in dem-
selben kaum mehr als die Höhe von 45 cm erreicht haben, die etwa der-
jenigen einer Badewanne entspricht. Eine solche Wasserhöhe genügte
vollkommen für die Mannschaften, die Sandalen oder die an der Saalburg
häufig gefundenen Carhatinae (Schuhe aus einem Stück Leder) trugen und
das Bedürfnis der öfteren Fußwaschung hatten. Wer ein kaltes A^oUbad
nehmen wollte, dem war dies schon bei einer Wasserhöhe von 45 cm durch
Flachlegen des Körpers in dem Behälter möglich ; doch stand auch nichts im
Wege, den AVasserstand höher zu bringen. Im Übrigen pflegten die Römer
ihre Piscinae nicht sehr hoch zu füllen. Man wird deshalb nicht fehl gehen,
in dem beschriebenen Gemache das Kaltwasserbad oder das Frigidarium zu
*'») Über die Technik des Mauerwerks und Estrichs vergleiche Seite 217 und 223.
Bäder. 263
vermuten, doch könnte dasselbe den Soldaten auch als Waschhaus (lavatrina)
zur täglichen Reinigung gedient haben, umsomehr als in den Baracken die
Fußböden aus Lehmschlag bestanden, die die Feuchtigkeit aufsogen und
zurückbehielten, also diesem Zwecke wenig dienlich waren. Auch unsere
Kasernen haben vielfach gemeinschaftliche Waschräume für die Mann-
schaften.
Neben dem Kaltwasserbad liegt ein 2,05 m breiter und 6 m langer
Raum, der mit dem Bau J (Tafel IV) verbunden und zweifellos mit einem
Dache versehen war. Derselbe ist hinreichend groß, um den Badenden
zum Aus- und Ankleiden zu dienen und dürfte als Apodytermm zu be-
trachten sein.
Anschließend an dieses liegt der Bau J (Tafel IV und Tafel VHI, 1
und 1 a), der durch eine massive Wand in zwei Teile getrennt ist; der südhche
war nach dem Vorgefundenen ein Wasserbad und kann für laue und warme
Bäder benutzt worden sein, er würde dem Caldarium und auch dem Tcpi-
darium entsprechen. Meines Erachtens dürfte es bei dieser Anlage Schwierig-
keiten gehabt haben, das Wasser stark zu erwärmen, da das Feuer von dem
Fraefurnium aus einen weiten Weg zurückzulegen hatte; doch ist es mit
einem guten Holzkohlenfeuer, das, nach den Heizeinrichtungen zu schließen,
auch hier zur Anwendung kam, nicht gerade unmöglich gewesen, im Bedarfs-
falle höhere Wärmegrade zu erzielen. Dieses zuletzt besprochene Warm- oder
Lauwasserbad liegt 50 cm tiefer als der nördlich daranstoßende Raum und
ist mit diesem durch eine Thüröffnung verbunden; man kann ihn wohl als
Schwitzbad (Laconicum) annehmen. Der 50 cm starke, durch Ziegelpfeiler
getragene Estrichboden nahm die direkt vom Feuerherde kommende Hitze
in sich auf und konnte sicherlich so stark erwärmt werden, daß das über
ihm liegende, nach allen Seiten dicht geschlossene Gemach, das wohl nur
kümmerlich durch kleine Glasfenster beleuchtet war, heiß genug wurde, um
als Schwitzbad dienen zu können.
Betrachten wir die Lage der Räume nach den Himmelsrichtungen, so
stimmt sie mit den von den alten Schriftstellern empfohlenen Anordnungen
überein: das warme oder laue Bad liegt mit seinen Außenwänden nach Süd-
west, das Kaltbad nach Nordost und das Schwitzbad mit dem davorgebauten
Fraefurnium nach Norden. Es ist im Abschnitte VIII. 1. (S. 66) darauf hin-
gewiesen worden, daß unsere Badeanstalt ursprünglich außerhalb des Erdkastells,
d. h. zwischen diesem und dem Pfahlgraben gelegen hat, aber später durch
die Vergrößerung der ganzen Kastellanlage in den Bereich der Befestigung
hineingezogen wurde. Daß der Bau nach dieser großen Veränderung noch
als Bad diente, ist möglich, aber nicht zu erweisen. Nur so viel steht fest,
daß er von einer jetzt nicht mehr zu bestimmenden Periode ab aufgegeben
und in römischer Zeit teilweise abgetragen wurde, was ich auf Seite 90 dar-
zulegen versucht habe.
Wenn auch die Bäder an der Saalburg nicht so ausgedehnt angelegt und
primitiver ausgestattet waren als die der großen römischen Städte, wie wir sie aus
264 Tecimische Ergebnisse.
der umfangreichen Literatur'") kennen, so ist aus dem Erhaltenen doch
ersiclitlich, daß das Ganze nach einem gewissen System und leidlich komfortabel
eingerichtet war. Auch wurden Gegenstände in und vor den Gebäuden
gefunden, die nur zu Badezwecken gedient haben können, nämlich eine
Pincette, feine Messerchen und vor Allem eine gut erhaltene Strigilis aus Eisen,
die als eines der wichtigsten Geräte im römischen Badewesen gilt.
*'*) Eine Zusammenstellung der einschlägigen Literatur findet sich bei J. Marquard,
Das Privatleben der Römer, und bei S. W. Bäumer, Über römische Bäder. (Allgemeine
Bauzoitung, Wien 1877.)
265
xn.
Die Erhaltungsarbeiten.
Schon bei den ersten systematischen Ausgrabungen in den Jahren 1853
bis 1862 nahm man darauf Bedacht, die freigelegten Baureste zu schützen;
so wurden zum Beispiel die Hypokausten alljährHch im Herbste mit Laub,
Ginster- oder Tannenreisern zugedeckt. Auch sorgte man für eine ständige
Aufsicht, die dem Förster G. Bender von Oberstedten übertragen wurde, für
welchen anfänglich eine Hütte im Kastell, später ein Haus — die jetzige
Saalburg-Restauration — erbaut wurde (siehe S. 15). Durch letztere Maßregel
hatte man wohl einigen Schutz gegen Zerstörungen durch Menschenhände
geschaffen, aber keinen gegen die Witterungseinflüsse, die rascher, als man
glaubte, nachteilig wurden. Die der schützenden Rasendecke beraubten Mauern
bröckelten ab und fielen nach und nach ein, sodaß sie nach kaum zehn
Jahren stellenweise bis zu zwei Metern an Höhe eingebüßt hatten und da,
wo der Mörtel schlecht war, ganz in sich zusammengesunken waren.
Oberst von Cohausen hatte auch anderwärts nach dieser Richtung hin
manche schlimme Erfahrung gemacht; er schreibt darüber im « Centralblatt
der Preußischen Bau Verwaltung» vom 23. August 1884 unter Anderem sehr
treffend :
«Wenn wir die Überreste des Altertums betrachten, welche wie die der Eömer-
zeit Jahrhunderte vom Boden bedeckt und geschützt waren, ehe man sie zur Unter-
suchung ausgrub und ans Tageslicht stellte, so muß man bedauern, wie oft sie ganz
nutzlos ihres Schutzes beraubt und dem Verderben preisgegeben wurden, welches
Menschen, Nässe und Frost nun über sie bringen. Billig sollte man, ehe man der-
artige Ausgrabungen vornimmt, sich die Fragen vorlegen und bindend beantworten
lassen, ob, zu welchem Zweck und wie nachzugraben sei und was nach der Aus-
grabung für die Erhaltung des Bloßgelegten geschehen werde. Wir sind moralisch
nicht berechtigt, Denkmäler der Vorzeit durch Untersuchung zu schädigen, wenn wir
nicht die Befähigung besitzen, dies auf eine der Wissenschaft förderliche Weise zu
thun, wenn wir die Ergebnisse nicht in Bild und Schrift unmittelbar veröffentlichen
oder doch in einem allen zugänglichen Archiv niederlegen, und wenn nicht Sorge ge-
tragen ist, daß das Denkmal selbst der Nachwelt erhalten bleibe. Und doch, wie oft
geschieht von allem dem das Gegenteil, wie oft wird altem Mauerwerk nachgegraben
und nichts daraus gewonnen als die Befriedigung einer unfruchtbaren Neugierde. Wie
oft selbst geben wissenschaftliche Vereine die Mittel zu solchen sogenannten Unter-
266 I^ie Erhaltungsarbeiten.
suchungen her, deren Aufzeichnung dann hinausgeschoben wird, bis niemand mehr sie
machen kann; und es bleibt von den mit Eifer begonnenen, mit Opfern ausgeführten
Arbeiten nichts, als ein Schutthaufen und ein Posten im Rechnungsbuch. Es werden
wenige Altertumsvereine sein, die sich nicht solche Sünden vorzuwerfen haben.
Wer Ausgrabungen vornimmt, soll sich klar darüber sein, was er sucht, er soll
Techniker genug sein, um die Eigentümlichkeiten des Mauerwerks, des Verputzes und
dergleichen zu beurteilen, und um selbst zu messen und zu zeichnen. Er darf sich
nicht verhehlen, daß von dem Augenblick an, wo das alte Gemäuer an das Tages-
licht kommt, jeder Vorübergehende sich merkt, wo er im Fall des Bedarfs Steine findet
zu Wegebesserung und Wasserdurchlässen, zu Grenzsteinen und zu dem, was er an
seinem Häuslein etwa anzuflicken hat. Dagegen bleibt der beste Schutz nächst dem
der Forstbehörde und des Feldschützen der, die ganze Ausgrabung, nachdem alle
wissenschaftlichen Erhebungen gemacht sind, wieder mit Boden zu bedecken. So ist
sie wenigstens gegen den Frost und einigermaßen auch gegen den Raub geschützt.
Soll aber altes Mauerwerk, nachdem es vom Boden befreit ist und vielleicht nur
wenige Fuß mehr über ihn aufragt, wirklich ei'halten werden, so ist es nicht genug,
es verti-auensvoll dem Schutz des Publikums zu empfehlen oder selbst einen Wächter
anzustellen, sondern man muß etwas daranwenden und es vor allem gegen Nässe und
Frost schützen.»
Auch an der Saalburg traten solche Mißstände immer mehr zu Tage
und forderten eine gründliche Abhilfe ; sie kam aber erst, als Kaiser Wilhelm I.
sich für unser Kastell interessierte und Mittel zur Verfügung stellte (siehe
S. 13—15). So konnten die Erhaltungsarbeiten bereits im Jahre 1870 be-
gonnen werden; sie sind von 1873 bis 1896 in größerem Umfange weiter-
geführt worden, indem man sie auf die gemachten Ausgrabungen unmittelbar
nachfolgen Heß. Ein großer Teil der freigelegten Überreste ist jetzt derart
konserviert, daß deren Bestand für lange Jahre gesichert sein dürfte. Jedoch
ist damit noch nicht genug geschehen; vielmehr erscheint eine fortwährende
Beobachtung des Zustandes der Baureste unumgängUch notwendig, da an
einer, Wind und Wetter derartig ausgesetzten Stelle, wie es die Saalburg nun
einmal ist, jede auch nur geringste Beschädigung der Mauern, wenn sie nicht
in kürzester Frist ausgebessert wird, sehr bald größere Nachteile im Gefolge
haben muß.
Die bei Vornahme der Erhaltungsarbeiten angewandte Methode, die sich
in dem langen Zeiträume wohl bewährt hat und daher für ähnliche Fälle
empfohlen werden kann, will ich hier näher beschreiben:
Von den bloßgelegten Mauern wurden die obersten Schichten, je nach
ihrer Haltbarkeit, um 30—50 cm abgetragen und zwar immer nur auf kurze
Strecken ; es wurden dabei die Bekleidsteine, wie sie in den Fronten standen,
markiert und nach rechts und links niedergelegt, sodaß sie beim Aufsetzen
mit Einhaltung des Verbandes möglichst wieder an dieselbe Stelle kamen.
Die Zwischenräume und Fugen der stehen gebliebenen Mauern, in die mit
der Zeit Erde eingedrungen war, wurden sorgfältig ausgekratzt und gereinigt,
dann mit einem guten Cementmörtel ausgefüllt und abgeghchen. Alsdann
wurden die abgelegten Steine derart wieder aufgesetzt, daß sie oben, je nach
der Breite der Mauer, eine 10—20 cm tiefe Mulde bildeten (Taf. XVIII, Nr. 1),
Die Erhaltungsarbeiten. 267
und zwar ebenso unregelmäßig, wie die Mauer selbst, bald hoch, bald tief,
wie es die zufälligen Abtreppungen des alten Mauerkammes mit sich brachten.
Die Mulde wurde hierauf mit Cementmörtel (1 Teil Cement, 2 Teile feiner,
doch rascher Sand) etwa 2 cm dick bis an die Mauerkanten gleichmäßig dicht
ausgestrichen. Sie wurde darauf, sobald der Cement etwas hart geworden
war, entweder mit Sand oder mit der zur Hand liegenden Erde wenige Centi-
meter hoch bestreut, damit der Cementverputz nicht allzu rasch eintrocknete
und keine Risse bekam, ein Verfahren, welches die Maurer bei Herstellung
von Cementfußböden im Freien stets anwenden. Nachdem dann der Cement
hinlänglich fest geworden war, was etwa in 24 Stunden geschah, wurde die
Mulde mit Erde ausgefüllt und die Mauerfläche in ihrer ganzen Breite 5 cm
hoch ebenfalls mit Erde überschüttet und hierauf mit ausgestochenen Rasen-
stücken belegt. Ich habe an der Saalburg meistens 2 — 3 solcher Schichten
übereinanderlegen lassen, wodurch ein höherer Untergrund entstand, der den
Gras wuchs beförderte und demselben die Feuchtigkeit länger erhielt. In der
ersten Zeit war zwar ein öfteres Begießen des Rasens erforderlich, doch hält
die Mulde, ähnlich wie ein Blumentopf-Untersatz lange Zeit die Feuchtigkeit,
die auch der Cementschicht zu gute kommt und das Rissigwerden derselben
verhindert. Aber nicht allein für die Erhaltung der in solcher Weise ab-
gedeckten Mauern ist die Rasendecke von Vorteil, auch in ästhetischer Be-
ziehung erzielt man durch sie, die sich fast das ganze Jahr hindurch grün
erhält, eine günstige Wirkung, die noch erhöht wird, wenn man, wie dies
an der Saalburg geschehen, in den Rasen selbst und an den Mauern Epheu,
Immergrün und sedumartige Gewächse pflanzt ^^^). Gerade die Bepflanzung
der Mauerreste sollte bei jeder Restauration zur Anwendung kommen, bei
der es nur darauf ankommen kann, das Alte zu erhalten und mit seinem
ursprünglichen Reiz der jeweiligen Landschaft harmonisch einzuordnen. Er-
gänzungsbauten dagegen, meist mit großen Kosten, aber ohne die rechte
Liebe zur Sache hergestellt, sind häufig genug dazu angethan, mit ihrem
kalten Cementputze das Auge des Naturfreundes geradezu zu beleidigen.
Die Textfiguren 6, 8, 10, 12, 13, 16, 17 und 18 geben gleichzeitig ein
belehrendes Bild von dem Aussehen der an der Saalburg vollzogenen Er-
haltungsarbeiten. Im Grunde genommen hat uns die Natur selbst den Weg
2'^) Die an manchen Orten bei römischen und mittelalterlichen Bauten ausgeführten
Abdeckungen mit Steinplatten und Ziegeln sollten nach Ansicht der Königlichen Regierung
seiner Zeit auch an der Saalburg zur Anwendung kommen. Trotz der Bedenken, die der König-
liche Konservator dagegen erhob, wurde damit im Jahre 1875 ein Versuch gemacht, indem man
die Mauern des Praetorium mit schräg liegenden und überstehenden Schieferplatten abdeckte.
Das unschöne Aussehen und der lebhafte Widerspruch, den dieses auch sonst unrationelle
Verfahren von maßgebenden Seiten erfuhr, veranlaßte die Königliche Regierung, wieder
davon abzusehen; sie ließ die bereits ausgeführten Abdeckungen beseitigen und bestimmte,
daß fernerhin nur nach der bewährten Methode der Rasendeckung verfahren werden sollte.
Diesen unangenehmen Zwischenfall, der damals vielfach in der Presse besprochen wurde,
durfte ich der Vollständigkeit halber nicht unerwähnt lassen. Er gab auch mit Veran-
lassung zu einer kleinen Novelle, betitelt «Der falsche Baurath» von Utis, Frankfurt 1877.
268 ^^^ Erhaltungsarbeiten.
gewiesen, indem sie im Laufe der Jahrliunderte die in den Wäldern verborgen
gebliebenen Baureste mit einer schützenden Rasendecke überkleidet hat. Text-
ligur 5 stellt ein natürlich konserviertes, bis jetzt noch nicht berührtes Stück
der östlichen Kastellfront dar. Nur da, wo es sich gleichzeitig um eine Re-
konstruktion handelt, ist man von der beschriebenen Methode abgewichen
und zwar bei dem Aufbau der südwestlichen Kastellecke, wo zur Belehrung
die Wallmauer mit Brüstung und Zinnen wieder aufgerichtet wurde (Text-
figur 7). Dies geschah jedoch in vollständig konstruktiver Weise mit den
alten aus den Spitzgräben erhobenen Steinen und gutem Mörtel, sodaß ein
anderweitiger Schutz nicht mehr notwendig ist. Ferner ist man bei den Hypo-
kausten, die durch Schindeldächer gedeckt sind, ebenso verfahren, wobei von
einer Raseudeckung abgesehen wurde, was auch bei den Estrichanlagen und
Ziegelpfeilern nicht angebracht erschien, weil dadurch diese interessanten Über-
reste den Blicken der Besucher entzogen worden wären. Allerdings sind diese
Dächer, die sich über den Hypokausten und Baderäumen befinden, keine
Verschönerung und beeinträchtigen etwas das sonst so anmutige Bild des
Kastells; doch waren sie nicht zu vermeiden, wollte man die wertvollen Reste
der Heizungsanlagen dauernd erhalten.
Das Saalburggebiet bildete früher einen dichten Wald, und erst durch
stückweises Abholzen ist für die Arbeiten Raum geschaffen worden. Durch
die Abdeckung der Mauern mit Rasen und das Einsäen der Zwischenflächen
mit Gras wurde der Charakter der Umgebung festgehalten, wobei man be-
sonderen Wert auf den Fortbestand einiger vielhundertjähriger Bäume legte,
die im Verein mit dem alten Gemäuer dem Ganzen einen malerischen Reiz
verleihen.
269
xin.
Die Funde.
1. Allgemeines.
Die Fundstücke der Saalburg sind vielleicht nicht so reich, als man im
Hinblick auf die nicht ohne Komfort eingerichtete Bürgerliche Nieder-
lassung erwarten sollte, auch nicht so zahlreich, als man bei dem dicht be-
setzten Ausgrabungsgebiete annehmen könnte, aber es muß bei der Beurteilung
derselben in erster Linie daran festgehalten werden, daß wir hier eine von
Soldaten bewohnte Festung mit ihren Kasernen dicht an der feindlichen
Grenze vor uns haben. Bedenkt man ferner, daß häufige Plünderungen und
Zerstörungen auf diesem Gebiete stattfanden, so wird es begreiflich, warum
nur wenige kostbare Stücke zurückgeblieben sind: Weil Freund und Feind
die reicheren Schätze fortgeschafft haben.
Wenn wir auch eine Reihe von Fundstücken besitzen, die an Voll-
ständigkeit der Arten nichts zu wünschen übrig lassen, wie die Gruppen der
Werkzeuge, Geräte, Schuhe u. s. w., wie sie in anderen Museen nicht an-
getroffen werden, so haben wir doch keine Kabinetsstücke ersten Ranges.
Was aber allen unseren Saalburgfunden einen dauernden Wert verleiht, das
ist die Einheitlichkeit des Ortes, der Herkunft und der Zeit.
Wir wissen bestimmt, daß alle von dem einen Gebiete herrühren,
dessen Bereich bei der Beschreibung der Bürgerlichen Niederlassung ange-
geben ist; es wurde deshalb auch absichtlich alles dasjenige, was von den
übrigen Teilen des Taunus -Limes oder aus der Ebene stammt, scharf
von den Saalburgfunden getrennt, da sich immer wieder kleine Besonder-
heiten nachweisen lassen, die allmählich ein Bild davon geben werden, wie
weit der Import sich ausgedehnt hat und wo einzelne Fabrikationscentren
bestanden haben.
Abgesehen von einigen prähistorischen Gegenständen und den schon
beim Brunnen Nr. 5 erwähnten zwei frühmittelalterlichen Gefäßen ist alles
auf der Saalburg Gefundene römischen Ursprungs, und nirgends zeigt sich
der ausgesprochen fränkische oder alemannische Typus, den wir aus den
270 l^ie Funde.
Gräberfunden der Ebene kennen. Wenn man auch beobaclitet, daß Manches
von rein itahschen oder galhsch -römischen Formen abweiclit, so ist zu be-
denken, daß ein guter Teil dieser Dinge auf der Saalburg selbst her-
gestellt ist, wo die örtlichen Verhältnisse, anderes Material und vor Allem
die Kultur der in Handelsbeziehungen stehenden Nachbarn, sowie der ger-
manischen Hilfsvölker, nicht ohne Einwirkung auf die (Gestaltung der Er-
zeugnisse bleiben konnten.
In der Einleitung ist nachgewiesen worden, daß die Saalburg vom Ende
des ersten Jahrhunderts bis etwa zum Jahre 280 von den Römern besetzt
war; damit ist auch die Grenze für die Datierung der Fundstücke im All-
gemeinen gegeben. Was die Zeitbestimmung im Einzelnen, d. h. innerhalb
dieses Zeitraumes anlangt, .so ist dieselbe äußerst schwierig und in den
meisten Fällen ganz unmöglich. Ich habe oft die Beobachtung gemacht,
daß Fundstücke derselben Art, die an der einen Stelle in sehr tiefer
Schicht lagen und den Glauben an ein höheres Alter erweckten, an einer
anderen Stelle wieder sehr nahe bei der Oberfläche zu Tage kamen. Hier-
durch erleiden alle Theorieen über Scherben und Stempel eine beträchtliche
Einschränkung.
Es mag darum ein für alle Mal darauf hingewiesen werden, daß die
Bodenbildung auf der Saalburg wie in den Limeskastellen überhaupt nicht nach
bestimmten geologischen Gesetzen vor sich ging, wo jede Periode eine fast
gleich hohe durchgehende Schicht ablagert, in welcher die charakteristischen
Leitfossilien sorgsam eingebettet sind, und daß auch nicht jede Schuttlage in
gleicher Höhe abgeglichen ist wie etwa die Lagen eines Estrichbodens. Es ist
immer daran festzuhalten, daß wir in unserem Fundgebiete die Folgen wüster
Zerstörung und unregelmäßigen Zusammensturzes vor uns haben, und daß
da, wo eine Wiederausgleichung der Trümmerhaufen in römischer Zeit ge-
schah, diese nur insoweit vorgenommen wurde, als praktische Gesichtspunkte
eine rasche und planmäßige Einebnung mit der Schaufel verlangten. Wie
w^it bei solchen Arbeiten der Schutt hin- und hergebracht und das Unterste
zu oberst gekehrt wurde, ist bei der Besprechung des Kastells mehrfach dar-
gethan worden. Die Zeitbestimmung von Fundstücken allein auf das Vor-
kommen in einer bestimmten Schicht zu basieren, ist deshalb bedenklich
und oft die Quelle archäologischer Irrtümer geworden.
Schließlich mag noch betont werden, daß bei den Grabungen oft sehr
schwer festzustellen ist, ob man gewachsenen, d. h. Naturboden, oder auf-
gefüllten Grund vor sich habe. Dies gilt besonders von Vertiefungen, die
zur Römerzeit offen standen, also von Brunnen und Gräben. Hier ist schon
früher der Boden so sehr zusammengeschwemmt worden, daß er den Anschein
erweckt, als sei er gewachsen, und so leicht zu Täuschungen führt.
Die Inschriften. 271
2. Die Inschriften.
(Tafeln XXIV, XXVI, LXXIII-LXXIX und Textfiguren 40-51.)
Der folgende Abschnitt enthält sämtliche auf der Saalburg ausgegrabenen
inschriftlichen Aufzeichnungen, geordnet nach dem Materiale, welchem sie
aufgeschrieben sind; und zwar befinden sie sich auf Stein (Sandstein und
Basalt), auf Ziegeln (Stempel und Graffite), auf Gefäßen aus gewöhnlichem
Thon und Terra sigillata (Stempel und Graffite), auf Metall (Gold, Bronze,
Eisen, Blei) und auf Thonschiefer, Holz, Glas und Leder,
Zum erstenmal veröffentlichte Bramhach, corp. inscript. Rhen. (Nr. 1424
bis 1431), die bis 1862 gefundenen Inschriften, Dr. J. Beclcer ergänzte sie in
den Nassauer Annalen 1874, Bd. XLII, und Dr. Ä. Hammeran hat in dankens-
werter Weise die von 1874 bis 1885 erhobenen und auch die vorher ge-
fundenen Steininschriften nach einer gründlichen Untersuchung kritisch be-
handelt und in der Westdeutschen Zeitschrift 1885 (Bd. IV) pubUziert, wobei
manche irrige frühere Lesart korrigiert wurde. In der folgenden Zusammen-
stellung ist ein Auszug aus dieser trefflichen Arbeit gegeben und das gesamte
bis zum Frühjahr 1896 auf der Saalburg erhobene inschriftliche Material
durch meinen Sohn, den Kgl. Regierungsbaumeister Heimich Jacohi, binzu-
gefügt worden.
A. Inschriften auf Stein.
Die Steininschriften befinden sich alle auf Votivdenkmälern, sei es auf
der gewöhnlichen Ära oder der Basis einer Geniusstatue; viele sind nur auf
Bruchstücken erhalten. Ihre Anzahl ist eine verhältnismäßig große, wenn auch
manche nur in Bruchstücken auf uns gekommen sind, die so recht das er-
sichtlich machen, was bei den Bildwerken über die Zerstörung und Zerstreuung
der Steindenkmäler gesagt ist. Sie befinden sich mit Ausnahme des im
Weißen Turme des Homburger Schlosses eingemauerten Votivsteiues alle
im Saalburg-Museum.
Besonders zahlreich sind, wie auch Hammeran a. a. O. hervorhebt, die
Kaiserinschriften; er glaubt, deren acht annehmen zu dürfen. Sie sind
teils im Kastell, teils außerhalb, eine sogar dicht am Pfahlgraben erhoben worden.
In noch größerer Anzahl sind die Votivinschriften vertreten, welche
der Fortuna, dem Merkur, dem Genius der Centurie, eine vermutlich dem
Genius loci und in mehreren Exemplaren dem orientalischen Jupiter Dolichenus
gewidmet sind. Letztere sind alle an der Stelle gefunden, wo das Mithraeum
vermutet wird.
Auffallend ist, daß unter den dedizierenden Truppenteilen die XXII. Legion
nicht vorkommt, während doch ihre Truppenstempel so außerordentlich häufig
sind. Der Coh. IIIL Vind. ist vielleicht eine Inschrift zuzuweisen , da-
gegen hat die Coh. IL Raet. viele Spuren hinterlassen. Wir zählen jetzt acht
(vielleicht neun) Inschriften von dieser Truppe. Hammeran hebt dies bereits
272
Die Funde.
liervor und weist nach, daß unsere Coh. IL Raet. mit dem Beinamen C. R.
{civt'um Bomanorum, bei Nr. 7 mit dem Zusatz Antonimana) in Obergermanien
eine andere sei wie die gleichnamige in Raetien, und daß sie auf der Saalburg
ihre ständige Garnison hatte. (Vergl. auch die Anmerkung zu den Zicgel-
stcmpeln der l^ieter, unter B. I. l. c.)
I. Kniscrinschriften.
1. Fragment, längliclics schmales Seitenbruchstück eines großen Sandstein-
blocks; der linke Rand der Schriftseite erhalten.
Gefunden 1855 im Praetorium.
Maße: 12:55:52 cm.
Buchstabengröße: 6 cm.
Material: Sandstein.
Zu lesen ist:
L. SeptimfioJ Sevcro PfioPJ.
Sandsteinblock mit Dübelloch, der als Sockel eines Holzpfostens im
Peristyl des Praetorium verwandt war. Der ganze Stein muß hoch
gewesen sein, da die beiden äußeren Seiten erhalten sind.
Gefunden 1881 im Praetorium.
Maße: 34 : 41 : 15 cm.
Größe der besonders schönen Buchstaben: 9 cm.
Material: Sandstein.
Zu lesen ist: [ajug. coh. II Rad(orum)
c(ivium) r(omanorum). Der Kaisername ist
nicht zu bestimmen.
(Abbildung des Steins auf Taf. XXIV,
Nr. 8.)
Große Dedikationsinschrift auf 3 Blöcken, die ebenfalls später als Sockel
gedient haben.
Gefunden am 19. Juni 1855 im zweiten Hofe des Praetorium von
Hahel] der letzte Block 1881.
Maße: links oben 51:40:40, rechts oben: 40:31:36, hnks unten:
41 : 41 : 41 cm. Gesamthöhe: 94 cm.
Größe der Buchstaben: in den beiden obersten und untersten Zeilen
je 6 cm, in den übrigen 5^2 cm.
Material: Sandstein.
Die Inschriften.
273
Zu lesen ist : Imp. Ca[e]s.
[di]vi Hadri(ani) f[i]l. divi
Trai(ani) Pa[r]thici nep(oti)
div[i] Nervae pronep(oti) T.
Ae[lio] Hadri(ano) A[nto-
ninjo Aug(usto) [Pio ponti]
f(ici)max(imo) [trihim(iciae)]
pot(estatis) II cofs II cos]
desig(nato) III [P. P. . . . J
coh(ors) II Rafctorum ... .7.
«Dem Herrscher (und) Kai-
ser, des göttlichen Hadrianus
Sohn, des göttlichen Traja-
nus, des Parthikers, Enkel,
des göttlichen Nerva Urenkel,
dem Titus Aelius Hadrianus
Antoninus Augustus
P i u s , Oberpriester , im
zweiten Jahre seiner tribu-
nizischen Amtsgewalt, zum
zweiten Male Konsul, zum
dritten Male vorausgewählter Konsul, Vater des Vaterlands . . . ., die
zweite Cohorte der Raeter (0. B. Römischer Bürger?)».
Kaiser: Antoninus Pius. "
Zeit: 139/140 n. Chr.
Die zwei früher gefundenen Steine nahm Becker als zu zwei verschiedenen
Inschriften gehörig an; Hammeran hat sie zuerst richtig zusammengestellt.
Die Inschrift ist bis jetzt die älteste, die am ganzen Limes gefunden ist.
Drei Bruchstücke, früher zum Teil mit der obigen Inschrift zusammen-
gebracht; nach Hammeran bilden sie eine Kaiserinschrift für sich.
Gefunden im Jahre 1877.
Maße: Hnks 12 : 8 : 9, rechts oben 30 : 12 : 12\/2, unten 13 : 8 : 6 cm.
Größe der Buchstaben: Zeile 1 = 672 cm, die übrigen 6 cm.
Material: Sandstein.
Zu ergänzen ist:
imp. caes. di Nl
hadriani f. DI
Yi traiani ^ AR
Thici nep. d 1
vi Nervae pro NE
p . . . .
Kaiser: T. Aelius Hadrianus Antoninus Pius.
Zeit: 138—161.
Jacobi, Das Römcrkastell Saalbnrg. 18
274
Die Funde.
5. Sieben kleinere Bruchstücke, die nach der Größe der Buclistaben und
dem Materiale zusammengehören ; mit Ausnahme von Nr. 3 lauter Rand-
stücke. Aus dem Worte Procos. schließt Ilammcran auf eine Kaiser-
inschrift. Die dedizierende Kohorte ist vielleicht die Cohors IUI. Vinde-
licorum; in einer Zeile etwa 20 Buchstaben.
Gefunden zwischen 1855 und 1857 durch llabcl im Kastell.
Maße der einzelnen Stücke: a. 9 : 13 : 7, b. 12 : 20 : 9, c. 15 : 21 : 5,
d. 25 : 20 : 20, e. 21 : 34 : IG, f. 16 : 17 : 5, g. 9 : lOV'a : 9V2 cm.
Buchstabengrößc: oberste Zeile 5,8, die übrigen 5,0 cm.
Material: Basalt.
Nach Hamm er an
ist vermutungsweise
zu lesen:
[«m/>. caes. m. aurel^
SE[t'er]0 AL[e
xanä\RO • P[/o Fe-
lici] ....
Kaisername: Seve-
rus Alexander (?).
Zeit: 222—235 (?)
G. Bruchstück, dessen rechte Seitenfläche sichtbar ist; in jeder Zeile standen
etwa 7 — 9 Buchstaben.
Gefunden im Mai 1875 in der Praetentura, in der Nähe der Porta
praetoria.
Maße: 24:30: 21 cm.
Größe der Buchstaben der drei oberen Zeilen: 3,6 cm, der vierten:
3,3 cm.
Material: Sandstein.
Zu lesen ist: [genijo locfij in h(onorem) d(omus)
d(ivinae), pr[o sajluie imp
In der dritten Zeile stehen die Buchstaben:
IMPPL (mit M ist ein I und ein P ligiert); es wäre
deshalb zu ergänzen: = imp(cratorum) L(ucii) [Sept.]
Severi. Die Beziehung auf Septimius Severus ist
wahrscheinlich.
Die Inschriften.
275
7. Inschriftstein im Schloßhofe zu Homburg, an der Nordseite des Weißen
Turmes auf Befehl des Landgrafen Friedrich Jacob eingemauert. Die
Inschrift ist eine der besterhaltenen und interessantesten, auch wohl die
zuerst gefundene. Zum ersten Male ist sie publiziert bei Elias Neuhof,
Abgefaßte Briefe, Erstes Stück, Homburg v. d. H. 1747.
Nach sorgfältiger Reinigung ist von Hammeran festgestellt, daß auf
der linken Seite, Zeile 2 — 7, kein Buchstabe fehlt, sowie daß rechts
höchstens ein Buchstabe in jeder Zeile weggefallen ist. 11 Zeilen sind
sicher.
Nach Neilhof 1723 an der Saalburg, wahrscheinlich in der Nähe des
Gräberhauses (S. 122), gefunden.
Maße: 106:74 cm; Dicke, da eingemauert, unsicher.
Größe der Buchstaben: 5 — 5^/2 cm.
Material: Basalt,
Zu lesen ist: [imjp(eratori)
caes(ari) m(arco) [aur(elio)]
antonino pio [fejlicfi] ang-
(usto) pontiffici] max(imo)
hritan(mco) m[ax(imo)J par-
ihico m[ax(imo) tjribunic(iae)
potc[s]tatis X Vco(n)s(uli)
II [I] p(atri) p(atriae) p[r]o-
co(n)s(uli) coh(ors) [II rae-
t(orum)] antonini[(ana)
c(ivium)] r(omanorum) [de]
Vota numi[ni] ei[ujs . . . c
«Dem Herrscher und Kaiser
Marcus Aurelius Anto-
ninus, dem Frommen, dem
Glücklichen, dem Erhabenen,
dem Oberpriester, dem größ-
ten Sieger über die Britan-
nen und Parther, im 15. Jahre
seiner tribunizischen Gewalt,
zum dritten Mal Konsul, dem
Vater des Vaterlandes, dem
Prokonsul, hat die zweite
Kohorte der Raeter, die antoninische, seiner Majestät ergeben, diesen
Denkstein errichtet.»
Im Gegensatz zu früheren Kommentaren ist die dedizierende Kohorte
als die II. Kohorte der Raeter und nicht als die IUI. der Vindelicier
von Hammeran nachgewiesen; der Beiname derselben «Antouiniana» er-
18*
276 Die Funde.
scheint hier zum ersten Male. Das Ende der letzten Zeile ergänzt Ilam-
meran vermutungsweise als C(il{on(iis) und S als mcrat.
Kaiser: Marcus Aurelius Antoninus, gewöhnlich mit dem Beinamen
Caracalla.
Zeit: 212.
H. Zwei Bruchstücke, die jedenfalls zu einer Inschrift gehören; der Rand
ist nirgends erhallen, die Schrift nachlässig.
Gefunden 1877.
Maße: 14 : 15 : 5 und 20 : 17 : 8 cm.
Buchstabengröße ungleich.
Material: Sandstein.
Zu lesen in dem Stück auf der linken
Seite: (c)oh; in dem auf der rechten: ang.
hrii(annicns). Darnach der Kaiser Commodus
oder Septimius Scverns; nach der schlechten
Schrift auch Sevcri4S oder Caracalla. Zeit:
III. Jahrhundert.
Längliche, profilierte Basis, enthält die letzte Zeile einer großen Votiv-
inschrift.
Gefunden 1856 von Habel gleichzeitig mit dem Münzfunde östlich
vom Kastell.
Maße: 13 : 53 : 7 cm.
Buchstabengröße: 4\'2 cm.
Material: Sandstein.
Zu lesen ist: EIVS. VSLLM.
Kaiser und Zeit unbestimmt.
II. Totivinschriften.
10. Votivstein der Fortuna (Zeichnung s. Taf. XXIV, Nr. 4). Die best-
erhaltene Inschrift, die sich besonders durch schöne und sauber ge-
arbeitete Buchstaben auszeichnet.
Gefunden am 15. August 1854 als Bedeckung eines Kanals an der Villa,
erhoben in Gegenwart des Landgrafen Ferdinand am 29. Sept. 1854.
Der Stein war so eingemauert, daß die Schrift nach unten lag.
Zur Einmauerung dienten zum Teile Backsteine der VIII. Legion.
Interessant ist die Bemerkung Habeis, daß die Buchstaben rot aus-
gefüllt waren.
Maße: 103 : 50 : 25 cm.
Buchstabengröße: 6\'2 cm.
Material: Sandstein.
Die Inschriften.
277
Zu lesen ist:
FORTVNAE
C-MOGILLO
NIVS.PRISC
ANVS.PRA
EF-CoH.II.RA^E
C.R.V-S.L.L.M.
«Der Fortuna löst Gaius Mogillonius Priscanus, Praefekt der
zweiten Kohorte der Raeter, der Römischen Bürger, sein Gelübde gern
und freudig nach Gebühr.»
Hervorzuheben ist hierbei das Cognomen der Truppe als Cives
Bomani, sowie daß entgegen allen früheren Lesarten und der oben
citierten Abbildung nach genauer Untersuchung des Steines in der
3. Zeile kein I am Ende steht; der Name des Dedikanten lautet also
Priscanus.
Zeit, nach der Schrift zu urteilen: Beginn oder Mitte des 2. Jahr-
hunderts.
11. Bruchstück eines Altars, wahrscheinlich der Fortuna gewidmet; der
Rand ist nirgends erhalten.
Gefunden von Hahel 1855.
Maße: 38 : 39 : 29 cm.
Buchstabengröße: 6^4 cm.
Material: Sandstein.
In der ersten Zeile steht jedenfalls Forttmae,
darunter Sextius, welche beide die Breite des
Steines einnehmen. In der dritten Zeile
könnte nach Hammeran vielleicht an ex
exacto cons. gedacht werden. Doch dürfte
jetzt nach Auffindung des Nymphensteins
(siehe Nr. 41) als ziemlich sicher Victor
zu lesen sein. Sextius Victor wird dort als
Praefekt der Raeter erwähnt und ist wahr-
scheinlich derselbe wie hier. Auch Hammeran hatte den Stein den
Raetern zugeschrieben. Zu lesen ist demnach: fforjtunafej [SJextiufsJ
[ViJctofrJ [PJra[efJ(ectus) und dann coh. IL Baet. Das Vorkommen
der Liniierung der Zeilenreihe ist sonst für christliche Inschriften der
Frankenzeit am Rheine und in Gallien charakteristisch. (Es entspricht
übrigens auch jetzt noch dem Handwerksgebrauche, die Linien mit der
Spitze eines Meißels zu ziehen, da eine farbige Bezeichnung durch den
Staub und die Benässung des Steines bei der Bearbeitung verschwindet ;
allerdings bleiben solche Linien nicht sichtbar.)
278
Die Funde.
12. Votivsäule mit Insclirifttafel ; Abbildung auf Ttif. XXIV, Nr. 2.
Im August 1872 aufrecht stehend in einem Grabe gefunden (S. 137).
Maße der Tafel: 12: 15:2 cm.
Buchstabengrüße: Zeile 1 und 5 = 1,5, in den übrigen 1,3 cm.
Material : Sandstein.
Zu lesen ist:
I-/////M.
CONDOLLI
VS.MAR/////
VS-VSLL
M
«Jupiter, dem Besten, dem Höchsten, weihte Condollius Mar(c?)us
diesen Altar, sein Gelübde gern und freudig nach Gebühr zu lösen.»
In der dritten Zeile ist das Cognomen nicht sicher als Marcus anzu-
nehmen. Schon weil das Praenomen fehlt, stammt die flüchtig gearbeitete
Inschrift aus später Zeit.
13. Bruchstück eines Altars, dessen rechte Seite erhalten ist (s. Taf. XXIV,
Nr. 1).
Gefunden im Oktober 1874 in der Praetentura des Kastells.
Maße: 67 : 10 : 34 cm.
Buchstabengröße: 3 cm.
Material: Sandstein.
Der Name des Dedikanten ist nicht zu erkennen; die
Ziffer am Schlüsse deutet auf ein Konsulat; vielleicht ist zu er-
gänzen :
[i. 0. m. dJO
[liehe] N
[0.... ].
in der sechsten Zeile optio und in der siebenten wahrscheinlich
posuit. Das A der fünften Zeile könnte auf eine Tribus gedeutet
werden, Zeile 4 enthält das Ende des Namens.
BeeJcer vermutete in der ersten Zeile [Mercurijo.
14. Oberer Teil eines DoHchenus- Altars (s. Taf. XXIV, Nr. 3).
Gefunden 1816 beim Bau der Usinger Landstraße etwa da, wo der
Friedhof liegt. Die fehlende rechte Ecke der Bekrönung wurde
fast an derselben Stelle 1884 gefunden.
Maße: 67:43:41 cm.
Buchstabengröße: Zeile 1 =4; 2 = 3\'2; 3 = 3V2; 4
Material: Sandstein.
3 cm.
Die Inschriften.
279
Lesung unsicher:
I {ovi) Oiptimo) M{axmo)
DOLICHEN[0]
Vor dem Namen Candidus in der vierten Zeile
ist vielleicht eine Tribus zu ergänzen; Hühner
vermutet, daß der Dedikant Tiberius Claudius
Candidus, der bekannte Praepositus copiarum
expeditionis germanicae (CLL. U. 4114, etwa
aus dem Jahre 178) sein könne. Bei der Mög-
lichkeit des gleichen Vornamens wäre auch ein
Sohn desselben nicht ausgeschlossen.
15. Besser erhaltener Dolichenus- Altar mit schöner Schrift; nach der erhal-
tenen Bekrönung läßt sich die Breite des Steines angeben.
Gefunden im August 1884 in einem Brunnen (Nr. 7) 100 m östhch
vom Kastell.
Maße: oben: 62 : 41 : 37 cm, am Mittelstück: 32 : 29 : 30 cm.
Buchstabengröße: 2^/4 cm,
Material: Sandstein.
Zu lesen ist:
l{ovi) O[ptimo)
DOLICH[mo]
T[itus) ' ¥h{avius) - ^lh\vinus oder vaniis]
CORNl[cM/](anMs)
• N{otimi) • S{uscepfum) • S{olvü).
Cornicidarius in der vierten Zeile bedeutet die Charge
(Adjutant?), einen Militär, der durch das Ehren-
zeichen eines kleinen Hornes ausgezeichnet war.
16. Überrest einer Dolichenus-Inschrift mit Eckverzierung der Randleiste.
Zu dem von Hammeran besprochenen linken Eckstücke, das mit Nr. 15 ge-
meinsam ausgegraben wurde, ist 1894 die rechte Ecke gefunden. Zeich-
nung siehe auf Fig. 40, Nr. 12 a und b.
Maße von b: 25 : 21 : 8 cm.
Buchstabengröße: 5 cm.
Material: Sandstein.
Zu lesen ist: l{ovi) 0{ptimo) M.{aximo)
DO[Uch]ENO
IUI COH
Der Buchstabe vor COH vermutlich ein M als Abkürzung von mües; in
der letzten Zeile vielleicht [II IIAE]T, dahinter R. C. statt C. R. = civium
Homanorum.
17. Randstück einer Ära von derselben Stelle, mit dem Buchstaben D am
linken oberen Rande.
BOkIG
GOB.
280 Die Funde.
18. Votivstein, dem Mercurius gewidmet, mit nachlässiger, später Schrift
in einem veraierten Rahmen. (Tafel XXIV, Nr. 5.)
Gefunden zwischen Bogräbnisplatz und Kastell, hi der Nähe der
Römerstraße nach Heddernheim, 1872.
Maße: 46:30:26 cm.
Buchstabengröße: oberste Zeile 3'/«, die übrigen 3 cm.
Material: Sandstein.
Zu lesen: In der ersten Zeile DEO MERCVRIO; in der
zweiten ARAM; in der dritten wäre vielleicht Äntonin.s,
aber nicht unbedingt, möglich; Zeile 4 enthält wahr-
scheinhch das Cognomen auf rius oder j«'«s.
^ ^ ^ j Der Sockel trägt die Dedikationsformel: D-D-D.
11). Basis einer Geniusstatue, von der nur der Fuß erhalten ist, dem Genius
einer Centurie geweiht. Die Inschrift ist schlecht geschrieben, der
rechte Rand ist abgebrochen.
Gefunden zwischen 1854 und 1857 unter Hobel.
Maße: 16:23:11 cm.
Buchstabengröße: 1,8 — 2 cm.
Material: Sandstein.
GENIOo.IAE
IVS.PiV^SAVSSL////
Sicher ist: genio centuriae; der Name des Dedikanten könnte etwa Titas
Äelius Paiisa (?) heißen; der Strich über dem A auffallend, vielleicht
Ligierung von A mit T (?), dann folgt die Dedikationsformel; am Ende
dieser fehlt wohl L-M.
20. Kleines, schmales Altärchen, Armstütze eines opfernden Genius (Tafel
XXVI, Nr. 7), mit dem ausgestreckten Arme erhalten. Der Stein ist
unten nicht abgeschlossen.
Gefunden: 1874 im Kastell.
Maße: 10 : 4 : 5 cm.
Buchstabengröße: 1 cm.
Material: Sandstein.
Zu lesen ist: Genio c(enttiriae) Silvini ÄUi(-anus, -cus, -Uns,
-cinus (?)j.
21. Bruchstück einer Ära, deren linke obere Ecke allein erhalten ist (Taf.
XXIV, Nr. 7).
Gefunden: ungefähr zur selben Zeit wie Nr. 20.
Maße: 30:16:33 cm.
Die Inschriften. 281
Buchstabellgröße: 3 cm,
Material: Sandstein.
GE
S
Zu ergänzen in der obersten Zeile: ge(nio).
22. Rescribierte Inschrift auf einer Basis, auf der nur noch die Füße der
Figur erhalten sind.
Gefunden: 1855 von Hobel im Kastell.
Maße : 21 : 36 : 25 cm.
Buchstabengröße: 2,8; 2,8; 3,2 cm.
Material: Sandstein.
Die spätere Inschrift ist ziemlich sicher zu lesen:
IN-H-D-D-GENIO
C- SO CVPITI.
PRIMIVS • AVSO
. OPTIO. POSIT.
in h(onorcm) d(omus) d(ivinae) Genio c(enturiae) So ... . Cupiti
Primius Äuso optio pos(u)it.
«Zu Ehren des Kaiserlichen Hauses ließ dem Genius der Centurie des
.... Sohnes des Cupitus .... der Unterzugführer (optio) Primius Auso
dieses Geniusbild errichten.»
Die ältere Inschrift ist unsicher, sie befindet sich unter Zeile 2 und 3,
sodaß der Verfasser die formelhaften Zeilen 1 und 4 möglicherweise mit-
benutzt hat. Zeile 4 ist sicher C(enturiae); •attonius (nach BecJcer: Sattonius)
ist möghch, doch nicht sicher; es folgt AN/ ///AS, das Ceuturienzeichen
und PO.
23. Geniusstatue mit sehr schwer zu entziffernder schlechter Schrift auf der
kleinen Ära und dem Sockel (Taf. XXVI, Nr. 2).
Gefunden 1882 im Kastell.
Maße: Der Ära: 6:12:7 cm, der Basis: 12^2 : 37\'2 : 15 cm.
Buchstabengröße: auf der Ära 1^2 cm, auf der Basis 2^'2 cm.
Material: Sandstein.
Auf dem Altärchen ist zu lesen:
GE
NI
O
Von der unleserlichen Inschrift auf der Basis ist ziemlich sicher die erste
Zeile: INHDDGENiO 3 in h(onorem) d(omus) d(ivinae) genio c(entunae).
Zeile 2 enthält den Namen des Centurienführers Attiavi (?), dahinter ein A
und ATTENP oder ähnlich. Zeile 3: vielleicht IN SVO POSV(«Y.). Zeile 4:
282 Die Funde.
IMPDNANT/1 .... enthält die Zeitbestimmung hup. d{om.) n. Änt[ou) . . . .
einem der Antonine oder Caracalla.
24. Unbestimmbares Bruchstück.
Gefunden: 1854.
Maße: 18:18:21 cm.
Buchstabengröße: 3 cm.
Material: Sandstein.
A/
.Q.A
NDR
T
Kaum zu entziffern ; Zeile 3 : vielleicht {Alex)ündr[o), Name des Kaisers (?).
25. Zwei Bruchstücke, anscheinend zu ein und demselben Steine gehörig.
Gefunden: 1877.
Maße: a) 17 : 25 : 10 cm; b) 10 : 27 : 12 cm.
Buchstabengröße: 6V2 cm.
Material: Sandstein.
a) LIAL; b) iNA.
Bei a) wäre etwa zu denken an [Jii]lia B[omna).
26. Bruchstück. Gefunden 1873 in der Praetentura des Kastells.
Maße: 24:15:19 cm.
Buchstabengröße: 372 cm.
Material: Basalt.
C
S
27. Bruchstück, an demselben Orte und zur selben Zeit gefunden, mit un-
sicheren Strichen, die vielleicht zu lesen sind:
LLI
BI
Maße: 21:18:12 cm.
Material: Sandstein.
28. Bruchstück aus Sandstein mit 4^2 cm großen Buchstaben.
Maße: 22:27:9 cm.
29. Obere linke Ecke einer Ära mit Bekrönung.
Gefunden: 1877.
Maße: 20:24:12 cm.
Material: Sandstein.
Am linken Rande ist zu erkennen: ^I.
Die Inschriften.
Nachtrag.
283
Diesen früher veröffentlichten Inschriften sind diejenigen hinzuzufügen,
welche seit der Publikation Hammcrans gefunden sind. Von diesen sind die
Nummern 30 — 40 auf der vorstehenden Textfigur als Nr. 1 — 11 abgebildet.
Wir verweisen auf sie, indem wir der Beschreibung diese Zahlen in Klammer
beifügen.
Fig. 40.
30. Votivstein (Nr. 1), Bruchstück; die rechte obere Hälfte und die Be-
krönung fehlen. Auf der einen Seite ein Opfermesser, auf der anderen
eine Räucherpfanne; auffallend ist die Häufung der Wulste am Sockel.
Gefunden: Juli 1892 in der Praetentura hnks.
Maße der Inschrifttafel: 24:37 cm (Dicke des Steins 23 cm).
Buchstabengröße: 5^2 cm.
Material: Sandstein.
Zu lesen ist: Gen[io\ Cent[ii]riae [•] Cl{audü) Celeris-
Am Ende der dritten Zeile ist jedenfalls auch ein Herzblatt als Inter-
punktion zu ergänzen.
31. Bruchstück aus Sandstein mit schlechter Schrift (Nr. 2). Maße: 19 : 15 : 10cm.
Buchstabengröße 3 cm. Zu lesen ist: pra[ef]{ectus) [c]oh II R[ad.\
32. Kleines Sandsteinbruchstück: 10:13:6 (Nr. 3). Größe der sehr flüch-
tigen Buchstaben: 5 cm. //// ive jjj (?).
33. Kleines Sandsteinbruchstück: 11 : 11 : 12 cm, Rest von einem O (Nr. 4).
284 r>ie Funde.
34. Siuulsteinbruclistück mit oberem liiind. D vielleicht 7Air Dedikutions-
formel MI-D-D gehörig (Nr. 5).
35. Bekröiiung einer Sandsteinara, deren erste Zeile mit den Buchstaben
I«0«M erhalten ist. Grüße der letzteren: 3'/2 cm (Nr. G).
3G. Linkes Randstück aus Sandstein (Nr. 7). ES und darunter G sind sicher.
Maße: 11 : 11 : 13 cm. Buchstabengröße: 5 cm.
37. Rechtes Randstück aus Sandstein mit schlechter Schrift (Nr. 8); zu
lesen die Buchstaben lA ; davor vielleicht der Rest eines R. Buchstaben-
größe: 4 cm.
38. Linkes Randstück; 8:9:16 cm, mit dem Buchstaben D und darunter
die Zahl X (?). Buchstaben: 3 cm hoch (Nr. 9).
39. Sandsteinbruchstück (Nr. 10), mit Resten von sehr großen, etwa 8 — 9 cm
hohen Buchstaben. Der erste Buchstabe der ersten Zeile jedenfalls O, da der
Punkt in der Mitte ein Sandloch ist; vielleicht COH (?). Maße: 13:18:7 cm.
Buchstabengröße: etwa 8 — 10 cm.
40. Rechtes Randstück aus Sandstein: 17V2 : 9 : 13 cm; Höhe des R = 2'/« cm,
des M = 5V2 cm. Letzteres gehört vielleicht zur Schlußformel :V'S'L«L«M.
(Nr. 11).
41. Hierher gehört auch der an der Quelle des Kirdorfer Baches (1000 m
westlich von der Saalburg) gefundene Nymphen stein.
Über die Fundstelle vergl. S. 146 und L. Jacobi, Westd. Zeitschr. XIV.
(1895) S. 156.
Gefunden am 3. Juli 1894.
Maße der Schriftfläche : 34 : 58 cm.
Buchstabengröße: 5 cm.
Material: gelblicher, grobkörniger, vom Wasser stark angegriffener
Vilbeler Sandstein,
Die Ära, von deren Sockel nur Bruchstücke erhalten sind, hat die ge-
wöhnliche Bekrönung mit verzierter Platte und ornamentiertem Rande
der Schrifttafel. Die rechte Seite enthält die auch sonst häufige Urne
und die Räucherpfanne, die linke eine Hand mit ausgestreckten Fingern,
deren Bedeutung nicht aufgeklärt ist (Schwurhand [?J). Auf einem Sockel-
bruchstück befindet sich ein Hammer. Letzteres gehört vielleicht zu
dem im Jahre 1700 an derselben Stelle gefundenen und von Xeuhof
1780 veröffentlichten Stein, der dieselben Attribute zeigt. Die Inschrift
auf demselben scheint falsch gele'sen zu sein; der Stein selbst ist seiner
Zeit beim Bau des Homburger Schlosses (1680—85) eingemauert worden.
Die Inschriften.
285
Die auf der Vorderseite unserer Nymphen-Ara befindliche Inschrift
lautet :
42.
NVMPHIS
SACRVM
COHlIRiE[TJ
CR.CVI
[PjRE-E-S.T
////[S]EXTI
[VSV1]CT0R
[PRAEjFECT
[V.]S.L.L.M
Nymphis
sacrum
coh(ors)II Raet(orum)
c(ivium) li(omanorum)
cui
[pjreesf
III [SJexfi
[us Vijctor
[praejfect(us)
[(vjotum)]. s(olvit) l(i-
bens) l(aetus) m(crito)
Über den Praefekten der Kohorte, Sextius Victor, vergleiche die Notiz
zur Inschrift A. IL Nr. 11. Auffallend ist preest für praeest. Mommscn
setzt den Stein der Schrift nach in das zweite Jahrhundert.
Sandsteinbruchstück, gefunden am 17. April 1896 vor dem Gräberhause,
wohin es verschleppt zu sein scheint; es trägt die Aufschrift: /// COHI ////.
Die Buchstaben sind 9 — 10 cm hoch und die größten, die wir bis jetzt
gefunden haben. Die Inschrift dürfte sich an einem hervorragenden Teile
des Kastells, vielleicht an einem Thore, befunden haben. Die Zahl-
bezeichnung der Kohorte wird zu II zu ergänzen sein.
286 ^'f" l'^'in'lo
Fig. 41. Stempel einer Heizkachel. ('/•» der nat. Größe )
B. Inschriften auf Gegenständen aus Thon.
I. Auf Ziegeln.
1 . S t e ra p e 1.
Der Zusammenstellung unserer Ziegelstempel ist vorauszuschicken, daß
die auf den Tafeln LXXV — LXXIX dargestellten Stempel bereits seit 10
bis 15 Jahren gezeichnet und gedruckt sind. Sie wurden nach den damals
vorhandenen Exemplaren sorgfältig, so gut sie eben erkennbar waren, auf-
genommen und nach den auf uns gekommenen Bruchstücken ergänzt. Wenn
sich dabei einige Unrichtigkeiten eingeschlichen haben, die jetzt, nachdem
bessere Stücke gefunden sind, und nachdem in verschiedeneu Publikationen
allmähUch ein reichliches Material niedergelegt ist, zumal bei unserm neuen
vervollkommneten Reproduktionsverfahren vermieden werden können, so ist
dies leicht begreiflich. Eine genaue Vergleichung mit neugefundenen, besser
erhaltenen Exemplaren hat einige kleine Fehler erkennen lassen, auf die
jedesmal besonders hingewiesen ist; bei einigen ist ein neuer Abklatsch ab-
gedruckt worden. Die neueren Funde bis zum Herbst 1895 sind auf den
Textfiguren 41 — 46 abgebildet.
Wir besitzen Truppenstempel der Coh. I, Flavia Daraascenorum, der
Coh. II Raetorum, der Coh. IUI. VindeHcorum, der Legio VIII Augusta und
der Legio XXII. Primigenia Pia Fidelis. (Von Ziegeln der Coh. I. Civium
Romanorum ist nur eine Notiz Hobels und Bechers auf uns gekommen.)
Diese Stempel befinden sich meistens auf Ziegelplatten und zwar zum größten
Teile auf Bruchstücken. Wenn sie auf Kacheln, Dach- oder Verblendziegeln
aufgeprägt sind, ist dies jedesmal besonders vermerkt. Hinter jeder Varietät
ist in Klammer die Zahl augegeben, in wieviel Exemplaren sich der Stempel
im Saalburgmuseum befindet; sie läßt erkennen, wie häufig einzelne Stempel
bei uns vertreten sind. Doch ist dabei immerhin in Rechnung zu ziehen, daß
nicht alle Ziegel im Museum untergebracht werden können und noch manche
ganze Platten in Hypokausten in situ vorhanden sind; auch können die
Ausgrabungen sehr leicht und schnell das Bild, das wir uns jetzt vorstellen,
Inschriften. Ziegelstempel. 287
«ändern. Nicht in unsere Sammlung gekommen ist der oben erwähnte Stempel
der Coh. I, der Stempel der XXII. Legion Nr. 1 14, der zur Dieffenbach'schen
Sammlung gehörte und wahrscheinlich jetzt in Darmstadt ist, und Nr. 115,
von dem nur in den Aufzeichnungen Hahcls eine flüchtige Skizze existiert.
Die Stempel der XXII. Legion sind die zahlreichsten, mit 118 Varie-
täten, die Coh. I. Fl. D. ist einmal, die der Raeter mit 4, die der Yindelicier
mit 18 und die VIII. Legion mit 11 Varietäten vertreten. Daneben haben
wir noch drei Stempel von Privatzieglern und zwei Abnahmestempel, ein-
schließlich desjenigen der Coh. I C. R. im Ganzen 158 verschiedene Ziegel-
stempel von der Saalburg in vielen Hunderten von Exemplaren, darunter 3,
die abhanden gekommen sind.
Am sorgfältigsten und mit wenigen Ausnahmen nicht ohne Geschmack
sind die Stempel der XXII. Legion geschnitten, diejenigen der Vindelicier
haben meist plumpe und breite Buchstaben, doch sind auch darunter einige
von besserer Ausführung. Sehr ungeschickt und roh sind die sehr einfachen
Stempel der VIII. Legion. Ein Schluß aus der mehr oder weniger kunst-
vollen Form der Stempel auf ihr Alter hat immer etwas Bedenkliches; es
gab im ersten Jahrhundert so gut ungewandte Stempelschneider wie in der
Spätzeit. Auch darf nicht außer Betracht gelassen werden, daß viele Stempel
in einer besseren und schlechteren Ausführung vorkommen, je nachdem sie
mit einer neuen Matrize, bezw. einer solchen aus hartem Holze, oder aber
mit einem Stempel aus weichem Holze oder einem bereits abgenutzten her-
gestellt sind. Kachelstempel, die in so hervorragender Weise geschnitten
und eingedrückt sind, dürften allerdings einer späteren, entwickelten Technik
angehören. Die Stempel der Raeter und Damascener haben eine apparte
Schildform und andere Buchstaben wie die übrigen ; meine Ansicht hierüber
habe ich bei der Besprechung der Ziegelfabrikation mitgeteilt.
Was die Form des vertieften Stempelschildes (nur Nr. 1 der Raeter hat
allein kein solches) anlangt, so ist die längliche, rechteckige vorherrschend ; die
horizontale Schrift steht in einer, zwei oder drei Zeilen, die bei einigen durch
Striche getrennt sind. Oft sehr einfach, ist das Schild bei anderen wiederum
reich verziert, an den Rändern gekerbt oder von Parallelstrichen umrahmt.
Manchmal ist in dem äußeren Schilde noch eine besondere Umrahmung,
wie ein zweites Schild. An den Kurzseiten des inneren wie des äußeren
sind die bekannten Schwalbenschwanz förmigen Henkel (ansac) von dreieckiger,
trapezförmiger oder runder Gestalt. Neben diesen oblongen Stempeln giebt
es Rundstempel, teils einfache, teils solche mit verzierten Rändern und kon-
zentrischen Ringen. Eigenartig sind die «Bandstempel», deren Schild Ähnlich-
keit hat mit einem bewegten Bande, Das sehr stark geschwungene Band
(Nr. 91) könnte eher den Buchstaben S bezeichnen, ebenso wie wir in unsrer
Fig. 46 Nr. 2 ein C und bei Wolff^^*^) in dessen Fig. 127 die anders schwer
2'6) Prof. Dr. GeorgWolff, Die römischen Ziegeleien bei Höchst a.M. und ihre Stempel,
im «Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst», III. Folge, III. Bd., S. 212—346.
288 r)ie Funde.
erklärliche Figur eines L sehen rnücliten. Ob in der SchiMform der Name
des Ziegelmachers, der ja auch oft ausgeschrieben ist, oder ein Hinweis auf
die Truppe ausgedrückt war, was sonst durch die noch zu erwähnenden
Attribute gescliah? Oft sind auch einzehie dieser Formen mit einander ver-
einigt. Eine ganz auffallende Gestalt haben die Schilde Nr. 94 und Nr. 95,
nämlich die eines Delphins und einer Schuhsohle; auch hierfür fehlt bis jetzt
eine Erklärung.
Von besonderer Kunstfertigkeit zeugen die großen Stempel auf unseren
Kacheln, die meist deren ganze eine Seite einnehmen. Hier ist eine Frage
nach dem Grunde wohl am Platze, denn man sollte meinen, ein einfacher
Stempel hätte doch denselben Dienst gethan. Man ist aber um so mehr um
eine Antwort verlegen, als alle derartigen, mühsam hergestellton Verzierungen,
wie sie auch die Ziegelplatten haben, bei letzteren durch die zunächst liegen-
den in den Hypokaustenpfeilern, bei den Kacheln durch den daraufgebrachteu
Putz verdeckt und von Niemandem mehr gesehen wurden. Man könnte diesen
Umstand nur auf eine besondere Freude an schönen Formen und Verzie-
rungen zurückführen, die sel})st das Unwesentlichste schön zu gestalten be-
müht war; an Muße dazu hat es in Friedenszeiten für die Truppen jedenfalls
nicht gefehlt. Wenn bei den großen Stempeln der Grund oft durch Punkte
oder Leisten reichlich bedeckt ist, so sehen wir hierin nebenbei das Bestreben,
nach Möglichkeit große, glatte Flächen zu vermeiden, um sie durch künst-
liche Unebenheiten für die Aufnahme des Putzes geeigneter zu machen.
Auf den Seiten, auf denen kein Stempel ist, .sind die Kacheln oft mit einem
Stifte aus Eisen oder Holz zu demselben Zwecke karriert.
Innerhalb des Schildes haben wir den Namen des stempelnden Truppen-
teiles, oft in einzelnen Buchstaben ligiert, oft ganz oder teilweise rückläufig
oder verkehrt geschrieben, je nach dem Können des Stempelschneiders. Die
Rundstempel haben die Legende entweder in horizontalen Reihen oder an
der Peripherie, manchmal in einem besonderen Ringe, und zwar entweder
wie die Aufschrift auf den Münzen oder in umgekehrtem Drehungssinne an-
geordnet; auch sind beide Schreibweisen vereinigt. Von Stempeln, die
außer dem Namen der Truppe noch darunter denjenigen des Ziegelmachers
tragen, besitzen wir 11 rechteckige längliche, einen kreuzförmigen, einen band-
förmigen und einen Rundstempel, zusammen 14 Stück.
Zu erwähnen sind noch die zwischen den Zeilen befindlichen Attribute
und Zeichen, deren Bedeutung noch nicht erkannt i;t. Neben dem Capri-
corn haben wir das Blitzbündel, den Stier, den Tannenbaum, den Dreizack,
Sterne, Halbmonde u. s. w., alles Zeichen, die auch sonst häufig vorkommen.
Man vermutet in ihnen zum Teil wenigstens Feldzeichen. Hahel hat darüber
eine größere Arbeit in den Nass. Ann. HI. Heft 1837 veröffentlicht. Außer-
dem besitzen wir noch drei Stempel (darunter einen Rundstempel) mit
Namen ohne Angabe der Zugehörigkeit zu einem Truppenteile; man hat
diese deshalb Privatzieglern zugeschrieben, deren Fabrik vielleicht in der
lehmreichen Ebene bei Homburg gesucht werden kann. Eine Vermutung
Inschriften. Zicgelstempel. 289
über ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Truppe ist bei der Besprechung
der Ziegelfabrikation geäußert worden. Auf die Bedeutung der Probations-
sterapel ist an anderer Stelle hingewiesen.
Bei der Wichtigkeit der Ziegelstempel auch für die Geschichte der Le-
gionen ist jedem Abschnitt eine kleine Notiz über die Geschichte der betr.
Truppe vorgesetzt, die ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Dr. Bitterling
verdanke.
Mehrfach ist die bereits S. 287 erwähnte Arbeit von Prof. Wolff
(abgekürzt W) als die einzige bis jetzt bestehende Zusammenstellung
zum Vergleich herangezogen. Da auch unsere Stempel zum Teil aus den-
selben Öfen wie die Nieder Stempel stammen, waren Herrn Professor Woljf
bereits für seine Arbeit unsere Tafeln und einige neue Abklatsche zur Ver-
fügung gestellt. An einzelnen Stelleu ist auch, besonders bezüglich der
Vindelicier, auf die beiden Aufsätze von Dr. Suchier, Zeitschrift des Vereins
für hess. Geschichte und Landeskunde, N. F. VHI, Kassel 1882 und «Fest-
gabe zur Jahresversammlung des Vereins für hessische Geschichte und Landes-
kunde zu Hanau 1885», sowie auf das erste Heft des großen Limeswerkes
(Kastell Butzbach) hingewiesen. Wir haben die drei letzteren mit «Suchier Z»,
«Suchier i*"» und «Linieswerk i?» abgekürzt.
a) COHICIV.R.
(Cohors I. civium Bomanorum.)^^'')
COH'I'CIV'R Unter den Papieren Habeis findet sich die Notiz, daß
(auch die Legende: dieser Stempel an der Saalburg auf einer Thonplatte ge-
COH'I'C'R wh'd funden sei. Der Stein ist leider nicht in unsere Hände ge-
erwähnt), kommen und wahrscheinlich bei der Überbringung der
Altertümer von Homburg nach Darmstadt verloren gegangen.
Doch ist an ihm nicht zu zweifeln, da auch Becker ihn
gesehen hat und darüber im Frankfurter Archiv, N. F. I,
S. 22, schreibt: «es muß noch besonders hervorgehoben
werden, daß diese erste Kohorte der italischen FreiwiHigen —
^") Coli. I. cio. rom. eqCttitata) p. f. erscheint zuerst auf dem Diplome v. J. 116. Nach
Ritterling (W. Z. XII. 214) lag diese Kohorte unter den Flaviern in Untergermanien, aus
welcher Zeit die Inschrift Bramh. 670 stammen dürfte; sie erwarb sich die Beinamen p. f. im
Jahre 89 gegen Antonius Saturninus. Vielleicht wurde sie zu den dacischen Kriegen Trajans
an die Donau gezogen, da ein Stempel bei der Donaubrücke Trajans (C. ill. 1760, 2) sie
zu nennen scheint. Von da wird sie nach Obergermanien gekommen sein. Wo hier ihr
Lager am Limes gewesen sein mag, ist noch nicht sicher entschieden; Eitterling vermutet
in Seligenstadt, dem nächsten Kastell von Großkrotzenburg aufwärts, wo ihre Ziegelstempel
massenhaft vorkommen {Bramh. 1407b). Dafür spricht namentlich auch die Inschrift aus
dem Krotzenburger Mithraeum (vergl. Wolff, Groß - Krotzenburg, S. 53), welche den Prä-
fekten der Coli. I. civ. Eom. gleichzeitig den praei)(ositus) der in Krotzenburg liegenden
Coli. IUI. Vind. nennt. Stempel von ihr finden sich noch in Ems (B. J. 88, S. 111),
Arzbach- Äugst {Bramh. 1542c), Kesselstadt, Großkrotzenburg und Alteburg b. Arnsburg
(Limesblatt 9, S. 269).
Jaeobi, Das Römerkastell Saalburg. 19
290 Die Funde.
fohorfes Itnlicac cir'nim Ttomanortim vohmtarionim war ilir
offizieller Name — auch in dem mehrervvähnten Militär-
diplome unter den in Obergermanien stehenden Truppen-
körpern ausdrücklich genannt wird, wiewohl sie nur kurze
Zeit auf der Saalburg gelegen zu haben scheint, da sich
ihre Stempel zahlreicher bei Sehgenstadt am Main finden.
Vergl. liossrl a. a. 0., S. 35—36.»
b) Coh-I.F.D-
(Cohors I. Flavia Bamasccnorum.)^^^)
COH-T-F-D Taf. LXXIX, Nr. 1. Auf der Tafel fehlt ein Punkt
hinter F. Die Legende befindet sich in besonderem Rahmen
mit Schwalbenschwänzen innerhalb eines einfachen Schildes.
Wohl derselbe wie der von Friedberg bei Dieffenhach, Nass.
Ann. 1877, S. 300, Nr. 193. Vier Exemplare auf Dach-
ziegeln — zum Teil Bruchstücke — , deren Randleisten
abgeschlagen sind, von grauem porösem Thon.
c) Coh-II.Raet-
(Cohors II. liaetorum.)^^^)
1. fl II 3 Taf. LXXIX, Nr. 2. Einzelne Buchstaben ohne ge-
meinsames Schild (auf der Tafel unrichtig dargestellt), sehr
breit und tief eingedrückt; Schrift rückläufig. (28 Stück,
darunter 26 auf Plättchen von 17 : 17 cm und 2 auf Bruch-
stücken großer Platten.)
2. COH RÄE Nr. 3. Schild einfach rechteckig. T mit E hgiert. (4.)
Material wie bei Coh. I. Fl. D.
2'^) Coh. I. Flavia Damascenorum c» eqftiitataj erscheint zuerst in den Diplomen i..T. 90,
dann 116 und 134; sie dürfte erst von Vespasian oder Doniitian gebildet sein und hat
nur in Obergermanien gestanden. Ihr Lager muß entweder in Friedberg selbst oder in
dessen Nähe gewesen sein, wo ihre Ziegelstempel in großen Mengen gefunden werden
(e. Dieffenhach, Nass. Ann. 1877, S. 282 flf. Inschriften von Friedberg).
2'») Coli. II. Maetorum C. R. kommt nur in Obergermanien vor, da ihre Verschieden-
heit von der gleichnamigen, in Raetien stationierten Kohorte (in Diplomen von 107 und
166) keinem Zweifel unterliegt. Sie wird echon unter Germanicus zu den Raetorum ....
cohortes gehört haben. Zur Zeit des Bestehens des Limes ist ihr dauerndes Stand-
lager die Saalburg. Ziegel von dort kommen auch in Butzbach vor. Vergl. Limeswerk,
Kastell Butzbach, S. 26, Nr. 40-45. In Diplomen erscheint sie i. J. 82, 90, 116, 134. Vor
ihrer Stationierung auf der Saalburg muß sie auch in Wiesbaden gelegen haben. Darauf
weisen ihre dort gefundenen Inschriften: Bramb. 1520, 1521 (1522?) mit Sicherheit hin, die
alle dem ersten Jahrhundert oder der Zeit Trajans angehören; ebenso stimmt dazu das
Diplom vom Jahre 117, welches einem Angehörigen dieser Kohorte ausgestellt und im
Kastell auf dem Heidenberge 1858 gefunden ist. Vergl. auch unsere Steininschriften A. I. 2,
3, 7; A. II. 10, 11, 16, 31 u. 39.
Inschriften. Ziegelstempel.
291
3. COH-ii RAE Nr. 4. Einfaches Schild, mit einem schmalen Streifen
umrahmt. (6.) IMaterial wie bei Nr. 2.
4. COHITR Nr. 5. Breite, gedrungene Buchstaben in verziertem
Kahmen auf zwei Ziegelbruchstücken von dunkelroter Farbe.
d) Coh. IUI. Vind.
(Coliors im. Vmdelicortim.)^-^)
Fig. 42. Stempel der IV. Kohorte. (Va der nat. Größe.)
COHIIIIVN
Taf. LXXIX, Nr. 6. In einfachem, glattem, rechteckigem
Schilde mit breiten Buchstaben. I mit N hgiert, der erste
Strich des N ist bis zum Rande verlängert ; derselbe Stempel
bei SucMer, Z. von Großkrotzenburg, Nr. 13. Auf Ziegeln
und der Heizkachel Fig. 26, Nr. 2. (12.)
Nr. 9. Auf einfachem Schilde. (4.)
Nr. 10. Auf einfachem Schilde, N dicht am Rande. (17.)
Nr. 11. Auf einfachem Schilde, 0 sehr groß. (5.)
Nr. 12. Auf einfachem Schilde. (1.)
22") Coh. IUI. Vindelicorum ist bis jetzt nur in Obergernnanien nachweisbar. Sicher
erwähnt wird sie zuerst in dem Diplome vom J. 74, dann im Jahre 90 und 134, wahr-
scheinlich auch 117. Ihr dauerndes Standlager zur Zeit des Bestehens des Jjmes war
Großkrotzenburg. Inschriften von ihr: Wolff, Großkrotzenburg S.47 {Branib. 1434) und 53
(Bramb. 1439), Limesblatt 16. Sp. 440 f. Ihre Ziegel sind von allen obergermanischen
Kohorten in den Kastellen am weitesten verbreitet, aber, wie es scheint, nur nördlich des
Maines. Sie wird wohl schon zu den Raetorum, Vindelicorum et Gallicae eohortes
(Tacit. Ann. II. 17) unter Germanicus geliört haben.
19*
2.
COHIIIIVIN
3.
COHIIMVIN
4.
COHIIIIVIN
5.
COHIIIIVIN
292
Die Funde.
0. ////OHIIIIVD
COHIIIIVND
Nr. 7. Auf einfacliem ScliiMe, I und N fehlen, D
scheint versclioben. (1.)
Nr. 8. Auf einfachem Schilde. I mit N ligiert; D steht
dicht am Rande wie bei dem neuen Abklatsch, Fig. 42,
Nr. 4; auf Ziegeln und Heizkacheln. Derselbe bei Suchier^
F. Tafel 11, Nr. 19 (?) von Großkrotzenburg. (12. Auch
auf Dachziegeln.)
8. COHIIIIVIND Nr. 14. Einfaches Schild mit Schwalbenschwänzen,
wie der neue Abklatsch, Fig. 42, Nr. 1, zeigt; die An-
sätze waren bei dem früheren Exemplare nicht sichtbar.
Suchiör, F. Nr. 9 scheint derselbe. (9.)
9. 3mVIIIIH03 Nr. 18. Rückläufig, auf der Tafel verkehrt dargestellt.
O sehr klein, D am Schlüsse in zwei Teilen ; D mit E und
L ligiert (?). (7.)
10. 3MIVIIIIH03 Nr. 19. Ähnlich wie 9; Schild mit gezähntem Rande,
ebenfalls rückläufig; auf der Tafel verkehrt gezeichnet;
das D am Ende hat nach dem neuen Abklatsch (Fig. 42,
Nr. 3) unten denselben horizontalen Querstrich, also Ligation
wie bei 9. Derselbe bei Suchier, Z. Nr. 8 von Groß-
krotzenburg. (23.)
11. J3amV.||||H03 Nr. 15. Ebenfalls rückläufig, aber verkehrt auf der
Tafel dargestellt; kleines C und 0. H mit dem ersten
Strich von IUI verbunden. Dieser oder Nr. 12 schon
bei Neilhof 1780, p. 17, abgebildet. (29.)
12. COHIIII.VNDEL
13. COHIIIIVINDEL
14. COHIIIIVIN//;//.
Nr. 16. Auf einem Schilde mit gezähntem Rande und
Ansäe. C und 0 kleiner wie die übrigen Zeichen, H mit
IUI verbunden wie bei 11, I mit N ligiei't. Bei den neuen
Exemplaren ist der erste Vertikalstrich des N nicht so lang,
das D geschlossen und der untere Querstrich des E sicht-
bar. Kommt auf Ziegeln und Kacheln vor. (15.)
Nr. 17. Schild wie bei 12. Buchstaben schärfer, mit
Apices. O sehr klein, V nach unten verlängert, ebenso
der Vertikalstrich des D oben und unten. Derselbe bei
Suchier., Z. Nr. 7, von Großkrotzenburg. (7.)
Nr. 13. Größer wie alle übrigen, mit glattem Schilde,
an dem die Henkel durch eine Einkerbung markiert
sind. Unter O und H ein horizontaler Strich, der aber
nur auf einem Exemplare sichtbar ist. (3.)
15. COHIIIIVIND
16. COHII
17. COHIIliVII/IDEL
18. COH-lllll/llNaiinC
Inschriften. Ziegelstempel.
Neue Funde.
293
Verwaschene Schrift auf dem Bruchstücke einer Platte
von schlechtem Thon. (1.) Einfaches Schild mit breiten
Buchstaben.
Fig. 42, Nr. 2. Auf einem kleinen Bruchstücke einer
Platte von graubraunem Thon, deren Kanten abgeüist
sind.
Rundstem pel.
Nr. 20. Mit scharf ausgezalmtem Rande; die Schrift
rückläufig; in der Mitte eine Scheibe oder ein Knopf.
Derselbe bei SucJiier, F., Taf. II, 23, von Großkrotzen-
burg. Schon bei Neuhof, 1780 p. 17, abgebildet. (20.)
Nr. 21. Mit fein gezahntem Rande; in der Mitte
ebenfalls ein Knopf, statt V ein N, vielleicht Zufall;
II statt E, D und L verkehrt; vor COH scheint ein
Punkt zu sein. Derselbe von Großkrotzenburg bei
SucMer, Z. S. 20, Nr. 2. (9.)
e) Leg. VIII. Aug.
(Lcgio VIIL Augusta.p^^^)
1. ILEGVIIIAVGI Taf. LXXVIII, Nr. 15. Einfaches rechteckiges Schild
mit dünnen, flüchtig gearbeiteten Buchstaben; vor und
hinter der Legende ein vertikaler Strich als Einfassung. (1.)
2. LEGVIIIAV6 Nr. 16. Schrift ähnlich wie bei 1, auf kleinerem
Schilde. (7.) Auch auf Dachziegeln.
3. KEGVIIIAVG Nr. 17. Schild mit Henkeln an den Seiten, über
und unter der Schrift ein Strich. (19.)
^2') Leg. VIIL Augusta ist wahrscheinlich eine der alten cäsarischen Legionen ; sie
stand unter Augustus (wenigstens i. J. 14) in Pannonien (Hauptquartier Poetovio-Pettau),
wurde nach Bitterling schon unter Claudius nach Moesien verlegt, von wo sie i. J. 69 mit
den übrigen Legionen für Vespasian nach Italien zog. Nach dem Siege der flavischen
Partei befand sie sich unter den Legionen, welche zur Unterdrückung der germanischen
Aufstände bestimmt waren; sie gehörte zum oberen Heere unter Annius Gallus und er-
hielt jedenfalls schon unter Vespasian ihr Lager in Argentoratum (Straßburg), wo sie
dauernd verblieb. (Ob sie einmal am Niederrhein gewesen, ist nicht mit Sicherheit zu
entscheiden.) Noch unter Valentinian erscheint eine Legio Octavanorum in Schwaderloch
in der Schweiz; in der Notitia dignitatum stehen Octavani als Legio Palatina in Italien.
294
4. LEGVIIIAVG
5. LEGVIIIA/G
0. LEGVIII/VG
7. LEGVIIIA/G
8. LEGVIIIAVG
0. LEGVIII/VG
10. LEGVIIIVG
Die Fände.
Nr. 18. Dünne Buchstoben von der Breite des ein-
faclien Scliildes. (7.) Audi auf Dachziegeln.
Nr. 19. A mit V ligiert. In dem einfachen Schilde
eine besondere Umrahmung mit Anmc zu beiden Seiten.
Durch die Schrift ein horizonttiler Strich. (9.) Auch auf
Dachziegeln.
Nr. 20. Die Schrift in besonderem Rahmen, mit
eckigen Ansac; das äußere einfache Schild mit ab-
gerundeten Ohren. A mit V ligiert. (14.) Auch auf
Dachziegeln.
Nr. 21 . Innere Umrabmung mit Scliwalbenschwänzen;
der Anfang auf dem abgebildeten Exemplar undeutlich;
bei den übrigen ist die Anna auch am Anfang. A mit
V ligiert. (5.) Auch auf Dachziegeln.
Nr. 22. Einfaches Schild mit sehr ungeschickten
Buchstaben; hiervon ein Abdruck in einem Mörtel-
brocken. (18.) Auch auf Dachziegeln.
Nr. 23. Nur eine Ansa am Anfange sichtbar inner-
halb des Stempelschildes. Ein neuer Fund (Fig. 43,
Nr. 2) zeigt über und unter der Legende einen horizon-
talen Strich. A mit V ligiert. (5.)
Nr. 24. A jedenfalls mit V ligiert, doch auf dem
Stempel nicht sichtbar. (1.)
-m
Fig. 43. Stempel der VIII. Legiou. (>,* der nat. Größe.)
Neuer Fund.
11. LEGVIIIA/G Fig. 43, Nr. 1. Einfaches Schild mit ähnlicher
Schrift wie bei 9; doch geht durch die Mitte ein hori-
zontaler Strich. (1.)
Inschriften. Ziegelstempel. 295
f) Leg. XXII. Pr. P. F.
(Leg 10 XXIL primüjcnia pia fidelis.)^^^)
a. Einzeilige Stempel mit rechteckigem Schilde.
1. LEG //// Taf. LXXV, Nr. 1. Bruchstück einer großen Hciz-
(LEGXXMPP) kachel. Derselbe Stempel ist neuerdings in zwei vollstän-
digen Exemplaren, der eine auf einer intaktea Kachel
(Fig. 26 Nr. 11) gefunden (Fig. 41). Er ist der schönste
von der Saalburg, außerordentlich sorgfältig und sauber
gearbeitet und mit hohem Relief eingedrückt. Die Henkel
des Schildes sind besonders ausgebildet, die Punkte zwi-
schen, über und unter den Buchstaben dienen nur zur
Verzierung, am Schlüsse ist P mit F ligiert. Schildgröße
43 : 15 cm, Höhe der Buchstaben 5V2 cm. (3), auf Kacheln.
2. LEG XXIIPRPF Taf. LXXV, Nr. 3. Ebenfalls wie Nr. 1 reich verziert
und auf einer Heizkachel (von gleicher Form wie Fig. 26
Nr. 7). Der Rand des Schildes zinnenartig ausgeschnitten ;
über und unter der Schrift die häufig wiederkehrenden
Reihen dreieckiger Punkte. Der Stempel kommt schein-
bar in zwei Varietäten vor, entweder sind die Ecken recht-
winklig wie bei dem auf der Tafel abgebildeten (vergl.
auch den neuen Abklatsch Fig. 44, Nr. 22 a) oder sie
sind abgeschrägt wie bei Nr. 22 b. Dieser Unterschied
dürfte sich am leichtesten so erklären lassen, daß das
Stempelschild an und für sich abgeschrägte Ecken hat,
und zwar so weit, als es eingedrückt werden soll, viel-
leicht 1 cm; das Stempelholz ist aber an seinen übrigen
Teilen viereckig, und Stempel wie derjenige auf der Tafel
sind zu tief eingedrückt; dies zeigt auch der Abklatsch.
Nr. 22 c, wo beides an einem Stempel vorkommt. Schild-
größe 26 : 9 cm; Buchstabenhöhe 3\/2 cm. TT., Fig. 138. (6.)
^2*) Leg. XXIL primigenia, nach der früher allgemeinen Ansicht gegründet von Claudius
i. J. 43; V. Domaszetcslci hält sie für eine augusteische Legion; nach Bitterling ist sie von
Gaius etwa i. J. 39 errichtet. Sicher stand sie unter Claudius und Nero in Germania
superior (3IoguntiacumJ^ zog i. J. 69 nach Italien, von wo sie nach Besiegung der Vitellianer
wohl nach lUyricum geschickt, aber sehr bald, vielleicht schon i. J. 71 nach Germanien
berufen wurde. Sie gehörte indessen etwa bis zum Jahre 90 zum niederrheinischen Heere
(Hauptquartier Noviomagus?), nachdem sie mit den übrigen niederrheinischen Truppenteilen
durch Niederwerfung des aufständischen oberrheinischen Heeres unter Antonius Saturninus
sich die Beinamen pia fidelis erworben hatte. Eben i. J. 90 kam sie nach Obergermanien
und zwar wieder nach Mainz, dessen Besatzung sie nun dauernd blieb, und zwar als ge-
schlossene Truppe, nicht in Detachements in den Kastellen verteilt. Zur Zeit der Notitia
dignitatum um 400 n. Chr. bestand sie nicht mehr; wann sie verschwand, wissen wir nicht.
296
Die Funde.
(^
^ •>
"■^i^
' -^-^
,i<i:r.,^
Fig. 44. Stempel der XXII. Legion. (V) der nat. Größe.)
3. LE6XXIIPRPF Taf. LXXV, Nr. 4. Auf Kacheln (Fig. 26, Nr. 6 und 7);
gezähnter Schildrand, an den Seiten Schwalbenschwänze.
Schildgröße 24:7 cm. Buchstabenhöhe 4^'2 cm. (15.)
4. LE6XXIIPRPF Taf. LXXV, Nr. 5. Schildrand eingekerbt; die Schwal-
benschwänze offen; unter der Zahl ein horizontaler Strich,
Inschriften. Ziegelstempel.
297
der sonst darüber steht. Derselbe bei Suchte f, Z., S. 19,
Nr. 10 von Rückingen und Friedberg. Limrswerli B. Taf.
III, Nr. 11. Schildgröße 24:7^/4 em. Buchstabenhöhe
5^4 cm. (10); auf Kachehi von gleicher Form wie Fig. 26
Nr. 7.
5. LEGXXIIPFF
6. LEGXXII^
7. LEGXXIIPPF
Taf. LXXV, Nr. G. Glatter Schildrand, Schwalben-
schwänze an den Seiten, das Schild im Verhältnis zu den
übrigen sehr hoch und kurz, die Buchstaben entsprechend;
über der Zahl ein horizontaler Strich (s. neuen Abklatsch
Fig. 44 Nr. 23); auf einer Heizkachel, Fig. 26. Nr. 7.
Schildgröße 15^/4 : 8' /4 cm. Buchstabenhöhe 6 cm. (3.)
Taf. LXXV, Nr . 7 . Die horizontalen Ränder des Schildes
verziert, auf jeder Seite zwei kleine Ohren wie beim zwei-
zeihgen Stempel Nr. 45; über der Zahl ein Strich (auf der
Tafel weggelassen). P mit R ligiert, F fehlt (?), Schluß
nicht ganz sicher; s. auch LimestverJc B. Taf. III, Nr. 7. (2.)
Taf. LXXV, Nr. 8. Die Legende in besonderem
Rahmen, an der Seite halbrunde Ausschnitte. Über der
Schrift ein Palm(?)zweig, der sich aber auch nach der
rechten Seite zu fortsetzt (s. neuen Abklatsch, Fig. 44,
Nr. 28); unter der Schrift scheint ebenfalls ein Zweig
oder ein Strich zu stehen. Derselbe bei Suchicr, F.
Taf. 1, Nr. 15. (4.)
Taf. LXXV'I, Nr. 1. Legende mit Umrahmung in
einem glatten Schilde, im Innern Änsae. L mit dem
Rahmen verbunden. W. Fig. 86. (2.)
Taf. LXXVI, Nr. 3. Umrahmung mit verzierten
dreieckigen Ansac in einem einfachen Schilde, die Vertikal-
striche ebenso wie die horizontalen (auf der Tafel dort
nur ein einfacher Strich). W. Fig. 80. LimeswerJc B.
Taf. III, Nr. 8. (3. Auch auf Dachziegeln.)
10. LEG. XXII. P.P.F Taf. LXXVI, Nr. 4. Umrahmung mit Henkeln in
einem glatten Schilde. Derselbe 5«cÄ«e>*, i»"'. Nr. 13 (?). (5.)
11. LEGXXII//// Taf. LXXVI, Nr. 5. Linkes Fragment mit ^wm. (1.)
12. KE6XXII///// Taf. LXXVI, Nr. 6. Linkes Bruchstück, Rahmen mit
Alisa im Innern des einfachen Schildes. ÄhnUch wie
Nr. 8, nur L selbständig. (1.)
8. KEGXXIIPRPK
9. LEGXXIIPRPF
298
13. KEG-XXIIPPF
14. LEGXXII/
15. LEG-XXIIPRPF
16. LEGXXIIPPF
17. LEGXXIIPP
18. LEGXXIIPP(F?)
19. LEGXXIIPPF
20. LEGXXIIPPF
21. LEGXXIIPF
22. LEGXXIIP
Die Funde.
Taf. LXXVI, Nr. 7. Die dreieckigen Ansäe aus
mehreren Strichen bt;stehend. Hinter G ein Punkt und
K, nicht L, wie auf der Tafel. (3. Auch auf Dach-
zicgehi.)
Nr. 8. Linkes Bruchstück, Ränder verziert. Unter
der Schrift ein Strich oder Zweig, auf der Tafel weg-
gelassen; über der Zahl ein Strich. (1.)
Nr. 9. Hinter G und der Zahl ein Punkt, Ansäe
im Iimern. Die horizontalen Ränder mit kleinen Strichen
verziert. Suchier, F. Nr. 14. (3.)
Nr. 10. Die Legende durch zwei horizontale Linien
eingefaßt; die horizontalen Schildränder sind nicht so
scharf gezahnt wie auf der Tafel, (15. Auch auf Ver-
blendziegeln.)
Nr. 11. Die Schrift in einem besonderen Rahmen,
der mit dem äußeren Schildrand durch kleine Striche
verbunden ist. F fehlt. W., Fig. 66b. (4.)
Nr. 12. In einfachem Schilde; auf der rechten Seite
ist bei sämtUchen Stempeln ein Ansatz mit einer Ver-
tiefung; ob dieser ein F vorstellen soll? Zwischen II
und P ist ein horizontaler Strich (fehlt auf der Tafel)
im Holz stehen geblieben. (12. Auch auf Dachziegeln.)
Nr. 13. Ein innerer Rahmen mit Ansac in einem
glatten Schilde mit abgerundeten Ecken; über und unter
der Schrift die bekannten dreieckigen Punkte. (9. Auch
auf Verblendziegeln.)
Nr. 15. Schild mit abgerundeten Ecken und ver-
ziertem Rande; hinter G ein Punkt, über der Zahl ein
Strich. Suchier, F. Nr. 19. (?) (2.)
Taf. LXXVin, Nr. 1. In einfachem Schilde; es fehlt
ein P, hinter F noch einige kleine Striche, Fehler im
Holz (?); es scheint über und unter der Schrift noch
ein Strich gestanden zu haben. (1.)
Nr. 3. Linkes Bruchstück; einfaches Schild, die
Ansa durch Einkerbung abgetrennt (auf der Tafel nicht
dargestellt). (2.)
Inschriften. Ziegelstempel.
299
23. ////// XIIPPF
24. MI6XXIIPRPK
25. iqflqilXX03J
26. LIIGXXII/////
Nr. 13,
mit Ansa.
27. LEGXXIIPP
Taf. L:
28. LEGXXIIPP
Nr. 5. Rechtes Bruchstück; an den Seiten halb-
kreisförmige Ausschnitte; zwei vertikale Striche am
Anfang und Ende sind Reste der Umrahmung; der
Schildrand an den Jjangseiten mit schrägen Strichen
verziert. Tf., Fig. 63. (1.)
Nr. 10. Einfaches Schild; wird ergänzt durch einen
neuen Fund, Fig. 44, Nr. 27. G kleiner wie die übrigen
Buchstaben. (2.)
Nr. 12. Rückläufig; auf der Tafel verkehrt; der
Anfang deutlicher auf dem Abklatsch nach einem neuen
Funde, Fig. 44, Nr. 30. Der rechte Rand mit Ansa,
sonst einfaches Schild. W., Fig. 69. (2.)
Linkes Bruchstück in einfachem Schilde
(1.
^^I, Nr. 17. F fehlt, dafür befindet sich
auf beiden Seiten eine Reihe dreieckiger Punkte (auf
der Tafel ungenau nach einem \mdeutlichen Exemplar).
Unter der Schrift ein Strich, der in zwei Apices an den
Seiten ausläuft. In der Mitte ein Zeichen, das beinahe wie
ein A und ß aussieht; zu beiden Seiten Palmzweige oder
Tannenbäume (?). LimeswerJc B. Nr. 12. W. 98a und b. (2.)
Nr. 16. Schild und Schrift wie beim vorigen, nur
ist der horizontale Strich nach links verbreitert; ob durch
Zufall? Im Übrigen scheint der härter gebrannte, aber
in seiner unteren Hälfte undeutliche Stempel bei ge-
nauer Vergleichung doch derselbe wie Nr. 27. (1.)
29. LE6XXIIPRPF
30. LEGXXIIPIi
31. LEGXXIIPRPF
Neue Funde.
(Fig. 44.)
Nr. 1. Einfaches Schild mit Ansäe und langen,
dünnen, die ganze Schildbreite einnehmenden Buch-
staben; vielleicht hinter G ein Punkt. (1.)
Nr. 2. Flaches Schild mit breiten Buchstaben;
Schluß nicht ganz sicher; vielleicht P mit II verbunden
und dann PR (?). (1.)
Nr. 3. Der Stempel in flachem Schilde nicht sehr
deutlich. (1.)
300
32. LEGXXII////
33. LE6X/////
34. LEGXX////
35. LEGXXIIPRPF
36. ////XXIIPP///
37. LEGX///'
38. LEG/////
39. KEGXXIIPRPF
40. ///EGXXIIPR
41. ///XIIPRF
41a. ///XIIPRPF
Die Funde.
Nr. 4. Flaches Schild mit Ansa, hnkes Bruchstück. (1.)
Nr. 5. Einfach rechteckiges Schild; über und unter
der Schrift eine verzierte Unn-ahmung; linkes Bruch-
stück. (1 .)
Nr. 6. Bruchstück, nicht größer wie die erhaltene
Schrift, 1 cm dick. Rand scheint einfach. (1.)
Nr. 7. Glattes Schild mit Ansäe aus mehreren
Strichen; in der Mitte undeutlich; auf dem Bruch-
stück einer großen Platte. W. Fig. 78. (1.)
Nr. 8. Bruchstück, einfaches Schild. (1.)
Nr. 9. Linkes Bruchstück, mit Anm. (1.)
Nr. 10. Linkes Bruchstück, Schild verziert und ab-
gerundet, vielleicht von der Form Nr. 95; sehr ver-
waschen, auf einem schlecht gebrannten Ziegelbruch-
stück. (1.)
Nr. 11. Einfaches Schild, Ansa nur am rechten
Ende sichtbar, wahrscheinlich auch am Anfang. (1.)
Nr. 12. Rechtes Bruchstück. W. Fig. 59; P und
F fehlen. Kleiner Ausschnitt als Ansa an der rechten
Seite möglich; Strich durch die Mitte. (1.)
Nr. 13a. Linkes Bruchstück, erg<änzt durch 13b;
hinter F noch ein Strich, zum Henkel gehörig; es fehlt
P. (1.)
Während des Druckes gefundener, kleiner, schmaler
Stempel; auf einem nur 8 cm breiten länglichen Ziegel.
An der Seite Ansäe, der Rand gezähnt; anscheinend
derselbe wie bei Wolff, Nr. 18, Fig. 70.
42. LEG. XXII
PR. P.F
ß. Zweizeilige Stempel.
Taf. LXXV, Nr. 2. Auf einer Heizkachel; sauber
gearbeitet und tief eingedrückt. Jede Zeile bildet ein
Schild mit besonderen Schwalbenschwänzen für sich
und ist in der Mitte noch einmal durch eine Leiste
(aus technischen Gründen [?]) getrennt. Der Raum
Inschriften. Ziegelstenipel.
301
43. LEG XXII
P PF
44. LEGXXII
PR.P. F
45. LEG . XXII
PRI . PI Fl
46. LEGXXII
PR PF
47. LEGXXII
PR PF
48. KIIG XX////
PRI. PI. F////
49. LEG XXII
P R
P F
50. LEGXXII
P P F
zwischen dem Stempel und den beiden horizontalen
Kachelrändern wird ausgefüllt durch je 4 Kreuze in
Form eines römischen X; die Legende nimmt die ganze
Breite der Kachel ein (s. auch Fig. 26, Nr. 8).
Buchstabengröße: 4 cm. (8, auf Kacheln.)
Taf. LXXVI, Nr. 2. Jede Reihe als besonderes
Schild mit halbkreisförmigen Ausschnitten ausgebildet
und durch einen Strich getrennt. Wie ein besserer
Abklatsch, Fig. 44, Nr. 32, zeigt, ist eine Ansa oben
und unten durch einen Zahn markiert. (5. Auch auf
Verblendziegeln.)
Taf. LXXV, Nr. 11. p:infaches Schild. (2.)
Taf. LXXVI, Nr. 20. Beide Zeilen durch einen
Strich getrennt; die Ivänder der Langseiten verziert, an
den Kurzseiten für jede Zeile eine besondere Ansa,
ähnlich wie bei Nr. 6. W. Fig. 104. (7. Auch auf
Verblendziegelu .)
Taf. LXXVIII, Nr. 2. Großes Schild mit Aus-
schnitten an allen Seiten ; jede Zeile in einem besonderen
Rahmen. W. Fig. 141a. (3. Auch auf Dachziegeln.)
Nr. 6. Glattes Schild mit halbrunden Ansäe; diese
im Inneren eckig wiederholt. (3. Auch auf Verblend-
ziegeln.)
Nr. 14. Einfaches Schild, zwischen den Zeilen ein
Strich; Anfang und Ende fehlen, die Punkte sind auf
der Tafel weggelassen. Derselbe bei W. Fig. 96 und
Limestcerh B. Nr. 13; in jeder Zeile eine Ansa zu er-
gänzen. (1.)
Taf. LXXV, Nr. 12. Einfaches Schild; zwischen
der Schrift ein Stier mit erhobenem Schwänze; das
eine Vorderbein scheint an ein zAveihenkeliges Gefäß
zu stoßen. Vielleicht eine Anspielung auf den Stier
des Mithras, bei dem sich ebenfalls eine doppelhenkelige
Urne befindet. Vielleicht das Tier ein Löwe (?); so
scheint es Becker, Mainzer Inschriften, aufzufassen.
Nr. 13. Einfaches Schild; zwischen den Buchstaben
ein Delphin, dessen Schwanz sechsfach geteilt ist. (1.)
302 !>'« Funde.
51. LFG XXII Nr. 14. Einfaches Scliikl m\t Ans<ie; zwischen den
PR'P'F Zeilen ein BUtzbündol (ein solches zeigt auch das
Graffito Taf. LXXIII, Nr. 4). W., Fig. 105. (2.)
52. LEG XXII PR Taf. LXXVI, Nr. 18. Einfaches Schild; in der
P F Mitte ein Delphin wie bei Nr. 50, doch ist dessen
Schwanz geschlossen. Derselbe scheint Limeswerk B.
Nr. 16; dort in der zweiten Zeile noch zwei Blätter. (7.)
53. .LEG- XXII. Taf. LXXVIH, Nr. 4. Die Langseiten des Schildes
• PR • P FID geschweift; die Richtung der Schrift dementsprechend im
Bogen; an der Seite kreisförmige Ausschnitte, zwischen
den Zeilen Tannen(?)zweige. In der ersten Zeile hinter
G ein Punkt. Wie der neue Abklatsch, Fig. 44, Nr. 31,
ersichtlich macht, steht am Schlüsse von FI kein Punkt,
sondern ein D. (3. Auch auf Verblendziegeln.)
Neue F'unde.
(Fig. 44.)
Nr. 16. Glattes Schild mit kräftigen Henkeln,
zwischen den Zeilen 2 Striche; auf einem Bruchstücke
von gelblichem Thon. Derselbe bei Suchier, F. Nr, 22.
Nr. 29. Schild mit Ansäe; in der zweiten Zeile ein
Palm(?)zweig oder ein Tannenbaum, wie er schon mehr-
fach erwähnt wurde. W., Fig. 100. (2.)
Nr. 18. Undeutlich; in der Mitte ein Strich, die
Ansäe für beide Zeilen gemeinsam; scheint derselbe wie
Suchier, F. Nr. 21. Darnach zu ergänzen: pp ^ pp« (1).
57. ////XXII Nr. 19. Einfaches Schild mit Ansa; rechtes Bruch-
////Pl F/// stück. (1.)
58. //// 1 Nr. 20. Die Form des Schildes genau dieselbe wie
////F bei Nr. 46, doch sind beide Zeilen nur durch einen
Strich getrennt, auch steht das letzte Zeichen der ersten
Zeile dichter am Rande wie bei Nr. 46; rechtes Bruch-
stück. (1.)
54.
LEG XXII
PR P F
55.
KEG XXII PRI
PF
56.
///XXII
///P F
Inschriften. Ziegelstempel. 303
7. Dreizeilige Stempel.
59. /////// Nr. 21. Undeutlich; innerer Rahmen mit gemein-
/////// samen Ansäe für die drei Zeilen. Derselbe bei Suchier,
LEG PP F
F. Nr. 37. Darnach ist zu ergänzen: XXII Die Worte
LEG
also in umgekehrter Reihenfolge. (1.)
60. /////// Nr. 17. Unleserlich; Schild fast quadratisch; erste und
XXII LEG
;/////; letzte Zeile unsicher, wahrscheinlich wie oben XXTI (1).
* ■ " ' ' ' ppj,^
S. Rundste m p e 1.
Gl. .LEG.XXII.PR-P-F. Taf. LXXVII, Nr. 1. Einfaches, rundes Schild; die
Schrift an der Peripherie wie bei Münzen. (2.)
LEG
62. XX II P Nr. 4. Einfaches Schild; die Schrift horizontal, drei-
P F zeilig. (5. Auch auf länglichen Ziegelplatten.)
63. ///GXXIIPPF Nr, 8. Die Legende in einem besonderen Streifen;
in der Mitte eine Scheibe. (1.)
u.
64. LEG XX Nr. 1 9. Die Schrift im Kreuz auf einem Rund-
et Stempel. W., Fig. 113; alle Exemplare auf sehr stark
gebrannten Plattenbruchstücken. (2.)
65. .LEG-XXIJ.PPF. Nr. 2. Schrift an der Peripherie; als Interpunktion
Blätter, die auf dem undeutlichen, gezeichneten Exem-
plare wie Kreise aussahen. (1.)
66. .LEG-XXIJ.PPF. Nr. 3. Schrift umgekehrt wie bei Nr. 65; die
Blätter sehen hier mehr wie ein ß aus. (1.)
67. . LEG- XXII. P. PF- Nr. 7. Schrift wie beim vorigen; hier die Blätter
deutüch. In der Mitte ein Halbmond, zwischen dessen
Hörnern ein Punkt. (1.)
68. LEG XXII Nr. 5. Schrift nicht ganz umlaufend, in zwei Zeilen ;
PR PF dazwischen zwei gegeneinander gekehrte, dreigeteilte
Figuren in der bekannten Form der Ansäe an Inschrift-
tafeln. Ihre Bedeutung an dem Stempel unklar. Conrady
versucht eine Erklärung in der Westd. Zeitschr. V. (1886)
Taf. 14. Suchier, F. Nr. 32. (8.)
304
G9 LEG XXII PR. PF
70. -LEG. XXII. PPF.
Die Funde.
71. LEGXXIIPP
72. LEG. XXII. p.p. F.
73. LEGXXbBhu.
PPF
74. LEGXXII
75. LEG
XXII
PRPF
Nr, G. LogCDflc wio bei Münzen; in der Mitte ein
Halbmond, rechts und links zwei kleinere, darüber vier
dreieckige Punkte. (2.)
Nr. 1). Legende am Rande in einfachem Schilde.
In der Mitte eine rätselhafte Figur; ich hielt sie nach
dem damals gefundenen Exemplare für ein Hufeisen
mit den Nagellöchern. Die auf der Saalburg und dem
Zwischenkastell Maisei ausgegrabenen Stempel lassen
diese Ansicht nicht mehr aufrecht erhalten, da über
der Figur noch drei Anstätze sichtbar sind. S. auch
Lhncstverlc B. Nr. 32 und 32 a, und unseren neuen
Abklatsch, Fig. 45, Nr. 12. Hiernach könnte das
Interpunktionszeichen hinter LEG das bekannte Blatt
sein. (3. Auch auf Dachziegeln.)
Nr. 10. Einfaches Schild, Schriftrichtung wie bei
Nr. 70; es fehlt F, vielleicht durch den Dreizack über-
deckt, der senkrecht in der Mitte steht (ein ähnlicher
als Graffito, Taf. LXXIII, Nr. 3). (1.)
Nr. 11. Schriftrichtung wie bei Nr. QQ] in der
Mitte ein Ring, zwischen ihm und dem Rande die
Legende; die Figur scheint der öfter vorkommende
Tannenbaum zu sein, da dessen Zweige nicht bis an
den Ring gehen und mit diesem ein Palmblatt bilden.
W. Fig. 107. Über XXII ein Strich. (1.)
Nr. 12. Einfach und roh gearbeitet; P und R stehen
auf dem Kopfe, F am Schlus.se scheint auf der Seite
zu liegen, wenn man nicht die obere Zeile für sich
rückläufig lesen will. Auf beiden Seiten Scheiben oder
Kugeln, in der Mitte eine Umrahmung, dem Schild-
rande und der Peripherie der Scheiben parallel. Suchier, F.
Nr. 31. (18.)
Nr. 13. Schrift in zwei Zeilen; zwischen beiden die
bekannte Figur eines Capricorns mit erhobenem Kopfe.
W. B^ig. 118. (1.)
Nr. 16. Schrift in drei Zeilen, zwischen der zweiten
und dritten ebenfalls ein Capricorn wie bei Nr. 74,
aber mit gesenktem Kopfe; der ganze Stempel größer
wie der vorige. (12.) --
Inschriften. Ziegelstempel.
305
76. -LEGXXIIPR.PF.
77. LEGXXIIPRT
78. LEGXXIIPPF
79. LEGXXIIPRPF
80. ■ . II .
y X
^LEG.
81. LEG////
Nr. 14. Einfaches Schild; der konzentrische Kreis
in der Mitte bildet entweder die innere Einfassung der
Legende — dann ist in der Mitte ein Stern — oder
er gehört zu den sich kreuzenden Linien und bildet
mit diesen ein sechsspeichiges Rad, das auch sonst
vorkommt; bei uns Taf. LXVII, Nr. 9. (1.)
Nr. 15. Großer Stempel mit Rand Verzierung; die
Legende in einem besonderen Ringe, die Buchstaben
auf dem Kopfe, P mit F ligiert, in der Mitte eine exzen-
trische Scheibe. W. Fig. 106. (2.)
Nr. 17. Am Rande ein konzentrischer Ring; die
Schriftrichtung wie bei Nr. 66; in der Mitte ein Stern. (1 .)
Nr. 18. Die Schrift getrennt durch zwei große
Scheiben an den Seiten. W. Fig. 114. (4. Auch auf
Verbleudziegeln.)
Taf. LXXVIII, Nr. 11. Die Schrift im Viereck ge-
schrieben ; in der Mitte ein Halbmond mit einem Punkte,
daneben ein L oder eine Figur wie ein Winkelmaß (?);
vor L vier kleine Striche, vor P zwei Punkte, P mit F
ligiert. (1.)
Nr. 8. Vereinigung eines Rundstempels mit einem
einfachen rechteckigen Schilde, das an den Seiten Änsae
zu haben scheint. Die im Rundstempel zwischen den
Ringen stehenden Zeichen könnten nach W. Fig. 112,
wo vollständige Exemplare abgebildet sind, vielleicht
als PRI'PLF gelesen werden, doch bleibt es vorläufig
unbestimmt; vielleicht zum Teil nur Verzierung wie
die 6 Speichen eines Rades (?). (2.)
Neue Funde.
(Fig. 45.)
82. LEGXXIIPRPF
Nr. 10. In einem rechteckigen Schilde mit halb-
runden Ausschnitten, an den Seiten ein Rundstempel;
in dessen Mitte eine Scheibe. (1.)
83. KEGXXII Nr. 1. Großes einfaches Schild, mit zwei Scheiben
PRI PI F an den Seiten, wie Nr. 79; die Buchstaben in zwei
Zeilen; ihre Größe dem Räume angepaßt. W. Fig. 116. (1.)
Jaeobi, Das Römerkastell Saalburg. 20
300
Die Funde.
/
f
f -
r
Fig. 45. Rundstcmpel der 22. Legion, ('/a der nat. Größe.)
84. LEG////
85.
86. LEGXXIIPRPF
M. LEGXXIIPT
88. IIIIPK'P'IIII
Nr. 2. Undeutlicher Stempel; nur LEG sichtbar,
in der Mitte vielleicht ein Capricorn (?) (1.)
Nr. 5. Schlecht erhalten, scheint dem Halbmonde (?)
in der Mitte und der Größe nach derselbe wie Hahel,
Nass. Ann. 1837. Taf. V, Nr. 5, und S. 161 von Mainz.
Darnach wäre zu ergänzen: LEG XXII *^ PF. Vor L
und in der Mitte neben dem Halbmonde (Buchstabe C?)
ein Dreizack. (Solche Dreizacke zwischen den Buch-
süiben s. auf unserem Graffit Taf. LXXIII, Nr. 3.) (1.)
Nr. 6, Einfaches Schild mit einem herzförmigen
Blatte in der Mitte. (1.)
Nr. 7. Kleiner Stempel mit Halbmond in der Mitte.
Ein solcher ist bereits früher auf der Saalburg gefunden
und im Besitz von Dieffenhach gewesen , er soll sich
auf einer Heizröhre befinden. {G. Dieffenhach, Hand-
katalog V. 27.) Siehe W. Fig. 110 und S. 282. (1.)
Nr. 8. Bruchstück eines leider stark verwaschenen
Stempels; in der Mitte eine sternartige Figur mit Zirkel-
schlägen. Derselbe vollständig im Mainzer Museum. (1.)
Inschriften. Ziegelstempel.
307
89. LEGXXIIPRPF
Nr. 9. Die zweite Hälfte nicht ganz sicher, in der
Mitte eine Scheibe; auf dem Braichstücke einer dünnen
Platte ans hellem, schlechtgebranntem Thon. (1.)
90. . LEG- XXII. PR.P.F- Nr. 13. Einfaches Schild, dessen Rand an einer
Stelle unterbrochen ist, wo der Holzstempel geplatzt
war; sämtliche Exemplare auf Platten von 40:40 cm
von gut gebranntem, hellem Thon. (5.)
91. LEGXXII
92. LEGXXI
93. LEGXXIIPRIPF
94. qflSIIXX03i
95. LIIGXXIPPF
Stempel auf besonderen Schildformen.
Taf. LXXV, Nr. 9. Auf S-förmigem Baudstempel,
der besonders eingerahmt ist; am Anfang und Ende je
zwei Striche; nach W. Fig. 132 am Schlüsse P-P-FI'
zu ergänzen. (2.)
Nr. 10. Linkes Bruchstück mit Änsa; flach-
geschwungenes Band. (1.)
Taf. LXXVIII, Nr. 7. Auf leicht bewegtem Bande.
W. Fig. 126. (4.)
Nr. 9. Schild in Form eines Delphins; die Flossen
durch 3 Striche markiert; der Anfang fehlt. Die Schrift
rückläufig geschrieben (auf der Tafel verkehrt abgebildet);
derselbe wie W. Fig. 124. Der Strich zwischen E und
G gehört zur Figur. (1.)
Taf. LXXVI, Nr. 14. Das Schild mit verziertem
Rande soll offenbar die Form einer Schuhsohle haben;
vergl. auch W. 134. P mit II ligiert; über der Zahl
ein Strich. {W. Fig. 128.) (2.)
96. q^qilXX93J
97. LEGXXIIPPF
98. LEGXXIIPPFOII
Neue Funde.
(Fig. 46.)
Nr. 1. Auf geschwungenem Bande; die Schrift
rückläufig. W. Fig. 133. Es fehlt F am Schlüsse. (1.)
Nr. 2. Halbkreisförmig, wie ein C gewundenes
Band mit Änsae an den Seiten. W. Fig. 123.
Nr. 3. Auf S-förmigem Bande. Der Schluß un-
leserlich ; es ist ungewiß, ob die Zeichen nur zur Aus-
20*
308
Die Funde.
i^Ä"
^^v^-m
Flg. 4G. Bftiultorini.Lre Sicnipel. ('/ü der )ial. (iruUe.)
99.
LEGXXII////
100.
LEGXXII
//////////
101.
X
><
LEG ~ »d
Hill
füllung des freien Raumes und der O-förmige Buch-
stabe vielleicht Interpunktion ist; oder ist I mit D
ligiert, sodaß Fidelis zu lesen wäre. Suchier, F., Nr. 36,
vermutet QVI als Abkürzung von Quirinus (?). (1.)
Nr. 4. S-förmiger Bandstempel, linkes Bruchstück;
derselbe W. Fig. 131. (1.)
Nr. 5. Die Schildränder geschwungen; der untere
Teil unsicher, weil sehr flach aufgedrückt. (1.)
Fig. 45, Nr. 3. Schild in Kreuzform; nach W.
Fig. 119 ist in dem unteren Teile PF zu ergänzen; in
der Mitte eine Scheibe. (1.)
C. Legionsstempel mit persönlichen Eigennamen.
102. LEGXXIIPPF
FEL CAMVL
103. LEGXXII. P.P.F
iVL.PRIMVSF
Taf. LXXVr, Nr. 19. In einfachem Schilde mit drei-
eckigen Ansac, bereits von Becker, Nass. Annalen 1874
unter Nr. III ediert (gefunden August 1872). Becker las
Ilelviiis Camuhis, indem er einen Punkt (zufällig?)
zwischen Ca und 3It(l nicht berücksichtigte. Dem stimmt
Wulff, Fig. 156, Nr. 16 bei und hält die Becker sehe Er-
gänzung Helvius Camidus für wahrscheinlich. (2.)
Nr. 21. Schild an den Kurzseiten verziert. Das I
am Anfange der zweiten Zeile nicht deutlich, auch auf
dem Abklatsche nach einem neuen Funde (Fig. 44,
Nr. 24) nicht sehr scharf; am Schluß ein F. Zu lesen
ist Julius Primus fecit; er ist einer der am häufigsten
vorkommenden Zieglernamen. W. Nr. 8, Fig. 148. (2.)
Inschriften. Ziegelstempel.
309
104. ///////XPF
////NTERF
105. LEGXXIIPP//]
////NCANDIF
106. ////XXIIPR-P.P
////AVGVR.P
107. ////IIPRPF
////EVAIF
108. LEGXXIIPPF
BREQVA
109. LEGXXIIP
///XG-NIAL
Nr. 22. Rechteckiges Schild mit reich verzierten und
ausgeschnittenen doppelten Schwalbenschwänzen. In
der ersten Zeile steht statt XXII nur XX; in der
zweiten scheint T mit darauf folgendem E und R
sicher; am Schlüsse könnte P stehen. Derselbe Stempel
ist auch in Hof heim und Nied gefunden, und W.,
Nr. 32, ergänzt vermutungsweise IVNI(ms) FRlontinns)
F{ecü) (?) (1.)
Nr. 23. Einfaches, rechteckiges Schild; schon von
Becker a. a. O. unter Nr. IV besprochen und Mangandius
fecit gelesen. Auf dem gezeichneten Exemplare war
der Schluß unsicher, deshalb irrtümlicherweise T am
Schlüsse; s. besseren Abklatsch nach einem neuen
Funde im Wallgraben des älteren Kastells von 1894,
Fig. 44, Nr. 26. Am Schlüsse der ersten Zeile steht
F, am Anfang der zweiten Zeile ist M mit A ligiert
und am Ende DIF zu ergänzen; s. W. Nr. 31, der
die Lesung MAN(Zms) CANDI(rfe(s) ¥[ecit) für wahr-
scheinlich hält. (2.)
Nr. 24. Die Zeilen durch einen verzierten Strich
getrennt (auf der Tafel fehlen die Punkte); der Henkel
durch kleine Striche abgetrennt ; zu ergänzen ist nach W.
Nr.9,Fig.l49:LEG.XXIIPR.p.F-IVLIVSAVGVR.F.
Der Name des Zieglermeisters ist vielleicht als Julius
Äugurinus zu lesen. (1.)
Nr. 25. Rechtes Bruchstück, Schild mit Schwalben-
schwanz; nach W. Nr. 5, Fig. 145 ist zu ergänzen:
KEG . XXIIPRPF — M- DEVATF. Der Name des
Zieglers vielleicht Marcus Devatus. (1.)
Nr. 26. Flaches rechteckiges Schild mit halbkreis-
förmigen Ansäe nach innen, in denen sich Kreuze be-
finden, die in dem damals vorhandenen Exemplare
nicht sichtbar waren; s. Abklatsch nach neuem Fund
Fig. 44, Nr. 25. Die Deutung des Namens ist noch
nicht gelungen. W. Nr. 30. Limeswerh B. Nr. 22. (2.)
Nr. 28. Großes rechteckiges Schild, mit kreisrunder
Änsa im Innern; in der zweiten Zeile scheint eher C
statt X und hinter G ein Punkt zu stehen. W. Nr. 1
ergänzt vermutungsweise: C. GENIAL(«s) (?) (1.)
310
Die Funde.
110. g
o
cc
u.
LEGXXIIPP
Q-
UJ
CO
111. ILEGXX//////
KIRMVS
Nr. 27. Kreuzförmiger Stempel; die kurzen »Seiten
geziilint; die Legende auf der Tafel nicht ganz richtig;
hinter M ein kleines P; statt P ist F zu lesen; der
Schluß unsicher. Nach identischen Stempeln ist zu
ergänzen: SEMl^o»///*) FRO^{timis). W. Nr. 4, Fig.
144. (1)
Taf. LXXVII, Nr. 20 und neuer Abklatsch Fig. 45,
Nr. 11. Einziger (gezähnter) Ivundstenipel mit Cursiv-
schrift an der Peripherie; in der Mitte leider undeutlich.
Vor L ein Strich, der vielleicht das Ende eines Zweiges
ist, wie bei Nr. 72, oder ein F = [fecit). Am Schlüsse
scheint KIRMVS [Firinus) zu stehen, davor auch ein
K (= fidelis). Es dürfte zu lesen sein: LEGXXIIP
PF FIRMVSF(?) Flrmus ist als Töpferstempel bekannt.
Schuermans 2256. (1.)
Neue Funde.
112. ////G-XXII.P.//
• ///,LGRAT///,
113. ////XXII.P.PF
///V. V. F
Fig. 44, Nr. 14. In dem Wallgraben des alten
Kastells 1894 gefunden; zu ergänzen durch den Stempel
von Mainz (T^. Nr. 41) = LEG- XXII • P • P • F —
IVLGllAT.F. {Julius Gratus). (1.)
Fig. 44, Nr. 15. An derselben Stelle wie 112 ge-
funden. Rechteckiges Schild mit Änsae. Zu ergänzen
durch einen Stempel von Nied, W. Nr. 12, Fig. 152:
LEG. XXII. P.P-F - C.V.V.F. Wolff erwähnt einen
Soldaten der XXII. Legion von einem Mainzer Grab-
stein, dessen Namen mit unserem identisch sein könnte:
C. Vihulius Valentinus (fecit). (1.)
Während des Druckes sind noch folgende zwei gefunden worden:
114.
/G.XXlIPP////
/LBELLIC////
115. /////XXIIPRPF
ANIF
Im Wallgraben des Erdkastells gefunden. Das Schild
einfach rechteckig. Derselbe bei W. Nr. 10, Fig. 150;
1 LEGXXII.PP T^ .. -niT ' , 1
zu lesen: jyy .RFF 1 TPF ^^ JName Bellicus ist auch
auf einem Sigillatabruchstück eingeritzt, vergl. Graffite
Nr. 49 und Textfigur 48, Nr. 20.
Auf bandförmigem Schilde. Er muß derselbe Stempel
sein, den W. unter Nr. 28, Fig. 122 bespricht; auch
Inschriften. Ziegelsteinpel.
311
die beiden dort erwähnten Exemplare von Nied und
Mainz sind am Schlüsse nicht sehr deutlich. Doch ist
bei uns zweifellos ANIF zu lesen. Viell. Änius fecit.
Schließlich müssen hier noch zwei Stempel erwähnt werden, die leider
nicht in unsere Sammlung gekommen sind:
IIG. Gmo|VIWSIIX(X03J) Halbkreisförmiger Bandstempel; LEGXXH PRIMIG
PFID, abgebildet bei W. Nr. 27, Fig. 121 ; einst im Besitz
von G. Dieffenhacli, jetzt im Museum zu Darmstadt.
117.
Desgleichen ein Stempel, der von Hahel im Jahre 1857
gefunden wurde. Nach einer flüchtigen Handskizze
Hobels in dessen Aufzeichnungen befand sich unter der
Legende LEG XXII in der Mitte ein Adler und zu
seinen beiden Seiten je ein Capricorn ; ein wohlerhaltenes
Exemplar befindet sich im Museum zu Mainz.
1. '///// MOOOIV
2. 0312AI8M03
g. Privatzieglermeister.
Taf. LXXIX, Nr. 24. Auf der Tafel verkehrt darge-
stellt; rückläufig zu lesen, Deutung unsicher; derselbe
Name wie der auf den folgenden Rundstempeln? Be-
findet sich auf einer Platte von 17 : 17 cm. (1.)
Nr. 25. Ebenfalls verkehrt abgebildet und rück-
läufig zu lesen. Der fünfte Buchstabe scheint ein A?
Demnach wäre der Name Consias; sonst nicht bekannt.
Auf Platten von 17 : 17 cm in 2 Exemplaren. Das eine
unvollständige, dessen Anfang fehlt, kannte auch BecJcer;
s. Frkfrt. Arch. N. F. I. S. 22.
3. MC0I/I2IV2EECIT
Nr. 22. Ausgezahnter Rundstempel mit einer
Kugel in der Mitte; statt F:E; die Lesung unsicher;
rückläufig CON3IA2 oder richtiger CON8IV8. (?). Auch
die Bedeutung des H vor dem Namen ist nicht klar;
es ist früher mit dem Folgenden zusammen gelesen
worden als: Vaconsiiis, s. Becher, Frkfrt. Archiv, n. F. I.
S. 22, und Inconsius. Da der Ziegler aber derselbe wie
der von Nr. 2 sein dürfte, wäre vielleicht Va. Consius[?)
zu lesen. Jedenfalls scheint der Verfertiger des Stempels
mit dem Einschneiden der Buchstaben nicht recht Be-
scheid gewußt zu haben,
312
Die Funde.
Hiervon scheint es noch eine Varietät zu geben, bei
der Schild und Schrift dieselben wie bei 3 sind; doch
ist in der Mitte auf einigen Exemplaren ein Halbmond
sichtbar; siehe die nebenstehende, in einem Drittel der
natürlichen Größe und nach neuem Abklatsch hergestellte
Abbildung. Möglich ist, daß diese Stempel später als
die ersten hergestellt sind, nachdem das Stempelholz in
der Mitte bereits verletzt war. (?) (16.)
1. .IVSTVM///CIT
2. IVSTVM.FECIT-
h. Abnalimestempel.
Taf. LXXIX, Nr. 23. Sehr sauber gearbeiteter Rund-
stempel mit einer Scheibe in der Mitte und mehreren
konzentrischen Hingen ; auch von Wolff für einen Metall-
stempelabdruck gehalten. Zu ergänzen: IV^STVM FECIT.
Als Interpunktion das Herzblatt. W. Fig. 143 d,
S. 300. (1.)
Neuer Fund. Fig. 45, Nr. 4. Ebenfalls zirkelrund
gearbeitet, in der Mitte eine Figur wie eine Schnalle (?),
um dieselbe die bekannten dreieckigen Punkte. Inter-
punktion: Herzblatt. (1.)
2. Graffite.
Die Bedeutung der hier aufgezählten Bezeichnungen, fast ausschließlich
Datumsangaben, die in den feuchten Thon auf Ziegel eingeritzt sind, ist bei
der Besprechung der Ziegclfabrikation erörtert worden. Die meisten Graffite
sind in den letzten Jahren gefunden; Becker scheint nur 2 gekannt zu haben.
Die sogenannte griechische Inschrift ist hier mit aufgeführt.
Die Nummern in Klammer bezeichnen die Figuren der Tafel LXXIV,
die Nummern vor den Namen die Katalognummern des Saalburgmuseums.
1. 359
///SIVNIAS
2. 360
///KIVLIAS
3. 4145 XVIIIKIVLIAS
— s Junias; vor S vielleicht ein V. Idus (?);
scheint auch Becker bekannt gewesen zu sein, der
sie Frkfrt. Archiv N. F. 1 s. 22 Nr. 5 bespricht
und Kalendis Juniis liest. (Nr. 1.)
Das Zeichen vor K gehört offenbar zu einem X,
also (?)XKalendas Juhas. (Nr. 2.)
= a. d. XVIII. Kalendas Julias = 14. Juni;
bereits von Becker VI Nr. 8 ediert. (Nr. 4.)
Inschriften. Töpferstempel auf Terra sigillata. 313
4. 4143 ///ll KIVLI/// (?) II Kalendas Julias. (Nr. 5.)
5. D. 358 ///XVKA//// (?) XV. Kalendas. Hinter K ein A und L oder
AV als Rest von AVG. (Nr. 6.)
6. D. 361 ///VIDVS///, Die Lesung des Schlusses nicht sicher; vielleicht
a. d. V Idus (?). Dem letzten Buchstaben nach
ist vielleicht an AVG zu denken. (Nr. 7.)
7. 4148 ///SEP//; Das Zeichen am Anfang Rest von einem K(?),
dahinter Sep(tembres). (Nr. 8.)
Zweizeilig; am Schlüsse der ersten Zeile ein
weiteres I oder Anfang von K (?), also vielleicht
a. d.XVII (oder XVIII) Kai Sep(tembres). (Nr. D.)
Das letzte Zeichen D (?). Idus (?). (Nr. 10).
= pridie Nonas. (Nr. 11.)
Zweizeilig; in der zweiten Zeile scheint M mit
A und T ligiert (?); die erste hat kleinere Buch-
staben; unverständlich. (Nr. 13.)
Auf der Tafel verkehrt gezeichnet = [Rejstitutus
(?). (Nr. 19.)
13, 4142 Inschrift in der rechten unteren Ecke einer großen Ziegel-
platte (40:40 cm), die als Deckplatte eines Kanals diente; stammt
nach den Fundumständen aus dem ersten oder zweiten Jahrhundert.
Neben den Buchstaben sind die Abdrücke eines Kinderfußes und
einer Kinderhand. Die Schrift befindet sich in der linken unteren
Ecke. Eine Lesung ist noch nicht gefunden, die Buchstaben sind
jedenfalls griechische. Bücheier meint (vergl. Westd. Ztschrft. II.
C. Nr. 4), es sei vielleicht ein rhythmisch schlechter Senar (wpsix;
(iöv[o?] xdpTj {J.[ö]Yt<; XaopsTO; indes scheint ihm des Schlusses wegen
das Griechische überhaupt problematisch und er vermutet mög-
licherweise eine einheimische Sprache in griechischem Alphabete.
Gefunden 1882. (Nr. 23.)
II. Auf Gefaßeu ans Terra sigillata.
1. Töpferstempel.
Ein großer Teil römischer Sigillatagefäße ist mit einem Stempel versehen,
den wir als Fabrikanten- oder Firmenstempel anzusehen haben. Ge-
8.
4152
XVII////
SEP
9.
4150
IIID
10.
4146
PR NON////
11.
ivw///
AMSC///
12.
4153
///STITVTV/,
314 r>ie Funde.
meiiisam betrachtet mit Material und Form des Gefäßes ergeben diese Töpfer-
stempel ein wichtiges Moment l'ür das Studium römischer Keramik. Es
sind deshalb sämtliche bis 1896 gefundene Stempel der Saalburg hierunter
zusammengestellt und des Verständnisses wegen einige allgemeine Beobach-
tungen vorausgeschickt.
Der Stempel ist schon in der Form enthalten und dort mittelst einer
^hitrizc aus Holz, Metall oder Thon eingedrückt, im Gegensatz zu den
unter Nr. 2 zu besprechenden Graffiten, welche nach dem Brennen während
des Gebrauches eingeritzt sind. Der Name des Töpfers findet sich gewöhnlich
in der Mitte des Bodens auf der Innenseite in einem schmalen, rechteckigen
Schilde, das die erhabenen Buchstaben trägt. Hiervon besitzen wir zwei
Ausnahmen in den Rundstempeln Celsinus Nr. 31c und Fig. 47, Nr. 10
und Tocca Nr. 151c. Bei der Namensbezeichnung des Töpfers befinden
sich verschiedene Angaben über die Herstellung der Ware, meist fecit («ließ
anfertigen» oder «hat angefertigt»), o/'//cma («Werkstätte, Fabrik»), manu, arte
(«von der Hand» oder «durch die Kunstfertigkeit»), alle diese Bezeichnungen in
den verschiedensten Abkürzungen bald vor, bald hinter dem Namen, z. B.
Ämmius f., Fuhlhts fe., Inus fec, Pctrullus fx., Tocca fecit, Of Sexcn, Erici m.
Der Name selbst steht auch allein und zwar im Nominativ oder Genitiv,
z. B. Arvcrnicus (sc. fecit), Censorini (sc. officina).
Die Buchstaben sind zum Teil sehr schön in Kapitalschrift geschnitten,
manchmal in Kursivschrift und auch aus beiden Schriftarten gemischt, so-
daß einzelne Namen schwer oder gar nicht zu lesen sind. Andere sind ganz
oder in einzelnen Buchstaben rückläufig oder verkehrt, oft auch falsch, je
nach der Geschicklichkeit oder Bildung des Stempelschneiders gearbeitet, der
wohl viele Namen nach dem Gehör schnitt. Des beschränkten Raumes -wegen
hat man auch sehr stark gekürzt und sich mit mehrfachen Ligaturen be-
holfen. Auf Fig. 47 sind verschiedene Schreibarten zusammengestellt.
Außer dieser gewöhnlichen Art, Gefäße zu stempeln, kommen noch
einige andere Formen bei uns vor. Der Name Honorati (Nr. 69 und Fig. 47,
Nr. 9) liegt nicht in einem Schilde; die sauber gearbeiteten und scharf aus-
geprägten Buchstaben mit Apices sind mit einer Metallmatrize hergestellt.
Ausschließlich auf Gefäßen mit reicher Verzierung (Taf. XXIX, Nr. 1, 12,
13, 25) und aus meist schlechtem Material sind Stempel wie Fig. 47, Nr. 14.
Ein wulstartig erhabenes Schild, parallel mit dem Gefäßrande oder meridional
zwischen den Verzierungen, trägt den Namen mit vertieften Buchstaben und
zwar meist rückläufig; vielleicht nennen derartige Stempel den Modelleur der
Dekoration. Der Name AvetHj, Nr. 163, steht ebenfalls an der Außenseite
neben einem sehr schön modellierten Ausguß in Form eines Löwenkopfes.
Zwei reich dekorierte Gefäßbruchstücke von sehr guter Qualität tragen die
Bezeichnung Censor in schönen großen Reliefbuchstaben, ebenfalls an der
Außenseite (Fig. 47, Nr. 16), die Schuermans nicht erwähnt. SchließHch sind
noch fünf in der Mitte von Gefäßbödeu im Innern eingedrückte, rosetten-
artige Figuren (Fig. 47, Nr. a — e) zu erwähnen, welche auch für Töpfer^
Inschriften. Töpferstetnpel auf Terra sigillata.
315
marken zu halten sind. Jedenfalls gehören sie nicht zur Verzierung des Gefäß-
inneren und sitzen nicht konzentrisch zu den übrigen Kreisen. Nr. d erinnert
in der Ausführung sehr an die Rundstempel Cclsinus und Tocca. Auch der
Stempel Nr. f, welclier außen auf einem Boden sitzt, dürfte eine ähnliche
Bedeutung haben; er hat die Form eines Hufeisens, stellt auch vielleicht
eine Bandform dar, wie wir sie bei Ziegelsterapeln beobachtet haben. Ob die
kleinen Vertiefungen Buchstaben sind, läßt sich nicht erkennen.
I^^J/V^Qg)]
(CASglVjf]
HONORATi m^ immiMMS)
VoTv
A/J o
in .
Fig. 47. Töpferstempel und -Marken auf Terra sigillata. (Nat. Größe.)
Die meisten Stempel sind auf Gefäßen von den Formen der Nr. 4, 5
und 14 der Taf. XXIX, flachen Schalen, Tellern und den Tassen Nr. 16; die
oben erwähnten reichen Gefäße sowie Tassen mit trapezförmigem Vertikalschnitt
(Nr. 17, 18) haben keine Stempel, die ersteren höchstens auf der Außenseite.
Stempel auf ganzen Gefäßen sind ganz vereinzelt — im Verzeichnisse sind
sie jedesmal besonders augegeben — und fast alle befinden sich auf Bruch-
stücken. Für die Zeitstellung der Stempel im Allgemeinen ist der Zeitraum
maßgebend, während dessen die Saalburg in den Händen der Römer war —
das wäre, wie oben nachgewiesen, die Zeit vom Ende des ersten Jahrhunderts
bis etwa 280 n. Chr. Für einzelne Stempel die Zeit genau zu bestimmen,
ist bei uns kaum möglich. Dagegen möge betont werden, daß der hier so
häufige Name Vimpus im Schachtbrunnen Nr. 34 und im Steinbrunnen Nr. 29
vorkam. Ist schon aus jener Fundstelle, einem der Schachtbrunnen, die ich
als die älteren Anlagen bezeichnet habe (S. 153 ff".), auf ein höheres Alter zu
schließen, so ist der Umstand, daß neben ihm noch 3 Münzen des Hadrian
lagen, vor Allem bemerkenswert. Der Stempel Beginus fec ist im Brunnen
316
Die Funde.
Nr. 29, Bdatnllns in Nr. 12 gefunden und Maconof lag unter dem auf-
geschütteten Wall (vcrgl. S. 04) unter älteren Mauern, 3,20 ni tief. Alle
diese Stempel dürfen wir wohl ohne Bedenken zu den älteren rechnen. Es
mag hier erwähnt werden, daß öfters mehrere Scherben mit Namen (manch-
mal ist nur gerade der Name sichtbar) an einer Stelle gefunden sind. So
wurden z. B. im Jahre 1887 im Fraetoriuni nahe bei der sogenannten Latrine
1,50 bis 2,0 m tief 26 unserer schönsten Fabrikantenstempel "^) auf einem
kleinen Raum zerstreut gefunden. Die Ursache hiervon ist unbekannt, der
Umstand selbst aber verdient hier festgelegt zu werden; vielleicht macht man
anderweitig eine ähnliche Beobachtung,
Die Zusammenstellung der Namen ergiebt, daß viele, die anderswo
(z. B. am Rheine) zahlreich vorkommen, bei uns wenig oder gar nicht ver-
treten sind. Am häufigsten sind: Iteginus, Vhnpus, Martialis, Nasso, Tocca,
Lossa, Maianus, Celsiniis, Buhitatus und Silvinus. Stempel mit den Namen:
Secundinus, Borill (?), Ätto, Tocca, Verecimdus, Saccr, Cintugnatus, Avetedo,
Trittis und Martialis (vergl. das Verzeichnis) sind in dem Wallgraben des
Erdkastells gefunden, gehören also zu den älteren.
Die Töpfcrstempel der Saalburg hat Becker in den Nassauer Annalen
a. a. O. (abgekürzt B) zuerst veröffentlicht; er nennt damals 68 A^arletäten. Wir
besaßen bis Frühjahr 1896 im Ganzen 517 Stempel von 228 (einschließlich der 15
imgelesenen, die kaum unter den anderen vorkommen dürften) Töpfern in 303
Varietäten. Hierzu kommen noch 7 verschiedene Töpfermarken, davon einige
in mehreren Exemplaren (auf der Textfigur nur 6 abgebildet), und eine Reihe
von gänzlich unleserlichen, verwaschenen Stempeln und einzelnen Buchstaben.
Wo sich Analogien bei Schuermans^^^) finden, ist dessen Nummer an-
gegeben (Seh.); auch Klein, Bonner Jahrbücher 1890 (Inschriften von Bonn),
ist an einigen Stellen angezogen (KL). Die Zahlen vor den Namen sind die
Nummern im Kataloge des Saalburg-Museums. Der Buchstabe D daneben
bedeutet, daß sie nach Darmstadt gehören (hierüber siehe den Abschnitt:
«Museum»).
a. Leserliche Töpfernamen.
1. 7392 ABBO//i7
2. a. SJäJ AENISAT^
b. 3391 AENISAT,
Seh. 13-16. Ähbo.
(zweimal); Seh. 97. Das letzte V"
halb so groß wie die übrigen
Buchstaben.
Schluß fehlt; von Becher als
NE ANS AT gelesen.
ÄenisatiiS.
Fig. 47,
Nr. 6.
"') Diese Stempel bieten folgende Töpfernamen: Ammius, Austrus, Buccus, Celsintis,
Cupidus, Gabrus, Liicus, Maior, Maritima, Martialis, Meddicus, Melissas, Montanas, Moscus,
Nasso, (Hojnorius, PecuUaris, Placidas, SacJül, Tocca und Verecundas.
'2*) M. H. Schuermans, sigles figulins (6poque romaine). Bruxelles 1867. (Extrait
des Annales de l'Acadömie d'arch^ologie de Belgique, torae XXIII, 2^ s^rie, tome III.)
Inschriften. Töpferstempel auf Terra sigillata.
317
3.
3852
3863
ALBILVSF
4.
a.
4020
////M\BIKIS
b.
6898
4033
6931
7403
AMABILIS
5.
3981
AMMIVSF
6.
7361
AMMOF
7.
a
624B
ANISATVSF
b
6891
• 7357
7405
ANISATV
8.
6130
ARVERNICVS
9.
3854
ATTIAMVSF
10.
6236
ATTILLVSF
11.
7349
ATTO/////
12.
6309
AVETEDO
7354
13.
a.
3977
3855
AVSTRVSF
b.
4127
AVSTRVSX
14.
3856
OFBASSI
15.
a.
762
3857
BELATVLLVSF////
b.
7374
BEKATVKKVSK
16.
7364
BELINICCVS-F
17.
3858
BELSVS////
18.
3874
BOLSIVS
{zweimal);beiScb.l85mitzweiL. ß.54. Albilus.
Seh. 244. M mit A ligiert; A^
am Anfang fehlt.
Seh. 243. (viermal); auf der Außen- ^ Amahilis.
Seite von 4033 ein großes Kreuz [
eingeritzt.
Seh. 282. Ämmius.
Ammo oder viell. Ämano, da der Strich vor 0
nicht zum vorhergehenden Buchstaben zu
gehören scheint.
Seh. 323.
deutHch.
Schluß nicht ganz'
(dreimal); auf 7405 drei Kreuze
neben einander eingeritzt.
Änisatus.
19. 7343 BORtF
Seh. 500. Ärvermcns.
Seh. 603. Ättianus.
Seh. 613. Attülus.
Seh. 616—617; dahinter Platz fürFEC. Atto.
(dreimal); Seh. 644 hat Ayeteda
vergl. Kl. Nr. 32 Avetedc/'/
auf 7354 außen ein Kreuz
eingeritzt.
(zweimal); Seh. 716. B. 1; aufi
3977 Graffit Nr. 8.
Schluß scheint X. j
Seh. 744. Bassus.
(zweimal); Seh. 76. B. 2. |
762 auf einer großen flachen Schale.)
Seh. 769—772. Bellinicus.
Seh. 787. Schluß nicht sicher; F (?). BeJsus.
so von Becker Nr. 3 wohl auch richtig ge-
lesen; da L u. S dicht zusammenhängt,
läßt sich auch 8VI5109 rückläufig lesen;
keinesfalls heißt es aber BOLLVS; auf
einem Teller, dessen Form zu den älteren
Typen gehören soll. Bolsius (?).
L scheint mit I ligiert; vielleicht Borülus.
Seh. 844—847.
Avetedo.
Anstrus.
BelatuUus.
318
Die Funde.
20. » ajg BO\'D\'SE
7391
21. 7400 BRACCIAT////
22. a. g6{ BVCCVS////
b. 5J24 avccvs////
23. a. f^l CAIVSF
b. 40^ OFCAIVS
24. 6240 OFCAL
Seb. 857 (dreimal). E am Scblusse aiicli von
Bfchr gelesen, a. a. 0. 55; vergl. aucli
Kl. Nr. 43. c. Jioudus.
Bracciatns; vcrgl. Scli. 865 — 8G9, vielleicbt
derselbe wie 869: Brariains; bier CC ganz
sieb er.
Bnccus.
25.
3859 CARINVSF
26. 4011 CAPITOKINVS////
27. gg CASSIVSF
28. 3864 CASVRIVSF
29. 7397 CATVLLV8F
30. ^S ^SVTAO
6893
31. a. g CELSINVSF
6290
6316
b. 4000 CH.SIN.F
c. ^89 CELSINVSF
32. 6328 CIIIVTIVSF
33. 3866 CENNO
34. «»11 C3\ISOR
Seb. 894. 3971 auf einer flacben
Scbale.
(zweimal); P^iule nicbt sieber.
F(?) B. 4. B verkebrt gestellt.
(zweimal). Seb. 970. 1 ,. .
Sch. 997. [ '""'■'■
Der dritte Bucbstabe könnte ein G, der letzte
ein I sein, also Seb. 979 oder 2356.
Seb. 1089 obne F. Auf flacber Scbale.
Carinua.
Seb. 1059; am Scblusse F möglicb. Capi-
tolinns.
(zweimal). Seb. 1129. Cassius. (Fig. 47, Nr. 8.)
Seb. 1143. VR nicbt ganz sieber. Casurius.
Seb. 1176. Catullus.
rückläufig; (dreimal). Seb. 1180; auf 6889
außen Graffit Nr. 67. Catus.
(viermal). Seb. 1236.
E und L ligiert; vor F ein Punkt l, Cclsinus
= I (?)■
(zweimal); sebr deutlicber Hund- Fig. 47,
Stempel; B. 6. > Nr. 10.
Anfang nicbt ganz sieber, scbeint derselbe
wie Suehier Festscbrift, Nr. 7 (von Kückingen)
und LimestverJc, Btiizhach Nr. 1. [Cillu-
tius [?].)
(?)
(zweimal); in großen Relief buebstaben auf der
Außenseite eines verzierten Gefäßbrucb-
stückes; bei Schnermans nicht erwäbnt.
Cctisor. (Fig. 47, Nr. 16.)
Inschriften. Töpferstempel auf Terra sigillata.
319
35.
36.
47.
48.
a.
7372
4012
3867
C3\ISORNI
b.
6843
7365
C3^JSOR^NF
c.
6846
C3SJS////
4052
CERIAKISF
37.
3962 ^^YTA|!'||o
38.
386; CINTVGNATV
39.
6271 COCVSF
40.
3869 COLIVSF
41.
3871 COMISILLF
42.
3870 COIVESILLF
43.
a. ^l maiAAITIMOD
b.Dg202 H3UAITIMOD
6932
44. 3873
45. 6798
Aa q 3864
CONATIVSF
CONIV2F
COSILVS
b. 6306 COSIkVS
CRACVNA
49. a.
4018
6125
6145
7412
6804
3876
3877
8975
OF-CV
CVPITVS
b.D.i87 CVPITVS
50. 3878 CVSIVS
51. 4005 DAGODVBNVSF
Seh. 1258; (dreimal). E mit N
und I mitNligiert; 4012 nur
zur Hälfte erhalten. (Fig. 47,
Nr. 1.)
Seh. 1257 (?); (zweimal). I verkürzt.
Censorimts.
Seh. 1292; auf der Außenseite einer reich
verzierten Schale. F am Schlüsse nicht ganz
sicher. Ccrialis. Von ß. 5 als CAREALV
oder CARIOTVS gelesen.
rückläufig; vielleicht Seh. 1352. Ciatus?
(zweimal). Seh. 1397. Cintugnatus.
vergl. Seh. 1504. Cocns.
Seh. 1523. B. 10. Colins.
Seh. 1537. B. 57. Comisülus.
B. las unvollständig COMESIF. CotnesilJus.
(zweimal); rückläufig. Seh. 1544. "^
B. 8; bei 4051 fehlt der An-
fang,
(dreimal); derselbeTöpfernarae wie
vorher, ebenfalls rückläufig, je- > Comitialis.
doch auf der Außenseite eines
reich verzierten Gefäßes. Seh.
1543. Vergl. auch Becker,
Mainzer Inschr. S. 103, Nr. 50.
Seh. 1568. Conatins.
Seh. 1575. Conhis.
Cosilus.
(zweimal); K oder L nicht ganz
sicher; 3864 auf einer flachen
Schale. B. 9.
k deutlich. Seh. 1634.
(viermal); Seh. 1683. (Fig. 47, Nr. 5.) Cra-
cuna.
tief eingedrückt. Cu . . . .
(dreimal); Seh. 1813.
kleinere Schrift wie bei a.
Seh. 1823. Cusiiis.
Seh. 1840. Dagoduhnus.
Cupitus.
320
52.
53.
54.
55.
5G.
57.
58.
59.
GO.
G2.
63.
G4.
gj» DISETVSF
3880 DIVIXTVL
a. 6g2 DOLCC\'SF
b. 6132 DOLCCVSK
6891 DOMITIAN////
3881 DVBINTIVSF
sssSg-Jt DYBtATvSF
6312
4013
6845
6786 EkENWSF
6928 ERICI-M
3293 FAVSTVSF
61. a. 3887 FIISTVSF
b. 4001 FIISTVS////
c. 7386 FESTVSF
a. 6122 FIRMVS-F
b. 6829 FIRMVS
a. Jg FLAVIVVSF
U 4038
"' 3954
Kl^AVIANVSK
a. gi3 KLORIDVS
b. 7360 FLORIDVS////
65. a. 3w« H2VIA0
b. 6818 ////IAO
66. 3888 GEMELLVaF
67. 7424 3>|^IMAI0
Die Funde.
Seil. 1928 (zweimal). Der obere Querstrich
des T ist. niclit scharf ausgeprägt, sodaß
auch DISEIVS gelesen ist. Dlsetus.
Seh. 1948. B. 11. BivixtuUs.
(zweimal). Der dritte Buchstabe
bei 6227 könnte möglicher-
weise ein I sein, vielleicht ahn- \ Dolccus.
lieh Seh. 1971 und 1962 ff.
Seh. 1995—97. Domitiamis.
T unsicher; nicht bei Seh. Buhintius.
(sechsmal); Seh. 2033; B 12/13 und 58; 3883,
4013, 6845 nur zur Hälfte erhalten; auf
3884 außen ein großes achtstrahliges Kreuz
eingeritzt. Duhitatus. (Fig. 47, Nr. 12.)
Seh. 2059—61. Elenius.
Seh. 2090. Ericus. Außen Graffit: ///L-OP
bei Seh. 2177 ohne F. Faustus.
Seh. 2223; B 14. F am Schlüsse
unsicher.
Seh. 2257. ^, ^.
Seh. 2256. I ^''''''''
vergl. Seh. 2264; (zweimal); A
und N ligiert; 763 auf einer
flachen Schale.
(zweimal).
Festus.
Flavianus.
(zweimal). Seh. 2271; dort mit FE. Floridus.
rückläufig. Seh. 2354. (zweimal);
auf Nr. 6156 außen Graffit
Nr.66:////NIMARCELLIein- \ Gaius.
geritzt. I
Seh. 2379. B. 59. Gemdlus.
(zweimal); vergl. Seh. 1347. Rückläufig. Gia-
milus. (Fig. 47, Nr. 2.)
Inschriften. Töpferstenipel auf Terra sigillata.
321
68. S HONORATI
6276
69. a. 4024 lANVARIVSF
b. 3889 lANNARIVSF
70. 3990 lASSVSFE
71. 4007 IXXVX
72.
6313 INVSFEC
73.
3974 IVCVFEC
74.
6141 ivcvrsDvs
75.
a. 6924 IVLIANVS
b. 3890 IVLIAN//// •
76.
6315 IVS//// VSFE
77.
g ITOCCAFECITI
3980
6135
78.
3894 LATINIANVS
79.
6289 LENTVLI
80.
g LIBinRALISF
81.
6801 LIPVCA
82.
a.
S kOSSAFEC
6321
6805
6806
b.
S KOSSAF
c.
S ^A220X
d.
6939 LOSSAF////
83.
S KVCANVSK
84.
a.
3897 LVCIVSF////
b.
6791 LVCIVS////
85.
D.188 MACCONOF
3898-99
3900
3999
(dreimal); tief eingeprägte große Buchstaben
ohne Schild, bei 6226 fehlt die erste Hälfte,
bei 6276 die zweite. Seh. 4007. Hono-
ratus. (Fig. 47, Nr. 9.)
Seh. 2555.
(zweimal).
bei Seh. 2572 nur mit F. Jassus.
Januarins.
Die beiden letzten Buchstaben sicher, der
Anfang nicht sehr deutlich; vergl. Becker,
Mainzer Inschr. Nr. 147 und Seh. 3955
NVXI (?).
Seh. 2674. Inus.
Seh. 2755. Jucus; der erste Buchstabe viel-
leicht L (?).
Seh. 2754. Jucundus.
Seh. 2800. ] ^ ,.
[ Julianus.
wahrscheinhchjMs^mMs; beiSch. 2859 ohneFE.
(viermal); es ist zweifelhaft, ob ITOCCA zu
lesen ist, da der vertikale Strich am An-
fang sich hinten wiederholt. Es wird TOCCA
zu lesen sein (vergl. Nr. 151). Die beiden
Striche gehören zum Namensschilde. B.
42/43. Seh. 5494. Tocca (?).
Seh. 2912. Latinianus.
Seh. 2940. Schluß nicht ganz sicher, Lentulus.
(zweimal) Seh. 2951. Liherdlis.
Seh. 2990. Lipuca.
(fünfmal); Seh. 3022.
(zweimal). i' Lossa.
(zweimal) rückläufig. Fig. 47, Nr. 17.
(zweimal); Seh. 3037. Lucanus.
Seh. 3056; B. 16. 1 ^ .
I Lucius.
(fünfmal); Seh. 3136. B. 17. Macconius oder
Maccono.
Jacobi, Das Bömerkastell Saalburg.
322
Die Funde.
86.
a.
iKHYi
(i2!)*2
74<)1
7im
7413
MACIOF
b.
6807
MACIO////
87.
a.
D.189
MIAHV2F
b.
739.')
MWVSF
88.
0222
H««
3945
39<il
4019
«314
6810
7858
MAMAAVS
89.
6916
MINIVSF
90.
8904
3988
MAieR.F
91. a. 3984 MARINVSF
b. 3905 MARNvS
92. a. g MARtAKFE
4006
b. IS MARTAKFE
3909
3910
4034
6275
c. 3970 TMARtALFE
d. 7345 MRtAKI
93. 6788 MRTINV/////
94. 3911 MAS0IC-F
(fünfmal); Seh. 3147. B. 18; auf ]
7401 außen ein kleines Kreuz; 7413
auf einer großen füichen Schüssel.
am Schlüsse könnte K stehen.
Macio.
Seh. 3186. A mit M ligiert. Maianus.
(achtmal); Seh. 3184. Maianus (?).
bei Seh. nicht erwähnt; das A im M
zweifellos; genau derselbe neuerdings im
Kastell Zugmantel gefunden. 3Iainius.
(zweimal) Seh. 3197. B. 60 u. 19. Kl. Nr. 186
scheint derselbe. Maior.
Seh. 3315.
Seh. 3314. I mit N ligiert
.}
Marinus.
(dreimal); Seh. 3339. B. 20, 21
und 61; von 4006 fehlt das
Ende, von 4027 der Anfang.
(Fig. 47, Nr. 4.)
(sechsmal); die Schrift hat den-
selben Ductus wie bei a, ist
aber mit einem anderen Stem-
pel hergestellt; von 4034 die
erste Hälfte erhalten, von 3910 \ Martialis.
und 6275 die zweite,
vorne 2 Punkte. Seh. 3338 und
Kl. Nr. 189 d; alle Stempel
des Martialis befinden sich
auf flachen Schalen derselben
Form mit guter Glasur,
deutlieh, das Wort zu Ende.
S fehlt.
Schrift ähnlich wie bei Suchicr, Groß-Krotzen-
burg, S. 30, Nr. 14, nur nicht rückläufig.
M mit A ligiert. Seh. 3360—64. Martinus.
S unsicher, ebenso wie der Schluß; vielleicht
MASO od. MASONIVS (?). Seh. 3400—02;
außen Graffit Nr. 9 eingeritzt.
Inschriften. Töpferatempel auf Terra sigillata.
323
95. 4037 OFM AT////
96.
6269 MATTOF
97.
3912 OF/W3('
98.
6785 MECCOFEC
99.
a.
S ^EBBICVS
6799
b.
f» rvtBBICFE
7499
7377
100. a. 3982 MELISSVSF
b. 3861 DHHDDU/////
101. 3913 MERCVSA
102. 3914 MICCIOF
103. 523; MINVTV2
104. a. 4030 MONTANVS
b.
3915
3916
4057
MONTAIVVS
105.
3972
MO///CVSF
106.
4125
/VV0IMV8
107.
6789
MVRRAN.
108.
a.
6286
NASSO////
b.
6916
6917
NASSOF
c.
3919
NASSOFEC
d.
3918
6149
NASSOISF
e.D. 192
3987
5795
NASSO. I.S-
F
Seh. 3409 — 11. Schluß unsicher, vielleicht
OFMATE. Becker Nr. 45 las OFVIATE.
Mat . . vielleicht derselbe Name wie Nr. 96.
Seh. 3430. Matto.
(?)
Seh. 3470—71. Mecco.
(dreimal); Seh. 3475—76; bei 6305 der Schluß
scheinbar V; M mit E ligiert; bei 6799 der
Anfang nicht ganz sicher = 3Ied'^icus;
(viermal); früher von Becker NEBBIC ge-
lesen ; DD (mit Querstrichen) sicher, ebenso
M am Anfang. Seh. 3475—76.
Seh. 3505.
rückläufig = MELISSIFEC
Seh. 3545 hat MERCVSSO (?). Mercusa.
Seh. 3578. Miccio.
(zweimal); Seh. 3614. Minutus. (Fig. 47,Nr.3.
(zweimal). Seh. 3695; der Quer-
strich des T ist nicht sehr groß,
sodaß auch Monianus gelesen
ist; von 4030 fehlt der Schluß.
3973 auf einer flachen Schale.
B. 22.
(dreimal); Seh. 3695.
Melissus.
'Montanus.
wahrscheinlich MOSCVS. Seh. 3711.
Seh. 3736. MVGINVS oder MVLINVS (?);
vielleicht rückläufig zu lesen; zweifelhaft.
Siehe auch Dieffenhach, Nass. Ann. 1877,
Friedberger Inschr. Fig. 285, Nr. 45.
Seh. 3748 ff. Murranus.
sehr große Buchstaben.
(zweimal); Seh. 3807.
s. Kl. Nr. 238.
(zweimal); 6149 auf einer flachen
Schale. B. 23. Seh. 3808.
(dreimal); 5795 auf einer flachen
Schale; die Bedeutung der
Punkte ist nicht aufgeklärt.
21*
> Nasso.
324
109. 8920 NATALISFE
110. 6223 NISTV///
111. g; OCISOF
112. eS ONNIO
Die Funde.
113.
3924 OHI/IIOR
114. 3^^VJ3 o.TI
6323
6887
115. 4017 OVIDIM
116. D. 193 PATERN VSF
117. a. 3926 OFPATRC
b. 3925 PATRIC
118. a. 3928 PATRICIANVSK
b. 3927 PATRICIAN////
119. 39-29 OFPAVLI
120. a. 3530 PECVKIFE
b. 3931 PECVKIAFE
121. 3932 PERPETVSF
122. 3933 PIIRVINC////
Seh. 3812— 13, doch ohne FE. Natalis. B. 24.
= NISTVS. Sei). 3897. Der Anfang nicht
ganz sicher; vielleicht = FIISTV8 (?)
= Festus.
(zweimal); Seh. 3969.
Ociso.
ß. Nr. 26 las Ocriof.
(zweimal); 761 auf einer großen Scliale. Seh.
4006. (Fig. 47, Nr. 15.) Onnitis (?).
B. 28; vergl. Seh. 4006.
(fünfmal); kleiner Stempel, sehr scharf in den
Tassen von der Form Tafel XXIX, Nr. 16,
ausgeprägt, auf hart gebrannter Terra sigil-
lata mit guter Glasur ; dennoch nicht sehr
deutlich. B.27. Verschieden gelesen. Beclcer,
Mainzer Insehr. hat unter Nr. 150 denselben
Namen; möglich wäre bei einzelnen OSS,
OFS oder OFI; auch rückläufig; bei 6887
ist O'SI« ziemlich deutlich. Vergl. auch
Kl. Nr. 291 und 292.
Seh. 4060—61. Ovidius.
Seh. 4179. Paternus.
Seh. 4189. I
Seh. 4195. B. Nr. 62. }
Seh. 4206,
Fatricius.
}
Patricianus.
Seh. 4235 mit zwei L und 4245. Derselbe
bei Kl. 1890, Nr. 267. Paulus.
(zweimal); Seh. 4255 ff. B. 29; auf)
3930 außen Graffit Nr. 23 ein
geritzt.
Seh. 4256.
Peculiaris.
Seh. 4292. B. Nr. 30 liest am Ende I.
Perpetus.
vielleicht PIIRVINCIF Seh. 4297. B. Nr. 63.
Pervincus. Ein Pervineus ist auch der Ver-
fertiger des großen Vilbeler Mosaikbodens
im Museum zu Darmstadt. Er ist dort
auch PII .... gesehrieben.
Inschriften. Töpferstempel auf Terra sigillata.
325
123. a. gg PETRVLLVSFX
6896
b. 3997 PETRVLLVSFEC
c. ;o| PETRVLLVSF
7423
124. a. 4002 PLACIDVS
b. S PLAC-DVS
6294
c.
6228 PLAG////
125.
a.
3934 OFPOMl
b.
6140 PONTVS
126.
6894 PRAETERITI
127.
S PRIDIANI
7363
128.
6308 PRIMIGEF
129. 3994 ////RIMIT1V8
130. a. 6300 PRIMITIVOSF
b. 6838 PRIMITIVoS-F
131. 3936 PRIVATVS
132. 6926 PVBLIVSEE
133. 3938 QVITILAI/IVS
134.
S RECINVSFEC
135. a. im ?EGINVSF
6895
6876
b. 6307 ^EGINVS-F
C. 6129 JtGINVS/////
d. 6233 ^GIN////
e. 6848 ////iK9i3q
f. 3939 ////lOH^
(dreimal); Seh. 4302. FX = fecit;)
bei 3886 fehlt der Anfang.
Becker, Nr. 15, las iTTtnmlich y Petnillus.
FIRVLLYSFEC (Fig. 47, Nr.l3).
(dreimal).
Seh. 4336.
(dreimal) ; zwisehen C und D ein
horizontaler Strieh, wahrsehein-
lieh ein querliegendes I. Derselbe \ Placidus.
seheint Sch.4336 aus Wiesbaden ;
siehe auch Suchier a. a. 0., S. 30.
N mit T hgiert.
-79.
Pontus.
Seh. 4376.
Seh. 4367-
Sch. 4406. Praeteritus. (Fig. 47, Nr. 7.)
(dreimal); Seh. 4415. B. 31. Pridianus.
Seh. 4435. Primigenius oder Primigenitus.
Seh. 4443; P am Anfange wahrseheinlieh.
Primüius.
Seh. 4442. B. 33. ]
0 halb so groß wie die nhngev^Primitivos.
Buchstaben; hinter S ein Punkt.]
vergl. Seh. 4482. B. 33. Becher, Mainzer
Inschr., Nr. 173. Privatus.
Seh. 4516; zwei E deutlieh. Puhlius.
= Quintiliamis? Vergleiche Seh. 4574 — 79.
B. 34 las QVITIIANVS; wahrscheinlich
ist N mit T und I ligiert, es fehlt jedoch
der schräge Strich des N zwischen I und T.
(zweimal); vergl. Seh. 4617; statt C wäre
immerhin G möglich; doch hier C deut-
licher. Beginns fec. Seh. 4634 — 38. Becinus.
Seh. 4635—37. (Viermal.)
Vor F ein Punkt.
außen eingeritzt Graffit Nr. 37.
(Fig. 47, Nr. 14)jbeideaufd. Außen-
rückläufig, un- Seite eines reichen
sicher ob C od. G Gefäßes. B. 35. ,
Beginns.
32G
Die Funde.
136. =««Yi?3 SABELLVS
137. 7398 SABINVS////
138. a. 3944 SACERF
b. 7362 ooA'CER'E
139. a. C941 SATVRNFECIT
b. C131 SATVRNINI
140. a. 6138 SECCOF
b. 3y4G SECCO
141. 3942 SE///TVSF
142. a. :JJJ SECVNDINVSF
b. 'im SECVNDINI
143. 3948 SEC///NOF
144. a. 4036 ///EVERVSFEC
b. 3950 OFSEVER
c. 779 SEVERVS
145. 7382 SIIVIIRIANVSF
146. JS OFSEXCN
147. a. g SILVINVSF
3!t.-)'9
^ b. S SILVIN////
C. 6127 SILV////
148. 4026 SVORN////
149. 3955 TAVRVSF
150. 3956 TEMPORIN////
(dreimal); Scli. 4821. B. 56 las CABEILVI;
bei 6153 der Anfang unsicher. Sahcllus.
Seh. 4835; außen großes Kreuz.
Seh. 4846. Saccr.
hier hat man den Eindruck, als ob der
Stempel aus einzelnen Lettern zusammen-
gesetzt und der Anfangsbuchstabe um-
gefallen sei. Vergl. Placidus I24b. F mit
E ligiert; außen Graffit: SERVANDI.
Außenstempel auf einem ornamen-|
tierten Gefäße. Seh. 4962 ff. \Saturnimis.
Seh. 4965. J
Seh. 5019.
B. 38 las SECCV; nicht ganz sicher.
vielleicht SEDATVS. Seh. 5064.
Secco.
(zweimal); Seh. 5055. B. Nr. 37.)^
kleine Tasse. Seh. 5050. \Secund^nm.
Seh. 5026—31. Sexun (?).
S am Anfang fehlt. Seh. 5181.
Seh. 5158. B. Nr. 41.
außen auf einem verzierten Gefäß-
bruchftück.
Severus.
Seh. 5174. Severianus.
(zweimal); Seh. 5197. jB^ cArr (Nr. 64) las offi-
cina Sexcani, Kl. Nr. 53, of(ficina) Sex.
Can(i) (?). A mit N ligiert, nicht sicher;
im Limeswerk (Kastell Butzbach), p. 21,
ergänzt: Sex(tii) Ca(ndidi) (?).
(dreimal); Seh. 5258. B. Nr. 39. 40; \
bei 3953 fehlt der Anfang.
hat viel größere Buchstaben wie
die vorigen.
. Silvinus.
Anfang zweifelhaft; vielleicht MORM (?).
Seh. 3707.
Seh. 5396 ohne F. B. Nr. 65. Tauriis.
B. Nr. 66. Bei Seh. nicht vorhanden. Tem-
porinus.
Inschriften. Töpferstempel auf Terra sigillata.
151. a. 3§ö7 TOCCAF
b. gj? TOCCAK
6128
7375
c. 7389 TOCCA-FECIT
152. a. g TOCCIVS
b. gg TOCCIVSF
153.
154.
0221 TOCCVS
6797 TOCVKE
155. a. C831 TRITVSF
b. 6841 TRITVS////
156. 7367 VENICARVSF
157. a. 3983 V3RECVNDVS
b. 4016 \fRECWDF
c-^aSVERECVN
158. a. 4023 VIIRII/IVSF
b. 6794 VIIRIH////
159. 6121 VER///SFEC
160. a. 6148 VICTOR
b. 4028 VICTORFII8
161. a. 6|; VICTORINVS
b. 6230 VICTORINVS///
C. 4039 VICTORI///
d. 3963 VICTORNvS
162. ,S\-ig VIMPVS
4127 6310
6319-20
6833 6901
7393
163. 4043 VIND///VAIAII
164. 6231 VINIVIF
(zweimal); Seh. 5489. B. Nr. 67.
(viermal); bei 6128 fehlt der Anfang;
auf 3943 das Graffit Nr. 3. Ver-
gleiche auch ITOCCA, Nr. 77.
sehr schöner Rund Stempel, in der
Mitte ähnlich wie die Töpfermarken.
(zweimal); sehr deutlich.
(zweimal); vielleicht am Schluß F
mit E ligiert. Becher, Mainz. In-
schr. Nr. 214, hat nur TOCCIVS.
327
Tocca.
Toccius.
der erste Buchstabe könnte auch I sein.
Toccus oder Cocciis.
der Anfang vielleicht L oder F; das Übrige
sehr deutlich.
(zweimal); Seh. 5514 ohne F; der- \
selbe bei Kl. Nr. 338. Tritus.
die Buchstaben kleiner wie bei a. J
Seh. 5623. Venicarus.
(zweimal); Seh. 5643, E mit R
und N mit D ligiert.
Seh. 5642. VE und VN ligiert
(zweimal); B. Nr. 44.
Seh. 5653. 1 „ .
Vermus.
Verecundus.
Seh. 5669. Verus.
Seh. 5720.
Schluß S (?). Seh. 5723.
(zweimal); Seh. 5727. B. Nr. 46.^
Außen eingeritztes Kreuz.
Victor.
Victorinus.
Seh. 5729. I mit N ligiert.
(elfmal); Seh. 5759; B. Nr. 68; von 4058 und
6319 nur der Anfang erhalten ; vor und
hinter dem Namen ein Tannenbäumchen.
Auf 7393 außen Graffit LVCI. Vimpus.
vielleicht derselbe wie Seh. 5761; unbe-
stimmt.
Seh. 5767. Vinivus.
328
165.
Die Funde.
»«6 VIRTVSF
166. a. 3.%7 VITALISF
b. Gir.7 OFVITA
167. a. 39r.9 VRBANVSF
b. -My^ VRBANVSF
c. 6226 ////RBANV-SF
(dreimal); Scli.5821. Virfus; Becher (Nr. 48)
las Virihis (?).
Sch.5853.i?edYr(Nr.50)lasVITALIOF.
Seh. 5837. B. Nr. 49.
Seh. 5920. B. 51.
sehr kleine, scharf ausgeprägte
Schrift.
zwischen V und S ein Punkt; scheint
der bei Becher Frkf. Arch., N,
F., I., Nr. 4 erwcähnte Stempel zu
sein, da dort die Lesart Urbanius
angeführt ist.
Vitalis.
Urhanus.
b. u
nvollstäudige '
168.
40Ö4 AB/////
169.
403.3 AMAJIHI
170.
6042 APE////
171.
4015 AR////
172.
6921 AR////
173.
4009 AVET/////
ollstäudige Töpfernamen, die unter a. nicht enthalten sind.
auf der Außenseite eines verzierten Gefäßes,
vielleicht ABBO (?).
Amahüis oder Amandus?
große Schi-ift. Aper (?).
der dritte Buchstabe vielleicht C (?).
(?)
auf dem Bruchstücke einer schönen Terra-
sigillata- Schale neben einem Ausgusse in
Form eines Löwenkopfes; vielleicht AVE-
TEDO Nr. 12.
Biturix (?) Seh. 827.
(?) vielleicht wie Nr. 21 Bracciatus.
CAVA oder CANA; vielleicht CANAIM.
Seh. 1033 (?).
(?) S nicht sicher.
PICTORINVS (?). Seh. 2227.
vielleicht Floridus oder Flavianus (?); auf
einem als Spielstein benutzten Gefäßboden.
auf der Außenseite einer verzierten Schale.
Floridus (?).
Seh. 2340 ff. Fuscus (?).
GABRVS. Seh. 2351 (?).
174.
6839 BITWIIII
175.
6279 BRA////
176.
4031 CA\A////
177.
7411 COSIR////
178.
6326 FICT////
179.
67a3 KL//// SFEC
180.
779 Villi IVS
181.
3995 FVSC///
182.
3985 GABR////
Inschriften
183.
6301
MIVIV////
184.
7370
NAS///
185.
C274
PATE/////
186.
4022
SACIDV///
187.
4065
SIIVI///
188.
Cir)0
VIDV////
189.
G186
////IRINVS
190.
3875
////VITVSF
191.
3882
////BDVFE
192.
4064
L.3-B/////
193.
3949
///C///CVSF
194.
6139
llljV\DWS
195.
4041
////MAVS
196.
4004
///DPA-F
197.
4061
IA///PIITRA
Töpfereterapel auf Terra sigillafa.
329
\
198.
0286 ////CCIATVS
199.
6327 IUI AT Alis
200.
7369 ///ATALISE
201.
6154 ////ATNIS
202.
6922 ////VCVSSTV///
203.
7410 ITAIVSEIGyV//
204.
6834 OFII///,FVIMC
205.
7368 VENIC////
206.
C329 ////VIRICI
Die Buchstaben deutlich; vielleicht Mmtdiis[?).
Nasso (?).
statt E ein R {?).
C unsicher; könnte auch rückläufig gelesen
werden.
vielleicht Severus oder Seven'anus (?).
vielleicht VIDVCVS (?) Seh. 5741.
Quirinus (?). Seh. 4586.
Ävitus (?) Seh. 690.
außen ein Kreuz eingeritzt; wahrscheinlich
MEBBVFE. Seh. 3481.
unbestimmt; statt B vielleicht R. Lucius
Tertius (?). Seh. 5415.
unleserlich.
rückläufig; unbestimmt.
M nicht ganz sicher.
vor P vielleicht ein O ; vergl. Dieffenhach a. a. 0.
Nr. 120.
der zweite Buchstabe vielleicht A oder M;
der Schluß TRA ist zweifellos; vorher
11 = E; ... PETRA (?). Derselbe bereits
von i?ecÄ;er, Frankfurter Archiv, N.F., Bd.I.,
S. 22, Nr. 3, erwähnt und IXX .... RA
gelesen,
Schluß deutlich; wie Nr. 21 Bracciatus (?).
Schrift zwischen parallelen Linien. Natdlis (?).
Seh. 3814.
Natalis (?). Seh. 3811—13.
Schrift wie bei Nr. 199; vor A ein N oder
M; statt N vielleicht RI (?).
Anfang zweifelhaft, der Rest sicher.
unverständlich.
unbestimmt; Schluß C oder S.
Venicarus (?).
Schluß vielleicht F (?); statt R auch P mög-
lich.
Die Funde.
außen Graffit Nr. 43; vielleicht SACIANT(?).
Seh. 4855. R hhiter C nicht wahrschein-
lich.
vielleicht Bonus (?). Seh. 850.
vielleicht Alpinus (?). Seh. 233—34.
wahrscheinUch üifimiis. Seh. 4701.
der zweite Buchstabe nicht ganz sicher.
Hierzu kommen 15 Namen in deutlicher, aber schwer zu entziffernder
Kursivschrift.
c. Zweifelhafte Stempel mit einzelnen Buchstaben und Bruch-
stücken von solchen, die unter a und b aufgeführt sind.
330
207.
35)86
SACI/////
208.
3978
///ORIVSFEC
209.
6927
///LPINVSF
210.
7028
///ITVNVS////
211.
7415
MISSO///VS
1.
6235
FAV////
2.
3885
FIRM////
3.
4130
TRIT////
4.
6803
REG////
5.
6897
REG////
6.
4008
VICTO///
7.
4010
////AFX
8.
3793
////VINVSF
9.
4047
////VIVS
10.
4003
////AFEC
11.
4m2
////TOFEC
12.
3948
////OSF
13.
4049
////ICIS
14.'
4065
////lALIS
15.
6229
////I>vLIS
16.
6152
////ISFEC
17.
4066
^zuhii
18.
6270
MIHI
19.
6899
LI////
20.
4086
^llll
Fanstus, Faventinus (?).
Firmus, Firminus (?).
Tritus (?).
I Beginns (?).
21. 6273 MAI////
Victor, oder Victorinus (?).
Schluß fecit; Tocca fx, Seh. 5495 (?).
Silvinus (?) wahrscheinlich.
oder NVS.
der Schrift nach LOSSAFEC, Nr. 82a.
SATTOFEC (?).
(?)•
vor I vielleicht ein V.
von Martialis (?).
von Martialis (?).
(?)•
rückläufig. (?)
auf einer flachen Schale (?).
Liberalis. (?)
Med-Oicus oder Me{)-du (?), vergl. Nr. 99 und 191,
außen Graffit Nr. 21.
Maianus (?) Nr. 87.
Inschriften. Töpferstempel auf Terra sigillata.
331
22.
6317
^yiiii
Lucanus (?) Nr. 83.
23.
7353
H>IA////
24.
4059
////VB///
der Schrift nach Duhitatus. Nr. 57.
25.
7402
////MA
26.
4021
////OFECIT
auf der Außenseite eines reichen Gefäßes.
27.
7381
////CAF
I^ocm (?).
28.
6299
////iiaF
(?).
29.
7366
//7/DVS
30.
6278
////FEC
(?)■
31.
7380
////NICI
32.
6283
////VSFE
(?)■
33.
7379
////mNVS
34.
35.
6284
6298
////INVSF
////INVSF
[ Süvinus (?).
36.
7307
////SFECIT
(?).
37.
6243
////ACIDVSF
P?ac«<?MS (?). Nr. 124.
38.
7388
////VSF
39.
3992
////RNVS-F
Pa- oder Matermis (?).
40.
7406
////CVS
verwaschen.
41.
4063
////NIAIVVS
Montanus (?). Nr. 104b.
42.
7387
////OFF
43.
4053
HSV///3///
rückläufig, in der Mitte ist R zu ergänzen ; auf der
Außenseite eines reichen Gefäßes. Vcnis (?)
44.
6154
///ATRIO
Patrio oder Patric (?).
45.
6304
D////
(?)•
46.
6144
IN////
oder NI rückläufig (?).
47.
6280
VI////
Victor (?).
48.
6143
R////
der Schrift nach wahrscheinlich von Reginus.
49.
4062
H2V///A///
—atus— Catus (?), Nr. 30.
50.
6935
TOC////
Tocca (?).
51.
6324
////CCOFEC
Mecco, Secco (?).
52.
6902
////RIN////
(?)•
53.
6919
////CVNDIN
Secundinus (?). Nr. 142.
332 .
54. «918 ////FECIT
55. «832 ////VSF
56. C8r.5 ////VSF
57. «»40 ////INVSF
58. 6933 TID3H////
59. C8.S5 ////CONOF
60. C934 ///INVTV///
61. «793 ////EDOF
62. 4048 ///ECV///
63. 6837 ////RECV^DVS
64. «930 ////BIK
65. 6938 ///VSFECI///
66. 7033 ////NATVS
67. 7030 H2VTA////
Die Funde,
(leutliclio, schöno, große Schrift.
auf einer großen flachen Scliale.
Roginus, Süvimis (?).
Außenstempel, rückläufig, auf ornamentiertem Ge-
fäß; Comitialis (?).
Macconof. Nr. 85 (?).
Minntus. Nr. 103.
Avetedo. Nr. 12 (?).
scheint Verecnndus (?).
Verecundus (?). Nr. 157.
Amahüis (?).
(?).
wahrscheinlich Catus. Nr. 30.
2. Graffite.
(Hierzu Tafel LXXIII und Fig. 48.)
Wir finden auf vielen Gefäßscherben — ein vollständiges Gefäß ist nicht
erhalten — Zeichen und Worte, die nach dem Brande während des Gebrauches
mit einem scharfen Instrumente eingeritzt sind, sogenannte Graffite (Kritzel-
schriften). Bei Sigillata erster Qualität mit guter Glasur sind sie scharf und
sauber wie mit einem Diamant eingekratzt, bei schlechtem Material breit aus-
gebrochen und infolgedessen oft unleserlich. Ob die Ansicht Beckers, es
seien Töpfernamen, für alle gilt, ist zweifelhaft, wenn auch Namen darauf
vorkommen, die als Töpfernamen bekannt sind. Nebenbei finden sich außer-
dem auf vielen Scherben Stempel und Graffite gleichzeitig, was bei der Auf-
zählung unserer Graffite jedesmal angegeben ist. Einige Bezeichnungen deuten
sicher auf den Besitzer hin, andere vielleicht auf den Inhalt. Besonders be-
merkenswert sind Zeichen wie Nr. 1, 2, 4, 5 inmitten von Gefäßböden, deren
Bedeutung aufzuklären bleibt. Es sind sonst bekannte Zeichen, wie sie auch
auf Ziegelstempeln vorkommen und als charakteristische Merkmale für gewisse
Truppenteile angesehen werden. Es mag hier gleich bemerkt werden, daß
sich die meisten Worte auf flachen Schüsseln und Tellern besonders von der
Form Taf. XXIX, Nr. 5, finden, und zwar auf der Unteransicht (U. A.). Wenn
man hierbei das Centurienzeichen bei Nr. 48 und dasjenige von Rückingen
(Nr. 53) mit in Betracht zieht, so scheint es denkbar, daß solche gleichmäßig
geformte Gefäße das Hausgerät einer bestimmten Truppe gebildet haben.
Inschriften. Graffite auf Terra ßigillata. 333
Damit beim Reinigen keine Verwechselung möglich war, hat Jeder seinen
Teller mit seinem Namen, einem Kreuz, einer Zahl oder sonstigem Zeichen
kenntlich gemacht. Andere Bezeichnungen stehen an den oberen Rändern
(ü. Rd.), sehr viele auch in den Böden und dort gewöhnlich im Kreise ge-
schrieben — aber alle auf der Außenseite, mit Ausnahme von drei Zeichen
(Zahl VIII?) auf dem Bruchstücke einer Reibschale (Nr. 80). Manchmal ist
der ganze Name angegeben, manchmal auch nur ein einzelner Buchstabe;
sehr zahlreich sind Kreuze und Sterne, die nicht alle abgebildet sind. Bei
besonders gutem (I.) oder schlechtem Material ist in der Tabelle ein Vermerk
gemacht. Die Nummern vor deren Bezeichnung sind diejenigen des Museums-
katalogs. '
Von den hier zusammen angeführten Graffiten der Saalburg waren
Beclicr a. a. O. 14 bekannt. (B.) Diese Zahl hat sich auf 30 (Taf. LXXIII)
4- 67 (Fig. 48 und Nachtrag) = 97 vermehrt; bei dieser Zählung sind die
mit Kreuzen versehenen und allzu unbedeutende außer Betracht geblieben.
Eine korrekte Ergänzung und Erklärung aller dürfte sehr schwer, viel-
leicht kaum möglich sein, zumal sie sich alle auf Bruchstücken befinden und
bei den meisten nicht erwiesen ist, ob mit dem Bruche auch der Buchstabe
oder das Wort aufhört.
Die laufenden Nummern des folgenden Verzeichnisses beziehen sich auf Tafel LXXIII.
1. 4071 Hakenkreuz in der Mitte eines Bodens außen eingeritzt. (Vergl.
ähnliche Kreuze als Fibula Tafel LI, Nr. 12 — 14.)
2. 4072 Tannenbäumchen, das auch sonst auf Inschriftsteinen und Stempeln
vorkommt; vergl. das Graffit hi(hite) unter B. HL 2, die Legions-
stempel Taf. LXXVI, Nr. 17, Taf. LXXVII, Nr. 11, Taf.LXXVIII,
Nr. 4, den Töpferstempel Vimpus Nr. 162 u. a.; (U. A.)
3. 3943 Auf einem Boden außen, innen der Töpferstempel Nr. 151b, TOCCAF;
in der Mitte ein Stern, seitlich zwei Dreizacke (?), die Buch-
staben VNI (?) und ein zweiter Stern.
4. 4073 Blitzbündel auf der Seite einer Tasse (I); ein ähnliches Zeichen
auf dem Legionsstempel Nr. 51 (Taf. LXXV, Nr. 14).
5. 4074 Hakenkreuz auf einem Gefäßboden, vergl. Nr. 1.
6. 4075 APR//// auf der Außenseite, (U. A.); bereits von Becher
a. a. 0. Nr. 1 erwähnt, s. Seh. 399 ff".
7. 4076 ISIIRVM//// Erstes Zeichen unsicher. Becher Nr. 10 liest
ISIIRVM [Servi manu) und verweist auf Seh,
5137. (U. A.)
8. 4077 Auf dem Boden einer flachen Schüssel, verschiedene sich kreuzende
Linien; innen Töpferstempel.
334
Die Funde.
9. mi ISSV////
10. 4078 ///AVSTINI///
11. 3949
12. -1079
MLTA////
13.
40^) MN////
14.
Andreaskreuz
15.
4081 ///AIILIA///
16. 4082 PRIMVC
17. 4083 PRO
18. 4084
19. 4104
20. 4085
21. 4086
22. 4087
23. 3930 IVTTI
24. 4068
25. 4089
26. 4090
27. 4091
nac'li Becler unbestimmbar; im Bogen auf der
Außenseite eingeritzt; auf dem Boden der Töpfer-
stempel MAS0K-F. Nr. 94.
(U. A.) Becker las Justini; der Anfang fehlt; richtiger
Faustini, oder — ms.
unbestimmt; innen ein unleserlicher Töpferstempel.
liest BecJcer a. a. O. Nr. 4 und zieht Seh. 3632
zum Vergleich heran; der zweite Buchstabe
scheint aber eher ein C; am Schlüsse statt A
eher ein R. (U. A.) auf einem Teller; zweifelhaft.
(O. R.) unbestimmt.
auf der Seite.
(0. R.); wird ergänzt durch die neugefundene zweite
Hälfte Fig. 48, Nr. 1, sodaß zu lesen ist:
///AIILIAIIIM (oder zwei A?) unbestimmt; die
Zeichen fein eingeritzt.
auf der Innenseite eines Bodenrandes; vielleicht
Primus (?). B. Nr. 5 hest PRIMVL = Primulus.
Seh. 4449. (I.)
(U.A.) auf einem Teller; nach B. Nr. 7 vielleicht Pro-
culi (?), ebenso wie Nr. 18 und 20. Seh. 4492.
(0. R.) B. Nr. 8 {ProcuU?).
Seitlich; einfache, senkrecht gekreuzte dünne Linien.
PROCII//// (U. A.) (I.) nach B. Nr. 6 ProcuU (?).
Verschiedene feine Linien, regellos eingeritzt; innen Töpferstempel
NE/// (vergl. S. 330, Nr. 20).
IVL-IANVA/// (U. A.), schlechtes Material. BecJcer, Nr. 13, las
IVLIANVS; richtiger Jul. Janua[rins]; oder
vielleicht Datum: ///V-K-IANVARIAS (?).
seitlich; vielleicht IVSTI (?), auf dem Boden
Töpferstempel PECVLIFE. Nr. 120a.
Auf der Seite, monogrammartig eingeritzt.
Unleserlich; am Ende scheint erste Hälfte eines M. (U. A.) auf
einem Teller.
SAGRILLEGVS Dünne Striche im Boden eines verzierten Gefäßes
von sehr schlechter Qualität. Ob Eigenname (?).
(U. A.) B., Nachtrag Nr. 11, vermutet BICQ, vergl.
Seh. 798 — 99. O sicher, am Anfang R oder B.
PR////
///RICO
Inschriften, Graflßte auf Terra sigillata.
335
28. 1092 QVETI
29. 4093 TERENT////
30.
SI^
(U. A.) schlechte Quahtät. B. Nr. 9 vermutet
QVIETI und zieht Seh. 4567 zum Vergleich
heran; die zweite Hälfte des V vielleicht L (?).
(U. A.) auf einem Teller; derselbe Name Seh. 5405
{Terentius\ B. Nr, 11; innen ungelesener Töpfer-
stempel.
Das letzte Zeichen wie ein griechisches ^ oder
ein Dreizack wie bei Nr. 3 und 4.
Hierzu kommen noch diejenigen Graffite, welche nach Abschluß der
Tafel LXXni bis jetzt gefunden und auf Fig. 48 zusammengestellt sind.
81.
4131
///■3AT
32.
6255
SPERN///
33.
6266
34.
6339
///M
35.
6818
///ENSORI///,
36.
6907
V
37. 6233 SATVRN//7
38,
6253
////VLV////
39.
6343
M///
40.
6857
IVL
41,
6900
///ARTIA///
42,
6824
///ONT////
43.
3986
///RNALIS-CDF
44.
6958
///RVI///
45.
6340
////M////
46.
6944
SATTO////
Fig. 48, Nr. 2, (0, R.) breit und flach eingeritzt,
vielleicht ///DAT (?),
Nr. 3, auf sehr schlechter Sigillata, (O. R.)
Nr. 4, achtseitiges Kreuz im Innern eines Bodens
von sehr schlechter Sigillata,
Nr. 5, Buchstabe M. (U. A.)
Nr. 6, Censorinus (?). B.
Nr. 7, der Buchstabe V oder die Zahl V außen
auf einem kleinen Boden.
Nr. 8, (U. A.) (I.); innen Stempel ^GIN Nr. 135d.
Saturninus.
Nr. 9. (O. Rd.)
Nr. 10, außen auf einem Boden; innen unleser-
licher Töpferstempel,
Nr. 1 1 , auf der Seite einer ganzen Tasse.
Julius (?).
Nr. 1 2, Boden ; vielleicht Martialis (?), in der Mitte
ein Kreuz.
Nr. 13, (U. A.) auf einem' reichen Gefäße (I).
Nr. 14, (U. A.) innen Töpferstempel SACI. Nr. 207,
die letzten 3 Buchstaben sehr flüchtig gegen die
ersten,
Nr. 15. (U. A.)
Nr. 16. Boden.
Nr. 17, (0. Rd.) auch als Töpfernamen be-
kannt.
336
Die Funde.
<QUMi
^H^^^^il
Fig. 48. Grafflte auf Terra sigillata. (>/» nat. Größe.)
Inschriften. Graffite auf Terra sisillata.
337
47. 6331 CERATVS
48. 6258 SCELELVSI///
49. 4094 BIIKKICCI////
50. 6817 ////IIRV
51. 6380 ////NTO
52. 6820 ///NDI///
53. 6821 VIRILIS////
54. 6943 GALLICANI
55. 6338 DR////
56. 6164 SAAAOCENI
57. 3977 AS///VEL///IM
BRV///
58. 4097 /////MACI////
Nr. 18, (U. A.) könnte ein vollständiges Wort
sein, da die Entfernung von dem ersten Buch-
staben bis zur Bruchstelle größer ist als der
Zwischenraum zwischen den übrigen Buchstaben ;
statt C auch L; ein Ceratus bei Seh. Nr. 1278.
Nr. 19, (U. A.) auf einem Teller; der erste Buchstabe
vielleicht das Centurienzeichen? vergl. Nr. 53.
Celeius (?).
Nr. 20, (U.A.) Schluß unsicher; vor I ein Punkt?
Bellicus (?); über den Namen als einen keltischen
vergl. die Bemerkung bei Wolff', Ziegeleien von
Nied (Frkf. Arch.), zu dem Zieglernamen Julius
Bellicus S. 306.
Nr. 21, (ü. A.) (1.) Severus (?).
Nr. 22, (U. A.) Fronto (?).
Nr. 23, (0. Rd.) s. Nr. 60.
Nr. 24, auf Sigillata erster Qualität dünn eingeritzt;
auch als Töpfername bekannt; ein ähnliches
Graffit h%\ Suchier, Festschrift 1885, Taf. IV:
OVIRILIS AVGVSTI, wobei Centuria vorgesetzt
ist wie bei Nr. 48. Ein Soldat ConfMÜernius der
Centuria des Virilis wird auf einem Graffit von
Rückingen ausdrücklich erwähnt, SucJiier ver-
mutet von der XXII. Legion.
Nr. 25, im Inneren eines Bodenrandes. (Gallicanus.)
Nr. 26, in feinen Linien eingeritzt. (0. Rd.) (I.)
Nr. 27, im Inneren eines Bodens von einem Kruge
(I); auf dem Rande sind Striche eingekerbt; die
Buchstaben sind tief eingekratzt, statt C viel-
leicht G. Über die Schreibweise und den Namen
vergl. den Abschnitt: «Der Name Saalburg»,
S. 26 unten. Auffallend sind die zwei A.
Mommsen vermutet SAMOGENI.
Nr. 28, (ü. A.) und Boden, nicht alle Buchstaben
sicher; hinter S vielleicht NIV oder ANTI; hinter
E möglicherweise LIAS (?), in der Mitte BRV (?)
oder am Schlüsse I (?).
Nr. 29, Bruchstück einer Tasse von schlechtester
Qualität; vielleicht Macio, der als Töpfername
vorkommt.
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg.
22
338
Die Funde.
59. ««M B
60.
(>iV12
///CVNDI///
61.
6341
AMV////
62.
C888
AV MA
63.
«251
//7/LVPINI////
64.
41(r2
XI
65.
«335
66.
«15«
um MARCEI
67.
6889
kOKKIANVS
68. «945 PIIKPE////
69.
694« ///ARIN//7
70.
0159 ////ITAKIS
71.
6240 XX
72.
6250 STRAMBI
73.
«158
////VLIMIIK///
74.
6954
N
75.
6812
///AVS.
76.
6822
MIN
Nr. 30, einzelnes großes B, sehr tief eingeritzt.
(U. A.) (I.) derselbe einzelne Buchstabe auf einem
Tliongefäße eingeritzt, Fig. 50, Nr. 3.
Nr. 31, (0. Kd.) vielleicht Secundtis oder Scnm-
(liwis, der auch als Töpferstempel vorkommt;
vergl. Nr. 52.
Nr. 32, (U. A.) sehr feine Striche.
Nr. 33, Boden, deutliche Buchstaben.
Nr. 34, sehr dünne Striche. (U. A.) auf einer Reib-
schale. — lupini (?).
Nr. 35, auf einem kleinen Gefäßboden; scheint
die Zahl XI (?).
Nr. 36, kleines Kreuz auf einer Tasse.
[/// Nr. 37, (U. A) —ni Marcelli— vielleicht Mar-
cellus oder Marcellmus; innen Töpferstempel
Gaius, Nr. 65.
Nr. 38, (U. A.) auf einem Teller; tief eingeritzt; in
dem Boden außerdem zwei Kreuze in Form eines
T, an der Außenseite ebenfalls ein Kreuz.
Innen der Töpferstempel 2VTA0, Nr. 30.
Nr. 39, (U. A.) schlechtes Material; vielleicht Fer-
petus, der auch als Töpferstempel vorkommt.
Nr. 40, Bruchstück eines Bodens. Mariniis (?).
Nr. 41, tief eingeritzt (0. Rd.), aber verkehrt;
vielleicht [VJitalis.
Nr. 42, im Boden einer kleinen Tasse zwei Kreuze
oder die Zahl 20 (?).
Nr. 43, (U. A.) tief eingekratzte Buchstaben; ganzes,
aber gekittetes Gefäß von der Form Taf. XXIX,
Nr. 2; es könnte möglicherweise vor S noch
etwas gestanden haben.
Nr. 44, (U. A.) kleines Bruchstück; vielleicht Julius
Melissus (?). (Vergl. Nr. 100 auf S. 323.)
Nr. 45, kleines, einzelnes, scharf eingeritztes N.
(U. A.)
Nr. 46, Boden. — maus, oder — (üus (?). Punkt
zufällig (?).
Nr. 47, (O. Rd.) Acn — ; schlechtes Material.
Inschriften. Graffite auf Terra sigillata.
339
77. 6823 ///NATVIIKKONI Nr. 48, (U. A.), sehr feine Striche auf Sigillata
TIIRT//// erster Qualität. — natiis Vellonius Tert'ms (9).
Nr. 49, Schachbrettmuster auf einem Gefäßboden.
Nr. 50, (U.A.) auf einem Teller. Avitus auch Töpfer-
name; vorher vielleicht ein Wort wie Severi {?).
Nr. 51, Zahl VIII; einziges Graffit, das sich auf der
Innenseite eines Gefäßes (Reibschale) befindet.
Nr. 52, sehr feine Striche. (I.) Wortende.
Nr. 53, sehr kleine Buchstaben (0. Rd.) EN (?).
Nr. 54, (0. Rd.) Faternus (?).
//;C///NTVSMVS//7 Nr. 55, auf einem kegclartig vertieften Boden;
innen unleserlicher Töpferstempel.
Nr. 56, — lina (?) Bruchstück eines Bodens; am
Anfang vielleicht VI (?).
Nr. 57, auf dem Boden einer reich verzierten
Schale aus sehr schlechtem Materiale (ge-
kittet).
//,OVIINI<IN/// Nr. 58, (O. Rd.) an der rechten Bruchstelle viel-
leicht V (?).
///AM/// Nr. 59, (U. A.) auf einem flachen Teller.
AM/// Nr. 60, (U. A.) auf einem flachen Teller. AM oder
NM (?).
lA/// Nr. 61, (U. A.) schlechtes Material.
78.
6160
79.
6014
///IRIAVITI
80.
6260
VIII
81.
6336
///ON
82.
4099
IIN
83.
4098
PATIIR///
84.
6827
//;C///NTVS
85.
6913
///LINA///
86.
CV
87. 6254
88. 6337
89. 6825
90. 6813
Noch während des Druckes sind gefunden worden:
vielleicht Nigrinus (?). Seh. 3879—86.
Muciiis (?).
(U. A.); vor A könnte auch ein N stehen.
(U. A.) Lucius (?).
Quetus oder Quietus (?) vergl. Nr. 28.
Seh. 5135 hat Servando; innen Töpferstempel Sacer,
91. 7383 NICKI////
92. 7384 MVC///
93. 7416 ///lALIS
94. 7393 KVCI
95. 7417 QVIITV////
96. 7352 SERVANDI
97. 7421 PR///
Nr. 138 b.
außen auf einem Boden; vergl. Nr. 16 — 20.
Außer diesen einigermaßen lesbaren Graffiteu befinden sich noch viele
unleserliche, sowie einzelne Buchstaben und besonders viele Kreuze von
jeder Art und Größe auf den verschiedensten Teilen von Gefäßen.
22*
340
Die Funde.
Hier ist noch anzufügen das Bruchstück
eines Randes, das die Buclistaben //ERE///
enthält (Bihere, Da hibcrcf'f'J). Doch sind die
Buchstaben bereits in den feuchten Thon
mit halbrundem Profil eingeritzt; vergleiche die
nebenstehende, in halber natürlicher Größe her-
gestellte Abbildung.
III. Anf Gefäßen von gei>üliiilicliem Thon.
1, Stempel und Graffite auf Henkeln.
Unter den äußerst zahlreich gefundenen Henkeln jener großen Krüge,
wie sie auf Taf. XXVIII, Nr. 1 und 2, dargestellt sind, finden sich solche,
welche auf der oberen Seite eine Aufschrift tragen. Wenn es Stempel sind,
hat man sie sehr sauber und tief eingeprägt (Fig. 49, Nr. 1, 2), die Buch-
staben sind oft sehr groß und sorg-
Y_-^ fältig gearbeitet. Stempel mit der aus-
u; drücklichen Bezeichnung F[ecit) sind
wohl von dem Fabrikanten aufgedrückt;
andere beziehen sich vermutlich auf
die Größe und Art des Inhalts. Viel-
leicht lassen sich aus den letzteren auch
die Gegenden bestimmen, in denen
der Wein, den die Krüge jedenfalls
zum größten Teile enthielten, ge-
wachsen ist. Die eingekratzten Zeichen sind Zahlen und bedeuten ent-
weder den Inhalt, oder sie sind nur Merkmale, wie wir sie bei den Sigillata-
Graffiten finden.
Zu den von Becher a. a. 0. erwähnten 5 Stempeln sind noch weitere
18 hinzugekommen, sodaß jetzt ihre Zahl auf 23 eingeprägte Stempel und
7 Graffite auf Henkeln angewachsen ist.
Fig. 49. Stempel auf Amphoren.
1. 4115 ACIRGI
2.
4113 APP
3.
6853 AQEVA
4.
4105 CEFP
I am Schlüsse sicher; s. Seh. 38 (anse d'amphore),
und Klein, B. J. 1889. VI, Nr. 2; und Suchier,
Zeitschrift, S. 27, Nr. 1, von Groß-Krotzenburg.
Derselbe mit der Hasta am Ende. Bonner
Jahrb. 60, S. 80 (Fig. 49, Nr. 2).
vergl. Seh. 397: OF APPI (?).
für E wäre F möglich.
der zweite Buchstabe vielleicht F, der dritte E;
er scheint derselbe wie der in Bonn befindliche,
s. Klein a. a. 0. Nr. 3. Dort sind jedoch die
Buchstaben durch Interpunktion getrennt.
Inschriften. Auf Gefäßen von gewöhnlichem Thon. 341
5. C2G8 CIAL8 Sch. 1341 Ci(al) b. f. (anse d'ampliore); der
letzte Buchstabe kleiner wie die übrigen, viel-
leicht B.
6. 4112 DOMS nach Becher, Nr. 6, der Name unbestimmbar; viel-
leicht Abkürzung von Domitius (?).
7. 4111 IS/fRIF Schluß: F(ecit); vielleicht darin der als Töpfer-
name bekannte AFER (?). Sch. 115—117.
Sch. 118 erwähnt nach Mommsen C(aius)
AFRIVS F aus der Nähe von Neapel. (Fig. 49,
Nr. 1.)
8. 4107 LC-X Sedier, Nr. 3, vermutet lihras centum et decem (?).
9. 4117 L'Q_'S'JIJj nach Becher, Nr. 4, libras quinque seniis (?), doch
steht hinter S noch ein Buchstabe.
10. 4108 ////LECCVF bei Sch. 2930 ebenfalls auf einem Henkel, aber
mit einem M am Schlüsse; derselbe bei Klein
a. a. 0. Nr. 7; statt E vielleicht ein F.
11. 4109 PIPAC sehr deutlich.
12. 4116 p.MV Sch. 4346 (anse d'ampJiore).
13. 6806 SSM rückläufig.
14. 4106 QIMEN Becker liest (Nr. 7) statt E ein F; derselbe bei
Sch. 4542 QIMFN auf einem Amphorenhenkel,
ebenso Limesiverh (Kastell Butzbach) s. 23,
Nr. 2.
15. 4110 S'F'E von Becher Nr. 5 für unbestimmbar erklärt.
16. 6851 ////SN? vor S kann noch ein R oder ein Punkt gestanden
haben.
17. 6267 ///LCM der Anfang nicht ganz ausgeprägt; das Übrige
deutlich.
18. 6809 ///FGPV statt F vielleicht E und statt P möglicherweise R.
19. 6345 PNSI am Schlüsse vielleicht F.
20. 6348 /////V-V oder umgekehrt A-A; nicht deutlich.
21. 6349 ///// R sehr großer Henkel; nur R sehr deuthch.
22. 6961 /////// R am Anfange ein S möglich; zwischen ihm
und R könnte ein E gestanden haben; un-
deuthch.
23. 6912 zweizeihger Stempel, leider sehr verwaschen; in
der ersten Zeile könnte ein Wort wie SEXTINIV^S
gestanden haben.
342
Dio Funde.
Plicr sind anzuschließen die auf Henkeln eingeritzten Kreuze und Zahlen
24. C5J47 XX
25. 4114 XI
26. («62 XXI/////
27. 6;m X
28. 7o:w X
29. 7418 IV
30. 7"!» XX
ähnliche Zahlen erwähnt Klein a. a. 0. Nr. IG — 19.
2. Graffite auf den Wandungen der Gefäße.
Wie bei den Gefäßen auf Terra sigillata haben wir auch auf den ge-
wöhnlichen Thongefäßen eingeritzte Inschriften, aber fast nur auf Krügen
mit ganz dicker Wand. Die Buchstaben sind gewöhnlich sehr groß und roh
während des Gebrauches eingeritzt. Eine Ausnahme machen einige Buch-
staben aufhellen dünnen Thonscherben (Nr. 12, 14, 17) und das reich verzierte
Bihite auf einem feinen Gefäße. Nur Nr, 5 ist auf einer ganzen (gekitteten)
Amphore, alles andere befindet sich auf Bruchstücken, von denen nur die
besten auf Tafel LXXIV und Fig. 50 abgebildet sind.
Becker kannte nur 2 Stück, es sind jetzt 21.
Vorbemerkung: Irrtümhcherweise ist auf der Tafel LXXIV in der
Überschrift die Angabe vergessen, daß ein Teil der Graftite sich auf Gefäß-
bruchstücken befindet. Diese sind folgende:
1. 4140 /////IVK
2. 4141 PRCI (?)
3. 4i3r, ////M-I.P
4. 4137 ///SINC////
5. SAIDIILVS
Nr. 3, dickes Bruchstück, vielleicht mit Datums-
angabe = K. IVL (Kalenäas Julias) oder dem
Namen Julius.
Nr. 12, obere Hälfte großer, flach eingeritzter
Buchstaben; vielleicht als Prodi zu lesen wie
Sigillatagraffit Nr. 20; am Schlüsse statt C auch
S möglich und darauf folgend D (?).
Nr. 14, Buchstaben von 7 cm Höhe auf dem
Bauche eine Amphore (Bruchstück); hinter P
dürfte nichts mehr stehen. Bereits von Becker,
Saalburginschriften a. a. 0. unter VI. Nr. 1,
erwähnt.
Nr. 15, Buchstaben 1 cm hoch. Sinccrus (?).
Nr. 16, auf einer ganzen Amphore eingeritzt; Buch-
staben 8 — 10 cm hoch.
Inschriften. Auf Gefäßen von gewöhnlichem Thon.
343
6.
413G
///N
///;iTi
7.
4701
///IS///
8.
4139
PVS////
9.
4138
RN/////
Nr. 17, auf der Tafel verkehrt. Buchstabeugröße
oben 2^2, unten 2 cm; sehr tief eingeritzt. Statt
N vielleicht richtiger Ligation von A mit N,
Nr. 20, oder umgekehrt SI (?), 3 cm hohe Buch-
staben,
Nr. 21, auf dem Halse eines dünnwandigen, grauen
Gefäßes.
Nr. 22, Buchstaben 3 cm hoch.
Nach Druck der Tafeln sind noch folgende Graffite auf gewöhnlichen
Thongefäßen gefunden worden (Fig. 50):
Fig. 50. Graffite auf Gefäßen vou gewöhnlichem Thon. (V^ nat. Größe.)
10. 0782 /////VR////
11. 6781 ///lAtJ////
12. G2G3 B
Nr. 1, die Striche tief und breit eingerissen; Buch-
staben 4^/2 cm hoch; am Schlüsse Anfang eines
N(?).
Nr. 2, aus dunkelgebranntem Thon; Buchstaben
372 cm hoch; es scheint I mit T und N ligiert:
///lATIN// (?).
Nr. 3, einzelner, 3^2 cm hoher, tief eingei'itzter
Buchstabe auf einem Gefäß bruchstück von
hellem verwaschenem Thon, vergl. Sigillata-
graffit Nr. 59.
344
13.
UtN»
IIH^III
14.
6262
////MP////
15.
IG.
6911
6261
17. 6264
///TIBII
////IVC//7/
////TER
18
69(X)
////M////
19. 6S54 ////NIA
20. 6852 /// CXIl///
Die Fände.
Nr. 4, Bruchstück von einem scliwarzen Gefitß-
boden, auf dessen Innenseite; vielleicht dieselbe
Verbindung wie bei Nr. 3.
Nr. 5, 0 cm hohe Buchstaben auf einem Gefaß-
bruchstück wie Nr. 12; die Schleife des P nur
sehr fein angedeutet, vielleicht nur I zu lesen
und zu derselben Verbindung gehörig wie Nr. 3
und 13.
Nr. 6, auf dem Rande eines Deckels (Tibe).
Nr. 7, große (4 cm), tief eingekratzte Buchstaben.
(Ji(citndusl?J).
Nr. 8, dasselbe Material wie Nr. 14, Bruchstück.
Buchstaben 2^2 cm hoch; Anfang fehlt; vielleicht
(felici) TER (?).
Nr. 9, Buchstabe M, etwa 3^2 cm hoch, Material
wie bei Nr. 17.
Nr. 10, Anfang fehlt; auf dem Halse eines dünn-
wandigen, gefältelten Gefäßes; Buchstaben 1 cm
hoch.
jedenfalls als Zahl XXII zu lesen; die Legions-
nummer oder den Inhalt bedeutend?; breite, flach
eingeritzte, 7 cm hohe Buchstaben auf einem
dicken Amphorenbruchstück.
Das Großh. Museum zu Darmstadt besitzt aus der Sammlung G Bieffcn-
hach zu Friedberg ein auf der Saalburg gefundenes Bruchstück eines Dolium
mit dem Graffito: FAT///
Hierbei ist noch anzuschließen: Bruch-
stück eines sehr feinen Gefäßes mit der
Aufschrift /&i7BITE. Die Striche sind
mit aufrecht stehenden Tannenbäumchen
verziert; die Zeichen sind aber bereits vor
dem Brande in den feuchten Thon ein-
geritzt (vergl. die nebenstehende, in halber
natürlicher Größe hergestellte Abbildung).
Ferner ein Kreuz, das sich auf der Unteransicht eines Gefäßbodens
befindet.
3. Aufgemalte Inschriften.
Zwei schwarz glasierte Trinkbecher tragen weiß aufgemalte Inschriften
m Barbotine. Die Technik der Barbotine besteht darin, daß dem bereits fertig
Inschriften. Töpfersterapel auf Lampen.
345
geformten Gefäße eine andere, dickflüssige Thonmasse in figuraler Gestaltung
angegossen wird, die gleichzeitig mit dem Gefäßkörper gebrannt und so mit
jenem innig verbunden wird. Die Barbotinmasse ist häufig anders gefärbt
als der Thon des Gefäßes, oder beide erhalten eine gleichartige Über-
färbung. Außer figürlichen Ornamenten werden ebenso auch Aufschriften
angebracht.
1. Der kleinere Becher trägt auf einem horizontalen Streifen, den
ganzen Umfang des Gefäßes einnehmend, in 17 mm hohen Buchstaben
die Inschrift: DA //// IB //// wahrscheinlich DA BIBERE; darunter ein
Rankenornament.
2. Der größere Becher, von ähnlicher Form, mit Eindrücken an den
Seiten, zeigt in derselben Anordnung: VALEAS; die schönen Buchstaben
sind 18 mm hoch.
IV. Töpferstempel anf Lampen.
Der Fabrikantenstempel der Lampen befindet sich
auf der Außenseite des Bodens, horizontal, ohne Schild,
in Relief buchstaben innerhalb konzentrischer Ringe.
Eine Ausnahme machen Nr. 8 und 9, von denen
letztere als Töpfermarke anzusehen sein dürfte. Der
nebenstehend abgebildete Stempel zeigt die gewöhn-
liche Form und zugleich die Häufung von Ligierungen,
die bei unrichtiger Einteilung der Buchstaben erforder-
lich wurde. Nr. 1 ist rückläufig in die Form einge-
schnitten.
Auf uns gekommen sind 8 Stempel, 4 sind verschwunden ; Becker a. a. O.
kannte nur 3 Stück.
rückläufig: Agilis. Seh. Nr. 137.
kleines Lämpchen von schwärzlicher Farbe. Seh. 611.
1.
1117
2IJ3A
2.
1114
ATTILLVS
F
3.
CERIALIS
4.
1120
NERI
5.
H.849
säton's
6.
H.339
STROBILI
7.
1127
VIBIANI
Seh. 1292. B. VII, 1.
Seh. 3849. B. VII, 2.
Cerialis (verschwunden).
Nertis.
8. H.341
Seh. 4958. A mit T und N mit I ligiert; s. Klein
a. a. O. Nr. 66. (Vorstehend abgebildet.)
Seh. 5304. Strohilus; sehr häufig vorkommender
Stempel.
Seh. 5708. B. VII. 3. ViUanus.
Kreis mit sich kreuzenden Strichen, vielleicht ein
Rad mit Speichen ; in den feuchten Thon vor dem
Brennen eingeritzt.
346 Die Funde.
9. H.345 PB um die Buchstaben eine Ellipse; vergl. Seh.
V 4249; dort steht hinter V noch ein F; bei uns
nicht sichtbar.
10. FORTIS im Jahre 1782 von Neuhof in einem Grabe ge-
funden. (Hanauer Magazin 1782.) Seh. 2275.
(Verschwunden.)
11. llliJHVS ebenfalls von Neuhof überliefert; verschwunden.
F
12. SECVNDVS im Jahre 1880 in einem Grabe gefunden; abhanden
gekommen. Seh. 5057; auf einer Lampe in
Boini, vergl. Klein a. a. O. Nr. 70.
Hier mag noch auf eine Lampe hingewiesen werden, die auf dem Boden,
da wo der Stempel gewöhnlich stellt, eine figürliche Darstellung trägt. Es
scheint Herkules zu sein, der auf dem Hirsche kniet.
C. Inschriften auf Metall.
1. Auf Gold.
Ein Fingerring. Der 2 mm breite und ^/4 mm starke Reif (Taf. LXVI,
Nr. 4) trägt die Aufschrift: > IVLI > I'lA
Dr. Henkel, dem ich die Lesung verdanke, schreibt darüber: «Die In-
schrift besteht aus nachlässig gravierten Strichen, die in ungleichmäßigen
Zwischenräumen über die Außenseite des Reifes verteilt sind. Die Hasten
des V und A, letzteres ohne Querstrich, stehen getrennt von einander, offen-
bar um zu sperren und den ganzen verfügbaren Raum mit den sieben Buch-
staben auszufüllen. Nach links offene Winkelhaken bilden die Trennungs-
zeichen zwischen den beiden Worten. Die Inschrift ( > IVLI > ITA )
dürfte mit Zangemeister Juli{i) Ita{lici) bedeuten und als «Eigentum des
Julius Italiens^ oder «Geschenk des Julius Italicus» aufzufassen sein, je nach-
dem man den Ring als Männer- oder Frauenring gelten läßt. Letzteres wäre
M'egen der geringen inneren Weite des Ringes (14 mm) vielleicht vorzuziehen.»
2. Auf Bronze.
Der auf Taf. XXXIV, Nr. 1 und Textfigur 28, Nr. 30, abgebildete
Senkel ist der einzige Bronzegegenstand mit Inschrift. Die Buchstaben sind
durch Punkte hergestellt, die jedoch durch Auswitterungen an der Oberfläche
sehr vermehrt sind. Erkennbar ist nur ein 0 und am Ende VS.
3. Auf Eisen.
Die sorgfältige Reinigung der Eisengogenstände durch Abglühen des
Rostes hat uns gezeigt, daß auch dieses Material Inschriften und Marken trägt:
RO///SCVS Stempel des Fabrikanten oder Besitzers — oder beides in
einer Person, wie auch heute noch die Handwerker einzelne ihrer Werkzeuge
Inschriften auf Metall.
347
selbst anfertigen — auf einem Pfriemen von gleicher Form wie Taf. XXXIV,
Nr. 15. Der Stempel in der Gestalt des gewöhnlichen Töpferstempels ist auf
zwei gegenüberliegenden Seiten des vierkantigen Instrumentes in der Längs-
richtung aufgeschlagen. Leider ist der eine Abdruck fast gar nicht leserlich,
der andere nur zum Teil. Der Schluß CVS ist sicher, davor wahrscheinlich
S und zwei Buchstaben; 0 ist sicher und statt JJ auch ä möglich. Ein ähn-
licher Stempel befindet sich dreimal auf unserem Hobeleisen von der Flur
«Steinkritz» bei Homburg. (Westd. Zeitschr. IV. Taf. VI, Nr. 4.)
LEG XIII I Inschrift auf einem Wagen-
ringe, nebenstehend im Ganzen auf ein
Drittel verkleinert und als Teilstück in
natürlicher Größe abgebildet. Die 1 cm
hohen Buchstaben sind durch einzelne
scharfe Einhiebe mit dem Meißel herge-
stellt. [Legio XIIlLy^') Gefunden im
Brunnen Nr. 17. Die 14. Legion ist nur
mit dieser Inschrift auf der Saalburg
vertreten.
Außerdem tragen vornehmlich Huf-
eisen, Messer und eine kleine Klammer
tiefe Einhiebe, rund, viereckig (3:3 mm)
oder in Kleeblattform, die ich auch für
Fabrikmarken halte. Besonders deut-
lich ist die letztere Form auf dem Beile, das auf Taf. XXXIII, Nr. 2, ab-
gebildet ist.
An dieser Stelle mögen auch die Brennstempel ihren Platz finden,
wenn sie auch eigentlich nur dazu dienten, Inschriften herzustellen. Wir
besitzen deren jetzt 5, ganz oder in Bruchstücken. Ihre Form ist aus der
Fig. 51, Nr. a, ersichtlich. Sie bestehen aus einem Eisen, das sich in zwei
oder drei Arme teilt, au welchen wiederum je ein Buchstabe an- oder aus-
geschmiedet ist; um den Schaft befand sich jedenfalls ein Griff aus Holz.
225) Legio XIIII gemina. "Wann diese errichtet wurde, ist zweifelhaft, nach Mommsen
z. B. erst i. J. 6 n. Chr. Ritterling hält sie für älter und geht mindestens auf die Zeit nach
der Schlacht bei Actium zurück. Derselbe vermutet auch, daß sie in den früheren Zeiten
des Augustus vielleicht in Illyricum (?) lag, aber schon früh an den Rhein (Mainz) kam,
wo sie bis z. J. 43 blieb. Dann nach Britannien geschickt, wo sie die Beinamen Martia
Victrix erwarb, beteiligte sie sich lebhaft an den Kämpfen des Vierkaiserjahres. Im J. 70
kam sie nach Germanien zurück, schlug zuerst unter Cerealis die Bataver bei Vetera, wurde
dann aber dem oberen Heere unter Annius Gallus zugeteilt. Ihr Hauptquartier war wieder
Mainz. Nach dem Aufstande des Saturniniis, an welchem sie sich beteiligt haben muß,
wurde sie etwa i. J. 90 nach der Donau geschickt, wo sie in Pannonien stand. Ihr Haupt-
quartier war unter Trajan vielleicht Flexum (?), dann seit dem parthischen Kriege
114 ff. bis in die spätesten Zeiten Carnuntum, denn noch zur Zeit der Notitia dignitatum
erscheint sie dort.
348
Die Funde.
Fig. 51.
Derartige Stempel mögen zum
Stempeln von Tieren, Pferden oder
Schweinen u. a., welche in Herden auf die
Weide getrieben wurden, und besonders
zum Einbrennen auf Holz gedient haben.
Die bis zum Jahre 1892 gefun-
denen Brenneisen hat Zangemeister in
der We.std. Zeitschr. 1892, S. 30G ff'.,
mit anderen veröffentlicht, ohne für
jedes eine genaue Lesung angeben
zu können. Man vermutet im All-
gemeinen in ihnen TruppenstcmpeP^").
Fig. 51, a. Brenneisen (s. auch Zeichnung bei Zangemeister); von mir zuerst
in der Westdeutschen Zeitschrift, VIII, S. 262, veröffentlicht und
daselbst Taf. 14,2 in natürlicher Größe dargestellt.
9 cm lang, Buchstaben 2 cm hoch. Ob der eine Buchstabe A
oder V ist, scheint nicht klar, da der Ansatz zwischen den
Schenkeln ebensogut auch von dem Griffe herrühren kann; der
zweite kann C oder ein abgebrochenes 0 sein. Die Deutung bleibt
unsicher, 3A könnte auf einen Centurio mit dem Anfangsbuchstaben
A hinweisen, oder wenn 0 für C steht, eine Kohorte bezeichnen.
Fig. aa zeigt die Buchstaben, wie sie im Abdrucke erscheinen.
b. Bruchstück eines C mit abgebrochenem Griff, ca. 5 cm hoch.
c. Unteransicht zu dem im Jahre 1894 gefundenen, wohl erhaltenen
Eisen (14 cm lang, Buchstaben 5 cm hoch), vielleicht AI (Ala I
oder Ala Indiana) (?).
d. Buchstabe S (4,3 cm hoch) an einem 11,5 cm langen Eisen, dessen
zweiter Buchstabe abgebrochen ist.
Großer dreiteiliger Brennstempel (21 cm lang), dessen Buchstaben
leider sämtlich abgebrochen sind ; der Rest von dem einen äußeren
Arme könnte von einem I herrühren.
4. Auf Blei.
Bis jetzt wurde nur
ein rechteckiges (4 — 3 cm)
dünnes Täfelchen gefun-
den, das an einer Ecke
defekt ist. Durcli ein
nahe dem Rande und in
der Mitte einer Schmal-
seite angebrachtes Loch
(dasjenige der Gegenseite
e.
*2e) Außer den von Zangeineister veröffentlichten Brennstempeln ist mir noch einer
im Speierer Museum (aus Kheinzabern, der im Abdruck BI ergiebt) und einer im Großh.
Museum zu Darmstadt (gefunden 1896 in Groß-Bieberau, im Abdruck: SL) bekannt geworden.
Inschriften auf Thonschiefer. 349
ist mit ausgebrochen), sowie durch die auf ihm angebrachte Inschrift stellt es
sich als ein sogenanntes Antefixum dar, das man an Gegenständen befestigte,
auf denen man aus besonderen Gründen eine Inschrift anderweitig nicht
anbringen konnte oder wollte.
Die Aufschrift kommentiert Dr. Henkel folgendermaßen : «Die Inschrift,
in Buchstaben der Kursive, ist mit Ausnahme des Schlusses der ersten Zeile
auf der Hauptseite vollständig und deutlich lesbar. Sie lautet:
Hauptseite: } IVS ////
NVDN
Rückseite: DDDVF (Der letzte Buchstabe ist am Rande in die
Höhe geschrieben und zwar in der, zumal bei Kursivschrift geläufigen Form
zweier Vertikalhasten). Die Inschrift ist stark abgekürzt, enthält aber keine
Bestandteile, welche Schwierigkeiten für die Lesung bereiten könnten. (Für
DDD vergl. die Steininschrift Nr. 18, S. 280.) Mit Ergänzung der ersten
Zeile dürfte zu lesen sein: C{enturia) Jus{ti) nu{mini) d[oniim) n[ostn) d[edit)
d{onavit) d{edicavü) n[tere) fe[lix) (resp. ntimini felices). Zu deutsch: «Die
Centurie des Justus hat den (zugehörigen) Gegenstand der göttlichen Majestät
unseres Herrn (des Kaisers) als Geschenk gewidmet mit dem Wunsche einer
glückbringenden Verwendung».
Die Worte «numini domini nostri» berechtigen uns, an eine Statuette
eines Kaisers (wahrscheinlich aus Bronze) als den geweihten Gegenstand zu
denken, die man wohl im Sacellum aufgestellt hatte, und der man göttliche
Verehrung zuteil werden ließ. Die beigefügte Formel «utere felix», die auf
römischen Gegenständen verschiedenster Art ungemein häufig ist, drückt den
Wunsch der Stifterin aus, daß die Aufstellung und Verehrung des Kaiser-
bildes dem Kastell und seinen Bewohnern zum Segen gereichen möge.»
Vielleicht gehörte das Täfelchen zu der im Kastell in dem Oeciis ge-
fundenen Bronzestatuette, die jedenfalls einen Kaiser darstellt.
D. Inschriften auf anderen Stoffen.
1. Auf Thonschiefer.
Der nebenstehend in natürlicher Größe
abgebildete Okulistenstempel besteht aus
weichem, gelblichem Thonschiefer, wie er in
der Taunusgegend nicht vorkommt. Er macht
bezüglich des Materials darin eine Ausnahme
von anderen Stempeln römischer Augenärzte,
die sich meist auf Serpentin und ähnlichem
Gestein befinden. Deshalb schreibt Esperandieu,
JRecueü des cachets, s. 85, mit Unrecht von dem
" unsrigen <!■ Serpentine verdätre». Er ist am
13. August 1887 etwa 80 m vor dem Kastell neben der Römerstraße nach
Heddernheim im Brandschutt hinter einem Keller zusammen mit Sigillata-
350 Die Funde.
Scherben gerunden. Von unregelmäßiger, fast trapezfürmiger Gestalt, hat er
eine Dicke von 10 mm und ist im Mittel 42 mm lang und 35 mm breit.
Von der oberen Fläche ist nur ein Teil gut erhalten, der übrige ausge-
brochen. Auf den vier Seiten befinden sich Inschriften, die leider nur zum
Teile sichtbar sind. Zamjcmcistcr hat sie im Korrespondenzblatt der Westd.
Zeitschr. 1888, Nr. 20, besprochen.
Auf Seite d ist zu lesen LEPJDIP (P sehr fein eingeritzt). Zangemeister
hält zwei Lesungen für möglich: Lepidi pemcillum (der Name Lepidus ist sonst
als Augenarzt nicht bekannt) oder auch L. Epidi('i) mit folgendem Cognomen ;
letzteres ist weniger wahrscheinlich, weil der Punkt hinter L fehlt. Die Striche
auf Seite c scheinen Zufall, auf a sind Reste von Buchstaben, aber unleser-
lich. Seite b enthält dünn eingeritzt PO. Die Schrift sieht dabei aus, als
ob sie vorgeritzt und nicht ausgeführt sei; vielleicht hat man nur den
Namen stehen gelassen und die drei übrigen Seiten zur Aufnahme eines
neuen Rezeptes abgeschliffen, wofür sich gerade unser weiches Material sehr
vorzüglich eignet.
Specialisten unter den Ärzten in dem Heere sind bezeugt; die zahlreichen
Namen sind meist griechische und keltische. Augenärzte gehörten vermutlich
dem niederen Stande an und waren Freigelassene.
2. Auf Holz.
Die Schrifttäfelchen aus Pinienholz (gefunden in den Brunnen Nr. 12,
14, 36 und 40) haben meist Aufschriften mit Tinte; leider sind sie aber, ob-
wohl sie bei der Entnahme aus den Brunnen, wo sie gefunden wurden, noch
deutliche Schrift zeigten, bald so sehr eingetrocknet, daß ihre Lesung nicht
mehr möglich war.
3. Anf Glas.
Nur auf dem kleinen Randbruchstücke eines Glasgefäßes (Taf. LXXI,
Nr. 13) ist uns der Rest eines Buchstabens erhalten, der obere Teil eines
F oder E.
4. Auf Leder.
Zwei von unseren zahlreichen Schuhsohlen tragen im Innern ein-
geschnittene oder eingepreßte Schriftzeichen. Es ist möglich, daß sie bereits
auf dem Rohleder standen und dessen Verfertiger, oder auch Größe und
Nummer des Stückes, anzeigen. Den Besitzer des Schuhes möchte ich in
ihnen nicht erblicken.
1. IIIVX jetzt rückläufig, ist wahrscheinlich von der anderen Seite
zu lesen; jedenfalls die Zahl XVIII. (Taf. LXXX, Nr. 10.)
2 PC
///O zwei Zeilen in einem Kreise auf der Sohle: Taf. LXXX, Nr. 13;
vor 0 wäre ein N möglich.
Inschriften auf Schuhen von Mainz hat auch Becker (Die römischen
Inschriften und Steinsculpturen des Museums der Stadt Mainz, Mainz 1875)
S. 115 aufgeführt.
Die Münzen.
351
Fig. 52. BronzemÜDzeo. (Nat. Größe.)
3. Die Münzen.
Eine genaue Zusammenstellung sämtlicher Saalburgmünzen hat bisher
noch nicht stattgefunden. In den beiden ersten Auflagen der kleinen Saal-
burgbroschüre war in einer Aufzählung und einer graphischen Darstellung
nur eine allgemeine Übersicht über das Vorkommen einzelner Münzen ge-
geben worden. Die bis 1873 gefundenen wurden von Herrn Julius Isenheck
in Wiesbaden und die von dieser Zeit an bis 1891 ausgegrabenen von Herrn
Dr. F. Quüling, wissenschaftlichem Hülfsarbeiter am städtischen historischen
Museum in Frankfurt, für das Saalburg-Museum bestimmt; ich nehme hier
gerne Veranlassung, beiden Herren für ihre gewissenhaften und sorgfältigen
Arbeiten bestens zu danken.
Nachdem aber in den letzten Jahren noch eine große Anzahl von Münzen
gefunden waren, auch über den Verbleib früher verloren gegangener Stücke —
vor Allem über die Kollektivfunde — einige Aufklärung gewonnen wurde,
mußte eine neue Bearbeitung der zahlreichen und zum Teil wertvollen Münzen
der Saalburg vorgenommen werden.
Herr Dr. Friedrich Henliel aus Darmstadt, Assistent am Großherzoglichen
Museum daselbst, hat dies mit großer Sorgfalt und Sachkenntnis gethan und
auf meinen Wunsch seine gründliche Bearbeitung in dem folgenden Ab-
schnitte durch einen kleinen Abriß der Geschichte des römischen Münzwesens
eingeleitet. Durch diese, für die Katalogisierung unserer Funde äußerst dankens-
werte Arbeit sind auch für die Geschichte der Saalburg eine Reihe neuer
Gesichtspunkte eröffnet worden.
352 Die Funde.
A. Einleitende Bemerkungen.
Bis zum P]ndc der römisclien Republik, der Zeit, welcher vorwiegend
die ältesten auf der Saalburg gefundenen Münzen angehören, hatte das
römische Münzwesen in stetiger Fortentwickelung bereits eine ansehnliche
Reihe von Wandlungen erfahren, die sich in der Epoche der römischen
Okkupation des rechtsrheinischen Germaniens, den nächsten drei Jahrhunderten,
noch weiter fortsetzten und mehrten. Diese Thatsache ist für uns die Ver-
anlassung, auch auf die Entwickelung des römischen Münzwesens vor der
uns vornehmlich interessierenden Zeit einzugehen, um nicht nur einen Abriß
aus dem großen Ganzen zu bieten, sondern durch die Darstellung der wesent-
lichsten Phasen der organischen Entwickelung ein möglichst umfassendes Bild
in gedrängter Form zu gewähren. Um jedoch diejenigen Grenzen einhalten
zu können, innerhalb deren sich diese Darlegungen nach dem Plane des Ge-
samtwerkes notwendigerweise zu bewegen haben, erscheint es geboten, eine
Kürze anzustreben, die es nicht gestattet, auf alle diejenigen Fragen einzu-
gehen, welche an das hier zu Bietende angrenzen und in dasselbe hinüber-
spielen. Zum Zwecke einer gründlicheren Belehrung nach dieser Richtung
müssen wir auf diejenigen Werke verweisen, welche für die Kenntnis des
römischen Münzwesens von grundlegender Bedeutung geworden sind, vor-
nehmlich auf das treffliche Buch von Mommsen^^'^), an das wir uns für diesen
Teil in der Hauptsache anlehnen.
Unsere Aufgabe ist es, in erster Linie eine statistische Zusammenstellung
möglichst aller auf der Saalburg gefundenen und zu unserer Kenntnis ge-
langten Münzen zu geben und die aus ihnen abzuleitenden Schlußfolgerungen
zu ziehen, eine Aufgabe, neben der allgemeine Auseinandersetzungen nur
den Charakter einer Einleitung tragen können.
a. Die älteste Münzeinheit und ihre weiteren Schicksale.
Große Einfachheit zeigt das römische Münzwesen der ältesten Zeit. Das ver-
wendete Metall ist ausschließlich Kupfer. Die Münzeinheit ist der pfundige As (Libralas),
gerechnet zu 12 ünzien; seine Teile: Semis (6), Triens (4), Quadrans (3), Sextans
(2 ünzien) und die kleinste Münze, die Unzie. Allmählich wurde dieses schwere
Kupfergeld lästig, und wohl namentlich seitdem der römische Handel sich mehr und
mehr entwickelt hatte und mit ihm der Reichtum wuchs, zeigten sich Schwierigkeiten
im Geschäftsverkehr mit denjenigen Nachbarvölkern, die bereits früh die Silberwährung
eingeführt hatten. Ums Jahr 486 der Stadt (268 vor Chr.), 4 Jahre vor Ausbruch
des ersten punischen Krieges, ging man deshalb in Rom zur Silberwährung über, nach-
dem man kurz zuvor den As auf ein Drittel seines früheren Wertes und Gewichtes,
auf 4 Ünzien, den sogenannten Trientalfuß, herabgesetzt hatte. Da indessen das Effektiv-
gewicht des Libralasses gewöhnlich nur 10 ünzien betrug, so galten jetzt 2^2 neue
Asse gleich einem alten. Das Kupfergeld behielt zunächst seine Bedeutung als Wert-
münze neben dem Silbergeide bei. Das letztere wurde in Stücken zu 10, 5 und 2'/«
2") Theodor Mommsen, Geschichte des römischen Münz wesens. Berlin, Weidmann, 1860.
Die Münzen. Einleitung. Die älteste Münzeinheit. 353
neuen Assen, als Denar, Quinar und Sesterz ausgebracht '^2*). Dabei blieben die Teile
des Kupferasses auch des neuen Fußes die früheren. Durch die Abschaffung des Libral-
fußes war der relative Wert der Münze nicht verringert, sondern nur der Wertaus-
druck geändert worden. Als aber dann der Münzas, der, um seinem Legalwert zu
entsprechen, 4 Unzien wiegen mußte, allmählich thatsächlich auf 3, 2 und 1 Unzie
herabkam, ohne daß sich sein Verhältniswert gegen das Silber darum veränderte, hörte
er auf, Wertmünze zu sein und sank herab zu einer nur noch nicht ganz wertloseh
Scheidemünze. Als sodann der ünzialfuß im Jahre 537 der Stadt (217 vor Chr.) ge-
setzlich festgelegt wurde, erhielt diese Entwertung ihre förmliche Anerkennung, und
das Kupfer wurde offiziell zur Scheidemünze herabgewürdigt. Aber gleichzeitig hat
man, offenbar um einigermaßen zu kompensieren und die Scheidemünze wieder in ein
richtigeres Verhältnis zum Silber zu bringen, die bei Einführang des Silbergeldes
(Denars) festgesetzte Gleichung der Kupfer- und Silbermünze von 10:1 in 16:1 ge-
ändert. Auf dieser Stufe blieb das Kupfergeld für ziemlich lange stehen, bis im Jahre
665 der Stadt (89 vor Chr.) infolge des Bundesgenossenkrieges und seines Ausganges
eine Vereinheitlichung des gesamten italischen Münzwesens nötig wurde und Rom
durch ein Zugeständnis an die zuvor föderierten Gemeinden, bei denen bereits der
Semunzialfuß (Halbunzienfuß) eingeführt war, auch seinerseits diesen Münzfuß annahm.
Eine wesentliche Änderung oder gar Störung des Verkehrs kann durch diese Maßregel
nicht herbeigeführt worden sein ; das Kupfer war jetzt thatsächlich vollständig Scheide-
münze und der materielle Wert der Kupferstücke von geringem Belang. Bald nach-
her, zwischen 670 und 680 der Stadt (84 und 74 vor Chr.), hört die Kupferprägung
vollständig auf, und über ein halbes Jahrhundert ist für Rom überhaupt nichts als
Silber geprägt worden. Die kleinsten Nominale, Sextans und Unzie, werden allmählich
seltener, ohne ganz zu verschwinden, zumeist wohl aus dem Grunde, weil bei dem
steigenden Reichtum das Bedürfnis zurücktrat, für dergleichen kleine Werte einen
realen Ausdruck zu besitzen. Ohnedies ist wahrscheinlich die gesetzliche Normierung
des unzialen und semunzialen Gewichtes nicht absolut, sondern minimal aufzufassen,
sodaß den Münzherren nur unter einer oder einer halben Unzie zu prägen verboten,
aber nicht auf dieses Gewicht zu prägen geboten war.
Die seit Sullas Zeit ins Stocken geratene Kupferprägung — aus Caesars Zeit
giebt es überhaupt kein Kupfergeld römischer Reichswährung — wurde ums Jahr 738
der Stadt (16 vor Chr.) unter des Kaisers Augustus Regierung wieder aufgenommen,
zu der Zeit, wo der Senat das Recht, Gold- und Silbermünzen zu prägen, definitiv
an den Kaiser abtrat und nur das Recht der Kupferprägung behielt. Seit dieser Zeit
tragen darum alle Kupfermünzen auf dem Revers die Buchstaben S C, d. h. senatus
consulto (auf Senatsbeschluß). Dieses Recht des Senates blieb fortan ungeschmälert.
Daraus erklärt es sich auch ganz von selbst, daß es von den vom Senate nicht an-
erkannten Kaisern Otho und Pescennius Niger keine Kupfermünzen giebt.
Hand in Hand mit dieser Bestimmung bezüglich der Kupferprägung geht eine
Verbesserung der diskreditierten Kupfermünze. Hinsichtlich der Komposition des
Kupfers in der republikanischen Zeit war zu bemerken, daß die Münzen des Libralfußes
so gut wie die Asse um die Zeit von Caesars Tod nicht nur Kupfer, sondern 5 — 8 "/o Zinn
und 16 — 29 "/o Blei enthalten. Während der Zinnzusatz dem ganzen Altertum gemein-
sam ist, so scheint die Verschlechterung der Kupfermünze durch Blei spezifisch römisch
zu sein. Augustus dagegen verordnete, daß Sesterz und Dupondius (Zweias- Stück)
228) Nach heutigem Gelde entsprechen dem Denar beiläufig 0,75—0,80 Mk. , dem
Sesterz 0,18—0,20 Mk.
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg. 23
354 Die Funde.
aus Bronze, der As und die kleineren Nominale aus Kupier gesehlagen werden, alle
Legierung aber auch im Kupfer wegfallen solle. Mit diesen Satzungen stimmen die
Keichskupfermtinzen der guten Kaiser/eit überein. Alle von erster Größe haben gelbe,
oft goldglilnzende Farbe und zeigen bei der Analyse eine Mischung von reichlich */5
Kupfer und knapp '/s Zink. Dies also sind die.Sesterze (2';2 Asse). Dieselbe Mischung
zeigt ein Teil der Kupfermünzen zweiter Größe, die Dupondien (Zweias-Stücke), wilhrend
andere reines Kupfer ohne jeden Zusatz von Blei und Zink ergeben haben: die Asse.
Von den Kupferstücken di-itter Größe sind die größeren Semisse (Halbas- Stücke), die
kleineren Quadranten (Viertelas-Stücke). Abgesehen von der Komposition des Metalles
muß auch wohl eine Bestimmung über das Gewicht dieser Bronze- und Kupfermünzen
in der Augusteischen Verordnung getroffen worden sein, da gegenüber den früheren
Gewichtsschwankungen und Willkürlichkeiten eine auffallende Stetigkeit, wenigstens
in der nächsten Folgezeit, herrscht. Freilich war die Münzverschlechterung der früheren
Zeiten noch nicht vergessen und ihr Nutzen so bedeutend, daß man auch in der
Kaiserzeit sich nicht davon freihielt. Schon unter Nero und den Flaviern sinkt der
Zinkgehalt oder zeigt sich eine Kleinigkeit Zinn, unter Vcspasian finden wir schon
wieder 1 , unter Hadrian 2 , unter Marc Äurel schon 9 "/o Blei zugesetzt ; indessen
tritt diese Wertverringerung weit langsamer und schwächer auf, wie die gleichzeitige
im Silber. Die Sesterzprägung geriet seit Commodus' Zeit ins Stocken und noch ent-
schiedener seit Severus Alexander; die Prägung der kleineren Nominale scheint in der
guten Kaiserzeit überhaupt nur unbedeutend gewesen zu sein.
Die späteren Schicksale der Kupferprägung kommen für unsere Zwecke nicht
in Betracht und können hier fuglich unerwähnt bleiben.
b. Das Silbergeld und seine Wandlungen.
Die erstmalige Silberprägung in Rom geschah, wie bereits im vorigen Abschnitte
kurz erwähnt, im Jahre 486 der Stadt (268 vor Chr.). Die Münzeinheit dieser Wäh-
rung war der Denar (deni = je zehn [Asse]), seine Teilstücke der Quinar ('/« Denar
zu 5 Assen) und der Sestertius ('/4 Denar oder 2^2 Asse) mit den ihrem Werte nach
Assen entsprechenden Wertzeichen X für Denar, V für Quinar und IIS für Sestertius"®).
Bei dem letzten Zeichen steht S für semi (halb), also 2 und \'2. Der Denar wurde
zunächst im Gewichte auf ^74 vom römischen Pfund normiert (4,54 Gramm). Er war
jetzt die eigentliche Wertmünze gegenüber dem degenerierten Kupfergeld. Sein Ge-
wicht blieb indessen nur bis zum Jahre 537 der Stadt (217 v. Chr.) das erstmalig
festgesetzte. Von dieser Zeit an geht es auf '/s* Pfund zurück.
Das Silber der römischen Geldstücke republikanischer Zeit ist durchgängig fein
und eine absichtliche Legierung nicht wahrnehmbar. Dagegen finden sich in großer
Zahl Münzen, deren Kern aus Kupfer, selten auch aus Eisen besteht, über den man
mit großer technischer Geschicklichkeit dünne Plättchen Silber überzustanzen verstand,
sodaß das Ergebnis dieser Manipulation leichthin von den ganz aus Silber geprägten
Stücken nicht zu unterscheiden war. Materiell waren so entstandene Münzen fast
wertlos; sie führen die Bezeichnung «plattierte» oder «gefütterte» Denare. Zur Zeit
des zweiten punischen Krieges (218 — 201 v. Chr.) kam dieses Verfahren auf. Wie
zuvor schon das Kupfergeld keine Wertmünze, sondern nur noch Scheidemünze war,
"^) Ein Denar dieser Zeit ist Nr. 1 des Hauptverzeichnisses. Die Kaiserzeit gab
die Wertzeichen völlig auf.
Die Münzen. Einleitung. Das Silbergeld. 355
so wurde jetzt das plattierte Silbergeld ebenfalls Kreditmünze des Staates neben dem
werthaften Denar, und zwar mit Zwangskurs. Die große Masse der plattierten Münzen
sind also nicht als Fälschungen Privater anzusehen, sondern eben als staatliche
Prägungen in gewissen Notlagen. Freilich haben sich naturgemäß die Falschmünzer
einen für sie so gelegenen Brauch zu nutze gemacht. Das Verhältnis der plattierten
Münzen zu den werthaften wurde zeitweise geregelt; so beantragte im Jahre 663 der
Stadt (91 vor Chr.) M. Livius Drusus die Emission eines plattierten auf 7 Silber-
denare. Dadurch kamen die schlechten Denare in immer größeren Massen in Umlauf.
Diesem Unfuge wurde aber auch zeitweise gesteuert, zum Beispiel wurden im Jahre
670 der Stadt (84 vor Chr.) Probierbureaus errichtet und zwar durch ein Edikt des
Prätors 31. Marius Gratidianus, und in Zusammenhang damit der Zwang, plattierte
für werthafte Münzen anzunehmen, aufgehoben und die Kassen angewiesen, die plattierten
Stücke gegen gute einzulösen. Sulla stieß diesen Usus wieder um und verlieh den
plattierten wieder Zwangskurs. Caesar dagegen scheint keine plattierten Denare aus-
gegeben, vielleicht sogar die in Umlauf befindlichen eingezogen zu haben. Unter
Augustus scheinen einzelne Denarsorten für den indischen Handel durchaus plattiert
geschlagen zu sein. Ganz gewöhnlich war die Fütterung unter Claudius und Nero,
auch unter Vespasian, während sie von Domitian an abnimmt.
Die Prägung der kleineren Silbernominale, des Quinar und Sesterz geriet schon
früh ins Stocken; zeitweise wurde sie dann wieder aufgenommen, unterblieb wieder
und beginnt von neuem unter Caesar.
Die Kaiserzeit hat in Silberstücken namentlich vorwiegend Denare geprägt,
Quinare nur in geringem Umfange, die Sesterzprägung dagegen hört ganz auf. Ge-
wicht und Korn des Denars behaupten sich ziemlich unverändert bis zur Mitte der
Regierungszeit Neros. Eine Ausnahme davon machen aber die Legionsdenare des
Antonius, die fast ein Fünftel Kupfer enthalten. Von Neros Zeit an ist der Denar
durchgängig leichter und stimmt bis Severus einschließlich mit dem Normalgewichte
von ^'fl6 Pfund. Dagegen verschlechtert sich in dieser Epoche das Korn: unter Nero
beginnt die absichtliche Legierung. Dieselbe betrug anfangs \'2o bis fast \'io, unter
Vitellius schon fast ^/'s, bessert sich aber unter den Plaviern, namentlich Domitian
wieder auf '/lo. Von Trajans späterer Regierungszeit bis auf Pms einschließlich macht
sie aber schon nahezu ^h aus, unter 3Iarc Aurel ^'4, unter Commodus fast ^/lo, bis
dann unter Severus, um 198 nach Chr., das Silber zum Billon wird und die Hälfte
und mehr des Bruttogewichts auf das Kupfer kommt. Dieser Feingehalt von 50 — 40 "/o
besteht im Ganzen bis gegen das Jahr 256 mit mancherlei Schwankungen fort. Mit
diesem Jahre sinkt der Peingehalt auf 20 ja bis auf 5 "/o, und aus den Münzen der
folgenden Kaiser, von Victorimis (f 267) und Claudius GotJiicus an (268 — 270) bis
auf Biodetian, ist das Silber in dem Maße verschwunden, daß sie als kupferne an-
gesehen werden können.
Die Plattierung zeigt sich nach Commodus selten, soll aber noch unter Gallienus
und Postumus vorgekommen sein. Nachher fiel sie natürlich weg und wurde durch
die gleichartige, nur noch weit energischere, allgemeine Prozedur des Weißsiedens von
Kupfermünzen ersetzt.
Im Allgemeinen kann man für den Denar der Kaiserzeit drei Wendepunkte an-
nehmen: Ums Jahr 60 unter Nero, wo das Gewicht von \'84 auf V^e Pfund reduziert
wurde und die Legierung von 5 — 10 "/o beginnt; ums Jahr 100 unter Trajan, wo die
Legierung auf ungefähr 20 *'/o sich steigert, und um 198 unter Severus, wo sie noch
weiter bis auf 50—60 ^jo zunimmt. Alle diese Abänderungen sind nur Münzverschlech-
23*
356 Die Funde.
terungen gewesen, nicht eigentliche und formelle Wechsel der Wtlhrung, denn bei
jeder Reduktion in Schrot und Korn, oder beiden zugleich, wurde die neue geringere
Münze der illteren besseren gesetzlich gleichgestellt, sodaß beide nebeneinander umliefen
oder doch umlaufen sollten. Daß Trojan ums Jahr 107 die alte Münze einzog und
neue dafür ausgab, berichten die Historiker. Es ist dies aber keineswegs deshalb ge-
schehen, weil jene illteren Denare außer Kurs gesetzt worden wären oder werden
sollten, sondern angeblich wegen der Verschliffenheit des Gepräges, in der That ohne
Zweifel wegen des bei dieser Umprilgung trotz aller Abnutzung der Stücke dennoch
sich ergebenden Gewinnes. Ein merkwürdiger Fingerzeig dafür ist, daß die schlecht
geprägten Legionsdenare des Antonius von der Trajanischen Einschmelzung ausgeschlossen
wurden und auch in späteren Funden noch häufig begegnen, auch sie aber unter
Marc Aurel eingeschmolzen worden sind; offenbar weil der neue Denar jetzt bereits
so viel weiter herabgekommen war, um die Einschmelzung auch der früher aus-
geschlossenen Stücke rätlich zu machen. Daß die zufällig oder absichtlich nicht ein-
gezogenen älteren Stücke im Kurs blieben, ist gewiß.
Die vorstehend niedergelegten münzgeschichtliclien Angaben hielten wir
für unumgänglich, da sich die auf der Saalburg gefundenen Münzen der
einzelnen Kaiser im Einklänge befinden mit den teils durch Schriftsteller-
nachrichten ausdrücklich bezeugten, teils aus anderen Funden für sie ab-
geleiteten Regeln und Annahmen. Mit demselben Rechte aber glaubten wir
umgekehrt von Mitteilungen über die Prägung und die allmähliche Umge-
staltung der römischen Goldmünzen Abstand nehmen zu sollen, da solche
auf der Saalburg unseres Wissens bisher nicht gefunden wurden.
Da stieß, kurz vor Beginn des Druckes, der Verfasser dieses Werkes
auf eine schriftlich überlieferte Nachricht von der Auffindung einer Gold-
münze auf der Saalburg. Diese Notiz findet sich im dritten Hefte des «Archiv
für Frankfurts Geschichte und Kunst» von 1844 auf Seite 93 und lautet:
«Von Münzen wurden gefunden: a) Gold. Imp. Nero Caesar Aug.
Revers: Jupiter Gustos. » ^^*^) Über den Verbleib dieser einzigen Gold-
münze ist zwar nichts überliefert, die uns nachträglich bekannt gewordene
Thatsache ihrer Auffindung veranlaßt uns aber, hier noch einige Notizen
über die römische Goldwährung anzufügen.
c. Die Goldwährung.
Während im Orient die Prägung von Goldmünzen derjenigen der Silbermünzen
vorausging, sehen wir das umgekehrte Verhältnis bei der römischen Geldwährung statt-
finden. Obgleich schon längst im italischen Großhandel die Zahlung in Gold, sei es
in Barren, sei es in außerhalb Roms geprägter Münze und zwar nach dem Gewichte
üblich geworden war, enthielt sich die stadtrömische Regiei'ung noch lange der eigenen
Goldprägung; offenbar, um dem werthaften Kupfer und dann dem Silber keine Kon-
kurrenz zu schaffen. Dagegen konunt der Name Roms schon verhältnismäßig früh
auf italischen Goldmünzen vor, und zwar auf denen solcher Gemeinden, die in ein
Abhängigkeitsverhältnis zu Rom getreten waren, ohne dai'um alle Selbständigkeit zu
»80) v^ergl, Hauptverzeichnie Nr. Ha.
Die Münzen. Einleitung. Die Goldwährung. 357
verlieren. Das Wertverhältnis dieser Münzen ist dann dem jedesmaligen örtlichen
Münzfuße entsprechend. Daß thatsächlich bei der römischen Regierung eine Abneigung
gegen die Einführung der Goldmünze bestanden hatte, erhellt am besten auch daraus,
daß die erste, allerdings außerhalb Roms, aber für dieses erfolgte Goldprägung zu einer
Zeit geschah, da sich der Staat in einer Notlage befand und sich durch die Einführung
gemünzten Goldes einen Vorteil zu verschaffen suchte und auch verschaffte. Diese
ei'ste Goldprägung erfolgte im Jahre 217 vor Chr., demselben Jahre, in welchem die
Unzialreduktion und die erste Ausgabe plattierter Münzen stattfand; vergl. S. 353
und 354. Dabei wurden die auf 60, 40 und 20 Sesterzen benannten Goldstücke zum
geprägten Silber im Verhältnis von 1:17 normiert, während der sonst übliche, dem
Metallwerte entsprechende Satz 1 : 10 war. Als mit der glücklichen Beendigung des
Kannibalischen Krieges die Not des Staates vorüber war, hörte die Goldprägung auf,
und die ausgegebenen Stücke wurden wahrscheinlich wieder eingezogen. Eine umfang-
reichere Goldprägung fand ei'st wieder gegen Ende der Republik statt durch Sulla,
Pompe'ms und Caesar, und zwar bei Ersterem ausschließlich, bei den Letzten zum Teile
zur Herstellung von Festmünzen gelegentlich ihrer militärischen Triumphe. Dabei
war aber die Schwere dieser drei Goldsorten derartig verschieden, daß Sullas Stücke V^o,
diejenigen des Pompeius ^ js^ und die Caesars V'4o Pfund wogen; mit ein Beweis dafür,
daß unter normalen Verhältnissen dem Goldstücke ein Eigenwert nur durch sein Ge-
wicht innewohnte und eine Tarifierung auf eine bestimmte Summe anderer Münze
eben deshalb überflüssig war, weil man das Gold aufs Gewicht in Zahlung zu nehmen
pflegte. Diesen Gebrauch wird man auch für die spätere Zeit annehmen müssen, wenn
man beobachtet, welch bedeutende Gewichtsschwankungen innerhalb der Goldmünzen
derselben Münzherren vorkommen. Umgekehrt aber zeigt die, meist auf Beschneidung
zurückzuführende Gewichtsverringerung, daß man bei der Einzelausgabe von Gold-
stücken doch dazu gekommen sein mußte, einen bestimmten Wertsatz anzunehmen,
sonst würde eben jene Manipulation ihren Zweck verfehlt haben.
Caesar hat zwei Nominale schlagen lassen, die nach Analogie der Silbermünzen
denarius und vidoriatus, je mit dem Zusatz aureus, genannt wurden. Die Halbstücke
sind aber nur selten geprägt worden, und ebenso selten sind die von Augustus aus-
gegebenen vierfachen Stücke, die quaterniones. Im Allgemeinen herrscht das einfache
Stück Jahrhunderte lang vor und wird schlechtweg aureus genannt.
Das seit Caesar festgesetzte Normalgewicht von \'4o Pfund römisch oder
8,185 gr. unseres Gewichts scheint deshalb gewählt worden zu sein, weil es der
Goldmünze des Orients, dem Philippeus und derjenigen Galliens, dem keltischen
«Regenbogenschüsselchen», das ja von dem macedonischen Philippeus abgeleitet ist,
nahezu gleichkommt und so für den internationalen Verkehr am besten verwendbar
war. Mit dem guten Normalgewichte der Caesarischen Goldstücke stimmen auch die
der senatorischen Prägung (zur Zeit Caesars) überein. Diese fand bis zum Jahre 15
vor Chr. statt, wo das Recht, Gold und Silber zu prägen, ein ausschließlich kaiser-
liches wurde. Die zum Teil recht beträchtlichen Gewichtsschwankungen bei Gold-
stücken der Kaiser bis auf Antoninus Plus sind anscheinend mehr auf Beschneidung
als auf unreelle Ausmünzung zurückzuführen. Die Beschneidung selbst aber kann nicht
ohne Einfluß auf den Kurs der einzelnen Stücke gewesen sein und ließ sich am besten
dadurch ausgleichen, daß man die Münze aufs Gewicht in Zahlung nahm. Hierbei
kam man jederzeit zu seinem Rechte, denn der Feingehalt blieb sich fast immer gleich
und ging nie unter 96 "/o zurück. Von Marcus Aurelius an sinken die Goldmünzen
beträchtlich im Gewicht, bis um mehr als ein Gramm, und stellen sich so auf V*^ Pfund ;
358 I>ie Funde.
aber erst Caracalla hat das Goldstück fihinlich reduziert und zwar im Jahre 215 auf
Vso Pfund, das ist 6,55 gr. Von da an sinkt das Gewicht noch weiter. Dabei werden
mehrfache Stücke, so dreifache (tcrnioncs), doppelte (hinlones), ja auch Teilstücke, so
Drittel (trkntcs) und zwei Drittel geprilgt, wobei der von Caracalla eingeführte Fuß,
trotz der thatsächlichen Gewichtsverringerung, als der normale vorausgesetzt wui'de.
Dadurch trat eine solche Verwirrung ein, daß die Existenz der Goldmünze geradezu
gefährdet schien und eine andere Annahme derselben als aufs Gewicht kaum noch
denkbar war. Um diesem Unwesen zu steuern, ließ Konstantin der Große, wahrschein-
lich im Jahre 312, eine Münzrefonn eintreten, welche die Goldmünze, nunmehr Solidiis
genannt, auf ^h^ Pfund normierte, von dem auch Teile und Mehrfache geprägt wurden.
Diese Ordnung bestand alsdann bis zum Untergange des bj^zantinischen Kaiserreichs
unverändert fort.
d. Die Technik des Münzens.
Die großen Stücke des ältesten römischen Münzfußes, des libralen, wurden bis
herab zum Quadrans einschließlich durchweg durch Guß hergestellt, und zwar aus
technischen Gründen, weil nämlich die Prägung so gi'oßer und dicker Stücke bei der
Einfachheit der Prägevorrichtungen auf unüberwindliche Schwierigkeiten stieß. Die
beiden kleinsten Nominale des libralen As aber, Sextans und Unzie, wurden teils ge-
gossen, teils gei^rägt. An den gegossenen Münzen dieser Währung ist häufig noch
ein Kest des nicht ganz abgeglichenen Gußzapfens zu bemerken. Am Rhein, in Frank-
reich und England hat man thönerne Münzformen zum Gusse von Münzen der späteren
Kaiserzeit in ziemlicher Anzahl gefunden, aber keine in Italien'"'). Man hat daraus
den Schluß abgeleitet, daß man in dieser Zeit, wo man der Billigkeit halber zu
schlechterem Münzmetall griff, die Münzen zum Teil, und zwar nur in den Provinzen ,
gegossen habe. Wahrscheinlich sind jedoch diese Formen der Mehrzahl nach auf das
Falschmünzerwesen zurückzuführen. Ihre Herstellung war denn auch gar zu bequem:
man brauchte nur echte Münzen von gutem Gepräge in nassem Thone abzudrücken
und die Thonstücke zu brennen, um bereits gebrauchsfertige Matrizen zu erhalten.
Die Vorrichtungen, welche alsdann noch getroffen werden mußten, um einen Massen-
guß zu ermöglichen, beschreibt Blümner a. a. 0. S. 289. — Indessen war der Metall-
guß auch bei Herstellung der offiziellen Münzen nach der Zeit des libralen Fußes
nicht zu entbehren. Man bedurfte seiner zur Herstellung der zur Pi-ägung bestimmten
Schrötlinge, denen man linsenförmige Gestalt gab, damit sich das oft bis zu bedeutendem
Relief erhebende Gepräge gut abdrücken konnte. Der gravierte Prägestempel bestand
in der Regel aus Eisen; gehärteten Stahles scheint man sich dabei nicht bedient zu
haben. Daraus erklärt sich wohl auch zum Teile die ungeheuere Menge der Münz-
typen, indem sich die Stempel rasch abnützten und so für Herstellung schöner Münzen
nicht mehr brauchbar waren. Bei den doppelseitig geprägten Münzen — die Saalburg-
Münzen sind dies sämtlich — ist vorauszusietzen, daß der Amboß den vertieften Stempel
der einen Seite, der Prägestock denjenigen der anderen Seite enthielt^'"). Durch wieder-
holte kräftige Schläge mit dem Hammer auf den Prägestock wurden die Münzstempel
in den auf dem gravierten Amboß liegenden Schrötling eingepreßt. Man nimmt viel-
fach an, daß die Schrötlinge noch in heißem Zustande geprägt wurden, was freilich
die Arbeit bedeutend erleichtern mußte. Daß mit einem einzigen Schlage die Prägung
231) Vergl. Hugo Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste
bei Griechen und Römern. IV. Bd. (Leipzig 1886.) Seite 288.
"2) Blümner a. a. O. S. 260.
Die Münzen. Einleitung. Die Technik des Mönzens. 359
bei diesem Verfahren nicht beendigt sein konnte, liegt auf der Hand; der Zustand
vieler Münzen beweist dies auch selbst aufs deutlichste. Häufig erscheinen nämlich
die Umrisse des Gepräges doppelt, was daraus zu erklären ist, daß sich während der
Ausführung der wiederholten Hammerschläge der Prägestock verschob; umgekehrt
scheint ein undeutliches Gepräge der Münze darauf zurückzuführen zu sein, daß nicht
genug Schläge gethan wurden. Die beiden genannten Erscheinungen kommen bei den
Saalburg-Münzen am häufigsten auf denen der Spätzeit, namentlich den Münzen der
Kaiser Severus Alexander und Gordian vor.
Was die Herstellung der Matrizen in Prägestock und Amboß betrifft, so nimmt
man gewöhnlich an, daß sie durch Gravierung geschah. Indessen fehlt es auch nicht
an Gelehrten, die der Exaktheit und Weichheit der Stempeltypen halber hierfür ein
Verfahren voraussetzen, wie es bei der Herstellung vertieft geschnittener Steine, der
Gemmen, üblich war, nämlich das Einbohren und Einschleifen vermittelst des Rades.
Wahrscheinlich liegt auch hier die Wahrheit in der Mitte, sodaß wir ein aus beiden
Arten kombiniertes Verfahren anzunehmen hätten.
So sehr sich auch die alten Münzen vor den modernen durch Schönheit der
Typen, durch starkes Relief und saubere Prägung auszuzeichnen pflegen, so stehen
sie doch hinter dem heutigen Verfahren dadurch zurück, daß die Fixierung der Schröt-
linge unter dem Prägestock große Schwierigkeiten bereitet hat, wodurch es möglich
war, daß der Prägestock an falscher Stelle aufgesetzt wurde, infolgedessen das Ge-
präge des Stockes nicht ganz auf den Schrötling kam, sondern an der einen Seite des
Randes ausblieb, während an der entgegengesetzten Seite ein unbeabsichtigter freier
Raum entstand ^^^).
e. Die Münzen der Saalburg im Allgemeinen.
Die Örtlichkeiten der Auffindung römischer Münzen auf der Saalburg
verteilen sich auf die militärischen Bauten und ihre Umgebung, die Häuser
der Bürgerlichen Niederlassung, die angrenzenden Ländereien, die Brunnen
und die Gräber ^^*). Der Erhaltungszustand ist bei den in den Letzteren zu Tage
gekommenen Münzen der schlechteste Die in ihnen gefundenen scheinen den
Leichenbrand, vermittelst dessen die Bestattung geschah, mitgemacht zu haben
und sind so in einer W^eise beschädigt worden, daß die Mühe, sie zu be-
stimmen, meist eine verlorene ist. Die in den Brunnen gefundenen Bronze-
münzen sind naturgemäß meist besser erhalten als die in trockenerem Erdreiche
zu Tage geförderten, da die Patinierung (Oxydation) im Wasser langsamer
vorschreitet oder ganz gehemmt ist. Bezüglich der Silbermünzen ist eine
Unterscheidung nach dieser Richtung nicht zu machen. Über die Verteilung
der Münzen auf die einzelnen Metallsorten ist bereits bemerkt worden, daß
nur eine Goldmünze gefunden wurde. Im Allgemeinen wird das Silber- und
Kupfergeld für den Verkehr auf der Saalburg, sowohl unter den Römern
selbst als mit den Germanen, ausgereicht haben. Ein weiterer Grund hierfür
mag auch darin liegen, daß man die auch hier dann und wann in Umlauf
befindlichen Goldmünzen mehr in Acht nahm und vor Verlust bewahrte, als
es mit den geringeren Metallsorten der Fall war. Das Überwiegen der Silber-
233) Vergl. Cohen, IV. 50, zweite Abbildung.
23*) Die Massenf nnde werden wir getrennt besprechen.
360 I>ie Funde.
münzen namentlicli der späteren Zeit (von Severus Alexander an) gegenüber
den Bronze- und Kupfermünzen findet seine natürliche P>klärung in dem im
einleitenden Abschnitte über die letztci-en Münzsorten Gesagten.
f. Die Bestimmung der Münzen im Einzelnen.
Die im Nachstehenden einzeln aufgeführten Münzen sind nach den für
ihre Bestimmung maßgebend gewordenen Werken bezeichnet. Es sind dies
für die Münzen der republikanischen Zeit: Ernesf Bahclon, Description histo-
rique et chronologique des raonnaies de la republique romaine. Paris und
London, Rollin und Feuardent, 1885/86, 2 Bände, und für die Münzen von
dem Triumvir Marcus Antonius an: Henry Cohen, Description historique des
monnaies frappees sous l'empire romain etc. II. Auflage, Paris und London,
Rollin und Feuardent, 1880 — 1892. 8 Bände. (Die Münzen des Marcus Antonius
sind auch bei Cohen verzeichnet, da dieser ihn unter die Zahl der römischen
Imperatoren rechnet.) Wenn die jeweils in Betracht kommende Münze in
Avers und Revers (Schau- und Kehrseite) genau mit der betreffenden Be-
schreibung der genannten Werke übereinstimmt, so ist nur die Stelle in
diesen nach dem Bande, der Seitenzahl und der Nummer citiert. Wo Ab-
weichungen stattfinden, sind diese ausdrücklich vermerkt. Für die Reihen-
folge der Citate der Münzen eines und desselben Münzherren sind wir in der
Weise verfahren, daß wir die nach bestimmten Jahren oder engeren Zeiträumen
chronologisch datierbaren Münzen vorangestellt haben, dann die nicht in dieser
Weise bestimmbaren nach ihrer Reihenfolge in den Handbüchern folgen ließen,
um zum Schlüsse die wegen schlechter Erhaltung nicht auf emen einzelnen
Typus bestimmbaren Münzen des betreffenden Kaisers oder seiner Anver-
wandten anzufügen. Am Schlüsse des Ganzen geben wir dann die Stück-
zahl der einem bestimmten Münzherrn überhaupt nicht zuweisbaren Münzen
nach den Metallsorten an. Das nachstehende Verzeichnis ist zum großen Teile
nach älteren Aufnahmen hergestellt, wo die Bestimmungen überwiegend nach
Cohens I. Auflage geschehen waren. Die in den letzten drei Jahren gefundenen
Münzen dagegen, einige hundert, sind von mir selbst erstmahg bestimmt worden.
Die vorkommenden Abkürzungen sind G für Gold, S für Silber, und
zwar sind die Münzen der letzteren Metallsorte ihrem Werte nach durchweg
Denare — Quinare kommen nicht vor — , GB für Groß-Bronze (sestertius),
MB für Mittelbronze [dupondius und us), KB für Kleinbronze oder semis.
Bezüglich der Bewertung der einzelnen Stücke ist zu bemerken, daß die
bei Cohen angegebenen Zahlen denjenigen Betrag in Franken bezeichnen,
welcher sich als Durchschnittspreis bei Auktionen feststellen ließ. Diejenigen
Münzen aber, deren Preis sehr beträchtlichen Schwankungen unterliegt, sind
von ihm mit einem c bezeichnet. Die betreffenden Preisgrenzen sind bei
Cohen der Beschreibung der Münzen der einzelnen Kaiser vorausgeschickt;
näher hierauf einzugehen glauben wir unterlassen zu dürfen, da ohnedies für
uns der materielle Wert der Münzen neben dem wissenschaftlichen ein ver-
hältnismäßig geringes Interesse bietet.
Die Münzen. Einleitung. Die Bestimmung im Einzelnen. 361
Für die chronologischeDatierbarkeit derMünzen kommen mehrere
Gesichtspunkte in Betracht. Zuerst sei bemerkt, daß eine beschränkte An-
zahl der aufgefundenen Münzen nicht bei Lebzeiten der auf ihnen darge-
stellten Kaiser oder jVIitgheder des kaiserlichen Hauses geprägt sind, sondern
erst nach deren Tode, um ihr Gedächtnis zu ehren und zu erneuern. Die
Münzen dieser Art lassen sich in zwei Gruppen sclieiden. Erstens in solche,
die unmittelbar nach dem Tode der betreffenden Person geprägt sind, wie
die Münze Nr. 9 des An f/tistus, Nr. 116 und 117 des Antoninns Fius, Nr. 176
des Marcus Aurdius und Nr. 204 des Lucius Verus. Sie sind daran kenntlich,
daß auf ihrer Bildseite vor dem Namen die Bezeichnung Divus (der Göttliche)
steht, was darauf hindeutet, daß der Kaiser unter die Götter versetzt wui'de, eine
Thatsache, die ferner auch daraus erhellt, daß die Legende der Kehrseite Conse-
CRATio lautet. Als Darstellung des Reverses solcher Münzen figuriert häufig
ein aufgerichteter Prunkscheiterhaufen oder ein sich in die Lüfte erhebender
Adler, das Sinnbild der Apotheose. Die zweite Gruppe der nach dem Tode
kaiserlicher Personen geprägter Münzen sind die sogenannten «Restitutions-
münzen», auf denen neben dem Namen desjenigen, dessen Gedächtnis er-
neuert und geehrt werden soll, auch der Name des zeitigen Kaisers steht,
welcher die Prägung solcher Gedächtnismünzen veranlaßte. Als Beispiele hier-
für sind Nr. 12 und 13, Münzen des Tiherius und Germanicus, zu nennen.
Die Datierbarkeit der Münzen der Kaiser oder solcher von männ-
lichen Mitgliedern der kaiserlichen Familie ist meist bedingt durch die Angabe
einer Würde oder eines Amtstitels, deren Verleihung aus den erhaltenen offi-
ziellen Listen oder aus Angaben von Schriftstellern der Zeit nach bekannt ist.
Die für die Chronologie wichtigste Bezeichnung dieser Art ist die An-
gabe der seit der erstmaligen Verleihung der tribunicischen Gewalt ver-
flossenen Jahre. Diese, zur Zeit der Republik den Volkstribunen zustehende
Gewalt rissen die Kaiser an sich und gaben ihr eine gegen die frühere Zeit
wesentlich erhöhte Bedeutung, insofern sie dieselbe für Lebenszeit sowie für
alle Teile des Reiches für sich in Anspruch nahmen. Um jedoch den Schein
der Loyalität bis zu einem gewissen Grade zu wahren, erneuerten sie sich
diese Gewalt alljährlich. Gewöhnlich nahmeri sie die tribunicia pötestas bei ihrer
Thronbesteigung an. Dann zeigen die im ersten Jahre der Regierung des
Kaisers geprägten Münzen unter Anderem die Aufschrift TR. P. {tribunicia
potestak). Beispielsweise ist dies der Fall bei Trajcm (Nr. 44) und bei Ela-
yahal (Nr. 375), sodaß hiernach die Datierung auf das Jahr des Regierungs-
antritts (98 resp. 218) möglich ist. Im ferneren Verlaufe der Regierung er-
hält das jeweilige Jahr auf der Münze durch den Zusatz einer Ordnungszahl
seine Bestimmung. So trägt der Typus Nr. 404 im Elagahal die Bezeichnung
TR. p. v. ; die Münze ist also im Jahre 222, dem fünften und letzten seiner
Regierung geprägt. Häufig kommt es jedoch vor, daß die Münzen von Kaisern
eine höhere Zahl von Jahren der tribunicischen Gewalt aufweisen, als ihre
Regierungsdauer betrug. So trägt z. B. die Münze Nr, 175, eine Groß-Bronze
des Marcus Aurelius, die Bezeichnung tr. p. xxxni., während doch Marc Anrel
362 r)ie Funde.
überliaiipt nur 19 Jahre regiert hat. Es erklärt sich dies aus der weiteren
Tliatsache, daß regierende Kaiser den praesumptiven Thronerben an der tribu-
nicischen Gewalt teilnehmen ließen und Münzen mit dem Bilde desselben und
der jeweiligen Zahl der Jahre seiner tribunicia pntcstas prägen ließen. Die
früheste unserer Münzen des Marc Aurd ist diejenige Nr. 142, auf welcher
im Revers tr. \\ n steht, welche man, da aus anderen Nachrichten die Zeit
der Verleihung der trihuniria potestas seitens des Kaisers yintoniniai Pins an
seinen Adoptiv- und Schwiegersohn Marc Äurel (im Jahre 147) bekannt ist,
auf das Jahr 148 datieren kann.
Ein weiteres, freilich beschränktes chronologisches Moment bietet die
Erwähnung der Konsulwürde auf Münzen der Kaiser oder denen der männ-
lichen Mitglieder des Kaiserhauses, indem die Bezeichnung cos., cos. ir,
cos. III, etc. auf das Jahr ihres ersten, zweiten, dritten etc. Konsulats hin-
weisen können, das aus den Konsularfasten bekannt ist. Wir sagen «hin-
weisen können», denn jene Bezeichnung gilt nicht nur für das Amtsjahr
selbst, sondern wird auch in den auf jenes folgenden Jahren auf den Münzen
notiert, bis eine etwaige abermalige Bekleidung dieses Amtes die erste Be-
zeichnung ändern läßt. So wird z. B. die Bezeichnung cos. ii so lange ge-
führt, bis durch Wiederwahl zum Konsul der Zusatz cos. iii gerechtfertigt
wird. Auf den Münzen des Jahres vorher findet sich dann unter Anderem
die Bezeichnung cos. ii des. iii [consul altcrum designaiiis tertium), d. h.
«zum zweiten Mal gewesener Konsul, erwählt zum dritten Mal». So tragen
z. B. die Münzen des Antoninus Pius Nr. 95 — 98 die Legende .... tr •
p • cos • ni. Das erste Konsulat des Kaisers fällt in das Jahr seines Re-
gierungsantritts 138, wie die Münze Nr. 94 mit der Reverslegende tr-p«
cos« zeigt, das zweite Konsulat ins Jahr 139, das dritte ins Jahr 140,
das vierte und letzte ins Jahr 145. (Die Bezeichnung cos. in. steht
beispielsweise auf der Münze Nr. 99, für die als Prägezeit, da die Kon-
sulatsbezeichnung für die folgenden Jahre beibehalten wird, die Zeit von
145 an anzusehen ist.) Als Zeitgrenze für die Münzen Nr. 95 — 98 sind
aber deshalb nur die Jahre von 140 — 143 anzunehmen, weil Antoninus Pius
im Jahre 144 zu seinem vierten Konsulate für das Jahr 145 designiert wurde
und die Münzen jenes Jahres die Aufschrift tr • p • cos • in • des • im
[trihunica potestate^ consul iertium, designatus quartum) tragen. Vergl. Cohen
II. 352, Nr. 838 und 839. Aus demselben Grunde, der Fortsetzung der letzten
Konsulatstitulatur, ist z. B. auch für den Denar von Vcsp)asian, Nr. 24, mit der
Bezeichnung cos» im als Prägezeit nur das Jahr 72 oder 73 anzugeben, da des
Kaisers viertes Konsulat in das Jahr 72, das fünfte aber ins Jahr 74 fiel, mithin
die Amtsbezeichnung cos. im auch für das Jahr 73 Geltung hatte. Aus den
vorstehenden Beispielen ersehen wir auch, daß nicht immer die Zahl der Jahre
der tribunicischen Gewalt angegeben ist, sondern, wie häufig, nur TR. P. steht.
Ferner giebt die Erwähnung militärischer Triumphe der Münz-
herren ein Mittel zur chronologischen Datierung an die Hand; jedoch ist
jene an sich allein hierzu meist nicht ausreichend oder läßt nur eine an-
nähernde Bestimmung zu. Der Imperatorentitel der Kaiser als Bezeichnung
Die Münzen. Die Bestimmung im Einzelnen. 363
der höchsten Macht im Staate ist zu unterscheiden von demjenigen Ehren-
titel gleichen Namens, der dem siegreichen Kaiser als dem Inhaber des mili-
tärischen Oberkommandos beigelegt wird, sich nacji der Anzahl der Siege
seiner Armeen wiederholt und auf den Münzen mit der Bezeichnung imp.,
IMP. II, IMP. III etc. erscheint. Daß diese Beziehung allein nicht ausreicht,
um eine genaue Datierung zu ermögHchen, mag an einem Beispiele gezeigt
werden. Nr. 275 und 276 geben uns zwei Münztypen des Kaisers Septimins
Severus, auf denen sich der Zusatz imp • xi • part • max • [impcrator un-
decinmm, Fo.rtkicus Maximus) befindet. Diese Angabe läßt nur die Datierung
auf die Jahre 198 — 201, also mit einem Spielräume von drei Jahren zu, da
der elfte militärische Triumph des Septimms Scverus^ ein bedeutender Sieg
über die Parther (daher der Beiname Farthiciis Maximus), ins Jahr 199 fällt ^^^).
Da die trihunicia potestas auf den betreffenden Münzen nicht erwähnt ist, so
ist eine genauere zeitliche Bestimmung der Münzen ausgeschlossen. Indessen
ist als späteste Grenze nur der Beginn des Jahres 201 möglich, weil für dieses
Jahr andere zur Datierung verwertbare Zusätze auftreten.
Von Ehrentiteln und Amtsbezeichnungen der Kaiser erwähnen
wir noch die folgenden. Der höchste Titel des Kaisers, Imperator, abgekürzt
IMP., steht in der Regel zu Anfang der Averslegende. Auf ihn folgt der
Ehrentitel Caesar, den sich die Kaiser nach Nero als solchen beilegten,
während dieser Name ursprünglich und zwar bis auf Nero Familienname
gewesen war. Hieran reiht sich der persönliche Name des Kaisers, dann der
Titel Augustus, der Erlauchte, Erhabene, welchen zuerst Octavian durch ein
feierliches Senatsdekret erhalten hatte, den aber die späteren Kaiser sich selbst
beilegten. Alsdann setzt sich die Legende fort: tr • p, eventuell mit einer
Zahl, COS., ebenfalls mit einer Zahl, je nach Umständen auch noch cens«
[censor) und p. p. [pater patriae). Häufig findet man auch die Beinamen
pivs FELIX (p. F.) und zwar «Pius» von Äntoninus, «Felix» von Commodus
an, denen beiden die bezüglichen Ehrentitel aus besonderen Anlässen vom
Senate beigelegt wurden; in der Folgezeit nahmen aber die Kaiser auch
diese Ehrennamen ohne Initiative des Senates aus eigener ^lachtvoll-
kommenheit an, und zwar beide gleichzeitig und untrennbar. Sie finden
alsdann ihre Stellung gewöhnlich vor dem Titel «Augustus». Die Kaiser
hatten auch das Oberpriesteramt, das des Pontifex maximus, abgekürzt
p. M. , auch wohl pont. max. oder pontif. max., inne, dessen Erwähnung
meist vor der trihunicia potestas erscheint. Daß alle diese Titel, sofern
sie vereinigt auftreten, nicht auf einer Seite der Münze genannt sein können,
liegt auf der Hand, sie müssen darum auf beide Seiten derselben verteilt
werden. Die Teilung geschieht dann meist so, daß die Umschrift der Rück-
seite mit p • M • TR • p • beginnt. Als Beispiel hierfür möge unsere Münze Nr. 568
dienen, wo im Avers imp. gordianüs piüs fel. aug., im Revers p. m. tr. p. v.
cos. II. p. p. steht. Hier fehlt der Titel «Caesar», der überhaupt meist weg-
bleibt, wenn die Beinamen «Pius» und «Felix» beide gesetzt sind, dagegen
^3^) Cohen hätte vielleicht richtiger 199—201 geschrieben; gemeint ist aber die Zeit
zwischen Ende 198 und Anfang 201.
364 I>ie Funde.
steht, wenn nur «P/?/.<?» vorkommt, wie in Nr. 552: imp. caes. oordianur pms
AUG. Die erwähnten Titel «■Cacsari» und i. August us» verheben die Kaiser auch
ihren Söhnen, Enkehi, Adoptivsöhnen und namenthch den Thronfolgern schon
in jungen Jahren. Mit dem Zeitpunkt dieser Verleihung beginnt aucli die im Auf-
trage des Kaisers erfolgende Münzprägung mit dem Bilde der also Ausge/.eich-
neten. Auch hierfür bieten sich in dem reichen Materiale der Saalburgmünzen
treffende Belege. Domitian, des Vcspasian Sohn und Thronerbe, im Jahre 81
zur Regierung gelangt, führt auf einer, aufs Jahr 75 datierten Münze, Nr. 35,
die Bezeichnung caks. aug. f. domit. cos. (Caesar Augusti filius Domi-
tianus consul). Caracalla, der Sohn des Septimius Severus, wurde bereits im
neunten Lebensjahre, 197 n. Chr., in das Kollegium der Pontificcs aufge-
nommen und zum Thronfolger ernannt unter gleichzeitiger Verleihung des
Titels <i Caesar». Dem entspricht unsere Münze Nr. 328, die auf der Bild-
seite die Umschrift m. aur. anton. caes. pontip., auf der Rückseite destinato
iMPERAT(^or?]), d. h. «dem zum Kaiser Bestimmten» trägt. yleZ/»5, der Adoptiv-
sohn Hadrians, führt auf der Mittel -Bronze Nr. 93 die Bezeichnung h(ucius)
AELius CAESAR. Er hatte auch Teil an der tribunicischen Gewalt und bekleidete
das Konsulat, wie der Revers derselben Münze zeigt. Lucius Verus führt als
Mitregent seines Adoptivbruders Marc Aurcl den Titel i Imperators ^ außerdem
auch die ihm durch die Adoption zugefallenen Ehrennamen ^Caesar Augustus»,
er hat ferner die trihunicia potestas und bekleidete mehrfach das Konsulat.
Die Damen des kaiserlichen Hauses führen ausschließlich den Bei-
namen «Augustas (die Erlauchte, Erhabene), den ihnen der jeweils regierende
Kaiser ausdrücklich verleiht, welcher von da an Münzen mit deren Bildnis
prägen läßt. Unter den auf der Saalburg gefundenen Münzen befinden sich
allein 166 Stücke mit den Bildnissen kaiserlicher Damen. Die Münzen dieser Art
können ausnahmslos auf einen engeren Zeitraum nicht datiert werden. Ausnahms-
weise erhielten die Kaiserinnen auch den Titel «Mater Castrorum», i. Mater Sc-
natusi> oder ^ Mater Patrkic» (Mutter des Lagers, des Senates, des Vaterlandes).
Sehr viele der hier vorhandenen Kaisermünzen lassen eine auch
nur annähernde Datierung überhaupt nicht zu; so namentlich fast
alle dem Kaiser Hadrian zugehörigen. Der Grund hierfür liegt darin, daß
die im Vorhergehenden genannten, für chronologische Datierung ausschlag-
gebenden Momente bei ihnen vermißt werden und au Stelle der weitläufigen
Titel und Amtsbezeichnungen in den Reversen meist nur symbolische Namen
und Darstellungen auftreten. Von diesen wollen wir nur einige beispiels-
weise anführen: Nr. 67 hat im Revers: aequitas augusti (Billigkeit, Recht-
lichkeit des Augustus), Nr. 68: aeternitas augusti (Ewigkeit, Beständigkeit),
Nr. 72: fortuna redux (Zurückkehrendes Glück), Nr. 73: fortuna augusti,
Nr. 75: moneta auqu.sti (Geld, Reichtum), Nr. 78: pax augusti (Friede), Nr. 83:
SPES POPULi ROMANi (HofTuung des römischen Volkes), Nr. 85: victoria augusti
(Sieg), Nr. 86: virtuti augusti (der Tapferkeit d. A.) und dergleichen mehr.
Nach diesen, zum allgemeinen Verständnis weiterer Kreise unumgäng-
lichen Erörterungen gehen wir nun dazu über, die vorhandenen Münztypeu
in chronologischer Reihenfolge zusammenzustellen.
Die Münzen. Hauptverzeichnis.
365
Fig. 53. Silbermüuzen. (Nat. Größe.)
B. Hatiptverzeiclmis.
I. Eepublik.
2
,
Ol bib
Nr.
Zugehörigkeit.
tD O
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
frcs.
1
Stadt Born
1
S
Babelon I. 40. 6. Avers: Kopf
der Roma im Flügelhelm. Wert-
zeichen X. Revers: roma. Vik-
toria in einer Biga fahrend.
268—264
vor Chr.
2
2
Marcus Antonius,
2
»
(Babelon I. 201. 110
1 Cohen I. 41. 32 (leg. V.)
—
2
Triumvir, 43—31
vor Chr.
(Babelon I. 201. 113
1 Cohen I. 41. 34 (leg. VII.)
3
»
2
»
—
2
4
»
1
»
(Babelon I. 201. 118
l Cohen I. 41. 39 (leg. XL)
—
2
5
»
10
»
(Babelon I. 200. 104
1 Cohen I. 41. 26—65, nicht
genau bestimmbar.
*~"^
'
36(j
Die Funde.
II. K a i s e r z e i t.
Nr.
Zugelnirigkeit.
2
Metall-
sorte.
BeBtimiDung.
Zeit der
Prägung.
frcs.
6
August US, 29 vor Chr.
bis 14 nach Chr
1
s
Cohen I. 62. 2 (geluttert)
28 V.Chr.
25
7
>
1
»
» I. 69. 43
2 V. Chr.
c
8
»
1
MB
» I. 95. 240
—
2
9
»
1
»
» I. 94. 228
unter
Tiberius
5
10
Augustus u. Ägrippa
(sein Schwiegersohn)
2
»
» I. 179. 7 (in Nimes
geprägt)
—
—
11
•»
2
»
Nicht genau bestimmbar,
Cohen I. 179. 7—9. Die eine
von beiden hat die zweimal im
Avers und einmal im Revers
aufgeprägte Contre- Marke imp;
vergl. hierzu die Anmerkung bei
Cohen nach Nr, 9. Eine be-
friedigende Erklärung über die
Bedeutung der Contre- Marken
ist noch nicht gefunden.
12
Tihcriiis, 14—37
1
»
Cohen I. 196. 76
unter Do-
rn itian.
10
13
Gcrmanicus, Sohn
des Drusus, f 9
n. Chr.
1
»
Nicht bei Cohen, Der Avers
entspricht Cohen I. 226, 12, der
Revers: Cohen I, 226. 8.
unter Clau-
dius.
14
Claudius, 41 — 54
1
S
Im Einzelnen unbestimmbar.
—
—
14a
Nero, 54-68
1
G
Dr. Eoemer erwähnt in seinem
Artikel «Die römische Grenz-
befestigung des Taunus» im «Ar-
chiv für Frankfurts Geschichte
und Kunst» III. Heft, 1844, S. 93
die Auffindung einer Goldmünze
Neros. Seine Beschreibung der
Münze entspricht Cohen I. 287.
118. Über den Verbleib der
Münze ist nichts bekannt. Die
Legenden lauten: Avers: imp«
KEBO CAESAR AVU« ReVCrs: JVPITER
CYSTO S.
40
15
»
1
MB
Cohen I. 299. 303
—
2
16
>
1
»
» I, 302. 344 mit Con-
tremarke,vergl.unterDNr.3,
17
18
>
1
2
GB
MB
Unbestimmbar.
—
—
Die Münzen. Hauptverzeichnis.
367
Zugehörigkeit.
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
cq*'
frcs.
Vespasianus, G9— 79
Titus, 79—81
Bomitianus, 81 — 96
GB
MB
GB
MB
GB
S
GB
MB
S
Nicht bei Cohen. Avers: imp-
CAESAR TESPASIANUS AVG ; Kopf mit
Lorbeer nach rechts.
Revers: cos«iter«tr«pot. Weib-
liche Gestalt, Pax, nach links
sitzend, hält in der vorgestreck-
ten Rechten einen Olivenzweig
und den beflügelten Caduceus
in der Linken. Die Abweichung
von den bei Cohen aufgeführten
Münzen ähnlicher Art: L 375.
87 — 94 liegt nur in der Dar-
stellung des Reverses. Die
Köpfe des Kaisers im Avers sind
von verschiedener Größe.
Nicht in Cohens II. Aufl.
L Aufl. I. 275. 36
Cohen I. 371. 43
» I. 412. 566
Entspricht im Allgemeinen
Cohen I. 387. 251, doch
steht in der Averslegende po«
MA» statt P'M.
Cohen I. 373. 74
Nicht genau bestimmbar. Im
Avers COS lOI.
Cohen I. 380. 164
» I. 395. 371
I. 377. 125
Nicht genau bestimmbar. Im
Typus der Münzen Cohen I. 380.
165 ff. mit der Reverslegende:
FIDES PVBLICA.
I Unbestimmbar.
Cohen I. 438. 111
» I. 454. 309-
» I. 454. 311
I. 474. 47
» I. 474. 51
» I. 511. 496
» I. 481. 122
» I. 494. 270
70
70
71
71
71
72 od.
73
10
72 od.
73
10
»
5
75
2
77 od.
78
2
80
12
80
2
80
2
75
—
76
3
85
10
86
2
91
2
368
Die Funde.
Nr.
Zugehörigkeit.
OS
•
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
frcs.
40
Domitianus, 81 — 90
1
s
Gcifüttert. Nicht bei Cohen.
Der Revers: imp«caks auf dem
Fries eines Tempels von 8 Säulen
entspricht Cohen I. 486. 175,
doch lautet die Legende des
Averses abweichend: impmaes«
DOMIT« AVG • (JKBM» P» M« TR« P« XII.
Die Münze I. 486. 175 ist bei
Cohen auf 25 frcs. bewertet.
92 od. 93
41
9
4
GB
1 Unbestimmbar.
42
»
2
MB
—
—
43
Nervo, 96—98
1
»
Cohen II. 7. 68
97
2
44
Trajanns, 98—117
1
S
» II. 41. 211
98
3
45
»
1
MB
Entspricht im Allgemeinen
Cohen II. 81. 612, zeigt
aber eine Stempel Verschieden-
heit, resp. = Fehler, bestehend
aus einem in die Figur der Pie-
tas einschneidenden Querstriche.
Im Ganzen eine rohe Priigung.
98
5
46
>
1
MB
Cohen H. 82. 613
98
5
47
»
2
MB
» IL 82. 618
98
2
48
»
S
» II. 42. 222
100
2
49
»
£
» II. 26. 69
104-110
2
50
»
»
» n. 27. 86
»
2
51
»
GB
» IL 59 391
»
10
52
>
S
IL 65. 467
»
2
53
»
GB
» IL m. 477
»
4
54
»
»
» IL 72. 531
i>
4
55
»
S
» IL 31. 120
105
2
56
»
MB
» n. 35. 159
112—117
2
57
»
S
IL 29. 105
114
6
58
»
»
» IL 34. 150
116
2
59
»
MB
» IL 51. 321
116
2
60
»
GB
» II. 52. 328
116
20
61
»
MB
» IL 55. 356
116
10
62
»
10
GB
63
»
26
MB
/ Unbestimmbar.
—
—
64
»
3
S
65
Uadrianus, 117—138
1
»
Cohen IL 125. 248
117
2
66
»
1
»
Nicht bei Cohen. Gefüttert,
gelocht und teilweise durch Oxy-
118
~
Die Münzen. Hauptverzeichnis.
369
Nr.
Zugehörigkeit.
1
O
02
«5
"S o
Beetiramung.
Zeit der
Prägung.
frcs.
dation bescliädigt; die Legende
jedoch in allen Teilen erhalten.
Avers: imp«caesab traia«hadbi-
ANVS avg; Kopf mit Lorbeer nach
rechts.
Revers : cos iii. Stehende männ-
liche Figur nach links. Die er-
hobene Linke hält in Kopfhöhe
eine senkrecht stehe.nde Lanze.
Der bis zur Höhe der Hüfte er-
hobene rechte Unterarm ist seit-
wärts gestreckt. Ob die Hand
etwas enthielt, ist nicht festzu-
^
stellen, da hier das den kupfernen
Kern bedeckende dünne Silber-
plättchen ausgebrochen ist. Viel-
leicht könnte die Figur Neptun
vorstellen, der einen Delphin
und eine Lanze hält. Vergl.
Cohen IL 132. 310.
Wahrscheinlich haben wir in
dieser gefütterten Münze das
Machwerk eines römischen
Falschmünzers zu erblicken, der
sich im Allgemeinen ziemlich ge-
treu an einen offiziellen Typus
anschloß, aber in der Avers-
legende einen Fehler beging, in-
sofern traia« als Abkürzung für
Trajanus sonst nirgends vor-
kommt; sie ist gewöhnlich tra«.
TRAI« oder TRAIAN«
67
Hadrianus
1
GB
Cohen IL 115. 123
—
4
68
»
2
MB
» IL 116. 134
—
3
69
»
S
IL 135. 339
—
2
70
»
»
IL 135. 340
—
2
71
»
MB
» IL 137. 369
—
2
72
»
»
IL 168. 733
—
2
73
•»
GB
» IL 171. 772
—
4
74
»
»
IL 176. 832 od. 840
(mangelhaft erhalten)
—
8
75
»
S
» IL 186. 963
—
2
76
»
MB
» II. 186. 971 od. 976
—
2
77
»
GB
Die Legende des Revers un-
kenntlich; seiner Darstel-
4
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg.
24
370
Die Funde.
Nr.
Zugehörigkeit.
0) o
^ CO
Bestimmung.
Zeit der
Prilürun".
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
Jladrianus
Sahina, Gemahlin
Hadiians, etwa seit
100 nach Chr.; er-
hielt 126 den Titel
Augusta, den sie
auf den Münzen
führt.
Äeliiis, Adoptivsohn
Hadrians.
Antonimts Pius, 138
bis 161.
1
36
40
1
1
GB
S
»
MB
GB
»
MB
S
MB
GB
MB
S
MB
S
MB
S
GB
MB
S
lung nach: Cohen IL 186.
973.
Cohen IL 190. 1017
IL 197. 1094
IL 200. 1132
IL 206. 1193
» IL 219. 1374
IL 223. 1415
IL 223. 1416
» IL 227. 1454. Vergl.
Fig. 53, Nr. 1. Avers: hadri-
ANvs AVG • cos • 111 • p • p • Seine
lorbeerbekränzte Büste nach
rechts. Revers: victoria avg.
Victoria, nach rechts stehend,
öffnet ihren Busen und hält
einen Lorbeerzweig.
Cohen IL 228. 1470
Unbestimmbar.
Cohen IL 247. 3
Cohen IL 248. 16
Unbestimmbar.
Cohen IL 262. 45
IL 372. 1061
» IL 306. 366
IL 309. 399
IL 315. 473
» IL 341. 714
IL 304. 345
IL 299. 284
138
140—143
seit 145
149
Die Münzen. Hauptverzeichnis.
371
Nr.
Zugeliörigkeit.
1
O
a> o
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
CO
frcs.
101
Aiitoninns Pius
s
Cohen IL 295. 220
151
2
102
»
GB
» IL 342. 728
152
4
103
»
S
» IL 292. 199
153
2
104
»
MB
» IL 322. 534
153
2
105
»
2
S
» IL 299. 291
154
2
106
»
»
» IL 292. 201
155
2
107
»
GB
» IL 364. 980
156
4
108
»
MB
» IL 367. 1011
157
2
109
»
S
IL 368. 1016
157
2
110
»
»
» IL 368. 1023
157
2
111
»
GB
I. Aufl. IL 406. 943.
Die II. Aufl. erwähnt die Münze
nicht. Sie entspricht in den
Legenden und Darstellungen der
Silbermünze: II. Aufl. II. 370.
1037, wobei der Reverslegende
noch S. C. hinzuzufügen wäre.
158
c
112
»
1
»
Cohen I. Aufl. IL 406. 945,
entspricht der Silbermünze: II.
Aufl. II. 370. 1038, mit Ergän-
zung von S. C. im Revers.
158
c
113
»
1
»
Cohen IL 377. 1104
159
6
114
»
1
S
In beiden Auflagen Cohens
nicht erwähnt, entspricht
der Bronzemünze II. 378. 1120,
doch ohne s. c. im Revers.
160
115
»
1
MB
Die Münze ist von älterer
Hand nach der I. Aufl.
von Cohen auf IL 408.
960 bestimmt. Dem ent-
spricht in der II. Aufl. II. 372.
1055, doch mit dem Unter-
schiede, daß hier, wohl infolge
eines Druckfehlers, in der Re-
verslegende nach TR'POT die Zahl
xxiiu fehlt.
161
c
116
»
1
S
Cohen IL 287. 156. Im Re-
vers ein emporschwebender Ad-
ler mit der Umschrift: conse-
CRATIO.
nach
y seinem
3
117
»
1
»
Cohen IL 288. 164. Im
Revers ein Scheiterhaufen mit
der Legende consecratio.
Tode.
3
24*
372
Die Funde.
Nr.
Zugehöri^'keit.
es
u
a
OD
« o
Bestimmung.
Zeit der
Prilgung.
fr OS.
118
Antoniitns Pius
8
GB
119
»
22
MB
Unbestimmbar.
—
—
120
»
2
S
121
Antoninus Phts und
Marcus Ätirelius
1
»
Cohen II. 409. 6. Vergl.
Fig. 53, Nr. 2. Avers: antoni-
NV8« AV(j • pivs P'P« Lorbeerbe-
kränzter Kopf des Antoninus
nach rechts. Revers: avrelivs
CAES'Avo'Pii F«cosM)ES. Beklei-
dete Büste des jungen Marc
Aurel nach links.
139
8
122
Faustina Mater, Ge-
mahlin des Antoni-
nus Pius, erhielt kurz
nach Hadrians Tode
d.Tit.Augusta,tl41.
1
GB
Cohen IL 414. 12
4
123
»
1
MB
Cohen II. 415. 16. Vergl.
Fig. 52, Nr. 1. Avers: diva'Favs-
TiNA. Ihre Büste nach rechts.
Revers: aeternitas. Aeternitas
(oder Faustina?) hält, nach links
sitzend, eine von einem Phoenix
und einem Stabe überragte Kugel.
2
124
»
GB
s*c.
Cohen II. 415. 20
—
4
125
»
S
» n. 415. 26
—
12
126
»
GB
» II. 416. 47
—
4
127
»
S
» IL 420. 78
—
2
128
»
GB
» IL 420. 79
—
4
129
»
S
Cohen I. Aufl. II. 425. 27
nennt im Avers «buste h
gauche». Die II. Auf läge kennt
diesen Avers nicht. Die Münze
entspricht sonst II. Aufl. II. 420.
94, wo «buste ä droite» steht.
■
c
130
»
GB
Cohen IL 421. 113
4
131
»
MB
IL 421. 114
—
2
132
»
S
» IL 422. 116
—
2
133
»
»
IL 422 120
—
2
134
»
GB
» n. 422. 125
—
4
135
»
S
» IL 426. 175
—
c
136
»
2
GB
» IL 430. 210
—
c
Die Münzen. Hauptverzeichnis.
373
Zugehörigkeit.
^
es
--3 O
N
es -w
M
-ir" '-
O
g a,
X
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
fros.
Faustina Mater
Marcus Änrelhis
161-180.
1
GB
1
MB
1
S
2
GB
1
KB
2
S
1
»
1
»
1
GB
1
»
1
»
1
S
1
GB
1
MB
1
GB
1
»
2
»
1
MB
1
S
1
GB
MB
X
»
»
GB
»
MB
GB
Nicht bei Cohen. Die Münze
entspricht im Allgemeinen II.
432. 254, doch lautet der Revers
nicht piETAS ATG sondern —
AVGvsT. Nr. 254 ist auf 20 frcs.
bewertet.
Cohen II. 435. 289
» IL 435. 290
I Unbestimmbar.
Cohen III. 61. 609
» III. 63. 628
» III. 70. 709
» III. 57. 564
» III. 78. 795
» III. 82. 838
III. 49. 481
III. 79. 810
» III. 85. 873
in. 80. 815
» III. 81. 820
III. 56. 544
III. 56. 545
» III. 14. 136
Nicht bei Cohen; entspricht
im Allgemeinen Cohen III. 52.
503, jedoch mit dem Unter-
schiede, daß vor axtoninvs in
der Averslegende noch ein m.
steht. Nr. 503 ist auf 50 frcs.
bewertet.
Cohen III. 56. 549
» III. 13. 117
» III. 14. 129
» III. 14. 135
^ III. 27. 267
» III. 50. 495
III. 51. 496
» III. 56. 550. Vergl.
Fig. 52, Nr. 2. Avers: m« anto-
NiNv.s Avo«TR*P'Xxs'« Sein lor-
148
149
157
163
164
164
165
166
166
167
168
169
169
170
170
170
c
171
c
171
c
171
c
171
c
171
12
171
4
171
c
c
c
c
c
c
0
12
c
c
c
c
c
c
374
Die runde.
Nr.
Zugehörigkeit.
"3
2
Y3
11
BestimmuDg.
Zeit der
Prägung.
frcs.
165
Marcus Aurclius
1
ÜB
beerbekröntcK Haupt nach rechts.
Revers: sai.vti av(;'Cosmii. Nach
links stehende Salus füttert eine
um einen Altar gerollte Schlange
und hält einen Stab. s«c.
Cohen III. 28. 282
172
C
166
»
1
GB
» III. 24. 227
173
15
167
»
1
■»
III. 26. 247
173
C
168
»
1
»
» III. 26. 248
173
c
169
»
1
MB
» III. 26. 249
173
c
170
»
1
»
» III. 58. 584
173
c
171
»
1
GB
III. 26. 248 od. 250.
173 od. 174
c
172
»
2
MB
(Mangelhaft erhalten.)
Cohen III. 26. 251
174
c
173
»
1
»
» III. 26. 253
174
c
174
»
2
»
» IIL 39. 378
177
6
175
9
1
GB
» III. 20. 185
179
c
176
»
1
»
» III. 11.89 CONSECRATIO
n. sein. Tode
6
177
»
1
MB
Nicht bei Cohen; vergl. unter
D: Nr. 5.
—
178
9
7
GB
179
180
»
12
1
MB
S
Unbestimmbar.
—
-~-
181
Faiistina die Jüngere,
TochtQr des Antoni-
nus u. der Faustina,
Gera ahlin Marc Au-
reis, t 175.
1
GB
Cohen III. 136. 8
c
182
»
1
S
» III. 138. 24
—
c
183
»
1
»
III. 141. 71
—
c
184
»
1
GB
» III. 143. 87
—
c
185
»
1
MB
» III. 143. 89
—
c
186
»
1
S
III. 144. 99
—
c
187
»
1
GB
» III. 144. 100
—
c
188
»
1
>
III. 145. 112
—
c
189
»
1
MB
» III. 146. 123
—
c
190
»
1
S
» III. 147. 139 hat im
—
—
191
»
1
GB
Revers: ivnoni reginae, unsere
Münze aber — regine.
Cohen III. 148. 142
c
192
»
1
»
III. 148. 149
—
c
Die Münzen. Hauptverzeichnis.
375
S
V si
Nr.
Zugehörigkeit.
ü
'S ®
g 03
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
w
frcs.
193
Faustina die Jüngere
1
GB
Cohen III. 150. 169
15
194
»
1
MB
III. 153 203
—
c
195
»
1
»
» III. 153. 205
—
0
196
»
l
GB
III. 153. 206
—
c
197
>
1
»
» III. 153. 215
—
10
198
»
2
»
» III. 154. 216
—
10
199
»
1
»
» III. 160. 275
—
c
200
201
»
»
3
4
»
MB
1 Unbestimmbar.
—
—
202
Lucius Verus, Sohn
1
GB
Cohen III. 188. 182
165
c
d. Aelius u. Adoptiv-
bruder u. Mitregent
Marc Aureis.
203
»
1
»
» III. 190. 206
166
10
204
»
1
»
III. 177. 59. Im
Ke-
nach sein.
15
vers Scheiterhaufen und coxse-
Tode.
CBATIO.
205
Lucilla, Tochter des
1
MB
Cohen III. 215. 11
—
3
Marc Aurel und der
Faustina der Jünge-
ren, Geraahhn des
Lucius Verus, f 183.
206
»
GB
III. 218. 37
—
8
207
»
MB
» III. 218. 44
—
3
208
»
GB
» m. 221. 79
—
o
209
»
MB
Cohen III. 222. 95
—
3
210
»
GB
Unbestimmbar.
—
—
211
»
MB
»
—
—
212
Commodus,lSO -19d
GB
Cohen III. 239. 96
177
12
213
»
»
III. 272. 330
178
c
214
»
»
ni. 319. 686
182
c
215
»
»
III. 349. 945
184
10
216
»
»
» III. 319. 685
186
30
217
»
S
» III. 279. 389
186—189
6
218
»
GB
Wegen mangelhafter Erhal-
tung nicht genau bestimm-
bar; hat in der Reverslegende
186 od. 187
die Amtsbezeichnungen imp.
vin.
COS. V.
219
»
1
S
Cohen IH. 278. 385
187
5
376
Die Kund»
Nr.
Zugehörigkeit.
41 O
Bestimmung.
Zeit der
Prttgung.
^ txi
frcs.
220
üommodus
1
GB
Cohen III. 246. 153
188
C
221
»
1
S
» TU. 301. 532
188
C
222
»
1
»
» m. 250. 172
190
6
223
»
1
GB
» III. 323. 722
190
10
224
»
2
S
» TII. 233. 45
191
30
225
»
1
»
» III. 243. 127
191
6
226
»
1
»
*» III. 355. 984
191 od. 192
3
227
»
4
GB
228
»
2
MB
Unbestirnmbar.
—
—
229
»
1
S
)
230
Crispina, Gemahlin
d. Coinmodus, f 183.
2
MB
Cohen IH. 384. 24
—
3
231
»
1
»
» m. 384. 28. Vergl.
—
3
232
s
2
»
Fig. 62, Nr. 3. Avers: cri.spina
AVGVSTA. Ihre Büste nach rechts.
Revers: laetitia. Laetitia, nach
links stehend, hält einen Kranz
und ein auf einer Kugel stehen-
des Steuerruder, s. c.
Unbestimmbar.
233
Allnnus. Unter Marc
Aurel u. Commodus
emporgekommen,er-
hielt er von Septi-
mius Severus d. Titel
Caesar und wurde
dessen Kollege im
Konsulat 193. Der
Kaiser ließ Münzen
mit dessen Bilde
3
S
Cohen III. 420. 48
12
234
prägen, f 197.
1
GB
» III. 422. 71
30
235
Septimius Severus,
194—217.
1
S
» IV. 10. 66
193
2
236
»
1
»
» IV. 28. 230
193
3
237
»
1
»
Entspricht im Allgemeinen
Cohen IV. 77. 739, jedoch
ist im Avers der belorbeerte Kopf
des Kaisers nach links gewen-
det. Die Münze IV. 77. 739 ist
auf 10 frcs. bewertet.
193
Die Münzen. Hauptverzeichnis.
377
Nr.
Zugehörigkeit.
03
'S o
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
(U fco
frcR.
238
Septimius Severus
1
s
Nicht bei Cohen. Avers: l.
SEPT'SEVPERET« (sic!) AVG'IMP«!
Kopf mit Lorbeer nach rechts.
Revers : FORT« RDEvc (sic!) Sitzen de
Fortuna, mit dem Modius auf
193
239
»
1
»
dem Kopfe, hält Zweig (oder
Ähren?) und Füllhorn. Vergl.
Fig. 53, Nr. 3.
Cohen IV. 10. 67
194
2
240
»
1
Mß
» IV. 15. 117
194
10
241
»
1
GB
» IV. 15. 119
194
40
242
»
1
S
» IV. 22. 175
194
c
243
»
2
»
IV. 23. 177
194
c
244
»
2
»
» IV. 24. 185
194
3
245
»
1
»
» IV. 28. 232
194
3
246
»
1
»
» IV. 32. 283
194
c
247
»
1
. »
Variante zu Cohen IV. 33.
287. Revers: liber«avg, aber
stehende Liberalitas.
194
~
248
»
2
»
Nicht bei Cohen. Im Avers
gleich Cohen IV. 37. 330, im
Revers: IV. 38. 333.
194
~
249
»
1
»
Cohen IV. 38. 339. Im Avers:
L«SEPT'SEVPERET(6ic!)AVG'IMP-II.
194
c
250
»
2
»
Cohen IV. 42. 380
194
c
251
»
1
»
» IV. 71. 677
194
6
252
»
1
»
» IV. 72. 697
194
c
253
»
1
»
Nicht bei Cohen. Avers: imp-
CA«L'SE«8EVPER«AVC0S 11. Kopf
mit Lorbeer nach rechts. Re-
vers: LiBER AVG. stehende Li-
194
c
254
•»
1
»
beralitas mit Schale u. Füllhorn,
Cohen IV. 67. 646
194 od. 195
c
255
»
1
»
» IV. 8. 48
195
2
256
%
1
»
» IV. 43. 388. Die dort
verzeichnete Reverslegende p«
M« TR« III. etc. beruht wohl auf
einem Druckfehler; es muß p-m«
TR'P'iii. etc. heißen.
195
5
257
»
1
»
Nicht bei Cohen. Der Avers
entspricht: Cohen IV. 43. 388,
der Revers aber IV. 43. 390.
195
258
»
3
»
Cohen IV. 43. 390
195
c
378
Die Funde.
Nr.
Zugehörigkeit.
J3
SS
U
Bestimmung.
Zeit der
PrUgung.
frcs.
259
SepfimiHS Scvcrxs
s
Cohen IV. 43 396
195
C
260
»
»
» IV. 21. 164
196
c
261
»
»
IV. 20. 216
196
c
262
»
»
IV. 45. 419
196
c
263
>
GB
» IV. 45. 420
196
8
264
»
S
» IV. 45. 423
196
c
265
»
2
»
» IV. 73. 099
190
c
266
»
1
»
» IV. 39. 349
197
3
267
»
4
»
» IV. 40. 357
197
c
268
»
2
3>
IV. 47. 442
197
c
269
>
2
»
IV. 47. 444
197
c
270
>
1
»
» IV. 02. 592
197
c
271
»
3
»
» IV. 80. 777
197
c
272
»
4
»
» IV. 7. 37
197 od. 198
c
273
>
»
» IV. 5. 19
198
c
274
»
>
» IV. 47. 449
198
c
275
»
»
» IV. 6. 21
198—201
c
276
>
»
» IV. 7. 39
»
c
277
>
2
»
» IV. 25. 205
»
c
278
»
^
»
» IV. 37. 321
»
c
279
»
»
IV. 63. 599
»
c
280
»
»
» IV. 63. 606
»
c
281
»
3
»
IV. 72. 694
>
c
282
»
»
. IV. 79. 761
»
c
283
»
>
» IV. 26. 214
199
4
284
»
3
»
» IV. 48. 454
200
c
285
■»
»
*» IV. 78. 744
seit 201
c
286
»
»
» IV. 78. 744
»
c
287
»
»
» IV. 13. 100
202
6
288
»
»
» I. Aufl. III. 236. 24.
In der II. Aufl. ein Revers ax-
NONAE AVGo zum Avers mit imp«x
203
289
j
»
nicht angegeben.
*Cohen IV. 49. 469
205
c
290
»
» IV. 49. 469
205
c
291
»
» IV. 52. 493
207
3
292
»
» IV. 53. 501
208
c
293
»
» IV. 53. 508
208
12
294
»
» IV. 54. 514
208
c
295
»
»- IV. 57. 543
210
e
Die Münzen. Hauptverzeichnis.
379
Nr.
Zugehörigkeit.
CS
:Ö
Metall-
sorte,
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
Ol 60
m 3
ZC
fr CS.
296
Septim ins Sc vcrus
1
s
=== Cohen IV. 70. 730
210
3
297
»
1
»
Cohen IV. 9. 58
—
5
298
»
2
»
IV. 10. 68
—
2
299
»
1
MB
1 Unbestimmbar. Zwei davon
J haben im Revers eine Liberalitas.
300
»
4
s
301
Julia Bomna, II. Ge-
mahlin d. Septimius
Severus, seit 187,
t 217.
1
»
Cohen IV. 107. 14
3
302
»
2
»
IV. 108. 27
—
3
303
»
2
»
» IV. 108. 32
—
c
304
»
1
»
» IV. 110. 47
—
c
305
»
2
»
» IV. 110. 55
—
c
306
»
1
»
IV. 110. 57
—
c
307
»
1
»
» IV. 112. 72
—
c
308
»
1
»
IV. 112. 79
—
c
309
»
3
»
* IV. 113. 82
—
c
310
»
3
»
* IV. 113. 97
—
c
311
»
1
»
IV. 115. 123
— .
—
312
»
3
»
IV. 115. 128
—
4
313
»
1
»
IV. 117. 150
—
c
314
»
4
»
IV. 118. 156
—
c
315
»
1
»
IV. 118. 163
—
3
316
»
2
»
» IV. 119. 168
—
c
317
»
2
»
===» IV. 119. 174
—
c
318
»
2
»
» IV. 119. 174
—
c
319
»
1
»
» IV. 121. 191. Vergl.
Fig. 53, Nr. 4. Avers: ivlia
DOMNA AVG. Ihre Büste nach
rechts. Eevers: veneri vict.
Venus hält, nach links stehend,
einen Apfel und ein Scepter.
5
320
»
1
GB
Cohen IV. 122. 195
—
15
321
»
4
S
» IV. 122. 198
—
3
322
»
1
»
IV. 123. 221
—
5
323
»
1
»
IV. 124. 230
—
c
324
»
1
»
» IV. 126. 246
—
4
325
»
1
»
Unbestimmbar.
—
—
326
Caracalla, 211-217
1
»
Cohen IV. 202. 562
196 od. 197
5
327
»
2
»
IV. 205. 594
» ■
c
328
»
1
»
» IV. 147. 53
197
12
380
Die Funde.
Nr.
Ztifjehörigkeit.
CS
N
2
«2
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
frcs.
n29
Caruralla
1
s
Cohen IV. 161. 154
197
8
330
5
»
IV. 196. 505
197
c
331
1
»
» IV. 202. 566
197
5
332
1
»
» IV. 151. 82
198
c
333
2
»
» IV. 153. 95
198
c
334
1
»
IV. 161. 159
198
c
335
1
»
» IV. 205. 599
198
c
336
2
»
« IV. 151. 80
198-201
12
337
3
»
IV. 186. 413
199
c
338
3
»
» IV. 162. 175
201
c
339
»
» IV. 148. 64
201 -204
c
340
»
» IV. 211. 658
201-204
5
341
»
» IV. 212. 661
f
10
342
1
»
IV. 212. 665
»
c
343
»
» IV. 144. 23
202
6
344
»
^ IV. 215. 688
202
6
345
»
» IV. 153. 97
203
c
346
»
» IV. 213. 672
204-208
3
347
»
» IV. 146. 38
205
10
348
»
» IV. 187. 420
205
c
349
»
» IV. 187. 422
205
c
350
»
> IV. 188. 431
207
c
351
»
» IV. 190. 447
208
c
352
»
IV. 193. 477
210
c
353
»
» IV. 194. 485
210
c
354
»
IV. 160. 149
210—213
5
355
»
IV. 165. 196
212
c
356
»
» IV. 166. 206
212
c
357
»
IV. 166. 208
212
10
358
»
» IV. 144. 25
213
20
359
»
» IV. 167. 220
213
c
360
»
» IV. 206. 606
213—217
c
361
»
IV. 207. 608
213—217
3
362
»
» IV. 168. 239
214
c
363
»
» IV. 169. 242
214
6
364
»
» IV. 173. 282
215
6
365
»
IV. 181. 358
216
3
366
»
»
IV. 330. 66
—
5
367
>i>
»
Nicht bei Cohen. Der Avers
ist mangelhaft erhalten. Im Re-
—
—
Die Münzen. Hauptverzeichnis.
381
Nr.
Zugehörigkeit.
'S
ja
ü
2
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
frcs.
vers: liberalitas avü iii. Cohen
macht IV. 156 nach Nr. 120 die
Bemerkung: «on ne connait pas
de mödailles de Ceracalla men-
tionnant sa troisifeme liberalit^».
Wenn die Bestimmung älterer
Hand auf Caracalla nicht auf
Verwechselung beruht, so ist die
Münze sehr selten.
368
Caracalla
1
MB
Unbestimmbar,
—
—
369
Geta, Sohn des Sep-
timius Severus, geb.
189, ermordet 212
von seinem Bruder
Caracalla.
1
S
*Cohen IV. 257. 38
"
c
370
»
2
»
IV. 257. 38
—
c
371
»
»
> IV. 258. 44
—
c
372
»
»
» IV. 270. 157
—
c
373
»
»
IV. 273. 183
—
3
374
»
»
» IV. 273. 193
—
c
375
Elagahaliis, 218 bis
222.
»
IV. 336. 125
218
3
376
»
»
» IV. 332. 81
219
40
377
»
»
» IV. 337. 134
219
c
378
»
»
» IV. 337. 142
219
c
379
»
-,
ü»
IV. 337. 143
219
c
380
»
»
IV. 337. 144
219
c
381
»
»
» IV. 337. 145
219
3
382
»
»
*» IV. 338. 148
219
3
383
»
4
»
» IV. 338. 149
219
c
384
»
»
» IV. 338. 151
220
c
385
»
»
===» IV. 338. 153
220
c
386
»
8
»
IV. 338. 153
220
c
387
»
1
»
Variante zu Cohen IV. 338.
153, indem der Stern im Felde
des Keverses fehlt. Die Münze
ist in Cohens I. Aufl. III. 525.
81 richtig beschrieben.
220
388
»
6
»
Cohen IV. 323. 1
220—222
c
389
»
1
»
Variante zu Cohen IV. 323.
1 : Büste mit Lorbeerkranz ohne
Paludament.
»
382
Die Funde.
Nr.
Zugehörigkeit.
5
11
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
0) ««'
* 5
0) 9
frcs.
390
FAugahalus
10
s
Cohen IV. 329. 58
221
50
391
»
2
»
» IV. 330. 61
221
5
392
»
1
D
» IV. 332. 86
221
3
393
»
2
»
» IV. 333. 93. Im Re-
vers: Stern zur rechten Seite der
Liberalitas.
221
c
394
»
3
»
Cohen IV. 333. 93. Stern zur
linken Seite der Liberalitas.
221
c
395
»
2
»
Cohen IV. 341. 189
221
c
396
»
9
»
» IV. 343. 208
221
3
397
»
2
»
» IV. 347. 246
221
3
398
»
6
»
» IV. 347. 252
221
5
399
»
6
»
» IV. 350. 276
221
6
400
■»
1
" »
Variante zu Cohen IV. 350.
276, indem der Kopf dos Kaisers
nicht gehörnt ist.
221
■
401
»
1
»
Cohen IV. 352. 299
221
c
402
»
6
»
» IV. 352. 300. Stern
im Felde des Keverses vor der
Victoria.
221
c
403
»
2
»
Cohen IV. 352. 300. Stern
hinter der Victoria.
221
c
404
»
4
)»
Cohen IV. 344. 213
222
6
405
»
2
»
» IV. 324. 13
—
c
406
»
2
»
IV. 327. 28
—
3
407
»
3
»
» IV. 327. 30
—
c
408
»
1
»
» IV. 327. 31
—
c
409
>
8
»
» IV. 327. 38
c
410
»
1
»
» IV. 328. 46
—
c
410>
»
1
»
» IV. 330. 68. Vergl.
Fig. 53, Nr. 5. Avers: imp«
ANT0N1NT8 AVG« Seine lorbeer-
bekränzte, bekleidete und ge-
wappnete Büste nach rechts.
Revers: lovi consebvatori. Der
unbekleidete Jupiter steht mit
dem abgenommenen Mantel auf
dem Rücken nach links und
hält einen Blitz und ein Scepter;
zu seinen Füßen ein Adler, zu
seiner Rechten ein militärisches
Feldzeichen.
'
3
411
>
4
»
Cohen IV. 331. 70
—
c
Die Münzen. Hauptverzeichnis.
383
Nr.
Zugehörigkeit.
CS
:3
'S ^
0) o
Bestimmung,
Zeit der
Prägung.
«
frcs.
412
Elayahalus
1
s
Cohen IV. 334. 102
—
3
413
»
1
»
*» IV. 334. 109
—
c
414
»
3
»
» IV. 334. 109
—
c
415
»
1
»
IV. 335. 112
—
—
416
»
3
»
» IV. 335. 120
—
0
417
»
1
»
» IV. 347. 243
—
3
418
»
1
»
IV. 347. 244
—
c
419
»
1
»
IV. 348. 254
—
3
420
»
3
»
IV. 348. 256
—
c
421
»
2
»
IV. 348. 261
— .
c
422
»
1
»
IV. 349. 271
—
6
423
»
1
»
*» IV. 350. 278
—
c
424
»
1
»
IV. 350. 278
—
c
425
»
1
»
=^> IV. 350. 280
—
3
426
»
4
»
» IV. 350. 280
—
3
427
»
1
»
» IV. 351. 289
—
c
428
»
3
»
IV. 351. 293
—
—
429
»
1
»
» IV. 351. 294
—
—
430
»
1
»
IV. 352. 304
—
c
431
»
1
»
Nicht bei Cohen. Avers: an-
TONiNvs pivs AVG. Büste mit
Lorbeer nach rechts. Revers:
FELiciTAS PVBLiCA Fcücitas mit
Attributen nach Hnks.
432
»
3
»
Unbestimmbar.
—
—
433
Julia Paula, I. Ge-
mahlin Elagabals
219—220.
1
»
* Cohen IV. 378. 21
6
434
Äquilia Severa,
II. Gemahlin Ela-
gabals.
1
GB
» IV. 381. 4
120
435
Julia Soaemias,
Tochter der Julia
Maesa, der Schwester
der JuliaDomna, und
Mutter Elagabals.
1
S
===» IV. 388. 8
3
436
»
3
»
» IV. 388. 8
—
3
437
:»
1
»
IV. 389. 14
3
384
Die Kunde.
Nr.
Zugehörigkeit.
Metall-
sorte.
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
frcs.
438
Julia Maesa, Mutter
der Julia Soacmias
und Großmutter Ela-
gabals, t 223.
1
s
*Colien IV. 392. 8
439
»
1
»
» IV. 394. 29
—
C
440
>
1
»
*» IV. 395. 34
—
C
441
»
1
»
» IV. 395. 3G (gefüttert)
—
C
442
Severns Alexander,
222-235.
1
»
» IV. 422. 201
222
3
443
»
6
»
IV. 422. 204
222
c
444
»
2
»
*» IV. 423. 207
222
c
445
»
8
»
» IV. 423. 207
222
c
446
»
1
»
IV. 423. 215
222
c
447
»
6
»
» IV. 424. 218
222
c
448
»
1
»
. IV. 424. 223
222
c
449
»
1
»
» IV. 458. 559
222
3
450
»
4
»
» IV. 412. 108
222
3
451
»
1
»
IV. 405. 38
222 od. 223
9
452
»
1
»
» IV. 417. 149
»
3
453
»
1
»
» IV. 417. 150
»
c
454
»
1
»
y> IV. 452. 495
»
c
455
s
7
»
IV. 425. 229
223
c
456
»
6
»
» IV. 425. 231
223
c
457
»
13
»
» IV. 425. 236
223
c
458
»
10
»
IV. 425 239
223
c
459
»
1
KB
IV. 446. 460
223
10
460
»
1
S
» IV. 414. 118
224
10
461
»
3
»
» IV, 427. 251
224
c
462
»
1
»
» IV. 427. 255
224
c
463
»
1
»
» IV. 427. 256
224
c
464
»
1
»
Variante zu Cohen IV. 427.
255,in8ofern dieBüste wohl belor-
beert, aber ohne Paludament ist.
224
465
»
1
»
Cohen IV. 427. 260
225
c
466
»
2
9
IV. 429. 276
225
c
467
»
1
»
*» IV. 415. 128
226
5
468
»
2
»
IV. 429. 281
226
c
469
»
6
»
IV. 430. 289
226
c
470
»
2
»
IV. 432. 305
227
c
471
»
3
»
IV. 432. 312
227
c
Die Münzen. Hauptverzeichnis.
385
Nr.
Zugehörigkeit.
2
'S o
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
Da*'
frcs.
472
Sevenis Alexander
9
S
Cohen IV. 433. 319
227
C
473
»
6
»
» IV. 433. 325
227
6
474
»
1
GB
» IV. 433. 326. Vergl.
Fig.52, Nr.4. Avers: imp«caes«m«
AVR'SEVALEX.ANDER'AVG. Seine
lorbeerbekränzte und bekleidete
Büste nach rechts. Revers: p«
M«TR«p«vi«cosMi«p«p« Der lor-
beerbekränzte Kaiser opfert,
nach links stehend, auf einem
brennenden Dreifuße und hält
ein Buch. s«c.
227
c
475
»
3
S
Cohen TV. 434. 332
228
c
476
»
2
»
» IV. 434. 337
228
c .
477
»
»
» IV. 434. 338
228
6
478
t>
»
» IV. 416. 133
um 228
5
479
»
»
» IV. 437. 364
229
—
480
»
»
» IV. 437. 365
229
c
481
»
»
IV. 437. 366
229
c
482
»
2
»
y> IV. 438. 370
229
c
483
»
2
»
IV. 441. 388
230
c
484
»
1
»
» IV. 442. 401
230
c
485
»
2
»
IV. 458. 556
230
c
486
»
3
»
IV. 458. 560
230
c
487
>> '
2
»
. IV. 459. 563
230
c
488
»
4
»
IV. 459. 564
230
—
489
»
5
»
* IV. 459. 566
230
5
490
»
3
»
IV. 409. 76
231
c
491
»
»
IV. 410. 83
231
c
492
»
»
IV. 410. 92
231
3
493
»
»
» IV. 452. 501
231
c
494
»
GB
IV. 452. 503
231
c
495
»
S
» IV. 409. 75
seit 231
c
496
»
»
IV. 418 161
seit 231
3
497
»
»
» IV. 445 440
233
c
498
»
»
» IV. 446. 448
233
c
499
»
»
» IV. 461. 585
234
3
500
»
»
» IV. 446. 453
235
c
501
»
»
» IV. 402. 9
—
c
502
» ■
11
»
IV. 404. 23
—
c
503
»
»
» IV. 404. 27
4
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg.
25
386
Die Funde.
J3
,
V bc
Nr.
Zugeliörjgkeit.
et
3?
1» o
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
i* S
frcs.
504
Sevcrus Alexander
1
s
Cohen IV. 404. 29
—
C
505
4
»
» IV. 405. 32
—
4
506
1
»
» IV. 407. 51
—
c
507
1
»
*» IV. 407. 52
—
c
508
2
»
» IV. 407. 52
—
c
509
1
»
» IV. 408. 63
—
c
510
4
»
» IV. 409. 70
—
c
511
5
»
» IV. 411. 95
—
c
512
1
»
» IV. 417. 152
—
c
513
4
»
» IV. 419. 173
—
3
514
5
»
» IV. 420. 183
—
3
515
13
»
» IV. 420. 187
—
3
51G
2
»
» IV. 421. 191
—
5
517
1
»
» IV. 455. 528
—
c
518
4
»
* IV. 456. 530
—
c
519
3
»
» IV. 460. 576
—
3
520
1
»
» IV. 460. 578
—
3
521
3
»
» IV. 460. 580
—
3
522
2
»
» IV. 461. 582
—
6
523
1
»
» IV. 461. 585
—
3
524
1
»
Nicht bei Cohen. Averö: imp«
SEVALEXAND'ATG. BüstC mit
Lorbeer nach links. Revers:
viRTüs ATG. Die behelmte, nach
rechts stehende Virtus hält eine
Lanze und eine Trophäe.
525
»
5
»
—
—
526
»
1
GB
, Unbestimmbar.
—
—
527
»
1
MB
—
—
528
Orbiana , Gemahlin
des Severus Alexan-
der seit dessen 5. Re-
gierungsjahre.
2
S
Cohen IV. 486. 1
20
529
Julia 3Iamaca,Toch-
ter der Julia Maesa
u. Mutter d. Severus
Alexander, f 235.
1
»
IV. 490. 5
c
530
»
2
»
» IV. 490. 6
—
3
531
» .
2
»
» IV. 492. 17
—
c
532
»
4
»
» IV. 492. 24
—
c
Die Münzen. Hauptverzeichnis.
387
Nr.
Zugehörigkeit.
03
ö
03
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
<ü tu
fr CS.
533
Julia Mamaea
2
S
*Cohen IV. 493. 35. Vergl.
Fig. 53, Nr. 6. Avers: ivlia
MAMAKA AVG. Ihre Büste nach
rechts. Revers: ivno conser-
VATRix. Mit dem Diadem ge-
schmückte Juno steht in reicher
Kleidung nach links; sie hält
eine Schale und einen Stab; zu
ihren Füßen befindet sich ein
Pfau. Cohens Abbildung zeigt
den Pfau in anderer Körper-
3
534
»
14
»
haltung als unsere Münze.
Cohen IV. 493. 35
3
535
»
1
»
*» IV. 497. 72
—
3
536
»
2
»
IV. 497. 76
—
c
537
»
10
»
» IV. 498. 81
—
c
538
»
2
»
IV. 498. 85
—
c
539
»
1
»
Das ältere Verzeichnis be-
stimmt die Münze auf Cohen
IV. 498. 61. Das Citat ist
falsch. Es wird IV. 496. 61 oder
IV. 498. 81 heißen müssen.
540
»
1
»
Unbestimmbar.
—
541
Maximitms L
(Thrax) 235-237.
2
»
Prächtig erhaltene, bei Cohen
nicht erwähnte Münzen. Ihr
Avers: imP'Maximinvs-pivS'AVG«
entspricht Cohen IV. 509. 28, ihr
Revers: p«m«tb«P'P«p mit der
Darstellung des zwischen 2 Feld-
235
542
»
1
»
zeichen stehendenKaisers, Cohen
IV. 510. 47. Vergl. Abbildung
Fig. 53, Nr. 7.
Cohen IV. 513. 77
238
c
543
»
1
»
» IV. 506. 7
—
c
544
»
2
»
IV. 509. 31
—
c
545
»
1
»
» IV. 513. 85
—
c
546
»
1
»
Schön erhaltenes Stück. Nicht
bei Cohen. Avers: imp-maxi
MiNvs'Piv (siel) AVG (sie!) Belor-
beerte Büste nach rechts. Revers :
AEQV1TAS AVG. Nach liuks ge-
wendete, stehende Aequitas hält
Wage und Füllhorn. — Cohen
erwähnt IV. 505. 2 eine sehr
25*
388
Die Funde.
Nr.
Zugehörigkeit.
2
CO
WH CO
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
CQ*'
frcs.
ähnliche Münze mit der Avers-
legende ..... pivs'Avo. Anmer-
kung 2 sagt er, Vaillant habe
diese Münze als häufig bezeich-
net und Mionnet gebe ihren
Wert auf 2 frcs. an. Er selbst
habe sie nie gesehen, auch noch
in keinem Kataloge verzeichnet
gefunden. Er unterstellt des-
halb einen Irrtum Vaillants.
Jedenfalls ist unser Stück wegen
der Stempeldifferenz des Averses
recht selten.
547
548
Maximmus I.
»
1
1
s
MB
Unbestimmbar.
—
—
549
Gordianus 11.
237-238.
1
S
Cohen V. 7. 12. Vergl. Fig.53,
Nr. 8. Avers: imp'M'ANt«gob-
DiANVs AFR • AVG. Lorbeerbe-
kränzte und bekleidete Büste
nach rechts. Revers: victoria
AVGG. Victoria, nach links schrei-
tend, hält einen Kranz und einen
Palmzweig.
120
550
Gordianus III.
238—244.
1
»
Cohen V. 60. 357
238?
c
551
»
2
9
» V. 24. 17
238 od. 239
c
552
3
»
» V. 24. 22
239
c
553
»
1
»
. V. 34. 130
239
c
554
1
»
V. 40. 189
239
3
555
1
•ä
» V. 41. 199
239
c
556
1
•»
» V. 43. 216. Vergl. Fig.
53, Nr. 9. Avers: imp'Gordianvs
pivs FKi.'AVG. Mit dem Strahlen-
kranze bekrönte Büste nach
rechts. Revers: F'M«tr»f«ii«coS'
p«p« Der nach links stehende
Kaiser opfert auf einem Drei-
fuße und hält ein Scepter.
239
c
557
»
1
»
Cohen V. 56. 314
239
c
558
»
1
>
» V. 65. 386
239
c
559
»
1
»
» V. 65. 388
239
c
560
»
1
GB
Nicht bei Cohen. Avers =
V. 43. 214. Revers: V. 41.
200.
239
Die Münzen. Hauptverzeichnis.
389
Nr.
Zugehörigkeit.
es
N
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
frcs.
561
Gorch'anus HL
2
s
Cohen V. 27. 53
seit 239
C
562
»
1
»
V. 44. 226
240
3
563
»
1
»
V. 45. 234
240
4
564
»
2
»
V. 45. 237
240
c
565
»
1
T>
V. 45. 242
240
c
566
»
3
»
V. 46. 253
241
c
567
»
5
»
V. 35. 142
242?
c
568
»
3
»
» V. 47. 261
242
c
569
»
5
»
V. 48. 266
242
c
570
»
4
»
V. 59. 348
242
C
571
»
2
»
V. 60. 353
242
C
572
»
1
»
V. 67. 403
242?
3
573
»
6
»
V. 67. 404
242?
c
574
»
1
»
» V. 48. 272
243
c
575
»
4
»
» V. 26. 41
—
c
576
»
1
GB
Nicht bei Cohen. Ähnlich
V. 26. 44. Avers: imP'Gor-
DiANVS'PivS'FEL'AVG. Lorbeerbc-
krönte Büste nach rechts. Re-
vers: AETERNiTATi'AVG. Halb-
nackter Sonnengott mit Strahlen-
kranz nach links stehend. In
der vorgestreckten rechten Hand
eine Peitsche, in der herab-
hängenden linken Hand einen
Stab haltend. s*c.
C
577
»
2
S
Cohen V. 27. 50
—
c
578
»
3
»
» V. 28. 62
—
2
579
»
3
»
» V. 28. 69
—
5
580
»
1
»
» V. 29. 81
—
c
581
»
2
»
» V. 30. 86
—
c
582
»
7
»
» V. 31. 97
—
c
583
»
1
»
» V. 31. 98. Ohne Rad
—
c
584
»
1
■»
unter dem Sitze der Fortuna.
Variante zu Cohen V. 31. 98,
da im Avers der Kopf des Kaisers
mit dem Strahlenkranze, nicht,
wie bei Cohen, dem Lorbeer
geziert ist. Cohen I. Aufl. IV.
—
C
585
»
1
»
129. 40 entspricht genau.
Cohen V. 32. 105
3
586
»
5
»
V. 32. 109
—
3
390
Die Funde.
Nr.
Zugehörigkeit.
1
M
1-2
Bestimmung.
Zeit der
Prilgung.
^5
TJ 1
j
frcs.
587
Gordianns III.
2
S
Cohen V. 32. 113
—
3
588
»
5
»
» V. 33. 121
—
3
589
*
2
»
» V. 38. 167
—
3
590
»
1
»
» V. 40. 186
—
3
591
»
3
»
V. 54. 296
—
c
592
»
3
»
» V. 56. 312
—
c
593
»
4
»
V. 56. 319
—
c
594
»
2
»
» V. 57. 325
—
c
595
»
2
»
» V. 57. 327
—
c
596
»
2
)»
» V. 57. 328
— ■
c
597
' »
1
»
» V. 58. 340
—
c
598
»
3
»
» V. 65. 383
—
c
599
»
1
GB
» V. 68. 410
—
15
600
»
1
•»
Unbestimmbar.
—
—
601
Fhüipptis Arahs
244-249.
1
S
Der Avers entspricht Cohen
V. 95. 3. Der Revers hat die
bei Cohen nicht verzeichnete
liegende aeqvitas avgg (Cohen
V. 95. 7ff. : AEQVITAS «Avo) mit
der Darstellung der nach links
gewendeten, stehenden Aequitas
mit Wage und Füllhorn.
602
»
1
»
Cohen V. 115. 205
—
c
603
»
1
»
Unbestimmbar; gefüttert und
gelocht.
—
—
604
Otacilia Severa, Ge-
mahlin desPhilippus
Arabs.
1
»
Cohen V. 145. 20
3
605
Philippns IL, Sohn
des Ersten.
1
»
Nicht genau bestimmbar.
—
—
606
»
1
MB
Nicht bei Cohen. Münze von
Viminäcium iu Moesien.
Avers : iMP« ivi.« PHiLippvs« pivs FEL
AV«. Lorbeerbekrönte Büste
nach rechts. Revers: P'M'S'Col«
viM. Im Abschnitt an«v. Nach
links gewendete, stehende Frau
zwischen einem Löwen und einem
Ochsen. Vergl. Cohen V. 172.
97-100.
607
Claudius Gothicus
268-270.
1
KB
Wahrscheinlich Cohen VI.
141. 120.
2
Die Münzen. Massenfunde.
391
Nr.
Zugehörigkeit.
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
Ol bc
«^
frcs.
608
609
610
611
Claudius Gothicus
41
181
8
GB
MB
S
[ Ganz unbestimmbar.
l Spielmarke (Tessera) von
Kupfer: ColienVIII.267. 12.
Avers : c • mitreivs l • f • mag • ivvent
(nt in Ligatur). Männlicher, un-
bedeckter Kopf nach rechts. Re-
vers: Zweistöckiges Gebäude mit
5 Säulen in jedem Stockwerk,
bedeckt von einem runden Dache.
An der Front über dem ersten
Stockwerke: L'SEXTiLi« + «F« Im
Abschnitt, vertieft: IUI. Die
Spielmarken scheinen nach dem
Gepräge in der Zeit zwischen
Augustus und Claudius geprägt
zu sein. Der Preis schwankt
zwischen 20 und 50 frcs.
C. Die Massenfunde.
Der erste und größte bisher auf der Saalburg gefundene Münz-
schatz ist im Jahre 1816 behoben worden^^"). Damals fand man bei An-
legung der von Homburg nach Usingen führenden Landstraße ^^^) in einem
Thongefäße vereinigt ca. 550 Münzen, meist Silber, die wohl teilweise noch vor-
handen, aber leider zum größten Teile als zu diesem Funde gehörig nicht
mehr nachzuweisen sind. Die Sammlung des Historischen Vereins für das
Großherzogtum Hessen, mit dem Großherzoglich Hessischen Museum in Darm-
'^36) Gedruckte, aber nur kurze Nachrichten über diesen Münzfund finden sich bei
Kirchner, Ansichten von Frankfurt, II. Teil, S. 187 und im Archiv für Frankfurts Geschichte
und Kunst, III. Heft, 1844, S. 93.
'*') Die Fundstelle ist auf Tafel XIII in den Situationsplan eingetragen und zwar unter-
halb der Zahl 8 in der Bezeichnung «Landstraße nach Usingen 8 klm.» In einem authen-
tischen Fundbericht, der anscheinend aus dem Jahre 1816 stammt und den der Bibliothekar
Hamel im Februar 1835 abgeschrieben hat, finden sich die Angaben, welche im Abschnitt I
«Vorbemerkungen», S. 7, dritter Absatz, Zeile 1—9 bereits mitgeteilt wurden. Hamels Ab-
schrift jenes Fundberichtes setzt sich dann folgendermaßen fort: «Unter den letzteren (462
an der Zahl) sind mehrere seltene und es sind 118 von Alexander Severus, 70 von Cara-
calla, 69 von Septimius Severus, 62 von Bassanius^) (identisch mit Elagdbal), 35 von Julia
Maesa, 25 von Julia Mamaea etc. — Nur 6 dieser Münzen sind von Kupfer, die übrigen
sämtlich von (schlechtem) Silber, doch herrscht selbst unter den Münzen gleichen Namens
1) Irrtümlich für Bassianus geschrieben.
392
Die Funde.
Stadt räunilicli vereinigt, besitzt als Geschenk eines Landgrafen von Hessen-
Homburg 23 dieser Münzen (eine handschriftliche Notiz besagt, daß im
Jahre 1855 an den «Darmstädtcr Verein» 24 Silbermünzen abgegeben worden
seien), deren Fundort und -Umstände in den Akten jenes Vereins angegeben
sind. Wir haben sie, mit einem Sternclien versehen, dem Hauptverzeich-
nisse eingereiht und zwar so, daß sie von den übrigen Münzen gleicher Typen
getreimt blieben. Zum Zwecke einer sachgemäßen Würdigung derselben
stellen wir sie im Folgenden nochmals zusammen.
Zugehörigkeit.
N
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
Commodns
Cohen IIL 355. 984
191 od. 192
Septimius Severus
»
IV. 76. 730
seit 201
»
»
IV. 78. 744
»
»
»
IV. 49. 469
205
Julia Domna
i
IV. 119. 174
—
Geta
»
IV. 257. 38
—
Elagahalus
»
IV. 338. 148
219
»
»
IV. 338. 153
220
»
»
IV. 334. 109
—
»
I>
IV. 350. 278
—
»
»
IV. 350. 280
—
Julia Paula
»
IV. 378. 21
—
Julia Soaemias
»
IV. 388. 8
—
Julia Maesa
»
IV. 392. 8
—
»
»
IV. 395. 34
—
Severus Alexander
2
»
IV. 423. 207
222
»
»
IV. 415. 128
226
»
»
IV. 407. 52
—
Julia Mamaea
2
»
IV. 493. 35
—
>
1
!»
IV. 497. 72
—
Sa.
23
in den Figuren und Umschriften große Verschiedenheit.» Ferner fand sich in den Akten
mit Bezug auf den Fund von 1816 folgende Nachricht: «Bei einer Revision vom 14. Sep-
tember 1819 waren nocli vorhanden: Vespasian 1, Julia Auynsta 14, Hadrian 1, Antoninus
Pins .3, Faustina Aug. l, Commodns 7, Clodius Älbinus 1, Septimius Severus 64, Julia Pia 4,
Caracalla 69, Plautilla 1, Septimius Geta 7, Julia Maesa 32, Julia Soaemias 7, Hcliogahal 54,
Julia Paula 5, Julia Aquilia Severa 5, Julia Mamaea 24, Alexander Severus 100, Sallustia
Barhia Orbiana 3, Kupfermünzen (unkenntlich) 7, zusammen 407 » Diese Noliz steht mit
dem authentischen Fundberichte insofern im Widerspruch, als sie den Zeitraum, welchem
die gefundenen Münzen angehören, wesentlich erweitert, da nach ihr die ältesten Stücke
des Fundes dem Kaiser Vespasian angehören, und auch noch andere Münzlierren vor
Die Münzen. Massenfunde. 393
Nach dem vorstehenden Verzeichnisse sowie dem authentischen Fund-
berichte gehören die spätesten Münzen dieses Kollektivfundes dem Kaiser
Severus Alexander an, der bis 235 regierte. Wahrscheinlich ist der Schatz
bald nach dieser Zeit vergraben worden. Der Anlaß hierzu ist natürlich nur
vermutungsweise anzugeben; wir überlassen es deshalb der Phantasie des ge-
neigten Lesers, eine Erklärung hierfür zu finden.
Der zweite, fast ebenso reichhaltige Münzfund kam im Jahre 1856
zu Tage und zwar nahe vor der Ostmauer des Kastells an der in dem
Situationsplane Tafel XIII angegebenen Stelle. Am 17. September desselben
Jahres berichtete Hobel in der Sitzung des Gesamtvereins der deutschen Ge-
schichts- und Altertumsvereine in Hildesheim über den Fund; vergl. Korre-
spondenzblatt des Gesamtvereins 1857, Nr. 3, S. 33: «Eine durch eine kleine
Erhöhung sich etwas auszeichnende Stelle gab Anlaß zu einem Versuchsein-
schnitt, und bald fanden sich kaum 1 — 1^/2 Fuß unter der noch bewaldeten
Oberfläche auf einem Räume von kaum 1 — 1^2 Klafter im Quadrat ganz
unerwartet über 480 römische Silbermünzen (später fand man noch mehrere,
sodaß sich deren Zahl auf über 500 beläuft) in Branderde zerstreut. Asche und
Schuttschichten im Boden deuteten auf ein durch Feuer zerstörtes Gebäude etc.
Die mit einer ungewöhnlich festen Erdkruste überzogenen Münzen, W'ovunter
sehr viele mit Blei unterfütterte befindlich, im Ganzen von sehr gut erhaltenem
Gepräge, enthalten zum Teil seltene Exemplare. Nur einige kaum kenntliche
Kupfermünzen wurden in der Nähe gefunden. So weit sie bis jetzt unter-
sucht sind, reichen sie vom ersten bis gegen die Mitte des dritten Jahrhunderts
der christlichen Zeitrechnung.»
Gleichzeitig mit diesen Münzen wurden mehrere Sandsteinbruchstücke,
darunter die Inschrift Nr. 9, aufgefunden.
Auch die Münzen dieses Fundes sind nicht mehr mit Bestimmtheit
nachzuweisen. Wie von dem Münzfunde von 1816, so mögen auch von
diesem viele Stücke durch Schenkung oder auf anderem Wege der landgräf-
lichen Sammlung im Schlosse zu Homburg entzogen worden sein.
Der größere Teil der beiden Funde wird vermutlich, ebenso wie die
sonstigen Altertumsfunde der Saalburg aus der Zeit der Landgrafschaft Hessen-
Homburg, im Jahre 1866 in das Großherzogliche Kabinetsmuseum nach Darm-
stadt überführt worden sein, nachdem durch das Ableben des Landgrafen
Ferdinand die Linie Hessen-Homburg im Mannesstamme erloschen und das
Land an Hessen-Darmstadt zurückgefallen war. Bei der dankenswerten und
hochherzigen Überweisung jener Saalburgaltertümer durch Seine Königliche
Hoheit den Großherzog Ludwig IV. an das Homburger Saalburg-Museum
Septimius Severus vertreten sind. Den Beginn und das Ende der Eegierungszeiten Ves-
pasians und des Severus Alexander angenommen, gehören demnach die Einzelstücke des
Schatzes einem Zeiträume von 166 Jahren an.
Vergleiche über diesen Fund auch Dr. Römers Notiz im «Archiv für Frankfurts
Geschichte und Kunst», III. Heft, 1844, S. 93, wo die Zahl der gefundenen Münzen auf
456 angegeben ist.
394 I^ie Funde.
befanden sich unter ihnen auch 597 Silber- und 18 Bronzemünzen, umfassend
die Zeit von Trojan bis Gordian III. Über sie besteht ein besonderes Ver-
zeichnis, dessen Nummern in unserem Hauptverzeichnisse Uiit entlialten sind.
Wir glauben sie aber, wenigstens in summarischer Übersicht, noclunals ge-
trennt hier aufführen zu sollen.
Silbermünzen: Hadrianus 1, Antoninus Pius 1, Marcus Atirelius 1, Comtnodus 7,
Clodius Alhinus 1, Sepümius Sevcrus 68, Jtdia Domna 27, Caracalla 37, Geta 2,
Elagahalus 122, Sevenis Alexander 188, Jidia Mamaea 34, Orhiana 1, Maximinus 3,
Gordianus IL 1, Gordiamis III. 108. — Bronzeraünzen: Trajanus 1, Hadrianus 2,
Faust ina Mater 2, Antoninus Pius 2, Lucius Verus 1, Marcus Aurelius 4, Fausiina
Junior 3, Severus Alexander 2, Aquilia Sevcra 1.
Nach Hahcls Bericht gehören die spätesten Münzen des Fundes von
1856 der Mitte des dritten Jahrhunderts an. Es werden demnach die
meisten der 108 Silberdenare Gordians HL des vorstehenden Verzeichnisses
diesem Funde zuzuweisen sein, umsomehr als gerade diese Stücke (in Über-
einstimnmng mit Hahels Augabe) von besonders gutem Gepräge und guter
Erhaltung sind. Sie können also nicht lange in Umlauf gewesen sein und
bieten hierdurch ein Kriterium für die chronologische Fixierung der Zer-
störung des Kastells und damit der vielleicht endgültigen Aufgabe des rechts-
rheinischen Gebietes durch die Römer, Auch aus anderen Anzeichen ist man
zu der Überzeugung gelangt, daß als späteste Zeit hierfür die ersten Jahre
nach 250 angenommen werden müssen.
Als ein kleiner Gesamtfund ist zum Schlüsse eine zusammenoxydierte
Rolle von 11 Bronzemünzen (1 GB und 10 MB) zu erwähnen, die in dem an
die Keller Tafel XVT. 2 und 3 nach Westen anschließenden Gelände aufge-
funden wurde. Die Großbronze befindet sich an dem einen Ende der Rolle;
sie wurde bei der Verpackung wohl zu unterst gelegt, und über ihr dann
die 10 Mittelbronzen aufgeschichtet. Sie waren einst in dem Stücke eines
Darmes oder einer ähnlichen Hülle enthalten und mit ihr verloren gegangen,
wie ihre Auffindung als kompakte Rolle dies mit Sicherheit annehmen läßt.
Die Münzen sind durch Oxydation stark zerstört, doch lassen sie sich teil-
weise, wo sich die Rolle geteilt hat, nach dem Portrait auf Trajan und Hadrian
bestimmen.
D. Münzen Ton der Saalbarg in Privatbesitz.
Der freundlichen Mitteilung des Herrn Dr. Bitterling verdanken wir die
Kenntnis von dem V^orhandensein einiger auf der Saalburg gefundener Münzen
in Privatbesitz zu Wiesbaden. Wir machen sie im Nachstehenden einzeln
bekannt und haben sie auch, ohne besondere Kennzeichnung, im Hauptver-
zeichnisse berücksichtigt.
1. Augustus, 1 S: Cohm I. 69. 43. 2 v. Chr.
2. Augustus, 1 MB: Cohen I. 95. 240; 2 Fr.
3. Nero, 1 MB: Cohen I. 302. 344; auf der Aversseite mit einer Nach-
stempelung versehen, die ein Monogramm darstellt, das ohne Mühe
als Vespas. gelesen werden kann.
Die Münzen. Funde in der Praetentura.
395
4. Domitian, 1 MB: Cohen I. 481. 122; 86 n. Chr.; 2 Fr.
5. Marc Aurel, 1 MB, nicht bei Cohen. Avers: imp caes m anto
INVS AV Kopf nach rechts. Revers: S C in einem Laubkranz.
6. Caracalla, 1 S: Cohen IV. 187. 422; 205 n. Chr.; c.
7. Gordian III., 1 8: Cohen V. 29. 81; c.
E. MUnzfunde in der Praetentura.
Bei Nachgrabungen im westlichen Teile der Praetentura kamen im
Jahre 1892 die folgenden Münzen zu Tage:
Nr.
Zugehörigkeit.
1
M
o
2
CO
■55
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
ü ■
v tu
^ £
free.
1
Marcus Antonius
1
s
Cohen I. 41. 34
43—31
V. Chr.
2
2
Vespasian
»
I. 371. 43
71
2
3
Trajan
GB
Unbestimmbar.
_ —
—
4
»
MB
»
—
—
5
Hadrian
S
Cohen II. 135. 340
—
2
6
»
GB
Unbestimmbar.
—
—
7
Antoninus Fius
S
Cohen II. 292. 199
153
2
8
»
»
» IL 368. 1023
157
2
9
»
GB
Unbestimmbar.
—
—
10
Marc Aurel
MB
Cohen III. 56. 545
169
c
11
»
GB
Unbestimmbar.
—
—
12
»
MB
»
—
—
13
Lucüla
»
%
—
—
14
Conimodus
GB
»
—
—
15
Septimius Sevcrus
S
Cohen IV. 80. 777
197
c
16
Caracalla
•>
>
» IV. 186. 413
199
c
17
»
>
>
IV. 148. 64
201/4
0
18
Elagabal
>
>
» IV. 328. 46
—
c
19
Jidia Soaemias
>
)
» IV. 388. 8
—
3
20
Severus Alexander
>
» IV. 404. 23
—
c
21
»
>
IV. 424. 218
222
c
22
»
>
» IV. 458. 556
230
c
23
»
>
Unbestimmbar.
—
—
24
Jidia Mamaea .
>
Cohen IV. 493. 35
—
3
25
Ganz unbestimmbar
3
)
>
26
»
8
GB
27
»
24
M
B
Im Ganzen: 18 Silbermünzeu, 15 Groß- und 31 Mittelbrouzen, zusammen
64 Stück, die im Hauptverzeiclinisse mit enthalten sind.
396 I^e Funde.
F. Gesaint-ijbersicht.
Nr.
Zugehörigkeit.
Regierungs-
zeit.
G
S
GB
MB
KB
6
S
a
1
Republikanische Zeit
—
16
—
—
—
16
2
August HS
29 vor bis
14 n. Chr.
—
2
—
2
—
4
3
Angusius und Agrippa
—
—
—
4
—
4
4
Tiherius
14—37
—
—
—
1
—
1
5
Germanirus
—
—
—
1
—
1
6
Claudius
41—54
—
1
—
—
• —
1
7
Nero
54—68
1
—
1
4
—
6
8
Vespasianus
69—79
—
14
2
3
—
19
9
Titas
79—81
—
2
1
—
—
3
10
Domitianus
81—96
—
4
5
3
—
12
11
Nerva
96-98
—
—
—
1
—
1
12
Trajanus
98—117
—
11
14
33
—
58
13
Hadrianus
117—138
—
9
43
48
—
100
14
SaUna, Gemahlin Hadrians
—
1
—
4
—
5
15
Aelius, Adoptivsohn Hadrians
—
—
—
1
—
1
16
Antoninns Fius
138—161
—
17
14
27
—
58
17
Antoninus Pins und Marcus
Aurclius
—
1
—
—
—
1
18
Faustina, Gemahlin des An-
toninus Plus
—
7
12
2
1
22
19
Marcus Aurclius
161—180
—
7
25
28
—
60
20
Faustina, Gemahlin MarcAurel?
—
4
14
9
—
27
21
Lucius Verus, Adoptivbruder
Marc Aureis
—
—
3
—
—
3
22
Lucilla, Gemahlin des Lucius
Verus
—
—
4
4
—
8
23
Commodus
180-193
—
9
13
2
—
24
24
Crispina, Gemahlin des Com-
modus
—
—
—
5
—
5
25
Alhinus Caesar
—
3
1
—
—
4
26
Septimius Se verus
194—211
—
94
2
2
—
98
27
Julia Dotnna, Gemahlin des
Septimius Severus
—
42
1
—
^-
43
28
Caracalla
211—217
—
57
—
1
—
58
29
Geta, Sohn des Septimius Se-
verus
—
8
—
—
—
8
zu übertragen:
1
309
155
185
1
651
Die Münzen. Geeamt-Übersicht.
397
Nr.
Zugehörigkeit.
Regierungs-
zeit.
G
S
GB
MB
KB
a
s
a
Übertrasf:
1
309
155
185
1
651
30
Elagahalus
218—222,
—
148
—
—
—
148
31
Julia Paula, I. Gemahlin Ela-
gabals
'
—
1
—
—
—
1
32
Aquilia Severa, II. Gemahlin
Elagabals
—
—
1
—
—
1
33
JiwZm Äoaewms, Mutter Elagabals
—
5
—
—
5
34
Julia Maesa, Großmutter »
—
4
—
—
—
. 4
35
Severus Alexander
222—235
—
242
4
1
1
248
36
Orbiana, Gemahlin des Severus
Alexander
—
2
—
—
—
2
37
Julia Mamaea, Mutter des Se-
verus Alexander
—
42
—
—
—
42
38
Maximinus I. (Thrax)
235 237
—
9
—
1
—
10
39
Gordianus IL
237—238
—
1
—
—
—
1
40
Gordianus III.
238—244
—
110
4
—
—
114
41
Philippus I. (Arahs)
244-249
—
3
—
" —
—
3
42
Otacilia Severa, Gemahlin
Philipps I.
—
1
—
—
—
1
43
Philippus IL, Sohn des Ersten
—
1
—
—
—
1
44
Claudius II (Gothicus)
268-270
—
—
—
—
1
1
45
Unbestimmbar.
—
8
41
181
—
230
46
1 Rolle Bronzemünzen (dritter
Kollektivfund)
—
—
1
10
—
11
47
1 Spielmarke
—
—
—
1
—
1
Summe:
1
886
206
379
3
1476
Die Summe der vorstehend vermerkten, noch vorhandenen
Münzen beträgt
Von den großen Funden der Jahre 1816, der ca. . . .
und 1856, der ca. .
Stücke umfaßte, sind aus dem früheren landgräflichen Besitze
noch vorhanden und in dem Verzeichnisse enthalten:
Im Saalburg-Museum (vergl. S. 394) 615
In der Sammlung des Histor. Vereins in Darmstadt 23
638
mithin abhanden gekommen ca
wonach sich die Gesamtheit der nachweisbar gefundenen
Münzen auf
Stücke beläuft.
1476
550
500
1050
-638
412
412
1888
398 Die Funde.
Bedenkt man ferner, daß sich unter den Münzen aus landgräflidiein
Besitze auch viele zerstreut gefundene befinden werden, und daß wohl auch
sonst noch Münzen zu Tage gefördert, ober nicht abgeliefert wurden, so wird
sich die Summe der bisher auf der Saalburg gefundenen Münzen auf an-
nähernd 2000 Stück erhöhen lassen.
6. Schlußbetrachtung.
Eine vergleichende Durchsicht der einzelnen Nummern der vorstehen-
den Gesamtübersicht läßt uns eine Reihe bemerkenswerter Thatsachen er-
kennen, die durch weiter zu erwartende Münzfunde eine beträchtliche Ver-
schiebung nicht mehr erfahren dürften. Auffallend ist zunächst der Umstand,
daß die gefundenen Münzen der frühesten Zeit bis auf Nerva einschließlich
so gering an Zahl sind, daß man unmöglich glauben kann, daß die Saal-
burg in dieser Zeit bereits bestanden habe, die Münzen der verschiedenen
Kaiser dieser Periode also noch zu deren Lebzeiten dahin gelangt seien. Man
müßte sich sonst auch darüber wundern, daß Caligula (37 — 41) unter den
Münzen nicht vertreten ist. Wenn wir nicht schon aus zahlreichen Münz-
funden anderer Ortlichkeiten ^''®) wüßten, daß Münzen früherer Zeit noch lange
nach ihrer Prägung in Umlauf blieben, so könnte uns das Revisions- Verzeichnis
der dem Massen funde von 1816 entstammenden Münzen erstmalig darüber
belehren, in dem wir Prägungen eines Zeitraumes von etwa 166 Jahren ver-
einigt sehen. Anscheinend mit demselben Rechte könnte angenommen werden,
daß auch die Münzen des auf Nerva folgenden Kaisers Trajan erst nach seiner
Zeit auf die Saalburg gelangt seien, und daß diese unter Trajan noch nicht
bestanden habe. Jedoch dürften auch ohne die Kenntnis anderweitiger That-
sachen und Nachrichten, welche die Entstehung dieses Kastells zur Zeit des
genannten Kaisers vermuten lassen, die Münzen selbst diesen Schluß zulassen.
Wir sehen zunächst davon ab, die Anzahl der Trajansmünzen, die nahezu
derjenigen der vorausgegangenen Zeiten gleichkonnnt (58 gegen 68), hierfür als
ausschlaggebend zu bezeichnen. Vielmehr erbHcken wir einen deutlichen
Hinweis für die Wahrscheinlichkeit jener Annahme in der chronologischen
Kontinuierlichkeit, welche uns in den dem Kaiser Trajan zugehörigen Einzel-
stücken entgegentritt. Wenn wir nämlich die Nummern 44 — 61 des Haupt-
verzeichnlsses auf die Zeit ihrer Prägung ansehen, so bemerken wir, daß
sich die in jenen enthaltenen Stücke über die ganze Regierungszeit des
Kaisers Trajan erstrecken, und daß innerhalb dieser Zeit eine wesentliche
Unterbrechung nicht stattfindet. Ob nun diese Münzen je nach dem für
die Soldzahlungen vorhandenen Geldbedarfe schon bald nach ihrer Prägung
nach der Saalburg kamen, läßt sich natürlich mit Sicherheit nicht aus-
238) vergl. Antiquitäten-Zeitung, III. Jahrg., Nr. 9, Stuttgart 27. Febr. 1895: «In
Plessio-Barbaize (bei Troyes in der Champagne) hat ein Landraann 200 römische Kupfer-
münzen gefunden, die sich durch ihr frisches Gepräge auszeichnen. Sie reichen von Caesar
Äug'ustus bis zu Constantin dem Großen.»
Die Münzen. Schlußbetrachtung. 399
machen; für derartig subtile Fragen müßte man sich ausschließlich auf den
schwankenden Boden der Hypothese begeben. Immerhin mag es vorgekommen
sein, daß neugeprägtes Geld verhältnismäßig schnell dorthin gelangte, wenn
die, für die Bedürfnisse des in Mainz residierenden kaiserlichen Statthalters
von Obergermanien notwendigen Geldsendungen in neuer Münze erfolgten.
Von Trojan bis auf Phüipxms Arabs einschließlich sehen wir alle Kaiser in
den Münzen vertreten, am zahlreichsten Severus Alexander (248), Elagabal (147),
Gordian III. (114), Hadrian (100) und Septimius Severus (98). Wenn auch
bereits während der Regierung der zeitlich Letzten unter jenen zeitweilige Be-
drohungen in dem Besitze der Saalburg eingetreten sein mögen, so zeigt doch
das Vorhandensein ihrer Münzen, daß eine Aufgabe des Kastells zu ihrer
Zeit noch nicht stattgefunden hat. Jedoch dürfte das Fehlen von Münzen
Galliens (254 — 257) die Nachricht bestätigen, daß dieser Kaiser das rechte
Rheinufer verloren gab. Oder sollte jenes Fehlen seiner Münzen nur auf
Zufall beruhen, da doch sein Nachfolger Postumus (258 — 267) die rechts-
rheinischen, von jenem aufgegebeneu Besitzungen wieder in ihrem vollen Um-
fange zurückgewonnen haben soll und durch seine Soldaten Münzen Galliens
dahin gekommen und verloren worden sein könnten? Des Postumus Münzen
fehlen bisher ebenfalls, jedoch hat man von seinem Nachfolger Claudius
Gothicus (268—270) eine solche gefunden. An und für sich wird man ge-
neigt sein, nach einem Erklärungsgrunde für das Fehlen der Münzen von
Kaisern zwischen Philipjms Arahs und Claudius Gothicus zu suchen. Dabei
könnte neben den Störungen im Besitze des rechtsrheinischen Germanien noch
ein anderer Gesichtspunkt in Betracht kommen, der in den damaligen ver-
worrenen Zuständen des römischen Reiches zu suchen wäre. Die meist aus dem
Soldatenstande hervorgegangenen Kaiser dieser Epoche, der sogenannten Zeit
der 30 Tyrannen, zu denen auch Claudius Gothicus gehört, regierten nur kurze
Zeit, sie waren mit wenigen Ausnahmen nur in einzelnen Reichsteilen aner-
kannt, ihre Münzen kamen wohl zunächst nicht über diese Bezirke hinaus, und
außerhalb derselben hatte man aus früheren Zeiten noch ausreichende Münz-
bestände, um auf die Zufuhr der neuesten verzichten zu können. Mit Claudius
Gothicus hört die Reihe der mit Münzen vertretenen Kaiser auf. Von Probus
(276 — 288), der die alten Grenzwehren gegen die Germanen wieder aufge-
richtet haben soll, sind Münzen nicht vorhanden ; vermutlich war auch seine
Wiederbesetzung der rechtsrheinischen Kastelle, wenn sie überhaupt erfolgte,
nur von sehr kurzer Dauer.
Die für die Geschichte der Saalburg anscheinend wichtigste Münze, die-
jenige des Claudius Gothicus, dürfte jedoch ein chronologisches Moment von
hervorrragender Bedeutung nicht bieten. Abgesehen davon, daß schon ihre
Vereinzelung gegenüber den zahlreichen Münzen früherer Zeiten nicht dazu
geeignet ist, sichere Schlüsse zuzulassen, trägt auch die Örtlichkeit ihrer
Auffindung dazu bei, uns zur Vorsicht bei ihrer chronologischen Verwei-tung
zu gemahnen. Die Münze ist nämlich über dem zweiten oder dritten Keller
nur etwa 30 cm tief gefunden worden, an einer Stelle, wo ein alter Weg,
400 I)ie Fände.
direkt nördlich neben der Usinger Landstraße auf Tafel XIK schraffiert darge-
stellt, die südlichsten Keller an der Römerstraße nach Heddernheim über-
schritt. Sie kann also auch in einer Zeit an ihre jetzige Fundstelle gelangt
sein, in der das Kastell längst aufgebort hatte, im Besitze der Römer zu sein.
Wir müssen uns demnach darauf beschränken, nur die Münzen bis auf
Philippus Arahs als geschichtliche Zeugnisse anzusehen, und werden die durch
Schriftstellernachrichten bezeugten Wiedereroberungen des Dekumatlandes in
den nächsten Jahrzehnten nach der Mitte des dritten Jahrhunderts nur dahin
aufzufassen haben, daß die gelegentlich siegreichen Bekämpfungen der germa-
nischen Invasion nicht dazu geführt haben konnten, den alten Besitzstand wieder
zu sichern und einen Wiederaufbau der zerstörten Saalburg herbeizuführen.
Wenn auch im Allgemeinen bei der Verwertung der Münzen für chrono-
logische Fragen mit großer Vorsicht zu verfahren ist, so scheint doch mit
ziemlicher Gewißheit aus den auf der Saalburg gefundenen Münzen hervor-
zugehen, daß dieses Kastell vom Ende des ersten bis zur Mitte des dritten
Jahrhunderts, vielleicht mit zeitweiligen, aus den Münzen aber nicht nach-
weisbaren Unterbrechungen, im Besitze der Römer gewesen ist. Die Annahme
einer längeren Dauer der Römerherrschaft in diesem Teile des Dekumatlandes,
zu der man aus anderen Gründen neigt ^^'^j, kann aus den Münzen nicht be-
wiesen werden.
4. Denksteine und Bildwerke aus Stein.
(Hierzu Tafel XXI und XXIV-XXVI.)
Von den Steindenkmälern der Saalburg, welche so recht geeignet sind,
uns einen Einblick in das innere Leben der Kastellbewohner, die Verehrung
ihrer Götter und Kaiser oder die Pietät und Dankbarkeit gegen ihre Ver-
storbenen zu gewähren, sind leider nur wenige ganz erhalten geblieben.
Desto mehr geben zahlreiche Bruchstücke von den verschiedenartigsten
Formen, manchmal nur faustgroße Trümmer, deren Bedeutung aus den
wenigen darauf befindlichen Buchstaben oft nur vermutet werden kann, be-
redtes Zeugnis von der großen Menge von Denkmälern aller Art, welche das
Kastell und seine Lagerstadt zur Römerzeit allenthalben geschmückt haben.
Wenn uns auch diese Trümmer nichts Neues lehrten, so geben doch gerade
sie einen Begriff von der heillosen Zerstörung, die in einzelnen Limeskastellen
gewütet hat: durch den Feind, wenn es galt, dem Besiegten das, was ihm
heilig und teuer war, zu zerschlagen, durch Angehörige des eigenen Volkes,
w^enn religiöser Fanatismus, politische Gegnerschaft oder Mißachtung ver-
storbener Mitglieder des Kaiserhauses — die noch durch Entfernung ihres
Namens von den Denksteinen besonders zum Ausdruck kam — die treibenden
Kräfte waren. Das erklärt uns die vielen kleinen Stücke und Splitter, die
oft aus den entlegensten Teilen des Saalburggebietes zusammengefunden
w^urden. Die meisten dienten wohl mit als Füllmaterial für Löcher und
Gräben, die nach den mancherlei Zerstörungen eingeebnet werden mußten.
289) Vergleiche den Absclinitt VII, Seite 59.
Denksteine und Bildwerke aus Stein. 401
Die Tafeln XXIV— XXVI enthalten Proben solcher Denkmäler, die
neuerdings, leider nur durch Bruchstücke, reichlich vermehrt wurden. Die
meisten sind aus Vilbeler Sandstein gearbeitet, dessen häufiges Vorkommen
auf der Saalburg in dem Abschnitte «Baumaterialien» eingehender besprochen
worden ist. Außer diesem in der Nähe vorkommenden Stein findet sich zu
Bildwerken verwendet: Poröse Basaltlava, fester Basalt, sogenannter Bocken-
heimer Blaustein, sowie feiner roter und gelblicher Sandstein vom Main und
von der Mosel.
Was wir besitzen, sind keine großen Kunstwerke, was zum Teil dem
oft von großen Kieseln durchsetzten Material — Rotliegendes von Vilbel —
zuzuschreiben ist. Dort wurde wohl auch in den meisten Fällen der Stein
bearbeitet und am Orte der Aufstellung, der Saalburg, vielleicht nur die
Inschrift eingehauen, die deshalb oft sehr flüchtig hergestellt und nur mit
Zuhilfenahme zahlreicher Ligaturen auf der zur Verfügung stehenden Fläche
untergebracht ist. Die figürlichen Darstellungen zeigen rohe und steife Formen
sowie große Vernachlässigung der Proportionen; dies ist entweder eine Folge
handwerksmäßiger Herstellung durch ungeübte Leute, oder einer Tradition,
die einen althergebrachten Typus bewahrte, wie wir dies bei so vielen
religiösen Darstellungen fast aller Völker bis zum heutigen Tage wieder-
finden.
Zwei verschiedene Arten von Votivdenkmälern sind hauptsächlich ver-
treten: die Ära und die Statue des Genius, der bei uns vornehmlich den
Schutzgeist der Centurie repräsentiert. Den Typus der Ära vertreten Nr. 3
und 4 der Tafel XXIV, von denen erstere mehr prismatische, letztere mehr die
Form der Platte zeigt. Die Arae bestehen aus einem einfachen (Nr. 4), weit
ausladenden (Nr. 5), oder aus vielen Gliederungen zusammengesetzten Sockel
(Textfigur 40, Nr. 1), ferner dem die Inschrift auf seiner Vorderseite tragenden
parallelepipedischen Schaft und einer mehr oder weniger reichen Bekrönung.
Tafel XXI giebt eine Menge von Beispielen solcher Architekturglieder und
Profile. Bei allen wiederholt sich an dem Gesims die Rosettendekoration.
Sie schließt die Vorderansicht runder Walzen ab, welche die entweder in
einer Richtung oder gekreuzt auf den Altar gelegten Opferhölzer darstellen,
deren Hirnseiten sie wiederzugeben suchen. In der Mitte ist, oft sehr stilisiert,
die Opferschale angebracht, und es bildet so das Ganze eine in Stein darge-
stellte Versinnbildlichung des Opferfeuers. Dasselbe Motiv ist von antiken
Altären und Sarkophagen bekannt und auch zur Erklärung der Entstehung
des jonischen Kapitells mit herangezogen worden. Zwischen den Rosetten ist
in der Mitte ein giebelförmiger Übergang geschafifen, der allmählich ganz
mit diesen verwächst, sodaß mit der Zeit die Rosetten ihre eigentliche Be-
deutung verloren und so für die Bekrönung eine besondere Kunstform ent-
stand, die der Nymphenstein (Seite 285) nur andeutet, die aber bei einem
nicht gezeichneten Dolichenstein bereits ausgebildet ist. Die Inschriftfläche
ist gewöhnlich glatt, beim Nymphenstein aber, der hinsichtlich seines Dekors
überhaupt einen etwas anderen Charakter trägt, mit einem verzierten Rande
Jacobi, Das Römerkastell Saal bürg. 26
402
Die Funde.
umgeben; dasselbe ist der Fall bei Nr. 5 der Tafel XXIV und bei Nr. 12 der
Textfigur 40.
Die Seitenflächen des Schaftes enthalten gewöhnlich die Opfergeräte in
Reliefdarstellung; so Tafel XXIV, Nr. 1 das Opfermesser (Original in Eisen
siehe Tafel XXXVII, Nr. 2, 5, G), den typischen Wasserkrug auf dem Nymphen-
stein und dem nicht abgebildeten Dolichenstein, dessen Inschrift auf Seite 279,
Nr. 15, mitgeteilt ist. Der Letztere trägt auch auf beiden Schmalseiten ein
ebenfalls häufig dargestelltes uhrpendelartiges Gerät, das ich für eine Opfer-
schale (patera) oder Käucherpfanne halte; eine solche ist auf Tafel XXXX,
Nr. 1, nach einem Originale gezeichnet; eine andere Erklärung hat sich für
dieses eiserne, 0,78 m lange Instrument bis jetzt nicht finden lassen. Be-
merkenswert ist die erhobene Hand mit ausgestreckten Fingern auf dem
Nymphenstein, deren Bedeutung nicht bekannt ist, da sie nicht die ge-
wöhnUche Form der Schwurhand zeigt, die nur zwei Finger hebt. Zu dem-
selben Steine gehört noch ein Bruchstück mit einem eigentümlich gestalteten
Hammer, der sich auch auf dem nach Neuhof an derselben Stelle (S. 284)
gefundenen Troge befindet, der ebenfalls die Hand und eine Kanne in Relief-
darstellung trägt; (vgl. die Abbildung bei Neuhof und üVjer die Fundstelle
Seite 146 und Anmerkung 127^^''). Ein vor kurzem gefundenes Bruchstück
zeigt ein Relief, das Hang in den Bonner Jahrbüchern 1 889, Seite 143, nach
anderen Analogien als eine Tasche mit drei Messern erklärt.
Eine abweichende Form hat der 0,70 m hohe Votivstein des Condollius
(Tafel XXIV, Nr. 2), der aus einer ausgebauchten Säule mit kleiner Inschrift-
tafel in der Mitte besteht. Er erinnert unwillkürlich an einen Stamm, an
welchen ein Brett ange-
nagelt ist, und ahmt, da
nach J. Becher Condollius
wahrscheinlich Gallier war,
möglicherweise eine heimi-
sche Form nach.
Daß außerdem auch
andere Formen von Denk-
mälern auf der Saalburg
gebräuchlich waren, zeigen
einige Reste auf Tafel XXI,
von denen besonders die
beiden Säuleubasen Nr. 29
und 33 sowie das Schaft-
stück Nr. 30 hervorzuheben
sind. Letzteres hat auch
das bekannte Schuppen-
motiv, das sich auf den Seitenansichten der Feuerhölzer (Tafel XXI, Nr. 35
"") Ein zu den Heddernheimer Mithrasdenkraälern gehöriges Postament zeigt eben-
falls einen .solchen Hammer; vgl. Nass. Ann., 1. Band, Taf. III, Vig. 5.
1- %.
Fig. 64. Hausaltärchen. (»|j der nat. Größe.)
Denksteine und Bildwerke aus Stein. 403
und Tafel XXIV, Nr. 4) ebenso findet wie an den Voluten des jonischen
Kapitells.
Hierher gehören noch zwei kleine Altärchen aus feinem, nicht aus
hiesiger Gegend stammendem Sandstein, die man ihrer Große nach vielleicht
für Haus- oder Reisealtärchen ansehen darf (Textfigur 54); kleine Altärchen
werden auch unter dem Namen foculi im Altertume erwähnt. Nr. 1 ist 22 cm
hoch und 6V2 cm breit, hat die gewöhnliche Form der Ära nach Art der
kleinen Armstützen und als oberen Abschluß die Flamme des Opferfeuers
(gefunden 1895 im Kastell). Nr. 2 hat länghchen Querschnitt (IIV2 : 7 cm)
und eine Höhe von 15 cm und ist in der Bürgerlichen Niederlassung in der
Nähe des Brunnens Nr. 7 am alten Friedhofe 1890 jenseits der Chaussee ge-
funden worden.
Die normale Form der Geniusstatue zeigt Tafel XXV, Nr. 1. Bemerkens-
wert ist, daß das Material — feinkörniger gelblicher Sandstein — aus der
Gegend von Trier stammt, sodaß angenommen werden darf, daß das Bild-
werk wahrscheinlich von dort als fertige Arbeit hierhergebracht wurde. Der
mit der Mauerkrone geschmückte und mit dem Himation bekleidete Genius
hält mit seiner übergroßen linken Hand das am Oberarme ruhende Füllhorn, aus
dem Früchte hervorschen, die Hand des abwärts gestreckten rechten Armes
eine mit Backwerk gefüllte Opferschale ; diese ist durch einen stehengelassenen
Steg mit dem rechten Oberschenkel verbunden, um ein Abbrechen während
der Arbeit und des Transportes zu verhindern. Die Füße sind mit Stiefeln
bekleidet, deren Schäfte am oberen Rande umgeschlagen sind. Die Höhe der
Figur beträgt 65 cm, der Sockel mit der Inschrift fehlt.
Eine Abweichung hiervon bildet der auf Tafel XXVI, Nr. 2 abgebildete,
vollständig erhaltene, 50 cm hohe Genius aus Vilbeler Sandstein. Seine
Schulter ist unbedeckt, der Mantel hängt über dem Arm und fällt auf einen
zu Füßen der Figur liegenden Löwen ''**^)- herab; das technische Mittel zur
Befestigung des rechten Armes ist hier in einem kleinen Altärchen ge-
funden, auf welches der Genius das Opfer ausgießt. Eine runde Armstütze
zeigt Nr. 8 derselben Tafel und eine prismatische Nr. 7, welche ebenfalls wie
das Altärchen von Nr. 2 eine Inschrift trägt. Die eigentliche Weihinschrift
findet sich auf dem Sockel, Etwas künstlerischer und bewegter gearbeitet ist
der Genius Nr. 1 derselben Tafel, welcher auszuschreiten scheint. Der kleinere
Genius Tafel XXV, Nr. 2, ist aus porösem Basalt hergestellt, und dieser Um-
stand trägt wohl die Schuld an seiner rohen Form, Die Figur sitzt nicht
etwa, w^ie es scheint, auf einem Sessel, sondern ist stehend gedacht, konnte
aber des spröden Materials wegen nicht frei herausgearbeitet werden ; sie ent-
spricht mithin dem allgemeinen Typus. Da das Material zu diesem Genius aus
einer nur etwa 6—7 Kilometer von der Saalburg entfernten Gegend stammt,
2*1) Liegende Löwen kommen öfters auf Grabdenkmälern vor; ein sehr schönes
Beispiel hierfür bietet der Grabstein dea Firmiis von Andernach, xerg\. J. Klein in Bonner
Jahrbücher 1884, Klein hält den Löwen für eine Art Apotropeion.
26*
404 Die Fände.
ist das Bildwerk wahrscheinlich von einem zur Besatzung gehörigen Stein-
metzen gearbeitet.
Weitere Bruchstücke von Statuetten, nämlich Köpfe, Beine, Füll-
hörner u. a. m. sind auf den Tafeln XXV und XXVI wiedergegeben, von
denen besonders auf die beiden umschienten Beine Tafel XXV, Ga hinzu-
weisen ist, die zu der auf Seite 75 erwähnten, vor der Porta decumana ver-
muteten Kaiserstatue gehört haben könnten. Nicht erklärt ist der rund ge-
arbeitete große Widderkopf Tafel XXVI, Nr. 3, der anscheinend nicht einem
Relief bilde entstammt; der Widder kommt sonst in Verbindung mit Merkur
vor und könnte vielleicht zu einer statuarischen Darstellung dieses Gottes
gehört haben. Auch die neuerdings gefundenen Überreste zweier Vögel, etwa
in der Größe eines Raben ^^'^) mit einem kurzhalsigen Taubenkopf, sind vor-
läufig nicht zu erklären; sie dürften zu einer Gruppe, wobei man immer
zuerst an Mithrasskulpturen denkt, gehört haben. Ein etwa lebensgroßes, im
Knie gestrecktes (ebenfalls nicht gezeichnetes) Bein erinnert an den opfernden
Sol der bekannten Mithrasdarstellung.
Die kleine Figur Tafel XXVI, Nr. 4 ist die einzige Reliefdarstellung in
Stein von der Saalburg; sie ist nach dem hier erhaltenen Reste mit Sicher-
heit nicht zu bestimmen.
Eigentliche Grabdenkmäler, wie sie in den Rheinlanden zahlreich vor-
kommen, sind bis jetzt nicht gefunden worden, selbst nicht einmal Bruch-
stücke, die auf solche schließen lassen.
Über den Standort der Denkmale haben wir nur selten Kenntnis, weil
sie meistens bei Zerstörungen und Umbauten zerschlagen, auch teilweise als
Mauersteine wieder verwandt wurden. (Vgl. Seite 65, 66 und 276.) Nur von
dem Genius cmfuriae (Tafel XXVI, Nr. 2) läßt sich der Standort mit Sicher-
heit nachweisen. Er wurde 1882 im Kastell westlich vom Praetorium ge-
funden; der Sockel mit Inschrift und mit Teilen des Bildwerkes stand noch
wagrecht auf einem aus Bruchsteinen hergestellten Unterbau (Tafel IV, h);
alles Übrige, das kleine Altärchen und die Figur selbst, fanden sich in
Stücke zerschlagen in einem Umkreis von 3 — 4 m daneben, sodäß eine
Zusammensetzung derselben möglich war. Sämtliche Reste lagen in den
letzten Brandschichten, der Sockel mit dem Löwen war kaum 20 cm
hoch mit Rasen bedeckt. Man hatte den Eindruck, als hätten die be-
siegten abziehenden Römer nicht mehr Zeit gehabt, das Denkmal in Sicher-
heit zu bringen oder es einzugraben und zu verbergen, wie es nach-
gewiesenermaßen verschiedentlich in den Limeskastellen geschehen ist; ich
erinnere hierfür nur an den der Julia Mamaea*^^) gewidmeten Stein im
Feldbergkastell, der zweifellos von den Römern selbst von seinem Standort
weggebracht und in der davor liegenden Villa eingegraben wurde, um ihn
vor einer Zertrümmerung zu schützen. Auch an der Saalburg finden sich
2") Der Rabe gehört mit zu den Attributen des Mithras; sehr deutlich ist er z. ß.
auf dem Mithrassteine von Dormagen, vergl. Bonner Jahrbücher 1869. Tafel IV.
2^3) Limesblatt Nr. 1.
Denksteine und Bildwerke aus Stein. Tlionfiguren.
405
Beispiele, die auf ein absichtliches Vergraben von Gegenständen, die nicht
mit auf die Flucht genommen werden konnten, hinweisen; hierzu ist die
am Friedhofe eingemauerte Condolliussäule (siehe Seite 137) und der mit
Eisensachen vollgepackte Eimer aus dem Kastell (Tafel XXXXVI, Nr. 1),
der später besprochen werden wird, zu rechnen.
Das auf Tafel XXVI, Nr. 1, gezeichnete Bildwerk wurde in der Nähe
des oben genannten Genius centuriae unmittelbar vor einem massiven Unter-
bau (Tafel IV, g) gefunden; es dürfte daselbst auch seinen Standort gehabt
haben und aus der letzten Zerstörung stammen. Es lag nicht tief, und die
fehlenden Stücke, die kaum mit Erde gedeckt waren, sind wohl schon
früher bei Schatzgräbereien weggebracht worden, sonst hätten sie sich bei
den gründlichen Durchgrabungen der letzten Jahre dort finden müssen. Die
Unterbauten, die jetzt noch vorhanden und mit Rasen abgedeckt sind, liegen
an der östlichen Kante der von der Via principalis (Tafel IV, m) nach der
Fraetentura führenden Straße (Seite 88); es scheint daher, daß dieser entlang
die Götterbilder und Votivaltäre aufgestellt waren, wofür auch noch die dort
geschehene Auffindung verschiedener Bruchstücke von Bildwerken, wie des
in der Fraetentura entdeckten und Seite 278 beschriebenen Altares, sprechen
dürfte. Da die Steine fast alle auf der Rückseite unbearbeitet sind, läßt sich
auch annehmen, daß sie den Lagergassen oder einer Mauer entlang gestanden
haben, die Geniusstatuen jedenfalls auf erhöhten Sockeln oder in Nischen,
besonders wichtige am oder im SaceUum.
Die Dolichensteine, Seite 278 — 279, sind alle, auf dem älteren Fried-
hofe (Tafel XIII, Y) oder in der Nähe desselben, wahrscheinlich an ihrer
ursprünglichen Stelle,
gefunden worden; sie
gehörten vielleicht zu
dem dort vermuteten
Mithraeum.
Außer diesen Ge-
genständen der Götter-
verehrung ist hier noch
einiger Thonfigür-
chen zu gedenken, die
im Brandschutte ge-
funden wurden, ohne
daß man einen über
ihre Bedeutung Auf-
schluß gebenden Fund-
ort bezeichnen könnte.
Zunächst sind es drei kleine sitzende Figuren (Textfigur 55) in der Form
jener bekannten, als Handelsware so häufig vorkommenden Schutz- und
Hausgötter; die unsrigen bestehen aus einem hellen weißlichen Pfeifenthone.
Als Attribute haben sie entweder auf dem Schöße einen Hund (Nr. 1) oder
Z. 8.
Fig. 55. Darstellungen von Hausgottheiten, ('/s der nat. Größe.)
406
Die Funde.
ein Kind (Nr. 2) oder auch ein Füllhorn mit Blumen im linken Arme —
Fortuna — (Nr. 3)***). Wilhrend die beiden ersten Figuren mit einem
Sclileier bedeckt sind, trägt die dritte eine Art dreizackiger Krone. Nr. 1 ist
15 cm, Nr. 2 dagegen 19 cm und Nr. 3 nur 13 cm hoch. Die untere Hälfte
eines Bruchstücks aus ganz weißem Thone zeigt eine Figur, welche das linke
Bein über das rechte schlägt ; beide Beine stehen auf einem Schemel, die rechte
Hand hält eine runde Schale. Ähnliche Figürchen sind von IJorow^*^) ver-
öffentlicht worden. Man bezeichnet sie gewöhnhch als Matronen, deren Kult
über Spanien, Britannien, Gallien und Deutschland weit verbreitet war und
durch viele Inschriften und Denksteine bezeugt ist^^^'). Er ist wahrscheinlich
keltischen Ursprungs und entspricht etwa der Verehrung von Sylphen, Elfen
und anderen germanischen Feld- und Wald-
gottheiten. Neuerdings wird bezweifelt, daß
sie Matronen vorstellen, da für diese immer die
Dreiheit maßgebend sei. In der Figur mit
dem Kinde will man auch die ägyptische
Göttin Isis mit dem Horus sehen, welche auch
mit einem Hunde vorkojnmt^'*^). Anscheinend
liegt eine Vermischung verschiedener Kulte vor.
Unter den vielen Bruchstücken solcher
Götterbilder befindet sich auch ein Kopf, der
in einer Kapuze steckt (vielleicht einem Attis
angehörig?).
Besondere Aufmerksamkeit verdient eine
kleine, 20 cm hohe Gruppe (Textfigur 56). Sie
besteht aus bräunlichem Thon, ist innen hohl
und liat Stege, welche den Hohlkörper aus-
steifen sollen. Gefunden ist sie in einer keller-
artigen Vertiefung in der nordöstlichen Ecke
des Erdkastells. Die beiden geflügelten, sich
umarmenden Gestalten stellen offenbar Amor
und Psyche dar; die Letztere ist ebenso wie auf der bekannten kapito-
%■%
ä3K^
-■^'-'-^-^
Flg. 56. Amor und Psyche. OU der
nat. Größe.)
***) Ein Exemplar, das mit 3 anderen dicht bei dem Ludwigsbrunnen bei Homburg
gefanden wurde, hat einen Korb mit Blumen auf dem 8choße. Hammeran schloß aus der
Fundstelle auf Weihgeschenke für Heilwirkungen. Über die Benutzung der Homburger
Mineralquellen durch die Römer vergleiche L. Jacobi, Zur Geschichte der Homburger
Mineralquellen in Dr. H. Will, Der Kurort Homburg etc. 1881, und Römische Bauwerke
von A. V071 Cohausen und L. Jacobi, in den Nass. Annalen Bd. 18. Auch im Kastell Zug-
mantel ist eine Thonstatuette (in der Form von Nr. 1) gefunden worden. Etwa 30 Stück
sind neuerdings wieder bei Mainz an einer Stelle zum Vorschein gekommen.
*") Dorow, Opferstätten der Germanen und Römer. Wiesbaden 1826, Abth. II,
Tafel VII.
2*6) Vergleiche die Zusammenstellung bei M. Ihm, Bonner Jahrbücher, 1887.
2*') Vergi. hierüber u. A. Dorow und Schaaffhaiisen: Über den römischen Isisdienst
am Rhein (Bonner Jahrb. 1883).
Figurale Gegenstände aus Bronze. 407
linischen Marmorgruppe bekleidet ^^^). Am Sockel sielit man eine gelienkelte
Vase und zu deren beiden Seiten je einen Vogel, wie es scheint eine Taube ^*'').
Obgleich die Ausführung der Figuren keine künstlerische ist, so überrascht
doch deren Vorkommen in einem Limeskastell.
Wenn auch wohl nicht zum Kulte gehörig, mag hier als Bildperei aus
Thon noch die Figur eines Hahnes Erwähnung finden, die, in einem Kinder-
grabe (siehe Seite 138) aufgefunden, als Spielzeug aufgefaßt werden dürfte.
Derartige plastische Darstellungen des Hahnes in Thon sind auch von an-
deren Fundplätzen mehrfach bekannt.
5. Figurale Gegenstände aus Bronze.
(Hierzu Tafeln LXIII— LXV und Textfiguren 57 und 58.)
Wenn man bedenkt, daß wir in der Saalburg doch nur eine Grenz-
festung mit ihrer Lagerstadt vor uns haben, so möchte man glauben, bessere
statuarische Denkmäler und künstlerisch ausgeführte figurale Bildwerke ver-
gebens suchen zu sollen. Daß man sich aber nicht mit rohen Steindenk-
mälern genügen ließ, sondern sich auch, nachdem es die hergestellte Ver-
bindung mit den großen, rückwärts gelegenen Städten und Handelszentren
ermöglichte, reichere und wertvollere Statuen, wie auch bessere Geräte ver-
schaffte, wird durch die unten zusammengestellten Funde erwiesen. Es liegt
auf der Hand, daß gerade hiervon nur spärliche Reste Zeugnis geben; denn
was die Römer nach Zerstörungen nicht immer wieder selbst aufbrauchten
und einschmolzen oder in die großen Städte in Sicherheit brachten, ist von
den Barbaren als willkommene Beute hinweggeführt worden.
In erster Reihe stehen die Bruchstücke einer großen Bronzestatue, von
welcher auf Tafel LXIV unter Nr. 8 und 9 zwei Finger abgebildet sind,
von denen der Zeigefinger (Nr. 9) massiv, der Daumen (Nr. 8) aber hohl ist.
Die Vermutung, beide hätten zu einer Votivhand gehört, wird widerlegt
durch die dabei gefundenen Stücke von Haarlocken (Taf. LXV, Nr. 7) und
von zahlreichen Gewandfalten, die nur einer überlebensgroßen weiblichen
Figur angehört haben können. Man vermutet in ihr eine Kaiserin oder
Viktoria, die auf dem Postamente Tafel IV, Y, aufgestellt war, neben welchem
auch die Bruchstücke gefunden worden sind (über den Standort vergleiche
Seite 95).
Diesen Bruchstücken gegenüber besitzen wir jedoch auch eine fast ganz er-
haltene, 15 cm hohe Kaiserstatuette (Textfigur 57), die nicht weit von den vor-
hergenannten Trümmern im Jahre 1894 in dem Oecus gefunden wurde. Sie lag
■-**) Über die antiken Darstellungen von Amor und Psyche vergleiche den Artikel «Eros»
in W. H. Röscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie I, 1370,
bearbeitet von Furtwängler.
*^ö) Über die symbolische Bedeutung der Taube vergleiche B. Lorentz, Die Taube im
Altertume. Programm des Gymnasiums zu Würzen, 1885.
408
Die Funde.
in sehr tiefer Brandschicht und stammt aus der Zeit vor der letzten Kastell-
anlage. Wenn die Figur auch durch Feuer auf der Oberfläche sehr stark
angegriffen ist, so kann in ilir doch dem
Kopfe nach einer der Antonine — An-
toninus Pius oder Marc Aurel — erkannt
werden (siehe Seite 04). Die linke Hand,
welche das Gewand hält, ist durchbohrt und
trug wahrscheinlich einen Stab, der rechte
Arm ist ausgestreckt und zeigt die Hal-
tung, wie sie bei der Adlocutio üblich war.
Von Reliefdarstellungen verdient vor
Allem der kleine Reiter, Tafel LXIII, Nr. 1,
hervorgehoben zu werden, der als Beschlag
oder als Bekrönung eines Denkmals diente ;
er ist von Hahcl im November 1854 im
Praetorium aufgefunden worden. Der
Wert dieses kleinen Stückes liegt nicht
sowohl in der vollendeten Darstellung, als
vielmehr in der sorgfältigen Behandlung
der Tracht und in der Ausführung des
Reiters, die auch Lindenschmit veranlaßte,
den Gegenstand nachzubilden und in seine
Abhandlung über die Tracht und Bewaff-
nung des römischen Heeres mit aufzu-
nehmen. Der 9 cm hohe bärtige Krieger
trägt einen Helm mit hohem Kamm,
Stirnschild und Wangenbändern ; der Hals
ist geschützt durch das Halstuch (focale).
Bekleidet ist er mit der enganschließenden Lorica und Hosen, über welchen der
Gurt mit dem Schwerte hängt. Mit der linken Hand hält er sein Pferd, an
dessen Sattel ein Rundschild angelehnt ist. Die Figur stellt vielleicht einen
den germanischen Hilfsvölkern angehörigen Reiter dar. Das kleine Bildwerk
darf mit zu den wertvollsten Stücken des Saalburg-Museums gezählt werden.
Dieselbe künstlerische Ausführung zeigen auch die beiden Reliefköpfe,
Tafel LXIII, Nr. 2 und 3, welche jedenfalls Germanen vorstellen, deren
Haupt mit einem aus Büffelfell und den Hörnern bestehenden Helme bedeckt
ist; dieser wird von einer Verzierung in Palmettenform bekrönt. Die Ge-
sichter, das eine friedlich, das andere trotzig, sind beide tadellos modelliert.
Das Loch unter dem Munde von Nr. 3 rührt von einem eisernen Stifte her,
wie denn beide Köpfe mit Nieten auf das unterliegende Bronzeblech geheftet
sind. Ähnliche Verzierungen und auf dieselbe Weise befestigt sind die beiden
ebenfalls hohl gearbeiteten Stücke mit den Arazeenblüten auf Tafel LXV,
Nr. 1 und 2. Das Letztere scheint von einer giebelartigen Fläche herzu-
rühren, da die Achse der Blüte mit derjenigen der Randleiste nicht parallel
Fig. 57. Bronzeslatuette eines Kaisers.
(2/3 der nat. Größe)
Figurale Gegenstände aus Bronze.
409
verläuft. Sie gehören wohl zu den beiden Köpfen, mit denen sie auch in Bezug
auf Ausführung und Material Ähnlichkeit haben^^*'). Über ihre Bedeutung
läßt sich nichts Bestimmtes sagen; man findet ähnliche Ornamentierung
auf den großen Bronzeherden und anderen Geräten, wie sie in Pompeji so
zahlreich gefunden sind.
Auch bezüglich der übrigen abgebildeten Bronzeverzierungen muß die
Art ihrer Verwendung dahingestellt bleiben. Tafel LXTV, Nr. 1, scheint
einen Stierschädel darzustellen, Nr. 4 und 5, beide aus dünnem Blech ge-
arbeitet, stammen vielleicht von einem Schilde oder einem Helme. Nr. 3
der Tafel LXV könnte das Stück eines Flügels, Nr. 5 und 6 Hinterfuß und
Hinterteil eines Tieres (Bären?) vorstellen, ohne daß man auch nur eine
Vermutung über ihre Zugehörigkeit anzugeben vermöchte. Die anderwärts
gefundenen reichen römischen Möbel, Dreifüße ^^^), bronzene Kannen, Lampen,
Kästchen, Helme, Spiegel u. s. w., zeigen ähnliche figürliche Ornamente;
wahrscheinlich gehören daher die obengenannten und noch manche unserer
Bruchstücke zu derartigen Erzgeräten.
Besonders abgebildet sind in Textfigur Nr. 58 zwei kleine, leider schlecht
erhaltene Bronzeköpfchen, von denen Nr. 2 eine Minerva vorzustellen scheint.
13 2 Ein fast gleiches Brust-
bild hat Lindenschmit in
der Westdeutschen Zeit-
schrift 1896, Museogra-
phie Seite 370 und Ta-
fel XV, Nr. 9 von Mainz
veröffentlicht. Sie waren
auf Leder oder Holz be-
festigt, wie auch die
beiden Köpfchen auf
Tafel LXIV, Nr. 2 und 3.
Solche, auf der Rück-
seite ausgehöhlte Büsten
finden sich auch als Be-
schläge auf Bronzegeräten und Geldkisten und rund gearbeitet als Ge-
wichte. Schumacher^^^) hat in dem Kataloge der Karlsruher Sammlung auf
Tafel Vn eine ganze Serie zusammengestellt.
Die kleine Hand auf derselben Textfigur Nr. 3, die noch Spuren ein-
stiger Vergoldung zeigt, ist in dem Brunnen Nr. 39 gefunden worden. Mit
Fig. 58. Plastische Arbeiten in Bronze. (-Is der nat. Größe.)
2ä") Alle diese von Hobel im Peristyl zusammen aufgefundenen Gegenstände sind
nebst einigen größeren Gewandfalten und zwei weiteren von mir nicht gezeichneten bereits
von jenem auf einer lithographischen Tafel für das von ihm beabsichtigte Saalburgwerk
zusammengestellt; vergleiche Seite 12.
2*') Daß auch Dreifüße in Limeskastellen vorkommen , beweist u. A. ein schönes
ßronzeköpfchen mit eisernem Ansätze, wie sie an Dreifüßen bekannt sind; dasselbe wurde
im Kastell Alteburg-Heftrich gefunden.
^^■') K. Schumacher, Beschreibung der Sammlung antiker Bronzen. Karlsruhe 1890.
410 Die Funde.
Daumeu und Zeigefinger trägt sie eine kleine Kugel oder einen Apfel; ain
unteren Ende ist sie abgebrochen. Eine ähnliche Hand, anscheinend in
derselben Größe, die sich im Museum zu Darmstadt befindet, hat J. Becker
in dem Frankfurter Neujahrsblatte von 1802 publiziert und für eine Votiv-
hand erklärt; die kleine Kugel, die Andere für ein Auge halten, könnte
vielleicht nach vorhandenen Analogien einen Pinienzapfen bedeuten ^•''^). In-
teressant ist der daran hängende Ring aus Bronzedraht, welcher beweist, daß
die Hand (in einem Heiligtume?) aufgehängt, und nicht, wie Beclccr meint,
aufgestellt war. Sie hing wohl an dem dabei gefundenen ßronzekettchen
(Textfigur 84, Nr. 5), dessen zierliche Glieder dabei gefunden wurden. Es wäre
übrigens auch nicht ausgeschlossen, daß die abgebrochene Hand mit ihrem
hohlen Stiele ein Griff ^^*) (vielleicht eines Schlüssels oder Spiegels) gewesen ist.
6. Die Geräte.
Unter der Bezeichnung «Geräte» {utensilia) ist im Allgemeinen Alles,
was zum Gebrauche in der Haushaltung gehört, zu verstehen; doch werden
auch viele Gegenstände, die zum Betriebe eines Geschäfts, eines Handwerks
oder des Ackerbaus erforderlich sind, und solche Handwerkszeuge mit ein-
begriffen, die nicht lediglich dem Baugewerbe dienen und auf Seite 204 — 239
oder bei den Feuerungsanlagen (Seite 242 ff.) abgehandelt sind. Eine strenge
Trennung ist schwierig, da einzelne Gegenstände des Haushalts sich auch
bei den verschiedenen Berufsarten wiederholen. Ich liabe es deshalb vor-
gezogen, soweit es möglich ist, die Geräte nach dem Materiale — Stein, Tlion,
Holz, Metall etc. — unter besonderer Berücksichtigung der einzelnen Kate-
gorien zu besprechen.
Was schon früher von den römischen Werkzeugen gesagt ist, nämlich
daß sich ilire Form im Vergleich mit der noch jetzt gebräuchlichen kaum
verändert habe, gilt fast noch mehr von den Geräten, die stets den allge-
W8) Das erwähnte Exemplar des Großherzoglichen Museums zu Darmstadt war nach
dem in dem hinteren Ende desselben befindlichen Reste eines eisernen Dornes ein Gerät-
o<ler Schlüsselgrifif. Der von <len beiden Fingern gehaltene Gegenstand kann weder als
Auge noch als Kugel erklärt werden; vielmehr hat er die Gestalt eines gefüllten und am
oberen Ende zusammengezogenen Beutels. Daß er in der That einen solchen darstellen
soll, könnte daraus geschlossen werden, daß dicht an dem abgeschnürten oberen Teile sich
ein Kreis von Vertiefungen um diesen legt, in dem man die Löcher für die Zugschnur
erblicken könnte. Die Darstellung einer Hand mit einem Gegenstande zwischen Daumen
und Zeigefinger ist auch sonst häufig, und zwar hat der Gegenstand die mannigfaltigste
Form. Ich erwähne hier nur die bekannte Darstellung eines Ohrläppchens zwischen jenen
Fingern, welche die Erinnerung an etwas wecken soll. Diese Bedeutung ist auf der Gemme
eines römischen goldenen Fingerringes im Museum zu Wiesbaden noch dadurch verdeut-
licht, daß neben der Darstellung der Hand mit Ohrläppchen die Legende [ivYjfxoveoe an-
gebracht ist. (Mitteilung des Herrn Dr. Henkel.)
*") Eine Hand bildet z. B. auch das obere Ende einer Haarnadel von Elfenbein aus
Pompeji; vergl. auch Lindenschmidt, Das Römisch-Germanische Central museum, Mainz 1889,
Tafel XVHI, Nr. 26.
Die Geräte. 411
meinen Lebensbedürfnissen angepaßt sind. Manclie Formen haben aueli die'
Römer niclit geschaffen, sondern ihrerseits sclion aus älteren Zeiten über-
nommen und für ihre Zwecke abgeändert. Die Ähnlichkeit mit modernen
Stücken hat bei den Ausgrabungen selir oft zuerst Bedenken aufkommen
lassen, die schon Manchen veranlaßt haben, einzelne Gegenstände als nicht
antik bei Seite zu legen. Hier konnte nur durch sorgfältige Untersuchung
und Sammlung weiterer sicherer Belegstücke Gewißheit erlangt werden, zumal
wir aus der Litteratur begreiflicherweise nur wenig erfahren — höchstens ein-
zelne Bezeichnungen, von denen man nicht weiß, welcher Form sie zuge-
liören — andrerseits aber auch die Geräte, ebenso wie die Werkzeuge, als
minderwertig gegenüber den Werken der Kunst bislang wenig Beachtung
gefunden haben.
Im Allgemeinen finden sich die Geräte von der Saalburg nicht nur an
fast allen Römerstätten Deutschlands wieder, sondern auch diejenigen Pompejis
sind mit ihnen fast identisch, sodaß man sich leicht eine Herstellung im
Großen und einen weit ausgedehnten Handel mit denselben vorstellen kann.
Dies wird auch durch Marken und Stempel auf einzelnen Stücken bekräftigt.
Jedoch finden sich auch viele Gegenstände, die sicher am Fundorte selbst
oder in der Nähe angefertigt wurden , da sie nach Geschmack und Kunst-
fertigkeit Einflüsse einheimischer Bevölkerung aufweisen. Größere Bronze-
gegenstände dürften hiervon ausgeschlossen sein, doch stand für Eisenarbeiten
Material an Ort und Stelle zur Verfügung. W^enn nicht alle Anzeichen
trügen, ist den Hülfsvölkern in der römischen Besatzung hier ein großer An-
teil an deren Herstellung zuzuschreiben, und es ist nicht zu weit hergeholt,
die Raeter, die doch lange Zeit unser Kastell besetzt hielten, mit dieser hoch-
entwickelten Eisenindustrie in Verbindung zu bringen, wie denn die Fertig-
keit der Donauvölker in der Bearbeitung der Metalle schon aus vorrömischer
Zeit bekannt ist.
So wird auch in anderen Zweigen die römische Industrie erfolgreich be-
einflußt worden sein, welche durch ihre in der Lagerstadt wohnenden Hand-
werker auf technischem Gebiete Leistungen erzielte, die in Bezug auf künst-
lerische Gestaltung den modernen wohl an die Seite gestellt werden können.
a. Geräte aus Stein.
1. Prähistorische Steingeräte (Tafel XXXII).
Die auf Tafel XXXII, Nr. 1 — 20, unter der Bezeichnung «Geräte aus
Stein» zusammengestellten Gegenstände gehören wohl zum Teil einer den
Römern weit vorausgegangenen Zeit an und könnten für Rückstände aus Nieder-
lassungen der Urbe wohner an derselben Stelle angesprochen werden. Es
wäre dies für einzelne nicht ausgeschlossen ; trotz der Nähe zahlreicher Ring-
wälle, Hügelgräber und anderer Spuren von Ansiedelungen sind jedoch nie-
mals irgendwelche sichere Anhaltspunkte für feste vorrömische Wohnplätze
412 Die Funde.
im Ausgrabungsgebiete der Snalburg gefunden worden. Unsere zweifellos
präbistoriscben Steinsachen, die irgendwo zusammengesucht waren, erlialten
wir viehnehr aus zweiter Hand. Es entspriclit durchaus dem praktischen
Sinne der Römer, sich Vorgefundenes zu Nutze zu machen, und besonders
hier, wo es sich um ausgesucht hartes, nicht leicht zu beschaffendes Material
handelte. So finden wir denn auch die meisten vorrömischen Fundstücke
nicht tief gelegen, sondern sogar in den jüngeren Brandschichten mitten unter
römischen Gegenständen, ein Beweis dafür, daß sie von den Römern weiter, oft
vielleicht zu anderen Zwecken, benutzt worden sind. Die Steinäxte und Feuer-
steinmesser mag man aus Gründen der Tradition zu Opfern oder auch zu medi-
zinischen Zwecken verwandt haben, andere geglättete Steine konnte man zum
Poheren von Metallen, Schleifen von Verputz (Seite 227) und zum Glätten
von Häuten und Leder gebrauchen. Eine im Museum befindliche rechteckige
Gußform einer prähistorischen Lanzenspitze (Textfigur 77, Nr. 44) aus sehr
hartem Stein diente zu römischer Zeit mit ihrer Rückseite als Schleifstein
und zeigt eine, durch den Gebrauch als solcher entstandene starke Abnutzung.
Im Allgemeinen sind es die auch sonst bekannten Formen der Steinhämmer
und Äxte; eines dieser Geräte, ein großer Hammer aus poliertem festem
Schiefer (Tafel XXXII, Nr. 9), ist durchlocht. Es ist nicht anzunehmen, daß
sie von den Römern noch als Waffen benutzt wurden. Außer den Feuer-
steinen (Nr. 5 und 7) zum Feuerschlagen (Seite 260) und Messern aus Feuer-
stein (Nr. 6), von denen eins in einem Grabe lag, sind nur wenige der Äxte
und Meißel aus fremdem Material — Serpentin und Nephrit — hergestellt,
weitaus die meisten sind aus den Gesteinen der Umgegend, dem Grauwacken-
schiefer des Taunus und dem Kieselschiefer oder Lydit aus dem Gerolle des
Mains gefertigt.
2. Römische Schleif- und Wetzsteine.
Schleif- und Wetzsteine, die anscheinend alle aus römischer Zeit stammen
und ledighch zu diesem Zwecke bestimmt waren, sind bei uns keine Selten-
heit; unser Museum w^eist deren 130 Stück in allen Größen und von ver-
schiedenem Materiale auf. Meist sind sie aus bläulichem Grauwacken-
schiefer und feinkörnigem thonigem Sandstein gearbeitet, einem Materiale,
welches größtenteils dem Taunus entstammt; doch kommen auch solche
aus anderer Gegend vor, die sich durch besonders glatte und scharf-
kantige Bearbeitung auszeichnen und öfters an einem Ende durchbohrt
sind^*^). Die feinkörnige hellgraue Masse einiger Steine soll nach Rolle fein-
körniger Tuff sein und aus ItaHen kommen; sie sind also Importartikel ge-
wesen oder von dort durch die auf dem Marsche nach Germanien befind-
lichen Heere mitgebracht worden.
»") In dem Baderaum der Villa des Feldberg-Kastells ist ein zierlich gearbeiteter
Schleifstein von 6 cm Länge und 1 cm im Querschnitt gefunden worden; derselbe hat an
einem Ende ein Loch, in welchem ein kleiner Ring mit einem Kettchen aus Bronze
zum An- oder Aufhängen angebracht ist.
Geräte aus Stein. 413
Die Schleifsteine dienten zum Schärfen eiserner Messer, Waffen und
Werkzeuge, wohl auch zum Anschleifen des Stilus, die Wetzsteine zum
Schärfen von Sensen und Sicheln; an allen erkennt man noch die Spuren
der Benutzung. Da sie in der Form den heute noch gebräuchlichen ziemlich
gleich, manchmal überhaupt unbearbeitet sind, so ist von einer Abbildung
derselben Abstand genommen worden. Außer den zugerichteten Steinen
fanden sich noch viele in handlicher Form beschlagene Sandsteinbrocken, die
zum Abschleifen des Putzes und der Estrichböden, vielleicht auch von Holz,
Verwendung fanden (siehe Seite 224 — 227). •
Größere Stücke von feinkörnigem rotem Sandstein, die aus den alten
Brüchen bei Lohr stammen sollen, haben sich vielfach gefunden; ihre starke
Abnutzung durch Schleifen beweist, daß sie zum Schärfen größerer Werk-
zeuge und Geräte (Äxte, Meißel, Hobeleisen, Hackmesser etc.) gedient haben
können. Ein interessantes Beispiel eines Schleifsteins bietet das Kapitell des
Dolichen- Altars (Tafel XXIV, Nr. 3 und Seite 279), dessen ausgeschliffene
Wulste neben der Opferschale beweisen, daß sie als Schleif- oder Wetzsteine
viel benutzt worden sind^^^). Dabei liegt die Frage nahe, ob nicht eine
religiöse Sitte mit im Spiele war und man nicht die Messer vor einer
Opferung, und die Waffen vor einem Kampfe auf diesem Heiligtum schärfte.
Es würde dies an den im Mittelalter und besonders in der Zeit der Kreuz-
züge üblichen Gebrauch erinnern, nach welchem man die Waffen an den
Sockelsteinen der Kirchen, den sogenannten «Rillen», scharf gemacht haben
soll, ehe man in den Krieg zog. Da aber bei dem Überwiegen von Fach-
werksbauten Mauern fehlten, deren Steine sonst gewöhnlich als Schleifmaterial
dienten, und hierzu fast ausschließlich der zu diesem Zwecke durchaus un-
geeignete Quarzit zur Verfügung stand, so ist es auch möghch, daß die
genannte Benutzung der Altäre im Taunus aus rein praktischen Rück-
sichten erfolgte.
3. Mühlsteine (Tafel XXVII). -
Mühlsteine sind bis jetzt weit mehr als hundert Stück in mannig-
fachen Größen — von 38—82 cm Durchmesser und 7—20 cm Stärke — teils
ganz erhalten, teils in Bruchstücken zu Tage gekommen. Sie lagen sowohl
im Kastell wie in der Niederlassung zerstreut in den verschiedensten Brand-
schichten, doch fanden sich auch solche in mit Mauern umschlossenen
Räumen an ihrer ursprünglichen Stelle aufeinandersitzend , sodaß sich ihre
bei uns übliche Einrichtung und Handhabung leicht erkennen ließ. Sie
entsprechen im Wesentlichen den in Pompeji und anderwärts gefundenen
römischen Mühlen, wie sie Marquardt und Blümner ausführlich beschrieben
haben.
Von den drei Arten, die man bei den Römern unterschied: den Hand-
raühlen (molae nianuariae), Roßmühlen (molae iumentariae oder asinariae) und
25^) Auch der im Feldberg-Kastell gefundene Altar, der Julia Mamaea gewidmet,
zeigt an der rechten Seite eine solche Schleiffläche; vergl. Limesblatt Nr. 1.
414 Die Funde.
Wassermühlen (niolae aqtiariae) kommen für uns nur die beiden ersten Arten
in Betracht, die in der Konstruktion gleich und nur in den Maßen ver-
schieden sind. Auf Tafel XXVII ist in Nr. 4, 4a und 4b eine Handmühle
wiedergegeben; sie besteht aus zwei Teilen, dem Bodenstein (meta) und dem
Läufer (catillus) ; ersterer war auf dem festen Boden oder einer kräftigen Unter-
lage aufgelegt, öfters auch in die Erde eingesetzt oder eingemauert. Spuren,
welche erkennen ließen, daß diese mittelst Eisen besonders befestigt gewesen
wären, haben sich an den Steinen nicht gefunden. Um den kegelförmig ab-
geschrägten Bodenstein herum war eine Rille, w'ahrscheinlich auf einer Bohle,
wie der rekonstruierte Aufbau der Mühle auf der Tafel darstellt, oder in dem
Boden angebracht, die das gemahlene Getreide aufnahm. In dem Bodenstein
war ein Eisen und zwar öfters durch Verbleien befestigt, um dessen hervor-
ragenden Stift sich der Läufer drehte; ein schwalbenschwanzförmiges Eisen,
4b, das durch eine Schließe gestellt werden konnte, bewirkte den dichten
Anschluß beider Steine. Der Läufer ist auf beiden Seiten trichterförmig aus-
gehöhlt und hat in der Mitte eine Öffnung, durch welche das in die obere
Höhlung eingeschüttete Getreide bei den Umdrehungen nachfiel. An seiner
Seite befindet sich ein Loch, in dem eine Handhabe, entweder ein Eisen oder
ein Holz, zur Bewegung des Steines eingesetzt war (Nr. 4). Einer dieser
Steine zeichnet sich durch ein eingehauenes Kreuz aus, das vielleicht eine
Art Fabrikmarke bedeutet.
Nächst der richtigen Wahl des Materials war die Behandlung der Mahl-
flächen von großer Wichtigkeit; die Hauschläge oder Rillen konnten nur so
angebracht werden, daß sie nicht nur quetschten, sondern das Korn auch
schälten und zermalmten; es mußten somit die Hauschläge des Bodensteins
mit denen des Läufers sich kreuzen. Nr. 7, 8 und 10 zeigen die Art und
Weise, wie die Mühlsteine mit Rillen versehen > waren. Diese Methode hat
sich im Laufe der Zeit etwas geändert, doch wird die von den Römern ge-
übte Art, die Steine zu schärfen, jetzt wieder in Anwendung gebracht, und
man hat heute hierfür den technischen Ausdruck «die Mühlsteine nach dem
Lyoner Schlag bearbeiten». Zum Schärfen der Mühlsteine dienten die in
Textfigur 34, Nr. 8 und 9, dargestellten Zweispitzen («Billen»); vergleiche
auch Tafel XXXIII, Nr. 6 und 7.
Das an den Limeskastellen zu Mühlsteinen verwendete Material ist fast
ausschheßlich Basaltlava aus den Mühlsteinbrüchen von Nieder-Mendig bei
Koblenz, wo auch heute noch unsere Mühlstein fabrikation besonders betrieben
wird; zweifellos sind die meisten Mühlsteine dort auch hergestellt und dann
in fertigem Zustand hierhergebracht worden. Daneben fanden sich aber auch
eine Anzahl von solchen, die aus dem in der Main- und Niddaebene vor-
kommenden Basalt angefertigt sind. Aus dem in Nr. 6 abgebildeten Steine,
dem die Hauschläge noch fehlen, geht hervor, daß die Bewohner der Saal-
burg auch Rohmaterial bezogen und erst dort zu Mühlsteinen verarbeiteten.
Die in vorrömischen Kulturstätten des Taunus — Altkönig, Goldgrube
und Gickelsburg etc. — gefundenen Kornquetsch er, sogenannte «Napoleons-
Geräte aus Stein. 415
hüte», und Handmühlsteine ^^^), die in denselben Schichten nebeneinander lagen,
sind aus dem im Taunusgebiet vorkommenden Materiale gearbeitet und be-
weisen, daß die viel besseren und härteren Steine aus Nieder-Mendig der
Urbevölkerung noch nicht bekannt waren, oder daß man sich des weiten
Transportes wegen mit dem weicheren einheimischen Material begnügte. Die
vorrömischen Mühlsteine sind in der Regel kleiner als die römischen, mit
25 — 35 cm Durchmesser, doch in der Form den römischen gleich. Bemerkens-
wert ist ein Mühlstein aus Quarz-Porphyr, der nach den Mitteilungen des
Geologen Sandherger aus dem badischen Schwarz wald stammen soll.
Über die Handhabung der großen Mühlsteine Nr. 7 und 11 kann,
da sich darin außer den schwalbenschwanzförmigen Vertiefungen nur
höchst selten eingehauene Löcher für die Kurbel finden, nichts Sicheres
gesagt werden. Aus Eisen hergestellte Schwalbenschwänze, die sich der Form
der eingehauenen Vertiefungen anpassen mußten, haben sich nicht gefunden;
es ist daher anzunehmen, daß dieselben aus hartem Holze bestanden. Die
großen Mühlsteine wurden wahrscheinlich durch ein um den Läufer an-
gebrachtes und mit Holzverspannung oder Seilen befestigtes Balkenwerk von
Mauleseln oder Pferden getrieben, wie es antike Bildwerke zeigen. Große,
fast mannshohe, trichterförmige Mühlsteine (Läufer), wie sie in Pompeji vor-
kommen, sind an der Saalburg nicht gefunden worden.
4. Mörser (Tafel XXVH).
Mörser (mortarium) aus Syenit, Basalt und Sandstein, in Bruchstücken
häufig im Saalburggebiet zerstreut gefunden, sind auf Tafel XXVIP^^),
Nr. 1 — 3, ergänzt wiedergegeben.
Nr. 1. Flacher Mörser mit verhältnismäßig kleinem Bodenuntersatz von
18 cm Durchmesser; er ist aus feinkörnigem Mainsandstein mit profiliertem
Rande gearbeitet und innen und außen geschliffen. Äußerer Durchmesser:
60 cm, Höhe: 18 cm, Wandstärke: 6 cm.
Nr. 2. Mörser aus Syenit mit vorspringendem abgerundetem Rande;
äußerer Durchmesser: 53 cm, Höhe: 23 cm. Die Wandstärke (10 cm) ist
im Verhältnis zur Aushöhlung auffallend stark. Man darf hieraus vielleicht
schliessen, daß der Mörser heftige Stöße auszuhalten hatte ^^^).
Nr. 3. Mörser aus Syenit, dem vorigen in der Form ähnlich, nur ist der
Boden breiter; äußerer Durchmesser: 54 cm, Höhe: 22 cm, Wandstärke: 6cm.
^^'') Auch Schliemann fand in Troja Handmühlsteine und Kornquetscher aus Lava in
denselben Maßen und Formen nebeneinander; es scheint daher, daß in der vorrömischen
Zeit beide zusammen im Gebrauch waren. In den Limeskastellen haben sich, so viel mir
bekannt ist, nur Mühlsteine in der oben beschriebenen Form gefunden.
258) Auf dieser Tafel lautet die Überschrift «Schaalen», die Bezeichnung «Mörser»
scheint jedoch richtiger zu sein.
*=») Solche Mörser aus Stein werden von Apothekern und Materialisten noch heute
verwendet.
416 Die Funde.
Die beiden Letzteren sind außen rauh gestockt und innen glatt poliert.
Das Material stammt nach den Untersuchungen der Geologen Scharff und
lioJle aus den römischen Syenit -Steinbrüchen von dem Felsberg bei Jugen-
heim im Odenwald ^'^"). Es ist anzunehmen, daß diese Geräte auch dort ge-
arbeitet und als fertige Ware in den Handel gebracht wurden.
Außer diesen großen Mörsern sind noch eine Anzahl Bruchstücke in
kleineren Abmessungen aus Basalt gefunden worden, die in der Form von
obigen wesentlich abweichen; sie sind auf beiden Seiten trichter- oder
glockenförmig, ähnlich den besonders in Pompeji häufig vorkommenden Mühl-
steinen, und haben etwa die Gestalt unserer Sanduhren. Auch sie dienten
zum Stoßen von verschiedenen Stoffen, doch mögen sie vorzugsweise zum
Zerstampfen von Getreidekörnern gebraucht worden sein. Früher war es
allgemein üblich, das Mehl durch Stampfen und Zerstoßen zu gewinnen, doch
wurden auch später noch die Körner auf diese Weise zerkleinert. Aus dem
gewonnenen Mehl kochte man einen Brei (puls), der nach Marquardt
«immer das nationale Gericht — Polenta — der Italiener geblieben ist»^^^).
Nach Blümner waren die Stampfer aus Holz, wodurch sich auch ihr Fehlen
bei uns erklären läßt; sie hatten, antiken Abbildungen nach, eine keulenartige
Form und konnten an beiden Enden benutzt werden; zu ihrer Handhabung
waren sie in der Mitte dünner ausgearbeitet. Immerhin mögen auch solche
aus Stein zu dieser Verrichtung verwendet worden sein; es sind ähnliche,
etwas konisch zulaufend bearbeitete Steine, die an einem Ende abgeschliffen
waren, gefunden worden, die wohl zum Zerreiben des ziemlich grobkörnig
gemahlenen Mehles oder der Kleie gedient haben können.
l). Geräte aus Tlion.
Die Thongefäße.
(Hierzu Tafeln XXVIII— XXXI und Textfiguren 59-65)262).
Es geht Über den Rahmen dieses Buches hinaus, eine eingehende Ab-
handlung über die zahlreichen ganz erhaltenen Gefäße von der Saalburg ein-
schließlich derjenigen Scherben, aus denen sich Form und Technik erkennen
läßt, zu schreiben, zumal entsprechende Untersuchungen über die römische
Keramik noch in den ersten Anfängen liegen. Erst vor Kurzem hat man damit
begonnen, dem unscheinbaren und wenig edlen Thoumateriale genauere Be-
achtung zu schenken, nachdem man allmählich den Wert dieses das individuelle
Leben besonders kennzeichnenden Hausgerätes und seiner Kunstformen zu
würdigen gelernt hat. Während wir so nach und nach durch sorgfältige
2«o) Vergleiche auch «Römische Steinbrüche auf dem Felsberg an der Bergstraße in
historischer und technischer Beziehung» von A. von Cohausen und Ernst Wörner, mit 6 Tafeln,
Darmstadt 1876.
281) Marquardt, Das Privatleben der Römer, II. Theil, Seite 399.
»«») Auf Tafel XXVIII ist der Maßstab V« Jer natürlichen Größe, nicht, wie durch
ein Versehen geschrieben ist, 1/4.
Die Thongefäße. 4]^^
Beobachtung von Material, Form und Dekor dahin kommen, einheimische von
importierter Ware zu unterscheiden, und den Weg der Letzteren oft von Provinz
zu Provinz von ihrem Ausgangspunkte bis zu ihrem Verschwinden oder Auf-
gehen in einer fremden verfolgen können, finden wir andrerseits auch wieder
hierdurch eine Altersbestimmung für die einzelnen Typen und damit zugleich
auch eine solche der die Gefäße begleitenden sonstigen Funde, ein Umstand,
der in unserem, mit Inschriften so dürftig ausgestatteten Limesgebiete außer-
ordentlich zu schätzen ist^^^). Besonders Topfscherbeu, die sich gerade in
ihren dickeren Teilen, Henkeln, Rändern und Böden gut erhalten haben, sind
bei uns massenhaft gefunden, und es besteht hierin ein eigentümlicher Unter-
schied gegenüber fränkischen und vor Allem mittelalterlichen Niederlassungen,
die auffallend wenig Scherben aufweisen, vielleicht weil man dort mehr Metall-
oder Holzgefäße benutzte. Wir ersehen daraus eine große Blüte der ein-
heimischen keramischen Industrie in den Zehntlanden während der ersten drei
Jahrhunderte, die noch durch einen regen Import ständig gefördert wurde.
Die Spuren vorrömischer Hausindustrie begegnen uns selten, dagegen zeigen
sich ab und zu in den unteren Schichten der Brunnen prähistorische Scherben
und vereinzelt ein ganzes Gefäß in dem Brandschutte, das ein sorgsamer
Hausvater weiter benutzt hat.
Was die Zeitbestimmung im Einzelnen anlangt, so bietet die Saalburg,
abgesehen davon, daß früher die jeweiligen Fundstätten nicht genau vermerkt
wurden oder auch oft, besonders bei Scherben, nicht immer zu ermitteln
waren, infolge des Umstandes, daß durch die vielen Zerstörungen und das
darauffolgende Ausfüllen von Löchern und Gräben AUes mehrfach auf den
Kopf gestellt und eine genaue Angabe über die Fuudschicht fast illusorisch
geworden ist, geradezu unüberwindliche Schwierigkeiten; daher erscheint es
bedenklich, eine bis auf wenige Jahre genaue Datierung aus der Form der
Gefäße abzuleiten. Im Allgemeinen bemißt man das Alter der Gefäße nach
den Grabfunden, da diesen häufig Münzen beigegeben sind. Ob aber die
Letzteren immer entscheidend sind, steht dahin, da nicht gesagt ist, daß man
einer mehr symbolischen Handlung wegen den Toten gerade dasjenige Geld
mitgab, das noch im Kurse war; im Gegenteil wird man sich viel eher bei
solchen Gelegenheiten dessen entäußert haben, was keinen Wert mehr hatte.
Ich habe bei der Besprechung der Gräber (Seite 139) auf das häufige Vor-
kommen von gefütterten oder verwitterten, also sehr schlechten Münzen hin-
gewiesen; der Hosenknopf in den modernen Klingelbeuteln hat demnach
bereits seinen Vorgänger im Altertum. Unsicher wird die Zeitbestimmung
beim ordinären Geschirr, wo weder Glasur noch Ornamentierung einen be-
stimmten Stil erkennen lassen. Bei den Töpfen, welche ledighch für den
Hausbedarf hergestellt werden, und das trifft meistens für die einheimische
Ware zu, sind immer zuerst die Lebensbedürfnisse und das vorhandene
Material maßgebend, und diese können bei den verschiedenartigsten Völkern
263) Vergl. F. Hettner, Festschrift für Joh. Ocerbeck, Leipzig 1893; Koenen, Gefäß-
kunde in den Rheinlanden, Bonn 1895, Schumacher, Bonner Jahrb. 1896.
Jacobi, Das Bömerkastell Saalburg. 27
418 I>ie Funde.
zu allen Zeiten die gleichen sein. Die Herstellungsweise ist bei einfachem
Verfahren immer dieselbe: entweder mit oder ohne Drehscheibe, sodaß wir
uns nicht zu wundern brauchen, in den entlegensten Gebieten selbst bis zu
den ältesten Zeiten hinauf gleichartige Gefäße zu finden, welche schon manchen
Zweifel an ihrer Ächtheit haben aufkommen lassen. Hierzu kommt, daß
viele Töpfe, besonders bessere und widerstandsfähigere Stücke — auch vor-
römische — von Hand zu Hand gegangen und von sparsamen Nachkommen
- weiter benutzt sind , sodaß ihr Alter kaum , wenigstens nicht bis auf einige
Jahre genau, angegeben werden kann. Die Gefäße sind außerdem nicht
immer zu derselben Zeit im Gebrauche gewesen, in der sie gebrannt wurden;
es werden ja auch heute noch in einzelnen Familien Töpfe verwandt, die
hundert und mehr Jahre alt sind. Die Töpfereiprodukte der Saalburg werden,
wie alle Fundstücke, in die Grenzen vom Ende des ersten (oder Anfang des
zweiten) bis Ende des dritten Jahrhunderts zu verweisen sein ; innerhalb der-
selben lassen sich engere Zeiträume schwer feststellen. Da, wo es sich um
importierte keramische Erzeugnisse, also meist um bessere Ware, handelt,
finden wir eher eine Unterstützung in den Fundergebnissen außerhalb des
uns beschäftigenden Grabungsgebietes. Unsere Gefäße sind deshalb nach ein-
zelnen Formen zusammengeordnet und werden am besten nach den beiden
natürlichen Gruppen: Gefäße aus gewöhnlichem Thon und solche aus Terra
sigillata besprochen.
I. Gefäße aus gewöhnlichem Thon,
Das gewöhnliche irdene Geschirr ist sicher einheimische Ware, schon
weil es sich nicht lohnte, es auf weite Strecken zu transportieren. Außer-
dem lieferte, wie schon bei der Ziegelfabrikation bemerkt wurde, das Taunus-
gebiet reichliches und gutes Material für eine ausgedehnte Thonwarenindustrie,
deren Überreste uns allenthalben entgegentreten. In der Nähe von Homburg,
Ober- Ursel und vor Allem Seulberg, wo guter Thon ansteht, ist durch das
ganze Mittelalter hindurch bis auf den heutigen Tag die Töpferei im Schwünge
gewesen, und überall finden sich dort römische Ansiedlungen. Am weitesten
geht diejenige Seulbergs zurück, über die wir aus den eingangs erwähnten
Urkunden der Hohen Mark und den Zunftbüchern Nachricht haben. Heute
noch steht dort der sogenannte «Aulofen» — Aul = olla, ullna^^*); daher «Aulner»
für «Töpfer» und der Name «Seulberg» — mit seinem charakteristischen
Gewölbe aus spitzen Töpfen, wie sie schon aus Römerzeit bekannt sind; auch
dort sind römische Antikaglien gefunden *^^). Heddernheim besitzt ebenfalls
*«*) In Dieburg ist heute noch der Ausdruck Uliner für Töpfer gebräuchlich.
*8») Näheres darüber siehe von Cohausen, der Aulofen in Seulberg und die Wölbtöpfe
(Nass. Ann. 1877). In Seulberg war das Töpferhandwerk von den ältesten Zeiten an
ohne Unterbrechung bis zum Jahre 1848 im Betrieb; leichterer anderweitiger Verdienst der
Aulner (Töpfer) brachte ihm den Untergang. Ob es dem löblichen Bestreben Ihrer Majestät
der Kaiserin Friedrich gelingen wird, diesen Industriezweig wieder neu einzuführen, ist
fraglich, da heute die Gefäße aus anderen Stoffen besser und billiger von auswärts bezogen
werden und ein lohnender Verdienst dabei kaum zu erwarten steht.
Gefäße aus gewöhnlichem Thon. 419.
seine Töpferöfen ^''^), und selbst auf der Saalburg giebt es einen Thon, mit dem
sich nach meinen Versuchen irdenes Geschirr herstellen ließ. Das nötige
Holz, von dessen Vorkommen die Töpferei überhaupt abhängig war, und
dessen Fehlen im Mittelalter aus den Hafnern allmählich wandernde Gewerbe-
treibende machte, welche nur ausgerodete Wälder hinter sich zurückließen,
war an der Saalburg jedenfalls in genügender Masse vorhanden. Neben der
einheimischen Fabrikation wurde bald eine rege Einfuhr von außen, von
Itahen und Gallien her, eingeleitet und so allmählich die Formgebung von
allen Seiten beeinflußt und zu dem umgestaltet, was wir heute unter
«Provinzialkultur» oder «gallisch-rheinischer Kunst» verstehen.
Der Thon ist sehr verschieden, bald grobkörnig und mit Steinen des
Brennens wegen durchsetzt, bald feingeschlemmt und oft schlecht, manchmal
aber sehr gut gebraunt; seine Farbe schwankt zwischen weißlich, gelb, hell-
bis dunkelrot und braun. Rote und gelbe Färbung wird durch Zusätze von
Eisenoxyd, schwarze durch Einschwälen von Rauch erzielt. Grüne und gelbe
Glasur, am Rheine nichts Seltenes, fehlt bis jetzt; von Gefäßen mit aufge-
streuten Goldglimmerplättchen ist nur das größere Bruchstück eines Kruges
vorgekommen. Malerei zeigt sich fast ausschließlich bei Rändern von Reib-
schalen, die hell- oder dunkelrot gefärbt sind^*'^). Einen grünlich-schwarzen
Firnisüberzug haben mehrere Becher. Verzierungen sind mit Ausnahme einiger
aufgedrehter Linien, die vielleicht einem praktischen Vorgang entstammen,
bei gewöhnlichem Geschirr fast nicht zu bemerken. Nahezu alle Gefäße wurden
auf der Drehscheibe hergestellt; eine Ausnahme machen vielleicht nur einzelne
große Amphoren von oft sehr unregelmäßigem Profile und verschieden dicker
Wandstärke.
Der gehenkelte Krug bildete den Hauptbestandteil des römischen
Haushalts; da er seinem Besitzer gewöhnlich ins Grab nachfolgte, (siehe
Seite 135) hat er auch, und zwar mit Unrecht, früher die Bezeichnung
«Thränen-» oder «Aschenkrug» erhalten. Die Formen, welche in großer
Mannigfaltigkeit auf der Tafel XXVllI, Nr. 3—10, und auf der Textfigur
Nr. 59 anschaulich gemacht sind, hielten sich mit wenig Ausnahmen durch
das ganze Mittelalter hindurch und finden sich bei den modernen Steinzeug-
krügen des sogenannten «Kannenbäckerlandes» (in der Umgebung von Grenz-
hausen) wieder. Die allgemeine Grundform ist eigentlich recht unpraktisch,
da sich der Krug ohne große Mühe nicht gründlich reinigen läßt, was be-
sonders bei dem porösen römischen Materiale unangenehm empfunden werden
mußte. Daß solche Krüglein zur Aufnahme von Milch oder Wasser gedient
haben, ist nicht gerade unmöglich, aber auch nicht recht erwiesen; man
hat an Wein und ein dem Branntwein ähnliches Getränk gedacht. Aller-
dings spricht das massenhafte Vorkommen derselben für eine Flüssigkeit,
266) Vergleiche Chr. L. Thomas, Töpferöfen in der Römerstadt bei Heddernheim.
Sonderabdruck aus dem Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, 1894.
267) Eine ganz bemalte, fast modern aussehende, flache Schüssel ist an der Römer-
stätte «Steinkritz» bei Gonzenheim gefunden worden.
27*
420
Die Funde.
die nötiger ist als Wein, und man wird vorläufig dem Wasser oder der
Milch den Vorzug geben müssen. Der gewöhnliche Typus ist der ein-
henklige, bald dickbauchige, bald langgestreckte; bei einigen ist der Hals
scharf abgesetzt, bei anderen geht er sanft in den Bauch über. Gemein-
sam ist allen der charakteristische spitze Boden, der nur eine sehr geringe
Standfestigkeit gewährte und fast annehmen läßt, es hätten solche Krügelchen
Fig. 59"«»). Amphoren aus gewöhnlichem Thou. (Vio der nat. Größe.)
in der Erde oder in den auf Textfigur Nr. 36 dargestellten Steinen oder
eisernen Ringen eingesessen. Bei dem großen, nach unten hin auffallend
spitzen Kruge Textfigur 59, Nr. 15, muß eine solche Befestigung sicher statt-
gehabt haben. Neben einhenkligen sind auch zwei- und dreihenklige Krüge
vertreten, von letzteren allerdings nur einige Hälse. Die Henkel selbst haben
entweder mehr runden oder ganz flachen und bandartigen Querschnitt.
Etwas anders geformt sind die beiden kleinen hartgebrannten Krügelchen
Nr. 10 und 11, von denen das Letztere einen seitlichen Ausguß hat; ein
solches erwähnt Komm a. a. 0. (Tafel XV, Nr. 20) mit dem Bemerken, daß
sich diese Kännchen bis in die späte Römerzeit erhalten haben und noch in
früh-fränki.schen Gräbern vorkommen. Eine abweichende Halsbildung hat
Nr. 8, ähnlich wie die Sigillatakrüge Tafel XXIX, Nr. 9 und 10. Der Krug
»«») Die Textöguren Nr. 59—61 sind nach Photographien meines Neffen, Dr. med.
H. Schmidt angefertigt.
Gefäße aus gewöhnlichem Thon. 421
Nr. 9, mit verstärktem Halse, ist siebartig durchlöchert; Scherben eines Siebes
aus Thon mit dicht nebeneinander liegenden Löchern sind ebenfalls gefunden.
Zu erwähnen bleibt ferner noch ein Hals mit zweiseitigem Ausgusse
(Tafel XXVni, Nr. 10). Eine besondere Form hat die bis jetzt nur einmal
in dem Kollektivfunde von 1894 (Textfigur Nr. 65 rechts) vertretene Kanne
mit schnabelförmigem Ausgusse, langem Halse und großem Henkel. Ein
solches Gefäß ist neuerdings in Heddernheim gefunden und zwar mit einem
noch daran befindlichen, beweglichen Bronzedeckel, wie wir ihn auch be-
sitzen (Tafel LVni, Nr. 11). Derselbe ist vorne gerade abgeschnitten, sodaß
der Ausguß frei bleibt und die Kanne bei geschlossenem Deckel geleert
werden konnte.
Seine größte Ausdehnung erlangt der Krug in der großen zweihenkligen
Amphore oder Dolie, deren Bruchstücke die stetigen Begleiter aller römischen
Fundstätten sind. Der Typus Nr. 1 der Tafel XXVHI ist der gewöhnhche;
die meisten haben eine Höhe von etwa 70 cm und einen größten Durch-
messer von 50 cm; die Wandstärke beträgt manchmal 2 und mehr cm.
Nr. 2 der Tafel ist das einzige kleinere Exemplar. Das Profil ist immer das
schlauchartige, nach unten breite und in eine Bodenspitze verlaufende, die
auch wieder andeutet, daß die Amphore eingegraben war. Die Wände sind
gewöhnlich des dicken, meist mit Steinchen durchsetzten Materiales wegen
sehr unregelmäßig, sodaß man an der unteren Hälfte die Drehscheibe zu ver-
missen glaubt; der obere Teil mit dem Halse ist sorgfältiger gearbeitet und
da, wo beide zusammenstoßen, bildet sich, in der Profillinie ein Bruch. Auf
Halsrand und Henkel ist besondere Sorgfalt verwandt; der Erstere hat ver-
schiedene Profile, die Letzteren tragen gewöhnlich einen Stempel auf der oberen
Seite. Dieser giebt entweder den Töpfer, oder nach Anderen auch den Besitzer
oder Maß und Art des Inhaltes an (unsere Henkelstempel siehe unter
«Inschriften», Seite 340). Man will sogar aus einigen Bezeichnungen die
Herkunft der enthalteneu Flüssigkeit ersehen. Bemerkenswert ist, daß viele
Henkel einen Zapfen haben und demnach wie solche aus Holz in die Gefäß-
wand eingesetzt waren.
Da die Amphoren den gewöhnlichen Inhalt der Keller bilden, — in
einem derselben waren 6 Stück nebeneinander eingegraben, und auch in den
kellerartigen Wohnungen des Kastells Zugmantel waren sie häufig — so wird
im Allgemeinen angenommen, daß sie Wein, nach Anderen auch Ol und nach
Körnen «Laich» enthalten hätten, da sie für Wasser zu porös seien. Auffallend
ist aber dabei, daß man meines Wissens nie Rückstände, wie sie gerade der
Wein hinterläßt, auf dem Boden der rauhen Gefäße gefunden hat, während
allerdings Andere behaupten, sie seien im Innern mit Gips, Pech oder etwas
Ähnlichem gedichtet gewesen. Daß sie auch zum Wasserholen dienten, mag
daraus ersehen werden, daß sich an den beiden von mir untersuchten Quellen
am Kastell Zugmantel und am Emesberge Amphorenscherben vorfanden.
Daß auch andere Amphorenformen im Gebrauche waren, kann aus
sehr spitzen unteren Hälften und einem etwa 25 cm langen geradlinigen
422
Die Funde.
Henkel geschlossen werden. Öfters finden sich auf den Außenseiten und
zwar manchmal sehr tief eingeritzte Zahlen oder Namen, die den Besitzer
oder den Inhalt angeben (siehe Inschriften Seite 342 ff.). Der Verschluß der
Krüge geschah durch Stöpsel aus Thon (Tafel XXVIII, Nr. 31 und 32);
wahrscheinlich bediente man sich aber auch solcher aus Holz, die nicht
erhalten sind, oder auch aus Kork; wenigstens sind dicke Korkstücke in
einem Brunnen gefunden worden.
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Fig. 60. Töpfe, Schalen und Teller. ('/lo der nat. Größe.)
Ein sehr verbreitetes Küchengerät bilden Töpfe mit breiter oberer, von
einem profilierten Rande eingefaßter Öffnung, die nach unten hin spitz zu-
laufen und wie die Henkelkrüge die nötige Stabilität vermissen lassen; sie
entsprechen etwa unseren heutigen Milchtöpfen. Ein ganz vereinzelt gefundenes
Gefäß (Textfig. 60, Nr. 1) erinnert mit seinen dünnen Wänden, dem graziösen
Profile und der schwarzglänzenden Überfärbung sehr an vorrömische Urnen
und ist vielleicht mit der großen Erbschaft von den Römern übernommen
worden. Doch kennt man von den Rheinlanden auch ähnliche römische
Töpfe aus der ersten Kaiserzeit. Koencn, der a. a. 0. Seite 76 auch auf unser
Exemplar hinweist, bildet auf Tafel IX ähnliche Gefäße ab. Auch der gut
erhaltene weitbauchige Topf (Tafel XXVIII, Nr. 20) gehört nach demselben
Verfasser der früheren Zeit an. Seine Wände sind dünn und hart gebrannt,
die Farbe graublau; als Verzierung zeigt er zwei bandartige Ringe, bestehend
aus einzelnen Quadraten, die mit wechselnder Strichlage schraffiert sind (etwa
wie Koenen Tafel X, c). Eine mehr geschweifte Form hat die sogenannte
«Gesichtsurne» (Textfigur 65) aus dem Kollektivfunde. Sie hat nur einen
kleinen Wulst als Rand und statt der Ohren zwei aufgesetzte Phallen,
Gefäße aus gewöhnlichem Thon.
423
deren einer sich schon früher losgelöst hat und nur durch seine Umrisse
noch erkennbar ist; auch dieses graublaue Gefäß ist der ersten Kaiserzeit
zuzurechnen. Wir besitzen außerdem einige Bruchstücke von Urnen aus
gelbem Thon mit plastischer Darstellung von Gesichtsteilen.
Den gewöhnlichen Typus solcher Küchentöpfe geben die Abbildungen
auf Tafel XXVIII, Nr. 18, 19, 21, und die Textfigur 60 in Nr. 2—8; sie
kommen schon in der mittleren Kaiserzeit vor und finden sich bis zum
Schlüsse der römischen Okkupation sehr häufig. Besonders charakteristisch
sind für sie die Profile der Ränder, die oben oft horizontal abgeschlossen und
tief unterschnitten sind (Textfigur 63, Nr. 1). Gerade sie finden sich massen-
haft in dem Limesgräbchen als widerstandsfähige Signa. Der Kumpen Nr. 6
hat einen wulstigen, nach innen umgebogenen Rand, wie ihn auch ähnliche
vorrömische Schüsseln besitzen, um das Ueberlaufen der Flüssigkeit zu ver-
hindern. Bemerkenswert sind die zwei kleinen Henkel bei Nr. 8, die ent-
weder mehr dekorativ aufzufassen sind oder nur zur Aufnahme eines Strickes
zum Aufhängen dienten. Dies möchte auch vielleicht bei dem anderen Ge-
schirr mit spitzen Böden der Fall gewesen sein, wozu der unterschnittene
Rand eine geeignete Handhabe bot. Die Deckel, welche besonders mit den
obengenannten Schüs-
seln ihres flachen Ran-
des wegen in Verbind-
ung gebracht werden,
hatten ganz die moderne
Form (Tafel XXVIII,
Nr. 33—35). Eine in-
teressante Ausnahme
macht ein Deckel aus
dem Brunnen Nr. 34
mit einem merkwür-
digen Knopfe (Text-
figur 61). Wir sehen
einen roh modellierten
Hunds- (?) oder Vogel-
kopf mit hakenförmiger spitzer Nase, wie sich mehrere in einer Größe bis
zu 10 cm auf Bruchstücken von Gesichtsurnen im Kastell Alteburg bei
Heftrich gefunden haben. Am Munde leckt ein langgezogenes Tier, ein
Hund oder eine Eidechse. Ob man hierin eine Spielerei und ein Werk
der freien Phantasie zu erblicken, oder ob der Deckel einem Kultgefäße
angehört hat, ist nicht zu bestimmen. Nach seiner Größe und der überein-
stimmenden blaugrauen Farbe könnte er zu der oben besprochenen Gesichts-
urne gehört haben. Auffallend ist der am Halse des Tieres anliegende, vorn
zusammengeschnürte chemisettartige Kragen.
Sehr modern mutet uns eine weitere Gruppe von Thongefäßen in Ge-
stalt von flachen Schüsseln und Tellern an (Tafel XXVHI, Nr. 27—29 und
Fig. 61. Gefäßdeckel mit plastischen Figuren. ('|2 der uat. Größe.)
424
Die Fände.
Textfigur 60, Nr. 9 — 16), deren größtes, Nr. 15, einen Durchmesser von
30 cm hat. Einige sind schwarz gefärbt und die meisten mit einfach wulst-
artig abgerundetem Rande versehen; eine Ausnahme machen kleinere Teller,
Nr. 12 und 13 der Textfigur 60, mit profiliertem Rande, die von modernen
Blumenuntersätzen kaum zu unterscheiden sind. Der zu dem Kollektivfund
gehörige Teller (Textfigur 65 links) zeigt auf seiner unteren Seite eine beim
Drehen auf der Töpferscheibe einge-
ritzte Spirale.
Eine bei den Römern besonders
wichtige, aus unserem modernen Haus-
halte aber gänzlich verschwundene
Gattung von Gefäßen bilden die Reib -
oder Ausgußschalen, welche vor-
nehmlich zur Mehlbereitung dienten.
Die Reibschale ist sowohl aus gewöhn-
hchem Thon (Tafel XXVIII, Nr. 15
u. 16) als auch aus Terra sigillata
(Tafel XXIX, Nr. 11 und 24) herge-
stellt worden und muß nach der
Häufigkeit ihres Vorkommens zu den
am meisten benutzten Hausgeräten
gerechnet werden. Ihre Bruchstücke
sind leicht kennthch an dem eigen-
tümlich geformten Rande, der meist
in der Mitte eine Rille hat, und dem
breiten Ausguß. An Stelle des Letz-
teren haben die Sigillataschalen oft in
dem glatten, unterschnittenen breiten
Rande vier kleine Löcher, die meist
außen mit einem Löwenkopfe, ähnlich
einem Wasserspeier, verziert sind. Die
Maße der kleineren Schalen für den
Handgebrauch schwanken zwischen
0,25—0,35 m für den Durchmesser
und 0,10 — 0,15 m für die Höhe (ver-
gleiche Textfigur 63, Nr. 4—10); doch
fanden sich auch solche aus gewöhn-
licliem Thon in weit größeren Dimen-
sionen. Die in der Textfigur Nr. 62
wiedergegebene Reibschale hat einen
Fig. 62. Rcibschale, an eiserner Kette hängend. DurchmCSSCr VOU 0,62 m; CS gab
aber, soweit sich aus Bruchstücken
schheßen läßt, auch solche von einem Durchmesser bis zu 0,80 m. Für
ihre Handhabung war eine besondere Vorrichtung erforderlich, die ich in
Gefäße aus gewöhnlichem Thon. 425
einer Kette erblicke, in welcher die abgebildete Schale aufgehängt ist. Erstere
teilt sich in der Mitte in zwei Glieder mit langen gedrehten Stäben, die
den Schüsselrand mit Haken von zwei Seiten fassen. Mittelst einer solchen
Kette, die in einem dreifaßartigen Gestelle oder an der Decke des Raumes
hing, konnte die Schale leicht bewegt und zum Ausleeren gekippt werden.
Im Römisch-Germanischen Central-Museum zu Mainz befindet sich eine
Schüssel von 0,75 m Durchmesser mit gut erhaltener Kette, die der unsrigen,
im Brunnen Nr. 6 gefundenen (Tafel XIV, Nr. VII), ähnlich ist. Auch das
Museum in Zürich ^''^) besitzt die nämüche Kette, anscheinend in derselben
Größe. Das Großh. Museum zu Darmstadt bewahrt ein gleiches, bei Münzen-
berg gefundenes Exemplar, das eine Länge von 2,10 m hat.
Alle Reibschalen haben die gemeinsame Eigentümlichkeit, daß sie im
Inneren des Bodens und der Wände fast bis zum Rande durch eingebrannte
zertrümmerte und deshalb scharfkantige Quarzitstückchen rauh gemacht sind.
Diese Steinsplitter sind oft mit der Zeit durch allzustarke Benutzung ab-
geschliffen worden; infolgedessen war, wie einzelne Fundstücke, bei welchen
die rauhe Fläche vollständig verschwunden ist, darthun, die Schüssel nicht
mehr zum Reiben zu gebrauchen.
Die Reib- und Ausgußschalen dienten einerseits dazu, die zermahlenen
Hülsenfrüchte auf dem rauhen Boden mit einem besonders zugerichteten
Steine oder einem Holze noch feiner zu zerreiben, und andrerseits zum Waschen
der geschroteten und nicht gereinigten Frucht. Den Hergang einer solchen
Verrichtung wird man sich etwa folgendermaßen denken können: In die
Schale wurde das mit Mühlsteinen oder in Mörsern zerkleinerte Getreide ge-
bracht, dieses mit Wasser übergössen und dann gerieben, wobei das schwerere
Mehl von der anhaftenden Kleie losgelöst wurde und zu Boden sank, während
die Kleie nach oben ging. Diese wurde dann mit dem Wasser durch die
AusgußöflPnung abgeschüttet. Derselbe Vorgang konnte mehrmals, je nach
der gewünschten Qualität des Mehles, wiederholt werden. Eine ähnliche
Methode wendeten bis vor Kurzem die Bauern in Hessen zur Bereitung der
Kartoffelstärke an, indem sie rohe Kartoffeln zerrieben und durch wieder-
holte Wasseraufgüsse ein gutes Produkt zu erzielen wußten, das ihnen zur
Herstellung von feinerem Backwerk und hauptsächlich zur Appretur ihrer
Wäsche diente. Bei den Römern mag es sich vor Allem um die Zubereitung
ihrer Polenta gehandelt haben.
Eine Serie teils flacher, teils tiefer Reibschalen von 18—42 cm innerem
Durchmesser ist auf Textfigur 63, Nr. 4—10 zusammengestellt, aus denen
zugleich das eigenartige, bei allen gleiche Randprofil zu entnehmen ist. Meist
ist es ein nach unten gebogener, kräftig unterschnittener dicker Wulst, der
auf der oberen Seite eine Rille hat. Der Rand bietet auf diese Weise eine
sehr gute Handhabe, welche besonders bei Nr. 5 und Nr. 10 scharf ausgeprägt
ist. Hier bemerken wir eine große Ähnlichkeit mit den Reibschalen aus
269) Vergleiche die Kataloge der Sammlung der antiquarischen Gesellschaft in Zürich
von K. Ulrich und Ä. Heizmann, Zürich 1890, II. Teil, Nr. 3660.
426
Die Funde.
Sigilhita, deren breiter, vertikal überhängender, oft ornamentierter Rand liier
nachgeahmt scheint. Die Form des Gefäßprofils ist entweder eine konische
(Nr. 7) oder geschweifte (Nr. 5). Daß einzelne Ränder bemalt sind, ist sdion
oben bemerkt worden. Die Nummern 1 — 3 derselben Textfigur stellen Profile
anderer Gefäße, Nr. 4—27 ausschließhch solche von Reibschalen dar.
Fig. 63. Gefäße, besonders Relbschtilen, und ihre Profile. ('|4 der nat. Größe.)
Die Vase (Fruchtschale) mit dem Stengel, Tafel XXVIII, Nr. 30, kommt
auch am Rheine vor; man findet sie oft in umgekehrter Stellung auf großen,
bauchigen Gefäßen als Deckel verwendet.
Diesen gewöhnlichen Töpfen für den Hausgebrauch und den Küchen-
bedarf stehen feinere, zierliche Gefäße und einige von sehr eleganter Form
mit oft nur papierstarken Wänden gegenüber, die man im Allgemeinen als
Trinkgefäße bezeichnet, die aber auch anderen Zwecken gedient haben können.
Auch sie haben fast alle den spitzen Boden und fallen leicht um; sie wurden
wahrscheinlich, wie die fränkischen Gläser, nach der Entleerung umgestülpt.
An erster Stelle stehen hier eingebauchte und gefältelte Becher, die für
die Zeit der Antonine besonders eigentümlich sind. Die meisten sind schwarz
Gefäße aus gewöhnlichem Thon.
427
oder grünlich, einige auch glänzend, und haben dünne, leicht zerbrechliche
Wände. Die Eindrücke und die mehr oder weniger tiefen Falten dienen als
Hülfe bei der Handhabung an Stelle der Henkel, die überhaupt bei den
Römern seltener vorkommen wie z. B. bei den Franken. Wir haben drei
Typen zu unterscheiden: Entweder liegt der Schwerpunkt des Profils und der
größte Durchmesser unten (Figur 64, Nr. 3) oder oben (Nr. 4), oder die
Wände sind cylindrisch wie bei Nr. 5. Die Grundform bildet wohl das grün-
lich gefirnißte Gefäß Nr. 1. Eine weitere Gruppe bilden die Becher mit ein-
fachem Rande, fast geradlinigen Wänden und dem sich plötzlich zu einem
kleinen Boden verjüngenden Unterteile; sie sind in Nr. 8 — 12 in allen Dimen-
sionen zur Veranschaulichung gelangt. Dieselbe Form findet sich an zwei
in der Technik der Barbotine hergestellten Gefäßen (Nr. 22 und 23) wieder,
über welche oben (Seite 344) schon Einiges gesagt ist. Das Muster, hier
Jagdscenen mit Hirschen und Bäumen, ist mit einem sogenannten Malhorne,
wie es heute noch der Konditor gebraucht, aufgespritzt und dann beim Brande
mit dem Topfe fest verbunden worden.
Fig. 64. Becherförmige Gefäße. (Mio der nat. Größe.)
Eine ähnliche Technik zeigt sich bei Nr. 24 und 25, nur ist hier die
Thonmasse nicht gleichfarbig mit dem Gefäße, sondern Buchstaben (über die
Inschriften siehe Seite 345) und Ornamente sind mit weißem Schlickerthone
auf den schwarzen Grund aufgemalt. Ein besonders angedrehter Boden fehlt
diesen dünnwandigen Bechern , die einfach unten wie ein Gummiball ein-
gedrückt sind. Man setzt diese Ware gewöhnlich in das Ende des dritten
Jahrhunderts, eine Datierung, die wir für unsere Fundstücke auf die Zeit bis
um 250 — 270 nach Chr. beschränken müssen. Äußerst fein sind zwei gleich-
artig dekorierte schwarze Becher (Nr. 20 und 21), deren Oberfläche durch sich
überkreuzende Rillen etwa in derselben Weise behandelt ist, wie wir es bei
geschliffenen Gläsern zu sehen gewohnt sind; man findet ähnliches Dekor
auch auf Sigillatagefäßen.
428 ^e Fände.
Außer den kleineren, teils auffallend langen (Nr. 14 und 15), teils
niedrigen cylindrischeu Töpfchen (Nr. 18 und 19), die vielleicht zur Auf-
bewahrung von Salben dienten, ist Nr. 13 hervorzuheben, das aus grauem
hartem, fast steinzeugartigem Thone besteht.
SchließUch muß noch der beiden kleinen Gefäße mit Ausguß (Nr. 26
und 27) als Vertreter von vier aus feuerfestem Thon mit der Hand ge-
kneteten Schmelztiegeln (catinus) gedacht werden; das mit einem Deckel
versehene (Nr. 27) enthält noch Metallrückstände. Sie wurden vermutlich
zum Gusse kleinerer Bronzen oder zur Herstellung von Reparaturarbeiten
verwendet.
n. Gefäße aus Terra sigillata.
Man versteht unter Terra-sigillata-Gefäßen eine bestimmte Sorte korallen-
oder siegellackroter, mit einer glänzenden Glasur überzogener Vasen, die sich
bis heute in der Erde wie in dem mit organischen Säuren reich durchsetzten
Brunnenschlamme so intakt erhalten haben, daß man mit Recht von einzelnen
Stücken sagen kann, ßie sähen aus «wie neu». Diese Eigenschaft dürften von
modernen Erzeugnissen nur unsere Porzellane besitzen. Der Name «terra
sigillata» für das Material ist besonders in Deutschland und Frankreich
heimisch, in England ist die ältere Bezeichnung «samische Erde» gebräuch-
lich; auch die Benennung «arretinische Vasen» kommt vor, doch paßt diese
richtiger nur für die wirklich in Arezzo angefertigten. Man hat sich gerade
in letzter Zeit viel mit dem Materiale und der Glasur beschäftigt^^''), ohne aber
bis jetzt zu einem endgültigen praktischen Resultate gekommen zu sein; selbst
einem gewiegten Keramiker wie Herrn von Boch in Mettlach ist es bis jetzt
nicht gelungen, Gefäße mit allen Eigenschaften der Sigillata zu brennen.
Auch die Frage nach der Glasur ist noch unentschieden. Keller, der chemische
Untersuchungen darüber angestellt hat, glaubt, daß Borax darin enthalten sei,
während nach Bragendorf in dem pharmazeutischen Institute der Universität
Dorpat Alkalien als Hauptbestandteile festgestellt wurden. Besondere Thon-
lager, die entsprechendes Material geliefert hätten, hat man noch nicht gefunden,
und es wäre möglich, daß die Römer bei ihrer großen Kunstfertigkeit in der
Keramik im Stande waren, aus jedem Thone durch sorgfältiges Schlemmen
und entsprechende Zusätze von Oxyden oder Farben Terra sigillata herzustellen.
Für uns haben alle diese Untersuchungen, sei es daß sie sich auf Form
oder Material beziehen, großen Wert, da es sich um eine specifisch römische
Ware handelt, die sich in keinem Zeitalter wiederfindet, und deren kleinste
Scherbe uns anzeigt, daß wir auf römische Überreste gestoßen sind. Man
hat früher geglaubt, daß Sigillatagefaße ausschließlich von Italien oder
GalUen importiert seien, und hat dies besonders aus den zahlreichen Töpfer-
"0) Vergl. F. Keller, Die rothe römische Töpferwaare, Heidelberg 1876; Hans Dragen-
dorf, Terra sigillata (Bonner Jahrb. 1895), Oscar Holder, Die römischen Thongefaße der
Alterthumssammlung in Rottweil, Stuttgart 1889, und v. Hefner über die Westerndorfer
Töpferei (Oberbayr. Archiv, Bd. XXII),
Gefäße aus Terra sigillata. 429
stempeln mit unzweifelhaft keltischen Namen hergeleitet. Nachdem es aber
gelungen ist, in Deutschland, Österreich und selbst in England Töpferöfen
und Forraschüsseln zu finden, ließ sich diese Ansicht nicht mehr halten.
Anfangs, und zwar im ersten christlichen Jahrhundert, überwiegt der italische
Import, dann gelangt aber die Töpferindustrie auch in den Provinzen durch
eingewanderte Arbeiter zur Blüte, von wo die Ware in die äußersten Gebiete
des römischen Reiches verbreitet wurde, sodaß sie uns jetzt oft die Wege an-
deutet, welche die römische Kultur gegangen ist. Sie verschwindet erst mit
dem Aufhören der römischen Herrschaft.
Die tadellose Herstellung, der glasharte Brand und die reiche Ornamen-
tierung sagen uns, daß die Silligatagefäße wohl ausschließlich das Tafelgerät
bildeten. Es ist eine Nachahmung des reichen getriebenen Metallgerätes, das
der an Luxus gewöhnte Römer auch in der Fremde nicht gerne entbehren
mochte. Wie sehr man dort seinen Wert schätzte, mag daraus ersehen werden,
daß sich ein mit Bleidraht geflicktes und ein mit einer Bronzeklammer zu-
sammengehaltenes Bruchstück auf der Saalburg gefunden hat; auch die vielen
auf Silligatagefäßen eingeritzten Inschriften (siehe Seite 332) beweisen uns,
daß man sie nicht gerne verwechseln und verlieren wollte. Einzelne müssen
aber dennoch auch zu gewöhnlichen häuslichen Zwecken gedient haben, wie
die mit Steinchen im Inneren rauhgemachten Reibschalen zeigen, oder man
müßte für diese eine andere Verwendung, vielleicht zu religiösen Handlungen,
ermitteln .
Unser Saalburggebiet ist, wiewohl die Bruchstücke überwiegen, reich an
Sigillata jeglicher Art, Es darf hierbei gleich betont werden, daß sowohl die
Töpferstempel als auch die Fabrikate der Saalburg von denjenigen des Kastells
Zugmantel, wo im Verhältnis viel mehr Gefäße wie hier gefunden wurden,
wesentlich abweichen. So herrscht auf dem Zugmantel vor Allem die erste
Qualität vor; auch einige dünnwandige Gefäße mit metaüisch glänzender Glasur
und eine bestimmte Sorte nach unten zu sehr dicker, mit Einkerbungen ver-
sehener Becher sind besonders häufig. Es scheint, als ob einzelne Typen auf
bestimmte Punkte lokalisiert seien, daß z, B. der Zugmantel seinen Bedarf mehr
aus den Fabriken der Main- und Rheiugegend bezogen habe, während die
Saalburg das Absatzgebiet der mehr nordöstlich gelegenen Töpfereien bildete.
Gewisse Formen, wie z. B. die Kumpen mit fast viereckigem Querschnitt,
wie sie am Rhein angetroffen werden, oder dunkele Sigillata mit spiegelnder
Glasur kommen bei uns überhaupt nicht vor.
Wir können im Allgemeinen drei Qualitäten auf der Saalburg unter-
scheiden: eine erste, die fast wie neu aussieht, mit tadelloser roter Glasur,
eine zweite mehr gelbliche, deren Glasur nicht ganz so hart ist, und eine
dritte schlechte, bei welcher jene von dem weichen leichtgebrannten gelb-
lichen Thon fast ganz verschwunden ist; diese Letztere möchte man zunächst
als einheimisches Produkt angesehen wissen. Von den Profilen, die jetzt
besonders als Hülfsmittel zur Datierung zum Gegenstand der Untersuchung
gemacht sind, konnten leider keine genauen geometrischen Zeichnungen mehr
430 ^'® Funde.
angefertigt werden; dies muß einer späteren Gelegenheit vorbehalten bleiben.
Ich weise da, wo es zum Verständnisse nötig erscheint, auf die sorgfältigen
Darstellungen Haiders hin, der die reiche Rottweiler Sammlung beschrieben hat.
Bei unseren Saalburggefäßen, die auf Tafel XXIX in ihren hauptsäch-
lichsten Typen zusammengestellt und durch den in Textfigur 65 /aw Ab-
bildung gelangten Kollektivfund noch ergänzt sind, können wir folgende
Formen unterscheiden: Zunächst glatte, ohne jedes Dekor:
1) Flache Teller mit ringförmigem Fuße, besonders in Bruchstücken
sehr häufig, entweder mit eckigem (Tafel XXIX, Nr. 5, 22 und 29; vgl. auch
Holder, Tafel X, Nr. 5) oder abgerundetem Profile (Nr. 4, 14, 26 und 27).
2) Tassen, sehr zahlreich, mit dünner Wand, meist sehr gut gebrannt
und mit guter glänzender Glasur (Nr. 16).
3) Becher mit konischem Querschnitt und geradlinigen Wänden, ohne
Randprofil und nach dem Boden zu sehr dick; ebenfalls häufig (Nr. 17 — 19
und 28). Die geschweifte, auf dem Zugmantel in mehreren Exemplaren ge-
fundene Abart mit profiliertem Rande fand sich nur einmal mit dem Kollektiv-
funde (Profil bei Holder, Tafel IX, Nr. 12).
4) Eigenartige Kumpen mit angesetztem Rande, der auf P^insatz in
einen Ring schließen läßt (Nr. 2 und 23); nicht selten (Profil und Querschnitt
bei Holder, Tafel VI, Nr. 4).
Wenn schon diese Typen in ihren eckigen und scharfgebrochenen Pro-
filen eine Nachahmung von Metallgeräten zeigen, so ist dies noch mehr bei
der zweiten Gruppe von Sigillatagefäßen, den ornamentierten Schüsseln, der
Fall. Hier ist die Übereinstimmung der Reliefverzierung mit getriebenen
Silberarbeiten so anschaulich, daß man zur Annahme berechtigt ist, es hätten
ganz bestinnnte Muster aus Metall vorgelegen. Ein Beispiel dieser Art bilden
die bekannten Homerischen Becher*^^).
Die große Nachfrage nach einem billigeren Ersatz für silberne Geräte
bedingte eine fabrikmäßige Herstellung, was der Sache selbst wenig zum Vor-
teile gereichte, da sie infolgedessen hinter den individuellen Kunstleistungen
gemalter Vasen weit zurückstehen mußten. Wir kennen eine zweifache Her-
stellung des Reliefs. Die gewöhnliche geschieht durch Thouforraen, in welche
das Ornament eingeschnitten ist; doch finden sich auch Formen, bei denen
nebenbei noch Muster mit Stempeln eingeprägt sind. Der Modelleur hat
gewöhnlich seinen Namen auf der Außenseite verewigt, während der Stempel
in der Mitte des Bodens den Töpfer oder die Fabrik angiebt. Vergleiche
unsere Stempel unter den Inschriften Seite 313 ff.
Die Verzierungen sind verschiedenartig, entweder rein ornamental oder
aus vielen figürlichen Reliefs bestehend ; die Ersteren gelten für älter wie die
Letzteren. Gemeinsam ist fast allen Vasen der Halsstreifen, der meist aus
dem bekannten Motive des Eierstabes, aneinandergereihten Blättern oder geo-
metrischen Figuren besteht. Eine Auswahl zeigt Tafel XXX in Nr. 1 — 15.
*'') Vgl. die Homerischen Becher, von Carl Robert, im Winkehnannsprogramm 1890.
Gefäße aus Terra eigillata. 431
Der Gefäßbauch trägt oft eine Arkadenteilung oder Ringe, welche figürliche
Darstellungen, mit Vorliebe Putten mit Festons oder Jagdscenen, Gladiatoreu-
kärapfe und auch mythologische Gestalten, einschließen. Tafel XXX stellt
in Nr. 16 — 21 oft sehr naturalistisch modellierte Pflanzenornamente dar,
während auf Tafel XXXI einzelne Figuren zusammengestellt sind. Wir
sehen dort kleine Genien, die, der Bestimmung des Gefäßes entsprechend,
Weinlaub in den Händen halten; ferner Gladiatoren (Nr. 2) und die beim
Kampf in der Arena oder auf der Jagd vorkommenden Tiere, welche im Ein-
zelnen deutlich zu erkennen sind. In Nr. 1 und 5 ist eine Venus unver-
kennbar; eine andere Schale stellt Apollo mit dem Sonnenwagen dar. Die
zweite Art der Ornamentierung, bei welcher einzelne Blätter und Ranken,
z. B. Epheublätter, Tafel XXX, Nr. 21, und Ilexblätter, Nr. 19, in der
Barbotinetechnik aufgelegt sind, haben besonders kleine Schälchen in der Form
von Nr. 30 der Tafel XXIX {Holder, Tafel IX, Nr. 4) und die Reibschüsseln.
Diese Letzteren sind durch einen großen überhängenden Rand charakterisiert,
welcher gewöhnlich mit Rankenornamenten reich geschmückt ist (Tafel XXIX,
Nr. 11, Textfigur 65, die halbe Schale in dem Teller links); auch Löwen-
köpfe sind häufig als Ausgüsse aufgesetzt (Nr. 24).
Der Teller Tafel XXIX, Nr. 32, erinnert mit seinen horizontalen Rand-
verlängerungen an ähnliche Metallschüsseln; er muß ein weitverbreitetes
Handelsprodukt gewesen sein, da er sich überall vorfindet [Koenen, Tafel XVI,
Nr. 28; Holder, Tafel IX, Nr. 7). Ein gewöhnlicher dünner, sehr sorgfältig
abgedrehter Deckel ist unter Nr. 33 wiedergegeben.
Besonders wertvoll sind die beiden Henkelkrüge (Nr. 9 und 10), zu
denen noch später ein dritter mit schlechter Glasur gekommen ist. Der eine
ist neben dem Steine, welcher das Grab mit dem eisernen Schwerte (Seite 137)
deckte, gefunden worden.
Zum Schlüsse muß noch auf zwei Kollektivfunde hingewiesen werden.
Sie sind sowohl für die Datierung wichtig, wegen des gleichzeitigen Vor-
kommens bestimmter Typen, als auch deshalb, weil sie uns die Zusammen-
setzung eines römischen Haushaltes zur Anschauung bringen.
Der erste Fund kam bereits am 17. Juni 1875 in der Praetentura des
Kastells beim Ausroden einer alten Eiche gemeinsam mit einem mit Eisengeräten
gefüllten Eimer ^^^) zum Vorschein, um den die Gefäße herumlagen. Er ent-
hielt an Thongefäßen: eine große Urne in der Form von Nr. 19 der Tafel XXVIII,
die beiden Becher auf derselben Tafel (Nr. 17 und 22), zwei gewöhnliche
Krügelchen und den zweihenkligen Krug Nr. 6; an Sigillatagefäßen : ein Reib-
schalenbruchstück (Tafel XXIX, Nr. 11), drei Becher (wie Tafel XXIX,
Nr. 17 — 19) und zwei Teller; von diesen Letzteren trägt der eine (Form wie
Tafel XXIX, Nr. 27) den Töpferstempel Onnio (Seite 324, Nr. 112), der
andere den Stempel Flavianus (Nr. 63 a); im Ganzen waren es 13 Gefäße
nebst einigen Bruchstücken.
272) Auf diesen werde ich später bei der Besprechung der Geräte aus Metall (Seite 442)
noch besonders zurückkommen.
432
Die Funde.
Der letzte Sammelfund ist im Sommer des Jahres 1894 in einem nicht
ausgemauerten Keller zwischen dem nördlich vom älteren Friedhofe gelegenen
Brunnen Nr. 6 und dem durch die Porta principalis dextra gehenden Wege
gemacht worden. Es waren Bruchstücke von etwa 30 Gefäßen, von denen
23 (in Textfigur Nr. 65 zusammengestellt) gekittet werden konnten. Darunter
befanden sich aus gewöhnlichem Thon: eine Kanne, eine Reibschale, ein
Topf, ein Henkelkrügelchen, ein Teller, zwei gefältelte Becher; aus Sigillata:
fünf Schüsseln, zwei Reibschalen, zwei Teller, fünf Becher und zwei Tassen.
Die einzelnen Stücke sind schon oben berührt.
Fig. 65. Gesamtfund vou 1894. ('/u der nat. Größe.)
Man ersieht aus der Vergleichuug der Einzelstücke der beiden Gesamt-
funde, daß im Allgemeinen in ihnen dieselben Gefäße vertreten sind: die
Reibschale, eine größere Urne, Becher aus Thon und Sigillata, Teller und
die Henkelkrüge. Hieraus kann mau sich, wie schon oben kurz angedeutet
wurde, eine ungefähre Vorstellung davon machen, welche Arten von Gefäßen
zur Ausstattung der römischen Küche und der Tafel gehörten.
Unter den Gefäßbruchstücken befindet sich eine große Menge von Böden
aus gewöhnlichem Thon und Terra sigillata, deren abgebrochene Ränder weg-
geschlifFen sind. Die so erzielten kreisförmigen Scheiben dienten alsdann als
Brettsteine für Spiele und für anderen Zeitvertreib.
c. Geräte ans Holz.
(Textfigur 66.)
Über die Verwendung des Holzes zu Bauzwecken wurde bereits auf
Seite 204 ff. ausführlich gehandelt; hier sollen die wenigen hölzerneu Geräte
Geräte aus Holz.
433
besprochen werden, die sich trotz der Vergänglichkeit des Materials bis auf
unsere Tage erhalten haben. Aber selbst diese wenigen Stücke, sowie die
Brennstempel (Seite 348), die hauptsächlich zum Zeichnen der Holzgegenstände
dienten, lassen uns zur Genüge erkennen, daß die Saalburgbewohner Holz-
geräte im Gebrauche hatten. Auch die lateinischen Namen vieler Geräte
mit dem Zusätze ligneus, wie vas ligneum, pocidum ligneum, catülus ligneus
u. s. w., bestätigen ihr allgemeines Vorkommen in der Römerzeit^''^).
Flg. 66. Geräte aus Holz. ('/« der nat. Größe.)
Von Möbeln hat sich nur eine Holzbank {scamnum) in einem Brunnen
erhalten; sie ist aus Eichenholz, ohne Lehne und sehr einfach wie die
Bauernbänke gearbeitet; die vier Fußlöcher sind in die 3 cm starke Bohle
schräg nach auswärts gebohrt, um die Beine zur Erzielung größerer Stand-
Sicherheit schräg einstecken zu können (Textfigur 6f^, Nr. 1). Aus Steinen
gefertigte Bänke, die wahrscheinlich mit einem Brette oder mit Strohmatten
belegt wurden, waren in verschiedenen Räumen den Wänden entlang
aufgemauert. In Heddernheim wurden runde Tische mit einem gedrehten
^^'J Gefäße aus Holz waren an germanischen Königshöfen noch lange im Gebrauche
und galten als Symbol der Einfachheit. Gustav Freitag erzählt in seinen «Bilder aus der
deutschen Vergangenheit» von hölzernen Bechern und Näpfen bei der Beschreibung des
Hofhalts Attilas; er sagt: «Mäßig erwies er sich auch in allem Übrigen, denn den Männern
des Mahles wurden goldene und silberne Becher gegeben, sein Trinkgefäß war von
Holz.» Auch im Mittelalter werden hölzerne Trinkgefaße bei Gastereien erwähnt; erst
allmählich sind sie durch solche von Zinn und Glas verdrängt worden. Dagegen hat sich
in der Küche und dem Haushalte des geringen Mannes Holzgeschirr mancherlei Art bis
auf den heutigen Tag erhalten.
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg. ' 28
434 ^ie Funde.
Fuße aus Sandstein ausgegraben, die ihrer Höhe nach nur von Stehenden
benutzt werden konnten. Im Allgemeinen dürfte auf der Saalburg das
Mobiliar nur sehr einfach gewesen sein, und reichere Möbel sind vielleicht nur
für die Wohnungen der Offiziere anzunehmen. Wie aus den zahlreichen Be-
schlägen von Eisen und Erz und den vielen Schlüsseln und Schloßteilen zu
ersehen ist, müssen sehr viele freistehende Kasten oder Wandschränke vor-
handen gewesen sein. Auf Tafel LVII sind mit Ausnahme von Nr. 14,
welche zu einem Schwertscheidebeschlag gehört, lauter solche Beschlag-
teile abgebildet. Zunächst die Henkel Nr. 1 — 13; davon zeigen die ersten
sieben Nummern eine elegante Form und vollendete Technik; das Delphin-
motiv (Nr. 3) ist öfters vertreten. Außer diesen enthält das Saalburgmuseum
noch viele solcher und abweichend von ihnen geformter Henkel aus Eisen
und Bronze in allen Größen, wovon mancher auch zu Bronze-Gefäßen gehört
haben wird. Truhen und Schatullen müssen, den formvollendeten Beschlägen
entsprechend, auch im Holz reich und schön gearbeitet gewesen sein; ich
verweise hierfür besonders auf folgende Stücke: Das Scharnierbändchen
Nr. 15, die Eckbeschläge Nr. 20-23, die Zierleisten Nr. 16—19 und 24,
sowie die Ziernägel Nr. 26—31.
Von Dreherarbeiteu sind die Brunnenrollen (vergl. Textfigur 23) bereits
auf S. 171 — 172 aufgeführt; einige andere interessante und sehr seltene Stücke,
die ebenfalls in Brunnen gefunden wurden, mögen hier noch Platz finden.
Die auf Textfigur 66, Nr. 2, und Tafel LXXX, Nr. 4 (Querschnitt) abge-
bildete Holzschüssel [catillus ligneus) gleicht den heute noch im Orient ge-
bräuchlichen Holznäpfen, wie sie neuerdings bei uns in den Handel kommen.
Sie hat die Größe und die Form der Terra- sigillita-Schalen (Tafel XXIX,
Nr. 11 und 24) und ist sehr fein aus Espenholz gedreht; die Wandungen
waren recht dünn und beim Ausgraben gebrechlich, weshalb zu ihrö!" Er-
haltung ein besonderer Holzkern gedreht werden mußte, auf den die durch
das Wasser konservierten Reste mit Stiftchen befestigt wurden ; gleichzeitig hat
man eine genaue Zeichnung gefertigt, da das Holz, nachdem es aus seiner
tausendjährigen Verborgenheit erhoben war, an der Luft rasch zusammen-
schrumpfte und seine schöne Form veränderte. Besonders bemerkenswert ist
die Reparatur dieses Holzgefäßes, das schon in Römerzeit gesprungen war;
um ein weiteres Auseinandergehen des Randes zu verhindern , hatte der Be-
sitzer einen Reif aus dünnem Bronzeblech um den Rand gelegt und mit kleinen
Bronzestiften angenagelt. Ähnliche Reparaturen mit Bronzeklämmerchen be-
finden sich auch an Gefäßscherben von Terra sigillata. Von sonstigen gedrehten
Holzgeräten fanden sich leider wenige in vollständiger Erhaltung, dagegen
Bruchstücke, die die ursprüngliche Form leicht erkennen ließen; sie mußten,
nachdem sie aus dem Schlamme gezogen waren, rasch abgeformt werden,
bevor sich ihre Gestalt veränderte. Die Originale selbst sind aber mit der
Zeit derart zusammengetrocknet, daß ihr früheres Aussehen kaum noch zu
erkennen ist. Besonders ist dies bei denjenigen der Fall, die aus Espen-,
Linden- oder einem sonstigen weichen Holze bestanden. Bei Gegenständen
Geräte aus Holz. 435
aus hartem Holze, besonders aus Eichen, hat sich die Form auch nach ihrer
Austrocknung wenig verändert wie u. A. der Holzgriff der Säge Textfigur 28,
Nr. 26 (vergl. auch S. 177—182).
Textfigur 66 enthält weiter noch folgende beachtenswerte Fundstücke
aus Holz: in Nr. 3 den gedrehten Deckel einer runden Schachtel (Büchse)
von 9 cm Durchmesser; in Nr. 4 eine runde Scheibe mit rundem Loch von
12 cm Durchmesser, ein Gegenstand, der in mehreren Exemplaren vorhanden
ist und zu einem Butterfaß gehört haben könnte; Nr. 5 zeigt eine Kugel
von 9 cm Durchmesser, Nr. 6 einen gedrehten Ring aus sehr hartem Holze,
wahrscheinlich Buxbaum. Nr. 7 stellt einen gedrehten Gegenstand in Gestalt
einer Rolle aus einem weichen Holze dar; die beiden Seitenteile sind abge-
rundet, der Durchmesser beträgt 7, die Höhe 6 cm; er erinnert an die
Schnurren, womit die Kinder spielen, und dürfte auch diesem oder einem ähn-
lichen Zwecke gedient haben. Nr. 8 veranschaulicht einen Kübel, der, nach unten
sich verjüngend, einen mittleren Durchmesser von 23 cm und eine Höhe von
ebenfalls 23 cm besitzt. Die Holzeimer habe ich schon bei den Brunnen-
funden erwähnt, vergleiche Textfigur 23, Nr. 5 — 7. Einzelne Dauben und
Böden für solche und ähnliche Gefäße sind in vielen Brunnen gefunden
worden; eine besonders schön gearbeitete eichene Daube gibt Nr. 9 wieder,
die wohl von einem großen Zuber oder einer Bütte stammen wird; sie
ist 60 cm lang, 16 cm breit und hat an einem Ende ein 7 cm großes rundes
Loch, das zur Handhabung des Geräts diente. Dieser Teil, der über den
Rand vorgestanden hat, ist ausgeschnitten und am anderen Ende ein 15 mm
breiter Falz zur Aufnahme des Bodens eingehobelt. Nr. 10, aus dem Brunnen
Nr. 31, stellt ein Trockenfruchtmaß, und zwar den Doppelmodius [modius
castrensis), dar. Dieses interessante Stück hat einen lichten Durchmesser
von 0,30 und eine Höhe von 0,247 m; sein Inhalt beträgt demnach 17,47
Liter, was mit dem von Httltsch^''^) auf 17,51 Liter angegebenen Maße für
einen Doppelmodius nahezu übereinstimmt. Die kleine Abweichung fällt
nicht ins Gewicht, denn unbedeutende Differenzen werden bei derartigen
Holzmaßen wohl öfters vorkommen. Das Gefäß diente zum Messen von Ge-
treide und Hülsenfrüchten^''^). Bemerkenswert ist seine Herstellung aus quer
aufeinander gewickelten, gespaltenen dünnen Holzschichten (Holzspähnen),
die mit eisernen Stiftchen aufeinander geheftet sind, wodurch einem Verziehen
des Holzes vorgebeugt wurde. Unsere seither üblichen Fruchtmaße — Scheffel,
Metzen etc. — sind genau in derselben Weise gefertigt.
Die übrigen Holzsachen aus unseren Brunnen, wie Schreibtäfelchen,
Holzschuhe u. s. w., werde ich an den zutreffenden Stellen weiter unten be-
sprechen, dagegen sollen hier noch einige Bemerkungen über die bereits bei
274) _p. Hultsch, Metrologie, S. 94 und 99 ; vergl. auch Th. Mommsen und H. Blümner,
Der Maximaltarif des Diooletian, S. 60. Nach diesen Quellen hat der Modius 8,754 Liter
Kubikinhalt.
"») Bich bringt auf Seite 398 die Abbildung eines Modius nach einer Terracotta-
lampe.
28*
436
Die Funde.
den Brunucnfuadcn verzeiclinoten Korbflechtereien gemacht werden. Ge-
flochtene Waren wurden im Altertum aus verschiedenem Material und in
mancherlei Formen angefertigt, wie dies die überlieferten Namen der Fabrikate
und viele bildHche Dar-
stellungen von Korben
und anderem Flechtwerk
beweisen, lieber das da-
bei angewandte technische
Verfahren wird von den
Schriftstellern nichts be-
richtet; um so erfreuhcher
ist es daher, daß uns
Gegenstände solcher Art,
die gewöhnlich aus sehr
vergänglichem Materiale
bestehen, erhalten geblie-
ben sind. Der Schlamm
der Brunnen hat uns auf
der Saalburg verschiedene
Stücke von Körben aus
Weidengeflecht konser-
viert, die genau die heute
noch übliche Technik
zeigen. Der zuerst auf-
gefundene Korb, der aus
gespaltenen Holzriemen
bestand, die mit Weiden
umflochten waren , ist
leider nach seiner Auffindung nicht sofort photographiert worden und bald
in kleine Teile zerfallen. Er hatte die Form unserer Packkörbe und
könnte aus südlichen Gegenden, wo solche Körbe jetzt noch gebräuchlich
sind, hierher gebracht worden sein und zum Vorsand von Waren gedient
haben. Von dem zweiten Fund von Flechtvverk wurde alsbald eine photo-
graphische Aufnahme gemacht, welcher die beistehende Textfigur 67 in halber
natürlicher Größe nachgebildet ist. Bereits im Jahre 1889 habe ich über
diesen Fund in der Museographie der Westdeutschen Zeitschrift (Band IX)
einige Notizen und eine Abbildung in natürlicher Größe veröffentlicht.
Nr. 1 unserer Textfigur stellt ein Bodenstück, Nr. 2 — 4 Teile der Wan-
dungen dar.
Die Abbildung der zierlichen Flechtarbeit giebt uns einen Begriff von
der Geschicklichkeit der Römer in diesem Gewerbe. Ausführlichere Mit-
teilungen über die «Fabrikation geflochtener Waren» im Altertum finden sich
bei H. Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste
bei Griechen und Römern, I. Bd., S. 288 ff. -.
Fig. 67. Teile von Flechtarbeiten, ('/a der nat. Größe.)
Geräte aus Metall.
437
d. Geräte ans Metall.
I. Hausgeräte.
(Tafeln XXXV-XXXVII, XXXXIII, LVIII, LX, LXII und Textfigur 68.)
Von den vielen Fundstücken aus Eisen, die bereits auf Seite 201—203
erwähnt sind, nehmen diejenigen, welche zum Haushalte gehören und als
bewegliche Habe betrachtet werden können, einen hervorragenden Platz ein;
Fig. CS. Hausgeräte. ('/* der nat. Größe)
auf den obenbezeichneten Tafeln und der Textfigur 68 sind die charakte-
ristischen Typen, die im Nachstehenden kurz beschrieben werden, vereinigt.
Ein Vergleich mit anderen ähnlichen Funden aus römischen Niederlassungen
und besonders mit denen von Pompeji, die so oft mit den unseren völlig
konform sind, würde für jeden einzelnen Gegenstand nur eine überflüssige
Wiederholung sein und zu weit führen; ein Hinweis auf besonders wichtige
Stücke dürfte genügen.
438 ^ie Funde.
Das Messer [ctdfei-), das aus Klinge und Heft besteht, kommt in allen
möglichen Größen und Formen vor; auf Tafel XXXVII sind 33 und
auf der Textfigur Nr. 68 zwölf Stück in ^/4 der Naturgröße abgebildet; ferner
finden sich Messergriffe auf den Tafeln LX — LXI. Die Nummern 1, 2, 5,
6, 8, 14 der Tafel XXXVII und 8—10 der Textfigur 68 sind Hack- und
Fleischmesser, meist fisch bauchig, werden aber auch als Opfermesser be-
zeichnet, da sie in dieser Gestalt auf den Seitenflächen der Opfer- Altäre in
Relief dargestellt sind (Tafel XXIV, Nr. 1). Dieses Gerät, das sich sehr
häufig am Limes in Türmen und Kastellen in zierlicher wie in massiger
Form findet, scheint für Vieles in der Haushaltung, zum Zerhacken und
Zerlegen des Fleisches, wie auch zum Spalten des Holzes gedient zu
haben*'^). Nr. 1, 2, 5 und 6 haben Tüllen für Holzstiele, an Nr. 8 und 14
sind spitz zulaufende Angeln angeschmiedet, die ebenfalls zum Befestigen
eines Holzstieles oder Griffes bestimmt waren (vergl. Textfigur 68, Nr. 8),
doch sind auch solche gefunden worden , an denen Klinge und Stiel aus
einem Stück geschmiedet sind (Textfigur 68, Nr. 10); interessant sind die-
jenigen, die oben an der Spitze ein Loch haben (Nr. 8 — 10), das auch an
vielen unserer modernen Hackmesser angebracht ist und ein Aufhängen
des Messers ermöglichte. Von den auf Tafel XXXVII dargestellten Messern
sind einige durch ihre elegante Form bemerkenswert. Nr. 26 erinnert mit
seinem geschweiften Rücken (wie Nr. 15) an prähistorische Vorbilder, eben-
so Nr. 13 der Textfigur 68, an dem der an die Klinge geschmiedete Griff
mit Bronzestreifen verziert ist.
Andere Stücke gehören offenbar einem Handwerke an, so Nr. 3 und 4;
die 32 und 36 cm langen, sehr starken Messerklingen werden zum Spalten
und zur Bearbeitung des Holzes verwandt worden sein (Seite 207). Nr. 3
zeichnet sich durch einen Fabrikstempel in Form einer Schmiedezange aus,
Nr. 13 dürfte als ein Schuhmacher- oder Sattlermesser zu bezeichnen sein;
die Messer mit gekrümmter Klinge, Nr. 6 und 7 auf Textfigur 68, sind wohl
als Gartenmesser zu betrachten.
Die Messergriffe bestanden, wenn sie nicht massiv waren, aus Holz,
Bein oder Bronze und sind manchmal reich verziert (Tafel LX, Nr. 7 — 13);
sie waren teils aufgenietet (Tafel XXXVII, Nr. 16 und 24), teils mit Angeln
in die Griffe eingesetzt und mit einer Zwinge (breiter Ring) zwischen Klinge
und Angel verbunden; oft ging die Angel auch durch den Griff und w^ar
am Ende mit einem Nietknopf befestigt (Tafel XXXVII, Nr. 20 und 30).
Textfigur 68 zeigt in Nr. 14 und 15 zwei Messer mit zierlichen Bronzegriffen.
Das erstere ist in Größe und Form dem im Kastell Butzbach gefundenen gleich*'').
Von besonderem Interesse sind die Klapp-, Einlege- oder Taschenmesser,
an welchen die Klinge statt der Angel einen eckigen Ansatz erhält und sich
"*') Vergl. auch Lindenschmit, Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit, III. Band,
III. Heft, Tafel V.
2") Vergl.: Der Obergermanisch-rätische Limes des Römerreiches, Nr. 14, Tafel 2,
Figur 7.
Geräte aus Metall. 439
im Griff, der aus zwei Platten besteht und durch einen vernieteten Stift dreh-
bar befestigt ist, umlegt. Man hielt sie früher für nicht römisch; nachdem
sie aber nicht allein an der Saalburg, sondern auch anderwärts vereinzelt
gefunden wurden^''*), ist man über ihr Alter und ihre Herkunft nicht mehr
im Zweifel; sie unterscheiden sich von den modernen nur durch das Fehlen
der Feder, Die Griffscheiden der beiden, Nr. 16 und 17 der Textfigur 68
abgebildeten Exemplare sind von Eisenblech, welches mit Hirschhorn belegt
ist; Nr. 16 hat am Griffende eine Ose zum Aufhängen. Tafel LX enthält
unter Nr. 6 die Bronzescheide eines Klappmessers, dessen eiserne Klinge ein-
gerostet ist. Zum Schluß sei noch ein kleines Bronzemesserchen erwähnt,
das aus einem Stück gearbeitet ist (Tafel XXX VH, Nr. 24).
Die auf der Tafel XXXVI, Nr. 19 — 24, wiedergegebenen Gegenstände
aus gutem Stahl finden am besten hier einen Platz; es sind sogenannte
Stähle, wie sie der Metzger und ebenso die Hausfrau heute noch zum
Schärfen der gestählten Messer gebraucht. An ihrem oberen Ende ist
eine Ose mit Ring zum Durchstecken des am Gürtel befestigten Riemens
angebracht.
Von Metzgergeräten sind außer den obengenannten Hackmessern noch
mancherlei andere gefunden worden; zunächst die Fleischhaken (carnarium)
(Tafel XXXXni, Nr. 21 — 23) sowie eine Anzahl Beile (seciiris) zum Schlachten
des Viehes, in der Form von Nr. 13 der Tafel XXXIII, und der schon
Seite 125 f. erwähnte Schlachtstein aus Basalt, in dessen Mitte ein
schwerer eiserner Ring zur Fesselung der Schlachttiere eingebleit ist.
Die Schere [forfex, forficula), gleicht in der Konstruktion den heute
noch gebräuchlichen Schafscheren ^^'') und besteht aus einem Stück Eisen,
das am Kopfende federt, Tafel XXXV giebt in Nr. 12 — 14 drei verschiedene
Größen von 20 — 36 cm Länge wieder. Eine Ausnahme von diesen allgemein
üblichen Formen macht die in Nr. 5 der Textfigur 71 wiedergegebene kleine
Schere ^^°), die in der Konstruktion unseren jetzigen Scheren gleicht; sie ist
auch den modernen Rosenscheren und denjenigen ähnlich, die zum Schneiden
von dünnen Eisen- und Bronzeblechen gebraucht werden, doch könnte man,
nach ihrer Zierlichkeit zu urteilen, auch an eine Nagelschere denken.
Die Löffel und Gabeln, in unserem Sinne als Hausgeräte unentbehr-
lich, waren den Römern nicht bekannt; doch sind Gabeln {furca) aus Eisen
wie aus Bronze auf der Saalburg gefunden worden. Eine dreizinkige, 30 cm
lange und 25 cm breite Gabel (Tafel XXXV, Nr. 4) gehört zu den Land-
wirtschaftsgeräten, wie die zweizinkigen Heu- oder StallgabeLn (Textfigur 69,
Nr. 10). Das kleine Gäbelchen Tafel LXII, Nr, 12, ist zu den ärztlichen
Instrumenten zu zählen. Nr. 5 der Tafel LXVII ist eine Filetnadel, auf die
ich später noch zurückkommen werde.
"8) Lindenschmü, Bd. II, Heft IV, Tafel 4; Bd. III, Heft III, Tafel V.
"9) Lindenschmit, Bd. III, Heft III, Tafel V.
280) Ich habe dieses seltene Stück bereits in der Westdeutschen Zeitschrift 1889, auf
Tafel 14, Nr. 2, in Naturgröße veröffentlicht.
440 ^^ Fände.
Von gabelförmigen Gegenständen mit einem oder zwei Zinken oder
Haken besitzen wir mehrere (vergleiche die auf der Tafel XXXXIII, Nr. 24,
dargestellte); sie müssen indeß anderen Zwecken gedient haben. Die Gabel
zum Essen, eines der unentbehrlichsten Geräte der heutigen Kulturvölker,
kam erst spät in Gebrauch; während man bei uns wie in Rümerzeit noch lange
mit den Fingern aß, war sie in Italien bereits im 14. Jahrhundert allgemein
und hat .sich in Deutschland, England und Frankreich erst im 16. und
17. Jahrhundert eingebürgert. Nr. 4 der Textfigur 68 zeigt eine dreizinkige
Eisengabel mit 6 cm langen Zinken und zierlich gewundenem Stiel; sie wird
als Fleischgabel beim Kochen und Braten gelten dürfen.
Mit den Löffeln hat es eine ähnliche Bewandtnis; wenn auch ihre
allgemeine Benutzung älter als die der Gabeln ist, so waren sie, nach den
Funden und schriftlichen Nachrichten zu schheßen, doch nicht in dem Maße
wie heute im Gebrauch. Vielleicht bestanden, wie bei uns auf dem Lande»
viele aus Holz; möglicherweise gehören dazu einige Bruchstücke von Espenholz
aus den Brunnen. Von der Saalburg haben wir sowohl große Löffel aus
Eisen als auch kleine aus Silber, Bronze und Hörn. Sie bestehen aus einer
runden oder länglichrunden Schale, die an einem Stiele befestigt ist; ihre
naturgemäße Form zum Schöpfen von Flüssigkeiten hat sich seit Jahr-
tausenden nicht geändert.
Wir haben zwei Arten von eisernen Löffeln, solche mit kurzen Stielen
und kräftiger Schale (Textfigur 68, Nr. 5) und solche mit langen, zierlich
gearbeiteten Stielen. Erstere scheinen hauptsächlich zum Schmelzen von
Metallen, besonders von Blei, gedient zu haben, wie man aus den, manchen
Löffelschalen anhaftenden Resten geschlossen hat. Die anderen (Tafel XXXVI,
Nr. 14) dürften als Kochlöffel zu bezeichnen sein, wofür außer der sorg-
fältigen Herstellung einerseits der 40 — 50 cm lange Stiel, mehr aber noch
die an seinem oberen Ende befindlichen beiden Haken sprechen. Der lange
Stiel war bei dem Kochen auf offenem Feuer eine Notwendigkeit; die ange-
schmiedeten Haken (Tafel XXXVI, Nr. 14 — 17) hatten, wie es scheint, einen
doppelten Zweck: einesteils eigneten sie sich zum Feuerschüren, andernteils
auch zum Herbeiziehen der an Ketten aufgehängten Kessel, zum Drehen
des darin kochenden Fleisches, sowie zum Aufhängen an die Wand,
Eine kleinere Art Löffel [ligula), Nr. 3—6 der Tafel LXII und Nr. 10
und 11 der Textfigur 71, zeigt elegante Formen; ihre Schalen gleichen oft-
mals dep menschlichen Zunge (Nr. 3) und sollen zum Essen von Eiern und
Süßigkeiten, vielleicht auch von Austern, deren Schalen sich an der Saal-
burg und an anderen Limeskastellen fanden, gedient haben, die kleineren,
Nr. 5 und 6, dagegen zu medizinischen oder kosmetischen Zwecken.
Abgesehen von Nr. 3, das aus Silber, und Nr. 4, welches aus Hörn
besteht, sind die meisten dieser Löffelchen aus einer Metallkomposition her-
gestellt, der man den Namen «Weißmetall» beigelegt hat; bei den aus
demselben Metall gefertigten Fibeln sollen seine Bestandteile etwas näher
erörtert werden. Schöpflöffel (Schöpfkelle) und Seihlöffel, wie sie uns
Geräte aus Metall. 441
Pompeji so mannigfach und so reich verziert aufbewahrt hat, wurden an
der Saalburg nicht gefunden.
Gefäße aus Bronze scheinen nicht viel im Gebrauch gewesen zu
sein, denn es haben sich hier nur wenige ganz erhaltene Stücke gefanden;
Tafel LVIII, Nr. 1, ist ein 33 cm im Durchmesser breites und 12 cm hohes,
aus dünnem Bronzeblech getriebenes Becken mit gerade abstehendem Rand,
Nr. 2 eine Bratpfanne (Kasserole) — genau den in Pompeji gefundenen ähnlich
(vergleiche Overbeclc-Mau) mit langem Stiel. Nr. 3 und 4 stellen Bruchstücke
von Stielen solcher Gefäße dar, Nr. 5 ein durchlöchertes kleines Sieb (Dui'ch-
schlag), Nr. 6 ein Bruchstück eines solchen, ebenfalls aus dünnem Bronze blech
gearbeitet. Auf Textfigur 36, Nr. 2, ist eine gut erhaltene Bronzeschale ab-
gebildet, die sich im Brunnen Nr. 12 fand. Außerdem sei hier noch der schöne
Kessel aus Kupfer ^^^) mit eisernem Henkel aus dem Brunnen 39 (Textfigur 36,
Nr. 13, und Seite 245) erwähnt; dabei lag ein seltenes Gefäß (Textfigur 71,
Nr. 1), genau in der Form der Terra-Sigillata-Schüsselchen, welches nach den
Untersuchungen des Herrn Dr. A. Rüdiger in Homburg aus reinem Zinn be-
steht und der einzige Gegenstand aus diesem von den Römern hauptsächlich
in Britannien gewonnenen Metall ist, der bis jetzt an der Saalburg vorkam.
Mit diesen wenigen Sachen ist unser Inventar an ganzen Metallgefäßen
erschöpft. Wenn auch anzunehmen ist, daß die verhältnismäßig wertvollen
Gegenstände bei einer Flucht leicht mitzunehmen waren und daß nach er-
folgten Zerstörungen diese zunächst gesucht und von Freund und Feind weg-
gebracht wurden, so sprechen doch die spärlichen Bruchstücke derartiger
Hausgeräte dafür, daß sie nicht allzu zahlreich vorhanden waren.
Die Wage [Ubra), das bekannte Meßinstrument zufr Bestimmung des
absoluten Gewichts, hat sich in ihrer Form und Einrichtung seit Röraerzeit
kaum verändert. Die Ausgrabungen in Pompeji haben Wagen mit gleich-
armigem Doppelhebel, dem Wagbalken {jugum) und einem Paar Schalen
{lances) in allen möglichen Größen ergeben; ebenso solche mit ungleichem
Wagbalken, dessen längerer Arm die Schale trägt, und auf welchem ein
Laufgewicht bewegt wird; letztere werden als Schnell- oder römische Wagen
[trutina) bezeichnet ^^^). Nur diese Konstruktion, die auch in Pompeji am
meisten vertreten ist, wurde auf der Saalburg angetroffen. Textfigur 68 giebt
in Nr. 2 eine vollständig erhaltene Wage, deren Wagbalken eine Länge von
16 cm hat, wieder; ein genau gleiches Exemplar, an dem nur die zwei unteren
Haken fehlen, wurde in Mainz gefunden ^^^). Der Wagbalken dieser jetzt noch
häufig, besonders beim Wiegen der Feldfrüchte, benützten Wagen hat nach unten
und nach oben je eine Öse mit Haken (a und b), so daß verschiedene Hebel-
längen entstehen, wodurch man, je nachdem schwerere oder leichtere Gegen-
stände zu wiegen sind, sich der kürzeren oder der längeren Seite des Balkens
281) Zwei ähnliche Kessel, der eine (wie es scheint) ebenso groß, der andere größer,
befinden sich im Museum zu Augsburg und stammen aus Schweizer Pfahlbauten.
"82) Overbeck-Mau, Pompeji, Leipzig, 1884, Seite 447.
28») Lindenschmit, IV. Band, Tafel 15.
442 Die Funde.
bedient. Jede Seite des Wagbalkeiis trägt eine andere Gradeinteilung; der
längere Hebel a ist für Leichtgewicht, der kürzere b für Schwergewicht; das
Hängegewicht selbst bleibt für beide Handhabungen sich gleich, die genaue
Feststellung der Schwere liegt in der verschiedenen Einteilung des Hebels.
Wagbalken sind mehrere gefunden; der in Textfigur 68 als Nr. 1 abge-
bildete, an dem die Ösen und die Ringe, in welchen das Gewicht hing, noch
vorhanden sind, hat eine Länge von 42 cm. Die Nummern 27 und 28 der
Tafel XXXVI zeigen zwei kleine Wagbalken, an denen noch die eingeritzten
Marken vorhanden sind, welche oft ihrer Feinheit wegen durch Verrostung
unkenntlich wurden.
Wag schalen haben sich nicht gefunden; die zu wiegenden Gegenstände
wurden wohl meist an den Haken c und e angehängt. Die Gewichte^^'), die
teils runde, teils birnförmige Gestalt haben, sind an den in Pompeji und in den
Rheinlanden gefundenen Wagen reich ausgebildet; sie zeigen Darstellungen von
Figuren und Büsten *^^) aus Bronze, die mit Blei ausgegossen sind, wodurch
das Gewicht reguliert wurde. Die unsrigen dagegen sind einfach aus Blei
hergestellt (Tafel XXXVI, Nr. 29). Das Gewicht Textfigur 68, Nr. 3, gefunden
1884 in der Bürgerlichen Niederlassung, zeichnet sich durch seine Größe
(52 cm lang) und durch seine Schwere aus; es hat eine elliptische Form,
besteht in einer Hülle aus Eisenblech und war mit Blei ausgegossen;
letzteres lag in unförmiger Masse ausgeflossen daneben, was nur infolge
starker Erhitzung während eines Brandes geschehen sein konnte. Wir er-
fahren durch dieses gut erhaltene Gewicht, das zu einer sehr großen Wage
gehört haben muß, daß große und schwere Gegenstände, vielleicht Getreide
und Fleisch, damit gewogen wurden. Außer dem eigentlichen Haken, der
an der konkaven Seite eine scharfe Schneide hat, befindet sich diesem gegen-
über ein winkliger Ansatz zum Aufhängen des Gewichts.
Eine ganze Kollektion von Eisensachen, die ihrem Zwecke nach
teils zu den Hausgeräten, teils zu den Waffen und Werkzeugen zu zählen
sind, war in einem Eimer vereinigt nebst einer Anzahl von Thongefaßen
(vergleiche Seite 432) der Erde übergeben worden und kam am 17. Juni
1875 in der Praetentura des Kastells (Tafel IV, P) wieder zum Vorschein.
Von dem Eimer waren nur noch die Eisenteile, der Bügel und die Reife,
erhalten und sein Inhalt zu einem einzigen Klumpen zusammengerostet (siehe
Tafel XXXXVI, Nr. 1). Darunter befanden sich Beile, Meißel, Bohrer, Ringe,
Lanzen- und Pfeilspitzen, Nägel, Beschläge, mehrere Schiebe- und Dreh-
schlüssel und einige unbearbeitete Eisenstücke, sodaß man geneigt war, an
den Nachlaß eines Schmiedes oder Schlossers zu denken. Der Fund, bei
dessen Ausgrabung der bekannte und in diesem Buche schon öfters erwähnte
Professor J. Becker von Frankfurt mit seinen Schülern zugegen war, machte
den Eindruck, als seien die Gegenstände vor einem befürchteten Ueberfalle
»8») Über das röm. Gewichtssystem vergleiche Hultsch, Griechische und Römische
Metrologie, Berlin 1862.
*«) Lindenschmit, Bd. IV, Taf. 15, Nr. 2—5.
Geräte aus Metall. 443
oder beim Auszuge zu einer kriegerischen Unternehmung in der Hoffnung
baldiger Rückkehr dem Boden sorgfältig anvertraut worden. Da der Eimer
und die danebenstehenden Töpfe, Krüge, Schüsseln und Tassen nur wenig
mit Erde bedeckt waren, so scheint dieses Inventar von der letzten römischen
Besatzung zu stammen, sonst würde man die heute noch gut erhaltenen
Gefäße sicherlich ihrem Verstecke wieder entnommen haben.
IL Feld- und Gartengeräte.
(Textfigur 69, Tafel XXXV und LXXX.)
Auf das am Süd-Abhange gelegene und bereits in Römerzeit urbar
gemachte Gelände ist schon auf Seite 110 Bezug genommen. Selbst wenn
uns die Thatsache nicht bekannt gewesen wäre, daß diese Beschaffenheit des
Bodens römischem Fleiße zuzuschreiben ist, so würden uns doch die zahl-
reichen dort gefundenen Feld- und Ackergeräte nicht im Zweifel darüber
gelassen haben. An einen regelrechten Acker- und Getreidebau ist hierbei nicht
zu denken, denn dazu eignete sich die nur wenige Kilometer entfernt gelegene
Ebene weit besser; es ist auch anderwärts der Beweis erbracht worden, daß
dieselbe von den Römern durch Feldbau bestellt war; ich erinnere hierbei
an die längs der Römerstraße nach Heddernheim und zwischen Homburg und
Ober-Eschbach aufgegrabenen römischen Meierhöfe und Scheunen (Frucht-
magazine)-^*'). Dagegen muß nach den gemachten Beobachtungen unmittel-
bar bei der Saalburg umfangreicher Gartenbau zur Anpflanzung von Gemüsen
und Obst betrieben worden sein. Auch scheinen die Häuschen [canabae]
meistens ein Gärtchen hinter der eingefriedigten Hofraite gehabt zu haben
(siehe Seite 114); hauptsächlich sprechen dafür die Geräte, die ich zunächst
unter Zugrundelegung der Abbildungen betrachten wdll.
Nr. 1 der Textfigur 69 zeigt ein wichtiges Gartengerät, das aus einem
35 cm langen hölzernen Querbalken besteht, in den sechs 15 cm lange eiserne
Zinken eingenietet sind. Dieses scheint das von den alten Schriftstellern öfters
erwähnte Instrument, der Raster, zu sein, über dessen Aussehen man seither
im Unklaren war; von demselben brachten die Brunnen Nr. 14 und 26 zwei
relativ gut erhaltene Exemplare, nach welchen auch die früher an der Saal-
burg und an anderen Römerstätten gefundenen eigentümlich geschmiedeten, an
einem Ende umgebogenen Eisen (Nr. la) als Zinken für Rechen erklärt werden
können; vergl. auch Tafel XXXXV, Nr. 6. Der schon öfters citierte Rieh sagt:
«Der Raster und Rastrum ist ein zur Feld- und anderen Gartenwirtschaft ge-
höriges Instrument, das sowohl rücksichthch seiner Form als seines Gebrauches
zwischen unserem Karst und der Hacke steht. Es war sehr schwer {Vergil,
Georgica I, 164), hatte zwei, drei und bisweilen vier Zähne (qiiadridens) oder
Zinken [Cato II, cc), die in gewissen Entfernungen von einander standen
286) Vergl. von Cohausen und Jacobi, Römische Bauwerke, Nasa. Annalen XVII,
Seite 129.
444
Die Funde.
und im rechten Winkel auf einem Balken saßen, der wiederum seinerseits
perpendikulär zum Stiele stand. Die Art, wie man dieses Instrument ge-
braucht, gleicht der Führung der Hacke: man hebt es jedesmal von der Erde
Flg. 69. Feld- und Gartengeräte. (>/•) der nat. Größe.)
auf {Sencca, de ira II) und schlägt es dann mit aller Kraft in den Boden.
So diente es dazu, die Oberfläche des Bodens zu graben, zu reinigen und
das Land umzuarbeiten, als wenn es gepflügt würde, und namentlich auch^
um die größeren Erdschollen, die der Pflug zurückgelassen hatte, zu zer-
Geräte aas Metall. 445
schlagen, ehe das Land geeggt wurde, oder auch wohl, um geradezu das
Eggen zu ersetzen [Flinius, H. N. XVIII, 49, 3).»
Die von Rieh hierzu gegebene Abbildung stellt nicht ein solches Gerät,
sondern einen Karst dar; dagegen paßt seine Beschreibung genau zu unserem
Instrument, das sich durch seine Schwere und die kräftigen eisernen Zinken
vorzüglich zum Zerschlagen der Schollen und zur Bearbeitung des Bodens
eignete. Das durch den Querbalken a b gehende, 5 cm breite Loch bedingt
einen starken Stiel, der bei Nr. 1 in punktierten Linien angegeben ist. Ähn-
liche Geräte aus Holz, die wir allgemein als Rechen bezeichnen, wie sie heute
noch zu den verschiedensten Verrichtungen bei der Landwirtschaft benutzt
werden, waren sicherlich auch damals im Gebrauch ; der Name rasier ligneus
ist bekannt. Ganz aus Eisen bestehende Rechen, bei denen 4 — 6 Zinken an den
Querbalken angeschmiedet sind, wurden in Pompeji in großer Zahl ausgegraben.
Die Hacken mit einem Zinken {sarciihim) Nr. 21, 22 und 23, wie
auch die zweizinkigen [sarculum hicorne) Nr. 19, 20 und 24 (vergleiche auch
Tafel XXXV, Nr. 10) konnten auf zwei Seiten benutzt werden und dienten
wie ähnliche unserer Gartengeräte zum Auflockern des Bodens. Auch der
schwerere Karst {ligo oder hidens), Nr. 15, der einseitig ist und zwei Zinken
hat, wurde hierzu, vor Allem aber wie noch jetzt zum Ausroden des Wurzel-
werks und zum Behacken der Erde verwandt. Nr. 14, eine Hacke oder Haue,
die nach der Schneide hin spitz zuläuft, hatte einen ähnlichen Zweck. Ein
heute noch in Italien vielbenutztes und auch in Pompeji zahlreich gefundenes
Gartengerät, für welches ich keinen Namen kenne, ist die schaufelartige
zweiseitige Hacke, die auf der einen Seite ein Blatt, wie der Spaten Nr. 2,
auf der anderen eine starke Hacke hat; in Letzterer befindet sich auch das
Loch, in welches der Stiel senkrecht eingefügt war (Textfigur 69, Nr. 11
und 12); dieselben kommen auch am Limes und in den Rheinlanden vor,
vergl. Lindenschmit, Bd. III, Heft III, Taf. IV. So lag z. B. eine solche Hacke
auf der Sohle des Limesgräbchens, genau an der Vereinigungsstelle der beiden
Gräben bei der Verdoppelung vor dem Feldberg-Kastell, und es ist anzunehmen,
daß mit ähnlichen Werkzeugen, die aber stärker im Eisen waren, vornehm-
lich die Arbeiten am Limes hergestellt sind ^^^). Diese Hacke scheint dasjenige
Gerät zu sein, welches liich unter dem Namen rutruni aufführt, wenigstens
entsprechen seine Beschreibung und Abbildung unseren Funden. Das sehr
praktische Instrument eignet sich besonders zur Bearbeitung eines leichten
Bodens. Mit der besagten Blattseite des Geräts kann man den rigolten Boden
wie mit einem Spaten umgraben; mit der anderen Seite, der eigentlichen
Hacke, läßt sich schon ein festerer Grund bearbeiten. Nr. 13 ist ein ähnhches,
nur kleineres Gerät und diente vornehmlich zur Auflockerung des Bodens.
Nr. 16 ist eine größere und Nr. 18 eine kleinere Rodhacke, Nr. 17 ein kleines
Häckchen mit breiter, nach unten ausgebogener scharfer Klinge und breitem
^^8') Das Darmstädter Museum besitzt eine gleiche Hacke, die «beim Wegbau durch den
Pfahlgraben auf der Sohle des Walles» im Gemeindewalde von Ober-Mörlen gefunden wurde.
446 Die Funde.
Stielloch; es wurde wahrscheinlich zum Abhauen der Wurzeln verwendet
Auf Tafel XXXV, Nr. 11, ist eine unterhalb der Gräber im Gartenfeldc ge-
fundene zierliche und praktische Gät hacke {rimco) abgebildet; ihre spitze
Klinge gleicht dem Schnabel eines Vogels und diente zum Entfernen des
Unkrautes aus der jungen Saat.
Der Spaten oder die Schippe, wie dieses zum Graben und Schaufeln
bestimmte Gerät in Hessen auch genannt wird, ist auf Textfigur 69 in
Nr. 2 — 5 in vier verschiedenen Arten dargestellt: Nr. 2, eine Grabschippe
{pala), besteht aus einem geraden Blatt mit winkligen Kanten; sie ist den
pompejanischen ähnlich und hatte wie unsere Grabscheite einen geraden
Holzstiel, während der Stiel des Spatens Nr. 3 gebogen gewesen sein muß.
Dieses Gerät, durch seine gespaltene Tülle mit dem noch eingerosteten Niet-
nagel und dem eingeuieteten Blatte bemerkenswert, diente als Wurfschaufel
und hatte deshalb, wie noch heute, einen gebogenen Stiel. Es hieß
batülum oder ratülum und war nach Hich bei den Römern von Eisen, wie
auch ganz aus Holz hergestellt. Ähnliche Stücke sind bereits auf Text-
figur 32 in Nr. 2 und 3 bei den Maurerwerkzeugen abgebildet. Die Nr. 4
und 5 der Textfigur 69 zeigen zwei eiserne Schippenbeschläge von Holz-
schaufeln, welche durch Nägel an das Holz befestigt waren; dieses Feldgerät,
das heute nicht mehr allgemein gebräuchlich ist, wurde früher vielfach be-
nutzt (vergleiche Lindenschmü, Bd. EI, Heft III, Tafel IV.)
Zu den landwirtschaftlichen Geräten sind noch die großen eisernen
Gabeln zu zählen; Nr. 10, eine solche mit zwei Zinken [furca], die durch
Ausschmieden und Umbiegen gefertigt ist, kann man als Heu- oder Stall-
gabel bezeichnen. Die schon Seite 439 erwähnte dreizinkige Gabel (Tafel XXX V,
Nr. 4) scheint einen eisernen Stiel gehabt zu haben; wie die Abbildung zeigt,
sind zwei Zinken und der Stiel aus einem Stück hergestellt, der dritte Zinken
ist in der Mitte eingebunden und eingeschmiedet; man darf sie wohl ihrer
Stärke wegen als Mistgabel bezeichnen.
Die Sicheln und Sensen sind Instrumente zum Schneiden, mit
krummer Klinge und scharfer Schneide; Erstere ist mit langem hölzernem
Stiele, Letztere nur mit kurzem Handgriffe versehen. Die Römer nannten sie
allgemein falx und fügten je nach ihrem besonderen Gebrauche noch ein sie
charakterisierendes Beiwort hinzu. Textfigur 69 stellt in Nr. 8 eine Sense
[fcäx foenaria oder veruculaia) dar; sie ist geschweift, elliptisch gebogen und
sehr groß^*®); in Mommenheim ist eine solche von 1 m Länge gefunden
worden (LmdenscJmiit , Bd. III, Heft III, Taf. IV). Sie diente zum Mähen
des Grases und des Getreides. Die Klinge war entweder direkt an den ge-
raden oder geschweiften Holzstiel (wie Nr. 8) angenietet oder hatte eine
Angel, die im Holze saß und mit einer Zwinge (Nr. 6a) besonders befestigt
war, eine Konstruktion, die sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat.
Die Sichel {falx stramentaria oder messoria) ist in der Klinge schmäler
als die Sense. Nr. 7 zeigt die gewöhnliche Form der römischen Sicheln mit
288) Die englischen und amerikanischen Sensen haben fast dieselbe Gestalt.
Geräte aus Metall. 447
einer Angel zur Befestigung derselben im Holzgriff, der, um das Aufspalten
der Letzteren zu verhindern, von einer eisernen Zwinge umschlossen war.
Nr. 2 der Tafel XXXV, ein größeres Bruchstück einer gezähnten Sichel
{falx denticulata) , wurde in einigen Teilen des alten Italien, Griechenlands
und Egyptens zum Ernten gebraucht (vergleiche Rieh, Seite 253), aber auch
bei uns in Deutschland muß sie in alter Zeit viel zur Anwendung gekommen
sein; das schöne Fürstliche Museum in Sigmaringen weist eine große Zahl
auf, deren Klingen wie eine Säge eingeschnitten sind. Die Bronzesicheln
aus der prähistorischen Zeit gleichen in der Form den römischen, sind
aber viel kleiner. Unser Museum besitzt aus einem in der Stadt Homburg
gemachten Kollektivfund 43 meist gut erhaltene Stücke dieser Art. Das
auf Tafel XXXV, Nr. 3, gezeichnete Fundstück ist ein Mittelding zwischen
Sense und Sichel.
Das Baummesser (Hippe oder Hebe — falx arboraria und süvatica)
ist schon bei den Werkzeugen auf Seite 213 (Textfigur 28, Nr. 23 und 24)
mit aufgeführt, muß aber als zum Feld- und Gartenbau gehörig hier noch-
mals erwähnt werden; es ist eine Abart der Sichel und scheint ein sehr
wichtiges Gerät des Landmanns und des Holzhauers gewesen zu sein. Unsere
Waldarbeiter benutzen es zum Abhauen von Büschen und dünnen Ästen.
Nr. 9 der Textfigur 69 und Tafel XXXVII, Nr. 9, geben ebenso wie Nr. 23
und 24 der Textfigur 28 einige Beispiele unserer Sammlung wieder.
Der Pflug [aratrum) bestand größtenteils aus Holz, w'ie dies in einzelnen
Gegenden noch heute der Fall ist. Nr. 1 der Tafel XXXV zeigt die einzige
seither bekannte Pflugschar von der Saalburg, doch soll nach neueren Unter-
suchungen das als Nr. 26 auf Tafel XXXVIII zur Darstelluug gelangte Gerät
ebenfalls eine Pflugschar sein.
Weitere Fundstücke, die zum Betrieb der Landwirtschaft und Ahnlichem
gehören, sind die Wagenteile und ihre eisernen Beschläge, die nicht allein
in großer Zahl, sondern auch durch einige besonders schöne Stücke ver-
treten sind. Den ersten Platz nimmt das fast vollständig erhaltene, in
Gegenwart des nachmaligen Kaisers Friedrich am 25. September 1885 aus
dem Brunnen Nr. 17 erhobene Wagen- oder Karrenrad ein (Tafel LXXX,
Nr. 1); vergleiche Seite 161. Das Rad [rota) besteht aus der Nabe {mediolus),
den Speichen [radü) und den Felgen {ahsides); an dem unsrigen sind Nabe
wie Speichen aus Eschenholz, Felgen und Reif fehlten und sind in der
Abbildung punktiert angegeben; diese Bestandteile müssen beim Hineinfallen
in den Brunnen nicht mehr vorhanden gewesen sein. Dagegen wurden
Felgen aus dem Brunnen Nr. 40 und Reifstücke von Rädern im Brand-
schutte der Bürgerlichen Niederlassung zu Tage gefördert ^^^). Die Einzel-
heiten des seltenen Fundes sind: Die gedrehte mit Karnies verzierte Nabe,
in die zehn gedrehte Speichen an der einen Seite mit eckigen, an der anderen
289) Vergleiche darüber Seite 173. Nach den Dimensionen des Rades, der Holzstärke
und seiner Konstruktion ist an ein Schöpfrad für die Wasserförderung nicht zu denken.
448 ^ie Funde.
mit runden Zapfen (Nr. la und Ib) eingelassen sind; interessant ist die Ein-
stemmung der Zapfenlöcher mit dem Absatz (Nr. Ib). Die Speichen, die
vielleicht vor dem Einschlagen naß gemacht waren, saßen durch den Wider-
haken selbst nach einer kaum zu vermeidenden Eintrocknung des Holzes
außerordenthch fest. Die eisernen Achsenbüchsen, von denen mehrere
au der Saalburg gefunden wurden (vergleiche Tafel XXXXII, Nr. 11
und 13), haben einen Ansatz, der dazu diente, die Büchse in dem ausge-
drehten Holze (der Nabe) festzuhalten; der große lichte Durchmesser von
8 cm ist ein Beweis dafür, daß die Achsen des betreffenden Wagens nur aus
Holz gewesen sein können, wie überhaupt auch andere Beschlagteile, Achsen-
nägol u. s. w., bekunden, daß nur Holzachsen im Gebrauch waren. Der
Naben ring Tafel XXXXII, Nr. 12, der dazu bestimmt war, das Holz zu-
sammenzuhalten, hat auf seiner Mitte zur Verstärkung eine Rippe; sein
Durchmesser beträgt 16 cm. Unser Rad, das wenig von der heutigen Werk-
weise abweicht, hat einen Durchmesser von 83 cm. Eine zweite Nabe, die
ebenfalls in dem Brunnen lag, aber durch die darüber liegende Brunnen-
ausfüllung zusammengedrückt war, hat die gleichen Maße, nämlich 35 cm
Länge und 15 cm Durchmesser; die Speichen sind 34 cm lang. Die er-
wartete Eintrocknung des Holzes trat rasch ein, durch eine sofortige g-enaue
Nachbildung, die neben dem Original im Museum aufgestellt wurde, ist
aber die ursprüngliche Gestalt des Rades festgehalten worden ^^"). Figur Ic
der Tafel LXXX zeigt eine von den in anderen Brunnen gefundenen
Speichen; sie hat an dem abgesetzten runden noch einen zum Eintritt in die
Nabe bestimmten eckigen Zapfen, während der für die Felgen rund ist;
Letzterer wurde durch einen in das Hirnholz eingeschlagenen Holzkeil
befestigt.
Die Tafel XXXXII giebt außer den schon beschriebenen Achsenbüchsen
und Nabenringen noch eine Auswahl von Wagenteilen und -Beschlägen.
Nr. 1 — 8 sind Vorstecker oder Lonen in verschiedenen Formen, wie sie
auch heute noch zum Festhalten der Räder benutzt werden; Nr. 17 hat
unten eine Oese zum Einstecken eines Stifts oder Lederriemchens; Nr. 5 ist
auf einer Seite durch die Bewegung des Rades abgeschhffen ; Nr. 1, 2, 7
und 8 haben Löcher zur Anbringung einer Kette, womit die Lone an dem
Wagenrade selbst befestigt war. Abgesehen von diesen weist das Museum
noch manche solcher in abweichenden Formen auf; bis jetzt sind deren auf
der Saalburg 71 Stück gefunden, eine Zahl, die auf einen regen Wagen-
verkehr schheßen läßt. Nr. 9 stellt eine Deichselstütze und Nr. 10 eine
Schemelstütze dar. Nr. 14 und 15 zeigen Bügel für Wagenschemel; zur
Befestigung derselben auf den Wagenachsen dienten Schemelnägel, von
denen einige 30—40 cm lange Exemplare gefunden worden sind. Nr. 16
und 17 geben sogenannte Linsenhalter wieder, eine Vorrichtung, die an
*•«) Im Jahre 1889 wurde dem Generalpostmeister von Stephan eine zweite Nach-
bildung ttbersandt; dieselbe ist im Reichspostmuseum in Berlin aufgestellt.
Geräte aus Metall. 44g
den Wagenrungeii (die Hölzer, gegen welche sich die Bretterwände oder
Leitern des Wagens anlehnen) zum Halten der Leitern erforderlich und jetzt
noch an unseren Bauernwagen angebracht sind, Nr. 18 gehört wohl auch
zum Wagenbeschlag. Auch mehrere Deichselbeschläge haben sich er-
halten, von denen auf Tafel XXXX in Nr. 7 ein interessantes Beispiel zur
Darstellung gelangt ist.
Ketten und einzelne Kettenglieder sind in den verschiedensten Größen
gefunden; Nr. 13 und 16—18 der Tafel XXXXI zeigen die übliche Form
der Gleichen, die gewöhnlich in der Mitte zusammengedrückt sind. Eine
große Anzahl eiserner Ringe von 3 — 14 cm Durchmesser fanden sich überall
im Boden zerstreut; auch federnde, auf einer Seite offene Notringe, wie sie
jeder vorsichtige Fuhrmann, der Ketten am Wagen hat, mit sich führt, sind
unter unseren Fundstücken enthalten. Bemerkenswert ist der auf Seite 347
mitgeteilte und abgebildete Deichselring mit der Inschrift der XIV. Legion.
III. Kleingeräte.
1. Schreibgeräte.
(Tafel LXX und Textfigur 70.)
Die auffällig große Anzahl von Schreibgriffeln (127), wie auch einige
andere Schreibgeräte von der Saalburg, bezeugen uns, daß man dort viel ge-
schrieben hat. Hierbei ist neben einem ausgedehnten Briefverkehr^^') auch
an Verträge, Quittungen oder sonstige einfache Notizen zu denken. Von den
vornehmlich gut erhaltenen Griffeln (stilus) sind auf Tafel LXX acht Stücke
als Nr. 3 — 10 in wirklicher Größe und auf Textfigur 70 deren sechs in V2
der natürlichen Größe abgebildet. Sie haben alle an einem Ende eine Spitze,
am anderen ein flaches Blatt in Gestalt eines Schippchens. Mit der Spitze
schrieb, oder richtiger gesagt, ritzte man die Buchstaben auf ein rot oder
schwarz gefärbtes, mit Wachs überzogenes Holztäfelchen; mit dem flachen
Ende glättete man die Wachsschrift oder tilgte die hinfäUig gewordenen
Schriftzeichen aus. Die durchschnittliche Größe der Griffel ist die unserer Blei-
stifte, nur sind sie zierlicher gearbeitet und haben eine handlichere Form.
Mit Ausnahme eines solchen aus Bronze (Textfigur 70, Nr. 8) sind alle aus
Eisen. Die eigentliche Spitze scheint gestählt zu sein oder besteht mindestens
aus gut gehärtetem Eisen, wodurch sie sich auch zum Einritzen der Graffite
auf Thongefäße eignete; sie ist entweder am Schafte stum^pf abgesetzt, wie
Nr. 4, 5 und 10 der Tafel LXX und Nr. 3, 6 und 8 der Textfigur 70, oder
wie die übrigen Nummern einfach vom Schaft aus spitz zulaufend. Auch
waren die Spitzen öfters besonders eingesetzt, wie der ßronzestift Nr. 8 zeigt.
Man war dadurch im Stande, bei Beschädigung oder Abnutzung der Spitze
eine andere einzusetzen und konnte den Halter immer wieder gebrauchen,
291) Daß ein regelrechter Postverkehr bestand, beweist der im Jahre 1896 gefundene,
dem Genius veredariorum gewidmete Inschriftstein von der Kapersburg.
Jacobi, Das Römerkastell Saal bürg. 29
450
Die Funde.
wie es bei unseren Stahlfedern der Fall ist. Nr, 4 der Tafel LXX und
Nr. 7 der Textfigur 70 haben eingedrehte, gewundene kleine Nuten, in welche
feiner Goldbronzedraht eingehämmert ist, also eine Art Tauschierung; diese
eingelegte Arbeit ist besonders schön ausgeführt und giebt den Griffeln ein
elegantes Aussehen. Die anderwärts vorkommenden Stili aus Horu oder
Bein haben sieh an der Saalburg bis jetzt nicht gefunden.
ZBifJt*ma,imffST.
Fig. 70. SchreibUfeln und Schreibgriflfel . (>/a der nat. Größe.)
Schreibtäfelchen oder Wachstäfelchen (cerae, tahellae ceratac), die uns
der Schlamm verschiedener Brunnen aufbewahrt hat, nehmen schon ihrer
Seltenheit wegen unser Interesse in Anspruch; besonders gilt dies von zwei
fast ganz erhalteneu Stücken, Textfigur 70, Nr. 1 und 2. Sie sind aus Pinien-
holz und sagen uns damit, daß sie aus dem Süden stammen. Ihre Ein-
richtung ist aus der Zeichnung zu ersehen. Nr. 1 hatte eine Länge von 22V2,
eine Breite von 10 cm und eine Stärke von 6, bezw. 3 mm. Es ist der Länge
nach um V^, in der Breite um 1 cm und in der Dicke um 1 mm ein-
getrocknet. Das Täfelchen Nr. 2, das nach der Entnahme aus einem Brunnen
(Nr. 14) 21 cm lang und 12^/2 cm breit war, ist auf 19 cm Länge und
lOV« cm Breite geschwunden. Dieses ist auf einer Seite, das andere (Nr. 1)
auf zwei Seiten etwa 2 mm tief ausgegründet, und so die Vertiefung ge-
Schreibgeräte. 451
schaffen, welche die Wachsfläche aufnahm. Der durchschnittlich 2 cm breite
erhöhte Rand hatte den Zweck, die Wachsschichten gegen Abbröckelung und
Reibung zu schützen. Nr. 1 ist das mittlere Stück einer mehrblätterigen
Wachstafel, Nr. 2, das nur auf einer Seite mit Wachs belegt war, bildete
gleichzeitig die Decke und stammt wohl von einer der sogenannten cerae
dtipliccs. Die in Pompeji gefundenen [Overbeck-Mau, S. 489) hatten an einer
Seite zwei Löcher, durch welche Fäden, die gleichsam als Scharnier dienten,
geschlungen wurden; die uusrigen haben in der Mitte des Randes auf den
Langseiten je einen 2 mm breiten und 2 cm tiefen, schräg gegeneinander ge-
stellten Sägeneinschnitt, durch welchen die Fäden zum Zusammenbinden der
Tafeln liefen. Beim Auffinden des Täfelchens Nr. 2 zeigten sich auf der
ausgegründeten Seite mit Tinte geschriebene Buchstaben, die aber an der Luft
rasch verblaßten. Der Versuch, sie durch Photographieren besser unterscheiden
zu können, gelang nur insoweit, als man sieben Zeilen Schrift nachweisen
konnte. Prof. Zangemeistcr, der sich noch bemüht hatte, mit chemischen
Hülfsmitteln die Schrift auf dem Täfelchen — leider ohne großen Erfolg —
stärker hervorzubringen, konnte nur feststellen, daß die Schriftzüge Namen
von Zeugen enthalten. Er faßte seine Ansicht dahin zusammen, daß er sagte:
«Abgesehen von der Inschrift und auch für den Fall, daß deren Entzifferung
nicht gelingt, bietet dieses Urkun den täf eichen ein besonderes Interesse, näm-
lich durch seine Einrichtung, welche von derjenigen der pompejanischen und
dacischen Wachstafeln verschieden ist». In der Mitte der Fläche befindet
sich eine 3 cm breite, schwache Vertiefung (Nr. 2, bei a), die zur Aufnahme
der Siegel — wahrscheinlich der Zeugen, welche die Urkunde, Vertrag oder
Quittung unterschrieben hatten — diente; eine solche Einrichtung ist von
Wachstäfelchen mit Urkunden aus Pompeji bekannt (vergleiche die Abbildung
und Beschreibung bei Overhech-Mau).
Merkwürdigerweise haben sich Wachstafeln durch das ganze Mittelalter
hindurch erhalten ^^^), besonders in Salzsiedereien, in denen sie auch heute
noch zu vorübergehenden Notizen benutzt werden.
Neben der Wachstafel und dem Stilus finden wir im Altertum Papyrus,
Pergament und Seh reib röhr (Rohrfedern) im Gebrauch; Letzteres muß
wohl auch an der Saalburg benutzt worden sein, da wir Tintenfässer
(atramentarium) aus Weißmetall und Bronze von dort haben. Auf Tafel LXX
sind sie dargestellt; Nr. 1 ist von besonderem Interesse; seine eigenartige
Konstruktion wird durch die Abbildungen Nr. 1 und la veranschaulicht, wobei
besonders auf den sehr praktischen Verschluß aufmerksam gemacht sei. Er
besteht aus einem festen, auf dem cylindrischen Gefäß aufgelöteten und einem
beweglichen gezähnten Deckel; Letzterer ist mit dem Ersteren durch eine Niete
in der Mitte derart verbunden, daß er sich leicht herumdrehen läßt. Beide
29Ü) Das Museum in Hildesheim enthält eine große Sammlung mittelalterlicher Wachs-
bücher. Chr. E. Hansseimann erzählt in seiner Schrift «Beweis wie weit der Römer Macht
etc. 1768» über den Gebrauch der Wachstafeln in Schwäbiech-Hall «mit den dazu gehörigen
stählernen Schreibgriflfeln».
452 I^*® Funde.
Deckel haben gleich weite (12 mm) runde Öffnungen, die, wenn sie überein-
ander liegen, zum Eintauchen der Feder dienen; dagegen schließt sich die
Öffnung des Tintenfasses, wenn der bewegliche Deckel durch eine Umdrehung
verschoben wird, was durch die zwei auf demselben angebrachten Knöpfchen
leicht zu bewerkstelligen ist. Hierdurch wird die Flüssigkeit vor dem Ver-
dunsten und dem Hineinfallen von 8taub bewahrt. Ein in der Konstruktion
ähnliches Tintenfaß besitzt das Bonner Museum (Bonner Jahrb. Bd. LXXH,
S. 95). Eine zweite, auch anderwärts öfters gefundene, weit einfachere Art
stellt Nr. 2 der Tafel LXX dar. Die pompejanischen Wandgemälde zeigen
ähnliche Schreibgeräte^'-*^).
2. Arztliche Instrumente.
(Tafel LXII und Textfigur 71.)
Die Ausbeute an ärztlichen und chirurgischen Instrumenten ist verhältnis-
mäßig gering; immerhin sind außer einigen Sonden verschiedene beachtens-
werte Gegenstände dieser Art zum Vorschein gekommen. Von den Sonden
(specillum), die hauptsächlich zur Untersuchung von Wunden dienten, sind
zwei Arten auf Tafel LXII, Nr. 1 und 2, in natürlicher Größe abgebildet;
sie gleichen den in Pompeji gefundenen und weichen auch von den modernen
kaum ab. Nr. 1 zeigt an dem einen Ende ein Löffelchen mit langgestreckter,
ovaler Schale; vielleicht hat auch das Löffelchen Nr. 6 zu einer Sonde ge-
hört, da sich an dem entgegengesetzten Ende ein Loch befindet, das zur
Befestigung eines Metallstäbchens als Handhabe gedient haben mag. Nr. 2
ist elliptisch abgerundet und flach wie eine Messerklinge; es wurde vielleicht
zum Salbenschmieren verwendet. Von den auf derselben Tafel in Nr. 8 — 11
dargestellten Zängelchen — Pinzetten (vohella) — werden wohl einige zu
ärztlichen Zwecken, zur Herausnahme von Knochensplittern und dergleichen,
aber auch zum Abzwicken von Haaren, wie überhaupt zur Pflege des Körpers
benutzt worden sein; vergleiche auch Textfigur 71, Nr. 7. Zwei Gegenstände
auf Tafel LXII, Nr. 7 und 12, werden von Fachmännern als besonders be-
merkenswert bezeichnet; das trichterförmige Gerät Nr. 7, dessen Querschnitt
unter der perspektivischen Ansicht dargestellt ist, soll zum Einträufeln von Ölen
oder sonstigen Flüssigkeiten in offene Wunden gedient haben; Nr. 12, ein kleines
Gäbelchen mit drei flachen, jedoch scharfen Zacken, von denen der mittlere
kürzer ist, wird von Augenärzten als ein Instrument zur Operation des Staares
erklärt, dem die jetzt zu diesem Zwecke gebräuchlichen Instrumente sehr
ähnlich sein sollen. Daß Spezialärzte zur Behandlung von Augenkrankheiten
auf der Saalburg thätig waren, beweist auch unser Okulistenstempel, dessen
«"*) Die Schreibgeräte aus Bronze, an denen Stiel und Feder aus einem Stück be-
stehen, und die als die Vorläufer unserer Stahlfedern zu betrachten sind, mögen, da solche
im Limesgebiet schon gefunden wurden, zur Ergänzung der Schreibgeräte hier erwähnt
werden; in den Museen von Mainz, Trier und Darmstadt sind solche aufbewahrt. Näheres
siehe bei A. Baumeister, Denkmäler des klassischen Altertums, unter «Briefe» Seite 354
und «Schreibgerät» Seite 1583, wo auch die bezügliche Litteratur angeführt ist.
Ärztliche Instrumente. 453
Aufschrift auf Seite 349 erläutert wurde. Ein weiteres seltenes Fundstück
ist die auf Textfigur 71 in Nr. 6 wiedergegebene Zahnzange, welche die
Aufmerksamkeit der Zahnärzte erregt hat; Dr. Geist- Jacoli^^^) aus Frank-
furt a. M. hat in seinem interessanten Buche Folgendes darüber geschrieben :
«Von Extraktionszangen besaßen die Römer verschiedene Formen, In Pom-
peji sind einige aufgefunden w^orden, die aber noch sehr primitiv ausgefallen
sind ; dagegen erweckt die auf der Saalburg gefundene das höchste Interesse.
Diese Zange ähnelt stark unserer sogenannten Bajonettzange und ist höchst-
wahrscheinlich von Stahl gefertigt, während das Charnier von einem Brouze-
stift gebildet ist. Ihre zierliche Gestalt, die sorgfältige Ausführung, und vor
allen Dingen die Form lassen die Zahn-Extraktionszange nicht verkennen.»
Der Verfasser bemerkte mir noch brieflich, die Zange könne schon ihrer
Form wegen nur für den Oberkiefer gebraucht worden sein, und zwar für
Vorderzähne oder abgebrochene Wurzeln von Backenzähnen; für die unteren
Zähne sei die Zange unbrauchbar.
Hieran anschließend will ich noch auf das Salbenplättchen — Text-
figur 71, Nr. 22 und 22a — aus feinem, glattgeschlififenem Schiefer hinweisen;
dasselbe ist 9 cm lang, 7 cm breit, 1 cm dick und an seinen vier Seiten ab-
geschrägt. Wie aus dem Schnitt Nr. 22 a hervorgeht, ist das Plättchen durch
den Gebrauch in der Mitte ausgeschliffen; es kann ebensogut für medizinische
als für andere, etwa kosmetische Zwecke gedient haben. Daß an der Saal-
burg Salben im Gebrauch waren, beweisen die kleinen Salbenfläschchen (vasa
iinguentaria) , die selten ganz, aber in Bruchstücken zahlreich gefunden
wurden (vergleiche Tafel LXXI, Nr, 4, 6 und 8, sowie Seite 457).
3. Toilettengeräte.
(Tafeln XXXn, LXI, LXII, LXXI und LXXII, sowie Textfigur 71.)
Bei der sorgfältigen Pflege, welche Römer und Römerinnen ihrem Körper
zuwandten, ist es nicht zu verwundern, wenn wir auch auf der Saalburg
einige Spuren von Toilettengeräten angetroffen haben. Die höchst einfache
Toilette der Soldaten kommt dabei kaum in Betracht, und zwar schon um
deswillen, weil die Stücke ganz vereinzelt auftreten; es wird sich meist um
Offiziere, deren Damen und vornehme Mitglieder der Civilbevölkerung handeln.
Die eigentlichen Schmucksachen werden in einem besonderen Kapitel er-
läutert und hier nur die wenigen Geräte behandelt, welche ausschließlich der
Körperpflege und der Toilette dienten.
Haarnadeln [acus) aus Elfenbein und Hörn, die vornehmlich den Haar-
schmuck der Frauen bildeten und an anderen Römerstätten nichts Seltenes
sind, haben sich bei uns verhältnismäßig wenige gefunden, im Ganzen etwa
50 Stück. Die häufigsten Formen giebt Tafel LXXII, Nr. 11—19, in Natur-
größe wieder, unter denen Nr. 12 und 18 durch feingedrehte Knöpfe beson-
29*) Dr. Geist-JacoU, Geschichte der Zahnheilkunde, Tübingen 1896.
454
Die Funde.
ders gekennzeichnet sind. Solche Nadeln sind wohl meist auf der Drehbank"
hergestellt und manche vielleicht an Ort und Stelle. Ich schließe dies aus
den öfters gefundenen halbfertigen Nadeln und den angeschnittenen Bruch-
stücken von Hirsch- und Rehgeweihen. Auf derselben Tafel sind unter Nr. 1—8
noch einige andere aus Hörn und Bein gefertigte Gegenstände wiedergegeben,
die später besprochen werden.
Flg. 71. Verschiedene Gerätschaften, ('/s der nat. Größe.)
Der Kamm [peden], der sich fast in jedem fränkischen Grabe findet,
ist bei den Römern selten. Seine Form ist den modernen ähnlich , wie ein
10 cm breiter und ebenso langer eiserner Kamm aus dem Kastell (Text-
figur 71, Nr. 2) und ein solcher von Buchsbaumholz (Nr. 3) aus dem Brunnen
Nr. 36, 4\'2 cm breit, beweisen. Die Länge des Letzteren ist nicht mehr zu
bestimmen, da die Eckstücke fehlen, — über das durch seine Härte hierzu
Toilettengeräte. 455
geeignete Holz siehe Seite 180. Die Zahnreihen beider sind besonders bei
dem hölzernen sehr fein und gleichm<äßig geschnitten.
Der Striegel oder das Schabeisen {strigilis) ist nur in einem einzigen
Exemplar aus Eisen (Textfigur 71, Nr. 4) vertreten. Es hat einen Griff mit
einer Ose, durch welche ein Ring oder Lederriemeu zum Aufhängen gesteckt
wurde. Die eigentliche Schaufel hat eine Rinne [bulatis), um den Schmutz
aufzunehmen, und wurde vor dem Gebrauche durch einige Tropfen Öl
schlüpfrig gemacht, um die Feuchtigkeit leicht ablaufen zu lassen. Dieses
schon von den Griechen bei Dampfbädern zur Beseitigung des Schweißes
benutzte Instrument war bei den Römern des Saalburgkastells anscheinend
nicht allgemein verbreitet.
Der Spiegel [speculum] war im Altertum meist aus Metall hergestellt
und oft sehr reich ausgestattet. Von der Saalburg besitzen wir nur Bruch-
stücke. Tafel LXI, Nr. 1, zeigt ein solches in natürlicher Größe von einem
ovalen Spiegel; daneben ist ein profiliertes Randstück abgebildet. Die Griffe
Nr. 4, 5, 8, 9 und 11 derselben Tafel mögen zu Spiegeln gehört haben, die
übrigen, Nr. 2, 3, 6, 7 und 10, scheinen eher zu anderen Zwecken, einzelne
vielleicht für Riemenwerk, bestimmt gewesen zu sein.
Von weit größerem Interesse als jene gebräuchlichste Art sind Bruch-
stücke von Glasspiegeln mit Metallfolie. Sie wurden anfänglich mit Miß-
trauen betrachtet, das aber schwand, als man in einem Gräberfelde bei Regens-
burg^^^) eine Menge ganzer Glasspiegel mit Bleifassung, ähnlich unseren Uhr-
gläsern, gefunden hatte. Unser erstes Stück mit Zinnfolie lieferten schon
die Ausgrabungen des Jahres 1872, andere der Brunnen Nr. 29 (Seite 164). Das
interessanteste Stück brachte der Brunnen Nr. 22 (Seite 162), in dessen Schlamm
sich 9 m tief neben einer Bronzemünze von Hadrian das größere Bruchstück
(7:4 cm) eines fassettierten Spiegels mit einer Goldfolie ^^'') fand, die mit einem
rötlichen Lack oder Harz festgehalten wird. Das Glas ist rein und durch-
sichtig, die Spiegelung vorzüglich ; das Bild wird in natürlicher Größe zurück-
geworfen, im Gegensatz zu den anderen römischen Glasspiegeln, welche ver-
kleinern und aus einer geblasenen Kugel geschnitten (also nicht gegossen) und
daher konvex sind.
Andere kosmetische Mittel sind schon oben erwähnt; hierzu wären bei-
spielsweise die Nagelzange (Textfigur 71, Nr. 5), mehrere Löfi'el zum Auf-
streichen von Salben und Schminken, kleine Gläschen und Thonuäpfchen für
Öle und Salben (Tafel LXXI, Nr. 4,. 6 und 8) und vielleicht einige der kleinen
Bronzepinzetten (Tafel LXII, Nr. 8 — 11) zu zählen.
Einige Geräte, die zwar nicht selbst zu den Toilettegegenständen ge-
hören, die aber zur Anfertigung von solchen dienten und für die Anwesen-
295) Vergl. Korrespondenzblatt des Gesamtvereins 1897, Nr. 2, G. Steinmetz, Die
römischen Glasspiegel in den Sammlungen des historischen Vereins zu Regensburg. Glas-
spiegel waren nach Plinius schon den Phöniziern und Ägyptern bekannt, sind aber bei
Griechen und Römern durch metallene ersetzt worden.
29«) Bereits von mir mit Abbildung in der Westdeutschen Zeitschrift 1887, S. 296,
veröffentlicht.
456 ^*® Funde.
heit von Frauen und deren Beschäftigung mit Handarbeiten sprechen, sind
die Filetnadeln (Tafel I.XVII, Nr. 5, und Textfigur 71, Nr. 12) und be-
sonders die Spinnwirtcl {rcrticülus), von denen einige auf Tafel XXXII,
Nr. 21—23, abgebildet sind. Die Letzteren waren notwendig zur Beschwerung
der Spindel {fitsus), damit die Drehung des Fadens leichter und gleichmäßiger
von statten ging. Wir besitzen solche aus gebranntem Thon in linsen-,
mühlstein- und stumpfkegclförmiger Gestalt von 3 — 4 cm Durchmesser und
2 — 3 cm Dicke. Sie gleichen den von Schliemann in Troja ausgegrabenen,
sowie den vorrömischen und fränkischen und auch den noch jetzt in den
südlichen Ländern beim Spinnen gebräuchlichen Wirtein. Über ihre Hand-
habung hat von Cohauscn eine ausführhche Abhandlung in den Nassauer
Annalen, XV, «Das Spinnen und Weben bei den Alten», veröffentlicht.
e. Geräte ans Glas.
Glasgefäße und Glasscheiben.
(Tafel LXXI.)
Wenn auch an der Saalburg nur wenige ganze Glasgefäße gefunden
wurden, so sind doch viele Bruchstücke von solchen zu Tage gekommen, die
beweisen, daß Gegenstände aus diesem unschätzbaren und für die Kultur-
entwickelung unentbehrlichen Material den Haushaltungseinrichtungen am
Limes nicht fehlten. Wir besitzen die drei im Altertum bekannten Glasarten,
nämlich: undurchsichtiges opakes oder Porzellanglas in verschiedenen Farben
(vitrnm obsidiamim), durchscheinendes oder Hornglas (vitrum translucidum) und
weißes, durchsichtiges Krystallglas (vitrum purum). Das antike Glas (vitrum),
das aus Kieselsäure, Kalk und Natron besteht, wird als «Natronglas» be-
zeichnet, im Gegensatz zu dem jetzt vornehmlich fabrizierten, das, aus Kiesel-
säure, Kalk und Kali hergestellt, den Namen «Kaliglas» führt. Dem Ersteren
waren auch öfters Blei- und Eisenoxyde beigemengt. Diese Bestandteile er-
zeugten mit der Zeit auf der Oberfläche des Glases, besonders wenn es feucht
gelegen hat, eine Oxydschicht, die wir als «Iris» bezeichnen und gerade an
antiken Gläsern bewundern. Was hier der Zufall hervorgebracht hat, ist
unsere Neuzeit bestrebt künstlich herzustellen.
Über die Fabrikation des Glases im Altertum und über seine Geschichte
berichten die alten Schriftsteller, besonders Vilnius. Die betreffenden Stellen
hat 3Iarquardt (Privatleben der Römer, Seite 722 ff.), auf den ich hierfür ver-
weise, im Zusammenhang mit seinen Darlegungen angegeben.
Bekannt ist die große Geschicklichkeit, welche die Römer in der von
den Ägs'ptern übernommenen Kunst des Blasens, Gießens und Pressens des
Glases besaßen, und wie sie diesen Gewerbezweig noch weiter ausbildeten. Ab-
gesehen von den schönen pompejanischen Gläsern haben uns die römischen
Gräber in den Rheinlanden wahre Prachtstücke aufbewahrt; Lindenschmit
(Altertümer unserer heidnischen Vorzeit) sowie die Bonner Jahrbücher geben
dafür die besten Belege. Wenn sich auch solche an der Saalburg nicht ge-
Geräte aus Glas. 457
funden haben , so hat uns dieses Kastell doch mehrere interessante Stücke
geUefert, von denen einige auf Tafel LXXI dargestellt sind; die drei oben
angeführten Glasarten sind in ihnen vertreten. In Nr. 1 ist eine Flasche aus
durchsichtigem, sehr feinem Glase mit aufgesetzten, zur Verstärkung dienenden
Rippen abgebildet; viele Bruchstücke von solchen Flaschen haben sich be-
sonders in den Kellern der Canahae gefunden. Nr. 3 zeigt den Hals einer
ähnlichen, Nr. 2 die bekannte viereckige Reiseflasche, welche aus dickem grünem
Glase hergestellt ist; sie eignete sich vorzüglich zum Versandt, und damit läßt
sich wohl auch ihr häufiges Vorkommen an vielen Limeskastellen erklären.
Auch reichverzierte Henkel von Flaschen sind neuerdings ausgegraben
worden; Nr. 5 giebt ein Bruchstück von einem derartigen Henkel wieder.
Nr. 12 und 15 sind Gefäße aus mattem, mit eingeschliffenen Rillen verziertem
Glase; das Mundstück Nr. 12 ist massiv, ebenso die delphinartigen Henkel.
Von den Salbenfläschchen Nr. 4, 6 und 8 sind, besonders in der Form der
beiden Letzteren, neuerdings mehrere ganz erhaltene und viele Scherben ge-
funden worden ; Nr. 4 hat eine elegante Form und zeichnet sich durch seine
blaugefärbten Henkel aus. Ein interessantes und seltenes Gefäß aus hellem
Glase ist Nr. 7, an dessen Bauche sich warzenartige Ansätze befinden, die
im zähen Zustande der Glasmasse mit einer Zange herausgekniffen wurden
und wohl zur Verstärkung des Gefäßes und zur Ermöglichung eines sicheren
Haltes in der Hand, oder vielleicht auch nur zur Verzierung dienten.
Nr. 9 — 11 sind Bruchstücke von verschiedenen Glas Verzierungen ; Nr. 11 zeigt
das oft angewandte eingeschliffene Motiv, das auch an Terra sigillata nach-
geahmt wurde. An den Gefäßscherben Nr. 13 und 14 glaubt man in
dem eingeritzten Fisch ein christliches SymboP^^) zu sehen (siehe auch
Seite 350).
Besonders bemerkenswert sind einige Stückchen von kostbaren Millefiori-
Gefäßen, die sich in der Bürgerlichen Niederlassung fanden. Außer zahl-
reichen Glasböden, die als Spielsteine dienten, sind auch die Reste von ganz
schwarzem undurchsichtigem Glase noch zu erwähnen, die sowohl von Ge-
fäßen, wie auch von Armbändern, Ringen und dergleichen herrühren. Über
die Verwendung der Glasmasse zu Perlen, Knöpfen, Pasten u. s. w. wird bei
den «Schmucksachen» Einiges bemerkt werden.
In der Hauptsache sind die Glaswaren der Saalburg zweifellos Handels-
artikel und vielleicht aus Gallien eingeführt, wo die Glasindustrie in hoher
Blüte stand; doch ist es nicht ausgeschlossen, daß gewöhnliche Glasgefäße
und Glasscheiben nicht allzuweit von unserem Kastell — westHch vom Feld-
berg am «Glaskopf» — fabriziert wurden, woselbst das erforderliche Material
(Quarz) zur Hand war. Die dort dicht am Pfahlgraben gefundenen alten Glasöfen
und die mit einigen römischen Glasbruchstücken vermischten vielen Schlacken
machen dies sogar wahrscheinlich. Nachweislich wurde dort noch in den
2^') Vergleiche C. M. Kaufmann, Altchristliches vom obergermanisch-rätischen Limes,
in Ehses, Festschrift zum 1100jährigen Jubiläum des deutschen. Campo Santo zu Rom, 1897.
458 I^i® Funde.
letzten Jahrhundei"ten Glas hergestellt, wovon auch das nahe dabei gelegene
Dorf Glashütten seinen Namen erhalten hat*"^).
Auf das Vorkommen von Glasscheiben ist schon bei der Besprechung
der Villa (Seite 120 und 121) hingewiesen worden; es genügt daher, hier
nur noch Einiges über diesen früher angezweifelten Gegenstand nachzutragen.
Glasfenster (vitrea) waren bereits in der ersten Kaiserzeit üblich; in Pompeji
sind solche noch in den Fensteröffnungen zwischen Steingewänden sitzend
vorgefunden worden, sodaß sich ihre Größe bestimmen ließ; sie beträgt 30:40
und manchmal 33:54 cm. Im Museum zu Neapel befindet sich eine Scheibe
aus Puzzuoli von 27:33 cm und im Britischen Museum eine solche von
30:60 cm. Die von der Saalburg hatten, soweit dies aus den bis zu 30 cm
langen Eck- und Randstückon zu schließen ist, ähnliche Abmessungen. Ihre
Herstellung geschah durch Guß und zwar, wie an den Scheiben selbst er-
sichtlich, auf einer mit feinem Sande belegten Fläche, die mit einem Rande
versehen gewesen sein muß; an der anderen, glatten Seite des Glases und
an den durch Zurücktreten der Glasmasse vom Rande der Einfassung ver-
dickten Rändern läßt sich der Vorgang beim Gießen deutlich erkennen.
Nr. 16 zeigt in halber Naturgröße zwei Eckstücke mit den Eindrücken,
welche das zur Ausbreitung der alhnählich erkaltenden Glasmasse benutzte
Werkzeug zurückgelassen hat. Die Glasscheiben sind ungleich dick und zwar
in der Mitte öfters nur 2 mm, an den stets abgerundeten Ecken dagegen bis
zu 5 mm. Im Übrigen gleicht das Glas in Aussehen und Farbe unserem
modernen Rohglas; es ist nicht durchsichtig, jedoch durchscheinend und
genügt als Fensterverschluß vollständig zur Erhellung von Räumen. Eine
eigentümliche Eigenschaft dieser Glasscheiben ist die, daß ihre Bruchflächen
lange nicht so scharf sind wie Bruchstücke unserer heutigen Glasscheiben,
sodaß mau sich an ihnen nicht leicht verletzen kann.
Schließlich seien hier noch einige irfi Kastell gefundene Stücke von
Marien- oder Frauenglas (Blättergips) erwähnt; es ist dieses der im Alter-
tum ebenfalls zum Verschluß der Fensteröffnungen angewandte lapis specularis.
Es darf daher vermutet werden, daß auch dieses Material, das, in dünne
Blättchen gespalten, heute noch in Rußland vielfach das Glas ersetzt, auf der
Saalburg demselben Zwecke gedient hat.
f. Geräte ans verseil icdeneu Materialien.
I. Die Beleuchtungsgegenstände.
Das Beleuchtungswesen war im Altertum nur wenig entwickelt und hat
sich über die einfachsten Verhältnisse kaum je wesentlich erhoben. Gilt dies
selbst für die Hauptstadt des römischen Reiches, wieviel mehr noch für die
Waffenplätze an den äußersten Grenzen desselben. Wenn wir aus den Fund-
*»«) Verpleiche hierzu A. von Cohausen, Der Ursprung des Dorfes Glashütten im
Taunus. Nassauer Annalen, 14. Band.
Beleuchtungegegenstände. 459
stücken der Saalburg ein Urteil über die römische Beleuchtung ableiten sollen,
so muß es recht ungünstig ausfallen. Die Zahl der dort gefundenen Lampen
ist, selbst wenn man in Rechnung zieht, daß nicht alle verzeichnet worden
sind, für das große Gebiet mit seinen vielen Wohnhäusern sehr gering. Mit
Hinzurechnung der Bruchstücke werden kaum 40 Stück zusammenkommen;
auch die anderen Beleuchtungskörper, Leuchter aus Thon, Bronze, Blei und
Eisen, sind im Verhältnis zu den anderen Geräten an Zahl unbedeutend.
Daß aber trotz aller Unvollkommeuheit des römischen Beleuchtungswesens
Wohnräume, besonders an den langen Winterabenden, auf irgend eine Weise
erhellt gewesen sein müssen, steht außer Zweifel; es fehlen zwar sichere
Fundstücke, doch haben sich Anhaltspunkte für die Beurteilung der Art und
Weise, wie man sich etwa geholfen haben mag, nachweisen lassen. Zunächst
wird für die kalten Winterabende das offene Feuer, woran die Leute behag-
lich saßen, auch zur Beleuchtung der Zimmer, wie heute noch in Wald-
hütten und in den Bauernhäusern, in denen das große Herdfeuer auf der
Diele den Raum erhellt, gedient haben; vielleicht waren auch Leuchtpfannen
und Feuerbecken im Gebrauch. Völker, die in Zelten wohnen, wie die
. Zigeuner, brennen überhaupt kein Licht, sondern lagern sich um das Feuer.
Die Beleuchtung mit Fackeln, die in der ältesten Zeit üblich war, und
die zwar aus den Städten allmählich verschwand, aber auf dem I^ande noch
lange im Gebrauch blieb, wird auch an der Saalburg nicht gefehlt haben;
dort gefundene eiserne Hülsen mit senkrechten und seitlichen Spitzen, die
zum Einschlagen in die Wände zur Befestigung der Fackelhülsen nötig waren
(siehe Tafel XXXXVI, Nr. 11)299), Jessen diesen Schluß zu. Der einfache Kien-
spahn, wie er noch heute in Gebirgsdörfern und in Rußland gebräuchlich
ist, dürfte hierfür kaum in Frage kommen, da es dahingestellt bleiben muß,
ob die Römer solchen von auswärts bezogen haben. An Ort und Stelle,
wie überhaupt im Hochtaunus, gab es damals weder Tannen- noch Kiefern-
holz (vergleiche Seite 177 ff.), dagegen werden wohl Fackeln aus einem anderen
Stoff — Hanfwerg, Pflanzenbast, Reisig, das mit Wachs, Harz, Fett oder
Pech, von dem sich Stücke fanden, überzogen war — zur Verwendung ge-
kommen sein.
Für die Beleuchtung mit Kerzen sprechen die gefundenen Leuchter
aus Thon (Textfigur 72, Nr. 1 und 2), welche in der Mitte eine Hülse für die
Kerze aus Wachs oder Talg haben; die umlaufende tellerartige Rinne bei
Nr. 2 diente dazu, das herabfließende Fett aufzunehmen. Talg mag wohl
das hauptsächlichste Beleuchtungsmaterial gewesen sein ; der bedeutende Vieh-
stand, den Knochen- und sonstige Funde vermuten lassen, macht dies wahr-
scheinlich. Aus der Litteratur wissen wir, daß die Talg- und Wachslichter
[candela] gezogen wurden, und daß der Docht aus dem Marke einer
Binse ^°°) bestand. Außer den Leuchtern gab es auch Kerzenhalter in Form
299) Auf der Tafel verkehrt gezeichnet; die Tülle gehört nach ohen.
300) Binsen wachsen in dem feuchten Gelände nahe der Saalburg.
460 Die Funde.
von MetaUstncheln, welche auf einem Stifte rechtwinklig aufsaßen. Der Stift
wurde in der Wand befestigt und die Kerze in den Dorn eingedrückt. Be-
sonders in Heddernlieini hat man derartige Lichterhalter von Eisen gefunden.
Auch freistellende Kerzen steckte man auf Stacheln, ein Gebrauch, der nament-
lich in Kirchen durch das ganze Mittelalter bis in die Neuzeit geblieben ist.
Fig. 72. Leuchter uud Lainpeu. ('/e der nat. Größe.)
Der römische Leuchter [candeldbrum) besteht wie der unserige aus Fuß,
Docke oder Schaft, und Leuchtertülle oder Teiler; das Nationalmuseum in
Neapel besitzt deren eine große Zahl. Textfigur 72, Nr. 5 und 6, und
Tafel LVin, Nr. 7 und 9 (aus Weißmetall) sind zierlich in der Form und
gleichen unseren Eierbechern; sie zeigen eine recht praktische Einrichtung,
indem sich oben und unten eine Tülle von verschiedenem Durchmesser be-
findet, so daß es möglich war, einen und denselben Leuchter für Lichter von
verschiedenen Stärken zu benutzen, was gewiß bei den nicht fabrikmäßig
hergestellten Lichtern einen gewissen Wert hatte^°'). Allerdings konnten diese
auch als Öllampen gedient haben, da die Hülse unten ein Loch hat, um den
Docht mit dem Öle in Verbindung zu bringen; hierfür würde auch der nach
innen umgebogene Rand von Nr. 6 sprechen. Das kleine auf Tafel LVIII,
Nr. 8, und Textfigur 72, Nr. 4, dargestellte Bronzeleuchterchen scheint zu
einer Laterne gehört zu haben, denn in Pompeji sind eine Anzahl genau der-
selben Art, noch in Laternen eingesetzt, gefunden worden. Nr. 3 der Text-
figur 72 giebt einen aus Blei gegossenen Leuchter mit drei Füßen wieder,
dessen runder Schaft rautenförmig verziert ist.
30») Dasselbe habe ich für den an dem Feldberg-Kastell gefundenen Dodekaeder mit
seinen verschieden großen Löchern angenommen, da sich Spuren von Wachs darin erhalten
hatten; die Beschreibung desselben von Conze, sowie die Abbildung ähnlicher, siehe West-
deutsche Zeitschrift XI (1892), S. 204—210.
Beleuchtungegegenstände. 461
Bei der geringen Anzahl der auf uns gekommenen Leuchter Hegt es
nahe, an das einstige Vorhandensein solcher aus vergänglichem Materiale zu
denken. Obgleich Leuchter aus Holz recht unpraktisch sind und jetzt nur
als Notbehelf und in armen Gegenden Verwendung finden, so ist deren ein-
stiger Gebrauch am Limes nicht ausgeschlossen, umsomehr als einzelne
Tüllen aus Eisen und Bronze (Tafel LVIII, Nr. 10), die sich für einen der-
artigen Zweck wohl eignen, gefunden wurden; auch die alten Schriftsteller
sprechen von Holzleuchtern [lychmtchus ligneolus). Der Thonleuchter, Text-
figur 72, Nr, 1, bietet etwa die Form, in der man sich einen aus Holz her-
gestellten Leuchter vorstellen kann. Vor kaum 50 Jahren , als bei uns die
schlechten Öllämpchen und die Talglichter noch im Gebrauch waren, habe
ich vielfach Leuchter aus Holz, entweder in der obenbezeichneten Form oder
als einfacher Holzklotz mit Loch, gesehen.
Die Larapen [lucernae] sind verhältnismäßig spät im Altertume in Ge-
brauch gekommen, w^as sich wohl dadurch erklären läßt, daß es lange Zeit
erforderte, bis die Kultur von Ölfrüchten und die Fabrikation des Öls allgemein
verbreitet waren. Es ist kaum anzunehmen, daß am Limes ein eigentlicher Ölbau
getrieben wurde; das Öl mußte wohl aus Italien oder dem südlichen Frank-
reich (vielleicht in den großen Amphoren) gebracht werden, soweit man sich
nicht auf solches aus heimischen Früchten (Bucheckern, Welsch- oder Hasel-
nüssen) beschränkte. Zahlreich ist das Vorkommen von Lampen in Gräbern ;
in einem auf Seite 137 erwähnten Grabe lagen deren vier bei einander;
vielleicht dienten sie zu einer symbolischen Handlung bei der Bestattung.
Auf Textfigur 72, Nr. 8-19, auf Tafel XXVIII, Nr. 11—14, und auf
Tafel XXIX, Nr. 21, sind unsere Öllämpchen aus Thon vereinigt; es sind
die bekannten, weit verbreiteten, sehr einfachen Formen. Von reicheren haben
wir nur eine Lampe aus Terra sigiUata mit verziertem Henkel (Textfigur 72,
Nr. 15), auch scheinen einige von den Terra-sigillata-Bruchstücken (Tafel XXIX,
Nr. 34 — 36) zu Lampen gehört zuhaben. DieThonlampen sind in Modellschüsseln
hergestellt und gepreßt. In dem nahen Heddernheim, in dem sich eine Anzahl
römischer Töpferöfen fanden, wurden solche verfertigt; eine Form für eine
zweischnauzige Lampe von dort, die auf dem Boden den Namen (V)IATOR
in Spiegelschrift trägt, besitzt das Saalburg-Museum, Die Fabrikantenstempel
auf den Lampen von der Saalburg sind unter den Inschriften, S. 345 ff„ mit-
geteilt worden. Der obere und untere Teil dieser Beleuchtungsgeräte wurde ge-
sondert geformt, in nassem Zustande zu einem Ganzen verbunden und dann ge-
brannt. Eine Ausnahme davon machen die drei runden Nr, 17 — 19, die auf
der Drehscheibe hergestellt sind; sie haben keine Schnauzen und nur oben
eine Öffnung, gleichen somit unseren Illuminations-Lämpchen, Nr, 18 hat
seitlich ein kleines Ohr.
Die gewöhnlichen Thonlampen stellen sich als ziemlich flache Ölbe-
hälter dar, an deren einer Seite eine Schnauze oder Tülle für den aus Flachs
oder Pflanzenbast hergestellten Docht angebracht ist. Zur besseren Hand-
habung befindet sich, an vielen der Schnauze gegenüber ein Griff, gewöhn-
462 ^i® Funde.
lieh ringartig geformt (Textfigur 72, Nr. 11, 13, 14 und 16), oder ein ver-
zierter Henkel (Nr. 15). Unsere Lämpchen waren zum Aufstellen und zeigen
nirgends Vorrichtungen zum Aufhängen, wie die reichverzierten Bronzelampen
von Pompeji, an denen zwei bis drei, ja bis zu 20 Schnauzen angegossen sind.
Als Nr. 7 ist auf Textfigur 72 noch eine eiserne Lampe mit Schnauze abge-
bildet, die nach demselben Prinzip wie die Thonlampen hergestellt ist; sie
hat jedoch außerdem noch eine praktische Vorrichtung zum Tragen und einen
Haken zum Aufhängen und gleicht daher den noch vor wenigen Jahren in
Küclien und den in Bergwerken gebräuchlichen Grubenlampen.
Zur Handhabung und Regulierung des Dochtes waren kleine Haken
und Zängelchen (Textfigur 71, Nr. 7) erforderlich. Die auf Tafel LXH,
Nr. 8—11, abgebildeten Pinzetten könnten wohl auch diesem Zwecke gedient
haben. Der Haken aus Bronze auf Tafel LXVH, Nr. 1, gehörte sicherhch zu
einer Lampe, ebenso das Bronzeschildclien mit Ansäe auf Tafel LXVI, Nr. 17,
das bei Bronzelampen als Zwischenglied der Ketten öfters vorkommt.
II. Die Schlösser und ihr Zubehör.
(Tafeln XXXXIV untl XXXXV, Textfiguren 73-76.)
Die vielen Schlüssel und Schloßteile, die im Anfang der siebziger Jahre
an der Saalburg gefunden wurden, veranlaßten schon damals den Obersten
von Cohausen, die Frage nach der inneren Einrichtung der römischen Schlösser
aufzuwerfen. Ich trat dieser Aufgabe näher und versuchte einige Rekon-
struktionen, um etwas Licht in «den schwierigen und noch nicht erledigten
Gegenstand des Altertums» zu bringen; Cohausen hat später diese Ergebnisse
durch seine Beobachtungen ergänzt, die er, wie er sagt, «bei dem modernsten
Institut, der Wiener Weltausstellung» an den dort aufgestellten Hauseinrich-
tungen der nördlichen und östlichen Völker gemacht hatte, und 1876 eine
treflfliche Abhandlung über «Schlösser und Schlüssel der Römer» in den
«Nassauer Annalen» veröffentlicht.
Von dieser Zeit an brachte man der Sache ein größeres Interesse ent-
gegen. Die im Saalburg-Museum aufgestellten Schloßmodelle und Nach-
bildungen, welche die ganze Entwickelung vom einfachen Holzschloß bis zum
römischen Schiebe- und Drehschloß darstellen, fanden freundliche Aufnahme
und wurden für die Museen in Frankfurt, Mainz, Trier, London, Bukarest etc.
kopiert. Durch weitere Funde der verschiedensten Arten, besonders von Vor-
hangschlössern, gelang es allmählich mit Unterstützung sachkundiger Hand-
werker ^°^), den Gegenstand einen Schritt vorwärts zu bringen. Eine ein-
gehende Besprechung der technischen Seite erscheint bei dem reichen Vorrat
an Schloßteilen hier am Platze, nachdem durch die Untersuchungen Mar-
ä°*) Schlossermeister W. Merle und Schreinermeister Fr. Elbelt in Homburg haben
mich bei der Rekonstruktion thätig unterstützt. Schlösser jeder Konstruktion können
durch die Vermittelung des SaalburgMuseums in Homburg v. d. H. bezogen werden.
Die Schlösser und ihr Zubehör. 463
quardts^^^) und Finks^^^) das litterarische Material bereits gründlich be-
arbeitet ist.
Daß ich die Schlösser nicht schon bei den Baukonstruktionen behandelt
habe, liegt darin begründet, daß weitaus der größte Teil unserer Beschläge
von der beweglichen Habe, von Schränken und Kasten herrührt, Schlüssel und
Schloßteile von Haus- und Hofthoren sich dagegen verhältnismäßig nur wenige
fanden. Hinsichtlich des Kastells läßt sich dies auch dadurch erklären, daß
dort nur eine kleine Anzahl abgeschlossener, für sich bestehender Gebäude
vorhanden war und schließlich daselbst auch nur ein Besitzer — der Militär-
fiskus — in Betracht kam, der alles Verschließbare obendrein noch durch Wacht-
posten schützen konnte. Bei dem Mobiliar lag dies insofern anders, als ver-
mutlich jeder Soldat sein Eigentum und die ihm anvertrauten Ausrüstungs-
gegenstände in Kasten oder Spinden, wie in unseren Kasernen, verschlossen
hielt. 150 solcher Schlüssel stammen allein aus dem Kastell, und von
diesen lagen 7 Stück im Schutte einer kaum 50 qm großen Baracke.
Was die Konstruktion römischer Schlösser betrifft, so werden wir später
sehen, daß hierin seit der Römerzeit kein so großer Fortschritt zu verzeichnen
ist, als unsere darin etwas hochmütige Gegenwart gewöhnlich annimmt; denn
die Römer besaßen Schlösser, die wohl in Bezug auf komplizierten Mechanismus,
nicht aber an Sicherheit den modernen nachstehen. Die Untersuchung eines
anscheinend so unbedeutenden Gegenstandes hat für eine kulturgeschichtliche
Betrachtung einen doppelten Wert; zeigt sie uns auf der einen Seite die Ent-
wicklung eines Volks in technischer Kunstfertigkeit und in der Behandlung
des Materials, so verraten uns andrerseits Schlösser immer, daß man etwas
Wertvolles zu verschließen hatte, deuten also auf Besitz und Wohlstand ^*^^).
Zum bloßen Abhalten von Tieren oder menschlichen Eindringlingen genügten
Gräben, W^älle und Einfriedigungen aus Holz, Reisig oder Weiden, die man
an ihren Durchgängen verrammelte. Die Eingänge waren am einfachsten
mittelst eines Querbalkens (sera) zu versperren, der beispielsweise, um das Aus-
brechen des Viehes aus dem Dorf bering in die Ernte zu verhindern, mit Latten
oder Geflecht versehen und so zum Gitter werden konnte; siehe Textfigur 73,
Nr. 1 und 2. An der Rückseite der Thüren, die sich nach innen öffneten, wurde
er entweder gedreht, vorgelegt oder in die in den Thorpfosten (Nr. 21b) oder Stein-
laibungen befindlichen Löcher eingeschoben. Je nach dem Bedürfnis größerer
3«'') J. Marquardt, Das Privatleben der Römer, I. Band, Seite 233 ff.
=*"*) J. Fink, Der Verschluß bei den Griechen und Römern, Regensburg bei H. Bau-
hoff, 1890.
805) Wenn auch anzunehmen ist, daß in der rohen Menschennatur der Hang zu
Raub und Diebstahl vorhanden war, so wird doch anfänglich, als die Unterschiede im
Besitz sich noch nicht so schroff geltend machten, bei friedlichem Zusammenleben Dieb-
stahl selten gewesen und das Bedürfnis nach einer sicheren Verwahrung des Eigentums
nicht besonders hervorgetreten sein. Ich selbst habe 1855 erlebt, .daß in einem wenige Jahre
alten Städtchen (St. Joseph in Amerika), das zwar am Missouri lag, aber nur selten Verkehr
von auswärts hatte, die Hausthüren jahrelang nur mit einfachen Riegeln zugehalten waren;
erst als daselbst ein Diebstahl verübt wurde, beeilte man sich, Schlösser anzubringen.
^. .
Fig. 73. (Nr. 1-19, 24-26 u. 29— 38 : »/o, Nr. 20-23 : Vw, Nr. 27 u. 28 : Vio d. nat. Größe.)
Die Schlösser und ihr Zubehör. 4ß5
Sicherheit dienten 2 — 3 solcher Querbalken oder Schlagbäume (Nr. 21a), Vor-
richtungen, welche durch das ganze Mittelalter hindurch an den Burgen im
Gebrauche waren und jetzt noch vielfach an Gattern und Scheunenthoren
und — in Eisen — zum Schutze von Kassenthüren angewendet werden.
Wenn auch eine solche Einrichtung noch nicht als Schloß zu betrachten ist,
so bietet sie doch große Sicherheit gegen das Eingedrücktwerden, wes-
halb sie auch später noch gleichzeitig mit dem Schlosse wahrscheinlich zur
Sicherung der Kastellthore in Anwendung blieb. Allmählich muß man aber
doch eingesehen haben, daß ein kleiner Riegel weniger umständlich und für
gewöhnlich eben so sicher war.
Auf den hier beigegebenen Textfiguren Nr. 73 — 76 ist versucht worden,
die Entwicklung des Verschlusses von der einfachen Schnüre aus Holzgeflecht
(Weiden) bis zum gut durchdachten römischen Metallschloß durch Zeich-
nungen zu erläutern; zur Vermeidung weitschweifiger Beschreibungen der
Rekonstruktionen von Schlössern sind diese in der Ansicht, im Schnitt und
perspektivisch dargestellt sowie einige Thüren und Kasten zur Ergänzung
gezeichnet, um das Anbringen der Verschlußteile klar zu machen.
Der einfachste Verschluß geschah durch eine aus Reisig oder Hanf ge-
flochtene Schnur (Textfigur 73, Nr. 1 und 2), welche Thür und Pfosten ver-
band. Nr. la zeigt die primitivste Einrichtung, wie sie jetzt auch noch zum
Zuhalten der Thore an Waldgattern und den Hürden am Schafpferch benutzt
wird; Nr. 2 eine ähnliche, schon etwas verbesserte Vorrichtung aus demselben
Material mit gewundenen Schlaufen (a und b) zum Einhängen in einen Holz-
haken (a). Dieser Mechanismus hat sich in den eisernen Sturmhaken Nr. 3,
4 und 15 — 18 erhalten. Ein anderer einfacher Verschluß ist ein hölzerner
Haken (a bei Nr. 5 — 7), der durch Abschneiden einer Astgabel leicht beschaff't
werden konnte, durch den Thürpfosten ging und an dem einen Ende mit einem
Holzstift oder eisernen Nagel (b) gegen das Herausgleiten gesichert war, . Wurde
der Haken nach oben oder unten gedreht, so konnte man öffnen; durch Drehen
des Hakens wurde die Thür mehr oder weniger fest angedrückt, was man
bei eisernen Verschlüssen durch Vorreiber (Nr. 19) bewirkte. Vielleicht kann
man hierin schon den Vorläufer der einen Gruppe der Schlösser, nämlich
solcher mit Drehschlüssel, erblicken. Den gleichen Zweck erfüllte der in
einem Brunnen gefundene eiserne Vorreiber Nr. 13 und 14; die Zunge oder
Falle ist bei diesem verdeckt und wird schon durch eine Klinke bewegt.
Den nächsten Schritt in der Entwicklung stellt der einfache Holzriegel Nr. 8
dar, der zum Einlegen in zwei Holzkrampen (a und b) passend gemacht ist:
er zeigt dasselbe Prinzip wie der schon erwähnte schwere Querriegel
(Nr. 21 --23), nur ist er leichter zu handhaben. Drehte sich der Riegel um
einen Punkt, wie bei Nr. 9 a angegeben ist, und schlug in einen Holz-
haken (b) ein, so haben wir schon dieselben Vorgänge, wie bei der späteren
eigentlichen Thürklinke zu verzeichnen. Diese Entwickelungen vollziehen
sich nicht in bestimmter Zeitfolge, sondern alle Konstruktionen kommen
gleichzeitig vor.
Jacobi, Das Römerkastei) Saalburg. 30
466 ^ie Funde.
Den Anfang der zweiten Hauptgruppe der Riegel verschlusse bildet
der einfache Riegel (Nr. 10 — 11). Er sitzt in zwei Holzklammern (a), durch
die er bei seiner Bewegung hindurchgleitet; zum Schließen schiebt er sich
entweder in das im Pfosten befindliche Riegelloch oder in einen Schließ-
kloben, wie bei Nr. IIa; vor dem Herausrutschen sind die Riegel durch
Stifte (b bei Nr. 10) oder durch Ansätze (b bei Nr. 11) gesichert.
Alle diese Holzriegel, die ja mehr oder weniger noch gegenwärtig in
der beschriebenen Handhabung im Gebrauche sind und auch horizontal und
vertikal {Textfigur 73, Nr. 20, a, b) besonders bei großen Thüren zur An-
wendung kommen, sind in dieser Form aber nur da zu benutzen, wo es sich
darum handelt, Thüren von einer Seite her zu verschließen. Sobald sich aber
das Bedürfnis herausstellte, mit ein und demselben Riegel die Thüren von
innen und außen zu verschließen und wieder zu öffnen, bedurfte es einer
weiteren Vorrichtung, die schon sehr früh gefunden wurde und bereits in der
Odyssee erwähnt ist. Am Schlüsse des ersten Gesanges zieht Eurykleia, nach-
dem sie Telemach zu Bett gebracht hat, den Riegel mit einem Riemen; es heißt:
«Ging dann hervor aus der Kammer und fest mit silbernem Ring an
Zog sie die Pfort' und schob den Riegel davor mit dem Riemen».
Nach dieser Fassung kann die von Homer beschriebene Einrichtung kaum
eine andere als die heute noch in manchen Gegenden gebräuchliche gewesen
sein. Nr. 12 stellt sie nach einer von meinem Sohne in der Dobrudscha ge-
machten Originalaufnahme dar: Der Riegel, der den schon oben beschriebenen
in der Form gleicht, ist mit (eiserneu) Krampen (a und b) auf der Innenseite
der Thür gehalten, wie dies auch nach Allem bei dem von Homer be-
schriebenen Riegel nicht anders gewesen sein kann. An dem Riegel selbst
sind bei c Riemen aufgenagelt; diese kreuzen sich bei g und gehen durch
die in die Thür gebohrten Löcher e und f, wo sie einzeln herabhängen
oder zusammengebunden sind und auch an dem Thürring oder der Klinke
verknüpfe werden können. Die punktierten Linien zeigen die außen herab-
hängenden Riemen. Will man die Thür öffnen, so zieht man den Riemen
bei e, zum Schließen denjenigen bei f^*"").
Es ist nicht zu leugnen, daß ein solcher Verschluß große Vorzüge hat,
denn man erreichte hierdurch, daß man den einfachen Riegel von zwei Seiten
benutzen konnte, ohne einen größeren Spalt in die Thüre zu sägen, wie dies
der moderne, auf zwei Seiten funktionierende Riegel erfordert; andererseits
aber war der Riemen leicht zu durchschneiden und damit dem Heim-
kehrenden, wenn Niemand in der Wohnung anwesend war, die Möglichkeit
genommen, die Thüre zu öffnen. Nun war aber auch die Gelegenheit
gegeben, das Schloß innen anzubringen, um es so gegen die Feuchtig-
keit, die bei Holz wohl in Betracht kam, oder gegen das Abschlagen
zu schützen. Daß es bei der Verwendung der Riemenriegel Jedermann mög-
306) Professor Fink beschreibt a. a. O. in ähnliclier Weise den in der Odyssee be-
sprochenen Verschluß und giebt ihm den Namen «das homerische Schloß».
Die Schlösser und ihr Zubehör. 467
lieh war einzutreten, hatte keine Bedeutung, da alle diese Schlösser mehr
momentane Verschlüsse waren und auf Diebessicherheit bei dem oft be-
scheidenen Hausrat kaum gerechnet wurde. Das mag auch der Grund sein,
daß man solche Vorrichtungen heute noch an Gartenthüren und Scheunen-
thoren findet, wo es sich nur darum handelt, den Ein- und Austritt der
Haustiere zu verhindern.
Der außen angebrachte, freihegende Schubriegel zeigte aber bald den
Nachteil, daß er quoll, sobald er naß wurde, und sich dann nicht mehr
schieben ließ. Man suchte dem dadurch abzuhelfen, daß man sehr hartes
Holz nahm, Eichen- oder Obstbaumholz, und ihn außerdem noch mit einem
schrägen, dachartigen Brett (e, f bei Nr. 11) abdeckte; da aber auch dieser
Schutz nicht genügte, verwahrte man den Riegel auch seitlich und unten und
bildete mithin einen Schloßkasten, der heute noch im eisernen Gehäuse der
Kastenschlösser fortlebt. Aber auch dieser verzog sich und wurde undicht;
man nahm daher als letzte Konsequenz einen Klotz aus hartem Holze, in den
man die nötigen Löcher und Führungen einstemmte. Im Mittelalter armierte
man solche Klötze noch mit Eisen, um das Zerplatzen derselben zu verhin-
dern. Mit der Umkleidung des Riegels verliert dieser aber seine selbständige
Bedeutung: er wird zum Schloßteil und macht die Zuhilfenahme eines In-
strumentes notwendig, um ihn im Innern des Kastens bewegen zu können.
Hierzu wird der Schlüssel geschaffen, und das Ganze wird zum Kasten-
schloß. Man kann die einzelnen Stadien dieser Entwickelung heute noch
auf dem Lande verfolgen.
Als ältestes Schloß kann wohl das Holzschloß (Nr. 30 — 33 der Text-
figur 73) angesehen werden; es kommt scheinbar in dieser Konstruktion schon
auf einem eine Thür darstellenden Relief eines Tempels in Karnak vor und
erhielt sich Jahrtausende hindurch in Nord- Afrika, wo es gegenwärtig noch
in derselben Einrichtung an Thoren, wie an Thüren und Schränken im Ge-
brauche ist; vergleiche Nr. 38 und 39. Daß es auch bei den Römern ein-
geführt war, wissen wir aus den Schlüsseln, die aus Bein und Hörn herge-
stellt sind ; Nr. 24 — 26 zeigen drei derselben von der Saalburg ^"^). Auch bei
den alten Schiiftstellern werden hölzerne karische und lakonische Schlüssel
erwähnt ^*^^).
Es hat sicherlich auch bei uns Schlüssel aus hartem Holze gegeben,
die aber, wie die hölzernen Schlösser selbst, vergangen sind; die modernen
Bauernschlösser haben noch solche aus Obstbaumholz. Das genannte Holz-
schloß hat sich nicht allein in den Ortschaften des Taunus erhalten, sondern
es kommt auch anderwärts, in vielen Gegenden Deutschlands, Österreichs,
Frankreichs, Spaniens, Rumäniens etc., ja selbst auf den Faröeriuseln vor.
Ein Originalschloß von Jamaika befindet sich im Kewgarten- Museum bei
London; ich habe dasselbe dort gezeichnet und in Nr. 29 dargestellt; es
30') Das Frankfurter historische Museum besitzt ebenfalls einige aus Hirschgeweih
gearbeitete Schiebeschlüssel von Heddernheim in der Form von Nr. 24—26.
308) Marquardt, I. Band, Seite 226, giebt dazu die Belegstellen.
30*
468 ^^ Funde.
unterscheidet sich von unserem hessischen nur durch praktische Ansätze am
Riegel, die ein Herausgleiten desselben verhindern.
Wie schon erwähnt, gehören diese Arten der Holzschlösser meist zu
Scheunen- und Gartenthoren und werden von den Bauern seihst geschnitzt. Daß
wir sie lieute noch finden, ist ein Beweis dafür, daß das eiserne Schloß das Holz-
schloß nicht verdrängte, sondern daß dieses nebenher weiter bestand. Es ist
deshalb ungemein schwer, wenn nicht unmöglich, hier eine Chronologie ein-
führen zu wollen. Merkwürdig ist, daß gerade das plumpe, unförmige Holz-
schloß sich erhielt, während das meines Wissens bei den Römern am meisten
bekannte eiserne einfache und sichere Schubriegelschloß ganz verschwunden
ist; es mag dies wohl anfänglich mit der größeren Schwierigkeit seiner An-
fertigung im Zusammenhang gestanden haben, oder es waren andere prak-
tische Gründe dafür maßgebend. Zur Rekonstruktion des in Nr. 30 — 33 dar-
gestellten Holzschlosscs ist der von der Saalburg stammende Schlüssel Nr. 25 aus
Bein zu Grunde gelegt; das Übrige ist nach der besonders in Hessen üblichen
Fügung gezeichnet. Diese besteht (siehe den Längenschnitt Nr. 30) aus dem
Kasten K, der meist aus einem Holzklotze gefertigt ist, den man entsprechend
für Riegel, Bolzen und Schlüssel aushöhlte, aus dem Riegel (claustrum) R,
den Sperrstiften (pessuli) Sp, dem Schlüssel (davis) S und dem Überkloben
(der Schließe) U. Die Abbildungen 30 und 33 zeigen das Schloß geschlossen.
Die Sperrstifte oder Fallriegel Sp, deren Form aus Nr. 31 ersichtlich ist,
sitzen in den entsprechenden Offnungen fff des Schubriegels und ver-
hindern ein Herausziehen desselben. Soll das Schloß geöffnet werden, so
muß man den Schlüssel S in den Falz F einschieben und die Stifte heben,
was mit der rechten Hand zu geschehen pflegt, während mit der linken
der Riegel R gezogen wird. Die Handhabung ist sehr umstäudHch, da man
beide Hände dazu gebrauchte ; der Gedanke an eine Verbesserung lag daher
nicht allzu fern. Diese zeigt uns Nr. 34 — 37; bei diesem Schloß ist in den
Riegel R ein Falz eingelassen, in welchen man den Schlüssel S steckt und
mit diesem die Sperrstifte direkt hebt, sodaß mit dem Schlüssel zugleich der
Riegel gezogen wird. Auffällig ist, daß man diese praktische Umänderung,
bei welcher man nur einer Hand zur Bedienung des Verschlusses bedurfte,
bei uns nicht vorgenommen hat, obgleich sie schon den Ägyptern bekannt
war, wie dies durch die Auffindung altägyptischer Holzschlösser bewiesen
ist (Nr. 38). Alle mir bekannt gewordenen Schlösser in Deutschland und
anderen Ländern, selbst das von Jamaika (Nr. 29), zeigen den Typus von
Nr. 30. In dem Holzschlüssel des altägyptischen Schlosses Nr, 38/9 sind
an Stelle der durch Ausklinkung entstandenen Holzzähne runde eiserne
Stiften eingeschlagen, die zum Heben der ebenfalls aus Eisen gefertigten
Sperrbolzen dienen. Je mehr Zähne oder Stifte der Schlüssel erhält, und je
verschiedenartiger ihre Stärke und Einteilung untereinander ist, um so
schwieriger ist das Offnen. Überhaupt ist das Auf- und Zuschließen dieser,
wie aller derartiger Schiebeschlösser, deren « Eingerich t» vollständig verdeckt
ist, durch Uneingeweihte nicht möglich. Für den Einbrecher bleibt nichts
Die Schlösser und ihr Zubehör.
469
Anderes übrig, als das ganze Schloß zu beseitigen. Daraus erhellt, daß Holz-
schlösser dieselbe Sicherheit bieten wie eiserne; allerdings können beide, wenn
sie außen angebracht sind, mit Gewalt abgeschlagen werden.
Fig. 74. (Nr. 1-11 und 13—20: '/o, Nr. 12 : i/to der nat. Größe.)
Die Nachteile, welche der leicht zerstörbare Riemen des Holzriegels hatte,
müssen sich bald bemerkbar gemacht haben, und man erstrebte eine Ver-
besserung durch die Erfindung von Schlössern, die auf der Innenseite angebracht
werden konnten. Zwei solcher Schloßkonstruktionen sind auf Textfigur 74
(Nr. 1 — 3 u. 7—11) wiedergegeben; sie wurden nach Analogien ähnlicher, heute
noch im Gebrauch befindlicher Schlösser und besonders nach den überall an
470 Die Fände.
RöHierstätten gefundenen Schlüsseln rekonstruiert. Die entsprechenden Modelle,
welche gut funktionieren, sind im Saalburgmuseum aufgestellt. Schlüssel der
beiden Arten, denen man den Namen «lakonische» gegeben hat, zeigen
Nr. 13— in und Tafel XXXXIV, Nr. 1. Zunächst ist das Schloß Nr. 1—3
der Textfigur 74, dessen Teile l)is auf den eisernen Schlüssel aus Holz be-
stehen, im Wesentlichen nach dem Prinzipe der schön besprochenen Holz-
schlösser {Textfigur 73, Nr. 30) mit in den Riegel einfallenden Bolzen herge-
stellt. Während nun der hölzerne Schlüssel bei den anderen Schlössern seit-
lich eingesteckt wird, um die Sperrstifte damit zu heben, wobei der Riegel
entweder gleichzeitig oder mit der Hand gezogen werden muß, wird der
eiserne Hakenschlüssel Nr. 2 (b) von vorne durch den durch die Thüre und
den Schloßkasten gehenden Schlitz a senkrecht eingesteckt und dann gedreht,
worauf er in zwei Löcher (c und d) eingreift. Dieser Mechanismus, der
später zum Drehschloß führte, hatte den Vorteil, daß man den Schlüssel
leichter fassen konnte, was bei dem seitlich einzuführenden Holzschlüssel sehr
unpraktisch war, da er dicht auf der Thür hinglitt, schwer zu fassen war und
man sich leicht die Hand an der rauhen Thür verletzen konnte. Um dies
zu vermeiden, sind die modernen Holzschlüssel aus einem Naturholze ge-
schnitzt und gebogen. Wenn man nun den senkrecht eingesteckten Schlüssel
wieder zurückzieht, greift er in die zwei eingeschnittenen Vertiefungen, erfaßt
und hebt die Sperrstifte (Nr. 1 und 3, sp), wodurch der Riegel R gelöst wird
und gezogen werden kann. Hierzu war allerdings noch der Riemen nötig
(Nr. 1 und 3, r), ähnlich wie bei dem einfachen Riegel auf Textfigur 73, Nr. 12;
man hatte also auch hier zwei Hände nötig. Eine solche Einrichtung dürfte
der Beschreibung von dem Offnen eines Schlosses in dem 21. Gesang der
Odyssee zu Grunde liegen.
Derselbe Hakenschlüssel (Nr. 13), auch T- Schlüssel genannt, konnte
auch auf andere Weise, als auf Textfigur 74, Nr. 1 — 3 angegeben ist, ge-
braucht werden. Das Holzschloß, d. h, der Kasten, in dem sich verdeckt
der Riegel befindet, ist auf der Innenseite der Thür aufgenagelt und von
außen durch ein in dieselbe eingeschnittenes, handbreites Loch zugänglich.
Die kundige Hand konnte mit dem dazu gehörigen Schlüssel, der in den
entweder eingebrannten oder eingestemmten Einschnitt paßte, den Riegel
fassen und bewegen, während ein Unberufener es mit einem anderen Werk-
zeuge nicht vermochte. Das Loch in der Thür (Nr. 12) — es kann auch daneben
angebracht sein — ist die von Becher (Gallus II, 278) wiederholt erkannte
Öffnung, durch welche bei Apuleius (Metamorphosen IV) der Räuber die Hand
steckt und sich bemüht, durch Tasten den Riegel herauszuziehen, was ihm
übel bekommt, da der Hausherr bereit stand und ihm die Hand mit einem
großen Nagel an die Thür festheftet. Bei einer solchen Einrichtung konnte
man mit einem und demselben Schlüssel die Thür von innen und außen
öffnen und schließen. Nr. 4 — 6 stellt dieselbe Vorrichtung in etwas größerem
Maßstab mit Verwendung der von unten einzuschiebenden Schlüssel Nr. 15
und 16 dar. Solche Löcher zum Durchstecken der Hand, die stets auf innen
Die Schlösser und ihr Zubehör. 471
augebrachte Schlösser hinweisen, hat man auch heute nocii auf dem Lande;
sie befinden sich entweder im Thorpfosten oder in der Thüre selbst.
Die andere Schloßkonstruktion (Nr. 7—11), wozu die Schlüssel Nr. 17 — 20
gehören, brachte insofern eine Verbesserung, als zur Fortbewegung des Schub-
riegels ein Riemen nicht mehr erforderlich war; vielmehr konnte dieser mit
dem ebenfalls senkrecht zur Thür eingesteckten Schlüssel geschoben werden.
Bei diesem Schloß waren die Sperrstiften, schon der dünnen Zacken oder
Zähne wegen, von Eisen, auch zeigen sie eine Verbesserung, indem sie oben
abgesetzt sind (Nr. 7 S und Nr/8 S), wodurch ein zu tiefes Herabfallen ver-
hindert wurde. In dem Holzklotz des Schlosses war ein Einsatz aus sehr
hartem Holze oder aus Eisen erforderlich, wie ihn Nr. 7 und 11 (ab)
zeigen.
Es scheint, daß solche Schlösser, die, nach dem massiven Schlüssel zu
urteilen, kräftig gebaut gewesen sein mußten, vornehmlich an den großen
Thoren angebracht waren. An der Bearbeitung der Schlüssel und besonders
an dem Griff, der vom Bart aus verdickt und abgesetzt ist, läßt sich die
Dicke des Thores und des innen angenagelten Schlosses deutlich erkennen.
Es ergeben sich hierbei sehr starke Dimensionen für Thor und Schloßkasten
(Textfigur 74, Nr. 1—3 und 7 — 11). Um die Schlüssel nicht allzu lang machen
zu müssen, konnte man, wie aus Nr. 2 und 3 ersichtlich ist, den Kasten in
der Mitte ausschweifen; auf diese Weise wurde auch eine sehr praktische Gleit-
fläche für den Schlüssel geschaffen. Diese muldenförmige Vertiefung hat
auch das von Finh beschriebene «parische» Schloß.
Schlüssel Nr. 5 der Tafel XXXXIV hat sich in den unteren Brand-
schichten an dex Porta decumana gQimiäQw und mag der zweiten Periode an-
gehört haben (Seite 75), w'ährend im letzten Brandschutt an derselben Stelle
der große eiserne Drehschlüssel, Textfigur 76, Nr. 41, zu Tage kam, was
dafür sprechen dürfte, daß in der zweiten Steinperiode die Porta decumana
mit einem Drehschloß versehen war. Die genannten Schiebeschlösser, die
eine weitere Entwicklung des Verschlusses darstellen und dem eisernen
Schiebeschloß am ähnlichsten sind, blieben neben diesem und selbst neben
den Drehschlössern im Gebrauch. Denn, abgesehen von anderen gleich-
zeitigen Funden von Schlüsseln verschiedener Systeme, fanden sich auch
Schiebeschlüssel und Drehschlüssel zusammen in dem Seite 442 erwähnten
Eimer.
Wir haben soeben zwei Arten von Holzschlössern kennen gelernt, bei
denen bereits Eisen zur Verwendung kam; bei beiden ist der Schlüssel und
bei einem sind auch die Sperrstiften aus Eisen ; sie können deshalb als Über-
gang von dem Holz- zu dem Eisenschloß betrachtet werden. Wenn man
hiernach urteilen darf, so scheint die Umgestaltung und der Wechsel des
Materials ein allmählicher gewesen zu sein.
Die Konstruktion des eisernen Schiebeschlosses bleibt im Princip die-
selbe wie beim Holzschloß, die Bestandteile ändern sich nur insoweit, als sie
des Materiales wegen dünner und leichter werden, und daß die Öffnungen für
472 ß'ö Funde.
die Sperrstiften in den Riegeln, die frülier nur in dieselben eingeklinkt waren,
jetzt bei Allen ganz durchgreifen. Auch erfahrt die Handhabung in Bezug
auf die Führung des Schlüssels eine Abänderung, da derselbe nicht mehr
seitlich in den Kasten und den Riegel, sondern wie bei den zuletzt be-
sprochenen Holzschlössern winkelrecht eingeführt und dementsprechend be-
wegt wird. Zugleich verschwindet der vorgebaute Kasten, das Eingericht
wird an ein Schloßblech angeheftet (Textfigur 75, Nr. 6 — 13), mit diesem in
die Thür eingestemmt und durch eiserne Nägel oder Bronzestiften, an die
manchmal reich verzierte Köpfe angegossen sind (Tafel XXXXV, Nr. 12 — 19
und Textfigur 76, Nr. 49—56), befestigt. Diese Schloßnägel wurden, wenn
sie aus Eisen bestanden, durch die Thür geschlagen und auf der Rückseite
derselben umgebogen und vernietet; die ebenfalls zum Durchstecken be-
stimmten Nägel aus Bronze haben meist an ihrem Ende eine Ose, durch
welche anstatt der Vernietung ein Stift gesteckt wurde, wodurch das Schloß
mit der Thür ebenso fest verbunden war. Letztere Befestigungsart hatte den
Vorteil, daß man zum Zwecke einer Reparatur das Schloß leicht abnehmen
konnte, wie dies heute bei unseren mit Holzschrauben befestigten Schlössern
geschieht. Der Bronzeuagel mit Ose erfüllte denselben Zweck wie unsere
moderne Schraube.
Das Schloßblech (Schlüsselschild) und seine Anbringung bleibt in
derselben Weise beim Schiebe- wie beim Drehschloß bestehen (Tafel XXXXV,
Nr. 10—11) und hat selbst bis zur Gegenwart kaum eine Umänderung er-
fahren. Nr. 10 ist aus Eisen und gehört zu einem Schiebeschloß; das fast
in der Mitte sitzende winkelförmige Loch dient zur Einführung des Schlüssels,
der daneben links eingehauene Schlitz ist für die Schlempe. Nr. 11 zeigt ein
verziertes Schloßblech aus Bronze in getriebener Arbeit mit dem bekannten
Schlüsselloch von einem Drehschloß. Darstellungen ähnlicher Schlüsselbleche
finden sich öfters auf antiken Reliefs; zum Vergleich habe ich auf Text-
figur 75, Nr. 76 — 77, zwei davon wiedergegeben^'^''). An Nr. 76 sieht man die
Einteilung einer antiken Thür, die Thürringe (Klopfer), sowie am linken
Thürflügel die Schlempe. Nr. 77 stellt, abgesehen vom Schloßblech, gleich-
zeitig eine römische Truhe dar, wie wir sie uns in einfacherer Form auch
an der Saalburg als im Gebrauch befindlich denken können.
Einige interessante Beispiele, die den Übergang von dem Holzschloß
zum eisernen zeigen, geben Nr. 1 — 5 und 6—10 der Textfigur 75. Zur Öffnung
und Schließung des ersten dieser wohl von einem Kästchen herrührenden
Schlößchen sind wie bei dem einfachen Holzschloß (Textfigur 73, Nr. 30)
noch beide Hände nötig; der Schlüssel, der hier I-förmig gestaltet ist, hat zwei
Zähne (Textfigur 75, Nr. 5) und ist nur zum Heben; an dem Riegel (Nr. 2
und 3) ist ein besonderer, etwas geschweifter Ansatz angebracht, der zum
Schieben des Riegels diente.
»•»») Beide Reliefs befinden sicli unter Nr. 863 und 1123 im Königlichen Museum
zu Berlin.
cXX
Die Schlösser und ihr Zubehör.
473
: : 13.
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-
[
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43. 44. 45 46. 47- 48. 49.
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50-
51.
5ä.
53.
54-
55.
56.
BiSi KSSJ iWr »>■"[ Slf «M WfJ
Fig. 75. (Nr. 1—39 u. 70—75 : '/<, Nr. 40—69 : V«, Nr- 76 u. 77 : ca. Vw der nat. Größe.)
474 I)ie Funde.
Einen weiteren Schritt nach vorwärts läßt das andere Schloß (Nr. 6 — 10)
erkennen; es gleicht in seiner Handhabung dem schon beschriebenen kom-
binierten Holzschloß mit Eisenschlüsscl (Textfigur 74, Nr. 7).
Der eiserne Schlüssel mit drei einfachen Zinken hat noch ganz die
Form des Holzschlüssels (Textfigur 75, Nr. 10 und 16), ist aber dem Matcriale
entsprechend dünner gearbeitet; er wird, wie die Rekonstruktion zeigt, von
vorne durch einen im Schloß befindlichen länglichen Schlitz (Nr. 6 und 7),
der die Höhe und Breite des Schlüsselbartes hat, in das Innere des Schlosses
und ohne weitere Umdrehung in den Schubriegel zur Hebung der Bolzen
und zum Schieben des Riegels eingeführt. Bei diesem Schlüssel war es aber
möglich, durch einen Nachschlüssel (clavis adultera) die dicht vor dem Schlitz
liegenden Stifte zu heben. Dies wurde vermieden durch die Versetzung des
Schlüssellochs und den vervollkommneten Schiebeschlüssel, der in großer
Menge überall gefunden wird. Sein Bart sitzt winkelrecht am Stiele, so daß
man die seitlich neben dem Schlüsselloch ruhenden Stifte damit fassen konnte.
Hierzu mußte allerdings der Schlüssel so gedreht werden, daß der Bart
parallel mit dem Riegel stand. Die Einteilung des Letzteren ist von außen
nicht mehr zu erkennen; auch zeigen sowohl Schlüssel wie Riegel eine solche
Mannigfaltigkeit, daß es nur durch Zufall möglich gewesen wäre, ein Instru-
ment herzustellen, mit dem man die Stifte heben und den Riegel bewegen
konnte. An jedem der 200 an der Saalburg gefundenen Schiebeschlüssel ist
der Bart anders eingerichtet, und da, wo die Zähne einander ähnliche Ein-
teilungen haben, sind diese wieder in Größe und Tiefe verschieden. Um
dies recht deutlich darzuthun, habe ich eine kleine Auswahl von unseren
Schlüsseln und Schloßriegeln auf den Tafeln XXXXIV und XXXXV und
der Textfigur 75 zusammengestellt (Nr. 17 — 36 und Nr. 37 — 69), letztere teils in
perspektivischer Ansicht, teils im Grundriß. Es ist erstaunlich, welche Kom-
binationen man zur Erreichung dieser Verschiedenheit anwandte; denn hier
genügte nicht allein die Zahl und Stellung der Zähne, denen man bald vier-
eckige, bald polygonale, runde und halbrunde Querschnitte gab, sondern man
stellte sie auch in verschiedener Höhe her. Alle aber verfolgten den Zweck,
nur gemeinsam in Thätigkeit zu treten, um den Riegel zu lösen; es genügte
also nicht, mit einem gebogenen Eisen einen oder den anderen Stift (drei
solcher Stifte finden sich auf Tafel XXXXV, Nr. 9) zu heben. Dies ist
dasselbe Prinzip, nach welchem sowohl unsere Schlüsselbärte ausgeschnitten,
als auch die englischen Chubbschlösser konstruiert sind. Der wesentlichste
Unterschied zwischen Chubbschloß und römischem Schiebeschloß besteht darin,
daß die den Riegel festhaltenden Sperrstifte (Zuhaltungen) bei Ersterem nicht
durch eine Feder wie bei dem römischen festgehalten werden, sondern daß
für jede Zuhaltung eine besondere Feder angebracht ist, die durch die Zähne des
Schlüssels gehoben werden. Vergl. J. Chuhh, On thc construction of locks and
keys, London 1850, worin auch auf römische Schlösser Bezug genommen ist.
Es würde zu weit führen, die einzelnen Schlüssel zu beschreiben, ich
beschränke mich daher nur auf die charakteristischsten Formen. Es scheint,
Die Schlösser und ihr Zubehör. 475
daß viele Schlüssel später in ihrer Hauptform fabrikmäßig hergestellt wurden,
daß dagegen der Schlüsselbart erst am Orte seiner Verwendung die Einteilung
erhielt. Einige Bronzeschlüssel, auf deren Bart die Gestaltung der Zähne
nur eingeritzt ist, lassen dies deuthch erkennen. In ähnlicher Weise wird noch
heute verfahren, indem unsere Drehschlüssel aus den Fabriken mit glattem
Barte geliefert werden und der Schlosser je nach Erfordernis die Nuten
einfeilt.
Der Schlüsselbart ist entweder in gleiche Teile (Textfigur 75, Nr. 21)
oder in solche von verschiedener Größe (Nr. 43) eingeteilt; außerdem giebt
es Barte, deren Zähne nochmals quer, durchschnitten sin^ (Nr. 18 und 44);
es kommen jedoch auch, wie die übrigen Nummern veranschaulichen, die
verschiedenartigsten anderen Einteilungen und Ausbildungen des Bartes vor.
Das solchen Schlüsseln und Schloßriegeln entsprechende Schloß ist in
Nr. 11—13 rekonstruiert dargestellt; während es im Mechanismus dasselbe
geblieben ist, erfuhr es in seiner Einrichtung eine Änderung, man kann
wohl sagen: eine Verbesserung in der Anbringung einer die Sperrstifte
haltenden Feder, eine Maßnahme, die nicht allein der leichteren Beweglich-
keit der Stifte zu Gute kam, die gewiß oftmals durch Rost u. dergl. gehindert
waren herabzufallen, sondern noch den weiteren Vorteil hatte, das Schloß
nun auch für bewegliche Truhen u. s. w. verwerten zu können. Bei der
älteren Konstruktion verbot sich dies von selbst, weil bei einem Umstülpen
dieser Möbel die Stifte herausgefallen wären und der Riegel dann durch
einen einfachen Haken hätte verschoben werden können. Die Feder hat,
wie uns erhaltene Vorhangschlösser lehren, meist die in Nr. 11 f angegebene
Gestalt, doch kommt auch die Spiralfeder, f bei Nr. 14 und 15, wie sie bei
den Fibeln schon in alter Zeit angebracht war, zur Anwendung. Einzelne
Federn sind auf der Tafel XXXXV (Nr. 20 und 21) dargestellt.
Eine weitere Vervollkommnung hat, wie es scheint, das metallne Schiebe-
schloß nicht mehr erfahren, was vielleicht darin begründet war, daß das
mittlerweile erfundene Drehschloß immer mehr zur Geltung kam; doch wurde
es von diesem nicht verdrängt, sondern beide Arten blieben Jahrhunderte
lang nebeneinander bestehen. Wie wir dies aus Pompeji erfahren, so wissen
wir es auch durch die Ausgrabungen am Limes, wo im dritten Jahrhundert
Holzschloß und metallnes Schiebe- und Drehschloß gleichzeitig im Gebrauche
waren. Das Schiebeschloß hat sich selbst noch über die Frankenzeit hinaus
erhalten; zwei in Königstein im Taunus gefundene Schiebeschlüssel, die, nach
der Fundstelle zu schließen, etwa aus dem 11. oder 12. Jahrhundert stammen,
machen dies wahrscheinlich. Diese Schlüssel weichen nur insofern von unseren
römischen ab, als die wenig tiefen Einschnitte ein Herausheben der Stifte
aus dem Riegel kaum zulassen dürften, wodurch diese Einrichtung nicht mehr
dieselbe Sicherheit gewährte wie das römische Schloß. Einer dieser Schlüssel,
den man für römisch halten möchte, trägt die eingeschlagene Aufschrift
CVNISSA; ich habe sie der Seltenheit wegen auf Textfigur 75, Nr. 73 — 75,
abgebildet. Alle Schlüssel dieses Schloßtypus, die wohl meistens zu Truhen ge-
476 ^i^ Funde.
hörten, sind selir klein und handlich und haben am Ende des Griffes ein Loch,
um an der Thür oder an einem SchUisselbunde angehängt werden zu können.
Ein wichtiges Zubehör zu einem bestimmten Typus des Schiebesehlosses
ist die schon oben genannte Schlempe (Überwurf), die nach Bildwerken
(Textfigur 75, Nr. 76) auch bei Thüren verwendet wurde. Ihre bekannteste
Form besteht aus einem verschiebbaren Rundeisen, das zugleich einen Riegel
bildet und in dessen Mitte (Nr. 6) oder am Ende (Nr. 70) ein Lappen mit
einer Ose angeschmiedet ist; in letztere greift der innere Riegel. Sie bildet
also in erster Linie eine momentane Zuhaltung, die außerdem noch ver-
schlossen werden Jjann, und war ihrer Größe nach meist an Thüren ange-
bracht. Im Allgemeinen hat sich die Schlempe bis auf den heutigen Tag
weder in der Form noch in der Anwendung geändert, man sieht sie jetzt
meist an Scheunenthoren ; auch die Gothik kennt solche Verschlüsse, Die
Schlempen ohne die Stange (Nr. 71 und 72) kennen wir heutzutage haupt-
sächlich als Kofferverschluß.
Wir haben im Vorstehenden eine Anzahl wirksamer Schließvorrichtungen
kennen gelernt, die ihren Höhepunkt in den zuletzt besprochenen Schiebe-
schlössern erreicht haben; die allmählich an ihre Stelle getretenen Dreh-
schlösser übertreffen diese zwar nicht an Sicherheit, aber an bequemer Hand-
habung. Über ihre Konstruktion geben uns hauptsächlich die Vorhang-
oder Vorlegschlösser (Textfigur 76) Auskunft, deren Mechanismus sich
durch das ihn umschließende Gehäuse (Kasten) weit besser als bei den in
Thüren eingelassenen Schlössern erhalten hat^^**).
Der wesentlichste Teil auch dieser Schlösser ist der Riegel; alles Übrige
diente nur zu seinem Schutze und seiner leichteren Beweglichkeit. Anstatt
der Sperrstifte, die bei den Schiebeschlössern die Hauptrolle spielten, traten
die Zuhaltungen mit Federn, welche bei den Drehschlössern allmählich
eine Verbesserung erfuhren. Das «Eingei-icht», «Gewirre» oder die «s Besatzung»,
wie die innere Einrichtung eines Schlosses genannt wird, und ebenso der
Schlüssel haben sich seit Römerzeit wenig geändert; dieser behielt sogar seine
Form durch das ganze Mittelalter hindurch und ist nach seiner Gestalt und
Konstruktion bis heute derselbe geblieben. Ich habe zum Vergleich den
modernsten aller Schlüssel, den «Chubbschlüssel» (Textfigur 76, Nr. 48) ab-
gebildet, der in Bart und Schlüsselgriff kaum von den auf derselben Text-
figur gezeichneten römischen Schlüsseln abweicht. Es ist daher unter Umständen
recht schwierig, einen römischen Drehschlüssel von einem verrosteten mittel-
alterlichen, selbst von solchen aus der Zeit der Renaissance, zu unterscheiden.
Diese Ähnlichkeit hat besonders an Römerstätten, die in bebautem Gelände
liegen, vielfach zu Irrtümern Veranlassung gegeben. Selbst DiUinger^^^) in
Wien, eine Autorität auf diesem Gebiete, war der Ansicht, daß die Dreh-
*">) Das Vorliangschloß Nr. 13—17 der Textfigur 76 habe ich bereits in der West-
deutschen Zeitschrift, Bd. IV, S. 203 und Tafel VI behandelt.
'") Vergleiche den Katalog der Sammlung von Schlüsseln und Schlössern im Be.sltze
des Herrn Andreas Dillinger.
Die Schlösser und ihr Zubehör.
477
Schlösser erst im Mittelalter erfunden seien, und hatte die in Pompeji aus-
gegrabenen Drehschlüssel für Erzeugnisse einer späteren Zeit gehalten. Auch
hier, wie bei so manchen anderen angezweifelten Gegenständen, hat die Saal-
burg Aufklärung gebracht. Die dort gefundenen Drehschlüssel und Vorliang-
schlösser, welche in Form und Einrichtung genau mit denen von Pompeji
übereinstimmen, lassen über ihre Echtheit keinen Zweifel aufkommen.
Fig. VC. (1-46 u. 48-56: V*, Nr. 47: V^o der nat. Größe.)
Die ältesten Drehschlüssel scheinen diejenigen mit einem hohlen
Schlüsselrohr zu sein, das sich um einen aus dem Schloß hervorragenden
Dorn drehte; dieser Letztere bot auch dem Unberufenen ein Hindernis für
die Annäherung an den Riegel; vergleiche Tafel XXXXIV, Nr. 13, 16 — 18,
478 ^ie Funde.
21 — 25 und 27, sowie die Hohlschlüssel der Textfigur 76. Nur Schlüssel für
derartige Schlüsser, die man «Dorn Schlösser» nennt, fanden sich in Pompeji;
sie konnten bloß für den einseitigen Verschluß dienen. Ein Zugang des
Sclilüssels von zwei Seiton war nur durch die Beseitigung des Dorns und
durch die Verlängerung des massiven Schlüsselschaftes möglich, der über den
Bart vorstand ; auch mußte der Letztere entweder ganz glatt oder durch einen
Mittelbruch gleichmäßig, wie bei unsereji jetzt gebräuchlichen Schlüsseln,
geteilt sein. Hieraus ergicbt sich, daß auch die Schlüssel mit massivem Schaft,
ungleich eingeschnittenem Barte und über denselben vorstehendem Dorn
(Textfigur 76, Nr. 31, 33 und 41) nicht ohne Weiteres für zwei Seiten be-
nutzt werden konnten; dies wäre nur bei doppeltem Eingericht mögUch ge-
wesen. Da nicht nachzuweisen ist, daß dieses wirklich angefertigt wurde, so
l)leibt es überhaupt fraglich, ob die Römer Schlösser kannten, die mit einem
und demselben Schlüssel von innen und von außen zu schließen waren.
Nach anderweitigen Nachrichten soll diese sehr wertvolle Konstruktion erst
im Anfang des 17. Jahrhunderts erfunden worden sein.
Der einfachste hierhergehörige Verschluß ist der federnde Riegel,
Textfigur 76, Nr. 18 — 20; der hinter einer verdeckten Zierplatte liegende Riegel
wird durch einen viereckigen Stift (Nr. 19 und 20) bewegt und durch die Feder
gehalten; es ist dies die an kleinen Kästchen noch jetzt vielfach angewandte
Schließvorrichtung. Eine ähnhche, aber schon verbesserte Einrichtung zeigt
das Vorhangschloß (Nr. 1 — 6), auch «Schnappschloß» genannt. Es hat einen
schießenden Schheßriegel, der von einer Feder gehalten, vorgedrückt und mit
seinem Angriff von dem sich im Schloß drehenden Schlüssel Nr. 5 gepackt
und zurückgezogen wird, dann aber nur so lange hinten bleibt, als man den
Schlüssel in dieser Stellung stecken läßt; sobald man jedoch den Schlüssel
rückwärts dreht oder herauszieht, wird die Feder frei, und der Riegel schnappt
(schießt) vor und greift in den am Bügel a (Nr. 1—4) befindlichen Schließ-
haken ein. Ahnliche Konstruktionen zeigen das Vorhangschloß (Nr. 13—17),
sowie das Kastenschloß (Nr. 7 — 12), doch haben diese bereits eine Ver-
besserung erfahren, insofern als der Riegel mit der daran befestigten Feder je
nach der Zahl der Zähne des Schlüssels verschiedene Öffnungen hat, in
welche der Schlüssel eingreift und den Riegel, der zur Zuhaltung geworden
ist, bewegt. An dem Riegel selbst ist ein Ansatz angebracht, in den die
Feder einschnappt (Nr. 8). Als besonders bemerkenswert an dem Vor-
hangschloß Nr. 13 — 17 ist ein Vexier, Nr. 17a, ähnlich unserem Zirkel-
schlüssel mit zwei Stiften, das außen am Kasten zu stellen war und bei einer
Umdrehung den Riegel festdrückte, sodaß er mit dem Schlüssel nicht mehr
bewegt werden konnte; hierzu bedurfte es vielmehr des besonderen Hilfs-
schlüssels, der an das dem Barte entgegengesetzte Ende angearbeitet ist
(Nr. 12 und 16). Diese Vorkehrung scheint sehr beliebt gewesen zu sein,
denn sie findet sich an vielen Drehschlüsseln (vergleiche Nr. 29 und 36).
Man sieht auch hieraus das Bestreben der Römer, ihre Verschlüsse recht
sicher und schwer zugängHch zu machen. Dasselbe Schloß (Nr. 13 — 17) weist
Die Schlösser und ihr Zubehör. 479
noch eine weitere Eigentümlichkeit auf, nämhch die auf der Rückseite des
Gehäuses angenietete Kette. Das Schloß war mit derselben an den Thür-
pfosten angehängt und wurde auf einen an der Thür befestigten Schließ-
haken (Schlempe) aufgesteckt und damit der Verschluß hergestellt. Man kann
dieses Schloß in der Entwicklung als ein Mittelglied zwischen dem festen,
mit der Thür verbundenen Kastenschloß und dem mit beweglichem Büa:el
versehenen Vorhangschloß betrachten. Nr. 21 — 23 zeigt ein solches, mit
einem durch Scharniere noch besonders beweglich gemachten Bügel. Abge-
sehen davon, daß solche Schlösser auch zum Schließen einer Kette verwendet
wurden, konnten sie wie die modernen dazu dienen, bei dem Verschluß mit
Überwurf und Krampe mit dem Bügel in diese Letztere einzugreifen, und
dadurch das Offnen des Überwurfs verhindern.
Das Eingericht, wie wir es bei den Vorlegschlössern kennen gelernt
haben, fand unseren Schlüsseln nach auch zweifellos bei den Kasten-
schlössern der Thüren Anwendung; doch war dabei die Möglichkeit vorhan-
den, daß, wenn das Schloß in der Weise konstruiert war, wie das Vorhang-
schloß Nr. 1 — 6 zeigt, bei dem das Eingericht nach innen frei war, der un-
verdeckte Riegel direkt gezogen werden konnte, wie an den mittelalterlichen
Schnappschlössern.
Unter den auf Tafel XXXXIV und Textfigur 76 abgebildeten Schlüsseln
befinden sich einige, die hinsichtlich ihrer Herstellung und Gestaltung unsere
Aufmerksamkeit verdienen, zunächst Nr. 35 der Textfigur 76; derselbe ge-
hörte zu einem Schloß, dessen Dorn flach und drehbar war, und erinnert an
den Schlüssel des Bramaschlosses. Nr. 37 derselben Textabbildung und Nr. 17
der Tafel XXXXIV sind aus einem Stück Eisen geschmiedete Hohlschlüssel.
Interessant ist es, die Entwicklung der Schlüsselgriffe — Ringe, Rauten oder
Raiten — z^u verfolgen ; während sich an dem Schiebeschlüssel in der Regel
nur ein einfaches Loch zum Aufhängen oder zur Befestigung an einem
Schlüsselbund befindet, erweitert sich dasselbe allmählich und wird zu einem
vollständig ausgebildeten Ringe, vergleiche die Textfiguren 75 und 76, sowie
Tafel XXXXIV. Drehschlüssel, welche sich bezüglich der Ausbildung dieses
Teiles im Übergangsstadium befinden, sind Nr. 12, 27, 34 und 36 der Text-
figur 76 ; sie haben wie der Schiebeschlüssel einen Griff mit Loch und waren
hinsichthch der Handhabung jedenfalls sehr unbequem. Auch sind viele
Schlüssel ausgegraben worden, deren reich verzierte Griffe aus Bronze ge-
gossen sind, während der Bart in den meisten Fällen aus Eisen hei'gestellt
ist, Tafel XXXXIV, Nr. 19, und Textfigur 76, Nr. 43-45. Diese Griff'e, wie
der äußerst elegant gearbeitete Bronzeschlüssel Nr. 42, sind denjenigen aus
der Renaissancezeit zum Verwechseln ähnhch. Der schöne Bronzegriff eines
Schiebeschlüssels Tafel XXXXIV, Nr. 15, der einen Hund, und der eiserne,
Textfigur 76, Nr. 46, der einen Hahn darstellt, haben wohl eine sinnbildliche
Bedeutung (Treue und Wachsamkeit).
Fingerring-Schlüssel, die Rieh als clavis clausa bezeichnet, wurden
an der Saalburg viele gefunden; eine Auswahl davon zeigen die Nr. 20 — 27
480 I>ie Funde.
der Tafel XXXXIV und Nr. 39 -40 der Textfigur 76 ; sie sind sämtlich aus
Bronze und weisen mit ihren verschieden geformten Barten auf Schlösser hin,
die sowohl dem Schiebe- wie dem Dreh System angehören. Nach Dillinger
waren Ringschlüssel in der Zeit der römischen Republik schon bekannt und
wurden von dem Ältesten der Familie als Zeichen der Autorität am Mittel-
finger getragen. In der Kaiserzeit bedienten sich die Damen solcher Ring-
schlüssel zum VerschHeßen der kleinen Schatullen, worin sie ihre Toilette-
geheimnisse verwahrten und schmückten ihre Finger damit; solche Ringe
waren, wenn sie auch den Schlüsselbund entbehrlich machten, nicht bequem,
doch müssen sie nach der Häufigkeit ihrer Auffindung sehr behebt ge-
wesen sein.
Zur Ergänzung und zum besseren Verständnis der bereits auf Seite 240
bis 241 besprochenen und auf den Tafeln XXXXIII— XXXXVI abgebildeten
Thür- und Kastenbeschläge habe ich auf den Textfiguren 73—76 je eine
Thür in verschiedenen aus dem Altertum bekannten Werk weisen mit den
nötigen Beschlägen dargestellt. Nr. 20 — 23 der Textfigur 73 zeigt eine ein-
fache Thür aus gespundeten Brettern mit Quer- und Streberiegeln in der An-
sicht und dem Quer- und Längenschnitt; der dazu gehörige Beschlag (Nr. 27:
Thürpfanne mit Dorn und Nr. 28 : Angelband) ist dort in seiner Anwendung
in größerem Maßstabe gezeichnet: vergleiche hierzu Seite 86 und 240 unter a.
Eine ähnliche Thür, von der Innenseite betrachtet (Textfigur 74, Nr. 12),
verdeutlicht den Gebrauch der so oft gefundenen Klobenbänder auf Stütz-
haken, die bei Steinbauten eingebleit waren (Seite 240 unter a). An der
nach einem antiken Relief wiedergegebenen Vierfüllungsthür (Textfigur 75,
Nr. 76) ist der Bandbeschlag nicht sichtbar, dagegen die Anbringung des
Schlosses, der Schlempe und der Thürringe. Die Thür der Textfigur 76,
Nr. 12, ist in gestemmter Ausführung gedacht, die sich auf römischen Wand-
malereien und Reliefs oft dargestellt findet; sie zeigt den Anschlag mit den
auf Seite 241 unter c beschriebenen Scharnierbänderu. Durm hat a. a. 0.
den Beschlag derselben und die Schlösser besprochen; u. A. beschreibt er
das Radschloß der antiken Bronzethür von S. Cosma e Damiano in Rom, das
unseren modernen Bascule- und Riegelschlössern ähnlich ist.
Mit dieser Zusammenstellung von Schlössern und Schloßteilen von der
Saalburg ist die Entwickelung dieses Konstruktionselementes nicht erschöpft.
Vielmehr befindet sich vom Limes wie von anderen Stellen in einzelnen
Museen noch manches weitere Stück, das nur der technischen Hand wartet,
um in seinen Teilen untersucht und wissenschaftlich wie praktisch verwertet
zu werden. Am vollkommensten waren, wie nach den Schlüsseln anzunehmen
ist, die pompejanischen Schlösser entwickelt. Alle haben aber, im Gegensatz
zu so vielen komplizierten, öfters mit großer Umständlichkeit zu öffnenden
und doch darum nicht sichereren Schlössern des Mittelalters und der Gegen-
wart die gemeinsame Eigenschaft, daß sie bei einfachster Konstruktion doch
einen sicheren Verschluß bieten. Durch ihre allmähliche Wiederaufnahme
in der Neuzeit wird ihre Zweckmäßigkeit vollauf bestätigt.
Waffen und Kleidungsstücke. 4gj
7. Zur Bewaffnung und Kleidung gehörige Gegenstände.
(Tafeln XII, XXXII, XXXYIII— XXXX, LV, LVf, LX und Textfiguren 77-79.)
Römische Kriegswaffen werden im Allgemeinen selten gefunden; dies
mag zunächst seinen Grund darin haben, daß es bei den Römern nicht wie
bei den gerraaniscben Völkern Brauch war, dem Krieger seine Waffen mit
in das Grab zu legen. Die gegenüber anderen Fundstücken geringe Aus-
beute der Limeskastelle dürfte sich vornehmHch daraus erklären lassen, daß
die Sieger in erster Linie sich die noch brauchbaren Waffen aneigneten,
während die Besiegten sicherlich bestrebt waren, wenn möglich ihre Waffen-
stücke mit sich zu nehmen. Das Grabungsgebiet der Saalburg weicht hierin von
anderen Fundplätzen etwas ab, da es uns in einem Grabe (siehe Seite 137)
ein Schwert und in einigen anderen Lanzen- und Pfeilspitzen aufbewahrt hat.
Möglicherweise hat sich hierbei germanischer Einfluß geltend gemacht, oder
die in den betreffenden Gräbern Bestatteten gehörten den Auxiliartruppen
an. Die meisten Waffenstücke sind im Kastell und in der Bürgerlichen
Niederlassung gefunden worden, und es hat sich allmähHch eine statthche
Zahl von den verschiedensten Formen angesammelt. Trotzdem muß man
sich darüber wundern, daß da, wo so viel und heiß gekämpft wurde, im Ver-
hältnis zur Zahl der Hausgeräte so wenig Waffen zum Vorschein kamen.
Zum besseren Verständnisse unserer Funde schicke ich eine kurze Be-
sprechung der Tracht und Bewaffnung des römischen Legionars der Kaiser-
zeit als des hauptsächlichsten Vertreters des römischen Heeres voraus, die
der trefflichen Abhandlung Lindenschmits^^^) über diesen Gegenstand auszugs-
weise entnommen ist. Eine weitere Veranschaulich ung bietet der auf Tafel XII
wiedergegebene Legionär in voller Ausrüstung, wie ihn Lindenschmit, gestützt
auf die Darstellungen der in den Rheinlanden gefundenen Grabsteine und
Originalfunde, in einem Modelle zusammengestellt hat. Ein solches hat auch
jetzt im Saalburgmuseum Aufstellung gefunden. Die Ausrüstung des Reiters
ersehen wir aus dem kleinen, bereits oben besprochenen Bronzerelief
(Tafel LXIII, Nr. 1). An diese Einleitung soll sich alsdann die Besprechung
der auf der Saalburg gefundenen Waffen und Waffenteile anschließen.
Das Hauptbekleidungsstück des Legionars bildet der Lederpanzer
(lorica), der bis auf die Oberschenkel reicht; eine Abart davon ist der Ketten-
panzer {Urica hamata), der unter oder über dem ersteren getragen wurde.
Unter der Lorica trägt der schwer bewaffnete Soldat die Tunica, darüber als
Mantel das Sagum oder die Paenula mit der Kapuze (cucuUus). Die Beine
sind bekleidet mit Lederhosen (hracae), die wie die Ärmel des Panzers
geschlitzt sind. Schultern und Brust werden durch lederne Kappen (humercdia),
3'2) L. Lindenschtiiit , Tracht und Bewaffnung des römischen Heeres während der
Kaiserzeit, mit besonderer Berücksichtigung der rheinischen Denkmale und Fundstücke.
Braunschweig, Fr. Vieweg und Sohn, 1882. Von der sehr umfangreichen Litteratur über
die römische Bewaffnung verweise ich auf den Abschnitt «Waffen» in den Denkmälern des
Klassischen Altertums der Griechen und Römer von Dr. A. Müller. München-Leipzig 1888.
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg. 81
482 Die Funde.
der Ilals unter dem Helme durch ein Halstuch (focale) geschützt. Unser
Modell trägt statt der sonst üblichen Halbstiefel den offenen Rieraenschuh
(caliga), weil gerade dieser bei uns so häufig gefunden wurde.
Die Ausrüstung setzte sich zusammen aus Verteidigungs- und An-
griffswaffen; zu den ersteren gehören: Helm, Schild und Panzer nebst dem
schurzartigeu Anhängsel an dem Gürtel.
Der Helm (rassis) war gewöhnlich aus Bronze gearbeitet und oft sehr
reich mit figürlichen Darstellungen verziert; daneben kommt aber auch die
beschlagene Lederkappe (galea) und der Eisenhelm vor. Jener bestand im
Einzelnen aus der Haube, dem aufrechten Stirnschilde, dem Kamme (crista),
dem Nackenschilde, den im Scharnieren beweglichen Wangenbändern und
dem diese verbindenden Kinnsiücke.
Der Schild (sciitum) zeigte entweder die rechteckige hohle (wie auf
Tafel XII) oder auch die kleine ovale Form (siehe den Reiter Tafel LXHI,
Nr. 1). Er bestand aus Holz, das mit Kalbsfell überzogen und an den
Kanten und Ecken mit Metall beschlagen war. Die auf der Innenseite an-
gebrachte eiserne Handhabe (ansa) wurde durch den vorspringenden ge-
wölbten Buckel (umho) geschützt. An Stelle dieser konnte der Schild
auch an zwei im Innern der Wölbung befestigten ledernen Riemen ge-
führt werden.
Von den Angriffs wafFen war das Schwert (gladius) die wichtigste. Die
übliche Form desselben ist das breite, zweischneidige Kurzschwert; neben
diesem kommt auch das I^angschwert vor, das wohl gelegentlich auch von
dem Legionär getragen wurde, vor Allem aber die Wafife der Reiterei war.
Das Schwert trug man entweder an einem von der linken Schulter herab-
hängenden Bandeliere (balteus) oder auch an dem mit einer Schnalle zu-
sammengehaltenen Gürtel (cingulum) auf der rechten Seite. Seine Scheide
(vagina) bestand meist aus vergänglichem Materiale (Holz oder Leder) mit
Metallbeschlägen; seine Spitze schützte das Ortband, das einen selbständigen
Teil der Scheide oder auch mit der Vorderseite zusammen ein Stück bildete.
Der Schwertgriff hatte meist einen runden Knopf und ist gewöhnlich aus
Holz oder Hörn hergestellt und vielleicht zum Teile mit Leder umschnürt
gewesen.
Der Dolch (pngio), der ebenfalls mit zur vollständigen Ausrüstung ge-
hörte, hing auf der linken Seite stets am Gürtel; seine Form war derjenigen
des Schwertes im Allgemeinen ähnlich, weicht aber manchmal auch davon
ab und hat die bekannte Schilf blattforra; seine Scheide war der des Schwertes
entsprechend. Außerdem gab es auch noch, ähnlich unseren modernen, ganz
spitze Dolche.
Der Gürtel, gewöhnlich mit Metallblech beschlagen, trug in der Mitte
mehrere herabhängende, mit bronzenen Beschlägen besetzte Lederstreifen,
die den Lenden zum Schutze dienten, aber doch mehr zum Paradeanzug zu
gehören scheinen. Auch zwei, ja selbst drei Gürtel (wobei der dritte die
Tunika umschloß) kommen, für jede Waffe gesondert, übereinander vor.
Waffen und Kleidungsstücke. 483
Als Wurfgeschoß diente das Pilum, eine Art Nationalwaffe der Römer,
über die schon manches Wort geschrieben wurde. Sie bestand aus einer
langen, mit einer Spitze versehenen Stange, die an einem Holzschafte auf
verschiedene Weise befestigt war. Auch am unteren Ende befand sich eine
Spitze, die es ermöglichte, die Waffe in die Erde zu stecken. Man kann ein
leichtes und ein schweres Pilum unterscheiden.
Als der älteste Speer gilt die Lanze (hasta), welche hauptsächlich für
die Leichtbewaffneten bestimmt war, die deren gewöhnlich zwei trugen. Sie
besteht aus der Spitze (cuspis), dem meist aus Escheuholz bestehenden Schafte
(hastile) und dem Kolbenende (spindum).
Die Bewaffnung des Bogenschützen war ähnlich wie die des Legionars;
er trug den Bogen (arcus) und den Pfeil (sagitta), welch letzterer aus Spitze
und Schaft bestand. Die Bewaffnung der Reiterei ist ebenfalls aus den Grab-
steinen erkenntlich und von Lindenschmit beschrieben. Im Allgemeinen trug
der Reiter dieselben Stücke wie der Legionär, seine Hauptwaffe war die
Reiterlanze (contus). Sporen sind an den Stiefeln der auf Denkmälern dar-
gestellten Vertreter dieser Waffengattung nicht zu sehen; dagegen sind
Sättel und reich beschlagenes Riemenzeug auf jenen wahrnehmbar. Über die
Tracht und die Waffen der übrigen Gattungen, wie der Bogenschützen,
Fahnenträger und Musiker, von deren eigentümlicher Ausrüstung — teils
ihrer Kostbarkeit, teils ihrer Vergänglichkeit wegen — nur dürftige Reste
erhalten sind, geben fast ausschließlich die römischen Reliefdarstellungen der
mit allen ihren Auszeichnungen und Paradestücken geschmückten Soldaten
genauen Aufschluß.
Man hat versucht, Unterschiede zwischen Kriegs- und Jagdwafifen zu
machen, doch dürfte es sehr schwierig sein, hier eine genaue Trennung vor-
zunehmen. Ob vorrömische Waffen, wie die auf der Tafel XXXII abgebil-
deten Steinbeile, noch von den Römern als solche weiter benutzt sind, scheint
mir wenig glaublich, man hat sie eher zu anderen, vielleicht sehr profanen
häuslichen Zwecken verwandt.
Gestützt auf diese Vorbemerkungen gebe ich im Folgenden eine Zu-
sammenstellung unserer Fundstücke an Waffen und an Kriegsgeräten:
Von Bekleidungsstücken ist selbstverständlich kaum etwas auf uns
gekommen ; dagegen lehrt uns das kleine Bronzerelief eines Reiters die Tracht
dieser Waffengattung kennen. Unter dem wenigen Erhaltenen ist vor Allem
die Hälfte eines Leder warn ses mit ausgeschnittenem Ärmelloch erwähnens-
wert, das, schon zur Röraerzeit stark geflickt, im Schachtbrunnen Nr. 18 ge-
funden wurde; ebendort wurde auch ein Stückchen Wollstoff hervorgezogen.
Mehrere nach zwei Seiten verschlungene Ringe sind anscheinend Teile eines
Kettenpanzers. Von Schuhwerk sind sehr viele Stücke in unseren Besitz
gekommen, die unter «Leder- und Schuhwerk» im nächsten Kapitel besprochen
werden.
Von Ausrüstungsstücken ist ein leider sehr verbogener Helm mit
breitem Rande aus dem Spitzgraben an der Forta decumana zu nennen,
31»
484
Die Funde.
der einer mittelalterlichen Sturmhaube ähnlich sieht; ein Bruchstück siehe
außerdem auf Tafel XXXX, Nr. 21. Von Bron/^ehelmen sind nur die Rand-
stücke Tafel LX, Nr. 4 und 5, und von einem Lederhelme die beiden Kämme
auf derselben Tafel Nr. 2 und 3 erbalteq, die kreuzweise übereinander an-
gebracht waren (vergleiche Tafel XII). Auch die als Nr. J, la und Ib auf
der Tafel LX zur Abbildung gelangten Fundstücke werden zu einem Leder-
helme gehört haben^^^).
Von Schilden besitzen wir nur den eisernen Buckel (Tafel XXXX, Nr. 20)
nebst einigen Bruchstücken und eiserne Griffe (auf derselben Tafel Nr. 2 u. 3).
Von den verschiedenartigsten Bronzebeschlägen und Bruchstücken mögen
manche zu Schild beschlagen gehört haben.
Fig. 77. Augrillswiifreii. (',>» der iial. (jioüe.)
Das gewöhnliche Schwert ist in einem Exemplar auf der Textfigur 77
in Nr. 3 vertreten. Es hat eine Gesamtlänge von 55 cm und eine Breite
von 4 cm; der Übergang von dem Blatte zu der 7 cm laugen Angel ist ein
allmählicher. Anders ist dieser Übergang bei einem besonders wertvollen
zweischneidigen Kurzsch werte (Tafel XXXIX, Nr. 1); die 5 cm breite Schneide
ist 40 cm lang und mit einer 19 cm langen dünnen Angel versehen. Das
3'») Lindetischmit (Bd. II, Heft I, Taf. 7, Nr. 8, 8a und 8b) hat diesen Gegenstand
abgebildet und erklärt ihn irriger Weise für einen Sporn.
Waffen und Kleidungsstücke. 485
Wichtigste daran ist ein hakenförmiger Ausatz unweit der Spitze, der zum
Herabziehen des Reiters oder als Widerhaken gedient haben soll. Es ist
meines Wissens das einzige Vorkommen eines Hakenschwertes, für das wir
aber bis heute noch keine befriedigende Erklärung haben. Man denkt dabei
unwillkürlich an die dem Perseus und Merkur eigentümliche Waffe (hamus)
die wir auf pompejanischen Wandgemälden dargestellt finden. Ein ähnliches
Schwert sieht man auf einem Altare zu Lyon^^*), der daran erinnert, daß
drei Monate vor dem Tode des Antoninus das Opfer der Taurobolien gebracht
worden ist. Hierdurch wird man auch auf die Annahme einer Verwendung
bei religiösen Kulten hingewiesen. Es ist im Jahre 1872 in einem Grabe ge-
funden worden (siehe Seite 137 und Tafel XXIII, Fig. 1) und lag nach Nord-
ost gerichtet diagonal unter einem großen viereckigen Saudsteine (a); dabei
fanden sich eine Silbermünze der Sabina und eine der Julia Maesa. Beim
Langenlonsheimer Forsthause wurde ein Grab aus der La-Täne-Zeit auf-
gedeckt, das ebenfalls ein breites, langes Eisenschwert enthielt, welches «von
einem großen Steine belastet» war^^^). Es wäre also wohl möglich, daß auch
unser Schwert vielleicht nicht einem Römer, sondern einem germanischen
Söldner angehört hat.
Die gewöhnliche Form des Dolches ersehen wir aus Nr. 5 der Text-
figur 77; die schilf blattförmige Khnge ist auffallend breit, geschweift und
nach unten spitz, die Angel sehr dünn und lang. Die Gesamtlänge beträgt
42 cm. Dieselbe Form findet sich bei Liudensckmü a. a. 0. Tafel XI, Nr. 11,
von Heddernheim ; dieses Exemplar ist noch mit einem Reste des Griffes
versehen. Ein sehr schönes Stichblatt aus Bronze zeigt Tafel LVI,Nr. 1.
Daneben kommen aber auch bei uns andere Dolche vor und zwar in einer
Form, die sehr an mittelalterliche und moderne Dolche erinnert (Tafel XXXIX,
Nr. 2 — 4). Alle sind lang, dünn, sehr spitz und an vier Seiten abgeschliffen,
sodaß sie viereckigen Querschnitt haben. Zu diesen oder ähnlichen im Kastell
gefundenen Waffen gehören jedenfalls die kleinen eisernen Ortbänder
Tafel XXXX, Nr. 16, 17 und 19 und diejenigen Nr. 9 (von Bronze) und 10
(von Eisen) der Textfigur 78. Als Griffe könnten etwa die auf der Tafel LX
in Nr. 7, 9, 10 und 12 gezeichneten Gegenstände gedient haben, von denen
die drei ersten aus Bronze und Nr. 12 aus Hörn hergestellt ist.
Von den vergänglichen Teilen der Schwert- und Dolchscheiden hat
sich selbst in den Brunnen nichts gefunden, dagegen sind desto mehr von
unvergänglichen in und vor dem Kastell ausgegraben worden. Das Ortband
ist in verschiedenen Variationen vertreten; auf der Tafel LV sind in Nr. 5 — 7
drei Stück aus Bronze in der bekannten Form des Schildes (jJeUa) dargestellt
und auf Textfigur 78 eines aus Eisen (Nr. 7) und zwei aus Hörn (Nr. 5 u. 6);
diese letzteren, die unten gerade abgeschlossen sind, werden überall häufig
8") Abbildung bei F. Duruy (Hertzberg), Geschichte des römischen Kaiserreichs,
Leipzig 1886, II. S. 519.
äi5) Siehe von Cohausen, Grabhügel an der unteren Nahe und dem Hunsrücken, in
den Nassauer Annalen, 1877.
486
Die Funde.
angetroffen und wurden wolil fa])rikinftßig angefertigt. Auch Nr. 11 und 12
scheinen ähnliche Beschläge zu sein, während bei Nr. 8 der beiden runden
Knöpfe wegen der Zweifel besteht, ob es nicht der Schuh für das hölzerne
Bein eines Kastens gewesen sei. Die Abart des Scheidenbeschlages, bei
welchem das Ortband mit dem Beschläge aus einem Stücke besteht, wird
Fig. 78. Schwert und Dolchscheidenbeschläge. (»/» der nat. Größe.)
durch die Zeichnungen auf Tafel LVI, Nr. 3—5, und den neuerdings gefun-
denen durchbrochenen Beschlag Nr. 3 der Textfigur 78 veranschaulicht. Die
Verzierung ist eine äußerst gefällige und zeigt die bekannten Muster.^^^) Der
untere Abschluß hat wieder die Schildform; von diesem sind noch zwei
weitere Stücke in Nr. 2 der Tafel LVI und Nr. 4 der Textfigur 78 hinzu-
gefügt. Alle diese Bronzebeschläge sind ebenfalls weit verbreitete Handels-
316) Vergl. Lindenschmit, Alterthümer unserer lieidnischen Vorzeit, Bd. II, Heft 4,
Taf. 3, Nr. 5, 9 und 10.
WaflFen und. Kleidungsstücke. 4g 7
Produkte, die sich überall vorfinden. Ein schönes Exemplar als Beispiel für
die weite Verbreitung solcher Schwertscheideubeschläge hat Professor Schumacher
im Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift, VIII, S. 139, veröffent-
licht^^^), bei welchem an Stelle des durchbrochenen Ornaments der Name des
Fabrikanten steht.
Zu den Scheidenbeschlägen sind auch jene Gegenstände aus Eisen oder
Bronze zu rechnen, welche zur Führung des Gürtels dienten ; solche sind die
Beschläge aus Bronze mit verzierter Endigung Tafel LVII, Nr. 14 und Text-
figur 78, Nr. 2, sowie der eiserne Nr. 1; aus dem letzteren kleineren ergiebt
sich zwischen den Nieten eine Breite von 3,5 cm, aus dem größeren eine
solche von 5 cm; diese Maße dürften der Breite des Gürtels entsprechen.
Gerade von dieser Sorte sind mehrere gefunden.
Von Gürtelschnallen, -Beschlägen und Zierscheiben geben die Text-
figuren 79 und 83, sowie Tafel LIV Proben, ebenso wie von mancherlei Be-
schlägen, die allerdings ebensogut auch zu Pferdegeschirren und Ähnlichem
gehört haben können. Die Bronzen Tafel LVI, Nr. 7 — 10 und Nr. 4 der Text-
figur 79 dienten wohl eher zur Befestigung von Riemenbeschlägen bei der Be-
waffnung des Legionars. Dieselbe Tafel enthält in Nr. 11 und 12 und Tafel LIII
in Nr. 10 die End Verzierungen der Lederriemen an dem schurzartigen Gürtel-
gehänge. Auch von den auf den Tafeln LH und LIII vereinigten Knöpfen
und verzierten Bronzebeschlägen mögen mehrere zu den Ausrüstungsstücken
der Soldaten gehört haben; ebenso die auf Textfigur 79 in Nr. 1 und 2 zur
Darstellung gelaugten Bronzen, die von Berufsmusikern für Trompetenmund-
stücke erklärt werden.
Einer besonderen Beachtung scheinen mir die Beschlagstücke wert zu
sein, welche auf Tafel LIX in Nr. 8 und auf der Textfigur 79 als Nr. 18
und 19 abgebildet sind. Sie haben bei verschiedener Behandlung des deko-
rativen Beiwerks als Hauptglied eine cylindrische Röhre gemeinsam, die auf
der dem Zieransatze entgegengesetzten Seite genau in der Achse der durch-
brochenen Verzierung einen aufgesägten Spalt zeigt, der zur Aufnahme eines
Bandes gedient haben wird. Bei einem Versuche, den Gegenstand praktisch
zu verwenden, ergab sich als einzig wahrscheinliche Möglichkeit, das Ende
eines in seiner Breite der I^änge der Röhre entsprechenden Bandes in der
Weise darin zu befestigen, daß man das Bandende höchstens bis zur Stärke
des lichten Querschnitts aufrollt, vernäht oder einsäumt und nun das der
Stärke des Sägeschnittes entsprechende Band seitlich in die Röhre einführt
3") Der betreffende Scheidenbeschlag von Bronze ist 1889 in Friedberg gefunden
worden und befindet sich jetzt im Museum zu Darmstadt; vergl. Großherzoglich Hessisches
Museum, die archäologischen Sammlungen, Darmstadt 1897, Seite 65. Er trägt die aus-
gesägte Inschrift: Aquis Hel(veticis) Gemellianus f(ecit) — «In Aquae Helveticae (Baden an
der Limmat, im Schweizer Kanton Aargau) hat Gemellianus (die Scheide) gemacht». Von
den übrigen 8 von Schumacher mitgeteilten Schwertscheidebeschlägen zeigen 2 ebenfalls
den vollen Namen desselben Fabrikanten, die anderen 6 Bruchstücke desselben. Sie sind
an weit von einander gelegenen Orten gefunden worden.
488
Die Funde.
und zwar derart, daß das Band alsdann in die Verlängerung der Achsenlinie
des ßesclilages zu liegen oder zu hängen koniuit. Auf die Bestimmung,
aufgehängt zu werden, deutet an Nr. 8 der Tafel IjIX das im oberen Ende
angebrachte Loch, welchem an Nr. 18 der Textfigur 79 die 3 runden Ring-
ösen, die eine dreifache Befestigung nach oben erlauben, und au Nr. 19 der
Fig. 79. Schnallen, Besätze und Beschläge. ('/» der nat. Größe.)
ausgesägte Bügel entsprechen. Da der eingeschnittene Spalt kaum mehr als
einen Millimeter breit ist, ist man versucht, nicht an Leder, also einen Riemen,
sondern eher an Hanfgespinst zu denken. Unter allen Umständen muß man
jedoch daran festhalten, daß nur ein vergänglicher Stoff in Betracht kommt,
da in den Spalten der zahlreichen seither zum Vorschein gekommenen gleich-
artigen Gegenstände niemals der Rest etwa eines Metallstreifens angetroffen
wurde. Es verdient auch erwähnt zu werden, daß die beiden Exemplare
Nr. 18 und 19 der Textfigur 79 zusammen (am 19. Mai 1886) in einem
Brunnen gefunden wurden, und daß auch ein Paar Nr. 19 gleicher Exem-
Waffen und Kleidungsstücke. 489
plare im Kastell Alteburg bei Heftrich neben einander vorkamen. An diesen
beträgt die Länge der Röhre (also einst auch die Breite des zugehörigen
Bandes) 4^2 cm. In welcher Weise nun die genannten Gegenstände zur Ver-
wendung gelangten, ob sie der Tracht und Bewaffnung zugehören, oder
etwa nur Zierrat waren, will ich hier dahingestellt sein lassen und beschränke
mich auf die Angabe der technischen Verwendbarkeit.
Von dem so seltenen Pilum besitzen wir einige Exemplare. Über die
Form dieser Waffe hat man sich lange gestritten, doch ist diese Frage
dank den Untersuchungen Lindenschmits^^^) ihrer Lösung näher gebracht
worden; freilich bestehen immer noch Zweifel, wie bei allen Gegenständen,
deren einer Teil, weil aus vergänglichem Materiale bestehend, verschwunden
ist. Die vielen Darstellungen auf den Denkmälern und selbst auch die
neuerdings hinzugekommenen Reliefs des Tropaeums von Adam Klissi in der
Dobrudscha, das viele Anhaltspunkte für Tracht und Bewaffnung giebt^^''),
sind nicht im Stande, alle Angaben in der Litteratur mit den thatsächlichen
Funden in Einklang zu bringen.
Das Pilum besteht aus einer langen, mit einer Spitze versehenen dünnen
Eisenstange, dem Schafte und der Bodenspitze. Seine Gesamtlänge soll bis
2 m betragen haben. Die von der Saalburg finden sich auf Tafel XXXIX,
Nr. 5, 6, 7 und 13, und auf Textfigur 77, Nr. 1 und 2. Die beiden letzteren
sind erst kürzlich gefunden, wohl erhalten und etwa 65 — 70 cm lang; sie
unterscheiden sich nur durch die Befestigungsart. Nr. 1 hat eine Angel,
muß also in einem ziemlich starken Holze gesessen haben und durch einen
starken Ring (Zwinge) zusammengehalten worden sein, während Nr. 2 in eine
konische Tülle mit verhältnismäßig großem Durchmesser ausläuft, also eben-
falls in einem dicken, oben zugespitzten Schafte gesteckt haben muß. Ein in
der Tülle vorhandenes Loch zeigt uns, daß die Klinge mit einem Stifte in
dem Schafte befestigt war. Die beiden abgebildeten Bruchstücke von Pilum-
klingen (Tafel XXXIX , Nr, 5 und 7) sind etwas massiver. Besonders inter-
essant ist Nr. 13 der Tafel wegen seiner Kürze (20 cm) und seiner vier-
kantigen Tülle; daß deshalb der Schaft viereckigen Querschnitt hatte, kann
nicht behauptet werden; vielleicht war nur der in der Tülle steckende Teil
vierkantig angespitzt, um ein Drehen zu vermeiden und eine bessere Be-
festigung zu ermöglichen. Bei Nr. 40 der Textfigur erscheint die Pilumspitze
fast zu einer Pfeilspitze zusammengeschrumpft.
Nicht alle Pila an der Saalburg dürften jedoch, obgleich ihre Spitzen
aus gutem Eisen oder von Stahl waren, den von den Schriftstellern gestellten
Anforderungen genügt haben ; sie scheinen zu leicht, um nach der Vorschrift
Schild und Panzer durchdringen zu können. Nur die Waffe Textfigur 77,
Nr. 2, die nach ihrer Tülle auf einen starken Holzschaft schließen läßt,
könnte der Vorschrift entsprechen. Eine Rekonstruktion giebt Tafel XH.
*'8) Eine eingehende Besprechung giebt auch Oberstlieutenant Dahm in den Bonner
Jahrbüchern, 1895, S. 226 ff", unter dem Titel: «Das Pilum».
ä'ä) Gr. Tocilescu, Das Monument von Adam Klissi (Tropäum Trajani), Wien 1895.
490 Die Funde.
Von Bodenspitzen geben die Nummern 8 — 15 auf Tafel XX XX und Nr. 27
und 28 der Textfigur 77 (mit rundem und viercekigem Querschnitt) Proben.
Solche Hülsen haben, wie die Darstellungen von Pilen ebenso wie die der
Signa auf Grabsteinen manclnnal zeigen, einen seitlichen Ansatz, vermutUeh
zum Darauftreten beim Einstecken in die Erde. Etwas Ahnliches muß auch
die kreuzförmige Spitze Nr. 4 der Textfigur 77 bedeuten. Wir haben heute
ähnliche Armierungen an den Spitzen von Meßstäben, teils zum Auftreten,
teils zum Auffangen des Ringes der Meßkette, die auf diese Weise auch
weiter transportiert wird. Im Kastell Feldberg sind zwei Stücke zusammen
gefunden worden. Eigenartig sind die drei großen schweren Spitzen mit ab-
geplatteter Endigung, Tafel XXXX, Nr. 4 bis 6 (Nr. G mit ringförmiger
Schwellung in der Mitte), von denen nicht feststeht, ob sie eine untere oder
eine obere Spitze vorstellen; mau hat sie unter Anderem auch als Beschläge
für die Spitzen der Lagerzelte erklärt.
In ganz hervorragend beträchtlicher Zahl, mit 477 Stück, sind Lanzen-
und Pfeilspitzen vertreten, von denen die meisten im Gebiete der Bürger-
lichen Niederlassung zutage gefördert wurden. Beide Arten von Waffen sind
oft schwer auseinanderzuhalten, wie denn auch eine sichere Bestimmung für
jede einzelne Spitze, ob sie dem Speere oder der Reiterlanze etc. angehört
hat, überhaupt kaum möglich sein wird. Im Allgemeinen sind wohl die
kleinsten als Pfeilspitzen anzusehen.
Von der großen Auswahl auf den Tafeln XXXVIIl und XXXIX und
auf der Textfigur 77 nehme ich in der Besprechung die 57 cm lange und
20 cm breite Spitze Tafel XXXVIIl, Nr. 26, vorweg, die in der Praetentura
am 5. Juni 1875 gefunden wurde. Man hat sie früher mit der Begründung,
daß sie zu groß und zu schwer sei, um mit der Hand geschleudert zu werden,
als Katapultenpfeil erklärt und glaubte in ihr einen mit xp^^to? bezeichneten
«drei Fuß langen Pfeil mit zweihandbreiter Spitze» zu sehen. Neuerdings
wurden solche auch anderwärts gefunden ^^") und als Pflugscharen erklärt,
vergl. Seite 447; ob diese Erklärung aber der Wirklichkeit entspricht, muß
dahingestellt bleiben.
Von den übrigen Spitzen fallen besonders zwei ins Auge: Tafel XXXVIIl
Nr. 10 und 25. Die Erstere scheint eine Kombination von Pilum und Lanzen-
spitze darzustellen, die nur durch zwei kleine, seitlich ausgeschmiedete Lappen
angedeutet wird; auch diese Waffe hat eine Tülle mit Nagelloch. Die zweite
hat zu beiden Seiten noch zwei Spitzen und sieht aus wie ein Dreizack; ihre
Bedeutung bleibt vorläufig fraglich. Doch scheint es nach dem von Wecker-
ling (Die römische Abteilung des Paulus-Museums der Stadt Worms, Worms
ä") Im Juni 1896 wurde ein solches, aber etwas schwächeres Gerät nebst vielen
anderen Eisensachen zu Groß-Bieberau im Odenwald in den Trümmern eines römischen
Hauses gefunden und gelangte in den Besitz des Großherzoglichen Museums zu Darmstadt.
Es wird im II. Bande der «Quartalsblätter des Historischen Vereins für das Großherzogtum
Hessen» veröffentlicht werden. Seine Länge beträgt 0,52 m, seine größte Breite 0,19 m
und entspricht in der Form genau unserem Exemplare.
Waffen und Kleidungsstücke. 491
1885) auf Tafel IV, Nr. 5 abgebildeten Exemplare eines Vexillum nicht aus-
geschlossen zu sein, daß auch unser Stück zu einem solchen gehört haben
kann. Der Fahnenträger hätte in diesem Beschläge der Fahnenstange zu-
gleich eine, seinem persönlichen Schutze dienende Waffe mit sich geführt.
Bekannt sind Dreizacke als Waffe des Retiarüis, eines nach dem ihm eigen-
tümlichen Netze benannten Gladiators; er kämpfte mit einer Dreizacklanze
(tridens), wie aus verschiedenen Abbildungen zu ersehen ist. Eine solche
Gabel fand man auch in Osterburken [von Sanoey und Hettner, Der ober-
germanisch-rätische Limes des Römerreiches, Tafel VII, Nr. 59), und viel-
leicht ist in dem abgebrochenen eisernen Dreizacke (Tafel XXXXVI, Nr. 24)
etwas Ähnliches zu sehen. Wie ein solches Instrument, das im Heere nicht
gebräuchlich war, an den Limes kommt, läßt sich nicht vermuten, doch ist
es bekannt, daß man in den Kastellen Raum und Zeit für allerlei Spiele und
Wettkämpfe hatte.
Ohne auf die Einzelheiten einzugehen, haben wir bei unseren Spitzen etwa
vier verschiedene Gruppen zu unterscheiden. Zunächst die gewöhnlichen, fast
rautenförmigen und verhältnismäßig breiten Lanzenspitzen (Tafel XXXVIII,
Nr. 1, 5, 20—24; Textfigur 77, Nr. 16—23), unter denen Nr. 19 der Text-
figur eine Länge von 30 cm hat; eine scharf ausgeprägte Rippe ist allein
bei Nr. 6 bemerkbar; bei den kleinen Spitzen Nr. 21 — 23 ist die Tülle auf
eine besondere Art ausgeschmiedet und oben nicht geschlossen. Nr. 4 der
Tafel hat eine bis in die Spitze gehende Tülle, ähnlich wie Nr. 10, und
gleicht vorrömischen Bronzelanzenspitzen; nach Lindenschmit, Tafel XI, Nr. 17,
gehörten solche zu einer leichteren Eisenlanze, wie sie auf den Grabsteinen
vorkommt. Ob Nr. 8 eine Waffe ist, ist zweifelhaft. Eine weitere, sehr zahl-
reich vertretene Gruppe bilden die schlanken und gefälligen lanzettförmigen
Spitzen, die einen mittleren Grat haben und nach beiden Seiten scharf ge-
schhffen sind^^i), vergleiche Tafel XXXVIII, Nr. 2, 16 und 19 und Text-
figur 77, Nr. 7 — 14; ihr Querschnitt ist mandel- oder auch rautenförmig.
Dieselbe Form haben die fränkischen Lanzen. Bei Nr. 16 auf Tafel XXXVIII
sind, jedenfalls als Verzierung, drei Bronzeringe um die Tülle gelegt. Einen
ganz anderen Charakter tragen Lanzenspitzen mit viereckigem Querschnitt,
die eine sehr scharfe Endigung haben ;^^^) vergleiche Tafel XXXIX, Nr. 8, 9,
12, 21—28 und Textfigur 77, Nr. 30—38; die kleineren unter diesen fast
nadeiförmigen sind vielleicht Pfeilspitzen. Daß die Römer auch den gefähr-
lichen dreieckigen Querschnitt, wie ihn unsere heutigen Bajonette haben,
kannten, zeigt Nr. 10 der Tafel; auch Lindenschmit kennt ein solches Exem-
plar von Mainz und glaubt, es gehöre vielleicht zu den von Vegetiiis be-
schriebenen leichten Wurflanzen, die mit den Namen vericidum und verutum
bezeichnet wurden. Die Spitzen Tafel XXXIX, Nr. 11, 18 und Textfigur 77,
**') Eine ähnliche Lanzenspitze (30 cm lang) lag im Liraesgräbchen am neugefundenen
Grenzhügel bei der Lochraühle und zwar zwischen einer Steinsetzung nach Norden orientiert.
822) P]ine Anzahl solcher von verschiedenen Fundorten findet sich bei Lindenschmit
(Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit) im 1. Bd., Heft 11, Taf. 4.
492 ^ic Funde.
Nr. 37 haben keine Tüllen, sondern waren in den Lanzenschaft eingesteckt.
Zu der letzten Gruppe der Pfeilspitzen gcliören außerdem noch Nr. 41 der
Textfigur 77 (mit Widerhaken), die vielleicht das abgebrochene Ende des be-
kannten, mit Blei beschwerten Murtioharhulns ist, und die gefahrlichen drei-
kantigen Spitzen Textfigur 77, Nr. 42 und Tafel XXXIX, Nr. 29-31, die alle
mittelst eines Domes im Pfeilschafte befestigt waren. Dagegen haben wieder
die kurzen, dicken und stumpfen Spitzen, die mit mittelalterlichen Spitzen
von Armbrustbolzen Ähnlichkeit haben, eine regelrechte Tülle; ihr Querschnitt
ist viereckig (Tafel XXXIX, Nr. 17 und 19).
Daß das zu den Lanzen- und Pfeilspitzen verwendete Eisen ein sehr
gutes und teilweise sogar gestählt war, beweist der LTmstand, daß die Römer
solche nachträglich zu Werkzeugen verwandt haben. Das Saalburg Museum
besitzt eine Lanze, deren Spitze zu einem Meißel (Lochbeutel) umgeändert ist
(vergl. Seite 208 und Textfigur 28, Nr. 12).
8. Leder und Schuhwerk.
(Tafel LXXX und Textfigur 80.)
Schon bei der Besprechung der Brunnen und ihres Inhaltes ist auf die
interessanten Funde von Leder und Schuhwerk, sowie auf deren große Zahl
und Mannigfaltigkeit hingewiesen worden. Das so seltene und gut erhaltene
Material, welches, abgesehen von Mainz, nur noch an wenigen Orten und
sehr vereinzelt vorkam ^^^), verdient deshalb hier eine eingehendere Würdigung.
Das Gerben der Tierhäute ist eine uralte Fertigkeit und wurde anfäng-
lich für die Bedürfnisse des einzelnen Haushaltes innerhalb desselben betrieben,
wie noch jetzt bei den wilden Völkern, die ein Tierfell so zuzubereiten ver-
stehen, daß es schmiegsam und haltbar bleibt; doch wurde die Gerberei schon
im frühen Altertum als besonderes Gewerbe ausgeübt, und die fertige Ware
bildete einen ausgedehnten Handelsartikel. Auf den ägyptischen Wand-
malereien finden wir die Verrichtungen bei der Lederzubereituug schon so
dargestellt, wie sie heute noch vielfach üblich sind. Die Römer, welche die
Kunst des Gerbens von den älteren Kulturvölkern übernommen haben,
brachten dieses Gewerbe auf eine sehr hohe Stufe, wie uns gerade unsere
Saalburgfunde veranschaulichen, sodaß das römische Leder in Bezug auf
Qualität und Haltbarkeit jetzt kaum übertroffen sein dürfte. Nach Blümner ^■*)
kannte man im Altertum vier Arten der Lederzubereitung: Die Loh- oder
Rotgerberei, bei welcher man sich der gerbstoff haltigen Vegetabilien bedient,
die Alaun- oder Weißgerberei, welche Alaun und Kochsalz erfordert, die
Sämisch- oder Ölgerberei, welche Fette verlangt, und endlich die Pergament-
"3) Marquardt, Das Privatleben der Römer, S. 571, Anm. 1, und Lindenschmit,
Bd. IV, Taf. 37.
8'*) Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern,
Bd. I, S. 254-267.
Leder und Schuhwerk. 493
gerberei. Die Letztere kommt liier nicht in Betracht, da Pergamentreste bei
uns nicht gefunden wurden; dagegen ist es wahrscheinhch, daß wir Leder-
teile, die nach den drei ersten Verfahren gegerbt sind, besitzen. Der technische
Leiter der Lederfabrik der Gebrüder Hausmann in Homburg, Herr Martino,
dem ich einige Notizen über unsere Lederfande verdanke, hat nach dem
Riß, der Faser und den Narben derselben folgende Sorten festgestellt: Rinds-
leder, Kalbleder, Schafleder, Ziegenleder, Wildleder (Hirsch oder Reh) und
Esel- oder Maultierleder. Das Edikt des Kaisers Diokletian führt die Felle der
vorgenannten Tiere mit Ausnahme derjenigen von Eseln und Maultieren als
Handelsware an.
Unser Rindsleder (corium), zweifellos mit Lohe^^^) gegerbt, ist fest
und spröde und diente vornehmlich zur Herstellung von Sohlen; doch kommt
es nicht in der heutigen Dicke des Sohlleders vor, was darin begründet sein
mag, daß die Römer das zum Durch gerben schwerer Felle, wie Ochsen-,
Kuh- und Roßhäute, nötige mehrmalige Versetzen nicht gekannt haben. Die
Sohlen der stark benagelten römischen Schabe (Textfigur 80, Nr. 11) waren
zwar fast so dick als die unsrigen, sind aber durch Aufeinanderkleben und
Nageln von drei bis vier dünnen Lederschichten in der gewünschten Stärke
hergestellt worden. Auch das Oberleder der meisten Schuhe ist auf diese Weise
durch Verdoppelung der Lederstücke kräftiger und widerstandsfähiger gemacht.
Der dazu verwandte Klebestoff muß ein ganz vorzüglicher gewesen sein ; denn
obwohl diese Überreste etwa achtzehnhundert Jahre im Wasser lagen,
sitzen die einzelnen Schichten noch so fest aufeinander, daß man kaum eine
Fuge erkennt. Es gewinnt den Anschein, als hätte man die einzelnen Blätter
durch starken Druck zusammengepreßt und so das Leder in verschiedenen
Stärken in den Handel gebracht.
Das Ziegen led er ist sehr weich und dehnbar und gleicht in seiner
Feinheit unserem Saffian, zeigt auch öfters durch Stanzen oder Pressen her-
gestellte Verzierungen und hat für feines Schuhwerk und sonstige Leder-
arbeiten gedient; wir besitzen ein größeres Bruchstück, das da men brettartig
gemustert ist. Nach seiner bis heute noch beibehaltenen Geschmeidigkeit zu
urteilen, wird es wohl diejenige Ledersorte sein, welche die Römer mit aluta
bezeichnet haben.
Nach der Ansicht des Herrn Martino hat das aus dem Brunnen stammende
römische Leder zu seiner Fabrikation dieselben Operationen durchlaufen, die
heute noch üblich sind, nämlich das Reinmachen der Felle, das Garmachen
— das eigentliche Gerben — und die Zurichtung nebst dem Glätten.
Die Frage, ob Leder an der Saalburg selbst fabrikmäßig hergestellt
wurde, ist wohl zu verneinen, da einesteils Gerberwerkzeuge nicht zu Tage
kamen, andernteils auch die dazu unentbehrlichen Gruben zum Garmachen
fehlen; wohl mögen dort Häute von Haustieren und Wild, wenn auch in
ä") Man verwandte im Altertum außer den Rinden von Eichen, Kiefern, Erlen etc.
auch Galläpfel und Eicheln, ebenso den jetzt wieder beliebten Gerbstoff des Sumach-
strauches (Ehus coriara).
494 Die Funde.
priniitivem Betrieb, enthaart worden sein, aber doch nur insoweit, als man
derartiger Produkte zum Schutze gegen die Kälte für den Körper und für
Zelte, Wohn- und Schlafräume bedurfte; auch können sie, wie heute noch
im hohen Norden als Thür- und Fensterverschluß gedient haben. Man kann
wohl annehmen, daß das an der Saalburg verbrauchte Leder ein Import-
Artikel war und aus größeren Fabriken bezogen wurde, auf die sich auch
die Stempel und Marken (Seite 350 und Tafel LXXX, Nr. 10 und 13) be-
ziehen. ^^*^)
Anders verhält es sich mit der Verarbeitung des Leders. Daß diese
sicherlich in den meisten Fällen an der Saalburg selbst geschehen sein wird,
geht sowohl aus den dort gefundenen Werkzeugen, als auch aus dem Be-
dürfnis hervor, Leute an Ort und Stelle zur Verfügung zu haben, die Schuhe
machen und flicken konnten. Hier wird auch u. A. an Ökonomie-Hand-
werker des Heeres zu denken sein. Ferner bedurfte man außer Schustern
noch anderer Lederarbeiter, der Sattler, zur Herstellung von Zaum- und
Sattelzeug, von Wagengeschirr, von Schilden, Helmen, Gürteln und Panzern.
Abbildungen von Schuhmacherwerkstätten kennen wir von antiken Wand-
malereien ^^^); sie zeigen im Wesentlichen nicht nur dieselben Einrichtungen
und Werkzeuge wie heute, sondern auch den Schuhmacher selbst in seiner
Werkstätte bei der Arbeit. Das interessante Grabrelief eines römischen
Schusters, C. Julius Helius, enthält im Giebelfelde Schuhzeug^^^). Diese Dar-
stellungen waren in Verbindung mit schriftlichen Nachrichten und den ge-
fundenen Werkzeugen bisher die einzigen Mittel, über das römische Schuh-
macherhandwerk eine Vorstellung zu gewinnen. Die Form des Schuhes
kannten wir allein aus mehreren Statuen, aus besonders prachtvollen Stücken
von Kaiserdenkmälern und einigen Werken der Kleinkunst, wie z. B. aus
mehreren Fibeln und Amulettenkästchen in Schuhform. Bis zum Jahre 1889
war, wie ich mich selbst überzeugte, weder in Herkulanum noch in Pompeji
Schuhwerk gefunden worden. Abgesehen von den in Moorgegenden im Anfang
dieses Jahrhunderts gemachten Schuhfunden^^^) hat uns erst der 1857 in Mainz
erhobene Gesamtfund von Schuhzeug eine Kenntnis der Schuhtechnik ge-
brachte^"). Lindenschmit rechnete diesen Fund «zu den anziehendsten und
merkwürdigsten Entdeckungen des Rheinlandes». Anschließend an jenen
und nach jeder Richtung hin ergänzend haben die Saalburgbrunnen von
1884 — 1896 weiteres Material geliefert, das nicht allein die Zahl des er-
haltenen römischen Schuhwerks vermehrt, sondern auch Aufschluß über bis-
her nicht gekannte römische Arten von Schuhen und über deren Herstellungs-
82«) Auch Lindenschmit teilt auf Tafel 46 des IV. Bandes zwei Stempel mit, die eich
auf Lederstücken befinden und die Namen der Gerber bezeichnen; desgleichen J. Becker
unter den Mainzer Inschriften S. 115.
»") Otto Jahn, Abh. der Kgl. Sachs. Ges. d. Wissensch. 1867—1868.
828) Zeitschrift für bildende Kunst, Neue Folge, 1890.
3W) 0. Jahn, Abh. d. Kgl. Sachs. Ges. d. Wissensch. 1868, S. 275.
880) Lindenschmit, Bd. IV, Taf. 37.
Leder und Schuhwerk. 495
weise giebt. Lindenschmit hat im vierten Bande seiner «Alterthümer der heid-
nischen Vorzeit» die Mainzer Funde beschrieben und Abbildungen dazu ge-
geben. H. Blümner hat das antike Schuhwerk mit Angabe der bezüglichen
Litteratur ausführlich behandelt, und neuerdings hat Professor Frauherger ein
Prachtwerk über denselben Gegenstand veröffentlicht^^ ^). Ich nehme daher
von einer allgemeinen Ausführung Abstand und beschränke mich lediglich
darauf, die Schuhfunde der Saalburg zu beschreiben und einen Hinweis auf
die zur Lederverarbeitung erforderlichen Werkzeuge zu geben.
Letztere sind zerstreut auf verschiedenen Tafeln und Textfiguren abge-
bildet; sie gleichen denjenigen auf antiken Reliefs, wie auch den in Pompeji
gefundenen, und weichen von den jetzt gebräuchlichen wenig ab ; ja einzelne
davon sind fast dieselben geblieben, so die Hämmer (Tafel XXXHI, Nr. 10
und Textfigur 29, Nr. 22), ferner die Messer (Tafel XXXVH, Nr. 13, 15
und 27), die Pfriemen (Tafel XXXIV, Nr. 14—15) und die Ahlen (Text-
figur 71, Nr. 13 — 14). Die Ahle Nr. 13 hat eine Rille zum Einlegen des
Fadens oder Pechdrahts. Auch haben sich größere und kleinere Nadeln aus
Bronze, Eisen und Hörn gefanden, die man dem Schuh macherwerkzeug
zuzählen kann (Tafel XXXXVIII, Nr. 10 und Textfigur 71, Nr. 15-16).
Ein besonders seltenes, 24 cm langes Gerät ist die als Nr. 17 der Text-
figur 71 gezeichnete Reibahle; sie ist in der Mitte zur Handhabung ausgebaucht
und hat an jedem Ende eine Vorrichtung mit Schneide zum Vorzeichnen
und Einritzen von Linien, um genaue und sichere Richtungen für das Säumen
und Einfassen von Kanten an Schuh- und sonstigem Lederwerk zu geben,
wie an dem Lederbecher Textfigur 80, Nr. 12, erkennbar ist. Auch diente
dieses Instrument zum Einritzen von Zierlinien, wie sie die Sandale
Tafel LXXX, Nr. 6, schmücken; der Bronzegegenstand Textfigur 71, Nr. 8,
hat vielleicht einen ähnlichen Zweck gehabt. Auch zum Punzen und Auszacken
von Ledersachen sind Werkzeuge vorhanden; Nr. 3 der Tafel LXVII, Nr. 21
der Textfigur 71 und der fast wie ein Ortband aussehende Gegenstand aus
Bronze (Textfigur 71, Nr. 8), mit einer Tülle für einen Holzstiel versehen,
mögen ähnliche Werkzeuge gewesen sein; doch kann ich dafür keine be-
stimmten Analogien anführen. Auf Steine, wie sie die Schuhmacher zum
Klopfen, Glätten und Polieren des Leders benutzen konnten, ist schon bei der
Besprechung der prähistorischen Steingeräte hingewiesen worden (Seite 412).
Das Saalburg-Museum zählt, abgesehen von den vielen Bruchstücken, jetzt
etwa 100 Gegenstände aus Leder: Sandalen, Pantoffeln, Schuhe (für Männer,
Frauen und besonders für Kinder) und sonstige Ledersachen. Alle Schuhe
sind abgenutzt und viele auf dem Ballen durchgetreten, wodurch sie erkennen
lassen, daß sie, als ferner unbrauchbar, weggeworfen waren. Auch muß er-
wähnt werden, daß keine neue Ware und niemals ein Paar zusammenge-
höriger Schuhe gefunden wurde.
'äi) Heinrich Frauberger, Antike und frühmittelalterliche Fußbekleidungen aus
AchmimPanopolis, Düsseldorf 1896.
496
Die Funde.
Unsere Sandalen (sandaliinn, solea, crcpida), die als die einfachste Fuß-
bekleidung anzunehmen sind, und die von Arm und Reich getragen wurden,
zeigen eine große Mannigfaltigkeit in der Form und Technik; sie wurden in
Fig. 80. Lederarbeiten, vornehmlich Schuhe. (Etwa V« der uat. Größe.)
Gemeinschaft mit anderem Schuhwerk gefunden, woraus geschlossen werden
darf, daß sie gleichzeitig in der Mode waren. Die Sandalen, die sich wenig
für unser Klima eigneten, sind wohl nur im Hause als Pantoffeln zur Ver-
wendung gekommen; eine Ausnahme hiervon macht die Holzsandale
Tafel LXXX, Nr. 5, 5a. Dieselbe ist 26 cm lang, hat einen 6 cm hohen
Leder und Schuhwerk. 497
Absatz und am Ballen einen Stollen, der durch die nach innen gemachte
Einklinkung im Grundriß zwei Dreiecke bildet (Nr. 5); an der Sohle sind
seitlich infolge der Aushöhlung zwei Vorsprünge entstanden. An den Seiten
waren zur Aufnahme der Riemen fünf Löcher schräg durchgebohrt. Am be-
kanntesten ist diese Form als der Kothurn des Schauspielers. Da jedoch
auf der Saalburg hiervon kaum die Rede sein kann, wurden sie vielleicht
für den Verkehr auf der Straße getragen; in Ober-Italien ist diese ebenfalls
mit hohen Absätzen versehene Fußbekleidung, jedoch in etwas eleganterer
Form, heute noch allgemein im Gebrauch und ist auch in Deutschland,
besonders aber in Frankreich, noch sehr üblich. Bich beschreibt ähnliche
Holzsandalen für die mit Feldarbeit beschäftigten Sklaven und nennt sie
sculponeae^'^^).
Die Ledersandalen bestehen aus der Sohle, dem Riemenhalter, dem
Riemen, der Schleife und der oftmals reich ausgestatteten Zierscheibe;
Beispiele siehe auf Textfigur 80, Nr. 1, und Tafel LXXX, Nr. 6 und 13.
Alle Sandalen haben die gemeinsame Eigentümlichkeit, daß zwischen der
Sohle, . die, wie schon oben bemerkt, aus verschiedenen Lederschichten besteht,
der Riemenhalter hindurch geht; auch sind sie meist einballig, d. h. für
jeden Fuß besonders angefertigt. Vorne sind sie abgerundet und manchmal
genau nach der Zehenstellung geschnitten. Das schönste und eleganteste
Exemplar einer römischen Sandale von der Saalburg veranschaulicht Nr. 6 der
Tafel LXXX. Ihr Riemenhalter besteht aus einem Stück Leder, das über
dem Spann sehr breit ist und dessen vorderer schmaler Teil zwischen den
Zehen hindurchgeht. Auf der Sohle ist er durch eine Schlaufe befestigt,
sodaß der Schuh weiterer Riemen nicht bedurfte. Der Riemenhalter selbst
ist gestanzt und mit Goldpressung, die sich teilweise gut erhalten hat, reich
dekoriert; auf der Mitte der Zierscheibe war der gelbe Topas Nr. 1 der
Tafel LXVI in vergoldeter Bronzefassung aufgesetzt.
Von Schuhen besitzen wir außer den Pantoffeln verschiedene Arten,
die sich einteilen lassen in offene, aus einem Stück Leder gefertigte (car-
batina) und in geschlossene Schuhe (calceus). Die Ersteren wurden an der
Saalburg am meisten gefunden und zwar in verschiedenen Maßen, vergleiche
Tafel LXXX, Nr. 7, 9 und 11 und Textfigur 80, Nr. 4—8; man wird diese
nächst den Sandalen zu der ältesten Fußbekleidung rechnen können. Im
Altertum trugen besonders die Landleute solche einfache Schuhe; auch heute
werden sie noch, aus einem Stück angefertigt, von italienischen Bauern ge-
tragen. Fast genau so ist auch der heutige rumänische und bulgarische
Schuh, von denen der Erstere aus Schafleder gemacht ist und den Namen
832) Neuerdingä sind für das Antiquarium des Berliner Museums zwei interessante
Bronzebeschläge von Holzsohlen aus Eretria erworben worden. Es sind Bronzeplatten,
genau in der Form der Sohle, mit aufgebogenem Rande, an welchem Stifte zur Verbindung
mit der Holzsohle befestigt sind. Um den Rand auf der unteren Seite laufen viele zacken-
artige Stollen. Merkwürdig ist, daß diese Sohlen auf dem Ballen, also da, wo auch die
Fußsohle sich bewegt, ein Scharnier haben.
Jacobl, Das Römerkastell Saalburg. 32
498 ßje Funde.
opinca führt. Form und Ilerstelluiig jener römischen sind aus Nr. 7, 9
und 11 der Tafel LXXX und Nr. 4 — 8 der Textfigur 80 zu erkennen; auch
diese Schuhe sind meist für jeden Fuß besonders zugeschnitten und haben
nur eine Naht am hinteren Teile der Kappe, die entweder durch feine Leder-
riemchen oder mit einem vergänglichen Material — wahrscheinlich Hanf-
fäden — hergestellt war. Das Leder dieser Schuhe (Textfigur 80, Nr. 4 und
6 — 8), meist Ziegenleder, besteht ebenfalls aus zwei aufeinander geklebten
Stücken. An den in die Höhe gebogenen Rändern sind Ohren [ansa crcpida)
zum Durchziehen der Riemen {amcntnm) ausgeschnitten, die über den Spann
(Fußreihen) kreuzweise gezogen und am unteren Teile des Beins über einem
Strumpfe gebunden wurden. Die Füße sind im nordischen Klima des Limes-
gebietes ebensowenig unbekleidet geblieben wie in den Donauländern , wo
man noch jetzt die Füße ebenfalls in Lappen, meist von ganz gewöhn-
lichem Stoffe, einwickelt. Die Zahl der Schnürlöcher (Augen) ist auf jeder
Seite des Schuhes gleich. Die Sohle ist manchmal durch Einlagen beson-
ders verstärkt.
Nach demselben Prinzipe, ebenfalls aus einem Stück, sind die Schuhe
Nr. 7 und 1 1 der Tafel LXXX, sowie Nr. 5 der Textfigur 80 gemacht, doch
zeigen sie hinsichtlich der Ohren eine Abweichung. Diese sind schmäler und
länger, so daß sie sich erst auf dem Reihen (Spann) schließen; man bedurfte
hierzu eines kürzeren Riemens. Ein besonders reich gearbeiteter Schuh dieser
Art, der sich durch seine geschmackvollen Verzierungen auszeichnet, ist in
Nr. 7 der Tafel LXXX dargestellt ^^ 3)
Die Kinderschuhe Nr. 5 der Texlfigur 80 und Nr. 11 der Tafel LXXX
sind von den sonstigen im Museum befindlichen Exemplaren wegen ihrer
vollendeten Arbeit besonders hervorzuheben. Die Schnürschuhe bilden den
Übergang zu der nächsten Gruppe.
Schuhe und Halbstiefel [calceus und calceolns), wie sie heute kaum
eleganter hergestellt werden, geben Nr. 2 und 3 der Textfigur 80 wieder;
sie sind über Leisten ^^*) {forma calcei oder crepida), die auf antiken Dar-
stellungen so oft vorkommen, hergestellt. Im Gegensatz zu den Sandalen
und den vorgenannten Carbatinen bedecken sie vollständig den Fuß. Nr. 2^^^)
gleicht genau unseren modernen Schnürschuhen, an Nr. 3 ist Schuh und
Riemen aus einem Stück geschnitten; interessant ist auch der noch an dem
ää») Solches Schuhwerk war auch im Norden gebräuchlich, wie die in den Mooren
von Ostfriesland gemachten Funde beweisen. Der jetzt im Museum zu Hannover befind-
liche, ebenfalls aus einem Stück Leder gefertigte Schuh ist wie der unsrige reich verziert
und zeigt durchbrochene Arbeit; vergleiche Lindenschmit, II. Bd., VII. Heft, Taf. V, Nr. 1.
'") Auf einer in Trier gefundenen Grabeiste erblickt man, in Relief gearbeitet, einen
Leisten mit einem Hammer, einer ascia und einer Feile, die wohl das Werkzeug eines
J^eistenfabrikanten darstellen sollen; vergleiche Westd. Zeitschr. 1889, Museographie S. 274
und Tafel 15, Nr. 2.
*3*) Diesen Schuh hat S. Kgl. Hoheit Prinz Heinrich von Preußen am 14. Oktober
1893 selbst in der Tiefe des Brunnens Nr. 40 ausgegraben; siehe Seite 167.
Leder und Schuhwerk. 499
oberen Ende des Riemens befindliche Knoten. Bich hat ähnUches Schuh-
werk nach antiken Gemälden angeführt.
Eine andere Sorte von Schuhen ohne Bänder, die nach den zahlreich
vorhandenen Bruchstücken an der Saalburg viel getragen worden sein müssen,
bilden die auf Tafel LXXX, Nr. 8 und 10 zur Darstellung gelangten. Das Ober-
leder, das zwischen zwei Lagen der Sohle festgenäht war, erhob sich nur
wenige Centimeter über dieselbe; der den Fuß bedeckende Teil bestand aus
einem vergänglichen Stoffe, wahrscheinlich einem Leinengewebe; Wollenstoff
wäre wohl, wie andere Funde beweisen, erhalten geblieben; die Nadellöcher
an den Lederkanten sind überall vorhanden. Vermutlich sind auch Schuhe,
die in ihren oberen Teilen ganz aus vergänglichen Stoffen bestanden, getragen
worden; mehrere Ledersohlen, wie Nr. 12 der Tafel LXXX, deuten darauf
hin. Mich giebt eine Abbildung von einem Nr. 10 ähnlichen Schuh und be-
zeichnet ihn als Pantoffel [soccns). Nr. 9 der Textfigur 80 stellt einen Pan-
toffel von heute noch üblicher Form dar. Von den kräftigen Militärschuhen,
die Lindenschmit i-pero» nennt, wurden nur Sohlen gefunden (Tafel LXXX,
Nr. 14, und Textfigur 80, Nr. 11); sie sind stark benagelt wie die modernen
Soldatenschuhe. Fußabdrücke von derartigen Sohlen auf Ziegelplatten der
Saalburg beweisen auch ihre Echtheit. Auch Holznägel wurden zur Herstellung
der Sohlen verwendet und befinden sich noch jetzt in dem Leder, Die
eisernen Nägel haben spitze Köpfe, die aus Holz, die sogenannten Pinnägel,
sind stiftenartig und ohne Kopf.
Um die Füße noch besonders vor Nässe zu bewahren, verstärkte man
auch im Altertum die Ledersohlen, indem man zwischen die eigentliche Sohle
und die Brandsohle anstatt der gewöhnlichen Ledereinlagen Sohlen aus Flecht-
werk^^*'), Kork oder Holz einlegte. Von den beiden Letzteren wurden
außer mehreren Bruchstücken auch eine gut erhaltene Korksohle von sehr
eleganter Form im Brunnen Nr. 29 gefunden (vergleiche Seite 164). Bemerkens-
wert ist hierbei das Vorkommen eines eisernen Eissporns, der am Ab-
sätze der Schuhe angebunden war und den Zweck hatte, bei Vereisung der
Wege den Fußgänger vor dem Ausgleiten zu bewahren. Ahnliche Vorrich-
tungen sind in gebirgigen Gegenden heute noch üblich.
Von den übrigen, wohl vorzugsweise zur Ausrüstung der Soldaten ge-
bräuchlichen Ledersachen führe ich einen Trinkbecher in Form eines
Schiffchens an; siehe Textfigur 80, Nr. 12; sein oberer Rand war eingefaßt,
was an den noch ringsum vorhandenen Stichen zu erkennen ist. Außer den
schon oben angeführten gestanzten Lederstücken sind noch solche mit durch-
brochenen Verzierungen (Tafel LXXX, Nr. 15 und Textfigur 80, Nr. 13)
zum Vorschein gekommen, die wohl zumeist als Reste von Bekleidungsstücken
oder von Pferdegeschirr gelten dürfen.
Schließlich sei noch der 1,15 m lange und 0,60 m breite Rest von
einem geflickten Lederwams erwähnt (vergleiche Seite 162 und 483); über
336) Im Nationalmuseum zu Neapel wird eine in Pompeji gefundene innere Schuh-
sohle aus geflochtenen Hanfteilchen aufbewahrt, die so zusammengesetzt sind, daß sie
genau die Form eines Fußes bilden.
32*
500 Die Funde.
die durchlöcherten Stellen desselben sind Lappen genäht und die Kanten
sowie der Halsausschnitt mit schmalen Lederstreifchcn eingefaßt.
9. Schmucksachen.
(Tafeln XXXXVIU-UV, LXVI, LXVIII, LXIX, LXXII und Textfiguien 81-85.)
Zu allen Zeiten und auf jeder Kulturstufe suchte sich der Mensch zu
schmücken, anfänglich nur am eigenen Körper durch Bemalung (Tättowieren)
oder durch gewaltsame Veränderung der Form einzelner Körperteile. Diese
Schmückung ist heute eigentlich nur noch bei wilden Völkerstämmen im
Gebrauch, während sich bei den Kulturvölkern nur die Durchbohrung
der Ohrläppchen für Ohrringe erlialten hat. Das Kopfhaar mit Federn zu
verzieren, ist nur beim weiblichen Geschlecht noch üblich und mit einzelnen
Abwechslungen immer noch modern. Schmuck aus Metall und Edelsteinen
ist seit den ältesten Zeiten beliebt; in erster Linie war es die Bronze, dann
vorzugsweise Gold und Silber, aus denen er hergestellt wurde; Eisen war
selten, doch fanden Blei und Zinn, wenn auch oft nur in zweiter Linie als
Überzug, Verwendung. Auch andere Stoffe, wie Bernstein, Gagat und Glas-
fluß, waren mehr oder weniger beliebt. Am häufigsten war Bronze im Ge-
brauch und zwar nicht allein in der sogenannten Bronzezeit, in der dieses
Metall schon mit großer Geschicklichkeit zu Schmuckgegenständen aller Art
verarbeitet wurde, sondern auch noch später zur Römerzeit. Es war in Er-
mangelung von Gold der geeignetste und wahrscheinlich auch billigste Ersatz
für dieses, der ihm in frischem, d. h. nicht ox3^diertem Zustande auch an
Farbe ähnelte, und dem man durch Überzug mit Edelmetallen oder Email-
lierung und Einfügung wertvoller Steine und Glaspasten einen höheren Reiz
verlieh. Gerade durch die Freude an Schmuck und Farbe hat es das Alter-
tum in der Herstellung von Schmucksachen schon früh zu ganz hervor-
ragenden Leistungen gebracht, indem es Muster schuf, die mit einer zweck-
entsprechenden und praktischen Form höchste Vollendung in der Technik
vereinigten; es ist daher sehr bedauerlich, daß man heute die antiken Muster
nicht öfter nachahmt. Nicht ohne Verwunderung betrachten wir diese form-
vollendeten Gebilde aus prähistorischer, hellenischer und römischer Zeit und
der aus dieser hervorgegangenen Epoche der Völkerwanderung, Zeitabschnitten,
die ja in einzelneu Zweigen der Kulturentwickelung im Verhältnis zur Jetzt-
zeit weit zurückstanden, aber Schmucksachen hinterlassen haben, deren
vollkommene technische Ausführung für uns in einzelnen Erscheinungen noch
heute ein Rätsel bleibt. Die Kunstfertigkeit der Römer lernen wir selbst in
den im Allgemeinen nüchternen Verhältnissen der Grenzfestungen kennen
und wir dürfen sagen, daß speziell von Schmucksachen auf der Saalburg eine
große Menge an den Tag gekommen ist; es muß dabei gleich erwähnt werden,
daß sich nichts darunter gefunden hat, was für die nachrömische Zeit charak-
teristisch wäre. Es sind ja meist wieder die landläufigen Handelsartikel,
Schmucksachen. 501
welchen wir überall im röiiiischeu Oecupationsgebiete begegnen, und zwar
von der einfachsten bis zur reichsten Ausführung, ein Zeichen, daß auch hier
die jeweilige Mode ihre Herrschaft auszuüben und bescheidenen wie ver-
wöhnten Ansprüchen Rechnung zu tragen wußte. Specialstudien würden
hier eine ganze Genealogie feststellen können, die sich vom Ende des ersten
bis in die zweite Hälfte des dritten Jalirhunderts erstreckt.
In diesem Abschnitte sollen Knöpfe, Fibeln, Schnallen, Halsringe mit
Ketten, Ohrringe, Armringe, Fingerringe, Gemmen und Emailarbeiten be-
sprochen werden. Das Material ist fast ausschließlich Bronze; Gold und
Silber sind äußerst selten, und andere Stoffe dienen nur zur Verzierung.
Zunächst einige Worte über das Material: Die Bronze gehört bezüg-
lich ihrer Herstellung und Verwendung bereits dem höchsten Altertume an,
denn wir finden sie selbst in den ältesten assyrischen Denkmälern. Genaue
Untersuchungen über ihre Herkunft sind im Gange; ihre Zusammensetzung
zeigt ungewöhnliche Mannigfaltigkeit. Bei Stücken aus Asien bestehen z. B.
100 Teile Bronze aus folgenden Einzelsubstanzen:
9ö,6 Kupfer, 3,4 Arsen;
93.1 » 6,8 Zinn;
77.2 » . 12,0 Zink, 7,1 Blei, 2,9 Zinn;
99,8 » 0,2 Schwefel;
75,0 » 21,9 Zinn, 2,8 Blei.
Die klassische Bronze enthält 90 Teile Kupfer und 10 Teile Zinn^^^).
Die Untersuchung eines stark oxydierten römischen Metalls von Heddernheim
durch Herrn Dr. 0])ificius ergab folgendes Resultat, dessen Mitteilung ich dem
Konservator des Frankfurter Historischen Museums, Herrn Cornül, verdanke:
71,86^'o Kupfer,
10,220/0 Zinn,
10,07 «/o Blei,
0,80 7o Eisen,
6,90^/0 Kohlensäure, Hydratwasser, Sauerstoff, sowie
geringe Spuren von Gold und Silber.
Auch bei unseren Bronzen variieren die Bestandteile erheblich, sodaß
die Gegenstände von den im Erdboden enthaltenen Säuren auch in ver-
schiedener Weise angegriffen wurden. Wir besitzen Stücke von schlechtem,
weichem und starkverwittertem Metall, das jetzt hellgrün erscheint, aber auch
solche, die mit jener bekannten glänzenden, blau-grünen Patina überzogen
sind, wie sie uns vor Allem von vorrömischen Fundstücken bekannt ist.
Bronzen aus Brunnen sind liäufig überhaupt nicht oxydiert und zeigen noch
ihr ursprüngliches, goldglänzendes Aussehen. Die schlechte graue Bronze
eines Bruchstücks enthielt 70 Teile Kupfer, 9 Teile Zinn und 21 Teile Blei.
Aus besonderen Gründen waren einzelne Fibeln, vielleicht um eine bessere
Haltbarkeit zu erzielen, mit einem weiß erscheinenden Überzug versehen, der
8S7) Siehe Globus, Bd. LX, Nr. 13, Jahrgang 1891, nach Untersuchungen Virehotcs.
502 I^'ö Funde.
aus 76 Teilen Kupfer, 7 Teilen Zinn, 16 Teilen Blei und l Teil Zink und
Eisen besteht; wir sprechen dann von «Weißmetall», das auch nocli später
bei den Franken vorkommt. Bemerkenswert ist, daß fast alle Gegenstände aus
dem letztgenannten Material eine eigenartige Form haben und auf einen
gemeinsamen Ursprung hinweisen; ich komme bei der formellen Behandlung
derselben darauf zu spreclien.
1. KnöpfC) Nadeln, Fibelu nnd Schnallen.
Den Zweck, zwei Teile eines Gewandes zusammenzufassen und nach
Belieben wieder lösen zu können, vermögen wir auf sehr verschiedene Art zu
erreichen, indem wir sie zusammenbinden, -schnüren, -knöpfen, -haken und
-schnallen. Einen Teil der zu diesem Zweck gebräuchlichen, aus vergäng-
lichen Stoffen bestehenden Hilfsmittel kennen wir nur aus antiken Bildwerken.
Es ergiebt sich daraus im Allgemeinen, daß die Alten nicht soviel geschneidert
und genäht haben wie wir, sondern daß bei ihnen mehr als jetzt der Brauch
bestand, den Stoff in der Form, wie er vom Webstuhl kam, überzuwerfen
oder durch Umschnürung anzulegen. Der Grund hierzu mag in dem Um-
stand gelegen haben, daß die Kleidungsstücke durch Walken gereinigt wurden,
wobei angenähte Knöpfe und faltenreiche Nähte hinderlich und der Be-
schädigung ausgesetzt gewesen wären. Die anderen Verbindungsmittel, aus
Metall und Bein gefertigt, sind uns in den Gewandnadeln, Knöpfen, Schnallen
und Gürtelhaken erhalten. Unmittelbar aus dem Dorne hervorgegangen,
scheint die Gewandnadel auch das älteste, die Schnalle das jüngste dieser
Hefimittel zu sein; dabei sind aber alle nicht lediglich durch ihren Zweck
charakterisiert, wie unsere einfachen modernen, oft kaum sichtbaren Nadeln,
sondern sie sind au<3h gleichzeitig zu Schmucksachen ausgebildet und werden
deshalb hier zur Besprechung mit herangezogen.
a. Die Knöpfe.
Ich beginne mit dem einfachsten Verbindungsmittel, den Knöpfen, und
auch hier mit den allerprimitivsten. Es sind dies kleine, rund geschliffene
Scheibchen aus gewöhnlichem Thon und Terra sigillata, Schiefer, Hörn und
Glasfluß in der Größe etwa eines Zehnpfennigstücks, auf die man häufig bei
den Ausgrabungen stößt. Ein noch bei den Bauern erhaltener Gebrauch
führte auf die Entdeckung der Art ihrer Anwendung. Sie werden einfach
in das Gewand eingewickelt und der so umhüllte Knopf in das Knopfloch
der entgegenstehenden Gewandseite gesteckt; auf diese Weise ist die Verbin-
dung hergestellt, und der Knopf kann nicht herausfallen. Diese einfache
und praktische Weise ermöglicht es, auf angenähte Knöpfe zu verzichten.
Eine solche Verbindung eignete sich z. B. für das auf der Schulter mit einem
Knopfe geschlossene Sagmn, wie wir es von den Grabsteinen kennen. Die
auf Tafel LXXII, Nr. 4 und 5, gezeichneten Hornknöpfe hatten einen ähn-
lichen Zweck; sie haben allerdings in der Mitte ein Loch und konnten durch
Schmucksachen. Knöpfe, Nadeln, Fibeln. 503
dieses an das Gewand genäht^^*) oder auf andere Art befestigt gewesen sein,
doch sind weder Bronze- nocli Hornknöpfe mit mehreren Löchern vorge-
kommen; die Knöpfe luiben vielfach einen Stift mit Ose wie Nr. 1 und 2
oder einen Fuß wie Nr. 4—13 der Tafel LH und werden hauptsächlich
zur Verbindung von Eiemenwerk gedient haben. Die einfachste Form des
Bronzeknopfes, eine Scheibe mit unten durchbohrtem Stiele, stellen Nr. 1
und 2 der Tafel LH dar; das Loch diente zum Durchstecken eines Holz-
stiftes, einer Nadel, eines Streifens Stoff oder Leder, wie bei unseren heutigen
Uniformknöpfen. Die zuletzt genannte Manipulation wird vermieden bei den
einfüßigen Knöpfen aus Bronze (Tafel LH, Nr. 4 — 13^; von diesen zeigt Nr. 7
die Form eines Schildbuckels, Nr. 10 und 11 waren mit Schmelzschmuck
versehen und Nr. 1 und 2 der Tafel LXXII bestehen aus Bein. Mittelst
Durchsteckens der kleineren Scheibe, dem Fuße, wurden die beiden zusammen-
zuhaltenden Teile verbunden. Sie alle sind unseren modernen Hemden-
und Manschettenknöpfen zum Verwechseln ähnlich. Das über die Art der
Verwendung Gesagte gilt auch von den zweibeinigen oder Doppelknöpfen
(Tafel LH, Nr. 18—23 und Tafel LHI, Nr. 1-9 und 11), wenn auch die
längeren von ihnen vielleicht richtiger als Waffen- und Gürtelbeschläge auf-
zufassen sind; auf Nr. 11 ist schon bei dem von der Bewaffnung handelnden
Abschnitte hingewiesen worden. Außer der so häufig vorkommenden Schild-
form (pelta) finden wir auch ganz flache, mit Email verzierte Knöpfe. Nr. 1
der Tafel LHI hat einen Ring für ein Anhängsel, ähnlich wie Nr. 10. Eine
abweichende Konstruktion zeigen die Knöpfe Nr. 12 und 13, die wir gewöhn-
lich als Schließhaken bezeichnen, bei denen die Schleife über einen Knopf
oder Haken greift.
b. Die Nadeln.
Die einfache Nadel, an einem Ende spitz, am anderen mit einem Knopf
oder einer sonstigen Verdickung versehen, besteht entweder aus Bronze oder
aus Bein; von ersteren finden sich auf Tafel XXXXVIII, Nr. 2—5, einige
zierliche Exemplare. Sie dienten wie diejenigen aus Bein, welche schon bei den
Toilettegegenständen besprochen wurden, vornehmlich zum Haarschmuck. Zu
ihnen gehört auch die radförmige Nadel Tafel XXXXVIH, Nr. 1, die zwar von
der Saalburg stammt, aber prähistorischen Ursprungs ist; sie mag von einer
Römerin weiter benutzt worden sein.
c. Die Fibeln.
Die Gewandnadeln (fihulae), von außerordentlicher Mannigfaltigkeit
der Gestaltung, werden mit Tischler^^^) jetzt meist nach der Art der Verbin-
338) Nähnadeln verschiedener Größe aus Eisen, Bronze und ilorn sind auf der Saal-
burg gefunden (Tafel XXXXVIII, Nr. 10 und Textfigur 71, Nr. 16).
ä39) Dr. 0. Tischler hat die Gewandnadeln im Allgemeinen nach ihrer historischen
Bedeutung behandelt und eine Einteilung versucht, wobei er ihnen nach den Formen
besondere Namen gab; vergleiche Beiträge zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns,
IV. Band, München 1881.
504 Die Funde.
düng und Ausbildung ilirer Teile in verschiedene Gruppen gegliedert. Bevor
wir hierauf näher eingehen, will ich noch vorausschicken, daß die verschiedene
Weite des Abstandes von Bügel und Nadel einen Schluß über die Behand-
lung des Gewandes vor der Befestigung zuläßt. Die zu vereinigenden Ge-
wandteile werden nämlich entweder durch die Nadel in einen dicken Bausch
gefaßt oder finden, in schmalen Streifen glatt aufeinanderliegend, unter
dem Zierschild Platz. Die Nadel ist in mannigfacher Weise mit dem
Überwürfe (Bügel) verbunden, doch immer so, daß ihr Spitzende soviel von
seiner Beweglichkeit behält, als zum bequemen Einstechen oder Lösen nötig
ist; bei den eigentlichen Gewandnadeln ist sie stets an einem Ende fest,
während sie bei der Ringschnalle sich auf dem Bügel in einem Ringe hin
und her bewegen läßt. Im Allgemeinen ist die Verbindung zwischen Bügel
und Nadel eine dreifache:
1. Bügel und Nadel bilden ein zusammenhängendes Ganze und sind
durch eine Spirale verbunden, deren Krümmung in einer Ebene oder in
einem Cylindermantel liegt.
2. Die Verbindung wird durch ein zwischen zwei Wangen befindliches
Scharnier vermittelt; bei einer bestimmten Klasse dieser Fibeln giebt man der
Nadel noch eine Stütze, durch welche sie Federkraft erhält.
3. Die Nadel steckt mit ihrem Stumpfende in dem konischen Loch
einer quergestellten Stange und ist durch eine Verdickung vor dem Heraus-
fallen bewahrt.
Verschieden ist auch die Gestalt des Überwurfs (Bügels), insofern dieser
einen mehr oder minder großen Raum zwischen sich und der Nadel freiläßt,
in welchem die Gewandfalten der Säume Platz finden. Die beiden Gewand-
teile bedürfen nämlich, abgesehen von der Feinheit oder der Schwere des
Stoffs, mehr oder weniger viel Platz, je nachdem sie näher oder weiter vom
Saume entfernt von der Nadel durchstochen werden; dementsprechend be-
findet sich ein größerer oder ein kleinerer Raum zwischen Nadel und Über-
wurf, der dann entweder einer Bauschfalte oder zwei Säumen entsprechend
geformt ist.
Auf diese Weise wölbt sich der Bügel entweder in einem größeren oder-
kleineren Bogen über der Gewandfalte, und die Nadel legt sich in eine am
Fuße des Bügels geöff'nete Nadelscheide; dies ist der Fall bei den Fibeln der
Tafel XXXXIX. Doch kann der Platz für den Bausch auch dadurch ge-
schaffen werden, daß sowohl der obere Teil des Überwurfs mit den Scharnier-
wangen, als auch der Ansatz für die Nadel sehr stark ausgebildet und der
Bügel eckig gebogen wird. Die so erzielte Form des Bügels erscheint plump
und entfernt sich von den Forderungen der Zweckmäßigkeit. Diese eckige,
oft an Baubeschläge erinnernde Form (Tafel XXXXIX, Nr. 7) tritt erst spät
auf und scheint, nach ihrer Seltenheit zu schließen, nicht lange beliebt ge-
wesen zu sein; auf der Saalburg ist sie nur durch vier Stücke vertreten^'**').
**o) In dem der Saalburg benachbarten Kastell Kapersburg sind bei den Ausgrabungen
Dieffenbachs im Jahre 1878 zwei Exemplare dieser Form gefunden worden.
Schmucksachen. Fibeln. 505
Eine dritte Fibelform, bei welcher das Gewand nur flach und glatt mit
seinen Säumen aneinandergestoßen zwischen Nadel und Bügelplatte Platz
findet, die sogenannte «Distelfibel», fehlt an der Saalburg gänzlich.
Nachdem in Vorstehendem versucht ist, die bei uns vorkommenden
mechanischen Einrichtungen der Gewandnadeln darzulegen, sollen noch einige
Angaben über ihre formale Bildung und ornamentale Ausstattung hier Platz
finden. In seinen Bemerkungen über die Fundgegenstände von Windisch-
garten bei Linz spricht sich schon Lindenschmit über die Schwierigkeit aus,
welche eine Feststelluog der zeitlichen Folge der Gewandnadeln habe. Diese
Schwierigkeit ist nicht nur durch mangelhafte Fundberichte veranlaßt, son-
dern hegt auch darin begründet, daß die Moden, man möchte sagen «Patente»,
nicht nur in der Gesamtform, sondern auch in den Einzeleinrichtungen,
Bügeln, Scharnieren und Hülsen, wechseln und ineinander übergreifen, und
daß diese, der jeweilig geplanten Verwendung der Fibel entsprechend, für
schwereres oder leichteres Gewebe passend gemacht wurden. Die Saalburg
giebt aber für die Beurteilung des Alters der Fibeltypen insofern einen An-
haltspunkt, als feststeht, daß sie als bewohntes Kastell gegen Ende des dritten
Jahrhunderts zu existieren aufhörte.
Die einfachste und vielleicht älteste Gewandnadel ist die Drahtfibel
in der Form von Nr. 6—9 und 11—14 der Tafel XXXXVIII; sie ist ohne
Lötung oder Nietung hergestellt, indem ein Bronzedraht nur harfenförmig
gebogen, an einem Ende zur Nadel zugespitzt und am anderen zur Bildung
der Nadelhülse abgeplattet wurde. Dieser am häufigsten vorkommende
Typus ist von allen der schwächste und eignet sich nur für leichte
Umknüpftücher, man möchte sagen, speciell für Damentoilette. Ihre schöne
flachsgrüne Patina, die allen eigen ist, sowie die verschiedene Funktion des
Drahtes als Nadel, Feder und Bügel weisen auf eine eigenartige Komposition
der Bronze hin, die hier sehr biegsam ist und in der Eisentechnik dem Stahle
entspricht. Bei anderen Fibeln zeigt wenigstens die Nadel eine ebenso dauer-
hafte Struktur. Während die Drahtfibel einfach nur die Funktion unserer
heutigen Sicherheitsnadel erfüllte und in den Gewandfalten kaum sichtbar blieb,
war die Armbrust- oder T- Fibel diejenige, welche sich in erster Linie als Ge-
wandnadel eignete, indem sie durch eine quergelegte, auf beiden Seiten weit über-
stehende Stange auf das Gewand drückte und auf diese Weise selbst vertikal
(mit dem Bügel nach oben) feststand. Deshalb mußten auch die mancherlei
Verzierungen auf ihrer Außenseite wirkungsvoll in die Erscheinung treten.
Einfache Proben dieser sehr zahlreich, oft auch in Weißmetall gefundenen
Fibeln sind Nr. 3—5 der Tafel XXXXIX; solche mit geripptem und
ornamentiertem Bügel Nr. 8 — 11. Die seitlich weit überragende, die Nadel
tragende Querstange war leicht zerbrechlich {Textfigur 81, Nr. 2 und 3).
Deshalb zog man es später vor, den Bügel zu teilen und die Stange gleich-
sam gabelartig zu fassen; auf diese Weise entstand ein rostartiges Gitter-
w^erk, wobei die Querstange nicht übersteht (Tafel XXXXIX, Nr. 12 — 15 und
Tafel L, Nr. 5, 8, 1 2 und TextOgur 81, Nr. 7); bei 12 und 15 der Tafel XXXXIX
506
Die Punde.
greift die Nadel durcli, und es entstellt ein neues Motiv zur Ornamentierung,
ein Knopf über der Stange. Aus dem zweiteiligen Bügel entwickelt sich der
dreiteilige, Tafel L, Nr. 14 bis 16 und Textfigur 81, Nr. 6, meist sehr zier-
lich und elegant gearbeitet. Gerade dieser letztere Umstand ermöglicht aber ein
seitliches Verbiegen der Stäbe und läßt allmählich das Bedürfnis erkennen,
eine Querverspannung der Gitterstäbe herzustellen, wie sie Nr. 9 und 15 der
Tafel L aufweisen. Die vorstehenden Enden der Querstange und das stumpfe
verlängerte Nadelende erhalten durch Würfel, deren Ecken abgestumpft sind.
Fig. 81. Guwancluadeln mit lUigelu. (',ä der imt. Größe.)
einen verzierten Abschluß in Textfigur 81, Nr. 1, einer großen, sehr gut er-
haltenen Fibel von dunkelgrüner tadelloser Oxydation; bei dieser Nadel
sollten anscheinend alle Spitzen und scharfen Kanten vermieden werden. An
Stelle der mehrteiligen verstrebten Bügel treten auch sehr breite auf, wie bei
Nr. 10 und 11 der Tafel L; der Bügel von Nr. 10 ist reich ornamentiert.
Die Querstange wird allmählich, besonders bei den Gitterfibeln, in eine drei-
eckige Platte umgestaltet, die dann auch scheibenartig wird und gemeinsam
mit der Stange auftritt; vergleiche Tafel XXXXIX, Nr. 6, und Textfigur 81,
Nr. 5; die letztere besteht aus Weißmetall. Die bereits oben erwähnte eckige
Schmucksachen. Fibeln. 507
Form, wie sie Nr. 7 der letztgenannten Tafel zeigt, findet Nachfolger in einer
Gruppe von kleinen, plumpen, eckigen Nadeln (Tafel L, Nr. 6 und 7, und
Textfigur 81, Nr. 8); ihr Rücken ist gewöhnlich mit einem aus Punkten ge-
bildeten Ornamente versehen. Sie unterscheiden sich aber dadurch von
einander, daß bei der Letzteren die geradlinige Verlängerung des Bügels mit
der Scheide fortfällt und dafür ein rechtwinkliger Ansatz mit einem Aus-
schnitte für die Nadel an die Stelle tritt. Die eckige Form mildert sich
später, und der Bügel wird geschweift wie bei Nr. 3 der Tafel L, dann nach
oben hin verdickt wie bei Nr. 1 und 2. An Stelle der Querstange tritt dann
eine große Scheibe (Tafel L, Nr. 2, und Textfigur 81, Nr. 10). Den runden
und eckigen Typus vereinigt eine sehr steife Fibel, Nr. 9 der Textfigur 81.
Bei späteren verschwindet der Bügel als solcher überhaupt, und wir sehen
willkürliche Bildungen entstehen, wie die auch von anderen Fundplätzen be-
kannte Nr. 14 der Textfigur 81 mit den beiden Äxten an den Enden. Lang-
gestreckte Fibeln mit Email Verzierung sind als Nr. 11 — 13 derselben Textfigur
mit aufgenommen; vergleiche auch Tafel LXVIII, Nr. 1 und 2, und LXIX,
Nr. 1 und 2.
Eine besondere Gruppe bilden die scheibenförmigen, flachen Gewand-
nadeln, die aber nur für den einfachen Gewandstoff und dünne Gewand-
säume Platz gewähren, oder auch auf ein anderes Kostüm oder eine andere
Art, den Mantel zu tragen, hinweisen. Sie sind oft wahre Vorstecksnadeln,
wie unsere Brochen, die keinen anderen Zweck als den des Schmuckes haben.
Gerade diese Klasse finden wir deshalb auch so mannigfach verziert, in durch-
brochener Bronze mit figürlichen Darstellungen gearbeitet und namentlich mit
Schmelz versehen. Die dort auftretende Form der Zierplatte zeigt dieselben
Muster, wie sie auch als Doppelknöpfe und überall da vorkommen, wo es
sich um Beschaff'ung großer Flächen für die Ornamentierung handelte. Ein
sehr interessantes Beispiel einer durchbrochenen Fibel bietet die an der Villa
gefundene Nadel Nr. 9 auf Tafel LI. Sie stellt allem Anscheine nach eine
geflügelte Viktoria dar, die, auf einer Kugel stehend, mit der rechten Hand
einem Adler einen Kranz reicht und mit der linken eine Palme hält.^^^)
Andere durchbrochene Fibeln sind auf Tafel LI und auf der Textfigur 82
abgebildet. Besonders bemerkenswert ist Nr. 9 auf der letzteren, sowohl nach
dem Material als auch der Form; sie besteht aus Weißmetall und gehört
einer Gruppe von ähnlichen Gegenständen an, die man, wenn ein derartiger
Anachronismus gestattet ist, mit der Bezeichnung «gothisch» kennzeichnen
könnte; sie enthalten nämlich alle das für diese Kunstperiode charakteristische
«Fischblasenmotiv», während der den Rand bildende Ring knotenartige Ver-
stärkungen enthält. Diese Klasse von durchbrochenen Verzierungen ist vor-
nehmlich dem östlichen Gallien eigentümlich. Wegen der Ähnlichkeit der
sichelförmigen, meist an den Enden verdickten Figuren mit Waldhörnern hat
3*1) Diese Fibel habe ich nebst Nr. 10 und 16 der Tafel L und Nr. 11—14 der Tafel LI
durch den Goldarbeiter F. Sauer in Homburg in Silber nachbilden lassen; solche Kopien
werden im Museum zum Besten des Fonds für die Ausgrabungen verkauft.
508 Die Funde.
man sie auch mit der Bezeichnung «Tron)i)etenniuster» belegt. Linämschmit^
der melirere solcher Stücke gerade im Mithräum von Heddernheim fand,
glaubte deshalb in ihnen orientalischen Einfluß sehen zu sollen, doch sind
solche Formen schon aus der J^atöneZeit bekannt. Weitere Stücke dieser
Art finden sich unter den Beschlägen Textfigur 79, Nr. 4 und 5; Linden-
schmU bringt a. a. O. eine große Menge ähnlicher Gebilde zur Darstellung.
Bei Nr. 9 ist die Form des Dreipasses (triquetrum) bemerkenswert, die sieh
u. a. bei einer Zierscheibc wiederfindet (Tafel LIV, Nr. 10). Die teilenden Ele-
mente scheinen drei Phallen vorzustellen.
Sehr häufig ist auf der Saalburg das meist aus Weißmetall hergestellte
sogenannte Hakenkreuz (Suastika), das wir jetzt in sieben Exemplaren be-
sitzen. Fast in allen Taunuskastellen sind solche gefunden worden. Die
Fibel Nr. 12 auf Tafel LI unterscheidet sich von den anderen Abbildungen
derselben Tafel (Nr. 13 und 14) und Nr. 7 der Textfigur 82 durch eine Ring-
einfassung. Der Suastika-Typus hat die Form eines religiösen ^*^), weit verbreiteten
Symbols, welches Schliemann zuerst auf den trojanischen Wirtein ^*^) gefunden
hat, und das aus den Katakomben Roms ebenso bekannt ist, wie aus den vor-
geschichtlichen Bauresten in Mexiko, Peru und anderen südamerikanischen
Ländern und aus Hindutempeln. Daß man in diesem Muster lediglich ein rein
zufalliges Ornament sehen soll, will mir nicht recht glaublich erscheinen, denn
dazu ist die Form nicht organisch genug; vielleicht ist sie aus einem Kreuze ent-
standen, dessen Enden man aus praktischen Gründen, der scharfkantigen Ecken
wegen, umgebogen hat. Zweimal fand sich das Hakenkreuz an der Saalburg
auf Böden von Terra-Sigillata-Gefäßen eingeritzt (Tafel LXXIII, Nr. 1 und 5);
auch Schliemann fand das SuastikaZeichen in Hissarlik auf Topfscherben.
Noch andere Scheibenfibeln, eine in Form eines Schildes, die andere
mit kegelförmiger Ausbauchung, sind auf Tafel LI unter Nr. 7 und 10 auf-
geführt; die Gewandnadeln Tafel LI, Nr. 11, und Textfigur 81, Nr. 15, sind
die einzigen bei der Saalburg zutage gekommenen Tierfibeln.
d. Die Schnallen.
Die Schnalle (lateinisch ebenfalls fihida), einem ähnlichen Zwecke wie
die Gewandnadel dienend, unterscheidet sich von dieser in der Technik da-
durch, daß bei der Fibel der Stützpunkt für die Nadelspitze durch einen über
der Nadel in einer vertikalen Ebene liegenden Überwurf mit dem stumpfen
Ende verbunden ist, während bei der Schnalle das Verbindungsglied zu
beiden Seiten der Nadel liegt. Dieser verbindende Bügel ist gewöhnlich als
Kreis gebildet, der an einer Stelle offen ist; die Enden sind dabei entweder
nach dem Bügel zu umgebogen (Tafel LI, Nr. 1 — 3) oder nach außen ver-
**'*) Eine Erklärung des Symbols als zwei gekreuzte Opferhölzer versucht Burnouf in
seinem Werke: «La science des Religions».
"3) Trojanische Altertümer, Leipzig 1874.
Schmucksachen. Schnallen.
509
längert (Textfigur 82, Nr. 3—4), um ein Durchschlagen der Nadel, die ge-
wöhnlich von Eisen ist, nach der anderen Seite zu ermöglichen. Die Nadel-
spitze wird gesichert, indem man den in einem Ringe beweglichen Dorn so
dreht, daß er ferne von dem Durchgange zu liegen kommt. Ein besonders
wertvolles Beispiel ist die im Wallgange links der Porta praetoria gefundene
große, schön modellierte Schnalle Tafel LI, Nr. 8, bei welcher die aufge-
bogenen Enden reich verziert sind. Genau dieselben Formen wurden in
Fig. 82. Schnallenflbelu, Suastika und Ruudflbelu. (','2 der nat. Größe.)
Großbritannien gefunden; das Museum in Edinburg besitzt ein ganz ähn-
liches Exemplar. Auch kommen Schnallen mit geschlossenen, ovalen und
viereckigen Bügeln vor; der Dorn derselben, von denen die viereckigen
wohl ausschließHch für Riemen und Gürtel bestimmt waren, ist oftmals ver-
ziert. Der zu befestigende Gewandteil mußte bei den runden Schnallen durch
den Kreis gezogen und dann durchstochen werden. Diese Bronzen bilden gleich-
sam einen Übergang von der Fibel zur eigentlichen Schnalle und werden
auch als «Ringfibeln» bezeichnet. Einseitige, d. h. auf einer Seite mit dem
Stoff durch einen Stift befestigte Schnallen in unserem Sinne zeigt
Tafel XXXVI, Nr. 8—11. Diese, sämtlich aus Eisen hergestellt, sind immer
als Gürtelschnallen zu betrachten.
510
Die Funde.
Im Gegensätze zu diesem möge noch eines anderen Schnallentypus ge-
dacht werden, der auf der Textfigur 83, Nr. 1 — 11, seine hauptsächlichsten
Vertreter hat. Es sind zweiseitige, viereckige Bügel, bei welchen die Nadel-
achse in der Mitte liegt; diese Art von Schnallen war nicht an eine bestimmte
Stelle des Riemens festgebannt, sondern konnte verschoben werden. Mit der
Achse ist nach der einen Seite ein doppelter Dorn, nach der anderen ein
Bügel fest verbunden; beide sind aus Eisen hergestellt, während der eigent-
liche Schnallenbügcl bei allen aus Bronze besteht. Sie gehören zu Riemen,
Fig. 83. Schnallen, ('/ü der uat. Größe.)
die man enger und weiter schnallen konnte, und zwar hatten diese, wenn
Schnallen wie Nr. 6 — 9 verwendet wurden, zwei Löcher, während die kleinen
Schnallen Nr. 2 und 4 nur eines verlangten. Diese Gruppe von Bronzen ist
früher mit Mißtrauen aufgenommen worden, und ich selbst hatte die zuerst
gefundenen bei Seite gelegt, zumal einige auch durch ihr eigenartiges Metall
auffielen, das zum Teil eine etwas befremdende Färbung des Oxyds zeigte.
Bezüglich der Form schien der Zweifel besonders bei Nr. 9 und 11 gerecht-
fertigt zu sein. Nachdem sie aber immer wieder im Saalburggebiet und
auch an anderen Römerstätten vorkamen, konnte an ihrem römischen Ur-
sprünge nicht länger gezweifelt werden. Die etwas gebogene Bronze-Schnalle
Schmucksachen. Schnallen und Halsringe.
511
Tafel LIX, Nr. 19, an der die Nadel fehlt, wurde unter dem gestückten Ein-
gange der Forta decumana zusammen mit anderen römischen Gegenständen
gefunden (Seite 75).
2. Halsringc und -Ketten, Ohr-, Arm- und Fingerringe.
a. Halsringe und -Ketten.
Halsringe sind bei den Römern selten, während sie bei den Germanen
die stete Beigabe in den Gräbern bilden. Auch das einzige Exemplar von
der Saalburg, Textfigur 84, Nr. 1, scheint nicht rein römischer Abkunft zu
sein. Es fand sich im Brunnen Nr. 39 zusammen mit dem schon oben er-
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Fig. 84. Verschiedene Schinucksachen. (','2 der nat. Größe.]
wähnten kupfernen Kessel, der auch aus Schweizer Pfahlbauten bekannt ist;
ich möchte den Ring deshalb lieber den Rätern oder Vindeliziern zuschreiben.
Er ist sehr gut erhalten, goldglänzend ohne Oxyd und federt noch. An dem
einen Ende ist er zu einer Schleife umgebogen, am anderen läuft er in einen
Haken aus. Die Spitze des Letzteren kann durch die verschiebbare Spirale
nach Schließung des Ringes überdeckt und unschädlich gemacht werden.
Ein ganz ähnlicher Halsring wurde in dem eine Stunde westlich von der
Saalburg liegenden Pfahlgrabenturm «am Einsiedel» erhoben. Häufiger sind
bei den Römern Halsketten mit Perlen aus Glasfluß, Glas, Horu, Millefiori,
Bronze und Gagat. Tafel LXVI bringt in Nr. 5 — 10 Beispiele von runden
und eckigen, gerippten und länglichen Perlen aus grünlich-blauem Glasfluß,
wie sie schon aus ägyptischen Gräbern bekannt sind. Nr. 7 der Textfigur 84
ergänzt die vorgenannten durch eine cylindrische dunkle Perle von Millefiori
aus verschiedenfarbigen Strängen, durch mehrere kleine Glas- und Horn-
perlen (Nr. 9, a, b, c, d) und Nr. 8 einen fassettierten perlenartigen Knopf
aus Gagat.
512 • We Fuude.
Aucli ein Kettchen von Bronze (Textfigur 84, Nr. 5), aus doppelten
Ringen bestehend, ist gefunden worden ; es kann für sich allein als Schmuck
oder auch zum Anhängen von etwas Anderem gedient haben. An den Hals-
ketten hängen oft die Amulettenbüchschen, wie Tafel LXIX, Nr. 3, 5, 10
und 11, oder auch ein Amulett in der Form des Phallus wie Tafel LXVII,
Nr. 12; auch klöppelartige Bronzen bilden oft das Anhängsel von Hals-
bändern; doch waren solche auch an Gürteln oder ledernem Pferdegeschirr
im Gebrauch.
b. Ohr- und Armringe.
Von Ohrringen sind uns zwei goldene erhalten, an denen der Haken
noch vorhanden ist: Tafel LXVI, Nr. 2, ist mit einer Glaspaste geschmückt,
während Nr. 4 der Textfigur 84 aus dünnem, geschmackvoll durchbrochenem
Goldblech gearbeitet ist und an griechische Arbeit erinnert. Der letztere
Ohrring wurde im aufgefüllten westlichen "Wallgang der Retentura gefunden
und ist wohl mit Schutt aus der Bürgerlichen Niederlassung dorthin gekommen
(siehe Seite 64).
Auch Armringe haben sich nur vereinzelt vorgefunden. Nr. 13 der
Tafel LXVI ist aus bandförmigem, Nr. 3 der Textfigur 84 aus rundem
Drahte gebildet. Beiden gemeinsam ist die Endigung mit Spiralen und
Voluten; infolgedessen federn auch sie und sind wie der Halsring einer
Ausdehnung fähig; ähnhche sind von LimlenschniH und Schumacher a. a. 0.
veröffentlicht worden. Im Gegensatze zu den oben erwähnten Formen steht
ein massives, geschlossenes Armband von Bronze, das in der Retentura, rechts
der Porta decumana, gefunden wurde. Wie die Abbildung (Textfigur 84, Nr. 2)
zeigt, besteht es aus einem bandartigen Streifen, der sich in der Mitte rad-
förmig erweitert. Der Durchmesser des ovalen Ringes beträgt 78 : 85 mm.
Interessant sind die seitlich von dem Mittelstück stehenden Knöpfe, deren
ursprünglicher Zweck als Knöpfe von Scharnieren deutlich zu erkennen ist'*'*).
Auffallend ist das Kreuz in dem Kreise des Mittelstücks; Kaufmann (vergleiche
Anm. 297) erörtert die Möglichkeit eines christlichen Ursprungs und denkt an die
crux immissa. Daß es aber eine gewöhnliche Ornamentform sein kann, ist
nicht ausgeschlossen, wie z. B. die praehistorische Haarnadel (Tafel XXXXVIII,
Nr. 1) ebenfalls eher ein Rad als ein Kreuz darstellt. Der Konservator des
Mainzer Museums, Herr L. Lindenschmit, dem ich eine Photographie des Arm-
bands eingesandt hatte, hielt das Kreuz nicht für ein christliches Symbol,
sondern für ein Ornament und weist auf die bei Augsburg und in Otten-
hausen gefundenen Stücke hin, die eine radförmige Verzierung haben.
Von Armbändern aus blauem und schwarzem Glas sind verschiedene
Bruchstücke an der Saal bürg gefunden worden.
***) Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich ließ von diesem Armband eine Nachbildung
in Gold anfertigen.
Schmucksachen. Ohr-, Arm-, Fingerringe und Gemmen. 513
Als Teile vielgliedriger Armbänder stellen sich die eigenartig geformten,
an den Rändern eingekerbten und doppelt durchbohrten Gagatstücke
(Tafel LXXII, Nr. 20—24, und Textfigur 84, Nr. 8) dar. Der Gagat (Pech-
kohle, schwarzer Bernstein, Jet) ist ein Lignit (Braunkohle) und wird von
dem Bergmann den Steinkohlen noch zugezählt. Plinius erwähnt «dieses
schwarze, bernsteinartige, leicht zerbrechliche und nicht sehr vom Holze ver-
schiedene Material» (Buch 36, Kap. 34); es soll nach ihm seinen Namen von
dem Orte und Flusse Gages in Lydien erhalten haben. Wie in Römerzeit
werden aus dem polierbai-en Gagat noch heute, und zwar hauptsächlich in
England, wo es vornehmlich gefunden wird, Schmuckgegenstände gefertigt.
c. Fingerringe und Gemmen.
Fingerringe, von denen einige mit Gemmen geziert sind, besitzen
wir aus Gold, Silber, Bronze und Eisen; sie sind teils für auffallend kleine,
teils für ebensolche große Finger berechnet. Der Goldriug, Tafel LXVI, Nr, 4,
trägt eine Dedikation, die unter den Inschriften, Seite 346, erläutert ist. Der
Silberring Nr. 16 derselben Tafel hat Einkerbungen am Rande, der Ring
Nr. 20 stellt eine zierlich gearbeitete Schlange dar, ebenso Nr. 6 der Text-
figur 84. Die übrigen (Nr. 15, 18, 19 und 21) sind Bronzeringe. Eine römische
Spezialität bilden die Ringe, an deren abgeplatteter Seite sich ein kleiner, zu
einem Kästchen gehöriger Schlüssel befindet (Seite 480),
Die Mehrzahl der von Soldaten getragenen Ringe ist aus Eisen ge-
fertigt gewesen; sie erfuhren, da das Material an sich gerade keinen
Schmuck darstellte, ebenso wie auch die aus den edleren Stoffen gefertigten
Ringe, eine Erhöhung ihres Wertes durch Gemmen, die man in den zur
Platte erweiterten Teil des Reifes einsetzte. Sie sind häufig noch in ihrer
ursprünglichen Fassung erhalten geblieben. Herr Dr. Henkel in Darmstadt,
der sich speziell auch mit römischen Ringen und Gemmen beschäftigt hat,
lieferte auf meinen Wunsch eine zusammenfassende Beschreibung der bei
uns gefundeneu Ringsteiiie, die ich hier folgen lasse:
Die auf der Saalburg zu Tage geförderten geschnittenen Steine tragen
sämtlich vertiefte Darstellungen, sind also Gemmen (Intaglien), während Kameen
(mit erhabenem Bildwerke) nicht vorkamen. Die lose aufgefundenen Geramen
23 an der Zahl, dürften wohl ohne Ausnahme als verlorene Einsätze von
Siegelringen anzusehen sein, wie sich denn auch 14 noch in Ringen befind-
liche vorgefunden haben. Bei der Beschreibung werden wir daher letztere
von jenen nicht trennen dürfen und stellen sie demgemäß in der durch ihre
Darstellungen gebotenen Anordnung zusammen.
Bezüglich des zu ihnen verwendeten Materials ist bemerkenswert, daß
nur etwa ein Viertel (9 von 37) Halbedelsteine sind, während die übrigen
aus Glaspasten bestehen. Diese sind durchweg so hergestellt, daß sich über
einer stärkeren dunklen Grundschicht eine schwächere Lage von hellblauem
Glase befindet, die von den Darstellungen häufig durchbrochen wird, sodaß
Jacobi, Das Römorkastell Saalburg. 33
514 Die Funde.
der dunkle Untergrund in den Tiefen der Figuren freigelegt und so schon
in der äußeren Erscheinung eine erhöhte plastische Wirkung erzielt ist. Die
wertvolleren Gemmen aus Halbedelsteinen mögen für die große Masse der
Saalhurgbevölkerung nicht erschwinglich gewesen sein, wälirend bei der Er-
werbung geschnittener Glaspasten der Wert des Materials fast außer Be-
tracht bleiben konnte. Die schlichte Art der Fassung mag dazu beigetragen
haben, daß viele Gemmen aus den Ringen verloren und daher lose auf-
gefunden wurden.
Von den noch in Ringen, beziehungsweise Teilen derselben, befindlichen
Gemmen sind 27 Glaspasten, davon 26 in eisernen, die 27. in einem silbernen
Ringe, während gegenüber der letzteren zu der Fassung eines der Steine,
eines Jaspis mit der Darstellung der in der Quadriga fahrenden Victoria,
ein eiserner Ring gewählt wurde. Man sieht hieraus, daß an sich die Kost-
barkeit des Steines hoch genug geschätzt wurde, um sich seiner auch in
schlichter Fassung zu erfreuen, während umgekehrt auch Glaspasten in
Fassungen edler Metalle erscheinen. Das zweifellos wertvollste P^xemplar,
ein geschnittener Amethyst in einem goldenen Ringe, ist leider nicht auf
uns gekommen (Seite 7).
Die römische Art, Gemmen zu fassen, ist zum Teile wenigstens bei
allen Metallsorten die gleiche gewesen: ma«i schuf durch Ausheben mit dem
Grabstichel als Lager für die Steine oder Pasten Vertiefungen, deren Ränder
bei den weicheren Metallen, Gold und Silber, mit dem Polierstahle über den
Rand der Steine übergerieben wurden. Bei den härteren Metallen, Bronze
und Eisen, bediente man sich zur Befestigung der Gemmen meist einer schmelz-
baren Masse, welche die zwischen dem Steine und dem Metalle der Fassung
freibleibenden Teile der Austiefung ausfüllen half und bei ihrer Erstarrung
die Festigung bewirkte.
Die Technik des Steinschnittes ist das von den Griechen erlernte Ver-
fahren des Einbohrens oder Einschleifens vermittelst des Rades.
Bezüglich der Ausführung der Figuren zeigen die meisten der Saalburg-
gemmen den Niedergang der Steinschneidekunst, wie er in Rom nach dem
zweiten Jahrhundert unserer Ära eingetreten war. Freilich mußte auch das
Bedürfnis nach billigen Gemmen nachteilige Wirkungen nach dieser Richtung
herbeiführen. Nur wenige der hier zu besprechenden lassen sich als wahr-
haft künstlerische Schöpfungen bezeichnen. Am wenigsten kann dies ver-
wundern bei den Glaspasten, deren Sprödigkeit schon an und für sich eine
weniger vollendete Ausführung bedingt. Aber selbst bei den Steinen überwiegt
neben der durch das Material veranlaßten gefälligeren Sauberkeit der ausge-
schlifFenen Flächen eine an das Derbe grenzende Steifheit der Linienführung,
während umgekehrt bei den Glaspasten gelegentlich Besseres geleistet wurde.
In den Darstellungen überwiegen die Gottheiten, unter denen wiederum
Mars (6) und Bacchus (5) vorherrschen. Neben diesen ist Victoria und For-
tuna je zweimal, Merkur, Pan und Herakles je einmal vertreten. Die übrigen
verteilen sich auf Darstellungen von Personen, Tieren und Geräten.
Schmucksachen. Gemmen. 515
Wir setzen bei der nachfolgenden Beschreibung der einzehien Stücke
die Signatur des Katalogs voraus, wobei P die Zugehörigheit zum (preußischen)
Besitze des Saalburg-Museums bedeutet, während mit D diejenigen Stücke be-
zeichnet sind, welche aus Landgräflichem Besitze nach Darmstadt in das Groß-
herzogliche Kabinetsmuseum gelangt waren und von dort 1878 durch die
Gnade Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs Luchvig IV. dem Saalburg-Museum
wieder überlassen wurden. Die Maße der durchweg ovalen Gemmen sind
unmittelbar hinter der Bezeichnung des Materials in Millimetern beigefügt;
sie sind am unteren Rande abgenommen, während die Größe der eigenthchen
Bildfläche gegen jene Maße eine kleine Verringerung zeigt. Zehn der ge-
fundenen Glaspasten, von denen neun sich noch in Resten der eisernen
Ringfassungen befinden, sind derart schlecht erhalten, daß eine exakte Be-
schreibung und Bestimmung der Darstellung nicht möglich ist.
Bei der Beschreibung nehmen wir für die Bezeichnung «rechts» (r.) und
«links» (1.) den Standpunkt des Beschauers an, wobei zu beachten ist, daß
beim Siegeln sowohl die Richtung der Darstellung als auch die paarweise
auftretenden Körperteile (Arme und Beine) unter sich wechseln, sodaß z. B.
die auf der Gemme dargestellten, in der Rechten (R.) gehaltenen Gegenstände
auf dem Siegelbilde in der Linken (L.) erscheinen und umgekehrt. Da bei
dem Zwecke der Gemmen, als Petschaft zu dienen, vor Allem auf den Ab-
druck Rücksicht genommen werden mußte, so haben die Gemmenschneider
darnach entsprechend verfahren. Es hält z. B. in Fig. 85, Nr. 4 links (Ab-
bildung der Gemme) Mars die Lanze in der Linken, diese kommt aber auf
dem Siegelbilde (Nr. 4 rechts) in der Rechten zur Erscheinung; ebenso wechselt
auch der Schild die Körperseite.
Die verhältnismäßig große Zahl der verlorenen Ringe und Gemmen
zeigt, wie ausgedehnt die Führung eines individuellen Siegels auch unter den
Soldaten war. Vielleicht dürfen wir in der überwiegenden Menge der eisernen
Fassungen ein Zeugnis für die überlieferte gesetzliche Vorschrift erblicken,
daß die gemeinen Soldaten nur eiserne Ringe tragen durften; der goldene
Ring dagegen müßte demnach einem Centurionen, Lagerpräfekten oder einer
anderen im Range hochstehenden Persönlichkeit angehört haben. Erst der
Kaiser Septimius Severiis gewährte im Jahre 197 allen Soldaten ohne Unter-
schied des Ranges das später auch durch Aiirelian erneuerte Recht des
goldenen Ringes. Die uns erhaltenen Gemmen sind folgende:
Nr. 1. P. 650. (Textfig. 85, Nr. 1.) Glaspaste. 14-11 mm. Darstellung
teilweise in der unteren Schicht: Behelmte und gewappnete, nach 1. gewendete
Profilbüste des bärtigen Mars oder eines Kriegers.
Nr. 2. P. 640. (Nr. 3 der Textfig. 85) Carneol. 13,5—9,5 mm; am
unteren Rande beschädigt. Darstellung: Stehender, unbekleideter, aber mit
Lorbeer gekrönter Mars hält, nach 1. gewendet, in der vorgestreckten L. einen
Helm mit Busch [crista), in der R. ein gesenktes Schwert, dessen Spitze den
oberen Rand eines schräg am Boden liegenden Schildes oder Panzers berührt.
Das 1. Bein ist Standbein, das r. ist im Knie leicht gebogen; der Fuß be-
83*
516
Die Funde.
rührt nur mit den Zehen den Boden. Von der Schulter aus hängt ein Ge-
wandstück frei liinter dem Rücken herab.
Nr. 3. P. 636. Glaspastc. 14—11 nun. Darstolhing innerhalb der
hellen Schicht: Behelmter Mars nach r. stehend. Die erhobene L. faßt die
zur Seite stehende Lanze an ihrem oberen Teile, die gesenkte R. ist auf den
stehenden Schild gestützt.
Nr. 4. D. 165. (Nr. 4.) Glaspaste. 15—12 mm. Darstellung in beiden
Schichten: Nach r. .stehender, behelmter und gepanzerter Mars stützt sich mit der
R. auf den hochkant stehenden Schild, während die erhobene L. eine umgekehrte
Lanze am obereu Ende erfaßt und sie in den Boden einzudrücken scheint.
(9"#
Fig. 85. Gemmen und deren Siegelabdrücke "'). (Natürliche Größe.)
Nr. 5. D. 166. Glaspaste. 13,5—10,5 mm. Darstellung, zum Teil
in der unteren Schicht: Nach 1. stehender Mars mit vom Rücken herab-
wallender Gewandung. Die vorgestreckte L. hält in Brusthöhe einen Helm,
die gesenkte R. eine mit der Spitze den Rand eines am Boden liegen-
den Schildes berührende Lanze. Das r. Bein ist im Knie leicht gebogen,
der Fuß auf die Zehen erhoben.
Nr. 6. P. 648. Glaspaste. 11—9 mm. Die untere Schicht ist nicht
angeschnitten. Darstellung: Nach 1. gewendeter, stehender Mars. Der Fuß
"*) Bei Nr. 2, 4, 7, 11 und 13 befindet sich das Original links, bei den übrigen
rechts von der Zahl, die Siegelabdrücke auf der jeweiligen Gegenseite.
Schmucksachen. Gemmen. 5] 7
des im Knie rechtwinkelig gebogenen r. Beines steht auf einem Hehne. Die
vorgestreckte R. hält eine schwebende Victoriola, die Pland des mit dem
Ellenbogen auf einen rückwärts stehenden Schild gelehnten Armes eine ge-
senkte Lanze.
Nr. 7. P. 641. (Nr. 9.) Jaspis. 16 — 12 mm. In dem Reste eines eisernen
Ringes. Darstellung: Belorbeerte Victoria, in einem von vier Pferden ge-
zogenen Wagen {quadri(ja) stehend und nach 1. fahrend, hält in der vorge-
streckten L. einen Kranz; die R. führt die Zügel und die Peitsche; letztere
ist hinter ihrem Rücken über dem fliegenden Gewände sichtbar.
Nr. 8. D. 167. Glaspaste. 13 — 10,5 mm. Darstellung in der hellen
Schicht: Eine nach 1. schwebende, auf einer Kugel stehende geflügelte Victoria
hält in der bis zur Brusthöhe erhobenen R. einen Kranz, in der gesenkten
L. einen Palmzweig oder dergleichen.
Nr. 9. P. 635. Glaspaste. 14 — 11,5 mm. Darstellung, teilweise in die untere
Schicht eingeschliffen: Nach r. stehende Fortuna hält in der wenig erhobenen
L. zwei Ähren, im 1. Arme ein großes Füllhorn. Vor ihren Füßen steht ein
Steuerruder.
Nr. 10. P. 632. Glaspaste. 14— 11mm. In einem zerbrochenen eisernen
Ringe. Darstellung: Nach 1. stehende Figur in sehr schlechter Ausführung;
scheint eine Fortuna mit dem Scheffel {modius) auf dem Haupte zu sein, die
in der R. ein großes Füllhorn, in der gesenkten L. eine Schale hält.
Nr. 11. P. 645. (Nr. 8.) Carneol. 15,5—12,5 mm. Darstellung: Nackter
Bacchus sitzt nach 1. gewendet vor einem Rebstocke auf einem aus vier
Steinen aufgeschichteten Sitze. Die vorgestreckte L. hält eine Traube. Der
r. Arm ist nicht sichtbar, er scheint an der Seite herabhängend gedacht zu
sein; unter ihm hindurch liegt der gekrümmte Hirtenstab [pedum], der mit
der offenen Seite dem Kopfe zugewendet ist und mit dem unteren Ende das
r. Knie berührt. Die Beine sind gekreuzt, die Schleife des Lendenschurzes
steht nach hinten frei vom Körper ab. «Gefunden am 21. April 1873 in der
Nähe des Gräberhauses.»
Nr. 12. P. 643. (Nr. 6.) Omjx; hellblaue Schicht über dunklem Grunde,
braun durchscheinend. 14 — 10,5 mm. Darstellung: Nach 1. schreitender
jugendlicher Bacchus, mit Epheu und Reblaub bekränzt, trägt den ge-
krümmten Hirtenstab, an dem Trauben hängen, über der r. Schulter. Ein
Vogel sitzt vor ihm zu seinen Füßen, ein anderer fliegt von vorn gegen ihn
an. Die L. ist in die Seite gestemmt und läßt ein Stück des Gewandes über
den Unterarm nach vorn herabhängen. Brust und Leib durchbrechen die
obere helle Schicht.
Nr. 13. D. 164. (Nr. 13.) Onyx; dunkelbrauner Grund mit hellblauer
Oberschicht. 15 — 12 mm. Die Darstellung befindet sich mit ihren Tiefen in
der unteren Schicht: Nach r. schreitender, bekränzter Bacchus hält in der
weit vorgestreckten L. eine Weintraube. Der im Ellenbogen gebeugte r. Arm
umschließt den Hirtenstab, der im unteren Teile eine seitliche Verzweigung
zu haben scheint.
518 Die Funde.
Nr. 14. P. 646. (Nr. 12.) Glaspaste. 14,5—11,5 mm. Darstellung,
innerhalb der oberen Schicht gehalten: Auf einem nach 1. springenden
Panther sitzt einseitig, mit dem Kücken nach dem Kopfe des Tieres gewendet,
der jugendliche Bacchus, der sich mit der R. an dem Halse des Panthers
festhält und in der L. den Thyrsusstab führt.
Nr. 15. P. 639. Glaspastc. 11 — 9,5 mm. Die Darstellung ist zum
Teil bis in die untere Schicht eingegraben: Nach r. schreitender Bacchus,
in der erhobenen 1. Hand eine Weintraube haltend; auf dem rechten Unter-
arme hängt ein flatterndes Gewandstück, die R. hält den Thyrsusstab.
Nr. 16. P. 649. (Nr. 7.) Carneol, am Rande beschädigt, 17—14,5 mm.
Darstellung: Nach rechts gewendeter, unbekleideter Merkur, mit der Flügel-
kappe {2)ctasiis) bedeckt, hält in der ausgestreckten L. den Geldbeutel {mar-
supiuni); von dem r. Arme hängt die Chlamys herab, in ihm ruht der Caduceus.
Nr. 17. P. 5989. Glaspaste, 11 — 9 mm, in einem eisernen Ringe.
Darstellung: Pan, nach r. auf einem Felsen sitzend, vom Rücken gesehen.
Die 1. Hand hält eine Ziege bei den Hörnern, die er über den Schoß ge-
zogen hat. Die r. Hand schwebt, wenig erhoben, frei über dem Körper
des Tieres.
Nr. 18. Glaspaste, 13—11 mm, in einem sehr gut erhaltenen eisernen
Ringe von gefälliger Form; am 21. September 1885 im Beisein Sr. Königl.
Hoheit des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, des nachmaligen Kaisers Friedrich,
gefunden und Hochdemselben übergeben. Darstellung: Unbekleideter Herakles
nach 1. stehend; das erhobene 1. Bein steht vorwärts gestreckt auf einem
Felsen. Die Hand des wenig gebeugten r. Armes trägt die Keule und das
Löwenfell, während die vorgestreckte L. die Äpfel der Hesperiden hält.
Nr. 19. Der Bibliothekar //aweZ erwähnt im Anschluß an eine Notiz
über den großen Münzfund von 1816 die Auffindung eines goldenen Ringes
mit den Worten: «Ein Siegelring vom feinsten Dukatengolde mit einem
Amethysten, auf welchem ein Centaur, der von einem Amor unter unverkenn-
barem Sträuben gefesselt wird, eingeschnitten ist». Der Ring ist leider dem
Museum nicht erhalten geblieben, auch keinerlei Nachricht über seinen Ver-
bleib auf uns gekommen.
Nr. 20. P. 583. Silberner Siegelring mit Glaspaste (11 — 9 mm). Der
unten 3 mm breite Reif verbreitert sich von zwei seitlichen, einander gegen-
überliegenden und scharf abgesetzten Stellen aus bis zu 12 mm und steigt
an beiden Seiten in der Gestalt eines Dreiecks zu der Ringplatte auf. Letztere,
in der Form eines gestreckten Achtecks mit abwechselnd größeren und kleineren
Seiten, trägt die ovale Gemme, auf der in unscharfen Umrissen ein behelmter
Kopf dargestellt ist. Die Paste liegt mit der gestreckten Platte in der Längen-
achse des Ringes. Die innere Weite des letzteren beträgt horizontal 18, ver-
tikal 16 mm.
Nr. 21. P. 634. (Nr. 5.) Carneol. 18,5— 15 mm. Darstellung: Bekränzte
und bekleidete, nach 1. gewendete Profilbüste einer Dame in reicher Haar-
tracht. Vor dem Kopfe ein Blätterzweig.
Schmucksachen. Gemmen. 5I9
Nr. 22. P. 647. (Nr. 10.) Glaspaste. 9—7,5 mm. Darstellung innerhalb
der oberen Schicht: Zwei einander zugewendete Personen, Mann und Frau,
reichen sich die Hand. Als Kniestück behandelt.
Nr. 23. P. 642. Glaspaste. 15 — 11,5 mm. Darstellung innerhalb der
oberen Schicht : Ein auf den Hinterbeinen stehender Löwe faßt mit den Tatzen
von der Seite her einen Stier im Nacken, der mit gesenktem Kopfe und ge-
beugten Vorderbeinen gegen ihn ankämpft.
Nr. 24. P. 644. (Nr. 14.) Glaspaste. 14,5 — 11,5 mm. Darstellung:
Seepferd (Hippokamp) in gestreckter Vorwärtsbewegung; mit 2 Bauch- und
Schwanzflossen. Gute Arbeit. In den Tiefen des Bildes ist überall die dunkle
Grundschicht bemerkbar.
Nr. 25. P. 638. Glaspaste. 16,5 — 13,5 mm. Am Rande beschädigt
Darstellung: Nach 1. gewendeter, stehender Vogel mit einem undeutlichen
Gegenstande im Schnabel, wahrscheinlich ein Hahn, der Vogel des Merkur.
Rohe Arbeit, Die tieferen Teile des Bildes liegen in der dunklen Schicht.
Nr. 26. P. 220. (Nr. 11.) Achatonyx, grau- weiß-hellbraun ; nach oben
stark verjüngt; unten 12,5— 9,5 mm, oben 8,5— 6 mm; Dicke: 5,5 mm. Dar-
stellung in der obersten, hellbraunen Schicht: Eine aus dem Hause hervor-
gekrochene Schnecke mit ausgestreckten Tentakeln.
Nr. 27. P. 637. (Nr. 2.) Glaspaste. 15—12 mm. Undeutliche Dar-
stellung, teilweise in der dunklen Schicht. In der Mitte vielleicht ein Scheffel
[modius] mit über den Rand vorragenden Ähren.
Nr. 28. P. 6653. Glaspaste mit unkenntlicher Darstellung; lose auf-
gefunden.
Nr. 29—37. D. 163. P. 577, 579, 633, 5846, 5984, 5990, 6632, 6633.
Neun Glaspasten mit undeutlichen Darstellungen in Resten eiserner Ringe.
3. Der Sclimelzschninck.
Wenn bei den Gewandnadeln diejenigen mit Emailschmuck außer Acht
gelassen wurden, so geschah dies nicht nur der Übersichtlichkeit halber, son-
dern auch deshalb, weil ihre Form eine besondere, von den übrigen Fibeltypen
abweichende ist, welche in erster Linie mit der Schmelzverzierung im Zu-
sammenhange steht, aber auch auf einen gemeinsamen Ursprung dieser Ware
hinweist. Außer den Fibeln beschränkt sich das Email meist auf Knöpfe,
Zierscheiben, Anhänger und Deckel von Amuletten- und Wohlgeruchs-
büchschen, deren unterer Boden durchlöchert ist. Die beiden polychromen
Tafeln LXVIII und LXIX bringen eine reiche Auswahl unserer Emailstücke ;
die Zahl derselben hat sich seit der Herstellung der Tafeln bis jetzt fast ver-
doppelt, wie denn überhaupt der Schmelzschmuck in den römischen Provinzen
häufiger als in Italien selbst gefunden wird. Die Textfiguren 82 und 83
enthalten noch einige neuere Fundstücke, deren wir jetzt einschließlich der
Bronzen mit den Spuren von ausgebrochenem Email vielleicht 60 — 70 unserem
Museum einverleiben konnten. Über die komplizierte Technik gibt die Ab-
520 ^iö Funde.
handluiig von Cohanscns «Römischer Schmelzsclnnuck» in den Nassauer
Annalen, Band XII (1873), worin er schon auf einzehie Saalbuigstücke Bezug
nimmt, näheren Aufsclikiß
Der Schmelz oder das Email ist schon früli bekannt; wir finden ihn
bereits in ägyptischen, etruskischen und griechisclien Gräbern, und von Culiauscn
glaubt, daß darunter auch das homerische «-r^Xsxtfjov» zu verstehen sei. All-
mählich in Vergessenheit geraten, ist diese Technik mit dem Aufblülien der
Glasindustrie im zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt wieder in Auf-
nahme gekommen und von den Römern weiter entwickelt worden. Die älteste
Art des Schmelzschmuckes, die bezüglich der Herstellung auch die schwierigere
war, ist der Zellenschmelz (einail cloisonne). Hierbei wurde die zu verzierende
Fläche durch aufgelötete Messingstäbchen in Ringe und Felder geteilt und
so Zellen geschaffen, welche mit dem buntgefärbten Glasflusse ausgefüllt
werden sollten, in dem wir bezüglich seiner Wirkung einen Ersatz für
die in Metall gefaßten Edelsteine erblicken dürfen. Die Technik des Zellen-
schmelzes war aber mit der Schwierigkeit verbunden, für die Stäbchen ein
Lot zu schaffen, welches sich bei der Herstellung des Schmelzes nicht ablöst,
und da sich solche Stäbchen nicht beliebig biegen lassen, so konnte man
elegante und bewegtere Muster nur schwer herstellen. Diese heute noch im
Orient gepflegte Emailteclmik war den Römern unbekannt; sie bedienten sich
vielmehr der einfacheren Technik des Grubenschmelzes (email champleve),
wobei in dem Metall durch Guß, Bohrung, Gravierung und Punzen Ver-
tiefungen und Muster hergestellt wurden, welche sich in einfachster Weise
mit buntfarbigem Schmelz ausfüllen ließen. Hierzu brauchte man aber dicke
Metallstärken und große ßrcitenausdehnung, um die richtigen Wirkungen zu
erzielen; deshalb bevorzugte man die billige Bronze, und aus demselben
Grunde begegnen wir bei dieser Art überall dem Bestreben, große Flächen
zu schaffen, wodurch für die Verwendung von Schmelzschmuck schon von
vornherein eine Beschränkung der Formen veranlaßt wurde. Zur Verzierung
mit Email waren deshalb nur Fibeln mit breitem Rücken geeignet (Tafel LXIX^
Nr. 1 und 2), oder die großen Flächen der Knöpfe Nr. 5, 6, 7 und 14 der
Tafel LXVIII und die der Büchsendeckel Tafel LXIX, Nr. 4, 10 und 11,
welche man in der mannigfachsten Weise in kleinere Felder einteilte. Eine
besonders auffällige Form haben die Fibeln Nr. 1 und 2 der Tafel LXVIII,
die eine halbmondförmige Bekrönung und an der entgegengesetzten Seite
eine Endigung in einem Tierkopfe zeigen; auch hier hat man in der runden,
mit blau, rot und grün verzierten Scheibe eine für Schmelz geeignete Fläche
gefunden. Dieses Bestreben schuf auch einen besonderen Typus von Fibeln
(Textfigur 81, Nr. 11 — 13), der einen absichtlich in die Breite gedehnten Bügel
mit dreieckigem Schilde aufweist. Auch von Cohauscn macht in der ge-
nannten Abhandlung auf ein solches Stück in Wiesbaden aufmerksam. Ich
glaube in ihrer Form eine unverkennbare Erinnerung an Schildkröten fest-
stellen zu müssen, die namentlich durch die Ausgestaltung der über dem
Nadelende befindlichen kleinen Platte als Kopf des Tieres hervorgerufen wird.
Schmucksachen. Schmelzschmuck. 521
Man könnte hiernach diesem Fibeltypu.s den Namen «Scliildkrötenfibel»
beilegen.
Mit der Zeit hatte man das Trennende der Metallstege oder der durch
sie entstandenen freien Zwischenräume störend empfunden, und das Be-
streben, noch größeren Farbenwechsel zu erzielen, führte zu einer anderen
Verzierungsart. Hierher gehören vor Allem die Schachbrettmuster und die
kleinen Pünktchen und Tannenbäumchen (vergleiche die beiden Fibeln Nr. 1
und 2 der Tafel LXVIII, die Knöpfe Nr. 3, 4, 11 und 12 und die Gürtel-
schnalle Tafel LXIX, Nr. 17). Das Verfahren zur Erzielung der kleinen,
stets in derselben Gestalt und Färbung wiederkehrenden Figuren erklärt
von Cohansen folgendermaßen: Es werden wie beim Millefiori verschiedenartige
Stäbchen zusammengeschmolzen, diese angewärmt, ausgezogen und dadurch
im Querschnitt verkleinert; dann zerbricht man sie in kurze Stücke und setzt
sie in eine die Grundfarbe bildende Schmelzmasse ein. Die Zwischenräume
werden entsprechend ausgefüllt, das Ganze in den Ofen gebracht und die
Fläche poliert. Daß bei dem Fehlen von Stegen verschobene Schachbrett-
muster entstehen mußten, liegt auf der Hand, kam aber für die Gesamt-
wirkung nicht in Betracht. Die äußerst subtile Herstellung der Tannen-
bäurachen geschah ebenfalls mit Stäbchen, denen man in ihrem Querschnitt
zunächst in größerem Maßstabe die Gestalt eines Taimen bäumchens verlieh.
Das Stäbchen wurde nach seiner Erhitzung in die Länge gezogen, wo-
durch sich die Zeichnung verkleinerte, bei gleichmäßigem Ziehen aber stets
dieselbe blieb und im Querschnitt immer wiederkehrte. Die Masse wurde
dann in passende Längen geschnitten und in die ausgetiefte Fläche ein-
gelegt. In Murano werden heute noch ähnliche Arbeiten in derselben Weise
gefertigt.
Von einer weiteren Art der Emailarbeit, nämlich Steinchen oder Perlen
in die Masse einzusetzen, welche über die umgebende Fläche hervorragen,
bietet die Nabe der rad förmigen Fibel Nr. 17 auf Textfigur 82 einen Beleg.
Über die Gesamtwirkung eines reich mit Email verzierten Schmuckstückes
belehrt uns die Gürtelschnalle, Textfigur 83, Nr. 10. Sie ist in einem Brunnen
gefunden und frei von Oxyd, sodaß die ursprüngliche Farbe der goldglänzen-
den Bronze in die Erscheinung tritt. Diese Form ist noch in zwei weiteren
Exemplaren, darunter Tafel LXIX, Nr. 17, vertreten.
An diesem Beispiele ersehen wir, welche hervorragend künstlerische
Wirkung der mit Bronze in Verbindung gebrachte Schmelzschmuck hervor-
gebracht hat, wobei stets das goldähnliche Aussehen des genannten Metalls
zugleich die vermittelnde Rolle zwischen den mannigfachen Farben des Emails
spielte, ein Umstand, der uns heute noch veranlaßt, bunte Bilder mit goldenen
Rahmen einzuschließen.
Mit den Römern verschwand im vierten und fünften Jahrhundert auch
der Schmelzschmuck aus Deutschland und Frankreich, der sich nicht nur
auf kleinere Stücke beschränkt hatte, sondern auch bei Gefäßen und großen
Schmuckgegenständen zur Verwendung gelangt war, wie sie Lindenschmit in
522 Die Funde.
zwei Musterbeispielen im III. Baude, Heft XI, Tafel III abbildete. Die ger-
manischen Völker zogen gefaßte Edelsteine vor, und erst dem Mittelalter war
es vorbehalten, die Emailtechnik wieder in Aufnahme zu bringen.
10. Hufbeschlag und Pferdegeschirr.
(Tafeln XXXVI, XXXXI, 1-IX und Textfiguren 86 und 87.)
Die Frage, ob die Römer den Hufbeschlag kannten, ist schon öfters
erörtert und teils bejaht, teils verneint worden; schon WincJcelmann^^''') hat
sich damit beschäftigt. P^s würde hier zu weit führen, den vielumstrittenen
Gegenstand umfassend zu behandeln, vielmehr muß dieses Unternehmen einer
besonderen Arbeit vorbehalten bleiben; ich verweise daher für diejenigen,
welche dieser immerhin wichtigen Frage ein größeres Interesse entgegenbringen,
auf die treffhchen Abhandlungen von Schaafflicmsm^^'^) und SchUchen^^^), die
auch beide die einschlägige Litteratur angegeben haben. Das Endergebnis
ihrer Untersuchung ist aber verschieden; denn während der Erstere den Huf-
beschlag, d. h. den Gebrauch, die Eisen auf den Huf zu nageln, bei den
Römern im 2. und 3. Jahrhundert als bekannt annimmt, will Letzterer dies
nicht zugeben, sondern nur für andere Völker der gleichen Periode gelten
lassen. Schaaff hausen legt das Hauptgewicht auf die Funde, Schliehen mehr
auf die Nachrichten der alten Schriftsteller ''^) und auf die praktische Be-
deutung der Hufeisen; er sagt darüber treffend: «Der Hufbeschlag ist ein
unentbehrliches Mittel. So lange das Pferd in der Wildnis lebt und sich
nach Gefallen auf zusagendem Boden bewegen kann, braucht es keine Eisen,
sobald es aber anhaltend auf schlechtem Boden gehen oder laufen muß und
der Huf auf rauher Unterlage fortwährend durch schwere Lasten noch ver-
mehrter Reibung ausgesetzt ist, wird selbst das festeste Hörn, besonders bei
Nässe, sich stark abnutzen und das Pferd schließlich zeitweise oder dauernd
lahm und unbrauchbar werden, wenn nicht zur rechten Zeit geeignete Mittel
angewendet werden , um den schädlichen Einflüssen das Gegengewicht zu
halten. »
Die Hufe der Pferde mit einem künstlichen Schutz zu versehen, war
von der Zeit ab, als man die Pferde in den Dienst der Menschen stellte und
sie besonders auf gebirgigem und steinigem Boden verwendete, als Notwendig-
»«) Vgl. WincMmann, Sämtliche Werke 1825, IX, Seite 434.
«*') Schaaffhausen, «Hatten die Römer Hufeisen für ihre Pferde und Maultiere?» in
Bonner Jahrbücher, Heft LXXXIV.
"^) Schliehen, «Die Hufeisen-Frage» in Nassauer Annalen, Band XX.
Hierbei möchte ich noch auf Dr. L. Lindenschmit, «Die ältesten Formen der Huf-
eisen» in seinen «Altertümer unsrer heidnischen Vorzeit», Band IV, auf Dr. L. Beck,
Geschichte des Eisens, Braunschvveig 1884, Seite 773, sowie auf 3Iommsen-Blümner, der
Maximaltarif des Diocietian, S. 110 hinweisen.
s") Die hauptsächlichsten Stellen finden sich bei Catull 17, 26, Plinius XXVIII. 20,
XXXIII. 11, Sueton, Nero 30, Vespasian 23, sowie an verschiedenen Stellen bei Vcgetius.
Der Hufbeschlag. 523
keit empfunden worden; daß man schon frühe dafür Vorkehrungen getroffen,
wird von keiner Seite bestritten, und es sind auch Spuren von solchen nach-
gewiesen. Schon die Ägypter suchten, obgleich es der weiche Boden ihres Landes
weniger erheischte, die Hufe der Pferde durch Flechtwerk zu schützen, wie über-
haupt nachgewiesen ist, daß bei vielen alten Völkern der Gebrauch bestand,
die Hufe der Pferde wie der Maultiere, Esel, Kamele und Ochsen mit Schuhen
von Bast, Ginster (solea sparten)^ Filz oder Leder, welche mit Riemen fest-
gebunden wurden, zu umgeben. Auch die Verwendung der Pferdeschuhe aus
Eisen ist durch schriftliche Nachrichten wie durch Funde vollständig verbürgt;
als unentschieden gilt nur die Frage, zu welcher Zeit zuerst das Schutzmittel
mit Nägeln auf den Huf befestigt wurde, d. h. die Hufeisen in Gebrauch kamen,
eine Frage, die sich für eine engere Zeitgrenze kaum beantworten lassen dürfte.
Ebensowenig läßt sich aber auch feststellen, welches Volk diesen nützlichen,
heute noch unentbehrlichen und seit dem Altertum kaum veränderten Huf-
schutz erfunden hat. Über den ersten der fraglichen Punkte hat uns die Saal-
burg Aufschlüsse gegeben, die über allen Zweifel erhaben sind, und ich glaube
es als sicher aussprechen zu dürfen, daß man im Hinblick auf die große Zahl
von Hufeisen und die Fundumstände nicht mehr im Zweifel zu sein braucht,
daß in der Zeit, als die Römer die Saalburg und den Limes im Besitz hatten,
der Hufbeschlag nicht nur bereits allgemein üblich, sondern daß er gerade
für den Taunus mit seinem steilen und steinigen Boden eine unabweisbare
Notwendigkeit war. Selbst heute ist es, wie mir von vielen Fuhrleuten ver-
sichert wird, trotz der so sehr verbesserten Weganlagen nicht möglich, mit
unbeschlagenen Pferden die Lastwagen selbst durch den niedrigen Saalburg-
paß über das Gebirge zu bringen. Ein vorsichtiger Fuhrmann spannt des-
halb sein Pferd aus, wenn es ein Eisen verloren hat, und läßt es, ohne es
zum Ziehen zu gebrauchen, nebenher laufen oder sucht sich auf andere Weise
zu helfen; ebenso wird er niemals an ein unbeschlagenes Tier große An-
forderungen stellen. Nur bei Pferden mit ganz harten Hufen würde ein vor-
übergehender Verzicht auf die Eisen möglich sein und selbst dann nur für
ganz kurze Zeit.
Ehe ich auf die Saalburgfunde des Näheren eingehe, will ich noch auf
den stets wiederkehrenden Einwurf antworten, daß an alten Denkmälern auch
des 2. und 3. Jahrhunderts der Huf beschlag fehle. Zutreffend und auch auf-
fällig ist es, daß an der bekannten Reiterstatue des Marc Äurel, den Pferden
der Trajans- und Antoninussäule, sowie anderer antiker Darstellungen Huf-
eisen nicht vorhanden sind; dies aber als ausschlaggebenden Beweis gegen
den Gebrauch des Hufbeschlags anführen zu wollen, verbietet sich aus
mancherlei Gründen. Zunächst mögen in der römischen Kaiserzeit, in der
jene Werke entstanden sind, für die Darstellungen die Tradition und vielleicht
ästhetische Gründe maßgebend gewesen sein, auch wäre es möglich, daß man
in der Anbringung von Hufeisen eine Entstellung des Pferdes und seiner Füße
erblickt hätte. Außerdem ist es immerhin auch denkbar, daß man in Rom
selbst um diese Zeit keine Hufeisen benutzte. In der Renaissancezeit war
524 Die Funde.
die Darstellung von Hufeisen an den Pferden der Reiterstatuen nicht all-
gemein üblich, auch das berühmte Berliner Reiterstandbild des Großen Kur-
fürsten von Sc/Uiiter kennt keine Hufeisen, was freilich damit begründet
werden kann, daß man sich dabei an die klassischen Vorbilder anlehnte, wie
es die Imperatorentracht des Fürsten selbst beweist. Andererseits haben aber
die ebenso berühmten Reiterstandbilder des Bartolommeo Colleoni von Verrocchio
und des Gattamelata von DonatcUo aus dem Ende des 15. Jahrhunderts wohl
ausgebildete breite Hufeisen, etwa wie Textfigur 87, Nr. 23. In der Gegen-
wart werden vielfach die Pferde solcher Denkmäler ohne Hufeisen hergestellt.
Nun sind aber, was nicht allgemein bekannt sein dürfte, zwei Werke vor-
handen, die aus dem 2. oder 3. Jahrhundert stammen sollen und unverkenn-
bar den Beschlag der Pferde in der heute noch gebräuchlichen Weise zeigen;
ich führe sie als Beleg auch um deswillen an, weil ihre Eintstehung mit der
Blütezeit der Saalburg zusammenfällt; sie sind daher als notwendige Ergänzung
mit in Rechnung zu ziehen.
Das eine ist das schon von Schaaffhansen besprochene Steinmonument
von Vaison im Museum zu Avignon, auf dem die Maultiere mit Hufeisen
versehen sind und auch deren Befestigung mit umgenieteten Nägeln dar-
gestellt ist. Das zweite ist ein Bronzepferd, das in den Thermen des Kon-
stantin gefunden sein soll, sich zur Zeit im Palazzo Rospigliosi in Rom
befindet und nach Effenberg aus der Zeit BioMctians herrühren dürfte.
Matz und von Buhn^'"'^) führen in ihrem Verzeichnisse dieses Bronze-
pferd ohne besondere Erwähnung der Hufeisen bereits auf; sie geben nur
eine kurze Beschreibung und nehmen die Höhe desselben mit 0,94 m an.
Bei Gelegenheit der im Frühjahr 1889 unter Führung der Professoren Zange-
meister, von Du/in und von Domaszewshi unternommenen Studienreise badischer
Gymnasiallehrer nach Itahen, deren ich mich noch gerne erinnere, fand ich
Gelegenheit, mit diesen das Pferd und den Hufbeschlag zu besichtigen. Der
Kürze der Zeit halber konnte ich damals nur eine flüchtige Skizze desselben
nehmen; Bildhauer Gertli in Rom hat mir später in dankenswerter Weise
eine gute Zeichnung geliefert, die in der Textfigur 86 nachgebildet ist. Ich
halte diese Wiedergabe schon darum für angebracht, weil bei einer Besprechung
der Hufeisenfrage ein so wichtiges Beweisstück nicht fehlen darf, auch meines
Wissens eine Veröffentlichung nach dieser Richtung noch nicht stattgefunden
hat. Das Pferd ist vorschreitend, äußerst lebendig in der Bewegung, ohne
Übertreibung und anatomisch richtig dargestellt; es ist tadellos erhalten und
zeigt nirgends Spuren einer späteren Restauration, was auch die Ansicht
einiger Gegner der römischen Hufeisen widerlegt, als seien diese nachträglich
angeflickt worden. Sehr schön ist besonders der rechte, erhobene massive
Vorderfuß und der linke hohle Hinterfuß. Unsere Abbildung zeigt in drei
verschiedenen Ansichten den Hufbeschlag des rechten Vorderfußes; die Eisen
sind flach und haben die Form derjenigen unserer Hufeisen, die ich, wie aus
»M) Antike Bildwerke in Rom, 1881, Bd. I, S. 463, Nr. 1617.
Der Hufbeschlag.
525
dem Folgenden hervorgeht, zu den Zweitältesten rechne (Textfigur 87, Nr. 14
und 18). Sie stehen etwas über den Huf vor und geben diesem dadurch
einen besonderen Schutz; in Neapel sieht man heute noch die Pferde in dieser
Weise beschlagen. An der unteren Seite (Textfigur 86, Nr. 2 und 3) sind Ncägel
nicht sichtbar, dagegen treten die acht umgenioteten Nagelspitzen am Hufe
selbst deuthch hervor (Nr. 1 — 3). Das angegossene Hufeisen hat nach dem
Originale eine Länge von 8 cm und eine Dicke von 5 mm, alles Übrige ist
aus der in der Hälfte der natürlichen Größe hergestellten Textabbildung zu
ersehen. Auch will ich auf ein in. der Sammlung des Herrn Bourgignon in
Neapel befindhches, 11\'2 cm langes Hufeisen von Bronze hinweisen, das aus
Calabrien stammen soll; es hat acht Nagel löcher und ist nach vorne, ähnlich
wie die Pferdeschuhe, etwas umgebogen.
/ .'
Fig. 86. Fuß dei- Bicuzestiituette eines Pferdes. (V2 der uat. Größe.)
• Als weitaus wichtigster Beweis aber für den Gebrauch der Hufeisen in
Römerzeit sind die Funde auf der Saalburg zu verzeichnen, die ich von allem
Anfang an mit besonderer Sorgfalt verfolgt habe. Man hat ihnen auf An-
regung des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine ^^')
jetzt überhaupt in Deutschland eine größere Aufmerksamkeit zugewendet, sie
gewissenhaft verzeichnet und dabei gefunden, daß sie weit zahlreicher an
861) Vergl. Korrespondenzblatt des Gesamtvereins, 1876, 1886 und 1889.
52G Die Funde.
sicheren Römerstätten vorkommen, als man frülier glaubte; auch hierüber
giebt bereits Schaaff hausen Auskunft. In Frankreich und der Scliweiz schloß
man sich dem oben genannton Bestreben an. Für die Letztere hat J. Heierli
in Züricli eine interessante Zusammenstellung der Hufeisenfunde von 50 Orten
und zwar aus vorrömischen Grabhügeln und römischen Ansiedelungen ver-
ött'entlicht und dazu eine gute Beschreibung mit Angabe des Gewichts und
der Zahl der Nagellöcher der einzelnen Stücke gegeben ^•^*). Er bemerkt da-
bei ausdrücklich: «Die Frage der Hufeisen ist eine oft erörterte, und doch ist
man noch zu keinem abschließenden Urteil gelangt; jeder Beitrag zur Lösung
muß also willkommen sein».
Was nun die Pferdeschuhe oder Hufeisen (vestigium equi, solea fcrrca)
der Saal bürg anbelangt, so sind dieselben unter den gleichen Verhältnissen
wie alle übrigen Gegenstände gefunden worden und können deshalb auch den-
selben Wert wie diese für sich in Anspruch nehmen. Es ist auch an ver-
schiedenen Orten der vorhergehenden Abschnitte gerade auf den Umstand
hingewiesen worden, daß das Ausgrabungsgebiet der Saalburg abseits vom Ver-
kehr gelegen und seit Römerzeit unberührt geblieben ist. In Bezug auf das
frühere Aussehen des Kastells, in dem nahe an hundert Hufeisen — im
Jahre 1886 allein auf einer kleinen Fläche von 900 qm nicht weniger als
19 Stück — gefunden worden sind, niöchte ich, um jeden Zweifel zu be-
seitigen, noch Folgendes hinzufügen: Als Archivar Hahel 1853 mit den ersten
wissenschaftlichen Ausgrabungen begann, waren nicht allein die Mauertrümmer
mit dichtem Wald und Gestrüpp bewachsen, sondern es mußte für das Kastell
erst ein fahrbarer Zugang geschaffen werden. Die wenig ausgefüllten Spitz-
gräben und die Umfassungsmauern mit hoher Aufschüttung zeigten nirgends
Spuren eines Durchgangs, in den Thoröffuungen lag das umgestürzte Mauer-
werk, und nur ein schmaler Fußpfad führte in das Kastell, durch den zur
Not ein einzelner Reiter hätte durchkommen können. Erst in den Jahren
1853 bis 1872 wurden die Thoreingänge aufgeräumt und Fahrwege hergestellt;
es steht daher fest, daß nach der Römerzeit ein für Fuhrwerke benutzbarer
Weg nirgends in das Kastell führte. Die Fortschaffung des im Innern des-
selben gefällten Holzes und der ausgebrochenen Steine geschah in früherer
Zeit wohl genau so, wie auch heute in unfahrbarem Terrain, nämlich ver-
mittelst Karren oder durch Schleifen. Ferner war das Kastell auch durch
viele Vertiefungen, offenstehende Brunnen, Erhöhungen, sowie starkes Weiß-
dorngestrüpp kaum für Menschen, geschweige denn für Pferde ^^^) zugänglich
(vergl. E. Neuhof, Seite 15). Unter diesen Umständen wird man auch zugeben
müssen, daß später, als die Römerburg in Schutt und Trümmern lag, die Ge-
legenheit fehlte, daselbst Hufeisen zu verlieren. Daß etwa in der Frankenzeit ein
Verkehr dort bestanden habe, ist schon früher widerlegt worden; dagegen spricht
85J) Vergl. Anzeiger für schweizerische Alterturaskunde, XXI. Jahrgang, Zürich 1888,
Seite 98 flF.
**3) Die im Homburger Stadtarchiv befindlichen Verzeichnisse über den Viehbestand
im Mittelalter weisen nur wenige Pferde auf; als Lasttiere dienten vornehmlich Ochsen,
Der Hufbeschlag. 527
auch schon der unberührte Brandschutt, der heute an den nicht umgegrabenen
Stellen noch genau so Hegt, wie ihn die letzte Zerstörung sich hat lagern
lassen. Und nur in diesen Schichten oder unter denselben haben sich im
Kastell die Hufeisen gefunden. Anders verhält es sich in der Bürgerlichen
Niederlassung, durch die im Mittelalter ein Weg nach dem Überhöhischen
Gelände führte; hier könnte wohl auch später ab und zu ein Hufeisen ver-
loren worden und mit in unsere Sammlung geraten sein; doch dürfte diese
Möglichkeit schon deswegen nicht wesentlich in Betracht kommen, weil der
mittelalterliche Weg bei den Ausgrabungen nur selten berührt wurde, und
weil die wenigen möglicherweise einer späteren Zeit angehörenden Exemplare
gegenüber der großen Zahl der zweifellos römischen Hufeisen nicht ins Ge-
wicht fallen dürften.
Über die Fundumstände der Hufeisen sei noch besonders bemerkt, daß
ich, nachdem einmal der römische Ursprung derselben angezweifelt ^^^) worden
war, die Fundstellen genau geprüft und alle dabei in Betracht kommenden
näheren Umstände festgestellt habe. Hierdurch wurde nicht nur erwiesen,
daß die Hufeisen ebenso gut, wie die dabei liegenden anderen Fundstücke
aus der Römerzeit herrühren mußten, sondern es konnten auch durch die
verschiedenen Tiefenlagen für ihr Alter und damit für die Entwicklung des
Hufbeschlags ziemlich sichere Anhaltspunkte gewonnen werden.
In dem Nachstehenden will ich versuchen, die verschiedenen Arten der
Pferdeeisen zu beschreiben und nach ihrem vermutlichen Alter zu klassifizieren.
Dieselben lassen sich, abgesehen von den Pferdeschuhen, in drei Arten ein-
teilen, die in der Mehrzahl klein sind und auf kleine Pferde und Maultiere
hindeuten. Ich möchte jedoch gleich hier betonen, daß zwar die Größe der
Eisen für Hufe von Maultieren passen würde, daß aber bis jetzt nirgends,
wie im Abschnitt XIV unter 3 dargethan wird, Knochen von solchen nach-
gewiesen werden konnten; dagegen fanden sich viele Pferdeknochen, sogar
Schädel und ganze Gerippe.
Als älteste Art des Hufschutzes werden zweifellos die schon anfangs er-
wähnten Pferdeschuhe (solea ferrea) Textfigur 87, Nr. 8 und 9, die so-
genannten «Hipposandalen» anzusehen sein; daß sie, wie LindenscJimit und
von Cohausen angenommen haben, lediglich für kranke Pferde gedient haben
sollen, scheint mir nicht recht einzuleuchten, denn ihr zahlreiches Vor-
kommen spricht für eine allgemeinere Benutzung. Das römische Feld bei
Dalheim im Luxemburgischen hat deren allein zehn Stück geliefert, die Saal-
burg, wenn man die Bruchstücke dazu rechnet, annähernd ebensoviel. Eine
*"*) Mit welch hartnäckigem Vorurteil man die Hufeisen früher behandelte, mag
daraus zu ersehen sein, daß man mir bei einem Besuche der im Jahre 1878 auf der Kapers-
burg vorgenommenen Ausgrabungen auf meine Frage nach Hufeisen erklärte, solche
seien wohl gefunden, aber sofort beseitigt worden, um nicht den Glauben aufkommen zu
lassen, als ob die Kapersburg in nachrömischer Zeit bewohnt gewesen sei, wodurch die
übrigen Fundstücke an Wert verlieren müßten.
528
Die Funde.
Zusammenstellung derselben mit Quellenangabe bringt A. lhirff'^-''% auch
Lindenschmit (Bd. 4) und Major Schlichen in den Nassauer Annalen, Bd. XX.
Letzterer ist der Ansicht, daß man mit Strohschuhen angefangen und bei
fortschreitender Geschicklichkeit in der Bearbeitung des Eisens den Plufschutz
0 0 ff 0 n
Fig. 87. Hufeisen und Sporen. ('/« der uat. Größe.)"«)
aus diesem Metall hergestellt liabe; im Museum zu Neapel befindet sich eine
gut erhaltene, aus Hanf geflochtene Scheibe von 9 auf 11 cm Größe in der
•") Zur Geschichte der Huf beschlagkunde von Dr. Ä. Rueff, Professor der Tierheil-
kunde in Hohenheim, Stuttgart 1864.
"«) Die photographische Aufnalime hierzu sowie die zu vielen anderen Textöguren
verdanke ich Herrn und Frau Hofphotograpli Th. H. Voigt aus Homburg v. d. H., die beide
nach dieser Richtung meine archäologischen Arbeiten von jeher mit größter Bereitwillig»
keit gefördert haben.
Der Hufbeschlag. 529
Form eines Hufes ; sie mag wohl als Einlage oder Ausfütterung eines eisernen
Pferdescliulies gedient haben. Textfigur 87 zeigt in Nr. 8 und 9 zwei Pferde-
schuhe von der Saalburg; mit Letzterem ist ein dabei gefundener Huf dar-
gestellt, Nr. 8 ist der mit einem ähnlichen im Brunnen Nr. 6 gefundene.
Alle unsere Pferdeschuhe stammen aus den untersten Schichten oder aus
Brunnen; einer davon lag unter einer gestückten alten römischen Straße,
die einer Untersuchung wegen durchbrochen werden mußte. Die auf Text-
figur 87 wiedergegebeneu Exemplare zeigen die gebräuchlichen Formen;
Nr. 9 ist nach vorne umgebogen, um den Huf nach dieser Richtung besonders
zu schützen, an Nr. 8 sind nur seitliche Umbiegungen; beiden gemeinsam
sind die nach vorn und rückwärts vorspringenden Haken und Ringe, die zur
Befestigung der Riemen und zum Anbringen der Schuhe dienten. Man hält,
wie schon oben gesagt wurde, allgemein diese eisernen Hippo- oder Mulo-
sandalen für den ältesten Schutz des Hufes und ist der Ansicht, daß sich aus
ihnen allmählich die aufzunagelnden Hufeisen entwickelt haben; einige von
diesen zeigen noch die Umbiegung eines Lappens nach vorn, vergleiche Text-
figur 87, Nr. 29. Heute sucht man umgekehrt aus dem Hufeisen wieder den
Pferdeschuh auszubilden und diesen wieder einzuführen. Es liegt mir eine
Zeichnung der Zeitschrift «Scientific American» vom 3L Oktober 1891 vor, w^elche
diese patentierte Vorrichtung «a horse shoe to be clamped on the hoof» nennt.
Dieser amerikanische Hufbeschlag ist den römischen eisernen Pferdeschuhen
ähnlich, er wird wie diese nur angelegt und nicht genagelt; zur Erleichterung
des An- und Ausziehens ist auf der vorderen Seite ein Scharnier angebracht; zu
seiner Befestigung benutzt man anstatt der Riemen einen am oberen Ende befind-
lichen Krampen, den man mittelst einer Mutterschraube stellen und lösen kann.
Ich gehe nunmehr zu den Hufeisen in unserm heutigen Sinne über, von
denen sich drei charakteristische Arten feststellen lassen; als Vertreter der
ältesten betrachte ich Nr. 10 der Tafel XXXXI und Nr. 10—12 der Text-
figur 87; es sind meist kleine, durchschnittlich 9 — 10 cm breite und 11 — 12 cm
lange, noch sehr primitiv und unvollkommen geformte Hufeisen. Sie haben
alle da, wo sich die Nagellöcher befinden, kreisartige Ausbuchtungen, die beim
Einschlagen derselben in dünnes Eisen entstanden sind; an den Enden sind
durch Umbiegen «Stollen» angebracht, doch giebt es, wie Nr. 12 zeigt, auch
solche, wo die Stollen fehlen ; alle haben sechs Nagellöcher, die vertieft sitzen ;
ihr Gewicht schwankt jetzt zwischen 120 — 150 Gramm, doch mag dieses
durch Abnutzung und Oxydation gegen früher etwas vermindert sein.
Sie als die ältesten anzusehen, veranlaßt mich nicht allein die rohe
Arbeit dieser Hufeisen, sondern auch ihr Fundort, da sie in den untersten
Schichten und zwei davon sogar unter einer gemörtelten Mauer im Kastell
ebenfalls in Stückungen alter, in der Römerzeit wieder verdeckter Wege lagen.
Dieselbe Hufeisenart fand Pfarrer Dahlem mitten in dem Pflaster einer
römischen Straße bei Regensburg in einer Tiefe von 1^2 Metern^^^). Auch
357^ Vergl. Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und
Altertumsvereine, 28. Jahrgang, Nr. 5.
Jacobi, Das Römerkastell Saalburg. 84
530 ^^^® Funde.
Qmquerez^^% der sich mit diesem Gegenstand beschäftigte, hält die Hufeisen
mit ausgebuchtetera Rande für die ältesten und ist der Meinung, daß sie
schon in Gallien in vorrömischer Zeit benutzt worden seien, und daß ihr
Gebrauch sich lange erhalten habe.
Als die Zweitälteste Art möchte ich Nr. 8, 9 und 12 der Tafel XXXXI
und Nr. 13, 17 und 18 der Textfigur 87 ansehen; während die Vorigen ge-
wöhnlich nur eine Eisenbreite von 2 cm haben, sind diese stärker und breiter,
in der Mitte 3—4 cm. Sie verjüngen sich nach den Enden hin, die eine
gratartige Erhöhung zeigen und bei manchen fast spitz zulaufen (Nr. 17),
haben durchgängig sechs Nagellöcher ohne Ausbuchtungen und sind nach
dem äußeren Rande hin glatt; eine Ausnahme davon macht Nr. 12 der
Tafel XXXXI, welches zur Aufnahme von 8 Nägeln bestimmt war. Linden-
schmit hat im IV. Baude auf Tafel 28 einen Teil dieser und der vorherbe-
schriebenen Hufeisen unserer Sammlung in größerem Maßstab abgebildet und
sie im Allgemeinen als die ältesten Formen bezeichnet. Auf der Saalburg sind
60 Stück der zuletzt beschriebenen gefunden und zwar in den unteren Brand-
schichten; zwei davon lagen unter der Wallmauer des Kastells, wo sie
bei Herstellung eines Durchbruches zur Ableitung des Wassers zum Vorschein
kamen. Da nach den früheren Darlegungen die Entstehung der Mauer in den
Anfang des 3. Jahrhunderts zu setzen ist, so kann der Gebrauch dieser Eisen
für das 2. Jahrhundert angenommen werden. Im Übrigen sind weitaus die
meisten dieser Eisen in den Bauten ausgegraben worden, die man sich deshalb
als Pferdeställe (vergl. Seite 125 und 126) gedacht hat. So lagen in der nord-
östlichen Ecke des Baues zwischen Villa und Römerstraße (Tafel XIV, Fig. I, C)
sieben, und etwa einen Meter davon fünf Stück auf einem Platze beisammen.
Diese Funde sind für die Beurteilung der Hufeisenfrage schon deshalb von
besonderer Wichtigkeit, weil sie beweisen, daß sie nicht zufällig von Pferden
dort verloren, sondern von Fuhrleuten oder Pferdetreibern an diesen Stellen
zusammengetragen und aufbewahrt wurden; weiter ist noch zu bemerken,
daß sie in unberührtem Bauschutte lagen. Hufeisen dieser Form fanden sich
auch in Gräbern (vergl. Seite 136 und Textfigur 19 a).
Die meisten der übrigen Hufeisen kamen in den oberen Brandschichten
des Kastells und der Bürgerlichen Niederlassung zu .Tage; ich möchte sie
daher zu der drittältesten oder jüngsten Gattung rechnen. Sie sind größer
(10 — 11 cm breit und 13 — 14 cm lang) und kräftiger gearbeitet, vergleiche
Textfigur 87, Nr. 14, 15, 19—23 und 24—26. Die Anzahl der Nagellöcher,
die in die Falzrinnen eingehauen sind, schwankt zwischen 6, 7 und 8; die
meisten der Eisen zeigen eine weitere Besonderheit in einer vorne ange-
brachten Verstärkung, die man als Griff bezeichnet; bei Nr. 21 und 22 ist sie
besonders deutlich bemerkbar. Diese Verbesserung verdankt ihre Entstehung
ohne Zweifel dem Umstände, daß die Pferde beim Anstiege zum Gebirge
die Hufeisen vorne am meisten abnutzten; ein Beispiel dafür giebt Nr. 24.
8*8) Sur les forges primitives dans le Jura, in Mitteilungen der antiquar. GesellBchaft
in Zürich, 1871 (XVII), 4, S. 84 und Taf. III.
Der Huf beschlag. 531
Dieser Typus ist dem der Jetztzeit am ähnlichsten, da er bereits alle die-
jenigen Eigenschaften aufweist, die man heutzutage von ihm verlangt, nämlich
Falzrinnen oder versenkte Nagellöcher, Stollen und Griffe. Von den Hufeisen
der letzteren Art tragen viele einen Stempel, der in der Mitte direkt hinter
dem Griffe eingeschlagen ist (Nr. 15 und 19 — 22). Diese Fabrikmarken, wie
man sie nennen kann, bestehen entweder aus quadratischen (Nr. 19), recht-
eckigen (Nr. 21), runden, kleeblattähnlichen oder strahlenförmigen Vertiefungen
(Nr. 20 und 22) ^^^). ÄhnHche Stempel finden sich auch öfters auf römischen
Werkzeugen von der Saalburg und sogar an einem Eisenklämmerchen (siehe
Seite 347). Wir besitzen bis jetzt 18 mit Marken versehene Hufeisen.
Auf der Textfigur 87 sind noch einige Hufeisen seltener Form dar-
gestellt: Nr. 27 ist ein schweres, eigentümliches Eisen mit über den Huf
ragenden Stollen, das man für den Beschlag eines verkrüppelten oder krank-
haften Hufes hält; Nr. 17 ist ein sogenanntes Streicheisen, das von einem
Pferde herrührt, welches sich beim Ausschreiten mit dem anderen Hufeisen
gestreift hatte (vergl. auch Nr. 9 der Tafel XXXXI). Nr. 28 und 29 sind
solche von Tieren mit gespaltenen Hufen, Ochsen oder Kühen; auch heute
noch werden in gebirgigen Gegenden die Zugochsen in dieser Weise beschlagen.
Nr. 11 der Tafel XXXXI, sowie Nr. 16 der Textfigur 87 sind Hufeisen
von Eseln.
Auch unfertige Hufeisen, d. h. Platten ohne Nagellöcher, sind gefunden
worden, was wohl darauf hinweist, daß man sie auch fabrikmäßig herstellte,
und daß erst der Hufschmied sie vor der Verwendung mit Löchern versah.
Hufnägel, die in vielen Hufeisen noch stecken und gut erhalten
geblieben sind, gleichen in Maß und Gestalt den noch jetzt gebräuchlichen.
Das Gewicht der Hufeisen ist sehr verschieden; wenn man die schon
genannten Esels-Hufeisen, die 70—80 Gramm wiegen, außer Betracht läßt,
so wiegt das leichteste, in der Form von Nr. 10, 122 Gramm und das schwerste,
in der Form von Nr. 23 der Textfigur 87, 450 Gramm. Das von Heierli
angegebene Gewicht der in der Schweiz gefundenen Hufeisen schwankt
zwischen 123 und 473 Gramm. Die ausgebuchteten Hufeisen (Nr. 10-— 12),
die man, wie schon oben gesagt wurde, allgemein für die ältesten hält, sind
sehr leicht und w^iegen selten über 150 Gramm.
Von Hufeisen, an deren römischem Ursprünge nicht gezweifelt werden
kann, hat Schaaffhausen eine ganze Reihe in der genannten Arbeit erwähnt,
ebenso berichtete Pfarrer JDaJdem über eine große Zahl aus der Regensburger
Gegend. Im Taunus sind sie nicht allein in den Limeskastellen zu Tage
gekommen, sondern auch an den dem Pfahlgraben entläng ziehenden Wegen
und Saumpfaden, bestätigen also auch hier ihren vorzugsweisen Gebrauch in
gebirgigem Gelände (Seite 37).
Als ein weiterer wichtiger Beweis für die Ausübung des Hufbeschlages
auf der Saalburg sind die dort gefundenen bezüglichen Werkzeuge anzusehen.
**^) Schaafp^ausen erwähnt a. a. O. ebenfalls solche Marken.
84*
532 Die Funde.
Zunächst ist es die Hauklinge (Tafel XXXVII, Nr. 12, und Textfigur 35,
Nr. 24 und 25). Sie hat die Form eines Messers mit breitem Rücken (Seite 239),
das mit seiner scharfen Kante zum Abspalten der Hufe und mit der flachen
Seite zum Abfeilen derselben diente. Der am Ende des Messers vor dem
Griffe befindliche Einschnitt wurde, wie heute die Beißzange (vergleiche
Seite 2 IG), zum Ausziehen der Nägel verwendet. Ein weiteres Werkzeug ist
das Hufmesser zum Ausschneiden der Hufe, das bei uns nur in beschädigten
Exemplaren gefunden ist. An anderen Röraerstätten (vergl. Lmdcnschmit,
Band I, Heft 12, Tafel V, Nr. 7) sind sie in besserer Erhaltung ausgegraben
worden. Der schon Seite 239 erwähnte Hammer (Textfigur 35, Nr. 11), der
durch eigenartige Schäftung ausgezeichnet ist, gleicht den jetzt noch üblichen
Hufhämmern und kann mit zu den für den Hufbeschlag erforderlichen
Werkzeugen gerechnet werden, ebenso wie die Zangen, Nr. 6 — 8 der Text-
figur 35, mit welchen das Eisen in das Schmiedefeuer gelegt und dann auf
den Huf gebracht wurde.
Bildliche Darstellungen von Hufeisen finden sich allenthalben. Schaaff-
hansen verzeichnet u. a. ihr Vorkommen auf einer Münze und gedenkt auch
unseres Ziegelstempels, Tafel LXXVII, Nr. 9, und Textfigur 45, Nr. 12. Die
dort aufgedrückte Figur schien ja auf einigen Exemplaren ein Hufeisen mit
den Nagellöchern darzustellen, doch veranlaßten mich spätere Funde, vor
allem auch die Abbildung im Limeswerk, Kastell Butzbach, Nr. 32 und 32a,
wo noch drei Ansätze sichtbar sind, jene Ansicht aufzugeben; vergleiche
Nr. 70 unseres Verzeichnisses auf Seite 304. Was aber auf dem Ziegel dar-
gestellt sein soll, läßt sich zur Zeit nicht angeben. Dagegen finden sich
unter den römischen Schmucksachen und Amuletten einige in Hufeisen-
form [Lindenschmit, Band III, Heft I, Tafel V), die an moderne Vorstecknadeln
dieser Art erinnern. Es könnte auch bei ihnen an eine symbolische Be-
deutung gedacht werden, wie ja heute noch alte Hufeisen gesammelt und
in vielen Gegenden an Thüren oder Schwellen festgenagelt werden, in der
Erwartung, daß sie dem Hause Glück bringen. Auch Flinins (Nat. bist. XXVIII,
20, 263) erwähnt die für den Finder günstige Wirkung des Hufeisens «als
Mittel gegen das Schlucksen».
Schließlich will ich noch auf zwei Steine (Dolerit) hinweisen, die im
Jahre 1887 im Kastell gefunden wurden; sie zeigen eingemeißelte, hufeisen-
förmige Vertiefungen, über deren Bedeutung sich schwer etwas sagen läßt.
Handdmann, der sie gesehen hat, glaubt sie^®") vielleicht als Grenzbezeich-
nungen ansehen zu sollen, wie sie auf vorgeschichtlichen Steindenkmälern,
z. B. bei Rosengarten in Hannover, Hattlund in Schleswig und vor Allem in
den Gegenden vorkommen, wo Sachsen und Wenden sich berühren.
Die vielerörterte Hufeisenfrage ist zwar nicht von hoher wissenschaft-
licher, wohl aber von prinzipieller Bedeutung, insofern sie uns darauf hin-
weist, uns bei den Ausgrabungen stets an die Thatsachen zu halten, wenn
860) Privat-Mitteilung und Bericht zur Altertumskunde Schleswig-Holsteins, Kiel 1882.
Pferdegeschirr. 533
auch die Fundstücke wegen ihrer Neuheit ursprünglich noch so sehr be-
fremden. Die Frage, wer die Hufeisen zuerst anwandte, wann die Römer sie
einführten, ob sie auch den Reit- oder ausschließlich den Lastpferden an-
gehörten, ist für unsere Betrachtungen gleichgültig; unleugbare Thatsache
bleibt es, daß Hufeisen mit unzweifelhaft römischen Funden zusammen aus-
gegraben worden sind, und daß sie nach unseren Saalburgfunden in den
Augen derjenigen, welchen diese Niederlassung als einwandsfreie Fundstätte
gilt, in der späteren Kaiserzeit vorhanden waren. Es ist zwar nicht aus-
geschlossen, daß sie der ansässigen germanischen Bevölkerung eigentümlich
gewesen sein könnten, von der sie die Römer entlehnt hätten ; in erster Linie
darf man wohl für die Einführung des Hufeisens bei uns immer wieder
die Donau Völker der Raeter und Vindelicier in Betracht ziehen, welche den
größten Teil der Besatzung der Saalburg ausmachten. Daß diese große
«Meister in Erz- und Eisenwerk» waren, habe ich bereits an mehreren Stellen
betont.
Allmählich hat sich das Material zur Beurteilung der Hufeisenfrage
allerorts vermehrt, mancher Ungläubige hat sich durch eigene Funde über-
zeugt, und so hat der Streit an Schärfe verloren. Selbst von Cohausen, der sich
früher den Hufeisen gegenüber sehr ablehnend verhielt, hat schließlich das
Zugeständnis machen müssen, daß sie wenigstens bei germanischen Hilfs-
truppen im Gebrauch gewesen seien. Er konstatierte bei der auf der General-
versammlung der deutschen Geschichts- und Alterturasvereine im Jahre 1889
stattgehabten Besprechung, «daß durch diese manche Gegner der römischen
Hufeisen schwankend geworden seien». Auch ScJdiehen, der in seinem mit
großer Sachkenntnis verfaßten Aufsatze nicht allein den Mangel an Schrift-
stellernachrichten, sondern noch manches Andere gegen die Hufeisen ins
Treffen führt, sagt schließlich doch: «Um also das Endresultat deutlich aus-
zusprechen, so bin ich der Meinung, daß der Hufbeschlag im zweiten Jahr-
hundert n. Chr. bei irgend einem der in der Nähe der unteren Donau woh-
nenden Völker aufkam und sich ziemlich schnell verbreitete, daß Gallier und
Germanen ihn sehr bald annahmen, und daß die ältesten der gefundenen
Eisen aus dieser Zeit herrühren». Das haben uns auch die Saalburgfunde
für diesen Zeitabschnitt der römischen Okkupation bewiesen.
Zu dem Pferdegeschirr sind zunächst die beiden auf Tafel XXXXI,
Nr. 14 und 15, gezeichneten eisernen Trensen zu zählen; in der Form und
Konstruktion auch dieser Stücke hat sich bis heute wenig verändert. Sie
sowohl wie die Ketten 13 und 16 — 18 derselben Tafel gehörten vermutlich
Arbeitspferden an. Für Reitpferde wird man sich gleicher Geräte von Bronze
bedient haben 3"). Auf der Tafel LIX sind in Nr. 1 — 6 in halber Natur-
größe einige Kammdeckelriuge dargestellt, wie sie noch heute das Leder-
geschirr der Pferde zieren; besonders schön sind die drei ersten Nummern;
Nr. 5 hat eine etwas abweichende Form. Die Ringe Nr. 10 und 11 mögen
36») Im Kastell «Feldberg» habe ich eine reichverzierte Trense von Bronze gefunden.
534 Jöie Funde.
als Beispiel für die vielen an der Saalburg gefundenen Bronzeringe gelten,
der eine (Nr. 10) hat einen elliptischen Querschnitt, der nach innen verjüngt
zuläuft, derjenige des anderen (Nr. 11) ist einfach kreisrund. Der verzierte
ßronzegegenstand mit seitlichem, durchlochtem.Ohr (Nr. 9 der Tafel) hat auf
Leder gesessen; er dürfte wie die Spitze Nr. 7 und die Schnalle Nr. 19 zu dem
Ledergeschirr von Pferden oder Maultieren gehört haben. Die vorgenannten
Gegenstände sind aus vorzüglicher Bronze gegossen und haben eine schöne
Patina.
Von den zahlreichen Beschlägen, Knöpfen, Zierscheiben und Schnallen,
wie sie besonders auf den Tafeln LH — LV zusammengestellt und auf anderen
zerstreut abgebildet sind, gehört manches Stück zum Riemen werk des Pferde-
geschirrs.
Auch die eisernen Schellen und Glocken (üntinnabulum) der
Tafel XXXVI, Nr. 1—7, und die zwei Schellenklöppel Nr. 30 und 31 sind
hier noch zu erwähnen. Erstere können sowohl dem Pferdegeschirr, als
auch dem weidenden Vieh (Kühen, Schafen und Ziegen) angehangen haben
und erinnern durchaus an die Kuhschellen der Schweiz. Sie sind aus einem
Stück Eisenblech hergestellt und entweder zusammengenietet oder gelötet.
Die kleineren Schellen aus Bronze (Tafel LIX, Nr. 12 — 18), die sich durch
ihre geschmackvollen Formen und gute Erhaltung auszeichnen, hatten wohl
denselben Zweck, doch waren sie nicht dem Vieh selbst, sondern den Ge-
schirren der Pferde oder der Maultiere angehängt. Auch die heutigen Fracht-
fuhrleute schmücken ihre Geschirre mit solchen Schellchen, die auch außer
der Zierde noch den praktischen Zweck haben, die Entgegenkommenden —
besonders bei Dunkelheit und Schneestürmen — zu w^arnen^^^).
Von Steigbügeln ist keine Spur gefunden worden, und es kann mit
Rücksicht auf andere Ergebnisse behauptet werden, daß die Römer keine
Steigbügel gekannt haben ^^'); denn abgesehen davon, daß eine sprachliche
Bezeichnung für dieselben nicht überliefert ist, finden sich Angaben in den
Werken römischer Schriftsteller, wonach die Reiter mit Hülfe der Lanze in
den Sattel stiegen.
Ebenso wie die Hufeisen sind auch die Sporen (cdlcar)^^'^), ange-
zweifelt worden, da sie auf den Reliefdarstellungen der Denkmäler nicht
vorkommen ^*'^). Abgesehen aber davon, daß man Sporen aus antiker Bronze
kennt, lieferte uns die Saalburg eine reiche Kollektion aller Formen
(Tafel XXXXI, Nr. 1—7, und Textfigur 87, Nr. 1—7), welche die ganze
*6«) Es wird auch gesagt, daß man kleine Glöckchen zur Beförderung der Fruchtbar-
keit an die Bäume gehängt habe.
'öä) Näheres darüber siehe bei Major Schlieben: Geschichte der Steigbügel (Nass.
Annalen 1892).
8*«) Streng sachlich betrachtet, hätten die Sporen im Kapitel 8 dieses Abschnittes im
Anschluß an die militärische Ausrüstung des Reiters behandelt werden sollen; ihre Zu-
sammenstellung mit Hufeisen auf der Textfigur 87 ließ jedoch aus praktischen Rücksichten
die Einfügung des Textes an dieser Stelle rätUch erscheinen. '
*®») Siehe Schlieben a. a. O.
Pferdegeschirr, Schellen und Sporen. 535
historische Entwicklung dieses für den Reiter erforderiichen Ausrüstungs-
stückes von dem ganz kleinen, ohne eigentliche Seitenstücke nur mit kurzem
Stachel versehenen, bis zu solchen mit einem dicken kegelförmigen oder
vierkantigen, an einem kürzeren oder längeren Halse sitzenden Stachel dar-
stellen. Auch die Radsporen fehlen nicht (siehe Textfigur 87, Nr. 4). Man
hat sie zwar früher einer späteren Zeit zuschreiben wollen, und ich selbst
habe das allgemeine Mißtrauen, das man gegen dieselben hegte, geteilt; nach-
dem aber immer wieder solche an vollständig einwandsfreien Stellen und zwar
sehr tief mit anderen römischen Fundstücken erhoben wurden, habe ich jene
Bedenken aufgegeben. Bestärkt werde ich hierin noch durch die Mitteilung
meines Sohnes, daß in Rumänien, sowohl in dem Brückenkopfe bei Turn Severin
wie in den Kastellen der Alutalinie an zweifellos römischen Fuudplätzen Sporen,
und zwar selbst solche mit langstacheligen Rädchen, häufig zu Tage kamen ^^^).
An den glatt ausgeschmiedeten Enden befinden sich die Löcher für die
Riemen, während der Sporn Nr. 4 der Tafel XXXXI eine andere Befestigungs-
art erforderte. Fast allen Sporen — auch denjenigen aus Bronze — ist die
Eigentümlichkeit gemeinsam, daß sie seitlich verbogen sind. Dies ist nicht
etwa auf eine Beschädigung, sondern auf die Absicht des Verfertigers zurück-
zuführen, es so zu verhindern, daß der Reiter sein Pferd während der Be-
wegung unabsichtlich trifft. Bei der Gestaltung der heutigen Sporen kann
dies nur durch Auswärtsdrehung der Fersen erreicht werden.
11. Fundstücke verschiedener Art.
Einige Funde, die sich in den vorhergehenden Abschnitten nicht ohne
Störung des Zusammenhanges unterbringen ließen, sollen, da sie wohl Be-
achtung verdienen, hier noch behandelt werden. Zunächst will ich, der
früher eingehaltenen Ordnung entsprechend, zur Vervollständigung einige
schon vorher kurz erwähnte Materialien ihrer Seltenheit wegen hier noch-
mals besonders zusammenstellen:
Pech (pix) fand sich in einem Thongefäß und als Anstrich auf einem
Hohlziegel, bei welchem es auf eine Verdichtung der Dachdeckung hinzu-
weisen scheint; sonst wurde das Pech vielfach zur Konservierung der Bau-
hölzer oder zur Herstellung von Fackeln verwandt.
Von Asphalt oder Erdharz (bitumen) lagen zwei Klumpen im Gewicht
von 1,45 Kilogramm im Schutt des Magazins (siehe Seite 96). Die mit an-
deren Stoffen vermischte Masse scheint als Räuchermaterial gedient zu haben,
denn sie erzeugt beim Anbrennen einen Wohlgeruch. Eine ähnliche Masse
kommt auch in prähistorischen Gräbern vor und soll im germanischeu Grab-
kultus eine Bedeutung gehabt haben ^*'^).
366) Auch im Antiquariutn des Berliner Museums befindet sich ein schwerer Sporn
von Bronze, an dem das Rädchen noch erhalten ist.
367) Vergl. von Cohausen und Florschütz, CJrnenharz, in Bonn. Jahrb. LXXXVI
(1888) S. 135.
536
Die Funde.
Schwefel (sulphur) wurde wohl zunächst zum Feueranmachen gebraucht
(vergleiche Seite 260—261), doch ist auch eine andere Verwendung, vielleicht
zu medizinischen Zwecken, nicht ausgeschlossen.
Bimsstein (pumcx) dürfte in erster Linie zum Absclileifen von Holz
und Ledersachen vielfach benutzt worden sein, doch mag er, da er öfters
zum antiken Schreibmaterial gerechnet wird, auch zum Schärfen von Griff el-
und Federspitzen und zum Abschleifen des Pergaments gedient haben.
Nicht ganz so selten wie die zuvor genannten Materialien, -aber eben-
falls nicht häufig, ist uns bei den Untersuchungen des Saalburggebietes das
Blei (plumhum) begegnet. Von ihm ist bisher nur in Verbindung mit anderen
Materialien als Befestigungsmittel von Kloben, Klammern und Stützhaken der
Thürcn in Stein, sowie zum Beschweren von Hohlkörpern zur Erhöhung des
Gewichts (Seite 442) die Rede gewesen. Es sind daher hier noch einige aus
diesem Metalle gefertigte Gegenstände nachzutragen. Zunächst Bruchstücke
von 2 cm dicken Bleiröhren (fistidac), die uns den Beweis liefern, daß auch
sie an der Saalburg Verwendung fanden; sie haben einen birnförmigen Quer-
schnitt und sind aus Bleiplatten über einen Holzkern gehämmert. An der
Vereinigungsstelle wurden sie gelötet, und zwar wahrscheinlich mit Zinn
(plumhum album, stanntim). In dem noch hochaufragenden Baderaum der
Villa befindet sich eine Abflußöffnung, die sicher ein Bleirohr enthalten hat.
Man hat es im Altertum verstanden, derartige Röhren bis zu 10 cm Durch-
messer anzufertigen. In Bädern und Wasserleitungen von Rom und Pompeji
finden sich noch solche, deren Wandungen und Lötungen stark genug sind,
um einen größeren Wasserdruck auszuhalten. Auch Fabrikstempel auf Blei-
röhren sind bekannt.
Außer vielen, bis zu 4^2 cm im Durchmesser starken Bleikugeln, die
teils gegossen, teils gehämmert sind, haben wir bleierne Ringe, Knöpfe, Zier-
scheiben (darunter Nr. 7 der Tafel LIV), ein siebartig durchlöchertes Stück,
das als Abschluß eines Kanalausgusses gedacht werden kann, einen gegossenen
Leuchter (Seite 460), ein Bleitäfelchen mit Inschrift (Seite 348) und noch
manch anderes Stück, das, verbogen oder durch Feuer in seiner Form ver-
ändert, nicht mehr recht zu bestimmen ist. Nach den oben genannten
kleinen Schmelztiegeln, Resten von Gußformen, sowie eisernen Gießlöffeln,
scheint man das Material an der Saalburg selbst verarbeitet zu haben.
Bemerkenswert sind noch größere Bruchstücke von wenige Millimeter
dicken Bleiplatten, die vielleicht zur Bekleidung von feuchtem Mauerwerk
verwendet waren, wie es von Pompeji nachgewiesen ist. Mit Ausnahme
einiger Brunnenfunde zeigen alle eine weißliche Oxydschicht (Bleiweiß), die
das darunter hegende Metall vorzüglich geschützt hat.
Von Geräten, die in den früheren Abschnitten nicht hinreichend ge-
würdigt werden konnten, sollen hier noch die sogenannten «Schlupfpfähle»,
einige mit Schrauben versehene Gegenstände und die zur Unterhaltung
dienenden Spielsteine und Würfel kurz besprochen werden.
Zwei Exemplare der schon auf Seite 37 erwähnten Schlupfpfähle
Fundstücke verschiedener Art. 537
wurden auf Textfigur 71, Nr. 18 und 19, abgebildet. Es sind aus Hirsch-
geweihspitzen hergestellte Rundnadeln, die an vielen Römerstätten, vornehm-
lich dem Limes entlang, vorkommen. Früher hielt man sie lediglich für ein
heute noch von den Seilern benutztes Werkzeug, das sogenannte «Seilerhörn-
chen». Die Verwendung als solches soll auch jetzt nicht ganz in Abrede ge-
stellt werden, doch scheinen sie hauptsächlich zur Verpackung von Waren und
zur Befestigung derselben auf den Lasttieren gedient zu haben. Eine Mit-
teilung des Bergingenieurs F. Beuther ^^% der lange in Spanien thätig war,
brachte mich zu dieser Annahme. Danach sollen solche, ebenfalls aus Hörn
bestehende Geräte heute noch dort im Gebrauch sein und die Maultiertreiber
sie stets als notwendiges Requisit an dem Sattelgeschirr angehängt zum Ver-
packen ihrer Lasten bei sich führen. Unsere Schlupfpfähle gleichen in der
Form den ebenfalls gebogenen, mit großen Ösen versehenen Packnadeln aus
Stahl, haben aber vor den Letzteren das voraus, daß sie nicht rosten können.
Deshalb hat man vermutlich in Spanien auch Hornnadeln für den Gebrauch
im Freien beibehalten. Eine gleiche Verwendung zur Römerzeit vorausgesetzt,
würde hieraus zu schließen sein, daß die Verpackung und der Transport von
Rohmaterial und Waren auf ähnliche Weise wie noch heute in den südlichen
Gebirgsgegenden geschah, und die Annahme, daß der Frachtverkehr auf den
dem Pfahl entlaug laufenden, meist unbeschotterten Wegen, den Saumpfaden
(vergl. Seite 37), sich vollzogen hat, w^ürde dadurch unterstützt, daß gerade
an diesen, abseits von Wohnstätten, die «Schlupfpfähle» gefunden sind.
Man könnte sogar noch einen Schritt weiter gehen und annehmen, daß sie
von Ladungen herstammen, welche aus Spanien kamen; dies wäre um des-
willen nicht unmöglich, weil gerade von dort viele Waren, Kork, Hanfseile
und besonders Metalle, bezogen wurden.
Ein eisernes RollengestelP^^) (Textfigur 71, Nr. 20) ist wegen seiner
Schraube (Cochlea) von hohem Interesse. Ihr Gewinde ist in derselben
Weise wie noch bis in dieses Jahrhundert die sogenannten Holzschrauben
durch Einfeileu hergestellt. Diese Vorrichtung war in den Deckenbalken ein-
geschraubt und scheint einem über eine Rolle laufenden Strick zum Auf-
hängen einer Lampe oder dergleichen als Führung gedient zu haben. Die Rolle,
die nicht mehr vorhanden w'ar, ist mit punktierten Linien angedeutet. Schrauben
kommen, abgesehen von einigen chirurgischen Instrumenten und der bild-
lichen Darstellung einer Kelter in Pompeji nur selten vor. Wir besitzen von
der Saalburg ein kleines Bronzeglöckchen (Tafel LIX, Nr. 18), das als Spitze
eine regelrechte Schraube aufweist, welche wohl zur Befestigung eines Griffes
(von Holz) diente; daß sie hier nur einen dekorativen Zweck gehabt hätte,
ist wegen der Seltenheit ihrer Erscheinung nicht glaubhaft.
^^8) F. Beuther war auch litterarisch thätig; er hat u.a. eine interessante Arheit über
das Goldland des Plinius in der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im
Preußischen Staate, Band XXXIX, Berlin 1891, veröffentlicht.
369) Bereits von mir in der Museographie der Westdeutschen Zeitschrift 1890 mit-
geteilt.
538 I>ie Funde.
Daß sich die Römer bei dem oft recht einförmigen Lagerleben die Zeit
mit Spielen aller Art vertrieben haben, steht außer Zweifel. Auf größere
Festspiele weist das Amphitheater im Kastell (siehe Seite 91) hin; andere
Spiele werden durch Kleinfunde bezeugt. So sind z. B. Hunderte von Spiel-
steinen ausgegraben worden, die entweder aus abgeschliffenen Böden von
Geftlßen aus Terra sigillata, gewöhnlichem Thon, Glas oder auch aus Stein,
Schiefer u. a. bestehen. Sie fehlen in keinem Kastell, selbst in Türmen sind
sie gefunden worden, und gewöhnlich liegen 4 — 5 Stück zusammen. Zu
einem anderen Spiel nahm man Knöpfe (latrunculi) aus Glasfluß in ver-
schiedenen Farben und von verschiedener Größe (Tafel LXVI, Nr. 12). Man
nimmt an, daß sie zu dem von den Römern ahacus genannten Spiele gehört
haben, welches unserem Dambrettspiel ähnlich gewesen sein soll. Eine ge-
prägte Spielmarke von Kupfer aus der ersten Kaiserzeit ist unter den
Münzen auf Seite 321 als Nr, 611 aufgeführt.
Auch der Würfel (tessera lusoria) fehlt nicht; zwei solcher aus Bein
enthält Tafel LXXII in Nr. 9 und 10. Die Form und Bezeichnung ist die-
selbe wie bei den modernen, die Punkte oder Augen scheinen mit einem
Nr. 3 der Tafel LXVII ähnlichen Instrumente aufgestanzt zu sein. Nach
Rieh spielte man gewöhnlich mit drei tesserae, die aus einer Büchse (fritillus)
geworfen wurden.
539
XIV.
Verschiedenes.
1. Die Pflanzen des Saalburg-Gebietes.
Bei meinen Beobachtungen, welche sich nicht nur auf die allgemeinen
Fundumstände erstreckten, sondern darauf hinausgingen, alles Auffallende
und von den gewöhnlichen Verhältnissen Abweichende ins Auge zu fassen
und so den Zusammenhang zwischen einst und jetzt zu ermitteln, mußte
mir gerade an der Saalburg innerhalb des Ausgrabungsgebietes eine eigen-
artige Flora auffallen, welche mit den Grenzen der römischen Kulturreste
abschließt und somit genau unser Arbeitsfeld erfüllt (vergl. Seite 106). Dies
mußte umsomehr die Aufmerksamkeit erregen, als die Vermutung nahe
lag, es handle sich hier um die Ab- und Nachkömmlinge einer antiken
römischen Flora. Dies ist jedoch, wie Dr. Will nachgewiesen hat, nicht
der Fall.
Daß an der Saalburg eine Kalkflora vorkommt, erklärt sich dadurch,
daß hier der Boden durch die Zerstörungsprodukte der römischen Ansiede-
lung, als da sind: verfaultes und verkohltes Holz, Asche, vor allem Kalk
aus dem Mörtel der Mauern und der Knochen, wie überhaupt durch die
Hausabfälle, eine Umbildung erfahren hat. Wenn durch solche Erwägungen
auch keine wichtigen Beiträge zur römischen Altertumsforschung geliefert
werden und der Wert derselben mehr auf botanisch-naturwissenschaftlicher
Seite zu suchen ist, so findet in diesen Angaben der praktische Forscher
doch häufig Fingerzeige, w^o er den Spaten anzusetzen hat.
Über den Holzbestand zur Römerzeit ist schon bei den Baumaterialien
gesprochen worden (siehe Seite 177 — 182). Die aufgedeckten Brunnen lieferten,
wie oben bereits gesagt, Holzreste von allerlei Bäumen, welche zum Teil auch
heute noch wild oder verwildert in den Taunuswäldern anzutreffen sind,
hauptsächlich Buchen und Eichen. Die hundertjährigen Eichen und die
viel älteren Wurzelstöcke von Buchen, welche sich auf unserem Forschungs-
gebiete vorgefunden haben, berechtigen zu der Annahme, daß nicht erst zur
Zeit der Teilung der Hohen Mark (siehe Anmerkung 2), sondern schon viel
früher, der Waldbestand sich vorwiegend aus Eichen und Buchen zusammen-
gesetzt hat.
540 Verschiedenes.
Über die in Rede stehende Flora äußert sich mein Schwager, Sanitilts-
rat Dr. H. Will (vergleiche auch Seite 178) auf Grund seiner langjährigen
Beobachtungen und Studien folgendermaßen:
«Der Umstand, daß die Flora innerhalb des Saalburg-Kastells und dessen
unmittelbarer Umgebung mancherlei Eigentümliches darbietet, hat die Ver-
ehrer der populären Botanik auf allerlei sonderbare Ideen hinsichtlich des
Ursprungs dieser Besonderheiten gebracht, ja von Gerning ging sogar so weit,
unter anderen poetischen Zuthaten der Saalburg auch das Vorkommen
römischer Kulturpflanzen zuzuschreiben. Leider findet sich der Botaniker
von Fach in dieser Hinsicht getäuscht; denn außer einer Anzahl alter Stock-
ausschläge des Feldahorns (Acer campcstre. L) und eines Stockausschlages
von dem gemeinen Ahorn, großer Maßholder oder auch weißer Ahorn ge-
nannt (Acer Fseudoplatanus. L), welch letzterer nach üh. F. Hochstetter über
400 Jahre alt wird, ist keine Pflanzenart zu bemerken, welche nicht von dem
aus dem römischen Gemäuer oder Brandschutt dem Boden mitgeteilten Kalk-
gehalte oder von angesammelter humusreicher Bodenkrume sowie aus dem
hie und da stagnierenden Wasser erklärt werden könnte.
Mit ziemlicher Gewißheit kann angenommen werden, daß diese Ahorne
nicht in unserem Jahrhunderte gepflanzt wurden und mindestens aus dem
vorigen stammen müssen. Ob sie sich jedoch aus den römischen Zeiten mit
einigen Generationen hier fort erhalten haben, oder aber von mittelalterlichen
Grenzabzäunungen der Hohen Mark abstammen, muß dahin gestellt bleiben.
Von den nur innerhalb des Kastells oder in dessen unmittelbarer Um-
gebung vorkommenden Pflanzen erwähnen wir hier:
Frimula elatior. Jacq. April— Mai.
Banunculus platanifolius. L. Mai — Juni."^)
Banunculus lanuginosus. L. Mai — Juni.
Ilubus saxatilis. L. Mai-Juli.
Adaea spicata. L. Mai--Juni.
Ällium ursinum. L. April— Juni.
Myosotis sylvatica. Uoffm. Mai — Juli.
Cardamine impatiens. L. Juni — August.
Cephalanthera ruhra, Bich. ] , • t i-
-^ . 7 r ^ Juni— Juh.
(beraptas rubra. L.) |
Buhus caesio-Idacns. Hyhr. Sommer.
Unmittelbar hinter dem Kastell, an dessen NNW-Seite zwischen Forta
praetoria und Pfahlgraben, jedoch nur auf eine mehrere Quadratmeter große
Fläche beschränkt, wächst die Preißelbeere Vaccinium vitis Idaea L. (Mai bis
August), welche in hiesiger Gegend nur noch auf dem Gipfel des Feldbergs
gefunden wird.
Ferner dürften das Interesse der Besucher der Saalburg noch folgende
Pflanzen in Anspruch nehmen, welche zwar auch an anderen Stellen in
'70) Aach Manunculus (iconüifoUus Äut. non L. genannt.
Die Pflanzen des Saalburg-Gebietes. 541
unserer Gegend gefunden werden, aber doch vorzugsweise häufig des Kastells
nächste Umgebung bewohnen:
Baphne mezereum. L. Februar — März,
Anemone rannnculoides. L. April — Mai.
Paris quadrifolia. L. Mai.
Chrysospleniwn alter nifoliiim. L. März — Mai.
Asperula odorata. L. Mai— Juli.
Mercurialis perennis. L. April — Mai.
V'mca minor. L. April — Mai.
Veronica scutellata. L. Juni— September.
Der kalkliebende Epheu, Hedera Helix. L. (Oktober — Dezember), sonst
in den Buchenbeständen unseres Gebirges selten, zeigt sich auf der Saalburg
reichlich verbreitet. Im Übrigen ist keine Holzpflanze zu bemerken, welche
nicht der ganzen benachbarten Waldregion auch zustände. Die in der Nähe
der Saalburg vorkommende Weiß- oder Grauerle, Alnus incana DC, ist erst
seit den letzten Jahrzehnten angepflanzt und wahrscheinlich im Taunus über-
haupt ein novus civis, dessen Einbürgerung der Forstwissenschaft zu ver-
danken ist.
Schließlich müssen wir noch einer Pflanze, welche an dieser klassischen
Stätte in hervorragender Menge und großer Üppigkeit gedeiht, etwas ausführ-
licher Erwähnung thun, weil ihr ausschließliches Vorkommen an dieser
einzigen Stelle der diesseitigen Gebirgsabhänge dem Altertumsforscher die
Frage nahe gelegt hat, ob wir es hier nicht vielleicht mit den Kesten einer
römischen Kulturpflanze zu thun haben, welche seiner Zeit zu Heil- oder
Kriegszwecken von den Römern hier angesiedelt wurde, oder wohl auch
den kosmetischen Bestrebungen der hier lebenden Römerinnen gedient haben
könnte. Wir meinen die Atropa Belladonna L., die gemeine Tollkirsche,
Wolfskirsche, Wutbeere, Tollbeere, Teufelsbeere, Tollkraut, Schlafkraut, Sau-
kraut, Waldnachtschatten, großer, auch toller Nachtschatten genannt. Lateinisch:
Solanum majiis somniferum, von etlichen Mandragora Theophrasti genannt.
Griechisch: atpo/vog üTcvcoTtxö? {Tahernaemontanus, Kräuterbuch). Nach Hoch-
stetter (Populäre Botanik) hat die Pflanze den Namen Belladonna, d. h. schöne
Frau, «weil man ihren Saft in Italien merkwürdiger Weise mit zur Schminke
braucht». Joachimus Camerarius (in seinem Kreutterbuch , Nürnberg 1586)
meint: In Venedig belladonna genannt, «weil die Beeren einem schön und
lustig ansehen».
Aus Flücliiger (Pharmakognosie des Pflanzenreichs. Berlin. R. Gaertner)
erfahren wir, daß Ende des XV.— XVII. Jahrhunderts, wenn nicht früher in
Venedig für unsere Pflanze der Name Belladonna auftauchte, angeblich weil
ein daraus bereitetes Destillat kosmetische Verwendung fand. (Ob die my-
driatische — erweiternde — Wirkung auf die Pupille schon bekannt war? Nach
Regnauld wurde dieselbe 1886 von John Ray in der «Historia plantarum» be-
schrieben.) Gesner bestätigt 1561, daß jene Bezeichnung sich auf das in Deutsch-
land «Schlaf beere» oder «Doli würz» genannte Solani genus sylvaticum beziehe,
542 Verechiedenes.
welches auch mortale zubenannt werde und in der Thöt höclist giftig sei.
In sinniger Weise hat Linnv 1737 die Parze Atropos, welche unabwendbar
(atiiozoc) den Lebensfaden abschneidet, in Beziehung zu dem giftigen Nacht-
schatten gebracht.
Es wird in jetziger Zeit vielfach behauptet, die Alten hätten die Bella-
donna überhaupt gar nicht gekannt (siehe unter Andern Meyers Konversations-
lexicon). Dies ist jedoch nicht richtig, und das Gegentheil läßt sich wohl nach-
weisen, wenn wir auch gerne einräumen wollen, daß sich dem Forscher
nahezu unüberwindliche Schwierigkeiten \\\ den Weg stellen, wenn es sich
darum handelt, aus dem Studium der altklassischen Botanik zu erfahren, ob
und inwieweit die Species der Alten mit den heutigen Arten identisch seien.
So waren den Alten unter dem Namen Solanum (griechisch otpüyvo?, 6
und T^ = oTpuxvov TÖ = Tf/'j/vY] und Tpöyvo«;) (Passow^'") vier giftige Nacht-
schattenarten bekannt, zu denen sich noch ein fünfter, eßbarer gesellte:
1. Strychnos hortualis}'^-) Nach Linne: Solanum nigrum. Der schwarze
Nachtschatten. Beere schwarz, erbsengroß.
2. Halicaccabum, strunium soporifera.^^^) Nach Linne: Fhysalis ÄlJcekengi.
Gemeine Judenkirsche. Beere scharlachrot.
3. Hyjmoticc, strychnon, manicon, thalia, anJiydron, agria staphyle, manion,
perisson. latine: bellonaria, soinnifica.^''*) Nach Linne: Fhysalis somnifera.
Beeren rot.
4. Manice, lat. furalisV^) Ganz unbekannte Solanee mit schwarzen
Beeren, auf welche wir später noch einmal zurückkommen, da sie von Einigen
für die Belladonna gehalten wurde.
5. otp6-/vo? sOXY^TTSüTo?^^^) war ein eßbarer Nachtschatten.
Schon ein oberflächlicher Blick auf die Namen der 4 hier aufgeführten
Solaneen zeigt uns, daß sie von den sie beschreibenden Autoren: Apidejiis,
Plinius, Com. Celsus, Bioscorides, TheopJirastus fortwährend miteinander ver-
wechselt und durcheinander gemengt werden. Sei es nun, daß diese Schrift-
steller die Pflanzen nicht aus eigener Anschauung kannten, sei es, daß die
Lateiner die Griechen kritiklos abgeschrieben haben, — in diesem Punkte
läßt die klassische Präcision viel, ja Alles zu wünschen übrig. Möglicherweise
*") Plinius XXVII. 108. Aurel. Cornel. Celsus II. 33. Solanum, quam strychnon Graeci
vocant.
'") Äpulejus, p. 239; auch Cuculus, strumus, strychnos genannt (acinos habet nigros).
Plinius XXVII. 44; XXVII. 108. Aurel. Cornel. Celsus lib. II, 33. Bioscorides de materia
med. 4. 71: otpü/vo? xYjTCato?, Yj|jLspov (domesticum), oxpo'j}j.oü}i, xouv.oußaXo'j}jL.
"») L. Äpulejus, p. 240. Plinius lib. XXI. 105. Die erste Pflanze des Kapitels:
halicacabum, callion, vesicaria. Bioscorides de m. m. 4. 72.
^''*) L. Äpulejus, p. 240, halicacabon, raorion, moly. Plinius XXI. 105. Theophr. IX.
11. 5. Bioscorides de m. m. 4. 73.
*'°) L. Äpulejus, p. 240, dorycnion, manicon, erythron, neurada, perisson. Plinius
XXI. 105. thryoron, perisson, {>puopov, TrepitTÖv. Theophr., bist, plant. IX. 11. 6. Bios-
corides, 4. 74.
"«) Theophrast, h. pl. VII. 7. 2. VII. 15. 4.
Die Pflanzen des Saalburg-Gebietes. 543
sind auch die Texte durch häufiges und falsches Abschreiben verdorben und
durch übel angebrachte Glossen aus Mangel an gehöriger Sachkenntnis seitens
der Kopisten entstellt worden. Wie dem auch sei, so viel ist gewiß, daß die
unzweifelhafte Feststellung der Species dem heutigen Bearbeiter viel Last und
Kopfzerbrechen macht, ja oft genug ganz unmöglich ist, und daß ein auf
viele und langjährige Erfahrung gegründeter, ich möchte sagen: botanischer
Instinkt dazu gehört, in diesem Chaos von Wahrem und Falschem, von
Wesentlichem und Unwesentlichem den roten Faden nicht zu verlieren und
das Richtige zu treffen.
Daß trotzdem bei allem Fleiß und bei allem Scharfsinn die Identität
der Pflanze nicht immer außer allen Zweifel gestellt werden kann, liegt auf
der Hand; bleibt uns doch oft nichts anderes als die Methode der Aus-
schliessung bekannter Species um die unbekannte festzustellen, eine Methode,
welche bei all ihrer Unentbehrlichkeit den strengen Anforderungen einer
wissenschafthchen Diagnose nicht zu entsprechen vermag. Ein sorgsames
Studium und genaues Vergleichen der Texte unter diesen Cautelen ergiebt
nun mit Sicherheit, daß unsere Belladonna unter keiner der fünf oben ange-
führten Solaneen verstanden sein kann^ und es ist schwer zu begreifen, wie
man die vierte Species des Apulejus: Manice, lat. fiiralis {ai^byyoQ [lav.xöc,
Thryoron oder Peritton des Theophrast) für unsere Belladonna halten konnte,
auch wenn die Ähnlichkeit ihrer physiologischen, oder toxischen Wirkung
eine solche Annahme zu rechtfertigen scheint. L. Apidejus beschreibt in
seinem Buche de medic. herbis, Cap. LXXIV, p. 240, diese Pflanze in folgender
Weise :^^^) «Die vierte Species von Strychnos oder Solanum wird Manice ge-
nannt, lateinisch Furalis, deshalb, weil sie Wahnsinn erzeugt. Sie wächst auf
Hügeln oder in bergigen Gegenden, wo sie Stengel treibt von 10 — 12 Ellen,
oder, wie die Griechen sagen, orgyae, mit Blättern, welche der Rauke ähn-
Hch, aber etwas breiter sind. Darauf sitzt ein behaartes Köpfchen wie die
Kugel einer Platane, jedoch größer und breiter, und eine dunkle Blüte und
zugleich mit ihr der Samen oder traubige Frucht, welche rund und schwarz
ist und zehn Beeren (Kerne?) hat.»
Außerdem ist sie noch in übereinstimmender Weise beschrieben bei
Theophrast, hist. plant. IX. 11. 6, Bioscorides, de materia medica IV. 74,
p. 568, C. Plinius Secundus Natur, hist. XXI. 105. Letzterer fügt noch
hinzu: ^'^) «Dies ist das Gift, welches die aufrichtigsten Schriftsteller Dorycnion
3") Quarta (species strychni) est, quae appellatur manice, sed latine furalis, eo
quod furoreni excitat: Nascitur in collibus vel ventuosis locis thyrsos emittens decem vel
duodecim ulnarum, sive, ut Graeci, orgyarum.*) cum foliis erucae similibus, sed pauIo
latioribus, superposito capite hirto, velut platani sphaerae, sed majore ac latiore et flore
nigro, cum quo semen sive fructum botruosum, rotundum nigrum, habentem acinos decem.
ä'^) Hoc est venenum, quod innocentissimi auctores simpliciter dorycnion appellavere,
ab eo, quod cuspides in proeliis tingantur illo passim nascente.
*) opYutd = 5,89 Fuß = 1,85 Meter. [HuUsch, Metrologie.)
544 Verschiedenes.
genannt haben, deshalb, weil man ehedem, da es hin und wieder wächst,
in den Treffen die Spitzen der Waffen damit bestrich.»
Letztere Eigenschaft dürfte ihre Kultur in ausländischen römischen
Lagern und Kastellen sehr wahrschchilich erscheinen lassen; allein die ober-
flächlichste A^ergleichung der BeUadonna mit den überlieferten Beschreibungen
des Solanum manico {nx[jhyyoz (lavcxö?) läßt eine Verwechslung beider Pflanzen
ganz und gar unmöglich erscheinen. Derselben Ansicht war auch Joachimus
Camerarius (Kreutterbuch , Nürnberg 1586); denn er sagt: «Solanum majus,
herba hella Donna, der große Nachtschatten gleichet an Kraft dem Manico
Solano^ daß ist dem dollen Nachtschatten, von welchem Bioscorides schreibt,
will sich aber mit der Gestalt nit darzu schicken». Nebenbei sei noch be-
merkt, daß Manko aucli nicht mit Solanum Dulcamara L. identisch ist, wie
vielfach behauptet wurde.
Bei der weiteren Durchforschung der Schriften über antike Arznei-
pflanzen, welche durch die Gleichartigkeit ihrer medizinischen Wirkung auf
die Spuren der Belladonna leiten könnten, begegnen wir zunächst der Gattung
Mandragora, griechisch MavSpaYÖpac-
Plinius schreibt darüber:''*)
«Die 3Iandragora nennen Andere Circaeum. Es giebt 2 Arten. Die
weiße wird für die männliche gehalten und die schwarze für die weib-
liche. Letztere hat schmälere Blätter wie Lactnca, rauhe (haarige) Stengel,
zwei bis drei bräunliche Wurzeln, die inwendig weiß, fleischig, zart und fast
einen Kubitus lang sind. Sie tragen apfelförmige Früchte von der Größe
einer Haselnuß, und in diesen liegt ein Same, der den Birnkernen ähnelt.
Die weiße nennen Einige Arsen, andere Morton, auch Hippophlomon. Ihre
Blätter sind weiß und breiter als bei der anderen Art und denen vom
zahmen Lapathum ähnlich. Wer die Pflanze ausgräbt, muß sich hüten, daß
er dabei den Wind nicht entgegen habe, und macht zuvor mit einem
Schwerte 3 Kreise um dieselbe, hernach gräbt er auf, indem er das Gesicht
gegen Abend wendet. Obschon die Früchte in einigen Ländern gegessen
werden, so weiß man doch, daß unerfahrene Personen durch den heftigen
Geruch betäubt werden. Infolge eines größeren Trunkes davon kann man
auch sterben.»
In gleicher Weise beschreibt die in Rede stehende Pflanze L. Aptdejus,
»") H. N. XXV. 94. Mandragoram alii Circaeum vocant. Duo ejus genera: candidus,
qui et mas; niger qui femina existimatur, angustioribus foliis, quam lactucae, hirsutis et
caulibus, radicibus binis ternisve rufulis, intus albis, carnosiö tenerisque, paene cubitalibus.
Ferunt mala avellanarum nucuni magnitudine, et in his semen ceu pirorum. Album hoc
alii arsena, alii morion, alii hippophlomon. Hujus folia alba, quam alterius latiora, et la-
pathi sativae. Cavent eflfossuri contrarium ventum, et tribus circulis ante gladio circum-
scribunt: postea fodiunt ad occasum spectantes. — — — — — Quamquam mala in ali-
quibus terris mandantur, nimio tarnen odore obmutescunt ignari. Potu quidem largiore
etiam moriuntar.
Die Pflanzen des SaalburgGebietes. 545
de med. herb, über, cap. CXXIX. Ebenso Bioscorides, Hb. IV, cap. LXXVl
%z[X MavSpaYÖfvoo, nur fügt er der obigen Beschreibung noch zu^**°):
«Zwischen den Blättern trägt sie Apfelchen, die den Vogelkirschen ähn-
lich, blaßgelb und wohlriechend sind und einen birnförmigen Kern enthalten.
Einen Stengel hat sie nicht. Die andere männliche und weißere Art, welche
Einige Norion nennen, hat große, weiße, breite, glatte und kahle Blätter wie
diejenigen des Mangold, Apfelchen, welche um die Hälfte größer als bei der
vorgenannten sind, von einer ins dunkelgelbe spielenden Farbe und starkem
(üblem) Geruch. Durch diese werden auch die Hirten, wenn sie dieselben
essen, einigermaßen betäubt.»
Es ist leicht ersichtlich, daß auch diese Pflanze nicht die Atropa bella-
donna sein kann; denn abgesehen davon, daß die ganze Beschreibung nicht
auf dieselbe paßt, schließen ihre Stengellosigkeit und die dunkel- und hell-
gelben Früchte jeden Zweifel in dieser Beziehung aus. Dagegen dürfen wir
mit Sicherheit annehmen, daß wir es hier mit dem bekannten Alraunkraut
und der Alraunwurzel: Atropa Mandragora L. oder Mandragora officinalis
Mül. zu thun haben, welche als Hypuoticum und Anaestheticum die gleiche
Wirkung wie die eigentHche Belladonna hat und daher oft mit ihr verwechselt
worden ist — absichtlich verwechselt von Betrügern , indem sie die Wurzel
der Atropa belladonna in den Handel brachten und für die echte Alraun-
wurzel [Mandragora officinalis) verkauften, unabsichtlich und irrtümlich von
Autoren, welche nicht im Stande waren, die Beschreibung beider Pflanzen in
den botanischen oder pharmakognostischen Schriften des Altertums auseinander
zu halten, sei es nun, daß ihnen die notwendigen botanischen Kenntnisse
mangelten, sei es, daß ihr philologisches Wissen in Bezug auf die klassischen
Sprachen zu dürftig war. So wird z. B. die oben angeführte Anekdote von
der mystischen Art der Ausgrabung der Alraunwurzel [Mandragora officinalis)
von den späteren Autoren in der Regel von der Atropia belladonna erzählt
und findet sich beispielsweise irrtümlich auch in: Lenz, Botanik der Griechen
und Römer, während sie Plinius und Thcophrast übereinstimmend nur von
Mandragora officinalis berichten (siehe Plinius XXV. 94. und Thcophrast IX. 88).
So wären wir denn durch die Methode der Ausschließung zu dem eigent-
lichen Gegenstand unserer Untersuchung, nämlich zu einer zutreffenden und
zuverlässigen Beschreibung unserer Atropa belladonna gelangt; denn wir finden
darüber eine Mitteilung bei Theophrast^^^), welche also lautet: «Von den
'*") Kai irap' aöta |X7jXa, oooiq E(jL'.f spYj, wypä, eö«>§f) iv olc, xal xapTCOi;, uiaitep aitioo
y.auXöv 8e ob tpepst. — — — To5 Ss appevo^ xal Xeoxoö, o evto'. vcopiov ExdtXsaav, ^üXXa jgxI
(iSYaXa, Xeuxa, i^Xatsa, Xsla xaS-aitsp xsüxXou. xä ok [XYjXa Sc:rXda'.a v.{/oyii!^ctvza -z-q xP°'?i s^tuS"^
{icTÖi ßdpoui; Ttvöi;. a xal egO-'Iovtc? ol 7ro'.fj.£V£5 icoaui? o^toxapo'j'-xa'.. axaaXo? oh xal aox-f).
2*') Hist. plant. VI. 2. 9. Twv o'aXXcov xa [aev öjxo'.oxspa xoüxw*) xöv xaoXöv e/ei (xolXov)
xa9-ä:iEp ö fiavopaf opa; xal xö xoive'.ov, xal 6 sXXEßopoi; xal 6 äv9-Ep:xo?. xd S'otov EvvEupäxaoXa
X0YX«vEt xaö-aKEp [xdpaö-ov, [j,o6'-fovov, xd ojxo'.a xouxo'.c. "Rio? 5e ö xapTto«; tob jiavopaf opou
xw jxEXa{; x£ xal paYtüSTj? xal oIviuStj? sivai xö) yup.(j).
*) xö) vdpO-Tjxt (Ferula communis L.). Eine hochwachsende Doldenpflanze mit leichtem,
knotigem, von leichtem Mark erfülltem Stengel.
Jacobi, Das Bömerkastell Saalburg. 35
546 Verschiedenes.
übrigen aber haben gewisse der Fcrula ähnliclie Pflanzen einen (hohlen)
Stengel, wie die Tollkirsche ([j-av8paY6(>a<;), der Schierling (xwvstov), das Bilsenkraut
(sXXsßOjOO?) und Anthriscus (avO-^ptxo?). Andere sind faserstengelig, wie Mara-
thum, Myophorum und andere diesen ähnliche. Eigentümlich ist die Frucht
der Mandragora, nämlich schwarz, einer Weinbeere ähnlich, und voll
wein farbigen Saftes.»
Dies ist die einzige Stelle, worin eine unzweifelhafte Beschreibung unserer
Pflanze zu erkennen ist, weiterhin begegnen wir ihr in der uns zugängHchen
altklassischen botanischen und medizinischen Litteratur nicht mehr, woraus
wir sehließen, daß die Belladonna in Italien und Griechenland selten gewesen
sein muß; denn wie hätte eine Pflanze von so eigentümlicher Schönheit, von
so vielen wohlthätigen arzneilichen und so schrecklichen toxischen Eigen-
schaften so unbeachtet bleiben können, wenn sie sich häufiger vorgefunden
hätte. Ihre Seltenheit in den genannten Ländern wird übrigens auch von
neueren Forschern bestätigt. So sagt Lenz in seiner Botanik der alten
Griechen und Römer: «Die Belladonna findet sich in Griechenland am Athos
und Oeta, aber sehr selten. In Italien ist sie ebenfalls selten, doch wird sie
Belladonna und Solano maggiore genannt.» Oder sollte sie in alten Zeiten
doch häufiger gewesen sein und, da sie eine waldliebende Pflanze ist, ihre
jetzige Seltenheit aus der fortschreitenden Entwaldung der Länder am Mittel-
meer erklärt werden müssen?
Als Fundorte in unserem Vaterlande werden bergige, steinige Wälder,
Steinbrüche, vor allem Waldschläge als der Belladonna am meisten zusagend
angegeben, und Wirtgen (in seiner Flora der preuß. Rheinprovinz) fügt aus-
drückhch hinzu: «oft plötzhch in INIenge auftretend». Letzteres erklärt sich
zwanglos aus der außerordentlich großen Menge der durch ihren Olgehalt
und ihre harte Oberhaut sehr widerstandsfähigen Samenkörner, welche in
einer jeden Beere, von denen die Pflanze doch viele erzeugt, enthalten sind,
sowie aus ihrer höchst wahrscheinlich oft Jahrzehnte dauernden Fortexistenz
in rudimentärer Form durch Abschluß des direkten Sonnenlichtes im dichten
Waldschatten, aus welchem sie fröhlich grünend und blühend wie durch
Zauberschlag hervortritt, sobald die Axt das hindernde Laubdach entfernt
hat und die Sonne den nach Luft und Licht, den allmächtigen Motoren des
Pflanzenlebens, verlangenden Keimen ihre segnenden Strahlen sendet.
Als Arzneipflanze begegnen wir der Atropa belladonna in den medizinischen
Schriften des Altertums nirgends. Die dort erwähnte Mandragora ist wohl
stets die Mandragora ofßcinalis L. So z. B. erwähnt letztere Anr. Com. Celsus:
de medicina libri octo: Lib. V, Cap. 25. 2 als Schlafmittel, lib. VI, Cap. 9
als schmerzlindernde Abkochung bei Zahnweh.
Übrigens darf uns dieser Umstand nicht Wunder nehmen, da die Alten
die specifische, der Belladonna allein zukommende mydriatische (d. h. Pupillen
erweiternde) Wirkung höchst wahrscheinlich nicht kannten und als schlaf-
bringende, krampf- und schmerzstillende Mittel andere Arzneipflanzen leichter
und billiger beschaffen konnten. So finden wir Solanum [quam fzz[jii-/yo'^ Graeci
Die Pflanzen des Saalburg-Gebietes. 547
vocant) als niederschlagendes, kühlendes, schmerzstillendes Mittel in demselben
Opus des C. Celsus lib. II Cap. 33, lib. III Cap. 18 gegen Wahnsinn [insania),
lib. V Cap. 33 gegen Erysipelas (Rose), lib. VI Cap. 17 zu lindernden Um-
schlägen bei Nabelbrüchen. Ich erwähne aber Solanum und Mandragora hier
deshalb, weil man bei der oben erwähnten Konfusion in den Texten und der
Ungenauigkeit in der Beschreibung der betreffenden Arzneipflanzen nie sicher
wissen kann, ob nicht hie und da die wirkliche Atropa belladonna gemeint
sei, und weil man letztere zur Fälschung der Mandragora ofßcinalis hie und
da verwandt haben mag.
Aus den vorstehenden Darlegungen glauben wir mit Sicherheit die
folgenden Schlüsse ableiten zu dürfen:
1. Die Atropa belladonna L. war den Römern und Griechen wohl bekannt.
2. Aus den botanischen und medizinischen Schriften der Alten ist nicht
ersichtlich, daß der therapeutische Wert dieser Pflanze sehr hoch geschätzt
wurde; denn ausdrücklich wird sie in diesem Sinne nirgends erwähnt.
3. Als kosmetisches Mittel hat sie oflfenbar keine Verwendung gefunden.
4. Als taugliches Mittel zur Vergiftung von Kriegswerkzeugen wird ihrer
nirgends Erwähnung gethan.
Danach dürfen wir schließen, daß für die Römer kein Grund vorlag,
sie in ihren ausländischen Niederlassungen und Waffenplätzen zu kultivieren,
und daß mithin die Belladonna-Pflanzen der Saalburg nicht als Epigonen aus
der Römerzeit zu betrachten sind, sondern einfach ihrer Natur und ihren
Existenzbedingungen folgend sich in dem ihnen durch seinen Reichtum an
Humus, Kalk und Brandschutt günstigen Waldboden der Saalburg ange-
siedelt haben.»
Der Vollständigkeit wegen will ich hier noch einer modernen Anlage,
des sogenannten «Pliniusgarten», gedenken. Er wurde im Jahre 1888 von
dem Homburger Taunusclub in römischem Stile angelegt. Die Anregung
hierzu gab Oberst von Cohausen, während das preußische Kultusministerium
dem genannten Club, der die Mittel zusammenbrachte, einen Betrag von
1000 Mark beisteuerte. Der Garten liegt südlich vor der Villa (Tafel XIII)
und dem östlich daranstoßenden Langbau, sodaß er sich an die Fundamente
derselben anschließt und die Hauptachse der Neuanlage mit der des römischen
Villenbaues zusammenfällt. Auf der West- und Südseite ist der Garten durch
das auf Seite 99 besprochene «Gebück» abgeschlossen.
Die Anlage ist im Wesentlichen nach der von Plinüis dem Jüngeren
beschriebenen entworfen und besteilt. Die vor dem Bau liegenden und ab-
geböschten symmetrischen Beete sind mit Buchs in Form von Tiergestalten
bepflanzt, die andern mit Buchs und Stachys lanata eingefaßt und mit den
Seltenheiten der Saalburg- und Taunusflora besonders in Strauchform be-
wachsen. Der Taunusclub, dem wir diese typisch -römische Gartenanlage
verdanken, beabsichtigt bei künftigen Pflanzungen besonders diejenigen Baüm-
und Straucharten zu berücksichtigen, welche infolge der veränderten Boden-
verhältnisse gleichsam im Aussterben begriffen sind, ferner aber auch solche
35*
548 Verschiedenes.
aus den Alpen und andern Gebirgsländern zu kultivieren und ihnen dadurch
im Taunus womöglich eine allgemeinere Verbreitung zu verschaffen.
Um späteren Irrtümern vorzubeugen, will ich noch erwähnen, daß
von den dort neu kultivierten Pflanzen sich einige bereits durch Samen in
das Saalburggebiet übertragen haben.
2. Die Baumfrüchte. 3'^)
Ergänzt werden die vorstehend gescliilderten botanischen Ergebnisse
wiederum durch die Brunnenfunde, und zwar in Gestalt von Obstkernen'*')
und Nußschalen, von denen sich eine ganze Sammlung sowohl solclier, welche
heute noch auf der Saalburg wachsen, als auch solcher, welche importiert
worden sind, erhalten hat. Hierbei läßt sich jedoch nicht mit Sicherheit
angeben, ob die Bäume, von denen diese Samen abstammen, im Walde
wuchsen, oder ob sie in den anliegenden Gärten gezogen wurden. Eine
weitere Möglichkeit wäre die, daß die vorgefundenen Kerne von auswärts
bezogenen Tafelfrüchten, welche auf den Tischen der Wohlhabenden und
Reichen prangten, herstammen. Ich lasse hier ein Verzeichnis der betreffenden
Obstarten, denen Dr. Will die botanischen Namen beigefügt hat, folgen:
Aprikose, Prunus Armeniaca L.;
Haferschlehe, Spilling, Prunus insititia L., Stammart aller rund früchtigen
Pflaumen, Reineclauden, Mirabellen etc.;
Zwetsche, Prunus domcstica L.;
Sauerkirsche, Prunus ccrasus L. [Cerasus acida Gärtn., C. vulgaris Mönch.);
Kirschpflaume, Prunus cerasifera Ehrh. = Türkische Kirsche;
Wilde Süßkirsche (Knotte) '*■*), Prunus avium L.;
Pfirsich'*''), Persica vulgaris 3iill.;
Gemeine Wallnuß, luglans regia L.;
Gemeine Haselnuß, Corylus Ävellana L.;
Zeller-, Lambert-, Bluthaselnuß, Corylus tuhulosa Willd., Früchte lang;
Türkische Haselnufi, Corylus Colurna, Früchte kurz und dick.
Die nachträglich im Herbste 1896 ausgeschachteten Brunnen brachten
in ihrem Schlannne neue Schalen von Wall- und Haselnüssen. Diese müssen,
da sie in fast allen Brunnen häufig gefunden wurden, bei den Römern sehr
beliebt gewesen sein'*"). Die Haselnuß, ein einheimischer Strauch, wächst
***) Über Früclite und Gartengewächse der Römer haben Mommsen und Blümner
in dem «Maximaltarif des Diocletian» sehr wertvolle Beiträge geliefert.
**'} Plinius berichtet in den Büchern 12, 13, 15 und 16 seiner flistoria naturalis
ausführlich über die von den Alten kultivierten Obstsorten.
88») Wächst heute noch in großer Menge im Saalburggebiet.
88») Vergl. Plinius, H. N. 15, 55, 13.
8S6) Nach Mommsen und Blümner waren Nüsse «ein beliebtes Spielzeug für Kinder,
die namentlich an den Saturnalien allerlei Glücks- und Geschicklichkeitsspiele damit zu
spielen pflegten».
Die Baumfrüchte. 549
heute noch in der näheren und ferneren Umgebung der Saalburg in Menge,
die Wallnuß dagegen ist daselbst nicht mehr zu finden ; ihre Früchte dürften
wohl aus der Ebene, wo sie jetzt noch kultiviert wird und trefflich gedeiht,
ins Kastell gebracht worden sein. Sie stammt aus Persien, von wo aus sie
nach Italien gelangte und dann von den Römern in die eroberten Provdnzen
verpflanzt wurde.
Auf die im Brunnen Nr. 36 (S. 166) gefundenen Stücke von Wein-
reben ^^^) will ich der Seltenheit halber noch besonders aufmerksam machen.
Dieselben sind in Spiritus aufbewahrt. Wenn auch dieser Fund nicht den
Beweis zu liefern vermag, daß im zweiten oder dritten Jahrhundert der
Weinbau in unserer Gegend betrieben wurde — die vorgefundenen Reben
könnten ja auch mit anderen Hölzern aus dem Süden hierhergebracht
worden sein — , so ist es doch nicht unwahrscheinlich, daß dieselben aus
der Nachbarschaft der Saalburg, vielleicht der Main- oder Rheinebene,
hierhergelangt sind^^^), umsomehr, als die neuesten botanischen und ethno-
graphischen Forschungen mit überzeugenden Gründen dahin drängen, an-
zunehmen, daß die edlen Trauben eines jeden Erdteiles und eines jeden
Landes durch eine Jahrhunderte umfassende Kultivierung aus den wilden
Trauben, welche sich zum Teil noch jetzt an den entsprechenden Plätzen
vorfinden, hervorgegangen sind. So die rheinische Rebe aus den wilden
Reben, welche heute noch zwischen Rastatt und Mannheim in feuchten
W^äldern und im Ried in den Büttelborner Hecken in Menge wachsen;
ihr Stamm erreicht oft eine ansehnliche Dicke. Für den Botaniker wollen
wir noch bemerken, daß diese Form der Rebe meist zweihäusig ist und
kleine herbe Beeren trägt. (Vitis silvestris Foll.)^^^)
3. Tierische Überreste.
Aus dem Vorstehenden erhielten wir einen kleinen Einblick in die
vegetarischen Genüsse der Saalburgbewohner, und nicht minder verrät die
große Menge von Tierknochen, welche Fleischspeisen dieselben mit Vorliebe
genossen haben. Viele Stücke dieser in den Brunnen und dem Brandschutt
gefundenen Knochen kennzeichnen sich durch ihre Längs- und Querteilung
als Hausabfälle. Der Gedanke, daß die meisten Knochen von Hochwild her-
rühren, welches, nach den Geweihfunden (S. 454) zu schließen, damals im
Taunus stark vertreten gewesen sein muß, ist durch Untersuchungen der
Professoren Sckaaffhansen in Bonn und Lucae in Frankfurt a. ^L widerlegt
worden; sie haben ergeben, daß Knochen von Hirsch, Reh und Wildschwein
s") Plinius, H. N. 14. Buch.
388) Im Mittelalter bis etwa zum vorigen Jahrhundert wurde in der ganzen Umgegend
von Homburg Weinbau betrieben, und fast jeder Bauer hatte seinen eigenen Weingarten.
389) Westermanns Monatshefte XVI, 524, «Über die Heimat des Weiustockes» von
Fr. Mohr.
550 Verschiedenes.
zwar nicht fehlen, aber doch im Verhältnis zu denen des Rindes nicht über-
wiegen. Es kommen beispielsweise nach einer Zusammenstellung der in
einem einzelnen Jahre gefundenen 220 Knochenstücke 59 auf Hirsch, Reh
und Wildschwein, also etwa ein Viertel der Gesamtheit.
Nach den beiden genannten Gelehrten, die unabhängig von einander
das Material untei-suchten, sind Knochen von folgenden Tieren nachzuweisen:
Rind (hos), Hausrind (hos taurus), Auerochs (bos ums), Schaf (ovis), Ziege
(capra), Schwein (shs), Wildschwein (sus scrofa), Sumpfschwein (sus scrofa
palustris), Edelhirsch (cervus claphus) und Reh (capreolus vulgaris), ^^^)
Außer diesen sind noch Knochen von Hunden, Vögeln und besonders von
Pferden gefunden worden ; der Brunnen Nr. 28 barg zwei vollständige Pferde-
gerippe, in den Knochenhöhlungen hatte sich Vivianit ankrystalUsiert (siehe
Seite 158, Anmerkung 134). Da sich öfters Knochen und Zähne von Pferden
mit denen anderer Schlachttiere bei Hausabfällen fanden, wurde auch ver-
mutet, daß das Pferd ebenfalls zur Nahrung gedient habe. Von den seiner-
zeit an der Saalburg vertretenen Tieren sind zwei Arten, der Auerochs —
der Ur der Germanen — und das Sumpfschwein, längst bei uns ausgestorben.
Die Vorliebe der alten Römer für das Vogelklein wild ist bekannt; sie
wird auch heute noch von ihren Nachkommen, den Italienern, bethätigt und
der Vogelfang, trotz aller Verbote, fortgesetzt. Daß diese Liebhaberei auch
an der Saalburg bestanden hat und daß ihre Bewohner zeitweise derselben
oblagen, möchte ich aus einigen Tliatsachen vermuten. Zunächst deuten
die Funde der Knochen von kleinen Vögeln bei den Hausabfällen darauf
hin und außerdem eine in der Praetentura des Kastells zu Tage gekommene
eiserne, doppelseitige Filetnadel (Texttigur 71, Nr. 12), die ihren Größen-
verhältnissen nach nur zur Herstellung von weitmaschigen Netzen gedient
haben kann. Da es wohl ausgeschlossen ist, daß zum Fischfang geeignete
Netze auf dem Kamme des Gebirges hergestellt wurden, so wird man an
Netze zum Vogelfang, der in dortiger Gegend noch bis in die Mitte unseres
Jahrhunderts in Blüte stand, vielleicht auch an Jagdnetze (retc), zu denken
haben. Es dürften daher wohl gebratene Vögel als Leckerbissen dem römi-
schen Speisezettel der Saalburgbewohner zuzufügen sein. Ich will nicht
unerwähnt lassen, daß die Wandervögel jahraus jahrein ihren Zug vornehm-
lich über die Saalburg-Einsattelung nehmen.
Bemerkenswert sind ferner die Fußknochen von Hahnen, der Schild
eines Störs^^^) und Austernschalen ^^^), alles Überreste, die beweisen, daß man
"") Das Rehfleisch war, wie das vom Wildschwein, sehr beliebt; die Tiere wurden nicht
nur gejagt, sondern auch in Wildparks gehalten. Vergleiche «Der Maxiraaltarif des Diocletian».
**') Nach Jirehm steigt der Stör (acipensor sturis L.J von der Nordsee den Rhein
herauf, heute allerdings selten bis Mainz und nur ausnahmsweise bis Basel; zur Römerzeit
mag aber, als auf dem Rheine noch geringer Verkehr stattfand, das Vorkommen des Störs
bei Mainz nicht zu den Seltenheiten gehört haben, wodurch sich der Schild auf der kaum
eine Tagereise von dort entfernten Saalburg leicht erklären ließe.
'^-) Es ist schwer zu sagen, wie die Austern, welche die Römer am Mittelraeer
wie an der Nordsee züchteten, transportiert und in genießbarem Zustande nach der
Tierische Überreste. 551
sich auch am Limes, fern von den Hauptstädten, gelegentHch ausgesuchten
Tafelgenüssen hingegeben hat.
Das Vorkommen von Wild im Taunusgebiete wird noch durch die auf
Ziegeln befindlichen Fußabdrücke bestätigt; besonders zahlreich sind die von
Rehen und Hasen, doch haben sich auch solche von Raubwild — Wölfen,
Füchsen und Wildkatzen — sowie von großen und kleinen Hunden fest-
stellen lassen (Seite 192). Über den Wildbestand und die Jagd im Taunus
in alter und neuerer Zeit hat Edf/ar Ändrcae in seiner «Geschichte der Jagd
im Taunus» (Frankfurt a. M. 1894, Selbstverlag) recht interessante Mit-
teilungen gemacht.
4. Saalgraben, Rosengarten, Dreimtihlenborn und Drususkippel.
Einige in der Nähe gelegene und bereits öfters genannte Plätze, die
sämtlich mit der Saalburg in mehr oder weniger engem Zusammenhang ge-
standen haben, sollen zum Schlüsse hier noch etwas ausführlicher besprochen
werden :
n. Saalgrabeu.
Unter dem Namen Saalgraben (Seite 2 — 3 und Tafel XIII) scheint
man im Mittelalter nur den durch den «Hammelhans» (Seite 30) ziehenden
alten Hohlweg verstanden zu haben. Die südlich und westlich vor dem
Kastell gelegenen alten Hohlen, die jetzt stückweise durch die Anlegung des
Dienstlandes für den Saalburgwärter eingeebnet sind, führen jetzt noch diesen
Namen; sie wurden, um die Übersicht auf dem Lageplan (Tafel XIII) nicht
zu stören, erst von der Porta principalis sinistra an nach Norden hin einge-
zeichnet. Man hat diesen 3 — 4 Meter tiefen Gräben die Bedeutung von Ver-
schanzungsgräben oder von Befestigungen überhaupt zugeschrieben, die zum
Schutze der Bürgerlichen Niederlassung bestimmt gewesen wären, eine Ansicht,
die jeder thatsächlichen Begründung entbehrt. Denn weder ihre Richtung,
noch ihre Profile entsprechen derselben; auch fehlt ihnen der Erdwall, der
bei ihrer Ausschachtung hätte entstehen müssen und der ein untrügliches Mittel
zur Unterscheidung künstlicher Gräben von allmählich entstandenen Hohl-
wegen abgiebt. In der That sind diese Saalgräben auch nichts Anderes als
alte Hohlwege, die verlassen wurden, wenn sie allzu tief geworden waren,
Saalburg gebracht wurden. Nach den Bruchstücken von kleinen Fäßchen aus italie-
nischem Holze, die sich in Brunnen fanden, scheinen die Austern in solchen Behältern
verpackt gewesen zu sein und deren Herkunft würde demnach auf den Süden weisen.
Dr. Bolle hielt die hier in Schalen vertretene Austernart für eine britische. Plinius spricht
von lukrinischen Austern und der Anlage von Austernbassins (H. N. 9 — 76). Daneben
kannte man viele Sorten, die Ausonius u. A. aufzählen, vergleiche 3Iarquardt, Seite 427.
Austernschalen sind in Mainz, im Kastell Wiesbaden, im Limeskastell Alteburg-Heftrich
und in vielen anderen römischen Niederlassungen, fernab von modernen, etwa irreführenden
Wohnstätten, gefunden worden.
552 Verschiedenes.
um dann in einem daneben neu eingeschlagenen Falirweg mit der Zeit wieder
zu erstehen. In früherer Zeit, als die künstlichen Hemmvorrichtungen , die
jetzt fast jedes Fuhrwerk besitzt, noch nicht im Gebrauch waren, pflegte der
Bauer, der mit seinem beladenen Wagen zu Thal fuhr, demselben einen
Bund Reiser anzuhängen und hinterher zu schleifen, indem er, um ihn zu be-
schweren, sich selbst an steilen Stellen des Weges darauf stellte oder setzte.
Dadurch wurden die Wege gründlich abgekehrt und aufgelockert; Regen und
Schneeschmelzen thatcn dann das Ihrige, den Weg immer tiefer einzuschneiden
und schließlich so unfahrbar zu machen, daß er verlassen und ein neuer
angelegt werden nuißte.
b. Rosengarten.
Südwestlich vom Kastell, anschließend an die Bürgerliche Niederlassung
oder vielleicht noch zu ihr gehörend, ist an dem Südost- Abhänge des « Weißen-
stein >; unmittelbar hinter dem Garten der Saalburgwirtschaft eine rechtwinklige
Abflachung im Walde zu erwähnen, welche «Rosengarten» genannt wird;
siehe Tafel XIII, Q. Ihre 90 Meter großen Langseiten sind durch Einschnitte
in den Bergabhang und durch terrassenartige Anschüttung auf der Thalseite
gebildet, während ihre 40 bezw, 60 Meter messenden Schmalseiten durch
Wälle begrenzt sind, in denen sich eine Steinsetzung befindet. Die in den
felsigen Boden eingehauene obere Langseite hat in der Mitte eine apsiden-
artige Vertiefung, die untere dagegen, welche mit jener nicht parallel läuft,
ist mit einer sehr dicken Mauer abgeschlossen, die von regelrechten Strebe-
pfeilern gestützt wird. Auch an der inneren Seite sind solche A^erstärkungen
angebracht, damit diese Stützmauer der gegen sie angeschütteten Erde einen
größeren Widerstand zu leisten vermag. Die so eingegrenzte Fläche ist wag-
recht und mit einer schwachen Steinschotterung versehen. Einige dort vorge-
nommene, allerdings unbedeutende Aufgrabungen haben bis jetzt keine ge-
nügenden Anhaltspunkte ergeben, um sich über den Zweck dieser sehr ausge-
dehnten und mit großem Zeitaufwand hergestellten Anlage ein sicheres Urteil
bilden zu können'^^). Außer vielen, meist kleinen eisernen Nägeln sind einige Huf-
eisen und ein Sporn sowie ein paar römische Scherben zu Tage gekommen. Man
glaubte in diesem umschlossenen Räume die Vorbereitung für die Errichtung
eines Bauwerkes zu erblicken; auch dachte man an ein Amphitheater oder
eine Reitbahn, wozu man sich einesteils durch die Funde, andernteils durch
den Namen «Rosen-» oder «Roßgarten» veranlaßt sah. Andere Plätze, die
den Namen «Rosengarten» führen, finden sich etwa 3 Kilometer westlich von
der Saalburg, nördlich von Oberstedten. Über die Bedeutung solcher Plätze,
die vielfach in Deutschland vorkommen und häufig keinerlei Spuren einer
künstlichen Herrichtung zeigen, gehen die Ansichten sehr auseinander. Im
12., 13. und 14. Jahrhundert bezeichnete das W^ort «rozengarten» im Allge-
'»') Über das Vorkommen von Wasser an dieser Stelle finden sich im Kapitel «Wasser-
versorgung» auf Seite 146 fi". einige Notizen.
Saalgraben, Rosengarten und Dreimühlenborn. 553
meinen einen «schönen wonnereichen» Platz; auch finden sich uralte Fried-
höfe, die diesen Namen tragen,
c. Dreiinlililenborn (Waldscli miede).
Rechts vom Wege, der von der Saalburg nach Obernhain führt, kaum
50 m von seinem Rande und etwa 500 m vom Pfahlgraben entfernt, entspringen
unter acht mächtigen drei- bis vierhundertjährigen Buchen drei Quellen, die
zusammen «Dreimühlborn» oder « Dreimühlenborn »^^*) genannt werden (Tafel I).
An ihren Ufern liegen viele durch das Wasser freigespülte Eisenschlacken, die
hier und da mit dem der nächsten Umgebung fremden Roteisenstein unter-
mischt sind. Rings um die Quellen und selbst dort, wo sie schon ein statt-
liches Bächlein bilden, finden sich große Massen von Schlacken haldenartig
aufgeschüttet, sodaß ein ehemaliger umfangreicher Betrieb vorausgesetzt
werden kann. Die im Sommer 1878 im Auftrage des damaligen Ministers
für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten von Ächenhach von dem Berg-
ingenieur K. Trapp und mir vorgenommenen Aufgrabungen haben diese
Vermutung bestätigt, wesentlich auch dadurch, daß Überreste von kleinen
Renn- oder Wolfsherden gefunden wurden. Unsere Ergebnisse sind in einem
gemeinschaftlich von Dr. L. Beck und Ä. von Cohausen verfaßten ausführlichen
Aufsatze im XV. Band der Nassauer Annalen veröffentlicht und durch eine
Tafel erläutert. Ich entnehme daraus einige Angaben und verweise außer-
dem auf die in diesem Werke (Seite 202 und 203) zum Abdruck gelangten
Mitteilungen des Herrn Spannagel über das Material, sowie auf Dr. L. Beck,
Geschichte des Eisens, Seite 518 ff.
Die Ergebnisse waren kurz folgende: es wurden vier deutlich erkenn-
bare Schmelzöfen — ein fünfter ist zweifelhaft — , eine Meilerstätte zur
Kohlenbereitung und eine Schutzhütte für die Hüttenleute konstatiert. Die
Ofenreste bestanden aus im Kreise angeordneten Quarzitsteinen der nächsten
Umgebung, die an zwei Stellen durch das Schlackenloch und die Wind-
öffnung unterbrochen sind. Nach der Lage dieser Löcher ist eine natürliche
Luftzuführung ausgeschlossen, und es müssen Blasebälge (aus Tierhäuten)
vorhanden gewesen sein. Auch die Arbeiterhütte kennzeichnete sich durch
eine kreisrunde Steinlage von großem Durchmesser. Der Meiler für die Holz-
kohlen hatte keinen Schacht in der Mitte zum Anzünden, sondern die soge-
nannte «slavische» Anordnung, d. h. eine horizontal eingegrabene Zündgasse.
Der am Dreimühlenborn verhüttete Roteisenstein ist aus dem Lahnthale be-
zogen; Brauneisenstein, der nicht allzuweit von hier entfernt im Taunus vor-
kommt^^^), scheint nicht verarbeitet worden zu sein. Die Zusammensetzung
ä»*) Der Name «Dreimühlenborn» soll daher rühren, daß die dort entspringenden
Quellen, die im Sommer und im Winter gleich ergiebig sind (S. 146, 1) zusammen mit dem
nahe dabeiliegenden «Schäferborn» (S. 146, 2) einen kleinen Bachlauf bilden, der im Stan<le
ist, die drei Mühlen am Waldesrand von Obernhain zu treiben.
395) Vergleiche Anmerkung 53 auf Seite 32 und Seite 151 über «Schmidtwäldchen»
und «Goldgrube».
554 Verschiedenes.
der Schlacke war mit Rücksicht auf den wechschiden Betrieh der kleinen
Öfen eine sehr verschiedene, wie dies im Einzelnen Herr Spannagel auf Seite 202
nachgewiesen hat.
Die Gewinnung des Eisens zur Römerzeit war eine äußerst schwierige,
da man keinen genügend hohen Hitzegrad erzeugen konnte, um das Roh-
eisen zum Schmelzen zu bringen; es wurde vielmehr nur als ein hämmer-
bares, unserem Schmiedeeisen ähnliches Produkt dargestellt. Die Lage der
Schmelzstätten war weniger von dem Vorkonnnen des Rohmaterials abhängig,
das man sich auch von weither beschaffte, als vielmehr von dem Vorhandensein
von Brennholz, von Wasser zum Abschrecken der Schlacken und nicht zuletzt
von einer Gelegenheit, das gewonnene Material auf den Markt zu bringen.
Alles dies bot die Umgebung des Drei mühlen bor ns und die benachbarte Saalburg
in reichem Maße. Es kann deshalb nicht Wunder nehmen, wenn eine solche,
von örtlichen Verhältnissen abhängige Anlage wie hier, vor dem Pfahle lag,
wie wir dies z. B. auch von mehreren Kalköfen wissen. Abgesehen von der
Wahrscheinlichkeit, daß sie schon vor der römischen Okkupation bestand und
aus unbekannten, jedenfalls sehr dringenden Gründen nicht in das römische
Gebiet mit hereingezogen werden konnte, ist es auch möglich, daß sie zur
Römerzeit noch vorhanden war und in ihrem Betriebe von Römern unterhalten
wurde, nachdem man mit dem germanischen Grenznachbar paktiert hatte.
Vielleicht hat man sie auch durch eine besondere Position zu schützen ge-
sucht. Auch diese Anlagen sprechen nicht gerade für eine einseitige Be-
stimmung des Limes als streng abschließende Fortifikatiouslinie, wenigstens
nicht für die ganze Zeit der Römerherrschaft.
Das Alter der Waldschmiede kann nicht angegeben werden; sie wird
aber durch weitere Untersuchungen des im nächsten Abschnitte zu besprechen-
den «Drususkippel» nach dieser Richtung wahrscheinlich eine Aufklärung er-
fahren. Römische Fundstücke sind am Dreimühlenborn erhoben worden, aber
auch einige aus späterer, anscheinend fränkischer Zeit. Hieraus darf — abge-
sehen von dem dort gefundenen Stück eines Ambosses, wie sie im Kastell ver-
mauert angetroffen wurden (Tafel XXXXVH, Nr. 6 -7a und Seite 237 ff), von
der Ähnlichkeit der Öfen mit nachgewiesen römischen Schmelzöfen und von der
großen Masse von eisernen Geräten, Werkzeugen, Waffen u. s. w. aus dem
ganzen Saalburggebiete — auf eine Benutzung während der Römerzeit ge-
schlossen werden. AVahrschcinlich ist diese Eisen.schmelze bereits von den
germanischen Vorgängern der Römer angelegt und benutzt worden, von denen
die Letzteren sie dann wohl übernommen haben; vielleicht standen die so
oft als kundige Metallarbeiter genannten Auxiliartruppen der bergbautreibenden
Räter zu diesen und ähnlichen Anlagen in näherer Beziehung.
d. Drususkippel.
Etwa 800 m nordwestlich von dem Dreimühlenborn, mit dessen Wald-
schmiede er wohl in irgend einer Beziehung gestanden haben mag, liegt der
Dreimühlenborn und Drususkippel. 555
Drusen- oder Drususkippel (Tafel I). Wenn bei der eben genannten Anlage
noch ein Zweifel bestehen konnte, so ist für die am Drusenkippel gefundenen
Waldschmieden als erwiesen anzunehmen, daß sie zur Römerzeit im Betriebe
waren. Die dort vorgenommenen Ausgrabungen haben dafür genügende An-
haltspunkte und zugleich eine Aufklärung über den Namen selbst ergeben.
Der Hügel, der in sumpfigem, mit üppigen Farrnkräutern und hohen
Schachtelhalmen bewachsenem Gelände versteckt in einem Fichtenwalde liegt,
erhebt sich drei Meter über der jetzt mit Erde und Humus ausgefüllten Sohle
des Grabens, welcher ihn in einem Kreise von 30 m Durchmesser umzieht und
durch eine geringe Dämmung mit dem dort stets vorhandenen Wasser gefüllt
werden konnte. Es scheint, daß der Bachlauf des Dreimühlenborns, der im
Mittelalter durch einen Mühlgraben abgeleitet wurde, früher hier vorüberfloß.
Die Oberfläche des Hügels hat einen Durchmesser von 13 m und ist nach
der höheren Landseite hin mit einer halbmondförmigen Wallspur bedeckt.
Oberst von Cohausen hatte bereits 1871 eine Durchgrabung vornehmen lassen,
welche «schwach gebrannten Lehm mit Eindrücken von Stroh» ergab, was
auf eine Wohnstätte hinweist. Die von mir geleiteten umfangreicheren
Grabungen daselbst haben dies nicht allein bestätigt, sondern auch Brand-
schutt, eine Herdstelle, Steinunterlagen für eine Hütte, sowie mehrere Fund-
stücke (eine Axt, einen Bickel, einige Hufeisen, sonstiges Eisenwerk, Nägel
und Gefäßscherben aus spätrömischer oder vielleicht frühfränkischer Zeit) zu
Tage gefördert, was Alles für einen bewohnten Ort spricht. Da Ziegel
fehlen, so muß an einen mit Stroh oder Binsen bedeckten Bau ge-
dacht werden^^*'). Der tiefe, leicht mit Wasser zu füllende Graben gewährte
nicht allein Schutz gegen wilde Tiere, sondern auch gegen einen plötzlichen
feindlichen Überfall. Man wird darum nicht fehl gehen, in dem ganzen,
recht umfangreichen und mit Verständnis angelegten Werke eine kleine
Wasserburg zu erkennen. Die Aufgrabungen, welche in dem 40 — 50 m nord-
westlich davor gelegenen, mehr trockenen Gelände unternommen wHU-den,
haben Fundamente aus Trockenmauerwerk zu Tage gefördert, die von Hütten
oder Baracken herrühren. Weit wichtiger jedoch als diese ist die Auffindung
von ganz in dem sumpfigen Boden versteckten Scblackenhalden , die sich in
großer Ausdehnung nach der südlichen Seite hin in das Gelände des soge-
nannten «Drusenmarsches» erstrecken. Die Grabungen ergaben nicht bloß
Schlacken, sondern auch genau wie am Dreimühlenborn die sehr gut er-
haltenen Überreste von Rennöfen (Schmelzöfen), an denen die Einrichtung
noch zu ersehen war und bei welchen das verwendete Rohmaterial, fertiges
Eisen und Scherben von Terra sigillata sowie gewöhnliche römische Gefäße
zu Tage kamen. Von noch höherem Interesse war die Entdeckung eines
großen, zwischen diesen Schlackenhalden und dem Hügel gelegenen, sehr
tiefen Schachtes, der bis jetzt noch nicht völlig ausgegraben ist; doch haben
396) Binsen wachsen dort in unmittelbarer Nähe. Mit solchem Material gedeckte Bauten
wurden auch bei der Besprechung des Ka.stell8 erwähnt.
556 Verschiedenes.
die im Mai 1895 dort erzielten Resultate uns wertvolle Aufschlüsse gebracht,
die ich hier kurz anführen will. Zunächst der Oberfläche fanden sich
Scherben und Eisengeräte von fränkischem Typus, dann zweifellos römische
Bruchstücke von gewöhnlichem Thon und Terra sigillata und zuletzt in einer
Tiefe von etwa 2V» — 3 m Gegenstände, die wir gewöhnlich als prähistorische
bezeichnen, welche aber auch wohl noch dem Anfang unserer Zeitrechnung
angehören können. Sie bestanden aus drei gut erhaltenen kleinen, ohne
Drehscheibe hergestellten Gefäßen, drei Bronzeringen und vielen rohgeformten
Scherben. Soweit sich schon jetzt aus den noch sehr der weiteren Unter-
suchung bedürfenden Anlagen und den erhobenen Funden beurteilen läßt,
waren die Waldschmieden am Drusenkippel mehrere Jahrhunderte im Gange
und wurde dort wohl schon von den Germanen Eisen erzeugt und ge-
schmiedet, ehe die Römer die Saalburg innehatten. Daß der Betrieb in
Römerzeit und dann in der früheren Frankenzeit noch fortgesetzt wurde,
dürfte aus den Funden zu schließen sein; dagegen ist nichts gefunden
worden, was für einen Betrieb im Mittelalter sprechen könnte. Aus dieser
Zeit finden sich noch viele Schlackenhalden im Taunus, nämlich an der
« Klingenruhe », dem «Schmidtwäldchen», «Am Glaskopf» u. s. w. Der oben
beschriebene Schacht, der nach und nach wieder ausgefüllt wurde, scheint
mir von der Gewinnung des am Drusenkippel selbst vorkommenden Eisen-
steins herzurühren. Dieses dort und in der Umgebung, besonders nach
Obernhain hin, lagernde Erz mag, wenn auch von geringem Eisengehalt,
unter den sonst günstigen Bedingungen — Wasser und Holz waren dort
zur Stelle — die ursprüngliche Veranlassung zur Errichtung von AVald-
schmieden gewesen sein; später wurde, wie auch am Dreimühlenborn, besseres
Rohmaterial von auswärts bezogen.
Die Untersuchungen am Drusenkippel, der in Karten ^''^) und Schriften ^^*)
auch «Drususkippel» genannt wird, haben über den früher zu allerlei Ver-
mutungen führenden Namen einiges Licht gebracht und wohl für immer
die Annahme beseitigt, daß der römische Feldherr Brusus in irgend
einer Beziehung zu dem.selben gestanden hätte^^^). Bei der Auffindung
der Schlacken an dem Hügel und in dem weiter nach Osten sich hin-
streckenden Sumpfgelände, dem sogenannten «Drusenmarsch» kam mir
der Gedanke, ob die Bezeichnung «Drusen» nicht von der Schlacke,
die vielfach noch jetzt von Bergleuten und im Volksmund «Druse» oder
äs»') In der StuinpflT sehen Karte des Landgriiflich Hessischen Amts Homburg von 1836
heißt er «Drususköpfel», in der Preußischen Generalstabskarte «Drussuskippel».
398) 1'"'. W. Schmidt nennt ihn in seinen «Lokaluntersuchungen über den Pfahlgraben»
(Nass. Annalen VI, I, 156) «Drususkippel» oder «Drususkopf».
'**) von Cohausen (der Römische Grenzwall in Deutschland, Seite 110) wollte den
Namen des Hügels von den in seiner Nähe wachsenden großblumigen Schneeglöckchen
(Leucojum verniimj, welche dort im Volksmund Calosen oder Calusen heißen, ableiten und
meinte, er habe ursprünglich «Calosen- oder Calusenkippel» geheißen. Dr. Hammeran bringt
in der Westdeutschen Zeitschrift XV (1896), Seite 53 den Namen mit dem Teufel in Be-
ziehung; drus soll nach Grimm «eine geläufige Teufelsbezeichnung» sein.
Saalgraben, Rosengarten, Dreimühlenborn und Drususkippel, 557
«Drüse» genannt wird, herrühren könne und der Name «Drusenkippel»,
«Drusenraarsch (oder -march)» seine Entstehung den dort lagernden Drusen
(Schlacken) verdanke und aus der Zeit stamme, in der Schlacken noch allge-
mein als «Drusen» bezeichnet wurden. Man hat mit dem Namen «Drusen»
gleichzeitig den zugehörigen Distrikt belegt. Dieselbe Erscheinung tritt uns
auch in zahlreichen anderen Flurnamen in Feld und Wald entgegen; so sind
z. B. in den als «Ziegeläcker», «Ziegelfeld». «Stein» oder «Maueräcker» be-
zeichneten Fluren heute kaum mehr Ziegel oder Mauern zu finden, aber
vielleicht in ihrer Nachbarschaft die namengebenden Merkmale in der Erde
versteckt. Der Landmann hängt einmal beharrlich an den von alters her
übernommenen Namen und ändert sie nicht willkürlich, wenn sie auch schon
längst ihre ursprüngliche Bedeutung verloren haben.
H. Seifert, dessen Urteil ich für sprachliche Dinge bereits mehrfach in
Anspruch genommen habe, hat sich meiner Ansicht angeschlossen und den
Gegenstand etymologisch bearbeitet; ich gebe seine Mitteilungen hier wieder:
't Druse ist ein germanisches Wort, für das sich in den verwandten Sprachen
nur wenig Zusammenhänge bieten, und bedeutet «verwittertes Erz», «verwitterter
Stein», «Schlacke», dann ein Gestein, das auf der Oberfläche in Gestalt kleiner Krystalle
oder Blätter angeschossen ist, wahrscheinlich wegen der Ähnlichkeit mit Schlacken;
Drusenmarmor ist eine Art Marmor, der wegen versteinerter Schaltiere, die er ent-
hält, eine ungleiche Oberfläche hat. In der Bedeutung «Schlacke» kommt das Wort
erst im Neuhochdeutschen vor, es wird sie aber jedenfalls schon weit früher gehabt
haben, wie aus einem verwandten Gebrauch des Wortes hervorgeht. Die Mehrzahl
Drusen (nach Kluge ist es ein alemannisches Wort) bedeutet in manchen , besonders
oberdeutschen Gegenden «Bodensatz, Hefen, Trester» etc. In dieser Bedeutung findet
es ■ sich schon im Mittel- und Althochdeutschen, sowie im Angelsächsischen: mhd.
drusene oder druosene, ahd. trusana, drusena, truosena, ags. drösn, niederländisch droes
oder droesem, ahd. auch trosaeh, womit Diefenhach (Gothisches Wörterbuch 2, 644)
das bayrische drosacli oder drose (zei'fallene Klöße) vergleicht. Im Gotischen be-
deutet drausna bei Wulfda (Lukas 16, 21) die Brosamen, die von des reichen Mannes
Tische fielen und (Johannes 6, 12) die nach der Speisung der 5000 Mann übrig-
gebliebenen Brocken. Die gemeinsame Grundbedeutung von Schlacke und Hefe ist
«Abfall» und ist in dem altnordischen tros erhalten. Holmbö (Det norske sprogs
vaesentligste ordforraad sammenlignet med Sanskrit, S. 340) vergleicht damit sanskr.
d'ras: wegwerfen. Dasselbe Wort ist das englische dross: Abfall, Auswurf, Schlacke,
Hammerschlag, schottisch drush: kleine Bruchstücke, Schlacken, und es kommt wahr-
scheinlich von dem angelsächsischen dreosan, gotischen driusan: fallen, herabfallen.
«Drusenkippel» kann also gleich «Schlackenhügel» sein. In der Zusammensetzung Drusen-
marsch'""') bezieht sich «Marsch» nicht etwa auf einen Weg, sondern die sumpfige
*•*") Dr. F. Holle bemerkt in seinem schriftlichen Nachlaß über den Prusenmarsch :
«Der Name „Drusen marsch" ist richtig im Gebrauche des Volkes, wie ich zu Obernhain
erfuhr; die Bedeutung wußte man mir hier nicht näher zu erklären. Marsch, in der Mehr-
zalil Marschen bedeutet in Norddeutschland eiue fruchtbare, ebene Gegend, im Gegensatz
zu Wald, Gehölz, Sandfiächen, auch fruchtbare Bodenanschwemmung mit humosem oder
torfartigem Thonboden.» Marsch kommt von Mar oder Moor und hängt mit Morast,
viarais, zusammen, ist aber nicht auf das französische marche (Weg, Gang, Heereszug) zu-
rückzuführen, wie Ältere annahmen.
558 Verschiedenes.
Waldwiese am Drasenkippel wird so genannt. Marsch ist ein niederdeutsches Wort,
das sich aber nach Vihnar (Idiotikon von Kurhessen u. d. W.) vereinzelt auch in
Hessen findet. Auffallend ist das Geschlecht (das Volk sagt «der Drusen marsch»),
da das Wort sonst immer weiblich ist; doch muG es früher einmal milnnlich gewesen
sein, wie das männliche angelsächsische mersc zeigt. Ebenso sind die aus dem
Deutschen abgeleiteten romanischen Wörter, das mittellateinische mariscus, altfranz.
marcsc, nfr. tnarain, provenz. tnarc männlich, sowie auch das deutsche 3Iorast , bei
dem die Endung und Betonung auf romanischen Einfluß hinweisen.»
Schließlich will ich nocli erwähnen, daß einige Hundert Meter westlicli
vom Drasenkippel in dem (jlartengelände bei Obernhain — also jenseits des
Pfahls — öfters römische und vorrömische Münzen gefunden wurden, von
denen eine römisclie aus Bronze (von Antoninus Pius) und eine vorrömische
in meine ILände gelangten. Letztere wurde von Dr. Fr. Henlcl in Darmstadt
als eine gallische Elektron-Münze (Mischung von Gold und Silber) der Aulerci
Cenomani, eines in der Gegend des heutigen Le Mans ansässig gewesenen
Volksstammes, bestimmt*"^).
*<") Die Münze ist eine Stenipelvariante zur Goldmünze Nr. 6818 in Muret-
Chahouillet, catalogue des monnaies gauloises de la bibliotheque nationale, Paris 1889, und
ist abgebildet auf Tafel XXIII des zugehörigen «Atlas de monnaies gauloises» von Henri
de la Tour, Paris 1892.
559
Fig. 88. Blick iu das Saalburg-Museum.
XV.
Das Saalburg-Museiim.
(Textfigur 88.)
Sämtliche auf der Saalburg gefundenen Gegenstände sind, soweit als
möglich, in dem schon oben mehrfach erwähnten Saalburg-lNIuseum im
Kurhause zu Homburg vereinigt, das jetzt die entsprechende Ergänzung zu
dem Kastelle mit seiner Niederlassung bietet. Im Einklang mit dem Zwecke
des Buches möge hier noch Einiges über die Entstehung und Einrichtung
der Sammlung angefügt werden.
Mit den seit 1870 erhobenen Altertümern sind allmählich die meisten
und wohl die wichtigsten Fundstücke aus früherer Zeit hier wieder zusammen-
gekommen. Eine Ausnahme davon machen einzelne Stücke im Wiesbadener
Museum (Eisenblock und Fingerring) und die im Antiquarium des Berliner
Alten Museums (früher im Museum für Völkerkunde) aufbewahrten, vom
Grafen Usedom für die preußische Regierung (siehe Seite 14) ausgegrabenen
Fundstücke, deren wertvollste die Fibel Tafel LXIX, Nr. 11, mehrere Schlüssel,
Lanzenspitzen, Ringe und Gewandnadeln sind. Über den Verbleib einiger
Münzen ist schon Seite 391 — 394 das Nötige gesagt worden. Im übrigen
560 ßas SaalburgMuseuin.
mag sich in der einen oder anderen mir unbekannten Sammlung noch
manches Stück aus früherer Zeit befinden.
Die von Neuhof Ende des vorigen Jahrluinderts an der Saalburg zu Tage
geförderten Altertümer (siehe Seite 6 und 7), wie diejenigen, welche sich da-
selbst bei dem 1816 erfolgten Chausseebau fanden, wurden damals im Land-
gräfUchen Schlosse in Homburg untergebracht, denen sich noch die von Habel
1853—1862 (Seite 11 — 13) gefundenen anschlössen. Dadurch war bereits
eine interessante Sammlung zustande gekommen ; sie wurde vielfach von
Gelehrten [Brambach, J. Becker u. A.) benutzt, die bei ihren Publikationen
das Schloß als Aufstellungsort der Saalburgfunde angaben, was icli, um Irr-
tümer zu vermeiden, hervorheben zu müssen glaube.
Wie bereits bei der «Geschichte der Ausgrabungen» (Seite 13) erwähnt
ist, ging im Jahre 1866 nach dem Aussterben des Landgräflichen Hauses
die Sammlung in den Besitz des Großherzogs Ludwig 111. von Hessen über,
der sie in seinem Palais zu Darmstadt unterbringen ließ. Im Frühjahr 1870
wurden die Ausgrabungsarbeiten wieder aufgenommen (Seite 13), und schon
nach wenigen Jahren häufte sich das Material so an, daß man an eine öffent-
liche Ausstellung der Fundstücke herantreten konnte. Zu diesem Zwecke
stellte die Kurhaus-Pachtgesellschaft einen Raum im östlichen Flügel des
Kurhauses zur Verfügung, der, nachdem er notdürftig eingerichtet war, im
August 1873 dem Publikum geöffnet wurde.
Der Besuch der Sammlung, die im Laufe der nächstfolgenden Jahre
durch neue Funde und auch durch Geschenke zugenommen hatte, war ein
sehr reger und steigerte sich von Jahr zu Jahr. Nicht allein die wissenschaft-
lichen Vereine, sondern auch die Kurgäste und sonstigen Besucher Homburgs
schenkten der Sammlung ihre volle Aufmerksamkeit; insbesondere seien aus
dieser Zeit (1873 — 1878) noch erwähnt die Besuche des Kronprinzen, nach-
maligen Kaisers Friedrich und seiner hohen Gemahlin, des Prinzen Wilhelm,
jetzigen Kaisers Wilhelm IL, des Feldmarschalls Grafen Moltke mit General-
stab etc.
Schon bei der Aufstellung der Sammlung im Jahre 1873 wurde ange-
regt, Se. Kgl. Hoheit den Großherzog von Hessen um die Überlassung der
eingangs erwähnten, vor 1 866 gefundenen Saalburg- Altertümer zu bitten ; die
Bemühungen waren leider ohne besonderen Erfolg, es sollten Homburg nur
Doublett^n und Abgüsse von Inschriftsteinen überlassen werden. Erst im
Jahre 1878, als Großherzog Ludwig IV. zur Regierung kam, wurde es durch
die allergnädigste Fürsprache der nunmehrigen Kaiserin Friedrich möglich,
daß die erwähnte Sammlung nach Homburg zurückkam. Diese war durch
letztwillige V^erfügung des Großherzogs Ludwig III. zum unveräußerlichen
Familien-Fidcikommiß des Hessischen Fürstenhauses erklärt worden, weshalb
der Großherzog Ludwig IV. nicht in der Lage war, die Saal bürg- Altertümer
der Stadt Homburg als Eigentum zu übergeben. Dagegen war aber Se. Kgl.
Hoheit der Großherzog «im Interesse der Sache gerne geneigt, die Sammlung
unter Vorbehalt des Eigentumsrechts dem Homburger Museum leihweise
Das Saalburg-Museum. 561
zu überlassen, damit dieselbe in Verbindung mit den bereits in Homburg
befindlichen Saalburg-Altertümern das Gesamtbild des alten Kastells vervoll-
ständigen helfe.»
Die Stadt Homburg überließ, nachdem durch das Hinzukommen der
Darmstädter Funde in dem seitherigen Aufbewahrungsorte nicht mehr Raum
genug vorhanden war, zu diesem Zweck nunmehr den großen, von der
Vorhalle des Kurhauses aus zugängHchen ehemaligen Cafe-Saal, und im Laufe
des Sommers 1878 wurde mit der Einrichtung des Museums und der Auf-
stellung der Sammlungen begonnen; in der Hauptsache war die mühsame
und schwierige Arbeit am 27. Juli 1879 vollendet. Die Kosten der Einrichtung
wurden nur teilweise von der Stadt getragen, Private gaben Mittel dazu her,
und besonders hiesige Handwerker lieferten ihre Arbeiten für einen geringen
Preis und öfters sogar, um den guten Zweck zu unterstützen, ohne Entgelt.
Die Darmstädter Sammlung wurde besonders inventarisiert, und die
Etiquetten erhielten den Buchstaben D mit laufenden Nummern, zum Unter-
schiede von den dem Preußischen Staate gehörigen Saalburg -Altertümern,
die mit P und laufender Nummer bezeichnet sind; diejenigen Gegenstände,
die dem Gebiete der Stadt Homburg entstammen, und die dem Museum
und dem Altertums- Verein von Freunden verehrt wurden, führen mit der
Nummer den Buchstaben H.
Hier sei noch bemerkt, daß der Saalburgverein sich im Jahre 1876 auf-
löste; an seine Stelle trat 1877 der Homburger Geschichts- und Altertums-
Verein, der alle seine bei den mehrfachen Ausgrabungen in der Umgebung
Homburgs gemachten Funde dem Museum überließ. Kurz nach der Ein-
richtung desselben wurden teils durch Zufall, teils durch Forschungen in
unserem Quellengebiet und den angrenzenden Fluren mehrfach wichtige
Entdeckungen aus vorrömischer und römischer Zeit gemacht, wobei zahl-
reiche Altertümer zu Tage kamen; es mußte deshalb zur Unterbringung
derselben der kleine an den Museumssaal anstoßende Küchenbau heran-
gezogen, erweitert und als Ausstellungsraum umgebaut werden, was eine
nochmalige Umänderung des Museums und Neuaufstellung der Fundstücke
bedingte, welche bis heute im Großen und Ganzen dieselbe blieb und sich
folgendermaßen gestaltet hat:
Der Hauptsaal ist 23\/2 m lang, 10 m breit, 7 m hoch und wird vor-
nehmlich von oben her beleuchtet; doch sind auch an den Langseiten Fenster
vorhanden. Der Raum ist durch Zwischenwände in einzelne Abteilungen
getrennt; an diesen Holzwänden, die sich zur Aufnahme von Altertümern
vortrefflich eignen, sind Schaukästen angebracht, die mit rotem Stoff ausge-
legt sind, von welchem sich die Fundstücke gut abheben (siehe Textfigur 88).
In dem Hauptsaale sind nur Funde von der Saalburg aufbewahrt;
sie sind nach der Materie und unabhängig von den Eigentümern geordnet.
In dem Nebenraum, welcher als «Lokal- und Ethnographische Abteilung» be-
zeichnet wird, sind die auf die Ortsgeschichte Homburgs bezüglichen Alter-
tümer, Urkunden, Zunftakten, Bilder und Kupferstiche, ein Gipsabguß der
Jacob i, Das Römerkastell Saalburg. 36
562 ^*^ Saalburg-Museum.
von Schlüter modellierten und von Johann Jacobi aus Homburg 1703 in
Berlin gegossenen Büste des Landgrafen Friedrich II.'"*), sowie der wertvolle
vorröniische Kollektivfund von 200 Stück Bronzen, der auf dem Grundstück
des Herrn Adolf Schwarz in der Nähe der Englischen Kirche 1880 ausge-
graben und von demselben der Stadt Homburg geschenkt wurde, unter-
gebracht, ebenso auch andere prähistorische Gegenstände von den Ringwällen
des Taunus, als Bronzewaffen, Gefäße, Steinsachen etc. Als weiterer wich-
tiger Bestandteil dieser Abteilung seien noch erwähnt: die von Frau von Barnim
(GemahUn des Prinzen Adalbert von Preußen) in freundlicher Weise der Stadt
überlassenen ethnographischen Gegenstände, die ihr Sohn Adalbert von Barnim
in Ostafrika am blauen Nil 1863 gesammelt hatte, sowie die Steinsammlung
aus der Taunusgegend von Dr. Rolle, die Bohrproben der hiesigen Mineral-
Quellen, sowie verschiedene wichtige Gesteiusartcn aus dem Taunus von
Professor Dr. F. Sandherger. Das Museum enthält zur Zeit:
1. Die Sammlung des Großherzoglich Hessischen Hauses, 1172 Nummern,
darunter 615 römische Münzen, 600 aus Silber und 15 aus Bronze;
2. Die Sammlung des Preußischen Staates, 7525 Nummern;
3. Die Sammlung der Stadt Homburg, ausschließlich der von Barnini sehen
ethnographischen Sammlung 855 Nummern;
4. Bis zur Errichtung eines Reichs-Limes-Museums alle auf der preußischen
Limesstrecke, vom «Grauen Berg» bis Kemel, erhobenen Fundstücke;
5. Einige aus Privatbesitz entliehene Stücke.
Außer dem in der Mitte des Saales stehenden Modell des Kastells Saal-
burg (siehe Textfigur 88), in einem Maßstab von 1 : 100, und einem Pfahl-
grabenturme (\'4 der natürlichen Größe), dessen Sockel die verschiedenen
am Limes üblichen Mauerverbände in ursprünglicher Größe zeigt, sowie
einigen Originalgräbern sind Nachbildungen und Rekonstruktionen von
Dacheindeckungen, Schlössern, Mühlen, einem Brunnen mit Rolle und
Heizeinrichtungen etc. in natürlicher Größe aufgestellt. Eine Reliefkarte des
Taunus, Zeichnungen und Lagepläne geben dem Besucher eine gute Über-
sicht über Lage und Bedeutung der Saalburg und des Ausgrabungsgebietes.
Beim Eintritt in das Museum begrüßt uns die Modellstatue eines nach
Lindenschmits Angaben ausgerüsteten Legionars. An den Werkzeugen sind
die Stiele zum besseren Verständnisse ergänzt oder moderne gleichartige da-
nebengelegt und die defekten Gefäße möglichst in Gips vervollständigt, um
so der Hauptaufgabe einer solchen Sammlung gerecht zu werden, das Museum
nicht ausscliHeßlich dem Fachmann dienstbar zu machen, sondern auch dem
Laien und vor Allem dem Handwerker neue Anregung zu geben.
Als Konservator steht seit Gründung der Sammlung (1873) der Heraus-
geber dieses Buches vor; die Mittel, welche zu ihrer Erhaltung zur Verfügung
stehen, sind sehr bescheiden. Mit dem Eintrittsgeld, das sich in den letzten
•*"'0 i^as Original ist in einer Nische über dem Portale des Archivbaues des Land-
gräflichen Schlosses zu Homburg aufgestellt.
Das Saalburg-Museunj. 5ß3
Jahren auf ca. 500 M. jährlich belief (50 Pfg. für die Person, für Schüler in
Begleitung ihrer Lehrer 20 Pfg.), werden die Kosten für den Museumsdiener
(zur Zeit F. Knoih) und die Instandhaltung der Sammlung bestritten. Die
hiesige Amts-Sparkasse hat seit einigen Jahren in dankenswerter Weise einen
jährlichen Zuschuß von 100 M. bewilligt, und auch von Privaten erfährt das
Museum freundliche Unterstützung. Ferner werden durch den Verkauf von
Nachbildungen römischer Fibeln und von Gegenständen, die aus dem in den
Brunnen gewonnenen römischen Eichenholze angefertigt sind , einige weitere
Mittel aufgebracht, die teils für das Museum, teils zu Ausgrabungen ver-
wendet werden. Um alle diejenigen zu ehren, welche das Museum durch
Zuwendungen von Geld oder thatkräftige Unterstützung fördern halfen, ist
dort zum bleibenden Gedächtnis eine Tafel mit den Namen der freundlichen
Geber und der Mitwirkenden angebracht. Außer diesen hat sich durch die
Erklärung und Ordnung der Inschriften, wie bei allen epigraphischen Dingen,
der oben oft genannte Professor Dr. K. Zangemeister, Oberbibliothekar der
Universität Heidelberg, um das Museum verdient gemacht. Auch bei der
Bearbeitung dieses Buches hat er mich mit dem ihm in reichem Maße zu
Gebote stehenden litterarischen Material bereitwilligst unterstützt, wofür ich
ihm an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank ausspreche.
Der Besuch des Museums hat sich von Jahr zu Jahr gehoben; beson-
ders sei auf die vielfache Benutzung der Sammlungen durch die Schulen hin-
gewiesen, denen dieselben als Lehrmittel dienen. Viele Gymnasien nicht allein
des Regierungs-Bezirkes Wiesbaden, sondern auch diejenigen von Hessen,
Baden, Bayern and Rheinpreußen, senden ziemlich regelmäßig ihre oberen
Klassen zur Besichtigung des Museums und der Saalburg. Ebenso besuchen
viele wissenschaftliche und touristische Vereine die Sammlung, und in dem
benachbarten Frankfurt, das überhaupt ein großes Interesse an unserem
Museum bekundet, wird kaum eine Wander - Versammlung der ver-
schiedensten Berufszweige abgehalten, ohne daß dieselbe der Saalburg oder
dem Saalburg -Museum einen Besuch abstattete. Auch das Kaiserlich
Archäologische Institut in Berlin hat schon wiederholt hier Ferienkurse für
Gymnasiallehrer abhalten lassen und ebenso die Regierungen von Bayern
und Hessen.
Zum Schlüsse will ich noch einige Mitteilungen über die von mir an-
gewendeten Konservierungsmethoden machen :
Holz Sachen werden, wie bereits mehrfach erwähnt, sofort in Gips ab-
gegossen und der Abguß dem Original bei der Aufstellung im Museum bei-
gefügt. Gegenstände aus Eichenholz haben sich auch vorteilhaft durch
Tränkung mit Leinöl erhalten lassen. Ledersachen werden nach gründ-
licher Reinigung, so lauge sie sich noch in nassem Zustand befinden, mit
chemisch reinem Glycerin wiederholt behandelt, eine Methode, die sich
vorzüglich bewährt hat, da das Leder w^eich bleibt und nicht schimmelt. Die
Bronzen werden gründlich mit warmem Wasser gereinigt, chemische Mittel
aber nicht angewandt.
86*
564 ^^^ Saalburg-Museum.
Die anßlnglich nach den in vielen Museen üblichen Methoden versuchte
Konservierung des Eisens, welche durch einen Überzug mit Wachs oder
Lack geschah, hat sich nicht bewährt; denn die durch den Überzug gebildete
harte Kruste wurde durch den im Inneren befindlichen Rost abgestoßen und
beschmutzte die Auslegetafeln; auch rosteten die Gegenstände allmählich von
Neuem und verloren ihre ursprüngliche Gestalt. Diesem Weiterrosten ist
durch die von mir seit 1880 angewandte Konservierungsart entgegengearbeitet
worden. Sie besteht darin, daß die Eisensachen zunäclist mit Wasser
gründlich gereinigt und dann soviel als möglich vom Roste befreit werden,
was entweder durch vorsichtiges Abmeißeln oder durch Abbrennen geschehen
kann; hierbei hat sich die Verwendung von Petroleum gut bewährt. Ein
Haupterfordernis für die Konservierung des Eisens besteht darin, daß man
alle auflagernden Oxydschichten bis auf das darunterliegende, noch gesunde
Eisen beseitigt; bleiben einzelne Rostteile auch dann noch haften, so ist es
nicht ausgeschlossen, daß sie weiter in das Eisen einfressen und den Gegen-
stand gefährden. Nach diesen Vorgängen, die mit der größten Sorgfalt durch
einen Sachverständigen auszuführen sind, werden die Eisensachen stark er-
wärmt, was am besten auf einem Eisenblech geschieht, das man über offenes
Feuer legt; alsdann werden sie mit Leinöl bestrichen, das rasch in die Poren
des heißen Eisens eindringt und den Gegenständen eine dunkle Färbung ver-
leiht; eine mehrfache Wiederholung der Bestreichung mit Leinöl ist je nach
dem Zustande und der Beschaffenheit des Eisens erforderlich. Selbstver-
ständlich lassen allzusehr vom Roste angegriffene Eisensachen diese etwas
derbe Behandlungsweise nicht zu; sie werden einfach vom Schmutze befreit,
die etwaigen Vertiefungen mit einem Brei aus Kreide und Leim ausgefüllt
und der ganze Gegenstand dann mit in Terpentin aufgelöstem Wachs
überstrichen.
565
Nachtrag.
Die im Herbste 1896 zu Ende geführten Aufdeckungs- und Erhaltungs-
arbeiten (Seite 15) haben noch einiges Beachtenswerte ergeben, was
hier zu berücksichtigen ist; gleichzeitig sollen verschiedene Ergänzungen der
bereits im vergangenen Jahre fertiggestellten Druckbogen angeschlossen werden.
Baureste sind im Kastell wie in der Bürgerlichen Niederlassung ver-
hältnismäßig recht viele aufgedeckt worden, was das schon wiederholt über
den Umfang des bebauten Saalburggebiets Gesagte neu bestätigt; von diesen
sollen nur diejenigen, die neue Erscheinungen bieten, hervorgehoben werden.
Zunächst ein länglicher Bau (Tafel XIII) zwischen Forta praetoria
und Limes — 44 m von ersterer entfernt — 10,60 m lang und 4,70 m breit;
die Mauerstärken betragen 0,50 m. Das Bauwerk gehört in die Zeit des
Erdkastells und hat vor Anlage des Pfahlgrabens bestanden; es wurde durch
Brand zerstört, doch blieb uns Verschiedenes erhalten, was an anderen
derartigen Bauten seither nicht ersichtlich war. So fanden sich die Reste
eines « Dübelgebälkes »^^^), d. h. einer Balkenlage, bei der die Hölzer dicht
nebeneinander lagen und den ganzen Raum ausfüllten. An dem, wenn auch
stark verkohlten Gebälke, das auf den Kellerboden gestürzt war, ersah man
noch deutlich, daß die nicht zu vermeidenden Fugen, die sich bei einfach
beschlagenen Hölzern ergeben, mit Lehm zugestrichen waren, und daß ein
Lehmschlag dieselben bedeckte, der zugleich als Fußbodenbelag diente. Es
wird hierdurch Einiges von dem über den Lehm-Estrich auf Seite 223 An-
geführten ergänzt und bekannt, daß derselbe nicht allein in ebenerdig ge-
legenen und in den Naturboden eingegrabenen Räumen, sondern auch über
dem Gebälke angelegt wurde, eine Anordnung, die im Osten Deutschlands
bei ländlichen Bauten noch heute üblich ist. Die Ausgrabung hat uns
zugleich noch weitere Aufschlüsse über die Dachdeckung gebracht und das
darüber auf Seite 233 Gesagte wesentlich vervollständigt. Das Dach war,
wie das Gebälk, eingestürzt und lag im Keller verschüttet; an seinen ver-
kohlten Resten konnte man erkennen, daß es aus eichenen Sparren und Latten
hergestellt und mit Riedgras gedeckt war, welches in der Nähe der Saal-
burg wächst.
*o*) Dübel-, Diebel-, Dippel-, Dobel -Gebälke oder -Decken, im Mittelalter vielfach
gefertigt, sind heute noch in holzreichen Gegenden beliebt.
566 Nachtrag.
Fundstücke von Belang sind hierbei nicht erhoben worden, dagegen
lag in einer Ecke des Kellerraumes ein Häufchen weißlichen Gruben-
sandes angeschüttet. Da dies auch in einigen Kellern der Canahae vor
dem Kastell, sowie in solchen der römischen Niederlassungen im Taunus-
vorlande am «Steinkritz» und «Schützbrett» beobachtet wurde, so läßt sich
kaum noch an einen Zufall denken. Es scheint vielmehr, daß der Sand
dort wie bei uns zu verschiedenen Haushaltungszwecken — zum Putzen und
Scheuern der Fußböden, der Holz- und Thongefäße u. s. w. — aufgespeichert
war. Die Analogie dazu zeigen unsere ländlichen und bürgerlichen Haus-
haltungen, in denen noch bis vor wenigen Jahren der Putzsand, der so-
genannte «weiße Sand», der seit alten Zeiten ein besonderer Handelsartikel
war, nicht fehlte und meist auch in den Kellern untergebracht wird. In den
Städten wird dieses Putzmittel allmählich durch die modernen Einrichtungen
verdrängt, auf dem Lande jedoch scheuert die Hausfrau ihre Dielen und
ihr Geschirr noch immer mit dem feinen Grubensand.
Vor den anderen Kastellseiten (vergleiche Tafel XIII) sind Funda-
mente von Baracken, gut erhaltene Keller und Hypokausten gefunden
worden, von denen der östlich vom Kastell in der Nähe des Brunnens Nr. 6
gelegene, 2,60 m auf 2,00 m im Lichten messende Keller mit Treppenhals,
Fensterlaibung und Butterlöchern, sowie die H3'pokausten 0 westlich und
P östlich vom Kastell besonders bemerkenswert sind. Beide zeigen das System
der Kanalheizungen und gleichen ganz den schon unter Nr. 1 1 auf Seite 258
beschriebenen.
In dem südlich vor dem Kastell, in der Nähe des Brunnens Nr. 23 auf-
gedeckten Bauwerke hat sich ein kleiner Kellerraum gefunden, der insofern
Beachtung verdient, als er trotz seiner kleinen Abmessungen wie die an der
Römerstraße gelegenen Keller (Seite 115) entwässert ist und von seiner Sohle
aus einen direkten Abfluß nach dem tiefer liegenden Gelände hat.
Zwei weitere Keller, die zwischen den Brunnen Nr. 43 und Nr. 44
liegen, sind einfach in den Boden eingegraben und zeigen kein Mauerwerk,
dagegen haben sich bei einem derselben Teile einer Holzschalung erhalten;
hiernach ist die auf Seite 116 besprochene Konstruktion der Keller zu er-
gänzen. Die Umkleidung der Wände mit wagrecht aufeinander gesetzten
eichenen Bohlen erinnert an diejenige der Holzbrunnen und zeichnet sich vor
dieser im wesentlichen nur durch die in den Ecken der Keller aufgestellten,
mit Falzen versehenen Pfosten aus.
Im Kastell selbst fanden sich über dem alten Spitzgraben des Erd-
kastells noch Reste von Bauwerken, darunter auch ein kleiner kellerartiger
Bau, wie sie auf dem Zugmantel (vergleiche Seite 116 und Limesblatt Nr. 16,
Seite 434) in so großer Menge gefunden sind. Eine Analogie hierzu geben
die Wohnhäuser in der Dobrudscha, welche ebenfalls in die Erde ein-
gegraben und durch eine Treppe zugänglich sind. Man sieht von außen
nur das mit Stroh, Reisig, Schilf, Lehm oder Rasen bedeckte Dach; der Ein-
gang ist entweder an der Giebel- oder der Traufseite gelegen und dann durch
Nachtrag. 567
ein kleines Dach überbaut, sodaß der Grundriß ein ähnliches Aussehen liat,
wie derjenige der gemauerten Keller in unserer Niederlassung.
Die auf Seite 151 ausgesprochene Vermutung, daß sich die Zahl der
Brunnen bei weiteren Ausgrabungen noch vermehren dürfte, hat sich schon
bei den wenigen im Sommer 1896 vorgenommenen Arbeiten als richtig er-
wiesen. In der Bürgerliclien Niederlassung (Friedrichsdorfer Gemeindewald, der
zur Zeit durchforstet ist) fanden sich dicht an der Grenzschneise (Tafel XIII)
drei weitere Schachtbrunnen, sodaß jetzt deren Gesamtzahl auf 44 gestiegen ist;
sie weichen von den auf Seite 144 — 173 beschriebenen Brunnenkonstruktionen
nur wenig ab:
Nr. 42. Schachtbrunnen; Tiefe 5,50 m, Weite oben und unten 1,50 m.
Derselbe ist in Felsen gehauen und scheint nur noch oben, wo der Boden nicht fest
genug war, auf einige Meter Höhe verschalt gewesen zu sein. Funde: zwei Böden
von Gefäßen aus Terra sigillata mit den Töpferstempeln PETRVLLVSF und VERE-
CVNDVS, letzterer mit dem Grafiit ARABI (Seite 572, Nr. 7), eine Bronzemünze
des Marc Äurel (vergleiche Seite 574, Nr. 3). Ausgeräumt im Mai 1896.
Nr. 43. Schachtbrunnen; Tiefe 11 m, Weite bis zur Tiefe von 10 m gleich-
mäßig 1,30 m; von da ab ist der Querschnitt des noch um 1 m tieferen Schachtes auf
0,95 m verkleinert. Die eichene, gut erhaltene Ausschalung war bis auf 4 m von
oben herab noch vorhanden und wurde herausgenommen. Funde: einige Stücke Leder
von Schuhen (carhaünae), Hanfflechtwerk, eine eiserne Axt, Scherben von Terra-sigillata-
und gewöhnlichen Thongefäßen, Knochenreste und verschiedene unbearbeitete und
gezimmerte Holzstücke. Ausgeräumt im September 1896.
Nr. 44. Schachtbrunnen; unregelmäßig eingegraben. Tiefe 4,50 m, obere
Weite 2,50 m, untere 1,30 m; die Ungleichheit des Schachtes scheint durch Nach-
rutschen bei seiner Anlage entstanden zu sein. Nach den gefundenen Holzresten zu
schließen, hatte die Ausschalung ein lichtes Maß von etwa 1,10 m. Funde: Außer
Scherben, besonders von Amphoren, wurde ein Bruchstück eines Terra- sigillata- Gefäßes
mit dem Graffite IVNR (Seite 572, Nr. 5) erhoben. Ausgeräumt im Juni 1896.
Eine Notiz der Bonner Jahrbücher von 1895 von M. Siehourcj möge als
Ergänzung des Abschnittes XI hier noch Platz finden. Derselbe macht auf
einen Ziegelstempel aus Gellep aufmerksam, der mit der Bezeichnung «m
calcaria» auf das Vorhandensein von Kalköfen hinweist. Professor Dr. /Scäm-
macher hat solche auf der Limesstrecke Hoenehaus-Tolnaishof gefunden, und
es scheint, nach den selbst bei Türmen manchmal beobachteten Kalkresten
zu schließen, bei den Römern der Kalk an Ort und Stelle gebrannt und von
den Maurern gelöscht und zum Mörtel verwandt worden zu sein. Dadurch
könnte man auch die überall vorkommenden ungaren Kalkknollen (Seite 185b.)
erklären. Auch das Mittelalter hat diese Methode angewandt und damit
jedenfalls bessere Erfolge erzielt als wir mit unserem eingesumpften und
dünnflüssigen Kalkbrei.
In demselben Aufsatze erwähnt der Verfasser auch einen furnus arvalis,
zu deutsch «Feldofen», von einer Inschrift aus dem Bonner Museum, Der-
selbe ist unter dem Kommando des Centurionen Fetronius Aquila im Jahre
202 gebaut. Da die Inschrift in einem «den Öfen der Pfannenbäcker ahn-
568 Nachtrag.
liehen Gebüiide» gefunden ist, so wird hierin vielleicht eine Bestätigung
dafür erblickt werden können, daß die Römer den Feldbrand bei Ziegeln ge-
kannt haben, was auf Seite 190 als zweifelhaft hingestellt war.
Zu seinen auf Seite 25 — 27 mitgeteilten sprachlichen Erläuterungen macht
//. Seiffert den nachstehenden Zusatz: fleh habe oben Seite 26 neben meiner
Deutung von Halic(imum) als «Ort am Altkönig» auch noch die Möglich-
keit einer anderen Erklärung angenommen und in dem Worte den Begriff
der Grenze gesucht und weiter auf Grund von Grimms Erklärung von alah
als «heiliger Wald» speciell eine Gleichsetzung von Ualic. mit der «Hohen
Mark» versucht. Diesen aus mehr als einem Grunde gewagten Versuch lasse
ich nunmehr fallen, umsomehr als sich mir inzwischen für die erste Erklärung
von Halicinium als <Alkinkastell» eine weitere Bestätigung ergeben hat, die
mich an ihrer Richtigkeit nicht mehr zweifeln läßt; doch kann ich hier, da
dies zu weit abführen würde, nicht näher darauf eingehen und muß dafür
auf meine demnächst erscheinende ausführliche Behandlung dieses Namens
verweisen. Außerdem ist noch zu berichtigen, daß die Seite 27 erwähnten
Orte Marehurgos und Halikmühurgos nach Andern nicht, wie ich angenommen
hatte, in Pannonien, sondern in 3Iösien liegen, das letztere wäre also mit
Halicanum in Pannonien nur gleichnamig, nicht identisch.»
Auch die Limesuntersuchungen im Taunus sind von weiterem Erfolge
begleitet gewesen, indem es vor Allem gelang, ein zweites ausgesteintes, dem
zuerst aufgedeckten ähnliches Gräbchen westlich vom Kastell Feldberg zu
finden. Es schneidet vor der Feldberg- Villa in das Limesgräbchen und scheint
die Verdoppelung des Limes am Feldberg zu bilden ; es ist jetzt in der Länge
eines Kilometers nachgewiesen und entspricht vielleicht dem Seite 21 ge-
nannten Gräbchen, welches durch die Preußenschanze zieht und dort bereits
im Jahre 1893 auf 700 m nachgewiesen wurde.
Die früheren Ergebnisse der Aufgrabungen an den Hügeln (siehe
Seite 50 ff.) sind weiter bestätigt und ergänzt worden.
Für die Saalburg ergab sich noch ein ergänzender Beitrag in einem in
der benachbarten Kapersburg gefundenen Inschriftsteine. Derselbe besagt,
daß ein Horrenm zwischen den Jahren 198 und 208 unter Aiaciiis Modesttis,
dem durch die Groß-Krotzenburger Inschrift bekannten Statthalter von Ober-
Germanien, dort erbaut worden sei. Abgesehen davon, daß wir vermutlich
in dem Namen «Horreum» die richtige Bezeichnung für die Vorratsräume
in den Kastellen gefunden haben, die wir bisher «Magazine» zu benennen
pflegten, bietet sich hierin wieder ein weiterer Beweis für die Annahme
einer in den Anfang des 3. Jahrhunderts fallenden neuen Bauperiode der
Limeskastelle.
Ferner mag ergänzend noch erwähnt werden, daß der Abstand der
Kastellmauer von dem äußersten Grabenrande (siehe Tafel IX und X)
60 Fuß oder 1 7,76 m beträgt. Dieser Streifen von 6 Ruten enthält die erste
bei der Kastellanlage vorgenommene Arbeit; nachdem er eingeebnet war,
wurde der Graben ausgehoben. Dasselbe Maß findet sich an anderen
Nachtrag. 569
Kastellen wieder, z. B. in Groß-Krotzenburg und Hof heim, aber auch am
Grenzwalle selbst wie am Hadrianswall in England, dem Trajanswall in der
Dobrudscha und an der Teufelsmauer am Rätischen Limes, wo die äußere
Kante durch ein sichtbares Gräbchen markiert ist.
Die Bemerkung, daß eine doppelte Wallanlage um die Kastelle allein
von der Saalburg bekannt sei^°^), bezog sich nur auf den Taunuslimes. Von
anderen hat Groß-Krotzenburg zwei Gräben und Wiesbaden deren sogar drei.
Hier anschließend muß ich noch einmal auf den um das Kastell
zwischen Mauer und Graben laufenden Weg, die Berme, zurückkommen.
Hierzu veranlaßt mich ein Aufsatz von General Wolf «Über den römischen
Wall»^''^). Der Verfasser hält es für einen Irrtum anzunehmen, daß man die
Mauer deshalb vom Grabenraude zurückgezogen habe, um ihr eine größere
Standfestigkeit zu geben, und daß dieser Abstand die «Berme» sei. Er glaubt
im Gegenteil, die Verteidigungsfähigkeit der Mauer sei dadurch noch beein-
trächtigt, da das Ersteigen derselben erleichtert würde; außerdem habe man
eine Deckung unter den Zinnen und die Möglichkeit zur Unterminierung der
Mauer gefunden. Ob sich hierfür an anderen Orten Beweise erbringen lassen,
weiß ich nicht; jedenfalls ist gerade an der Saalburg und am Feldbergkastell,
dessenBerme gestückt ist, der beste Beweis geboten, daß ein bermen-
artiger Umgang bestand. Ich glaube vielmehr, daß durch diese Anlage die
Besteigung der Mauer eher erschwert wurde, da man von der schmalen
Berme aus die hohe Mauer kaum ersteigen konnte, während andererseits nach
der Ergänzung Wolfs, der eine Unterbrechung in der Kontre-Eskarpe ver-
neint und die Grabenböschung fast bis an die Zinnen anlaufen läßt, ein
Hinauflaufen bis zur Zinnenhöhe möglich war.
Ein Teil der vorjährigen Eunde, besonders Geräte, Fibeln und Schlüssel,
konnte in den betreffenden Kapiteln noch berücksichtigt werden. Dagegen
sind hier noch zwei Handwerkszeuge nachzutragen, die un.sere Zimmer-
und Maurerwerkzeuge vervollständigen. Es sind dies ein 67 cm langer Breit-
meißel, ähnlich Nr. 3 der Textfigur 28, jedoch mit einer seithch angebrachten
Handhabe versehen, und ein gut erhaltenes, schweres und langes Hebe- oder
Brecheisen, das zur Fortbewegung oder zum Brechen großer Steinblöcke ge-
dient haben muß und ia seiner Form genau den modernen entspricht.
Die seit dem Abschlüsse der Kapitel XIII, 2 und 3 fortgesetzten Nach-
grabungen haben noch folgende Inschriften und Münzen zu Tage ge-
fördert :
1. Inschriften.
A. Inschriften auf Stein.
Randbruchstück aus Sandstein, gefunden im Friedrichsdorfer Wald,
jenseits der Usinger Chaussee. Maße: 24 : 21 : 12 cm. Sichtbar sind am Rande
"*) Siehe Seite 72.
"s) Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine, Bd. 101, Nr. 303, Heft 3,
Dezember 1896.
570 Nachtrag.
nur zwei etwa (j cm hohe Buchstaben ////VI; vielleicht Rest von DIVI und
zu einer Kaiserinschrift gehörig (vergl. S. 271—285).
B. Inschriften auf Gegenständen aus Thon.
I. Auf Ziegeln.
Stempel.
Außer einigen bereits früher gefundenen Typen von Legionsstempeln
kommt noch ein neuer, allerdings nur in einem Bruchstück erhaltener Typus
hinzu: Oben steht LEG, darunter ein großes Blitzbündel. Es ist derselbe
Stempel wie Wolff a. a. 0. Fig. 101, von Nied. Unter dem Blitzbündel ist
zu lesen: XXILP'P« Wir haben nunmehr 159 verschiedene Ziegelstempel
von der Saalburg, darunter 119 von der 22. Legion (vergl. S. 286—312).
II. Auf Gefäßen aus Terrn sigillata.
1. Töpferstempel.
Der Fundort ist, wo es erforderlich erscheint, angegeben, und zwar
namentlich dann, wenn die Stempel durch ihre Lage in Brunnen oder im
alten Wallgraben des Erdkastells einer früheren Periode zugewiesen w'erden
können. Die übrigen sind im Kastell und der Bürgerlichen Niederlassung
gefunden. Die Nummern hinter dem Namen beziehen sich auf das Ver-
zeichnis S. 316—332.
1. 7489 OKAL//// vielleicht Of. Alhani oder Alhini. Seh. 179 und 190.
2. 7490 ATTIAH//// (Nr. 9) = Attianus.
3. 7491 BOYDHIJ
7492 BO///
4. 7493 CARINVSF (Nr. 25); außen Graffit FLO IM. Carinus.
5. 7523 H^SVSVX rückläufiger Außenstempel auf verzierter Scherbe.
Lupus. Seh. 3093.
6. 7494 fVEDDICVS (Nr. 99a) auf einem flachen Teller erster Qualität;
gefunden im Brunnen Nr. 42. Me^d-icus.
7. 7495 PECVLIARF schöne kleine Schrift mit Zeilenliniierung. Seh. 4260.
Andere Ligierungen dieses Namens siehe unter
Nr. 120 ff; aus dem alten Wallgraben. Peculiaris.
8. 7490 PETRVLLVSF (Nr. 123c) aus dem Brunnen Nr. 42; außen Graffit
ARABI. Fetndlus.
9. 7497 PRAE"ERITI (Nr. 126); im Hauptverzeichnisse ist bei dem früher
gefundenen ein Irrtum unterlaufen; auch dort
ist T mit E ligiert, wie auf der Textfigur 47,
Nr. 7; aus dem Brunnen Nr. 43. Fraeteritus.
(Nr. 20, zweimal); ^ JBoudus.
Nachtrag.
571
10. 7498 RECINVSFEC
IL 7499 REGINVS-F
12. 7500 TOCC////
13. 7501 V3RECVIVDV////
14. 7502 VICTORINVSF
15. 7504 ///CIII-M
16. 7505 ///VSFE
17. 7506 ///lANI
18. 7507 ///VS
(Nr. 134) Becinus.
Ahnlich Nr. 135 b, nur ist dort R mit E ligiert.
Punkt vor F sicher. Beginns.
(Nr. 151) gefunden in einem Keller vor der Porta
praetoria. Tocca.
(Nr. 157 a) aus dem Brunnen Nr. 42. Verecundus.
(zweimal) eine andere Varietät Nr. 161. Victorinus.
Anfang unsicher, der mittelste Strich vielleicht L.
Anfang undeutlich; vielleicht CELSIANI. Seh. 1233.
schlecht.
Von diesen Töpferstempeln sind 5 Namen im Verzeichnisse noch nicht
aufgeführt: Nr. 1, 7, 11, 14, 15, 17; wir besitzen also jetzt im Ganzen 538
Stempel mit 309 Varietäten und 231 Namen. Als ältere Stempel finden wir
unter den neuen Funden: Medß-icus, Victorinus, Feculiaris, Fraeteritus, Fe-
trullus, Tocca und Verecundus, von denen die beiden letzteren schon auf
S. 316 als ältere Stempel genannt waren.
Ergänzend zum Hauptverzeichnisse ist zu erwähnen, daß der Stempel
OF/WSt Nr. 97 wahrscheinlich OFMASC. zu lesen ist. In den Bonner Jahr-
büchern 1895 stellt M.. Siehourg S. 263 ff. eine große Menge dieses Namens
mit den verschiedensten Ligaturen zusammen. Der unsrige scheint derselbe zu
sein wie der von Mainz (Abs. IV) und ist als Masclus oder Masculus zu lesen.
Eine wertvolle Vervollständigung unserer Namen erhielt ich durch
Herrn Dr. Bohn in Berlin, dem ich unser Verzeichnis für das Corpus In-
scriptionum zur Verfügung gestellt hatte. Darnach sind folgende Er-
gänzungen vorzunehmen:
BRACCIATVS (Nr. 21) ist richtig, kommt auch in Cannstatt vor, Bariatus
nur auf Ziegeln. Die beiden Fragmente Nr. 175 und 198
gehören wahrscheinlich zusammen und heißen Bracciatus.
CENNO (Nr. 33) ist auch von Speyer und Sigmaringen (C. L L., III.
6010, 54) bekannt.
/VVGINV8 (Nr. 106) ist rückläufig als MAGINVS (Maginus) zu lesen;
derselbe fand sich in Königshofen und Speyer.
O.TI (Nr. 114) sehr häufig in den Formen: .OFS-, OFS, O-FS,
OKS. Dr. Bohl liest Of. S. (?).
COSIR//// (Nr. 177) ist derselbe wie COSIRVFI oder COSIRV = Co-
sius Bufus (häufig).
L.TB///
(Nr. 192) häufig = L-H^R [SECVN] = L. Tertius Secundus.
572
IA///PETRA
Nachtrag.
(Nr. 197) == IMPETRATVS; in Trier und Worms iu der
Form Impctratus und Inpetratus. C. I. L., III. 6010, 102.
ITAIVSEIG/V// (Nr. 203) sonst nicht selten, meist in schlechten Exemplaren:
GAIVSETGAIVS Gaius et Gaius. (Seh. 978.)
1. 7508 ///IN.RIIGINI
2. 7r>09 MUT////
3. 7510 ///ONIVS
4. 7511 ///CIIMS///
5. 7012 ///IVNR
6. 7513 ///PS
7. 7496 ARABI
8. 7493 KLO IM
Hierzu kommen
2. Graffite.
(Vergleiche Seite 333-340.)
jJIRegini. Oberer Rand einer ornamentierten Schale.
Untere Ansicht eines Tellers.
Oberer Rand einer ornamentierten Schale.
Oberer Rand. Deutlich; aus dem Brunnen Nr. 43.
Oberer Rand einer Tasse. Deutlich; aus dem Brunnen
Nr. 44.
Untere Ansicht. Aus dem Brunnen Nr. 43.
Auf der Außenseite des Bodens einer Tasse; saubere,
nur 6 mm hohe Buchstaben ; aus dem Brunnen
Nr. 42; innen der Stempel Pefrulhis.
Boden. Deutliche Buchstaben, in der Mitte ein
Zwischenraum. Auf der Innenseite der Töpfer-
stempel Carinus.
noch 2 undeutliche; zusammen also jetzt 97+10=107.
III. Auf Gefäßou von geMÖhiilicbem Tbon.
1. Stempel auf einem Henkel.
Großer verwaschener Henkel; ziemlich deutlich zu lesen : ///MGSAF; vor
M könnte ein C gestanden haben, statt G vielleicht C mit Punkt, und statt
F vielleicht ein P. Die Gesamtzahl der Stempel auf Henkeln beträgt jetzt 24.
2. Graffite auf den Wandungen der Gefäße.
1. ///SEVER/// offenbar Sevenis; auf einem dicken Amphorabruchstück. Die
tief eingeritzten Buchstaben sind S^'g cm hoch.
2. RV (?)
3. ///DE/// große Buchstaben; vielleicht F am Schlüsse.
4. IVCVNDI auf dem Halse eines dünnen Gefäßes von der Form wie Text-
figur 64, Nr. 3—6; Buchstabenliöhe 7 mm. D nicht ganz
sicher.
Im Ganzen haben wir jetzt 25 Graffite dieser Art.
Nachtrag.
573
C. Inschriften auf Metall.
Auf Eisen.
Zu Seite 347 ist ergänzend zu bemerken, daß von den dort genannten
Stempeln nachträglich auf dem Messer Tafel XXXVII, Nr. 3, ein solcher in
der Form einer Schmiedezange zum Vorschein gekommen ist.
Beim Abglühen der Eisengegenstände kam noch eine seither nicht
vertretene Art von Eisenstempeln zu Tage. Zum Unterschiede von den oben
Seite 348 besprochenen sind die Buchstaben letternartig in die Stirnfläche
eines 11^/2 cm langen Stück Eisens eingeschnitten. Die Buchstaben sind
etwa 10 mm hoch und geschärft, sodaß man den Stempel sowohl kalt (z. B.
in Leder) einschlagen, als auch einbrennen konnte. Ersteres ist das weit
wahrscheinlichere, weil Brennstempel tiefere und keine geschärften Buchstaben
haben. Zu lesen ist *18, im Abdruck SP. Statt P kann, da die Ecke be-
schädigt ist, auch B oder R gelesen werden; S ist sicher.
C. M. Kaufmann hat in seinem bereits oben (Seite 457, Anm. 297) erwähnten Auf-
satze auf Seite 286—288 ein cylindrisches Röhrchen aus Bein veröffentlicht, das im Juni
1896 auf dem Gebiete der Bürgerlichen Niederlassung gefunden worden sein soll, sich
erst in Privatbesitz befand und dann dem Saalburg-Museum überwiesen wurde. Es trägt
eine Cursivinschrift, welche Kaufmann folgendermaßen liest: Leg(io) XXII. AugfustaJ
Ännius fidelis in Christo (Monogramm Christi). Sehr auffällig ist dabei der nirgends sonst
für die XXII. Legion beglaubigte Beiname Augusta.
2. Münzen.
Seit der Drucklegung des Abschnittes XIII, 3 sind bei der Fortsetzung
der Ausgrabungsarbeiten im Kastell und der Bürgerlichen Niederlassung
noch folgende Münzen gefunden worden:
Nr.
Zugehörigkeit.
Bestimmung.
Zeit der
Prägung.
dl 60
frcs.
1
2
Hadrian
Sabina
1
I
GB
S
Im Einzelnen unbestimmbar.
Nicht bei Cohen. Der Avers entspricht in Dar-
stellung (Büste nach rechts mit hoher Frisur)
und Legende (sabina avgvsta) Cohen IL 250. 43 ;
der Revers dagegen kommt mit der Legende
ivNONi REGiNAE Coheu IL 250. 37 am nächsten,
wo die Darstellung folgendermaßen beschrie-
ben ist: «Junonvoilöe debout ä gauche, tenant
une patere et un sceptre». Auf unserer Münze
aber faßt die hoch erhobene linke Hand den
oberen Teil des Schaftes einer am i^oden
stehenden Lanze. Nr. 37 weicht auch in der
Averslegende ab.
574
Nachtrag.
Nr.
Zugehörigkeit.
1
u
S
ii
Bestimmung.
Zeit der
Prilgung.
frcs.
3
Marc Atirel
1
GB
Im Avers ist nur der Anfang der Legende er-
halten, im Revers nur imp. viiii; die Dar-
stellung des Revers, stehende Abundantia
mit Wage und Füllhorn, weist auf Cohen III.
39. 37-5 hin.
178
c
4
•»
1
MB
Unbestimmbar.
—
—
5
Lucius Verus
1
GB
Cohen IIL 193. 249.
164
8
6
Liicilla
1
GB
Avers: lvcii.lae avg. aktonini avg. f. Revers:
Legende unleserlich; nach der Darstellung
(sitzende Juno mit einer Blume in der Rechten
und einem Wickelkinde in der Linken):
Cohen III. 218. 37, mit der liegende: ivnoni
LVCINAE.
8
i
Crispina
1
MB
Avers: crispina (avgvsta). Revers: Nach der
Darstellung (Venus nach links sitzend, eine
Viktoria und ein Scepter haltend): Cohen III.
385. 41, mit der Legende: venvs fklix.
3
8
Caracalla
1
S
Vorzüglich erhalten. Cohen IV. 173. 278.
215
3
9
Elagabal
1
S
Cohen IV. 330. 60.
221
5
10
11
?
?
3
5
GB
MB
Ganz unbestimmbar.
—
Diesem Nachtrage entsprechend ändern sich die Zahlen der Gesamt-
Übersicht auf Seite 396/7, die noch eine weitere Erhöhung durch die Be-
rücksiclitigung derjenigen Münzen erfahren, welche im Jahre 1872 bei den
Ausgrabungen zu Tage kamen, die im Auftrage des Grafen Usedom aus
Staatsmitteln an der Saalburg vorgenommen wurden; siehe Seite 14. Eine
bezügliche Notiz hierüber ist erst jetzt zum Vorschein gekommen. Damals
wurden an den Genannten 8 Silbermünzen, sowie 12 gut und 23 schlecht
erhaltene Bronzemünzen abgeliefert, die sich jetzt wohl im Königlichen Münz-
kabinet zu Berlin befinden werden. Sie wurden sämtlich in der Pracfrntura
des Kastells gefunden, ein im Einzelnen genaues Verzeichnis ist aber leider
nicht vorhanden.
Im Ganzen erhöht sich daher die Zahl der nachweisbar gefundenen
Münzen (Seite 397) um 60 Stücke — die der Silbermünzen um 11, von 886
auf 897 — mithin auf die Zahl 1948.
Register.
575
Abundantia 574.
Aeqidtas 364, 387, 390.
Aeternitas 364, 372, 389.
Amor 7, 406, 518.
Amor und Psyche 406.
Annona 378.
Apollo 431.
Bacchus 514, 517, 518.
Eros 407.
Felicitas 388.
Fi(ies 367.
Fortuna 122, 271, 276, 277,
364, 377, 406, 514.
Ganymed 7.
Genius centuriae 280, 281, 283,
404, 405.
I. Namensregister.
A. Gottheiten nud Heroen.
Genius loci 271, 274.
Genius veredariorum 449.
Hercules 346, 514, 518.
Horus 406.
Isis 406.
Jtmo 374, 387, 573, 574.
Jupiter 107, 137, 278, Gustos
366, Conservator 382.
Jupiter Dolichenus 107, 131,
159, 271, 278, 279.
Laetitia 376.
Liheralitas 377, 379, 381, 382.
itfflrs 514, 515, 516.
Merkur 107, 138, 271, 280,
404, 485, 514, 518, 519.
Moneta 364.
Neptun 369.
Pan 514, 518.
Fax 364, 367.
Perseus 485.
Ptefas 373.
Psi/c7ie 406.
Salus 374.
5^0? 404.
Spes 364.
Fejufs 379, 431, 574.
Victoria 95, 364, 365, 370, 382,
388, 507, 514, 517, 574.
Victor iola 517.
Virtus 364, 386.
ß. Kaiser und Angehörige des kaiserlichen Hauses.
Aelius 364, 370, 375, 396.
Agrippa 148, 366, 396.
Albinus 376.
Antonine, die 143.
Antoninus Pius A6, 49, 57, 165,
273, 275, 361, 362, 363, 370,
371, 372, 374, 392, 394/6,
408 (?), 558.
Aquilia Severa 383, 392, 394,
397.
Aicgustus 293, 347, 353, 357,
361, 366, 394, 396.
Aurelianus 58, 59, 515.
JBassianus 391.
Caligula 398.
Caracalla 4, 57, 58, 122, 275/6,
282 (?), 358, 364, 379/81,
391/2, 394/6, 574.
Claudius 293, 295, 355, 366,
396.
Claudius Gothicus 59, 63, 107,
117, 355, 390/1, 397, 399.
Clodius Albinus 392, 394, 396.
Commodus 32, 57, 107, 276 (?),
854, 855, 863, 375/6, 392,
894/6.
Constantinus 524.
Constantius 60.
Grispina 376, 396, 574.
Diocletianus 355, 493.
Domitianus 49, 56, 117, 154,
157, 290, 355, 364, 367/8,
395/6.
Drusus 26, 55, 866, 556.
Elagabalus 361, 381/4, 391/2,
394/5, 397, 899, 574.
Faustina die Ältere 46, 372/3,
392, 394, 396.
Faustina die Jüngere 374, 375,
894, 896.
Florianus 59.
Gaius 295.
Gallienus 58, 355, 899.
Germanicus 26, 58, 290, 291,
361, 366, 396.
576
Register.
Gela 107, 381, 392, 394, 396.
Gordiane, die 107.
GonUanus IL 388, 394, 397.
Gordianus III. 58, 63, 359,
888/90, 394/5, 397, 899.
Hadrianus 11, 49, 56, 117,
154, 157, 162, 165, 166, 315,
354, 364, 368/70, 372, 392,
394/6, 399, 455, 573.
Heliogabaliis = Elagahalus 58,
392.
Julia Augusla 392.
Julia Domna 282 (Steinin-
echrift), 379, 383, 392, 394,
396.
Julia Maesa 137, 383/4, 386,
391/2, 397, 485.
Julia Mamaea 25, 386/7, 391/2,
394/5, 397, 404, 413.
Julia Paula 383, 392, 397.
Julia Soaeviias 383/4, 392, 395,
397.
Julianus 60.
Lollianus 59.
Lucilla 375, 395/6, 574.
Lucius Verus 361, 364, 375,
394, 396, 574.
Macrianus 60.
Marcus Aurelius 46, 354, 355/7,
408, 361, 362, 864, 372, 373,
374, 375, 376, 394/6, 523,
567, 574.
Maximianu^ 59, 60.
Maximinus I. (Thrax) 33, 58,
387/8, 397.
Nero 295, 354, 355, 363, 366,
394, 396.
Nerva 273, 368, 396, 398.
Octavianus 363.
Orbiana 386, 392, 394, 397.
Otacilia Serera 390.
Otho 353.
Pescennius Niger 353.
Philippus I., Ärahs 58, 62, 390,
397, 399, 400.
Philippus IL 390, 397.
Plautilla 392.
Postumus 59, 355, 399.
Probus 59, 60, 399.
Sabina 137, 370, 396, 485,
573.
Sallustia Barhia Orbiana 392.
Septimias Severus 57, 62, 64,
107, 135, 272, 274, 276, 355,
363, 364, 376/9, 381, 391/6,
399, 515.
Serer US Alexander 58, 61, 107,
274, 282 (?), 354, 359, 360,
384/6, 891/5, 897, 399.
Tacitus 59.
Tetricus 59.
Theodosius 133.
Tiber ins 361, 366, 496.
Titus 367, 396.
Trajanus 49, 157, 167, 273,
289, 290, 347, 355, 356, 361,
368, 394/6, 398/9.
Valentinianus 60, 293.
Valerinnus 58.
Vespasianus 117, 290, 293,
354, 355, 362, 364, 867, 392,
393, 395, 396.
Victor inus 355.
VitelUus 855.
Abbe 316, 328 (?).
Acirgus 340.
Aelius, T. — Pausa 280.
Aenisatus 316.
Afrius (?) 340, S41.
Agilis 345.
Aiacius Modesius 568,
Albanus 570.
Älbilus 317.
Albinus 570.
Alpinus (?) 330.
Amabilis 817, 328 (?), 382 (?).
Amandus (?) 828.
Amano (?) 317.
Ammianus 25, 26.
Ammitis 314, 316, 317.
Ammo (?) 317.
Anisatus 317.
-4« JMS 311.
Annius 573.
Annius Gallus 293, 347.
C. Andere Fersoneiiiiauieii.
a. Antike.
Antonius 280.
Antonius, Marcus — , 855, 356,
365, 395.
Antonius Salurninus 289, 295.
Aper (?) 328.
Appius (?) 340.
Apuleius 470, 542, 543, 544.
Arabifcus) 567, 570, 572.
Arioristus 55.
Arvernicus 314, 317.
Attianus 317, 570.
Attiavus (?) 281.
Attillus 317.
^«0 316, 317.
Aufidius Victorinus 57.
Aurelius Victor 58.
^4«sonä<s 551.
.4ws<rMS 316, 317.
Avetedo 316, 317, 328, 832 (?).
Avittis 329 (?), 339.
Belattillus 316, 317.
BellatuUus 160.
Be«icus 310, 337 (?).
Bellicus, Julius — 337 (?).
Bellinicus 317.
^eZsMS 317.
Biturix (?) 328.
JBoZsms 317.
Borillus 316, 317.
.Boräis 317, 330 (?).
Boudus 318, 570.
Bracciatus 318, 328 (?), 329 (?),
571.
Brariatus (?) 318, 571.
Buccus 816, 818.
Cacsor 18, 55, 99, 100, 101
853, 355, 357.
Caim (richtiger Gaius) 318.
Canaus (?) 828.
Candidus 7, 279.
Antike Personennamen.
577
Candidus (?), Sextius —, 326.
CapitoUnus 318.
Carinus 318, 570, 572.
Cassius 318.
Casurius 318.
CatuUus 318, der Dichter 522.
Catus 318, 331 (?), 332 (?), 338.
Celeius (?) 337.
Celsimis 314, 315, 316, 318.
Celsus (CorneliiisJ, Autor 542,
546, 547.
Cenno 571.
Censor 314, 318.
Censorinus 314, 319, 335.
Ceratus 337.
Cerealis 347.
Ceriahs 137, 319, 345.
Ciatus (?) 319.
Cicero 132.
Cillutius (?) 318.
Cintugnatus 316, 319.
Civilis 56.
Claudius, T. — Candidus 279.
Claudius Celer 283,
CoccMS 327.
CocM.s 319.
Colins 319.
Comesillus 319.
Comisillus 319.
Comitialis 319, 332 (?).
Conatius 319.
Condollius Marcus (?) 137, 278,
402.
Conius 319.
Consias 311.
CowsMts 254, 311 (?).
Cosi/us 319.
Cosius Bufus 571.
Cornelius Nepos 233.
Cracuna 319.
Cupidus 316.
Cupitus 319.
Cupitus, So — , 281.
Cusius 319.
Dagoduhnus 319.
IJevatus, Marcus 309.
Didius Julianus 57.
Dto Cassius 56.
Bioscorides 542, 543, 544, 545.
Disetus 320.
Dinixtulus 320.
Bolccus 320.
Domitianus, Töpfer 320.
Domitim (?) 341.
Duhintius 320.
Duhitatus 316, 331 (?).
Elenius 320.
£'Wc«s 314, 320.
Faustinus 334.
FaMsfMS 320, 330 (?).
Faventinus (?) 330.
i^es<us 320, 324 (?).
Fictorintis (?) 328.
Firminus (?) 330.
FirniMS 310, 320, 330 (?), 403.
FtowawHS 320, 328 (?), 431.
Flavius, T. — Silvinus oder /S^^
rawMS 279.
Floridus 320, 328 (?;.
Frontinus 144, 147, 154.
Frontinus, Junius 309.
Frontinus, Sempronius 310.
JVonfo (?) 337.
Fuscus 328.
Ga&r«*s 316, 328 (?).
6^aiMS 320, 338, 572.
Gallicanus 337.
Gallus, Annius — 293, 347.
Gemellianus 487.
Gemellus 320.
Genialis, Gaius — 309.
Giamilus 320.
Helvius Camulus 308.
Herodianus 205.
Homer US 214.
Honoratus 314, 321.
Honorius 316.
Horatius 248.
Hyginus 71, 144, 145.
Januarius 52 (?), 321.
Januarius, Julius — 334.
Jassus 321.
Inconsius 311.
I«MS 314, 321.
Jucundus 321, 344, 572.
Jucus 321.
Julianus 321.
JwitMS (?) 335.
Julius Augurinus 309.
Julius Bellicus 337.
Jacobi, Das Röraerkastell Saalburg.
Julius Gratus 310.
Julius Jlelius, C, 494.
Julius Januarius 334.
Julius Italicus (?) 346.
Julius Melissus (?) 388.
Julius Primus 308.
Junius Frontinus 309.
Justinus 321.
Justus 349.
Latinianus 321.
Lentulus 321.
Lepidus 350.
Liberalis 321, 330 (?).
Lipuca 321.
Livius 148.
Livius, M. — Drusus 355.
Lollianus 338.
iossa 316, 321, 330 (?j.
Lucanus 321, 331 (?).
Lmcims 321, 339 (?).
Lucus 316.
Lupus 570.
Macconius (?) 321.
Maccono (?) 321, 332 (?).
il/rtcio 322, 337.
Macono 316.
Macrohius 133.
Maginus 571.
Maianus 316, 322, 330 (?).
Mainius 322.
ilfaior 316, 322.
Mangandius (?) 309.
Manlius Candidus 309.
Marcellus 338.
Marcellinus 338.
Marcus Antonius 117, 355, 356,
365, 395.
Marinas 316, 322, 338 (?).
Marias, M. — Gratidianus
355.
Martialis 316, 322, 330 (?),
335 (?).
Martinus 322.
Masclus 571.
Musculus 571.
iV/aso (?) 322.
ilfasonJMS (?) 322.
Maternus (?) 331.
ilfaWo 323.
iJffcco 323, 331 (?).
Mea-a-«s (?) 329.
37
578
Register.
Me^^iciis 316, 323, 330 (?),
570, 571.
Melissas 316, 323.
Melissus, Julius (?) 338.
Mercusa 323.
Miccio 323.
MinuUis 323, 329 (?), 332 (?).
MUreiiis, C. — 391.
M(xßUonius, C. — Priscanus
122, 141, 277.
Afontanus 316, 323, 331 (?).
Moscus 316, 322.
Mucius (?) 339.
Muginus 323.
il/M/mM-s (?) 323.
Mtirranits 323.
.Vasso 316, 323, 329 (?).
Natalis 324, 329 (?).
iSTerMS 345.
Nigrinus (?) 339.
2\rM»na 182.
Ociso 324.
Onnio 431.
OMMtM« (?) 324.
Orjdius 324.
ransa 95, 119.
Prj<er«MS 324, 331 (?), 339,
344 (?).
Patricianus 324.
Patricius 324.
Patnc(us) (?) 331.
Pafno (?) 331.
Paulus 324.
Peculiaris 316, 324, 334, 570,
571.
Perpetus 324, 338.
Pervincus 324.
Petronius Aquila 567.
Petrullus 314, 325, 567, 570,
571, 572.
Plncidus 316, 325, 331 (?).
P/twius 132, 144, 148, 151, 154,
155, 164, 178, 189, 205, 217,
233, 248, 260, 445, 455, 456,
513, 522, 532, 537, 542, 543,
544, 545, 547, 548, 549.
Plutarch 132.
Pompeius 357.
Pontus 325.
Praeteritus 325, 570, 571.
Pridianus 325.
Primigeiiius 325.
Primigenitu.'i 325.
Primitius 325.
Primitivos 325.
Primius Auso 281.
Primulus (?) 334.
PniHH.s 334.
Privatus 325.
ProcZ«s (?) 342.
P/-ocwrMÄ (?) 334.
Procopius 27.
Ptolemacus 26, 27, 56.
PM6/tus 314, 325.
Qmc<«s (?) 339.
Quietus (?) 335, 339.
Quintilianus (?) 325.
Quirinus (?) 308, 329.
Becinus 325, 571.
i?f</mMS 164, 315, 316, 325,
330 (?), 332 (?), 571, 572.
Restitutus 313.
Eitunus (?) 330.
Saaloceni 337.
Sabellus 326.
5'rtccr 316, 326, 339.
Saciantu^ (?) 330.
Sacrillegus 334.
Samogeni(us'0 337.
Sa«o 330 (?), 335.
Sattonius (?) 281.
Snturninus 326, 335 (?), 347.
5ecco 326, 331 (?).
Secundinus 316, 326, 331 (?),
338.
Secundus 338, 346.
S^-fZa««/.« 326.
Sempronius Frontinus 310.
Seneca 444.
Servandus 326, 339.
Gerrits (?) 333.
Sei-erws 326, 329 (?), 337 (?),
572.
Severianus 326, 329 (?).
Sextilius, L. — 391.
Sextinius (?) 341.
Sextius Candidus (?) 326.
Sexlius Victor 277, 285.
SiZiinM*- 316, 326, 330 (?), 331 (?),
332 (?)•
Silmnus Atti .... 280.
Sincerm (?) 342.
Spartiantis 39.
Strohilus 345.
Suetonius 522.
iSaWa 353, 355.
Trtct7M.s55, 56, 101, 107, 116,
133, 205.
Taurus 326.
Teviporinus 326.
Terentius 335.
TerttMS (?), iMc/u.s — 329.
Tertius (?), Fe«oMtM5 — 339.
Teriius Secundus, L. 571.
Theophrastus 248, 542, 543, 545.
Tocca 314, 315, 316, 321 (?),
327, 330(?), 331(?), 333, 571.
Toccius 327.
Toccus 327.
Tritus 316, 327, 330 (?).
Urbanius 134.
Urbanus 328.
Vaconsius (?) 311.
Valerius (?) Consius 311.
Fe^efÜY.'j 71, 91, 93, 145, 146,
491, 522.
Vellonius Tertius (?) 339.
Fe«tcarws 327, 329 (?).
Verecundus 316, 327, 332 (?),
567, 571.
Vergilius 443.
Fenn MS 327.
Veras 327.
Fia<or 461.
Vibianus 345.
Vibulius, C. — Valentinus 310.
Ftctor 327, 330 (?), 331 (?).
Victor, Sextius — 277, 285.
Victorinus 327, 330 (?), 571.
Vimpus 164, 166, 315, 316,
327, 333.
Vinivus 827.
Virilis 337.
FtrtMs 328.
Vitalis 328, 338.
FitruitHS 96, 144, 147, 154,
164, 171, 187, 189, 205, 217,
222, 223, 224, 226, 227, 228,
229, 231, 232, 233, 246, 251.
Vopiscus 58, 59.
Moderne Personennamen.
579
Achenhach, von 553.
Adalbert, Prinz von Preußen
562.
Adelung 25.
Aird, G. B. 188.
Alberut, Erasmus 2.
Achard, L. 28.
Alexander, Prinz von Hessen 18.
Andreae, Edgar 551.
Barnim, von 562.
Bäumer, S. W. 264.
Baumeister, A. 452.
Beck, Dr. iMf?2(;w/ 201, 202,
237, 553.
BecTcer, Dr. Jakob 15, 56, 137,
140, 271, 273, 278, 281, 286,
289, 308, 309, 311, 312, 316,
317, 318, 319, 321, 323, 324,
325, 326, 327, 328, 329, 332,
333, 334, 340, 341,342, 350,
402, 410, 442, 494, 560.
Becker (Verfasser des Gallus)
470.
Bender, G. 15, 265.
Beuther, F. 537.
Blanc, Frangois 11.
Blümner 187, 189, 198, 204,
207, 212, 214, 216, 222, 223,
237, 358, 413, 416, 435, 436,
492, 495, 522, 548.
Boch, von 189, 428.
Bode, Dr. 132.
Bohn, Dr. 571, 572.
Boargignon 525.
Bramhach 13, 58, 65, 189, 271,
560.
Brandenstein, von 12,
Brehm 550.
Brüning, Dr. von 44.
Bücheier 313.
Burkhardt, W. 16.
Burnouf 508.
Busch 12.
Camerarius 541, 544.
CandoUe, Be 178.
Champagny, Graf 143.
Chlodicig 60.
Cohausen, August von 13, 14,
23, 38, 45, 48, 49, 55, 69,
b. Moderne.
84, 91, 93, 94, 95, 96, 97,
104, 105, 113, 117, 122, 126,
134, 141, 176, 184, 192, 216,
217, 221, 262, 406, 416, 418,
443, 456, 462, 520, 521, 527,
533, 547, 553, 555, 556.
Conrady, W. 12, 303.
Conze 460.
Cornill 501.
Dahlem 529, 531.
Bahm 39, 489.
Diefenbach, 557.
Dieffenbach, G. 287, 290, 306,
311, 323, 329, 344, 504.
Diefftnbach, Ph. 10.
Dillinger 476, 480.
Doehler, Dr. Eduard 143.
Domaszeicski, von 295, 524.
Donatello 524.
Dorow 406.
Dragendorf 428.
Buhn, F. von 246, 524.
Duncker, Dr. Albert 39, 192.
Durm 199, 212, 234, 247.
Byckerhoff; B. 217.
Effenberg 524.
Ehrhardt 178.
Eick 155.
Elbelt, Fr. 462.
Elisabeth, Landgräfin 9.
Eppenstein, Gottfried von 1.
Eppenstein, Grafen von 1.
Fink 463, 466, 471.
Fischer, F. C. 14.
Flückiger 541.
Foucar 18.
Franz Pascha 219.
Frauherger 495.
Freitag, Gustav 53, 433.
Friedrich, Kaiserin 166, 512,
560.
Friedrich Karl, Prinz von
Hessen 167.
Friedrich Wilhelm, Kronprinz
161, 162, 518, 560.
Fuchs, Pater 134.
Furtwängler 407.
Geist-Jacobi 453.
Gericke, Dr. 158.
Gerken 6, 7.
Gerning, von 7, 28, 540.
GerfÄ 524.
Gesner 541.
Gräber, i^r. 199, 234.
Griechenland, Kronprinz von
166.
Grimm, JaÄ:o& 132, 556, 568.
H^rtöei 9, 11, 12, 13, 67, 73,
79, 95, 107, 109, 119, 121,
130, 131, 133, 134, 138, 148,
155, 156, 157, 191, 197, 220,
254, 258, 259, 272, 274, 276,
277, 280, 281, 286, 287, 288,
289, 306, 311, 393,394,408,
409, 526, 560.
Hamel 391, 518.
Hammeran, Dr. A. 15, 33, 56,
63, 271, 273, 274, 275, 276,
277, 279, 283, 406, 556.
Hanappel 9, 10.
Handelmann 532.
Hansen 228.
Hansseimann 451.
Hang 402.
Hausmann 493.
Hefner, Dr. Joseph von 12, 131,
198, 428.
Heierli. 526.
Heim 204.
Heinrich, Prinz von Preußen
167, 498.
Henkel, Dr. Fr. 8, 18, 346, 349,
351, 410, 513, 558.
Hessen, Alexander Prinz von
18.
Hessen, Prinz Friedrich Karl
von 167.
Hessen, Prinzessin Friedrich
Karl von 166.
Hessen- Darmstadt, Großher-
zöge von:
Ludwig IIL 13, 560.
Ludivig IV. 13, 393. 515,
560.
Hessen - Homburg, Landgrafen
von :
Ferdinand 11, 49, 276, 393.
37*
580
Register.
Friedrich II. mit d. silb.
Bein) 4, 562.
Friedrich Jacob 4, 275.
Friedrich Joseph 9.
Friedrich Ludteig 8, 187.
Philipp 9.
Elisabeth, Landgräfin 9.
Hettner, Dr. Felix Z9, 227, 417,
491.
Hilgers, Freiherr von 18.
Hochstetter, Ch. F. 540.
Hodgkin, Th. 14.
iföZrfer, OsAar 428, 430, 431.
Hoigne 93, 118.
Holmbö bbl.
Holzmann, Ph. 259.
Houchard, Oberst 31.
Hübner, E. 39, 279.
Hultsch 68, 435, 442, 543.
Huene, von 13.
Hüsgen 7.
tfacobi, Heinrich 271.
Jacobi, Johann 562.
Jacob/, i. 9, 14, 23, 113, 184,
246, 284, 406, 443.
Jahn, O. 214, 239, 494.
Ihm 406.
Irene, Prinzessin von Preußen
167.
Isenbeck, Julius 351.
Äa/fe 39.
Karl der Große 23, 133.
Kaufmann, C. M. 512, 573.
Knapp 69.
TTcWcr 428.
Kirchner 391.
A'/ei« 316, 340, 341, 342, 345,
346, 403.
Knoth, F. 563.
Koch, Dr. Karl 150.
Äoewen 417, 420, 421, 422, 431.
Kofier, Fr. 14, 39.
Ki'ieg von Hochfdden 12, 72,
73, 79.
Lenz 546.
Lindenschmit, L. 100,206,213,
214, 408, 409, 410, 4.38, 441,
442, 445, 446, 456, 481, 483,
484, 485, 486, 489, 491, 492,
494, 495, 498, 499, 505, 508,
512, 521, 522, 527, 528, 530,
532, 562.
Linnt' 178, 542.
Lorentz, B. 407.
Lothar 23.
Lothar in. 23.
Lucae 549.
Ludwig der Fromme 23.
Mähler, Dr. Aug. 10.
Margarethe, Prinzessin von
Preußen 166.
Marquardt, J. 132, 135, 139,
264, 413, 416, 456, 463, 467,
492, 551.
Martino 493.
Matz 524.
Mau 94, 216, 441, 451.
Merle, W. 462.
Meyer, Guido von 11.
Mohr, Fr. 549.
Möller 9.
Moltke, Graf 560.
Mommsen, Theodor 39, 40, 49,
285, 337, 341, 435, 522, 548.
Mosley-Crowder, Th. 39.
Mowat, J. L. G. 39.
Müller, Dr. C. 171.
Neuhof 2, 3, 4, 5, 6, 7, 106,
109, 122, 126, 127, 129, 133,
135, 146, 1.55, 180, 256, 275,
284, 292, 293, 346, 402, 526,
560.
Nissen 83, 187, 198, 217, 228,
233.
Ohlenschlager 39.
Opificius 501.
Ocerbeck 94, 216, 441, 451.
riank, Dr. 261.
Popp 39.
Preußen, Adalbert Prinz v. 562.
Friedrich Wilhelm , Kron-
prinz vonlGl, 162, 5lS,b60.
Heinrich, Prinz von 167, 498.
Irene, Prinzessin von 167.
Margarethe, Prinzessin von
166.
Wilhelm I, König von 13,
266.
Wilhelm IL, 15, 560.
QuilUng, Dr. Fritz 123, 351.
Quiquerez 530.
Rammeisberg 158.
Pay, John 541.
Regnauld 541.
iVic/», Anthony 171, 172, 207,
239, 435, 443, 445, 446, 447,
479, 497, 499, 538.
Richter, Otto Donner von 208.
Uiegelmann 142.
Bitterling, Dr. 141, 289, 293,
295, 347, 394.
Bobert, Carl 4.30.
Boduug 9.
Bömer, Dr. 10, 24, 366, 393.
Eößler, G. von 173.
Rolle, Dr. J*'. 184, 185, 412,
416, 551, .557, 562.
Boscher 407.
Bossel, Dr. K. 14, 39, 74, 290.
Rothamel, K. 12, 259.
Rudorff 34, 83.
Rüdiger, Dr. ^. 170, 441.
üue/f 528.
Sandberger 415, 562.
Sarwey, O. von 39, 40, 491.
Sawer, F. 507.
Schaaffhausen 406, 522, 524,
! 526, 531, 532, 549.
! Schaffner 12.
i Scharff, Dr. F. 2, 178, 416.
Schleußner, P\ und Ä. 72.
i ScMieben 522, 528, 533, 534.
Schliemann 207, 209, 415, 456,
508.
Schlüter 524, 562.
Schmidt, F. W. 39, 556.
Schmidt, H, Dr. med. 420.
Schneider, F. 204.
ÄcÄöne 198.
Schudt, Georg 10.
Schuermam 310, 314, 316, 318.
ScämZ^c 68.
Schumacher 217, 409, 417, 487,
512, 567.
Schwär tz, Karl 8, 14, 23.
Schwarz, Adolf 562.
Seiffert, H. 25, 39, 56, 557, 568.
Siebourg, M. 567.
Spannagel, August 201, 210,
553, 554.
Moderne Personennamen.
581
Steiner 10.
Steinhäusser, A. 14.
Steinmetz. G. 455.
Stephan, von 448.
Stoeber, E. 34, 83, 181.
Stumpff 556.
Suchier 289, 291, 292, 293,
297, 298, 302, 303, 308, 318,
322, 325, 337, 340.
Thomas, Chr. L. 21, 86,
419.
Thudichum, F. 2.
Tischler 503.
Tocilescu 489.
Trapp, Konrad 149, 182, 553.
Zfllrich, August 123.
Usedom, Graf 14, 559, 574.
Velke, Dr. W. 204.
Verrocchio 524.
Villeroy und Boc/t 259.
Vilmar 558.
Fot^«, TÄ. if. 528.
Wales, Prinz von 166.
Wilhelm I. König von Preußen,
deutscher Kaiser 13, 266.
Wilhelm IL 15, 560.
Will, Dr. 406, 539, 540, 548.
Winckelmann 522.
Wir Igen 546.
IToZ/; General 569.
}Fo?/f, Geor</, Prof. Dr. 29,
30, 33, 39, 84, 112, 186, 187,
191, 192, 226, 287, 289, 291,
300, 308, 310, 312, 337, 570.
Wörner, Ernst 17, 416.
Zangemeister, K, Prof. Dr. 25,
39, 116, 188, 346, 348, 350,
451, 524, 563.
IL Ortsregister.
Antike und moderue Namen.
Aarquelle 145.
Actium 347.
Adam Klissi 489.
Aegypten 447.
Aegypter 455, 456, 523.
Ahlkin (Altkönig) 26.
Alcimona 26.
Alemannen 20, 25, 26, 57, 58,
59, 60.
Alicanum 27.
Alicano 25.
Alicata 25.
Aliso 56.
Alta Ripa 188.
Alteburg bei Arnsburg 289.
Alteburg bei Ileftrich 41, 49,
84, 115, 145, 185, 193, 213,
409, 423, 489, 551.
Alteburg bei Hillscheid 145.
Altenhöfe 19.
Altes Jagdhaus 47, 99.
Altkönig 1, 18, 19, 26, 27, 28,
56, 216, 414.
Altmühl 26.
Altrip 188.
Altweilnau 2.
Am Eisern Schlag 42.
Am fröhlichen Mann, siehe
Fröhlicher Mann.
Andernach 41.
Anhausen 146.
Aquae Helveticae 487.
Aquileja 188.
Argentoratura 293.
Arktaunon 26.
Arnsburg 41.
Artaunon 56.
Arzbach- Äugst 289.
Augsburg 441, 512.
Äugst 84.
Aulerci Cenomani 558.
Aursella 27.
Avignon 524.
Baden-Baden 249.
Baden a. d. Limmat 487.
Bad-Nauheim 136.
Balzer Höhlchen 30.
Bennerpfad 45, 99.
Berkersheim 185.
Berlin 448.
ßleibeskopf 20.
Blutige Haide 32.
Bockenheim 184.
Bojer 27.
Bommersheim 28, 185.
Bommersheimer P'eld 30.
Bonn 346, 567.
Britannien 347, 406.
Buccinobanten 60.
Bukarest 462.
Burgunden 25.
Bürgel 19.
Butzbach 20, 29, 41, 84, 112,
289, 290, 326, 341, 438,
532.
Calabrien 525.
Cambodunum 123.
Cannstadt 571.
Carnuntum 347.
Castellum Mattiacorum 56.
Cattharer 193.
Chatten 55, 99.
Chattenland 32.
Civitas Mattiacorum 56.
Civitas Taunensium 56.
Cransberger Kapelle 20.
Cronberg 19.
Cypern 25.
Dacien 18.
Dalbesberg 21.
Dalheim 527.
Damascener 287.
Dammwald 31.
Darmstadt 188, 287, 289, 311,
324, .344, 348, 391, 393, 397,
410, 425, 445, 452, 487, 490.
Deutschland 406, 429.
Dieburg 418.
Dillingen 31.
Dobrudscha 116, 566, 569.
Dormagen 404.
Dornholzhausen 3, 30, 33.
Dreünühlborn 146, 147, 150,
174, 201, 202, 237, 553, 554.
Drusenraarsch 555, 556, 557.
Drususkippel 201, 202, 237,
554-558.
582
Register.
EcJinburp 509.
Kichberg 20.
Eichel^'arteii 21.
Einsietlel 99.
Eisern Schlag, am 82, 123.
Elisabethonetraße 29, 32, 34.
Eilwangen 221.
Euiesberg 32, 146, 147, 421.
Ems 289.
England 429.
Englischer Garten 44.
Eretria 497.
Erlenbach 31, 47.
Fahrborn 31, 151.
Feldberg, großer 1, 41, 183.
— kleiner 41.
— ^Kastell) Hiebe im Sach-
register unter Kastelle.
Flaraersheim 155.
Elex um 347.
Franken 58, 59.
Frankfurt 462.
Frankreich 216, 461.
Franzosen 20.
Friedberg 97, 192, 290, 487.
Friedrichsdorf 8, 31, 183. j
Friedrichsdorfer Wald 126, 159,
161, 162, 163, 567, 569. |
Fröhlicher Mann 24.
«Fröhlicher Mannskopf» 17,
24, 43, 99, 149, 150, 159,
256.
Gallien 18, 29, 233, 406, 428,
457, 507.
Gellep 567.
Germanen 29, 40, 55, 59.
Germania inferior 41, superior
41, 295.
Germanien 295, 347.
Gickelsburg 17, 31, 217, 414.
Glashütten 458.
Glaskopf 43, 457.
Glockenstein 31,
Gluckenstein 17, 31.
Gluckensteinhohle .30.
Goldgrube 20, 32, 151, 414,
553.
Gonzenheim bei Homburg 20,
33, 110, 113, 184, 192, 419.
Gonzenheim bei Mainz 134.
Grauer Berg 43.
Grenzhausen 419.
Griechenland 447.
Groß-r.ieberau 348, 490.
Großbritannien 509.
Groß-Karben 185.
Groß-Krotzenburg 41, 97, 112,
192, 2S9, 291, 292, 293, 568,
569.
Grüningen 41.
Groß Pöchlar 249.
Haidfeld 32.
Ilalicanum 27, 568.
Halikaniburgos 27, 568.
Halic(inium) 568.
Ilalicium 25.
Halicyae 25.
Halicyus 25.
Hammelhans 3, 30, 175, 551.
Hannover 498.
Hardtwald 20, 184.
Hasselburg 188.
Hattlund in Schleswig 532.
Hausberg 20.
Hayrich 28.
Heddernheim 26, 29, 56, 105,
107, 113, 114, 123, 124, 1-36,
152, 2.35, 402, 418, 419, 421,
433, 459, 461, 467, 485, 508.
Heftrich 115, 193.
Heideküppel 32.
Heidenfeld 30.
Heidenkirche 10, 118.
Heiden wall 31.
Heideatock 47, 99.
Herkulanum 248, 494.
Herrenbütte 122, 164.
Heuchelheim 32.
Heuserfeldt 32.
Hienheim a. d. Donau 41.
Hildesheim 451.
Hinkelstein 17.
Hochheim-I'lörsheim 185.
Höchst a. Main 32, 186, 191.
Hochtaunus 42.
Hofheim i. Taunus 185, 309,
569.
Hohe Mark 1, 178; Teilung 1,9.
Höhe, die 28.
Hollewiesen 32.
Holzhausen an der Heide 225,
240.
Holzhausen vor der Höhe 28.
Homburg (vgl. auch «las Sach-
register) 149, 1.S3, 214, 288,
289, 347, 406, 418, 443.
Höningen 41.
Hühnerberg 17, 19.
Hummetroth 188.
Hunburg 31.
Hunnenburg .3, 24, 112.
Illyricura 295, 347.
Italien 173, 208, 216, 248, 293,
295, 412, 428, 447, 461.
Italiener 224.
Jugenheim 416.
Kärnthen 25.
Kaisergrube 41.
Kalbach 184, 185.
Kapersburg 2, 41, 43, 99, 111,
118, 145, 449, 504, 527,
568.
Karpesserburgk 2.
Kastei (bei Mainz) 32, 55, 84.
Kernel 41.
Kempten im Allgäu 123.
Kesselstadt 84, 289.
Kieehübel 43, 54, 99.
Kirchheim 155.
Kirdorf 22, 33, 183, 192.
Kirdorfer Bach 30, 146, 175,
185, 284.
Kirdorfer Lazariusfeld 31.
KirnSulzbach a. d. N. 19.
Kleestadt 58.
KHngenkopf 41, 43, 99.
Klingenruhe 556.
Königshofen 571.
Köpperner Bach 145, 174.
Köpperner Mark 1.
Köpperner Thal 41, 47, 99.
Kronberger Mark 1.
Krotzenburg 187.
Lahn 28, 29.
Langenhain 41.
Lazariusfeld 22.
Lazariuswald 22.
Lindenweg 29, 31.
Lochmühle 2, 5, 21, 41, 47,
54, 99, 145, 166, 491.
Lohr 413.
Lohwäldchen 31.
London 462.
Orteregister.
583
Lorch 41.
Lyon 485.
Mainz 25, 136, 139, 142, 204,
206,207,208,295, 310, 311,
347, 399, 406, 409, 425, 441,
452, 462, 492, 494.
Mainzer-Straße 81, 33.
Maisei 47, 54, 112, 146, 304.
Marburg 27.
Mareburgos 27, 568.
Maria Thron (Kloster) 2, 5.
Marienburg 249.
Marköbel 41.
Mattiaken 55, 56.
Maulbronn 249.
Medard a. Gl. 19.
Mexiko 508.
Miltenberg 41.
Mittelberg 52.
Mocontiana 27.
Mögen tiana 27.
Moesien 293, 568.
Moguntiacuin 27, 295.
Moguntiano 25.
Mommenheim 446.
Monaco 234.
Münster 191.
Münzenberg 425.
Murano 521.
Mureella 27.
Neapel 160, 212, 214, 458,
460, 499, 525, 528.
Neckar 59.
Neuwieder Becken 41.
Nidda 30, 55.
Nied 186, 187, 191, 192, 228,
234, 289, 309, 311, 337.
Niederbieber 84, 225.
Nieder-Mendig 52, 414, 415.
Niederstedter Feld 30.
Nimes 366.
Novioraagus 295.
Novus vicus 56, 108.
Ober-Erlenbach 29, 184, 185.
Ober-Eschbach 33, 113, 443.
Ober- Florstadt 41.
Obergermanien 289, 290, 291,
295, 568.
Oberitalien 236.
Ober-Mörlen 445.
Obernhain 2, 40, 99, 256, 553,
556, 558.
Ober -Rosbach (Obern -Rois-
pache) 2.
Oberstedten 31, 33, 99, 184,
552.
Ober-Ursel 23, 30, 31, 99, 418.
Ockstadt 41.
Österreich 429.
Okarben 29.
Olympia 234.
Osterburken 491.
Ostfranken 60.
Ostfriesland 498.
Ottenhauaen 512.
Palgraben 38.
Pannonien 25, 27, 293, 347,
568.
de Park (bei Löwen) 249.
Peru 508.
Petersburg 214.
Pfahl 38.
Pfiasterweg 1.
Pfohl 38.
Phale 2.
Phalgraben 38.
Philipps Möllne 2.
Phönizier 455.
Placzeberg 30.
Platte 30.
Poetovio (Pettau) 293.
Polgraben 4, 38.
Pompeji 34, 94, 95, 119, 121,
130, 206, 207, 221, 226, 227,
228, 231, 232, 235, 241, 246,
247, 248, 253, 409, 410, 411,
413, 415, 416, 437, 441, 442,
445, 451, 452, 453, 458, 460,
462, 477, 478, 494, 499, 536,
537.
Preulwiesen 31.
Preußenschanze 21, 32, 112,
146, 568.
Puzzuoli 458.
Räter 122, 151, 194, 287, 411,
511, 533.
Raetien 41, 57, 290.
Regensburg 41, 455, 529.
Reißberg 30.
Rheinbrohl 41.
Rodheim 23, 41.
Rodheimer Mark 1.
Röder 2.
Röderwiesen 3, 30.
Rom 130, 133, 139, 144, 171,
221, 365, 524, 536.
Rosengarten 32, 146, 147, 150,
552.
Rosengarten in Hannover 532.
Roßgarten 552.
Roßkopf 54, 99.
Rotes Kreuz 183,
Rotlauf 31, 184.
Rotlaufs weg 126.
Rückingen 41, 332.
Rumänien 535.
Rußland 459.
Saala 24.
Saaloceni 26.
Sadel (Sattel) 24.
Sabal 3, 22.
Sahalgraben 2.
Sala 23, 25, 27.
Salaburgum 27.
Salguot 23.
Salhof 23.
Sallant 23.
Salle 27.
Salne 2, 22.
Salzburg 25.
Saulburg 3.
Schäferborn 146, 147, 150, 174,
553.
Schloßborn 164.
Schlupf 24.
Schmiedwäldchen 32.
Schmidtwäldchen 151, 553, 556.
Schütz brett 113, 115, 566.
Schwabsberg 221.
Schwaderloch 293.
Schwalbach 41.
Schwanheim 59.
Schweden 20, 25.
Schwedenschanze 20.
Schweiz 236, 293, 526.
Seedamm 184.
Seligenstadt 289, 290.
Seulberg 31, 33, 192, 418.
Seul berger Mark 1, 5, 8, 31.
Sieg 55.
Sigambrer 56.
Sigmaringen 447, 571.
Signia 223.
584
Register.
Sizilien 25.
Soden-MünsU'r 185.
Solicinium 26.
Spanien 25, 233, 406, 537.
Speyer 848, 571.
Steinbacli 32.
Steinkritz 33, 113, 115, 347,
419, 566.
Steinstraße 31.
Stierstadt 32.
Stockborn 183.
Straßburg 293.
Straßhcimer Wald 2.
Süd.schweiz 208.
Szala 27.
Taunus 28.
Taunus (Mons) 26, 28.
Tektosagen 27.
Teufelsmauer 41, 221.
Thracien 25.
Thron, Kloster 2, 5, 166.
Trier 221, 227, 403, 452, 462,
498, 572.
Troja 207, 209, 415, 456.
Turn Severin 535.
Ungarn 26.
Untergerinanien 289.
ürselbach 32.
Ursclthal 32.
üse (üsa) 20, 28, 29, 41.
Usingen 99.
Usipeter 56.
Yaison 524.
Vilbel 184, 185, 230, 401.
Vindelicier 151, 194, 287, 289,
511, 533.
Wehrheim 2, 32.
Weil 145.
Weilthal 183.
Weinstraße 31.
Weiße Mauer 41.
Weißenstein 32, 41, 45, 54,
99, 149, 150, 552.
WeKer 29, 55.
Wetterau 1, 28, 29, 41, 55, 63.
Wierheira (Wehrheim) 2.
Wiesbaden 228, 234, 325, 394,
410, 520, 551, 569.
Windischgarten 505.
Wisper 150.
Wolfshecken 31.
Worms 572.
Wörsbachthal 41.
Wörth 84.
Würzberg i. Odw. 69.
Xanten 55.
Zugmantel 16, 21, 41, 47, 61,
112, 116, 145, 185, 213, 322^
406, 421, 429, 566.
Zürich 425.
III. Sachregister.
A. Fremdsprachliche Bezeichuiingcii.
Die botanischen Namen sind nicht mit aufgenommen.
ahacus 538.
absides 447.
actis 453.
adlocutio 408.
aerugo nobilis 7.
agger 40.
aggeres publici 35.
aluta 493.
amentuvi 498.
ansa 482.
ansa crepida 498.
ansäe 287, 292, 294, 297, 298,
299, 300, 301, 302, 303, 305,
307, 308, 309, 310.
antefixum 199, 235, 349.
apodyterium 263.
apotropeion 403.
aquae ductiis 176.
am 280, 282, 284, 285.
aratrum 447.
arcus 483.
arcna 95.
as 360.
ascia 206, 498.
atramentarium 451.
atrium 93.
Augustus (Titel) 363.
Ätigusta » 364.
balteus 482.
batillum 446.
bihite 342, 344.
bidens 445.
biniones 358.
bitumen 535.
bracae 481.
bulatis 455.
burgi 145.
biistum 131, 135.
vaduceus 367.
calcar 534.
caiceoliis 498.
calceus 163, 497, 498.
caldarium 262, 263.
caliga 482.
canabae 105, 112-116, 156,
243, 443, 457, 566.
canabenses 105, 112.
candela 459.
candelabrum 460.
carbatina 160, 262, 497, 567.
cardo 34, 83.
carnaritim 439.
cassvi 482.
castellum in monte Tauno 28.
castrum practoriense 69.
catillus 414.
catilliis Ugneus 433, 434.
censor 363.
centurio 98.
cerae 450.
cerae dupUces 451.
cerevisia 135.
cingidum 482.
cisterna 151.
claustrum 468.
clavü 260, 468.
clavis adultera 474.
Fremdsprachlichen Sacliregieter.
585
clavis clausa 479.
clavtis 260.
Cochlea 537.
cohors I. civ. Born. 286, 287.
Geschichte 289.
Ziegelstempel 286, 289.
cohors I. Flavia Damasceno-
rum 188, 286, 287.
Geschichte 290.
Ziegelstempel 192, 286, 287,
290.
cohors II. Eaetortnn, civ. Rom.
193, 271, 272, 286.
mit Zusatz Antoniniana 58,
272, 275, 276.
Geschichte 290.
ihr Standlager die Saälburg
290.
Steininschriften 272, 277,
285.
Ziegelstempel 254, 286, 287,
290, 291.
cohors IUI. Vindelicorum 5,
161, 166, 271, 286.
Geschichte 291.
ihr Praepositus 289.
Ziegelstempel 254, 286, 287,
291/293.
columbarium 141.
consecratio 361, 371, 374, 375.
consul 275.
consul designatus 273.
contubernium 88, 89.
contus 483.
corium 493.
cornicularius 279.
crepida 496, 498.
er isla 482, 515.
crux immissa 512.
cuhicula 96.
cucullus 481.
culter 438.
cunei 207.
curator aquarum 144.
CKspis 483.
da bibere 340, 345.
d. d. d. = dedit, donavit, de-
dicavit 280.
decumanus 82, 83.
denarius aureus 357.
devotus numini Caesaris 275.
divus 273, 361.
dolabra 206.
dupondius 353, 360.
emnil champlevc 520.
einail cloisonnc 520.
exploratio Halic. 25.
i]X=y.Tpov 520.
faber intestinarius 204.
/after tignarius 204.
/a?ic 446.
— arboraria 447.
— denticulata 447,
— foenaria 446.
— messoria 446.
— silvatica 447.
— stramentaria 446.
— veruculata 446.
fastigium stramento covtectum
233.
fenestra 100.
^w?a 163, 503, 508;
siehe auch unter «Fibeln».
fistulae 536.
/•ocaZe 408, 482.
foculi 403.
forceps 238.
forestarius 1.
forfex 439.
forficula 439.
forma calcei 498.
/•orMm 109, 222, 260.
frigidarium 262.
fritillus 538.
/Mrca 439.
furnus arvalis 567.
/msms 456.
flraZra 482.
genius centuriae 280 , 281 ,
283, 404, 405.
genius loci Steininschrift 271,
274.
genius veredariorum 449.
girgillus 172.
gladius 482.
granica (granitza) 53.
hamus 485.
/tasfa 483.
/iasiiZe 483.
horreum 568.
humer alia 481.
«m&reA- 198, 199.
imbrices 234.
Imperator {Titel) 363.
i»ip. <i. n. = imperatori doiiiino
nostro 282.
iwcMS 237.
in Ä. (i. (i. = in honorem domus
divinae 281, 284.
itinerarium Antonini 25, 27.
,7". 0. ilif. = Jbi/i Optima Maximo
279, 284.
jugera 105.
jugum 441.
laconicum 263.
lances 441.
lapidares 230.
ia^jis specularis 458.
lararium 95.
Zatera praetorii 88, 92.
laterculi capitulares 188.
lateres ex terra cocta 187.
Zafma 174, 262.
latrunctdi 538.
lavatrina 263.
Zegrt'o octavanorum 293.
Ze^rio palatina 293.
Ze^io FJII. Augusta 286, 287.
Geschichte 293.
Ziegelstempel 254, 286, 287,
293/294.
Ze^rio XIIII. Gemina Martia
Victrix 347.
Ze^io XXn. Pr. P. F. 286, 287.
ihre Geschichte 295.
Ziegelstempel 286, 287, 295
bis 311, 673.
Ziftra 441.
ligneus 433.
ZififO 445.
Zi<jfMZa 440.
Zima 239.
limites 39, 40.
Ziicae 105, 112.
Zone« 408, 481.
lorica hamata 481.
lucernae 461.
lychnuchus ligneolus 461.
inalleus 239.
mansio 121.
marciobarbuli 93.
marculus 239.
586
Regster.
ntarcus 239.
marsupiinn blH.
martioharhiilus 492.
water castrorum, senattts, pa-
triae 364.
luedioht-'i 447.
meta 414.
mühraeum 405.
modius 377, 517, 519.
— castrensis 435.
molae aquariae 414.
— asinariae 413.
— jumentarine 413.
— wanuariae 413.
mortariiim 415.
nepos 273.
notitia ivtpcrii 56.
notitia dignitatum 293, 295,
347.
numerus Cattharensium 97.
omi.s 94, 95, 96, 118, 349, 407.
officina 314.
oj)h'o 281.
opus cratitiuni 222.
— incertum 115, 220.
— retiadatum 221.
— signinum 223.
— si)icatum 221.
— tectorium 225.
paenula 481.
7>airt 446.
palatium 121.
IHtlladium 23.
papyrus 451.
passus 44, 68.
patera 402.
paftmenfuw 223.
— testaceum 223.
pecten 454.
pedum 517.
pe«a 485, 503.
penicillum 350.
2>ero 499.
petasus 518.
jj. /*. = |)iMS /eZj.r 363.
philippeus 357.
pj7ae 221.
pi7«m 93. 483.
ptj: 535.
platea 30.
I plumbum 536.
I — alhnni 536.
j poculum lif/neum 433.
I polenta 416.
. polire 226.
politores 226.
|)0«s sublicius 80.
pontifex maximm 273, 275,
363.
|>or(a decumawa 72, 73, 157,
174,184,222,404,471,511,
512.
— praetoria 39, 72, 79, 156,
274, 509, 565.
— principalis dextra 72, 77,
123, 148, 213, 431.
— principalis sinistra 72, 79,
551.
praefectus cohorlis 277, 283,
285.
2?. 2?. = joafer patriae 273, 275,
363.
praefectus cohortis JI. Raet.
283.
praefurnium 91, 124, 174, 222,
247,248,249,251,254,258,
260, 263.
praepositus cohortis 289.
praetentura 88, 90, 92, 111,
156, 174,261,274,278,282,
283, 395,405,431,442,550,
574.
praetorium 64, 87, 88, 92, 118,
152, 156, 232, 259, 272, 316.
proconsul 275.
pronepos 273.
propugnactdum 79.
j9ro sa^M^e imperatorum 274.
|)M<7to 482.
pufe 416.
pumex 536.
puteal 171.
puteus 150.
quadrans 352, 358.
quadridens 443.
quadriga 517.
quaestorium 96.
rädere 188.
radius 447.
raster ligneus 445.
rastrM/« 443.
ratillnm 446.
rc<c 550.
retentura 71, 88, 96, 159, 164,
258, 512.
retiarius 491.
ro«a 447.
rwnctna 214.
rwnco 446.
rwi»*«»! 445.
sacellum 93, 95, 405.
sacrarium 93, 95.
sacrum 93.
««*/»/« 481, 502.
saltuarius 1.
sandalium 496.
sandapila 140.
sarculum 445.
— bicorne 445.
s. c. = senatus consulto 353.
scalprum 216.
scamwMJH 433.
scandulae 233.
setdponeae 497.
scutum 482.
secwm 439.
sewit« 352, 360.
sera 463.
serro 207.
sestertius 360.
sextans 352, 358.
siccra 135.
si^na 50.
siZua (sylva) Lothari 22, 23,
31.
Saccus 499.
Solanum 542.
so/ea 496.
— ferrea 526.
— spartea 523.
solidus 24, 358.
GÖ/.o? 24.
specillum 452.
specula 44.
speculatores 98.
speculum 455.
specus 150.
spinclum 483.
stannum 536.
sWm« 449, 450.
slrigilis 264, 455.
«uastica 508.
sulphur 536.
Deutsches Sachregister.
587
tabellae ceratae 450.
tablinium 96.
tectores 225.
tectum deliciatum 232.
— pectinatum 231,
— testudinatum 232.
tegula 198.
tegulae 234.
— hamatae (amataej 196, 198,
228.
— nmmmatae 196, 198, 228.
temetum 135.
tepidariuni 263.
terniones 358.
ierm sigülata 428.
tessera lusoria 538.
tesserae 391, 538.
tintinnahulum 534.
tornus 208.
infeMS 278, 279.
tribunicia potestas 273, 275,
361, 862.
tridens 491.
triens 352.
trientes 358.
triquetriim 508.
frwZia 219.
trutina 441.
tuhuU 199.
tumulus 135.
tunica 481.
t«?/na 418.
?/m&o 482.
uslrina 134, 139.
utensiUa 410.
Vagina 482.
valeas 345.
Valium 39.
ijas ligneum 433.
t;as« unguentaria 453.
veredarii 449.
vericulum 491.
verticillus 456.
verutum 491.
vestigium equi 526.
vexillum 491.
fi'a angularis 71, 88.
— J.2J23ia 35, 130.
— principalis 88, 93, 405.
— quintana 88.
t/irtß agrariae 35.
— consulares 35.
— militares 35.
— privatae 35.
— puhlicae 35, 36.
— stratae 36.
— vicinales 35.
victoriatus aureus 357.
üiWa siehe «Villa» im deut-
schen Sachregister.
vinum 135.
üiirm 458.
vitrified forts 19.
vitrum 456.
— obsidianum 456.
— purum 456.
— translucidum 456.
volsella 452.
V. s. Z. Z. »n. = Votum solvit
laetus lubens merito 277, 278,
285.
Abbruch der Saalburgbauten
4, 8.
— Verbot desselben 9.
Abdrücke, zufällige, auf Ziegeln
189, 313.
Abfluß des Wassers 174.
Abflüsse des Badewassers 262.
Ableitung des Wassers aus
den Kastellgräben 81.
Abmessungen des Kastells 68.
Abnahmestempel 191, 192, 287,
312.
Abrundung der Kastellecken
81, 82.
Absätze, hohe, der Schuhe 497.
Absperrung der P fahlgraben -
durchgänge 98.
Absteinung der röm. Keichs-
grenze 49.
Achatonyx 519.
Achsenbüchsen 448.
Achsennägel 448.
Ackerbau 213, 443.
Adler, emporschwebend, Sinn-
bild der Apotheose 361, 371.
B. Deutsche Bezeichnungen.
Ahlen 495.
Ahorn 179, 540.
Akazie 180.
Alaungerberei 492.
Alleehaus 30.
Alraunkraut 545.
Altäre 138, 231, 278, 402, 403.
— Auffindung im Sacellum 94.
Altertümer im Landgräflichen
Schloß zu Homburg 6, 8.
— Sammlung des Landgrafen
Philipp 9.
— Sammlung Neuhofs 6, 127.
— Sammlung Schudt 10.
— verschenkte, 8.
— voll der Saalburg im Mu-
seum für Völkerkunde in
Berlin, jetzt im Antiquarium
des Berliner Alten Mu-
seums 14, 559.
Araboßblöcke 238.
Amboße 165, 237, 554.
Amboßstock 237.
Amethyst 7, 514, 518.
Amphitheater 88, 91, 538.
Amphoren 112, 115, 420, 421,
567.
Amphorenstempel 340, 341.
Amtstitel der Kaiser 361.
Amulettenbüchschen 512, 519.
Analyse, chemische, der Bronze
501.
— des Brunnenwassers 170.
— des Eisens 202, 203.
— des Mörtels 217.
— der Terra sigillata 428.
Andauche, Anduct 176.
Änderungen an der Porta de-
cumana 73.
Andreaskreuz 213.
— motiv 44.
Angelbänder 240, 241.
Angeln der Thüre 240, an
Messern 438.
Angriff'e auf Kastelle und ihre
Abwehr 100/102.
Angrifl'sseite des Kastells, die
nördliche, 99.
Angriß'swaff'en 482.
Anhänger 519,
588
Register.
Ankohlen des Holees zur Kon-
servierung 181.
Anlage der Kellerwohnungen
116.
Ansniumlung von Wasser zu
baulichen Zwecken 149.
Anschlag der Schlösser 472.
— der Thore 76, 79, 86.
— einer ThQr 477, 480.
Anschlag8artenderThüren240.
Ansiedelungen, römische, 33.
Anstrich des Holzes mit Pech
181.
Antouinussäule 523.
Apotheose 861.
Aprikosen 548.
— Kerne 161.
Apsiden HS, 119, 121, 126,
222.
Ära des Genius 401.
Arazt'enblttten (Bronzerelief)
408.
Architekturglieder 401. .
Architekturstücke 121.
Architekturteik- 231.
Argentinische Militärgrcnze 48.
Armbiinder 512, 513.
— von Glas 457.
Armbrustfibel 505.
Armringe 512.
— (Bronze), prähistorische 32.
Arretinische Vasen 428.
Ärztliche Instrumente 439,
452, 453.
As, pfundiger, 352.
Aschenkrüge 136, 419.
Asphalt 167, 181, 535.
Atrium, Gänge um das, 94.
Auerochs (Knochen) 550.
Aufbahrung der Leichen 139.
Aufbau der Warttürme 44.
Aufgabe des Kastells unter
Gallienus 399.
Aufgemalte Inschriften 344,
345.
Aufgenagelte Bohlen an den
Thoren 78.
Aufhängevorrichtungen (der
Thüren) 240.
Aufnageln der Hufeisen 523.
Aufnagelung der Schiefer 236.
Aufsatzbänder 240.
Aufstände, germanische, 293.
Aufstellung großer Amplioren
420.
Augenärzte 349, 350, 452.
Aulner 418.
Aulofen 192, 418.
Aurelianische Mauer 69, 70.
Ausbuchtung des Pfahles vor
dem Kastelle 111.
Ausfälle aus den Kastellen 100
bis 102.
.\u8füllnng von Buchstaben mit
Farbe 276.
Ausgußschalen 424/426.
Aus- und Ankleideraum 263.
Aufreiber 235.
Ausschalung f Verschalung) von
Brunnen (siehe auch «Ein-
schalung») 567.
Ausschnitte, halbkreisförmige,
der Stempel 299.
Aussparung, kanalartige, 218.
Ausstattung, architektonische,
der Hauptfront 80.
Austernschalen 550.
Austernzucht der Kömer 550.
Auswurfschippe 163.
Äxte 165, 205, 206, 210, 214,
555, 567.
Backöfen 90.
Bäckerei 90.
Bad in der Praetentura, von
den Römern abgebrochen,
90.
Badeanstalt 121, 262.
Baderäume 224.
— Einteilung und Einrichtung
262.
Bäder 261/264.
Bandelier 482.
Balken 232.
Balkenlagen 213.
Bandstempel 287, 307, 308.
Bänder 134, 240.
Bank von Holz 433.
Bänke in Bädern 262.
Baracken 47, 85, 88, 232, 566.
Barackenboden 223.
Barbotine 427, 431.
— Technik der, 344/345.
Basalt 37, 159, 182, 184, 401.
Basaltlava 160, 401.
Basaltsteinplatte 125.
BasaltstUcke 51.
Bassins 224.
Bast 163.
Bastgeflecht 167.
Bastseile 161.
Bataverkrieg 56. .
Bauliche Details 204/241.
Baumaterialien 176/203, 228.
Eisen 201/203.
Holz 177/182.
Kalk 185.
Lehm 186.
Sand 185.
Stein 182/185.
Thon 186.
Ziegel 186/201.
Baumfrüchte 548, 549.
ßaummesser 447.
Baumrinden als Lohstoff 493.
Bauperioden der Bürgerlichen
Niederlassung 109.
Bauperioden der Saalburg 67.
Baureste 565.
— ältere, unter späteren Bau-
ten 109.
Bauteile aus Holz 121.
Bauten, verschiedene, 125/129.
— am Rotlaufsweg 126.
— im Friedrichsdorfer Wald
126.
— östlich, parallel der Römer-
straße 126.
— zwischen Villa und Römer-
straße 125.
Bazar 124.
Bearbeitung des Leders 494.
Becher, von Thon, 426, 427.
— mit gerauhter Oberfläche
427.
Begleithügel 45, 50.
Beile 214, 439, 442.
Beine, umschiente, einer Statue
404.
Beißzangen 216.
ßeleuchtungsgegenstände 458
bis 462.
Bemalung der Thongefäße 427.
— des Verputzes 227.
Berappen mit rauhem Mörtel
226.
Bergwerke, alte, bei der Saal-
burg 151.
Berme 71, 85, 569.
Deutsches Sachregister.
589
Berme des Erdkastells 84.
— gestückte, des Feldberg-
kastells 589.
Bernstein, schwarzer, 513.
Berührung 226.
Besatzung des ganzen Limes
97.
— der Saalburg: Stärke 97, 98.
— Namen der Truppenkörper
193.
Besätze von Bronze 488.
Beschlag der Thore 79.
Beschläge 116, 128, 134, 167,
237, 240, 442, 463, 488, 534.
— für Behälter aus Holz 434.
Beschlagen (des Holzes) 208,
211.
Beschlagslücke von Bronze 487 .
Beständigkeit der Form der
Geräte 410.
Bestattung der Toten 132.
— Gebräuche bei der, 133.
Beton 119.
Bewaffnung 481/492, der Kel-
terei 483.
Bickel 555.
Bildwerke aus Bronze 407 bis
410.
aus Stein 400/405.
aus Thon 405, 406.
Billen 231, 414.
Billon (geringwertige Silber-
münzen) 355.
Bimsstein 536.
Binder des Daches 232.
Binsen 459, 555.
Birke 178, 179.
Blasebälge 244, 553.
Blättergips 458.
Blaustein (Basalt) 184.
Blech aus Bronze 237.
Blei 536.
— Inschrift auf 348, 349.
Bleikugel 165.
Bleiplatten 536.
Bleiröhren 536.
Bleiweiß 536.
Bleizusatz der Münzen 353.
Biitzbündel, auf Ziegelstem-
peln 288, 302, 570.
— Graffit 333.
Blöcke, eiserne, 237, 251.
Blütezeit der Saalburg 143.
Bluthaselnuß 548.
Bockenheimer Blaustein 401.
Bodenbelag 121, 223.
Bodenbildung auf der Saalburg
270.
Bodenheizungen 121, 251, 256.
Bodenspitzen der Pila 490.
Bodenstein der Handmühlen
414.
Bogen aus Keilsteinen 222.
Bogen (Waffe) 483.
Bohlen, eichene, zur Ausschach-
tung der Brunnen 152.
Bohrer 209, 214, 442.
Bohrung, als Vorarbeit für
Nagelung 210.
Bossieren 231.
Brandgräber 132.
Brandweiher 148.
Bratpfanne 441.
Bratroste 245.
Brecheisen 216, 569.
Breitbeile 208.
Breitmeißel 208.
Brennen, das, der Ziegel 189,
190.
Brennstempel, eiserne, 347/8,
573.
— ihre Form 347.
— ihre Verwendung 348.
Bretter als Fußbodenbelag 224.
Bretter, gespundete, 480.
Brettsteine aus Gefäßbruch-
stücken 432.
Briefverkehr 449.
Britannien, Heimat des Zinns,
441.
Bronze, ihreZusammensetzung
501.
Bronzeblech 163, 434.
Bronzedeckel für Kanne aus
Thon 421.
Bronzekessel 245.
Bronzelampen 462.
Bronzeschale 441.
Bronzeschildchen 462.
Bronzesicheln, prähistorische,
447.
Bronzeetatue 64, 407.
Bronzestatuette, Ganj'med 7.
— Marc Aurel (?) 94, 349.
Bronzestiften 434.
Bruchsteine 183.
Bruchsteinmauerwerk 220.
Brücken der Kastellgräben 80.
Brückenfundierungen 204.
Brunnen 149/173, 567.
— Abdeckung 171.
— Alter 154, 168.
— Ausfüllung unbrauchbar
gewordener 169.
— ausgemauerte 155/160, 162,
163, 166, 167, 169.
— ohne Ausmauerung und Ver-
schalung 164.
— Brüstung 170, 171.
— Einzelbeschreibung 156 bis
167, 567.
— Fundumstände 153.
— in der Bürgerlichen Nieder-
lassung 110.
— im Kastell 262.
— in den Felsen gehauener
160.
— im Kaufhause 124, 167.
— in der Prätentura 91, 156.
— im Praetorium 93, 152,
156.
— in der Eetentura 96, 157,
164.
— vor der Porta decumana
157.
-— Konstruktion 154.
— Kurbeln imd Räder 172.
— Mauerstärke 156.
— Oberbau 170/173.
— Rollen und Eimer 172.
— Überdachung 171.
— unbrauchbar durch Stick-
gase 164.
— unbrauchbar gewordene als
Grube für Hausabfälle 169.
— Vorrichtungen zum Heben
des Wassers 170/173.
— Wasserstand 168.
— Zahl 151, 567.
Brunnengalgen 171.
Brunnenkranz 170.
Brunnenöffnung 170.
Brunnenrollen 434.
Brunnen welle 160.
Brustwehr 47, 85.
Brüstung von Brunnen 170.
Brüstung der Kastellmauer 64.
Brüstungsabschluß 213.
Buche 178, 539.
590
Register.
Buchsbauin 179.
BucliMbaumholz 166.
Bucheckern 461.
Büchsendeckel 520.
Bügel der Fibeln 504; nielir-
teiligc 506.
Bürgerliche Niederlassung 105
bis 129, 146, 167, 175.
— Ily pokauste in der, 250/256.
Bürste 227.
Büsten, kleine, von Bronze
409.
Butterfaß 435.
Butterlöcher 566.
Bütte (Holz) 485.
Buxbuuniholz 435.
Caesar (Ehrentitel) 363.
Caloriferen 253, 254.
Capricorn auf Ziegelstenipeln
288, 304, 306.
Carneol 517, 518.
Cementierung 119.
Cementverputz zur Erhaltung
des Mauerwerks 267.
Centaur (Gemme) 7, 518.
Centralheizungen 251.
Centralstudienfonds 9.
Centralwerkstätten 57.
Centralziegelfabriken 97, 192.
Centurien, ihre Stärke 98.
— ihr Genius 280.
Centurienzeichen 332, 337.
Cliarnierbänder 241.
Chaussee Homburg - Usingen
30; Bau derselben 6, 7.
Chirurgische Instrumente 452.
Chubbschlösser 474, 476.
Cisternen 146, 151, 152, 170,
224.
Civitäten 56.
Cohausen, August von, Denk-
stein für ihn am Gräber-
hause 141.
Condolliussäule 405.
Contre-Escarpe 42, 100, 569.
Contre-Marke 366.
Creditmünze des Staates 355.
Dach, modernes, des Gräber-
hauses 235.
Dach, vorkragendes, seine
Unterstützung 93.
Dächer, ihre Form 231.
— Neigung und Höhe 282.
— Deckmaterial 232, 233.
— Eindeckung 233/236.
Dachbinder 90, 232.
Dachdeckerarbeiten 231/236.
Dachdeckung 183, 565.
— der Baracken 90.
— Verdichtung mit Pech 535.
Dachsbeil 215.
Dachschiefer 183.
— ihre Maße 235, 236.
Dachschindeln 161, 165, 166,
167.
Dachsparren 232.
Dachstuhl, freitragender, mit
Hängewerk 232.
Dachtraufen 235.
— des Praetorium 93.
Dach werk 213.
Dachziegel 166, 194, 198, 199.
— ihre Zusammenordnung 235.
Dacische Kriege Trajans 289.
Dacische Vesten 18.
Darstellungen, figürliche, auf
Gemmen 514/519.
Datierbarkeit der Münzen 361.
Datierung der Fundstücke,
ihre Grenzen, 270.
Datierung, Unmöglichkeit ge-
nauerer, bei Kaisermünzen
364.
Datumsangaben auf Ziegeln
312, 313.
Dauben 158, 159, 160, 162,
163, 166, 435.
Daumen einer Statue 64, 407.
Daumen (Klempneramboß)237.
Dechsel 215.
Deckel aus Bronze für Kanne
aus Thon 421.
— für Thongefäße 423.
— gedrehter, von Holz 435.
— von Terra sigillata 431.
— von Thon mit plastischen
Figuren 423.
Deckenbekleidung 228.
Deckenbemalung 121.
Deckenkonstruktion 144, 229.
Deckenverputz 225/227.
Deckholz der Thüren 240.
Deckmaterial für Dächer 232.
Deckungsarten der Dächer 232.
Dedikationsformel 280, 284.
Deichelbohrer 147, 209.
Deichselbeschläge 449.
Deichselring 161.
— mit Inschrift 347, 449.
Deichselstütze 448.
Deissel 215.
Dekorative Behandlung des
Verputzes 226.
Dekumatenland 33, 173, 193,
400.
Delphin (Form eines Stempel-
schildes) 288, 307.
— auf Ziegelstempeln 301,
302, 307.
Delphinmotiv an Beschlägen
434.
Denar 353, 354.
Denkmäler 231.
Denkstein für August von Co-
hausen 141.
Denksteine 400/405.
Diener des Saalburgmuseums
563.
Distelfibel 505.
Docht (für Kerzen) 459.
Dolche 482, 485.
Dolchgrifl'e 485.
Dolchscheiden 485.
Dolchscheidenbeschläge 486.
Dolichensteine 401, 402.
— ihr Fundort 405.
Dolichenus-Altar 278, 279.
Dolie 421.
Dollenbohrer 210.
Donau Völker, ihre Fertigkeit
in der Metallbearbeitung
411.
Doppelgraben 72, 75.
Doppelhacken 163, 167, 206.
Doppelknöpfe 163, 503.
Doppelmodius 165, 435.
Doppelschritt (passus) 44.
Doppelte Grabenanlage 72,
569.
Doppelwall des Altkönigs 19.
Dorn im Schloß 477, 478.
Dornschlösser 478.
Draht 237.
Drahtfibel 505.
Drainierung 223.
Dreherarbeiten 434.
— Material für, 180.
Deutsches Sachregister.
591
Drehscheibe für Töpfer 418,
419, 421.
Drehschloß 471.
Drehschlüssel 165, 442, 471,
478, 479.
Dreifüße 245, 248.
Dreimärker 53.
Dreipaß 508.
Dreizack 491.
— auf Ziegelstempeln 288,
304, 306.
Dreizacklanze 491.
Dübelgebälk 565.
Durchschläge (Werkzeuge) 210,
239, 441.
Eckbeschläge 434.
Eckquader 230.
Ecken des Kastells 72, 85.
EfFektivgewicht des Libralas
352.
Ehrentitel der Kaiser 363.
Eiche 179, 539.
Eicheln als Gerbstoff 493.
Eichenholz, seine Erhaltung
im Wasser 154.
— seine Verwendung 177.
Eierstab, Dekor an Terra -si-
gillata-Gefäßen 430.
Eimer 161, 162, 163, 166, 167,
173, 435.
— mit Eisensachen gefüllter,
405, 431.
Eimerdauben 163.
Einierhenkel 160.
Eindeckung der Canabae 113.
Einebnung der Trümmerhau-
fen 270.
Einfahrtsbreite der Kastell-
thore 73.
Einfriedigung der Hofraiten
110.
Einlegemesser 438.
Einlegesohlen von Hanfge-
flecht 499.
Einschalung von Brunnen 161,
162, 163.
Einschmelzung der Silber-
münzen 356.
Einsetzbänder 240.
Einsteigeloch (bei Hypokau-
sten) 252.
Einvisierung 53.
Eisen als Baumaterial 201/203.
— seine Bereitung bei der
Saalburg 201.
— chemische Analysen 202,
203.
— die Schmelzung 202.
— Stählung 203.
— Verarbeitung an der Saal-
burg 237.
— Verwendung beim Holzbau
213.
— vielseitig verwendet 237.
Eisenbergwerksanlagen , alte,
32.
Eisonblöcke, große, ihre Her-
stellung 238.
Eisenoxyd, Zusatz zum Thon
419.
Eisenschlacken 237, 553, 554.
Eisenschmelzen 201, 554.
Eisensteine 202.
Eisenwerk 127, 166.
Eissporn 499.
Elfen 406.
Email 107, 163.
— an Fibeln 507.
Emailtechnik 520/522.
Entwässerung des Kastells 174.
— der Bürgerlichen Nieder-
lassung 175.
Entwässerungsanlagen 173 bis
176.
Epheu 541.
Epheublätter, Ornament 431.
Erdabdeckungen bei flachen
Dächern 232.
P>dbestattung 132.
Erdfarben zur Bemalung des
Wandverputzes 227.
Erdharz 535.
Erdkastelle 53, 54, 61, 67, 81,
82, 83, 111, 123.
Erdkastell der Saalburg 66,
217, 232.
— des Zugmantel 71, 80, 84.
Erdperiode der Kastelle 61.
Erdschanze 41, 53.
— Eichelgarten 21.
Erdwall zur Umschließung der
Bürgerlichen Niederlassung
106.
Erdwohnungen 33, 116.
Erhaltungsarbeiten 265/268.
Erle 178, 179, 541.
Esche 178.
Eselshufeisen 531.
Eselsleder 493.
Espe 179.
Espenholz 434.
Estrich 119, 121, 223/225,251,
252.
— aus Kalkmörtel 223, 224.
— aus Lehm 223, 224.
— Schliff des 224.
— seine Verwendung 224.
— alter, zur Mörtelbereitung
benutzt 90.
Estricliboden 194.
— Schleifen des 413.
Estrichböden in den Stock-
werken 224.
Exerzierhalle 88, 232.
Exerzierhaus 93.
Extraktionszangen 453.
Fabrikantenstempel auf Thon-
gefäßen 313/332.
Fabrikationscentrum für Ziegel
191.
P'abrikmarke auf einem Mühl-
stein 414.
— (Schmiedezange) auf einem
Messer 438, 573.
Fabrikmarken auf eisernen
Geräten 347.
— auf Hufeisen 531.
Fabrikstempel und -Marken
auf Leder 494.
Fachwerkbauten 186, 226.
Fackeln, Beleuchtung mit 459.
— zur Signalieierung 44.
Fackelhülsen 459.
Fach wände 213.
Fahrbornbergwerk 4. .
Fäkalien 176.
Falzen 215.
Falzhobel 214.
Falschmünzer 355.
Faltenbecher 427.
Fanale 45.
Farben des bemalten Ver-
putzes 227.
Färbung der Terra sigillata
428.
— des Thones 419.
Fäßchen 160, 163.
592
Register.
Fassung der Gemmen 514.
Feder bei Holzarbeiten 215.
Fe<lern (im Scbloß^ 475, 476.
Foilen 237, 239, 498.
Feilenliauer 239.
Feldaborn 540.
Feldbrand der Ziegel 189, 190,
254.
Feldgeräte 443/447.
Feldgottheiten 406.
Feldmesser 26.
Feldzeichen, Ort ihrer Auf-
stellung 93.
Felgen 107, 173, 447/448.
Felle als Handelsartikel 493.
Fenster 120.
Fensterglas 121.
Fensterlaibungen 566.
Fensterscheiben 64, 458.
Fenstersohlbank 120.
Fensterumkleidung 138.
Festons auf T.-s. -Gefäßen 431.
Fett als Beleuchtungsmaterial
459.
Feuer, Erzeugung und Erhal-
tung 260.
— rauchfreies, 248.
Feueranmachen (mit Schwefel)
536.
Feuerbecken 459.
Feuergeräte 242, 244.
Feuerherde 243, 258.
Feuerlinie des Kastells 103.
Feuerraum 247.
Feuerschaufel 244.
Feuerschippchen 244.
Feuer.signale 45.
Feuerstätten, offene 241/245.
Feuerstein 260.
— zum Feuerschlagen 412.
Feuerstein messer 412.
Feuerstellen 126.
Feuerungen, ganz geschlossene
245,261.
Feuerungsanlagen 186.
Feuerzöge, Anordnung der,
258.
Fibeln 163, 503/508.
— durchbrochene 507.
— mit Schmelz 519, 520.
Fibeltypen, ihr Alter, 505.
Fichtenholz 163.
Figuren (von Thon) 405.
Figürliche Darstellungen, ihre
Ausführung 401.
Figürliche Reliefs der Thon-
gefäße 430/431.
Filetnadeln 439, 456, 550.
Finger einer Statue 64, 407.
Fingerringe 513.
— goldener, mit Inschrift 340.
Fingerringschlüssel 479/480.
Firmenstempel auf Thonge-
fäßen 313/332.
Firnisüberzug für Gefäße 419.
Firstpfetten 232.
Firstsparren 232.
Firstziegel 199.
Fisch als christliches Symbol
457.
Fischbänder 240,
Fischblasenmotiv 507.
Fischgrätenverband 221.
Flachfeilen 160, 239.
Flachziegel 144, 234, 285.
Flächeninhalt des Erdkastells
84.
— des zweiten Steinkastells
84.
Flaschen 457.
Flaschenzüge 222.
Flechtarbeiten 430.
Flechtwerk 18, 47, 116.
Fleischarten, auf der Saalburg
genossene, 549, 550.
Fleichhaken 96, 439.
Fleischmesser 438.
Fleischvorräte, Ort ihrer Auf-
bewahrung, 96.
Fliehhöfe 48.
Flint 260.
Flora des Saalburggebietes 540.
Folie (von Metall) 455.
Formation , geologische , des
Taunus 149.
FormschüBseln zur Herstellung
von Gefäßen 429.
Forum 109, 151.
— am Linden berg bei Kemp-
ten 123.
Fournierarbeiten 214.
Frauengias 458.
Friedhöfe 130/142.
— Lage 130.
— Ausdehnung 130.
Fruchtkerne 161, 162, 167.
Fruchtschale 426.
Füchse, ihre Fußabdröcke auf
Ziegeln 551.
Füllhorn, Attribut der For-
tuna, 406.
— in der Hand desGenia8403.
Füllsteine 221.
Fundamente in der Praeten-
tura 90.
— von Holzbauten 220.
Fundamentgruben 219,
B^undaraentmauer zwischen
den Pfeilern der Porta prae-
toria 80.
Fundierung der Mauern 219.
Fundschichten, ihr Alter, 270.
Fußabdrücke des Wildes auf
Ziegeln 551.
Fußsteig 36.
Fußbodenbelag 224.
Fußbodenplättchen 197,
Gabeln 439, 440.
Gagat 513.
Gagatperlen 511.
Galläpfel als Gerbstoff 493.
Gallerie des Prätorium 95.
Gartenanlage, römische 547.
Gartenbau 213, 443.
Gartengeräte 443/447.
Gartenhäckchen 162.
Gartenmesser 438.
Gärtchen, eingefriedigte, 443.
Gäthacke 446.
Gebäude der Bürgerl. Nieder-
lassung gewaltsam zerst<irt
107.
Gebück 43, 48, 99, 106.
— die Art seiner Herstellung
99.
Gedächtnismünzen 361.
Gefäße als Grabbeigabe 133
bis 137.
— aus Bronze 441,
— aus Glas 113.
— aus Holz 165, 180, 433 bis
435.
— aus Thon 113, 116, 166,
167, 416/432.
Gefäßböden, zu Spielsteinen
zugeschliffen, 538.
Gefäßdeckel mit plastischen
Figuren 166, 423.
Deutsches Sachregister.
593
Gefäßeinsätze 244.
Gefütterte Denare 354.
Gemmen 107, 137, 410, 513
bis 519.
Gemüsebau 443.
Genien mit Weinlaub auf T.-s.-
Gefäßen 431.
Genius der Centurie 271.
Geniuskopf 159.
Geniusstatue 281.
— Basis einer 280.
Geniusstatuen , ihr Standort,
405.
Geniusstatuette 403.
Geologische Verhältnisse des
Saalburggebiets 149, 150.
Geräte 107, 116, 410/480.
— Erklärung des Begriffs 410.
— eiserne, ihre Befestigung
im Stiel, 208.
— hölzerne im Hausgebrauche
213.
Gerätgriff 410.
Gerberei, die verschiedenen
Arten der 492/493.
Germanen, Eeliefköpfe 408.
Gerolle des Mains 412.
Gerüste für den Bau 221.
Gerüste, fliegende 222.
Geschichte der Ausgrabungen
9/16.
Geschichte der Saalburg 55
bis 61.
Gesichtsurne 422.
Gesimsprofile 231.
Gesteinsarten 182/185.
Gestelzte Ränder und Ecken
231.
Getreidebau 443.
Gewände 230.
Gewänder, die Art, sie anzu-
legen 502.
Gewandnadeln 107, 138, 237.
— mit Schraelzschmuck 519,
520.
Gewichte 442.
Gewichtsnormierung des De-
nars 354.
Gewichtsschwankungen bei
Goldmünzen 357.
Gewindbohrer 210.
Gewölbe 222.
— aus spitzen Töpfen 418.
Gießlöffel 536.
Gips 421.
Gitterfibeln 506.
Gitterthür 142.
Gladiatorenkämpfe auf T.-s.
Gefäßen 431.
Glas 134, 135.
— als Grabbeigabe 136.
— verschlacktes 121.
Glasböden als Spielsteine ver
wendet 457.
Glasfabrikation 456/458.
Glasfenster 263, 458.
Glasfluß, Knöpfe aus, 538.
Glasgefäße 456, 457.
Glasöfen, alte, 457.
Glaspasteu 513/519.
Glasperlen 166, 511.
Glasscheiben 64, 120, 456/458.
— Herstellung durch Guß 458.
Glasspiegel 162, 164, 455.
— mit Goldfolie 162, 455.
Glasur der Terra-sigillata-Ge-
fäße 428/429.
Glätten der Häute 412.
Glättscheibe 163.
Glättsteine 127, 227.
Glättung des Verputzes 227.
Gleichen (von Ketten) 161, 449.
Glocken 534.
Glöckchen 537.
Goldbronzedraht 450.
Goldfolie 162, 455.
Goldmünzen 356.
Goldprägung, Beginn der, in
Rom 357.
Goldpressung auf Leder 497.
Goidring 513, 515, 518.
Grabbeigaben 133.
Grabeiste 498.
Grabdenkmäler 404.
Graben, äußerer 72.
Grabenbrücke 80.
Grabensohle 42, 174.
Grabhügel 51.
Grabscheit 446.
Grabschippe 446.
Gräbchen 43, 54.
— zur Festlegung der Him-
melsrichtungen 82.
Gräben, offene, zur Ableitung
von Wasser 173.
Gräber 130/142.
Jacobi, Das Römerkastell Saal bürg.
Gräber, ältere 131.
— ummauerte 131, 134, 137,
188.
— mit Ziegel platten umstellte
135, 136.
— mit Quarzitplatten abge-
deckte 135.
— ihre Herstellung 136.
— mit Steinrahmen 137.
Gräberfeld 126.
Gräberhaus 14, 131, 134, 139,
141, 285.
— Inschriftfund in seiner Nähe
275.
Gräberstätte 111.
Gräberstraßen von Pompeji
nnd Rom 130, 131.
Gradeinteilung der Wagebal-
ken 442.
Graffite auf Bein 573.
— auf Gefäßen von Terra si-
gillata 332/340, 567, 570,
572.
— auf gewöhnlichen Gefäßen
342/344, 572.
— auf Ziegeln 188, 312/313.
— ihre Bedeutung 332.
— ihr Zweck 333, 429.
Grauwacke 182.
Grauwackenschiefer 412.
Grendelbaum 80.
Grenze, sichtbare 48.
— symbolische 48.
Grenzabschluß 41, 43.
Grenzbarrikade 40.
Grenzbeschreibungen 3.
Grenzburg 24.
Grenzgräbchen 40, 49, 51.
— seine Herstellung und Be-
schaffenheit 50.
Grenzhügel 51, 52, 53.
— bei der Lochmühle 491.
Grenzmale 51.
Grenzmarkierung 21, 50.
Grenzpässe 20.
Grenzsperre 39.
Grenzsteine 31, 48, 52.
Grenzsäule 52.
Grenzstreitigkeiten 50.
Grenztruppen 48.
Grenz Umgänge 1.
GrenzumgangsprotokoU 22.
Grenzweg 53.
38
594
Register.
Grenzzug 50, 53.
Griff, gedrehter aus Kschen-
holz 289.
Griffe (Holz) 180.
Griffel (zum Schreiben) 449,
450.
Griechische Inschrift 313.
Größe der Saal bürg im Ver-
hältnis zu linderen Ka-
stellen 84.
Grubensand zum Putzen 566.
Grubenschmelz, Technik 520.
Gürtel 482.
Gürtelbeschläge 125, 487, 503.
Gürtelgehänge 487.
Gürtelhaken 188.
Gürtelschnallen 487, 509, 521.
Gußform einer Lanzenspitze
412.
Gußformen 536.
Haarlocken (Bronze) 407,
Haarnadeln 453, 512.
Haarschmuck 458, 503.
Hacken 219.
— einzinkige 445.
— zweiseitige 445.
— zweizinkige 445.
Hackmesser 488.
Häckchen 445.
Iladrianswall 569.
Haferschlehe 548.
Hahn, Gemme 519,
— Thonfigur 138, 407.
Hahnenknochen 550.
Haken 136, 167.
Haken, federnde mit Ansatz
173,
Hakenbänder 240.
Hakenkreuz als Fibelforni 508.
— Graffit 333.
Hakenschlüssel 470.
Hakenschwert 485.
Hakenziegel 144, 198, 228.
Halbedelsteine 513/514,
Halbmond auf Ziegelstempeln
288, 803, 304, 305, 806.
Halbstiefel 482, 498,
Halden 237,
Halsketten 511.
Halsringe 1G7, 511.
Halstuch 482.
Hammer, beilartiger 215.
Hammer, eiserner 280.
— hölzerner 230.
— Keliefdarstellung 284, 402,
Hämmer 166, 210, 214, 219,
235, 237,
— ihre Verschiedenartigkeit
239,
— für Schuster 495,
— mit Spitzen 197.
Hammerschlag 237.
Hand, Bruchstück einer 159.
— von Bronze 409, 410.
— erhobene, Reliefdarstellung
402.
— mit gestreckten Fingern,
Reliefdarstellung 284,
Handarbeiten, weibliche 456.
Handbeil 208,
Handel mit Geräten 411,
Handhabung der Mühlsteine
414, 415,
Handmühlen 413.
Handmühlsteine 415.
Handquaderverband 221.
Hundwerksgeräte, eiserne, ge-
härtet 215,
Handwerkszeuge 204/241, 569.
Händler 105.
Hanfflechtwerk 166, 567.
Hanfseile 161,
Hanfwerg 459,
Hängegewicht 442.
Hängeeisen 232,
Hängesäulen 232.
Harz 459,
Haselnuß 178, 179, 548.
— Kerne 161.
Haselnüsse zur Bereitung von
Öl 461,
Hasen, ihre Fußabdrücke auf
Ziegeln, 551,
Haue 445.
Hauklingen 165, 235, 239, 532.
Hauptkastelle 43, 47.
Hauptverkehrswege 38,
Hausaltärchen 402/403,
Hausgeräte aus Metall 437.
Hausgottheiten 405.
Haushaltungsgegenstände 116.
Hausteine 280.
Hebe (Werkzeug) 213, 447.
Hebeeisen 569.
Heben des Baumaterials 222,
Heerstraßen 36.
Hefthaken 240.
Heftklammern 229,
Heftkrampen 228.
Heidengräber 51,
Heizkachel, Stempel einer 286.
Heizkammer 91.
Heizkanäle 254, 258.
Heizraum 251.
Heizröhren 228, 248, 257.
Heizungsanlagen 241/261.
Helme 482, 483, 484.
Helmverzierung (Bronze) 409.
Henkel von Bronze 162.
— aus Metall 484,
— von Glasgefäßen 457,
Henkelstempel 421,
Herde 241/244, 247.
— transportable 244.
Herz aus Goldblech 167.
Herzblatt als Interpunktion
283, 312.
Heugabeln 446.
Hilfsvölker 151.
Himation, Gewand des Genius
403.
Hindutempel 508.
Hippe 447.
Hippokamp 510,
Hipposandalen 527, 529.
Hirschgeweihe 454.
Hirschknochen 550.
Hobel 214.
Hobelbank (ihr Ersatz) 215,
Hobeleisen 214, 215,
— mit Inschrift (Stempel) 347.
Hobelgestelle 214, 215.
Hohe Mark- Akten 3,
Hohe-Mark-Genossenschaft 1,
Hohlkehle 215.
Hohlmeißel 214,
Hohlschlüssel 478, 479,
Hohlwege 30, 33.
— beim Kastell 551.
Hohlziegel 167, 199, 234, 235.
Hollunder 179.
Holz, Gewinnung 205,
— Bearbeitung 205.
— Spaltung 207.
— Behauen 208.
— als Baumaterial 177/182.
— Bedingungen für seine Er-
haltung 180.
Deutsches Sachregister.
595
Holzabdeckung des Walles
beim Erdkastell 85.
— der Kanäle 175.
Holzapfelbaum 179.
Holzarten 177/180.
Holzaufsetzungen 43.
Holzbaracken, Ersatz für Hüt-
ten 89.
Holzbauten 92, 216.
Holzbearbeitung , Werkzeuge
für 20, 206/216.
Holzbestand des Taunus 178
bis 180, 539.
Holzbohlen zur Abdeckung
der Brunnen 171.
Holzbrüstung 78.
Holzdübeln 158.
Holzeimer 435.
Holzfachwerk 44, 77, 222.
— Konstruktion 90.
Holzformen zum Stempeln der
Ziegel 190.
Holzgefäße 164, 166, 167.
Holzgegenstände, Veränderung
ihrer Form an der Luft 182.
Holzgeräte 432/436.
Holzgerüste 53.
Holzhammer 210.
Holzkeil 214.
Holzklammern 212.
Holzkohlen im Limesgräbchen
181.
— zur Heizung der Hypo-
kausten 248.
— ihre Herstellung 248.
— Handel mit 248.
Holzkohlenfeuer 244, 263.
Holzkohlenfeuerung 246.
Holzkonstruktionen 204/216.
Holzkübel 219.
Holzläden 121.
Holzleuchter 461.
Holzmaße 435.
Holzmatrizen 287, 314.
Holznägel an Schuhsohlen 499.
Holzpfähle 39.
Holzpfosten 51.
Holzproflle 215.
Holzrechen 160.
Holzriegel 465.
Holzröhren 147, 161.
Holzrost (im Brunnen) 166,
167.
Holzsandalen 162, 496, 497.
Holzschale 163.
Holzschaufeln mit Schippen-
beschlägen 446.
Holzschlägel 207.
Holzschloß mit P^isenschlüssel
471, 474.
Holzschlösser 467/471.
Holzschuhe 435,
Holzschüssel 434, 467.
Holzsohlen 499.
— mit Bronzebeschlägen 497.
Holzspäne zur Anfertigung
von Gefäßen 435.
Holzspalter 207.
Holzstoß 53.
Holztäfelchen zum Schreiben
449.
Holztreppen 262.
Holztürme 51.
Holzverbindungen 212, 213.
Holzverspannung 85, 415.
Homburg, Bronzedepotfund
447.
Französ. -reform. Kirche 4.
Kurhaus 559.
Lutherische Stadtkirche 4.
Landgräfliches Schloß 4, 146,
284, 560, 562.
— Weißer Turm 5, 58, 271,
275.
Mineralquellen 235.
Quellengebiet 31, 118, 183,
184, 259.
Römische Villa im Mineral-
quellengebiet 122.
Salzquellen 23, 63.
Spielpachtgesellschaft 11.
Tannenwald 177.
Homburg - Usinger Chaussee
6, 108, 169, 391.
— Funde bei ihrer Anlage 107.
Homerisches Schloß 466.
Hornglas 456.
Hornknöpfe 502, 503.
Hornnadel 163.
Hornperlen 511.
Huf der Pferde durch Flecht
werk geschützt 523.
Hufbeschlag 239, 522/533.
— Alter 522, 523.
— sein Fehlen an Denk-
mälern 523.
Hufbeschlag, Werkzeuge für
denselben 165, 531, 532.
Hufeisen 37, 125, 136, 165,
555.
— als Amulett 532.
— älteste Formen 529.
— ausgebuchtete 531.
— Breite 530.
— Fabrikmarken derselben
531.
— Falziinnen 530, 531.
— Form einer Töpfermarke
315.
— Fundumstände 527.
— für Zweihufer 531.
— Gewicht 529, 531.
— im Amphitheater gefunden
91.
— in Gräbern gefunden 530.
— Nagellöcher 529, 530,
— seltenere Formen 531.
— Stollen 529, 531,
— unfertige 531.
— Zahl 526.
Hufeisenfunde der Schweiz
526.
Hufhammer 239, 532.
Hufmesser 532,
Hufnägel 531.
Hufschutz, eine Notwendig-
keit bei steinigem Boden,
522, 523.
Hügel als Grenzmale 51.
— am Limes 50, 53, 54, 568.
Hügelanlagen 44.
Hügelgräber 20, 21, 31, 51.
Hügelgruppe am Weißenstein
46.
Hügelprofil 52,
Hülsenfrüchte, ihre Verarbei-
tung 425.
Hund, Attribut einer Haus-
gottheit 405.
Hundeknochen 550.
Hütten der Soldaten, Größe
89.
Hypokausten 118, 124, 125,
174, 222, 223, 228, 237,
238, 241/261, 566.
— im Kastell 257/261.
Hypokaustenpfeiler 194.
Hypokaustum, Reste eines älte-
ren unter der Villa 108,
38'
596
Register.
Jagdnetzo 550.
Jagdscenen auf T.-s.Gefilßen
431.
Jaspis 514, 515, 517.
Jet 513.
Ilexbljltter, Ornament 431.
Immerjrrün als Hinweis auf
römische Kulturplätze 106.
Iniperatorentitel 362.
Import des Öls 461.
— italischer, von Sigillata-
Gefäßen 429.
Inhalt der Amphoren 421.
— Angaben des, der Gefiiße
340.
Inschriften 107, 271/3.50, 567,
569/573.
— moderne, am Gräberhause
140, 141.
Inschriftsteine 122.
— ältere, als Sockel für Säulen
im Prätorium 94.
Intaglien 513.
Invasion, germanische 400.
Iris 456.
Isolierung (Trockenlegung) der
Wände 228.
Judenkirsche 542.
Kacheln 122, 194, 199/201,
248, 252.
— ihre Hers^tellun«? 199, 200.
— bei Hypokausten 256.
— zum Aufbau der Hypo-
kaustpfeiler verwendet 252.
Kachelstempel 287, 288.
Kaiser, ihre Beinamen und
Titel auf Stein in Schriften
272/276.
Kaiserbilder, Ort ihrer Auf-
stellung 93.
Kaiserinschriften 271,272/276.
Kaisernamen, ihre Entfernung
aus Inschriften 400.
Kaiserstatue 404.
— an der Porta decumana 75.
Kaiserstatuette (Bronze) 407,
408.
Kalbleder 493.
Kaliglas 456.
Kalk als Baumaterial 185.
— Bezug aus dem Mainzer
Tertiärbecken 217.
Kalk, gelöschter 217.
— Herkunft 185.
— Mangel an 85.
Kalkbrüche 185.
KalkJlora 539.
Kalkgruben 217.
Kalkknollen, ungare, 567.
Kalkmörtel 217.
Kalköfen 217, 554, 567.
Kalküberzug der Wände der
Kellerwohnungen 116.
Kalkwerke 176.
Kalt- Luft- Kanal 258.
Kaltmeißel 237, 239.
Kaltwasserbad 262.
Kaltwasserbehälter 262.
Kameen 513.
Kamin 258.
— gekuppelter 252.
Kamm aus Buchsbaumholz
166.
— eiserner 225.
— des Helmes 482, 484.
Kammdeckelringe 533.
Kämme 454.
— von Holz 197.
Kanal zur Ableitung des Bade-
wassers 91.
— um den Heizraum 252.
— zur Trockenlegung des
Kellerbodens 115.
Kanalheizung, strahlenförmige
254.
Kanal heizungen 251, 257, 258,
2.59, 566.
Kanalhypokaustum 255.
Kanalisation des Soldaten-
bades 174.
Kanäle, gedeckte 173.
— unterirdische 218.
— des Kastells 174.
— Profile 175.
— Zweck im Kastell 174.
— Kieselkanäle 175.
— Schweizerkanäle 175.
— mit Holzabdeckung 175.
— mit schrägen Wandungen
175.
— mit Trockenmauerwerk 175.
— aus Ziegeln 175.
— unter den Thordämmen 81.
Kanne mit schnabelförmigem
Ausguß 421.
Kanne (Reliefdarstellung) 402.
Kapitell eines Altars als
Schleifstein benutzt 413.
Kapuze 481.
— Kopf mit, 406.
Kardo 34, 83.
Karniese 215.
Karrenrad 163, 447.
Karst 445.
Kartenschiefer 149.
Kasematten 86.
Kasemattenartige Gelasse 86.
Kasserole 441.
— von Bronze 245.
Kassette 139.
Kastellanluge älter als die
Grenzmarkierung 111.
Kastelle :
Alteburg bei Arnsburg 41.
Alteburg bei Heftrich 16,
41,49, 71, 80, 84, 90, 94,
97, 115, 14.5, 185, 193, 213,
409, 423, 489, 551.
Alteburg bei Hillscheid 145.
Altes Jagdhaus 47.
Anhausen 146.
Äugst 84.
Butzbach 29, 41, 84, 289, 290,
326, 341, 438, 532.
Feldberg 1, 16, 25, 26, 43,
71, 80, 81, 84, 86, 111,
118, 145, 175, 18.3, 185,
193, 21.3, 241, 404, 412,
413, 445, 460, 490, 523,
568, 569.
Groß-Krotzenburg 41, 112,
289, 568, 569.
Grüningen 41.
Heidestock 47, 85.
Hofheim 569.
Holzhausen an der Heide
225, 240.
Hunnenburg (Butzbach) 3,
24, 112.
Kaisergrube 41.
Kapersburg 2, 41, 42, 43,
111, 118, 145, 504, 568.
Kastei 84.
Kessel Stadt 84.
Langenhain 41.
Lochmühle 2, 5, 17, 41, 43,
47, .54, 145.
Maisei 47, 54, 112, 146, 304.
Deutsches Sachregister.
597
Marköbel 41.
Nieder-ßieber 84, 225.
Ober-Floretadt 41.
Ockstadt 41.
Okarben 29.
Rückingen 41.
Seligenstadt 289.
Walldüren 84.
Wiesbaden 290, 551, 569.
Wörth 84.
Ziigmantel 16, 21, 30, 41,
43,47, 56,61, 71, 80, 112,
116, 145, 185, 213, 322,
406, 421, 429, 566.
Kasten, hölzerne 534.
Kastenbänder 136, 138, 139.
Kastenbeschläge 240.
— ihre Anwendung 480.
Kastenschloß 467.
Katakomben Roms 508.
Katapulte, ihre Aufstellung 82.
Kaufhaus 93, 109, 123/125,
167, 256.
— abgebrochen 109.
— abgetragen 125.
— Anlage 123.
— Benennung 123.
— Erbauungszeit 123.
— Grundriß 123, 124.
— Orientierung 123.
— Raum fürWaren Vorräte 124.
— Stallungen 124.
— Wohnungen für Händler
124.
Keile 205, 207.
— eiserne 219, 231.
Keilsteine 196, 222, 230.
Kellen, ägyptische 219.
Kellenabzug 226.
Keller 113, 220, 566.
— ihre Entwässerung 115.
Kellerwohnungen 116.
Keltische Namen der Töpfer-
.stempel 429.
Kerzen 459.
Kerzenhalter 459.
Kessel 245.
~ aus Kupfer 167, 441.
Kesselfeuerung 246.
Kesselummauerung 90.
Kettchen 410, 512.
Ketten 126, 128, 158, 166, 449,
533.
Ketten für Reibschalen 424,
425.
Kettengleichen 161, 163.
Kettenpanzer 481, 483.
Kiefern 178.
Kiefernholz 459.
Kienspan zur Beleuchtung
459.
Kiesel 37, 51.
Kieselschiefer 412.
Kind, Attribut einer Hausgott-
heit 406.
Kindergrab 136, 138, 407.
Kinderschuhe 163, 166, 498.
Kinderspielzeug 163.
Kinn.stück des Helmes 482.
Kirschen (Kerne) 161, 166.
Kirschpflaume 548.
Klammerlöcher 230.
Klammern, eiserne 212, 213,
232, 240.
Klappmesser 438.
Klebscheibe 163, 227.
Kleibbrett 227.
Kleie 425.
Kleinschlag 224.
Klempnerwerkzeuge 236.
Kloben 240.
Klobenbänder 240.
Klopfhölzer 207, 210.
Kloster Thron 2, 5.
Knöpfe 487, 502, 503, 519,
534.
— aus Glasfluß 538.
Kochgeschirre 242, 243, 245.
KochIöff"el 440.
Kochplätze 45, 126.
Kochsteine 244.
Kochtöpfe 245.
Kohlen von Holz im Limes-
gräbchen 50, 181.
Kohlenbecken 248.
Kohlenfeuer 246.
Kohlenmeiler 248, 553.
Kohorten als Teile der Legion
98.
— ihre Bezeichnungen siehe
bei «coZto/'s».
Kollektivfund von prähisto-
rischen ßronzegeräten 447.
— von Eisensachen 442.
— von Gefäßen 421, 424, 430.
— von Münzen 391/394.
Kombiniertes Pfeiler- und
Kanalhypokaustum im Ka-
stell 257.
Kommandant 122.
Kommandantur 95.
Kommission des Limes Ro-
manus in Deutschland
(1852) 11.
Kommunalständischer Ver-
band 15.
Konservator, Kgl. 16.
Konservierungder Mauern 219.
— des Holzes 181.
Konservierungsmethoden für
Altertümer 563, 564.
Kontre-Eskarpe 42, 100, 569.
Kopfsteine 221.
Kopfziegel 189.
Konstruktion der Wirtschafts-
gebäude 113.
Konstruktionen in Stein 216
bis 222.
— in Holz 204/216.
Konstruktives 204/241.
Konsularfasten 362.
Konsulwürde 362.
Korb aus Weidengeflecht 436.
— mit Blumen auf dem Schöße
einer Thonfigur 406.
Korbflechtereien 436.
Korksohlen 160, 164, 499.
Korkstöpsel 422.
Kornquetscher 414.
Körperpflege 452, 453.
Kosmetische Mittel 455.
Kosten der Ausgrabungen 15.
Kothurn 497.
Krahnen 222.
Kreisscheiben auf Ziegel-
stempeln 305, 307, 308.
Kreuz, Form des Schildes von
Ziegelstempeln 308, 310.
— in einem Armringe als
christliches Zeichen (?; 512.
Kreuze als Handzeichen (Graf-
fite) 333, 339.
Kreuzheizungen 248, 258.
Kreuznägel 198, 228, 240.
Kriegsbesatzung des Kastells
98.
Kriegstaktik 100/103.
Kriegswaffen, nicht in Gräber
beigelegt 138.
598
Register.
KriUelschriften 332.
Krone, dreizackige, einer Haus-
gottheit 406.
Krug, gehenkelter 419.
KrOge 135.
Krügelchen 166.
Krystallglas 456.
Kübel aus Holz 435.
Kübelchen 163.
Küche 9H, 120, 243.
— ihre Ausstattung mit Ge-
fiißen 432.
— der Villa 119, 120, 254.
Küchenfeuerung 120.
KOchentöpfe 422, 423.
Kugel aus Holz 435.
Kugeln von Gips 127.
Kugel basaltsteinbrüche 184.
Kulte, Vermischung verscliie-
dener 406.
Kulturstätten, vorrömische des
Taunus 414.
Kupfer als Münznietall 352.
Kupfergeld als Wertmünze
neben dem Silbergeld 352.
Kupferprägung, ihr zeitweises
Aufhören 353.
Kurbeln 172.
Kurhau8-Pachtge8ellschaft 15.
Kurzschwert 482.
Lagerfugen des Mauerwerks
219.
Lagerkommandant , Wohnung
des, 95.
Lagerstadt 105.
Lagerstraßen 88, 89.
Lagerung, unregelmäßige, im
Innern der Mauern 219.
Lampen 459, 461.
— aus Bronze 462.
— als Grabbeigabe 137, 461.
— ihre Herstellung 461.
Lampenstempel 345, 346.
Lämpchen als Grabbeigabe
137.
Landvermessung 34.
Landwehren 48.
Langschwert als Waffe der
Reiterei 482.
Lanzen 127, 134, 483.
Lanzenspitze als signuvi im
Limesgräbchen 491.
Lanzenspitze zum Werkzeug
umgearbeitet 208, 492.
Lanzenspitzen 136, 138, 442,
490, 491.
Lararium 95.
Lärchen 178.
Laterne 460.
Latrine 91, 174, 176, 316.
Latten, Auflager für Dach-
schiefer 236.
Laufgewicht 441.
Läufer der HandmOhlen 414.
Lava, Niederinendiger 52.
Leder 160, 162, 492.
— Bearbeitung 494, 495.
— Gerben 492.
— Glätten 493.
— importiertes 494.
— mit durchbrochenen Ver-
zierungen 499.
— verziertes 160, 493.
— Zurichtung 493.
— zusammengeklebtes 498.
Lederbecher 495.
Lederbereitung 492.
Lederhosen 481.
Lederkappe 482.
Lederkoller 162.
Lederpanzer 481.
Ledersachen 167, 495.
Ledersandalen 497.
Ledersohlen 161, 162, 163,
499.
Lederstücke 163, 166.
— gestanzte 499.
Lederwams 483, 499.
Legionen, ihre Stärke und
I^inteilung 98.
L: 234.
VHL: 119, 276.
XIV.: 55, 161, 207, 234.
XXIL: 57, 119, 271.
Siehe auch bei «legioi).
Legionsdenare 355, 356.
Lehm als Baumaterial 186,
216, 217.
— seine Behandlung zur
Ziegelbereitung 187.
— Verwendung bei Feue-
rungsanlagen 217.
— zum Fach werk bau 217.
Lehmausfüllung 222.
Lehmgruben 176.
Lehmschlag 186, 565.
— zur Festigung des Bodens
der Baracken 90.
— in Zelten 243.
— mit vegetabilischen StoflFen
vermischt 223.
Lehmstaakwerk 177.
Lehmsteinmauer 254.
Lehmverputz 186, 225.
Leichenhaus 139.
Leichenverbrennung 132, 133.
— am offenen Grabe 135.
— in einem Bretterkasten 134.
Leimen 214.
Leingewebe in Verbindung
mit Schuhen 499,
Leisten (der Schuhe) 498.
Leistenfabrikant , Werkzeug
eines, 498.
Lesesteine 36.
Letten 150.
— zur Verdichtung derWasser-
behälter 148.
Leuchter 459, 460, 461.
Leuchtpfannen 459.
Libralas 352.
Libralfuß , Abschaffung des,
353.
Lichtöffnungen der Türme 78.
Lichtzuführung in die Keller
115.
Ligaturen der Inschriften 401.
Lignit 180.
Limes 38, 54.
Limesdurchgang 40, 123, 174.
Limesmauer 221.
Limesstreifen 54.
Limestürme 221.
Limesuntersuchungen 568.
Limeswall 43.
Linde 178, 179.
Lindenholz 434.
Lineal 212.
Liniierung der Buchstaben-
reihen 277.
Linsenhalter 448.
Litorinellenkalk 185.
Lochaxt 160, 209.
Loch bäume 54.
Lochbeutel 208, 209, 214, 492.
Löffel 213, 439, 440, 455.
Löffelbohrer 147, 161, 209,
210.
Deutsches Sachregister.
599
Löffelchen 452.
Lohe als Gerbstoft" 493.
Lohgerberei 492.
Lonen 448.
Lötofen 244.
Löwe, zu den Füßen des
Genius 403.
Löwenkopf, Form des Aus
gusses an einem Gefäß 314.
Luftzirkulation in den Kellern
225.
— innerhalb der Wände 228.
Luftziegel 189.
Luppen 288.
Lydit 412.
Lyoner Schlag 414.
Makadamisieren 36.
Märkergeding 1.
Magazin 96, 181.
— die Bezeichnung 568.
Magazinbau 71.
Mainebene 19.
Maingebiet 63.
Mainkastelle 58.
Mainsandstein 401.
Male 53.
Malhorn zum Auftrag der
ßarbotine 427.
Manipelkastelle 46.
Manipeln als Teile der Ko-
horten 98.
Mansion 121.
Mantel 481.
— des Genius 403.
Mardellen 33, 176.
Marienglas 458.
Marketender 105.
Markscheide 53.
Marktplätze 49.
Markumgang 81.
Maß, römisches 68.
Massenfunde von Münzen
891/894.
Massengrab 187.
Massivbauten 92.
Maßstab 212.
Material für Mühlsteine 414.
— für Straßenbau 87.
Matrizen zur Münzprägung
859.
— für Töpferstempel 314.
— für Ziegelstempel 190, 287.
Matronen 406.
Matten als Bodenbelag 121.
Mauerbreschen , Reparatur
derselben 65,
Mauerklammer 161.
Mauerkrone, Kopfschmuck
des Genius 403.
Mauerlatten 213, 282.
Mauern, gemörtelte, 41.
Mauernischen der Keller 118.
Mauerstärken des Kastells 78.
Mauersteine 219.
Mauerverbände 216, 220/222.
— mörtelioser 220.
— unregelmäßiger 220.
— Fischgräten verband 221.
— Quadermauerwerk 221.
Mauerverputz 225/227.
Mauerwerk, mörtelloses, 220.
Maultierleder 498.
Maurerhämmer 219.
Maurerkellen 219.
Maurerwerkzeuge 218, 219,
569.
Mehlbeerbaum 179.
Meißel 160, 166, 208, 209,
214, 442, 492.
Meißelartiges Eisen 197.
Merkur-Altar 141.
Messer 75, 438, 495.
— aus Feuerstein 412.
Messerchen 264.
Messergriffe 488.
Messerklingen 127, 162.
Meßinstrumente 212.
Metallarbeiter, ihre Werk-
zeuge 287.
Metallfolie 455.
Metallgeräte, Nachahmung in
Thon 429, 430.
Metallmatrizen 814.
Metallspiegel 455.
Metallstempel 191.
Meteor was.ser 147.
Militärdiplome 56.
Militärfabriken 198.
Militärhandwerker 192.
Militär-Intendantur 96.
Militärstempel 254.
Millefiori 521.
Milleflorigefäße 457.
Millefioriperlen 511.
Mirabellen 166.
Mischkrüge 115.
Mistgabel 446.
Mithrasdenkmäler (Heddern-
heimer) 402,
Mithrasheiligtum 112.
Mithrasskulpturen 404.
Mithräum 271, 405,
— zu Groß-Krotzenburg 289.
— in Heddernheim 508.
Mittelpfeiler der Porta decu-
mana 74.
Modelleur der Reliefverzie-
rungen auf Gefäßen 314,
430.
Modellschüsseln (für Lampen)
461.
INIodius fGemmendarstellung)
517, 519.
Monogramm Christi 573.
Mörser 415, 416.
Möbel, hölzerne 433.
Mörtel 219.
— chemische Analyse 217.
— Verwendung bei der Ziegel-
deckung 235.
Mörtelmaterialien 185, 186.
Mörtelverputz 226.
Mörtelwulst am Boden der
Baderäume 91.
Moselsandstein 401.
Mühlen, ihre Konstruktion
414.
Mühlsteinbruchstücke 52, 163.
Mühlsteine 160, 166, 167, 413
bis 415.
— trichterförmige 415.
— Bearbeitung der 231.
Mühlsteinfabrikation 414.
Mulosandalen 529.
Münzen 7, 46, 184, 185, 154,
157, 162, 165, 166, 167, 815,
851/400, 567, 573, 574.
— abhanden gekommene 7.
— als regelmäßige Grabbei-
gabe 139.
— des Claudius Gothicus 59.
— ihre Gesamtheit 397, 574.
— in den Kellern gefundene
117.
— Massenfund von 1816 7.
— verschenkte 8.
— Verwertung für die Chro-
nologie 400.
600
Register.
Münzen von der Saalburg in
Privatbesitz 394.
Münzfunde im Kastell 62.
— in der Pnietentura 395.
Münzverschlecbterung 354.
MünzprJtgnng 358.
Muscbelkalk 1X5.
Muschelkalkstücke 52.
Museumsdiener 563.
Nabe 161, 447.
Nabenringe 161, 163, 448.
Nachschlüssel 474.
Nachtschatten 541, 542.
Nackenschild 482.
Nadelhölzer 177.
Nadeln 128, 503.
— aus Bein 161.
Nadelscheide der Fibeln 504.
Nagelloch derDachschiefer 236.
Nagelschere 439.
Nagelschmied, Werkzeug des,
237.
Nagelzange 455.
Nagelzieher 216.
Nägel 116, 127, 128, 134, 135,
136, 138, 139, 160, 162,
212, 232, 240, 442, 555.
Nähnadeln 503.
~ für Schuster 495.
Nassauischer Verein für Alter-
tumskunde, seine Auegra-
bungen am Pfahlgraben 9.
Natronglas 456.
Nebenkanäle 175.
Nebenkastelle 43.
Netzmauerwerk 221.
Nephrit 412.
Niddaebene 41.
Niederlassung, die Bürgerliche,
ihre Ausdehnung 105.
— früher aufgegeben als das
Kastell 62, 107.
— System ihrer Bebauung 1 08.
— als Wohnort der AVirte und
Krämer 105.
Niedermendiger Basaltlava (für
Mühlsteine) 414.
Nischen in den Kellern 113.
Nominale, kleinere 354, 355.
Normalwohnhaus, römisches,
Ähnlichkeit desselben mit
dem Praetorium 95,
Notringe (federnde) 449.
Nüsse 166.
Nut bei llolzarbeiten 215.
Nyraphenstein 32, 146, 284,
285, 401, 402.
Oberleder der Schuhe 493.
— kurzes 499.
Obstanlagen bei der Saalburg
110.
Obstbau 443.
Obstkerne 166.
Offiziers-Kasino 121.
Ohrenziegel 198, 228.
Ohrringe 512.
Okulistenstempel 349, 452.
Ökonomiehandwerker 494.
Öle 455.
Ölfrüchte 461.
Ölgerberei 492.
Österreichisch türkische Mili-
tärgrenze 48, 49.
Onyx 517.
Opakes Glas 456.
Operation des Staares 452.
Opferraesser aus Eisen 402.
— Keliefdarstellung 283, 402.
Opferschale der Altäre 401.
— in der Hand des Genius
403.
— Reliefdarstellung 402.
Ordinaten 34.
Orientierung des Erdkastells
82.
Ornamentale Verzierung der
Thongefäße 430.
Ornamente , figürliche , von
Erzgeräten 409.
Ornamentierung der Gefäße
429/431.
Ortband aus Bein 161.
Ortbänder 482, 485.
Oxydzusatz zum Thon 428.
Packnadeln 537.
Pallisaden 39, 75.
Pallisadierungen 106.
Palmetten (Bronze) 408.
Panther (Gemmendarstellung
518.
Pantoffeln 167, 495, 497, 499.
Panzer 481.
Papyrus 451.
Parzellierung des Ackerlandes
bei der Saalburg 110.
Patrouillen am Pfahlgraben
42, 45.
Pech 167, 181, 421, 459, 535.
— Anstrich mit, zur Konser-
vierung von Holz 181.
Pechkohle 513.
Pergament 451.
Pergamentgerberei 492, 498.
Peristyl des Praetorium 64,
94, 409.
Perlen 511.
Petschaft, Gemmen als, 515.
Pfahlgraben 9, 32, 38.
— Ausbiegung vordem Kastei
111.
— Besitzgrenze noch in nach-
römischer Zeit 3.
— Grenze der hohen Mark 1.
Pfahlgrabenprofile 43.
Pfahlreihe 39.
Pfanne, Gefäß, eisernes 219.
Pfannen (der Thore) 81, 83,
240.
Pfau (Attribut der Juno) 387.
Pfeifenthon 405.
Pfeiler aus Sandsteinen 127.
Pfeilerehen als Stütze für den
Estrich 224.
Pfeilerhypokausten 257, 258,
259.
— ihr Aufbau 250, 251.
Pfeilspitzen 442, 490, 492.
Pferd, antikes, von Bronze in
Rom 524.
Pferdegeschirr 533, 534.
— Beschläge desselben 487.
Pferdeknochen 550.
Pferdeschuhe 158, 160, 526,
527, 529.
Pferdeställe 530.
Pferdeschwemmen 148.
Pfetten 232.
Pfirsich 548.
— Kerne 161.
Pflanzen des Saalburg-Gebietes
539/548.
Pflanzenbast 459.
Pflanzenornamente auf T.-s.-
Gefäßen 431.
Pflaumen (Kerne) 161.
Pflug 447.
Deutsches Sachregister.
601
Pflugschar 447, 490.
Pfostenlöcher 51.
Pfostenstellungen 213.
Pfriemen 160, 495.
— mit Inschrift 346, 847.
Phallen auf Gesichtsurnen
422.
Phallus als Amulett 512.
Phoenix 372.
Phylitte 149.
Pilura 93, 483, 489.
— Beschaffenheit und Ge-
hrauch 100.
— Wurfweite 98.
Pinie 179.
Pinienholz 163, 166, 450.
Pinnägel 499.
Pinsel 227.
Pinzetten 128, 264, 452, 455,
462.
Plastische Arbeiten in Bronze
407/410.
Platten (Ziegel-) 122.
Plattenstraßen 37.
Plattenziegel 194/196, 247.
Plattierte Denare 354.
Pliniusgarten 547.
Polenta 416, 425.
Polieren der Metalle 412.
Polierung des Verputzes 227.
Postamentsteine der Säulen-
halle im Praetorium, von
Denkmälern herrührend 65.
Postenkette 40.
Postverkehr 449.
Präfekt der Räter 122.
— der II. Kohorte 277.
Prägestempel zur Herstellung
von Münzen 358.
Prägestock 359.
Prähistor. Bronze-Armringe 32.
Praetorianerlager 69, 70, 86.
Preißel beere 540.
Privatwege 35.
Privatziegler 190, 193, 194, 254,
287, 288, 311.
Probationsstempel 289.
Profil der Amphoren 421.
Profile der Gefäße als Hülfs-
mittel zur Datierung 429.
— des Kastells 87.
— der Eeibschalen 426.
— der Steinskulpturen 231.
Profile des Wallgrabens beim
Erdkastell 83.
Prunkscheiterhaufen (Münz-
bild) 361.
Pultdach 232.
— über den Umgängen des
Atriums 94.
Pumpenstock 161.
Putten auf T.-s.-Gefäßen 431.
Putzsand 566.
Quadermauerwerk 221.
Quadrierung des V^erputzes
225.
Qualitäten der Terra sigillata
429.
Quarzporphyr, Mühlstein aus,
415.
Quarzit 37, 149, 150, 182.
Quarzitklippe 41.
Quarzitmauerwerk 258.
Quarzitplatten zur Begrenzung
der Feuerstätten 243.
Quarzitsplitter im Innern der
Reibschalen 425.
Quellen im Saalburggebiet 146.
Queraxt 209.
Querhölzer 165.
Querriegel 480.
Quinar 353, 354.
Kaben (Skulpturen) 404.
Rad (des Wagens) 447.
Räder 167, 172.
Radsporen 535.
Rahmenwerk der Thore 78.
Rasenabdeckung bei flachen
Dächern 232.
Rasendeckung zur Erhaltung
des Mauerwerks 268.
Raster 160, 443.
Rätischer Limes 39.
Rauchabzug 245, 246, 251, 252.
Rauchröhren 247.
Räuchermaterial 535.
Räucherpfanne, Reliefdarstel-
lung 283, 284, 402.
Rauhbank 214.
Rechen 163, 443.
Reduktionszirkel 212.
Regenbogenschüsselchen 18,
357.
Rehgeweihe 454.
Rehknochen 550.
Reibahle 495.
Reibebrett 227.
Reibescheibe 227.
Reibschalen 158, 424/426.
— ihre Verwendung 425.
Reichsgrenze 50.
Reichs-Limes-Kommission 16,
38.
Reif (des Rades) 447.
Reisealtärchen 403.
Reiseflasche 457.
Reisig 459.
Reitbahn 88.
Reiter, Reliefdarstellung 408,
482.
Reiterlanze 483.
Reiterstandbild des Großen
Kurfürsten in Berlin 524.
— des Bartolommeo Colleoni
524.
— des Gattamelata 524.
Reiterstatue des Marc Aurel
523.
Rekonstruktionen :
Altkönig-Ringwälle 86.
Baracken 89, 232.
Befestigung des Erdkastells
83.
Brunnenoberbau 170.
Canabae 114.
Dächer 233.
Herde und Kochplätze 242,
243.
im Museum aufgestellte 562.
Kastellecke 268.
Mühlen 414.
Pfahlgrabenturm 233.
Pilura 489, Taf. XII.
Porta decumana 73.
Porta principalis dextra 73,
78, 213.
Praetorium 92, 232.
Sacellum 94.
Schiebeschloß 142.
Schlösser 465, 469, 470, 474,
475.
Thore des Kastells 85.
Umfassung des Kastells
85.
Zinnen 70.
Reliefdarstellungen auf den
Seiten der Altäre 402.
602
Register.
ReliefÖKur, steinerne 404.
Reliefivöpfe (.it'rnianen) 408.
Reliefs :
Amorund Psyche (Thon)406.
Apollo mit dem Sonnen-
wagen (T. 8.) 431. [173.
Brunneneimer (Bronze) 171,
Reiter (Bronze) 483.
Reliefverzierung an Terra sijjil-
lata 430.
— iiire Herstellung 430.
Kennherde 558.
Rennöfen 555.
Reparatur, alte, eines Holzge-
fiißes 434.
Reparaturen, alte, an Terra-
sigillata-Gefäßen 429, 434.
Keecribierte Inschrift 281.
Restitutionsmünzen 361.
Rezept eines Augenarztes 350.
Rheingrenze 58.
Riegel 465/480.
— federnder 478.
Riegelverschlüsse 466.
Riemen an Thüren 466.
Riemenbeschläge 487.
Rienienhalter an Sandalen 497.
Riemenschnallen 509.
Riemenschuh 482.
Riemenwerk, seine Verbin-
dung 503.
Rieselkanäle 36.
Rinderhufeisen 531.
Rinderknochen 550.
RindHleder 492.
Ringe 107, 128, 163, 167, 442,
449, 533, 534.
Ringfibeln 509.
Kingschlüssel 162.
Kingwälle 17-21, 84.
— Erbauungszeit 20.
— ihr Zweck 20.
— in Böhmen 19.
— in der Lausitz 19.
— in Schottland 19.
— im Taunus:
Altenhöfe 19, 26.
Altkönig 18,19,86,216.
Bleibeskopf 20.
das Bürgel 19.
Cransberg. Kapelle 20.
Eichberg 20.
Gickelsburg 17, 20, 217.
Goldgrube 20, 32.
Hausberg 19, 20.
Hftnerberg 19.
Rinnsteine 176.
Risalite 82.
Rittergräber 51.
Robinienbaum 179.
Rodhacke 445.
Köhrchen aus Bein 573.
KoUengestell 537.
Römerstraßen 35. [34.
— Elisabethenstraße 29, 32,
— HeddernheimSaalburg 29,
30, 34, 126, 130, 166, 184,
280, 349, 400, 443.
— Linden weg 29, 31.
— Mainzer Straße 31, 33.
— Obererlenbach-Saalburg29.
— «Pflaster weg» vom Alt-
könig zum Kastell Feld-
berg 1. [126.
— Saalburg -Wetterau 1, 31,
— Steinstraße 31.
— Weinstraße 31, 184. [123.
— - nach dem «Eisern Schlag»
Römische Ansiedlungen 33.
«Römische» Wagen 441. [350.
Rohleder, Schriftzeichen auf,
Rohrfedern 451.
Rohrverputz-Decke 226.
Rolle von Eichenholz 158.
— mit Eisenbeschlag 161.
— aus Rüsternholz 166, 171.
— von Münzen 394.
Rollen 171.
Rosetten (Töpfermarken) 314.
Rosettendekoration am Ge-
sims der Altäre 401.
Roßmühlen 413.
Rost zum Braten 245.
Rotbuche 179.
Roteisenstein 553.
Rotgerberei 492.
Rotliegendes 37, 182, 183, 401.
Rugenbücher 2.
Runde Türme 44.
Rundgraben 51.
Rundnadeln 37, 537.
Rundsehanze 21.
Rundstempel der coh. IUI.
Vind. 293. [303/307.
— der leg. XXII. P. P. F.
— auf Terra sigillata 327.
Rundziogel 196.
Russische Militärgrenze 48.
Rüsternholz 166, 171.
Rüstlöcher 222.
Saalbücher 24.
Saal barg, das Standlager der
coh. II. Raet. 290.
Saalburggebiet, Ankauf des-
selben durch den Land-
grafen Friedrich Joseph 9.
Saalburg-Kommission 12.
Saalburg- Litteratur 14.
Saalburg-Museura 14, 141, 173,
393, 462, 5.59;564.
Saalburg- Restauration 11.
Saalburg- Verein 13, 14, 15, 140.
Saalgraben 110, 150,175,551,
552.
Säge, HolzgrifT einer, 434.
Sägen 205, 207.
Salband 24.
Salben 455.
Salbenfläschchen 453, 457.
Salbenplättchen 453.
Salbentöpfchen 428.
Salz 24.
Saraische Erde 428.
Sammelbehälter für Wasser
147, 148.
Sammlung des Historischen
Vereins für das Großher-
zogtum Hessen 391, 397.
Sand als Baumaterial 185.
- rascher 218. [tung 217.
- scharfer, zur Mörtelberei-
Sandalen 160, 162, 166, 167,
495, 496, 497. [Trier 403.
Sandstein aus der Gegend von
- Vilbeler 182, 183.
Sandsteinbrüche bei Lohr 413.
Sandsteinstücke zum Schärfen
größerer Werkzeuge 413.
Satteldach 231.
Sattler 494.
Sattlermesser 438.
Sauerkirsche 548.
Säule mit Inschrifttafel 402.
Säulenbasen 402.
Schabeisen 455.
Schachbrettmuster(Graffit)339.
- bei Schmelzschrauck 521.
- auf Ziegeln 197.
Deutsches Sachregister.
603
Schachtbrunnen 152/157, 160
bis 166, 169, 567.
— hintermauerter 160.
Schafleder 493.
Schafscheren 439.
Schafsknochen 550.
Schaftlappen zur Befestigung
der Stiele 219.
Schaftstücke von Säulen 402.
Schale aus Bronze 245, 441.
— eiserne 163.
— von Zinn 167.
Schalen (Thon) 134.
— der Wagen 441, 442.
Schanzen 21.
Schärfen der Mühlsteine 414.
Scharnierbändchen 434.
Scharnierbänder 160, 241, 480.
Scharnierwangen der Fibeln
504.
Scharriereisen 231. [231.
Scharrieren, das, der Steine
Schatullen 434.
Schatullenschlüssel 480.
Schatzgräber 10, 157, 164.
Schaufeln 219.
Scheibenfibeln 507.
Scheide des Schwertes 482.
Scheidemünze 353.
Scheiterhaufen 132, 135.
Schellen 534.
Schellenklöppel 534.
Schemelnägel 162, 448.
Schemelstütze 448.
Scherben als «Zeugen» in
Grenzhügeln 52.
Scheren 127, 439.
Schiebeschloß, eisernes 471.
Schiebeschlösser 136.
Schiebeschlüssel 75, 128, 160,
165, 442, 467. [260.
— als Feuerstahl verwendet
Schiefer 150.
— metamorpher 149.
— zur Dachdeckung 233.
Schieferdeckung 144.
Schiefereindeckung 235.
Schieferplatten, Durchbohrung
der, 235.
Schieferplättchen 52.
Schild 482.
Schildchen (Bronze) 462.
Schild beschläge 484.
Schildbuckel 482, 484.
Schildform der Stempel 287.
Schildgriffe 75.
Schildkrötenfibel 521.
Schildrand, gezähnter, der
Stempel 296.
Schildverzierung (Bronze) 409.
Schindeldach 233.
Schindelraesser 207.
Schindeln 77, 171, 207, 233.
Schindeln und Stroh zur Ein-
deckung der Baracken 90.
Schippen 219, 446.
Schippenbeschläge von Holz-
schaufeln 446.
Schlachthaus 126.
Schlachtstein 439.
Schlackenhalden 201, 555.
Schlackenwälle 19.
Schlag, schwerer, 219.
Schlageisen 231.
Schläge 48.
Schläger 230.
Schleier, an Thonfiguren 406.
Schleifsteine 227, 412, 413.
Schlempe, ihre Anwendung
480.
Schlempen 472, 476.
Schlichtfeile 239.
Schlickerthon 427.
Schließen 240.
Schließhaken 503.
SchHff des Estrichs 224.
Schlitzzapfen 213, 232.
Schloßblech 472.
Schloßnägel 472.
Schlösser, ihre technische Ent-
wicklung und Einrichtung
463/480.
Schlosserarbeiten 236/241.
Schlosserwerkzeuge 236.
Schloßmodelle 462.
Schloßteile 136, 139, 240, 462.
Schlupfpfähle ^7, 536, 537.
Schlüssel 125, 136, 138, 240,
462/480.
— aus Bein und Hörn 467.
— ihr technischer Zweck 467.
Schlüsselbart, seine Einteilung
475.
Schlüsselgriffe 410.
— mit durchbrochenen Ver-
zierungen 479.
Schlüsselgriffe mit plastischen
Figuren 479.
Schlüsselringe 513.
Schlüsselrohr 477.
Schlüsselschild 472.
Schmelzlöffel 440.
Schmelzöfen 237, 244, 558/555.
Schmelzschnmck 519/522.
— Technik 520, 521.
— an Knöpfen 503.
Schmelztiegel 428, 536.
Schmiedearbeiten 236/241.
Schmiedeeisen 554.
Schmiedewerkzeuge 236, 237.
Schmiedezange als Fabrik-
marke auf einem Messer
438.
Schminke 455.
Schmucksachen 107, 500/522.
Schnallen 138, 488, 508/511,
534.
— verschiebbare 510.
Schnappschloß 478.
Schnecke (Gemme) 519.
Schnell wage 441.
Schnitzmesser 216.
Schnürlöcher der Schuhe 498.
Schnürschuhe 167, 498. [435.
Schnurre, ein Kinderspielzeug,
Schöpfkelle 440.
Schöpflöfi"el 440.
Schöpfrad 447.
Schornsteine 245, 247, 253.
Schornsteinkonstruktion 246,
Schrägstellung der Beilstiele
208.
Schrankbänder 241.
Schraube 537.
Schreibgeräte 449/452.
Schreibgriffel 449, 450.
Schreibrohr 451.
Schreibtafeln 450.
Schreibtäfelchen 435.
Schreinerwerkzeuge 210, 212,
213, 214, 215. [167, 350.
Schrifttäfelchen 160, 161, 166,
Schrotsäge 207.
Schubriegelschloß 468. [161.
Schuh aus einem Stücke 160,
— mit Goldpressung 160.
— verzierter 498.
Schuhe 166, 495, 567. [497.
— offener und gesghlosseiier
604
Register.
Schuhe, verzierte 126,
— zerrissene, in Brunnen 169.
— zum Scluitz il.Tiorhufer)23.
Schuh form bei Fibeln 494.
— beiAnmlettenkä8tcl»en494.
Schuhraachermesser 438.
Schuhmacherwerkzeuge 495.
Schuhnägel, eiserne und höl-
zerne. 499.
Schuhsohle ( Form eines Stem-
pelschilde») 288, 307.
Schuhsohlen 161, 163, 165,
— ihre Herstellung 493.
— mit Schriftzeichen 350.
Schuhwerk 110, 160, 165, 166,
492/499. [Mainz 494.
Scbuhzeug, Gesamtfund in
Schulterkappen 481.
Schuppenmotiv 402.
Schüreisen 244. [255, 2-58.
Schürlöcher 120, 124, 222, 251,
— mit Eisen gedeckt 258.
Schüssel aus Bronze 160.
Schüsseln, Holz-, 162, 213,434.
-Thon-, 134,163, 166,423,424.
Schuster 494.
Schusterhammer 216,
Schwalbenschwanz (Form der
Holzverbindung) 213.
Schwalbenschwänze am Stem-
pelschild 296. [menten 239.
Schwamm, an eisernen Instru-
— zur Feuererzeugung 260.
Schwammbildung an eisernen
Werkzeugen 207.
Schwefel 536,
Schwefelhölzer 261.
Schwefelstückchen 260.
Schweineknochen 550.
Schweißung 238.
Schwelle als Träger der Fach-
werkbauten 222.
Schwellen von Stein 230,
Schwellenkonstruktion bei den
Brunnen 171,
Schwert 482.
— mit Widerhaken 137, 485.
Schwertgriff 482,
Schwertscheiden 485, [487,
Schwertscheidenbeschläge 486,
Schwindmaß 194.
Schwitzbad 91, 122, 263.
Schwungräder 167, 172, 173.
Schwurhand 284, 402.
Seepferd (Gemme) 519.
Seihlöffel 440,
Seile 163, 170.
Seilerhörnchen 537,
Semunzialfuß 353,
Senkblei 212. 226.
Senkel 212. [346.
— von Bronze mit Inschrift
Sensen 446,
— Schärfen der, 413,
Serizitschiefer 149, 150, 183,
Serpentin 412.
Sesterz 353, 354,
Sichel, gezähnte, 447.
Sicheln 446, 447,
— prähistorische 447.
— Schärfen der 413.
Sickerkanäle 151.
Sieb aus Bronze 441,
— aus Thon 421,
Siegelring, goldener, 7.
Siegelringe 513.
Silbergeld , Verschlechterung
des Korns 355,
Silbermünzen 137, 354/356,
365,391,392,893,395,574.
Silbernominale, kleinere 355.
Silberprägung, Beginn der, in
Rom 354. [römischen 352.
Silberwährung, Beginn der
Sitzbänke im Baderaum 91.
Skulpturen, handwerksmäßige
Herstellung 401.
Skulpturteile 131,
Sockelprofile 231,
Sohlbank 230.
Sohlen, benagelte 499.
— aus Rindsleder 493,
Soldatenbad 66, 91, 109, 111.
Soldatenhütten 88.
Soldatenschuhe 499.
Soldatenwohnungen 69, 86,
Sonden 452.
Sonnenwagen, Apollo mit dem,
auf T.-s.-Gefäßen 431.
Spachteln 227,
Spalten der Steine 231.
Spaltmesser 205, 207.
Spannseil für Sägen 208.
Spaten 445, 446.
Sparren (Dach) 232,
Speer 483.
Speichen 161, 167, 447, 448,
Speisesaul in der Villa 119.
Speise und Trank als Grab-
beigabe 135, 136, 139,
Sperrbolzen (im Schloß; 468.
Sperrstiften (im Schloß) 468.
Spiegel 455.
— Glas mit MetiUlfolie 455.
— Glas mit Zinnfolie 164.
Spiegelgriff 410.
Spielpachtgesellschaft zu Hom-
burg, ihre Aufwendungen
für die Ausgrabungen 11.
Spielmarke 391, 397, 538.
Spielsteine 163, 538.
— aus Gefäßbruchstücken 432,
Spindel 456,
Spinnwirtel 456,
Spitzdach 232.
Spitzeisen 231.
Spitzen, das, der Steine 231.
Spilzgräben 81.
Spitzhaue 231,
Spitzklammer 215,
Spitzmeißel 231,
Sporen 483, 534, 535. [91.
— im Amphitheater gefunden
Staaken 229.
Staakwerk 94, 116, 186, 222.
Staar, Operation des 452.
Staatsbeitrag zu den Ausgra-
bungen 15.
Staatsregierung 15.
Staatsstraßen 35,
Stabkehle 215,
Stahl (Feuer-) 260.
Stähle (zum Schärfen) 439,
Stallgabel 446,
Stallungen 124.
Stampfer (Holz) 159, 221, 222.
— für Mörser 416.
Standlager der coh. II. Raet,
(die Saalburg) 290, [53, 82,
Standlinie bei der Vermessung
Standort der Denkmäler 404.
— einer Statue des Genius
centuriae 405. [399.
Statthalter von Obergermanien
Statue von Bronze 64, 407.
— Bruchstücke aus Basalt 75,
— Genius der Centurie 401,
— überlebensgroße weibliche
V. Bronze, im Praetorium 95,
Deutsches Sachregister.
605
Statue an d. Porta decumana 75.
Statuetten von Bronze : Gany-
med 7.
— Marc Aurel (7) 94, 349.
Stecheisen 208.
Steigbügel 534.
Stein als Baumaterial 182/185.
Steine, geglättete 412.
— geschnittene 107.
— Verankerung mit Holz 216.
Steinäxte 412.
Steinbänke 433.
Steinbauten 216.
— Abneigung der Germanen
gegen diese 205.
— älteste ohne Mörtel 216.
Steinbickel 75.
Steinbohrer 235.
Steinbrüche, röm. 176, 182.
— auf dem Felsberg 416.
— bei Vilbel 230.
Steindenkmäler 107.
Steingeräte, prähistor. 411,412.
Steingestell 53.
Steinhämmer 412.
Steinhaufen 53.
Steininschrift mit gefärbten
Buchstaben 276.
Steininschriften 271/285, 569.
Steinkastell 67, 87, 123, 220.
Steinkiste 53.
Steinkonstruktionen 216/222.
Steinlaibungen 463. [184.
Steinmaterial für Skulpturen
Steinmeißel 231.
Steinmetzarbeiten 230, 231.
Steinmörser, moderne Verwen-
dung 416.
Steinmühle 185.
Steinpackung 218, 223.
Steinperiode der Kastelle 61.
Steinprofile 231.
Steinrasseln 41.
Steinschnitt, Technik des, 514.
Steinschotterung in den Fun-
damentgruben 219.
Steinsetzungen 52.
Steinzeilen (wagrechte) 219.
Stellmacher, Werkzeug 210.
Stemmeisen 208, 214. [341.
Stempel auf Amphoren 340,
— auf Amphorenhenkeln 421.
Stempelschild 287.
Stempeisohneider 287.
Sterne als Handzeichen (Graf-
fite) 333. [306.
— aufZiege]stempeln288,305,
Stich blatt eines Dolches 485.
Stiefel mit umgeschlagenen
Schäften (Geniusstatue; 403.
Stiele (Holz) 180.
Stielloch, konisches, der Werk-
zeuge 219. [301.
Stier auf Ziegelstempeln 288,
Stierschädel (Bronze) 409.
Stiften (Bronze) 434.
Stilus, Anschleifen des, 413.
Stirnschild 482.
Stock (Klempneramboß) 237.
Stockwerke der Thortürme 75.
Stollen 151.
— der Hufeisen 529, 531.
Stöpsel zum Verschluß der
Krüge 422.
Stör (Schild eines) 550. [550.
— sein Vorkommen im Rhein
Störungen im Besitz Germa-
niens 399.
Stoß, gerader und schräger,
mit Verkjammerung 213.
Straße, alte, unter der Exer-
zierhalle 66.
Straßen, römische, siehe «Kö-
merstraßen».
Straßenbau, römischer, 34, 35.
Straßen profile 36.
Streben 232.
Strebepfeiler am Praetorium 93.
Streberiegel 480.
Streichen der Ziegel 188.
Striegel 455.
Stroh zur Dachdeckung 233.
Stroh zur Eindeckung der
Baracken 90.
Strohdach 232, 233.
Strohdecken als P'ußboden-
belag 224.
Strohlehm 229, 233.
Strohmatten 433.
Strohschuhe für Pferde 528.
Stückung (Fachwerk) 222.
— der Fundamentschicht 218.
Suastika-Zeichen 508.
Sumpfschwein -550.
Syenit 52.
— Mörser aus, 415.
Syenitsteinbrüche, römische,
auf dem Felsberg 416.
Sylphen 406.
Symbolische Namen und Dar-
stellungen auf Münzen S64.
Talg 459.
Talglichter 459.
Tannenbaum auf Ziegelstem-
peln 288, 302, 304.
— Graffit 333.
Tannenholz 177, 459.
Tannenwaldallee 30.
Tasche mit 3 Messern, Relief-
darstellung 402.
Taschenmesser 438.
Tauben, Relief von Thou 407.
Taunusklub, Homburger 547.
Taunuslimes 39.
Taurobolien 485.
Tauschierung 450. [264.
Technische Ergebnisse 143 bis
Teilung der Mark (1813) 1.
Teller von Holz 213.
— von Thon 138, 423, 424.
Teppiche (Fußboden) 121, 224.
Terraingefälle im Kastell 88.
Terra sigillata als Töpferma-
terial 428. [bis 432.
Terra-sigillata-Gefäße 165, 428
Dekoration 430.
Färbung 428.
Figürliche Reliefs 4.30, 431.
Formen 430.
Formschüsseln 429.
Glasur 428, 429.
Graffite, ihr Zweck 429.
Häufigkeit in der Bürger-
lichen Niederlassung 106.
Import aus Italien 429.
Kollektivfund 430 bis 432.
Modelleur der Verzierungen
430.
Qualitäten 429.
Reparaturen, alte, 429.
Terrazzo 224.
Thermen, Stabianer 228.
Thermen des Konstantin 524.
Thon als Baumaterial 186.
— seine Behandlung bei der
Töpferei 419.
Thonfigürchen 405.
Thonfliesen, mittelalterl. 166.
606
Register.
ThongefUße 131, 165, 245, 416
bis 432, 567.
Thongruben 176.
Thonkaclu'ln 247.
Thonkugeln 198.
Thonleuchter 461.
Thonröhren, zur Wasserleitung
geeigneter als Blei- und
Ilolzröhren 147.
Thonschiefer 37, 182.
— Inschrift auf 349.
Thoningel 79.
Thorunschläge 73, 79, 80, 240.
Thore des Kastells 72/80.
Thoreingang, lichte Weite beim
Erdkastell 87.
Thorhöhe 78.
Thorlaibnng, nach außen ab-
geschrägt 86.
Thorniigel 75.
Thorpfanne 79.
— eiserne 83, 86, 240.
Thorpfosten 463.
Thorpfostenstärke 86,
Thorriegel 80.
Thorschlösser 463.
Thorwege 74.
Thor weite 79.
Thiftnenkrüge 136, 419.
Thronfolger der Kaiser 364.
Thürbeschläge 240.
— ihre Anwendung 480.
Thüren zum Verschlusse der
Heizungen 253.
Thürfiügel 240.
Thürgestelle,eingemauerte240.
Thürklopfer 472.
Thürpfosten 240.
Thürringe 472.
Thfirschloß 165.
Tiefbrunnen 47, 145, 147.
Tiefe, verschiedene, der Brun-
nen 150. [fäßen 431.
Tiere der Arena auf T.-s.-Ge-
Tierfelleals Fenster- undThür-
vensclilaß 494.
Tierische Überreste 549/551.
Tinte (Schrift) 350, 451.
Tintenfasser 451, 452.
Tischler, seine Aufgaben 211.
— seine Werkzeuge 213, 214.
Tischlerarbeiten, Material für
180.
Titel der Kaiser 273/276.
Toilettengeräte 453/456.
Tollkirsche 541.
Topas 497.
Topfdeckel 166.
Töpfe 127, 128.
Töpfereien, Römische 418, 419.
Töpfermarken 314, 315.
Töpfernamen 316/332.
Töpferöfen, römische 429, 461.
Töpferscheibe 418, 419.
Töpferstempel 160, 164, 166,
313/332, 430, 570/572.
~ in Kursivschrift 333.
Totenbestattung 132.
Totenkultus 133.
Tracierung der Straßen 34.
Trajanssäule 18, 44, 45, 75, 77,
80,82,86,213,221,231,523.
Trajanswall 569.
Transport d. Baumaterials 176.
Traubenkirsche 179.
Traufein 219.
Trensen 126, 533.
— im Amphitheater gef. 91.
Treppen der Türme 76.
Treppenhals 566.
Tribunizische Gewalt 361.
Triclinien 118, 119, 121.
Trientalfuß 352.
Trinkbecher 213.
— aus Leder 499.
Trinkgläser 113.
Triumphe, militärische 362.
Trockenfruchtmaß 165, 435.
Trockenheit des Bodens als Er-
kennungszeichen versteck-
ter Mauern 223.
Trockenmauerkonstruktion 85.
Trockenmauerwerk 19, 47, 52.
Trompetenmuster (Fibeln; 508.
Truhen 434.
Truhenbänder 241.
Truhenschlösser 475.
Truppenkörper, ihre Namen
auf Ziegeln und ihr Ver-
hältnis zum Ort der Auf-
findung 191, 193.
Truppenstempel 286/311.
Brennstempel 348. [412.
Tuff, feinkörniger, aus Italien
Tüllen eiserner Werkzeuge
208, 438.
Tüllen für Leuchter 461.
Turmgerüst 53.
Turmkammern 78, 80.
— lichte Maße 79.
Turmmauern 79.
Türme, Limes- 43, 50, 54.
— ihre Fundamente 219.
— runde 44.
Überbrückung des Grabens
vor der Porta praetoria 80.
— der Thoreingänge 80.
— der Thoröffnung 78.
Übergang über den Doppel-
graben vor der Porta de-
cumana 75.
Überkloben 468.
Überplattungen 213, 232.
Überschneidungen 213.
Überwurf am Schloß 476.
— der Gewandnadeln 504.
Ulme 179. [65.
Umbau der porta decumana
Umfang des Erdkastells 84.
Umfassungsmauern, gute Er-
haltung 63.
Umlaufezeit der Münzen 398.
Unterkellerungen, Absteifung
durch Bohlen 115.
Untersuchung, chemische, des
Brunnenwassers 170.
Unzialfuß 353.
Unzien 352, 353, 358.
Urbewohner, Spuren ihrer
Niederlassungen 411.
Urkundentäfelchen 451.
Urnen 134, 165, 167.
— Reliefdarstellung 284. [400.
Usinger Landstraße 161, 278,
Vase, gehenkelte, Relief 407.
Ventilation nicht unterkeller-
ter Räume 225.
— der Heizungen 253.
— der Wohnräume 254.
Venus, auf T.-s.-Gefäßen 431.
Verankerung der Steine mit
Holz 216.
Verband der Hölzer 212, 213.
Verbleien bei Eisen 414.
Verbleiung eis. Beschläge 240.
Verblendung der Mauern 144.
— der Wände 228. [228.
Verblendziegel 194, 196/198,
Deutsches Sachregister.
607
Verbrennungsplatz 131, 134,
135. [421.
Verdichtung der Thongefäße
Verdübelungen 213.
Vereinheitlichung des italieni-
schen Münzwesens 353.
Verglasung der Fenster 120.
Verhaue als Annäherungs-
hindernis 43, 99.
Verkämmungen 218.
Verpfählungen 204.
Verputz, glatter, seine Her-
stellung 226.
— quadrierter 115.
— Schleifen des 412, 413.
Versammlungslokal 126.
Verschalung 161.
— faßähnliche, von Brunnen
158, 162, 167. [ria 80.
Verschluß der Porta praeto-
Verschüttung der Kastell-
mauer an der Porta prin-
cipalis dextra 67.
Versetzen größerer Werk-
stücke 222.
— der Steine 230. [221.
Verspannung im Mauerwerk
Verteidigung der Kastelle 80,
97/104.
Verteidigungswaffen 482.
V^erzapfungen 213.
Verzierungen aus Bronze 162.
— an Glasgefäßen 457. [495
— auf Leder, ihre Herstellung
Viehpferche 19.
Victoria-Statue 95.
Vilbeler Sandstein 401.
Villa 108, 110, 117/122, 145,
164, 218, 220, 222, 224,
225, 230, 232, 243, 253/255,
261, 276, 458, 547.
— ihr Zweck 117, 121, 122.
— Orientierung 118.
— Anordnung der Eäume
118/120.
— Wasserabfluß 119.
— Wandverputz 119.
— Küche 119, 120.
— Speisesaal 119. [120.
— Beleuchtung der Käume
— Erbauungezeit 122.
— römische, am ElLsabeth-
Brunnen in Homburg 259.
Vitellianer 295.
Vivianit 158, 159, 165, 203,
239, 5.50.
Vogel, Kopf von Basalt 159.
Vogelfang 550.
Völkergrenze, der Pfahlgraben
als, 53.
Vorbohrer 203. [478.
V^orhangschlösser 462, 476 bis
Vorlegeschlösser 476.
V^orkehrungen gegen Feuers-
gefahr 148.
Vorratsräume 113.
Vorschläge 239. [79.
Vorsprünge zum Thoranschlag
Vorstecker (an Wagen) 448.
Votivaltar 137, 159. [401.
Votivdenkmäler, ihre Arten
Votivhand 167.
Votivinschriften 271, 276/285.
Votivsteine 141, 145.
— des Candidus 7.
— des CondoUius 402.
— der P'ortuna 122.
— der Julia Mamaea 25.
Wachholder 180.
Wachs 459.
— auf Schreibtafeln 449.
Wachslichter 459.
Wachsschrift 449.
Wachstäfelchen 450, 451,
Wacht- oder Warttürme 39,
44, 48, 99.
Wacken 37.
Wafi-en 107.
— ihre Seltenheit in römisch.
Gräbern 481.
WafFenbeschläge 503.
Wagbalken 441, 442.
Wagen (zum AViegen) 441.
Wagenachsen 448.
Wagenbeschläge 126, 447, 448.
Wagenräder 161, 172, 180, 447.
Wageuring mit Inschrift 347.
Wagenrungen 449.
Wagenschemel 162, 448.
Wagenteile 447, 448.
Wagschalen 442.
Waldgottheiten 406.
Waldschmieden 553, 554, 556.
Waldsteine 182, 183.
Wall des Kastells, erneuert 65.
Wall, innere Seite zur Anleh-
nung der Baracken 85.
Wallanschüttung 42, 47, 64.
Wallauffüllung 64.
Wallburgen 17, 19. [69.
Wallgang des Kastells 47, 64,
— seine Maße 99.
Wallgraben profile 83.
Wallhöhe 85.
Wallkrone 42,
Wallnuß 179, 548.
Wallscheitel 42.
Wallstraße 71.
Wandbekleidung der Keller
mit Holzbohlen 566.
WandbemaluBg 121.
Wandschränke 434.
Wandverputz 225.
Wandverschalungen 215.
Wangenbänder 482.
Warmwasser bad 91, 263.
Wärmestube 91.
Warten 48.
Wärter 16.
Warttürme siehe Wachttürme.
Warzen an Glasgefäßen 457.
Warzenziegel 198, 228.
Waschhaus 263.
Wasserbad 121.
Wasserbehälter zu Feuerlösch-
zwecken 148.
Wasserburg 555. [402.
Wasserkrug, Reliefdarstellung
Wasserleitungen 145, 147.
— ihre Beaufsichtigung 144.
Wassermühlen 414.
W^asserreichtum der Saalburg
151.
Wasserschöpfmaschine 171.
Wasserversorgung 47, 144/173.
Weeden 148.
Wegdurcbgänge 42.
Wehrgang 71.
Weiden 180.
Weidengeflecht 161, 436.
Weinkrüge 112.
Weinreben 166, 180, 549.
Weißbuche 179.
Weißgerberei 492.
Weißmetall 440, 502. [355.
Weißsieden der Kupfermünzen
Wellen bei Brunnen 172.
Wellenlinien auf Ziegeln 226.
608
Register.
Wellsprossen 229.
Welschnüsse 161, 461.
Werkweisen, alte, wieder auf-
jrenouunen 144.
Werkzeuge 107, 144.
— der Handwerker siehe
unter Dachdecker- etc.
AVerkzeuge.
— zur Bearbeitung d. Schiefer-
platten 235. [495.
— r,ur Bearbeitung des Leders
— zum Hufbeschlag 165.
— zum Verputzen 218, 227.
Wetzsteine 412, 413.
Wickelung (Fachwerk) 222.
Widderkopf 138, 404.
Wiederaufbau des Mittelpfei-
lers der Porta decumana 76.
Wiederbesetzung der rechts-
rheinischen Kastelle 399.
Wiederherstellungsarbeiten am
Kastell, römische 65.
Wild bestand des Taunus 551.
Wildkatzen, ihre Fußabdrücke
auf Ziegeln 551.
Wildkirsche 179, 548.
Wildleder 493.
Wildschweinsknochen 550.
Winkel 212.
Winkelmaß 226.
Wirte 112.
Wirtel 456.
Wirtschaftsbetrieb, Häuser für
denselben 112.
— ihre Gleichartigkeit 113.
— bauliche Einzelheiten 114,
115.
Wisperschiefer 150.
Wohlgernchbüchschen 519.
Wölbsteine von der Porta de-
cumana 75.
Wölbtöpfe 418.
Wolf (Heizraum) 251.
Wolfsherde 553.
Wolfslöcher 230.
Wollengewebe 161.
Wollstoff 483.
Würden der Kaiser 361.
Würfel 538.
Wundbehandlung 452.
Wurfschaufel 446.
Zahlen, eingeritzte auf Am-
phoren 842, 422.
Zahnhobel 214.
Zahnzange 453.
Zange 238.
Zangen für Hufschmiede 532.
Zilngelchen 237, 452, 462.
Zapfen der Thür 240.
Zeitangaben der Herstellung
von Ziegeln 188.
Zeitbestimmung der Thonge-
fäße 417.
Zellenschmelz, Technik 520.
Zeltdach 232.
Zelte 88. [400.
Zerstörung einzelner Kastelle
Zerstörung und Wiederaufbau
des Kastells 76.
Zeugen (stumme) 31.
Ziegel als Baumaterial 186/201.
— Befestigung bei Wand- und
Deckenverkleidungen 228,
229. [193.
— Bezug aus den Fabriken
— Dimensionen 194/196, 199,
201.
— keilförmige 120.
— Ort der Herstellung 191.
— runde 247.
— spezifisches Gewicht 187.
— nicht für Mauern verwendet
222.
— zur Begrenzung der Feuer-
stätten 243.
— zur Dachdeckung 233.
— zur Plättung 134.
— mit Stempeln dei- Coh. IUI
Vind. 161, 166, 190, 192,
195, 200.
der Coh. J.
190, 192.
der Coh. II.
192, 195.
der Privatziegler 311, 312.
der VIII. Legion 119, 122,
190.
der XXII. Legion 119, 122,
125, 190, 193, 195, 200, 570.
Rundstempel mit Halbmond
und Stern 125.
Ziegelarbeiter 188.
Fl. Dam. 188,
Raet. 190, 191,
Ziegelbau 187.
Ziegeldach 234.
Ziegelfabrikanten 192.
Ziegelfabrikation 187/190, 287.
Ziegelmacher 288. [217.
Ziegel mehl als Mörtelzusatz
Ziegel meister 190.
Ziegelöfen, römische 186, 191.
Ziegelpfeiler 247, 252.
Ziegelrohr, großes 199, 200.
Ziegelstempel 286/313, 570.
Ziegelverblendungen 227/229.
Ziegenhörner, bearbeitete 161.
Ziegenknochen 550.
Ziegenleder 493.
Zierleisten 434.
Ziernägel 434.
Zierscheiben 125, 237, 487,
519, 534.
— für Sandalen 497.
Zimmermann, seine Aufgaben
211, 212, 213.
Zimmermannswerkzeuge 206
bis 210, 212, 569.
Zinn 69, 441.
— als Lötmittel 536.
— seine Heimat 441.
Zinnen 64, 70.
Zinnenbergen 70, 100.
Zinnendecksteine 69, 230.
Zinnenöflnungen 70, 100.
Zinnfolie 455.
Zinnschüsselchen 441.
Zinnzusatz der Münzen 353.
Zirkel 212.
Zuber 159, 173, 435.
Zufluchtsorte 20. [398.
Zufuhr neugeprägter Münzen
Zuführung kalter Luft bei
Hypokausten 254.
Zugbrücken 81.
Zuhaltungen (im Schloß) 474.
Zumauerung der Porta prae-
toria 80. [260.
Zunder, zur Feuererzeugung
Zweispitzen 231, 414.
Zwetsche 548.
Zwingen an Gerätgriffen 239,
438, 446.
Zwischenkastelle 43, 46, 53.
54, 220.
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C. K.Winter'sche Bucbdruckerei in Damutadt