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Full text of "Das Römerkastell Saalburg bei Homburg vor der Höhe; nach den Ergebnissen der Ausgrabungen und mit Benutzung der hinterlassenen Aufzeichnungen des königl. Konservators Obersten A. von Cohausen"

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Römerkastell  Saaffiürif 


Homburg  v.  d.  H  ö  h  e 


Ja  GOBI 


TEXT 


/ 


RÖMERKASTELL  SAALBURG 


BEI 


HOMBURG  VOR  DER  HOHE 


NACH  DEN  ERGEBNISSEN  DER  AUSGRABUNGEN 

UND  MIT  BENUTZUNG  DER  HINTERLASSENEN   AUFZEICHNUNGEN  DES 

KÖNIGL.  KONSERVATORS  OBERSTEN  A.  VON  COHAUSEN 


VON 


L.  jacobi, 

BAUMEISTER, 
MITGLIED  DER  REICHS-LIMES-KOMMISSION. 


MIT  EINER  KARTE,  80  TAFELN  UND  110  TEXTABBILDUNGEN. 


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HOMBURG  VOR  DER  HÖHE. 

IM     SELBSTVERLAGE     DES     VERPASS  ER  S. 

1897. 


C    193 


Alle  Rechte  vorbehalten. 


IHRER 


KAISERLICHEN  UND  KÖNIGLICHEN 


MAJESTÄT 


DER 


KAISERIN  FRIEDRICH 


EHRFURCHTSVOLL 


GEWIDMET. 


V 


Vorwort. 


Die  Anfänge  dieses  nunmehr  vollendeten  Buches  gehen  in  das  Jahr  1877 
zurück.  Daraals  beabsichtigte  der  Königliche  Konservator  Oberst 
August  von  Cohausen,  mein  sehr  verehrter  Freund,  mit  dem  ich  fast  ein 
Vierteljahrhundert  die  Ausgrabungen  an  der  Saalburg  leitete,  mit  mir  zu- 
sammen ein  größeres  Werk  über  die  Ergebnisse  unserer  Untersuchungen 
herauszugeben.  Manches  dazu  war  vorbereitet  und  geschrieben,  doch  zeigte 
sich  bald,  daß  eine  solche  Arbeit  längere  Zeit  erfordern  würde,  wenn  man 
Alles  berücksichtigen  wollte;  auch  eröffneten  sich  bei  den  fortschreitenden 
Ausgrabungen  immer  neue  Gesichtspunkte,  so  daß  es  rätlich  erschien,  mit 
einer  größeren  Publikation  noch  zurückzuhalten.  Um  aber  den  vielfach 
geäußerten  Wünschen  nach  einer  Beschreibung  der  Saalburg  entgegenzu- 
kommen, veröffentlichten  wir  1878  eine  kleine  Broschüre,  die  bis  1893 
vier  Auflagen  erlebte.  Sie  erschien  unter  dem  Titel:  «Das  Röraerkastell 
Saalburg»,  und  zwar  mit  dem  Hinweis,  daß  ein  größeres  Werk  bald  folgen 
solle.  Leider  hat  sich  aber  dieses  Vorhaben  nicht  so  schnell  verwirklichen 
lassen.  Einmal  war  van  Cohausen,  der  den  größten  Teil  des  Textes  zu 
schreiben  übernommen  hatte,  durch  sein  1884  erschienenes  grundlegendes 
Werk:  «Der  römische  Grenzwall»,  in  dem  er  schon  manche  unserer  Er- 
gebnisse benutzen  konnte,  so  sehr  in  Anspruch  genommen,  daß  er  dem 
geplanten  Unternehmen  nur  wenig  Zeit  widmen  konnte,  andererseits  fand 
auch  ich,  der  ich  unterdessen  die  Zeichnungen  soweit  gefördert  hatte, 
daß  im  Jahre  1885  die  meisten  der  Tafeln  lithographiert  waren,  infolge 
der  Überhäufung  mit  Berufsarbeiten  wenig  Muße  zur  Bearbeitung  des 
Textes.  Ehrlich  gestanden,  fehlte  mir  auch  der  Mut,  mich  allein  der 
schwierigen  Aufgabe  zu  unterziehen;  auch  war  es  nicht  leicht,  den  rich- 
tigen Anfang  wieder  zu  finden.  Erst  die  im  Jahre  1892  begonnene  Thätig- 
keit  der  Reichs -Limes -Kommission  spornte  mich  von  neuem  dazu  an,  und 
die  nunmehr  bestimmt  in  Aussicht  gestellte  Unterstützung  von  Cohausens 
veranlaßte  mich,  die  Arbeit  wieder  zu  beginnen.  Da  dieser  aber  zunächst 
noch  ein  anderes,  längst  begonnenes  Buch:  «Die  Befestigungs weisen  der  Vor- 
zeit und  des  Mittelalters»  vollenden  wollte,  mußte  ich  das  Saalburgwerk  vor- 
läufig allein  aufnehmen  und  —  bedauerlicherweise  —  auch  ohne  ihn  vollenden, 
denn  schon  am  2.  Dezember  1894  starb  von  Cohausen,  der  sein  ganzes  Interesse 


YJ  Vorwort. 

unserer  heimischen  Altertumskunde  gewidmet  hatte,  und  dem  ich  eine  große 
Fülle  von  Anregung  und  Belehrung  verdanke.  Seine  Aufzeichnungen,  die 
sich  jedoch  nur  etwa  bis  zum  Jahre  1885  erstrecken,  hatte  er  mir  schon 
längst  übergeben  mit  dem  Vermächtnis,  daß  ich,  falls  es  ihm  nicht  mehr 
vergönnt  sei  mitzuwirken,  das  Buch  allein  herausgeben  solle.  Diese  Notizen 
sind,  soweit  sie  nicht  durch  neuere  Forschungen  überholt  waren,  im  vor- 
liegenden Buche  mit  verarbeitet  worden.  Im  Sinne  des  Verewigten  war 
ich  bemüht.  Alles  das,  was  wir  aus  dem  Schöße  der  Vergangenheit  wieder 
ans  Tageslicht  gezogen  haben,  auch  Allen  nutzbar  zu  machen  und  so  der 
Altertumsforschung  neben  der  rein  ideellen  auch  eine  praktische  Seite  ab- 
zugewinnen. 

Daß  eine  Arbeit  wie  die  vorliegende,  die  so  viele  der  verschiedensten 
Wissensgebiete  streift,  von  einem  Einzelnen  nicht  nach  jeder  Richtung  hin 
erschöpfend  behandelt  werden  konnte  und  daß  ich  als  Techniker  ein  besonderes 
Gewicht  auf  die  seither  noch  wenig  beachteten  technischen  Zweige  gelegt 
habe,  versteht  sich  von  selbst;  ich  war  aber  bestrebt,  im  gegebenen  Falle 
für  die  mir  weniger  naheliegenden  Gebiete  der  Wissenschaft  stets  das  Urteil 
des  Special -Fachmannes  einzuholen,  und  bin  hierin  bis  zum  heutigen  Tage 
von  allen  Seiten  auf  das  Bereitwilligste  unterstützt  worden. 

Das  Buch  soll  keinen  Anspruch  darauf  machen,  ein  gelehrtes  Werk  zu 
sein,  vielmehr  ist  es  als  ein  Rechenschaftsbericht  über  die  Arbeiten 
an  der  Saalburg  aufzufassen.  Wenn  ich  dabei,  wie  dies  besonders  in  den 
«Vorbemerkungen»  geschehen  ist,  nicht  allein  das  Selbsterlebte,  sondern  auch 
die  früher  von  Anderen  gemachten  Beobachtungen  und  Aufzeichnungen  be- 
rücksichtigt habe,  so  geschah  dies  in  der  guten  Absicht,  das  zerstreute  und 
mühsam  zusammengebrachte  Material  zunächst  einmal  festzulegen  und  so  eine 
Grundlage  zu  schaffen,  auf  welche  weitere  Forschungen  sich  stützen  können. 
Ich  bin  vielleicht  manchmal  etwas  zu  ausführlich  geworden,  doch  Hegt  dies 
darin  begründet,  daß  dem  Laien,  für  den  das  Buch  ebenso  bestimmt  ist  wie 
für  den  Gelehrten,  Manches  erklärt  werden  mußte,  was  sich  für  den  Techniker 
oder  den  Archäologen  von  selbst  versteht.  Dazu  kommt,  daß  ich  die  Saalburg 
auch  nicht  ganz  aus  ihrer  Umgebung  loslösen  und  lediglich  im  Anschluß  au 
den  Limes  behandeln  wollte,  sondern  versuchen  mußte,  auch  ihrer  Nachbar- 
schaft, meiner  engeren  Heimat,  Rechnung  zu  tragen.  Es  mögen  hiermit 
einige  Mitteilungen,  die  sich  nicht  direkt  auf  die  Saalburg  beziehen,  ent- 
schuldigt werden. 

Das  Saalburg-Werk  enthält  nunmehr  die  Ergebnisse  der  Ausgrabungen 
bis  zum  Frühjahr  1897,  und  es  ist  Alles  berücksichtigt,  w^as  bis  jetzt  gefunden 
ist  und  größtenteils  im  Saalburg-Museum  aufbewahrt  wird;  es  bildet  in  dieser 
Hinsicht  zugleich  den  Anfang  zu  einem  Kataloge  des  Museums.  Außerdem 
bezeichnet  es  auch  einen  Abschnitt  für  unsere  Ausgrabungen,  insofern  als 
das  Kastell,  mit  Ausnahme  von  1860  qm,  nunmehr  vollständig  aufgedeckt 
ist.  Alle  weiteren  Untersuchungen  werden  sich  im  Wesentlichen  mit  der 
Bürgerlichen  Niederlassung  zu  befassen  haben. 


Vorwort.  VII 

Dem  Buche  sollten  ursprünglich  nur  die  80  lithographierten  Tafeln  bei- 
gegeben werden;  doch  mußten  diese,  da  nach  1885  nicht  nur  eine  Reihe 
interessanter  Fundstücke  hinzutraten,  sondern  auch  immer  wieder  neue  Bau- 
werke zum  Vorschein  gekommen  waren,  noch  um  110  in  Zinkographie  her- 
gestellte Textabbildungen  vermehrt  werden.  Hierbei  hat  mich,  wie  bereits 
bei  der  Anfertigung  der  Zeichnungen  für  die  Tafeln  und  bei  den  örtlichen 
Aufnahmen,  mein  langjähriger  treuer  Gehülfe,  Architekt  H.  FÖller,  mit  Sach- 
kenntnis in  anerkennenswerter  Weise  unterstützt,  was  ich  an  dieser  Stelle 
besonders  hervorheben  will.  Ich  darf  wohl  hoffen,  daß  durch  diese  Er- 
gänzungen das  Bild  von  der  Saalburg  ein  möglichst  vollständiges  geworden 
und  nichts  von  dem  zum  Verständnisse  dieser  großartigen  Niederlassung 
Erforderlichen  vergessen  ist. 

Wenn  ich  mir  heute  die  fünfundzwanzig  Jahre  umfassende  Thätigkeit 
ins  Gedächtnis  zurückrufe,  so  gedenke  ich  gerne  mancher  schönen  Stunde, 
die  ich,  das  Angenehme  mit  dem  Nützlichen  verbindend,  mit  meiner  FamiUe 
bei  den  alten  Trümmern  im  schönen  Taunus  verbrachte  und  erinnere  mich 
wehmütig  und  dankbar  manches  lieben,  längst  heinigegangenen  Freundes 
und  Gleichgesinnten,  mit  dem  ich  in  anregendem  Verkehre  auf  diesem  alten 
Kulturboden  weilte.  Die  noch  Lebenden  aber,  welche  mich  durch  Wort  und 
Schrift,  durch  Rat  und  That  unterstützt  haben,  vermag  ich  hier  nicht  einzeln 
aufzuführen:  es  sind  deren  zu  viele;  ich  habe  ihrer,  wo  es  mögHch  war,  an 
den  zutreffenden  Stellen  des  Textes  gedacht  und  sage  ihnen  hier  nochmals 
meinen  schuldigen  Dank. 

Die  endliche  Fertigstellung  des  Werkes  aber  konnte  ich  nur  durch  die 
thatkräftige  Mithülfe  der  bei  ihren  selbständigen  Arbeiten  (Inschriften,  Münzen 
und  Gemmen)  ausdrücklich  genannten  Herren  Lehramtsassessor  Dr.  Friedrich 
Henlcel,  bisher  Assistent  am  Großherzoglichen  Museum  zu  Darmstadt,  und 
meines  Sohnes,  des  Königlichen  Regierungs-Baumeisters  Heinrich  Jacobt,  zur 
Zeit  Hülfsarbeiter  bei  der  Königl.  Regierung  in  Marienwerder,  ermöglichen. 
Diese  beiden  haben  mich,  da  ich  selbst  meinen  Berufspfiichten  nur  wenige 
Mußestunden  und  diese  auch  nur  mit  Unterbrechungen  abringen  konnte,  in 
dankenswertester  Weise  bei  den  unerläßlichen  Schlußarbeiten  unterstützt. 
Ersterer  hat  insbesondere  durch  die  Übernahme  der  Korrektur  und  der  Druck- 
leitung sowie  durch  die  äußerst  gewissenhafte  und  erschöpfende  Bearbeitung 
der  Register  das  Werk  zum  Abschluß  bringen  helfen. 

Ich  kann  diesen  Teil  des  Vorwortes  nicht  schließen,  ohne  noch  meiner 
lieben  Frau,  die  allerdings  am  liebsten  ungenannt  bleiben  möchte,  in  herz- 
hcher  Dankbarkeit  zu  gedenken.  Sie  hat  sich  durch  ihre  treue  Mitwirkung 
nicht  allein  um  das  Zustandekommen  dieses  Buches,  sondern  auch  durch 
ihre  Thätigkeit  am  Saalburg-Museum  ein  so  unleugbares  Verdienst  erworben, 
daß  es  mir  ein  Herzensbedürfnis  ist,  dies  hier  anerkennend  auszusprechen. 

Mit  hoher  Freude  und  größter  Genugthuung  hat  es  mich  erfüllt,  daß 
Ihre  Majestät  die  Kaiserin  Friedrich,  welche  von  jeher  allen  künstlerischen 
und  wissenschaftlichen  Bestrebungen  ihrer  Zeit  helfend  und  fördernd  zur  Seite 


VIII  Vorwort. 

steht  und  den  Ausgrabungen  auf  der  Saalburg  schon  seit  1870  ein  lebhaftes 
Interesse  entgegenbrachte,  die  Widmung  dieses  Buches  huldvollst  genehmigt 
und  allergnädigst  angenommen  hat.  Möge  es  Ihrer  Majestät  eine  Erinnerung 
an  die  schönen  mit  Ihrem  Hohen  Gemahl  und  im  Kreise  Allerhöchst  Ihrer 
Familie  auf  der  Saalburg  verlebten  Stunden  und  zugleich  ein  Beweis  meiner 
aufrichtigsten  und  ehrerbietigsten  Dankbarkeit  sein! 

Nicht  ohne  Zagen  schicke  ich  dieses  Buch  in  die  OtTontlichkeit.  Daß 
es  nicht  frei  von  Irrtümern  sein  kann,  liegt  schon  in  dem  Stolle  selbst  und 
dem  früher  wenig  beachteten  Gebiete  der  römischen  Altertumsforschung  auf 
deutschem  Boden.  Ich  war  redlich  bemüht,  Alles,  was  mir  zur  Aufklärung 
nützlich  erschien,  gewissenhaft  und  objektiv  zu  verzeichnen;  wo  ich  mich 
auf  Andere  bezog,  sind  die  Quellen  angegeben.  Wieweit  es  mir  gelungen 
ist,  das  Richtige  zu  treffen,  mögen  Kenner  entscheiden,  jede  Belehrung 
und  sachliche  Kritik  soll  mir  willkommen  sein. 

Es  würde  mich  freuen,  wenn  durch  diese  Veröffentlichung  das  Interesse 
für  die  Saalburg  selbst  und  besonders  für  die  jetzt  noch  in  vollem  Gange 
befindliche  Reichs-Limesforschung  wach  erhalten  und  auch  in  weiteren  Kreisen 
gefördert  würde.  Hoffentlich  gelingt  es,  allmählich  das  ganze  das  Kastell 
umschließende  römische  Gebiet  zu  untersuchen  und  das  Ausgegrabene  fest- 
zulegen, damit  die  wieder  ans  Licht  gezogene  Saalburg  nunmehr  auch  fort- 
bestehe als  Denkmal  einer  vergangenen  hochentwickelten  Kultur,  als  ein 
Erinnerungsmal  an  die  Vorgeschichte  unserer  Heimat,  als  eine  reiche  Fund- 
grube für  Altertumsforscher,  als  ein  anregendes  Lehrmittel  für  Schüler  und 
zur  Freude  der  Gebildeten  aller  Stände.  Dann  wird  der  Zweck  dieses  Buches, 
welches  ich  mit  Wohlwollen  entgegenzunehmen  bitte,  erfüllt  sein. 

Homburg  vor  der  Höhe,   Pfingsten  1897. 

L.  Jacobi. 


IX 


Inhalt. 


I.   Text. 

Seite 

I.  Vorbemerkungen  und  Geschichte  der  Ausgrabungen 1 

II.  Ringwälle.     Die  «Gickelsburg» 17 

JII.  Der  Name  «Saalburg» 22 

LV.  Lage  und  Bedeutung  der  Saaiburg 28 

V.  Die  Wege  und  Straßen 30 

V'I.  Der  Pfahlgraben  oder  Limes 38 

VII.  Zur  Geschichte  der  Saalburg  in  Römerzeit    .        .        .        .        .^      .        .        .        .55 

VIII.  Das  Kastell 62 

1.  Allgemeines 62 

2.  Grundriß  und  Profile      .        . 68 

3.  Die  Thore  und  Ecken 72 

Porta  decumana 73 

Porta  principalis  dextra     .        . '     .        .        .77 

Porta  principalis  sinistra 79 

Porta  praetoria 79 

4.  Die  innere  Einteilung 82 

a.  Die  Praetentura 88 

b.  Die  Latera  praetorii  und  das  Praetorium 92 

c.  Die  Retentura 96 

5.  Besatzung  und  Verteidigung 97 

IX.  Die  Bürgerliche  Niederlassung 105 

1.  Allgemeines 105 

2.  Die  Canabae 112 

3.  Die  Villa 117 

4.  Kaufhaus  (Forum) 123 

5.  Verschiedene  Bauten 125 

X.  Die  Friedhöfe  und  Gräber 130 

XI.  Technische  Ergebnisse 143 

1.  Allgemeines 143 

2.  Die  Wasserversorgung 144 

A.  Die  Sammelbehälter 147 

B.  Die  Brunnen 149 

a.  Cisternen 151 

b.  Die  Schachtbrunnen 152 

c.  Ausgemauerte  Brunnen 155 

3.  Die  Entwässerungsanlagen 173 

4.  Baumaterialien 176 

A.  Holz 177 


X  Inhalt. 

Seite 

B.  Steine 182 

1.  Steine  aus  der  Umgebung  der  Saalburg 182 

2.  Steine  aus  dem  Vorlande  des  Taunus 184 

C.  Mörtelmaterialien 185 

D.  Ziegel 186 

1.  Plattenziegel 194 

2.  Verblendziegel 196 

3.  Dachziegel 198 

4.  Kacheln 199 

E.  Prisen 201 

5.  Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge 204 

a.  Konstruktionen  in  Plolz 204 

b.  Konstruktionen  in  Stein 216 

c.  Der  Estrich 223 

d.  Der  Wandverputz 225 

e.  Ziegel  Verblendungen 227 

f.  Steinmetziirbeiten 230 

g.  Dachdeckerarbeiten 231 

h.  Schmiede-  und  Schlosserarbeiten 236 

6.  Heizungsanlagen  —  Hypokausten 241 

1.  Ganz  offene  Feuerungen  oder  Herde 241 

2.  Ganz  geschlossene  Feuerungen  —  Hypokausten 245 

Hypokausten  der  Bürgerlichen  Niederlassung        .       .       .       .       .       .  250 

Hypokausten  im  Kastell 257 

7.  Bäder 261 

XII.  Die  Erhaltungsarbeiten 265 

XIII.  Die  Funde 269 

1.  Allgemeines 269 

2.  Die  Inschriften 271 

A.  Inschriften  auf  Stein 271 

1.  Kaiserinschriften 272 

2.  Votivinschriften 276 

Nachtrag 283 

B,  Inschriften  auf  Gegenständen  aus  Thon 286 

I.  Auf  Ziegeln 286 

1.  Stempel 286 

a.  Coli.  I  Civ.  R 289 

b.  Coh.  I  F.  D 290 

c.  Coh.  II  Raet 290 

d.  Coh.  IUI  Vind 291 

e.  Leg.  VIII  Aug 293 

f.  Leg.  XXII  Pr.  P.  F 295 

g.  Privatzieglermeister 311 

h.  Abnahmestempel 312 

2.  Graflite 312 

II.  Auf  Gefäßen  aus  Terra  sigillata 313 

1.  Topferstempel 313 

2.  Graffite 332 

III.  Auf  Gefäßen  von  gewöhnlichem  Thon 340 

1.  Stempel  und  Graffite  auf  Henkeln 340 

2.  Graffite  auf  den  Wandungen  der  Gefäße 342 

3.  Aufgemalte  Inschriften 344 


Text.                                             '  XI 

Seite 

IV.  Töpferstempel  auf  Lampen 345 

C.  Inschriften  auf  Metall 346 

1.  Auf  Gold 346 

2.  Auf  Bronze 346 

3.  Auf  Eisen 346 

4.  Auf  Blei  .        .        , 348 

D.  Inschriften  auf  anderen  Stoffen 349 

1.  Auf  Thonschiefer .349 

2.  Auf  Holz 350 

3.  Auf  Glas 350 

4.  Auf  Leder 350 

3.  Die  Münzen 351 

A.  Einleitende  Bemerkungen 352 

a.  Die  älteste  Münzeinheit  und  ihre  weiteren  Schicksale       ....  352 

b.  Das  Silbergeld  und  seine  Wandlungen 354 

c.  Die  Goldwährung 356 

d.  Die  Technik  des  Münzens 358 

e.  Die  Münzen  der  Saalburg  im  Allgemeinen 359 

f.  Die  Bestimmung  der  Münzen  im  Einzelnen 360 

B.  Hauptverzeichnis 365 

I.  Republik 365 

II.  Kaiserzeit 366 

C.  Die  Massenfunde 391 

D.  Münzen  von  der  Saal  bürg  in  Privatbesitz .       .  394 

E.  Münzfunde  in  der  Praetentura 395 

F.  Gesamt-Übersicht 396 

G.  Schlußbetrachtung 398 

4.  Denksteine  und  Bildwerke  aus  Stein .       .       .  400 

5.  Figurale  Gegenstände  aus  Bronze 407 

6.  Die  Geräte 410 

a.  Geräte  aus  Stein 411 

1.  Praehistorische  Steingeräte 411 

2.  Römische  Schleif-  und  Wetzsteine 412 

3.  Mühlsteine 413 

4.  Mörser 415 

b.  Geräte  aus  Thon 416 

Die  Thongefäßs 416 

I.  Gefäße  aus  gewöhnlichem  Thon 418 

II.  Gefäße  aus  Terra  sigillata 428 

c.  Geräte  aus  Holz 432 

d.  Geräte  aus  Metall 437 

I.  Hausgeräte 437 

II.  Feld-  und  Gartengeräte 443 

IH.  Kleingeräte 449 

1.  Schreibgeräte 449 

2.  Ärztliche  Instrumente 452 

3.  Toilettengeräte 453 

e.  Geräte  aus  Glas.     Glasgefäße  und  Glasscheiben 456 

f.  Geräte  aus  verschiedenen  Materialien 458 

I.  Beleuchtungsgegenstände 458 

II.  Die  Schlösser  und  ihr  Zubehör 462 

7.  Zur  Bewaffnung  und  Kleidung  gehörige  Gegenstände 481 


XII  Inhalt. 

Seite 

8.  Leder  und  Schuhwerk 492 

9.  Schmucksachen 500 

1.  Knöpfe,  Nadeln,  Fibeln  und  Schnallen 502 

a.  Die  Knöpfe     . 502 

b.  Die  Nadeln 503 

c.  Die  Fibeln 503 

d.  Die  Schnallen 508 

2.  Halsringe  und  -Ketten,  Ohr-,  Ann-  und  Fingerringe 511 

a.  llalsringe  und  -Ketten 511 

b.  Ohr-  und  Armringe 512 

c.  Fingerringe  und  Gemmen 513 

3.  Der  Schmelzschmuck 519 

10.  Hufbeschlag  und  Pferdegeschirr 522 

11.  Fundstücke  verschiedener  Art 535 

XIV.  Verschiedenes 539 

1.  Die  PHanzen  des  Saalburg-Gebietes 539 

2.  Die  Baumfrüchte 548 

3.  Tierische  Überreste 549 

4.  Saalgraben,  Rosengarten,  Dreimühlenborn  und  Drususkippel      ....  551 

a.  Saalgraben 551 

b.  Rosengarten 552 

c.  Dreimühlenborn  (Waldschmiede) 553 

d.  Drususkippel 554 

XV.  Das  Saalburg-Museum 559 

Nachtrag 565 

Register 575 


II.  Textabbildungen. 

In  dem  folgenden  Verzeichnisse  sind  die  Zahlen  derjenigen  Seiten  fett  gedruckt, 
auf  welchen  sich  die  Textfiguren  befinden,  und  zwar  sind  zunächst  diejenigen  Seiten- 
zahlen mitgeteilt,  bei  denen  auf  die  Abbildungen  im  Allgemeinen  hingewiesen  ist; 
dann  folgt  die  Angabe  der  einzeln  citierten  Nummern  der  Textfigur. 


Fig.  1.  Römische  Straßenprofile.  30,  35,  36. 
Fig.  2.     Der  Limes   vor  der  Saalburg  an 

der  Straße  nach  Obernhain.    38,  40,  43, 

50,  267. 
Fig.  3.    Alter  Durchgang  durch  den  Limes 

am   «Eisern  Schlag».     38,  41,  42,  43, 

44,  50,  123. 
Fig.  4.     Hügelgruppe  am   «Weißenstein». 

38,  43,  46,  50,  51. 
Fig.  5.  Unberührter  Teil  der  verschütteten 

östlichen  Kastellmauer.     62,  67,  268. 
Fig.  6.      Freigelegter    Teil    der    östlichen 

Kastellmauer.     62,  67,  68,  220. 
Fig.  7.    Rekonstniktion  der  Zinnen  an  der 

Südwestecke.     62,  70,  71,  220,  268. 


Fig.  8.  Porta  decuraana,  von  innen  ge- 
sehen.    62,  72,  73,  76,  220,  267. 

Fig.  9.  Schnitt  durch  die  Porta  decumana. 
37,  62,  65,  74,  220. 

Fig.  10.  Porta  principalis  dextra,  von  außen 
gesehen.     62,  72,  77,  220,  267. 

Fig.  11.  Rekonstruktion  der  Porta  prin- 
cipalis dextra.  62,  73,  77,  78,  213,  220, 
240. 

Fig.  12.  Porta  principalis  sinistra,  von 
außen  gesehen.    62,  72,  75,  78,  220,  267. 

Fig.  13.  Porta  praetoria,  von  innen  ge- 
sehen.    62,  72,  79,  220,  267. 

Fig.  14.  Wallgrabenprofile  etc.  des  älteren 
Kastells.  47, 61, 62, 66,  83, 85, 86, 87, 240. 


Textabbildungen . 


xrn 


Fig.  15.  Profile  durch  das  Kastell.  62, 
83,  87,  174. 

Fig.  16.  Die  Reste  des  Praetorium.  62, 
92,  93,  220,  267. 

Fig.  17.  Ein  Keller  der  Bürgerlichen  Nieder- 
lassung.   105,  112,  113,  114,  220,  267. 

Fig.  18.  Die  Reste  der  Villa.  105,  117, 
119,  220,  267. 

Fig.  19.  Grundriß  des  Kaufhauses.  93, 
105,  109,  123,  124,  256. 

Fig.  19a.  Römisches  Brandgrab.  130,136, 
530. 

Fig.  20.  Im  Oberbau  rekonstruierte  Brun- 
nen der  Canabae.  108,  112,  113,  114, 
149,  170. 

Fig.  21.  Lage  der  Canabae  und  der  zu- 
gehörigen Brunnen.  108,  112,  113,  114, 
125,  161,  167,  168,  169. 

Fig.  22.  Der  Oberbau  der  Brunnen.  160, 
161,  170,  171,  172,  173. 

Fig.  23.  Brunnenrollen  und  -Eimer.  172, 
222,  434.  -  Nr.  1  und  2:  171;  Nr.  3: 
173;  Nr.  4:  171,  173;  Nr.  5-7:  173, 
435. 

Fig.  24.  Verblendziegel.  196, 197.  —  Nr.  14 
bis  16:  197. 

Fig.  25.  Fußbodenplättchen.  197. 

Fig.  26.  Heizkacheln.  199,  200,  247.  — 
Nr.  2:  197,  291;  Nr.  5:  199;  Nr.  6: 
199,  296;  Nr.  7:  295,  296,  297;  Nr.  8: 
301;  Nr.  11:  199,  295. 

Fig.  27.  Werkzeuge  zur  Bearbeitung  des 
Holzes.  205,  206.  ~  Nr.  14:  207; 
Nr.  5-7:  206,  214;  Nr.  8-11:  208; 
Nr.  12:  208;  Nr.  13:  209. 

Fig.  28.  Werkzeuge  zur  Bearbeitung  des 
Holzes.  205,  209.  —  Nr.  1—5:  208 
Nr.  3:  569;  Nr.  10  und  11:  208;  Nr.  12 
208,  492;  Nr.  17:  209;  Nr.  18:  210 
Nr.  19:  209;  Nr.  23-25:  213,  447 
Nr.  26:  208,  435;  Nr.  28:  208;  Nr.  29 
212;  Nr.  30:  212,  346. 

Fig.  29.  Werkzeuge  zur  Bearbeitung  des 
Holzes.  205,  210,  213.  —  Nr.  1—3: 
216;  Nr.  4-7:  214;  Nr.  8  und  9:  214, 
215;  Nr.  10-12:  214;  Nr.  13  und  14: 
214,  215;  Nr.  15-17:  215;  Nr.  18-20: 
212;    Nr.  21:    210,  214,  235;    Nr.  22: 


210,    235,   495;    Nr.  23   und   24:   214, 
215. 

Fig.  30.  Holz  Verbindungen  (Zimmerar- 
beiten). 212,  213.  —  Nr.  1-4:  213; 
Nr.  5,  7  und  8:  213,  232;  Nr.  9-12: 
213. 

Fig.  31.  Holzprofile  (Schreinerarbeiten). 
215.  —  Nr.  1-8:  215. 

Fig.  32.  Maurerwerkzeuge.  205,  218, 227.  — 
Nr.  1:  206;  Nr.  2  und  3:  219.  446; 
Nr.  4:  219;  Nr.  5-9:  210;  Nr.  5:  219, 
239;  Nr.  6-9,  10  und  11,  12—17: 
219;  Nr.  18,  19-21:  227;  Nr.  22:  197, 
225;  Nr.  23:  212. 

Fig.  33.  Mauer  in  unberührtem  Zustande. 
220. 

Fig.  34.  Steinhauerwerkzeuge.  205,  230.  — 
Nr.l:  210,  230;  Nr.  2:  230;  Nr.  3-18: 
231;  Nr.  5  und  6:  208;  Nr.  8  und  9: 
414. 

Fig.  35.  Schmiede-,  Schlosser-  und  Klempner- 
werkzeuge. 205,  236,  237.  —  Nr.  1—5: 
237;  Nr.  6-9:  238;  Nr.  6-8:  532; 
Nr.  10-12:  239;  Nr.  11:  532;  Nr.  13: 
237,  239;  'Nr.  14-19:  239;  Nr.  20-22: 
210,  239;  Nr.  23:  239;  Nr.  24  und  25: 
239,  532. 

Fig.  36.    Offene  Feuerstätten,  Feuergeräte 
und  Kochgeschirre.  242,  243,  244,  420.  — 
I:  242;  II— IV:  243;  III:  245.    Nr.  1 
243,  244;  Nr.  2:  243,  441;  Nr.  3-10 
244;  Nr.  5,  6  und  9:  243;  Nr.  11-15 
245;  Nr.  13:  441. 

Fig.  37.  Pfeilerhypokaustum  in  der  Bürger- 
lichen Niederlassung.  249,  250,  251,  252, 
253,  254. 

Fig.  38.  Kanal-Hypokaustum  in  der  Bürger- 
lichen Niederlassung.     249,  255,  256. 

Fig.  39.  Kombiniertes  Pfeiler-  und  Kanal- 
Hypokaustum  im  Kastell.  249,  257,  258. 

Fig.  40.  Bruchstücke  von  Inschriftsteinen. 
271,  283.  —  Nr.  1:  401;  Nr.  1-4:  283; 
Nr.  5-11:  284;  Nr.  12:  402. 

Fig.  41.  Stempel  einer  Heizkachel.  271, 
286,  295. 

Fig.  42.  Stempel  der  IV.  Kohorte.  271, 
286,  291.  -  Nr.  1,  3  und  4:  292;  Nr.  2: 
293. 


XIV 


Inhalt. 


Flg.  48.  Stempel  der  VIII.  Legion.  271, 
286,  294.  —  Nr.  1  und  2:  294. 

Flg.  44.  Stempel  der  XXII.  Legion.  271, 
28(5,  üm.  -  Nr.  l-H:  299;  Nr.  4-13 a 
.100;  Nr.  14  und  15:  310;  Nr.  16:  302 
Nr.  17:  303;  Nr.  18-20:  302:  Nr.  21 
303;  Nr.  22  a-c:  295;  Nr.  23:  297 
Nr.  24:  308;  Nr.  25  und  26:  309;  Nr.  27 
299;  Nr.  28:  297;  Nr.  29:  302;  Nr.  30 
299;  Nr.  31:  302;  Nr.  32:  301. 

Flg.  45.  Rundstempel  der  XXII.  Legion. 
271,  286,  806.  -  Nr.  1:  305;  Nr.  2: 
306;  Nr.  3:  308;  Nr.  4:  191,  312;  Nr.  5 
bis  8:  306;  Nr.  9:  307;  Nr.  10:  305; 
Nr.  11:  310;  Nr.  12:  304,  532;  Nr.  13: 
190,  307. 

Flg.  4«.  Bandförmige  Stempel.  271,  286, 
808.  —  Nr.  1—3:  307;  Nr.  4  und  5: 
308. 

Flg.  47.  Tt"»pferstemi>el  und  -Marken  auf 
Terra  sigillata.  271,  314,  315.  —  Nr.  1: 
319;  Nr.  2:  320;  Nr.  3:  323;  Nr.  4: 
322;  Nr.  5:  319;  Nr.  6:  316;  Nr.  7: 
325;  Nr.  8:  318;  Nr.  9:  314,  321; 
Nr.  10:  318;  Nr.  12:  320;  Nr.  13:  325; 
Nr.  14:  314,  325;  Nr.  15:  324;  Nr.  16: 
314,  318;  Nr.  17:  321;  a-e:  314;  d: 
315;  f:  315. 

Flg.  48.  Graffite  auf  Terra  sigillata.  271, 
332,  333,  886.  —  Nr.  1:  334;  Nr.  2 
bis  17:  335;  Nr.  18-29:  337;  Nr.  20: 
310;  Nr.  30-47:  338;  Nr.  48 -61:  339. 

Fig.  49.  Stempel  auf  Amphoren.  271,  840. 
-  Nr.  1:  340,  341;  Nr.  2:  340. 

Flg.  50.  Graffite  auf  GefäGen  von  gewöhn- 
lichem Thon.  271,  342,  848.  -  Nr.  1 
und  2:  343;  Nr.  3:  338,  343;  Nr.  4  bis 
10:  344. 

Flg.  51.  Brennstempel.  271,  848.  -  a: 
347,  348;  aa:  348;  b— e:  348. 

Fig.  i>2.  Bronzemünzen.  851.  -  Nr.  1:  372; 
Nr.  2:  373;  Nr.  3:  376;  Nr.  4:  385. 

Flg.  58.  Silbermünzen.  865.  -  Nr.  1:  370; 
Nr.  2:  372;  Nr.  3:  377;  Nr.  4:  379; 
Nr.  5:  382;  Nr.  6  und  7:  387;  Nr.  8 
und  9:  388. 

Fig.  54.  Hausaltarchen.  402,  403.  —  Nr.  1 
und  2:  403. 


Fig.  55.  Darstellungen  von  Hausgottheiten. 

405.  —  Nr.  1:  405,  406;  Nr.  2  und  3: 

406. 
Fig.  56.     Amor  und  Psyche.     406. 
Fig.  57.  Bronzestatuette  eines  Kaisers.  407, 

40M. 
Fig.  58.  Plastische  Arbeiten  in  Bronze.  407, 

409.   -  Nr.  1-3:  409. 
Fig.  59.  Amphoren  aus  gewöhnlichem  Thon. 

416,  419,  420.    -    Nr.  8:  420;   Nr.  9: 

421;  Nr.  10,  11  und  15:  420. 
Fig.  60.    Töpfe,  Schalen  und  Teller.    416, 

422.    -    Nr.  1:   422;    Nr.  2-8:   423; 

Nr.  9-16:  424. 
Fig.  61.     Gefilßdeckel  mit  plastischen  Fi- 
guren. 416,  428. 
Fig.  62.     Reibschale,    an    eiserner    Kette 

hängend.     416,  424. 
Fig.  63.  Geftiße,  besonders  Reibschalen,  und 

ihre  Profile.    416,  426.   -  Nr.  1:  423; 

Nr.  1-3:   426;   Nr.  4-10:   424,  425; 

Nr.  4-27:  426;  Nr.  5:  425,  426;  Nr.  7: 

426;  Nr.  10:  425. 
Fig.  64.  Becherförmige  Gefilße.  416,427.- 

Nr.  1,  3-5,  8-12:   427;   Nr.  13-15, 

18-19:  428;  Nr.  20-25:  427;  Nr.  26 

und  27:  428. 
Fig.  65.     Gefäße,  Gesamtfund  von   1894. 

416,  421,  422,  424,  430,  431,  432. 
Fig.  66.     Geräte  aus  Holz.     432,  488.  - 

Nr.  1:  433;  Nr.  2:  434;  Nr.  3-10:  435. 
Fig.  67.    Teile  von  Flechtarbeiten.    486. 
Fig.  68.    Hausgeräte.    437,  438.   -  Nr.  1 : 

442:   Nr.  2:   441;   Nr.  3:  442;   Nr.  4: 

440;    Nr.  5:   420;   Nr.  6-10,   13-15: 

438;  Nr.  16  und  17:  439. 
Fig.  69.  Feld-  und  Gartengeräte.  443, 444.  - 

Nr.  1:  443,  445;   Nr.  la:  443;  Nr.  2: 

445;  Nr.  3-8:  446;  Nr.  9:  447;  Nr.  10: 

439,  446;  Nr.  11-24:  445. 
Fig.  70.     Schreibtafeln  und  Schreibgriffel. 

449,  450.    -    Nr.  1  und  2:  450,  451; 

Nr.  3  und  6:  449;  Nr.  7:  450;  Nr.  8: 

449. 
Fig.  71.   Verschiedene  Gerätschaften.    452, 

453,  454.   -  Nr.  1:  441;  Nr.  2  und  3: 

454;  Nr.  4:  455;  Nr.  5:  439,  455;  Nr.  6: 

453;  Nr.  7:  452,  462;  Nr.  8:  495;  Nr.  10 


Textabbildungen. 


XV 


und  11:  440;  Nr.  12:  456,  550;  Nr.  13  bis 
17 :  495 ;  Nr.  16 :  503 ;  Nr.  18  und  19 :  537. 

Fig.  72.  Leuchter  und  Lampen.  460.  — 
Nr.  1:  459,  461;  Nr.  2:  459;  Nr.  3-6: 
460;  Nr.  7:  462;  Nr.  8-19:  461;  Nr.  11 
und  13-16:  462. 

Fig.  73.   Schlösser  und  ihr  Zubehör.   462 

464,  465,  480.  -  Nr.  1  und  2:  463 
465;  Nr.  3-9:  465;  Nr.  10:  466;  Nr.  11 
466,  467;  Nr.  12:  466,470;  Nr.  13-20 
465;  Nr.  20-23:  480;  Nr.  21:  463 
465;  Nr.  21-23:  465;  Nr.  24-26 
467;  Nr.  25:  468;  Nr.  27  und  28:  480 
Nr.  29:  467,  468;  Nr.  30:  472;  Nr.  30 
bis  33:  467,  468,  470;  Nr.  34-37:  468; 
Nr.  38:  467,  468;  Nr.  39:  467. 

Fig.  74.    Schlösser  und  ihr  Zubehör.    462, 

465,  469,  480.    --    Nr.  1:   470;   Nr.  2 
und  3:  470,  471;    Nr.  1—3:  469,  470, 
471;  Nr.  4-6:  470;   Nr.  7:  471,  474 
Nr.  7-11:   469,    471;   Nr.  8   und  11 
471;   Nr.    12:   470,   480;   Nr.  13-16 
470;  Nr.  12-20:  471. 

Fig.  75.    Schlösser  und  ihr  Zubehör.    462, 
465,  473,  479,  480.  —  Nr.  1-5:  472 
Nr.  6:  474,  476;  Nr.  6—10:  472,  474 
Nr.  6-13:    472;   Nr.  7  und   10:   474 
Nr.  11-15:  475;  Nr.  16:  474;  Nr.  17 
bis  36:  474;  Nr.  18  und  21:  475;  Nr.  37 
bis  69:  474;  Nr.  43  und  44:  475;  Nr.  70 
bis  72:  476;  Nr.  73-75:  475;  Nr.  76: 
472,  476,  480;  Nr.  77:  472. 

Fig.  76.   Schlösser  und  ihr  Zubehör.    462, 
465,  476,  477,  478,  479,  480.  ^  Nr.  1 
bis  4:  478;  Nr.  1-6:  478,  479;  Nr.  7 
bis  12:   478;   Nr.   12:   478,  479,  480 
Nr.   13—17:    476,   478;    Nr.  16:   478 
Nr.    18—20:    478;    Nr.   21-23:    479 
Nr.  27:   479;   Nr.  29,  31,  33  und  36 
478;  Nr.  34-37:  479;  Nr.  39  und  40 
480;   Nr.  41:   471,    478;    Nr.  42-46 
479;  Nr.  48:  476;  Nr.  49-56:  472. 

Fig.  77.  AngriflFswaffen.  481,  484,  490.  — 
Nr.  1  und  2:  489;  Nr.  3:  484;  Nr.  4: 
490;  Nr.  5:  485;  Nr.  6-14:  491;  Nr.  16 
bis  23:  491;  Nr.  27  und  28:  490;  Nr.  30 
bis  38:  491;  Nr.  37:  492;  Nr.  40:  489; 
Nr.  41  und  42:  492;  Nr.  44:  412. 


Fig.  78.  Schwert-  und  Dolchscheidenbe- 
schläge. 481,  486.  —  Nr.  1  und  2:  487; 
Nr.  3  und  4:  486;  Nr.  5—7:  485;  Nr.  8: 
486;  Nr.  9  und  10:  485;  Nr.  11  und 
12:  486. 

Fig.  79.  Schnallen,  Besätze  und  Beschläge. 
481,  487,  488.  —  Nr.  1  und  2:  487; 
Nr.  4:  487,  508;  Nr.  5:  508;  Nr.  18 
und  19:  487,  488. 

Fig.  80.  Lederarbeiten,  vornehmlich  Schuhe. 
492,  496.  —  Nr.  1:  497;  Nr.  2  und  3: 
498;  Nr.  4—8:  497,  498;  Nr.  4,  5  und 
6-8:  498;  Nr.  9:  499;  Nr.  11:  493, 
499;  Nr.  12:  495,  499;  Nr.  13:  499. 

Fig.  81.    Gewandnadeln  mit  Bügeln.    500, 
506.  —  Nr.  1:  506;  Nr.  2  und  3:  505 
Nr.  5  und  6:  506;  Nr.  7:  505;  Nr.  8-10 
507;  Nr.  11—13:  507,  520;  Nr.  14:  507 
Nr.  15:  508. 

Fig.  82.  Schnallenfibeln,  Suastika  und  Rund- 
fibeln. 500,  507,  509,  519.  —  Nr.  3  und 
4:  509;  Nr.  7:  508;  Nr.  9:  507,  508; 
Nr.  17:  521. 

Fig.  83.  Schnallen.  487,  500,  510,  519.  — 
Nr.  1-11:  510;  Nr.  10:  521. 

Fig.  84.  Verschiedene  Schmucksachen.  500, 
511.  — Nr.  1:  511;  Nr.  2-4:  512;  Nr.  5: 
410,  512;  Nr.  6:  513;  Nr.  7:  511;  Nr.  8: 
511,  513;  Nr.  9:  511. 

Fig.  85.  Gemmen  und  deren  Siegelabdrücke. 
500,  616.  -  Nr.  1:  515;  Nr.  2:  519 
Nr.  3:  515;  Nr.  4:  515,  516;  Nr.  5:  518 
Nr.  6:  517;  Nr.  7:  518;  Nr.  8  und  9 
517;  Nr.  10  und  11:  519;  Nr.  12:  518 
Nr.  13:  517;  Nr.  14:  519. 

Fig.  86.  Fuß  der  Bronzestatuette  eines 
Pferdes.     522,  524,  525. 

Fig.  87.  Hufeisen  und  Sporen.  522,  628.  — 
Nr.  1—7:  534;  Nr.  4:  535;  Nr.  8  und 
9:  527,  529;  Nr.  10—12:  529,  531 
Nr.  13:  530;  Nr.  14:  525,  530;  Nr.  15 
530,  531;  Nr.  16:  531;  Nr.  17:  530,  531 
Nr.  18:  525,  530;  Nr.  19—23:  530 
Nr.  19-22:  531;  Nr.  23:  524,  531 
Nr.  24—26:  530;  Nr.  27  und  28:  531 
Nr.  29:  529,  531. 

Fig.  88.     Blick  in  das  Saalburg-Museum 
669,  561,  562. 


XVI 


Inhalt. 


III.  Karte  und  Tafeln. 


Nicht  alle  Nummern  der  Tafeln  sind 

oft   nur  die   charakteristischen   Stücke   der 

deutung  der  übrigen  ergiebt  sich  aus  dem 

Karte  der  Saalburg  und  Umgegend.  28,  30, 
:J8,  12(5. 

Tafel  I.  Lage  der  Saalburg.  Plan  und 
Ansicht  des  Taunus.  17,  28,  80,  32, 
38,  40,  G2,  105,  111,  126. 

Tafel  II.  Wachttürme  am  Pfahlgraben. 
Profile  des  Pfahlgrabens.  38,  43,  46.  — 
Fig.  I:  45;  Fig.  II:  44,  45,  232;  Fig.  III: 
40;  Fig.  V:  44,  232. 

Tafel  III.  Kastell  Lochmühle  mit  Pfahl- 
graben. Ringwall  Gickelsburg.  38, 
43.  -  Fig.I:  47;  Fig.  II:  17;  Fig.  III: 
18. 

Tafel  IV.  Kastell  Saalburg.  Grundriß.  61, 
62,  66,  72,  74,  82,  83,  88,  91,  93,  94, 
95,  96,  111,  174,  176,  225,  257,  258, 
259,  262,  263,  404,  405,  407,  442. 

Tafel  V.  Saalburg.  Vogelperspektive.  62, 
89,  92,  117. 

Tafel  VI.  Grundrisse  der  Thore  und  äußere 
Ansicht  der  Porta  decumana.  62,  73, 
75,  76. 

Tafel  YII.  Ami^hitheater,  Brunnen  und 
verschiedene  Baureste  im  Kastell.  62.  — 
Nr.  1:  157;  Nr.  2  und  4:  156;  Nr.  5 
bis  7:  90;  Nr.  8:  91. 

Tafel  VIII.  Hypokausten  und  Bäder  im 
Kastell.  62,  224,  249.  —  Nr.  1:  91, 
174,  262,  263;  Nr.  2:  91,  262;  Nr.  3: 
95,  259;  Nr.  4:  96,  257;  Nr.  5:  96, 
258;  Nr.  6:  258;  Nr.  7:  95,  225,  258. 

Tafel  IX  and  X.  Praetoi'ium,  restauriert 
dargestellt.  Querschnitte  der  Wall- 
mauern und  Gräben.  62,  92,  213,  232, 
568.  -  Fig.  I-III:  68;  Fig.  IV:  70; 
Fig.  V:  231,  232;  Fig.  VI:  94,  232. 

Tafel  XI.  Baracken  in  der  Praetentura, 
restauriert  dargestellt.  62,213,  232. — 
Nr.  1:  89,  222,  232;  Nr.  2:  89,  222, 
232,  242;  Nr.  3-7:  222. 

Tafel  XII,  Ein  römischer  Legionär  mit 
Pilum,  Gladius,  Helm  und  Schild.  100, 
481,  482,  484,  489. 


im  Texte  besonders  hervorgehoben,  sondern 

einzelnen    Gruppen   besprochen.     Die   Be- 
Zusammenhang. 

Tafel  XIII.  übersichtsplan  der  Saalburg 
und  Umgebung.  30,  32,  35,  36,  37, 
38,  93,  105,  108,  109,  112,  117,  123, 
125,  126,  130,  131,  146,  148,  151,  152, 
155,  156,  167,  168,  174,  256,  405,  551, 
552,  565,  566,  567. 

Tafel  XIV.  Hypokaustenbau,  Brunnen  und 
Fundstücke  aus  denselben  (Bürgerliche 
Niederlassung).  105,  249,  250.  —  Fig.  I: 
125,  222,  254,  530;  Fig.  II:  153,  154, 
160,  161,  170;  Fig.  III:  160;  Fig.  IV: 
159;  Fig.  V  und  VI:  157;  Fig.  VI[: 
158,  425;  Fig.  VIII:  158,  171;  Fig.  IX: 
158;  Fig.  X:  161, 171,  207,  234;  Fig.  XI: 
171,  207,  234;  Fig.  XII:  160. 

Tafel  XV.  Villa  vor  dem  Kastell.  105, 
109,  117,  118,  119,  120,  243,  249,  253, 
254,  255,  256. 

Tafel  XVI.  Keller  in  der  Bürgerlichen 
Niederlassung.  105,  112,  113,  114, 
115.  -  Nr.  1:  113;  Nr.  2:  117;  Nr.  3: 
115;  Nr.  4:  114. 

Tafel  XVII.  Hypokaustum  vor  dem  Kastell. 
105,  109,  125,  224,  249,  250,  251. 

Tafel  XVIII.  Bauliche  Details,  Mauerver- 
bände und  Kanalprofile.  Nr.  1:  218, 
220,  266;  Nr.  la:  65,  76;  Nr.  2  und 
3:  218,  220;  Nr.  4  und  5:  221;  Nr.  6: 
222,  254;  Nr.  6a  und  6b:  190;  Nr.  7 
und  8:  175;  Nr.  9:  122,  255;  Nr.  10: 
175. 

Tafel  XIX.  Bauliehe  Details.  Ziegel, 
Heizungsröhren.  198,  199,  228,  247, 
249,  250.  Nr.  1   und  2:    198,  228; 

Nr.  3:  120;  Nr.  3-9:  198;  Nr.  4:  198, 
228;  Nr.  5-9:  228;  Nr.  10:  144,  224, 
228,  252;  Nr.  11:  224,  252. 

Tafel  XX.  Bauliche  Details.  Dachbe- 
deckungen. 198,  213.  —  Nr.  1:  142, 
235;  Nr.  2:  199,  235;  Nr.  3:  144,  228; 
Nr.  4:  144,  235. 

Tafel  XXI.  Bauliche  Details.  Profilierte 
Steine.     231,  400,  401,  402.    —   Nr.  1 


Karte  und  Tafeln. 


XVII 


bis  39:    231;   Nr.  29,   30,   33   und  35: 

402;  Nr.  40:  120,  230. 
Tafel  XXII.     Situationsplan    der    Gräber. 

130,  131,  137,  138,  139,  140,  141,  235. 
Tafel  XXIII.    Gräber.    130,  131,  135.  — 

Fig.   I:    137,    485;    Fig.   II— V:    136; 

Fig.  VI:  138;  Fig.  VII:  136;  Fig.  VIII: 

136,  138. 
Tafel  XXIV.  Denksteine  und  Altäre.  271, 

400,  401.  —  Nr.  1:  278,  402,  438; 
Nr.  2:  137,  278,  402;  Nr.  3:  278,  401, 
413;  Nr.  4:  122,  141,  276,  401,  403; 
Nr.  5:  138,  141,  280,  401,  402;  Nr.  7: 
280;  Nr.  8:  272. 

Tafel  XXV.     Bildwerke   aus   Stein.     400, 

401,  404.  —  Nr.  1  und  2:  403;  Nr.  3 
und  4:  (404);  Nr.  6:  75;  Nr.  7:  75,  404. 

Tafel  XXVI.  Bildwerke  aus  Stein.  271, 
400,  401,  404.  —  Nr.  1:  403,  405; 
Nr.  2:  281,  403,  404;  Nr.  3:  138,  404; 
Nr.  4:  404;  Nr.  5  und  6:  (404);  Nr.  7: 
280,  403;  Nr.  8:  403. 

Tafel  XXVII.  Schalen  und  Mühlsteine. 
413,  415.  —  Nr.  1—3:  415;  Nr.  4  und 
6:  414;  Nr.  7:  414,  415;  Nr.  8  und  10: 
414;  Nr.  11:  415. 

Tafel  XXVIII.  Gefäße  (Thon).  416.  — 
Nr.  1:  112,  340,  421;  Nr.  2:  112,  340, 
421;  Nr.  3-5:  138;  Nr.  3-8:  135; 
Nr.  3-10:  419;  Nr.  6:  431;  Nr.  10: 
421;  Nr.  11-14:  137,  461;  Nr.  15  und 
16:  424;  Nr.  17:  431;  Nr.  18:  423; 
Nr.  19:  138,  423,  431;  Nr.  20:  422; 
Nr.  21:  138,  423;  Nr.  22:  431;  Nr.  27 
bis  29:  423;  Nr.  30:  426;  Nr.  31  und 
32:  422;  Nr.  33-35:  423. 

Tafel  XXIX.  Gefäße  (TeiTa  sigillata).  416, 
430.  —  Nr.  1:  314;  Nr.  2:  338,  430; 
Nr.  4:  315,  430;  Nr.  5:  315,  332,  430; 
Nr.  9:  137,  420,  431;  Nr.  10:  420,  431; 
Nr.  11:  424,  431,  434;  Nr.  12  und  13: 
314;  Nr.  14:  138,  315,  430;  Nr.  16:  315, 
324,  430;  Nr.  17  und  18:  315;  Nr.  17 
bis  19:  430,  431;  Nr.  21:  461;  Nr.  22 
und  23:  430;  Nr.  24:  424,  431,  434; 
Nr.  25:  314;  Nr.  26:  430;  Nr.  27:  430, 
431;  Nr.  28  und  29:  430;  Nr.  30  und 
32:  431;  Nr.  34-36:  461. 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg. 


Tafel  XXX.  Ornamente  von  Terra-sigillata- 
Gefäßen.  416.  —  Nr.  1  —  15:  430;  Nr.  16 
bis  21:  431. 

Tafel  XXXI.  Bildliche  Darstellungen  auf 
Terra- sigillata- Gefäßen.  431.  —  Nr.  1, 
2  und  5:  431. 

Tafel  XXXII.  Waffen  und  Geräte  (Stein 
und  Thon).  227,  411,  4.53,  481,  483.  — 
Nr.  1-20:  411;  Nr.  5:  260,  412;  Nr.  6: 
412;  Nr.  7:  260,  412;  Nr.  9:  412;  Nr.  21 
bis  23:  456. 

Tafel  XXXIII.  Werkzeuge  (Eisen).  Nr.  2: 
347;  Nr.  6:  75,  414;  Nr.  7:  414;  Nr.  10: 
495;  Nr.  11—15:  206;  Nr.  13:  439; 
Nr.  17:  207. 

Tafel  XXXIV.  Werkzeuge  (Eisen).  239.  — 
Nr.  1:  212,  346;  Nr.  2  und  3:  212; 
Nr.  4:  238;  Nr.  7:  147,  209;  Nr.  8: 
210;  Nr. 9:  209;  Nr.  10-12:  235;  Nr.l3: 
208,  214;  Nr.  14:  210,  495;  Nr.  15:  210, 
347,  495;  Nr.  19  und  20:  208,  214; 
Nr.  21-25:  208;  Nr.  26:  239;  Nr.  27 
bis  34:  208. 

Tafel  XXXV.  Geräte  und  Werkzeuge 
(Eisen).  437,  443.  —  Nr.  1—3:  447; 
Nr.  4:  439,  446;  Nr.  6-9:  219;  Nr.  10: 
445;  Nr.  11:  446;  Nr.  12—14:  439. 

Tafel  XXXVI.  Schellen,  Schnallen  und  Ge- 
räte (Eisen).  437,  522.  —  Nr.  1-7:  534; 
Nr.8-ll:509;Nr.l4— 17:440;Nr.l8: 
245;  Nr.  19-24:  439;  Nr.  27—29:  442; 
Nr.  30  und  31:  534. 

Tafel  XXXVII.  Messer  (Eisen).  437,  438.  -- 
Nr.  1:  438;  Nr.  2:  402,  438;  Nr.  3:  438, 
573;  Nr.  4:  438;  Nr.  5  und  6:  402,  438; 
Nr.  8:  438;  Nr.  9:  89,  447;  Nr.  12: 
235,  532;  Nr.  13:  438,  495;  Nr.  14: 
438;  Nr.  15:  438,  495;  Nr.  16:  438; 
Nr.  19:  75;  Nr.  20:  438;  Nr.  21—23: 
439;  Nr.  24:  438,  439;  Nr.  26:  438; 
Nr.  27:  495;  Nr.  30:  438. 

Tafel  XXXVIII.  Waffen  (Eisen).  481, 
490.  —  Nr.  1,  2,  4,  5  und  8:  491;  Nr.  10: 
490, 491 ;  Nr.  16, 19,  20-24:  491 ;  Nr.  25: 
490;  Nr.  26:  447,  490. 

Tafel  XXXIX.  Waffen  (Eisen).  490.  — 
Nr.  1:  137,  481,  484;  Nr.  2-4:  485; 
Nr.  5-7:  489;  Nr.  8-12:  491;  Nr.  13: 

II 


XVIII 


Inhalt. 


489;  Nr.  17:  492;  Nr.  18:  491;  Nr.  19: 

492;  Nr.  21-28:  491;  Nr.  29-31:  492. 
Tafel  XXXX.     Waffenteile  und  BeschlJlge 

(Eisen).    481.  —  Nr.  1:  402;  Nr.  2  und 

3:  75,  484;  Nr.  4-6:  490;  Nr.  7:  449; 

Nr.  8-15:   490;   Nr.  16,    17   und    19: 

485;  Nr.  20  und  21:  484. 
Tafel    XXXXI.      Sjwren ,     Hufeisen     und 

Trensen  (Eisen).  522.  —  Nr.  1—7:  534; 

Nr.  4:  535;  Nr.  8:  530;  Nr.  9:  530,  531; 

Nr.  10:  529;  Nr.  11:  531;  Nr.  12:  530; 

Nr.  13:  449,  533;  Nr.  14  und  15:  533; 

Nr.  16-18:  449,  533. 
Tafel  XXXXII.    Wagenbesehlilge  (Eisen). 

Nr.  1     17:  448. 
Tafel  XXXXIII.     Nilgel,    Klammern   und 

Haken  (Eisen).    232,  239,  437,  480.  — 

Nr.  1:  212;  Nr.  1-19:  240;  Nr.  3,  4  und 

7:  228;  Nr.  10:  213;  Nr.  18:  212;  Nr.  24: 

440;  Nr.  25:  212;  Nr.  29,  31,  33,  34,  42 

und  43-64:  240. 
Tafel    XXXXIV.      Schlüssel    (Eisen    und 

Bronze).   239,  240,  402,  474,  479,  480.  — 

Nr.  1  und  2:  470;  Nr.  5:  75,  471;  Nr.  7 

bis  14:  260;  Nr.  13:  477;  Nr.  15:  128, 

479;   Nr.   16:  477;    Nr.   17:  477,  479; 

Nr.  18:  138,  477;  Nr.  19:  479;  Nr.  20 

bis  27:  479;  Nr.  21-25  und  27:  478. 
Tafel  XXXXV.     Schloßteile  und  Thürbe- 

schUlge  (Eisen  und  Bronze).     239,  240, 

462,  474,  480.  -  Nr.  6:  443;  Nr.  9:  474; 

Nr.  10-19 :  472;  Nr.  20  u.  21 :  475 ;  Nr.  22 

bis  25 :  240 ;  Nr.  26 :  241 ;  Nr.  29  u.  31 :  240. 
Tafel  XXXXVI.  Werkzeuge,  Gerilte,  Waffen 

und  Beschlilge  (Eisen).     480.  —  Nr.  1: 

405,  442;  Nr.  11:  459;  Nr.  14-16:  241; 

Nr.  21  und  22:  240;  Nr.  24:  491. 
Tafel  XXXX VII.    Eisenblöcke.   Nr.  1—5: 

237.  251;  Nr.  6:  238,  258;  Nr.  6-7  a: 

5.'>4;  Nr.  7:  238,  251. 
Tafel  XXXXVIII.  Gewandnadeln  (Bronze). 

500.  -  Nr.  1:  503,  512;  Nr.  2-5:  503; 

Nr.  6-9:  505;  Nr.  10:  495,  503;  Nr.  11 

bis  14:  505. 
Tafel  XXXXIX.    Gewandnadeln  (Bronze). 

500,  504.  —  Nr.  3-5:  505;  Nr.  6:  506; 

Nr.  7 :  504,  507;  Nr.  8-11 :  505;  Nr.  12 

bis  15:  505. 


Tafel  L.  Gewandnadeln  (Bronze).  500.  — 
Nr.  1-3:  507;  Nr.  5:  505;  Nr.  6  und  7: 
507;  Nr.  8:  505;  Nr.  9:  506;  Nr.  10:  500, 
507;  Nr.  11:  506;  Nr.  12:  505;  Nr.  14 
bis  16:  506;  Nr.  16:  507. 

Tafel  LI.  Gewandnadeln  (Bronze).  500, 
507.  —  Nr.  1-3  und  7:  508;  Nr.  8:  509; 
Nr.  9:  507;  Nr.  10  und  11:  508;  Nr.  11 
bis  14:  507;  Nr.  12-14:  333,  508. 

Tafel  LH.  Knöpfe  (Bronze).  487,  500, 
534.  -  Nr.  1,  2,  4-13  und  18-23:  503. 

Tafel  LIII.  Doppelknöpfe  (Bronze).  487, 
500,  534.  —  Nr.  1-9:  503;  Nr.  10:  487, 
.^)03;  Nr.  11—13:  503. 

Tafel  LIV.  Zierscheiben  (Bronze).  487, 500, 
534.  —  Nr.  7:  536;  Nr.  10:  508. 

Tafel  LV.  Phalerae  und  Scheidenbeschläge 
(Bronze).    481,  534.  —  Nr.  5—7:  585. 

Tafel  LVI.  Scheidenbeschläge  (Bronze). 
481.  —  Nr.  1:  485;  Nr.  2  und  3-5:  486; 
Nr.  7—12:  487. 

Tafel  LVII.  Henkel  und  Beschläge  (Bronze). 
434.  -  Nr.  1-13:  434;  Nr.  14:  434, 
487;  Nr.  15—24  und  26-31:  434. 

Tafel  LVIII.  Gefäße  und  Lämpchen  (Bronze). 
437.  —  Nr.  1-6:  441;  Nr.  7-9:  460; 
Nr.  10:  461;  Nr.  11:421. 

Tafel  LIX.  Geschirrbeschläge,  Schellen  und 
Schnallen  (Bronze).  522.  —  Nr.  1—6:  533; 
Nr.  7:  534;  Nr.  8:  162,  487,  488;  Nr.  9: 
534;  Nr.  10  und  11 :  533,  534;  Nr.  12  bis 
18:  534;  Nr.  18:  537;  Nr.  19:  511,  534. 

Tafel  LX.  Helmteile,  Waffen-  und  Messer- 
griffe (1-9  Bronze,  10  Eisen,  11—13 
Hörn).  437,  438,  481.  -  Nr.  1-5:  484; 
Nr.  6:  4.39;  Nr.  7  13:  438;  Nr.  7,  9, 10 
und  12:  485. 

Tafel  LXI.  Metallspiegel  und  Griffe  (Bronze). 
438,4.53.  —  Nr.  1—11:455. 

Tafel  LXII.  Arztliche  Instrumente  (Bronze). 
437,  452,  453.  -  Nr.  1  und  2:  452;  Nr.  3 
bis  6:  440;  Nr.  6  und  7:  452;  Nr.  8—11 : 
452,  455,  462;  Nr.  12:  439,  452. 

Tafel  LXIII.  Figurale  Gegenstände  (Bronze). 
407.  —  Nr.  1 :  408, 481, 482 ;  Nr.  2  u.  3 :  408. 

Tafel  LXIV.  Figurale  Gegenstände  (Bronze). 
407.  —  Nr.  1—4:  409;  Nr.  5:  95,  409; 
Nr.  8:  64,  95,  407;  Nr.  9:  64,  407. 


Karte  und  Tafeln. 


XIX 


Tafel  LXV.  Bruchstücke  von  Figuren  und 
Oi'namenten  (Bronze),  407.  —  Nr.  1  und 
2:  95,  408;  Nr.  3:  95,  409;  Nr.  5  und  6: 
409;  Nr.  7:  95,407. 

Tafel  LXYI.  Schmucksachen  (Gold,  Silber, 
Bronze,  Eisen,  Glas).  500.  —  Nr.  1 :  497 ; 
Nr.  2:  512;  Nr.  4:  346,  513;  Nr.  5-10: 
511;  Nr.  12:  538;  Nr.  13:  51 2;  Nr.  15  und 
16:  513;  Nr.  17:  462;  Nr.  18-21:  513. 

Tafel  LXVII.  Verschiedenes  (Bronze).  Nr.  1 : 
462;  Nr.  3:  495,  538;  Nr.  5:  439,  456; 
Nr.  9:  305;  Nr.  12:  512. 

Tafel  LXVIII.  Schmelzschinuck.  500, 519.— 
Nr.  1  und  2 :  507,  520,  521 ;  Nr.  3  und  4: 
521;  Nr.  5-7:  520;  Nr.  11  und  12:  521; 
Nr.  14:  520. 

Tafel  LXIX.  Schmelzschrauck.  500,  519.  — 
Nr.  1  und  2:  507,  520;  Nr.  3:  512;  Nr.  4: 
520;  Nr.  5:  512;  Nr.  10:  512,  520;  Nr.  11 : 
512,  520,  559;  Nr.  17:  163,  521. 

Tafel  LXX,  Schreibgeräte  (Bronze  und 
Eisen).  449.  —  Nr.  1:  451;  Nr.  2:  452; 
Nr.  3—10:  449;  Nr.  4:  450;  Nr.  10:  449. 

Tafel  LXXI.  Glassachen  (Gefäße  und  Bruch- 
stücke von  Fensterscheiben).  453,  456, 
457.  —  Nr.  1-3:  457;  Nr.  4:  453,  455, 
457;  Nr.  5:  457;  Nr.  6:  453,  455,  457; 
Nr.  7:  457;  Nr.  8:  453,  455,  457;  Nr.  9 
bis  11:  457;  Nr.  12:  457;  Nr.  13:  350, 
457;  Nr.  14  und  15:  457. 

Tafel  LXXII.  Schmuck,  Knöpfe  und  Würfel 
(Elfenbein,  Gagat  und  Bein).  453,  500.  — 
Nr.  1  und  2:  503;  Nr.  4  und  5:  502; 
Nr.  9  und  10:  538;  Nr.  11-19:  453; 
Nr.  20—24:  513. 

Tafel  LXXIII.  Graffite  auf  Terra- sigillata- 
Gefäßen.  271,  332,  333.  —  Nr.  1:  333, 
508;  Nr.  2:  333;  Nr.  3:  304,  306,  333; 
Nr.  4-8:  333;  Nr.  5:  508;  Nr.  9—27: 
334;  Nr.  28-30:  335. 

Tafel  LXXIV.  Graffite  auf  Ziegeln.  271, 
342.  —  Nr.  1  und  2:  312;  Nr.  3:  342 
Nr.  4:  312;  Nr.  5—11:  313;  Nr.  12;  342 
Nr.  13:  313;  Nr.  14-16:  342;  Nr.  17 
343;  Nr.  19:  313;  Nr.  20—22:  343 
Nr.  23:  313. 

Tafel  LXXY.  Ziegelstempel  (Leg.  XXII.  Pr, 
F.F.)  271,  286.  —  Nr.  1:  201,  295;  Nr. 2; 


57,  201,  300;  Nr.  3:  201,  295;  Nr.  4 
201,  296;  Nr.  5:  296;  Nr.  6:  57,  201 
Nr.  7  und  8:  297;  Nr.  9  und  10:  307 
Nr.  11—13:  301;  Nr.  14:  302,  333. 

Tafel  LXXVI.  Ziegelstempel  (Leg.  XXII 
Pr.  P.  F.).  271,  286.  —  Nr.  1 :  297 ;  Nr.  2 
301;  Nr.  3-6:  297;  Nr.  7  —  13:  298 
Nr.  14:  307;  Nr.  15:  298;  Nr.  16:  299 
Nr.  17:  299,  333;  Nr.  18:  302;  Nr.  19 
308;  Nr.  20:  301;  Nr.  21:  308;  Nr.  22 
bis  26:  309;  Nr.  27:  310;  Nr.  28:  309. 

Tafel  LXXYII.  Ziegelstempel  (Leg.  XXII. 
Pr.  P.  F.).  271,  286.  —  Nr.  1—5:  303 
Nr.  6:  304;  Nr.  7  und  8:  303;  Nr.  9 
304,  532;  Nr.  10:  304;  Nr.  11:  304,  333 
Nr.  12  und  13:  304;  Nr.  Mund  15:  305 
Nr.  16:  304;  Nr.  17  und  18:  305;  Nr.  19 
303;  Nr.  20:  310. 

Tafel  LXXVIII.    Ziegelstempel  (Leg,  XXII. 
Pr.  P.  F.  und  Leg.  VIII.  Aug.).     271, 
286.  —  Nr.  1:  298;  Nr.  2:  301;  Nr,  3: 
298;  Nr.  4:  302,  333;  Nr.  5:  298;  Nr.  6: 
301;  Nr. 7:  307;  Nr.8:  305; Nr.  9:  307; 
Nr.  10:  298;  Nr.  11:  125,  305;  Nr.  12 
und  13:  299;  Nr.  14:  301:  Nr.  15:  293 
Nr.  16  und  17:  293;  Nr.  18:  294;  Nr.  19 
190,  294;  Nr.  20:  57;  Nr.  21  und  22 
294;  Nr.  23:  57;  Nr.  24:  294. 

Tafel  LXXIX.  Ziegelstempel  (Coh.  I.  Fi. 
D.,  Coh.  IL  Raet.,  Coh.  IUI.  Vindel.  und 
Privatziegler).  271,  286.  —  Nr.  1:  290 
Nr.  2:  191,  290;  Nr.  4:  192,  291;  Nr.  5 
291;  Nr.  6:  201,  291;  Nr.  7  und  8:  292 
Nr.  9-12:  291;  Nr.  13  und  14:  292 
Nr.  15:  190,  201,  292;  Nr.  16:  190,  292 
Nr.  17—19:  292;  Nr.  20:  293;  Nr.  22 
311;  Nr.  23:  191,  312;  Nr.  24  und  25 
311. 

Tafel  LXXX,  Gegenstände  aus  Holz  und 
Leder.  443,  492.  —  Nr.  1:  161,  447; 
Nr,  la,  Ib,  Ic:  448;  Nr.  2:  160,  213; 
Nr.  3:  160,  239;  Nr.  4:  162,  213,  434; 
Nr.  5:  162,  496,  497;  Nr.  6:  160,  495, 
497;  Nr,  7:  162,  497,  498;  Nr,  8:  160, 
499;  Nr.  9:  160,  497,  498;  Nr.  10:  160, 
350,  494,  499;  Nr.  11:  162,  163,  497, 
498;  Nr.  12:  162,  499;  Nr.  13:  160,  350, 
494,  497;  Nr.  14:  162,  499;  Nr.  15:  499, 

n* 


XX  Inhalt. 


IV.  Litteraturverzeichnis. 

Alberus,  Erasmns,  Das  liuch  von  der  Weisheit.     Frankfurt  a.  M.    1550. 

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Bahclon,  Ernesf,  Description  historique  et  chronologique  des  monnaies  de  la  republique 
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Bade,  Dr.,  Die  Frage  der  Leichenverbrennung,  in:  Evangelisches  Gemeindeblatt,  1886, 
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Bramhach,  Guilelnins,  Cori>us  inscriptionum  Rhenanarum.     Elberfeld  1867. 

Burnouf,  ^Imile,  la  Science  des  religions,  2.  ed.    Paris  1872. 

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Cohausen,  von,  Ringwälle  und  ähnliche  Anlagen  im  Taunus,  in :  Westermanns  Monats- 
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Cohausen,  A.  von,  Die  Schlösser  und  Schlüssel  der  Römer,  in:  Nass,  Annalen, 
Band  XIII,  1876. 

Cohausen,  A.  von.  Der  Aulofen  in  Seulberg  und  die  Wölbtöpfe,  in:  Nass,  Annalen, 
Band  XIV,  1877. 


Litteraturverzeichnis.  XXI 

Cohausen,    A.  von,    Grabhügel  an  der  unteren  Nahe  und  dem  Hunsrücken,    in:   Nass. 

Aunalen,  Band  XIV,  1877. 
Cohausen,    A.    von,    Der   Ursprung    des    Dorfes    Glashütten    im   Taunus,    in:    Nass. 

Annalen,  Band  XIV,  1877. 
Cohausen,   A.  von,    Das    Spinnen    und    Weben    bei    den    Alten,    in:    Nass.  Annalen, 

Band  XV,  1879. 
Cohausen,  A.  von,  Wallbm-gen,  in:  Nass.  Annalen,  Band  XVII,  1882. 
Cohausen,  von,  und  Dr.  Widmann,  Wallburgen,  in:  Nass.  Annalen,  Band  XVIII,  1883/84. 
Cohausen,  A.  von.  Der  römische  Grenzwall  in  Deutschland.     Wiesbaden  1884. 
Cohausen,  A.  von.  Die  Saalburg,   in:    Westermanns  Monatshefte.     57.  Band.     Braun- 
schweig 1885. 
Cohausen,  A.  von,    Die  Mauerverbände  an  alten  Bauwerken  des  llheinlandes,  in :  Zeit- 
schrift für  Bauwesen,  Band  XXXVII  (1887). 
Cohausen,  A.  von,  und  B. Florschütz,  Urnenharz,  in:  Bonner  Jahi-bücher,  LXXXVI,  1888. 
Cohausen,  A.  von,  und  Jacobi,   L.,  Römische  Bauwerke,  in:  Nass.  Annalen,  Band  XVII, 

1882. 
Cohausen,  A.  von,   und  Jacobi,   L.,   Römische  Bauwerke   in    der  Nähe   von  Homburg, 

Frankfurt  und  Bergen,  in:  Nass.  Annalen,  Band  XVIII,  1883/84. 
Cohausen,   A.  von,   und    Jacobi,  L.,   Das   Römerkastell  Saalburg.     Homburg   vor   der 

Höhe  1878,  1883,  1886,  1893. 
Cohausen,  A.  von,  und  Ernst  Warner,  Römische  Steinbrüche  auf  dem  Felsberg  an  der 

Bergstraße  in  historischer  und  technischer  Beziehung.     Darmstadt  1876. 
Cohen,   Henry,    Description   historique   des    monnaies   frappees    sous   l'empire    romain. 

2.  Auflage.     8  Bände.     Paris  et  Londres  1880—1892. 
Dahm,  0.,  Das  Pilum,  in:  Bonner  Jahrbücher,  XCVI  und  XCVII,  1895. 
Deutsche  Bauzeitung,   Ein   amerikanisches   Miethhaus,    1884,    Nr.  78.    (18.  Jahrgang.) 

Berlin  1884. 
Biejfenbach ,   Dr.  Philipp,   Zur  Urgeschichte   der  Wetterau,    zugleich   als   Beitrag   der 

Alterthumskunde,  in:  Archiv  für  Hessische  Geschichte  und  Alterthumskunde,  Band  IV, 

Darmstadt  1843.     Auch  als  Sonderabdruck. 
Bieffenbach,  G.,  Zusammenstellung  der  bisher  in  Friedberg  aufgefundenen  römischen 

Inschriften,  in:  Nass.  Annalen,  Band  XIV,  1877. 
Billinger,  Andreas,   Katalog  der  Sammlung  von  Schlüsseln  und  Schlössern  im  Besitze 

des  Herrn  A.  D.     Wien,  Selbstverlag,  1886. 
Borotv,   Dr.  W.,  Opferstätten    und  Grabhügel   der  Germanen   und  Römer    am  Rhein. 

Wiesbaden  1826. 
Bragendorf,  Hans,   Terra    sigillata,    in:   Bonner  Jahrbücher,  XCV^I  und  XCIX,   Bonn 

1895  und  1896. 
BuncJcer,   Dr.  Albert,   Beiträge  zur  Erforschung  und  Geschichte  des  Pfahlgrabens,  in: 

Zeitschrift    des   Vereins    für   Hessische   Geschichte    und  Landeskunde,    Neue  Folge, 

VIII.  Band.     Kassel  1880. 
Burm,  Dr.  J.,  Die  Baukunst  der  Etrusker  und  Römer,  in :  Handbuch  der  Architektur, 

II.  Teil,  Baustile:  I.  Abt,  Die  antike  Baukunst,  Band  2.     Darmstadt  1885. 
Buruy,   Victor,    Geschichte  des  römischen  Kaiserreiches,    ins    Deutsche   übersetzt   von 

Prof.  Dr.  Gustav  Hertzberg.     5  Bände.     Leipzig  1885—1889. 
Eich,  Die  römische  Wasserleitung  aus  der  Eifel  nach  Köln.     Bonn  18G7. 
Esperandieu,  E.,    Recueil  des  cachets   d'oculistes  romains.     Paris    1894.     (Extr.  de  la 

Revue  archeologique,  III.  Serie,  t.  21 — 25.) 


XXII  Inhalt. 

Fink,  J.,  Der  Vei*sehluß  bei  den  Griechen  und  Römern.     Regenshurg  1890. 

Fischer,  F.  C,  The  roinan  Ciistellum  Saalburg,  by  Col.  A.  v.  Cohausen  and  L.  Jacobi. 
Translated  from  the  German  by  F.  Ch.  Fischer,  mit  einem  Vorworte  von  Th.  Hodgkin. 
Homburg  v.  d.  H.  1882. 

Franherycr,  Heinrich,  Antike  und  frühmittelalterliche  Fußbekleidungen  aus  Achmim- 
Panojx)lis.    Düsseldorf  181>G. 

Geist-Jacohi,  Dr.,  Geschichte  der  Zahnheilkunde.     Tübingen  1896. 

Gerhard,  Eduard,  Archäologische  Zeitung,  14.  Jahrgang,  Berlin  1856. 

Gerkcn,  Philipp   Wilhelm,  Reisen  durch  Schwaben,  Rayern  etc.     Worms  1788. 

Gcrniug,  J.  J.  von,  Die  Lahn-  und  Maingegenden.     Wiesbaden  1821. 

Grimm,  Jakob,  Über  das  Verbrennen  der  Leichen,  in:  Berichte  der  Berliner  Akademie 
der  Wissenschaften  1849. 

Grüber,  F.,  Die  Thonindustrie  auf  dem  Gebiete  des  Bauwesens  bei  den  Griechen  und 
Römern,  in:  Vereinsblatt  des  Ziegler-  und  Kalkbrenner- Vereins,  1882. 

llnbcl ,  F.  G.,  Über  die  Feldzeichen  des  römischen  Heeres,  insbesondere  die  der 
XXn.  Legion,  in:  Nass.  Annalen,  Heft  III,  Wiesbaden  1837. 

Ifammeran,  Dr.  A.,  Urgeschichte  von  Frankfurt  a.  M.  und  der  Taunusgegend.  Frank- 
furt a.  M.  1882. 

llammcran,  Dr.  A.,  Die  Inschriften  der  Saalburg  bei  Homburg,  in:  Westdeutsche 
Zeitschrift,  Band  IV,  1885. 

Handchnann,  II.,  Bericht  zur  Altertumskunde  Schleswig-Holsteins.     Kiel  1882.    ■ 

Ilansselmann,  Chr.  F.,  Beweis  wie  weit  der  Römer  Macht  etc.  Schwäbisch  -  Hall, 
gedi-uckt  und  verlegt  von  Johann  Christoph  Messerer,  1768. 

Ilanauisches  Magazin,  5.  und  6.  Band,  Hanau  1782,  1783. 

Ilauser,  Alois,  Römisches  Militärbad  in  Deutsch -Altenburg,  in:  Mittheilungen  der 
K.  K.  Central  -  Kommission  z.  Erf.  u.  Erh.  d.  Kunst-  u.  List.  Denkmale,  N.  F.  II. 
Wien  1876.     S.  35  ff. 

Ilefner,  Dr.  Joseph  von,  Angaben  über  die  Arbeiten  Habeis,  in:  Münchener  Zeitung, 
12.  Dezember  1856. 

Ilefner,  von,  Die  Westerndorfer  Töpferei,  in :  Oberbayrisches  Archiv  für  vaterländische 
Geschichte,  22.  Band,  München  1863. 

Ileierli,  J.,  Vorrömische  Gräber  im  Kanton  Zürich,  in:  Anzeiger  für  Schweizerische 
Altertumskunde,  XXI.  Jahrgang,    Zürich  1888. 

Heim  und   Velke,  Dr.   W.,  Die  römische  Rheinbrücke  bei  Mainz.     Mainz  1887. 

Ilettner,  Prof.  Dr.  Felix,  Die  römischen  Steindenkmäler  des  Provinzialmuseums  zu 
Trier  mit  Ausschluß  der  Neumagener  Monumente.  Mit  einem  Beitrag  von  Dr.  Hans 
Lehner  und  375  Textabbildungen  von  E.  Eichler  und  P.  Thomas.  Trier,  in  Kom- 
mission der  Fr.  Lintz'schen  Buchhandlung,  1893. 

Heitner,  F.,  Zur  römischen  Keramik  in  Gallien  und  Germanien,  in:  Festschrift  für 
Johannes  0 verbeck,     Leipzig  1893. 

Historie  des  Amtes  Homburg,  Chronik.  Manuskript  im  städtischen  Archiv  zu  Hom- 
burg vor  der  Höhe. 

Holder,  Oskar,  Die  römischen  Thongefäße  der  Altertumssapimlung  in  Rottweil.  Stutt- 
gart 1889. 

(Iliisgen),  Verrätherische  Briefe  über  Historie  und  Kunst.  Frankfurt  am  Mayn,  bey 
den  Eichenbergischen  Erben,  1776.  Anonym  erschienen;  das  Vorwort  zum  II.  Teil 
gleichen  Titels  ist  «Hüsgen»  gezeichnet. 

Ilultsch,  F.,  Griechische  und  römische  Metrologie.     Berlin  1862. 


Litteraturverzeichnifi.  XXIII 

Jacobi,  L.,  Zur  Geschichte  der  Mineralquellen,  in:  Dr.  H.  Wül,  Der  Kurort  Homburg. 

Homburg  v.  d.  H.  1881. 
Jacobi,  L.,    Über    Schornsteinanlagen    und    eine  Badeeinrichtung    im   Frauenbad    der 

Stabianer  Thermen  in  Pomi)eji,  in:   F.  von  Duhn  und  L.  Jacobi,   Der  griechische 

Tempel  in  Pompeji.     Heidelberg  1890. 
Jacobi,  L.,  Das  heilige  Grab  in  Homburg  vor  der  Höhe.     Homburg  1891. 
Jacobi,  Ij.,   Grenzmai'kierungen   am  Limes,   in:  Westdeutsche  Zeitschrift,  Band  XIV, 

1895. 
Jahn,  0.,  Darstellungen  antiker  Reliefis,  welche  sich  aufs  Handwerk  beziehen,  in :  Bericht 

der  phil.-hist.  Klasse  der  Königl.  Sachs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  Leipzig  1861. 
Kaufmann,  C.  M.,  Altchristliches  vom  obergermanisch -rhaetischen  Limes,  in:  Festschrift 

zum  1100jährigen  Jubiläum  des  Deutschen  CamiX)  Santo  zu  Rom,  unter  Leitung  von 

Dr.  Stephan  Ehses.     Freiburg  i.  B.  1897. 
Keller,  F.,  Die  rote  römische  Töpferware.     Heidelberg  1876. 
(Kirchner)  Ansichten,  Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Kirchnei-s  Geschichte  der  Stadt 

Frankfurt  a.  M.     Zwei  Theile.     Frankfurt  1810. 
Klein,  Joseph,  Die  kleineren  inschriftlichen  Denkmäler  des  Bonner  Provinzialmuseums, 

in:  Bonner  Jahrbücher,  LXXXIX,  1890. 
Knapp,  J.  F.,  Römische  Denkmale  des  Odenwaldes,  insbesondere  der  Grafschaft  Erbach 

und  Herrschaft  Breuberg.     2.  Auflage,  Damistadt  1854. 
Koenen,  Konstantin,  Gefäßkunde  der  vorrömischen,  römischen  und  fränkischen  Zeit  in 

den  Rheinlanden.     Bonn  1895. 
Kofier,  F.,  Der  Pfahlgraben  und  die  Pfahlgi-abenkastelle  in  der  Umgebung  von  Homburg, 

in:  Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  und  Alterthumskunde,  Homburg  v.  d.  H. 

1877.     I.  Heft. 
Korrespondenzblatt  des  Gesammtvereins  der  deutschen  Geschichts-  und  Alterthumsvereine, 

1.— 45.  Jahrgang,  1853—1897. 
Krieg  von  Hochfelden,  G.  IT.,  Geschichte  der  Müitärarchitektur  in  Deutschland.   Stutt- 
gart 1859.     Darin  eine  ausführliche  Beschreibung  der  Saalburg  (Seite  56 — 64). 
Limesblatt,  Mitteilungen  der  Streckenkommissare  bei  der  Reichslimeskommission;  redi- 
giert von  F.  Hettner  und  0.  von  Sarwej.     Trier.     Erscheint  seit  1892;  bis  April 

1897:  22  Nummern. 
Lindenschmit,   Dr.  lAidtcig,  Die   Alterthümer  unserer  heidnischen   Voi-zeit.     4  Bände. 

Mainz,  1858  ff. ;  nach  seinem  Tode  fortgesetzt  von  dessen  Sohne. 
Lindenschmit,  Ludteig,  Tracht  und  Bewaffnung   des  römischen   Heeres    während    der 

Kaiserzeit,   mit  besonderer  Berücksichtigung  der   rheinischen  Denkmale   und  Fund- 
stücke.    Braunschweig  1882. 
Lindenschmit,  Dr.  X.,  Die  ältesten  Formen  der  Hufeisen,  in  seinen:   Die  Alterthümer 

unserer  heidnischen  Vorzeit,  IV.  Band,  5.  Heft,  Text  zu  Tafel  28.    Mainz  1889. 
Lindenschmit,  L.  (Sohn),  Das  Römisch- Germanische  Centralmuseum.     Mainz  1889. 
Lorente,  B.,  Die  Taube  im  Altertume.    Programm  des  Gymnasiums  zu  Würzen.    1885. 
MüMer,  Aug.,  Dr.  med.  (1832—1855),  Manuskript:  Aufeeichnungen  über  die  Saalburg 

mit  Zeichnungen  des  Kastells  und  verschiedener,  jetzt  fehlender  Fundstücke  von  dort. 

Im  Besitze  des  Verfassers. 
Marquardt,  J.,  Das  Privatleben  der  Römer.    (Marquardt  und  Mommsen,  Handbuch  der 

römischen  Alterthümer,  VII,  1.  2.)     Leipzig  1879. 
Matz,  Friedr.,  Antike  Bildwerke  in  Rom,  herausgegeben  von  F.  von  Duhn,  Bd.  1—3, 

Leipzig  1881/82. 


XXIV  In»»aH. 

Mohr,  Fr.,  Über  die  Heimat  des  Weinstockes,  in:  Westermanns  Monatshefte,  16.  Band. 
Hraunschweig  18G4. 

Mommsen,  Theodor,  Geschichte  des  römischen  Münzwesens.     Berlin,  Weidmann,  1860. 

M&mmscn,  Theodor,  Römische  Geschichte.     Band  V.     2.  Auflage,  Berlin  1885. 

JMommscn,  Theodor.  Der  Begrift'des  Limes,  in:  Westdeutsche  Zeitschrift,  Band  XIII,  1894. 

Jlommscn,  Th.,  und  II.  Jihlmner,  Der  Maximaltarif  des  Diocletian.    Berlin  1893. 

Moirat,  J.  L.  (r.,  A  walk  along  the  Teufelsmauer  and  Pfahlgraben.     Oxford  1885. 

Muret-Chahouillet,  Catalogue  des  monnaies  gauloises  de  la  biblioth^ue  national,  Paris 
1889,  mit  zugehörigem  Atlas  de  monnaies  gauloises,  von  Henri  de  la  Tour,  Paris  1892. 

Nass.  Annalen  =  Annalen  des  Vereins  für  Nassauische  Alterthumskunde  und  Ge- 
schichtsfoi-schung.    Band  I— XXVIII.    Wiesbaden  1830-1896. 

Neuhof.  Elias,  Abgefaßte  Briefe,  Nachricht  von  zweyen  gefundenen  alten  römischen 
Monumenten.     Homburg  v.  d.  H.  1747. 

Neuhof,  Elias.  Nachricht  von  den  Alterthümern  in  der  Gegend  und  auf  dem  Gebürge 
bey  Homburg  vor  der  Höhe,  mitgetheilt  und  mit  accuraten  Zeichnungen  versehen 
von  E.  N.,  Fürstlich  Hessen  -  Homburgischen  Regierungsrath.  Hanau,  Druck  und 
Verlag  des  Ev.  reform.  Waisenhauses,  1777.  —  Erweiterte  Auflage  derselben  Schrift, 
mit  einer  Karte,  Homburg  1780. 

Neuhof,  Elias,  II.  Schreiben  an  Herrn  Pfarrer  Christ  in  Rodheim,  in:  Hanauisches 
Magazin,  15.  Stück,  1783. 

Nissen,  IL,  Pompejanische  Studien,  Leipzig  1877. 

Ohlenschlager,  Friedrich,  Der  Name  «Pfahl»  als  Bezeichnung  der  römischen  Grenzlinie, 
in:  Neue  Heidelberger  Jahrbücher,  V,  1895. 

Orerheck-Mau,  Pompeji  in  seinen  Gebäuden,  Alterthümern  und  Kunstwerken.  Dar- 
gestellt von  Johannes  Overbeck.  4.  im  Verein  mit  August  Mau  durchgearbeitete 
und  vermehrte  Auflage.     Leipzig  1884. 

Plank,  Dr.,  Die  Feuerzeuge  der  Griechen  und  Römer,  in:  Programm  des  Karls-Gym- 
nasiums in  Stuttgart,  1883/84. 

Popp,  Karl,  Der  Pallisadenzaun  am  rätischen  Limes,  in :  Westdeutsche  Zeitschrift, 
Band  XIII,  1894. 

Preuschcn-Liebenstein,  von,  Urkundenbuch  des  Limes  imperii  Romani,  in:  Korrespondenz- 
blatt des  Gesamm.t Vereins  der  deutschen  Geschichts-  und  Alterthumsvereine,  1856. 

Quilling,  Dr.  Fritz,  Die  Ausgrabungen  des  Vereins  für  das  historische  Museum  zu 
Frankfurt  auf  dem  christlichen  Friedhofe  zu  Heddernheim  im  Winter  1891/92  und 
Sommer  1892,  Herausgegeben  von  dem  \'ereine  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 
Frankfurt  a.  M.  1894. 

Quiquerez,  Sur  les  forges  primitives  dans  le  Jura,  in:  Mitteilungen  der  antiquarischen 
Gesellschaft  in  Zürich,  XVII  (1871). 

üeliquorum  Moeno  Mogono  adjacentium  pars  inferior.  Moguntiae  apud  Nicolaum  Per- 
son 1679 — 1694;  mit  einer  Karte  des  Taunus. 

Hich,  Anthony,  Illustriertes  Wörterbuch  der  römischen  Alterthümer,  deutsch  von 
Dr.  C.  Müller.     Leipzig  1862. 

Robert,  Carl,  Die  homerischen  Becher,  in:  50,  Programm  zum  Winckelmannsfeste  der 
Archäologischen  Gesellschaft  zu  Berlin,  1890, 

Rolle,  Dr,  Friedrich,  Übersicht  der  geognostischen  Verhältnisse  von  Homburg  vor  der 
Höhe  und  der  Umgegend,     Homburg  vor  der  Höhe  1866, 

Bimer,  Dr.,  Die  römische  Grenzbefestigung  des  Taunus,  in:  Archiv  für  Frankfurts 
Geschichte  und  Kunst.     Frankfurt  a.  M.,  III.  Heft  1844  und  IV.  Heft  1847. 


Litteraturverzeichnis.  XXV 

jRoscher,  W.  H.,   Ausführliches  Lexikon   der  griechischen   und   römischen  Mythologie. 

Leipzig  1890  if.     Band  1  und  2  (erschienen  in  Lieferungen  seit  1884);  Band  3  noch 

im  Erscheinen. 
Rössel,  K.,  Das  Pfahlgraben -Kastell  Saalbui-g  bei  Homburg.     Wiesbaden  1871. 
Rössel,  Dr.  K.,  Die  römische  Grenzwehr  im  Taunus.     Straßbui'g  1872. 
Rudorff,   seine  Beiträge  zu:   Die   Schriften   der  Römischen   Feldmesser,    herausgegeben 

und  erläutert  von   F.  Blume,   K.  Lachmann   und  A.  Rudorff.     Berlin   1848 — 1852. 
Rueff,  Dr.  A.,  Zur  Geschichte  der  Huf  beschlagkunde.     Programm  der  Kgl.  Württemb. 

land-  und  forstwissenschaftlichen  Akademie  Hohenheim.    Stuttgart  1864,  Druck  von 

Aug.  Wöi'ner,  vorm.  J.  G.  Sprandel. 
Sarkophage,   Die  antiken,   in:    Die  Grenzboten,  Zeitschiift  für  Politik,  Litteratur  und 

Kunst,  49.  Jahrgang,  IL  Vierteljahr,  1890,  S.  555—564. 
Sarivey,  0.  von,  und  F.  Hettner,  Der  obergermanisch -rätische  Limes  des  Römerreichs. 

L— IV.  Lieferung,  Heidelberg  1894—1896. 
Schaa  ff  hausen,  H.,    Über  den  römischen  Isisdienst  am  Rhein,  in:    Bonner  Jahrbücher, 

LXXYI,  1883. 
Schaaff hausen,  H.,  Hatten   die  Römer  Hufeisen   für  ihre  Pferde  und  Maultiere?    in: 

Bonner  Jahrbücher,  LXXXIV,  1887. 
Scharff,  Dr.  F.,  Die  Hohe  Mark  im  Taunus,  in :  Archiv  für  Frankfurts  Geschichte  und 

Kunst,  Neue  Folge,  IL  Band.     Frankfurt  a.  M.  1862. 
Scharff,   J)y.  F.,   Das   Recht  der   Hohen  Mark,   in:  Archiv  für  Frankfurts   Geschichte 

und  Kunst,  Neue  Folge,  III.  Band.     Frankfurt  a.  M.  1865. 
Schliehen,  A.,  Major  a.  D.,  Die  Hufeisenfrage,  in:  Nass.  Annalen,  Band  XX,  1888. 
Schlieben,  A.,  Major  a.  D.,  Geschichte  der  Steigbügel,  in:  Nass.  Annalen,  Band  XXIV,  1892. 
Schliemann,    Dr.   H.,    Trojanische    Alterthümer.      Leipzig    1874,    in    Commission    bei 

F.  A.  Brockhaus. 
Schmidt,    F.   W.,    Lokaluntersuchungen    über    den    Pfahlgraben,    in:    Nass.   Annalen, 

Band  IV,  1859. 
Schneider,  Fr.,   Die  Rheinbrücke  zu  Mainz  ein  Röraerbau,  in:    Korrespondenzblatt  des 

Gesammt Vereins,  29.  Jahrgang,  Darmstadt  1881. 
Schoene,  R.,  Quaestionum  Pompeianarum  specimen.     Leipzig  1868. 
Schudt,  G.,  Homburg  und  seine  Umgebungen.     Homburg  v.  d.  H.  1854. 
Schuermans,  M.  H.,  Sigles  figulins   (epoque  Romaine),  Bruxelles   1867.     (Extrait   des 

Annales  de  TAcademie  d'archeologie  de  Belgique,  tome  XXIII,  2.  serie,  tome  III.) 
Schumacher,  K.,  Beschreibung  der  Sammlung  antiker  Bronzen.     Kai-lsruhe  1890. 
Schumacher,  Zur  römischen  Keramik,  in:  Bonner  Jahrbücher,  C,  1896. 
Schicartz,  K.,  Beiträge   zur  Geschichte  des  Nassauischen  Alterthums -Vereins  und  bio- 
graphische Mittheilungen  über  dessen  Gründer  und  Förderer  (über  Habel  vergleiche 

Seite  186—387,  über  die  Saalburg  Seite  319—334),   in:   Nass.  Annalen,   Band  XI, 

Wiesbaden  1871. 
Schicartz,  Karl,  Landgraf  Friedrich  V.  von  Hessen -Homburg  und  seine  Familie.  Rudol- 

stadt  1878. 
Steinmetz,  G.,  Die  römischen  Glasspiegel  in  den  Sammlungen  des  historischen  Vereins 

zu  Regensburg,  in:  Korrespondenzblatt  des  Gesammtvereins,  45.  Jahrgang,  1897,  Nr.  2. 
Stoeber,  E.,  Die  römischen  Grundsteuervermessungen.     München  1877. 
Suchier,  Reinhard,  Die  römischen  Münzen,  Stempel,  Inschriften  und  Graffite  von  Groß- 

Krotzenburg  und  der  Umgegend  von  Hanau,  in:  Zeitschrift  des  Vereins  für  hessische 

Geschichte  und  Landeskunde,  Neue  Folge,  VIII.  Supplement.     Kassel  1882. 


XXVI  Inhalt. 

Siichier,  lieinhard,  Weitere  römische  Münzen  und  Stempel  aus  der  Nähe  von  Hanau. 
Festgabe  zur  Jahresvei-sammlung  des  Vereins  für  hessische  Geschichte  und  Landes- 
kunde zu  Hanau  1885.     Hanau  1885. 

Thomas.  Chr.  L.,  Untersuchung  zweier  Taunusringwälle.     Frankfurt  a.  M.  1893. 

Thomas,  Chr.  L.,  Töpfereien  in  der  Römerstadt  bei  Heddernheim,  in :  Archiv  für  Frank- 
furts Geschichte  und  Kunst,  1894.  Auch  als  Sonderabdruck:  Über  römische  Funde 
in  Heddernheim  I.  Herausgegeben  von  dem  Vereine  für  Geschichte  und  Alterthums- 
kunde  zu  Frankfurt  a.  M.  1894. 

Thomas,  Chr.  L.,  Die  Ringmauern  auf  dem  Goldgruben-  und  Dalbesberge  in  der 
Hohen  Mark,  in:  Westdeutsche  Zeitschrift,  XIV,  1895. 

Thudichum,  F.,  Die  Gau-  und  Markverfassung  in  Deutschland.     Gießen  1860. 

Tischler,  0.,  Die  Formen  der  Gewandnadel,  in:  Beiträge  zur  Anthropologie  und  Ur- 
geschichte Bayerns,  IV.  Band.     München  1881. 

Tocilesco,  Gr.,  Das  Monument  von  Adamklissi  (Tropaeum  Trajani).     Wien  1895. 

Ulrich,  B.,  und  A.  Heizmann,  Kataloge  der  Sammlung  der  antiquarischen  Gesellschaft 
in  Zürich.     Zürich  1890. 

Urgangks-  und  Anssteinungsbuch  der  Stadt  Homburg,  umfassend  die  Zeit  von  1472 
bis  1536.     Manuskript  im  Stadtarchiv  zu  Homburg  v.  d.  Höhe. 

Westdeutsche  Zeitschrift  =  Westdeutsche  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst,  I— XVI, 
Trier  1882-1897. 

Winckehnanns,  Johann,  sämtliche  Werke.  Von  Joseph  Eiselein;  12  Bände.  Donau- 
eschingen 1825—1829. 

Wolf,  General,  Der  römische  Wall,  in :  Jahrbücher  für  die  deutsche  Armee  und  Marine, 
Bd.  101,  Berlin  (Oktober -Dezember)  1896,  S.  294-805. 

Wolff,  Das  Römerkastell  und  das  Mithrasheiligtum  zu  Groß-Krotzenburg  am  Main,  in: 
Zeitschrift  des  Vereins  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde,  Neue  Folge, 
VIII.  Supplement.     Kassel  1882. 

Wolff,  Prof.  Dr.  Georg,  Die  römischen  Ziegeleien  bei  Höchst  a.  M.  und  ihre  Stempel, 
in:  Archiv  für  Frankfurts  Geschichte  und  Kunst,  III.  Folge,  III.  Heft.  Frankfurt  1893. 

Wörner,  Ernst,  Beiträge  zur  Würdigung  der  unter  dem  Namen  Hinkelstein,  Spindel- 
stein, Gollenstein,  Lange  Stein  u.  s.  w.  vorkommenden  monolithischen  Denkmale,  in: 
KoiTesix)ndenzblatt  des  Gesammtvereins ,  25.  Jahrgang.  Darmstadt  1877,  Nr.  3, 
Seite  17  ff.  und  1878,  Nr.  1  und  2,  S.  4  ff. 

Zangetneister,  Eiserne  Brennstempel  aus  dem  obergermanischen  Limesgebiet,  in:  West- 
deutsche Zeitschrift,  1892,  Seite  306  ff. 

Zangemeister,  K.,  Der  obergermanisch  -  rätische  Limes,  in:  Neue  Heidelberger  Jahr- 
bücher, V.    (1895). 

Zeitschrift  für  Bauwesen,  herausgegeben  im  Ministerium  für  öffentliche  Arbeiten. 
L— XLVII.  Jahrgang,  Berlin  1851—1897. 


XXVII 


Berichtigungen  und  Zusätze. 


Seite  39,  Anm.  57,  Zeile  6  von  oben  lies  «BuncJcer»  statt  «DimJcer». 

Seite  46,  Zeile  4  von  unten,  lies  «des  Kaisers»  statt  «der  Kaiser». 

Seite  75,  Zeile  2  von  unten,  lies  «Fig.  11»  statt  «Fig.  12». 

Zu  Seite  93,  Zeile  14  von  oben,  ist  zu  bemerken,  daß  die  lateinische  Bezeichnung  für 
die  bleibeschwerten  Pfeile  in  den  verschiedenen  Handschriften  von  Vegetius' 
epUome  rei  militaris  verschieden  überliefert  ist.  Die  Teubner'sche  Textausgabe 
schi'eibt  I.  17  matüoharhuli  und  notiert  als  andere  Lesart  martiobarhuli,  die 
dem  Bestreben  entsprungen  zu  sein  scheint,  das  Wort  mit  Mars  etymologisch  in 
Verbindung  zu  bringen*). 

Seite  124,  Zeile  3  von  oben,  lies  «R  Q  P»  statt  «E  Q  S». 

Seite  138,  Zeile  11  von  oben,  ist  am  Ende  ein  1  abgefallen. 

Seite  139,  Zeile  12  von  oben,  ist  am  Ende  ein  Bindestrich  abgefallen. 

Seite  161,  Anmerkung  137,  lies  XIII.  2,  C.  3. 

Seite  187,  Zeile  13  von  oben,  lies  «lateres»  statt  «lateri». 

Seite  228,  Zeile  6  von  unten,  lies  «Hauser»  statt  «Hansen»  und  tilge  «Österr.». 

Seite  240,  Zeile  5  von  oben,  ist  auf  ein  Kapitel  «Rekonstruktionen»  hingewiesen  worden. 
Die  ursprüngliche  Absicht,  diese  besonders  zu  behandeln,  mußte  aber  aus  prak- 
tischen Rücksichten  aufgegeben  werden,  und  die  rekonstruierten  Gebäude,  Brunnen, 
Geräte,  Schlösser  u.  s.  w.  gelangten  an  den  jeweils  geeignet  erscheinenden  Text- 
stellen zur  Besprechung,  Das  deutsche  Sachregister  giebt  unter  «Rekonstruktionen» 
die  erforderlichen  Hinweise. 

Seite  260,  Anmerkung  209,  Zeile  1,  sind  unter  «Lagerspionen»  diejenigen  zu  verstehen, 
welche  als  «exploratores  castrorum»  den  Platz  des  erforderlichen  Marschlagers  aus- 
zuwählen und  vor  Ankunft  der  Truppen  Feuer  anzumachen  hatten.  Man  könnte 
sie  als  «Quartiermacher»  oder  als  «Fouriere»  bezeichnen.  Analog  diesen  wird  bei 
Siieton,  Tiberius  60,  ein  «explorator  viae»  genannt,  welcher  der  Sänfte  des  Kaisers 
vorauseilte,  um  den  gewählten  Weg  auf  seine  Güte  zu  prüfen. 

Seite  264,  Zeile  1  der  Anmerkung,  lies  «Marqiiardt»  statt  «Marquard». 

Seite  283,  Zeile  3  von  oben,  lies  «nachstehenden»  statt  «vorstehenden». 

Seite  334,  Nr.  26,  ist  der  Name  als  Sacrillegus  (Sacrilegus)  zu  lesen,  obwohl  der  dritte 
Buchstabe  ein  G  ist. 


*)  Die  Stelle  bei  Vegetius  I.  17  lautet:  Plumbatarum  quoque  exercitatio,  quos  mattio- 
barbulos  vocant,  est  tradenda  junioribus.  Nam  in  Illyrico  dudum  duae  legiones  fuerunt, 
quae  sena  niilia  militum  habuerunt,  quae,  quod  bis  teils  scienter  utebantur,  Mattiobarbuli 
vocabantur. 

II*** 


XXVIII  Bericlitigungen  und  Zusätze. 

Die  auf  Seite  345  im  zweiten  und  dritten  Absätze  erwähnten  aufgemalten  Inschriften 
befinden  sich  auf  den  Bechern  Nr,  24  und  25  der  Textfigur  64  (Seite  427). 

Seite  845,  Abschnitt  IV,  Zeile  5  von  oben,  lies  «erstere»  statt  «letztere». 

Seite  361,  Zeile  11  und  10  von  unten,  lies  «tribuniciae  potestatis»  statt  «tribunicia 
potestate». 

Seite  409,  3.  Absatz,  Zeile  2,  lies  «Nr.  1»  statt  «Nr.  2». 

Seite  410,  Zeile  10  von  oben,  ist  eine  Wiederholung  unterlaufen. 

Seite  410,  Zeile  2  der  Anmerkung  254,  lies  <^Lindenschmit»  statt  <^ Lindenschmidt» . 

Seite  439,  Zeile  8  von  unten,  sind  die  Worte  «Löffel  und»  zu  tilgen. 

Seite  441,  Zeile  11  von  unten,  lies  «Wagbalken,  auf  dessen  lilngerem  Arme  sich  ein  Lauf- 
gewicht bewegt,  während  an  dem  kürzeren  die  Schale  oder  der  Haken  befestigt  ist, 
an  den  der  zu  wiegende  Gegenstand  angehängt  wird». 

Seite  486,  Unterdrück  der  Fig.  78,  lies  «Schwert-»  statt  «Schwert». 


I. 

Vorbemerkungen 
und  Geschichte  der  Ausgrabungen. 


Während  Mler    durch    den   Taunus    ziehende   Pfahlgraben    in    Grenz- 
beschreibungen ^)  schon  792,  812,  977  u.  s.  w.,  dann  in  Grenzumgängen 
der  Hohen-Markgenossenschaft^)  des  15.  und  16.  Jahrhunderts  urkundlich  er- 


1)  Urkundenbuch  des  Limes  Iraperii  Romani  von  Freiherrn  von  Preuschen-Li eben- 
stein, Korrespondenzblatt  der  deutschen  Alterthumsvereine  1856,  Seite  121  —  126  und  130—132. 

2)  Da  in  der  Folge  die  «Hohe  Mark»  noch  öfters  erwähnt  wird,  so  möge  hier  schon 
eine  kurze  Erklärung  dieser  Bezeichnung  Platz  finden:  Unter  «Hohe  Mark»  verstand  man 
den  nordwestlich  von  Homburg  gelegenen  4672  ha.  großen  "Wald  (Taunus),  der  den  Feld- 
berg und  den  Altkönig  einschließt  und  sich  bis  zum  Pfahlgraben  erstreckt,  welcher  zugleich 
seine  nördliche  Grenze  auf  dem  Kamme  des  Gebirges  bildet.  Östlich  bezeichnet  teilweise 
die  von  der  Saalburg  nach  der  Wetterau  führende  Römerstraße  die  Grenze ;  auch  an  der 
Westseite  ist  wieder  eine  Römerstraße,  der  sog.  Pflasterweg,  der  südwestlich  hinter  dem 
Altkönig  nach  dem  Kastell  Feldberg  führt,  teilweise  als  Grenze  anzunehmen.  Nach  Süden 
endigt  die  «Hohe  Mark»  an  den  Feldmarken  der  davor  liegenden  wald berechtigten  Ge- 
meinden. Sie  hatte  in  älterer  Zeit  einen  weit  größeren  Umfang,  bevor  aus  ihr  verschiedene 
Marken,  so  die  Seulberger-,  Köpperner-,  Rodheimer-  und  Kronberger  Mark,  abgetrennt 
wurden.  Die  Bezeichnung  «Höhe  Mark»,  wie  sie  ursprünglich  hieß,  weist  schon  darauf 
hin,  daß  sie  früher  die  ganze  Höhe,  den  Taunus,  umfaßt  hat.  Sie  enthielt  nur  Wald  und 
war  Jahrhunderte  lang  Gemeingut  der  vor  dem  Taunus  bis  etwa  zur  Nidda  angesessenen 
Märker;  die  Verwaltung  wurde  gemeinschaftlich  nach  einer  besonderen  Verordnung,  dem 
«Märkergeding»,  das  uns  aus  dem  Jahre  1484  noch  erhalten  ist,  geführt.  Über  dieser 
Märkergenossenschaft,  die  noch  bei  ihrer  Auflösung  und  Teilung  der  Mark  1813  un- 
gefähr 40  umliegenden  Städten,  Dörfern,  Höfen  und  Herrschaften  gemeinschaftlich  ge- 
hörte und  bis  dahin  ihren  Bewohnern  —  den  Märkern  —  das  Holz  unentgeltlich  lieferte, 
stand  als  Schirmherr  ein  «Oberster  Waldbott»  (Forestarius,  Saltuarius)  und  zwar  stets  der- 
jenige, «welcher  Homburg  mit  Recht  inne  hatte».  —  Früher  bekleideten  dieses  Amt  die 
Grafen  von  Eppenstein  als  Besitzer  von  Homburg  und  zuletzt  von  1622  an  die  Landgrafen 
von  Hessen-Homburg;  schon  1192  wird  Gottfried  von  Eppenstein  als  Inhaber  des  «Waldbod- 
Ambet»  genannt.     Es  ist  höchst  wahrscheinlich,   daß  das  Alter  dieser  Genossenschaft  bis 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  1 


2  Vorbemerkungen. 

wähnt  wird,  Erastnus  Alhcrus^)  ihn  um  das  Jahr  1550  besingt  und  eine 
Karte*)  des  17.  Jahrhunderts  seinen  Zug  verzeichnet,  wird  der  Name  Saal- 
burg, soweit  bis  jetzt  nacligewiesen  werden  konnte,  zum  erstenmal  1747  von 
Elias  Neuhop)  genannt. 

Auch  in  Kugenbüchern  über  Waldfrevel  aus  etwa  derselben  Zeit  ist 
die  Saalburg  wiederholt  angeführt.  Bezeichnungen,  die  auf  sie  hinweisen, 
kommen  allerdings  schon  früher  vor;  so  wird  in  einem  Weistum  der  Graf- 
schaft Alt-Weilnau  aus  dem  Jahre  1482  eine  Stelle  am  Pfahlgraben  als 
Salne  bezeichnet,  die  nichts  Anderes  als  die  Saalburg  sein  kann.  Diese 
wichtige  Urkunde,  die  gleichzeitig  den  Pfahlgraben  und  die  beiden  Römer- 
stätten Saalburg  und  Kapersburg  nennt,  heißt  im  Wortlaut:  «Daruff  haben 
die  von  Wierheim^)  jren  Wistumb  gethan  —  also  lutend  Wir  —  wisen  von  — 
dem  Stricker  an  dem  wierheymer  holtze  offen  biß  an  die  salne,  die  salne 
offen  bis  uf  den  phale,  den  phale  hinaben  bis  ane  Philipps  Möllne'),  von 
derselben  Mölne  den  phale  hinußen  biss  ane  die  straißen  die  ghein  den  obern 
hane^)  geht  —  und  uf  das  letzte  haben  die  von  Obern -Roispache^)  jren  wis- 
tumb gethane  und  gewißen  —  von  obern  Roispach  by  der  Karpeßerburgk^") 
jnn  dem  phalegrabenn  ane,  und  fürte  vonn  dem  phalcgraben  ane,  an  den 
Straißheymer  walte  ußen  —  biß  uff  eyn  Steyne  light  ane  der  Sangerspitzen,  von 
demselben  Steyne  ane,  von  Steyne  zu  Steyne  biß  jnn  den  phalegraben.  Mitten 
den  phalegraben  ußen  biß  ane  die  Karpesserburgk^^)». 

Wie  hier  die  Salne,  so  wird  in  dem  «Urgangks-  und  Aussteinungsbuch» 
der  Stadt  Homburg  1472—1536  ein  Sahalgraben  genannt;  es  heißt  dort 
auf  Seite  34:  «Item  der  wegk  von  der  breyden  eychen  Holn  (Hohlweg)  durch 
die  Röder  (Flurnamen  für  die  Wiesen  am  Wald,  der  gerodeten  Wald  be- 
zeichnet) biß  zu  dem  sahalgraben  zu  mitten  durch  die  Röder  soll  1  Rüden 
breyt  sein  auf  und  auf». 


über  die  Römerzeit  hinaufreicht;  die  Vermutungen  hierüber  sind  zwar  nicht  aus  schrift- 
lichen Mark-Akten  zu  erhärten,  da  solche  erst  mit  dem  Jahre  1401  beginnen,  doch  kann 
es  aus  anderen  Urkunden  und  Beobachtungen  als  sicher  angenommen  werden.  Vergl. 
Dr.  F.Scharff.  «Die  Hohe  Mark  im  Taunus»,  und  «Das  Recht  der  Hohen  Mark» —  Archiv 
für  Frankfurts  Geschichte.  Neue  Folge.  Bd.  2  und  3.  Frankfurt  a.  M.  1862  und  1865; 
ferner  «Die  Gau-  und  Markverfassung  in  Deutschland»  von  F.  Thudichum,  Gießen  1860. 

3)  Buch  von  der  Weisheit.     Frankfurt  1550,  Seite  120. 

*)  Reliquorum  Moeno  Mogono   Adiacentium     Pars  inferior.  Moguntiae  apud   Nicol. 
Person  1679—1694. 

^)  Elias  Neuhof,  abgefaßte  Briefe,  Nachricht  von  zweyen  gefundenen  alten  Römischen 
Monumenten.     Homburg  v.  d.  Höhe  1747. 

«)  Wehrheim,  Flecken  im  Kreis  Usingen,  S'/z  km  nördlich  von  der  Saalburg. 

'')  Vielleicht  die  zum  ehemaligen  Kloster  Thron  gehörige  Mühle,  doch  wahrscheinlicher 
die  nahe  dabei  dicht  am  Pfablgraben  gelegene  «Lochmühle». 

*)  Obernhain,  Dorf,  2  km  nordwestlich  von  der  Saalburg,  jenseits  des  Pfahlgrabens. 

®)  Obern-Roispach  =  Ober-Rosbach,  hess.   Dorf  im  Kreis  Friedberg,   9  km   östlich 
von  der  Saalburg,  diesseits  des  Pfahlgrabens. 

•0)  Karpesserburg  =  Kapersburg,  Limeskastell  im  Oberrosbacher  Wald. 

")  Veröffentlicht  in  dem  in  Anmerkung  1  angeführten  Urkundenbuch  unter  Nr.  14. 


Vorbemerkungen.  3 

Dieser  Graben  ist  zweifellos  mit  dem  durch  den  «Hammelhans»  ^^)  nach 
der  Saalburg  führenden  Saalgraben  identisch.  Nimmt  man  an,  daß  der 
künstlich  hergestellte  Graben,  der  in  seiner  weiteren  Verlängerung  bis  zum 
Kastell  führt,  seinen  Namen  der  Saalburg  entlehnt  hat,  so  erscheint  es  wahr- 
scheinlich, daß  die  Römerstätte  schon  sehr  früh  diesen  Namen  führte,  und 
daß  das  in  ihm  enthaltene  Wort  «Sabal»  mit  dem  ursprünglichen  Namen 
irgendwie  in  Zusammenhang  steht;  seine  Bedeutung  ist  bis  heute  noch  nicht 
erklärt. 

Daß  über  die  Saalburg  in  alten  Waldbeschreibungen  nichts  erwähnt 
wird,  mag  wohl  teilweise  darin  seinen  Grund  haben,  daß  sie  in  einem  Wald- 
teil der  Hohen  Mark  lag,  der  für  die  Eigentümer  kein  besonderes  Interesse 
bot,  weil  der  Holzertrag  durch  die  zahlreichen  Mauerreste  und  Zusammen- 
stürze ein  geringer  war.  Es  ist  sicherlich  allmählich  dort  Wald  entstanden, 
aber  eine  eigentliche  Waldkultur  wird  in  alter  Zeit  wohl  kaum  dort  statt- 
gefunden haben';  es  wäre  dies  für  den  Märker  zu  unbequem  gewesen;  auch 
lag  ein  Bedürfnis  dazu  nicht  vor,  besonders  so  lange  die  Bevölkerung,  die 
an  dem  Wald  ein  Recht  hatte,  noch  gering  an  Zahl  war  und  genügend  Holz 
zur  Verfügung  hatte.  Auch  andere  Gründe  mögen  noch  obgewaltet  haben, 
daß  in  den  Hohe-Mark-Akten,  die  wesentlich  nur  in  Verfügungen  über  die 
Berechtigung  in  der  Mark,  AVeisungen,  Grenzbeschreibungen,  Streitigkeiten  und 
Straferlassen  bestehen,  die  Saalburg  nicht  genannt  wird.  Bei  Grenzbestim- 
mungen kam  sie  ihrer  seitlichen  Lage  wegen  nicht  in  Betracht;  der  Pfahl- 
graben, der  auch  nach  der  Römerzeit  die  Grenze  bildete,  genügte  hierfür, 
und  auf  ihn  wird  immer  Bezug  genommen.  Bei  späteren  Teilungen 
wurden  die  meist  gradHnigen  Römerstraßen  benutzt,  welche  kurzer  Hand  ohne 
besondere  Beinamen  als  «Straßen»,  im  Gegensatz  zu  den  Schneisen  und 
Wegen,  bezeichnet  werden.  Es  ist  zu  bedauern,  daß  uns  kein  schriftliches 
Material,  welches  sichere  Anhaltspunkte  bieten  könnte,  überliefert  worden  ist. 
Wir  sind  auf  die  Flurnamen  und  auf  das,  was  sich  von  Mund  zu  Mund 
weiter  gepflanzt  hat,  angewiesen;  aber  auch  damit  läßt  sich  für  unsere  Zwecke 
nicht  viel  anfangen,  und  wir  müssen  uns  mit  dem,  was  im  vorigen  Jahr- 
hundert niedergeschrieben  wurde,  begnügen. 

Die  älteste  Nachricht  befindet  sich  in  einer  ungedruckten  Chronik,  deren 
Verfasser  nicht  genannt  ist;  sie  führt  die  Aufschrift:  «Historie  des  Amtes  Hom- 
burg» ^^).  Die  auf  die  Saalburg  bezügliche  Stelle  lautet:  «In  dem  Wald,  die  Hohe 
Mark  genannt,  sind  noch  verschiedene  alte  Schlösser  zu  ersehen,  die  sogenannte 
Hunnenburg,  die  Saulburg  (Saalburg)  so  ohnfern  der  Straße  nach  Wehr- 
heim lieget.  Hier  siebet  man  noch  ordentlich  die  Gärten,  so  um  das  Schloß 
gegangen,  wie  auch  forne,   wie  das  offene  Thor  gewesen,   die  Linde  so  aber 


1^)  «Hammelhans»  bezeichnet  den  Walddistrikt,  der  an  den  nördlich  von  Dornholz- 
hausen gelegenen  Röderwiesen  beginnt  und  sich  bis  zur  Saalburg  hinzieht. 

^*)  Diese  Chronik  ist,  der  Schrift  nach  zu  schließen,  auch  kaum  viel  älter  als  die  in 
Anmerkung  5  erwähnten  ersten  gedruckten  Nachrichten  von  E.  Neuliof;  sie  befindet  sich 
in  meinem  Privatbesitz. 

1* 


4  Vorbemerkungen. 

dermalen  als  ein  alter  abgehauener  Stumpf  dastehet,  wie  man  dann  auch 
noch  in  neuen  Zeiten  das  alte  Mauerwerk  sehen  können,  so  aber  dermalen 
weggebrochen  und  theils  zum  Schloß,  theils  zum  französischen  Kirchenbau 
und  anderen  Gebäuden  nach  Homburg  geführet  worden.»  Der  Verfasser  der 
obigen  Nachrichten  glaubt,  die  Saalburg  sei  nicht  von  den  Römern,  sondern 
von  den  fränkischen  Königen  und  Herzögen  angelegt  worden,  bemerkt  aber 
gleich  dazu,  »daß  es  vergebliche  Arbeit  sein  dürfte,  dies  wirklich  ausfündig 
und  nahmhaft  zu  machen».  Neuhof  sagt  dagegen  schon  1747:  «Die  Saal- 
burg, so  diesseit  dem  Polgraben  lieget,  ist  ein  viereckiger  Platz,  mit  einem 
Graben  umgeben  und  stellet  uns  eine  Schantze  der  Römer  für». 

Der  Chronist,  in  dem  wir  einen  Landgräflichen  Beamten  vermuten,  be- 
stätigt uns  indirekt,  daß  Ende  des  17.  und  zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts 
von  den  Gebäuden  noch  viel  Mauerwerk  erhalten  war,  denn  Schloß  wie 
reformierte  Kirche^*)  haben  viel  Steinmaterial  verschlungen.  Abgesehen  von 
diesen  Mitteilungen  wissen  wir  auch  aus  anderen  verbürgten  Nachrichten  und 
Überlieferungen,  daß  außer  dem  Homburger  Schloß  und  der  französisch- 
reformierten Kirche  auch  die  lutherische  Stadtkirche  (1697)  und  sonstige 
Bauten  im  17.  und  18.  Jahrhundert  aus  jenem  Material  hergestellt  wurden. 
Wenn  wir  bedenken,  daß  die  Steine,  welche  zu  den  genannten  Bauten  ver- 
wendet wurden,  von  der  Saalburg  stammen  —  und  wir  haben  keinen  Grund 
daran  zu  zweifeln  — ,  und  w^enn  wir  uns  vorstellen,  daß  dieses  Material  ohne 
jene  gewaltsame  Entfernung  wohl  jetzt  noch  als  Mauerwerk  erhalten  wäre, 
so  müssen  wir  unser  lebhaftes  Bedauern  darüber  aussprechen,  daß  in  einer 
Zeit,  die  uns  noch  verhältnismäßig  nahe  liegt,  diese  Baudenkmäler,  die  viele 
Jahrhunderte  überdauert  hatten,  auf  solche  Weise  der  Zerstörung  anheim- 
fielen. Es  müssen  jedenfalls,  wenn  man  den  großen  Verbrauch  von  Steinen 
für  diese  Bauten  in  Rechnung  zieht,  bis  zum  Ende  des  17.  Jahrhunderts 
noch  viele  Massivbauten  der  Saalburg  gestanden  haben,  denn  man  spricht 
von  «weggebrochen >.  Vom  Anfange  des  18.  Jahrhunderts  ab  ist  sie 
immer  mehr  als  Steinbruch  benutzt  worden.  NeuJiof  bemerkt  in  seinem 
bereits  angeführten  Briefe  von  1747  und  in  der  Ergänzung  dazu  von  1780, 
daß  zu  Stollenbauten  für  das  Fahrbornbergwerk  (an  der  Chaussee  Homburg- 
Saalburg)  in  den  Jahren  von  1721 — 1730  bereits  Steine  aus  den  Fundamenten 
der  Mauern  der  «umliegenden  Gebäude»  gebrochen  wurden'^);  er  sagt  aber 
gleich  dabei,  daß  «von  der  Mauer  um  die  Saalburg  nichts  aufgebrochen 
worden»,  woraus  hervorgeht,  daß  im  Bereich  der  Bürgerlichen  Niederlassung 
die  hervorragenden  Mauern  verschwunden  sein  mußten ;  sonst  hätte  man  sich 
nicht  der  Mühe  unterzogen,  die  Fundameute  herauszubrechen.     Daß  damals 


1*)  Das  fürstliche  Schloß  wurde  unter  der  Regierung  des  Landgrafen  Friedrich  mit 
dem  silbernen  Bein  1680,  die  in  der  Dorotheenstraße  gelegene  französisch-reformierte  Kirche 
durch  den  Landgrafen  Friedrich  Jakob  1718  erbaut. 

'*)  Bei  diesem  Steinholen  wurde  der  an  der  Westseite  des  «Weißen  Thurras»  im 
Schloßhof  zu  Homburg  eingemauerte  Inschriftstein  von  Caracalla  gefunden,  vergl.  Neuhof 
1747  und  1780  und  den  Abschnitt  über  die  Inschriften. 


Vorbemerkungen.  5 

die  Umfassungsmauern  des  Kastells,  soweit  sie  nicht  eingestürzt  waren,  vom 
Abbruch  verschont  wurden,  wird  dadurch  bestätigt,  daß  der  größte  Teil  der- 
selben bis  zur  Wallganghöhe  jetzt  noch  erhalten  ist.  Nur  an  der  südöst- 
lichen abgerundeten  Ecke  sind  sie  beim  Chausseebau  1816  teilweise  sogar 
bis  zur  Fundamentsohle  herausgerissen  worden.  Daß  die  übrigen  Teile 
erhalten  bheben,  ist  wohl  dem  Umstände  zu  verdanken,  daß  die  beiden  um 
das  Kastell  ziehenden,  noch  offenen  Spitzgräben  und  die  sonstigen  Ver- 
tiefungen und  Schutthaufen,  von  denen  Neuhof  erzählt,  und  die  wir  selbst 
noch  sahen,  die  Zufuhr  für  Wagen  verhindert  und  den  Abbruch  wesentlich 
erschwert  haben. 

Es  wurde  bis  jetzt  immer  angenommen,  daß  die  Saalburg  bereits  im 
frühen  Mittelalter  größtenteils  zerstört  und  das  Steinmaterial  zu  dem  Bau  des 
in  der  Nähe,  am  nördlichen  Abhänge  des  Taunus  gelegenen,  1243  gegründeten 
Klosters  Maria  Thron  (monasterium  sanct.  in  throno  St.  Mariae)  und  zur  Er- 
bauung überhöhischer  Dörfer  verwendet  worden  sei.  Diese  Ansicht  wurde 
noch  bestärkt,  als  sich  beim  vollständigen  Abbruch  des  Klosters  (1873)  einige 
römische  Ziegel  der  Coh,  IUI  Vind.  fanden,  die  jedoch  ebenso  gut  von  dem 
viel  näher  gelegenen  Zwischenkastell  «Lochmühle»  herrühren  können.  Dagegen 
spricht  aber  vor  allem  der  Umstand,  daß  das  Kloster  und  die  in  Betracht 
kommenden  Orte  jenseits  des  Pfahlgrabens,  der  uralten  Grenze,  welche  auch 
die  Marken  schied,  liegen.  Wie  streng  die  letzteren  verwaltet  und  das  Nutzungs- 
recht nur  dem  zugestanden  wurde,  der  markberechtigt  war^^),  wissen  wir  aus 
dem  reichen  urkundlichen  Material  der  Hohen  Mark  (vergl.  Scharff,  Anm.  2). 
Auch  daß  bei  den  Gründungen  der  Dörfer,  die  südlich  vom  Pfahlgraben 
liegen,  die  Bewohner,  die  am  Marknutzen  berechtigt  waren,  ihre  Steine 
aus  dem  Gebiete  der  Saalburg  geholt  haben,  ist  durch  nichts  erwiesen. 
Sie  nahmen  wohl  zuerst  ihren  Bedarf  aus  den  zu  jener  Zeit  noch  vielfach 
vorhandenen  Trümmern  der  römischen  Massivbauten  der  Taunusebene,  was 
sich  auch  bei  den  Ausgrabungen  solcher  Baureste  sehr  oft  bestätigt.  Das- 
selbe Material  —  Taunusschiefer,  große  Bachkiesel  und  Basalt  — ,  wie  es  an 
den  römischen  Bauten  benutzt  wurde,  kommt  an  den  älteflen  Häusern  der 
betreffenden  Ortschaften  vor.  Nirgends  jedoch  finden  wir  die  Quarzitsteine, 
wie  sie  an  der  Saalburg  verbraucht  wurden,  bei  den  ältesten  mittelalterlichen 
Anlagen  verwendet;  auch  der  alte  Bergfried,  der  «Weiße  Turm»  ^^)  im  Schloß- 
hof zu  Homburg,  ist  aus  Material  der  näheren  Umgebung  errichtet. 

Wertvollere  Nachrichten  und  sachgemäße  Beschreibungen  erhalten  wir 
erst  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  von  dem  vorerwähnten  Regierungsrat 
Neuhof.     Dieser   war   Anwalt   der  Hohen-   und   der  Seulberger   Mark,   hatte 


Iß)  1549  und  1567  werden  den  «Jungfern  zum  Thron»  ihre  Gesuche  um  «eyniche  ge- 
rechtigkeit  in  der  Hohemark»  wiederholt  abgeschlagen,  dagegen  gestatteten  die  Köpperner 
Markgenossen  schon  1454  den  Äbtissinnen  des  Klosters  Thron,  Vieh  auf  den  Wegen  der 
Waldmark,  d.  h.  diesseits  des  Pfahlgrabens,  zu  weiden,  und  zwar  gegen  alljährliche  Über- 
lassung eines  Ochsen. 

1')  Der  heute  noch  gut  erhaltene  «weiße  Turm»  wurde  1370 — 1400  erbaut. 


(y  Vorbemerkungen. 

durch  sein  Amt  vielfacli  Gelegenheit,  den  nocli  ungeteilten  Taunus  in  seiner 
Urwüchsigkeit  kennen  zu  lernen,  und  fand  Freude  und  Gefallen  an  der  Er- 
forschung der  Altertümer.  In  seinen  späteren  Jahren  widmete  er  sich  ganz 
dem  Studium  der  Saalburg,  veranstaltete  Ausgrabungen,  legte  eine  Sammlung 
römischer  Altertümer  an  und  veröffentlichte  seine  Ergebnisse.  Er  schreibt 
darüber  unter  Anderem  :  «Ich  gebe  mich  daher  lieber  mit  den  alten  Römern 
ab,  die  wenigstens  nichts  übeles  von  mir  nachreden  können,  wenn  ich  schon 
wegen  meinen  Untersuchungen  bald  für  einen  Schatzgräber,  bald  aber  für 
einen  Teufelsbanner  von  dem  Poebel  gehalten  werde,  davon  ich  gar  lächer- 
liche Anmerkungen  hier  anbringen  könnte». 

Neuhofs  erste  Schrift  ^^)  über  die  Saalburg  erschien  1777,  der  bald  im 
Jahre  1780  eine  zweite  ^^)  folgte.  Außer  diesen  und  seinem  im  Jahre  1747 
veröffentlichten  Brief  über  den  dort  gefundenen  Inschriftstein  des  Kaisers 
Caracalla  hat  er  über  seine  Ausgrabungen  Mitteilungen  in  dem  «Hanau'schen 
Magazin»  von  1782  und  1783  in  Briefform  drucken  lassen.  In  einem  dieser 
Briefe  erwähnt  er  seine  Sammlung  römischer  Saalburgaltertümer  und  nimmt 
Bezug  auf  Zeichnungen,  die  er  über  seine  Untersuchungen  daselbst  hat  an- 
fertigen lassen.  Er  verspricht  weitere  Veröffentlichungen,  «die,  insofern  mir 
die  antiquarische  Muse  hold  bleiben  wird,  bei  Fortsetzung  meiner  Nachrichten 
in  Kupfer  gestochen,  erscheinen  sollen».  Leider  ist  dies  nicht  geschehen; 
sein  schriftlicher  Nachlaß  ging  verloren,  auch  seine  gesammelten  und  von 
ihm  selbst  an  der  Saalburg  ausgegrabenen  Altertümer^")  wurden  zerstreut; 
es  gelaug  nur,  einzelne  davon,  die  sich  im  Landgräflichen  Schloß  und  in 
hiesigem  Privatbesitz  befanden,  wieder  zu  erlangen  und  dem  Saalburgmuseum 
einzuordnen.  Zu  bedauern  bleibt  hauptsächlich,  daß  von  den  vielen  Bruchstücken 
von  Steindenkmälern  und  Inschriften,  die  Neuhof  erwähnt,  nichts  auf  uns 
gekommen  ist ;  sie  würden  gewiß  die  von  uns  im  Laufe  der  Zeit  aufgefundenen 
weiteren  Reste  ergänzt  haben.  Der  Besitz  seiner  schriftlichen  Aufzeichnungen 
wäre  insofern  von  großer  Wichtigkeit  gewesen,  weil  seit  dieser  Zeit  an  der 
Saalburg  bedeutende  Zerstörungen  vorgekommen  sind,  besonders  bei  der  An- 
lage der  Homburg-Usinger  Chaussee  im  Jahre  1816,  welche  die  Bürgerliche 
Niederlassung  in  der  Mitte  durchschneidet  und  sie  auf  eine  große  Strecke 
vollständig  verdeckt.  Es  bleibt  dadurch  für  immer  über  manchen  Teil  des 
Ausgrabungsgebietes  Vieles  unbestimmbar  und  unentschieden. 


•8)  «Nachricht  von  den  Alterthömern  in  der  Gegend  und  auf  dem  Gebürge  bey 
Homburg  vor  der  Höhe,  mitgetheilt  und  mit  accuraten  Zeichnungen  versehen  von  Elias 
Neuhof,  Fürstlich  Hessen-Homburgischen  Regierungsrath.  Hanau,  Druck  und  Verlag  des 
Ev.  reform.  Waisenhauses,  1777.» 

")  In  Homburg  1780  erschienen;  sie  führt  denselben  Titel.  Dem  Büchelchen  ist 
eine  Karte  von  dem  «Höhegebirg»  (Taunus)  beigegeben,  der  Text  erweitert  und  gegen  die 
erste  Auflage  wesentlich  ergänzt. 

*")  Philipp  Wilhelm  Gerken  sagt  in  «Reisen  durch  Schwaben,  Bayern  etc.  —  Worms 
1788»  —  darüber:  «Überhaupt  findet  man  bei  dem  Herrn  Neuhof  eine  große  Sammlung 
von  allerlei  römischen  Sachen,  die  er  in  dieser  Gegend  ausgraben  lassen,  zum  Beweis,  daß 
hier  die  Römer  ihre  Hauptbeschützung  gehabt  haben». 


Vorbemerkungen.  7 

Neuhof  war  in  der  damaligen  Zeit  der  Einzige,  der  selbständig  und 
mit  Verständnis  über  die  Saalburg  geschrieben  hat.  Seine  oft  irrigen  Auf- 
fassungen sind  zu  verzeihen,  denn  es  fehlten  ihm  die  Vorarbeiten,  die  uns 
seit  jener  Zeit  durch  die  vielfachen  erfolgreichen  Forschungen  und  Ent- 
deckungen auf  dem  Gebiete  der  Altertumskunde  jetzt  vorliegen.  Seine  kurzen, 
aber  gewissenhaften  Mitteilungen  haben  aber  das  Gute,  daß  sie  heute  noch 
—  nach  hundert  Jahren  —  nicht  veraltet  sind,  und  daß  wir  uns  darauf 
stützen  können.  Ich  selbst  habe  es  oft  gethan  und  Manches,  was  längst 
äußerlich  verschwunden  und  zerstört  war,  wieder  —  wenn  auch  in  der  Erde 
versteckt  —  aufgefunden  und  dadurch  wertvolle  Anhaltspunkte  für  das  Ganze 
bekommen. 

Die  hessischen  Geschichtsschreiber  und  Lokalschriftsteller  im  Anfang 
dieses  Jahrhunderts  beziehen  sich  alle  mit  ihren  Nachrichten  auf  Neuhof. 
Die  späteren  haben  diesen  wieder  abgeschrieben;  nur  Gerhen  und  von  Gerning^^) 
machen  eine  Ausnahme.  Auch  der  mit  Neuhof  befreundete  Hüsgen  bringt 
in  seinen  «Verrätherischen  Briefen  über  Historie  und  Kunst»,  Frankfurt  a.  M. 
1776,  einige  selbständige  Notizen.  Mit  dem  1799  erfolgten  Tode  Neuhofs 
war  wieder  das  Interesse  für  die  Saalburg  für  die  nächste  Zeit  erloschen,  wozu 
auch  die  politischen  Ereignisse,  die  für  die  Landgrafschaft  Homburg  für 
längere  Zeit  üble  Folgen  hatten,  mitwirkten.  Erst  infolge  der  bei  dem  er- 
wähnten Chausseebau  (1816)  gemachten  Funde  wird  wieder  von  ihr  ge- 
sprochen. Aus  einem  damals  über  den  Fund  erstatteten  Bericht  wollen 
wir,  da  derselbe,  soweit  bekannt,  nicht  gedruckt  ist,  das  Wesentliche  hier 
wörtHch  mitteilen: 

«Im  September  1816,  beim  Anlegen  der  neuen  Hochstraße  nach  Usingen, 
fanden  die  Arbeiter  alte  Ausbeute  und  ein  Arbeiter  traf  mit  seinem  Werk- 
zeuge auf  eine  größtentheils  mit  silbernen  Münzen  —  ungefähr  550  Stück  — 
gefüllte  Urne  (vergl.  den  Abschnitt  über  die  Münzen).  Die  ganze  Masse  war 
mit  dem  bekannten  aerugo  nobilis  überzogen,  und  dadurch  wie  durch  eine 
fett  anzufühlende  cementartig  wirkende  Erde  zu  einem  Klumpen  geballt. 
Durch  die  Heftigkeit  des  Schlags  sprangen  mehrere  Münzen  ab  und  wurden 
eine  Beute  der  Arbeiter.  Der  beträchtlichste  Theil  —  462  an  der  Zahl  — 
ward  durch  den  Aufseher  gerettet.  In  der  Folge  fand  man  bei  diesem  Straßen- 
bau in  unbedeutender  Tiefe  auch  ein  bronzenes  Kunstbild,  von  etwa  9  Zoll 
Höhe,  das  einen  kleinen  Ganymed  darstellt,  einen  Amethisten,  das  Fragment 
einer  Gewandspange,  dessen  Krystalle  wie  die  Beeren  einer  Traube  um  eine 
Axe  sitzen,  die  durchbohrt  und  mit  einem  Stifte  versehen  ist.  Obgleich  ab- 
gebrochen, besitzt  dieser  edle  Stein  noch  eine  Länge  von  5  Zoll;  einen  Siegel- 
ring von  dem  feinsten  Dukatengolde,  mit  einem  Amethisten,  auf  welchem 
ein  Centaur,  der  von  einem  Amor  unter  unverkennbarem  Sträuben  gefesselt 
wird,  eingeschnitten  ist  und  endUch  ein  Votivstein  eines  Kriegers  namens 
Candidus. » 


2»)  /.  J.  von  Gerning.    Die  Lahu-  und  Maingegenden.    Wiesbaden  1821. 


3  Vorbemerkungen. 

Diese  Altertümer  wurden  in  dem  Landgräflichen  Schlosse  untergebracht, 
sind  aber  leider  bis  auf  den  Votivaltar  und  einen  Teil  der  Münzen,  die  sich 
jetzt  im  Saalburgmuseum  befinden,  verloren  gegangen.  Nach  mündlichen 
ÜberUeferungen  hätten  die  Landgrafen  hohen  Fürstlichkeiten,  die  bei  ihnen 
zu  Besuch  weilten,  gerne  Andenken  von  der  Saalburg  mitgegeben;  es  ist 
daher  nicht  unmöglich,  daß  sich  in  irgend  einem  Schlosse  oder  fürstlichen 
Museum  die  fehlenden  schönen  und  seltenen  Gegenstände  wieder  finden. 
Auch  an  wissenschaftliche  Körperschaften  sind  Altertümer  von  dort  abgegeben 
worden.  So  hat  kürzlich  Dr.  Henkel,  Assistent  am  Großh.  Museum  in  Darm- 
stadt, in  dem  Inventar  der  Sammlung  des  «Historischen  Vereins  für  das 
Großherzogtura  Hessen»,  die  mit  dem  Großherzoglichen  Museum  jetzt  vereint 
ist,  eine  Notiz  gefunden,  wonach  von  einem  Homburger  Landgrafen  dem 
Historischen  Vereine  23  römische  Silbermünzen  von  der  Saalburg  geschenkt 
wurden.     (Vergl.  hierüber  den  Abschnitt  über  die  Münzen.) 

Die  neue  Straße,  die  wohl  einen  bequemen  Verkehr  mit  der  überhöhischen 
Bevölkerung  erschloß,  hat  für  die  Saalburg  Verderben  gebracht.  Diese  kam 
bei  der  Teilung  der  Hohen  Mark  an  die  Stadt  Homburg,  die,  um  dem  ein- 
getretenen Bedürfnis  für  Baumaterial  abzuhelfen,  anstatt  in  ihrem  Wald  einen 
Steinbruch  anzulegen,  einfach  die  Römerstätte  als  solchen  erklärte  und  die  Er- 
laubnis erteilte,  dort  gegen  Zahlung  einer  geringen  Summe  Steine  zu  holen. 
Mein  Großvater  von  mütterlicher  Seite  hat  in  den  Jahren  1816 — 1818  mehrere 
Häuser  in  der  Obergasse  zu  Homburg  aus  solchen  Steinen  erbaut.  Was 
noch  aus  früherer  Zeit  in  der  Bürgerlichen  Niederlassung  über  dem  Boden 
hervorstand,  wurde  abgebrochen  und,  wenn  es  nicht  allzu  umständlich  war, 
selbst  mit  den  Fundamenten  herausgerissen.  Auch  die  Gemeinde  Friedrichsdorf, 
die  bei  der  ebenfalls  im  Jahre  1813  erfolgten  Teilung  der  Seulberger  Mark 
in  den  Besitz  von  Wald  kam,  auf  dem  sich  ein  großer  Teil  der  Bürgerlichen 
Niederlassung  befindet,  ließ  die  Mauern  beseitigen,  die  kellerartigen  Ver- 
tiefungen einebnen,  sowie  den  massenhaften  Brandschutt  ausgleichen  und 
vcrschaff'te  sich  auf  diese  Weise  ein  schönes  Stück  fruchtbaren  Waldes.  Leider 
ist  auch  hierdurch  Vieles  unwiederbringhch  verloren  gegangen,  und  wir  sind 
für  diesen  Teil  bei  den  Untersuchungen  lediglich  auf  das,  was  tief  im  Boden 
steckt,  angewiesen.  Bald  darauf  begann  man  auch  mit  der  Abtragung  der 
damals  noch  3  Meter  hohen  Mauern  der  Massivbauten  im  Kastell,  die  lange 
durch  dickes  Gesträuch  geschützt  und  infolge  der  vielen  Vertiefungen  für 
Fuhrwerk  schwer  zugänglich  waren.  Zum  Glück  erhielten  die  Landgräflichen 
Behörden  von  diesem  Vandalismus  bald  Kenntnis  und  erstatteten  dem  Land- 
grafen Friedrich  Ludwig ^'-^j  hiervon  Anzeige.  Derselbe  veranlaßte  sofort 
folgende  Verordnung:    «Da   die   Anzeige  geschehen,    daß   sich   mehrere  Ein- 


*^)  Landgraf  Friedrich  Ludwig,  geb.  1748,  gest.  1820,  war  ein  hochgebildeter  Herr, 
verkehrte  mit  den  bedeutendsten  Schriftstellern  seiner  Zeit,  war  selbst  litterarisch  thiltig 
und  von  seinen  Zeitgenossen  hochgeschätzt.  Vergl.  «Landgraf  Friedrich  V.  von  Hessen- 
Homburg  und  seine  Familie  von  Karl  Schwartz.    Kudolstadt  1878». 


Geschichte  der  Ausgrabungen.  9 

wohner  des  hiesigen  Amtes  beigehen  Keßen,  Steine  von  den  Mauern  der  Ruine 
an  der  Saalburg  zum  Chausseebau  auszubrechen  und  wegzufahren,  dieses  aber 
auf  höchsten  Befehl  nicht  mehr  geschehen  soll,  so  wird  hiermit  bei  10  Thaler 
Strafe  verboten,  Steine  von  diesen  Mauern  auszubrechen  oder  dieselben  zu 
ruinieren. 

Homburg  v.  d.  Höhe,  den  14.  August  1818. 

Landgräfl.  Hess.  Justizamt. 
gez.  Rodaug.» 

Dieser  Verfügung,  die  soweit  als  möglich  strenge  gehandhabt  wurde, 
ist  es  hauptsächlich  zu  verdanken,  daß  noch  ein  Teil  der  Mauern  im  Kastell 
und  der  direkt  davorliegenden  Bauten  auf  uns  gekommen  ist.  Da  jedoch 
solche  Maßnahmen  keine  volle  Garantie  für  die  Zukunft  boten,  suchte  Land- 
graf Friedrich  Joseph  ^^),  der  1820  zur  Regierung  gelangte,  um  die  jetzt  noch 
übrig  gebliebenen  römischen  Baureste  dauernd  schützen  und  erhalten  zu 
können,  den  bei  der  Teilung  der  Hohen  Mark  im  Jahre  1813  an  die  Stadt 
Homburg  gefallenen  Waldbezirk,  worin  die  Saalburg  liegt,  in  seinen  Besitz 
zu  bekommen.  Der  Verkauf  kam  am  27.  April  1821  zu  stände,  und  wurden 
für  die  344  Homburger  Morgen  (=  6572  ha.)  zusammen  6579  Gulden 
bezahlt.^*) 

Die  Mauerreste  wurden  nun  vor  weiteren  Zerstörungen  böwahrt  und 
überzogen  sich  allmählich  wieder  mit  einer  dichten  Rasendecke;  der 
größtenteils  niedergelegte  Wald  wuchs  auf  dem  mit  Brandschutt  gedüngten 
Boden  wieder  rasch  empor,  so  daß  in  der  Mitte  dieses  Jahrhunderts  die 
Ruinen  in  einem  fast  undurchdringlichen  Dickicht  verborgen  lagen  und  so 
den  Blicken  der  Menschen  entzogen  waren. 

Während  der  nächsten  20  Jahre  hören  wir  nichts  von  der  Saalburg; 
1841  bat  der  Herzoglich  Nassauische  Regierungspräsident  Moller  den  Land- 
grafen Philipp  ^^),  dem  Nassauischen  Verein  für  Altertumskunde  zu  gestatten, 
«den  im  Homburger  Gebiet  ziehenden  Pfahlgraben  durch  den  Archivar  Hahel 
und  einen  Geometer  vermessen,  zu  dürfen».  Fast  gleichzeitig  stellte  der  Pfarrer 
Hanapi^el  von  Reifenberg  ein  Gesuch,  nach  römischen  Antiquitäten  am  Pfahl- 
graben im  Amte  Homburg  und  auf  der  Saalburg  forschen  und  graben  zu 
dürfen.    Beiden  wurde  in  zuvorkommendster  Weise  die  Erlaubnis  erteilt.    Auch 


23)  Landgraf  Friedrich  Joseph,  geb.  1769,  gest.  1829,  hat  mit  seiner  Gemahlin,  der 
Landgräfin  Elisabeth,  Tochter  König  Georgs  III.  von  Großbritannien,  für  die  Erhaltung  der 
Altertümer  in  Homburg  sehr  viel  gethan  und  manches  alte  Bauwerk  vor  dem  Untergang 
gerettet.  Vergl.  K.  Schimrtz  (Anmerkung  22)  und  L.  Jacobi,  Das  Heilige  Grab  in  Hom- 
burg V.  d.  Höhe.     1891. 

^*)  Im  Jahre  1866  kam  dieser  Wald  an  den  preußischen  Staat,  der  seine  Bewirt- 
schaftung 1873  der  dem  Kultusministerium  unterstellten  nassauischen  Centralstudienfonds- 
verwaltung  übertrug. 

25)  Landgraf  Philipp,  geb.  1779,  gest.  1846,  war  von  1821-1823  Gouverneur  von 
Neapel,  in  welcher  Stellung  er  ein  großes  Interesse  für  die  Ausgrabungen  in  Pompeji  an 
den  Tag  legte;  seine  dort  gesammelten  Altertümer  wurden  1867  in  Homburg  versteigert 
und  kamen  in  Privatbesitz. 


10  Geschichte  der  Ausgrabungen. 

wurde  sclion  1838  dem  Hofrat  Steiner  von  Seligenstadt  erlaubt,  dort  aus- 
zugraben. Jedoch  machte  weder  Steiner  noch  Ilanappel  Ausgrabungen;  der 
Erstere  gab  der  Kosten  wegen  sein  Vorhaben  wieder  auf,  und  der  Letztere 
beschränkte  sich  auf  Ausgrabungen  an  dem  in  der  Nähe  Reifenbergs  ge- 
legenen Kastell  Feldberg^")  und  an  der  davor  liegenden  < Heiden kirche».  Die 
von  ihm  dort  gemachten  Funde  kamen  nach  seinem  Tode  in  die  Altertums- 
sammlung nach  Wiesbaden.  Fh.  Dieffenhach  war  in  dieser  Zeit  einer  der 
Ersten,  der  in  seiner  «Urgeschichte  der  Wetterau»  Darmstadt  1843  wieder 
auf  die  Saalburg  hinwies.  Im  Jahi-e  1844  erschien  in  dem  «Archiv  für 
Frankfurts  Geschichte  und  Kunst»  von  Dr.  Römer  sen.  eine  Abhandlung 
über  die  römische  Grenzbefestigung  des  Taunus,  in  welcher  auch  über  die 
Saalburg  alles  damals  Bekannte  kurz  zusammengefaßt  war. 

Nach  mündlichen  Überlieferungen  sollen  in  früheren  Jahrhunderten 
öfters  Schatzgräber  an  der  Saalburg  ihr  Wesen  getrieben  haben.  Bei  den 
Ausgrabungen  fanden  sich  öfters  Stellen,  die  schon  durchwühlt  waren;  ob 
dies  aber  durch  Schatzgräber,  Bergleute  oder  bei  dem  Ausroden  und  der 
Waldkultur  geschehen,  bleibt  dahingestellt.  Interessant  ist  es  immerhin,  daß 
noch  im  Jahre  1851  ein  Gesuch  an  den  Landgrafen  von  Homburg  gerichtet 
wurde,  welches  uns  vorliegt,  in  dem  gebeten  wird,  nach  Schätzen  auf  der 
Saalburg  graben  zu  dürfen.  Daß  dies  abgeschlagen  wurde,  ist  selbstredend 
und  verständig  gewesen;  der  ablehnende  Bescheid,  der  für  die  damaligen 
Anschauungen  bezeichnend  ist,  verdient  hier  festgelegt  zu  werden;  er  lautet 
wörtlich:  «Ein  solch'  planloses  Durchwühlen  dieses  geschichtlichen  Bodens 
wäre  nicht  viel  besser,  als  wenn  man  eine  Heerde  s.  v.  Schweine  zu  solchem 
Behuf  verwenden  würde  und  erklärt  sich  dieses  Gesuch  dadurch,  daß  der 
Eine  Bittsteller  im  Rufe  steht,  Schatzgräber  zu  seyn,  wegen  dessen  Er  auch 
schon  im  Ausland  in  Untersuchung  gestanden  haben  soll,  er  ist  auch  hier 
als  ein  Mann  bekannt,  der  sich  mit  Hexerei  befaßt  und  überhaupt  dem 
blinden  Aberglauben  ergeben  ist.  Der  Plan  der  Bittsteller  ist  daher  auf 
Schatzgräberei  und  nicht  auf  Alterthumsforschung  gerichtet  und  dürfte  daher 
als  gänzlich  unstatthaft  abzuschlagen  seyn.» 

Um  dieselbe  Zeit,  d.  h.  von  1847  —  1853,  beschäftigten  sich  zwei  junge 
Homburger,  der  früh  verstorbene  Dr.  Aug.  Mähler^'^)  und  der  spätere  Redak- 
teur des  «Taunusboten»  G.  Schiidt^%  recht  eingehend  mit  der  Saalburg; 
beide  haben   fleißig  gesammelt   und    wertvolle   Aufzeichnungen   darüber  ge- 


")  Vergl.  Limesblatt  1892,  Nr.  1,  S.  3. 

*'J  Dr.  med.  Aug.  Mäkler,  geb.  1832,  gest.  1855.  Seine  im  Manuskript  nachgelassenen 
Aufzeichnungen  beweisen  sein  großes  Verständnis  für  die  Altertumskunde  und  für  die 
vaterländische  Geschichte;  die  beigegebenen  schönen  Zeichnungen  der  Saal  bürg  und  ver- 
schiedener jetzt  verschwundener  Altertümer  von  dort  (um  das  Jahr  1850  von  ihm  gefertigt) 
geben  seiner  Arbeit  einen  besonderen  Wert. 

^*)  G.  Schuilt,  geb.  1830,  gest.  1890,  hat  in  seinem  Buche  «Homburg  und  seine  Um- 
gebungen» 1854,  und  in  dem  länger  als  20  Jahre  von  ihm  redigierten  «Taunusboten»  inter- 
essante Mitteilungen  über  die  Saalburg  zusammengestellt.  Seine  Sammlung  von  Altertümern 
hat  er  noch  bei  Lebzeiten  dem  Saalburgmuseum  überwiesen. 


Geschichte  der  Ausgrabungen.  H 

macht,  die  auch  teilweise  im  Druck  erschienen  sind.  Ihre  Arbeiten  beruhen 
zwar  in  der  Hauptsache  auf  den  Schriften  von  Neuhof.  doch  haben  sie  in 
ihren  gewissenhaften  Niederschriften  Manches  niedergelegt,  was  heute  nicht 
mehr  nachzuweisen  wäre. 

Zu  einer  eigentlichen  wissenschaftlichen  Untersuchung  kam  es  erst  im 
Jahre  1853.  Die  erste  Anregung  dazu  ging  von  dem  Vorstande  des  Gesamt- 
vereins der  deutschen  Geschichts-  und  Altertums  vereine  aus,  welcher  1852 
durch  eine  besondere  «Kommission  des  Limes  ßomanus»  eine  dahingehende 
Bitte  an  den  Landgrafen  stellte,  die  auch  zur  Folge  hatte,  daß  am  17.  Juni 
1853  dem  Großherzoglich  Mecklenburgischen  Legationsrat  Guido  von  Meyer 
«für  sich  und  seine  Mitbeth eiligten »  die  Durchforschung  des  Pfahlgrabens  auf 
Hessen-Homburgischem  Gebiete  gerne  gestattet  wurde. 

Landgraf  Ferdinand^^),  der  sich  ernstlich  mit  derAltertumskundebeschäftigte, 
bezeugte  ein  reges  Interesse  für  die  Untersuchungen  der  römischen  Überreste  in 
seinem  Lande  und  opferte  seinen  Wald  an  der  Saalburg.  Ich  sage  absichtlich 
«opferte»,  denn  dem  alten  Herrn  war  es  äußerst  unsympathisch.  Bäume  ab- 
hauen zu  lassen,  und  er  würde,  wenn  nicht  die  Forstbehörde  auf  Durchhchtung 
der  Wälder  gedrungen  hätte,  denganzenHomburgerTaunus  am  liebsten  unberührt 
gelassen  haben.  Das  nötige  Geld  für  die  Ausgrabung  wurde  durch  die 
Vermittlung  der  Landgräflichen  Regierung  von  der  Spielpachtgesellschaft  ^°) 
in  Homburg  aufgebracht,  welcher  Guido  von  Meyer  als  Gegenleistung  einen 
«Antiquarischen  Wegweiser»  in  Aussicht  stellte,  ein  Versprechen,  das  jedoch 
nicht  erfüllt  wurde. 

Die  Leitung  der  Arbeiten  erhielt  der  gelehrte  und  thätige  Altertums- 
forscher Archivar  HabeP^),  welcher  mit  an  der  Spitze  der  1852  berufenen 
«Kommission  des  Limes  Romanus  in  Deutschland»  stand.  Er  begann  im 
August  1853  mit  den  Arbeiten  und  hat  sie  von  da  ab  während  der  Sommer- 

2^)  Landgraf  Ferdinand,  geb.  1783,  gest.  1866,  war  der  letzte  regierende  Fürst  von 
Hessen-Homburg  und  der  Letzte  seines  Stammes;  er  beschäftigte  sich  viel  mit  der  römi- 
schen Geschichte  seiner  Heimat,  worüber  er  selbständige  Aufsätze  schrieb.  Die  von  ihm 
im  Manuskript  nachgelassene  Abhandlung  «Der  Taunus»  steht  durchaus  auf  eigenen  Füßen. 
Der  Landgraf  kommt  darin  durch  sehr  eingehende  Vergleichung  der  alten  Schriftsteller  zu 
dem  sehr  richtigen,  wenn  auch  noch  nicht  genugsam  anerkannten  Ergebnis,  daß  die  römisch- 
germanischen Kriege  bis  in  die  Mitte  des  ersten  Jahrhunderts  fast  ausschließHch  zwischen 
dem  Niederrhein  und  der  Weser  spielten  und  namentlich  von  Xanten  ausgingen.  Mit 
derselben  Gründlichkeit  sucht  er  nachzuweisen,  daß  der  Pfahlgraben  erst  unter  Hadrian 
errichtet  sei. 

3")  Die  anonyme  Gesellschaft  der  vereinigten  Pachtungen  des  Kurhauses  und  der 
Mineralquellen  zu  Homburg  v.  d.  Höhe,  die  unter  der  Direktion  des  Herrn  Frangois  Blanc 
von  Paris  stand,  bewilligte  zu  den  Ausgrabungen,  Untersuchungen  und  den  geometrischen 
Vermessungen  von  1853  —  1858  den  Betrag  von  rund  15000  Mk.,  die  dem  Archivar  Habet 
durch  Vermittlung  der  Landgräfl.  Regierung  direkt  zur  Verfügung  gestellt  wurden.  Von 
1858  ab  wurden  für  Ausgrabungen  und  den  Bau  des  Försterhauses,  der  jetzigen  Saalburg- 
Restauration,  noch  weitere  10000  Mk.  von  der  genannten  Gesellschaft  gegeben. 

3»)  Friedrich  Gustav  Hahel,  geb.  1792,  gest.  1867;  in  den  Annalen  des  Vereins  für 
Nassauische  Altertumskunde  im  11.  Band,  186—387,  finden  sich  von  K.  Schtvartz  aus- 
führliche Mitteilungen  über  sein  Leben  und  auch  über  seine  Forschungen  an  der  Saalburg. 


12  Geschichte  der  Ausj^rabungen. 

monate  bis  zum  Herbst  1862  fortgeführt.  Diircli  seine  Untersucliiingen  ist 
viel  Neues  und  Wortvolles  zu  Tage  gefördert  worden;  auf  seine  wichtigen 
Funde  und  Ergebnisse  werde  ich  im  Verlaufe  meiner  Mitteilungen  noch 
manchmal  zurückkommen.  Ein  zusammenhängendes  Werk  über  dieselben  hat 
er  leider  weder  im  Druck  noch  als  Manuskript  hinterlassen.  Er  war  mit  den 
Veröffentlichungen  seiner  Forschungen  äußerst  zurückhaltend;  es  sind  mir  nur 
zwei  Arbeiten  von  ihm  bekannt  geworden,  nämlich  ein  Bericht  in  dem  «Corre- 
spondenzblatt  des  Gesammtvereins»  (Jahrg.  1850,  Seite  32),  den  er  bei  der 
Wandervcrsammlung  in  Hildesheim  1856  erstattete,  und  ein  älnilicher  Bericht 
über  seine  Ausgrabungen  bis  1856  in  Gerhards  archäologischer  Zeitung  vom 
Jahre  1856.  Über  seine  von  1856  bis  zum  Jahre  1862  weiter  entfaltete  Thätig- 
keit  an  der  Saalburg  ist  nichts  im  Druck  erschienen.  Dagegen  sind  zwei 
Arbeiten  nach  seinen  Mitteilungen  und  mit  seiner  Genehmigung  gedruckt 
worden;  die  eine  ist  eine  Abhandlung  von  Dr.  Joseph  von  Hefner  in  der 
Münchener  Zeitung  vom  12.  Dezember  1856;  dieselbe  erschien  später  auch 
als  besondere  Broschüre,  der  ein  Plan  des  Kastells  beigegeben  war  und 
die  große  Verbreitung  fand;  die  andere  ist  eine  ausführliche  Beschreibung 
der  Saalburg  von  G.  H.  Krieg  von  Hochfelden  in  seiner  «Geschichte  der 
Militärarchitektur  in  Deutschland».  Beide  Arbeiten  stützen  sich  auf  An- 
gaben Hahcls  und  haben  heute  noch  Wert;  sie  dienten  den  zahlreichen 
Aufsätzen,  die  nach  ihnen  in  den  Zeitungen  erschienen,  öfters  als  Quellen. 

Habet  beabsichtigte,  ein  größeres  Werk  über  die  Saalburg  herauszugeben, 
und  hatte  dazu  auch  Vorbereitungen  getroffen:  ein  Grundriß  des  Kastells 
und  eine  Lithographie  von  Fundstücken  waren  bereits  gedruckt.  Andere  Ar- 
beiten und  körperliche  Leiden  verhinderten  aber  den  rührigen  Mann,  die 
Ergebnisse  seiner  Ausgrabungen  zu  sichten  und  zu  ergänzen.  Es  ist  dies 
um  so  mehr  zu  bedauern,  als  dadurch  Manches  von  Bedeutung,  das  er 
selbst  erforscht  und  im  Gedächtnis  hatte,  verloren  gegangen  ist.  Sein  Neffe, 
der  bekannte  Limesforscher  Kreisrichter  W.  Conrady  in  Miltenberg,  dem  der 
schriftliche  Nachlaß  zufiel,  hat  mir  alle  auf  die  Saalburg  bezüglichen  Notizen 
und  Zeichnungen  in  der  liebenswürdigsten  Weise  überlassen;  ich  werde  sie, 
soweit  es  erforderlich  erscheint,  benutzen. 

Es  darf  nicht  unerwähnt  bleiben,  daß  die  umfangreichen  Vermessungen 
und  Nivellements  der  Saalburg  von  dem  Eisenbahningenieur  K.  Bothamel  von 
Kassel,  der  1856  bei  der  Projektierung  der  Homburg-Frankfurter  Eisenbahn 
seinen  Wohnsitz  in  Homburg  hatte,  in  der  uneigennützigsten  Weise  angefertigt 
wurden.  Auch  die  von  Hobel  und  Krieg  von  Hochfelden  veröffentlichten 
Kastellgrundrisse  rühren  von  ihm  her. 

Von  1862  an  ruhten  die  Ausgrabungen;  nur  die  notwendigsten  Her- 
stellungen, Instandhaltungen  und  Einwinterungen  der  freigelegten  Baureste 
wurden  durch  die  von  dem  Landgrafen  Ferdinand  eingesetzte  «Saalburg- 
Kommission»  ^*),    welcher   die    Pachterträgnisse    der   vielbesuchten   Saalburg- 

^*)  Die  Kommission  bestand  aus  den  Herren  Kegierungsrat  Biisdh,  Polizeidirektor 
Schaffner  und  Forstmeister  von  Brandenstein.    An  Stelle   des  Letzteren,   der   nach  Elsaß- 


Geschichte  der  Ausgrabungen.  13 

Wirtschaft  zu  Gebote  standen,  besorgt.  Den  von  dieser  Kommission  ge- 
troffenen Maßnahmen  ist  es  zu  danken,  daß  das  aufgegrabene,  ohnehin  nicht 
sehr  gute  Mauerwerk  in  der  Zwischenzeit,  ehe  die  wirklichen  Erhaltungsarbeiten 
in  den  siebziger  und  achtziger  Jahren  zur  Ausführung  kamen,  nicht  voll- 
stcändig  zerstört  wurde. 

Hobel  hatte  bei  seinen  Ausgrabungen,  die  sich  hauptsächhch  nur  auf 
Anlegung  von  Quergräben  und  einzelne  Abräumungen  in  und  direkt  vor 
dem  Kastell,  sowie  auf  die  Aufsuchung  von  Gräbern  beschränkten,  viel  Glück. 
Mancher  Inschriftstein  und  viele  interessante  Funde  kamen  zu  Tage.  Alle 
diese  Gegenstände  fanden  im  Landgräflichen  Schlosse  Aufstellung  und  wurden 
mit  den  in  früheren  Jahren  gefundenen  Altertümern  zu  einer  Sammlung 
vereinigt,  die  in  der  Gelehrtenwelt  Beachtung  fand.    JBrambach  veröffentlichte 

1867  in  dem  «Corpus  inscriptionum  Rhenanarum»  die  damals  vorhandenen 
Inschriften  (Gap.  XVIII,  Nr.  1424—1431,  Hassia  Homburgensis).  Mit  dem 
Aussterben  des  Landgräflichen  Hauses,  am  24.  März  1866,  ging  die  Samm- 
lung in  den  Privatbesitz  des  Großherzogs  Ludwig  III.  von  Hessen-Darmstadt 
über,  blieb  aber  auf  den  besonderen  Wunsch  des  letzten  Landgrafen  (der 
auch  in  einem  Vertrage  Ausdruck  fand),  daß  alle  auf  Homburg  bezüglichen 
Sammlungen  auch  dort  verbleiben  sollten,  im  Landgräflichen  Schlosse,  Da 
aber  infolge  des  Krieges  von  1866  die  Landgrafschaft  Hessen-Homburg  nach 
kaum  hunderttägiger  Regierung  des  Großherzogs  von  Hessen  an  Preußen  fiel, 
war  die  Verpflichtung  des  Großherzogs  erloschen,  und  die  sämtlichen  von 
ihm  ererbten  Möbel,  Kunstsachen,  Urkunden  u.  s.  w.,  darunter  auch  die  Saal- 
burgfundstücke, wurden  nach  Darmstadt  in  das  Großherzogliche  Palais  über- 
geführt. Dem  hochherzigen  Entschluß  des  Großherzogs  Ludwig  IV.  haben  wir 
es  zu  danken,  daß  dieselben  seit  1878  wieder  in  Homburg  Aufstellung  fanden.  ^^) 

In  den  nach  1866  folgenden  Jahren  war  wenig  Interesse  für  die  Saal- 
burg vorhanden,  und  die  schönen  Sammlungen  waren  bald  vergessen,  da  in 
dieser  Zeit  die  Stadt  Homburg  durch  das  in  Aussicht  genommene  Aufhören 
der  Spielbank  vor  einer  ungewissen  Zukunft  stand;  es  mußten  deshalb  etwaige 
Wünsche  für  Ausgrabungen  zurücktreten.  Als  aber  Seine  Majestät  König 
Wilhelm  I.  von  Preußen  bei  seinem  ersten  Besuch  als  Landesherr  im  August 

1868  sich  für  die  Saalburg  interessierte,  eine  Besichtigung  derselben  vor- 
nahm und  bald  darauf  den  Königl.  Konservator  Oberst  von  Cohausen  mit 
den  weiteren  Untersuchungen  betraute,  die  Erhaltung  der  Mauerreste  des 
Kastells  befahl  und  im  Frühjahr  1870  Mittel  zur  Verfügung  stellte,  fand  dies 
lebhaften  Anklang  in  Homburg  und  hatte  1872  die  Gründung  eines  «Saalburg- 
vereins» zur  Folge.  Der  Verein,  der  bei  der  hiesigen  Bevölkerung  rege  Unter- 
stützung fand,  war  bemüht,  in  Gemeinschaft  mit  dem  Königl.  Konservator, 
dem  seit  1871  Baumeister  Jacohi  als  Vertreter  beigegeben  wurde,  die  Arbeiten 


Lothringen  versetzt  wurde,  trat  1871  der  Oberförster  Freiherr  vofi  Huene.    Die  Auflösung 
der  Kommission  erfolgte  im  Jahre  1872,  nachdem  die  Ausgrabungen  dem  bereits  1871  zum 
Kgl.  Konservator  ernannten  Obersten  von  Cohausen  übertragen  waren.  — 
^^)  Vergl.  hierüber  den  Abschnitt  «Museum». 


14  Geschichte  der  Ausgrabungen, 

thunlichst  zu  fördern.  Vorerst  sollte  die  Aufdeckung  des  Kastells  und  der 
dabei  liegenden  römischen  Ansiedelung  in  Angriff  genommen  und  dann  die 
Gründung  eines  besonderen  Museums  für  die  Saalburgaltertüraer  angestrebt 
werden.  Über  die  Entstehung  desselben  und  über  die  Wiedererlangung  der 
nach  Darmstadt  verbrachten  Fundstücke  wird  in  dem  Abschnitt  «Museum» 
das  Nähere  mitgeteilt  werden.  Dem  Saalburgverein  flössen  inzwischen  reich- 
liche Mittel  zu,  die  zu  Ausgrabungen  im  Kastell  und  in  der  Bürgerlichen 
Niederlassung  und  zum  Wiederaufbau  des  Gräberhauses  verwendet  wurden. 
Kurz  vor  der  Inangriffnahme  der  Ausgrabungen  und  Erhaltungsarbeiten  ver- 
öffentlichte der  Königl,  Staatsarchivar  Dr.  K.  Bossel  ein  Schriftchen  über  die 
Saalburg  ^^)  mit  Zeichnungen  von  August  Steinhäußer  und  L.  Jacobi.  Die 
Arbeit,  die  sich  teils  auf  die  Untersuchungen  von  Hobel,  teils  auf  eigene 
Forschungen  des  Verfassers  stützt,  enthält  manches  Wertvolle.  Dieselbe  Ab- 
handlung von  Rössel,  etwas  umgearbeitet  und  ergänzt,  erschien  nach  seinem, 
im  Jahre  1872  erfolgten  Tode  in  dem  Werke  «Die  römische  Grenz  wehr  im 
Taunus».  In  den  Nass.  Ann.  Bd.  XI,  pag.  319 ff.  hat  K.  Schwarte  die  bis 
1871  erschienene  Saalburglitteratur  besprochen  und  einige  Mitteilungen  über 
die  bis  dahin  vorgenommenen  Ausgrabungen  gemacht.  1876  gab  Fr.  Koflcr 
einen  Führer  in  englischer  Sprache  mit  einem  Übersichtsplane  heraus. 
Hierauf  folgte  1878  die  Broschüre  «Das  Römercastell  Saalburg»  von  A.  v.  Co- 
hausen  und  L.  Jacobi,  von  der  1883,  1886  und  1893  weitere  Auflagen  er- 
schienen^^). Der  zahlreiche  Verkehr  englischer  Kurgäste  in  Homburg  machte 
1882  eine  englische  Übersetzung  derselben  wünschenswert,  die  mein  Freund 
F.  C.  Fischer  in  liebenswürdigster  Weise  besorgte;  sie  ist  durch  ein  Vorwort 
von  Th.  Hodgkin  aus  Newcastle  eingeleitet.  Im  Jahre  1884  erschien  das  für 
die  Limesforschung  grundlegende  Werk  «Der  römische  Grenzwall»,  von 
A.  von  Cohaiisen,  in  welchem  die  Bedeutung  des  Kastells  Saalburg  im  Rahmen 
des  Limes  dargelegt  ist,  zum  Teil  mit  Benutzung  von  Zeichnungen  für  das 
gegenwärtige  Werk.  Von  demselben  Verfasser  findet  sich  auch  ein  Auf- 
satz in  Westermanns  Monatsheften,  Jahrgang  1885,  dem  ebenfalls  einige  dieser 
Abbildungen  beigegeben  sind. 

Im  Jahre  1872  ließ  der  damalige  Direktor  der  Preußischen  Kunstsamm- 
lungen, Graf  Usedom,  durch  den  Königl.  Konservator  von  Cohausen  und  den 
Verfasser  einige  Ausgrabungen  im  Kastell  vornehmen;  die  dabei  gemachten 
Kleinfunde   sind  im  Museum   für  Völkerkunde  in  Berlin  aufgestellt  worden. 

Die  eigentlichen  Erhaltungsarbeiten,  über  deren  Methode  an  anderer 
Stelle  zu  sprechen  sein  wird,  begannen  im  Jahre  1873  und  wurden  dank 
der  unermüdlichen  Thätigkeit  und  BehaiTÜchkeit  des  Obersten  von  Cohausen, 
mit  einzelnen  Unterbrechungen  bis  heute  fortgeführt  und  werden,  was  die 
Erhaltung  des  Kastells  betrifft,  im  Jahre  1896  zum  Abschluß  kommen.     Wie 

")  Dr.  K.  Rössel.    Das  Pfahlgraben-Castell  Salburg.     Wiesbaden  1871. 

'*)  Ein  Auszug  aus  demselben  ist  auf  Veranlassung  des  Kultusministeriums  in  Form 
eines  Flugblattes  gedruckt  worden  zur  Verteilung  an  die  das  Kastell  besuchenden  Schüler 
höherer  Lehranstalten. 


Geschichte  der  Ausgrabungen.  15 

weit  es  noch  möglich  sein  wird,  die  schon  ausgegrabenen  und  jetzt  noch 
der  Zerstörung  preisgegebenen  Mauerreste  in  der  Bürgerlichen  Niederlassung 
dauernd  zu  erhalten,  hängt  von  dem  Wohlwollen  der  Königl.  Staatsregierung 
ab.  Hoffentlich  ist  es  auch  weiterhin  möglich,  im  Interesse  der  Wissenschaft 
die  Ausgrabungen  in  der  angefangenen  Weise  weiter  fortzusetzen  und  das 
Ausgegrabene  für  die  Zukunft  festzulegen. 

Von  allgemeinem  Interesse  dürfte  es  noch  sein,  einige  Zahlen  über  die 
Höhe  der  zu  den  Ausgrabungen  und  Erhaltungsarbeiten  an  der  Saalburg 
ausgegebenen  Mittel  hier  anzufügen,  die  zugleich  einen  Anhaltspunkt  zur 
Beurteilung  ähnlicher  Arbeiten  geben.  Nach  meinen  Feststellungen  beziffert 
sich  die  von  1853 — 1893  aufgewendete  Gesamtsumme  auf  ungefähr  80000  Mk., 
und  zwar  wurde  dieser  ansehnliche  Betrag  folgendermaßen  aufgebracht:  1)  von 
der  Kurhauspachtgesellschaft  25000  Mk.,  2)  von  dem  Saalburgverein  9300  Mk., 
3)  von  der  preußischen  Staatsregierung  34292  Mk. ,  4)  vom  Kommunal- 
ständischen Verband  des  Regierungsbezirks  Wiesbaden  4000  Mk.,  5)  von 
Privaten  und  sonstigen  Vereinen  7500  Mk.  Im  Jahre  1894  wurden  weiter 
von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  Wilhelm  II.  aus  dem  Allerhöchsten  Dispositions- 
fonds für  1894,  1895  und  1896  der  Betrag  von  7829  Mk.  88  Pfg.  für  Auf- 
deckuugs-  und  Erhaltungsarbeiten  genehmigt,  sowie  von  dem  Kultusministerium 
für  Ausbesserung  von  Mauerbreschen  300  Mk.,  wodurch  sich  der  Staatsbeitrag 
auf  die  Summe  von  rund  42400  Mk.  erhöht.  Es  würde  uns  zu  weit  führen, 
die  Namen  der  Privaten,  die  in  so  uneigennütziger  Weise  das  Unternehmen 
gefördert  haben,  einzeln  aufzuführen;  im  Saalburgmuseum  ist  eine  Tafel  mit 
den  Namen  der  Geschenkgeber  angebracht,  doch  sei  ihnen  auch  an  dieser 
Stelle,  ebenso  den  hohen  Behörden  und  sonstigen  Gönnern,  der  aufrichtigste 
Dank  für  die  gewährte  Unterstützung  ausgesprochen. 

Die  einzelnen  Schriften,  die  über  die  Saalburg  in  besonderen  Ausgaben 
erschienen  sind,  haben  wir  bereits  oben  erwähnt.  Es  erübrigt  nur  noch,  auf 
die  vielen  Berichte  und  Abhandlungen,  die  in  den  Annalen  für  Nassauische 
Altertumskunde,  dem  Archiv  für  Frankfurts  Geschichte  und  Kunst,  den 
Bonner  Jahrbüchern,  der  Westdeutschen  Zeitschrift  und  in  den  Tagesblättern 
erschienen  sind,  hinzuweisen.  Von  besonderem  Wert  in  den  genannten  Zeit- 
schriften sind  die  Arbeiten  von  Prof.  Dr.  Jacob  Becker  und  von  Dr.  A.  Hammeran 
über  die  Saalburginschriften,  die  in  dem  Abschnitte  über  die  Inschriften  zur 
Geltung  kommen  werden.  Außerdem  finden  sich  Besprechungen  der  Saal- 
burg in  fast  allen  Werken  über  den  Limes  und  in  denjenigen  über  die  Ge- 
schichte der  Taunusgegend. 

Zur  Vervollständigung  der  Vorbemerkungen  sei  erwähnt,  daß  das  1859 
in  der  Nähe  der  Saalburg  erbaute  Wärterhaus  zuerst  dem  Förster  Bender, 
der  mit  der  Aufsicht  betraut  war,  als  Wohnung  diente,  doch  allmählich,  um 
den  Anforderungen  der  Touristen  zu  genügen,  in  eine  regelrechte  Wirtschaft 
umgewandelt  und  1874  von  der  Königl.  Regierung  an  die  Stadt  abgetreten 
wurde.  Die  Saalburg  ist  jetzt  der  besuchteste  Punkt  im  diesseitigen  Taunus. 
Anfänglich    besorgte   der   Pächter   der   Wirtschaft   die   Obliegenheiten   eines 


16  Geschichte  der  Ausgrabungen. 

Wärters  und  Führers  und  bezahlte  deswegen  einen  geringen  Pachtpreis;  mit 
der  Zeit  füln'te  jedoch  diese  Einrichtung  zu  UnzuträgHchkeiten  und  wurde  des- 
halb 1884  dahin  abgeändert,  daß  die  Stadt  Homburg  einen  besonderen  Wärter, 
der  unter  dem  Königl.  Konservator  oder  dessen  Stellvertreter  steht,  anstellte 
und  ihm  freie  Wohnung  in  dem  umgebauten  Hinterhaus  der  Wirtschaft  ge- 
währte, wo  auch  dem  mit  der  Leitung  der  Ausgrabungen  Beauftragten  ein 
Zimmer  zur  Verfügung  steht.  Seit  1884  ist  W.  Burkhardt  von  Gonzenheim 
mit  den  Funktionen  eines  Wärters  betraut;  demselben  ist  auch  seitens  der 
Stadt  Dienstland  unterhalb  des  Kastells  überwiesen. 

Seit  1892  sind  die  von  dem  Deutschen  Reich  angeordneten  Limes- 
forschungen im  Gange,  und  dem  Verfasser  ist  die  Untersuchung  des  durch  den 
Taunus  ziehenden  Pfahlgrabens  mit  den  daranliegenden  Kastellen,  Türmen, 
Hügeln  u.  s.  w.  übertragen.  Die  Grabungen  in  den  Kastellen  Feldberg,  Alte- 
burg und  Zugmantel  haben  bis  jetzt  schon  Verschiedenes  zu  Tage  gefördert, 
was  manche  Ergebnisse  der  früheren  Saalburggrabungen  erklärt  und  ergänzt. 


17 


n. 

Die  Ringwälle.    Die  „Gickelsbui^g''. 

(Karte,  Tafel  I  und  III.) 


Obgleich  die  Ringwälle  nicht  in  Verbindung  mit  der  Saalburg  stehen, 
wie  von  Einigen  angenommen  wird,  und  wohl  auch  nie  damit  in  Zu- 
sammenhang standen,  so  halte  ich  es  doch  für  geboten,  die  so  häufig 
und  in  großartigem  Umfange  im  Taunus  vorkommenden  Wallburgen  hier 
kurz  zu  erwähnen  und  die  dicht  bei  der  Saalburg  gelegene  «Gickelsburg» 
etwas  näher  zu  beschreiben.  Es  wird  hierdurch  gleichzeitig  der  Gegensatz 
einer  regelrechten  römischen  Befestigung  zu  einer  nichtrömischen  hervor- 
gehoben. 

Ostlich  vom  Kastell  liegt  der  «Fröhliche  Mannskopf»,  an  dessen  Nord- 
abfall der  Pfahlgraben  zur  Lochmühle  hinzieht,  und  weiter  2000  Schritte 
vom  Kastell  «Lochmühle»  entfernt  ein  zweiter  Berggipfel,  welchen  ein  alter  Ring- 
wall —  die  «Gickelsburg»^^)  genannt  —  einnimmt.  (Tafel  I  und  Tafel  III, 
Fig.  IL)  Diese  hat  einen,  von  den  uns  beschäftigenden  Anlagen  ganz  ver- 
schiedenen Charakter.  Sie  ist  ein  aus  Steinen  zusammengetragener  Wall,  der 
das  Oval  der  Bergkuppe  umzieht  und  da,  wo  dieser  weniger  steil  ist  — 
auf  der  Westseite  —  durch  einen  2,60  m  tiefen  und  9  m  breiten  Graben 
verstärkt  ist.  Zwischen  dem  Graben  und  dem  Steinwall  liegt  ein  7  m  breites 
Vorland,  das  gleichfalls  eine  sanfte  Wallerhöhung  zeigt.  Der  RingWall  hat 
165  m  auf  220  m  Durchmesser;  das  Profil  ist  oft  kaum  kenntlich,  5 — 10  m 
breit,  manchmal  von  1  m  Höhe  und  manchmal  nur  handhoch.  Bei  der 
Durchgrabung  ließ  sich  eine  Schichtung  oder  sonstige  Ordnung  nicht  er- 
kennen; hin  und  wieder  zeigten  sich  Spuren  von  Kohlen  und  spärliche 
Scherben  grober  Thongefäße  im  Charakter  der  alten  Hügelgräber,  den  man 
in  Norddeutschland  «Burgwallcharakter»  genannt  hat.    Auch  eine  kleine  Gold- 


'®)  In  dem  Namen  «Gickelsburg»  —  Glckel  provinziell  für  Hahn  —  steckt  derselbe  Be- 
griff, der  sich  auch  in  anderen  Bezeichnungen,  wie  Hühnerberg,  Hinkelstein,  Gluckenstein 
u.  8.  w.,  wiederfindet.  Solche  Namen,  über  deren  Bedeutung  schon  viel  geschrieben  ist, 
und  die  meist  in  Beziehung  zu  Heune,  Hüne,  Riese  gebracht  werden,  gehen  jedenfalls  sehr 
weit  zurück;  vergl.  Wönier,  Correspondenzblatt  des  Gesammtvereins  der  deutschen  Geschichts- 
und Alterthumsvereine  1877,  Nr.  8,  S.  17  ff.,  1878,  Nr.  1  und  2,  S.  4  ff". 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  2 


lg  Die  Ringwälle. 

münze''),   ein   sogenanntes   «Regenbogenschüsselchen»,   und   das   Bruchstück 
einer  Bronzefibula  sind  dort  gefunden  worden. 

Daß  dieser  Wallring  jetzt  keine  feste  Umschließung,  keine  Sturmsicher- 
heit gewährt,  sieht  man  auf  den  ersten  Blick;  wie  er  einst  beschaffen  war, 
und  was  er  bedeutet  hat,  können  wir  an  ihm  allein  nicht  erkennen,  sondern 
müssen  ihn  mit  ähnlichen  Anlagen  zusammenstellen,  deren  der  Taunus, 
wie  wenig  andere  deutsche  Gebirgsländer,  eine  große  Anzahl  birgt.  Cäsar 
sagt  von  den  gallischen  Mauern,  daß  sie  aus  Steinen  und  Holz  zusammen- 
gefügt waren,  und  wenn  letzteres  ihnen  Zusammenhalt  und  Widerstandskraft 
gegen  den  Sturmbock  gegeben,  die  Steine  eine  Brandlegung  verhindert  hätten. 
Man  hat  im  südlichen  Frankreich,  im  Departement  du  Lot  (Congräs  archeo- 
logique  1874,  Taf.  I — IV)  solche  Mauerreste  gefunden,  die  genügten,  die 
ganze  Konstruktion  mit  Sicherheit  nachzuweisen:  ein  Netzwerk  schwerer 
Balken  hielt  in  wagrechter  Lage  Schicht  um  Schicht  des  Mauerwerks  zu- 
sammen. Die  Kombinationen  dieser  Durchkreuzungen  und  Schichtungen 
waren  mannigfacher  Art.  Nach  den  Darstellungen  auf  der  Trajanssäule  sind 
auch  die  Dacischen  Vesten  aus  Mauern  errichtet,  welche  ihren  Verband,  statt 
durch  Lagerhaftigkeit  der  Steine  und  durch  Mörtel,  durch  Hölzer  empfingen,  die 
schichten  weise  zwischen  die  Steine  gelegt  sind.  Man  sieht  dort  zwischen  zwei, 
der  Länge  nach  in  der  Mauer  liegenden  Balken  oder  Mauerlatten  die  runden 
Hirnenden  der  querliegenden,  unbeschlagenen  Hölzer,  die  sich  wie  das  Orna- 
ment des  Eierstabes  ausnehmen;  dann  folgen  unregelmäßig  aufeinanderge- 
packte  Steinblöcke,  bis  nach  2  oder  3  Fuß  Höhe  wieder  eine  Holzverankerung 
nötig  erscheint,  worauf  die  Mauer  in  genügender  Höhe  ihre  Zinnenkroue  er- 
hält und  sich  nun  als  eine  sturmsichere  und  verteidigungsfähige  Befestigung 
darstellt.     (Tafel  HI,  Fig.  UL) 

Man  kann  nicht  behaupten,  daß  unsere  Ring  wälle  so  schmuck  aus- 
gesehen haben,  wie  die  Trajanssäule  die  Dacischen  darstellt;  statt  der  regel- 
mäßigen Lagen,  der  schön  geordneten  Mauerlatten  aus  Halbholz  und  der 
wohlgerichteten  Rundhölzer  zwischen  ihnen  mögen  in  Zeiten  der  Not  auch 
Faschinen  und  allerlei  Astholz  zum  Verband  und  zur  Verankerung  gedient, 
statt  der  gemauerten  Zinnen  solche  aus  Flechtwerk  die  Stärke  und  Ver- 
teidigungsfähigkeit erhöht  haben,  —  immerhin  aber  war  es  derselbe  Gedanke 
bei  uns  wie  in  Dacien  und  Gallien,  welcher  dem  ungefügen  Steinbrocken 
durch  eingelegte  Hölzer  einen  Verband  gab,  der  sie  zu  steilen  Wänden  auf- 
zuführen gestattete.  In  der  That  besteht  ganz  in  der  Nähe,  auf  dem  Alt- 
könig, der  zu  uns  herüberschaut,  der  Kern  der  Steinwälle  aus  recht  schlecht 


'')  Diese  Goldmünze  wurde  von  Herrn  Fabrikanten  Foucar  in  Köppern  gefunden, 
kam  in  den  sechziger  Jahren  in  den  Besitz  des  verstorbenen  Prinzen  Alexander  von  Hessen 
und  soll  sich  jetzt  im  Museum  zu  Darmstadt  befinden.  (Sie  ist  dort  unter  den  zahlreichen 
Münzen  dieser  Art,  deren  Katalog  im  Jahre  1895  von  Sr.  Exzellenz  dem  Herrn  General 
Freiherrn  von  HiU/ers  bearbeitet  wurde,  nicht  vorhanden.  Das  Großh.  Museum  erhielt 
aus  der  ^lünzsammlung  des  verewigten  Prinzen  nur  die  hessischen  Gepräge,  der  übrige 
Bestand  gelangte  in  Frankfurt  a.  M.  zur  Versteigerung.     Dr.  Henkel.) 


Die  Ringwälle.  19 

aufeinanclergesetzteii  Trockenmauern,  welche  in  regelmäßigen  Entfernungen 
von  je  1,50  m  durch  senkrechte  Falze  abgeteilt  waren.  In  diesen  Falzen 
standen,  wie  man  annehmen  muß,  Pfosten,  welche  mit  anderen,  auf  der 
entgegengesetzten  Seite  der  Mauer  in  gleicher  Weise  aufgestellten  Pfosten 
durch  hölzerne  Anker  verbunden  waren  und  die  Mauer  vor  dem  Auseinander- 
weichen bewahren  sollten.  Mag  man  an  dieser  Erklärung  der  Konstruktion 
keinen  besondern  Gefallen  finden,  so  wird  sich  doch  eine  bessere  auf  die  that- 
sächlichen  Überreste  der  Mauern  nicht  wohl  anwenden  lassen.  Mit  der  Zeit  frei- 
lich mußte  das  Holz  vermodern,  der  Bau  zusammenstürzen  und  nichts  hinter- 
lassen als  einen  Steinhaufen,  wie  wir  ihn  thatsächlich  zur  jetzigen  Zeit  an 
Ort  und  Stelle  vorfinden,  und  aus  dem  wir  den  ursprünglichen  Zustand  hier 
im  Geiste  wieder  aufgebaut  haben.  Doch  nicht  immer  sind  diese  Stein-Holz- 
Mauern  erst  durch  Vermoderung  des  Holzes  eingestürzt ;  wohl  kann  auch  ein 
Angreifer  sie  durch  Feuer  in  Asche  zu  legen  versucht  haben.  Wenn  dies 
gelang  und  die  Gesteinsart  sich  dazu  eignete,  so  entstanden  dadurch  jene 
Schlackenwälle,  oder  in  den  Steinwällen  jene  Schlackenpartien,  welche  schon 
seit  lange  in  Schottland  als  «vitrified  forts»,  in  Böhmen  und  in  der  Lausitz, 
seit  wenigen  Jahren  auch  in  unserer  Gegend  bei  Kirnsulzbach  an  der  Nahe, 
bei  Medard  a.  Glan  und  in  beschränkter  Ausdehnung  auch  an  den  oben- 
genannten Ringwällen  des  Altkönigs  gefunden  worden  sind^^). 

Man  hat  diese  Ringwälle  für  Kultusstätten  angesprochen,  nach  der  be- 
liebten Manier,  an  Stelle  eines  Rätsels  ein  anderes  zu  setzen,  auch  als  Ge- 
richts- oder  Dingstätten,  während  doch  der  Wunsch,  sich  Leben  und  Gut 
durch  Flucht,  Verstecken  oder  Verteidigung  zu  erhalten,  das  erste  und  all- 
gemeinste Bestreben  ist,  welches  der  Mensch  in  Zeiten  der  Not  kennt.  Die 
Bewohner  der  fruchtbaren  Mainebene  flüchteten  vor  heranziehenden  Raub- 
horden ihre  Familie  und  fahrende  Habe  in  das  Versteck  des  Waldgebirges 
und  bereiteten  sich  dort  Asyle,  von  denen  aus  sie  beobachten  konnten,  was 
der  Feind  begann  und  wohin  er  sich  gewendet,  und  die  sie,  wenn  es  sein 
mußte,  auch  verteidigten.  Daß  diese  Befestigungen  eine  mehr  oder  weniger 
rundliche  Form  haben,  liegt  in  der  Natur  der  Sache  und  der  Berggestal- 
tungen; dies  giebt  ihnen  keine  andere  Herkunft  und  keinen  anderen  Zweck 
als  den  anders  gestalteter  Befestigungen,  die  sich,  begünstigt  durch  eine 
nach  einer  oder  mehreren  Seiten  steil  abfallende  Bergform,  nur  auf  gerade  — 
den  Berghals  abschneidende  —  Gräben  und  Wälle  beschränken  durften. 

Die  Taunusberge  bilden  nirgends  nach  drei  Seiten  hin  steil  abfallende 
Bergvorsprünge,  bei  denen  es  genügte,  nur  die  schmale  vierte  Seite  zu  be- 
festigen. Fast  alle  Wallburgen  des  Taunus  sind  daher  Ringwälle,  zusammen- 
getragen aus  den  Trümmern  einst  aufragender  Quarzitklippen.  An  der  Spitze 
steht  der  großartige  Doppel  wall  des  Altkönigs  mit  seiner  viereckigen, 
zum  Thale  hinabreichenden  Nebenumwallung,  einer  Viehpferche;  es  folgen 
das  Bürgel  bei  Falkenstein,  der  Hünerberg  bei  Cronberg,  die  Altenhöfe, 


3«)  Vergl.  Nassauer  Annalen.    XVIIJ,   S.  208. 

2* 


20  1^'e  kingWillle. 

die  Goldgrube  und  der  Bleibeskopf.  Bei  dieser  letzten  Wallburg  baben 
die  Erbauer  die  hervorragenden  Felsklippen  zur  Umschließung  ihrer  Festung 
[)raktisch  benutzt,  die  aus  großen  Steinen  hergestellte  Mauer  daran  angebaut 
und  mit  den  Felsen  zu  einem  Ganzen  verbunden.  Weiter  nördlich  an  der 
Use  liegt  der  Eichberg  und  die  Cransberger  Kapelle  und  weiter  bei 
Butzbach  der  Hausberg  mit  seinen  mehrfachen  Steinkreisen  und  seiner 
prachtvollen  Aussicht  über  die  gesegnete  Wetterau.  —  Immer  sind  es  Be- 
festigungsanlagen, in  welche  die  Bewohner  flüchten  konnten ;  ob  zu  den 
Wällen  Steine  oder  Erde  benutzt  wurden,  ändert  nichts  an  ihrem  Zwecke. 
Zur  Verteidigung  des  Landes,  zur  Besetzung  der  Grenzpässe  ist  keiner 
dieser  Ringwälle  erbaut;  alle  liegen  abseits  der  alten  Verkehrsstraßen  und 
nur  ein  sehr  alter  Hohlweg,  an  dem  entlang  Hügelgräber  liegen,  führt  von 
der  Ebene,  von  Gonzenheim  durch  den  Hardtwald  zur  Gickelsburg.  Die  Er- 
bauer oder  Besitzer  waren  nur  auf  die  eigene  Sicherheit,  nicht  auf  die  Ver- 
wahrung der  Landeseingänge  bedacht. 

Auf  die  naheliegende  Frage,  ob  diese  Ringwälle  in  Beziehung  zum 
Pfahlgraben  stehen,  müssen  wir  verneinend  antworten,  sie  liegen  außerhalb 
und  innerhalb,  nah  und  fern  von  ihm.  Die  «Gickelsburg»  liegt  1500  m, 
der  Eichberg  700  m,  der  Bleibeskopf  1600  m  hinter,  der  Hausberg  1300  m 
vor  dem  Pfahlgraben,  und  zu  seinen  Füßen  befindet  sich  ein  kleines 
römisches  KastelP^).  Es  ist  aber  undenkbar,  daß  dieses  kleine  Pfahlgraben- 
kastell angelegt  werden  oder  sich  halten  konnte,  wenn  oben  auf  dem  Haus- 
berge eine  feindliche  Volksansaramlung  stattfand  oder  verteidigungsfähig  vor- 
bereitet war. 

Als  der  Pfahlgraben  und  die  Saalburg  noch  in  römischem  Besitz  waren, 
hatte  die  einheimische  Bevölkerung  keine  Veranlassung,  sich  einen  Schutzort 
zu  bereiten,  denn  sie  war  von  der  Römermacht  beschützt,  und  einer  feind- 
lichen Binnenbevölkerung  würde  man  die  Belegung  der  Gickelsburg  nicht 
gestattet  haben.  Eine  Zeit  aber,  wo  jene  Wallburgen  ein  Bedürfnis,  ein 
rettendes  Asyl  wurden,  war  die,  als  die  Römermacht  zertrümmert  war  und 
die  Barbaren  in  immer  neuen  Haufen  den  Pfahlgraben  durchbrachen  und 
dem  Mainthale  entlang  sich  in  die  Taunusebene  ergossen.  Und  als  die  Ale- 
mannen von  Süden  heraufdrängend  die  Mainebene  verheerten,  —  da  war  die 
Zeit  gekommen,  in  welcher  ihre  Bewohner  in  die  Wälder  flüchten  und  in 
den  Wallburgen  sich  verstecken  und  verteidigen  mußten.  Dies  war  aber 
nicht  nur  einmal  notwendig,  sondern  wiederholte  sich  fort  und  fort,  so  oft 
Raubhorden  über  das  Land  hereinbrachen:  die  Zufluchtsorte  wurden  aufge- 
sucht in  der  Flucht  vor  den  Schweden  wie  vor  den  Franzosen,  bis  in  die 
neuere  Zeit,  woran  die  zuweilen  gebräuchlichen  Namen  «Schwedenschanze» 
u.  a.  erinnern  mögen. 

Bezüglich  der  Erbauungszeit  der  Ringwälle  bleibt  allerdings  die  Mög> 
lichkeit  noch   denkbar,    daß   diese  Wallburgen   schon  lange  vor  Beginn  der 


«»)  Vgl.  Fr.  Kofier,  Limesblatt  Nr.  9,  Abschnitt  67. 


Die  Ringwälle.  21 

Römerherrschaft  in  Deutschland  angelegt,  dann  aber  nicht  mehr  benutzt  und 
vergessen  waren,  bis  sie  nach  dem  Zusammenbruch  der  römischen  Macht 
und  dem  Aufhören  des  von  ihr  ausgehenden  Schutzes  wieder  aufgesucht 
wurden.  Und  diese  Möglichkeit  wird  zur  Gewißheit  erhoben,  wenn  wir  die 
Fundstücke  betrachten,  welche  die  Untersuchung  der  Ringwälle  zu  Tage 
gefördert  hat.  Bruchstücke  von  Thongefäßen,  die  den  aus  den  Hügelgräbern 
am  Taunus  entnommenen  analog  sind,  sowie  andere  Kleinfunde  deuten  zweifellos 
auf  jene  frühe,  vorgeschichtliche  Zeit. 

Wesentlich  verschieden  von  den  Ring  wällen^")  sind  jene  Schanzen,  die 
den  Zug  des  Limes  begleiten  und  sicher  römischen  Ursprungs  sind.  Wir 
finden  solche  bei  der  Saalburg  in  der  Preußenschanze  und  in  einer  kleinen 
Umwallung  bei  der  Lochmühle  vor  dem  Limes,  weiter  im  Eichelgarten  und 
in  der  Rundschanze  beim  Kastell  Zugmantel.  Diese  Schanzen  sind  durch 
einen  Wall  —  oft  in  Verbindung  mit  einem  versteinten  Gräbchen  —  umschlos- 
sene Räume,  deren  Bedeutung  noch  nicht  aufgeklärt  ist.  Ich  habe  sie  mit 
unter  die  zur  Grenzmarkierung  gehörigen  Punkte  gerechnet  und  verweise 
auf  Westdeutsche  Zeitschrift,  Jahrg.  XIV,  S.  170. 


*")  Demjenigen,   der  sich    über  die  Ringwälle   im  Taunus    weiter  unterrichten  will, 
seien  besonders  empfohlen: 

1)  von  Cohausen,  Ringwälle  und  ähnliche  Anlagen  im  Taunus.    Westermanns  Monats- 
hefte.    Braunschweig  1861. 

2)  von  Cohausen,  Wallburgen.     Nass.  Annalen,  Bd.  XVII. 

3)  von  Cohausen  und  Dr.  Widmann,  Wallburgen.     Nass.  Annalen,  Bd.  XVIII. 

4)  L.  Chr.  TJiomas,  Untersuchung  zweier  Taunusringwälle.     Frankfurt  1893. 

5)  Derselbe,   Die  Ringmauern  auf  dem  Goldgruben-  und  Dalbesberge  in  der  Hohen 
Mark.     Westdeutsche  Zeitschr.,  Jahrg.  XIV. 


m. 

Der  Name  „Saalbui^g". 


ys 


Toher  rührt  der  Name  «Saalburg»,  und  was  bedeutet  er?  —  eine  Frage, 
die  nicht  allein  von  denen,  die  sich  eingehend  mit  der  Saalburg  be- 
schäftigen, sondern  auch  von  denen,  die  sie  flüchtig  besuchen,  gestellt  wird.  Eine 
befriedigende  Antwort  kann  leider  nicht  gegeben  werden.  Vom  ersten  Tage 
an,  seitdem  man  sich  mit  den  Untersuchungen  der  Saalburg  befaßte,  hat 
man  sich  auch  mit  mehr  oder  weniger  Phantasie  abgemüht,  aus  den  uns  über- 
lieferten Flurbezeichnungen  den  römischen  Namen  derselben  und  seine  Be- 
deutung herauszufinden.  Wer  aber  weiß,  welche  Veränderungen  alte  Bezeich- 
nungen in  Wald  und  Feld  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  heutigen  durch- 
gemacht, wie  mündUche  und  schriftliche  Überlieferungen  Vieles  verdorben  haben, 
und  wie  oft  dabei  ein  merkwürdiger  Zufall  sein  Spiel  getrieben  hat,  wird  die 
Schwierigkeit  nicht  verkennen,  die  sich  jedem,  der  sich  damit  beschäftigt, 
entgegenstellen  muß^^).  Dieselben  Schwierigkeiten  zeigen  sich  bei  der  Erklärung 
des  Namens  «Saalburg».  Wir  haben  schon  in  den  Vorbemerkungen  gesagt, 
daß  es  bis  jetzt  nicht  gelungen  ist,  nachzuweisen,  wie  weit  der  Name  zurück- 
geht, und  daß  wir  uns  damit  begnügten,  gefunden  zu  haben,  daß  im  15.  Jahr- 
hundert die  Bezeichnung  «Salne*  und  im  16.  Jahrhundert  «Sahah  vorkommt. 
Nach  der  letzteren  Bezeichnung  kann  geschlossen  werden,  daß  damals  das 
Wort  gedehnt  ausgesprochen  wurde  und  die  Schreibweise  mit  zwei  a,  die  aus 
dem  vorigen  Jahrhundert  überliefert  ist,  sich  darauf  stützt.  Auch  Neiihof 
schrieb  Saalburg,  und  abgesehen  von  Dr.  Rössel,  der  Salburg  schrieb,  ist 
die  Schreibweise  mit  doppeltem  a  von  allen  späteren  Schriftstellern  beibehalten 
worden,  wovon  abzugehen  auch  keinerlei  Veranlassung  vorliegt. 

*')  Als  ein  treffendes  Beispiel  sei  hier  der  südlich  von  der  Saalburg  gelegene  Wald 
angeführt,  der  in  alter  Zeit  sich  noch  weiter  in  die  Ebene,  nach  dem  Dorfe  Kirdorf  hin, 
ausdehnte,  die  «silva  Lothari»  —  Lothars  Wald.  Die  Kirdorfer  (Kurmainzer  Gemeinde)  ver- 
darben den  Namen  in  «Lazariuswald».  Im  Jahre  1586  wird  durch  die  Märker  in  einem 
Grenzumgang  zu  Protokoll  gegeben,  daß  die  Kirdorfer  die  Waldflur  «Lazarius»  nennen,  «der 
sonsten  vermöge  der  alten  Markbücher  Sylva  Lothary  genannt  worden»,  eine  Beschwerde, 
die  in  einem  weiteren  GrenzumgangsprotokoU  vom  Jahre  1609  vergebens  wiederholt  wird. 
Der  Name  <.Sylva  Lothary»  ist  bei  der  heutigen  Bevölkerung  vollständig  verschwunden;  die 
zu  Feld  gerodete  Flur  heißt  jetzt  «das  Lazariusfeld»,  und  nur  diese  Bezeichnung  ist  in  die 
Karten  und  Flurbücher  eingetragen. 


Der  Name  «Saalburg».  23 

Wir  beschränken  uns  in  dem  Nachfolgenden  darauf,  die  seit  etwa 
hundert  Jahren  versuchten  Erklärungen  des  Namens  hier  mitzuteilen: 

Gerhen^^)  (S.  250,  Anmerkung  42)  sagt:  «Das  Wort  Saal  heißt  in  alter 
fränkischer  deutscher  Sprache  Palatium;  weil  es  ein  römisches  Schloß  war, 
so  gab  man  ihm  einen  deutschen  Namen  und  nannte  es  Saalhurg.  Dieser 
muß  niemand  befremden,  weil  Kennern  bekannt  ist,  daß  mehr  Beispiele  vor- 
kommen, wo  uralte  Namen  verändert  und  lateinische  Benennungen  öfters 
einen  ganzen  deutschen  Namen  erhalten,  oder  auch  in  halb  Deutsch  und 
Lateinisch  verdorben  sind.» 

Gerning^^)  sagt  S.  24:  «Unter  Karl  dem  Großen  ward  sie  (die  Saalburg) 
mit  ihrem  Bezirk  als  fränkisch-austrasisches  Erbstück  vom  Nachlasse  der 
Römer  ein  Reichs- Erbgut^*),  zur  Domanial- Verwaltung  oder  Sala  zu  Ober- 
ursel gehörig,  woher  denn  wohl  der  problematische  Name  S'aaZftwr^  entstand». 

K.  Schwarte  schreibt  in  den  Nassauer  Annalen  Bd.  11,  S.  328:  «Man 
sagt,  der  Name  rühre  aus  der  Periode  der  fränkischen  Könige  her,  welche  hier 
auf  den  Trümmern  und  aus  dem  Material  der  alten  Römerfeste  ein  Jagdschloß 
oder  eine  Villa  erbaut  haben  sollen.  Der  Name  würde  dann  nach  der  Ana- 
logie von  salguot,  salhof,  sallant  etc.  herrschaftliche  Burg,  Herrenburg  be- 
deuten. »^^) 

A.  von  Cohausen  sagt:  «Wenn  die  deutschen  Völker,  welche  den  groß- 
artigen Villenbau  an  der  Saalburg  zerstörten  und  wohl  noch  lange  in  seinen 


*2)  Vergl.  Anmerkung  20. 

'*•'')  Vergl.  Anmerkung  21. 

**)  Immerhin  möglich  ist  es,  daß  das  Gebiet  der  Saalburg,  das  in  der  Franken-  und 
Karolingerzeit  sicherlich  mit  Wald  bedeckt  war,  als  Krongut  unter  der  Oberhoheit  des 
Reiches  stand  und  vielleicht  einem  der  Lothare  zur  Jagd  diente,  woher  die  Bezeichnung 
Silva  Lothar!  stammen  mag,  die,  wie  wir  gesehen  haben,  noch  im  16.  Jahrhundert 
üblich  gewesen  ist.  Es  ist  aus  Urkunden  des  9.  Jahrhunderts  bekannt,  daß  die  in 
Frankfurt  weilenden  Kaiser  im  Taunus  Hirschjagden  abgehalten  haben;  von  Ludwig 
dem  Frommen  wird  829  berichtet,  daß  er  von  seiner  Villa  in  Frankfurt  aus  den  Jagden 
obgelegen  hat.  Auch  Lothar  III.  war  nach  einer  Urkunde  von  1128  im  Besitze  von 
Waldungen  in  der  Maingegend.  Von  den  Homburger  Salzquellen,  die  von  den  Römern 
zur  Salzbereitung  benutzt  wurden,  wissen  wir  aus  einer  Urkunde  von  817,  daß  sie  im  Be- 
sitze Ludwigs  des  Frommen  waren.  (Vergl.  hierzu :  L.  Jacohi,  Zur  Geschichte  der  Mineral- 
quellen, Homburg  v.  d.  H.  1881.)  Ob  aber  damit  der  Name  Saalburg  in  V^erbindung  steht, 
ist  fraglich.  Wir  wollen  hier  gleich  bemerken,  daß  an  der  Saalburg  bei  den  umfangreichen 
Grabungen  Fundstücke  aus  der  Frankenzeit  nicht  zu  Tage  kamen,  und  daß  nach 
Allem,  was  bis  jetzt  festgestellt  wurde,  eine  Benutzung  derselben  in  nachrömischer  Zeit 
ausgeschlossen  ist. 

*^)  In  der  Gemarkung  Rodheim,  2  Stunden  östlich  von  der  Saalburg,  befinden  sich 
zwei  Felder,  genannt  der  «Salhof»  und  das  «Kirchhofsfeld»,  letzteres  an  den  Ortsringmauern. 
Der  Salhof  aber  liegt  gegen  Rosbach  hin,  100  Schritte  von  Rodheim  entfernt.  Dort  stand 
thatsächlich  ein  Salhofgebäude,  denn  es  heißt  «am  Salhof»,  «hinterm  Salhof».  Zwischen 
dem  Salhof  und  dem  Orte  liegt  der  Distrikt  «am  Friedrich».  Der  Saalhof  gehörte  der  Guts- 
herrschaft, das  Kirchhofsfeld  oder  der  Kirchhof  der  Kirche.  Sal  und  Sei  heißt  gutsherrlich 
oder  öffentlich  —  die  Salhofe  in  den  benachbarten  wetterauischen  Orten  waren  gutsherr- 
lich oder  öffentlich.     Die  Gerichtsdiener  hießen  Salenhnechte. 


24  Dof  Narae  «Saalburg». 

Trümmern  dastehen  sahen,  ihn  eine  Saala  nannten,  so  mag  von  daher  dem 
ganzen  Ruinenfeld  der  Name  «Saalburg»  verblieben  sein». 

Auch  hat  man  versucht,  das  Wort  von  Sadel  —  Sattel  —  mit  dem 
Hinweis  darauf  abzuleiten,  daß  das  Saalburgplateau  gewöhnlich  als  eine 
Einsattelung  —  ein  Sattel  im  Zuge  des  Taunus  —  bezeichnet  wird;  und  so 
könnte  aus  der  «Burg  auf  dem  Sattel»  der  Name  Saalburg  entstanden  sein. 
Man  behauptet,  der  Gebrauch  des  Wortes  Saal,  von  <i Sadel»  abgeleitet,  sei 
als  eines  echt  deutschen  Wortes  bei  uns  offenbar  älter  als  das  vom  La- 
teinischen stannnende  «Pfalz»  und  reiche  mit  seinem  Ursprung  bis  ins  tiefe 
Altertum  zurück.     (Nass.  Annalen,  Bd.  2,  S.  3.) 

Meine  bereits  1873  gegebene  Erklärung,  in  dem  Worte  den  Begriff  Äa?, 
saal,  sahal  für  Grenze  anzunehmen  und  «Grenzburg»  für  Saalburg  zu  setzen, 
will  ich  noch  anführen.  Das  Wort  Sal  bedeutet  so  viel  als  Grenze  und  Sal- 
band an  gewebtem  Stoff  die  Kante;  ich  verweise  auch  auf  die  «Saalbücher» 
des  Mittelalters,  in  welchen  die  Gerechtsamen  und  Grenzen  eingezeichnet 
wurden.  Der  römische  Grenzwall  —  der  Limes  —  war  nicht  allein  Grenze 
in  der  Römerzeit,  sondern  ist  es  auch  während  des  ganzen  Mittelalters,  ja 
sogar  bis  auf  den  heutigen  Tag  geblieben.  Die  Bezeichnung  «Grenzburg» 
würde  einen  verständhehen  Begriff  abgeben,  doch  muß  es  befremden,  daß 
unter  den  vielen  Limeskastellen,  die  alle  an  der  Grenze  liegen,  der  Name 
Saalburg,  als  Grenzburg,  nicht  mehr  vorkommt. 

Auch  an  eine  Beziehung  zu  dem  Worte  «Sah»  ist  gedacht  worden. 
Man  hat  dabei  auf  die  gleichlautenden  Ortsbezeichnungen  im  Fürstentum 
Reuß,  bei  Kissingen  und  in  Dessau  hingewiesen. 

Schließlich  sei  noch  erwähnt,  daß  nach  GerJcen  und  Gerning  die  Stelle 
an  der  Saalburg  auch  der  «Schlupf»  hieß  und  nach  einer  Urkunde  auch  ein- 
mal als  «Hunnenburg»  bezeichnet  wurde.  Im  Volksmunde  hieß  bis  zur 
Mitte  dieses  Jahrhunderts  der  höchste  Punkt  der  nach  Usingen  führenden 
und  das  Saalburggebiet  durchschneidenden  Landstraße  «am  fröhlichen 
Mann»"*^).  Dieser  Name  ist  auf  den  östlich  davon  gelegenen  Berg  als  «Fröh- 
licher Mannskopf»  übergegangen  und  uns  erhalten  geblieben. 

Der  Vollständigkeit  halber,  und  um  zu  zeigen,  was  man  alles  aus 
dem  Namen  Saalburg  gemacht  hat,  sei  noch  eine  Ableitung  erwähnt,  die 
Dr.  Römer  in  seinem  Aufsatze  «Die  römische  Grenzbefestigung  des  Taunus» 
in  dem  Frankfurter  Archiv  von  1847,  Heft  IV  anführt:  «Den  Namen  Saal- 
burg betreffend,  so  bezeichnet  das  lateinische  solus,  d.  i.  solidus  dicht, 
derb,    fest,   hart,   besonders   auch  von   den  Metallen;   ooKoq  eine   eiserne  ge- 


*«)  Der  Name  «Fröhlicher  Mann»  wird  im  Volkemund  dahin  erklärt,  als  sei  der 
Wanderer  (der  Mann),  sobald  er  den  Iiöchsten  Punkt  an  dem  verkehrsreichen  Saalburg- 
Übergang  erreicht  hatte,  fröhlich  gewesen.  Der  Name  ist  alt;  sollte  sich  nicht  an  dieser 
Stelle  noch  nach  der  Römerzeit  ein  Denkmal  mit  einer  figuralen  Darstellung  befunden 
haben  und  dieses  als  der  «römische  Mann»  oder  nach  seinem  Gesichtsausdruck  als  der 
«fröhliche»  Mann  bezeichnet  worden  sein?  Teile  eines  Postaments  mit  Relief  wurden  am 
Pfahlgrabendurchgang,  an  dem  alten  Wege  Homburg-Usingen,  ausgegraben. 


Der  Name  «Saalbiirg».  25 

gossene  Wurfscheibe;  Sold,  Silber;  ferner  im  Berg-  und  Hüttenbau:  Sahl- 
oder  Sohlband,  die  das  Erz  einfassende  Steinart,  Sohle.  Adelung,  unter  Sal, 
Saal,  Sahl,  giebt  die  Bedeutung  der  Wurzel  Sal,  wie  noch  in  Schweden  die 
ältesten  Silbergruben  heißen.  Soloe  auf  der  Nordküste  von  Cypern  beim 
Strabo  Solus  mit  einem  Bergwerk.  Wahrscheinlich  wegen  der  römischen 
Silbergruben  bekam  die  Saalburg  den  Namen»  etc. 

Neuerdings  ist  man  noch  zu  einer  anderen  Erklärung  gelangt,  die  wir 
hier  folgen  lassen.  Gelegentlich  der  Auffindung  eines  der  Kaiserin  Julia 
Mamaea  geweihten  Votivsteines*^)  im  Kastell  Feldberg,  der  uns  nach  Monim- 
sens  Darlegungen  in  der  Bezeichnung  «exploratio  Halic  ...»  wahrscheinlich 
einen  Namen  für  die  Gegend  giebt,  machte  Professor  Zangemeister  auf  die 
merkwürdige  Thatsache  aufmerksam,  daß  nach  dem  Itinerarium  Antonini  in 
Pannonien  drei  Orte,  Älicano,  Sola,  Moguntiano,  zusammenlagen,  die  vielleicht 
unserem  Halic  (Feldberg),  Saalburg  und  Main.:;  entsprechen. 

Gleichzeitig  wies  H.  Seiffert  aus  Homburg  mit  einigen  Ergänzungen 
ebenfalls  darauf  hin.  Dieser  hat  über  den  Namen  «Saaiburg»  und  das  Wort 
«Pfahl»  eine  ausführliche  Abhandlung,  die  demnächst  im  Druck  erscheinen 
wird,  geschrieben  und  mir,  soweit  sich  dieselbe  auf  die  Saalburg  bezieht, 
in  dankenswerter  Weise  einen  Auszug  zur  Verfügung  gestellt,  den  ich  als 
weiteren  Beitrag  hier  folgen  lasse: 

«Der  Name  Saaiburg  wird  gewöhnlich  als  eine  mittelalterliche  Bezeichnung  der 
alten  Römerstätte  betrachtet,  der  Name  kann  aber  sehr  wohl  nicht  nur  in  die  römische, 
sondern  vielleicht  sogar  in  eine  noch  weit  frühere  Zeit  hinaufreichen.  Dies  hätte  zur 
Voraussetzung,  daß  sich  dort  schon  in  vorrömischer  Zeit  eine  Niederlassung  befand, 
was  sich  allerdings  nicht  beweisen  läßt,  aber  doch  an  und  für  sich  wahrscheinlich  ist 
und  auch  durch  einen  noch  zu  besprechenden  Umstand  eine  Stütze  erhält. 

AhnKche  Namen  kommen  im  Altertum  vielfach  vor,  z.  B.  Saloca  in  Noricum, 
heute  iüfar Ja  Saal  auf  dem  Saalfelde  in  Kärnthen;  Sala  in  Spanien,  Thrakien  und  Pan- 
nonien, und  so  kann  auch  die  Saalburg  im  Altertum  geheißen  haben.  Der  zweite 
Teil  des  Namens  ist  wohl  späterer,  wenn  auch  vielleicht  schon  sehr  alter  Zusatz,  da 
es  bei  den  Deutschen  sehr  gewöhnlich  war,  an  einen  schon  vorhandenen  Namen  das 
Wort  «Burg»  anzuhängen.  So  wurde  aus  Sala  Saalburg,  wie  man  Rom  Romburg  nannte. 
Was  den  ersten  Teil  des  Namens  anlangt,  so  liegt  es  nahe,  ihn  mit  dem  Halic  der 
Feldberginschrift  in  Verbindung  zu  bringen.  Man  könnte  in  dem  Namen  eine  Be- 
ziehung auf  die  Salzquellen  der  Wetterau  finden,  die  jedenfalls  schon  im  Altertum  eine 
hohe  Bedeutung  gehabt  haben.  Hier  lagen  wahrscheinlich  die  von  Ammian  erwähnten 
Salzquellen,  die  zwischen  den  Alemannen  und  Burgunden  streitig  waren.  Sala  wäre 
also  vielleicht  der  Mittelpunkt  von  Halicium,  dem  Salzlande,  gewesen.  Die  beiden 
Namen  würden  sich  entsprechen  wie  Halle  und  Saale;  ferner  sind  die  Stadt  Halicyae 
in  Sizilien,  die  heute  Salemi  heißt,  und  der  Fluß  Hälicyus,  jetzt  Salso,  zu  vergleichen, 
an  dessen  Mündung  die  Stadt  Alicata  liegt.  Doch  ist  keineswegs  immer  bei  diesen 
Namen  an  Salz  zu  denken,  und  wenn  es  bei  der  Saalburg  der  Fall  wäre,  sollte  man 
im  Neuhochdeutschen  dann  eher  die  Form  Salzburg  erwarten.  Es  kommen  aber  auch 
Fälle  vor,  wo  dies  ganz  ausgeschlossen  ist,  wie  bei  der  Stadt  Sala  in  Schweden,  — 
deshalb  ist  mir  eine  andere  Ableitung  der  beiden  Namen  wahrscheinlicher. 

«)  Vergl.  Limesblatt  1892  Nr.  1. 


26  I^*"*  Name  «Saalburg». 

Saalburg  kommt  einfach  von  dem  alten  Saal,  altdeutsch  sal  gleich  dem  lateinischen 
palatium  «Halle,  großes,  nur  einen  Raum  enthaltendes  Haus,  Tempel,  Palast»,  —  auch 
in  Wiesbaden  hat  die  Stelle,  wo  das  römische  Kastell  gestanden  hatte,  früher  «7m 
Saah  geheißen  —  und  Halic  ergUnze  ich  zu  Ilalicinium  und  sehe  darin  den  Namen 
des  Feldbergkastells,  den  ich  von  dem  Altkönig  ableite.  Altkönig  ist  erst  eine  spätere 
Entstellung  des  Namens,  der  heute  noch  im  Volksmunde  Ahlkin  oder  Ahlekin  lautet, 
und  dies  ist  die  ursprüngliche  Namensform,  die  sich  auch  noch  urkundlich  nachweisen 
läßt.  Der  Name  kommt  von  dem  althochdeutschen  alah,  gothischen  alhs,  das  ursprüng- 
lich eine  Einzäunung  um  ein  Heiligtum,  dann  Tempel,  geheiligte  Gerichtsstätte  und 
Königshaus  bedeutete,  gleich  dem  lateinischen  aula,  und  sich  noch  in  unserem  mund- 
ai'tlichen  Ahlen  erhalten  hat,  unter  dem  man  einen  «engen  Gang  zwischen  zwei  Häusern» 
versteht;  auch  in  der  Festungsbaukunst  kommt  der  Name  «Ahlen»  in  der  Bedeutung 
von  «Zwinger»  vor.  Der  Altkönig  oder  Ahlkin  ist  also  der  Ahlenberg  und  hat  von 
seinen  Ringwällen  den  Namen,  die  einen  Ahlen  bilden  oder  auch  einen  alten  alah  in 
der  angegebenen  Bedeutung  umschlossen  haben.  Auch  die  auf  einem  Vorberge  des  Alt- 
königs gelegenen  «Altehöfe»  genannten  Ringwälle  sind  Ahlenhöfe.  Dieselbe  Entstellung 
dieses  Wortes  kommt  noch  in  einer  ganzen  Reihe  von  Ortsnamen  vor  und  in  dem 
Flußnamen  Altmühl,  der  in  seiner  ältesten  Gestalt  Alcimona  lautet,  wofür  sich  unter 
vielen  anderen  Formen  auch  Alking  findet.  Der  Altkönig  ist  sonach  seiner  Bedeutung 
nach  so  recht  eigentlich  der  mons  Taunus  (von  dem  altsächsischen  und  altnordischen 
tun,  Zaun,  der  nicht  von  Holz  zu  sein  braucht,  sondern  auch  von  Steinen  sein  kann, 
dem  gallischen  dunum),  in  dessen  Nähe  Drusus  sein  praesidium  und  Germanicus  sein 
castellum  (nach  der  gewöhnlichen  Annahme  die  Saalburg,  nach  andern  Heddernheim) 
erbaute.  Der  Altkönig  ist  ferner  dann  wahrscheinlich  das  von  Ptolemäus  erwähnte  Ark- 
taunon  (wenn  dies  die  richtige  Lesart  ist),  da  die  Stämme  alk  und  ark,  das  gothische  alhs 
und  das  lateinische  arx  etymologisch  gleich  sind  und  alk  aus  ark  hervorgegangen  ist. 

Noch  eine  andere  Erklärungsmöglichkeit  will  ich  hier  nur  kurz  andeuten.  Da 
der  Grundbegriff  der  Wörter  sal  und  alah  der  der  Einfriedigung  ist,  so  liegt  der  Be- 
griff der  Grenze  nicht  weit  davon  ab;  allerdings  kommt  keines  von  diesen  Wörtern 
geradezu  in  dieser  Bedeutung  vor,  nur  in  dem  lateinischen  arca  hat  sie  sich  erhalten, 
das  bei  den  Feldmessern  ein  Grenzzeichen,  später  Grenzdamm  und  Grenze  überhaupt 
bezeichnet.  So  wird  auch  der  Römerwall  in  Ungarn  «Ordög  drka»  genannt.  Die  Saal- 
burg und  das  Feldbergkastell  lagen  an  den  beiden  Enden  der  im  Norden  vom  Pfahl- 
graben, im  Osten  und  Westen  von  zwei  Römerstraßen  begrenzten  «Hohen  Mark»- 
Dieses  Zusammentreffen  ist  gewiß  nicht  zufällig  und  beweist,  daß  dies  schon  in  vor- 
römischer Zeit  bedeutungsvolle  Punkte  waren.  Nun  ist  alah  auch  «der  heilige  Wald», 
es  könnte  also  mit  unserem  Halic  der  später  «die  Hohe  Mark»  genannte  «Grenzwald» 
gemeint  sein. 

Nimmt  man  die  angegebene  Ergänzung  von  Halic(inium)  an,  so  bietet  sich  noch 
die  Möglichkeit  einer  anderen  Identifiziei-ung,  nämlich  mit  dem  von  Ammian  erwähnten 
Soliciniiim.  Sprachlich  steht  dieser  Annahme  wohl  nichts  im  Wege,  und  auch  sachlich 
ist  dies  sehr  gut  möglich,  da  die  Darstellung  des  Ammian  von  dem  Feldzuge  Valen- 
tinians  und  die  Schilderung  des  Kampfplatzes  dazu  passen,  wie  ich  an  anderer  Stelle 
zu  begründen  suchen  werde.  Möglicherweise  ist  dieses  und  die  Saalburg  mit  dem  von 
dem  Geographen  von  Ravenna  im  Lande  der  Alamannen  genannten  Solist  gemeint. 
Vielleicht  ist  in  dem  Saaloceni  (wenn  wirklich  so  zu  lesen  ist)  eines  auf  der  Saalburg 
gefundenen  Graffits  (siehe  unter  «Graffite»  Nr.  56)  ein  ähnlicher  Name  erhalten. 

Mit  der  Frage  nach  der  Bedeutung  und  dem  Alter  des  Namens  Saalburg  hängt 
nun  eine  merkwürdige  Erscheinung  zusammen,  die  meines  Ei-achtens  geeignet  ist,  Licht 


Der  Name  «Saalburg».  27 

darauf  zu  werfen.  Meine  oben  dargelegte  Auffassung  der  Entstehung  des  Namens  aus 
einem  älteren  Sola  erhält  dadui'ch  eine  gewisse  Bestätigung,  daß  sich  derselbe  Vorgang 
an  diesem  Namen  auch  in  einer  anderen  Gegend  vollzogen  hat,  wo  sich  außerdem  noch 
eine  ganz  auffallende  Übereinstimmung  von  Orts-  und  Völkernamen  mit  solchen  des 
Bhein-  und  Taunuslandes  findet,  die  nicht  wohl  auf  Zufall  beruhen  kann.  Da^  Itine- 
rarium  Antonini  erwähnt  nämlich  in  Pannonien  die  Orte  Halicanum  oder  AUcanum 
und  Salle,  bei  Ptolemäus  Sala,  bei  dem  Geographen  von  Ravenna  Salla,  offenbar  eine 
von  den  an  dem  Flusse  Sala,  jetzt  S^ala  oder  Zala,  heute  liegenden  gleichnamigen 
Städten  in  dem  danach  genannten  Zalaer  Komitate.  Eine  von  diesen  ist  wohl  das  im 
Mittelalter  dort  erwähnte  Salapuigin,  was  offenbar  eine  Verschreibung  für  Saldburgum 
(Salburg)  ist;  und  ebenso  ist  das  von  Prokop  in  der  unteren  Donaugegend  erwähnte 
Halikanihurgos  wohl  das  Halicanum  des  Itinerars.  Dieses  hat  dort  außerdem  noch 
die  Orte  Mogenüana  oder  MoconUana  und  Mursella  oder  Aursella  (wie  sich  bei  Mursa 
auch  die  Variante  Ursa  findet),  und  Prokop  erwähnt  noch  Mareburgos,  vielleicht  3Iar- 
biirg  an  der  Drau.  Diesen  entsprechen  bei  uns  Mainz  als  Moguntiacum,  Ober-  und 
Niederursel  am  Taunas  (alt  Ursellä)  und  Marburg.  Man  könnte  annehmen,  daß  durch 
römische  Truppen  diese  Namen  übertragen  worden  wären,  aber  ich  halte  ihren  Ein- 
fluß nicht  für  so  bedeutend,  daß  man  eine  so  weitgehende  Übereinstimmung  darauf 
zurückführen  könnte.  Sie  ist  daher  nur  durch  die  Übersiedelung  eines  Volkes  aus 
der  einen  Gegend  in  die  andere  zu  erklären,  das  die  Namen  aus  der  alten  Heimat 
mitnahm  und  in  die  neue  verpflanzte.  Ein  solcher  Zusammenhang  bestand  nun  in 
der  That.  Abgesehen  von  den  übereinstimmenden  Namen  kleinerer  Stämme  finden 
wir  in  Pannonien  die  großen  Völker  der  Bojer  und  Tektosagen,  und  diese  sind  die 
ältesten  historischen  Bewohner  des  Taunuslandes.  Da  die  Bojer  um  400  und  die 
Tektosagen  um  300  vor  Christus  von  hier  auszogen,  gewinnen  wir  damit  eine  Zeit- 
bestimmung für  das  Alter  nicht  nur  des  Namens  Saalburg,  sondern  auch,  wenn  meine 
Beziehung  von  Halic  auf  den  Altkönig  richtig  ist,  des  Namens  Altkönig  und  seiner 
Ringwälle.» 


28 


IV. 

Lage  und  Bedeutung  der  Saalburg. 

(Karte  und  Tafel  I.) 


Wenn  wir  von  der  Mainebene  zwischen  Frankfurt  und  Mainz  nach  Norden 
bHckend  dem  Zuge  des  Taunus*^)  folgen,  der  sich  in  der  Mitte  zu 
der  Gruppe  des  Feldbergs  und  Altkönigs  erhebt,  sich  westwärts  über  das 
Rheingauer  Gebirg  mit  dem  Hunsrück  zu  verbinden  und  nach  Osten  in  die 
gi-aue  Ferne  der  Wetterau  zu  verschwinden  scheint,  so  fällt  uns  an  dem 
sanft  auf-  und  absteigenden  Horizont  eine  breite  und  tiefe  Einsenkung  auf*^). 
Jedem,  der  von  dieser  Seite  her  das  Land  zum  erstenmal  betritt,  und  somit 
wohl  auch  den  Römern,  muß  dieser  Gebirgssattel  als  das  Ziel  erscheinen, 
von  dem  aus  die  Wege  weiter  nordwärts  führen,  und  als  eine  Lücke,  durch 
die  man  von  Norden  in  die  gesegnete  Main-  und  Niddaebene  herabsteigen 
könne.  Sanft  leitet  der  Bergabfall  aus  der  Ebene  bis  zu  dem  414  m  über 
dem  Meeresspiegel  gelegenen  Punkte  hinauf  und  allmählich  fällt  das  Gelände 
jenseits  in  die  zur  Lahn  und  Use  führenden  Thäler  ab.  Der  Paß  selbst 
aber  ist  weit  und  offen,  keine  Schlucht,  die  der  Angreifer  hätte  scheuen 
müssen.  Umsomehr  bedurfte  er  einer  Befestigung,  welche  denjenigen,  der 
sie  inue  hatte,  befähigte,  den  Einbruch  in  die  Mainebene  zu  verwehren,  und 
die  ihm  selbst  das  Vordringen  in  das  uördHche  Feindesland  zu  jeder  Zeit 
gestatten  konnte. 


**>  Der  Name  «Taunus^>  wurde  von  Gelehrten  bereits  im  vorigen  Jahrhundert,  auf 
Grund  einiger  Stellen  alter  Autoren  und  der  in  der  Main-  und  Niddaebene  gefundenen 
römischen  Inschriften,  auf  unser  Gebirge,  welches  früher  «Hayrich»  oder  «die  Höhe»  hieß, 
bezogen.  Besonders  bemühte  sich  Gerning,  der  schon  1814  seine  Gesänge  «Die  Heihjuellen 
ara  Taunus»  veröffentlichte,  den  Namen  einzuführen;  doch  wurde  dieser  erst  seit  1840 
allgemein  gebrilachlich,  nachdem  in  diesem  Jahre  die  erste  Eisenbahn  von  Frankfurt  nach 
Wiesbaden  den  Namen  «Taunusbahn»  erhalten  hatte.  Der  alte  Name  des  Gebirges  ist  noch 
in  «Homburg»,  «Ilolzhausen»  etc.  «vor  der  Höhe»  erhalten  geblieben.  Über  die  Etymo- 
logie des  Wortes  Taunus  s.  8.  26.  Andere  sehen  heute  noch  den  Teutoburger  Wald  für 
den  «Mons  Taunus»  des  TacitUB  an  und  suchen  auch  dort  das  bei  diesem  Schriftsteller  er- 
wähnte «Castellum  in  monte  Tauno». 

**'}  Auf  Taf.  I  ist  diese  durch  eine  Zeichnung,  die  wir  der  Güte  des  Herrn  Ober- 
lehrers L.  Achard  verdanken  und  die  jenseits  von  Bommersheim  her  aufgenommen  ist, 
ersichtlich;  noch  deutlicher  tritt  die  Einsattelung,  von  Nidda-Höchst  aus  gesehen,  hervor. 


Lage  und  Bedeutung  der  Saalburg.  29 

Dies  war  es,  was  die  Römer  bedurften,  als  sie  den  Reichtum  Galliens 
ausnutzen,  es  vor  Einfällen  und  Aufreizungen  bewahren  wollten  und  sieh 
deshalb  zwischen  den  Galliern  und  den  Germanen  dem  Rhein  entlang  ein- 
schieben mußten.  Sie  hatten  zu  diesem  Zwecke  die  Grenze,  die  sie  festhalten 
wollten,  durch  den  Pfahlgraben  —  den  Limes  —  markiert  und  da,  wo  ihn 
die  von  der  Natur  gebotenen  alten  Verkehrswege  durchschnitten,  Kastelle 
angelegt.  Eine  solche  Grenzveste  war  auch  die  Saalburg.  Unmittelbar  süd- 
lich vor  ihr  teilen  sich  wieder  die  aus  der  Ebene  hinaufführenden  alten 
Wege  —  die  Römerstraßen  von  Heddernheim  und  von  Obererlenbach,  sowie 
die  von  Mainz  (der  Linden  weg)  —  in  zwei  Aste;  der  eine  führt  westwärts 
zu  den  Seitenthälern  der  Lahn,  der  andere  nordwärts  zur  Use  und  zur  Wet- 
terau.  Doch  beruht  die  Wichtigkeit  der  Saalburg  nicht  sowohl  in  den  tak- 
tischen Vorteilen,  welche  ihre  Umgebung  bot,  sondern  man  kann  sie  ansehen 
als  eine  strategische  Bedrohung  jedes  Feindes,  der  etwa  zwischen  Andernach 
und  Bingen  den  Rhein  überschreiten  oder  die  ihm  parallel  laufende  Grenz- 
wehr durchbrechen  wollte;  ebenso  bedrohte  sie  durch  ihre  Flanken  Stellung 
den  Feind,  der  aus  der  Lahngegend  die  nordwärts  durch  die  Wetterau  ziehende 
Heerstraße,  die  sog.   «Elisabethenstraße»,  überfallen  wollte. 

Diese  Heerstraße,  und  nicht  die  unmittelbar  bei  der  Saalburg  sich  tei- 
lenden Wege,  war  auch  die  Hauptverkehrsader,  welche  heute  als  Frankfurt- 
Gießener  Straße  und  als  Main -Weserbahn  erscheint  und  ehedem  in  meilen- 
breitem Abstände  vom  Pfahlgraben  am  Fuße  des  Gebirges  hinzog,  unter  dem 
Schutze  des  Kastells  bei  Butzbach  den  Pfahlgraben  durchschnitt  und  weiter 
nordwärts  die  Elbe  und  Weser  erreichte^*'). 


^0)  Bestätigt  wird  diese  Ansicht  noch  durch  das  von  Prof.  WoJff  1894  aufgefundene 
große  Kastell  bei  Okarben,  das  nahe  der  genannten  Straße  liegt. 


30 


V. 

Die  Wege  und  Straßen. 

(Karte,   Taf.  I,    XIII  und  Textflgur  1.) 


Südlich   der  Saalburg   laufen   drei   aus   der  Ebene  heraufführende  Römer- 
straßen zusammen : 

1.  Die  Straße  Heddernheim-Saalburg.  Sie  wird  schon  von  Neuhof 
1780  als  Römerstraße  angeführt  und  seit  dieser  Zeit  als  solche  in  die  Karten 
eingezeichnet.  Vom  Kastell  zur  Ebene  verfolgt,  zieht  sie  von  der  porta  de- 
cumana  aus  durch  den  «Hammelhans»,  am  «Balzer  Höhlchen»,  dem  «Reiß- 
berg» und  rechts  von  Dornholzhausen  vorbei,  durchschneidet  am  «Alleehaus» 
die  Tannenwalds -Allee,  führt  von  da  an  dem  «Platzenberg»  (Placzeherg)^^) 
vorüber  durch  das  Niederstedter  und  Bommersheimer  Feld  nach  dem  so- 
genannten «Heidenfeld»  bei  Heddernheim  und  mündet  in  ein  nördliches 
Seitenthor  dieser  römischen  Stadt  ein.  Nach  Professor  Woljf  (Limesblatt  Nr.  9, 
S.  274)  durchzieht  sie  den  alten  römischen  Ort  und  läuft  in  gerader  Richtung, 
die  Nidda  wahrscheinlich  mittels  einer  Brücke  überschreitend,  weiter  nach 
Frankfurt.  Die  Straße  ist  mit  ihrer  Steindeckung  im  Walde  sowie  im  Nieder- 
stedter Felde  (westlich  von  Homburg)  noch  vollständig  erhalten  und  wird  an 
manchen  Stellen  noch  benutzt,  während  sie  bei  Bommersheim  und  Heddern- 
heim infolge  der  Konsolidation  teilweise  verschwunden  und  nur  noch  in  ein- 
zelnen Hohlwegen  äußerlicli  sichtbar  ist.  Sie  bildet  eine  gerade  Linie  von 
14  km  Länge  und  steigt  bis  zum  «Hammelhans»  sanft  und  von  da  ab  etwas 
stärker  an;  doch  ist  im  Ganzen  auch  dieser  Teil  nicht  steiler  als  die  1816 
angelegte  Chaussee  Homburg-Saalburg-LTsingen,  welche  eine  auf  die  ganze 
Länge  verteilte  Steigung  von  300  m  hat.  Von  den  verschiedenen  Straßen, 
die  von  dieser  Hauptstraße  abgehen,  ist  diejenige,  die  unterhalb  des  Kirdorfer 
Baches  in  den  Röderwiesen  abzweigt,  zu  erwähnen;  sie  führt  durch  die  «Glucken- 


*')  Vielleicht  hat  der  Berg  seinen  Namen  von  der  Straße  —  Platea  —  und  bedeutet 
den  «Berg  an  der  Platea»  (Platea-Berg).  V'ergl.  Nase.  Ann.  XVII.  Römische  Bauwerke  von 
A.  V.  Cohausen  und  L.  Jacohi.  Auch  an  der  Römerstraße,  die  von  der  Saalburg  ausgehend 
nach  der  Mainebene  (Mainz)  führt,  wird  ein  westlich  von  Oberursel  gelegener  Berg  «P/ot^e- 
berg'»  genannt.  Auch  über  die  bei  Wiesbaden  gelegene  «Platte»  führt  eine  Römerstraße, 
die  am  Kastell  Zugmantel  vorüberzieht. 


Die  Wege  und  Straßen.  31 

steinhohle^*)  u.  s.  w.  nach  dem  den  Römern  bekannten  Homburger  Quellen- 
gebiete, wo  sie  sich  mit  dem  «Mainzerstraße»,  auch  «Wein-»  oder  «Steinstraße» 
genannten  römischen  Straßenzuge  kreuzt,  der  nach  den  römischen  Ansiede- 
lungen der  Wetterau  und  der  Main-  und  Nidda-Ebene  führt. 

2.  Die  im  Jahre  1873  wieder  aufgefundene  und  festgestellte  Straße, 
welche  die  römischen  Niederlassungen  Seulberg,  Erlenbach,  Petterweil  etc. 
und  überhaupt  die  Wetterau  mit  der  Saalburg  verbindet,  zweigt  480  m  unter- 
halb des  Decumanthores  an  der  Gräberstätte  von  der  Heddernheimer  Straße  ab, 
führt  durch  den  «Fahrborn»,  den  «Rothlauf»,  die  «Preul wiesen»  und  den  «Damm- 
wald» zwischen  Friedrichsdorf  und  Seulberg,  an  dem  alten  Dillingen  (Wüstung) 
und  an  der  «Hunburg»  (römische  Niederlassung)  vorbei  und  mündet  vor  dem 
« Loh  Wäldchen »  an  einem  römischen  und  fränkischen  Gräberfelde  in  die  oben- 
genannte «Steinstraße»  ein.  Diese  Straße,  die  von  der  Saalburg  bis  zu  den 
«Wolfshecken»  noch  teilweise  erhalten  und  in  Benutzung  ist,  bildete  gerade 
von  der  Saalburg  ab  bis  zum  Ende  der  «Sylva  Lothari»,  jetzt  das  «Kirdorfer 
Lazariusfeld »  genannt,  die  Grenze  zwischen  der  Hohen-  und  der  Seulberger 
Mark  und  wird  in  dem  Markumgang  von  1585  «der  hohle  Weg»  oder  «die 
alte  Straße»  genannt.  Sie  ist  auch  bei  der  Teilung  der  Marken  im  Jahre 
1813  Grenze  der  Seulberger  und  Kirdorfer  Gemeindewaldungen  geblieben. 

3.  Die  dritte  Hauptstraße,  die  aus  der  Ebene  nach  der  Saalburg 
führt,  ist  der  «Lindenweg»;  erst  im  Sommer  1883  habe  ich  ihren  römischen 
Ursprung  nachgewiesen.  Diese  Straße  ist  wohl  die  älteste  der  drei  genannten 
und  mag  wohl  schon  lange,  bevor  die  Römer  ins  Land  kamen,  der  Ur- 
bevölkerung zur  Vermittlung  des  Verkehrs  der  Rhein-  und  unteren  Mainebene 
mit  dem  Überhöhischen  Gebiete  gedient  haben.  Sie  wird  in  den  Umgängen 
der  Hohen  Mark  von  1586  und  1609  als  «Maintzerstraße»  bezeichnet  und 
hat  sicherlich  in  der  Römerzeit  den  Besatzungen  von  Mainz  und  der  Saal- 
burg als  Verkehrsweg  gedient;  auch  war  sie  Handels-  und  Kriegsstraße  und 
wurde  nicht  allein  in  den  ältesten  Zeiten,  sondern  auch  noch  im  Mittelalter  und 
zwar  bis  in  unser  Jahrhundert  als  solche  benutzt;  so  im  Jahre  1792  bei  dem 
Vormarsch  des  Obersten  Houchard,  der  mit  8000  Mann  Franzosen  von  Höchst 
aus  nach  Usingen  und  der  Lahngegend  erfolgte.  Heute  vermittelt  sie  nur 
den  direkten  Verkehr  der  unmittelbar  nördlich  hinter  der  Saalburg  wohnenden 
Landbevölkerung  mit  derjenigen  von  Oberstedten,  Oberursel  etc.  Der  Linden  weg 
ist  von  der  Saalburg  bis  nach  der  Urseler  Hohe-Mark-Chaussee  in  seiner  alten 
Richtung  noch  teilweise  vorhanden  und  hat  im  Laufe  der  Jahrhunderte  nur 
kleine  Verlegungen  wegen  anderweitiger  Waldanlagen  und  Ausrodungen  er- 
fahren.     Als    uralte    Straße   ist    er    durch    Hügelgräber,    den    «Heiden wall» 


*2)  Hohle  =  Hohlweg;  der  aGluckenstein»,  fälschlicherweise  neuerdings  «Glocken- 
stein» genannt,  ist  ein  zwischen  Homburg  und  Kirdorf  gelegener  uralter  Grenzstein,  be- 
stehend aus  einem  etwa  2  m  hohen  Quarzitfelsen.  Ich  habe  ihn  im  Jahre  1890  aufgraben 
lassen,  doch  fanden  sich  unter  ihm  nur  die  sogenannten  «Zeugen»  (kleine  Kieselsteine), 
woraus  sich  ergeben  dürfte,  daß  er  urspiünglich  als  Grenzstein  gesetzt  war.  Über  den 
Namen  vergl.  auch  die  Anmerkung  36,  betr.  «Gickelsburg». 


32  Die  Wege  und  Straßen. 

und  sonstige  vorröraisclie  Befestigungen  im  Urselthaie,  als  Römerstraße  durch 
die  teilweise  noch  erhaltene  Bauart  und  die  unmittelbar  daran  liegenden 
römischen  Niederlassungen  «Heuchelheim»,  «Heuserl'eldt»  etc.  kenntlich.  Die 
Straße  durchschneidet  von  der  Saalburg  aus  die  Walddistrikte  Rosengarten, 
Blutige  Haide,  Hollewiesen,  Rosengärten,  Haidfeld  und  Heideküppel,  über- 
schreitet den  Urselbach,  gebt  in  alten  Flur-  und  Gemurkungswegen  über  Stier- 
stadt und  Steinbach  und  mündet  etwa  bei  Höchst-Nied  in  die  sogenannte 
«Elisabethenstraße*,  die  nach  Kastel-Mainz  führt. 

An  der  Saalburg  selbst  ist  ihre  Verlängerung  noch  durch  die  nord- 
östlich vom  Kastell  vorhandene  Römerstraße  markiert  (Taf.  I  und  XIII); 
sie  führt  zum  Pfahlgraben,  den  sie  am  «Eisern  (Äußeren)  Schlag»  durch- 
schneidet, und  setzt  sich  als  alter  Hohlweg  weiter  nach  der  Use  zu  fort.  An 
diesem  Wege,  der  nördlich  von  Wehrheim  vorbeizieht,  sind  im  Jahre  1894 
beim  Bau  der  Bahn  Homburg-Usingen,  da  wo  der  Wehrheimer  Bahnhof  er- 
richtet wurde,  sieben  schöne,  reich  verzierte  praehistorische  Bronze-Armringe 
gefunden  worden,  die  dem  Museum  für  Völkerkunde  in  Berlin  von  der  Kgl. 
Bahnbau  Verwaltung  übergeben  wurden. 

In  der  nördlichen  ^^erlängerung  jenseits  der  Saalburg  sind  nach  dem 
Chattenland  führende  Straßen  in  alten  Hohlwegen  noch  erkennbar  und  leicht 
festzustellen. 

Außer  den  drei  obengenannten,  aus  der  Ebene  nach  der  Höhe  ver- 
laufenden Straßen,  sind  als  römische  Hauptverbindungswege,  von  der 
Saalburg  ausgehend,  hier  anzuführen: 

1.  Eine  Verbindung  der  oben  angeführten  drei  Straßen  mit  dem  Pfahl- 
graben; sie  zieht  in  gerader  Richtung  an  dem  «Rosengarten»  und  der 
«Preußenschanze»  vorbei  nach  dem  Pfahl  und  mündet  etwa  600  Schritte 
östlich  von  den  Türmen  am  «Weißenstein»  in  den  diesseits  des  Walles 
herlaufenden  Weg  ein.     (Tafel  I.) 

2.  Zwischen  der  «Preußenschanze»  und  dem  «Rosengarten»  läuft  ein  alter, 
gestückter  Weg  von  dem  Kastell  aus  nach  Südwesten,  und  zwar  am  Fuße 
des  Emesbergs  nahe  bei  den  Quellen  des  Kirdorfer  Baches  vorüber,  wo  Ende 
des  17.  Jahrhunderts  ein  römisches  Steindenkmal  und  im  Jahre  1894  ein 
Nymphenstein  (siehe  den  Abschnitt  «Inschriften»)  gefunden  wurde.  Im  weiteren 
Verlaufe  führt  er  im  Gebirge  am  «Schmied Wäldchen »^^)  vorbei  und  direkt  nach 
den  Befestigungen  an  der  «Goldgrube»,  wo  vorrömische  und  römische  Altertümer, 
darunter  eine  Bronzemünze  von  Commodus,  gefunden  wurden.  Dieser  Weg 
hat  sich  durch  seine  Bauart  und  nach  den  an  seinen  Durchschneidungen  ge- 
fundenen Altertümern  als  sehr  alt  und  schon  zur  Römerzeit  benutzt  erwiesen. 

Ebenso  wie  an  der  Saalburg  traten  auch  bei  den  umfangreichen  Nach- 
grabungen während  der  letzten  25  Jahre  in   der  Umgebung  von  Homburg, 

")  In  dem  «SchmiedwUldchen»  sind  alte  Eisenbergwerksanlagen  vorhanden,  die  man 
wegen  der  dabei  gefundenen  Altertümer  für  teilweise  in  die  Römerzeit  zurückgehend  an- 
nehmen kann;  auch  gewinnt  diese  Vermutung  durch  sonstige  Beobachtungen  und  alte 
Nachrichten  an  Wahrscheinlichkeit. 


Die  Wege  und  Straßen.    '■  33 

Dornholzhausen,  Gonzenheim,  Kirdorf,  Seulberg  und  Oberstedten,  wobei  sieben 
römische  Ansiedelungen  festgestellt  wurden,  noch  eine  große  Anzahl  römischer 
Wege  zu  Tage,  die  unter  sich  und  wiederum  mit  den  drei  obengenannten 
Hauptwegen,  sowie  mit  dem  großen  römischen  Wegnetze  in  der  Wetterau 
verbunden  sind.  Es  würde  zu  weit  führen,  diese  Weg-  und  Straßenanlagen 
hier  im  Einzelnen  anzuführen;  in  seiner  «Urgeschichte  von  Frankfurt  a.  M. 
und  der  Taunusgegend»  hat  Dr.  Hamnieran  die  vorrömischen  und  römischen 
Wege  eingehender  behandelt  und  auf  einer  übersichtlichen  Karte  eingetragen. 
Für  die  Betrachtung  der  Saalburg  genügt  es,  auf  die  Hauptverkehrswege 
hingewiesen  zu  haben,  umsomehr  als  an  ihnen  römische  Wohnstätten  lagen, 
die  nicht  allein  untereinander,  sondern  auch  mit  dem  Limes  und  der  Saal- 
burg in  Verbindung  standen  und  den  Beweis  für  die  Bedeutung  der  Letzteren 
liefern.  Allerdings  dürfte  es  zur  Zeit  noch  nicht  leicht  sein  zu  entscheiden, 
welche  Straßen  und  Wohnstätten  schon  in  der  ältesten  Zeit  der  Römerherr- 
schaft diesseits  des  Rheines  am  Taunus  bestanden,  wie  allmählich  das  Deku- 
matenland  angebaut  wurde,  und  in  welcher  Weise  sich  die  Ansiedelungen 
vollzogen  haben. 

Es  sei  hier  noch  erwähnt,  daß  öfter  neben  alten  Hohlwegen,  die  wegen 
der  dabei  gefundenen  Mardellen  (Erdwohnungen)  als  vorrömische  Anlagen 
zu  betrachten  sind,  ausgebaute  römische  Straßen  liegen;  besonders  tritt 
dies  an  der  alten  «Maiuzerstraße»  zwischen  Gonzenheim  und  Obereschbach 
an  der  umfangreichen  Römerstätte  «Steiukritz»  hervor.  Auch  Professor  Wolff 
hat  derartige  Beobachtungen  gemacht.  Es  scheint  demnach,  daß  die  vor- 
römischen Wege  schon  damals  Hohlwege  waren  und  ein  regelrechter  Ausbau 
derselben  mehr  Schwierigkeiten  gemacht  hätte  als  der  Bau  neuer.  Die  Römer 
legten  deshalb,  indem  sie  die  alte  Richtung  beibehielten,  dicht  neben  den 
Hohlwegen  ihre  eignen  Straßen  an,  denn  das  Gelände  hatte  keinen  großen 
Wert  und  die  Ausfüllung  der  Hohlen  war  zeitraubend  und  mühsam.  Doch 
ist  nicht  ausgeschlossen,  sondern  sogar  wahrscheinlich,  daß  andere  vor- 
römische Verbindungswege,  die  in  festem  Boden  lagen  und  noch  nicht  tief 
ausgehöhlt  waren,  je  nach  Bedürfnis  später  von  den  Römern  nach  ihrer 
Technik  ausgebaut  wurden.  Wir  haben  daher  sicher  in  manchen  Römer- 
straßen die  alten  Wegzüge  der  Urbevölkerung  vor  uns. 

Der  eigentliche  römische  Wegbau  ging  Hand  in  Hand  mit  den  Be- 
siedelungen; das  Eine  ist  ohne  das  Andere  kaum  denkbar,  doch  wird  das 
uns  jetzt  allmählich  am  Taunus  und  in  dem  Vorlande  bekannt  gewordene 
große  Wegnetz  vor  der  definitiven  Grenzfestlegung  und  Errichtung  des 
Pfahlgrabens  kaum  ausgeführt  gewesen  sein,  also  etwa  um  die  Mitte  des 
zweiten  Jahrhunderts.  Kaiser  Maximinus  (235 — 238)  soll  in  der  Mainebene 
und  in  der  Wetterau  die  Straßen  wieder  in  Stand  gesetzt  und  bedeutend  ver- 
bessert haben. 

Es  ist  ein  Irrtum,  lediglich  die  Geradlinigkeit  als  typisches  Kennzeichen 
der  römischen  Wege  anzunehmen,  im  Gegensatze  zu  den  vorrömischen  Wegen, 
die  ängstlich  jede  Terrainschwierigkeit  umgehen;  denn  es  giebt  viele  Römer- 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  3 


^  f)io  Wege  und  Straßen. 

Straßen,  die,  obwohl  sie  von  einem  zum  anderen  Orle  die  kürzeste  Linie  inne- 
zulialten  suclien,  docli  beträchtliclie  Winkelzüge  maclien;  und  zwar  ge- 
schieht dies  entweder  in  der  Absicht,  große  Steigungen  zu  vermeiden,  oder 
um  besonders  wichtige  Punkte  zu  berühren,  ein  Verfahren,  das  in  ähn- 
licher Art  noch  heute  bei  Anlage  unserer  Eisenbahnen  beobachtet  wird. 
Wege  nach  steilen  Gebirgen  wurden  auch  von  den  Römern,  wie  heute 
noch,  kurvenartig  angelegt.  Die  Geradlinigkeit  der  Hauptstraßen  ist  meines 
Erachtens  für  die  Land  Vermessung  mitbestimmend  gewesen,  wobei  die  Straßen 
gleichzeitig  als  Ordinaten  dienten.  Ahnlich  ist  dies  auch  in  Pompeji  und  anderen 
italienischen  Städten  nachgewiesen  worden.  Die  Vermutung  liegt  daher 
nahe,  daß  wir  in  der  vollständig  geradlinigen  und  fast  genau  orientierten 
Straße  von  der  Saalburg  nach  Heddernheim  und  darüber  hinaus  weiter  gehend 
den  Kardo^*)  des  Dekumateulandes  zu  suchen  haben.  In  dieser  Annahme 
wird  man  auch  noch  durch  die  rechtwinkelige  Durchschneidung  der  Saalburg- 
und  der  Elisabethenstraße  sowie  anderer  parallel  dazwischen  liegender  Wege 
bestärkt.  An  unsere  schnurgerade  verlaufende  Saalburgstraße  dürfte  sich  die 
römische  Feldereinteilung,  dereii  Furchen  rechtwinkelig  darauf  gezogen  sind  — 
was  in  alten  Flurplänen  heute  noch  erhallen  ist  — ,  angeschlossen  haben. 
Allerdings  liegt  nach  dieser  Richtung  hin  noch  zu  wenig  Beweismaterial  vor, 
um  schon  jetzt  ein  abschließendes  Urteil  zu  fällen ;  ich  wollte  nur  die  Frage 
hier  nochmals ^^)  anregen,  um  die  Lokalforscher  auf  diesen  wichtigen  Punkt 
hinzuweisen. 

Zur  Vervollständigung  schließe  ich  Einiges  über  Tracierung  und 
Konstruktion  der  römischen  Wege  und  Straßen  hier  an.  Die  Herstellung 
derselben  wird  kaum  von  der  heute  noch  gebräuchlichen  Methode  ab- 
gewichen sein :  Zuerst  erfolgt  die  Tracierung  der  Straßenachse,  die  im  freien 
Felde  zwar  einfach  ist,  in  den  Wäldern  dagegen,  wo  erst  Schneisen  gehauen 
werden  und  Ausrodungen  stattfinden  müssen,  beträchtliche  Schwierigkeiten 
macht.  Nachdem  diese  geschehen,  wird  die  Straßenbreite  durch  zwei  Furchen, 
die  später  in  der  Regel  zu  Gräben  ausgebaut  werden,  begrenzt  und  die  da- 
zwischen liegende  Erde  bis  auf  einen  festen  Untergrund  ausgehoben.  Hand 
in  Hand  damit  geht  die  Festlegung  des  Gefälles,  das  wieder  von  den  Be- 
dürfnissen, denen  die  Straße  dienen  soll,  abhängig  ist.  Hierauf  erfolgt  die 
Stückung  oder  Aufschüttung  mit  Steinen,  Kies  etc.  und  das  Feststampfen 
oder  Walzen;  zuletzt  bedient  man  sich  kleineren  Materials  zur  Bedeckung 
des  Unterbaues  und  versetzt  diese  Schicht  mit  Lehm,  um  ihr  mehr  Bindung 
zu  geben.  Die  Anlage  der  Straße  hängt  selbstverständlich  von  dem  Verkehrs- 
bedarf, dem  Terrain  und  dem  Baumaterial  ab,  worauf  in  jedem  Einzelfall 
Rücksicht  zu  nehmen  ist.  So  war  es  auch  an  der  hoch  auf  dem  Taunus 
gelegenen  Saalburg,  dem  Limes  und  in  der  davorliegenden  Ebene,  wo  sich 
verschiedene  Straßenkonstruktionen    vorfinden.      Daß    im    römischen   Grenz- 

**)  Über  die  Bedeutung  des  Kardo  vergl.  Rudorff,  Die  Schriften  der  römischen  Fehi- 
messer.     Bd.  2,  S.  342;  und  E.  Stöber,  Die  römischen  Grundsteuervermessungen.    S.  80. 
w)  Vergl.  Grenzmarkierungen  am  Limes.     Westdeutsche  Zeitschrift  1895,  S.  147  flf. 


Die  Wege  und  Straßen.  35 

lande  die  Straßen  nicht  so  konstruiert  sind,  wie  sie  uns  die  alten  Schrift- 
steller beschreiben,  und  wie  sie  heute  noch  im  Mutterlande  erhalten  sind, 
ist  begreiflich.  Diese  waren  ebenso  bequem  als  dauerhaft  und  sind  bekannt- 
lich das  Vorbild  für  unseren  gegenwärtigen  Chausseebau  geworden.  Straßen 
aus  polygonen  Steinen,  die  auf  einem  drei  Schichten  hohen,  auf  Cement  be- 
festigten Unterbau  aufliegen,  kommen  an  der  Saalburg  ebensowenig  wie  regel- 
rechte Pflasterungen  vor.  Auch  Mörtel  und  Ziegelsteine  fanden  bei  dem  Straßen- 
bau daselbst  keine  ^''ervvendung,  denn  einfach  gemörtelte  Straßen  dürften 
kaum  einen  deutschen  Winter  aushalten,  und  selbst  die  Herstellung  moderner 
Cementwege  macht  des  Frostes  wegen  große  Schwierigkeiten.  Immerhin  aber 
sind  bei  uns  Straßen  gefunden  worden,  die  ihren  Erbauern  alle  Ehre  machen, 
und  die  erst  durch  den  neueren  Straßenbau  überholt  sind.  Seit  der  Römer- 
zeit bis  in  den  Anfang  dieses  Jahrhunderts  wurden  in  Deutschland  wohl  wenige 
Straßen  angelegt,  die  bezüglich  ihrer  Festigkeit  einen  Vergleich  mit  unseren 
römischen  aushalten  könnten. 

Die  Römer  unterschieden  öffentliche  Straßen,  viac  puUicae,  consulares, 
müitares  und  aggercs  j)Mici,  und  Privatwege,  viae  privatae,  vicinales  und 
agrariae,  die  alle  bequem  und  dauerhaft  erbaut  waren.  Im  Allgemeinen 
läßt  sich  auch  bei  unseren  römischen  Straßen  ein  Unterschied  zwischen  Staats- 
straßen und  Privatwegen  feststellen.  Zu  den  Ersteren  rechne  ich  diejenigen, 
welche  von  den  Kastellen  ausgehen,  und  die  durchschnittlich  in  einer  Breite 
von  20  römischen  Fuß  —  ca.  6,00  m  (Limesbreite)  —  mit  solidem  Unterbau 
und  Gräben  auf  beiden  Seiten  angelegt  sind.  Zu  den  Anderen  dürften  die 
nur  mit  Kies  beschotterten  Wege  von  2—5  m  Breite,  welche  die  Römerstätten 
untereinander  verbinden  und  sich  in  den  Bürgerlichen  Niederlassungen  den 
Wohnhäusern  entlang  finden,  zu  zählen  sein.  Die  Römerstraßen  sind  in  der 
Regel  nicht  sehr  breit;  die  Via  Äppia  hat  in  der  Fahrbahn  nur  eine  Breite 
von  4,30  m,  so  daß  zwei  Fuhrwerke  sich  gerade  ausweichen  konnten,  an  der 
Saalburg  schwanken  die  Maße  zwischen  5  und  7  m;  der  öfters  und  manch- 
mal tiefer  daneben  liegende  Fußsteig  hat  eine  Breite  von  1 — 1,20  m,  wodurch 
sich  eine  Gesamtbreite  von  etwa  8  m  ergiebt,  und  ist  durch  Randsteine  von 
dem  Fahrwege  geschieden.  Auf  Tafel  XIII  und  Textfigur  1  sind  Querschnitte, 
wie  sie  an  den  bei  der  Saalburg  zusammenlaufenden  Straßen  vorkommen,  ab- 
gebildet. Hinsichtlich  der  Konstruktion  giebt  es  im  Allgemeinen  kurz 
folgende  Arten  von  Wegen  und  Straßen,  und  zwar  drei  von  jeder  Gattung: 

1.  Wege,  die  dem  Boden  angepaßt,  aber  in  ein  bestimmtes  Gefälle  ge- 
legt sind,  lassen  sich  in  verschiedener  Breite,  besonders  in  den  Verbindungs- 
wegen zum  Limes  erkennen;  sie  gleichen  unseren  Waldschneisen  und  hatten 
keinen  eigentlichen  Unterbau. 

2.  Wege  derselben  Art,  doch  mit  einer  Überschüttung  von  Steinmaterial, 
das  mit  thoniger  Masse,  die  es  zu  einer  festen  Schicht  verband,  vermischt 
war;  ein  Material,  das  sich  bei  dem  Brechen  der  Mauersteine  in  den  Stein- 
brüchen an  der  Saalburg  schon  damals  ergab,  wo  es  auch  heute  noch  ge- 
wonnen   und   zu   solchen   Zwecken   verwendet   wird.     Solche  Wege   kommen 

3* 


36  l>ie  Wege  und  Straßen. 

hauptsächlicli  in  der  Bürgerlichen  Niederlassung  vor  und  haben  eine  Breite 
von  2 — 4  m. 

3.  Ahnliche  Wege  wie  die  vorigen,  die  nur  an  Stelle  von  kleinen  Steinen 
mit  rauhen,  unbearbeiteten  Platten,  wie  sie  der  Steinbruch  oder  das  Gelände 
geliefert  hat  (Lesesteine),  bedeckt  sind.  Sie  waren  nicht  sehr  breit  —  höchstens 
2  m  —  und  dienten  im  Kastell  wie  in  der  Bürgerlichen  Niederlassung  als 
Fußsteig  vor  den  Häusern  oder  Baracken  dem  Verkehr  von  Haus  zu  Haus. 
In  unseren  Gebirgsorten  trifft  man  heute  noch  Ähnliches. 

Die  nun  folgenden  Straßenkonstruktionen  gehören  mehr  der  Allgemein- 
heit an;  ich  möchte  sie  im  Gegensatze  zu  den  drei  oben  beschriebenen  primi- 
tiven Arten,  die  auch  einen  privaten  Charakter  nicht  verkennen  lassen,  als 
wirkliche  Staats-  und  Heerstraßen  —  viae  stratac  und  viac  publicae  — 
bezeichnen. 


TiömiscKe  Strassen  Profile. 


K^it-U.lW^'wJt'-JW^'*^-.'^^»^ 


B.  C. 


Fig.  1. 

4.  Profil  einer  gut  chaussierten  Straße,  wie  sie  in  und  vor  dem  Kastell 
vorkommt  (Fig.  1,  A  und  Taf.  XIII,  J— K).  Die  Herstellung  derselben  geschah 
etwa  folgendermaßen:  Nach  Vollendung  des  Planums,  das  auf  dem  Niveau 
der  beiden  Chausseegräben  liegt,  wurden  die  Bordsteine  gesetzt  und  die  Räume 
zwischen  denselben  mit  drei  bis  vier  Packlagen  30—40  cm  hoch  ausgefüllt; 
die  unterste  bestand  aus  größeren  Steinen,  die  mit  Zwischenräumen,  wie  die 
Rieselkanäle  (vergl.  Abschnitt  XI,  3  «Entwässerungsanlagen»)  versehen  waren, 
wodurch  der  Straßendamm  nach  den  Chausseegräben  hin,  die  womöglich  im 
Gefalle  lagen,  leicht  entwässert  wurde.  Die  oberste,  aus  kleinem  Steinschlag 
hergestellte  Schicht  war  gewölbt  und  nach  zwei  Seiten  abschüssig,  wodurch 
der  Regen  rasch  nach  den  Gräben  abfloß  und  die  Straße  möglichst  trocken 
blieb;  solche  Straßen  heißen  «gestückte». 

5.  Fig.  1,  B  stellt  eine  römische  Straße  dar,  deren  Herstellungsweise  man 
in  der  neueren  Technik  mit  dem  Ausdrucke  «makadamisiert»  bezeichnet. 
Auf  dem  Planum  sind  zwischen  den  Randsteinen  12 — 15  cm  hoch  kleinere 
Steine,  ebenfalls  in  gewölbter  Form,  aufgetragen,  die  zusammengestampft 
wurden.  Bemerkenswert  ist  der  Fußsteig  auf  einer  der  Seiten,  der  durch 
einen  Bordstein  begrenzt  ist  und  durch  eine  sandige  Schicht  gangbar  erhalten 
wurde;  auf  der  anderen  Seite,  dem  Bankett  gegenüber,  ist  ein  Graben  angelegt. 

6.  Fig.  1,  C.  Dieses  Profil  ist  in  der  Form  und  der  Breite  den  beiden 
vorher  beschriebenen  gleich ;  in  der  Konstruktion  aber  ist  die  um  das  Kastell 
und  nach  Heddernheim  führende,  im  Waldboden  vollständig  erhalten  ge- 
bliebene   Straße    etwas    abweichend,    indem    das    Planum    mit    einer   Lage 


Die  Wege  und  Straßen.  37 

großer  Waldsteine  und  Platten  uuregelmäßig  überdeckt  ist,  doch  kommen 
auf  einzelnen  Strecken  auch  zwei  und  mehr  Lagen  übereinander  vor;  man 
nennt  sie  auch  «Plattenstraßen».  Nahe  an  der  Ostseite  des  Kastells,  wo  die 
Straße  nach  dem  Pfahlgraben  vorüberzieht  (Taf.  XIII,  G— H),  befindet  sich 
eine  von  dem  .Waldboden  bloßgelegte  Stelle,  wo  Fuhrwerke  tiefe  Geleise  ein- 
geschnitten haben  und  die  Spurweite  der  Wagen  zu  erkennen  ist.  Hier  wie 
an  den  unter  4.  und  5.  genannten  Straßen  ist  die  oberste  Schicht  im  Laufe 
der  Jahre  durch  Regen  abgeschwemmt  und  nur  der  eigentliche  Unterbau  er- 
halten. Eine  solche  Überdeckung  bestand  zweifellos  wie  an  jeder  modernen 
Chaussee  aus  kleingeschlagenen  Steinen,  die  mit  thonigem  Sand  vermischt 
waren.  Das  Material  ist  dem  Gebiete  der  Saalburg  entnommen  und  besteht 
aus  Thonschiefer  und  Quarzit.  In  der  Verlängerung  der  Straßen  nach  der 
Niddaebene  hin  fand  das  nächstliegende  Material  Verwendung  und  wechselt 
mit  Quarziten,  Kieseln,  Wacken,  Basalten  und  Rotliegendem. 

Häufig  kommt  es  noch  vor,  daß  in  und  vor  dem  Kastell  Straßen  aus 
verschiedenen  Perioden  über  einander  liegen,  sodaß  der  Steinkörper  an  manchen 
Stellen  0,50  m  hoch  ist.  Diese  Erhöhung  ist  sowohl  durch  Reparaturen 
als  auch  durch  Auffüllung  des  Terrains  bei  Einebnungen  nach  vorauf- 
gegangenen Zerstörungen  entstanden.     (Vergl.  Fig.  9.) 

Schließlich  möchte  ich  noch  darauf  hinweisen,  daß  der  Transport  von 
Waren,  Lebensmitteln,  selbst  von  Baumaterialien  dem  Pfahlgraben  entlang 
wahrscheinHch  auf  schmalen  Pfaden,  die  keine  Spuren  hinterlassen  haben, 
auf  dem  Rücken  von  Pferden  oder  Maultieren  geschah,  ähnlich  wie  es  heute 
noch  in  südlichen  Gegenden  der  Fall  ist.  Dies  würde  auch  eine  Erklärung 
für  das  Fehlen  fahrbarer  Straßen  am  Limes  sein.  Bei  Besprechung  der  Funde 
von  Hufeisen  und  «Schlupfpfählen»  (Rundnadeln)  werde  ich  auf  diese  Frage 
näher  eingehen. 


Fig. 


Der  Limes  vor  der  Saalburg  au  der  Straße  unch  Obernhaiu. 


VI. 
Der  PfahloTaben  oder  Limes. 


(Taf.  I,   ir,  III,   Xlir,   Karte  und    Fig.  2-4.) 


Die  ursprüngliche  Absicht,  den  Pfahlgraben^*^)  im  Taunus  in  seiner  ganzen 
Ausdehnung  hier  7ai  behandehi,  habe  ich  wieder  aufgegeben,  da  von 
der  Reichs-Limes- Kommission,  deren  Forschungen  seit  1892  im  Gange  sind, 
und  die  schon  jetzt  recht  wichtige  Ergebnisse  zu  verzeichnen  hat,  demnäclist 
größere  Pubhkationen  darüber  zu  erwarten  sind.  Ich  beschränke  mich  daher 
auf  dasjenige,  was  zum  Verständnis  der  Anlage  selbst  und  der  Saalburg  un- 
erläßlich ist;  im  Übrigen  verweise  ich  auf  das  grundlegende  Werk  von  A.  von 
Cohaiiscn   «Der  römische  Grenzwall   in  Deutschland»   und   die  umfangreiche 

*9)  Ich  gebrauche  im  Verlaufe  meiner  Darstellung  öfters  das  Wort  «Pfahl»  für  Pfalil- 
graben,  weil  die  letztere  Bezeichnung  nicht  überall  zutrifft,  indem  an  vielen  Stellen  ein 
Graben  nicht  vorhanden  ist  und  auch  niemals  vorhanden  war.  Die  ältesten  Urkunden 
von  812  —  1043  nennen  nur  jihal  oder  pal;  erst  von  1408  an  kommt  die  Bezeichnung /»/taZ- 
graben,  palgrapen,  polgrahen  und  Pfohl  vor.  Auch  hat  neuerdings  die  Reichs-Limes- 
Kommission  das  Wort  «Pfahh  für  <^Vfahlgraheny>  in  Vorschlag  gebracht.     Der  Name  wurde 


Der  Pfalilgraben,  39 

ältere  Litteratur^^)  sowie  auf  die  neuerdings  erfolgten  Veröffentlichungen  der 
Reichs-Limes-Kommission  ^^). 

Die  Ortlichkeit  der  Saalburg  ist  bereits  als  Gebirgspaß  zwischen  dem 
Main  und  der  Lahn  bezeichnet  worden.  Die  Grenzsperre  beschränkte  sich 
jedoch  nicht  auf  das  Kastell;  denn  wenn  wir  dieses  durchschreiten  und  jenseits 
der  Porta  praetoria  noch  etwa  300  Schritte  einer  kleinen  Waldschneise  folgen, 
so  kommen  wir  an  einen  Wall  und  einen  Graben,  welche  sich  nach  links 
und  rechts  durch  den  Wald  hinziehen:  es  ist  der  Pfahl,  der  «lim es» ^^),  der 
sich  vom  Niederrhein  hier  vorüber  bis  an  die  Donau  erstreckt  und  in  Ver- 
bindung mit  Kastellen,  Wachttürmen  und  Heerstraßen  die  von  den  Römern 
beherrschten  Rhein-  mid  Donau-Provinzen  militärisch  und  zollgrenzlich  gegen 
die  unbesteuerte  Ein-    und  Ausfuhr,   wie  gegen   die  Einfälle  der  kriegs-  und 


früher  von  Holzpfählen  (Pallisaden)  abgeleitet,  weil  angenommen  wurde,  der  Limes  sei  mit 
einer  Pfahlreihe  besetzt  gewesen,  was  Oberst  von  Cohausen  in  seinem  «Grenzwall»  bestreitet 
und  dabei  bemerkt,  daß  dieses  «ein  militärisch  und  technisch  monströser  Gedanke»  sei. 
Generalmajor  Pojjp  (Westdeutsche  Zeitschrift  1894)  sucht  auf  Grund  der  am  Rätischen 
Limes  gefundenen  Pfähle  und  einer  Stelle  bei  Spartian  (Vita  Hadriani)  den  Nachweis  zu 
erbringen,  daß  der  Name  doch  von  Pfählen  herrühren  müsse.  Professor  Zangemeister  spricht 
in  seinem  interessanten  Berichte  «der  obergermanisch-rätische  Limes»  (Nene  Heidelberger 
Jahrbücher  1895)  die  Vermutung  aus,  der  Name  Pfahl  (val — fal)  sei  von  dem  Worte 
Valium  entlehnt;  diesem  schließt  sich  Professor  Ohlenschkujer  (Neue  Heidelberger  Jahr- 
bücher 1895)  an.  Neuerdings  hat  H.  Seiffert  in  einer  bis  jetzt  ungedruckten  ausführlichen 
Abhandlung  die  Ansicht  vertreten,  der  Name  Pfahl,  pal  oder  val  sei  sehr  alt  und  gehe 
noch  in  vorrömische  Zeit  zurück,  er  komme  bei  vielen  Völkern  vor  und  bezeichne  lediglich 
die  Grenze. 

^')  Eingehender  beschäftigten  sich  mit  dem  Taunuslimes:  F.W.  Schmidt,  Kgl.  Preuß. 
Oberstlientenant,  Lokaluntersuchungen  über  den  Pfahlgraben,  Nass.  Annalen  Bd.  6.  1859; 
Dr.  K.  Eossei,  Die  römische  Grenzwehr  im  Taunus,  Straßburg  1872;  F.  Koßer,  Der  Pfahl- 
graben und  die  Pfahlgrabenkastelle  in  der  Umgebung  von  Homburg,  Mittheilungen  des 
Vereins  für  Geschichte  und  Alterthumskunde,  Homburg  v.  d.  Höhe  1877.  I.  Heft.  Des- 
gleichen die  Lokalforscher:  Wolff]  Dunlcer,  Dahm  u.  A.  Für  den  ganzen  Limes  sind  zu 
nennen  u.  a. :  E.  Hübner,  in  den  Bonner  Jahrbüchern,  Bd.  66,  80,  88;  3Iovimsen,  Zange- 
meister, Kalle,  von  Sartveg,  die  beiden  Letzteren  über  die  militärische  Bedeutung  des  Limes 
u.  a.  m.  Interessant  ist  auch  eine  englische  Veröffentlichung  mit  Zeichnungen  und  Karte: 
«A  Walk  along  the  Teufelsmauer  and  Pfahlgraben».  Oxford  1885,  von  J.  L.  G.  Moicat, 
Professor  an  der  Universität  Oxford,  der  vom  28.  August  bis  1.  Oktober  1884  mit  seinem 
Freunde  Th.  Mosley  Croivder  eine  Fußreise  am  ganzen  Pfahlgraben  entlang  machte. 

°*)  «Limesblatt»,  das  seit  1892  in  dem  F.  Lintz'schen  Verlage  in  Trier  erscheint;  ferner 
der  «Obergermanisch-Kaetische  Limes  des  Römerreichs»  von  F.  Hettner  und  0.  von  Sarweg, 
von  dem  bis  jetzt  zwei  Hefte  bei  Otto  Peters  in  Heidelberg  erschienen  sind. 

^^)  Mommsen,  Römische  Geschichte  Bd.  V,  S.  111,  erklärt  das  Wort  limes,  indem  er 
es  mit  dem  Adjektiv  Umus,  d.  h.  quer,  in  Verbindung  bringt  und  sagt:  «Es  ist  ein  unseren 
Rechtsverhältnissen  fremder  und  daher  auch  in  unserer  Sprache  nicht  wiederzugebender 
technischer  Ausdruck,  davon  hergenommen,  daß  die  römische  Ackerteilung,  die  alle  Natur- 
grenzen ausschließt,  die  Quadrate,  in  welche  der  im  Privateigentum  stehende  Boden  ge- 
teilt wird,  durch  Zwischenwege  von  einer  bestimmten  Breite  trennt;  diese  Z wischen wege 
sind  die  limites,  und  insofern  bezeichnet  das  Wort  immer  zugleich  sowohl  die  von  Menschen- 
hand gezogene  Grenze  wie  die  von  Menschenhand  gebaute  Straße.  Diese  Doppelbedeutung 
behält  das  Wort  auch  in  der   Anwendung   auf  den  Staat;    limes  ist    nicht  jede   Reichs- 


40  Der  Pfahlgraben. 

beutelustigen  Germanen  im  Norden  und  Osten  auf  eine  Länge  von  etwa 
550  km  absperren  sollte.  Die  rückwärts  liegenden  Linien  sind  noch  nicht 
genau  festgestellt;  sie  sollen  nach  von  Sarwey  bis  jetzt  mehr  als  200  km  betragen. 
Auf  Tafel  I  ist  in  dem  Lageplane  mit  roter  Farbe  seine  Richtung  in  der 
Nähe  der  Saalburg  eingezeichnet,  bei  deren  Betrachtung  Jedem  die  merk- 
würdige, bis  jetzt  nicht  völlig  aufgeklärte  Ausbuchtung  auffallen  muß,  auf 
die  ich  im  Abschnitt  IX  näher  eingehen  werde. 

Fassen  wir  zunächst  die  westlich  ziehende  Strecke  ins  Auge,  so  finden 
wir,  wenn  wir  unsern  Ausgangspunkt  an  dem  alten  römischen  Limesdurchgange 
(Fig.  2)  neben  der  nach  Obernhain  führenden  Landstraße  nehmen,  daß  dort 
der  Wall  gut  erhalten  ist  und  ein  kräftiges  Profil  —  Taf.  11,  Fig.  IIP«)  — 
zeigt.  Von  hier  aus  steigt  er  etwa  in  denselben  Abmessungen  nach 
dem  steilen  «Weißenstein»  hinan.  Kurz  vorher,  ehe  er  den  Gipfel  er- 
reicht, ändert  sich  sein  Profil;  der  steinige  Boden  —  vielfach  anstehender 
Quarzit  —  bot  zur  Ausschachtung   eines   Grabens   zu    viel   Schwierigkeiten, 


grenze,  sondern  nur  die  von  Menschenhand  abgesteckte  und  zugleich  zum  Begehen  und 
Postenstellen  für  die  Grenzverteidigung  eingerichtete  (vita  Hadriani  12:  locis  in  qtiibus 
barhari  non  fluminibus,  sed  Umitibus  diciduntur),  wie  wir  sie  in  Germanien  und  in  Afrika 
finden.  Darum  werden  auch  auf  die  Anlage  dieses  limes  die  für  den  Straßenbau 
dienenden  Bezeichnungen  angewandt:  aperire,  munire,  agere.  Darum  ist  der  limes  nicht 
bloß  eine  Längenlinie,  sondern  auch  von  einer  gewissen  Breite.  Daher  verbindet 
sich  die  Anlage  des  limes  oft  mit  derjenigen  des  agger,  d.  h.  des  Straßendammes, 
und  die  Verschiebung  desselben  mit  der  V^erlegung  der  Grenzposten.  Der  Limes  ist  also 
die  Reichsgrenzstraße,  bestimmt  zur  Regulierung  des  Grenzverkehrs  dadurch,  daß  ihre 
Überschreitung  nur  an  gewissen,  den  Brücken  der  Flußgrenze  entsprechenden  Punkten  ge- 
stattet, sonst  untersagt  wird.  Zunächst  ist  dies  ohne  Zweifel  herbeigeführt  worden  durch 
Abpatrouillierung  der  Linie,  und  so  lange  dies  geschah,  blieb  der  limes  ein  Grenzweg.  Er 
blieb  dies  auch,  wenn  er  an  beiden  Seiten  befestigt  ward,  wie  dies  in  Britannien  und  an 
der  Donaumündung  geschah;  auch  der  britannische  Wall  heißt  limes.  Es  konnten  aber 
auch  an  den  gestatteten  Überschreitungspunkten  Posten  aufgestellt  und  die  Zwischenstrecken 
der  Grenzwege  in  irgend  einer  Weise  unwegsam  gemacht  werden.  In  diesem  Sinne  sagt 
der  Biograph  in  der  oben  angeführten  Stelle  von  Hadrian,  daß  an  den  limites  er  stipitibus 
magnis  in  modum  muralis  saepis  funditus  iactis  atque  connexis  barbaros  separavit.  Damit 
verwandelt  sich  die  Grenzstraße  in  eine  mit  gewissen  Durchgängen  versehene  Grenzbarri- 
kade, und  das  ist  der  Limes  Obergermanien s  in  der  entwickelten,  weiterhin  darzulegenden 
Gestalt.  Übrigens  wird  das  Wort  in  diesem  Werte  in  republikanischer  Zeit  nicht  gebraucht, 
und  ist  ohne  Zweifel  dieser  Begriff  des  limes  erst  entstanden  mit  der  Einrichtung  der 
den  Staat,  wo  Naturgrenzen  fehlen,  umschließenden  Postenkette,  welcher  Reichsgrenzschutz 
der  Republik  fremd,  aber  das  Fundament  des  augusteischen  Militär-  und  vor  allem  des 
augusteischen  Zollsystems  ist.» 

In  der  Tbat  ist  im  Taunus  der  Limes,  wie  ihn  Mommsen  im  Vorstehenden  annimmt, 
als  eine,  dem  Graben  und  Wall  vorhergegangene  Anlage  nachgewiesen  worden.  Dieser 
Gewannweg  (Limes)  war  durch  das  ausgesteinte  Grenzgräbchen  und  eine  an  der  Wall- 
wurzel anfänglich  vorhandene  Furche  begrenzt  und  hatte  eine  Breite  von  etwa  20  römischen 
Fuß.  Doch  kann  es  im  Taunus  keine  befestigte  Straße,  sondern  nur  ein  gewöhnlicher 
Waldweg  oder  eine  durch  den  Wald  gehauene  Schneise  gewesen  sein. 

*''')  In  allen  auf  den  Tafeln  wiedergegebenen  Profilen  sind  die  wagerechten  Abstände 
von  einem  Punkte  aus  nach  rechts  oder  nach  links  gemessen,  die  Höhen  aber  von  einem 
gewählten  Nullpunkte  aufwärts  mit  -f  (plus)  und  abwärts  mit  —  (minus)  bezeichnet. 


Der  Pfahlgraben.  41 

und  der  Limes  erscheint  von  hier  ab  mit  einzelnen  Unterbrechungen  auf 
größere  Strecken  als  ein  Steinwall  ohne  da  vorliegenden  Graben.  Erst  vom 
«Klingenkopf»  —  5,30  km  westlich  der  Saalburg  —  aus,  wo  allmählich  die 
Steinrasseln  verschwinden  und  andere  Bodenverhältnisse  auftreten,  bleibt 
Wall  und  Graben  mit  abwechselnden  Profilen  vorherrschend. 

Am  «Weißenstein»,  der  mächtigen,  ca.  80  m  langen  Quarzitklippe,  die 
im  Volksmunde  ihres  mauerähnlichen  Aussehens  wegen  auch  «Weiße  Mauer» 
genannt  wird,  zieht  der  Limes  in  einer  Entfernung  von  kaum  10  m  vorüber, 
ohne  die  zum  Schutze  vortrefflich  geeignete  natürliche  Mauer  in  das  römische 
Gebiet  hereinzuziehen.  Sein  weiterer  Verlauf  folgt  bald  mehr,  bald  weniger 
streng  dem  Gebirgsrücken  bis  zum  Großen  Feldberg,  wo  er  den  Kamm  des 
Gebirges  verläßt,  um  auf  der  Nordseite  jenes  Berges  immer  mehr  nach  der 
Ebene  zu  hinabzusteigen.  Alsdann  zieht  er  in  westlicher  Richtung  an  den 
Kastellen  «Kleiner  Feldberg»  —  vor  diesem  in  einer  Länge  von  etwa  300  m 
verdoppelt  — ,  «Alteburg  bei  Heftrich»  und  «Zugmantel»,  und  zwar,  solange 
er  das  Wörsbachthal  überschreitet,  in  doppelter  Linie,  vorbei  bis  in  die 
Gegend  von  Schwalbach  und  Kemel.  Von  hier  aus  beschreibt  er  einen  weiten 
Bogen  um  das  Neuwieder  Becken,  erreicht  gegenüber  Andernach  wieder  das 
Gebirge  und  folgt  ihm  mehr  oder  minder  kenntlich  bis  zur  Grenze  von  Ger- 
mania superior  und  Germania  inferior  zwischen  Rheinbrohl  und  Höningen. 

Wenden  wir  uns  zu  unserem  Ausgangspunkte,  der  Saalburg  am  Oberu- 
hainer  Wege,  zurück  und  gehen  von  da  nach  Osten  weiter,  so  wird  der  Limes, 
ehe  er  die  Usinger  Straße  erreicht,  von  einer  alten  Römerstraße  durchbrochen 
(Fig.  3)  und  läuft  dann  überall  sichtbar,  von  Wegen  und  Pfaden  begleitet, 
in  das  Köpperner  Thal,  wo  wir  auf  die  Überreste  des  Zwischenkastells  «Loch- 
mühle» stoßen.  Zuvor  fällt  uns  noch  am  Schnittpunkte  der  Chaussee  mit 
dem  Pfahl  ein  großer,  künstlich  angelegter  Wall  auf,  der,  vom  Limes  aus- 
gehend, quer  über  die  Chaussee  einige  hundert  Meter  nach  Norden  zieht. 
Welche  Beziehung  er  zu  den  benachbarten  Anlagen  hat,  bleibt  noch  zu  unter- 
suchen, ebenso  wie  eine  kleine  Erdschanze  vor  dem  Limes  westlich  der  Loch- 
mühle. Jenseits  des  Baches  zieht  der  Pfahl,  von  der  Nidda-Ebene  und  der 
Wetterau  abgewandt,  auf  der  Nordseite  des  Gebirges  an  den  Kastellen  «Kapers- 
burg», «Ockstadt»  und  «Kaisergrube»  vorüber  zur  Use,  die  er  am  Kastell 
«Langenhain»  überschreitet.  Nachdem  er  in  seinem  weiteren  Verlaufe  die 
Kastelle  «Butzbach»,  «Grüningen»  und  «Arnsburg»  umzogen,  gelangt  er  durch 
die  Wetterau,  an  den  Kastellen  «Oberflorstadt»,  «Marköbel»  und  «Rückingen» 
vorbeiziehend,  beim  Kastell  «Großkrotzenburg»  an  den  Main,  der  nun  bis 
Miltenberg  die  Grenze  bezeichnet.  Von  hier  aus  nimmt  der  Limes  als  Wall 
und  Graben  eine  durch  wenig  große  Knicke  unterbrochene  gerade  Linie  an, 
mit  der  er  Lorch  erreicht,  dann  aber  als  gemörtelte  Mauer  ohne  Graben  — 
als  sogenannte  «Teufelsmauer»  —  die  Grenze  von  Rätien  bis  nach  Hien- 
heim  a.  d.  Donau  bei  Regensburg  bildet. 

Was  die  Herstellungsweise  des  römischen  Grenzabschlusses  —  des  Limes 
—    anlangt,   so   finden  wir,    wie  bereits  kurz  erwähnt,    in  Rätien   eine   mit 


42 


Der  rfaliljrraben. 


gutem  Mörtel  regelrcclit  crbnutc  Mauer,  die  an  einzelnen  Stellen  noch  1  — 1,30  ni 
Höhe  und  eine  Stärke  von  0,85—1,05  m  hat.  Nirgends  ist  dieselbe  so  er- 
halten, daß  man  ihre  ursprüngliche  Höhe  messen  kann,  doch  dürfte  dieselbe, 
nach  dem  Vorgefundenen  zu  urteilen,  etwa  2,20  m  bis  höchstens  2,50  m 
(7 — 8  römische  Fuß)  betragen  haben.  Die  obergermanische  Strecke  besteht, 
wie  schon  oben  gesogt,  größtenteils  aus  einem  Walle  mit  davorliegendem 
Graben,  aus  dem  in  der  Regel  lediglich  die  Erde  für  die  Aufschüttung  ge- 
nommen ist,  doch  linden  sich  im  Taunus,  besonders  von  der  Saalburg  bis 
zur  Kapersburg,  größere  Strecken,  wo  der  Wall  noch  durch  herbeigebrachte 
Erde  verstärkt  und  erhöht  wurde.  An  einzelnen  Stellen  erreicht  der  Graben 
im  gewachsenen  Boden  eine  Tiefe  bis  zu  2  m,  und  die  Höhe  der  Wallauf- 
schüttung beträgt  fast  ebensoviel,  sodaß  auf  der  Contrc-Escarpe  von  der 
Grabensohle  bis  zum  Wallscheitel  ein  Höhenabstand  von  5— 6  m  entstand. 
Diese  Ausnahmen  kommen  hauptsächlich  an  solchen  Strecken  vor,  die  dem 
Auslande  gegenüber  eine  besondere  Bedeutung  hatten ;  auch  in  der  Nähe  der 
Kastelle  und  der  Wegdurchgänge  sind  mächtigere  Aufwürfe  vorhanden. 


Fig.  3.    Alter  Durchgang  durch  den  Limes  am  «Eisern  Schlag». 

Fig.  3  giebt  eine  schematische  Darstellung  des  Limes  am  Durchgange 
«am  Eisern  Schlag»  mit  Profil  a,  b,  c,  d,  e.  An  den  Stellen,  wo  zur  Römer- 
zeit wenig  oder  gar  kein  Verkehr  war,  hat  man  die  Profile  weit  kleiner  und 
den  Graben  manchmal  kaum  einen  Meter  tief  gemacht.  Der  Wall  ist  im  Hoch- 
taunus,  wo  sich  eine  schützende  Rasendecke  darüber  gebildet  hat,  so  un- 
berührt und  gut  erhalten,  daß  das  ursprüngliche  Profil  noch  vollständig  zu 
erkennen  ist;  es  muß  nach  oben  spitz  zugelaufen  sein  und  konnte  daher  nicht 
zum  Begehen  gedient  haben.  Die  Wallkrone  reicht  heute  in  vielen  Fällen 
kaum  für  einen  Fußgänger  aus;  zur  Römerzeit,  als  sie  noch  spitzer  und  steiler 
war,  wird  dies  noch  weniger  der  Fall  gewesen  sein;  dazu  waren  die  direkt 
daliinter  und  die  in  gewissen  Abständen  liegenden  Schneisen  oder  mit  Steinen 
gestückten  Wege,  die  vielfach  nachgewiesen  sind,  bestimmt.  Es  ist  also  aus- 
geschlossen, daß,  wie  so  oft  behauptet  wurde,  auf  diesem  spitz  zulaufenden 
Walle  die  Soldaten  —  dem  Feinde  sichtbar  —  wie  auf  einem  Eisenbahndamme 
patrouillierten. 


Der  Pfahlgraben.  43 

Von  der  Locliinülile  bis  zum  Grauen  Berg  und  der  Kapersburg  läuft 
unmittelbar  hinter  dem  Walle  ein  etwa  2  m  breiter,  mit  schweren  Steinen 
hergestellter  Weg.  In  der  Nähe  der  Kastelle  «Feldberg»  und  «Zugmantel»  be- 
steht der  Grenzwall  nur  aus  einer  nach  dem  Auslande  steil  abfallenden  Stufe 
oder  Terrasse;  die  frühere  Annahme,  daß  hier  ein  Graben  nicht  davor  liege, 
ist  durch  Untersuchungen  widerlegt.  Auf  den  Tafeln  II  und  III,  sowie  den 
Textfiguren  2  und  3  sind  Pfahlgrabenprofile  dargestellt^^). 

Der  Steinwall  am  Weißenstein  (Fig.  4),  dem  Kieshübel  und  dem  Klingen- 
kopf ist  aus  großen  Steinen  mauerartig  zusammengesetzt;  er  hat  eine  Stärke 
von  2,00  m  und  eine  Höhe  von  0,80-1,00  m  (Fig.  4,  Profil  E— F).  Auf 
größere  Strecken  ist  diese  ohne  Mörtel  angelegte  Mauer  unberührt  geblieben 
und  zeigt  deutlich,  daß  der  Limes  nicht  lediglich  zur  Verteidigung  her- 
gestellt, sondern  in  der  Hauptsache  Grenzbezeichnung  sein  sollte.  Auch 
finden  sich  Strecken  von  5,  manchmal  von  10  km,  ^vo  der  Pfahl  in  seiner 
äußeren  Erscheinung  ganz  verschwunden  und  sein  Lauf  nur  durch  die  be- 
gleitenden Hügel  und  Türme  zu  verfolgen  ist.  Es  liegt  deshalb  die  Frage 
nahe,  ob  an  diesen  Stellen  überhaupt  ein  Erdwall  bestand,  oder  ob  der  Grenz- 
abschluß nicht  durch  anderes  Material,  wie  Holzaufsetzungen,  Verhaue  oder 
Gebücke  hergestellt  war. 

Wenn  auch  auf  der  großen  Strecke  von  der  Donau  bis  zum  Rheine  für 
den  Grenzabschluß  verschiedene  Konstruktions weisen  Anwendung  fanden, 
was  teilweise  durch  die  Bodenbeschaffenheit  und  das  Baumaterial  bedingt 
und  von  den  einzelnen  Befehlshabern  oder  den  Ingenieuren  abhängig  war, 
so  muß  man  doch  zugeben,  daß  die  Anlage  als  ein  einheitliches  Ganze  an- 
zusehen und  auch  vom  militärischen  Gesichtspunkte  als  ein  hervorragendes 
Werk  der  römischen  Kriegsbaukunst  zu  betrachten  ist. 

Zum  Begriffe  der  «Festung»  gehören  aber  nicht  aliein  Wall  und  Graben, 
sondern  auch  die  zur  Bewachung  und  Verteidigung  nötigen  Anlagen,  die 
Haupt-  und  Nebenkastelle,  sowie  die  T ü r m e.  Von  Detailbeschreibungen  der 
großen  Kastelle  im  Allgemeinen  wird  hier  abgesehen,  da  eine  solche  bezüglich 
der  Saalburg  gegeben  wird.  Es  soll  nur  auf  die  Türme  und  Zwischenkastelle 
kurz  eingegangen  werden.  Ich  beginne  mit  den  Ersteren,  als  den  ältesten 
eigentlichen  Bauten  an  der  Grenze,  die  in  ihrer  Mehrzahl  sicherlich  schon 
vor  der  Errichtung  des  Pfahls  bestanden  haben.  Sie  liegen  am  Pfahl  ent- 
lang, und  zwar  meist  in  geringen  Abständen  von  10 — 30  m  von  ihm,  manch- 
mal auch  im  Limeswall  und  zwar  in  willkürlicher  Lage  zur  Limesrichtung; 
selbst  an  der  Teufelsmauer,  wo  sie  in  die  Mauer  eingebaut  sind,  oder  viel- 
leicht richtiger:  wo  die  Mauer  zwischen  den  Türmen  ohne  Verband  mit  ihnen 
angelegt  ist,  ist  dieses  die  Regel.  Doch  kommen  auch  Ausnahmen  vor,  wie 
am  Glaskopf,  dem  Feldberg  etc.;  östlich  vom  «Fröhlichen  Mannskopf»  fanden 
sich  die  Reste  eines  gemauerten  Turmes  sogar  100  m  hinter  dem  Limes. 
Es  sollen  am  ganzen  Grenzwalle  bis  jetzt  etwa  600  Türme  nachgewiesen  sein. 


61)  In  Figur  3  zeigt  das  Profil  f  g  h  das  ausgesteinte  Grübchen. 


44  Per  Pfahlgraben. 

Auf  der  von  mir  ziemlich  fertig  gestellten  Strecke  Kapersburg — Feldberg,  ca. 
18,00  km,  sind  21  gefunden,  also  durchschnittlich  etwa  auf  850  m  ein  Turm. 
Gleichmäßig  sind  die  Entfernungen  nicht;  in  Wirklichkeit  schwanken  sie 
zwi-schen  500 — 1500  m.  Die  Türme  finden  sich  gewöhnlich  an  Ilauptknlck- 
punkten  des  Limes  und  da,  wo  alte,  vorrömische  Wege  den  Pfahl  durch- 
brochen haben.  Dieselben,  allgemein  als  Wacht-  oder  Warttürme  bezeichnet, 
haben  einen  quadratischen  Grundriß;  die  am  Limes  gefundenen  sogenannten 
runden  Türme  gehören  zu  den  Hügelanlagen,  auf  die  ich  noch  zurück- 
kommen werde.  Die  Wachttürme  sind  nach  einem  Schema  in  bestimmtem 
Größen  Verhältnis  erbaut;  es  scheint  das  römische  Maß,  der  Passus  (Doppel- 
schritt) ä  1,479  m,  zu  Grunde  gelegt  zu  sein,  denn  die  meisten  haben  eine 
äußere  Länge  und  Breite  von  4,30—4,60  m,  was  etwa  3  Passus  entspricht. 
Ausnahmen  kommen  allerdings  vor,  denn  es  finden  sich  kleinere  und  größere 
Türme  und  manchmal  auch  solche  mit  späteren  Anbauten.  Sie  alle  mögen 
aus  einer  .späteren  Zeit  stammen;  wenigstens  scheint  dies  für  unseren  Taunus 
der  Fall  zu  sein.  Rechnet  man  die  Mauerstärken,  die  hier  zwischen  0,80 
und  0,90  m  schwanken,  ab,  so  bleibt  ein  Lichtmaß  der  Türme  von  durch- 
schnittHch  2,60 — 2,90  m,  etwa  10  römische  Fuß.  Das  Mauerwerk  ist  mit 
Mörtel  und  in  der  Regel  gut  hergestellt,  wodurch  uns  solche  Bauten  manch- 
mal in  einer  Höhe  von  2,00  m  über  dem  Boden  erhalten  geblieben  sind.  Die 
Mauern  waren  außen  und  innen  verputzt.  Nach  den  noch  an  mehreren 
Türmen  in  situ  vorhandenen  Verputzstücken  zu  schließen,  waren  die  Außen- 
flächen quaderförmig  eingeteilt  und  die  tief  eingeschnittenen  Fugen  mit  roter, 
die  Flächen  mit  hellgelber  Wasser-  oder  Kalkfarbe  gestrichen.  Über  das 
sonstige  Aussehen  und  die  Konstruktion  giebt  die  Trajanssäule  in  Rom  einige 
Aufklärung.  Auf  derselben  sind  Warttürme  (specula)  als  zweistöckige  Ge- 
bäude dargestellt  (Taf.  II,  Fig.  V);  der  untere  Stock  ist  aus  Stein,  der  obere 
in  Holzfachwerk  hergestellt  und  hat  eine  ringsumlaufende  Gallerie  mit  dem  be- 
kannten Andreaskreuzmotive,  auf  welcher  eine  Fackel  ausgesteckt  ist.  Im 
Dache  befindet  sich  eine  viereckige  Öffnung,  die  wohl  nur  zur  Abführung  des 
Rauches  angebracht  war.  Auf  Taf.  II,  Fig.  II  und  Textfig.  3  ist  eine  Rekon- 
struktion mit  Benutzung  der  Darstellungen  auf  der  Trajanssäule  versucht.^*) 
Da  bei  unseren  Turmresten  sich  im  Mauerwerke  keine  Thüröffnung  fand,  so 
hat  wahrscheinhch  ein  Zugang  zu  ebener  Erde  in  der  Regel  nicht  bestanden, 
und  der  Turm  mußte  mittels  einer  aufziehbaren  Leiter,  wie  bei  mittelalter- 
lichen Bergfrieden,  bestiegen  werden,  was  die  Sicherheit  der  darin  weilenden 
Wächter,  es  mögen  wohl  drei  oder  vier  gewesen  sein,  erheblich  vergrößerte. 
Die  Dächer  waren  mit  Stroh,  Schindeln  oder  anderem  vergängUchem  Materiale 
bedeckt. 


•*)  Im  Saalburg -Museum  befindet  sich  das  Modell  eines  Turmes  in  einem  Viertel 
der  natürlichen  Größe  aufgestellt.  Im  sogenannten  «Englischen  Garten»  bei  Homburg  hat 
der  Eigentümer,  Dr.  von  Brüning,  einen  solchen  römischen  Wachtturm  nach  den  üblichen 
Abmessungen  und  in  römischer  Konstruktionsweise  aufbauen  lassen. 


Der  Pfahlgraben.  45 

Über  die  Besatzung  der  Türme  und  die  von  dort  ausgeübte  Bewachung 
der  Grenze  hat  von  Cohmisen  in  seinem  «Grenzwall»  S.  344  ausführlich  ge- 
schrieben. Auch  ich  bin  der  Ansicht,  daß  diese  Wachttürme  nicht  zum 
Signalisieren  auf  weite  Strecken  dienten.  Dies  ist  bei  vielen  der  versteckten 
Lage  wegen  ausgeschlossen,  oder  höchstens  von  Turm  zu  Turm  möglich. 
A.  von  Cohausen  sagt  hierzu  sehr  richtig:  «Es  handelt  sich  ja  überhaupt  nicht 
um  den  «großen  Krieg»,  über  dessen  Veranlassung,  Beginn  und  Richtung 
der  Kommandierende  durch  Kaufleute  und  Spione  besser  unterrichtet  war, 
es  handelt  sich  nicht  um  eine  Alarmierung  der  ganzen  Linie  von  der  Donau 
bis  zum  Rhein,  sondern  nur  darum,  daß  etwa  ein  Trupp  germanischer  Grenz- 
nachbarn oder  ein  Trupp  von  Schmugglern  in  der  Nacht  den  Pfahlgraben 
an  einer  Stelle  überschritten  hatte,  um  im  Inlande  zu  plündern  oder  seine 
Waren  zollfrei  abzusetzen,  es  handelte  sich  darum,  in  den  nächsten  Kastellen 
frühzeitig  Nachricht  davon  zu  erhalten,  um  jenen  entgegenzutreten  oder  ihnen 
den  Rückweg  zu  verlegen».  Ob  die  Wachttürme,  wie  auf  der  Trajans- 
säule  dargestellt,  mit  einem  pallisadierten  Hofe  umgeben  waren,  ist  schwer 
nachzuweisen,  doch  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  daß  sich  eine  einfache  Holz- 
planke davor  befand,  die  immerhin  Schutz  gegen  wilde  Tiere  gewährte;  solche 
Einfriedigungen  hinterlassen  kaum  Spuren.  Ob  die  Reste  einer  elliptischen 
Mauer,  die  vor  dem  Turme  (Taf.  11,  Fig.  I)  östüch  der  Saalburg  —  «am  Benner- 
pfad» —  gefunden  wurden,  zu  einer  Hofeinfriedigung  gehörten,  ist  zweifelhaft 
und  bedarf  noch  einer  nachträglichen  Untersuchung.  Neben  den  Türmen 
finden  sich  vielfach  mit  Asche  angefüllte  Vertiefungen,  die  vielleicht  als  Koch- 
plätze anzusprechen  sind.  Taf.  H,  Fig.  U,  zeigt  vor  dem  rekonstruierten 
Wachttürme  auf  einem  Hügel  ein  kegelförmiges  Strohbündel.  Man  will  in 
diesen  spitzen  Haufen,  welche  auf  der  Trajanssäule  die  Türme  begleiten, 
Fanale  sehen.  Ob  sie  nicht  vielleicht  den  Aufbau  auf  den  Begleithügeln 
darstellen  sollen?  Daß  Fanale  in  dieser  Weise  am  deutschen  Grenz  walle  zur 
Anwendung  kamen,  ist  nicht  sicher,  wenigstens  liefern  die  an  den  Hügeln 
gemachten  Grabungen  dafür  keine  Anhaltspunkte.  Auch  scheint  bei  den 
geringen  Entfernungen  der  Türme  untereinander,  und  wenn  man  bedenkt, 
daß  das  Feueranmachen  damals  weit  schwieriger  war  als  heute,  die  Annahme 
von  Feuersignalen  im  Walde  überhaupt  problematisch.  Sie  könnten  höchstens 
zur  Verbindung  mit  den  Standlagern  der  Truppen  in  der  Ebene  und  dann 
nur  von  hohen  Aussichtspunkten  aus,  wie  sie  der  Taunuslimes  nach  dem 
römischen  Gebiete  hin  nur  in  geringer  Zahl  bietet,  gedient  haben;  denn  bis 
jetzt  ist  ein  römischer  Turm  auf  dem  Feldberg,  dem  höchsten  und  einzigen 
Punkte,  der  in  Betracht  gezogen  werden  könnte,  noch  nicht  gefunden.  Noch 
weniger  war  eine  solche  Telegraphenlinie  zuverlässig  bei  Regen  und  nebeliger 
Witterung.  Es  genügten  bei  den  kurzen  Turmabständen  mündliche  Nach- 
richten durch  Patrouillen,  die  sie  von  Turm  zu  Turm  weitergaben  wie  bei 
unseren  modernen  Vorpostenketten. 

Auf  derselben  Tafel  II,  Fig.  H,  ist  die  Hügelgruppe  westlich  der  Saal- 
burg am  «Weißenstein»  abgebildet,  wie  sie  vor  mehreren  Jahren  aufgenommen 


46 


Der  Pfahlgraben. 


wurde.  Die  jüngsten  Ausgrabungen,  die  nacli  dem  Drucke  der  Tafel  geschahen, 
ergaben  westHch  von  dem  Turme  D  noch  einen  weiteren  Turm;  die  von  dem 
Pfahlgraben  zum  Teil  durchschnittenen  Erdaufwürfe  sind  Hügel,  deren  west- 
lich gelegener  eine  quadratische  Steinsetzung  enthält.     Figur  4,  die  wir  zur 


^^^^^lnmlnl'"^|||"HMMMMllllr||ll(lltollM^(HlMMllM»lMlHHm/Ml/(||llll^Mm/(M»lM^«^(HHnlll/|(»»lll(lHl»»|l 


vvvv^^! 


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imilill|iiiniiiiuI?i^ltf|frf|il|/Miri!ii^^ 


Hügel gruppe am  Weissenslein.        '%/%/ 


Profil.  C-D. 


Tt^urm. 


Ergänzung  von  Tafel  II  hier  einfügen,  enthält  die  neuesten  Aufnahmen 
der  Türme  und  ihre  Lage  zum  Limes,  der  an  dieser  Stelle  eine  scharfe 
Biegung  macht. 

Die  Funde  und  Beobachtungen,  die  ich  bei  den  Ausgrabungen  der 
Türme  gemacht  habe,  rechtfertigen  die  Ansicht,  daß  diese  Bauten  im  Taunus 
wenigstens  nicht  durch  eine  gewaltthätige  Zerstörung  zu  Grunde  gingen, 
sondern  geräumt  wurden  und  später  in  sich  selbst  zerfallen  sind.  Nur  selten 
findet  sich  eigentlicher  Brandschutt,  der  oft  mit  der  rückständigen  Asche  des 
Herdfeuers  verwechselt  Avird.  Ebenso  selten  sind  hier  Waffen  und  Gefäße, 
meist  kommen  nur  Scherben  vor  und  gelegentlich  ein  verlorenes  Werkzeug 
und  anderes  Gerät;  auch  sonstiges  Eisenwerk,  wie  Nägel  und  Klammern, 
wird  nur  spärlich  gefunden,  woraus  sich  auch  die  Thatsache  ergiebt,  daß  der 
Verband  des  Holzwerks  dieser  Bauten  nur  mit  Holz  geschah.  Münzen,  die 
fast  überall,  wo  Römer  lebten,  zahlreich  gefunden  werden,  kommen  sehr  ver- 
einzelt vor.  Bei  den  vielen  Türmen,  die  ich  aufgraben  ließ,  ist  kaum  ein 
Dutzend  derselben  zu  Tage  getreten,  von  denen  die  bestimmbaren  die  Bild- 
nisse der  Kaiser  Antoninus  Pius  und  seiner  Gemahlin  Faustina,  sowie  das- 
jenige  Marc  Aureis  tragen. 

In  den  Zwischenkastellen,  die  auch  als  «Manipel-Kastelle»  bezeichnet 
werden,  fanden  sich  ähnliche  Verhältnisse:  wenige  Fundstücke  und  geringer 


Der  Pfahlgraben.  47 

Brandschutt.  Auch  hier  befestigt  sich  der  Eindruck,  als  seien  sie  freiwilhg 
geräumt  worden.  Nur  bei  den  Hauptkastellen  tritt  uns  ein  Bild  der  Zer- 
störung entgegen;  abgesehen  von  der  Saalburg,  ist  es  besonders  das  Kastell 
«Zugmantel»,  das  uns  bei  jedem  Spatenstiche  zum  Bewußtsein  bringt,  daß  dort 
gewaltige  Kämpfe  stattgefunden  haben  müssen. 

Von  den  Zwischenkastellen,  die  nächst  der  Saalburg  liegen  und  bereits 
untersucht  sind  —  «altes  Jagdhaus»,  «Heidestock»  und  «Lochmühlc»  — , 
und  die  in  ihrer  Bauart  und  in  ihren  Abmessungen  nicht  viel  von- 
einander abweichen,  will  ich  nur  das  Letztere,  als  das  der  Saalburg  am 
nächsten  gelegene,  kurz  behandeln.  Es  diente  als  Sperre  des  Köpperner 
Thaies,  als  des  einzigen  bequemen  Durchganges  durch  den  östlichen  Taunus 
von  der  Wetterau  aus^^).  Der  Grundriß  des  Kastells  und  seine  Lage  zum 
Pfahle  sind  auf  Taf.  III,  Fig.  I  abgebildet,  doch  fehlt  dabei  der  Eingang, 
der  nachträglich  an  der  nach  dem  Pfahle  gelegenen  Schmalseite  gefunden 
wurde ^*).  Seine  Breite  beträgt  3,25  m,  das  innere  Kastellmaß  14,00:19,06  m 
und  die  Mauerstärke  1,50  —  1,70  m;  die  vier  Ecken  sind,  wie  bei  den  größeren 
Kastellen,  abgerundet.  Charakteristisch  ist  hier  die  Herstellung  der  Um- 
fassungsmauer, die,  wie  bei  fast  allen  Zwischenkastellen  im  Taunus,  im  Gegen- 
satze zu  den  Türmen  und  Hauptkastellen,  nur  aus  Trockenmauerwerk  be- 
steht; am  Zwischenkastell    «Maisei»  hat  sie  sogar  eine  Stärke  von  3,00  m. 

Nach  den  Beobachtungen,  die  man  seither  gemacht  hat,  läßt  sich  ein 
Zwischenkastell  etwa  folgendermaßen  rekonstruieren:  Die. Umfassungsmauern, 
die  als  Wallgang  dienten,  hatten  eine  Höhe  von  etwa  2,00  m;  sie  müssen, 
da  eine  Wallanschüttung  nicht  vorhanden  war,  innen  und  außen  durch 
Holzwerk  verstärkt  und  zusammengehalten  gewesen  sein,  also  eine  Konstruk- 
tion gehabt  haben  wie  das  alte  Kastell  der  Saalburg  (Fig.  14).  Außen  ragten 
die  Holzpfosten  über  die  Mauer  und  bildeten,  mit  F'lechtwerk  untereinander 
verbunden,  die  Brustwehr.  Innen  lehnten  sich  die  Baracken  an  die  Mauer, 
welche  hierdurch  gleichzeitig  eine  besondere  Festigkeit  erhielt,  die  eine  ohne 
Mörtel,  aus  wenig  lagerhaften  kleinen  Steinen  zusammengesetzte  Trockenmauer 
nicht  gehabt  hätte. 

Das  Zwischenkastell  «Lochmühle»  ist  mit  einem  seichten  Graben  um- 
geben, dessen  Maße  noch  nicht  festgestellt  sind^^).  Hypokausten  wurden  im 
Inneren  nicht  aufgefunden,  dagegen  zahlreiche  Feuer-  und  Kochstellen.  Die 
Wasserversorgung  der  Besatzung  geschah  aus  dem  unmittelbar  dabei  vorüber- 
fließenden Köpperner  (Erlen-)Bach,  der  auch  die  Erbauung  des  Kastells  an 
dieser  Stelle  vielleicht  mit  veranlaßt  hat;  in  anderen  Zwischenkastellen,  die 
abseits  von  fließendem  Wasser  liegen,  sind  Tiefbrunnen  aufgefunden  worden. 


®^)  Die  jetzt  vollendete  Eisenbahn  Hombiirg-Usingen  konnte  das  Gebirge  auch  nur 
dadurch  überschreiten,  daß  sie  durch  dieses  Thal  geführt  wurde. 

ßi)  Vergl.  Limesblatt  Nr.  11. 

•5^)  Um  das  quadratische  Zwischenkastell  «Maisei»  läuft  eine  mit  Letten  und  Stein- 
geröll befestigte,  0,90  m  breite  Berme,  an  die  sicli  ein  3,70  m  breiter  und  1,20  ni  tiefer, 
scharfeingeschnittener  Spitzgraben  anschließt  (vergl.  Limesbhitt  Nr.  11). 


48  Der  Pfahlgraben. 

Bevor  wir  das  Kapitel  über  den  Pfahlgraben  verlassen,  müssen  wir 
noch  diejenigen  Fragen  beantworten,  die  sich  unwillkürlich  in  erster  Linie 
aufdrängen.  Sie  lauten:  Was  war  seine  Bedeutung,  wie  konnte  er  zur  Siche- 
rung der  Reichsgrenze  dienen,  und  wie  wurde  er  verteidigt?  Zunächst  ist 
er  als  sichtbare  Grenze  zu  betrachten;  er  sollte  eine  greifbare  Marke  sein, 
die  Jeden  daran  erinnerte,  daß  er  die  unausbleiblichen  Folgen  zu  tragen  habe, 
wenn  er  sie  unbefugter  Weise  überschritt.  Die  Staaten  der  Gegenwart  be- 
stimmen ihre  Grenzen  lediglich  durch  Punkte,  auf  welche  sie  Steine  setzen, 
zwischen  welchen  die  Grenze  in  gerader  Linie  gedacht  wird ;  es  genügt  ihnen 
diese,  auch  in  Karten  eingetragene,  mehr  symbolische  als  augenfälHge  Grenze. 
Auch  die  Römer,  die  keine  Karten  in  unserem  Sinne  kannten,  setzten  Grenz- 
steine oder  markierten  die  Grenze  teils  oberirdisch,  teils  in  dem  Erdboden. 
Noch  im  Mittelalter  pflegte  man  auf  der  Grenze  einen  Graben  zu  ziehen, 
neben  welchem  durch  den  Aushub  von  selbst  ein  Wall  entstand,  und  man 
gab  der  Grenze  gerne  eine  Konstruktion,  welche  die  Überschreitung  erschwerte. 
So  umgaben  die  Städte,  beispielsweise  Frankfurt  im  14.  und  15.  Jahrhundert, 
ihr  Weichbild  mit  Landwehren^^)  (Graben  mit  Wall),  die,  mit  Heckendickicht 
und  Gebücken  überwachsen,  fast  undurchdringlich  waren  und  nur  bei  den 
bewachten  «Schlägen»  den  Durchgang  gestatteten.  Der  Bürgerschaft  fiel  es 
nicht  ein,  diese  Landwehr  zu  besetzen,  wohl  aber  hielt  sie  Wächter,  die  längs 
des  Grabens  patrouillierten,  auf  den  Warttürmen  Zeichen  gaben  und  Lärm 
machten,  wenn  Feinde  herannahten,  oder  es  gar  unternahmen,  die  Landwehr 
zu  durchbrechen.  Die  Bürger  auf  dem  Felde  innerhalb  derselben  hatten  dann 
noch  Zeit,  sich  und  ihr  Vieh  in  die  Stadt  oder  in  die  befestigten  «Fliehhöfe», 
die  Höfe  der  Warten,  zu  retten,  bis  ihr  bewaffnetes  Aufgebot  vorrückte  und 
sich  dem  eindringenden  Feinde  entgegenstellte,  oder  ihm,  wenn  er  schon  mit 
Beute  beladen  den  Ausgang  suchte,  diesen  an  der  Landwehr  zu  verlegen. 
Natürlich  waren  an  den  Haupt  wegen  und  besonders  da,  wo  ein  feindlicher 
Einfall  wahrscheinlicher  und  leichter  zu  unternehmen  war,  auch  die  Land- 
wehr und  ihre  Bewachung  stärker  als  da,  wo  der  Angreifer,  schon  ehe  er  so 
weit  kam,  mit  anderen  Hindernissen  —  mit  weglosen  Wäldern  und  Berg- 
abhängen —  zu  kämpfen  hatte;  denn  des  Angreifers  Absicht  war  plötzlicher 
Überfall,  Schädigung  und  Raub,  zunächst  aber  Mitnahme  des  Geraubten. 
Wir  haben  in  diesen  mittelalterlichen  Landwehren  und  ihrem  Zwecke  ein 
treues  Abbild  dessen,  was  auch  bei  den  Römern  die  Aufgabe  des  Pfahls  war, 
und  was  ihre  Grenztruppen  zu  thun  hatten.  Allein  es  sind  nicht  nur  die 
kriegerischen  und  räuberischen  Unternehmungen,  denen  der  Grenzwall  vor- 
beugen sollte,  auch  der  friedhche  Verkehr,  das  Zollen,  der  Handel  und 
Wandel  sollte  durch  ihn  geregelt  und  gewahrt  werden.  In  dem  «Römischen 
Grenz  wall»  von  Ä.  von  Cohausen  ist  dies  durch  die  Beschreibung  der  öster- 
reichischen, russischen  und  der  argentinischen  Militärgrenzen  erläutert  worden. 


6ß)  Vergl.  von  Cohausen,  Beitrüge  zur  Geschichte  der  Befestigung  Frankfurts  im  Mittel- 
alter, im  «Archiv  für  Frankfurts  Geschichte  und  Kunst»,  Bd.  IV.  1869. 


Der  Pfahlgraben.  49 

Namentlich  hat  die  österreichisch -türkische  MihtärgreDze  zunächst  den  Be- 
festigungen Marktplätze,  wie  sie  auch  bei  den  Limeskastellen  «Alteburg  bei 
Heftrich»,  bei  der  Saalburg  und  anderen  aus  der  Römerzeit  festgestellt 
wurden. 

Wir  kommen  daher  zu  dem  Ergebnisse,  daß  der  Pfahl  als  solcher  nicht 
in  erster  Linie  zur  Verteidigung,  sondern  nur  zum  sichtbaren  Abschlüsse  des 
römischen  Reiches  diente;  doch  bildete  er  immerhin  ein  großes  Hindernis, 
über  welches  man  nicht  leicht  zu  Pferde  oder  mit  Wagen  hinwegkam,  und 
das  im  Kriegsfalle,  vor  den  Kastellen  wenigstens,  leicht  noch  unwegsamer 
gemacht  werden  konnte.  In  Verbindung  mit  den  Türmen  und  Kastellen 
vermochte  er  wohl  den  Angreifer  aufzuhalten  und  verschaffte  dadurch  den 
Römern  die  Möglichkeit,  ihre  Legionen  herbeizuführen. 

Über  die  Zeit  der  Entstehung  des  Pfahls  gehen  die  Ansichten  auch 
heute  noch  auseinander.  Die  alten  Schriftsteller  sprechen  von  der  Errichtung 
von  Grenzwällen  in  Deutschland;  inwieweit  sich  dies  aber  auf  unsere  An- 
lagen bezieht,  ist  bis  jetzt  nicht  nachgewiesen  worden,  doch  mag  die  eine 
oder  andere  Stelle  damit  in  Verbindung  zu  bringen  sein.  Ä.  von  Cohausen 
giebt  in  seinem  «Grenzwall»  das  darauf  Bezügliche  an.  Man  war  früher  und 
bis  in  die  neueste  Zeit  der  Meinung,  der  Pfahlgraben  sei  ein  Werk  des  ersten 
Jahrhunderts  und  von  Bomitian  oder  Trajan  angelegt.  Landgraf  Ferdinand 
von  Hessen-Homburg,  österreichischer  Feldzeugmeister,  ein  erfahrener  Soldat, 
bestritt  es  in  seiner,  in  den  fünfziger  Jahren  niedergeschriebenen  Abhandlung 
über  den  Taunus^^)  und  sagt:  ^Hadrian  (117 — 138)  errichtete  an  den  Stellen, 
wo  die  Grenze  gegen  die  Barbaren  nicht  durch  Flüsse  geschieden,  sondern 
bloß  durch  Wachtposten  besetzt  und  durch  Aufwürfe  (Hügel)  markiert  war, 
den  Pfahlgraben»,  d.  h.  den  jetzt  noch  sichtbaren  Wall  und  Graben.  Diese 
Ansicht  wird  durch  die  Ergebnisse  der  Reichslimesforschung  bestärkt,  und 
man  geht  jetzt  sogar  so  weit,  die  Erbauung  dieses  Werkes  unter  die  Regierung 
des  Kaisers  Antoninus  Pitts  und  noch  später  zu  setzen.  Soweit  meine  Er- 
fahrungen am  Taunus-Limes  gehen,  und  soweit  es  sich  um  die  Herstellung 
des  Pfahles  handelt,  dürfte  seine  Entstehung  in  die  Regierungszeit  des  An- 
toninus  Pius  zu  setzen  sein.  Vielleicht  steht  die  auf  der  Saalburg  gefundene 
Kaiserinschrift  aus  dem  Jahre  139  damit  im  Zusammenhang  (vergleiche  den 
Abschnitt  XIIL  2:  «Inschriften»  A.  I.  3). 

Zur  Vervollständigung  dieser  Wahrnehmungen  will  ich  in  Verbindung 
mit  der  im  Sommer  1893  im  Taunus  am  Pfahle  aufgefundenen  Absteinung 
der  römischen  Reichsgrenze  noch  das  Nötigste  hier  mitteilen.  Um  dies  mit 
möglichster  Kürze  thun  zu  können,  verweise  ich  für  diejenigen,  welche  dieser 
Sache  ein  größeres  Interesse  entgegenbringen,  auf  meinen  Bericht  im  «Limes- 
blatt» Nr.  7  und  8  und  auf  die  weiteren  Limesblätter,  in  denen  die  Berichte 
der  Streckenkommissare  über  ihre  Untersuchungen  des  Grenzgräbchens  ver- 
öffentlicht sind,  sowie  auch  aui  Mommsens  «Begriff  des  Limes»  (Westdeutsche 


^')  Vergl.  Anmerkung  29. 
Jacobi,  Das  Römerkastell  Saal  bürg. 


50  ßer  Pfahlgrahen. 

Zeitschrift  1894)  und  meine  «Grenzraarkierungen  am  Limes»  (Westdeutsche 
Zeitsclirift  1895).  Ich  beschränke  mich  hierbei  auf  die  Taunusstrecke  Kapers- 
burg-Kemel. 

In  einem  ziemHcli  parallelen  Abstände  läuft  vor  dem  Pfahle  ein  Gräbchen 
von  0,50 — 1,00  m  Tiefe,  das  von  der  Wallwurzel,  dem  Anfange  des  äußeren 
Walles  (Fig.  2,  3,  4),  etwa  20  römische  Fuß  (6,00  m)  entfernt  liegt,  zugedeckt 
ist  und  nur  an  einzelnen  Stellen,  hauptsächlich  an  den  Knickpunkten 
(Fig.  4,  G),  äußerlich  gekennzeichnet  war.  Der  Querschnitt  des  Gräbchons 
ist  immer  so  groß,  daß  ein  Mann  darin  stehen  und  die  Erde  auswerfen 
konnte;  stellenweise  befindet  sich  darin  eine  Aussteinung  (Fig.  3,  f.  g.  h  und  4), 
die  mit  Erde  überschüttet  oder  mit  Steinen  mauerartig  vollständig  verdeckt 
ist.  An  anderen  Strecken  findet  sich  lediglich  das  Gräbchen,  in  welchem 
nur  in  größeren  oder  geringeren  Abständen  absichtlich  eingesetzte  Steine 
oder  auch  Holzreste  vorkommen.  Als  besonders  bemerkenswert  erscheint, 
daß  das.selbe  auch  im  anstehenden  Gesteine  mit  Aufwendung  großer  Arbeits- 
kraft in  die  festen  Quarzite  des  Taunuskammes  eingehauen  ist,  eine  That- 
sache,  die  für  seine  Kontinuität  spricht,  welche  jetzt  nicht  allein  für  den 
Taunus,  sondern  auch  für  die  ganze  Linie  vom  Rheine  bis  zur  Donau  nach- 
gewiesen ist.  Zur  Feststellung  der  Reichsgrenze  war  das  Gräbchen  selbst 
das  wichtigste  und  hauptsächlichste  Merkmal.  Die  Beifügung  von  Kohlen, 
Scherben,  fremdem  Steinmaterial,  angekohlten  Hölzern  etc.  erfolgte  besonders 
an  den  Knickpunkten,  wo  sich  solche  «Signa»  unter  den  Steinen  finden,  war 
aber  auch  überall  sonst  da  nötig,  wo  es  zweifelhaft  erschien,  ob  sich  nicht 
nach  einer  gewissen  Zeit  die  wieder  eingefüllte  Erde  mit  dem  gewachsenen 
Boden  so  verbinden  würde,  daß  ein  genaues  Erkennen  des  Grenzzuges 
schwierig  war  und  dadurch  ein  Grund  zu  Grenzstreitigkeiten  gegeben  werden 
konnte.  Schon  aus  dieser  umständlichen  Herstellungsweise  geht  zur  Genüge 
hervor,  welch  große  Bedeutung  die  Römer  dieser  Grenze  beilegten.  Sie  war 
in  der  Erde  gegen  äußere  Beschädigung  geschützt  und  unverrückbar,  es 
war  damit  ein  urkundlicher  Nachweis  in  den  Boden  niedergelegt,  auf  den  jeder- 
zeit Bezug  genommen  werden  konnte.  Daß  diese  Grenzmarkierung,  der  um- 
fangreiche Vermessungen  und  Absteckungen  zu  Grunde  liegen,  vor  Herstellung 
des  Grabens  und  Walles  geschah,  ist  zweifellos;  wieviel  Zeit  jedoch  dazwischen 
liegt,  ist  bis  jetzt  nicht  zu  sagen;  meiner  Ansicht  nach  ist  es  kein  großer 
Zwischenraum,  sondern  beide  Anlagen  gingen  Hand  in  Hand.  Erst  erfolgte 
die  Absteckung  der  Grenze,  dann  die  Festlegung  derselben  durch  das 
Gräbchen  und  zum  Schlüsse  die  Herstellung  von  Graben  und  Wall.  Dagegen 
ging  beiden  Anlagen  eine  ältere  Grenze  voraus,  die  wir  in  der  Verbindungs- 
linie der  Hügel  zu  suchen  haben. 

Schon  längst  war  bekannt,  daß  der  Pfahl  von  Hügeln,  die  teils  von 
dem  Wall  überdeckt  sind  und  nahe  dabei  liegen,  begleitet  wird,  den  sogenannten 
«Begleithügeln».  Sie  sind  schon  öfters  Gegenstand  eingehender  Erörterungen 
gewesen;  man  erklärte  sie  für  Überreste  von  Gebäuden,  Stallungen  etc.,  die 
für  die    Besatzung   der   häufig    dabeiliegenden    Türme   erforderhch   gewesen 


Der  Pfahlgraben.  51 

seien;  auch  dachte  man  an  Gräber.  Die  AhnUchkeit  mit  Grabhügeln  mag 
Veranlassung  gewesen  sein,  daß  sie  schon  in  alter  Zeit  als  «Heidengräber»  und 
«Rittergräber»  ^^)  bezeichnet  und  möglicherweise  auch  infolge  dieser  Annahme 
unberührt  blieben,  im  Gegensalze  zu  den  danebenliegenden  Turmresten,  die 
durch  ihren  Zusammensturz  auch  eine  hügelartige,  aber  unregelmäßige  Ge- 
stalt annahmen  und  immer  aufs  Neue  durchwühlt  wurden.  Doch  sei  hier 
bemerkt,  daß  sich  diese  sorgfältig  aufgeschütteten  Hügel  von  den  Hügelgräbern 
auch  äußerlich  noch  dadurch  unterscheiden,  daß  sie  von  einem  Rundgraben, 
manchmal  sogar  von  zwei  Gräbchen  umschlossen  sind.  Nach  Auffindung 
des  Grenzgräbchens  hat  man  diesen  Anlagen  eine  größere  Aufmerksamkeit 
geschenkt  und  sie  weiter  untersucht.  In  zwei  Berichten  —  1893  und  1895 
(Limesblatt  Nr.  7  und  8  und  in  den  «Grenzmarkierungen  am  Limes», 
Westdeutsche  Zeitschrift  1895)  —  habe  ich  auf  deren  Wichtigkeit  hinge- 
wiesen und  die  Vermutung  ausgesprochen,  daß  diese  Hügel  wohl  als  ältere 
Grenzmale  anzusehen  sind,  die  von  den  Römern  zur  Festlegung  der  Grenze 
aufgeworfen  wurden,  und  für  diese  mit  besonderer  Sorgfalt  konstruierten 
Anlagen  den  Namen  «Grenzhügel»  in  Vorschlag  gebracht.  Die  1895  fort- 
gesetzten Grabungen  haben  noch  weitere  Anhaltspunkte  für  diese  Ansicht 
ergeben.  Eine  ausführliche  Behandlung  der  Einzelheiten  und  Beobachtungen 
würde  hier  zu  weit  führen;  ich  beschränke  mich  daher  nur  auf  eine  kurze 
Angabe  der  Lage  und  der  inneren  Einrichtung  der  Hügel. 

Im  Taunus  liegen  sie  in  der  Regel  an  markanten  —  hoch  oder  tief  ge- 
legenen —  Stellen  und  zwar  so,  daß  man  von  jedem  derselben  den  vor-  und 
rückwärts  gelegenen  sehen  kann.  Eine  Einvisierung  der  durch  sie  festgelegten 
Linie  war  dadurch  möglich;  erleichtert  wurde  sie  noch  durch  Zwischenpunkte, 
deren  Spuren  auch  aufgefunden  wurden.  Was  nun  die  Hügel  selbst  betrifft,  so 
haben  sie  das  gemeinsam,  daß  sie  ein  Gräbchen  umgiebt,  das  stellenweise 
auf  der  Sohle  mit  ßasaltstücken,  Kieseln,  vorrömischen  und  römischen  Ge- 
fäßscherben etc.  ausgelegt  ist  und  eine  wagerecht  eingeebnete  kreisrunde 
Fläche  von  8 — 10  m  Durchmesser  einschließt,  in  welcher  sich  vier  Pfostenlöcher 
finden  (vergl.  Fig.  4).  Diese  messen  im  Querschnitt  20 — 30  cm  im  Quadrat 
und  haben  eine  Tiefe  von  etwa  einem  Meter;  sie  sind  jetzt  noch  exakt  vor- 
handen und  können  nur  von  scharfkantig  bearbeiteten  Holzpfosten  herrühren. 
Daß  letztere  nicht  herausgezogen  wurden,  geht  aus  der  guten  Erhaltung  der 
Hügel  wie  der  Löcher  zur  Genüge  hervor,  sie  müssen  also  vermodert  sein. 
Meine  bei  der  Auffindung  dieser  Löcher  anfangs  gefaßte  Meinung,  daß  sie 
die  zurückgelassenen  Spuren  von  Holztürmen  seien,  habe  ich  inzwischen  aus  ver- 
schiedenen Gründen  aufgegeben,  besonders  darum,  weil  der  darüber  aufge- 
worfene Hügel  nach  dem  Vorgefundenen  keine  Kulturreste  enthält  und  nicht 
aus  dem  Zusammensturze  eines  Turmes  stammen  kann,  sondern  nur  aus 
Naturboden  hergestellt  ist.  Auch  stehen  dem  ganz  erhebliche  technische 
Bedenken    entgegen.     Es    scheinen   daher   Pfostenlöcher   und   Hügelaufwurf 


*)  So  heißt  die  Hügelgruppe  bei  der  «Kapersburg». 


52  t^er  Pfahlgraben. 

gleichzeitig  liergestellt  zu  sein  und  die  Anlagen  einen  andern  Zweck  gehabt 
zu  haben.  Noch  ist  zu  bemerken,  daß  sich  an  verschiedenen  Hügeln 
zwischen  den  Pfostenlöchern  viereckige  Steinsetzungen  aus  Trockenmauerwerk 
befinden,  die  aber  nicht  über  das  Hügelprofil  hervorstehen,  sondern  durch 
den  Erdaufwurf  verdeckt  waren.  Daß  die  Hügel  älter  als  der  Pfahl  sind,  ist 
schon  durch  die  oben  angeführte  Thatsache,  daß  sie  vielfach  unter  dem 
Limeswall  hegen,  als  erwiesen  zu  betrachten.  Als  weiterer  Beweis  dafür  hat 
sich  nun  noch  gezeigt,  daß  solche  Hügel  auch  von  dem  Limesgraben  und 
dem  Grenzgräbchen  durchschnitten  sind.  Auch  die  Auffindung  solcher  Hügel, 
die  viele  hundert  Meter  rückwärts  hinter  dem  Pfahl  liegen,  spricht  dafür, 
daß  sie  in  keinem  direkten  Zusammenhange  mit  letzterem  stehen,  sondern  als 
eine  in  sich  abgeschlossene  Anlage  betrachtet  werden  müssen. 

Aus  den  obigen  Darlegungen  läßt  sich  wohl  der  Schluß  ziehen,  daß 
nach  Herstellung  der  neuen  römischen  Grenze,  die  durch  Aussteinuug  und 
Pfahl  bezeichnet  ist  und  vielfach  von  der  älteren,  durch  Hügel  markierten 
abweicht,  die  Grenzhügel  als  solche  ihre  Bedeutung  verloren  hatten.  Sie 
sind  uns  nur  an  Stellen,  wo  sie  nicht  mehr  hinderten,  erhalten  geblieben, 
dagegen  an  anderen,  die  mit  der  neuen  Grenze  zusammenfielen,  beseitigt 
oder  überbaut  worden.  Es  wird  daher  heute  schwer  sein,  alle  Hügel  aus 
dieser  älteren  Periode  nachzuweisen.  Mancher  mag  auch  seines  geeigneten 
Standortes  wegen  in  späterer  Zeit  eingeebnet  und  durch  einen  Turm  oder  ein 
Zwischenkastell  ersetzt  worden  sein.  Bei  der  Neugestaltung  Preußens  haben 
wir  Ahnliches  erfahren :  Viele  alte  Grenzsteine  der  einverleibten  Klein- 
staaten sind  damals  verschwunden,  andere  blieben  erhalten;  so  steht 
heute  noch  einige  hundert  Meter  östlich  der  Saalburg  an  dem  Pfahl- 
graben die  alte  Grenzsäule,  die  das  Herzogtum  Nassau  von  der  Land- 
grafschaft Hessen -Homburg  schied,  als  Erinnerung  an  eine  frühere  Zeit. 
Es  soll  hier  nicht  unerwähnt  bleiben,  daß  im  Preußischen  Staatsgebiete  in 
Gegenden,  in  denen  große  Besitzstände  vorherrschen,  die  Vermarkung  durch 
Grenzhügel  weit  verbreitet  ist,  und  daß  es  als  gesetzlich  angesehen  wird,  wenn 
unter  dem  Hügel  in  gehöriger  Tiefe  der  eigentliche  Grenzpunkt  durch  unver- 
wesHche  Gegenstände  (Schlacken,  Ziegelstücke,  Glas-,  Thon-  oder  Porzellan- 
scherben) scharf  markiert  ist.  Auch  alle  im  Taunus  aufgegrabenen  römischen 
Hügel  haben  ähnliche  Merkmale.  Abgesehen  von  Gefäßscherben  und  Ziegel- 
stücken fand  sich  nicht  allein  unter  dem  Erdaufwurfe,  sondern  auch  in  der 
Tiefe  des  Bodens  oft  auswärtiges,  d.  h.  nicht  im  Taunus  gewachsenes  Stein- 
material, als  Mühlsteinbrocken  aus  Niedermendiger  Lava,  Syenit  aus  dem 
Odenwald,  Muschelkalkstücke  aus  der  Mainebene  etc.^^). 

Man  sieht  hieraus,   daß  die  Methode,   unter  Grenzsteine  ein  von  dem 

natüriichen  Boden   abstechendes    Material   —   Scherben,   Steine   u.  a.  m. 

als  sichere  Erkennungszeichen  für  den  Fall  der  Beschädigung  und  Verrückung 


«»)  In  dem  Hügel  am  «Mittellierge»  lag  sogar  unter  der  Aufschfittung  ein  Schiefer- 
plättchen  mit  den  eingeritzten  Buchstaben  JANV/'//. 


Der  Pfahlgraben.  53 

des  Grenzpunktes  zu  legen,   schon  den  Römern  bekannt  war  und  sich  noch 
bis  in  unsere  Zeit  erhalten  hat. 

Die  Hügel  hatten  meiner  Auffassung  nach  einen  mehrfachen  Zweck: 
erstens  bezeichneten  sie  den  Punkt,  wo  das  Meßinstrument  aufgestellt  war 
und  die  Standlinien  zusammenliefen  oder  einen  Winkel  bildeten;  zweitens 
war  durch  den  mit  Pfosten  und  Steinsetzung  hergestellten  gradseitigen  Klotz 
(Steinkiste)  die  Flucht  der  Standlinie  und  damit  auch  der  Grenzzug  selbst 
dauernd  und  sicher  festgelegt.  Durch  diesen  Umstand  war  man  immer  in  der 
Lage,  die  Richtung  der  Grenze  zu  finden,  was  auch  jetzt  noch  nach  fast 
2000  Jahren  durch  Visierung  gelungen  ist  und  die  Auffindung  abseits 
des  Pfahles  gelegener  Hügel  ermöglichte.  Eine  ähnliche  Einrichtung  ist  uns 
auch  aus  dem  Mittelalter  überliefert  worden,  wo  ein  Holzstoß  oder  Steinhaufen 
als  regelrechtes  Rechteck  mit  scharfen,  deutlichen  Kanten  aufgestellt  wurde, 
dessen  Seiten  zur  Ausmittelung  der  geraden  Linie,  die  als  Markscheide  .von 
einem  dieser  Zeichen  bis  zum  anderen  hinlief,  diente.  Diese  Einrichtung 
hieß  im  Slavischen  Granica  (Granula);  später  übertrug  man  diese  Bezeich- 
nung auf  die  Linie  selbst  und  daraus  entstand  das  Wort  Graintze,  Gründe, 
Grenze.  Ob  die  Pfosten,  die  sicher  mit  einem  Querholze  verbunden  waren, 
über  den  Hügel  hervorragten,  ist  zur  Zeit  noch  schwer  zu  sagen.  Im  frühen 
Mittelalter  scheinen  Grenzhügel  mit  sichtbaren  Holzgerüsten  üblich  gewesen 
zu  sein.  Gustav  Freitag  erwähnt  in  seinen  «Ahnen»  (Nest  der  Zaunkönige) 
einen  «Grenzhügel»,  der  als  Grenzzeichen  ein  wettergraues  Turmgerüst  trug. 
Auch  werden  im  Hessischen  heute  noch  Grenzsteine,  besonders  «Dreimärker», 
mit  einem  Steingestelle  umrahmt,  dessen  Seiten  die  Grenzzüge  genau  angeben, 
was  gewiß  auch  aus  früherer  Zeit  übernommen  ist. 

Nach  dem  Mitgeteilten  wird  es  nicht  zu  gewagt  sein,  die  Vermutung 
auszusprechen ,  daß  die  Hügel  außer  für  die  schon  besprochenen  Zwecke 
hauptsächlich  auch  als  Male  für  die  Grenze  dienten;  es  dürfte  demnach  die 
Bezeichnung  «Grenzhügel»  der  Sachlage  am  meisten  entsprechen.  Werden 
dieselben  nunmehr  als  Grenzmarkierung  angesehen,  so  läßt  sich  durch  sie 
eine  ältere,  ja  vielleicht  die  älteste  Grenze  nachweisen,  welche  die  Römer 
im  Taunus  gegen  ihre  germanischen  Grenznachbarn  zogen. 

Unter  Berücksichtigung  aller  zuvor  mitgeteilten  Beobachtungen  und 
Forschungsergebnisse  möchte  ich  meine  Ansicht  über  die  Anlage  des  großen 
römischen  Grenzwerkes  hinsichtlich  der  zeitlichen  Aufeinanderfolge  kurz  da- 
hin zusammenfassen: 

1.  Die  vereinbarte  Grenze,  die  w^ohl  im  Taunus  alte  Völkergrenze  war, 
wird  abgesteckt,  eingemessen  und  an  den  Hauptpunkten  durch  Hügel 
markiert.  Dazwischen  ist  die  zur  Einvisierung  nötige  Schneise  durch  den 
Wald  als  Grenzweg  erweitert.-  Vielleicht  gehören  hierzu  die  bis  jetzt  noch 
unaufgeklärten  Erdschanzen.  Als  erste  Sicherheitsmaßregel  und  zur  Be- 
wachung dieses  Grenzzuges  werden  Türme  mit  steinernem  Unterbau  errichtet; 
gleichzeitig  sind  wahrscheinlich  die  jetzt  im  Taunus  gefundenen  Erdkastelle 
und  die  bekannten  Zwischenkastelle,   doch   könnten   erstere   für  sich  schon 


54  I^e*"  Pfahlgraben. 

vor  Festlegung  dieser  Grenzlinie  bestanden  haben;  sie  wären  dann  ab  die 
erste  Grenzsichening  zu  betrachten. 

2.  Nach  einem  heute  noch  nicht  zu  bestimmenden  Zeiträume  wird  unter 
Benutzung  der  Verbmdungslinie  zwischen  den  Hügeln  als  StandUnie  eine 
fortlaufende  Grenze,  die  manchmal  mit  der  ersten  zusammenfallt,  manch- 
mal aber  um  viele  hundert  Meter  abweicht,  nach  juristisch-katastralen  Ge- 
sichtspunkten abgesteckt  und  festgelegt.  Es  ist  der  Limesstreifen,  der  auf 
beiden  Seiten  von  einem  Gräbchen  eingefaßt  ist,  wovon  das  äußere  aus- 
gesteint und  besonders  unterirdisch  markiert  war,  aber  auch  hervorragende 
Zeichen  (Grenzsteine,  Lochbäume  etc.)  hatte.  Die  Hügel  verlieren  hiermit 
ihre  eigentUche  Bedeutung  als  Grenzzeichen,  wie  der  Hügel  in  der  Nähe  der 
Lochmühle  zeigt,  der  von  dem  äußeren  Gräbchen  durchschnitten  wird. 

3.  Der  Limes  als  Grenzweg  mit  den  vor  ihm  und  mit  ihm  parallel  ver- 
laufenden Grenzgräbchen  wird  in  seiner  Richtung  beibehalten,  aber  dahin 
abgeändert,  daß  auf  demselben  ein  Graben  ausgehoben  wird,  dessen  Auswurf 
den  Wall  bildet.  Dieser  c Pfahl»  durchschneidet  oder  überschüttet  mehrere 
Hügel  als  nunmehr  bedeutungslos,  so  am  «Weißenstein»,  am  «Kieshübel», 
am  «Roßkopf»  und  bei  der  «Lochmühle».  Auch  eine  Anzahl  von  Türmen 
scheint  jetzt  aufgegeben  zu  werden.  Einige  hegen  sogar  unter  dem  Walle 
oder  im  Walle,  ebenso  wie  z.  B.  das  wahrscheinlich  gleichzeitig  mit  diesen 
Türmen  angelegte  Zwischenkastell  «Maisei»,  das  der  nachträglich  gezogene 
Pfahl  in  das  römische  Gebiet  noch  gerade  hineinzog.  Ahnlich  ist  es  an  der 
Saalburg,  wo  er  dem  früher  errichteten  Kastelle  in  großem  Bogen  ausweicht. 

Wenn  man  eine  Scheidung  in  einzelne  Perioden  vornehmen  will,  so 
würden  sich  deren  drei  oder  möglicherweise  vier  feststellen  lassen: 

1.  Errichtung  der  Erdkastelle  als  vorgeschobene  Posten; 

2.  Markierung  der  Grenze  durch  einzelne  Punkte,  die  Hügel;  Sicherung 
der  Grenze  durch  Erdkastelle,  Zwischenkastelle  und  Türme  mit  steinernem 
Unterbau ; 

3.  Herstellung  einer  zusammenhängenden  Linie  in  dem  Grenzwege 
(dem  Limes)  mit  dem  Gräbchen; 

4.  Daran  anschließend,  oder  wenigstens  nicht  viel  auseinanderUegend,  die 
Anlage  von  Wall  und  Graben;  sie  wird  in  die  Zeit  fallen,  als  man  an 
den  Hauptpunkten  die  Kastelle  vergrößerte. 

SchheßHch  könnte  man  die  Perioden  1  und  2  zusammenfassen,  sodaß 
sich  dann  drei  Hauptperioden  ergeben  würden,  wie  sie  auch  am  Kastell 
Saalburg  nachgewiesen  werden. 


55 


vn. 

Zur  Gescliiclite  der  Saalbui^a*  in  Römerzeit. 


Eine  erschöpfende  Geschichte  der  Saalburg  zur  Zeit  der  Römerherrschaft 
zu  schreiben,  ist  bei  der  mangelhaften  Kenntnis  der  Geschichte  des 
Limes  und  vor  dem  Abschluß  der  noch  fortdauernden  Untersuchungen  des- 
selben zum  mindesten  verfrüht,  auch  vielleicht  gänzlich  unmöglich.  Die  alten 
Schriftsteller  nennen  die  Saalburg  nirgends  mit  Namen,  vielleicht  enthält  aber 
die  bekannte  Stelle  bei  Tacitus""^)  einen  Hinweis  auf  sie.  Die  Steine  reden  vor- 
läufig noch  eine  sehr  dunkle  Sprache,  und  es  muß  einem  günstigen  Zufall 
vorbehalten  bleiben,  durch  eine  Inschrift  oder  einen  sonstigen  Anhaltspunkt 
Aufklärung  zu  erhalten.  Ich  lasse  daher  nur  eine  Niederschrift  von  A.  von 
Cohausen  über  den  mutmaßlichen  Gang  der  Ereignisse  in  unserem  Limes- 
kastell, die  aus  den  achtziger  Jahren  stammt,  hier  im  Wortlaut  folgen  und 
beschränke  mich  auf  einige  ergänzende  Notizen,  die  in  den  Anmerkungen 
und  am  Schlüsse  hinzugefügt  werden  sollen. 

Ä.  von  Cohausen  schreibt: 

« Cäsar  hatte  im  Jahre  58  v.  Ch.  bei  dem  Siege  über  Ariovist  den  Ober- 
rhein erreicht,  er  hatte  den  Niederrhein  im  Jahre  55  bei  Xanten  und  den 
Mittelrhein  im  Jahre  53  bei  Neuwied  überschritten.  Durch  Drusus  faßten 
die  Römer,  und  zwar  deren  14,  Legion,  ums  Jahr  11  v.  Ch.  festen  Fuß  in 
Mainz  und  dessen  Brückenkopf  Kastei. 

Dem  gegenüber  dehnte  sich  das  Volk  der  Chatten  zwischen  Rhein  und 
Main  bis  zur  Weser  und  nördlich  Aielleicht  bis  zur  Sieg  aus.  Den  schönsten 
Strich  dieses  Landes  aber,  die  Thalebene  des  rechten  Rhein-  und  Mainufers, 
der  Nidda  und  der  Wetterau,  nahm  der  Stamm  der  Mattiaken  ein;  durch 
die  Fruchtbarkeit  und  glückliche  Lage  ihres  Geländes  w^aren  sie  von  allen 
Germanen  des  rechten  Rheinufers  der  römischen  Kultur  am  leichtesten  zu- 
gänglich und  durch  die  Siege  des  Drusus  über  die  Chatten  am  festesten  an 
die  Römer  gefesselt. 


''")  Tacitus  Ann.  I.  56  (Germanicus)  positoque  castello  super  vestigia  paterni  praesidii 
in  monte  Tauno  expeditum  exercitum  in  Chattos  rapit  etc.:  «(Germanicus)  errichtete  ein 
Kastell  auf  den  Resten  des  von  seinem  V^ater  (Drusus)  auf  dem  Taunusgebirge  befestigten 
Platzes  und  eilte  mit  dem  gepäckledigen  Heere  ins  Land  der  Chatten  etc.» 


5G  5^u>*  Goschichte  der  Saalburg  in  Römerzeit. 

Wie  dieser  Feldherr  vom  Niederrlieine  aus  das  Kastell  Aliso  weit  nach 
Osten  gegen  die  Sigambrer  vorschob,  so  erbaute  er  auch  bei  den  Mattiaken 
unfern  des  Rheines  ein  Kastell  gegen  die  Chatten  [Dio  Cassius  54,  33),  von 
welchem  Tacitus  sagt,  daß  es  auf  dem  Taunusgebirge  gelegen  habe,  und 
dies  ist  möglicherweise  dasselbe,  das  Ptolcmüus  «Artaunon»'^)  nennt. 

Wenn  die  römischen  Schriftsteller  von  Siegen  sprechen,  so  wissen  wir 
aus  den  Brand-  und  Schuttlagen,  die  in  dem  Kastell  Saalburg  übereinander 
geschichtet  sind,  daß  dazwischen  ebensoviele  Niederlagen,  ebensoviele  Zer- 
störungen der  Grenzvesten  einzuschalten  sind. 

Zumal  muß  eine  solche  in  einem  siegreichen  Aufstand  ums  Jahr  70 
dem  wilden  Anstürme  vorausgegangen  sein,  in  welchem  ein  Haufe  von  Usi- 
petern,  Mattiaken  und  Chatten  es  unternahm,  Mainz  zu  überfallen.  Es 
war  der  Bataveraufstand  unter  Civilis,  der  in  stammverwandtem  Zorn  auch 
hier  aufloderte.  Um  so  fester  wurden  nach  Unterdrückung  desselben  die 
Mattiaken  gekettet;  vielleicht  sagen  wir  besser:  um  so  fester  wurden  ihre 
Interessen  mit  denen  der  Römer  verbunden.  Denn  um  diese  Zeit  scheint  es 
gewesen  zu  sein,  daß  in  dem  Main-Taunuslande  zwei  Civitäten  —  zwei  Ge- 
meindewesen —  gegründet  wurden:  Die  civitas  Taunensium  und  die  civitas 
Mattiacorum,  welche  etwa  da,  wo  die  Nied  in  den  Main  mündet,  sich  be- 
grenzten und  zu  ihren  Mittelpunkten  den  «Novus  Viciis>->  bei  Heddernheim 
und  das  CasteUum  Mattiacorum,  Kastei  gegenüber  Mainz,  ausbildeten.  Auch 
mögen  damals  die  Mattiakischen  Kohorten  gegründet  worden  sein,  welche 
zwar  nicht  in  hiesiger  Gegend  stationiert  waren,  ihr  Dasein  aber  an  der 
unteren  Donau  verewigt  haben,  nämlich  in  einem  Militärdiplome  aus  dem  Jahre 
134  und  in  der  Notitia  Imperii,  wonach  sie  noch  im  5.  Jahrhundert,  als  ihr 
Land  schon  längst  nicht  mehr  in  den  Händen  der  Römer  war,  diesen  noch 
als  Soldtruppen  dienten.  Um  die  für  die  römischen  Sitten  und  Interessen 
gewonnenen  Mattiaken  von  ihren  wilden  Stammesbrüdern,  den  Chatten,  zu 
trennen,  wurde  schon  Ende  des  ersten  Jahrhunderts,  wahrscheinlich  unter 
Domitian,  die  Grenze  gegen  diese  gezogen.  Unter  der  Regierung  Hadrians 
(117 — 138)  folgte  ein  langer  Friede,  während  dessen,  auch  wenn  die  Geschichts- 
quellen reichlicher  flössen,  wir  wohl  von  keiner  Zerstörung  unseres  Kastells 
zu  melden  hätten,  im  Gegenteil  glauben  wir,  daß  in  jener  Friedenszeit  die 
Bauten  ausgeführt  wurden,  deren  Reste  uns  vor  den  Thoren  des  Kastells 
noch  erhalten  sind.  Die  Truppenteile,  welche  bei  diesen  Bauten  mitgewirkt, 
haben  sich  in  den  Stempeln  der  dort  verwendeten  Ziegel  genannt.  Es  sind 
die  8.  und  22.  Legion,  die  nach  dem  Bataverkrieg  in  unser  Land  gekommeri 


^•)  Die  Ansicht,  daß  Artaunon  die  Saalburg  sei,  hat  schon  von  Cohansen  selbst  später 
aufgegeben,  sie  läßt  sich  auch  vorläufig  durch  nichts  stützen.  Becker  dachte  an  Heddern- 
heim (Aretaunon  =  vor  der  Höhe),  Seiffert  an  den  Altkönig,  und  ich  habe  neuerdings  mit 
einiger  Wahrscheinlichkeit  darunter  das  Kastell  Ziigmantel  vermutet  (Limesblatt  Nr.  16). 
Über  die  vielen  Erklärungsversuche  vergl.  Nassauer  Annalen  XI.  1871,  p.  328  ff.;  Becker, 
Bonn.  Jahrb.  LXVI,  p.  1—20;  und  Hammeran:  Urgeschichte  von  Frankfurt  a.  M.  und 
Taunusgegend.     1882. 


Zur  Geschichte  der  Saalburg  in  Römerzeit.  57 

sind  und  am  ganzen  Taunus  entlang  ihre  Bauthätigkeit  entfalteten.  Da  beide 
Legionen  gewiß  nicht  durcheinander  gemischt  hier  standen,  so  müssen  zwischen 
ihnen  eine  oder  mehrere  Dislokationen  stattgefunden  haben,  deren  Zeitpunkt 
zu  kennen  für  die  Zeitstellung  der  Bauten,  die  ihre  Stempel  tragen,  von  Inter- 
esse wäre;  bis  jetzt  sind  wir  aber  noch  nicht  im  Stande  zu  sagen,  welche 
der  beiden  Legionen  früher,  und  welche  später  in  der  Saalburg  und  in  den 
betreffenden  Orten  gestanden  hat,'  zweifeln  aber  nicht,  daß  glückliche  Funde 
und  sorgfältige  Aufzeichnungen  zur  Entscheidung  dieser  Frage  führen  werden^^). 

Während  des  langen  Friedens  unter  den  Antoninen,  in  dem  sich  die 
Bürgerliche  Niederlassung  um  die  Saalburg  ausbreitete,  und  zwar  mit  größter 
Wahrscheinlichkeit  in  dem  Jahre  139,  wurde  der  dem  Kaiser  Äntoninus  Phis 
gewidmete  Denkstein  ^^)  auf  der  Saalburg  aufgestellt.  Zu  einer  unbekannten 
Zeit  verstümmelt,  wurde  er  später  zu  Nützlichkeits bauten  verwendet.  Diese 
Friedenszeit  endigte  mit  dem  Jahre  167.  Wenn  es  damals  den  Chatten  ein- 
fallen konnte,  in  Obergermanien  und  Rätien  einzubrechen,  so  mußten  hierbei 
die  in  ihrer  rechten  Flanke  liegenden,  von  den  Römern  besessenen  Land- 
schaften längs  des  Taunus  und  der  Wetterau  in  Mitleidenschaft  gezogen 
worden  sein,  leidend,  wenn  sie  von  Truppen  entblößt  waren,  drohend  und 
eingreifend  auf  den  Vor-  und  Rückmarsch  der  Barbaren,  wenn  sie  eine  starke 
römische  Besatzung  hatten.  Und  in  der  That  scheint  dies  hier  der  Fall  und 
die  Aufgabe  des  Äufidius  Vidorinus  gewesen  zu  sein,  während  Didius  Jidianus, 
der  nachherige  Kaiser,  ihnen  von  Obergermanien  aus  entgegentrat. 

Mit  Commodus  (180  —  192)  begann  eine  Zeit  der  Wiederherstellung  der 
Heerstraßen  wie  der  festen  Plätze,  und  wenn  wir  deren  Spuren  an  der  Saal- 
burg auch  nicht  im  Einzelnen  nachweisen  können,  so  kann  sie  doch  auch 
hier  nicht  gefehlt  haben.  Auch  während  der  Regierung  seines  Nachfolgers, 
des  Septimius  Severus''^)  (193 — 211),  wurden  die  Feinde  von  der  römischen 
Grenze  fern  gehalten  und  die  friedliche  Entwicklung  innerhalb  derselben 
nicht  wesentlich  unterbrochen. 

Allmählich  aber  waren  an  die  Stelle  der  Chatten  die  Alemannen  ge- 
treten.   Caracalla  {2ii — 217).,  der  sich  viel  am  Rheine  aufhielt,  scheint,  wenn 

'2)  Nach  Niederschrift  dieser  Aufzeichnungen  fand  sich,  daß  die  Villa  (vergl.  den 
Abschnitt  IX.  3)  auf  einem  älteren  Bauwerk  errichtet  ist,  dessen  Mauern  gut  erhaltene 
Heizeinrichtungen  umschließen.  Die  dort  gefundenen  Heizkacheln  tragen  alle  den  Stempel 
der  22.  Legion;  nach  Zeichnung  und  Ausführung  gehören  sie  der  ältesten  Zeit  an  (Taf. 
LXXV,  Nr.  2  und  6),  dagegen  die  Ziegel  der  Hypokaustenpfeiler  mit  Stempeln  der  8.  Legion 
möglicherweise  derjenigen  des  eigentlichen  Villenbaus  (Taf.  LXXVIH,  Nr.  20  und  23).  Es 
läßt  sich  daraus  wohl  der  Schluß  ziehen,  daß  die  22.  Legion  früher  als  die  achte  an  der 
Saalburg  gebaut  hat.  Allerdings  braucht  sie  deshalb  nicht  früher  als  die  8.  Legion  die 
Besatzung  des  Kastells  gebildet  zu  haben,  da  nicht  erwiesen  ist,  daß  jede  Legion  die  an 
ihren  Bauten  vermauerten  Ziegel  auch  selbst  gebrannt  hat,  zumal  Centralwerkstätten  vor- 
handen waren  (vergl.  den  Abschnitt  über  die  Ziegel,  XI.  4.  c). 

")  Vergl.  den  Abschnitt  XIII.  2  «Inschriften»  A.  I.  3;  er  ist  das  älteste  Denkmal, 
das  überhaupt  bis  jetzt  am  ganzen  Limes  gefunden  ist. 

^*)  Dieser  Periode  gehören  mehrere  Inschriftsteine  an,  die  den  Namen  des  Kaisers 
Septimius  Severus  tragen;  vergl.  den  Abschnitt  XIII.  2  «Inschriften»,  A.  I.  1,  6  u.  viell.  8. 


58  Zar  Geschichte  der  Saalburg  in  Römerzeit. 

auch  nicht  so  siegreich,  wie  er  sich  gern  schmeicheln  Heß,  doch  nicht  oiine 
Glück  mit  ihnen  gekämpft  oder  verhandelt  zu  haben.  Ihn  und  vielleicht 
speziell  seinen  Aufenthalt  auf  der  Saalburg  nach  einer  siegreichen  Schlacht 
nahe  dem  Main  (prope  Moenum  Äurcl.  Victor  de  Caes.  21)  feiert  der  dem 
Jahre  212  angehörige  Stein '^),  den  die  IL  Kohorte  der  Räter,  die  damals  den 
Beinamen  Antoniniana  führte,  ihm  im  Kastell  oder  in  der  Nähe  desselben  ge- 
setzt hat,  und  der  jetzt  am  Schloßturme  von  Homburg  eingemauert  ist.  Mög- 
hcherweise  hat  Kaiser  CaracaUa  selbst  die  Saalburg  besucht  und  dort  ge- 
wohnt. Wenn  sein  Nachfolger  Heliogahal  218 — 222  in  Obergermanien  (bei 
Baden-Baden)  Zeit  zu  Wegbauten  gefunden  hat,  so  wird  auch  im  Main- 
lande Friede  geherrscht  haben  und  werden  bürgerliche  Bauten  ausgeführt 
worden  sein. 

Erst  zu  Ende  der  Regierung  des  Severus  Alexander  (223—235)  wird 
von  neuen  Einfällen  der  Alemannen  nach  Gallien  berichtet ;  und  wenn  dieser 
Kaiser  von  Mainz  aus,  ohne  den  Rhein  zu  überschreiten,  mit  diesem  Volke 
in  Unterhandlung  zu  treten  genötigt  war,  -eo  muß  das  Taunusland  und  mit 
ihm  seine  Kastelle  wohl  in  Feindeshand  gewesen  sein.  Wir  werden  also  auch 
auf  der  Saalburg  unter  den  vielen  nicht  speziell  zu  bezeichnenden  eine  Schicht 
von  Brandschutt  vor  uns  haben,  die  jene  Hand  damals  ausgestreut  hat. 

Durch  die  bei  Mainz  erfolgte  Ermordung  des  Severus  Alexander  trat 
Maximimis  Thrax  (235—237)  an  seine  Stelle,  überschritt  den  Rhein  und  warf 
die  Alemannen  zurück.  Daß  dies  mit  bleibendem  Erfolge  geschehen,  und 
daß  auch  die  Saalburg  damals  wieder  in  seinen  Besitz  kam,  ersehen  wir  dar- 
aus, daß  er  eine  von  Mainz  zu  den  Main- Kastellen  führende  Straße  mit 
Meilenzeigern  versehen  hat'^). 

Wir  wissen  aus  Vopiscus,  Aurelian  7,  daß  unter  Gordian  III.  (238 — 244) 
der  Tribun  und  nachmalige  Kaiser  Aurelian  bei  Mainz  mit  den  Franken  einen 
glücklichen  Kampf  bestand;  auch  scheint  aus  mehreren  Münzen  von  Philipjms 
Arahs  (244—249),  die  wir  bei  der  Saalburg  fanden,  sowie  aus  dem  Titel 
Germanicus  Maximus,  den  sich  dieser  Kaiser  und  sein  Sohn  beilegten,  hervor- 
zugehen, daß  auch  das  Kastell  sich  damals  noch  in  siegreichem  römischem 
Besitze  befand. 

Allein  die  steigende  Verwirrung  in  der  Regierung  des  römischen  Reiches 
steigerte  auch  di«  Thatenlust  der  Alemannen  und  Franken,  die  sich  am  Maine 
die  Hand  reichten  und  von  hier  aus  ihre  Einfälle  nach  Gallien  versuchten, 
zumal  dieses  Land  ihnen  vollkommen  offen  stand,  als  im  Jahre  253  Valerian 
mit  den  rheinischen  Legionen  nach  Rom  eilte.  Wenn  auch  Gallienus  von 
254 — 257  die  Rheingrenze  festhielt,  so  erkennen  wir  doch  aus  dieser  Angabe 
der  Schriftsteller,  daß  er  das  rechte  Rheinufer  sich  selbst  überlassen  mußte, 
und  daß  dies  mit  dem  Verluste  und  einer  neuen  Zerstörung  der  Saalburg 
gleichbedeutend  ist,  deren  Brandschutt  wir  vor  Augen  haben. 


")  Desgl.  Nr.  7. 

^*)  Vergl.  den   ina   Großh.  Museum   zu  Darrastadt   befindlichen,   im  Jahre    1833   bei 
Kleestadt  aufgefundenen  Meilenzeiger,  Brambach,  Corpus  inscriptionum  Rhenanarum  Nr.  1963. 


Zur  Geschichte  der  Saalburg  in  Römerzeit.  59 

Mit  Postumus  (258—267)  muß  diese  Veste  wieder  in  den  Besitz  der 
Römer  gekommen  sein  und  eine  Wiederherstellung  erfahren  haben,  da  von 
diesem  Kaiser  berichtet  wird,  er  habe  die  meisten  rechtsrheinischen  Besitzungen 
wieder  gewonnen,  ja  ihnen  eine  Ausdehnung  gegeben,  wie  kein  römischer 
Feldherr  vor  ihm  noch  nach  ihm;  insbesondere  wissen  wir  von  ihm,  daß  er 
während  7  Jahren  mehrere  Castra  auf  der  rechten  Rheinseite  (in  solo  barbarico) 
erbaut  hat.  Wurden  diese  auch  durch  einen  plötzlichen  Einfall  der  Germanen 
zerstört,  so  wurden  sie  doch  ebenso  rasch  durch  seinen  Nachfolger  Lollian 
wieder  in  den  früheren  Stand  gesetzt.  Den  Beweis  dafür,  daß  die  Thaten 
des  großen  Kaisers  auch  nach  diesem  noch  dessen  Nachfolgern  zu  gut  kamen, 
und  daß  jene  Nachricht  auch  auf  die  Saalburg  zu  beziehen  sein  dürfte,  könnte 
durch  eine  Münze  von  Claudius  Gothicus  (268—270),  welche  der  Boden  der 
Bürgerlichen  Niederlassung  uns  überhefert  hat,  bestätigt  werden"). 

Wenn  nach  der  Ermordung  Äurelians  (274)  die  Alemannen  und  die 
Franken  den  Rhein  überschritten  und  verheerend  in  Gallien  einfielen,  so  war 
Prohus  (276 — 282)  ganz  der  Mann,  das  alte  Ansehen  und  die  alten  Grenz- 
wehren gegen  die  Germanen,  wie  Vopiscus  berichtet,  wieder  herzustellen  und 
mußte  dies  auch  die  Saalburg  mit  umfaßt  haben.  Ziehen  wir  die  Münzfunde 
im  Kastelle  mit  zu  Rate,  so  ist  es  allerdings  möglich,  daß  jene  Münze  des 
Claudius  Gothicus  von  einer  Kastellbesatzung  unter  Prohus  dort  verloren  worden 
ist.  Allein  keine  Münze  aus  dem  Zeitraum  von  270  bis  282,  weder  von 
Äurelian,  Tetricus,  Tacitus  und  Florian,  geschweige  denn  von  Probus  — 
obschon  die  des  erst-  und  letztgenannten  im  Main-Taunuslande  nicht  zu  den 
Seltenheiten  gehören  —  steigert  diese  Möglichkeit  zur  Wahrscheinlichkeit. 
Trotzdem  wissen  wir,  daß  Prohus  die  Alemannen  über  den  Neckar  zurück- 
gedrängt hat,  und  Alles  spricht  dafür,  daß  er  den  Vormarsch  von  Mainz 
aus  unternommen,  indem  er  hier  den  Rhein  und  etwa  bei  Schwanheim 
den  Main  überschritten,  dann  die  zwischen  diesem  Flusse  und  dem  Neckar 
wohnenden  Alemannen  geschlagen  und  über  letzteren  zurückgeworfen  habe. 
Man  könnte  darauf  die  Vermutung  stützen,  daß  das  rechte  Mainufer  in 
seiner  Hand  gewesen  und  durch  den  Pfahlgraben  mit  seinen  Kastellen  auf 
dem  Taunus  gesichert  gewesen  sei.  Eine  gleiche  Vermutung  wird  durch  den 
Antritt  des  Feldzugs  angeregt,  in  welchem  Maximian  287  die  Alemannen 
zwischen  der  oberen  Donau  und  dem  Rheine  niederschlug.  Auch  hier  könnte 
man  nur  im  Besitze  der  Taunuskastelle  eine  strategisch  geforderte  Rücken- 
deckung suchen,  allein  je  mehr  Voraussetzungen  man  an  Stelle  der  mangeln- 
den Überlieferungen  aufeinanderzubauen  versucht,  desto  unsicherer  werden 
die  zu  höchst  aufgegipfelten. 

Nur  das  ist  gewiß,  daß  das  Taunusland  allmähhch  ein  für  die  Römer 
sehr  unsicherer  Besitz  geworden  war,  und  wenn  auch  seine  Bewohner  durch 
ihre  Kultur  und  durch  die  schützende  Hand  der  Römer  noch  lange  an  sie 
gebunden  waren,   so  waren  sie  doch  allmählich  so  sehr  mit  alemannischen 


")  Vergl.  hierüber  die  «Schlußbetrachtung»  in  dem  Abschnitte  XIII.  3  «Die  Münzen», 
ferner  die  Abschnitte  VIII.  1  und  IX.  1. 


QQ  Zur  Geschichte  der  Saal  bürg  in  Kömerzeit. 

Elementen  vermischt  worden,  daß  die  Grenze  des  Römerreichs  nicht  mehr  in 
dem  Pfalilgraben  und  seinen  Kastellen,  sondern  in  den  Ufern  des  Rheines 
selbst  festgehalten  werden  mußte. 

Nachdem  wir  so  oft  den  Verlust  der  Saalburg  berichtet  haben,  können 
wir  doch  nicht  angeben,  wann  er  zum  letzten  Male  stattgehabt  hat.  Längst 
verloren  war  die  ganze  rechte  Rheinseite,  als  Constantius  im  Jahre  356  den 
späteren  Kaiser  Julian  nach  Gallien  sandte.  Nachdem  dieser  siegreiche  Feld- 
herr die  Alemannen  bei  Straßburg  geschlagen,  überschritt  er  bei  Mainz  den 
Rhein  und  drang  auf  dem  ihm  schon  von  Prohus  und  3Iaximianus  vorgezeich- 
neten Wege  in  das  von  den  Alemannen  zwischen  Main  und  Neckar  bewohnte 
Land;  schon  im  darauffolgenden  Jahre  358  war  er  genötigt,  dasselbe 
abermals  zu  thun,  beide  Male  jedoch  wohl  ohne  die  Rückendeckung  durch 
die,  wie  wir  glauben,  längst  in  Trümmern  liegenden  Pfahlgraben-Kastelle. 
Aus  den  Kämpfen  und  mehr  noch  aus  den  Verhandlungen,  welche  zwischen 
Valentininn  und  Mucrian,  dem  Könige  des  alemannischen  Stammes  der  Buccino- 
banten,  in  den  Jahren  371  und  374  stattfanden,  ersehen  wir,  daß  an  einen 
Besitz  der  Taunus-Kastelle,  insbesondere  der  Saalburg,  schon  längst  nicht 
mehr  gedacht  werden  konnte. 

Wenn  die  letzte  Herstellung  der  Saalburg  wirklich  unter  Prohus  statt- 
gefunden hatte,  so  hat  jedenfalls  nach  seinem  Tode  ihre  letzte  Zerstörung  nicht 
mehr  bis  zum  Ende  des  dritten  Jahrhunderts  auf  sich  warten  lassen.  Den 
Alemannen  war  die  Saalburg  kein  wünschenswerter  Besitz ;  nichts  weist  darauf 
hin,  daß  sie  sich  dort  niedergelassen  oder  auch  nur  vorübergehend  da  ge- 
haust hätten.  In  jenen  Zeiten,  da  Rom  dieses  Taunusland  nicht  mehr  schützen 
konnte  und  die  plündernden  Feinde  nicht  mehr  über  das  Gebirge,  sondern 
von  Süden  her  eindrangen,  hatte  der  Pfahlgraben  seinen  Wert  verloren.  Die 
Bevölkerung  der  Ebene  floh  ins  Gebirge,  versteckte  sich  mit  ihrer  Habe  in 
den  Wäldern  und  bereitete  sich  dort  in  den  Wallburgen  geräumige  und  ver- 
teidigungsföhige  Zufluchtsorte;  dazu  eignete  sich  durchaus  nicht  die  an  der 
Heerstraße,  in  einem  nicht  zu  vermeidenden  Passe  gelegene  Saalburg,  deren 
Verteidigung  nach  keiner  Seite  durch  natürliche  Hindernisse  erleichtert  war. 
Nur  eine  Zeit  giebt  es,  wo  die  alemannische  Bevölkerung,  wenn  sie  nach 
römischer  Kriegskunst  organisiert  und  geschult  gewesen  wäre,  die  Front  des 
Pfahlgrabens  und  seiner  Kastelle  wieder  hätte  aufnehmen  und  ausnutzen 
können.  Es  ist  dies  die  Zeit,  wo  die  Alemannen  durch  die  die  Lahn  hinab- 
ziehenden Ostfranken  aus  Seitenthälern  dieses  Flusses  verdrängt  worden 
waren  und  die  Ereignisse  herannahten,  durch  welche  sie  von  Chlodwig 
für  immer  über  den  Main  geworfen  wurden.  Allein  nichts  derart  deutet 
auf  eine  solche  spätere  Sperrung  der  an  der  Saalburg  vorüberziehenden 
Wege.  Wald  und  Waldgras  deckte  allmählich  die  noch  vor  kurzem 
rauchenden  Trümmer,  die,  wo  sie  höher  aufragten,  auch  bald  unter  dem 
wuchernden  Gesträuche  ihr  Grab  fanden.  Wir  hören  während  des  ganzen 
Mittelalters  nichts  von  ihnen,  nur  der  Name  hat  sich  erhalten  oder  vielleicht 
damals  gebildet.» 


Zur  Geschichte  der  Saalburg  in  Römerzeit.  Q\ 

In  den  vorstehend  zum  Abdruck  gelangten  Darlegungen  hat  von  Cohausen 
schon  auf  die  vielen  Schuttlagen  im  Kastell  hingewiesen;  auch  die  seit  jener 
Zeit  ausgeführten  Grabungen  haben  ergeben,  daß  außer  den  Erweiterungs- 
bauten auch  Zerstörungen  und  Wiederaufbau  mannigfacher  Art  in  und  vor 
dem  Kastelle  vorgekommen  sind,  letzterer  vornehmlich  infolge  vorausgegangener 
Verwüstung  durch  Brand.  Allerdings  ist  nicht  festzustellen,  ob  dieser  ledig- 
lich durch  den  Feind  angefacht  wurde,  oder  ob  er  gelegentlich  auch  auf  ein 
Verschulden  der  Besatzung  zurückzuführen  ist.  Sei  dem,  wie  ihm  wolle:  Die 
Brandschäden  sprechen  beredter  als  manche  Inschrift,  sie  erzählen  uns,  daß 
die  Saalburg  wechselnde  Schicksale  durchgemacht,  daß  viele  Geschlechter 
dort  gelebt  und  in  den  mannigfachen  Gräbern  ihre  Ruhe  gefunden  haben, 
und  wohl  mag  Manches  von  dem,  was  uns  in  den  alten  Schriftstellern  von 
den  Kämpfen  der  Germanen  und  Römer  erzählt  wird,  auf  die  Saalburg  zu 
beziehen  sein. 

Ein  greifbarer  Anhaltspunkt  zur  Beurteilung  der  geschichtlichen  Ver- 
hältnisse hat  sich  uns  durch  die  im  Jahre  1894  erfolgte  Auffindung  eines 
älteren  Kastells  geboten.  Dasselbe  liegt  im  Bereiche  der  späteren  großen  An- 
lage (Tafel  IV)  und  kann  wohl  als  «Erdkastell»  bezeichnet  werden,  dessen  tiefe 
Spitzgräben  heute  noch  im  Boden  verdeckt  liegen  (Fig.  14).  Letztere  wurden  nach 
Aufgabe  der  zu  klein  gewordeneu  und  nicht  genügend  befestigten  Anlage 
zugeworfen  und  mit  Steinen  überdeckt.  Hiermit  war  eine  Periode  abgeschlossen, 
die  wir  vielleicht  in  die  erste  Zeit  der  römischen  Okkupation  des  Taunus- 
gebietes setzen  dürfen.  An  und  unter  den  Mauern  des  jetzt  sichtbaren 
Kastells  finden  sich  bei  Durchgrabungen  des  inneren  Walles  außerdem  Mauer- 
reste, die  zweifellos  einer  späteren,  vielleicht  zweiten  Periode  angehören.  Leider 
wird  es  kaum  möglich  sein,  die  Größe  dieses  Kastells  festzustellen,  da  die 
Mauern  unter  dem  hohen  W^allgange  verdeckt  liegen  und  das  Steinmaterial 
größtenteils  zum  Bau  der  dritten  nachweisbaren  Anlage  verwendet  wurde; 
jedenfalls  ist  die  seithche  Ausdehnung  nicht  viel  kleiner  als  die  der  letzten 
Periode  gewesen.  Ganz  Analoges  hat  sich  am  Kastell  «Zugmantel»  gefunden 
(vergl.  Limesblatt  Nr.  16),  wo  sich  ebenfalls  drei  Perioden  herausstellten:  eine 
Erdperiode  und  zwei  Steinperioden.  Auch  die  zeitliche  Folge  dürfte  bei  der 
Saalburg  ungefähr  dieselbe  sein,  da  wir  auch  hier  für  das  Erdkastell  das 
erste  Jahrhundert  und  für  die  vollkommene  Befestigung  das  Ende  des  zweiten 
oder  den  Anfang  des  dritten  Jahrhunderts  anzunehmen  haben.  Das  dritte 
Zugmantel-Kastell  stammt,  nach  einer  dort  gefundenen  Inschrift  zu  schließen, 
wahrscheinlich  aus  der  Zeit  des  Kaisers  Severus  Alexander. 

Es  scheint  fast,  als  ob  die  meisten  Limeskastelle  im  Taunus  ursprüng- 
lich Erdkastelle  gewesen  seien,  die  je  nach  ihrer  Bedeutung  erweitert  und 
stärker  befestigt  wurden.  Andere  aber,  die  mit  der  Zeit  an  Bedeutung  ver- 
loren und  deshalb  eine  Erweiterung  und  Verstärkung  nicht  erfuhren,  mögen 
ganz  im  Erdboden  verschwunden  sein.  Auf  die  Einzelheiten  dieser  Anlagen 
werde  ich  bei  Besprechung  des  Kastells  im  Abschnitte  VIII.  zurückkommen. 


Fig.  5.    Unberührter  Teil  der  verschütteten  östlichen  Kastellmauer. 


vm. 

Das  Kastell. 

(Tafeln  I,  IV— XI,  XIII  und  Textßguren  5-16.) 


1.  Allgemeines. 

Ehe  wir  das  Kastell  in  seinen  Einzelheiten  betrachten,  ist  es  geboten, 
einige  allgemeine  Bemerkungen  vorauszuschicken,  die  zum  Teil  als  Er- 
gänzung des  vorigen  Kapitels  gelten  können.  Die  seitherige  Annahme,  die 
Saalburg  sei  bis  in  die  zweite  Hälfte  des  dritten  Jahrhunderts  im  Besitze  der 
Römer  gewesen,  ist  weder  durch  neue  Funde,  noch  sonstige  Wahrnehmungen 
widerlegt  worden.  Im  Gegenteil  haben  alle  daraufhin  angestellten  Unter- 
suchungen dies  noch  wahrscheinlicher  gemacht.  Nur  eins  dürfte  neu  sein, 
nämlich  daß  die  Bürgerliche  Niederlassung,  die  zu  einer  gewissen  Zeit  sehr 
umfangreich  und  von  großer  Bedeutung  war,  schon  früher  aufgegeben  wurde 
und  das  Kastell  mit  einigen  unmittelbar  davorliegenden  Bauten  allein  weiter 
bestanden  hat. 

Die  im  Kastell  in  den  jüngsten  Brandschichten  gefundenen  Münzen 
bestätigen  die  Anwesenheit  der  Römer  noch  nach  dem  Jahre  250.  Gerade 
die  Münzen  von  Scj^timius  Scverns  (193 — 211)  h\B  Philix>pus  Ärabs  {^^^ — 249) 


Das  Kastell.  63 

und  darunter  besonders  die  von  Gordianus  III.  (238 — 244)  wurden  so  zahl- 
reich in  den  aus  der  letzten  Zerstörung  noch  vorhandenen  baulichen  Über- 
resten und  in  dem  daselbst  liegenden  unberührten  Brandschutte  aufgefunden, 
daß  sich  nicht  daran  zweifeln  läßt,  die  spätesten  unter  ihnen  seien  kurz  vor 
oder  bei  den  letzten  Kämpfen  an  der  Saalburg  verloren  gegangen.  Sie  lagen 
nicht  tief,  manchmal  nur  20 — 30  cm  unter  der  Oberfläche  und  teils  zerstreut, 
teils  in  größerer  Anzahl  zusammen  (vergl.  den  Abschnitt  XIII,  3 :  «Die  Münzen»). 
Auf  den  im  Jahre  1872  vor  dem  Kastell  in  geringer  Tiefe  gefundenen  Silber- 
denar von  Claudius  Gothicus  (268 — 270)  ist  kein  besonderes  Gewicht  zu  legen, 
wie  es  oft  gescliehen,  da  seitdem  nicht  eine  einzige  Münze  aus  so  später 
Zeit  zu  Tage  gekommen  ist^^).  Sie  kann  auch  noch  nach  der  Aufgabe  des 
Kastells  durch  die  Römer  dort  verloren  gegangen  sein;  diese  Annahme  wird 
um  so  begreiflicher,  wenn  man  die  Fundstelle,  die  mit  einem  späteren,  nach 
dem  Überhöhischen  Gebiete  führendenWege  zusammenfällt,  in  Rechnung  zieht ''^). 
Auch  wird  dies  an  der  Beurteilung  der  Sachlage  wenig  ändern,  da  zwisclien 
den  Prägezeiten  der  anderen  Münzen  und  derjenigen  dieser  kaum  20  Jahre 
liegen.  Berücksichtigt  man  nämlich,  daß  mehrere  Jahre  darüber  hingingen, 
bis  neugeprägte  Münzen  in  den  germanischen  Provinzen  in  Umlauf  gesetzt 
wurden,  ferner,  daß  Münzen  lange  im  Kurs  blieben,  und  nimmt  man  dafür 
nur  eine  Frist  von  20—30  Jahren  an,  so  wird  man  nicht  fehl  gehen,  den 
Verlust  jener  Münzen  aus  der  ersten  Hälfte  des  dritten  Jahrhunderts  in  den 
Zeitraum  von  260—280  zu  setzen.  Hieraus  dürfte  der  Schluß  gezogen  werden 
können,  daß  die  Römer,  wie  dies  auch  in  dem  vorigen  Abschnitte  gesagt  ist, 
etwa  um  das  Jahr  280  noch  im  Besitze  der  Saalburg  waren. 

Für  die  Wetterau,  wie  überhaupt  für  das  Maingebiet  und  das  rechts- 
rheinische Land  wird  diese  Zeit  auch  aus  datierten  Inschriften  angenommene*^), 
und  es  unterliegt  kaum  einem  Zweifel,  daß,  solange  die  Römer  im  Maingebiete 
herrschten,  sie  auch  die  Saalburg  behaupten  mußten;  das  Eine  ist  ohne  das 
Andere  nicht  denkbar. 

Wenn  wir  nun  auch  über  das  Ende  der  Saalburg  annähernd  gut  unter- 
richtet sind,  so  gilt  das  doch  nicht  für  ihre  Entstehung.  Wir  haben  zwar 
seit  der  Auffindung  eines  alten  Kastells  im  Jahre  1894  eine  bessere  Grund- 
lage zur  Beurteilung  dieser  Frage  gewonnen,  aber  weitere  positive  Anhalts- 
punkte damit  nicht  gefunden.  Gleichwohl  geben  auch  hierüber  die  Münz- 
funde einigen  Aufschluß. 

Fassen  wir  zunächst  die  auf  uns  gekommenen  Überreste  der  letzten 
Periode  ins  Auge,  so  finden  wir  die  Umfassungsmauern  des  Kastells  nebst 
dem  inneren  Wallgange  gut  erhalten.    Abgesehen  von  der  südöstlichen  Ecke, 


'8)  Vergl.  Abschnitt  XIIT,  3:  «Die  Münzen»,  Schlußbetrachtuug. 

^8)  An  den  Hoinburger  Salzquellen,  die  kaum  7  km  von  der  Saalburg  entfernt  liegen, 
und  die  wohl  auch  nicht  länger  als  diese  in  römischem  Besitze  waren,  sind  römische  Münzen 
aus  dem  4.  Jahrhundert  gefunden  worden. 

80)  Vergl.  Dr.  A.  Hammeran,  Urgeschichte  von  Frankfurt  am  Main  und  der  Taunus 
gegend.     S.  9-20. 


Q4  I^AB  Kastell. 

die,  wie  wir  schon  in  den  Vorbemerkungen  erwähnt  haben,  zerstört  wurde, 
sind  die  übrigen  Teile  bis  auf  Brüstung  und  Zinnen  heute  noch  unberüln-t 
vorhanden,  sodaß  über  diese  kein  Zweifel  bestehen  kann.  Sicherlich  ist 
dieses  Kastell  als  letzte  Neuanlage  zu  betrachten;  ob  aber  an  derselben  später 
nicht  Umbauten  und  Ausbesserungen  vorgenommen  worden  sind,  muß  dahin- 
gestellt bleiben.  Jedenfalls  besteht  die  Thatsache,  daß  es  auf  Brandschutt- 
lagen aufgebaut  ist  und  Mauern  aus  einer  früheren  Periode  unter  ihm  liegen. 
Ein  interessantes  und  wichtiges  Mittel  zur  Untersuchung  liefert  uns  der  an 
die  Umfassungsmauer  angelehnte  Wallgang,  der  an  vielen  Stellen  durch-  und 
umgegraben  wurde.  Das  Ergebnis  dieser  Arbeit  war  insofern  überraschend, 
als  sich  daraus  feststellen  ließ,  daß  die  zum  Walle  angeschüttete  Erde  sehr 
^^el  Brandschutt  enthält,  der  nur  von  früheren  Zerstörungen  und  Feuers- 
brünsten und  nicht  von  Herdasche  herrühren  kann.  Die  Wallanschüttung 
hat  nach  meiner  Berechnung  ungefähr  10000  cbm  Erde  erfordert,  von  der 
wohl  ein  Viertel  aus  Schutt  besteht,  der  mit  Kulturresten  und  Asche  ver- 
mengt ist.  Daß  dieser  nicht  lediglich  aus  früheren,  zerstörten  oder  aufgegebenen 
Kastellanlagen  entnommen  wurde,  läßt  sich  schon  daraus  erkennen,  daß  in 
demselben  Gegenstände  vorkamen,  die  sich  ursprünglich  in  der  Bürgerlichen 
Niederlassung  befunden  haben  müssen  und  nur  von  dort  aus  hingebracht 
sein  können.  Beispielsweise  sind  in  der  Wallauffüllung  Glasscheibenstücke 
gefunden  worden,  welche  an  Teile  von  Fensterscheiben  aus  einem  westlich 
vom  Kastell  ausgegrabenen  Hause  passen.  In  dem  Keller  des  letzteren  fanden 
sich  im  Zusammenstürze  mit  einer  Silbermünze  des  Septimius  Severus  fast 
drei  Vierteile  einer  größeren  Glasscheibe,  dazugehörige  Stücke  dagegen  im 
aufgeschütteten  Wallgange  des  Kastells.  Es  läßt  sich  ohne  allzuviel  Phantasie 
daraus  der  Schluß  ziehen,  daß  nach  der  Zerstörung  dieses  Hauses  ein  Auf- 
bau desselben  nicht  mehr  stattfand,  der  Keller  von  den  Römern  einfach  aus- 
gefüllt und  der  rings  umherliegende  Schutt,  in  dem  sich  noch  Glasscheiben 
befanden,  zur  Wallanschüttung  verwendet  wurde.  Daß  dies  vielfach  so  geschah, 
beweisen  auch  Bruchstücke  von  Gefäßen,  von  denen  einige  sich  ebenfalls  in 
den  Wallgängen,  andere  dazugehörige  außerhalb  vor  dem  Kastelle  fanden. 
Für  diese  Verwendung  des  Schuttes  sei  aus  zahlreichen  anderen  Beispielen 
dieser  Art  nur  noch  ein  weiteres  hier  angeführt:  Im  Peristyl  des  Prae- 
toriums  wurden  zahlreiche  Stücke  von  Bronze  gefunden,  darunter  der  Daumen 
einer  Statue  (Taf.  LXIV,  Nr.  8).  Da  sich  heute  noch  dort  ein  großes  Posta- 
ment aus  bearbeitetem  Sandstein  befindet,  so  nimmt  man  an,  daß  an  dieser 
Stelle  eine  Bronzestatue  von  mehr  als  Lebensgröße  gestanden  hat.  Daß 
dieses  Bildwerk  gewaltsam  zerstört  wurde,  geht  aus  den  dort  ausgegrabenen 
kleinen  Bruchstücken  hervor;  diese  sind  beim  Abräumen  und  Einebnen 
bei  der  Eile,  mit  der  solche  Arbeiten  zu  geschehen  pflegen,  in  den 
ausgeglichenen  Boden  gekommen;  andere  sind  jedoch  mit  dem  Schutt  zur 
Ausgleichung  an  andere  Stellen  gebracht  worden;  denn  nur  so  läßt  es  sich 
erklären,  daß  ein  Finger  (Taf.  LXIV,  Nr.  9),  der  nach  Material  und  Größe 
zu  derselben  Statue  gehörte,  in  der  Auffüllung  des  Walles   zu   finden   war. 


Das  Kastell.  05 

Ob  die  vielen  Scherben  von  gewöhnlichem  Thone  und  hauptsächHch  von 
Sigillatagefäßen,  die  dort  zu  Tage  treten,  immer  von  Zerstörungen  oder  von 
den  Hauslialtungsab fällen  herrühren,  ist  für  die  berührte  Frage  gleichgültig ;  beides 
beweist  eben,  daß  das  uns  erhalten  gebliebene  Kastell  in  einer  späteren  Zeit, 
der  schon  eine  längere  Kultur  vorausgegangen  sein  mußte,  errichtet  wurde. 
Werden  die  bei  den  Durchgrabungen  in  dieser  Wallaufschüttung  erhobenen 
Fundstücke  auf  ihre  Herstellungsweise  und  ihre  Entstehungszeit  geprüft,  so 
erhalten  wir  auch  Anhaltspunkte  für  die  Zeitbestimmung.  Das  weitaus 
wichtigste  Material  sind  auch  hier  wieder  die  Münzen ;  ich  ziehe  nur  diejenigen 
heran,  die  zweifellos  nur  bei  der  Aufschüttung  des  Walles  unter  denselben 
gekommen  sein  können,  solche  von  Antoninus  Pius,  Marc  Ätirel,  Faustina, 
Commodus,  Septimius  Severus  und  selbst  CaracaUa,  die  einen  Zeitraum  von 
79  Jahren  (138  —  217)  umfassen.  Es  würde  sich,  wenn  wir  die  Münze  von 
CaracaUa  als  bestinnnend  annehmen,  daraus  folgern  lassen,  daß  die  Errichtung 
oder  Neuherstellung  des  Walles  erst  nach  dem  Jahre  217  erfolgt  sein  kann. 
Bedenkt  man,  daß  die  meisten  Münzen  abgenutzt  mid  daher  schon  länger 
im  Gebrauche  waren,  und  zieht  man  das  oben  bei  der  Münze  von  Claudius 
GotJiicus  Gesagte  in  Betracht,  so  wird  man  nicht  ohne  Berechtigung  die  Vor- 
nahme einer  letzten  gründlichen  Wiederherstellung  des  Kastells  in  die  Zeit 
zwischen  220  und  230  verlegen  dürfen;  seine  eigentliche  Erbauung  liegt 
wohl  weiter  zurück.  In  dieser  Zeit  scheinen  mehrere  Limeskastelle  um- 
gebaut und  stärker  befestigt  worden  zu  sein;  am  Kastelle  «Zugmantel»,  das 
überhaupt  in  manchen  Punkten  Ähnlichkeit  mit  der  Saalburg  hat,  ist  es 
einer  datierten  Bauinschrift ^^)  nach  in  dem  Jahre  223  geschehen. 

Die  letzten  Wiederherstellungsarbeiten  an  der  Saalburg  müssen  nach  Allem, 
was  darauf  hinweist,  in  der  oberflächlichsten  Weise  ausgeführt  w^orden  sein. 
Maiv  nahm  sich  nicht  einmal  Zeit,  die  keilförmigen  Gewölbsteine,  die  früher 
an  den  Thoren  Verwendung  gefunden  hatten,  auszulesen,  sondern  verbrauchte 
sie  zur  Reparatur  der  Mauerbreschen  (vergl.  Taf.  XVIII,  Nr.  la.  a).  Alles 
dieses,  besonders  aber  der  w^egartig  überschotterte  Mittelpfeiler  der  Forta  decii- 
mana  zeigt,  daß  die  Konstruktion  der  Thore  in  der  letzten  Zeit  eine  andere 
geworden  war.  (Vergl.  den  dritten  Teil  dieses  Abschnittes  und  Figur  9.) 
Die  Thorwege  müssen  anfänglich,  was  später  nicht  mehr  der  Fall  war,  über- 
wölbt gewesen  sein;  die  vielen,  in  älteren  Brandlagen  gefundenen  Wölb- 
steine sprechen  deutlich  genug  dafür. 

In  den  Bauresten  des  Kastells  selbst  ist  uns  ein  noch  besseres  Beweis- 
material für  die  Zeitbestimmung  erhalten  geblieben,  als  es  die  Münzen  sind, 
nämlich  Bruchstücke  von  datierten  Inschriftsteinen.  So  fanden  sich  sech- 
zehn Postamentsteine  der  Säulenhalle  im  Praetoritcm,  die  jetzt  noch  an  Ort 
und  Stelle  liegen;  sie  gehörten  alle  zu  größeren  Denkmälern  und  Inschrift- 
steinen. An  denselben  ist  der  obere,  über  den  Boden  hervorragende  Teil 
umgearbeitet  und  mit  einem  Zapfenloche  versehen,  dagegen  sind  unten  Spuren 


*')  Vergl.  Brambach,  Corpus  inscriptionum  Bhenünarum  Nr.  1549. 
Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalbui:g. 


66  I>a8  Kastell. 

des  früheren  Aussehens  erhalten  gebheben.  Drei  solcher  Steine  ließen  sich 
zusammenstellen  und  lieferten  die  bis  jetzt  älteste  sicher  datierte  Inschrift 
von  dem  Kaiser  Antoninus  Pins  aus  dem  Jahre  139^^);  ein  weiteres,  ebenso  als 
Bruchstück  aufgefundenes  Inschriftstück,  das  ebenfalls  als  Sockel,  jedoch  in 
der  Praetenfura,  vermauert  war,  stammt  aus  der  Zeit  des  Septimius  Severus. 
Auch  diese  Steine  sprechen  dafür,  daß  das  Kastell  noch  in  später  Zeit 
einen  größeren  Umbau  erfahren  hat,  denn  es  ist  nicht  gut  denkbar,  daß  die 
Soldaten  ein  zu  Ehren  ihres  obersten  Kriegsherrn  errichtetes  Denkmal  während 
seiner  Herrschaft  wieder  zerstört  und  als  Baumaterial  verwendet  hätten.  Nur 
der  Fall  wäre  möglich,  daß  diese  Votivsteine  bei  einer  der  vielen  Zerstörungen 
der  Saalburg  von  den  Barbaren  zerschlagen  und  dann  aus  praktischen  Gründen 
so  verbraucht  worden  seien,  wie  wir  sie  gefunden  haben.  Außer  diesen 
wichtigen  Merkmalen  hat  sich  bei  den  Ausgrabungen  noch  ergeben,  daß 
überall  im  Kastelle,  wo  der  Spaten  eingesetzt  wurde,  in  verschiedenen  Tiefen 
Mauerreste  Hegen,  die  mit  den  heute  noch  sichtbaren,  über  dem  Boden 
stehenden  Mauern  in  keinerlei  Verbindung  zu  bringen  sind;  auf  Taf.  IV  ist 
ein  Teil  dieser  Spuren  schraffiert  eingezeichnet.  Schon  ihre  Lage  ließ  erkennen, 
daß  sie  einer  früheren  Periode  angehören  mußten.  Auch  die  öfters  über 
diesen  Mauern  liegende  Kiesschicht  führte  zu  der  Gewißheit,  daß  an  der- 
selben Stelle,  wo  sich  das  jetzige  Kastell  befindet,  Bauten  gestanden  haben, 
aber  man  war  sich  nicht  klar  darüber,  ob  diese  zur  früheren  Befestiguug  oder 
zu  einer  Bürgerlichen  Niederlassung  gehörten.  Erst  die  Durchgrabung  einer 
alten  Straße,  die  unter  der  Exerzierhalle  liegt,  und  die  man  früher  nicht  zer- 
stören wollte,  brachte  im  Sommer  1894  Aufklärung.  Unter  derselben  fand 
sich  nämlich  noch  aufgehäufter  Brandschutt  (Textfigur  14  Bb),  der,  wie  sich 
nach  seiner  vollständigen  Ausräumung  zeigte,  einen  in  den  Boden  ein- 
geschnittenen tiefen  Spitzgraben  enthielt.  Die  genaue  Verfolgung  desselben 
durch  sorgfältige  Einschnitte  ergab  bald,  daß  er  nur  der  Wallgraben  eines 
älteren  Kastells  sein  konnte.  Es  gelang  nunmehr,  den  Umfang  und  die  ge- 
nauen Maße  festzustellen,  und  es  ist  jetzt  kaum  noch  zu  bezweifeln,  daß  wir 
in  diesen  deutlichen  Spuren  das  ursprüngliche  Erdkastell  gefunden  haben. 
Dieses  Kastell  war  etwas  anders  orientiert  als  das  spätere  größere,  seine 
Achse  fällt  fast  mit  der  Nordlinie  zusammen.  (Vergl.  Taf.  IV,  Textfigur  14 
und  den  Teil  4  dieses  Abschnittes.) 

Das  Gebäude  im  Kastelle,  welches  seither  als  «Soldatenbad»  bezeichnet 
wurde  (Taf.  IV,  J,  K),  scheint,  da  es  mit  der  nunmehr  festgestellten  Achse  des 
Erdkastells  die  gleiche  Richtung  hat,  zu  diesem  gehört  zu  haben  und  die 
Villa  oder  das  Bad  der  ersten  Periode  gewesen  zu  sein.  Es  liegt  auf  der' 
Nordseite,  also  vor  dem  Kastelle,  und  ist  nur  durch  die  nach  Norden  erfolgte 
Vergrößerung  in  den  Bereich  des  letzten  Kastells  gekommen.  Die  Frage,  ob 
dieses  Gebäude  auch  später  noch  als  Bad  benutzt  oder  überhaupt  aufgegeben 
war,  soll  bei  der  Einzelbesprechung  erörtert  werden.   Jedenfalls  werden  noch 


82)  Siehe  den  Abschnitt  XIII.  2:  «Die  Inschriften»,  A.I.  3. 


Üas  Kasteir.  67 

manche  bisher  rätselhaften  Fundamente  durch  die  erfolgte  Auffindung  des 
schon  lange  vermuteten  alten  Kastells  aufgeklärt. 

Die  schon  im  vorigen  Abschnitte  besprochenen  Mauerreste,  die  teils  unter 
dem  Wall,  teils  unter  den  Umfassungsmauern  liegen,  können  wir  wohl  als 
die  Spuren  eines  Kastells  betrachten,  das  zeitlich  zwischen  dem  Erdkastelle 
und  der  letzten,  jetzt  noch  erhaltenen  Kastellanlage  bestanden  hat.  Es  lassen 
sich  daher  mit  ziemlicher  Sicherheit  drei  Perioden  nachweisen,  die  man  etwa 
folgendermaßen  bezeichnen  kann:  Erste  Periode  —  Erdkastell,  erstes  Jahr- 
hundert; zweite  Periode  —  vergrößertes  Steinkastell,  zweites  Jahrhundert; 
dritte  Periode  —  verstärktes  Steinkastell,  drittes  Jahrhundert.  Es  ist  hierbei 
natürlich  nur  von  den  großen  Umbauten  die  Rede;  von  kleinen,  unaufhör- 
lichen Wiederherstellungen  an  einzelnen  Teilen  geben  die  Trümmer  und  Brand- 
schichten beredtes  Zeugnis. 

HabeP^)  hat  bei  seinen  Untersuchungen  der  Saalburg  1854  ■ —  ohne  so 
sichere  Anhaltspunkte  zu  besitzen,  wie  sie  sich  uns  heute  bieten  —  auch 
schon  auf  drei  Hauptperioden  und  mehrere  dazwischenliegende  Zerstörungen 
hingewiesen.  Die  erste  Periode  scheint  dabei  auch  schon  Gebäude  außerhalb 
des  Kastells,  wie  das  oben  erwähnte  Soldatenbad  —  wenn  auch  vielleicht 
keine  eigentliche  Lagerstadt  — ,  gehabt  zu  haben. 

Die  Bürgerliche  Niederlassung,  die  wir  jetzt  als  solche  bezeichnen,  stammt 
aus  späterer  Zeit,  muß  aber  schon  vor  oder  mit  der  Errichtung  des  III.  Kastells 
als  eigentliche  Lagerstadt  aufgegeben  worden  sein.  Es  geschah  jedenfalls  zu 
einer  Zeit,  wo  die  Römer  bereits  zu  enge  mit  den  germanischen  Völkern  in 
Berührung  gekommen  waren  und  die  Germanen  aufgerüttelt  allmählich 
aggressiv  gegen  jene  vorgingen.  Damals  mußten  die  Kastelle  als  die  eigent- 
lichen Stützpunkte  stärker  befestigt  und  der  größeren  Besatzung  halber  ent- 
sprechend vergrößert  werden,  und  nur  rein  fortifikatorische  Interessen  in  den 
Vordergrund  treten.  Um  diese  Zeit  mögen  auch  den  Bewohnern  der  Lager- 
stadt die  beständigen  Angriffe  auf  die  Dauer  unerträglich  geworden  sein,  und 
für  diejenigen,  welche  nicht  unmittelbar  bei  den  Kämpfen  thätig  sein  mußten, 
war  die  Zeit  gekommen,  wo  sie  in  das  fruchtbare  Vorland  des  Taunus  hinab- 
stiegen, um  sich  ein  gesichertes  Heim  zu  gründen. 

Zwischen  der  südlichen  Ecke  und  dem  rechten  Prinzipalthore  der  Ost- 
seite des  Kastells  ist  der  ursprüngliche  Zustand  der  Verschüttung  der  Mauer 
und  ihrer  Überdeckung  mit  Waldboden  und  Gras,  wie  er  seit  Jahrhunderten 
gewesen,  noch  jetzt  (189ü)  unverändert  erhalten.  Figur  5  giebt  hiervon  ein 
Bild,  das  zugleich  zeigt,  wie  die  Saalburg  überhaupt  vor  ihrer  Ausgrabung 
ausgesehen  hat.  Figur  6  stellt  dagegen  die  nördlich  von  der  Porta  principalis 
dextra  gelegene  Kastellmauer  nach  der  Ausgrabung  dar. 

^ä)  Siehe  Anmerkung  31  und  Seite  11  ff. 


a* 


G8 


Das  Kastell. 


Fig.  6.    Freigelegter  Teil  der  östlichen  Kastellmauer. 


2.   Grundriß  und  Profile. 

Das  Kastell  bildet  ein  längliches  Viereck ;  seine  Längenachse,  gegen  den 
Feind  gerichtet,  weicht  etwa  15^/2 "  von  der  Nordlinie  westwärts  ab.  Von 
der  Außenflucht  seiner  Umfassungsmauern  gemessen,  ist  es  221,45  m  lang 
und  147,18  m  breit,  was  ein  Verhältnis  von  1 : 1 V2  ergiebt.  Wenn  das  Meter- 
maß in  römisches  Maß  umgewandelt  wird,  so  erhält  man,  bis  auf  wenige 
Centimeter  genau,  500:750  Fuß  oder  100:150  Passus®^).  Aus  diesem  Normal- 
maße ist  zu  entnehmen,  daß  die  Absteckung  von  Außenkante  zu  Außenkante 
der  Mauern  erfolgt  ist.  An  die  Kastellmauer  lehnt  sich  im  Inneren  der  Wall, 
der  durch  eine  sanfte  Böschung  zu  ersteigen  ist,  während  vor  der  Mauer  ein 
1  m  breiter  Pfad,  und  vor  diesem  ein  doppelter  Graben  herumzieht,  sodaß 
dessen  Außenrand  etwa  50  römische  Fuß  =  17  m  vor  der  Mauerflucht  liegt 
(Tafel  IX  und  X,  Fig.  I,  II,  lU). 

Bei  der  Wichtigkeit,  welche  das  Profil  für  das  Verständnis  der  römischen 
Befestigungs-  und  Verteidigungs weise  hat,  muß  ich  hier  näher  auf  dasselbe 
eingehen.  Wie  es  jetzt  vor  uns  liegt,  hat  der  Wall  durchschnittlich  die  Höhe 
der  Mauer  (1,90  bis  2,00  m)  —  die  jenseits  der  Via  principalis  an  der  Innen- 
seite noch  vollständig  erhalten  ist  —  und  wenn  wir  auf  ihn  anwenden,  was  bei 
den  Pfahlgrabenprofilen  bereits  gesagt  ist,  nämlich  daß  er  im  Laufe  der  siebzehn 


**)  Dr.  E.  Schulze,  Direktor  des  Progymnaeiums  in  Homburg,  hat  zuerst  auf  das 
Passusmaß  hiogewiesen,  Didaskalia  Nr.  24/3  1895.  Nach  F.  llultsch,  Griechisclie  und 
römische  Metrologie,  Berlin  1862,  hat  der  römische  Fuß  0,296  m,  der  Passus  (Doppelschritt) 
1,479  ni. 


Grundriß  und  Profile.  69 

Jahrhunderte  etwa  20  cm  an  seiner  Höhe  eingebüßt,  das  Niveau  des  Kastells 
sich  dagegen  durch  Schutt  und  Humus  höchstens  um  20  cm  erhöht  hat,  so 
betrug  die  ursprüngliche  Wallganghöhe  im  Durchschnitt  2,20  m.  Knapp^^) 
hat  im  Odenwalde,  wo  zu  Anfang  unseres  Jahrhunderts  die  Mauern  einiger 
Kastelle  noch  bis  zu  dem  Gesimse  aufrecht  standen,  bis  wohin  ohne  Zweifel 
auch  die  Wallhöhe  reichte,  diese  am  Kastelle  «Würzberg  i.  0.»  auf  1,88 — 2,51  m 
festgestellt.  In  Rom  ist  an  dem  im  Jahre  14  n.  Chr.  erbauten  Prätorianer- 
Lager  die  ursprüngliche  Höhe  der  Mauer  mit  den  Zinnen  vollständig  sichtbar 
erhalten,  weil  man  die  Offnungen  zugemauert  und  die  Mauer  zu  verschiedeneu 
Zeiten  zweimal  erhöht  hat,  und  zwar  in  einer  Weise,  daß  die  frühere  Kon- 
struktion leicht  zu  erkennen  blieb.  Auch  hier  ist  der  Wehrgang  hinter  den 
Zinnen  durch  ein  außen  vortretendes  Gesims,  das  aus  drei  flach  vorkragenden 
Ziegeln  besteht,  bezeichnet.  Es  liegt  3,76  m  über  einem  die  Zinnen  tragenden 
Bruchsteinfundamente,  welches  mit  der  einstigen  Erdoberfläche  in  gleicher 
Höhe  lag.  Berücksichtigt  man,  daß  die  Höhe  des  Wallgangs  und  die  davon 
abhängende  Mauerhöhe  dort  in  der  Nähe  einer  Stadt,  gegen  deren  Bevölkerung 
diese  Anlage  gerichtet  war,  und  in  welcher  Leitern  und  sonstiges  Sturmgerät 
zur  Hand  waren,  als  genügend  erschien,  so  darf  man  um  so  eher  annehmen, 
daß  bei  der  Saalburg,  wo  die  Verhältnisse  denen  im  Odenwalde  glichen,  eine 
Wallhöhe  von  2,20  m  ausgereicht  habe.  Es  mag  hierbei  darauf  hingewiesen 
werden,  daß  im  Praetorianerlager  an  die  Wallmauer  Soldatenwohnungen  kase- 
mattenartig angebaut  waren,  und  daß  deren  Decke  gleichzeitig  als  Wehrgang 
diente.  Damit  war  zugleich  eine  besondere  Versteifung  und  eine  erhöhte 
Standfestigkeit  der  Außenraauer  erzielt. 

Es  sind  diesseits  der  Alpen  keine  aus  der  Römerzeit  erhaltenen  Zinnen 
bekannt,  wir  müssen  daher,  um  uns  eine  richtige  Vorstellung  von  ihnen  zu 
machen,  auch  hier  auf  diejenigen  zurückgreifen,  die  sich  am  Castrum  prae- 
tor iense  in  Rom  erhalten  haben.  Nach  von  Cohansen,  der  im  Jahre  1857  dort 
die  Maße  genommen  hat,  beträgt  die  Brüstungshöhe  der  Zinnenöff'nungen 
83  cm  und  diejenige  der  Zinnenbergen  78  cm,  sodaß  die  ganze  Höhe  der 
Zinnenkrone  1,61  m  betragen  hat.  An  der  Aurehanischen  Mauer  in  Rom 
waren  die  Zinnenbergen  höher,  während  sie  zu  Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts 
auch  noch  sehr  niedrig  sind.  Die  sattelförmigen  Decksteine,  mit  denen  die 
Zinnen  der  Aurelianischen  Mauer  nach  oben  abschließen,  kommen  zwar  im 
Odenwalde  auch  vor,  doch  bestehen  hier  die  meisten  aus  einer  halbcylindrischen 
Grundform  von  70  cm  Durchmesser  und  geben  uns  zugleich  die  ungefähre 
Mauerstärke  an.  Diesen  Maßen  entsprechen  auch  die  Zinnendecksteine,  welche 
man  im  Graben  von  Heddernheim  fand;  sie  bilden  Halbcylinder  von  76  cm 
Durchmesser,  32  cm  Höhe  und  90  cm  Länge.  An  der  Saalburg,  und  zwar 
im  Graben  zwischen  dem  Dekuman-  und  dem  linken  Prinzipal thor,  fanden  sich 
gleichfalls  Decksteine,  allein  sie  hatten  nicht  die  halbcylindrische,  sondern  eine 


85)  J.  F.  Knapp,  Römische  Denkmale  des  Odenwaldes,  insbesondere  der  Grafschaft 
Erbach  und  Herrschaft  Breuberg.     2.  Aufl.   (Ed.  H.  E.  Scriba)  Darmstadt  1854. 


70 


Das  Kastell. 


etwa  einem  halben  Mansardendache  gleicliende  Gestalt  (Tafel  IX  und  X,  Fig.  IV), 
und  es  ist  wahrscheinlich,  daß  sie  nur  die  vordere  Kante  der  Zinnenbergen 
deckten  und  auf  der  Innenseite  hintermauert  waren.  Aus  dem  Umstände,  daß 
sich  in  dem  Graben  zwischen  der  Porta  pradoria  und  den  beiden  Prinzipalthoren 
kein  einziger  behauener  Deckstein  fand,  scheint  hervorzugehen,  daß  auf  dieser 
Strecke  die  Zinnen  wohl  nur  mit  rauhen  Bruchsteinplatten  bedeckt,  oder 
überhaupt  auch  solche  nicht  vorhanden  waren,  und  daß  ein  gewisser  Luxus, 
der  in  der  Anwendung  behauener  Decksteine  bestand,  nur  auf  den  mehr 
in  die  Augen  fallenden  Strecken  der  Paradeseite  zwischen  dem  Dekumanthore 
und  den  Prinzipalthoren  Platz  griff.  Hier  fanden  sich  bearbeitete  Basalte  von 
85  cm  Länge  und  zu  wiederholten  Malen  je  zwei  Steine  bei  einander  liegend 
vor,  welche  zusammen  eine  Länge  von  88  cm  hatten;  es  dürfte  sich  daher 
für  die  Größe  der  Zinnenbergen  eine  Normalbreite  von  ca.  88  cm  (drei  römisclie 
Fuß)  ergeben.  Die  Erbauung  des  Praetorianerlagers  und  die  der  Aurelianischen 
Mauer  Roms  fällt  ungefähr  in  denselben  Zeitraum,  in  welchem  die  Saalburg 
in  den  Händen  der  Römer  war,  oder  wenigstens  immer  wieder  in  deren  Be- 
sitz kam,  und  so  mag  auch  unser  Kastell  in  diesen  zwei  und  ein  halb  Jahr- 
hunderten den  Spruch,  daß  die  Kriegskunst  veränderHch  sei,  auf  sich  an- 
Avenden  lassen. 


Fig.  7.    Rekonftruktlon  der  Zinnen  an  der  Südweslecke. 


Die  Zinnenbergen  müssen,  um  ihrem  Zwecke  gemäß  einen  Mann  zu 
decken,  mindestens  65  cm  breit  sein  —  ich  nehme  für  die  Saalburg  88  cm 
an.  Die  Absicht,  von  jenen  Schutz  zu  erfahren,  spricht  sich  aber  noch  deut- 
licher  in  der  Breite  der  Zinnenöffnungen  aus.     Diese  beträgt  au  dem  Prae- 


Grundriß  und  Profile.  71^ 

torianerlager  ^n  Rom  2,82 — 3,44  m,  hat  also  eine  genügende  Breite  für 
3—4  Mann  in  Front.  An  dem  Aurelianischen  Auf  baue  ist  die  Zinnenöffnung 
aber  so  schmal,  daß  sie  nur  eben  für  einen  Mann  ausreichte.  Etwas  Ähn- 
hches  findet  sich  im  Mittelalter,  wo  die  Zinnenöffuungen  der  romanischen 
Zeit  breit  waren,  die  der  gotischen  aber  schmäler  wurden.  Man  wird  nicht 
fehlgehen,  wenn  man,  innerhalb  der  Grenzen  dessen  bleibend,  was  zur  Zeit 
der  kräftigen  Römerherrschaft  am  Rheine  gebräuchlich  war,  den  Zinnenbergen 
eine  Breite  von  88  cm  und  den  Offnungen  eine  Weite  von  2,42 — 2,82  m 
zuschreibt.  Jene  im  Graben  oder  auf  der  Berme^^)  gefundenen  Deckstein- 
platten lagen  etwa  2,24  m  auseinander.  Mit  Zugrundelegung  dieser  Fund- 
umstände ist  ein  Stück  Wallmauer  mit  Zinnen  an  der  südwestlichen  Ecke 
des  Kastells  im  Jahre  1885  wieder  hergestellt  worden,  das  auf  Figur  7  ab- 
gebildet ist. 

Für  die  Breite  des  Wehrgangs  auf  den  Mauern  verlangt  Vegetius  einen 
Raum,  der  es  ermöglicht,  daß  zwei  Bewaffnete  sich  ausweichen  können,  also 
mindestens  1,50  m.  Anders  ist  es  bei  den  Wallgängen  hinter  den  Mauern; 
für  ihre  Breite  beansprucht  Hygin  8  römische  Fuß  oder  2,36  m.  Der  AVall 
an  der  Saalburg  weist  auf  ein  oberes  Breitenmaß  von  3  m  hin,  und  die  innere 
Böschung  des  Walles  muß,  um  sie  leicht  ersteigen  zu  können,  bei  einer  inneren 
Höhe  des  Wallgangs  von  2,20  m  etwa  doppelte  Anlage,  also  eine  solche  von 
5  m,  haben;  sie  w^ar  durch  die  Wallstraße  begrenzt,  welche  aber  natürlich 
nicht  die  theoretische  Breite  der  Kriegsschriftsteller,  sondern  höchstens  eine 
solche  von  ca.  3 — 4  m  hatte.  Das  Maß  ist  allerdings  schwer  festzustellen, 
da  diese  Straße  nicht  gestückt,  sondern  nur  in  derselben  Weise  wie  die 
Flächen  im  Kastelle  mit  lehmigem  Sande  aufgefüllt  war.  Indessen  ist  der 
Raum  zwischen  dem  Wallanfange  und  den  Bauten  ein  größerer,  sodaß  man 
auch  für  die  Via  angularis  eine  größere  Breite  annehmen  könnte.  Der  Magazin- 
bau in  der  Eetentura  liegt  sogar  6  m  von  der  Wallwurzel  entfernt. 

Vor  der  Mauer  lief  eine  1  m  breite  Berme  her,  welche  teils  mit  platten- 
förmigen  Steinen  belegt,  teils  mit  kleinen  Steinen  gestückt  war. 

Von  den  beiden  spitz  zulaufenden  Gräben  hatte  der  der  Mauer  zunächst 
gelegene  eine  obere  Breite  von  8 — 8,75  m  und  eine  Tiefe  von  2,50 — 3  m, 
die  sich  ergiebt,  wenn  man  den  hineingestürzten  Mauerschutt  und  den  auf- 
geflößten Boden  bis  auf  den  gewachsenen  Grund  beseitigt.  Die  Gräben  des 
Erdkastells  an  der  Saalburg  sowohl  wie  am  Zugmantel  zeigten  ebenfalls  nach 
ihrer  Ausräumung  einen  vollständig  spitzen  Winkel,  der  sich  in  dem  festen 
Grunde  tadellos  erhalten  hatte. 


»8)  Mit  «Berme»  bezeichnet  man  in  der  Kriegsbaukunst  den  schmalen,  um  eine 
Festung  führenden  Gang  zwischen  Graben  und  Umfassungsmauer.  Sie  findet  sich  an  allen 
Limeskastellen  im  Taunus  und  ist  selten  über  einen  Meter  breit.  Die  Vorteile,  welche  sie 
gewährt,  sind  Erleichterung  der  Arbeit  beim  Bau  der  Brustwehr  und  bei  der  späteren  Er- 
haltung der  Mauer,  Vermeidung  des  Erddruckes  auf  die  Grabenböschung  und  Schutz  der 
Fundamente  gegen  Feuchtigkeit  und  Frost.  Der  Name  stammt  aus  dem  Französischen,  war 
aber  ursprünglich  ein  deutsches  Wort  und  hängt  mit  «Brame»  zusammen  {verbrämen:  mit 
einem  Rande  oder  Besätze  verzieren). 


72  i^as  Kaatell. 

Der  äußere  Graben  hatte  eine  obere  Breite  von  7 — 8  m  und  eine  Tiefe 
von  1,50 — 2,00  m.  Zwischen  ihm  und  dem  inneren  Graben  befand  sich  ein 
oben  seh  mal  zulaufender  Damra,  dessen  Scheitel,  wenn  wir  ihn  ergänzen, 
etwa  0,50  m  unter  der  Bermenhöhe  blieb.  Zur  Aufnahme  von  Wasser  waren 
die  Wallgräben  an  der  Saalburg  nicht  bestimmt,  da  einerseits  fließendes  Wasser 
für  diesen  Zweck  nicht  vorhanden  war,  andrerseits  aber  auch  die  Sohle  des 
Grabens  derart  im  Gefälle  liegt,  daß  sich  Wasser  in  ihm  nicht  hält,  sondern 
rasch  abfließt.  Eine  doppelte  Grabenanlage,  wie  mr  sie  hier  vor  uns  haben, 
hat  sich  meines  Wissens  an  anderen  Limeskastellen  nicht  gefunden. 

3.  Die  Thore  und  Ecken.") 

Auf  jeder  der  vier  Seiten  führt  ein  Thor  in  das  Kastell,  in  der  Mitte 
der  nach  dem  Feinde  gekehrten  kurzen  Seite  die  Porta  praetoria  (Taf.  IV,  A), 
dieser  entgegengesetzt,  dem  Inlande  zugewandt,  die  Porta  decumana  (B),  während 
die  Langseiten  durch  die  Porta  principdlis  dextra  (C)  und  sinistra  (D)  geöff'net 
sind.  Die  Seitenthore  liegen  nicht  in  der  Mitte,  sondern  weichen  genau  um 
zwei  Drittel  (der  Abstand  von  der  Praetorialseite  bis  zu  den  Thorachsen  be- 
trägt fast  genau  100  Passus  bei  150  Passus  ganzer  Seitenlänge)  von  der  An- 
gritt'sseite  zurück.  Die  Saalburg  macht  hierin  im  Gegensatze  zu  anderen 
Kastellen  eine  Ausnahme,  da  die  Thore  nach  dem  Schema  in  dem  ersten 
Drittel  liegen  sollen.  Diese  Abweichung  hat  immer  wieder  die  Annahme 
einer  schon  von  Krieg  von  Hochfdden  vermuteten  späteren  Vergrößerung  des 
Kastelies  nach  dem  Limes  zu  aufkommen  lassen,  doch  kann  dieselbe  durch 
nichts  begründet  werden.  Daß  in  der  zweiten  Periode  außer  an  den  Thoren 
noch  andere  Türme  längs  der  Umfassung  bestanden,  ist  nicht  ganz  aus- 
geschlossen; wenigstens  lassen  es  die  hinter  den  abgerundeten  Ecken  ge- 
fundenen Mauerreste  und  die  daselbst  unter  dem  Walle  aufgehäuften  Steine, 
auch  die  zwischen  der  Nordseite  und  den  Prinzipalthoren  bloßgelegten  Mauern 
vermuten  (Tafel  IV);  sie  sind  aber  bei  dem  auf  uns  gekommenen  Kastelle 
nicht  mehr  vorhanden  gewesen.  An  den  zunächst  der  Saalburg  gelegenen 
Limeskastellen  «Feldberg»  und  der  gleich  großen  «Alteburg»  bei  Heftrich 
sind  dagegen  an  den  Ecken  Türme  von  2,90:3,18  m  eingebaut.  Beim  Kastelle 
«Zugmantel»,  das  in  seinen  jüngsten  Anlagen  bezüglich  der  Bauzeit  der  dritten 
Periode  unserer  Saalburg  entspricht,  fehlen  sie;  auch  dort  sind  nur  Ver- 
stärkungen vorhanden. 

Gemeinsam  sind  allen  vier  Thoren  der  Saalburg  die  viereckigen  Räume 
zu  beiden  Seiten  des  Durchganges,  die  als  Türme  zu  erklären  sind.  Alle 
haben  auf  der  Rückseite  einen  ebenerdigen  Eingang.  Im  Übrigen  sind  sie 
keineswegs  nach  einem  einheitlichen  Plane  erbaut;  an  der  Porta  principalis 
sinistra  ist  sogar  der  rechte  Turm  0,45  m  breiter  als  der  linke,  eine  Abweichung, 
die  zu  bedeutend  ist,  um  als  Meßfehler  erklärt  werden  zu  können.   Die  Türme 

*')  Die  photographischen  Aufnahmen  zu  den  Textfiguren  8,  10,  12  und  13  verdanke 
ich  meinen  Nichten  F.  und  H.  Schleußner ;  sie  sind  im  Februar  1896  angefertigt  worden. 


Die  Thore  und  Ecken. 


73 


der  beiden  Prinzipalthore  treten  mit  ihrer  Außenfront  um  12  cm  vor  die 
Wallmauer  vor,  dagegen  sind  diejenigen  der  Porta  decumana  und  der  Porta 
praetoria  in  ihren  äußeren  Mauern  mit  der  Wallmauer  bündig  errichtet.  Der 
Turm  selbst  springt  in  das  Innere  des  Kastells  vor.  Ebenso  verschieden  als 
die  Einfahrtsbreiten  ist  die  Lage  der  Thoranschläge.  Die  Mauerstärken 
schwanken;  während  die  Wallmauer  eine  Dicke  von  1,90 — 2,10m  hat,  be- 
trägt ihre  Stärke  an  den  Türmen  nur  1,50 — 1,60  m  und  an  den  inneren 
drei  Seiten,  die  den  Turm  bilden,  sogar  nur  0,53 — 1,00  m.  Es  sind  dies 
aber  immer  noch  Abmessungen,  die  für  einen  ziemlich  hohen  massiven  Ober- 
bau genügen.  Auf  Tafel  VI  sind  die  Grundrisse  und  eine  Rekonstruktion 
der  Porta  decmnana  und  in  Fig.  11  diejenige  der  Porta  principalis  dextra  im 
Maßstabe  von  1:200  dargestellt. 


Fig.  8.    Porta  decumana,  von  innen  gesehen. 


Porta  decumana. 
Die  Porta  decumana  hat  wie  das  ganze  Kastell  mancherlei  Schicksale 
gehabt.  Sie  ist  mit  einem  Thorwege  von  8,22  m  Breite  auf  uns  gekommen. 
Eine  Straßenstückung  des  Einganges  hatte  bei  Hobel  den  Glauben  erweckt, 
als  sei  dies  die  wirkliche  Thorbreite,  sodaß  Krieg  von  Uochfelden  annehmen 
konnte,  daß  von  hier  aus  die  Ausfälle  stattgefunden  hätten,  wobei  er  aber 
übersah,  daß  diese  grundsätzlich  von  den  Seitenthoren  zu  geschehen  pflegten. 


74  ^M  Kastell. 

Rossfi  dagegen  erklärte  die  auffiillige  Breite  als  bedingt  durch  den  Aufmarsch 
des  Sukkurses,  der  in  Manipelfront  erfolgt  sei.  Eine  Durchgrabung  zeigte, 
daß  anfänglich  der  Eingang  in  zwei  Thorwege  geschieden  war;  es  fand  sich 
nämlich  unter  der  Stückung  das  wohlerhaltene  Fundament  eines  Mittelpfeilers 
von  1,50  m  Stärke  (Tafel  IV)  aus  einer  älteren  Periode.  Wenn  man  für 
diesen  gleiche  Fundamentvorsprünge  wie  bei  den  Türmen  (0,25  m)  annimmt, 
so  hatte  er  im  aufgehenden  Mauerwerke  eine  Dicke  von  1,00  m,  und  sein 
Hinterhaupt  lag  in  der  Flucht  des  westlichen  Thorturmes;  der  östliche  Turm 
tritt  0,30  m  weiter  in  das  Innere  des  Kastelies.  Sein  Vorderhaupt  scheint  in 
der  äußeren  FluchtHnie  der  Thore  gelegen  zu  haben,  wenngleich  sein  Funda- 
ment an  dieser  Stelle  durch  Abbruch  sehr  beschädigt  war.  Es  bleibt  zu 
beiden  Seiten  des  Mittelpfeilers  für  die  Thoröffnungen  eine  Breite  von  je 
3,61  m  (12  römische  Fuß),  welche  derjenigen  der  Prinzipalthore  (3,65  und 
3,75  m)  annähernd  gleichkommt.  Mitten  in  den  Eingängen  des  Dekuraan- 
thores  und  nicht  höher  als  der  abgebrochene  Mittelpfeiler  (Figur  9),  d.  h. 
0,70  ra  unter  der  jetzigen  Weghöhe,  fanden  sich  einige  große,  flachgelegte 
Steine,  die  man  als  Unterlage  der  früheren  Straße  wird  ansehen  können; 
wenigstens  hatten  sie  keine  bestimmt  ausgeprägte  Form,  die  auf  eine  andere 
Verwendung  schließen  ließe. 


Sc}inin  duKcVi  die  Porta  decumaua. 
Fig.  <». 

In  der  Textfigur  9  ist  ein  Schnitt  durch  den  Eingang  und  die  Thore 
nach  den  1872  stattgehabten  Ausgrabungen  dargestellt.  Derselbe  giebt  nicht 
allein  ein  Bild  der  Fundamentkonstruktion,  sondern  zeigt  uns  auch  am  besten 
die  Aufeinanderfolge  der  verschiedenen  Perioden.  Zur  Erklärung  der  Zeich- 
nung sei  mitgeteilt,  daß  i  den  gewachsenen  Grund,  n  älteren  Brandschutt 
und  Kohlen,  a  und  h  Reste  der  ersten  Straße,  c  Straßenstückung,  d  Be- 
schotterung mit  kleinen  Steinen,  c  spätere  Auffüllung  (Straßenausbesseruug), 
/■  Brandschutt  der  letzten  Zerstörung  und  Humus,  und  m  das  Fundament 
des  Mittelpfeilers  bedeuten.  In  dem  Durchschnitte,  der  Türme  bezeichnet  h 
die  Auffüllung  mit  Steinen  und  Schutt  und  g  den  gestampften  Fußboden. 
Es  tritt  hierbei  klar  hervor,  daß  die  Torta  decumana  ursprünglich  mit  einem 
Mittelpfeiler  hergestellt  war,  und  daß  nach  einer  Zerstörung  nur  die  Türme 
in  ihrem  Unterbau  beibehalten  wurden;  dagegen  ließ  man  die  Fundamente 
des  Mittelpfeilers  unbenutzt  liegen,  überdeckte  dieselben  und  befestigte  den 
Durchgang  mit  einer  Pflasterung.  Die  bei  diesen  Ausgrabungen  zu  Tage  ge- 
tretenen Funde  seien  schon  hier  deswegen  erwähnt,  weil  sie  das  in  diesem  Ab- 


Die  Thore  und  Ecken.  •      '  75 

schnitte  schon  oben  unter  «Allgemeines»  Gesagte  bestätigen.  Auf  dem  Pfeiler 
unter  der  Stückung  lag  ein  kleiner  Steinbickel  (Tafel  XXXIII,  Nr.  6),  daneben 
in  dem  Brandschutte  zwei  Schildgriffe  (Tafel  XXXX,  Nr.  2  und  3),  ein  Messer 
(Tafel  XXXVII,  Nr.  19),  ein  großer  Schiebeschlüssel  (Tafel  XXXXIV,  Nr.  5) 
und  verschiedene  Thornägel  mit  flachen  Köpfen.  Alle  diese  Eisensachen  waren 
gut  erhalten  und  beweisen,  daß  man  bei  einer  Wiederherstellung  sehr  eilig 
zu  Werke  gegangen  sein  muß,  sonst  hätte  man  den  Brandschutt  durchsucht 
und  die  hier  erwähnten  Gegenstände  wieder  benutzt.  Ein  weiterer  Fund, 
nämlich  Bruchstücke  einer  Statue  von  halber  Lebensgröße  aus  bläulichem 
Basalt  (Blaustein)  —  zwei  Unterschenkel  mit  verzierten  Beinschienen  und 
bloßen  Knien,  sowie  ein  Unterarm  (Taf.  XXV,  Nr.  6  und  6a)  —  giebt,  da 
diese  Teile  bei  einander  lagen,  der  Vermutung  Raum,  daß  das  Bildwerk,  dem 
sie  angehörten,  einst  dort  gestanden  habe,  vielleicht  auf  einem  Sockel,  dessen 
formloses  Fundament  (Taf.  A^I)  sich  vor  dem  Vorderhaupte  des  Pfeilers  fand^^). 
Es  scheint,  daß  in  der  Spätzeit  das  Thor  im  Mauerwerke  die  ganze 
Breite  von  8,22  m  einnahm,  aber  es  versteht  sich  von  selbst,  daß  diese 
Breite  nicht  offen  stand,  sondern  durch  Pallisaden  oder  sonstige  Holzrüstungen 
zu  einem  oder  zwei  normalen  Thorwegen  verengt  war  und  durch  Thorflügel 
geschlossen  werden  konnte.  Zu  der  Zeit,  als  die  Wegstückung  hergestellt 
wurde,  war  der  Übergang  über  den  Doppelgraben  vor  der  Forta  decumana 
durch  einen  Damm  ermöglicht  und  dieser  als  Weg  angelegt;  allein  in  der 
Dammschüttung  fanden  sich  einige  regelmäßig  behauene  Verblend-  und  vier- 
zehn Wölbsteine  aus  porösem  Basalt.  Diese  Zahl  erhöhte  sich  mit  den  in  der 
Nähe  des  Thores  und  besonders  in  dem  vorderen,  ebenfalls  ausgefüllt  gewesenen 
Graben  aufgefundenen  Steinen  derselben  Art  auf  dreißig.  Hieraus  läßt  sich 
nicht  allein  ein  ziemlich  sicherer  Schluß  auf  die  ehemalige  Konstruktion  des 
Thores  ziehen,  sondern  auch  beweisen,  daß  die  vor  den  Thoren  herziehenden 
Spitzgräben  einst  offen  standen  und  erst  nach  Zerstörung  eines  älteren  ge- 
wölbten Thores  ausgefüllt  worden  seien.  Auf  Grund  des  vorher  Gesagten 
habe  ich  eine  Rekonstruktion  versucht.  Darnach  mag  das  Bild  der  Porta 
decumana  ursprünglich  etwa  so  gewesen  sein  (Tafel  VI),  daß  zwischen  den 
beiden  viereckigen,  zwei  Stockwerke  hohen  Türmen  sich  zwei  Thore  wölbten, 
die  eine  Zinnenkrone  trugen,  deren  bedeckter  Wehrgang  die  oberen  Turm- 
kammern miteinander  verband,  die  vom  Wallgange  aus  durch  Treppen  zu  be- 
steigen waren;  vor  dem  Mittelpfeiler  wird  auf  einem  Sockel  eine  Statue  ge- 
standen haben.  Nach  den  dort  gefundenen,  schon  erwähnten  Stein-Bruchstücken 
ist  anzunehmen,  daß  dieses  Bildwerk  einen  Kaiser  darstellte.  In  der  späteren 
Zeit  waren  die  Thorwege  nicht  mehr  überwölbt,  sondern  nur  durch  Quer- 
hölzer verbunden,  die,  durch  Pfosten  unterstützt,  den  Anschlag  der  Thore 
bildeten  (vergl.  Fig.  12).  Auf  der  Trajanssäule  sind  solche  Konstruktionen 
dargestellt.      Dabei   war  eine    ähnliche  Einrichtung   wie  bei   den   mittelalter- 


**)  Zum  Vergleiche    kann    hier  auf  eine   Darstellung    der  Trajanssäule  hingewiesen 
werden,  wo  zwischen  einem  Thore  ein  Altar  erscheint,  auf  dem  eine  weibliche  Figur  opfert. 


76  I^as  Kastell. 

Hellen  Festungen  getrotten:  Entweder  lag  ein  starker  Holzbalken  über  der 
Thorött"nung,  der  an  seinen  Enden  Löcher  für  den  Thorpfosten  hatte, 
oder  es  waren  in  den  Ecken  nur  die  bekannten  Steine  mit  den  Löchern  für 
die  Pfosten  eingesetzt.  Auf  dem  Boden  Hefen  die  Pfosten  in  steinernen  oder 
eisernen  Pfannen ;  sie  selbst  waren  mit  einem  eisernen  Ringe  gegen  Abnutzung 
des  Holzes  gesichert;  solche  Ringe  sind  gefunden  worden.  Im  Inneren  des 
Turmes  mag  eine  Treppe  gewesen  sein,  doch  ist  es  auch  möglich,  daß  die 
oberen  Kammern  nur  vom  Walle  aus  zugängHch  waren. 

Auch  der  Erbauung  der  Türme  und  des  Mittelpfeilers  ist  eine  Zerstörung 
vorangegangen:  Die  Mauern  sind  in  ihren  Fundamentgruben  mit  Brandschutt 
hinterfüUt,  und  auch  der  Boden  hinter  der  Berme  vor  dem  linken  Turme  so- 
wie unter  der  östlichen  Ecke  des  östHchen  Turmes  besteht  aus  Brandschutt. 
Ob  diese  Schuttlagen  von  der  Aufgabe  oder  Zerstörung  des  Erdkastelles  oder 
des  ersten  Steinkastelles  herrühren,  ist  allerdings  nicht  nachzuweisen,  ist 
aber  auch  für  die  Sachlage  an  und  für  sich  gleichgültig;  das  Vorgefundene 
bestätigt  nur  das  schon  über  die  Kastellanlagen  im  Allgemeinen  Gesagte. 
Man  kann  auch  hier  mindestens  drei  Perioden  nachweisen  und  zwar: 

1.  Erbauung  eines  Kastells  und  einer  Porta  decumana  —  Zerstörung  der- 
selben (daher  der  Brandschutt  unter  den  Fundamenten  und  in  den 
Fundamentgruben  der  darauf  folgenden  neuen  Anlage). 

2.  Bau  der  Türme  und  des  Mittelpfeilers.  —  Zerstörung  derselben  und  ins- 
besondere des  Letzteren  ausschließlich  des  Fundaments.  Verblend- 
und  Gewölbsteine  rollten  in  den  Graben  und  blieben  in  der  Dammauf- 
schüttung liegen  oder  wurden  beim  Umbaue  anderswo  verwendet.  (In 
der  Wallmaucr  unterhalb  der  Porta principalis  sinistra :  Taf.  XVIII,  Nr.  la*.) 

3.  Wiederaufbau  der  Thortürme,  aber  nicht  des  Mittelpfeilers;  die  Weg- 
stückung  geht  über  denselben  hinweg.  Verengerung  des  Thores  durch 
Holzbauten.  —  Endgültige  Zerstörung.  Der  Brandschutt  in  dem  Thor- 
wege zeugt  dafür,  daß  der  letzte  Thoraufbau  von  Holz  war  und  durch 
Brand  zerstört  worden  ist,  sowie  daß  ein  weiterer  Aufbau  daselbst  nicht 
mehr  erfolgte. 

Erwähnt  sei  noch,  daß  bei  den  im  Jahre  1877  vorgenommenen  Her- 
stellungs-  und  Erhaltungsarbeiten  an  der  Saalburg  der  ursprüngliche  Mittel- 
pfeiler auf  den  alten  Spuren  über  den  Boden  geführt  und  auf  diese  Weise 
sichtbar  gemacht  wurde  (Fig.  8). 

Für  die  zeitliche  Folge  der  Zerstörungen  und  des  Wiederaufbaues  ist 
durch  die  Auffindung  einer  längere  Zeit  im  Verkehre  gewesenen  Bronzemünze 
von  Marc  Äurel  ein  Anhaltspunkt  gewonnen  worden;  dieselbe  lag  im  Brand- 
schutte unter  der  Wegstückung.  Auch  dieser  Fund  liefert  wieder  den  Beweis, 
daß  am  Ende  des  zweiten  oder  am  Anfange  des  dritten  Jahrhunderts  das 
Kastell  in  seiner  jetzigen  Gestalt  erbaut  oder  umgebaut  wurde. 

Berichtigend  ist  zu  bemerken,  daß  die  auf  Tafel  VI  im  Grundplane  der 
Porta  decumana  dargestellten  Einschnitte  in  Wallmauer  und  Mittelpfeiler  irr- 
tümlich eingezeichnet  worden  sind. 


Die  Thore  und  Ecken. 


77 


Fig.  10.    Porta  priucipalis  dextra,  vou  außen  gesehen. 


Porta  principalis  dextra. 

Auch  bei  diesem  wie  bei  dem  gegenüberliegenden  Thore  ist  festgestellt 
worden,  daß  es  öfters  Zerstörungen  erfahren  hat  und  Umbauten  und  Aus- 
besserungen an  ihm  vorgenommen  worden  sind.  An  der  Porta  principalis 
dextra,  und  zwar  besonders  an  den  äußeren  Ecken  und  den  Thoranschlägen, 
kamen  Hausteine  zur  Verwendung;  selbst  in  den  Fundamenten  sind  solche 
eingemauert.  Bei  den  Aufdeckungen  fanden  sich  nach  dem  Fundberichte  von 
Hobel  «auf  dem  gewachsenen  Grunde  eine  0,30  cm  starke  Schicht  vou  Steinen 
mit  Boden  gemischt;  darauf  lagen  15  cm  gebrannter  Lehm,  wahrscheinlich 
von  dem  Lehmstaakwerke  der  Balkendecke  herrührend,  von  deren  Holzwerk  die 
daraufliegenden  Kohlen  herstammen  mögen.  Es  folgten  5  cm  rot  gebrannter 
Lehm,  der  mutmaßlich  von  einem  Estrich,  der  den  Fußboden  des  oberen 
Stockwerkes  bedeckt  hat,  stammt;  darauf  Asche  und  Kohlen,  wohl  vom  Dache, 
welches  mit  Stroh,  Binsen  oder  Holz  bedeckt  war.»  Am  wahrscheinlichsten 
sind  Schindeln,  welche  später  besprochen  werden,  bei  den  Türmen  wie  bei 
den  übrigen  Bauten  als  Deckmaterial  anzunehmen. 

In  Figur  1 1  ist  der  Versuch  gemacht,  ein  Thor  mit  Türmen,  wie  solche 
in  der  letzten  Periode  gewesen  sein  mögen  und  zwar  mit  Zuhilfenahme  des 
Vorgefundenen  und  der  Darstellungen  auf  der  Trajanssäule,  zu  rekonstruieren. 
Ich  habe  den  oberen  Stock  der  Türme  niedrig  gehalten  und  den  linken  in 
Holzfach  werk,  den  rechten  in  Stein  hergestellt  gedacht;  beide  Konstruktions- 
arten sind  möglich.  Man  könnte  gegen  die  Verwendung  von  Holz  die  ge- 
ringere Festigkeit  und  größere  Feuergefährlichkeit  einwenden;  da  jedoch  die 
Dachbedeckung  ohnedies  aus  vergänglichem  und  brennbarem  Materiale  und 


78 


Das  Kastell. 


Fig.  11.    BekoDslrnktion  der  Porta  priucipalis  dextra. 

auch  die  Thore  aus  Holz  hergestellt  waren,  so  fällt  die  Verwendung  von  mehr 
oder  weniger  Holz  nicht  ins  Gewicht.  Als  Thorhöhe  sind  etwa  3  m  an- 
genommen, wodurch  die  nötige  Überbrückung  der  Thorölfnung,  die  nach  außen 
mit  einer  Holzbrüstung  versehen  ist,  um  etwa  0,70 — 0,80  m  über  das  Niveau 
des  Wallganges  zu  liegen  kommt.  Eine  solche  Einrichtung  bedingt  Treppen 
von  dem  Walle  nach  den  Turmkammern,  die  auf  dem  Bilde  in  punktierten 
Linien  bei  a  und  b  angegeben  sind.  Im  unteren  Stocke  waren,  wie  wir  aus  der  im 
Mauerwerke  sehr  hoch  erhaltenen  Forta  praetoria  wissen,  keine  Lichtöffnungen 
vorhanden,  doch  werden  solche  im  oberen  Stocke,  etwa  wie  gezeichnet,  in 
kleinen  Abmessungen  zum  Ausblicke  vorhanden  gewesen  sein.  Das  Thor  ist 
mit  einem  Rahmen  werke,  auf  welches  starke  Bohlen  aufgenagelt  sind,  gedacht; 
die  zahlreichen,  an  den  Thoren  gefundenen  eisernen  Nägel  mit  runden  Köpfen 
geben  uns  an  der  Stelle  ihrer  winkelrechten  Umbiegung  die  Stärke  des  Holzes 


Fig.  12.    Porta  i)riiicipiilis  sinisini,  von  außen  geselieu. 


Die  Thore  und  Ecken. 


79 


mit  etwa  8 — 10  cm  Dicke  an.  Der  Beschlag  des  Thores  bestand  in  Thor- 
pfanne und  Angel.  Die  Thorweite  beträgt  3,75  m,  die  lichten  Maße  der 
Turmkammern  2,88 : 3,20  m  und  2,88 : 3,25  m.  Die  Mauern  der  drei  inneren 
Seiten  haben  eine  Dicke  von  0,95—1,00  m.  Der  Anschlag  liegt  in  den  Wall- 
mauern, 1,20  m  von  der  Mauerflucht  zurück. 

Porta   principalis  sinistra. 

Fast  alles  über  das  rechte  Seitenthor  Gesagte  läßt  sich  auch  auf  das 
linke  anwenden ;  es  besteht  nur  hinsichtlich  der  Thoranschläge  ein  Unterschied. 
Die  Vorsprünge  (0,25 — 0,30  m),  welche  den  Thoranschlag  bilden,  liegen  hier- 
bei in  der  Flucht  der  inneren  Turmmauern.  Es  entsteht  somit  eine  Art 
Propiignaculum  von  5  m  Tiefe,  auf  das  auch  Krieg  von  Hochfelden  hinweist. 
Auch  die  Maße  weichen  etwas  ab.  Die  Thorbreite  beträgt  3,65  m,  die 
Turmkammern  haben  innere  Seitenlängen  von  2,90:3,43  und  3,35:3,45  m. 

Hahel,  der  dieses  Thor  ausgraben  ließ,  hat  schriftliche  Aufzeichnungen 
darüber  nicht  hinterlassen. 


Fig.  13.    Porta  praetoria,  von  innen  gesehen. 


Porta   praetoria. 
Die  Porta  praetoria  ist  das  am  meisten  bedrohte  und  infolgedessen  das 
schmälste   von  allen  Thoren.     Es  hat  eine  Weite  von  nur  3,22  m,  zwischen 


gO  Das  Kastell. 

den  Tlioransclilägen  sogar  von  nur  2,92  m.  Dieses  mehrfach  bei  den  Türmen 
vorkommende  Maß  entspricht  fast  genau  zehn  römisclien  Fuß  oder  zwei  Passus. 
Die  Anscliläge  liegen  auf  der  Außenseite  des  Thoreinganges,  und  da  die  beiden 
Türme  nicht  vorspringen,  in  der  Flucht  der  Wallmauer.  Bemerkenswert  sind 
die  an  den  Anschlägen  noch  vorhandenen  Sandsteinsockel.  Hinter  den  An- 
schlägen in  der  Mitte  des  Einganges  fand  sich  Mauerwerk  mit  einem  aus- 
gesparten, quadratischen  Loche  von  0,40  m  Seitenlänge,  welches  als  Rest  oder 
Spur  eines  senkrechten  Thorriegels  —  eines  Grendelbaumes  —  zu  deuten  ist. 
Auch  lief  zwischen  den  beiden  Thorpfeilern  eine  Fundamentmauer  durch, 
welche  vermutlich  der  Rest  einer  Zumauerung  ist,  die  dazu  diente,  das  Thor 
bei  einem  Angriffe  ganz  zu  vorschließen.  Ein  kräftiger  Verschluß  und  eine 
Verstrebung  war  an  diesem,  dem  Anstürme  am  meisten  ausgesetzten  Thore, 
welches  bei  der  Kriegsbereitschaft  ganz  kassiert  wurde,  vorzugsweise  erforder- 
lich. Es  fanden  sich  hier,  ebenso  wie  bei  den  zwei  Prinzipalthoren,  keine 
Anzeigen  dafür,  daß  es  jemals  gewölbt  gewesen  wäre,  denn  in  den  Brandlagen 
sind  nirgends  Gewolbsteine  zum  Vorscheine  gekommen.  Es  scheint  demnach, 
wie  schon  bei  der  Besprechung  der  Zinnen  gesagt  wurde,  daß  man  bezüglich 
der  architektonischen  Ausstattung  nur  der  nach  dem  Inlande  hin  gewendeten 
Hauptfront  eine  besondere  Aufmerksamkeit  geschenkt  hat.  Auffälliger  Weise 
sind  hier  an  der  gefährlichsten  Stelle  die  Mauerstärken  der  inneren  Turm- 
mauern  schwächer  als  bei  den  anderen  Thoren,  sie  schwanken  zwischen  0,53 
und  0,75  m.  Die  Turmkammern  sind  mehr  gestreckt,  sie  messen  2,40:3,55  m. 
Die  Eingänge  zu  denselben  haben  eine  Breite  von  1,15  m,  eine  Abmessung, 
die  mit  Ausnahme  der  Porta  decumana,  wo  sie  1,30  m  beträgt,  auch  bei  den 
übrigen  Thoren  eingehalten  wurde.  Noch  sei  angeführt,  daß  die  Böden  der 
Türme  nur  mit  einem  Lehmschlage  ausgestampft  waren,  und  daß  sich  nirgends 
Spuren  von  einem  Plattenbelage  gefunden  haben. 

Der  Graben  vor  der  Porta  praetoria  war  niemals,  wie  es  bei  den  anderen 
Thoren  in  der  .späteren  Römerzeit  wohl  geschehen  ist,  überdämmt,  sondern 
nniß  überbrückt  gewesen  sein,  wie  dies  auch  bei  den  anderen  Thoreingängen 
der  Saalburg  in  früherer  Zeit  sicher  der  Fall  gewesen  war.  Herkömmlich 
war  es  wohl  nicht,  denn  die  alten  Schriftsteller  erwähnen  anscheinend  keine 
Brücken  über  Kastellgräben.  Auch  die  zahlreichen,  oft  sehr  ins  Einzelne 
gehenden  Darstellungen  auf  der  Trajanssäule  deuten  nirgends  auf  eine  solche 
Grabenbrücke  hin.  Die  Verteidigung  der  Kastelle  war  eine  durchaus  aktive, 
durch  Ausfälle  bethätigte,  und  die  Thore  waren  so  stark  befestigt,  daß  sie 
den  kleinen  Zusatz  an  Verstärkung  durch  einen  Graben  nicht  erforderten. 
Der  Pons  suhlicius  in  Rom  war  zwar  zum  Abwerfen  eingerichtet,  indem  er 
keine  eisernen  Nägel  haben  durfte,  führte  aber  über  den  Tiber  und  nicht 
über  einen  Graben.  Auch  die  antiken,  mit  Mauer  und  Graben  umzogenen 
Städte  hatten  keine  Grabenbrücke,  wenn  nicht  ein  Fluß  zu  überbrücken  war. 

In  dem  Erdkastelle  des  Zugmantels  waren  die  Spitzgräben  durch  Dämme 
vor  den  Thoren  unterbrochen,  dagegen  an  den  beiden  später  errichteten  Stein- 
kastellen und   denjenigen  am  Feldberg  und  bei  Heftrich  war  dies  nicht  der 


Die  Thore  und  Ecken.  81 

Fall;  der  Graben  lief  durch,  und  es  müssen  zu  seiner  Überschreitung  Über- 
gänge dort  vorhanden  gewesen  sein.  Es  scheint  also,  daß  die  Römer  am 
Limes  im  zweiten  oder  dritten  Jahrhundert  von  ihrem  ursprüngliclien  Schema 
abgewichen  sind  und  die  Gräben  vor  den  Thoren  überbrückten.  Nach  den 
an  den  Thoren  des  Kastells  «Feldberg»  gefundenen  Steinunterlagen  zu  schließen, 
wird  diese  Überbrückung  in  dicht  nebeneinander  gelegten  Balken  bestanden 
haben.  An  Zugbrücken  ist  nicht  zu  denken,  auch  ist  im  Altertum  bei  der 
Erwähnung  von  Kastellbauten  nie  davon  die  Rede.  Diese  wurden  nur  in 
leichtester  Konstruktion  zur  Verbindung  der  Wehrgänge  bei  den  Mauertürmen 
oder  bei  Belagerungen  an  den  Wendeltürmen  angebracht.  Wären  an  der 
Saalburg  oder  den  anderen  Limeskastellen  Zugbrücken  vorhanden  gewesen, 
so  wären  sicher  Spuren  der  Aufhängung  zurückgeblieben;  es  sind  aber  nie- 
mals solche  oder  sonstige  eiserne  Beschläge,  die  dazu  doch  nötig  gewesen 
wären,  gefunden  worden.  Was  wir  finden,  sind  stets  Reste  von  Thoren,  deren 
vertikale  Pfosten  in  Pfannen  liefen. 

Ohne  den  späteren  Mitteilungen  über  die  Entwässerung  der  Saalburg 
vorzugreifen,  will  ich  Einiges  anfügen,  was  hier  und  auch  dort  über  die 
Gräben  zu  sagen  ist :  Bei  den  Erdkastellen  war  der,  den  aufgeworfenen  Erd- 
wall umziehende  Graben  durch  die  vier  Thordämme  in  vier  Teile  getrennt, 
und  diese  bildeten  —  besonders  am  «Zugmantel»,  wo  undurchlässiger  Boden 
ansteht  —  Wasserbehälter;  denn  es  finden  sich  an  dem  letztgenannten  Kastell 
unter  den  Dämmen,  die  von  dem  gewachsenen  Boden  stehen  blieben,  nirgends 
Durchlässe.  Anfänglich,  ehe  die  Besatzung  mit  hinreichendem  Wasser  ver- 
sorgt war,  mochte  die  Ansammlung  von  Regenwasser  in  den  Gräben  nicht 
allein  erwünscht,  sondern  dort  in  der  wasserarmen  Gegend  sogar  nötig  ge- 
wesen sein.  Aber  mit  der  Zeit  hatte  dieses  abgestandene  und  verdorbene 
Wasser  auch  Nachteile  im  Gefolge,  und  man  mußte  entweder  für  jede  Ab- 
teilung des  Wallgrabens  einen  besonderen  Abzugsgraben  anlegen  oder  die 
Thordämme  durchbrechen  und  das  Wasser  am  tiefsten  Punkte  der  Graben- 
sohle nach  dem  Vorlande  leiten. 

So  war  es  in  einer  gewissen  Zeit  an  dem  Erdkastelle  der  Saalburg  wohl 
auch  geschehen,  aber  später  geändert  worden;  das  nach  ihm  angelegte  erste 
Steinkastell  wird  wohl  gleich  bei  seiner  Erbauung  einen  durchlaufenden  Spitz- 
graben erhalten  haben.  Später  waren,  wie  schon  oben  gesagt,  die  Gräben 
vor  den  Thoren  wieder  ausgefüllt,  aber  die  Römer  legten  vor  dieser  Über- 
schüttung Kanäle  unter  den  Dämmen  an,  die  heute  noch  vorhanden  sind. 
Sobald  diese  Kanäle  verstopft  sind,  staut  sich  das  Regenwasser  in  den  ein- 
zelnen Abteilungen  und  bleibt  manchmal  das  ganze  Jahr  hindurch  stehen; 
wir  können  dann  an  der  Saalburg  denjenigen  Zustand  wahrnehmen,  der  sich 
bei  den  ursprünglichen  Kastellanlagen  dem  Auge  dargeboten  haben  mag. 

Über  die  den  römischen  Kastellen  charakteristischen  abgerundeten 
Ecken  ist  kurz  Folgendes  zu  sagen:  Die  Kastellecken  der  Saalburg  sind  mit 
durchschnittlich  12,41  m  Halbmesser  abgerundet,  und  zwar  die  südwestliche 
Ecke  mit  12,08  m,  die  nordwestliche  mit  11,93  m  und  die  nordöstliche  mit 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saal  bürg.  6 


82  Das  Kastell. 

ll,70m®^).     An  ihnen   tritt  in   verschiedenen  Breiten  (3,25  und  4,60  m)  ein 
20—25  cm  starkes  Risalit  vor. 

Auch  die  abgerundeten  Ecken  des  Praetorianer-Lagers  in  Rom  sind  durch 
Risalite  verstärkt,  und  Ahnliches  zeigen  die  Darstellungen  auf  der  Trajans- 
säule.  Dieselben  tragen  ein  gezimmertes,  mit  Andreaskreuzen  verstrebtes 
Geländer,  welches  ihnen  das  Ansehen  einer  Kanzel  oder  eines  Standes  giebt, 
von  dem  man,  über  die  Ziunenkrone  erhaben,  freie  Umschau  halten  kann. 
Solchen  hohen  Aufstellungen  dürften  auch  unsere  Risalite  als  Unterbau  ge- 
dient haben;  sie  eigneten  sich  sowohl  zur  Aufstellung  von  Katapulten,  sowie 
auch  als  Standort  für  den  Kommandierenden,  der  während  des  Angriffs  von 
hier  aus  besser  als  durch  die  Zinnenfenster  hindurch  das  Getümmel  im  Graben 
und  seine  Leute  auf  dem  Walle  übersehen  konnte  und  im  Stande  war,  den 
Augenblick  zu  bestimmen,  in  welchem  der  Ausfall  aus  den  Prinzipalthoren 
zu  unternehmen  war.  Daß  die  Risalite  mehr  den  kurzen  als  den  langen 
Kastellseiten  zugerückt  sind,  mag  gleichfalls  hierin  seinen  Grund  finden; 
außerdem  dienten  diese  Vorsprünge  als  Verstärkung  der  Mauer  an  einer  Stelle, 
an  welcher  sie  sonst  leicht  Risse  bekommt. 


4.  Die  innere  Einteilung. 

Bevor  ich  an  die  Besprechung  des  eigentlichen  Kastell-Inneren  herantrete, 
möchte  ich  die  Beschreibung  des  ebenfalls  im  Inneren  der  letzten  Kastell- 
anläge  gelegenen,  etwa  das  Praetorium  umschließenden  P^rdkas teils  vorweg- 
nehmen, dessen  Auffindung  für  die  Geschichte  wie  für  die  Kastelleinteilung 
manche  neue  Aufklärung  gebracht  hat.  Ob  die  Bezeichnung  «Erdkastell» 
das  Richtige  trifft,  da  seine  Umwallung  auch  aus  Steinen  und  Holz  hergestellt 
ist,  lasse  ich  auf  sich  beruhen;  vorläufig  empfiehlt  es  sich,  sie  im  Gegensatze 
zu  «Steinkastell»  und  «Schanzen»  beizubehalten. 

Das  Erdkastell  der  Saalburg,  die  Befestigung  der  ersten  Periode,  deren 
Lage  auf  Tafel  IV  mit  roter  Farbe  kenntlich  gemacht  wurde,  ist  ziemlich 
genau  orientiert,  d.  h.  seine  Längenachse  weicht  nur  5°  (die  des  Stein- 
kastells dagegen  etwa  lb^l%^)  von  der  Nordlinie  westwärts  ab.  Den  beiden 
Anlagen  ging  eine  Einmessung  voraus,  deren  Spuren  man  gefunden  hat;  be- 
sonders ist  für  das  Erdkastell  der  Dccumanus,  d.  h.  die  Standhnie  von  Osten 
nach  Westen,  auf  welche  die  Einteilung  zu  basieren  war,  ermittelt  worden. 
Sie  war  vor  der  Südseite  des  Kastells  (in  der  Betentura  des  Steinkastells)  ge- 
zogen und  durch  ein  0,35  m  tiefes,  in  den  Naturboden  eingeschürftes  Gräb- 
chen  festgelegt,  das  noch  durch  viereckige,  0,80  m  tiefe,  dazwischenliegende 
Gruben  unterbrochen  ist.  Auf  Tafel  IV  ist  der  Decumanus  durch  punktierte 
Linien  a  und  ß  dargestellt;  er  ist  im  Boden  auf  eine  Länge  von  25  m  erhalten 
geblieben,  sein  weiterer  Verlauf  aber  durch  die  spätere  Errichtung  des  Magazin- 


*®)  Nur  an  drei  Ecken  konnten  sichere  Maße  genommen  werden,  da  die  südöstliche, 
wie  bereits  anderwärts  näher  ausgeführt  wurde,  zerstört  ist. 


Die  innere  Einteilung. 


83 


baues  zerstört  worden.  Der  Decumanus  des  Steinkastells  ist  allem  Anscheine 
nach  durch  die  Achsen  der  Seitenthore  gegangen,  ist  aber  infolge  der  späteren 
Straßenanlage  (via  principalis)  und  anderer  Veränderungen  ohne  mühsame 
Grabungen  und  Zerstörung  von  Mauern  jetzt  nur  schwer  auffindbar.  Am 
Kastell  «Zugmantel»  ist  der  Decumanus  und  der  ihn  rechtwinklig  schneidende 
Cardo  (Teilungslinie  von  Norden  nach  Süden)  für  das  Erd-  und  das  zweite 
Steinkastell  in  tadellos  erhaltenen  Gräbchen  gefunden  worden^''). 


Trotz  der  verdeckten  Lage  unseres  Erdkastells,  das  zum  Teil  unter 
Mauern  und  gestückten  Straßen  liegt,  ist  es  möglich  gewesen,  durch  auf- 
gedeckte Profile  des  Spitzgrabens  die  Gesamt-Maße  festzustellen.  Sein  Umfang 
ist  aus  Tafel  IV  ersichtlich;  Fig.  14  stellt  in  größerem  Maßstabe  einen  Teil 
des  Grundrisses  mit  dem  Südeingange  und  drei  Grabenprofile  Aa,  Bb,  Cc 
dar,  wobei  gleichzeitig  die  Ausfüllung  und  Wegüberschüttung  des  Grabens 
durch  besondere  Schraffierung  hervorgehoben  wurde;  aus  Fig.  15  ist  seine 
Höhenlage  zum  letzten  Kastelle  zu  entnehmen.  Die  sorgfältige  Einebnung 
von  Wall  und  Graben  und  die  Überpflasterung  an  den  Stellen,  avo  Wege 
diese  kreuzten,  waren  auch  die  Ursache,  daß  trotz  der  umständlichen  früheren 


90)  Hierzu  verweise  ich  auf  meinen  Bericht:  Grenzmarkierungen  am  Limes,  West- 
deutsche Zeitschrift  1895,  wo  dieser  Gegenstand  eingehend  hehandelt  wurde,  sowie  auf 
die  einschlägige  Litteratur:  Rudorff,  Nissen,  Stöber  etc. 


84  I>a8  Kastell. 

Ausgrabungen  das  Erdkastell  nicht  schon  eher  entdeckt  wurde,  weil  man  den 
Straßendamm  ohne  besondere  Veranlassung  nicht  durchbrechen  wollte. 

Zur  genauen  Feststellung  des  Umfanges  wurden  etwa  zwanzig  Quer- 
schnitte gemacht;  die  nordöstliche  Ecke  des  Grabens  ist  vollständig  ausgeräumt 
und  soll  auch  in  Zukunft  in  dieser  Weise  sichtbar  bleiben.  Zu  gleichem 
Zwecke  ist  der  Wall  der  südwestlichen  Ecke  durch  aufgesetzte  Steine  be- 
zeichnet. 

Die  Längenmaße  des  Kastells,  auf  der  Sohle  des  Grabens  genommen, 
betragen:  An  der  Ostseite  90,95  m,  an  der  Westseite  92,40  m,  an  der  Süd- 
seite 86,15  m  und  endlich  an  der  Nordseite  86,90  m.  Auf  der  Ostseite  sind 
in  diesem  Graben  sehr  starke  Mauern,  die  durch  den  aufgefüllten  Grund  hin- 
durch bis  zur  Sohle  gehen,  in  verschiedenen  Richtungen  eingebaut  gewesen. 
Der  Unterschied  von  1,45  m  an  den  Langseiten  mag  mit  dem  Gefälle  des 
Geländes  und  einer  etwas  unregelmäßigen  Ausschachtung  zusammenhängen 
oder  auch  von  einer  ungenauen  Absteckung  herrühren ;  vielleicht  würde  sich 
aber  auch  ein  genaueres  Maß  ergeben,  wenn  der  Umfang  vollständig  bloß- 
gelegt werden  könnte.  Dies  dürfte  jedoch  wegen  der  darüber  liegenden  Mauern 
und  sonstiger  Hindernisse  kaum  möglich  sein.  Nach  Abzug  der  halben 
Grabenbreite  (2,95  m)  und  der  Berme  (0,60  m)  auf  jeder  Seite  ergiebt  sich, 
von  den  Außenkanten  an  gerechnet,  für  die  Umwallung  des  Erdkastells  eine 
durchschnitthche  Größe  von  84,70:86,00  m,  also  ein  nahezu  quadratischer 
Grundriß,  der  den  frühesten  Kastellanlagen  eigentümlich  ist.  Diesen  Maßen 
scheint,  wie  bei  der  Absteckung  des  Steinkastells,  der  römische  Passus  (Doppel- 
schritt) zu  Grunde  gelegen  zu  haben.  Daraufhin  umgerechnet  erhält  man 
für  den  Grundriß  fast  genau  57:58  Passus  und  für  die  Abmessungen  des 
Grabens,  der  eine  Breite  von  durchschnitthch  5,95  und  eine  Tiefe  von  1,50  m 
hat,  4  bezw.  1  Passus.  Hiermit  ergiebt  sich  eine  bebaute  Grundfläche  von 
84,70  X  86,00  m  =  7284  qm,  während  der  Flächeninhalt  des  zweiten  Stein- 
kastells 147,18  X  221,45  m  =  32593  qm  (326  Ar  =  17  Homburger  Morgen) 
beträgt,  also  rund  4  mal  so  groß  ist  wie  derjenige  des  ersten  Kastells.  Das 
Erdkastell  «Zugmantel»  enthält  7200  qm,  ist  also  fast  gerade  so  groß,  während 
das  zweite  Steinkastell  dort  eine  dreifache  Vergrößerung  gegenüber  dem  ersten 
darstellt.  Die  beiden  Erd kasteile  scheinen,  wie  ich  schon  im  Limesblatt  Nr.  16 
(Abschn.  116)  bemerkt  habe,  hinsichtlich  ihrer  Größe  einen  bestimmten  Typus 
zu  vertreten,  dem  auch  u.  a.  die  Steinkastelle  «Feldberg»,  «Alteburg»  (bei 
Heftrich),  «Äugst»,  «Wörth»,  «Walldürn»  und  «Kastei»  angehören.  Das 
Kastell  der  zweiten  Periode  zu  Butzbach  hat  mit  147  X  225,50  m  fast  dieselbe 
Größe  wie  das  Saalburgkastell  derselben  Periode.  Beide  gehören  mit  zu  den 
größten  Limeskastelien,  von  denen  jetzt,  außer  den  Zwischenkastellen  und 
Schanzen,  78  bekannt  sind;  18 — 20  weitere  werden  noch  vermutet.  Ver- 
gleichsweise sei  noch  erwähnt,  daß  die  Saalburg  hinsichtlich  ihrer  Größe  etwa 
die  16.  Stelle  einnimmt.  Am  obergermanischen  Limes  sind  die  Kastelle 
«Kesselstadt>  mit  140625  qm  (nach  Wolff)  und  «Nieder-Bieber»  mit  50886  qm 
(nach  von  Cohausen)  die  größten. 


Die  innere  Einteilung.  85 

Die  abgerundeten  Ecken  haben  einen  Halbmesser  von  durchschnittlich 
9  m,  also  etwa  3  m  weniger  als  diejenigen  des  Steinkastells. 

Über  die  inneren  Einrichtungen  ist  wenig  zu  sagen.  In  die  hier  und 
da  im  Boden  vereinzelt  aufgefundenen  Steinlagen  läßt  sich  ein  Zusammen- 
hang nicht  bringen;  sie  können  auch  in  dem  langen  Zeiträume  entstanden 
sein,  der  zwischen  den  Erbauungszeiten  der  beiden  Kastelle  liegt,  —  das 
Gewirre  von  Brandschichten  sowie  das  Durcheinander  der  Baureste  machen 
es  unmöglich,  ein  Bild  des  Inneren  zu  entwerfen.  Dagegen  sind  für  die  Um- 
fassung und  die  Thore  sichere  Anhaltspunkte  erhalten,  die  uns  eine  Rekon- 
struktion ermöglichen.  Betrachten  wir  zunächst  den  Wall,  so  sind  wir  durch 
die  im  Boden  vorhandenen  Pfosten-  oder  Pfahllöcher  im  Stande,  ihn  im  Geiste 
wieder  aufzubauen.  In  der  Textfigur  14  habe  ich  einen  Versuch  gewagt  und 
glaube,  daß  sich  aus  dieser  Darstellung  alles  Weitere  ergiebt  und  hier  nur 
wenig  zur  Erläuterung  hinzuzusetzen  sein  dürfte.  Die  runden,  0,20 — 0,25  m 
breiten  Löcher  sind  in  drei  Reihen  vorhanden  und  liegen  in  Abständen  von 
0,70 — 0,75  m  vor-  und  hintereinander.  Sie  geben  uns  durch  die  Entfernung 
der  Pfosten,  die  wohl  schwalbenschwanzförmig  durch  Querhölzer  miteinander 
verbunden  w^aren,  zugleich  die  Dicke  des  Walles  an  (1,40 — 1,50  m).  Durch 
die  Ausfüllung  der  Zwischenräume,  besonders  die  Pfostenreihe  in  der  Mitte, 
bekam  das  Ganze  noch  eine  besondere  Festigkeit;  daß  dieser  Wall  nicht  allein  aus 
Erde,  Lehm  und  Rasen,  sondern  auch  aus  Steinen  bestand,  geht  daraus  her- 
vor, daß  solche  an  Ort  und  Stelle  regelmäßig,  die  Flucht  bildend,  lagen 
(Fig.  14).  Eine  ähnliche  Trockenmauerkonstruktion  hatten  auch  bereits  die  vor- 
römischen Ringwälle  (vergl.  Abschnitt  II),  die  ebenfalls  durch  Balken  zusammen- 
gehalten waren.  Auch  bei  den  Zwischenkastellen  konnten  wir  dieselbe  Um- 
w'allung  beobachten.  Diese  Übereinstimmung  ist  hauptsächlich  auf  den  Mangel 
an  Kalk  zurückzuführen,  der  durch  die  Holzverspannung  ersetzt  wurde.  Deshalb 
gehören  solche  Bauten  immer  einer  früheren  Zeit  an,  in  der  noch  nicht  alle 
technischen  Hilfsmittel  zur  Hand  waren,  und  wo  man  sich  mit  den  herum- 
liegenden Lesesteinen  behelfen  mußte,  weil  ein  wirklicher  Steinbruchbetrieb 
noch  nicht  vorhanden  war,  der  lagerhafte,  große  Mauersteine  geliefert  hätte. 
Damit  wird  auch  für  die  Zwischen-  und  Erdkastelle  bewiesen,  daß  sie,  wie 
sich  auch  auf  anderem  Wege  ergeben  hat,  aus  einer  früheren  Zeit  stammen. 

Die  Höhe  des  Walles  ist  als  gleich  mit  derjenigen  des  Steinkastells 
und  der  des  in  Trockenmauerwerk  hergestellten  Zwischenkastells  «Heidestock» 
mit  2,20  m  angenommen.  Eine  Brustwehr  ist  durch  längere  Pfähle,  die  mit 
Brustriegeln  verbunden  waren,  hergestellt  gedacht,  sie  mag  mit  Flecht-  oder 
Strauchwerk  zur  Sicherung  des  Verteidigers  ausgefüllt  gewesen  sein.  Den 
Wall,  der  als  Gang  diente,  und  der  mit  Leitern  zu  besteigen  war,  wird  man 
sich  mit  einer  Holzabdeckung  versehen  zu  denken  haben.  Außen  lief  eine 
schmale,  nur  0,60  m  breite  Berme  herum.  Die  innere  Seite  des  Walles  diente 
nach  Analogie  der  Zwischenkastelle  zur  Anlehnung  der  Baracken,  der  Wohn- 
räume für  die  Soldaten.  Eine  Höhe  von  2  m  war  für  diese  ausreichend; 
selbst  wenn  eine  etwas  geneigte  Abdeckung  bestanden  hätte,   so  würden  die 


gf)  Das  Kastell. 

Eingänge  nocli  hoch  genug  gebheben  sein.  Wir  müssen  uns  selbstverständ- 
lich alle  Einriclitungen  in  solchen  Kastellen  möglichst  einlach  vorstellen.  Über 
den  kasemattenartigen  Gelassen  dürften  Balken  dicht  nebeneinander  gelegen 
haben,  und  zwar  mit  nur  wenig  Gefälle,  sodaß  die  Abdeckung  jener  Räume 
noch  als  Walluragang  benutzt  werden  konnte.  Die  Holzlage  war  wohl  mit 
einem  Lehmschlage  und  Rasen  bedeckt,  wenigstens  muß  es  am  Kastell 
«Feldberg»  nach  den  Funden  so  gewesen  sein.  Dort  befand  sich  an  dem 
Maueranfange  ein  glatter  Boden,  auf  welchem  verkohltes  Holz  und  verbrannter 
Lehm  lag,  Reste,  welche  nur  von  einer  Decke  herrühren  können.  Auch  an 
der  Saal  bürg  sind  unter  dem  aufgefüllten  Erd  walle  ähnliche  Beobachtungen 
gemacht  worden,  sodaß  man  annehmen  kann,  daß  auch  hier  ursprünglich 
die  Soldatenwolmungen  sich  dicht  an  der  Wallmauer  befunden  haben  müssen. 
Dadurch  erklären  sich  auch  die  späteren  Wallanschüttungen  mit  Brandschutt 
und  die  auffällig  gut  gefügten  und  glatten  Flächen  der  inneren  Seite  der 
Wallmauer,  die  bei  einer  gleichzeitigen  Anschüttung  des  Walles  nicht  erforder- 
lich gewesen  wären.  Am  Prätorianerlager  in  Rom  waren  ebenfalls  die  Wohn- 
räume der  Soldaten  an  die  Umfassungsmauer  angebaut,  doch  waren  sie  dort 
gewölbt  und  durch  massive  Wände,  die  eine  Lichtöffnung  (Thüre)  hatten,  in 
einzelne  Kammern  geschieden.  324  solcher  Kammern  sind  an  der  Umfassung 
dieses  Kastells  vorhanden. 

Daß  die  an  den  Limeskastellen  angewandte  Abdeckung  gegen  Regen 
und  Schnee  nicht  sehr  widerstandsfähig  war,  ist  als  sicher  anzunehmen; 
auch  bei  unseren  moderneu  Festungen,  wo  mehrfach  auch  die  Soldaten- 
wohnungen —  Kasematten  —  direkt  an  die  äußere  Mauer  angebaut  sind, 
hatte  man  bis  zur  Erfindung  der  Holzcementbedachung  mit  demselben  Übel- 
stande zu  kämpfen.  Für  unsere  Limeskastelle  mögen  die  Undichtigkeit  der 
Bedachung  und  die  immerwährenden  Reparaturen  Veranlassung  gewesen  sein, 
die  aus  der  Heimat  übernommene  Bauweise,  die  sich  wohl  für  das 
italienische,  aber  nicht  für  das  deutsche  Klima  eignete,  aufzugeben.  Auf 
der  Trajanssäule  sind  solche  Bauten,  die  sich  an  die  Wallmauer  anlehnen, 
mit  horizontaler  Abdeckung  dargestellt. 

Die  Thore  der  Süd-,  Ost-  und  Westseite  des  Erdkastells  sind  sicher 
festgestellt,  das  vierte  dürfte  wegen  der  an  der  vermuteten  Stelle  früher 
geschehenen  Ausgrabungen  nicht  mehr  aufzufinden  sein.  Das  an  der  Süd- 
seite, nach  dem  Inlande  hin  gelegene  Thor  hat  sich  in  seinem  Grundrisse 
gut  erhalten;  die  eine  der  eisernen  Thorpfannen  befand  sich  noch  in  situ 
(Fig.  14a);  sie  sagt  uns,  daß  dieses  Thor  in  der  gewöhnlichen  Weise  mit 
Pfanne  und  Angel  angeschlagen  war,  sie  giebt  auch  zugleich  die  Dicke  des 
zum  Thorpfosten  verwendeten  Holzes  mit  etwa  9 — 10  cm  an. 

Interessant  ist  die  durch  die  Pfostenlöcher  erkenntliche,  nach  außen  ab- 
geschrägte Thorlaibung.  Diese  war  durch  Holzpfosten  befestigt,  die  gleich- 
zeitig zur  Aufnahme  der  sie  verbindenden  Querhölzer  (Riegel)  dienten.  Merk- 
würdig ist,  daß  auch  Thomas  in  seiner  Rekonstruktion  der  Altkönig-Ringwälle^') 

^')  Vergl.  Anmerkung  40,  Nr.  4.  f 


Die  innere  Einteilung. 


87 


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dieselbe  Abschrägung  an- 
genommen hat.  Man 
fürchtete  wahrscheinlich 
durch  Anstoßen  beim 
Einfahren  den  Eck- 
pfosten zu  beschädigen 
und  damit  die  ganze 
Mauer  wegen  der  zu- 
sammenhängenden Zim- 
merkonstruktion zu  ge- 
fährden. Die  lichteWeite 
des  Thoreinganges  be- 
trägt 2,50  m,  etwa  einen 
Meter  weniger  als  bei  den 
Thoren  des  Steinkastells. 
Der  Spitzgraben  vor  dem 
Eingange  war  ausge- 
hoben. 

Erwähnenswert  er- 
scheinen noch  die  zwei 
von  Steinen  eingefaßten 
Löcher  (Fig.  14 y  und  z), 
die  sich  bis  jetzt  nur 
gegenüber  der  Rundung 
gefunden  haben.  Viel- 
leicht dienten  sie  zur 
Aufnahme  der  Holz- 
pfosten für  ein  höheres 
Gerüst,  wie  es  auch  bei 
den  Steinkastellen  in  den 
verstärkten  Ecken  be- 
standen haben  soll. 

DerBoden  des  großen 
Steinkastells,  wie  es 
jetzt  vor  uns  liegt,  schheßt 
sich  im  Allgemeinen  dem 
natürlichen  Terrain  an. 
Nur  der  hintere  Teil  und 
besonders  die  Stelle,  an 
der  das  Praetorium  liegt, 
scheint  etwas  eingeebnet 
zu  sein,  während  das 
dem  Feinde  zugekehrte 
Drittel  ein  schärferes  Ge- 
fälle hat  (Fig.  15).  Dieser 


gg  Das  Kastell. 

etwas  plötzlich  eintretende  Terrainuntcrschied  hat  mit  zu  den  Vermutungen 
Auhiß  gegeben,  es  sei  das  auf  dem  Plateau  gelegene  Kastell  noch  nachträg- 
lich nach  vorn  vergrößert  worden.  Die  Höhenunterschiede  betragen,  wenn 
man  die  Mitte  der  Exerzierhalle  als  Nullpunkt  annimmt,  an  der  Forta 
drcumuna  —0,30  m,  an  der  Porta  principalis  dextra  — 1,62  m,  an  der  Porta 
principalis  sinistra  4-1,88  m  und  an  der  Porta  praetoria  — 5,68  ra  (Taf.  IV^). 
Das  Terrain  fällt  also  nach  dem  tiefsten  Punkte  um  etwa  6  m.  Diese  Ge- 
lallverhältnisse waren  lediglich  durch  die  Rücksicht  auf  eine  geeignete  Ent- 
wässerung des  Bodens  und  der  Wallgräben  bestimmt. 

Die  innere  Einteilung  des  Steinkastells  ist  schon  vielfach  beschrieben, 
und  es  sind  darauf  die  verschiedensten  Hypothesen  aufgebaut  worden;  es 
wurde  dabei  Manches  mit  in  die  Betrachtung  hineingezogen,  was,  wie  sich 
jetzt  durch  das  daselbst  neuaufgefundene  Erdkastell  herausgestellt  hat,  einer 
früheren  Zeit  angehörte. 

Das  Kastell  besteht  aus  drei  Teilen,  dem  Vorderlager  {praetcntura),  dem 
Mittellager  [lafera  practorii)  und  dem  Rücklager  [rdentura).  Die  dem  Inlande 
zunächstgelegene  lietentura  ist  von  dem  Praetorium  durch  einen  gestückten  Weg 
geschieden,  die  Via  principalis  (Taf.  IV.  CD).  Eine  Via  qnintana,  wie  sie  Eossei, 
durch  das  steile  Abfallen  des  Terrains  veranlaßt,  zwischen  Praetorium  und 
Praetcntura  annahm,  und  die  in  zwei  Thore  ausgelaufen  sei,  hat  sich  nicht 
gefunden.  Durch  die  davorhegende,  jetzt  ausgegrabene  Vertiefung,  Reitbahn 
(Amphitheater),  ist  der  auffallende  Terrainunterschied  an  dieser  Stelle  erklärt. 


a.    Die  Praetcntura. 

Durch  die  Praetcntura  ziehen  außer  der  Wallstraße  [Via  anyalaris) 
und  zwar  parallel  mit  dieser  noch  vier  weitere,  teilweise  gestückte  Wege, 
die  mit  der  Via  principalis  verbunden  sind.  An  diesen  standen  die  Zelte, 
Baracken  und  sonstige  Bauten,  von  denen  zahlreiche  Überreste  von  Funda- 
menten und  kellerartigen  Vertiefungen  bloßgelegt  sind.  Aus  ihnen  ist  zu 
entnehmen,  daß  dieser  Lagerteil  dicht  bebaut  war.  Aber  es  ist  schwierig, 
ein  System  in  diese  Anlagen  zu  bringen,  da  hier  im  Gegensatze  zu  dem 
Mittel-  und  Vorderlager  meistens  Holzbauten  standen,  die  nach  jeder  Zer- 
störung nur  Brandschutt  und  keine  festen  Mauern,  wie  dies  bei  den  Massiv- 
bauten der  Fall  ist,  zurückgelassen  haben.  Doch  ist  man  in  der  Lage,  diese 
Bauten  noch  insoweit  an  ihren  Resten  zu  erkennen,  daß  man  sich  wenigstens 
in  der  Vorstellung  ein  Bild  von  ihrem  einstigen  Aussehen  und  ihrer  Bauweise 
machen  kann. 

Ich  behandle  zunächst  die  leicht  konstruierten  Soldatenhütten.  Regle- 
mentsmäßig lagen,  so  weit  aus  den  Kriegsschriftstellern  zu  ersehen  ist,  die 
römischen  Soldaten  zu  je  10  Mann,  ein  Contuhernium,  in  einem  Zelte  bei- 
sammen, welches  von  Leder  war  und  10  römische  Fuß  im  Quadrate  maß. 
Wenn  diese  Zelte  nun  schon  auf  Märschen  gewiß  nicht  immer  mitgeführt 
wurden,  so  waren  sie  im  Standlager  umsomehr  durch  Hütten  ersetzt,  die  den 


Die  innere  Einteilung.  g9 

Bedürfnissen  der  Landesart  und  dem  Klima  besser  als  lederne  Zelte  angepaßt 
waren.  Es  erscheint  aber  als  zweckmäßig,  mit  jeder  Benennung  auch  eine  be- 
stimmte Vorstellung  zu  verbinden,  selbst  auf  die  Gefahr  hin,  für  dieselbe 
nicht  immer  den  strengen  Beweis  des  Thatsächlichen,  wohl  aber  stets  den 
der  Möglichkeit  und  Wahrscheinlichkeit,  beibringen  zu  können.  Zum  Ver- 
gleiche für  die  Hütten  der  römischen  Soldaten  möchte  ich  deshalb  diejenigen  an- 
führen, welche  Köhler  und  Holzhauer  sich  noch  heutzutage  in  den  Wäldern 
aus  keinem  anderen  Materiale  als  aus  dem  an  Ort  und  Stelle  vorhandenen,  und 
mit  keinem  anderen  Werkzeuge  als  dem  Beile  und  der  Hebe  (ein  sichelartiges 
Messer,  siehe  Tafel  XXXVH,  Nr.  9)  zu  bauen  pflegen,  und  in  welchem  sie 
oft  monatelang  leben  (Tafel  XI,  Nr.  2  und  2  a).  Auch  die  Hütten  wilder 
Volksstämme  sind  mit  denselben  Hilfsmitteln  aufgeschlagen. 

Für  10  Mann  genügte  eine  runde  Hütte  von  5,25  m  Durchmesser;  sie 
läßt  sich  aus  7  m  langen  Stangen,  die  im  Kreise  eingesetzt  und  nach  der 
Mitte  zusamraengeneigt  werden,  aufschlagen  und  mit  Strauchwerk,  Rasen  oder 
Stroh  eindecken.  In  der  Mitte  brennt  das  Feuer,  von  Steinen  eingegrenzt, 
die  auch  während  der  Nacht,  wenn  jenes  erloschen  ist,  fortfahren,  ihre  Wärme 
auszustrahlen.  Eine  Öffnung  in  der  Spitze  ließ  den  Rauch  entweichen.  Um 
den  inneren  Umfang  der  Hütte  zieht  sich  als  Sitz  und  l^ager  eine  etwa  1  m 
breite  Bank,  welche  zwischen  sich  und  dem  Herde  nocli  einen  genügend 
breiten  Raum  für  den  Umgang  freiläßt.  Nicht  nur  die  große  Menge  von 
Brandschutt,  sondern  auch  die  durch  Feuer  veränderte  Erde  und  ebensolche 
Steinblöcke,  die  sich  in  der  Praetentura  finden,  weisen  auf  diese  oder  eine 
ähnliche  Konstruktion  hin.  Eine  Hütte  von  der  genannten  Größe  reichte 
für  ein  Contuhernium  von  10  Mann  aus.  Die  vorschriftsmäßigen  Strohhütten 
unserer  heutigen  Armee  haben  6  m  Durchmesser  und  genügen  —  allerdings 
ohne  Feuerstelle  —  für  21  Mann. 

Auf  Tafel  V,  einer  Ansicht  der  Saalburg  aus  der  Vogelperspektive,  ist 
für  die  Westseite  der  Praetentura  eine  Einteilung  angenommen,  die  zeigt,  wie 
solche  Hütten  gestanden  haben  können.  Die  dort  gefundenen  Steinsetzungen, 
Feuerstellen  und  Gruben  lassen  dieselbe  als  möglich  erscheinen.  Daß  diese 
leichten  und  eigentlich  nur  zu  einer  vorübergehenden  Benutzung  geeigneten 
Hütten  sehr  lange  im  Gebrauche  waren,  ist  kaum  anzunehmen;  sie  sind  später 
durch  Holzbaracken  verdrängt  worden,  die  für  einen  dauernden  Aufenthalt 
besser  und  bequemer  waren.  Für  das  einstige  Vorhandensein  solcher  sind 
hinreichende  Anzeichen  im  Boden  versteckt  gefunden  worden. 

Auf  Tafel  V  ist,  wie  für  die  Hütten  auf  der  Westseite,  so  auf  der  Ost- 
seite eine  Anzahl  dieser  Baracken  in  der  Rekonstruktion  dargestellt,  wobei 
angenommen  wurde,  daß  sie  an  den  Lagerstraßen  und  zwar  mit  diesen  parallel, 
wie  sich  auch  aus  den  Steinsetzungen  ergeben  hat,  gestanden  haben.  Auf 
Tafel  XI,  Nr.  1  und  la  ist  eine  solche  Baracke  nach  den  wirklichen  Maßen 
und  den  aufgefundenen  Bauresten  rekonstruiert  gezeichnet.  In  der  Mitte  des 
in  der  Regel  durch  große  Steinblöcke  begrenzten  Raumes  befindet  sich  eine 
kellerartige  Vertiefung,  die  mit  Balken  und  Brettern  überdeckt  war  und  zur 


90  Das  Kastell. 

Aufbewahrung  von  Vorntten,  Früchten,  Fleisch  etc.  gedient  haben  dürfte. 
Der  Keller  ist  nicht  ummauert  gewesen,  sondern  nur  mit  einer  Böschung  in 
die  Erde  gegraben  (vergl.  hierüber  Abschnitt  IX.  2).  Die  Wände  des  ein- 
stöckigen Oberbaues  bestanden  aus  Holzfachwerk,  das  verriegelt,  verstrebt  und 
ausgestaakt  war.  Ein  innen  und  außen  angebrachter  Lehmverputz  der  Wände 
schützte  gegen  Zug  und  Kälte,  und  durch  einen  Anstrich  gab  man  diesen  Bauten 
ein  freundliches  Ansehen.  Die  Dachbedeckuug  bestand  aus  Schindeln  oder 
Stroh,  der  Boden  war  mit  einem  Lehmschlag  überzogen;  es  sind  gerade  im 
Kastell  solche  Böden  in  vollständiger  Erhaltung  gefunden  worden,  w'oran  die 
Technik  zu  erkennen  ist,  die  heute  noch  auf  dem  Lande,  besonders  zur  Her- 
stellung von  Scheuertennen  üblich  ist.  Die  Größe  dieser  Baracken  war  ver- 
schieden, 4X8  und  selbst  6X12  m,  sodaß  bei  der  großen  Spannweite  der 
Dachbinder  Stützen  erforderlich  waren,  was  durch  die  Auffindung  von  Stein- 
unterlagen für  dieselben  bestätigt  wird.  Die  meisten  der  Fundamente,  die 
in  der  Praetentnra  freigelegt  wurden,   gehören  zu  Holzbauten  und  Baracken. 

Auf  der  Ostseite  fanden  sich  außerdem  Mauerreste,  die  mit  Mörtel  gemauert 
waren,  und  die  man  nach  ihren  Heizvorrichtungen  und  ihren  sonstigen  eigentüm- 
lichen Anlagen  (Tafel  VII,  Nr.  5,  5a,  6,  6a,  7,  7a)  wohl  für  die  Reste  von 
Küchen  und  Backöfen  halten  kann.  Einer  dieser  Räume  enthält  eine  künsthch 
hergestellte  Vertiefung,  die  nur  von  einer  Kesselummauerung  herrühren  kann, 
sodaß  die  Vermutung  nahe  liegt,  daß  hier  eine  gemeinschaftliche  Küche 
errichtet  war;  man  kann  bei  solchen  Resten  vielleicht  auch  an  eine  Soldaten- 
Bäckerei  denken.  Im  Kastell  «Alteburg»  bei  Heftrich  fand  sich,  noch  ziem- 
lich gut  erhalten,  der  größte  Teil  eines  Backofens  vor. 

Hiermit  ist  die  Reihe  der  im  Soldatenquartiere  gefundenen  Holzbauten 
abgeschlossen;  Massivbauten,  wie  sie  die  lietentura  und  das  Praetorium  auf- 
weisen, haben  dort  nicht  gestanden,  denn  der  hier  freigelegte  Massivbau  — 
Bäder  —  gehört,  wie  schon  im  Anfange  dieses  Abschnittes  unter  1.  erwähnt 
wurde,  einer  früheren  Periode  an  und  ist  nur  durch  die  Vergrößerung  des 
Kastells  in  die  Practcntura  hereingezogen  worden.  Die  Bäder  scheinen  nach- 
her unbenutzt  geblieben  zu  sein  und  waren  der  späteren  Besatzung  vielleicht 
kaum  bekannt.  Die  wohlerhaltenen  Mauern  mit  Hypokausten  lagen  bei  ihrer 
Freilegung  vollständig  in  der  Erde  und  waren  durch  eine  festgetretene  oder 
gestampfte  Bodenschicht  verdeckt,  sodaß  sie  nur  durch  Zufall  gefunden 
wurden.  Auch  der  Rest  der  oberen  Estrichlage  im  vorderen  Räume,  von 
welcher  kaum  noch  ein  Quadratmeter  vorhanden  war,  spricht  dafür,  daß  diese 
Bauten  nicht  zerstört,  sondern  abgebrochen  wurden,  und  daß  nicht  allein  die 
Steine,  sondern  auch  der  Estrich,  besonders  als  Mörtelmaterial  bei  der  Herstellung 
des  Steinkastells,  Verwendung  gefunden  haben;  denn  es  ist  vollständig  aus- 
geschlossen, daß  man  den  Estrich  zu  irgend  einer  nachrömischen  Zeit  von 
der  Saalburg  geholt  haben  könnte.  Ich  habe  bei  den  verschiedensten  Aus- 
grabungen am  Limes  und  in  dem  Taunusvorlande  gefunden,  daß  der  Estrich 
zerfällt,  wenn  er  der  Witterung  ausgesetzt  ist,  und  nur  erhalten  bleibt,  wenn 
er  durch  undurchlässigen  Boden  genügend  geschützt  war. 


Die  innere  Einteilung,  91 

Es  sind  dies  Alles  Gründe,  die  dafür  sprechen  dürften,  daß  jenes  so- 
genannte «Soldatenbad»  in  späterer  Römerzeit  nicht  mehr,  oder  wenigstens 
nicht  mehr  als  Bad  im  Kastelle  benutzt  worden  ist.  Nach  dieser  Erkenntnis 
kann  die  seitherige  Annahme,  als  hätten  die  Römer  innerhalb  des  Kastells  Saal" 
bürg  eine  gemeinsame  Badeanstalt  gehabt,  nicht  mehr  aufrecht  erhalten  werden. 

Auf  Tafel  VIII,  Nr.  1,  la,  2  und  2a  sind  die  zwei  Bauten,  die  in  ihrem 
Fundamente  zu  einem  Bau  verbunden  waren,  in  einem  Maßstabe  von  1:200 
dargestellt.  Der  eine  (Nr.  1)  besteht  aus  einem  3,90X10,20  m  großen,  nahe- 
zu in  der  Mitte  geteilten  Räume,  mit  einer  an  der  Nordseite  vorgelegten  Heiz- 
kammer {Praefurnium),  von  der  aus  er  mittels  Hypokausten  erwärmt  wurde. 
Der  vordere,  der  als  Wärmestube  oder  als  Schwitzbad  anzusehen  ist,  liegt 
dem  Feuerherde  am  nächsten,  hatte  höhere  Hypokaustenpfeiler  und  einen 
dickeren  (0,50  m)  Estrich  als  der  hintere  Raum.  Dieser  letztere  liegt  tiefer 
und  ist  daher  wohl  als  Warmwasserbad  zu  bezeichnen;  seine  Ziegelpfeiler  und 
Bruchsteinuntermauerung  sind  niedriger,  und  sein  Estrich  ist  nur  0,20  m  dick. 
Er  konnte  0,40  cm  hoch,  also  nicht  bis  zur  Kniehöhe,  mit  Wasser  gefüllt 
werden,  ohne  die  Thürsch welle  zu  überfluten.  Als  Baderaum  ist  er  durch 
einen  ringsherumlaufenden  Mörtelwulst  in  den  Winkeln,  wo  Wand-  und 
Bodenflächen  zusammenstoßen,  gekennzeichnet.  Von  diesem  Räume  geht  ein 
Wasserkanal  unter  der  Sohle  der  Hypokausten  hindurch  nach  außen  und  er- 
gießt seine  Abflüsse  in  den  im  Abschnitte  XI.  3  besprochenen  Kanal 
(vergl.  Tafel  VIII,  Schnitt  A— B).  Der  durch  einen  2  m  breiten  Gang  ge- 
trennte Raum  ist  ein  nicht  heizbarer  Wasserbehälter  mit  Sitzbänken  auf  zwei 
Seiten  und  Mörtel wulsten,  sowie  einem  Abflüsse  nach  dem  schon  erwähnten 
Kanäle,  Er  ist  vielleicht  ein  Kaltbad  gewesen  oder  hat  den  Soldaten  zu 
Waschungen  gedient. 

In  der  Praetentura  ist  schließlich  noch  eine  eigentümliche  Ver- 
tiefung zu  erwähnen  (Tafel  IV c,  d,  e,  f  und  Tafel  VII,  Nr.  8),  welche  sich 
nördlich  an  das  Praetorium  anschließt.  Sie  gleicht  einem  Amphitheater, 
und  die  Aufgrabungen  haben  diese  Annahme  unterstützt.  Die  amphi- 
theatralische  Anlage  ist  elliptisch,  und  der  innere  gestückte  Bodenraum  hat 
einen  Durchmesser  von  22  bezw.  27  m;  in  den  Böschungen  fanden  sich 
Mauerreste,  wahrscheinlich  von  Sitzreihen,  Man  muß  sich  diese  von  Holz, 
wie  überhaupt  das  Ganze  in  einfachster  Weise  hergestellt  denken.  Die  lange 
Friedenszeit  am  entlegenen  Grenzwalle  und  die  Langeweile  des  Lagerlebens 
mochten  Offiziere  und  Soldaten  zu  dieser  Anlage  geführt  haben.  Die  dort 
erhobenen  Funde,  Hufeisen,  Sporen,  Trensen  etc.,  sprechen  für  eine  Benutzung 
durch  Pferde;  vielleicht  diente  sie  als  Cirkus  oder  auch  als  Reitbahn,  wie 
sie  Vegetius  II.  23  erwähnt.  (Vergl,  hierüber  auch  den  Absatz  b  dieses  Ab- 
schnittes.) Nördlich  davon,  fast  auf  der  Längsachse  des  Kastells,  liegt  der 
einzige  Brunnen  der  Praetentura  (Taf.  IV.  P).  Das  Nähere  hierüber  findet 
sich  im  Abschnitte  XI.   2  «Die  Wasserversorgung». 

In  der  nordöstlichen  Ecke  liegt  noch  ein  kleines  Bauwerk  Q  dicht  an 
der  Wallmauer,  das  von  Coliausen  für  eine  «Latrine»  erklärte,  da  ein  Wasser- 


92 


Das  Kastell. 


abfluß  liindurchgeht.     Doch  ist  diese  Vermutung  durch   nichts  bestätigt;  im 
Abscliuitte  XI.  3  werde  ich  darauf  zurückkommen. 


■  ■ 

^^^^^^^^^^^^Hp^                                     «^'"*^~~~  -^—^^'-^      -  afl^^Sj^^^^^^^H 

Fig.  IG.    Die  Resle  des  Pnietorlum. 


b.    Die  Latera  praetorii  und  das  Praetorium. 

Von  den  zu  beiden  Seiten  des  Fraetorium  hegenden  und  die  Fradentnra 
mit  der  lletentuni  verbindenden  langen  Streifen,  den  Latera  praetorii,  ist  die 
Westseite  vollständig,  die  Ostseite  teilweise  ausgegraben;  dabei  kamen  aber 
nur  Reste  von  Holzbauten,  Baracken  etc.  zum  Vorschein.  Es  scheint,  daß 
die  Massivbauten  sich  im  Kastelle  lediglich  auf  das  Fraetorium  und  die  Ite- 
tentnra  beschränkt  haben.  Ob  hierbei  überhaupt  die  Bezeichnung  «Massiv- 
bau», wie  wir  sie  jetzt  anwenden,  ganz  richtig  ist,  bleibt  fraglich,  da  bei  den 
Bauten  mit  Steinunterbau  die  Stockwerke  möglicherweise  auch  mit  Holz- 
fachwerk aufgeführt  waren.  Trotz  dieser  Möglichkeit  behalte  ich  die  seither 
gebrauchte  Benennung  bei  und  zwar  in  dem  Sinne,  daß  ich  alle  Baureste, 
die  ein  hinreichend  starkes  und  mit  Mörtel  hergestelltes  Fundament  haben, 
vielleicht  auch  in  ihrem  unteren  Teile  wirklich  massiv  waren,  als  Massiv- 
bauten bezeichne,  im  Gegensatze  zu  den  nur  trockene  Steinunterlagen  auf- 
weisenden Holzbauten. 

Wenden  wir  uns  zunächst  zu  dem  Praetorium,  von  dem  eine  Re- 
konstruktion auf  Tafel  IX  und  X  versucht  wurde  (vergl.  auch  Tafel  V,  Vogel- 


Die  innere  Einteilung.  93 

Perspektive  sowie  Textfigiir  16).^^)  Dasselbe  bildet  ein  Rechteck  von  60  m 
Länge  und  44  m  Breite,  fast  genau  40  :  30  Passtis,  zeigt  demnach  ein  Ver- 
hältnis von  4  zu  3.  (Das  Kastell  hat,  wie  schon  erwähnt,  Abmessungen  im 
Verhältnis  von  3  zu  2.) 

Von  der  Via  principalis  durchschnitten,  beginnt  es  an  der  Südseite  mit 
einem  sehr  großen  und  weit  gespannten  Räume  von  38,50  m  lichter  Länge 
und  11,50  m  lichter  Breite;  von  jeder  der  drei  Außenseiten  führen  4,20  m 
weite  Thore  in  denselben,  während  auf  der  dem  Inneren  des  Fraetoriiim  zu- 
gewandten vierten  Seite  sich  fünf  Thore  in  verschiedenen  Breiten  (von  1,30 
bis  3,80  m)  öffnen  (Tafel  IV).  Das  Gebäude,  welches  durch  Ahlen  (schmale 
Gänge)  von  den  übrigen  Räumen  getrennt  ist,  wurde  von  Oberst  von  Cohausen 
für  ein  Exerzierhaus  erklärt  und  von  ihm  dabei  auf  Vegetius  hingewiesen,  der 
in  seiner  Abhandlung  über  Kriegs  wissen  schaff  IL  23  sagt:  «Überhaupt  hielt 
man  die  beständige  Übung  mit  Wurfspießen  oder  mit  dem  Marcio  harhnli 
(kurzer  blei beschwerter  Pfeil)  für  notwendig,  sodaß  man  zur  Winterzeit  Reit- 
bahnen für  die  Kavallerie,  die  mit  Ziegeln,  Schindeln  oder  in  Ermangelung 
derselben  wenigstens  mit  Rohr,  Binsen  oder  Stroh  gedeckt  waren,  und  für 
die  Infanterie  große  Säle,  wie  sie  in  den  Basiliken  vorhanden  sind,  errichtete, 
worin  sich  ein  Corps  bei  schlechtem  oder  stürmischem  Wetter  unter  einem 
Obdach  üben  konnte».  Da  das  Pilum  höchstens  25  Schritte  weit  mit  Erfolg 
geworfen  werden  konnte,  der  Raum  aber  über  50  Schritte  lang  ist,  konnten 
zwei  Abteilungen  gleichzeitig  üben.  Der  Einzelne  bedarf  hierbei  eines  drei 
römische  Fuß  (0,88  m)  breiten  Raumes,  und  da  das  Pilum  von  zwei  Gliedern 
geworfen  wurde,  so  konnte  jede  Abteilung  aus  25  —  30  Mann,  beide  zu- 
sammen aus  50  Mann,  bestehen;  es  ist  dies  eine  Centurie  oder  eine  halbe 
Manipel, 

Mit  welchem  Materiale  das  Gebäude  auch  gedeckt  gewesen  sein 
mochte,  die  Dachgiebel  befanden  sich  auf  den  Schmalseiten,  die  Traufen  auf 
den  Langseiten,  und  eben  nur  wegen  dieser  scheint  das  Gebäude  um  0,45  m 
(den  Ahlen)  von  den  Seitengebäuden  des  Praetorium  abgerückt  gewesen  zu 
sein.  Die  an  der  Ostseite  vorspringenden  Mauerpfeiler  sind  nicht  mit  Be- 
stimmtheit zu  erklären,  doch  mögen  sie  zur  Verstärkung  als  Strebepfeiler 
oder  zur  Aufnahme  von  Holzpfosten  bestimmt  gewesen  sein,  um  ein  vor- 
kragendes Dach  zu  stützen.  Derartige  Vorsprünge  kommen  vielfach  an 
römischen  Massivbauten  vor  (vergl.  das  Kaufhaus,  Textfigur  lö). 

In  dem  quadratischen  Hofe  (Tafel  IV,  E),  dem  Atrium,  das  nördlich 
durch  einen  Gang  von  dem  Exerzierhause  getrennt  ist,  lag  außer  zwei  Brunnen 
(Tafel  IV,  M  und  N,  Tafel  XIII,  ßr.  2  und  3,  vergleiche  auch  den  Abschnitt 
XI,  2)  ein  kleines  viereckiges  Bauwerk  (Tafel  IV,  S),  dem  Hahel  schon  1854 
den  Namen  Sacellum  gegeben  hat.  Auch  spätere  Funde  lassen  es  möglich 
erscheinen,  daß  dieser  Raum  zu  einem  Sacellum  (auch  Sacrum  oder  Sacrarium), 
in  welchem  die  Kaiserbilder  und  Feldzeichen  aufgestellt  waren,  gedient  haben 

92)  Nach  einer  im  Jahre  1884  von  Herrn  Hoigne  aus  Frankfurt  hergestellten  Photo- 
graphie. 


94  I^as  Kastell. 

kann.  Über  die  Sacellen  in  Pompeji  vergleiche  Ovcrheck-Mau,  4.  Auflage, 
S.  268.  Das  Sacellnm  der  Saalburg  bildet  ein  Quadrat  von  5,20:5,20  m; 
in  der  Nordostecke  ist  ein  viereckiger  Raum  von  1,50  ra  im  Lichten  abge- 
teilt; von  ThüröfFnungen  ist  bei  der  tief  herabreichenden  Zerstörung  des 
Mauerwerks  nichts  mehr  zu  sehen.  Auf  den  Tafeln  IX  und  X  ist  in  Figur  VI 
eine  Ansicht,  wie  dieser  Bau  etwa  in  der  Front  ausgesehen  haben  mag,  dar- 
gestellt; man  wird  sich  allerdings  die  Pilaster  und  Gesimse  aus  Holz  an- 
gefertigt denken  müssen,  da  alle  Anhaltspunkte  für  die  Annahme  von  Stein- 
gliederungen fehlen ;  dagegen  sind  vor  und  in  dem  Räume  selbst  Bruchstücke 
von  reich  verzierten  Altären  gefunden  worden.  In  anderen  Kastellen  ist  der 
in  der  Kastellachse  liegende  Raum,  oft  halbrund  abgeschlossen  wie  am  Kastell 
«Feldbcrg»,  oft  auch  unterkellert,  für  das  Sacellum  angesprochen  worden.  Das 
wäre  für  uns  der  Raum  Z,  den  von  Cohaitsen  als  Oecus  bezeichnete;  doch  scheint 
dieser  schon  wegen  seiner  Größe  und  seiner  exponierten  Lage  eine  andere 
Bestimmung  gehabt  zu  haben.  Allerdings  ist  dort  im  Jahre  1894  die  in 
Abschnitt  XIII  zur  Besprechung  gelangende,  0,15  m  hohe  Bronzestatuette  ge- 
funden worden,  die  M'ahrscheinlich  einen  Kaiser  {Marc  Aurel?)  darstellt. 

Der  25  m  lange  und  4  m  breite  Bau  (Tafel  IV,  T)  auf  der  Ostseite  des 
Praetorium  zeigt  keine  Quermauern,  wie  sie  das  entsprechende  Gebäude  auf 
der  Westseite  enthält.  Während  aber  in  letzterem  vier  Räume  durch  wirkliche 
Mauern  abgetrennt  waren,  fand  man  in  ersterem  nur  einige  pfeilerartig  auf- 
einandergesetzte  Steine  ohne  Verband  mit  der  Außenmauer,  vielleicht  den 
Unterbau  von  Fachwerkswänden.  Die  Steine  lagen  nicht  auf  dem  ge- 
wachsenen Boden,  sondern  wie  die  meisten  Gebäude  auf  Brandschutt,  der 
zum  Teile  aus  schwarzer  Asche  und  Kohlen  bestand.  Dazwischen  fanden 
sich  Brocken  von  gebranntem  Lehm,  welche  von  dem  Staakvverke  der 
Wände  und  Decken  herrühren.  Ferner  enthielt  der  Brandschutt  auf  dem 
gewachsenen  Boden  stark  verwitterte  Ziegel  ohne  Stempel,  die  Reste  eines 
Plattenbodens,  und  Estrichbruchstücke,  welche  mit  jenen  auf  die  Boden- 
heizung einer  älteren  Einrichtung  dieses  Gebäudes  schließen  lassen. 

Vor  den  beiden  Räumen  T  und  U  sowie  vor  dem  Exerzierhause  R 
liegen  2,50  bis  3,00  m  breite  Gänge,  welche  das  Atrium  E  einschließen.  Wir 
werden  uns  dieselben  nach  Analogie  mit  dem  Schema  des  antiken  Wohn- 
hauses oder  mit  den  an  mittelalterliche  Klosterkirchen  angelehnten  Kreuz- 
gängen als  einen  Umgang  vorzustellen  haben,  der  mit  einem  Pultdache  über- 
deckt war.  Dieses  lehnte  mit  dem  höher  gelegenen  Teile  an  die  Wände  der 
anstoßenden  Gebäude  an,  während  es  nach  dem  Hofe  zu  auf  hölzernen 
Stützen  ruhte.  Das  Licht  wurde  den  dahinter  gelegenen  Räumen  durch 
Thüren  zugeführt;  die  Abwässerung  geschah  nach  dem  Hofe  wie  im  Atrium 
des  Wohnhauses.  An  den  Hof  A  schließt  sich  ein  zweiter,  9  m  breiter  und 
29  m  langer  Hof  V  (Peristyl)  an,  der  ebenfalls  eine  Säulenhalle  enthält.  Die  Stützen 
dieser  standen  auf  einzelnen  Sockelsteinen,  welche  die  entsprechenden  Zapfen- 
löcher zeigen;  einzelne  von  diesen  gehören  zu  Inschriftsteinen  und  beweisen 
dadurch,   daß  hier  früher  andere  Bauten  gestanden  haben.     Dies  geht  auch 


Die  innere  Einteilung.  95 

aus  mehreren  tiefer  gelegenen  Mauerresten  hervor,  die  sich  nachträglich  noch 
durch  Zufall  fanden. 

Sowohl  in  der  Nordostecke  des  Hofes  (W),  als  auch  auf  seiner  Westseite 
(X)  befinden  sich  heizbare  Räume  (die  Einzelheiten  siehe  auf  Tafel  VIII, 
Nr.  3  und  7),  doch  bleibt  auf  der  Ostseite  eine  gewiß  einst  geschlossene 
Lücke.  In  der  westlichen  Hälfte  dieses  Hofes  bei  Y  liegen  zwei  schwere 
Platten  aus  Vilbeler  Sandstein  dicht  nebeneinander,  deren  jede  1,20  m  lang  ist, 
und  die  bei  einer  Dicke  von  25 — 33  cm  zusammen  1,34  m  breit  sind.  Sie 
liegen  nach  keiner  Seite  hin  zu  irgend  einer  Achse  symmetrisch,  haben  auch 
keine  Fundierung.  Die  dabei  erhobenen  Bronzebruchstücke  —  Daumen, 
Haarlocken  und  Gewandfalten  (Tafel  LXIV,  Nr.  5  und  8,  und  Tafel  LXV, 
Nr.  1,  2,  3,  7)  —  geben  der  Vermutung  Raum,  daß  hier  die  mehr  als  lebens- 
große Statue  einer  weiblichen  Figur  (Victoria?)  gestanden  habe. 

In  der  Mitte  der  Nordseite  des  Fraetorium,  in  der  Kastellachse,  tritt  ein 
Bauwerk  nach  außen  vor,  dessen  0,95  m  starke  Umfassungsmauern  einen 
trapezförmigen  Raum  einschließen.  So  wenigstens  gab  Hahel  nach  seinen 
Ausgrabungen  von  1854  den  Grundriß,  anscheinend  mit  Rücksicht  auf 
einige  oberflächlich  liegende  Steine,  an.  Meine  nachträglichen  Untersuchun- 
gen vom  Jahre  1894  haben  ergeben,  daß  die  Fundamente  rechtwinkelig 
sind,  und  daß  das,  was  Hahel  sah,  vielleicht  nur  der  Rest  einer  späteren 
flüchtigen  Wiederherstellung  in  Römerzeit  war.  Man  kann  diesen  Raum 
als  das  Hauptgebäude  des  ganzen  Kastells,  vielleicht  als  Wohnung  des 
Lagerkommandanten  ansehen,  die  mit  den  nebenliegenden  Räumen  in  Ver- 
bindung stand.  Ich  habe  ihn  mit  voti  Cohausen  dreistöckig  angenommen. 
Von  seiner  Gallerie  aus  konnte  man  das  Lager  und  die  Umgegend  über- 
schauen, die  Truppen  anreden  und  deren  Exerzitien  sowie  den  Spielen  in  der 
dicht  davorliegenden  Arena  zusehen.  Man  hat  dem  Gebäude  mit  Bezug  auf 
das  antike  Haus  die  Bezeichnung  Oecus  gegeben.  Ein  Durchgang  in  der 
Mitte  ist  nicht  vorhanden,  vielleicht  lagen  die  Ausgänge  seitlich,  entsprechend 
der  davorliegenden  rampenartigen  Mauer. 

Nachdem  ich  auf  die  Kommandantur,  das  Exerzierhaus,  sowie  auf  die 
beiden  Höfe  mit  dem  Heiligtume  hingewiesen  habe,  will  ich  davon  absehen, 
auch  den  übrigen  Räumen  des  Praetorium  eine  bestimmte  Verwendung  zu- 
zuschreiben, denn  dafür  fehlen  alle  Anhaltspunkte.  Wenn  wir  statt  dessen 
einen  Blick  auf  die  Gesamtanlage  des  Fraeforium  werfen,  so  muß  uns  seine 
auffallende  Ähnlichkeit  mit  dem  römischen  Normalwohnhause,  wie  wir  es  aus 
Vitruv  und  den  Ausgrabungen  von  Pompeji  kennen,  in  die  Augen  springen.  Zu- 
fälligerweise scheinen  die  Maße  mit  denjenigen  im  Hause  des  Pansa  in  Pompeji 
übereinzustimmen.  Während  aber  an  der  vorderen  Front  des  antiken  Hauses 
die  Kaufläden  liegen,  ist  im  Praetorium  das  Exerzierhaus  R  quer  vorgelegt. 
Durch  dieses  führt  der  Eingang  zu  dem  Atrium,  dem  quadratischen  Hofe  E.  In 
ihm  liegt,  wie  bei  den  Privathäusern  das  Sacrarium,  Sacellum  oder  Lararium, 
so  hier  das  Heihgtum  als  Aufbewahrungsort  für  die  Feldzeichen,  in  welchem 
außerdem  Götter  und  Kaiser  verehrt  wurden. 


96  I>as  Kastell. 

Auch  hier  ist  der  Hof  von  einem  gedeckten  Gange  umgeben;  den 
Ciihicula  entsprechen  die  seithchen  Räume  U  und  T;  das  Tahlinium 
fehlt.  Die  Querlage  des  Peristyls,  die  von  Vitruv  für  die  Wohnhäuser 
ausdrücklich  verlangt,  aber  selten  eingehalten  wird,  ist  hier  in  unserem 
Praetorium  gewahrt.  Der  am  Ende  der  Mittelachse  des  pompejanischen 
Hauses  gelegene  Raum  ist  der  Oecits,  der  vornehmste  Saal  des  Hauses; 
dort  öffnet  er  sich  mit  einer  weiten  Thüre  nach  dem  Garten,  im  Lager  aber 
nach  der  Praetrntiira  und  nur  mittels  eines  Fensters  oder  einer  Thüre  nacli 
der  Gallerie. 


c.    Die  Retentura. 

Das  südliche  Drittel  des  Kastells,  die  Retentura,  war  vorzugsweise 
für  die  Militär-Intendantur,  d.  h.  für  die  Verwaltung  bestimmt.  Die  dazu 
gehörigen  Gebäude  sind  in  ihrem  Grundrisse  erhalten  und  waren,  nach 
den  Mauerstärken  zu  schließen,  wohl  schon  der  Brandgefahr  wegen  massiv 
ausgeführt.  Das  Gebäude,  welches  für  das  Quaestorium  angesprochen  wird 
(Tafel  IV,  H),  hat  eine  Länge  von  26  m,  eine  Breite  von  5  bezw.  6  m  und 
besteht  aus  acht  Räumen,  von  denen  zwei  mit  Hypokausteu  versehen  sind; 
auf  Tafel  VIII,  4  und  4a  ist  das  westlich  gelegene  in  größerem  Maßstabe 
gezeichnet.  Diesem  Gebäude  gegenüber  liegt  ein  Bau  F  von  21  auf  24  m 
Größe;  er  ist  durch  eine  Mauer,  die  ebenso  dick  (1,15  m)  als  die  der  Um- 
fassung ist,  in  zwei  Teile  getrennt,  von  Cohausen  hat  ihn  als  Magazin  be- 
zeichnet, wofür  auch  die  vielen  Parallelmauern  sprechen  dürften,  die  zur 
Unterstützung  der  eichenen  Balken  und  der  darauf  ruhenden  Lasten,  der 
Frucht  und  sonstigen  Vorräte,  dienten.  Der  an  der  Nordostecke  derselben 
eingebaute  längere  Raum,  der  am  meisten  der  Sonnenwärme  entzogen  war, 
hat  wohl,  den  dort  gemachten  Funden  nach  —  Fleischhaken  und  Knochen  — , 
zur  Aufbewahrung  der  P^leischvorräte  gedient.  Über  die  Knochenfunde  wird 
in  dem  Abschnitte  XIV  «Verschiedenes»  Näheres  mitgeteilt  werden. 

Von  den  zwei  weiteren,  fast  quadratischen  Gebäuden  G  und  Gl  war 
das  erstere  durch  ein  kreuzförmiges  Hypokaustum  heizbar  (Tafel  VIII,  5  und  5a); 
das  andere,  Gl,  bestand  nur  aus  mit  Quarzitsteinen  gemauerten  Pfeilern,  die  den 
damber  liegenden  Boden  durch  Luftzirkulation  von  der  Erdfeuchtigkeit  iso- 
lierten und  trocken  erhielten.  Von  dieser  Einrichtung  und  sämtlichen  Heiz- 
anlagen wird  später  die  Rede  sein. 

Wie  in  der  Praetentura  ein  Brunnen  (Br.  Nr.  1),  in  dem  Praetorium 
deren  zwei  (Br.  Nr.  2  und  3)  gefunden  wurden,  so  haben  sich  in  der  Retentura 
drei  Brunnen  (Br.  Nr.  4,  23  und  33),  im  ganzen  Kastelle  also  sechs  gefunden,  über 
die  im  Abschnitte  XI.  2  ausführlich  berichtet  werden  wird.  Die  auf  Tafel  IV 
schraffiert  dargestellten  Mauerreste  gehören,  wie  schon  zu  Anfange  dieses 
Abschnittes  unter  «Allgemeines»  erwähnt  wurde,  einer  früheren  Periode  an. 

Schließlich  ist  im  Kastelle  der  Vollständigkeit  halber  noch  zweier  kleiner 
Gebäude  in  der  südwestlichen  Ecke,  dicht  bei  der  Abrundung,  zu  gedenken, 


Besatzung  und  Verteidigung.  97 

die  aber  nicht,  wie  man  glauben  könnte,  auf  alten  Grundmauern  erbaut, 
sondern  neueren  Datums  sind.  Beide  Häuschen,  das  eine  1856,  das  andere 
1872  errichtet  und  1895  vergrößert,  dienen  zur  vorläufigen  Aufnahme  der 
Fundstücke  und  zur  Aufbewahrung  der  Ausgrabungsgeräte;  sie  sind  auf  den 
Tafeln  nicht  eingezeichnet. 


5.  Besatzung  und  Verteidigung. 

Eine  der  schwierigsten  Fragen  der  Limesforschung  ist  die  nach  der 
Verteilung  der  Truppen  an  dem  ganzen  Grenzwalle  und  der  Besatzungsstärke 
in  den  Kastellen.  Die  Überlieferung  verläßt  uns  hier,  und  die  Ziegelstempel 
mit  Truppennamen,  die  oft  vereinzelt  und  zerstreut  selbst  in  Türmen  ge- 
funden werden,  und  von  denen  man  nicht  weiß,  wie  und  durdi  wen  sie  da- 
hin kamen,  sind  mit  Vorsicht  aufzunehmen,  und  wenn  man  der  Ansicht  bei- 
tritt, daß  Central-Ziegelfabriken  bestanden,  oft  überhaupt  illusorisch.  Nur 
wenige  Anhaltspunkte  hat  man  bis  jetzt  mühsam  zusammengetragen.  So 
nennt  man  Friedberg  mutmaßlich  als  Standquartier  der  ersten  Flavischen 
Kohorte  der  Damascener,  Großkrotzenburg  als  das  der  vierten  Kohorte  der 
Vindelicier,  Kastell  Feldberg  scheint  den  Numerus  Cattharensium  beherbergt 
zu  haben,  und  die  Saalburg  gilt  ziemlich  sicher  als  Standort  der  zweiten 
Kohorte  der  Raeter.  In  den  rückwärtigen  Standquartieren  sind  die  VIII.  und 
die  XXII.  Legion,  deren  Ziegel  ebenfalls  auf  der  Saalburg  vermauert  sind,  unter- 
gebracht gewesen,  einschließlich  mehrerer  Kohorten  von  Hilfstruppen.  Auf  die 
Besatzung  des  ganzen  Limes  rechnet  man  etwa  20000  Mann  in  Friedenszeiten, 
Diese  Truppenzahl  hat  man  auch  auf  die  Besatzung  der  Kastelle  verteilt  und 
daraus  einige  Werte  gewonnen,  die  wohl  im  Allgemeinen  mehr  theoretischer 
Natur  sind,  von  Cohausen  hat  über  die  Größe  der  Kastellbesatzungen  Unter- 
suchungen angestellt,  indem  er  dabei  von  dem  Kastellumfange  und  dem  theo- 
retisch für  den  einzelnen  Soldaten  nötigen  Räume  ausging,  und  darüber  eine 
Arbeit  geschrieben,  die  sich  mit  den  auf  der  Saalburg  in  dieser  Beziehung 
obwaltenden  Verhältnissen  eingehend  beschäftigt.  Wenn  auch  die  darin,  so- 
wie in  seinem  «Grenzwall»  vertretene  Ansicht  neuerdings  von  Einzelnen  an- 
gefochten wurde,  so  bringe  ich  sie  doch  als  von  fachmännischer  Seite  her- 
rührend, und  weil  seine  Darlegungen  noch  vieles  andere  Interessante  über 
Angriff  und  Verteidigung  enthalten,  hier  zum  Abdruck: 

«Das  Kastell  bildet  ein  Rechteck  von  rund  221  m  Länge  und  147  m 
Breite,  also  von  500:750  römische  Fuß.  Sein  ganzer  verteidigungsfähiger 
Umzug  beträgt  mithin  einschließlich  der  Thore  und  Thortürme  2  (221+14:7) 
=  766  m  (2500  Fuß).  Da  nun  jeder  Mann,  um  das  Pilum  werfen  zu  können, 
1,80  m  Front  bedarf  und  im  zweiten  Gliede  einen  Hintermann  hat,  der  ihm 
im  Kampfe  beispringt,  oder  ihn,  wenn  er  gefallen,  ersetzt,  so  bedarf  das 
Kastell  zu  seiner  Verteidigung  auf  je  1,80  m  Umzug  (oder  Feuerlinie,  wie 
wir  heute  sagen  würden)  zwei  Mann,  oder  auf  0,95  m  einen  Mann;  dies  er- 
giebt  auf  den  ganzen  Umzug  775  Mann. 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  7 


-9d  ^as  Kastell. 

Ohne  in  eine  Besprechung  über  die  römische  Heeresorganisation  hier 
einzutreten,  nehmen  wir  das  in  der  ersten  Kaiserzeit  Giltige  als  Norm  an 
und  fahren  fort:  Eine  von  einem  Legaten  und  sechs  Kriegstribunen  befehligte 
Legion  ist  3600  Mann  stark;  sie  ist  geteilt  in  10  Kohorten  h  360  Manu, 
deren  jede  aus  drei  Manipcln  ä  120  Mann  besteht  und  endlich  in  zwei  Halb- 
manipeln  oder  Centurien  h  60  Mann  unter  einem  Centurio  ihre  letzte  Unter- 
abteilung empfangt.  Da  man  nun  Soldaten  nicht  wie  eine  Herde  abzählt, 
sondern  ihre  taktische  Gliederung  beibehält,  so  wird  man  auch  zur  Besetzung 
der  Feuerlinie  des  Kastells  nicht  genau  775  Mann,  sondern  zwei  Kohorten 
ä  360  Mann  oder  im  Ganzen  720  Mann  nehmen,  diesen  aber  als  Reserve 
und  wegen  der  stets  von  der  römischen  Taktik  verlangten  Ausfälle  noch 
zwei  bis  drei  Manipeln  beifügen,  sodaß  die  ganze  Kriegsbesatzung  des 
Kastells  etwa  1080  Mann  oder  drei  Kohorten  betragen  würde.  Da  nun  zehn 
Mann  mit  ihrem  Gepäck  ein  Zelt  von  10  Fuß  Breite  und  24  Fuß  Länge  ein- 
nehmen und  vor  demselben  eine  Lagergasse  von  6  Fuß  Breite  herläuft,  die 
zehn  Mann  einschließlich  dieser  also  10  (24-1-6)  ==  300  Quadratfuß  oder 
26,10  qm  Lagerraum  bedürfen,  so  bedarf  eine  Kohorte  oder  360  Mann  937,6  qm 
und  drei  Kohorten  2812,8  qm,  das  ist  ein  Areal,  welches  kaum  den  neunten 
Teil  des  Kastells  ausmacht  und  den  der  Praetentura  innerhalb  der  Wall- 
straßen lange  nicht  erreicht.  Abgesehen  von  den  für  die  hohen  Offiziere  und 
für  Magazine  bestehenden  Massivbauten  bleibt  daher  im  Notfall  immer  noch 
ein  ganz  ansehnlicher  Raum  für  die  mit  ihrem  Vieh  etwa  in  das  Kastell 
geflüchteten  Bewohner  der  Bürgerlichen  Niederlassung.  Allein  an  eine  so 
große  Besatzung  war  für  den  Winter  und  für  friedliche  Zeiten  gar  nicht  zu 
denken,  dagegen  mußte  für  die  ständige  Besatzung  durch  bequeme  und 
heizbare  Baracken  oder  Hütten  Sorge  getragen  werden. 

Um  nun  von  dem  Angriffe  und  der  Verteidigung  des  römischen  Grenz- 
walles und  der  Saalburg  insbesondere  eine  richtige  Vorstellung  zu  vermitteln, 
möchte  das  Nachstehende  dienlich  sein: 

Durch  die  in  den  germanischen  Grenzländern  hausierenden  Kaufleute 
vor  einem  Einfalle  gewarnt,  waren  die  römischen  Grenzwachen  auf  ihrer  Hut. 
Die  Strenge  beim  Ein-  und  Auslassen  an  den  wenigen  Schlägen,  welche  unter 
dem  Schutze  von  größeren  und  kleineren  Kastellen  die  Durchgänge  des  Pfahl- 
grabens sperrten,  wurde  verdoppelt,  etwaige  Lücken  unzugänglich  gemacht, 
Beobachtungsposten  und  Schleich patrouillen  [speculatores]  vor  demselben  ein- 
gerichtet und  auch  hinter  demselben  der  Wachtdienst  verstärkt.  Jeder  Ein- 
fall, jeder  Angriff  der  Kastelle  mußte  mit  der  Durchbrechung  des  Pfahlgrabens 
oder  des  vor  ihm  liegenden  wegelosen  Urwaldes  beginnen,  hinter  welchem 
sie  lagen.  Er  konnte  nicht  unbeachtet  bleiben,  denn  er  bedurfte  immer 
einiger  Zeit,  weil  die  wenigen  Übergänge,  die  aus  dem  Überhöhischen  Hinter- 
lande in  die  Nidda-Ebene  führten,  allein  auf  spärlichen  Wegen  erreichbar  waren, 
welche  die  dichten  Waldungen  entbehrten.  Man  muß  einen  Urwald,  wie  er 
sich  z.  B.  noch  an  einem  Teile  der  bayerisch-böhmischen  Grenze  hinzieht,  ge- 
sehen haben,   um   ermessen  zu  können,   daß  sein   von  keiner  Axt  berührtes 


Besatzung  und  Verteidigung.  99 

Dickicht,  in  welchem  dürre  und  halbfaule  Baumstämme  in  üppig  auf- 
schießendem Unterholze  übereinanderliegen ,  ein  ganz  undurchdringliches 
Dickicht  bilden,  mit  dem  unsere,  von  der  Forstschere  disziplinierten  Wälder 
nicht  verglichen  werden  können.  Der  Durchgänge,  welche  den  östlichen  Teil 
des  Taunus  überschritten,  waren  nur  wenige:  Die  Hauptstraße,  die  sich  rechts 
und  links  dicht  an  der  Saal  bürg  vorbei  und  von  dieser  gesperrt  aus  dem 
Römerlande  in  das  der  Chatten  gegen  Usingen  und  gegen  Obernhain  zog, 
der  Weg  durch  das  Köpperner  Thal,  gesperrt  durch  das  Zwischenkastell 
«Lochmühle»,  und  ferner  die  westlichen  Nebenwege,  welche  aus  dem  Waldlande 
durch  die  Thäler  von  Ober-Stedten  und  Ober-Ursel  in  die  Nidda-Ebene  hinab- 
führten ;  sie  waren  da,  wo  sie  auf  der  Wasserscheide  den  Pfahlgraben  passierten, 
gedeckt  durch  die  kleinen  Zwischenkastelle  «Altes  Jagdhaus»  und  « Heide- 
stock ».^^)  Es  ist  leicht  möglich,  daß  das  Terrain  zwischen  Kastell  und  Pfahl- 
graben durch  Pallisaden  oder  Verhaue  so  hergerichtet  war,  daß  eine  Durch- 
brechung desselben  immer  mit  soviel  Zeitaufwand  verbunden  war,  daß  den 
Römern  genügend  Zeit  blieb,  sich  in  Kampfbereitschaft  zu  setzen.  Ein  solches 
Verhau  oder  Gebück  —  eine  Verflechtung  und  ein  Verwachsen  nieder- 
gebogener Waldbäume  und  Aste,  untermischt  mit  Dornen  und  Schlingranken 
—  ist,  um  ein  Beispiel  dieses  wirksamen,  in  der  Ur-  und  Römerzeit  wie  im 
Mittelalter  so  häufig  angewandten  Hindernismittels  zu  geben,  im  Jahre  1872 
vor  der  Süd-  und  Westseite  der  Saalburg  angelegt  worden.^*)  Das  Durch- 
brechen eines  derartigen  Gebückes  hat  selbst  mit  den  guten  Werkzeugen 
unserer  Tage  seine  Schwierigkeiten,  welche  in  den  vielfachen  Verwachsungen, 
durch  welche  die  Aste  verschiedener  Stämme  miteinander  verbunden  sind, 
in  ihrer  Elastizität  und  in  den  Dornen  und  Ranken,  die  sie  durchschlingen, 
begründet  sind;  die  Schwierigkeit  ist  unvergleichlich  größer,  wenn  wir  uns 
die  Angreifer  ihrer  Zeit  gemäß  ausgerüstet  denken.  Durchbrechungen,  welche 
pfadlos  dazwischen  versucht  werden  sollten,  würden  durch  die  Wachttürme 
auf  dem  «Klingekopf»,  dem  «Roßkopf»,  am  «Einsiedel»,  auf  dem  «Kieshübel» 
und  am  «Weißenstein»,  sowie  ostwärts  am  «Fröhlichen  Mannskopf»,  am 
«Bennerpfad»,  an  der  «Lochmühle»  und  den  weiter  nach  der  Kapersburg 
hin  gelegenen  Türmen  gemeldet  oder  signalisiert  worden  sein. 

Als  vorzugsweise  den  Angriffen  ausgesetzte  Seite  des  Kastells  haben 
wir  dessen  nördliche,  dem  Pfahlgraben  zugekehrte  Front  anzusehen. 

Der  Wallgang  des  Kastells,  auf  welchem  die  Verteidiger  standen,  hatte 
eine  Breite  von  3  m   und  eine  Höhe  von  2,30  m,   die,  nach  innen  sanft  ge- 

^^J  Über  die  Untersuchungen  der  drei  genannten  Zwischenkastelle  vergl.  Limesblatt 
Nr.  1,  Abschn.  1,  und  Nr.  11,  Abschn.  82  und  83. 

®*)  Da  dieses  Gebück  zu  hoch  geworden  war,  wurde  es  1893  stark  zurückgeschnitten, 
sodaß  nun  wieder  Jahre  werden  vergehen  müssen,  ehe  die  neuen  Schößlinge  wieder  zur 
Herstellung  von  Gebück  umgebogen  werden  können.  —  Die  Art  der  Herstellung  eines 
solchen  Gebückes  beschreibt  uns  Caesar  bei  der  Schilderung  seiner  Kämpfe  mit  den  Nerviern 
(de  hello  Gallico  II.  17) :  ^Teneris  arboribus  incisis  atque  inflexis  crebris  in  latitudinem  ramis 
enatis  et  rtihis  sentibusqiie  interjectis  effecerant,  ut  instar  muri  hae  sepes  munimentum  prae- 
berent,  q_uo  non  modo  intrari,  sed  ne  perspici  qiiidem  posset». 


lOO  Das  Kastell. 

büscht,  leicht  zu  ersteigen  war.  Der  Wall  war  nach  außen  mit  einer  Mauer 
bekleidet,  welche  mit  Zinnen  gekrönt  war.  Waren  die  Zinnenöffnungen 
(Fenster,  fenestra)  zum  ungehinderten  Walfengebrauche  breit  und  ihre  Brüstung, 
um  das  Vorlehnen  zu  gestatten,  nur  gering,  so  waren  auch  die  Zinnenbergen 
kaum  mannshoch  und  gewährten  nur  für  je  eine  Schildwache  Deckung.  Auf 
dem  Walle  hinter  den  Zinnen  stand  die  Besatzung,  bereit,  das  Pilum  —  aber 
auch  Steine  —  auf  den  anrückenden  Feind  za  werfen.  Das  Pilum  (Taf.  XII, 
in  der  rechten  Hand  des  Soldaten)  ist,  wie  durch  die  Untersuchung  von 
Lindenschmit  feststeht,  ein  mit  einer  Stahlspitze  versehenes,  dünnes  und  1  m 
langes  Eisen  mit  einem  ebenso  langen  Holzschafte.  Es  kann  15 — 20  Schritt 
weit  geworfen  werden,  das  ist  vom  Walle  bis  zum  äußeren  Grabenrande, 
wo  der  Angreifer,  um  in  den  Graben  hinabzusteigen,  seine  Reihen  lockerte 
und  seine  Deckung  durch  die  Schilde  vernachlässigen  mußte.  Denn  wenn 
diese  auch  durch  das  schuppenförmige  Aufeinanderschließen  der  einzelnen 
Schilde  auf  ebenem  Boden  noch  so  vollständig  war,  so  mußte  sie  durch  das 
Ab-  und  Aufsteigen  in  den  Doppelgräben,  die  das  Kastell  umgeben,  vielfach 
aufklaffen  und  Lücken  erhalten,  welche  sich  die  Verteidiger  für  ihre  Pilen- 
würfe  ausersahen.  Nicht  also,  wie  man  wohl  geglaubt  hat,  in  einer  Pallisaden- 
reihe,  welche  auf  dem  Dämmchen,  wenn  man  überhaupt  von  einem  solchen 
reden  kann,  zwischen  dem  inneren  und  äußeren  Graben  unmöglich  war, 
sondern  in  der  Lockerung,  zu  der  eben  im  gefährlichsten  Augenblicke  die  An- 
griflFskolonne  durch  die  beiden  Gräben  und  ihr  scharfes  Zwischendämmchen 
genötigt  wurde,  bestand  deren  treffliche  Wirkung.  In  dem  Augenblicke,  wo 
Unordnung  und  Verzögerung  in  der  Kolonne  des  Angreifers  eintreten  muß, 
wo  die  Schilde  oft  von  einem  Wurfe  durchdrungen  und  aneinander  geheftet 
werden,  wo  manche  Kämpfer  den  Schild  fahren  lassen  und  verwundet  hin- 
stürzen, verlangte  es  die  römische  Taktik,  daß  aus  den  vom  Angriffe  weiter 
zurückgelegenen  Thoren,  den  portae  princi})dles,  ein  Ausfall  gemacht  wurde, 
welcher  die  Flanke  des  stürmenden  Feindes  traf  —  teils  auf  der  Contre-Escarpe, 
teils  im  Graben  —  und  ihn  so,  von  drei  Seiten  zugleich  angegriffen,  zum 
Rückzuge  nötigte.  Dies  ist  das  Verfahren,  welches  wir  Caesar  und  seine 
Legaten  bei  der  Verteidigung  der  Lager  stets  einhalten  sehen;  und  wir  glauben 
unsere  Beschreibung  nicht  besser  beleben  und  zum  Verständnis  bringen  zu 
können,  als  indem  wir  einige  Kämpfe  nach  den  Schilderungen  Caesars  hier 
mitteilen  : 

Es  war  im  Jahre  53  v.  Chr.,  als  Caesar  zum  Entsatz  des  Cicero  herbei  eilte  ^*); 
in  der  Absicht,  die  seinem  Lager  gegenüberstehenden  Gallier  zu  einem  Angriflfe  zu  ver- 
leiten, ließ  er  mit  dem  Scheine  der  Furcht  den  Wall  erhöhen  und  die  Thore  verbauen. 
Als  er  nun  die  Truppen  vom  Walle  zurückzog,  rückte  der  Feind  näher  heran  und 
sandte  seine  Wurfgeschosse  von  allen  Seiten  ins  Lager,  ja  er  begann  den  Wall  mit 
den  Händen  einzureißen  und  die  Gräben  auszufüllen.  Da  nämlich  die  Thore,  obgleich 
nur  zum  Scheine  und  nur  mit  einer  einfachen  Rasenmauer,  geblendet  waren,  so  glaubten 
sie  hier  am  wenigsten  einbrechen  zu  können.  Jetzt  machte  Caesar  plötzlich  einen  Aus- 


»^)  Vergl.  Caesar,  de  hello  Gallico  V.  50,  51. 


Besatzung  und  Verteidigung.  101 

fall  aus  allen  Thoren ;  die  Eeiterei  griff  an  und  warf  den  Feind  ohne  allen  Widerstand 
über  den  Haufen. 

Über  einen  ähnlichen  Vorgang  berichtet  Caesar  an  anderer  Stelle  ^^): 
Galba  wurde  in  dem  noch  nicht  vollständig  hergerichteten  Winterlager  in  Octo- 
durus  durch  die  Gallier  angegriffen ;  kaum  hatten  die  Römer  die  Verteidigungsmaß - 
regeln  anzuordnen  und  auszuführen  Zeit  gehabt,  als  der  Feind  auf  ein  bestimmtes 
Zeichen  von  den  Bergen  herabstürmte  und  den  Wall  mit  Steinen  und  Wurfspießen 
überschüttete.  Die  Römer  hielten  anfangs,  so  lange  sie  noch  bei  frischen  Kräften 
waren,  wacker  Stand,  keines  ihrer  Geschosse  fehlte  von  der  Höhe  des  Walles  seinen 
Mann,  und  wo  irgend  ein  schwach  besetzter  Teil  des  Lagers  bedroht  ward,  eilte  die 
Reserve  rasch  zur  Hilfe  herbei,  aber  der  Feind  führte  immer  neue  Truppen  heran. 
Den  durch  einen  sechsstündigen  Kampf  ermüdeten  Römern  gingen  bereits  die  Geschosse 
aus,  während  der  Feind  immer  entschlossener  drängte  und  schon  den  Wall  nieder- 
zureißen und  die  Gräben  auszufüllen  begann.  Man  brach  daher  das  Gefecht  ab,  ließ 
die  vom  Feinde  ins  Lager  geschleuderten  Geschosse  sammeln  und  brach  nach  kurzer 
Rast  plötzlich  aus  allen  Thoren  heraus.  Der  Feind,  der  nicht  wußte,  wie  ihm  geschah, 
und  nicht  dazu  kam  sich  zu  sammeln,  wurde  in  solcher  Unordnung  zurückgeschlagen, 
daß  er  die  Waffen  wegwarf  und  über  ein  Drittel  von  ihm  auf  dem  Platze  nieder- 
gemacht wurde. 

Tacitus  {Annal.  I.  68)  giebt  uns  ein  nicht  minder  anschauliches  Bild: 
Die  Römer  werden  in  ihrem  Lager  bei  den  Pontes  longi  von  den  Germanen  hart 
bedrängt;  schon  verschütten  sie  den  Graben,  werfen  Strauchwerk  hinein,  suchen  den 
Wall  zu  erklimmen  und  erreichen  den  Wallkamm,  auf  dem  nur  Wenige  standen.  Als 
die  Stürmenden  so  zwischen  den  Hindernissen  (dem  Graben  und  dem  pallisadierten 
Walle)  eingeklemmt  waren,  wird  den  als  Reserve  im  Kastell  stehenden  Kohorten  mit 
Hörnern  und  Trompeten  das  Zeichen  zum  Angriff  gegeben;  sie  werfen  sich  mit  Ge- 
schrei und  heftigem  Andränge  den  Germanen  von  allen  Seiten  in  den  Rücken,  die  nun 
weichen  und  auf  der  Flucht  bis  zum  Abend  hingemordet  werden. 

Wir  beschließen  diese  Hinweise,  um  zugleich  auf  den  Gebrauch  und 
die  Wirkung  der  Waffen  aufmerksam  zu  machen,  mit  der  Erwähnung  eines 
x\usfalls  eigner  Art,  den  Caesar  (de  hello  Gall.  V.  41 — 44)  ausführhch  beschreibt: 
Cicero  stand  im  Winterlager  (bei  Charleroy  oder  bei  Namur).  Soldaten,  welche 
in  den  Wald  gegangen  waren,  um  Holz  zu  den  Befestigungen  zu  holen,  wurden  ab- 
geschnitten. Die  Nervier  rückten  näher  und  suchten  den  Graben  auszufüllen;  Cicero 
fuhr  während  der  Nächte  fort,  seine  Befestigungen  durch  hölzerne  Türme  und  durch 
Verbauung  der  Wall-Lücken  zu  verstärken  und  Zinnen  und  Brustwehren  aus  Flecht- 
werk aufzusetzen;  auch  wurden  Pfähle  zugehauen  und  zur  Härtung  an  der  Spitze  an- 
gebrannt, um  als  Mauerpilen  zu  dienen.  Die  Nervier  umschlossen  das  Lager  ihrerseits 
mit  einem  9  Fuß  hohen  Walle  und  einem  15  Fuß  breiten  Graben.  Sie  hatten  das 
durch  die  Übung  bei  den  Römern  in  den  letzten  Jahren  gelernt;  auch  hatten  sie  einige 
Gefangene  vom  römischen  Heere,  die  es  ihnen  zeigen  mußten.  Da  es  ihnen  aber  an 
den  dazu  nötigen  eisernen  Werkzeugen  fehlte,  so  mußten  sie  den  Rasen  mit  ihren 
Schwertern  ausstechen  und  die  Erde  mit  bloßen  Händen  und  in  ihren  Mänteln  fördern. 
Aus  dieser  Arbeit  kann  man  auf  die  große  Masse  der  Feinde  schließen ;  denn  in  weniger 
als  drei  Stunden  hatten  sie  die  Contrevallationslinie  in  einer  Länge  von  15  Milien 
(30000  Schritte)   vollendet.     In   den    folgenden  Tagen  begannen  sie  (hölzerne)  Türme 


96)  Vergl.  ebenda  III.  4  und  5. 


102  Das  Kastell. 

im  Verhältnis  zur  Höhe  unseres  Walles,  Mauersicheln  und  «Schildkröten»,  Alles  unter 
der  Leitung  jener  Gefangenen,  herzurichten  und  zusammenzusetzen.  Am  siebenten  Tage 
der  Einschließung  entstand  plötzlich  ein  großer  Windsturm.  Da  begannen  sie  glühende 
Kugeln  aus  schmelzbarem  Thone  mittels  Schleudern  und  brennende  Wurfspieße  auf  die 
Lagerhütten  zu  werfen,  welche  nach  gallischer  Sitte  Strohdächer  hatten.  Diese  fingen 
rasch  Feuer  und  verbreiteten  es  bei  dem  heftigen  Winde  über  das  ganze  Lager.  Nun 
erhoben  die  Feinde  ein  lautes  Geschrei,  als  wenn  der  Sieg  schon  errungen  und  ent- 
schieden wäre,  und  begannen  Türme  und  Schutzdächer  heranzuführen  und  den  Wall 
mit  Leitern  zu  ersteigen.  Aber  die  Tapferkeit  und  Geistesgegenwart  unserer  Soldaten 
zeigte  sich  in  ihrem  vollen  Glänze.  Auf  allen  Seiten  von  den  Flammen  versengt,  von 
einem  Hagel  von  Geschossen  überschüttet,  sahen  sie  ihr  ganzes  Gepäck,  Alles,  was  sie 
besaßen,  eine  Beute  der  Flammen  werden.  Aber  auch  nicht  Einer  entfernte  sich  vom 
Walle  und  verließ  seinen  Posten.  Kaum  drehte  sich  einer  um,  sondern  alle  setzten  den 
Widerstand  aufs  Hartnäckigste  und  Tapferste  fort.  Das  war  bei  Weitem  der  härteste 
Tag  für  die  Römer;  doch  endete  er  schließlich  damit,  daß  eine  große  Masse  von  Feinden 
verwundet  oder  getötet  wurde,  da  sie  sich  dicht  unter  dem  Walle  zusammengedrängt 
hatten  und  die  letzten  Glieder  den  vorderen  jedes  Weichen  unmöglich  machten.  Als 
das  Feuer  ein  wenig  nachgelassen  hatte,  brachte  der  Feind  einen  Turm  bis  unmittelbar 
an  den  Wall  heran.  An  dieser  Stelle  stand  die  dritte  Kohorte;  ihre  Centurionen  nahmen 
ihre  Leute  ein.  wenig  zuiück  und  forderten  dann  mit  Wink  und  Zuruf  die  Feinde  auf,  doch 
hereinzukommen,  aber  Keiner  wagte  der  Aufforderung  zu  folgen;  da  trieben  die  Römer 
sie  auf  der  ganzen  Linie  mit  Steinwürfen  zurück  und  zündeten  dann  den  Turm  an. 

Es  standen  bei  Ciceros  Legion  unter  Anderen  zwei  Centurionen  von  bewährter 
Tapferkeit,  welche  die  Beförderung  zur  ersten  Rangklasse  bereits  in  naher  Aussicht 
hatten,  T.  Pulio  und  L.  Vorenus.  Beide  lebten  in  beständigem  Zwiste  miteinander 
über  den  Vorrang  bei  der  Bef()rderung  und  stritten  um  denselben  in  jedem  Jahre  mit 
Eifersucht.  Als  nun  hartnäckig  bei  dem  Walle  gekämpft  wurde,  rief  Pulio:  «Was 
zauderst  du  denn  noch,  Vorenus?  Auf  welche  Gelegenheit  willst  du  eigentlich  noch 
warten,  deinen  Mut  zu  zeigen?  Dieser  Tag  soll  unseren  Streit  entscheiden.»  Damit 
stürzte  er  ins  Freie  hinaus  auf  die  dichteste  Masse  der  Feinde.  Und  auch  Vorenus 
ließ  der  Ehrgeiz  nun  nicht  länger  auf  dem  Walle  bleiben,  er  folgte.  Nahe  am  Feinde 
warf  Pulio  sein  Pilum  und  durchbohrte  einen  Gallier,  der  ihm  aus  dem  Haufen  ent- 
gegenkam. Die  Anderen  deckten  den  Gefallenen  mit  ihren  Schilden,  überschütteten 
Pulio  mit  Geschossen  und  schnitten  ihm  den  Rückweg  ab.  Ein  gallischer  Wurfspieß 
dringt  durch  Pulios  Schild  und  haftet  in  seinem  Wehrgehänge.  Dadurch  wird  die 
Scheide  verschoben  und  die  rechte  Hand  des  Centurionen  behindert,  das  Schwert  zu 
ziehen.  Außer  Stande  sich  zu  verteidigen,  wird  er  von  dem  Feinde  umringt.  Da  eilt 
ihm  sein  Nebenbuhler  Vorenus  zu  Hilfe.  Nun  wendet  sich  die  Menge  gegen  diesen; 
Pulio,  glaubten  sie,  habe  an  dem  Wurfspieße  genug.  Vorenus  wehrt  sich  mit  dem 
Schwert,  tötet  Einen  und  treibt  die  Andern  ein  wenig  zurück;  während  er  aber  heftig 
nachdringt,  stürzt  er  in  eine  Unebenheit  des  Bodens  und  wird  selbst  umringt.  Aber 
nun  kommt  ihm  Pulio  zu  Hilfe,  und  endlich  ziehen  sich  Beide,  nachdem  sie  noch 
mehrere  Feinde  getötet,  mit  Ruhm  bedeckt,  glücklich  in  die  Befestigung  zurück.» 

Diese  Beispiele  werden  genügen. 

Wie  bei  allen  Angriffs-  und  Verteidigungs- Dispositionen  werden  auch 
hier  Zeit  und  Umstände  Änderungen  herbeigeführt  haben,  indem  der  Feind, 
nachdem  er  den  Pfahlgraben  durchbrochen,  entweder  ohne  Weiteres  zum 
Sturme  auf  das  Kastell  schritt  oder,  indem  er  seinen  Angriff  durch  Schleuderer 


Besatzung  und  Verteidigung.  103 

vorbereitete,  welche  ähnlich  unseren  Tirailleureu  aufgelöst  vorgingen,  oder 
indem  er  seine  Sturmkolonnen,  welche  Strauchbündel  und  kurze  Leitern  trugen, 
vorausmarschieren  ließ,  um  die  Gräben  auszufüllen  und  die  Mauer  zu  ersteigen, 
und  indem  er  sie  mit  Handwerkszeug  versah,  anderweitige  Hindernisse,  die 
uns  Caesar  bei  der  Belagerung  von  Alesia  kennen  lehrt,  wegzuräumen. 

Es  wird  hier  nicht  ohne  Interesse  sein,  die  Angriffs-  und  Verteidigungs- 
taktik jener  Zeit  mit  der  unserer  Tage  zu  vergleichen.  Hier  müssen  wir  frei- 
lich gleich  aussprechen,  daß  wir  bei  unseren  heutigen  Kriegsmitteln  und  bei 
der  Tragweite  und  Treffsicherheit  unserer  Artillerie  und  der  Handfeuerwaffen 
weder  ein  solches  Kastell  («Redoute»  würden  wir  sagen),  noch  eine  solche  Linear- 
befestigung wie  den  Pfahlgraben  anlegen  würden,  sondern  den  Paß,  den  die 
Saalburg  sperren  sollte,  gegen  einen  von  Norden  herkommenden  Feind  eher 
durch  zwei  sturmfreie  Batterien  rechts  und  links  der  Straße  zu  behaupten 
suchen  würden,  indem  wir  dieselben  durch  ein  Verhau  verbinden  und  da, 
wo  seine  Linien  die  Straßen  überschritten,  eine  Feldwache  aufstellen,  bezieh- 
ungsweise diese  beim  ernstlichen  Angriffe  zurückziehen  würden,  während  das 
Gros  der  Infanterie  weiter  rückwärts  kampierte.  Sollte  aber  die  Aufgabe  ge- 
stellt sein,  das  Kastell,  wie  es  ist,  zu  verteidigen,  so  würden  (unter  Nicht- 
berücksichtigung der  Deckung,  welche  der  nahe  Pfahlgraben  und  der  um- 
liegende Wald  dem  Angreifer  in  Wirklichkeit  gewähren  würde)  die  im  Folgenden 
genannten  Zahlen  der  bedurften  Besatzungsmannschaft  eine  direkte  Ver- 
gleichung  der  beiden  taktischen  Systeme  gestatten. 

Bei  der  Ausdehnung  der  Feuerlinie  des  Kastells  —  736  m  —  berechnet 
sich  deren  Besatzung  einschließlich  der  Reserve  auf  1600 — 2400  Mann,  je 
nachdem  man  die  Minderzahl  von  8  Mann  pro  5  Schritt,  oder  die  größere 
Zahl,  12  Mann  auf  dieselbe  Länge,  annimmt.  Von  dieser  Besatzung  würde 
etwa  ein  Drittel  zur  Besetzung  der  Thore  und  als  Reserve  aufzustellen  sein. 

Wir  erkennen  hier  den  entscheidenden  Einfluß  der  Waffe,  welche  eine 
doppelt  so  dichte  Aufstellung  der  heutigen  Truppen  im  Gegensatze  zur 
römischen  gestattet,  und  da  sie  auch  für  den  Angreifer  gilt,  eine  doppelt  so 
große  Besatzung  als  zur  Römerzeit  notwendig  macht. 

Bei  dem  thatsächlichen  Bestehen  des  Pfahlgrabens  und  seiner  beiden 
Durchgänge  an  der  Saalburg  würde  sich  die  Besatzungsdisposition  für  dieses 
Kastell  etwa  so  gestalten: 

1)  Eine  Feldwache   zu  50  Mann  am  Durchgange  des  Obernhainer  Weges 
durch  den  Pfahlgraben. 

2)  Eine  Feldwache  zu  50  Mann  am  Durchgange  der  Usinger  Chaussee. 

Beide   stellen  auf  umsichtlichen  Punkten  der  Linie  Posten    auf  und 
patroullieren  längs  derselben. 

3)  Wache  im  Kastell  zur  Aufstellung  von  Posten  auf  dem  Walle  und  an 
dessen  Eingängen  —  50  Mann. 

4)  Bereitschaft  zur  ersten  Bildung  der  Feuerlinie  —  200 — 350  Mann. 

5)  Verstärkung  derselben  —  750—1200  Mann. 

6)  Reserve  —  500—800  Mann.« 


104  I^as  Kastell. 

Die  von  Cohauscn  angenommene  Besatzungsstärke  scheint  auch  mir  nach 
den  neueren  Untersuchungen  etwas  zu  hoch  gegriffen;  ich  glaube,  daß  niclit 
mehr  als  eine  Kohorte  die  reguläre  Besatzung  gebildet  hat.  Da  die  zweite 
Kohorte  der  Raeter  für  die  Saalburg  genannt  wird,  so  mag  ihr  die  Ver- 
teidigung anvertraut  gewesen  sein.  Ob  aber  dieser  Truppe  auch  die  Besetzung 
der  zunächstliegenden  Türme  und  Zwischenkastelle,  also  ein  bestimmter  Limes- 
abschnitt zugewiesen  war,  oder  ob  hierhin  besondere  Truppen  aus  den  rück- 
wärtigen Linien  kommandiert  wurden,  bleibe  dahingestellt.  Sicher  wird  auch 
hier  ein  mehrmaliger  Wechsel  zu  verzeichnen  sein,  da  ja  auch  der  Kastell- 
umfang sich  mehrfach  änderte,  wie  wir  jetzt  aus  einigen  Beispielen  wissen. 
Jedenfalls  aber  war  zur  Kriegszeit  die  Besatzung  durch  Vorschiebung  von 
Detachements  aus  dem  Gros  der  Legionen,  durch  Veteranen,  Einheimische 
und  sonstige  Hilfstruppen  erheblich  verstärkt,  sodaß  dann  vielleicht  die 
thatsächliche  Stärke  der  Besatzung  die  theoretische  Zahl  nahezu  erreicht 
haben  mag. 


105 


IX. 

Die  Bürgerliche  Niederlassung. 

(Tafeln  I,  XIII— XVII  und  Textfiguren  17-19.) 


1.  Allgemeines. 

Mit  den  römischen  Kastellen  ist  oft  ein  umfangreiches  bewohntes  Gebiet  ver- 
bunden, die  sogenannte  «Bürgerliche  Niederlassung»  oder  die  «Lager- 
stadt». Sie  diente  zur  Aufnahme  des  Trosses,  der  Marketender  (lixae)  und 
Händler,  welche  stets  die  römischen  Heere  begleiteten.  Nach  ihren  Buden 
(canahae)  wurden  sie  auch  canahenses  genannt.  Ihren  Stamm  bildeten  die 
Veteranen,  von  denen  die  meisten  wohl  gerne  in  der  Nähe  ihrer  alten  Truppe 
blieben. 

Die  Bürgerliche  Niederlassung  der  Saalburg  erstreckt  sich  fast 
um  das  ganze  Kastell,  selbst  zwischen  diesem  und  dem  Pfahlgraben  haben 
sich  Überreste  davon  gefunden.  An  der  Ost-  und  West-,  besonders  aber 
an  der  Südseite  sind  zahlreiche  Spuren,  nicht  allein  im  Boden,  sondern 
auch  über  demselben  erhalten  geblieben  (Taf.  I  u.  XIII).  Nimmt  man  die 
Porta  decumana  als  Mittelpunkt  und  beschreibt  einen  Kreis  von  rund  600  m 
Durchmesser,  so  erhält  man  annähernd  den  Umfang  der  Lagerstadt.  Nach 
Süden  dehnt  sich  das  bebaute  Gelände  noch  weiter  aus,  auch  liegt  dort  die 
spätere  und  größere  Gräberstätte,  an  die  in  der  Römerzeit  sich  kultiviertes 
Garten-  und  Ackerland  anschloß.  Man  wird  nicht  zu  weit  gehen,  wenn  man 
die  bebaute  Fläche  der  Saalburg  auf  350,000  qm  =  35  Hektar  (etwa  140 
römische  Jiigera)  annimmt;  dann  würden  nach  Abzug  der  Grundfläche  des 
Kastells,  das  mit  seinen  davorliegenden  Gräben  4,6  Hektar  mißt,  noch  etwa 
30  Hektar  für  die  Ansiedelung  verbleiben.  Es  ist  dies  ein  Flächengehalt, 
der,  auf  heutige  Verhältnisse  übertragen,  etwa  dem  eines  kleinen  Städtchens 
von  2 — 3000  Einwohnern  entspricht.  Die  mit  einer  Mauer  umschlossene 
Römerstadt  Heddernheim  hat  nach  von  Cohausen  einen  Flächengehalt  von 
450,000  qm.  (45  Hektar). 

Etwa  350  m  südöstlich  vor  der  Porta  decumana  beginnt  ein  kräftiger 
Erdwall,  der  teilweise  mit  Steinen  befestigt  ist,  und  vor  dem  auf  beiden  Seiten 
Gräben  ausgehoben  sind  (Taf.  XIII  C— E  und  Profile  E  F  und  C  D).  Der- 
selbe zieht  in  fast  gerader  Richtung  nördlich  nach  dem  Pfahlgraben,   wo  er 


lOG  l^ie  Bürgerliche  Niederlassung. 

flacli  ausläuft;  ob  er  mit  dem  jenseits  des  Pfahlgrabens  befindlichen,  schon 
in  Kapitel  VI,  S.  41  erwähnten  Walle  in  Verbindung  gestanden,  ist  zur 
Zeit  noch  nicht  zu  entscheiden,  doch  scheinen  diese  Wälle  älter  als  der 
Pfahlgraben  und  vielleicht  ursprünglich  zur  Umschließung  der  Bürgerlichen 
Niederlassung  bestimmt  gewesen  zu  sein.  Überreste  von  weiteren  Wällen  und 
Gräben,  die  im  Bereiche  der  Saalburg  liegen,  die  aber  wolil  schon  teilweise 
in  der  Römerzeit  eingeebnet  wurden,  deuten  darauf  hin,  daß  einstmals,  ehe  der 
Pfahl  angelegt  war,  die  bei  dem  ersten  Erdkastelle  gelegene  Ansiedelung 
in  ähnlicher  Weise  begrenzt  war;  doch  können  auch  Pallisadierungen  und 
Gebücke,  von  denen  natürlich  alle  Spuren  verschwunden  sind,  als  Abschluß 
gedient  haben '•'^). 

Auch  Neuhof ^^)  schreibt  schon  1780:  «Fünfhundert  Schritte  von  der 
Burg  ziehet  gegen  Morgen  eine  lange  Mauer  nebst  einem  tiefen  Graben,  wo- 
durch die  Burg  mit  ihren  Außengebäuden  von  dieser  Seite,  gegen  Abend 
aber  von  dem  Pfahlgraben  beschützet  war». 

Ist  schon  eine  Abgrenzung  der  verschiedenen  Bauperioden  bei  dem 
Kastelle  schwierig  gewesen,  so  ist  dies  bei  den  Bauten  der  Bürgerlichen  Nieder- 
lassung noch  viel  mehr  der  Fall.  Die  Verschiedenartigkeit  der  Bauten  und 
ihrer  Konstruktion,  die  Grundrisse  sowie  die  Fundstücke  geben  nur  geringen 
Aufschluß;  dazu  kommt  noch,  daß  nur  sehr  wenig  ausgegraben  ist  und  der 
weitaus  größte  Teil  der  Niederlassung  unter  dem  Waldboden  hegt.  Allerdings 
sind  an  vielen  Stellen  Schürfungen  vorgenommen  worden,  um  den  oben  an- 
gegebenen Umfang  feststellen  zu  können.  Hierzu  diente  auch  als  Wegweiser 
das  Immergrün  (Vinca  minor),  welches,  soweit  der  Brandschutt  vorkommt, 
vortrefflich  gedeiht.  Das  Vorhandensein  dieser  schönen  grünen  Pflanze  mit 
ihren  blauen  Blümchen  bezeichnet  mit  ziemlicher  Sicherheit  die  Ausdehnung 
der  römischen  Kultur  au  der  Saalburg.  Auch  anderwärts  am  Times  zeigen 
oftmals  Pflanzen,  die  eben  nur  in  dem  Boden  gedeihen,  der  durch  die  kal- 
kigen Bestandteile  des  Brandschuttes  verbessert  ist,  den  richtigen  Weg  zur 
Auffindung  der  verdeckten  Kulturreste^^). 

Betrachten  wir  zunächst  die  Fundstücke  aus  der  BürgerHcheu  Nieder- 
lassung, so  weichen  einzelne  Gattungen  derselben  von  denen  des  Kastells  im 
Wesentlichen  nicht  sehr  ab.  Die  gewöhnlichen  Thongcfäße  unterscheiden 
sich  kaum;  kleine  Krüge,  Amphoren,  Urnen,  Schüsseln  u.  s.  w.  sind  in  ihrer 
Form  und  Fabrikation  gleich,  dagegen  sind  Gefäße  von  Terra  sigillata  aus 
den  Häusern  der  Niederlassung  reicher  verziert  und  kommen  dort  viel  häufiger 
als  im  Kastelle  vor.  Die  vielen  Scherben  und  Böden  mit  Töpfernamen  von 
solchen  Gefäßen,  die  manchmal  haufenweise  in  den  unteren  Schichten  des 
Kastells  liegen,  rühren  wohl  meistens  aus  den  Haushaltungsabfällen,  den 
Schuttplätzen  der  Lagerstadt,  her.     Sie  sind  selten  zusammenfügbar,   und  es 


^')  Die  südöstlich  davor  liegende  Waldflur  hieß  im  vorigen  Jahrhunderte  nach  einer 
Karte  von  Neuhof  «am  Gebück». 
8^)  Vergl.  Anmerkung  18. 
^)  Genaueres  darüber  siehe  Abschnitt  XIV.     «Verschiedenes»  (Pflanzen). 


Allgemeines.  107 

läßt  sich  nachweisen,  daß  sie  nicht  an  den  Fundstellen  zertrümmert  wurden, 
sondern  nur  zur  Ausfüllung  und  Einebnung  dorthin  kamen. 

Die  Annahme,  daß  in  den  Gebäuden  außerhalb  des  Kastells  mehr  Werk- 
zeuge und  Geräte  ausgegraben  werden  müßten  als  innerhalb  desselben,  läßt 
sich  nicht  aufrecht  erhalten ;  es  finden  sich  auch  hier  überall  Waffen,  ja  ver- 
hältnismäßig vielleicht  eher  mehr  als  im  Kastell.  Dagegen  kann  in  Bezug  auf  das 
Vorkommen  von  Schmucksachen,  Emails,  geschnittenen  Steinen  etc.  behauptet 
werden,  daß  die  Bürgerliche  Niederlassung  damit  reicher  ausgestattet  war,  und 
daß  diese  Gegenstände  in  größerer  Zahl  in  dem  Brandschutte,  den  Kellern 
und  Brunnen  der  Niederlassung  erhoben  wurden,  eine  Thatsache,  die  auch 
durch  die  Fundstücke  bestätigt  wird,  welche  man  im  Jahre  1816  bei  Gelegen- 
heit der  Durchgrabung  der  Lagerstadt  zur  Anlage  der  Homburg-Usinger  Chaussee 
zu  Tage  gefördert  hat  (vergl.  Seite  7).  Auch  Habet  hat  nach  seinen  Notizen  bei 
den  von  ihm  1853 — 1860  dort  gemachten  Ausgrabungen  viele  Gewandnadeln, 
Ringe,  Gemmen  etc.  gefunden.  Was  die  Steindenkmäler  und  Inschriften  be- 
trifft, die  sich  hier  fanden,  so  tragen  sie  einen  von  den  im  Kastelle  erhobenen 
abweichenden  Charakter,  sie  beziehen  sich  mehr  auf  die  Götterverehrung  und 
enthalten  Widmungen  an  Jupiter,  Jupiter  Dolichenus,  Merkur  u.  s.  w. 

Sieht  man  bei  den  Münzen  von  den  beiden  Kollektivfunden  ab,  die 
freilich  beide  1816  und  1856  außerhalb  des  Kastells  gemacht  wurden, 
so  ist  in  Hinsicht  auf  die  Zahl  kaum  ein  großer  Unterschied  zwischen  den 
Einzelfunden  im  Kastelle  und  denen  in  der  Niederlassung  bemerkbar,  jedoch 
sind  die  in  letzterer  gefundenen  Münzen  durchschnittlich  älter,  nämlich  aus 
der  Zeit  der  Republik  bis  Commodus]  außer  diesen  sind  nur  einige  spätere 
von  Septimius  Severus  und  Geta  dort  gefunden  worden.  Münzen  von  Severus 
Alexander  und  den  Gordianen,  die  bei  den  Kollektivfunden  und  im  Kastelle 
sehr  häufig  vorkommen  (die  schon  früher  erwähnte  Münze  von  Claudius 
Gothicus  lasse  ich  auch  hier  weg),  sind  dort  nicht  zu  Tage  gekommen.  Wenn 
diese  Münzfunde  auch  kein  abschließendes  Urteil  gestatten,  da  weitere 
Grabungen  möglicherweise  ein  anderes  Ergebnis  liefern  können,  so  stützen 
sie  doch  die  schon  im  Abschnitte  VIII  «Kastell»  ausgesprochene  Vermutung, 
daß  die  Niederlassung  nicht  bis  zum  Ende  der  Römerherrschaft  in  vollem 
Umfange  aufrecht  erhalten  wurde.  Nach  allen  Beobachtungen  scheint  ihre  Ver- 
kleinerung oder  Aufgabe  in  die  erste  Zeit  des  dritten  Jahrhunderts  zu  fallen. 

Die  Fundumstände  verraten  deutlich,  daß  die  Gebäude  im  Allge- 
meinen gewaltsam  zerstört  sind,  wenn  auch  vielleicht  ein  Teil  von  den 
Römern  selbst  abgerissen  worden  ist.  So  sagt  Tacitus  Hist.  IV,  22:  «Die" 
Gebäude,  in  langem  Frieden  unweit  des  Lagers  gleich  einer  Landstadt  auf- 
geführt, wurden  niedergerissen,  damit  der  Feind  sie  nicht  benutzen  könne». 
Die  Bewohner,  die  vielfach  als  Händler  zu  denken  sind,  wurden  durch  die 
sich  stets  mehrenden  Einfälle  und  Zerstörungen  in  ihrem  so  unmittelbar  an 
der  Grenze  gelegenen  Besitze  beeinträchtigt,  sodaß  es  nicht  unwahrscheinHch 
ist,  daß  diese  Leute  sich  nach  der  Ebene,  die  in  jener  Zeit  wohl  schon  stark 
besiedelt  war,  zurückzogen.    Zunächst  ist  an  Heddernheim,  das  in  der  ersten 


108  I^'ö  Bürgerliche  Niederlassung. 

Hälfte  des  3.  Jahrliunderts  die  bedeutendste  römische  Niederlassung  in  der 
Main-  und  Nidda-Ebene  war,  zu  denken.  Es  liegt  nur  14  km  von  der  Saal- 
burg und  war,  wie  schon  in  dem  Abschnitte  V  erwähnt  ist,  mit  ihr  durch 
eine  gerade  Straße  verbunden.  Die  bekannten,  dort  gefundenen  Inschrift- 
steine, die  von  einem  Novus  vicus  sprechen,  legen  die  Frage  nahe,  ob  nicht 
die  Vergrößerung  dieses  römischen  Ortes  durch  eine  «Neustadt»  um  die  Zeit 
erfolgte,  als  die  Bürgerliche  Niederlassung  an  der  Saalburg  aufgegeben  wurde 
und  ihre  Bewohner  sich  in  dem  gleichfalls  befestigten  Platze  der  Ebene 
niederließen.  Die  Kaufleute,  die  von  hier  aus  ebensogut  wie  von  der 
Saalburg  ihren  Handel  mit  den  Soldaten  der  Limeskastelle  und  den  ger- 
manischen Völkern  treiben  konnten,  waren  dort  direkten  feindlichen  Über- 
föllen  nicht  ausgesetzt,  hinderten  aber  auch  andererseits  nicht  mehr  eine 
sachgemäße  Verteidigung  des  Kastells  bei  den  Kämpfen  gegen  die  immer 
heftiger  andrängenden  Germanen,  die  bereits  eine  stärkere  Befestigung  und 
eine  Vermehrung  der  Besatzung  des  Kastells  bedingt  hatten. 

Daß  der  Lagerstadt  ein  regelmäßiger  Bebauungsplan  zu  Grunde  liegt, 
ist  nicht  anzunehmen,  sie  ist  nach  und  nach  aus  dem  Bedürfnisse  entstanden 
und  in  den  langen  Friedenszeiten,  die  auch  die  Saalburg  durchlebte,  ver- 
größert worden.  Doch  zeigen  die  vorgefundenen  Spuren,  daß  immerhin  ein 
bestimmtes  System  in  der  Errichtung  der  Wohnstätten  befolgt  wurde  (vergl. 
Tafel  Xni).  Überall  tritt  das  Bestreben  hervor,  sich  nach  der  Hauptstraße 
zu  richten  und  die  Gebäude  parallel  mit  ihr  zu  erbauen.  Außer  derjenigen, 
die  von  dem  Dekumanthore  ausgeht,  sind  noch  Straßen  vorhanden,  die  mit 
dieser  in  gleicher  Richtung  verlaufen  und  solche,  die  sie  winkelrecht  durch- 
schneiden. Eine  genaue  Feststellung  dieser  Straßenanlagen  ist,  solange  die 
Bürgerliche  Niederlassung  nicht  gründlich  durchgegraben  wird,  kaum  mög- 
Hch;  doch  geben  uns  die  Teile,  welche  freigelegt  wurden,  eine  Richtschnur 
für  die  Beurteilung  der  einstigen  Bebauung,  namentlich  bezüglich  des  eng- 
gebauten Quartiers,  welches  an  der  Westseite  der  Heddernheimer  Straße  liegt 
und  zwar  da,  wo  die  Usinger  Chaussee  einen  stumpfen  Winkel  mit  ihr  bildet 
(vergl.  Textfiguren  20  und  21). 

Was  im  Allgemeinen  die  Bauten  der  Niederlassung  betrifift,  so  ergiebt 
sich  für  sie  ein  ähnliches  Verhältnis  wie  bei  denen  im  Kastelle;  hier  wie  dort 
finden  sich  Mauerreste  aus  den  verschiedensten  Perioden,  es  sind  auf  alten 
Grundmauern  und  Brandschichten  Gebäude  errichtet  und  auf  ihren  Resten 
wieder  andere  aufgesetzt.  Man  hat  vielfach  nach  stattgehabten  Zerstörungen 
die  Bauten  teils  wieder  in  ihrer  ursprünglichen  Anlage  aufgeführt,  teils  die 
noch  brauchbaren  Reste  als  Unterbau  für  andere  Gebäulichkeiten  benutzt 
oder  sie  unbenutzt  darunter  liegen  gelassen.  Zur  Veranschaulichung  dieser 
Verhältnisse  will  ich  hier  einige  Beispiele  anführen: 

1.  Unter  der  großen,  südlich  vor  dem  Kastelle  liegenden  «Villa»,  von 
der  im  Verlaufe  dieses  Abschnittes  noch  gesprochen  wird,  liegen  die  Reste 
eines  früheren  Gebäudes,  welches  noch  ein  gut  erhaltenes  Hypokaustum  ent- 
hält,  und  das  in  keinerlei  Zusammenhange  mit  dem  später  darauf  gesetzten 


Allgemeines.  109 

Baue  steht.  Es  war  dort  eben  ein  Haus  vorhanden,  das  später  abgebrochen 
wurde,  und  an  dessen  Stelle  man  ein  neues  Gebäude  unter  nur  teilweiser 
Benützung  der  alten  Fundamente  gesetzt  hat  (Tafel  XV.  w). 

2.  Bei  dem  östlich  an  die  «Villa»  angrenzenden  Gebäude  fand  sich  gleich- 
falls unter  dem  jüngsten  Aufbau  ein  wohlerhaltenes  Hypokaustum  mit  Pfeiler- 
konstruktion, Heizkacheln  und  Schürloch;  dasselbe  gehörte  zu  einem  heiz- 
baren Wohngebäude.  Der  frühere  Estrichboden  des  Zimmers  war  noch  un- 
berührt und  auf  demselben  lag  festgestampfter  Brand-  und  Bauschutt,  der 
einem  Plattenboden  des  neu  aufgesetzten,  nicht  mehr  heizbaren  Gebäudes 
zur  Unterlage  diente  (Tafel  XVH). 

3.  Ein  weiteres  Beispiel  geben  uns  die  umfangreichen  Mauerreste,  die 
östlich  vor  dem  Kastelle  neben  der  nach  dem  Pfahlgraben  führenden  Straße 
liegen;  sie  sind  jetzt  größtenteils  aufgegraben  (vergl.  Tafel  XIII  und  Textfigur  19). 
Diese  Grundmauern,  die  teilweise  noch  sehr  gut  erhalten  sind,  stammen  aus 
einer  älteren  Zeit.  Sie  müssen  von  einem  Gebäude  herrühren,  das  zu  dem 
ersten  Kastelle,  dessen  Achse  mit  ihm  parallel  läuft,  gehörte.  Das  Fehlen  des 
Brandschuttes  macht  es  wahrscheinlich,  daß  dieser  Bau,  der  nach  seinem 
Grundriß  ein  Forum  (Kaufhaus)  sein  dürfte,  nicht  zerstört,  sondern  abgebrochen 
wurde.  Es  scheint,  daß  bei  der  Vergrößerung  des  Kastells  seine  Beseitigung 
aus  verschiedenen  Gründen  erforderlich  war,  und  daß  man  das  Steinmaterial 
dieses  Massivbaues,  soweit  man  solches  brauchte,  zu  dem  Umbau  des  Kastells 
verwandte;  das  Übrige  blieb  im  Boden  und  wurde  schon  zur  Römerzeit  ein- 
geebnet; dies  geht  aus  dem  Materiale,  mit  dem  die  Ausfüllung  geschah,  her- 
vor. Über  den  Mauern  fand  sich  eine  gut  ausgeglichene  Schicht  von  blauem 
Letten,  der  nur  aus  den  Spitzgräben  oder  bei  der  Ausschachtung  von  Brunnen 
gewonnen  worden  sein  kann.  Die  Gebäudereste  waren  nicht  äußerlich  sicht- 
bar, sie  waren  im  Gegenteile  so  verdeckt,  daß  sie  weder  Neuhof  noch  Hahel 
bemerkte,  und  nur  durch  Aufgrabungen  ist  dieser,  an  anderer  Stelle  noch 
näher  zu  beschreibende  Gebäudekomplex  gefunden  worden. 

Nach  diesen  Befunden  lassen  sich  auch  hier,  im  Bereiche  der  Bürger- 
lichen Niederlassung,  mindestens  drei  Hauptperioden  annehmen: 

Der  ersten  gehören  Bauten  an,  die  gleichzeitig  mit  dem  Erdkastelle  ent- 
standen sind  und  wahrscheinlich  im  Oberbau  vielfach  nur  aus  Holz  errichtet 
waren.  Die  Überreste  dieser  bestehen  zumeist  aus  Fundamenten,  die  aus 
großen  Waldsteinen  zusammengelegt  sind,  um  als  Unterlagen  für  die  Schwellen 
der  Baracken  und  Fachwerkshütten  zu  dienen.  In  dieser  ältesten  Periode 
ist  vieles  Mauerwerk  trocken,  d.  h.  ohne  Mörtel  hergestellt  gewesen,  doch 
kommen  auch  Massivbauten  mit  gemörtelteu  Mauern  vor,  die  an  ihrer  un- 
symmetrischen Lage  kenntlich  sind.  Hierzu  gehören  u.  a.  das  sogenannte 
Soldatenbad  und  das  Kaufhaus. 

Die  zweite  Periode  hat  Reste  von  Bauten  hinterlassen,  die  mit  der 
Vergrößerung  des  Kastells  im  Zusammenhange  stehen.  Hierzu  sind  die 
Keller  und  alle  diejenigen,  die  mit  den  Fluchtlinien  des  Kastells  in  Einklang 
gebracht  werden  können,  zu  rechnen. 


110  Die  Bürgerliche  Niederlassung. 

Bauten  des  dritten  und  letzten  Zeitabschnittes  sind  solche,  die  auf 
Brandschutt  stehen,  und  die  mit  gutem  Mörtel  und  auch  in  sonstiger  Be- 
ziehung technisch  besser  ausgeführt  sind,  so  die  «Villa»  und  die  mit  Hypo- 
kausten  versehenen  Wohngebäude. 

Wesentliche  Anhaltspunkte  zur  Beurteilung  der  Bürgerlichen  Nieder- 
lassung sind  durch  die  Auffindung  von  35  Brunnen  gewonnen  worden  (vergl. 
den  Abschnitt  XI  «Technische  Ergebnisse»).  Sie  haben  uns  wertvolles 
Material,  das  uns  auch  einen  Blick  in  das  Leben  und  Treiben  der  einstigen 
Bewohner  thun  läßt,  gegeben.  Besonders  interessant  sind  die  Funde  aus 
sonst  vergänglichem  Stoffe  (z,  B.  Schuhwerk),  welche  uns  zugleich  erzählen, 
daß  Frauen  und  Kinder  dort  gelebt  haben.  Auch  über  die  häuslichen  Be- 
dürfnisse erhalten  wir  durch  die  mannigfachsten,  darin  gefundenen  Altertümer 
Nachricht.  Im  Einzelnen  werden  diese  Fundstücke  in  den  betreffenden  Ab- 
schnitten besprochen  werden.  Alles  in  Allem  kann  mau,  trotz  der  noch  un- 
bedeutenden Aufgrabungen,  schon  jetzt  sagen,  daß  die  Lagerstadt  in  einem 
längeren  Zeiträume  von  großer  Bedeutung  war,  und  daß  die  dortige  Bevölke- 
rung, deren  Zahl  auch  nur  annähernd  zu  schätzen  sehr  gewagt  sein  würde, 
in  geordneten  Verhältnissen  friedlich  beisammen  gewohnt  haben  muß.  Hier- 
für spricht  die  Einteilung  und  Einfriedigung  der  Hofraiten  und  das  Vorhanden- 
sein von  Brunnen  bei  den  Wohnhäusern ;  nicht  minder  auch  das  Acker-  und 
Gartenland,  welclies  dicht  vor  den  letzten  Wohnstätten  beginnt  und  sich  an 
den  südHchen  Abhängen  bis  zu  dem  Saalgraben  und  den  dort  entspringenden 
Quellen  hinzieht.  Es  war  eine  große,  mühsame  Arbeit,  den  unwirtlichen, 
mit  Steinen  durchsetzten  Boden  umzuroden;  noch  heute  kann  man  ziemlich 
genau  die  Grenzen  jenes  mehr  als  20  Hektar  großen  Geländes  verfolgen.  Denn 
gerade  dieses  ist  das  beste  Stück  Wald  der  Stadt  Homburg,  die  jetzt  noch, 
nach  1700  Jahren,  durch  das  rasche  Wachstum  des  Eichenholzes,  das  zum 
Zwecke  der  Gewinnung  von  Lohe  gepflanzt  wird,  auf  diesem  Boden  die  Vor- 
teile römischer  Kultur  genießt.  Auch  der  davor  liegende  Wald  der  Gemeinde 
Gonzenheim,  die  ihn  seines  guten  Bodens  wegen  teilweise  zu  Wiesen  angelegt 
hat,  spricht  für  die  einstige  gute  Urbarmachung.  An  einzelnen  Stellen  sind 
noch  Abteilungssteine  (große  Quarzitblöcke)  vorhanden,  welche  auf  die  einstige 
Parzellierung  des  Geländes  hinweisen. 

Daß  auf  diesem  Terrain  nicht  allein  Feld-  und  Garteufrüchte  an- 
gebaut waren,  sondern  auch  Obst  der  mannigfachsten  Sorten,  beweist 
der  Inhalt  der  Brunnen,  die  Kirschen-,  Zwetschen-  und  Nußkerne  etc.  ge- 
borgen haben  (vergl.  Abschnitt  XI.  2).  Sie  sind  höchst  wahrscheinlich  dort 
gewachsen,  da  die  Kerne  nach  dem  Urteile  Sachverständiger  von  frischem 
Obste  herrühren.  Man  könnte  dagegen  allerdings  einwenden,  daß  die 
Früchte  mehr  nach  der  Ebene  hin  gewachsen  sein  könnten;  aber  es  ist 
kein  triftiger  Grund  zu  dieser  Annahme  vorhanden,  und  wenn  dem  wirklich 
so  wäre,  so  war  es  doch  immerhin  dieselbe  römische  Bevölkerung,  die  sie 
pflegte,  und  welche  die  Obstkultur  an  den  gesegneten  Südhängen  des  Taunus 
einführte. 


Allgemeines.  \\\ 

Zur  Bürgerlichen  Niederlassung  gehört  auch  die  Gräberstätte,  die  sogar 
an  einer  Seite  von  ihr  umschlossen  wird.  Auch  die  Tausende,  die  dort  ihre 
letzte  Ruhestätte  gefunden  haben,  geben  Zeugnis  von  dem  einstigen  Leben 
und  Treiben  der  militärischen  wie  der  bürgerlichen  Bevölkerung  einer  römischen 
Lagerstadt  (vergl.  Abschnitt  X). 

Es  erübrigt  mir  noch,  an  dieser  Stelle  Einiges  über  die  schon  bei  dem 
Abschnitte  «Limes»  besprochene  Ausbuchtung  des  Pfahles  vor  dem  Kastelle 
zu  sagen.  Wie  schon  wiederholt  bemerkt  wurde,  ist  eine  Befestigung  an  der- 
Stelle  der  Saalburg  früher  als  der  Pfahlgraben  angelegt  worden;  auch  ist  es 
wahrscheinlich,  daß  sie  vor  der  Grenzmarkierung  durch  Hügel  bestanden  hat. 

Die  Römer  waren  in  der  ersten  Zeit  ihrer  Okkupation  nach  keiner  Seite 
hin  gehindert  sich  auszudehnen,  und  konnten  auch,  wenn  nicht  militärische 
Rücksichten  zu  beobachten  waren,  dem  Trosse  und  den  Händlern  selbst  das 
vorwärts  liegende  Gelände  zur  Ansiedelung  überlassen,  und  daß  dies  geschah, 
haben  die  Aufgrabungen  gezeigt.  Aber  auch  an  den  anderen  Limeskastellen 
war  dasselbe  der  Fall;  an  den  Kastellen  «Feldberg»,  «Kapersburg»  etc.  liegen 
vor  der  Angriffsseite  zwischen  Pfahl  und  Kastell  größere  Gebäude,  An  der 
Saalburg  müssen  gerade  nach  dieser  Seite  hin  viele  Bauten  gestanden  haben, 
denn  die  Mauerreste,  die  noch  im  Boden  versteckt  sind  und  sich  auf  eine 
Entfernung  von  200  m  bis  zum  Pfahlgraben  finden,  liefern  dafür  den  Beweis. 
Überreste  von  Massivbauten,  die  in  der  Praefenftira  des  jetzigen  Kastells 
aufgegraben  wurden,  hatte  man  seither  als  zu  diesem  gehörig  betrachtet  und 
ist  dadurch  manchmal  zu  falschen  Schlüssen  gekommen.  Die  Auffindung 
des  Erdkastells  hat  hierüber,  wie  über  so  vieles  Andere,  Klarheit  geschaffen. 
So  konnte  als  sicher  festgestellt  werden ,  daß  das  Gebäude  Tafel  IV,  J  K, 
welches  man  früher  für  ein  im  Kastelle  gelegenes  Soldatenbad  hielt,  ein  Bad 
wohl  war,  aber  zu  dem  früheren  kleineren  Kastelle  gehörte  und  damals  außer- 
halb desselben  auf  der  Feindesseite  lag. 

Auf  dem  Lageplane  Tafel  I  ist  die  bebaute  Fläche  mit  roter  Farbe  an- 
gegeben; sie  reicht  nach  Norden  bis  zum  Pfahle  und  dehnt  sich  auch  nach 
Westen  fast  ebensoweit  aus.  Hierbei  springt  der  auffällige  Knick  des  Pfahl- 
grabens in  die  Augen;  es  hat  fast  den  Anschein,  als  ob  die  Absicht  bestanden 
hätte,  ihn  in  einer  Richtung  zu  führen,  die  das  Kastell  durchquert  haben 
würde,  daß  man  diesem  aber  doch  als  bereits  bestehend  aus  dem  Wege 
gehen  mußte.  Die  ganze  Stelle  bedarf  noch  einer  besonderen  Aufklärung, 
umsomehr  als  auch  die  alten,  westlich  vom  Kastelle  ziehenden  Hohlwege 
genau  durch  den  Knickpunkt  gehen  und  die  dort  befindlichen  Uneben- 
heiten des  anscheinend  durchwühlten  Bodens  den  Eindruck  erwecken,  als 
habe  dort  eine  besondere  Markierung  oder  ein  Bauwerk  gestanden.  Ich  habe 
bei  der  Besprechung  des  «Limes»  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  der  jetzt 
vorhandene  Wall  jünger  als  das  Kastell  sei;  wir  haben  ferner  gesehen,  daß 
sich  die  Bürgerliche  Niederlassung  auch  auf  das  Gelände  vor  der  ältesten 
Kastellanlage  erstreckt  hat.  Vor  der  Front  des  Erdkastells  konnte  der  Limes, 
wenn   er   in   der   begonnenen  Richtung   weiter  geführt  wurde,   noch  vorbei- 


112  Die  Bürgerliche  Niederlassung. 

gelegt  werden,  wenn  aucli  so  dicht  wie  am  Zwischenkastell  «Maisei»  und  dem 
Kastelle  «Großkrotzenburg»^°°);  aber  die  Vergrößerung  des  Kastells  nach  dem 
Pfahlgraben  hin  verlangte  die  jetzt  vorhandene  Ausbiegung.  Wenn  daher  jene 
in  das  Ende  des  zweiten  oder  in  den  Anfang  des  dritten  Jahrhunderts  zu  setzen 
ist,  dann  gehört  auch  die  Anlage  des  Pfahles  in  dieselbe  Zeit.  Wir  kommen 
auch  hier  zu  demselben  Resultate,  das  wir  bereits  anderweitig  am  Limes 
festzustellen  Gelegenheit  hatten,  daß  nämlich  das  Terrain  als  solches  keine 
Fluchtänderung  des  Pfahles  bedingte.  Wenn  eine  solche  stattfand,  so  war 
sie  lediglich  durch  bereits  bestehende  Anlagen  veranlaßt,  die  man  aus 
zwingenden  Gründen  nicht  anders  gestalten  konnte  oder  wollte;  man  zog 
es  daher  vor,  die  umständhche  und  schwierige  Arbeit  einer  Ausbuchtung 
des  Limes  vorzunehmen,  anstatt  den  Pfahlgraben  in  gerader  Richtung, 
wie  er  am  Abhänge  des  Gebirges  herniederzieht,  über  jene  Punkte  hinweg 
zu  verlängern.  Hätten  Wall  und  Graben  zur  Zeit  der  Vergrößerung  des 
Kastells  schon  bestanden,  so  würde  dieses  wohl  nach  irgend  einer  anderen 
Richtung  erweitert  worden  sein,  wie  es  ja  u.  a.  beim  «Zugmantel»  und  der 
«Hunneburg»  bei  Butzbach  (bei  ersterem  nach  den  Seiten,  bei  letzterem  nach 
rückwärts)  geschehen  ist.  Im  Zusammenhange  hiermit  bleibt  noch  zu  unter- 
suchen, ob  nicht  die  erste,  durch  Hügel  bezeichnete  Grenzlinie  in  der  natür- 
lichen Verlängerung  durch  das  Kastell  ging,  und  ob  nicht  hierbei  die  einer 
solchen  Linie  etwa  entsprechende  «Preußenschanze»  und  der  dort  gefundene 
Doppelhügel ^°^)  eine  Rolle  gespielt  haben. 


2.  Die  Canabae.  ^"2) 

Zu  den  Bauten  in  der  Bürgerlichen  Niederlassung,  die  uns  zunächst 
beschäftigen  sollen,  gehören  diejenigen,  die  man  mit  dem  Namen  «Cauabae» 
bezeichnet  hat.  Es  sind  von  diesen  nicht  allein  Fundamente,  sondern  auch 
vollständige  Keller  erhalten  geblieben,  die  genügende  Anhaltspunkte  geben, 
um  uns  ein  Bild  von  dem  einstigen  Aussehen  und  der  Konstruktion  dieser 
Häuschen  machen  zu  können.  Sie  dienten  den  Marketendern,  die  wir  aus 
den  Inschriften  als  Canahenses,  Barackenleute  [lixae),  Wirte  und  Krämer  kennen, 
zu  Wohnräumen  und  waren  wohl  in  der  Hauptsache  zum  Betriebe  von  Wirt- 
schaften eingerichtet,  wozu  sie  auch  ihre  Lage  an  den  öffentlichen  Straßen 
besonders  geeignet  machte.  Die  in  den  Kellern  erhobenen  Funde,  die  großen 
Weinkrüge  (Amphoren,  in  der  Form  der  auf  Tafel  XXVIII,  Nr.  1  und  2 
abgebildeten)  —  in  einem  der  Keller  standen  noch  sieben  derselben  aufrecht 
an  den  Wänden,    in  anderen   waren  in   den  Ecken  je   eine   im  Boden   ein- 


»00)  über  die  Lage  des  Kastellcbens  «Maisei»  vergl.  meinen  Bericht  im  «Limesblatt» 
Nr.  11,  Abschn.  85;  über  Großkrotzenburg  vergl.  Wolff,  Das  Römercastell  und  das  Mithras- 
heiligthum  zu  Groß-Krotzenburg  am  Main  in  der  «Zeitschrift  des  Vereins  für  hessische  Ge- 
schichte und  Landeskunde»,  Neue  Folge,  VIII.  Supplement,  S.  12. 

101)  Vergl.  das  Citat  Anmerkung  55. 

10»)  Vergleiche  hierzu  die  Tafeln  XIII  und  XVI  und  die  Textfiguren  17,  20  und  21, 


Die  Canabae.  113 

gegraben  — ,  auch  Gefäße  von  Glas  und  Thon,  sowie  zahlreiche  Bruchstücke 
von  Trinkgläsern,  die  unter  dem  Bauschutte  und  den  Trümmern  auf  dem 
Kellerboden  lagen,  sprechen  für  ihre  Benutzung  als  Schenken.  Im  Übrigen 
dienten  sie  auch  wegen  ihrer  kühlen  Lage  als  Vorratsräume.  Von  diesen 
nach  einem  Schema  angelegten  Häusern,  die  sich  überall  am  Limes  und 
besonders  im  Taunus  vorlande,  in  Heddernheim,  Gonzenheim^°^)  («Am  Schütz- 
brett») und  Obereschbach  (« Stein kritz»)^°*)  fanden,  sind  an  der  Saalburg  bis  jetzt 
zwölf  aufgefunden  worden.  An  der  Westseite  der  Hauptstraße  (Fig.  20  und  21) 
liegen  fünf  in  gerader  Linie,  6,30  m  vom  Straßenrande  entfernt  und  in  Ab- 
ständen von  2,00—4,00  m  auseinander,  genügenden  Raum  zu  einem  Durch- 
gange nach  dem  Hofe  und  den  Hintergebäuden  lassend ;  andere  Keller  liegen 
auf  der  entgegengesetzten  Seite  der  Hauptstraße,  südlich  vom  Schnittpunkte 
der  Römerstraße  mit  der  Usinger  Chaussee.  In  der  Konstruktion  und  den 
Abmessungen  weichen  sie  wenig  voneinander  ab ;  die  lichten  Maße  schwanken 
zwischen  3,20 :  3,50  bis  4,30 : 5,50  m,  die  bald  quadratische,  bald  rechteckige 
Grundfläche  zwischen  11,20  bis  23,65  qm,  ausschließlich  der  Eingänge.  Ihre 
Höhe  (unter  dem  Erdboden)  wechselt  zwischen  2,20  und  2,60  m;  die  Mauer- 
stärke beträgt  durchschnittlich  0,65  m ;  die  übrigen  Maße  sind  aus  Tafel  XVI 
und  Fig.  21  zu  entnehmen.  Es  genügt  deshalb,  wenn  ich  aus  der  Gesamt- 
heit dieser  Bauten  nur  einige  charakteristische  Beispiele  bespreche  und  ihre 
besonderen  Eigentümlichkeiten  hervorhebe. 

Gemeinsam  ist  den  Kellern  die  rechteckige  Form  und  die  parallele 
Lage  zur  Straße;  auf  der  Rückseite  liegen  die  Eingänge;  in  den  Mauern  sind, 
manchmal  auf  allen  vier  Seiten,  kleine,  30  cm  tiefe  und  etwa  50  cm  hohe 
Nischen  angelegt  (Tafel  XVI,  perspektivische  Ansicht  und  Textfigur  17),  wie 
man  sie  auch  jetzt  noch  in  den  Kellern  der  Bauernhäuser  in  der  Taunus- 
gegend findet;  sie  werden  zum  Aufstellen  von  Milchtöpfen  und  dergleichen 
benutzt  und  heißen  «Milch-  oder  Butterlöcher».  Bei  den  Römern  mögen  sie 
einem  ähnlichen  Zwecke  gedient  haben.  Die  Wohnräume,  die  über  den 
Kellern  lagen,  waren  ohne  Zweifel  in  Fachwerk  mit  Lehmwänden  gebaut 
und,  wie  die  aufgefundenen  Spuren  beweisen,  teils  mit  rohen  Schieferplatten, 
teils  mit  Stroh  und  Holzschindeln  gedeckt.  Einzelne  Häuschen  (vergl. 
Tafel  XVI,  Nr.  1)  waren  durch  eine,  auf  dem  Lande  auch  jetzt  noch  belieble 
Vorhalle  zum  Unterstellen  von  allerlei  Gerät  vergrößert,  wie  aus  dem  in  der 
Ecke  liegenden  Pfostenfundamente  hervorgeht. 

Die  Keller  waren  nicht  gewölbt,  sondern  mit  einer  Balkendecke,  die 
unter  Umständen  noch  durch  einen  starken  Unterzug  gestützt  war,  ab- 
geschlossen. Das  Holzwerk  ist  bei  der  Zerstörung  hinabgesunken ;  die  eichenen 
Balken  lagen  30  cm  voneinander  und  hatten,  nach  angekohlten  Resten  zu 
schließen,  einen  Querschnitt  von  etwa  19  auf  19  cm. 


103)  Vergl.  A.  von  Cohausen  und  L.  Jacobi,  Römische  Bauwerke  bei  Homburg,  Nass. 
Annalen,  XVII.  Bd. 

104)  Vergl.  Westdeutsche  Zeitschrift,  Bd.  IV,  S.  203. 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  8 


114 


t)ie  l^firgerliche  Niederlassung. 


Fig.  17.    Ein  Keller  der  Bürgerlichen  Niederlassung. 


Auf  Textfigur  20  ist  eine  Rekonstruktion  der  auf  Figur  21  und  auf 
Tafel  XVI  dargestellten  Keller  versucht  worden  und  zwar,  der  dahinter- 
liegenden  Brunnen  wegen,  von  der  Rückseite  aus  betrachtet.  Gleichzeitig 
ist  die  Abgrenzung  und  Einfriedigung  dieser  kleinen  Besitzungen  auf  Grund 
vorgefundener  Pfostenlöcher  und  Steinsetzungen  dargestellt.  Jede  derartige 
Hofraite  scheint  besonders  abgetrennt  gewesen  zu  sein ;  auch  die  Brunnen 
deuten  darauf  hin  (vergl.  den  Abschnitt  XI.  2). 

Daß  die  Häuschen  einen  größeren  Raum  als  den  der  Keller  bedeckten, 
ist  sicher,  und  es  werden  sich  wohl  noch  einzelne  nicht  unterkellerte  Räume 
angeschlossen  haben,  wie  dies  auch  heute  noch  bei  ähnlichen  Bauten  der 
Fall  ist.  Auf  der  Rückseite  befinden  sich  die  Kellereingänge.  Figur  20  giebt 
einige  Beispiele  der  verschiedenen  Arten  von  Anbauten  und  Kellerhals-Über- 
dachungen in  derjenigen  Rekonstruktion,  die  wohl  den  thatsächlichen  einstigen 
Verhältnissen  annähernd  entsprechen  dürfte. 

Das  Innere  war  meistens  durch  1,30  m  breite  Rampen  zugänglich,  die 
unter  einem  Winkel  von  30"  angelegt  sind  (Tafel  XVI,  Schnitt  G — H)  oder 
des  bequemeren  Ab-  und  Aufsteigens  wegen  durch  Treppentritte  unterbrochen 
waren  (Schnitt  J — K).  Eine  massive  Treppe  mit  wirklichen  Stufen,  und  zwar 
in  der  Mitte  der  Rückseite,  enthält  der  Keller  Tafel  XVI,  Nr.  4.  An  der 
Saalburg  kommt  diese  letztere  Art  als  Ausnahme  vor,  in  Heddernheim  und 


Die  Canabae,  115 

den  übrigen  römischen  Niederlassungen  der  Main-  und  Nidda-Ebene  ist  sie 
dagegen  Regel.  Die  Tritte  haben  gewöhnlich  eine  Steigung  von  18 — 20  cm 
und  einen  Auftritt  von  20—23  cm.  Während  sie  aber  in  der  Ebene  aus 
^¥erk;stücken  von  Sandstein  oder  Basalt  bestehen,  sind  sie  an  der  Saalburg 
gemauert.  Der  Kellerboden  ist  mit  Steinen  ausgelegt  oder  meistens  mit 
Lehm  oder  Letten  gestampft  und  mit  feinem  Sande  überschüttet  gewesen. 

Unsere  ländlichen,  einstöckigen  und  freistehenden  Fachwerk- Wohnhäuser 
mit  den  Giebeln  nach  der  Straße  dürften  sich  kaum  viel  von  den  römischen 
Canahae  unterscheiden.  Auch  sie  sind  nur  teilweise  unterkellert  und  haben 
selten  mehr  als  ein  Zimmer,  eine  Kammer  und  einen  Vorplatz,  von  denen 
der  letztere  zugleich  als  Küche  dient,  eine  Einteilung,  welche  auch  bei  den 
etwas  größeren  römischen  Bauten  dieser  Art  üblich  gewesen  sein  mag^*^^). 

Die  Keller  hatten  Lichtöffnungen;  in  dem  auf  Tafel  XVI,  Nr.  3  im 
Grundrisse  und  Schnitt  J  K  gezeichneten  ist  uns  ein  sehr  schönes  Beispiel 
dafür  gegeben.  Das  Fenster  selbst  war,  wie  in  den  Bauernhäusern,  klein, 
doch  waren  die  Laibuugen  nach  den  beiden  Seiten  und  nach  dem  Boden 
hin  stark  abgeschrägt,  um  dem  Kellerraume  möglichst  viel  Licht  zuzuführen. 
Die  Wände  waren  verputzt,  und  wenn  ich  an  die  in  der  Ebene  —  östlich 
von  Homburg  —  am  «Schützbrett»  und  «Steinkritz»  aufgegrabenen  römischen 
Keller  denke,  die  in  regelmäßigem  Verbände  gemauert  und  mit  quadriertem 
Verputze  mit  vertieften  und  gemalten  Fugen  hergestellt  sind,  so  kann  ich 
mich  des  Eindrucks  nicht  erwehren,  als  seien  diese  selbst  als  Wohnraum^ 
oder  Schenken  benutzt  worden,  und  als  habe  man  den  Wein,  der  in  den 
eingegrabenen  Amphoren,  Mischkrügen  u.  s.  w.  frisch  erhalten  wurde,  an 
seinem  Aufbewahrungsorte  selbst  getrunken. 

Nicht  alle  Unterkellerungen  der  Wohnhäuser  an  der  Saalburg  sind  mit 
Mauerwerk  hergestellt,  sondern  es  fanden  sich  auch  solche,  die  als  einfache 
Gruben  in  den  Boden  eingegraben,  und  solche,  deren  Wände  gegen  das 
Nachrutschen  durch  Bohlen  abgesteift  und  zum  Abhalten  von  Feuchtig- 
keit und  Wärme  auf  irgend  eine  Weise  hinterfüllt  waren.  Die  Konstruktion 
solcher  Wände  muß  derjenigen  der  Holzbrunnen  geglichen  haben,  die  im 
Abschnitte  XL  2  besprochen  wird.  In  einer  solchen  V^ertiefung  ^*'^)  im  Kastell 
lag  der  Kollektivfund  von  Gefäßen,   auf  den  ich  später  zu  sprechen  komme. 

Interessant  ist  die  Entwässerung  der  Keller;  es  hat  nicht  allein  jeder 
einen  Kanal  zur  Trockenlegung  des  Fußbodens,  sondern  auch  die  Fundament- 
sohlen sind  damit  verbunden,    um  den  Bau  trocken  zu  halten  und  um  dem 


1"»)  Schon  1817  fand  man  bei  Anlage  der  Thibautstraße  in  Heidelberg  die  Reste 
solcher  römischen  Häuschen  in  denselben  Anordnungen  und  Abmessungen,  mit  Rampen, 
Nischen  und  Fensterbusungen  in  derselben  Weise;  nur  das  Mauermaterial  und  seine  Be- 
arbeitung waren  verschieden,  dort  Sandsteine,  die  zu  rechtwinkeligen  Quadern  und  Keil- 
Bteinen  behauen  waren,  bei  der  Saalburg  aber  ungefüge  Grauwacken  und  Quarzite,  zum 
Opus  incertum  verbunden. 

»06)  Ähnliche  Gruben  fanden  sich  im  Kastell  «Alteburg»  bei  Heftrich  (vergl.  Limes- 
blatt Nr.  11,  Abschn.  86). 


116  Die  Bürgerliche  Niederlassung. 

Wasser,  das  etwa  unvorhergesehen,  besonders  durcli  die  Kellertreppen  ein- 
strömte, einen  raschen  und  sicheren  Abfluß  zu  gewähren.  Man  vergleiche  hierzu 
den  Abschnitt  XI,  3  und  5. 

Daneben  kommt  noch  eine  andere  Art  von  in  der  Erde  augelegten 
Räumen  vor,  die  auf  der  Saalburg  bis  jetzt  nur  in  wenigen  Beispielen  und 
in  unvollkommener  Ausführung  innerhalb  des  Kastells  bloßgelegt  wurden. 
Die  1894 — 1895  erfolgten  Ausgrabungen  am  Kastell  «Zugmantel»  haben 
zur  Auffindung  ähnlicher  Keller  oder,  richtiger  gesagt,  Keller-  oder  Erd- 
wohnungen, jedoch  ohne  Mauerwerk,  geführt,  die  in  den  Größen  Verhältnissen 
und  der  Anlage  denjenigen  an  der  Saalburg  im  Großen  und  Ganzen  entsprechen ; 
ich  will  sie  deshalb  hier  zum  Vergleiche  heranziehen.  In  ihrer  Konstruktion 
weisen  sie  eine  Eigentümlichkeit  auf,  die  mir  an  römischen  Bauten  bis  dahin 
nicht  bekannt  war.  Ich  habe  darüber  im  Limesblatte  Nr.  16,  Seite  434,  einen 
Bericht  erstattet,  den  ich  hier  wörtlich  wiederhole :  « Die  Gruben  liegen  1 ,50 — 2,00  m 
tief  im  gewachsenen  Boden  und  schwanken  in  ihren  Abmessungen  zwischen 
6  —  14  qm.  Die  meisten  haben  Rampen  oder  Treppen,  die  scharfkantig  in  den 
Boden  eingehauen  sind;  einzelne  Stufen  sind  jetzt  noch  benutzbar.  Obgleich  das 
Erdreich  dort  im  Allgemeinen  sehr  trocken  ist,  waren  doch  die  Wände  mit  einem 
Staakwerk  zwischen  Holzpfosten  verkleidet,  deren  Spuren  erhalten  sind.  Nach 
Herstellung  der  Vertiefung  wurden  die  Wände  mit  Flechtwerk  überzogen, 
dies  mit  Lehm  ausgeschmiert  und  die  Grube  abgedeckt.  Dann  muß  man 
^n  Feuer  von  großer  Glut  angezündet  und  so  die  Wandverkleidung  gebrannt 
haben.  Hierbei  verbrannte  das  Flechtwerk,  und  es  entstand  eine  kompakte, 
aber  doch  poröse  Masse.  Die  in  situ  befindlichen  Stücke  sind  aber  nicht 
Reste  von  Lehmstaakw^rk  der  Wände,  welches  in  unseren  Kastellen  so  häufig 
vorkommt  und  durch  Schadenfeuer  bei  der  Zerstörung  zu  Ziegelstein  ver- 
brannt ist.  Unsere  Wände  hatten  nämlich  einen  jetzt  noch  erhaltenen  weißen 
Kalküberzug,  der  im  Feuer  sicher  zerstört  worden  wäre.  Durch  ihn  wurden  die 
Räume  wohnhcher  und  heller.  In  der  Regel  sind  an  einer  oder  zwei  Seiten 
Bänke  von  35  cm  Höhe  und  50—60  cm  Breite,  ebenfalls  aus  Lehm  her- 
gestellt und  gebrannt.  Die  weitere  Konstruktion  ergiebt  sich  aus  den  sicht- 
baren Pfostenlöchern  von  selbst.  Die  Wände  ragten  nur  wenig  über  den 
Boden  des  Kastells,  nur  das  Satteldach  war  äußerlich  sichtbar,  durch  dessen 
Giebelwand  das  Licht  einfiel.  Ganz  ähnliche  Erd Wohnungen  existieren  heute 
noch  in  der  Dobrudscha,  nur  sind  dort  die  Wände  nicht  gebrannt.  Wenn  man 
die  zugige  Lage  des  Kastells  auf  dem  hohen  Taunus  bedenkt,  wird  man  die 
Anlage  solcher  warmer  Erdwohnungen  für  den  strengen  Winter  wohl  ver- 
stehen können.  Sehr  interessant  ist  hierzu  ein  Hinweis  von  Professor  Zange- 
meister auf  die  Stelle  bei  Tacitus,  Ann.  13,  35:  hieme  saeva  adeo,  ut  ohducta 
glacie  nisi  effossa  Jiumus  tentoriis  locum  non  praeheret.T* 

Die  in  den  Kellern  erhobenen  Funde  werden  im  Abschnitte  XHI  be- 
handelt; sie  beschränken  sich  hauptsächlich  auf  Haushaltungsgegenstände, 
Gefäße,  Geräte,  eiserne  Beschläge  und  Nägel  von  den  Gebäuden  selbst.  Be- 
sonders kamen  auch  ältere  Münzen  zu  Tage,  die  fast  immer  auf  dem  Keller- 


Die  Villa. 


117 


boden  lagen;  es  sind  Prägungen  des  Triumvirn  Marcus  Antonius,  oder  sie 
zeigen  die  Bildnisse  der  Kaiser  Vespasian,  Domitian  und  Hadrian ;  im  Keller  2 
der  Tafel  XVI  wurde  die  in  den  früheren  Abschnitten  schon  wiederholt  be- 
sprochene Münze  von  Claudius  GotJiicus  kaum  30  cm  tief  unter  dem  Wald- 
boden gefunden.  In  demselben  Keller  lagen  Reste  von  menschlichen  Ge- 
beinen; sie  mögen  von  einem  Römer  herrühren,  der  sich  bei  einem  Über- 
fall geflüchtet  hatte  und  von  den  brennenden  Trümmern  seines  Hauses  er- 
schlagen wurde. 


Fig.  18.    Die  Reste  der  Villa. 


3.  Die  Villa. 

(Tafeln  V,  XIII,  XV  und  Textfigur  18.) 

Es  ist  in  der  jüngsten  Zeit  verschiedentlich  versucht  worden,  das  um- 
fangreiche, bei  jedem  größeren  Liraeskastelle  belegene  Gebäude  zu  erklären 
und  zu  benennen,  doch  hat  der  thatsächliche  Befund  des  unserem  Kastelle 
benachbarten,  gleichartigen  Baues  keinerlei  Veranlassung  gegeben,  den  von 
Oberst  von  Cohausen  für  ihn  in  Vorschlag  gebrachten  Namen  «Villa»  auf- 
zugeben. Ich  behalte  deshalb  einstweilen  diese  Bezeichnung  bei  und  werde 
am  Schlüsse  dieses  Artikels  auf  den  Zweck  des  Gebäudes  mit  einigen  Worten 
zurückkommen,  beschränke  mich  daher  hier  zunä(5hst  in  der  Hauptsache  auf 
die  Mitteilung  des  wirklich  Gefundenen.  Es  wird  dabei  Bezug  genommen 
auf  Tafel  XV  und  auf  die  diesem  Abschnitte  vorgesetzte  perspektivische  An- 
sicht, welche  nach  einer  im  Februar  1884  aufgenommenen  Photographie  her- 


118  Die  Bürgerliche  Niederlassung. 

gestellt  wurde,  die  ich  der  Liebenswürdigkeit  des  Herrn  Hoigne  aus  Frank- 
furt verdanke. 

Unsere  Villa  liegt  kaum  30  m  südlich  der  südwestlichen  Kastellecke 
mit  einer  gegen  das  Kastell  verschobenen  Achsenrichtung.  Ob  aus  dieser 
auch  sonst  bekannten  Achsenverschiebung  immer  die  Beziehung  auf  eine 
andere  Kastellanlage  zu  folgern  ist,  scheint  mir  zweifelhaft;  es  fragt  sich,  ob 
nicht  bei  der  Erbauung  der  Villa,  je  nach  der  Bestimmung  der  einzelnen 
Räume,  auf  die  Himmelsrichtung  Rücksicht  genommen  wurde.  Das  Gebäude 
bedeckt,  ohne  einen  inneren  Hof  zu  umgeben,  ausschließlich  der  kleineren 
Vor-  und  Anbauten,  die  teilweise  einer  späteren  Periode  angehören  (auf 
Tafel  XV  schwächer  schraffiert  dargestellt),  einen  Platz  von  42,70:21,30  m 
oder,  wenn  man  auch  hier  wie  bei  den  Kastellbauten  das  römische  Doppel- 
schritt-Maß zu  Grunde  legt,  14:28  Passus;  mithin  verhält  sich  die  Länge 
zur  Breite  wie  1 : 2.  Das  große  Gebäude  entspricht  in  der  Anordnung  seiner 
Räume  ganz  dem,  was  wir  bei  Ausgrabungen  der  im  Rheinlande  und  über- 
haupt diesseits  der  Alpen  gelegenen  römischen  Landvillen  vorfinden.  Ein 
ähnliches  Bauwerk  ist  in  den  Jahren  1880/81  im  Quellengebiete  von  Hom- 
burg bloßgelegt  worden '^^).  Alle  derartigen  Bauten  enthalten  größere  und 
kleinere  rechtwinklige  Säle  und  Zimmer,  in  denen  sich  halbkreisartige  Apsiden 

—  Triclinien  —  öffnen,  die  dem  Gebäude  oft  den  Charakter  einer  mittel- 
alterhchen  Kirche  geben  und  ihm  einen  entsprechenden  Namen  im  Volks- 
munde verliehen  haben,  wie  die  Bezeichnung  «Heidenkirche»  für  die  vor 
dem  Feldberg-Kastelle  gelegene  Villa  beweist.  Die  in  Deutschland,  Frankreich 
und  England  stets  wiederkehrende  Normalform  findet  sich  vor  allen  größeren 
Kastellen,  —  in  unserer  Nähe  an  den  Kastellen  «Feldberg»  und  «Kapersburg» 

—  hat  aber  nichts  gemein  mit  den  pompeianischen  Häusern  und  umschließt 
nirgends  ein  Atrium  oder  Peristyl. 

Die  Abweichung  ist  aus  dem  Grundrisse  (Tafel  XV)  ersichtlich;  man 
erkennt  sofort,  daß  die  von  den  Römern  in  ihrer  Heimat  geübte  Bauweise 
abgeändert  und  dem  kälteren  Klima  und  den  neuen,  in  den  Provinzen  zur 
Geltung  kommenden  Bedürfnissen  angepaßt  wurde.  Die  teilweise  offenen 
Räume  und  hallenartigen  Vorbauten,  wie  wir  sie  noch  in  dem  Praetorium 
des  Kastells  kennen  gelernt  haben,  finden  bei  den  eigentlichen  Wohngebäuden 
keine  Anwendung  mehr;  an  ihre  Stelle  treten  geschlossene  Räumlichkeiten, 
um  deren  Bewohner  besser  gegen  Wind  und  Wetter  zu  schützen.  Die  unter- 
irdischen Heizungen,  die  in  südlichen  Ländern  hauptsächlich  für  Bäder  her- 
gestellt waren,  sind  bei  diesen  Gebäuden  auf  die  Wohnräume  übertragen 
worden.  Die  Villa  an  der  Saalburg  hat  elf  Zimmer,  von  denen  nur  drei 
nicht  mit  Hypokausten  versehen  waren;  diese  nicht  heizbaren  Räume  sind 
aus  den  vorhandenen  Resten  als  Vorhalle,  Bad  und  Küche  zu  erklären.  Die 
Vorhalle  W,  die  an  der  Nordseite  des  Gebäudes  liegt  und  dadurch  den  Be- 
wohnern des  Hauses  Schutz  gegen  die  Nord-  und  Ostwinde  bietet,    ist  von 


»07)  Näheres  darüber  siehe  Nass.  Ann.  Bd.  XVII,  pag.  123.    von  Cöhausen  und  Jacobi, 
Römische  Bauwerke  bei  Homburg. 


Die  Villa.  119 

der  Nordwest-  und  der  Südostseite  her  durch  Thüren  zugängUch,  sodaß  ein 
direkter  Verkehr  nach  dem  Kastelle  sowie  nach  der  Bürgerlichen  Niederlassung 
möglich  war.  Die  Halle  hat  im  Lichten  eine  Länge  von  19  m  und  eine 
Breite  von  4,80  m;  der  Fußboden  (Längendurchschnitt  A — B)  bestand  aus  einer 
betonartigen  Unterlage  (Estrich)  und  war  mit  Ziegelplatten  von  verschiedenen 
Abmessungen  bedeckt,  die  mit  Stempeln  der  VIII.  und  XXIL  Legion  ver- 
sehen waren.  Die  Zwischenräume,  wo  die  Platten  fehlten,  waren  mit  Estrich 
ausgeglichen.  Der  Grund  dieser  ungleichmäßigen  Behandlung  dürfte  darin 
zu  suchen  sein,  daß  an  dieser  Stelle  wiederholt  und  zu  verschiedenen  Zeiten, 
sei  es  in  Folge  von  Abnutzung  oder  von  Zerstörungen,  Ausbesserungen 
stattgefunden  haben.  Unter  einem  Teile  dieser  Vorhalle  befindet  sich  ein 
Hypokaustum,  welches  in  punktierten  Linien  auf  Tafel  XV  eingezeichnet 
ist,  aber  von  einem  älteren  Bauwerke  herrührt  und  bei  den  «Heizanlagen» 
besprochen  wird. 

Der  sich  an  die  Halle  anschließende  kleine  Raum  V,  von  4,30  m  Länge 
und  3,00  m  Breite,  war  von  dieser  Seite  nicht  zugänglich,  sondern  nur  von 
dem  Zimmer  aus.  Er  ist  durch  seine  vorzügliche  Cementierung,  seine  am 
Boden  noch  gut  erhaltenen  Eckwulste  und  den  unterirdischen  Wasserabfluß  F 
(vergl.  den  Schnitt  EF)  leicht  als  Bad  oder  wenigstens  als  Wasserbehälter  zu 
erkennen.  Seine  Außenmauern,  welche  heute  noch  2,00  m  über  den  Erd- 
boden hervorragen,  sind  die  besterhaltenen  Baureste  an  der  Saalburg  (Text- 
figur 18).  Bei  der  im  Jahre  1856  durch  Hobel  erfolgten  Ausgrabung  dieses 
Baues  war  der  farbige  Verputz  an  den  Wänden  noch  in  einer  Höhe  von  1,50  m 
wohl  erhalten.  Leider  wurde  damals  versäumt,  zur  Konservierung  desselben 
ein  Dach  darüber  herzustellen;  eine  in  jedem  Herbste  vorgenommene  Ein- 
füllung  mit  Laub  bewirkte  gerade  das  Gegenteil  von  dem,  was  man  wollte, 
und  wenige  Jahre  darauf  war  der  ganze  Verputz  losgebröckelt  und  in  Schutt 
zerfallen;  einzelne  Stücke  davon  sind  im  Saalburg-Museum  aufbewahrt.  Von 
den  übrigen  Räumen  des  Gebäudes  sind  die  großen,  in  schönen  Verhältnissen 
erbauten  Säle  0  und  P  besonders  hervorzuheben.  Der  Saal  P,  der  im  Lichten 
seines  Heizungsraumes  eine  Länge  von  12,50  und  eine  Breite  von  6,25  m 
(also  ebenfalls  ein  Verhältnis  von  1 : 2)  aufweist,  war  im  Stockwerke  infolge  der 
schwächeren  Mauern  desselben  nach  jeder  Richtung  hin  noch  um  25  cm  größer, 
sodaß  der  Flächengehalt  etwa  85  qm  betragen  hat,  eine  Größe,  die  der  des 
Oecns  in  dem  so  oft  genannten  Hause  des  Pansa  in  Pompeji  nahezu  entspricht. 

Den  Saal  0  mit  dem  anschließenden  nischenartigen  Anbau  N  könnte 
man  sich  als  Speisesaal  denken,  wofür  auch  der  angrenzende  Raum  M,  der 
wegen  seiner  charakteristischen  Anlagen  eine  Küche  zu  sein  scheint,  sprechen 
dürfte.  Er  ist  der  größte  Raum  der  Villa,  mißt  in  seinem  rechteckigen  Teile 
9,30 : 6,40  m  und  hat  einschließlich  der  beiden  Apsiden  an  den  Langseiten 
einen  Flächengehalt  von  mehr  als  90  qm;  er  würde  einer  Speisetafel  von 
50  Gedecken  reichlich  Platz  gewähren.  Die  naheliegende  Frage,  ob  die  halb- 
kreisförmigen Triclinien  überwölbt  waren,  muß  offen  bleiben,  da  aus  dem 
Grundrisse  allein  Anhaltspunkte  dafür  nicht  gewonnen  werden  können. 


120  ^'6  Bürgerliche  Niederlassung. 

Die  am  Südwesteude  gelegene  Küche  (M)  ist  quadratisch  und  mißt  6 
zu  6  m.  Der  36  qm  große  Flächeninhalt  wird  zwar  durch  die  von  den  Wohn- 
räumen herabführende  Treppe  und  den  Kochraum  A  sowie  das  Schürloch  X 
etwas  verringert,  erscheint  aber  im  Verhältnis  zum  Ganzen  vollkommen  groß 
genug,  besonders  wenn  man  die  kleinen  Küchen  in  Pompeji  in  Vergleich 
zieht.  Die  Küchenfeuerung  mit  dem  Kochplatze  a  ist  so  wie  die  mittelalter- 
lichen Küchenherde  angelegt. 

Die  Höhenlage  der  Böden  in  den  einzelnen  Räumen  ist  aus  den  Schnitt- 
zeiclmungen  der  Tafel  XV  ersichtlich;  der  untere  Boden  des  Heizungsraumes, 
sowie  derjenige  der  Küche  liegt  1  m  tiefer  als  die  Bodenfiächen  der  Vorhalle 
und  der  übrigen  Abteilungen,  die  sich  auf  gleichem  Niveau  befinden.  Zu 
der  Küche  führt  eine  Treppe  von  sechs  steilen  Stufen,  deren  Untermauerung 
noch  in  guter  Erhaltung  auf  uns  gekommen  ist,  und  die  vielleicht  mit  Bohlen 
bedeckt  waren.  Die  weiter  auf  Tafel  XV  im  Grundriß  und  Schnitt  dar- 
gestellten, bis  jetzt  noch  nicht  genügend  erklärten  Baureste  D  und  Z  gehören 
zur  Bodenheizung  und  hatten  wohl  nur  den  Zweck,  dem  Heizungsraume 
frische  Luft  zuzuführen.  Daß  sie  nicht  von  einem  früheren  oder  späteren 
Baue  stammen,  läßt  sich  daraus  erkennen,  daß  sie  mit  den  übrigen  Mauern 
der  Villa  im  Verbände  hergestellt  sind.  Die  Länge  und  die  Breite  des  Ge- 
bäudes sind  so  groß,  daß,  selbst  wenn  es,  was  sicher  anzunehmen  ist,  nur 
ebenerdige  Räume  umschloß,  sein  Dach  eine  weite  Spannung  und  eine  große 
Höhe  gehabt  haben  muß.  Mehr  noch  scheint  die  Beleuchtungsfrage  der 
Beachtung  wert  zu  sein.  Waren  die  Räume  durch  Fenster  genügend  erhellt? 
Wie  groß  mußten  dieselben  sein,  und  waren  ihre  Öffnungen  verglast?  Nach 
den  Funden  lassen  sich  alle  diese  Fragen  mit  gewissen  Einschränkungen  be- 
jahen. Daß  die  Fenster  klein  waren,  ist  nach  anderen,  uns  erhaltenen 
römischen  Bauten  wohl  anzunehmen;  daß  sie  nicht  wie  heutzutage  schon  in 
der  Höhe  etwa  eines  Meters  vom  Fußboden  begannen,  ergeben  die  stehen- 
gebliebenen zwei  Meter  hohen  Mauern,  in  denen  sich  keine  Öffnungen  be- 
finden ;  die  Fenster  waren  also  höher  angebracht.  Dies  zeigt  auch  ein  daselbst 
gefundener,  bearbeiteter,  60  cm  langer  und  18  zu  18  cm  starker  Sandstein, 
der  nur  von  einer  Fensterumrahmung  herrühren  und  als  Fenstersohlbank 
gedient  haben  kann  (Tafel  XXI,  Nr.  40).  Er  ist,  um  das  Licht  besser  ein- 
fallen zu  lassen,  außen  glatt,  nach  innen  dagegen  abgeschrägt  und  ent- 
spricht einer  Fensteröffnung  mit  einer  lichten  Weite  von  40  cm.  Nimmt 
man  das  bei  den  Römern  beliebte  Größen  Verhältnis  1:2  an,  so  würde  sich 
eine  Öffnung  von  40:80  cm  ergeben,  welche  vermutlich  keinen  geraden  Ab- 
schluß hatte,  sondern  bogenförmig  überdeckt  war.  Für  Letzteres  sprechen  auch 
die  daselbst  gefundenen,  auf  Tafel  XIX,  Nr.  3  abgebildeten  keilförmigen  Ziegel. 

Ob  die  Fenster  in  allen  Räumen  verglast  und  zum  Öffnen  eingerichtet 
waren,  ist  nicht  mit  Bestimmtheit  nachzuweisen;  die  an  den  Außenseiten  der 
Umfassungsmauern  gefundenen  Bruchstücke  von  Glasscheiben  lassen  aber 
darauf  schließen,  daß  zum  Mindesten  mehrere  Fenster  verglast  waren.  Zieht 
man  die  schon  von  Hobel,   der   das  lunere  der  Villa  hat  ausräumen  lassen, 


Die  Villa.  121 

geraachten  Glasscheibenfunde  und  das  verschlackte  Glas,  welches  in  Klumpen 
vorkam,  noch  in  Betracht,  so  läßt  sich  die  Verwendung  von  mindestens  zwei 
Quadratmetern  Fensterglas  —  genügend  für  15—20  Scheiben  —  annehmen, 
das  hauptsächlich  von  der  südöstlichen  und  teilweise  von  der  nordwestUchen 
Seite  herrührt.  An  der  nordöstlichen  und  der  südwestlichen  Seite  ist  dagegen 
nichts  von  Glas  zu  Tage  gekommen,  woraus  der  Schluß  gezogen  werden 
dürfte,  daß  sich  die  Verwendung  verglaster  Fenster  auf  jene  erstgenannten 
Mauerseiten  beschränkte.  Mit  Rücksicht  auf  unser  kaltes  KHma  muß  man 
zu  der  Annahme  kommen,  daß  da,  wo  kein  Glasverschluß  vorhanden  gewesen, 
die  kleinen  Öffnungen  für  Licht  wohl  mit  Holzläden  verschlossen  waren, 
ebenso  wie  dies  noch  im  Mittelalter  bis  zur  Wiederaufnahme  der  Fabrikation 
von  Glasscheiben  geschah.  Selbst  in  Pompeji  finden  wir  die  meisten  Räume 
nur  schlecht  und  mittelbar  durch  das  Tageslicht  beleuchtet;  Glasscheiben 
sind  auch  dort  nur  vereinzelt  aufgefunden  worden. 

Das  Äußere  des  Gebäudes  hat  durch  die  kräftig  vorspringenden  Ap- 
siden und  die  winkeligen  Ausladungen,  wodurch  tiefe  Schlagschatten  ent- 
standen, trotz  der  einfachen  Ausstattung  sicher  eine  imposante  Wirkung  auf 
den  Beschauer  geübt;  haben  ja  doch  selbst  die  Trümmer  der  Villa  noch  die 
alten  Berichte  über  einen  großen  Palast  der  Frankenkönige  hervorgerufen. 
Bemerkenswerte  Architekturstücke  sind  nicht  erhoben  worden,  dagegen  waren 
die  Flächen,  wie  wir  aus  den  Funden  genau  wissen,  mit  einem  starken  Ver- 
putze überzogen.  Säulen  und  Pilaster  aus  Sandstein  oder  einem  anderen 
dauerhaften  Materiale  fehlten;  diese  für  die  Konstruktion  erforderlichen  Bau- 
teile müssen  jedenfalls  aus  Holz  gewesen  sein.  Wände  und  Decken  waren, 
wie  die  Bruchstücke  zeigen,  geputzt  und  in  verschiedenen  Farben  bemalt. 
Das  Innere  war,  nach  den  Funden  zu  urteilen,  reich  ausgestattet.  Die  Fuß- 
böden bildete,  wie  es  bei  Bodenheizungen  nicht  anders  zu  denken  ist,  ein 
Estrich.  Die  Verwendung  festgenagelter  Holzböden  erscheint  ausgeschlossen, 
dagegen  sind  lose  aufgelegte  Bretter,  Matten  oder  Teppiche  wahrscheinlich 
als  Bodenbelag  benutzt  worden.  Daß  die  Räume,  welche  durch  die  wenigen, 
und  dazu  noch  hochgelegenen  Fenster  dürftig  beleuchtet  waren,  doch  recht 
wohnlich  und  behaglich  gewesen  sind,  liegt  schon  in  der  Grundrißanordnung 
begründet.  Einen  gemütlichen,  in  der  Winterzeit  warmen,  im  Sommer  dagegen 
kühlen  Aufenthalt  boten  die  durch  eine  halbkreisförmige  Öffnung  getrennten 
Triclinien,  die  für  einen  Tisch  mit  drei  Ruhelagern  bequem  ausreichten. 

Über  die  Bedeutung  der  Villa  gingen  und  gehen  die  Ansichten  noch 
heute  auseinander.  Hobel,  der  sie  1856  größtenteils  aufdeckte,  hat  sie  einfach 
als  «Bäder»  bezeichnet;  andere  Forscher  nannten  sie  auch  «Palatium»  oder 
«Mansion»,  und  zuletzt  gab  man  ihr  den  modernen  Namen  «Offiziers-Kasino». 
Jedenfalls  geht  man  aber  zu  weit,  wenn  man  in  ihr  lediglich  eine  römische 
Badeanstalt  erblicken  will,  wenigstens  kann  es  ein  Wasserbad  nicht  gewesen 
sein,  da  die  Zu-  und  Abflüsse  fehlen,  welche  sich  sonst  bei  sicher  erwiesenen 
Bädern  auffinden  oder  nachweisen  lassen.  Der  Kanal,  der  von  U  durch  W 
nach  dem  in  den  Boden  vertieften  Behälter  Z  führt,   kann  schon  wegen  des 


122  I^ie  BOrgerlicbe  Niederlassung. 

Gefälles  nacli  Z  hin  kein  Wasser  zugeführt  haben;  sein  Querschnitt  spricht 
auch  hier  für  eine  andere  Bestimmung  (Taf.  XVIII,  Nr.  9).  FHeßendes  Wasser 
ist  nicht  in  der  Nähe,  nur  ein  tiefer  Brunnen  (Nr.  30,  «Herrenbütte»),  wie 
solche  auch  an  kleinereu  Wohngebäuden  vorkommen  (vergl.  Textfigur  21), 
liegt  wenig  entfernt  nach  der  Nordseite  hin.  Ob  einzelne  Räume  Schwitz- 
bäder gewesen  sind,  muß  allerdings  dahingestellt  bleiben;  jedenfalls  aber  trägt 
nur  der  Raum  V  mit  seinem  Abfluß  F  die  sicheren  Kennzeichen  eines  Bades. 
Ich  unterlasse  deshalb  jeden  Versuch,  die  Räume  in  das  bekannte  Schema 
eines  solchen  einzuzwängen  und  mit  den  entsprechenden  Namen  zu  belegen. 
Dieses  Bauwerk,  das  allerdings  einen  Baderaum  enthält,  dürfte  in  der  Haupt- 
sache, wie  alle  ähnlichen  Bauten  dieser  Art,  zu  Wohnzwecken  benutzt  worden 
sein;  man  kann  vielleicht  behaupten:  nur  im  Winter,  wenn  man  annehmen 
will,  daß  Villenbauten,  wie  der  obenerwähnte,  im  Mineralquellengebiet  von 
Homburg  belegene,  bei  welchem  erwiesenermaßen  die  Pfeilersubstruktion  nicht 
zu  Heizzwecken,  sondern  nur  zur  Isolierung  des  Fußbodens  angelegt  ist,  als 
Sommeraufenthalt  gedient  haben.  Für  diesen  Fall  war  auch  eine  Beleuchtung 
durch  viele  Fenster  nicht  nötig,  da  bei  den  kurzen  Tagen  der  Wint^rzeit 
künstliches  Licht  ohnedies  erforderlich  war. 

Vielleicht  hat  in  der  Villa  der  Kommandant,  ein  hoher  Militär-  oder 
Verwaltungsbeamter  gewohnt;  möglicherweise  haben  die  großen  Säle  auch 
zu  Versammlungszwecken  der  Offiziere  und  Beamten  gedient.  Daß  aber  ge- 
rade Garacalla  dort  gewohnt  hätte  und  somit  die  Bezeichnung  «Villa  des 
Caracalla>  richtig  wäre,  ist  durch  nichts  erwiesen;  von  Cohausen,  der  dem 
Baue  diesen  Namen  gab,  hat  sich  dabei  auf  den  Inschriftstein  des  Garacalla 
bezogen  ^°^),  welcher  im  Jahre  1723  ausgegraben  wurde,  von  dem  aber  Neu- 
hop^^)  ausdrücklich  berichtet,  daß  er  nicht  eingemauert  \var  und  an  der 
Heerstraße  —  wahrscheinlich  in  der  Nähe  des  Gräberhauses  —  gefunden 
worden  sei. 

Für  die  Zeit  der  Erbauung  ist  zu  erwähnen,  daß  die  Truppenstempel, 
welche  sich  auf  den  Kacheln  und  Platten  des  unter  der  Villa  belegenen  Bau- 
werkes befinden,  sämtlich  der  XXII.  Legion  angehören,  die  Pfeilerplatten  in 
der  Villa  jedoch  alle  mit  Stempeln  der  VIH.  Legion  versehen  sind.  Außer- 
dem fand  sich  als  Deckplatte  des  Kanals  im  Räume  W  —  und  zwar  absichtlich 
eingemauert,  da  die  vorspringenden  Skulpturteile  abgeschlagen  sind  —  der 
Votivstein  der  Fortuna  (Taf.  XXIV,  Nr.  4)  verwendet ^^''),  welcher  von  C.  Mo- 
gillonius  Priscanus,  einem  Präfekten  der  Räter,  geweiht  ist  (vergl.  auch  den 
Querschnitt  des  Kanals  Taf.  XVIH,  Nr.  9a).  Jedenfalls  machen  es  die  hohen 
Mauerreste,  welche  teilweise  noch  auf  älteren  Bauten  stehen,  wahrscheinlich, 
daß  die  Villa  der  letzten  Bauperiode  der  Saalburg  angehört  und,  wie  ich 
unter  1  («Allgemeines»)  erörtert  habe,  noch  allein  nach  Aufgabe  der  Nieder- 
lassung weiterbestanden  hat. 


"8)  Vergl.  den  Abschnitt  XIII.  2,  A.  I.  7. 

10«)  A.  a.  O.,  S.  29  ff. 

"«)  Vergl.  den  Abschnitt  XIII.  2,  A.  II.  10. 


Kaufhaus.  123 

4.   Kaufhaus  (Fm*umJ. 

Ostlich  vom  Kastelle,  an  der  nach  dem  Limesdurchgange  «am  Eisern 
Schlag»  (Fig.  3)  führenden  Römerstraße,  befinden  sich  ausgedehnte  Überreste 
von  Massivbauten,  deren  Lage  aus  Tafel  XIII  zu  ersehen  ist.  Figur  19  stellt 
den  besterhaltenen  und  in  sich  zusammenhängenden  Teil  in  einem  Maßstabe 
von  1 :  400  dar.  Die  'Ähnlichkeit  der  ganzen  Anlage  mit  römischen  Forums- 
bauten und  besonders  mit  dem  von  August  TJllrich  in  Kempten  [Camhoduniim) 
im  Allgäu  aufgegrabenen  Forum  ^")  macht  es  wahrscheinlich,  daß  auch  unsere 
Mauern  von  einem  derartigen  Bauwerke  herrühren.  Wenn  auch  die  Ab- 
messungen des  Forums  am  Lindenberge  bei  Kempten  (127:106  m)  diejenigen 
unserer  Anlage  weit  übertreffen,  so  sind  diese  doch  für  die  Saalburg  mit 
50:50  m  außerordentlich  groß  zu  nennen,  besonders,  wenn  man  sie  mit  dem 
auch  als  Forum  angesprochenen  Baue  in  der  römischen  Handelsstadt  Heddern- 
heim^^^)  vergleicht.  Dasselbe  konnte  zwar  nicht  vollständig  ausgegraben 
werden,  scheint  aber  eine  Fläche  von  etwa  50:50  m  bedeckt  zu  haben  und 
also  nicht  größer  als  der  Bau  an  der  Saalburg  gewesen  zu  sein,  dem  es  auch 
in  seiner  Einteilung  auffallend  ähnlich  ist. 

Schon  oben  wurde  wiederholt  auf  diese  Anlage  im  Allgemeinen  hin- 
gewiesen und  über  seine  Lage  zu  dem  Kastelle,  wie  über  seine  Auffindung 
gesprochen.  Ich  kann  mich  daher  auf  eine  kurze  Beschreibung  einiger  Einzel- 
heiten beschränken.  Die  Mauern,  besonders  der  nach  Norden  liegenden  Teile, 
laufen  parallel  mit  der  Achse  des  Erdkastells  und  der  Römerstraße,  dagegen 
erstrecken  sich  die  nach  Süden  liegenden  bis  an  den  von  der  Porta  princi- 
palis  dextra  ausgehenden  Weg  und  sind  annähernd  parallel  mit  dem  Stein - 
kastelle,  sodaß  die  Quermauern  die  Richtung  der  Achse  haben,  wodurch  an 
den  Längsmauern  der  Knick  (Fig.  19,  a.  b)  entstanden  sein  mag.  Die  Ab- 
weichung dieser  Mauern  von  der  geraden  Linie  läßt  mit  WahrscheinUchkeit 
vermuten,  daß  ein  Teil  dieses  Baues  in  die  Periode  des  Erdkastells  gehört, 
eine  Vergrößerung  dagegen  in  der  Zeit  des  ersten  Steinkastells  geschah,  zu 
welchem  man  ihn  parallel  stellte. 

Für  die  Bezeichnung  Kaufhaus  [forum]  spricht  die  Lage  des  Gebäudes 
und  die  Einteilung  des  Grundrisses.  Der  Bau  reicht  bis  zur  Straße  und 
umschließt  einen  Hof,  welcher  an  der  Südseite  durch  heizbare  Räume  ab- 
geschlossen ist  (Tafel  XIII).  Der  nach  der  Front  des  Limes  gerichtete  Teil 
ist  aus  gutem,  gemörteltem  Mauerwerke  hergestellt,  dagegen  der  jenseits  des 
Hofes,  nach  der  dem  Auslande  zuführenden  Straße  hin  gelegene  aus  weniger 
gutem   und   aus   Steinunterlagen,    die  auf  Holzbauten   hinweisen.     Ich   sehe 


1")  Vergl.  «Erster  Bericht  über  die  vom  Altertumsvereine  Kempten  vorgenommenen 
Auegrabungen  römischer  Baureste  auf  dem  Lindenberge  bei  Kempten.  —  Altertumsverein 
Kempten  1888.» 

112)  Vergl.;  «Die  Ausgrabungen  des  Vereins  für  das  historische  Museum  zu  Frankfurt 
auf  dem  christlichen  Friedhofe  zu  Heddernheim  im  Winter  1891/1892  und  Sommer  1892 
von  Dr.  Fritz  Quilling.  Herausgegeben  von  dem  Vereine  für  Geschichte  und  Altertums- 
kunde in  Frankfurt  a.  M.  1894.» 


124 


Die  Bürgerliche  Niederlassung. 


davon  ab,  die  einzelnen  Räume  mit  Namen  zu  bezeichnen ;  icli  will  nur  einige 
charakteristische  davon  hervorheben. 


Fig.  19.    Grundriß  des  Kaufhauses. 


Der  zwischen  den  Flügeln  B  C  D  und  R  Q  S  gelegene  Laugbau  mit 
seinen  Abteilungen  ist  an  der  Ostseite  mit  einem  langen  Räume  abgeschlossen, 
den  wir  wohl  schon  der  schwachen  Fundierung  wegen  als  eine  offene  Halle 
(Bazar?)  ansprechen  dürfen.  Zur  Sommerzeit  und  an  besonderen  Markt- 
tagen mögen  die  Geschäfte  zwischen  den  Römern  und  Barbaren  hier  ab- 
geschlossen worden  sein;  die  dahinter  liegenden  Räume,  die  zweifellos  mit 
der  Halle  verbunden  waren,  dienten  vermutlich  in  schlechter  Jahreszeit  dem 
Verkehre  und  als  Wohnungen  für  die  Händler.  Auch  werden  dort  die  Waren- 
vorräte gelegen  haben.  An  beiden  Räumen  G  H  liegt,  in  die  Quermauer 
eingebaut,  ein  Steinbrunnen  S  (vergl.  Abschnitt  XI.  2  Brunnen  Nr.  41). 
Es  ist  dies  an  der  Saalburg  bis  jetzt  das  einzige  bekannte  Beispiel,  daß  ein 
Brunnen  in  einem  Gebäude  selbst  angelegt  ist.  In  Heddernheim  und  an 
anderen  Plätzen  des  Taunusvorlandes  kommt  es  öfters  vor;  an  ersterem  Orte 
ist  ein  solcher  gemauerter  Brunnen  in  einem  Keller  gefunden  worden.  Inter- 
essant sind  die  fünf  an  der  Nordseite  den  Räumen  B,  C,  D  vorgelegten,  auf- 
fallend starken  Pfeilervorsprünge,  die  anscheinend  den  Zweck  hatten,  an  dem 
abfallenden  Gelände  die  Mauer  zu  verstärken,  oder  vielleicht  eine  kleine  Vor- 
halle zu  tragen.  An  dekorative  Zwecke  ist  ebensowenig  zu  denken  wie  an 
eigentliche  Strebepfeiler,  die  stets  ein  Gewölbe  oder  einen  Gurtbogen  bedingen. 
Von  dem  Hypocaustum  F  ist  das  Fraefurnium  erhalten,  sowie  das  mit  Basalt- 
keilsteinen gewölbte  Schürloch.  Die  Einteilung  der  unmittelbar  an  die  Straße 
stoßenden  Reste  von  Holzbauten,  die  Kanäle  und  die  mit  diesen  zusammen- 
hängenden Vertiefungen  machen  es  wahrscheinlich,  daß  hier  Stallungen  er- 
baut waren. 

Man  kann  sich  auch  von  diesen  einzelne  als  Schuppen  oder  andere 
leichte  Bauten   denken,   die   zur   vorübergehenden  Aufnahme  von  Vieh,   das 


Verschiedene  Bauten.  125 

dort  untergestellt  und  verhandelt  wurde,  oder  zur  Unterbringung  von  Ge- 
treide dienen  sollten.  Im  Übrigen  konnte  auf  dieser  Fläche  aus  verschiedenen 
Rücksichten  noch  nicht  Alles  umgegraben  werden,  sodaß  ein  abschließendes 
Urteil  zur  Zeit  nicht  gefällt  werden  kann.  Doch  erscheint  die  Annahme 
eines  großen  Gebäudes  für  den  Handel  und  Verkehr  jetzt  schon  als  hin- 
reichend begründet. 

Die  bei  Freilegung  der  Mauern  erhobenen  Funde  sind  gering  und  be- 
weisen, da  wenig  Brandschutt  und  kaum  Gefäßscherben  oder  Eisenbeschläge 
zu  Tage  kamen,  daß  größere  Zerstörungen  dort  nicht  vorgekommen  sind, 
sondern  daß  die  Gebäude  abgetragen  wurden.  Die  im  Hypoccmstum  E  ge- 
fundenen gestempelten  Ziegelplatten  tragen  gleichmäßig  den  Stempel  der 
XXII.  Legion,  und  zwar  den  auf  Tafel  LXXVIII,  Nr.  11  abgebildeten  Rund- 
stempel mit  Halbmond  und  Stern.  Bemerkenswert  sind  einige  dort  aus- 
gegrabene Bronzen,  u.  a.  ein  sehr  schöner,  reich  verzierter  Schlüssel,  einige 
Zierscheiben  und  Gürtelbeschläge,  die  bei  der  Beschreibung  der  Fundstücke 
im  Abschnitte  XIII  berücksichtigt  werden  sollen. 


5.    Verschiedene  Bauten. 

Auf  Tafel  XIII  sind  alle  einigermaßen  in  ihrem  Grundrisse  erkenntlichen 
Bauwerke  eingetragen  (vergl.  auch  Textfigur  21,  a  und  b),  dagegen  wurde  von 
einer  Einzeiclmung  derjenigen  Fundamentreste  Abstand  genommen,  die  über- 
all zerstreut  im  Boden  der  Bürgerlichen  Niederlassung  gefunden  wurden  und 
deren  Zweck  oder  Zugehörigkeit  zu  einem  Bauwerke  nicht  ohne  Weiteres  er- 
klärt werden  kann.  Diese  mit  aufzunehmen  würde  zu  weit  geführt  und  die 
Übersichtlichkeit  der  Zeichnung  gestört  haben.  Im  Nachfolgenden  will  ich 
noch  diejenigen  Bauten,  die  von  Belaug  erscheinen,  und  von  denen  auch  die 
über  den  Boden  ragenden  Mauern  mit  Cement  und  Rasen  zur  Konservierung 
abgedeckt  sind,  erwähnen: 

a.  Bau  zwischen  Villa  und  Römerstraße  (Tafel  XIV,  Fig.  I  und 
Schnitt  AB,  sowie  Tafel  XVII).  Derselbe  liegt  weder  mit  dem  Erd-  und 
Steinkastell  noch  mit  der  Straße  parallel  und  scheint  teilweise  auf  Fundamenten 
zu  ruhen,  die  einer  älteren  Periode  angehören ;  er  ist  rechteckig  und  hat  eine 
Länge  von  29,00  m  und  eine  Tiefe  von  25,00  m.  Der  Bau  besteht  eigentlich 
aus  zwei  Teilen;  der  vordere,  den  man  seither  als  «Langbau»  bezeichnete, 
hat  fünf  Räume,  von  denen  drei  (a,  c  und  d)  mit  Hypokausteu  versehen  sind, 
—  die  Einzelheiten  ihrer  Konstruktion  werden  später  erläutert.  Während 
dieser  und  der  rechtwinkelig  anstoßende  Teil  g  f  nur  zu  Wohnzwecken  ge- 
dient haben,  kann  dies  bei  dem  hinteren,  großen  freien  Räume  D  nicht  der 
Fall  gewesen  sein ;  im  Gegenteil  deuten  die  Funde  und  Beobachtungen  darauf 
hin,  daß  er  zu  Wirtschaftszwecken  benutzt  worden  ist.  In  der  nordöstlichen 
Ecke  C  wurden  nicht  weit  voneinander  auf  einer  Stelle  fünf  und  auf  einer 
anderen  sieben  Hufeisen  dicht  bei  einander  liegend  erhoben.  Bei  D  war  eine 
Basaltsteinplatte  von  60  cm  im  Quadrate  und  20  cm  Dicke  eingemauert,  an 


12G  ßic  Bürj?erliche  Niederlassung. 

der  ein  großer  eiserner  Ring  befestigt  war;  diese  Vorrichtung  stimmt  ganz 
mit  derjenigen  überein,  die  unsere  Metzger  zum  Anbinden  des  zur  Tötung 
bestimmten  Schlachtviehes  noch  lieute  benutzen;  sie  ist  im  Saalburg-Museum 
aufgestellt.  Auch  kamen  hier  außerdem  viele  Trensen,  Ketten  und  Wagen- 
beschläge vor,  sodaß  es  nicht  gewagt  ist,  an  dieser  Stelle  eine  Schlächterei 
mit  Stallungen  oder,  wie  wir  heute  sagen  würden,  das  «Schlachthaus»  zu 
vermuten;  diesem  Zwecke  entspricht  auch  die  Lage  am  Wege  inid  der  in 
der  Nähe  befindliche  große  Brunnen  Nr.  5.  Hier  geschah  vielleicht  auch 
die  Rast  und  der  Ausspann  der  Pferde  von  Fuhrwerken,  welche  hier  Halt 
machten,  nachdem  sie  die  Höhe  des  Passes  erreicht  hatten. 

b.  Östlich  der  Römerstraße  und  parallel  mit  ihr  in  der  Nähe  der 
Brunnen  Nr.  24,  31  und  32  liegen  die  Fundamente  eines  rechteckigen,  9:14  m 
großen  Baues,  an  den  sich  ein  apsidenartiger  Ausbau  anschließt.  An  die 
Nordseite  lehnt  sich  ein  Keller  an,  welcher  zu  der  um  das  Kastell  ziehenden 
Straße  parallel  liegt.  Wozu  dieser,  mit  einer  Apsis  geschlossene  Bau,  dessen 
Grundmauern  nur  oberflächlich  hergestellt  waren,  gedient  haben  mag,  ist 
schwer  zu  entscheiden;  vielleicht  war  er  ein  Versammlungslokal,  das  mit  der 
daranstoßenden  Schenke  verbunden  war.  Seine  Lage  vor  dem  Kastell  und 
die  vorbeiziehenden  Straßen  sprechen  für  diese  Möglichkeit. 

c.  Weitab  vom  Kastell,  fast  600  m  südlich  (vergl.  Tafel  I  und  die 
Übersichtskarte),  etwa  in  der  Gabelung  der  Römerstraße  nach  der  Wetterau 
(jetzt  «Rotlaufsweg»  genannt)  mit  der  Hauptstraße  nach  Heddernheim, 
liegt  ein  viereckiges  Gemäuer,  das  von  Cohausen  trotz  seiner  Größe  für 
einen  Turm  zur  Beobachtung  der  Straßen  erklären  wollte.  Aber  gerade  seine 
Größe  (7,90:6,50  m  bei  einer  Mauerstärke  von  0,95  m)  läßt  diese  Vermutung 
bezweifeln.  Wenn  die  Bezeichnung  als  einfaches  Wohnhaus  nicht  passend 
erscheint,  findet  vielleicht  die  Erklärung,  es  sei  eine  Kneipe,  ein  sogenannter 
«letzter  Heller»  gewesen,  mehr  Beifall.  Besondere  Funde  sind  in  diesen  ent- 
legenen Mauern  nicht  gemacht  worden. 

d.  Andere  Mauerreste,  bis  zu  solchen,  die  Räume  von  5:5  und  6:8  m 
einschließen,  sind  allenthalben  gefunden  worden.  Sie  zeigen  ihre  Spuren  so- 
wohl zwischen  Pfahlgraben  und  Kastell,  als  auch  westlich  vom  Kastelle,  in 
der  Nähe  des  Gräberfeldes,  und  sehr  zahlreich  im  Friedrichsdorfer  Walde, 
östlich  vom  Kastelle,  jenseits  der  Usinger  Chaussee.  Die  eingezeichneten 
Reste  sind  bei  vorläufigen  Schürfungen  gefunden  worden,  und  es  steht  zu 
hoffen,  daß  mit  der  Zeit  das  ganze  Gebiet  bloßgelegt  werden  kann.  Oft 
finden  sich  in  solchen  Gebäuden  Überreste  von  Kochplätzen,  Feuerstellen 
und  aufgemauerten  Pfeilern,  welche  Unterlagen  von  Tischen  und  Bänken  vor- 
zustellen scheinen.  Auf  ihnen  lagen  die  nötigen  Holzbretter,  Einrichtungen, 
wie  man  sie  jetzt  noch  in  Bauernhäusern  findet. 

e.  Ein  Bauwerk  der  Bürgerlichen  Niederlassung,  das  Neuhof 
1782  ausgraben  ließ.  Nach  den  von  diesem  angegebenen  Entfernungsmaßen 
scheint  es  das  Gebäude  zu  sein,  das  an  dem  Graben  (einem  ausgefahrenen 
Wege),   etwa  35  m  nördlich  vom  Gräberbause  liegt  (Tafel  XIII);  zusammen- 


Verschiedene  Bauten.  127 

hängende  Mauern  sind  noch  jetzt  vorhanden.  Den  ausführlichen  Bericht 
Neuhofs^^^)  führe  ich  wörthch  an,  da  das  Buch  sehr  selten  ist  und  daraus  zu- 
gleich hervorgeht,  daß  damals  noch  viel  Mauerwerk  erhalten  war.  Es  heißt 
bei  Neuhof  auf  Seite  125: 

«Es  waren  340  Schritte  von  dem  Kastell  Saalburg,  wo  ich  durch  meinen  Ar- 
beiter von  Mitternacht  gegen  Mittag  oben  an  dem  Rain  des  beschriebenen  Grabens 
nachsuchen  ließ.  Es  gelang  mir,  daß  ich  gerad  auf  einen  meinen  Absichten  gemäßen 
guten  Fleck  kam.  Kaum  hatte  mein  Taglöhner,  welchen  ich  schon  viele  Jahre  in 
meinem  Dienst  gehabt  und  auf  alle  Kleinigkeiten  durch  meinen  Unterricht  aufmerksam 
gemacht  hatte,  den  Boden  aufgehackt,  so  fand  ich  schon  allerlei  Geräthschaften  von 
erdenen  Töpfen,  einige  Messerklingen  und  eine  Scheere,  hinten  mit  einer  Feder,  welche 
den  heutigen  Woll-  oder  Schaafscheeren  an  Gestalt  vollkommen  gleich  ist.  Ich  über- 
gehe hier  das  übrige  meist  in  großen  Nägeln  bestandene  und  vom  Rost  stai'k  an- 
gefressene Eisenwerk. 

Nachdem  ich  etwas  weiter  graben  ließ,  so  gelangte  ich  an  eine  Grundmauer, 
und  ich  ordnete  es  an,  auch  über  derselben  nachzusuchen,  wo  ich  dann  alsobald  einen 
Schutt  von  Erde  und  große  Stücke  von  gebackenen  Steinen,  folglich,  wie  man  sagt, 
keinen  gewachsenen,  sondern  zusammengefallenen  Grund  fand,  das  mich  also  bewog, 
meine  Untersuchung  sorgfältig  fortzusetzen.  Sogleich  oben  unter  dem  Schutt  kam 
eine  ziemlich  große  Lanze  zum  Vorschein,  die  ich  unter  den  schon  mehr  erhaltenen 
in  meiner  Sammlung  aufbewahre. 

In  dem  Verfolg  wurden  viele  große  zerbrochene  Platten  von  gebackenen  Steinen 
entdeckt,  und  als  ich  tiefer  in  die  Erde  arbeiten  ließ,  offenbarten  sich  nach  und  nach 
verschiedene  aus  grauen  Sandsteinen"*)  gehauene  Pfeiler  oder  kleine  Pfosten,  deren 
ich  endlich  28  an  der  Zahl,  alle  in  einer  regelmäßigen  Weite  gesetzt  fand.  Die 
Pfeiler  sind  20  Zoll  hoch  und  oben  und  unten  8  im  Viereck,  in  der  Mitte  aber  schmäler. 
Auf  diesen  Pfeilern  lagen  die  oben  beschriebenen  Platten,  21  rheinische  Zoll  groß  im 
Viereck,  darunter  auch  viele  mit  einem  Ranft^'^)  von  einem  Zoll  hoch  eingefaßt,  und 
nach  den  Beschreibungen,  die  man  von  anderen  Schweisbädern  hat,  ohne  Zweifel  ehe- 
dem mit  Mörtel  oder  Kalkspeise  begossen  und  über  jene  Platte  gelegt  waren,  damit 
der  Boden  nicht  allzuheftig  erhitzet  und  dadurch  der  Gebrauch  zum  Gehen  oder  Sitzen 
verhindert  würde.  Die  Platten  waren  aber  fast  alle  von  der  Last  des  darauf  gelegenen 
schweren  Schuttes  von  Erde  zerbrochen.  Einige  erhielt  ich  noch  vollständig,  die  ich 
dann  mit  den  beschriebenen  Pfeilern  auf  zween  vollgeladenen  Karren  in  meine 
Wohnung  habe  bringen  lassen.  In  eben  diesem  Schweisbad,  welches  12  rheinische 
Schuhe  im  Viereck  groß  war,  fand  ich  zugleich  bei  einem  Haufen  viele  und  fast  einen 
halben  Huth  voll  von  Gyps  oder  Kalch  mit  einer  Form  ordentlich  gemachte  kleine 
Kugeln,  in  der  Größe  wie  man  sie  aus  einer  Flinte  von  mittelmäßigem  Caliber  schießt. 
Ferner  zwei  Wackensteine  beieinanderliegend,  welche  an  dem  einen  Ende  wie  Glätt- 
steine glatt  abgerieben  und  also  ehedem  gebraucht  worden.     Von  beiden,  den  Kugeln 

"')  Hanauisches  Magazin,  15.  Stück,  1783;  2.  Schreiben  an  Herrn  Pfarrer  Christ  in 
Rodheim. 

"*)  V^on  solchen  Pfeilern  aus  Sandstein,  die  sonst  wohl  vorkommen,  ist  uns  neuer- 
dings auf  der  Saalburg  nichts  bekannt  geworden. 

"^)  Es  scheinen  Dachziegel  gewesen  zu  sein,  die  im  Allgemeinen  an  der  Saalburg 
selten  vorkommen;  wenn  sie  zu  anderen  Zwecken  dienten,  sind  die  Randleisten  gewöhn- 
lich abgeschlagen. 


128  I^i©  Bürgerliche  Niederlassung. 

und  jetzt  gemeldeten  Glättsteinen,  ist  mir  aber  ihr  Gebrauch  bei  einem  römischen 
Seh  weisbade  nicht  bekannt  und  ich  zeige  es  daher  an,  ob  mehr  Verständige  der  römi- 
schen Gebräuche  mich  und  vielleicht  auch  andere  darüber  belehren  können.  Das  Übrige, 
was  ich  in  diesem  zweiten  Zimmer  an  Geräthschaften  fand,  bestand  alles  theils  aus 
Messing  und  theils  aus  Kupfer  und  gemischtem  Metall  und  nichts  aus  Eisen.  Von 
der  ersten  Art  waren  einige  dreifingerbreite  Beschläge,  die  ich  an  der  einen  Ecke  des 
Schweisbades  angetroffen,  und  vielleicht  dazu  dienten,  um  die  Platten  auf  der  Erde 
zusammenzuhalten.  Von  der  anderen  Art  waren  viele  große  und  kleine  Ringe,  allerlei 
große  und  kleine  Nägel,  etliche  Nadeln,  etwas  länger  als  ein  Zoll,  die  anstatt  einen 
Kopf  zu  haben,  oben  artig  ineinandergeflochten  sind.  Weiter  bekam  ich  ein  Zänglein 
(Pincette  oder  rolsella  ad  evelloidos  pilos),  dergleichen  man  in  den  Bädern  gebraucht. 
Endlich  ein  Stück,  das  nach  seiner  vom  Meister  willkührlich  gemachten  Gestalt,  ein 
auf  seinen  vorderen  Füssen  liegendes  Thier"")  vorstellet.  Vornen  an  den  Füssen  sind 
zwei  Löcher,  worinnen  vielleicht  ein  Ring  gehangen  hat.  Am  Ende  dieses  Thieres  ist 
ein  schmales  Eisen  mit  einem  Kamm  gleich  einem  Schlüssel  (Schiebeschlüssel;  ein- 
geheftet, welcher  aber  sehr  verrostet  war.  Das  ganze  Stück  wieget  12  Loth  l^h  Quint 
und  ist  von  feinem  Metall.  Ich  hatte  Ursache  das  jetzt  beschriebene  Eisen  für  einen 
Schlüssel  zu  halten,  weil  ich  in  dem  nächstfolgenden  dritten  Zimmer  ein  viereckiges 
Schloß  fand.  In  dem  der  Reihe  nach  folgenden  dritten  Zimmer  gegen  der  Mittags- 
seite, fand  ich  weder  Pfeiler  noch  Platten  von  gebackenen  Steinen,  obgleich  die  äußersten 
Wände  desselben  ziegelfärbig  gebrannt  waren.  Wie  aber  das,  was  ich  in  dem  be- 
schriebenen nächst  vorhergehenden  Zimmer  vorgefunden,  alles  aus  Erz  oder  dem  ge- 
mischten Metall  bestanden:  so  war  hingegen  das,  was  hier  zum  Vorschein  kam,  gleich 
wie  in  dem  ersten  Zimmer,  alles  von  Eisenwerk.  Ich  bekam  unter  Anderem  eine 
eiserne  Kette,  woran  am  Ende  ein  großer  Ring  ist,  die  ziemlich  lang  wäre,  wenn  sie 
nicht  zum  Theil  unten  durch  den  Rost  in  einen  Klumpen  zusammengeschrumpft  wäre. 
Dabei  befanden  sich  auch  allerlei  kleine  erdene  Töpfe,  und  halte  ich  solche  für  Ueber- 
bleibsel  von  Gefäßen  der  wohlriechenden  Oele  und  Salben,  wovon  ich  in  meinem 
vorigen  Schreiben  etwas  gemeldet  habe. 

Jetzt  muß  ich  wieder  zurück  nach  dem  eigentlichen  Schweisbad  gehen.  Nach- 
dem mein  Arbeiter  solches  durchsuchet,  so  sah  ich  unten  in  der  Mauer  auf  der  Abend- 
seite einen  kleinen  gewölbten  Bogen,  der  mir  die  Oeffnung  zum  Schierofen  oder  den 
Platz  zeigte,  wo  man  unter  den  oben  beschriebenen  Platten  das  Feuer  anmachte,  und 
dadurch  das  darüber  befindliche  Schweisbad  erwärmte.  Dieser  Vorplatz  zum  Ofen  war 
zehn  Schuhe  lang  und  fünf  breit  und  unmittelbar  vor  desselben  Oeffnung  lagen  unten 
zwei  aufeinander  mit  Kalchspeis  oder  Gips  befestigte  gebackene  Steinplatten,  16  Zoll 
im  Viereck.  In  dem  Vorplatz  zum  Schierofen  wurde  eine  Rauch-  oder  Zugröhre  von 
gebackenem  Stein,  9  Zoll  hoch,  6 ','2  breit  und  4  Zoll  schmal  gefunden.  Auf  den  beiden 
Seiten  des  jetzt  gemeldeten  Schierloches  sind  die  zwei  übrigen  Zimmer  des  beschriebenen 
Schweisbades,  davon  zum  Theil  die  Grundmauer  noch  sichtbar  sind,  welche  ich  aber 
noch  nicht  öffnen  lassen.  Auch  hier  ist  das  eine  Zimmer  gegen  Mitternacht,  gleich 
dem  beschriebenen  ersten  Zimmer,  durch  die  oben  bemeldten  alten  Graben  unvollständig 
gemacht  worden ;  ich  behalte  mir  aber  die  fernere  Untersuchung  desselben  auf  eine  für 
mich  schickliche  Zeit  noch  vor.  — 

Es  sind  übrigens  noch  so  viele  und  weitläufige  Grundmauern  von  Gebäuden  in 
dieser  Gegend,  dass  nicht  zu  zweifeln  ist,  dass  bei  fernerem  Nachsuchen  noch  manche 


"«)  Vermutlich  der  Schlüssel  Tafel  XXXXIV,  Nr.  15. 


Verschiedene  Bauten.  129 

wichtige  Entdeckungen  gemacht  werden  können,  wie  ich  denn  viele  Trümmer  von 
Statuen  (die  ich  aber  ohne  Zeichnungen  nicht  wohl  beschreiben  kann)  nebst  mehreren 
Steinen  von  Handmühlen  und  anderen  dergleichen  Waaren  gefunden  habe.» 

Leider  hat  Neuhof  durch  den  Abbruch  und  die  Entfernung  der  Stein- 
pfeilerchen gegen  seine  Gewohnheit  wenig  im  Interesse  der  Sache  gehandelt, 
was  noch  dadurch  verschlimmert  wird,  daß  keine  Zeichnungen  auf  uns  ge- 
kommen sind.  Daß  er  ein  Bad  ausgegraben  hat,  ist  mir  unwahrscheinlich, 
es  wird  ein  heizbares  Wohnzimmer  gewiesen  sein;  damit  fielen  auch  die  Er- 
klärungen Neilhofs  über  den  Zweck  der  einzelnen  Fundstücke.  Immerhin 
erkennen  wir  aber  aus  seinen  Angaben  die  große  Ausdehnung  der  Lager- 
stadt, und  daß  selbst  noch  in  der  Nähe  der  Gräberstätte,  nach  dem  äußeren 
Rande  der  Niederlassung  zu,  bessere,  mit  Komfort  eingerichtete  Gebäude 
bestanden  haben. 


JacobI,  Das  Römerkastell  Saalburg. 


130 


Fig.  19  a.    Römisches  Brandgrab  (zu  Seite  135  und  136). 


Die  Friedhöfe  und  Gräber. 


(Tafeln  XIII,  XXII,  XXIII  und  Textfigur  19a.) 


Die  Römer  pflegten  ihre  Toten  nicht,  wie  wir  jetzt,  auf  großen,  umzäunten 
und  abseits  gelegenen  Friedhöfen  zu  bestatten,  sondern  liebten  es,  die 
Gräber  längs  der  Landstraßen  aneinander  zu  reihen,  damit  sie  dem  Vorüber- 
gehenden stets  auffielen  und  so  die  Erinnerung  an  die  Verstorbenen  wach  er- 
hielten. Ich  verweise  nur  auf  die  Gräberstraßen  von  Pompeji  und  Rom,  vor 
Allem  auf  die  Via  Appia.  Man  hat  die  Beobachtung  gemacht,  daß  mit  der 
Anlage  von  Begräbnissen  gleich  vor  den  Thoren  oder  den  letzten  Häusern 
einer  Stadt  oder  einer  kleineren  Ansiedelung  begonnen  wurde,  sodaß  die 
fernsten  Gräber  im  Allgemeinen  auch  die  jüngsten  sind. 

An  der  Saalburg  liegen  örtlich  getrennt  von  einander  zwei  Friedhöfe, 
der  eine  südlich  vom  Kastelle  an  der  nach  Hcddernheim  führenden  Straße, 
bereits  185G  von  Hahd  entdeckt,  der  andere,  wenige  Meter  östlich  vom  Kastelle 
gelegen,  wurde  erst  im  Jahre  1884  und  zwar  zufälhg  aufgefunden.  Der  erstere, 
zugleich  auch  der  jüngere,  nimmt  ein  nach  Süden  geneigtes,  durch  Gräben 
und  andere  in  derselben  Richtung  gezogene  Vertiefungen  und  Mulden  ge- 
furchtes Gelände  ein,  auf  dessen  höherem  Rücken  sich  die  Gräber  finden, 
während  die  in  den  Furchen  gelegenen  teilweise  zerstört  sind.  Im  Ganzen 
bedeckt  die  Gräberstätte  eine  Fläche  von  mindestens  l'/a  ha  oder  7^«  Hom- 
burger Morgen,  doch  kann  nicht  bestimmt  behauptet  werden,  daß  sich  nicht 
auch  jenseits  der  bis  jetzt  festgesetzten  Längen-  und  Breitenausdehnung  Gräber 


Die  Friedhöfe  und  Gräber.  131 

befänden,    denn   auf  der  Ostseite  kamen  solche  noch  76  m  von  der  Römer- 
straße entfernt  zum  Vorschein. 

Der  ältere  Friedhof  hegt  etwa  30  m  von  der  Südost-Ecke  des  Kastells 
entfernt  an  einer  älteren,  nach  Nordosten  ins  Ausland  führenden  Römerstraße; 
auch  hier  erstrecken  sich  die  Beisetzungsstellen  bis  dicht  an  die  Straßenkante. 
Es  ist  kaum  zu  bezweifeln,  daß  diese  Gräberstätte  zu  den  ersten  Anlagen, 
wahrscheinlich  zum  Erdkastelle  gehört  hat,  denn  es  ist  nicht  denkbar,  daß 
man  in  späterer  Zeit,  nachdem  dort  das  angrenzende  Gelände  verbaut  war, 
unmittelbar  bei  den  Spitzgräben  des  Steinkastells  die  Toten  bestattet  hätte. 
Auch  sprechen  die  Beigaben  der  dort  aufgedeckten  20  Gräber  für  eine  ältere 
Periode.  Ob  die  an  derselben  Stelle  erhobenen  Bruchstücke  von,  dem  Jupiter 
Dolichenus  gewidmeten,  Steinen  und  von  sonstigen  Skulpturteilen  irgendwie  mit 
dem  Totenfelde  in  Verbindung  stehen,  ist  nicht  nachzuweisen,  denn  in  dem 
nahe  dabeihegenden  Brunnen  Nr.  7  wurde  ebenfalls  ein  dem  Jupiter  Dolichenus 
gewidmeter  Inschriftstein  gefunden  (vergleiche  den  Abschnitt  XIII.  2,  A,  II. 
14  und  15). 

In  dem  Übersichtsplane  Tafel  XIII  sind  die  beiden  Friedhöfe  durch  schwarze 
Punkte  und  durch  das  Wort  «Begräbnisstätte»  bezeichnet;  Tafel  XXII  giebt 
den  mutmaßlichen  Umfang  des  großen  Totenfeldes  in  einem  Maßstabe  von 
1 :  800  in  rot  punktierten  Linien  wieder;  die  meisten  der  bis  jetzt  untersuchten 
Gräber  sind  durch  rote  Punkte  bezeichnet.  Der  Verbrennungsplatz  D,  die 
ummauerten  Gräber  A,  B,  F,  G  und  das  Gräberhaus  E  sind  in  schwarzer 
Schraffierung  dargestellt;  auch  ist  das  Letztere  in  seiner  Giebelansicht  und  in 
seinem  Längenschnitte  in  einem  Maßstabe  von  1 :  200  wiedergegeben.  Auf 
Tafel  XXin  sind  eine  Anzahl  Gräber  in  ihren  Grundrissen  und  Schnitten  im 
Maßstabe  von  1 :  20  und  1 :  40  zusammengestellt. 

Kurz  nach  der  Auffindung  des  großen  Gräberfeldes,  1856,  die  Hahel  erst 
nach  vielen  Schürfungen  gelang,  besuchte  Dr.  J.  von  Hefner'^^'^)  die  Saalburg; 
er  hat  damals  seine  dabei  gewonnenen  Eindrücke  in  der  Münchener  Zeitung 
vom  12.  Dezember  1856  niedergelegt,  aus  der  ich  das  über  die  Gräber  Ge- 
sagte hier  anführe: 

«Merkwürdiger  aber  als  die  Ausgrabungen  des  Kastells  sind  die  in  neuester  Zeit 
zu  beiden  Seiten  der  Straße  entdeckten  römiscben  Grabstätten,  deren  man  bei  50  nebst 
einem  Verbrennungsplatze  der  Leichen  (hustum)  aufgefunden  hat.  Man  kann  nichts 
Interessanteres  als  diese  von  ihrer  oberen  Decke  entblößten,  mit  ihrem  reichhaltigen 
Inhalte  vor  dem  Beschauer  daliegenden  Gräber  sehen.  Ich  muß  gestehen,  daß  mit  Aus- 
nahme der  Gräberstraße  in  Pompeji,  die  ich  mit  wehmütigen  Gefühlen  auf-  und  ab- 
wandelte, kein  Überbleibsel  des  Altertums  auf  mich  einen  so  ergreifenden  Eindruck 
machte,  als  diese  in  wenige  Quadratschuhe  eingezwängten  Überreste  von  Kriegern  des 
welterobernden  Römervolkes.  Die  bisher  offen  gelegten  Gräber  zeigen  durchaus  nur  den 
Gebrauch  des  Verbrennens  der  Leichname.  Die  Gebeine  des  Toten  befinden  sich  zum 
Teil,  mit  der  Beigabe  einer  thönernen  Lampe,  in  einer  runden  irdenen  Urne,  um  die 
sich  Thongefäße,  als  zum  Beispiel  Henkelkrüge,  worunter  manche  mit  einem  Ausgusse 

"^)  Vergleiche  die  «Vorbemerkungen»  Seite  12. 

9* 


132  I>ie  Friedhöfe  und  Gräber. 

in  Form  eines  Kleeblattes,  Teller,  Trinkgeftlße  mit  eingedrückten  Vertiefungen  am 
Bauch  und  dergleichen  mehr,  ringsum  anlehnen.  Alle  diese  Mitgaben  sind  mit  einer 
fettigen,  schwarzen  Asche,  dem  Überreste  des  verbrannten  Leichnams,  überdeckt.» 

Es  scheint,  daß  in  der  Zeit,  in  der  die  Römer  den  Limes  im  Besitze  hatten, 
das  Verbrennen  der  Toten  Regel,  und  die  Erdbestattung  der  Leichen  nur  aus- 
nahmsweise und  bei  vornehmen  Familien  gebräuchlich  war.  An  der  Saalburg 
wird  wohl  nur  das  Erstere  der  Fall  gewesen  sein,  denn  es  sind  dort  bis  jetzt 
nur  Brand-  und  nirgends  Skelettgräber  aufgedeckt  worden.  In  der  Nidda- 
und  Mainebene  sind  aus  römischer  Zeit  zwar  beide  Bestattungsarten  nachge- 
wiesen worden,  doch  war  auch  hier  die  Verbrennung  allgemein  Sitte.  In 
Heddernheim-Praunheim  fanden  sich  genau  dieselben  Brandgräber  wie  an 
der  Saalburg,  aber  auch  Steinsärge  mit  Skeletten.  Es  dürfte,  ehe  ich  mit  der 
Beschreibung  der  Gräber  an  der  Saalburg  beginne,  geboten  sein.  Einiges 
über  die  Bestattung  der  Toten  im  Altertum  vorauszuschicken^^^). 

Bei  den  Ägyptern  und  Juden  war  das  Begraben  der  Toten  in  der  ältesten 
Zeit  allgemein  und  stand  im  Zusammenhang  mit  ihren  religiösen  Anschauungen. 
Die  Griechen  dagegen  kannten  schon  in  ältester  Zeit  zwei  Bestattuugsweisen, 
die  ohne  Rücksicht  auf  Rang  oder  Reichtum  des  Verstorbenen  neben  einander 
bestanden:  Das  Verbrennen,  wobei  man  die  Überreste  der  Leiche  in  eine 
Urne  sammelte  und  in  einer  Gruft  oder  Felsenkammer  beisetzte,  und  das 
Beerdigen,  wobei  der  Leichnam  entweder  ohne  weitere  Umhüllung  der 
Erde  übergeben  oder  in  einem  Sarge  aus  Holz,  Thon  oder  Stein  geborgen 
und  in  einer  Grabkammer  aufgestellt  wurde.  Welches  die  ursprüngüche 
Bestattungsart  war,  ist  schwer  zu  entscheiden;  sicher  ist,  daß  immer  — 
bei  den  Griechen  wie  bei  den  Römern  —  beide  Bestattungsgebräuche  gleich- 
zeitig geübt  wurden.  Bei  den  Letzteren  scheint  nach  den  Zeugnissen  von 
Plinius  und  Cicero  in  den  ältesten  Zeiten  die  Sitte  des  Begrabens  vorherrschend 
gewesen  zu  sein.  Plinius  sagt:  «Das  Verbrennen  war  bei  den  Römern  nicht 
alte  Einrichtung,  es  wurde  beerdigt.  Aber  als  man  sah,  daß  in  den  lang- 
wierigen Kriegen  die  Begrabenen  ausgewühlt  wurden,  da  wurde  es  eingefülu-t. » 
Nach  Flutarch  verbietet  Numa.,  seinen  Leichnam  zu  verbrennen;  es  muß  also 
zur  Königszeit  die  Sitt«  der  Leichenverbrennung  schon  bestanden  haben. 
Einige  Jahrhunderte  später  ist  das  Verbrennen  der  Leichen  allgemeiner 
Brauch  geworden,  wie  sich  aus  dem  Zwölf-Tafelgesetz  schließen  läßt,  welches 
auch  Verbote  über  allzu  großen  Luxus  bei  Verbrennungen  enthält.  Be- 
stimmungen dieser  Art  sind  z.  B.  die  folgenden:  «Du  sollst  den  Scheiter- 
haufen nicht  mit  der  Axt  glätten»;   «du  sollst  den  Scheiterhaufen  nicht  mit 


U8J  Vergl.  u.  a.  hierüber: 

1.  Jacob  Grimms  Arbeit  in  den  Berichten  der  Berliner  Akademie  (1849):    «Über 
das  Verbrennen  der  Leichen»; 

2.  Dr.  Bode,  ein  Vortrag  über  «die  Frage  der  Leichenverbrennung».     Evangel. 
Gemeindeblatt  1886,  Nr.  47  und  48; 

3.  «Die  antiken  Sarkophage».     In  den  «Grenzboten»  vom  Juni  1890,  S.  555; 

4.  Marqxiardt,  J.     «Das  Privatleben  der  Römer».    Leipzig  1879. 


Die  Friedhöfe  und  Gräber.  X33 

Wein   besprengen»;    «ein  Toter  soll  in   der  Stadt  weder  begraben  noch  ver- 
brannt werden». 

Noch  im  ersten  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  ist  das  Verbrennen 
allgemeine  römische  Sitte  gewesen,  denn  Tacitus  berichtet  ausdrücklich  darüber, 
doch  wurden  auch  in  Rom  die  Toten  noch  lange  nachher,  wenn  auch  nicht 
mehr  allgemein,  verbrannt.  Bis  ins  vierte  Jahrhundert  hinein  scheinen  Ver- 
brennungen in  Italien  noch  teilweise  üblich  gewesen,  aber  bald  darnach  auf- 
gegeben worden  zu  sein ;  schreibt  doch  Macrohius,  ein  Würdenträger  am  Hofe 
des  jüngeren  Theodosius,  in  der  ersten  Hälfte  des  fünften  Jahrhunderts:  «die 
Körper  der  Gestorbenen  zu  verbrennen,  ist  nicht  mehr  Sitte  in  unserem 
Jahrhundert». 

Von  einigen  germanischen  Volksstämmen  wissen  wir  aus  Tacitus  und 
durch  in  unserer  Zeit  vielfach  gemachte  Ausgrabungen,  daß  sie  ihre  Toten  ver- 
brannten, von  anderen  Völkerschaften  ist  hingegen  nachgewiesen,  daß  sie 
ihre  Toten  beerdigten ;  beide  Bestattungsweisen  gingen  neben  einander  her,  und 
das  Verbrennen  hörte  erst  mit  der  Verbreitung  des  Christentums  ganz  auf, 
doch  auch  dann  nur  allmählich,  denn  Karl  der  Große  mußte  noch  dagegen 
ankämpfen. 

Die  Gebräuche,  welche  bei  der  Bestattung  von  den  Römern  in  ihrer 
Heimat  geübt  wurden,  kennen  wir  ziemlich  genau  aus  schrifthchen  Angaben, 
Abbildungen  und  den  Gräberfunden,  besonders  diejenigen  bei  der  Bestattung 
von  Angehörigen  der  vornehmeren  und  reicheren  Klassen,  die  dabei  einen 
großen  Prunk  zu  entfalten  pflegten.  Über  die  Bestattungsweise  der  unteren, 
weniger  bemittelten  Bevölkerung,  die  für  die  Saalburg  vielleicht  allein  in  Frage 
kommt,  sind  wir  weniger  gut  unterrichtet  und  daher  im  Wesentlichen  auf 
die  Ergebnisse  der  Ausgrabungen  angewiesen.  Nach  den  zu  Tage  geförderten 
Beigaben  zu  schließen,  haben  die  Römer  in  der  Fremde  das  Ritual  der 
Heimat  beibehalten,  allerdings  in  schhchterer  Art;  auch  mag  dasselbe  durch 
die  germanischen  Hilfskohorten  und  die  sonstigen  Bewohner,  die  sich  an  der  Saal- 
burg aus  verschiedenen  Volksstämmen  zusammensetzten,  beeinflußt  worden  sein 
und  der  Totenkultus  sich  allmählich  geändert  haben ;  wenigstens  weichen  die  ent- 
fernteren —  die  Gräber  der  hintersten  Reihen  —  von  den  nächst  der  Straße 
gelegenen  etwas  ab,  sie  sind  weit  einfacher  und  haben  weniger  Beigaben. 

Habel  hat  von  1856  bis  1862  etwa  100  Gräber  öffnen  lassen,  seit  1871 
sind  weitere  150  aufgedeckt  worden,  sodaß,  abgesehen  von  denjenigen,  die 
Neiüiof  im  vorigen  Jahrhundert  aufgegraben  hat^^^),  bis  heute  die  Gesamt- 
zahl der  untersuchten  Gräber  sich  auf  mindestens  250  belaufen  dürfte.     Die 


"9)  Bei  diesen  Untersuchungen  NeuJiofs,  die  in  den  siebziger  Jahren  des  vorigen 
Jahrhunderts  stattfanden,  sind  nicht  allein  ähnliche  Ergebnisse  erzielt  worden,  sondern  es 
wurden  dabei  noch  einige  andere  Beobachtungen  gemacht,  die  von  allgemeinem  Interesse 
sein  dürften;  ich  lasse  sie  daher,  mit  Weglassung  von  einigem  Nebensächlichen,  aus  seinen 
schon  öfters  angeführten  «Nachrichten»  hier  wörtlich  folgen:  «Alle  Gräber,  welche  ich  habe 
aufgraben  lassen,  waren  drey  auch  vier  Schuh  tief  und  mit  schwarzer,  von  einem  ehe- 
maligen  Brand    zeugender  fetter   Erde  angefüllet,  die  übrige   Erde,  die  sie  umgab,   war 


134  ^ie  Friedhöfe  und  Gräber. 

von  Hahel  in  seinen  Fundberichten  gegebenen  Notizen  stimmen  mit  den  von 
A.  von  Cohausen  und  mir  gemachten  Beobachtungen  überein;  aus  diesem 
Grunde  kann  ich  auf  eine  gesonderte  Mitteilung  der  einzelnen  Ergebnisse 
verzichten. 

Im  Allgemeinen  hat  man  den  Eindruck,  als  ob  die  in  Reihen  liegen- 
den Gräber  den  gemeinen  Soldaten  oder  der  ärmeren  Bevölkerung  angehört 
hätten  und  diejenigen,  die  eine  Umrahmung  oder  Ummauerung  hatten,  die 
Überreste  von  Offizieren  und  reicheren  Leuten  enthielten.  Es  scheint,  daß 
die  Leichen  auf  einem  Brette  oder,  nach  den  in  den  Gräbern  gefundenen  eisernen 
Nägeln  und  Beschlägen  zu  schließen,  in  einem  Bretterkasten  auf  den  Scheiter- 
haufen, welcher  auf  dem  allgemeinen  Verbrennungsplatze  (iistrina)  aufgeschichtet 
war,  gebracht  und  dann  den  Flammen  übergeben  worden  sind. 

Eine  solche  Ustrina  fand  sich  auf  der  Westseite  der  Straße,  fast  genau 
in  der  Achse  des  Gräberhauses;  es  war  ein  erhabener,  in  Bruchsteinen  funda- 
mentierter  und  mit  solchen  umstellter  Platz  von  6  m  im  Quadrat,  von  dem 
Hobel  sagt,  er  sei  mit  Ziegeln  geplättet,  sogar  mit  ähnlichen  Vorrichtungen 
wie  die  Hypokausten  versehen  gewesen,  und  in  seiner  Mitte  habe  sich  ein 
1,25  m  messender  Herd  oder  Plattenbelag  befunden.  Die  Stelle  ist  heute 
noch  erkennbar.  Leider  enthalten  die  Aufzeichnungen  Hahels,  der  diesen 
Platz  ausgegraben  hat,  keine  Zeichnung  oder  ausführliche  Beschreibung.  So- 
viel aus  den  erhaltenen  Überresten  hervorgeht,  war  die  Heizvorrichtung  nicht 
in   der   vollkommenen  Weise,    wie    wir  sie  von  den  römischen  Hypokausten 


ein  auch  mehrere  Schuhe  tief,  hart  und  ziegelfarbig  gebrannt,  jenachdem  bey  ein  oder 
dem  andern  Grabe  das  Feuer  etaerker  oder  geringer  war.  In  allen  waren  Trümmer  von 
Urnen,  Knochen,  grün  oder  weißes  Glas,  von  allerlei  Gestalt,  Naegeln  und  anderes  Eisen- 
werk, Kohlen,  vermoderte  und  in  grünen  Vitriol  verwandelte  Münzen,  Schaalen  und 
Schüsseln,  von  einer  zarten  rothen  Erde,  und  feiner  glänzenden  Glasur  (Terra  sigillata), 
dergleichen  auch  der  Herr  Pater  Fuchs  bey  Gonzenheim  ohnweit  Maynz  in  großer  Menge 
angetroffen  hat.  —  In  einem  über  vier  Schuhe  tiefen  Begraebuiß  unmittelbar  neben  einer 
starken  Mauer,  waren  verschiedene  Stücker  von  irdenen  Toden-Krügen,  alle  mit  einem 
Ohr,  und  darunter  insonderheit  ein  Krug,  welcher  nach  den  Stückern  und  dem  starken 
Ohr  zu  urtheilen  außerordentlich  groß  gewesen.  Dabey  lagen  viele  Knochen  und  acht  aus 
corinthischem  Metall  (Bronze)  niedlich  gearbeitete  Baender  und  Beschlaege,  die  an  ihren 
Enden  noch  die  kleinen  Naegeln  oder  Stiften  haben,  womit  vermuthlich  die  Ecken  eines 
ehemaligen  Kaestchens  beschlagen  gewesen.  Dann  die  Roemer  hatten  überhaupt  die  Ge- 
wohnheit, dasjenige,  was  dem  V^ erstorbenen  im  Leben  vorzüglich  angenehm  gewesen,  nebst 
seinen  Waffen  oder  sonst  erlangten  Sieges-Zeichen,  auch  andere  Kostbarkeiten  mit  in  das 
Feuer  zu  werfen.  Hier  bekam  ich  ferner  einen  Spieß  oder  Lanze  und  unter  andern  den 
groeßten  Theil  einer  Schaale,  von  oben  beschriebener,  fein  glassurten  rothen  Erde.  In 
derselben  ist  ein  Cirkel  und  darinnen  mit  einem  Stempel  eine  Schrift  abgedrückt.  —  Auf 
einer  anderen  dergleichen  Schale  stehet  der  Name  Urbanius,  welches  vermuthlich  der  Name 
des  Toepfers  war.  Unten  auf  dem  Boden  des  Grabes  lag  ein  großer  platter  "Waldstein, 
und  darauf  ein  ziemlicher  Haufen  Kohlen.  Das  Grab  war  übrigens  oben  mit  rauhen  Wald- 
steinen bedecket.  Auf  der  anderen  Seite  des  Weges,  diesem  jetzt  beschriebenen  Grabe 
gerade  gegenüber,  war  ein  anderes  Grab,  wo  ich  außer  den  gewoehnlichen  vielen  Trümmern 
von  Urnen  etc.  zwey  Münzen  fände.  Die  eine  davon  ist  von  dem  bekannten  gemischten 
Erze  und  mit  dem  bey  den  Roemern  gewoehnlich  gewesenen  Erugine  grün  überzogen,  von 


Die  Friedhöfe  und  Gräber.  I35 

kennen,  vorhanden.  Eine  Leichenverbrennung  muß  übrigens  viel  Holz  er- 
fordert haben,  was  aber  bei  dem  großen  Waldbestande  des  Taunus  nicht 
von  Bedeutung  war.  Aus  dem  Befunde  der  Gräber  geht  hervor,  daß  man, 
nachdem  das  Holz  des  Scheiterhaufens  mit  der  Leiche  verbrannt  war,  die 
kalcinierten  Knochenreste  zusammenscharrte  und  in  Teller  und  Schüsseln 
oder  auf  ein  Gefäßbruchstück,  seltener  in  eine  Urne,  sehr  oft  auch  nur  auf 
den  Boden  selbst  schüttete.  Gewöhnlich  wurden  sie  in  eine  viereckige  oder 
unregelmäßige  Grube  (Tafel  XXIII)  von  20 — 70  cm  Seitenlänge  und  in  einer 
Tiefe  von  0,60  bis  1  m  beigesetzt.  Sie  waren  vielfach  mit  Bruchstein- 
oder Ziegelplatten  umstellt  oder  einfach  in  die  Erde  eingegraben.  Die  diesem 
Abschnitte  vorgesetzte  Abbildung,  Textfigur  19  a,  stellt  ein  solches,  an  der 
Saalburg  gefundenes  Grab  dar.  Einzelne  der  Gräber  waren  mit  einer 
Quarzitplatte  zugelegt.  Die  Asche  wurde  mit  einem  Teller  oder  auch  nur 
mit  einer  Scherbe  oder  einem  Steine  bedeckt  und  um  sie  herum  ein  oder 
mehrere  bauchige  Krüglein  von  der  Form  Tafel  XXVIII,  Nr.  3 — 8  und 
einige  andere  Gefäße  oder  Bruchstücke  von  solchen  gelegt  oder  gestellt. 
Wahrscheinlich  enthielten  die  Krüge  ein  Getränk  —  Wein,  Meth,  Bier 
[vinum,  temetum,  cerevisia,  sicera)  — ;  gewiß  hatten  die  Soldaten,  obschon  uns 
hierüber  nichts  berichtet  wird,  außer  dem  teuren,  aus  Gallien  zu  beziehenden 
Wein  noch  ein  anderes  billigeres,  die  Stimmung  hebendes  Getränk,  das  man 
aus  Honig,  Malz  u.  s.  w.  bereitete.  Die  Krüge  sind  meist  wohlerhalten, 
während   die   anderen  Gefäße   durchgängig   nur   noch  in  Bruchstücken  vor- 


dem Brand  aber  so  verdorben,  daß  man  überhaupt  nur  einen  Kopf,  sonsten  aber  keine 
Schrift  darauf  entdecken  kann.    Die  andere  ist  eine  silberne  Münze  von  Septimius  Severus. 

Die  Roemer  pflegten  ihren  Toden  ein  oder  mehrere  Stücker  Geld  in  den  Mund  zu 
stecken,  welches  dem  Charon  für  die  Fracht,  die  Verstorbenen  über  den  Fluß  Stix  nach 
den  elyseeyschen  Feldern  zu  fahren,  bestimmet  wurde.  Dieses  Grab  war  vier  Schuhe  lang 
und  zwey  und  einen  halben  Schuh  breit,  und  darinnen  von  den  andern  Begraebnüssen 
unterschieden,  daß  dessen  Boden  nach  der  Größe  des  Grabes,  mit  dicken  9  Zoll  im  Quadrat, 
großen  gebackenen  Steinen  beleget  gewesen. 

In  einem  etwas  weiter  von  hier  entfernten  Grabe,  bekam  ich  endlich  einen  mit 
Asche  und  Sand  zum  Teil  angefüllten  ganzen  Toden-Krug  von  Toepfer-Thon.  Neben  dem- 
selben lagen  noch  Stücker  von  andern  dergleichen  Krügen,  und,  wie  gewoehnlich,  viele 
Naegeln  und  Trümmern  von  feinem  grünen  Glase,  von  mancherley  Gestalt  etc.  etc.» 

Neuhof  spricht  von  «hart  und  ziegelfarbig  gebrannter  Erde»,  die  einzelne  Gräber 
umgab,  was  auf  ein  starkes  Feuer  hinweist  und  vermuten  läßt,  daß  außer  auf  dem  Ver- 
brennungsplatze auch  am  offenen  Grabe  selbst  Leichen  verbrannt  worden  sind.  Wenn 
nun  auch  in  neuerer  Zeit  derartige  Gräber  nicht  aufgedeckt  wurden,  so  ist  doch  an  der 
Richtigkeit  der  Beobachtungen  Neuhofs  kaum  zu  zweifeln  und  würden  sich  gewiß  auch 
jetzt  noch  auf  dem  umfangreichen  Totenfelde  solche  Gräber  finden  lassen.  Ein  Grab,  in 
welchem  der  Tote  verbrannt  ist,  heißt  biistum.  Marquardt  (Das  Privatleben  der  Römer) 
sagt  über  diese  Bestattungsweise:  «Sollte  für  einen  einzelnen  Leichnam  ein  neues  einfaches 
Grab  errichtet  werden,  so  grub  man  eine  Grube  von  etwa  1  m  Tiefe,  schichtete  in  derselben, 
oder,  wenn  ihr  Umfang  dazu  nicht  ausreichte,  über  derselben  den  Holzstoß  auf,  dessen 
verbrannte  Kohlen  schließlich  mit  den  Resten  des  Todten  in  die  Grube  fielen,  sonderte 
dann  die  Gebeine  des  Todten  aus,  legte  sie  in  eine  Urne  und  setzte  diese  mitten  in  die 
Asche,  worauf  man  die  Grube  mit  Erde  zuwarf  und  darüber  einen  Timulus  erhob». 


136  IMe  Friedhöfe  und  Graber. 

banden  sind;  sie  enthielten  wohl,  wenn  auch  nur  symbolisch  angedeutet, 
Speisen  in  kleinen  Quantitäten.  Derartige  Beigaben  entspringen  dem  Glauben, 
daß  das  Grab  nur  eine  Wohnung  sei,  in  welcher  der  Tote  sein  Leben  in 
Ruhe  fortsetze.  In  einem  römischen  Grabe  bei  Mainz  fand  man  die  durch 
den  Kalksinter  deutlich  erhaltenen  Spuren  eines  Fisches,  in  einem  anderen 
bei  Heddernheim  die  eines  ganzen  Kaninchens.  Wenn  die  Krügelchen  mit 
Erde  angefüllt  sind,  so  ist  das  Zufall,  sie  sind  meistens  leer  und  dann  auch 
gut  erhalten;  ist  Ersteres  der  Fall,  so  rührt  dies  daher,  daß  die  Öffnung 
nicht  geschlossen  war  und  die  durch  den  Regen  aufgeweichte  Erde  in  sie 
eindrang  und  sie  allmählich  bis  zum  Rande  füllte.  Die  Bezeichnung 
«Aschenkrügelchen»  ist  deshalb  ebenso  unrichtig  wie  «Thränenkrüge».  Alle 
in  den  Gräbern  gefundenen  Gefäße  sind  nicht  besonders  für  den  Totenkultus 
angefertigt,  sondern  wurden  wahrscheinlich  dem  Nachlasse  des  Verstorbenen 
entnommen  und  weichen  weder  in  der  Form  noch  in  dem  Materiale  von  den 
in  den  Wohnstätten  ausgegrabenen  ab.  Zwischen  diesen  Gefäßen  findet  sich 
noch  allerhand  Kleingeräte,  z.  B.  Nägel  —  manchmal  10 — 12  Stück  —  zum 
Teile  so  verbogen,  daß  man  auf  einen  früheren  Gebrauch  schließen  muß, 
ferner  Kastenbänder,  Haken,  Schloßteile  und  Schlüssel  zu  Schiebeschlössern, 
fast  immer  eine  sehr  verwitterte  und  selten  bestimmbare  Bronzemünze,  eine 
Bronzefibula  oder  eine  Glasgemme;  auch  fanden  sich  zuweilen  einige  eiserne 
Lanzenspitzen  und  Hufeisen  (Textfigur  19a).  Es  ist  auffallend,  daß  sich  in 
vielen  Gräbern  Glasscherben  oder  ein  Stückchen  Glas  —  selbst  flaches  Fenster- 
glas —  und  nur  selten  ganze  Fläschchen  gefunden  haben,  eine  Beobachtung, 
die  man  mit  derselben  Bestimmtheit  und  Regelmäßigkeit  auch  in  den 
Gräbern  am  Bahnhofe  zu  Bad-Nauheim  gemacht  hat^^°). 

Nachdem  diese  Gegenstände  (vielleicht  von  der  Hand  der  Kameraden) 
eingelegt  waren,  wurde  das  Grab  mit  einer  rohen  Steinplatte  (Tafel  XXIII, 
Fig.  IIa)  bedeckt,  oder,  wie  Figur  A^II  und  VIII  zeigen,  mit  Steinen  gestückt 
oder  nur  mit  Erde  überschüttet. 

Auf  vielen  Gräbern  lag  ein  Waldstein,  der  aber  meist  von  Erde  über- 
deckt war.  Man  hat  deshalb  auf  den  bis  jetzt  ausgehobenen  Gräbern  einen 
spitzen  Quarzitstein  gestellt,  um  zu  zeigen,  daß  das  Grab  bereits  untersucht  ist. 

Tafel  XXIII  zeigt  Grundrisse  und  Querschnitte  der  bemerkenswertesten 
Gräber,  wie  sie  an  der  Saalburg  vorkommen.  Fig.  II  und  IIa  stellen  ein  Grab 
dar,  welches  mit  Waldsteinen  unregelmäßig  upnsetzt  war  und  in  dem  sich 
nur  Aschenreste  und  Knochen  fanden.  Dicht  dabei  lag  ein  durch  Ziegel 
umschlossenes  Gräbchen  (b),  wahrscheinlich  ein  Kindergrab.  Fig.  IV  zeigt 
gleichfalls  ein  mit  Ziegeln  umstelltes,  Fig.  V  ein  quadratisch  in  den  Boden 
eingeschnittenes  Grab  mit  zwei  Krügelchen  und  Urnenresten,  Fig.  III  eine 
sehr  häufig  vorkommende  Art,  bei  der  nur  die  Knochenreste,  Asche  und 
Beigaben  50 — 70  cm  tief  in  den  Boden  eingesenkt  sind.  Fig.  VH  stellt  ein 
dreifach  zusammengekuppeltes  Grab    dar,    das   mit  Waldsteinen  umstellt  ist, 


"0)  Vergl.  Nassauer  Annalen  XIV,  S.  417. 


Die  Friedhöfe  und  Gräber,  137 

wobei,  wie  aus  dem  Schnitte  E— F  hervorgeht,  die  Tiefenlage  eine  verschiedene 
ist.  Es  mögen  dort  die  Überreste  von  drei  zusammengehörigen  Famihen- 
mitghedern  nacheinander  beigesetzt  worden  sein.  Solche  nachträgliche  Bei- 
setzungen finden  sich  auch  bei  vorgeschichtlichen  Gräbern. 

Wenige  Meter  vor  der  Front  des  Gräberhauses,  zwischen  ihm  und  dem 
Verbrennungsplatze,  befindet  sich  ein  Grab,  das  jetzt  mit  einem  großen  Quarzit- 
block  bezeichnet  ist  und  wohl  das  zwanzigfache  der  Asche  eines  gewöhnlichen 
Grabes  enthielt.  Es  war  nicht  von  Steinen  eingefaßt  und  barg  von  Bei- 
gaben weiter  nichts  als  eine  Gemme  von  Glasfluß;  es  dürfte  ein  Massengrab 
von  in  einem  Kampfe  gefallenen  Soldaten  sein. 

Dies  ist  im  Allgemeinen  die  Beschaffenheit  der  gewöhnlichen  Gräber, 
deren  sich,  wo  sie  am  dichtesten  liegen,  etwa  11  auf  24  und  13  auf  30  qm 
finden,  die  aber  oft  auch  kaum  1  m  Abstand  von  einander  haben.  Es  zeigen 
sich  streckenweise  geradlinige  Reihen  und  dann  wieder  unregelmäßige.  Viele 
sind  durch  die  alten  Hohlwege  und  Wasserabflüsse  zerstört. 

Außer  diesen  einfachen  Gräbern  finden  sich  auf  beiden  Seiten  der  Straße 
andere,  die  mit  Mauern  oder  Steinrahmen  umschlossen  sind.  Mit  einer  Gruppe 
solcher  Gräber  beginnt  der  Friedhof  auf  seiner  Nordwestecke  (Tafel  XXII,  A 
und  B  und  Tafel  XXHI,  Fig.  I).  Die  dort  aufgedeckten  33  Gräber,  die 
hinter-  und  nebeneinander  lagen  und  in  den  geebneten  Boden  eingegraben 
waren,  sind  mit  Mauern,  von  denen  die  Langseiten  mit  der  Römerstraße  fast 
parallel  laufen  und  nicht  über  den  Boden  ragten,  umschlossen.  Die  meisten 
dieser  Gräber  hatten  außer  Gefäßresten  als  Beigaben  Thonlämpchen,  deren 
eines  den  Stempel  Cerialis  trug.  Eine  besondere  Abdeckung  der  Einzel- 
gräber fand  sich  nicht,  dagegen  waren  die  Räume,  die  eine  lichte  Breite  von 
1,60  bis  4  m  hatten,  mit  Totenasche,  die  mit  Eichen-  und  Lindenkohlen 
vermischt  war,  fast  einen  Meter  hoch  ausgefüllt;  darüber  lag  eine  Schicht 
Waldboden,  der  auch  zugleich  die  Mauern  überdeckte.  In  dem  größeren 
Räume,  bei  a,  wurde  ein  reicheres  Grab  aufgedeckt,  das  ein  merkwürdiges 
Schwert  mit  Widerhaken  enthielt,  welches  auf  Tafel  XXXIX,  Nr,  1,  ab- 
gebildet ist  und  bei  den  Fundstücken  näher  besprochen  werden  wird.  Auf 
Tafel  XXin,  Fig.  I,  ist  dieses  Grab  in  größerem  Maßstabe  besonders  dar- 
gestellt; ein  behauener  Vilbeler  Sandstein  von  50  cm  im  Quadrat  und  31  cm 
Höhe  (Fig.  la)  bedeckte  das  Schwert,  die  Knochenreste  und  die  Asche;  das 
Erstere  lag  diagonal  unter  dem  Steine,  mit  seiner  Spitze  nach  Nordosten  ge- 
richtet; auch  fanden  sich  daselbst  zwei  gut  erhaltene  Silbermünzen,  von  Sahina 
und  Julia  Maesa.  Nördlich  neben  dem  Steine  lagen  in  der  Asche  ein  Henkel- 
krügelchen von  Terra  sigillata  (Taf.  XXIX,  Nr.  9),  sowie  vier  Lämpchen  aus 
gewöhnlichem  Thon  (Tafel  XXVIII,  Nr,  11—14).  Unmittelbar  dabei  fand 
sich  ein  von  Condollius  Marcus  dem  Jupiter  gewidmeter  Votivaltar^^^)  in 
Form  eines  Säulchens    (vergl,  Tafel  XXIV,   Nr.  2,    und   Abschnitt  XIH.  2, 


121)  Vergl.    Prof.    Dr.    J.    Becker,    Römische    Inschriften    von    der   Saalburg,    Nass. 
Annalen  1874. 


138  Die  Friedhöfe  und  Gräber. 

A.  II.  12).  Der  Stein  stand  aufrecht,  wie  es  scheint  noch  an  seiner  ursprüng- 
lichen Stelle,  er  war  in  Mörtel  versetzt,  ringsherum  mit  Steinen  umlegt  und 
mit  Erde  zugeschüttet,  sodaß  man  bei  seiner  Aufgrabung  den  Eindruck  ge- 
wann, als  sei  er  absichtlich  verborgen  worden,  um  dieses  Denkmal  vor  der 
Zerstörung  der  Barbaren  zu  schützen.  Ferner  stieß  man  daselbst  auf  drei 
größere  Bruchstücke  eines  dem  Merkur  geweihten  Altars  (vergl.  Tafel  XXIV, 
Nr.  5  und  Abschnitt  XIII,  2,  A.  II.  18),  sowie  auf  das,  einen  Widderkopf 
darstellende  Bruchstück  (Tafel  XXVI,  Nr.  3),  welches  wie  jener  ebenfalls  aus 
Vilbeler  Sandstein  gearbeitet  ist.  In  dem  angrenzenden,  ummauerten  Grabe  B 
lag  der  auf  Tafel  XXXXIV,  Nr.  18  abgebildete  Schlüssel  mit  Eisenbart 
und  Bronzegriff.  Da  sich  auch  in  der  Asche  einiger  anderer  Gräber  Schlüsse 
fanden,  wird  man  unwillkürlich  an  die  heute  übliche  Redensart  «den  Schlüssel 
aufs  Grab  legen»  erinnert,  welche  bedeutet,  daß  man  weder  das  Soll  noch 
das  Haben  des  Verstorbenen  übernehmen  wolle. 

Von  den  an  der  Ostseite  gelegenen,  mit  Mauern  umschlossenen  Gräbern 
will  ich  die  auf  Tafel  XXII  bei  E,  F  und  G  eingezeichneten  kurz  besprechen : 
Von  der  Grabeinftissung  F  ist  ein  kleiner  Teil  zerstört,  die  Reste  lassen  ein 
Quadrat  von  2,77  m  lichter  Weite  mit  1  m  starken  Mauern  voraussetzen. 
Im  Boden  standen  zwei  Urnen  (Taf.  XXVIII,  Nr.  19  und  21)  1,40  m  von 
einander,  die  eine  mit  vier  Henkelkrügen  von  der  Form  Tafel  XXVIII,  Nr.  3, 
4  und  5  umstellt.  Aus  dem  Umstände,  daß  sie  tiefer  lagen  als  das  Funda- 
ment der  Einschließung,  folgerte  Habet,  daß  die  Bestattung  in  diesem  Räume 
später  als  die  Herstellung  der  Ummauerung  erfolgt  sei;  doch  kann  es  auch 
anders  gewesen  sein,  da  die  Letztere,  die  ja  keine  Last  zu  tragen  hatte,  nicht 
die  Grabtiefe  zu  haben  brauchte. 

Einige  Schritte  nördlich  daneben  lag  in  derselben  Gräberreihe  ein  Hau- 
steinfragment (Tafel  XXII,  F),  das  als  die  Hälfte  einer  quadratischen  Thür- 
oder  Fenster-Umkleidung  angesehen  werden  kann  und  möglicherweise  einem 
sepulkralen  Zwecke  gedient  hat.  Eine  ähnliche  Einfassung  umschließt  ein 
Grab  (Tafel  XXIII,  Fig.  VI),  das  der  Beigaben  wegen  —  kleine  Urne  und 
Spielzeug,  Hahn  aus  Thon  —  wahrscheinlich  als  Kindergrab  anzusprechen  ist. 

An  dem  südlichen  Ende  des  Friedhofes  wurde  im  Mai  1873  eine  runde, 
einer  Brunneneinfassung  ähnliche  Ummauerung  von  1,40  m  Durchmesser  ge- 
funden (Tafel  XXIII,  Fig.  VIII  und  Schnitt  E-F),  in  welcher  drei  Gräber 
lagen.  Das  eine  derselben  enthielt  in  einem  Teller  aus  Terra  sigillata  (Tafel 
XXIX,  Nr.  14),  welcher  mit  einem  ebensolchen  zugedeckt  war,  Asche  und 
Knochenstücke,  Beigegeben  waren  außer  den  gewöhnhchen  Henkelkrügen, 
Scherben  und  Nägeln  ein  Paar  ziemlich  gut  erhaltene  Kastenbänder  und  eine 
Lanzenspitze.  Das  Innere  war  mit  Steinen  ausgelegt  und  das  Ganze  mit  Erde 
überdeckt,  woraus  sich  ergeben  dürfte,  daß  diese  Ummauerung  nicht  über  die 
Erde  ragte,  sondern  nur  den  Zweck  hatte,  das  Grab  besonders  auszuzeichnen. 

Im  Allgemeinen  kann  man  sagen,  daß  die  Gräber  keine  KjiegswafFen, 
sondern  nur  einige  Jagdgeräte,  selten  Frauenschmuck,  überhaupt  nur  sehr 
wenige  Gewandnadeln,  Gürtel  haken  und  Schnallen  enthielten;   dagegen  fand 


Die  Friedhöfe  und  Gräber.  139 

sich  fast  in  jedem  Grabe  eine  Bronzemünze,  nur  selten  eine  Silbermünze  und 
selbst  dann  in  der  Regel  eine  «gefütterte» ;  man  scheint  es  vermieden  zu 
haben,  bessere  Münzen  mitzugeben.  Die  Schloßteile  und  Kastenbänder  — 
zum  Teil  von  Bronze  — ,  die  man  auch  anderwärts  häufig  in  römischen 
Gräbern  fand,  lassen  auf  den  Gebrauch  schließen,  eine  Kassette  oder  der- 
gleichen mitzugeben ;  was  sie  enthielt,  muß  vergänglicher  Natur  gewesen  sein. 
Die  Knochenreste,  6 — 7  cm  groß,  darunter  Schädelstücke,  sind  durch  den 
Brand  weiß  geworden;  Tierknochen  kommen  in  Gräbern  nur  selten  vor  und 
stammen  wohl  von  den  beigegebenen  Speisen.  Grabsteine,  welche  in  Mainz 
selbst  für  gemeine  Soldaten  so  häufig  errichtet  wurden,  haben  sich  hier  nicht 
gefunden. 

Schon  oben  ist  mehrfach  von  dem  Gräberhause  die  Rede  ge 
wesen,  wenigstens  ist  es  dem  Namen  nach  erwähnt  worden;  ehe  ich  aber 
darüber,  d.  h.  über  das  wiedererrichtete  Gebäude  spreche,  will  ich  hier 
Einiges  über  die  dort  gefundenen  Reste  des  früheren  römischen  Bauwerkes 
vorausschicken. 

Etwa  19  m  von  der  Achse  der  Römerstraße  (Tafel  XXII,  E)  und  parallel 
mit  ihr  fanden  sich  Im  hohe  und  0,65  m  dicke  Mauern  von  einem  7,20  m 
breiten  und  8,20  m  laugen  Bau.  Die  nach  der  Straße  liegende  Frontseite 
zeigte  eine  Thüröffnung.  Brandschutt  fand  sich  auf  dem  geebneten  Fuß- 
boden nicht,  auch  keine  Gefäßscherben,  sondern  nur  wenig  Asche  und  einige 
eiserne  Nägel.  Die  Lage  des  Baues,  inmitten  des  Gräberfeldes  und  fast  genau 
der  als  Verbrenn  ungsplatz  (ustrina)  angenommenen  Anlage  gegenüber,  Heß 
vermuten,  daß  dieses  Gebäude  mit  dem  Friedhofe  in  Zusammenhang  gestanden 
oder  sakralen  Zwecken  gedient  habe.  Ich  glaube  nicht  fehl  zu  gehen,  in  dem- 
selben einen  Bau  zu  erbücken,  der  zur  Aufbahrung  der  Leichen  bestimmt 
war,  ein  «Leichenhaus»,  wie  wir  jetzt  sagen.  Die  Gründe,  die  für  diese  An- 
nahme sprechen,  sind  kurz  folgende.  In  friedlichen  Zeiten  wurden  auf 
der  Saalburg  die  Verstorbenen  wohl  schwerHch  sofort  nach  Eintritt  des  Todes 
verbrannt  und  beigesetzt;  ein  solches  Verfahren  konnte  nicht  so  ohne  Weiteres 
erfolgen,  denn  die  Vorbereitungen  zu  der  Verbrennung  und  die  Formalitäten  er- 
forderten Zeit.  In  Rom  wurde  nach  Marquardt  zwischen  Tod  und  Bestattung 
eine  Frist  bis  zu  etwa  8  Tagen  und  je  nach  der  Stellung  des  Verstorbenen 
selbst  eine  noch  längere  eingehalten.  Abgesehen  davon,  daß  die  Römer,  wie 
schon  oben  bemerkt,  ihre  heimischen  Sitten  und  Gebräuche  bei  der  Toten- 
bestattung auch  fern  von  der  Heimat  einigermaßen  beibehalten  haben  dürften, 
scheint  mir,  auch  wenn  nur  zwei  oder  drei  Tage  bis  zur  Beisetzung  vergingen, 
doch  ein  Raum  zur  Aufbahrung  der  Leichen  nötig  gewesen  zu  sein.  Und  ferner 
ist  schon  aus  sanitären  Gründen  anzunehmen ,  daß  der  in  einem  Zelte, 
einer  Baracke  oder  einer  sonstigen  gemeinsamen  Wohnstätte  Verstorbene  in 
dem  von  Menschen  bewohnten  Räume  nicht  verbleiben  konnte.  Es  liegt 
deshalb  der  Gedanke  sehr  nahe,  in  dem  besagten  Baue,  den  wir  jetzt  als 
«Gräberhaus»  bezeichnen,  die  Stätte  zu  suchen,  wohin  der  Leichnam  nach 
Eintritt  des  Todes  sofort  auf  einer  bereit  stehenden  Bahre,  einem  Brette  oder 


140  Die  Friedhöfe  und  Gräber. 

Kasten   (sandapila)   gebracht   wurde,    und   wo   er  so    lange  verblieb,    bis   er 
auf  den  Scheiterhaufen  überführt  wurde. 

Als  1872  die  Ausgrabungen  an  der  Saalburg  begannen  und  viele  Gräber 
aufgedeckt  wurden,  erwog  man,  wie  diese  Gräber  zu  erhalten  seien.  Jedes 
Einzelgrab  zu  schützen  und  unter  Schloß  und  Riegel  zu  legen,  hatte  große 
Schwierigkeiten,  und  so  fand  der  Vorschlag,  die  inmitten  des  Gräberfeldes  ge- 
legenen Mauern  wieder  aufzurichten,  damit  einen  gedeckten  Raum  für  die 
ausgehobenen  Gräber  zu  schaffen  und  sie  so  vor  Zerstörung  zu  schützen,  den 
Beifall  und  die  lebhafte  Unterstützung  des  in  Homburg  damals  bestehenden 
Saalburg- Vereins.  Dieser  stellte  auch  die  nötigen  Mittel  bereit,  sodaß  schon 
1872  der  Bau  (Tafel  XXII)  eingeweiht  werden  konnte.  Hierauf  beziehen  sich 
auch  die  von  dem  bekannten  und  verdienten  Altertumsforscher  Professor  Dr. 
/.  Becker  in  Frankfurt  a.  M.  verfaßten  Inschriften,  wovon  die  eine  über  der 
Thür  an  der  Außenseite,  die  andere  an  der  Rückwand  im  Inneren  angebracht 
ist.     Die  äußere  lautet: 

H  VNC .  LOCVM .  MONVMENTVM  •  DIIS  •  MANIBVS  • 

CONSACRAVERVNT  •  CIVES  •  TAVNENSES  • 

MDCCCLXXII. 

«Diesen  Ort  widmeten  Bürger   vom  Taunus   im  Jahre  1872  zum  Male 
der  Erinnerung  an  die  Abgeschiedenen.» 
Die  innere  lautet: 

DIIS  .  MANIBVS  .  ET  •  MEMORIAE  •  AETERNAE  •  MILITVM  •  OLIM 
ROMANORVM  •  IMPRIMIS  .  LEGION VM  •  VIII-AVGVSTAE  •  ET  •  XXII 
PRIMIGENI AE  •  PI  AE  •  FIDELIS  •  ET  •  COHORTIVM  •  I  IT  ALICAE  •  Ol  VI  VM 
ROMANORVM  •  VOLVNTARIORVM  •  ET  II  RAETORVM  .  CIVIVM 
ROMANORVM  •  ET  •  IUI  •  VINDELICORVM  •  QVI  •  HOC  •  CASTELLVM 
ARTAVNVM  •  QVOD  •  GERMANICVS  •  CAESAR  •  SVPER  •  VESTIGIA 
PRAESIDII  .  AB  .  NERONE  •  CLAVDIO  •  DRVSO  •  GERMANICO  •  PATRE 
SALTV-  TAVNENSI  •  PATEFACTO  •  CHATTIS  •  DOMANDIS  •  COMMVNITI 
ANNO  •  POST .  CHRIST  VM  •  NATVM  •  XV-IN-IVGO-MONTIS-POSVERAT 
PER  .  SAECVLA  .  PLVS  •  MINVS  •  DVO  •  SEMIS  •  AB  •  HOSTIVM  •  EX- 
CVRSIONIBVS  .  FORTITER  •  TVEBANTVR. 

«Zum  immerwährenden  Gedächtnisse  an  die  w-eiland  römischen  Sol- 
daten, insbesondere  von  der  8.  Legion,  der  augustischen,  und  von  der  22., 
der  erstgeworbenen,  ergebenen,  getreuen,  und  von  der  1.  italischen  Kohorte 
römischer  Freiwilligen,  von  der  2.  mit  dem  römischen  Bürgerrecht  be- 
schenkten rätischen,  von  der  4.  vindelicischen,  welche  dieses  Kastell  Ar- 
taunum,  das  Germanicus  Caesar  über  den  Trümmern  des  von  seinem 
Vater  Nero  Claudius  Drusus  Germanicus,  nach  Erschließung  des  Taunen- 
sischen  Waldgebirges  zur  Bezwingung  der  Chatten  errichteten  Schanz- 
werkes, im  Jahre  15  nach  Christi   Geburt  auf  dem   Kamme   des   Gebirges 


Die  Friedhöfe  und  Gräber.  141 

hatte   anlegen   lassen,    etwa   250  Jahre  lang   gegen  die  Angriffe  der  Feinde 
tapfer  behaupteten  ^  ^^). » 

In  dem  Gräberhause  sieht  der  Beschauer  zu  seinen  Füßen  etwa  40  Gräber 
in  derjenigen  Aufstellung,  wie  man  sie  unter  dem  Waldrasen  fand,  aus- 
gestattet mit  ihren  Beigaben  und  umschlossen  von  Steinplatten,  von  denen 
nur  die  obere  Decke  fehlt  ^^^).  Um  auch  diese  darzustellen,  wurde  an  der 
Rückwand  des  Gebäudes  eine  Reihe  von  Gräbern  so  aufgestellt,  daß  man 
sie  im  Profil  sieht.  Auf  Tragsteinen  stehen  sonstige  hier  aufgefundene  Ge- 
fäße (ähnlich  wie  in  einem  Columbarium).  An  der  Außenseite  des  Gebäudes 
wurde  Unks  vom  Beschauer  die  Kopie  eines  jetzt  im  Homburger  Saalburg- 
Museum  aufbewahrten  Votivsteins  des  C.  Mogillonius  Priscanus  (vergleiche 
Tafel  XXIV,  Nr.  4  und  den  Abschnitt  XIII.  2,  A.  II.  10)  eingemauert.  Rechts 
davon  waren  seither,  wie  auch  die  Abbildung  des  Gräberhauses  auf  Taf.  XXII 
noch  zeigt,  Bruchstücke  von  einem  Merkur- Altar  (Tafel  XXIV,  Nr.  5)  in  die 
Mauer  eingelassen,  die  jetzt  im  Saalburg- Museum  aufbewahrt  sind.  An 
dieser  Stelle  wurde  am  17.  April  1896,  dem  84.  Geburtstage  des  am  2.  Dezember 
1894  verstorbenen  Königl.  Konservators  und  Obersten  a.  D.  Ä.  von  Cohausen, 
in  dankbarer  Erinnerung  an  dessen  Verdienste  um  die  Erforschung  der  Saal- 
burg von  Freunden  und  Verehrern  ein  Denkstein  in  Form  eines  römischen 
Grabmals  eingesetzt,  der  folgende,  von  Herrn  Dr.  Ritterling  in  Wiesbaden 
verfaßte  lateinische  Inschrift  trägt: 

IN  MEMORIAM 
AVGVSTI  DE  COHAYSEN 

PRAEFECTI  FABRVM. 

MONVMENTORVM  PATRI 

ORVM  INVESTIGATORIS  IN 

DEFESSI .  ANNOR VM  LXXXII  • 

STIPENDIORVM  LVHI-QVI 

LIMITI  IMPERII  ROMANI 

GERMANICO  EXPLORANDO 

SVMMAM  NAVAVIT  OPE 

RAM .  IMPRIMIS  MERITVS 

DE  CASTELLO  ROMANO 

HVIVS    LOCI    EFFODIENDO- 

AMICI  PRO  PIETATE  P0S\5iRV]Sr . 

MDCCCLXXXXVI. 

«Zum  Andenken  an  den  Ingenieur-Obersten  August  von  Cohausen,  den 
unermüdlichen  Erforscher  vaterländischer  Denkmäler.  Im  Alter  von  82  Jahren, 
von   denen  er  58  im  Dienste   des  Vaterlandes   verbracht  hatte,   verschieden. 


1S2)  Vergl.  hierzu  Seite  55  und  Anmerkung  70. 

1*')  Auch    sind  einige  der  Saalburggräber  genau  so,  wie  sie  sich  an  Ort  und  Stelle 
fanden,  im  Saalburg-Museum  aufgestellt  worden. 


142  I>ie  Friedhöfe  und  Gräber. 

hatte  er  seine  ganze  Tbätigkeit  auf  die  Erforschung  des  römischen  Grenz- 
walles in  Deutschland  verwandt  und  sich  besonders  um  die  Ausgrabung  dieses 
römischen  Kastells  verdient  gemacht.  Aus  Anhänglichkeit  setzten  ihm  seine 
Freunde  dieses  Denkmal  im  Jahre  1896.» 

Die  Gitterthür  des  Gräberhauses  ist  einer  bei  Mainz  gefundenen  Thür 
aus  Bronze  nachgebildet,  welche  das  Museum  in  Wiesbaden  bewahrt.  Sie 
ist  mit  einem  rekonstruierten  römischen  Schiebeschloß  versehen.  Das  Dach 
ist  mit  Ziegeln,  die  nach  antikem  Muster  in  der  Thonwarenfabrik  von  Riegel- 
mann auf  der  Fechenmühle  bei  Hanau  hergestellt  sind,  in  römischer  Art  ge- 
deckt, vergl.  Tafel  XX,  Nr.  1.  Die  Ziegel  tragen  den  Stempel  CT  {Cives 
Taunenses). 


143 


XI. 

Technische  Ergebnisse. 


1.  AUgemeines. 

In  seinem  Buche  «Die  Antonine»  sagt  Graf  Champagny^^*):  «Kein  Volk 
ist  in  dem  Kriege  mehr  Architekt  gewesen  als  die  Kömer.  Ihre  Wacht- 
gebäude  waren  Festungen,  und  ihre  Lager  sind  Städte  geworden,  sie  kämpften 
mit  der  Maurerkelle  ebenso  wie  mit  dem  Schwerte.»  Diese  Worte  des  fran- 
zösischen Gelehrten  kennzeichnen  in  treffender  Weise  das,  was  wir  bei  den 
jahrelangen  Arbeiten  und  sorgfältigen  Beobachtungen  an  unserem  Saalburg- 
kastelle erfahren  haben,  dessen  Blütezeit  ja  in  die  Epoche  der  Antonine 
fiel.  Der  fortwährende  Vergleich  mit  der  Thätigkeit  anderer  alter  und  neuer 
Kulturvölker  bis  zu  unserer  modernen  Kolonisation,  das  Gegenüberstellen 
der  alten  technischen  Verfahren  mit  unseren  jetzigen  hat  es  oft  möglich 
gemacht,  Manches  dem  Auge  wieder  vorzuführen,  von  dem  nur  unbe- 
deutende Spuren  aufzufinden  waren.  Die  zahlreichen  Fundstücke  an  Ge- 
räten und  Werkzeugen,  teils  importiert,  teils  an  Ort  und  Stelle  gefertigt, 
geben  uns  ein  wertvolles  Material  an  die  Hand,  das  in  Verbindung  mit  der 
Fundstelle  und  den  Gebäuden  schon  manchen  interessanten  Aufschluß  gab 
und  noch  weitere  verspricht.  So  erhalten  wir  einen  klaren  Einblick  in  das 
technische  Können,  die  Lebensweise  und  Bedürfnisse  der  praktischen  Römer, 
vom  stolzen  Villen bewohner  bis  zum  armen  Soldaten  in  seiner  Strohhütte. 
Was  die  Römer  in  ihrer  Heimat  und  den  südlichen  Provinzen  in  baulicher 
Beziehung  geschaffen  haben,  ist  bekannt,  und  die  dort  überall  erhaltenen 
großartigen  Werke  geben  beredtes  Zeugnis  für  ihre  Leistungen,  die  allerdings 
unter  Benutzung  eines  vorzüglichen  Materials  und  tüchtig  geschulter  Arbeits- 
kräfte erzielt  wurden.  Weniger  bekannt  und  erforscht  sind  die  hinterlassen en 
Spuren  ihrer  Thätigkeit  am  deutschen  Grenzwalle,  dem  Limes,  wo  es  sich 
darum  handelte,  zunächst  mit  den  vorgefundenen  primitiven  Verhältnissen 
vorlieb  zu  nehmen  und  erst  allmählich  die  heimische  Kunst  den  deutschen 
Verhältnissen  anzupassen. 


'2*)  Die   Antonine,   69  —  180  n.   Chr.     Deutsch    bearbeitet  von   Dr.  Eduard  Doehler. 
Halle  1876. 


144  Technische  Ergebnisse. 

Wenn  uns  wenig  davon  erhalten  blieb,  so  liegt  dies  mit  daran,  daß 
das  ganze  Limesgebiet  in  nachrömischer  Zeit  oft  durch  stets  wechselnde 
Bodenkultur  umwühlt  wurde,  sodaß  ganze  Strecken  mit  ihren  Bauten  gänzhch 
verschwunden  sind.  Wo  trotz  aller  Zerstörung  Reste  von  Mauerwerk  geblieben 
waren,  sind  sie  allmählich  zusammengesunken,  sodaß  in  der  Zeit,  als  man 
bei  uns  mit  systematischen  Forschungen  begann,  schon  Vieles  äußerlich  ver- 
schwunden war. 

Hierzu  kommt,  daß  man  früher  vielfach  nur  nach  Altertümern  grub 
und  sich  wenig  um  die  Untersuchung  und  Erhaltung  des  Mauerwerkes 
kümmerte.  An  der  Saalburg  dagegen  wurde  seit  den  letzten  25  Jahren 
das  Hauptgewicht  auf  eine  sachgemäße  Ausgrabung  der  Bauten  gelegt,  sodaß 
uns  durch  die  dabei  gemachten  Beobachtungen  zahlreiche  Mittel  für  das  Ver- 
ständnis und  die  Beurteilung  römischer  Technik  an  die  Hand  gegeben  sind. 

In  Vielem  fanden  sich  die  wenigen  überlieferten  Angaben  über  das 
Bauhandwerk  bestätigt,  manches  Andere  konnte  nach  den  Thatsachen  be- 
richtigt werden,  ebenso  zeigte  sich,  daß  gewisse  technische  Handhabungen 
und  Gebräuche  von  der  ältesten  Zeit  bis  zur  Gegenwart  sich  gleich  ge- 
blieben sind,  doch  wurden  auch  manche  vergessene  technische  Verfahren 
wieder  ans  Licht  gezogen  und  zur  Geltung  gebracht.  Verschiedene  Werk- 
weisen sind  in  weitere  Kreise  getragen  worden  und  haben  mit  Erfolg  wieder 
Anwendung  gefunden.  Ich  erwähne  nur  die  Deckenkonstruktion  mit  ge- 
riefelten Flachziegeln  (Tafel  XX,  Nr.  3),  die  Verblendung  feuchter  Mauern 
mit  Hakenziegeln  (Tafel  XIX,  Nr.  10)  und  die  so  einfache  und  doch  vorzüg- 
liche Schieferdeckung  (Tafel  XX,  Nr.  4). 

Auch  die  praktische  Form  vieler  Werkzeuge,  auf  die  ich  bei  der  Be- 
schreibung der  Funde  in  Abschnitt  XIII.  zurückkommen  werde,  ist  nach- 
ahmungswert. 

In  den  einzelnen  Teilen  dieses  Abschnittes  soll  versucht  werden,  die 
technischen  Ergebnisse  klarzulegen  und  unter  Hinweis  auf  die  Nachrichten 
der  alten  Schriftsteller  und  die  jetzt  geübte  Bauweise  allgemein  verständlich 
zu  machen. 

2.  Die  Wasserversorgung. 

Die  Beschaffung  von  reinem  und  gesundem  Trinkwasser  galt  im  Alter- 
tum für  ebenso  wichtig  als  in  unserer  Zeit,  und  die  Anstrengungen,  welche 
die  Römer  in  dieser  Beziehung  machten,  sind  bekannt.  Plinius,  Vitruv, 
Hyginus,  Frontinus  u.  A.  haben  eingehend  über  die  Anlagen  von  Wasser- 
leitungen und  Brunnen,  sowie  über  deren  Verwaltung  und  Unterhaltung  be- 
richtet. Mit  der  Aufsicht  der  großen  Wasserleitungen  waren  die  angesehensten 
Männer  des  Staates  betraut.  Frontinus  selbst  bekleidete  das  Amt  eines 
Curator  aquarum,  und  schon  deswegen  ist  seine  Schrift  über  die  Wasser- 
leitungen der  Stadt  Rom,  als  von  einem  Sachverständigen  herrührend,  be- 
sonders beachtenswert. 


Die  Wasserversorgung.  145 

Die  Fürsorge  für  gutes  Quellwasser  erstreckte  sich  jedoch  nicht  allein 
auf  die  Hauptstadt  selbst  und  die  größeren  Städte,  deren  großartige  Wasser- 
leitungen noch  heute  von  dem  hohen  Werte,  den  man  auf  die  Wasserver- 
sorgung legte,  Zeugnis  abgeben,  sondern  wir  wissen  auch,  daß  man  in  den 
kleinsten  Provinzialstädten  Wasserleitungen  und  Tiefbrunnen  anlegte,  oder 
vielmehr  die  Anlage  einer  Wohnstätte  und  deren  Bestand  von  dem  Vor- 
handensein von  gutem  Wasser,  das  man  durch  gewissenhafte,  von  Erfahrung  ge- 
leitete Untersuchungen  feststellte,  abhängig  machte.  Daß  man  solche  Grund- 
sätze mit  in  die  Provinzen  nahm  und  dort  überall,  selbst  an  der  weitent- 
legenen Grenze  des  Reiches,  nach  ähnlichen  Regeln  verfuhr,  kann  uns  daher 
nicht  Wunder  nehmen. 

Auch  bei  der  Errichtung  von  Verschanzungen  durfte  Wasser  nicht  fehlen, 
wie  Vegetius  I,  22  ausdrücklich  bemerkt;  an  einer  anderen  Stelle,  III,  2,  sagt 
er:  «Das  Wasser,  welches  der  Soldat  trinken  soll,  darf  nicht  faul  sein  oder 
sonst  schädliche  Eigenschaften  haben.  Schlechtes  Wasser  ist  Gift  und  be- 
wirkt faule  Fieber  bei  dem  Trinkenden.»  Auch  Hyginus  verlangt  aufs  Ent- 
schiedenste, daß  man  bei  jeder  Lageranlage  an  irgend  einer  Seite  einen  Fluß 
oder  einen  natürlichen  Brunnen  haben  müsse. 

Unsere  germanischen  Vorfahren,  denen  es  zur  Anlage  von  Tiefbrunnen 
an  technischen  Hilfsmitteln  fehlte,  nahmen,  sobald  es  die  Verhältnisse  zu- 
ließen und  sie  frei  wählen  konnten,  nur  da  ihren  Wohnsitz,  wo  sie  ohne 
Mühe  Wasser  fanden,  also  in  unmittelbarer  Nähe  von  Quellen  oder  Bächen; 
dies  lehrt  uns  die  Auffindung  von  vorrömischen  Wohnstätten,  und  gerade 
die  Gegend  am  Taunus  hat  zahlreiche  Beispiele  dafür  aufzuweisen. 

Gebundener  waren  die  Römer  am  Limes  bei  Errichtung  ihrer  Grenz- 
kastelle, deren  strategische  Bedeutung  wohl  in  erster  Linie  zu  erwägen  war;  aber 
auch  hierfür  war  das  Vorhandensein  von  Wasser  eine  der  ersten  Bedingungen, 
und  man  hat  es  sich  nötigen  Falles  selbst  vom  Auslande  (jenseits  des  Pfahl- 
grabens) zu  beschaffen  gewußt.  Dies  zeigt  unter  anderen  das  Kastell  «Alte- 
burg» bei  Hillscheid.  Bei  den  Zwischenkastellen  —  oft  auch  bei  Türmen  — 
findet  sich  vielfach  Trinkwasser,  wie  dies  die  Untersuchungen  am  Limes 
immer  mehr  darthun.  Auch  wenige  Schritte  oberhalb  des  Feldbergkastells 
entspringt  eine  Quelle  (die  Weil)  und  fließt,  ungefähr  30  m  von  dem  Kastelle 
entfernt,  parallel  mit  den  Laugseiten  mitten  durch  die  Niederlassung  an  der 
«Villa»  vorüber  nach  dem  Auslande.  Bei  der  «Alteburg»  bei  Heftrich  liegen 
Brunnen  in  der  Niederung  vor  dem  Kastelle,  bei  der  «Kapersburg»  eine  aus- 
gezeichnete Quelle;  beim  «Zugmantel»  liegt  die  Aarquelle  etwa  200  m  östlich 
von  der  Porta  decumana;  auch  ist  bereits  ein  Brunnen  innerhalb  des  Kastells 
gefunden.  Beide  waren  in  der  sehr  wasserarmen  Gegend  von  besonderer 
Wichtigkeit.  In  der  Aarquelle  lagen  viele  Scherben  von  Krügen  und  u.  a. 
der  Sockel  eines  Votivsteines.  Andere  Kastelle,  die  Bach-  und  Flußthäler 
sperren,  haben  Wasser  in  der  Nähe,  beispielsweise  das  Zwischenkastell  «Loch- 
mühle» den  Köpperner  Bach.  Nach  Vegetius  IV,  10  wurden  zum  Schutze 
der  Quellen  sogar  kleinere  Kastelle  oder  sogenannte  hurgi  angelegt. 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  10 


146  Technische  Ergebnisse. 

Im  Saalburggebiet  sind  bis  jetzt  4  Quellen  aus  der  Römerzeit  bekannt: 

1.  Der  wasserreiche  «Dreimühlborn»  vor  dem  Pfahlgraben,  900  m  nord- 
westlich vom  Kastell  entfernt; 

2.  der  «Schäferborn»,  ebenfalls  außerhalb  des  Pfahles,  etwa  400  m  nörd- 
lich vom  Kastell;  in  der  Nähe  sind  viele  Bruchstücke  römischer  Thongefäße 
gefunden ; 

3.  dicht  neben  der  Saalburgrestauration  entdeckte  man  beim  Aufsuchen 
von  Trinkwasser  für  die  Stadt  Homburg  eine,  wahrscheinlich  schon  von  den 
Römern  benutzte  Quelle  (Taf.  XIII.  Q);  vor  derselben  erstreckt  sich  ein 
mit  der  Gebirgswand  gleichlaufender,  in  den  Felsen  eingehauener  Kanal,  der 
das  aus  dem  zerklüfteten  Quarzitfelsen  herausfließende  Wasser  aufnimmt. 
Wo  er  seinen  Ausfluß  hat,  ob  er  nur  zur  Wassergewinnung  oder  zur  Leitung, 
oder  aber  zur  Trockenlegung  des  «Rosengartens»,  oder  zu  noch  anderem 
Zwecke  hergerichtet  war,  läßt  sich  vorläufig  und  ohne  umfassende  Untersuchung 
des  «Rosengartens»  nicht  entscheiden.  Die  Quelle  giebt  jetzt  noch  in 
24  Stunden  10 — 15  cbm  Wasser  ^^^).  Außerdem  entspringen  unterhalb  der 
«Preußenschanze»  noch  einige  Quellen  (Tafel  XIII  aa),  die  in  eine  kessel- 
artige Vertiefung  im  «Rosengarten»  fließen; 

4.  die  Quellen  des  Kirdorfer  Baches,  1^4  km  südwestlich  der  Saalburg 
am  Eraesberg,  die  ich  im  Jahre  1894  bei  den  Ausgrabungen  der  Reichs- 
Limes-Kommission  ^^^)  untersuchte.  Bei  der  Durchgrabung  eines  dort  liegen- 
den Hügels  und  beim  Ausräumen  der  Quelle  fand  man  außer  Scherben  Bruch- 
stücke von  Denksteinen,  dabei  eine  vollständige  Ära,  welche  den  Nymphen 
geweiht  ist  (über  ihre  Inschrift  vergleiche  XHI.  2,  A.  II.  41),  ein  Beweis  dafür, 
daß  die  Quelle  schon  den  Römern  bekannt  war.  Schon  im  17.  Jahrhundert 
wurde  dort  ein  Denkmal  mit  Inschrift  gefunden,  das  Neiiiiop^"^)  für  einen 
Sarg  oder  Brunnentrog  erklärte.  Leider  ist  dasselbe  damals  angeblich  in  die 
Fundamente  des  Homburger  Schlosses  eingemauert  worden. 

Lieferte  die  Natur  selbst  kein  Quellwasser,  so  grub  man  Brunnen,  was 
Vegetius  IV,  10  mit  dem  Zusätze  «so  tief  es  auch  immer  sei»  besonders  an- 
führt. Bis  jetzt  sind  in  den  Zwischenkastellen  «Maisei»  (im  Taunus)  und 
«Anhausen»  (am  Rheine)  je  ein  Tiefbrunnen  in  der  Mitte  des  Kastells  auf- 
gefunden worden. 

Verlangte  nun  schon  ein  Kastell  von  der  Größe  unserer  Saalburg  reich- 
liche Versorgung  mit  Wasser  für  die  Besatzung,  so  gilt  dies  in  fast  noch 
höherem  Maße  für  die  sich  ringsum  anschließende  Bürgerliche  Niederlassung 
mit  Geschäften  und  Gewerbebetrieb  aller  Art.  Mit  dem  Anlegen  von  ein- 
zelnen Cistemen  zum  Auffangen  des  von  den  Dächern  herabfließenden  Regen- 
wassers konnte  man   sich   auf  die  Dauer   nicht  begnügen,    selbst  das  in  tief 


'^^)  Etwa  700  m  südwestlich  von  der  Saalbnrg  wnrde  in  den  letzten  Jahren  ein 
Stollen  in  das  Gebirg  getrieben,  der  die  Stadt  Homburg  reichlich  mit  gutem  Trinkwasser 
versorgt;  man  hat  ihn  «Saalburg-Stollen»  genannt. 

J«6)  Vergl.  Grenzmarkierungen,  S.  llff. 

'*•)  Neuhof  a.  a.  O.  S.  36  ff. 


Die  Wasserversorgung.  147 

liegenden  Behältern  angesammelte  Meteorwasser  vermochte  gutes  und  reines 
Quellwasser  nicht  zu  ersetzen.  Man  suchte  sicherlich  sobald  als  möglich 
Tiefbrunnen  zu  graben,  deren  Konstruktion  den  Römern  aus  ihrer  Heimat 
bekannt  sein  mußte.  Waren  jedoch  wasserreiche  Höhen  vorhanden,  so  zog 
man,  wenn  die  dafür  erforderlichen  Mittel  zu  Gebote  standen,  wahrscheinlich 
die  Herstellung  einer  Wasserleitung  vor. 

Auf  der  Saalburg  hätte  mit  Rücksicht  auf  eine  rationelle  Wasserversor- 
gung die  Herstellung  einer  Leitung  nicht  zu  den  Unmöglichkeiten  gehört, 
doch  war  die  Ausführung  einer  solchen  immerhin  schwierig.  Deutliche  Spuren 
einer  regelrechten,  geschlossenen  Röhrenleitung  sind  bis  jetzt  nicht  gefunden 
worden;  auch  Thonröhren,  die  Vitruv  vom  sanitären  Standpunkte  aus  als 
besonders  geeignet  gegenüber  den  Blei-  und  Holzröhren  empfiehlt,  sind  bis 
jetzt  nicht  zum  Vorscheine  gekommen.  Überreste  von  gebohrten  Holzröhren 
wurden  im  Brunnen  Nr.  16  erhoben;  auch  die  vielfach  vorkommenden  eisernen 
Ringe,  die  zum  Zusammenhalten  der  hölzernen  Röhrenenden  gedient  haben 
mögen,  und  ein  vereinzelt  aufgefundener,  1,30  m  langer  Löffel-  oder  Deichel- 
bohrer (vergl.  Tafel  XXXIV,  Nr.  7),  wie  sie  heute  noch  zum  Bohren  der 
Holzröhren  Verwendung  finden,  schließen  die  Möglichkeit  einer  derartigen 
Wasserleitung  nicht  aus,  doch  könnten  ähnliche  Röhren  auch  zu  einer  Art 
Pumpe  oder  zu  Gerinnen  für  gewerbliche  Zwecke  gedient  haben. 

Die  Anlage  einer  Wasserleitung  vom  «Rosengarten»  oder  dem  Emes- 
berge  aus  nach  dem  südlichen  Teile  der  Bürgerlichen  Niederlassung  wäre 
nicht  unmöglich  gewesen;  die  beiden  anderen  Quellen,  «Dreimühlborn»  und 
«Schäferborn»,  kommen  wegen  ihrer  tiefen  Lage  hierfür  nicht  in  Betracht. 

Immerhin  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  daß  man  gelegentlich  auf  eine 
alte  Wasserleitung  stößt,  da  eine  solche  schon  des  Frostes  wegen  oder  zur 
Erzielung  des  nötigen  Gefälles  sehr  tief  (nach  Frontinus  bis  zu  50  Fuß)  an- 
gelegt werden  mußte. 

Anschließend  an  diese  Vorbemerkungen  komme  ich  nun  zur  Besprechung 
der  einzelnen  Wasserbehälter.  Ich  habe  keinen  Anstand  genommen,  diesen 
ganzen  Abschnitt  ausführlich  zu  behandeln,  weil  selten  die  Gelegenheit  vor- 
handen sein  wird,  die  römische  Wasserversorgung  so  gründlich  in  ihren  Ent- 
wickelungen  studieren  zu  können  wie  gerade  an  der  Saalburg. 

Die  hier  vorhandenen  Aulagen  sind  entweder  größere  Sammelbehälter 
oder  Brunnen. 

A.    Die  Sammelbehälter  [lacus). 

Außer  der  bereits  erwähnten  Wasserlache  am  «Rosengarten»  enthält 
das  gesamte  Ausgrabungsgebiet  eine  Anzahl  künsthch  hergestellter  Vertiefungen, 
die  in  festen  Boden  eingegraben,  mit  Letten  ausgeschlagen  und  verdichtet 
sind.  Hierin  wurde  der  in  Gräben  zusammenfließende  Regen  und  das  von 
dem  höher  gelegenen  Gelände  niederkommende  Sickerwasser  angesammelt. 
Vitruv   empfiehlt   diese   Methode   sehr   und   giebt  (VIII,  6.  14)   genaue   Vor- 

10* 


148  Technische  Ergebnisse. 

Schriften  über  ihre  Anwendung.  In  dieser  oder  ähnlicher  Weise  hergestellte 
Sammelbehälter  sind  uns  mehrere  erhalten  geblieben,  die  ihren  Zufluß  durch 
künstlich  angelegte  Gräben  bekommen,  und  in  denen  sich  noch  jetzt  das 
Wasser  fast  das  ganze  Jahr  hindurch  fiisch  erhält  und  nie  ganz  versiegt. 

Ein  hervorragendes  Beispiel  dieser  Art  ist  die  auf  Tafel  XITI  mit  W 
bezeichnete  Vertiefung,  die  östlich  vom  Kastelle,  nördlich  der  Porta  principalis 
dejctra,  vor  dem  äußeren  Grabenrande  liegt.  Der  Graben  selbst  ist  allerdings 
an  dieser  Stelle  beseitigt,  oder  vielleicht  nie  vorhanden  gewesen.  Der  fast 
elliptisch  angelegte,  mit  Letten  ausgestampfte  Behälter  von  9  bezw.  12  m 
Durchmesser  und  1,60  m  Tiefe  erhält  seinen  Wasserzufluß  hauptsächlich  von 
dem  äußeren  Spitzgraben  des  Kastells,  ist  auch  vermöge  seiner  wenig  steilen 
Böschungen,  besonders  von  der  Ostseite,  der  Pfahlgrabenstraße  aus,  leicht 
zugänglich.  Die  übrigen  Sammelbehälter  sind  kreisrund  mit  einem  Durch- 
messer von  4— 5  m  und  einer  Tiefe  von  2— 3  m.  Wenn  sich  nun  auch 
das  in  den  Vertiefungen  angesammelte  Wasser  nicht  zum  Trinken  und 
Kochen  eignete,  so  hat  es  doch  beim  Waschen,  Baden  und  im  gewerb- 
lichen Betriebe  ebensogut  seine  Dienste  gethan  wie  jedes  andere  und  be- 
sonders wie  das  in  gemauerten  Cisternen  von  den  Dächern  aufgefangene 
Regenwasser.  Bezüglich  der  Beurteilung  solcher  Behältei*  ist  noch  auf  eine 
andere  Verwendung  des  Wassers  zu  achten,  die  das  zahlreiche  Vorkommen 
solcher  Reservoire  erklären  dürfte,  nämlich  diejenige  zu  Feuerlöschzwecken. 
Man  muß  sich  eine  Grenzveste  vorstellen,  in  der  die  meisten  Bauten  aus 
Holz  oder  anderen  brennbaren  Stoffen  errichtet  sind;  die  Baracken  bestanden 
aus  Holz  mit  Flechtwerk,  die  übrigen  Gebäude  aus  Fachwerk,  und  die  Dächer 
waren  mit  Schindeln  oder  Stroh  gedeckt.  In  den  Wohnungen  brannte  viel- 
fach offenes  Feuer,  und  jeden  Tag  war  der  Feuerbrand  des  Germanen  zu 
gewärtigen.  Dies  Alles  mußte  in  einem  römischen  Kastelle,  wie  in  der  mittel- 
alterlichen Burg,  die  Vorkehrungen  gegen  Feuersgefahr  sehr  nahe  legen.  Wie 
sehr  Schadenfeuer  auf  der  Saalburg  gewütet  haben,  beweist  zur  Genüge  der 
dort  lagernde  Brandschutt.  In  den  Dörfern  der  Taunusgegend  sind  auch 
jetzt  noch  derartige  Wasserbehälter  —  hauptsächlich  zu  Löschzwecken  —  in 
den  Boden  eingegraben,  mit  Letten  ausgestampft  oder  gepflastert  und  werden 
als  « Brand weiher»  bezeichnet,  dienen  jedoch  auch  als  Pferdeschwemmen  und 
heißen  mit  Rücksicht  darauf  im  Volksmunde  kurzweg  «Weeden».  Diese 
Bezeichnung  trifft  wohl  auch  für  einige  der  auf  der  Saalburg  vorkommenden, 
künstlich  angelegten  Vertiefungen  das  Richtige.  PUniiis  (H.  N.  XXXIII,  24.  9) 
und  Livius  {XXXIX,  44)  erwähnen  solche  Wasserbehälter.  Ersterer  erzählt, 
daß  Agrippa  700  Bassins  {lacus)  in  Rom  angelegt  habe;  sie  dienten  daselbst 
zur  Entnahme  von  Wasser  bei  Bränden,  sowie  für  ärmere  Einwohner,  welche 
das  Wasser  nicht  in  ihre  Wohnhäuser  leiten  konnten.  Livius  teilt  mit,  daß 
sie  gepflastert  w^urden. 

Die  oben  angeführte  Vertiefung  (Tafel  XIII,  W)  mag  auch  noch  ander- 
weitig benutzt  worden  sein;  so  bemerkt  Habel,  der  sie  im  Sommer  1861  auf- 
graben ließ:  «Ob  sie  als  Pferdeschwemme  gedient  haben  kann  und  mag,  viel- 


Die  Wasserversorgung. 


149 


leicht  der  geringen  Tiefe  wegen  nur  zum  Ansammeln  von  Wasser  zu  bau- 
lichen Zwecken?»  Beides  ist  möglich;  zu  letztgenanntem  Zwecke  ist  sie  auch 
in  den  vergangenen  Jahren  wiederholt  bei  der  Vornahme  von  Erhaltungs- 
arbeiten an  den  ßauresten  im  Kastelle  benutzt  worden. 


ICPifFf  iSfff/,  MüffST. 


Fig.  20.    Im  Oberbau  rekonstruierte  Brunnen  der  Canabae. 


B,    Die  Brunnen. 


Bevor  ich  nun  zur  Beschreibung  der  im  Laufe  der  Jahre  aufgefundeneu 
Brunnenanlagen  übergehe,  schicke  ich  einige  Worte  über  die  geologischen 
Verhältnisse  des  Saalburggebietes  voraus,  die  ich  meinem  leider  zu  früh  ver- 
storbenen sach-  und  ortskundigen  Freunde,  dem  Bergwerksdirektor  Konrad 
Trapp,  verdanke: 

«Die  414  m  über  der  Meeresfläche  sich  erhebende  Saalburg  -  Einsenkung  liegt 
zwischen  den  hervortretenden  Höhen  des  «Fröhlichemannskopf»  im  Nordosten,  der 
sich  520  m  über  Normal-Nall  erhebt,  und  dem  «Weißenstein»  im  Südwesten,  der  eine 
Höhe  von  470  m  erreicht.  Die  Höhenkette  des  Taunus  ist  von  Südwesten  nach  Nord- 
osten gerichtet  und  besteht  in  ihrem  südöstlichen  Gehänge  aus  metamoiphen  Schiefern, 
welche  teils  als  Kartenschiefer,  teils  als  Phyllite  ausgebildet  sind  und  zuweilen  gneis- 
artige Struktur  besitzen.  Das  Einfallen  dieser  Schiefer  ist  im  Großen  und  Ganzen 
nach  Südosten  gerichtet,  und  es  treten  diese  Schichten  von  den  Hängen  des  Taunus 
bis  in  die  Nähe  von  Homburg  wiederholt  hervor.  Die  Schichten  dieses  Schiefers,  nach 
einem  in  demselben  vorkommenden  Mineral  Sericitschiefer  genannt,  werden  unterlagert 
von  Quarzit,  einem  aus  QuarzitgeröUen  bestehenden  Sandsteine,  welcher  Quarz  zum 
Bindemittel  besitzt  und  dadurch  zu  einem  ungemein  witterungsbeständigen  Gesteine 
wird,  in  welchem  die  Sandsteinstruktur  häufig  ganz  schwindet  und  dem  Gestein  das 
Ansehen  eines  derben  Quarzfelsens  giebt.  Es  bildet  dieses  Gestein  ausschließlich  die 
Höhen  und  Gipfel  der  Taunusberge.     Im   Bereiche  der   Saalburg  werden  die   Höhen 


150  Technische  Ergebnisse. 

und  Gehänge  des  «Fröhlichemannskopf»,  wie  auch  des  «Weißenstein»  von  Quar/it 
gebildet. 

Der  Quarzit  wird  unmittelbar  durch  ein  schiefriges  Gestein  unterlagert,  welches 
dicht  unter  den  Höhen  des  Taunus,  unter  den  abgebrochenen  Gerollen  des  Quarzits 
einfällt.  Es  ist  dieses  ein  in  seinen  oberen  Lagen  dem  Sericitschiefer  sehr  ähnliches 
Gestein  von  hellgrüner  bis  gelber,  aber  zuweilen  auch  rötlicher  Farbe.  In  den  tieferen 
Schichten  ändert  sich  die  Farbe  und  Struktur  des  Gesteins.  Der  Schiefer  wird  sandiger 
und  graubraun  und  führt  erst  vereinzelt,  dann  aber  häufig  Versteinerungen,  die  ihn 
als  zu  dem  unteren  devonischen  System  gehörend  kennzeichnen.  Auch  dieser  Schiefer 
fällt  mit  seinen  Schichten  nach  Südost  ein.  Dr.  Karl  Koch  hat  ihn  nach  dem  Flüßchen 
Wisper,  welches  seinen  Lauf  innerhalb  des  Gebietes  desselben  hat,  den  Namen  «Wisper- 
schiefer» gegeben. 

Die  Saalburgeinsattelung  verdankt  ihre  Entstehung  einer  Verwerfung,  welche 
die  nordöstlich  davon  gelegene  Gebirgskette  gegenüber  der  von  Südwest  herantretenden 
Kette  um  800 — 1000  m  nach  Südost  verschoben  hat,  und  welche  sich  durch  das  Vor- 
kommen des  Quarzits  nachweisen  läßt.  Diese  Verwerfung,  welche  das  mächtige  Quarzit- 
lager  durchbrach,  leitete  dessen  Zerstörung  durch  die  Atmosphärilien  an  der  Durch- 
bruehsstelle  ein,  und  die  den  Wisperschiefer  schützende  Quarzitdecke  wurde  entfernt; 
derselbe  bildet  nunmehr  in  seinen  obersten  Schichten  die  Ausfüllung  des  Gebirgsjochs. 
Diese  Gebirgsstörung  ist  auch  die  Ursache  des  größeren  Wasserreichtums  der  Saalburg 
und  deren  unmittelbarer  Umgebung  gegenüber  dem  so  sehr  wasserarmen  Südosthange 
des  Taunus. 

Die  stark  zerklüfteten  Schichten  des  Quarzits  sind  für  die  Niederschläge  sehr 
durchlässig,  sie  nehmen  diese  sehr  rasch  auf  und  lassen  sie  bis  zu  den  unterliegenden 
Schichten  des  Wisperschiefers  hinabsinken.  Es  ist  daher  der  starke  Wechsel  des  Wassers 
auf  der  Grenze  zwischen  Quarzit  und  Schiefer  die  Ursache  dafür  geworden,  daß  sich 
letzterer  allmählich  zersetzte  und  im  Fortschreiten  dieser  Zersetzung  zu  Letten  wurde, 
welcher  nun  abdämmend  auf  die  zusetzenden  Wasser  einwirkte.  An  allen  Stellen,  an 
welchen  die  Grenze  zwischen  Quarzit  und  Schiefer  entblößt  ist,  treten  infolge  dieser 
Abdämmung  reiche  Quellen  auf.  In  der  unmittelbaren  Umgebung  der  Saalburg  sind 
es  der  «Dreimühlenborn»  und  der  «Schäferborn»,  welche  als  durch  die  Verwerfung 
entstanden  bezeichnet  werden  müssen  und  nahe  der  Gebirgsscheide,  nachdem  ihr  oberer 
Quellsprung  sich  unter  den  QuarzgeröHen  im  Laufe  der  Jahrtausende  ein  unterirdisches 
Bett  gewühlt  hatte,  zwischen  Quarzit  und  Wisperschiefer  entsprungen  sind.» 

Im  Gebiete  des  Kastells  und  unmittelbar  daran,  d.  h.  in  der  eigentlichen 
Saalburgeinsattelung,  liegt  der  Schiefer,  welcher  in  seinen  oberen  Schichten 
durch  Zersetzung  in  Letten  übergegangen  ist,  in  der  Stärke  von  7 — 30  m 
hoch,  wodurch  sich  auch  die  verschiedene  Tiefe  der  Brunnen  auf  diesem 
engbegrenzten  Räume  erklären  wird.  Dagegen  tritt  ganz  in  der  Nähe, 
westlich  vom  Kastelle,  an  mehreren  Stellen  der  wasserführende  zerklüftete 
Quarzit  zu  Tage,  so  an  dem  «Rosengarten»  und  dem  schon  erwähnten  «Saal- 
graben» ^^^),  welcher  das  ganze  Jahr  hindurch  infolge  dieser  natürhchen  Zu- 
flüsse Wasser  erliält,  und  der  gewiß  jenen  natürlichen  Quellen,  die  in  ur- 
alter Zeit  des  Waldbestandes  wegen  viel  bedeutender  waren  als  jetzt,  seinen 
Ursprung  verdankt.  Nur  hierdurch  läßt  sich  die  mit  dem  Saalburg-Gelände 
unvermittelte  beträchtliche  Tiefe  des  Saalgrabens  erklären. 

128)  vergl.  Seite  2  und  3. 


Die  Wasserversorgung.  151 

Überraschend  ist  die  große  Zahl  der  von  den  Römern  hergestellten 
Brunnen.  Bis  zum  Jahre  1885  sind  deren  11,  1885  weitere  12,  1886  7  und 
seit  dieser  Zeit  bis  jetzt  (1896)  abermals  11  aufgefunden  worden,  sodaß  die 
Gesamtzahl  der  bis  jetzt  nachgewiesenen  römischen  Brunnen  an  der  Saalburg 
41  beträgt  —  18  gemauerte  und  23  Schachtbrunnen,  von  denen  15  eine 
Holzverschalung  hatten  —  eine  Zahl,  die  sich  bei  ferneren  Ausgrabungen  im 
Gebiete  der  umfangreichen  Bürgerlichen  Niederlassung  noch  erheblich  ver- 
mehren dürfte. 

Aus  den  oben  angeführten  geologischen  Mitteilungen  erfahren  wir  die 
Ursachen,  warum  trotz  der  hohen  Lage  der  Saalburg  und  der  verhältnismäßig 
entfernt  liegenden  Berghöhen  das  Saalburg -Plateau  wasserreich  ist.  Dieser 
Wasserreichtum  selbst  mag  mit  der  Grund  dafür  gewesen  sein,  daß  hier  an 
der  römischen  Grenzveste  eine  größere  bürgerliche  Bevölkerung  feste  Wohn- 
sitze finden  konnte. 

Die  Herstellung  der  Brunnen,  die  wohl  ursprünglich  bergmännisch  ge- 
schulten Leuten  (vielleicht  haben  die  Hilfsvölker,  Räter  und  Vindelicier, 
reiche  Erfahrungen  mitgebracht)  übertragen  war,  ist  möglicherweise  später 
auch  von  Anderen  betrieben  worden.  Bei  ihrer  Anlage  ist  große  technische 
Fertigkeit  mit  geschickter  Anpassung  an  die  örtlichen  Verhältnisse  verbunden 
gewesen.  Daß  in  römischer  Zeit  Bergbau  im  Taunus  betrieben  wurde,  ist 
wahrscheinlich,  wenigstens  wird  es  für  die  in  der  Nähe  der  Saalburg  ge- 
legenen alten  Bergwerke  «Goldgrube»,  «Schmidtwäldchen»  und  «Fahrborn» 
angenommen. 

Es  sind  bis  jetzt  außer  den  im  Eingange  beschriebenen,  noch  sichtbaren 
Vertiefungen  folgende  drei  Arten  von  Brunnen  an  der  Saalburg  festgestellt 
worden : 

a.  Cisternen  [cisterna), 

b.  Schachtbrunnen  [specus), 

c.  Ausgemauerte  Brunnen  [puteus). 


a.    Cisternen. 

Zu  den  Cisternen  sind  diejenigen  Vertiefungen  mit  kreisförmigem  oder 
quadratischem  Querschnitte  zu  rechnen,  die  2 — 4  m  in  den  Boden  eingegraben 
oder  in  den  zu  Tage  tretenden  Schiefer  eingehauen,  aber  nicht  ausgemauert 
sind,  vielleicht  jedoch  im  Inneren  verschalt  oder  wenigstens  gegen  das  Nach- 
rutschen der  Erde  ausgesteift  waren.  Von  diesen,  mehrfach  in  der  Bürger- 
lichen Niederlassung  vorkommenden  Vertiefungen  sind  drei  vollständig  unter- 
sucht worden,  von  denen  zwei  keinen  Brandschutt  enthielten,  sondern  nur 
mit  Erde  ausgefüllt  waren,  die  mit  Thonscherben  vermischt  war. 

Die  nordöstüch  vom  Kastelle  gelegene  Cisterne  ist  bis  in  den  fest- 
stehenden Thonschiefer  gegraben,  hat  einen  kreisrunden  Querschnitt  von  1,20  m 
Durchmesser  und   ist  2,80  m   tief  (Tafel  XIH,  C);   die  andere,   westHch  vom 


152  Technische  Ergebnisse. 

Kastelle  gelegene  (Tafel  XIII,  C.  I)  hat  einen  fast  quadratischen  Querschnitt 
von  1,40  m  Weite  und  eine  Tiefe  von  3,80  m.  Die  nördlich  von  dieser 
liegende  (Tafel  XIII,  C.  II)  ist  rund,  mit  einem  Durchmesser  von  1,20  m,  und 
hat  eine  Tiefe  von  3  m.  Die  Wandungen  standen  nach  der  Ausgrabung 
fest,  auch  trat  das  Wasser  bald  in  die  wieder  ausgeräumten  Vertiefungen 
ein  und  erhielt  sich  darin  während  des  Sommers  infolge  der  lettenartigen 
Bodenverdichtung.  In  diesen  Brunnen,  die  ich  als  «Cisternen»  bezeichnete,  hat 
sich  das  in  den  oberen  lockeren  Bodenschichten  befindliclie  Tagwasser  rasch 
gesammelt,  hielt  sich  aber  bei  starkem  Gebrauche  kaum  lange  in  der  trockenen 
Jahreszeit.  Sie  waren  die  ursprünglichsten  und  einfachsten  Brunnen- 
anlagen auf  der  Saalburg,  die  für  vorübergehende  rasche  Beschaffung  von 
Wasser  zu  baulichen  oder  sonstigen  Zwecken  hergestellt  wurden.  Daß  sie 
zu  keinem  dauernden  Gebrauche  bestimmt  waren,  geht  schon  daraus  hervor, 
daß  sich  nirgends  Spuren  von  einer  Steineinfassung  fanden,  doch  ist  nicht 
ausgeschlossen,  daß  eine  Verstrebung  mit  Holz  bestanden  hat.  Diese  Ver- 
tiefungen sind  aber  nicht  mit  den  so  häufig  vorkommenden  Erdgruben  von 
1 — 2^2  m  Tiefe  zu  verwechseln,  wie  sie  zur  Aufnahme  von  Früchten  etc. 
benutzt  wurden,  und  die  bei  der  Beschreibung  der  Keller  besprochen  worden 
sind.  Cisternen,  die  nur  zum  Auffangen  von  Regenwasser  dienten,  sind  ■ — 
wenn  die  zwei  Brunnen  im  Praetorium,  die  möglicherweise  auch  Regen- 
wasser aufnahmen,  ausgenommen  werden  —  bis  jetzt  an  der  Saalburg  nicht 
festgestellt  worden.  In  Heddernheim  sind  gerade  in  den  letzten  Jahren 
unmittelbar  an  einem  Gebäudekomplex,  dem  Forum,  eine  größere  Anzahl 
solcher  Cisternen  aufgedeckt  worden'*^),  die  manchmal  1 — 2  m  von  einander 
entfernt  liegen  und  teilweise  unter  sich  mit  1,50  m  unter  der  Oberfläche  an- 
gelegten Stollen  oder  Sickerkanälen  verbunden  sind^^°).  Sie  haben  teils 
runden,  teils  viereckigen  Querschnitt  von  1,20 — 1,30  m  und  sind  5 — 12  m 
in  den  angeschwemmten  Löß  senkrecht  eingeteuft.  Es  konnte  durch  diese, 
unter  sich  mit  Stollen  verbundenen  Schachte  ein  größerer  Wasservorrat  be- 
schafft und  erhalten  werden.  Einen  unterirdischen  Zufluß  haben  nur  die- 
jenigen Heddernheimer  Cisternen  gehabt,  die  in  die  wasserführende  Kies- 
schicht eingegraben  waren  und  eine  Tiefe  von  mindestens  10  m  hatten; 
sie  können  daher  als  Brunnen  angesprochen  werden. 


b.    Die  Schachtbrunnen. 

Mit  eichenen  Bohlen  ausgeschachtete  Brunnen  sind  vielleicht  die  ältesten 
wirklichen  Tiefbrunnen,  die  zur  dauernden  Wasserversorgung  von  den  Römern 
an   der  Saalburg   angelegt    wurden.     Der   erste   ist   infolge  eines  glücklichen 


>")  Vergl.  S.  123,  Anmerkung  112. 

"0)  Es  scheint,  daß  solche  Einrichtungen  zur  Klärung  des  Wassers  angelegt  wurden. 
Plinhis  (XXXVI.  52)  sagt:  «Es  ist  gut,  wenn  man  zwei  Cisternen  neben  einander  hat; 
in  der  einen  sinken  die  unreinen  Bestandteile  des  Wassers  zu  Boden,  und  in  die  andere 
sickert  dann  das  reinste  Wasser  ein». 


Die  Wasserversorgung.  153 

Zufalles  im  Frühjahre  1885  bei  der  Rodung  des  für  den  Saalburgwärter  be- 
stimmten Dienstlandes  entdeckt  worden.  Bei  den  lehrreichen  Ergebnissen, 
welche  beim  Graben  erzielt  wurden,  und  die  auch  Anderen  einen  Fingerzeig 
geben  können,  ist  es  angebracht,  vor  Besprechung  der  Brunnenkonstruktion 
die  damaligen  Fundumstände  etwas  genauer  zu  erörtern:  Man  stieß  zunächst 
auf  eine  Vertiefung,  die  äußerlich  als  solche  nicht  kenntlich  war;  sie  hatte 
nach  der  Oberfläche  hin  einen  scheinbar  kreisförmigen  und  dann  viereckigen 
Querschnitt  von  2  bezw.  1,60  m  und  war  bis  zur  Tiefe  von  etwa  2,50  m 
mit  Schutt  und  Scherben  ausgefüllt.  Hierauf  traf  man  auf  einen  festen, 
schiefrigen  Grund,  der  sich  nur  durch  das  sehr  vereinzelte  Vorkommen  von 
kleinen  Stückchen  gebrannten  Thones  von  dem  weit  tiefer  liegenden  ge- 
wachsenen Boden  unterschied.  Diese  kleinen,  unscheinbaren  Reste  einer 
früheren  Kultur  machten  es  zur  Gewißheit,  daß  die  Grundmasse  durch  Menschen- 
hände dahin  gebracht  sein  mußte,  und  veranlaßten  zum  Weitergraben.  An- 
fänglich glaubte  man  eine  jener  Cisternen,  wie  sie  oben  beschrieben  sind, 
gefunden  zu  haben,  und  als  in  einer  Tiefe  von  3,50  m  auch  die  wenigen 
Spuren  der  Scherbenreste,  welche  bei  den  Ausgrabungen  als  stumme  Zeugen 
Kunde  von  menschlicher  Thätigkeit  einer  längst  vergangenen  Zeit  geben, 
allmählich  verschwanden  und  nur  noch  roher  Naturboden  zum  Vorschein 
kam,  war  man  im  Begriffe,  die  Arbeit  einzustellen,  als  sich  plötzlich  schwärz- 
liche, mit  Kohlen  und  Holzstückchen  vermischte  Erde  zeigte.  Dies  ermutigte 
dazu,  mit  der  Ausgrabung  fortzufahren.  Nachdem  etwa  noch  20  cm  Grund 
ausgehoben  waren,  erreichte  man  bei  einer  Tiefe  von  3,75  m  eine  gut  er- 
haltene eichene  Holzeinschalung,  die  sich  bis  zu  einer  Tiefe  von  6,35  m  er- 
streckte; dann  folgte  eine  kesselartige,  in  den  Felsen  (Sericitschiefer)  ein- 
gehauene Aushöhlung  von  0,95  m,  was  eine  Gesamttiefe  von  7,30  m  für  den 
Brunnenschacht  ergab. 

Gleichzeitig  fand  sich  ganz  in  der  Nähe,  kaum  10  ra  nördlich  davon, 
ein  zweiter  Brunnenschacht,  der  2  m  tiefer,  sonst  in  Anlage,  Größe  und  Bau- 
weise dem  ersten  ganz  ähnlich  war  (Tafel  XIV,  H  und  IIa).  Auch  bei  ihm 
zeigte  sich  dieselbe  Ausfüllung:  zuerst  Schutt  und  Scherben,  dann  fester, 
schiefriger  und  lettenartiger  Grund,  zuletzt  schwarzer  Schlamm,  der,  stark  mit 
organischen  Stoffen  untermischt,  ein  torfartiges  Aussehen  hatte.  Besonders 
in  dieser  untersten,  3  m  hohen  Schlammschicht  wurden  eine  Anzahl  seltener 
Altertümer  von  Leder,  Knochen  und  Holz  gefunden,  wie  sie  sich  nur  im 
Wasser  oder  im  Moorboden  erhalten. 

Obgleich  diese  Brunnenschachte  nicht  durch  äußere  Zeichen  erkenntlich 
waren  und  ihre  Entdeckung  nur  dem  Zufalle  zu  verdanken  ist,  hat  man 
doch  bei  gründlicher  Untersuchung  derselben  verschiedene  noch  näher  zu 
erörternde  Merkmale  gefunden,  die  zur  Auffindung  von  weiteren  23  solcher 
Schachtbrunnen  in  den  Jahren  1885  bis  1893  führten. 

Wenn  ich  diese  Brunnenschachte  mit  zu  den  ältesten  wirklichen  Anlagen 
einer  Wasserversorgung  der  Saalburg  zähle,  so  geschieht  dies  aus  folgenden 
Gründen : 


154  Technische  Ergebnisse. 

1.  Die  Herstellungsweise  mit  einer  Einschalung  von  Eichenholz,  welches 
die  Römer  in  dem  waldreichen  Taunus  sofort  zur  Hand  hatten  und  daher 
leichter  zu  beschaffen  war  als  Bruchsteine  zur  Ausmauerung,  stellt  sich  schon 
aus  dieser  rein  technischen  Erwägung  als  die  ältere  Art  dar.  Auch  ist  die 
erforderliche  Ausgrabung  zu  einem  gemauerten  Brunnen  viel  umfangreicher, 
da  ein  Schacht  für  einen  solchen  gegenüber  einem  Holzbrunnen  von  der- 
selben lichten  Weite  einen  um  etwa  1  m  größereu  Durchmesser  für  die  Mauer 
haben  muß. 

2.  Die  aufgegebenen  und  unbrauchbar  gewordenen  Brunnen  sind  mit 
Schieferboden  ausgefüllt,  der  nur  bei  der  Grabung  eines  neuen  Brunnens  zu 
Tage  treten  konnte. 

3.  Außerhch  ist  jede  Spur  von  diesen  Brunnen  verschwunden,  und  sie 
haben  nicht  einmal  eine  Vertiefung  zurückgelassen,  wie  sie  bei  den  gemauerten, 
mit  Brandschutt  ausgefüllten  Brunnen  beobachtet  werden  kann. 

4.  Über  den  ausgefüllten  Schachtbrunnen  fanden  sich  Reste  von  Funda- 
menten und  von  gestückten  Wegen,  woraus  hervorgeht,  daß  in  späteren 
Zeiten  darüber  gebaut  wurde  und  man  vielleicht  nicht  einmal  Kenntnis  von 
dem  ehemaligen  Vorhandensein  dieser  Brunnen  hatte.  Die  in  der  Tiefe  der- 
selben gefundenen  Münzen  gehören  der  Zeit  der  Kaiser  Bomitian  bis 
Hadrian  an. 

Die  bis  jetzt  ausgegrabenen  Schachtbrunnen  weichen  in  ihrer  Bau- 
weise und  in  ihren  Maßen  wenig  von  einander  ab,  ihre  Tiefe  schwankt 
zv\aschen  6  und  10  m.  Als  Beispiel  sei  der  Brunnen  Nr.  14  (Tafel  XIV, 
U. — Hc)  in  seinen  Einzelheiten  hier  beschrieben:  Dem  viereckigen  Schachte, 
der  oben  einen  Querschnitt  von  1,70  m  und  an  der  Sohle  einen  solchen  von 
1  m  hat,  somit  nach  unten  stark  verjüngt  abgeteuft  ist  —  eine  Eigen- 
tümlichkeit, die  alle  bis  jetzt  ausgegrabenen  Brunnen  mit  einander  gemein 
haben  — ,  folgt  eine  kesselartige  Aushöhlung  in  den  festen  Schiefer,  der  durch 
zerklüftete  Quarzgänge  Wasser  führt.  Die  Wände  sind  mit  gespaltenen 
eichenen  Bohlen  ausgeschlagen,  welche  durch  ausgeklinkte  Zapfen  fest  zu- 
sammengezimmert waren.  Die  Breite  der  Bohlen  schwankt  zwischen  20  und 
40  cm  und  die  Dicke  zwischen  5  und  9  cm ;  nach  der  Tiefe  zu  vermittelten 
breite  Fugen  den  seitlichen  Wasserzufluß  aus  den  stellenweise  vorkommenden 
Quarzspalten.  In  den  Ecken  waren  an  den  gegeneinanderstehenden  Bohlen 
Löcher  ausgeschnitten,  in  denen  sich  Querhölzer  von  6 — 7  cm  Stärke  in 
Entfernungen  von  ca.  40  cm  befanden,  sodaß  dadurch  eine  Art  Leiter  ent- 
stand, die  sicher  in  den  meisten  Schachtbrunnen  vorhanden  war.  Die  Holz- 
einschalung, die  vielleicht  bis  über  den  Erdboden  ragte  und  den  Brunnen- 
kranz bildete,  war  bis  zu  dem  jetzigen  4  m  tiefen  Wasserspiegel  verfault, 
dagegen  von  da  ab  bis  zur  Sohle  in  gutem  Zustande  erhalten.  Das  Holz 
ist  durchschnittlich  sehr  fest  und  noch  brauchbar;  es  unterscheidet  sich  von 
dem  gewöhnlichen  Eichenholze  nur  durch  seine  schwärzliche  Färbung. 
Weder  Plinius,  noch  Vitruv  und  Frontinus  erwähnen  etwas  von  solchen 
Brunnen;   nur  in   den  Nachrichten   über  den   Bergbau  erzählt  Plinius   von 


Die  Wasserversorgung.  155 

Schachten  und  Stollen,  die  ausgezimmert  und  mit  Brettern  eingefaßt  waren, 
also  eine  Herstellungs weise ,  die  derjenigen  unserer  Brunnenschachte  ent- 
sprechen dürfte  ^^^). 


c.   Ausgemauerte  Brunnen. 

An  der  Saalburg  sind  bis  jetzt  18  gemauerte  Brunnen  von  verschiedenen 
Abmessungen  wieder  ermittelt  worden.  Einige  davon  scheinen  überhaupt 
nicht  ganz  verschüttet  und  vielleicht  noch  nach  der  Römerzeit  in  Gebrauch 
gewesen  zu  sein.  Neuhof  sagt  in  seinen  im  Jahre  1780  erschienenen  «Nachrichten 
über  die  Saalburg»:  «In  der  Burg  selbst  findet  man  einen  tiefen  Brunnen»  — 
es  ist  wahrscheinlich  der  26  m  tiefe  Brunnen  im  Kastelle  (Tafel  XIII,  Nr.  1), 
den  Hobel  1857  vollständig  ausräumen  ließ.  Auch  der  Brunnen  Nr.  5  an 
der  alten  Römerstraße,  die  durch  den  Pfahlgraben  nach  dem  Auslande  führte 
und  noch  bis  zum  Anfange  dieses  Jahrhunderts  den  Verkehr  vermittelte,  war 
nicht  vollständig  verschüttet.  Beim  Ausgraben  desselben  im  Jahre  1884  fanden 
wir  bis  zu  einer  Tiefe  von  9  m  viel  Laub  und  unbearbeitetes  Waldholz, 
dann  stieß  man  etwa  2,50  m  von  der  Brunnensohle  entfernt  auf  zwei  früh- 
mittelalterliche Gefäße;  dieselben  dürften  beim  Wasserholen  in  den  Brunnen 
gefallen  sein  und  liefern  uns  den  thatsächlichen  Beweis,  daß  der  Brunnen 
noch  nach  der  Römerherrschaft  offen  stand.  Von  den  übrigen  ausgemauerten 
Brunnen  waren  11  durch  eine  Erdsenkung  kenntlich,  dagegen  wurden  5 
durch  Zufall  und  bei  systematischen  Ausgrabungen  entdeckt.  Ihre  Kon- 
struktion entspricht  im  Großen  und  Ganzen  der  von  PUnius  beschriebenen 
und  ist  die  heutzutage  noch  übliche,  indem  sich  auf  der  Sohle  in  der  Regel 
ein  Holzrost  befindet,  auf  welchen  das  aus  Quarzit  hergestellte  Mauerwerk 
aufgesetzt  wurde. 

Die  Brunnen  an  der  Saalburg  sind  mit  Ausnahme  des  über  den  Erd- 
boden hervorragenden  restaurierten  Teiles,  der  mit  Mörtel  gemauert  ist, 
sämtlich  ohne  solchen  hergestellt.  Es  scheint  dies  bei  der  geologischen  Be- 
schaffenheit des  Erdreichs  vorteilhafter  gewesen  zu  sein,  da  durch  den  un- 
durchlässigen Letten  eine  direkte  Verunreinigung  von  oben  ziemlich  —  wenn 
auch  nicht  ganz  —  ausgeschlossen  w^ar,  während  aus  den  tiefer  gelegenen 
Wasserspalten  stets  Wasser  nachdringen  konnte.  PUnius  (Buch  XXXI)  ver- 
langt ausdrücklich  für  einen  guten  Brunnen,  «daß  die  Quelle  unten  im  Boden 
und  nicht  an  den  Seiten  entspringe»,  dagegen  soll  man,  wenn  man  bis  zu 
dem  Wasser  gekommen  ist,  ohne  Sand  und  Kalk  mauern,  damit  die  Adern 
nicht  verstopft  werden.  In  neuerer  Zeit  ist  man  nicht  nur  bestrebt,  die 
Brunnen  in  der  von  PUnius  angegebenen  Weise  herzustellen,  sondern  die 
Sanitätspohzei  verlangt  auch,  daß  die  Brunnenschachte  nach  der  Oberfläche  zu 


'31)  Ganz  ähnliche  Verhältuisse  zeigt  der  Holzbrunnen  zwischen  Flamersheim  und 
Kirchheim,  siehe  Eick:  Die  römische  Wasserleitung  aus  der  Eifel  nach  Köln.  Bonn  1867, 
Seite  119. 


156  Technische  Ergebnisse. 

wasserdicht  abgeschlossen  werden.  Gerade  bei  kleinen  Hofraiten,  den  Camihae, 
lagen  wahrscheinlich  die  Verhältnisse  ebenso  wie  heutzutage  noch  auf  dem 
Lande,  wo  bei  durchlässigem  Boden  alle  rings  um  den  Brunnen  zusammen- 
laufenden Schmutzwasser  langsam  in  den  Brunnen  sickern  und  diesen  ver- 
giften, —  eine  ewige  Quelle  von  Seuchen  das  ganze  Mittelalter  hindurch  bis 
auf  unsere  Zeit. 

Die  Stärke  der  Mauern  hängt  von  der  Tiefe  und  Weite  der  Brunnen 
ab  und  schwankt  zwischen  40  und  70  cm;  kräftige,  sich  oft  wiederholende 
Binder  erhöhen  die  Haltbarkeit,  und  das  Mauerwerk  ist  deshalb  jetzt  noch 
in  so  gutem  Zustande,  daß  die  Brunnen  einen  Zusammensturz  nach  der  Aus- 
grabung kaum  befürchten  lassen.  Aus  diesem  Grunde  wurden,  wenn  irgend 
möglich,  die  oberen  Schichten  erneuert  und  über  der  Erde  mit  Cementmörtel 
aufgemauert,  sodaß  sie  den  Blicken  der  Menschen  erhalten  bleiben  und,  wenn 
Wasser  vorhanden  ist,  wieder  benutzt  werden  können;  bei  den  ausgeschalten 
Schachtbrunnen  ist  es  ohne  Aufwand  großer  Kosten  nicht  angängig.  Nur 
ein  einziger  dieser  letzteren  ist  zur  Belehrung  offen  gelassen;  alle  übrigen 
sind  wieder  zugeworfen,  und  nur  große  Quarzitsteine  mit  den  der  Tafel  XIII 
entsprechenden  Nummern  zeugen  noch  von  diesen  für  die  Wissenschaft  so 
ergiebigen  Fundgruben. 

Ich  lasse  ein  Verzeichnis  der  Brunnen,  nach  der  Zeit  ihrer  Wieder- 
auffindung geordnet,  mit  der  Angabe  ihrer  Abmessungen  und  der  bemerkens- 
wertesten Funde  folgen;  die  laufenden  Nummern  sind  dieselben  wie  die  auf 
der  Übersichtskarte  (Tafel  XIII)  eingeschriebenen: 

Nr.  1.  Ausgemauerter  Brunnen  im  Kastelle  (Praetentura),  in  der  Nähe  der 
Paria  praetoria  (siehe  auch  Tafel  VII,  Nr.  4);  von  Hobel  1857  ausgeräumt.  Durch- 
messer 1,05  m,  Tiefe  26  m;  er  hatte  bei  der  Ausgrabung  einen  Wasserstand  von 
ca.  3  m,  der  jetzt  ganz  verschwunden  ist,  was  umsomehr  auffallen  muß,  als  dieser 
Brunnen  nicht  allein  der  tiefste  ist,  sondern  auch  fast  am  tiefsten  Punkte  des  Saalburg- 
gebietes liegt.  Gefunden  wurde  darin  nach  den  Notizen  Hobels  außer  wenigen  Scherben 
nur  ein  Stück  Eichenholz.  Im  Jahre  1886  hat  man  das  obere  zerstörte  Mauerwerk 
in  einer  Höhe  von  2  m  wiederhergestellt,  60  cm  hoch  über  den  Boden  aufgemauert 
und  dann  mit  einer  Cementschicht  und  Rasen  bedeckt. 

Nr.  2,  Schachtbrunnen  ohne  Verschalung  auf  der  Westseite  des  Hofes 
im  Praetorium;  im  Jahre  1857  unter  Leitung  Hobels  ausgeräumt  (Tafel  VII,  Nr.  2). 
In  den  Notizen  des  Letzteren  heißt  es:  «Der  Brunnen  steht  in  Letten  und  ist  ohne 
Holz  gebaut;  es  fanden  sich  in  demselben  etwas  Brandspuren,  Ziegel-  und  Gefäßtrümmer; 
in  einer  Tiefe  von  7,50  m  beginnt  der  Fels  und  ist  erst  hart,  dann  weich  und  schiefrig; 
bei  10,50  m  Tiefe  fand  sich  Eichenholz,  Brettstücke,  Schutt  von  Letten  und  Gefäß- 
scherben ohne  Brandspuren».  Der  Brunnen  ist  nicht  vollständig  ausgegraben  worden, 
er  stürzte,  wahrscheinlich  infolge  mangelhafter  Aussteifung,  eines  Nachts  im  November 
1857  wieder  ein.  Eine  Leiter  und  Handwerkszeug,  welche  von  den  beteiligten  Arbeitern 
in  dem  Brunnen  zurückgelassen  waren,  sind  dabei  mitverschüttet  worden ;  ein  Versuch, 
ihn  vollständig  auszugraben,  hat  nicht  mehr  stattgefunden.  Der  Durchmesser  beträgt  oben 
3,60  m;   dann  bei  7,50  m  Tiefe  3  m  und  schließlich,  unterhalb  des  Absatzes,  2,10  m. 

Nr.  3.  Schachtbrunnen  ohne  Verschalung,  ebenfalls  innerhalb  des  Hofes 
im  Praetorium.     Schon  Hobel  hatte  ihn   als  Brunnen  erkannt,    aber  nicht  tief  genug 


Die  Wasserversorgung.  157 

untersucht,  um  über  seine  Herstellungsweise  und  Abmessungen  berichten  zu  können. 
Im  Herbste  1890  wurde  der  Versuch  gemacht,  ihn  ganz  auszugi-aben ;  die  Arbeit,  die 
ohne  eine  gute  und  kostspielige  Einschalung  sehr  gefährlich  schien,  mußte  aber  auf- 
gegeben werden.  Doch  ließ  sich  feststellen,  daß  der  Brunnenschacht  quadratischen 
Querschnitt  hat  und  tiefer  als  8  m  ist  —  so  tief  hatte  man  gegraben.  Die  Holz- 
verschalung war  nicht  mehr  vorhanden.  Bei  den  Arbeiten  gewann  man  den  Eindruck, 
als  sei  der  Brunnen  noch  nach  der  Römerzeit  nicht  vollständig  verschüttet  gewesen, 
oder  in  früheren  Jahrhunderten  von  Schatzgräbern*^^),  welche  die  nötigen  Absprießungen 
unterließen,  durchwühlt  worden;  denn  bis  zu  einer  Tiefe  von  6  m  lag  rings  um 
den  Brunnen  eine  Auffüllung  von  mindestens  2  m,  sodaß  eine  Öffnung  von  5^2  m  ent- 
stand. Erst  bei  8  m  Tiefe  ergab  sich  ein  regelrechter  Schacht  von  etwa  1,50  m  Weite. 
Durch  ein  plötzlich  eingetretenes  starkes  Regenwetter  stürzte  die  Grube  zusammen. 
In  der  besagten  Tiefe  fand  sich  Wasser  und  in  dem  moorigen  Boden  Stücke  von  ver- 
ziertem Leder,  dabei  einige  gut  erhaltene  Silber-  und  Bronzemünzen  von  Domitian, 
Trajan  und  Hadrian. 

Nr.  4.  Ausgemauerter  Brunnen  im  östlichen  Teile  der  Betentura  (siehe 
auch  Tafel  VII,  Nr.  1).  Dieser,  unter  Habeis  Leitung  1857  ausgeräumt,  ist  bis  auf 
8,75  m  ausgemauert;  dann  folgt  eine  in  den  Felsen  gehauene  kesselartige  Vertiefung 
von  1,40  m.  Die  Gesamttiefe  beträgt  10,05  m,  der  obere  Durchmesser  1,60  m,  der 
untere  1,40  m  und  die  Mauerstärke  0,60  m.  Der  durchschnittliche  Wasserstand  mißt 
4,60  m.  Der  Brunnen  wurde  wie  Nr.  1  wiederhergestellt  und  hat  für  die  Erhaltungs- 
arbeiten das  Mörtelwasser  geliefert.  Nach  Hobels  Notizen  fanden  sich  in  einer  Tiefe 
von  5,50  m  Erlen-,  Birken-,  Vogelbeer-  und  Buchenholzstücke;  auf  dem  Brunnengrunde 
soll  ein  Kranz  von  Eichenbohlen  mit  4—5  Brettern  von  3— 5  cm  Stärke  gelegen  haben. 

Nr.  5.  Ausgemauerter  Brunnen  vor  der  Porta  decumana  (siehe  auch 
Tafel  XIV,  Fig.  VI).  Derselbe  steht  auf  einem  sechseckigen  eichenen  Roste  von  0,55  m 
Stärke.  Der  obere  Durchmesser  beträgt  2,10  m,  der  untere  1,70  m,  die  Tiefe  10,60  m, 
die  Mauerstärke  0,70  m.  Die  Ausfüllung  bestand  in  dem  oberen  Teile  aus  Brandschutt, 
dann  hauptsächlich  aus  Mauersteinen,  mit  Ziegeln  und  Gefäßscherben  vermischt,  ferner 
aus  vielen  Resten  von  Laub-  und  Rundholz,  sodaß  es  aussah,  als  ob  der  Brunnen 
erst  in  den  letzten  Jahrhunderten,  vielleicht  bei  der  Waldkultur,  zugeschüttet  worden 
wäre.  Diese  Ansicht  wird  durch  die  obenerwähnten,  in  einer  Tiefe  von  9  m  ge- 
fundenen, frühmittelalterlichen  Gefäße  unterstützt.  Der  Brunnen  lieferte  sonst  keine 
Fundstücke.  Im  Übrigen  ist  er  nach  seinen  Abmessungen  und  seinem  Wasserzuflusse 
bis  jetzt  von  allen  der  ansehnlichste;  er  scheint  auch  durch  seine  Lage  am  Schnittpunkte 
der  beiden  römischen  Straßen  von  besonderer  Bedeutung  gewesen  zu  sein  und  kann 
wohl  als  öffentlicher  Brunnen  angenommen  werden.  Hier  mögen  auch  die  Fuhrleute, 
die  aus  der  Ebene  kamen  und  ihre  Waren  nach  dem  Auslande  brachten,  gerastet  und 
ihre  Pferde  getränkt  haben.  Die  Fundamente  von  Gebäuden  und  Baracken,  die  sich 
unmittelbar  bei  dem  Brunnen  befinden,  sind  zu  beachten  und  geben  der  Vermutung 
Raum,  daß  an  dieser  Stelle  ein  Hauptverkehrsplatz  war.  Der  Brunnen,  der  vom 
2.  bis  17.  Juli  1884  ausgeräumt  wurde,  ist  wiederhergestellt  und  mit  einer  Pumpe  ver- 
sehen, die  uns  reichlich  mit  Wasser  für  die  Erhaltungsarbeiten  versorgt. 

Nr.  6.  AusgemauerterBrunnen,  östlich  vom  Kastelle  (siehe  auch  Tafel  XIV, 
Fig.  V).  Oberer  Durchmesser:  1,40  m,  unterer:  0,90  m.  Tiefe:  7,75  m.  Er  ist  auf 
einen  schwachen  Rost   von  Eichenholz  aufgesetzt  (siehe  Abbildung),   an  welchen  eine 


132)  Siehe  Seite  10. 


158  Technische  ErgebnisBe. 

faßähnliche  Verschalung  von  16  Dauben  (0,80  m  hoch)  mit  Holzdübeln  befestigt  war 
(vergl.  Tafel  XIV,  Fig.  IX);  sie  wurde  herausgenommen  und  im  Saalburg -Museum 
aufgestellt.  Die  innere  BeschaflFenheit  des  Brunnenschachtes  läßt  vermuten,  daß  das 
Wasser  nach  der  Aufmauerung  oder  später  in  trockenen  Jahren  nicht  genügt  hatte, 
und  daß  der  Brunnen  infolgedessen  hat  vertieft  werden  müssen.  Faßdaubenähn- 
liche, zugespitzte  Bretter  waren  in  den  Boden  eingeschlagen,  um  das  Rutschen 
des  Erdreichs  zu  verhindern;  die  eingebohrten  Löcher  hatten  vielleicht  den  Zweck, 
das  Wasser  aus  den  Seiten  wänden  durchzulassen.  Eine  ähnliche  Befestigung  der 
Brunnensohle  ist,  wie  wir  sehen  werden,  noch  in  anderen  Brunnen  vorgefunden  worden; 
es  ist  daher  nicht  ausgeschlossen,  daß  noch  andere  Gründe  die  Veranlassung  zu  einer 
solchen  Konstruktion  gaben,  besonders  wenn  man  erwägt,  daß  öfters  die  Mauer  auf 
der  faßartigen  Verschalung  steht  und  hinter  derselben  lose  Steine  mit  großen  Zwischen- 
räumen eingelegt  sind'*^).  Da  es,  wie  wir  bei  anderen  Brunnen  sehen  werden,  auch 
vorkommt,  daß  der  gemauerte  Brunnenkranz  gleichzeitig  auf  Sohlschwelle  und  faß- 
ähnlicher Verschalung  sitzt,  so  ist  anzunehmen,  daß  hiermit  einmal  eine  Befestigung 
der  Sohlschwelle  und  eine  Sicherung  gegen  Bewegungen  des  anstehenden  Erdreichs 
beim  Beginn  der  Arbeit,  mehr  aber  noch  die  Verhinderung  einer  Unterspülung  des 
Mauerwerks  durch  Wasser  mittelst  einer  Art  Spundwand  erstrebt  wurde.  Die  ur- 
sprüngliche Vertiefung  hatte  einen  zu  großen  Durchmesser;  der  Raum  zwischen  dem 
unregelmäßigen  Loche  und  der  Spundwand  mußte  deshalb  ausgefüllt  werden,  wodurch 
gleichzeitig  ein  Gegendruck  gegen  das  Wasser  geschaffen  wurde. 

Funde:  Eine  gedrehte  Rolle  aus  Eichenholz,  wahrscheinlich  von  der  Zieh  Vorrichtung 
des  Brunnens  herrührend  (Tafel  XIV,  Fig.  VIII  und  Villa);  zwei  Pferdeschuhe,  eine 
sehr  schöne  eiserne  Kette  mit  verziertem  Haken,  gut  erhalten  (Tafel  XIV,  Fig.  VII); 
die  Kette  (zum  Aufhängen  einer  Reibschale)  ist  durch  ihr  geringes  Gewicht  merk- 
würdig und  erregte  das  Interesse  der  Eisentechniker;  das  Eisen  derselben  ist  wahr- 
scheinlich durch  Zersetzung  des  Wassers  verändert.  Auch  befanden  sich  viele  Knochen 
in  dem  Schlamme  des  Brunnens,  die  durch  Vivianit"*)  (phosphorsaures  Eisen)  blau 
gefärbt  waren.     Der  Brunnen  wurde  vom  15.  bis  19.  August  1884  ausgegraben. 

"*)  In  der  Taunusgegend  werden  auch  heute  noch  die  Brunnen  in  ähnlicher  Weise 
vertieft,  wenn  in  einem  Orte  eine  größere  Zahl  von  Brunnen  angelegt  sind  und  durch  den 
gesteigerten  Wasserverbrauch  sowie  in  trockenen  Jahren  der  Wasserspiegel  sinkt. 

"*)  Der  Vivianit,  welcher  überall  in  den  Brunnen,  in  denen  sich  Knochen  und  Eisen 
zusammen  befinden,  vorkommt,  verdankt  diesen  seine  Entstehung  und  scheint  ein  sehr 
gutes  Konservierungsmittel  gegen  den  Eisenrost  zu  sein;  fast  alle  Gegenstände  aus  Eisen, 
die  mit  Vivianit  überzogen  waren,  sind  vorzüglich  erhalten  und  bedürfen  höchst  selten 
einer  anderweitigen  Konservierung.  In  den  Höhlungen  der  Knochen  sind  uns  Krystalle 
von  Vivianit,  die  sich  jetzt  im  Saalburg-Museum  befinden,  erhalten.  Herr  Dr.  Gericke  in 
Lindenau  bei  Leipzig  hatte  die  Freundlichkeit,  den  in  den  Saalburg-Brunnen  gefundenen 
Vivianit  näher  zu  untersuchen;  er  schreibt  darüber: 

«In  der  Höhlung  eines  Wirbelknochens  (wahrscheinlich  Hirsch)  findet  sich  der 
Vivianit  in  sehr  schönen  kleinen  monoklinen  Krystallen  von  indigoblauer  Farbe  mit 
starkem  Glasglanz;  fast  alle  Krystalle  bestehen  aus  mehreren  säulenförmigen  Individuen 
ohne  deutliche  Endflächen,  doch  konnte  bei  einem  Krystall  die  Form  ooFoo,  ooF,  Foo 
deutlich  unter  dem  Mikroskope  erkannt  werden. 

Ursprünglich  bat  dieser  Vivianit  aus  farblosem  phosphorsaurem  Eisenoxydul  -(-  Aqua 
bestanden,  er  hat  sich  aber,  wie  Bammelsberg  nachgewiesen  hat,  durch  den  Sauerstoff  der 
Luft  unter  Abscheidung  von  braunem  Eisenoxyd,  von  welchem  auch  die  Krystalle  allseitig 
umgeben   sind,   teilweise   oxydiert  und   sind  hierdurch  die  blauen  Krystalle  von  wasser- 


Die  Wasserversorgung.  159 

Nr.  7.  Ausgemauerter  Brunnen,  20  m  nach  Osten  von  dem  vorigen  ent- 
fernt (oberer  Durchmesser:  1,20  m,  unterer:  0,50  m,  Tiefe:  5,40  m),  ist  auf  festen 
Felsen  mit  durchlässigen  Quarzadern  aufgemauert.  Dieser  fast  auf  dem  höchsten  Punkte 
der  Saalburg  angelegte  Brunnen  hat  den  stärksten  Wasserzufluß,  trotzdem  er  die  ge- 
ringste Tiefe  von  allen  bis  jetzt  aufgedeckten  Brunnen  besitzt.  Das  Wasser  ist  vor- 
züglich. Die  Ausgrabung  fand  vom  28.  Juli  bis  4.  August  1884  statt,  war  aber  durch 
immerwährenden  Zufluß  mit  großen  Schwierigkeiten  verbunden.  Der  gemauerte  Brunnen- 
kranz (siehe  Tafel  XIV,  Fig.  IV)  war  beinahe  bis  zur  Oberfläche  vorzüglich  erhalten; 
eine  fast  intakte  Stückung  bedeckte  den  mit  Bauschutt  und  behauenen  Steinen  aus- 
gefüllten Schacht;  sie  war  mit  Waldboden  bedeckt  und  äußerlich  nicht  erkenntlich; 
sie  wurde  wahrscheinlich  schon  während  der  Römerherrschaft  hergestellt.  Ob  der 
Brunnen,  dessen  Wasser  chemisch"*)  untersucht  und  als  vorzüglich  befunden  worden 
ist,  aus  sanitären  Gründen  oder  wegen  Verkleinerung  der  Bürgerlichen  Niederlassung 
(vergl.  den  Abschnitt  IX.  1)  aufgegeben  wurde,  läßt  sich  jetzt  nicht  mehr  feststellen. 

Funde:  Votivaltar  mit  Inschrift,  dem  Jupiter  Dolichenus  gewidmet  (vergl.  den 
Abschnitt  XIII.  2  «Die  Inschriften»  A.  II.  15),  Bruchstück  einer  linken  Hand,  Kopf 
von  einem  Genius,  alle  drei  Gegenstände  aus  Vilbeler  Sandstein ;  der  hintere  Teil  eines 
Vogels  aus  Basalt. 

Nr.  8.  Ausgemauerter  Brunnen,  östlich  vom  Kastelle  im  Friedrichsdorfer 
Gemeindewald.  Oberer  Durchmesser:  1,05  m,  unterer:  0,95  m.  Tiefe:  5,60  m.  In  der 
Tiefe  von  4.65  m  geht  der  kreisrunde  Querschnitt  in  einen  quadratischen  über,  der 
sich  bis  zur  Sohle  0,60  m  hoch  fortsetzt ;  dieser  Teil  war  mit  eichenen  Bohlen  aus- 
geschalt. Funde:  Gewöhnliche  Thonscherben.  Die  Ausfüllung  bestand  aus  Brand- 
schutt mit  Bausteinen;  ausgeräumt  vom  31.  August  bis  3.  September  1885. 

Nr.  9.  Ausgemauerter  Brunnen,  gleichfalls  im  Friedrichsdorfer  Wald 
und  zwar  an  dem  neuen  Waldwege  gelegen,  der  nach  dem  Gemeinde-Pflanzgarten  und 
dem  «Fröhlichen  Mannskopf»  führt,  hat  wie  Brunnen  Nr.  6  eine  faßähnliche  Verschalung 
von  0,80  m  Höhe,  die  sich  aus  15  eichenen  Dauben  zusammensetzte.  Auch  diese 
wurden  herausgenommen  und  fanden  in  ihrer  ursprünglichen  Zusammensetzung  Auf- 
stellung im  Saalburg -Museum.  Oberer  Durchmesser:  1  m,  unterer:  0,95  m.  Tiefe: 
9  m.  Das  Mauerwerk,  fast  bis  zur  Oberfläche  erhalten,  wurde  erhöht  und  mit  Cement 
und  Rasen  abgedeckt.  Die  Forstbehörde  benutzt  das  dem  Brunnen  reichlich  zu- 
fließende Wasser  zum  Gießen  im  Gemeinde-Pflanzgarten.  Ausfüllung:  Brandschutt  und 
Steine,  Rundholz  und  buchene  Erdstöcke.  Funde:  ein  Stampfer  aus  Buchenholz, 
Dauben  und  ein  Boden  von  einem  kleinen  Zuber.  Ausgebeutet  vom  27.  Mai  bis 
9.  Juni  1885. 

Nr.  10.  Ausgemauerter  Brunnen,  ebendaselbst  südöstlich  von  dem  voi'igen 
gelegen,  wurde  nur  bis  zur  Tiefe  von  5,50  m  ausgeräumt,  weil  von  da  ab  das  Mauer- 


haltigem  phosphorsaurem  Eisenoxydul  -  Oxyd  entstanden.  Die  Bildung  dieser  Vivianit- 
Krystalle  in  der  kurzen  Zeit  von  ca.  1600  Jahren  ist  sehr  leicht  erklärlich.  Die  eisernen 
Gegenstände,  welche  sich  mit  den  Knochen  zugleich  in  dem  Brunnen  gefunden  haben,  sind 
durch  den  Schwefelwasserstoffgehalt  des  Wassers  (aus  Fäulnis  organischer  Substanzen)  in 
Schwefeleisen  und  dieses  durch  Oxydation  in  schwefelsaures  Eisenoxydul  (Eisenvitriol) 
umgewandelt  worden,  und  dieses  hat  sich  in  Lösung  mit  dem  phosphorsauren  Kalke,  woraus 
hauptsächlich  die  Knochen  bestehen,  in  phosphorsaures  Eisenoxydul  (Vivianit)  und  schwefel- 
sauren Kalk  (Gyps),  welch  letzterer  zum  größten  Teile  in  Lösung  mit  dem  Wasser  fort- 
geführt worden  ist,  umgesetzt.» 

136)  Siehe  den  Schluß  dieses  Abschnittes. 


160  Teclinische  Ergebnisse. 

werk  sich  gefährlich  eingebogen  hat.  Eine  vollständige  Ausgrabung  hätte  eine  Ein- 
schalung erforderlich  gemacht;  man  sah  deshalb,  der  erheblichen  Kosten  wegen,  vor- 
läufig von  einer  weiteren  Ausgrabung  ab.  Oberer  Durchmesser :  1,20  m,  unterer,  d.  h. 
bei  5,50  m  Tiefe:  1,10  m.  Ausfüllung:  Brandschutt  und  Steine.  Funde:  In  den 
oberen  Schichten  größere  Stücke  von  Mühlsteinen  aus  Basalt-Lava,  Scherben  und 
stark  verrostete  Nägel.     Ausgeräumt  vom  23.  bis  29.  August  1884. 

Nr.  11,  In  den  Felsen  gehauener  Brunnen,  ebendaselbst  westlich  von 
dem  vorigen  gelegen ;  er  ist  gut  erhalten  und  hat  quadratischen  Querschnitt ;  die  Wände 
sind  nach  oben  rauh,  nach  unten  glatt  gehauen.  Die  Sohle  hat  eine  kesselartige  Ver- 
tiefung von  0,30  m.  Weite:  durchschnittlich  1,20  m,  Tiefe:  5,60  m,  Ausfüllung: 
Oben  wenig  Brandschutt,  dann  Steine,  mit  schiefrigem  Boden  vermischt.  Funde: 
Stücke  von  Buchen-  und  Eichenholz,  Bruchstücke  von  einer  Brunnenwelle*"^).  Aus- 
geräumt vom  1.  bis  10.  Oktober  1885. 

Nr.  12.  Ausgemauerter  Brunnen,  südlich  vom  Kastell,  unterhalb  der  Chaussee 
hinter  den  Kellern  im  Staatswald  gelegen  (siehe  auch  Tafel  XIV,  Fig.  III).  Oberer 
Durchmesser:  1,30  m,  unterer:  0,90  m,  Tiefe:  9,50  m.  Die  gut  erhaltene  Ausmauerung 
sitzt  auf  einem  0,45  m  dicken,  quadratischen  eichenen  Koste.  Ausfüllung:  Durchweg 
Brandschutt,  mit  Bausteinen  vermischt.  Funde:  Ein  Teller  aus  Terra  sigillata  mit 
dem  Töpferstempel  BELLATVLLVSF,  zwei  Teller  aus  gewöhnlichem  Thon,  eine  Schüssel 
ans  Bronze,  eine  Lochaxt,  zwei  große  runde  Nägel  mit  Köpfen  (der  eine  0,30  m,  der 
andere  0,60  m  lang,  durchschnittlich  2^'2  cm  dick),  ein  Stück  eines  Schiebeschlüssels 
aus  Bronze  in  seiner  natürlichen  Metallfarbe  ohne  Grünspan,  Teile  eines  Schrifttäfelchens, 
Dauben  und  Boden  eines  Fäßchens  (Tafel  XIV,  XII  und  XII  a).  Auf  der  Sohle  dieses 
Brunnens  kam  zum  erstenmale  Leder  und  Schuhwerk  zu  Tage  und  zwar  ein  aus 
einem  Stück  Leder  gefertigter  Schuh  (carhatina),  Tafel  LXXX,  Nr.  9.  Ausgeräumt 
vom  9.  bis  22.  August  1884. 

Nr.  13.  Ausgemauerter  Brunnen,  westlich  vom  Kastelle,  jenseits  der  Obern- 
hainer  Straße  gelegen.  Oberer  Durchmesser:  1,10  m,  unterer:  1  m.  Tiefe:  9,20  m. 
Von  der  Sohle  aufwärts  erhebt  sich  eine  60  cm  hohe  quadratische  Eichenholzausschalung, 
darüber  gutes  Mauerwerk.  Ausfüllung:  Hauptsächlich  Steine  und  Waldboden,  da- 
zwischen Buchen-,  Eichen-,  Hasel-  und  Wachholderholz.  Funde:  Scherben  von  ge- 
wöhnlichen Thongefäßen.     Ausgeräumt  vom  12.  bis  20.  August  1885. 

Nr.  14.  Schachtbrunnen,  südlich  vom  Kastelle  auf  dem  Dienstlande  des  Saal - 
burgwärters  gelegen.  Obere  Weite:  1,50  m,  untere:  1,40  m.  Tiefe:  7,30  m.  Die  Her- 
stellung solcher  Schachtbrunnen  ist  bereits  oben  beschrieben  worden ;  es  genügt  daher 
bei  der  Aufzählung  dieser  Brunnen  die  Angabe  der  bezüglichen  Maße.  Der  Schacht- 
brunnen Nr.  14  war  der  erste  seiner  Art,  der  an  der  Saalburg  entdeckt  wurde  (vergl. 
Tafel  XIV,  II — II  c;  die  vorhandenen  Teile  sind  mit  ausgezogenen,  das  Mutmaßliche 
mit  punktierten  Linien  dargestellt).  Er  ist  der  einzige  von  den  23  ausgeräumten 
Schachtbrunnen,  der  eine  teilweise  Hintermauerung  hat.  Ausfüllung:  Bauschutt,  schief- 
riger  Boden  und  Brandschutt,  mit  Holzstücken  und  Knochen  untermischt.  Funde: 
Ein  Stück  einer  Korksohle,  Sandalen,  Schuhwerk  (darunter  ein  Schuh  mit  Goldpressung) 
und  verziertes  Leder  (Tafel  LXXX,  6.  8.  10.  13),  Eisensachen,  ein  Meißel,  ein  Pferde- 
schuh, eine  Flachfeile  mit  Holzgriff  (Tafel  LXXX,  3),  ein  Eimerhenkel,  ein  Scharnier- 
band, ein  Pfriemen,  Nägel  etc.,  ein  Holzrechen  (Raster)  mit  eisernen  Zinken  (Tafel  LXXX,  2), 


"•')  In  Neapel   fand  ich  an  Brunnenwellen  genau  dieselben  Hölzer  zum  Aufwinden 
des  Eimerseiles  verwendet.     Auf  Textfigur  22  ist  eine  solche  Vorrichtung  dargestellt. 


Die  Wasserversorgung.  |ßl 

ein  Schrifttäfelchen  mit  sieben  Zeilen  verblaßter  Schrift,  eine  Nadel  und  ein  Ort- 
band aus  Bein,  zwei  bearbeitete  Ziegenhörner,  ferner  Teile  von  Hanf-  und  Bast- 
seilen und  Fruchtkerne  von  Haselnuß,  Welschnuß,  Pflaumen,  Kirschen,  Aprikosen 
und  Pfii'sichen.  Ausgeräumt  vom  1.  bis  13.  April  1885;  er  stand  längere  Zeit  offen, 
mußte  aber,  da  er  im  oberen  Teile  nicht  mehr  genügend  fest  war,  später  zuge- 
schüttet werden, 

Nr.  15.  Schachtbrunnen  mit  noch  vorhandener,  5  m  hoher  eichener  Ver- 
schalung, ca.  10  m  nördlich  von  dem  vorigen  gelegen.  Er  ist  in  Absätzen  eingegraben 
und  zwar  in  Weiten  von  1,50  m,  1,35  m,  1,25  m,  1,15  m  und  an  der  Sohle  1  m; 
Tiefe:  9,30  m.  Ausfüllung:  Steine,  schiefriger  Grund  und  Brandschutt;  in  letzterem 
viele  organische  Bestandteile,  als  Stroh,  Gras,  Knochen,  Dung  etc.,  was  zusammen  einen 
moorigen  Schlamm  bildete,  in  welchem  sich  die  Altertümer  gut  konservierten.  Dieser 
schlammige  Boden,  dessen  Höhe  diejenige  des  Grundwasserstandes  anzeigt,  fand  sich 
in  fast  allen  ausgeschachteten  Brunnen,  und  zwar  in  Lagen  von  1  bis  4  m  Höhe. 
Funde:  Schuhsohlen,  Stücke  von  Hanfseilen,  ein  Unterkiefer  und  zwei  Hufe  von  einem 
kleinen  Pferde  oder  Maultier,  Knochen,  Kieferteile  von  Nagetieren  und  Fruchtkerne. 
Ausgeräumt  vom  30.  April  bis  16.  Mai  1885. 

Nr.  16.  Schachtbrunnen,  nördlich  vom  vorigen,  direkt  hinter  dem  vor  dem 
Gebücke  liegenden  Keller  c  (Textfigur  21).  Obere  Weite:  1,30  m,  untere:  1,20  m; 
Tiefe:  7,60  m.  Ausfüllung:  Hauptsächlich  Brandschutt  mit  Scherben.  Funde:  Eine 
Ledersohle  und  ein  aus  einem  Stücke  Leder  gearbeiteter  Schuh,  ein  Eimer  aus  Eichen- 
holz mit  eisernem  Henkel  (die  Reife  waren  stark  verrostet,  sodaß  der  Eimer  beim 
Ausheben  zusammenfiel),  eine  eiserne  Mauerklammer,  ein  Löffelbohrer  (1,30  m  lang), 
eine  stark  angebrannte  Rolle  von  Eichenholz  mit  vollständigem  Eisenbeschlag,  Reste 
von  Hanfseilen,  Frachtkerne,  Stücke  von  einem  durchbohrten  Pumpenstock  (?)  und 
Holzröhren  (vielleicht  für  eine  Pumpe  oder  Wasserleitung),  ferner  angebrannte  Balken 
und  Pfosten  von  der  Ziehbrunnen vori'ichtung.  Letztere  wurde  teilweise  wieder  zu- 
sammengesetzt und  im  Saalburg- Museum  aufgestellt;  siehe  Tafel  XIV,  Fig.  IIa  und 
IIb,  sowie  die  Rekonstruktionsversuche  auf  Textfig.  22.  Ausgeräumt  vom  13.  bis 
23.  November  1885.  Die  4  m  hohe  Einschalung  wurde,  ausschließlich  eines  60  cm  hohen 
Stückes,  herausgenommen  und  dann  der  Brunnen  wieder  zugeschüttet. 

Nr.  17.  Schachtbrunnen,  jenseits  der  Usinger-Straße,  hinter  den  Kellern  an 
der  Grenzschneise  des  Friedrichsdorfer  Gemeindewaldes  gelegen.  Obere  Weite:  1,25  m, 
untere:  1,15  m;  Tiefe:  10,15  m.  Die  Verschalung,  die  noch  3,45  m  hoch  vorhanden 
war,  ging  nur  bis  zur  Tiefe  von  8,15  m,  die  letzten  2  m  des  Schachtes  standen  in 
festem  Schiefer.  Ausfüllung:  Brandschutt,  mit  Scherben  vermischt.  Funde:  Ziegel  mit 
Stempel  COH  IUI  VIND,  Dachschindel  von  Eichenholz  (Tafel  XIV,  X),  Leder- 
sohlen, Stückchen  von  Wollengewebe,  Weidengeflecht  von  einem  Korbe,  Fruchtkerne,  ein 
Teil  eines  Wagenrades,  bestehend  in  Speichen  und  Nabe  mit  eisernem  Nabering  (Taf.  LXXX, 
Fig.  1,  la  und  Ib),  sowie  eine  plattgedrückte  Nabe  und  mehrere  Speichen  aus  Eschen- 
holz, ein  Deichselring  mit  zwei  Ketten -Gleichen  (auf  dem  ersteren  die  eingravierte  In- 
schrift LEGr  XIIII)^^'').  Die  letztgenannten  Fundstücke  lagen  fast  auf  der  Sohle  des 
Brunnens  und  wurden  in  Gegenwart  Sr.  Kaiserlichen  und  Königlichen  Hoheit  des  Kron- 
prinzen Friedrich  Wilhelm  am  25.  September  1885  ausgegraben.  Ausgeräumt  vom  11. 
bis  25.  September  1885.  Die  Verschalung  wurde  herausgenommen  und  der  Brunnen 
wieder  zugeschüttet. 


137)  Vergl.  Abschnitt  XIII,  2.  D,  1. 
Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalbuig.  11 


162  Technische  Ergebnisse. 

Nr.  18.  Schachtbrunnen,  südlich  vom  vorigen.  Obere  Weite:  1,85  m,  dann 
in  zwei  Absätzen:  1,20  m  und  0,95  m;  Tiefe:  9,70  m.  Obgleich  quadratisch,  war  eine 
Holzeinschalung  nicht  mehr  vorhanden.  Für  den  unteren,  in  festen  Schiefer  gehauenen 
Teil  war  eine  solche  nicht  nötig,  auch  hat  der  Brunnen  von  unten  aufwärts  einen  runden 
Querschnitt.  Die  Ausfüllung  bestand  in  ca.  2  m  hoch  liegendem  Brandschutte  und 
schiefrigem  Boden;  auf  der  Sohle  lag  Schlamm.  Funde:  Ein  großer  Teil  eines  einst 
arg  zerrissenen  und  immer  wieder  geflickten  Lederkollers,  Ledersohlen  und  eine  Holz- 
sandale (Tafel  LXXX,  Fig.  12,  14,  5  und  5a),  eine  eiserne  Messerklinge  (in  zwei 
Stücken),  ein  Krügelchen,  eichene  Dauben  und  ein  Boden  von  einem  Eimer,  sowie  Frucht- 
kerne.    Ausgeräumt  vom  26.  Oktober  bis  6.  November  1885,  dann  zugeschüttet. 

Nr.  19.  Schachtbrunnen,  südöstlich  vom  vorigen.  Obere  Weite:  1,30  m,  dann 
in  drei  Absätzen:  1,05  m,  1  m  und  0,95  m.  Tiefe:  8,50  m.  Von  unten  aufwärts 
steigend  1  m  in  Felsen  gehauen,  dann  2,50  m  hoch  verschalt.  Ausfüllung:  1,50  m 
Brandschutt,  dann  schiefriger  Grund,  ohne  jede  Spur  von  Scherben.  Funde:  Ein 
Bronzehenkel,  Gartenhäckchen  aus  Eisen  mit  Holzstiel,  eine  Ledersohle,  zwei  verzierte 
Schuhe  (Taf.  LXXX,  Fig.  7  und  11),  ein  großer  Teil  einer  Schüssel  aus  Rüsternholz 
(Tafel  LXXX,  Fig.  4).  Ausgeräumt  vom  12.  bis  22.  Oktober  1885.  Die  eichenen  Bohlen, 
die   angefault  waren,  wurden  herausgenommen  und  der  Brunnen  wieder  zugeschüttet. 

Nr.  20.  Schachtbrunnen,  südwestlich  vom  vorigen.  Obere  Weite:  1,50  m, 
untere:  1,45  m;  Tiefe:  5,50  m.  Ausfüllung:  Brandschutt  mit  Steinen.  Keine  Funde. 
Ausgeräumt  vom  7.  bis  13.  November  1885.  Die  1  m  hohe  Verschalung  wurde 
herausgenommen  und  der  Bninnen  zugeschüttet. 

Nr.  21.  Ausgemauerter  Brunnen  im  Friedrichs dorf er  Gemeindewald,  östlich 
vom  Kastelle.  Er  wurde  im  Herbste  1885  gefunden.  Die  Ausräumung  erfolgte  vom 
24.  bis  27.  Oktober  1888.  Der  Brunnen  ist  8  m  tief;  die  faßähnliche  Verschalung 
an  der  Sohle,  aus  18  Dauben  bestehend,  hat  eine  Höhe  von  0,85  m,  sodass  für  die 
Höhe  der  darüber  stehenden  Ummauerung  noch  7,15  m  verbleiben;  obere  Weite:  1  m, 
untere:  0,85  m.  Die  Einschalung  läuft  konisch  zu  und  hat  oben  0,90  und  am  Boden 
0,70  m  Durchmesser.  Hieraus  ergiebt  sich,  daß  das  Mauerwerk  über  derselben  hervor- 
steht. Hinter  dem  Fasse,  welches,  ohne  Reifen,  nur  durch  die  Spannung  gehalten  wird, 
befand  sich  eine  Ausfüllung  von  lose  eingelegten  Steinen,  die  zur  Verspannung  und 
vielleicht  gleichzeitig  mit  zur  Filtration  des  Wassers  gedient  hat.  Funde:  Zwei  Stücke 
Leder  von  einer  Sandale,  ein  großer  Nagel,  0,55  m  lang,  mit  rundem  Querschnitte,  der 
wahrscheinlich  ursprünglich  als  Schemelnagel  (Verbindung  des  Wagenschemels  und  der 
Vorderachse  eines  Wagens  oder  Karrens)  benutzt  war,  Stücke  von  bearbeitetem  Holz 
und  Scherben  von  gewöhnlichen  Thongefäßen. 

Nr.  22.  Schachtbrunnen,  westlich  von  den  an  der  Römerstraße  gelegenen 
Kellern.  Obere  Weite:  1,30  m,  dann  in  drei  Absätzen:  1,10  m,  0,90  m  und  0,80  m; 
Tiefe:  9,70  m.  Dieser  gleichfalls  mit  eichenen  Bohlen  ausgeschalte  Brunnen  war  auf 
der  Sohle  mit  eichenen  Brettern  belegt.  Ausfüllung:  Brandschutt  mit  Scherben  und 
Ziegelstücken.  Funde:  2  Bronzemünzen,  die  eine  schlecht,  die  andere  sehr  gut  erhalten, 
ohne  Patina  (Hadrian) ;  zwei  Bronzeverzierungen ,  etwa  wie  Fig.  8  auf  Tafel  LIX, 
ein  Ringschlüssel,  eine  Ledersohle,  Nägel,  Knochen  und  Fruchtkerne;  im  Schlamm  auf 
der  Sohle  ein  größeres  Stück  eines  facettierten  Glasspiegels  mit  Goldfolie.  Die  Ein- 
schalung, noch  6,40  m  hoch  vorhanden,  wurde  herausgenommen  und  der  Brunnen  zu- 
geschüttet. Ausgeräumt  vom  15.  bis  20.  Mai  1886.  Am  18.  Mai  wohnten  den  Arbeiten 
bei:  Se.  Kaiserliche  und  Königliche  Hoheit  der  Kronprinz  Friedrich  Wilhelm  mit 
seiner  hohen  Gemahlin  und  den  drei  Prinzessinnen  Töchtern. 


Die  Wasserversorgung.  163 

Nr.  23.  Schachtbrunnen,  südlich  vom  Kastelle,  unterhalb  der  Usinger  Straße, 
10  m  westlich  vom  Brunnen  Nr.  18;  als  solcher  durch  4  m  tiefe  Eingrabung  im 
Frühjahr  1886  nachgewiesen.  Tiefe:  12  m  in  Absätzen.  Obere  Weite:  1,40  m, 
dann  1,20  m,  am  Boden:  0,85  m;  erst  in  einer  Tiefe  von  6,25  m  fand  sich  die  eichene 
Holzeinschalung.  Funde:  Eine  eiserne  Schale,  stark  verrostet,  ein  eiserner  Doppel- 
haken, eine  Schuhsohle,  Bruchstücke  von  Eimer-Dauben,  Spielsteine  aus  Thon  und  Bruch- 
stücke von  Gefäßen.     Ausgeräumt  vom  6.  bis  19.  August  1887. 

Nr.  24.  Schachtbrunnen,  südöstlich  vom  Kastelle,  in  dem  Zwickel  zwischen 
Römerstraße  und  Chaussee.  Obere  Weite:  1,50  m,  untere:  1,30  m;  Tiefe:  9,00  m;  die 
kesselartige  Aushöhlung  1  m  tief,  also  zusammen  10  m.  Ausfüllung:  Hauptsächlich 
Brandschutt,  untermischt  mit  schiefrigem  Grunde.  Fundstücke:  Drei  Ledersohlen, 
ein  Kinderschuh  (ähnlich  dem  auf  Tafel  LXXX,  Nr.  11  abgebildeten),  eine  Hornnadel, 
Bruchstücke  einer  gedrehten  Holzschale  mit  Bronzeblech,  ein  Ring,  welcher  zum  Zusammen- 
halten um  den  oberen  Rand  der  Schale  befestigt  war,  eine  eiserne  Auswurfschippe,  Bruch- 
stücke von  verzierter  Terra  sigillata,  Knochen  und  Schädel  von  Pferden  und  Frucht- 
kerne. Ausgeräumt  vom  20.  August  bis  8.  September  1886.  Nach  Herausnahme  der 
6  m  hohen  Einschalung  von  sehr  gut  erhaltenen  eichenen  Bohlen  wieder  zugeschüttet. 

Nr.  25.  Schachtbrunnen.  Vollständig  ausgeräumt  vom  18.  bis  26.  Juli  1887. 
Tiefe:  6,50  m.  Die  Holzeinschalung  begann  bei  4  m  Tiefe;  dieselbe  war  2,10  m 
hoch,  noch  gut  erhalten  und  0,40  m  tief  in  den  feststehenden  Schiefer  eingehauen; 
obere  Weite:  1,40  m,  am  Boden:  1,10  m.  Funde:  Mühlsteinbruchstücke,  5  Speichen 
von  einem  Karrenrad  aus  Eschenholz,  zwei  eiserne  Nabenringe,  Ringe  mit  Ketten- 
gleichen, Schüsselchen  aus  gewöhnlichem  Thone  und  Scherben. 

Nr.  26.  Schachtbrunnen.  Vollständig  ausgeräumt  vom  29.  Juli  bis  5.  August  1887, 
Tiefe:  7,80  m;  bei  3,80  m  fing  die  gut  erhaltene  und  4  m  hohe  Holzverschalung  an. 
Obere  Weite:  1,80  m,  untere:  1,05  m.  Funde:  Stücke  von  Seilen  und  Bast,  12  Dauben 
und  der  Boden  eines  Eimers  von  Eichenholz,  sowie  andere  Teile  von  Eimern;  ein 
Rechen  aus  Eschenholz  mit  7  Löchern  für  die  eisernen  Zinken,  ein  Kinderspielzeug 
(Schnurre)  aus  Holz,  ähnlich  wie  ein  Doppelknopf,  Lederstücke  von  Schuhwerk,  viele 
Scherben  aus  Terra  sigillata  und  aus  gewöhnlichem  Thone. 

Nr.  27.  Ausgemauerter  Brunnen,  15  m  östlich  von  Nr.  26,  in  der  Friedrichs- 
dorfer  Grenzschneise.  Das  Mauerwerk  steht  auf  Felsen.  Oberer  und  unterer  Durch- 
messer: 1,10  m,  also  gleich  weit;  Tiefe:  7,30  m.  Ausfüllung:  Brandschutt  mit  Steinen. 
Funde:  Ein  Kinderschuh  (calceus) ,  zwei  Schuhsohlen,  eine  Glatt-  oder  Klebscheibe 
von  Eichenholz,  eine  Fibula  mit  Email  —  ohne  Grünspan  —  in  natürlichem,  gelbem 
Metallglanze  erhalten,  ähnlich  wie  Fig.  17  auf  Tafel  LXIX.  Ausgeräumt  vom  13.  bis 
20.  September  1886.  Da  der  Brunnen  in  dem  Friedrichsdorfer  Gemeindewalde,  und 
zwar  in  der  Grenzschneise  (Waldweg)  liegt,  konnte  er  trotz  seines  gut  erhaltenen  Mauer- 
werks nicht  offen  gelassen  werden. 

Nr.  28.  Ausgemauerter  Brunnen,  nördlich  von  dem  vorigen,  unmittelbar  an 
der  Grenzschneise  im  Staatswald,  auf  Felsen  gemauert.  Oberer  Durchmesser:  1,20  m, 
unterer:  0,95  m;  Tiefe:  11  m.  Ausfüllung:  Brandschutt,  hauptsächlich  mit  Knochen  ver- 
mischt, besonders  nach  der  Sohle  hin.  Funde:  Boden  von  einem  Kübelchen  oder 
Fäßchen  aus  Pinien-  oder  Fichtenholz,  Amphorenscherben,  eine  mit  einer  eingekratzten 
Inschrift,  zwei  Schädel  und  viele  Knochen,  sowie  fünf  Hufe  von  Pferden.  Ausgeräumt 
vom  20.  September  bis  2.  Oktober  1886.  Das  Mauerwerk  des  Brunnens  ist  vorzüglich 
erhalten  und  geht  bis  zum  Waldboden,  von  wo  aus  einige  Schichten  aufgemauert 
wurden;  der  Brunnen  ist  sehr  wasserreich. 

11» 


164  Technische  Ergehnisse. 

Nr.  29.  Brunnen  mit  teils  quadratischem,  teils  kreisrundem  Querschnitte  ohne 
Ausmauerung  und  ohne  Ausschalung,  in  der  Betentura  des  Kastelles  gelegen.  Bei  den 
Aufdeckungsarbeiten  in  dem  westlichen  Teile  der  Betentura  wurde  auch  diese  schon 
bekannte,  jedoch  1882  zugeschüttete  Vertiefung  wieder  ausgegraben,  wobei  sich  ein  in 
Letten  und  Felsen  angelegter  Brunnenschacht  ergab.  Derselbe  ist  aus  unbekannten 
Ursachen  von  den  Kömern  nicht  ausgebaut,  sondern  mit  dem  ausgehobenen  Boden-Letten 
und  Schiefer,  in  denen  sich  kleinere  Schichten  von  Hausabfällen  fanden,  wieder  zuge- 
worfen worden.  Auch  ist  der  Schacht  nicht  bis  zu  den  wasserführenden  Quarzitadern 
gegraben ;  es  liegt  deshall)  die  Vermutung  nahe,  daß  sich  bei  der  Anlage  des  Brunnens 
Stickgase  zeigten,  welche  die  Kömer  verhinderten,  die  Arbeit  zu  vollenden.  Und  in 
der  That  kamen  beim  Ausrilumen  Stickgase  zum  Vorschein,  welche  besondere  Vor- 
kehrungen erforderten,  um  die  Arbeit  gefahrlos  zu  Ende  führen  zu  können.  Möglicher- 
weise kannten  die  römischen  Brunnengräber  an  der  Saalburg  keine  Hilfsmittel,  um 
sich  gegen  diese  Ausdünstungen  zu  schützen  und  die  Luft  in  dem  Schachte  so  zu  ver- 
bessern, daß  sie  ihn  hätten  vollenden  können;  denn  ohne  zwingende  Gründe  wurde 
die  große  Arbeit  wohl  nicht  aufgegeben.  PUnius  giebt  zwar  im  31.  Buche,  §  28, 
Mittel  «die  schädlichen  Dünste  zu  beseitigen»  an  und  sagt,  man  müsse,  um  die  Luft 
zu  verbessern,  «beständig  leinene  Tücher  darin  schütteln  und  jene  so  herausventilieren». 
Auch  Vitruv  (VIIL  6.  12.)  empfiehlt  für  derartige  Arbeiten  heute  noch  übliche  Vor- 
sichtsmaliregeln mit  den  Worten:  «Man  lasse  eine  angezündete  Lampe  hinab;  bleibt 
diese  brennend,  so  wird  man  ohne  Gefahr  hinuntersteigen.  Wird  aber  das  Licht 
durch  die  Stickgase  ausgelöscht,  so  gi'abe  man  neben  dem  Brunnenschachte  zur  Rechten 
und  Linken  Wetterschachte,  worauf  die  Luftströmungen  durch  diese  —  gleichsam 
wie  dui'ch  Nasenlöcher  —  entweichen  werden.»  In  den  Gebieten  des  Taunus,  wo 
die  geologischen  Verhältnisse  dieselben  wie  an  der  Saalburg  sind,  kommt  es  sehr 
oft  vor,  daß  die  durchgegi-abenen  verfaulten  Schieferschichten  Stickgase  entweichen 
lassen ,  welche  während  der  Ausgrabung  des  Schachtes  beständig  mittels  einer  Art 
Luftpumpe  beseitigt  werden  müssen.  Sobald  die  Bninnengräber  auf  die  wasserführenden 
Quarzschichten  stoßen  und  Wasser  einfließt,  verschwindet  die  Stickluft. 

Größe  des  Schachtes,  der  bis  zu  8  m  Tiefe  quadratisch  war:  4  m;  dann  kreis- 
rund mit  einem  Durchmesser  von  2  bezw.  1,80  m.  Gesamttiefe:  14  m.  Funde: 
Eine  auf  beiden  Seiten  mit  Leder  umhüllte  Korksohle,  di-ei  Stückchen  von  einem  sehr 
dünnen,  mit  Zinnfolie  belegten,  konvexen  Glasspiegel,  ähnlich  dem  Glase  einer  Taschen- 
uhr, und  zwei  Böden  von  Terra-sigillata  -  Gefäßen  mit  den  Töpferstempeln  VIMPVSF 
und  REGINVSFEC.  In  den  schon  erwähnten  Schichten,  in  denen  Hausabfälle  mit 
Dung  vermischt  vorkamen,  befanden  sich  drusenförmig  eingebettete  Käferlarven.  Die 
Ausräumung  des  Schachtes  fand  mit  einigen  Unterbrechungen  vom  12.  Juli  bis 
20.  August  1886  statt,  worauf  er  wieder  zugeschüttet  wurde. 

Nr.  30.  Schachtbrunnen.  Die  4  m  tiefe  und  an  der  Oberfläche  5  m  breite 
Vertiefung  führt  im  Volksmunde  den  Namen  «Herrenbütte» ;  eine  andere  Bezeichnung, 
«Schloßborn»,  mag  dadurch  entstanden  sein,  daß  der  Brunnen  stets  mit  Wasser  an- 
gefüllt ist  und  direkt  an  der  Villa  liegt,  der  man  früher  den  Namen  «Schloß»  bei- 
gelegt hatte.  Die  Ausräumung  konnte  infolge  schlechten  Wetters  nicht  zu  Ende  ge- 
führt werden.  Die  vom  4.  Oktober  bis  16.  November  1886  ausgeführten  Arbeiten  haben 
die  vollständige  Gewißheit  geliefert,  daß  sich  hier  ein  großer  und  tiefer  Brunnen  befand, 
der  entweder  niemals  ganz  verschüttet  oder  vielleicht  in  der  Zeit,  als  Schatzgräber 
auf  der  Saalburg  wühlten,  ausgeräumt  wurde.  Für  Letzteres  sprechen  die  mehrfachen 
provisorischen  Absprießungen  aus  gewöhnlichem  Rundholz,  sowie  daß  sich  die  alte  Bohlen- 


Die  Wasserversorgung.  165 

einschalung  nicht  mehr  an  ihrer  ursprünglichen  Stelle  befand,  sondern  kreuz  und  quer 
durcheinanderlag.  Erst  in  der  Tiefe  von  14  in,  v^^o  die  Arbeiten  eingestellt  wurden, 
schien  es,  daß  die  Bohlen  sich  noch  in  der  richtigen  Lage  befänden,  indessen  trafen 
wir  bis  zu  dieser  Tiefe  immer  noch,  wie  in  den  ersten  Schichten,  viel  Laub  von  Eichen 
und  Buchen  an,  das  nicht  aus  der  Römerzeit,  sondern  aus  einer  Zeit  herstammt,  in 
welcher  die  Saalburg  schon  mit  Wald  bedeckt  war. 

Der  Schacht  steht  fest  im  Schiefer,  doch  sind  einzelne  Lagen  stark  zersetzt,  so- 
daß  der  Brunnen  nicht  ohne  Einschalung  auszuräumen  war.  Der  obere  Teil  des  Schachtes 
ist  durch  das  Abbröckeln  des  Schiefers  allmählich  weiter  geworden,  er  hat  an  -der  Ober- 
fläche 5  m  und  bei  7  m  Tiefe  noch  3  m  Weite;  von  da  ab  ist  der  Querschnitt 
kreisrund  mit  einem  Durchmesser  von  1,80  m.  Nach  den  angestellten  Untersuchungen 
hat  der  Brunnen  eine  größere  Tiefe  als  die  bis  jetzt  ermittelte  (14  m),  was  sich  durch 
das  Einstechen  eines  eisernen  Bohrers  nachweisen  ließ.  Der  obere  Teil  war  mit  Mauer- 
steinen (darunter  viele  Bruchstücke  aus  Basalt  und  Vilbeler  Sandstein)  ausgefüllt,  dann 
folgte  mit  Laub  vermischter  Brandschutt.  Außer  Bruchstücken  von  Ziegeln  und  Thon- 
gefäßen  lieferte  der  Brunnen  keine  Funde. 

Nr.  31.  Schachtbrunnen,  südöstlich  vor  dem  Kastelle,  neben  einem  Keller 
gelegen;  ausgeräumt  vom  1.  bis  10.  September  1887.  Tiefe:  10,00  m;  die  Verschalung 
war  von  unten  aus  in  einer  Höhe  von  7,50  m  gut  erhalten;  die  OefPnung  hatte  oben 
eine  Weite  von  3  m,  was  sich  am  besten  durch  ein  Nachrutschen  bei  der  Anlegung  er- 
klären lassen  wird.  Beim  Beginne  der  Ausschalung,  in  einer  Tiefe  von  2,50  m,  beträgt 
die  lichte  Weite  1,40  m,  am  Boden  1,10  m.  Besonders  interessant  ist  an  diesem  Schacht- 
brunnen die  an  den  vier  Ecken  noch  erhalten  gewesene  Verspannung  durch  5  :  5  cm 
starke  Querhölzer,  die  vielleicht  auch  als  Leiter  dienten;  zur  Verstärkung  der  Ein- 
schalung waren  sie  nicht  erforderlich,  da  die  Bohlen  mit  ihren  üeberkämmungen  ge- 
nügten, um  dem  Erddrucke  zu  widerstehen.  Funde:  Eine  gut  erhaltene  Axt  mit  Holz- 
stiel (das  Eisen  war  mit  Vivianit  überzogen),  Ledei'stücke  von  Schuhwerk,  Schuhsohlen, 
ein  Huf  und  Knochen  von  Pferden,  der  größere  Teil  eines  Trockenfruchtmaßes  (römischer 
Doppelmodius),  dessen  Boden  vollständig  und  der  übrige  Teil  soweit  erhalten  war,  daß 
das  Gefäß  wieder  zusammengesetzt  werden  konnte;  Bruchstücke  eines  gedrehten  Holz- 
gefäßes und  eine  kleine  Urne  aus  schwarzem  Thon. 

Nr.  32.  Östlich  von  dem  vorigen  lag  ein  angefangener  und  nicht  fertig  gestellter 
Brunnen  mit  rundem  Querschnitt;  er  hatte  weder  Mauerwerk  noch  eine  Holzeinschalung. 
Tiefe:  2,50  m,  Durchmesser:  1,80  m.  Er  war  mit  roher  Erde,  in  der  nur  wenige 
Scherben  lagen,  ausgefüllt.     Ausgeräumt  vom  28.  bis  30.  September  1887. 

Nr.  33.  Schachtbrunnen  im  Kastelle,  östlich  vom  Magazin.  Querschnitt: 
unregelmäßiges  Viereck.  Tiefe:  6,50  m;  Durchmesser  oben:  4m,  unten:  2  m;  Ver- 
schalung nicht  vorhanden.  Funde:  Eine  kleine  Bleikugel,  Terra-sigillata-Schale  in 
Stücken,  Dachschindeln  aus  Eichenholz  und  verschiedene  Holzstücke,  2  Bronzemünzen, 
die  eine  von  Antoninus  Plus,  die  andere  unleserlich.  Ausgeräumt  mit  Unterbrechungen 
vom  29.  Juni  bis  14.  Juli  1888. 

Nr.  34.  Schachtbrunnen.  Ausgegraben  vom  14. — 15.  Oktober  1889.  Tiefe: 
8  m;  von  oben  bis  zur  Tiefe  von  3  m,  dem  Beginne  der  Verschalung,  welche 
2  m  hoch  erhalten  war,  in  festen  Schiefer  eingehauen,  alsdann  abermals  3  m  tief  in 
gleicher  Weise  hergestellt.  Weite,  oben:  1,40  m,  unten:  1,30  m,  im  Felsen:  1,20  m. 
Funde:  4  Bronzemünzen  (3  unbestimmbar,  eine  von  Hadrian),  ein  Hufeisen  von 
eigentümlicher  Form,  Werkzeuge  zum  Hufbeschlag,  eine  gut  erhaltene  Hauklinge,  ein 
kleiner  Amboß,  ein  Thürschloß,  ein  Schiebe-  und  ein  Drehschlüssel,  ein  kleines  Thon- 


X66  Technische  Ergebnisse. 

gefUß,  ein  Topfdeckel  (aus  gewöhnlichem  schwarzem  Thon  mit  merkwürdigem  Knopf), 
Boden  eines  Terra-sigillata-GefUßes  mit  dem  Töpferstempel  VIMPVS,  Lederwerk,  Hanf- 
geflecht und  sämtliche  Teile  eines  hölzernen  Brunneneimers. 

Nr.  35.  Schachtbrunnen,  in  der  Bürgerlichen  Niederlassung.  Dieser  und 
die  folgenden  Brunnen  bis  einschließlich  Nr.  40  liegen  hinter  den,  an  der  Westseite 
der  Hauptstraße  (Saalburg-Heddernheim)  gelegenen  Kellern.  Ausgegraben  vom  16.  bis 
28.  Juni  1890.  Tiefe:  8,50  m;  bei  3  m  fing  die  eichene  Verschalung  an  und  er- 
streckte sich  bis  zu  einer  Tiefe  von  7,65  m ;  von  da  ab  war  der  Schacht  mit  rundem 
Querschnitt  in  den  Felsen  gehauen.  Weite,  oben:  1,50  m,  unten:  1,35  m.  Funde: 
Eine  Doppel -Rodhacke,  ein  Meißel,  verschiedenes  Eisenwerk,  Stücke  von  Mühlsteinen, 
Lederstücke  von  Schuhen,  Scherben  von  Gefäßen.  Besonders  hervorzuheben  sind  einige 
mittelalterliche  Thonplättchen  (Fliesen)  mit  Verzierungen,  die  in  einer  Tiefe  von  etwa 
7  m  gefunden  wurden;  dieselben  stimmen  in  Größe  und  Technik  mit  denen  über- 
ein, die  man  bei  dem  in  der  Nähe  der  Lochmühle  gelegenen  Kloster  Thron  (siehe  S.  5) 
fand.  Es  liegt  daher  die  Vermutung  nahe,  daß  im  Mittelalter  dieser  an  dem  alten 
römischen  Wege,  der  jenseits  der  Höhe  zu  jenem  Thron  fährte,  gelegene  Brunnen 
noch  teilweise  offen  stand  und  die  Fliesen  durch  Zufall  hineinkamen. 

Nr.  36.  Gemauerter  Brunnen;  er  steht  in  einer  Tiefe  von  7  m  auf  einem 
viereckigen,  20:20  cm  starken  eichenen  Roste,  ist  dann  2  m  tief  in  Felsen  gehauen, 
sodaß  die  Gesamttiefe  9  m  beträgt.  Weite,  oben:  1,10  m,  unten:  1  m.  Die  in  den 
Felsen  gegrabene  konische  Einschachtung  hat  oben,  d.  h.  unter  dem  Holzroste,  eine 
Weite  von  1,40  m  und  springt  dann  um  die  Stärke  des  viereckigen  Rostes  zurück, 
der  seine  Auflagerung  nur  auf  den  Zwickeln  findet,  die  durch  den  Übergang  von  dem 
kreisförmigen  Felsenschachte  in  den  viereckigen  Rost  entstehen.  Ausgeräumt  vom 
17.  bis  26.  August  1891.  Funde:  Ein  Krügelchen,  eine  Schüssel,  verschiedene  San- 
dalen, ein  Kinderschuh  und  Lederstücke,  ein  Schrifttäfelchen'  aus  Pinienholz  (ohne 
leserliche  Schrift),  der  größte  Teil  eines  zweiseitigen  Kammes  aus  Buchsbaumholz, 
Teile  von  Eimern  und  sonstigen  Holzgefäßen,  Dachschindeln,  Obstkeme  von  Mirabellen, 
Kirschen  und  Nüssen,  eine  Bronzemünze  von  Hadrian,  und  als  besonders  wertvoll: 
Stücke  von  Weinreben.  Bei  der  Ausschachtung  des  letzten  Schuttes  am  Boden,  wo 
in  der  Regel  die  besterhaltenen  oder  vielmehr  die  interessantesten  Funde  der  Brunnen 
liegen,  —  am  26.  August  1891  —  waren  Ihre  Majestät  die  Kaiserin  Friedrich, 
Se.  Königl.  Hoheit  der  Prinz  von  Wales,  Se.  Königl.  Hoheit  der  Kronprinz  von  Griechen- 
land nebst  Gemahlin  und  Ihre  Königl.  Hoheit  die  Prinzessin  Margarethe  von  Preußen, 
nunmehrige  Prinzessin  Friedrich  Karl  von  Hessen,  anwesend. 

Nr.  37.  Schachtbrunnen.  Tiefe:  5,50  m;  Weite,  oben:  1,40  m,  unten: 
1,20  m;  Verschalung  1  m  hoch,  in  Felsen  gehauen  1  m.  Funde:  Backstein  mit 
Stempel  der  Coh.  IUI.  Vindel.,  verschiedene  Gegenstände  aus  Holz,  darunter  die 
Rolle  aus  Rüsternholz  (Textfigur  23,  2a — 2d).  Ausgeräumt  vom  14,  bis  17.  Sep- 
tember 1891. 

Nr.  38.  Gemauerter  Brunnen.  Tiefe:  8  m;  Weite,  oben:  1,15  m,  unten: 
0,90  m.  Im  Boden  fand  sich  eine  nach  unten  konisch  zulaufende  Verschalung;  diese 
hatte  eine  Höhe  von  0,90  m,  oben  eine  Weite  von  0,90  m  und  unten  eine  solche  von 
0,75  m;  sie  wurde  herausgenommen.  Funde:  Eine  blaue  Glasperle,  ein  eiserner 
Hammer  mit  Holzstiel,  Hanfflechtwerk  von  Seilen,  Dachziegel,  Ziegelstücke  mit  Ab- 
drücken von  Hundepfoten,  bearbeitetes  Holz,  Dauben  und  Böden  von  Eimern,  Leder 
von  Schuhwerk,  eine  eiserne  Kette  und  Bruchstücke  von  Gefäßen.  Ausgeräumt  vom 
22.  bis  80.  Juli  1891. 


Die  Wasserversorgung.  167 

Nr.  39.  Gemauerter  Brunnen.  Tiefe:  6  m;  Weite,  oben:  1,30  m,  unten: 
0,82  m.  Faßartige  Verschalung  am  Boden:  0,90  m  hoch  und  0,80  m  weit.  Aus- 
geräumt vom  12.  bis  15.  August  1891.  Funde:  Zwei  Eimer  aus  Eichenholz  mit 
Beschlägen,  eine  kleine  Votivhand  aus  Bronze,  ein  kleines  Herz  aus  Goldblech,  eine 
Schale  von  Zinn,  ein  Halsring  aus  Bronze  mit  beweglichem  Verschluß,  sowie  ein 
kupferner  Kessel  mit  eisernem  Tragringe,  Alles  im  Schlamme  gut  erhalten  und  wenig 
oxydiert. 

Nr.  40.  Gemauerter  Brunnen,  entdeckt  1891,  ausgegraben  vom  31.  Mai  bis 
6.  Juni  und  am  14.  Oktober  1893.  Tiefe:  8,50  m;  Weite,  oben:  1,05  m,  unten: 
0,90  m;  an  der  Brunnensohle  eine  faßartige  Verschalung,  0,80  m  hoch  und  0,90  m 
weit.  Da  kein  Holzrost  unter  dem  etwas  gelockerten  Mauer  werke  lag,  mußte  die  ein- 
gespannte Verschalung  darin  belassen  werden,  da  sonst  der  Einsturz  des  Mauer- 
werks zu  befürchten  war.  Funde:  Einige  wohlerhaltene  Gefäße  aus  gewöhnlichem 
Thone,  eine  gefältelte  Urne,  Stücke  von  Mühlsteinen,  Hohlziegel,  mit  Pech  oder  Asphalt 
bestrichen,  Ledersachen  (Sandalen,  ein  Pantoffel,  ein  Schnürschuh);  Holzgegenstände: 
Dachschindel,  Felgen  und  Speichen  von  einem  Schwungrade,  welches  zum  Heben  des 
Wassers  gedient  haben  mag,  Teile  von  Schrifttäfelchen  aus  Pinienholz  und  Stücke 
von  einem  Holzgefäße;  ferner  Eisensachen,  Haken,  Ringe,  Doppelhacke,  ein  Bronzering 
und  eine  Bronzemünze  {Trajan),  Bastflechten,  Knochen  von  Pferd,  Hund  und  Fuchs, 
Fruchtkerne  von  Kirschen,  Welsch-  und  Haselnüsse. 

Se.  Königl.  Hoheit  Prinz  Heinrich  von  Preußen  nebst  Gemahlin,  Ihrer  Königl. 
Hoheit  der  Prinzessin  Irene,  und  Se.  Hoheit  Prinz  Friedrich  Karl  von  Hessen  wohnten 
am  14.  Oktober  1893  der  Ausgrabung  bei,  an  der  Prinz  Heinrich  sich  selbst  mit 
großem  Eifer  in  der  Tiefe  des  Brunnens  beteiligte;  Se.  Königl.  Hoheit  hatte  die  Freude, 
den  gut  erhaltenen  Schnürschuh  und  das  Rad  zu  finden. 

Nr.  41.  Gemauerter  Brunnen,  mit  kesselartiger  Vertiefung  im  Felsen;  er 
lag  östlich  vom  Kastelle,  in  einem  Räume  des  Kaufhauses.  Tiefe:  4  m;  Weite,  oben: 
1  m,  unten:  0,80  m.  Gefunden  wurde  nichts,  selbst  die  eingefüllte  Erde  enthielt 
keine  Scherben. 

Nachdem  im  Vorstehenden  die  Brunnen  einzeln  nach  Abmessungen, 
Konstruktion  und  Inhalt  besprochen  worden  sind,  erübrigt  noch,  einige  all- 
gemeine Bemerkungen  und  Schlußfolgerungen  daran  zu  knüpfen. 

Zunächst  hat  sich,  was  die  Lage  der  Brunnen  betrifft,  ergeben,  daß  im 
Kastelle  selbst  deren  nur  6  aufgefunden  wurden;  es  ist  dies  im  Vergleiche 
mit  der  Zahl  der  in  dem  Gelände  vor  dem  Kastelle  liegenden  Brunnen  eine 
sehr  geringe,  insbesondere  wenn  man  erwägt,  daß  sich  diese  auf  die  gesamte 
Fläche  des  Kastells  (32  500  qm)  verteilen,  von  der  nahezu  30  000  qm  systematisch 
ausgegraben  sind.  Es  kommt  demnach  hier  auf  5000  qm  nur  ein  Brunnen. 
Dagegen  fanden  sich  in  der  Bürgerlichen  Niederlassung  auf  einem  südlich  des 
Kastells  gelegenen,  ca.  5400  qm  großen  Gelände  18  Brunnen,  mithin  durcli- 
schnitthch  auf  300  qm  je  einer  (siehe  Tafel  XIII  und  Textfigur  21). 

Ein  noch  merkwürdigeres  Verhältnis  ergiebt  sich,  wenn  man  das  Gebiet, 
welches  zwischen  dem  Dienstlande  des  Wärters  und  den  Kellern  I  bis  V  liegt, 
für  sich  betrachtet;  hier  kommt  nämlich  gar  auf  nur  ca.  160  qm  ein  Brunnen. 
Ein  vollständiges  Bild  dieser  Verhältnisse  läßt  sich  selbstverständhch  nicht  eher 
geben,  als  bis  noch  weitere  Nachgrabungen  in  der  gesamten  Bürgerlichen  Nieder- 


168  Technische  P>gebni8Be. 

lassuug  vorgenommen  sein  werden ;  aber  die  bei  der  Auffindung  der  Brunnen 
gemaclite  Erfahrung  hat  gezeigt,  daß  in  der  Regel  für  jedes  Haus  oder  Ge- 
höft ein  Brunnen  angelegt  war.  Gestützt  auf  diese  Beobachtung,  stellte  man 
Untersuchungen  mittels  eines  2  m  langen  eisernen  Stechers  an,  und  zwar 
in  der  Weise,  daß  man  in  Entfernungen  von  6 — 12  m  hinter  einem  schon  be- 
kannten Keller  oder  anderen  Gebäude-Fundamenten  nach  einer  mit  Brand- 
schutt ausgefüllten  Vertiefung  suchte,  was  in  den  meisten  Fällen  zur  Ent- 
deckung eines  Brunnens  führte.  Aber  auch  umgekehrt  wurde  von  einem  schon 
festgestellten  Brunnen  aus  nach  Fundamenten  von  Bauten  gesucht,  eine  Methode, 
welche  sich  nicht  minder  bewährte.  Auf  diese  Weise  wurden  21  Brunnen  in  der 
Bürgerlichen  Niederlassung  entdeckt. 

Bei  den  ausgemauerten  Brunnen  war  die  Aufsuchung  eine  weit  leichtere, 
weil  sich  in  der  Regel  bald  Mauerwerk  zeigte;  dagegen  lag  bei  den  ausge- 
schalten Brunnen  die  Sache  insofern  schwieriger,  als  die  Bohlen  bis  zu  4 — 6  m 
Tiefe,  d.  h.  bis  zum  Wasserstande  der  Brunnen,  verfault  waren.  Auch  bestand 
die  Ausfüllung  oft  aus  schiefrigem  Boden,  in  welchem  jede  Spur  von  Scherben 
fehlte,  und  der  sich  so  fest  eingeschläramt  hatte,  daß  er  vom  gewachsenen 
Grunde  nur  schwer  zu  unterscheiden  war.  Indes  gab  der  Zufall  ein  Mittel 
zur  Unterscheidung  an  die  Hand.  Schon  bei  den  zuerst  aufgefundenen  Holz- 
brunneu  zeigte  sich  bei  der  Herausnahme  der  Einschalung,  daß  sie  in  der 
Regel  mit  Steinen  ausgestückt  und  festgekeilt  war;  es  kamen  daher  in  gewissen 
Abständen  immer  Steine  vor,  die  zum  Weitergraben  ermunterten,  und  diese 
Spuren  trugen  in  der  That  wesentlich  zur  Auffindung  der  Schachte  bei. 

Bei  der  Betrachtung  der  Tafel  XIII  und  des  in  größerem  Maßstabe  auf 
Textfigur  21  dargestellten  Lageplanes  fällt  die  merkwürdige  Thatsache  auf,  daß 
auf  einem  verhältnismäßig  kleinen  Räume  elf  Brunnen  vorhanden  sind.  Dies 
veranlaßt  uns  daher  zu  der  Frage:  War  es  möglich,  daß  diese  elf  Brunnen 
auf  einer  Fläche  von  ca.  1800  qm  gleichzeitig  bestanden  und  im  Gebrauch 
waren?  Es  ist  dies  kaum  anzunehmen,  und  ich  habe  auch  bereits  oben  dar- 
zulegen versucht,  daß  die  Schachtbrunnen  einer  älteren  Periode  angehören. 
Diese  Überzeugung  wird  durch  fortgesetzte  Wahrnehmungen  bei  den  Aus- 
grabungen immer  mehr  befestigt.  Der  Wasserstand  der  Brunnen  war  nicht 
gleichmäßig  und  sank  oder  stieg  je  nach  der  Jahreszeit.  Dies  führte 
dazu,  daß  das  Holz  stellenweise  in  Fäulnis  überging,  wodurch  das  Wasser  allmäh- 
lich verdarb.  Wenn  schon  Holzbrunnen  überhaupt  von  schlechtem  Einflüsse  auf 
die  Qualität  des  Wassers  waren,  so  mögen  auch  noch  andere  nachteilige  Ein- 
wirkungen auf  dasselbe  stattgefunden  haben,  z.  B.  mangelhafte,  undichte  Ein- 
schalung, die  von  oben  her  Schmutzwasser  einsickern  ließ,  sodaß  das  Wasser 
mit  der  Zeit  überhaupt  ungenießbar  wurde  und  diese  Brunnen  aus  Gesundheits- 
rücksichten aufgegeben  werden  mußten. 

Infolgedessen  sah  sich  der  Besitzer  derHofraite,  wollte  er  brauchbares  Wasser 
bei  seiner  Wohnung  haben,  dazu  genötigt,  auf  seinem  begrenzten  Grundstücke 
einen  anderen  Brunnen  zu  graben.  Daß  dieser  zweite  dann  aus  Steinen  auf- 
gemauert wurde,  ist  wohl  anzunehmen  und  auch  durch  die  Auffindung  von 


Die  Wasserversorgung. 


169 


LAGE  PLAN.     °"^ 


a  15 


EYKlärung: 

D  ScViachtbrunnen 

O  gemauerte  Brunnen 


O: 

3 


t  r% 


I  1.1.1  U  I  i.J.I 


O  27 


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Ol2 


D  1« 


J 


•10  £0  50  M. 

Fig.  21.    Lage  der  Cauabae  uud  der  zugehörigen  Brunnen. 


ausgemauerten  Brunnen,  die  in  der  Nähe  der  Schachtbrunnen  liegen,  bestätigt. 
Besonders  hierfür  verweise  ich  auf  Textfigur  21,  die  das  bebaute  und  fast 
vollständig  ausgegrabene  Gelände  zwischen  dem  Dienstlande  des  Saalburg- 
wärters und  der  Usinger  Landstraße  darstellt.  Hier  finden  sich  fast  hinter 
jedem  Wohngebäude  ein  gemauerter  Brunnen  und  ein  mit  Holz  verschalter 
direkt  nebeneinander  vor. 

Zur  Erklärung  der  Ausfüllung  und  der  Funde  in  den  Schachtbrunnen  sei 
noch  Folgendes  angeführt:  Der  alte  Brunnen,  in  dem  das  Wasser  verdorben  war, 
mag  oftmals  noch  eine  Zeit  lang  als  Grube  für  die  Hausabfälle  gedient  haben, 
die  gerade  in  diesen  ausgeschachteten  Brunnen  in  beträchtlicher  Menge  vor- 
kommen. Als  man  dann  ganz  nahe  dabei  einen  neuen  Brunnen  ausgrub, 
schüttete  man  mit  dem  so  gewonnenen  Grunde  den  alten  wieder  zu, 
wobei  verbrauchte  Gegenstände,  wie  zerrissene  Schuhe  und  dergleichen,  wie  sie 
auch  heute  noch  auf  Höfen  und  Straßen  herumliegen,  mit  eingefüllt  wurden. 
Daraus  erklärt  sich  wohl  auch,  daß  die  Schuhe  stets  einzeln  und  nicht  paarweise 
gefunden  werden.  Daß  auch  ganz  intakte  Gefäße  gefunden  sind,  liefert  den 
Beweis  dafür,  daß  während  des  Gebrauches  der  Brunnen  solche  beim  Wasser- 
schöpfen in  denselben  gefallen  sind,  und  daß  das  Aufschlagen  auf  den  Wasser- 
spiegel  das  Gefäß    unversehrt  gelassen  hat.     Übrigens  verfahren  wir  bei  der 


170 


Technische  Ergebnisse. 


Ausfüllung  aufgegebener  oder  unbrauchbar  gewordener  Brunnenschächte  heute 
noch  in  derselben  Weise. 

Herr  Hofapotheker  Dr.  A.  Büdiger  hat  die  Freundlichkeit  gehabt,  über 
die  Beschaffenheit  des  Wassers  der  Saalburgbrunnen  eine  Untersuchung  an- 
zustellen. Zur  Vervollständigung  dieses  Abschnittes  füge  ich  das  Ergebnis 
der  Untersuchung  einer  Wasserprobe  hier  an: 

«Das  Wasser  des  Brunnens  Nr.  7  enthielt  2,13  Teile  Chlor  in  100  000  Teilen. 
Zur  Trockne  verdampft,  hinterließ  es  nur  sehr  geringe,  weißgefärbte  Rück- 
stände. Die  Reaktionen  auf  Ammoniak,  Salpetrige-  und  Salpetersäure  gaben 
durchweg  negative  Resultate,  das  Wasser  ist  demnach  als  sehr  rein  und  zu 
allen  Zwecken  geeignet  zu  bezeichnen.» 


Fig.  22.    Der  Oberbau  der  Brunnen. 


Der  Oberbau  der  Brunnen  und  die  Vorrichtung  zum  Heben  des  Wassers 
lassen  sich  nach  den  verschiedenen  Brunnenformen  und  -Funden  auf  mehr- 
fache Weise  rekonstruieren,  was  ich  auf  den  Textfiguren  20  und  22  (A,  B, 
C,  D)  darzustellen  versucht  habe.  Bei  der  folgenden  Beschreibung  wird,  des 
größeren  Maßstabes  wegen,  nur  auf  die  letztere  hingewiesen. 

Die  Cisternen  waren  wahrscheinhch  nur  mit  einer  einfachen  Umzäunung 
zum  Schutze  gegen  Hineinfallen  gesichert,  auch  kleinere  Brunnen  werden 
vielleicht  nur  eine  niedrige  Brüstung,  aber  keine  besondere  Einrichtung  zum 
Entnehmen  des  Wassers  gehabt  haben.  Man  bediente  sich  hierzu  einfach 
eines  Seiles  oder  einer  Stange  mit  einem  eisernen  Haken,  um  den  Eimer 
emporzuziehen.  Es  ist  auch  anzunehmen,  daß  die  hohen  Gestelle,  welche 
im  Orient  und  in  Deutschland  allerorts  bestanden  haben  und  noch  bestehen, 
auf  der  Saalburg  nicht  fehlten.  Ein  je  nach  der  Brunnentiefe  verschieden 
hoher,  oben  gegabelter  Pfosten  trägt  eine  horizontale  ausbalancierte  Stange, 
die  am  einen  Ende  an  einem  Seile  den  Eimer  und  am  anderen  ein  Gegen- 
gewicht trägt. 

Bei  Holzbrunnen  ist  entweder  die  Schalung  auf  Brüstungshöhe 
(0,80—1  m)  über  die  Erde  geführt  (Textfigur  22,  C  und  D),  oder  es  kann 
auch  ein  besonderer  Brunnenkranz,  je  nach  dem  Querschnitte  der  Brunnen- 
öfifnung  rund  oder  quadratisch,  aufgemauert  gewesen  sein.  (Tafel  XIV,  Nr. 
n — Hc  und  Textfigur  22,  A  und  B.)     Das  Mauerwerk  ist  dann  häufig  mit 


Die  Wasserversorgung.  171 

Holzbohlen  abgedeckt  (A).  Der  Brunnengalgen  besteht  bei  Holzbrunnen  ent- 
weder aus  zwei  in  der  Mitte  der  Seitenwände  eingegrabenen  Pfosten  (D),  welche 
die  Querbalken  tragen,  oder  vier  Pfosten  (C)  in  den  Ecken  der  Ausschalung 
tragen  ein  kleines  Dach,  um  die  Schöpfvorrichtung  zu  schützen.  Ein  solches 
Schutzdach  war  auch  über  Steinbrunnen  möglich  (B).  Einen  ähnlichen  Auf- 
bau sehen  wir  auf  einer  römischen  Bronzeplatte  von  Bonn  dargestellt  (Westd . 
Zeitschr.  V,  Tafel  XIII,  by^^);  zum  Vergleiche  ist  sie  auf  Textfigur  23,  Nr.  4, 
mit  abgebildet. 

Ein  einfaches  Gestell  auf  zwei  Säulen  findet  sich  in  dem  Kloster 
S.  Johannes  zum  Lateran  in  Rom,  welches  Rich^^^)  auf  Seite  506  mit  dem 
Namen  i<pufeah->  (niedrige  Brunnenmauer  oder  -Brüstung)  abbildet. 

Bei  Steinbrunnen  ruht  die  Aufzieh  Vorrichtung  auf  der  Brüstung,  ge- 
wöhnlich auf  einer  Schwellenkonstruktion,  auf  welcher  die  beiderseits  ver- 
strebten Stützen  stehen  {Textfigur  22,  A  und  B).  Wenn  nicht  ein  den  ganzen 
Brunnen  überragendes  Dach  hergestellt  ist,  so  sind  wenigstens  die  Querbalken 
oder  die  Wellen  mit  je  einem  kleinen  Schindeldache  gegen  Witterungsein flüsse 
gesichert.  Die  in  einigen  Brunnen  gefundenen,  gut  erhaltenen  Schindeln  aus 
Eichenholz  (Tafel  XIV,  Nr.  X  und  XI)  sprechen  dafür. 

Das  Heben  des  Wassers  ^*°)  geschah  auf  zwei  verschiedene  Arten :  ent- 
weder durch  Rollen  an  einem  festen  Querbalken  oder  durch  eine  drehbare 
Welle.  Es  haben  sich  in  vielen  Brunnen  Reste  von  Rollen  und  deren  Auf- 
hängevorrichtungen gefunden.  Die  gewöhnliche  Art  zeigt  die  Rolle  aus  dem 
Brunnen  Nr.  6  (Taf.  XIV,  Nr.  VIII  und  Villa).  Eine  ebensolche,  gleichfalls 
aus  Eichenholz  hergestellt,  wohlerhalten,  stark  angebrannt  und  noch  mit  dem 
ganzen  eisernen  Beschläge  versehen,  lag  im  Brunnen  Nr.  16;  ihre  Befestigung 
ist  aus  Textfigur  23,  Nr.  la  und  Ib,  ersichtlich. 

Von  besonderem  Interesse  ist  eine  sinnreich  konstruierte  Rolle  aus  Rüstern- 
holz (Textfigur  23,  Nr.  2  a — 2d).  Dieselbe  läuft  zwischen  zwei  hölzernen  Wangen 
auf  einem  eisernen  Stifte,  der  in  einer  ebensolchen  Hülse  steckt.  Mit  dem 
Querbalken  ist  sie  durch  ein  drehbares  Rundholz  verbunden,  das  oben  zwei 
Löcher  zur  Aufnahme  von  Haltestiften  trägt,  sodaß  es  je  nach  der  Balken- 
stärke verstellt  werden  kann.  Die  Entfernung  dieser  Löcher  von  einander 
giebt  die  Stärke  des  Balkens  auf  12  cm  an^*^).  Der  Durchmesser  der  Rollen 
scheint  mit  der  Tiefe  der  Brunnen  in  einem  gewissen  Verhältnis  gestanden 
zu  haben;  so  hat  der  6  m  tiefe  Brunnen  Nr.  37  eine  Rolle  von  12  cm,  der 
10  m  tiefe  Nr.  15  eine  solche  von  30  cm. 


188)  vergl.  auch  Bonner  Jahrbücher  III.    Tafel  IV,  2. 

'23)  III.  Wörterbuch  der  römischen  Altertümer  von  Anthony  Eich,  deutsch  von  Dr. 
C.  Müller.  Leipzig  1862.  Bei  der  Beschreibung  der  Funde  werde  ich  öfters  dieses  vor- 
zügliche Nachschlagewerk  zum  Vergleiche  heranziehen  und  dann  einfach  auf  den  Namen 
des  Verfassers  «Eich»  hinweisen. 

'*°)  Vitruv  (X,  4)  giebt  Vorschriften  darüber,  und  zwar  bespricht  er  hauptsächlich  die 
verschiedenen  Arten  von  Wasserschöpfmaschinen. 

'*!)  Vergl.  meinen  Bericht  hierüber,  Westd.  Zeitschr.  (Museographie),  X.  392. 


172 


Technische  Ergebnisse. 


iEDUiftymLMimsT 


Fig.  23.    BruunenroUen  und  -Eimer. 


Neben  dieser  Konstruktion  gab  es  drebbare,  auf  einem  Bocke  ruhende 
Wellen,  welche  ganz  unseren  modernen  Winden  entsprechen.  Die  Welle  ruht 
in  gegabelten  Stützen  oder  auf  Zapfen.  Entweder  besteht  sie  aus  einem  ein- 
fachen Balken  oder  ist  durch  aufgenagelte  Leisten  zum  besseren  Festhalten 
des  Förderseiles  verstärkt.  Auch  die  Konstruktion  scheint  möglich  zu  sein, 
daß  die  Welle  aus  mehreren  Hölzern  bestand,  die  auf  beiden  Seiten  in  einer 
runden  Scheibe  steckten ;  ein  solches  Brett,  welches  Löcher  an  der  Peripherie 
hat,  wurde  gefunden.  Noch  heute  sind  in  Neapel  derartige  Vorrichtungen 
zum  Aufziehen  des  Wassers  im  Gebrauche.  Rieh  giebt  unter  girgillus 
(=  Rolle)  eine  solche  Brunneukonstruktion  von  einem  Sarkophage  des  vati- 
kanischen Kirchhofes,  die  auch  mit  den  an  der  Saalburg  gebräuchlichen 
übereinstimmen  dürfte  (Textfigur  22).  Die  Welle  wurde  entweder  durch 
Kurbeln  bewegt,  die  zu  beiden  Seiten  angebracht  sind,  oder  durch  ein  Rad. 
In  den  Brunnen  Nr.  17  und  40  fanden  sich  Bruchstücke  von  Rädern.  Die 
aus  ersterem  stammen  zweifellos  von  Wagen,  und  allenthalben,  wo  die  be- 
schriebene Vorrichtung  noch  besteht,  gleichen  die  Schwungräder  den  Wagen- 
rädern; ja  es  scheint  fast,  als  habe  man  an  jenen  Brunnen  der  Saalburg  alte 
Wagenräder  zu   dem  genannten  Zwecke  verwendet.     Jedenfalls  ist   die  Ver- 


Die  Entwässerungsanlagen.  173 

mutung  G.  von  Eösslers'^^%  als  seien  es  Schöpfräder  gewesen,  unrichtig,  da 
die  Reste  der  Felgen  gefunden  sind.  Erwähnenswert  ist  das  Stück  eines 
Schwungrades  mit  Rille  an  der  äußeren  Peripherie  aus  dem  Brunnen  Nr.  40; 
es  dürfte  zur  Führung  des  Seiles  gedient  haben.  Reste  von  Hanfseilen  sind 
im  Schlamme  auf  den  Brunnensohlen  vielfach  gefunden  worden;  auch  Ketten- 
stücke kamen  darin  vor. 

Das  Wasser  wurde  in  Eimern  gehoben;  ganze  Eimer  sowie  Reste  und 
eiserne  Henkel  von  solchen  sind,  wie  schon  oben  bemerkt,  aus  mehreren 
Brunnen  ans  Tageslicht  befördert  worden.  Textfigur  23,  Nr.  6  zeigt  die 
gewöhnliche  Form  eines  Eimers,  Nr.  7  eine  mehr  faßartige,  heute  noch  in 
Italien  gebräuchliche;  zu  denselben  war  nur  Eichenholz,  das  sich  meist  gut 
erhalten  hat,  verwendet.  Der  große  cylindrische  Eimer,  oder  richtiger:  Zuber, 
dessen  Beschlagteile  auf  Textfigur  23,  Nr.  5,  dargestellt  sind,  scheint  weniger 
zum  Hausgebrauche  als  zu  bergmännischen  Zwecken  gedient  zu  haben. 
Ferner  ist  zu  erwähnen  ein  federnder  Haken  mit  Ansatz  (Textfigur  23,  Nr.  3), 
der,  um  das  Aushängen  des  Eimers  zu  verhindern,  mit  einem  Ringe  zu- 
sammengehalten werden  konnte. 

Daß  auch  die  Vorrichtung  bestand,  an  jedem  Seilende  einen  Eimer  zu 
befördern,  sodaß  beim  Herablassen  des  leeren  Eimers  gleichzeitig  der  gefüllte 
empor  gebracht  w^urde,  wde  auf  Textfigur  22,  D  gezeichnet  ist,  beweist  das 
oben  erwähnte  ßronzerelief  auf  Textfigur  23,  Nr.  4. 

In  dem  Saalburg-Museum  hat  der  obere  Teil  eines  Schachtbrunnens, 
aus  dem  alten  Holzwerke  und  der  Aufhängevorrichtung  mit  den  Eimern 
zusammengesetzt,  Aufstellung  gefunden:  ein  getreues  Bild  des  Originals. 


3.  Die  Entwässerungsanlagen. 

Bei  der  hohen  Lage  der  Saalburg,  die  nach  drei  Seiten,  besonders  nach 
Norden  und  Süden,  reichliches  Gefälle  hat,  war  es  nicht  schwer,  eine  zweck- 
entsprechende Entwässerung  für  dieselbe  zu  schaffen.  Die  Römer,  die  in 
ihrer  Heimat  solche  Anlagen  schätzen  gelernt  hatten  und  in  deren  Herstellung 
wohl  bewandert  waren,  haben  mit  Benutzung  des  natürlichen  Gefälles  die 
Saalburg  gut  entwässert  und  das  Kastell  und  die  vorliegenden  Bauten  trocken 
gelegt,  mithin  auch  dort  den  sanitären  Verhältnissen  Rechnung  getragen. 

Die  ursprünglichsten  und  einfachsten  Entwässerungen  sind  offene  Gräben; 
sie  finden  in  der  Regel  nur  an  Straßen,  Wegen  und  freien  Plätzen  Anwendung. 
Sobald  jedoch  an  denselben  Bauten  mit  tiefen  Fundamenten  und  Kellern 
erstehen,  sind  gedeckte  Kanäle,  die  in  die  Tiefe  eingebaut  werden,  erforder- 
üch.  So  war  es  auch  an  der  Saalburg;  wir  finden  dort  an  den  Straßen,  wie 
an  fast  allen  regelrecht  angelegten  römischen  Straßen  im  Dekumatenlande, 
offene  Gräben.  In  dem  Kastelle  und  dem  bebauten  Teile  der  Bürgerlichen 
Niederlassung  sind  in  mannigfachen  Ausführungen  und  in  den  verschiedensten 

'«)  Westdeutsche  Zeitschr.,  Bd.  IX,  S.  255  ff. 


174  Technische  Ergebniese. 

Profilen  und  Abmessungen  Kanäle  hergestellt,  die  je  nach  dem  Bedürfnis  in 
verschiedenen  Tiefen  liegen.  Das  Kastell  selbst  ist  durch  seine  um  dasselbe 
ziehenden  Spitzgräbeu,  die  stark  abfallen,  gut  entwässert.  An  dem  höchsten 
Punkte  der  Grabensohle  vor  der  Forta  decitmana  teilt  sich  das  Gefälle  nach 
rechts  und  links  und  erreicht  an  der  Nordostecke  des  Kastells  mit  einem 
Höhenunterschiede  von  6  m  seinen  tiefsten  Punkt  (Taf.  IV,  Z  und  XIII,  Z)  ^*^). 
Von  hier  fließt  das  Wasser  teils  unterirdisch,  teils  in  offenen  Gräben  nach 
der  östlich  vom  Kastelle  liegenden  Straße  und  von  da  neben  derselben  in 
einem  ebenfalls  offenen  Graben  nach  dem  Limesdurchgang  (Taf.  XIII,  S).  Von 
dieser  Stelle  aus  wird  das  Wasser  durch  einen  gemauerten  Kanal  unter  der 
gestückten  Straßenverlängerung  hindurch  nach  der  anderen  Seite  des  Pfahl- 
grabens geleitet,  von  wo  sich  die  Abflüsse,  die  bei  Gewitterregen  recht  be- 
deutend sind,  nach  dem  Auslande  ergießen,  wo  sie  sich  mit  dem  Wasser  des 
Dreimühlen-  und  des  Schäferborns  ^**)  vereinigen  und  weiter  abwärts  im  Thale 
den  Köpperner  Bach  bilden.  Die  unterirdischen  Kanäle  des  Kastells  und 
der  östlich  danebenliegenden  Niederlassung  haben  ihre  Abflüsse  nach  derselben 
Richtung;  ebendahin  liefen  auch  die  Abwässer  des  älteren  Kastells,  was  be- 
weist, daß  auch  bei  diesem  schon  für  eine  zweckentsprechende  Entwässerung 
gesorgt  war. 

Im  Kastell  selbst  sind  eigenthche  Keller  nicht  vorhanden  gewesen; 
deshalb  hatten  dort  die  Kanäle  hauptsächlich  den  Zweck,  die  Hypokausten 
und  besonders  die  tiefhegenden  Präfurnien  zu  entwässern  und  trocken  zu 
erhalten.  Solche  Anlagen  sind  bei  den  Hypokausten  im  Kastelle  wie  bei 
denen  der  Niederlassungen  aufgefunden  worden.  Ein  lehrreiches  Beispiel 
dieser  Art  —  die  gut  erhaltene  Kanalisation  des  Soldatenbades  im  Kastelle 
—  sei  im  Folgenden  mitgeteilt  (Taf.  IV,  J  und  K,  sowie  Taf.  VIII,  Nr.  1 
und  la).  Der  Herstellung  dieses  Kanals  ist  eine  besondere  Sorgfalt  zu- 
gewendet worden;  er  beginnt  unter  dem  Baderaume,  nimmt  das  Schmutz- 
wasser auf  und  führt  es  unter  dem  Estrichboden  des  heizbaren  Raumes  und 
dem  Praefurnium  ins  Freie  (Taf.  VIII,  Schnitt  A — B,  Nr.  la).  Der  Kanal  liegt 
1  ra  tief  und  zieht  mit  einer  starken  Biegung  östlich  nach  der  sogenannten 
Latrina  (Taf.  IV,  Q)  ^*^)  und  dann  nach  der  schon  oben  bezeichneten  Stelle  Z 
auf  Taf.  IV. 

Die  Kanäle  im  Kastelle  funktionieren,  obgleich  stark  ausgeschlemmt, 
heute  noch  gut,  was  man  besonders  nach  starken  Regengüssen  beobachten 
kann.  Das  Wasser  dringt  in  die  unterirdischen,  künstlich  angelegten  Ge- 
rinne ein,  sammelt  sich  dort  und  fließt  rasch  nach  den  Hauptleitungen.  Der 
Boden  des  Kastells  ist,  im  Gegensatze  zu  den  anderen  Örtlichkeiten  der  Saal- 
burg, die  der  Entwässerung  entbehren,  nach  kurzer  Zeit  wieder  trocken,  ein 
Zustand,  der  für  das  Kastell,  das  doch  nicht  überall  mit  gestückten  und  mit 
Steinen  befestigten  Wegen  versehen  war,  vermittelst  ausgedehnter  Kanalanlagen 
angestrebt  und  möglichst  erreicht  werden  mußte. 

1")  Vergleiche  auch  Seite  88  und  das  Profil  auf  Textfigur  15. 
^")  Über  diese  beiden  Quellen  vergleiche  S.  146. 
^")  Vergleiche  Seite  91  unter  Praetentura. 


Die  Entwässerungsanlagen.  175 

Ähnlich  sind  die  Verhältnisse  in  der  Bürgerlichen  Niederlassung, 
nur  liegen  dort  die  Kanäle  der  Keller  wegen  tiefer;  ihre  Abflüsse  werden 
zum  größten  Teile  nach  dem  Saalgraben  geleitet,  der  sich  am  Fuße  des 
«Hammelhans»  mit  dem  Kirdorfer  Bache  vereinigt;  doch  dienten  auch  hier 
vielfach  die  Straßengräben  zur  Abführung  des  Regen-  und  Schmutzwassers. 
Auf  Taf.  XVIII  sind  in  Nr.  7,  8  und  10  drei  verschiedene  Kanalprofile  dar- 
gestellt; in  der  Regel  haben  sie  einen  kleinen  Querschnitt,  manchmal  von 
nur  0,20  —  0,25  m,  was  bei  starkem  Gefälle,  das  an  der  Saalburg  vorhanden 
ist,  wohl  angängig  war,  aber  doch  zu  Verschlemmungen  geführt  hat;  nur 
selten  fanden  wir  Kanäle,  die  noch  vollständig  offen  waren. 

Trotz  der  einfachen  Bauweise  dieser  Abzugsanlagen  können  wir  vier  Arten 
derselben  unterscheiden : 

1.  Riesel-  oder  Schweizerkanäle.  Diese  primitive,  heute  noch  in 
steinreichen  Gegenden  sehr  beliebte  Kanalisation  wurde  zur  Trockenlegung 
von  Geländen  und  Mauern  benutzt.  Sie  bestand  darin,  daß  in  dem  ge- 
wachsenen Grunde  ein  Graben  im  Gefälle  bis  zu  der  erforderlichen  Tiefe  ein- 
geschnitten und  dann  mit  Steinen  unregelmäßig  ausgefüllt  oder  regelrecht 
ausgestellt  war.  Die  Steine  waren  so  geschichtet,  daß  Zwischenräume  ent- 
standen, durch  die  das  Wasser  leicht  durchsickern  konnte;  selbstverständlich 
mußte  dasselbe,  um  eine  Stauung  zu  vermeiden,  an  einer  Stelle  bequem  aus- 
fließen können.  Wie  außerordentlich  praktisch  diese  Art  der  Entwässerung 
ist,  wird  bei  der  Besprechung  der  Mauerkonstruktionen  noch  besonders  her- 
vorgehoben werden. 

2.  Kanäle  im  gewachsenen  Grunde  mit  Holzabdeckung.  Diese  Kon- 
struktionen kommen  an  der  Saalburg  wenig  vor,  haben  sich  aber  an  dem 
Kastell  «Feldberg»  und  an  den  Kastellen  steinarmer  Gegenden  vorgefunden, 
Sie  wurden  mit  schrägen  Wandungen,  manchmal  mit  eiförmigen  Sohlen  in 
den  Boden  eingegraben  und  dann  mit  starken  eichenen  Bohlen  abgedeckt; 
waren  die  Kanäle  tief,  so  wurden  sie  mit  Erde  eingefüllt,  andernfalls  lag  die 
Bohle  auf  dem  Niveau  der  Straße  und  diente  als  Übergang.  Auch  solche 
mit  Holz  zugedeckten  Kanäle  kommen  heute  noch  vor  und  sind  vor  noch 
nicht  sehr  langer  Zeit  erst  in  Berlin  beseitigt  worden. 

3.  Kanäle  mit  schrägen  Wandungen,  gegen  welche  Steine  gestellt 
und  die  mit  Steinplatten  überdeckt  sind ;  sie  haben  nur  kleine  Abmessungen 
(Taf.  XVIII,  Nr.  7  und  10). 

4.  Kanäle  mit  trockenem  Mauerwerk  und  rechtwinkeligem  Quer- 
schnitt. Diese,  am  besten  hergestellten  Kanäle  fanden  sich  nur  in  den 
Hauptstraßen  und  hatten  noch  den  weiteren  Zweck,  das  Wasser  der  Neben- 
kanäle aus  den  kleinen  Häusern  aufzunehmen.  Taf.  XVIII,  Nr.  8,  zeigt 
einen  solchen  mit  einem  lichten  Maße  von  0,25 : 0,45  m.  Kanäle  aus 
Ziegeln  kommen  nur  bei  den  Hypokausten  vor. 

Jene  unter  4  mitgeteilte  Bauweise  hat  sich  bei  uns  durch  das  ganze 
Mittelalter  hindurch  bis  in  die  neueste  Zeit,  die  sie  durch  Thon-  und  Cement- 
röhren  verdrängt  hat,  erhalten.    Der  Name  für  diese  Kanäle  war  nachweisbar 


176  Technische  Ergebnisse. 

schon  im  15.  Jahrhundert  «Anduct»,  wurde  später  in  tAnducht»  geändert 
und  heißt  jetzt  noch  «Andauche»,  eine  Bezeichnung,  welche  die  Vermutung 
wachruft,  als  sei  sie  vom  lateinischen  aquae  ductus  entnommen  worden. 

Alle  Kanäle  in  und  an  der  Saalburg  bieten  die  gemeinsame  Erscheinung, 
daß  sie  keine  eigentlichen  Rinnsteine  auf  der  Sohle  haben.  Diese  waren  in- 
folge der  Boden beschaffenheit  entbehrlich  und  wurden  durch  Gräben  ersetzt, 
die  in  den  festen  und  undurchlässigen  Naturboden  eingetieft  waren. 

Ob  auch  die  Fäkalien  durch  diese  oder  ähnliche  Abzugseinrichtungen 
abgeleitet  wurden,  ist  fraglich ;  wenigstens  konnten  Beweise  dafür  bis  jetzt 
nicht  erbracht  werden.  Auch  ist  nicht  sicher,  ob  der  von  Ä.  von  Cohausen  als 
«Latrine»  bezeichnete  Bau,  der  sich  in  der  Nordostecke  des  Walles,  am  tiefsten 
Punkte  des  Kastelies,  fand  —  Taf.  IV,  Q  — ,  mit  derartigen  Einrichtungen  in 
Zusammenhang  zu  bringen  ist. 


4.  Die  Baumaterialien. 

Es  liegt  auf  der  Hand  und  ist  durch  die  Ausgrabungen  zur  Genüge 
bewiesen,  daß  die  Erbauer  und  Bewohner  der  Saalburg  vorwiegend  die  Bau- 
materialien, welche  ihnen  die  Natur  in  der  Umgebung  bot,  benutzt  haben. 
Es  mag  den  Römern,  denen  in  der  Heimat  so  viel  gutes  Material  zu  Gebote 
stand,  anfangs  nicht  leicht  geworden  sein,  sich  mit  den  primitiven  Erzeug- 
nissen des  Landes  abzufinden;  aber  die  Art,  wie  sie  es  gethan  haben,  liefert 
den  Beweis  für  das  wirklich  technische  Können  dieses  hochentwickelten  Volkes, 
das,  mit  den  Konstruktionsprinzipien  hinlänglich  vertraut,  sich  überall  zurecht- 
zufinden wußte.  Bereits  die  Vorgänger  der  Römer  dürften  manche  der  um- 
hegenden Steinbrüche  und  Gruben  aufgeschlossen  und  benutzt  haben,  und 
es  ist  kein  bloßer  Zufall,  wenn  wir  in  alten  Lehmgruben  so  viele  Überreste 
frühgeschichtlicher  Wohnstätten,  sogenannter  Mardelleu,  antreffen.  Mit  dem 
ihnen  angeborenen  scharfen  Blicke  haben  die  Römer  solche  Vorteile  erkannt 
und  derartige  Betriebsquellen  benutzt  und  ausgebeutet.  Ihre  Kenntnis  der 
Baustoffe  und  ihre  reiche  Erfahrung  hat  sie  dann  selbst  andere  Hilfsmittel 
finden  lassen.  Daß  sie  genau  wußten,  wo  gute  Baustoffe  zu  holen  waren, 
geht  daraus  hervor,  daß  so  manche  von  ihnen  angelegte  Steinbrüche,  Lehm- 
und  Thongruben,  sowie  Kalkwerke  durch  das  ganze  Mittelalter  hindurch,  ja 
noch  bis  auf  den  heutigen  Tag  im  Betriebe  geblieben  sind  und  jetzt  noch 
das  landesübliche  Baumaterial  liefern. 

Der  Transport  des  Materials  aus  der  Ebene  nach  der  Saalburg  war  bei 
der  großen  Steigung  der  vorhandenen  Straßen  sehr  schwierig,  woran  sich  auch 
bis  auf  den  heutigen  Tag  noch,  trotz  der  besseren  Wege,  wenig  geändert  hat. 
Man  war  deshalb  zuerst  auf  die  natürlichen  Gesteine  der  nächsten  Umgebung 
angewiesen.  Dieser  Umstand  spricht  auch  vor  Allem  mit  dafür,  daß  voll- 
ständige Steinbauten,  zu  welchen  Hausteine  verwendet  werden  mußten,  selbst 
bei  Gebäuden  der  Gottesverehrung  fehlen.    Das  natürUchste  und  am  leichtesten 


Die  Baumaterialien.     Holz.  177 

ZU  beschaffende  Material  war  eben  das  Holz,  welches  den  Römern  schon  bei 
der  Durchlichtung  des  Waldes  von  selbst  zufiel  und  für  sie  in  erster  Linie  in 
Betracht  kam ;  nicht  allein  ihre  ersten  Wohnstätten,  sondern  auch  ihre  ersten 
Brunnen  waren  in  der  Hauptsache  daraus  hergestellt.  Es  soll  damit  aber 
nicht  gesagt  sein,  daß  man  immer  zuerst  Holzbauten  errichtete  und  später 
erst,  gleichsam  als  höhere  Entwickelungsstufe,  zu  Steinbauten  überging.  Da, 
wo  Steine  umherlagen,  hat  man  sie  auch  verwandt. 

Wir  beschreiben  im  Folgenden  die  Baumaterialien,  soweit  sie  im 
Einzelnen  in  Betracht  kommen,  nämhch:  Holz,  Stein,  Ziegel, 
Kalk,  Sand,   LehmundThon. 


A.  Holz. 

Als  die  Römer  ins  Land  kamen,  war  das  Taunusgebirge  mit  seinem 
Vorlande  stärker  bewaldet  als  heute;  schon  die  Flurbezeichnungen  geben  uns 
dafür  einen  Anhalt.  Es  ist  auch  wohl  kaum  anzunehmen,  daß  der  Wald 
sehr  durchforstet  war;  außer  Schneisen  am  Pfahlgraben  entlang  und  Lich- 
tungen an  den  Straßen,  Wegen  und  Türmen,  wo  der  geschäftliche  Verkehr, 
der  Grenzdienst  und  andere  militärische  Rücksichten  einen  freien  Durchblick 
erforderten,  waren  anscheinend  nur  die  Plätze  für  die  Kastelle  und  ihre  Nieder- 
lassungen mit  etwaigem  Gartengelände  von  Bäumen  befreit.  Ein  regelrechter 
Forstbetrieb  hat  wohl  kaum  stattgefunden ;  man  überließ  einfach  das  Wieder- 
aufwachsen des  Waldes  der  Natur.  Jedenfalls  fehlte  es  im  Taunus  nicht  an 
dem  nötigen  Bauholz  aller  Art,  und  die  ausführlichen  Beschreibungen  bei 
Vitruv  und  Plinius  über  das  Fällen  und  die  Behandlung  des  Holzes  zeigen, 
wie  sorgfaltig  die  Römer  dabei  verfuhren. 

Früher  schöpften  wir  unsere  Kenntnis  der  Holzkonstraktionen  und  der 
Holzarten  lediglich  aus  den  Schriftstellern  und  den  im  Brandschutte  der  Keller 
und  in  sonstigen  Vertiefungen  gefundenen  wenigen  verkohlten  Balken,  sowie 
aus  den  Überresten  des  ziegelartig  gebrannten  Lehmstaakwerks.  Eine  lehrreiche 
Ergänzung  hierzu  haben  uns  die  Ausgrabungen  der  zahlreichen  Brunnen  ge- 
liefert, die,  wie  wir  vorher  schon  angeführt,  uns  in  ihrem  Schlamme  wirkUche 
Holzreste  in  großer  Menge  brachten,  sodaß  wir  jetzt  auch  im  stände  sind, 
nicht  allein  über  die  Holzarten,  sondern  auch  über  die  Holzstärken  und  ihre 
Verwendungsweise  Bestimmteres  mitzuteilen. 

Eichenholz  wurde  nicht  allein  zur  Brunnenverschalung,  sondern  auch 
zu  Fachwerkbauten  am  meisten  benutzt,  was  die  erhalten  gebliebenen  Bohlen 
und  die  verkohlten  Balken-  und  Pfostenreste  erweisen.  Es  scheint  so- 
gar zu  eigentlichen  Bauzwecken  kaum  anderes  als  Eichenholz  in  Frage  ge- 
kommen zu  sein.  Die  Brunnen,  in  denen  uns  alle  möglichen  Holzarten  — 
harte  und  weiche  —  erhalten  geblieben  sind,  lieferten  uns  keinerlei  Reste  von 
Nadelhölzern ;  auch  bei  den  Kohlen,  die  überall  im  Brandschutte  zum  Vorschein 
kamen,  fanden  sich  keine,  die  von  Tannenholz  herrührten,  was  vielleicht  dafür 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  12 


178  Technische  Ergebnisse. 

spricht,  daß  es  im  Taunus  auch  in  der  Römerzeit  nicht  vorhanden  war.  Denn 
im  Mittelalter  fehlt  es  sicher;  in  den  Akten  der  «Hohen  Mark»,  in  denen  bei 
Grenzumgängen  die  Holzarten  aufgezählt  sind,  ist  von  Tannen  und  Fichten 
keine  Rede.  Erst  im  17.  Jahrhundert  wird  mit  der  Anpflanzung  von  Tannen 
im  Taunus  begonnen.  Im  «Tannenwald»  bei  Homburg,  der  bis  zum  Jahre  1669 
«Kaninchenwald»  hieß,  wurden  die  ersten  Kulturversuche  damit  gemacht; 
einzelne  Exemplare  aus  dieser  Zeit  sind  noch  erhalten  ^^^).  Der  hiesige  Taunus- 
klub hat  diese  Bäume  im  Jahre  1880  besonders  bezeichnen  lassen.  Die  Lärchen 
und  Kiefern  sind  noch  später  von  auswärts  in  den  Taunus  gebracht  worden. 
Im  Frankfurter  Stadtwalde  auf  der  linken  Mainseite  hat  man  schon  früher  mit 
der  Anpflanzung  von  Nadelhölzern  begonnen.  Den  ursprünglichen  Waldbestand 
unseres  Gebirges  scheint  die  Eiche  "^)  gebildet  zu  haben.  Auch  Plinius  sagt 
im  16.  Buche,  daß  in  Deutschland  die  Wälder  fast  alle  mit  Eichen  bewachsen 
seien,  und  erwähnt  die  großen  fast  noch  nie  berührten  unsterblichen  Bäume, 
die  ja  auch  in  der  Gottesverehrung  unserer  Vorfahren  eine  so  bedeutende  Rolle 
spielten.  Die  Brunnenroste  und  die  Bohlen  zur  bergmännischen  Ausschach- 
tung der  Brunnen  geben  uns  Dimensionen,  wie  wir  sie  heutzutage  in  den 
Wäldern  bald  vergebhch  suchen  werden.  Beschlagene  Hölzer  mit  einem  Quer- 
schnitt von  0,55  m  lassen  auf  einen  Durchmesser  des  Stammes  von  0,90  m 
und  mehr,  also  auf  Bäume  von  beträchtlichem  Alter,  schließen.  Auch  die 
Buche,  Linde,  Esche  und  an  nassen  Stellen  die  Birke  und  Erle  dürften 
in  größeren  Beständen  vorgekommen  sein;  dies  lehren  neben  den  Aufzeich- 
nungen der  «Hohen  Mark»  in  erster  Linie  wieder  die  Brunnen.  Inwieweit  die 
Kenntnis  der  Holzarten  des  Taunus  zur  Römerzeit  von  Wert  ist,  werden  wir 
am  besten  bei  der  Betrachtung  der  an  der  Saalburg  geübten  Bauweise  und 
bei  der  Erklärung  mancher  Mauerreste  erfahren. 

Die  hauptsächlichsten  Holzarten,  welche  uns  die  Brunnen  aufbewahrten, 
enthält  das  Verzeichnis  auf  der  folgenden  Seite.  Den  deutschen  Bezeich- 
nungen sind  die  römischen  Namen  nach  Plinius  und  die  botanischen  nach 
Linne,  Ehrhardt  (Ehrh.)  und  De  Candolle  (D.  C.)  und  Anderen  angefügt, 
denen  Herr  Sanitätsrat  Dr.  Will,  ein  gründlicher  Kenner  der  Taunusflora, 
die  botanischen  und,  soweit  bekannt,  die  antiken  Namen  beigesetzt  hat.  Es 
sind  dabei  gleichzeitig  nicht  nur  die  Bauhölzer  im  Allgemeinen  erwähnt, 
sondern  auch  diejenigen  Holzarten,  welche  zu  anderen  Zwecken  verwendet 
sind.  Die  hier  aufgeführten  Bäume  kommen  heute  noch  im  Taunus  entweder 
wild  oder  verwildert  vor. 


'*8)  Das  Tannenholz  aus  dem  Taunus  wurde  erst  im  Jahre  1750  als  Werkholz  benutzt; 
das  vorher  in  der  TaunuHgegend  —  allerdings  in  geringen  Mengen  —  verbrauchte  Tannen- 
holz wurde  aus  Bayern  eingeführt. 

•*')  Scharff,  «Das  Recht  der  Hohen  Mark»,  sagt  Seite  398:  «Die  Eiche  war  der  vor- 
nehmste und  wohl  auch  häufigste  Baum  in  den  Wäldern;  Eichen  und  Buchen  wurden  als 
„fruchtbare  Bäume"  bezeichnet  (der  Eicheln  und  Bucheckern  wegen);  es  sollte  in  den  ver- 
botenen Wäldern  nichts  an  fruchtbaren  Bäumen  „es  sei  gleich  buchen  oder  eychen  Holz" 
gehauen  werden,  bei  Verlust  von  zehn  Gulden». 


Die  Baumaterialien.     Holz. 


179 


Deutsche  Namen. 

Antike  Namen. 

Botanische  Namen. 

Eiche 

Quercns,  griech.  Sf^ö? 

Quercus  Bohur,  ß,  L.,       jStein- 
Quercussessüiflora(Smith),  |  eiche. 
Quercnspeduncnlata(Ehrh.)\  Stiel- 
Quercus  Bohiir,  a,  Z.,        {eiche. 

Rotbuche 

Fagus 

Fagus  sylvatica,  L. 

Weißbuche 

Carpinus 

Carpinus  BetuJus,  L. 

Ahorn  ^^^) 

Acer 

AcerPseudoplatanus,L.  Bergahorn . 
Acer  platanoides,  L.,  Spitzahorn. 
Acer  campestre,  L.,  Feldahorn. 

Uhne,  Rüster 

Ulmus 

Ulmus  campestris,  L. 

Esche 

Fraxinus 

Fraxinus  excelsior,  L. 

Robinienbaum,     un- 

nicht erwähnt 

Bohinia  Pseudacacia,  L.,  in  Nord- 

echte  Akazie 

Amerika     und     Sibirien     ein- 
heimisch. 

Linde 

mia 

Tilia  grandifolia  (Ehrh.).  —  Groß- 
blätterige Linde. 

Tilia  parvifolia  (Ehrh.).  —  Klein- 
blätterige Linde. 

Wildkirsche 

CerasUs 

Prunus  avium,  L. 

Wallnuß 

Juglans 

Juglans  regia,  L. 

Erle 

Älniis 

Älnus  glutinosa  (Gärtner),  Betula 

Alnus,  L.,  gemeine  Erle, 
Älnus  incana,  BC,  Grau- Erle. 
Betula  incana,  L. 

Birke 

Betula 

Betula  alba  (Aut.  non  L.) 

Haselnuß  149) 

Nux  avellana 

Corylus  Avellana,  L. 

Espe 

Populus 

Populus  tremula,  L. 

Mehlbeerbaum 

Sorbus,  griech.  'Af^ia 

Sorbus  Aria  (Crantz)  [Crataegus 
Aria],  L. 

Buchsbaum 

Buxus 

Buxus  senipervirens,L. Orient,  Süd- 
europa, Juragebirg  der  Schweiz. 

Pinie 

Pinus 

Pinus  Pinea,  L. 

Hollunder 

Samhucus 

Samhucus  nigra,  L. 

Traubenkirsche 

nicht  vorhanden 

Prunus  Padus,  L. 

Holzapfelbaum 

Malus 

Pyrus  Malus,  L. 

1*8)  Im  Mittelalter  nach  den  Akten  der  «Hohen  Mark»  «Ohornholzbaum»  oder  «Ohorn- 
baum»  genannt. 

1*^)  In  den  Markakten  wird  von  «Hasselbäumen»  gesprochen,  sie  waren  sehr  hoch- 
geschätzt. Die  Ordnung  von  1594  stellt  in  Art.  31  den  Satz  auf:  «Wer  Hasselbäume  um 
der  Haselnuß  willen  verderbt,  der  soll  gebüßt  werden,  als  ob  er  einen  Eichenbaum  ver- 
derbet hätte». 

12' 


180 


Technische  Ergebnisse. 


Deutsche  Namen. 


Antike  Namen. 


Botanische  Namen. 


Wachhülder,  gemeiner   Juniperus 
Weiden  ,  Salix 

Weinrebe  Vitis 


Akazie 


Acacia 


Juniperus  communis.  L. 

Salix  mminalis,  L.  Korbweide. 

Vitis  vinifera.  L. 

Mimosa  nilotica.  L. 

Acacia  nilotica  (LincJc). 


Die  meisten  dieser  Hölzer  kamen  im  Naturzustande  und  bearbeitet,  einige 
dagegen  nur  bearbeitet  zu  Tage,  darunter  besonders  Buchsbaum-  und  Pinien- 
holz. Von  dem  letzteren  sind  uns  Schrifttäfelchen  und  Reste  von  Holzgefäßen 
erhalten  geblieben;  sie  stammen  aus  dem  Süden,  Für  die  Gegenstände  aus 
Buchsbaum,  einen  zweiseitigen  Kamm  und  einen  gedrehten  Ring,  gilt  dasselbe. 
Der  Buchsbaum  (Buxus  sempcrvirens)  war  im  Taunus  wahrscheinlich  nicht 
heimisch,  mag  aber  von  den  Römern  hier  eingeführt  worden  sein.  Der  bei 
Neuhof  und  in  älteren  hiesigen  Chroniken  genannte  Buchsbaum  wurde  mit 
der  Preißelbeere  (Vaccinium  vitis  Idaea  L.),  die  ein  ähnliches  Laub  hat  und 
nur  auf  dem  Feldberg  und  dicht  bei  der  Saalburg  zwischen  Ffahlgraben  und 
Kastell  auf  einem  kleinen  Flecke  vorkommt,  verwechselt. 

Ahorn-,  Rüster-,  Eschen-  und  Espenholz  ist  meistens  für  Dreher-  und 
Tischlerarbeiten,  Gefäße,  Wagenräder,  Stiele  und  Griffe,  wie  auch  heute  noch, 
verwendet  worden.  Die  Art  der  Bearbeitung  des  Holzes  zu  Bau-  und  anderen 
technischen  Zwecken  wird  weiter  unten  besprochen  werden. 

Über  die  Erhaltung  der  Hölzer  in  den  Brunnen  und  über  die  Be- 
griffe «verfault»  oder  «verkohlt»  möge  hier  eine  kleine  Bemerkung  Platz 
finden.  Nach  meinen  Erfahrungen  erhält  sich  Holz  nur  dann  auf  lange 
Zeit,  wenn  es  entweder  vollständig  trocken  aufbewahrt  wird,  wie  die  ägyp 
tischen  und  griechischen  Grabfunde  beweisen,  oder  wenn  es  durch  Wasser 
oder  Schlamm  (Moor  und  Torf)  gegen  den  Luftzutritt  vollkommen  abge- 
schlossen ist.  Dies  veranlaßt  uns  noch  heute,  alle  zu  Fundierungen  wich- 
tiger Bauwerke  benutzten  Hölzer  so  zu  legen,  daß  sie  stets  unter  dem  genau 
ermittelten  tiefsten  Grundwasserstande  bleiben;  sobald  Luft  hinzutritt,  be- 
ginnt das  Holz  zu  faulen.  Wie  tief  diese  Einflüsse  der  Atmosphäre  gehen, 
zeigen  uns  die  Holzbrunnen  der  Saalburg  sehr  deutlich,  deren  Verschalung 
je  nach  dem  Grund  Wasserstande  erst  in  einer  Tiefe  von  3,  4  oder  5  m 
erhalten  ist;  alles  höher  gelegene  Holz  ist  verfault.  An  Stellen,  wo  das 
Grundwasser  Schwankungen  unterworfen  war,  die  durch  die  Jahreszeiten  be- 
dingt sind,  finden  sich  wohl  Re.ste  von  Holz,  aber  sie  sind  mürbe  und  haben 
keine  fernere  Dauer.  Je  tiefer  dasselbe  unter  dem  niedrigsten  Wasserstande 
lag,  desto  besser  war  es  erhalten ;  am  besten  natürlich  dann ,  wenn  es  sich 
auf  der  Sohle  der  Brunnen,  also  immer  unter  Wasser  befand.  Das  aus  diesen 
Stellen  geförderte  Eichenholz  ist  durch  Aufnahme  von  Silikaten  aus  dem 
Schlamme  fast  wie  Lignit  geworden   und   äußerst  schwer  zu  bearbeiten.     Es 


Die  Baumaterialien.     Holz.  181 

wurde  je  nach  den  Schlammbestandteilen  mehr  oder  weniger  schwarz  und 
behielt  seine  Festigkeit.  Gegenstände,  die  vor  zehn  Jahren  aus  solchem  Holze 
angefertigt  wurden,  haben  sich  vorzüglich  gehalten.  Finden  wir  hingegen 
im  trockenen  Erdboden  Holzteile,  so  sind  dieselben  in  ihrer  Struktur  nur 
dann  erhalten,  wenn  jenes  angebrannt  oder  imprägniert  war;  so  fanden  sich 
bei  unseren  Ausgrabungen  manchmal  nur  40  —  50  cm  unter  dem  Boden  ver- 
kohlte Balken,  die  noch  in  ihrem  vollen  Querschnitte  erhalten  waren.  Wenn 
wir  heutzutage  Zaunpfosten  setzen,  so  werden  diese  angebrannt,  und  zwar 
lediglich  zum  Zwecke  der  Konservierung:  zieht  man  sie  nach  vielen  Jahren 
heraus,  so  findet  sich,  daß  sie  an  der  Stelle,  wo  sie  nicht  angebrannt  wurden, 
verfault,  da  aber,  wo  man  sie  angekohlt  hatte,  in  ihren  Hauptteilen  un- 
verändert sind.  Auch  die  praktischen  Römer  kannten  bereits  diese  Methode 
und  brannten  die  Hölzer,  die  sie  teilweise  oder  ganz  in  den  Erdboden  ver- 
senken wollten,  an,  wenn  ihnen  an  dem  Bestände  derselben  gelegen  war.  Auch 
im  Grenzgräbchen  des  Limes  fanden  sich  solche  Holzreste  ^•''°). 

Die  Vorschriften  der  römischen  Feldmesser  verlangen  zur  Konservierung 
von  Holz,  das  in  die  Erde  versenkt  werden  soll,  das  Anbrennen  oder  einen 
Anstrich  mit  Pech^^^).  Auch  diese  letztere  Konservierungsmethode  scheint  bei 
den  Holzbauten  der  Saalburg  in  Anwendung  gekommen  zu  sein ;  denn  in  dem 
«Magazin»  wurden  größere,  wohl  erhaltene  Stücke  Asphalt  gefunden,  und 
außerdem  lieferte  uns  einer  der  Brunnen  einen  irdenen  Topf,  der  noch  teil- 
weise mit  Pech  angefüllt  ist. 

Von  den  aus  den  Brunnen  erhobenen  Holzsorten  sind  nur  wenige  in 
solchem  Zustande  auf  uns  gekommen,  daß  sie  heute  noch  verarbeitet  werden 
können.  In  erster  Reihe  steht  das  Eichenholz,  dann  folgen  Pinien-  und 
Buchsbaumholz,  ferner  eine  Holzart,  die  uns  als  Akazienholz  (?)  bezeichnet 
wird.     Hieran  schließen  sich  Rüster-,  Eschen-,  Erlen-  und  Ahornholz,  die  aber 


1=0)  Hier  dürfte  noch  eine  Frage  erörtert  werden,  die  bei  der  Limesforschung  (vergl.  Limes- 
blatt Nr,  7,  8, 10, 12)  anläßlich  der  Auffindung  von  Holzresten  in  dem  verdeckten,  zwischen  0,80 
und  1,50  m  tiefen  Grenzgräbchen  gestellt  wurde;  nämlich  die  Frage,  ob  diese  Hölzer  ursprünglich 
angebrannt  waren,  oder  ob  sie  durch  die  Länge  der  Zeit  in  einen  Zustand  versetzt  wurden, 
der  der  Verkohlung  gleichkommt.  Es  wird  behauptet,  eine  Unterscheidung  sei  überhaupt 
nicht  möglich.  Nach  meiner  Ansicht  und  nach  meiner  praktischen  Erfahrung  ist  es  wohl 
möglich,  Kohle  von  verfaultem  Holze  zu  unterscheiden.  Die  bei  dem  Anbrennen  des  Holzes 
entstehende  Kohle  bildet  eine  schützende  Kruste,  die  der  Feuchtigkeit  und  den  Witterungs- 
einflüssen widersteht,  was  bei  unangekohltem  Holz  nicht  der  Fall  ist.  Das  Letztere  vermodert 
gerade  so  wie  die  Wurzeln  von  abgehauenen  und  eingegangenen  Bäumen,  die  oftmals 
metertief  in  der  Erde  zurückbleiben,  nach  nicht  allzu  langer  Zeit  verfaulen  und  den  Huraus 
bilden  helfen.  Auch  haben  die  Rückstände  von  solchem  Holze  niemals  die  schwarze  Farbe 
und  den  glasigen  Bruch  wie  die  Holzkohle.  Der  praktische  Waldarbeiter  will  mit  Bestimmt- 
heit das  angebrannte  Holz  von  altem,  nicht  angebranntem  durch  die  an  ersterem  anhaftende 
Kohle  erkennen :  mit  Kohle  kann  er  schreiben,  mit  den  anderen  Produkten  aber  nicht. 
Wie  lange  sich  Kohle  gut  erhält,  selbst  wenn  sie  offen  im  Walde  liegt  und  kaum  mit 
Humus  bedeckt  ist,  beweisen  auch  die  Kohlenmeiler,  die  uns  aus  der  Römerzeit  und  dem 
Mittelalter  noch  zahlreich  im  Taunus  erhalten  sind. 

15»)  V'ergl.  Stöber,  Die  Römischen  Grundvermessungen.     München  1877.    S.  48. 


182  Technische  Ergebnisse. 

alle  schlecht  erhalten  sind.  Die  Fundstücke  auch  solcher  Hölzer  hatten  bei 
der  Entnahme  aus  dem  Schlamme  ein  gutes  Aussehen,  verloren  aber  schon 
nach  einigen  Tagen  an  der  Luft  ihre  Form  und  waren  nach  Monaten  nicht 
allein  in  der  Breite,  sondern  auch  der  Länge  nach  derart  zusammengeschrumpft, 
daß  sie  vollständig  unkenntlich  wurden.  Es  empfiehlt  sich  deshalb,  von  ge- 
fundenen Holzgegenständen  sofort  Gipsabgüsse  zu  machen.  Andere  Holzarten, 
wie  Buchen-,  Linden-,  Kirsch-  und  Nußbaumholz,  haben  viel  von  ihrem  Ge- 
wichte eingebüßt  und  eignen  sich  nicht  einmal  mehr  als  Feuerungsmaterial. 
Im  Saalburg -Museum  ist  die  verschiedene  Haltbarkeit  der  Hölzer  dadurch 
anschaulich  gemacht,  daß  unbearbeitete,  gehobelte  und  polierte  Stücke  auf  einer 
Wandtafel  in  der  durch  jene  bedingten  Reihenfolge  zusammengestellt  sind. 


B.   Steine. 

Die  zum  Bau  des  Kastells  und  der  Bürgerlichen  Niederlassung  verwendeten 
Gesteinsarten  sind: 

1.  solche,  die  unmittelbar  an  oder  in  der  näheren  Umgebung  der  Saal- 
burg vorkommen : 

a.  Quarzit, 

b.  Grauwacke  und  Thonschiefer ; 

2,  solche,  die  aus  dem  Vorlande  des  Taunus,  das  an  die  Nidda-  und 
Mainebene  angrenzt,  auf  die  Höhe  verbracht  worden  waren: 

a.  Vilbeler  Sandstein  (Rotliegendes), 

b.  Basalte. 


1.  Steine  aus  der  Umgebung  der  Saalburg.' ^ü) 

a.  Quarzit.  Der  Quarzit,  Taunusquarzit,  in  der  Umgegend  von  Hom- 
burg auch  «Waldstein»  genannt,  wird  von  den  Geologen  in  Bezug  auf  seine 
Entsteh ungs weise  zu  den  Sandsteinen  gerechnet;  er  ist  jedoch  in  technischem 
Sinne  nicht  als  Sandstein  zu  bezeichnen,  da  er  sich  nicht  glatt  bearbeiten 
läßt.  Er  besteht  meist  aus  Quarzkörnern,  die  durch  ein  kieseliges  Bindemittel 
fest  verkittet  sind.  Ist  das  Bindemittel  weniger  fest,  so  entstehen  Sandstein- 
schichten, die  sich  oft  durch  Dazwischentreten  von  Sandsteinglimmer  oder 
Serizit  in  schiefrige  Bänke  absondern,  in  denen  sich  lockere  Massen  bilden, 
die  durch  fein  zerteiltes  Eisenoxyd  dem  Gestein  oftmals  eine  rötliche  Färbung 
geben.  Steinbrüche,  aus  denen  dieses  Material  gewonnen  wird,  liegen  ganz 
in  der  Nähe  des  Kastells,  etwa  800 — 1000  m  südlich  davon  entfernt;  zwei 
derselben  sind  von  den  Römern  angelegt  und  zur  Gewinnung  des  hauptsäch- 
lichsten Materials  für  Bauten  an  der  Saalburg  benutzt  worden.  Die  Römer 
haben  es  vorzüglich  verstanden,  die  Steine  zu  brechen  und  zu  bearbeiten,  wes- 
halb  auch    in   nachrömischer   Zeit    die    Bevölkerung    der   Gegend    das    her- 

152)  Vergl.  hierzu  das  geologische  Gutachten  von  K.  Trapp,  8.  149. 


Die  Baumaterialien.    Steine.  183 

gerichtete  Material  für  ihre  Baubedürfnisse  —  der  Forscher  muß  sagen  «leider»  — 
gerne  von  den  Saalburgbauten  entnahm.  In  den  «Vorbemerkungen»  sind 
darüber  ausführliche  Mitteilungen  gemacht.  Diese  römischen  Steinbrüche  sind, 
wie  es  scheint,  von  der  nachrömischen  Bevölkerung  nicht  mehr  weiter  aus- 
gebeutet worden.  Die  ganz  in  der  Nähe,  etwas  weiter  südlich,  gelegenen  Brüche 
sind  erst  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  von  der  Gemeinde  Friedrichsdorf,  der 
Eigentümerin  dieses  Walddistrikts,  angelegt  worden  und  sind  zur  Zeit  noch 
im  Betrieb.  Außer  diesen  hier  lagerhaft  anstehenden  Quarziten  sind  zu  den 
Bauten  auch  noch  vielfach  die  in  der  Umgebung  der  Saalburg  so  häufig  vor- 
kommenden «Waldsteine»,  die  zerstreut  an  der  Oberfläche  des  Bodens  umher- 
liegen, verwendet  worden  ^^^). 

Bei  den  Ausgrabungen  im  ganzen  Taunus  ist  ein  besonderes  Gewicht  darauf 
zu  legen,  ob  das  vorgefundene  Steinmaterial  aus  Wald-  oder  Bruchsteinen  be- 
steht, da  ein  hergerichteter  Bruchstein  im  Gegensatze  zu  dem  Waldstein,  der  als 
Findling  vorkommt,  sogleich  verrät,  daß  er  von  Menschenhand  herbeigeschafft 
wurde  und  irgend  eine  Bedeutung  haben  muß.  Auf  dieser  Grundlage  ist  es 
oft  gelungen,  Spuren  römischer  Anlagen  zu  finden.  Der  eigentliche,  alte  ein- 
heimische Name  für  den  Stein,  den  wir  jetzt  Quarzit  nennen,  ist  «Hasel-»  oder 
«Kesselstein»;  in  der  Eifel  heißt  ein  ähnliches  Gestein  «Hassel».  Im  Alt- 
deutschen bezeichnet  «Hassel»  soviel  wie  Stein  oder  Fels. 

b.  Der  Grauwacken-  und  Thonschiefer  kommt  auf  der  nördlichen  Seite 
des  Pfahlgrabens  vor  und  berührt  das  Homburger  Gebiet  nur  an  der  Saal- 
burg, wo  derselbe  durch  den  Pfahlgraben,  die  Wallgräben  am  Kastelle,  die 
Brunnen  und  Hohlwege  in  verschiedenen  Farben  {grau,  grünlichgelb  und 
rötlich)  aufgedeckt  wurde.  Er  fand  zu  dem  Mauerwerk  an  der  Saalburg 
keine  Verwendung;  dagegen  kommen  in  derselben  Formation  nach  dem  Weil- 
thal hin  Lager  von  bläulichem  Dachschiefer  vor,  welcher  zur  Bedeckung  der 
Häuser  an  der  Saalburg,  sowie  an  römischen  Bauten  in  der  Umgebung  des 
Homburger  Quellengebietes  benutzt  worden  zu  sein  scheint;  wenigstens  ist 
er  dem  dort  verwendeten  Schiefer  sehr  ähnlich.  Diese  Thatsache  dürfte  da- 
für sprechen,  daß  die  Römer  auch  von  jenseits  des  Grenz waldes  Baumaterial 
bezogen  haben;  doch  scheinen  die  von  ihnen  am  nördlichen  Fuße  des  Feld- 
bergs, am  «Stockborn»  und  am  «roten  Kreuz»  angelegten  Schieferbrüche 
das  meiste  Deckmaterial  geliefert  zu  haben.  Die  Villa  an  dem  Feldberg- 
Kastell  ist  mit  solchen  rötlichen  (Ph3dlit-)  Schiefern  eingedeckt  gewesen. 

Das  im  Volksmunde  als  «fauler  Schiefer»  und  in  neuerer  Zeit  als  «Serizit- 
schiefer»  bezeichnete  Gestein  tritt  erst  unterhalb  der  Saalburg  bei  Kirdorf  und 
Homburg  zu  Tage.  Dasselbe  besteht  aus  mannigfach  gearteten,  bald  festen, 
bald  weichen  grünen,  meist  rötlichen  und  grauen  Schiefern  und  enthält  ein 
glimmerartiges  Mineral,  welches  «Serizit»  genannt  wird.  An  der  Saalburg  fand 
dieses  Material  keine  Verwendung,   dagegen  in  der  Ebene,   wo  es  besonders 


1=3)  Von  den  Handwerkern  und  Bauern  wird  der  Name  «Waldstein»  ganz  allgemein 
zur  Bezeichnung  aller  derjenigen  Steine  gebraucht,  die  dem  Taunus  entstammen. 


Xg4  Technische  Ergebnisse. 

bei  den  großen  Massivbauten  an  der  Römerstraße  Saalburg-Heddernheim,  öst- 
lich von  Oberstedten,  vielfach  benutzt  wurde '^'). 


2.  Steine  aas  dem  Verlande  des  Taunus. 

a.  Vilbeler  Sandstein  (Rotliegendes)  ist  ein  Konglomerat  aus  grobem 
Quarzsand,  nämlich  Gerolle  und  gerundete  Kiesel,  die  durch  Brauneisenerz 
verkittet  sind.  Dieses  Gestein  kommt  zwar  im  «Hardtwald»  und  bei  Gonzen- 
heim  vor,  ist  aber  dort  zu  Hausteinen  nicht  verwendbar.  Auf  den  Hängen 
an  der  Nidda  bei  Vilbel  (18  km  südwestlich  von  der  Saalburg)  finden  sich 
Brüche,  welche  diese  Steine  zur  Verwendung  für  Quader,  Denkmale  und  Bild- 
werke für  die  Saalburg  geliefert  haben.  Es  ist  ein  vorzügliches,  festes  Bau- 
material, aus  welchem  die  Römer  trotz  seinem  groben  Korn  und  trotz  den 
reichlich  darin  vorkommenden  großen  und  weißen  Kieselsteinen,  Skulpturen 
herstellten,  die  in  Anbetracht  des  spröden  Materials  eine  gute  Schulung  in  der 
Bearbeitung  von  Hausteinen  voraussetzen. 

b.  Die  Basalte  fanden  wie  die  Vilbeler  Sandsteine  zu  Bauten,  Denk- 
mälern, Skulpturen  und  besonders  für  die  Schürlöcher  der  Heizungen  Ver- 
wendung. Als  Rohmaterial  und  namentlich  in  Form  großer  Kugeln,  wie  sie 
in  der  Natur  vorkommen,  ist  im  Schutte  an  der  Forta  decumana  Basalt  in 
größerer  Menge  gefunden  worden ^^^).  Es  sind  für  diesen  verschiedene  Be- 
zugsquellen nachzuweisen:  Die  festen  und  dunkelgrauen  Steine  entstammen 
den  unterhalb  des  Homburger  Quellengebiets  am  «Seedamm»  bei  Gonzen- 
heim  liegenden  Kugelbasalt-Steinbrüchen;  größere  Werkstücke  haben  diese 
nicht  geliefert.  Daß  sie  aber  von  den  Römern  benutzt  wurden,  geht  daraus 
hervor,  daß  die  von  diesen  errichteten  AVohnstätten ,  die  unmittelbar  bei 
Gonzenheim,  d.  h.  bei  den  Steinbrüchen  liegen,  nur  von  diesem  Material  er- 
baut sind,  was  auch  durch  Dünnschliffe  von  Dr.  F.  JRolle^^^)  nachgewiesen 
wurde. 

Die  mehr  porösen,  schwammartigen  Basalte,  die  hauptsächlich  für 
Feuerungsanlagen  verwendet  wurden,  sind  höchst  wahrscheinlich  dem  alten, 
jetzt  wieder  benützten  Steinbruch  unterhalb  der  «Weinstraße»  bei  Ober-Erlen- 
bach entnommen,  wofür  außer  der  Identität  des  Steines  auch  noch  die  direkte, 
über  den  «Rotlauf»  führende  Wegverbindung  mit  der  Saalburg  spricht.  Auch 
ist  nicht  unwahrscheinlich,  daß  die  alten  Basaltbrüche  bei  Kalbach,  welche 
gleichfalls  durch  die  Heddernheimer  Straße  in  direkter  Beziehung  mit  dem 
Limes  gestanden,  Baumaterial  lieferten.  Der  bläuliche  Basalt,  der  so- 
genannte «Blaustein»  von  Bockenheim,  ist  auf  der  Saalburg  fast  nur  zur  Her- 

"*)  Vergl.  Römische  Bauwerke  von  Ä.  von  Cohausen  und  L.  Jacohi,  Nass.  Annalen, 
Bd.  XVII,  S.  129. 

'")  Diese  Kugeln  sind  früher  irrtümlich  als  Geschosse  für  Bailisten  angesehen  worden. 

"8)  Ein  bekannter  Geologe  und  Schriftsteller;  geb.  1827  in  Homburg,  gest.  daselbst 
1887;  er  hat  außer  vielen  geologischen  Werken  auch  archäologische  Abhandlungen  über 
den  Taunus  geschrieben. 


Die  Baumaterialien.    Mörtel.  185 

Stellung  von  Bildwerken,  Mühlsteinen  und  Schalen  verarbeitet  worden.  Nach 
Dr.  F.  Bolle  kamen  die  dort  verwendeten  porösen  Basalte  bei  Ober-Erlenbach, 
in  der  Nähe  der  «Steinmühle»  vor,  die  großen  Basalte  zu  Werkstücken  da- 
gegen zwischen  Kalbach  und  Bommersheim,  was  ebenfalls  durch  Dünnschliffe 
bestätigt  wurde. 

Über  die  Gesteinsarten,  die  nicht  zu  Bauzwecken,  sondern  zu  Bild- 
werken, Geräten  u.  s.  w.  benutzt  und  oft  als  fertige  Ware  von  weither  ein- 
geführt sind,  wird  bei  den  einzelnen  Fundstücken  gesprochen  werden. 

C.    Mörtelmaterialien. 

Zur  Bereitung  des  Mörtels  wurden  die  Materialien  sowohl  an  Ort  und 
Stelle  als  auch  aus  der  Nidda-Ebene  entnommen. 

a.  Sand.  Der  am  meisten  verarbeitete  Sand  stammt  aus  den  Saalburg- 
Steinbrüchen,  wo  er  zwischen  den  Quarzitsandstein  -  Schichten  auftritt  und 
beim  Steinbrechen  gewonnen  wird;  seine  rötliche  Farbe  hat  dem  Mörtel  ein 
rotes  Aussehen  gegeben.  Dieser,  mit  erdigen  Bestandteilen  vermischte  Sand 
ist  ebenso  schlecht  wie  der  bei  Regengüssen  aus  höheren  Lagen  abgeschwemmte, 
der  gleichfalls  verbraucht  wurde.  Derartiges  minderwertiges  Material  trägt 
die  Hauptschuld  daran,  daß  das  meiste  Mauerwerk  schlecht  erhalten  ist.  Zu 
dem  Bau  der  Villa  und  besonders  zu  den  Estrichen  ist  ein  besserer  Sand, 
der  am  Fuße  des  Gebirges  an  dem  Kirdorfer  Bache  vorkommende,  verwendet 
worden.  Es  sei  hier  gleich  bemerkt,  daß  wir  zu  den  Erhaltungsarbeiten  heute 
noch  von  dem  beim  Steinbrechen  gewonnenen  Sande  Abstand  nehmen  und 
solchen  von  dem  Kirdorfer  Bache  und  noch  weiter  unterhalb  aus  der  Um- 
gebung von  Homburg  beziehen. 

b.  Kalk.  Aus  den  sehr  häufig  in  dem  Schutte,  dem  Mauerwerk  und 
Estrich  vorkommenden  ungelöschten  Kalkteilen  läßt  sich  feststellen,  daß  ledig- 
lich tertiärer  Muschelkalk  (Litorinellenkalk)  zur  Mörtelbereitung  verwendet 
wurde.  Man  wird  nicht  fehlgehen,  seine  Bezugsquellen  jenseits  der  Nidda, 
in  Berkersheim  oder  in  Vilbel,  zu  suchen.  Die  Vergleiche  weisen  auf  diese 
Orte  hin.  Auch  bei  Groß- Karben  findet  sich  dieser  Kalk  mit  Muscheln  und 
Schnecken  versetzt,  doch  ist  es  nicht  gerade  wahrscheinlich,  daß  derselbe 
von  dieser  etwas  entfernter  gelegenen  Ortlichkeit  auf  die  Saalburg  gebracht 
wurde.  Für  Berkersheim  spricht  noch  der  Umstand,  daß  dieser  Ort  für 
Homburg  und  die  umliegenden  Orte  «von  alters  her»  den  Kalk  geliefert  hat. 

Die  seit  1892  im  Gange  befindlichen  Limes forschungen  haben  in  Bezug  auf 
die  Herkunft  des  Kalkes  für  die  am  Pfahlgraben  liegenden  römischen  Bauten 
ein  ähnliches  Ergebnis  gehabt:  Kastell  «Feldberg»  bezog  sein  Material  (eben- 
falls Muschelkalk)  aus  dem  nächstliegenden  Gebiete  Soden-Münster,  Kastell 
«Alteburg-Heftrich»  aus  der  Gegend  von  Hof  heim  i.  T.  und  Kastell  «Zug- 
mantel» ebenfalls  aus  der  Mainebene,  vielleicht  von  Hochheim-Flörsheim. 

Interessant  ist  es,  daß  die  Bevölkerung  dieser  Gegenden  von  jeher 
bis   in    unsere   Tage   ihren   Kalk  aus    den    angeführten    alten   Kalkbrüchen 


Igß  Technische  Ergebnisse. 

bezog.  Trotz  der  Eisenbahnen  und  trotz  der  mannigfachen  Unbequemlichkeiten 
dauerte  es  noch  lange,  bis  sich  die  Leute  daran  gewöhnten,  die  alten  Be- 
zugsorte aufzugeben.  Erst  seit  einigen  Jahren,  seitdem  Kalk  durch  Händler 
vertrieben  und  durch  billige  Eisenbahnfracht  nach  allen  Ilichtungen  geliefert 
wird,  ist  eine  Änderung  eingetreten.  Ich  habe  mich  bei  meinen  Ausgrabungen 
immer  mit  meinen  Arbeitern  auch  nach  dieser  Seite  hin  unterhalten  und 
bemerkt,  mit  welcher  Zähigkeit  der  Bauer  am  Hergebrachten  hängt,  und  wie 
ungern  er  etwas,  das  er  von  seinen  Vorfahren  übernommen,  aufgiebt.  Die 
Leute  erzählten,  es  sei  für  sie  immer  ein  Ereignis  und  eine  angenehme  Ab- 
wechslung gewesen,  den  Kalk  zum  Bauen,  wenn  auch  aus  einer  Entfernung 
von  6  bis  8  Stunden,  selbst  an  Ort  und  Stelle  zu  bringen.  Hatte  der  Bau- 
herr kein  Fuhrwerk,  so  half  ihm  der  Nachbar  gegen  geringe  Entschädigung, 
c.  Lehm  und  Thon.  Schon  an  der  Saalburg  und  in  ihrer  Umgebung 
tritt  als  Verwitterungsprodukt  des  Thonschiefers  gelblicher  thoniger  Lehm, 
der  mit  eckigen  Quarzstückchen  vermischt  ist,  auf.  Obgleich  dieser  Lehm 
seiner  Natur  nach  sehr  «fettig»  ist,  hat  es  sich  doch  außer  zur  Bereitung 
eines  Lehmmörtels  auch  zum  Ausfüllen  der  Wände  von  Fach  werkbauten  und 
Baracken,  zum  Staakwerk  der  Decken,  zum  Lehmschlag  und  besonders  zu 
Feuer ungsanlagen  gut  geeignet,  und  seine  häufige  Benutzung  wird  durch  die 
vielen  verbrannten  Reste  bestätigt.  Es  ist  nicht  unmöglich,  daß  der  nach 
den  Thälern  hin  auf  der  nördlichen  und  südlichen  Seite  der  Saalburg  liegende 
Lehm,  der  am  Rande  des  Gebirges  noch  viel  Quarz  führt  und  weiter  nach 
der  Ebene  hin  von  Geschiebe  und  Gerolle  fast  rein  ist,  zur  Mischung  mit 
dem  fettigen  Lehm  der  Saalburg  für  etwaige  Ziegelfabrikation  oder  zur  Her- 
stellung von  feinerem  Lehmverputz  herangezogen  wurde.  Bei  den  Erhaltungs- 
arbeiten, bei  welchen  auf  die  Cementschicht  der  Mauerabdeckung  nach  einer 
ministeriellen  Vorschrift  noch  ein  Lehmschlag  aufzubringen  war,  entnahmen 
wir  das  Material  zur  Hälfte  aus  der  Ebene  und  vermischten  es  mit  dem 
Lehm  der  Saalburg.  Über  den  zur  Ziegelfabrikation  verwendeten  Lehm  wird 
im  folgenden  Abschnitte  ausführhcher  gehandelt  werden. 

D.  Ziegel. 

Eine  ausführliche  Besprechung  der  Ziegel  und  ihrer  Fabrikation  erscheint 
hier  um  so  notwendiger,  als  die  auf  ihnen  eingepreßten  Stempel  mit  der  Zeit 
einen  wichtigen  Beitrag  zur  Beurteilung  des  Alters  einzelner  Bauwerke  und 
des  Verhältnisses  der  stempelnden  Truppenteile  zu  den  Fundstellen  abgeben. 
Es  bleibt  dabei  immer  noch  manches  Rätsel  bestehen,  dessen  Lösung  erst 
nach  sorgfältiger  Sichtung  des  Materials  und  mit  genauer  Bezugnahme  auf 
die  Fundumstände  und  die  P'undstellen  ermöglicht  werden  wird.  Professor 
Wolff'  hat  mit  seiner  Arbeit  über  die  römischen  Ziegelöfen  bei  Nied  (Höchst) 
einen  erfolgreichen  Anfang  gemacht^^^). 


•*')  Professor  Dr.  Georg  Wolff,  Die  römischen  Ziegeleien    bei  Höchst  a.  M.  und  ihre 
Stempel,  im  «Archiv  für  Frankfurts  Geschichte  und  Kunst»,  III.  Folge,  ill.  Heft,  S.  212—346. 


Die  Baumaterialien.     Ziegel.  187 

Der  eigentliche  Ziegelbau  ist  auf  der  rechten  Seite  des  Rheins  wenig 
oder  gar  nicht  geübt  worden.  Auch  auf  der  Saalburg  ist  Ziegelmauerwerk 
nicht  vorhanden ;  eine  Trennungsmauer  in  einem  Hypokaustum  kann  kaum 
dazu  gerechnet  werden,  war  auch  vielleicht  in  Ermangelung  von  feuerfestem 
Materiale  ein  Notbehelf.  Nichtsdestoweniger  ist  dort  eine  ungeheure  Masse 
von  Ziegeln  in  allen  Formen  und  Größen,  zum  Bekleiden  von  Decken  und 
Wänden  und  zu  Heizungszwecken,  sowie  Kacheln  und  Röhren  von  verschieden- 
artigstem Querschnitte  sowohl  ganz  erhalten,  als  auch  in  Bruchstücken  auf 
uns  gekommen.  Nehmen  wir  hinzu,  daß  ganze  Gebäude  im  Inneren  mit 
Thonplatten  ausgekleidet  waren,  wovon  jetzt  nur  noch  wenig  erhalten  ist, 
daß  in  alten  Zeiten  viele  Ziegel  von  dort  geholt  und  schlechtes  Material  zer- 
stört und  verfault  ist,  dann  läßt  sich  begreifen,  eine  wie  bedeutende  Rolle 
die  Herstellung  von  gebrannten  Ziegeln  {lateri  ex  terra  cocta)  in  der  römischen 
Provinzialarchitektur  gespielt  haben  muß^^^). 

Zunächst  sei  das  Technische  der  Ziegelfabrikation  hervorgehoben.  Die 
Litteratur  bietet  nur  wenig  darüber;  Vitruv  spricht  zwar  über  die  Herstellung 
von  Ziegeln,  aber  nicht  über  die  Art,  wie  sie  gebrannt  werden.  Nissen  hat 
in  seinen  «Pompejanischen  Studien»,  ebenso  Blümner  in  seiner  «Technologie 
und  Terminologie»  ausführlich  über  die  Ziegelfabrikation  bei  den  Römern 
geschrieben,  und  neuerdings  hat  Prof.  Wolff  nach  Auffindung  der  Ziegel- 
öfen in  Nied  und  Krotzenburg  dieses  Thema  behandelt.  Am  besten  reden 
die  Ziegel  selber:  Die  Bearbeitung  des  Lehms  muß  nach  den  erhaltenen  Proben 
eine  vorzügliche  gewesen  sein.  Der  Lehm  wurde  sorgfältig  gereinigt,  von 
allen  fremden  Zuthaten  befreit,  mit  Wasser  benetzt  und  tüchtig  mit  Händen 
und  Füßen  bearbeitet.  Die  so  vorbereitete  Thonmasse  wurde  festgeschlagen 
und  entweder,  besonders  bei  kleinen  und  dicken  Ziegeln,  in  Formen  gepreßt 
oder  auf  einer  ebenen  Fläche  wie  ein  Kuchen  ausgeweigert  und  dann  nach 
einer  Schablone  ausgeschnitten.  Daß  die  Ziegel  geschlagen  wurden,  sieht 
man  sehr  deutlich  an  Bruchstücken  derselben;  sie  bilden  keine  kompakte 
Masse,  sondern  haben  einen  schaligen  Bruch,  etwa  unserem  Blätterteige  ver- 
gleichbar. Man  hat  auf  die  Herrichtung  des  Thones  zur  Römerzeit  weit 
größere  Sorgfalt  verwendet,  als  heutzutage  geschieht,  ebenso  wie  man  auch 
im  Mittelalter  bei  der  Bereitung  der  Ziegel  zu  den  norddeutschen  Backstein- 
bauten gegenüber  der  Jetztzeit  sorgfältiger  verfuhr.  Dadurch,  daß  der  Teig 
fest  zusammengeschlagen  wurde,  sind  die  Steine  auch  spezifisch  bedeutend 
schwerer  als  unsere  primitiv  hergestellten  Feldbrandsteine,  stimmen  dagegen 
mit  den  modernen  gepreßten  Maschinenziegeln  im  Gewicht  beinahe  überein. 
Nach  meinen  Versuchen  stellt  sich  das  spezifische  Gewicht  des  modernen 
Feldbrandziegels  im  Durchschnitt  auf  1,70,  das  des  Maschinen ziegels  auf  1,87 


i°8)  Eine  Vorstellung  von  der  auf  der  Saalburg  vorhandenen  Menge  von  Ziegel- 
material gewährt  uns  die  Thatsache,  daß  —  nach  einer  Notiz  des  Kabinettsrats  Armbrüster 
in  Homburg  —  der  Landigrai  Friedrich  Ludwig  1770  beabsichtigte,  einen  römischen  Triumph- 
bogen am  Eingange  des  Tannenwalds  lediglich  mit  Saalburg-Ziegelsteinen  zu  erbauen;  ein 
Plan,  dessen  Ausführung  jedoch  aus  finanziellen  Gründen  unterblieb. 


188  Technische  Ergebniese. 

und  das  des  römischen  Ziegels  auf  1,83.  Eine  Ausnahme  macht  aber  eine 
Sorte  von  römischen  Ziegehi,  nämHch  diejenigen  der  Cohors  I  Flavia  Damas- 
ccnorum,  deren  poröses  Material  nicht  aus  hiesiger  Gegend  stammt;  ihr  spezi- 
fisches Gewicht  beträgt  1,20»^^). 

Nach  dem  Formen  wurden  die  Lehmziegel  wie  heute  noch  am  Boden 
auf  einer  Unterlage  von  Asche,  Stroh  oder  Brettern  oder  auf  dem  Rasen 
zum  Trocknen  ausgebreitet.  Wir  haben  Ziegelsteine  gefunden,  auf  welchen 
die  Holzfasern  der  Brettunterlage,  die  Abdrücke  von  Stroh  oder  auch  die 
Spuren  von  Rasen  neben  anderen  Pflanzenabdrücken  ausgeprägt  sind.  Über 
die  Jahreszeit,  in  welcher  die  Ziegel  zum  Trocknen  auslagen,  geben  sie  selbst 
Auskunft.  Wir  besitzen  mehrere  Ziegel,  auf  denen  ein  Datum  mit  einem 
Hölzchen  bereits  in  den  frischen  Lehmziegel  eingekratzt  war  (vergl.  Graffite  auf 
Ziegeln  im  Abschnitte  XHL  2,  B.  L).  Wenn  auch  die  meisten  Bruchstücke  sind 
und  der  Tag  infolgedessen  nicht  genau  ersehen  werden  kann,  so  ist  doch  aus 
diesen  inschriftlichen  Resten  zu  entnehmen,  daß  alle  Datumsangaben  in  die 
Monate  Mai  bis  August,  also  in  die  trockenen  Monate  des  Jahres  fallen.  Das 
Datum  mag  wohl  den  Tag  bezeichnen,  an  dem  eine  Partie  von  Ziegeln  zum 
Trocknen  ausgelegt  wurde.  Vermittelst  dieser  Notiz  konnte  von  dem  Ziegelbäcker 
jederzeit  bemessen  werden,  wie  lange  die  Ziegel  bereits  auslagen,  ein  für  die 
Keramik  nicht  zu  unterschätzender  Faktor,  zumal  die  Trockendauer  für  jedes 
in  einem  Tage  gefertigte  Quantum  eine  verschiedene  war.  Sehr  interessant 
ist  eine  Zusammenstellung  ähnlicher  Ziegel  von  Zangemeister  in  den  Bonner 
Jahrbüchern,  1879.  Wir  ersehen  daraus,  daß  neben  den  Daten  gelegentlich 
auch  der  Name  des  Ziegelarbeiters  und  die  Anzahl  der  gefertigten  Stücke 
eingegraben  wurde.  Aus  einer  Ziegelinschrift  von  Aquileja  lernen  wir  auch 
das  Wort  rädere  als  ter minus  technicus  für  das  «Streichen»  der  Ziegel  kennen, 
also  genau  der  jetzigen  Herstellungsweise  entsprechend.  Eine  Ziegelplatte 
im  Museum  zu  Darrastadt^^")  enthält  außer  der  Bezeichnung  laterculi  capitu- 


"»)  Herrn  Ingenieur  C.  B.  Aircl  aus  Hanau,  welcher  ähnliche  Versuche  angestellt 
hat,  verdanke  ich  folgende  Mitteilung:  «Als  im  P'ebruar  1891  infolge  niedrigen  Wasser- 
standes die  Reste  von  Alta  Ripa  bei  Mannheim  im  Rheine  auftauchten,  kamen  auch  einige 
Ziegel  —  gelbe  und  rote  —  zum  V^orschein,  in  den  Abmessungen  von  44:26:9  cm.  Die 
gelben  Ziegel  sollen  aus  der  Nähe  stammen,  wo  auch  heute  noch  solche  aus  Rheinschlick 
hergestellt  werden.  Verschiedene  Bruchstficke  hatten  Poren  und  größere  Hohlräume,  die 
mit  einer  glasigen  Masse  (vielleicht  ein  aus  den  Steinen  ausgelauchtes  Salz)  ausgefüllt 
waren.  Die  Untersuchung  der  roten  Steine,  deren  Herkunft  nicht  zu  bestimmen  ist,  hatte 
das  Resultat,  daß  die  römischen  Steine  bei  36  stündigem  Eintauchen  in  Wasser  nur  5°/o, 
die  modernen  aber  mehr  als  26°/o  an  Gewicht  zunahmen.  Das  spezifische  Gewicht  des 
jnodernen  Ziegels  betrug  2,33  gegenüber  2,22  des  antiken.  Dagegen  war  die  Druckfestig- 
keit des  römischen  Ziegels  fast  dreimal  so  groß  wie  diejenige  des  neuen  Altriper  Steines 
(350,5  kg  pro  qcm  gegen  135,6  kg  pro  qcm),  ein  Beweis  für  die  vorzügliche  Qualität  des 
ersteren». 

'«<*)  Gefunden  im  Kastell  «Hasselburg»  bei  Hummetroth  im  Odenwalde;  die  voll- 
ständig erhaltene,  quadratische  Platte  von  39  cm  Seitenlänge  und  4  cm  Stärke  trägt  die 
schön  ausgeführte  Kursi\anschrift:  STRAT VBA  TERTIA  LATERCVLI  CAPITULARES 
NVM'  CCCLXXV;  vergl.  Archiv  für  Hessische  Geschichte  und  Altertumskunde,  Bd.  II,  S.  183  ff. 


Die  Baumaterialien.     Ziegel.  \QQ 

Zare5  («Kopfziegel»  für  Hypokaustpfeilerchen?)  und  der  Anzahl  der  gefertigten 
Ziegel  auch  die  Angabe,  daß  sie  in  der  stratura  tertia,  der  dritten  Lage,  aus- 
gelegt war.  (Die  Aufschrift  findet  sich  bei  Bramb.  1397).  Neben  solchen 
Bezeichnungen  sehen  wir  öfters  Tierfüße,  einmal  auch  einen  Kinderfuß  und 
genagelte  Schuhsohlen  abgedrückt,  alles  Beweise  dafür,  daß  die  Lehmziegel 
auf  dem  flachen  Boden  ausgebreitet  wurden  ^^^). 

Wir  gehen  hiernach  zu  der  Frage  über,  wie  die  römischen  Ziegel  ge- 
brannt worden  sind,  durch  Feldbraud  oder  im  Ofen.  Bei  dem  Verfahren  des 
Feldbrandes  werden  heutzutage  die  getrockneten  Lehmsteine  auf  einen  großen 
viereckigen  Haufen  im  freien  Felde  zusammengesetzt,  und  zwar  da,  wo  das 
Rohmaterial  gewonnen  worden  ist.  Die  in  dem  unteren  Teile  des  Haufens 
angelegten  Kanäle  werden  gleich  beim  Aufschichten  mit  Steinkohlen  ausge- 
gefüllt,  und  ebenso  wird  eine  dünne  Schicht  von  Kohlengries  zwischen  die 
Lagen  der  Lehmziegel  gestreut.  Ist  der  so  aufgesetzte  Feldbrandofen  fertig, 
so  wird  er  oben  wie  an  den  vier  Seiten  dicht  mit  Lehm  verstrichen  und  dann 
angesteckt.  Die  Brenndauer  beträgt  etwa  10  Tage.  Dieser  unrationelle,  in 
Deutschland  jetzt  noch  in  vielen  Gegenden  bestehende  Betrieb  (die  Produkte 
heißen  in  der  Taunusgegend  «Russensteine»  zum  Unterschied  von  den  «Ring- 
ofensteinen») hat  zwei  sehr  große  Nachteile:  es  wird  eine  große  Menge  von 
Brennmaterial  verschwendet,  und  außerdem  bleiben  die  an  den  Außenseiten 
liegenden  Ziegelschichten  unbrauchbar ,  sodaß  ein  großer  Prozentsatz  von 
Steinen  verloren  geht.  Man  giebt  deshalb  allmählich  den  Feldbrand  auf  und 
geht  zur  Anlage  großer  Brennöfen  über. 

Bezüglich  solcher  Anlagen  im  Altertum  bemerkt  Blümner  in  seiner 
«Technologie»:  «Über  die  Öfen,  in  denen  die  Ziegel  gebrannt  werden,  fehlen 
uns  die  schriftlichen  Nachrichten».  Vitruv  und  Plinius  schreiben  zwar  über 
gebrannte  Ziegel,  aber  nicht  über  die  Art  und  Weise  des  Brennens.  Wir  müssen 
daher,  um  zu  einem  Urteil  hierüber  zu  gelangen,  einen  anderen  Ausgangs- 
punkt suchen,  der  uns  indessen  auch  zu  fördern  verspricht;  ich  meine  die 
technischen  Rücksichten  an  und  für  sich.  Ziegelplatten,  die  über  das  Maß 
von  29 :  29  cm  hinausgehen  und  ganz  besonders  die  Dach-,  Haken-,  Warzen- 
und  Verblendziegel ,  einschließlich  der  Kacheln ,  sind  kaum  ohne  Töpferöfen 
zu  brennen.  Herr  voti  Boch  aus  Mettlach,  eine  Autorität  in  keramischen 
Fragen,  hat  bei  seinem  Besuche  der  Saalburg  diese  Ansicht  gleichfalls  aus- 
gesprochen. Vor  einigen  Jahren  machte  ich  Versuche  in  dieser  Hinsicht  und 
ließ  Backsteine  nach  römischem  Muster  und  in  römischen  Maßen  herstellen; 
es  ist  damals  gelungen,  25 :  25  cm  große  Platten  durch  Feldbrand  zu  backen. 
Die  gut  getrockneten  Platten  wurden  in  das  Innere  des  Ofens  gesetzt  und  ein 


161)  Eine  Stelle  bei  Vitruv  beweist  uns,  daß  man  im  Altertum  von  der  Wichtigkeit 
des  Trocknens  für  die  Haltbarkeit  des  Materials  wußte.  Nach  Lib.  II,  Kap.  3  mußten  die 
Ziegel  der  Uticenser  5  Jahre  trocknen  und  wurden  erst  abgenommen,  wenn  durch  ein  obrig- 
keitliches Gutachten  (arbitrio  magistratus  probatum)  diese  Zeitdauer  bestätigt  war.  Es  ist 
aber  wohl  anzunehmen,  daß  die  so  lange  getrockneten  Lehmsteine  überhaupt  nicht  ge- 
brannt, sondern  als  «Luftziegel»  verarbeitet  wurden. 


190  Technische  ErgebniBse. 

zienilicli  hoher  Prozentsatz  guter  Ziegel  erzielt,  dagegen  mißlangen  die  Ver- 
suche, größere  Platten  auf  dieselbe  Weise  zu  brennen.  Damit  soll  jedoch  nicht 
gesagt  sein,  daß  es  den  in  der  Töpferei  gut  geschulten  Römern  vielleicht  bei 
Holzkohlenbrand  nicht  möglich  gewesen  wäre.  Daß  sie  aber  40 :  40  bis 
60:60  cm  große  Platten  in  Feldöfen  brannten,  ist  wenig  wahrscheinlich,  und 
es  bleibt  vorläufig  eine  offene  Frage,  ob  sie  überhaupt  den  Feldbrand  kannten. 
Bei  der  großen  Mannigfaltigkeit  der  Formen  in  dem  von  den  Römern  ver- 
wendeten Ziegelmateriale,  von  denen  manche  —  so  namentlich  die  Hohl- 
ziegel —  im  Feldbrande  sicherlich  nicht  in  der  angetroffenen  Vollendung 
herstellbar  waren,  ist  man  geneigt,  jene  Frage  in  verneinendem  Sinne  zu  be- 
antworten. 

An  der  Saalburg  sind  Backsteine  gefunden  worden,  die  aus  rohem 
Material  mit  Quarzsteinchen,  Stroh,  Schachtelhalm  und  Binsen  vermengt  her- 
gestellt sind;  diese  8 — 14  cm  dicken,  15:15  und  20:30  cm  messenden,  un- 
förmigen Steine  (Tafel  XVHI,  Nr.  6a  und  6b)  sind  teilweise  verschlackt  und 
könnten  dadurch  zu  der  Ansicht  verleiten,  als  seien  sie  durch  F'eldbrand  her- 
gestellt worden;  w^ahrscheinlicher  ist  es  dagegen,  daß  sie  nur  Lehmsteine 
w'aren,  die  bei  Feuerungen  —  sie  sind  an  den  Schürlöchern  gefunden  — 
Verwendung  fanden  und  infolgedessen  gebrannt  sind  wie  die  Lehmstaakung 
der  Fachwerkbauten.  Da  jedoch  die  Steine  verhältnismäßig  leicht  und  porös 
sind,  was  vielleicht  absichtlich  durch  die  obengenannte  Beimischung  or- 
ganischer Stoffe  erzielt  wurde,  so  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  daß  sie  auch 
eine  andere  Verwendung,  vielleicht  zur  Isolierung,  hatten. 

Sehr  viele  Ziegel  und  Kacheln  sind  gestempelt  und  tragen  entweder 
die  Bezeichnung  der  Truppenteile  und  zwar  bei  uns  die  der  Legio  XXII 
pr.  p.  f.,  der  Lcgio  VIII,  der  Cohors  IUI  Vind.,  der  Coh.  II  Eaet.  und  der 
Coh.  I  Fl.  D.  (oft  mit  Hinzusetzung  des  Namens  des  Ziegel meisters)  oder  nur 
einen  Namen,  den  man  als  den  eines  Privatziegelmachers  ansieht.  Über  diese 
Aufschriften  ist  das  Nähere  in  dem  Abschnitt  XIH.  2  bei  den  «Inschriften»  ge- 
sagt. Ebenso  häufig  kommen  ungestempelte  Ziegel  vor;  es  wäre  möghch,  daß 
von  den  zum  Trocknen  ausgelegten  Lehmziegeln  nur  einige,  vielleicht  die 
am  Anfang  und  Ende  der  Reihen  liegenden  gestempelt  wurden.  Die  Matrizen 
zu  diesen  Stempelabdrücken  waren  gewöhnlich  aus  Holz  angefertigt,  und  zwar 
war  bei  kleineren  ein  Klotz  verwendet,  das  den  Stempel  an  dem  Hirnende 
trug;  zur  Herstellung  der  großen  Kachelstempel  dagegen  sind  Holzformen 
zur  Anwendung  gekommen,  die  nach  Art  unserer  Pfefferkuchenformen  auf- 
gepreßt wurden.  Mit  einem  Stempel  der  erstgenannten  Art  ist  der  Stempel- 
abdruck Fig.  45,  Nr.  13,  hergestellt;  man  sieht  auf  dem  Schilde  radial 
den  Abdruck  des  aufgerissenen  Holzes.  An  einigen  Legenden,  wie  bei 
Tafel  LXXIX,  Nr.  15  und  16,  bemerkt  man  deutlich,  daß  bei  der  Her- 
stellung der  Matrize  zwischen  dem  H  und  der  Zahl  IUI  Holzreste  stehen 
geblieben  sind,  die  hätten  beseitigt  werden  müssen,  oder  daß  das  Messer 
beim  Schneiden  ausgefahren  ist  und  zuviel  mitgenommen  hat.  Bei  Tafel 
LXXVIII,  Nr.  19,    scheint   das  Stempelliolz   in  der  Mitte   geplatzt  zu  sein. 


Die  Baumaterialien.     Ziegel.  191 

Auch  daß  man  so  oft  Buchstaben  begegnet,  die  verdreht,  schräg  oder  ver- 
zogen sind,  muß  der  Herstellung  mit  Holzstempeln  zugeschrieben  werden, 
die  bald  naß,  bald  trocken  waren  und  dann  sich  werfen  oder  zerreißen  mußten. 
Manchmal  kann  man  die,  offenbar  mit  demselben  Stempel  hergestellte  Legende 
sehr  scharf  und  dann  wieder  sehr  verschwommen  sehen,  ein  Unterschied,  der 
sich  leicht  dadurch  erklären  läßt,  daß  der  schlechte  Abdruck  mit  dem  bereits 
abgenutzten  und  undeutlich  gewordenen  Stempel  hergestellt  ist.  Daneben 
müssen  aber  auch  Metallstempel  existiert  haben,  zu  denen  die  beiden  als  Ab- 
nahmestempel bezeichneten  (Tafel  LXXIX,  Nr.  23  und  Fig.  45,  Nr.  4)  gehören. 

Hiermit  komme  ich  zur  Erörterung  der  Fragen,  welche  sich  uns  bei  der 
Betrachtung  gestempelter  Ziegel  aufdrängen,  nämlich:  1.  wo  sind  die  Saalburg- 
ziegel hergestellt?  2.  wer  hat  sie  gemacht?  und  3.  haben  die  Truppen,  deren 
Namen  auf  den  Ziegeln  stehen,  auf  der  Saalburg  in  Quartier  gelegen? 

Weder  an  den  Kastellen  im  Taunus,  noch  in  unmittelbarer  Nähe  der- 
-gelben  findet  sich  Material,  welches  sich  zur  Fabrikation  guter  Ziegel  im 
Großen  eignet.  Vor  der  Saalburg  liegt  in  einer  Tiefe  von  1,50  m  verwitterter, 
gelblicher  Quarzschiefer,  der  sich  zur  Ausfüllung  der  Fachwerke  und  zum  Ver- 
kleben der  Lücken  und  Ähnlichem  wohl  verwenden  läßt,  vielleicht  auch  zur 
Herstellung  eines  minderwertigen  Ziegelmaterials  gebraucht  werden  konnte, 
aus  dem  die  oben  erwähnten  dicken  Backsteine  und  vielleicht  auch  die  kleinen 
Ziegel  der  Coli.  II  Raet.  (Stempel  Tafel  LXXIX,  Nr.  2)  bestehen.  Gerade  die 
letzteren  enthalten  eckige  Quarzstückchen,  die  nicht  wie  diejenigen  in  der  Ebene 
rund  abgerollt  sind  und  wahrscheinlich  machen,  daß  das  Material  an  der  Saal- 
burg entnommen  ist.  Zur  Herstellung  in  großem  Betriebe  kann  solches  Material 
kaum  genügt  haben,  und  es  war  immer  meine  Ansicht,  daß  schon  aus 
diesem  Grunde  ein  großer  Betrieb  im  engeren  Gebiete  der  Saalburg  nicht  be- 
standen haben  kann.  Hierzu  kommt  die  auffallende  Übereinstimmung  der 
meisten  Ziegelstempel  mit  denen  aus  der  ganzen  Mainebene,  und  zwar  mit 
allen  ihren  Fehlern  und  Eigentümlichkeiten,  eine  Thatsache,  die  auch  bei 
den  Legionsstempeln  zu  beobachten  ist,  welche  bei  den  Bauten  in  der  Ebene 
gefunden  wurden,  sodaß  für  alle  dieselbe  Quelle  wahrscheinlich  ist. 

Ich  habe  diese  Ansicht  1885  in  einem  längeren  Vortrage  im  Altertums- 
vereine zu  Homburg  vertreten,  doch  dachte  ich  dabei  an  die  Umgebung  von 
Mainz.  Auch  Hdbd  hat  in  seinen  Notizen  bereits  1861  die  Vermutung  auf- 
gestellt, daß  die  gefundenen  Ziegel  wohl  schwerlich  in  den  Kastellen  ge- 
brannt seien.  Nun  hat  neuerdings  Professor  Wolff  durch  die  Aufdeckung  der 
römischen  Ziegelöfen  bei  Nied  nachgewiesen,  daß  dort  ein  Fabrikationscentrum 
bestanden  hat.  Fast  die  meisten  unserer  Stempelvarietäten  sind  dort  ver- 
treten. Daß  die  Nieder  Ziegelöfen  die  einzigen  gewesen  seien,  ist  damit  nicht 
gesagt;  denn  da  ja  auch  der  Thon  zu  den  dortigen  Ziegeln  von  Münster  bei 
Höchst  a.  M.  bezogen  ist,  so  wäre  auch  denkbar,  daß  man  das  Material  für 
unsere  Ziegelprodukte  von  weit  her  geholt  habe,  und  daß  die  Ziegel  selbst 
auf  der  Saalburg  gebrannt  worden  seien,  wo  man  das  Holz  so  nahe  hatte. 
Es   ist  ja   möglich,    daß  die  großen  Ofen    nicht  immer   im  Betrieb  und  für 


192  Technische  Ergebnisse. 

geringere  Bedürfnisse  kleine  Ofen  an  Ort  und  Stelle  vorhanden  waren.  Hier- 
bei mag  noch  erwähnt  werden,  daß  öfters  auf  den  Platten  Spuren  von  Wild 
abgedrückt  sind,  und  zwar  von  Tieren,  welche  sich  nicht  weit  vom  Walde 
entfernen. 

Sicher  ist  außerdem,  daß  bei  Kirdorf  und  Homburg- Gonzenheim,  wo 
dieser  besonders  geeignete  Lehm  ansteht,  und  vor  allem  bei  Seulberg,  wo 
eine  Töpferindustrie  seit  der  Römerzeit  durch  das  ganze  Mittelalter  blühte 
und  der  «Aulofen»  (Töpferofen)  ^'^-)  noch  jetzt  besteht,  Ziegel  gebrannt  wurden. 
Überall  sind  dort  in  der  Nähe  Reste  von  römischen  Niederlassungen  ge- 
funden worden,  und  wir  sind  wohl  berechtigt,  auch  dort  Ziegelöfen  zu  suchen. 
Und  wozu  hätte  endlich  das  großartig  angelegte  Wegnetz  neben  den  aus- 
schließlich strategischen  Verkehrsstraßen  gedient,  als  um  auch  die  Produkte 
der  Ebene  den  Limes-Anwohnern  zuzuführen? 

Jedenfalls  nimmt  Prof.  Wolff  mit  Recht  an,  daß  in  Nied  eine  Central- 
zicgelwerkstätte  gewesen  sei^^'),  und  wir  besitzen  ebenso  sicher  eine  Menge 
von  Ziegeln  auf  der  Saalburg,  die  dort  gebrannt  wurden.  Von  denjenigen 
aber,  die  auf  der  Saalburg  hergestellt  sein  könnten,  sind  bestimmt  diejenigen 
der  Coli.  I.  Fl.  D.  zu  scheiden,  deren  hellgelber  poröser  Thon  eine  ganz 
andere  Abstammung  verrät  ^^^),  und  ebenso  die  der  Bacter  mit  den  Stempeln 
Taf.  LXXIX  Nr.  3  und  4.  Weitere  Untersuchungen  müssen  noch  lehren,  wo 
die  einzelnen  Ziegel  gebrannt  sind. 

Sind  nun  die  Ziegel  von  denjenigen  hergestellt  oder  verbaut  worden, 
die  sie  gestempelt  haben,  und  kann  man  aus  ihnen  schließen,  daß  die  be- 
zeichneten Truppen  auf  der  Saalburg  in  Garnison  lagen? 

Über  die  Ziegelfabrikanten  ist  man  noch  im  Unklaren.  Wenn  man  eine 
Centralziegelbrennerei  annehmen  will,  die  vielleicht  wie  unsere  modernen 
Militärhandwerkstätten  unter  militärischer  Oberleitung  stand,  dann  erscheint 
es,  ebenso  wie  es  heute  geschieht,  denkbar,  daß  Maunschafteu  einzelner 
Truppengattungen  auf  eine  bestimmte  Zeit  zur  Handwerkstätte  abkommandiert 
wurden.  Von  diesen  hat  alsdann  jeder  die  ihm  aufgegebenen  Ziegel  mit 
dem  Zeichen  seines  Truppenteils  gestempelt,  um  die  Verfertiger  erkennen  zu 
lassen.  Dieses  Verfahren  würde  dem  heutigen  Brauche  entsprechen,  dem- 
zufolge in  unseren  Militärhandwerkstätten  jeder  das  von  ihm  gefertigte  Mon- 
tieruugsstück  mit  seinem  Namen  zu  bezeichnen  hat,  um  ihn  für  etwaige 
Fehler  zur  Verantwortung  ziehen  zu  können.  Die  Lieferung  der  befohlenen 
Anzahl  von  Ziegeln  wurde  mit  einem  Abnahmestempel  «.iustiim  fccit»  ver- 
sehen, der  etwa  dasselbe  besagt  wie  unser  «die  Richtigkeit  wird  bescheinigt». 


'•»)  Vergl.  von  Cohamen.     Nass.  Annalen.    Bd.  14. 

1")  Eine  gleiche  bestand  auch  in  G roß- Krotzen bürg,  wo  Ziegel  mit  Stempeln  der 
Coh.  IUI  Vindel.  hergestellt  wurden;  vergl.  Dr.  Albert  Duncker,  Beiträge  zur  Erforschung 
und  Geschichte  des  Ffahlgrabens,  in  der  Zeitschrift  des  Vereins  für  Hessische  Geschichte 
und  Landeskunde,  Neue  Folge,  VIII.  Bd.  (Kassel  1880.)  S.  61. 

***)  Da  das  Standquartier  dieser  Truppe  in  Friedberg  vermutet  wird,  könnten  sie 
aus  jener  Gegend  stammen. 


Die  Baumaterialien.     Ziegel.  193 

Bei  Bedarf  wurde  dann  von  jener  Centrale  den  Kastellen  die  verlangte  Zahl 
von  Ziegeln  überwiesen,  ohne  Rücksicht  darauf,  wer  sie  gestempelt  hatte. 
Damit  fällt  die  Annahme,  daß  diejenige  Truppe  die  Ziegel  vermauert  habe, 
deren  Namen  diese  tragen. 

Noch  schwieriger  wird  die  Beurteilung  dieser  Verhältnisse,  wenn  man 
auf  die  vielen  Zerstörungen  des  Kastells  und  die  folgenden  Neu-  und  Um- 
bauten Rücksicht  nimmt.  In  solchen  Fällen  suchte  man  sich  wohl  die  nötigen 
Ziegel  überallher  zusammen,  wie  man  sie  eben  der  Größe  nach  bedurfte. 
So  wird  sich  wohl  das  öftere  Zusammenvorkommen  von  Ziegeln  der  ver- 
schiedensten Truppen  an  ein  und  demselben  Gebäude  erklären  lassen.  Durch 
jene,  nunmehr  fallen  gelassene  Annahme  ist  sicher  eine  große  Konfusion 
entstanden,  und  man  geht  zu  weit,  wenn  man  allzuviel  Gewicht  auf  die 
Reihenfolge  der  Ziegel  in  den  einzelnen  Bauten  legt.  Die  Richtigkeit  der 
für  die  Ziegelstempel  der  Militärbauten  maßgebenden  Verhältnisse  ange- 
nommen, drängt  sich  noch  die  Frage  auf,  wie  es  sich  demgegenüber  mit  der 
Herstellung  der  für  Privatgebäude  im  Dekumatenlande  bedurften  Ziegel  ver- 
hielt. Für  diese  können  wir  vielleicht  die  Stempel  der  Privatziegelmeister  in 
Anspruch  nehmen,  wiewohl  es  nicht  ausgeschlossen  erscheint,  daß  von  den 
Militärfabriken  auch  an  Private  von  ihren  Erzeugnissen  abgegeben  wurde, 
wenn  es  der  eigene,  verringerte  Bedarf  gelegentlich  gestattete;  denn  wir  finden 
überall  in  der  Ebene  Ziegel  mit  Truppenstempeln  vermauert. 

Ob  die  Truppen,  deren  Backsteine  auf  der  Saalburg  vorkommen,  alle  dort 
in  Garnison  ^^^)  lagen,  ist  schwer  zu  sagen.  Die  Cohors  II  Raetorum  ist  durch 
viele  Inschriften  bezeugt,  die  anderen  nicht.  Selbst  von  der  Legio  XXII,  die 
so  stark  durch  Ziegelstempel  vertreten  ist,  wissen  wir  nur  im  Allgemeinen, 
daß  sie  zur  Besatzung  der  Limeskastelle  gedient  hat.  Es  ist  ja  leicht  möglich, 
daß  von  den  übrigen,  jetzt  nur  in  einzelnen  Exemplaren  vertretenen  Truppen- 
stempeln noch  andere,  vielleicht  auch  auf  diese  Truppen  bezügliche  Stein- 
inschriften gefunden  werden;  aber  es  ist  andererseits  auch  denkbar,  daß  noch 
weitere  Truppenkörper  lange  Jahre  auf  der  Saalburg  gelegen  haben,  die  je- 
doch, weil  sie  keine  Gelegenheit  hatten,  zu  bauen  und  Ziegel  zu  brennen, 
in  Stempeln  solcher  keine  Dokumente  hinterlassen  haben. 

Ohne  darum  etwas  an  dieser  Annahme  über  die  Beziehungen  zwischen 
Truppenstempel  und  örtlicher  Verwendung  der  gestempelten  Ziegel  ändern 
zu  müssen,  will  ich  nicht  verfehlen,  auf  die  Thatsache  hinzuweisen,  daß 
manche  Stempel,  wie  die  der  Cattharer,  auf  eine  eng  begrenzte  Gegend  lokali- 
siert sind.  Diese  wurden  seither  nur  im  Feldberg -Kastell  und  dem  Kastell 
« Alteburg -Heftrich»  gefunden  ^'^^).  Die  besondere  Art  des  hier  verwendeten 
Materials  läßt  annehmen,  daß  diese  Ziegel  in  der  Nähe  von  Heftrich  gebrannt 
sind,  wo  auch  heute  noch  das  Vorkommen  von  geeignetem  Lehm  die  Ziegel- 
fabrikation begünstigt. 


165)  vergl.  den  Abschnitt  VIII.  5. 

166)  Vergl.  darüber  Limesblatt  Nr.  11,  Abschnitt  86. 

Jacobi,  Das  Bömerkastell  Saalburg.  13 


194  Technische  Ergebnisse. 

Nacli  den  Arten  der  auf  der  Saalburg  verwendeten  Ziegel  unterscheiden  wir: 

1.  Plattenziegel,  3.  Dachziegel, 

2.  Verblendziegel,  4.  Kacheln. 


1.  Plattenziegel. 

Weitaus  die  meisten  Ziegel  sind  quadratisch,  wenige  rechteckig  oder 
keilförmig  und  nur  einige  rund.  Sie  dienten  fast  ausschließhcli  zur  Her- 
stellung der  Hypokaustenpfeiler  und  der  Unterlage  für  den  Estrichboden, 
selten  als  Bodenbelag  und  dort  vielleicht  nur  zur  Aushilfe,  ebenso  wie  bei 
der  obenerwähnten  Ziegelmauer.  Manche  sind  aus  gutem  Materiale  und  fest 
gebrannt,  oft  fast  klinkerartig  versintert,  andere  dagegen  sehr  schlecht  und 
weich;  von  denjenigen  dieser  letzten  Qualität  dürften  wohl  die  meisten  ver- 
wittert und  verfault  sein.  Es  lassen  sich  dabei  mancherlei  Unterschiede  auf- 
stellen. Viele  Ziegel  verraten  durch  dieselbe  Farbe  und  Härte,  daß  sie  alle 
aus  einem  Brande  herstammen;  ebenso  sind  andere  wieder  mit  denselben 
Stempeln  und  in  denselben  Formaten  durchweg  schlecht  oder  zeigen  alle  den- 
selben Fehler.  .Eine  auf  diese  Gesichtspunkte  gerichtete  genaue  Beobachtung 
bei  sämtlichen  am  Limes  gefundenen  Ziegeln  ließe  gewiß  manches  Neue  für 
die  Fabrikation  derselben  finden. 

Die  dünnsten  unserer  Platten  sind  3  cm  stark,  die  meisten  4—5  cm, 
und  ein  Bruchstück  sogar  8  cm,  eine  Stärke,  die  derjenigen  der  mittelalter- 
lichen und  jetzigen  Formate  gleichkommt.  Die  Maße  der  Ziegel  sind  jetzt 
nicht  mehr  alle,  wie  man  annehmen  sollte,  auf  das  P'ußmaß  zu  reduzieren, 
da  man  bei  den  Römern  ein  Schwindmaß  (d.  h.  ein  aus  der  Erfahrung  nach 
der  Qualität  des  Materials  zu  bemessendes  Maß,  um  welches  der  feuchte 
Lehmziegel  größer  gemacht  w'erden  muß,  damit  der  gebrannte  Ziegel  das 
gewünschte  Format  erhält),  w^enigstens  bei  Herstellung  von  Ziegeln  nicht  ge- 
kannt zu  haben  scheint  oder  vielleicht  nicht  angewandt  hat.  Die  Dimen.sionen 
variieren  um  3  —  5  cm.  Wenn  wir  als  Länge  des  römischen  Fußes  das  Maß 
29,6  cm  zu  Grunde  legen,  dann  sind  die  Ziegel,  welche  zwischen  29 — 30\'2  cm 
schwanken,  sicher  solche  von  der  Länge  eines  Fußes,  diejenigen  von  39 — 44  cm 
gleich  IV2  Fuß  (richtig:  44,4  cm),  diejenigen  von  57 — 61  cm  gleich  2  Fuß 
(richtig:  59,2  cm)  und  vielleicht  die  zwischen  20 — 23  cm  gleich  ^/4  Fuß  (richtig: 
22,2  cm);  es  gehen  also  von  letzteren  vier  auf  das  Format  44:44  cm.  Mit 
den  gebräuchlichen  Größen  läßt  sich  eine  derartige  Reduktion  nach  Teilen 
des  Einheitsmaßes  nicht  durchführen,  wenn  man  nicht  außergewöhnliche 
Bruchteile  des  Fußes  annehmen  will,  wozu  man  bei  einem  einfachen  Betriebe 
nicht  neigt.  Ganz  beträchtlich  weichen  die  Maße  der  Ziegel  mit  den  Stempeln 
der  Vindelicier  und  Raeter  sowie  derjenigen  der  Privatziegler  mit  im  Mittel 
17  und  25  cm  ab.  Ob  letztere  deshalb  zu  den  beiden  Kohorten  gehört  haben, 
und  ob  diesen  Ziegeln  mit  abweichendem  Formate  ein  anderes  (etwa  ein- 
heimisches?) Maß  zu  Grunde  liegt?    Es  wäre  möglich,  daß  man  die  Formate 


Die  Baumaterialien.     Ziegel. 


195 


von  1  Fuß  und  von  ^ji  Fuß  beabsichtigt,  aber  durch  gänzHche  Außeracht- 
lassung des  Schwindmaßes  ein  bedeutend  kleineres  erzielt  hat.  Man  könnte 
auch  an  die  weitere  Möglichkeit  denken,  daß  diesen  Ziegelgrößen  traditionelle 
Maße  aus  früherer  Zeit  zu  Grunde  liegen. 

Ich  stelle  im  Folgenden  die  Formate  unserer  Ziegelplatten,  nach  den 
Truppenteilen  bezw.  Fabrikanten  geordnet  und  nach  Centimetern  gemessen, 
zusammen: 


Truppenteil. 

Seitenlänge. 

Dicke. 

a)  Quad 

ratische  Platten. 

a)   II.  Kohorte  der  Raeter 

17 

21/2-31/2 

(fast  durchweg 

schlecht) 

b)  IUI.  Kohorte  der 

Vindelicier 

57-61 

5—51/2 
(Bruchstücke) 

I6V2— 17— 171/2 

4—41/2 

24-25—25^2 

4-41/2 

41-42 

41/2-5 

c)    VIII.  Legion 

20—21—211/2—22       • 

5—51/2-6 

29— 291/2— 3OV2 

5—51/2-6 

38 

5 

43—44 

5 

d)  XXII.  Legion 

19—20 

51/2 

23 

4 

271/2-28—29—301/2-31 

5-61/2 

39—40 

51/2-6I/2   ' 

42 

5 

57 

51/2 

Bruchstück 

8 

e)   Privatziegler 

17-18 

5 

f)   Ohne  Stempel 

16—17 

3— 3V2— 5 

19—191/2-20—21 

3—4—41/2 

27—181/2—29 

31/2 

41 

41/2 

541/2 

41/2 

60—61 

6 

b)  Recl 

iteckige  Platten. 

a)   VIII.  Legion 

40:(29-29'/2) 

41/2—5 

b)  XXII.  Legion 

(39-41)  :(28V2— 30) 

5-6I/2 

(28— 28i/2):(ll— 14) 

41/2 

8  :  12  (?) 

4 

c)   Ohne  Stempel 

39:281/2 

3 

(28— 29):  (11— 141/2) 

3-5. 

13* 

196 


Technische  Ergebnisse. 


Nach  dem  Fußmaße  umgerechnet,  betragen  die  Seitenlängen  1 :  l'/a  und 
1 :  V«  Fuß,  mithin  stehen  sie  im  Verhältnis  von  2:3  und  2:1. 

c)  Keilsteine. 

Nui"  mit  Stempeln  der  VIII.  Legion,  in  2  Formaten: 

(33^8—35):  15.    Die  Dicke  nimmt  ab  von  772—5. 
43  :  15.       »        »  »         »      »     8-4. 

Also  etwa  ein  Verhältnis  von  7«  :1V*  Fuß  =  1:3. 

d)  Rundziegel. 

Hiervon  haben  wir  nur  ein  Format  in  2  Exemplaren  aus  schlechtem 
Material  ohne  Stempel;  Durchmesser:  18.     Dicke:  3. 

2.  Verblendziegel. 

Es  sind  hierunter  alle  diejenigen  dünnen  Platten  zu  verstehen,  welche 
zur  Verkleidung  von  Decken  und  Wänden  gedient  haben  und  zwar  sowohl 
solche  ohne  Ansätze,  als  auch  die  tegiäae  hamatae  und  mammatae. 


Fig.  24.    Verblendziegel.    V»  der  nat.  Größe. 


Die  Baumaterialien.     Ziegel. 


197 


Allen  diesen  Platten  ist  die  Eigentümlichkeit  gemeinsam,  daß  sie  auf 
künstliche  Art  zur  Aufnahme  des  Putzes  oder  zum  besseren  Festhaften  des 
Mörtels,  der  sie  mit  dem  Mauerwerke  verband,  rauh  und  uneben  gemacht 
sind.  Es  geschah  meist  durch  wellenförmige  Linien,  und  diese  sind  nicht 
etwa  ihrem  Zwecke  entsprechend  unregelmäßig,  sondern  oft  nicht  ohne  Ge- 
schmack angebracht,  indem  man  wie  bei  den  Ziegelstempeln  auch  hier  der 
Freude  an  schönen  Linien  freien  Lauf  ließ,  trotzdem  die  Muster  von  der 
Mörtelschicht  überdeckt  wurden.  Ich  habe  in  Fig.  24  eine  Reihe  solcher 
Muster  zusammengestellt,  bei  denen  Wellenlinien  vorherrschen.  Man  nahm 
dazu  ein  gezähntes,  meißelartiges  Eisen,  wie  es  in  Nr.  22  der  Textfigur  32 
abgebildet  ist,  oder  Kämme  von  Holz  und  Hämmer  mit  Spitzen,  wie  sie 
heute  noch  zu  einer  ähnlichen  Verzierung  im  Putze  der  Fachwerkshäuser 
Hessens  verwandt  werden.  Man  kann  genau  die  verschiedene  Stärke  der 
Zähne  und  ihre  Zwischenräume,  sowie  die  Gesamtbreite  der  Instrumente 
ermitteln.  Auch  ein  einfaches  Holz  oder  ein  eiserner  Stift  mag  zur  Her- 
stellung einzelner  Punkte  (Nr.  14  und  15)  oder  der  so  häufig  auf  den 
Kachelwänden  vorkommenden  Schachbrettmuster  (Nr.  16  und  Textfigur  26, 
Nr.  2)  gedient  haben.  Diese  Technik  ist  jetzt  wieder  in  Aufnahme  gekommen, 
denn  die  Gipsdielen  werden  auf  ähnliche  Weise  zu  demselben  Zwecke  be- 
handelt. 

Hier  sind  zum  Unterschiede  in  der  Herstellung  Fußbodenplättchen 
mit  ähnlichen  Mustern  zu  erwähnen,  von  denen  leider  nur  zwei  auf  uns 
gekommen  und  zwei  in  den  HabeVschen  Notizen  flüchtig  skizziert  sind.  Sie 
haben  eine  Dicke  von  3  cm  und  sind  etwa  16:16  cm  groß;  doch  ist  das 
Muster  nicht  eingeritzt,  sondern  mit  Formen  nach  Art  der  Ziegelstempel 
auf  Kacheln  eingepreßt,  wie  die  Übereinstimmung  in  den  Unregelmäßig- 
keiten, die  saubere  Herstellung  der  Striche  und  besonders  das  Absetzen  an 
den  Schnittpunkten  zeigt.  In  Fig.  25  ist  ein  solches  Plättchen  nach  einem 
Abklatsch  dargestellt  und  das  Muster  auf  einer  größeren  Fläche  ergänzt;  die 


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^''^'-mMi-mW-\j^^ 


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Fiy.  25.    FußbodenpliUtcheu.     '/e.  der  nat.  Größe. 


198  Technische  Ergebnisse. 

Abbikliinj];  möge  eine  Vorstellung  von  der  schönen  AVirkung  geben,  die  eine 
solche  Zusammenstellung  auf  dem  Fußboden  hervorgebracht  hat. 

Von  den  Verblendziegeln  sind  verschiedene  Größen  gefunden  worden; 
einer  derselben,  40:26  cm  groß,  ist  auf  Tafel  XIX,  Nr.  2,  abgebildet.  Diese 
Ziegel  haben  an  den  Seiten  Einschnitte,  um  sie  mit  eisernen  Kreuznägeln 
an  Decke  oder  Wand  befestigen  zu  können.  Näheres  hierüber,  wie  auch 
über  die  technische  Verwendung  der  Ziegel  und  Kacheln  überhaupt,  siehe 
unter  XI.  5  «Konstruktives»  und  auf  den  zugehörigen  Tafeln  XIX  und  XX. 

Etwas  raffinierter  hergestellt  sind  zwei  andere  Arten  von  Ziegeln:  die 
tcgulae  mammatae  und  tegulae  hamatae.  Über  diese  Bezeichnungen  haben 
Nisscu,  Pomp.  Studien,  Seite  65,  und  Blümner,  Technologie  und  Terminologie, 
Seite  29,  eingehend  geschrieben.  Letzterer  sagt  in  einer  Anmerkung:  «Er- 
wähnt werden  die  tegulae  mammatae  bei  Vitruv  VII.  4,  wo  man  früher  hamatae 
las;  so  auch  Hefner  {Plin.  XXXV.  159).  Die  Lesart  und  Bedeutung  ist 
festgestellt  von  Schöne  in  Qnaest.  Fompei.  specimen,  p.  22  f. »  Wenn  nicht 
ausdrücklich  philologische  Gründe  dagegen  sprechen,  so  sollte  man  die 
beiden  Bezeichnungen  mammatae  und  hamatae  wiederherstellen,  da  beide 
Arten  auf  der  Saalburg,  genau  den  Namen  entsprechend,  gefunden  sind 
und  ihre  Verwendung  festgestellt  ist. 

Unter  tegulae  mammatae  —  Warzenziegel  —  verstehe  ich  die  auf 
Taf.  XIX,  Nr.  4,  dargestellten  Platten,  welche  in  den  vier  Ecken  Warzen 
tragen,  in  Form  von  kleinen  Thonkugeln,  die  in  den  feuchten  Ziegel  ein- 
gesetzt worden  sind.  Diesen  technischen  Vorgang  beweisen  uns  eine  An- 
zahl von  Bruchstücken,  bei  denen  die  Kugeln  herausgefallen  sind  und  nur 
das  Loch  gebheben  ist.  Diese  Art  von  Ziegeln  hat  die  Maße:  44:44  (IV2  Fuß): 
Vl-i — 3  cm. 

Von  diesen  sind  düe  tegulae  hamatae  oder  amatoe  zu  unterscheiden.  Es 
sind  Platten,  die  an  den  vier  Ecken  etwa  9  cm  lange  Ohren  oder  Haken 
haben;  letztere  sind  durchbohrt,  um  den  großen  Kreuznagel  aufzunehmen, 
welcher  gleichzeitig  zwei  Ziegel  auf  einmal  befestigte.  Als  passender  Ausdruck 
empfiehlt  sich  «Ohren-»  oder  «Hakenziegel».  Wir  besitzen  hiervon  nur 
ein  Format,  36:46  cm  (Tafel  XIX,  Nr.  1). 

(XB.  Durch  ein  Versehen  des  Lithographen  sind  die  Schattenseiten  der  Ziegel  und 
Kacheln,  Tafel  XIX,  1  und  3 — 9,  etwas  ungeschickt  schattiert,  die  Striche  bedeuten  nicht 
etwa  die  oben  erwähnten  Linien  zur  Rauhmachung  der  Ziegel,  wie  bei  Nr.  2  und  auf  der 
Vorderseite  von  Nr.  4.) 

3.  Dachziegel. 

Wir  unterscheiden  zwei  Arten:  tegula,  den  flachen  Deckziegel,  und  im- 
hrex,  den  Hohlziegel.  Die  tegula  hat  die  bekannte  Plattenform  mit  den  auf- 
gebogenen Rändern  und  den  Ausschnitten  für  ein  gutes  Aufliegen  der  Ziegel 
übereinander.  Die  Leisten  an  den  Seiten  sind  sehr  oft,  bei  den  aus  dem 
besonderen  Materiale  hergestellten  Ziegeln  der  Raeter  fast  immer,  abgebrochen 
und  die  Platten  als   Verblendziegel  verwandt;  ihre  Rückseite  ist  durch  Kar- 


Die  Baumaterialien.     Ziegel.  199 

rierung  rauh  gemacht.  Außer  dem  gewöhnlichen  Format  45(47) :  35(36)  und 
41V2:31V2  ist  noch  ein  Bruchstück  vorhanden,  das  55  cm  hoch  ist;  die 
Breite  kann  nicht  mehr  festgestellt  werden.  Die  Ziegel  sind  gut  und  sorg- 
fältig gebrannt  und  zum  Teil  mit  Truppenstempeln  versehen.  Die  Maße  der 
im  Übrigen  ähnlichen  italischen  Ziegel  sind  bei  weitem  größer  als  die  der 
unsrigen^*'^).  Der  rinnenartige  imbrex  hat  dieselbe  Länge;  der  Querschnitt  ist 
eher  spitzbogig  als  halbkreisförmig,  der  äußere  Durchmesser  an  der  breiteren 
Seite  15  cm;  nach  dem  anderen  Ende  ist  der  Ziegel  etwas  verjüngt.  Die 
Pfeilhöhe  beträgt  etwa  7  cm,  die  Stärke  2 — 3  cm. 

Auf  Tafel  XX,  Nr.  2,  ist  ein  15  cm  hohes  und  14  cm  breites  Ziegel- 
fragment in  Palmettenform  dargestellt,  das  jedenfalls  als  Antefixum  eines 
Firstziegels  verwendet  war;  es  ist  1872  in  einem  Keller  an  der  Saalburg  ge- 
funden worden.  Ahnliche  Firstbekrönungen  hat  Durm  im  Handbuch  der 
Architektur  ^^^),  Figur  191,  abgebildet;  die  Höhe  beträgt  etwa  21  cm. 


4.  Kacheln. 

Hohlziegel  oder  Kacheln  {tuhuli),  die  ausschließlich  zu  Heizungszwecken, 
selten  zur  Isolierung  der  Wände  und  wahrscheinlich  auf  der  Saalburg  nicht 
zu  Wasserleitungen  verwandt  wurden,  sind  auf  Taf.  XIX  abgebildet  und  in 
Fig.  26  mit  den  neuen  Funden  zu  einer  Gruppe  vereinigt.  Sie  zeichnen 
sich  alle  durch  eine  äußerst  saubere  Herstellung  und  durchweg  sorgfältigen 
Brand  aus.  Ihr  Querschnitt  ist  gewöhnlich  rechteckig  oder  quadratisch  und 
nur  in  einem  Falle  rund  (Fig.  26,  Nr.  5).  Auch  diese  Kachel,  oder  richtiger 
gesagt:  dieses  Rohr,  war  zu  Heizzwecken  (vielleicht  als  Schornstein?)  ver- 
wendet, da  es  ganz  verrußt  ist.  Bei  den  übrigen  sind  die  Kanten  außen 
scharf  oder  abgerundet,  innen  immer  eckig.  An  den  beiden  Schmalseiten 
finden  sich  mit  Ausnahme  der  beiden  langen  Röhren  (Nr.  5  und  11)  Löcher 
von  rundem,  länglichem  oder  quadratischem  Querschnitt  zur  Verbreitung 
der  warmen  Luft  nach  den  Seiten  hin  oder  zur  seitlichen  Verbindung 
der  Kacheln  unter  einander;  einen  besonders  merkwürdigen  Ausschnitt 
zeigt  Nr.  6. 

Den  Verlauf  der  Herstellung  der  Kacheln  kann  man  sich  etwa  fol- 
gendermaßen denken:  Zunächst  wurde  ein  flacher  Kuchen  ausgewalzt,  auf 
diesem  der  Stempel  eingepreßt  und  die  Löcher  ausgeschnitten  (die  scharfen 
Schnittflächen  sind  überall  sichtbar).  Dann  bog  man  ihn  um  einen  im 
Querschnitt    quadratischen   oder    rechteckigen   Kern,    der   aus    einem   Holz- 


es?) Näheres  hierüber  findet  sich  in  dem  in  der  folgenden  Anmerkung  erwähnten 
Werke  von  Durm  und  bei  Fr.  Gräber,  Die  Thonindustrie  auf  dem  Gebiete  des  Bauwesens 
bei  den  Griechen  und  Römern,  im  Vereinsblatt  des  Ziegler-  und  Kalkbrenner- Vereins  1882. 

'68)  Handbuch  der  Architektur,  II.  Teil:  Baustile;  1,  Abt.  Die  antike  Baukunst, 
Band  2:  Die  Baukunst  der  Etrusker  und  Römer  von  Baudirektor  Dr.  /.  Durm,  Darmstadt, 
A.  Bergsträßer,  1885. 


200 


Technische  Ergebnisse. 


Fig.  20.    Ileizknclielu. 


klotze  oder  aus  einem  zerlegbaren  Kasten  bestand,  sodaß  die  Innenwinkel 
scharf  blieben;  die  Rundung  der  äußeren  ergab  sich  durch  die  Biegung 
des  Kuchens  von  selbst.  Die  hierdurch  beim  Aufbau  zwischen  zwei 
Kacheln  freibleibenden  Räume  dienten  zur  Aufnahme  und  besseren  Be- 
festigung des  Putzes,  worauf  ja  auch  das  Rauhmachen  der  Seitenflächen 
durch  Kreuz-  und  Querstriche  hinweist.  Wo  bei  den  Heizkacheln  außen 
scharfkantige  Ecken  erforderlich  waren,  mußten  die  Kanten  besonders  her- 
gestellt werden.  An  derjenigen  Kante,  wo  die  beiden  Ecken  des  Kuchens 
zusammengelegt  sind,  an  der  «Naht»,  befindet  sich  die  schwächste  Stelle  der 
Kacheln;  hier  sind  auch  die  meisten  gebrochen. 

Die  großen  Truppen  -  Stempel  können  bei  dieser  Art  von  Ziegeln 
nicht  mit  dem  Stempelholz  hergestellt  sein,  sondern  man  bediente  sich 
dazu,  wie  schon  oben  gesagt  ist,  ähnlicher  Holzformen  wie  bei  den  Pfeffer- 
kuchen. 

Die  Kacheln,  welche  zum  Teil  Stempel  der  Leg.  XXII  und  der  Coh.  IUI. 
Vind.  tragen,  haben  folgende  Formate: 


Die  Baumaterialien.     Eisen. 


201 


Nr. 

Höhe. 

Breite. 

Tiefe. 

Wand- 
stärke. 

Loch. 

Ab- 
bildung 

Fig.  26. 

Stempel. 

1 

30-31 

18-19 

11—12 

172 

11:4 

Nr.  7 

Taf.  LXXV,Nr.  6u.4. 

2 

32 

18 

10 

2 

10\'2:3'/2 

Nr.  2 

Taf.LXXIX,Nr.6u.l5 

3 

36-37 

18 

14—15 

2-272 

13:372 

16:7    (drei- 

Nr. 6 

und  ohne  Stempel. 
Taf.LXXV,  Nr.6.  U.4. 

4 

38 

13 

10 

172 

eckig). 

4:4 

Nr.  4 

Taf.  LXXV,  Nr.  3. 

5 

29-30 

23-24 

13—14 

2 

9  :  472 

Nr.  8 

»           »         Nr.  2. 

6 

43 

15 

11 

r/2-2 

6:3 

Nr.  10 

»           »         Nr.  3. 

7 
8 

17V2 

22 

13 

17—18 

10 
10 

1^/2 
172-2 

572 :  3 

372  und 

572  :  3 

Nr.  3 
Nr.  9 

ohne  Stempel, 
ohne  Stempel. 

9 
10 

1972-21 
60 

I6V2 
18—19 

972 
18 

172 

3 

372  :  372 
kein  Loch 

Nr.  1 
Nr.  11 

ohne  Stempel. 
Taf.  LXXV,  Nr.  1. 

11 

59 

(rund), 

d=19 

3 

kein  Loch 

Nr.  5 

ohne  Stempel. 

E.  Eisen. 

Daß  ich  das  Eisen  zu  den  Baumaterialien  zähle,  wird  dadurch  gerecht- 
fertigt, daß  es  an  der  Saalburg  vielfach  zu  Bauzwecken  Verwendung  gefunden 
hat.  Abgesehen  von  Bauwerkzeugen,  Waffen  und  Geräten,  die  an  anderer 
Stelle  besprochen  werden,  sind  Tausende  von  Nägeln  in  allen  Größen,  Holz- 
und  Steinklammern,  Krampen,  Kreuznägel,  Eisenstücke  in  mannigfachen 
Formen  und  von  verschiedenstem  Gewicht,  besonders  zahlreich  auch  Beschläge, 
Schlösser  und  Schlüssel  ausgegraben  worden,  alles  Gegenstände,  die  zur  Auf- 
und  Einrichtung  der  Bauten  erforderlich  waren.  Sie  geben  uns  einen  treff- 
lichen Einblick  in  die  Kunstfertigkeit  der  Römer  sowie  der  auf  der  Saal- 
burg gelegenen  Hilfskohorten  und  ihrer  Handwerker.  Diese  verstanden  das 
Eisen  nicht  allein  meisterhaft  zu  bearbeiten,  sondern  auch  zu  bereiten;  daß 
Letzteres  in  der  Nähe  der  Saalburg  geschehen  ist,  wird  weiter  unten  angegeben 
und  bei  einem  späteren  Abschnitt  über  den  «Dreimühlborn»  und  den 
«Drususkippel»  näher  ausgeführt  werden.  Dr.  Ludivig  Beck  hat  in  den  Nass. 
Annalen,  Bd.  XIV  und  XV,  wie  in  seiner  «Geschichte  des  Eisens»  die  bis 
1878  gefundenen  Eisensachen  technologisch  behandelt  und  auch  die  Bereitung 
des  Saalburg-Eisens  in  den  Bereich  seiner  Darstellung  gezogen.  Von  den 
neueren  Funden  und  den  1895  entdeckten  alten  Eisenschmelzen  und  Schlacken- 
halden am  «Drususkippel»  hat  Herr  August  Spannagel,  Direktor  der  Hütte 
«Phönix»  zu  Laar  bei  Ruhrort,  an  Ort  und  Stelle  Einsicht  genommen  und 
Untersuchungen  darüber  angestellt;  derselbe  hat  auf  meinen  Wunsch  den 
Gegenstand  fachmännisch  bearbeitet  und  mir  seinen  interessanten  Bericht 
freundlichst  zur  Verfügung  gestellt;  ich  lasse  ihn  hier  im  Wortlaut  folgen  : 


202 


Technische  Ergebnisse. 


«Die  Eisenfunde  der  Saalburg  wecken  in  hohem  Maße  das  Interesse  des  Eisen- 
hüttenmannes;  es  giebt  das  Saalburg  -  Museum  in  Homburg,  wie  kaum  eine  andere 
jlhnliche  Sammlung,  einen  erstaunlichen  Aufschluß  über  die  frühzeitige  Erzeugung  des 
Eisens  und  dessen  Verarbeitung  zu  Gegenständen  aller  Art,  als  WaflFen,  Gerilte  und 
Werkzeuge,  die  einesteils  durch  die  vorzügliche  Qualität  des  verwandten  Eisens  unsere 
Aufmerksamkeit  erregen,  dann  aber  auch  der  technischen  Fertigkeit  der  römischen 
Schmiede  und  Schlosser  ein  glänzendes  Zeugnis  ausstellen.  Wir  sehen  die  verschiedensten 
Werkzeuge:  Schaufeln,  Keilhauen,  Meißel,  Hobel,  sowie  Hufeisen,  Kunstschlösser  und 
viele  andei'e  Geräte  in  geradezu  heute  noch  mustergültiger  Form. 

In  der  Geschichte  des  Eisens  von  Ludwig  Beck,  II.  Aufl.,  S.  514,  finden  wir 
eine  ausführliche  Beschreibung  der  in  der  Nähe  der  Saalburg  aufgedeckten  Wald- 
schmiede am  «Dreimühlborn».  Eine  weitere  Untersuchung  der  dortigen  Halden  be- 
stätigte uns  die  von  Beck  gemachten  Angaben  bezüglich  der  verarbeiteten  Erze.  Ver- 
schiedene in  den  Halden  gefundene  Eisensteine  ergaben  folgende  Zusammensetzung: 
Eisen         Phosphor      Mangan    Kieselsäure  Thonerde  Kalkerde 


1. 

Roteisenstein  vom 

«Dreimühlborn» 

40,70  o/o 

0,042  o/o 

0,076  «/o 

37,39  o/o 

nicht  bestimmt 

2. 

Desgleichen 

66,51  » 

0,028  » 

0,00    » 

4,44  » 

»             » 

3. 

Roteisenstein  vom 

«Drususkippel» 

60,80  » 

0,13    » 

0,00    » 

10,77  » 

1,61        0,61 

4. 

Desgleichen 

56,58  » 

0,19    » 

0,16    » 

13,54  » 

nicht  bestimmt. 

Das  Erz  Nr.  1  dürfte  wohl  als  unbrauchbar  ausgeschieden  zur  Halde  gebracht 
worden  sein;  die  anderen  Bestimmungen  aber  zeigen  uns  ein  vorzügliches  Material 
mit  sehr  geringem  Phosphorgehalt,  welches  in  dieser  Zusammensetzung  in  dem  nicht 
sehr  entfernten  oberen  Lahnthal  bei  Weilburg,  ferner  im  Aarthal  bei  Oberneisen  (Grube 
Rothenberg)  gefunden  wird,  nicht  aber,  wie  auch  Beck  annimmt,  in  der  Nähe  der 
Saalburg  gewonnen  wurde. 

Kalkstein  fand  sich  nicht  in  den  Halden;  es  muß  daraus  geschlossen  werden, 
daß  das  Erz  ohne  Kalkzuschlag  eingeschmolzen  wurde;  stark  kieselsäurehaltige  Erze 
konnte  man  wohl  nicht  verarbeiten. 

Bei  dem  wechselnden  Betrieb  der  kleinen  Öfen,  der  nicht  gleichbleibenden  Zu- 
sammensetzung der  Erze  und  dem  jedenfalls  stark  schwankenden  Winddruck  wird 
zweifellos  auch  die  Temperatur  im  Ofen  stark  geschwankt  haben  und  ist  somit  die 
wechselnde  Zusammensetzung  der  Schlacke,  von  welcher  wir  untenstehend  ein  Bild 
geben,  leicht  zu  erklären.  Die  den  Schlackenhalden  des  «Dreimühlborns»  und  des 
weiter  unten  erwähnten  «Dmsuskippels»  entnommenen  Proben  waren,  wie  folgt,  zu- 
sammengesetzt : 


Eisen 


Mangan 


Phosphor  Kieselsäure 


1. 

Schlacke  vom  «Drei- 

mühlborn» 

47,56  0/0             0,16 

2. 

Desgleichen 

49,59  »               0,16 

3. 

Schlacke  vom 

«Drususkippel» 

39,99  »               0,49 

4. 

Desgleichen 

43,61  »              0,27 

5. 

Schlacke  aus  dem  Ring- 

walle der  «Goldgrube» 

58,05  »              0,10 

Leider  fanden  sich   in 

den  Dreimüblborn  - 1 

0,40' 
0,47 

0,59 
0,46 

0,28 


25,86  o/o 
23,46  » 

30,08  » 
30,91  » 

16,34  ». 


Aufschluß  über  das  gewonnene  Produkt  geben  konnten,  dagegen  hatten  wir  die  Freude, 


Kohlenstoff 

Phosphor 

Mangan 

unter 

a. 

0,06  «'o 

0,202  o/o 

0,039  »/o 

b. 

0,06  » 

0,171  » 

0,030  » 

c. 

0,06  » 

0,212  » 

0,039  » 

d. 

0,06  » 

0,076  » 

Spuren 

e. 

0,06  » 

0,720  » 

» 

Die  Baumaterialien.     Eisen.  203 

in  der  Halde  des  im  Mai  1895  aufgedeckten  Drususkippels  neben  einer  den  Dreimühl- 
bornöfen sehr  ähnlichen,  noch  ziemlich  gut  erhaltenen  Anlage  ein  wohl  erhaltenes 
Stück  Eisen  von  ca.  20  cm  Länge  und  -i  cm  im  Quadrat  zu  finden.  Die  Zusammen- 
setzung war  folgende: 

Kohlenstoff     Phosphor        Mangan  Silicium  Schwefel  Kupfer  Eisen 

unter 

0,06  0/0         0,161  o/o        0,0130/0  0,0450/0         0,0020/0         0,0120/0        99,5900/0. 

Es  liegt  nach  der  Analyse  ein  sehr  weiches,  zähes  Eisen  vor. 

Eine  größere  Anzahl  von  Eisenstücken,  als  Nägel,  Haken,  Werkzeuge,  dem  Saal- 
burg-Museum entnommen,  hatten  folgende  chemische  Zusammensetzung: 

Silicium         Schwefel  Kupfer  Eisen 

0,117  0/0  nicht     bestimmt 

0,170  »  » 

0,092  »  »                     » 

0,002  »  0,016  0/0        0,010  0/0        99,836  0/0 

0,210  »  0,026  »         0,027  »          98,957  » . 

Der  geringe  Kohlenstoffgehalt  aller  dieser  Eisensorten  bedingt  ein  ungemein 
weiches  Eisen;  die  mit  dem  Material  angestellten  Biegeproben  bestätigten  denn  auch 
vollständig  diese  Annahme.  Das  Eisen  konnte  auch  nur  dementsprechend  verwendet 
werden,  denn  selbstverständlich  würden  sich  die  Nägel,  Haken  u.  s.  w.  beim  Einschlagen 
in  das  Holz  verbogen  haben;  das  Saalburg-Museum  zeigt  uns  aber  Vorbohrer,  mit 
Hilfe  deren  die  Römer  arbeiten  mußten.  Ferner  ergiebt  die  Untersuchung  einer  Keil- 
haue, daß  man  bei  stark  in  Anspruch  genommenen  Werkzeugen  und  Waffen  die  Ar- 
beitsflächen durch  Härten  oder  Einschweißen  von  harten  Stahlstücken  (Cementieren  ?) 
widerstandsfähig  zu  machen  verstand. 

Vorzügliche  Verwendung  fand  das  weiche  Eisen  zur  Erzeugung  von  Schaufeln, 
Faßreifen,  kurz  allen  Fabrikaten,  welche  ein  starkes  Breiten  und  Ausrecken  bedingen; 
vielfache  Musterexemplare  des  Museums  geben  beredtes  Zeugnis  von  der  Fertigkeit 
der  Schmiede  und  dem  guten  Material. 

Das  Eisen  unter  e  der  letzten  Tabelle  hatte  zur  Einfassung  des  Schürloches 
eines  Hypokaustums  gedient;  auffällig  ist  der  hohe  Phosphorgehalt  dieses  Materials. 
Es  liegt  wohl  der  Schluß  nahe,  daß  man  die  bei  der  Eisenerzeugung  gewonnenen 
Luppen  vor  der  weiteren  Verarbeitung  mit  Bezug  auf  die  Qualität,  etwa  durch  Schmied- 
proben, untersuchte  und  das  minderwertige  Material  wie  in  dem  vorliegenden  Falle 
für  Zwecke  verwandte,  wo  die  Qualität  keine  Bedeutung  hatte. 

Eines  eigenartigen,  in  mineralogischer  Beziehung  interessanten  Fundes  glauben 
wir  noch  schließlich  erwähnen  zu  müssen.  In  einem  der  Saalburg- Brunnen  fand  man 
verschiedene  Eisengeräte  mit  Knochen  zusammen,  alles  verdeckt  im  schlammigen  Boden- 
satz. Auffälligerweise  zeigte  das  vollkommen  rostfreie  Eisen  einen  schönen  kobalt- 
blauen Überzug,  ebenso  fanden  sich  auch  an  den  Knochen  blaue,  teilweise  kristallisierte 
Ablagerungen.  Das  blaue  Material  ist  das  in  der  Natur  vorkommende  Mineral  Vivianit '®'), 
welches  sich  z.  B.  beim  Raseneisenstein  öfter  findet.  Im  Laufe  der  vielen  Jahrhunderte 
hat  der  in  den  Knochen  enthaltene  Phosphor  unter  Zutritt  der  Feuchtigkeit  diesen 
das  Eisen  konservierenden  Überzug  gebildet.» 


^)  Vergl.  Anmerkung  134. 


204  Technische  Ergebuisso. 

5.  Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge. 

In  diesem  Kapitel  sollen  luiuptsächlich  die  bei  den  Ausgrabungen  der 
baulichen  Reste  an  der  Saalburg  gewonnenen  Kenntnisse  und  Erfahrungen 
nach  der  konstruktiven  Seite  hin  dargelegt  und,  wo  es  zum  Verständnisse 
erforderlich  erscheint,  mit  Altem  und  Neuem  verglichen  werden.  Im  Vorher- 
gehenden wurden  die  hier  in  Frage  kommenden  Baumaterialien  besprochen ; 
ein  Eingehen  auf  alle  ihre  besonderen  Eigenschaften  hat  nicht  stattgefunden 
und  ist  auch  für  unsere  Zwecke  nicht  nötig,  da  demjenigen,  der  sich  darüber 
unterrichten  will,  eine  umfangreiche  technische  Litteratur  zu  Gebote  steht. 
Bei  dem  Konstruktiven  werde  ich,  um  nicht  allzu  ausführlich  zu  sein, 
ähnlich  verfahren,  doch  wiU  ich  dabei  die  verschiedenen  Handwerke,  soweit 
es  notwendig  ist,  besonders  berücksichtigen  und  durch  die  daneben  herlau- 
fende Besprechung  ihrer  Werkzeuge,  die  ja  eigentlich  unter  die  Behandlung 
der  Funde  gehört,  aber  hier  des  Verständnisses  wegen  besser  ihre  Stelle 
findet,  im  Einzelnen  erläutern. 

In  der  Architektur  versteht  man  unter  Konstruktion  die  Verbindung 
der  verschiedenen  Baumaterialien  zu  einzelnen  Bauteilen  und  die  Vereinigung 
dieser  zu  einem  Ganzen ;  je  nachdem  nun  das  eine  oder  andere  Material 
vorherrscht,  bezeichnet  man  jene  als  Holz-,  Stein-  oder  Eisenkonstruktion. 
Für  die  Saalburg  kommen  hauptsächlich  die  beiden  p]rsteren  in  Betracht. 

a.  Die  Konstruktionen  in  Holz  umfassen  die  Arbeiten  des  Zimmer- 
manns und  des  Schreiners  (Tischlers),  des  faher  tignarius  und  des  faher 
intest inarius^'^^).  Abgesehen  von  den  ägyptischen  Funden  sind  aus  dem 
Altertume  wenige  Gegenstände  von  Holz  und  nur  geringe  Reste  von  Holz- 
bauten auf  uns  gekommen;  man  verdankt  Letztere  nur  einzelnen  zufälligen 
günstigen  Umständen,  meistens  den  stets  durch  Wasser  bedeckten  römischen 
Brückenfundierungen  und  Verpfähluugen;  von  solchen  erwähne  ich  nur  die 
bei  Mainz  ^''^)  gefundenen,  die  einen  wertvollen  Beitrag  zur  Kenntnis  der 
römischen  Holzkonstruktion  lieferten. 

Unsere  Kenntnis  des  Holzbaues  schöpften  wir  früher  im  Wesentlichen 
aus  den  spärlichen  Nachrichten  der  alten  Schriftsteller,  den  erhaltenen  Wand- 
malereien und  Skulpturen ;  eine  Bereicherung  haben  uns  in  dieser  Beziehung 
besonders  die  Ausgrabungen  der  Saalburgbrunnen  gebracht,  von  denen  viele, 
wie  im  Abschnitte  XI,  2  ausgeführt  ist,  mit  Holz  verschalt  waren  und  be- 
arbeitetes wie  nicht  bearbeitetes  Holz  neben  vielen  eisernen  Werkzeugen  ent- 
hielten.    Wir  werden  im  Verlaufe  dieser  Darstellungen  sehen,    daß   sich   in 


"")  Vergl.  Hugo  Blümner,  Technologie  und  Terminologie  der  Gewerbe  und  Künste 
bei  Griechen  und  Römern.  Leipzig.  B.  G.  Teuhner,  1879.  Ich  werde  mich  öfters  auf 
dieses  treffliche  Werk  unter  «Blümner»  beziehen;  auch  die  hier  in  Frage  kommenden  tech- 
nischen Benennungen  sind  ihm  zum  Teil  entnommen, 

'^')  Vergl.  die  Publikationen:  «Die  Rheinbrücke  zu  Mainz  ein  Römerbau»  von 
F.  Schneider,  im  Korrespondenzblatt  des  Gesammtvereins  der  deutschen  Geschichts-  und 
Alterthums vereine,  29.  Jahrgang  und  «Die  römische  Rheinbrüeke  bei  Mainz»  von  Baurat 
Heim  und  Dr.   W.   Velke.     Mainz,  Druck  von  Ch.  v.  Zabern,  1887. 


Konstruktives,  bauliche  Details,  Handwerkszeuge.  205 

den  Grundprinzipien  der  Holzkonstruktionen  und  in  den  zu  diesen  erforder- 
lichen Werkzeugen  seit  1800  Jahren  nicht  nur  nichts  geändert  hat,  sondern 
daß  sogar  damals  Werkzeuge  im  Gebrauche  waren,  welche  vor  denjenigen 
der  späteren  Zeit  bis  zur  ersten  Hälfte  dieses  Jahrhunderts  Manches  voraus 
haben.  Eine  durchgreifende  Änderung  tritt  erst  da  ein,  wo  die  maschinelle 
Herstellung  beginnt  und  durch  die  Benutzung  von  Steinkohlen  und  die  Ver- 
vollkommnung in  der  Bearbeitung  des  Rohmaterials  neue  Gesichtspunkte  ge- 
wonnen werden.  So  lange  jedes  einzelne  Werkzeug  mit  der  Hand  gemacht 
wurde  und  wird,  und  so  lange  der  Handwerker  auf  dem  Holzkohlen feuer  sein 
Hand  Werksgerät  selbst  nur  mit  Zuhilfenahme  von  Hammer  und  Zange  her- 
stellt, wird  es  immer  die  einfache  Form  behalten,  die  es  schon  seit  Jahr- 
tausenden hatte,  vom  ältesten  Steinbeile  bis  zum  kompliziertesten  Geräte, 

Tacitus,  Vitruv  und  andere  Schriftsteller  sprechen  vom  Holzbau.  Plinius 
sagt  Xn,  2:  «Mit  Bäumen  bauen  wir  Häuser».  Daß  die  Römer  in  dem 
holzreichen  Taunus  damit  gebaut  haben,  ist  zweifellos  und  auch  schon  bei 
der  Besprechung  der  Baumaterialien  gesagt  worden.  Auch  steht  fest,  daß  sie 
diese  Bauweise  bei  den  Eingesessenen  angetroffen  haben,  wie  verschiedentlich 
berichtet  wird.  Herodian  (VII,  2)  sagt:  «Das  Feuer  verzehrt  gar  leicht  die 
Städte  und  Gebäude  der  Germauen,  denn  sie  sind  selten  von  Steinen  oder 
Ziegeln;  weil  sie  dichte  Wälder  und  also  Überfluß  an  Holz  haben,  so  fügen 
sie  dieses  zusammen,  passen  es  ineinander  und  machen  sich  Hütten».  Auch 
wissen  wir,  daß  die  Deutschen  in  den  Provinzen,  in  denen  sie  mit  Römern 
zusammenwohnten,  die,  wo  es  möglich  war,  lieber  mit  Steinen  bauten,  ihre 
Wohnungen  nur  aus  Holz  errichteten,  da  sie  eine  große  Abneigung  gegen 
Steinbauten  hatten.  Die  Folge  davon  war,  daß  in  Deutschland  der  eigent- 
liche Steinbau  für  Wohnhäuser  erst  im  Mittelalter  Anwendung  fand.  Wohl 
mögen  die  Römer  bei  den  Germanen  und  auch  durch  ihre  Hilfskohorten,  die 
im  Ilolzfachbau  und  besonders  im  Blockhausbau  sicherlich  eine  große  Fertig- 
keit hatten,  Manches  gelernt  und  ihren  Bedürfnissen  entsprechend  weiter 
entwickelt  haben,  doch  brachten  auch  die  besseren  Werkzeuge  der  Römer 
eine  Vervollkommnung  der  Holzkonstruktionen  von  selbst  mit  sich. 

Ich  wende  mich  zunächst  zur  Gewinnung  des  Holzes  in  den  Wäldern 
und  zu  seiner  ersten  Bearbeitung,  der  Herstellung  von  Balken,  einer  Arbeit, 
die  früher  von  Holzhauern  und  jetzt  immer  mehr  durch  die  Schneide-  oder 
Sägemühlen  geliefert  wird.  An  den  unbearbeiteten  Stücken  aus  den  Brunnen 
ist  leicht  erkenntlich,  daß  die  Säge  noch  wenig  gebraucht  wurde  und  daß,  wie 
heute  noch  bei  den  Ansiedlern  in  Amerika,  Äxte,  Keile  und  Spaltmesser  die 
wichtigsten  Werkzeuge  zur  Zerkleinerung  des  Holzes  waren;  auch  die  er- 
hobenen Werkzeuge  selbst  bestätigen  dies  vollkommen  ^^^).  Auf  Textfigur  27  sind 


"2)  Die  in  den  Textfiguren  27,  28,  29,  32,  34  und  35  zusammengestellten  "Werkzeuge 
sind  in  einem  ungefähren  Maßstabe  von  1 : 8  abgebildet.  Zum  besseren  V^erständnisse  der 
Werkzeuge  und  ihrer  Anwendung  wurden  die  fehlenden  Stiele,  Griffe  etc.,  die  nur  aus 
Holz  bestanden  haben  können,  ergänzt  gezeichnet.  Die  in  dem  Eisen  vorhandenen  Löcher  und 
Haften  sowie  die  in  Brunnen  gefundenen  Griffe  gaben  dafür  vollständig  sichere  Anhaltspunkte. 


206 


Technische  Ergehnisse. 


_- _-w— li^juwa 


6. 


Fig.  27.    Werkzeuge  zur  Bearbeitung  des  Holzes. 


solche,  die  sich  zum  Fällen,  Spalten  und  Bearbeiten  des  Holzes  eignen,  zu- 
sammengestellt. Zu  den  Abbildungen  wurden  nur  Funde  von  der  Saalburg 
benutzt,  doch  sei  gleich  bemerkt,  daß  sich  bei  den  Grabungen  am  Limes  ^^^), 
mit  Ausnahme  einiger  Seltenheiten  von  der  Saalburg,  genau  dieselben  Werkzeuge 
fanden.  Auch  das  römisch -germanische  Central -Museum  in  Mainz  birgt 
eine  große  Zahl,  von  denen  viele  aus  den  Brückenpfeiler-Fundamenten  der 
Rheinbrücke  bei  Mainz  stammen  und  ebenfalls  als  authentisch  anzusehen 
sind^^"*).  Äxte  {ascia),  wie  sie  für  das  Ausmachen  und  Fällen  der  Bäume 
sowie  für  die  sonstige  Bearbeitung  in  erster  Linie  erforderlich  sind,  finden 
sich  auf  der  Textfigur  27,  Nr.  5 — 7  abgebildet;  vergleiche  hierzu  Tafel  XXXIII, 
Nr.  11 — 15.  Auch  die  auf  Textfigur  32,  Nr.  1  abgebildete  Doppelhacke  {do- 
labra),  die  auf  einer  Seite  axt-  oder  beilförmig,  auf  der  anderen  hackenartig 
ist,  kann  dazu  gerechnet  werden"^).  Es  sind  dies  alles  Werkzeuge,  wie  sie 
der  Holzhauer  zu  demselben  Zwecke  heute  noch  gebraucht;  nur  in  der 
praktischen  Form  der  Aexte  (Textfigur  27,  Nr.  5 — 7)  liegt  ein  Unterschied, 
der  zu  Gunsten   der   römischen  spricht.     Durch   die  Lage  des  Stielloches  an 


'")  Die  in  Pompeji  ausgegrabenen  eisernen  Werkzeuge  zeigen  dieselben  Formen. 
>'*)  V'ergl.  auch  Dr.  Lindenschmit,  Die  Alterthümer  unserer  heidnischen  Vorzeit. 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge.  207 

einer  mehr  nach  der  Mitte  zu  gelegenen  Stelle  konnte  die  Axt  zugleich  als 
«Schlag»  dienen;  auch  die  mehr  spitzwinklige  Abschrägung  des  Hauptes 
ist  vorteilhafter  als  die  rechtwinklige  und  verhindert  beim  Gebrauche  die 
sogenannte  «Schw^ammbildung».  Die  praktischen  Amerikaner  verwenden  zum 
Holzfällen  ähnliche  Äxte,  neuerdings  werden  solche  auch  bei  uns  in  den  Handel 
gebracht. 

Zum  Spalten  des  Holzes  dienten  in  erster  Linie  die  Keile  {cnnei), 
welche  in  verschiedenen  Größen  und  Formen  gefunden  worden  sind.  Nr.  1  auf 
Textfigur  27  ist  massiv,  Nr.  2  hat  eine  Tülle,  in  der  ein  Holz  eingesetzt  war; 
für  das  Einschlagen  der  Keile  sind  Holzschlägel,  sogenannte  «Klopfhölzer», 
am  vorteilhaftesten ;  es  kann  nach  den  gefundenen  Holzteilen  und  eisernen 
Beschlägen  (Ringen)  ihre  Verwendung  am  Limes  und  der  Saalburg  als  sicher 
angenommen  werden.  Bei  den  schon  oben  erwähnten  Funden  im  Rheine 
bei  Mainz  ist  ein  vollständig  erhaltener  Holzschlägel,  der  den  eingeritzten 
Namen  der  XIHL  Legion  trägt,  erhoben  worden. 

Außer  Spaltmessern  (Textfigur  27,  Nr.  3),  die  für  kleinere  Arbeiten 
dienten,  besitzen  wir  einen  Holzspalter,  der  an  einem  Ende  ein  Loch  zur 
Aufnahme  eines  Holzstieles  hat  (Textfigur  27,  Nr.  4,  mit  einem  Holzgriff  er- 
gänzt, vergleiche  Tafel  XXXIII,  Nr.  17).  Es  ist  dies  ein  Werkzeug,  welches 
in  waldreichen  Gegenden  Deutschlands  und  Amerikas  heute  noch  genau 
ebenso  zum  Spalten  des  Holzes  und  besonders  zur  Herstellung  von  Schindeln 
gebraucht  wird  und  daher  den  Namen  «Schindelmesser»  führt.  Der  höchst 
seltene  Fund  würde  schon  genügen,  um  zu  beweisen,  daß  die  Römer  ihre 
Bauten  an  der  Saalburg  mit  gespaltenen  Schindeln  bedeckten,  was  auch  durch 
deren  Vorkommen  in  Brunnen  bestätigt  wird.  (Taf.  XIV,  Fig.  X  und  XI.) 
Aber  nicht  allein  Schindeln  und  kleinere  Brettstücke  wurden  durch  Spalten 
hergestellt:  die  Brunnenausschalungen,  die  uns  Hunderte  von  gespaltenen 
eichenen  Bohlen  lieferten,  beweisen,  daß  die  Römer  diese  Technik  allgemein 
anwandten  und  großes  Geschick  darin  besaßen  ^''^);  es  wurden  solche  ge- 
spaltene, 3 — 10  cm  dicke  Bretter  bis  zu  einer  Länge  von  2,40  m  und  bis  zu 
einer  Breite  von  0,40  m  gefunden.  Bei  den  Zimmerleuten  und  Schreinern 
unserer  Zeit  ist  diese  Methode,  das  Holz  zu  Brettern  zu  zerlegen,  durch  die 
vervollkommneten  Sägeeinrichtungen  allmählich  verdrängt  worden,  dagegen 
wird  sie  bei  den  Küfern  zur  Herstellung  von  Dauben  heute  noch  geübt. 
Gesägte  Balken  sind  nicht  vorgekommen,  dagegen  einzelne  Bretter,  welche 
die  Anwendung  der  Säge  [serra)  am  Limes  auch  für  solche  Zwecke  be- 
glaubigen dürften.  Daß  die  Römer  die  sogenannte  «Schrotsäge»,  mit  welcher 
man  Baumstämme  in  Bretter  schneidet,  kannten,  geht  aus  antiken  Dar- 
stellungen und  den  Funden  von  Pompeji  hervor,  vergleiche  auch  Bich  a.  a.  0. 
S.  564.  Von  Sägen  wurden  an  der  Saalburg  nur  einzelne  Bruchstücke  mit 
verschiedenen  Zahngrößen    und   Verschränkungen   zu  Tage   gefördert   (Text- 


es) Schliemann  fand  in  der  6.  Stadt  Troja  der  Form  nach  genau  dieselben  Werkzeuge 
in  Bronze;  sie  befinden  sich  jetzt  im  Museum  für  Völkerkunde  in  Berlin,  Nr.  971  und  972. 
176)  vergi.  auch  Blümner,  a.  a.  O.  II.  S.  299. 


208  Technische  Ergebnisse. 

figur  28,  Nr.  26  und  28  und  Tafel  XXXIV,  Nr.  5  und  6).  Zu  der  auf 
Textfigur  28,  Nr.  26  rekonstruierten  Säge  ist  der  gut  erhaltene,  in  einem 
Brunnen  gefundene  Holzgriff  benutzt  worden,  wodurch  sich  die  gezeichnete 
Form  von  selbst  ergiebt;  sie  weicht  etwas  von  den  modernen  Sägen,  die 
zwischen  Steg  und  Spannseil  einen  größeren  Zwischenraum  haben,  ab,  da- 
gegen entspricht  sie  den  antiken  Abbildungen^"). 

Am  meisten  fand  das  Behauen  des  Holzes  Anwendung;  die  als  Brunnen- 
roste erhaltenen  Bohlen  zeugen  von  großer  Fertigkeit,  ebenso  wie  die  be- 
schlagenen Balken,  welche  die  Römer  zum  Bau  der  Roste  für  die  Brücke 
bei  Mainz  verbrauchten.  Die  Werkzeuge  zum  Behauen  und  Beschlagen  sind 
vorzüglich  und  bis  zur  Stunde  noch  nicht  übertroffen  worden.  Auf  Text- 
figur 27  sind  unter  Nr.  8 — 11  vier  charakteristische  Arten  von  solchen, 
die  man  als  «Breitbeile»  bezeichnet,  abgebildet.  Nr.  8  scheint,  obgleich  in 
ähnlicher  Form  jetzt  noch  in  der  Südschweiz  und  in  Italien  im  Gebrauch, 
die  älteste  Form  zu  sein.  Das  Stielloch  (die  Tülle)  ist  wie  bei  den  vor- 
römischen Kelten  von  oben  angebracht  und  mit  einer  Ose  versehen,  durch 
welche  man  einen  Riemen  oder  Strick  zog,  der  um  den  Stiel  geschlungen 
den  Letzteren  festhielt.  Von  Bronzekelten,  die  in  Pfahlbauten  erhoben  wurden, 
ist  diese  Befestigungsart  bekannt.  Die  Breitbeile  Nr.  9  und  10  haben  die 
bei  uns  übliche  Form.  Das  Stielloch  von  Nr.  9  weicht  in  seiner  Richtung 
von  der  Beilfläche  ab,  der  Stiel  erhält  durch  seine  schräge  Stellung  eine  seit- 
hche  Neigung,  wodurch  die  Hände  des  Zimmermanns  von  dem  zu  beschlagenden 
Balken  abgewendet  werden  und  eine  Verletzung  selbst  bei  ungeschickter 
Handhabung  nicht  leicht  möghch  ist.  Interessant  sind  die  «rechten»  und 
«linken»  Beile;  Nr.  8  gehörte  einem  Arbeiter,  der  mit  der  linken,  Nr.  9  einem 
solchen,  der  mit  der  rechten  Hand  besser  hantieren  konnte;  auch  heute  noch 
sorgt  die  Fabrikation  für  links-  und  rechtshändige  Werkzeuge.  Nr.  11  ist 
ein  kleineres  Breitbeil,  wohl  mehr  für  einen  Schreiner  als  für  einen  Zimmer- 
mann; Nr.  12  kann  als  ein  gewöhnliches  Handbeil  bezeichnet  werden,  das 
ebensogut  für  den  Hausgebrauch  als  für  Handwerker  zu  benutzen  war. 
Weitere  Werkzeuge  waren  damals  und  sind  noch  heute  für  die  besagten 
Hantierungen  nicht  erforderlich. 

Zu  Werkzeugen  ähnlicher  Art  gehören  ferner:  Der  Meißel  (tornus),  der 
schon  in  der  Stein-  und  Bronzezeit  eine  Rolle  gespielt  und  sich  in  seiner  Form 
seit  der  Urzeit  kaum  geändert  hat.  Der  Zimmermann  braucht  ihn  zum 
Lochen,  Stemmen,  Stechen  etc.  Man  unterscheidet  Meißel,  Breitmeißel,  Loch- 
beutel, Stemm-  und  Stecheisen.  Auf  Tafel  XXXIV  stellen  Nr.  21—24 
Breitmeißel,  Nr.  25,  30  und  31  Lochbeutel,  Nr.  27—29,  32—34  Stemm- 
und  Stechmeißel,  Nr.  13,  19  und  20  Hohlmeißel  dar.  Die  Textfigur  28  zeigt 
noch  eine  Anzahl  verschiedener  Meißel,  von  welchen  der  große  Breitmeißel 
Nr.  3,  die  Lochbeutel  2,  4,  11,  12  und  die  Stecheisen  Nr.  1,  5  und  10  unsere 


'")  Eine  solche  verdanke  ich  der  Liebenswürdigkeit  des  Herrn  Otto  Donner  von 
Bichter  aus  Frankfurt,  der  sie  einem  Relief  im  Vatikan,  welches  das  Werkzeug  eines 
Bildners,  des  Frilis  Marcus  Antonius  Andronicus,  in  Buchenholz  darstellt,  entnommen  hat. 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge. 


209 


Fig.  28.     Werkzeuge  zur  Bearbeitung  des  Holzes. 


Aufmerksamkeit  verdienen;  einzelne  Meißel  sind  ganz  aus  Eisen,  andere  hatten 
Holzgriffe.  Ein  kombiniertes,  auch  heute  noch  angewendetes  Werkzeug,  das 
teilweise  den  Meißel  ersetzt,  ist  die  zweiseitige  Loch-  oder  Queraxt,  Text- 
figur 27,  Nr.  13;  sie  besteht  aus  Meißel  und  Lochbeutel  und  wird  haupt- 
sächlich vom  Zimmermann  zum  Lochen  der  Balken  gebraucht.  Weitere 
Werkzeuge  für  den  Zimmermann  sind  die  Bohrer,  die  auch  der  Schreiner 
nicht  entbehren  kann;  diejenigen  für  den  Letzteren  haben  ein  kleineres  Format. 
Der  Löffelbohrer  kommt  am  häufigsten  und  in  sehr  verschiedenen  Größen 
vor,  0,10  bis  1,30  m  lang.  Seine  Form  ist  uralt,  ScMiemann  fand  einen  solchen 
aus  Bronze  von  0,20  m  Länge  in  der  2.  Stadt  von  Troja  (jetzt  im  Museum 
für  Völkerkunde  in  Berlin,  Nr.  6775);  in  seiner  Gestalt  entspricht  er  genau 
den  eisernen  von  der  Saalburg.  Auf  Tafel  XXXIV,  Nr.  7  und  9,  und  auf 
Textfigur  28,  Nr.  17  und  19,  finden  sich  derartige  Löflfelbohrer  in  ver- 
schiedenen Größen.  Besonders  bemerkenswert  ist  Nr.  7  auf  Tafel  XXXIV, 
der  schon  bei  dem  Brunnen  Nr.  16  erwähnte  Deichelbohrer, 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  14 


210 


Technische  Ergebnisse. 


Außer  diesen  Löffelbohrcrn,  die  jetzt  noch  genau  in  derselben  Weise 
fabriziert  werden,  ist  ein  heutzutage  viel  verwendeter  Gewind-  oder  Dollen- 
bohrer (Taf.  XXXIV^  Nr.  8  und  Textfigur  28,  Nr.  18)  bis  jetzt  nur  in  einem 
Exemplare  gefunden  worden.  Die  sehr  langen  Löffclbohrer  können  kaum  einen 
anderen  Zweck  als  den  zum  Bohren  von  Röhren  gehabt  haben.  Die  anderen 
kamen  in  ihrer  Mehrzahl  bei  dem  Holzbau  in  Anwendung,  doch  waren  sie 
auch  für  den  Stellmacher  —  den  Wagner  —  zum  Durchbohren  der  Naben 
und  Achsenschemel  notwendig.  Aus  dem  Vorhandensein  dieser  Bohrer  läßt 
sich  der  Schluß  ziehen,  daß  einesteils  bei  den  Holzkonstruktionen  viel- 
fach Bohrungen  stattgefunden  haben  müssen  und  hölzerne  Nägel  —  Dübel  — , 
wie  jetzt  noch  im  Fachwerksbau  und  bei  Dachkonstruktionen,  angewandt 
wurden;  andernteils  beweisen  die  vielen  kleinen  Bohrer,  daß  zum  Einschlagen 
der  Nägel,  die  nach  der  Untersuchung  von  Spannagel  (vergl.  S.  203)  zum 
direkten  Einschlagen  zu  weich  waren  und  sich,  ohne  umzubiegen,  nicht  leicht 
verwenden  ließen,  besonders  für  das  harte  Eichenholz  ein  Loch  vorgebohrt 
werden  mußte.  Zu  diesem  Zwecke,  dem  Vorbohren  oder  Vorschlagen  können 
auch  die  so  vielfach  ausgegrabenen  pfriemenartigen  Werkzeuge  —  die  Durch- 
schläge  -  Tafel  XXXIV,  Nr.  14  und  15  und  Textfigur  35,  Nr.  16  und 
20—22,  gerechnet  werden. 


Fig.  29.     Werkzeuge  zur  Bearbeitung  des  Holzes. 


Eiserne  Hämmer  sind  im  Allgemeinen  wenige  gefunden  worden ;  einige 
sind  bei  den  Werkzeugen  für  Schreiner,  Textfigur  29,  Nr.  21  und  22,  und  für 
Maurer,  Textfigur  32,  Fig.  5— 9,  dargestellt;  es  scheint,  daß  für  den  Zimmer- 
mann die  größere,  für  den  Schreiner  die  kleinere  Axt,  die  auf  einer  Seite 
hammerartig  ausgebildet  und  gestählt  war,  genügte.  Der  Holzhammer  oder 
das   Klopfholz  (Textfigur  34,  Nr.  1)  wurde,   wie  antike  Abbildungen   zeigen, 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge.  211 

zum  Lochen  der  Hölzer  wie  auch  heute  noch  angewendet,  was  sicli  schon 
an  den  gefundenen  Meißeln,  die  selten  an  ihrem  Haupte  umgeschlagen  sind 
und  keinen  sogenannten  «Schwamm»  haben,  erkennen  läßt. 

Was  die  eigentliche  Konstruktion  betrifft,  so  ist  im  Vergleich  mit  den 
jetzigen  Holzverbindungen  wohl  kaum  ein  Unterschied  nachzuweisen.  Wie 
bereits  im  vorigen  Kapitel  ausgeführt  ist,  lieferte  die  Eiche  das  eigentliche 
Bauholz,  das  sehr  dauerhaft  ist  und  sich  infolge  seiner  großen  Druckfestigkeit 
für  Ständer,  Stiele,  Schwellen  und  Streben  besonders  eignete.  Da  Eichen- 
holz jedoch,  seiner  geringen  Biegungsfestigkeit  wegen,  zu  großen  freitragenden 
Balken  nicht  gut  verwendbar  ist,  halfen  sich  die  Römer  damit,  daß  sie  den 
Gebälken  kräftige  Unterzüge  und  Pfosten  gaben,  oder  dieselben,  wie  beim 
Magazinbau  des  Kastells,  zur  Auflage  der  durch  die  Fruchtvorräte  schwer 
belasteten  Gebälke,  durch  viele  Quermauern  unterstützten.  Das  Holz  war  be- 
hauen, oder,  wie  der  technische  Ausdruck  lautet,  «beschlagen».  Sämtliche 
Hölzer  mußten  des  Verbandes  wegen  möglichst  scharfkantig  sein.  Welch 
große  Fertigkeit  die  römischen  Soldaten  in  dem  Beschlagen  von  scharfkantigen 
Hölzern  hatten,  beweisen  die  schon  oben  besprochenen  Grenzhügel  mit  ihren 
Löchern,  die  durch  das  vermoderte  Holz  in  rechteckigem,  scharf  winkligem 
Querschnitte  uns  erhalten  geblieben  sind  und  für  ein  tadelloses  Beschlagen 
der  Hölzer  sprechen.  Es  versteht  sich  von  selbst,  daß  daneben  sowohl  un- 
beschlagenes und  nicht  entrindetes  Holz,  als  auch  die  Bäume  im  Naturzu- 
stande verwandt  wurden.  Das  dürfte  besonders  bei  den  ältesten  Bauten,  den 
einfacheren  Wohnungen  und  Blockhäusern  der  Fall  gewesen  sein.  Auch  wir 
würden  heute  in  waldreichen  Gegenden  zu  diesem  Zwecke  das  Rundholz  zur 
Errichtung  kleinerer  Häuser  benützen,  um  so  mehr  als  der  unbeschlagene 
Balken  erheblich  tragfähiger  ist  und  geringere  Querschnitts-Dimensionen  verlangt. 

Es  scheint,  daß  auch  schon  bei  den  Römern  die  Bearbeitung  des  Holzes 
in  verschiedene  Zweige  derart  geteilt  war,  daß  das  Zimmer-  und  Schreiner- 
handwerk jedes  für  sich  allein  bestand.  Bei  uns  hatten  sich  im  Mittelalter 
durch  das  Zunftwesen  die  einzelnen  Handwerke  in  diesem  Sinne  gestaltet, 
und  es  waren  enge  Grenzen  gezogen,  die  im  Großen  und  Ganzen  heute  noch 
innegehalten  werden.  An  der  Saalburg  mag  eine  so  scharfe  Scheidung  der- 
selben nicht  bestanden  haben,  weil  dort  in  erster  Linie  die  Handwerker- 
Abteilung  der  Besatzung  derartige  Arbeiten  verrichtete;  da  jedoch  jeder  Zweig 
gewisse  Fähigkeiten,  Geschicklichkeit  und  Übung  erforderte,  wird  wohl  zwischen 
Zimmerleuten  und  Schreinern  auch  ein  Unterschied  gemacht  worden  sein. 
Im  Allgemeinen  werden  dem  Zimmermann  die  Zurichtung  des  Holzes,  die 
Zusammensetzung  der  Balken  und  die  Herstellung  des  Daches,  also  die  gröberen 
Arbeiten  zugewiesen,  während  dem  Tischler  diejenigen  des  inneren  Ausbaues, 
die  Ausstattung  der  Räume  und  die  Herstellung  von  Geräten,  Möbeln  u.  a., 
d.  h.  die  feineren  Arbeiten,  bleiben.  Die  für  beide  Handwerke  nötigen  Utensilien 
sind  in  solcher  Reichhaltigkeit  bei  uns  gefunden  worden,  daß  man  ein  Zimmer- 
und  Schreinergeschäft  heute  noch  vollständig  damit  ausstatten  könnte;  es 
dürfte  kaum    ein  Werkzeug   fehlen.     Fast  die  meisten   der  zu  den  Arbeiten 

14* 


212 


Technische  Ergebnisse. 


des  Beschlagens  nötigen  Werkzeuge  werden  übrigens  vom  Zimmermann  und 
Tischler  geraeinsam  ge])raucht,  docli  hat  jeder  nach  seinem  (Jewerbe  einige 
ihm  besonders  eigentümliche. 

Bevor  ich  zur  Aufzählung  der  Werkzeuge  des  Ersteren  schreite,  schicke 
ich  noch  diejenigen  Gegenstände  voraus,  die  für  jedes  Handwerk  unentbehrlich 
sind,  die  Meßinstrumente.  Maßstab,  Lineal  und  Winkel  werden 
meistens  aus  Holz  gewesen  sein,  doch  hatte  man  auch  solche  aus  Bronze, 
wie  sie  im  National-Museum  zu  Neapel  sich  vorfinden.  Hierzu  gehören  ferner 
Senkblei  und  Zirkel.  Von  Ersterem  besitzen  wir  mehrere  Exemplare  aus 
Eisen  mit  Ösen  zur  Aufnahme  der  Schnur  (Tafel  XXXIV,  Fig.  2)  und  Text- 
figur 32,  Nr.  23,  ein  rundes  Lot  aus  Blei  und  Eisen  (Textfigur  28,  Nr.  29) 
und  einen  sehr  sauber  gearbeiteten  Senkel  aus  Bronze  (Taf.  XXXIV,  Nr.  1 
und  Textfigur  28,  Nr.  30).  Im  Gegensatz  zu  den  Ersteren,  die  wohl  aus- 
schließlich dem  Maurer,  Steinmetzen  und  Zimmermann  dienten,  scheint  der 
Letztere  eher  einem  mathematischen  Instrumente  anzugehören;  er  trägt  eine 
leider  nicht  lesbare  punktierte  Inschrift.  Auch  der  unentbehrliche  Zirkel  ist 
vertreten;  zwei  derbe  eiserne  für  den  Handwerker  zeigt  Textfigur  29  in  Nr.  18 
und  19  und  Taf.  XXXIV,  Nr.  3;  besonders  bemerkenswert  ist  der  wohl- 
crhaltene  Keduktionszirkel  aus  Bronze:  Textfigur  29,  Nr.  20,  der  zur  Ver- 
größerung im  Verhältnis  von  1:3  diente,  aber  nur  zu  zeichnerischen  Zwecken 
gebraucht  worden  zu  sein  scheint.  Solche  Instrumente  finden  sich  auf  vielen 
Grabsteinen  von  römischen  Architekten  und  Steinmetzen  abgebildet,  beispiels- 
weise auf  einem  solchen  im  Museo  Capitolino  (s.  Ditrm,  Baukunst  der  Römer, 
Fig.  322,  und  Blümner,  Bd.  III,  Fig.  2,  S.  91). 


9.  ^W^  -«0.  -»L^^aiP^  '^^■i^ihk 

Fig.  30.    Holzverbindungeu  (Ztmmerarbeiteu).    Vw  der  nat.  Größe. 


Der  Verband  der  Hölzer  unter  sich  durch  den  Zimmermann  geschah 
außer  durch  hölzerne  und  eiserne  Nägel  vielfach  mit  eisernen  Klammern. 
Tafel  XXXXIII  zeigt  in  Nr.  1  und  18  Holzklammern,  welche  dazu  be- 
stimmt sind,  Hölzer  zusammenzuhalten;  Nr.  25  ist  eine  Klammer,  die  auf 
der  einen  Seite  zum  Einschlagen  in  das  Holz,  auf  der  anderen  Seite  zum 
Einsetzen  in  einen  Haustein  bestimmt  war  und  den  Zweck  hatte,  Holzbalken, 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge.  213 

wahrscheinlich  eine  Mauerlatte,  mit  einem  Steine  zu  verankern,  Nr.  10  hatte 
einen  ähnlichen  Zweck. 

Auf  der  Saalburg,  wie  auch  neuerdings  in  den  Liraeskastellen  des 
Taunus,  «Feldberg»,  « Alteburg -Heftrich»  und  «Zugmantol»,  sind  sehr  viele 
eiserne  Klammern  in  allen  Größen  mit  den  verschiedensten  Biegungen  ge- 
funden worden,  die  nicht  allein  bestätigen,  daß  das  Eisen  zum  Holzbau 
ausgedehnte  Verwendung  gefunden  hat,  sondern  auch  Anhaltspunkte  über 
die  Stärke  des  Holzes  und  die  Konstruktionsweise  geben.  Es  läßt  sich  hieraus 
und  aus  anderen  Beobachtungen  für  die  Verlängerung,  Verstärkung  und  Ver- 
bindung von  Balken  und  Stützen  (Textfigur  30)  annehmen,  daß  die  jetzt  noch 
üblichen:  Grader  und  schräger  Stoß  mit  Verklammerung  (Nr.  1  und  2), 
Schwalbenschwanz  (Nr.  9  und  10),  Verzapfungen  (Nr.  7),  Schlitzzapfen  (Nr.  4 
und  8),  Überblattungen  oder  Überschneidungen  (Nr.  3  und  5),  Verkämmungen 
(Nr.  11)  und  Verdübelungen  (Nr.  12)  damals  wohl  bekannt  waren. 

Auf  den  Tafeln  IX— XI  und  XX  sind  Balkenlagen,  Fachwände,  Pfosten- 
stellungen, Dach  werke  etc.,  wie  sie  nach  den  obigen  Darlegungen  gedacht 
werden  können,  dargestellt.  Das  beliebte  römische  Motiv,  das  «Andreaskreuz», 
wie  wir  es  von  der  Trajanssäule  und  aus  römischen  Wandmalereien  kennen, 
ist  auch  hier,  wie  bei  der  Rekonstruktion  der  Forta  principalis  dextra,  Text- 
figur 11,  berücksichtigt  und  besonders  als  Brüstungsabschluß  verwendet. 

Für  die  Arbeiten  des  Schreiners  wurden  eine  Anzahl  Werkzeuge, 
die  zerstreut  auf  den  Tafeln  und  auf  der  Textfigur  29  zusammengestellt  sind, 
gefunden.  Aus  diesen  Werkzeugen  und  mit  Zuhilfenahme  der  einzelnen  Holz- 
funde der  Brunnen  läßt  sich  erkennen,  daß  an  der  Saalburg  Schreinerarbeiten 
hergestellt  wurden,  die  den  unseren  kaum  viel  nachstehen  dürften.  Auch  er- 
sieht man,  daß  die  Römer  viele  Gegenstände  aus  Holz  für  den  Hausbedarf 
angefertigt  haben,  und  daß  überhaupt  mehr  hölzerne  Geräte  im  Gebrauche 
waren,  als  man  gewöhnhch  annimmt.  Teller,  Schüsseln,  Trinkbecher  und 
Löffel  w^aren  zweifellos  teilweise  aus  Holz  hergestellt  (vergl.  Taf.  LXXX,  Fig.  4), 
nicht  minder  auch  Geräte  für  den  Garten-  und  Ackerbau  (vergl.  Taf.  LXXX, 
Figur  2). 

Betrachten  wir  zunächst  die  Werkzeuge.  Textfigur  28,  Nr.  23  und  24, 
stellt  eine  sogenannte  «Hebe»  dar,  ein  Werkzeug,  das  dem  römischen  Wald- 
arbeiter ebenso  wie  dem  heutigen  beim  Holzfällen,  Abhauen  der  iiste  etc. 
unentbehrlich  war  und  ist.  Man  kann  aber  auch  die  Hebe^^^),  die  an  den 
Limeskastellen  in  verschiedenen  Größen  gefunden  wurde,  dem  Schreiner  zu- 
rechnen, der  dieses  Werkzeug  für  Bearbeitung  von  kleineren  Holzsachen  trefflich 
zu  handhaben  weiß.  Ich  habe  in  der  CampBgna  italienische  Handwerker 
gesehen,  die  mit  dem  scheinbar  so  einfachen  Geräte  Hütten  bauten  und 
Bänke  und  Stühle  anfertigten ;  es  mag  daher  auch  schon  den  Römern  zu  ähn- 
lichen Zwecken  gedient  haben. 


178)  Vergl.  Lindenschmit,   Alterthünier    unserer    heidn.    Vorzeit,    Bd.   III,    Heft   HI, 
Taf.  IV,  Fig.  8-13  und  18-20. 


214  Technische  Ergebnisse. 

Der  Schreiner  gebraucht  vielfach  dieselben  Werkzeuge,  wie  sie  bereits 
oben  bei  den  Zimmerarbeiten  besprochen  wurden:  Hämmer,  Beile,  Meißel, 
Stemmeisen,  Lochbeutel,  Bohrer  etc.,  nur  sind  sie  zierlicher  und  für  feinere 
Arbeiten  berechnet.  Eine  solche  kleine  Axt  ist  auf  Textfigur  29,  Nr.  21, 
gezeichnet;  ihre  Form  entspricht  genau  den  größeren  auf  Textfigur  27, 
Nr.  5-7. 

Einzelne  löffelartige  Meißel  (Hohlmeißel)  für  Bildhauerarbeit  und  zum 
Stechen  von  Hohlkehlen  sind  ebenfalls  gefunden  (Taf.  XXXIV,  Nr.  13,  19 
und  20);  Nr.  19  dürfte  zum  Drehen  des  Holzes  gedient  haben. 

Das  wichtigste  Werkzeug  des  Schreiners  ist  der  Hobel  (runcma),  der 
samt  seiner  Handhabe  auf  antiken  Reliefs  und  Wandmalereien  öfters  dar- 
gestellt ist^^^).  Vollständig  erhaltene  Werkzeuge  dieser  Gattung  sind  selten 
und  nur  dann  gefunden,  wenn  das  Gestell  ganz  oder  größtenteils  aus  Eisen 
bestand.  Wir  besitzen  von  den  letzteren  zwei  Stück  im  Saalburg-Museum  ^^*') 
(vergl.  Textfigur  29,  Nr.  6  und  10).  Lindenschmit  hat  diese  Hobel  in  seinem 
Werke:  Die  Alterthümer  unserer  heidnischen  Vorzeit,  Bd.  IV,  Taf.  21,  Fig.  3—5 
veröffentlicht,  dabei  aber  irrtümlicher  Weise  beide  zu  einem  vereinigt  und  als 
ein  Werkzeug  dargestellt;  er  war  wahrscheinlich  durch  die  in  Köln  ge- 
fundenen eisernen  Hobel,  welche  auf  demselben  Blatte  unter  Nr.  1  und  2 
wiedergegeben  sind,  in'e  geleitet  worden.  Außer  diesen  Hobeln,  von  denen 
Nr.  6  als  «Rauhbank»  und  Nr.  10  als  «Zahnhobel»  zu  bezeichnen  ist,  ver- 
danken wir  den  Saalburggrabungen  eine  große  Anzahl  Hobeleisen,  aus  denen 
sich  nicht  allein  die  Konstruktion  des  Gestells,  sondern  auch  ihre  Verwendung 
feststellen  läßt.  Die  Nummern  4 — 7  der  Textfigur  29  sind  Eisen  zum  Hobeln 
von  glatten  Flächen,  Nr.  8  zur  Herstellung  von  Nuten,  12—14,  23  und  24 
zur  Erzielung  von  Profilen  und  11  zum  Zähnen  der  Holzflächen. 

Aus  dem  letztgenannten  Werkzeuge  ersehen  wir,  daß  die  Römer  auch 
bei  uns  fournierte  Arbeiten  gefertigt  haben.  Zu  diesem  Hobeleisen,  das  einen 
Namensstempel  trägt,  ist  auch  das  eiserne  Hobelgestell  (Nr.  10)  gefunden 
worden;  die  Stellung  des  Eisens  ist  fast  senkrecht,  und  man  sieht  hieraus 
schon,  daß  dieser  Hobel  nur  zum  Rauhmachen  von  gehobelten  Brettern,  die 
zu  verleimen  oder  mit  Fournieren  zu  versehen  waren,  gedient  haben  konnte. 
Die  Technik  des  Leimens  wird  schon  bei  Homer  erwähnt,  auch  befinden  sich 
an  den  griechischen  Holzsärgen  von  Kertsch,  die  in  der  Eremitage  zu  Peters- 
burg aufbewahrt  sind,  aufgeleimte  dünne  Hölzer  (Fourniere).  Blümner  (Bd.  II, 
S.  310)  giebt  einige  Notizen  über  das  Zusammenleimen  verschiedener  Holz- 
arten. Nr.  9  zeigt  einen  Falzhobel,  dessen  Gestell  einem  Relief  nachgebildet  ist. 
Das  dazu  gehörige  Eisen,  welches  durch  einen  Holzkeil  festgehalten  wird,  ist 


"ä)  Vergl.  0.  Jahn,  «Darstellungen  antiker  Reliefs,  welche  sich  auf's  Handwerk  be- 
ziehen», Bericht  der  phil.-liist.  Classe  der  Kgl.  Sachs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  1861; 
und  Blümner,  Technologie,  Band  IT,  S.  227.  Das  National-Museum  zu  Neapel  besitzt  einen 
stark  zusammengerosteten  Hobel  aus  Pompeji. 

'*o)  Gefunden  in  einem  Keller  auf  dem  «Steinkritz»,  südlich  der  Saalburg  unweit 
Homburg,  und  bereits  von   mir  veröffentlicht:    Westdeutsche  Zeitschrift  IV,  Taf.  VI.  1—4. 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge. 


215 


durch  einen  seitlichen  Absatz  interessant;  dieser  hat,  wie  der  an  Nr.  14  ange- 
brachte, den  Zweck,  das  Eisen  bequem  herausschlagen  und  stellen  zu  können. 

Eiserne  Hobelgestelle  waren  meines  Wissens  nach  der  Römerzeit  nicht 
mehr  im  Gebrauch ,  doch  liefert  neuerdings  Amerika  solche,  die  unseren 
römischen  sehr  ähnlich  sind. 

Auch  bei  den  Hobeleisen,  wie  überhaupt  bei  allen  Werkzeugen,  zeigt 
sich,  daß  die  Römer  es  verstanden  haben,  ihre  Handwerksgeräte  nach  Art 
des  Stahles  zu  härten  (vergl.  im  Abschnitt  «Baumaterialien»  S.  203),  sonst 
hätten  sich  die  feinen  Zähne  der  profilierten  Enden  nicht  so  vorzüglich  er- 
halten, daß  man  sie  jetzt  noch  benutzen  könnte. 


2,. 


5. 


6.  1. 

Fig.  31.    Holzproflle  (Schreinerarbeiten).    ^'6  der  nat.  Größe. 


Die  Profile,  die  sich  mit  den  betreffenden  Hobeln  herstellen  lassen,  ent- 
sprechen den  jetzt  noch  üblichen  Formen.  Textfigur  31  enthält  in  einem 
Maßstab  von  1 : 5  nach  den  gefundenen  Hobeleisen  gehobelte  Profile.  Nr.  1 : 
Falzen  und  Anschläge.  Diese  werden  an  Brettern  und  Rahmen  durch 
eine  rechtwinkelige  Vertiefung  hergestellt,  um  den  einzelnen  Teilen  ein 
dichteres  Anschließen  zu  sichern  (Hobeleisen  Nr.  9).  Nr.  2  und  3:  Nut 
und  Feder;  sie  haben  denselben  Zweck;  bei  Nr.  2  ist  die  Feder  aus  dem 
Holze  gehobelt,  bei  Nr.  3  dagegen  besonders  eingesetzt  (Hobeleisen  Nr,  8). 
Nr.  4:  Stab-  und  Hohlkehle  dient  ebenfalls  dazu,  den  Wandverschalungen, 
Thüren  etc.  einen  besseren,  zugfreieren  Verschluß  zu  geben  (Hobeleisen 
Nr.  23).  Nr.  5  —  8:  verschiedene  Kar  niese  und  Hohlkehlen;  sie  bilden 
deckende  und  säumende  Glieder,  wie  sie  für  Thüren,  Fenster,  Holzdecken 
und  Möbel  immer  noch  Verwendung  finden  (Hobeleisen  Nr.  13,  14  und  24). 

Zum  Festhalten  des  zu  bearbeitenden  Holzes  beim  Hobeln  wird  jetzt 
allgemein  die  Hobelbank  benutzt;  die  Römer  hatten  hierzu  eine  einfachere 
A'^orrichtung,  besonders  gebrauchten  sie  ein  Eisen  mit  einem  scharfen,  gabel- 
förmigen Ende,  das  auf  ein  schweres  Holz  eingeschlagen  wurde,  wie  es  auch 
heute  noch  der  Zimmermann  unter  dem  Namen  Spitzklammer  kennt. 
Von  der  Saalburg  haben  wir  mehrere  dieser  Art,  die  auf  Textfigur  29,  Nr.  15, 
16,  17  zusammengestellt  worden  sind.  Nr.  15  giebt  uns  gleichzeitig  die  Art 
an,  wie  sie  befestigt  werden,  und  wie  der  abzuhobelnde  Diel  eingesetzt  wird. 

Auf  Textfigur  28,  Nr.  25  ist  ein  beilartiger  Hammer  (Dechsel,  Deissel 
oder  Dachsbeil,    meist   mit  runder,    krumm   gestellter  Schneide  und   kurzem 


216  Technische  Ergebnisse. 

Stiele),  wie  er  uns  auf  lömischen  Reliefs  so  oft  begegnet,  und  wie  er  in 
mehreren  Exemplaren  gefunden  wurde,  abgebildet;  dieses  Werkzeug,  das  oft 
mit  dem  Schusterhammer  verwechselt  wird,  gehört  zum  römischen  Schreiner- 
und Wagner-Handwerkszeuge  und  diente  auch  dem  Holzbildhauer,  wie  über- 
liaupt  zur  Bearbeitung  des  Holzes  (besonders  zum  Aushauen  von  Rinnen, 
Hohlkehlen  u-  s.  w.).     Für  letzteren  Zweck  wird  er  heute  noch  benutzt. 

Auf  Textfigur  29,  Nr.  1  und  2,  ist  in  zwei  Formen  ein  sehr  praktisches 
Werkzeug  mit  gespaltener  Schneide  dargestellt,  das  wir  jetzt  «Nagelzieher» 
oder  «Brecheisen»  nennen  und  zum  Aufbrechen  von  Kisten  und  an  Stelle 
der  Nagel-  oder  Beißzange  auch  zum  Ausziehen  von  Nägeln  verwenden.  Bei 
den  Römern  scheint  es  denselben  Zweck  gehabt  zu  haben;  das  Fehlen  von 
Beißzangen  oder  ähnlichen  Werkzeugen  bei  unseren  Funden,  wie  auch  auf 
antiken  Abbildungen,  macht  es  wahrscheinlich,  daß  die  Römer  nur  diese 
«Nagelzieher»  gekannt  haben. 

Schließlich  will  ich  noch  ein  Schnitzmessor,  scalprum  {Textfigur  29, 
Nr.  3),  erwähnen,  das  sich  in  der  Form  bis  heute  gleich  geblieben  ist  und 
welches  der  Bauer,  sowie  verschiedene  Handwerker,  Schreiner,  Dreher,  Wagner 
und  besonders  der  Küfer,  jetzt  noch  benutzen. 

Wie  sich  bei  den  Werkzeugen  des  Zimmermanns  von  deren  Formen 
ein  Schluß  auf  die  mannigfachen  Konstruktionsweisen  des  Holzes  ziehen  läßt, 
so  nicht  minder  bei  denen  des  Schreiners.  Sie  weisen  uns  besonders  auf 
gestemmte  Arbeiten,  Thüren  mit  Rahmen,  Füllungen ^^^)  etc.  hin  und  be- 
stätigen dadurch,  was  auch  auf  römischen  Wandmalereien  und  Skulpturen 
oft  dargestellt  ist.  Eine  genaue  Betrachtung  und  ein  Vergleich  mit  unseren 
Arbeiten,  besonders  wenn  wir  die  Ausstattung  und  Einrichtung  unserer 
Bauernhäuser  ins  Auge  fassen,  wird  ergeben,  daß  in  dieser  Hinsicht  sich 
im  Wesentlichen  wenig  geändert  bat. 


b.  Konstruktionen  in  Stein. 

Über  Steinbauten  sind  wir  durch  die  überall,  besonders  in  Italien  und 
Frankreich,  noch  heute  erhaltenen  römischen  Bauwerke  und  durch  die  schrift- 
liche Überlieferung  weit  besser  unterrichtet  als  über  die  Holzbauten;  ich  kann 
mich  daher  kürzer  fassen  und  auf  das  Hauptsächlichste  beschränken.  Im  All- 
gemeinen hat  bereits  von  Cohmisen  in  der  Zeitschrift  für  Bauwesen,  Jahrgang 
1887,  Bd.  XXXVII,  ausführlich  die  Mauerverbände  an  alten  Bauwerken  des 
Rheinlandes   beschrieben    und   dabei  auch    der  Saalburg   mehrfach   gedacht. 

An  unseren  ältesten  Bauten  findet  sich  kein  Mörtel,  die  Mauern  be- 
standen einfach  aus  großen,  horizontal  neben-  und  aufeinandergeschichteten 
Steinen  und  waren  höchstens  mit  dem  an  Ort  und  Stelle  zur  Hand  liegenden 
Lehm  verbunden  und  ausgeglichen.  Eine  Verankerung  und  Befestigung  mit 
Hölzern,    wie   wir   diese   an   den   vorrömischen  Ringwällen   «Altkönig»    und 

181)  Vergl.  Overbeck-Mau,  Pompeji,  und  Blümner,  Technologie. 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge.  217 

«Gickelsburg»  (S.  19)  keimen  gelernt  haben,  scheint  nur  in  der  ersten  Zeit 
üblich  gewesen  zu  sein,  wie  bei  der  Beschreibung  des  Erdkastells  S.  83  er- 
örtert ist.  Allerdings  konnten  solche  Mauern  aus  ungefügem  Materiale,  wie 
es  der  Quarzit  ist,  der  nicht  einmal  eine  Bearbeitung  durch  Eisen  zuläßt, 
nur  geringe  Höhe  gehabt  haben.  Sie  dienten  ja  auch  meist  nur  als  Unter- 
lagen für  die  Schwellen  der  Holzbauten.  Lehm,  der  in  der  ältesten  Zeit  bei 
den  Bauten  der  Griechen  und  Römer  als  Bindemittel  zur  Anwendung  kam, 
wurde  an  der  Saalburg  nur  bei  Feuerungsanlagen  und  dem  Fachwerkbau 
verarbeitet.  Das  wichtigste  Bindemittel  war  der  Kalkmörtel;  er  soll  nach 
Nisseti^^^)  erst  um  300 — 200  v.  Chr.  bei  den  Römern  in  Aufnahme  gekommen 
sein.  Der  zur  Herstellung  nötige  Kalk  wurde,  wie  schon  gesagt,  für  die 
Limesbauten  des  Taunusgebietes  aus  dem  Mainzer  Tertiärbecken  entnommen; 
an  den  rohen,  ungaren,  nicht  gelöschten  Knollen,  die  sich  im  Mörtel  selbst 
finden,  läßt  sich  dies  erkennen.  Der  Kalk  wurde  wie  heute  noch  in  Ofen, 
die  man  in  kalkreichen  Gegenden  in  der  Nähe  von  Römerbauten  öfters  ge- 
funden hat,  gebrannt ^^^).  Über  diese  wie  über  das  Löschen  des  Kalkes  und 
die  Zubereitung  des  INIörtels  geben  Vitruv  (II,  4  und  5)  und  PUnius  (XXXV,  6 
und  XXXVI,  52)  Anweisungen.  Der  gelöschte  Kalk  wurde  für  um  so  besser 
erachtet,  je  älter  er  war,  er  sollte  nach  alter  Vorschrift  3  Jahre  eingesumpft 
sein;  an  der  Saalburg  fanden  sich  Kalkgruben,  in  denen  noch  Reste  von 
gelöschtem  Kalk  vorhanden  waren.  Zur  Herstellung  eines  guten  Mörtels  ge- 
hört ein  reiner,  scharfer  Sand.  Die  Vorschriften,  die  Vitruv  II,  4  giebt,  sind 
heute  noch  maßgebend;  er  sagt:  «Der  beste  Sand  wird  der  sein,  welcher,  in 
der  Hand  gerieben,  knirscht,  solcher  aber,  der  erdig  ist,  wird  keine  Rauhig- 
keit haben.  Ebenso  wird  derjenige  tauglich  sein,  welcher  auf  einem  weißen 
Gewände,  auf  das  er  geschüttet  worden  war,  bei  seiner  Wiederentfernung 
keinen  Schmutz  zurückläßt.»  Wie  schon  bei  den  Mörtelmaterialien  (S.  185) 
gesagt  wurde,  war  der  bei  den  Saalburgbauten  zur  Verwendung  gekommene 
Sand  meistens  mit  thonigen  Bestandteilen  vermischt,  was  auch  vielfach  mit 
die  Ursache  der  oft  schlechten  Beschaffenheit  des  Mörtels  war.  Eine  chemische 
Untersuchung  des  Letzteren  hat  leider  noch  nicht  stattgefunden^^*).  Die 
Mischung  dürfte  aber  mit  der  jetzt  üblichen  (1  Teil  Kalk  und  3  Teile  Sand) 
übereinstimmen.  Nur  sehr  selten  ist  dem  Mörtel  Ziegelmehl  zugesetzt;  dieser 
Zusatz  gehört  durchaus  nicht  zu  den  charakteristischen  Merkmalen  des 
römisclien  iMauerwerks.  Nur  da,  wo  er  zur  Herstellung  von  Estrich  oder 
Verputz  von  Wasserbehältern  diente,  sind  kleine  Ziegelstücke  beigemengt. 


•82)  Pompejanische  Studien  von  H.  Nissen,  Leipzig  1877. 

'83)  Über  zwei  ovale  und  zwei  runde  Kalköfen  am  Limes  bei  Osterburken  vergleiche 
den  Bericht  Schumachers  im  Limesblatt  Nr.  4,  Abschn.  38. 

18*)  Die  Untersuchung  von  Mörtel  römischer  Aquädukte  und  des  Kolosseums  hat 
ergeben:  6 — 7  o/o  kohlensaure  Kalkerde,  14 — 16  o/o  Kalkerdesilikat,  1 1/2  o/o  lösliche  Kiesel- 
säure, 2  0/0  Eisenoxyd  und  Thon  und  75—75,5  0/0  Sand.  Auch  hat  B.  Dyckerhoff  in  Biebrich 
Analysen  mit  römischem  Mörtel  von  Bauten  aus  dem  Rheinlande  vorgenommen,  die  in  der 
Hauptsache  mit  den  hier  angeführten  übereinstimmen;  vergl.  die  oben  erwähnte  Arbeit 
von  A.  von  Cohausen  über  Mauerverbände. 


218 


Technische  Ergebnisse. 


Wie  das  Bindemittel,  so  ist  auch  das  Mauerwerk  im  Allgemeinen  schlecht, 
nur  dasjenige  der  Villa  macht  eine  rühmliche  Ausnahme;  der  Mörtel  an 
ihren,  schon  vor  der  Ausgrabung  über  der  Erde  hervorragenden  Mauern  hat 
fast  2000  Jahre  den  Witterungscinflüssen  Stand  gehalten  und  ist  hart  wie 
Stein.  Zu  demselben  ist  jedenfalls  besonders  viel  Kalk  und  «rascher»  Sand 
verwandt  worden.  Die  Fundamente  reichen  nicht  immer  bis  auf  den  ge- 
wachsenen Grund,  sondern  stehen  oft  nur  auf  dem  Brandschutte,  was  dafür 
spricht,  daß  die  Häuser  nicht  hoch  und  in  ihren  oberen  Teilen  leicht  in 
Fach  werk  gebaut  waren.  Die  untere  Fundamentschicht  besteht,  wie  fast 
überall  bestätigt  wird,  aus  einer  Stückung  hochkantig  gestellter  Bruchsteine 
ohne  Mörtel.  Dies  hatte  den  großen  Vorteil,  die  unterirdischen  Wässer  nicht 
zu  stauen  und  bei  abschüssigen  Lagen  Rutschungen  zu  verhüten  (Tafel  XVIII, 
Nr.  1,  2,  3).  Diese  lockere  Steinpackung,  die  in  ihrer  Mitte  eine  kanalartige 
Aussparung  zeigt  (Tafel  XVIII,  Nr.  3),  ist,  wie  es  bei  den  Kellern  im  Ab- 
schnitte IX.  2  hervorgehoben  wurde,  mit  unterirdischen,  genügend  tief  liegenden 
Kanälen   verbunden  (S.  115)  und   so   dem  etwa  von   den  Dachtraufen  ein- 


Fig.  32.    Maurenverkzeuge. 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge.  219 

dringenden  Wasser  ein  rascher  Abfluß  geschaffen.  Auch  sind  die  Fundament- 
grubeii  von  einer  Ecke  aus  nach  zwei  Seiten  hin  derart  ins  Gefälle  gelegt, 
daß  in  der  diagonal  gegenüberliegenden  Ecke  ein  tiefster  Punkt  erreicht  wird, 
in  dem  sich  das  Wasser  sammelt,  und  von  wo  es  fortfließt.  Die  Umfassungs- 
mauern der  aufgedeckten  Keller  würden  sich  kaum  ohne  schützendes  Dach 
konservieren  lassen,  wenn  sie  nicht  in  der  besagten  Weise  aufgesetzt  und 
entwässert  wären;  der  Regen  würde  die  Räume  bald  füllen,  das  Wasser  in 
die  Mauern  eindringen  und  ihre  baldige  Zerstörung  herbeiführen.  An  die 
Stelle  solcher  Stückung  tritt  sehr  oft  eine  Steinschotterung  auf  der  Sohle  der 
Fundamentgruben,  wozu  wohl  oft  die  Abfälle  der  Steinbrüche  genommen 
wurden.  Diese  Bauart,  die  ich  auch  an  den  Limes-Türmen  vornehmlich  fand, 
wird  heute  noch  in  vielen  Ortschaften  gepflegt.  Der  Zustand  unserer,  auf 
diese  Weise  konstruierten  römischen  Bauwerke  spricht  sehr  für  die  Zweck- 
mäßigkeit solcher  Fundierung. 

Die  schon  bei  den  Baumaterialien  beschriebenen  Mauersteine  (Quarzite) 
lassen  sich  nicht  sauber  und  regelrecht  mit  dem  Hammer  bearbeiten,  sie 
sind  daher  ungleich  —  dick  und  dünn  — ,  doch  suchte  der  Maurer  ziemlich 
wagrechte  Steinzeilen  einzuhalten,  wobei  er  gelegentlich  2 — 3  Steine  aufein- 
anderpackte  oder  1 — 2  m  lange  Reihen  auf  die  Hochkante  stellte,  um  so 
wieder  auf  die  richtige  Schichthöhe  zu  kommen.  Eine  ähnliche  Stückung 
und  unregelmäßige  Lagerung  findet  sich  auch  im  Inneren  der  Mauern;  der 
Mörtel  ist,  wie  sich  aus  den  bei  solchem  Mauerwerk  entstehenden  leeren 
Höhlungen  und  sehr  dicken  Lagerfugen  erkennen  läßt,  lange  nicht  so  flüssig 
wie  jetzt,  sondern  sehr  steif  vermauert  worden.  Die  nicht  selten  aufgefundenen 
Maurerkellen  (Traufein  —  trulla),  Tafel  XXXV,  Nr.  6—9  und  Textfigur  32, 
Nr.  12 — 17  haben  meistens  eiserne  Stiele,  sind  schmal  und  konnten  nicht 
dazu  dienen,  den  Mörtel  zu  schöpfen,  sondern  nur  heranzuziehen  und  die 
Fugen  auszufüllen  ^*^^).  Es  scheint,  daß  man,  wie  jetzt  wieder,  den  Mörtel  mit 
eisernen  Pfannen  oder  Holzkübeln  aufgetragen  hat.  Maurerhämmer,  geeignet 
die  Steine  zuzurichten  und  fest  in  den  Mörtel  zu  schlagen,  wurden  in  den 
letzten  Jahren  im  Kastell  erhoben.  Sie  sind  wie  die  unsrigen  und  haben 
sogar  das  moderne  konische  Stielloch,  welches  beim  Gebrauche  das  Heraus- 
schleudern des  eisernen  Hammers  verhindert  (Textfig.  32,  Nr.  6  bis  9).  Auch 
alle  dem  Maurer  sonst  nötigen  Werkzeuge  wurden  gefunden:  eiserne  Keile 
(Nr.  10  und  11),  schwerer  Schlag  (Nr.  5),  Schippen  (Schaufeln)  (Nr.  2  und  3); 
diese  zeigen  eine  außerordentlich  praktische  Konstruktion,  mit  Schaftlappen 
für  die  Befestigung  des  Stieles,  eine  Einrichtung,  die  jetzt  wieder  Platz  zu 
greifen  beginnt.  Nr.  4  giebt  eine  Hacke  wieder,  welche  beim  Ausschachten 
der  Fundamentgruben  und  anderen  Erdarbeiten  benutzt  wurde. 


185)  Die  ägyptischen  Kellen  sind  in  der  Form  ähnlich,  aber  schwerer,  sodaß  sie 
zum  Auseinanderstreichen  des  Mörtels,  wie  zum  Abhauen  und  Festschlagen  der  Steine 
benutzt  werden  konnten.  Franz  Pascha,  Direktor  des  technischen  Bureaus  im  Wakf- 
Ministerium  in  Kairo,  hat  unserem  Museum  zum  Vergleich  zwei  solcher  ägyptischer  Kellen 
übereandt. 


220 


Technische  Ergebnisse. 


An  der  Satilburg,  am  Limes  und  in  dem  Tauniisvorlande  sind  ver- 
schiedene Mauerverbände  zur  Herstellung  von  Bruchstein-Mauerwerk  in  An- 
wendung gekommen;  sie  lassen  sich  etwa  in  folgende  vier  Hauptiirten 
einordnen : 

1.  Mauerwerk  ohne  Mörtel,  mit  unregelmäßig,  aber  möglichst  hori- 
scontid  gelegten  Bruchsteinen;  wir  finden  solches  an  den  Zwischenkastellen 
und  zu  den  Fundamenten  von  Holzbauten  an  der  Saalburg  verwendet. 


3     01:. 


Fig.  33.    Mauer  in  unberührtem  Zustande.    (Nach  einer  Pliotographic  aus  dem  Jahre  185S.) 


2.  Mauerwerk  mit  unregelmäßigem  Verband  (opus  incertum);  das 
Steinkastell  sowie  die  Massivbauten  sind  in  dieser  Weise  errichtet.  Text- 
figur 33,  nach  einer  Photographie  hergestellt,  die  Hahcl  1858  von  damals  aus- 
gegrabenem Mauerwerke  hat  anfertigen  lassen,  giebt  davon  eine  Probe.  Auf 
Tafel  XVin,  Nr.  1 — 3,  finden  sich  Ansichten  und  Querschnitte  mit  dem 
inneren  Verbände  der  Mauern  des  Kastells,  der  Villa  und  der  Keller  dar- 
gestellt. Außerdem  zeigen  die  Textfiguren  6 — 13  und  16—18  verschiedene 
Abbildungen  von  der  eben  besprochenen  Art  von  Mauerwerk. 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Plandwerkszeuge.  221 

3.  Quadermauerwerk  (Handquader -Verband:  Tafel  XVIII,  Nr.  4). 
Es  kommt  an  der  Saalburg  an  den  Eingängen  und  den  Turmeeken  vor  und 
ist  von  behauenen  und  winkelrecht  zugerichteten  Vilbeler  Sandsteinen  und 
Basalten  hergestellt.  In  den  südöstlich  von  Homburg  aufgedeckten  römischen 
Kellern,  wie  an  denjenigen  in  Heddernheim,  findet  sich  der  Handquader- 
verband für  das  Mauerwerk  allgemein  angewandt. 

4.  Fischgräten-Verband  (opus  spicatum).  Dieses,  mit  kleinen  Steinen 
fiscligrätenartig  schräg  gegeneinandergestellte  Mauerwerk  kommt  an  der  Saal- 
burg nur  vereinzelt  vor  (Tafel  XVIII,  Nr.  5),  in  der  Regel  nur  zur  Ausgleichung 
der  Schichten ;  an  den  Limestürmen  der  Rheinstrecke  tritt  er  häufiger  und  in 
größeren  Absätzen  auf,  anscheinend  um  eine  Verspannung  im  INIauerwerk 
herbeizuführen.  Vollständig  ausgebildetes  Opus  spicatum,  wie  z.  B.  an  der 
mittelalterlichen  Burg  Königstein  im  Taunus,  hat  sich  weder  an  der  Saalburg, 
noch  an  anderen  Limesbauten  der  Taunusstrecke  gefunden,  ebensowenig  das 
bei  den  Römern  beliebte  Netzraauerwerk  —  opus  reticulatum  — ,  das  in  Rom 
und  Pompeji  häufig  vorkommt.  Dagegen  fand  diese  eigentümliche  Technik 
an  der  «Teufelsmauer»  Verwendung.  Ich  sah  bei  einem  Besuche  derselben  im 
Jahre  1885  in  der  Nähe  von  Schwabsberg  bei  Ellwangen  die  sehr  gut  er- 
haltenen Reste  eines  mit  der  Limesmauer  verbundenen  Bauwerkes,  dessen 
Außenwände  mit  Netzwerk  tadellos  in  Kalktuffsteinen  ausgeführt  waren  ^^"). 

Nach  den  gemachten  Beobachtungen  und  den  Darstellungen  auf  der 
Trajanssäule  scheint  der  Mauerbau  der  Kastelle  ungefähr  in  folgender  Weise 
vor  sich  gegangen  zu  sein:  Ist  die  Mauer  mit  Handquadern,  wie  z.  B.  am 
Amphitheater  in  Trier,  bekleidet,  so  sind  diese  schon  im  Steinbruche  her- 
gerichtet, im  anderen  Falle  sind  die  größeren  Kopfsteine  schon  von  den 
kleineren  Füllsteinen  gesondert ;  sie  werden  auf  der  Mauer,  die  als  Pfad  dient, 
herangetragen  und  von  zwei  Mann,  die  zu  beiden  Seiten  der  Mauer  stehen, 
in  Schnur  und  Senkel  gerichtet.  Die  Arbeiter  stehen  auf  Gerüsten,  die  kaum 
2  Fuß  breit  sind  und  weder  zum  Transport,  noch  zum  Anhäufen  von  Steinen 
genügende  Stärke  und  Breite  haben.  Ohne  durch  Standbäume  unterstützt  zu 
sein,  tragen  die  6 — 7  cm  starken,  durch  die  Mauer  gehenden  und  zu  beiden 
Seiten  vorragenden  Rüsthebel  die  Laufdiele  oder  «Hunde»,  die  aber  so  breit 
sind,  daß  ein  Mann  auf  ihnen  stehen  kann,  um  die  Gesichtssteine  zu  setzen; 
mit  der  kleinen  Kelle  ziehen  die  Arbeiter  den  Mörtel  herbei,  welcher  auf  der 
Mauer  herangetragen  und  ausgeschüttet  ist.  Zwei  andere,  auf  der  Mauer 
hockende  Leute  breiten  Mörtel  aus  und  verteilen  auf  diesem  die  gleichfalls 
auf  die  Mauer  gebrachten  kleinen  Steine,  bald  flach,  bald  fischgräten förmig, 
sodaß  die  Schicht  die  Höhe  der  Gesichtssteine  bekommt.  Alle  diese  Steine 
wurden  nicht  mit  dem  eisernen  Maurerhammer  festgeschlagen,  sondern  mit 
hölzernen  Stampfen  (püae),  wie  sie  mehrfach  auf  der  Trajanssäule  abgebildet 
sind  und  wie  auch  eine,  aus  Buchenholz  gefertigt,  in  einem  Brunnen  der 
Saalburg  (Nr.  9)  aufgefunden  wurde.     Es  entstand  dadurch  ein  fester  Damm, 

186)  Vergl.  auch  Nass.  Annalen,  19.  Bd.  A.  von  Cohausen,  Der  römische  Grenzwall, 
Zusätze  S.  148. 


222  Technische  Ergebnisse. 

auf  dem  sich  die  Arbeiter  bewegten,  und  den  sie  so  immer  fester  traten; 
da  die  Holzstampfer  leicht  sind,  gaben  sie  dem  Mauerwerk  Dichtigkeit, 
ohne  es  auseinanderzutreiben.  So  schritt  die  Arbeit  von  Leuten,  die  eigentlich 
keine  Handwerker  waren,  aber  in  fabrikmäßiger  Arbeitsteilung  und  in  mili- 
tärischer Ordnung  der  Länge  der  Mauer  nach  arbeiteten,  schichtenweise  vor- 
wärts. Bei  der  geringen  Höhe  der  Mauer  haben  sich  an  der  Saalburg  nur 
an  der  Villa  runde  Rüstlöcher  von  7 — 8  cm  Durchmesser,  die  für  sogenannte 
tfiiegende  Gerüste»  sprechen,  erhalten;  doch  mögen  einfache  Brettergerüste, 
wie  ein  solches  auf  einem  pompejanischen  Wandgemälde  dargestellt  ist 
{Blümner,  Bd.  III,  S.  183),  gebräuchlich  gewesen  sein,  die  nicht  allein  für  die 
Maurer,  sondern  wohl  auch  für  den  Tüncher  und  Maler  erforderlich  waren. 
Zum  Heben  des  Baumaterials  gebrauchte  man  ähnliche  Rollen,  wie  wir  sie  in 
den  Brunnen  fanden  (Textfigur  23),  und  zeltförmig  zusammengestellte  Stangen. 
Für  das  Versetzen  größerer  Werkstücke,  die  bei  uns  nicht  in  Betracht 
kommen,  hatte  man  Flaschenzüge,  Krahnen  u.  A,  Vitruv  macht  darüber 
genauere  Angaben. 

Abgesehen  von  einem  Stück  Backsteinmauerwerk  in  einem  Heizungs- 
raume  des  Langbaues  Taf.  XIV,  Fig.  I,  d  (Detail  Taf.  XVIII,  Nr.  6)  kommen 
Ziegel  weder  in  Mauern  noch  in  Wänden  vor,  sie  wurden  lediglich  für 
Hypokausten,  sowie  für  Wand-  und  Deckenverkleidungen  benutzt,  die  weiter 
unten  behandelt  werden. 

Neben  diesem  eigentlichen  Steinmauerwerk  spielt  das  Holzfachwerk 
eine  bedeutende  Rolle.  Die  Ausfüllung  der  inneren  und  äußeren  Gefache 
geschah  durch  Stücken  und  Wickeln  und  zwar,  nach  den  zahlreichen  Resten 
von  gebrannten  Lehmslücken  zu  schließen,  ganz  in  derselben  Weise  wie  heute 
noch  in  vielen  Gegenden  Deutschlands  auf  dem  Lande.  Tafel  XI  zeigt  in 
Nr.  1 — 5a  das  Stücken  mit  Rundhölzern,  d.  h.  die  Konstruktion  des 
Staakwerkes  (opus  craiitium)^  Nr.  G  und  7  dagegen  Teile  von  Lehm-Aus- 
füllungen, die  bei  der  Zerstörung  durch  Brand  ziegelhart  geworden  sind. 
Solche  verbrannte  Lehmreste  kommen  nicht  allein  bei  der  Saalburg  und  am 
Limes,  sondern  auch  in  vorrömischen  Niederlassungen  vor,  was  beweist,  daß 
auch  die  vorrömische  Bevölkerung  in  dieser  Art  ihre  Hütten  und  Wohnungen 
herstellte. 

Ein  derartiges  Fachwerkhaus  ruht  stets  mit  seiner  Schwelle  auf  einer 
Untermauerung,  wie  unsere  modernen  Bauernhäuser.  Daß  die  Ständer  in  die 
Erde  eingegraben  waren,  kam  ebensowenig  vor  wie  heutzutage  bei  uns,  da 
die  eingegrabenen  Ecken  keinen  langen  Bestand  haben  und  die  Erdfeuchtig- 
keit dem  Gebäude  mitteilen  würden.  Wo  Löcher  im  Boden  vorkommen, 
dienten  sie  zur  Aufnahme  von  Pfosten  für  Zäune  und  Ähnliches. 

Gewölbe  sind  uns  bis  jetzt  an  der  Saalburg  nicht  begegnet;  vielleicht 
waren  die  Apsiden  der  Villa  damit  überdeckt  (siehe  Seite  119).  Dagegen 
kennen  wir  Bogen  aus  Keilsteinen  sowohl  von  der  Porta  decumana  als  von 
den  Schürlöchern  der  Heizungen.  Ein  sehr  gut  erhaltener  derartiger  Bogen 
schließt  die  Öffnung  zum  Praefiirnium  im  Forum  ab. 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge.  223 

Der  Estrich. 

Der  Estrich  (pavimentum),  wenn  er  mit  Beimischung  von  Thonscherben 
gefertigt  ist,  pavimenium  testaceum,  heißt  auch  ojnis  signinum^^"^);  er  ist  wohl 
eins  der  sichersten  Erkennungszeichen  für  römische  Technik  und  kommt 
überall,  wo  Römer  sich  dauernd  niedergelassen  hatten,  vor.  An  der  Saal- 
burg sind  uns  hinreichende  Überreste  erhalten  geblieben,  aus  welchen 
seine  Herstellungsweise  zu  erkennen  ist;  sie  stimmt  mit  der  von  Vitruv 
(VII,  1,  1)  beschriebenen  ^^^)  überein,  sodaß  ein  Hinweis  auf  diesen  Abschnitt 
eigentlich  genügen  könnte;  doch  halte  ich  es  zur  Vervollständigung  dieses 
Teiles  der  technischen  Ergebnisse  für  geboten,  das  Unumgängliche  hier  ein- 
zufügen : 

An  der  Säalburg  hat  sich  der  Estrich  als  Bodenbelag  für  ebenerdig  ge- 
legene Räume  bezüglich  des  Materials  in  zwei  Arten  erhalten,  nämlich  als 
Estrich  aus  Lehm  und  Estrich  aus  Kalkmörtel,  doch  zeigen  beide  verschiedene 
Behandlungs weisen.  Der  aus  Lehm  wurde  hauptsächlich  für  Hütten,  Baracken, 
Keller  und  für  alle  nicht  mit  Hypokausten  versehenen  Räume  angewandt. 
Er  bestand  aus  einem  Schlage  von  thonigem  Lehm,  welcher  mit  feinem  Sande 
und  vegetabilischen  Stoffen  vermischt  war.  Man  nahm  hierzu  Spreu,  klein- 
gehacktes Slroh,  Farnkräuter  etc.  Durch  diese  Beimengung  wurde  das  Reißen 
des  Bodens  verhindert  oder  wenigstens  eingeschränkt.  Entweder  wurde  diese 
so  zubereitete  Masse  einfach  auf  den  eingeebneten  Naturboden  aufgetragen 
und  gestampft,  oder  es  erfolgte  zuvor  eine  Ausfüllung  mit  losen  Steinen  oder 
einer  Steinpackung,  wodurch  eine  äußerst  praktische  Drainierung  des  Bodens 
selbst,  sowie  des  betreffenden  Raumes  erfolgte.  Im  Allgemeinen  kann  man 
sagen,  daß  diese  Technik  bei  uns  zur  Herstellung  von  Scheuerteimen,  Kegel- 
bahnen, Keller-  und  Schuppenböden  noch  in  derselben  Weise  geübt  wird. 
Ob  eine  Beimischung  von  Blut  erfolgte,  wie  es  bei  unseren  Scheuertennen 
und  Kegelbahnen  geschieht,  um  dem  Boden  eine  größere  Festigkeit  zu  ver- 
leihen, ist  schwer  nachzuweisen,  doch  dürfte  die  besondere  Festigkeit  der  er- 
haltenen Belagreste  für  ein  solches  Verfahren  sprechen;  in  dieser  Weise  her- 
gestellte Böden  sind  auch  undurchlässig.  Ein  interessantes  Beispiel  eines 
solchen  Barackenbodens,  fast  noch  unberührt,  ist  im  Kastell  jetzt  noch  sicht- 
bar. Infolge  seiner  Undurchlässigkeit  konnte  das  Regenwasser  nicht  in  die 
Tiefe  durchdringen,  sondern  erhielt  sich  in  dem  über  dem  Boden  gelegenen 
Schutt  und  Humus  und  bewirkte  dadurch  eine  weit  üppigere  Vegetation  mit 
schilfartigen  Gräsern,  die  genau  den  Boden,  d.  h.  die  einstige  Größe  der 
Baracke,  erkennen  läßt.  Die  umgekehrte  Erscheinung  tritt  bei  den  in  der 
Erde  versteckten  Mauern  auf,  die  durchlässig  sind  und  die  Feuchtigkeit 
nicht  zurück  halten,  wodurch  der  Pflanzen  wuchs  gehemmt  wird ;  in  der  ver- 
minderten Üppigkeit  des  Wachstums    werden   alsdann    die   unter   der  Boden- 


^8')  Diese  Bezeichnung   soll   von   der  Stadt  Signia  herrühren,  in   der   angeblich    der 
Estrich  erfunden  wurde. 

'^^)  Blümner  hat  im  III.  Bande  diesen  Gegenstand  eingehend  erörtert. 


224  Technische  ErgebnisBe. 

krume  liegenden  alten  Baurestc  besonders  in  trockner  Jahreszeit  äußerlich 
sichtbar. 

Für  die  besseren  Bauten  und  besonders  für  die  mit  Heizungen  ver- 
sehenen Räume  fand  nur  der  aus  Kalkmörtel  gefertigte  Estrich  Verwendung. 
Wie  beim  Lehm-Estrich  wurde  die  Erde  ausgeschachtet  und  der  Boden  ein- 
geebnet; in  der  Regel  findet  sich  eine  lose  Schicht  aus  kleinen  Steinen,  dann 
eine  mit  Mörtel  vermischte,  10 — 15  cm  dicke  Schicht  aus  Kleinschlag  —  bei 
Bauten  in  der  Ebene  gewöhnlich  Kies  — ,  der  in  Lagen  zusammengestampft 
ist,  ganz  ebenso  wie  bei  den  heutigen  Beton- Unterlagen  für  Cementböden. 
Hierauf  folgt  je  nach  der  erforderlichen  Estrichstärke  eine  15 — 25  cm  dicke 
Schicht,  die  vielfach  nur  aus  Backsteinbrocken,  Gefäßscherben  von  gewöhn- 
lichem Thon  und  von  Terra  sigillata  sowie  aus  Kalk  besteht;  nur  selten  finden 
sich  hier  Steine  verwendet.  Nachdem  das  Ganze  gehörig  gestampft,  ins  Blei 
gelegt  und  etwas  getrocknet  war,  wurde  noch  eine  dünnere  Lage  aus  fein- 
geschlagenen Ziegelstückchen  aufgetragen  und  sauber  ausgeglichen.  Nach 
erlangter  Festigkeit  wurde  die  Fläche  erst  mit  gröberen,  dann  mit  feinkörnigen 
Sandsteinen,  wie  solche  mehrfach  gefunden  wurden,  abgeschliffen.  Bei  Böden 
reicher  ausgestatteter  Räume  erfolgte  vielleicht  ein  Ölen  des  Bodens.  Wir 
besitzen  auch  ein  größeres,  rot  gefärbtes  Bruchstück,  das  mit  Wellenlinien 
durchaus  geriefelt  ist. 

Wahrscheinlich  waren  auch  in  besseren  Wohnungen  die  Fußböden  mit 
Teppichen,  Brettern  oder  Strohdecken  belegt,  worauf  ich  schon  bei  der  Villa 
hingewiesen  habe  (Seite  121). 

Die  Herstellung  des  Terrazzo,  die  neuerdings  von  Italienern  vielfach  in 
Deutschland  ausgeführt  wird,  entspricht  ganz  derjenigen  des  Estrichbodens, 
nur  daß  bei  Ersterem  härteres  Material,  welches  sich  polieren  läßt,  benutzt 
wird.  Der  freitragende  und  nur  durch  Pfeilerchen  unterstützte  Estrich,  der 
manchmal  eine  Stärke  bis  zu  50  cm  erreicht,  hatte  als  Unterlage  Ziegelplatten ; 
auf  Tafel  XIX,  Fig.  10  und  11,  ist  diese  Konstruktion  im  Detail  dargestellt; 
auch  die  Tafeln  VIII  und  XVII  geben  darüber  Aufschluß.  Estrichböden  in 
den  Stockwerken,  denen  Holzbalken  als  Unterlagen  dienten,  sind  an  der 
Saalburg  meistens  aus  Lehm  gefertigt  gewesen,  wie  wir  aus  den  Zusammen- 
stürzen wissen;  aus  diesen  Resten  läßt  sich  das  angewandte  Verfahren 
schwer  erkennen,  doch  giebt  Vitruv  auch  hierüber  genaue  Anweisungen, 
besonders  über  die  Art  und  Weise,  wie  die  hölzerne  Unterlage  einge- 
richtet war. 

Der  Estrich  fand  außer  zu  Böden  noch  vielfach  bei  Bassins,  Cisternen, 
Baderäumen  etc.  Verwendung;  für  solche  wasserhaltenden  Anlagen  empfiehlt 
Vitruv  reinen,  scharfen  Sand,  nicht  zu  große  Kieselsteine  und  eine  Mischung 
von  Kalkmörtel,  der  aus  fünf  Teilen  Sand  und  zwei  Teilen  Kalk  be- 
stehen sollte. 

Die  Fußböden  zu  plätten  scheint  an  der  Saalburg  nicht  allgemein  üblich 
gewesen  zu  sein;  das  Nähere  darüber  ist  bereits  bei  den  Baumaterialien 
(Seite  197)  gesagt  worden. 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge.  225 

Für  die  über  den  Kellern  gelegenen  Räume  sind  Böden  aus  Holz  an- 
zunehmen, wie  dies  schon  bei  der  Besprechung  der  Schreinerarbeiten  erörtert 
wurde. 

Ein  guter  Estrichboden  war  mit  ein  Haupterfordernis  für  gesunde  und 
reinliche  Wohnungen;  war  aber  ein  solcher  nicht  vorhanden,  oder  seine  Her- 
stellung mit  Schwierigkeiten  verknüpft,  so  suchte  man  die  betreffenden 
Räume  dadurch  wohnlicher  zu  machen,  daß  man  unter  die  Balkenlage  und 
den  Holzfußboden  einzelne  Pfeiler  setzte,  deren  Zwischenräume  mit  einer  in 
der  Außenwand  angebrachten  Öffnung  verbunden  w^aren,  wodurch  eine  wirk- 
same Luftcirkulation  erzielt  wurde,  die  nicht  allein  das  Holz  werk  vor  Fäulnis 
schützte,  sondern  auch  aus  hygienischen  Rücksichten  erforderlich  war;  auf 
Tafel  IV,  G^  und  besonders  auf  Tafel  VHI,  Nr.  7  und  7  a  ist  ein  Beispiel 
von  solchen  Anlagen  gegeben. 

Wir  verfahren  heute  bei  nicht  unterkellerten  Räumen  noch  genau  auf 
dieselbe  Weise. 

Der    Wand  verputz. 

Das  Verputzen  der  Mauern  und  Decken  scheint  bei  den  Römern  nicht 
als  ein  besonderes  Gewerbe  ausgeübt,  sondern,  wie  heute  noch  in  manchen 
Ländern,  durch  den  Maurer  besorgt  worden  zu  sein.  Der  Terminus  technkus 
der  Römer  war  für  diese  Arbeit:  ojms  tectorüim,  wonach  die  betreffenden 
Arbeiter  tectores  hießen.  An  der  Saalburg  waren  sowohl  Außen-  als  Innen- 
wände verputzt.  Von  äußerem  Bewürfe  sind  nur  wenige  Reste  an  den  Mauern 
selbst  gefunden  worden,  dagegen  lagen  zahlreiche  Stücke  im  Bau-  und  Brand- 
schutt; an  den  Kastellen  von  Niederbieber,  Holzhausen  an  der  Heide  und 
vielen  Pfahlgrabentürmen  fand  sich  Verputz,  der  mit  einer  Quadrierung  ein- 
geritzt und  rot  ausgestrichen  war,  noch  fest  an  den  Mauern;  derselbe  bröckelte, 
sobald  er  der  schützenden  Erddecke  beraubt  und  den  Witterungseinflüssen 
ausgesetzt  war,  bald  ab,  sodaß  an  freigelegten  Kastellmauern  kaum  Bewurf 
erbalten  blieb.  Das  Verputzen  des  an  der  Saalburg  in  Frage  kommenden 
rauhen,  ungleich  hergestellten  Mauerwerks  hat  das  Eindringen  des  Regen- 
wassers in  die  Fugen  verhindert  und  demselben  eine  größere  Dauer  und 
ein  besseres  Aussehen  gegeben.  Verputz  im  Inneren  der  Gebäude  hat 
sich  viel  häufiger  und  besser  erhalten.  In  dem  Bade  der  Villa  waren, 
wie  schon  S.  119  bemerkt,  beim  Ausgraben  noch  einige  Quadratmeter  des- 
selben intakt  vorhanden.  Es  lassen  sich  verschiedene  Arten  von  Verputz 
nachweisen : 

1.  Verputz  mit  Lehm,  der  meist  mit  vegetabilischen  Stofien  vermischt 
war;  seine  Verwendung  scheint  sich  auf  die  Fachwerkbauten  beschränkt  zu 
haben.  Hierbei  ist  auf  ein  interessantes  Werkzeug  aufmerksam  zu  machen 
(Textfigur  32,  Nr.  22).  Es  hat  Ähnlichkeit  mit  einem  eisernen  Kamme,  dessen 
Stiel  gebogen  ist.  Da  die  Ziegelfabrikation  nach  den  früheren  Erörterungen 
nicht   auf  der  Saalburg  stattfand,   so  kann  dieses  Gerät  nicht,  wie  das  von 

J  a  c  o  b  i ,  Das  Römerkastell  Saalbiirg.  15 


226  Technische  Ergebnisse. 

Wolff'  veröffentlichtet^^),  zur  Herstellung  von  Wellenlinien  auf  den  Ziegeln  ge- 
dient haben.  Es  hat  vielmehr  jedenfalls  dazu  Verwendung  gefunden,  die 
Faehwände  vor  Aufbringung  des  Putzes  rauh  zu  machen,  oder  die  einzelnen 
Felder  auf  ähnliche  Weise  wie  die  Ziegel  zu  verzieren.  Diese  dekorative  Be- 
handlung sieht  man  noch  an  vielen  Bauernhäusern,  von  denen  die  oft  kunst- 
losen, aber  außerordentlich  wirkungsvollen  Fachwände  der  hessischen  und 
thüringischen  obenanstehen. 

Bei  der  Herstellung  des  Lehm-  und  Mörtel  Verputzes  der  Fachwcrks- 
bauten  wurde,  wie  auch  die  Ausgrabungen  beweisen,  ein  von  Vitruv  (VH,  3. 11) 
beschriebenes  praktisches  Verfahren  angewandt.  Dasselbe  bestand  darin,  daß 
man  die  Holzgefache  senkrecht  mit  Schilfrohr  benagelte,  hierauf  eine  Lehm- 
schicht oder  Kalkmörtel  und  eine  zweite  horizontale  Berührung  setzte,  worauf 
dann  der  letzte  Auftrag  des  Verputzes  erfolgte.  Dadurch,  daß  die  Berohrung 
eine  doppelte  war  und  die  zweite  Lage  die  erste  überkreuzte,  wurde  das  Ab- 
bröckeln und  Reißen  des  Bewurfs  verhindert.  Das  Verputzen  von  Decken 
und  Holzfach  werken  wird  heute  noch  in  derselben  Weise  ausgeführt;  die  in 
den  Handel  gebrachten  geschnittenen  Lättchen  haben  aber  neuerdings  die 
Verschalung  mit  Schilfrohr  zum  Nachteil  einer  gediegenen  Arbeit  vielfach 
verdrängt.  Eine  nach  römischer  Art  aufgenagelte  Rohrverputz -Decke  wird 
niemals  Sprünge  bekommen,  was  von  der  mit  Latten  aufgenagelten  nicht 
behauptet  werden  kann. 

2.  Ausfüllen  und  Zustreicheu  der  Fugen  mit  Kalkmörtel — Kellenabzug. 

3.  Berappen  mit  einem  rauhen  Mörtel,  d.  h.  die  Mauern  bewerfen,  so- 
daß  die  ganzen  Flächen  ein  gleiches  Aussehen  erhalten. 

4.  Glatter  Verputz,  der  am  häufigsten  vorkommt,  erfordert  zu  seiner 
Herstellung  viel  Geschicklichkeit.  Die  Arbeit  wurde  mit  polire  bezeichnet;  die 
betreffenden  Arbeiter  hießen  politores.  Diese  Technik  ist  an  den  Limes- 
kastellen, genau  wie  in  Italien  und  den  reichen  römischen  Villenbauten  auf 
der  linken  Rheinseite,  angewendet  worden.  Stücke  von  glattem  Verputze  aus 
Pompeji  lassen  sich  von  solchen  von  der  Saalburg  kaum  unterscheiden.  Vitruv 
giebt  im  VHI.  Buche  genaue  Vorschriften  über  Herstellung  des  Verputzes 
und  die  dazu  erforderlichen  Werkzeuge.  Nachdem  er  größte  Sorgfalt  für  die 
Bereitung  des  Mörtels  und  besonders  für  das  Löschen  des  Kalkes  empfohlen 
hat,  sagt  er  über  die  nötigen  Hantierungen:  «Man  bewerfe  die  Wände  mög- 
lichst rauh,  nachher  aber  bringe  man  über  dem  trockenen  Rauhanwurf  den 
feinsandigen  Verputz  so  an,  daß  die  Richtung  genau  eingehalten  werde,  nach 
der  Länge,  dem  Richtscheit  und  der  Schnur,  nach  der  Höhe,  dem  Senkblei 
und  in  den  Ecken  dem  Winkelmaß  entsprechend  (wir  sagen  hierfür  «ins 
Richtscheit  stellen»).  So  wird  die  Oberfläche  des  Verputzes  für  Gemälde 
tadellos  werden.  Während  der  Anwurf  trocknet,  füge  man  einen  zweiten 
und  dritten  hinzu,  denn  je  besseren  Grund  der  feinsandige  Anwurf  hat,  desto 
mehr  steigert  sich  die  Festigkeit  und  Dauerhaftigkeit  des  Verputzes.» 


"»)  Westdeutsche  Zeitschrift,  XI,  Taf.  5. 


Konstruktives,  bauliche  Details  nnd  Handwerkszeuge.  227 

Für  den  an  der  Saalburg  gefundenen,  heute  noch  sehr  festen  feinen 
Verputz  scheint  bis  auf  den  letzten  dünnen  Überzug  dasselbe  Verfahren  ein- 
gehalten zu  sein.  Während  aber  die  feine  Mörtelschicht  nach  Vitruv  mit 
Marmorstückchen  vermischt  sein  soll,  ist  unser  Putz  nur  2  mm  stark  mit 
Kalk  überzogen  (vergl.  hierzu  Vitruv,  VIII,  8 — 10).  Daß  die  letzte  Schicht 
eine  Glättung  und  Abpolierung  erfahren  hat,  ist  nicht  allein  deutlich  an 
der  Struktur  des  Verputzes  zu  erkennen,  sondern  auch  aus  den  gefundenen 
Schleif-  und  Glättsteinen  zu  entnehmen.  Die  Ersteren  bestehen  aus  rauh- 
und  feinkörnigen  Sand-  sowie  Bruchsteinen  zum  Abschleifen,  die  Letzteren 
zum  Glätten  und  Polieren  aus  Kieselschiefer;  auch  vorrömische  Steinwerk- 
zeuge (Tafel  XXXII)  sind  hierzu  möglicherweise  verwandt  worden.  Die 
zum  Verputzen  noch  besonders  in  Frage  kommenden  Werkzeuge  sind  auf 
Textfigur  32  vereinigt.  Nr.  18  und  18a  stellt  eine  Kleb-  oder  Reibescheibe 
(auch  «Kleib-  oder  Reibebrett»  genannt)  dar.  Dieses  sehr  seltene  Gerät  aus 
Eichenholz  wurde  im  Brunnen  Nr.  27  gefunden;  es  ist  im  Gegensatze  zu 
unseren  modernen  aus  einem  Stück  gefertigt  und  diente  zum  Auftragen, 
Ausbreiten  und  Glätten  der  Tünche.  Nr.  19  bis  21  sind  breitmeißel-förmige 
dünne  Eisen,  die  man  als  «Spachteln»  bezeichnet;  sie  sind  den  jetzt  gebräuch- 
lichen eisernen  und  hölzernen  ähnlich  und  hatten  den  Zweck,  die  dünneren 
Verputzschichten  der  Tünche  aufzutragen  und  zu  festigen.  Das  Benässen 
des  Putzes  geschah,  wie  heute  noch,  durch  eine  Bürste  oder  einen  Pinsel. 
Ein  Relief  im  Museum  zu  Trier  ^^'')  enthält  einen  solchen  mit  mehreren  Maurer- 
werkzeugen. 

Daß  ein  Verputz,  wie  ihn  Vitruv  beschreibt,  und  wie  er  auch  an  der  Saal- 
burg sich  fand,  haltbar  war  und  sich  auch  zum  Bemalen  eignete,  ist  durch 
die  Thatsache  bewiesen.  Die  Farben  haben  sich,  trotzdem  sie  so  lange  Zeit 
unter  feuchtem  Boden  lagen,  gut  konserviert  und  uns  damit  die  Bekanntschaft 
mit  den  zur  Anwendung  gekommenen  Farben  verschafft.  Für  große  Flächen 
scheinen  stumpfes  Rot  und  Ockergelb,  für  Einfassungen  und  Ornamentierungen 
Dunkelgelb,  Grün  und  Schwarz,  für  gewöhnliche  Wohnräume  Weiß  die  be- 
liebtesten Farben  gewesen  zu  sein^^^).  Für  den  äußeren  Anstrich  begnügte 
man  sich  mit  gelblich-grauem  Ton,  wie  er  sich  in  Pompeji  und  an  den  modernen 
italienischen  Häusern  findet.  Nach  den  aufgefundenen  bemalten  Verputz- 
stücken zu  schließen,  wurden,  wie  auch  von  Pompeji  bekannt  ist.  Erdfarben 
verwendet. 

Ziegelver  bleu  düngen. 

Die  aus  Quarzit  hergestellten  Mauern  ziehen,  wenn  nicht  besondere  Vor- 
kehrungen getroffen  werden,  die  Feuchtigkeit  aus  dem  Boden  und  aus  der 
Luft  leicht  an,  was  für  Wohn-  und  Schlafräume  sehr  nachteilig  wirkt.     Wir 


190)  Siehe  F.  Hettner,  Die  römischen  Steindenkraäler  des  Provinzialmuseums  zu  Trier, 
Trier  1893,  Nr.  194. 

191)  Vitruv  unterscheidet  bei  seiner  Besprechung  der  Wandmalereien  im  VII.  Buche 
natürliche  und  künstliche  Farben. 

15* 


228  Technische  Ergebniese. 

suchen  uns,  wenn  überhaupt  solches  minderwertige  Baumaterial  zu  verwenden 
ist,  dadurch  zu  schützen,  daß  die  Fundamente  unten  wie  seitlich  mit  Asphalt- 
schichten isoliert  werden.  Die  Römer  erreichten  dies  an  der  Saalburg  für  die 
Innenräume  ihrer  besseren  Bauten  und  besonders  für  diejenigen,  denen  eine 
]juftheizung  fehlte,  durch  Verblendung  mit  Ziegeln.  Vitruv  giebt  hierfür 
praktische  Anweisungen  {VII.  4,  1  und  2);  in  den  «Pompejanischen  Studien» 
von  Nissen  ist  ausführlich  darüber  berichtet.  Was  sich  in  dieser  Beziehung 
an  der  Saalburg  gefunden  hat,  ist  außerordentlich  praktisch  und  lehrreich 
und  beweist  das  große  Verständnis,  welches  die  Römer  in  technischen  Fragen 
hatten.  Mit  Bezug  auf  Tafel  XIX,  auf  welcher  die  verschiedenen  Ziegcl- 
formen  und  die  Konstruktionen  selbst  abgebildet  sind,  will  ich  die  Methode 
mit  dem  Hinweis  auf  die  bereits  bei  den  Baumaterialen  (S.  198)  besprochenen 
Ziegel  kurz  beschreiben. 

Die  Verblendung  der  Wände  geschah  entweder  mit  Warzenziegeln, 
tcgiilac  mammatac^^^)  (Tafel  XIX,  Fig.  4)  oder  mit  Haken-  oder  Ohrenziegehi, 
tegulac  hamatae^^^)  (Fig.  1).  Die  Ersteren  wurden  in  die  Wand  eingedrückt 
und  hier  und  da  durch  einen  Kreuznagel  befestigt.  Die  mit  Ijctzteren 
hergestellte  Verkleidung  war  weitaus  besser;  es  entstand  durch  die  Haken 
ein  6^2  cm  tiefer  Zwischenraum,  durch  welchen,  wenn  eine  Heizung  vor- 
handen war,  die  warme  Luft,  andernfalls  die  von  außen  einströmende  frische 
Luft  cirkulieren  konnte.  Die  Ziegel  waren,  wie  durch  Tafel  XIX,  Nr.  10,  er- 
läutert wird,  mit  eisernen  Kreuznägeln  (Tafel  XXXXIII,  Nr.  3)  an  die  Wand 
befestigt.  In  noch  höherem  Maße  konnten  hierzu  auch  die  viereckigen  Heiz- 
röhren (Tafel  XIX,  Nr.  5 — 9)  benützt  werden,  doch  scheint  es,  daß  sie  nur 
da,  wo  sich  Hypokausten  befanden,  angebracht  waren.  Daß  in  dieser  Weise 
verkleidete  Wände  nicht  allein  die  Räume  trocken,  sondern  im  Winter  auch 
warm  und  im  Sommer  kühl  erhalten,  bedarf  keiner  weiteren  Darlegung.  In 
Pompeji  sind  die  Wände  in  den  Stabianer  Thermen  fast  ebenso  verblendet, 
nur  haben  die  Ziegel  an  Stelle  eckiger  runde  Stollen;  die  dabei  entstandenen 
hohlen  Zwischenräume  dienten  zur  Cirkulation  der  warmen  Luft.  Die  bei 
den  Baumaterialien  (S.  198)  und  auch  schon  hier  erwähnten  Verblendziegel 
(Tafel  XIX,  Nr.  4,  und  besonders  Nr.  2)  dienten  nicht  bloß  zur  Trockenlegung 
der  Wände,  sondern  wohl  hauptsächlich  zur  Deckenbekleidung,  was  schon 
Hansen  in  den  Mittheilungen  der  K.  K.  Österr.  Centralkommission  1876  nach- 
gewiesen hat.  Auch  auf  der  Saalburg  haben  sie  sich  mit  den  zu  ihrer  Be- 
festigung nötigen  Heftkrampen  (Taf.  XXXXIII,  Nr.  4  und  7)  gefunden,  so- 
daß  man  auch  hier  diese  Konstruktion  annehmen  kann,  wie  sie  auf  Tafel  XX, 
Nr.  3,  veranschaulicht  ist.  Die  Ziegel  haben  an  zwei  Seiten  vier  Einschnitte 
und   wurden   mit  Heftkrampen,   die   an   dem   einen   Ende   ankerförmig  ge- 


'•»)  Vergl.  Nissen,  S.  65  ff. 

'8*)  Ganz  erhalten  kommen  diese  Hakenziegel  selten  vor,  an  den  Saalburgbauten  fanden 
sich  solche  in  situ;  das  Museum  in  AV'iesbaden  besitzt  ein  Exemplar  mit  dem  Stempel  der 
XXII.  Legion  aus  Nied  am  Main,  das  37  auf  47  cm  mißt  und  mit  6'/2  cm  hohen  Stollen 
versehen  ist. 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge.  229 

schmiedet,  am  anderen  Ende  mit  einem  durchlochten  Heftlappen  versehen 
sind,  an  die  Deckenbalken  seitlich  derart  befestigt,  daß  jedesmal  die  Haften 
zwei  Ziegel  zusammenfaßten.  Sie  stießen  in  der  Mitte  der  Balken  zusammen ; 
durch  ihre  Länge  (40  cm)  lassen  sich  die  Gebälk-Einteilung  und  die  Breite 
der  Balken  genau  bestimmen.  Diese  waren  darnach  16  cm  breit  und  lagen 
sehr  dicht,  von  Mitte  zu  Mitte  nur  40  cm  von  einander  entfernt.  Heute 
würde  man,  dem  erhöhten  Werte  des  Holzes  entsprechend,  die  Balken  etwas 
weiter,  doch  kaum  mehr  als  60  cm  von  einander  legen.  Wenn  man  aber  eine 
größere  Fuge  zwischen  den  Platten  annimmt,  konnten  die  Balken  auch  etwas 
dicker  sein. 

Dieselben  scheinen,  was  auch  in  modernen  Häusern  gewöhnlicher  Art 
häufig  ist,  nicht  alle  genau  rechtwinkelig  beschlagen  gewesen  zu  sein,  da  sich 
solche  Heftklammern  oft  gebogen  vorgefunden  haben,  was  unter  Umständen 
auf  unbehauenes  Holz  schließen  läßt.  Vitriiv  (V,  10.  2)  erwähnt  bei  den  An- 
lagen der  Bäder  schon  diese  Konstruktion,  indem  er  sagt:  «Wenn  aber  Balken- 
decken angebracht  werden,  so  muß  eine  Bekleidung  aus  gebranntem  Thon 
darunter  angefügt  werden».  Er  giebt  darnach  eine  ziemlich  umständliche  Be- 
schreibung der  Befestigung  mit  Haken  und  scheint  damit  dieselbe  ge- 
meint zu  haben,  die  sich  aus  den  Funden  herausgestellt  hat.  Die  Fugen 
sowie  die  den  Plattenziegeln  eigentümlichen  Riefelungen  waren  für  das  An- 
haften des  Mörtels  von  Wert;  auch  die  Platten  selbst,  die  nicht,  wie  es  bei 
Holzverschalungen  immer  zu  geschehen  pflegt,  eintrockneten,  gaben  eine  gute 
Unterlage  zu  einem  dauerhaften  Verputze  und  versprachen  außerdem  eine 
große  Feuersicherheit,  Es  ist  nicht  recht  verständlich,  daß  eine  so  vorzügliche 
Deckenkonstruktion,  die  einen  guten,  nicht  rissigen  Verputz  liefert  und  zu- 
gleich feuersicher  ist,  in  der  Technik  verloren  ging  und  so  lange  unbeachtet 
geblieben  war.  Erst  den  Amerikanern  war  es  vorbehalten,  sie  wieder  auf- 
zugreifen, ob  durch  eigenes  Nachdenken  oder  Studium  antiker  Bauweise,  bleibe 
dahingestellt.  Die  erste  Nachricht  fand  ich  darüber  in  der  «Deutschen  Bau- 
zeitung» (Nr.  78  vom  Jahre  1884),  in  der  über  Neubauten  in  Chicago  be- 
richtet wird;  sie  lautet:  «Die  hölzernen  Deckenträger  der  übrigen  Räume  sind 
von  unten  mit  gebrannten  Thonplatten  verkleidet,  welche  zugleich  die  Decken 
bilden  und  von  oben  mit  Gips  verstrichen  sind».  Seit  einigen  Jahren  findet 
diese  Technik  bei  uns  größere  Verbreitung,  doch  verwendet  man  dazu  lieber 
geriefelte  Gipsdiele, 

Daß  bei  den  Römern  in  dieser  Weise  hergestellte  Decken,  besonders 
wenn  der  obere  Stock  benutzt  wurde,  ausgestrichen  waren,  ist  als  selbstver- 
ständlich anzunehmen;  wahrscheinlich  benutzte  man  dazu  Strohlehm,  der  wohl 
auch  für  gewöhnliche  Decken  zum  Ausfüllen  der  Gebälkzwischenräume  ge- 
dient haben  wird;  auch  läßt  sich,  nach  dem  in  vielen  Räumen  der  Saal  bürg 
aufgefundenen  gebrannten  Lehme  zu  urteilen,  behaupten,  daß  die  Balkenfelder 
wie  bei  uns  heute  noch  mit  Wellsprossen  (Staaken),  die  mit  Strohlehm  um- 
wickelt waren,  ausgefüllt  und  dann  verputzt  worden  sind. 


230 


Technische  Ergebniese. 
Steinmotzarbeiten. 


Es  ist  nicht  ganz  sicher  festgestellt,  ob  das  Gewerbe  des  Steinmetzen 
(lapidares)  von  demjenigen  des  Maurers  getrennt  war.  Bei  den  großen  Monu- 
mentalbauten, die  fast  ganz  aus  Hausteinen  bestanden,  mag  dies  der  Fall 
gewesen  sein,  weil  dem  Bildhauer  dort  die  Hauptaufgabe  zufiel  und  dabei  auch 
eine  künstlerische  Ausbildung  des  Arbeiters  verlangt  war.  Für  uns  kommen 
diese  Arbeiten  nicht  in  Betracht,  da  geeignetes  Material  an  Ort  und  Stelle 
nicht  anstand.  Die  gefundenen  Hausteinarbeiten,  eine  Sohlbank  der  Villa 
(Taf.  XXI,  Nr.  40),  einzelne  Eckquader,  Keilsteine,  Gewände,  Schwellen  und 
Zinnendecksteine  sind  von  geringem  Belang;  sie  sind  auch  wohl  teils  ganz 
fertig,  teils  im  Rohen  vorgearbeitet  aus  den  römischen  Steinbrüchen  an  der 
Nidda  bei  Vilbel  geliefert  worden,  und  es  blieb  dem  Maurer  überlassen,  die 


Fig.  34.    Steinhauerwerkzeuge. 


Steine  zuzurichten,  Wolfslöcher  zum  Versetzen  oder  Klammerlöcher  einzuhauen 
und  sie  passend  zusammenzufügen.  Zu  solchen  Arbeiten  gehören  auch  die 
in  der  Textfigur  34  gruppierten  Werkzeuge,  von  denen  der  hölzerne  Hammer 
(Schläger),  Nr.  1,  nach  einem  antiken  Relief  abgebildet  ist;  die  übrigen  sind 
auf  der  Saalburg  gefunden.  Der  schwere  eiserne  Hammer  (Nr.  2)  ist  ebenso 
wie  die  anderen  Werkzeuge  mit  einem  kurzen  Holzstiele,  wie  er  allen  Steinmetz- 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge.  231 

Werkzeugen  eigen  ist,  in  der  Zeichnung  ergänzt  worden.  Nr.  3  ist  ein  eiserner 
Keil  zum  Spalten  der  Steine,  Nr.  4,  5,  6  stellen  «Zweispitzen»  zum  Spitzen 
oder  Bossieren  dar,  Nr.  7  eine  Spitzliaue,  Nr.  8  und  9  «Billen»,  welche  haupt- 
sächlich zur  Bearbeitung  und  zum  Spitzen  der  Mühlsteine  gebraucht,  aber  wohl 
auch  als 'Zweispitzen  für  feinere  Steinmetzarbeiten  verwendet  wurden.  Von 
den  Steinmeißeln  sind  die  Schlageisen  Nr.  12 — 14  und  18,  die  Spitzeisen  oder 
Spitzmeißel  Nr.  15 — 17  und  die  Scharriereisen  Nr.  10  und  11  die  gebräuch- 
lichsten. Die  bei  der  Bearbeitung  der  Architekturteile  angewandte  Technik 
bestand  in  dem  Spitzen,  Bossieren  und  Scharrieren.  Die  Ränder  und  Ecken 
waren  an  den  Kanten  gestelzt,  d.  h.  mit  einem  gleichmäßigen  Schlage  auf- 
gehauen und  die  Flächen  öfters  abgeschliffen,  wozu  Schleifsteine  von  ver- 
schiedenem Korne  gedient  haben  mögen,  die  sich  auch  gefunden  haben. 

Die  Überschrift  der  Tafel  XXI  «Bauliche  Details»  ist  eigentlich  nicht 
ganz  genau,  denn  die  dort  gezeichneten  Profile  und  dekorativen  Gliederungen 
gehören  nicht  alle  zu  Architekturteilen,  sondern  teilweise  auch  zu  Altären 
und  Denkmälern.  Da  aber  die  Kleinkunst  sich  stets  an  die  Formen  der 
großen  Kunst  anlehnt,  können  auch  Profile  wie  die  in  Nr.  1 — 39  dargestellten 
immerhin  einen  Einblick  in  die  damalige  Kunstübung  gewähren.  Wir  finden 
sämtliche  Profile  für  Sockel  und  Hauptgesimse  vertreten,  von  der  einfachen 
Schräge  bis  zur  reichsten  Gliederung.  Dabei  sind  zwar  die  bekannten  Stil- 
formen nachgeahmt,  doch  zeichnen  sich  im  Allgemeinen  die  meisten  durch 
eine  starke  Häufung  der  Glieder  aus,  welche  der  handwerksmäßig  arbeitende 
Künstler  liebt,  um  seine  Gewandtheit  in  allen  Formen  möglichst  zur  Schau 
zu  tragen.  Daß  dabei  einzelne  Verzierungen  recht  ungeschickt  geworden  sind, 
ist  im  Hinblick  auf  das  rauhe  Material  und  darauf,  daß  die  Bildhauer  wohl 
meist  Soldaten  waren  und  vielleicht  nur  in  dunkler  Erinnerung  an  heimische 
Bauten  arbeiteten,  nicht  zu  verwundern.  Allgemein  fällt  auch  hier  eine  gewisse 
Ähnlichkeit  mit  romanischen  Formen  auf,  die  öfter  bei  Bildhauerarbeiten  der 
Spätzeit  in  den  Rheinlanden  beobachtet  werden  kann.  Der  Vorgang  ist  klar, 
da  auch  die  frühromanische  Kunst  sich  an  klassische,  römische  Vorbilder  an- 
lehnt, ohne  jedoch  die  einzelnen  Formen  immer  zu  verstehen,  und  ohne  das 
entsprechende  Material  und  die  nötigen  Künstler  zu  besitzen.  Dasselbe 
Stammeln  findet  sich  wieder  bei  den  ersten  Anfängen  der  Renaissance  in 
Deutschland  und  zwar  aus  denselben  Gründen.  Auf  einige  Formen  werde 
ich  bei  den  spärlich  gefundenen  Darstellungen  auf  Denksteinen  zurück- 
kommen. 

Dachdeckerarbeiten. 

Über  die  Form  der  Dächer  geben  uns  die  Darstellungen  der  Trajans- 
säule,  die  in  Pompeji  erhaltenen  landschaftlichen  Gemälde  und  andere  antike 
Malereien  und  Skulpturen,  auch  die  altchristlichen  Basiliken  einige  Anhalts- 
punkte; im  Übrigen  giebt  Vitruv  (IV,  2.  1)  darüber  ausführliche  Nachrichten 
und  bespricht  die  einzelnen  Hölzer  des  Dachverbandes.  Für  uns  kommen 
vorzugsweise  in  Betracht:  das  Sattel  dach,  tedum  pectinatum,  Tafel  IX  und  X, 


232  Technische  Ergebnisse. 

Fig.  V;  das  Pultdticli,  fcditm  iMiciatum,  Tafel  IX  und  X,  Fig.  VI,  und 
seltener  das  Spitz-  oder  Zeltdach,  tectum  tcstudinatum,  Tafel  11,  Fig.  II 
und  V,  und  Tafel  XI,  Fig.  2,  das  schon  der  schwierigen  Deckung  wegen 
meist  nur  als  Strohdach  für  Hütten  und  Zelte  angewandt  wurde. 

Die  Dächer  hatten  nur  geringe  Neigung,  erreichten  wohl  kaum  45"  und 
ihre  Höhe  betrug  höchstens  ein  Drittel  der  Spannweite.  Schon  die  Form 
und  Verwendungsart  der  römischen  Ziegel  erlaubten  keine  größere  Steilheit, 
da  sie  in  der  Regel  unbefestigt  auf  den  Sparren  lagen.  Bei  den  Rekonstruk- 
tionsversuchen des  Fraetorium,  Tafel  IX  und  X,  und  der  Baracke,  Tafel  XI, 
sind  die  Dächer  so,  wie  man  sie  sich  für  die  Saalburgbauten  denken  kann, 
dargestellt.  An  Dächern  mit  geringer  Spannweite  und  denjenigen,  bei  welchen 
die  Binder  oder  Balkenlagen  durch  Wände  oder  Pfosten  unterstützt  werden 
konnten,  genügte  das  Aufsetzen  zweier  Sparren  mit  Zapfen  oder  Klauen  (Text- 
figur 30,  Nr.  7)  in  einen  horizontalen  Balken  und  eine  Verbindung  der 
Sparren  in  der  First.  Letzteres  konnte  durch  Überblattung  (Textfigur  30, 
Nr.  5),  Schhtzzapfen  (Textfigur  30,  Nr.  8)  oder  durch  Holz-  oder  Eisennägel 
geschehen.  Eine  bessere  Konstruktion,  die  zugleich  den  Umfassungswänden 
eine  größere  Festigkeit  gab  und  sie  vor  ungleichmäßigem  Ausbiegen  schützte, 
war  die  durch  Aufsetzen  von  Mauerlatten  oder  Schwellen  auf  die  Balkenenden 
und  die  Firstpfetten,  wodurch  zugleich  ein  Längsverband  des  Dachwerkes 
hergestellt  wurde  (Tafel  LX  und  X,  Fig.  V  sowie  Tafel  XI,  Nr.  1).  Bei 
größeren  Spannweiten,  wie  an  einzelnen  Räumen  der  Villa  und  besonders  an 
denen  der  Exerzierhalle,  waren  in  der  Längsrichtung  in  Entfernungen  von 
3 — 4  m  einzelne  Dachbinder  erforderhch.  Einen  solchen  Raum  von  11  m^''^) 
lichter  Weite  frei  zu  überdachen,  hatte  seine  Schwierigkeiten,  doch  müssen 
die  Römer  diese  überwunden  haben,  denn  nirgends  fanden  sich  Spuren  im 
Boden,  die  auf  Unterstützungen  schließen  lassen ;  auch  hätte  der  Raum  seinen 
Zweck  nicht  erfüllen  können,  wenn  in  demselben  eine  freie  Bewegung  durch 
Pfosten  in  der  Mitte  verhindert  gewesen  wäre.  Derselbe  muß  daher  mit 
starken,  vielleicht  verzahnten  Balken  und  einem  freitragenden  Dachstuhle  mit 
Hängewerk  versehen  gewesen  sein.  Es  ist  höchst  wahrscheinlich  und  auch 
durch  die  Funde  nicht  widerlegt,  daß  dabei  zur  Verbindung  der  Balken, 
Streben,  Hängsäulen  u.  s.  w.  nicht  allein  Nägel  von  Holz,  sondern  auch  solche 
von  Eisen,  sowie  anderes  Eisenwerk,  als  Klammern,  Hängeisen  u.  s.  w.  (ver- 
gleiche Tafel  XXXXm),  benutzt  wurden. 

Was  das  Deckmaterial  anbetrifft,  so  sind  wir  für  die  Saalburg  ziem- 
lich gut  unterrichtet;  denn  die  Funde  geben  uns  im  Verein  mit  den  Nach- 
richten der  alten  Schriftsteller  hierüber  genügenden  Aufschluß. 

Abgesehen  von  den  bereits  bei  dem  Erdkastell  (S.  86)  besprochenen 
Erd-  und  Rasenabdeckungen  bei  flachen  Dächern  lassen  sich  drei  und  mit 
Hinzuziehung  der  in  der  Nähe  gelegenen  römischen  Bauten  vier  Deckungs- 
arten annehmen: 


»»*)  Vitruv{Wl,  3.  5)  spricht  von  60  Fuß  =  17,76  m  Spannweite;  in  Pompeji  kommen 
solche  von  9,40—9,90  m  vor. 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge.  233 

a.  mit  Stroh,  b.  mit  Schindeln,  c.  mit  Ziegehi  und  d.  mit  Schiefer. 

In  unserem  Museum  sind  diese  durch  Modelle  in  kleinerem  Maßstabe 
veranschaulicht;  außerdem  war  es  möglich,  kleinere  Flächen  mit  den  aus- 
gegrabenen römischen  Schindeln,  Ziegeln  und  Schiefern  zu  decken,  woraus 
sich  die  praktische  römische  Dachdeckung  am  besten  beurteilen  läßt  und  zu- 
gleich ersichtlich  wird,  daß  nach  dieser  Richtung  hin  bis  heute  kaum  ein 
Fortschritt  zu  verzeichnen  ist,  selbst  wenn  hiermit  unsere  modernen  Falz- 
ziegel- und  Schieferdächer  in  Vergleich  gestellt  werden. 

a.  Das  Strohdach,  fastigium  stramento  contectum.  Den  Römern  waren  die 
Strohdächer  wohl  bekannt  ^^^),  aber  in  der  Zeit,  als  sie  das  Limesgebiet  inne- 
hatten, waren  solche  in  Italien  wenig  oder  gar  nicht  mehr  gebräuchlich;  an  ihre 
Stelle  traten  die  Schindelbedeckungen  und  dann  das  feuersichere  Ziegeldach. 
Dagegen  scheinen  bei  den  Germanen  nur  Dächer  aus  Stroh,  Schilf,  Binsen 
und  Reisig  bekannt  gewesen  zu  sein.  Daß  derartige  Deckungen  auch  bei 
uns  vorhanden  waren,  beweisen  die  Funde  von  im  Schutte  liegenden  Schichten 
angebrannten  Strohs;  bezüglich  ihrer  Anfertigung  läßt  sich  aus  denselben  nur 
ersehen,  daß  sich  auf  den  Sparren  und  dem  Latten  werke  als  Unterlage  für 
die  Strohbüschel  eine  Schicht  aus  Strohlehm  befand ;  da  eiserne  Verbindungen 
hierbei  nicht  gefunden  sind,  scheint  man  auch  damals  Strohseile  und  Weiden 
zur  Befestigung  verwandt  zu  haben.  Eine  solche  Deckung  ist  weniger  feuer- 
gefährlich und  schützte  gegen  Kälte  und  Wärme ;  sie  hat  sich  im  Hochtaunus 
noch  erhalten  und  mag  wohl  aus  alter  Zeit  in  dieser  Weise  überliefert  worden 
sein.  Obgleich  die  Neuerrichtung  von  Strohdächern  im  Taunus,  wie  all- 
gemein in  Deutschland,  polizeilich  verboten  ist,  so  gestatten  die  Behörden 
doch  eine  Ausbesserung  der  vorhandenen.  Der  Bauer,  der  zäh  am  Alten 
hängt,  erhält  auf  diese  Art  seine  Strohdächer,  und  man  sieht  daher  manch- 
mal alte  Dächer,  an  denen  drei  Vierteile  erneuert  sind.  Lange  aber  wird  es 
auch  damit  nicht  mehr  dauern;  denn  schon  im  Jahre  1882,  als  der  S.  44 
erwähnte  rekonstruierte  Pfahlgrabenturm  im  Englischen  Garten  zu  Homburg 
mit  Stroh  eingedeckt  werden  sollte,  fand  sich  erst  nach  langem  Suchen  ein 
Bauer  in  Merzhausen  bei  Usingen,  der  noch  ein  regelrechtes  Strohdach  her- 
stellen konnte. 

b.  Das  Schindeldach.  Es  wurde  schon  wiederholt  von  mir  bei  der 
Besprechung  des  Kastells  und  der  Bauten  der  Bürgerlichen  Niederlassung  er- 
wähnt, und  ebenso  ist  über  die  Herstellung  der  Schindeln  —  scandulae 
—  Einiges  gesagt  worden.  Nach  allen  Beobachtungen  waren  Schindeln  schon 
ihrer  geringen  Schwere  und  der  leichten  Beschaffung  wegen  für  die  Bauten 
der  Saalburg  sowie  diejenigen  am  Limes  das  hauptsächlichste  Deckmaterial. 
Die  Stadt  Rom  hatte  nach  Cornelius  Nepos  bis  etwa  zum  Jahre  280  vor  Chr. 
meistens  Schindeldächer,  und  noch  lange  nachher  war,  wenn  das  erforderliche 

195)  Nissen,  Pompejanische  Studien,  sagt  darüber:  Vüruv  führt  die  strohgedeckte  Casa 
BomtiU  als  Beispiel  älterer  Weise  an,  während  für  ihn  das  Gebiet  des  Schindel-  und  Stroh- 
dachs im  Abendlande  auf  Gallien  und  Spanien  beschränkt  ist.  Plinius  kennt  die  Stroh- 
dächer nur  aus  dem  Norden  von  Europa. 


234  Technische  Ergebnisse. 

Holz  leicht  beschaff  werden  konnte,  diese  Deckung  besonders  für  liludliclie 
Häuser  auch  im  übrigen  Italien  gebräuchlich.  Diesseits  der  Alpen  und  vorzugs- 
weise in  gebirgigen  und  holzreichen  Gegenden  hat  man  bis  auf  den  heutigen 
Tag  diese  Bedeckungsweise  beibehalten.  In  Amerika  waren  selbst  in  Städten 
wie  New- York  die  Pläuser  noch  bis  in  die  fünfziger  Jahre  dieses  Jahrhunderts 
meistens  mit  Schindeln  gedeckt.  Für  kleinere  Städte  und  für  die  meisten 
Bauernhäuser  ist  dies  heute  noch  der  Fall.  Die  Schindeln  werden  dort,  ab- 
gesehen von  dem  Fabrikationsbetrieb  in  Städten,  im  fernen  Westen  von  dem 
Ansiedler  genau  in  derselben  Weise  mit  dem  Schindelmesser  gespalten  und 
dann  aufgenagelt,  wie  es  einst  bei  den  Römern  geschah.  An  der  Saalburg  wurden 
sie  auf  6 — 7  cm  breite  Latten,  die  30  cm  weit  auseinanderlagen,  mit  Nägeln 
befestigt  (Taf.  XIV,  xi).  Die  Schindeln  selbst  haben  eine  Länge  von  50 — 60  cm 
und  eine  Breite  von  12 — 15  cm  (Taf.  XIV,  x),  auch  sind  Eck-  oder  First- 
schindeln vorhanden  gewesen,  die  zur  Abdeckung  der  Giebelsparren  und  der 
First  dienten,  vielleicht  aber  auch  einen  dekorativen  Zweck  hatten.  Daneben 
mögen  ebenfalls  Schindeln  als  Verkleidung  der  Außenwände  verwandt  worden 
sein,   wie  sie  besonders  auf  dem  Lande  jetzt  noch  zahlreich  vorkommen, 

c.  Das  Ziegeldach.  Obgleich  an  der  Saalburg  Ziegeldächer  nicht  nach- 
zuweisen sind  —  die  dort  gefundenen  Flach-  und  Hohlziegel  wurden  lediglich 
zu  Heizungsanlagen  benutzt  — ,  so  will  ich  sie  der  Vollständigkeit  wegen 
doch  hier  besprechen,  besonders  da  diese  Dachdeckungsart  bei  den  Bauten 
der  römischen  Niederlassungen  in  der  Ebene  vielfach  in  Anwendung  kam. 
Bei  der  Ausgrabung  eines  römischen  Baues  an  der  von  der  Saalburg  nach 
der  Wetterau  ziehenden  Römerstraße,  kaum  eine  Stunde  von  ihr  entfernt, 
fand  ich  1873  —  wenn  auch  größtenteils  zertrümmert  —  eine  hinreichende 
Menge  von  Dachziegeln,  um  den  betreffenden  Raum  überdecken  zu  können*'"'). 

Die  Dachdeckung  mit  gebrannten  Ziegeln  ist  sehr  alt,  und  besonders 
vorzüglich  war  diese  Technik  bei  den  Griechen  ausgebildet;  ich  verweise  nur 
auf  das  Thondach  des  Heraion  in  Olympia,  über  welches  F.  Gräber  aus- 
führUch  berichtet  hat,  vergleiche  Anmerkung  167. 

Die  Ziegeldächer  bestehen  aus  Flachziegeln  mit  aufgebogenen  Rändern 
an  den  Langseiten  —  tcgulae  —  und  Hohlziegeln  —  imhrices  — ,  welche 
die  Fugen  derErsteren  überdecken.  Sie  sind  in  den  Maßen  nicht  alle  gleich; 
die  auf  der  Saalburg  gefundenen  Flachziegel  haben  im  Mittel  31^2  cm  Breite 
und  41^/2  cm  Länge  *^^).  Sie  decken  damit  die  gleiche  Breite  und  eine  Länge, 
die  dieser  gleich  ist,  also  0,315:0,315  m  =  0,099  qm,  oder  annähernd  einen 
römischen  Quadratfuß. 

*•*)  /.  Durm  hat  im  Handbuch  der  Architektur,  2.  Bd.  «Die  Baustile»,  über  Ziegel- 
dächer ausführlich  geschrieben. 

'^')  Das  Museum  in  Wiesbaden  l)e8itzt  Tegitlae  der  XXII.  Legion  aus  Nied  am  Main 
von  43 — 46  cm,  der  I.  Legion  aus  Wiesbaden  von  45  auf  60  cm  und  der  XIIII.  Legion  aus 
Wiesbaden  von  54  auf  56  cm.  In  Monaco  fand  ich  1872  als  Deckplatte  eines  römischen 
Grabes  einen  Dachziegel  von  45  auf  60  cm.  Bei  den  Ausgrabungen  in  Olympia  fanden 
sich  nach  F.  Grüber  (vergl.  Anmerkung  167)  solche  von  0,55  —  0,65  m  Breite  und  0,65  bis 
1,20  m  Länge. 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge.  235 

Die  Herstellungs weise  der  Dachziegel  ist  nicht  so  einfach,  als  es  scheinen 
möchte.  Die  Leisten  derselben  bleiben  unter  sich  parallel,  verschmälern  sich 
aber  nach  oben ;  längs  derselben  läuft  eine  Rinne,  in  welche  sich  die  Hohlziegel 
einlegen  (Tafel  XX,  Nr.  1).  Die  Leisten  sind,  nachdem  der  Ziegel  halbtrocken 
war,  oben  um  5  cm  verkürzt  und  unten  auf  eine  Länge  von  ebenfalls  5  cm 
schräg  unterschnitten  worden.  Dadurch  greift  der  obere  um  10  cm  über  den 
unteren.  Die  rinnenförmigen  Hohlziegel  sind  so  lang  als  die  Flachziegel;  ihr 
oberes  Ende  ist  so  schmal  und  hoch,  daß  es  nur  die  Fuge  und  Leiste  deckt, 
welche  ohnehin  oben  schmäler  ist;  ihr  unteres  Ende  muß  aber  nicht  nur 
die  Leiste,  sondern  auch  das  obere  Ende  des  folgenden  Hohlziegels  decken, 
das  an  das  untere  Ende  des  oberen  Flachziegels  anstößt.  Dadurch  treten 
die  Hohlziegel  10  cm  über  die  Dachtraufe  vor;  sie  sind  gewöhnlich  vorne 
abgeschlossen.  Das  auf  Tafel  XX,  Nr.  2,  wiedergegebene  Thonbruchstück 
scheint  ein  solches  «Antefixum»  vorzustellen,  auf  das  schon  bei  der  Ziegel- 
fabrikation (S.  199)  Bezug  genommen  ist.  Die  Ziegel  lagen  nicht  auf  einer  Be- 
lattung,  sondern,  wie  auf  Tafel  XX,  Nr.  1,  schematisch  dargestellt  ist,  unmittel- 
bar auf  den  Sparren,  die  je  nach  der  Ziegelbreite  gerichtet  sein  mußten,  für 
unsere  Ziegel  in  einer  Entfernung  von  3IV2  cm.  Die  unteren  Ziegel  waren  um 
2^/2  cm  untergeschoben.  Auf  der  First  stießen  sie  aneinander;  die  hier  ver- 
bleibende Fuge  wurde  durch  Hohlziegel  überlegt,  deren  schmäleres  Ende  durch 
das  weitere  des  folgenden  überdeckt  war.  Dadurch,  daß  die  Leisten  an  der 
oberen  Seite  der  Flachziegel  um  5  cm  verkürzt  sind,  ist  ihr  dichteres  Auf- 
liegen möglich,  und  sie  erhalten  durch  die  stehengebliebenen  Leisten  zu  beiden 
Seiten  ein  festes  Lager.  Nirgends  fand  sich  eine  Spur  von  Mörtel,  die  darauf 
hinweisen  könnte,  daß  die  Dachziegel,  wie  in  Pompeji  und  den  Zehntlanden, 
in  Mörtel  gelegt  oder  ihre  Fugen  damit  verstrichen  gewesen  wären.  Bei  der 
Güte  der  Ziegel,  die  selten  vom  Brande  windschief  geworden  sind,  war  dies 
auch  nicht  nötig.  Nach  diesem  Systeme  ist  auch  das  moderne  Dach  des 
Gräberhauses  (Tafel  XXII)  hergestellt. 

d.  Die  Schiefereindeckung  kommt  an  der  Saalburg,  den  in  der  Nähe 
liegenden  Kastellen  und  den  Römerbauten  in  der  Ebene  —  vorzugsweise  im 
Gebiete  der  Homburger  Mineralquellen  —  Heddernheim  etc.  vor.  In  Nr.  4 
der  Tafel  XX  ist  die  übliche  Deckungsart  dargestellt.  Der  Schiefer  hierzu 
stammt,  wie  schon  in  dem  Abschnitte  über  die  Baumaterialien  gesagt  ist,  aus 
dem  Taunus.  Besondere  Werkzeuge  zur  Bearbeitung  und  zur  Deckung  der 
Schieferplatten  wurden,  mit  Ausnahme  von  Steinbohrern  und  Ausreibern  (Tafel 
XXXIV,  Nr.  10 — 12),  nicht  gefunden;  zum  Nageln  genügten  die  gewöhn- 
lichen Hämmer  (Textfigur  29,  Nr.  21  und  22)  und  zum  Spalten  und  Ab- 
hauen die  Hauklingen  (Tafel  XXXVII,  Nr.  12).  Die  Schiefer  waren  dicker 
als  die  unsrigen  und  sechseckig  hergerichtet;  ihre  Länge  und  Breite  beträgt 
30  cm,  fast  genau  einen  römischen  Fuß.  Für  die  Eindeckung  der  Fuß- 
schicht wurden  Dreiviertelsteine  verwandt.  Die  Schiefer  haben  an  der  Kopf- 
seite nur  ein  Loch,  welches  mit  einem  Steinbohrer  hergestellt  war;  —  bei 
dem   modernen,   viel  dünneren  Schiefer  werden  3 — 4  Löcher   mit   dem   auf 


236 


TechniRche  Ergebnisse. 


einer  Seite  zugespitzten  Dacluleckcrliaramer  eingeschlagen;  —  das  Nagelloch  ist 
au  der  oberen  Seite  konisch  ausgerieben,  damit  der  dicke  Nagelkoi)!'  nicht 
über  die  Schicfertläche  hervorstehen  konnte,  sodaß  der  daraufliegende  Stein 
eine  gute  Auflage  erhielt  und  nur  sehr  wenige  Fugen  entstanden,  was  für 
die  Erzielung  eines  dichten  Daches  von  Wichtigkeit  und  schon  der  Schnee- 
wehungen  halber  erforderlich  ist.  Die  Aufnagelung  geschah  auf  Latten  oder 
Dielen.  Die  Deckung  gleicht  ganz  der  jetzt  wieder  in  Aufnahme  gekommenen 
sogenannten  «altdeutschen»  Deckungs weise  mit  sechseckigen  Schablonen- 
Schiefern. 

Außerdem  sind  noch  unregelmäßige,  1 — IV2  cm  dicke  Schiefer  meist  ohne 
Nagellücher  gefunden  worden,  die  nicht  aufgenagelt,  sondern  nur  flach  auf- 
gelegt und  vielleicht  mit  Steinen  beschwert  waren,  eine  Befestigungsweise, 
die  man  noch  heutigen  Tages  auf  dem  Lande,  besonders  in  der  Schweiz  und 
in  Oberitalien,  bemerken  kann. 


n. 


MÜHH^H 


18. 


Fig.  35.    Schmiede-,  Schlosser-  und  Klempnerwerkzeuge. 


Schmiede-  und  Schlosserarbeiten. 

Schon  bei  den  Baumaterialien,  wie  in  den  vorstehenden  Kapiteln,  ist 
auf  die  zahlreichen  Eisensachen  hingewiesen  worden.  Daß  diese  größtenteils 
an   der    Saalburg    gefertigt   sind,    dafür   sprechen    einerseits    die    einst    am 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge.  237 

«Dreimühlborn»  und  «Drususkippel»  befindlichen,  in  dem  Abschnitte  «Ver- 
schiedenes» noch  näher  zu  beschreibenden  Schmelzöfen  und  Halden,  anderer- 
seits die  Schmiedewerkzeuge  sowie  die  großen  eisernen  Blöcke  und  Schlacken, 
die  in  und  vor  dem  Kastell  ausgegraben  wurden.  Die  Funde  selbst  und 
die  A^erwendung  des  Eisens  zu  allen  möglichen  Zwecken,  selbst  zu  Hypo- 
kausten,  machen  es  wahrscheinlich,  daß  an  der  Saalburg  die  Verarbeitung 
des  Eisens  in  großem  Umfange  betrieben  worden  ist.  Auf  den  Tafeln 
XXXIir  bis  XXXXVII  und  den  Textfiguren  27—29,  32  und  34  wurde 
von  den  Tausenden  von  erhobenen  Eisensachen  eine  Anzahl  wiedergegeben,  die 
mehr  oder  weniger  ausführlich  an  den  zutreffenden  Textstellen  beschrieben 
sind.  Für  hier  kommen  die  auf  Textfigur  35  zusammengestellten  Werkzeuge 
für  Metallarbeiter  in  Betracht.  Sie  zeigen  uns  auf  den  ersten  Blick,  daß  auch 
sie  seit  1800  Jahren  kaum  eine  Veränderung  erfahren  haben  und  in  Form 
und  Größe  heute  noch  in  den  Schmiede-  und  Schlosserwerkstätten  anzu- 
treffen sind.  Darunter  befinden  sich  allerdings  auch  Werkzeuge,  die  zur 
Bearbeitung  von  Draht,  Blechen  aus  Bronze,  wie  zur  Herstellung  von  Gewand- 
nadeln, Zierscheiben,  feinen  Beschlägen  etc.  gedient  haben;  eine  vollständige 
Scheidung  der  Werkzeuge  für  die  einzelnen  Handwerke  ist  deshalb  schwierig; 
so  sind  z.  B.  die  kleinen  Amboße,  Hämmer,  Zängelchen,  Feilen  etc.  für  die 
verschiedensten  Betriebe  nötig. 

Der  Amboß  {incus)  ist  eines  der  ältesten  und  das  nötigste  Werkzeug 
des  Schmiedes,  wie  fast  aller  Feuerarbeiter.  Nr.  1 — 5  der  Textfigur  35 
zeigen  fünf  verschiedene  Formen  von  10 — 30  cm  Höhe;  sie  gleichen  den- 
jenigen, die  auf  alten  Bildwerken  in  Hephästus'  Werkstätte  dargestellt  sind 
(vergl.  hierzu  Blümner,  Bd.  II,  S.  189).  Nr.  1 :  Der  gewöhnhche  Amboß 
zum  Hämmern,  ohne  Holzblock;  Nr.  2—5  haben  Untersätze  aus  Holz,  den 
sogenannten  «Amboßstock»;  Nr.  2  und  3  gleichen  den  heute  noch  vom 
Klempner  gebrauchten  Amboßen  und  werden  als  «Stöcke»  oder  «Daumen» 
bezeichnet;  sie  haben  an  dem  einen  Ende  einen  längeren,  oben  abgerundeten 
Ansatz,  der  wohl  zum  Hämmern,  vorzugsweise  aber  zum  Umbiegen  und 
Formen  von  dünnen  Metallblechen  oder  Drähten  diente;  an  antiken  wie  an 
modernen  Amboßen  sind  diese  Ansätze  öfters  auch  hornartig  und  kegelförmig 
gestaltet.  Nr.  4  ist  ein  jetzt  selten  gewordenes  Werkzeug  des  Nagelschmiedes; 
am  Durchschnitt  (Nr.  4a)  ist  die  Benutzung  ersichtlich:  auf  dem  Haupt  wurde 
das  glühend  gemachte  Eisen  gespitzt,  dann  mit  dem  sogenannten  Kaltmeißel 
(Nr.  13),  der  einen  Holzstiel  hatte,  abgehauen  und  in  das  Loch  eingesetzt, 
zuletzt  der  Nagelkopf  gehämmert.  Durch  den  auf  einer  Seite  angebrachten 
Schlitz  fiel  der  Hamm  erschlag  herab. 

Tafel  XXXXVII,  Nr.  1 — 5,  enthält  mehrere  große  eiserne  Blöcke,  die 
Dr.  L.  Beck  als  «schwere  Amboße»  für  Grobschmiede  erklärt,  die  nicht 
in  Holzstöcken  gesessen  hätten,  sondern  in  die  Erde  eingerammt  gewesen 
seien;  er  hat  diese  Eisenblöcke,  von  denen  der  Tafel  XXXXVH,  Nr.  1  ab- 
gebildete 484  Pfd.  wiegt  und  1,40  m  hoch  ist,  in  den  Nassauer  Annalen, 
Bd.  XIV,  ausführlich  beschrieben  und  Nr.  1  als  einen  Riesen  unter  den  Am- 


238  TechniBclie  Ergebnisse. 

boßcn  bezeiclmet.  Zugleich  liat  er  dabei  die  Bearbeitung  des  Eisens  und 
besonders  diejenige  dieser  bis  jetzt  nirgends  wieder  gefundenen  Blöcke  näher 
erörtert.    Er  schreibt  darüber  wörthch: 

«Wie  konnten  aber  die  alten  Schmiede  mit  ihren  unvollkommenen  Vorrichtungen 
so  große  Stücke  herstellen?  Hütten  sie  die  Kunst  des  Eisengusses  gekannt,  so  würden 
sie  solche  Klötze  gewiß  gegossen  haben ;  so  aber  mußten  sie,  da  sie  unmöglich  Luppen 
von  fünf  Centnern  auf  einmal  darstellen  konnten,  dieselben  aus  lauter  einzelnen  kleinen 
Luppen  zusammenschweißen.  Wenn  auch  schon  aus  dem  Bruch  angenommen  werden 
darf,  daß  sie  zur  Herstellung  solcher  Stücke  größere  Luppen  als  gewöhnlich  anfertigten, 
um  so  mehr,  da  es  ihnen  auf  die  Qualitilt  des  erzeugten  Eisens  wenig  ankam,  so 
können  wir  doch  kaum  annehmen,  daß  sie  mit  ihren  mangelhaften  Blasebillgen  im 
Stande  waren,  Luppen  von  mehr  als  etwa  25  Kilo  Gewicht  bei  einer  Operation  zu 
erzielen.  Um  aus  diesen  den  großen  Block  herzustellen,  hätten  sie  10  solcher  Luppen 
nach  und  nach  zusammenschweißen  müssen.  Da  jede  Schmelzung  bei  ihren  schlechten 
Vorrichtungen  lange  Zeit  in  Anspruch  nahm  und,  wenn  wir  analoge  Prozesse  wilder 
Vt'ilker  als  Maßstab  nehmen,  mehr  als  24  Stunden  erforderte,  so  waren  zur  Herstellung 
eines  solchen  Stückes  mindestens  zehn  volle  Tage  ununterbrochener  Arbeitszeit  erforder- 
lich. Zur  Herstellung  des  Stücks  mußte  die  erste  roh  vorgeschmiedete  Luppe,  ehe 
die  zweite  fertig  war,  auf  der  einen  Seite  wieder  bis  zur  Schweißglut  erwärmt  werden, 
um  die  Verbindung  mit  der  neuen  Luppe  unmittelbar  nach  dem  Herausbrechen  der- 
selben zu  ermöglichen.  Diese  Operation  wurde  immer  schwieriger,  je  größer  das  Haupt- 
stück wurde,  da  es  doch  immer  wieder  in  das  Schweißfeuer  geschoben  und  herausgezogen 
werden  mußte.  Ebenso  war  das  Zusammenschweißen  und  Schmieden  des  großen  Stückes 
ohne  andere  Hilfsmittel  als  die  gewöhnlichen  Handhämmer  eine  schwere  Aufgabe. 

Wenn  auch  die  Schmied ung  von  keiner  großen  Sorgfalt  zeugt,  so  war  doch 
schon  eine  gute  Schweißung  nur  mühselig  auszuführen,  und  man  darf  wohl  die  Frage 
aufwerfen:  Haben  jene  römischen  Schmiede  zum  Wenden  und  Bewegen  so  großer 
Schmiedestücke,  sowie  zum  Schmieden  keine  anderen  Vorrichtungen  gehabt,  als  Zange 
und  Handhammer?  An  unsere  Wasser-  und  Dampfhämmer  darf  dabei  freilich  nicht 
gedacht  werden.» 

Die  auf  der  Tafel  XXXXVII,  Nr.  6,  6  a,  7  und  7  a,  weiter  dargestellten 
großen  Eisenstücke  fanden  sich  an  den  Schürlöchern  von  Hypokausten  ein- 
gemauert; es  läßt  sich  aber  kaum  annehmen,  daß  sie  ursprünglich  für  diesen 
Zweck  bestimmt  waren,  denn  dazu  war  das  Material  zu  kostbar.  Dr.  Bccli 
hält  sie  für  abgängige,  weil  unbrauchbar  gewordene  Amboßblöcke. 

Alle  diese  großen  Eisenblöcke  sprechen  einesteils  durch  ihre  schwierige 
Herstellung  für  die  Kunstfertigkeit  der  Bewohner  der  Saalburg  in  der  Be- 
reitung und  dem  Schmieden  des  Eisens,  andernteils  aber  durch  ihr  großes 
Gewicht  auch  dafür,  daß  sie,  schon  des  schwierigen  Transportes  wegen,  an 
Ort  und  Stelle,  an  der  Saalburg  oder  nahe  dabei,  gefertigt  wurden. 

Die  nächstwichtigen  Werkzeuge  für  den  Metallarbeiter  sind  Zangen  und 
Hämmer.  Die  Zange  (forceps),  die  auch  von  anderen  Handwerkern,  allerdings 
in  etwas  abweichender  Form  gebraucht  wird,  dient  vornehmlich  dazu,  das 
glühende  Eisen  festzuhalten  und  es  auf  dem  Amboß  zu  bearbeiten.  Die  vier 
Stücke,  Textfigur  35,  Nr.  6—9,  hatten  diesen  Zweck  (vergl.  auch  Taf.  XXXIV, 
Nr.  4).     An  dem  kleinen  Zängelqhen  Nr.  6  waren  hölzerne  Handhaben  be- 


Konstruktives,  bauliche  Details  und  Handwerkszeuge.  239 

festigt,  die  beim  Schmieden  einen  längeren  Gebrauch  gestatteten,  d.  h.  ein 
zu  häufiges  Abkühlen  nicht  erforderlich  machten.  Die  bekannten  antiken 
Darstellungen  des  Vulkan  zeigen  genau  dieselben  Zangen  wie  die  unsrigen 
(vergl.  liich,  S.  272  und  383;  Jahn,  Berichte  der  Sachs.  Gesellsch.  d.  Wissen- 
schaften 1861,  Taf.  VIII). 

Den   Hammer  (malleus,   marcus,   marculus)  braucht  jeder    mit  harten 
Stoffen  beschäftigte  Arbeiter,  und  so  sind  denn  bereits  oben  die  verschiedensten 
Arten  von  Hämmern   besprochen  worden.     Die  der  Schmiede  und  Schlosser 
sind   wenig  von  denen  anderer  Handwerker  abweichend;    es  kann  daher  der 
bei  den  Maurerarbeiten  (Textfigur  32,  Nr.  5)  schon  betrachtete  große  schwere 
Hammer   ebensogut  bei  den  Schmieden  Verwendung  gefunden    haben.     Auf 
Textfigur  35,  Nr.  10 — 12,  sehen  wir  drei  Hämmer,  die  für  den  Schmied  und 
den  Schlosser  sich  eignen  dürften;  Nr.  11  ist  wegen  seiner  Herstellungsweise 
(aus  einem  Stücke  Eisen)  besonders  erwähnenswert.   Der  Holzstiel  war  zwischen 
den    am   eigentlichen  Hammer  ausgeschmiedeten  Lappen   befestigt;    er   kann 
auch   als  Hufhammer  zum  Beschlagen   der   Pferde   gedient  haben.     Nr.  13 
und  19   smd  Kaltmeißel   (vergleiche  auch  Tafel  XXXIV,    Nr.  26);    sie   sind 
durch  das  Daraufschlagen  mit  einem  eisernen  Hammer  umgekrempt,  d.  h.  sie 
haben  einen  «Schwamm»,  was  für  ihre  starke  Benutzung  spricht.     Derartige 
Werkzeuge  werden  zum  Durchhauen  von  glühenden  oder  kalten  Eisenteileu 
gebraucht.      Zur   Handhabung    von   Nr.  13    war    ein    Holzstiel    erforderlich. 
Nr.  14,  15,   17  und  18  dienten  zum  Bohren  oder  Ausreiben  von  Löchern  in 
Eisen.     Nr.  16,  20,  21  und  22  sind  als  Durch-  oder  Vorschläge  zu  bezeichnen 
und  wurden  zum  Erweitern  von  Löchern  in  Eisen,  besonders  bei  Beschlägen, 
wohl  auch   zum  Vorschlagen  für  Nägel  benutzt  (vergl.  auch  Tafel  XXXIV). 
Nr.  23  ist  ein  seltenes  Werkzeug  aus  Stahl,  eine  Feile  (lima),  die  zwar  aus 
den  Schriftstellern    und    antiken  Darstellungen    bekannt  ist,    meines  Wissens 
aber  noch   nirgends  in   so   guter  Erhaltung  gefunden  wurde,   daß   sich  ihre 
Herstellungsweise  hätte  erkennen  lassen.    Sie  lag  im  Schlamme  des  Brunnens 
Nr.  14  (S.  160),   ist  von  gutem  Stahl,   mit  Vivianit  überzogen  (siehe  S.  158, 
Anmerkung  134)  und   war  noch  mit  einem  gedrehten  Griffe  aus  Eschenholz 
und   eiserner  Zwinge  versehen,   siehe  auch  Tafel  LXXX,   Nr.  3.     Die  Feilen 
dienen    hauptsächlich   zur  Bearbeitung   von  metallenen   Gegenständen,    doch 
auch  solcher  aus  Holz.     Ihre  Oberflächen  sind  von  Feilenhauern  durch  ge- 
hauene Einschnitte  (Hiebe)   rauh   gemacht.     Man    unterscheidet   viele    Arten 
derselben;  die  an  der  Saalburg  gefundene  ist  eine  «Flach-  oder  Schhchtfeile» 
und  ist  schräg  gehauen. 

Auch  die  beiden  folgenden  Nummern  24  und  25  waren  ursprünglich 
Feilen,  was  an  ihrem  Schlag,  der  sich  erhalten  hat,  gut  zu  erkennen  ist;  sie 
dienten  gleichzeitig  als  Haukhngen  beim  Huf  beschlag,  bei  dessen  Besprechung 
näher  auf  dieses  merkwürdige  und  heute  noch  übliche  Werkzeug  eingegangen 
werden  soll.  Die  von  Schmieden  und  Schlossern  hergestellten  Arbeiten,  die 
bei  diesem  Abschnitte  noch  weiter  in  Betracht  kommen,  sind  auf  den  Tafeln 
XXXXIII  bis  XXXXVI  dargestellt. 


240  Technische  Ergebnisse. 

Auf  Tafel  XXXXIII,  Nr.  1—19,  29,  31,  33,  34  und  42,  finden  sich 
Klammern,  Kreuznägel,  Heftbaken,  Kloben  und  Scbließen;  Nr.  43 — G4  sind 
Nägel  in  den  mannigfacbsten  Größen  und  Formen  mit  spitzen,  runden,  flachen 
und  platten  Köpfen.  Die  Tafeln  XXXXIV  und  XXXXV  enthalten  außer 
Schlüsseln  und  Schloßteilen,  die  weiter  unten  in  dem  Kapitel  «Rekonstruktionen» 
bebandelt  werden,  Thür-  und  Kastenbeschläge;  es  sind  dies  die  meist  jetzt 
noch  vorkommenden  Arten  von  Dreh-  und  Aufhängevorrichtungen  derThüren, 
ebenso  Bänder  und  Beschläge. 

a.  Haken-  oder  Klobenbänder,  Tafel  XXXXV,  Nr.  23  und  Tafel 
XXXXVI,  Nr.  21.  Diese  bestehen  aus  den  eigentlichen  Bändern,  den  um- 
gebogenen P]isenblechen,  welche  auf  die  Thürflügel  aufgenagelt  wurden,  und 
dem  Kloben  (Angel),  der  in  einem  Pfosten  oder  in  der  Mauer  befestigt  war 
und  um  dessen  Dorn  das  schmal  auslaufende  Blech  als  Gewinde  gebogen  ist, 
sodaß  es  sich  um  den  Dorn  des  Klobens  drehen  kann.  Bei  Holzbauten 
war  ihre  Anwendung  leicht,  der  Kloben  wurde  einfach  in  den  Pfosten  ein- 
geschlagen; bei  den  Steinbauten  setzte  man  Steinbinder  ein  und  verbleite  den 
Kloben  (Tafel  XXXXV,  Nr.  31).  Da  jedoch  dieses  Verfahren  Schwierigkeiten 
verursaclite,  auch  in  schlechtem  Mauerwerk  nicht  von  großer  Dauer  war,  half 
man  sich  an  der  Saalburg  dadurch,  daß  man  in  die  Thüröffnung  ein  Thür- 
gestell,  aus  Pfosten  und  Deckholz  bestehend,  einmauerte  oder  einfach  da- 
zwischensetzte,  wie  es  sich  aus  manchen  Bauresten  ergiebt;  so  namentlich 
in  den  Kellern,  wo  sich  die  Schlitze,  in  denen  die  Pfosten  saßen,  erhalten 
liaben.  In  dieser  Weise  waren  auch  die  Thore  der  Haupteingänge  an- 
geschlagen, was  besonders  deutlich  noch  an  der  Porta  dccumana  des  Kastells 
«Holzhausen  an  der  Heide»  zu  bemerken  war.  An  der  Saalburg  waren  die 
Pfosten  nicht  besonders  eingelassen,  sondern  saßen  stumpf  an  der  Leibungs- 
mauer; vergleiche  Textfigur  11. 

b.  Aufsatzbänder  (Taf.  XXXXV,  Nr.  22,  sowie  Taf.  XXXXVI,  Nr.  22); 
sie  unterscheiden  sich  von  den  vorigen  nur  dadurch,  daß  an  Stelle  des  Klobens 
ein  durchlochtes  Band  trat,  welches  auf  den  Pfosten  aufgenagelt  wurde.  Beide 
Anschlagsarten  gestatteten  das  Aufgehen  der  Thüren  nach  zwei  Seiten.  Es 
sind  solche  Bänder  gefunden  worden,  von  denen  der  eine  Teil  60 — 70  cm 
lang  war,  um  gleichzeitig  die  Thür,  die  aus  einzelnen  Brettern  bestand,  zu- 
sammenzuhalten. Die  für  bessere  Gebäude  verwendeten  Bänder  waren  reich 
verziert  und  erinnern  an  diejenigen  der  Renaissance. 

c.  Einsetzb ander,  auch  aufgenagelte  Bänder  (Taf.  XXXXV,  Nr.  24 
und  25);  sie  sind  den  modernen  Fischbändern  ähnlich  und  bestehen  aus 
Blechlappen,  welche  zur  Aufnahme  des  an  dem  Thorpfosten  aufgenagelten 
Teils  in  einen  Dorn  auslaufen,  für  welchen  der  auf  das  Thürrahmstück  be- 
festigte Teil  als  Hülse  gebogen  ist. 

d.  Angelbänder:  Zapfen  und  Pfanne;  beide  Vorrichtungen  sind  ge- 
funden worden.  Tafel  XXXXV,  Nr.  29,  zeigt  eine  eiserne  Thorpfanne,  ver- 
gleiche Textfigur  14,  a;  auch  kommen  solche  öfters  in  Stein,  wie  an  den 
mittelalterlichen  Burgen,  vor.      An  der  Porta  principalis  dextra  des  Kastells 


Heizungeanlagen  —  Hypokausten.  241 

«Feldberg»  ist  das  wohlerhaltene  Angelband  erhoben  worden  (vergleiche 
auch  S.  86). 

e.  Charnierbänder  (Taf.  XXXXV,  Nr.  26  und  Taf.  XXXXVI,  Nr.  14, 
15  und  16).  Von  diesen  Bändern,  die  genau  den  heutigen  entsprechen,  sind 
in  der  letzten  Zeit  verschiedene  schöne  Exemplare  gefunden  worden ;  sie  sind 
den  in  Pompeji  ausgegrabenen  ähnlich.  Diese  Bänder,  die  aus  Bandlappen 
bestehen,  die  um  einen  Stift  gewunden  und  zusammengeschweißt  sind, 
scheinen,  da  sie  nur  in  kleinen  Abmessungen  vorkommen,  besonders  für 
Schränke,  Truhen  etc.  verwendet  worden  zu  sein;  sie  konnten  aufgenagelt 
(Taf.  XXXXV,  Nr.  26)  und  eingeschlagen  (Taf.  XXXXVI,  Nr.  14,  15,  IG) 
werden. 

Es  würde  zu  weit  führen,  alle  Einzelheiten  der  mit  vielem  Verständnis 
gefertigten  Schmiede-  und  Schlosserarbeiten  hier  näher  zu  beleuchten;  bei 
der  Beschreibung  der  Geräte  und  Schlösser  soll  dies,  so  weit  als  möglich, 
noch  geschehen.  Allgemein  sei  nur  bemerkt,  daß  Eisentechniker  sowohl  als 
Schmiede  und  Schlosser,  welche  Gelegenheit  hatten,  die  Eisenfundstücke  der 
Saalburg  zu  besichtigen,  ihr  Erstaunen  über  die  hohe  Entwickelung  der  Eisen- 
technik und  die  mannigfache  Verwendung  des  vorzüglich  bearbeiteten  Eisens 
aussprachen  und  Vieles  als  nachahmenswert  bezeichneten. 


6.  Heizungsanlagen  —  Hypokausten. 

In  der  kulturgeschichtlichen  Entwickelung  der  Menschheit  war  von  der 
Verwendung  des  offenen  Feuers,  um  das  sich  die  Wilden  setzen,'  bis  zur  Er- 
findung der  Füllöfen  und  Caloriferen  ein  weiter  Weg  zurückzulegen.  Einzelne 
Stadien  dieser  Entwickelung  lassen  sich  auch  an  der  Saalburg  verfolgen,  da 
sich  hier  im  Soldaten-  und  Lagerleben  neben  den  bescheidensten  Bedürfnissen 
auch  verwöhntere  Ansprüche  geltend  machten.  Bei  der  Beschreibung  der 
Soldatenhütten  (S.  89)  wurde  bereits  der  offenen,  nur  mit  Steinen  umlegten 
Feuer  Erwähnung  gethan  und  an  verschiedenen  anderen  Stellen  auf  die 
Hypokausten  hingewiesen;  ihre  Einrichtungen  sollen  hier  etwas  näher  be- 
sprochen werden. 

An  der  Saalburg  haben  wir  zu  unterscheiden : 

1.  Ganz  offene  Feuerungen  —  Herde  (Backöfen). 

2.  Ganz  geschlossene  Feuerungen,  Heizungen  durch  hohle  Räume  — 
Hypokausten. 

I.  Ganz  offene  Fenerungen  oder  Herde. 

Offene  Feuer  dienten  vornehmlich  zum  Kochen  und  scheiden  sich  in 
solche,  die  mit  dem  Boden  in  gleicher  Höhe  liegen,  und  in  solche,  die  einen 
tischähnlichen  Unterbau  haben.  Diese  Feuerungsanlagen  waren  ursprünglich 
sehr  einfach,  man  begnügte  sich  damit,  Holz  auf  der  bloßen  Erde  aufzu- 
häufen und   anzuzünden;   in  der  Hütte   der  Pfahlbauern   brannte   das  Feuer 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  16 


242 


Technische  P]rgebni8se. 


auf  einer  Steinplatte.  Auch  die  an  der  Saalburg  sind  anfänglich  ähnlich 
gewesen  und  werden  sich  kaum  von  den  gewöhnlichen  Feuerstellen  der 
heutigen  Waldarbeiter  unterschieden  haben;  erst  nach  und  nach  mag  eine 
Iksserung  eingetreten  sein,  besonders  nachdem  diese  Feuerungen  auch  für 
geschlossene  Räume  zur  Anwendung  kamen,  wobei  eigentUche  Schornstehie 
fehlten  und  der  Hauch  entweder  durch  die  Thür  oder  eine  Dachöffnung  abzog 
(Taf.  XI,  Nr.  2).  Die  Ausnutzung  des  Brennmaterials  war  hierbei  selbst- 
redend eine  recht  unvollkommene. 


"nr. "       ~  ■■  W. 

Fig.  36.    Offene  Feuerstätten,  Feuergeräte  und  Kochgeschirre. 


Auf  der  Textfigur  36  sind  derartige  an  der  Saalburg  gefundene  Feuer- 
stätten und  Heizeinrichtungen  perspektivisch  dargestellt;  sie  dienten  vorzugs- 
weise zum  Kochen  der  Speisen.  Figur  I  zeigt  eine  Vorrichtung  in  Form 
eines  offenen  Grabens,  der  mit  dreieckigem  Querschnitte  in  den  gewachsenen 
Boden  eingeschnitten  ist  und  wohl  nur  zum  Kochen  im  Freien  benutzt  wurde; 
solche  Gräben,  auf  deren  Sohlen  das  Feuer  angelegt  war,  dürften  haupt- 
sächlich in  der  wärmeren  Jahreszeit  ihre  Dienste  geleistet  haben.  Es  sind 
dieselben  Einrichtungen,  wie  sie  sich  jetzt  die  Soldaten  in  den  Manövern  und 
den  Feldzügen  anlegen.     Die  Gräben  haben  nur  eine  geringe  Breite  (20  bis 


Heizungsanlagen  —  Hypokausten.  243 

30  cm),  um  einen  Topf  oder  Teller  dazwischen  oder  darüber  stellen  zu  können 
(Textfig.  36,  Nr.  1  und  2),  auch  mögen  manchmal  Ziegel-  oder  Basaltsteine 
als  Unterlage  für  kleineres  Kochgeschirr  den  Graben  überdeckt  haben. 
Figur  II  und  III  sind  die  gebräuchlichsten  Feuer-  und  Kochplätze,  sie  sind 
mit  hochkantig  gestellten,  im  Boden  befestigten  Steinen  an  drei  Seiten  um- 
schlossen; ihre  Abmessungen  schwanken  zwischen  0,80 — 1,20  m  und  sind 
teils  an  den  Ecken  abgerundet  (Fig.  II),  teils  quadratisch  (Fig.  III).  Die 
Herstellungsweise  des  Feuerbodens  ist  verschieden ;  da  das  zur  Hand  liegende 
Steinmaterial  (Quarzit)  sich  zu  Unterlagen  für  das  Feuer  nicht  eignet,  sondern, 
besonders  bei  einer  plötzlichen  Abkühlung,  in  Stücke  springt,  so  legte  man 
den  Boden  mit  feuerfestem  Materiale,  entweder  Basalt  oder  Ziegeln,  aus. 
Figur  III  zeigt  einen  Boden,  der  regelrecht  mit  Ziegeln  geplättet  war,  doch 
fanden  sich  häufiger  solche,  die  mit  Lehm  ausgestampft  sind;  sie  brannten 
sich  allmählich  zu  einer  ziegelartigen  Masse,  wodurch  sie  bis  jetzt  erhalten 
bheben.  Die  Umstellung  des  Herdes  geschah  teils  mit  kleinen  Quarzitplatten 
(Figur  II),  teils  mit  Ziegeln  (Figur  III),  die  10—15  cm  über  den  Boden  standen, 
um  das  Übergreifen  des  Feuers  sowie  das  Herabfallen  von  Kohlen  und 
Asche  zu  verhindern.  An  der  Seite,  von  der  aus  gefeuert  und  gekocht  wurde, 
ist  eine  vollständig  geschlossene  Steinsetzung  nicht  vorhanden,  doch  mögen 
hier  lose  hingelegte  Steine  die  Feuerstelle  während  des  Kochens  nach  dem 
Räume  hin  abgeschlossen  haben. 

Der  Herd  lag  in  der  Regel,  wie  sich  vielfach  gezeigt  hat,  mit  dem 
Boden  der  Küche  oder  der  als  Kochraum  benutzten  Stube  in  gleicher  Ebene, 
was  auch  dafür  spricht,  daß  solche  Räume  nur  einen  mit  Lehm  ausge- 
schlagenen Boden  hatten  ^^^).  Daß  diese  Herde  auch  nach  dem  Erlöschen 
des  Feuers  durch  die  Erwärmung  des  Bodens  und  der  das  Feuer  begrenzen- 
den Steine  noch  lange  eine  behagliche  Wärme  ausstrahlten,  ist  zweifellos; 
sie  dienten  daher  auch  zugleich  zur  Heizung  der  Räume. 

Bessere  Feuerherde  finden  wir  in  den  tischähnlich  aus  3 — 4  Steinschichten 
gemauerten  Unterbauten,  Figur  IV;  das  hierzu  verwandte  Material  ist  meist 
poröser  Basalt;  sie  befinden  sich  nicht  immer  in  der  Mitte  der  Räume,  son- 
dern auch  an  den  Wänden  und  erinnern  ganz  an  die  mittelalterlichen  Ein- 
richtungen, die  man  noch  vielfach  in  alten  Burgen  antrifft.  In  der  Küche 
der  Villa  (Tafel  XV,  M,  a  und  Schnitt  G— H)  ist  in  der  nordwesthchen  Ecke 
ein  derartig  eingebauter  Herd  noch  jetzt  vorhanden.  In  den  Canabae,  deren 
Böden  aus  Holzgebälken  bestanden,  scheinen  solche  Herde  mit  Unterbau 
üblich  gewesen  zu  sein. 

Auf  der  Textfigur  36  sind  Koch  Vorrichtungen,  wie  man  sie  sich  nach 
den  Funden  denken  kann,  rekonstruiert.  Die  abgebildeten  Gefäße  und  Geräte 
sind  zum  Teil  in  der  Nähe,  zum  Teil  direkt  bei  den  Feuerstellen,  erhoben 
worden;  insbesondere  sind  Nr.  5,  6  und  9  Einrichtungen,  die  schon  vielfach 


198)  Bei  den  nomadisierenden  türkischen  Zigeunern  wird  der  Boden  des  Zeltes  mit 
einem  Lehmschlag  geglättet,  eine  Einfassung  von  Steinen  geschaffen,  ebenfalls  mit  Lehm 
bestrichen  und  an  der  Außenseite  eine  halbrunde  Ausbuchtung  für  das  Feuer  angelegt. 

16* 


244  Technische  Ergebnisse. 

an  Iiömerstätten  gefunden,  jedoch  seitlier  als  anderen  Zwecken  dienlich  er- 
klärt wurden;  eine  feststehende  Bezeichnung  für  dieselben  kenne  ich  nicht, 
ich  möchte  sie  kurzweg  als  «Gefäßeinsätze»  bezeichnen.  Sie  sind  stets  aus 
feuerfestem  Material  —  Basalt  und  Ziegel  —  gefertigt  und  kommen  gewöhn- 
lich in  kuhischer  oder  parallelepipedischer  Form  vor  (Nr.  5  und  9);  seltener 
sind  sie  rund  (Nr.  G).  Ihre  Maße  schwanken  zwischen  12  und  20  cm.  Die 
meisten  derselben  haben  ein  durchgehendes  Loch,  das  konisch  nach  unten 
und  oben  ausläuft;  dagegen  finden  sich  auch  solche,  die  nach  allen  Seiten 
durchbrochen  sind  und  deren  vier  verschieden  große  Löcher  alle  trichter- 
förmig in  der  Mitte  zusammenstoßen  (Nr.  9);  andere  haben  nur  ein  konisches 
Einsatzloch.  Der  Zweck  dieser  Stein -Untersätze  kann  nur  der  gewesen  sein, 
den  meist  spitz  zulaufenden  Töpfen  (Nr.  1  und  8)  und  Krügelchen  (Nr.  5 
und  10)  einen  sicheren  Stand  am  Feuer  zu  geben;  auch  ihr  verbranntes 
Aussehen  zeigt  deutlich,  daß  sie  am  Feuer  Verwendung  gefunden  haben  und 
wohl  hauptsächlich  beim  Kochen  dienten;  man  könnte  sie  daher  auch  als 
«Kochsteine»  bezeichnen '^^).  Nr.  9  giebt  ein  schematisches  Bild  einer  Koch- 
eiurichtung,  wie  man  sich  dieselbe  wohl  vorstellen  kann.  Der  Basalt  hält 
lange  die  Hitze,  die  Speisen  konnten  daher  nach  dem  Erlöschen  des  Feuers 
noch  lange  warm  erhalten  werden.  Auch  ist  es  wahrscheinlich,  daß  diese 
einmal  heiß  gewordenen  Gefäßuntersätze  nicht  allein  am  Feuerherd  vet- 
blieben,  sondern  auch  dahin  gebracht  wurden,  wo  die  Leute  ihre  Speisen 
einnahmen.  Ein  aus  Thon  hergestellter,  19  cm  hoher  Gefäßuntersatz  (Nr.  7), 
der  zwar  in  der  Ausführung  roh  ist,  doch  in  der  Form  eine  gewisse  Eleganz 
verrät,  hat  nicht  allein  denselben  Zweck  gehabt,  sondern  konnte  auch  als 
eine  Art  transportabler  Herd  benutzt  werden,  in  dessen  Innerem  man  Holz- 
kohlenfeuer unterhielt,  das  sich  in  einer  Schale  von  Blech  oder  auf  einem 
flachen  Steine  befand;  auf  diese  Weise  war  man  in  der  Lage,  auch  in  der 
heißen  Jahreszeit  sehr  rasch  Speisen  kochen  oder  erwärmen  zu  können.  In 
der  Form  erinnert  diese  ^Einrichtung  an  die  im  Orient  so  beliebten  Holzunter- 
sätze, worauf  die  Orientalen  Kaffee  etc.  zu  servieren  pflegen.  Obgleich  die 
schöne  Form  und  die  absichtlich  angebrachten  Verzierungen  des  Untersatzes 
für  den  Gebrauch  desselben  im  Haushalte  sprechen,  so  könnte  er  doch  auch 
zu  technischen  Zwecken  gedient  haben,  vielleicht  als  Schmelz-  oder  Lötofen; 
durch  die  Öffnungen  (Schlitze)  konnte  dem  Holzkohlenfeuer  Luft  zugeführt 
und  durch  Anwendung  des  Blasebalgs  starke  Glühhitze  erzeugt  werden, 
während  in  der  konischen  Öffnung  der  Schmelztiegel  einen  sicheren  Stand 
hatte.  AhnHche  Einrichtungen,  jedoch  aus  Eisen,  verwenden  heute  noch  die 
Klempner. 

Auf  Textfigur  3G  sind,  abgesehen  von  den  Herden,  Geräte  zusammen- 
gestellt, die  zum  Feuern  und  Kochen  gehören.  Nr.  3:  ein  Schüreisen  mit 
Haken  und  Schlaufe;  Nr.  4:  ein  70  cm  langes  Feuerschippchen  (Feuerschaufel), 


'»»)  Ungarische   Zigeuner   sollen    solche   Steine,    bei  denen   gleichzeitig   von    beiden 
Seiten  Luft  zugeführt  wird,  noch  verwenden. 


Heizungsanlagen  —  Hypokaueten.  245 

sauber  und  in  schöner  Form  geschmiedet,  mit  beweghchem  Ringe  zum  Auf- 
hängen; Nr.  12:  ein  eiserner  Rost  zum  Braten  des  Fleisches  oder  zum  Auf- 
stellen von  Kochtöpfen,  vergl.  Tafel  XXXVI,  Nr.  18^''*').  Roste  in  unserem 
Sinne,  d.  h.  einzelne  in  entsprechenden  Zwischenräumen  parallel  nebenein- 
ander gelegte  eiserne  Stäbe,  die  in  der  Regel  in  die  Feuerherde  fest  ein- 
gemauert werden,  um  dem  Brenn materiale  als  Unterlage  zu  dienen  und 
dem  Feuer  Luft  zuzuführen,  scheinen  die  Römer  für  solche  Zwecke  nicht 
gekannt  zu  haben.  Die  vielen  an  der  Saal  bürg  gefundenen  eisernen  Rost- 
stäbe rühren  von  Bratrosten  her  oder  waren  als  Auflager  zum  Braten  oder 
Kochen  verwendet.  Zu  Letzterem  wurden  auch  eiserne  Dreifüße  benutzt,  die 
entweder  mit  einem  dreieckigen  (Nr.  14)  oder  mit  einem  ringförmigen  Auf- 
lager (Nr.  16)  versehen  waren.  Eine  viel  zur  Anwendung  gekommene  Koch- 
weise mit  hängendem  Topf  veranschaulicht  Figur  III,  Nr.  13.  Ein  Bronze- 
kessel hängt  an  einer  eisernen  Kette,  die  an  der  Decke  oder  einer  sonstigen 
Vorrichtung  befestigt  war.  Zu  dieser  Darstellung  ist  der  im  Brunnen  Nr.  39 
ausgegrabene,  schön  erhaltene,  größtenteils  aus  Kupfer  bestehende  Kessel  als 
Vorbild  genommen  worden  (Größe  des  Kessels  25  cm  Durchmesser  und  17  cm 
Höhe).  Der  Kessel  findet  sich  auch  in  geschlossenen  Wohnräumen  an  der 
Decke  hängend  wieder;  er  ist  in  vielen  Gegenden  bis  auf  den  heutigen  Tag 
der  Mittelpunkt  der  Bauernhäuser  geblieben. 

Die  Thongefäße,  Krügelchen,  Teller  und  Töpfe,  zeigen  die  gewöhnlichen 
an  der  Saalburg  vorkommenden  Formen,  wie  sie  wohl  im  zweiten  Jahrhundert 
dort  gebräuchlich  waren.  Nr.  11  stellt  eine  Schale  und  Nr.  15  eine  Kasserole 
aus  Bronze  dar;  letztere  eignete  sich  ihres  langen  Stieles  wegen  besonders 
gut  zum  Kochen  an  offenen  Feuerungen. 


II.  Ganz  geschlossene  Fenernngen  —  Hypokausten. 

Während  die  vorher  besprochenen,  ganz  offenen  Feuerungen  die  Heizung 
durch  direkte  Ausstrahlung  der  Wärme  aus  den  Brennmaterialien  bewirkten, 
geschieht  diese  bei  den  Hypokausten  indirekt  durch  hohle  Räume,  die  mit 
ihren  Pfeilern  und  Kacheln  erwärmt  werden  und  einen  Teil  der  Wärme  nach 
oben  abgeben.  Bei  dieser  Heizung  geht  allerdings  Wärme  verloren,  aber 
sie  hat  doch  den  großen  Vorteil,  daß  der  Rauch  und  die  bei  der  Verbrennung 
entstehenden  Gase  besonders  abgeleitet  werden,  und  daß  dadurch  die  Luft 
in  den  Zimmern  nicht  verdorben  wird.  Bei  der  Anlage  der  Hypokausten  an 
der  Saalburg,  die  nur  für  bessere  Wohnräume  zur  Verwendung  kamen,  scheint 
man  nach  Allem,  was  sich  aus  dem  Vorgefundenen  ersehen  läßt,  dieses  Prinzip 
verfolgt  und  einen  direkten  Rauchabzug  geplant  zu  haben.  Ich  will  daher, 
ehe  ich  zur  Einzelbeschreibung  der  Hypokausten  übergehe,  die  Anlage  der 
Schornsteine  vorwegnehmen.  Dieselbe  gilt  vielfach  noch  als  eine  offene 
Frage  und   die  Meinungen  über  sie  sind  noch  sehr  geteilt.     Im  Jahre  1890 


200)  Siehe  auch  Bonner  Jahrbücher,  Heft  LXXXVI,  Tafel  5,  Nr.  12. 


246  Technische  Ergebnisse. 

habe  ich  darüber  einen  Aufsatz^"')  veröffenÜicht  und  darin  zu  beweisen  ge- 
sucht, daß  die  Römer  für  ihre  Bäder  und  feineren  Wohnhäuser  Kauchabzüge 
hatten.     Die  darauf  bezügliche  Stelle  lautet: 

«In  dem  Pfahlgrabenkastell  Saalburg  und  den  dabei  liegenden  römischen  Nieder- 
lassungen wurden  eine  größere  Anzahl  Hypokausten  aufgedeckt,  von  denen  die  meisten 
zur  Erwilrmung  von  Wohnrilumen  und  nur  wenige  zur  Heizung  von  Bildern  bestimmt 
waren.  Aber  alle  diese  Einrichtungen  sind  in  den  oberen  Teilen  zerstört  und  geben 
keine  sichere  Auskunft  über  den  Rauchabzug;  auch  Vitruv  läßt  uns  über  die  Anlage 
von  Schornsteinen  im  Dunkeln.  Es  sind  die  verschiedensten  Ansichten  über  diesen 
Punkt  aufgestellt  und  Einige  haben  sogar  die  Vermutung  ausgesprochen,  daß  die  Römer, 
an  oifenes  Kohlenfeuer  gewöhnt,  unempfindlich  gegen  den  Rauch  gewesen  seien,  der 
Rauch  sich  wahrscheinlich  aus  den  hohlen  Wänden  oder  Röhren  in  die  Bade-  und 
Wohnräume  verbreitet  und  in  einer  Thür-  oder  Fensteröffnung  einen  Ausgang  ins 
Freie  gefunden  habe.  Zugegeben  nun,  daß  Ähnliches  in  Räumen  von  untergeordneter 
Bedeutung,  als  Küchen  und  dergleichen,  der  Fall  gewesen  ist,  so  konnten  wir  uns 
doch  selbst  bei  Holzkohlenfeuerung  niemals  mit  dem  Gedanken  befreunden,  daß  eine 
solche  Einrichtung  für  i-eich  gemalte  und  elegant  ausgestattete  Räume  die  Regel  ge- 
wesen sei,  zumal  bei  dem  verwöhnten  und  verfeinerten  Geschmack  eines  nebenbei 
technisch  durchgebildeten  Volkes.  Es  hat  sich  denn  auch  in  der  That  gezeigt,  daß  in 
Pompeji  in  den  Bäderheizungen  Schornsteine  in  unserem  Sinne  im  Gebrauch  waren. 
Zwei  solcher  Röhren  finden  sich  im  Caldarium  des  sogenannten  Frauenbades  der 
Stabianer  Thermen ;  sie  münden  an  der  dem  Feuerungsraum  gegenüberliegenden  Mauer 
und  führen  den  Rauch,  nachdem  er  die  hohlen  Zwischenräume  der  Wände,  den  Boden 
und  die  Decke  erwärmt  hat,  ins  Freie.  Das  20  cm  im  Lichten  messende  runde  Thon- 
rohr  geht  nicht  senkrecht  über  das  Dach,  sondern  ist  über  dem  Scheitel  des  Gewölbes, 
d.  h.  zwischen  demselben  und  der  Dachdeckung  seitlich  angebracht  und  ragt  einige 
Centimeter  aus  der  Mauer  hervor.  Es  fanden  sich  auch  an  den  noch  mit  Stuck  er- 
haltenen Wänden  nirgends  Spuren  von  Öffnungen,  wodurch  der  Rauch  in  den  Bade- 
raum selbst  hätte  eintreten  können. 

Bei  Küchenanlagen  mit  offenen  Feuerungen  in  Pompeji  geht  der  Rauch,  wie 
oben  gesagt,  in  den  Raum  selbst,  steigt  bis  zur  Decke  oder  bis  zum  Dach, 
woselbst  er  entweder  seitlich  durch  Öffnungen  oder  durch  Schornsteinaufsätze 
entweicht. 

Auch  bei  gewerblichen  Anlagen  in  Pompeji  finden  sich  regelrechte  Schornstein- 
konstruktionen, insbesondere  sei  hier  auf  eine  Kesselfeuerung  in  der  Via  undedma 
Nr.  17,  Reg.  VII,  Ins.  XII,  hingewiesen,  bei  welcher  der  Schornstein,  wie  heute  noch 
üblich,  angelegt  und  in  die  Wand  eingemauert  ist,  jedoch  mit  dem  Unterschiede,  daß 
das  Rohr  nicht  über  das  Dach  geht,  sondern  in  einer  gewissen  Höhe  des  Raumes  auf- 
hört und  der  Rauch  an  der  Decke  durch  eine  Öffnung  abgeführt  wird.  Erwähnens- 
wert ist  noch,  daß  die  oben  beschriebenen  Rauchabzugsröhren  im  Inneren  mit  Stuck 
überzogen  sind,  um  die  Reibung  des  durchziehenden  Rauches  zu  venneiden.  In  der- 
selben Weise  und  auch  wohl  aus  demselben  Grunde  sind  die  Ziegelpfeiler  und  Wände 
in  den  Heizungen  anderer  Bäder  glatt  verputzt.» 


*"')  L.  Jacobi,  Über  Schornsteinanlagen  und  eine  Badecinrichtung  im  Frauenbad  der 
.Stabianer  Thermen  in  Pompeji,  erschienen  in  dem  Buche:  Der  Griechische  Tempel  in 
Pompeji  von  F.  von  Duhn  und  L.  Jacobi,  Heidelberg,  Carl  Winter's  Universitätsbuchhand- 
lung, 1890. 


Heizungsanlagen  —  Hypokausten.  247 

Auch  die  seit  jener  Zeit  erfolgten  weiteren  Aufgrabungen  an  der  Saalburg 
und  an  anderen  Limeskastellen  haben  bestätigt,  daß  die  Hypokausten  Raucli- 
abzüge  hatten.  Ob  diese  über  das  Dach  und  durch  Dachluken,  die  in  Pompeji 
sich  bei  Ziegeldächern  vielfach  fanden ^^^),  gingen,  oder  in  den  Dachraum 
mündeten,  ist  bei  den  nur  in  geringer  Höhe  erhaltenen  Mauern  nicht  fest- 
zustellen; es  ist  auch  zur  Beurteilung  der  Sache  selbst  gleichgiltig,  da  sicher 
ist,  daß  Rauchröhren  über  den  Fußboden  gehen  und  in  den  Zimmerwänden, 
so  hoch  diese  eben  hervorragten,  aufwärts  steigen.  Die  römischen  Heizungen 
hatten,  soweit  ersichtlich,  nicht  (wie  jetzt  üblich)  einen  Schornstein  mit  großem 
Querschnitt,  der  nach  den  zu  fordernden  Leistungen  zu  berechnen  ist,  sondern 
es  wurden  immer  mehrere  Rauchröhren  aus  den  schon  auf  Seite  200  be- 
sprochenen Thonkacheln  entweder  einzeln  oder  nebeneinander  aufgestellt  und 
eingemauert. 

Eine  vergleichende  Berechnung  hat  ergeben,  daß  die  Summe  der  Quer- 
schnitte der  Kacheln  einen  lichten  Raum  ergiebt,  der  zur  guten  Funktionierung 
einer  entsprechenden  Heizung  notwendig  erscheint.  Dieses  sowie  die  That- 
sache,  daß  die  uns  erhaltenen,  mit  Hypokausten  geheizten  und  manchmal 
reich  gemalten  Räume  nicbt  durch  Rauch  geschwärzt  waren,  beweist,  daß  sie 
genügend  mit  Rauchabzügen  versehen  gewesen  sein  müssen.  Im  Verlaufe 
dieser  Beschreibung,  der  ich  einiges  Allgemeine  vorausschicke,  soll  auf  die 
Einzelheiten  dieser  Anlagen  noch  zurückgekommen  werden. 

Die  Hypokausten  bestehen  aus  einem  Herd  oder  Feuerraum  (praefurnmni), 
in  dem  das  Feuer  angezündet  ist,  und  von  dem  aus  die  heiße  Luft  unter 
dem  Fußboden  des  zu  heizenden  Raumes  hinzieht  und  durch  Heizröhren  in 
den  Wänden  nach  oben  entweicht.  In  den  meisten  Fällen  liegt  der  Herd 
neben  oder  vor  dem  Gemache,  dessen  Fußboden,  aus  Ziegelplatten  und  Estrich 
bestehend,  auf  0,60  bis  1,15  m  hohen  Ziegelpfeilerchen  ruht,  zwischen  denen 
sich  die  Feuergase  ausbreiten  können;  in  anderen  Fällen  ziehen  dieselben 
nur  durch  Kanäle,  welche  in  verschiedenen  Richtungen  unter  den  Fußböden 
angebracht  sind.  Diese  Ziegelpfeiler  bestehen  bei  uns  aus  zahlreichen  auf- 
einandergesetzten  quadratischen  Plattenziegeln.  Runde  Ziegel,  die  auch  dazu 
verwendet  wurden  und  eine  leichtere  Bewegung  der  Rauchgase  ermöglichten, 
haben  sich  an  der  Saalburg  nur  in  wenigen  Exemplaren  gefunden.  Für  den 
Abzug  der  Gase  und  des  Rauches  ist,  wie  schon  oben  gesagt,  durch  Schorn- 
steine gesorgt;  dazu  dienten  hauptsächlich  Thonkacheln  mit  rechtwinkligem 
Querschnitt  von  6\/2/10,  6^2/13,  10/14,  13/13  und  9/19  cm.  Textfigur  26 
zeigt  uns  eine  Auswahl  der  verschiedensten  Formen  und  Größen  (vergl.  auch 
Tafel  XIX).  Diese  Röhren  sind  stumpf  aufeinandergesetzt  und  entweder  als 
einzelne  Kamine  in  den  Ecken  oder  aber  in  größerer  Anzahl  nebeneinander- 
stehend in  den  Wänden  des  zu  heizenden  Raumes  eingebaut;  sie  waren  in 
der  Regel  mit  Verputz  überzogen,  der  die  Farbe  des  Zimmers  bekam,  sodaß 
sie  sich  von  außen  nicht  bemerklich  machten. 


802)  Vergl.  Durm,  Die  Baukunst  der  Römer,  Darmstadt  1885,  Seite  220. 


248  Technische  Ergebuisse. 

Die  aufsteigenden  Heizkanäle  mit  ihrem  kleinen  Querschnitte  hätten 
sich  durch  den  starken  Rauch  und  Kuß,  den  eine  Holzfeuerung  entwickelt, 
hald  verstopfen  müssen ;  da  die  Kacheln  jedoch  in  den  seltensten  Fällen  einen 
kleinen  Ruß-Ansatz  zeigten  und  Glanzruß,  der  bei  dem  dort  wohl  meistens 
gebrannten  Buchenholz  unvermeidlich  gewesen  wäre,  nicht  gefunden  wurde, 
so  ist  mit  ziemlicher  Sicherheit  anzunehmen,  daß  die  Feuerung  nicht  lediglich 
mittels  Holz,  sondern  hauptsächlich  mit  Holzkohlen  geschah,  die  keinen  Ruß 
absetzen.  Auch  die  Präfurnien,  die  oftmals  sehr  klein  sind,  sprechen  für 
Holzkohlenfeuerung;  an  den  Kreuzheizungen  sind  sie  so  eng,  daß  eine  Feue- 
rung mit  Holz  vollständig  ausgeschlossen  ist. 

Daß  die  Römer  Holzkohlen  zu  brennen  verstanden,  wissen  wir  aus  den 
römischen  Kohlenmeilern,  die  sich  dem  Pfahlgraben  entlang  finden,  und  aus 
den  wirklichen  Holzkohlen,  die  nicht  von  Schaden-  oder  Kochfeuern  herrühren 
können,  sondern  in  Kohlenmeilern  gebrannt  sein  müssen;  sie  wurden  in  den 
Hypokausten  selbst,  wie  auch  sonst  an  der  Saalburg,  gefunden;  auch  mögen 
sie  für  offene  Stubenfeuer  verwandt  worden  sein  und  dem  Metallarbeiter  zum 
Schmelzen  und  Schmieden  gedient  haben.  Man  war  im  Altertum  bemüht,  rauch- 
freies Feuer,  vornehmlich  für  die  Dreifüße  und  Kohlenbecken,  zu  schaffen;  es 
sind  uns  darüber  Mitteilungen  von  verschiedenen  alten  Schriftstellern  erhalten. 
Theophrastus  spricht  von  einer  Methode,  das  Holz  rauchfrei  zu  machen,  doch 
war  das  gänzliche  Verkohlen  des  Holzes,  über  welches  auch  Plinnts  schreibt, 
weitaus  das  beste  Mittel,  den  Rauch  aus  den  Zimmern  zu  verbannen,  wo- 
durch auch,  wie  Horaz  in  einer  seiner  Oden  sagt,  die  thränenreichen  Abende 
am  häuslichen  Herde  vermieden  würden.  In  Italien  hat  man  schon  früh- 
zeitig Holzkohlen  im  Großen  produziert;  es  wird  mehrfach  berichtet,  daß 
sie  in  Herkulanum  und  Pompeji  ein  gebräuchlicher  Handelsartikel  waren. 
Im  Taunus  mit  seinen  holzreichen  Beständen  mag  es  ähnlich  gewesen  und 
daselbst  ein  reger  Handel  mit  Holzkohlen  nach  den  Flußgebieten  hin  betrieben 
worden  sein;  wenigstens  lassen  sich  nur  so  die  vielen  römischen  Kohlen- 
meiler im  Hochtaunus  erklären. 

Die  Kunst,  Hypokausten  herzustellen,  haben  die  Römer  selbstredend 
aus  ihrer  Heimat  mitgebracht;  sie  waren  dort  schon  lange  im  Gebrauch,  doch 
dienten  sie  hauptsächlich  zum  Wärmen  des  Badewassers  sowie  zur  Herstellung 
von  Schwitzbädern  und  weniger  für  die  Heizung  der  Wohnräume.  Es  scheint, 
daß  die  unterirdischen  Heizungen  nach  dieser  Richtung  hin  erst  diesseits  der 
Alpen,  schon  des  kälteren  Klimas  wegen,  weiter  ausgebildet  wurden.  Einige 
derselben  sind  mit  Kachelöfen  zu  vergleichen,  da  die  in  die  Böden  und 
Wände  eingebauten  Kacheln  nach  ihrer  Erwärmung  nur  durch  diese  ihre 
Wärme  nach  den  Wohnräumen  ausstrahlten  und  verbreiteten.  Weitaus  die 
größte  Zahl  hat  außer  dieser  Einrichtung  noch  Heizröhren  in  den  Ecken,  die 
nicht  weiter  in  den  Wänden  aufsteigen,  sondern  mit  dem  Fußboden  ab- 
schließen und  sich  nach  den  Gemächern  öffnen.  Diese  Mündungen  konnten 
mit  einer  verschiebbaren  Stein-  oder  Thonplatte  geschlossen  werden,  und  zwar 
geschah  dies,  so  lange  das  Feuer  im  Gange  war.     Nachdem  die  Pfeiler  und 


Heizungsanlagen   —  Hypokausten.  249 

Umschließungen  des  Hypokaustum  unter  dem  Fußboden  gehörig  durchgUiht 
und  die  Kohlen  im  Fraefnrnium  erloschen  waren,  ließ  man  kühle  Luft  durch- 
ziehen, die  sich  rasch  erwärmte  und  durch  jene  geöffneten  Mündungen  in 
die  Wohnräume  eintrat. 

Diese  Art  der  Heizung  gleicht  ganz  derjenigen,  welche  die  deutschen 
Ritter  in  Marienburg ^^^)  eingerichtet  hatten.  Das  Feuer  durchglühte  dort 
zuerst  in  einem  unterirdischen  Räume  eine  locker  aufgeschichtete  Masse  von 
Gi-anitblöcken;  nachdem  diese  dann  heiß  genug  geworden  waren,  ließ  man 
das  Feuer  erlöschen,  schloß  die  Schüröffnung  und  leitete  die  kalte  Luft  durch 
jenen  heißen  Raum  sowie  durch  die  Mauerkanäle  in  die  zu  erwärmenden 
Gemächer,  in  welchen  man  durch  Schieber  den  Zutritt  der  warmen  Luft 
regulieren  konnte;  die  Wärme  hielt  dort,  wie  Versuche  ergaben,  wochenlang 
an,  ohne  einer  neuen  Feuerung  zu  bedürfen.  In  gleicher  Weise  werden  auch 
in  den  römischen  Hypokausten  die  Pfeiler  und  die  Masse  des  erwärmten 
Mauerwerks  gewirkt  haben;  ja  w^enn  man  die  Konstruktion  und  die  Dicke 
des  Estrichs  betrachtet,  der  auf  den  Pfeilern  ruht,  so  spricht  sich  darin  die 
Absicht  aus,  demselben  möglichst  geringe  Leitungsfähigkeit  für  die  Wärme 
zu  geben  und  ihn  als  dauernden  Wärmebehälter  herzustellen.  Nicht  nur, 
daß  er  eine  Dicke  von  15,  20,  30,  ja  selbst  50  cm  hat,  ist  er  auch  öfters 
durch  hohle  Einlagen  zu  einem  schlechten  Wärmeleiter  gemacht  worden.  In 
einem  in  Baden-Baden  aufgedeckten  Hypokaustum  fanden  sich  in  dem  Estrich 
cylindrische  Hohlziegel  eingebaut,  die  entsprechende  Hohlräume  bildeten; 
Ahnliches  ist  auch  in  Groß-Pöchlar^*'^)  nachgewiesen  worden.  Die  Verwendung 
der  Hypokausten  reicht  noch  weit  ins  Mittelalter  hinein;  so  haben  sich  im 
Kloster  Maulbronn  wie  in  der  Abtei  de  Park  (bei  Löwen)  Reste  von  solchen 
erhalten. 

Nachdem  im  Vorstehenden  allgemein  der  Zweck  der  Feuerungsanlagen 
dargelegt  ist,  gehe  ich  zur  Einzelbeschreibung  der  an  der  Saalburg  auf- 
gedeckten und  noch  einigermaßen  erhaltenen  Hypokausten  über.  Diejenigen 
Reste  aber,  die  kaum  dazu  beitragen  werden,  unsere  Kenntnisse  zu  bereichern, 
sollen  unberücksichtigt  bleiben. 

Außer  den  geometrischen  Darstellungen  auf  den  Tafeln  VIII,  XIV,  XV, 
2^Yjpo5j  yjj^j  XIX  habe  ich  versucht,  in  den  Textfiguren  37  bis  39  einige 
charakteristische  Hypokausten  in  perspektivischer  Zeichnung  wiederzugeben 
und  zwar  in  der  Meinung,  daß  sich  mit  Hülfe  einer,  selbst  weniger  guten 
Zeichnung  der  Leser  leichter  als  durch  die  umfassendste  Beschreibung  zu- 
rechtfinden kann.  Zunächst  will  ich  die  bis  jetzt  in  der  Bürgerlichen  Nieder- 
lassung aufgedeckten  Hypokausten  behandeln  und  dann  die  des  Kastells 
anschließen. 


203)  Vergl.  Die  mittelalterlichen  Heizvorrichtungen  im  Ordenshause  Marienburg.  Zeit- 
schrift für  Bauwesen,  Berlin  1870. 

204j  Vergl.  Mittheilungen  der  k.  k.  Centralkommission  in  Wien,  1857. 

2«^)  Durch  ein  Versehen  sind  die  Figuren  dieser  Tafel  im  V^erhältnis  von  1 :  200, 
anstatt  1 :  100,  hergestellt. 


250 


Technische  Ergebnisse. 


H  y  p  o  k  a  u  s  t  e  11   der   Bürgerlichen    Niederlassung. 

In  dem  auf  Seite  125  besprochenen  Langbau  sind  bereits  drei  Boden- 
heizungen erwähnt,  von  denen  eine  gut  erhalten  und  vollkommen  ausgebildet 
ist;  sie  kann  daher  als  Muster  eines  Pfeilor-Hypokaustum  gelten  und  soll 
deswegen  unter  Zugrundelegung  der  geometrischen  Zeichnungen  (Tafel  XIV, 
XVII,  XIX)  und  der  perspektivischen  Ansicht  (Textfig.  37)  hier  ausführlich 
besprochen  werden. 


^XV>: 


Fig.  37.    Pfeiler- Hypokaustum  in  der  Bürgerlichen  Niederlassung. 


oDWi»  iimi,cJiiUBT. 


1.  Wie  schon  S.  109  bemerkt,  war  diese  Heizung  durch  einen  späteren 
Überbau  verdeckt  und  gehörte  demnach  einer  früheren  Zeit  an ;  sie  hat  auch 
mehrfache  Ausbesserungen,  wie  sie  an  vielen  Bauten  der  Saalburg  vor- 
kommen, erfahren,  doch  zeigt  ihre  Konstruktion,  daß  sie  einheitlich  her- 
gestellt war.     Die  Anlage  erregt  durch   verschiedene  Erscheinungen,   die  an 


Heizungsanlagen  —  Hypokausten.  251 

anderen  derartigen  Bauten  nicht  in  so  ausgeprägter  Form  vorkommen,  unser 
Interesse,  nämlich: 

1.  durch  die  Eisenblöcke,  die  das  Feuerloch  bilden; 

2.  durch  eine  seitliche  Luftzuführung; 

3.  durch  einen  in  der  Mauer  befindlichen  Kamin; 

4.  durch  einen  Einsteigschacht  im  Estrichboden,  und 

5.  durch  zusammengestellte,  aus  Heizkacheln  gebildete  Pfeiler,  welche 
den  Fußboden  tragen. 

Von  dem  Bau  (Textfigur  37)  1,50  m  abgerückt,  liegt  der  1,30  auf  1,40  m 
große  und  0,80  m  tief  in  den  Boden  versenkte  Vorraum  (praefurnium)  A,  zu 
welchem  zwei  27  cm  hohe  Stufen  hinabführen.  Gegenüber  öffnet  sich  das 
Feuerloch  a  b  c,  36  cm  hoch  und  18 — 20  cm  breit;  es  ist  aus  drei  schmied- 
eisernen Blöcken  (Tafel  XXXX VII,  Nr.  7  und  7  a)  und  einer  Basalt-Fußplatte 
zusammengesetzt;  die  ersteren  sind  37,  45  und  50  cm  lang  und  mögen  alle 
etwa  25  :  25  cm  dick  gewesen  sein,  sind  aber  durch  die  Einwirkung  der  Hitze 
bei  der  schlechten  Zusammenschweißung  der  Masse  abgebröckelt  und  in 
ihrer  Stärke  verringert  worden.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  stammen  sie 
von  großen  Eisenblöcken,  wie  solche  S.  237  erwähnt  und  als  Amboße  be- 
zeichnet sind  (Tafel  XXXXVII,  Nr.  1 — 5),  deren  Bruchstücke  dann  von  den 
Römern  in  dieser  Weise  benutzt  wurden. 

Nach  diesem  Feuerloch  a  b  c  folgen  zwei  elliptisch  ausgebauchte  back- 
ofenförmige  Erweiterungen  (auf  Textfigur  37  punktiert  dargestellt  und  mit 
k  l  bezeichnet),  deren  eine  noch  außerhalb  des  Gebäudes  liegt  und  mit  großen 
Basaltsteinen  und  Erde  überdeckt  ist.  In  diesem  Räume,  den  der  Handwerker 
auch  «Wolf»  nennt,  waren  die  Holzkohlen  aufgeschüttet  und  entzündet.  Man 
erkennt  aus  dieser  Vorrichtung  das  Bemühen  der  Römer,  die  strahlende  Glut 
der  Kohlen  von  den  Ziegelpfeilern,  die  dadurch  gelitten  hätten,  entfernt  zu 
halten  und  nur  die  heißen  Gase  sich  zwischen  ihnen  verbreiten  zu  lassen. 

Der  untere  Boden  des  Heizraumes  steigt  vom  Schürloch  bis  zu  den 
gegenüberliegenden  Rauchabzügen;  diese  Steigung  haben  alle  —  Kanal-  wie 
Bodenheizungen  —  gemeinsam.  Vitruv  (V,  10,  2)  sagt  schon,  daß  der  untere 
Ziegelplatten boden  —  bei  uns  besteht  derselbe  aus  Estrich  —  so  angelegt 
werden  müsse,  «daß  ein  dort  geworfener  Ball  nicht  innerhalb  des  Raumes 
liegen  bleiben  kann,  sondern  von  selbst  wieder  zur  Ofenmünduug  zurückrollt, 
sodaß  die  Flamme  leichter  unter  dem  schwebenden  Boden  herumstreichen 
kann».  Dieses  Prinzip  wird  bei  Anlage  von  Centralheizungen  auch  jetzt  noch 
befolgt.  Das  eigentliche  Hypokaustum  besteht  aus  6  mal  8  Pfeilern,  wobei 
einige  Untermauerungen,  die  aus  dem  Plane  (Tafel  XVII)  ersehen  werden 
können,  nicht  eingerechnet  sind.  Die  Pfeiler  haben  eine  durchschnittliche 
Höhe  von  74  cm  und  bestehen  außer  einer  quadratischen,  30  cm  großen  und 
5  cm  dicken  Fußplatte  und  einer  gleichen  Kopfplatte  aus  zwölf  Ziegeln  von 
20  :  26  cm  Seitenlänge  und  5  cm  Dicke  ^*^*^),  doch  sind  auch  einzelne  derselben 

2"")  Die  Größe  und  Pierstellung  unserer  Hypokausten  -  Pfeiler  stimmen  genau  mit 
den  Angaben    Vitrms   überein,    er   sagt   darüber  V,  10,  2:    «Man   führe   aus   achtzölligen 


252  Technische  Ergebnisse. 

aus  kleineren  Ziegeln,  wie  aus  Ziegelbruchstücken  zusammengesetzt.  Die 
merkwürdigsten  Pfeiler  sind  aber  die,  welche  am  nördlichsten  Ende  (mit  m 
bezeichnet)  in  einer  Gruppe  von  neun  Stück  stehen.  Sie  wurden  scheinbar 
als  Ersatz  für  regelrechte  Ziegelpfeiler,  zu  welchen  vielleicht  nicht  gejiügend 
Material  zur  Stelle  war,  und  welches,  wie  schon  bei  den  Ziegeln  (S.  191)  angeführt 
wurde,  von  entlegeneren  Ziegelöfen  beschafft  werden  mußte,  aus  aufrecht 
stehenden  Heizröhren  zusammengestellt.  Sie  sind  mit  Backsteinbrocken  und 
Mörtel  ausgefüllt  und  außer  durch  Fuß-  und  Kopfplatte  noch  durch  einige 
Ziegel  erhöht,  um  das  gleiche  Niveau  mit  den  anderen  zu  bekommen  (vergl. 
hierzu  die  Details  auf  Tafel  XIX,  Nr.  10  und  11).  Von  Pfeiler  zu  Pfeiler, 
die  etwa  25 — 35  cm  weit  auseinanderstehen,  liegen  50 — GO  cm  große  und 
5  cm  dicke  Ziegelplatten,  Ihre  Oberfläche  ist  meist  mit  den  schon  öfters  be- 
sprochenen Riefelungen  versehen,  um  dem  Estrich,  der  hier  15  cm  stark  ist, 
einen  festen  Halt  zu  geben.  Er  überzieht  den  ganzen  Boden  und  hat  nur 
bei  h  i  ein  50  :  50  cm  großes  Einsteigeloch,  in  welchem  eine  ebenso  große 
Sandsteinplatte  lag,  welche  in  der  Mitte  mit  einem  Loch  versehen  ist,  durch 
welches  man  einen  Knebel  mit  Seil  zum  Aufheben  derselben  stecken  konnte. 
Diese  Einsteigöffnung  hatte  sicherlich  nur  den  Zweck,  Reinigungen,  vielleicht 
auch  Reparaturen  bequemer  vornehmen  zu  können.  Die  Platte  wurde  nach 
Beendigung  derselben  wieder  eingesetzt  und  mit  Lehm  oder  Mörtel  verschmiert. 
Rings  um  den  Heizraum  zieht  ein  Kanal,  der  wegen  des  Vorsprungs  am 
Mauersockel  einen  anderen  Querschnitt  hat  als  die  Zwischenräume  der  Pfeiler. 
Aus  ihm  steigen  sieben  mit  Ziegeln  umkleidete  Röhren  (r)  auf,  von  denen 
fünf  einen  Querschnitt  von  14:  14  cm  und  die  zwei  in  den  hinteren  Ecken 
einen  solchen  von  1 4  :  24  cm  haben.  Diese  Kacheln  standen  nur  wenig  über 
der  Estrichoberfläche  hervor,  und  die  heißen  Gase  konnten  durch  deren  Off"- 
nungen  unmittelbar  in  den  Wohnraum  ausströmen.  Der  in  die  Wand  ein- 
gebaute, oben  schon  als  Kamin  erwähnte  Schacht  (f  g)  ist  durch  eine  Zunge 
in  zwei  Abteilungen  getrennt  und  noch  einen  Meter  hoch  in  der  Mauer  er- 
halten; er  scheint  durch  diese  bis  nach  dem  Dache  oder  über  dasselbe  hinaus 
geführt  gewesen  zu  sein.  Als  Rauchabzug  kann  dieser  Kamin  kaum  gedient 
haben;  dazu  waren  die  vor  der  hinteren  Wand  nebeneinander  aufgesetzten 
sechs  Kacheln  (n)  bestimmt,  die  auch  folgerichtig  der  Einfeuerung  gegen- 
überstehen. Der  besagte  aufsteigende,  gekuppelte  Kamin  aber,  der  direkt 
über  dem  Boden  eine  Öffnung  hat,  kann  meines  Erachtcns  nur  den  Zweck 
gehabt  haben,  einerseits  die  am  Boden  niedergegangene  schlechte,  andererseits 
bei  einer  etwaigen  Überheizung  des  Bodens  die  verbrauchte  Luft  aufzusaugen 
und  den  Raum  zu  ventilieren. 


Ziegeln  Pfeiler  auf,  die  so  angeordnet  sind,  daß  zweifüßige  Ziegelplatten  darüber  gelegt 
werden  können;  die  Pfeiler  aber  sollen  zwei  Fuß  Höhe  haben  und  mit  Thon,  der  mit 
Haaren  geknetet  ist,  aufgemauert  sein;  darüber  lege  man  zweifüßige  Ziegel  platten,  welche 
den  Estrich  tragen». 

Die  Mischung  von  Lehm  und  Kuhhaaren  wird  auch  heute  nocli  bei  der  Zusammen- 
setzung unserer  Öfen  vorgenommen,  weil  durch  die  Beimischung  der  Haare  das  Reißen 
des  Lehms  verhindert  wird. 


Heiziingsanlagen  —  Hypokausten.  253 

Eine  andere  Einrichtung,  die  mit  Ziegelplatten  verkleidete  Öffnung  (u), 
giebt  uns  bei  diesem  Hypokaustum  einen  weiteren  Anhalt  dafür,  daß  die 
römischen  Heizungen  eine  ganz  vorzügliche  Ventilation  hatten,  eine  Einrichtung, 
die  unbedingt  nötig  war,  sollten  die  unterirdischen  Heizungen  ihren  Zweck 
ganz  erfüllen,  und  die,  wie  festgestellt  wurde,  auch  an  allen  größeren  Anlagen, 
vornehmlich  an  der  Villa  (Tafel  XV),  vorhanden  ist.  Diese  Ventilation  ent- 
spricht ganz  unseren  modernen  Anordnungen,  die  bei  den  Caloriferen  üblich 
sind ;  es  wird  daselbst  dem  Räume,  in  welchem  durch  eiserne  Ofen  die  Hitze 
erzeugt  und  aufgespeichert  ist,  von  außen  durch  einen  besonderen,  sogenannten 
«kalten  Luftkanab^  frische  Luft  zugeführt,  die,  erwärmt,  immer  wieder  durch 
das  Einströmen  von  kalter  Luft  nach  oben  gedrängt  und  in  die  mit  Klappen 
versehenen  Offnungen  der  zu  heizenden  Räume  mit  einem  gewissen  Druck 
ausmündet.  Auf  diese  Weise  werden  die  Wohnungen  nicht  allein  erwärmt, 
sondern  auch  ventiliert.  Genau  nach  demselben  Prinzipe  waren  die  römischen 
Hypokausten  angelegt,  nur  war  die  Erwärnmng  des  Heizraumes  eine  bessere, 
da  dieselbe  mittels  Ziegel  oder  Steinpfeiler  bewirkt  wurde  und  nicht,  wie 
es  jetzt  geschieht,  durch  eiserne  Platten  und  Röhi'en,  die  bei  einer  zu 
starken  Feuerung  leicht  überhitzt  werden,  sodaß  die  Luft  verdorben  wird. 
Bei  den  Ziegel-  und  Estrichböden  war  dies  weniger  der  Fall,  doch  konnten 
auch  diese  bei  übermäßigem  Heizen  und  bei  plötzlichem  Eintritt  wärmeren 
Wetters  zu  heiß  werden,  was  verhütet  werden  mußte.  Dieser  Zweck  wurde, 
wie  es  scheint,  dadurch  erreicht,  daß  durch  die  oben  erwähnte  Öffnung  d  e 
dem  Hypokaustum  frische  Luft  zugeführt  wurde,  die  bald  eine  Abkühlung 
bewirken  mußte.  Auch  ist  anzunehmen,  daß  nach  dem  Erlöschen  des  Feuers 
das  Schürloch  zur  Einführung  frischer  Luft  diente,  wie  bei  den  einfacheren 
Kanalheizungen,  wo  der  kalte  Luftzug  fehlt.  Daß  die  Zuführung  frischer 
Luft  überhaupt  für  gute  Funktionierung  der  römischen  Bodenheizungen  er- 
forderlich war,  ist  sicher.  Mit  welcher  Vorsicht  und  Sachkenntnis  die  Römer 
dafür  sorgten,  zeigt  die  Einrichtung  unseres  Hypokaustum  und  diejenige  der 
Villa  (Tafel  XV,  Z  und  D).  So  suchte  man  beispielsweise  eine  direkte  Ein- 
strömung der  Luft  von  außen  zu  vermeiden,  indem  man  diese  durch  eine 
Kammer  und  einen  Kanal  nach  dem  Heizraume  führte  (Textfigur  37),  aber 
hier  den  Zug  durch  eine  bei  q  angegebene  Zumauerung  einschränkte,  der 
einströmenden  Luft,  wie  durch  Pfeile  angedeutet  ist,  einen  Umweg  anwies 
und  ihr  dadurch  ein  Hindernis  entgegensetzte.  Die  Luftöffnungen,  wie  die 
Schürlöcher,  waren  verschließbar;  an  der  Saalburg  benutzte  man  dazu  Ziegel- 
oder Steinplatten,  in  Pompeji  haben  sich  eiserne  Schieber,  manchmal  auch 
Thüren,  die  mit  Klobenbändern  augeschlagen  waren,  gefunden. 

Die  besprochene  Heizung  hat  den  Vorzug,  daß  sie  durch  die  vor  die 
Mauer  gestellten  und  mit  Putz  überzogenen  Kacheln  mit  dünnen  Wandungen, 
die  unter  sich  durch  seitliche  Öffnungen  verbunden  waren  und  als  Rauch- 
abzüge (Schornsteine)  dienten,  ebenso  wie  unsere  Ofenröhren  eine  rasche  Er- 
wärmung des  Zimmers  herbeiführte;  durch  die  Ziegelpfeiler  und  den  den 
ganzen  Raum  überspannenden  Estrich  wurde  die  Wärme  lange  gleichmäßig 


254  Technische  Ergebnisse. 

erhalten  ^*'^);  durcli  die  in  denselben  eingemauerten  und  nur  wenig  über  den 
Boden  vorstehenden  Kacheln  (r)  war  man  in  der  Lage,  nach  Erlöschen  des 
Feuers  je  nach  Erfordernis  Wärme  zuzulassen;  durch  die  Zuführung  kalter  Luft, 
die  direkt  durch  den  Schacht  (u)  und  indirekt  durch  die  Kachelöftnungcn  (r) 
zu  bewirken  war,  konnte  die  Temperatur  jederzeit  reguliert  werden.  Es  steht 
daher  wohl  außer  Frage,  daß  ein  solches  Hypokaustum,  wie  überhaupt  alle 
-derartigen  Anlagen  —  genau  wie  unsere  modernen  Caloriferen  —  auch  in 
heißer  Jahreszeit  für  die  Zuführung  frischer  Luft,  d.  h.  für  die  Ventilation, 
benutzt  werden  konnten. 

2.  In  der  Verlängerung  des  vorbeschriebenen  heizbaren  Raumes  und 
unter  demselben  Dache  liegt  ein  2,40  m  langes  und  5  m  breites  Gemach 
(Tafel  XIV,  Fig.  I,  b),  in  welchem  der  Feuerkasten  eingesenkt  ist,  und  welches 
vielleicht  außer  dem  schon  besprochenen  Zwecke  einer  Luftzuführung  auch 
als  Fraefurninm  für  das  Zimmer  a,  das  nur  durch  Feuerkanäle  geheizt  war, 
gedient  hat. 

3.  Auf  der  gegenüberliegenden  Ostseite,  zu  demselben  Bau  gehörig, 
liegt  eine  strahlenförmige  Kanalheizung  (d),  die  an  der  Nordseite  den  Feuer- 
herd mit  einer  noch  erhaltenen  Lehmsteinmauer  (Tafel  XVIII,  Nr.  6,  6  a  und 
Gb),  welche  durch  das  Ofenfeuer  allmählich  ziegelartig  gebrannt  wurde,  nach 
einer  Seite  hin  abschloß.  Das  System  solcher  Kanalheizuugen  wird  bei  den 
Hypokausten  des  Kastells,  wo  sich  einige  noch  in  gutem  Zustande  befinden, 
näher  dargelegt  werden. 

4.  Wenige  Meter  nördlich  vor  letzteren  Räumen,  doch  noch  in  der  Um- 
schließung des  S.  125  beschriebenen  Baues,  sind  Reste  von  Heizkanälen  ge- 
funden worden,  die  in  ihrem  Mittelpunkte  in  eine  quadratische  Kammer  zu- 
sammenlaufen (Tafel  XIV,  Fig.  I,  f);  an  der  nördlichen  Wand  des  Gemaches 
waren  noch  elf  nebeneinanderstehende  Heizröhren  eingemauert. 

5.  Die  zunächst  hieran  grenzende  Villa  war  mit  Ausnahme  der  Vorhalle, 
des  Bades  und  der  Küche  mit  Pfeilerhypokausten  versehen.  Hahel,  der  sie 
185G  aufgedeckt  hat,  fand  die  Heizungen  sehr  zerstört,  da  die  Bauern  der 
Umgegend  die  für  sie  sonst  schwer  zu  beschaffenden  Ziegelplatten  zum  Be- 
legen ihrer  Hausfluren  und  zum  Bau  ihrer  Backöfen  gut  brauchen  konnten, 
sie  deshalb  in  den  letzten  Jahrhunderten  geraubt  und  dabei  die  für  uns  so 
wichtigen  Einrichtungen  vollständig  zerstört  hatten.  Indes  gelang  es  Hahel 
doch  noch,  eine  Anzahl  Ziegel  an  ihren  ursprünglichen  Plätzen  zu  finden, 
sodaß  es  möglich  war,  die  Einteilung  der  Pfeiler  feststellen  zu  können  (vergl. 
Tafel  XV).  Er  führt  in  seinen  Notizen  folgende  Militärstempel,  die  dort 
bei  den  Grabungen  erhoben  wurden,  an:  Leg.  VIII,  Coli.  IUI  Vind.,  Coh.  II li. 
und  den  Privatzieglersterapel  Consius.  Auch  war  es  noch  möglich,  an  den 
Wänden,   wo   die   Höhenlage   des   schwebenden  Estrichbodens   noch   zu  er- 


207)  wrjg  lange  gich  die  Wärme  in  dickem  Estrich  und  Mauerwerk  erhält,  sehen  wir 
am  besten  bei  dem  Ziegel-Feldbrand.  Die  in  großen  Haufen  (s.  S.  189)  aufeinandergesetzten 
Lehmsteine  kühlen  sich  erst  10  bis  12  Tage  nach  dem  Brennen,  d.  h.  nach  <lem  Erlöschen 
des  Feuers,  soweit  ab,  daß  die  Steine  verarbeitet  werden  können. 


Heizungsanlagen  —  Hypokausten. 


255 


kennen  war,  die  Höhe  der  Pfeiler  mit  79  cm  zu  bestimmen ;  die  Pfeilerplatten 
hatten  21  cm  im  Quadrat. 

Von  den  anderweitigen  Heizvorrichtungen  sind  im  Boden  versteckt  nur 
die  für  die  Luftzuführung  bestimmten  Kanäle  mit  vorliegender  Kammer 
(Tafel  XV,  D  und  Z)  auf  uns  gekommen.  Die  von  der  letzteren  ausgehenden 
zwei  Kanäle  vereinigen  sich  bei  D  zu  einem  Strang,  der  nach  den  Heiz- 
räumen der  Villa  führt.  Das  lichte  Maß  der  beiden  ersteren  beträgt  47  :  88 
und  dasjenige  der  letzteren  55:110  cm  (Tafel  XVIH,  Nr.  9).  Diese  Anlage, 
die  öfters  als  Wasserabfluß  angesprochen  wurde,  hatte  meines  Erachtens  den- 
selben Zweck,  wie  die  schon  bei  dem  Hypokaustum  Nr.  1  beschriebene,  den 
der  Zuführung  frischer  Luft.  Gut  erhaltene  Schürlöcher,  die  mit  Basalt  um- 
stellt und  gewölbt  waren,  sind  auf  Tafel  XV  mit  X  angegeben;  im  Übrigen 
ist  Alles,  soweit  es  noch  zu  bestimmen  war,  auf  derselben  Tafel  aus  den 
dazu  gehörigen  Durchschnitten  A — B,  C — D,  E — F  und  G — H  zu  ersehen; 
auch  ist  manches  auf  diese  Heizung  Bezügliche  bei  der  Beschreibung  des 
Villenbaues  S.  118  bereits  gesagt. 


Ansicht. 


S  chiiitt  a  -  b  - 


Grundriss  der  oberen  KachelröKren . 


B    *"•  ^&^6^^3A^fe*^^efeteQAS 


1-ri-i   I   i   L-Li- 
-1  0  1  i 

Grundriss  der  unteren  Kach.elrö"hre 


^chnlU  c-cl 


Fig.  38.    Kanal-Hypokaustum  iu  der  Bürgerlichen  Niederlassung. 


6.   Die    schon   früher  S.  122   erwähnten   älteren  Baureste,    die    sich    an 
der   nordwesthchen   Seite   unter   der  Villa    fanden,    haben   eine   interessante 


256  Technische  Ergebnisse. 

Heizung  bewahrt,  die  etwas  von  den  sonst  vorkommenden  Systemen  abweicht, 
sodaß  ein  spezielles  Eingehen  auf  ihre  Konstruktion  erforderlich  scheint.  Auf 
Tafel  XV  ist  sie  bei  W  mit  punktierten  Linien  angedeutet  und  auf  der  Text- 
figur 38  durch  Grundrisse,  Schnitte  und  eine  perspektivische  Ansicht  er- 
läutert. Das  in  dem  Feuerherde  H  angefachte  Feuer  durchzog  sich  kreuzende, 
aus  Mauerwerk  hergestellte  Kanäle  K  (28  cm  breit,  40  cm  hoch),  die  wohl 
besondere  Rauchabzüge  hatten;  25  cm  hinter  den  Kanälen  im  Mauer- 
werke M  selbst  befanden  sich  zwei  übereinanderliegende  Reihen  von  Iloiz- 
kacheln  {Textfigur  38,  f  und  f^)  und  zwar  in  zwei  verschiedenen  Größen: 
12:12:30  cm  und  13:13:28  cm.  Der  untere  Kachelstrang  war  nach 
dem  Feuerherde  H  bei  f  geöffnet,  sodaß  ihm  direkte  Wärme  zuströmte,  die 
wolil,  wie  an  anderer  Stelle  besprochen,  nach  dem  zu  heizenden  Zimmer  ab- 
zog. Der  darüberliegende  Strang  dagegen  war  weder  mit  dem  Feuerherde 
noch  mit  den  unteren  Heizröhren,  jedoch  auch  nicht  fortlaufend  in  sich 
verbunden,  sondern  öfters  durch  quer  dazwischen  liegende  Kacheln  unter- 
brochen, sodaß  er  nur  den  Zweck  einer  indirekten  Erwärmung  gehabt  haben 
kann.  Die  oberste  Kachelreihe  war  nur  mit  einer  dünnen  Estrichschicht 
überzogen,  wodurch  sich  eine  rasche  p]rwärmung  des  Fußbodens  bewirken 
heß.  Außerdem  hatte  diese  Einrichtung  den  Vorteil,  daß  sie  eine  angenehmere, 
gleichmäßigere  Temperatur  nach  dem  Räume  hin,  besonders  für  den  Fuß- 
boden, abgab.  Diese  Kacheln  vertraten  im  Grunde  genommen  den  Estrich 
der  Kanal-  und  Pfeilerhypokausten,  aber  auch  die  sonst  in  den  Wänden  an- 
gebrachten Heizröhren.  Jedenfalls  verdient  diese  Heizanlage  Beachtung, 
und  es  würde  sich  für  unsere  heutige  Heiztechnik  schon  empfehlen,  nach 
den  dort  gegebenen  Gesichtspunkten  eine  weitere  Ausbildung  derselben  zu 
versuchen. 

7.  Die  im  Kaufhaus  liegende  Bodenheizung  ist  bereits  S.  124  erwähnt; 
sie  war,  nach  dem  gewölbten  Schürloch  und  den  übrigen  Resten  (Textfigur  19,E 
und  F)  zu  schließen,  nach  dem  System  der  Pfeilerhypokausten  hergestellt. 
Besondere  Vorrichtungen  für  Zuführung  von  frischer  Luft  ließen  sich  nicht 
nachweisen;  diese  scheint  durch  das  Schürloch  bewerkstelligt  worden  zu  sein. 

8.  Im  weiteren  Gebiete  der  Bürgerlichen  Niederlassung  sind  vielfach 
Überreste  von  Heizanlagen  gefunden  worden,  von  denen  ich  nur  die  auf 
Tafel  Xni  eingezeichneten,  M  und  N,  noch  anführen  will;  erstere  (M)  sind 
ziemhch  umfangreich,  liegen  aber  größtenteils  unter  der  nach  Obernhain 
ziehenden  gestückten  Landstraße;  eine  Aufdeckung  ist  deshalb  zur  Zeit  aus- 
geschlossen. Die  andere  Anlage  (N),  direkt  über  dem  Gräberfelde,  an  dem 
nach  dem  «Fröhlichen-Mannskopf»  führenden  Wege,  wurde  bereits  von  Neuhuf 
(S.  127  und  128)  ausgegraben  und  hatte  nach  seineu  Notizen  Pfeiler  aus 
Sandstein,  die  in  ihren  Abmessungen  den  Ziegelpfeilern  gleich  waren.  Es 
ist  dieses  an  der  Saalburg  bis  jetzt  das  einzige  Hypokaustum  mit  Sandstein- 
pfeilern, 


Heizungsanlagen  —  Hypokausten. 


257 


Fig.  39.    Kombiniertes  Pfeiler-  und  Kanal-Hypokaustum  im  Kastell. 


Hypokausten    im   Kastell. 

9.  Im  Rücklager  des  Kastells  befinden  sich  in  drei  Gebäuden  (Tafel  IV, 
G,  G2  und  H)  ein  Pfeilerhypokaustura,  zwei  Kanalheizungen  und  ein  Hypo- 
kaustum,  welches  die  beiden  Heizungsmethoden  in  sich  vereinigt.  Das  letztere 
ist  gut  erhalten  und  auf  Tafel  VIII,  Nr.  4  im  Grundrisse  und  4a  im  Schnitte 
geometrisch,  in  der  obenstehenden  Textfigur  39  perspektivisch  dargestellt. 

In  der  Mitte  des  heizbaren  Zimmers  liegt  (Textfigur  39,  a  b  c  d)  ein  2  m 
im  Quadrat  großer  und  70  cm  tiefer  Kaum  (Pfeilerhypokaustum),  in  welchen 
der  Feuerzug  M  mündet  und  von  dem  sieben  Heizkanäle  —  n,  o,  p,  q,  r,  s,  t  — 
strahlenförmig  ausgehen.  Die  fünf  vorwärts  laufenden  Züge  enden  jeder  in 
einer  in  die  Mauer  eingelassenen  Heizröhre  (e,  f,  g,  h,  i),  während  die  beiden 
rückläufigen  in  den  Ecken  rechts  und  links  mit  senkrecht  stehenden  Heiz- 
kacheln (k — 1)  verbunden  sind,  welche  vor  die  Mauern  ragen  und  mit  dem 
Fußboden  aufhören.  Die  fünf  Röhren  waren  zweifellos  in  den  Wänden  nach 
oben  fortgesetzt  und  führten  den  Rauch  ab;  sie  dienten  aber  zugleich  auch 
zur  Heizung  des  Zimmers,  das  sie  vermöge  ihrer  dünneu  Wandungen  rasch 
erwärmten.  Sie  hatten  zusammen  einen  Querschnitt  von  5  (7  cm  X  12  cm)  = 
420  qcm,  was  im  Vergleich  mit  unseren  jetzigen  Einrichtungen  einem  Schorn- 
steine von  20  :  21  cm  entsprechen  würde.  Ein  solcher  würde  auch  vollständig 
für  die  Heizung  des  in  Frage  kommenden  Raumes  von  ca.  70  cbm  aus- 
reichen. Die  Einfeuerung  geschah  durch  das  Schürloch  S,  das  mit  Basalt 
eingefaßt  ist.  Die  Röhren  in  den  Wänden,  die  mit  der  inneren  Wandfläche 
in  gleicher  Flucht  standen,  hatten  nur  einen  dünnen  Verputz  und  gaben  da- 
durch ebenso  schnell  wie  die  Bodenkanäle,  die  nur  mit  Ziegelplatten  und 
dünnem  Estrich  bedeckt  waren,  kurz  nach  dem  Anzünden  des  Feuers  Wärme 
nach  dem  Räume  hin  ab.  Nachdem  das  Feuer  erloschen  war,  konnten  die 
beiden  nach  dem  Zimmer  hin  sich  öffnenden  und  mit  Schiebern  ver- 
schlossenen Kacheln  in  Thätigkeit  treten  und  die  im  Pfeilerhypokaustum  a  b  c  d 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  17 


258  Technische  Ergebnisse. 

und  den  Bodenkanälen  n,  o,  p,  q,  r,  s,  t  angesammelte  Wärme  direkt  nach 
dem  Gemache  führen.  Kalte  frische  Luft  konnte  dazu  von  dem  zu  öffnenden 
Schürloche  S  oder  selbst  durch  die  mittlerweile  von  Rauch  befreiten  Kamine 
e,  f,  g,  h,  i  eintreten. 

Im  Übrigen  findet  auch  für  diese  kombinierte  Heizanlage  Alles,  was 
bei  der  Beschreibung  der  Hypokausten  der  Bürgerlichen  Niederlassung  bereits 
gesagt  ist,  Anwendung. 

10.  An  der  Ostseite  desselben  Gebäudes  H  (Tafel  IV)  liegen,  durch  zwei 
Käume  ziehend,  die  Reste  eines  Pfeilerhypokaustums,  die  bei  ihrer  185ö  durch 
Ilahd  erfolgten  Aufdeckung  noch  ziemlich  gut  erhalten  waren,  aber  bald 
darauf  zerstört  wurden,  sodaß  jetzt  nur  noch  die  Heizanlage  an  den  Kammern 
mid  dem  Estrich  in  denselben  zu  erkennen  ist. 

11.  Das  kleine,  im  westlichen  Teile  der  lietentura  gelegene  Bauwerk  G 
hat  eine  Kanal-  oder,  wie  man  auch  sagen  kann,  eine  Kreuzheizung.  Der 
von  60  cm  dicken  Mauern  umschlossene  Raum  mißt  4,25  :  3,90  m  (Tafel  VIII, 
Nr.  5  und  5a);  sein  Boden  ist  nicht  hohl  und  mit  kleinen  Pfeilerchen  unter- 
mauert, sondern  es  ziehen  in  Form  eines  Andreaskreuzes  Heizkanäle  unter 
demselben  her,  deren  Mittelpunkt  mit  einem  nach  dem  Feuerraume  führenden 
Kanal  in  Verbindung  steht.  Dieser  Feuerraum  ist  regelrecht  mit  Ziegeln 
umschlossen  und  ausgeplättet;  es  scheint  über  demselben  ein  Vorbau  aus 
Holz  gestanden  zu  haben.  Die  Kanäle  sind  aus  Quarzitmauerwerk,  das  mit 
Lehm  verputzt  war,  hergestellt  und  haben  einen  Querschnitt  von  30  auf  40  cm ; 
sie  sind  mit  Ziegelplatten  überdeckt  gewesen,  welche,  ebenso  wie  der  zwischen 
den  Kanälen  liegende  Boden,  mit  Estrich  überzogen  waren.  In  den  beiden, 
dem  Praefurnium  entgegengesetzten  Ecken  befinden  sich  abgerundete,  30  cm 
weite  Öffnungen,  die  wohl  als  Kamine  in  die  Höhe  gingen ;  in  der  Ecke  links 
neben  dem  Schürloch  ist  durch  eine  viereckige  Thonkachel  eine  Öffnung  ge- 
bildet, der  entsprechend  wohl  auch  auf  der  anderen  Seite  eine  solche  gewesen 
sein  wird,  die  aber  beim  Aufgraben  im  Jahre  1802  unbeachtet  blieb;  wenigstens 
ist  nicht  erklärlich,  wie  ohne  eine  solche  die  Wärme  aus  dem  Kanal  nach 
dem  Zimmer  hätte  gelangen  können.  Nach  Allem  scheint  auch  bei  dieser 
Anlage  das  bereits  unter  Nr.  9  besprochene  Prinzip  der  Konstruktion  zu 
Grunde  gelegen  zu  haben. 

12.  Die  wenige  Schritte  nördlich  davon  befindliche  Heizung  hatte  eine 
ähnliche  Bauart;  ihre  Spuren  lagen  tief  im  Boden  versteckt,  was  darauf  hin- 
zudeuten scheint,  daß  sie  aus  einer  früheren  Bauperiode  stammte.  Dieses 
Hypokaustum  (Tafel  VIII,  Nr.  6  und  6  a)  zeichnet  sich  durch  seinen  wohl- 
erhaltenen, mit  Backsteinen  geplätteten  Feuerherd,  durch  die  abweichende 
Anordnung  der  Feuerzüge  und  das  mit  einem  starken  Eisenstück  (Tafel 
XXXXVII,  Nr.  6  und  6  a)  gedeckte  Schürloch  aus. 

Ehe  ich  die  Besprechung  der  Hypokausten  des  Vorderlagers  beendige, 
komme  ich  noch  einmal  auf  die  schon  S.  96  erwähnte  Anlage  GS  die  zwar 
nicht  zum  Heizen,  aber  zur  Trockenhaltung  des  betreffenden  Raumes  bestimmt 
■war,   zurück.     Diese,  Tafel  VIII,  Nr.  7  und  7  a  dargestellte  Konstruktion  be- 


Heizungsanlagen  —  Hypokausten.  259 

steht  darin,  daß  unter  dem  Fußboden,  der  hier  aus  Platten  bestanden  haben 
muß,  vier  Pfeiler  aus  gewöhnlichen  Bruchsteinen  aufgemauert  sind,  die  rings- 
um freiliegen  und  durch  eine  Öffnung  (o)  in  der  Mauer  mit  der  Außenluft 
beständig  in  Verbindung  stehen,  was  eine  Unterkellerung  ersetzt.  Dieses  Ver- 
fahren wird  heute  zur  Herstellung  gesunder,  nicht  unterkellerter  Wohnräume, 
Krankenbaracken  etc.  vielfach  angewandt.  Im  Homburger  Mineralquellen- 
Gebiete,  östlich  von  dem  Elisabeth -Brunnen,  ist  eine  römische  Villa  aufge- 
graben worden,  die  ähnlich,  aber  in  vorzüglicher  Weise  mit  Pfeilerchen  aus 
je  drei  20  cm  im  Quadrat  großen  Ziegelplatten  hergestellt  ist,  die  auf  Estrich 
ruhen  und  mit  einem  solchen  überdeckt  sind.  Diese  Einrichtung  fand  sich 
in  tadellosem  Zustande  und  hatte  lediglich  den  Zweck,  die  Räume  der  Villa, 
die  wohl  nur  zum  Sommeraufenthalt  diente,  trocken  und  gesund  zu  erhalten ^°^). 

13.  und  14,  Die  im  Praetorium  bei  W  und  X  (Tafel  IV)  gelegenen 
Bauwerke  waren  ebenfalls  mit  Kanalheizungen  versehen,  die  nach  ihrer  Kon- 
struktion und  Anordnung  den  unter  9  und  12  beschriebenen  analog  sind. 
Die  mit  W  bezeichnete  ist  als  die  interessantere  auf  Tafel  VIII,  Nr.  3  und  Sa, 
abgebildet.  Wie  man  aus  dem  Grundrisse  ersieht,  liegt  das  Hypokaustum 
unter  zwei  Zimmern;  die  Heizkanäle  sind  sehr  geschickt  gelegt,  und  die 
massigen  Pfeiler  hatten  wohl  außer  dem  Zweck  der  Unterstützung  des  Fuß- 
bodens noch  denjenigen,  die  Wärme  für  längere  Zeit  zurückzuhalten. 

15.  Auf  das  im  Soldatenlager  befindliche  Pfeilerhypokaustum  ist  bereits 
an  verschiedenen  Stellen  hingewiesen  und  darüber  auf  S.  91  das  Haupt- 
sächlichste gesagt  worden.  In  seiner  Konstruktion  entspricht  es  der  unter 
Nr.  1  besprochenen  Heizanlage,  hat  aber  nicht  wie  diese  für  die  Erwärmung 
einer  Wohnung,  sondern  für  die  Bäder,  über  die  im  nächsten  Kapitel  Einiges 
mitgeteilt  werden  soll,  gedient. 

Die  von  Hahel  Ende  der  fünfziger  Jahre  aufgedeckten  sechs  Hypokausten 
Nr.  5,  9,  10,  11,  13,  14  wurden  allmählich  durch  die  Unbilden  der  Witterung 
und  durch  Menschenhand  zerstört,  sodaß  es  schwierig  war,  die  Einrichtungen 
noch  genau  zu  erkennen.  Durch  die  in  meinen  Besitz  gekommenen  genauen 
Aufnahmen  des  Ingenieurs  K.  Rothamel  war  es  aber  doch  möglich,  verschiedenes 
jetzt  Verschwundene  wieder  zu  ergänzen  und  ein  Bild  der  einstigen  Anlagen 
zu  rekonstruieren. 

Schließlich  sei  noch  angeführt,  daß  bei  den  Erhaltungsarbeiten  der 
Hypokausten  die  geraubten  und  zerschlagenen  Ziegelplatten  und  Heizkacheln 
durch  neue  ersetzt  wurden.  Sie  sind  von  der  Firma  VüUroy  &  Boch  in 
Mettlach  und  Fh.  Holzmann  in  Frankfurt  den  Saalburgfunden  nach- 
gebildet und  vorzüglich  hergestellt  worden  und  zwar  derart,  daß  sich  diese 
modernen  stets  von  den  Originalen  leicht  unterscheiden  lassen.  In  derselben 
vorsichtigen  Weise  wurden  auch  die  Restaurationen  der  Heizungen  selbst 
vorgenommen,  sodaß  auch  in  Zukunft  dem  Forscher  Gelegenheit  bleibt,  sich 
zu  unterrichten. 


208)  Vergl.  Seite  118  und  Anmerkung  107. 

17* 


260  Technische  Ergebnisse. 

Weitere  Hypokausten  dürften  sich  wohl  kaum  noch  in  dem  bis  jetzt 
nicht  ausgegrabenen  kleineren  Teile  des  Kastells  finden,  wohl  aber  in  der 
noch  weniger  durchforschten  Bürgerlichen  Niederlassung;  so  ist  dieser  Tage 
—  Juni  1896  —  eine  Heizung  etwa  70  m  südlich  vom  Forum  entdeckt 
worden,  die  weiteren  Aufschluß  über  die  interessanten,  immer  noch  nicht 
genügend  erkannten  Anlagen  geben  dürfte. 

An  dieser  Stelle  mögen  auch  noch  einige  Mitteilungen  über  die  Er- 
zeugung und  Erhaltung  des  Feuers  Platz  finden. 

Das  erste  von  Menschenhand  entzündete  Feuer  kann  kaum  anders  als 
durch  Reibung  hervorgerufen  worden  sein.  Die  alten  Schriftsteller  erwähnen 
verschiedene  Arten  von  Feuerzeugen,  deren  sich  die  Römer  bedient  haben; 
auch  sie  sollen  u.  A.  durch  Reiben  mit  Holz  gegen  Holz  und  durch  Schlagen 
mit  Stein  gegen  Stein  Feuer  gewonnen  haben.  Das  erstere  Verfahren  wird, 
wie  uns  Reisende  erzählen ,  noch  heute  von  unkultivierten  Volksstämmen 
geübt  und  besteht  vornehmlich  darin,  daß  ein  an  einem  Ende  zugespitzter 
Holzstab  senkrecht  in  ein  anderes  Holzstück,  in  welches  ein  Loch  vorge- 
bohrt ist,  gesteckt  und  schnell  zwischen  den  Handflächen  gedreht  wird ,  bis 
sich  jenes  durch  die  Reibung  entzündet.  Über  die  eigentliche  Handhabung 
der  römischen  Feuerzeuge  erfahren  wir  so  viel  wie  nichts;  Plinhis  und  Andere 
sprechen  von  der  Feuerbereitung  nur  als  von  einer  wohlbekannten  Thatsache, 
sodaß  es  scheint,  als  ob  die  obengenannten  F'euerzeuge  überhaupt  für  das 
tägliche  Leben  nicht  allgemein  in  Anwendung  gekommen  wären  und  man 
sich  das  unentbehrliche  Feuer  und  Licht  mit  weniger  Mühe  beschafl't  habe. 

Zunächst  ist  anzunehmen ,  daß  das  Verfahren ,  Feuer  mit  Stahl  und 
Feuerstein  (Flint)  zu  erzeugen,  den  Römern  wohlbekannt  gewesen  ist;  auch 
eine  Stelle  bei  Plinius^^^)  macht  dies  wahrscheinlich.  Die  an  der  Saalburg 
gefundenen  Feuersteine  (Tafel  XXXH,  Nr.  5  und  7),  die  in  Form  und  Größe 
denjenigen,  die  heute  noch  von  den  Waldarbeitern  zum  «Feuerschlagen» 
benutzt  werden,  ähnlich  sind ,  sowie  die  dort  erhobenen  Feuerstähle  dürften 
es  bestätigen.  Von  Letzteren  haben  sich  allerdings  bis  jetzt  nur  wenige  ge- 
funden, dagegen  scheint  der  römische  Schiebeschlüssel  (Tafel  XXXXIV, 
Nr.  7  —  14),  der  in  der  Regel  gestählt  ist,  mit  den  scharfen  Kanten  seines 
Griffs  das  hauptsächlichste  Werkzeug  zum  «Feuerschlagen»  gewesen  zu  sein; 
ein  damit  angestellter  Versuch  hat  die  Möglichkeit  solcher  Verwendung 
ergeben.  Es  liegt  deshalb  der  Gedanke  nahe,  daß  bei  Flinius  (vergl.  Anm. 
209)  der  Nagel  [clavus]  mit  dem  Schlüssel  {clavis)  verwechselt  ist,  da  ein  Nagel 
zum  Feuerschlagen  zu  weich  und  seiner  Form  nach  kaum  handlich  ist. 
Ob  Schwamm  (Zunder)  zur  Entzündung  benutzt  wurde,  ist  schwer  zu 
sagen;  die  Schwefelstückchen ^^*'),   die  in  einem  Fraefurnium  lagen,   sprechen 

»0»)  Plinius  XXXVI,  30:  «Die  Feuersteine  sind  den  Lagerspionen  höchst  nötig, 
denn  sie  geben  mit  einein  Nagel  {clavus)  oder  mit  einem  anderen  Steine  zusammen- 
geschlagen Funken,  die  in  Schwefel,  trockenem  Schwamm  oder  in  Blättern  aufgefangen, 
schneller,  als  man  sagen  kann,  Feuer  erzeugen». 

'"°)  Auch  in  einem  Limesturme  (auf  der  Strecke  Grauer  Berg— Saalburg)  ist  ein 
Schwefelstückchen  gefunden  worden;  vergl.  Limesblatt  Nr.  11,  S.  324. 


Bäder.  261 

für  ihre  Verwendung  zu  diesem  Zwecke.  Doch  ist  niclit  ausgeschlossen,  daß 
Schwefel  auch  zum  Bestreichen  von  Hölzchen  (als  Zündhölzchen)  oder  zur 
Herstellung  von  Fackeln,  überhaupt  zur  Übertragung  des  Feuers,  gedient  hat. 

Mindestens  ebenso  wichtig  als  die  Erzeugung  des  Feuers  war  die  Er- 
haltung und  Verabreichung  desselben  an  jeden,  der  darum  bat  —  im  Alter- 
tum etwas  ganz  Gewöhnliches  und  allgemein  Gebräuchliches ^^^).  Ober- 
studieurat  Dr.  Plank  berichtet  in  seiner  interessanten  Abhandlung  «Die 
Feuerzeuge  der  Griechen  und  Römer»  ausführlich  darüber^^^)  und  giebt 
Belegstellen  für  diesen  bei  den  Römern  geübten  Brauch  an.  Das  ewige 
Feuer  auf  dem  Stadtherde  und  im  Vestatempel  scheint,  wie  PlanJc  Seite  1 
richtig  annimmt,  «ursprünglich  die  Bestimmung  gehabt  zu  haben,  den  Bürgern 
einen  nie  versiegenden  Feuerquell  für  ihre  häuslichen  und  öffentlichen  Be- 
dürfnisse zu  geben». 

Daß  man  an  der  Saalburg  und  den  andern  Römerstätten  am  Limes, 
wo  es  an  Holz  nicht  fehlte,  immer  Feuer  unterhielt  und  sich  nicht  täglich 
der  mühsamen  Feuererzeugung  unterzog,  ist  kaum  zu  bezweifeln;  man  wird 
wohl  an  einen  gemeinsamen  Feuerherd  denken  können,  wo  sich  jeder  nach 
Belieben  F'euer  holen  konnte.  An  den  fern  vom  Verkehr  gelegenen  Wacht- 
türmen  am  Limes  muß  es  ähnlich  gewesen  sein;  die  zahlreichen  Vertiefungen, 
die  in  der  Nähe  derselben  liegen  und  mit  Asche  gefüllt  sind,  weisen  darauf 
hin.  Interessant  ist  die  Beobachtung,  daß  sich  dieses  Verfahren  noch  bis  auf 
den  heutigen  Tag  erhalten  hat:  Auch  die  Arbeiter  an  der  Saalburg  —  sonst 
Waldarbeiter  —  benutzen  die  beim  Beginne  der  Arbeiten  eingerichtete  Feuer- 
stätte, solange  sie  in  der  Nähe  graben,  stets  weiter  und  erhalten  in  kälterer 
Jahreszeit  das  Feuer  selbst  über  Nacht,  indem  sie  die  abends  noch  glühenden 
Kohlen  mit  Asche  bedecken. 


7.  Bäder. 

Außer  dem  in  der  Villa  (vergl.  S.  119)  befindlichen  Einzelbade  und  dem 
schon  mehrfach  erwähnten  in  der  Praetentura  sind  bis  jetzt  Bäder  an  der 
Saalburg  nicht  zum  Vorschein  gekommen ;  doch  soll  damit  nicht  gesagt  sein, 
daß  nicht  noch  weitere  derartige  Anlagen  in  der  umfangreichen  Bürgerlichen 
Niederlassung   gefunden  werden   könnten.     Immerhin  geben   uns    die   aufge- 


2")  Auch  bei  uns  wurde,  ehe  die  bequeme  und  rasche  Art,  Feuer  zu  entzünden, 
erfunden  war,  in  den  Städten  und  Dörfern  das  Feuer  stets  erhalten  und  an  den  Nachbar 
abgegeben.  Ich  erinnere  mich  noch  aus  meiner  Kinderzeit  —  Ende  der  dreißiger  Jabre 
—  daß  in  meinem  Elternhaus  das  Feuer  auf  dem  Herde  unter  der  Asche  glimmend  er- 
halten wurde,  sodaß  es  ein  Leichtes  war,  dasselbe  mittels  eines  Blasrohrs  oder  Blasebalgs 
(Geräte,  die  in  keinem  Haushalte  fehlen  durften)  andern  Tags  wieder  rasch  anzufachen. 
Erlosch  das  Feuer,  so  entlieh  man  sich  glühende  Kohlen  beim  Nachbar,  und  es  galt 
als  eine  heilige  Pflicht,  dem  Freunde  sowohl  als  dem  Feinde  Feuer  zu  verabreichen. 

2'2)  Programm  des  Karls- Gymnasiums  in  Stuttgart,  1883—84.  Plank  giebt  auch  die 
bezügliche  Literatur  an. 


262  Technische  Ergebnisse. 

deckten  Reste  genügende  Anlialtspunkte  dafür,  daß  sicli  die  Römer  aucli  hier 
nach  ihren  lieimischen  Vorbildern,  wenn  auch  in  einfacherer  Weise,  Bäder 
eingerichtet  liatten.  Die  im  Jahre  1872  entdeckte,  aus  einer  früheren  Periode 
stammende  Badeanstalt  (Tafel  IV,  I  und  K),  welche  aus  zwei  massiven  Gebäuden 
besteht,  war  wahrscheinlich  durch  einen  Fachwerkbau  zu  einem  Ganzen  ver- 
einigt. Auf  Tafel  VIII  ist  jeder  Teil  für  sich  als  Nr.  1,  la  und  2,  2  a  in 
Grundrissen  und  Schnitt  gezeichnet.  Die  Angabe  der  Maße  und  die  Bespre- 
chung des  Grundrisses  erfolgte  bereits  auf  Seite  91;  es  soll  deshalb  hier  nur 
die  Einteilung  und  Einrichtung  der  Baderäume  ins  Auge  gefaßt  und  etwas 
näher  beschrieben  werden. 

Das  Gebäude  2  —  2a  umschließt  einen  nicht  heizbaren  Raum,  einen 
Kaltwasserbehälter,  der  in  den  Boden  eingegraben  und  mit  cementierten 
Wänden  und  ebensolchem  Boden  versehen  ist  ^'^).  Auf  dem  Letzteren 
erheben  sich  an  der  Süd-  und  Westwand  zwei  33  cm  hohe  und  44  cm  breite, 
an  der  Kante  abgerundete  Bänke.  In  den  Winkeln,  in  welchen  Boden  und 
Wände  zusammenstoßen ,  befinden  sich  wie  an  allen  ähnlichen  römischen 
Anlagen  wasserdichte  Wulste,  in  Form  von  10  cm  starken  Viertelstäben  ange- 
bracht, welche  dem  Wasserbehälter  an  den  zu  Rissen  geneigten  Stellen  eine 
größere  Dichtigkeit  geben.  Da  gemauerte  oder  steinerne  Stufen  sich  nicht 
fanden ,  so  ist  anzunehmen ,  daß  Holztreppen  zu  dem  Bassin  führten.  Zum 
Ablassen  des  Wassers  ist  in  der  Mauer  der  nordwestlichen  Ecke,  nach  welcher 
hin  der  Boden  fällt,  ein  Rohr,  dessen  Mundloch  verschließbar  war,  eingesetzt. 
Von  hier  aus  floß  das  Badewasser  nach  dem  Hauptkanal ,  der  auch  die 
Abflüsse  des  Caldarium  aufnahm  (vergl.  Entwässerungsanlagen,  S.  174).  Durch 
plötzliches  Ablassen  des  Wassers  konnte  der  Raum  Q  (Tafel  IV),  der  von  Oberst 
von  Cohausen  als  «Lafrina>  angenommen  wurde,  wirksam  gespült  werden. 

Das  erforderliche  Wasser  empfing  die  Badeanstalt  aus  einem  der  Brunnen 
des  Kastells,  wahrscheinlich  von  dem  nahe  dabei  gelegenen  Tiefbrunnen  Nr.  1 
und  zwar  entweder  durch  Herbeitragen  oder  durch  eine  auf  der  Erdober- 
fläche liegende  Holzrinne. 

Daß  der  Kaltwasserbehälter  nicht  sehr  hoch  mit  Wasser  angefüllt  war, 
ist  schon  durch  die  niederen  Bänke  angezeigt;  der  Wasserstand  mag  in  dem- 
selben kaum  mehr  als  die  Höhe  von  45  cm  erreicht  haben,  die  etwa  der- 
jenigen einer  Badewanne  entspricht.  Eine  solche  Wasserhöhe  genügte 
vollkommen  für  die  Mannschaften,  die  Sandalen  oder  die  an  der  Saalburg 
häufig  gefundenen  Carhatinae  (Schuhe  aus  einem  Stück  Leder)  trugen  und 
das  Bedürfnis  der  öfteren  Fußwaschung  hatten.  Wer  ein  kaltes  A^oUbad 
nehmen  wollte,  dem  war  dies  schon  bei  einer  Wasserhöhe  von  45  cm  durch 
Flachlegen  des  Körpers  in  dem  Behälter  möglich ;  doch  stand  auch  nichts  im 
Wege,  den  AVasserstand  höher  zu  bringen.  Im  Übrigen  pflegten  die  Römer 
ihre  Piscinae  nicht  sehr  hoch  zu  füllen.  Man  wird  deshalb  nicht  fehl  gehen, 
in  dem  beschriebenen  Gemache  das  Kaltwasserbad   oder  das  Frigidarium  zu 


*'»)  Über  die  Technik  des  Mauerwerks  und  Estrichs  vergleiche  Seite  217  und  223. 


Bäder.  263 

vermuten,  doch  könnte  dasselbe  den  Soldaten  auch  als  Waschhaus  (lavatrina) 
zur  täglichen  Reinigung  gedient  haben,  umsomehr  als  in  den  Baracken  die 
Fußböden  aus  Lehmschlag  bestanden,  die  die  Feuchtigkeit  aufsogen  und 
zurückbehielten,  also  diesem  Zwecke  wenig  dienlich  waren.  Auch  unsere 
Kasernen  haben  vielfach  gemeinschaftliche  Waschräume  für  die  Mann- 
schaften. 

Neben  dem  Kaltwasserbad  liegt  ein  2,05  m  breiter  und  6  m  langer 
Raum,  der  mit  dem  Bau  J  (Tafel  IV)  verbunden  und  zweifellos  mit  einem 
Dache  versehen  war.  Derselbe  ist  hinreichend  groß,  um  den  Badenden 
zum  Aus-  und  Ankleiden  zu  dienen  und  dürfte  als  Apodytermm  zu  be- 
trachten sein. 

Anschließend  an  dieses  liegt  der  Bau  J  (Tafel  IV  und  Tafel  VHI,  1 
und  1  a),  der  durch  eine  massive  Wand  in  zwei  Teile  getrennt  ist;  der  südhche 
war  nach  dem  Vorgefundenen  ein  Wasserbad  und  kann  für  laue  und  warme 
Bäder  benutzt  worden  sein,  er  würde  dem  Caldarium  und  auch  dem  Tcpi- 
darium  entsprechen.  Meines  Erachtens  dürfte  es  bei  dieser  Anlage  Schwierig- 
keiten gehabt  haben,  das  Wasser  stark  zu  erwärmen,  da  das  Feuer  von  dem 
Fraefurnium  aus  einen  weiten  Weg  zurückzulegen  hatte;  doch  ist  es  mit 
einem  guten  Holzkohlenfeuer,  das,  nach  den  Heizeinrichtungen  zu  schließen, 
auch  hier  zur  Anwendung  kam,  nicht  gerade  unmöglich  gewesen,  im  Bedarfs- 
falle höhere  Wärmegrade  zu  erzielen.  Dieses  zuletzt  besprochene  Warm-  oder 
Lauwasserbad  liegt  50  cm  tiefer  als  der  nördlich  daranstoßende  Raum  und 
ist  mit  diesem  durch  eine  Thüröffnung  verbunden;  man  kann  ihn  wohl  als 
Schwitzbad  (Laconicum)  annehmen.  Der  50  cm  starke,  durch  Ziegelpfeiler 
getragene  Estrichboden  nahm  die  direkt  vom  Feuerherde  kommende  Hitze 
in  sich  auf  und  konnte  sicherlich  so  stark  erwärmt  werden,  daß  das  über 
ihm  liegende,  nach  allen  Seiten  dicht  geschlossene  Gemach,  das  wohl  nur 
kümmerlich  durch  kleine  Glasfenster  beleuchtet  war,  heiß  genug  wurde,  um 
als  Schwitzbad  dienen  zu  können. 

Betrachten  wir  die  Lage  der  Räume  nach  den  Himmelsrichtungen,  so 
stimmt  sie  mit  den  von  den  alten  Schriftstellern  empfohlenen  Anordnungen 
überein:  das  warme  oder  laue  Bad  liegt  mit  seinen  Außenwänden  nach  Süd- 
west, das  Kaltbad  nach  Nordost  und  das  Schwitzbad  mit  dem  davorgebauten 
Fraefurnium  nach  Norden.  Es  ist  im  Abschnitte  VIII.  1.  (S.  66)  darauf  hin- 
gewiesen worden,  daß  unsere  Badeanstalt  ursprünglich  außerhalb  des  Erdkastells, 
d.  h.  zwischen  diesem  und  dem  Pfahlgraben  gelegen  hat,  aber  später  durch 
die  Vergrößerung  der  ganzen  Kastellanlage  in  den  Bereich  der  Befestigung 
hineingezogen  wurde.  Daß  der  Bau  nach  dieser  großen  Veränderung  noch 
als  Bad  diente,  ist  möglich,  aber  nicht  zu  erweisen.  Nur  so  viel  steht  fest, 
daß  er  von  einer  jetzt  nicht  mehr  zu  bestimmenden  Periode  ab  aufgegeben 
und  in  römischer  Zeit  teilweise  abgetragen  wurde,  was  ich  auf  Seite  90  dar- 
zulegen versucht  habe. 

Wenn  auch  die  Bäder  an  der  Saalburg  nicht  so  ausgedehnt  angelegt  und 
primitiver  ausgestattet  waren  als  die  der  großen  römischen  Städte,  wie  wir  sie  aus 


264  Tecimische  Ergebnisse. 

der  umfangreichen  Literatur'")  kennen,  so  ist  aus  dem  Erhaltenen  doch 
ersiclitlich,  daß  das  Ganze  nach  einem  gewissen  System  und  leidlich  komfortabel 
eingerichtet  war.  Auch  wurden  Gegenstände  in  und  vor  den  Gebäuden 
gefunden,  die  nur  zu  Badezwecken  gedient  haben  können,  nämlich  eine 
Pincette,  feine  Messerchen  und  vor  Allem  eine  gut  erhaltene  Strigilis  aus  Eisen, 
die  als  eines  der  wichtigsten  Geräte  im  römischen  Badewesen  gilt. 


*'*)  Eine  Zusammenstellung  der  einschlägigen  Literatur  findet  sich  bei  J.  Marquard, 
Das  Privatleben  der  Römer,  und  bei  S.  W.  Bäumer,  Über  römische  Bäder.  (Allgemeine 
Bauzoitung,  Wien  1877.) 


265 


xn. 

Die  Erhaltungsarbeiten. 


Schon  bei  den  ersten  systematischen  Ausgrabungen  in  den  Jahren  1853 
bis  1862  nahm  man  darauf  Bedacht,  die  freigelegten  Baureste  zu  schützen; 
so  wurden  zum  Beispiel  die  Hypokausten  alljährHch  im  Herbste  mit  Laub, 
Ginster-  oder  Tannenreisern  zugedeckt.  Auch  sorgte  man  für  eine  ständige 
Aufsicht,  die  dem  Förster  G.  Bender  von  Oberstedten  übertragen  wurde,  für 
welchen  anfänglich  eine  Hütte  im  Kastell,  später  ein  Haus  —  die  jetzige 
Saalburg-Restauration  —  erbaut  wurde  (siehe  S.  15).  Durch  letztere  Maßregel 
hatte  man  wohl  einigen  Schutz  gegen  Zerstörungen  durch  Menschenhände 
geschaffen,  aber  keinen  gegen  die  Witterungseinflüsse,  die  rascher,  als  man 
glaubte,  nachteilig  wurden.  Die  der  schützenden  Rasendecke  beraubten  Mauern 
bröckelten  ab  und  fielen  nach  und  nach  ein,  sodaß  sie  nach  kaum  zehn 
Jahren  stellenweise  bis  zu  zwei  Metern  an  Höhe  eingebüßt  hatten  und  da, 
wo  der  Mörtel  schlecht  war,  ganz  in  sich  zusammengesunken  waren. 

Oberst  von  Cohausen  hatte  auch  anderwärts  nach  dieser  Richtung  hin 
manche  schlimme  Erfahrung  gemacht;  er  schreibt  darüber  im  « Centralblatt 
der  Preußischen  Bau  Verwaltung»  vom  23.  August  1884  unter  Anderem  sehr 
treffend : 

«Wenn  wir  die  Überreste  des  Altertums  betrachten,  welche  wie  die  der  Eömer- 
zeit  Jahrhunderte  vom  Boden  bedeckt  und  geschützt  waren,  ehe  man  sie  zur  Unter- 
suchung ausgrub  und  ans  Tageslicht  stellte,  so  muß  man  bedauern,  wie  oft  sie  ganz 
nutzlos  ihres  Schutzes  beraubt  und  dem  Verderben  preisgegeben  wurden,  welches 
Menschen,  Nässe  und  Frost  nun  über  sie  bringen.  Billig  sollte  man,  ehe  man  der- 
artige Ausgrabungen  vornimmt,  sich  die  Fragen  vorlegen  und  bindend  beantworten 
lassen,  ob,  zu  welchem  Zweck  und  wie  nachzugraben  sei  und  was  nach  der  Aus- 
grabung für  die  Erhaltung  des  Bloßgelegten  geschehen  werde.  Wir  sind  moralisch 
nicht  berechtigt,  Denkmäler  der  Vorzeit  durch  Untersuchung  zu  schädigen,  wenn  wir 
nicht  die  Befähigung  besitzen,  dies  auf  eine  der  Wissenschaft  förderliche  Weise  zu 
thun,  wenn  wir  die  Ergebnisse  nicht  in  Bild  und  Schrift  unmittelbar  veröffentlichen 
oder  doch  in  einem  allen  zugänglichen  Archiv  niederlegen,  und  wenn  nicht  Sorge  ge- 
tragen ist,  daß  das  Denkmal  selbst  der  Nachwelt  erhalten  bleibe.  Und  doch,  wie  oft 
geschieht  von  allem  dem  das  Gegenteil,  wie  oft  wird  altem  Mauerwerk  nachgegraben 
und  nichts  daraus  gewonnen  als  die  Befriedigung  einer  unfruchtbaren  Neugierde.  Wie 
oft  selbst  geben  wissenschaftliche  Vereine   die  Mittel  zu  solchen  sogenannten  Unter- 


266  I^ie  Erhaltungsarbeiten. 

suchungen  her,  deren  Aufzeichnung  dann  hinausgeschoben  wird,  bis  niemand  mehr  sie 
machen  kann;  und  es  bleibt  von  den  mit  Eifer  begonnenen,  mit  Opfern  ausgeführten 
Arbeiten  nichts,  als  ein  Schutthaufen  und  ein  Posten  im  Rechnungsbuch.  Es  werden 
wenige  Altertumsvereine  sein,  die  sich  nicht  solche  Sünden  vorzuwerfen  haben. 

Wer  Ausgrabungen  vornimmt,  soll  sich  klar  darüber  sein,  was  er  sucht,  er  soll 
Techniker  genug  sein,  um  die  Eigentümlichkeiten  des  Mauerwerks,  des  Verputzes  und 
dergleichen  zu  beurteilen,  und  um  selbst  zu  messen  und  zu  zeichnen.  Er  darf  sich 
nicht  verhehlen,  daß  von  dem  Augenblick  an,  wo  das  alte  Gemäuer  an  das  Tages- 
licht kommt,  jeder  Vorübergehende  sich  merkt,  wo  er  im  Fall  des  Bedarfs  Steine  findet 
zu  Wegebesserung  und  Wasserdurchlässen,  zu  Grenzsteinen  und  zu  dem,  was  er  an 
seinem  Häuslein  etwa  anzuflicken  hat.  Dagegen  bleibt  der  beste  Schutz  nächst  dem 
der  Forstbehörde  und  des  Feldschützen  der,  die  ganze  Ausgrabung,  nachdem  alle 
wissenschaftlichen  Erhebungen  gemacht  sind,  wieder  mit  Boden  zu  bedecken.  So  ist 
sie  wenigstens  gegen  den  Frost  und  einigermaßen  auch  gegen  den  Raub  geschützt. 

Soll  aber  altes  Mauerwerk,  nachdem  es  vom  Boden  befreit  ist  und  vielleicht  nur 
wenige  Fuß  mehr  über  ihn  aufragt,  wirklich  ei'halten  werden,  so  ist  es  nicht  genug, 
es  verti-auensvoll  dem  Schutz  des  Publikums  zu  empfehlen  oder  selbst  einen  Wächter 
anzustellen,  sondern  man  muß  etwas  daranwenden  und  es  vor  allem  gegen  Nässe  und 
Frost  schützen.» 

Auch  an  der  Saalburg  traten  solche  Mißstände  immer  mehr  zu  Tage 
und  forderten  eine  gründliche  Abhilfe ;  sie  kam  aber  erst,  als  Kaiser  Wilhelm  I. 
sich  für  unser  Kastell  interessierte  und  Mittel  zur  Verfügung  stellte  (siehe 
S.  13—15).  So  konnten  die  Erhaltungsarbeiten  bereits  im  Jahre  1870  be- 
gonnen werden;  sie  sind  von  1873  bis  1896  in  größerem  Umfange  weiter- 
geführt worden,  indem  man  sie  auf  die  gemachten  Ausgrabungen  unmittelbar 
nachfolgen  Heß.  Ein  großer  Teil  der  freigelegten  Überreste  ist  jetzt  derart 
konserviert,  daß  deren  Bestand  für  lange  Jahre  gesichert  sein  dürfte.  Jedoch 
ist  damit  noch  nicht  genug  geschehen;  vielmehr  erscheint  eine  fortwährende 
Beobachtung  des  Zustandes  der  Baureste  unumgängUch  notwendig,  da  an 
einer,  Wind  und  Wetter  derartig  ausgesetzten  Stelle,  wie  es  die  Saalburg  nun 
einmal  ist,  jede  auch  nur  geringste  Beschädigung  der  Mauern,  wenn  sie  nicht 
in  kürzester  Frist  ausgebessert  wird,  sehr  bald  größere  Nachteile  im  Gefolge 
haben  muß. 

Die  bei  Vornahme  der  Erhaltungsarbeiten  angewandte  Methode,  die  sich 
in  dem  langen  Zeiträume  wohl  bewährt  hat  und  daher  für  ähnliche  Fälle 
empfohlen  werden  kann,  will  ich  hier  näher  beschreiben: 

Von  den  bloßgelegten  Mauern  wurden  die  obersten  Schichten,  je  nach 
ihrer  Haltbarkeit,  um  30—50  cm  abgetragen  und  zwar  immer  nur  auf  kurze 
Strecken ;  es  wurden  dabei  die  Bekleidsteine,  wie  sie  in  den  Fronten  standen, 
markiert  und  nach  rechts  und  links  niedergelegt,  sodaß  sie  beim  Aufsetzen 
mit  Einhaltung  des  Verbandes  möglichst  wieder  an  dieselbe  Stelle  kamen. 
Die  Zwischenräume  und  Fugen  der  stehen  gebliebenen  Mauern,  in  die  mit 
der  Zeit  Erde  eingedrungen  war,  wurden  sorgfältig  ausgekratzt  und  gereinigt, 
dann  mit  einem  guten  Cementmörtel  ausgefüllt  und  abgeghchen.  Alsdann 
wurden  die  abgelegten  Steine  derart  wieder  aufgesetzt,  daß  sie  oben,  je  nach 
der  Breite  der  Mauer,  eine  10—20  cm  tiefe  Mulde  bildeten  (Taf.  XVIII,  Nr.  1), 


Die  Erhaltungsarbeiten.  267 

und  zwar  ebenso  unregelmäßig,  wie  die  Mauer  selbst,  bald  hoch,  bald  tief, 
wie  es  die  zufälligen  Abtreppungen  des  alten  Mauerkammes  mit  sich  brachten. 
Die  Mulde  wurde  hierauf  mit  Cementmörtel  (1  Teil  Cement,  2  Teile  feiner, 
doch  rascher  Sand)  etwa  2  cm  dick  bis  an  die  Mauerkanten  gleichmäßig  dicht 
ausgestrichen.  Sie  wurde  darauf,  sobald  der  Cement  etwas  hart  geworden 
war,  entweder  mit  Sand  oder  mit  der  zur  Hand  liegenden  Erde  wenige  Centi- 
meter  hoch  bestreut,  damit  der  Cementverputz  nicht  allzu  rasch  eintrocknete 
und  keine  Risse  bekam,  ein  Verfahren,  welches  die  Maurer  bei  Herstellung 
von  Cementfußböden  im  Freien  stets  anwenden.  Nachdem  dann  der  Cement 
hinlänglich  fest  geworden  war,  was  etwa  in  24  Stunden  geschah,  wurde  die 
Mulde  mit  Erde  ausgefüllt  und  die  Mauerfläche  in  ihrer  ganzen  Breite  5  cm 
hoch  ebenfalls  mit  Erde  überschüttet  und  hierauf  mit  ausgestochenen  Rasen- 
stücken belegt.  Ich  habe  an  der  Saalburg  meistens  2 — 3  solcher  Schichten 
übereinanderlegen  lassen,  wodurch  ein  höherer  Untergrund  entstand,  der  den 
Gras  wuchs  beförderte  und  demselben  die  Feuchtigkeit  länger  erhielt.  In  der 
ersten  Zeit  war  zwar  ein  öfteres  Begießen  des  Rasens  erforderlich,  doch  hält 
die  Mulde,  ähnlich  wie  ein  Blumentopf-Untersatz  lange  Zeit  die  Feuchtigkeit, 
die  auch  der  Cementschicht  zu  gute  kommt  und  das  Rissigwerden  derselben 
verhindert.  Aber  nicht  allein  für  die  Erhaltung  der  in  solcher  Weise  ab- 
gedeckten Mauern  ist  die  Rasendecke  von  Vorteil,  auch  in  ästhetischer  Be- 
ziehung erzielt  man  durch  sie,  die  sich  fast  das  ganze  Jahr  hindurch  grün 
erhält,  eine  günstige  Wirkung,  die  noch  erhöht  wird,  wenn  man,  wie  dies 
an  der  Saalburg  geschehen,  in  den  Rasen  selbst  und  an  den  Mauern  Epheu, 
Immergrün  und  sedumartige  Gewächse  pflanzt ^^^).  Gerade  die  Bepflanzung 
der  Mauerreste  sollte  bei  jeder  Restauration  zur  Anwendung  kommen,  bei 
der  es  nur  darauf  ankommen  kann,  das  Alte  zu  erhalten  und  mit  seinem 
ursprünglichen  Reiz  der  jeweiligen  Landschaft  harmonisch  einzuordnen.  Er- 
gänzungsbauten dagegen,  meist  mit  großen  Kosten,  aber  ohne  die  rechte 
Liebe  zur  Sache  hergestellt,  sind  häufig  genug  dazu  angethan,  mit  ihrem 
kalten  Cementputze  das  Auge  des  Naturfreundes  geradezu  zu  beleidigen. 

Die  Textfiguren  6,  8,  10,  12,  13,  16,  17  und  18  geben  gleichzeitig  ein 
belehrendes  Bild  von  dem  Aussehen  der  an  der  Saalburg  vollzogenen  Er- 
haltungsarbeiten.   Im  Grunde  genommen  hat  uns  die  Natur  selbst  den  Weg 


2'^)  Die  an  manchen  Orten  bei  römischen  und  mittelalterlichen  Bauten  ausgeführten 
Abdeckungen  mit  Steinplatten  und  Ziegeln  sollten  nach  Ansicht  der  Königlichen  Regierung 
seiner  Zeit  auch  an  der  Saalburg  zur  Anwendung  kommen.  Trotz  der  Bedenken,  die  der  König- 
liche Konservator  dagegen  erhob,  wurde  damit  im  Jahre  1875  ein  Versuch  gemacht,  indem  man 
die  Mauern  des  Praetorium  mit  schräg  liegenden  und  überstehenden  Schieferplatten  abdeckte. 
Das  unschöne  Aussehen  und  der  lebhafte  Widerspruch,  den  dieses  auch  sonst  unrationelle 
Verfahren  von  maßgebenden  Seiten  erfuhr,  veranlaßte  die  Königliche  Regierung,  wieder 
davon  abzusehen;  sie  ließ  die  bereits  ausgeführten  Abdeckungen  beseitigen  und  bestimmte, 
daß  fernerhin  nur  nach  der  bewährten  Methode  der  Rasendeckung  verfahren  werden  sollte. 
Diesen  unangenehmen  Zwischenfall,  der  damals  vielfach  in  der  Presse  besprochen  wurde, 
durfte  ich  der  Vollständigkeit  halber  nicht  unerwähnt  lassen.  Er  gab  auch  mit  Veran- 
lassung zu  einer  kleinen  Novelle,  betitelt  «Der  falsche  Baurath»  von  Utis,  Frankfurt  1877. 


268  ^^^  Erhaltungsarbeiten. 

gewiesen,  indem  sie  im  Laufe  der  Jahrliunderte  die  in  den  Wäldern  verborgen 
gebliebenen  Baureste  mit  einer  schützenden  Rasendecke  überkleidet  hat.  Text- 
ligur  5  stellt  ein  natürlich  konserviertes,  bis  jetzt  noch  nicht  berührtes  Stück 
der  östlichen  Kastellfront  dar.  Nur  da,  wo  es  sich  gleichzeitig  um  eine  Re- 
konstruktion handelt,  ist  man  von  der  beschriebenen  Methode  abgewichen 
und  zwar  bei  dem  Aufbau  der  südwestlichen  Kastellecke,  wo  zur  Belehrung 
die  Wallmauer  mit  Brüstung  und  Zinnen  wieder  aufgerichtet  wurde  (Text- 
figur 7).  Dies  geschah  jedoch  in  vollständig  konstruktiver  Weise  mit  den 
alten  aus  den  Spitzgräben  erhobenen  Steinen  und  gutem  Mörtel,  sodaß  ein 
anderweitiger  Schutz  nicht  mehr  notwendig  ist.  Ferner  ist  man  bei  den  Hypo- 
kausten,  die  durch  Schindeldächer  gedeckt  sind,  ebenso  verfahren,  wobei  von 
einer  Raseudeckung  abgesehen  wurde,  was  auch  bei  den  Estrichanlagen  und 
Ziegelpfeilern  nicht  angebracht  erschien,  weil  dadurch  diese  interessanten  Über- 
reste den  Blicken  der  Besucher  entzogen  worden  wären.  Allerdings  sind  diese 
Dächer,  die  sich  über  den  Hypokausten  und  Baderäumen  befinden,  keine 
Verschönerung  und  beeinträchtigen  etwas  das  sonst  so  anmutige  Bild  des 
Kastells;  doch  waren  sie  nicht  zu  vermeiden,  wollte  man  die  wertvollen  Reste 
der  Heizungsanlagen  dauernd  erhalten. 

Das  Saalburggebiet  bildete  früher  einen  dichten  Wald,  und  erst  durch 
stückweises  Abholzen  ist  für  die  Arbeiten  Raum  geschaffen  worden.  Durch 
die  Abdeckung  der  Mauern  mit  Rasen  und  das  Einsäen  der  Zwischenflächen 
mit  Gras  wurde  der  Charakter  der  Umgebung  festgehalten,  wobei  man  be- 
sonderen Wert  auf  den  Fortbestand  einiger  vielhundertjähriger  Bäume  legte, 
die  im  Verein  mit  dem  alten  Gemäuer  dem  Ganzen  einen  malerischen  Reiz 
verleihen. 


269 


xin. 

Die  Funde. 


1.  Allgemeines. 

Die  Fundstücke  der  Saalburg  sind  vielleicht  nicht  so  reich,  als  man  im 
Hinblick  auf  die  nicht  ohne  Komfort  eingerichtete  Bürgerliche  Nieder- 
lassung erwarten  sollte,  auch  nicht  so  zahlreich,  als  man  bei  dem  dicht  be- 
setzten Ausgrabungsgebiete  annehmen  könnte,  aber  es  muß  bei  der  Beurteilung 
derselben  in  erster  Linie  daran  festgehalten  werden,  daß  wir  hier  eine  von 
Soldaten  bewohnte  Festung  mit  ihren  Kasernen  dicht  an  der  feindlichen 
Grenze  vor  uns  haben.  Bedenkt  man  ferner,  daß  häufige  Plünderungen  und 
Zerstörungen  auf  diesem  Gebiete  stattfanden,  so  wird  es  begreiflich,  warum 
nur  wenige  kostbare  Stücke  zurückgeblieben  sind:  Weil  Freund  und  Feind 
die  reicheren  Schätze  fortgeschafft  haben. 

Wenn  wir  auch  eine  Reihe  von  Fundstücken  besitzen,  die  an  Voll- 
ständigkeit der  Arten  nichts  zu  wünschen  übrig  lassen,  wie  die  Gruppen  der 
Werkzeuge,  Geräte,  Schuhe  u.  s.  w.,  wie  sie  in  anderen  Museen  nicht  an- 
getroffen werden,  so  haben  wir  doch  keine  Kabinetsstücke  ersten  Ranges. 
Was  aber  allen  unseren  Saalburgfunden  einen  dauernden  Wert  verleiht,  das 
ist  die  Einheitlichkeit  des  Ortes,  der  Herkunft  und  der  Zeit. 

Wir  wissen  bestimmt,  daß  alle  von  dem  einen  Gebiete  herrühren, 
dessen  Bereich  bei  der  Beschreibung  der  Bürgerlichen  Niederlassung  ange- 
geben ist;  es  wurde  deshalb  auch  absichtlich  alles  dasjenige,  was  von  den 
übrigen  Teilen  des  Taunus -Limes  oder  aus  der  Ebene  stammt,  scharf 
von  den  Saalburgfunden  getrennt,  da  sich  immer  wieder  kleine  Besonder- 
heiten nachweisen  lassen,  die  allmählich  ein  Bild  davon  geben  werden,  wie 
weit  der  Import  sich  ausgedehnt  hat  und  wo  einzelne  Fabrikationscentren 
bestanden  haben. 

Abgesehen  von  einigen  prähistorischen  Gegenständen  und  den  schon 
beim  Brunnen  Nr.  5  erwähnten  zwei  frühmittelalterlichen  Gefäßen  ist  alles 
auf  der  Saalburg  Gefundene  römischen  Ursprungs,  und  nirgends  zeigt  sich 
der   ausgesprochen    fränkische   oder  alemannische  Typus,    den  wir  aus    den 


270  l^ie  Funde. 

Gräberfunden  der  Ebene  kennen.  Wenn  man  auch  beobaclitet,  daß  Manches 
von  rein  itahschen  oder  galhsch -römischen  Formen  abweiclit,  so  ist  zu  be- 
denken, daß  ein  guter  Teil  dieser  Dinge  auf  der  Saalburg  selbst  her- 
gestellt ist,  wo  die  örtlichen  Verhältnisse,  anderes  Material  und  vor  Allem 
die  Kultur  der  in  Handelsbeziehungen  stehenden  Nachbarn,  sowie  der  ger- 
manischen Hilfsvölker,  nicht  ohne  Einwirkung  auf  die  (Gestaltung  der  Er- 
zeugnisse bleiben  konnten. 

In  der  Einleitung  ist  nachgewiesen  worden,  daß  die  Saalburg  vom  Ende 
des  ersten  Jahrhunderts  bis  etwa  zum  Jahre  280  von  den  Römern  besetzt 
war;  damit  ist  auch  die  Grenze  für  die  Datierung  der  Fundstücke  im  All- 
gemeinen gegeben.  Was  die  Zeitbestimmung  im  Einzelnen,  d.  h.  innerhalb 
dieses  Zeitraumes  anlangt,  .so  ist  dieselbe  äußerst  schwierig  und  in  den 
meisten  Fällen  ganz  unmöglich.  Ich  habe  oft  die  Beobachtung  gemacht, 
daß  Fundstücke  derselben  Art,  die  an  der  einen  Stelle  in  sehr  tiefer 
Schicht  lagen  und  den  Glauben  an  ein  höheres  Alter  erweckten,  an  einer 
anderen  Stelle  wieder  sehr  nahe  bei  der  Oberfläche  zu  Tage  kamen.  Hier- 
durch erleiden  alle  Theorieen  über  Scherben  und  Stempel  eine  beträchtliche 
Einschränkung. 

Es  mag  darum  ein  für  alle  Mal  darauf  hingewiesen  werden,  daß  die 
Bodenbildung  auf  der  Saalburg  wie  in  den  Limeskastellen  überhaupt  nicht  nach 
bestimmten  geologischen  Gesetzen  vor  sich  ging,  wo  jede  Periode  eine  fast 
gleich  hohe  durchgehende  Schicht  ablagert,  in  welcher  die  charakteristischen 
Leitfossilien  sorgsam  eingebettet  sind,  und  daß  auch  nicht  jede  Schuttlage  in 
gleicher  Höhe  abgeglichen  ist  wie  etwa  die  Lagen  eines  Estrichbodens.  Es  ist 
immer  daran  festzuhalten,  daß  wir  in  unserem  Fundgebiete  die  Folgen  wüster 
Zerstörung  und  unregelmäßigen  Zusammensturzes  vor  uns  haben,  und  daß 
da,  wo  eine  Wiederausgleichung  der  Trümmerhaufen  in  römischer  Zeit  ge- 
schah, diese  nur  insoweit  vorgenommen  wurde,  als  praktische  Gesichtspunkte 
eine  rasche  und  planmäßige  Einebnung  mit  der  Schaufel  verlangten.  Wie 
w^it  bei  solchen  Arbeiten  der  Schutt  hin-  und  hergebracht  und  das  Unterste 
zu  oberst  gekehrt  wurde,  ist  bei  der  Besprechung  des  Kastells  mehrfach  dar- 
gethan  worden.  Die  Zeitbestimmung  von  Fundstücken  allein  auf  das  Vor- 
kommen in  einer  bestimmten  Schicht  zu  basieren,  ist  deshalb  bedenklich 
und  oft  die  Quelle  archäologischer  Irrtümer  geworden. 

Schließlich  mag  noch  betont  werden,  daß  bei  den  Grabungen  oft  sehr 
schwer  festzustellen  ist,  ob  man  gewachsenen,  d.  h.  Naturboden,  oder  auf- 
gefüllten Grund  vor  sich  habe.  Dies  gilt  besonders  von  Vertiefungen,  die 
zur  Römerzeit  offen  standen,  also  von  Brunnen  und  Gräben.  Hier  ist  schon 
früher  der  Boden  so  sehr  zusammengeschwemmt  worden,  daß  er  den  Anschein 
erweckt,  als  sei  er  gewachsen,  und  so  leicht  zu  Täuschungen  führt. 


Die  Inschriften.  271 

2.  Die  Inschriften. 

(Tafeln  XXIV,  XXVI,  LXXIII-LXXIX  und  Textfiguren  40-51.) 

Der  folgende  Abschnitt  enthält  sämtliche  auf  der  Saalburg  ausgegrabenen 
inschriftlichen  Aufzeichnungen,  geordnet  nach  dem  Materiale,  welchem  sie 
aufgeschrieben  sind;  und  zwar  befinden  sie  sich  auf  Stein  (Sandstein  und 
Basalt),  auf  Ziegeln  (Stempel  und  Graffite),  auf  Gefäßen  aus  gewöhnlichem 
Thon  und  Terra  sigillata  (Stempel  und  Graffite),  auf  Metall  (Gold,  Bronze, 
Eisen,  Blei)  und  auf  Thonschiefer,  Holz,  Glas  und  Leder, 

Zum  erstenmal  veröffentlichte  Bramhach,  corp.  inscript.  Rhen.  (Nr.  1424 
bis  1431),  die  bis  1862  gefundenen  Inschriften,  Dr.  J.  Beclcer  ergänzte  sie  in 
den  Nassauer  Annalen  1874,  Bd.  XLII,  und  Dr.  Ä.  Hammeran  hat  in  dankens- 
werter Weise  die  von  1874  bis  1885  erhobenen  und  auch  die  vorher  ge- 
fundenen Steininschriften  nach  einer  gründlichen  Untersuchung  kritisch  be- 
handelt und  in  der  Westdeutschen  Zeitschrift  1885  (Bd.  IV)  pubUziert,  wobei 
manche  irrige  frühere  Lesart  korrigiert  wurde.  In  der  folgenden  Zusammen- 
stellung ist  ein  Auszug  aus  dieser  trefflichen  Arbeit  gegeben  und  das  gesamte 
bis  zum  Frühjahr  1896  auf  der  Saalburg  erhobene  inschriftliche  Material 
durch  meinen  Sohn,  den  Kgl.  Regierungsbaumeister  Heimich  Jacohi,  binzu- 
gefügt  worden. 

A.  Inschriften  auf  Stein. 

Die  Steininschriften  befinden  sich  alle  auf  Votivdenkmälern,  sei  es  auf 
der  gewöhnlichen  Ära  oder  der  Basis  einer  Geniusstatue;  viele  sind  nur  auf 
Bruchstücken  erhalten.  Ihre  Anzahl  ist  eine  verhältnismäßig  große,  wenn  auch 
manche  nur  in  Bruchstücken  auf  uns  gekommen  sind,  die  so  recht  das  er- 
sichtlich machen,  was  bei  den  Bildwerken  über  die  Zerstörung  und  Zerstreuung 
der  Steindenkmäler  gesagt  ist.  Sie  befinden  sich  mit  Ausnahme  des  im 
Weißen  Turme  des  Homburger  Schlosses  eingemauerten  Votivsteiues  alle 
im  Saalburg-Museum. 

Besonders  zahlreich  sind,  wie  auch  Hammeran  a.  a.  O.  hervorhebt,  die 
Kaiserinschriften;  er  glaubt,  deren  acht  annehmen  zu  dürfen.  Sie  sind 
teils  im  Kastell,  teils  außerhalb,  eine  sogar  dicht  am  Pfahlgraben  erhoben  worden. 

In  noch  größerer  Anzahl  sind  die  Votivinschriften  vertreten,  welche 
der  Fortuna,  dem  Merkur,  dem  Genius  der  Centurie,  eine  vermutlich  dem 
Genius  loci  und  in  mehreren  Exemplaren  dem  orientalischen  Jupiter  Dolichenus 
gewidmet  sind.  Letztere  sind  alle  an  der  Stelle  gefunden,  wo  das  Mithraeum 
vermutet  wird. 

Auffallend  ist,  daß  unter  den  dedizierenden  Truppenteilen  die  XXII.  Legion 
nicht  vorkommt,  während  doch  ihre  Truppenstempel  so  außerordentlich  häufig 
sind.  Der  Coh.  IIIL  Vind.  ist  vielleicht  eine  Inschrift  zuzuweisen ,  da- 
gegen hat  die  Coh.  IL  Raet.  viele  Spuren  hinterlassen.  Wir  zählen  jetzt  acht 
(vielleicht  neun)  Inschriften  von  dieser  Truppe.    Hammeran  hebt  dies  bereits 


272 


Die  Funde. 


liervor  und  weist  nach,  daß  unsere  Coh.  IL  Raet.  mit  dem  Beinamen  C.  R. 
{civt'um  Bomanorum,  bei  Nr.  7  mit  dem  Zusatz  Antonimana)  in  Obergermanien 
eine  andere  sei  wie  die  gleichnamige  in  Raetien,  und  daß  sie  auf  der  Saalburg 
ihre  ständige  Garnison  hatte.  (Vergl.  auch  die  Anmerkung  zu  den  Zicgel- 
stcmpeln  der  l^ieter,  unter  B.  I.  l.  c.) 


I.  Kniscrinschriften. 

1.    Fragment,  längliclics  schmales  Seitenbruchstück  eines  großen  Sandstein- 
blocks; der  linke  Rand  der  Schriftseite  erhalten. 
Gefunden  1855  im  Praetorium. 
Maße:  12:55:52  cm. 
Buchstabengröße:  6  cm. 
Material:  Sandstein. 


Zu  lesen  ist: 
L.  SeptimfioJ  Sevcro  PfioPJ. 


Sandsteinblock  mit  Dübelloch,  der  als  Sockel  eines  Holzpfostens  im 
Peristyl  des  Praetorium  verwandt  war.  Der  ganze  Stein  muß  hoch 
gewesen  sein,  da  die  beiden  äußeren  Seiten  erhalten  sind. 

Gefunden  1881  im  Praetorium. 

Maße:  34  :  41 :  15  cm. 

Größe  der  besonders  schönen  Buchstaben:  9  cm. 

Material:  Sandstein. 


Zu  lesen  ist:  [ajug.  coh.  II  Rad(orum) 
c(ivium)  r(omanorum).  Der  Kaisername  ist 
nicht  zu  bestimmen. 

(Abbildung  des  Steins  auf  Taf.  XXIV, 

Nr.  8.) 


Große  Dedikationsinschrift  auf  3  Blöcken,  die  ebenfalls  später  als  Sockel 
gedient  haben. 

Gefunden  am  19.  Juni  1855  im   zweiten   Hofe  des  Praetorium   von 

Hahel]  der  letzte  Block  1881. 
Maße:  links  oben  51:40:40,   rechts  oben:  40:31:36,  hnks  unten: 

41  :  41  :  41  cm.     Gesamthöhe:  94  cm. 
Größe  der  Buchstaben:  in  den  beiden  obersten  und  untersten  Zeilen 

je  6  cm,  in  den  übrigen  5^2  cm. 
Material:  Sandstein. 


Die  Inschriften. 


273 


Zu  lesen  ist :  Imp.  Ca[e]s. 
[di]vi  Hadri(ani)  f[i]l.  divi 
Trai(ani)  Pa[r]thici  nep(oti) 
div[i]  Nervae  pronep(oti)  T. 
Ae[lio]   Hadri(ano)    A[nto- 
ninjo  Aug(usto)  [Pio  ponti] 
f(ici)max(imo)  [trihim(iciae)] 
pot(estatis)  II  cofs  II  cos] 
desig(nato)  III  [P.  P. . . .  J 
coh(ors)  II  Rafctorum  ...  .7. 
«Dem  Herrscher  (und)  Kai- 
ser, des  göttlichen  Hadrianus 
Sohn,  des  göttlichen  Traja- 
nus,  des  Parthikers,  Enkel, 
des  göttlichen Nerva Urenkel, 
dem  Titus  Aelius  Hadrianus 
Antoninus     Augustus 
P  i  u  s ,      Oberpriester ,      im 
zweiten  Jahre  seiner  tribu- 
nizischen  Amtsgewalt,  zum 
zweiten  Male  Konsul,   zum 
dritten  Male    vorausgewählter   Konsul,   Vater   des  Vaterlands  .  .  .  .,    die 
zweite  Cohorte  der  Raeter  (0.  B.  Römischer  Bürger?)». 
Kaiser:  Antoninus  Pius.    " 
Zeit:  139/140  n.  Chr. 
Die  zwei  früher  gefundenen  Steine  nahm  Becker  als  zu  zwei  verschiedenen 
Inschriften  gehörig  an;  Hammeran  hat  sie  zuerst  richtig  zusammengestellt. 
Die  Inschrift  ist  bis  jetzt  die  älteste,  die  am  ganzen  Limes  gefunden  ist. 

Drei  Bruchstücke,  früher  zum  Teil  mit  der  obigen  Inschrift  zusammen- 
gebracht; nach  Hammeran  bilden  sie  eine  Kaiserinschrift  für  sich. 
Gefunden  im  Jahre  1877. 

Maße:  Hnks  12 :  8  :  9,  rechts  oben  30  :  12  :  12\/2,  unten  13  :  8  :  6  cm. 
Größe  der  Buchstaben:  Zeile  1  =  672  cm,  die  übrigen  6  cm. 
Material:  Sandstein. 

Zu  ergänzen  ist: 
imp.  caes.  di  Nl 
hadriani  f.  DI 
Yi  traiani  ^  AR 
Thici  nep.  d  1 
vi  Nervae  pro  NE 
p  .  .  .  . 

Kaiser:  T.  Aelius  Hadrianus  Antoninus  Pius. 
Zeit:  138—161. 

Jacobi,  Das  Römcrkastell  Saalbnrg.  18 


274 


Die  Funde. 


5.  Sieben  kleinere  Bruchstücke,  die  nach  der  Größe  der  Buclistaben  und 
dem  Materiale  zusammengehören ;  mit  Ausnahme  von  Nr.  3  lauter  Rand- 
stücke. Aus  dem  Worte  Procos.  schließt  Ilammcran  auf  eine  Kaiser- 
inschrift. Die  dedizierende  Kohorte  ist  vielleicht  die  Cohors  IUI.  Vinde- 
licorum;  in  einer  Zeile  etwa  20  Buchstaben. 

Gefunden  zwischen  1855  und  1857  durch  llabcl  im  Kastell. 

Maße  der  einzelnen  Stücke:  a.  9  :  13  :  7,  b.  12  :  20  :  9,  c.  15  :  21  :  5, 
d.  25  :  20  :  20,  e.  21  :  34  :  IG,  f.  16  :  17  :  5,  g.  9  :  lOV'a  :  9V2  cm. 

Buchstabengrößc:  oberste  Zeile  5,8,  die  übrigen  5,0  cm. 

Material:  Basalt. 


Nach  Hamm  er  an 
ist  vermutungsweise 
zu  lesen: 
[«m/>.  caes.  m.  aurel^ 
SE[t'er]0  AL[e 
xanä\RO  •  P[/o  Fe- 
lici]  .... 

Kaisername:  Seve- 

rus  Alexander  (?). 

Zeit:  222—235  (?) 


G.    Bruchstück,  dessen  rechte  Seitenfläche  sichtbar  ist;  in  jeder  Zeile  standen 
etwa  7 — 9  Buchstaben. 

Gefunden  im  Mai  1875  in  der  Praetentura,    in   der  Nähe   der  Porta 

praetoria. 
Maße:  24:30:  21  cm. 
Größe  der  Buchstaben  der  drei  oberen  Zeilen:   3,6  cm,    der  vierten: 

3,3  cm. 
Material:  Sandstein. 

Zu  lesen  ist:  [genijo  locfij  in  h(onorem)  d(omus) 
d(ivinae),  pr[o  sajluie  imp 

In  der  dritten  Zeile  stehen  die  Buchstaben: 
IMPPL  (mit  M  ist  ein  I  und  ein  P  ligiert);  es  wäre 
deshalb  zu  ergänzen:  =  imp(cratorum)  L(ucii)  [Sept.] 
Severi.  Die  Beziehung  auf  Septimius  Severus  ist 
wahrscheinlich. 


Die  Inschriften. 


275 


7.  Inschriftstein  im  Schloßhofe  zu  Homburg,  an  der  Nordseite  des  Weißen 
Turmes  auf  Befehl  des  Landgrafen  Friedrich  Jacob  eingemauert.  Die 
Inschrift  ist  eine  der  besterhaltenen  und  interessantesten,  auch  wohl  die 
zuerst  gefundene.  Zum  ersten  Male  ist  sie  publiziert  bei  Elias  Neuhof, 
Abgefaßte  Briefe,  Erstes  Stück,  Homburg  v.  d.  H.  1747. 

Nach  sorgfältiger  Reinigung  ist  von  Hammeran  festgestellt,  daß  auf 
der  linken  Seite,  Zeile  2 — 7,  kein  Buchstabe  fehlt,  sowie  daß  rechts 
höchstens  ein  Buchstabe  in  jeder  Zeile  weggefallen  ist.  11  Zeilen  sind 
sicher. 

Nach  Neilhof  1723  an  der  Saalburg,  wahrscheinlich  in  der  Nähe  des 

Gräberhauses  (S.  122),  gefunden. 
Maße:  106:74  cm;  Dicke,  da  eingemauert,  unsicher. 
Größe  der  Buchstaben:  5 — 5^/2  cm. 
Material:  Basalt, 


Zu  lesen  ist:  [imjp(eratori) 
caes(ari)  m(arco)  [aur(elio)] 
antonino  pio  [fejlicfi]  ang- 
(usto)  pontiffici]  max(imo) 
hritan(mco)  m[ax(imo)J  par- 
ihico  m[ax(imo)  tjribunic(iae) 
potc[s]tatis  X  Vco(n)s(uli) 
II [I]  p(atri)  p(atriae)  p[r]o- 
co(n)s(uli)  coh(ors)  [II  rae- 

t(orum)]  antonini[(ana) 
c(ivium)]  r(omanorum)  [de] 
Vota  numi[ni]  ei[ujs  .  .  .  c 
«Dem  Herrscher  und  Kaiser 
Marcus  Aurelius  Anto- 
ninus,  dem  Frommen,  dem 
Glücklichen,  dem  Erhabenen, 
dem  Oberpriester,  dem  größ- 
ten Sieger  über  die  Britan- 
nen und  Parther,  im  15.  Jahre 
seiner  tribunizischen  Gewalt, 
zum  dritten  Mal  Konsul,  dem 
Vater  des  Vaterlandes,  dem 
Prokonsul,    hat   die   zweite 

Kohorte   der  Raeter,   die  antoninische,   seiner  Majestät   ergeben,   diesen 

Denkstein  errichtet.» 
Im  Gegensatz  zu  früheren  Kommentaren  ist  die   dedizierende  Kohorte 

als  die  II.  Kohorte   der  Raeter   und   nicht  als    die  IUI.    der  Vindelicier 

von  Hammeran  nachgewiesen;  der  Beiname  derselben  «Antouiniana»    er- 

18* 


276  Die  Funde. 

scheint  hier  zum  ersten  Male.  Das  Ende  der  letzten  Zeile  ergänzt  Ilam- 
meran  vermutungsweise  als  C(il{on(iis)  und  S  als  mcrat. 

Kaiser:  Marcus  Aurelius  Antoninus,  gewöhnlich  mit  dem  Beinamen 
Caracalla. 

Zeit:  212. 

H.    Zwei  Bruchstücke,  die  jedenfalls  zu  einer  Inschrift  gehören;    der  Rand 
ist  nirgends  erhallen,  die  Schrift  nachlässig. 
Gefunden  1877. 

Maße:  14  :  15  :  5  und  20  :  17  :  8  cm. 
Buchstabengröße  ungleich. 
Material:  Sandstein. 

Zu  lesen  in  dem  Stück  auf  der  linken 
Seite:  (c)oh;  in  dem  auf  der  rechten:  ang. 
hrii(annicns).  Darnach  der  Kaiser  Commodus 
oder  Septimius  Scverns;  nach  der  schlechten 
Schrift  auch  Sevcri4S  oder  Caracalla.  Zeit: 
III.  Jahrhundert. 

Längliche,  profilierte  Basis,  enthält  die  letzte  Zeile  einer  großen  Votiv- 
inschrift. 

Gefunden  1856  von  Habel  gleichzeitig  mit  dem  Münzfunde  östlich 
vom  Kastell. 

Maße:    13  :  53  :  7  cm. 

Buchstabengröße:  4\'2  cm. 

Material:  Sandstein. 

Zu  lesen  ist:  EIVS.  VSLLM. 
Kaiser  und  Zeit  unbestimmt. 


II.  Totivinschriften. 

10.  Votivstein  der  Fortuna  (Zeichnung  s.  Taf.  XXIV,  Nr.  4).  Die  best- 
erhaltene Inschrift,  die  sich  besonders  durch  schöne  und  sauber  ge- 
arbeitete Buchstaben  auszeichnet. 

Gefunden  am  15.  August  1854  als  Bedeckung  eines  Kanals  an  der  Villa, 
erhoben  in  Gegenwart  des  Landgrafen  Ferdinand  am  29.  Sept.  1854. 
Der  Stein  war  so  eingemauert,   daß  die  Schrift  nach  unten  lag. 
Zur  Einmauerung  dienten  zum  Teile  Backsteine  der  VIII.  Legion. 
Interessant  ist  die  Bemerkung  Habeis,  daß  die  Buchstaben  rot  aus- 
gefüllt waren. 
Maße:  103  :  50  :  25  cm. 
Buchstabengröße:  6\'2  cm. 
Material:  Sandstein. 


Die  Inschriften. 


277 


Zu  lesen  ist: 

FORTVNAE 

C-MOGILLO 

NIVS.PRISC 

ANVS.PRA 

EF-CoH.II.RA^E 

C.R.V-S.L.L.M. 

«Der  Fortuna  löst  Gaius  Mogillonius  Priscanus,  Praefekt  der 
zweiten  Kohorte  der  Raeter,  der  Römischen  Bürger,  sein  Gelübde  gern 
und  freudig  nach  Gebühr.» 

Hervorzuheben  ist  hierbei  das  Cognomen  der  Truppe  als  Cives 
Bomani,  sowie  daß  entgegen  allen  früheren  Lesarten  und  der  oben 
citierten  Abbildung  nach  genauer  Untersuchung  des  Steines  in  der 
3.  Zeile  kein  I  am  Ende  steht;  der  Name  des  Dedikanten  lautet  also 
Priscanus. 

Zeit,  nach  der  Schrift  zu  urteilen:  Beginn  oder  Mitte  des  2.  Jahr- 
hunderts. 

11.    Bruchstück   eines   Altars,    wahrscheinlich   der   Fortuna   gewidmet;    der 
Rand  ist  nirgends  erhalten. 
Gefunden  von  Hahel  1855. 
Maße:  38  :  39  :  29  cm. 
Buchstabengröße:  6^4  cm. 
Material:  Sandstein. 


In  der  ersten  Zeile  steht  jedenfalls  Forttmae, 
darunter  Sextius,  welche  beide  die  Breite  des 
Steines  einnehmen.  In  der  dritten  Zeile 
könnte  nach  Hammeran  vielleicht  an  ex 
exacto  cons.  gedacht  werden.  Doch  dürfte 
jetzt  nach  Auffindung  des  Nymphensteins 
(siehe  Nr.  41)  als  ziemlich  sicher  Victor 
zu  lesen  sein.  Sextius  Victor  wird  dort  als 
Praefekt  der  Raeter  erwähnt  und  ist  wahr- 
scheinlich derselbe  wie  hier.  Auch  Hammeran  hatte  den  Stein  den 
Raetern  zugeschrieben.  Zu  lesen  ist  demnach:  fforjtunafej  [SJextiufsJ 
[ViJctofrJ  [PJra[efJ(ectus)  und  dann  coh.  IL  Baet.  Das  Vorkommen 
der  Liniierung  der  Zeilenreihe  ist  sonst  für  christliche  Inschriften  der 
Frankenzeit  am  Rheine  und  in  Gallien  charakteristisch.  (Es  entspricht 
übrigens  auch  jetzt  noch  dem  Handwerksgebrauche,  die  Linien  mit  der 
Spitze  eines  Meißels  zu  ziehen,  da  eine  farbige  Bezeichnung  durch  den 
Staub  und  die  Benässung  des  Steines  bei  der  Bearbeitung  verschwindet ; 
allerdings  bleiben  solche  Linien  nicht  sichtbar.) 


278 


Die  Funde. 


12.    Votivsäule  mit  Insclirifttafel ;  Abbildung  auf  Ttif.  XXIV,  Nr.  2. 

Im  August  1872  aufrecht  stehend  in  einem  Grabe  gefunden  (S.  137). 
Maße  der  Tafel:   12:  15:2  cm. 

Buchstabengrüße:  Zeile  1  und  5  =  1,5,  in  den  übrigen  1,3  cm. 
Material :  Sandstein. 


Zu  lesen  ist: 


I-/////M. 

CONDOLLI 

VS.MAR///// 

VS-VSLL 

M 


«Jupiter,  dem  Besten,  dem  Höchsten,  weihte  Condollius  Mar(c?)us 
diesen  Altar,  sein  Gelübde  gern  und  freudig  nach  Gebühr  zu  lösen.» 

In  der  dritten  Zeile  ist  das  Cognomen  nicht  sicher  als  Marcus  anzu- 
nehmen. Schon  weil  das  Praenomen  fehlt,  stammt  die  flüchtig  gearbeitete 
Inschrift  aus  später  Zeit. 

13.    Bruchstück  eines  Altars,  dessen  rechte  Seite  erhalten  ist  (s.  Taf.  XXIV, 
Nr.  1). 

Gefunden  im  Oktober  1874  in  der  Praetentura  des  Kastells. 
Maße:  67  :  10  :  34  cm. 
Buchstabengröße:  3  cm. 
Material:  Sandstein. 


Der  Name  des  Dedikanten  ist  nicht  zu  erkennen;  die 
Ziffer  am  Schlüsse  deutet  auf  ein  Konsulat;  vielleicht  ist  zu  er- 
gänzen : 

[i.  0.  m.  dJO 

[liehe]  N 

[0....  ]. 

in  der  sechsten  Zeile  optio  und  in  der  siebenten  wahrscheinlich 
posuit.  Das  A  der  fünften  Zeile  könnte  auf  eine  Tribus  gedeutet 
werden,  Zeile  4  enthält  das  Ende  des  Namens. 

BeeJcer  vermutete  in  der  ersten  Zeile  [Mercurijo. 


14.    Oberer  Teil  eines  DoHchenus- Altars  (s.  Taf.  XXIV,  Nr.  3). 

Gefunden  1816   beim  Bau  der  Usinger  Landstraße  etwa  da,   wo  der 
Friedhof  liegt.     Die   fehlende  rechte  Ecke  der  Bekrönung  wurde 


fast  an  derselben  Stelle  1884  gefunden. 
Maße:  67:43:41  cm. 

Buchstabengröße:  Zeile  1  =4;  2  =  3\'2;  3  =  3V2;  4 
Material:  Sandstein. 


3  cm. 


Die  Inschriften. 


279 


Lesung  unsicher: 

I  {ovi)  Oiptimo)  M{axmo) 

DOLICHEN[0] 

Vor  dem  Namen  Candidus  in  der  vierten  Zeile 
ist  vielleicht  eine  Tribus  zu  ergänzen;  Hühner 
vermutet,  daß  der  Dedikant  Tiberius  Claudius 
Candidus,  der  bekannte  Praepositus  copiarum 
expeditionis  germanicae  (CLL.  U.  4114,  etwa 
aus  dem  Jahre  178)  sein  könne.  Bei  der  Mög- 
lichkeit des  gleichen  Vornamens  wäre  auch  ein 
Sohn  desselben  nicht  ausgeschlossen. 

15.  Besser  erhaltener  Dolichenus- Altar  mit  schöner  Schrift;  nach  der  erhal- 
tenen Bekrönung  läßt  sich  die  Breite  des  Steines  angeben. 

Gefunden  im  August  1884  in  einem  Brunnen  (Nr.  7)  100  m  östhch 

vom  Kastell. 
Maße:  oben:  62  :  41  :  37  cm,  am  Mittelstück:  32  :  29  :  30  cm. 
Buchstabengröße:  2^/4  cm, 
Material:  Sandstein. 

Zu  lesen  ist: 
l{ovi)  O[ptimo) 
DOLICH[mo] 

T[itus) '  ¥h{avius)  -  ^lh\vinus  oder  vaniis] 
CORNl[cM/](anMs) 
•  N{otimi)  •  S{uscepfum)  •  S{olvü). 
Cornicidarius  in  der  vierten  Zeile  bedeutet  die  Charge 
(Adjutant?),    einen  Militär,    der    durch   das  Ehren- 
zeichen eines  kleinen  Hornes  ausgezeichnet  war. 

16.  Überrest  einer  Dolichenus-Inschrift  mit  Eckverzierung  der  Randleiste. 
Zu  dem  von  Hammeran  besprochenen  linken  Eckstücke,  das  mit  Nr.  15  ge- 
meinsam ausgegraben  wurde,  ist  1894  die  rechte  Ecke  gefunden.  Zeich- 
nung siehe  auf  Fig.  40,  Nr.  12  a  und  b. 

Maße  von  b:  25  :  21  :  8  cm. 
Buchstabengröße:  5  cm. 
Material:  Sandstein. 
Zu  lesen  ist:  l{ovi)  0{ptimo)  M.{aximo) 

DO[Uch]ENO 
IUI  COH 
Der  Buchstabe  vor  COH  vermutlich  ein  M  als  Abkürzung  von  mües;  in 
der  letzten  Zeile  vielleicht  [II  IIAE]T,  dahinter  R.  C.  statt  C.  R.  =  civium 
Homanorum. 

17.  Randstück  einer  Ära  von  derselben  Stelle,  mit  dem  Buchstaben  D  am 
linken  oberen  Rande. 


BOkIG 
GOB. 


280  Die  Funde. 

18.  Votivstein,  dem  Mercurius  gewidmet,  mit  nachlässiger,  später  Schrift 
in  einem  veraierten  Rahmen.     (Tafel  XXIV,  Nr.  5.) 

Gefunden    zwischen   Bogräbnisplatz   und   Kastell,    hi    der    Nähe   der 

Römerstraße  nach  Heddernheim,   1872. 
Maße:  46:30:26  cm. 

Buchstabengröße:  oberste  Zeile  3'/«,  die  übrigen  3  cm. 
Material:  Sandstein. 

Zu  lesen:  In  der  ersten  Zeile  DEO  MERCVRIO;  in  der 
zweiten  ARAM;   in  der  dritten  wäre  vielleicht  Äntonin.s, 
aber   nicht   unbedingt,   möglich;   Zeile   4  enthält   wahr- 
scheinhch  das  Cognomen  auf  rius  oder  j«'«s. 
^  ^    ^     j  Der  Sockel  trägt  die  Dedikationsformel:  D-D-D. 

11).  Basis  einer  Geniusstatue,  von  der  nur  der  Fuß  erhalten  ist,  dem  Genius 
einer  Centurie  geweiht.  Die  Inschrift  ist  schlecht  geschrieben,  der 
rechte  Rand  ist  abgebrochen. 

Gefunden  zwischen  1854  und  1857  unter  Hobel. 

Maße:  16:23:11  cm. 

Buchstabengröße:  1,8 — 2  cm. 

Material:  Sandstein. 

GENIOo.IAE 

IVS.PiV^SAVSSL//// 

Sicher  ist:  genio  centuriae;  der  Name  des  Dedikanten  könnte  etwa  Titas 
Äelius  Paiisa  (?)  heißen;  der  Strich  über  dem  A  auffallend,  vielleicht 
Ligierung  von  A  mit  T  (?),  dann  folgt  die  Dedikationsformel;  am  Ende 
dieser  fehlt  wohl  L-M. 

20.  Kleines,  schmales  Altärchen,  Armstütze  eines  opfernden  Genius  (Tafel 
XXVI,  Nr.  7),  mit  dem  ausgestreckten  Arme  erhalten.  Der  Stein  ist 
unten  nicht  abgeschlossen. 

Gefunden:  1874  im  Kastell. 

Maße:  10  :  4  :  5  cm. 

Buchstabengröße:  1  cm. 

Material:  Sandstein. 
Zu  lesen  ist:    Genio  c(enttiriae)  Silvini  ÄUi(-anus,  -cus,  -Uns, 
-cinus  (?)j. 

21.  Bruchstück  einer  Ära,  deren  linke  obere  Ecke  allein  erhalten  ist  (Taf. 
XXIV,  Nr.  7). 

Gefunden:  ungefähr  zur  selben  Zeit  wie  Nr.  20. 
Maße:  30:16:33  cm. 


Die  Inschriften.  281 

Buchstabellgröße:  3  cm, 
Material:  Sandstein. 

GE 
S 
Zu  ergänzen  in  der  obersten  Zeile:  ge(nio). 

22.  Rescribierte  Inschrift  auf  einer  Basis,    auf  der   nur   noch  die  Füße  der 
Figur  erhalten  sind. 

Gefunden:  1855  von  Hobel  im  Kastell. 
Maße :  21  :  36  :  25  cm. 
Buchstabengröße:  2,8;  2,8;  3,2  cm. 
Material:  Sandstein. 
Die  spätere  Inschrift  ist  ziemlich  sicher  zu  lesen: 

IN-H-D-D-GENIO 
C-    SO   CVPITI. 
PRIMIVS  •  AVSO 
. OPTIO. POSIT. 

in  h(onorcm)  d(omus)  d(ivinae)  Genio  c(enturiae)  So  ...  .  Cupiti 
Primius  Äuso  optio  pos(u)it. 
«Zu  Ehren   des  Kaiserlichen  Hauses   ließ   dem  Genius  der  Centurie  des 
....  Sohnes  des  Cupitus  ....  der  Unterzugführer  (optio)  Primius  Auso 
dieses  Geniusbild  errichten.» 

Die  ältere  Inschrift  ist  unsicher,  sie  befindet  sich  unter  Zeile  2  und  3, 
sodaß  der  Verfasser  die  formelhaften  Zeilen  1  und  4  möglicherweise  mit- 
benutzt hat.  Zeile  4  ist  sicher  C(enturiae);  •attonius  (nach  BecJcer:  Sattonius) 
ist  möghch,  doch  nicht  sicher;  es  folgt  AN/ ///AS,  das  Ceuturienzeichen 
und  PO. 

23.  Geniusstatue  mit  sehr  schwer  zu  entziffernder  schlechter  Schrift  auf  der 
kleinen  Ära  und  dem  Sockel  (Taf.  XXVI,  Nr.  2). 

Gefunden  1882  im  Kastell. 

Maße:  Der  Ära:  6:12:7  cm,  der  Basis:  12^2 :  37\'2 :  15  cm. 
Buchstabengröße:  auf  der  Ära  1^2  cm,  auf  der  Basis  2^'2  cm. 
Material:  Sandstein. 

Auf  dem  Altärchen  ist  zu  lesen: 

GE 
NI 
O 

Von  der  unleserlichen  Inschrift  auf  der  Basis  ist  ziemlich  sicher  die  erste 
Zeile:  INHDDGENiO  3  in  h(onorem)  d(omus)  d(ivinae)  genio  c(entunae). 
Zeile  2  enthält  den  Namen  des  Centurienführers  Attiavi  (?),  dahinter  ein  A 
und  ATTENP  oder  ähnlich.    Zeile  3:  vielleicht  IN  SVO  POSV(«Y.).  Zeile  4: 


282  Die  Funde. 

IMPDNANT/1  ....  enthält  die  Zeitbestimmung  hup.  d{om.)  n.  Änt[ou) . .  .  . 
einem  der  Antonine  oder  Caracalla. 

24.  Unbestimmbares  Bruchstück. 

Gefunden:  1854. 
Maße:  18:18:21  cm. 
Buchstabengröße:  3  cm. 
Material:  Sandstein. 

A/ 

.Q.A 

NDR 

T 

Kaum  zu  entziffern ;  Zeile  3 :  vielleicht  {Alex)ündr[o),  Name  des  Kaisers  (?). 

25.  Zwei  Bruchstücke,  anscheinend  zu  ein  und  demselben  Steine  gehörig. 

Gefunden:  1877. 

Maße:  a)  17  :  25  :  10  cm;  b)  10  :  27  :  12  cm. 

Buchstabengröße:  6V2  cm. 

Material:  Sandstein. 

a)  LIAL;     b)  iNA. 
Bei  a)  wäre  etwa  zu  denken  an  [Jii]lia  B[omna). 

26.  Bruchstück.     Gefunden  1873  in  der  Praetentura  des  Kastells. 

Maße:  24:15:19  cm. 
Buchstabengröße:  372  cm. 
Material:  Basalt. 

C 
S 

27.  Bruchstück,   an  demselben  Orte  und  zur  selben  Zeit  gefunden,  mit  un- 
sicheren Strichen,  die  vielleicht  zu  lesen  sind: 

LLI 
BI 
Maße:  21:18:12  cm. 
Material:  Sandstein. 

28.  Bruchstück  aus  Sandstein  mit  4^2  cm  großen  Buchstaben. 

Maße:  22:27:9  cm. 

29.  Obere  linke  Ecke  einer  Ära  mit  Bekrönung. 

Gefunden:  1877. 
Maße:  20:24:12  cm. 
Material:  Sandstein. 
Am  linken  Rande  ist  zu  erkennen:  ^I. 


Die  Inschriften. 

Nachtrag. 


283 


Diesen  früher  veröffentlichten  Inschriften  sind  diejenigen  hinzuzufügen, 
welche  seit  der  Publikation  Hammcrans  gefunden  sind.  Von  diesen  sind  die 
Nummern  30 — 40  auf  der  vorstehenden  Textfigur  als  Nr.  1 — 11  abgebildet. 
Wir  verweisen  auf  sie,  indem  wir  der  Beschreibung  diese  Zahlen  in  Klammer 
beifügen. 


Fig.  40. 


30.  Votivstein  (Nr.  1),  Bruchstück;  die  rechte  obere  Hälfte  und  die  Be- 
krönung  fehlen.  Auf  der  einen  Seite  ein  Opfermesser,  auf  der  anderen 
eine  Räucherpfanne;  auffallend  ist  die  Häufung  der  Wulste  am  Sockel. 

Gefunden:  Juli  1892  in  der  Praetentura  hnks. 

Maße  der  Inschrifttafel:  24:37  cm  (Dicke  des  Steins  23  cm). 

Buchstabengröße:  5^2  cm. 

Material:  Sandstein. 

Zu  lesen  ist:  Gen[io\  Cent[ii]riae  [•]  Cl{audü)  Celeris- 

Am  Ende  der  dritten  Zeile  ist  jedenfalls  auch  ein  Herzblatt  als  Inter- 
punktion zu  ergänzen. 

31.  Bruchstück  aus  Sandstein  mit  schlechter  Schrift  (Nr.  2).  Maße:  19 :  15 :  10cm. 
Buchstabengröße  3  cm.     Zu  lesen  ist:  pra[ef]{ectus)  [c]oh  II  R[ad.\ 

32.  Kleines  Sandsteinbruchstück:  10:13:6  (Nr.  3).  Größe  der  sehr  flüch- 
tigen Buchstaben:  5  cm.     ////  ive  jjj  (?). 

33.  Kleines  Sandsteinbruchstück:  11 :  11  :  12  cm,    Rest  von  einem  O  (Nr.  4). 


284  r>ie  Funde. 

34.  Siuulsteinbruclistück  mit  oberem  liiind.  D  vielleicht  7Air  Dedikutions- 
formel  MI-D-D  gehörig  (Nr.  5). 

35.  Bekröiiung  einer  Sandsteinara,  deren  erste  Zeile  mit  den  Buchstaben 
I«0«M  erhalten  ist.     Grüße  der  letzteren:  3'/2  cm  (Nr.  G). 

3G.  Linkes  Randstück  aus  Sandstein  (Nr.  7).  ES  und  darunter  G  sind  sicher. 
Maße:  11  :  11  :  13  cm.     Buchstabengröße:  5  cm. 

37.  Rechtes  Randstück  aus  Sandstein  mit  schlechter  Schrift  (Nr.  8);  zu 
lesen  die  Buchstaben  lA ;  davor  vielleicht  der  Rest  eines  R.  Buchstaben- 
größe: 4  cm. 

38.  Linkes  Randstück;  8:9:16  cm,  mit  dem  Buchstaben  D  und  darunter 
die  Zahl  X  (?).     Buchstaben:  3  cm  hoch  (Nr.  9). 

39.  Sandsteinbruchstück  (Nr.  10),  mit  Resten  von  sehr  großen,  etwa  8 — 9  cm 
hohen  Buchstaben.  Der  erste  Buchstabe  der  ersten  Zeile  jedenfalls  O,  da  der 
Punkt  in  der  Mitte  ein  Sandloch  ist;  vielleicht  COH  (?).  Maße:  13:18:7  cm. 
Buchstabengröße:  etwa  8 — 10  cm. 

40.  Rechtes  Randstück  aus  Sandstein:  17V2 :  9 :  13  cm;  Höhe  des  R  =  2'/«  cm, 
des  M  =  5V2  cm.  Letzteres  gehört  vielleicht  zur  Schlußformel :V'S'L«L«M. 
(Nr.  11). 

41.  Hierher  gehört  auch  der  an  der  Quelle  des  Kirdorfer  Baches  (1000  m 
westlich  von  der  Saalburg)  gefundene  Nymphen  stein. 

Über  die  Fundstelle  vergl.  S.  146  und  L.  Jacobi,  Westd.  Zeitschr.  XIV. 
(1895)  S.  156. 

Gefunden  am  3.  Juli  1894. 

Maße  der  Schriftfläche :  34  :  58  cm. 

Buchstabengröße:  5  cm. 

Material:  gelblicher,  grobkörniger,  vom  Wasser  stark  angegriffener 
Vilbeler  Sandstein, 
Die  Ära,  von  deren  Sockel  nur  Bruchstücke  erhalten  sind,  hat  die  ge- 
wöhnliche Bekrönung  mit  verzierter  Platte  und  ornamentiertem  Rande 
der  Schrifttafel.  Die  rechte  Seite  enthält  die  auch  sonst  häufige  Urne 
und  die  Räucherpfanne,  die  linke  eine  Hand  mit  ausgestreckten  Fingern, 
deren  Bedeutung  nicht  aufgeklärt  ist  (Schwurhand  [?J).  Auf  einem  Sockel- 
bruchstück befindet  sich  ein  Hammer.  Letzteres  gehört  vielleicht  zu 
dem  im  Jahre  1700  an  derselben  Stelle  gefundenen  und  von  Xeuhof 
1780  veröffentlichten  Stein,  der  dieselben  Attribute  zeigt.  Die  Inschrift 
auf  demselben  scheint  falsch  gele'sen  zu  sein;  der  Stein  selbst  ist  seiner 
Zeit  beim  Bau  des  Homburger  Schlosses  (1680—85)  eingemauert  worden. 


Die  Inschriften. 


285 


Die    auf   der  Vorderseite    unserer  Nymphen-Ara    befindliche   Inschrift 
lautet : 


42. 


NVMPHIS 

SACRVM 

COHlIRiE[TJ 

CR.CVI 

[PjRE-E-S.T 

////[S]EXTI 

[VSV1]CT0R 

[PRAEjFECT 

[V.]S.L.L.M 

Nymphis 

sacrum 

coh(ors)II  Raet(orum) 

c(ivium)    li(omanorum) 

cui 
[pjreesf 
III  [SJexfi 
[us   Vijctor 
[praejfect(us) 
[(vjotum)].   s(olvit)  l(i- 

bens)  l(aetus)  m(crito) 


Über  den  Praefekten  der  Kohorte,  Sextius  Victor,  vergleiche  die  Notiz 
zur  Inschrift  A.  IL  Nr.  11.  Auffallend  ist  preest  für  praeest.  Mommscn 
setzt  den  Stein  der  Schrift  nach  in  das  zweite  Jahrhundert. 

Sandsteinbruchstück,  gefunden  am  17.  April  1896  vor  dem  Gräberhause, 
wohin  es  verschleppt  zu  sein  scheint;  es  trägt  die  Aufschrift:  ///  COHI  ////. 
Die  Buchstaben  sind  9 — 10  cm  hoch  und  die  größten,  die  wir  bis  jetzt 
gefunden  haben.  Die  Inschrift  dürfte  sich  an  einem  hervorragenden  Teile 
des  Kastells,  vielleicht  an  einem  Thore,  befunden  haben.  Die  Zahl- 
bezeichnung der  Kohorte  wird  zu  II  zu  ergänzen  sein. 


286  ^'f"  l'^'in'lo 


Fig.  41.    Stempel  einer  Heizkachel.    ('/•»  der  nat.  Größe ) 

B.   Inschriften  auf  Gegenständen  aus  Thon. 
I.  Auf  Ziegeln. 

1 .    S  t  e  ra  p  e  1. 

Der  Zusammenstellung  unserer  Ziegelstempel  ist  vorauszuschicken,  daß 
die  auf  den  Tafeln  LXXV — LXXIX  dargestellten  Stempel  bereits  seit  10 
bis  15  Jahren  gezeichnet  und  gedruckt  sind.  Sie  wurden  nach  den  damals 
vorhandenen  Exemplaren  sorgfältig,  so  gut  sie  eben  erkennbar  waren,  auf- 
genommen und  nach  den  auf  uns  gekommenen  Bruchstücken  ergänzt.  Wenn 
sich  dabei  einige  Unrichtigkeiten  eingeschlichen  haben,  die  jetzt,  nachdem 
bessere  Stücke  gefunden  sind,  und  nachdem  in  verschiedeneu  Publikationen 
allmähUch  ein  reichliches  Material  niedergelegt  ist,  zumal  bei  unserm  neuen 
vervollkommneten  Reproduktionsverfahren  vermieden  werden  können,  so  ist 
dies  leicht  begreiflich.  Eine  genaue  Vergleichung  mit  neugefundenen,  besser 
erhaltenen  Exemplaren  hat  einige  kleine  Fehler  erkennen  lassen,  auf  die 
jedesmal  besonders  hingewiesen  ist;  bei  einigen  ist  ein  neuer  Abklatsch  ab- 
gedruckt worden.  Die  neueren  Funde  bis  zum  Herbst  1895  sind  auf  den 
Textfiguren  41 — 46  abgebildet. 

Wir  besitzen  Truppenstempel  der  Coh.  I,  Flavia  Daraascenorum,  der 
Coh.  II  Raetorum,  der  Coh.  IUI.  VindeHcorum,  der  Legio  VIII  Augusta  und 
der  Legio  XXII.  Primigenia  Pia  Fidelis.  (Von  Ziegeln  der  Coh.  I.  Civium 
Romanorum  ist  nur  eine  Notiz  Hobels  und  Bechers  auf  uns  gekommen.) 
Diese  Stempel  befinden  sich  meistens  auf  Ziegelplatten  und  zwar  zum  größten 
Teile  auf  Bruchstücken.  Wenn  sie  auf  Kacheln,  Dach-  oder  Verblendziegeln 
aufgeprägt  sind,  ist  dies  jedesmal  besonders  vermerkt.  Hinter  jeder  Varietät 
ist  in  Klammer  die  Zahl  augegeben,  in  wieviel  Exemplaren  sich  der  Stempel 
im  Saalburgmuseum  befindet;  sie  läßt  erkennen,  wie  häufig  einzelne  Stempel 
bei  uns  vertreten  sind.  Doch  ist  dabei  immerhin  in  Rechnung  zu  ziehen,  daß 
nicht  alle  Ziegel  im  Museum  untergebracht  werden  können  und  noch  manche 
ganze  Platten  in  Hypokausten  in  situ  vorhanden  sind;  auch  können  die 
Ausgrabungen  sehr  leicht  und  schnell  das  Bild,  das  wir  uns  jetzt  vorstellen, 


Inschriften.     Ziegelstempel.  287 

«ändern.  Nicht  in  unsere  Sammlung  gekommen  ist  der  oben  erwähnte  Stempel 
der  Coh.  I,  der  Stempel  der  XXII.  Legion  Nr.  1 14,  der  zur  Dieffenbach'schen 
Sammlung  gehörte  und  wahrscheinlich  jetzt  in  Darmstadt  ist,  und  Nr.  115, 
von  dem  nur  in   den  Aufzeichnungen  Hahcls  eine  flüchtige  Skizze   existiert. 

Die  Stempel  der  XXII.  Legion  sind  die  zahlreichsten,  mit  118  Varie- 
täten, die  Coh.  I.  Fl.  D.  ist  einmal,  die  der  Raeter  mit  4,  die  der  Yindelicier 
mit  18  und  die  VIII.  Legion  mit  11  Varietäten  vertreten.  Daneben  haben 
wir  noch  drei  Stempel  von  Privatzieglern  und  zwei  Abnahmestempel,  ein- 
schließlich desjenigen  der  Coh.  I  C.  R.  im  Ganzen  158  verschiedene  Ziegel- 
stempel von  der  Saalburg  in  vielen  Hunderten  von  Exemplaren,  darunter  3, 
die  abhanden  gekommen  sind. 

Am  sorgfältigsten  und  mit  wenigen  Ausnahmen  nicht  ohne  Geschmack 
sind  die  Stempel  der  XXII.  Legion  geschnitten,  diejenigen  der  Vindelicier 
haben  meist  plumpe  und  breite  Buchstaben,  doch  sind  auch  darunter  einige 
von  besserer  Ausführung.  Sehr  ungeschickt  und  roh  sind  die  sehr  einfachen 
Stempel  der  VIII.  Legion.  Ein  Schluß  aus  der  mehr  oder  weniger  kunst- 
vollen Form  der  Stempel  auf  ihr  Alter  hat  immer  etwas  Bedenkliches;  es 
gab  im  ersten  Jahrhundert  so  gut  ungewandte  Stempelschneider  wie  in  der 
Spätzeit.  Auch  darf  nicht  außer  Betracht  gelassen  werden,  daß  viele  Stempel 
in  einer  besseren  und  schlechteren  Ausführung  vorkommen,  je  nachdem  sie 
mit  einer  neuen  Matrize,  bezw.  einer  solchen  aus  hartem  Holze,  oder  aber 
mit  einem  Stempel  aus  weichem  Holze  oder  einem  bereits  abgenutzten  her- 
gestellt sind.  Kachelstempel,  die  in  so  hervorragender  Weise  geschnitten 
und  eingedrückt  sind,  dürften  allerdings  einer  späteren,  entwickelten  Technik 
angehören.  Die  Stempel  der  Raeter  und  Damascener  haben  eine  apparte 
Schildform  und  andere  Buchstaben  wie  die  übrigen ;  meine  Ansicht  hierüber 
habe  ich  bei  der  Besprechung  der  Ziegelfabrikation  mitgeteilt. 

Was  die  Form  des  vertieften  Stempelschildes  (nur  Nr.  1  der  Raeter  hat 
allein  kein  solches)  anlangt,  so  ist  die  längliche,  rechteckige  vorherrschend ;  die 
horizontale  Schrift  steht  in  einer,  zwei  oder  drei  Zeilen,  die  bei  einigen  durch 
Striche  getrennt  sind.  Oft  sehr  einfach,  ist  das  Schild  bei  anderen  wiederum 
reich  verziert,  an  den  Rändern  gekerbt  oder  von  Parallelstrichen  umrahmt. 
Manchmal  ist  in  dem  äußeren  Schilde  noch  eine  besondere  Umrahmung, 
wie  ein  zweites  Schild.  An  den  Kurzseiten  des  inneren  wie  des  äußeren 
sind  die  bekannten  Schwalbenschwanz  förmigen  Henkel  (ansac)  von  dreieckiger, 
trapezförmiger  oder  runder  Gestalt.  Neben  diesen  oblongen  Stempeln  giebt 
es  Rundstempel,  teils  einfache,  teils  solche  mit  verzierten  Rändern  und  kon- 
zentrischen Ringen.  Eigenartig  sind  die  «Bandstempel»,  deren  Schild  Ähnlich- 
keit hat  mit  einem  bewegten  Bande,  Das  sehr  stark  geschwungene  Band 
(Nr.  91)  könnte  eher  den  Buchstaben  S  bezeichnen,  ebenso  wie  wir  in  unsrer 
Fig.  46  Nr.  2  ein  C  und  bei   Wolff^^*^)  in  dessen  Fig.  127  die  anders  schwer 


2'6)  Prof.  Dr.  GeorgWolff,  Die  römischen  Ziegeleien  bei  Höchst  a.M.  und  ihre  Stempel, 
im  «Archiv  für  Frankfurts  Geschichte  und  Kunst»,  III.  Folge,  III.  Bd.,  S.  212—346. 


288  r)ie  Funde. 

erklärliche  Figur  eines  L  sehen  rnücliten.  Ob  in  der  SchiMform  der  Name 
des  Ziegelmachers,  der  ja  auch  oft  ausgeschrieben  ist,  oder  ein  Hinweis  auf 
die  Truppe  ausgedrückt  war,  was  sonst  durch  die  noch  zu  erwähnenden 
Attribute  gescliah?  Oft  sind  auch  einzehie  dieser  Formen  mit  einander  ver- 
einigt. Eine  ganz  auffallende  Gestalt  haben  die  Schilde  Nr.  94  und  Nr.  95, 
nämlich  die  eines  Delphins  und  einer  Schuhsohle;  auch  hierfür  fehlt  bis  jetzt 
eine  Erklärung. 

Von  besonderer  Kunstfertigkeit  zeugen  die  großen  Stempel  auf  unseren 
Kacheln,  die  meist  deren  ganze  eine  Seite  einnehmen.  Hier  ist  eine  Frage 
nach  dem  Grunde  wohl  am  Platze,  denn  man  sollte  meinen,  ein  einfacher 
Stempel  hätte  doch  denselben  Dienst  gethan.  Man  ist  aber  um  so  mehr  um 
eine  Antwort  verlegen,  als  alle  derartigen,  mühsam  hergestellton  Verzierungen, 
wie  sie  auch  die  Ziegelplatten  haben,  bei  letzteren  durch  die  zunächst  liegen- 
den in  den  Hypokaustenpfeilern,  bei  den  Kacheln  durch  den  daraufgebrachteu 
Putz  verdeckt  und  von  Niemandem  mehr  gesehen  wurden.  Man  könnte  diesen 
Umstand  nur  auf  eine  besondere  Freude  an  schönen  Formen  und  Verzie- 
rungen zurückführen,  die  sel})st  das  Unwesentlichste  schön  zu  gestalten  be- 
müht war;  an  Muße  dazu  hat  es  in  Friedenszeiten  für  die  Truppen  jedenfalls 
nicht  gefehlt.  Wenn  bei  den  großen  Stempeln  der  Grund  oft  durch  Punkte 
oder  Leisten  reichlich  bedeckt  ist,  so  sehen  wir  hierin  nebenbei  das  Bestreben, 
nach  Möglichkeit  große,  glatte  Flächen  zu  vermeiden,  um  sie  durch  künst- 
liche Unebenheiten  für  die  Aufnahme  des  Putzes  geeigneter  zu  machen. 
Auf  den  Seiten,  auf  denen  kein  Stempel  ist,  .sind  die  Kacheln  oft  mit  einem 
Stifte  aus  Eisen  oder  Holz  zu  demselben  Zwecke  karriert. 

Innerhalb  des  Schildes  haben  wir  den  Namen  des  stempelnden  Truppen- 
teiles, oft  in  einzelnen  Buchstaben  ligiert,  oft  ganz  oder  teilweise  rückläufig 
oder  verkehrt  geschrieben,  je  nach  dem  Können  des  Stempelschneiders.  Die 
Rundstempel  haben  die  Legende  entweder  in  horizontalen  Reihen  oder  an 
der  Peripherie,  manchmal  in  einem  besonderen  Ringe,  und  zwar  entweder 
wie  die  Aufschrift  auf  den  Münzen  oder  in  umgekehrtem  Drehungssinne  an- 
geordnet; auch  sind  beide  Schreibweisen  vereinigt.  Von  Stempeln,  die 
außer  dem  Namen  der  Truppe  noch  darunter  denjenigen  des  Ziegelmachers 
tragen,  besitzen  wir  11  rechteckige  längliche,  einen  kreuzförmigen,  einen  band- 
förmigen und  einen  Rundstempel,  zusammen  14  Stück. 

Zu  erwähnen  sind  noch  die  zwischen  den  Zeilen  befindlichen  Attribute 
und  Zeichen,  deren  Bedeutung  noch  nicht  erkannt  i;t.  Neben  dem  Capri- 
corn  haben  wir  das  Blitzbündel,  den  Stier,  den  Tannenbaum,  den  Dreizack, 
Sterne,  Halbmonde  u.  s.  w.,  alles  Zeichen,  die  auch  sonst  häufig  vorkommen. 
Man  vermutet  in  ihnen  zum  Teil  wenigstens  Feldzeichen.  Hahel  hat  darüber 
eine  größere  Arbeit  in  den  Nass.  Ann.  HI.  Heft  1837  veröffentlicht.  Außer- 
dem besitzen  wir  noch  drei  Stempel  (darunter  einen  Rundstempel)  mit 
Namen  ohne  Angabe  der  Zugehörigkeit  zu  einem  Truppenteile;  man  hat 
diese  deshalb  Privatzieglern  zugeschrieben,  deren  Fabrik  vielleicht  in  der 
lehmreichen  Ebene   bei  Homburg  gesucht  werden  kann.     Eine  Vermutung 


Inschriften.     Zicgelstempel.  289 

über  ihre  Zugehörigkeit  zu  einer  bestimmten  Truppe  ist  bei  der  Besprechung 
der  Ziegelfabrikation  geäußert  worden.  Auf  die  Bedeutung  der  Probations- 
sterapel  ist  an  anderer  Stelle  hingewiesen. 

Bei  der  Wichtigkeit  der  Ziegelstempel  auch  für  die  Geschichte  der  Le- 
gionen ist  jedem  Abschnitt  eine  kleine  Notiz  über  die  Geschichte  der  betr. 
Truppe  vorgesetzt,  die  ich  der  Liebenswürdigkeit  des  Herrn  Dr.  Bitterling 
verdanke. 

Mehrfach  ist  die  bereits  S.  287  erwähnte  Arbeit  von  Prof.  Wolff 
(abgekürzt  W)  als  die  einzige  bis  jetzt  bestehende  Zusammenstellung 
zum  Vergleich  herangezogen.  Da  auch  unsere  Stempel  zum  Teil  aus  den- 
selben Öfen  wie  die  Nieder  Stempel  stammen,  waren  Herrn  Professor  Woljf 
bereits  für  seine  Arbeit  unsere  Tafeln  und  einige  neue  Abklatsche  zur  Ver- 
fügung gestellt.  An  einzelnen  Stelleu  ist  auch,  besonders  bezüglich  der 
Vindelicier,  auf  die  beiden  Aufsätze  von  Dr.  Suchier,  Zeitschrift  des  Vereins 
für  hess.  Geschichte  und  Landeskunde,  N.  F.  VHI,  Kassel  1882  und  «Fest- 
gabe zur  Jahresversammlung  des  Vereins  für  hessische  Geschichte  und  Landes- 
kunde zu  Hanau  1885»,  sowie  auf  das  erste  Heft  des  großen  Limeswerkes 
(Kastell  Butzbach)  hingewiesen.  Wir  haben  die  drei  letzteren  mit  «Suchier  Z», 
«Suchier  i*"»  und  «Linieswerk  i?»  abgekürzt. 

a)  COHICIV.R. 

(Cohors  I.  civium  Bomanorum.)^^'') 

COH'I'CIV'R  Unter  den  Papieren  Habeis  findet  sich  die   Notiz,   daß 

(auch  die  Legende:  dieser  Stempel  an  der  Saalburg  auf  einer  Thonplatte  ge- 
COH'I'C'R  wh'd  funden  sei.  Der  Stein  ist  leider  nicht  in  unsere  Hände  ge- 
erwähnt), kommen  und  wahrscheinlich  bei  der  Überbringung  der 
Altertümer  von  Homburg  nach  Darmstadt  verloren  gegangen. 
Doch  ist  an  ihm  nicht  zu  zweifeln,  da  auch  Becker  ihn 
gesehen  hat  und  darüber  im  Frankfurter  Archiv,  N.  F.  I, 
S.  22,  schreibt:  «es  muß  noch  besonders  hervorgehoben 
werden,  daß  diese  erste  Kohorte  der  italischen  FreiwiHigen  — 


^")  Coli.  I.  cio.  rom.  eqCttitata)  p.  f.  erscheint  zuerst  auf  dem  Diplome  v.  J.  116.  Nach 
Ritterling  (W.  Z.  XII.  214)  lag  diese  Kohorte  unter  den  Flaviern  in  Untergermanien,  aus 
welcher  Zeit  die  Inschrift  Bramh.  670  stammen  dürfte;  sie  erwarb  sich  die  Beinamen  p.  f.  im 
Jahre  89  gegen  Antonius  Saturninus.  Vielleicht  wurde  sie  zu  den  dacischen  Kriegen  Trajans 
an  die  Donau  gezogen,  da  ein  Stempel  bei  der  Donaubrücke  Trajans  (C.  ill.  1760,  2)  sie 
zu  nennen  scheint.  Von  da  wird  sie  nach  Obergermanien  gekommen  sein.  Wo  hier  ihr 
Lager  am  Limes  gewesen  sein  mag,  ist  noch  nicht  sicher  entschieden;  Eitterling  vermutet 
in  Seligenstadt,  dem  nächsten  Kastell  von  Großkrotzenburg  aufwärts,  wo  ihre  Ziegelstempel 
massenhaft  vorkommen  {Bramh.  1407b).  Dafür  spricht  namentlich  auch  die  Inschrift  aus 
dem  Krotzenburger  Mithraeum  (vergl.  Wolff,  Groß  -  Krotzenburg,  S.  53),  welche  den  Prä- 
fekten  der  Coli.  I.  civ.  Eom.  gleichzeitig  den  praei)(ositus)  der  in  Krotzenburg  liegenden 
Coli.  IUI.  Vind.  nennt.  Stempel  von  ihr  finden  sich  noch  in  Ems  (B.  J.  88,  S.  111), 
Arzbach- Äugst  {Bramh.  1542c),  Kesselstadt,  Großkrotzenburg  und  Alteburg  b.  Arnsburg 
(Limesblatt  9,  S.  269). 

Jaeobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  19 


290  Die  Funde. 

fohorfes  Itnlicac  cir'nim  Ttomanortim  vohmtarionim  war  ilir 
offizieller  Name  —  auch  in  dem  mehrervvähnten  Militär- 
diplome  unter  den  in  Obergermanien  stehenden  Truppen- 
körpern ausdrücklich  genannt  wird,  wiewohl  sie  nur  kurze 
Zeit  auf  der  Saalburg  gelegen  zu  haben  scheint,  da  sich 
ihre  Stempel  zahlreicher  bei  Sehgenstadt  am  Main  finden. 
Vergl.  liossrl  a.  a.  0.,  S.  35—36.» 

b)  Coh-I.F.D- 

(Cohors  I.  Flavia  Bamasccnorum.)^^^) 

COH-T-F-D  Taf.  LXXIX,   Nr.  1.     Auf  der  Tafel   fehlt  ein  Punkt 

hinter  F.  Die  Legende  befindet  sich  in  besonderem  Rahmen 
mit  Schwalbenschwänzen  innerhalb  eines  einfachen  Schildes. 
Wohl  derselbe  wie  der  von  Friedberg  bei  Dieffenhach,  Nass. 
Ann.  1877,  S.  300,  Nr.  193.  Vier  Exemplare  auf  Dach- 
ziegeln —  zum  Teil  Bruchstücke  — ,  deren  Randleisten 
abgeschlagen  sind,  von  grauem  porösem  Thon. 

c)  Coh-II.Raet- 
(Cohors  II.  liaetorum.)^^^) 

1.  fl  II  3  Taf.  LXXIX,  Nr.  2.     Einzelne  Buchstaben   ohne  ge- 

meinsames Schild  (auf  der  Tafel  unrichtig  dargestellt),  sehr 
breit  und  tief  eingedrückt;  Schrift  rückläufig.  (28  Stück, 
darunter  26  auf  Plättchen  von  17 :  17  cm  und  2  auf  Bruch- 
stücken großer  Platten.) 

2.  COH  RÄE  Nr.  3.    Schild  einfach  rechteckig.    T  mit  E  hgiert.    (4.) 

Material  wie  bei  Coh.  I.  Fl.  D. 


2'^)  Coh.  I.  Flavia  Damascenorum  c»  eqftiitataj  erscheint  zuerst  in  den  Diplomen  i..T.  90, 
dann  116  und  134;  sie  dürfte  erst  von  Vespasian  oder  Doniitian  gebildet  sein  und  hat 
nur  in  Obergermanien  gestanden.  Ihr  Lager  muß  entweder  in  Friedberg  selbst  oder  in 
dessen  Nähe  gewesen  sein,  wo  ihre  Ziegelstempel  in  großen  Mengen  gefunden  werden 
(e.  Dieffenhach,  Nass.  Ann.    1877,  S.  282  flf.    Inschriften  von  Friedberg). 

2'»)  Coli.  II.  Maetorum  C.  R.  kommt  nur  in  Obergermanien  vor,  da  ihre  Verschieden- 
heit von  der  gleichnamigen,  in  Raetien  stationierten  Kohorte  (in  Diplomen  von  107  und 
166)  keinem  Zweifel  unterliegt.  Sie  wird  echon  unter  Germanicus  zu  den  Raetorum  .... 
cohortes  gehört  haben.  Zur  Zeit  des  Bestehens  des  Limes  ist  ihr  dauerndes  Stand- 
lager die  Saalburg.  Ziegel  von  dort  kommen  auch  in  Butzbach  vor.  Vergl.  Limeswerk, 
Kastell  Butzbach,  S.  26,  Nr.  40-45.  In  Diplomen  erscheint  sie  i.  J.  82,  90,  116,  134.  Vor 
ihrer  Stationierung  auf  der  Saalburg  muß  sie  auch  in  Wiesbaden  gelegen  haben.  Darauf 
weisen  ihre  dort  gefundenen  Inschriften:  Bramb.  1520,  1521  (1522?)  mit  Sicherheit  hin,  die 
alle  dem  ersten  Jahrhundert  oder  der  Zeit  Trajans  angehören;  ebenso  stimmt  dazu  das 
Diplom  vom  Jahre  117,  welches  einem  Angehörigen  dieser  Kohorte  ausgestellt  und  im 
Kastell  auf  dem  Heidenberge  1858  gefunden  ist.  Vergl.  auch  unsere  Steininschriften  A.  I.  2, 
3,  7;  A.  II.  10,  11,  16,  31  u.  39. 


Inschriften.    Ziegelstempel. 


291 


3.  COH-ii  RAE  Nr.  4.   Einfaches  Schild,  mit  einem  schmalen  Streifen 

umrahmt.    (6.)     IMaterial  wie  bei  Nr.  2. 

4.  COHITR  Nr.  5.     Breite,   gedrungene  Buchstaben   in   verziertem 

Kahmen  auf  zwei  Ziegelbruchstücken  von  dunkelroter  Farbe. 

d)   Coh.  IUI.  Vind. 

(Coliors  im.    Vmdelicortim.)^-^) 


Fig.  42.    Stempel  der  IV.  Kohorte.    (Va  der  nat.  Größe.) 


COHIIIIVN 


Taf.  LXXIX,  Nr.  6.  In  einfachem,  glattem,  rechteckigem 
Schilde  mit  breiten  Buchstaben.  I  mit  N  hgiert,  der  erste 
Strich  des  N  ist  bis  zum  Rande  verlängert ;  derselbe  Stempel 
bei  SucMer,  Z.  von  Großkrotzenburg,  Nr.  13.  Auf  Ziegeln 
und  der  Heizkachel  Fig.  26,  Nr.  2.     (12.) 

Nr.  9.     Auf  einfachem  Schilde.    (4.) 

Nr.  10.  Auf  einfachem  Schilde,  N  dicht  am  Rande.  (17.) 

Nr.  11.     Auf  einfachem  Schilde,  0  sehr  groß.     (5.) 

Nr.  12.     Auf  einfachem  Schilde.     (1.) 


22")  Coh.  IUI.  Vindelicorum  ist  bis  jetzt  nur  in  Obergernnanien  nachweisbar.  Sicher 
erwähnt  wird  sie  zuerst  in  dem  Diplome  vom  J.  74,  dann  im  Jahre  90  und  134,  wahr- 
scheinlich auch  117.  Ihr  dauerndes  Standlager  zur  Zeit  des  Bestehens  des  Jjmes  war 
Großkrotzenburg.  Inschriften  von  ihr:  Wolff,  Großkrotzenburg  S.47  {Branib.  1434)  und  53 
(Bramb.  1439),  Limesblatt  16.  Sp.  440  f.  Ihre  Ziegel  sind  von  allen  obergermanischen 
Kohorten  in  den  Kastellen  am  weitesten  verbreitet,  aber,  wie  es  scheint,  nur  nördlich  des 
Maines.  Sie  wird  wohl  schon  zu  den  Raetorum,  Vindelicorum  et  Gallicae  eohortes 
(Tacit.  Ann.  II.  17)  unter  Germanicus  geliört  haben. 

19* 


2. 

COHIIIIVIN 

3. 

COHIIMVIN 

4. 

COHIIIIVIN 

5. 

COHIIIIVIN 

292 


Die  Funde. 


0.       ////OHIIIIVD 


COHIIIIVND 


Nr.  7.  Auf  einfacliem  ScliiMe,  I  und  N  fehlen,  D 
scheint  versclioben.     (1.) 

Nr.  8.  Auf  einfachem  Schilde.  I  mit  N  ligiert;  D  steht 
dicht  am  Rande  wie  bei  dem  neuen  Abklatsch,  Fig.  42, 
Nr.  4;  auf  Ziegeln  und  Heizkacheln.  Derselbe  bei  Suchier^ 
F.  Tafel  11,  Nr.  19  (?)  von  Großkrotzenburg.  (12.  Auch 
auf  Dachziegeln.) 

8.  COHIIIIVIND  Nr.    14.     Einfaches   Schild   mit   Schwalbenschwänzen, 

wie  der  neue  Abklatsch,  Fig.  42,  Nr.  1,  zeigt;  die  An- 
sätze waren  bei  dem  früheren  Exemplare  nicht  sichtbar. 
Suchiör,  F.  Nr.  9  scheint  derselbe.     (9.) 

9.  3mVIIIIH03  Nr.  18.    Rückläufig,  auf  der  Tafel  verkehrt  dargestellt. 

O  sehr  klein,  D  am  Schlüsse  in  zwei  Teilen ;  D  mit  E  und 
L  ligiert  (?).     (7.) 

10.  3MIVIIIIH03  Nr.   19.    Ähnlich  wie  9;  Schild  mit  gezähntem  Rande, 

ebenfalls  rückläufig;  auf  der  Tafel  verkehrt  gezeichnet; 
das  D  am  Ende  hat  nach  dem  neuen  Abklatsch  (Fig.  42, 
Nr.  3)  unten  denselben  horizontalen  Querstrich,  also  Ligation 
wie  bei  9.  Derselbe  bei  Suchier,  Z.  Nr.  8  von  Groß- 
krotzenburg.    (23.) 

11.  J3amV.||||H03         Nr.  15.     Ebenfalls  rückläufig,   aber    verkehrt   auf  der 

Tafel  dargestellt;  kleines  C  und  0.  H  mit  dem  ersten 
Strich  von  IUI  verbunden.  Dieser  oder  Nr.  12  schon 
bei  Neilhof  1780,  p.  17,  abgebildet.     (29.) 


12.    COHIIII.VNDEL 


13.    COHIIIIVINDEL 


14.  COHIIIIVIN//;//. 


Nr.  16.  Auf  einem  Schilde  mit  gezähntem  Rande  und 
Ansäe.  C  und  0  kleiner  wie  die  übrigen  Zeichen,  H  mit 
IUI  verbunden  wie  bei  11,  I  mit  N  ligiei't.  Bei  den  neuen 
Exemplaren  ist  der  erste  Vertikalstrich  des  N  nicht  so  lang, 
das  D  geschlossen  und  der  untere  Querstrich  des  E  sicht- 
bar.    Kommt  auf  Ziegeln  und  Kacheln  vor.     (15.) 

Nr.  17.  Schild  wie  bei  12.  Buchstaben  schärfer,  mit 
Apices.  O  sehr  klein,  V  nach  unten  verlängert,  ebenso 
der  Vertikalstrich  des  D  oben  und  unten.  Derselbe  bei 
Suchier.,  Z.  Nr.  7,  von  Großkrotzenburg.     (7.) 

Nr.  13.  Größer  wie  alle  übrigen,  mit  glattem  Schilde, 
an  dem  die  Henkel  durch  eine  Einkerbung  markiert 
sind.  Unter  O  und  H  ein  horizontaler  Strich,  der  aber 
nur  auf  einem  Exemplare  sichtbar  ist.     (3.) 


15.  COHIIIIVIND 


16.  COHII 


17.  COHIIliVII/IDEL 


18.  COH-lllll/llNaiinC 


Inschriften.     Ziegelstempel. 

Neue  Funde. 


293 


Verwaschene  Schrift  auf  dem  Bruchstücke  einer  Platte 
von  schlechtem  Thon.  (1.)  Einfaches  Schild  mit  breiten 
Buchstaben. 

Fig.  42,  Nr.  2.  Auf  einem  kleinen  Bruchstücke  einer 
Platte  von  graubraunem  Thon,  deren  Kanten  abgeüist 
sind. 

Rundstem  pel. 

Nr.  20.  Mit  scharf  ausgezalmtem  Rande;  die  Schrift 
rückläufig;  in  der  Mitte  eine  Scheibe  oder  ein  Knopf. 
Derselbe  bei  SucJiier,  F.,  Taf.  II,  23,  von  Großkrotzen- 
burg.     Schon  bei  Neuhof,  1780  p.  17,  abgebildet.    (20.) 

Nr.  21.  Mit  fein  gezahntem  Rande;  in  der  Mitte 
ebenfalls  ein  Knopf,  statt  V  ein  N,  vielleicht  Zufall; 
II  statt  E,  D  und  L  verkehrt;  vor  COH  scheint  ein 
Punkt  zu  sein.  Derselbe  von  Großkrotzenburg  bei 
SucMer,  Z.  S.  20,  Nr.  2.     (9.) 


e)   Leg.   VIII.   Aug. 
(Lcgio   VIIL  Augusta.p^^^) 

1.  ILEGVIIIAVGI  Taf.  LXXVIII,  Nr.  15.  Einfaches  rechteckiges  Schild 

mit  dünnen,  flüchtig  gearbeiteten  Buchstaben;  vor  und 
hinter  der  Legende  ein  vertikaler  Strich  als  Einfassung.  (1.) 

2.  LEGVIIIAV6  Nr.  16.     Schrift   ähnlich   wie  bei  1,   auf  kleinerem 

Schilde.    (7.)    Auch  auf  Dachziegeln. 

3.  KEGVIIIAVG  Nr.  17.     Schild   mit  Henkeln  an  den  Seiten,   über 

und  unter  der  Schrift  ein  Strich.    (19.) 


^2')  Leg.  VIIL  Augusta  ist  wahrscheinlich  eine  der  alten  cäsarischen  Legionen  ;  sie 
stand  unter  Augustus  (wenigstens  i.  J.  14)  in  Pannonien  (Hauptquartier  Poetovio-Pettau), 
wurde  nach  Bitterling  schon  unter  Claudius  nach  Moesien  verlegt,  von  wo  sie  i.  J.  69  mit 
den  übrigen  Legionen  für  Vespasian  nach  Italien  zog.  Nach  dem  Siege  der  flavischen 
Partei  befand  sie  sich  unter  den  Legionen,  welche  zur  Unterdrückung  der  germanischen 
Aufstände  bestimmt  waren;  sie  gehörte  zum  oberen  Heere  unter  Annius  Gallus  und  er- 
hielt jedenfalls  schon  unter  Vespasian  ihr  Lager  in  Argentoratum  (Straßburg),  wo  sie 
dauernd  verblieb.  (Ob  sie  einmal  am  Niederrhein  gewesen,  ist  nicht  mit  Sicherheit  zu 
entscheiden.)  Noch  unter  Valentinian  erscheint  eine  Legio  Octavanorum  in  Schwaderloch 
in  der  Schweiz;  in  der  Notitia  dignitatum  stehen  Octavani  als  Legio  Palatina  in  Italien. 


294 

4.  LEGVIIIAVG 

5.  LEGVIIIA/G 


0.  LEGVIII/VG 


7.  LEGVIIIA/G 


8.  LEGVIIIAVG 


0.  LEGVIII/VG 


10.  LEGVIIIVG 


Die  Fände. 

Nr.  18.  Dünne  Buchstoben  von  der  Breite  des  ein- 
faclien  Scliildes.     (7.)     Audi  auf  Dachziegeln. 

Nr.  19.  A  mit  V  ligiert.  In  dem  einfachen  Schilde 
eine  besondere  Umrahmung  mit  Anmc  zu  beiden  Seiten. 
Durch  die  Schrift  ein  horizonttiler  Strich.  (9.)  Auch  auf 
Dachziegeln. 

Nr.  20.  Die  Schrift  in  besonderem  Rahmen,  mit 
eckigen  Ansac;  das  äußere  einfache  Schild  mit  ab- 
gerundeten Ohren.  A  mit  V  ligiert.  (14.)  Auch  auf 
Dachziegeln. 

Nr.  21 .  Innere  Umrabmung  mit  Scliwalbenschwänzen; 
der  Anfang  auf  dem  abgebildeten  Exemplar  undeutlich; 
bei  den  übrigen  ist  die  Anna  auch  am  Anfang.  A  mit 
V  ligiert.    (5.)    Auch  auf  Dachziegeln. 

Nr.  22.  Einfaches  Schild  mit  sehr  ungeschickten 
Buchstaben;  hiervon  ein  Abdruck  in  einem  Mörtel- 
brocken.   (18.)   Auch  auf  Dachziegeln. 

Nr.  23.  Nur  eine  Ansa  am  Anfange  sichtbar  inner- 
halb des  Stempelschildes.  Ein  neuer  Fund  (Fig.  43, 
Nr.  2)  zeigt  über  und  unter  der  Legende  einen  horizon- 
talen Strich.     A  mit  V  ligiert.    (5.) 

Nr.  24.  A  jedenfalls  mit  V  ligiert,  doch  auf  dem 
Stempel  nicht  sichtbar.    (1.) 


-m 


Fig.  43.    Stempel  der  VIII.  Legiou.    (>,*  der  nat.  Größe.) 


Neuer  Fund. 

11.  LEGVIIIA/G  Fig.    43,    Nr.   1.     Einfaches    Schild    mit   ähnlicher 

Schrift  wie  bei  9;  doch  geht  durch  die  Mitte  ein  hori- 
zontaler Strich.  (1.) 


Inschriften.     Ziegelstempel.  295 

f)  Leg.  XXII.  Pr.  P.  F. 
(Leg  10  XXIL  primüjcnia  pia  fidelis.)^^^) 

a.  Einzeilige  Stempel  mit  rechteckigem  Schilde. 

1.  LEG  ////  Taf.  LXXV,  Nr.  1.  Bruchstück  einer  großen  Hciz- 
(LEGXXMPP)  kachel.  Derselbe  Stempel  ist  neuerdings  in  zwei  vollstän- 
digen Exemplaren,  der  eine  auf  einer  intaktea  Kachel 
(Fig.  26  Nr.  11)  gefunden  (Fig.  41).  Er  ist  der  schönste 
von  der  Saalburg,  außerordentlich  sorgfältig  und  sauber 
gearbeitet  und  mit  hohem  Relief  eingedrückt.  Die  Henkel 
des  Schildes  sind  besonders  ausgebildet,  die  Punkte  zwi- 
schen, über  und  unter  den  Buchstaben  dienen  nur  zur 
Verzierung,  am  Schlüsse  ist  P  mit  F  ligiert.  Schildgröße 
43  :  15  cm,  Höhe  der  Buchstaben  5V2  cm.  (3),  auf  Kacheln. 

2.  LEG  XXIIPRPF        Taf.  LXXV,  Nr.  3.    Ebenfalls  wie  Nr.  1  reich  verziert 

und  auf  einer  Heizkachel  (von  gleicher  Form  wie  Fig.  26 
Nr.  7).  Der  Rand  des  Schildes  zinnenartig  ausgeschnitten ; 
über  und  unter  der  Schrift  die  häufig  wiederkehrenden 
Reihen  dreieckiger  Punkte.  Der  Stempel  kommt  schein- 
bar in  zwei  Varietäten  vor,  entweder  sind  die  Ecken  recht- 
winklig wie  bei  dem  auf  der  Tafel  abgebildeten  (vergl. 
auch  den  neuen  Abklatsch  Fig.  44,  Nr.  22  a)  oder  sie 
sind  abgeschrägt  wie  bei  Nr.  22  b.  Dieser  Unterschied 
dürfte  sich  am  leichtesten  so  erklären  lassen,  daß  das 
Stempelschild  an  und  für  sich  abgeschrägte  Ecken  hat, 
und  zwar  so  weit,  als  es  eingedrückt  werden  soll,  viel- 
leicht 1  cm;  das  Stempelholz  ist  aber  an  seinen  übrigen 
Teilen  viereckig,  und  Stempel  wie  derjenige  auf  der  Tafel 
sind  zu  tief  eingedrückt;  dies  zeigt  auch  der  Abklatsch. 
Nr.  22  c,  wo  beides  an  einem  Stempel  vorkommt.  Schild- 
größe 26  :  9  cm;  Buchstabenhöhe  3\/2  cm.   TT.,  Fig.  138.  (6.) 


^2*)  Leg.  XXIL  primigenia,  nach  der  früher  allgemeinen  Ansicht  gegründet  von  Claudius 
i.  J.  43;  V.  Domaszetcslci  hält  sie  für  eine  augusteische  Legion;  nach  Bitterling  ist  sie  von 
Gaius  etwa  i.  J.  39  errichtet.  Sicher  stand  sie  unter  Claudius  und  Nero  in  Germania 
superior  (3IoguntiacumJ^  zog  i.  J.  69  nach  Italien,  von  wo  sie  nach  Besiegung  der  Vitellianer 
wohl  nach  lUyricum  geschickt,  aber  sehr  bald,  vielleicht  schon  i.  J.  71  nach  Germanien 
berufen  wurde.  Sie  gehörte  indessen  etwa  bis  zum  Jahre  90  zum  niederrheinischen  Heere 
(Hauptquartier  Noviomagus?),  nachdem  sie  mit  den  übrigen  niederrheinischen  Truppenteilen 
durch  Niederwerfung  des  aufständischen  oberrheinischen  Heeres  unter  Antonius  Saturninus 
sich  die  Beinamen  pia  fidelis  erworben  hatte.  Eben  i.  J.  90  kam  sie  nach  Obergermanien 
und  zwar  wieder  nach  Mainz,  dessen  Besatzung  sie  nun  dauernd  blieb,  und  zwar  als  ge- 
schlossene Truppe,  nicht  in  Detachements  in  den  Kastellen  verteilt.  Zur  Zeit  der  Notitia 
dignitatum  um  400  n.  Chr.  bestand  sie  nicht  mehr;  wann  sie  verschwand,  wissen  wir  nicht. 


296 


Die  Funde. 


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^  •> 


"■^i^ 


'  -^-^ 


,i<i:r.,^ 


Fig.  44.    Stempel  der  XXII.  Legion.    (V)  der  nat.  Größe.) 


3.  LE6XXIIPRPF         Taf.  LXXV,  Nr.  4.  Auf  Kacheln  (Fig.  26,  Nr.  6  und  7); 

gezähnter  Schildrand,   an  den  Seiten  Schwalbenschwänze. 
Schildgröße  24:7  cm.     Buchstabenhöhe  4^'2  cm.     (15.) 

4.  LE6XXIIPRPF  Taf.  LXXV,  Nr.  5.   Schildrand  eingekerbt;  die  Schwal- 

benschwänze offen;  unter  der  Zahl  ein  horizontaler  Strich, 


Inschriften.     Ziegelstempel. 


297 


der  sonst  darüber  steht.  Derselbe  bei  Suchte f,  Z.,  S.  19, 
Nr.  10  von  Rückingen  und  Friedberg.  Limrswerli  B.  Taf. 
III,  Nr.  11.  Schildgröße  24:7^/4  em.  Buchstabenhöhe 
5^4  cm.  (10);  auf  Kachehi  von  gleicher  Form  wie  Fig.  26 

Nr.  7. 


5.     LEGXXIIPFF 


6.  LEGXXII^ 


7.  LEGXXIIPPF 


Taf.  LXXV,  Nr.  G.  Glatter  Schildrand,  Schwalben- 
schwänze an  den  Seiten,  das  Schild  im  Verhältnis  zu  den 
übrigen  sehr  hoch  und  kurz,  die  Buchstaben  entsprechend; 
über  der  Zahl  ein  horizontaler  Strich  (s.  neuen  Abklatsch 
Fig.  44  Nr.  23);  auf  einer  Heizkachel,  Fig.  26.  Nr.  7. 
Schildgröße  15^/4  :  8' /4  cm.    Buchstabenhöhe  6  cm.    (3.) 

Taf.  LXXV,  Nr .  7 .  Die  horizontalen  Ränder  des  Schildes 
verziert,  auf  jeder  Seite  zwei  kleine  Ohren  wie  beim  zwei- 
zeihgen  Stempel  Nr.  45;  über  der  Zahl  ein  Strich  (auf  der 
Tafel  weggelassen).  P  mit  R  ligiert,  F  fehlt  (?),  Schluß 
nicht  ganz  sicher;  s.  auch  LimestverJc  B.  Taf.  III,  Nr.  7.  (2.) 

Taf.  LXXV,  Nr.  8.  Die  Legende  in  besonderem 
Rahmen,  an  der  Seite  halbrunde  Ausschnitte.  Über  der 
Schrift  ein  Palm(?)zweig,  der  sich  aber  auch  nach  der 
rechten  Seite  zu  fortsetzt  (s.  neuen  Abklatsch,  Fig.  44, 
Nr.  28);  unter  der  Schrift  scheint  ebenfalls  ein  Zweig 
oder  ein  Strich  zu  stehen.  Derselbe  bei  Suchicr,  F. 
Taf.  1,  Nr.  15.    (4.) 

Taf.  LXXV'I,  Nr.  1.  Legende  mit  Umrahmung  in 
einem  glatten  Schilde,  im  Innern  Änsae.  L  mit  dem 
Rahmen  verbunden.      W.  Fig.  86.    (2.) 

Taf.  LXXVI,  Nr.  3.  Umrahmung  mit  verzierten 
dreieckigen  Ansac  in  einem  einfachen  Schilde,  die  Vertikal- 
striche ebenso  wie  die  horizontalen  (auf  der  Tafel  dort 
nur  ein  einfacher  Strich).  W.  Fig.  80.  LimeswerJc  B. 
Taf.  III,  Nr.  8.    (3.  Auch  auf  Dachziegeln.) 


10.  LEG. XXII. P.P.F  Taf.  LXXVI,  Nr.  4.    Umrahmung  mit  Henkeln  in 

einem  glatten  Schilde.    Derselbe  5«cÄ«e>*,  i»"'.  Nr.  13  (?).  (5.) 

11.  LEGXXII////  Taf.  LXXVI,  Nr.  5.    Linkes  Fragment  mit  ^wm.    (1.) 

12.  KE6XXII/////  Taf.  LXXVI,  Nr.  6.  Linkes  Bruchstück,  Rahmen  mit 

Alisa   im  Innern   des  einfachen  Schildes.     ÄhnUch  wie 
Nr.  8,  nur  L  selbständig.   (1.) 


8.  KEGXXIIPRPK 


9.  LEGXXIIPRPF 


298 

13.  KEG-XXIIPPF 


14.  LEGXXII/ 


15.  LEG-XXIIPRPF 


16.  LEGXXIIPPF 


17.  LEGXXIIPP 


18.  LEGXXIIPP(F?) 


19.  LEGXXIIPPF 


20.  LEGXXIIPPF 


21.  LEGXXIIPF 


22.  LEGXXIIP 


Die  Funde. 

Taf.  LXXVI,  Nr.  7.  Die  dreieckigen  Ansäe  aus 
mehreren  Strichen  bt;stehend.  Hinter  G  ein  Punkt  und 
K,  nicht  L,  wie  auf  der  Tafel.  (3.  Auch  auf  Dach- 
zicgehi.) 

Nr.  8.  Linkes  Bruchstück,  Ränder  verziert.  Unter 
der  Schrift  ein  Strich  oder  Zweig,  auf  der  Tafel  weg- 
gelassen; über  der  Zahl  ein  Strich.    (1.) 

Nr.  9.  Hinter  G  und  der  Zahl  ein  Punkt,  Ansäe 
im  Iimern.  Die  horizontalen  Ränder  mit  kleinen  Strichen 
verziert.     Suchier,  F.  Nr.  14.    (3.) 

Nr.  10.  Die  Legende  durch  zwei  horizontale  Linien 
eingefaßt;  die  horizontalen  Schildränder  sind  nicht  so 
scharf  gezahnt  wie  auf  der  Tafel,  (15.  Auch  auf  Ver- 
blendziegeln.) 

Nr.  11.  Die  Schrift  in  einem  besonderen  Rahmen, 
der  mit  dem  äußeren  Schildrand  durch  kleine  Striche 
verbunden  ist.     F  fehlt.      W.,  Fig.  66b.     (4.) 

Nr.  12.  In  einfachem  Schilde;  auf  der  rechten  Seite 
ist  bei  sämtUchen  Stempeln  ein  Ansatz  mit  einer  Ver- 
tiefung; ob  dieser  ein  F  vorstellen  soll?  Zwischen  II 
und  P  ist  ein  horizontaler  Strich  (fehlt  auf  der  Tafel) 
im  Holz  stehen  geblieben.    (12.  Auch  auf  Dachziegeln.) 

Nr.  13.  Ein  innerer  Rahmen  mit  Ansac  in  einem 
glatten  Schilde  mit  abgerundeten  Ecken;  über  und  unter 
der  Schrift  die  bekannten  dreieckigen  Punkte.  (9.  Auch 
auf  Verblendziegeln.) 

Nr.  15.  Schild  mit  abgerundeten  Ecken  und  ver- 
ziertem Rande;  hinter  G  ein  Punkt,  über  der  Zahl  ein 
Strich.     Suchier,  F.   Nr.  19.   (?)   (2.) 

Taf.  LXXVin,  Nr.  1.  In  einfachem  Schilde;  es  fehlt 
ein  P,  hinter  F  noch  einige  kleine  Striche,  Fehler  im 
Holz  (?);  es  scheint  über  und  unter  der  Schrift  noch 
ein  Strich  gestanden  zu  haben.     (1.) 

Nr.  3.  Linkes  Bruchstück;  einfaches  Schild,  die 
Ansa  durch  Einkerbung  abgetrennt  (auf  der  Tafel  nicht 
dargestellt).     (2.) 


Inschriften.     Ziegelstempel. 


299 


23.  ////// XIIPPF 


24.  MI6XXIIPRPK 


25.  iqflqilXX03J 


26.  LIIGXXII///// 

Nr.   13, 

mit  Ansa. 

27.  LEGXXIIPP 

Taf.  L: 

28.  LEGXXIIPP 


Nr.  5.  Rechtes  Bruchstück;  an  den  Seiten  halb- 
kreisförmige Ausschnitte;  zwei  vertikale  Striche  am 
Anfang  und  Ende  sind  Reste  der  Umrahmung;  der 
Schildrand  an  den  Jjangseiten  mit  schrägen  Strichen 
verziert.     Tf.,  Fig.  63.    (1.) 

Nr.  10.  Einfaches  Schild;  wird  ergänzt  durch  einen 
neuen  Fund,  Fig.  44,  Nr.  27.  G  kleiner  wie  die  übrigen 
Buchstaben.     (2.) 

Nr.  12.  Rückläufig;  auf  der  Tafel  verkehrt;  der 
Anfang  deutlicher  auf  dem  Abklatsch  nach  einem  neuen 
Funde,  Fig.  44,  Nr.  30.  Der  rechte  Rand  mit  Ansa, 
sonst  einfaches  Schild.     W.,  Fig.  69.    (2.) 


Linkes    Bruchstück   in   einfachem   Schilde 


(1. 


^^I,  Nr.  17.  F  fehlt,  dafür  befindet  sich 
auf  beiden  Seiten  eine  Reihe  dreieckiger  Punkte  (auf 
der  Tafel  ungenau  nach  einem  \mdeutlichen  Exemplar). 
Unter  der  Schrift  ein  Strich,  der  in  zwei  Apices  an  den 
Seiten  ausläuft.  In  der  Mitte  ein  Zeichen,  das  beinahe  wie 
ein  A  und  ß  aussieht;  zu  beiden  Seiten  Palmzweige  oder 
Tannenbäume (?).  LimeswerJc  B.  Nr.  12.  W.  98a  und  b.  (2.) 

Nr.  16.  Schild  und  Schrift  wie  beim  vorigen,  nur 
ist  der  horizontale  Strich  nach  links  verbreitert;  ob  durch 
Zufall?  Im  Übrigen  scheint  der  härter  gebrannte,  aber 
in  seiner  unteren  Hälfte  undeutliche  Stempel  bei  ge- 
nauer Vergleichung  doch  derselbe  wie  Nr.  27.    (1.) 


29.  LE6XXIIPRPF 


30.  LEGXXIIPIi 


31.  LEGXXIIPRPF 


Neue  Funde. 
(Fig.  44.) 

Nr.  1.  Einfaches  Schild  mit  Ansäe  und  langen, 
dünnen,  die  ganze  Schildbreite  einnehmenden  Buch- 
staben; vielleicht  hinter  G  ein  Punkt.     (1.) 

Nr.  2.  Flaches  Schild  mit  breiten  Buchstaben; 
Schluß  nicht  ganz  sicher;  vielleicht  P  mit  II  verbunden 
und  dann  PR  (?).     (1.) 

Nr.  3.  Der  Stempel  in  flachem  Schilde  nicht  sehr 
deutlich.     (1.) 


300 

32.  LEGXXII//// 

33.  LE6X///// 

34.  LEGXX//// 

35.  LEGXXIIPRPF 

36.  ////XXIIPP/// 

37.  LEGX///' 

38.  LEG///// 


39.  KEGXXIIPRPF 


40.  ///EGXXIIPR 


41.  ///XIIPRF 


41a.  ///XIIPRPF 


Die  Funde. 

Nr.  4.  Flaches  Schild  mit  Ansa,  hnkes  Bruchstück.  (1.) 

Nr.  5.  Einfach  rechteckiges  Schild;  über  und  unter 
der  Schrift  eine  verzierte  Unn-ahmung;  linkes  Bruch- 
stück.    (1 .) 

Nr.  6.  Bruchstück,  nicht  größer  wie  die  erhaltene 
Schrift,  1  cm  dick.     Rand  scheint  einfach.     (1.) 

Nr.  7.  Glattes  Schild  mit  Ansäe  aus  mehreren 
Strichen;  in  der  Mitte  undeutlich;  auf  dem  Bruch- 
stück einer  großen  Platte.     W.    Fig.  78.    (1.) 

Nr.  8.     Bruchstück,  einfaches  Schild.     (1.) 

Nr.  9.     Linkes  Bruchstück,  mit  Anm.     (1.) 

Nr.  10.  Linkes  Bruchstück,  Schild  verziert  und  ab- 
gerundet, vielleicht  von  der  Form  Nr.  95;  sehr  ver- 
waschen, auf  einem  schlecht  gebrannten  Ziegelbruch- 
stück.    (1.) 

Nr.  11.  Einfaches  Schild,  Ansa  nur  am  rechten 
Ende  sichtbar,  wahrscheinlich  auch  am  Anfang.   (1.) 

Nr.  12.  Rechtes  Bruchstück.  W.  Fig.  59;  P  und 
F  fehlen.  Kleiner  Ausschnitt  als  Ansa  an  der  rechten 
Seite  möglich;  Strich  durch  die  Mitte.     (1.) 

Nr.  13a.  Linkes  Bruchstück,  erg<änzt  durch  13b; 
hinter  F  noch  ein  Strich,  zum  Henkel  gehörig;  es  fehlt 
P.     (1.) 

Während  des  Druckes  gefundener,  kleiner,  schmaler 
Stempel;  auf  einem  nur  8  cm  breiten  länglichen  Ziegel. 
An  der  Seite  Ansäe,  der  Rand  gezähnt;  anscheinend 
derselbe  wie  bei  Wolff,  Nr.  18,  Fig.  70. 


42.  LEG.  XXII 
PR.  P.F 


ß.  Zweizeilige  Stempel. 

Taf.  LXXV,  Nr.  2.  Auf  einer  Heizkachel;  sauber 
gearbeitet  und  tief  eingedrückt.  Jede  Zeile  bildet  ein 
Schild  mit  besonderen  Schwalbenschwänzen  für  sich 
und  ist  in  der  Mitte  noch  einmal  durch  eine  Leiste 
(aus    technischen   Gründen    [?])    getrennt.     Der   Raum 


Inschriften.     Ziegelstenipel. 


301 


43.  LEG  XXII 
P  PF 


44.  LEGXXII 
PR.P.  F 

45.  LEG  .  XXII 
PRI  .  PI  Fl 


46.  LEGXXII 
PR  PF 


47.  LEGXXII 
PR  PF 


48.  KIIG  XX//// 
PRI. PI. F//// 


49.  LEG  XXII 
P  R 

P  F 


50.  LEGXXII 
P     P     F 


zwischen   dem   Stempel    und   den   beiden   horizontalen 
Kachelrändern    wird   ausgefüllt   durch  je   4  Kreuze  in 
Form  eines  römischen  X;  die  Legende  nimmt  die  ganze 
Breite  der  Kachel  ein  (s.  auch  Fig.  26,  Nr.  8). 
Buchstabengröße:  4  cm.     (8,  auf  Kacheln.) 

Taf.  LXXVI,  Nr.  2.  Jede  Reihe  als  besonderes 
Schild  mit  halbkreisförmigen  Ausschnitten  ausgebildet 
und  durch  einen  Strich  getrennt.  Wie  ein  besserer 
Abklatsch,  Fig.  44,  Nr.  32,  zeigt,  ist  eine  Ansa  oben 
und  unten  durch  einen  Zahn  markiert.  (5.  Auch  auf 
Verblendziegeln.) 

Taf.  LXXV,  Nr.  11.     p:infaches  Schild.     (2.) 

Taf.  LXXVI,  Nr.  20.  Beide  Zeilen  durch  einen 
Strich  getrennt;  die  Ivänder  der  Langseiten  verziert,  an 
den  Kurzseiten  für  jede  Zeile  eine  besondere  Ansa, 
ähnlich  wie  bei  Nr.  6.  W.  Fig.  104.  (7.  Auch  auf 
Verblendziegelu .) 

Taf.  LXXVIII,  Nr.  2.  Großes  Schild  mit  Aus- 
schnitten an  allen  Seiten ;  jede  Zeile  in  einem  besonderen 
Rahmen.      W.  Fig.  141a.     (3.    Auch   auf  Dachziegeln.) 

Nr.  6.  Glattes  Schild  mit  halbrunden  Ansäe;  diese 
im  Inneren  eckig  wiederholt.  (3.  Auch  auf  Verblend- 
ziegeln.) 

Nr.  14.  Einfaches  Schild,  zwischen  den  Zeilen  ein 
Strich;  Anfang  und  Ende  fehlen,  die  Punkte  sind  auf 
der  Tafel  weggelassen.  Derselbe  bei  W.  Fig.  96  und 
Limestcerh  B.  Nr.  13;  in  jeder  Zeile  eine  Ansa  zu  er- 
gänzen.   (1.) 

Taf.  LXXV,  Nr.  12.  Einfaches  Schild;  zwischen 
der  Schrift  ein  Stier  mit  erhobenem  Schwänze;  das 
eine  Vorderbein  scheint  an  ein  zAveihenkeliges  Gefäß 
zu  stoßen.  Vielleicht  eine  Anspielung  auf  den  Stier 
des  Mithras,  bei  dem  sich  ebenfalls  eine  doppelhenkelige 
Urne  befindet.  Vielleicht  das  Tier  ein  Löwe  (?);  so 
scheint  es  Becker,  Mainzer  Inschriften,  aufzufassen. 

Nr.  13.  Einfaches  Schild;  zwischen  den  Buchstaben 
ein  Delphin,  dessen  Schwanz  sechsfach  geteilt  ist.     (1.) 


302  !>'«  Funde. 

51.  LFG  XXII  Nr.   14.     Einfaches  Scliikl  m\t  Ans<ie;  zwischen  den 
PR'P'F                    Zeilen    ein    BUtzbündol    (ein    solches    zeigt    auch    das 

Graffito  Taf.  LXXIII,  Nr.  4).     W.,  Fig.  105.     (2.) 

52.  LEG  XXII PR  Taf.   LXXVI,    Nr.    18.      Einfaches   Schild;    in    der 

P      F  Mitte   ein   Delphin    wie    bei   Nr.  50,    doch    ist    dessen 

Schwanz  geschlossen.  Derselbe  scheint  Limeswerk  B. 
Nr.  16;  dort  in  der  zweiten  Zeile  noch  zwei  Blätter.  (7.) 

53.  .LEG- XXII.  Taf.  LXXVIH,  Nr.  4.    Die  Langseiten  des  Schildes 
•  PR  •  P  FID                geschweift;  die  Richtung  der  Schrift  dementsprechend  im 

Bogen;  an  der  Seite  kreisförmige  Ausschnitte,  zwischen 
den  Zeilen  Tannen(?)zweige.  In  der  ersten  Zeile  hinter 
G  ein  Punkt.  Wie  der  neue  Abklatsch,  Fig.  44,  Nr.  31, 
ersichtlich  macht,  steht  am  Schlüsse  von  FI  kein  Punkt, 
sondern  ein  D.    (3.    Auch  auf  Verblendziegeln.) 


Neue  F'unde. 
(Fig.  44.) 

Nr.  16.  Glattes  Schild  mit  kräftigen  Henkeln, 
zwischen  den  Zeilen  2  Striche;  auf  einem  Bruchstücke 
von  gelblichem  Thon.    Derselbe  bei  Suchier,  F.  Nr,  22. 

Nr.  29.  Schild  mit  Ansäe;  in  der  zweiten  Zeile  ein 
Palm(?)zweig  oder  ein  Tannenbaum,  wie  er  schon  mehr- 
fach erwähnt  wurde.     W.,  Fig.  100.     (2.) 

Nr.  18.  Undeutlich;  in  der  Mitte  ein  Strich,  die 
Ansäe  für  beide  Zeilen  gemeinsam;  scheint  derselbe  wie 

Suchier,  F.  Nr.  21.  Darnach  zu  ergänzen:     pp  ^  pp«     (1). 

57.  ////XXII  Nr.  19.    Einfaches  Schild  mit  Ansa;  rechtes  Bruch- 
////Pl  F///               stück.     (1.) 

58.  //// 1  Nr.  20.    Die  Form  des  Schildes  genau  dieselbe  wie 
////F                         bei  Nr.  46,    doch    sind    beide  Zeilen    nur   durch    einen 

Strich  getrennt,  auch  steht  das  letzte  Zeichen  der  ersten 
Zeile  dichter  am  Rande  wie  bei  Nr.  46;  rechtes  Bruch- 
stück.    (1.) 


54. 

LEG  XXII 

PR  P  F 

55. 

KEG  XXII  PRI 

PF 

56. 

///XXII 

///P  F 

Inschriften.     Ziegelstempel.  303 

7.   Dreizeilige  Stempel. 

59.  ///////  Nr.  21.     Undeutlich;   innerer  Rahmen   mit  gemein- 
///////                       samen  Ansäe  für  die  drei  Zeilen.    Derselbe  bei  Suchier, 

LEG  PP  F 

F.  Nr.  37.    Darnach  ist  zu  ergänzen:  XXII    Die  Worte 

LEG 

also  in  umgekehrter  Reihenfolge.     (1.) 

60.  ///////  Nr.  17.  Unleserlich;  Schild  fast  quadratisch;  erste  und 

XXII  LEG 

;/////;  letzte  Zeile  unsicher,  wahrscheinlich  wie  oben  XXTI  (1). 

*  ■ " ' ' '  ppj,^ 

S.  Rundste  m  p  e  1. 

Gl.   .LEG.XXII.PR-P-F.      Taf.  LXXVII,  Nr.  1.    Einfaches,  rundes  Schild;  die 
Schrift  an  der  Peripherie  wie  bei  Münzen.     (2.) 
LEG 

62.  XX  II  P  Nr.  4.    Einfaches  Schild;  die  Schrift  horizontal,  drei- 

P  F  zeilig.     (5.  Auch  auf  länglichen  Ziegelplatten.) 

63.  ///GXXIIPPF  Nr,  8.     Die  Legende  in  einem  besonderen  Streifen; 

in  der  Mitte  eine  Scheibe.     (1.) 

u. 

64.  LEG  XX  Nr.    1 9.     Die   Schrift    im    Kreuz   auf  einem   Rund- 

et Stempel.      W.,  Fig.   113;  alle  Exemplare  auf  sehr  stark 

gebrannten  Plattenbruchstücken.     (2.) 

65.  .LEG-XXIJ.PPF.  Nr.  2.     Schrift  an  der  Peripherie;  als  Interpunktion 

Blätter,  die  auf  dem  undeutlichen,  gezeichneten  Exem- 
plare wie  Kreise  aussahen.     (1.) 

66.  .LEG-XXIJ.PPF.  Nr.  3.      Schrift    umgekehrt    wie    bei    Nr.   65;    die 

Blätter  sehen  hier  mehr  wie  ein  ß  aus.     (1.) 

67.  . LEG- XXII. P. PF-  Nr.  7.     Schrift    wie   beim  vorigen;    hier  die  Blätter 

deutüch.  In  der  Mitte  ein  Halbmond,  zwischen  dessen 
Hörnern  ein  Punkt.     (1.) 

68.  LEG  XXII  Nr.  5.    Schrift  nicht  ganz  umlaufend,  in  zwei  Zeilen ; 
PR  PF                      dazwischen    zwei  gegeneinander    gekehrte,    dreigeteilte 

Figuren  in  der  bekannten  Form  der  Ansäe  an  Inschrift- 
tafeln. Ihre  Bedeutung  an  dem  Stempel  unklar.  Conrady 
versucht  eine  Erklärung  in  der  Westd.  Zeitschr.  V.  (1886) 
Taf.   14.     Suchier,  F.    Nr.  32.     (8.) 


304 

G9      LEG  XXII PR.  PF 

70.   -LEG. XXII. PPF. 


Die  Funde. 


71.  LEGXXIIPP 


72.  LEG. XXII. p.p. F. 


73.  LEGXXbBhu. 


PPF 

74.  LEGXXII 


75.  LEG 
XXII 
PRPF 


Nr,  G.  LogCDflc  wio  bei  Münzen;  in  der  Mitte  ein 
Halbmond,  rechts  und  links  zwei  kleinere,  darüber  vier 
dreieckige  Punkte.     (2.) 

Nr.  1).  Legende  am  Rande  in  einfachem  Schilde. 
In  der  Mitte  eine  rätselhafte  Figur;  ich  hielt  sie  nach 
dem  damals  gefundenen  Exemplare  für  ein  Hufeisen 
mit  den  Nagellöchern.  Die  auf  der  Saalburg  und  dem 
Zwischenkastell  Maisei  ausgegrabenen  Stempel  lassen 
diese  Ansicht  nicht  mehr  aufrecht  erhalten,  da  über 
der  Figur  noch  drei  Anstätze  sichtbar  sind.  S.  auch 
Lhncstverlc  B.  Nr.  32  und  32  a,  und  unseren  neuen 
Abklatsch,  Fig.  45,  Nr.  12.  Hiernach  könnte  das 
Interpunktionszeichen  hinter  LEG  das  bekannte  Blatt 
sein.     (3.  Auch  auf  Dachziegeln.) 

Nr.  10.  Einfaches  Schild,  Schriftrichtung  wie  bei 
Nr.  70;  es  fehlt  F,  vielleicht  durch  den  Dreizack  über- 
deckt, der  senkrecht  in  der  Mitte  steht  (ein  ähnlicher 
als  Graffito,  Taf.  LXXIII,  Nr.  3).    (1.) 

Nr.  11.  Schriftrichtung  wie  bei  Nr.  QQ]  in  der 
Mitte  ein  Ring,  zwischen  ihm  und  dem  Rande  die 
Legende;  die  Figur  scheint  der  öfter  vorkommende 
Tannenbaum  zu  sein,  da  dessen  Zweige  nicht  bis  an 
den  Ring  gehen  und  mit  diesem  ein  Palmblatt  bilden. 
W.   Fig.  107.     Über  XXII  ein  Strich.     (1.) 

Nr.  12.  Einfach  und  roh  gearbeitet;  P  und  R  stehen 
auf  dem  Kopfe,  F  am  Schlus.se  scheint  auf  der  Seite 
zu  liegen,  wenn  man  nicht  die  obere  Zeile  für  sich 
rückläufig  lesen  will.  Auf  beiden  Seiten  Scheiben  oder 
Kugeln,  in  der  Mitte  eine  Umrahmung,  dem  Schild- 
rande und  der  Peripherie  der  Scheiben  parallel.  Suchier,  F. 
Nr.  31.     (18.) 

Nr.  13.  Schrift  in  zwei  Zeilen;  zwischen  beiden  die 
bekannte  Figur  eines  Capricorns  mit  erhobenem  Kopfe. 
W.    B^ig.  118.    (1.) 

Nr.  16.  Schrift  in  drei  Zeilen,  zwischen  der  zweiten 
und  dritten  ebenfalls  ein  Capricorn  wie  bei  Nr.  74, 
aber  mit  gesenktem  Kopfe;  der  ganze  Stempel  größer 
wie  der  vorige.     (12.)  -- 


Inschriften.    Ziegelstempel. 


305 


76.   -LEGXXIIPR.PF. 


77.  LEGXXIIPRT 


78.  LEGXXIIPPF 


79.  LEGXXIIPRPF 


80.       ■ .  II . 

y     X 

^LEG. 


81.  LEG//// 


Nr.  14.  Einfaches  Schild;  der  konzentrische  Kreis 
in  der  Mitte  bildet  entweder  die  innere  Einfassung  der 
Legende  —  dann  ist  in  der  Mitte  ein  Stern  —  oder 
er  gehört  zu  den  sich  kreuzenden  Linien  und  bildet 
mit  diesen  ein  sechsspeichiges  Rad,  das  auch  sonst 
vorkommt;  bei  uns  Taf.  LXVII,  Nr.  9.     (1.) 

Nr.  15.  Großer  Stempel  mit  Rand  Verzierung;  die 
Legende  in  einem  besonderen  Ringe,  die  Buchstaben 
auf  dem  Kopfe,  P  mit  F  ligiert,  in  der  Mitte  eine  exzen- 
trische Scheibe.     W.    Fig.  106.     (2.) 

Nr.  17.  Am  Rande  ein  konzentrischer  Ring;  die 
Schriftrichtung  wie  bei  Nr.  66;  in  der  Mitte  ein  Stern.  (1 .) 

Nr.  18.  Die  Schrift  getrennt  durch  zwei  große 
Scheiben  an  den  Seiten.  W.  Fig.  114.  (4.  Auch  auf 
Verbleudziegeln.) 

Taf.  LXXVIII,  Nr.  11.  Die  Schrift  im  Viereck  ge- 
schrieben ;  in  der  Mitte  ein  Halbmond  mit  einem  Punkte, 
daneben  ein  L  oder  eine  Figur  wie  ein  Winkelmaß  (?); 
vor  L  vier  kleine  Striche,  vor  P  zwei  Punkte,  P  mit  F 
ligiert.     (1.) 

Nr.  8.  Vereinigung  eines  Rundstempels  mit  einem 
einfachen  rechteckigen  Schilde,  das  an  den  Seiten  Änsae 
zu  haben  scheint.  Die  im  Rundstempel  zwischen  den 
Ringen  stehenden  Zeichen  könnten  nach  W.  Fig.  112, 
wo  vollständige  Exemplare  abgebildet  sind,  vielleicht 
als  PRI'PLF  gelesen  werden,  doch  bleibt  es  vorläufig 
unbestimmt;  vielleicht  zum  Teil  nur  Verzierung  wie 
die  6  Speichen  eines  Rades  (?).     (2.) 


Neue  Funde. 

(Fig.  45.) 


82.  LEGXXIIPRPF 


Nr.  10.  In  einem  rechteckigen  Schilde  mit  halb- 
runden Ausschnitten,  an  den  Seiten  ein  Rundstempel; 
in  dessen  Mitte  eine  Scheibe.     (1.) 


83.  KEGXXII  Nr.  1.     Großes  einfaches  Schild,  mit  zwei  Scheiben 

PRI  PI  F  an    den    Seiten,    wie  Nr.  79;    die  Buchstaben   in    zwei 

Zeilen;  ihre  Größe  dem  Räume  angepaßt.  W.  Fig.  116.  (1.) 

Jaeobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  20 


300 


Die  Funde. 


/ 


f 
f  - 


r 


Fig.  45.    Rundstcmpel  der  22.  Legion,     ('/a  der  nat.  Größe.) 


84.  LEG//// 


85. 


86.  LEGXXIIPRPF 


M.  LEGXXIIPT 


88.  IIIIPK'P'IIII 


Nr.  2.  Undeutlicher  Stempel;  nur  LEG  sichtbar, 
in  der  Mitte  vielleicht  ein  Capricorn  (?)     (1.) 

Nr.  5.  Schlecht  erhalten,  scheint  dem  Halbmonde  (?) 
in  der  Mitte  und  der  Größe  nach  derselbe  wie  Hahel, 
Nass.  Ann.  1837.  Taf.  V,  Nr.  5,  und  S.  161  von  Mainz. 
Darnach  wäre  zu  ergänzen:  LEG  XXII  *^ PF.  Vor  L 
und  in  der  Mitte  neben  dem  Halbmonde  (Buchstabe  C?) 
ein  Dreizack.  (Solche  Dreizacke  zwischen  den  Buch- 
süiben  s.  auf  unserem  Graffit  Taf.  LXXIII,  Nr.  3.)    (1.) 

Nr.  6,  Einfaches  Schild  mit  einem  herzförmigen 
Blatte  in  der  Mitte.     (1.) 

Nr.  7.  Kleiner  Stempel  mit  Halbmond  in  der  Mitte. 
Ein  solcher  ist  bereits  früher  auf  der  Saalburg  gefunden 
und  im  Besitz  von  Dieffenhach  gewesen ,  er  soll  sich 
auf  einer  Heizröhre  befinden.  {G.  Dieffenhach,  Hand- 
katalog V.  27.)     Siehe   W.    Fig.  110  und  S.  282.     (1.) 

Nr.  8.  Bruchstück  eines  leider  stark  verwaschenen 
Stempels;  in  der  Mitte  eine  sternartige  Figur  mit  Zirkel- 
schlägen.   Derselbe  vollständig  im  Mainzer  Museum.  (1.) 


Inschriften.     Ziegelstempel. 


307 


89.  LEGXXIIPRPF 


Nr.  9.  Die  zweite  Hälfte  nicht  ganz  sicher,  in  der 
Mitte  eine  Scheibe;  auf  dem  Braichstücke  einer  dünnen 
Platte  ans  hellem,  schlechtgebranntem  Thon.     (1.) 


90.  . LEG- XXII. PR.P.F-  Nr.  13.  Einfaches  Schild,  dessen  Rand  an  einer 
Stelle  unterbrochen  ist,  wo  der  Holzstempel  geplatzt 
war;  sämtliche  Exemplare  auf  Platten  von  40:40  cm 
von  gut  gebranntem,  hellem  Thon.     (5.) 


91.  LEGXXII 


92.  LEGXXI 


93.  LEGXXIIPRIPF 


94.  qflSIIXX03i 


95.  LIIGXXIPPF 


Stempel  auf  besonderen  Schildformen. 

Taf.  LXXV,  Nr.  9.  Auf  S-förmigem  Baudstempel, 
der  besonders  eingerahmt  ist;  am  Anfang  und  Ende  je 
zwei  Striche;  nach  W.  Fig.  132  am  Schlüsse  P-P-FI' 
zu  ergänzen.     (2.) 

Nr.  10.  Linkes  Bruchstück  mit  Änsa;  flach- 
geschwungenes Band.     (1.) 

Taf.  LXXVIII,  Nr.  7.  Auf  leicht  bewegtem  Bande. 
W.  Fig.  126.     (4.) 

Nr.  9.  Schild  in  Form  eines  Delphins;  die  Flossen 
durch  3  Striche  markiert;  der  Anfang  fehlt.  Die  Schrift 
rückläufig  geschrieben  (auf  der  Tafel  verkehrt  abgebildet); 
derselbe  wie  W.  Fig.  124.  Der  Strich  zwischen  E  und 
G  gehört  zur  Figur.     (1.) 

Taf.  LXXVI,  Nr.  14.  Das  Schild  mit  verziertem 
Rande  soll  offenbar  die  Form  einer  Schuhsohle  haben; 
vergl.  auch  W.  134.  P  mit  II  ligiert;  über  der  Zahl 
ein  Strich.    {W.  Fig.  128.)    (2.) 


96.  q^qilXX93J 

97.  LEGXXIIPPF 

98.  LEGXXIIPPFOII 


Neue  Funde. 

(Fig.  46.) 

Nr.    1.     Auf   geschwungenem    Bande;    die    Schrift 
rückläufig.    W.  Fig.  133.    Es  fehlt  F  am  Schlüsse.    (1.) 

Nr.    2.      Halbkreisförmig,   wie    ein   C    gewundenes 
Band  mit  Änsae  an  den  Seiten.     W.   Fig.  123. 

Nr.  3.     Auf  S-förmigem   Bande.     Der   Schluß   un- 
leserlich ;  es  ist  ungewiß,  ob  die  Zeichen  nur  zur  Aus- 

20* 


308 


Die  Funde. 


i^Ä" 


^^v^-m 


Flg.  4G.    Bftiultorini.Lre  Sicnipel.    ('/ü  der  )ial.  (iruUe.) 


99. 

LEGXXII//// 

100. 

LEGXXII 

////////// 

101. 

X 

>< 

LEG  ~  »d 

Hill 

füllung  des  freien  Raumes  und  der  O-förmige  Buch- 
stabe vielleicht  Interpunktion  ist;  oder  ist  I  mit  D 
ligiert,  sodaß  Fidelis  zu  lesen  wäre.  Suchier,  F.,  Nr.  36, 
vermutet  QVI  als  Abkürzung  von  Quirinus  (?).     (1.) 

Nr.  4.  S-förmiger  Bandstempel,  linkes  Bruchstück; 
derselbe   W.    Fig.  131.     (1.) 

Nr.  5.  Die  Schildränder  geschwungen;  der  untere 
Teil  unsicher,  weil  sehr  flach  aufgedrückt.     (1.) 

Fig.  45,  Nr.  3.  Schild  in  Kreuzform;  nach  W. 
Fig.  119  ist  in  dem  unteren  Teile  PF  zu  ergänzen;  in 
der  Mitte  eine  Scheibe.     (1.) 


C.  Legionsstempel  mit  persönlichen  Eigennamen. 


102.  LEGXXIIPPF 
FEL  CAMVL 


103.  LEGXXII. P.P.F 
iVL.PRIMVSF 


Taf.  LXXVr,  Nr.  19.  In  einfachem  Schilde  mit  drei- 
eckigen Ansac,  bereits  von  Becker,  Nass.  Annalen  1874 
unter  Nr.  III  ediert  (gefunden  August  1872).  Becker  las 
Ilelviiis  Camuhis,  indem  er  einen  Punkt  (zufällig?) 
zwischen  Ca  und  3It(l  nicht  berücksichtigte.  Dem  stimmt 
Wulff,  Fig.  156,  Nr.  16  bei  und  hält  die  Becker  sehe  Er- 
gänzung Helvius  Camidus  für  wahrscheinlich.     (2.) 

Nr.  21.  Schild  an  den  Kurzseiten  verziert.  Das  I 
am  Anfange  der  zweiten  Zeile  nicht  deutlich,  auch  auf 
dem  Abklatsche  nach  einem  neuen  Funde  (Fig.  44, 
Nr.  24)  nicht  sehr  scharf;  am  Schluß  ein  F.  Zu  lesen 
ist  Julius  Primus  fecit;  er  ist  einer  der  am  häufigsten 
vorkommenden  Zieglernamen.     W.  Nr.  8,  Fig.  148.    (2.) 


Inschriften.     Ziegelstempel. 


309 


104.  ///////XPF 
////NTERF 


105.  LEGXXIIPP//] 
////NCANDIF 


106.  ////XXIIPR-P.P 
////AVGVR.P 


107.  ////IIPRPF 

////EVAIF 


108.  LEGXXIIPPF 
BREQVA 


109.  LEGXXIIP 
///XG-NIAL 


Nr.  22.  Rechteckiges  Schild  mit  reich  verzierten  und 
ausgeschnittenen  doppelten  Schwalbenschwänzen.  In 
der  ersten  Zeile  steht  statt  XXII  nur  XX;  in  der 
zweiten  scheint  T  mit  darauf  folgendem  E  und  R 
sicher;  am  Schlüsse  könnte  P  stehen.  Derselbe  Stempel 
ist  auch  in  Hof  heim  und  Nied  gefunden,  und  W., 
Nr.  32,  ergänzt  vermutungsweise  IVNI(ms)  FRlontinns) 
F{ecü)  (?)  (1.) 

Nr.  23.  Einfaches,  rechteckiges  Schild;  schon  von 
Becker  a.  a.  O.  unter  Nr.  IV  besprochen  und  Mangandius 
fecit  gelesen.  Auf  dem  gezeichneten  Exemplare  war 
der  Schluß  unsicher,  deshalb  irrtümlicherweise  T  am 
Schlüsse;  s.  besseren  Abklatsch  nach  einem  neuen 
Funde  im  Wallgraben  des  älteren  Kastells  von  1894, 
Fig.  44,  Nr.  26.  Am  Schlüsse  der  ersten  Zeile  steht 
F,  am  Anfang  der  zweiten  Zeile  ist  M  mit  A  ligiert 
und  am  Ende  DIF  zu  ergänzen;  s.  W.  Nr.  31,  der 
die  Lesung  MAN(Zms)  CANDI(rfe(s)  ¥[ecit)  für  wahr- 
scheinlich hält.    (2.) 

Nr.  24.  Die  Zeilen  durch  einen  verzierten  Strich 
getrennt  (auf  der  Tafel  fehlen  die  Punkte);  der  Henkel 
durch  kleine  Striche  abgetrennt ;  zu  ergänzen  ist  nach  W. 
Nr.9,Fig.l49:LEG.XXIIPR.p.F-IVLIVSAVGVR.F. 
Der  Name  des  Zieglermeisters  ist  vielleicht  als  Julius 
Äugurinus  zu  lesen.     (1.) 

Nr.  25.  Rechtes  Bruchstück,  Schild  mit  Schwalben- 
schwanz; nach  W.  Nr.  5,  Fig.  145  ist  zu  ergänzen: 
KEG  .  XXIIPRPF  —  M-  DEVATF.  Der  Name  des 
Zieglers  vielleicht  Marcus  Devatus.     (1.) 

Nr.  26.  Flaches  rechteckiges  Schild  mit  halbkreis- 
förmigen Ansäe  nach  innen,  in  denen  sich  Kreuze  be- 
finden, die  in  dem  damals  vorhandenen  Exemplare 
nicht  sichtbar  waren;  s.  Abklatsch  nach  neuem  Fund 
Fig.  44,  Nr.  25.  Die  Deutung  des  Namens  ist  noch 
nicht  gelungen.    W.  Nr.  30.    Limeswerh  B.    Nr.  22.  (2.) 

Nr.  28.  Großes  rechteckiges  Schild,  mit  kreisrunder 
Änsa  im  Innern;  in  der  zweiten  Zeile  scheint  eher  C 
statt  X  und  hinter  G  ein  Punkt  zu  stehen.  W.  Nr.  1 
ergänzt  vermutungsweise:  C.  GENIAL(«s)  (?)  (1.) 


310 


Die  Funde. 


110.  g 

o 
cc 
u. 

LEGXXIIPP 

Q- 

UJ 
CO 


111.  ILEGXX////// 
KIRMVS 


Nr.  27.  Kreuzförmiger  Stempel;  die  kurzen  »Seiten 
geziilint;  die  Legende  auf  der  Tafel  nicht  ganz  richtig; 
hinter  M  ein  kleines  P;  statt  P  ist  F  zu  lesen;  der 
Schluß  unsicher.  Nach  identischen  Stempeln  ist  zu 
ergänzen:  SEMl^o»///*)  FRO^{timis).  W.  Nr.  4,  Fig. 
144.     (1) 

Taf.  LXXVII,  Nr.  20  und  neuer  Abklatsch  Fig.  45, 
Nr.  11.  Einziger  (gezähnter)  Ivundstenipel  mit  Cursiv- 
schrift  an  der  Peripherie;  in  der  Mitte  leider  undeutlich. 
Vor  L  ein  Strich,  der  vielleicht  das  Ende  eines  Zweiges 
ist,  wie  bei  Nr.  72,  oder  ein  F  =  [fecit).  Am  Schlüsse 
scheint  KIRMVS  [Firinus)  zu  stehen,  davor  auch  ein 
K  (=  fidelis).  Es  dürfte  zu  lesen  sein:  LEGXXIIP 
PF  FIRMVSF(?)  Flrmus  ist  als  Töpferstempel  bekannt. 
Schuermans  2256.     (1.) 


Neue  Funde. 


112.  ////G-XXII.P.// 
•     ///,LGRAT///, 


113.  ////XXII.P.PF 

///V.   V.  F 


Fig.  44,  Nr.  14.  In  dem  Wallgraben  des  alten 
Kastells  1894  gefunden;  zu  ergänzen  durch  den  Stempel 
von  Mainz  (T^.  Nr.  41)  =  LEG- XXII  •  P  •  P  •  F  — 
IVLGllAT.F.     {Julius  Gratus).    (1.) 

Fig.  44,  Nr.  15.  An  derselben  Stelle  wie  112  ge- 
funden. Rechteckiges  Schild  mit  Änsae.  Zu  ergänzen 
durch  einen  Stempel  von  Nied,  W.  Nr.  12,  Fig.  152: 
LEG. XXII. P.P-F  -  C.V.V.F.  Wolff  erwähnt  einen 
Soldaten  der  XXII.  Legion  von  einem  Mainzer  Grab- 
stein, dessen  Namen  mit  unserem  identisch  sein  könnte: 
C.  Vihulius  Valentinus (fecit).     (1.) 


Während  des  Druckes  sind  noch  folgende  zwei  gefunden  worden: 


114. 


/G.XXlIPP//// 
/LBELLIC//// 


115.  /////XXIIPRPF 
ANIF 


Im  Wallgraben  des  Erdkastells  gefunden.   Das  Schild 

einfach  rechteckig.     Derselbe  bei  W.    Nr.  10,  Fig.  150; 

1  LEGXXII.PP       T^     ..         -niT       '  ,        1 

zu  lesen:    jyy  .RFF 1  TPF        ^^  JName  Bellicus  ist  auch 

auf  einem  Sigillatabruchstück  eingeritzt,   vergl.  Graffite 
Nr.  49  und  Textfigur  48,  Nr.  20. 

Auf  bandförmigem  Schilde.    Er  muß  derselbe  Stempel 
sein,   den   W.   unter  Nr.  28,  Fig.  122  bespricht;    auch 


Inschriften.     Ziegelsteinpel. 


311 


die  beiden  dort  erwähnten  Exemplare  von  Nied  und 
Mainz  sind  am  Schlüsse  nicht  sehr  deutlich.  Doch  ist 
bei  uns  zweifellos  ANIF    zu   lesen.     Viell.  Änius  fecit. 

Schließlich  müssen  hier  noch  zwei  Stempel  erwähnt  werden,   die  leider 
nicht  in  unsere  Sammlung  gekommen  sind: 

IIG.  Gmo|VIWSIIX(X03J)  Halbkreisförmiger  Bandstempel;  LEGXXH  PRIMIG 
PFID,  abgebildet  bei  W.  Nr.  27,  Fig.  121 ;  einst  im  Besitz 
von  G.  Dieffenhacli,  jetzt  im  Museum  zu  Darmstadt. 


117. 


Desgleichen  ein  Stempel,  der  von  Hahel  im  Jahre  1857 
gefunden  wurde.  Nach  einer  flüchtigen  Handskizze 
Hobels  in  dessen  Aufzeichnungen  befand  sich  unter  der 
Legende  LEG  XXII  in  der  Mitte  ein  Adler  und  zu 
seinen  beiden  Seiten  je  ein  Capricorn ;  ein  wohlerhaltenes 
Exemplar  befindet  sich  im  Museum  zu  Mainz. 


1.  '/////  MOOOIV 


2.  0312AI8M03 


g.  Privatzieglermeister. 

Taf.  LXXIX,  Nr.  24.  Auf  der  Tafel  verkehrt  darge- 
stellt; rückläufig  zu  lesen,  Deutung  unsicher;  derselbe 
Name  wie  der  auf  den  folgenden  Rundstempeln?  Be- 
findet sich  auf  einer  Platte  von  17  :  17  cm.     (1.) 

Nr.  25.  Ebenfalls  verkehrt  abgebildet  und  rück- 
läufig zu  lesen.  Der  fünfte  Buchstabe  scheint  ein  A? 
Demnach  wäre  der  Name  Consias;  sonst  nicht  bekannt. 
Auf  Platten  von  17 :  17  cm  in  2  Exemplaren.  Das  eine 
unvollständige,  dessen  Anfang  fehlt,  kannte  auch  BecJcer; 
s.  Frkfrt.  Arch.  N.  F.  I.  S.  22. 


3.  MC0I/I2IV2EECIT 


Nr.  22.  Ausgezahnter  Rundstempel  mit  einer 
Kugel  in  der  Mitte;  statt  F:E;  die  Lesung  unsicher; 
rückläufig  CON3IA2  oder  richtiger  CON8IV8.  (?).  Auch 
die  Bedeutung  des  H  vor  dem  Namen  ist  nicht  klar; 
es  ist  früher  mit  dem  Folgenden  zusammen  gelesen 
worden  als:  Vaconsiiis,  s.  Becher,  Frkfrt.  Archiv,  n.  F.  I. 
S.  22,  und  Inconsius.  Da  der  Ziegler  aber  derselbe  wie 
der  von  Nr.  2  sein  dürfte,  wäre  vielleicht  Va.  Consius[?) 
zu  lesen.  Jedenfalls  scheint  der  Verfertiger  des  Stempels 
mit  dem  Einschneiden  der  Buchstaben  nicht  recht  Be- 
scheid gewußt  zu  haben, 


312 


Die  Funde. 


Hiervon  scheint  es  noch  eine  Varietät  zu  geben,  bei 
der  Schild  und  Schrift  dieselben  wie  bei  3  sind;  doch 
ist  in  der  Mitte  auf  einigen  Exemplaren  ein  Halbmond 
sichtbar;  siehe  die  nebenstehende,  in  einem  Drittel  der 
natürlichen  Größe  und  nach  neuem  Abklatsch  hergestellte 
Abbildung.  Möglich  ist,  daß  diese  Stempel  später  als 
die  ersten  hergestellt  sind,  nachdem  das  Stempelholz  in 
der  Mitte  bereits  verletzt  war.  (?)  (16.) 


1.  .IVSTVM///CIT 


2.  IVSTVM.FECIT- 


h.  Abnalimestempel. 

Taf.  LXXIX,  Nr.  23.  Sehr  sauber  gearbeiteter  Rund- 
stempel mit  einer  Scheibe  in  der  Mitte  und  mehreren 
konzentrischen  Hingen ;  auch  von  Wolff  für  einen  Metall- 
stempelabdruck gehalten.  Zu  ergänzen:  IV^STVM  FECIT. 
Als  Interpunktion  das  Herzblatt.  W.  Fig.  143  d, 
S.  300.     (1.) 

Neuer  Fund.  Fig.  45,  Nr.  4.  Ebenfalls  zirkelrund 
gearbeitet,  in  der  Mitte  eine  Figur  wie  eine  Schnalle  (?), 
um  dieselbe  die  bekannten  dreieckigen  Punkte.  Inter- 
punktion: Herzblatt.     (1.) 


2.  Graffite. 


Die  Bedeutung  der  hier  aufgezählten  Bezeichnungen,  fast  ausschließlich 
Datumsangaben,  die  in  den  feuchten  Thon  auf  Ziegel  eingeritzt  sind,  ist  bei 
der  Besprechung  der  Ziegclfabrikation  erörtert  worden.  Die  meisten  Graffite 
sind  in  den  letzten  Jahren  gefunden;  Becker  scheint  nur  2  gekannt  zu  haben. 
Die  sogenannte  griechische  Inschrift  ist  hier  mit  aufgeführt. 

Die  Nummern  in  Klammer  bezeichnen  die  Figuren  der  Tafel  LXXIV, 
die  Nummern   vor  den  Namen  die  Katalognummern   des  Saalburgmuseums. 


1.         359 


///SIVNIAS 


2.         360 


///KIVLIAS 


3.     4145        XVIIIKIVLIAS 


—  s  Junias;  vor  S  vielleicht  ein  V.  Idus  (?); 
scheint  auch  Becker  bekannt  gewesen  zu  sein,  der 
sie  Frkfrt.  Archiv  N.  F.  1  s.  22  Nr.  5  bespricht 
und  Kalendis  Juniis  liest.     (Nr.  1.) 

Das  Zeichen  vor  K  gehört  offenbar  zu  einem  X, 
also  (?)XKalendas  Juhas.     (Nr.  2.) 

=  a.  d.  XVIII.  Kalendas  Julias  =  14.  Juni; 
bereits  von  Becker  VI  Nr.  8  ediert.     (Nr.  4.) 


Inschriften.     Töpferstempel  auf  Terra  sigillata.  313 

4.  4143         ///ll  KIVLI///        (?)  II  Kalendas  Julias.     (Nr.  5.) 

5.  D.  358  ///XVKA////        (?)  XV.  Kalendas.    Hinter  K  ein  A  und  L  oder 

AV  als  Rest  von  AVG.     (Nr.  6.) 

6.  D.  361  ///VIDVS///,        Die  Lesung  des  Schlusses  nicht  sicher;  vielleicht 

a.  d.  V  Idus  (?).     Dem  letzten  Buchstaben   nach 
ist  vielleicht  an  AVG  zu  denken.     (Nr.  7.) 

7.  4148  ///SEP//;  Das  Zeichen  am  Anfang  Rest  von  einem  K(?), 

dahinter  Sep(tembres).     (Nr.  8.) 

Zweizeilig;  am  Schlüsse  der  ersten  Zeile  ein 
weiteres  I  oder  Anfang  von  K  (?),  also  vielleicht 
a.  d.XVII  (oder  XVIII)  Kai  Sep(tembres).    (Nr.  D.) 

Das  letzte  Zeichen  D  (?).     Idus  (?).     (Nr.  10). 

=  pridie  Nonas.     (Nr.  11.) 

Zweizeilig;  in  der  zweiten  Zeile  scheint  M  mit 
A  und  T  ligiert  (?);  die  erste  hat  kleinere  Buch- 
staben; unverständlich.     (Nr.  13.) 

Auf  der  Tafel  verkehrt  gezeichnet  =  [Rejstitutus 
(?).     (Nr.  19.) 

13,     4142  Inschrift  in  der  rechten  unteren  Ecke  einer  großen  Ziegel- 

platte (40:40  cm),  die  als  Deckplatte  eines  Kanals  diente;  stammt 
nach  den  Fundumständen  aus  dem  ersten  oder  zweiten  Jahrhundert. 
Neben  den  Buchstaben  sind  die  Abdrücke  eines  Kinderfußes  und 
einer  Kinderhand.  Die  Schrift  befindet  sich  in  der  linken  unteren 
Ecke.  Eine  Lesung  ist  noch  nicht  gefunden,  die  Buchstaben  sind 
jedenfalls  griechische.  Bücheier  meint  (vergl.  Westd.  Ztschrft.  II. 
C.  Nr.  4),  es  sei  vielleicht  ein  rhythmisch  schlechter  Senar  (wpsix; 
(iöv[o?]  xdpTj  {J.[ö]Yt<;  XaopsTO;  indes  scheint  ihm  des  Schlusses  wegen 
das  Griechische  überhaupt  problematisch  und  er  vermutet  mög- 
licherweise eine  einheimische  Sprache  in  griechischem  Alphabete. 
Gefunden  1882.     (Nr.  23.) 

II.  Auf  Gefaßeu  ans  Terra  sigillata. 
1.  Töpferstempel. 

Ein  großer  Teil  römischer  Sigillatagefäße  ist  mit  einem  Stempel  versehen, 
den  wir  als  Fabrikanten-  oder  Firmenstempel  anzusehen   haben.     Ge- 


8. 

4152 

XVII//// 
SEP 

9. 

4150 

IIID 

10. 

4146 

PR  NON//// 

11. 

ivw/// 
AMSC/// 

12. 

4153 

///STITVTV/, 

314  r>ie  Funde. 

meiiisam  betrachtet  mit  Material  und  Form  des  Gefäßes  ergeben  diese  Töpfer- 
stempel ein  wichtiges  Moment  l'ür  das  Studium  römischer  Keramik.  Es 
sind  deshalb  sämtliche  bis  1896  gefundene  Stempel  der  Saalburg  hierunter 
zusammengestellt  und  des  Verständnisses  wegen  einige  allgemeine  Beobach- 
tungen vorausgeschickt. 

Der  Stempel  ist  schon  in  der  Form  enthalten  und  dort  mittelst  einer 
^hitrizc  aus  Holz,  Metall  oder  Thon  eingedrückt,  im  Gegensatz  zu  den 
unter  Nr.  2  zu  besprechenden  Graffiten,  welche  nach  dem  Brennen  während 
des  Gebrauches  eingeritzt  sind.  Der  Name  des  Töpfers  findet  sich  gewöhnlich 
in  der  Mitte  des  Bodens  auf  der  Innenseite  in  einem  schmalen,  rechteckigen 
Schilde,  das  die  erhabenen  Buchstaben  trägt.  Hiervon  besitzen  wir  zwei 
Ausnahmen  in  den  Rundstempeln  Celsinus  Nr.  31c  und  Fig.  47,  Nr.  10 
und  Tocca  Nr.  151c.  Bei  der  Namensbezeichnung  des  Töpfers  befinden 
sich  verschiedene  Angaben  über  die  Herstellung  der  Ware,  meist  fecit  («ließ 
anfertigen»  oder  «hat  angefertigt»),  o/'//cma  («Werkstätte,  Fabrik»),  manu,  arte 
(«von  der  Hand»  oder  «durch  die  Kunstfertigkeit»),  alle  diese  Bezeichnungen  in 
den  verschiedensten  Abkürzungen  bald  vor,  bald  hinter  dem  Namen,  z.  B. 
Ämmius  f.,  Fuhlhts  fe.,  Inus  fec,  Pctrullus  fx.,  Tocca  fecit,  Of  Sexcn,  Erici  m. 
Der  Name  selbst  steht  auch  allein  und  zwar  im  Nominativ  oder  Genitiv, 
z.  B.  Arvcrnicus  (sc.  fecit),  Censorini  (sc.  officina). 

Die  Buchstaben  sind  zum  Teil  sehr  schön  in  Kapitalschrift  geschnitten, 
manchmal  in  Kursivschrift  und  auch  aus  beiden  Schriftarten  gemischt,  so- 
daß  einzelne  Namen  schwer  oder  gar  nicht  zu  lesen  sind.  Andere  sind  ganz 
oder  in  einzelnen  Buchstaben  rückläufig  oder  verkehrt,  oft  auch  falsch,  je 
nach  der  Geschicklichkeit  oder  Bildung  des  Stempelschneiders  gearbeitet,  der 
wohl  viele  Namen  nach  dem  Gehör  schnitt.  Des  beschränkten  Raumes  -wegen 
hat  man  auch  sehr  stark  gekürzt  und  sich  mit  mehrfachen  Ligaturen  be- 
holfen.     Auf  Fig.  47  sind  verschiedene  Schreibarten  zusammengestellt. 

Außer  dieser  gewöhnlichen  Art,  Gefäße  zu  stempeln,  kommen  noch 
einige  andere  Formen  bei  uns  vor.  Der  Name  Honorati  (Nr.  69  und  Fig.  47, 
Nr.  9)  liegt  nicht  in  einem  Schilde;  die  sauber  gearbeiteten  und  scharf  aus- 
geprägten Buchstaben  mit  Apices  sind  mit  einer  Metallmatrize  hergestellt. 
Ausschließlich  auf  Gefäßen  mit  reicher  Verzierung  (Taf.  XXIX,  Nr.  1,  12, 
13,  25)  und  aus  meist  schlechtem  Material  sind  Stempel  wie  Fig.  47,  Nr.  14. 
Ein  wulstartig  erhabenes  Schild,  parallel  mit  dem  Gefäßrande  oder  meridional 
zwischen  den  Verzierungen,  trägt  den  Namen  mit  vertieften  Buchstaben  und 
zwar  meist  rückläufig;  vielleicht  nennen  derartige  Stempel  den  Modelleur  der 
Dekoration.  Der  Name  AvetHj,  Nr.  163,  steht  ebenfalls  an  der  Außenseite 
neben  einem  sehr  schön  modellierten  Ausguß  in  Form  eines  Löwenkopfes. 
Zwei  reich  dekorierte  Gefäßbruchstücke  von  sehr  guter  Qualität  tragen  die 
Bezeichnung  Censor  in  schönen  großen  Reliefbuchstaben,  ebenfalls  an  der 
Außenseite  (Fig.  47,  Nr.  16),  die  Schuermans  nicht  erwähnt.  SchließHch  sind 
noch  fünf  in  der  Mitte  von  Gefäßbödeu  im  Innern  eingedrückte,  rosetten- 
artige  Figuren  (Fig.  47,    Nr.  a — e)   zu   erwähnen,    welche   auch   für   Töpfer^ 


Inschriften.     Töpferstetnpel  auf  Terra  sigillata. 


315 


marken  zu  halten  sind.  Jedenfalls  gehören  sie  nicht  zur  Verzierung  des  Gefäß- 
inneren und  sitzen  nicht  konzentrisch  zu  den  übrigen  Kreisen.  Nr.  d  erinnert 
in  der  Ausführung  sehr  an  die  Rundstempel  Cclsinus  und  Tocca.  Auch  der 
Stempel  Nr.  f,  welclier  außen  auf  einem  Boden  sitzt,  dürfte  eine  ähnliche 
Bedeutung  haben;  er  hat  die  Form  eines  Hufeisens,  stellt  auch  vielleicht 
eine  Bandform  dar,  wie  wir  sie  bei  Ziegelsterapeln  beobachtet  haben.  Ob  die 
kleinen  Vertiefungen  Buchstaben  sind,  läßt  sich  nicht  erkennen. 


I^^J/V^Qg)] 


(CASglVjf] 


HONORATi    m^    immiMMS) 


VoTv 


A/J  o 


in . 


Fig.  47.    Töpferstempel  und  -Marken  auf  Terra  sigillata.    (Nat.  Größe.) 


Die  meisten  Stempel  sind  auf  Gefäßen  von  den  Formen  der  Nr.  4,  5 
und  14  der  Taf.  XXIX,  flachen  Schalen,  Tellern  und  den  Tassen  Nr.  16;  die 
oben  erwähnten  reichen  Gefäße  sowie  Tassen  mit  trapezförmigem  Vertikalschnitt 
(Nr.  17,  18)  haben  keine  Stempel,  die  ersteren  höchstens  auf  der  Außenseite. 
Stempel  auf  ganzen  Gefäßen  sind  ganz  vereinzelt  —  im  Verzeichnisse  sind 
sie  jedesmal  besonders  augegeben  —  und  fast  alle  befinden  sich  auf  Bruch- 
stücken. Für  die  Zeitstellung  der  Stempel  im  Allgemeinen  ist  der  Zeitraum 
maßgebend,  während  dessen  die  Saalburg  in  den  Händen  der  Römer  war  — 
das  wäre,  wie  oben  nachgewiesen,  die  Zeit  vom  Ende  des  ersten  Jahrhunderts 
bis  etwa  280  n.  Chr.  Für  einzelne  Stempel  die  Zeit  genau  zu  bestimmen, 
ist  bei  uns  kaum  möglich.  Dagegen  möge  betont  werden,  daß  der  hier  so 
häufige  Name  Vimpus  im  Schachtbrunnen  Nr.  34  und  im  Steinbrunnen  Nr.  29 
vorkam.  Ist  schon  aus  jener  Fundstelle,  einem  der  Schachtbrunnen,  die  ich 
als  die  älteren  Anlagen  bezeichnet  habe  (S.  153  ff".),  auf  ein  höheres  Alter  zu 
schließen,  so  ist  der  Umstand,  daß  neben  ihm  noch  3  Münzen  des  Hadrian 
lagen,   vor  Allem   bemerkenswert.     Der  Stempel  Beginus  fec  ist  im  Brunnen 


316 


Die  Funde. 


Nr.  29,  Bdatnllns  in  Nr.  12  gefunden  und  Maconof  lag  unter  dem  auf- 
geschütteten Wall  (vcrgl.  S.  04)  unter  älteren  Mauern,  3,20  ni  tief.  Alle 
diese  Stempel  dürfen  wir  wohl  ohne  Bedenken  zu  den  älteren  rechnen.  Es 
mag  hier  erwähnt  werden,  daß  öfters  mehrere  Scherben  mit  Namen  (manch- 
mal ist  nur  gerade  der  Name  sichtbar)  an  einer  Stelle  gefunden  sind.  So 
wurden  z.  B.  im  Jahre  1887  im  Fraetoriuni  nahe  bei  der  sogenannten  Latrine 
1,50  bis  2,0  m  tief  26  unserer  schönsten  Fabrikantenstempel  "^)  auf  einem 
kleinen  Raum  zerstreut  gefunden.  Die  Ursache  hiervon  ist  unbekannt,  der 
Umstand  selbst  aber  verdient  hier  festgelegt  zu  werden;  vielleicht  macht  man 
anderweitig  eine  ähnliche  Beobachtung, 

Die  Zusammenstellung  der  Namen  ergiebt,  daß  viele,  die  anderswo 
(z.  B.  am  Rheine)  zahlreich  vorkommen,  bei  uns  wenig  oder  gar  nicht  ver- 
treten sind.  Am  häufigsten  sind:  Iteginus,  Vhnpus,  Martialis,  Nasso,  Tocca, 
Lossa,  Maianus,  Celsiniis,  Buhitatus  und  Silvinus.  Stempel  mit  den  Namen: 
Secundinus,  Borill  (?),  Ätto,  Tocca,  Verecimdus,  Saccr,  Cintugnatus,  Avetedo, 
Trittis  und  Martialis  (vergl.  das  Verzeichnis)  sind  in  dem  Wallgraben  des 
Erdkastells  gefunden,  gehören  also  zu  den  älteren. 

Die  Töpfcrstempel  der  Saalburg  hat  Becker  in  den  Nassauer  Annalen 
a.  a.  O.  (abgekürzt  B)  zuerst  veröffentlicht;  er  nennt  damals  68  A^arletäten.  Wir 
besaßen  bis  Frühjahr  1896  im  Ganzen  517  Stempel  von  228  (einschließlich  der  15 
imgelesenen,  die  kaum  unter  den  anderen  vorkommen  dürften)  Töpfern  in  303 
Varietäten.  Hierzu  kommen  noch  7  verschiedene  Töpfermarken,  davon  einige 
in  mehreren  Exemplaren  (auf  der  Textfigur  nur  6  abgebildet),  und  eine  Reihe 
von  gänzlich  unleserlichen,  verwaschenen  Stempeln  und  einzelnen  Buchstaben. 

Wo  sich  Analogien  bei  Schuermans^^^)  finden,  ist  dessen  Nummer  an- 
gegeben (Seh.);  auch  Klein,  Bonner  Jahrbücher  1890  (Inschriften  von  Bonn), 
ist  an  einigen  Stellen  angezogen  (KL).  Die  Zahlen  vor  den  Namen  sind  die 
Nummern  im  Kataloge  des  Saalburg-Museums.  Der  Buchstabe  D  daneben 
bedeutet,  daß  sie  nach  Darmstadt  gehören  (hierüber  siehe  den  Abschnitt: 
«Museum»). 

a.  Leserliche  Töpfernamen. 


1.  7392    ABBO//i7 

2.  a.  SJäJ    AENISAT^ 


b.  3391    AENISAT, 


Seh.  13-16.     Ähbo. 

(zweimal);  Seh.  97.  Das  letzte  V" 
halb  so  groß  wie  die  übrigen 
Buchstaben. 

Schluß  fehlt;  von  Becher  als 
NE  ANS  AT  gelesen. 


ÄenisatiiS. 
Fig.  47, 
Nr.  6. 


"')  Diese  Stempel  bieten  folgende  Töpfernamen:  Ammius,  Austrus,  Buccus,  Celsintis, 
Cupidus,  Gabrus,  Liicus,  Maior,  Maritima,  Martialis,  Meddicus,  Melissas,  Montanas,  Moscus, 
Nasso,  (Hojnorius,  PecuUaris,  Placidas,  SacJül,  Tocca  und   Verecundas. 

'2*)  M.  H.  Schuermans,  sigles  figulins  (6poque  romaine).  Bruxelles  1867.  (Extrait 
des  Annales  de  l'Acadömie  d'arch^ologie  de  Belgique,  torae  XXIII,  2^  s^rie,  tome  III.) 


Inschriften.     Töpferstempel  auf  Terra  sigillata. 


317 


3. 

3852 
3863 

ALBILVSF 

4. 

a. 

4020 

////M\BIKIS 

b. 

6898 
4033 
6931 
7403 

AMABILIS 

5. 

3981 

AMMIVSF 

6. 

7361 

AMMOF 

7. 

a 

624B 

ANISATVSF 

b 

6891 

•   7357 

7405 

ANISATV 

8. 

6130 

ARVERNICVS 

9. 

3854 

ATTIAMVSF 

10. 

6236 

ATTILLVSF 

11. 

7349 

ATTO///// 

12. 

6309 

AVETEDO 

7354 


13. 

a. 

3977 
3855 

AVSTRVSF 

b. 

4127 

AVSTRVSX 

14. 

3856 

OFBASSI 

15. 

a. 

762 

3857 

BELATVLLVSF//// 

b. 

7374 

BEKATVKKVSK 

16. 

7364 

BELINICCVS-F 

17. 

3858 

BELSVS//// 

18. 

3874 

BOLSIVS 

{zweimal);beiScb.l85mitzweiL.  ß.54.  Albilus. 

Seh.  244.     M  mit  A  ligiert;   A^ 

am  Anfang  fehlt. 
Seh.  243.  (viermal);  auf  der  Außen-  ^  Amahilis. 

Seite  von  4033  ein  großes  Kreuz  [ 

eingeritzt. 

Seh.  282.     Ämmius. 

Ammo  oder  viell.  Ämano,  da  der  Strich  vor  0 
nicht  zum  vorhergehenden  Buchstaben  zu 
gehören  scheint. 

Seh.  323. 
deutHch. 


Schluß    nicht    ganz' 


(dreimal);  auf  7405  drei  Kreuze 
neben  einander  eingeritzt. 


Änisatus. 


19.         7343     BORtF 


Seh.  500.     Ärvermcns. 

Seh.  603.     Ättianus. 

Seh.  613.     Attülus. 

Seh.  616—617;  dahinter  Platz  fürFEC.  Atto. 

(dreimal);  Seh.  644  hat  Ayeteda 
vergl.  Kl.  Nr.  32  Avetedc/'/ 
auf   7354    außen    ein    Kreuz 
eingeritzt. 

(zweimal);  Seh.  716.     B.  1;  aufi 

3977  Graffit  Nr.  8. 
Schluß  scheint  X.  j 

Seh.  744.     Bassus. 

(zweimal);  Seh.  76.     B.  2.  | 

762  auf  einer  großen  flachen  Schale.) 

Seh.  769—772.     Bellinicus. 

Seh.  787.    Schluß  nicht  sicher;  F  (?).    BeJsus. 

so  von  Becker  Nr.  3  wohl  auch  richtig  ge- 
lesen; da  L  u.  S  dicht  zusammenhängt, 
läßt  sich  auch  8VI5109  rückläufig  lesen; 
keinesfalls  heißt  es  aber  BOLLVS;  auf 
einem  Teller,  dessen  Form  zu  den  älteren 
Typen  gehören  soll.     Bolsius  (?). 

L  scheint  mit  I  ligiert;  vielleicht  Borülus. 
Seh.  844—847. 


Avetedo. 


Anstrus. 


BelatuUus. 


318 


Die  Funde. 


20.      »  ajg  BO\'D\'SE 

7391 


21.  7400  BRACCIAT//// 


22.  a.  g6{  BVCCVS//// 

b.  5J24  avccvs//// 

23.  a.  f^l  CAIVSF 
b.  40^  OFCAIVS 

24.  6240  OFCAL 


Seb.  857  (dreimal).  E  am  Scblusse  aiicli  von 
Bfchr  gelesen,  a.  a.  0.  55;  vergl.  aucli 
Kl.  Nr.  43.  c.     Jioudus. 

Bracciatns;  vcrgl.  Scli.  865  — 8G9,  vielleicbt 
derselbe  wie  869:  Brariains;  bier  CC  ganz 
sieb  er. 


Bnccus. 


25. 


3859  CARINVSF 


26.  4011  CAPITOKINVS//// 

27.  gg  CASSIVSF 

28.  3864  CASVRIVSF 

29.  7397  CATVLLV8F 


30.         ^S  ^SVTAO 

6893 


31.     a.  g  CELSINVSF 

6290 
6316 

b.  4000  CH.SIN.F 


c.  ^89  CELSINVSF 


32.         6328  CIIIVTIVSF 


33.  3866  CENNO 

34.  «»11  C3\ISOR 


Seb.  894.  3971  auf  einer  flacben 

Scbale. 
(zweimal);    P^iule   nicbt  sieber. 

F(?)  B.  4.   B  verkebrt  gestellt. 

(zweimal).     Seb.  970.   1    ,.  . 
Sch.  997.  [   '""'■'■ 

Der  dritte  Bucbstabe  könnte  ein  G,  der  letzte 
ein  I  sein,  also  Seb.  979  oder  2356. 

Seb.    1089    obne   F.      Auf    flacber   Scbale. 
Carinua. 

Seb.  1059;    am  Scblusse  F  möglicb.     Capi- 
tolinns. 

(zweimal).  Seb.  1129.   Cassius.  (Fig.  47,  Nr.  8.) 

Seb.  1143.    VR  nicbt  ganz  sieber.   Casurius. 

Seb.  1176.     Catullus. 

rückläufig;  (dreimal).  Seb.  1180;  auf  6889 
außen  Graffit  Nr.  67.     Catus. 

(viermal).     Seb.   1236. 

E  und  L  ligiert;  vor  F  ein  Punkt  l,    Cclsinus 

=  I  (?)■ 
(zweimal);    sebr  deutlicber  Hund-     Fig.  47, 
Stempel;  B.  6.  >    Nr.  10. 

Anfang  nicbt  ganz  sieber,  scbeint  derselbe 
wie  Suehier  Festscbrift,  Nr.  7  (von  Kückingen) 
und  LimestverJc,  Btiizhach  Nr.  1.  [Cillu- 
tius  [?].) 

(?) 

(zweimal);  in  großen  Relief  buebstaben  auf  der 
Außenseite  eines  verzierten  Gefäßbrucb- 
stückes;  bei  Schnermans  nicht  erwäbnt. 
Cctisor.     (Fig.  47,  Nr.  16.) 


Inschriften.     Töpferstempel  auf  Terra  sigillata. 


319 


35. 


36. 


47. 


48. 


a. 

7372 
4012 
3867 

C3\ISORNI 

b. 

6843 
7365 

C3^JSOR^NF 

c. 

6846 

C3SJS//// 

4052 

CERIAKISF 

37. 

3962  ^^YTA|!'||o 

38. 

386;  CINTVGNATV 

39. 

6271  COCVSF 

40. 

3869  COLIVSF 

41. 

3871  COMISILLF 

42. 

3870  COIVESILLF 

43. 

a.  ^l  maiAAITIMOD 

b.Dg202  H3UAITIMOD 

6932 

44.  3873 

45.  6798 
Aa          q      3864 


CONATIVSF 

CONIV2F 

COSILVS 


b.  6306  COSIkVS 
CRACVNA 


49.     a. 


4018 
6125 
6145 

7412 

6804 

3876 
3877 
8975 


OF-CV 
CVPITVS 


b.D.i87  CVPITVS 

50.  3878  CVSIVS 

51.  4005  DAGODVBNVSF 


Seh.  1258;  (dreimal).    E  mit  N 
und  I  mitNligiert;  4012  nur 
zur  Hälfte  erhalten.    (Fig.  47, 
Nr.   1.) 

Seh.  1257  (?);  (zweimal).  I verkürzt. 


Censorimts. 


Seh.  1292;  auf  der  Außenseite  einer  reich 
verzierten  Schale.  F  am  Schlüsse  nicht  ganz 
sicher.  Ccrialis.  Von  ß.  5  als  CAREALV 
oder  CARIOTVS  gelesen. 

rückläufig;  vielleicht  Seh.   1352.     Ciatus? 

(zweimal).     Seh.  1397.     Cintugnatus. 

vergl.  Seh.   1504.     Cocns. 

Seh.  1523.     B.  10.     Colins. 

Seh.  1537.     B.  57.     Comisülus. 

B.  las  unvollständig    COMESIF.    CotnesilJus. 

(zweimal);  rückläufig.  Seh.  1544.  "^ 
B.  8;  bei  4051  fehlt  der  An- 
fang, 
(dreimal);  derselbeTöpfernarae  wie 

vorher,  ebenfalls  rückläufig,  je-  >   Comitialis. 
doch  auf  der  Außenseite  eines 
reich  verzierten  Gefäßes.  Seh. 
1543.      Vergl.   auch    Becker, 
Mainzer  Inschr.  S.  103,  Nr.  50. 

Seh.  1568.     Conatins. 

Seh.  1575.     Conhis. 


Cosilus. 


(zweimal);  K  oder  L  nicht  ganz 

sicher;  3864  auf  einer  flachen 

Schale.     B.  9. 
k  deutlich.     Seh.   1634. 

(viermal);  Seh.  1683.    (Fig.  47,  Nr.  5.)    Cra- 
cuna. 


tief  eingedrückt.     Cu  .  .  .  . 
(dreimal);  Seh.  1813. 

kleinere  Schrift  wie  bei  a. 
Seh.  1823.     Cusiiis. 
Seh.  1840.     Dagoduhnus. 


Cupitus. 


320 
52. 

53. 
54. 


55. 
5G. 
57. 


58. 
59. 
GO. 


G2. 


63. 


G4. 


gj»  DISETVSF 


3880  DIVIXTVL 
a.  6g2  DOLCC\'SF 


b.  6132  DOLCCVSK 
6891  DOMITIAN//// 

3881  DVBINTIVSF 

sssSg-Jt  DYBtATvSF 

6312 
4013 
6845 


6786  EkENWSF 
6928  ERICI-M 
3293  FAVSTVSF 


61.     a.  3887  FIISTVSF 

b.  4001  FIISTVS//// 

c.  7386  FESTVSF 


a.  6122  FIRMVS-F 

b.  6829  FIRMVS 

a.  Jg    FLAVIVVSF 


U     4038 
"'    3954 


Kl^AVIANVSK 

a.  gi3  KLORIDVS 

b.  7360  FLORIDVS//// 


65.     a.  3w«  H2VIA0 


b.    6818    ////IAO 

66.  3888  GEMELLVaF 

67.  7424  3>|^IMAI0 


Die  Funde. 

Seil.  1928  (zweimal).  Der  obere  Querstrich 
des  T  ist.  niclit  scharf  ausgeprägt,  sodaß 
auch  DISEIVS  gelesen  ist.     Dlsetus. 

Seh.  1948.     B.  11.     BivixtuUs. 

(zweimal).  Der  dritte  Buchstabe 
bei  6227   könnte  möglicher- 
weise ein  I  sein,  vielleicht  ahn-    \  Dolccus. 
lieh  Seh.  1971  und  1962  ff. 

Seh.  1995—97.     Domitiamis. 

T  unsicher;  nicht  bei  Seh.     Buhintius. 

(sechsmal);  Seh.  2033;  B  12/13  und  58;  3883, 
4013,  6845  nur  zur  Hälfte  erhalten;  auf 
3884  außen  ein  großes  achtstrahliges  Kreuz 
eingeritzt.     Duhitatus.     (Fig.  47,    Nr.  12.) 

Seh.  2059—61.   Elenius. 

Seh.  2090.    Ericus.    Außen  Graffit:  ///L-OP 

bei  Seh.  2177  ohne  F.  Faustus. 


Seh.  2223;  B  14.  F  am  Schlüsse 
unsicher. 


Seh.  2257.  ^,    ^. 
Seh.  2256.  I  ^'''''''' 

vergl.  Seh.  2264;  (zweimal);  A 
und  N  ligiert;  763  auf  einer 
flachen  Schale. 

(zweimal). 


Festus. 


Flavianus. 


(zweimal).  Seh.  2271;  dort  mit  FE.  Floridus. 

rückläufig.  Seh. 2354.  (zweimal); 
auf  Nr.  6156   außen  Graffit 
Nr.66:////NIMARCELLIein-   \  Gaius. 
geritzt.  I 

Seh.  2379.     B.  59.     Gemdlus. 

(zweimal);  vergl.  Seh.  1347.   Rückläufig.   Gia- 
milus.     (Fig.  47,  Nr.  2.) 


Inschriften.    Töpferstenipel  auf  Terra  sigillata. 


321 


68.  S  HONORATI 

6276 


69.  a.  4024  lANVARIVSF 
b.  3889  lANNARIVSF 

70.  3990  lASSVSFE 

71.  4007   IXXVX 


72. 

6313  INVSFEC 

73. 

3974  IVCVFEC 

74. 

6141  ivcvrsDvs 

75. 

a.  6924  IVLIANVS 

b.  3890  IVLIAN////    • 

76. 

6315  IVS////  VSFE 

77. 

g  ITOCCAFECITI 

3980 
6135 

78. 

3894  LATINIANVS 

79. 

6289  LENTVLI 

80. 

g  LIBinRALISF 

81. 

6801  LIPVCA 

82. 

a. 

S  kOSSAFEC 

6321 
6805 
6806 

b. 

S  KOSSAF 

c. 

S  ^A220X 

d. 

6939  LOSSAF//// 

83. 

S  KVCANVSK 

84. 

a. 

3897    LVCIVSF//// 

b. 

6791  LVCIVS//// 

85. 

D.188  MACCONOF 

3898-99 
3900 
3999 

(dreimal);  tief  eingeprägte  große  Buchstaben 
ohne  Schild,  bei  6226  fehlt  die  erste  Hälfte, 
bei  6276  die  zweite.  Seh.  4007.  Hono- 
ratus.     (Fig.  47,  Nr.  9.) 

Seh.  2555. 
(zweimal). 

bei  Seh.  2572  nur  mit  F.     Jassus. 


Januarins. 


Die  beiden  letzten  Buchstaben  sicher,  der 
Anfang  nicht  sehr  deutlich;  vergl.  Becker, 
Mainzer  Inschr.  Nr.  147  und  Seh.  3955 
NVXI  (?). 

Seh.  2674.     Inus. 

Seh.  2755.  Jucus;  der  erste  Buchstabe  viel- 
leicht L  (?). 

Seh.  2754.     Jucundus. 

Seh.  2800.  ]    ^  ,. 

[  Julianus. 

wahrscheinhchjMs^mMs;  beiSch.  2859  ohneFE. 

(viermal);  es  ist  zweifelhaft,  ob  ITOCCA  zu 
lesen  ist,  da  der  vertikale  Strich  am  An- 
fang sich  hinten  wiederholt.  Es  wird  TOCCA 
zu  lesen  sein  (vergl.  Nr.  151).  Die  beiden 
Striche  gehören  zum  Namensschilde.  B. 
42/43.     Seh.  5494.     Tocca  (?). 

Seh.  2912.     Latinianus. 

Seh.  2940.  Schluß  nicht  ganz  sicher,  Lentulus. 

(zweimal)  Seh.  2951.     Liherdlis. 

Seh.  2990.     Lipuca. 

(fünfmal);  Seh.  3022. 

(zweimal).  i'  Lossa. 

(zweimal)  rückläufig.  Fig.  47,  Nr.  17. 

(zweimal);  Seh.  3037.     Lucanus. 

Seh.  3056;  B.   16.   1    ^     . 

I  Lucius. 

(fünfmal);  Seh.  3136.  B.  17.  Macconius  oder 
Maccono. 


Jacobi,  Das  Bömerkastell  Saalburg. 


322 


Die  Funde. 


86. 

a. 

iKHYi 
(i2!)*2 
74<)1 
7im 
7413 

MACIOF 

b. 

6807 

MACIO//// 

87. 

a. 

D.189 

MIAHV2F 

b. 

739.') 

MWVSF 

88. 

0222 
H«« 
3945 
39<il 
4019 
«314 
6810 
7858 

MAMAAVS 

89. 

6916 

MINIVSF 

90. 

8904 
3988 

MAieR.F 

91.  a.  3984  MARINVSF 
b.  3905  MARNvS 

92.  a.  g  MARtAKFE 

4006 


b.  IS  MARTAKFE 

3909 
3910 
4034 
6275 


c.  3970  TMARtALFE 


d.  7345  MRtAKI 


93.  6788  MRTINV///// 


94.  3911  MAS0IC-F 


(fünfmal);   Seh.  3147.      B.  18;  auf  ] 
7401  außen  ein  kleines  Kreuz;  7413 
auf  einer  großen  füichen  Schüssel. 

am  Schlüsse  könnte  K  stehen. 


Macio. 


Seh.  3186.     A  mit  M  ligiert.     Maianus. 


(achtmal);  Seh.  3184.     Maianus  (?). 


bei  Seh.  nicht  erwähnt;  das  A  im  M 
zweifellos;  genau  derselbe  neuerdings  im 
Kastell  Zugmantel  gefunden.    3Iainius. 

(zweimal)  Seh.  3197.  B.  60  u.  19.  Kl.  Nr.  186 
scheint  derselbe.     Maior. 


Seh.  3315. 

Seh.  3314.     I  mit  N  ligiert 


.} 


Marinus. 


(dreimal);  Seh.  3339.   B.  20,  21 

und  61;   von  4006  fehlt  das 

Ende,  von  4027  der  Anfang. 

(Fig.  47,  Nr.  4.) 
(sechsmal);  die  Schrift  hat  den- 
selben Ductus  wie  bei  a,    ist 

aber  mit  einem  anderen  Stem- 
pel hergestellt;  von  4034  die 

erste  Hälfte  erhalten,  von  3910   \  Martialis. 

und  6275  die  zweite, 
vorne  2  Punkte.  Seh.  3338  und 

Kl.  Nr.  189  d;    alle  Stempel 

des   Martialis   befinden    sich 

auf  flachen  Schalen  derselben 

Form  mit  guter  Glasur, 
deutlieh,    das   Wort    zu   Ende. 

S  fehlt. 

Schrift  ähnlich  wie  bei  Suchicr,  Groß-Krotzen- 
burg,  S.  30,  Nr.  14,  nur  nicht  rückläufig. 
M  mit  A  ligiert.   Seh.  3360—64.  Martinus. 

S  unsicher,  ebenso  wie  der  Schluß;  vielleicht 
MASO  od.  MASONIVS  (?).  Seh.  3400—02; 
außen  Graffit  Nr.  9  eingeritzt. 


Inschriften.    Töpferatempel  auf  Terra  sigillata. 


323 


95.        4037  OFM  AT//// 


96. 

6269  MATTOF 

97. 

3912    OF/W3(' 

98. 

6785  MECCOFEC 

99. 

a. 

S  ^EBBICVS 

6799 

b. 

f»  rvtBBICFE 

7499 
7377 

100.  a.  3982  MELISSVSF 

b.  3861  DHHDDU///// 

101.  3913  MERCVSA 

102.  3914  MICCIOF 

103.  523;  MINVTV2 

104.  a.  4030  MONTANVS 


b. 

3915 
3916 
4057 

MONTAIVVS 

105. 

3972 

MO///CVSF 

106. 

4125 

/VV0IMV8 

107. 

6789 

MVRRAN. 

108. 

a. 

6286 

NASSO//// 

b. 

6916 
6917 

NASSOF 

c. 

3919 

NASSOFEC 

d. 

3918 
6149 

NASSOISF 

e.D.  192 
3987 
5795 

NASSO. I.S- 

F 

Seh.  3409 — 11.  Schluß  unsicher,  vielleicht 
OFMATE.  Becker  Nr.  45  las  OFVIATE. 
Mat . .  vielleicht  derselbe  Name  wie  Nr.  96. 

Seh.  3430.     Matto. 

(?) 

Seh.  3470—71.     Mecco. 

(dreimal);  Seh.  3475—76;  bei  6305  der  Schluß 
scheinbar  V;  M  mit  E  ligiert;  bei  6799  der 
Anfang  nicht  ganz  sicher  =  3Ied'^icus; 

(viermal);  früher  von  Becker  NEBBIC  ge- 
lesen ;  DD  (mit  Querstrichen)  sicher,  ebenso 
M  am  Anfang.     Seh.  3475—76. 

Seh.  3505. 

rückläufig  =  MELISSIFEC 

Seh.  3545  hat  MERCVSSO  (?).     Mercusa. 

Seh.  3578.    Miccio. 

(zweimal);  Seh.  3614.  Minutus.  (Fig.  47,Nr.3. 

(zweimal).  Seh.  3695;  der  Quer- 
strich des  T  ist  nicht  sehr  groß, 
sodaß  auch  Monianus  gelesen 
ist;  von  4030  fehlt  der  Schluß. 
3973  auf  einer  flachen  Schale. 
B.  22. 

(dreimal);  Seh.  3695. 


Melissus. 


'Montanus. 


wahrscheinlich  MOSCVS.     Seh.  3711. 

Seh.  3736.  MVGINVS  oder  MVLINVS  (?); 
vielleicht  rückläufig  zu  lesen;  zweifelhaft. 
Siehe  auch  Dieffenhach,  Nass.  Ann.  1877, 
Friedberger  Inschr.   Fig.  285,  Nr.  45. 

Seh.  3748  ff.     Murranus. 

sehr  große  Buchstaben. 

(zweimal);  Seh.  3807. 

s.  Kl.  Nr.  238. 

(zweimal);  6149  auf  einer  flachen 

Schale.     B.  23.     Seh.  3808. 
(dreimal);   5795  auf  einer  flachen 

Schale;     die     Bedeutung     der 

Punkte  ist  nicht  aufgeklärt. 

21* 


>  Nasso. 


324 

109.  8920  NATALISFE 

110.  6223  NISTV/// 


111.        g;  OCISOF 


112.        eS  ONNIO 


Die  Funde. 


113. 


3924    OHI/IIOR 


114.   3^^VJ3  o.TI 

6323 
6887 


115.  4017  OVIDIM 

116.  D.  193  PATERN VSF 

117.  a.  3926  OFPATRC 
b.  3925  PATRIC 

118.  a.  3928  PATRICIANVSK 
b.  3927  PATRICIAN//// 

119.  39-29  OFPAVLI 


120.  a.  3530  PECVKIFE 


b.  3931  PECVKIAFE 

121.  3932  PERPETVSF 

122.  3933  PIIRVINC//// 


Seh.  3812— 13,  doch  ohne  FE.  Natalis.  B.  24. 

=  NISTVS.  Sei).  3897.  Der  Anfang  nicht 
ganz  sicher;  vielleicht  =  FIISTV8  (?) 
=  Festus. 


(zweimal);  Seh.  3969. 
Ociso. 


ß.  Nr.  26  las  Ocriof. 


(zweimal);  761  auf  einer  großen  Scliale.  Seh. 
4006.     (Fig.  47,  Nr.  15.)     Onnitis  (?). 

B.  28;  vergl.  Seh.  4006. 

(fünfmal);  kleiner  Stempel,  sehr  scharf  in  den 
Tassen  von  der  Form  Tafel  XXIX,  Nr.  16, 
ausgeprägt,  auf  hart  gebrannter  Terra  sigil- 
lata  mit  guter  Glasur ;  dennoch  nicht  sehr 
deutlich.  B.27.  Verschieden  gelesen.  Beclcer, 
Mainzer  Insehr.  hat  unter  Nr.  150  denselben 
Namen;  möglich  wäre  bei  einzelnen  OSS, 
OFS  oder  OFI;  auch  rückläufig;  bei  6887 
ist  O'SI«  ziemlich  deutlich.  Vergl.  auch 
Kl.  Nr.  291  und  292. 

Seh.  4060—61.     Ovidius. 
Seh.  4179.     Paternus. 


Seh.  4189.  I 

Seh.  4195.    B.  Nr.  62. } 

Seh.  4206, 


Fatricius. 


} 


Patricianus. 


Seh.  4235  mit  zwei  L  und  4245.     Derselbe 
bei  Kl.  1890,  Nr.  267.     Paulus. 


(zweimal);  Seh.  4255 ff.  B.  29;  auf) 
3930  außen  Graffit  Nr.  23  ein 
geritzt. 

Seh.  4256. 


Peculiaris. 


Seh.  4292.  B.  Nr.  30  liest  am  Ende  I. 
Perpetus. 

vielleicht  PIIRVINCIF  Seh.  4297.  B.  Nr.  63. 
Pervincus.  Ein  Pervineus  ist  auch  der  Ver- 
fertiger des  großen  Vilbeler  Mosaikbodens 
im  Museum  zu  Darmstadt.  Er  ist  dort 
auch  PII  ....  gesehrieben. 


Inschriften.     Töpferstempel  auf  Terra  sigillata. 


325 


123.  a.  gg  PETRVLLVSFX 

6896 

b.  3997  PETRVLLVSFEC 


c.  ;o|  PETRVLLVSF 

7423 

124.   a.  4002  PLACIDVS 
b.  S  PLAC-DVS 

6294 


c. 

6228   PLAG//// 

125. 

a. 

3934    OFPOMl 

b. 

6140  PONTVS 

126. 

6894  PRAETERITI 

127. 

S  PRIDIANI 

7363 

128. 

6308  PRIMIGEF 

129.  3994  ////RIMIT1V8 

130.  a.  6300  PRIMITIVOSF 
b.  6838  PRIMITIVoS-F 

131.  3936  PRIVATVS 

132.  6926  PVBLIVSEE 

133.  3938  QVITILAI/IVS 


134. 


S  RECINVSFEC 


135.   a.  im  ?EGINVSF 

6895 
6876 

b.  6307  ^EGINVS-F 
C.  6129  JtGINVS///// 

d.  6233   ^GIN//// 

e.  6848  ////iK9i3q 

f.  3939    ////lOH^ 


(dreimal);  Seh.  4302.  FX  =  fecit;) 

bei  3886  fehlt  der  Anfang. 
Becker,    Nr.    15,    las    iTTtnmlich  y  Petnillus. 

FIRVLLYSFEC  (Fig.  47,  Nr.l3). 
(dreimal). 

Seh.  4336. 

(dreimal) ;  zwisehen  C  und  D  ein 

horizontaler  Strieh,  wahrsehein- 

lieh  ein  querliegendes  I.  Derselbe  \  Placidus. 

seheint  Sch.4336  aus  Wiesbaden ; 

siehe  auch  Suchier  a.  a.  0.,  S.  30. 


N  mit  T  hgiert. 
-79. 


Pontus. 


Seh.  4376. 
Seh.  4367- 

Sch.  4406.     Praeteritus.     (Fig.  47,  Nr.  7.) 

(dreimal);  Seh.  4415.     B.  31.     Pridianus. 

Seh.    4435.     Primigenius  oder  Primigenitus. 

Seh.   4443;   P  am   Anfange  wahrseheinlieh. 

Primüius. 
Seh.  4442.     B.  33.  ] 

0  halb   so  groß  wie  die  nhngev^Primitivos. 

Buchstaben;  hinter  S  ein  Punkt.] 

vergl.   Seh.  4482.     B.  33.     Becher,   Mainzer 

Inschr.,  Nr.  173.     Privatus. 
Seh.  4516;  zwei  E  deutlieh.     Puhlius. 

=  Quintiliamis?  Vergleiche  Seh.  4574 — 79. 
B.  34  las  QVITIIANVS;  wahrscheinlich 
ist  N  mit  T  und  I  ligiert,  es  fehlt  jedoch 
der  schräge  Strich  des  N  zwischen  I  und  T. 

(zweimal);  vergl.  Seh.  4617;  statt  C  wäre 
immerhin  G  möglich;  doch  hier  C  deut- 
licher. Beginns  fec.  Seh.  4634 — 38.  Becinus. 

Seh.  4635—37.    (Viermal.) 


Vor  F  ein  Punkt. 

außen  eingeritzt  Graffit  Nr.  37. 
(Fig.  47,    Nr.   14)jbeideaufd. Außen- 
rückläufig,     un-  Seite  eines  reichen 
sicher  ob  C  od.  G  Gefäßes.   B.  35.    , 


Beginns. 


32G 


Die  Funde. 


136.  =««Yi?3  SABELLVS 


137.  7398  SABINVS//// 

138.  a.  3944  SACERF 

b.  7362  ooA'CER'E 


139.  a.  C941  SATVRNFECIT 

b.  C131  SATVRNINI 

140.  a.  6138  SECCOF 
b.  3y4G  SECCO 

141.  3942  SE///TVSF 

142.  a.  :JJJ  SECVNDINVSF 
b.  'im  SECVNDINI 

143.  3948  SEC///NOF 

144.  a.  4036  ///EVERVSFEC 

b.  3950  OFSEVER 

c.  779  SEVERVS 


145.  7382  SIIVIIRIANVSF 

146.  JS  OFSEXCN 


147.  a.  g  SILVINVSF 

3!t.-)'9 

^       b.  S  SILVIN//// 

C.    6127  SILV//// 


148.  4026  SVORN//// 

149.  3955  TAVRVSF 

150.  3956  TEMPORIN//// 


(dreimal);  Scli.  4821.  B.  56  las  CABEILVI; 
bei  6153    der  Anfang  unsicher.     Sahcllus. 

Seh.  4835;  außen  großes  Kreuz. 

Seh.  4846.     Saccr. 

hier  hat  man  den  Eindruck,  als  ob  der 
Stempel  aus  einzelnen  Lettern  zusammen- 
gesetzt und  der  Anfangsbuchstabe  um- 
gefallen sei.  Vergl.  Placidus  I24b.  F  mit 
E  ligiert;  außen  Graffit:  SERVANDI. 

Außenstempel  auf  einem  ornamen-| 

tierten  Gefäße.     Seh.  4962  ff.  \Saturnimis. 
Seh.  4965.  J 


Seh.  5019. 

B.  38  las  SECCV;  nicht  ganz  sicher. 

vielleicht  SEDATVS.     Seh.  5064. 


Secco. 


(zweimal);  Seh.  5055.   B.   Nr.  37.)^ 

kleine  Tasse.     Seh.  5050.  \Secund^nm. 


Seh.  5026—31.     Sexun  (?). 

S  am  Anfang  fehlt.     Seh.  5181. 
Seh.  5158.     B.  Nr.  41. 
außen  auf  einem  verzierten  Gefäß- 
bruchftück. 


Severus. 


Seh.  5174.     Severianus. 

(zweimal);  Seh.  5197.  jB^ cArr  (Nr.  64)  las  offi- 
cina  Sexcani,  Kl.  Nr.  53,  of(ficina)  Sex. 
Can(i)  (?).  A  mit  N  ligiert,  nicht  sicher; 
im  Limeswerk  (Kastell  Butzbach),  p.  21, 
ergänzt:  Sex(tii)  Ca(ndidi)  (?). 

(dreimal);  Seh.  5258.   B.  Nr.  39.  40;  \ 
bei  3953  fehlt  der  Anfang. 


hat  viel  größere  Buchstaben   wie 
die  vorigen. 


.  Silvinus. 


Anfang    zweifelhaft;    vielleicht    MORM    (?). 
Seh.  3707. 

Seh.  5396  ohne  F.     B.   Nr.  65.     Tauriis. 

B.  Nr.  66.    Bei  Seh.  nicht  vorhanden.    Tem- 
porinus. 


Inschriften.     Töpferstempel  auf  Terra  sigillata. 


151.  a.  3§ö7  TOCCAF 

b.  gj?  TOCCAK 

6128 
7375 

c.  7389  TOCCA-FECIT 

152.  a.  g  TOCCIVS 
b.  gg  TOCCIVSF 


153. 


154. 


0221  TOCCVS 


6797  TOCVKE 


155.   a.  C831  TRITVSF 


b.  6841  TRITVS//// 

156.  7367  VENICARVSF 

157.  a.  3983  V3RECVNDVS 

b.  4016  \fRECWDF 
c-^aSVERECVN 

158.  a.  4023  VIIRII/IVSF 
b.   6794  VIIRIH//// 

159.  6121  VER///SFEC 

160.  a.  6148  VICTOR 

b.  4028  VICTORFII8 

161.  a.  6|;  VICTORINVS 

b.  6230  VICTORINVS/// 
C.  4039  VICTORI/// 
d.  3963  VICTORNvS 

162.  ,S\-ig  VIMPVS 

4127  6310 

6319-20 

6833  6901 

7393 

163.  4043  VIND///VAIAII 

164.  6231  VINIVIF 


(zweimal);  Seh.  5489.     B.   Nr.  67. 

(viermal);  bei  6128  fehlt  der  Anfang; 
auf  3943  das  Graffit  Nr.  3.  Ver- 
gleiche auch  ITOCCA,  Nr.  77. 

sehr  schöner  Rund  Stempel,  in  der 
Mitte  ähnlich  wie  die  Töpfermarken. 

(zweimal);  sehr  deutlich. 

(zweimal);  vielleicht  am  Schluß  F 
mit  E  ligiert.  Becher,  Mainz.  In- 
schr.  Nr.  214,  hat  nur  TOCCIVS. 


327 


Tocca. 


Toccius. 


der    erste    Buchstabe    könnte   auch  I    sein. 
Toccus  oder  Cocciis. 

der  Anfang  vielleicht  L  oder  F;  das  Übrige 
sehr  deutlich. 

(zweimal);   Seh.   5514  ohne  F;   der-  \ 

selbe  bei  Kl.  Nr.  338.  Tritus. 

die  Buchstaben  kleiner  wie  bei  a.     J 

Seh.  5623.     Venicarus. 


(zweimal);  Seh.  5643,  E  mit  R 

und  N  mit  D  ligiert. 
Seh.  5642.     VE  und  VN  ligiert 
(zweimal);  B.  Nr.  44. 

Seh.  5653.  1   „    . 

Vermus. 


Verecundus. 


Seh.  5669.     Verus. 

Seh.  5720. 

Schluß  S  (?).     Seh.  5723. 

(zweimal);  Seh.  5727.   B.  Nr.  46.^ 
Außen  eingeritztes  Kreuz. 


Victor. 


Victorinus. 


Seh.  5729.     I  mit  N  ligiert. 

(elfmal);  Seh.  5759;  B.  Nr.  68;  von  4058  und 
6319  nur  der  Anfang  erhalten ;  vor  und 
hinter  dem  Namen  ein  Tannenbäumchen. 
Auf  7393  außen  Graffit  LVCI.     Vimpus. 

vielleicht  derselbe  wie  Seh.  5761;  unbe- 
stimmt. 

Seh.  5767.     Vinivus. 


328 
165. 


Die  Funde. 


»«6  VIRTVSF 


166.  a.  3.%7  VITALISF 
b.  Gir.7  OFVITA 

167.  a.  39r.9  VRBANVSF 

b.  -My^  VRBANVSF 

c.  6226  ////RBANV-SF 


(dreimal);  Scli.5821.    Virfus;  Becher  (Nr.  48) 
las    Virihis  (?). 

Sch.5853.i?edYr(Nr.50)lasVITALIOF. 


Seh.  5837.     B.  Nr.  49. 

Seh.  5920.     B.  51. 

sehr  kleine,  scharf  ausgeprägte 
Schrift. 

zwischen  V  und  S  ein  Punkt;  scheint 
der  bei  Becher  Frkf.  Arch.,  N, 
F.,  I.,  Nr.  4  erwcähnte  Stempel  zu 
sein,  da  dort  die  Lesart  Urbanius 
angeführt  ist. 


Vitalis. 


Urhanus. 


b.  u 

nvollstäudige  ' 

168. 

40Ö4    AB///// 

169. 

403.3  AMAJIHI 

170. 

6042    APE//// 

171. 

4015    AR//// 

172. 

6921    AR//// 

173. 

4009  AVET///// 

ollstäudige  Töpfernamen,  die  unter  a.  nicht  enthalten  sind. 

auf  der  Außenseite  eines  verzierten  Gefäßes, 
vielleicht  ABBO  (?). 

Amahüis  oder  Amandus? 

große  Schi-ift.     Aper  (?). 

der  dritte  Buchstabe  vielleicht  C  (?). 

(?) 

auf  dem  Bruchstücke  einer  schönen  Terra- 
sigillata- Schale  neben  einem  Ausgusse  in 
Form  eines  Löwenkopfes;  vielleicht  AVE- 
TEDO  Nr.  12. 

Biturix  (?)  Seh.  827. 

(?)  vielleicht  wie  Nr.  21  Bracciatus. 

CAVA  oder  CANA;  vielleicht  CANAIM. 
Seh.  1033  (?). 

(?)  S  nicht  sicher. 

PICTORINVS  (?).     Seh.  2227. 

vielleicht  Floridus  oder  Flavianus  (?);  auf 
einem  als  Spielstein  benutzten  Gefäßboden. 

auf  der  Außenseite  einer  verzierten  Schale. 
Floridus  (?). 

Seh.  2340  ff.     Fuscus  (?). 

GABRVS.    Seh.  2351  (?). 


174. 

6839    BITWIIII 

175. 

6279    BRA//// 

176. 

4031  CA\A//// 

177. 

7411  COSIR//// 

178. 

6326    FICT//// 

179. 

67a3  KL////     SFEC 

180. 

779    Villi    IVS 

181. 

3995    FVSC/// 

182. 

3985    GABR//// 

Inschriften 

183. 

6301 

MIVIV//// 

184. 

7370 

NAS/// 

185. 

C274 

PATE///// 

186. 

4022 

SACIDV/// 

187. 

4065 

SIIVI/// 

188. 

Cir)0 

VIDV//// 

189. 

G186 

////IRINVS 

190. 

3875 

////VITVSF 

191. 

3882 

////BDVFE 

192. 

4064 

L.3-B///// 

193. 

3949 

///C///CVSF 

194. 

6139 

llljV\DWS 

195. 

4041 

////MAVS 

196. 

4004 

///DPA-F 

197. 

4061 

IA///PIITRA 

Töpfereterapel  auf  Terra  sigillafa. 


329 


\ 


198. 

0286  ////CCIATVS 

199. 

6327  IUI  AT  Alis 

200. 

7369  ///ATALISE 

201. 

6154  ////ATNIS 

202. 

6922  ////VCVSSTV/// 

203. 

7410  ITAIVSEIGyV// 

204. 

6834  OFII///,FVIMC 

205. 

7368    VENIC//// 

206. 

C329    ////VIRICI 

Die  Buchstaben  deutlich;  vielleicht  Mmtdiis[?). 

Nasso  (?). 

statt  E  ein  R  {?). 

C  unsicher;  könnte  auch  rückläufig  gelesen 
werden. 

vielleicht  Severus  oder  Seven'anus  (?). 

vielleicht  VIDVCVS  (?)  Seh.  5741. 

Quirinus  (?).     Seh.  4586. 

Ävitus  (?)      Seh.  690. 

außen  ein  Kreuz  eingeritzt;  wahrscheinlich 
MEBBVFE.     Seh.  3481. 

unbestimmt;  statt  B  vielleicht  R.  Lucius 
Tertius  (?).     Seh.  5415. 

unleserlich. 

rückläufig;  unbestimmt. 

M  nicht  ganz  sicher. 

vor  P  vielleicht  ein  O ;  vergl.  Dieffenhach  a.  a.  0. 
Nr.  120. 

der  zweite  Buchstabe  vielleicht  A  oder  M; 
der  Schluß  TRA  ist  zweifellos;  vorher 
11  =  E;  ...  PETRA  (?).  Derselbe  bereits 
von  i?ecÄ;er,  Frankfurter  Archiv,  N.F.,  Bd.I., 
S.  22,  Nr.  3,  erwähnt  und  IXX  ....  RA 
gelesen, 

Schluß  deutlich;  wie  Nr.  21  Bracciatus  (?). 

Schrift  zwischen  parallelen  Linien.  Natdlis  (?). 
Seh.  3814. 

Natalis  (?).     Seh.  3811—13. 

Schrift  wie  bei  Nr.  199;  vor  A  ein  N  oder 
M;  statt  N  vielleicht  RI  (?). 

Anfang  zweifelhaft,  der  Rest  sicher. 

unverständlich. 

unbestimmt;  Schluß  C  oder  S. 

Venicarus  (?). 

Schluß  vielleicht  F  (?);  statt  R  auch  P  mög- 
lich. 


Die  Funde. 

außen  Graffit  Nr.  43;  vielleicht  SACIANT(?). 
Seh.  4855.  R  hhiter  C  nicht  wahrschein- 
lich. 

vielleicht  Bonus  (?).     Seh.  850. 

vielleicht  Alpinus  (?).     Seh.  233—34. 

wahrscheinUch  üifimiis.     Seh.  4701. 

der  zweite  Buchstabe  nicht  ganz  sicher. 


Hierzu  kommen  15  Namen  in  deutlicher,    aber  schwer  zu  entziffernder 
Kursivschrift. 

c.   Zweifelhafte  Stempel  mit  einzelnen  Buchstaben  und  Bruch- 
stücken von  solchen,  die  unter  a  und  b  aufgeführt  sind. 


330 

207. 

35)86 

SACI///// 

208. 

3978 

///ORIVSFEC 

209. 

6927 

///LPINVSF 

210. 

7028 

///ITVNVS//// 

211. 

7415 

MISSO///VS 

1. 

6235 

FAV//// 

2. 

3885 

FIRM//// 

3. 

4130 

TRIT//// 

4. 

6803 

REG//// 

5. 

6897 

REG//// 

6. 

4008 

VICTO/// 

7. 

4010 

////AFX 

8. 

3793 

////VINVSF 

9. 

4047 

////VIVS 

10. 

4003 

////AFEC 

11. 

4m2 

////TOFEC 

12. 

3948 

////OSF 

13. 

4049 

////ICIS 

14.' 

4065 

////lALIS 

15. 

6229 

////I>vLIS 

16. 

6152 

////ISFEC 

17. 

4066 

^zuhii 

18. 

6270 

MIHI 

19. 

6899 

LI//// 

20. 

4086 

^llll 

Fanstus,  Faventinus  (?). 
Firmus,  Firminus  (?). 
Tritus  (?). 


I  Beginns  (?). 


21.       6273       MAI//// 


Victor,  oder   Victorinus  (?). 

Schluß  fecit;  Tocca  fx,  Seh.  5495  (?). 

Silvinus  (?)  wahrscheinlich. 

oder  NVS. 

der  Schrift  nach  LOSSAFEC,  Nr.  82a. 

SATTOFEC  (?). 

(?)• 

vor  I  vielleicht  ein  V. 

von  Martialis  (?). 

von  Martialis  (?). 

(?)• 
rückläufig.  (?) 

auf  einer  flachen  Schale  (?). 

Liberalis.  (?) 

Med-Oicus  oder  Me{)-du  (?),  vergl.  Nr.  99  und  191, 
außen  Graffit  Nr.  21. 

Maianus  (?)  Nr.  87. 


Inschriften.    Töpferstempel  auf  Terra  sigillata. 


331 


22. 

6317 

^yiiii 

Lucanus  (?)  Nr.  83. 

23. 

7353 

H>IA//// 

24. 

4059 

////VB/// 

der  Schrift  nach  Duhitatus.     Nr.  57. 

25. 

7402 

////MA 

26. 

4021 

////OFECIT 

auf  der  Außenseite  eines  reichen  Gefäßes. 

27. 

7381 

////CAF 

I^ocm  (?). 

28. 

6299 

////iiaF 

(?). 

29. 

7366 

//7/DVS 

30. 

6278 

////FEC 

(?)■ 

31. 

7380 

////NICI 

32. 

6283 

////VSFE 

(?)■ 

33. 

7379 

////mNVS 

34. 
35. 

6284 
6298 

////INVSF 
////INVSF 

[  Süvinus  (?). 

36. 

7307 

////SFECIT 

(?). 

37. 

6243 

////ACIDVSF 

P?ac«<?MS  (?).    Nr.  124. 

38. 

7388 

////VSF 

39. 

3992 

////RNVS-F 

Pa-  oder  Matermis  (?). 

40. 

7406 

////CVS 

verwaschen. 

41. 

4063 

////NIAIVVS 

Montanus  (?).    Nr.  104b. 

42. 

7387 

////OFF 

43. 

4053 

HSV///3/// 

rückläufig,  in  der  Mitte  ist  R  zu  ergänzen ;  auf  der 
Außenseite  eines  reichen  Gefäßes.      Vcnis  (?) 

44. 

6154 

///ATRIO 

Patrio  oder  Patric  (?). 

45. 

6304 

D//// 

(?)• 

46. 

6144 

IN//// 

oder  NI  rückläufig  (?). 

47. 

6280 

VI//// 

Victor  (?). 

48. 

6143 

R//// 

der  Schrift  nach  wahrscheinlich  von  Reginus. 

49. 

4062 

H2V///A/// 

—atus—  Catus  (?),  Nr.  30. 

50. 

6935 

TOC//// 

Tocca  (?). 

51. 

6324 

////CCOFEC 

Mecco,  Secco  (?). 

52. 

6902 

////RIN//// 

(?)• 

53. 

6919 

////CVNDIN 

Secundinus  (?).    Nr.  142. 

332  . 

54.  «918  ////FECIT 

55.  «832  ////VSF 

56.  C8r.5  ////VSF 

57.  «»40  ////INVSF 

58.  6933  TID3H//// 

59.  C8.S5  ////CONOF 

60.  C934  ///INVTV/// 

61.  «793  ////EDOF 

62.  4048  ///ECV/// 

63.  6837  ////RECV^DVS 

64.  «930  ////BIK 

65.  6938  ///VSFECI/// 

66.  7033  ////NATVS 

67.  7030  H2VTA//// 


Die  Funde, 
(leutliclio,  schöno,  große  Schrift. 

auf  einer  großen  flachen  Scliale. 

Roginus,  Süvimis  (?). 

Außenstempel,  rückläufig,  auf  ornamentiertem  Ge- 
fäß; Comitialis  (?). 

Macconof.    Nr.  85  (?). 

Minntus.    Nr.  103. 

Avetedo.    Nr.  12  (?). 

scheint   Verecnndus  (?). 

Verecundus  (?).     Nr.  157. 

Amahüis  (?). 

(?). 

wahrscheinlich  Catus.    Nr.  30. 


2.  Graffite. 

(Hierzu  Tafel  LXXIII  und  Fig.  48.) 

Wir  finden  auf  vielen  Gefäßscherben  —  ein  vollständiges  Gefäß  ist  nicht 
erhalten  —  Zeichen  und  Worte,  die  nach  dem  Brande  während  des  Gebrauches 
mit  einem  scharfen  Instrumente  eingeritzt  sind,  sogenannte  Graffite  (Kritzel- 
schriften). Bei  Sigillata  erster  Qualität  mit  guter  Glasur  sind  sie  scharf  und 
sauber  wie  mit  einem  Diamant  eingekratzt,  bei  schlechtem  Material  breit  aus- 
gebrochen und  infolgedessen  oft  unleserlich.  Ob  die  Ansicht  Beckers,  es 
seien  Töpfernamen,  für  alle  gilt,  ist  zweifelhaft,  wenn  auch  Namen  darauf 
vorkommen,  die  als  Töpfernamen  bekannt  sind.  Nebenbei  finden  sich  außer- 
dem auf  vielen  Scherben  Stempel  und  Graffite  gleichzeitig,  was  bei  der  Auf- 
zählung unserer  Graffite  jedesmal  angegeben  ist.  Einige  Bezeichnungen  deuten 
sicher  auf  den  Besitzer  hin,  andere  vielleicht  auf  den  Inhalt.  Besonders  be- 
merkenswert sind  Zeichen  wie  Nr.  1,  2,  4,  5  inmitten  von  Gefäßböden,  deren 
Bedeutung  aufzuklären  bleibt.  Es  sind  sonst  bekannte  Zeichen,  wie  sie  auch 
auf  Ziegelstempeln  vorkommen  und  als  charakteristische  Merkmale  für  gewisse 
Truppenteile  angesehen  werden.  Es  mag  hier  gleich  bemerkt  werden,  daß 
sich  die  meisten  Worte  auf  flachen  Schüsseln  und  Tellern  besonders  von  der 
Form  Taf.  XXIX,  Nr.  5,  finden,  und  zwar  auf  der  Unteransicht  (U.  A.).  Wenn 
man  hierbei  das  Centurienzeichen  bei  Nr.  48  und  dasjenige  von  Rückingen 
(Nr.  53)  mit  in  Betracht  zieht,  so  scheint  es  denkbar,  daß  solche  gleichmäßig 
geformte   Gefäße    das  Hausgerät   einer  bestimmten   Truppe   gebildet  haben. 


Inschriften.     Graffite  auf  Terra  ßigillata.  333 

Damit  beim  Reinigen  keine  Verwechselung  möglich  war,  hat  Jeder  seinen 
Teller  mit  seinem  Namen,  einem  Kreuz,  einer  Zahl  oder  sonstigem  Zeichen 
kenntlich  gemacht.  Andere  Bezeichnungen  stehen  an  den  oberen  Rändern 
(ü.  Rd.),  sehr  viele  auch  in  den  Böden  und  dort  gewöhnlich  im  Kreise  ge- 
schrieben —  aber  alle  auf  der  Außenseite,  mit  Ausnahme  von  drei  Zeichen 
(Zahl  VIII?)  auf  dem  Bruchstücke  einer  Reibschale  (Nr.  80).  Manchmal  ist 
der  ganze  Name  angegeben,  manchmal  auch  nur  ein  einzelner  Buchstabe; 
sehr  zahlreich  sind  Kreuze  und  Sterne,  die  nicht  alle  abgebildet  sind.  Bei 
besonders  gutem  (I.)  oder  schlechtem  Material  ist  in  der  Tabelle  ein  Vermerk 
gemacht.  Die  Nummern  vor  deren  Bezeichnung  sind  diejenigen  des  Museums- 
katalogs. ' 

Von  den  hier  zusammen  angeführten  Graffiten  der  Saalburg  waren 
Beclicr  a.  a.  O.  14  bekannt.  (B.)  Diese  Zahl  hat  sich  auf  30  (Taf.  LXXIII) 
4-  67  (Fig.  48  und  Nachtrag)  =  97  vermehrt;  bei  dieser  Zählung  sind  die 
mit  Kreuzen    versehenen   und   allzu  unbedeutende  außer  Betracht  geblieben. 

Eine  korrekte  Ergänzung  und  Erklärung  aller  dürfte  sehr  schwer,  viel- 
leicht kaum  möglich  sein,  zumal  sie  sich  alle  auf  Bruchstücken  befinden  und 
bei  den  meisten  nicht  erwiesen  ist,  ob  mit  dem  Bruche  auch  der  Buchstabe 
oder  das  Wort  aufhört. 


Die  laufenden  Nummern  des  folgenden  Verzeichnisses  beziehen  sich  auf  Tafel  LXXIII. 

1.  4071     Hakenkreuz  in  der  Mitte  eines  Bodens  außen  eingeritzt.     (Vergl. 

ähnliche  Kreuze  als  Fibula  Tafel  LI,  Nr.  12 — 14.) 

2.  4072     Tannenbäumchen,  das  auch  sonst  auf  Inschriftsteinen  und  Stempeln 

vorkommt;  vergl.  das  Graffit  hi(hite)  unter  B.  HL  2,  die  Legions- 
stempel Taf.  LXXVI,  Nr.  17,  Taf.  LXXVII,  Nr.  11,  Taf.LXXVIII, 
Nr.  4,  den  Töpferstempel   Vimpus  Nr.  162  u.  a.;  (U.  A.) 

3.  3943    Auf  einem  Boden  außen,  innen  der  Töpferstempel  Nr.  151b,  TOCCAF; 

in  der  Mitte  ein  Stern,  seitlich  zwei  Dreizacke  (?),  die  Buch- 
staben VNI  (?)  und  ein  zweiter  Stern. 

4.  4073     Blitzbündel    auf  der  Seite   einer  Tasse  (I);   ein  ähnliches  Zeichen 

auf  dem  Legionsstempel  Nr.  51  (Taf.  LXXV,  Nr.  14). 

5.  4074     Hakenkreuz  auf  einem  Gefäßboden,  vergl.  Nr.  1. 

6.  4075    APR////  auf  der   Außenseite,  (U.  A.);    bereits  von  Becher 

a.  a.  0.  Nr.  1  erwähnt,  s.  Seh.  399  ff". 

7.  4076     ISIIRVM////  Erstes    Zeichen    unsicher.      Becher    Nr.    10    liest 

ISIIRVM  [Servi  manu)  und   verweist  auf  Seh, 
5137.     (U.  A.) 

8.  4077     Auf  dem  Boden  einer  flachen  Schüssel,  verschiedene  sich  kreuzende 

Linien;  innen  Töpferstempel. 


334 


Die  Funde. 


9.     mi     ISSV//// 


10.     4078     ///AVSTINI/// 


11.  3949 

12.  -1079 


MLTA//// 


13. 

40^)    MN//// 

14. 

Andreaskreuz 

15. 

4081     ///AIILIA/// 

16.      4082     PRIMVC 


17.      4083      PRO 


18.  4084 

19.  4104 

20.  4085 

21.  4086 

22.  4087 


23.  3930    IVTTI 

24.  4068 

25.  4089 

26.  4090 

27.  4091 


nac'li  Becler  unbestimmbar;  im  Bogen  auf  der 
Außenseite  eingeritzt;  auf  dem  Boden  der  Töpfer- 
stempel MAS0K-F.     Nr.  94. 

(U.  A.)  Becker  las  Justini;  der  Anfang  fehlt;  richtiger 
Faustini,  oder  — ms. 

unbestimmt;  innen  ein  unleserlicher  Töpferstempel. 

liest  BecJcer  a.  a.  O.  Nr.  4  und  zieht  Seh.  3632 
zum  Vergleich  heran;  der  zweite  Buchstabe 
scheint  aber  eher  ein  C;  am  Schlüsse  statt  A 
eher  ein  R.  (U.  A.)  auf  einem  Teller;  zweifelhaft. 

(O.  R.)  unbestimmt. 

auf  der  Seite. 

(0.  R.);  wird  ergänzt  durch  die  neugefundene  zweite 
Hälfte  Fig.  48,  Nr.  1,  sodaß  zu  lesen  ist: 
///AIILIAIIIM  (oder  zwei  A?)  unbestimmt;  die 
Zeichen  fein  eingeritzt. 

auf  der  Innenseite  eines  Bodenrandes;  vielleicht 
Primus  (?).  B.  Nr.  5  hest  PRIMVL  =  Primulus. 
Seh.  4449.     (I.) 

(U.A.)  auf  einem  Teller;  nach  B.  Nr.  7  vielleicht  Pro- 
culi  (?),  ebenso  wie  Nr.  18  und  20.    Seh.  4492. 

(0.  R.)  B.  Nr.  8  {ProcuU?). 

Seitlich;  einfache,  senkrecht  gekreuzte  dünne  Linien. 

PROCII////  (U.  A.)  (I.)  nach  B.  Nr.  6  ProcuU  (?). 

Verschiedene  feine  Linien,  regellos  eingeritzt;   innen  Töpferstempel 
NE///  (vergl.  S.  330,  Nr.  20). 

IVL-IANVA///  (U.  A.),  schlechtes  Material.  BecJcer,  Nr.  13,  las 
IVLIANVS;  richtiger  Jul.  Janua[rins];  oder 
vielleicht  Datum:  ///V-K-IANVARIAS  (?). 

seitlich;  vielleicht  IVSTI  (?),  auf  dem  Boden 
Töpferstempel  PECVLIFE.    Nr.  120a. 

Auf  der  Seite,  monogrammartig  eingeritzt. 

Unleserlich;   am  Ende  scheint  erste  Hälfte   eines  M.     (U.  A.)  auf 
einem  Teller. 

SAGRILLEGVS  Dünne  Striche  im  Boden  eines  verzierten  Gefäßes 
von  sehr  schlechter  Qualität.    Ob  Eigenname  (?). 

(U.  A.)  B.,  Nachtrag  Nr.  11,  vermutet  BICQ,  vergl. 
Seh.  798 — 99.    O  sicher,  am  Anfang  R  oder  B. 


PR//// 


///RICO 


Inschriften,     Graflßte  auf  Terra  sigillata. 


335 


28.     1092     QVETI 


29.     4093    TERENT//// 


30. 


SI^ 


(U.  A.)  schlechte  Quahtät.  B.  Nr.  9  vermutet 
QVIETI  und  zieht  Seh.  4567  zum  Vergleich 
heran;  die  zweite  Hälfte  des  V  vielleicht  L  (?). 

(U.  A.)  auf  einem  Teller;  derselbe  Name  Seh.  5405 
{Terentius\  B.  Nr,  11;  innen  ungelesener  Töpfer- 
stempel. 

Das  letzte  Zeichen  wie  ein  griechisches  ^  oder 
ein  Dreizack  wie  bei  Nr.  3  und  4. 


Hierzu   kommen    noch   diejenigen  Graffite,    welche  nach  Abschluß   der 
Tafel  LXXni  bis  jetzt  gefunden  und  auf  Fig.  48  zusammengestellt  sind. 


81. 

4131 

///■3AT 

32. 

6255 

SPERN/// 

33. 

6266 

34. 

6339 

///M 

35. 

6818 

///ENSORI///, 

36. 

6907 

V 

37.     6233    SATVRN//7 


38, 

6253 

////VLV//// 

39. 

6343 

M/// 

40. 

6857 

IVL 

41, 

6900 

///ARTIA/// 

42, 

6824 

///ONT//// 

43. 

3986 

///RNALIS-CDF 

44. 

6958 

///RVI/// 

45. 

6340 

////M//// 

46. 

6944 

SATTO//// 

Fig.  48,  Nr.  2,  (0,  R.)  breit  und  flach  eingeritzt, 
vielleicht  ///DAT  (?), 

Nr.  3,  auf  sehr  schlechter  Sigillata,    (O.  R.) 

Nr.  4,  achtseitiges  Kreuz  im  Innern  eines  Bodens 
von  sehr  schlechter  Sigillata, 

Nr.  5,  Buchstabe  M.    (U.  A.) 

Nr.  6,  Censorinus  (?).    B. 

Nr.  7,  der  Buchstabe  V  oder  die  Zahl  V  außen 
auf  einem  kleinen  Boden. 

Nr.  8,  (U.  A.)  (I.);  innen  Stempel  ^GIN  Nr.  135d. 
Saturninus. 

Nr.  9.     (O.  Rd.) 

Nr.  10,  außen  auf  einem  Boden;  innen  unleser- 
licher Töpferstempel, 

Nr.  1 1 ,  auf  der  Seite  einer  ganzen  Tasse. 
Julius  (?). 

Nr.  1 2,  Boden ;  vielleicht  Martialis  (?),  in  der  Mitte 
ein  Kreuz. 

Nr.  13,  (U.  A.)  auf  einem' reichen  Gefäße  (I). 

Nr.  14,  (U.  A.)  innen  Töpferstempel  SACI.  Nr.  207, 
die  letzten  3  Buchstaben  sehr  flüchtig  gegen  die 
ersten, 

Nr.  15.    (U.  A.) 

Nr.  16.    Boden. 

Nr.  17,  (0.  Rd.)  auch  als  Töpfernamen  be- 
kannt. 


336 


Die  Funde. 


<QUMi 


^H^^^^il 


Fig.  48.    Grafflte  auf  Terra  sigillata.    (>/»  nat.  Größe.) 


Inschriften.     Graffite  auf  Terra  sisillata. 


337 


47.     6331     CERATVS 


48.    6258    SCELELVSI/// 


49.     4094    BIIKKICCI//// 


50.  6817  ////IIRV 

51.  6380  ////NTO 

52.  6820  ///NDI/// 

53.  6821  VIRILIS//// 


54.  6943    GALLICANI 

55.  6338     DR//// 

56.  6164    SAAAOCENI 


57.     3977    AS///VEL///IM 
BRV/// 


58.     4097     /////MACI//// 


Nr.  18,  (U.  A.)  könnte  ein  vollständiges  Wort 
sein,  da  die  Entfernung  von  dem  ersten  Buch- 
staben bis  zur  Bruchstelle  größer  ist  als  der 
Zwischenraum  zwischen  den  übrigen  Buchstaben ; 
statt  C  auch  L;  ein  Ceratus  bei  Seh.  Nr.  1278. 

Nr.  19,  (U.  A.)  auf  einem  Teller;  der  erste  Buchstabe 
vielleicht  das  Centurienzeichen?  vergl.  Nr.  53. 
Celeius  (?). 

Nr.  20,  (U.A.)  Schluß  unsicher;  vor  I  ein  Punkt? 
Bellicus  (?);  über  den  Namen  als  einen  keltischen 
vergl.  die  Bemerkung  bei  Wolff',  Ziegeleien  von 
Nied  (Frkf.  Arch.),  zu  dem  Zieglernamen  Julius 
Bellicus  S.  306. 

Nr.  21,  (ü.  A.)  (1.)     Severus  (?). 

Nr.  22,  (U.  A.)    Fronto  (?). 

Nr.  23,  (0.  Rd.)  s.  Nr.  60. 

Nr.  24,  auf  Sigillata  erster  Qualität  dünn  eingeritzt; 
auch  als  Töpfername  bekannt;  ein  ähnliches 
Graffit  h%\  Suchier,  Festschrift  1885,  Taf.  IV: 
OVIRILIS  AVGVSTI,  wobei  Centuria  vorgesetzt 
ist  wie  bei  Nr.  48.  Ein  Soldat  ConfMÜernius  der 
Centuria  des  Virilis  wird  auf  einem  Graffit  von 
Rückingen  ausdrücklich  erwähnt,  SucJiier  ver- 
mutet von  der  XXII.  Legion. 

Nr.  25,  im  Inneren  eines  Bodenrandes.  (Gallicanus.) 

Nr.  26,  in  feinen  Linien  eingeritzt.    (0.  Rd.)  (I.) 

Nr.  27,  im  Inneren  eines  Bodens  von  einem  Kruge 
(I);  auf  dem  Rande  sind  Striche  eingekerbt;  die 
Buchstaben  sind  tief  eingekratzt,  statt  C  viel- 
leicht G.  Über  die  Schreibweise  und  den  Namen 
vergl.  den  Abschnitt:  «Der  Name  Saalburg», 
S.  26  unten.  Auffallend  sind  die  zwei  A. 
Mommsen  vermutet  SAMOGENI. 

Nr.  28,  (ü.  A.)  und  Boden,  nicht  alle  Buchstaben 
sicher;  hinter  S  vielleicht  NIV  oder  ANTI;  hinter 
E  möglicherweise  LIAS  (?),  in  der  Mitte  BRV  (?) 
oder  am  Schlüsse  I  (?). 

Nr.  29,  Bruchstück  einer  Tasse  von  schlechtester 
Qualität;  vielleicht  Macio,  der  als  Töpfername 
vorkommt. 


Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg. 


22 


338 


Die  Funde. 


59.     ««M      B 


60. 

(>iV12 

///CVNDI/// 

61. 

6341 

AMV//// 

62. 

C888 

AV  MA 

63. 

«251 

//7/LVPINI//// 

64. 

41(r2 

XI 

65. 

«335 

66. 

«15« 

um  MARCEI 

67. 

6889 

kOKKIANVS 

68.     «945    PIIKPE//// 


69. 

694«    ///ARIN//7 

70. 

0159    ////ITAKIS 

71. 

6240       XX 

72. 

6250    STRAMBI 

73. 

«158 

////VLIMIIK/// 

74. 

6954 

N 

75. 

6812 

///AVS. 

76. 

6822 

MIN 

Nr.  30,  einzelnes  großes  B,  sehr  tief  eingeritzt. 
(U.  A.)  (I.)  derselbe  einzelne  Buchstabe  auf  einem 
Tliongefäße  eingeritzt,  Fig.  50,  Nr.  3. 

Nr.  31,  (0.  Kd.)  vielleicht  Secundtis  oder  Scnm- 
(liwis,  der  auch  als  Töpferstempel  vorkommt; 
vergl.  Nr.  52. 

Nr.  32,  (U.  A.)  sehr  feine  Striche. 

Nr.  33,  Boden,  deutliche  Buchstaben. 

Nr.  34,  sehr  dünne  Striche.  (U.  A.)  auf  einer  Reib- 
schale. —  lupini  (?). 

Nr.  35,  auf  einem  kleinen  Gefäßboden;  scheint 
die  Zahl  XI  (?). 

Nr.  36,  kleines  Kreuz  auf  einer  Tasse. 

[///  Nr.  37,  (U.  A)  —ni  Marcelli—  vielleicht  Mar- 
cellus  oder  Marcellmus;  innen  Töpferstempel 
Gaius,  Nr.  65. 

Nr.  38,  (U.  A.)  auf  einem  Teller;  tief  eingeritzt;  in 
dem  Boden  außerdem  zwei  Kreuze  in  Form  eines 
T,  an  der  Außenseite  ebenfalls  ein  Kreuz. 
Innen  der  Töpferstempel  2VTA0,  Nr.  30. 

Nr.  39,  (U.  A.)  schlechtes  Material;  vielleicht  Fer- 
petus,  der  auch  als  Töpferstempel  vorkommt. 

Nr.  40,  Bruchstück  eines  Bodens.     Mariniis  (?). 

Nr.  41,  tief  eingeritzt  (0.  Rd.),  aber  verkehrt; 
vielleicht  [VJitalis. 

Nr.  42,  im  Boden  einer  kleinen  Tasse  zwei  Kreuze 
oder  die  Zahl  20  (?). 

Nr.  43,  (U.  A.)  tief  eingekratzte  Buchstaben;  ganzes, 
aber  gekittetes  Gefäß  von  der  Form  Taf.  XXIX, 
Nr.  2;  es  könnte  möglicherweise  vor  S  noch 
etwas  gestanden  haben. 

Nr.  44,  (U.  A.)  kleines  Bruchstück;  vielleicht  Julius 
Melissus  (?).     (Vergl.  Nr.  100  auf  S.  323.) 

Nr.  45,  kleines,  einzelnes,  scharf  eingeritztes  N. 
(U.  A.) 

Nr.  46,  Boden.  — maus,  oder  — (üus  (?).  Punkt 
zufällig  (?). 

Nr.  47,  (O.  Rd.)     Acn — ;  schlechtes  Material. 


Inschriften.     Graffite  auf  Terra  sigillata. 


339 


77.     6823     ///NATVIIKKONI  Nr.  48,  (U.  A.),  sehr  feine  Striche  auf  Sigillata 
TIIRT////  erster  Qualität.     — natiis   Vellonius  Tert'ms  (9). 

Nr.  49,  Schachbrettmuster  auf  einem  Gefäßboden. 

Nr.  50,  (U.A.)  auf  einem  Teller.  Avitus  auch  Töpfer- 
name; vorher  vielleicht  ein  Wort  wie  Severi  {?). 

Nr.  51,  Zahl  VIII;  einziges  Graffit,  das  sich  auf  der 
Innenseite  eines  Gefäßes  (Reibschale)  befindet. 

Nr.  52,  sehr  feine  Striche.     (I.)     Wortende. 

Nr.  53,    sehr  kleine  Buchstaben  (0.  Rd.)    EN  (?). 

Nr.  54,  (0.  Rd.)     Faternus  (?). 

//;C///NTVSMVS//7  Nr.  55,  auf  einem  kegclartig  vertieften  Boden; 
innen  unleserlicher  Töpferstempel. 

Nr.  56,  — lina  (?)  Bruchstück  eines  Bodens;  am 
Anfang  vielleicht  VI  (?). 

Nr.  57,  auf  dem  Boden  einer  reich  verzierten 
Schale  aus  sehr  schlechtem  Materiale  (ge- 
kittet). 

//,OVIINI<IN///    Nr.  58,   (O.  Rd.)   an  der  rechten  Bruchstelle  viel- 
leicht V  (?). 

///AM///  Nr.  59,  (U.  A.)  auf  einem  flachen  Teller. 

AM///  Nr.  60,  (U.  A.)  auf  einem  flachen  Teller.    AM  oder 

NM  (?). 

lA///  Nr.  61,  (U.  A.)  schlechtes  Material. 


78. 

6160 

79. 

6014 

///IRIAVITI 

80. 

6260 

VIII 

81. 

6336 

///ON 

82. 

4099 

IIN 

83. 

4098 

PATIIR/// 

84. 

6827 

//;C///NTVS 

85. 

6913 

///LINA/// 

86. 

CV 

87.  6254 

88.  6337 

89.  6825 

90.  6813 


Noch  während  des  Druckes  sind  gefunden  worden: 

vielleicht  Nigrinus  (?).     Seh.  3879—86. 

Muciiis  (?). 

(U.  A.);  vor  A  könnte  auch  ein  N  stehen. 

(U.  A.)    Lucius  (?). 

Quetus  oder  Quietus  (?)  vergl.  Nr.  28. 

Seh.  5135  hat  Servando;  innen  Töpferstempel  Sacer, 


91.  7383  NICKI//// 

92.  7384  MVC/// 

93.  7416  ///lALIS 

94.  7393  KVCI 

95.  7417  QVIITV//// 

96.  7352  SERVANDI 


97.       7421       PR/// 


Nr.  138  b. 
außen  auf  einem  Boden;  vergl.  Nr.  16 — 20. 


Außer  diesen  einigermaßen  lesbaren  Graffiteu  befinden  sich  noch  viele 
unleserliche,  sowie  einzelne  Buchstaben  und  besonders  viele  Kreuze  von 
jeder  Art  und  Größe  auf  den  verschiedensten  Teilen  von  Gefäßen. 


22* 


340 


Die  Funde. 


Hier  ist  noch  anzufügen  das  Bruchstück 
eines  Randes,  das  die  Buclistaben  //ERE/// 
enthält  (Bihere,  Da  hibcrcf'f'J).  Doch  sind  die 
Buchstaben  bereits  in  den  feuchten  Thon 
mit  halbrundem  Profil  eingeritzt;  vergleiche  die 
nebenstehende,  in  halber  natürlicher  Größe  her- 
gestellte Abbildung. 


III.  Anf  Gefäßen  von  gei>üliiilicliem  Thon. 
1,   Stempel  und   Graffite  auf  Henkeln. 

Unter  den  äußerst  zahlreich  gefundenen  Henkeln  jener  großen  Krüge, 
wie  sie  auf  Taf.  XXVIII,  Nr.  1  und  2,  dargestellt  sind,  finden  sich  solche, 
welche  auf  der  oberen  Seite  eine  Aufschrift  tragen.  Wenn  es  Stempel  sind, 
hat  man  sie  sehr  sauber  und  tief  eingeprägt  (Fig.  49,  Nr.  1,  2),  die  Buch- 
staben sind  oft  sehr  groß  und  sorg- 
Y_-^  fältig  gearbeitet.  Stempel  mit  der  aus- 
u;  drücklichen  Bezeichnung  F[ecit)  sind 
wohl  von  dem  Fabrikanten  aufgedrückt; 
andere  beziehen  sich  vermutlich  auf 
die  Größe  und  Art  des  Inhalts.  Viel- 
leicht lassen  sich  aus  den  letzteren  auch 
die  Gegenden  bestimmen,  in  denen 
der  Wein,  den  die  Krüge  jedenfalls 
zum  größten  Teile  enthielten,  ge- 
wachsen ist.  Die  eingekratzten  Zeichen  sind  Zahlen  und  bedeuten  ent- 
weder den  Inhalt,  oder  sie  sind  nur  Merkmale,  wie  wir  sie  bei  den  Sigillata- 
Graffiten  finden. 

Zu  den  von  Becher  a.  a.  0.  erwähnten  5  Stempeln  sind  noch  weitere 
18  hinzugekommen,  sodaß  jetzt  ihre  Zahl  auf  23  eingeprägte  Stempel  und 
7  Graffite  auf  Henkeln  angewachsen  ist. 


Fig.  49.    Stempel  auf  Amphoren. 


1.     4115    ACIRGI 


2. 

4113      APP 

3. 

6853     AQEVA 

4. 

4105     CEFP 

I  am  Schlüsse  sicher;  s.  Seh.  38  (anse  d'amphore), 
und  Klein,  B.  J.  1889.  VI,  Nr.  2;  und  Suchier, 
Zeitschrift,  S.  27,  Nr.  1,  von  Groß-Krotzenburg. 
Derselbe  mit  der  Hasta  am  Ende.  Bonner 
Jahrb.  60,  S.  80  (Fig.  49,  Nr.  2). 

vergl.  Seh.  397:  OF  APPI  (?). 

für  E  wäre  F  möglich. 

der  zweite  Buchstabe  vielleicht  F,  der  dritte  E; 
er  scheint  derselbe  wie  der  in  Bonn  befindliche, 
s.  Klein  a.  a.  0.  Nr.  3.  Dort  sind  jedoch  die 
Buchstaben  durch  Interpunktion  getrennt. 


Inschriften.     Auf  Gefäßen  von  gewöhnlichem  Thon.  341 

5.  C2G8     CIAL8  Sch.    1341    Ci(al)    b.    f.    (anse    d'ampliore);    der 

letzte  Buchstabe  kleiner  wie  die  übrigen,  viel- 
leicht B. 

6.  4112     DOMS  nach  Becher,  Nr.  6,  der  Name  unbestimmbar;  viel- 

leicht Abkürzung  von  Domitius  (?). 

7.  4111     IS/fRIF  Schluß:    F(ecit);    vielleicht    darin    der  als  Töpfer- 

name  bekannte  AFER  (?).  Sch.  115—117. 
Sch.  118  erwähnt  nach  Mommsen  C(aius) 
AFRIVS  F  aus  der  Nähe  von  Neapel.    (Fig.  49, 

Nr.  1.) 

8.  4107     LC-X  Sedier,  Nr.  3,  vermutet  lihras  centum  et  decem  (?). 

9.  4117     L'Q_'S'JIJj  nach  Becher,  Nr.  4,  libras  quinque  seniis  (?),  doch 

steht  hinter  S  noch  ein  Buchstabe. 

10.  4108     ////LECCVF  bei  Sch.  2930   ebenfalls  auf  einem  Henkel,  aber 

mit  einem  M  am  Schlüsse;  derselbe  bei  Klein 
a.  a.  0.  Nr.  7;  statt  E  vielleicht  ein  F. 

11.  4109     PIPAC  sehr  deutlich. 

12.  4116     p.MV  Sch.  4346  (anse  d'ampJiore). 

13.  6806     SSM  rückläufig. 

14.  4106     QIMEN  Becker   liest  (Nr.  7)    statt  E   ein  F;    derselbe   bei 

Sch.  4542  QIMFN  auf  einem  Amphorenhenkel, 
ebenso  Limesiverh  (Kastell  Butzbach)  s.  23, 
Nr.  2. 

15.  4110    S'F'E  von  Becher  Nr.  5  für  unbestimmbar  erklärt. 

16.  6851     ////SN?  vor  S  kann  noch  ein  R  oder  ein  Punkt  gestanden 

haben. 

17.  6267     ///LCM  der   Anfang   nicht   ganz   ausgeprägt;    das  Übrige 

deutlich. 

18.  6809  ///FGPV  statt  F  vielleicht  E  und  statt  P  möglicherweise  R. 

19.  6345  PNSI  am  Schlüsse  vielleicht  F. 

20.  6348  /////V-V  oder  umgekehrt  A-A;  nicht  deutlich. 

21.  6349  /////    R  sehr  großer  Henkel;  nur  R  sehr  deuthch. 

22.  6961     ///////    R  am    Anfange     ein     S    möglich;     zwischen     ihm 

und  R  könnte  ein  E  gestanden  haben;  un- 
deuthch. 

23.  6912  zweizeihger  Stempel,    leider    sehr  verwaschen;    in 

der  ersten  Zeile  könnte  ein  Wort  wie  SEXTINIV^S 
gestanden  haben. 


342 


Dio  Funde. 


Plicr  sind  anzuschließen  die  auf  Henkeln  eingeritzten  Kreuze  und  Zahlen 

24.  C5J47  XX 

25.  4114  XI 

26.  («62  XXI///// 

27.  6;m  X 

28.  7o:w  X 

29.  7418  IV 

30.  7"!»  XX 


ähnliche  Zahlen  erwähnt  Klein  a.  a.  0.  Nr.  IG — 19. 


2.   Graffite  auf  den   Wandungen  der  Gefäße. 

Wie  bei  den  Gefäßen  auf  Terra  sigillata  haben  wir  auch  auf  den  ge- 
wöhnlichen Thongefäßen  eingeritzte  Inschriften,  aber  fast  nur  auf  Krügen 
mit  ganz  dicker  Wand.  Die  Buchstaben  sind  gewöhnlich  sehr  groß  und  roh 
während  des  Gebrauches  eingeritzt.  Eine  Ausnahme  machen  einige  Buch- 
staben aufhellen  dünnen  Thonscherben  (Nr.  12,  14,  17)  und  das  reich  verzierte 
Bihite  auf  einem  feinen  Gefäße.  Nur  Nr,  5  ist  auf  einer  ganzen  (gekitteten) 
Amphore,  alles  andere  befindet  sich  auf  Bruchstücken,  von  denen  nur  die 
besten  auf  Tafel  LXXIV  und  Fig.  50  abgebildet  sind. 

Becker  kannte  nur  2  Stück,  es  sind  jetzt  21. 

Vorbemerkung:  Irrtümhcherweise  ist  auf  der  Tafel  LXXIV  in  der 
Überschrift  die  Angabe  vergessen,  daß  ein  Teil  der  Graftite  sich  auf  Gefäß- 
bruchstücken befindet.     Diese  sind  folgende: 


1.  4140       /////IVK 

2.  4141      PRCI   (?) 

3.  4i3r,     ////M-I.P 


4.  4137       ///SINC//// 

5.  SAIDIILVS 


Nr.  3,  dickes  Bruchstück,  vielleicht  mit  Datums- 
angabe =  K.  IVL  (Kalenäas  Julias)  oder  dem 
Namen  Julius. 

Nr.  12,  obere  Hälfte  großer,  flach  eingeritzter 
Buchstaben;  vielleicht  als  Prodi  zu  lesen  wie 
Sigillatagraffit  Nr.  20;  am  Schlüsse  statt  C  auch 
S  möglich  und  darauf  folgend  D  (?). 

Nr.  14,  Buchstaben  von  7  cm  Höhe  auf  dem 
Bauche  eine  Amphore  (Bruchstück);  hinter  P 
dürfte  nichts  mehr  stehen.  Bereits  von  Becker, 
Saalburginschriften  a.  a.  0.  unter  VI.  Nr.  1, 
erwähnt. 

Nr.  15,  Buchstaben  1  cm  hoch.     Sinccrus  (?). 

Nr.  16,  auf  einer  ganzen  Amphore  eingeritzt;  Buch- 
staben 8 — 10  cm  hoch. 


Inschriften.     Auf  Gefäßen  von  gewöhnlichem  Thon. 


343 


6. 

413G 

///N 

///;iTi 

7. 

4701 

///IS/// 

8. 

4139 

PVS//// 

9. 

4138 

RN///// 

Nr.  17,  auf  der  Tafel  verkehrt.  Buchstabeugröße 
oben  2^2,  unten  2  cm;  sehr  tief  eingeritzt.  Statt 
N  vielleicht  richtiger  Ligation  von  A  mit  N, 

Nr.  20,  oder  umgekehrt  SI  (?),  3  cm  hohe  Buch- 
staben, 

Nr.  21,  auf  dem  Halse  eines  dünnwandigen,  grauen 
Gefäßes. 

Nr.  22,  Buchstaben  3  cm  hoch. 


Nach  Druck   der  Tafeln   sind  noch   folgende  Graffite  auf  gewöhnlichen 
Thongefäßen  gefunden  worden  (Fig.  50): 


Fig.  50.    Graffite  auf  Gefäßen  vou  gewöhnlichem  Thon.     (V^  nat.  Größe.) 


10.       0782       /////VR//// 


11.       6781       ///lAtJ//// 


12.       G2G3       B 


Nr.  1,  die  Striche  tief  und  breit  eingerissen;  Buch- 
staben 4^/2  cm  hoch;  am  Schlüsse  Anfang  eines 

N(?). 

Nr.  2,  aus  dunkelgebranntem  Thon;  Buchstaben 
372  cm  hoch;  es  scheint  I  mit  T  und  N  ligiert: 
///lATIN//  (?). 

Nr.  3,  einzelner,  3^2  cm  hoher,  tief  eingei'itzter 
Buchstabe  auf  einem  Gefäß  bruchstück  von 
hellem  verwaschenem  Thon,  vergl.  Sigillata- 
graffit  Nr.  59. 


344 

13. 

UtN» 

IIH^III 

14. 

6262 

////MP//// 

15. 
IG. 


6911 


6261 


17.       6264 


///TIBII 

////IVC//7/ 

////TER 


18 


69(X) 


////M//// 

19.  6S54     ////NIA 

20.  6852       ///  CXIl/// 


Die  Fände. 

Nr.  4,  Bruchstück  von  einem  scliwarzen  Gefitß- 
boden,  auf  dessen  Innenseite;  vielleicht  dieselbe 
Verbindung  wie  bei  Nr.  3. 

Nr.  5,  0  cm  hohe  Buchstaben  auf  einem  Gefaß- 
bruchstück wie  Nr.  12;  die  Schleife  des  P  nur 
sehr  fein  angedeutet,  vielleicht  nur  I  zu  lesen 
und  zu  derselben  Verbindung  gehörig  wie  Nr.  3 
und  13. 

Nr.  6,  auf  dem  Rande  eines  Deckels  (Tibe). 

Nr.  7,  große  (4  cm),  tief  eingekratzte  Buchstaben. 
(Ji(citndusl?J). 

Nr.  8,  dasselbe  Material  wie  Nr.  14,  Bruchstück. 
Buchstaben  2^2  cm  hoch;  Anfang  fehlt;  vielleicht 
(felici)  TER  (?). 

Nr.  9,  Buchstabe  M,  etwa  3^2  cm  hoch,  Material 
wie  bei  Nr.  17. 

Nr.  10,  Anfang  fehlt;  auf  dem  Halse  eines  dünn- 
wandigen, gefältelten  Gefäßes;  Buchstaben  1  cm 
hoch. 


jedenfalls  als  Zahl  XXII  zu  lesen;  die  Legions- 
nummer oder  den  Inhalt  bedeutend?;  breite,  flach 
eingeritzte,  7  cm  hohe  Buchstaben  auf  einem 
dicken  Amphorenbruchstück. 

Das  Großh.  Museum  zu  Darmstadt  besitzt  aus  der  Sammlung  G  Bieffcn- 
hach  zu  Friedberg  ein  auf  der  Saalburg  gefundenes  Bruchstück  eines  Dolium 
mit  dem  Graffito:  FAT/// 

Hierbei  ist  noch  anzuschließen:  Bruch- 
stück eines  sehr  feinen  Gefäßes  mit  der 
Aufschrift  /&i7BITE.  Die  Striche  sind 
mit  aufrecht  stehenden  Tannenbäumchen 
verziert;  die  Zeichen  sind  aber  bereits  vor 
dem  Brande  in  den  feuchten  Thon  ein- 
geritzt (vergl.  die  nebenstehende,  in  halber 
natürlicher  Größe  hergestellte  Abbildung). 
Ferner  ein  Kreuz,  das  sich  auf  der  Unteransicht  eines  Gefäßbodens 
befindet. 

3.   Aufgemalte  Inschriften. 

Zwei  schwarz  glasierte  Trinkbecher  tragen  weiß  aufgemalte  Inschriften 
m  Barbotine.    Die  Technik  der  Barbotine  besteht  darin,  daß  dem  bereits  fertig 


Inschriften.     Töpfersterapel  auf  Lampen. 


345 


geformten  Gefäße  eine  andere,  dickflüssige  Thonmasse  in  figuraler  Gestaltung 
angegossen  wird,  die  gleichzeitig  mit  dem  Gefäßkörper  gebrannt  und  so  mit 
jenem  innig  verbunden  wird.  Die  Barbotinmasse  ist  häufig  anders  gefärbt 
als  der  Thon  des  Gefäßes,  oder  beide  erhalten  eine  gleichartige  Über- 
färbung. Außer  figürlichen  Ornamenten  werden  ebenso  auch  Aufschriften 
angebracht. 

1.  Der  kleinere  Becher  trägt  auf  einem  horizontalen  Streifen,  den 
ganzen  Umfang  des  Gefäßes  einnehmend,  in  17  mm  hohen  Buchstaben 
die  Inschrift:  DA  ////  IB  ////  wahrscheinlich  DA  BIBERE;  darunter  ein 
Rankenornament. 

2.  Der  größere  Becher,  von  ähnlicher  Form,  mit  Eindrücken  an  den 
Seiten,  zeigt  in  derselben  Anordnung:  VALEAS;  die  schönen  Buchstaben 
sind  18  mm  hoch. 


IV.  Töpferstempel  anf  Lampen. 

Der  Fabrikantenstempel  der  Lampen  befindet  sich 
auf  der  Außenseite  des  Bodens,  horizontal,  ohne  Schild, 
in  Relief buchstaben  innerhalb  konzentrischer  Ringe. 
Eine  Ausnahme  machen  Nr.  8  und  9,  von  denen 
letztere  als  Töpfermarke  anzusehen  sein  dürfte.  Der 
nebenstehend  abgebildete  Stempel  zeigt  die  gewöhn- 
liche Form  und  zugleich  die  Häufung  von  Ligierungen, 
die  bei  unrichtiger  Einteilung  der  Buchstaben  erforder- 
lich wurde.  Nr.  1  ist  rückläufig  in  die  Form  einge- 
schnitten. 
Auf  uns  gekommen  sind  8  Stempel,  4  sind  verschwunden ;  Becker  a.  a.  O. 
kannte  nur  3  Stück. 

rückläufig:  Agilis.     Seh.  Nr.   137. 

kleines  Lämpchen  von  schwärzlicher  Farbe.  Seh.  611. 


1. 

1117 

2IJ3A 

2. 

1114 

ATTILLVS 
F 

3. 

CERIALIS 

4. 

1120 

NERI 

5. 

H.849 

säton's 

6. 

H.339 

STROBILI 

7. 

1127 

VIBIANI 

Seh.  1292.  B.  VII,   1. 
Seh.  3849.  B.  VII,  2. 


Cerialis  (verschwunden). 

Nertis. 


8.     H.341 


Seh.  4958.  A  mit  T  und  N  mit  I  ligiert;  s.  Klein 
a.  a.  O.  Nr.  66.     (Vorstehend  abgebildet.) 

Seh.  5304.  Strohilus;  sehr  häufig  vorkommender 
Stempel. 

Seh.  5708.     B.  VII.  3.     ViUanus. 

Kreis  mit  sich  kreuzenden  Strichen,  vielleicht  ein 
Rad  mit  Speichen ;  in  den  feuchten  Thon  vor  dem 
Brennen  eingeritzt. 


346  Die  Funde. 

9.   H.345     PB  um     die    Buchstaben    eine    Ellipse;    vergl.    Seh. 

V  4249;  dort  steht  hinter  V  noch  ein  F;  bei  uns 

nicht  sichtbar. 

10.  FORTIS  im  Jahre   1782  von  Neuhof  in   einem  Grabe  ge- 

funden.    (Hanauer  Magazin    1782.)   Seh.  2275. 
(Verschwunden.) 

11.  llliJHVS  ebenfalls  von  Neuhof  überliefert;  verschwunden. 
F 

12.  SECVNDVS  im  Jahre  1880  in  einem  Grabe  gefunden;  abhanden 

gekommen.     Seh.    5057;    auf  einer   Lampe    in 
Boini,  vergl.  Klein  a.  a.  O.  Nr.  70. 

Hier  mag  noch  auf  eine  Lampe  hingewiesen  werden,  die  auf  dem  Boden, 
da  wo  der  Stempel  gewöhnlich  stellt,  eine  figürliche  Darstellung  trägt.  Es 
scheint  Herkules  zu  sein,  der  auf  dem  Hirsche  kniet. 


C.    Inschriften  auf  Metall. 
1.   Auf  Gold. 

Ein  Fingerring.  Der  2  mm  breite  und  ^/4  mm  starke  Reif  (Taf.  LXVI, 
Nr.  4)  trägt  die  Aufschrift:       >    IVLI    >    I'lA 

Dr.  Henkel,  dem  ich  die  Lesung  verdanke,  schreibt  darüber:  «Die  In- 
schrift besteht  aus  nachlässig  gravierten  Strichen,  die  in  ungleichmäßigen 
Zwischenräumen  über  die  Außenseite  des  Reifes  verteilt  sind.  Die  Hasten 
des  V  und  A,  letzteres  ohne  Querstrich,  stehen  getrennt  von  einander,  offen- 
bar um  zu  sperren  und  den  ganzen  verfügbaren  Raum  mit  den  sieben  Buch- 
staben auszufüllen.  Nach  links  offene  Winkelhaken  bilden  die  Trennungs- 
zeichen zwischen  den  beiden  Worten.  Die  Inschrift  (  >  IVLI  >  ITA  ) 
dürfte  mit  Zangemeister  Juli{i)  Ita{lici)  bedeuten  und  als  «Eigentum  des 
Julius  Italiens^  oder  «Geschenk  des  Julius  Italicus»  aufzufassen  sein,  je  nach- 
dem man  den  Ring  als  Männer-  oder  Frauenring  gelten  läßt.  Letzteres  wäre 
M'egen  der  geringen  inneren  Weite  des  Ringes  (14  mm)  vielleicht  vorzuziehen.» 

2.  Auf  Bronze. 

Der  auf  Taf.  XXXIV,  Nr.  1  und  Textfigur  28,  Nr.  30,  abgebildete 
Senkel  ist  der  einzige  Bronzegegenstand  mit  Inschrift.  Die  Buchstaben  sind 
durch  Punkte  hergestellt,  die  jedoch  durch  Auswitterungen  an  der  Oberfläche 
sehr  vermehrt  sind.     Erkennbar  ist  nur  ein  0  und  am  Ende  VS. 

3.  Auf  Eisen. 

Die  sorgfältige  Reinigung  der  Eisengogenstände  durch  Abglühen  des 
Rostes  hat  uns  gezeigt,  daß  auch  dieses  Material  Inschriften  und  Marken  trägt: 

RO///SCVS  Stempel  des  Fabrikanten  oder  Besitzers  —  oder  beides  in 
einer  Person,  wie  auch  heute  noch  die  Handwerker  einzelne  ihrer  Werkzeuge 


Inschriften  auf  Metall. 


347 


selbst  anfertigen  —  auf  einem  Pfriemen  von  gleicher  Form  wie  Taf.  XXXIV, 
Nr.  15.  Der  Stempel  in  der  Gestalt  des  gewöhnlichen  Töpferstempels  ist  auf 
zwei  gegenüberliegenden  Seiten  des  vierkantigen  Instrumentes  in  der  Längs- 
richtung aufgeschlagen.  Leider  ist  der  eine  Abdruck  fast  gar  nicht  leserlich, 
der  andere  nur  zum  Teil.  Der  Schluß  CVS  ist  sicher,  davor  wahrscheinlich 
S  und  zwei  Buchstaben;  0  ist  sicher  und  statt  JJ  auch  ä  möglich.  Ein  ähn- 
licher Stempel  befindet  sich  dreimal  auf  unserem  Hobeleisen  von  der  Flur 
«Steinkritz»  bei  Homburg.     (Westd.  Zeitschr.  IV.  Taf.  VI,  Nr.  4.) 

LEG  XIII I  Inschrift  auf  einem  Wagen- 
ringe, nebenstehend  im  Ganzen  auf  ein 
Drittel  verkleinert  und  als  Teilstück  in 
natürlicher  Größe  abgebildet.  Die  1  cm 
hohen  Buchstaben  sind  durch  einzelne 
scharfe  Einhiebe  mit  dem  Meißel  herge- 
stellt. [Legio  XIIlLy^')  Gefunden  im 
Brunnen  Nr.  17.  Die  14.  Legion  ist  nur 
mit  dieser  Inschrift  auf  der  Saalburg 
vertreten. 

Außerdem  tragen  vornehmlich  Huf- 
eisen, Messer  und  eine  kleine  Klammer 
tiefe  Einhiebe,  rund,  viereckig  (3:3  mm) 
oder  in  Kleeblattform,  die  ich  auch  für 
Fabrikmarken  halte.  Besonders  deut- 
lich ist  die  letztere  Form  auf  dem  Beile,  das  auf  Taf.  XXXIII,  Nr.  2,  ab- 
gebildet ist. 

An  dieser  Stelle  mögen  auch  die  Brennstempel  ihren  Platz  finden, 
wenn  sie  auch  eigentlich  nur  dazu  dienten,  Inschriften  herzustellen.  Wir 
besitzen  deren  jetzt  5,  ganz  oder  in  Bruchstücken.  Ihre  Form  ist  aus  der 
Fig.  51,  Nr.  a,  ersichtlich.  Sie  bestehen  aus  einem  Eisen,  das  sich  in  zwei 
oder  drei  Arme  teilt,  au  welchen  wiederum  je  ein  Buchstabe  an-  oder  aus- 
geschmiedet ist;  um  den  Schaft  befand  sich  jedenfalls  ein  Griff  aus  Holz. 


225)  Legio  XIIII  gemina.  "Wann  diese  errichtet  wurde,  ist  zweifelhaft,  nach  Mommsen 
z.  B.  erst  i.  J.  6  n.  Chr.  Ritterling  hält  sie  für  älter  und  geht  mindestens  auf  die  Zeit  nach 
der  Schlacht  bei  Actium  zurück.  Derselbe  vermutet  auch,  daß  sie  in  den  früheren  Zeiten 
des  Augustus  vielleicht  in  Illyricum  (?)  lag,  aber  schon  früh  an  den  Rhein  (Mainz)  kam, 
wo  sie  bis  z.  J.  43  blieb.  Dann  nach  Britannien  geschickt,  wo  sie  die  Beinamen  Martia 
Victrix  erwarb,  beteiligte  sie  sich  lebhaft  an  den  Kämpfen  des  Vierkaiserjahres.  Im  J.  70 
kam  sie  nach  Germanien  zurück,  schlug  zuerst  unter  Cerealis  die  Bataver  bei  Vetera,  wurde 
dann  aber  dem  oberen  Heere  unter  Annius  Gallus  zugeteilt.  Ihr  Hauptquartier  war  wieder 
Mainz.  Nach  dem  Aufstande  des  Saturniniis,  an  welchem  sie  sich  beteiligt  haben  muß, 
wurde  sie  etwa  i.  J.  90  nach  der  Donau  geschickt,  wo  sie  in  Pannonien  stand.  Ihr  Haupt- 
quartier war  unter  Trajan  vielleicht  Flexum  (?),  dann  seit  dem  parthischen  Kriege 
114  ff.  bis  in  die  spätesten  Zeiten  Carnuntum,  denn  noch  zur  Zeit  der  Notitia  dignitatum 
erscheint  sie  dort. 


348 


Die  Funde. 


Fig.  51. 


Derartige  Stempel  mögen  zum 
Stempeln  von  Tieren,  Pferden  oder 
Schweinen  u.  a.,  welche  in  Herden  auf  die 
Weide  getrieben  wurden,  und  besonders 
zum  Einbrennen  auf  Holz  gedient  haben. 

Die  bis  zum  Jahre  1892  gefun- 
denen Brenneisen  hat  Zangemeister  in 
der  We.std.  Zeitschr.  1892,  S.  30G  ff'., 
mit  anderen  veröffentlicht,  ohne  für 
jedes  eine  genaue  Lesung  angeben 
zu  können.  Man  vermutet  im  All- 
gemeinen in  ihnen  TruppenstcmpeP^"). 

Fig.  51,  a.  Brenneisen  (s.  auch  Zeichnung  bei  Zangemeister);  von  mir  zuerst 
in  der  Westdeutschen  Zeitschrift,  VIII,  S.  262,  veröffentlicht  und 
daselbst  Taf.  14,2  in  natürlicher  Größe  dargestellt. 

9  cm  lang,  Buchstaben  2  cm  hoch.  Ob  der  eine  Buchstabe  A 
oder  V  ist,  scheint  nicht  klar,  da  der  Ansatz  zwischen  den 
Schenkeln  ebensogut  auch  von  dem  Griffe  herrühren  kann;  der 
zweite  kann  C  oder  ein  abgebrochenes  0  sein.  Die  Deutung  bleibt 
unsicher,  3A  könnte  auf  einen  Centurio  mit  dem  Anfangsbuchstaben 
A  hinweisen,  oder  wenn  0  für  C  steht,  eine  Kohorte  bezeichnen. 
Fig.  aa  zeigt  die  Buchstaben,  wie  sie  im  Abdrucke  erscheinen. 

b.  Bruchstück  eines  C  mit  abgebrochenem  Griff,  ca.  5  cm  hoch. 

c.  Unteransicht  zu  dem  im  Jahre  1894  gefundenen,  wohl  erhaltenen 
Eisen  (14  cm  lang,  Buchstaben  5  cm  hoch),  vielleicht  AI  (Ala  I 
oder  Ala  Indiana)  (?). 

d.  Buchstabe  S  (4,3  cm  hoch)  an  einem  11,5  cm  langen  Eisen,  dessen 
zweiter  Buchstabe  abgebrochen  ist. 

Großer  dreiteiliger  Brennstempel  (21  cm  lang),  dessen  Buchstaben 
leider  sämtlich  abgebrochen  sind ;  der  Rest  von  dem  einen  äußeren 
Arme  könnte  von  einem  I  herrühren. 

4.  Auf  Blei. 

Bis  jetzt  wurde  nur 
ein  rechteckiges  (4 — 3  cm) 
dünnes  Täfelchen  gefun- 
den, das  an  einer  Ecke 
defekt  ist.  Durcli  ein 
nahe  dem  Rande  und  in 
der  Mitte  einer  Schmal- 
seite angebrachtes  Loch 
(dasjenige  der  Gegenseite 


e. 


*2e)  Außer  den  von  Zangeineister  veröffentlichten  Brennstempeln  ist  mir  noch  einer 
im  Speierer  Museum  (aus  Kheinzabern,  der  im  Abdruck  BI  ergiebt)  und  einer  im  Großh. 
Museum  zu  Darmstadt  (gefunden  1896  in  Groß-Bieberau,  im  Abdruck:  SL)  bekannt  geworden. 


Inschriften  auf  Thonschiefer.  349 

ist  mit  ausgebrochen),  sowie  durch  die  auf  ihm  angebrachte  Inschrift  stellt  es 
sich  als  ein  sogenanntes  Antefixum  dar,  das  man  an  Gegenständen  befestigte, 
auf  denen  man  aus  besonderen  Gründen  eine  Inschrift  anderweitig  nicht 
anbringen  konnte  oder  wollte. 

Die  Aufschrift  kommentiert  Dr.   Henkel  folgendermaßen :   «Die  Inschrift, 
in  Buchstaben  der  Kursive,  ist  mit  Ausnahme  des  Schlusses  der  ersten  Zeile 
auf  der  Hauptseite  vollständig  und  deutlich  lesbar.     Sie  lautet: 
Hauptseite:   }  IVS  //// 

NVDN 
Rückseite:  DDDVF  (Der  letzte  Buchstabe  ist  am  Rande  in  die 
Höhe  geschrieben  und  zwar  in  der,  zumal  bei  Kursivschrift  geläufigen  Form 
zweier  Vertikalhasten).  Die  Inschrift  ist  stark  abgekürzt,  enthält  aber  keine 
Bestandteile,  welche  Schwierigkeiten  für  die  Lesung  bereiten  könnten.  (Für 
DDD  vergl.  die  Steininschrift  Nr.  18,  S.  280.)  Mit  Ergänzung  der  ersten 
Zeile  dürfte  zu  lesen  sein:  C{enturia)  Jus{ti)  nu{mini)  d[oniim)  n[ostn)  d[edit) 
d{onavit)  d{edicavü)  n[tere)  fe[lix)  (resp.  ntimini  felices).  Zu  deutsch:  «Die 
Centurie  des  Justus  hat  den  (zugehörigen)  Gegenstand  der  göttlichen  Majestät 
unseres  Herrn  (des  Kaisers)  als  Geschenk  gewidmet  mit  dem  Wunsche  einer 
glückbringenden  Verwendung». 

Die  Worte  «numini  domini  nostri»  berechtigen  uns,  an  eine  Statuette 
eines  Kaisers  (wahrscheinlich  aus  Bronze)  als  den  geweihten  Gegenstand  zu 
denken,  die  man  wohl  im  Sacellum  aufgestellt  hatte,  und  der  man  göttliche 
Verehrung  zuteil  werden  ließ.  Die  beigefügte  Formel  «utere  felix»,  die  auf 
römischen  Gegenständen  verschiedenster  Art  ungemein  häufig  ist,  drückt  den 
Wunsch  der  Stifterin  aus,  daß  die  Aufstellung  und  Verehrung  des  Kaiser- 
bildes dem  Kastell  und  seinen  Bewohnern  zum  Segen  gereichen  möge.» 

Vielleicht  gehörte  das  Täfelchen  zu  der  im  Kastell  in  dem  Oeciis  ge- 
fundenen Bronzestatuette,  die  jedenfalls  einen  Kaiser  darstellt. 


D.  Inschriften  auf  anderen  Stoffen. 

1.  Auf  Thonschiefer. 

Der    nebenstehend   in    natürlicher   Größe 

abgebildete    Okulistenstempel    besteht    aus 

weichem,  gelblichem  Thonschiefer,  wie  er  in 

der  Taunusgegend  nicht  vorkommt.    Er  macht 

bezüglich   des  Materials   darin    eine  Ausnahme 

von    anderen    Stempeln   römischer  Augenärzte, 

die  sich    meist   auf  Serpentin    und    ähnlichem 

Gestein  befinden.   Deshalb  schreibt  Esperandieu, 

JRecueü  des  cachets,  s.  85,  mit  Unrecht  von  dem 

"  unsrigen     <!■  Serpentine    verdätre».      Er    ist    am 

13.  August  1887   etwa  80  m   vor    dem  Kastell  neben  der  Römerstraße  nach 

Heddernheim    im  Brandschutt  hinter   einem  Keller   zusammen  mit  Sigillata- 


350  Die  Funde. 

Scherben  gerunden.  Von  unregelmäßiger,  fast  trapezfürmiger  Gestalt,  hat  er 
eine  Dicke  von  10  mm  und  ist  im  Mittel  42  mm  lang  und  35  mm  breit. 
Von  der  oberen  Fläche  ist  nur  ein  Teil  gut  erhalten,  der  übrige  ausge- 
brochen. Auf  den  vier  Seiten  befinden  sich  Inschriften,  die  leider  nur  zum 
Teile  sichtbar  sind.  Zamjcmcistcr  hat  sie  im  Korrespondenzblatt  der  Westd. 
Zeitschr.   1888,  Nr.  20,  besprochen. 

Auf  Seite  d  ist  zu  lesen  LEPJDIP  (P  sehr  fein  eingeritzt).  Zangemeister 
hält  zwei  Lesungen  für  möglich:  Lepidi  pemcillum  (der  Name  Lepidus  ist  sonst 
als  Augenarzt  nicht  bekannt)  oder  auch  L.  Epidi('i)  mit  folgendem  Cognomen ; 
letzteres  ist  weniger  wahrscheinlich,  weil  der  Punkt  hinter  L  fehlt.  Die  Striche 
auf  Seite  c  scheinen  Zufall,  auf  a  sind  Reste  von  Buchstaben,  aber  unleser- 
lich. Seite  b  enthält  dünn  eingeritzt  PO.  Die  Schrift  sieht  dabei  aus,  als 
ob  sie  vorgeritzt  und  nicht  ausgeführt  sei;  vielleicht  hat  man  nur  den 
Namen  stehen  gelassen  und  die  drei  übrigen  Seiten  zur  Aufnahme  eines 
neuen  Rezeptes  abgeschliffen,  wofür  sich  gerade  unser  weiches  Material  sehr 
vorzüglich  eignet. 

Specialisten  unter  den  Ärzten  in  dem  Heere  sind  bezeugt;  die  zahlreichen 
Namen  sind  meist  griechische  und  keltische.  Augenärzte  gehörten  vermutlich 
dem  niederen  Stande  an  und  waren  Freigelassene. 

2.  Auf  Holz. 

Die  Schrifttäfelchen  aus  Pinienholz  (gefunden  in  den  Brunnen  Nr.  12, 
14,  36  und  40)  haben  meist  Aufschriften  mit  Tinte;  leider  sind  sie  aber,  ob- 
wohl sie  bei  der  Entnahme  aus  den  Brunnen,  wo  sie  gefunden  wurden,  noch 
deutliche  Schrift  zeigten,  bald  so  sehr  eingetrocknet,  daß  ihre  Lesung  nicht 
mehr  möglich  war. 

3.  Anf  Glas. 

Nur  auf  dem  kleinen  Randbruchstücke  eines  Glasgefäßes  (Taf.  LXXI, 
Nr.  13)  ist  uns  der  Rest  eines  Buchstabens  erhalten,  der  obere  Teil  eines 
F  oder  E. 

4.  Auf  Leder. 

Zwei  von  unseren  zahlreichen  Schuhsohlen  tragen  im  Innern  ein- 
geschnittene oder  eingepreßte  Schriftzeichen.  Es  ist  möglich,  daß  sie  bereits 
auf  dem  Rohleder  standen  und  dessen  Verfertiger,  oder  auch  Größe  und 
Nummer  des  Stückes,  anzeigen.  Den  Besitzer  des  Schuhes  möchte  ich  in 
ihnen  nicht  erblicken. 

1.  IIIVX  jetzt  rückläufig,   ist  wahrscheinlich   von  der  anderen  Seite 
zu  lesen;  jedenfalls  die  Zahl  XVIII.     (Taf.  LXXX,  Nr.  10.) 

2   PC 

///O  zwei  Zeilen  in  einem  Kreise  auf  der  Sohle:  Taf.  LXXX,  Nr.  13; 

vor  0  wäre  ein  N  möglich. 
Inschriften   auf  Schuhen   von   Mainz   hat  auch  Becker  (Die   römischen 
Inschriften  und  Steinsculpturen  des  Museums  der  Stadt  Mainz,  Mainz  1875) 
S.  115  aufgeführt. 


Die  Münzen. 


351 


Fig.  52.    BronzemÜDzeo.    (Nat.  Größe.) 


3.    Die  Münzen. 

Eine  genaue  Zusammenstellung  sämtlicher  Saalburgmünzen  hat  bisher 
noch  nicht  stattgefunden.  In  den  beiden  ersten  Auflagen  der  kleinen  Saal- 
burgbroschüre war  in  einer  Aufzählung  und  einer  graphischen  Darstellung 
nur  eine  allgemeine  Übersicht  über  das  Vorkommen  einzelner  Münzen  ge- 
geben worden.  Die  bis  1873  gefundenen  wurden  von  Herrn  Julius  Isenheck 
in  Wiesbaden  und  die  von  dieser  Zeit  an  bis  1891  ausgegrabenen  von  Herrn 
Dr.  F.  Quüling,  wissenschaftlichem  Hülfsarbeiter  am  städtischen  historischen 
Museum  in  Frankfurt,  für  das  Saalburg-Museum  bestimmt;  ich  nehme  hier 
gerne  Veranlassung,  beiden  Herren  für  ihre  gewissenhaften  und  sorgfältigen 
Arbeiten  bestens  zu  danken. 

Nachdem  aber  in  den  letzten  Jahren  noch  eine  große  Anzahl  von  Münzen 
gefunden  waren,  auch  über  den  Verbleib  früher  verloren  gegangener  Stücke  — 
vor  Allem  über  die  Kollektivfunde  —  einige  Aufklärung  gewonnen  wurde, 
mußte  eine  neue  Bearbeitung  der  zahlreichen  und  zum  Teil  wertvollen  Münzen 
der  Saalburg  vorgenommen  werden. 

Herr  Dr.  Friedrich  Henliel  aus  Darmstadt,  Assistent  am  Großherzoglichen 
Museum  daselbst,  hat  dies  mit  großer  Sorgfalt  und  Sachkenntnis  gethan  und 
auf  meinen  Wunsch  seine  gründliche  Bearbeitung  in  dem  folgenden  Ab- 
schnitte durch  einen  kleinen  Abriß  der  Geschichte  des  römischen  Münzwesens 
eingeleitet.  Durch  diese,  für  die  Katalogisierung  unserer  Funde  äußerst  dankens- 
werte Arbeit  sind  auch  für  die  Geschichte  der  Saalburg  eine  Reihe  neuer 
Gesichtspunkte  eröffnet  worden. 


352  Die  Funde. 

A.  Einleitende  Bemerkungen. 

Bis  zum  P]ndc  der  römisclien  Republik,  der  Zeit,  welcher  vorwiegend 
die  ältesten  auf  der  Saalburg  gefundenen  Münzen  angehören,  hatte  das 
römische  Münzwesen  in  stetiger  Fortentwickelung  bereits  eine  ansehnliche 
Reihe  von  Wandlungen  erfahren,  die  sich  in  der  Epoche  der  römischen 
Okkupation  des  rechtsrheinischen  Germaniens,  den  nächsten  drei  Jahrhunderten, 
noch  weiter  fortsetzten  und  mehrten.  Diese  Thatsache  ist  für  uns  die  Ver- 
anlassung, auch  auf  die  Entwickelung  des  römischen  Münzwesens  vor  der 
uns  vornehmlich  interessierenden  Zeit  einzugehen,  um  nicht  nur  einen  Abriß 
aus  dem  großen  Ganzen  zu  bieten,  sondern  durch  die  Darstellung  der  wesent- 
lichsten Phasen  der  organischen  Entwickelung  ein  möglichst  umfassendes  Bild 
in  gedrängter  Form  zu  gewähren.  Um  jedoch  diejenigen  Grenzen  einhalten 
zu  können,  innerhalb  deren  sich  diese  Darlegungen  nach  dem  Plane  des  Ge- 
samtwerkes notwendigerweise  zu  bewegen  haben,  erscheint  es  geboten,  eine 
Kürze  anzustreben,  die  es  nicht  gestattet,  auf  alle  diejenigen  Fragen  einzu- 
gehen, welche  an  das  hier  zu  Bietende  angrenzen  und  in  dasselbe  hinüber- 
spielen. Zum  Zwecke  einer  gründlicheren  Belehrung  nach  dieser  Richtung 
müssen  wir  auf  diejenigen  Werke  verweisen,  welche  für  die  Kenntnis  des 
römischen  Münzwesens  von  grundlegender  Bedeutung  geworden  sind,  vor- 
nehmlich auf  das  treffliche  Buch  von  Mommsen^^'^),  an  das  wir  uns  für  diesen 
Teil  in  der  Hauptsache  anlehnen. 

Unsere  Aufgabe  ist  es,  in  erster  Linie  eine  statistische  Zusammenstellung 
möglichst  aller  auf  der  Saalburg  gefundenen  und  zu  unserer  Kenntnis  ge- 
langten Münzen  zu  geben  und  die  aus  ihnen  abzuleitenden  Schlußfolgerungen 
zu  ziehen,  eine  Aufgabe,  neben  der  allgemeine  Auseinandersetzungen  nur 
den  Charakter  einer  Einleitung  tragen  können. 

a.   Die  älteste  Münzeinheit  und  ihre  weiteren  Schicksale. 

Große  Einfachheit  zeigt  das  römische  Münzwesen  der  ältesten  Zeit.  Das  ver- 
wendete Metall  ist  ausschließlich  Kupfer.  Die  Münzeinheit  ist  der  pfundige  As  (Libralas), 
gerechnet  zu  12  ünzien;  seine  Teile:  Semis  (6),  Triens  (4),  Quadrans  (3),  Sextans 
(2  ünzien)  und  die  kleinste  Münze,  die  Unzie.  Allmählich  wurde  dieses  schwere 
Kupfergeld  lästig,  und  wohl  namentlich  seitdem  der  römische  Handel  sich  mehr  und 
mehr  entwickelt  hatte  und  mit  ihm  der  Reichtum  wuchs,  zeigten  sich  Schwierigkeiten 
im  Geschäftsverkehr  mit  denjenigen  Nachbarvölkern,  die  bereits  früh  die  Silberwährung 
eingeführt  hatten.  Ums  Jahr  486  der  Stadt  (268  vor  Chr.),  4  Jahre  vor  Ausbruch 
des  ersten  punischen  Krieges,  ging  man  deshalb  in  Rom  zur  Silberwährung  über,  nach- 
dem man  kurz  zuvor  den  As  auf  ein  Drittel  seines  früheren  Wertes  und  Gewichtes, 
auf  4  Ünzien,  den  sogenannten  Trientalfuß,  herabgesetzt  hatte.  Da  indessen  das  Effektiv- 
gewicht des  Libralasses  gewöhnlich  nur  10  ünzien  betrug,  so  galten  jetzt  2^2  neue 
Asse  gleich  einem  alten.  Das  Kupfergeld  behielt  zunächst  seine  Bedeutung  als  Wert- 
münze   neben  dem  Silbergeide  bei.     Das  letztere  wurde  in  Stücken  zu  10,  5  und  2'/« 


2")  Theodor  Mommsen,  Geschichte  des  römischen  Münz  wesens.  Berlin,  Weidmann,  1860. 


Die  Münzen.     Einleitung.     Die  älteste  Münzeinheit.  353 

neuen  Assen,  als  Denar,  Quinar  und  Sesterz  ausgebracht '^2*).  Dabei  blieben  die  Teile 
des  Kupferasses  auch  des  neuen  Fußes  die  früheren.  Durch  die  Abschaffung  des  Libral- 
fußes  war  der  relative  Wert  der  Münze  nicht  verringert,  sondern  nur  der  Wertaus- 
druck geändert  worden.  Als  aber  dann  der  Münzas,  der,  um  seinem  Legalwert  zu 
entsprechen,  4  Unzien  wiegen  mußte,  allmählich  thatsächlich  auf  3,  2  und  1  Unzie 
herabkam,  ohne  daß  sich  sein  Verhältniswert  gegen  das  Silber  darum  veränderte,  hörte 
er  auf,  Wertmünze  zu  sein  und  sank  herab  zu  einer  nur  noch  nicht  ganz  wertloseh 
Scheidemünze.  Als  sodann  der  ünzialfuß  im  Jahre  537  der  Stadt  (217  vor  Chr.)  ge- 
setzlich festgelegt  wurde,  erhielt  diese  Entwertung  ihre  förmliche  Anerkennung,  und 
das  Kupfer  wurde  offiziell  zur  Scheidemünze  herabgewürdigt.  Aber  gleichzeitig  hat 
man,  offenbar  um  einigermaßen  zu  kompensieren  und  die  Scheidemünze  wieder  in  ein 
richtigeres  Verhältnis  zum  Silber  zu  bringen,  die  bei  Einführang  des  Silbergeldes 
(Denars)  festgesetzte  Gleichung  der  Kupfer-  und  Silbermünze  von  10:1  in  16:1  ge- 
ändert. Auf  dieser  Stufe  blieb  das  Kupfergeld  für  ziemlich  lange  stehen,  bis  im  Jahre 
665  der  Stadt  (89  vor  Chr.)  infolge  des  Bundesgenossenkrieges  und  seines  Ausganges 
eine  Vereinheitlichung  des  gesamten  italischen  Münzwesens  nötig  wurde  und  Rom 
durch  ein  Zugeständnis  an  die  zuvor  föderierten  Gemeinden,  bei  denen  bereits  der 
Semunzialfuß  (Halbunzienfuß)  eingeführt  war,  auch  seinerseits  diesen  Münzfuß  annahm. 
Eine  wesentliche  Änderung  oder  gar  Störung  des  Verkehrs  kann  durch  diese  Maßregel 
nicht  herbeigeführt  worden  sein ;  das  Kupfer  war  jetzt  thatsächlich  vollständig  Scheide- 
münze und  der  materielle  Wert  der  Kupferstücke  von  geringem  Belang.  Bald  nach- 
her, zwischen  670  und  680  der  Stadt  (84  und  74  vor  Chr.),  hört  die  Kupferprägung 
vollständig  auf,  und  über  ein  halbes  Jahrhundert  ist  für  Rom  überhaupt  nichts  als 
Silber  geprägt  worden.  Die  kleinsten  Nominale,  Sextans  und  Unzie,  werden  allmählich 
seltener,  ohne  ganz  zu  verschwinden,  zumeist  wohl  aus  dem  Grunde,  weil  bei  dem 
steigenden  Reichtum  das  Bedürfnis  zurücktrat,  für  dergleichen  kleine  Werte  einen 
realen  Ausdruck  zu  besitzen.  Ohnedies  ist  wahrscheinlich  die  gesetzliche  Normierung 
des  unzialen  und  semunzialen  Gewichtes  nicht  absolut,  sondern  minimal  aufzufassen, 
sodaß  den  Münzherren  nur  unter  einer  oder  einer  halben  Unzie  zu  prägen  verboten, 
aber  nicht  auf  dieses  Gewicht  zu  prägen  geboten  war. 

Die  seit  Sullas  Zeit  ins  Stocken  geratene  Kupferprägung  —  aus  Caesars  Zeit 
giebt  es  überhaupt  kein  Kupfergeld  römischer  Reichswährung  —  wurde  ums  Jahr  738 
der  Stadt  (16  vor  Chr.)  unter  des  Kaisers  Augustus  Regierung  wieder  aufgenommen, 
zu  der  Zeit,  wo  der  Senat  das  Recht,  Gold-  und  Silbermünzen  zu  prägen,  definitiv 
an  den  Kaiser  abtrat  und  nur  das  Recht  der  Kupferprägung  behielt.  Seit  dieser  Zeit 
tragen  darum  alle  Kupfermünzen  auf  dem  Revers  die  Buchstaben  S  C,  d.  h.  senatus 
consulto  (auf  Senatsbeschluß).  Dieses  Recht  des  Senates  blieb  fortan  ungeschmälert. 
Daraus  erklärt  es  sich  auch  ganz  von  selbst,  daß  es  von  den  vom  Senate  nicht  an- 
erkannten Kaisern  Otho  und  Pescennius  Niger  keine  Kupfermünzen  giebt. 

Hand  in  Hand  mit  dieser  Bestimmung  bezüglich  der  Kupferprägung  geht  eine 
Verbesserung  der  diskreditierten  Kupfermünze.  Hinsichtlich  der  Komposition  des 
Kupfers  in  der  republikanischen  Zeit  war  zu  bemerken,  daß  die  Münzen  des  Libralfußes 
so  gut  wie  die  Asse  um  die  Zeit  von  Caesars  Tod  nicht  nur  Kupfer,  sondern  5 — 8  "/o  Zinn 
und  16 — 29  "/o  Blei  enthalten.  Während  der  Zinnzusatz  dem  ganzen  Altertum  gemein- 
sam ist,  so  scheint  die  Verschlechterung  der  Kupfermünze  durch  Blei  spezifisch  römisch 
zu   sein.     Augustus  dagegen   verordnete,    daß  Sesterz   und  Dupondius   (Zweias- Stück) 

228)  Nach  heutigem  Gelde  entsprechen  dem  Denar  beiläufig  0,75—0,80  Mk. ,  dem 
Sesterz  0,18—0,20  Mk. 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  23 


354  Die  Funde. 

aus  Bronze,  der  As  und  die  kleineren  Nominale  aus  Kupier  gesehlagen  werden,  alle 
Legierung  aber  auch  im  Kupfer  wegfallen  solle.  Mit  diesen  Satzungen  stimmen  die 
Keichskupfermtinzen  der  guten  Kaiser/eit  überein.  Alle  von  erster  Größe  haben  gelbe, 
oft  goldglilnzende  Farbe  und  zeigen  bei  der  Analyse  eine  Mischung  von  reichlich  */5 
Kupfer  und  knapp  '/s  Zink.  Dies  also  sind  die.Sesterze  (2';2  Asse).  Dieselbe  Mischung 
zeigt  ein  Teil  der  Kupfermünzen  zweiter  Größe,  die  Dupondien  (Zweias-Stücke),  wilhrend 
andere  reines  Kupfer  ohne  jeden  Zusatz  von  Blei  und  Zink  ergeben  haben:  die  Asse. 
Von  den  Kupferstücken  di-itter  Größe  sind  die  größeren  Semisse  (Halbas- Stücke),  die 
kleineren  Quadranten  (Viertelas-Stücke).  Abgesehen  von  der  Komposition  des  Metalles 
muß  auch  wohl  eine  Bestimmung  über  das  Gewicht  dieser  Bronze-  und  Kupfermünzen 
in  der  Augusteischen  Verordnung  getroffen  worden  sein,  da  gegenüber  den  früheren 
Gewichtsschwankungen  und  Willkürlichkeiten  eine  auffallende  Stetigkeit,  wenigstens 
in  der  nächsten  Folgezeit,  herrscht.  Freilich  war  die  Münzverschlechterung  der  früheren 
Zeiten  noch  nicht  vergessen  und  ihr  Nutzen  so  bedeutend,  daß  man  auch  in  der 
Kaiserzeit  sich  nicht  davon  freihielt.  Schon  unter  Nero  und  den  Flaviern  sinkt  der 
Zinkgehalt  oder  zeigt  sich  eine  Kleinigkeit  Zinn,  unter  Vcspasian  finden  wir  schon 
wieder  1 ,  unter  Hadrian  2 ,  unter  Marc  Äurel  schon  9  "/o  Blei  zugesetzt ;  indessen 
tritt  diese  Wertverringerung  weit  langsamer  und  schwächer  auf,  wie  die  gleichzeitige 
im  Silber.  Die  Sesterzprägung  geriet  seit  Commodus'  Zeit  ins  Stocken  und  noch  ent- 
schiedener seit  Severus  Alexander;  die  Prägung  der  kleineren  Nominale  scheint  in  der 
guten  Kaiserzeit  überhaupt  nur  unbedeutend  gewesen  zu  sein. 

Die   späteren  Schicksale   der  Kupferprägung  kommen    für  unsere   Zwecke   nicht 
in  Betracht  und  können  hier  fuglich  unerwähnt  bleiben. 


b.   Das  Silbergeld  und  seine  Wandlungen. 

Die  erstmalige  Silberprägung  in  Rom  geschah,  wie  bereits  im  vorigen  Abschnitte 
kurz  erwähnt,  im  Jahre  486  der  Stadt  (268  vor  Chr.).  Die  Münzeinheit  dieser  Wäh- 
rung war  der  Denar  (deni  =  je  zehn  [Asse]),  seine  Teilstücke  der  Quinar  ('/«  Denar 
zu  5  Assen)  und  der  Sestertius  ('/4  Denar  oder  2^2  Asse)  mit  den  ihrem  Werte  nach 
Assen  entsprechenden  Wertzeichen  X  für  Denar,  V  für  Quinar  und  IIS  für  Sestertius"®). 
Bei  dem  letzten  Zeichen  steht  S  für  semi  (halb),  also  2  und  \'2.  Der  Denar  wurde 
zunächst  im  Gewichte  auf  ^74  vom  römischen  Pfund  normiert  (4,54  Gramm).  Er  war 
jetzt  die  eigentliche  Wertmünze  gegenüber  dem  degenerierten  Kupfergeld.  Sein  Ge- 
wicht blieb  indessen  nur  bis  zum  Jahre  537  der  Stadt  (217  v.  Chr.)  das  erstmalig 
festgesetzte.     Von  dieser  Zeit  an  geht  es  auf  '/s*  Pfund  zurück. 

Das  Silber  der  römischen  Geldstücke  republikanischer  Zeit  ist  durchgängig  fein 
und  eine  absichtliche  Legierung  nicht  wahrnehmbar.  Dagegen  finden  sich  in  großer 
Zahl  Münzen,  deren  Kern  aus  Kupfer,  selten  auch  aus  Eisen  besteht,  über  den  man 
mit  großer  technischer  Geschicklichkeit  dünne  Plättchen  Silber  überzustanzen  verstand, 
sodaß  das  Ergebnis  dieser  Manipulation  leichthin  von  den  ganz  aus  Silber  geprägten 
Stücken  nicht  zu  unterscheiden  war.  Materiell  waren  so  entstandene  Münzen  fast 
wertlos;  sie  führen  die  Bezeichnung  «plattierte»  oder  «gefütterte»  Denare.  Zur  Zeit 
des  zweiten  punischen  Krieges  (218 — 201  v.  Chr.)  kam  dieses  Verfahren  auf.  Wie 
zuvor  schon   das  Kupfergeld  keine  Wertmünze,  sondern  nur   noch  Scheidemünze  war, 


"^)  Ein  Denar  dieser  Zeit  ist  Nr.  1    des  Hauptverzeichnisses.    Die  Kaiserzeit  gab 
die  Wertzeichen  völlig  auf. 


Die  Münzen.     Einleitung.     Das  Silbergeld.  355 

so  wurde  jetzt  das  plattierte  Silbergeld  ebenfalls  Kreditmünze  des  Staates  neben  dem 
werthaften  Denar,  und  zwar  mit  Zwangskurs.  Die  große  Masse  der  plattierten  Münzen 
sind  also  nicht  als  Fälschungen  Privater  anzusehen,  sondern  eben  als  staatliche 
Prägungen  in  gewissen  Notlagen.  Freilich  haben  sich  naturgemäß  die  Falschmünzer 
einen  für  sie  so  gelegenen  Brauch  zu  nutze  gemacht.  Das  Verhältnis  der  plattierten 
Münzen  zu  den  werthaften  wurde  zeitweise  geregelt;  so  beantragte  im  Jahre  663  der 
Stadt  (91  vor  Chr.)  M.  Livius  Drusus  die  Emission  eines  plattierten  auf  7  Silber- 
denare. Dadurch  kamen  die  schlechten  Denare  in  immer  größeren  Massen  in  Umlauf. 
Diesem  Unfuge  wurde  aber  auch  zeitweise  gesteuert,  zum  Beispiel  wurden  im  Jahre 
670  der  Stadt  (84  vor  Chr.)  Probierbureaus  errichtet  und  zwar  durch  ein  Edikt  des 
Prätors  31.  Marius  Gratidianus,  und  in  Zusammenhang  damit  der  Zwang,  plattierte 
für  werthafte  Münzen  anzunehmen,  aufgehoben  und  die  Kassen  angewiesen,  die  plattierten 
Stücke  gegen  gute  einzulösen.  Sulla  stieß  diesen  Usus  wieder  um  und  verlieh  den 
plattierten  wieder  Zwangskurs.  Caesar  dagegen  scheint  keine  plattierten  Denare  aus- 
gegeben, vielleicht  sogar  die  in  Umlauf  befindlichen  eingezogen  zu  haben.  Unter 
Augustus  scheinen  einzelne  Denarsorten  für  den  indischen  Handel  durchaus  plattiert 
geschlagen  zu  sein.  Ganz  gewöhnlich  war  die  Fütterung  unter  Claudius  und  Nero, 
auch  unter   Vespasian,  während  sie  von  Domitian  an  abnimmt. 

Die  Prägung  der  kleineren  Silbernominale,  des  Quinar  und  Sesterz  geriet  schon 
früh  ins  Stocken;  zeitweise  wurde  sie  dann  wieder  aufgenommen,  unterblieb  wieder 
und  beginnt  von  neuem  unter  Caesar. 

Die  Kaiserzeit  hat  in  Silberstücken  namentlich  vorwiegend  Denare  geprägt, 
Quinare  nur  in  geringem  Umfange,  die  Sesterzprägung  dagegen  hört  ganz  auf.  Ge- 
wicht und  Korn  des  Denars  behaupten  sich  ziemlich  unverändert  bis  zur  Mitte  der 
Regierungszeit  Neros.  Eine  Ausnahme  davon  machen  aber  die  Legionsdenare  des 
Antonius,  die  fast  ein  Fünftel  Kupfer  enthalten.  Von  Neros  Zeit  an  ist  der  Denar 
durchgängig  leichter  und  stimmt  bis  Severus  einschließlich  mit  dem  Normalgewichte 
von  ^'fl6  Pfund.  Dagegen  verschlechtert  sich  in  dieser  Epoche  das  Korn:  unter  Nero 
beginnt  die  absichtliche  Legierung.  Dieselbe  betrug  anfangs  \'2o  bis  fast  \'io,  unter 
Vitellius  schon  fast  ^/'s,  bessert  sich  aber  unter  den  Plaviern,  namentlich  Domitian 
wieder  auf  '/lo.  Von  Trajans  späterer  Regierungszeit  bis  auf  Pms  einschließlich  macht 
sie  aber  schon  nahezu  ^h  aus,  unter  3Iarc  Aurel  ^'4,  unter  Commodus  fast  ^/lo,  bis 
dann  unter  Severus,  um  198  nach  Chr.,  das  Silber  zum  Billon  wird  und  die  Hälfte 
und  mehr  des  Bruttogewichts  auf  das  Kupfer  kommt.  Dieser  Feingehalt  von  50 — 40  "/o 
besteht  im  Ganzen  bis  gegen  das  Jahr  256  mit  mancherlei  Schwankungen  fort.  Mit 
diesem  Jahre  sinkt  der  Peingehalt  auf  20  ja  bis  auf  5  "/o,  und  aus  den  Münzen  der 
folgenden  Kaiser,  von  Victorimis  (f  267)  und  Claudius  GotJiicus  an  (268 — 270)  bis 
auf  Biodetian,  ist  das  Silber  in  dem  Maße  verschwunden,  daß  sie  als  kupferne  an- 
gesehen werden  können. 

Die  Plattierung  zeigt  sich  nach  Commodus  selten,  soll  aber  noch  unter  Gallienus 
und  Postumus  vorgekommen  sein.  Nachher  fiel  sie  natürlich  weg  und  wurde  durch 
die  gleichartige,  nur  noch  weit  energischere,  allgemeine  Prozedur  des  Weißsiedens  von 
Kupfermünzen  ersetzt. 

Im  Allgemeinen  kann  man  für  den  Denar  der  Kaiserzeit  drei  Wendepunkte  an- 
nehmen: Ums  Jahr  60  unter  Nero,  wo  das  Gewicht  von  \'84  auf  V^e  Pfund  reduziert 
wurde  und  die  Legierung  von  5 — 10  "/o  beginnt;  ums  Jahr  100  unter  Trajan,  wo  die 
Legierung  auf  ungefähr  20  *'/o  sich  steigert,  und  um  198  unter  Severus,  wo  sie  noch 
weiter  bis  auf  50—60  ^jo  zunimmt.    Alle  diese  Abänderungen  sind  nur  Münzverschlech- 

23* 


356  Die  Funde. 

terungen  gewesen,  nicht  eigentliche  und  formelle  Wechsel  der  Wtlhrung,  denn  bei 
jeder  Reduktion  in  Schrot  und  Korn,  oder  beiden  zugleich,  wurde  die  neue  geringere 
Münze  der  illteren  besseren  gesetzlich  gleichgestellt,  sodaß  beide  nebeneinander  umliefen 
oder  doch  umlaufen  sollten.  Daß  Trojan  ums  Jahr  107  die  alte  Münze  einzog  und 
neue  dafür  ausgab,  berichten  die  Historiker.  Es  ist  dies  aber  keineswegs  deshalb  ge- 
schehen, weil  jene  illteren  Denare  außer  Kurs  gesetzt  worden  wären  oder  werden 
sollten,  sondern  angeblich  wegen  der  Verschliffenheit  des  Gepräges,  in  der  That  ohne 
Zweifel  wegen  des  bei  dieser  Umprilgung  trotz  aller  Abnutzung  der  Stücke  dennoch 
sich  ergebenden  Gewinnes.  Ein  merkwürdiger  Fingerzeig  dafür  ist,  daß  die  schlecht 
geprägten  Legionsdenare  des  Antonius  von  der  Trajanischen  Einschmelzung  ausgeschlossen 
wurden  und  auch  in  späteren  Funden  noch  häufig  begegnen,  auch  sie  aber  unter 
Marc  Aurel  eingeschmolzen  worden  sind;  offenbar  weil  der  neue  Denar  jetzt  bereits 
so  viel  weiter  herabgekommen  war,  um  die  Einschmelzung  auch  der  früher  aus- 
geschlossenen Stücke  rätlich  zu  machen.  Daß  die  zufällig  oder  absichtlich  nicht  ein- 
gezogenen älteren  Stücke  im  Kurs  blieben,  ist  gewiß. 

Die  vorstehend  niedergelegten  münzgeschichtliclien  Angaben  hielten  wir 
für  unumgänglich,  da  sich  die  auf  der  Saalburg  gefundenen  Münzen  der 
einzelnen  Kaiser  im  Einklänge  befinden  mit  den  teils  durch  Schriftsteller- 
nachrichten ausdrücklich  bezeugten,  teils  aus  anderen  Funden  für  sie  ab- 
geleiteten Regeln  und  Annahmen.  Mit  demselben  Rechte  aber  glaubten  wir 
umgekehrt  von  Mitteilungen  über  die  Prägung  und  die  allmähliche  Umge- 
staltung der  römischen  Goldmünzen  Abstand  nehmen  zu  sollen,  da  solche 
auf  der  Saalburg  unseres  Wissens  bisher  nicht  gefunden  wurden. 

Da  stieß,  kurz  vor  Beginn  des  Druckes,  der  Verfasser  dieses  Werkes 
auf  eine  schriftlich  überlieferte  Nachricht  von  der  Auffindung  einer  Gold- 
münze auf  der  Saalburg.  Diese  Notiz  findet  sich  im  dritten  Hefte  des  «Archiv 
für  Frankfurts  Geschichte  und  Kunst»  von  1844  auf  Seite  93  und  lautet: 
«Von  Münzen  wurden  gefunden:  a)  Gold.  Imp.  Nero  Caesar  Aug. 
Revers:  Jupiter  Gustos. » ^^*^)  Über  den  Verbleib  dieser  einzigen  Gold- 
münze ist  zwar  nichts  überliefert,  die  uns  nachträglich  bekannt  gewordene 
Thatsache  ihrer  Auffindung  veranlaßt  uns  aber,  hier  noch  einige  Notizen 
über  die  römische  Goldwährung  anzufügen. 


c.    Die  Goldwährung. 

Während  im  Orient  die  Prägung  von  Goldmünzen  derjenigen  der  Silbermünzen 
vorausging,  sehen  wir  das  umgekehrte  Verhältnis  bei  der  römischen  Geldwährung  statt- 
finden. Obgleich  schon  längst  im  italischen  Großhandel  die  Zahlung  in  Gold,  sei  es 
in  Barren,  sei  es  in  außerhalb  Roms  geprägter  Münze  und  zwar  nach  dem  Gewichte 
üblich  geworden  war,  enthielt  sich  die  stadtrömische  Regiei'ung  noch  lange  der  eigenen 
Goldprägung;  offenbar,  um  dem  werthaften  Kupfer  und  dann  dem  Silber  keine  Kon- 
kurrenz zu  schaffen.  Dagegen  konunt  der  Name  Roms  schon  verhältnismäßig  früh 
auf  italischen  Goldmünzen  vor,  und  zwar  auf  denen  solcher  Gemeinden,  die  in  ein 
Abhängigkeitsverhältnis   zu  Rom  getreten  waren,   ohne   dai'um  alle  Selbständigkeit  zu 


»80)  v^ergl,  Hauptverzeichnie  Nr.  Ha. 


Die  Münzen.     Einleitung.     Die  Goldwährung.  357 

verlieren.  Das  Wertverhältnis  dieser  Münzen  ist  dann  dem  jedesmaligen  örtlichen 
Münzfuße  entsprechend.  Daß  thatsächlich  bei  der  römischen  Regierung  eine  Abneigung 
gegen  die  Einführung  der  Goldmünze  bestanden  hatte,  erhellt  am  besten  auch  daraus, 
daß  die  erste,  allerdings  außerhalb  Roms,  aber  für  dieses  erfolgte  Goldprägung  zu  einer 
Zeit  geschah,  da  sich  der  Staat  in  einer  Notlage  befand  und  sich  durch  die  Einführung 
gemünzten  Goldes  einen  Vorteil  zu  verschaffen  suchte  und  auch  verschaffte.  Diese 
ei'ste  Goldprägung  erfolgte  im  Jahre  217  vor  Chr.,  demselben  Jahre,  in  welchem  die 
Unzialreduktion  und  die  erste  Ausgabe  plattierter  Münzen  stattfand;  vergl.  S.  353 
und  354.  Dabei  wurden  die  auf  60,  40  und  20  Sesterzen  benannten  Goldstücke  zum 
geprägten  Silber  im  Verhältnis  von  1:17  normiert,  während  der  sonst  übliche,  dem 
Metallwerte  entsprechende  Satz  1 :  10  war.  Als  mit  der  glücklichen  Beendigung  des 
Kannibalischen  Krieges  die  Not  des  Staates  vorüber  war,  hörte  die  Goldprägung  auf, 
und  die  ausgegebenen  Stücke  wurden  wahrscheinlich  wieder  eingezogen.  Eine  umfang- 
reichere Goldprägung  fand  ei'st  wieder  gegen  Ende  der  Republik  statt  durch  Sulla, 
Pompe'ms  und  Caesar,  und  zwar  bei  Ersterem  ausschließlich,  bei  den  Letzten  zum  Teile 
zur  Herstellung  von  Festmünzen  gelegentlich  ihrer  militärischen  Triumphe.  Dabei 
war  aber  die  Schwere  dieser  drei  Goldsorten  derartig  verschieden,  daß  Sullas  Stücke  V^o, 
diejenigen  des  Pompeius  ^ js^  und  die  Caesars  V'4o  Pfund  wogen;  mit  ein  Beweis  dafür, 
daß  unter  normalen  Verhältnissen  dem  Goldstücke  ein  Eigenwert  nur  durch  sein  Ge- 
wicht innewohnte  und  eine  Tarifierung  auf  eine  bestimmte  Summe  anderer  Münze 
eben  deshalb  überflüssig  war,  weil  man  das  Gold  aufs  Gewicht  in  Zahlung  zu  nehmen 
pflegte.  Diesen  Gebrauch  wird  man  auch  für  die  spätere  Zeit  annehmen  müssen,  wenn 
man  beobachtet,  welch  bedeutende  Gewichtsschwankungen  innerhalb  der  Goldmünzen 
derselben  Münzherren  vorkommen.  Umgekehrt  aber  zeigt  die,  meist  auf  Beschneidung 
zurückzuführende  Gewichtsverringerung,  daß  man  bei  der  Einzelausgabe  von  Gold- 
stücken doch  dazu  gekommen  sein  mußte,  einen  bestimmten  Wertsatz  anzunehmen, 
sonst  würde  eben  jene  Manipulation  ihren  Zweck  verfehlt  haben. 

Caesar  hat  zwei  Nominale  schlagen  lassen,  die  nach  Analogie  der  Silbermünzen 
denarius  und  vidoriatus,  je  mit  dem  Zusatz  aureus,  genannt  wurden.  Die  Halbstücke 
sind  aber  nur  selten  geprägt  worden,  und  ebenso  selten  sind  die  von  Augustus  aus- 
gegebenen vierfachen  Stücke,  die  quaterniones.  Im  Allgemeinen  herrscht  das  einfache 
Stück  Jahrhunderte  lang  vor  und  wird  schlechtweg  aureus  genannt. 

Das  seit  Caesar  festgesetzte  Normalgewicht  von  \'4o  Pfund  römisch  oder 
8,185  gr.  unseres  Gewichts  scheint  deshalb  gewählt  worden  zu  sein,  weil  es  der 
Goldmünze  des  Orients,  dem  Philippeus  und  derjenigen  Galliens,  dem  keltischen 
«Regenbogenschüsselchen»,  das  ja  von  dem  macedonischen  Philippeus  abgeleitet  ist, 
nahezu  gleichkommt  und  so  für  den  internationalen  Verkehr  am  besten  verwendbar 
war.  Mit  dem  guten  Normalgewichte  der  Caesarischen  Goldstücke  stimmen  auch  die 
der  senatorischen  Prägung  (zur  Zeit  Caesars)  überein.  Diese  fand  bis  zum  Jahre  15 
vor  Chr.  statt,  wo  das  Recht,  Gold  und  Silber  zu  prägen,  ein  ausschließlich  kaiser- 
liches wurde.  Die  zum  Teil  recht  beträchtlichen  Gewichtsschwankungen  bei  Gold- 
stücken der  Kaiser  bis  auf  Antoninus  Plus  sind  anscheinend  mehr  auf  Beschneidung 
als  auf  unreelle  Ausmünzung  zurückzuführen.  Die  Beschneidung  selbst  aber  kann  nicht 
ohne  Einfluß  auf  den  Kurs  der  einzelnen  Stücke  gewesen  sein  und  ließ  sich  am  besten 
dadurch  ausgleichen,  daß  man  die  Münze  aufs  Gewicht  in  Zahlung  nahm.  Hierbei 
kam  man  jederzeit  zu  seinem  Rechte,  denn  der  Feingehalt  blieb  sich  fast  immer  gleich 
und  ging  nie  unter  96  "/o  zurück.  Von  Marcus  Aurelius  an  sinken  die  Goldmünzen 
beträchtlich  im  Gewicht,  bis  um  mehr  als  ein  Gramm,  und  stellen  sich  so  auf  V*^  Pfund ; 


358  I>ie  Funde. 

aber  erst  Caracalla  hat  das  Goldstück  fihinlich  reduziert  und  zwar  im  Jahre  215  auf 
Vso  Pfund,  das  ist  6,55  gr.  Von  da  an  sinkt  das  Gewicht  noch  weiter.  Dabei  werden 
mehrfache  Stücke,  so  dreifache  (tcrnioncs),  doppelte  (hinlones),  ja  auch  Teilstücke,  so 
Drittel  (trkntcs)  und  zwei  Drittel  geprilgt,  wobei  der  von  Caracalla  eingeführte  Fuß, 
trotz  der  thatsächlichen  Gewichtsverringerung,  als  der  normale  vorausgesetzt  wui'de. 
Dadurch  trat  eine  solche  Verwirrung  ein,  daß  die  Existenz  der  Goldmünze  geradezu 
gefährdet  schien  und  eine  andere  Annahme  derselben  als  aufs  Gewicht  kaum  noch 
denkbar  war.  Um  diesem  Unwesen  zu  steuern,  ließ  Konstantin  der  Große,  wahrschein- 
lich im  Jahre  312,  eine  Münzrefonn  eintreten,  welche  die  Goldmünze,  nunmehr  Solidiis 
genannt,  auf  ^h^  Pfund  normierte,  von  dem  auch  Teile  und  Mehrfache  geprägt  wurden. 
Diese  Ordnung  bestand  alsdann  bis  zum  Untergange  des  bj^zantinischen  Kaiserreichs 
unverändert  fort. 

d.  Die  Technik  des  Münzens. 
Die  großen  Stücke  des  ältesten  römischen  Münzfußes,  des  libralen,  wurden  bis 
herab  zum  Quadrans  einschließlich  durchweg  durch  Guß  hergestellt,  und  zwar  aus 
technischen  Gründen,  weil  nämlich  die  Prägung  so  gi'oßer  und  dicker  Stücke  bei  der 
Einfachheit  der  Prägevorrichtungen  auf  unüberwindliche  Schwierigkeiten  stieß.  Die 
beiden  kleinsten  Nominale  des  libralen  As  aber,  Sextans  und  Unzie,  wurden  teils  ge- 
gossen, teils  gei^rägt.  An  den  gegossenen  Münzen  dieser  Währung  ist  häufig  noch 
ein  Kest  des  nicht  ganz  abgeglichenen  Gußzapfens  zu  bemerken.  Am  Rhein,  in  Frank- 
reich und  England  hat  man  thönerne  Münzformen  zum  Gusse  von  Münzen  der  späteren 
Kaiserzeit  in  ziemlicher  Anzahl  gefunden,  aber  keine  in  Italien'"').  Man  hat  daraus 
den  Schluß  abgeleitet,  daß  man  in  dieser  Zeit,  wo  man  der  Billigkeit  halber  zu 
schlechterem  Münzmetall  griff,  die  Münzen  zum  Teil,  und  zwar  nur  in  den  Provinzen , 
gegossen  habe.  Wahrscheinlich  sind  jedoch  diese  Formen  der  Mehrzahl  nach  auf  das 
Falschmünzerwesen  zurückzuführen.  Ihre  Herstellung  war  denn  auch  gar  zu  bequem: 
man  brauchte  nur  echte  Münzen  von  gutem  Gepräge  in  nassem  Thone  abzudrücken 
und  die  Thonstücke  zu  brennen,  um  bereits  gebrauchsfertige  Matrizen  zu  erhalten. 
Die  Vorrichtungen,  welche  alsdann  noch  getroffen  werden  mußten,  um  einen  Massen- 
guß zu  ermöglichen,  beschreibt  Blümner  a.  a.  0.  S.  289.  —  Indessen  war  der  Metall- 
guß auch  bei  Herstellung  der  offiziellen  Münzen  nach  der  Zeit  des  libralen  Fußes 
nicht  zu  entbehren.  Man  bedurfte  seiner  zur  Herstellung  der  zur  Pi-ägung  bestimmten 
Schrötlinge,  denen  man  linsenförmige  Gestalt  gab,  damit  sich  das  oft  bis  zu  bedeutendem 
Relief  erhebende  Gepräge  gut  abdrücken  konnte.  Der  gravierte  Prägestempel  bestand 
in  der  Regel  aus  Eisen;  gehärteten  Stahles  scheint  man  sich  dabei  nicht  bedient  zu 
haben.  Daraus  erklärt  sich  wohl  auch  zum  Teile  die  ungeheuere  Menge  der  Münz- 
typen, indem  sich  die  Stempel  rasch  abnützten  und  so  für  Herstellung  schöner  Münzen 
nicht  mehr  brauchbar  waren.  Bei  den  doppelseitig  geprägten  Münzen  —  die  Saalburg- 
Münzen  sind  dies  sämtlich  —  ist  vorauszusietzen,  daß  der  Amboß  den  vertieften  Stempel 
der  einen  Seite,  der  Prägestock  denjenigen  der  anderen  Seite  enthielt^'").  Durch  wieder- 
holte kräftige  Schläge  mit  dem  Hammer  auf  den  Prägestock  wurden  die  Münzstempel 
in  den  auf  dem  gravierten  Amboß  liegenden  Schrötling  eingepreßt.  Man  nimmt  viel- 
fach an,  daß  die  Schrötlinge  noch  in  heißem  Zustande  geprägt  wurden,  was  freilich 
die  Arbeit  bedeutend  erleichtern  mußte.    Daß  mit  einem  einzigen  Schlage  die  Prägung 


231)  Vergl.  Hugo  Blümner,   Technologie  und  Terminologie  der  Gewerbe  und  Künste 
bei  Griechen  und  Römern.     IV.  Bd.    (Leipzig  1886.)   Seite  288. 
"2)  Blümner  a.  a.  O.  S.  260. 


Die  Münzen.     Einleitung.     Die  Technik  des  Mönzens.  359 

bei  diesem  Verfahren  nicht  beendigt  sein  konnte,  liegt  auf  der  Hand;  der  Zustand 
vieler  Münzen  beweist  dies  auch  selbst  aufs  deutlichste.  Häufig  erscheinen  nämlich 
die  Umrisse  des  Gepräges  doppelt,  was  daraus  zu  erklären  ist,  daß  sich  während  der 
Ausführung  der  wiederholten  Hammerschläge  der  Prägestock  verschob;  umgekehrt 
scheint  ein  undeutliches  Gepräge  der  Münze  darauf  zurückzuführen  zu  sein,  daß  nicht 
genug  Schläge  gethan  wurden.  Die  beiden  genannten  Erscheinungen  kommen  bei  den 
Saalburg-Münzen  am  häufigsten  auf  denen  der  Spätzeit,  namentlich  den  Münzen  der 
Kaiser  Severus  Alexander  und  Gordian  vor. 

Was  die  Herstellung  der  Matrizen  in  Prägestock  und  Amboß  betrifft,  so  nimmt 
man  gewöhnlich  an,  daß  sie  durch  Gravierung  geschah.  Indessen  fehlt  es  auch  nicht 
an  Gelehrten,  die  der  Exaktheit  und  Weichheit  der  Stempeltypen  halber  hierfür  ein 
Verfahren  voraussetzen,  wie  es  bei  der  Herstellung  vertieft  geschnittener  Steine,  der 
Gemmen,  üblich  war,  nämlich  das  Einbohren  und  Einschleifen  vermittelst  des  Rades. 
Wahrscheinlich  liegt  auch  hier  die  Wahrheit  in  der  Mitte,  sodaß  wir  ein  aus  beiden 
Arten  kombiniertes  Verfahren  anzunehmen  hätten. 

So  sehr  sich  auch  die  alten  Münzen  vor  den  modernen  durch  Schönheit  der 
Typen,  durch  starkes  Relief  und  saubere  Prägung  auszuzeichnen  pflegen,  so  stehen 
sie  doch  hinter  dem  heutigen  Verfahren  dadurch  zurück,  daß  die  Fixierung  der  Schröt- 
linge  unter  dem  Prägestock  große  Schwierigkeiten  bereitet  hat,  wodurch  es  möglich 
war,  daß  der  Prägestock  an  falscher  Stelle  aufgesetzt  wurde,  infolgedessen  das  Ge- 
präge des  Stockes  nicht  ganz  auf  den  Schrötling  kam,  sondern  an  der  einen  Seite  des 
Randes  ausblieb,  während  an  der  entgegengesetzten  Seite  ein  unbeabsichtigter  freier 
Raum  entstand  ^^^). 

e.  Die  Münzen  der  Saalburg  im  Allgemeinen. 
Die  Örtlichkeiten  der  Auffindung  römischer  Münzen  auf  der  Saalburg 
verteilen  sich  auf  die  militärischen  Bauten  und  ihre  Umgebung,  die  Häuser 
der  Bürgerlichen  Niederlassung,  die  angrenzenden  Ländereien,  die  Brunnen 
und  die  Gräber  ^^*).  Der  Erhaltungszustand  ist  bei  den  in  den  Letzteren  zu  Tage 
gekommenen  Münzen  der  schlechteste  Die  in  ihnen  gefundenen  scheinen  den 
Leichenbrand,  vermittelst  dessen  die  Bestattung  geschah,  mitgemacht  zu  haben 
und  sind  so  in  einer  W^eise  beschädigt  worden,  daß  die  Mühe,  sie  zu  be- 
stimmen, meist  eine  verlorene  ist.  Die  in  den  Brunnen  gefundenen  Bronze- 
münzen sind  naturgemäß  meist  besser  erhalten  als  die  in  trockenerem  Erdreiche 
zu  Tage  geförderten,  da  die  Patinierung  (Oxydation)  im  Wasser  langsamer 
vorschreitet  oder  ganz  gehemmt  ist.  Bezüglich  der  Silbermünzen  ist  eine 
Unterscheidung  nach  dieser  Richtung  nicht  zu  machen.  Über  die  Verteilung 
der  Münzen  auf  die  einzelnen  Metallsorten  ist  bereits  bemerkt  worden,  daß 
nur  eine  Goldmünze  gefunden  wurde.  Im  Allgemeinen  wird  das  Silber-  und 
Kupfergeld  für  den  Verkehr  auf  der  Saalburg,  sowohl  unter  den  Römern 
selbst  als  mit  den  Germanen,  ausgereicht  haben.  Ein  weiterer  Grund  hierfür 
mag  auch  darin  liegen,  daß  man  die  auch  hier  dann  und  wann  in  Umlauf 
befindlichen  Goldmünzen  mehr  in  Acht  nahm  und  vor  Verlust  bewahrte,  als 
es  mit  den  geringeren  Metallsorten  der  Fall  war.    Das  Überwiegen  der  Silber- 


233)  Vergl.  Cohen,  IV.  50,  zweite  Abbildung. 

23*)  Die  Massenf nnde  werden  wir  getrennt  besprechen. 


360  I>ie  Funde. 

münzen  namentlicli  der  späteren  Zeit  (von  Severus  Alexander  an)  gegenüber 
den  Bronze-  und  Kupfermünzen  findet  seine  natürliche  P>klärung  in  dem  im 
einleitenden  Abschnitte  über  die  letztci-en  Münzsorten  Gesagten. 

f.  Die  Bestimmung  der  Münzen  im  Einzelnen. 

Die  im  Nachstehenden  einzeln  aufgeführten  Münzen  sind  nach  den  für 
ihre  Bestimmung  maßgebend  gewordenen  Werken  bezeichnet.  Es  sind  dies 
für  die  Münzen  der  republikanischen  Zeit:  Ernesf  Bahclon,  Description  histo- 
rique  et  chronologique  des  raonnaies  de  la  republique  romaine.  Paris  und 
London,  Rollin  und  Feuardent,  1885/86,  2  Bände,  und  für  die  Münzen  von 
dem  Triumvir  Marcus  Antonius  an:  Henry  Cohen,  Description  historique  des 
monnaies  frappees  sous  l'empire  romain  etc.  II.  Auflage,  Paris  und  London, 
Rollin  und  Feuardent,  1880 — 1892.  8  Bände.  (Die  Münzen  des  Marcus  Antonius 
sind  auch  bei  Cohen  verzeichnet,  da  dieser  ihn  unter  die  Zahl  der  römischen 
Imperatoren  rechnet.)  Wenn  die  jeweils  in  Betracht  kommende  Münze  in 
Avers  und  Revers  (Schau-  und  Kehrseite)  genau  mit  der  betreffenden  Be- 
schreibung der  genannten  Werke  übereinstimmt,  so  ist  nur  die  Stelle  in 
diesen  nach  dem  Bande,  der  Seitenzahl  und  der  Nummer  citiert.  Wo  Ab- 
weichungen stattfinden,  sind  diese  ausdrücklich  vermerkt.  Für  die  Reihen- 
folge der  Citate  der  Münzen  eines  und  desselben  Münzherren  sind  wir  in  der 
Weise  verfahren,  daß  wir  die  nach  bestimmten  Jahren  oder  engeren  Zeiträumen 
chronologisch  datierbaren  Münzen  vorangestellt  haben,  dann  die  nicht  in  dieser 
Weise  bestimmbaren  nach  ihrer  Reihenfolge  in  den  Handbüchern  folgen  ließen, 
um  zum  Schlüsse  die  wegen  schlechter  Erhaltung  nicht  auf  emen  einzelnen 
Typus  bestimmbaren  Münzen  des  betreffenden  Kaisers  oder  seiner  Anver- 
wandten anzufügen.  Am  Schlüsse  des  Ganzen  geben  wir  dann  die  Stück- 
zahl der  einem  bestimmten  Münzherrn  überhaupt  nicht  zuweisbaren  Münzen 
nach  den  Metallsorten  an.  Das  nachstehende  Verzeichnis  ist  zum  großen  Teile 
nach  älteren  Aufnahmen  hergestellt,  wo  die  Bestimmungen  überwiegend  nach 
Cohens  I.  Auflage  geschehen  waren.  Die  in  den  letzten  drei  Jahren  gefundenen 
Münzen  dagegen,  einige  hundert,  sind  von  mir  selbst  erstmahg  bestimmt  worden. 

Die  vorkommenden  Abkürzungen  sind  G  für  Gold,  S  für  Silber,  und 
zwar  sind  die  Münzen  der  letzteren  Metallsorte  ihrem  Werte  nach  durchweg 
Denare  —  Quinare  kommen  nicht  vor  — ,  GB  für  Groß-Bronze  (sestertius), 
MB  für  Mittelbronze  [dupondius  und  us),  KB  für  Kleinbronze  oder  semis. 
Bezüglich  der  Bewertung  der  einzelnen  Stücke  ist  zu  bemerken,  daß  die 
bei  Cohen  angegebenen  Zahlen  denjenigen  Betrag  in  Franken  bezeichnen, 
welcher  sich  als  Durchschnittspreis  bei  Auktionen  feststellen  ließ.  Diejenigen 
Münzen  aber,  deren  Preis  sehr  beträchtlichen  Schwankungen  unterliegt,  sind 
von  ihm  mit  einem  c  bezeichnet.  Die  betreffenden  Preisgrenzen  sind  bei 
Cohen  der  Beschreibung  der  Münzen  der  einzelnen  Kaiser  vorausgeschickt; 
näher  hierauf  einzugehen  glauben  wir  unterlassen  zu  dürfen,  da  ohnedies  für 
uns  der  materielle  Wert  der  Münzen  neben  dem  wissenschaftlichen  ein  ver- 
hältnismäßig geringes  Interesse  bietet. 


Die  Münzen.     Einleitung.     Die  Bestimmung  im  Einzelnen.  361 

Für  die  chronologischeDatierbarkeit  derMünzen  kommen  mehrere 
Gesichtspunkte  in  Betracht.  Zuerst  sei  bemerkt,  daß  eine  beschränkte  An- 
zahl der  aufgefundenen  Münzen  nicht  bei  Lebzeiten  der  auf  ihnen  darge- 
stellten Kaiser  oder  jVIitgheder  des  kaiserlichen  Hauses  geprägt  sind,  sondern 
erst  nach  deren  Tode,  um  ihr  Gedächtnis  zu  ehren  und  zu  erneuern.  Die 
Münzen  dieser  Art  lassen  sich  in  zwei  Gruppen  sclieiden.  Erstens  in  solche, 
die  unmittelbar  nach  dem  Tode  der  betreffenden  Person  geprägt  sind,  wie 
die  Münze  Nr.  9  des  An f/tistus,  Nr.  116  und  117  des  Antoninns  Fius,  Nr.  176 
des  Marcus  Aurdius  und  Nr.  204  des  Lucius  Verus.  Sie  sind  daran  kenntlich, 
daß  auf  ihrer  Bildseite  vor  dem  Namen  die  Bezeichnung  Divus  (der  Göttliche) 
steht,  was  darauf  hindeutet,  daß  der  Kaiser  unter  die  Götter  versetzt  wui'de,  eine 
Thatsache,  die  ferner  auch  daraus  erhellt,  daß  die  Legende  der  Kehrseite  Conse- 
CRATio  lautet.  Als  Darstellung  des  Reverses  solcher  Münzen  figuriert  häufig 
ein  aufgerichteter  Prunkscheiterhaufen  oder  ein  sich  in  die  Lüfte  erhebender 
Adler,  das  Sinnbild  der  Apotheose.  Die  zweite  Gruppe  der  nach  dem  Tode 
kaiserlicher  Personen  geprägter  Münzen  sind  die  sogenannten  «Restitutions- 
münzen», auf  denen  neben  dem  Namen  desjenigen,  dessen  Gedächtnis  er- 
neuert und  geehrt  werden  soll,  auch  der  Name  des  zeitigen  Kaisers  steht, 
welcher  die  Prägung  solcher  Gedächtnismünzen  veranlaßte.  Als  Beispiele  hier- 
für sind  Nr.  12  und  13,  Münzen  des  Tiherius  und  Germanicus,   zu  nennen. 

Die  Datierbarkeit  der  Münzen  der  Kaiser  oder  solcher  von  männ- 
lichen Mitgliedern  der  kaiserlichen  Familie  ist  meist  bedingt  durch  die  Angabe 
einer  Würde  oder  eines  Amtstitels,  deren  Verleihung  aus  den  erhaltenen  offi- 
ziellen Listen  oder  aus  Angaben  von  Schriftstellern  der  Zeit  nach  bekannt  ist. 

Die  für  die  Chronologie  wichtigste  Bezeichnung  dieser  Art  ist  die  An- 
gabe der  seit  der  erstmaligen  Verleihung  der  tribunicischen  Gewalt  ver- 
flossenen Jahre.  Diese,  zur  Zeit  der  Republik  den  Volkstribunen  zustehende 
Gewalt  rissen  die  Kaiser  an  sich  und  gaben  ihr  eine  gegen  die  frühere  Zeit 
wesentlich  erhöhte  Bedeutung,  insofern  sie  dieselbe  für  Lebenszeit  sowie  für 
alle  Teile  des  Reiches  für  sich  in  Anspruch  nahmen.  Um  jedoch  den  Schein 
der  Loyalität  bis  zu  einem  gewissen  Grade  zu  wahren,  erneuerten  sie  sich 
diese  Gewalt  alljährlich.  Gewöhnlich  nahmeri  sie  die  tribunicia  pötestas  bei  ihrer 
Thronbesteigung  an.  Dann  zeigen  die  im  ersten  Jahre  der  Regierung  des 
Kaisers  geprägten  Münzen  unter  Anderem  die  Aufschrift  TR.  P.  {tribunicia 
potestak).  Beispielsweise  ist  dies  der  Fall  bei  Trajcm  (Nr.  44)  und  bei  Ela- 
yahal  (Nr.  375),  sodaß  hiernach  die  Datierung  auf  das  Jahr  des  Regierungs- 
antritts (98  resp.  218)  möglich  ist.  Im  ferneren  Verlaufe  der  Regierung  er- 
hält das  jeweilige  Jahr  auf  der  Münze  durch  den  Zusatz  einer  Ordnungszahl 
seine  Bestimmung.  So  trägt  der  Typus  Nr.  404  im  Elagahal  die  Bezeichnung 
TR.  p.  v. ;  die  Münze  ist  also  im  Jahre  222,  dem  fünften  und  letzten  seiner 
Regierung  geprägt.  Häufig  kommt  es  jedoch  vor,  daß  die  Münzen  von  Kaisern 
eine  höhere  Zahl  von  Jahren  der  tribunicischen  Gewalt  aufweisen,  als  ihre 
Regierungsdauer  betrug.  So  trägt  z.  B.  die  Münze  Nr,  175,  eine  Groß-Bronze 
des  Marcus  Aurelius,  die  Bezeichnung  tr.  p.  xxxni.,  während  doch  Marc  Anrel 


362  r)ie  Funde. 

überliaiipt  nur  19  Jahre  regiert  hat.  Es  erklärt  sich  dies  aus  der  weiteren 
Tliatsache,  daß  regierende  Kaiser  den  praesumptiven  Thronerben  an  der  tribu- 
nicischen  Gewalt  teilnehmen  ließen  und  Münzen  mit  dem  Bilde  desselben  und 
der  jeweiligen  Zahl  der  Jahre  seiner  tribunicia  pntcstas  prägen  ließen.  Die 
früheste  unserer  Münzen  des  Marc  Aurd  ist  diejenige  Nr.  142,  auf  welcher 
im  Revers  tr.  \\  n  steht,  welche  man,  da  aus  anderen  Nachrichten  die  Zeit 
der  Verleihung  der  trihuniria  potestas  seitens  des  Kaisers  yintoniniai  Pins  an 
seinen  Adoptiv-  und  Schwiegersohn  Marc  Äurel  (im  Jahre  147)  bekannt  ist, 
auf  das  Jahr  148  datieren  kann. 

Ein  weiteres,  freilich  beschränktes  chronologisches  Moment  bietet  die 
Erwähnung  der  Konsulwürde  auf  Münzen  der  Kaiser  oder  denen  der  männ- 
lichen Mitglieder  des  Kaiserhauses,  indem  die  Bezeichnung  cos.,  cos.  ir, 
cos.  III,  etc.  auf  das  Jahr  ihres  ersten,  zweiten,  dritten  etc.  Konsulats  hin- 
weisen können,  das  aus  den  Konsularfasten  bekannt  ist.  Wir  sagen  «hin- 
weisen können»,  denn  jene  Bezeichnung  gilt  nicht  nur  für  das  Amtsjahr 
selbst,  sondern  wird  auch  in  den  auf  jenes  folgenden  Jahren  auf  den  Münzen 
notiert,  bis  eine  etwaige  abermalige  Bekleidung  dieses  Amtes  die  erste  Be- 
zeichnung ändern  läßt.  So  wird  z.  B.  die  Bezeichnung  cos.  ii  so  lange  ge- 
führt, bis  durch  Wiederwahl  zum  Konsul  der  Zusatz  cos.  iii  gerechtfertigt 
wird.  Auf  den  Münzen  des  Jahres  vorher  findet  sich  dann  unter  Anderem 
die  Bezeichnung  cos.  ii  des.  iii  [consul  altcrum  designaiiis  tertium),  d.  h. 
«zum  zweiten  Mal  gewesener  Konsul,  erwählt  zum  dritten  Mal».  So  tragen 
z.  B.  die  Münzen  des  Antoninus  Pius  Nr.  95 — 98  die  Legende  ....  tr  • 
p  •  cos  •  ni.  Das  erste  Konsulat  des  Kaisers  fällt  in  das  Jahr  seines  Re- 
gierungsantritts 138,  wie  die  Münze  Nr.  94  mit  der  Reverslegende  tr-p« 
cos«  zeigt,  das  zweite  Konsulat  ins  Jahr  139,  das  dritte  ins  Jahr  140, 
das  vierte  und  letzte  ins  Jahr  145.  (Die  Bezeichnung  cos.  in.  steht 
beispielsweise  auf  der  Münze  Nr.  99,  für  die  als  Prägezeit,  da  die  Kon- 
sulatsbezeichnung für  die  folgenden  Jahre  beibehalten  wird,  die  Zeit  von 
145  an  anzusehen  ist.)  Als  Zeitgrenze  für  die  Münzen  Nr.  95 — 98  sind 
aber  deshalb  nur  die  Jahre  von  140 — 143  anzunehmen,  weil  Antoninus  Pius 
im  Jahre  144  zu  seinem  vierten  Konsulate  für  das  Jahr  145  designiert  wurde 
und  die  Münzen  jenes  Jahres  die  Aufschrift  tr  •  p  •  cos  •  in  •  des  •  im 
[trihunica  potestate^  consul  iertium,  designatus  quartum)  tragen.  Vergl.  Cohen 
II.  352,  Nr.  838  und  839.  Aus  demselben  Grunde,  der  Fortsetzung  der  letzten 
Konsulatstitulatur,  ist  z.  B.  auch  für  den  Denar  von  Vcsp)asian,  Nr.  24,  mit  der 
Bezeichnung  cos» im  als  Prägezeit  nur  das  Jahr  72  oder  73  anzugeben,  da  des 
Kaisers  viertes  Konsulat  in  das  Jahr  72,  das  fünfte  aber  ins  Jahr  74  fiel,  mithin 
die  Amtsbezeichnung  cos.  im  auch  für  das  Jahr  73  Geltung  hatte.  Aus  den 
vorstehenden  Beispielen  ersehen  wir  auch,  daß  nicht  immer  die  Zahl  der  Jahre 
der  tribunicischen  Gewalt  angegeben  ist,  sondern,  wie  häufig,  nur  TR.  P.  steht. 

Ferner  giebt  die  Erwähnung  militärischer  Triumphe  der  Münz- 
herren ein  Mittel  zur  chronologischen  Datierung  an  die  Hand;  jedoch  ist 
jene  an  sich  allein  hierzu  meist  nicht  ausreichend  oder  läßt  nur  eine  an- 
nähernde Bestimmung  zu.     Der  Imperatorentitel  der  Kaiser   als  Bezeichnung 


Die  Münzen.     Die  Bestimmung  im  Einzelnen.  363 

der  höchsten  Macht  im  Staate  ist  zu  unterscheiden  von  demjenigen  Ehren- 
titel gleichen  Namens,  der  dem  siegreichen  Kaiser  als  dem  Inhaber  des  mili- 
tärischen Oberkommandos  beigelegt  wird,  sich  nacji  der  Anzahl  der  Siege 
seiner  Armeen  wiederholt  und  auf  den  Münzen  mit  der  Bezeichnung  imp., 
IMP.  II,  IMP.  III  etc.  erscheint.  Daß  diese  Beziehung  allein  nicht  ausreicht, 
um  eine  genaue  Datierung  zu  ermögHchen,  mag  an  einem  Beispiele  gezeigt 
werden.  Nr.  275  und  276  geben  uns  zwei  Münztypen  des  Kaisers  Septimins 
Severus,  auf  denen  sich  der  Zusatz  imp  •  xi  •  part  •  max  •  [impcrator  un- 
decinmm,  Fo.rtkicus  Maximus)  befindet.  Diese  Angabe  läßt  nur  die  Datierung 
auf  die  Jahre  198 — 201,  also  mit  einem  Spielräume  von  drei  Jahren  zu,  da 
der  elfte  militärische  Triumph  des  Septimms  Scverus^  ein  bedeutender  Sieg 
über  die  Parther  (daher  der  Beiname  Farthiciis  Maximus),  ins  Jahr  199  fällt  ^^^). 
Da  die  trihunicia  potestas  auf  den  betreffenden  Münzen  nicht  erwähnt  ist,  so 
ist  eine  genauere  zeitliche  Bestimmung  der  Münzen  ausgeschlossen.  Indessen 
ist  als  späteste  Grenze  nur  der  Beginn  des  Jahres  201  möglich,  weil  für  dieses 
Jahr  andere  zur  Datierung  verwertbare  Zusätze  auftreten. 

Von  Ehrentiteln  und  Amtsbezeichnungen  der  Kaiser  erwähnen 
wir  noch  die  folgenden.  Der  höchste  Titel  des  Kaisers,  Imperator,  abgekürzt 
IMP.,  steht  in  der  Regel  zu  Anfang  der  Averslegende.  Auf  ihn  folgt  der 
Ehrentitel  Caesar,  den  sich  die  Kaiser  nach  Nero  als  solchen  beilegten, 
während  dieser  Name  ursprünglich  und  zwar  bis  auf  Nero  Familienname 
gewesen  war.  Hieran  reiht  sich  der  persönliche  Name  des  Kaisers,  dann  der 
Titel  Augustus,  der  Erlauchte,  Erhabene,  welchen  zuerst  Octavian  durch  ein 
feierliches  Senatsdekret  erhalten  hatte,  den  aber  die  späteren  Kaiser  sich  selbst 
beilegten.  Alsdann  setzt  sich  die  Legende  fort:  tr  •  p,  eventuell  mit  einer 
Zahl,  COS.,  ebenfalls  mit  einer  Zahl,  je  nach  Umständen  auch  noch  cens« 
[censor)  und  p.  p.  [pater  patriae).  Häufig  findet  man  auch  die  Beinamen 
pivs  FELIX  (p.  F.)  und  zwar  «Pius»  von  Äntoninus,  «Felix»  von  Commodus 
an,  denen  beiden  die  bezüglichen  Ehrentitel  aus  besonderen  Anlässen  vom 
Senate  beigelegt  wurden;  in  der  Folgezeit  nahmen  aber  die  Kaiser  auch 
diese  Ehrennamen  ohne  Initiative  des  Senates  aus  eigener  ^lachtvoll- 
kommenheit  an,  und  zwar  beide  gleichzeitig  und  untrennbar.  Sie  finden 
alsdann  ihre  Stellung  gewöhnlich  vor  dem  Titel  «Augustus».  Die  Kaiser 
hatten  auch  das  Oberpriesteramt,  das  des  Pontifex  maximus,  abgekürzt 
p.  M. ,  auch  wohl  pont.  max.  oder  pontif.  max.,  inne,  dessen  Erwähnung 
meist  vor  der  trihunicia  potestas  erscheint.  Daß  alle  diese  Titel,  sofern 
sie  vereinigt  auftreten,  nicht  auf  einer  Seite  der  Münze  genannt  sein  können, 
liegt  auf  der  Hand,  sie  müssen  darum  auf  beide  Seiten  derselben  verteilt 
werden.  Die  Teilung  geschieht  dann  meist  so,  daß  die  Umschrift  der  Rück- 
seite mit  p  •  M  •  TR  •  p  •  beginnt.  Als  Beispiel  hierfür  möge  unsere  Münze  Nr.  568 
dienen,  wo  im  Avers  imp.  gordianüs  piüs  fel.  aug.,  im  Revers  p.  m.  tr.  p.  v. 
cos.  II.  p.  p.  steht.  Hier  fehlt  der  Titel  «Caesar»,  der  überhaupt  meist  weg- 
bleibt,  wenn  die  Beinamen  «Pius»   und  «Felix»  beide  gesetzt  sind,  dagegen 

^3^)  Cohen  hätte  vielleicht  richtiger  199—201  geschrieben;  gemeint  ist  aber  die  Zeit 
zwischen  Ende  198  und  Anfang  201. 


364  I>ie  Funde. 

steht,  wenn  nur  «P/?/.<?»  vorkommt,  wie  in  Nr.  552:  imp.  caes.  oordianur  pms 
AUG.  Die  erwähnten  Titel  «■Cacsari»  und  i. August us»  verheben  die  Kaiser  auch 
ihren  Söhnen,  Enkehi,  Adoptivsöhnen  und  namenthch  den  Thronfolgern  schon 
in  jungen  Jahren.  Mit  dem  Zeitpunkt  dieser  Verleihung  beginnt  aucli  die  im  Auf- 
trage des  Kaisers  erfolgende  Münzprägung  mit  dem  Bilde  der  also  Ausge/.eich- 
neten.  Auch  hierfür  bieten  sich  in  dem  reichen  Materiale  der  Saalburgmünzen 
treffende  Belege.  Domitian,  des  Vcspasian  Sohn  und  Thronerbe,  im  Jahre  81 
zur  Regierung  gelangt,  führt  auf  einer,  aufs  Jahr  75  datierten  Münze,  Nr.  35, 
die  Bezeichnung  caks.  aug.  f.  domit.  cos.  (Caesar  Augusti  filius  Domi- 
tianus  consul).  Caracalla,  der  Sohn  des  Septimius  Severus,  wurde  bereits  im 
neunten  Lebensjahre,  197  n.  Chr.,  in  das  Kollegium  der  Pontificcs  aufge- 
nommen und  zum  Thronfolger  ernannt  unter  gleichzeitiger  Verleihung  des 
Titels  <i Caesar».  Dem  entspricht  unsere  Münze  Nr.  328,  die  auf  der  Bild- 
seite die  Umschrift  m.  aur.  anton.  caes.  pontip.,  auf  der  Rückseite  destinato 
iMPERAT(^or?]),  d.  h.  «dem  zum  Kaiser  Bestimmten»  trägt.  yleZ/»5,  der  Adoptiv- 
sohn Hadrians,  führt  auf  der  Mittel -Bronze  Nr.  93  die  Bezeichnung  h(ucius) 
AELius  CAESAR.  Er  hatte  auch  Teil  an  der  tribunicischen  Gewalt  und  bekleidete 
das  Konsulat,  wie  der  Revers  derselben  Münze  zeigt.  Lucius  Verus  führt  als 
Mitregent  seines  Adoptivbruders  Marc  Aurcl  den  Titel  i  Imperators  ^  außerdem 
auch  die  ihm  durch  die  Adoption  zugefallenen  Ehrennamen  ^Caesar  Augustus», 
er  hat  ferner  die  trihunicia  potestas  und  bekleidete  mehrfach  das  Konsulat. 

Die  Damen  des  kaiserlichen  Hauses  führen  ausschließlich  den  Bei- 
namen «Augustas  (die  Erlauchte,  Erhabene),  den  ihnen  der  jeweils  regierende 
Kaiser  ausdrücklich  verleiht,  welcher  von  da  an  Münzen  mit  deren  Bildnis 
prägen  läßt.  Unter  den  auf  der  Saalburg  gefundenen  Münzen  befinden  sich 
allein  166  Stücke  mit  den  Bildnissen  kaiserlicher  Damen.  Die  Münzen  dieser  Art 
können  ausnahmslos  auf  einen  engeren  Zeitraum  nicht  datiert  werden.  Ausnahms- 
weise erhielten  die  Kaiserinnen  auch  den  Titel  «Mater  Castrorum»,  i. Mater  Sc- 
natusi>  oder  ^ Mater  Patrkic»  (Mutter  des  Lagers,  des  Senates,  des  Vaterlandes). 

Sehr  viele  der  hier  vorhandenen  Kaisermünzen  lassen  eine  auch 
nur  annähernde  Datierung  überhaupt  nicht  zu;  so  namentlich  fast 
alle  dem  Kaiser  Hadrian  zugehörigen.  Der  Grund  hierfür  liegt  darin,  daß 
die  im  Vorhergehenden  genannten,  für  chronologische  Datierung  ausschlag- 
gebenden Momente  bei  ihnen  vermißt  werden  und  au  Stelle  der  weitläufigen 
Titel  und  Amtsbezeichnungen  in  den  Reversen  meist  nur  symbolische  Namen 
und  Darstellungen  auftreten.  Von  diesen  wollen  wir  nur  einige  beispiels- 
weise anführen:  Nr.  67  hat  im  Revers:  aequitas  augusti  (Billigkeit,  Recht- 
lichkeit des  Augustus),  Nr.  68:  aeternitas  augusti  (Ewigkeit,  Beständigkeit), 
Nr.  72:  fortuna  redux  (Zurückkehrendes  Glück),  Nr.  73:  fortuna  augusti, 
Nr.  75:  moneta  auqu.sti  (Geld,  Reichtum),  Nr.  78:  pax  augusti  (Friede),  Nr.  83: 
SPES  POPULi  ROMANi  (HofTuung  des  römischen  Volkes),  Nr.  85:  victoria  augusti 
(Sieg),  Nr.  86:   virtuti  augusti  (der  Tapferkeit  d.  A.)  und  dergleichen  mehr. 

Nach  diesen,  zum  allgemeinen  Verständnis  weiterer  Kreise  unumgäng- 
lichen Erörterungen  gehen  wir  nun  dazu  über,  die  vorhandenen  Münztypeu 
in  chronologischer  Reihenfolge  zusammenzustellen. 


Die  Münzen.     Hauptverzeichnis. 


365 


Fig.  53.    Silbermüuzen.    (Nat.  Größe.) 


B.  Hatiptverzeiclmis. 

I.   Eepublik. 


2 

, 

Ol  bib 

Nr. 

Zugehörigkeit. 

tD    O 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

frcs. 

1 

Stadt  Born 

1 

S 

Babelon  I.  40.  6.   Avers:  Kopf 
der  Roma  im  Flügelhelm.  Wert- 
zeichen X.    Revers:  roma.    Vik- 
toria in  einer  Biga  fahrend. 

268—264 
vor  Chr. 

2 

2 

Marcus  Antonius, 

2 

» 

(Babelon  I.  201.  110 

1  Cohen  I.  41.  32  (leg.  V.) 

— 

2 

Triumvir,  43—31 

vor  Chr. 

(Babelon  I.  201.  113 

1  Cohen  I.  41.  34  (leg.  VII.) 

3 

» 

2 

» 

— 

2 

4 

» 

1 

» 

(Babelon  I.  201.  118 

l  Cohen  I.  41.  39  (leg.  XL) 

— 

2 

5 

» 

10 

» 

(Babelon  I.  200.  104 
1  Cohen  I.  41.  26—65,  nicht 
genau  bestimmbar. 

*~"^ 

' 

36(j 


Die  Funde. 
II.   K  a  i  s  e  r  z  e  i  t. 


Nr. 

Zugelnirigkeit. 

2 

Metall- 
sorte. 

BeBtimiDung. 

Zeit  der 
Prägung. 

frcs. 

6 

August  US,  29  vor  Chr. 
bis  14  nach  Chr 

1 

s 

Cohen  I.  62.  2  (geluttert) 

28  V.Chr. 

25 

7 

> 

1 

» 

»       I.  69.  43 

2  V.  Chr. 

c 

8 

» 

1 

MB 

»       I.  95.  240 

— 

2 

9 

» 

1 

» 

»       I.  94.  228 

unter 
Tiberius 

5 

10 

Augustus  u.  Ägrippa 
(sein  Schwiegersohn) 

2 

» 

»       I.  179.  7   (in   Nimes 
geprägt) 

— 

— 

11 

•» 

2 

» 

Nicht    genau     bestimmbar, 
Cohen   I.   179.   7—9.     Die   eine 
von  beiden  hat  die  zweimal  im 
Avers    und    einmal    im    Revers 
aufgeprägte  Contre- Marke  imp; 
vergl.  hierzu  die  Anmerkung  bei 
Cohen    nach    Nr,   9.     Eine    be- 
friedigende Erklärung   über  die 
Bedeutung   der   Contre- Marken 
ist  noch  nicht  gefunden. 

12 

Tihcriiis,  14—37 

1 

» 

Cohen  I.  196.  76 

unter  Do- 
rn itian. 

10 

13 

Gcrmanicus,     Sohn 

des  Drusus,  f  9 

n.  Chr. 

1 

» 

Nicht  bei  Cohen,     Der  Avers 
entspricht  Cohen  I.  226,  12,  der 
Revers:  Cohen  I,  226.  8. 

unter  Clau- 
dius. 

14 

Claudius,  41 — 54 

1 

S 

Im  Einzelnen  unbestimmbar. 

— 

— 

14a 

Nero,  54-68 

1 

G 

Dr.   Eoemer  erwähnt   in   seinem 
Artikel    «Die    römische    Grenz- 
befestigung des  Taunus»  im  «Ar- 
chiv  für  Frankfurts  Geschichte 
und  Kunst»  III.  Heft,  1844,  S.  93 
die  Auffindung  einer  Goldmünze 
Neros.     Seine  Beschreibung  der 
Münze  entspricht  Cohen  I.  287. 
118.      Über    den    Verbleib    der 
Münze  ist  nichts  bekannt.    Die 
Legenden   lauten:    Avers:    imp« 

KEBO  CAESAR  AVU«  ReVCrs:  JVPITER 
CYSTO S. 

40 

15 

» 

1 

MB 

Cohen  I.  299.  303 

— 

2 

16 

> 

1 

» 

»       I,  302.  344  mit  Con- 
tremarke,vergl.unterDNr.3, 

17 
18 

> 

1 
2 

GB 
MB 

Unbestimmbar. 

— 

— 

Die  Münzen.     Hauptverzeichnis. 


367 


Zugehörigkeit. 


Bestimmung. 


Zeit  der 
Prägung. 


cq*' 
frcs. 


Vespasianus,  G9— 79 


Titus,  79—81 


Bomitianus,  81 — 96 


GB 


MB 


GB 
MB 
GB 

S 


GB 
MB 

S 


Nicht  bei  Cohen.    Avers:  imp- 

CAESAR  TESPASIANUS  AVG  ;  Kopf  mit 

Lorbeer  nach  rechts. 

Revers:  cos«iter«tr«pot.  Weib- 
liche Gestalt,  Pax,  nach  links 
sitzend,  hält  in  der  vorgestreck- 
ten Rechten  einen  Olivenzweig 
und  den  beflügelten  Caduceus 
in  der  Linken.  Die  Abweichung 
von  den  bei  Cohen  aufgeführten 
Münzen  ähnlicher  Art:  L  375. 
87  —  94  liegt  nur  in  der  Dar- 
stellung des  Reverses.  Die 
Köpfe  des  Kaisers  im  Avers  sind 
von  verschiedener  Größe. 

Nicht  in  Cohens  II.  Aufl. 
L  Aufl.     I.  275.  36 

Cohen  I.  371.  43 
»       I.  412.  566 

Entspricht  im  Allgemeinen 
Cohen  I.  387.  251,  doch 
steht  in   der  Averslegende   po« 

MA»    statt    P'M. 

Cohen  I.  373.  74 
Nicht  genau  bestimmbar.  Im 
Avers  COS  lOI. 
Cohen  I.  380.  164 
»       I.  395.  371 
I.  377.  125 
Nicht  genau  bestimmbar.  Im 
Typus  der  Münzen  Cohen  I.  380. 
165  ff.    mit   der   Reverslegende: 

FIDES    PVBLICA. 

I  Unbestimmbar. 

Cohen  I.  438.  111 
»   I.  454.  309- 
»   I.  454.  311 
I.  474.  47 
»   I.  474.  51 
»   I.  511.  496 
»   I.  481.  122 
»   I.  494.  270 


70 


70 

71 
71 
71 


72  od. 

73 

10 

72  od. 

73 

10 

» 

5 

75 

2 

77  od. 

78 

2 

80 

12 

80 

2 

80 

2 

75 

— 

76 

3 

85 

10 

86 

2 

91 

2 

368 


Die  Funde. 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

OS 

• 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

frcs. 

40 

Domitianus,  81 — 90 

1 

s 

Gcifüttert.    Nicht  bei  Cohen. 
Der  Revers:    imp«caks  auf  dem 
Fries  eines  Tempels  von  8  Säulen 
entspricht   Cohen   I.    486.    175, 
doch    lautet    die    Legende    des 
Averses  abweichend:    impmaes« 

DOMIT«  AVG  •  (JKBM»  P»  M«  TR«  P«  XII. 

Die  Münze  I.   486.   175  ist   bei 
Cohen  auf  25  frcs.  bewertet. 

92  od.   93 

41 

9 

4 

GB 

1  Unbestimmbar. 

42 

» 

2 

MB 

— 

— 

43 

Nervo,  96—98 

1 

» 

Cohen  II.  7.  68 

97 

2 

44 

Trajanns,  98—117 

1 

S 

»       II.  41.  211 

98 

3 

45 

» 

1 

MB 

Entspricht   im  Allgemeinen 
Cohen   II.    81.   612,    zeigt 

aber    eine    Stempel  Verschieden- 
heit, resp.  =  Fehler,  bestehend 
aus  einem  in  die  Figur  der  Pie- 
tas  einschneidenden  Querstriche. 
Im  Ganzen   eine  rohe  Priigung. 

98 

5 

46 

> 

1 

MB 

Cohen  H.  82.  613 

98 

5 

47 

» 

2 

MB 

»       IL  82.  618 

98 

2 

48 

» 

S 

»       II.  42.  222 

100 

2 

49 

» 

£ 

»       II.  26.  69 

104-110 

2 

50 

» 

» 

»       n.  27.  86 

» 

2 

51 

» 

GB 

»       IL  59    391 

» 

10 

52 

> 

S 

IL  65.  467 

» 

2 

53 

» 

GB 

»       IL  m.  477 

» 

4 

54 

» 

» 

»       IL  72.  531 

i> 

4 

55 

» 

S 

»       IL  31.  120 

105 

2 

56 

» 

MB 

»       n.  35.  159 

112—117 

2 

57 

» 

S 

IL  29.  105 

114 

6 

58 

» 

» 

»       IL  34.  150 

116 

2 

59 

» 

MB 

»       IL  51.  321 

116 

2 

60 

» 

GB 

»       II.  52.  328 

116 

20 

61 

» 

MB 

»       IL  55.  356 

116 

10 

62 

» 

10 

GB 

63 

» 

26 

MB 

/  Unbestimmbar. 

— 

— 

64 

» 

3 

S 

65 

Uadrianus,  117—138 

1 

» 

Cohen  IL  125.  248 

117 

2 

66 

» 

1 

» 

Nicht   bei  Cohen.     Gefüttert, 
gelocht  und  teilweise  durch  Oxy- 

118 

~ 

Die  Münzen.     Hauptverzeichnis. 


369 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

1 

O 
02 

«5 

"S   o 

Beetiramung. 

Zeit  der 
Prägung. 

frcs. 

dation  bescliädigt;  die  Legende 

jedoch  in  allen  Teilen  erhalten. 

Avers:  imp«caesab  traia«hadbi- 

ANVS  avg;  Kopf  mit  Lorbeer  nach 

rechts. 

Revers :  cos  iii.  Stehende  männ- 

liche Figur  nach  links.    Die  er- 

hobene Linke  hält  in  Kopfhöhe 

eine  senkrecht  stehe.nde  Lanze. 

Der  bis  zur  Höhe  der  Hüfte  er- 

hobene rechte  Unterarm  ist  seit- 

wärts gestreckt.     Ob   die  Hand 

etwas  enthielt,   ist  nicht  festzu- 

^ 

stellen,  da  hier  das  den  kupfernen 

Kern  bedeckende  dünne  Silber- 

plättchen  ausgebrochen  ist.  Viel- 

leicht könnte  die  Figur  Neptun 

vorstellen,    der    einen    Delphin 

und   eine    Lanze    hält.      Vergl. 

Cohen  IL  132.  310. 

Wahrscheinlich   haben   wir  in 

dieser    gefütterten    Münze    das 

Machwerk       eines       römischen 

Falschmünzers  zu  erblicken,  der 

sich  im  Allgemeinen  ziemlich  ge- 

treu an  einen  offiziellen  Typus 

anschloß,    aber    in    der    Avers- 

legende einen  Fehler  beging,  in- 

sofern traia«  als  Abkürzung  für 

Trajanus     sonst    nirgends    vor- 

kommt; sie  ist  gewöhnlich  tra«. 

TRAI«    oder   TRAIAN« 

67 

Hadrianus 

1 

GB 

Cohen  IL  115.  123 

— 

4 

68 

» 

2 

MB 

»       IL  116.  134 

— 

3 

69 

» 

S 

IL  135.  339 

— 

2 

70 

» 

» 

IL  135.  340 

— 

2 

71 

» 

MB 

»       IL  137.  369 

— 

2 

72 

» 

» 

IL  168.  733 

— 

2 

73 

•» 

GB 

»       IL   171.  772 

— 

4 

74 

» 

» 

IL  176.  832  od.  840 
(mangelhaft  erhalten) 

— 

8 

75 

» 

S 

»       IL  186.  963 

— 

2 

76 

» 

MB 

»       II.  186.  971  od.  976 

— 

2 

77 

» 

GB 

Die  Legende  des  Revers  un- 
kenntlich;   seiner    Darstel- 

4 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg. 


24 


370 


Die  Funde. 


Nr. 


Zugehörigkeit. 


0)   o 

^     CO 


Bestimmung. 


Zeit  der 
Prilürun". 


78 

79 

80 
81 
82 
83 
84 
85 


86 
87 
88 
89 
90 


91 
92 
93 

94 

95 
96 

97 

98 

99 

100 


Jladrianus 


Sahina,  Gemahlin 
Hadiians,  etwa  seit 
100  nach  Chr.;  er- 
hielt 126  den  Titel 
Augusta,  den  sie 
auf  den  Münzen 
führt. 


Äeliiis,  Adoptivsohn 

Hadrians. 

Antonimts  Pius,  138 

bis  161. 


1 

36 

40 

1 

1 


GB 

S 

» 
MB 
GB 

» 
MB 

S 


MB 
GB 
MB 

S 


MB 


S 

MB 

S 

GB 
MB 

S 


lung  nach:  Cohen  IL  186. 
973. 
Cohen  IL  190.  1017 

IL  197.  1094 

IL  200.  1132 

IL  206.  1193 
»   IL  219.  1374 

IL  223.  1415 

IL  223.  1416 
»  IL  227.  1454.  Vergl. 
Fig.  53,  Nr.  1.  Avers:  hadri- 
ANvs  AVG  •  cos  •  111  •  p  •  p  •  Seine 
lorbeerbekränzte  Büste  nach 
rechts.  Revers:  victoria  avg. 
Victoria,  nach  rechts  stehend, 
öffnet  ihren  Busen  und  hält 
einen  Lorbeerzweig. 

Cohen  IL  228.  1470 

Unbestimmbar. 
Cohen  IL  247.  3 


Cohen  IL  248.  16 
Unbestimmbar. 
Cohen  IL  262.  45 

IL  372.   1061 

»       IL  306.  366 

IL  309.  399 

IL  315.  473 

»       IL  341.  714 

IL  304.  345 

IL  299.  284 


138 
140—143 


seit  145 
149 


Die  Münzen.     Hauptverzeichnis. 


371 


Nr. 

Zugeliörigkeit. 

1 

O 

a>  o 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

CO 

frcs. 

101 

Aiitoninns  Pius 

s 

Cohen  IL  295.  220 

151 

2 

102 

» 

GB 

»       IL  342.  728 

152 

4 

103 

» 

S 

»       IL  292.  199 

153 

2 

104 

» 

MB 

»       IL  322.  534 

153 

2 

105 

» 

2 

S 

»       IL  299.  291 

154 

2 

106 

» 

» 

»       IL  292.  201 

155 

2 

107 

» 

GB 

»       IL  364.  980 

156 

4 

108 

» 

MB 

»       IL  367.  1011 

157 

2 

109 

» 

S 

IL  368.  1016 

157 

2 

110 

» 

» 

»       IL  368.  1023 

157 

2 

111 

» 

GB 

I.  Aufl.  IL  406.  943. 
Die  II.  Aufl.  erwähnt  die  Münze 
nicht.      Sie    entspricht   in    den 
Legenden  und  Darstellungen  der 
Silbermünze:    II.  Aufl.  II.    370. 
1037,  wobei  der  Reverslegende 
noch  S.  C.  hinzuzufügen  wäre. 

158 

c 

112 

» 

1 

» 

Cohen  I.  Aufl.  IL  406.  945, 

entspricht  der  Silbermünze:   II. 
Aufl.  II.  370.  1038,   mit  Ergän- 
zung von  S.  C.  im  Revers. 

158 

c 

113 

» 

1 

» 

Cohen  IL  377.  1104 

159 

6 

114 

» 

1 

S 

In  beiden  Auflagen  Cohens 
nicht     erwähnt,     entspricht 
der  Bronzemünze  II.  378.  1120, 
doch  ohne  s.  c.  im  Revers. 

160 

115 

» 

1 

MB 

Die   Münze   ist  von    älterer 
Hand    nach    der   I.   Aufl. 
von    Cohen    auf    IL    408. 

960     bestimmt.        Dem    ent- 
spricht in  der  II.  Aufl.  II.  372. 
1055,     doch     mit    dem    Unter- 
schiede,  daß  hier,   wohl  infolge 
eines  Druckfehlers,   in   der  Re- 
verslegende nach  TR'POT  die  Zahl 
xxiiu  fehlt. 

161 

c 

116 

» 

1 

S 

Cohen  IL   287.    156.     Im  Re- 
vers ein  emporschwebender  Ad- 
ler  mit   der    Umschrift:    conse- 

CRATIO. 

nach 
y    seinem 

3 

117 

» 

1 

» 

Cohen    IL    288.    164.      Im 
Revers   ein  Scheiterhaufen   mit 
der  Legende  consecratio. 

Tode. 

3 

24* 


372 


Die  Funde. 


Nr. 

Zugehöri^'keit. 

es 

u 

a 

OD 

«  o 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prilgung. 

fr  OS. 

118 

Antoniitns  Pius 

8 

GB 

119 

» 

22 

MB 

Unbestimmbar. 

— 

— 

120 

» 

2 

S 

121 

Antoninus  Phts  und 
Marcus  Ätirelius 

1 

» 

Cohen    II.    409.    6.      Vergl. 
Fig.  53,  Nr.  2.     Avers:   antoni- 
NV8«  AV(j  •  pivs  P'P«   Lorbeerbe- 
kränzter   Kopf   des    Antoninus 
nach   rechts.     Revers:  avrelivs 
CAES'Avo'Pii  F«cosM)ES.    Beklei- 
dete   Büste    des   jungen    Marc 
Aurel  nach  links. 

139 

8 

122 

Faustina  Mater,  Ge- 
mahlin des  Antoni- 
nus Pius,  erhielt  kurz 
nach  Hadrians  Tode 
d.Tit.Augusta,tl41. 

1 

GB 

Cohen  IL  414.  12 

4 

123 

» 

1 

MB 

Cohen   II.    415.    16.      Vergl. 
Fig.  52,  Nr.  1.  Avers:  diva'Favs- 
TiNA.     Ihre   Büste  nach    rechts. 
Revers:  aeternitas.     Aeternitas 
(oder  Faustina?)  hält,  nach  links 
sitzend,  eine  von  einem  Phoenix 
und  einem  Stabe  überragte  Kugel. 

2 

124 

» 

GB 

s*c. 
Cohen  II.  415.  20 

— 

4 

125 

» 

S 

»       n.  415.  26 

— 

12 

126 

» 

GB 

»       II.  416.  47 

— 

4 

127 

» 

S 

»       IL  420.  78 

— 

2 

128 

» 

GB 

»       IL  420.  79 

— 

4 

129 

» 

S 

Cohen  I.   Aufl.  II.  425.   27 
nennt   im   Avers    «buste  h 
gauche».  Die  II.  Auf  läge  kennt 
diesen  Avers  nicht.    Die  Münze 
entspricht  sonst  II.  Aufl.  II.  420. 
94,  wo  «buste  ä  droite»  steht. 

■ 

c 

130 

» 

GB 

Cohen  IL  421.  113 

4 

131 

» 

MB 

IL  421.   114 

— 

2 

132 

» 

S 

»       IL  422.   116 

— 

2 

133 

» 

» 

IL  422    120 

— 

2 

134 

» 

GB 

»       n.  422.  125 

— 

4 

135 

» 

S 

»       IL  426.  175 

— 

c 

136 

» 

2 

GB 

»       IL  430.  210 

— 

c 

Die  Münzen.     Hauptverzeichnis. 


373 


Zugehörigkeit. 


^ 

es 

--3    O 

N 

es  -w 

M 

-ir"  '- 

O 

g   a, 

X 

Bestimmung. 


Zeit  der 
Prägung. 


fros. 


Faustina  Mater 


Marcus  Änrelhis 
161-180. 


1 

GB 

1 

MB 

1 

S 

2 

GB 

1 

KB 

2 

S 

1 

» 

1 

» 

1 

GB 

1 

» 

1 

» 

1 

S 

1 

GB 

1 

MB 

1 

GB 

1 

» 

2 

» 

1 

MB 

1 

S 

1 

GB 

MB 

X 

» 

» 

GB 

» 

MB 

GB 

Nicht  bei  Cohen.    Die  Münze 

entspricht  im  Allgemeinen  II. 
432.  254,  doch  lautet  der  Revers 
nicht  piETAS  ATG  sondern  — 
AVGvsT.  Nr.  254  ist  auf  20  frcs. 
bewertet. 

Cohen  II.  435.  289 
»       IL  435.  290 

I  Unbestimmbar. 

Cohen  III.  61.  609 

»       III.  63.  628 
»       III.  70.  709 
»       III.  57.  564 
»       III.  78.  795 
»       III.  82.  838 
III.  49.  481 
III.  79.  810 
»       III.  85.  873 
in.  80.  815 
»       III.  81.  820 
III.  56.  544 
III.  56.  545 
»       III.  14.  136 
Nicht  bei  Cohen;   entspricht 
im   Allgemeinen   Cohen  III.  52. 
503,    jedoch    mit    dem    Unter- 
schiede,   daß   vor  axtoninvs  in 
der  Averslegende    noch    ein   m. 
steht.     Nr.  503  ist  auf  50  frcs. 
bewertet. 

Cohen  III.  56.  549 
»       III.  13.  117 
»       III.  14.  129 
»       III.  14.  135 
^       III.  27.  267 
»       III.  50.  495 
III.  51.  496 
»        III.    56.    550.     Vergl. 
Fig.  52,  Nr.  2.     Avers:  m«  anto- 
NiNv.s    Avo«TR*P'Xxs'«     Sein    lor- 


148 

149 
157 
163 
164 
164 
165 
166 
166 
167 
168 
169 
169 
170 
170 


170 

c 

171 

c 

171 

c 

171 

c 

171 

c 

171 

12 

171 

4 

171 

c 

c 
c 
c 
c 
c 

0 

12 
c 
c 
c 
c 
c 
c 


374 


Die  runde. 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

"3 

2 

Y3 

11 

BestimmuDg. 

Zeit  der 
Prägung. 

frcs. 

165 

Marcus  Aurclius 

1 

ÜB 

beerbekröntcK  Haupt  nach  rechts. 
Revers:  sai.vti  av(;'Cosmii.  Nach 
links  stehende  Salus  füttert  eine 
um  einen  Altar  gerollte  Schlange 
und  hält  einen  Stab.     s«c. 

Cohen  III.  28.  282 

172 

C 

166 

» 

1 

GB 

»       III.  24.  227 

173 

15 

167 

» 

1 

■» 

III.  26.  247 

173 

C 

168 

» 

1 

» 

»       III.  26.  248 

173 

c 

169 

» 

1 

MB 

»       III.  26.  249 

173 

c 

170 

» 

1 

» 

»       III.  58.  584 

173 

c 

171 

» 

1 

GB 

III.  26.  248  od.  250. 

173  od.  174 

c 

172 

» 

2 

MB 

(Mangelhaft  erhalten.) 
Cohen  III.  26.  251 

174 

c 

173 

» 

1 

» 

»       III.  26.  253 

174 

c 

174 

» 

2 

» 

»       IIL  39.  378 

177 

6 

175 

9 

1 

GB 

»       III.  20.  185 

179 

c 

176 

» 

1 

» 

»          III.  11.89  CONSECRATIO 

n.  sein. Tode 

6 

177 

» 

1 

MB 

Nicht  bei  Cohen;  vergl.  unter 
D:  Nr.  5. 

— 

178 

9 

7 

GB 

179 
180 

» 

12 
1 

MB 

S 

Unbestimmbar. 

— 

-~- 

181 

Faiistina  die  Jüngere, 
TochtQr  des  Antoni- 
nus  u.  der  Faustina, 
Gera  ahlin  Marc  Au- 
reis, t  175. 

1 

GB 

Cohen  III.  136.  8 

c 

182 

» 

1 

S 

»       III.  138.  24 

— 

c 

183 

» 

1 

» 

III.  141.  71 

— 

c 

184 

» 

1 

GB 

»       III.  143.  87 

— 

c 

185 

» 

1 

MB 

»       III.  143.  89 

— 

c 

186 

» 

1 

S 

III.  144.  99 

— 

c 

187 

» 

1 

GB 

»       III.  144.  100 

— 

c 

188 

» 

1 

> 

III.  145.  112 

— 

c 

189 

» 

1 

MB 

»       III.  146.  123 

— 

c 

190 

» 

1 

S 

»        III.    147.    139   hat  im 

— 

— 

191 

» 

1 

GB 

Revers:  ivnoni  reginae,  unsere 
Münze  aber  —  regine. 
Cohen  III.  148.  142 

c 

192 

» 

1 

» 

III.   148.  149 

— 

c 

Die  Münzen.    Hauptverzeichnis. 


375 


S 

V  si 

Nr. 

Zugehörigkeit. 

ü 

'S  ® 

g    03 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

w 

frcs. 

193 

Faustina  die  Jüngere 

1 

GB 

Cohen  III.   150.  169 

15 

194 

» 

1 

MB 

III.  153    203 

— 

c 

195 

» 

1 

» 

»       III.  153.  205 

— 

0 

196 

» 

l 

GB 

III.  153.  206 

— 

c 

197 

> 

1 

» 

»       III.  153.  215 

— 

10 

198 

» 

2 

» 

»       III.  154.  216 

— 

10 

199 

» 

1 

» 

»       III.  160.  275 

— 

c 

200 
201 

» 
» 

3 

4 

» 
MB 

1  Unbestimmbar. 

— 

— 

202 

Lucius  Verus,  Sohn 

1 

GB 

Cohen  III.  188.  182 

165 

c 

d.  Aelius  u.  Adoptiv- 

bruder  u.  Mitregent 

Marc  Aureis. 

203 

» 

1 

» 

»       III.  190.  206 

166 

10 

204 

» 

1 

» 

III.  177.  59.    Im 

Ke- 

nach sein. 

15 

vers  Scheiterhaufen   und  coxse- 

Tode. 

CBATIO. 

205 

Lucilla,  Tochter  des 

1 

MB 

Cohen  III.  215.  11 

— 

3 

Marc  Aurel  und  der 

Faustina  der  Jünge- 

ren,   Geraahhn    des 

Lucius  Verus,  f  183. 

206 

» 

GB 

III.  218.  37 

— 

8 

207 

» 

MB 

»       III.  218.  44 

— 

3 

208 

» 

GB 

»       m.  221.  79 

— 

o 

209 

» 

MB 

Cohen  III.  222.  95 

— 

3 

210 

» 

GB 

Unbestimmbar. 

— 

— 

211 

» 

MB 

» 

— 

— 

212 

Commodus,lSO -19d 

GB 

Cohen  III.  239.  96 

177 

12 

213 

» 

» 

III.  272.  330 

178 

c 

214 

» 

» 

ni.  319.  686 

182 

c 

215 

» 

» 

III.  349.  945 

184 

10 

216 

» 

» 

»       III.  319.  685 

186 

30 

217 

» 

S 

»       III.  279.  389 

186—189 

6 

218 

» 

GB 

Wegen  mangelhafter  Erhal- 
tung nicht  genau  bestimm- 
bar; hat  in  der  Reverslegende 

186  od.  187 

die  Amtsbezeichnungen  imp. 

vin. 

COS.    V. 

219 

» 

1 

S 

Cohen  IH.  278.  385 

187 

5 

376 


Die  Kund» 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

41    O 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prttgung. 

^  txi 
frcs. 

220 

üommodus 

1 

GB 

Cohen  III.  246.  153 

188 

C 

221 

» 

1 

S 

»       TU.  301.  532 

188 

C 

222 

» 

1 

» 

»       m.  250.  172 

190 

6 

223 

» 

1 

GB 

»       III.  323.  722 

190 

10 

224 

» 

2 

S 

»       TII.  233.  45 

191 

30 

225 

» 

1 

» 

»       III.  243.  127 

191 

6 

226 

» 

1 

» 

*»       III.  355.  984 

191  od.  192 

3 

227 

» 

4 

GB 

228 

» 

2 

MB 

Unbestirnmbar. 

— 

— 

229 

» 

1 

S 

) 

230 

Crispina,  Gemahlin 
d.  Coinmodus,  f  183. 

2 

MB 

Cohen  IH.  384.  24 

— 

3 

231 

» 

1 

» 

»       m.    384.    28.     Vergl. 

— 

3 

232 

s 

2 

» 

Fig.  62,  Nr.  3.     Avers:  cri.spina 
AVGVSTA.  Ihre  Büste  nach  rechts. 
Revers:  laetitia.    Laetitia,  nach 
links  stehend,  hält  einen  Kranz 
und  ein  auf  einer  Kugel  stehen- 
des Steuerruder,  s.  c. 
Unbestimmbar. 

233 

Allnnus.  Unter  Marc 
Aurel  u.  Commodus 
emporgekommen,er- 
hielt   er  von  Septi- 
mius  Severus  d.  Titel 
Caesar   und    wurde 
dessen    Kollege    im 
Konsulat  193.    Der 
Kaiser  ließ  Münzen 
mit     dessen     Bilde 

3 

S 

Cohen  III.  420.  48 

12 

234 

prägen,    f  197. 

1 

GB 

»       III.  422.  71 

30 

235 

Septimius  Severus, 
194—217. 

1 

S 

»       IV.   10.  66 

193 

2 

236 

» 

1 

» 

»       IV.  28.  230 

193 

3 

237 

» 

1 

» 

Entspricht   im  Allgemeinen 
Cohen  IV.  77.  739,  jedoch 
ist  im  Avers  der  belorbeerte  Kopf 
des  Kaisers  nach  links  gewen- 
det.    Die  Münze  IV.  77.  739  ist 
auf  10  frcs.  bewertet. 

193 

Die  Münzen.     Hauptverzeichnis. 


377 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

03 

'S  o 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

(U  fco 
frcR. 

238 

Septimius  Severus 

1 

s 

Nicht   bei    Cohen.     Avers:  l. 

SEPT'SEVPERET«    (sic!)    AVG'IMP«! 

Kopf  mit  Lorbeer  nach  rechts. 
Revers :  FORT«  RDEvc  (sic!)  Sitzen  de 
Fortuna,   mit  dem  Modius   auf 

193 

239 

» 

1 

» 

dem    Kopfe,    hält   Zweig    (oder 
Ähren?)    und    Füllhorn.     Vergl. 
Fig.  53,  Nr.  3. 
Cohen  IV.  10.  67 

194 

2 

240 

» 

1 

Mß 

»       IV.  15.  117 

194 

10 

241 

» 

1 

GB 

»       IV.   15.  119 

194 

40 

242 

» 

1 

S 

»       IV.  22.  175 

194 

c 

243 

» 

2 

» 

IV.  23.  177 

194 

c 

244 

» 

2 

» 

»       IV.  24.   185 

194 

3 

245 

» 

1 

» 

»       IV.  28.  232 

194 

3 

246 

» 

1 

» 

»       IV.  32.  283 

194 

c 

247 

» 

1 

.  » 

Variante  zu  Cohen  IV.  33. 
287.     Revers:    liber«avg,    aber 
stehende  Liberalitas. 

194 

~ 

248 

» 

2 

» 

Nicht  bei  Cohen.     Im  Avers 
gleich    Cohen    IV.    37.   330,    im 
Revers:  IV.  38.  333. 

194 

~ 

249 

» 

1 

» 

Cohen  IV.  38.  339.    Im  Avers: 

L«SEPT'SEVPERET(6ic!)AVG'IMP-II. 

194 

c 

250 

» 

2 

» 

Cohen  IV.  42.  380 

194 

c 

251 

» 

1 

» 

»       IV.  71.  677 

194 

6 

252 

» 

1 

» 

»       IV.  72.  697 

194 

c 

253 

» 

1 

» 

Nicht  bei  Cohen.  Avers:  imp- 

CA«L'SE«8EVPER«AVC0S  11.    Kopf 

mit  Lorbeer  nach  rechts.     Re- 
vers:   LiBER  AVG.     stehende  Li- 

194 

c 

254 

•» 

1 

» 

beralitas  mit  Schale  u.  Füllhorn, 
Cohen  IV.  67.  646 

194  od.  195 

c 

255 

» 

1 

» 

»       IV.  8.  48 

195 

2 

256 

% 

1 

» 

»       IV.  43.  388.    Die  dort 
verzeichnete    Reverslegende    p« 
M« TR« III.   etc.   beruht   wohl   auf 
einem  Druckfehler;  es  muß  p-m« 
TR'P'iii.  etc.  heißen. 

195 

5 

257 

» 

1 

» 

Nicht  bei  Cohen.     Der  Avers 
entspricht:   Cohen  IV.  43.   388, 
der  Revers  aber  IV.  43.  390. 

195 

258 

» 

3 

» 

Cohen  IV.  43.  390 

195 

c 

378 


Die  Funde. 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

J3 
SS 

U 

Bestimmung. 

Zeit  der 
PrUgung. 

frcs. 

259 

SepfimiHS  Scvcrxs 

s 

Cohen  IV.  43    396 

195 

C 

260 

» 

» 

»       IV.  21.  164 

196 

c 

261 

» 

» 

IV.  20.  216 

196 

c 

262 

» 

» 

IV.  45.  419 

196 

c 

263 

> 

GB 

»       IV.  45.  420 

196 

8 

264 

» 

S 

»       IV.  45.  423 

196 

c 

265 

» 

2 

» 

»       IV.  73.  099 

190 

c 

266 

» 

1 

» 

»       IV.  39.  349 

197 

3 

267 

» 

4 

» 

»       IV.  40.  357 

197 

c 

268 

» 

2 

3> 

IV.  47.  442 

197 

c 

269 

> 

2 

» 

IV.  47.  444 

197 

c 

270 

> 

1 

» 

»       IV.  02.  592 

197 

c 

271 

» 

3 

» 

»       IV.  80.  777 

197 

c 

272 

» 

4 

» 

»       IV.  7.  37 

197  od.  198 

c 

273 

> 

» 

»       IV.  5.   19 

198 

c 

274 

» 

> 

»       IV.  47.  449 

198 

c 

275 

» 

» 

»       IV.  6.  21 

198—201 

c 

276 

> 

» 

»       IV.  7.  39 

» 

c 

277 

> 

2 

» 

»       IV.  25.  205 

» 

c 

278 

» 

^ 

» 

»       IV.  37.  321 

» 

c 

279 

» 

» 

IV.  63.  599 

» 

c 

280 

» 

» 

»       IV.  63.  606 

» 

c 

281 

» 

3 

» 

IV.  72.  694 

> 

c 

282 

» 

» 

.       IV.  79.  761 

» 

c 

283 

» 

> 

»       IV.  26.  214 

199 

4 

284 

» 

3 

» 

»       IV.  48.  454 

200 

c 

285 

■» 

» 

*»       IV.  78.  744 

seit  201 

c 

286 

» 

» 

»       IV.  78.  744 

» 

c 

287 

» 

» 

»       IV.  13.  100 

202 

6 

288 

» 

» 

»       I.  Aufl.  III.  236.  24. 
In  der  II.  Aufl.  ein  Revers  ax- 
NONAE  AVGo  zum  Avers  mit  imp«x 

203 

289 

j 

» 

nicht  angegeben. 
*Cohen  IV.  49.  469 

205 

c 

290 

» 

»       IV.  49.  469 

205 

c 

291 

» 

»       IV.  52.  493 

207 

3 

292 

» 

»       IV.  53.  501 

208 

c 

293 

» 

»       IV.  53.  508 

208 

12 

294 

» 

»       IV.  54.  514 

208 

c 

295 

» 

»-      IV.  57.  543 

210 

e 

Die  Münzen.     Hauptverzeichnis. 


379 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

CS 

:Ö 

Metall- 
sorte, 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

Ol    60 

m    3 

ZC 

fr  CS. 

296 

Septim  ins  Sc vcrus 

1 

s 

===  Cohen  IV.  70.  730 

210 

3 

297 

» 

1 

» 

Cohen  IV.  9.  58 

— 

5 

298 

» 

2 

» 

IV.  10.  68 

— 

2 

299 

» 

1 

MB 

1  Unbestimmbar.    Zwei  davon 
J  haben  im  Revers  eine  Liberalitas. 

300 

» 

4 

s 

301 

Julia  Bomna,  II.  Ge- 
mahlin d.  Septimius 
Severus,  seit  187, 
t  217. 

1 

» 

Cohen  IV.  107.  14 

3 

302 

» 

2 

» 

IV.  108.  27 

— 

3 

303 

» 

2 

» 

»       IV.  108.  32 

— 

c 

304 

» 

1 

» 

»       IV.  110.  47 

— 

c 

305 

» 

2 

» 

»       IV.  110.  55 

— 

c 

306 

» 

1 

» 

IV.  110.  57 

— 

c 

307 

» 

1 

» 

»       IV.  112.  72 

— 

c 

308 

» 

1 

» 

IV.  112.  79 

— 

c 

309 

» 

3 

» 

*       IV.   113.  82 

— 

c 

310 

» 

3 

» 

*       IV.  113.  97 

— 

c 

311 

» 

1 

» 

IV.  115.  123 

—  . 

— 

312 

» 

3 

» 

IV.   115.  128 

— 

4 

313 

» 

1 

» 

IV.  117.  150 

— 

c 

314 

» 

4 

» 

IV.  118.  156 

— 

c 

315 

» 

1 

» 

IV.  118.  163 

— 

3 

316 

» 

2 

» 

»       IV.   119.  168 

— 

c 

317 

» 

2 

» 

===»       IV.  119.  174 

— 

c 

318 

» 

2 

» 

»       IV.  119.  174 

— 

c 

319 

» 

1 

» 

»         IV.    121.    191.     Vergl. 
Fig.    53,    Nr.   4.      Avers:    ivlia 
DOMNA    AVG.     Ihre   Büste    nach 
rechts.      Eevers:     veneri    vict. 
Venus  hält,  nach  links  stehend, 
einen  Apfel  und  ein  Scepter. 

5 

320 

» 

1 

GB 

Cohen  IV.  122.  195 

— 

15 

321 

» 

4 

S 

»       IV.  122.  198 

— 

3 

322 

» 

1 

» 

IV.  123.  221 

— 

5 

323 

» 

1 

» 

IV.  124.  230 

— 

c 

324 

» 

1 

» 

»       IV.  126.  246 

— 

4 

325 

» 

1 

» 

Unbestimmbar. 

— 

— 

326 

Caracalla,  211-217 

1 

» 

Cohen  IV.  202.  562 

196  od.  197 

5 

327 

» 

2 

» 

IV.  205.  594 

»  ■ 

c 

328 

» 

1 

» 

»       IV.  147.  53 

197 

12 

380 


Die  Funde. 


Nr. 

Ztifjehörigkeit. 

CS 
N 

2 

«2 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

frcs. 

n29 

Caruralla 

1 

s 

Cohen  IV.   161.   154 

197 

8 

330 

5 

» 

IV.   196.  505 

197 

c 

331 

1 

» 

»       IV.  202.  566 

197 

5 

332 

1 

» 

»       IV.  151.  82 

198 

c 

333 

2 

» 

»       IV.  153.  95 

198 

c 

334 

1 

» 

IV.  161.  159 

198 

c 

335 

1 

» 

»       IV.  205.  599 

198 

c 

336 

2 

» 

«       IV.  151.  80 

198-201 

12 

337 

3 

» 

IV.  186.  413 

199 

c 

338 

3 

» 

»       IV.  162.  175 

201 

c 

339 

» 

»       IV.  148.  64 

201  -204 

c 

340 

» 

»       IV.  211.  658 

201-204 

5 

341 

» 

»       IV.  212.  661 

f 

10 

342 

1 

» 

IV.  212.  665 

» 

c 

343 

» 

»       IV.  144.  23 

202 

6 

344 

» 

^       IV.  215.  688 

202 

6 

345 

» 

»       IV.  153.  97 

203 

c 

346 

» 

»       IV.  213.  672 

204-208 

3 

347 

» 

»       IV.  146.  38 

205 

10 

348 

» 

»       IV.  187.  420 

205 

c 

349 

» 

»       IV.  187.  422 

205 

c 

350 

» 

>       IV.  188.  431 

207 

c 

351 

» 

»       IV.  190.  447 

208 

c 

352 

» 

IV.  193.  477 

210 

c 

353 

» 

»       IV.  194.  485 

210 

c 

354 

» 

IV.  160.  149 

210—213 

5 

355 

» 

IV.  165.  196 

212 

c 

356 

» 

»       IV.  166.  206 

212 

c 

357 

» 

IV.  166.  208 

212 

10 

358 

» 

»       IV.  144.  25 

213 

20 

359 

» 

»       IV.  167.  220 

213 

c 

360 

» 

»       IV.  206.  606 

213—217 

c 

361 

» 

IV.  207.  608 

213—217 

3 

362 

» 

»       IV.  168.  239 

214 

c 

363 

» 

»       IV.  169.  242 

214 

6 

364 

» 

»       IV.  173.  282 

215 

6 

365 

» 

IV.  181.  358 

216 

3 

366 

» 

» 

IV.  330.  66 

— 

5 

367 

>i> 

» 

Nicht  bei  Cohen.    Der  Avers 
ist  mangelhaft  erhalten.    Im  Re- 

— 

— 

Die  Münzen.     Hauptverzeichnis. 


381 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

'S 

ja 
ü 

2 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

frcs. 

vers:  liberalitas  avü  iii.  Cohen 

macht  IV.  156  nach  Nr.  120  die 

Bemerkung:  «on  ne  connait  pas 

de  mödailles  de  Ceracalla  men- 

tionnant  sa  troisifeme  liberalit^». 

Wenn   die  Bestimmung   älterer 

Hand    auf  Caracalla   nicht   auf 

Verwechselung  beruht,  so  ist  die 

Münze  sehr  selten. 

368 

Caracalla 

1 

MB 

Unbestimmbar, 

— 

— 

369 

Geta,  Sohn  des  Sep- 
timius  Severus,  geb. 
189,   ermordet   212 
von  seinem  Bruder 
Caracalla. 

1 

S 

*Cohen  IV.  257.  38 

" 

c 

370 

» 

2 

» 

IV.  257.  38 

— 

c 

371 

» 

» 

>       IV.  258.  44 

— 

c 

372 

» 

» 

»       IV.  270.  157 

— 

c 

373 

» 

» 

IV.  273.  183 

— 

3 

374 

» 

» 

»       IV.  273.  193 

— 

c 

375 

Elagahaliis,  218  bis 

222. 

» 

IV.  336.  125 

218 

3 

376 

» 

» 

»       IV.  332.  81 

219 

40 

377 

» 

» 

»       IV.  337.  134 

219 

c 

378 

» 

» 

»       IV.  337.  142 

219 

c 

379 

» 

-, 

ü» 

IV.  337.  143 

219 

c 

380 

» 

» 

IV.  337.  144 

219 

c 

381 

» 

» 

»       IV.  337.  145 

219 

3 

382 

» 

» 

*»       IV.  338.  148 

219 

3 

383 

» 

4 

» 

»       IV.  338.  149 

219 

c 

384 

» 

» 

»       IV.  338.  151 

220 

c 

385 

» 

» 

===»       IV.  338.  153 

220 

c 

386 

» 

8 

» 

IV.  338.  153 

220 

c 

387 

» 

1 

» 

Variante  zu  Cohen  IV.  338. 

153,   indem  der  Stern  im  Felde 
des  Keverses  fehlt.    Die  Münze 
ist  in   Cohens  I.  Aufl.  III.  525. 
81  richtig  beschrieben. 

220 

388 

» 

6 

» 

Cohen  IV.  323.  1 

220—222 

c 

389 

» 

1 

» 

Variante  zu  Cohen  IV.  323. 
1 :  Büste  mit  Lorbeerkranz  ohne 
Paludament. 

» 

382 


Die  Funde. 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

5 

11 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

0)    ««' 

*  5 

0)    9 

frcs. 

390 

FAugahalus 

10 

s 

Cohen  IV.  329.  58 

221 

50 

391 

» 

2 

» 

»       IV.  330.  61 

221 

5 

392 

» 

1 

D 

»       IV.  332.  86 

221 

3 

393 

» 

2 

» 

»        IV.   333.   93.     Im   Re- 
vers: Stern  zur  rechten  Seite  der 
Liberalitas. 

221 

c 

394 

» 

3 

» 

Cohen  IV.   333.  93.   Stern  zur 
linken  Seite  der  Liberalitas. 

221 

c 

395 

» 

2 

» 

Cohen  IV.  341.  189 

221 

c 

396 

» 

9 

» 

»       IV.  343.  208 

221 

3 

397 

» 

2 

» 

»       IV.  347.  246 

221 

3 

398 

» 

6 

» 

»       IV.  347.  252 

221 

5 

399 

» 

6 

» 

»       IV.  350.  276 

221 

6 

400 

■» 

1 

"  » 

Variante  zu  Cohen  IV.  350. 
276,  indem  der  Kopf  dos  Kaisers 
nicht  gehörnt  ist. 

221 

■ 

401 

» 

1 

» 

Cohen  IV.  352.  299 

221 

c 

402 

» 

6 

» 

»        IV.  352.  300.      Stern 
im  Felde  des  Keverses  vor  der 
Victoria. 

221 

c 

403 

» 

2 

» 

Cohen  IV.  352.  300.     Stern 
hinter  der  Victoria. 

221 

c 

404 

» 

4 

)» 

Cohen  IV.  344.  213 

222 

6 

405 

» 

2 

» 

»       IV.  324.  13 

— 

c 

406 

» 

2 

» 

IV.  327.  28 

— 

3 

407 

» 

3 

» 

»       IV.  327.  30 

— 

c 

408 

» 

1 

» 

»       IV.  327.  31 

— 

c 

409 

> 

8 

» 

»       IV.  327.  38 



c 

410 

» 

1 

» 

»       IV.  328.  46 

— 

c 

410> 

» 

1 

» 

»         IV.   330.    68.        Vergl. 
Fig.  53,    Nr.    5.      Avers:    imp« 
ANT0N1NT8  AVG«      Seine  lorbeer- 
bekränzte,   bekleidete    und   ge- 
wappnete   Büste     nach    rechts. 
Revers:  lovi  consebvatori.    Der 
unbekleidete  Jupiter  steht  mit 
dem  abgenommenen  Mantel  auf 
dem    Rücken    nach    links    und 
hält  einen  Blitz  und  ein  Scepter; 
zu  seinen  Füßen  ein  Adler,   zu 
seiner  Rechten  ein  militärisches 
Feldzeichen. 

' 

3 

411 

> 

4 

» 

Cohen  IV.  331.  70 

— 

c 

Die  Münzen.     Hauptverzeichnis. 


383 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

CS 

:3 

'S    ^ 

0)    o 

Bestimmung, 

Zeit  der 
Prägung. 

« 

frcs. 

412 

Elayahalus 

1 

s 

Cohen  IV.  334.  102 

— 

3 

413 

» 

1 

» 

*»       IV.  334.  109 

— 

c 

414 

» 

3 

» 

»       IV.  334.   109 

— 

c 

415 

» 

1 

» 

IV.  335.  112 

— 

— 

416 

» 

3 

» 

»       IV.  335.  120 

— 

0 

417 

» 

1 

» 

»       IV.  347.  243 

— 

3 

418 

» 

1 

» 

IV.  347.  244 

— 

c 

419 

» 

1 

» 

IV.  348.  254 

— 

3 

420 

» 

3 

» 

IV.  348.  256 

— 

c 

421 

» 

2 

» 

IV.  348.  261 

— . 

c 

422 

» 

1 

» 

IV.  349.  271 

— 

6 

423 

» 

1 

» 

*»       IV.  350.  278 

— 

c 

424 

» 

1 

» 

IV.  350.  278 

— 

c 

425 

» 

1 

» 

=^>       IV.  350.  280 

— 

3 

426 

» 

4 

» 

»       IV.  350.  280 

— 

3 

427 

» 

1 

» 

»       IV.  351.  289 

— 

c 

428 

» 

3 

» 

IV.  351.  293 

— 

— 

429 

» 

1 

» 

»       IV.  351.  294 

— 

— 

430 

» 

1 

» 

IV.  352.  304 

— 

c 

431 

» 

1 

» 

Nicht  bei  Cohen.    Avers:  an- 
TONiNvs    pivs    AVG.      Büste    mit 
Lorbeer  nach  rechts.     Revers: 
FELiciTAS   PVBLiCA   Fcücitas   mit 
Attributen  nach  Hnks. 

432 

» 

3 

» 

Unbestimmbar. 

— 

— 

433 

Julia  Paula,  I.  Ge- 
mahlin Elagabals 
219—220. 

1 

» 

*  Cohen  IV.  378.  21 

6 

434 

Äquilia  Severa, 
II.  Gemahlin  Ela- 
gabals. 

1 

GB 

»       IV.  381.  4 

120 

435 

Julia  Soaemias, 

Tochter     der    Julia 

Maesa,  der  Schwester 

der  JuliaDomna,  und 

Mutter  Elagabals. 

1 

S 

===»       IV.  388.  8 

3 

436 

» 

3 

» 

»       IV.  388.  8 

— 

3 

437 

:» 

1 

» 

IV.  389.  14 

3 

384 


Die  Kunde. 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

Metall- 
sorte. 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

frcs. 

438 

Julia  Maesa,  Mutter 

der  Julia  Soacmias 

und  Großmutter  Ela- 

gabals,  t  223. 

1 

s 

*Colien  IV.  392.  8 

439 

» 

1 

» 

»       IV.  394.  29 

— 

C 

440 

> 

1 

» 

*»       IV.  395.  34 

— 

C 

441 

» 

1 

» 

»         IV.   395.  3G  (gefüttert) 

— 

C 

442 

Severns  Alexander, 
222-235. 

1 

» 

»       IV.  422.  201 

222 

3 

443 

» 

6 

» 

IV.  422.  204 

222 

c 

444 

» 

2 

» 

*»       IV.  423.  207 

222 

c 

445 

» 

8 

» 

»       IV.  423.  207 

222 

c 

446 

» 

1 

» 

IV.  423.  215 

222 

c 

447 

» 

6 

» 

»       IV.  424.  218 

222 

c 

448 

» 

1 

» 

.       IV.  424.  223 

222 

c 

449 

» 

1 

» 

»       IV.  458.  559 

222 

3 

450 

» 

4 

» 

»       IV.  412.   108 

222 

3 

451 

» 

1 

» 

IV.  405.  38 

222  od.  223 

9 

452 

» 

1 

» 

»       IV.  417.  149 

» 

3 

453 

» 

1 

» 

»       IV.  417.  150 

» 

c 

454 

» 

1 

» 

y>       IV.  452.  495 

» 

c 

455 

s 

7 

» 

IV.  425.  229 

223 

c 

456 

» 

6 

» 

»       IV.  425.  231 

223 

c 

457 

» 

13 

» 

»       IV.  425.  236 

223 

c 

458 

» 

10 

» 

IV.  425    239 

223 

c 

459 

» 

1 

KB 

IV.  446.  460 

223 

10 

460 

» 

1 

S 

»       IV.  414.  118 

224 

10 

461 

» 

3 

» 

»       IV,  427.  251 

224 

c 

462 

» 

1 

» 

»       IV.  427.  255 

224 

c 

463 

» 

1 

» 

»       IV.  427.  256 

224 

c 

464 

» 

1 

» 

Variante  zu  Cohen  IV.  427. 
255,in8ofern  dieBüste  wohl  belor- 
beert,  aber  ohne  Paludament  ist. 

224 

465 

» 

1 

» 

Cohen     IV.  427.  260 

225 

c 

466 

» 

2 

9 

IV.  429.  276 

225 

c 

467 

» 

1 

» 

*»         IV.  415.  128 

226 

5 

468 

» 

2 

» 

IV.  429.  281 

226 

c 

469 

» 

6 

» 

IV.  430.  289 

226 

c 

470 

» 

2 

» 

IV.  432.  305 

227 

c 

471 

» 

3 

» 

IV.  432.  312 

227 

c 

Die  Münzen.     Hauptverzeichnis. 


385 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

2 

'S  o 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

Da*' 
frcs. 

472 

Sevenis  Alexander 

9 

S 

Cohen  IV.  433.  319 

227 

C 

473 

» 

6 

» 

»       IV.  433.  325 

227 

6 

474 

» 

1 

GB 

»       IV.  433.  326.     Vergl. 
Fig.52,  Nr.4.  Avers:  imp«caes«m« 

AVR'SEVALEX.ANDER'AVG.        Seine 

lorbeerbekränzte  und  bekleidete 
Büste  nach  rechts.     Revers:  p« 
M«TR«p«vi«cosMi«p«p«     Der  lor- 
beerbekränzte    Kaiser     opfert, 
nach  links  stehend,  auf  einem 
brennenden  Dreifuße   und   hält 
ein  Buch.     s«c. 

227 

c 

475 

» 

3 

S 

Cohen  TV.  434.  332 

228 

c 

476 

» 

2 

» 

»       IV.  434.  337 

228 

c . 

477 

» 

» 

»       IV.  434.  338 

228 

6 

478 

t> 

» 

»       IV.  416.  133 

um  228 

5 

479 

» 

» 

»       IV.  437.  364 

229 

— 

480 

» 

» 

»       IV.  437.  365 

229 

c 

481 

» 

» 

IV.  437.  366 

229 

c 

482 

» 

2 

» 

y>       IV.  438.  370 

229 

c 

483 

» 

2 

» 

IV.  441.  388 

230 

c 

484 

» 

1 

» 

»       IV.  442.  401 

230 

c 

485 

» 

2 

» 

IV.  458.  556 

230 

c 

486 

» 

3 

» 

IV.  458.  560 

230 

c 

487 

>>  ' 

2 

» 

.       IV.  459.  563 

230 

c 

488 

» 

4 

» 

IV.  459.  564 

230 

— 

489 

» 

5 

» 

*       IV.  459.  566 

230 

5 

490 

» 

3 

» 

IV.  409.  76 

231 

c 

491 

» 

» 

IV.  410.  83 

231 

c 

492 

» 

» 

IV.  410.  92 

231 

3 

493 

» 

» 

»       IV.  452.  501 

231 

c 

494 

» 

GB 

IV.  452.  503 

231 

c 

495 

» 

S 

»       IV.  409.  75 

seit  231 

c 

496 

» 

» 

IV.  418    161 

seit  231 

3 

497 

» 

» 

»       IV.  445    440 

233 

c 

498 

» 

» 

»       IV.  446.  448 

233 

c 

499 

» 

» 

»       IV.  461.  585 

234 

3 

500 

» 

» 

»       IV.  446.  453 

235 

c 

501 

» 

» 

»       IV.  402.  9 

— 

c 

502 

»  ■ 

11 

» 

IV.  404.  23 

— 

c 

503 

» 

» 

»       IV.  404.  27 

4 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg. 


25 


386 


Die  Funde. 


J3 

, 

V  bc 

Nr. 

Zugeliörjgkeit. 

et 

3? 

1»    o 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

i*  S 
frcs. 

504 

Sevcrus  Alexander 

1 

s 

Cohen  IV.  404.  29 

— 

C 

505 

4 

» 

»       IV.  405.  32 

— 

4 

506 

1 

» 

»       IV.  407.  51 

— 

c 

507 

1 

» 

*»       IV.  407.  52 

— 

c 

508 

2 

» 

»       IV.  407.  52 

— 

c 

509 

1 

» 

»       IV.  408.  63 

— 

c 

510 

4 

» 

»       IV.  409.  70 

— 

c 

511 

5 

» 

»       IV.  411.  95 

— 

c 

512 

1 

» 

»       IV.  417.  152 

— 

c 

513 

4 

» 

»       IV.  419.  173 

— 

3 

514 

5 

» 

»       IV.  420.  183 

— 

3 

515 

13 

» 

»       IV.  420.   187 

— 

3 

51G 

2 

» 

»       IV.  421.  191 

— 

5 

517 

1 

» 

»       IV.  455.  528 

— 

c 

518 

4 

» 

*       IV.  456.  530 

— 

c 

519 

3 

» 

»       IV.  460.  576 

— 

3 

520 

1 

» 

»       IV.  460.  578 

— 

3 

521 

3 

» 

»       IV.  460.  580 

— 

3 

522 

2 

» 

»       IV.  461.  582 

— 

6 

523 

1 

» 

»       IV.  461.  585 

— 

3 

524 

1 

» 

Nicht  bei  Cohen.  Averö:  imp« 

SEVALEXAND'ATG.         BüstC       mit 

Lorbeer    nach    links.      Revers: 
viRTüs  ATG.    Die  behelmte,  nach 
rechts  stehende  Virtus  hält  eine 
Lanze  und  eine  Trophäe. 

525 

» 

5 

» 

— 

— 

526 

» 

1 

GB 

,  Unbestimmbar. 

— 

— 

527 

» 

1 

MB 

— 

— 

528 

Orbiana ,    Gemahlin 
des  Severus  Alexan- 
der seit  dessen  5.  Re- 
gierungsjahre. 

2 

S 

Cohen  IV.  486.  1 

20 

529 

Julia  3Iamaca,Toch- 

ter  der  Julia  Maesa 

u.  Mutter  d.  Severus 

Alexander,  f  235. 

1 

» 

IV.  490.  5 

c 

530 

» 

2 

» 

»       IV.  490.  6 

— 

3 

531 

» . 

2 

» 

»       IV.  492.  17 

— 

c 

532 

» 

4 

» 

»       IV.  492.  24 

— 

c 

Die  Münzen.     Hauptverzeichnis. 


387 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

03 

ö 

03 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

<ü  tu 
fr  CS. 

533 

Julia  Mamaea 

2 

S 

*Cohen  IV.  493.  35.      Vergl. 
Fig.  53,    Nr.  6.      Avers:    ivlia 
MAMAKA  AVG.     Ihre  Büste   nach 
rechts.      Revers:    ivno    conser- 
VATRix.      Mit   dem    Diadem    ge- 
schmückte Juno  steht  in  reicher 
Kleidung   nach   links;    sie   hält 
eine  Schale  und  einen  Stab;  zu 
ihren   Füßen    befindet   sich    ein 
Pfau.     Cohens   Abbildung  zeigt 
den    Pfau    in    anderer    Körper- 

3 

534 

» 

14 

» 

haltung  als  unsere  Münze. 

Cohen  IV.  493.  35 



3 

535 

» 

1 

» 

*»       IV.  497.  72 

— 

3 

536 

» 

2 

» 

IV.  497.  76 

— 

c 

537 

» 

10 

» 

»       IV.  498.  81 

— 

c 

538 

» 

2 

» 

IV.  498.  85 

— 

c 

539 

» 

1 

» 

Das   ältere   Verzeichnis    be- 
stimmt die  Münze  auf  Cohen 
IV.  498.   61.      Das   Citat   ist 
falsch.    Es  wird  IV.  496.  61  oder 
IV.  498.  81  heißen  müssen. 

540 

» 

1 

» 

Unbestimmbar. 



— 

541 

Maximitms  L 
(Thrax)  235-237. 

2 

» 

Prächtig  erhaltene,  bei  Cohen 
nicht  erwähnte  Münzen.  Ihr 
Avers:    imP'Maximinvs-pivS'AVG« 
entspricht  Cohen  IV.  509.  28,  ihr 
Revers:    p«m«tb«P'P«p    mit    der 
Darstellung  des  zwischen  2  Feld- 

235 

542 

» 

1 

» 

zeichen  stehendenKaisers,  Cohen 
IV.  510.  47.     Vergl.  Abbildung 
Fig.  53,  Nr.  7. 
Cohen  IV.  513.  77 

238 

c 

543 

» 

1 

» 

»       IV.  506.  7 

— 

c 

544 

» 

2 

» 

IV.  509.  31 

— 

c 

545 

» 

1 

» 

»       IV.  513.  85 

— 

c 

546 

» 

1 

» 

Schön  erhaltenes  Stück.  Nicht 
bei  Cohen.      Avers:  imp-maxi 
MiNvs'Piv  (siel)  AVG  (sie!)    Belor- 
beerte  Büste  nach  rechts.  Revers : 
AEQV1TAS   AVG.      Nach   liuks    ge- 
wendete, stehende  Aequitas  hält 
Wage  und  Füllhorn.  —    Cohen 
erwähnt  IV.  505.   2    eine   sehr 

25* 


388 


Die  Funde. 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

2 

CO 

WH     CO 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

CQ*' 
frcs. 

ähnliche  Münze  mit  der  Avers- 

legende  .....  pivs'Avo.    Anmer- 

kung 2  sagt   er,  Vaillant  habe 

diese  Münze  als  häufig  bezeich- 

net   und    Mionnet    gebe    ihren 

Wert  auf  2  frcs.  an.     Er  selbst 

habe  sie  nie  gesehen,  auch  noch 

in  keinem  Kataloge  verzeichnet 

gefunden.     Er    unterstellt   des- 

halb   einen     Irrtum    Vaillants. 

Jedenfalls  ist  unser  Stück  wegen 

der  Stempeldifferenz  des  Averses 

recht  selten. 

547 

548 

Maximmus  I. 
» 

1 
1 

s 

MB 

Unbestimmbar. 

— 

— 

549 

Gordianus  11. 
237-238. 

1 

S 

Cohen  V.  7.  12.  Vergl.  Fig.53, 
Nr.   8.      Avers:    imp'M'ANt«gob- 
DiANVs     AFR  •  AVG.       Lorbeerbe- 
kränzte    und    bekleidete   Büste 
nach  rechts.     Revers:   victoria 
AVGG.  Victoria,  nach  links  schrei- 
tend, hält  einen  Kranz  und  einen 
Palmzweig. 

120 

550 

Gordianus  III. 
238—244. 

1 

» 

Cohen  V.  60.  357 

238? 

c 

551 

» 

2 

9 

»       V.  24.  17 

238  od.  239 

c 

552 

3 

» 

»       V.  24.  22 

239 

c 

553 

» 

1 

» 

.       V.  34.  130 

239 

c 

554 

1 

» 

V.  40.  189 

239 

3 

555 

1 

•ä 

»       V.  41.  199 

239 

c 

556 

1 

•» 

»         V.   43.    216.  Vergl.  Fig. 
53,  Nr.  9.  Avers:  imp'Gordianvs 
pivs  FKi.'AVG.  Mit  dem  Strahlen- 
kranze    bekrönte    Büste     nach 
rechts.  Revers:  F'M«tr»f«ii«coS' 
p«p«     Der  nach  links  stehende 
Kaiser  opfert   auf  einem    Drei- 
fuße und  hält  ein  Scepter. 

239 

c 

557 

» 

1 

» 

Cohen  V.  56.  314 

239 

c 

558 

» 

1 

> 

»       V.  65.  386 

239 

c 

559 

» 

1 

» 

»       V.  65.  388 

239 

c 

560 

» 

1 

GB 

Nicht  bei  Cohen.     Avers  = 
V.  43.  214.  Revers:  V.  41. 
200. 

239 

Die  Münzen.     Hauptverzeichnis. 


389 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

es 

N 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

frcs. 

561 

Gorch'anus  HL 

2 

s 

Cohen  V.  27.  53 

seit  239 

C 

562 

» 

1 

» 

V.  44.  226 

240 

3 

563 

» 

1 

» 

V.  45.  234 

240 

4 

564 

» 

2 

» 

V.  45.  237 

240 

c 

565 

» 

1 

T> 

V.  45.  242 

240 

c 

566 

» 

3 

» 

V.  46.  253 

241 

c 

567 

» 

5 

» 

V.  35.  142 

242? 

c 

568 

» 

3 

» 

»       V.  47.  261 

242 

c 

569 

» 

5 

» 

V.  48.  266 

242 

c 

570 

» 

4 

» 

V.  59.  348 

242 

C 

571 

» 

2 

» 

V.  60.  353 

242 

C 

572 

» 

1 

» 

V.  67.  403 

242? 

3 

573 

» 

6 

» 

V.  67.  404 

242? 

c 

574 

» 

1 

» 

»       V.  48.  272 

243 

c 

575 

» 

4 

» 

»       V.  26.  41 

— 

c 

576 

» 

1 

GB 

Nicht  bei  Cohen.     Ähnlich 

V.   26.   44.       Avers:    imP'Gor- 
DiANVS'PivS'FEL'AVG.  Lorbeerbc- 
krönte  Büste  nach  rechts.     Re- 
vers:    AETERNiTATi'AVG.       Halb- 
nackter Sonnengott  mit  Strahlen- 
kranz  nach  links  stehend.     In 
der  vorgestreckten  rechten  Hand 
eine    Peitsche,     in    der    herab- 
hängenden  linken   Hand   einen 
Stab  haltend.    s*c. 

C 

577 

» 

2 

S 

Cohen  V.  27.  50 

— 

c 

578 

» 

3 

» 

»       V.  28.  62 

— 

2 

579 

» 

3 

» 

»       V.  28.  69 

— 

5 

580 

» 

1 

» 

»       V.  29.  81 

— 

c 

581 

» 

2 

» 

»       V.  30.  86 

— 

c 

582 

» 

7 

» 

»       V.  31.  97 

— 

c 

583 

» 

1 

» 

»         V.   31.   98.    Ohne  Rad 

— 

c 

584 

» 

1 

■» 

unter  dem  Sitze  der  Fortuna. 

Variante  zu  Cohen  V.  31.  98, 
da  im  Avers  der  Kopf  des  Kaisers 
mit  dem  Strahlenkranze,   nicht, 
wie    bei    Cohen,    dem    Lorbeer 
geziert  ist.     Cohen  I.  Aufl.  IV. 

— 

C 

585 

» 

1 

» 

129.  40  entspricht  genau. 

Cohen  V.  32.  105 



3 

586 

» 

5 

» 

V.  32.  109 

— 

3 

390 


Die  Funde. 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

1 

M 

1-2 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prilgung. 

^5 

TJ    1 

j 

frcs. 

587 

Gordianns  III. 

2 

S 

Cohen  V.  32.  113 

— 

3 

588 

» 

5 

» 

»       V.  33.  121 

— 

3 

589 

* 

2 

» 

»       V.  38.  167 

— 

3 

590 

» 

1 

» 

»       V.  40.  186 

— 

3 

591 

» 

3 

» 

V.  54.  296 

— 

c 

592 

» 

3 

» 

»       V.  56.  312 

— 

c 

593 

» 

4 

» 

V.  56.  319 

— 

c 

594 

» 

2 

» 

»       V.  57.  325 

— 

c 

595 

» 

2 

» 

»       V.  57.  327 

— 

c 

596 

» 

2 

)» 

»       V.  57.  328 

— ■ 

c 

597 

' » 

1 

» 

»       V.  58.  340 

— 

c 

598 

» 

3 

» 

»       V.  65.  383 

— 

c 

599 

» 

1 

GB 

»       V.  68.  410 

— 

15 

600 

» 

1 

•» 

Unbestimmbar. 

— 

— 

601 

Fhüipptis  Arahs 
244-249. 

1 

S 

Der  Avers  entspricht  Cohen 
V.  95.  3.     Der  Revers  hat  die 
bei    Cohen    nicht    verzeichnete 
liegende  aeqvitas  avgg  (Cohen 
V.   95.   7ff. :    AEQVITAS  «Avo)    mit 
der  Darstellung  der  nach  links 
gewendeten,  stehenden  Aequitas 
mit  Wage  und  Füllhorn. 

602 

» 

1 

» 

Cohen  V.  115.  205 

— 

c 

603 

» 

1 

» 

Unbestimmbar;  gefüttert  und 
gelocht. 

— 

— 

604 

Otacilia  Severa,  Ge- 
mahlin desPhilippus 
Arabs. 

1 

» 

Cohen  V.  145.  20 

3 

605 

Philippns  IL,  Sohn 
des  Ersten. 

1 

» 

Nicht  genau  bestimmbar. 

— 

— 

606 

» 

1 

MB 

Nicht  bei  Cohen.  Münze  von 
Viminäcium     iu     Moesien. 
Avers :  iMP« ivi.« PHiLippvs« pivs  FEL 
AV«.       Lorbeerbekrönte     Büste 
nach  rechts.  Revers:  P'M'S'Col« 
viM.    Im  Abschnitt  an«v.    Nach 
links  gewendete,  stehende  Frau 
zwischen  einem  Löwen  und  einem 
Ochsen.     Vergl.   Cohen  V.  172. 
97-100. 

607 

Claudius  Gothicus 
268-270. 

1 

KB 

Wahrscheinlich    Cohen    VI. 
141.  120. 

2 

Die  Münzen.     Massenfunde. 


391 


Nr. 


Zugehörigkeit. 


Bestimmung. 


Zeit  der 
Prägung. 


Ol   bc 

«^ 
frcs. 


608 
609 
610 
611 


Claudius  Gothicus 


41 
181 

8 


GB 
MB 

S 


[  Ganz  unbestimmbar. 

l  Spielmarke  (Tessera)  von 
Kupfer:  ColienVIII.267. 12. 

Avers :  c  •  mitreivs  l •  f  •  mag  •  ivvent 
(nt  in  Ligatur).  Männlicher,  un- 
bedeckter Kopf  nach  rechts.  Re- 
vers: Zweistöckiges  Gebäude  mit 
5  Säulen  in  jedem  Stockwerk, 
bedeckt  von  einem  runden  Dache. 
An  der  Front  über  dem  ersten 
Stockwerke:  L'SEXTiLi«  +  «F«  Im 
Abschnitt,  vertieft:  IUI.  Die 
Spielmarken  scheinen  nach  dem 
Gepräge  in  der  Zeit  zwischen 
Augustus  und  Claudius  geprägt 
zu  sein.  Der  Preis  schwankt 
zwischen  20  und  50  frcs. 


C.  Die  Massenfunde. 

Der  erste  und  größte  bisher  auf  der  Saalburg  gefundene  Münz- 
schatz ist  im  Jahre  1816  behoben  worden^^").  Damals  fand  man  bei  An- 
legung der  von  Homburg  nach  Usingen  führenden  Landstraße  ^^^)  in  einem 
Thongefäße  vereinigt  ca.  550  Münzen,  meist  Silber,  die  wohl  teilweise  noch  vor- 
handen, aber  leider  zum  größten  Teile  als  zu  diesem  Funde  gehörig  nicht 
mehr  nachzuweisen  sind.  Die  Sammlung  des  Historischen  Vereins  für  das 
Großherzogtum  Hessen,  mit  dem  Großherzoglich  Hessischen  Museum  in  Darm- 

'^36)  Gedruckte,  aber  nur  kurze  Nachrichten  über  diesen  Münzfund  finden  sich  bei 
Kirchner,  Ansichten  von  Frankfurt,  II.  Teil,  S.  187  und  im  Archiv  für  Frankfurts  Geschichte 
und  Kunst,  III.  Heft,  1844,  S.  93. 

'*')  Die  Fundstelle  ist  auf  Tafel  XIII  in  den  Situationsplan  eingetragen  und  zwar  unter- 
halb der  Zahl  8  in  der  Bezeichnung  «Landstraße  nach  Usingen  8  klm.»  In  einem  authen- 
tischen Fundbericht,  der  anscheinend  aus  dem  Jahre  1816  stammt  und  den  der  Bibliothekar 
Hamel  im  Februar  1835  abgeschrieben  hat,  finden  sich  die  Angaben,  welche  im  Abschnitt  I 
«Vorbemerkungen»,  S.  7,  dritter  Absatz,  Zeile  1—9  bereits  mitgeteilt  wurden.  Hamels  Ab- 
schrift jenes  Fundberichtes  setzt  sich  dann  folgendermaßen  fort:  «Unter  den  letzteren  (462 
an  der  Zahl)  sind  mehrere  seltene  und  es  sind  118  von  Alexander  Severus,  70  von  Cara- 
calla,  69  von  Septimius  Severus,  62  von  Bassanius^)  (identisch  mit  Elagdbal),  35  von  Julia 
Maesa,  25  von  Julia  Mamaea  etc.  —  Nur  6  dieser  Münzen  sind  von  Kupfer,  die  übrigen 
sämtlich  von  (schlechtem)  Silber,  doch  herrscht  selbst  unter  den  Münzen  gleichen  Namens 


1)  Irrtümlich  für  Bassianus  geschrieben. 


392 


Die  Funde. 


Stadt  räunilicli  vereinigt,  besitzt  als  Geschenk  eines  Landgrafen  von  Hessen- 
Homburg  23  dieser  Münzen  (eine  handschriftliche  Notiz  besagt,  daß  im 
Jahre  1855  an  den  «Darmstädtcr  Verein»  24  Silbermünzen  abgegeben  worden 
seien),  deren  Fundort  und  -Umstände  in  den  Akten  jenes  Vereins  angegeben 
sind.  Wir  haben  sie,  mit  einem  Sternclien  versehen,  dem  Hauptverzeich- 
nisse eingereiht  und  zwar  so,  daß  sie  von  den  übrigen  Münzen  gleicher  Typen 
getreimt  blieben.  Zum  Zwecke  einer  sachgemäßen  Würdigung  derselben 
stellen  wir  sie  im  Folgenden  nochmals  zusammen. 


Zugehörigkeit. 

N 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

Commodns 

Cohen  IIL  355.  984 

191  od.  192 

Septimius  Severus 

» 

IV.  76.  730 

seit  201 

» 

» 

IV.  78.  744 

» 

» 

» 

IV.  49.  469 

205 

Julia  Domna 

i 

IV.  119.   174 

— 

Geta 

» 

IV.  257.  38 

— 

Elagahalus 

» 

IV.  338.  148 

219 

» 

» 

IV.  338.  153 

220 

» 

» 

IV.  334.  109 

— 

» 

I> 

IV.  350.  278 

— 

» 

» 

IV.  350.  280 

— 

Julia  Paula 

» 

IV.  378.  21 

— 

Julia  Soaemias 

» 

IV.  388.  8 

— 

Julia  Maesa 

» 

IV.  392.  8 

— 

» 

» 

IV.  395.  34 

— 

Severus  Alexander 

2 

» 

IV.  423.  207 

222 

» 

» 

IV.  415.  128 

226 

» 

» 

IV.  407.  52 

— 

Julia  Mamaea 

2 

» 

IV.  493.  35 

— 

> 

1 

!» 

IV.  497.  72 

— 

Sa. 

23 

in  den  Figuren  und  Umschriften  große  Verschiedenheit.»  Ferner  fand  sich  in  den  Akten 
mit  Bezug  auf  den  Fund  von  1816  folgende  Nachricht:  «Bei  einer  Revision  vom  14.  Sep- 
tember 1819  waren  nocli  vorhanden:  Vespasian  1,  Julia  Auynsta  14,  Hadrian  1,  Antoninus 
Pins  .3,  Faustina  Aug.  l,  Commodns  7,  Clodius  Älbinus  1,  Septimius  Severus  64,  Julia  Pia  4, 
Caracalla  69,  Plautilla  1,  Septimius  Geta  7,  Julia  Maesa  32,  Julia  Soaemias  7,  Hcliogahal  54, 
Julia  Paula  5,  Julia  Aquilia  Severa  5,  Julia  Mamaea  24,  Alexander  Severus  100,  Sallustia 
Barhia  Orbiana  3,  Kupfermünzen  (unkenntlich)  7,  zusammen  407  »  Diese  Noliz  steht  mit 
dem  authentischen  Fundberichte  insofern  im  Widerspruch,  als  sie  den  Zeitraum,  welchem 
die  gefundenen  Münzen  angehören,  wesentlich  erweitert,  da  nach  ihr  die  ältesten  Stücke 
des  Fundes  dem  Kaiser   Vespasian  angehören,    und   auch   noch  andere  Münzlierren   vor 


Die  Münzen.     Massenfunde.  393 

Nach  dem  vorstehenden  Verzeichnisse  sowie  dem  authentischen  Fund- 
berichte gehören  die  spätesten  Münzen  dieses  Kollektivfundes  dem  Kaiser 
Severus  Alexander  an,  der  bis  235  regierte.  Wahrscheinlich  ist  der  Schatz 
bald  nach  dieser  Zeit  vergraben  worden.  Der  Anlaß  hierzu  ist  natürlich  nur 
vermutungsweise  anzugeben;  wir  überlassen  es  deshalb  der  Phantasie  des  ge- 
neigten Lesers,  eine  Erklärung  hierfür  zu  finden. 

Der  zweite,  fast  ebenso  reichhaltige  Münzfund  kam  im  Jahre  1856 
zu  Tage  und  zwar  nahe  vor  der  Ostmauer  des  Kastells  an  der  in  dem 
Situationsplane  Tafel  XIII  angegebenen  Stelle.  Am  17.  September  desselben 
Jahres  berichtete  Hobel  in  der  Sitzung  des  Gesamtvereins  der  deutschen  Ge- 
schichts-  und  Altertumsvereine  in  Hildesheim  über  den  Fund;  vergl.  Korre- 
spondenzblatt des  Gesamtvereins  1857,  Nr.  3,  S.  33:  «Eine  durch  eine  kleine 
Erhöhung  sich  etwas  auszeichnende  Stelle  gab  Anlaß  zu  einem  Versuchsein- 
schnitt, und  bald  fanden  sich  kaum  1 — 1^/2  Fuß  unter  der  noch  bewaldeten 
Oberfläche  auf  einem  Räume  von  kaum  1 — 1^2  Klafter  im  Quadrat  ganz 
unerwartet  über  480  römische  Silbermünzen  (später  fand  man  noch  mehrere, 
sodaß  sich  deren  Zahl  auf  über  500  beläuft)  in  Branderde  zerstreut.  Asche  und 
Schuttschichten  im  Boden  deuteten  auf  ein  durch  Feuer  zerstörtes  Gebäude  etc. 
Die  mit  einer  ungewöhnlich  festen  Erdkruste  überzogenen  Münzen,  W'ovunter 
sehr  viele  mit  Blei  unterfütterte  befindlich,  im  Ganzen  von  sehr  gut  erhaltenem 
Gepräge,  enthalten  zum  Teil  seltene  Exemplare.  Nur  einige  kaum  kenntliche 
Kupfermünzen  wurden  in  der  Nähe  gefunden.  So  weit  sie  bis  jetzt  unter- 
sucht sind,  reichen  sie  vom  ersten  bis  gegen  die  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts 
der  christlichen  Zeitrechnung.» 

Gleichzeitig  mit  diesen  Münzen  wurden  mehrere  Sandsteinbruchstücke, 
darunter  die  Inschrift  Nr.  9,  aufgefunden. 

Auch  die  Münzen  dieses  Fundes  sind  nicht  mehr  mit  Bestimmtheit 
nachzuweisen.  Wie  von  dem  Münzfunde  von  1816,  so  mögen  auch  von 
diesem  viele  Stücke  durch  Schenkung  oder  auf  anderem  Wege  der  landgräf- 
lichen Sammlung  im  Schlosse  zu  Homburg  entzogen  worden  sein. 

Der  größere  Teil  der  beiden  Funde  wird  vermutlich,  ebenso  wie  die 
sonstigen  Altertumsfunde  der  Saalburg  aus  der  Zeit  der  Landgrafschaft  Hessen- 
Homburg,  im  Jahre  1866  in  das  Großherzogliche  Kabinetsmuseum  nach  Darm- 
stadt überführt  worden  sein,  nachdem  durch  das  Ableben  des  Landgrafen 
Ferdinand  die  Linie  Hessen-Homburg  im  Mannesstamme  erloschen  und  das 
Land  an  Hessen-Darmstadt  zurückgefallen  war.  Bei  der  dankenswerten  und 
hochherzigen  Überweisung  jener  Saalburgaltertümer  durch  Seine  Königliche 
Hoheit    den   Großherzog   Ludwig  IV.    an    das  Homburger  Saalburg-Museum 


Septimius  Severus  vertreten  sind.  Den  Beginn  und  das  Ende  der  Eegierungszeiten  Ves- 
pasians  und  des  Severus  Alexander  angenommen,  gehören  demnach  die  Einzelstücke  des 
Schatzes  einem  Zeiträume  von  166  Jahren  an. 

Vergleiche  über  diesen  Fund  auch  Dr.  Römers  Notiz  im  «Archiv  für  Frankfurts 
Geschichte  und  Kunst»,  III.  Heft,  1844,  S.  93,  wo  die  Zahl  der  gefundenen  Münzen  auf 
456  angegeben  ist. 


394  I^ie  Funde. 

befanden  sich  unter  ihnen  auch  597  Silber-  und  18  Bronzemünzen,  umfassend 
die  Zeit  von  Trojan  bis  Gordian  III.  Über  sie  besteht  ein  besonderes  Ver- 
zeichnis, dessen  Nummern  in  unserem  Hauptverzeichnisse  Uiit  entlialten  sind. 
Wir  glauben  sie  aber,  wenigstens  in  summarischer  Übersicht,  noclunals  ge- 
trennt hier  aufführen  zu  sollen. 

Silbermünzen:  Hadrianus  1,  Antoninus  Pius  1,  Marcus  Atirelius  1,  Comtnodus  7, 
Clodius  Alhinus  1,  Sepümius  Sevcrus  68,  Jtdia  Domna  27,  Caracalla  37,  Geta  2, 
Elagahalus  122,  Sevenis  Alexander  188,  Jidia  Mamaea  34,  Orhiana  1,  Maximinus  3, 
Gordianus  IL  1,  Gordiamis  III.  108.  —  Bronzeraünzen:  Trajanus  1,  Hadrianus  2, 
Faust ina  Mater  2,  Antoninus  Pius  2,  Lucius  Verus  1,  Marcus  Aurelius  4,  Fausiina 
Junior  3,  Severus  Alexander  2,  Aquilia  Sevcra  1. 

Nach  Hahcls  Bericht  gehören  die  spätesten  Münzen  des  Fundes  von 
1856  der  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts  an.  Es  werden  demnach  die 
meisten  der  108  Silberdenare  Gordians  HL  des  vorstehenden  Verzeichnisses 
diesem  Funde  zuzuweisen  sein,  umsomehr  als  gerade  diese  Stücke  (in  Über- 
einstimnmng  mit  Hahels  Augabe)  von  besonders  gutem  Gepräge  und  guter 
Erhaltung  sind.  Sie  können  also  nicht  lange  in  Umlauf  gewesen  sein  und 
bieten  hierdurch  ein  Kriterium  für  die  chronologische  Fixierung  der  Zer- 
störung des  Kastells  und  damit  der  vielleicht  endgültigen  Aufgabe  des  rechts- 
rheinischen Gebietes  durch  die  Römer,  Auch  aus  anderen  Anzeichen  ist  man 
zu  der  Überzeugung  gelangt,  daß  als  späteste  Zeit  hierfür  die  ersten  Jahre 
nach  250  angenommen  werden  müssen. 

Als  ein  kleiner  Gesamtfund  ist  zum  Schlüsse  eine  zusammenoxydierte 
Rolle  von  11  Bronzemünzen  (1  GB  und  10  MB)  zu  erwähnen,  die  in  dem  an 
die  Keller  Tafel  XVT.  2  und  3  nach  Westen  anschließenden  Gelände  aufge- 
funden wurde.  Die  Großbronze  befindet  sich  an  dem  einen  Ende  der  Rolle; 
sie  wurde  bei  der  Verpackung  wohl  zu  unterst  gelegt,  und  über  ihr  dann 
die  10  Mittelbronzen  aufgeschichtet.  Sie  waren  einst  in  dem  Stücke  eines 
Darmes  oder  einer  ähnlichen  Hülle  enthalten  und  mit  ihr  verloren  gegangen, 
wie  ihre  Auffindung  als  kompakte  Rolle  dies  mit  Sicherheit  annehmen  läßt. 
Die  Münzen  sind  durch  Oxydation  stark  zerstört,  doch  lassen  sie  sich  teil- 
weise, wo  sich  die  Rolle  geteilt  hat,  nach  dem  Portrait  auf  Trajan  und  Hadrian 
bestimmen. 

D.  Münzen  Ton  der  Saalbarg  in  Privatbesitz. 

Der  freundlichen  Mitteilung  des  Herrn  Dr.  Bitterling  verdanken  wir  die 
Kenntnis  von  dem  V^orhandensein  einiger  auf  der  Saalburg  gefundener  Münzen 
in  Privatbesitz  zu  Wiesbaden.  Wir  machen  sie  im  Nachstehenden  einzeln 
bekannt  und  haben  sie  auch,  ohne  besondere  Kennzeichnung,  im  Hauptver- 
zeichnisse berücksichtigt. 

1.  Augustus,  1  S:   Cohm  I.  69.  43.     2  v.  Chr. 

2.  Augustus,  1  MB:   Cohen  I.  95.  240;  2  Fr. 

3.  Nero,  1  MB:  Cohen  I.  302.  344;  auf  der  Aversseite  mit  einer  Nach- 
stempelung  versehen,  die  ein  Monogramm  darstellt,  das  ohne  Mühe 
als   Vespas.  gelesen  werden  kann. 


Die  Münzen.     Funde  in  der  Praetentura. 


395 


4.  Domitian,   1  MB:  Cohen  I.  481.   122;  86  n.  Chr.;  2  Fr. 

5.  Marc  Aurel,   1  MB,  nicht  bei   Cohen.      Avers:   imp  caes  m  anto 
INVS  AV  Kopf  nach  rechts.     Revers:  S  C  in  einem  Laubkranz. 

6.  Caracalla,  1  S:   Cohen  IV.   187.  422;  205  n.  Chr.;  c. 

7.  Gordian  III.,  1  8:   Cohen  V.  29.  81;  c. 


E.  MUnzfunde  in  der  Praetentura. 

Bei    Nachgrabungen    im    westlichen    Teile    der    Praetentura    kamen    im 
Jahre  1892  die  folgenden  Münzen  zu  Tage: 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

1 

M 

o 

2 

CO 

■55 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

ü  ■ 

v  tu 

^  £ 

free. 

1 

Marcus  Antonius 

1 

s 

Cohen  I.  41.  34 

43—31 
V.  Chr. 

2 

2 

Vespasian 

» 

I.  371.  43 

71 

2 

3 

Trajan 

GB 

Unbestimmbar. 

_  — 

— 

4 

» 

MB 

» 

— 

— 

5 

Hadrian 

S 

Cohen  II.  135.  340 

— 

2 

6 

» 

GB 

Unbestimmbar. 

— 

— 

7 

Antoninus  Fius 

S 

Cohen  II.  292.  199 

153 

2 

8 

» 

» 

»       IL  368.  1023 

157 

2 

9 

» 

GB 

Unbestimmbar. 

— 

— 

10 

Marc  Aurel 

MB 

Cohen  III.  56.  545 

169 

c 

11 

» 

GB 

Unbestimmbar. 

— 

— 

12 

» 

MB 

» 

— 

— 

13 

Lucüla 

» 

% 

— 

— 

14 

Conimodus 

GB 

» 

— 

— 

15 

Septimius  Sevcrus 

S 

Cohen  IV.  80.  777 

197 

c 

16 

Caracalla 

•> 

> 

»       IV.  186.  413 

199 

c 

17 

» 

> 

> 

IV.  148.  64 

201/4 

0 

18 

Elagabal 

> 

> 

»       IV.  328.  46 

— 

c 

19 

Jidia  Soaemias 

> 

) 

»       IV.  388.  8 

— 

3 

20 

Severus  Alexander 

> 

»       IV.  404.  23 

— 

c 

21 

» 

> 

IV.  424.  218 

222 

c 

22 

» 

> 

»       IV.  458.  556 

230 

c 

23 

» 

> 

Unbestimmbar. 

— 

— 

24 

Jidia  Mamaea  . 

> 

Cohen  IV.  493.  35 

— 

3 

25 

Ganz  unbestimmbar 

3 

) 

> 

26 

» 

8 

GB 

27 

» 

24 

M 

B 

Im  Ganzen:   18  Silbermünzeu,  15  Groß-  und  31  Mittelbrouzen,  zusammen 
64  Stück,  die  im  Hauptverzeiclinisse  mit  enthalten  sind. 


396                                                              I^e  Funde. 

F.  Gesaint-ijbersicht. 

Nr. 

Zugehörigkeit. 

Regierungs- 
zeit. 

G 

S 

GB 

MB 

KB 

6 
S 

a 

1 

Republikanische  Zeit 

— 

16 

— 

— 

— 

16 

2 

August  HS 

29  vor  bis 

14  n.  Chr. 

— 

2 

— 

2 

— 

4 

3 

Angusius  und  Agrippa 

— 

— 

— 

4 

— 

4 

4 

Tiherius 

14—37 

— 

— 

— 

1 

— 

1 

5 

Germanirus 

— 

— 

— 

1 

— 

1 

6 

Claudius 

41—54 

— 

1 

— 

— 

•  — 

1 

7 

Nero 

54—68 

1 

— 

1 

4 

— 

6 

8 

Vespasianus 

69—79 

— 

14 

2 

3 

— 

19 

9 

Titas 

79—81 

— 

2 

1 

— 

— 

3 

10 

Domitianus 

81—96 

— 

4 

5 

3 

— 

12 

11 

Nerva 

96-98 

— 

— 

— 

1 

— 

1 

12 

Trajanus 

98—117 

— 

11 

14 

33 

— 

58 

13 

Hadrianus 

117—138 

— 

9 

43 

48 

— 

100 

14 

SaUna,  Gemahlin  Hadrians 

— 

1 

— 

4 

— 

5 

15 

Aelius,  Adoptivsohn  Hadrians 

— 

— 

— 

1 

— 

1 

16 

Antoninns  Fius 

138—161 

— 

17 

14 

27 

— 

58 

17 

Antoninus  Pins  und  Marcus 

Aurclius 

— 

1 

— 

— 

— 

1 

18 

Faustina,  Gemahlin  des  An- 

toninus Plus 

— 

7 

12 

2 

1 

22 

19 

Marcus  Aurclius 

161—180 

— 

7 

25 

28 

— 

60 

20 

Faustina,  Gemahlin  MarcAurel? 

— 

4 

14 

9 

— 

27 

21 

Lucius   Verus,  Adoptivbruder 

Marc  Aureis 

— 

— 

3 

— 

— 

3 

22 

Lucilla,  Gemahlin  des  Lucius 

Verus 

— 

— 

4 

4 

— 

8 

23 

Commodus 

180-193 

— 

9 

13 

2 

— 

24 

24 

Crispina,  Gemahlin  des  Com- 

modus 

— 

— 

— 

5 

— 

5 

25 

Alhinus  Caesar 

— 

3 

1 

— 

— 

4 

26 

Septimius  Se verus 

194—211 

— 

94 

2 

2 

— 

98 

27 

Julia  Dotnna,  Gemahlin  des 

Septimius  Severus 

— 

42 

1 

— 

^- 

43 

28 

Caracalla 

211—217 

— 

57 

— 

1 

— 

58 

29 

Geta,   Sohn  des  Septimius  Se- 

verus 

— 

8 

— 

— 

— 

8 

zu  übertragen: 

1 

309 

155 

185 

1 

651 

Die  Münzen.     Geeamt-Übersicht. 


397 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

Regierungs- 
zeit. 

G 

S 

GB 

MB 

KB 

a 
s 

a 

Übertrasf: 

1 

309 

155 

185 

1 

651 

30 

Elagahalus 

218—222, 

— 

148 

— 

— 

— 

148 

31 

Julia  Paula,  I.  Gemahlin  Ela- 

gabals 

' 

— 

1 

— 

— 

— 

1 

32 

Aquilia  Severa,  II.  Gemahlin 

Elagabals 

— 

— 

1 

— 

— 

1 

33 

JiwZm  Äoaewms,  Mutter  Elagabals 

— 

5 

— 

— 

5 

34 

Julia  Maesa,  Großmutter    » 

— 

4 

— 

— 

— 

.    4 

35 

Severus  Alexander 

222—235 

— 

242 

4 

1 

1 

248 

36 

Orbiana,  Gemahlin  des  Severus 

Alexander 

— 

2 

— 

— 

— 

2 

37 

Julia  Mamaea,  Mutter  des  Se- 

verus Alexander 

— 

42 

— 

— 

— 

42 

38 

Maximinus  I.  (Thrax) 

235     237 

— 

9 

— 

1 

— 

10 

39 

Gordianus  IL 

237—238 

— 

1 

— 

— 

— 

1 

40 

Gordianus  III. 

238—244 

— 

110 

4 

— 

— 

114 

41 

Philippus  I.  (Arahs) 

244-249 

— 

3 

— 

" — 

— 

3 

42 

Otacilia  Severa,  Gemahlin 

Philipps  I. 

— 

1 

— 

— 

— 

1 

43 

Philippus  IL,  Sohn  des  Ersten 

— 

1 

— 

— 

— 

1 

44 

Claudius  II  (Gothicus) 

268-270 

— 

— 

— 

— 

1 

1 

45 

Unbestimmbar. 

— 

8 

41 

181 

— 

230 

46 

1  Rolle  Bronzemünzen  (dritter 

Kollektivfund) 

— 

— 

1 

10 

— 

11 

47 

1  Spielmarke 

— 

— 

— 

1 

— 

1 

Summe: 

1 

886 

206 

379 

3 

1476 

Die  Summe  der  vorstehend  vermerkten,  noch  vorhandenen 
Münzen  beträgt 

Von  den  großen  Funden  der  Jahre  1816,  der  ca.    .     .     . 

und  1856,  der  ca.    . 

Stücke  umfaßte,   sind  aus  dem   früheren  landgräflichen  Besitze 
noch  vorhanden  und  in  dem  Verzeichnisse  enthalten: 

Im  Saalburg-Museum  (vergl.  S.  394) 615 

In  der  Sammlung  des  Histor.  Vereins  in  Darmstadt       23 

638 

mithin  abhanden  gekommen  ca 

wonach    sich     die    Gesamtheit    der    nachweisbar    gefundenen 

Münzen  auf 

Stücke  beläuft. 


1476 

550 

500 

1050 

-638 

412 

412 

1888 

398  Die  Funde. 

Bedenkt  man  ferner,  daß  sich  unter  den  Münzen  aus  landgräflidiein 
Besitze  auch  viele  zerstreut  gefundene  befinden  werden,  und  daß  wohl  auch 
sonst  noch  Münzen  zu  Tage  gefördert,  ober  nicht  abgeliefert  wurden,  so  wird 
sich  die  Summe  der  bisher  auf  der  Saalburg  gefundenen  Münzen  auf  an- 
nähernd 2000  Stück  erhöhen  lassen. 


6.  Schlußbetrachtung. 

Eine  vergleichende  Durchsicht  der  einzelnen  Nummern  der  vorstehen- 
den Gesamtübersicht  läßt  uns  eine  Reihe  bemerkenswerter  Thatsachen  er- 
kennen, die  durch  weiter  zu  erwartende  Münzfunde  eine  beträchtliche  Ver- 
schiebung nicht  mehr  erfahren  dürften.  Auffallend  ist  zunächst  der  Umstand, 
daß  die  gefundenen  Münzen  der  frühesten  Zeit  bis  auf  Nerva  einschließlich 
so  gering  an  Zahl  sind,  daß  man  unmöglich  glauben  kann,  daß  die  Saal- 
burg in  dieser  Zeit  bereits  bestanden  habe,  die  Münzen  der  verschiedenen 
Kaiser  dieser  Periode  also  noch  zu  deren  Lebzeiten  dahin  gelangt  seien.  Man 
müßte  sich  sonst  auch  darüber  wundern,  daß  Caligula  (37 — 41)  unter  den 
Münzen  nicht  vertreten  ist.  Wenn  wir  nicht  schon  aus  zahlreichen  Münz- 
funden anderer  Ortlichkeiten  ^''®)  wüßten,  daß  Münzen  früherer  Zeit  noch  lange 
nach  ihrer  Prägung  in  Umlauf  blieben,  so  könnte  uns  das  Revisions- Verzeichnis 
der  dem  Massen funde  von  1816  entstammenden  Münzen  erstmalig  darüber 
belehren,  in  dem  wir  Prägungen  eines  Zeitraumes  von  etwa  166  Jahren  ver- 
einigt sehen.  Anscheinend  mit  demselben  Rechte  könnte  angenommen  werden, 
daß  auch  die  Münzen  des  auf  Nerva  folgenden  Kaisers  Trajan  erst  nach  seiner 
Zeit  auf  die  Saalburg  gelangt  seien,  und  daß  diese  unter  Trajan  noch  nicht 
bestanden  habe.  Jedoch  dürften  auch  ohne  die  Kenntnis  anderweitiger  That- 
sachen und  Nachrichten,  welche  die  Entstehung  dieses  Kastells  zur  Zeit  des 
genannten  Kaisers  vermuten  lassen,  die  Münzen  selbst  diesen  Schluß  zulassen. 
Wir  sehen  zunächst  davon  ab,  die  Anzahl  der  Trajansmünzen,  die  nahezu 
derjenigen  der  vorausgegangenen  Zeiten  gleichkonnnt  (58  gegen  68),  hierfür  als 
ausschlaggebend  zu  bezeichnen.  Vielmehr  erbHcken  wir  einen  deutlichen 
Hinweis  für  die  Wahrscheinlichkeit  jener  Annahme  in  der  chronologischen 
Kontinuierlichkeit,  welche  uns  in  den  dem  Kaiser  Trajan  zugehörigen  Einzel- 
stücken entgegentritt.  Wenn  wir  nämlich  die  Nummern  44 — 61  des  Haupt- 
verzeichnlsses  auf  die  Zeit  ihrer  Prägung  ansehen,  so  bemerken  wir,  daß 
sich  die  in  jenen  enthaltenen  Stücke  über  die  ganze  Regierungszeit  des 
Kaisers  Trajan  erstrecken,  und  daß  innerhalb  dieser  Zeit  eine  wesentliche 
Unterbrechung  nicht  stattfindet.  Ob  nun  diese  Münzen  je  nach  dem  für 
die  Soldzahlungen  vorhandenen  Geldbedarfe  schon  bald  nach  ihrer  Prägung 
nach    der  Saalburg    kamen,    läßt   sich    natürlich    mit   Sicherheit   nicht   aus- 


238)  vergl.  Antiquitäten-Zeitung,  III.  Jahrg.,  Nr.  9,  Stuttgart  27.  Febr.  1895:  «In 
Plessio-Barbaize  (bei  Troyes  in  der  Champagne)  hat  ein  Landraann  200  römische  Kupfer- 
münzen gefunden,  die  sich  durch  ihr  frisches  Gepräge  auszeichnen.  Sie  reichen  von  Caesar 
Äug'ustus  bis  zu  Constantin  dem  Großen.» 


Die  Münzen.     Schlußbetrachtung.  399 

machen;  für  derartig  subtile  Fragen  müßte  man  sich  ausschließlich  auf  den 
schwankenden  Boden  der  Hypothese  begeben.  Immerhin  mag  es  vorgekommen 
sein,  daß  neugeprägtes  Geld  verhältnismäßig  schnell  dorthin  gelangte,  wenn 
die,  für  die  Bedürfnisse  des  in  Mainz  residierenden  kaiserlichen  Statthalters 
von  Obergermanien  notwendigen  Geldsendungen  in  neuer  Münze  erfolgten. 
Von  Trojan  bis  auf  Phüipxms  Arabs  einschließlich  sehen  wir  alle  Kaiser  in 
den  Münzen  vertreten,  am  zahlreichsten  Severus  Alexander  (248),  Elagabal  (147), 
Gordian  III.  (114),  Hadrian  (100)  und  Septimius  Severus  (98).  Wenn  auch 
bereits  während  der  Regierung  der  zeitlich  Letzten  unter  jenen  zeitweilige  Be- 
drohungen in  dem  Besitze  der  Saalburg  eingetreten  sein  mögen,  so  zeigt  doch 
das  Vorhandensein  ihrer  Münzen,  daß  eine  Aufgabe  des  Kastells  zu  ihrer 
Zeit  noch  nicht  stattgefunden  hat.  Jedoch  dürfte  das  Fehlen  von  Münzen 
Galliens  (254 — 257)  die  Nachricht  bestätigen,  daß  dieser  Kaiser  das  rechte 
Rheinufer  verloren  gab.  Oder  sollte  jenes  Fehlen  seiner  Münzen  nur  auf 
Zufall  beruhen,  da  doch  sein  Nachfolger  Postumus  (258 — 267)  die  rechts- 
rheinischen, von  jenem  aufgegebeneu  Besitzungen  wieder  in  ihrem  vollen  Um- 
fange zurückgewonnen  haben  soll  und  durch  seine  Soldaten  Münzen  Galliens 
dahin  gekommen  und  verloren  worden  sein  könnten?  Des  Postumus  Münzen 
fehlen  bisher  ebenfalls,  jedoch  hat  man  von  seinem  Nachfolger  Claudius 
Gothicus  (268—270)  eine  solche  gefunden.  An  und  für  sich  wird  man  ge- 
neigt sein,  nach  einem  Erklärungsgrunde  für  das  Fehlen  der  Münzen  von 
Kaisern  zwischen  Philipjms  Arahs  und  Claudius  Gothicus  zu  suchen.  Dabei 
könnte  neben  den  Störungen  im  Besitze  des  rechtsrheinischen  Germanien  noch 
ein  anderer  Gesichtspunkt  in  Betracht  kommen,  der  in  den  damaligen  ver- 
worrenen Zuständen  des  römischen  Reiches  zu  suchen  wäre.  Die  meist  aus  dem 
Soldatenstande  hervorgegangenen  Kaiser  dieser  Epoche,  der  sogenannten  Zeit 
der  30  Tyrannen,  zu  denen  auch  Claudius  Gothicus  gehört,  regierten  nur  kurze 
Zeit,  sie  waren  mit  wenigen  Ausnahmen  nur  in  einzelnen  Reichsteilen  aner- 
kannt, ihre  Münzen  kamen  wohl  zunächst  nicht  über  diese  Bezirke  hinaus,  und 
außerhalb  derselben  hatte  man  aus  früheren  Zeiten  noch  ausreichende  Münz- 
bestände, um  auf  die  Zufuhr  der  neuesten  verzichten  zu  können.  Mit  Claudius 
Gothicus  hört  die  Reihe  der  mit  Münzen  vertretenen  Kaiser  auf.  Von  Probus 
(276  —  288),  der  die  alten  Grenzwehren  gegen  die  Germanen  wieder  aufge- 
richtet haben  soll,  sind  Münzen  nicht  vorhanden ;  vermutlich  war  auch  seine 
Wiederbesetzung  der  rechtsrheinischen  Kastelle,  wenn  sie  überhaupt  erfolgte, 
nur  von  sehr  kurzer  Dauer. 

Die  für  die  Geschichte  der  Saalburg  anscheinend  wichtigste  Münze,  die- 
jenige des  Claudius  Gothicus,  dürfte  jedoch  ein  chronologisches  Moment  von 
hervorrragender  Bedeutung  nicht  bieten.  Abgesehen  davon,  daß  schon  ihre 
Vereinzelung  gegenüber  den  zahlreichen  Münzen  früherer  Zeiten  nicht  dazu 
geeignet  ist,  sichere  Schlüsse  zuzulassen,  trägt  auch  die  Örtlichkeit  ihrer 
Auffindung  dazu  bei,  uns  zur  Vorsicht  bei  ihrer  chronologischen  Verwei-tung 
zu  gemahnen.  Die  Münze  ist  nämlich  über  dem  zweiten  oder  dritten  Keller 
nur  etwa  30  cm  tief  gefunden  worden,    an   einer  Stelle,    wo    ein    alter  Weg, 


400  I)ie  Fände. 

direkt  nördlich  neben  der  Usinger  Landstraße  auf  Tafel  XIK  schraffiert  darge- 
stellt, die  südlichsten  Keller  an  der  Römerstraße  nach  Heddernheim  über- 
schritt. Sie  kann  also  auch  in  einer  Zeit  an  ihre  jetzige  Fundstelle  gelangt 
sein,  in  der  das  Kastell  längst  aufgebort  hatte,  im  Besitze  der  Römer  zu  sein. 

Wir  müssen  uns  demnach  darauf  beschränken,  nur  die  Münzen  bis  auf 
Philippus  Arahs  als  geschichtliche  Zeugnisse  anzusehen,  und  werden  die  durch 
Schriftstellernachrichten  bezeugten  Wiedereroberungen  des  Dekumatlandes  in 
den  nächsten  Jahrzehnten  nach  der  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts  nur  dahin 
aufzufassen  haben,  daß  die  gelegentlich  siegreichen  Bekämpfungen  der  germa- 
nischen Invasion  nicht  dazu  geführt  haben  konnten,  den  alten  Besitzstand  wieder 
zu  sichern  und    einen  Wiederaufbau  der  zerstörten  Saalburg  herbeizuführen. 

Wenn  auch  im  Allgemeinen  bei  der  Verwertung  der  Münzen  für  chrono- 
logische Fragen  mit  großer  Vorsicht  zu  verfahren  ist,  so  scheint  doch  mit 
ziemlicher  Gewißheit  aus  den  auf  der  Saalburg  gefundenen  Münzen  hervor- 
zugehen, daß  dieses  Kastell  vom  Ende  des  ersten  bis  zur  Mitte  des  dritten 
Jahrhunderts,  vielleicht  mit  zeitweiligen,  aus  den  Münzen  aber  nicht  nach- 
weisbaren Unterbrechungen,  im  Besitze  der  Römer  gewesen  ist.  Die  Annahme 
einer  längeren  Dauer  der  Römerherrschaft  in  diesem  Teile  des  Dekumatlandes, 
zu  der  man  aus  anderen  Gründen  neigt  ^^'^j,  kann  aus  den  Münzen  nicht  be- 
wiesen werden. 

4.  Denksteine  und  Bildwerke  aus  Stein. 

(Hierzu  Tafel  XXI  und  XXIV-XXVI.) 
Von  den  Steindenkmälern  der  Saalburg,  welche  so  recht  geeignet  sind, 
uns  einen  Einblick  in  das  innere  Leben  der  Kastellbewohner,  die  Verehrung 
ihrer  Götter  und  Kaiser  oder  die  Pietät  und  Dankbarkeit  gegen  ihre  Ver- 
storbenen zu  gewähren,  sind  leider  nur  wenige  ganz  erhalten  geblieben. 
Desto  mehr  geben  zahlreiche  Bruchstücke  von  den  verschiedenartigsten 
Formen,  manchmal  nur  faustgroße  Trümmer,  deren  Bedeutung  aus  den 
wenigen  darauf  befindlichen  Buchstaben  oft  nur  vermutet  werden  kann,  be- 
redtes Zeugnis  von  der  großen  Menge  von  Denkmälern  aller  Art,  welche  das 
Kastell  und  seine  Lagerstadt  zur  Römerzeit  allenthalben  geschmückt  haben. 
Wenn  uns  auch  diese  Trümmer  nichts  Neues  lehrten,  so  geben  doch  gerade 
sie  einen  Begriff  von  der  heillosen  Zerstörung,  die  in  einzelnen  Limeskastellen 
gewütet  hat:  durch  den  Feind,  wenn  es  galt,  dem  Besiegten  das,  was  ihm 
heilig  und  teuer  war,  zu  zerschlagen,  durch  Angehörige  des  eigenen  Volkes, 
w^enn  religiöser  Fanatismus,  politische  Gegnerschaft  oder  Mißachtung  ver- 
storbener Mitglieder  des  Kaiserhauses  —  die  noch  durch  Entfernung  ihres 
Namens  von  den  Denksteinen  besonders  zum  Ausdruck  kam  —  die  treibenden 
Kräfte  waren.  Das  erklärt  uns  die  vielen  kleinen  Stücke  und  Splitter,  die 
oft  aus  den  entlegensten  Teilen  des  Saalburggebietes  zusammengefunden 
w^urden.  Die  meisten  dienten  wohl  mit  als  Füllmaterial  für  Löcher  und 
Gräben,  die  nach  den  mancherlei  Zerstörungen  eingeebnet  werden  mußten. 

289)  Vergleiche  den  Absclinitt  VII,  Seite  59. 


Denksteine  und  Bildwerke  aus  Stein.  401 

Die  Tafeln  XXIV— XXVI  enthalten  Proben  solcher  Denkmäler,  die 
neuerdings,  leider  nur  durch  Bruchstücke,  reichlich  vermehrt  wurden.  Die 
meisten  sind  aus  Vilbeler  Sandstein  gearbeitet,  dessen  häufiges  Vorkommen 
auf  der  Saalburg  in  dem  Abschnitte  «Baumaterialien»  eingehender  besprochen 
worden  ist.  Außer  diesem  in  der  Nähe  vorkommenden  Stein  findet  sich  zu 
Bildwerken  verwendet:  Poröse  Basaltlava,  fester  Basalt,  sogenannter  Bocken- 
heimer Blaustein,  sowie  feiner  roter  und  gelblicher  Sandstein  vom  Main  und 
von  der  Mosel. 

Was  wir  besitzen,  sind  keine  großen  Kunstwerke,  was  zum  Teil  dem 
oft  von  großen  Kieseln  durchsetzten  Material  —  Rotliegendes  von  Vilbel  — 
zuzuschreiben  ist.  Dort  wurde  wohl  auch  in  den  meisten  Fällen  der  Stein 
bearbeitet  und  am  Orte  der  Aufstellung,  der  Saalburg,  vielleicht  nur  die 
Inschrift  eingehauen,  die  deshalb  oft  sehr  flüchtig  hergestellt  und  nur  mit 
Zuhilfenahme  zahlreicher  Ligaturen  auf  der  zur  Verfügung  stehenden  Fläche 
untergebracht  ist.  Die  figürlichen  Darstellungen  zeigen  rohe  und  steife  Formen 
sowie  große  Vernachlässigung  der  Proportionen;  dies  ist  entweder  eine  Folge 
handwerksmäßiger  Herstellung  durch  ungeübte  Leute,  oder  einer  Tradition, 
die  einen  althergebrachten  Typus  bewahrte,  wie  wir  dies  bei  so  vielen 
religiösen  Darstellungen  fast  aller  Völker  bis  zum  heutigen  Tage  wieder- 
finden. 

Zwei  verschiedene  Arten  von  Votivdenkmälern  sind  hauptsächlich  ver- 
treten: die  Ära  und  die  Statue  des  Genius,  der  bei  uns  vornehmlich  den 
Schutzgeist  der  Centurie  repräsentiert.  Den  Typus  der  Ära  vertreten  Nr.  3 
und  4  der  Tafel  XXIV,  von  denen  erstere  mehr  prismatische,  letztere  mehr  die 
Form  der  Platte  zeigt.  Die  Arae  bestehen  aus  einem  einfachen  (Nr.  4),  weit 
ausladenden  (Nr.  5),  oder  aus  vielen  Gliederungen  zusammengesetzten  Sockel 
(Textfigur  40,  Nr.  1),  ferner  dem  die  Inschrift  auf  seiner  Vorderseite  tragenden 
parallelepipedischen  Schaft  und  einer  mehr  oder  weniger  reichen  Bekrönung. 
Tafel  XXI  giebt  eine  Menge  von  Beispielen  solcher  Architekturglieder  und 
Profile.  Bei  allen  wiederholt  sich  an  dem  Gesims  die  Rosettendekoration. 
Sie  schließt  die  Vorderansicht  runder  Walzen  ab,  welche  die  entweder  in 
einer  Richtung  oder  gekreuzt  auf  den  Altar  gelegten  Opferhölzer  darstellen, 
deren  Hirnseiten  sie  wiederzugeben  suchen.  In  der  Mitte  ist,  oft  sehr  stilisiert, 
die  Opferschale  angebracht,  und  es  bildet  so  das  Ganze  eine  in  Stein  darge- 
stellte Versinnbildlichung  des  Opferfeuers.  Dasselbe  Motiv  ist  von  antiken 
Altären  und  Sarkophagen  bekannt  und  auch  zur  Erklärung  der  Entstehung 
des  jonischen  Kapitells  mit  herangezogen  worden.  Zwischen  den  Rosetten  ist 
in  der  Mitte  ein  giebelförmiger  Übergang  geschafifen,  der  allmählich  ganz 
mit  diesen  verwächst,  sodaß  mit  der  Zeit  die  Rosetten  ihre  eigentliche  Be- 
deutung verloren  und  so  für  die  Bekrönung  eine  besondere  Kunstform  ent- 
stand, die  der  Nymphenstein  (Seite  285)  nur  andeutet,  die  aber  bei  einem 
nicht  gezeichneten  Dolichenstein  bereits  ausgebildet  ist.  Die  Inschriftfläche 
ist  gewöhnlich  glatt,  beim  Nymphenstein  aber,  der  hinsichtlich  seines  Dekors 
überhaupt  einen  etwas  anderen  Charakter  trägt,  mit  einem  verzierten  Rande 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saal  bürg.  26 


402 


Die  Funde. 


umgeben;  dasselbe  ist  der  Fall  bei  Nr.  5  der  Tafel  XXIV  und  bei  Nr.  12  der 
Textfigur  40. 

Die  Seitenflächen  des  Schaftes  enthalten  gewöhnlich  die  Opfergeräte  in 
Reliefdarstellung;  so  Tafel  XXIV,  Nr.  1  das  Opfermesser  (Original  in  Eisen 
siehe  Tafel  XXXVII,  Nr.  2,  5,  G),  den  typischen  Wasserkrug  auf  dem  Nymphen- 
stein und  dem  nicht  abgebildeten  Dolichenstein,  dessen  Inschrift  auf  Seite  279, 
Nr.  15,  mitgeteilt  ist.  Der  Letztere  trägt  auch  auf  beiden  Schmalseiten  ein 
ebenfalls  häufig  dargestelltes  uhrpendelartiges  Gerät,  das  ich  für  eine  Opfer- 
schale (patera)  oder  Käucherpfanne  halte;  eine  solche  ist  auf  Tafel  XXXX, 
Nr.  1,  nach  einem  Originale  gezeichnet;  eine  andere  Erklärung  hat  sich  für 
dieses  eiserne,  0,78  m  lange  Instrument  bis  jetzt  nicht  finden  lassen.  Be- 
merkenswert ist  die  erhobene  Hand  mit  ausgestreckten  Fingern  auf  dem 
Nymphenstein,  deren  Bedeutung  nicht  bekannt  ist,  da  sie  nicht  die  ge- 
wöhnUche  Form  der  Schwurhand  zeigt,  die  nur  zwei  Finger  hebt.  Zu  dem- 
selben Steine  gehört  noch  ein  Bruchstück  mit  einem  eigentümlich  gestalteten 
Hammer,  der  sich  auch  auf  dem  nach  Neuhof  an  derselben  Stelle  (S.  284) 
gefundenen  Troge  befindet,  der  ebenfalls  die  Hand  und  eine  Kanne  in  Relief- 
darstellung trägt;  (vgl.  die  Abbildung  bei  Neuhof  und  üVjer  die  Fundstelle 
Seite  146  und  Anmerkung  127^^'').  Ein  vor  kurzem  gefundenes  Bruchstück 
zeigt  ein  Relief,  das  Hang  in  den  Bonner  Jahrbüchern  1 889,  Seite  143,  nach 
anderen  Analogien  als  eine  Tasche  mit  drei  Messern  erklärt. 

Eine  abweichende  Form  hat  der  0,70  m  hohe  Votivstein  des  Condollius 
(Tafel  XXIV,  Nr.  2),  der  aus  einer  ausgebauchten  Säule  mit  kleiner  Inschrift- 
tafel in   der  Mitte   besteht.     Er  erinnert  unwillkürlich   an  einen  Stamm,   an 

welchen  ein  Brett  ange- 
nagelt ist,  und  ahmt,  da 
nach  J.  Becher  Condollius 
wahrscheinlich  Gallier  war, 
möglicherweise  eine  heimi- 
sche Form  nach. 

Daß  außerdem  auch 
andere  Formen  von  Denk- 
mälern auf  der  Saalburg 
gebräuchlich  waren,  zeigen 
einige  Reste  auf  Tafel  XXI, 
von  denen  besonders  die 
beiden  Säuleubasen  Nr.  29 
und  33  sowie  das  Schaft- 
stück Nr.  30  hervorzuheben 
sind.  Letzteres  hat  auch 
das  bekannte  Schuppen- 
motiv, das  sich  auf  den  Seitenansichten   der  Feuerhölzer  (Tafel  XXI,  Nr.  35 

"")  Ein  zu  den  Heddernheimer  Mithrasdenkraälern  gehöriges  Postament  zeigt  eben- 
falls einen  .solchen  Hammer;  vgl.  Nass.  Ann.,  1.  Band,  Taf.  III,  Vig.  5. 


1-  %. 

Fig.  64.    Hausaltärchen.    (»|j  der  nat.  Größe.) 


Denksteine  und  Bildwerke  aus  Stein.  403 

und  Tafel  XXIV,  Nr.  4)  ebenso  findet  wie  an  den  Voluten  des  jonischen 
Kapitells. 

Hierher  gehören  noch  zwei  kleine  Altärchen  aus  feinem,  nicht  aus 
hiesiger  Gegend  stammendem  Sandstein,  die  man  ihrer  Große  nach  vielleicht 
für  Haus-  oder  Reisealtärchen  ansehen  darf  (Textfigur  54);  kleine  Altärchen 
werden  auch  unter  dem  Namen  foculi  im  Altertume  erwähnt.  Nr.  1  ist  22  cm 
hoch  und  6V2  cm  breit,  hat  die  gewöhnliche  Form  der  Ära  nach  Art  der 
kleinen  Armstützen  und  als  oberen  Abschluß  die  Flamme  des  Opferfeuers 
(gefunden  1895  im  Kastell).  Nr.  2  hat  länghchen  Querschnitt  (IIV2 :  7  cm) 
und  eine  Höhe  von  15  cm  und  ist  in  der  Bürgerlichen  Niederlassung  in  der 
Nähe  des  Brunnens  Nr.  7  am  alten  Friedhofe  1890  jenseits  der  Chaussee  ge- 
funden worden. 

Die  normale  Form  der  Geniusstatue  zeigt  Tafel  XXV,  Nr.  1.  Bemerkens- 
wert ist,  daß  das  Material  —  feinkörniger  gelblicher  Sandstein  —  aus  der 
Gegend  von  Trier  stammt,  sodaß  angenommen  werden  darf,  daß  das  Bild- 
werk wahrscheinlich  von  dort  als  fertige  Arbeit  hierhergebracht  wurde.  Der 
mit  der  Mauerkrone  geschmückte  und  mit  dem  Himation  bekleidete  Genius 
hält  mit  seiner  übergroßen  linken  Hand  das  am  Oberarme  ruhende  Füllhorn,  aus 
dem  Früchte  hervorschen,  die  Hand  des  abwärts  gestreckten  rechten  Armes 
eine  mit  Backwerk  gefüllte  Opferschale ;  diese  ist  durch  einen  stehengelassenen 
Steg  mit  dem  rechten  Oberschenkel  verbunden,  um  ein  Abbrechen  während 
der  Arbeit  und  des  Transportes  zu  verhindern.  Die  Füße  sind  mit  Stiefeln 
bekleidet,  deren  Schäfte  am  oberen  Rande  umgeschlagen  sind.  Die  Höhe  der 
Figur  beträgt  65  cm,  der  Sockel  mit  der  Inschrift  fehlt. 

Eine  Abweichung  hiervon  bildet  der  auf  Tafel  XXVI,  Nr.  2  abgebildete, 
vollständig  erhaltene,  50  cm  hohe  Genius  aus  Vilbeler  Sandstein.  Seine 
Schulter  ist  unbedeckt,  der  Mantel  hängt  über  dem  Arm  und  fällt  auf  einen 
zu  Füßen  der  Figur  liegenden  Löwen ''**^)-  herab;  das  technische  Mittel  zur 
Befestigung  des  rechten  Armes  ist  hier  in  einem  kleinen  Altärchen  ge- 
funden, auf  welches  der  Genius  das  Opfer  ausgießt.  Eine  runde  Armstütze 
zeigt  Nr.  8  derselben  Tafel  und  eine  prismatische  Nr.  7,  welche  ebenfalls  wie 
das  Altärchen  von  Nr.  2  eine  Inschrift  trägt.  Die  eigentliche  Weihinschrift 
findet  sich  auf  dem  Sockel,  Etwas  künstlerischer  und  bewegter  gearbeitet  ist 
der  Genius  Nr.  1  derselben  Tafel,  welcher  auszuschreiten  scheint.  Der  kleinere 
Genius  Tafel  XXV,  Nr.  2,  ist  aus  porösem  Basalt  hergestellt,  und  dieser  Um- 
stand trägt  wohl  die  Schuld  an  seiner  rohen  Form,  Die  Figur  sitzt  nicht 
etwa,  w^ie  es  scheint,  auf  einem  Sessel,  sondern  ist  stehend  gedacht,  konnte 
aber  des  spröden  Materials  wegen  nicht  frei  herausgearbeitet  werden ;  sie  ent- 
spricht mithin  dem  allgemeinen  Typus.  Da  das  Material  zu  diesem  Genius  aus 
einer  nur  etwa  6—7  Kilometer  von  der  Saalburg  entfernten  Gegend  stammt, 


2*1)  Liegende  Löwen  kommen  öfters  auf  Grabdenkmälern  vor;  ein  sehr  schönes 
Beispiel  hierfür  bietet  der  Grabstein  dea  Firmiis  von  Andernach,  xerg\.  J.  Klein  in  Bonner 
Jahrbücher  1884,     Klein  hält  den  Löwen  für  eine  Art  Apotropeion. 

26* 


404  Die  Fände. 

ist  das  Bildwerk  wahrscheinlich  von  einem  zur  Besatzung  gehörigen  Stein- 
metzen gearbeitet. 

Weitere  Bruchstücke  von  Statuetten,  nämlich  Köpfe,  Beine,  Füll- 
hörner u.  a.  m.  sind  auf  den  Tafeln  XXV  und  XXVI  wiedergegeben,  von 
denen  besonders  auf  die  beiden  umschienten  Beine  Tafel  XXV,  Ga  hinzu- 
weisen ist,  die  zu  der  auf  Seite  75  erwähnten,  vor  der  Porta  decumana  ver- 
muteten Kaiserstatue  gehört  haben  könnten.  Nicht  erklärt  ist  der  rund  ge- 
arbeitete große  Widderkopf  Tafel  XXVI,  Nr.  3,  der  anscheinend  nicht  einem 
Relief  bilde  entstammt;  der  Widder  kommt  sonst  in  Verbindung  mit  Merkur 
vor  und  könnte  vielleicht  zu  einer  statuarischen  Darstellung  dieses  Gottes 
gehört  haben.  Auch  die  neuerdings  gefundenen  Überreste  zweier  Vögel,  etwa 
in  der  Größe  eines  Raben  ^^'^)  mit  einem  kurzhalsigen  Taubenkopf,  sind  vor- 
läufig nicht  zu  erklären;  sie  dürften  zu  einer  Gruppe,  wobei  man  immer 
zuerst  an  Mithrasskulpturen  denkt,  gehört  haben.  Ein  etwa  lebensgroßes,  im 
Knie  gestrecktes  (ebenfalls  nicht  gezeichnetes)  Bein  erinnert  an  den  opfernden 
Sol  der  bekannten  Mithrasdarstellung. 

Die  kleine  Figur  Tafel  XXVI,  Nr.  4  ist  die  einzige  Reliefdarstellung  in 
Stein  von  der  Saalburg;  sie  ist  nach  dem  hier  erhaltenen  Reste  mit  Sicher- 
heit nicht  zu  bestimmen. 

Eigentliche  Grabdenkmäler,  wie  sie  in  den  Rheinlanden  zahlreich  vor- 
kommen, sind  bis  jetzt  nicht  gefunden  worden,  selbst  nicht  einmal  Bruch- 
stücke, die  auf  solche  schließen  lassen. 

Über  den  Standort  der  Denkmale  haben  wir  nur  selten  Kenntnis,  weil 
sie  meistens  bei  Zerstörungen  und  Umbauten  zerschlagen,  auch  teilweise  als 
Mauersteine  wieder  verwandt  wurden.  (Vgl.  Seite  65,  66  und  276.)  Nur  von 
dem  Genius  cmfuriae  (Tafel  XXVI,  Nr.  2)  läßt  sich  der  Standort  mit  Sicher- 
heit nachweisen.  Er  wurde  1882  im  Kastell  westlich  vom  Praetorium  ge- 
funden; der  Sockel  mit  Inschrift  und  mit  Teilen  des  Bildwerkes  stand  noch 
wagrecht  auf  einem  aus  Bruchsteinen  hergestellten  Unterbau  (Tafel  IV,  h); 
alles  Übrige,  das  kleine  Altärchen  und  die  Figur  selbst,  fanden  sich  in 
Stücke  zerschlagen  in  einem  Umkreis  von  3 — 4  m  daneben,  sodäß  eine 
Zusammensetzung  derselben  möglich  war.  Sämtliche  Reste  lagen  in  den 
letzten  Brandschichten,  der  Sockel  mit  dem  Löwen  war  kaum  20  cm 
hoch  mit  Rasen  bedeckt.  Man  hatte  den  Eindruck,  als  hätten  die  be- 
siegten abziehenden  Römer  nicht  mehr  Zeit  gehabt,  das  Denkmal  in  Sicher- 
heit zu  bringen  oder  es  einzugraben  und  zu  verbergen,  wie  es  nach- 
gewiesenermaßen verschiedentlich  in  den  Limeskastellen  geschehen  ist;  ich 
erinnere  hierfür  nur  an  den  der  Julia  Mamaea*^^)  gewidmeten  Stein  im 
Feldbergkastell,  der  zweifellos  von  den  Römern  selbst  von  seinem  Standort 
weggebracht  und  in  der  davor  liegenden  Villa  eingegraben  wurde,  um  ihn 
vor  einer  Zertrümmerung  zu  schützen.     Auch   an   der  Saalburg  finden   sich 


2")  Der  Rabe  gehört  mit  zu  den  Attributen  des  Mithras;   sehr  deutlich  ist  er  z.  ß. 
auf  dem  Mithrassteine  von  Dormagen,  vergl.  Bonner  Jahrbücher  1869.  Tafel  IV. 
2^3)  Limesblatt  Nr.  1. 


Denksteine  und  Bildwerke  aus  Stein.     Tlionfiguren. 


405 


Beispiele,  die  auf  ein  absichtliches  Vergraben  von  Gegenständen,  die  nicht 
mit  auf  die  Flucht  genommen  werden  konnten,  hinweisen;  hierzu  ist  die 
am  Friedhofe  eingemauerte  Condolliussäule  (siehe  Seite  137)  und  der  mit 
Eisensachen  vollgepackte  Eimer  aus  dem  Kastell  (Tafel  XXXXVI,  Nr.  1), 
der  später  besprochen  werden  wird,  zu  rechnen. 

Das  auf  Tafel  XXVI,  Nr.  1,  gezeichnete  Bildwerk  wurde  in  der  Nähe 
des  oben  genannten  Genius  centuriae  unmittelbar  vor  einem  massiven  Unter- 
bau (Tafel  IV,  g)  gefunden;  es  dürfte  daselbst  auch  seinen  Standort  gehabt 
haben  und  aus  der  letzten  Zerstörung  stammen.  Es  lag  nicht  tief,  und  die 
fehlenden  Stücke,  die  kaum  mit  Erde  gedeckt  waren,  sind  wohl  schon 
früher  bei  Schatzgräbereien  weggebracht  worden,  sonst  hätten  sie  sich  bei 
den  gründlichen  Durchgrabungen  der  letzten  Jahre  dort  finden  müssen.  Die 
Unterbauten,  die  jetzt  noch  vorhanden  und  mit  Rasen  abgedeckt  sind,  liegen 
an  der  östlichen  Kante  der  von  der  Via  principalis  (Tafel  IV,  m)  nach  der 
Fraetentura  führenden  Straße  (Seite  88);  es  scheint  daher,  daß  dieser  entlang 
die  Götterbilder  und  Votivaltäre  aufgestellt  waren,  wofür  auch  noch  die  dort 
geschehene  Auffindung  verschiedener  Bruchstücke  von  Bildwerken,  wie  des 
in  der  Fraetentura  entdeckten  und  Seite  278  beschriebenen  Altares,  sprechen 
dürfte.  Da  die  Steine  fast  alle  auf  der  Rückseite  unbearbeitet  sind,  läßt  sich 
auch  annehmen,  daß  sie  den  Lagergassen  oder  einer  Mauer  entlang  gestanden 
haben,  die  Geniusstatuen  jedenfalls  auf  erhöhten  Sockeln  oder  in  Nischen, 
besonders  wichtige  am  oder  im  SaceUum. 

Die  Dolichensteine,  Seite  278 — 279,  sind  alle,  auf  dem  älteren  Fried- 
hofe (Tafel  XIII,  Y)   oder  in   der  Nähe   desselben,   wahrscheinlich   an   ihrer 

ursprünglichen  Stelle, 
gefunden  worden;  sie 
gehörten  vielleicht  zu 
dem  dort  vermuteten 
Mithraeum. 

Außer  diesen  Ge- 
genständen der  Götter- 
verehrung ist  hier  noch 
einiger  Thonfigür- 
chen  zu  gedenken,  die 
im  Brandschutte  ge- 
funden wurden,  ohne 
daß  man  einen  über 
ihre  Bedeutung  Auf- 
schluß gebenden  Fund- 
ort bezeichnen  könnte. 
Zunächst  sind  es  drei  kleine  sitzende  Figuren  (Textfigur  55)  in  der  Form 
jener  bekannten,  als  Handelsware  so  häufig  vorkommenden  Schutz-  und 
Hausgötter;  die  unsrigen  bestehen  aus  einem  hellen  weißlichen  Pfeifenthone. 
Als  Attribute  haben  sie  entweder  auf  dem  Schöße  einen  Hund  (Nr.  1)  oder 


Z.  8. 

Fig.  55.    Darstellungen  von  Hausgottheiten,    ('/s  der  nat.  Größe.) 


406 


Die  Funde. 


ein  Kind  (Nr.  2)  oder  auch  ein  Füllhorn  mit  Blumen  im  linken  Arme  — 
Fortuna  —  (Nr.  3)***).  Wilhrend  die  beiden  ersten  Figuren  mit  einem 
Sclileier  bedeckt  sind,  trägt  die  dritte  eine  Art  dreizackiger  Krone.  Nr.  1  ist 
15  cm,  Nr.  2  dagegen  19  cm  und  Nr.  3  nur  13  cm  hoch.  Die  untere  Hälfte 
eines  Bruchstücks  aus  ganz  weißem  Thone  zeigt  eine  Figur,  welche  das  linke 
Bein  über  das  rechte  schlägt ;  beide  Beine  stehen  auf  einem  Schemel,  die  rechte 
Hand  hält  eine  runde  Schale.  Ähnliche  Figürchen  sind  von  IJorow^*^)  ver- 
öffentlicht worden.  Man  bezeichnet  sie  gewöhnhch  als  Matronen,  deren  Kult 
über  Spanien,  Britannien,  Gallien  und  Deutschland  weit  verbreitet  war  und 
durch  viele  Inschriften  und  Denksteine  bezeugt  ist^^^').  Er  ist  wahrscheinlich 
keltischen  Ursprungs  und  entspricht  etwa  der  Verehrung  von  Sylphen,  Elfen 

und  anderen  germanischen  Feld-  und  Wald- 
gottheiten. Neuerdings  wird  bezweifelt,  daß 
sie  Matronen  vorstellen,  da  für  diese  immer  die 
Dreiheit  maßgebend  sei.  In  der  Figur  mit 
dem  Kinde  will  man  auch  die  ägyptische 
Göttin  Isis  mit  dem  Horus  sehen,  welche  auch 
mit  einem  Hunde  vorkojnmt^'*^).  Anscheinend 
liegt  eine  Vermischung  verschiedener  Kulte  vor. 
Unter  den  vielen  Bruchstücken  solcher 
Götterbilder  befindet  sich  auch  ein  Kopf,  der 
in  einer  Kapuze  steckt  (vielleicht  einem  Attis 
angehörig?). 

Besondere  Aufmerksamkeit  verdient  eine 
kleine,  20  cm  hohe  Gruppe  (Textfigur  56).  Sie 
besteht  aus  bräunlichem  Thon,  ist  innen  hohl 
und  liat  Stege,  welche  den  Hohlkörper  aus- 
steifen sollen.  Gefunden  ist  sie  in  einer  keller- 
artigen Vertiefung  in  der  nordöstlichen  Ecke 
des  Erdkastells.  Die  beiden  geflügelten,  sich 
umarmenden  Gestalten  stellen  offenbar  Amor 
und  Psyche   dar;    die   Letztere    ist  ebenso  wie    auf   der   bekannten   kapito- 


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Flg.  56.    Amor  und  Psyche.    OU  der 
nat.  Größe.) 


***)  Ein  Exemplar,  das  mit  3  anderen  dicht  bei  dem  Ludwigsbrunnen  bei  Homburg 
gefanden  wurde,  hat  einen  Korb  mit  Blumen  auf  dem  8choße.  Hammeran  schloß  aus  der 
Fundstelle  auf  Weihgeschenke  für  Heilwirkungen.  Über  die  Benutzung  der  Homburger 
Mineralquellen  durch  die  Römer  vergleiche  L.  Jacobi,  Zur  Geschichte  der  Homburger 
Mineralquellen  in  Dr.  H.  Will,  Der  Kurort  Homburg  etc.  1881,  und  Römische  Bauwerke 
von  A.  V071  Cohausen  und  L.  Jacobi,  in  den  Nass.  Annalen  Bd.  18.  Auch  im  Kastell  Zug- 
mantel ist  eine  Thonstatuette  (in  der  Form  von  Nr.  1)  gefunden  worden.  Etwa  30  Stück 
sind  neuerdings  wieder  bei  Mainz  an  einer  Stelle  zum  Vorschein  gekommen. 

*")  Dorow,  Opferstätten  der  Germanen  und  Römer.  Wiesbaden  1826,  Abth.  II, 
Tafel  VII. 

2*6)  Vergleiche  die  Zusammenstellung  bei  M.  Ihm,  Bonner  Jahrbücher,  1887. 

2*')  Vergi.  hierüber  u.  A.  Dorow  und  Schaaffhaiisen:  Über  den  römischen  Isisdienst 
am  Rhein  (Bonner  Jahrb.  1883). 


Figurale  Gegenstände  aus  Bronze.  407 

linischen  Marmorgruppe  bekleidet ^^^).  Am  Sockel  sielit  man  eine  gelienkelte 
Vase  und  zu  deren  beiden  Seiten  je  einen  Vogel,  wie  es  scheint  eine  Taube  ^*''). 
Obgleich  die  Ausführung  der  Figuren  keine  künstlerische  ist,  so  überrascht 
doch  deren  Vorkommen  in  einem  Limeskastell. 

Wenn  auch  wohl  nicht  zum  Kulte  gehörig,  mag  hier  als  Bildperei  aus 
Thon  noch  die  Figur  eines  Hahnes  Erwähnung  finden,  die,  in  einem  Kinder- 
grabe (siehe  Seite  138)  aufgefunden,  als  Spielzeug  aufgefaßt  werden  dürfte. 
Derartige  plastische  Darstellungen  des  Hahnes  in  Thon  sind  auch  von  an- 
deren Fundplätzen  mehrfach  bekannt. 


5.  Figurale  Gegenstände  aus  Bronze. 

(Hierzu  Tafeln  LXIII— LXV  und  Textfiguren  57  und  58.) 

Wenn  man  bedenkt,  daß  wir  in  der  Saalburg  doch  nur  eine  Grenz- 
festung mit  ihrer  Lagerstadt  vor  uns  haben,  so  möchte  man  glauben,  bessere 
statuarische  Denkmäler  und  künstlerisch  ausgeführte  figurale  Bildwerke  ver- 
gebens suchen  zu  sollen.  Daß  man  sich  aber  nicht  mit  rohen  Steindenk- 
mälern genügen  ließ,  sondern  sich  auch,  nachdem  es  die  hergestellte  Ver- 
bindung mit  den  großen,  rückwärts  gelegenen  Städten  und  Handelszentren 
ermöglichte,  reichere  und  wertvollere  Statuen,  wie  auch  bessere  Geräte  ver- 
schaffte, wird  durch  die  unten  zusammengestellten  Funde  erwiesen.  Es  liegt 
auf  der  Hand,  daß  gerade  hiervon  nur  spärliche  Reste  Zeugnis  geben;  denn 
was  die  Römer  nach  Zerstörungen  nicht  immer  wieder  selbst  aufbrauchten 
und  einschmolzen  oder  in  die  großen  Städte  in  Sicherheit  brachten,  ist  von 
den  Barbaren  als  willkommene  Beute  hinweggeführt  worden. 

In  erster  Reihe  stehen  die  Bruchstücke  einer  großen  Bronzestatue,  von 
welcher  auf  Tafel  LXIV  unter  Nr.  8  und  9  zwei  Finger  abgebildet  sind, 
von  denen  der  Zeigefinger  (Nr.  9)  massiv,  der  Daumen  (Nr.  8)  aber  hohl  ist. 
Die  Vermutung,  beide  hätten  zu  einer  Votivhand  gehört,  wird  widerlegt 
durch  die  dabei  gefundenen  Stücke  von  Haarlocken  (Taf.  LXV,  Nr.  7)  und 
von  zahlreichen  Gewandfalten,  die  nur  einer  überlebensgroßen  weiblichen 
Figur  angehört  haben  können.  Man  vermutet  in  ihr  eine  Kaiserin  oder 
Viktoria,  die  auf  dem  Postamente  Tafel  IV,  Y,  aufgestellt  war,  neben  welchem 
auch  die  Bruchstücke  gefunden  worden  sind  (über  den  Standort  vergleiche 
Seite  95). 

Diesen  Bruchstücken  gegenüber  besitzen  wir  jedoch  auch  eine  fast  ganz  er- 
haltene, 15  cm  hohe  Kaiserstatuette  (Textfigur  57),  die  nicht  weit  von  den  vor- 
hergenannten Trümmern  im  Jahre  1894  in  dem  Oecus  gefunden  wurde.    Sie  lag 


■-**)  Über  die  antiken  Darstellungen  von  Amor  und  Psyche  vergleiche  den  Artikel  «Eros» 
in  W.  H.  Röscher,  Ausführliches  Lexikon  der  griechischen  und  römischen  Mythologie  I,  1370, 
bearbeitet  von  Furtwängler. 

*^ö)  Über  die  symbolische  Bedeutung  der  Taube  vergleiche  B.  Lorentz,  Die  Taube  im 
Altertume.     Programm  des  Gymnasiums  zu  Würzen,  1885. 


408 


Die  Funde. 


in  sehr  tiefer  Brandschicht  und  stammt  aus  der  Zeit  vor  der  letzten  Kastell- 
anlage.    Wenn  die  Figur   auch   durch  Feuer  auf  der  Oberfläche   sehr  stark 

angegriffen  ist,  so  kann  in  ilir  doch  dem 
Kopfe  nach  einer  der  Antonine  —  An- 
toninus  Pius  oder  Marc  Aurel  —  erkannt 
werden  (siehe  Seite  04).  Die  linke  Hand, 
welche  das  Gewand  hält,  ist  durchbohrt  und 
trug  wahrscheinlich  einen  Stab,  der  rechte 
Arm  ist  ausgestreckt  und  zeigt  die  Hal- 
tung, wie  sie  bei  der  Adlocutio  üblich  war. 
Von  Reliefdarstellungen  verdient  vor 
Allem  der  kleine  Reiter,  Tafel  LXIII,  Nr.  1, 
hervorgehoben  zu  werden,  der  als  Beschlag 
oder  als  Bekrönung  eines  Denkmals  diente ; 
er  ist  von  Hahcl  im  November  1854  im 
Praetorium  aufgefunden  worden.  Der 
Wert  dieses  kleinen  Stückes  liegt  nicht 
sowohl  in  der  vollendeten  Darstellung,  als 
vielmehr  in  der  sorgfältigen  Behandlung 
der  Tracht  und  in  der  Ausführung  des 
Reiters,  die  auch  Lindenschmit  veranlaßte, 
den  Gegenstand  nachzubilden  und  in  seine 
Abhandlung  über  die  Tracht  und  Bewaff- 
nung des  römischen  Heeres  mit  aufzu- 
nehmen. Der  9  cm  hohe  bärtige  Krieger 
trägt  einen  Helm  mit  hohem  Kamm, 
Stirnschild  und  Wangenbändern ;  der  Hals 
ist  geschützt  durch  das  Halstuch  (focale). 
Bekleidet  ist  er  mit  der  enganschließenden  Lorica  und  Hosen,  über  welchen  der 
Gurt  mit  dem  Schwerte  hängt.  Mit  der  linken  Hand  hält  er  sein  Pferd,  an 
dessen  Sattel  ein  Rundschild  angelehnt  ist.  Die  Figur  stellt  vielleicht  einen 
den  germanischen  Hilfsvölkern  angehörigen  Reiter  dar.  Das  kleine  Bildwerk 
darf  mit  zu  den  wertvollsten  Stücken  des  Saalburg-Museums  gezählt  werden. 
Dieselbe  künstlerische  Ausführung  zeigen  auch  die  beiden  Reliefköpfe, 
Tafel  LXIII,  Nr.  2  und  3,  welche  jedenfalls  Germanen  vorstellen,  deren 
Haupt  mit  einem  aus  Büffelfell  und  den  Hörnern  bestehenden  Helme  bedeckt 
ist;  dieser  wird  von  einer  Verzierung  in  Palmettenform  bekrönt.  Die  Ge- 
sichter, das  eine  friedlich,  das  andere  trotzig,  sind  beide  tadellos  modelliert. 
Das  Loch  unter  dem  Munde  von  Nr.  3  rührt  von  einem  eisernen  Stifte  her, 
wie  denn  beide  Köpfe  mit  Nieten  auf  das  unterliegende  Bronzeblech  geheftet 
sind.  Ähnliche  Verzierungen  und  auf  dieselbe  Weise  befestigt  sind  die  beiden 
ebenfalls  hohl  gearbeiteten  Stücke  mit  den  Arazeenblüten  auf  Tafel  LXV, 
Nr.  1  und  2.  Das  Letztere  scheint  von  einer  giebelartigen  Fläche  herzu- 
rühren, da  die  Achse  der  Blüte  mit  derjenigen  der  Randleiste  nicht  parallel 


Fig.  57.    Bronzeslatuette  eines  Kaisers. 
(2/3  der  nat.  Größe) 


Figurale  Gegenstände  aus  Bronze. 


409 


verläuft.  Sie  gehören  wohl  zu  den  beiden  Köpfen,  mit  denen  sie  auch  in  Bezug 
auf  Ausführung  und  Material  Ähnlichkeit  haben^^*').  Über  ihre  Bedeutung 
läßt  sich  nichts  Bestimmtes  sagen;  man  findet  ähnliche  Ornamentierung 
auf  den  großen  Bronzeherden  und  anderen  Geräten,  wie  sie  in  Pompeji  so 
zahlreich  gefunden  sind. 

Auch  bezüglich  der  übrigen  abgebildeten  Bronzeverzierungen  muß  die 
Art  ihrer  Verwendung  dahingestellt  bleiben.  Tafel  LXTV,  Nr.  1,  scheint 
einen  Stierschädel  darzustellen,  Nr.  4  und  5,  beide  aus  dünnem  Blech  ge- 
arbeitet, stammen  vielleicht  von  einem  Schilde  oder  einem  Helme.  Nr.  3 
der  Tafel  LXV  könnte  das  Stück  eines  Flügels,  Nr.  5  und  6  Hinterfuß  und 
Hinterteil  eines  Tieres  (Bären?)  vorstellen,  ohne  daß  man  auch  nur  eine 
Vermutung  über  ihre  Zugehörigkeit  anzugeben  vermöchte.  Die  anderwärts 
gefundenen  reichen  römischen  Möbel,  Dreifüße ^^^),  bronzene  Kannen,  Lampen, 
Kästchen,  Helme,  Spiegel  u.  s.  w.,  zeigen  ähnliche  figürliche  Ornamente; 
wahrscheinlich  gehören  daher  die  obengenannten  und  noch  manche  unserer 
Bruchstücke  zu  derartigen  Erzgeräten. 

Besonders  abgebildet  sind  in  Textfigur  Nr.  58  zwei  kleine,  leider  schlecht 
erhaltene  Bronzeköpfchen,  von  denen  Nr.  2  eine  Minerva  vorzustellen  scheint. 
13  2  Ein  fast  gleiches  Brust- 

bild hat  Lindenschmit  in 
der  Westdeutschen  Zeit- 
schrift 1896,  Museogra- 
phie  Seite  370  und  Ta- 
fel XV,  Nr.  9  von  Mainz 
veröffentlicht.  Sie  waren 
auf  Leder  oder  Holz  be- 
festigt, wie  auch  die 
beiden  Köpfchen  auf 
Tafel  LXIV,  Nr.  2  und  3. 
Solche,  auf  der  Rück- 
seite ausgehöhlte  Büsten 
finden  sich  auch  als  Be- 
schläge auf  Bronzegeräten  und  Geldkisten  und  rund  gearbeitet  als  Ge- 
wichte. Schumacher^^^)  hat  in  dem  Kataloge  der  Karlsruher  Sammlung  auf 
Tafel  Vn  eine  ganze  Serie  zusammengestellt. 

Die  kleine  Hand  auf  derselben  Textfigur  Nr.  3,  die  noch  Spuren  ein- 
stiger Vergoldung  zeigt,  ist  in  dem  Brunnen  Nr.  39  gefunden  worden.     Mit 


Fig.  58.    Plastische  Arbeiten  in  Bronze.    (-Is  der  nat.  Größe.) 


2ä")  Alle  diese  von  Hobel  im  Peristyl  zusammen  aufgefundenen  Gegenstände  sind 
nebst  einigen  größeren  Gewandfalten  und  zwei  weiteren  von  mir  nicht  gezeichneten  bereits 
von  jenem  auf  einer  lithographischen  Tafel  für  das  von  ihm  beabsichtigte  Saalburgwerk 
zusammengestellt;  vergleiche  Seite  12. 

2*')  Daß  auch  Dreifüße  in  Limeskastellen  vorkommen ,  beweist  u.  A.  ein  schönes 
ßronzeköpfchen  mit  eisernem  Ansätze,  wie  sie  an  Dreifüßen  bekannt  sind;  dasselbe  wurde 
im  Kastell  Alteburg-Heftrich  gefunden. 

^^■')  K.  Schumacher,  Beschreibung  der  Sammlung  antiker  Bronzen.     Karlsruhe  1890. 


410  Die  Funde. 

Daumeu  und  Zeigefinger  trägt  sie  eine  kleine  Kugel  oder  einen  Apfel;  ain 
unteren  Ende  ist  sie  abgebrochen.  Eine  ähnliche  Hand,  anscheinend  in 
derselben  Größe,  die  sich  im  Museum  zu  Darmstadt  befindet,  hat  J.  Becker 
in  dem  Frankfurter  Neujahrsblatte  von  1802  publiziert  und  für  eine  Votiv- 
hand  erklärt;  die  kleine  Kugel,  die  Andere  für  ein  Auge  halten,  könnte 
vielleicht  nach  vorhandenen  Analogien  einen  Pinienzapfen  bedeuten  ^•''^).  In- 
teressant ist  der  daran  hängende  Ring  aus  Bronzedraht,  welcher  beweist,  daß 
die  Hand  (in  einem  Heiligtume?)  aufgehängt,  und  nicht,  wie  Beclccr  meint, 
aufgestellt  war.  Sie  hing  wohl  an  dem  dabei  gefundenen  ßronzekettchen 
(Textfigur  84,  Nr.  5),  dessen  zierliche  Glieder  dabei  gefunden  wurden.  Es  wäre 
übrigens  auch  nicht  ausgeschlossen,  daß  die  abgebrochene  Hand  mit  ihrem 
hohlen  Stiele  ein  Griff  ^^*)  (vielleicht  eines  Schlüssels  oder  Spiegels)  gewesen  ist. 


6.  Die  Geräte. 

Unter  der  Bezeichnung  «Geräte»  {utensilia)  ist  im  Allgemeinen  Alles, 
was  zum  Gebrauche  in  der  Haushaltung  gehört,  zu  verstehen;  doch  werden 
auch  viele  Gegenstände,  die  zum  Betriebe  eines  Geschäfts,  eines  Handwerks 
oder  des  Ackerbaus  erforderlich  sind,  und  solche  Handwerkszeuge  mit  ein- 
begriffen, die  nicht  lediglich  dem  Baugewerbe  dienen  und  auf  Seite  204 — 239 
oder  bei  den  Feuerungsanlagen  (Seite  242  ff.)  abgehandelt  sind.  Eine  strenge 
Trennung  ist  schwierig,  da  einzelne  Gegenstände  des  Haushalts  sich  auch 
bei  den  verschiedenen  Berufsarten  wiederholen.  Ich  liabe  es  deshalb  vor- 
gezogen, soweit  es  möglich  ist,  die  Geräte  nach  dem  Materiale  —  Stein,  Tlion, 
Holz,  Metall  etc.  —  unter  besonderer  Berücksichtigung  der  einzelnen  Kate- 
gorien zu  besprechen. 

Was  schon  früher  von  den  römischen  Werkzeugen  gesagt  ist,  nämlich 
daß  sich  ilire  Form  im  Vergleich  mit  der  noch  jetzt  gebräuchlichen  kaum 
verändert  habe,   gilt  fast   noch  mehr   von  den  Geräten,   die  stets   den  allge- 


W8)  Das  erwähnte  Exemplar  des  Großherzoglichen  Museums  zu  Darmstadt  war  nach 
dem  in  dem  hinteren  Ende  desselben  befindlichen  Reste  eines  eisernen  Dornes  ein  Gerät- 
o<ler  Schlüsselgrifif.  Der  von  <len  beiden  Fingern  gehaltene  Gegenstand  kann  weder  als 
Auge  noch  als  Kugel  erklärt  werden;  vielmehr  hat  er  die  Gestalt  eines  gefüllten  und  am 
oberen  Ende  zusammengezogenen  Beutels.  Daß  er  in  der  That  einen  solchen  darstellen 
soll,  könnte  daraus  geschlossen  werden,  daß  dicht  an  dem  abgeschnürten  oberen  Teile  sich 
ein  Kreis  von  Vertiefungen  um  diesen  legt,  in  dem  man  die  Löcher  für  die  Zugschnur 
erblicken  könnte.  Die  Darstellung  einer  Hand  mit  einem  Gegenstande  zwischen  Daumen 
und  Zeigefinger  ist  auch  sonst  häufig,  und  zwar  hat  der  Gegenstand  die  mannigfaltigste 
Form.  Ich  erwähne  hier  nur  die  bekannte  Darstellung  eines  Ohrläppchens  zwischen  jenen 
Fingern,  welche  die  Erinnerung  an  etwas  wecken  soll.  Diese  Bedeutung  ist  auf  der  Gemme 
eines  römischen  goldenen  Fingerringes  im  Museum  zu  Wiesbaden  noch  dadurch  verdeut- 
licht, daß  neben  der  Darstellung  der  Hand  mit  Ohrläppchen  die  Legende  [ivYjfxoveoe  an- 
gebracht ist.     (Mitteilung  des  Herrn  Dr.  Henkel.) 

*")  Eine  Hand  bildet  z.  B.  auch  das  obere  Ende  einer  Haarnadel  von  Elfenbein  aus 
Pompeji;  vergl.  auch  Lindenschmidt,  Das  Römisch-Germanische  Central museum,  Mainz  1889, 
Tafel  XVHI,  Nr.  26. 


Die  Geräte.  411 

meinen  Lebensbedürfnissen  angepaßt  sind.  Manclie  Formen  haben  aueli  die' 
Römer  niclit  geschaffen,  sondern  ihrerseits  sclion  aus  älteren  Zeiten  über- 
nommen und  für  ihre  Zwecke  abgeändert.  Die  Ähnlichkeit  mit  modernen 
Stücken  hat  bei  den  Ausgrabungen  selir  oft  zuerst  Bedenken  aufkommen 
lassen,  die  schon  Manchen  veranlaßt  haben,  einzelne  Gegenstände  als  nicht 
antik  bei  Seite  zu  legen.  Hier  konnte  nur  durch  sorgfältige  Untersuchung 
und  Sammlung  weiterer  sicherer  Belegstücke  Gewißheit  erlangt  werden,  zumal 
wir  aus  der  Litteratur  begreiflicherweise  nur  wenig  erfahren  —  höchstens  ein- 
zelne Bezeichnungen,  von  denen  man  nicht  weiß,  welcher  Form  sie  zuge- 
liören  —  andrerseits  aber  auch  die  Geräte,  ebenso  wie  die  Werkzeuge,  als 
minderwertig  gegenüber  den  Werken  der  Kunst  bislang  wenig  Beachtung 
gefunden  haben. 

Im  Allgemeinen  finden  sich  die  Geräte  von  der  Saalburg  nicht  nur  an 
fast  allen  Römerstätten  Deutschlands  wieder,  sondern  auch  diejenigen  Pompejis 
sind  mit  ihnen  fast  identisch,  sodaß  man  sich  leicht  eine  Herstellung  im 
Großen  und  einen  weit  ausgedehnten  Handel  mit  denselben  vorstellen  kann. 
Dies  wird  auch  durch  Marken  und  Stempel  auf  einzelnen  Stücken  bekräftigt. 
Jedoch  finden  sich  auch  viele  Gegenstände,  die  sicher  am  Fundorte  selbst 
oder  in  der  Nähe  angefertigt  wurden ,  da  sie  nach  Geschmack  und  Kunst- 
fertigkeit Einflüsse  einheimischer  Bevölkerung  aufweisen.  Größere  Bronze- 
gegenstände dürften  hiervon  ausgeschlossen  sein,  doch  stand  für  Eisenarbeiten 
Material  an  Ort  und  Stelle  zur  Verfügung.  W^enn  nicht  alle  Anzeichen 
trügen,  ist  den  Hülfsvölkern  in  der  römischen  Besatzung  hier  ein  großer  An- 
teil an  deren  Herstellung  zuzuschreiben,  und  es  ist  nicht  zu  weit  hergeholt, 
die  Raeter,  die  doch  lange  Zeit  unser  Kastell  besetzt  hielten,  mit  dieser  hoch- 
entwickelten Eisenindustrie  in  Verbindung  zu  bringen,  wie  denn  die  Fertig- 
keit der  Donauvölker  in  der  Bearbeitung  der  Metalle  schon  aus  vorrömischer 
Zeit  bekannt  ist. 

So  wird  auch  in  anderen  Zweigen  die  römische  Industrie  erfolgreich  be- 
einflußt worden  sein,  welche  durch  ihre  in  der  Lagerstadt  wohnenden  Hand- 
werker auf  technischem  Gebiete  Leistungen  erzielte,  die  in  Bezug  auf  künst- 
lerische Gestaltung  den  modernen  wohl  an  die  Seite  gestellt  werden  können. 


a.  Geräte  aus  Stein. 

1.  Prähistorische  Steingeräte  (Tafel  XXXII). 

Die  auf  Tafel  XXXII,  Nr.  1 — 20,  unter  der  Bezeichnung  «Geräte  aus 
Stein»  zusammengestellten  Gegenstände  gehören  wohl  zum  Teil  einer  den 
Römern  weit  vorausgegangenen  Zeit  an  und  könnten  für  Rückstände  aus  Nieder- 
lassungen der  Urbe wohner  an  derselben  Stelle  angesprochen  werden.  Es 
wäre  dies  für  einzelne  nicht  ausgeschlossen ;  trotz  der  Nähe  zahlreicher  Ring- 
wälle, Hügelgräber  und  anderer  Spuren  von  Ansiedelungen  sind  jedoch  nie- 
mals irgendwelche   sichere  Anhaltspunkte    für  feste   vorrömische  Wohnplätze 


412  Die  Funde. 

im  Ausgrabungsgebiete  der  Snalburg  gefunden  worden.  Unsere  zweifellos 
präbistoriscben  Steinsachen,  die  irgendwo  zusammengesucht  waren,  erlialten 
wir  viehnehr  aus  zweiter  Hand.  Es  entspriclit  durchaus  dem  praktischen 
Sinne  der  Römer,  sich  Vorgefundenes  zu  Nutze  zu  machen,  und  besonders 
hier,  wo  es  sich  um  ausgesucht  hartes,  nicht  leicht  zu  beschaffendes  Material 
handelte.  So  finden  wir  denn  auch  die  meisten  vorrömischen  Fundstücke 
nicht  tief  gelegen,  sondern  sogar  in  den  jüngeren  Brandschichten  mitten  unter 
römischen  Gegenständen,  ein  Beweis  dafür,  daß  sie  von  den  Römern  weiter,  oft 
vielleicht  zu  anderen  Zwecken,  benutzt  worden  sind.  Die  Steinäxte  und  Feuer- 
steinmesser mag  man  aus  Gründen  der  Tradition  zu  Opfern  oder  auch  zu  medi- 
zinischen Zwecken  verwandt  haben,  andere  geglättete  Steine  konnte  man  zum 
Poheren  von  Metallen,  Schleifen  von  Verputz  (Seite  227)  und  zum  Glätten 
von  Häuten  und  Leder  gebrauchen.  Eine  im  Museum  befindliche  rechteckige 
Gußform  einer  prähistorischen  Lanzenspitze  (Textfigur  77,  Nr.  44)  aus  sehr 
hartem  Stein  diente  zu  römischer  Zeit  mit  ihrer  Rückseite  als  Schleifstein 
und  zeigt  eine,  durch  den  Gebrauch  als  solcher  entstandene  starke  Abnutzung. 
Im  Allgemeinen  sind  es  die  auch  sonst  bekannten  Formen  der  Steinhämmer 
und  Äxte;  eines  dieser  Geräte,  ein  großer  Hammer  aus  poliertem  festem 
Schiefer  (Tafel  XXXII,  Nr.  9),  ist  durchlocht.  Es  ist  nicht  anzunehmen,  daß 
sie  von  den  Römern  noch  als  Waffen  benutzt  wurden.  Außer  den  Feuer- 
steinen (Nr.  5  und  7)  zum  Feuerschlagen  (Seite  260)  und  Messern  aus  Feuer- 
stein (Nr.  6),  von  denen  eins  in  einem  Grabe  lag,  sind  nur  wenige  der  Äxte 
und  Meißel  aus  fremdem  Material  —  Serpentin  und  Nephrit  —  hergestellt, 
weitaus  die  meisten  sind  aus  den  Gesteinen  der  Umgegend,  dem  Grauwacken- 
schiefer  des  Taunus  und  dem  Kieselschiefer  oder  Lydit  aus  dem  Gerolle  des 
Mains  gefertigt. 

2.   Römische  Schleif-  und  Wetzsteine. 

Schleif-  und  Wetzsteine,  die  anscheinend  alle  aus  römischer  Zeit  stammen 
und  ledighch  zu  diesem  Zwecke  bestimmt  waren,  sind  bei  uns  keine  Selten- 
heit; unser  Museum  w^eist  deren  130  Stück  in  allen  Größen  und  von  ver- 
schiedenem Materiale  auf.  Meist  sind  sie  aus  bläulichem  Grauwacken- 
schiefer  und  feinkörnigem  thonigem  Sandstein  gearbeitet,  einem  Materiale, 
welches  größtenteils  dem  Taunus  entstammt;  doch  kommen  auch  solche 
aus  anderer  Gegend  vor,  die  sich  durch  besonders  glatte  und  scharf- 
kantige Bearbeitung  auszeichnen  und  öfters  an  einem  Ende  durchbohrt 
sind^*^).  Die  feinkörnige  hellgraue  Masse  einiger  Steine  soll  nach  Rolle  fein- 
körniger Tuff  sein  und  aus  ItaHen  kommen;  sie  sind  also  Importartikel  ge- 
wesen oder  von  dort  durch  die  auf  dem  Marsche  nach  Germanien  befind- 
lichen Heere  mitgebracht  worden. 


»")  In  dem  Baderaum  der  Villa  des  Feldberg-Kastells  ist  ein  zierlich  gearbeiteter 
Schleifstein  von  6  cm  Länge  und  1  cm  im  Querschnitt  gefunden  worden;  derselbe  hat  an 
einem  Ende  ein  Loch,  in  welchem  ein  kleiner  Ring  mit  einem  Kettchen  aus  Bronze 
zum  An-  oder  Aufhängen  angebracht  ist. 


Geräte  aus  Stein.  413 

Die  Schleifsteine  dienten  zum  Schärfen  eiserner  Messer,  Waffen  und 
Werkzeuge,  wohl  auch  zum  Anschleifen  des  Stilus,  die  Wetzsteine  zum 
Schärfen  von  Sensen  und  Sicheln;  an  allen  erkennt  man  noch  die  Spuren 
der  Benutzung.  Da  sie  in  der  Form  den  heute  noch  gebräuchlichen  ziemlich 
gleich,  manchmal  überhaupt  unbearbeitet  sind,  so  ist  von  einer  Abbildung 
derselben  Abstand  genommen  worden.  Außer  den  zugerichteten  Steinen 
fanden  sich  noch  viele  in  handlicher  Form  beschlagene  Sandsteinbrocken,  die 
zum  Abschleifen  des  Putzes  und  der  Estrichböden,  vielleicht  auch  von  Holz, 
Verwendung  fanden  (siehe  Seite  224  —  227).  • 

Größere  Stücke  von  feinkörnigem  rotem  Sandstein,  die  aus  den  alten 
Brüchen  bei  Lohr  stammen  sollen,  haben  sich  vielfach  gefunden;  ihre  starke 
Abnutzung  durch  Schleifen  beweist,  daß  sie  zum  Schärfen  größerer  Werk- 
zeuge und  Geräte  (Äxte,  Meißel,  Hobeleisen,  Hackmesser  etc.)  gedient  haben 
können.  Ein  interessantes  Beispiel  eines  Schleifsteins  bietet  das  Kapitell  des 
Dolichen- Altars  (Tafel  XXIV,  Nr.  3  und  Seite  279),  dessen  ausgeschliffene 
Wulste  neben  der  Opferschale  beweisen,  daß  sie  als  Schleif-  oder  Wetzsteine 
viel  benutzt  worden  sind^^^).  Dabei  liegt  die  Frage  nahe,  ob  nicht  eine 
religiöse  Sitte  mit  im  Spiele  war  und  man  nicht  die  Messer  vor  einer 
Opferung,  und  die  Waffen  vor  einem  Kampfe  auf  diesem  Heiligtum  schärfte. 
Es  würde  dies  an  den  im  Mittelalter  und  besonders  in  der  Zeit  der  Kreuz- 
züge üblichen  Gebrauch  erinnern,  nach  welchem  man  die  Waffen  an  den 
Sockelsteinen  der  Kirchen,  den  sogenannten  «Rillen»,  scharf  gemacht  haben 
soll,  ehe  man  in  den  Krieg  zog.  Da  aber  bei  dem  Überwiegen  von  Fach- 
werksbauten Mauern  fehlten,  deren  Steine  sonst  gewöhnlich  als  Schleifmaterial 
dienten,  und  hierzu  fast  ausschließlich  der  zu  diesem  Zwecke  durchaus  un- 
geeignete Quarzit  zur  Verfügung  stand,  so  ist  es  auch  möghch,  daß  die 
genannte  Benutzung  der  Altäre  im  Taunus  aus  rein  praktischen  Rück- 
sichten erfolgte. 

3.   Mühlsteine  (Tafel  XXVII).    - 

Mühlsteine  sind  bis  jetzt  weit  mehr  als  hundert  Stück  in  mannig- 
fachen Größen  —  von  38—82  cm  Durchmesser  und  7—20  cm  Stärke  —  teils 
ganz  erhalten,  teils  in  Bruchstücken  zu  Tage  gekommen.  Sie  lagen  sowohl 
im  Kastell  wie  in  der  Niederlassung  zerstreut  in  den  verschiedensten  Brand- 
schichten, doch  fanden  sich  auch  solche  in  mit  Mauern  umschlossenen 
Räumen  an  ihrer  ursprünglichen  Stelle  aufeinandersitzend ,  sodaß  sich  ihre 
bei  uns  übliche  Einrichtung  und  Handhabung  leicht  erkennen  ließ.  Sie 
entsprechen  im  Wesentlichen  den  in  Pompeji  und  anderwärts  gefundenen 
römischen  Mühlen,  wie  sie  Marquardt  und  Blümner  ausführlich  beschrieben 
haben. 

Von  den  drei  Arten,  die  man  bei  den  Römern  unterschied:  den  Hand- 
raühlen  (molae  nianuariae),  Roßmühlen  (molae  iumentariae  oder  asinariae)  und 

25^)  Auch  der  im  Feldberg-Kastell  gefundene  Altar,  der  Julia  Mamaea  gewidmet, 
zeigt  an  der  rechten  Seite  eine  solche  Schleiffläche;  vergl.  Limesblatt  Nr.  1. 


414  Die  Funde. 

Wassermühlen  (niolae  aqtiariae)  kommen  für  uns  nur  die  beiden  ersten  Arten 
in  Betracht,  die  in  der  Konstruktion  gleich  und  nur  in  den  Maßen  ver- 
schieden sind.  Auf  Tafel  XXVII  ist  in  Nr.  4,  4a  und  4b  eine  Handmühle 
wiedergegeben;  sie  besteht  aus  zwei  Teilen,  dem  Bodenstein  (meta)  und  dem 
Läufer  (catillus) ;  ersterer  war  auf  dem  festen  Boden  oder  einer  kräftigen  Unter- 
lage aufgelegt,  öfters  auch  in  die  Erde  eingesetzt  oder  eingemauert.  Spuren, 
welche  erkennen  ließen,  daß  diese  mittelst  Eisen  besonders  befestigt  gewesen 
wären,  haben  sich  an  den  Steinen  nicht  gefunden.  Um  den  kegelförmig  ab- 
geschrägten Bodenstein  herum  war  eine  Rille,  w'ahrscheinlich  auf  einer  Bohle, 
wie  der  rekonstruierte  Aufbau  der  Mühle  auf  der  Tafel  darstellt,  oder  in  dem 
Boden  angebracht,  die  das  gemahlene  Getreide  aufnahm.  In  dem  Bodenstein 
war  ein  Eisen  und  zwar  öfters  durch  Verbleien  befestigt,  um  dessen  hervor- 
ragenden Stift  sich  der  Läufer  drehte;  ein  schwalbenschwanzförmiges  Eisen, 
4b,  das  durch  eine  Schließe  gestellt  werden  konnte,  bewirkte  den  dichten 
Anschluß  beider  Steine.  Der  Läufer  ist  auf  beiden  Seiten  trichterförmig  aus- 
gehöhlt und  hat  in  der  Mitte  eine  Öffnung,  durch  welche  das  in  die  obere 
Höhlung  eingeschüttete  Getreide  bei  den  Umdrehungen  nachfiel.  An  seiner 
Seite  befindet  sich  ein  Loch,  in  dem  eine  Handhabe,  entweder  ein  Eisen  oder 
ein  Holz,  zur  Bewegung  des  Steines  eingesetzt  war  (Nr.  4).  Einer  dieser 
Steine  zeichnet  sich  durch  ein  eingehauenes  Kreuz  aus,  das  vielleicht  eine 
Art  Fabrikmarke  bedeutet. 

Nächst  der  richtigen  Wahl  des  Materials  war  die  Behandlung  der  Mahl- 
flächen von  großer  Wichtigkeit;  die  Hauschläge  oder  Rillen  konnten  nur  so 
angebracht  werden,  daß  sie  nicht  nur  quetschten,  sondern  das  Korn  auch 
schälten  und  zermalmten;  es  mußten  somit  die  Hauschläge  des  Bodensteins 
mit  denen  des  Läufers  sich  kreuzen.  Nr.  7,  8  und  10  zeigen  die  Art  und 
Weise,  wie  die  Mühlsteine  mit  Rillen  versehen  > waren.  Diese  Methode  hat 
sich  im  Laufe  der  Zeit  etwas  geändert,  doch  wird  die  von  den  Römern  ge- 
übte Art,  die  Steine  zu  schärfen,  jetzt  wieder  in  Anwendung  gebracht,  und 
man  hat  heute  hierfür  den  technischen  Ausdruck  «die  Mühlsteine  nach  dem 
Lyoner  Schlag  bearbeiten».  Zum  Schärfen  der  Mühlsteine  dienten  die  in 
Textfigur  34,  Nr.  8  und  9,  dargestellten  Zweispitzen  («Billen»);  vergleiche 
auch  Tafel  XXXIII,  Nr.  6  und  7. 

Das  an  den  Limeskastellen  zu  Mühlsteinen  verwendete  Material  ist  fast 
ausschheßlich  Basaltlava  aus  den  Mühlsteinbrüchen  von  Nieder-Mendig  bei 
Koblenz,  wo  auch  heute  noch  unsere  Mühlstein fabrikation  besonders  betrieben 
wird;  zweifellos  sind  die  meisten  Mühlsteine  dort  auch  hergestellt  und  dann 
in  fertigem  Zustand  hierhergebracht  worden.  Daneben  fanden  sich  aber  auch 
eine  Anzahl  von  solchen,  die  aus  dem  in  der  Main-  und  Niddaebene  vor- 
kommenden Basalt  angefertigt  sind.  Aus  dem  in  Nr.  6  abgebildeten  Steine, 
dem  die  Hauschläge  noch  fehlen,  geht  hervor,  daß  die  Bewohner  der  Saal- 
burg auch  Rohmaterial  bezogen  und  erst  dort  zu  Mühlsteinen  verarbeiteten. 

Die  in  vorrömischen  Kulturstätten  des  Taunus  —  Altkönig,  Goldgrube 
und  Gickelsburg  etc.  —  gefundenen  Kornquetsch  er,  sogenannte  «Napoleons- 


Geräte  aus  Stein.  415 

hüte»,  und  Handmühlsteine ^^^),  die  in  denselben  Schichten  nebeneinander  lagen, 
sind  aus  dem  im  Taunusgebiet  vorkommenden  Materiale  gearbeitet  und  be- 
weisen, daß  die  viel  besseren  und  härteren  Steine  aus  Nieder-Mendig  der 
Urbevölkerung  noch  nicht  bekannt  waren,  oder  daß  man  sich  des  weiten 
Transportes  wegen  mit  dem  weicheren  einheimischen  Material  begnügte.  Die 
vorrömischen  Mühlsteine  sind  in  der  Regel  kleiner  als  die  römischen,  mit 
25  —  35  cm  Durchmesser,  doch  in  der  Form  den  römischen  gleich.  Bemerkens- 
wert ist  ein  Mühlstein  aus  Quarz-Porphyr,  der  nach  den  Mitteilungen  des 
Geologen  Sandherger  aus  dem  badischen  Schwarz wald  stammen  soll. 

Über  die  Handhabung  der  großen  Mühlsteine  Nr.  7  und  11  kann, 
da  sich  darin  außer  den  schwalbenschwanzförmigen  Vertiefungen  nur 
höchst  selten  eingehauene  Löcher  für  die  Kurbel  finden,  nichts  Sicheres 
gesagt  werden.  Aus  Eisen  hergestellte  Schwalbenschwänze,  die  sich  der  Form 
der  eingehauenen  Vertiefungen  anpassen  mußten,  haben  sich  nicht  gefunden; 
es  ist  daher  anzunehmen,  daß  dieselben  aus  hartem  Holze  bestanden.  Die 
großen  Mühlsteine  wurden  wahrscheinlich  durch  ein  um  den  Läufer  an- 
gebrachtes und  mit  Holzverspannung  oder  Seilen  befestigtes  Balkenwerk  von 
Mauleseln  oder  Pferden  getrieben,  wie  es  antike  Bildwerke  zeigen.  Große, 
fast  mannshohe,  trichterförmige  Mühlsteine  (Läufer),  wie  sie  in  Pompeji  vor- 
kommen, sind  an  der  Saalburg  nicht  gefunden  worden. 


4.   Mörser  (Tafel  XXVH). 

Mörser  (mortarium)  aus  Syenit,  Basalt  und  Sandstein,  in  Bruchstücken 
häufig  im  Saalburggebiet  zerstreut  gefunden,  sind  auf  Tafel  XXVIP^^), 
Nr.  1 — 3,  ergänzt  wiedergegeben. 

Nr.  1.  Flacher  Mörser  mit  verhältnismäßig  kleinem  Bodenuntersatz  von 
18  cm  Durchmesser;  er  ist  aus  feinkörnigem  Mainsandstein  mit  profiliertem 
Rande  gearbeitet  und  innen  und  außen  geschliffen.  Äußerer  Durchmesser: 
60  cm,  Höhe:  18  cm,  Wandstärke:  6  cm. 

Nr.  2.  Mörser  aus  Syenit  mit  vorspringendem  abgerundetem  Rande; 
äußerer  Durchmesser:  53  cm,  Höhe:  23  cm.  Die  Wandstärke  (10  cm)  ist 
im  Verhältnis  zur  Aushöhlung  auffallend  stark.  Man  darf  hieraus  vielleicht 
schliessen,  daß  der  Mörser  heftige  Stöße  auszuhalten  hatte ^^^). 

Nr.  3.  Mörser  aus  Syenit,  dem  vorigen  in  der  Form  ähnlich,  nur  ist  der 
Boden  breiter;  äußerer  Durchmesser:  54  cm,  Höhe:  22  cm,  Wandstärke:  6cm. 


^^'')  Auch  Schliemann  fand  in  Troja  Handmühlsteine  und  Kornquetscher  aus  Lava  in 
denselben  Maßen  und  Formen  nebeneinander;  es  scheint  daher,  daß  in  der  vorrömischen 
Zeit  beide  zusammen  im  Gebrauch  waren.  In  den  Limeskastellen  haben  sich,  so  viel  mir 
bekannt  ist,  nur  Mühlsteine  in  der  oben  beschriebenen  Form  gefunden. 

258)  Auf  dieser  Tafel  lautet  die  Überschrift  «Schaalen»,  die  Bezeichnung  «Mörser» 
scheint  jedoch  richtiger  zu  sein. 

*=»)  Solche  Mörser  aus  Stein  werden  von  Apothekern  und  Materialisten  noch  heute 
verwendet. 


416  Die  Funde. 

Die  beiden  Letzteren  sind  außen  rauh  gestockt  und  innen  glatt  poliert. 
Das  Material  stammt  nach  den  Untersuchungen  der  Geologen  Scharff  und 
lioJle  aus  den  römischen  Syenit -Steinbrüchen  von  dem  Felsberg  bei  Jugen- 
heim  im  Odenwald ^'^").  Es  ist  anzunehmen,  daß  diese  Geräte  auch  dort  ge- 
arbeitet und  als  fertige  Ware  in  den  Handel  gebracht  wurden. 

Außer  diesen  großen  Mörsern  sind  noch  eine  Anzahl  Bruchstücke  in 
kleineren  Abmessungen  aus  Basalt  gefunden  worden,  die  in  der  Form  von 
obigen  wesentlich  abweichen;  sie  sind  auf  beiden  Seiten  trichter-  oder 
glockenförmig,  ähnlich  den  besonders  in  Pompeji  häufig  vorkommenden  Mühl- 
steinen, und  haben  etwa  die  Gestalt  unserer  Sanduhren.  Auch  sie  dienten 
zum  Stoßen  von  verschiedenen  Stoffen,  doch  mögen  sie  vorzugsweise  zum 
Zerstampfen  von  Getreidekörnern  gebraucht  worden  sein.  Früher  war  es 
allgemein  üblich,  das  Mehl  durch  Stampfen  und  Zerstoßen  zu  gewinnen,  doch 
wurden  auch  später  noch  die  Körner  auf  diese  Weise  zerkleinert.  Aus  dem 
gewonnenen  Mehl  kochte  man  einen  Brei  (puls),  der  nach  Marquardt 
«immer  das  nationale  Gericht  —  Polenta  —  der  Italiener  geblieben  ist»^^^). 
Nach  Blümner  waren  die  Stampfer  aus  Holz,  wodurch  sich  auch  ihr  Fehlen 
bei  uns  erklären  läßt;  sie  hatten,  antiken  Abbildungen  nach,  eine  keulenartige 
Form  und  konnten  an  beiden  Enden  benutzt  werden;  zu  ihrer  Handhabung 
waren  sie  in  der  Mitte  dünner  ausgearbeitet.  Immerhin  mögen  auch  solche 
aus  Stein  zu  dieser  Verrichtung  verwendet  worden  sein;  es  sind  ähnliche, 
etwas  konisch  zulaufend  bearbeitete  Steine,  die  an  einem  Ende  abgeschliffen 
waren,  gefunden  worden,  die  wohl  zum  Zerreiben  des  ziemlich  grobkörnig 
gemahlenen  Mehles  oder  der  Kleie  gedient  haben  können. 


l).  Geräte  aus  Tlion. 

Die  Thongefäße. 
(Hierzu  Tafeln  XXVIII— XXXI  und  Textfiguren  59-65)262). 

Es  geht  Über  den  Rahmen  dieses  Buches  hinaus,  eine  eingehende  Ab- 
handlung über  die  zahlreichen  ganz  erhaltenen  Gefäße  von  der  Saalburg  ein- 
schließlich derjenigen  Scherben,  aus  denen  sich  Form  und  Technik  erkennen 
läßt,  zu  schreiben,  zumal  entsprechende  Untersuchungen  über  die  römische 
Keramik  noch  in  den  ersten  Anfängen  liegen.  Erst  vor  Kurzem  hat  man  damit 
begonnen,  dem  unscheinbaren  und  wenig  edlen  Thoumateriale  genauere  Be- 
achtung zu  schenken,  nachdem  man  allmählich  den  Wert  dieses  das  individuelle 
Leben  besonders  kennzeichnenden  Hausgerätes  und  seiner  Kunstformen  zu 
würdigen  gelernt  hat.     Während   wir  so   nach   und   nach   durch   sorgfältige 

2«o)  Vergleiche  auch  «Römische  Steinbrüche  auf  dem  Felsberg  an  der  Bergstraße  in 
historischer  und  technischer  Beziehung»  von  A.  von  Cohausen  und  Ernst  Wörner,  mit  6  Tafeln, 
Darmstadt  1876. 

281)  Marquardt,  Das  Privatleben  der  Römer,  II.  Theil,  Seite  399. 

»«»)  Auf  Tafel  XXVIII  ist  der  Maßstab  V«  Jer  natürlichen  Größe,  nicht,  wie  durch 
ein  Versehen  geschrieben  ist,  1/4. 


Die  Thongefäße.  4]^^ 

Beobachtung  von  Material,  Form  und  Dekor  dahin  kommen,  einheimische  von 
importierter  Ware  zu  unterscheiden,  und  den  Weg  der  Letzteren  oft  von  Provinz 
zu  Provinz  von  ihrem  Ausgangspunkte  bis  zu  ihrem  Verschwinden  oder  Auf- 
gehen in  einer  fremden  verfolgen  können,  finden  wir  andrerseits  auch  wieder 
hierdurch  eine  Altersbestimmung  für  die  einzelnen  Typen  und  damit  zugleich 
auch  eine  solche  der  die  Gefäße  begleitenden  sonstigen  Funde,  ein  Umstand, 
der  in  unserem,  mit  Inschriften  so  dürftig  ausgestatteten  Limesgebiete  außer- 
ordentlich zu  schätzen  ist^^^).  Besonders  Topfscherbeu,  die  sich  gerade  in 
ihren  dickeren  Teilen,  Henkeln,  Rändern  und  Böden  gut  erhalten  haben,  sind 
bei  uns  massenhaft  gefunden,  und  es  besteht  hierin  ein  eigentümlicher  Unter- 
schied gegenüber  fränkischen  und  vor  Allem  mittelalterlichen  Niederlassungen, 
die  auffallend  wenig  Scherben  aufweisen,  vielleicht  weil  man  dort  mehr  Metall- 
oder Holzgefäße  benutzte.  Wir  ersehen  daraus  eine  große  Blüte  der  ein- 
heimischen keramischen  Industrie  in  den  Zehntlanden  während  der  ersten  drei 
Jahrhunderte,  die  noch  durch  einen  regen  Import  ständig  gefördert  wurde. 
Die  Spuren  vorrömischer  Hausindustrie  begegnen  uns  selten,  dagegen  zeigen 
sich  ab  und  zu  in  den  unteren  Schichten  der  Brunnen  prähistorische  Scherben 
und  vereinzelt  ein  ganzes  Gefäß  in  dem  Brandschutte,  das  ein  sorgsamer 
Hausvater  weiter  benutzt  hat. 

Was  die  Zeitbestimmung  im  Einzelnen  anlangt,  so  bietet  die  Saalburg, 
abgesehen  davon,  daß  früher  die  jeweiligen  Fundstätten  nicht  genau  vermerkt 
wurden  oder  auch  oft,  besonders  bei  Scherben,  nicht  immer  zu  ermitteln 
waren,  infolge  des  Umstandes,  daß  durch  die  vielen  Zerstörungen  und  das 
darauffolgende  Ausfüllen  von  Löchern  und  Gräben  AUes  mehrfach  auf  den 
Kopf  gestellt  und  eine  genaue  Angabe  über  die  Fuudschicht  fast  illusorisch 
geworden  ist,  geradezu  unüberwindliche  Schwierigkeiten;  daher  erscheint  es 
bedenklich,  eine  bis  auf  wenige  Jahre  genaue  Datierung  aus  der  Form  der 
Gefäße  abzuleiten.  Im  Allgemeinen  bemißt  man  das  Alter  der  Gefäße  nach 
den  Grabfunden,  da  diesen  häufig  Münzen  beigegeben  sind.  Ob  aber  die 
Letzteren  immer  entscheidend  sind,  steht  dahin,  da  nicht  gesagt  ist,  daß  man 
einer  mehr  symbolischen  Handlung  wegen  den  Toten  gerade  dasjenige  Geld 
mitgab,  das  noch  im  Kurse  war;  im  Gegenteil  wird  man  sich  viel  eher  bei 
solchen  Gelegenheiten  dessen  entäußert  haben,  was  keinen  Wert  mehr  hatte. 
Ich  habe  bei  der  Besprechung  der  Gräber  (Seite  139)  auf  das  häufige  Vor- 
kommen von  gefütterten  oder  verwitterten,  also  sehr  schlechten  Münzen  hin- 
gewiesen; der  Hosenknopf  in  den  modernen  Klingelbeuteln  hat  demnach 
bereits  seinen  Vorgänger  im  Altertum.  Unsicher  wird  die  Zeitbestimmung 
beim  ordinären  Geschirr,  wo  weder  Glasur  noch  Ornamentierung  einen  be- 
stimmten Stil  erkennen  lassen.  Bei  den  Töpfen,  welche  ledighch  für  den 
Hausbedarf  hergestellt  werden,  und  das  trifft  meistens  für  die  einheimische 
Ware  zu,  sind  immer  zuerst  die  Lebensbedürfnisse  und  das  vorhandene 
Material  maßgebend,  und  diese  können  bei  den  verschiedenartigsten  Völkern 

263)  Vergl.  F.  Hettner,  Festschrift  für  Joh.  Ocerbeck,  Leipzig  1893;  Koenen,  Gefäß- 
kunde in  den  Rheinlanden,  Bonn  1895,    Schumacher,  Bonner  Jahrb.  1896. 

Jacobi,  Das  Bömerkastell  Saalburg.  27 


418  I>ie  Funde. 

zu  allen  Zeiten  die  gleichen  sein.  Die  Herstellungsweise  ist  bei  einfachem 
Verfahren  immer  dieselbe:  entweder  mit  oder  ohne  Drehscheibe,  sodaß  wir 
uns  nicht  zu  wundern  brauchen,  in  den  entlegensten  Gebieten  selbst  bis  zu 
den  ältesten  Zeiten  hinauf  gleichartige  Gefäße  zu  finden,  welche  schon  manchen 
Zweifel  an  ihrer  Ächtheit  haben  aufkommen  lassen.  Hierzu  kommt,  daß 
viele  Töpfe,  besonders  bessere  und  widerstandsfähigere  Stücke  —  auch  vor- 
römische —  von  Hand  zu  Hand  gegangen  und  von  sparsamen  Nachkommen 
-  weiter  benutzt  sind ,  sodaß  ihr  Alter  kaum ,  wenigstens  nicht  bis  auf  einige 
Jahre  genau,  angegeben  werden  kann.  Die  Gefäße  sind  außerdem  nicht 
immer  zu  derselben  Zeit  im  Gebrauche  gewesen,  in  der  sie  gebrannt  wurden; 
es  werden  ja  auch  heute  noch  in  einzelnen  Familien  Töpfe  verwandt,  die 
hundert  und  mehr  Jahre  alt  sind.  Die  Töpfereiprodukte  der  Saalburg  werden, 
wie  alle  Fundstücke,  in  die  Grenzen  vom  Ende  des  ersten  (oder  Anfang  des 
zweiten)  bis  Ende  des  dritten  Jahrhunderts  zu  verweisen  sein ;  innerhalb  der- 
selben lassen  sich  engere  Zeiträume  schwer  feststellen.  Da,  wo  es  sich  um 
importierte  keramische  Erzeugnisse,  also  meist  um  bessere  Ware,  handelt, 
finden  wir  eher  eine  Unterstützung  in  den  Fundergebnissen  außerhalb  des 
uns  beschäftigenden  Grabungsgebietes.  Unsere  Gefäße  sind  deshalb  nach  ein- 
zelnen Formen  zusammengeordnet  und  werden  am  besten  nach  den  beiden 
natürlichen  Gruppen:  Gefäße  aus  gewöhnlichem  Thon  und  solche  aus  Terra 
sigillata  besprochen. 

I.  Gefäße  aus  gewöhnlichem  Thon, 

Das  gewöhnliche  irdene  Geschirr  ist  sicher  einheimische  Ware,  schon 
weil  es  sich  nicht  lohnte,  es  auf  weite  Strecken  zu  transportieren.  Außer- 
dem lieferte,  wie  schon  bei  der  Ziegelfabrikation  bemerkt  wurde,  das  Taunus- 
gebiet reichliches  und  gutes  Material  für  eine  ausgedehnte  Thonwarenindustrie, 
deren  Überreste  uns  allenthalben  entgegentreten.  In  der  Nähe  von  Homburg, 
Ober- Ursel  und  vor  Allem  Seulberg,  wo  guter  Thon  ansteht,  ist  durch  das 
ganze  Mittelalter  hindurch  bis  auf  den  heutigen  Tag  die  Töpferei  im  Schwünge 
gewesen,  und  überall  finden  sich  dort  römische  Ansiedlungen.  Am  weitesten 
geht  diejenige  Seulbergs  zurück,  über  die  wir  aus  den  eingangs  erwähnten 
Urkunden  der  Hohen  Mark  und  den  Zunftbüchern  Nachricht  haben.  Heute 
noch  steht  dort  der  sogenannte  «Aulofen»  — Aul  =  olla,  ullna^^*);  daher  «Aulner» 
für  «Töpfer»  und  der  Name  «Seulberg»  —  mit  seinem  charakteristischen 
Gewölbe  aus  spitzen  Töpfen,  wie  sie  schon  aus  Römerzeit  bekannt  sind;  auch 
dort  sind  römische  Antikaglien  gefunden  *^^).     Heddernheim  besitzt  ebenfalls 

*«*)  In  Dieburg  ist  heute  noch  der  Ausdruck  Uliner  für  Töpfer  gebräuchlich. 

*8»)  Näheres  darüber  siehe  von  Cohausen,  der  Aulofen  in  Seulberg  und  die  Wölbtöpfe 
(Nass.  Ann.  1877).  In  Seulberg  war  das  Töpferhandwerk  von  den  ältesten  Zeiten  an 
ohne  Unterbrechung  bis  zum  Jahre  1848  im  Betrieb;  leichterer  anderweitiger  Verdienst  der 
Aulner  (Töpfer)  brachte  ihm  den  Untergang.  Ob  es  dem  löblichen  Bestreben  Ihrer  Majestät 
der  Kaiserin  Friedrich  gelingen  wird,  diesen  Industriezweig  wieder  neu  einzuführen,  ist 
fraglich,  da  heute  die  Gefäße  aus  anderen  Stoffen  besser  und  billiger  von  auswärts  bezogen 
werden  und  ein  lohnender  Verdienst  dabei  kaum  zu  erwarten  steht. 


Gefäße  aus  gewöhnlichem  Thon.  419. 

seine  Töpferöfen ^''^),  und  selbst  auf  der  Saalburg  giebt  es  einen  Thon,  mit  dem 
sich  nach  meinen  Versuchen  irdenes  Geschirr  herstellen  ließ.  Das  nötige 
Holz,  von  dessen  Vorkommen  die  Töpferei  überhaupt  abhängig  war,  und 
dessen  Fehlen  im  Mittelalter  aus  den  Hafnern  allmählich  wandernde  Gewerbe- 
treibende machte,  welche  nur  ausgerodete  Wälder  hinter  sich  zurückließen, 
war  an  der  Saalburg  jedenfalls  in  genügender  Masse  vorhanden.  Neben  der 
einheimischen  Fabrikation  wurde  bald  eine  rege  Einfuhr  von  außen,  von 
Itahen  und  Gallien  her,  eingeleitet  und  so  allmählich  die  Formgebung  von 
allen  Seiten  beeinflußt  und  zu  dem  umgestaltet,  was  wir  heute  unter 
«Provinzialkultur»  oder  «gallisch-rheinischer  Kunst»  verstehen. 

Der  Thon  ist  sehr  verschieden,  bald  grobkörnig  und  mit  Steinen  des 
Brennens  wegen  durchsetzt,  bald  feingeschlemmt  und  oft  schlecht,  manchmal 
aber  sehr  gut  gebraunt;  seine  Farbe  schwankt  zwischen  weißlich,  gelb,  hell- 
bis  dunkelrot  und  braun.  Rote  und  gelbe  Färbung  wird  durch  Zusätze  von 
Eisenoxyd,  schwarze  durch  Einschwälen  von  Rauch  erzielt.  Grüne  und  gelbe 
Glasur,  am  Rheine  nichts  Seltenes,  fehlt  bis  jetzt;  von  Gefäßen  mit  aufge- 
streuten Goldglimmerplättchen  ist  nur  das  größere  Bruchstück  eines  Kruges 
vorgekommen.  Malerei  zeigt  sich  fast  ausschließlich  bei  Rändern  von  Reib- 
schalen, die  hell-  oder  dunkelrot  gefärbt  sind^*'^).  Einen  grünlich-schwarzen 
Firnisüberzug  haben  mehrere  Becher.  Verzierungen  sind  mit  Ausnahme  einiger 
aufgedrehter  Linien,  die  vielleicht  einem  praktischen  Vorgang  entstammen, 
bei  gewöhnlichem  Geschirr  fast  nicht  zu  bemerken.  Nahezu  alle  Gefäße  wurden 
auf  der  Drehscheibe  hergestellt;  eine  Ausnahme  machen  vielleicht  nur  einzelne 
große  Amphoren  von  oft  sehr  unregelmäßigem  Profile  und  verschieden  dicker 
Wandstärke. 

Der  gehenkelte  Krug  bildete  den  Hauptbestandteil  des  römischen 
Haushalts;  da  er  seinem  Besitzer  gewöhnlich  ins  Grab  nachfolgte,  (siehe 
Seite  135)  hat  er  auch,  und  zwar  mit  Unrecht,  früher  die  Bezeichnung 
«Thränen-»  oder  «Aschenkrug»  erhalten.  Die  Formen,  welche  in  großer 
Mannigfaltigkeit  auf  der  Tafel  XXVllI,  Nr.  3—10,  und  auf  der  Textfigur 
Nr.  59  anschaulich  gemacht  sind,  hielten  sich  mit  wenig  Ausnahmen  durch 
das  ganze  Mittelalter  hindurch  und  finden  sich  bei  den  modernen  Steinzeug- 
krügen des  sogenannten  «Kannenbäckerlandes»  (in  der  Umgebung  von  Grenz- 
hausen) wieder.  Die  allgemeine  Grundform  ist  eigentlich  recht  unpraktisch, 
da  sich  der  Krug  ohne  große  Mühe  nicht  gründlich  reinigen  läßt,  was  be- 
sonders bei  dem  porösen  römischen  Materiale  unangenehm  empfunden  werden 
mußte.  Daß  solche  Krüglein  zur  Aufnahme  von  Milch  oder  Wasser  gedient 
haben,  ist  nicht  gerade  unmöglich,  aber  auch  nicht  recht  erwiesen;  man 
hat  an  Wein  und  ein  dem  Branntwein  ähnliches  Getränk  gedacht.  Aller- 
dings   spricht    das   massenhafte   Vorkommen    derselben    für   eine  Flüssigkeit, 


266)  Vergleiche   Chr.  L.  Thomas,   Töpferöfen   in   der  Römerstadt   bei   Heddernheim. 
Sonderabdruck  aus  dem  Archiv  für  Frankfurts  Geschichte  und  Kunst,  1894. 

267)  Eine  ganz  bemalte,  fast  modern  aussehende,  flache  Schüssel  ist  an  der  Römer- 
stätte «Steinkritz»  bei  Gonzenheim  gefunden  worden. 

27* 


420 


Die  Funde. 


die  nötiger  ist  als  Wein,  und  man  wird  vorläufig  dem  Wasser  oder  der 
Milch  den  Vorzug  geben  müssen.  Der  gewöhnliche  Typus  ist  der  ein- 
henklige, bald  dickbauchige,  bald  langgestreckte;  bei  einigen  ist  der  Hals 
scharf  abgesetzt,  bei  anderen  geht  er  sanft  in  den  Bauch  über.  Gemein- 
sam ist  allen  der  charakteristische  spitze  Boden,  der  nur  eine  sehr  geringe 
Standfestigkeit  gewährte  und  fast  annehmen  läßt,  es  hätten  solche  Krügelchen 


Fig.  59"«»).    Amphoren  aus  gewöhnlichem  Thou.    (Vio  der  nat.  Größe.) 

in  der  Erde  oder  in  den  auf  Textfigur  Nr.  36  dargestellten  Steinen  oder 
eisernen  Ringen  eingesessen.  Bei  dem  großen,  nach  unten  hin  auffallend 
spitzen  Kruge  Textfigur  59,  Nr.  15,  muß  eine  solche  Befestigung  sicher  statt- 
gehabt haben.  Neben  einhenkligen  sind  auch  zwei-  und  dreihenklige  Krüge 
vertreten,  von  letzteren  allerdings  nur  einige  Hälse.  Die  Henkel  selbst  haben 
entweder  mehr  runden  oder  ganz  flachen  und  bandartigen  Querschnitt. 

Etwas  anders  geformt  sind  die  beiden  kleinen  hartgebrannten  Krügelchen 
Nr.  10  und  11,  von  denen  das  Letztere  einen  seitlichen  Ausguß  hat;  ein 
solches  erwähnt  Komm  a.  a.  0.  (Tafel  XV,  Nr.  20)  mit  dem  Bemerken,  daß 
sich  diese  Kännchen  bis  in  die  späte  Römerzeit  erhalten  haben  und  noch  in 
früh-fränki.schen  Gräbern  vorkommen.  Eine  abweichende  Halsbildung  hat 
Nr.  8,  ähnlich  wie  die  Sigillatakrüge  Tafel  XXIX,  Nr.  9  und  10.    Der  Krug 


»«»)  Die  Textöguren   Nr.  59—61   sind   nach  Photographien  meines   Neffen,  Dr.  med. 
H.  Schmidt  angefertigt. 


Gefäße  aus  gewöhnlichem  Thon.  421 

Nr.  9,  mit  verstärktem  Halse,  ist  siebartig  durchlöchert;  Scherben  eines  Siebes 
aus  Thon  mit  dicht  nebeneinander  liegenden  Löchern  sind  ebenfalls  gefunden. 
Zu  erwähnen  bleibt  ferner  noch  ein  Hals  mit  zweiseitigem  Ausgusse 
(Tafel  XXVni,  Nr.  10).  Eine  besondere  Form  hat  die  bis  jetzt  nur  einmal 
in  dem  Kollektivfunde  von  1894  (Textfigur  Nr.  65  rechts)  vertretene  Kanne 
mit  schnabelförmigem  Ausgusse,  langem  Halse  und  großem  Henkel.  Ein 
solches  Gefäß  ist  neuerdings  in  Heddernheim  gefunden  und  zwar  mit  einem 
noch  daran  befindlichen,  beweglichen  Bronzedeckel,  wie  wir  ihn  auch  be- 
sitzen (Tafel  LVni,  Nr.  11).  Derselbe  ist  vorne  gerade  abgeschnitten,  sodaß 
der  Ausguß  frei  bleibt  und  die  Kanne  bei  geschlossenem  Deckel  geleert 
werden  konnte. 

Seine  größte  Ausdehnung  erlangt  der  Krug  in  der  großen  zweihenkligen 
Amphore  oder  Dolie,  deren  Bruchstücke  die  stetigen  Begleiter  aller  römischen 
Fundstätten  sind.  Der  Typus  Nr.  1  der  Tafel  XXVHI  ist  der  gewöhnhche; 
die  meisten  haben  eine  Höhe  von  etwa  70  cm  und  einen  größten  Durch- 
messer von  50  cm;  die  Wandstärke  beträgt  manchmal  2  und  mehr  cm. 
Nr.  2  der  Tafel  ist  das  einzige  kleinere  Exemplar.  Das  Profil  ist  immer  das 
schlauchartige,  nach  unten  breite  und  in  eine  Bodenspitze  verlaufende,  die 
auch  wieder  andeutet,  daß  die  Amphore  eingegraben  war.  Die  Wände  sind 
gewöhnlich  des  dicken,  meist  mit  Steinchen  durchsetzten  Materiales  wegen 
sehr  unregelmäßig,  sodaß  man  an  der  unteren  Hälfte  die  Drehscheibe  zu  ver- 
missen glaubt;  der  obere  Teil  mit  dem  Halse  ist  sorgfältiger  gearbeitet  und 
da,  wo  beide  zusammenstoßen,  bildet  sich,  in  der  Profillinie  ein  Bruch.  Auf 
Halsrand  und  Henkel  ist  besondere  Sorgfalt  verwandt;  der  Erstere  hat  ver- 
schiedene Profile,  die  Letzteren  tragen  gewöhnlich  einen  Stempel  auf  der  oberen 
Seite.  Dieser  giebt  entweder  den  Töpfer,  oder  nach  Anderen  auch  den  Besitzer 
oder  Maß  und  Art  des  Inhaltes  an  (unsere  Henkelstempel  siehe  unter 
«Inschriften»,  Seite  340).  Man  will  sogar  aus  einigen  Bezeichnungen  die 
Herkunft  der  enthalteneu  Flüssigkeit  ersehen.  Bemerkenswert  ist,  daß  viele 
Henkel  einen  Zapfen  haben  und  demnach  wie  solche  aus  Holz  in  die  Gefäß- 
wand eingesetzt  waren. 

Da  die  Amphoren  den  gewöhnlichen  Inhalt  der  Keller  bilden,  —  in 
einem  derselben  waren  6  Stück  nebeneinander  eingegraben,  und  auch  in  den 
kellerartigen  Wohnungen  des  Kastells  Zugmantel  waren  sie  häufig  —  so  wird 
im  Allgemeinen  angenommen,  daß  sie  Wein,  nach  Anderen  auch  Ol  und  nach 
Körnen  «Laich»  enthalten  hätten,  da  sie  für  Wasser  zu  porös  seien.  Auffallend 
ist  aber  dabei,  daß  man  meines  Wissens  nie  Rückstände,  wie  sie  gerade  der 
Wein  hinterläßt,  auf  dem  Boden  der  rauhen  Gefäße  gefunden  hat,  während 
allerdings  Andere  behaupten,  sie  seien  im  Innern  mit  Gips,  Pech  oder  etwas 
Ähnlichem  gedichtet  gewesen.  Daß  sie  auch  zum  Wasserholen  dienten,  mag 
daraus  ersehen  werden,  daß  sich  an  den  beiden  von  mir  untersuchten  Quellen 
am  Kastell  Zugmantel  und  am  Emesberge  Amphorenscherben  vorfanden. 

Daß  auch  andere  Amphorenformen  im  Gebrauche  waren,  kann  aus 
sehr   spitzen   unteren  Hälften   und   einem   etwa  25  cm  langen  geradlinigen 


422 


Die  Funde. 


Henkel  geschlossen  werden.  Öfters  finden  sich  auf  den  Außenseiten  und 
zwar  manchmal  sehr  tief  eingeritzte  Zahlen  oder  Namen,  die  den  Besitzer 
oder  den  Inhalt  angeben  (siehe  Inschriften  Seite  342  ff.).  Der  Verschluß  der 
Krüge  geschah  durch  Stöpsel  aus  Thon  (Tafel  XXVIII,  Nr.  31  und  32); 
wahrscheinlich  bediente  man  sich  aber  auch  solcher  aus  Holz,  die  nicht 
erhalten  sind,  oder  auch  aus  Kork;  wenigstens  sind  dicke  Korkstücke  in 
einem  Brunnen  gefunden  worden. 


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Fig.  60.    Töpfe,  Schalen  und  Teller.    ('/lo  der  nat.  Größe.) 


Ein  sehr  verbreitetes  Küchengerät  bilden  Töpfe  mit  breiter  oberer,  von 
einem  profilierten  Rande  eingefaßter  Öffnung,  die  nach  unten  hin  spitz  zu- 
laufen und  wie  die  Henkelkrüge  die  nötige  Stabilität  vermissen  lassen;  sie 
entsprechen  etwa  unseren  heutigen  Milchtöpfen.  Ein  ganz  vereinzelt  gefundenes 
Gefäß  (Textfig.  60,  Nr.  1)  erinnert  mit  seinen  dünnen  Wänden,  dem  graziösen 
Profile  und  der  schwarzglänzenden  Überfärbung  sehr  an  vorrömische  Urnen 
und  ist  vielleicht  mit  der  großen  Erbschaft  von  den  Römern  übernommen 
worden.  Doch  kennt  man  von  den  Rheinlanden  auch  ähnliche  römische 
Töpfe  aus  der  ersten  Kaiserzeit.  Koencn,  der  a.  a.  0.  Seite  76  auch  auf  unser 
Exemplar  hinweist,  bildet  auf  Tafel  IX  ähnliche  Gefäße  ab.  Auch  der  gut 
erhaltene  weitbauchige  Topf  (Tafel  XXVIII,  Nr.  20)  gehört  nach  demselben 
Verfasser  der  früheren  Zeit  an.  Seine  Wände  sind  dünn  und  hart  gebrannt, 
die  Farbe  graublau;  als  Verzierung  zeigt  er  zwei  bandartige  Ringe,  bestehend 
aus  einzelnen  Quadraten,  die  mit  wechselnder  Strichlage  schraffiert  sind  (etwa 
wie  Koenen  Tafel  X,  c).  Eine  mehr  geschweifte  Form  hat  die  sogenannte 
«Gesichtsurne»  (Textfigur  65)  aus  dem  Kollektivfunde.  Sie  hat  nur  einen 
kleinen    Wulst    als   Rand    und    statt   der    Ohren    zwei    aufgesetzte   Phallen, 


Gefäße  aus  gewöhnlichem  Thon. 


423 


deren  einer  sich  schon  früher  losgelöst  hat  und  nur  durch  seine  Umrisse 
noch  erkennbar  ist;  auch  dieses  graublaue  Gefäß  ist  der  ersten  Kaiserzeit 
zuzurechnen.  Wir  besitzen  außerdem  einige  Bruchstücke  von  Urnen  aus 
gelbem  Thon  mit  plastischer  Darstellung  von  Gesichtsteilen. 

Den  gewöhnlichen  Typus  solcher  Küchentöpfe  geben  die  Abbildungen 
auf  Tafel  XXVIII,  Nr.  18,  19,  21,  und  die  Textfigur  60  in  Nr.  2—8;  sie 
kommen  schon  in  der  mittleren  Kaiserzeit  vor  und  finden  sich  bis  zum 
Schlüsse  der  römischen  Okkupation  sehr  häufig.  Besonders  charakteristisch 
sind  für  sie  die  Profile  der  Ränder,  die  oben  oft  horizontal  abgeschlossen  und 
tief  unterschnitten  sind  (Textfigur  63,  Nr.  1).  Gerade  sie  finden  sich  massen- 
haft in  dem  Limesgräbchen  als  widerstandsfähige  Signa.  Der  Kumpen  Nr.  6 
hat  einen  wulstigen,  nach  innen  umgebogenen  Rand,  wie  ihn  auch  ähnliche 
vorrömische  Schüsseln  besitzen,  um  das  Ueberlaufen  der  Flüssigkeit  zu  ver- 
hindern. Bemerkenswert  sind  die  zwei  kleinen  Henkel  bei  Nr.  8,  die  ent- 
weder mehr  dekorativ  aufzufassen  sind  oder  nur  zur  Aufnahme  eines  Strickes 
zum  Aufhängen  dienten.  Dies  möchte  auch  vielleicht  bei  dem  anderen  Ge- 
schirr mit  spitzen  Böden  der  Fall  gewesen  sein,  wozu  der  unterschnittene 
Rand  eine  geeignete  Handhabe  bot.     Die  Deckel,    welche  besonders  mit  den 

obengenannten  Schüs- 
seln ihres  flachen  Ran- 
des wegen  in  Verbind- 
ung gebracht  werden, 
hatten  ganz  die  moderne 
Form  (Tafel  XXVIII, 
Nr.  33—35).  Eine  in- 
teressante Ausnahme 
macht  ein  Deckel  aus 
dem  Brunnen  Nr.  34 
mit  einem  merkwür- 
digen Knopfe  (Text- 
figur 61).  Wir  sehen 
einen  roh  modellierten 
Hunds-  (?)  oder  Vogel- 
kopf mit  hakenförmiger  spitzer  Nase,  wie  sich  mehrere  in  einer  Größe  bis 
zu  10  cm  auf  Bruchstücken  von  Gesichtsurnen  im  Kastell  Alteburg  bei 
Heftrich  gefunden  haben.  Am  Munde  leckt  ein  langgezogenes  Tier,  ein 
Hund  oder  eine  Eidechse.  Ob  man  hierin  eine  Spielerei  und  ein  Werk 
der  freien  Phantasie  zu  erblicken,  oder  ob  der  Deckel  einem  Kultgefäße 
angehört  hat,  ist  nicht  zu  bestimmen.  Nach  seiner  Größe  und  der  überein- 
stimmenden blaugrauen  Farbe  könnte  er  zu  der  oben  besprochenen  Gesichts- 
urne gehört  haben.  Auffallend  ist  der  am  Halse  des  Tieres  anliegende,  vorn 
zusammengeschnürte  chemisettartige  Kragen. 

Sehr  modern  mutet  uns  eine  weitere  Gruppe  von  Thongefäßen  in  Ge- 
stalt von  flachen  Schüsseln  und  Tellern  an  (Tafel  XXVHI,   Nr.  27—29  und 


Fig.  61.    Gefäßdeckel  mit  plastischen  Figuren.    ('|2  der  uat.  Größe.) 


424 


Die  Fände. 


Textfigur  60,  Nr.  9 — 16),  deren  größtes,  Nr.  15,  einen  Durchmesser  von 
30  cm  hat.  Einige  sind  schwarz  gefärbt  und  die  meisten  mit  einfach  wulst- 
artig abgerundetem  Rande  versehen;  eine  Ausnahme  machen  kleinere  Teller, 
Nr.  12  und  13  der  Textfigur  60,  mit  profiliertem  Rande,  die  von  modernen 
Blumenuntersätzen  kaum  zu  unterscheiden  sind.  Der  zu  dem  Kollektivfund 
gehörige  Teller  (Textfigur  65  links)  zeigt  auf  seiner  unteren  Seite  eine  beim 

Drehen  auf  der  Töpferscheibe  einge- 
ritzte Spirale. 

Eine  bei  den  Römern  besonders 
wichtige,  aus  unserem  modernen  Haus- 
halte aber  gänzlich  verschwundene 
Gattung  von  Gefäßen  bilden  die  Reib - 
oder  Ausgußschalen,  welche  vor- 
nehmlich zur  Mehlbereitung  dienten. 
Die  Reibschale  ist  sowohl  aus  gewöhn- 
hchem  Thon  (Tafel  XXVIII,  Nr.  15 
u.  16)  als  auch  aus  Terra  sigillata 
(Tafel  XXIX,  Nr.  11  und  24)  herge- 
stellt worden  und  muß  nach  der 
Häufigkeit  ihres  Vorkommens  zu  den 
am  meisten  benutzten  Hausgeräten 
gerechnet  werden.  Ihre  Bruchstücke 
sind  leicht  kennthch  an  dem  eigen- 
tümlich geformten  Rande,  der  meist 
in  der  Mitte  eine  Rille  hat,  und  dem 
breiten  Ausguß.  An  Stelle  des  Letz- 
teren haben  die  Sigillataschalen  oft  in 
dem  glatten,  unterschnittenen  breiten 
Rande  vier  kleine  Löcher,  die  meist 
außen  mit  einem  Löwenkopfe,  ähnlich 
einem  Wasserspeier,  verziert  sind.  Die 
Maße  der  kleineren  Schalen  für  den 
Handgebrauch  schwanken  zwischen 
0,25—0,35  m  für  den  Durchmesser 
und  0,10 — 0,15  m  für  die  Höhe  (ver- 
gleiche Textfigur  63,  Nr.  4—10);  doch 
fanden  sich  auch  solche  aus  gewöhn- 
licliem  Thon  in  weit  größeren  Dimen- 
sionen. Die  in  der  Textfigur  Nr.  62 
wiedergegebene  Reibschale  hat  einen 

Fig.  62.    Rcibschale,  an  eiserner  Kette  hängend.         DurchmCSSCr     VOU     0,62     m;      CS     gab 

aber,  soweit  sich  aus  Bruchstücken 
schheßen  läßt,  auch  solche  von  einem  Durchmesser  bis  zu  0,80  m.  Für 
ihre  Handhabung  war   eine  besondere  Vorrichtung   erforderlich,    die  ich  in 


Gefäße  aus  gewöhnlichem  Thon.  425 

einer  Kette  erblicke,  in  welcher  die  abgebildete  Schale  aufgehängt  ist.  Erstere 
teilt  sich  in  der  Mitte  in  zwei  Glieder  mit  langen  gedrehten  Stäben,  die 
den  Schüsselrand  mit  Haken  von  zwei  Seiten  fassen.  Mittelst  einer  solchen 
Kette,  die  in  einem  dreifaßartigen  Gestelle  oder  an  der  Decke  des  Raumes 
hing,  konnte  die  Schale  leicht  bewegt  und  zum  Ausleeren  gekippt  werden. 

Im  Römisch-Germanischen  Central-Museum  zu  Mainz  befindet  sich  eine 
Schüssel  von  0,75  m  Durchmesser  mit  gut  erhaltener  Kette,  die  der  unsrigen, 
im  Brunnen  Nr.  6  gefundenen  (Tafel  XIV,  Nr.  VII),  ähnlich  ist.  Auch  das 
Museum  in  Zürich ^''^)  besitzt  die  nämüche  Kette,  anscheinend  in  derselben 
Größe.  Das  Großh.  Museum  zu  Darmstadt  bewahrt  ein  gleiches,  bei  Münzen- 
berg gefundenes  Exemplar,  das  eine  Länge  von  2,10  m  hat. 

Alle  Reibschalen  haben  die  gemeinsame  Eigentümlichkeit,  daß  sie  im 
Inneren  des  Bodens  und  der  Wände  fast  bis  zum  Rande  durch  eingebrannte 
zertrümmerte  und  deshalb  scharfkantige  Quarzitstückchen  rauh  gemacht  sind. 
Diese  Steinsplitter  sind  oft  mit  der  Zeit  durch  allzustarke  Benutzung  ab- 
geschliffen worden;  infolgedessen  war,  wie  einzelne  Fundstücke,  bei  welchen 
die  rauhe  Fläche  vollständig  verschwunden  ist,  darthun,  die  Schüssel  nicht 
mehr  zum  Reiben  zu  gebrauchen. 

Die  Reib-  und  Ausgußschalen  dienten  einerseits  dazu,  die  zermahlenen 
Hülsenfrüchte  auf  dem  rauhen  Boden  mit  einem  besonders  zugerichteten 
Steine  oder  einem  Holze  noch  feiner  zu  zerreiben,  und  andrerseits  zum  Waschen 
der  geschroteten  und  nicht  gereinigten  Frucht.  Den  Hergang  einer  solchen 
Verrichtung  wird  man  sich  etwa  folgendermaßen  denken  können:  In  die 
Schale  wurde  das  mit  Mühlsteinen  oder  in  Mörsern  zerkleinerte  Getreide  ge- 
bracht, dieses  mit  Wasser  übergössen  und  dann  gerieben,  wobei  das  schwerere 
Mehl  von  der  anhaftenden  Kleie  losgelöst  wurde  und  zu  Boden  sank,  während 
die  Kleie  nach  oben  ging.  Diese  wurde  dann  mit  dem  Wasser  durch  die 
AusgußöflPnung  abgeschüttet.  Derselbe  Vorgang  konnte  mehrmals,  je  nach 
der  gewünschten  Qualität  des  Mehles,  wiederholt  werden.  Eine  ähnliche 
Methode  wendeten  bis  vor  Kurzem  die  Bauern  in  Hessen  zur  Bereitung  der 
Kartoffelstärke  an,  indem  sie  rohe  Kartoffeln  zerrieben  und  durch  wieder- 
holte Wasseraufgüsse  ein  gutes  Produkt  zu  erzielen  wußten,  das  ihnen  zur 
Herstellung  von  feinerem  Backwerk  und  hauptsächlich  zur  Appretur  ihrer 
Wäsche  diente.  Bei  den  Römern  mag  es  sich  vor  Allem  um  die  Zubereitung 
ihrer  Polenta  gehandelt  haben. 

Eine  Serie  teils  flacher,  teils  tiefer  Reibschalen  von  18—42  cm  innerem 
Durchmesser  ist  auf  Textfigur  63,  Nr.  4—10  zusammengestellt,  aus  denen 
zugleich  das  eigenartige,  bei  allen  gleiche  Randprofil  zu  entnehmen  ist.  Meist 
ist  es  ein  nach  unten  gebogener,  kräftig  unterschnittener  dicker  Wulst,  der 
auf  der  oberen  Seite  eine  Rille  hat.  Der  Rand  bietet  auf  diese  Weise  eine 
sehr  gute  Handhabe,  welche  besonders  bei  Nr.  5  und  Nr.  10  scharf  ausgeprägt 
ist.     Hier  bemerken   wir  eine   große  Ähnlichkeit   mit  den   Reibschalen   aus 

269)  Vergleiche  die  Kataloge  der  Sammlung  der  antiquarischen  Gesellschaft  in  Zürich 
von  K.   Ulrich  und  Ä.  Heizmann,  Zürich  1890,  II.  Teil,  Nr.  3660. 


426 


Die  Funde. 


Sigilhita,  deren  breiter,  vertikal  überhängender,  oft  ornamentierter  Rand  liier 
nachgeahmt  scheint.  Die  Form  des  Gefäßprofils  ist  entweder  eine  konische 
(Nr.  7)  oder  geschweifte  (Nr.  5).  Daß  einzelne  Ränder  bemalt  sind,  ist  sdion 
oben  bemerkt  worden.  Die  Nummern  1 — 3  derselben  Textfigur  stellen  Profile 
anderer  Gefäße,  Nr.  4—27  ausschließhch  solche  von  Reibschalen  dar. 


Fig.  63.    Gefäße,  besonders  Relbschtilen,  und  ihre  Profile.   ('|4  der  nat.  Größe.) 


Die  Vase  (Fruchtschale)  mit  dem  Stengel,  Tafel  XXVIII,  Nr.  30,  kommt 
auch  am  Rheine  vor;  man  findet  sie  oft  in  umgekehrter  Stellung  auf  großen, 
bauchigen  Gefäßen  als  Deckel  verwendet. 

Diesen  gewöhnlichen  Töpfen  für  den  Hausgebrauch  und  den  Küchen- 
bedarf stehen  feinere,  zierliche  Gefäße  und  einige  von  sehr  eleganter  Form 
mit  oft  nur  papierstarken  Wänden  gegenüber,  die  man  im  Allgemeinen  als 
Trinkgefäße  bezeichnet,  die  aber  auch  anderen  Zwecken  gedient  haben  können. 
Auch  sie  haben  fast  alle  den  spitzen  Boden  und  fallen  leicht  um;  sie  wurden 
wahrscheinlich,  wie  die  fränkischen  Gläser,  nach  der  Entleerung  umgestülpt. 

An  erster  Stelle  stehen  hier  eingebauchte  und  gefältelte  Becher,  die  für 
die  Zeit  der  Antonine  besonders  eigentümlich  sind.    Die  meisten  sind  schwarz 


Gefäße  aus  gewöhnlichem  Thon. 


427 


oder  grünlich,  einige  auch  glänzend,  und  haben  dünne,  leicht  zerbrechliche 
Wände.  Die  Eindrücke  und  die  mehr  oder  weniger  tiefen  Falten  dienen  als 
Hülfe  bei  der  Handhabung  an  Stelle  der  Henkel,  die  überhaupt  bei  den 
Römern  seltener  vorkommen  wie  z.  B.  bei  den  Franken.  Wir  haben  drei 
Typen  zu  unterscheiden:  Entweder  liegt  der  Schwerpunkt  des  Profils  und  der 
größte  Durchmesser  unten  (Figur  64,  Nr.  3)  oder  oben  (Nr.  4),  oder  die 
Wände  sind  cylindrisch  wie  bei  Nr.  5.  Die  Grundform  bildet  wohl  das  grün- 
lich gefirnißte  Gefäß  Nr.  1.  Eine  weitere  Gruppe  bilden  die  Becher  mit  ein- 
fachem Rande,  fast  geradlinigen  Wänden  und  dem  sich  plötzlich  zu  einem 
kleinen  Boden  verjüngenden  Unterteile;  sie  sind  in  Nr.  8  —  12  in  allen  Dimen- 
sionen zur  Veranschaulichung  gelangt.  Dieselbe  Form  findet  sich  an  zwei 
in  der  Technik  der  Barbotine  hergestellten  Gefäßen  (Nr.  22  und  23)  wieder, 
über  welche  oben  (Seite  344)  schon  Einiges  gesagt  ist.  Das  Muster,  hier 
Jagdscenen  mit  Hirschen  und  Bäumen,  ist  mit  einem  sogenannten  Malhorne, 
wie  es  heute  noch  der  Konditor  gebraucht,  aufgespritzt  und  dann  beim  Brande 
mit  dem  Topfe  fest  verbunden  worden. 


Fig.  64.    Becherförmige  Gefäße.    (Mio  der  nat.  Größe.) 


Eine  ähnliche  Technik  zeigt  sich  bei  Nr.  24  und  25,  nur  ist  hier  die 
Thonmasse  nicht  gleichfarbig  mit  dem  Gefäße,  sondern  Buchstaben  (über  die 
Inschriften  siehe  Seite  345)  und  Ornamente  sind  mit  weißem  Schlickerthone 
auf  den  schwarzen  Grund  aufgemalt.  Ein  besonders  angedrehter  Boden  fehlt 
diesen  dünnwandigen  Bechern ,  die  einfach  unten  wie  ein  Gummiball  ein- 
gedrückt sind.  Man  setzt  diese  Ware  gewöhnlich  in  das  Ende  des  dritten 
Jahrhunderts,  eine  Datierung,  die  wir  für  unsere  Fundstücke  auf  die  Zeit  bis 
um  250  — 270  nach  Chr.  beschränken  müssen.  Äußerst  fein  sind  zwei  gleich- 
artig dekorierte  schwarze  Becher  (Nr.  20  und  21),  deren  Oberfläche  durch  sich 
überkreuzende  Rillen  etwa  in  derselben  Weise  behandelt  ist,  wie  wir  es  bei 
geschliffenen  Gläsern  zu  sehen  gewohnt  sind;  man  findet  ähnliches  Dekor 
auch  auf  Sigillatagefäßen. 


428  ^e  Fände. 

Außer  den  kleineren,  teils  auffallend  langen  (Nr.  14  und  15),  teils 
niedrigen  cylindrischeu  Töpfchen  (Nr.  18  und  19),  die  vielleicht  zur  Auf- 
bewahrung von  Salben  dienten,  ist  Nr.  13  hervorzuheben,  das  aus  grauem 
hartem,  fast  steinzeugartigem  Thone  besteht. 

SchließUch  muß  noch  der  beiden  kleinen  Gefäße  mit  Ausguß  (Nr.  26 
und  27)  als  Vertreter  von  vier  aus  feuerfestem  Thon  mit  der  Hand  ge- 
kneteten Schmelztiegeln  (catinus)  gedacht  werden;  das  mit  einem  Deckel 
versehene  (Nr.  27)  enthält  noch  Metallrückstände.  Sie  wurden  vermutlich 
zum  Gusse  kleinerer  Bronzen  oder  zur  Herstellung  von  Reparaturarbeiten 
verwendet. 

n.    Gefäße  aus  Terra  sigillata. 

Man  versteht  unter  Terra-sigillata-Gefäßen  eine  bestimmte  Sorte  korallen- 
oder  siegellackroter,  mit  einer  glänzenden  Glasur  überzogener  Vasen,  die  sich 
bis  heute  in  der  Erde  wie  in  dem  mit  organischen  Säuren  reich  durchsetzten 
Brunnenschlamme  so  intakt  erhalten  haben,  daß  man  mit  Recht  von  einzelnen 
Stücken  sagen  kann,  ßie  sähen  aus  «wie  neu».  Diese  Eigenschaft  dürften  von 
modernen  Erzeugnissen  nur  unsere  Porzellane  besitzen.  Der  Name  «terra 
sigillata»  für  das  Material  ist  besonders  in  Deutschland  und  Frankreich 
heimisch,  in  England  ist  die  ältere  Bezeichnung  «samische  Erde»  gebräuch- 
lich; auch  die  Benennung  «arretinische  Vasen»  kommt  vor,  doch  paßt  diese 
richtiger  nur  für  die  wirklich  in  Arezzo  angefertigten.  Man  hat  sich  gerade 
in  letzter  Zeit  viel  mit  dem  Materiale  und  der  Glasur  beschäftigt^^''),  ohne  aber 
bis  jetzt  zu  einem  endgültigen  praktischen  Resultate  gekommen  zu  sein;  selbst 
einem  gewiegten  Keramiker  wie  Herrn  von  Boch  in  Mettlach  ist  es  bis  jetzt 
nicht  gelungen,  Gefäße  mit  allen  Eigenschaften  der  Sigillata  zu  brennen. 
Auch  die  Frage  nach  der  Glasur  ist  noch  unentschieden.  Keller,  der  chemische 
Untersuchungen  darüber  angestellt  hat,  glaubt,  daß  Borax  darin  enthalten  sei, 
während  nach  Bragendorf  in  dem  pharmazeutischen  Institute  der  Universität 
Dorpat  Alkalien  als  Hauptbestandteile  festgestellt  wurden.  Besondere  Thon- 
lager,  die  entsprechendes  Material  geliefert  hätten,  hat  man  noch  nicht  gefunden, 
und  es  wäre  möglich,  daß  die  Römer  bei  ihrer  großen  Kunstfertigkeit  in  der 
Keramik  im  Stande  waren,  aus  jedem  Thone  durch  sorgfältiges  Schlemmen 
und  entsprechende  Zusätze  von  Oxyden  oder  Farben  Terra  sigillata  herzustellen. 

Für  uns  haben  alle  diese  Untersuchungen,  sei  es  daß  sie  sich  auf  Form 
oder  Material  beziehen,  großen  Wert,  da  es  sich  um  eine  specifisch  römische 
Ware  handelt,  die  sich  in  keinem  Zeitalter  wiederfindet,  und  deren  kleinste 
Scherbe  uns  anzeigt,  daß  wir  auf  römische  Überreste  gestoßen  sind.  Man 
hat  früher  geglaubt,  daß  Sigillatagefaße  ausschließlich  von  Italien  oder 
GalUen  importiert  seien,  und  hat  dies  besonders  aus  den  zahlreichen  Töpfer- 


"0)  Vergl.  F.  Keller,  Die  rothe  römische  Töpferwaare,  Heidelberg  1876;  Hans  Dragen- 
dorf, Terra  sigillata  (Bonner  Jahrb.  1895),  Oscar  Holder,  Die  römischen  Thongefaße  der 
Alterthumssammlung  in  Rottweil,  Stuttgart  1889,  und  v.  Hefner  über  die  Westerndorfer 
Töpferei  (Oberbayr.  Archiv,  Bd.  XXII), 


Gefäße  aus  Terra  sigillata.  429 

stempeln  mit  unzweifelhaft  keltischen  Namen  hergeleitet.  Nachdem  es  aber 
gelungen  ist,  in  Deutschland,  Österreich  und  selbst  in  England  Töpferöfen 
und  Forraschüsseln  zu  finden,  ließ  sich  diese  Ansicht  nicht  mehr  halten. 
Anfangs,  und  zwar  im  ersten  christlichen  Jahrhundert,  überwiegt  der  italische 
Import,  dann  gelangt  aber  die  Töpferindustrie  auch  in  den  Provinzen  durch 
eingewanderte  Arbeiter  zur  Blüte,  von  wo  die  Ware  in  die  äußersten  Gebiete 
des  römischen  Reiches  verbreitet  wurde,  sodaß  sie  uns  jetzt  oft  die  Wege  an- 
deutet, welche  die  römische  Kultur  gegangen  ist.  Sie  verschwindet  erst  mit 
dem  Aufhören  der  römischen  Herrschaft. 

Die  tadellose  Herstellung,  der  glasharte  Brand  und  die  reiche  Ornamen- 
tierung sagen  uns,  daß  die  Silligatagefäße  wohl  ausschließlich  das  Tafelgerät 
bildeten.  Es  ist  eine  Nachahmung  des  reichen  getriebenen  Metallgerätes,  das 
der  an  Luxus  gewöhnte  Römer  auch  in  der  Fremde  nicht  gerne  entbehren 
mochte.  Wie  sehr  man  dort  seinen  Wert  schätzte,  mag  daraus  ersehen  werden, 
daß  sich  ein  mit  Bleidraht  geflicktes  und  ein  mit  einer  Bronzeklammer  zu- 
sammengehaltenes Bruchstück  auf  der  Saalburg  gefunden  hat;  auch  die  vielen 
auf  Silligatagefäßen  eingeritzten  Inschriften  (siehe  Seite  332)  beweisen  uns, 
daß  man  sie  nicht  gerne  verwechseln  und  verlieren  wollte.  Einzelne  müssen 
aber  dennoch  auch  zu  gewöhnlichen  häuslichen  Zwecken  gedient  haben,  wie 
die  mit  Steinchen  im  Inneren  rauhgemachten  Reibschalen  zeigen,  oder  man 
müßte  für  diese  eine  andere  Verwendung,  vielleicht  zu  religiösen  Handlungen, 
ermitteln . 

Unser  Saalburggebiet  ist,  wiewohl  die  Bruchstücke  überwiegen,  reich  an 
Sigillata  jeglicher  Art,  Es  darf  hierbei  gleich  betont  werden,  daß  sowohl  die 
Töpferstempel  als  auch  die  Fabrikate  der  Saalburg  von  denjenigen  des  Kastells 
Zugmantel,  wo  im  Verhältnis  viel  mehr  Gefäße  wie  hier  gefunden  wurden, 
wesentlich  abweichen.  So  herrscht  auf  dem  Zugmantel  vor  Allem  die  erste 
Qualität  vor;  auch  einige  dünnwandige  Gefäße  mit  metaüisch  glänzender  Glasur 
und  eine  bestimmte  Sorte  nach  unten  zu  sehr  dicker,  mit  Einkerbungen  ver- 
sehener Becher  sind  besonders  häufig.  Es  scheint,  als  ob  einzelne  Typen  auf 
bestimmte  Punkte  lokalisiert  seien,  daß  z,  B.  der  Zugmantel  seinen  Bedarf  mehr 
aus  den  Fabriken  der  Main-  und  Rheiugegend  bezogen  habe,  während  die 
Saalburg  das  Absatzgebiet  der  mehr  nordöstlich  gelegenen  Töpfereien  bildete. 
Gewisse  Formen,  wie  z.  B.  die  Kumpen  mit  fast  viereckigem  Querschnitt, 
wie  sie  am  Rhein  angetroffen  werden,  oder  dunkele  Sigillata  mit  spiegelnder 
Glasur  kommen  bei  uns  überhaupt  nicht  vor. 

Wir  können  im  Allgemeinen  drei  Qualitäten  auf  der  Saalburg  unter- 
scheiden: eine  erste,  die  fast  wie  neu  aussieht,  mit  tadelloser  roter  Glasur, 
eine  zweite  mehr  gelbliche,  deren  Glasur  nicht  ganz  so  hart  ist,  und  eine 
dritte  schlechte,  bei  welcher  jene  von  dem  weichen  leichtgebrannten  gelb- 
lichen Thon  fast  ganz  verschwunden  ist;  diese  Letztere  möchte  man  zunächst 
als  einheimisches  Produkt  angesehen  wissen.  Von  den  Profilen,  die  jetzt 
besonders  als  Hülfsmittel  zur  Datierung  zum  Gegenstand  der  Untersuchung 
gemacht  sind,  konnten  leider  keine  genauen  geometrischen  Zeichnungen  mehr 


430  ^'®  Funde. 

angefertigt  werden;  dies  muß  einer  späteren  Gelegenheit  vorbehalten  bleiben. 
Ich  weise  da,  wo  es  zum  Verständnisse  nötig  erscheint,  auf  die  sorgfältigen 
Darstellungen  Haiders  hin,  der  die  reiche  Rottweiler  Sammlung  beschrieben  hat. 
Bei  unseren  Saalburggefäßen,  die  auf  Tafel  XXIX  in  ihren  hauptsäch- 
lichsten Typen  zusammengestellt  und  durch  den  in  Textfigur  65  /aw  Ab- 
bildung gelangten  Kollektivfund  noch  ergänzt  sind,  können  wir  folgende 
Formen  unterscheiden:  Zunächst  glatte,  ohne  jedes  Dekor: 

1)  Flache  Teller  mit  ringförmigem  Fuße,  besonders  in  Bruchstücken 
sehr  häufig,  entweder  mit  eckigem  (Tafel  XXIX,  Nr.  5,  22  und  29;  vgl.  auch 
Holder,  Tafel  X,  Nr.  5)  oder  abgerundetem  Profile  (Nr.  4,  14,  26  und  27). 

2)  Tassen,  sehr  zahlreich,  mit  dünner  Wand,  meist  sehr  gut  gebrannt 
und  mit  guter  glänzender  Glasur  (Nr.  16). 

3)  Becher  mit  konischem  Querschnitt  und  geradlinigen  Wänden,  ohne 
Randprofil  und  nach  dem  Boden  zu  sehr  dick;  ebenfalls  häufig  (Nr.  17 — 19 
und  28).  Die  geschweifte,  auf  dem  Zugmantel  in  mehreren  Exemplaren  ge- 
fundene Abart  mit  profiliertem  Rande  fand  sich  nur  einmal  mit  dem  Kollektiv- 
funde  (Profil  bei  Holder,  Tafel  IX,  Nr.  12). 

4)  Eigenartige  Kumpen  mit  angesetztem  Rande,  der  auf  P^insatz  in 
einen  Ring  schließen  läßt  (Nr.  2  und  23);  nicht  selten  (Profil  und  Querschnitt 
bei  Holder,  Tafel  VI,  Nr.  4). 

Wenn  schon  diese  Typen  in  ihren  eckigen  und  scharfgebrochenen  Pro- 
filen eine  Nachahmung  von  Metallgeräten  zeigen,  so  ist  dies  noch  mehr  bei 
der  zweiten  Gruppe  von  Sigillatagefäßen,  den  ornamentierten  Schüsseln,  der 
Fall.  Hier  ist  die  Übereinstimmung  der  Reliefverzierung  mit  getriebenen 
Silberarbeiten  so  anschaulich,  daß  man  zur  Annahme  berechtigt  ist,  es  hätten 
ganz  bestinnnte  Muster  aus  Metall  vorgelegen.  Ein  Beispiel  dieser  Art  bilden 
die  bekannten  Homerischen  Becher*^^). 

Die  große  Nachfrage  nach  einem  billigeren  Ersatz  für  silberne  Geräte 
bedingte  eine  fabrikmäßige  Herstellung,  was  der  Sache  selbst  wenig  zum  Vor- 
teile gereichte,  da  sie  infolgedessen  hinter  den  individuellen  Kunstleistungen 
gemalter  Vasen  weit  zurückstehen  mußten.  Wir  kennen  eine  zweifache  Her- 
stellung des  Reliefs.  Die  gewöhnliche  geschieht  durch  Thouforraen,  in  welche 
das  Ornament  eingeschnitten  ist;  doch  finden  sich  auch  Formen,  bei  denen 
nebenbei  noch  Muster  mit  Stempeln  eingeprägt  sind.  Der  Modelleur  hat 
gewöhnlich  seinen  Namen  auf  der  Außenseite  verewigt,  während  der  Stempel 
in  der  Mitte  des  Bodens  den  Töpfer  oder  die  Fabrik  angiebt.  Vergleiche 
unsere  Stempel  unter  den  Inschriften  Seite  313  ff. 

Die  Verzierungen  sind  verschiedenartig,  entweder  rein  ornamental  oder 
aus  vielen  figürlichen  Reliefs  bestehend ;  die  Ersteren  gelten  für  älter  wie  die 
Letzteren.  Gemeinsam  ist  fast  allen  Vasen  der  Halsstreifen,  der  meist  aus 
dem  bekannten  Motive  des  Eierstabes,  aneinandergereihten  Blättern  oder  geo- 
metrischen Figuren   besteht.     Eine  Auswahl  zeigt  Tafel  XXX  in  Nr.  1  — 15. 


*'')  Vgl.  die  Homerischen  Becher,  von  Carl  Robert,  im  Winkehnannsprogramm  1890. 


Gefäße  aus  Terra  eigillata.  431 

Der  Gefäßbauch  trägt  oft  eine  Arkadenteilung  oder  Ringe,  welche  figürliche 
Darstellungen,  mit  Vorliebe  Putten  mit  Festons  oder  Jagdscenen,  Gladiatoreu- 
kärapfe  und  auch  mythologische  Gestalten,  einschließen.  Tafel  XXX  stellt 
in  Nr.  16 — 21  oft  sehr  naturalistisch  modellierte  Pflanzenornamente  dar, 
während  auf  Tafel  XXXI  einzelne  Figuren  zusammengestellt  sind.  Wir 
sehen  dort  kleine  Genien,  die,  der  Bestimmung  des  Gefäßes  entsprechend, 
Weinlaub  in  den  Händen  halten;  ferner  Gladiatoren  (Nr.  2)  und  die  beim 
Kampf  in  der  Arena  oder  auf  der  Jagd  vorkommenden  Tiere,  welche  im  Ein- 
zelnen deutlich  zu  erkennen  sind.  In  Nr.  1  und  5  ist  eine  Venus  unver- 
kennbar; eine  andere  Schale  stellt  Apollo  mit  dem  Sonnenwagen  dar.  Die 
zweite  Art  der  Ornamentierung,  bei  welcher  einzelne  Blätter  und  Ranken, 
z.  B.  Epheublätter,  Tafel  XXX,  Nr.  21,  und  Ilexblätter,  Nr.  19,  in  der 
Barbotinetechnik  aufgelegt  sind,  haben  besonders  kleine  Schälchen  in  der  Form 
von  Nr.  30  der  Tafel  XXIX  {Holder,  Tafel  IX,  Nr.  4)  und  die  Reibschüsseln. 
Diese  Letzteren  sind  durch  einen  großen  überhängenden  Rand  charakterisiert, 
welcher  gewöhnlich  mit  Rankenornamenten  reich  geschmückt  ist  (Tafel  XXIX, 
Nr.  11,  Textfigur  65,  die  halbe  Schale  in  dem  Teller  links);  auch  Löwen- 
köpfe  sind  häufig  als  Ausgüsse  aufgesetzt  (Nr.  24). 

Der  Teller  Tafel  XXIX,  Nr.  32,  erinnert  mit  seinen  horizontalen  Rand- 
verlängerungen an  ähnliche  Metallschüsseln;  er  muß  ein  weitverbreitetes 
Handelsprodukt  gewesen  sein,  da  er  sich  überall  vorfindet  [Koenen,  Tafel  XVI, 
Nr.  28;  Holder,  Tafel  IX,  Nr.  7).  Ein  gewöhnlicher  dünner,  sehr  sorgfältig 
abgedrehter  Deckel  ist  unter  Nr.  33  wiedergegeben. 

Besonders  wertvoll  sind  die  beiden  Henkelkrüge  (Nr.  9  und  10),  zu 
denen  noch  später  ein  dritter  mit  schlechter  Glasur  gekommen  ist.  Der  eine 
ist  neben  dem  Steine,  welcher  das  Grab  mit  dem  eisernen  Schwerte  (Seite  137) 
deckte,  gefunden  worden. 

Zum  Schlüsse  muß  noch  auf  zwei  Kollektivfunde  hingewiesen  werden. 
Sie  sind  sowohl  für  die  Datierung  wichtig,  wegen  des  gleichzeitigen  Vor- 
kommens bestimmter  Typen,  als  auch  deshalb,  weil  sie  uns  die  Zusammen- 
setzung eines  römischen  Haushaltes  zur  Anschauung  bringen. 

Der  erste  Fund  kam  bereits  am  17.  Juni  1875  in  der  Praetentura  des 
Kastells  beim  Ausroden  einer  alten  Eiche  gemeinsam  mit  einem  mit  Eisengeräten 
gefüllten  Eimer ^^^)  zum  Vorschein,  um  den  die  Gefäße  herumlagen.  Er  ent- 
hielt an  Thongefäßen:  eine  große  Urne  in  der  Form  von  Nr.  19  der  Tafel  XXVIII, 
die  beiden  Becher  auf  derselben  Tafel  (Nr.  17  und  22),  zwei  gewöhnliche 
Krügelchen  und  den  zweihenkligen  Krug  Nr.  6;  an  Sigillatagefäßen :  ein  Reib- 
schalenbruchstück (Tafel  XXIX,  Nr.  11),  drei  Becher  (wie  Tafel  XXIX, 
Nr.  17 — 19)  und  zwei  Teller;  von  diesen  Letzteren  trägt  der  eine  (Form  wie 
Tafel  XXIX,  Nr.  27)  den  Töpferstempel  Onnio  (Seite  324,  Nr.  112),  der 
andere  den  Stempel  Flavianus  (Nr.  63  a);  im  Ganzen  waren  es  13  Gefäße 
nebst  einigen  Bruchstücken. 

272)  Auf  diesen  werde  ich  später  bei  der  Besprechung  der  Geräte  aus  Metall  (Seite  442) 
noch  besonders  zurückkommen. 


432 


Die  Funde. 


Der  letzte  Sammelfund  ist  im  Sommer  des  Jahres  1894  in  einem  nicht 
ausgemauerten  Keller  zwischen  dem  nördlich  vom  älteren  Friedhofe  gelegenen 
Brunnen  Nr.  6  und  dem  durch  die  Porta  principalis  dextra  gehenden  Wege 
gemacht  worden.  Es  waren  Bruchstücke  von  etwa  30  Gefäßen,  von  denen 
23  (in  Textfigur  Nr.  65  zusammengestellt)  gekittet  werden  konnten.  Darunter 
befanden  sich  aus  gewöhnlichem  Thon:  eine  Kanne,  eine  Reibschale,  ein 
Topf,  ein  Henkelkrügelchen,  ein  Teller,  zwei  gefältelte  Becher;  aus  Sigillata: 
fünf  Schüsseln,  zwei  Reibschalen,  zwei  Teller,  fünf  Becher  und  zwei  Tassen. 
Die  einzelnen  Stücke  sind  schon  oben  berührt. 


Fig.  65.    Gesamtfund  vou  1894.    ('/u  der  nat.  Größe.) 

Man  ersieht  aus  der  Vergleichuug  der  Einzelstücke  der  beiden  Gesamt- 
funde, daß  im  Allgemeinen  in  ihnen  dieselben  Gefäße  vertreten  sind:  die 
Reibschale,  eine  größere  Urne,  Becher  aus  Thon  und  Sigillata,  Teller  und 
die  Henkelkrüge.  Hieraus  kann  mau  sich,  wie  schon  oben  kurz  angedeutet 
wurde,  eine  ungefähre  Vorstellung  davon  machen,  welche  Arten  von  Gefäßen 
zur  Ausstattung  der  römischen  Küche  und  der  Tafel  gehörten. 

Unter  den  Gefäßbruchstücken  befindet  sich  eine  große  Menge  von  Böden 
aus  gewöhnlichem  Thon  und  Terra  sigillata,  deren  abgebrochene  Ränder  weg- 
geschlifFen  sind.  Die  so  erzielten  kreisförmigen  Scheiben  dienten  alsdann  als 
Brettsteine  für  Spiele  und  für  anderen  Zeitvertreib. 


c.  Geräte  ans  Holz. 

(Textfigur  66.) 
Über   die  Verwendung  des  Holzes   zu  Bauzwecken    wurde   bereits   auf 
Seite  204  ff.  ausführlich  gehandelt;  hier  sollen  die  wenigen  hölzerneu  Geräte 


Geräte  aus  Holz. 


433 


besprochen  werden,  die  sich  trotz  der  Vergänglichkeit  des  Materials  bis  auf 
unsere  Tage  erhalten  haben.  Aber  selbst  diese  wenigen  Stücke,  sowie  die 
Brennstempel  (Seite  348),  die  hauptsächlich  zum  Zeichnen  der  Holzgegenstände 
dienten,  lassen  uns  zur  Genüge  erkennen,  daß  die  Saalburgbewohner  Holz- 
geräte im  Gebrauche  hatten.  Auch  die  lateinischen  Namen  vieler  Geräte 
mit  dem  Zusätze  ligneus,  wie  vas  ligneum,  pocidum  ligneum,  catülus  ligneus 
u.  s.  w.,  bestätigen   ihr  allgemeines  Vorkommen  in  der  Römerzeit^''^). 


Flg.  66.    Geräte  aus  Holz.    ('/«  der  nat.  Größe.) 


Von  Möbeln  hat  sich  nur  eine  Holzbank  {scamnum)  in  einem  Brunnen 
erhalten;  sie  ist  aus  Eichenholz,  ohne  Lehne  und  sehr  einfach  wie  die 
Bauernbänke  gearbeitet;  die  vier  Fußlöcher  sind  in  die  3  cm  starke  Bohle 
schräg  nach  auswärts  gebohrt,  um  die  Beine  zur  Erzielung  größerer  Stand- 
Sicherheit  schräg  einstecken  zu  können  (Textfigur  6f^,  Nr.  1).  Aus  Steinen 
gefertigte  Bänke,  die  wahrscheinlich  mit  einem  Brette  oder  mit  Strohmatten 
belegt  wurden,  waren  in  verschiedenen  Räumen  den  Wänden  entlang 
aufgemauert.     In  Heddernheim  wurden   runde  Tische   mit   einem   gedrehten 


^^'J  Gefäße  aus  Holz  waren  an  germanischen  Königshöfen  noch  lange  im  Gebrauche 
und  galten  als  Symbol  der  Einfachheit.  Gustav  Freitag  erzählt  in  seinen  «Bilder  aus  der 
deutschen  Vergangenheit»  von  hölzernen  Bechern  und  Näpfen  bei  der  Beschreibung  des 
Hofhalts  Attilas;  er  sagt:  «Mäßig  erwies  er  sich  auch  in  allem  Übrigen,  denn  den  Männern 
des  Mahles  wurden  goldene  und  silberne  Becher  gegeben,  sein  Trinkgefäß  war  von 
Holz.»  Auch  im  Mittelalter  werden  hölzerne  Trinkgefaße  bei  Gastereien  erwähnt;  erst 
allmählich  sind  sie  durch  solche  von  Zinn  und  Glas  verdrängt  worden.  Dagegen  hat  sich 
in  der  Küche  und  dem  Haushalte  des  geringen  Mannes  Holzgeschirr  mancherlei  Art  bis 
auf  den  heutigen  Tag  erhalten. 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  '  28 


434  ^ie  Funde. 

Fuße  aus  Sandstein  ausgegraben,  die  ihrer  Höhe  nach  nur  von  Stehenden 
benutzt  werden  konnten.  Im  Allgemeinen  dürfte  auf  der  Saalburg  das 
Mobiliar  nur  sehr  einfach  gewesen  sein,  und  reichere  Möbel  sind  vielleicht  nur 
für  die  Wohnungen  der  Offiziere  anzunehmen.  Wie  aus  den  zahlreichen  Be- 
schlägen von  Eisen  und  Erz  und  den  vielen  Schlüsseln  und  Schloßteilen  zu 
ersehen  ist,  müssen  sehr  viele  freistehende  Kasten  oder  Wandschränke  vor- 
handen gewesen  sein.  Auf  Tafel  LVII  sind  mit  Ausnahme  von  Nr.  14, 
welche  zu  einem  Schwertscheidebeschlag  gehört,  lauter  solche  Beschlag- 
teile abgebildet.  Zunächst  die  Henkel  Nr.  1 — 13;  davon  zeigen  die  ersten 
sieben  Nummern  eine  elegante  Form  und  vollendete  Technik;  das  Delphin- 
motiv (Nr.  3)  ist  öfters  vertreten.  Außer  diesen  enthält  das  Saalburgmuseum 
noch  viele  solcher  und  abweichend  von  ihnen  geformter  Henkel  aus  Eisen 
und  Bronze  in  allen  Größen,  wovon  mancher  auch  zu  Bronze-Gefäßen  gehört 
haben  wird.  Truhen  und  Schatullen  müssen,  den  formvollendeten  Beschlägen 
entsprechend,  auch  im  Holz  reich  und  schön  gearbeitet  gewesen  sein;  ich 
verweise  hierfür  besonders  auf  folgende  Stücke:  Das  Scharnierbändchen 
Nr.  15,  die  Eckbeschläge  Nr.  20-23,  die  Zierleisten  Nr.  16—19  und  24, 
sowie  die  Ziernägel  Nr.  26—31. 

Von  Dreherarbeiteu  sind  die  Brunnenrollen  (vergl.  Textfigur  23)  bereits 
auf  S.  171 — 172  aufgeführt;  einige  andere  interessante  und  sehr  seltene  Stücke, 
die  ebenfalls  in  Brunnen  gefunden  wurden,  mögen  hier  noch  Platz  finden. 
Die  auf  Textfigur  66,  Nr.  2,  und  Tafel  LXXX,  Nr.  4  (Querschnitt)  abge- 
bildete Holzschüssel  [catillus  ligneus)  gleicht  den  heute  noch  im  Orient  ge- 
bräuchlichen Holznäpfen,  wie  sie  neuerdings  bei  uns  in  den  Handel  kommen. 
Sie  hat  die  Größe  und  die  Form  der  Terra- sigillita-Schalen  (Tafel  XXIX, 
Nr.  11  und  24)  und  ist  sehr  fein  aus  Espenholz  gedreht;  die  Wandungen 
waren  recht  dünn  und  beim  Ausgraben  gebrechlich,  weshalb  zu  ihrö!"  Er- 
haltung ein  besonderer  Holzkern  gedreht  werden  mußte,  auf  den  die  durch 
das  Wasser  konservierten  Reste  mit  Stiftchen  befestigt  wurden ;  gleichzeitig  hat 
man  eine  genaue  Zeichnung  gefertigt,  da  das  Holz,  nachdem  es  aus  seiner 
tausendjährigen  Verborgenheit  erhoben  war,  an  der  Luft  rasch  zusammen- 
schrumpfte und  seine  schöne  Form  veränderte.  Besonders  bemerkenswert  ist 
die  Reparatur  dieses  Holzgefäßes,  das  schon  in  Römerzeit  gesprungen  war; 
um  ein  weiteres  Auseinandergehen  des  Randes  zu  verhindern ,  hatte  der  Be- 
sitzer einen  Reif  aus  dünnem  Bronzeblech  um  den  Rand  gelegt  und  mit  kleinen 
Bronzestiften  angenagelt.  Ähnliche  Reparaturen  mit  Bronzeklämmerchen  be- 
finden sich  auch  an  Gefäßscherben  von  Terra  sigillata.  Von  sonstigen  gedrehten 
Holzgeräten  fanden  sich  leider  wenige  in  vollständiger  Erhaltung,  dagegen 
Bruchstücke,  die  die  ursprüngliche  Form  leicht  erkennen  ließen;  sie  mußten, 
nachdem  sie  aus  dem  Schlamme  gezogen  waren,  rasch  abgeformt  werden, 
bevor  sich  ihre  Gestalt  veränderte.  Die  Originale  selbst  sind  aber  mit  der 
Zeit  derart  zusammengetrocknet,  daß  ihr  früheres  Aussehen  kaum  noch  zu 
erkennen  ist.  Besonders  ist  dies  bei  denjenigen  der  Fall,  die  aus  Espen-, 
Linden-  oder  einem  sonstigen  weichen  Holze  bestanden.     Bei  Gegenständen 


Geräte  aus  Holz.  435 

aus  hartem  Holze,  besonders  aus  Eichen,  hat  sich  die  Form  auch  nach  ihrer 
Austrocknung  wenig  verändert  wie  u.  A.  der  Holzgriff  der  Säge  Textfigur  28, 
Nr.  26  (vergl.  auch  S.  177—182). 

Textfigur  66  enthält  weiter  noch  folgende  beachtenswerte  Fundstücke 
aus  Holz:  in  Nr.  3  den  gedrehten  Deckel  einer  runden  Schachtel  (Büchse) 
von  9  cm  Durchmesser;  in  Nr.  4  eine  runde  Scheibe  mit  rundem  Loch  von 
12  cm  Durchmesser,  ein  Gegenstand,  der  in  mehreren  Exemplaren  vorhanden 
ist  und  zu  einem  Butterfaß  gehört  haben  könnte;  Nr.  5  zeigt  eine  Kugel 
von  9  cm  Durchmesser,  Nr.  6  einen  gedrehten  Ring  aus  sehr  hartem  Holze, 
wahrscheinlich  Buxbaum.  Nr.  7  stellt  einen  gedrehten  Gegenstand  in  Gestalt 
einer  Rolle  aus  einem  weichen  Holze  dar;  die  beiden  Seitenteile  sind  abge- 
rundet, der  Durchmesser  beträgt  7,  die  Höhe  6  cm;  er  erinnert  an  die 
Schnurren,  womit  die  Kinder  spielen,  und  dürfte  auch  diesem  oder  einem  ähn- 
lichen Zwecke  gedient  haben.  Nr.  8  veranschaulicht  einen  Kübel,  der,  nach  unten 
sich  verjüngend,  einen  mittleren  Durchmesser  von  23  cm  und  eine  Höhe  von 
ebenfalls  23  cm  besitzt.  Die  Holzeimer  habe  ich  schon  bei  den  Brunnen- 
funden erwähnt,  vergleiche  Textfigur  23,  Nr.  5 — 7.  Einzelne  Dauben  und 
Böden  für  solche  und  ähnliche  Gefäße  sind  in  vielen  Brunnen  gefunden 
worden;  eine  besonders  schön  gearbeitete  eichene  Daube  gibt  Nr.  9  wieder, 
die  wohl  von  einem  großen  Zuber  oder  einer  Bütte  stammen  wird;  sie 
ist  60  cm  lang,  16  cm  breit  und  hat  an  einem  Ende  ein  7  cm  großes  rundes 
Loch,  das  zur  Handhabung  des  Geräts  diente.  Dieser  Teil,  der  über  den 
Rand  vorgestanden  hat,  ist  ausgeschnitten  und  am  anderen  Ende  ein  15  mm 
breiter  Falz  zur  Aufnahme  des  Bodens  eingehobelt.  Nr.  10,  aus  dem  Brunnen 
Nr.  31,  stellt  ein  Trockenfruchtmaß,  und  zwar  den  Doppelmodius  [modius 
castrensis),  dar.  Dieses  interessante  Stück  hat  einen  lichten  Durchmesser 
von  0,30  und  eine  Höhe  von  0,247  m;  sein  Inhalt  beträgt  demnach  17,47 
Liter,  was  mit  dem  von  Httltsch^''^)  auf  17,51  Liter  angegebenen  Maße  für 
einen  Doppelmodius  nahezu  übereinstimmt.  Die  kleine  Abweichung  fällt 
nicht  ins  Gewicht,  denn  unbedeutende  Differenzen  werden  bei  derartigen 
Holzmaßen  wohl  öfters  vorkommen.  Das  Gefäß  diente  zum  Messen  von  Ge- 
treide und  Hülsenfrüchten^''^).  Bemerkenswert  ist  seine  Herstellung  aus  quer 
aufeinander  gewickelten,  gespaltenen  dünnen  Holzschichten  (Holzspähnen), 
die  mit  eisernen  Stiftchen  aufeinander  geheftet  sind,  wodurch  einem  Verziehen 
des  Holzes  vorgebeugt  wurde.  Unsere  seither  üblichen  Fruchtmaße  —  Scheffel, 
Metzen  etc.  —  sind  genau  in  derselben  Weise  gefertigt. 

Die  übrigen  Holzsachen  aus  unseren  Brunnen,  wie  Schreibtäfelchen, 
Holzschuhe  u.  s.  w.,  werde  ich  an  den  zutreffenden  Stellen  weiter  unten  be- 
sprechen, dagegen  sollen  hier  noch  einige  Bemerkungen  über  die  bereits  bei 


274)  _p.  Hultsch,  Metrologie,  S.  94  und  99 ;  vergl.  auch  Th.  Mommsen  und  H.  Blümner, 
Der  Maximaltarif  des  Diooletian,  S.  60.  Nach  diesen  Quellen  hat  der  Modius  8,754  Liter 
Kubikinhalt. 

"»)  Bich  bringt  auf  Seite  398  die  Abbildung  eines  Modius  nach  einer  Terracotta- 
lampe. 

28* 


436 


Die  Funde. 


den  Brunucnfuadcn  verzeiclinoten  Korbflechtereien  gemacht  werden.  Ge- 
flochtene Waren  wurden  im  Altertum  aus  verschiedenem  Material  und  in 
mancherlei  Formen  angefertigt,  wie  dies  die  überlieferten  Namen  der  Fabrikate 

und  viele  bildHche  Dar- 
stellungen von  Korben 
und  anderem  Flechtwerk 
beweisen,  lieber  das  da- 
bei angewandte  technische 
Verfahren  wird  von  den 
Schriftstellern  nichts  be- 
richtet; um  so  erfreuhcher 
ist  es  daher,  daß  uns 
Gegenstände  solcher  Art, 
die  gewöhnlich  aus  sehr 
vergänglichem  Materiale 
bestehen,  erhalten  geblie- 
ben sind.  Der  Schlamm 
der  Brunnen  hat  uns  auf 
der  Saalburg  verschiedene 
Stücke  von  Körben  aus 
Weidengeflecht  konser- 
viert, die  genau  die  heute 
noch  übliche  Technik 
zeigen.  Der  zuerst  auf- 
gefundene Korb,  der  aus 
gespaltenen  Holzriemen 
bestand,  die  mit  Weiden 
umflochten  waren ,  ist 
leider  nach  seiner  Auffindung  nicht  sofort  photographiert  worden  und  bald 
in  kleine  Teile  zerfallen.  Er  hatte  die  Form  unserer  Packkörbe  und 
könnte  aus  südlichen  Gegenden,  wo  solche  Körbe  jetzt  noch  gebräuchlich 
sind,  hierher  gebracht  worden  sein  und  zum  Vorsand  von  Waren  gedient 
haben.  Von  dem  zweiten  Fund  von  Flechtvverk  wurde  alsbald  eine  photo- 
graphische Aufnahme  gemacht,  welcher  die  beistehende  Textfigur  67  in  halber 
natürlicher  Größe  nachgebildet  ist.  Bereits  im  Jahre  1889  habe  ich  über 
diesen  Fund  in  der  Museographie  der  Westdeutschen  Zeitschrift  (Band  IX) 
einige  Notizen  und  eine  Abbildung  in  natürlicher  Größe  veröffentlicht. 
Nr.  1  unserer  Textfigur  stellt  ein  Bodenstück,  Nr.  2 — 4  Teile  der  Wan- 
dungen dar. 

Die  Abbildung  der  zierlichen  Flechtarbeit  giebt  uns  einen  Begriff  von 
der  Geschicklichkeit  der  Römer  in  diesem  Gewerbe.  Ausführlichere  Mit- 
teilungen über  die  «Fabrikation  geflochtener  Waren»  im  Altertum  finden  sich 
bei  H.  Blümner,  Technologie  und  Terminologie  der  Gewerbe  und  Künste 
bei  Griechen  und  Römern,  I.  Bd.,  S.  288  ff.  -. 


Fig.  67.    Teile  von  Flechtarbeiten,    ('/a  der  nat.  Größe.) 


Geräte  aus  Metall. 


437 


d.  Geräte  ans  Metall. 

I.  Hausgeräte. 
(Tafeln  XXXV-XXXVII,  XXXXIII,  LVIII,  LX,  LXII  und  Textfigur  68.) 

Von  den  vielen  Fundstücken  aus  Eisen,  die  bereits  auf  Seite  201—203 
erwähnt  sind,  nehmen  diejenigen,  welche  zum  Haushalte  gehören  und  als 
bewegliche  Habe  betrachtet  werden  können,  einen  hervorragenden  Platz  ein; 


Fig.  CS.    Hausgeräte.    ('/*  der  nat.  Größe) 

auf  den  obenbezeichneten  Tafeln  und  der  Textfigur  68  sind  die  charakte- 
ristischen Typen,  die  im  Nachstehenden  kurz  beschrieben  werden,  vereinigt. 
Ein  Vergleich  mit  anderen  ähnlichen  Funden  aus  römischen  Niederlassungen 
und  besonders  mit  denen  von  Pompeji,  die  so  oft  mit  den  unseren  völlig 
konform  sind,  würde  für  jeden  einzelnen  Gegenstand  nur  eine  überflüssige 
Wiederholung  sein  und  zu  weit  führen;  ein  Hinweis  auf  besonders  wichtige 
Stücke  dürfte  genügen. 


438  ^ie  Funde. 

Das  Messer  [ctdfei-),  das  aus  Klinge  und  Heft  besteht,  kommt  in  allen 
möglichen  Größen  und  Formen  vor;  auf  Tafel  XXXVII  sind  33  und 
auf  der  Textfigur  Nr.  68  zwölf  Stück  in  ^/4  der  Naturgröße  abgebildet;  ferner 
finden  sich  Messergriffe  auf  den  Tafeln  LX — LXI.  Die  Nummern  1,  2,  5, 
6,  8,  14  der  Tafel  XXXVII  und  8—10  der  Textfigur  68  sind  Hack-  und 
Fleischmesser,  meist  fisch  bauchig,  werden  aber  auch  als  Opfermesser  be- 
zeichnet, da  sie  in  dieser  Gestalt  auf  den  Seitenflächen  der  Opfer- Altäre  in 
Relief  dargestellt  sind  (Tafel  XXIV,  Nr.  1).  Dieses  Gerät,  das  sich  sehr 
häufig  am  Limes  in  Türmen  und  Kastellen  in  zierlicher  wie  in  massiger 
Form  findet,  scheint  für  Vieles  in  der  Haushaltung,  zum  Zerhacken  und 
Zerlegen  des  Fleisches,  wie  auch  zum  Spalten  des  Holzes  gedient  zu 
haben*'^).  Nr.  1,  2,  5  und  6  haben  Tüllen  für  Holzstiele,  an  Nr.  8  und  14 
sind  spitz  zulaufende  Angeln  angeschmiedet,  die  ebenfalls  zum  Befestigen 
eines  Holzstieles  oder  Griffes  bestimmt  waren  (vergl.  Textfigur  68,  Nr.  8), 
doch  sind  auch  solche  gefunden  worden ,  an  denen  Klinge  und  Stiel  aus 
einem  Stück  geschmiedet  sind  (Textfigur  68,  Nr.  10);  interessant  sind  die- 
jenigen, die  oben  an  der  Spitze  ein  Loch  haben  (Nr.  8 — 10),  das  auch  an 
vielen  unserer  modernen  Hackmesser  angebracht  ist  und  ein  Aufhängen 
des  Messers  ermöglichte.  Von  den  auf  Tafel  XXXVII  dargestellten  Messern 
sind  einige  durch  ihre  elegante  Form  bemerkenswert.  Nr.  26  erinnert  mit 
seinem  geschweiften  Rücken  (wie  Nr.  15)  an  prähistorische  Vorbilder,  eben- 
so Nr.  13  der  Textfigur  68,  an  dem  der  an  die  Klinge  geschmiedete  Griff 
mit  Bronzestreifen  verziert  ist. 

Andere  Stücke  gehören  offenbar  einem  Handwerke  an,  so  Nr.  3  und  4; 
die  32  und  36  cm  langen,  sehr  starken  Messerklingen  werden  zum  Spalten 
und  zur  Bearbeitung  des  Holzes  verwandt  worden  sein  (Seite  207).  Nr.  3 
zeichnet  sich  durch  einen  Fabrikstempel  in  Form  einer  Schmiedezange  aus, 
Nr.  13  dürfte  als  ein  Schuhmacher-  oder  Sattlermesser  zu  bezeichnen  sein; 
die  Messer  mit  gekrümmter  Klinge,  Nr.  6  und  7  auf  Textfigur  68,  sind  wohl 
als  Gartenmesser  zu  betrachten. 

Die  Messergriffe  bestanden,  wenn  sie  nicht  massiv  waren,  aus  Holz, 
Bein  oder  Bronze  und  sind  manchmal  reich  verziert  (Tafel  LX,  Nr.  7  —  13); 
sie  waren  teils  aufgenietet  (Tafel  XXXVII,  Nr.  16  und  24),  teils  mit  Angeln 
in  die  Griffe  eingesetzt  und  mit  einer  Zwinge  (breiter  Ring)  zwischen  Klinge 
und  Angel  verbunden;  oft  ging  die  Angel  auch  durch  den  Griff  und  w^ar 
am  Ende  mit  einem  Nietknopf  befestigt  (Tafel  XXXVII,  Nr.  20  und  30). 
Textfigur  68  zeigt  in  Nr.  14  und  15  zwei  Messer  mit  zierlichen  Bronzegriffen. 
Das  erstere  ist  in  Größe  und  Form  dem  im  Kastell  Butzbach  gefundenen  gleich*''). 

Von  besonderem  Interesse  sind  die  Klapp-,  Einlege-  oder  Taschenmesser, 
an  welchen  die  Klinge  statt  der  Angel  einen  eckigen  Ansatz  erhält  und  sich 

"*')  Vergl.  auch  Lindenschmit,  Die  Alterthümer  unserer  heidnischen  Vorzeit,  III.  Band, 
III.  Heft,  Tafel  V. 

2")  Vergl.:  Der  Obergermanisch-rätische  Limes  des  Römerreiches,  Nr.  14,  Tafel  2, 
Figur  7. 


Geräte  aus  Metall.  439 

im  Griff,  der  aus  zwei  Platten  besteht  und  durch  einen  vernieteten  Stift  dreh- 
bar befestigt  ist,  umlegt.  Man  hielt  sie  früher  für  nicht  römisch;  nachdem 
sie  aber  nicht  allein  an  der  Saalburg,  sondern  auch  anderwärts  vereinzelt 
gefunden  wurden^''*),  ist  man  über  ihr  Alter  und  ihre  Herkunft  nicht  mehr 
im  Zweifel;  sie  unterscheiden  sich  von  den  modernen  nur  durch  das  Fehlen 
der  Feder,  Die  Griffscheiden  der  beiden,  Nr.  16  und  17  der  Textfigur  68 
abgebildeten  Exemplare  sind  von  Eisenblech,  welches  mit  Hirschhorn  belegt 
ist;  Nr.  16  hat  am  Griffende  eine  Ose  zum  Aufhängen.  Tafel  LX  enthält 
unter  Nr.  6  die  Bronzescheide  eines  Klappmessers,  dessen  eiserne  Klinge  ein- 
gerostet ist.  Zum  Schluß  sei  noch  ein  kleines  Bronzemesserchen  erwähnt, 
das  aus  einem  Stück  gearbeitet  ist  (Tafel  XXX VH,  Nr.  24). 

Die  auf  der  Tafel  XXXVI,  Nr.  19 — 24,  wiedergegebenen  Gegenstände 
aus  gutem  Stahl  finden  am  besten  hier  einen  Platz;  es  sind  sogenannte 
Stähle,  wie  sie  der  Metzger  und  ebenso  die  Hausfrau  heute  noch  zum 
Schärfen  der  gestählten  Messer  gebraucht.  An  ihrem  oberen  Ende  ist 
eine  Ose  mit  Ring  zum  Durchstecken  des  am  Gürtel  befestigten  Riemens 
angebracht. 

Von  Metzgergeräten  sind  außer  den  obengenannten  Hackmessern  noch 
mancherlei  andere  gefunden  worden;  zunächst  die  Fleischhaken  (carnarium) 
(Tafel  XXXXni,  Nr.  21 — 23)  sowie  eine  Anzahl  Beile  (seciiris)  zum  Schlachten 
des  Viehes,  in  der  Form  von  Nr.  13  der  Tafel  XXXIII,  und  der  schon 
Seite  125  f.  erwähnte  Schlachtstein  aus  Basalt,  in  dessen  Mitte  ein 
schwerer  eiserner  Ring  zur  Fesselung  der  Schlachttiere  eingebleit  ist. 

Die  Schere  [forfex,  forficula),  gleicht  in  der  Konstruktion  den  heute 
noch  gebräuchlichen  Schafscheren ^^'')  und  besteht  aus  einem  Stück  Eisen, 
das  am  Kopfende  federt,  Tafel  XXXV  giebt  in  Nr.  12 — 14  drei  verschiedene 
Größen  von  20 — 36  cm  Länge  wieder.  Eine  Ausnahme  von  diesen  allgemein 
üblichen  Formen  macht  die  in  Nr.  5  der  Textfigur  71  wiedergegebene  kleine 
Schere ^^°),  die  in  der  Konstruktion  unseren  jetzigen  Scheren  gleicht;  sie  ist 
auch  den  modernen  Rosenscheren  und  denjenigen  ähnlich,  die  zum  Schneiden 
von  dünnen  Eisen-  und  Bronzeblechen  gebraucht  werden,  doch  könnte  man, 
nach  ihrer  Zierlichkeit  zu  urteilen,  auch  an  eine  Nagelschere  denken. 

Die  Löffel  und  Gabeln,  in  unserem  Sinne  als  Hausgeräte  unentbehr- 
lich, waren  den  Römern  nicht  bekannt;  doch  sind  Gabeln  {furca)  aus  Eisen 
wie  aus  Bronze  auf  der  Saalburg  gefunden  worden.  Eine  dreizinkige,  30  cm 
lange  und  25  cm  breite  Gabel  (Tafel  XXXV,  Nr.  4)  gehört  zu  den  Land- 
wirtschaftsgeräten, wie  die  zweizinkigen  Heu-  oder  StallgabeLn  (Textfigur  69, 
Nr.  10).  Das  kleine  Gäbelchen  Tafel  LXII,  Nr,  12,  ist  zu  den  ärztlichen 
Instrumenten  zu  zählen.  Nr.  5  der  Tafel  LXVII  ist  eine  Filetnadel,  auf  die 
ich  später  noch  zurückkommen  werde. 


"8)  Lindenschmü,  Bd.  II,  Heft  IV,  Tafel  4;  Bd.  III,  Heft  III,  Tafel  V. 
"9)  Lindenschmit,  Bd.  III,  Heft  III,  Tafel  V. 

280)  Ich  habe  dieses  seltene  Stück  bereits  in  der  Westdeutschen  Zeitschrift  1889,  auf 
Tafel  14,  Nr.  2,  in  Naturgröße  veröffentlicht. 


440  ^^  Fände. 

Von  gabelförmigen  Gegenständen  mit  einem  oder  zwei  Zinken  oder 
Haken  besitzen  wir  mehrere  (vergleiche  die  auf  der  Tafel  XXXXIII,  Nr.  24, 
dargestellte);  sie  müssen  indeß  anderen  Zwecken  gedient  haben.  Die  Gabel 
zum  Essen,  eines  der  unentbehrlichsten  Geräte  der  heutigen  Kulturvölker, 
kam  erst  spät  in  Gebrauch;  während  man  bei  uns  wie  in  Rümerzeit  noch  lange 
mit  den  Fingern  aß,  war  sie  in  Italien  bereits  im  14.  Jahrhundert  allgemein 
und  hat  .sich  in  Deutschland,  England  und  Frankreich  erst  im  16.  und 
17.  Jahrhundert  eingebürgert.  Nr.  4  der  Textfigur  68  zeigt  eine  dreizinkige 
Eisengabel  mit  6  cm  langen  Zinken  und  zierlich  gewundenem  Stiel;  sie  wird 
als  Fleischgabel  beim  Kochen  und  Braten  gelten  dürfen. 

Mit  den  Löffeln  hat  es  eine  ähnliche  Bewandtnis;  wenn  auch  ihre 
allgemeine  Benutzung  älter  als  die  der  Gabeln  ist,  so  waren  sie,  nach  den 
Funden  und  schriftlichen  Nachrichten  zu  schheßen,  doch  nicht  in  dem  Maße 
wie  heute  im  Gebrauch.  Vielleicht  bestanden,  wie  bei  uns  auf  dem  Lande» 
viele  aus  Holz;  möglicherweise  gehören  dazu  einige  Bruchstücke  von  Espenholz 
aus  den  Brunnen.  Von  der  Saalburg  haben  wir  sowohl  große  Löffel  aus 
Eisen  als  auch  kleine  aus  Silber,  Bronze  und  Hörn.  Sie  bestehen  aus  einer 
runden  oder  länglichrunden  Schale,  die  an  einem  Stiele  befestigt  ist;  ihre 
naturgemäße  Form  zum  Schöpfen  von  Flüssigkeiten  hat  sich  seit  Jahr- 
tausenden nicht  geändert. 

Wir  haben  zwei  Arten  von  eisernen  Löffeln,  solche  mit  kurzen  Stielen 
und  kräftiger  Schale  (Textfigur  68,  Nr.  5)  und  solche  mit  langen,  zierlich 
gearbeiteten  Stielen.  Erstere  scheinen  hauptsächlich  zum  Schmelzen  von 
Metallen,  besonders  von  Blei,  gedient  zu  haben,  wie  man  aus  den,  manchen 
Löffelschalen  anhaftenden  Resten  geschlossen  hat.  Die  anderen  (Tafel  XXXVI, 
Nr.  14)  dürften  als  Kochlöffel  zu  bezeichnen  sein,  wofür  außer  der  sorg- 
fältigen Herstellung  einerseits  der  40 — 50  cm  lange  Stiel,  mehr  aber  noch 
die  an  seinem  oberen  Ende  befindlichen  beiden  Haken  sprechen.  Der  lange 
Stiel  war  bei  dem  Kochen  auf  offenem  Feuer  eine  Notwendigkeit;  die  ange- 
schmiedeten Haken  (Tafel  XXXVI,  Nr.  14 — 17)  hatten,  wie  es  scheint,  einen 
doppelten  Zweck:  einesteils  eigneten  sie  sich  zum  Feuerschüren,  andernteils 
auch  zum  Herbeiziehen  der  an  Ketten  aufgehängten  Kessel,  zum  Drehen 
des  darin  kochenden  Fleisches,  sowie  zum  Aufhängen  an  die  Wand, 

Eine  kleinere  Art  Löffel  [ligula),  Nr.  3—6  der  Tafel  LXII  und  Nr.  10 
und  11  der  Textfigur  71,  zeigt  elegante  Formen;  ihre  Schalen  gleichen  oft- 
mals dep  menschlichen  Zunge  (Nr.  3)  und  sollen  zum  Essen  von  Eiern  und 
Süßigkeiten,  vielleicht  auch  von  Austern,  deren  Schalen  sich  an  der  Saal- 
burg und  an  anderen  Limeskastellen  fanden,  gedient  haben,  die  kleineren, 
Nr.  5  und  6,   dagegen  zu  medizinischen  oder  kosmetischen  Zwecken. 

Abgesehen  von  Nr.  3,  das  aus  Silber,  und  Nr.  4,  welches  aus  Hörn 
besteht,  sind  die  meisten  dieser  Löffelchen  aus  einer  Metallkomposition  her- 
gestellt, der  man  den  Namen  «Weißmetall»  beigelegt  hat;  bei  den  aus 
demselben  Metall  gefertigten  Fibeln  sollen  seine  Bestandteile  etwas  näher 
erörtert    werden.      Schöpflöffel    (Schöpfkelle)    und    Seihlöffel,    wie    sie    uns 


Geräte  aus  Metall.  441 

Pompeji   so  mannigfach    und  so  reich   verziert   aufbewahrt  hat,    wurden  an 
der  Saalburg  nicht  gefunden. 

Gefäße  aus  Bronze  scheinen  nicht  viel  im  Gebrauch  gewesen  zu 
sein,  denn  es  haben  sich  hier  nur  wenige  ganz  erhaltene  Stücke  gefanden; 
Tafel  LVIII,  Nr.  1,  ist  ein  33  cm  im  Durchmesser  breites  und  12  cm  hohes, 
aus  dünnem  Bronzeblech  getriebenes  Becken  mit  gerade  abstehendem  Rand, 
Nr.  2  eine  Bratpfanne  (Kasserole)  —  genau  den  in  Pompeji  gefundenen  ähnlich 
(vergleiche  Overbeclc-Mau)  mit  langem  Stiel.  Nr.  3  und  4  stellen  Bruchstücke 
von  Stielen  solcher  Gefäße  dar,  Nr.  5  ein  durchlöchertes  kleines  Sieb  (Dui'ch- 
schlag),  Nr.  6  ein  Bruchstück  eines  solchen,  ebenfalls  aus  dünnem  Bronze  blech 
gearbeitet.  Auf  Textfigur  36,  Nr.  2,  ist  eine  gut  erhaltene  Bronzeschale  ab- 
gebildet, die  sich  im  Brunnen  Nr.  12  fand.  Außerdem  sei  hier  noch  der  schöne 
Kessel  aus  Kupfer ^^^)  mit  eisernem  Henkel  aus  dem  Brunnen  39  (Textfigur  36, 
Nr.  13,  und  Seite  245)  erwähnt;  dabei  lag  ein  seltenes  Gefäß  (Textfigur  71, 
Nr.  1),  genau  in  der  Form  der  Terra-Sigillata-Schüsselchen,  welches  nach  den 
Untersuchungen  des  Herrn  Dr.  A.  Rüdiger  in  Homburg  aus  reinem  Zinn  be- 
steht und  der  einzige  Gegenstand  aus  diesem  von  den  Römern  hauptsächlich 
in  Britannien  gewonnenen  Metall  ist,   der  bis  jetzt  an  der  Saalburg  vorkam. 

Mit  diesen  wenigen  Sachen  ist  unser  Inventar  an  ganzen  Metallgefäßen 
erschöpft.  Wenn  auch  anzunehmen  ist,  daß  die  verhältnismäßig  wertvollen 
Gegenstände  bei  einer  Flucht  leicht  mitzunehmen  waren  und  daß  nach  er- 
folgten Zerstörungen  diese  zunächst  gesucht  und  von  Freund  und  Feind  weg- 
gebracht wurden,  so  sprechen  doch  die  spärlichen  Bruchstücke  derartiger 
Hausgeräte  dafür,  daß  sie  nicht  allzu  zahlreich  vorhanden  waren. 

Die  Wage  [Ubra),  das  bekannte  Meßinstrument  zufr  Bestimmung  des 
absoluten  Gewichts,  hat  sich  in  ihrer  Form  und  Einrichtung  seit  Röraerzeit 
kaum  verändert.  Die  Ausgrabungen  in  Pompeji  haben  Wagen  mit  gleich- 
armigem Doppelhebel,  dem  Wagbalken  {jugum)  und  einem  Paar  Schalen 
{lances)  in  allen  möglichen  Größen  ergeben;  ebenso  solche  mit  ungleichem 
Wagbalken,  dessen  längerer  Arm  die  Schale  trägt,  und  auf  welchem  ein 
Laufgewicht  bewegt  wird;  letztere  werden  als  Schnell-  oder  römische  Wagen 
[trutina)  bezeichnet ^^^).  Nur  diese  Konstruktion,  die  auch  in  Pompeji  am 
meisten  vertreten  ist,  wurde  auf  der  Saalburg  angetroffen.  Textfigur  68  giebt 
in  Nr.  2  eine  vollständig  erhaltene  Wage,  deren  Wagbalken  eine  Länge  von 
16  cm  hat,  wieder;  ein  genau  gleiches  Exemplar,  an  dem  nur  die  zwei  unteren 
Haken  fehlen,  wurde  in  Mainz  gefunden  ^^^).  Der  Wagbalken  dieser  jetzt  noch 
häufig,  besonders  beim  Wiegen  der  Feldfrüchte,  benützten  Wagen  hat  nach  unten 
und  nach  oben  je  eine  Öse  mit  Haken  (a  und  b),  so  daß  verschiedene  Hebel- 
längen entstehen,  wodurch  man,  je  nachdem  schwerere  oder  leichtere  Gegen- 
stände zu  wiegen  sind,  sich  der  kürzeren  oder  der  längeren  Seite  des  Balkens 


281)  Zwei  ähnliche  Kessel,  der  eine  (wie  es  scheint)  ebenso  groß,  der  andere  größer, 
befinden  sich  im  Museum  zu  Augsburg  und  stammen  aus  Schweizer  Pfahlbauten. 
"82)  Overbeck-Mau,  Pompeji,  Leipzig,  1884,  Seite  447. 
28»)  Lindenschmit,  IV.  Band,  Tafel  15. 


442  Die  Funde. 

bedient.  Jede  Seite  des  Wagbalkeiis  trägt  eine  andere  Gradeinteilung;  der 
längere  Hebel  a  ist  für  Leichtgewicht,  der  kürzere  b  für  Schwergewicht;  das 
Hängegewicht  selbst  bleibt  für  beide  Handhabungen  sich  gleich,  die  genaue 
Feststellung  der  Schwere  liegt  in  der  verschiedenen  Einteilung  des  Hebels. 
Wagbalken  sind  mehrere  gefunden;  der  in  Textfigur  68  als  Nr.  1  abge- 
bildete, an  dem  die  Ösen  und  die  Ringe,  in  welchen  das  Gewicht  hing,  noch 
vorhanden  sind,  hat  eine  Länge  von  42  cm.  Die  Nummern  27  und  28  der 
Tafel  XXXVI  zeigen  zwei  kleine  Wagbalken,  an  denen  noch  die  eingeritzten 
Marken  vorhanden  sind,  welche  oft  ihrer  Feinheit  wegen  durch  Verrostung 
unkenntlich  wurden. 

Wag  schalen  haben  sich  nicht  gefunden;  die  zu  wiegenden  Gegenstände 
wurden  wohl  meist  an  den  Haken  c  und  e  angehängt.  Die  Gewichte^^'),  die 
teils  runde,  teils  birnförmige  Gestalt  haben,  sind  an  den  in  Pompeji  und  in  den 
Rheinlanden  gefundenen  Wagen  reich  ausgebildet;  sie  zeigen  Darstellungen  von 
Figuren  und  Büsten  *^^)  aus  Bronze,  die  mit  Blei  ausgegossen  sind,  wodurch 
das  Gewicht  reguliert  wurde.  Die  unsrigen  dagegen  sind  einfach  aus  Blei 
hergestellt  (Tafel  XXXVI,  Nr.  29).  Das  Gewicht  Textfigur  68,  Nr.  3,  gefunden 
1884  in  der  Bürgerlichen  Niederlassung,  zeichnet  sich  durch  seine  Größe 
(52  cm  lang)  und  durch  seine  Schwere  aus;  es  hat  eine  elliptische  Form, 
besteht  in  einer  Hülle  aus  Eisenblech  und  war  mit  Blei  ausgegossen; 
letzteres  lag  in  unförmiger  Masse  ausgeflossen  daneben,  was  nur  infolge 
starker  Erhitzung  während  eines  Brandes  geschehen  sein  konnte.  Wir  er- 
fahren durch  dieses  gut  erhaltene  Gewicht,  das  zu  einer  sehr  großen  Wage 
gehört  haben  muß,  daß  große  und  schwere  Gegenstände,  vielleicht  Getreide 
und  Fleisch,  damit  gewogen  wurden.  Außer  dem  eigentlichen  Haken,  der 
an  der  konkaven  Seite  eine  scharfe  Schneide  hat,  befindet  sich  diesem  gegen- 
über ein  winkliger  Ansatz  zum  Aufhängen  des  Gewichts. 

Eine  ganze  Kollektion  von  Eisensachen,  die  ihrem  Zwecke  nach 
teils  zu  den  Hausgeräten,  teils  zu  den  Waffen  und  Werkzeugen  zu  zählen 
sind,  war  in  einem  Eimer  vereinigt  nebst  einer  Anzahl  von  Thongefaßen 
(vergleiche  Seite  432)  der  Erde  übergeben  worden  und  kam  am  17.  Juni 
1875  in  der  Praetentura  des  Kastells  (Tafel  IV,  P)  wieder  zum  Vorschein. 
Von  dem  Eimer  waren  nur  noch  die  Eisenteile,  der  Bügel  und  die  Reife, 
erhalten  und  sein  Inhalt  zu  einem  einzigen  Klumpen  zusammengerostet  (siehe 
Tafel  XXXXVI,  Nr.  1).  Darunter  befanden  sich  Beile,  Meißel,  Bohrer,  Ringe, 
Lanzen-  und  Pfeilspitzen,  Nägel,  Beschläge,  mehrere  Schiebe-  und  Dreh- 
schlüssel und  einige  unbearbeitete  Eisenstücke,  sodaß  man  geneigt  war,  an 
den  Nachlaß  eines  Schmiedes  oder  Schlossers  zu  denken.  Der  Fund,  bei 
dessen  Ausgrabung  der  bekannte  und  in  diesem  Buche  schon  öfters  erwähnte 
Professor  J.  Becker  von  Frankfurt  mit  seinen  Schülern  zugegen  war,  machte 
den  Eindruck,   als  seien  die  Gegenstände   vor  einem  befürchteten  Ueberfalle 


»8»)  Über  das    röm.  Gewichtssystem  vergleiche  Hultsch,  Griechische  und  Römische 
Metrologie,  Berlin  1862. 

*«)  Lindenschmit,  Bd.  IV,  Taf.  15,  Nr.  2—5. 


Geräte  aus  Metall.  443 

oder  beim  Auszuge  zu  einer  kriegerischen  Unternehmung  in  der  Hoffnung 
baldiger  Rückkehr  dem  Boden  sorgfältig  anvertraut  worden.  Da  der  Eimer 
und  die  danebenstehenden  Töpfe,  Krüge,  Schüsseln  und  Tassen  nur  wenig 
mit  Erde  bedeckt  waren,  so  scheint  dieses  Inventar  von  der  letzten  römischen 
Besatzung  zu  stammen,  sonst  würde  man  die  heute  noch  gut  erhaltenen 
Gefäße  sicherlich  ihrem  Verstecke  wieder  entnommen  haben. 


IL  Feld-  und   Gartengeräte. 
(Textfigur  69,  Tafel  XXXV  und  LXXX.) 

Auf  das  am  Süd-Abhange  gelegene  und  bereits  in  Römerzeit  urbar 
gemachte  Gelände  ist  schon  auf  Seite  110  Bezug  genommen.  Selbst  wenn 
uns  die  Thatsache  nicht  bekannt  gewesen  wäre,  daß  diese  Beschaffenheit  des 
Bodens  römischem  Fleiße  zuzuschreiben  ist,  so  würden  uns  doch  die  zahl- 
reichen dort  gefundenen  Feld-  und  Ackergeräte  nicht  im  Zweifel  darüber 
gelassen  haben.  An  einen  regelrechten  Acker-  und  Getreidebau  ist  hierbei  nicht 
zu  denken,  denn  dazu  eignete  sich  die  nur  wenige  Kilometer  entfernt  gelegene 
Ebene  weit  besser;  es  ist  auch  anderwärts  der  Beweis  erbracht  worden,  daß 
dieselbe  von  den  Römern  durch  Feldbau  bestellt  war;  ich  erinnere  hierbei 
an  die  längs  der  Römerstraße  nach  Heddernheim  und  zwischen  Homburg  und 
Ober-Eschbach  aufgegrabenen  römischen  Meierhöfe  und  Scheunen  (Frucht- 
magazine)-^*').  Dagegen  muß  nach  den  gemachten  Beobachtungen  unmittel- 
bar bei  der  Saalburg  umfangreicher  Gartenbau  zur  Anpflanzung  von  Gemüsen 
und  Obst  betrieben  worden  sein.  Auch  scheinen  die  Häuschen  [canabae] 
meistens  ein  Gärtchen  hinter  der  eingefriedigten  Hofraite  gehabt  zu  haben 
(siehe  Seite  114);  hauptsächlich  sprechen  dafür  die  Geräte,  die  ich  zunächst 
unter  Zugrundelegung  der  Abbildungen  betrachten  wdll. 

Nr.  1  der  Textfigur  69  zeigt  ein  wichtiges  Gartengerät,  das  aus  einem 
35  cm  langen  hölzernen  Querbalken  besteht,  in  den  sechs  15  cm  lange  eiserne 
Zinken  eingenietet  sind.  Dieses  scheint  das  von  den  alten  Schriftstellern  öfters 
erwähnte  Instrument,  der  Raster,  zu  sein,  über  dessen  Aussehen  man  seither 
im  Unklaren  war;  von  demselben  brachten  die  Brunnen  Nr.  14  und  26  zwei 
relativ  gut  erhaltene  Exemplare,  nach  welchen  auch  die  früher  an  der  Saal- 
burg und  an  anderen  Römerstätten  gefundenen  eigentümlich  geschmiedeten,  an 
einem  Ende  umgebogenen  Eisen  (Nr.  la)  als  Zinken  für  Rechen  erklärt  werden 
können;  vergl.  auch  Tafel  XXXXV,  Nr.  6.  Der  schon  öfters  citierte  Rieh  sagt: 
«Der  Raster  und  Rastrum  ist  ein  zur  Feld-  und  anderen  Gartenwirtschaft  ge- 
höriges Instrument,  das  sowohl  rücksichthch  seiner  Form  als  seines  Gebrauches 
zwischen  unserem  Karst  und  der  Hacke  steht.  Es  war  sehr  schwer  {Vergil, 
Georgica  I,  164),  hatte  zwei,  drei  und  bisweilen  vier  Zähne  (qiiadridens)  oder 
Zinken  [Cato  II,  cc),    die  in   gewissen  Entfernungen   von   einander   standen 


286)  Vergl.   von   Cohausen   und  Jacobi,   Römische  Bauwerke,    Nasa.   Annalen   XVII, 
Seite  129. 


444 


Die  Funde. 


und  im  rechten  Winkel  auf  einem  Balken  saßen,  der  wiederum  seinerseits 
perpendikulär  zum  Stiele  stand.  Die  Art,  wie  man  dieses  Instrument  ge- 
braucht, gleicht  der  Führung  der  Hacke:  man  hebt  es  jedesmal  von  der  Erde 


Flg.  69.    Feld-  und  Gartengeräte.    (>/•)  der  nat.  Größe.) 


auf  {Sencca,  de  ira  II)  und  schlägt  es  dann  mit  aller  Kraft  in  den  Boden. 
So  diente  es  dazu,  die  Oberfläche  des  Bodens  zu  graben,  zu  reinigen  und 
das  Land  umzuarbeiten,  als  wenn  es  gepflügt  würde,  und  namentlich  auch^ 
um   die  größeren   Erdschollen,    die   der  Pflug   zurückgelassen  hatte,    zu  zer- 


Geräte  aas  Metall.  445 

schlagen,  ehe  das  Land  geeggt  wurde,  oder  auch  wohl,  um  geradezu  das 
Eggen  zu  ersetzen  [Flinius,  H.  N.  XVIII,  49,  3).» 

Die  von  Rieh  hierzu  gegebene  Abbildung  stellt  nicht  ein  solches  Gerät, 
sondern  einen  Karst  dar;  dagegen  paßt  seine  Beschreibung  genau  zu  unserem 
Instrument,  das  sich  durch  seine  Schwere  und  die  kräftigen  eisernen  Zinken 
vorzüglich  zum  Zerschlagen  der  Schollen  und  zur  Bearbeitung  des  Bodens 
eignete.  Das  durch  den  Querbalken  a  b  gehende,  5  cm  breite  Loch  bedingt 
einen  starken  Stiel,  der  bei  Nr.  1  in  punktierten  Linien  angegeben  ist.  Ähn- 
liche Geräte  aus  Holz,  die  wir  allgemein  als  Rechen  bezeichnen,  wie  sie  heute 
noch  zu  den  verschiedensten  Verrichtungen  bei  der  Landwirtschaft  benutzt 
werden,  waren  sicherlich  auch  damals  im  Gebrauch ;  der  Name  rasier  ligneus 
ist  bekannt.  Ganz  aus  Eisen  bestehende  Rechen,  bei  denen  4 — 6  Zinken  an  den 
Querbalken  angeschmiedet  sind,  wurden  in  Pompeji  in  großer  Zahl  ausgegraben. 

Die  Hacken  mit  einem  Zinken  {sarciihim)  Nr.  21,  22  und  23,  wie 
auch  die  zweizinkigen  [sarculum  hicorne)  Nr.  19,  20  und  24  (vergleiche  auch 
Tafel  XXXV,  Nr.  10)  konnten  auf  zwei  Seiten  benutzt  werden  und  dienten 
wie  ähnliche  unserer  Gartengeräte  zum  Auflockern  des  Bodens.  Auch  der 
schwerere  Karst  {ligo  oder  hidens),  Nr.  15,  der  einseitig  ist  und  zwei  Zinken 
hat,  wurde  hierzu,  vor  Allem  aber  wie  noch  jetzt  zum  Ausroden  des  Wurzel- 
werks und  zum  Behacken  der  Erde  verwandt.  Nr.  14,  eine  Hacke  oder  Haue, 
die  nach  der  Schneide  hin  spitz  zuläuft,  hatte  einen  ähnlichen  Zweck.  Ein 
heute  noch  in  Italien  vielbenutztes  und  auch  in  Pompeji  zahlreich  gefundenes 
Gartengerät,  für  welches  ich  keinen  Namen  kenne,  ist  die  schaufelartige 
zweiseitige  Hacke,  die  auf  der  einen  Seite  ein  Blatt,  wie  der  Spaten  Nr.  2, 
auf  der  anderen  eine  starke  Hacke  hat;  in  Letzterer  befindet  sich  auch  das 
Loch,  in  welches  der  Stiel  senkrecht  eingefügt  war  (Textfigur  69,  Nr.  11 
und  12);  dieselben  kommen  auch  am  Limes  und  in  den  Rheinlanden  vor, 
vergl.  Lindenschmit,  Bd.  III,  Heft  III,  Taf.  IV.  So  lag  z.  B.  eine  solche  Hacke 
auf  der  Sohle  des  Limesgräbchens,  genau  an  der  Vereinigungsstelle  der  beiden 
Gräben  bei  der  Verdoppelung  vor  dem  Feldberg-Kastell,  und  es  ist  anzunehmen, 
daß  mit  ähnlichen  Werkzeugen,  die  aber  stärker  im  Eisen  waren,  vornehm- 
lich die  Arbeiten  am  Limes  hergestellt  sind  ^^^).  Diese  Hacke  scheint  dasjenige 
Gerät  zu  sein,  welches  liich  unter  dem  Namen  rutruni  aufführt,  wenigstens 
entsprechen  seine  Beschreibung  und  Abbildung  unseren  Funden.  Das  sehr 
praktische  Instrument  eignet  sich  besonders  zur  Bearbeitung  eines  leichten 
Bodens.  Mit  der  besagten  Blattseite  des  Geräts  kann  man  den  rigolten  Boden 
wie  mit  einem  Spaten  umgraben;  mit  der  anderen  Seite,  der  eigentlichen 
Hacke,  läßt  sich  schon  ein  festerer  Grund  bearbeiten.  Nr.  13  ist  ein  ähnhches, 
nur  kleineres  Gerät  und  diente  vornehmlich  zur  Auflockerung  des  Bodens. 
Nr.  16  ist  eine  größere  und  Nr.  18  eine  kleinere  Rodhacke,  Nr.  17  ein  kleines 
Häckchen  mit  breiter,  nach  unten  ausgebogener  scharfer  Klinge  und  breitem 


^^8')  Das  Darmstädter  Museum  besitzt  eine  gleiche  Hacke,  die  «beim  Wegbau  durch  den 
Pfahlgraben  auf  der  Sohle  des  Walles»  im  Gemeindewalde  von  Ober-Mörlen  gefunden  wurde. 


446  Die  Funde. 

Stielloch;  es  wurde  wahrscheinlich  zum  Abhauen  der  Wurzeln  verwendet 
Auf  Tafel  XXXV,  Nr.  11,  ist  eine  unterhalb  der  Gräber  im  Gartenfeldc  ge- 
fundene zierliche  und  praktische  Gät hacke  {rimco)  abgebildet;  ihre  spitze 
Klinge  gleicht  dem  Schnabel  eines  Vogels  und  diente  zum  Entfernen  des 
Unkrautes  aus  der  jungen  Saat. 

Der  Spaten  oder  die  Schippe,  wie  dieses  zum  Graben  und  Schaufeln 
bestimmte  Gerät  in  Hessen  auch  genannt  wird,  ist  auf  Textfigur  69  in 
Nr.  2 — 5  in  vier  verschiedenen  Arten  dargestellt:  Nr.  2,  eine  Grabschippe 
{pala),  besteht  aus  einem  geraden  Blatt  mit  winkligen  Kanten;  sie  ist  den 
pompejanischen  ähnlich  und  hatte  wie  unsere  Grabscheite  einen  geraden 
Holzstiel,  während  der  Stiel  des  Spatens  Nr.  3  gebogen  gewesen  sein  muß. 
Dieses  Gerät,  durch  seine  gespaltene  Tülle  mit  dem  noch  eingerosteten  Niet- 
nagel und  dem  eingeuieteten  Blatte  bemerkenswert,  diente  als  Wurfschaufel 
und  hatte  deshalb,  wie  noch  heute,  einen  gebogenen  Stiel.  Es  hieß 
batülum  oder  ratülum  und  war  nach  Hich  bei  den  Römern  von  Eisen,  wie 
auch  ganz  aus  Holz  hergestellt.  Ähnliche  Stücke  sind  bereits  auf  Text- 
figur 32  in  Nr.  2  und  3  bei  den  Maurerwerkzeugen  abgebildet.  Die  Nr.  4 
und  5  der  Textfigur  69  zeigen  zwei  eiserne  Schippenbeschläge  von  Holz- 
schaufeln, welche  durch  Nägel  an  das  Holz  befestigt  waren;  dieses  Feldgerät, 
das  heute  nicht  mehr  allgemein  gebräuchlich  ist,  wurde  früher  vielfach  be- 
nutzt (vergleiche  Lindenschmü,  Bd.  EI,  Heft  III,  Tafel  IV.) 

Zu  den  landwirtschaftlichen  Geräten  sind  noch  die  großen  eisernen 
Gabeln  zu  zählen;  Nr.  10,  eine  solche  mit  zwei  Zinken  [furca],  die  durch 
Ausschmieden  und  Umbiegen  gefertigt  ist,  kann  man  als  Heu-  oder  Stall- 
gabel bezeichnen.  Die  schon  Seite  439  erwähnte  dreizinkige  Gabel  (Tafel  XXX V, 
Nr.  4)  scheint  einen  eisernen  Stiel  gehabt  zu  haben;  wie  die  Abbildung  zeigt, 
sind  zwei  Zinken  und  der  Stiel  aus  einem  Stück  hergestellt,  der  dritte  Zinken 
ist  in  der  Mitte  eingebunden  und  eingeschmiedet;  man  darf  sie  wohl  ihrer 
Stärke  wegen  als  Mistgabel  bezeichnen. 

Die  Sicheln  und  Sensen  sind  Instrumente  zum  Schneiden,  mit 
krummer  Klinge  und  scharfer  Schneide;  Erstere  ist  mit  langem  hölzernem 
Stiele,  Letztere  nur  mit  kurzem  Handgriffe  versehen.  Die  Römer  nannten  sie 
allgemein  falx  und  fügten  je  nach  ihrem  besonderen  Gebrauche  noch  ein  sie 
charakterisierendes  Beiwort  hinzu.  Textfigur  69  stellt  in  Nr.  8  eine  Sense 
[fcäx  foenaria  oder  veruculaia)  dar;  sie  ist  geschweift,  elliptisch  gebogen  und 
sehr  groß^*®);  in  Mommenheim  ist  eine  solche  von  1  m  Länge  gefunden 
worden  (LmdenscJmiit ,  Bd.  III,  Heft  III,  Taf.  IV).  Sie  diente  zum  Mähen 
des  Grases  und  des  Getreides.  Die  Klinge  war  entweder  direkt  an  den  ge- 
raden oder  geschweiften  Holzstiel  (wie  Nr.  8)  angenietet  oder  hatte  eine 
Angel,  die  im  Holze  saß  und  mit  einer  Zwinge  (Nr.  6a)  besonders  befestigt 
war,  eine  Konstruktion,  die  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten  hat. 

Die  Sichel  {falx  stramentaria  oder  messoria)  ist  in  der  Klinge  schmäler 
als  die  Sense.     Nr.  7  zeigt  die  gewöhnliche  Form  der  römischen  Sicheln  mit 

288)  Die  englischen  und  amerikanischen  Sensen  haben  fast  dieselbe  Gestalt. 


Geräte  aus  Metall.  447 

einer  Angel  zur  Befestigung  derselben  im  Holzgriff,  der,  um  das  Aufspalten 
der  Letzteren  zu  verhindern,  von  einer  eisernen  Zwinge  umschlossen  war. 
Nr.  2  der  Tafel  XXXV,  ein  größeres  Bruchstück  einer  gezähnten  Sichel 
{falx  denticulata) ,  wurde  in  einigen  Teilen  des  alten  Italien,  Griechenlands 
und  Egyptens  zum  Ernten  gebraucht  (vergleiche  Rieh,  Seite  253),  aber  auch 
bei  uns  in  Deutschland  muß  sie  in  alter  Zeit  viel  zur  Anwendung  gekommen 
sein;  das  schöne  Fürstliche  Museum  in  Sigmaringen  weist  eine  große  Zahl 
auf,  deren  Klingen  wie  eine  Säge  eingeschnitten  sind.  Die  Bronzesicheln 
aus  der  prähistorischen  Zeit  gleichen  in  der  Form  den  römischen,  sind 
aber  viel  kleiner.  Unser  Museum  besitzt  aus  einem  in  der  Stadt  Homburg 
gemachten  Kollektivfund  43  meist  gut  erhaltene  Stücke  dieser  Art.  Das 
auf  Tafel  XXXV,  Nr.  3,  gezeichnete  Fundstück  ist  ein  Mittelding  zwischen 
Sense  und  Sichel. 

Das  Baummesser  (Hippe  oder  Hebe  —  falx  arboraria  und  süvatica) 
ist  schon  bei  den  Werkzeugen  auf  Seite  213  (Textfigur  28,  Nr.  23  und  24) 
mit  aufgeführt,  muß  aber  als  zum  Feld-  und  Gartenbau  gehörig  hier  noch- 
mals erwähnt  werden;  es  ist  eine  Abart  der  Sichel  und  scheint  ein  sehr 
wichtiges  Gerät  des  Landmanns  und  des  Holzhauers  gewesen  zu  sein.  Unsere 
Waldarbeiter  benutzen  es  zum  Abhauen  von  Büschen  und  dünnen  Ästen. 
Nr.  9  der  Textfigur  69  und  Tafel  XXXVII,  Nr.  9,  geben  ebenso  wie  Nr.  23 
und  24  der  Textfigur  28  einige  Beispiele  unserer  Sammlung  wieder. 

Der  Pflug  [aratrum)  bestand  größtenteils  aus  Holz,  w'ie  dies  in  einzelnen 
Gegenden  noch  heute  der  Fall  ist.  Nr.  1  der  Tafel  XXXV  zeigt  die  einzige 
seither  bekannte  Pflugschar  von  der  Saalburg,  doch  soll  nach  neueren  Unter- 
suchungen das  als  Nr.  26  auf  Tafel  XXXVIII  zur  Darstelluug  gelangte  Gerät 
ebenfalls  eine  Pflugschar  sein. 

Weitere  Fundstücke,  die  zum  Betrieb  der  Landwirtschaft  und  Ahnlichem 
gehören,  sind  die  Wagenteile  und  ihre  eisernen  Beschläge,  die  nicht  allein 
in  großer  Zahl,  sondern  auch  durch  einige  besonders  schöne  Stücke  ver- 
treten sind.  Den  ersten  Platz  nimmt  das  fast  vollständig  erhaltene,  in 
Gegenwart  des  nachmaligen  Kaisers  Friedrich  am  25.  September  1885  aus 
dem  Brunnen  Nr.  17  erhobene  Wagen-  oder  Karrenrad  ein  (Tafel  LXXX, 
Nr.  1);  vergleiche  Seite  161.  Das  Rad  [rota)  besteht  aus  der  Nabe  {mediolus), 
den  Speichen  [radü)  und  den  Felgen  {ahsides);  an  dem  unsrigen  sind  Nabe 
wie  Speichen  aus  Eschenholz,  Felgen  und  Reif  fehlten  und  sind  in  der 
Abbildung  punktiert  angegeben;  diese  Bestandteile  müssen  beim  Hineinfallen 
in  den  Brunnen  nicht  mehr  vorhanden  gewesen  sein.  Dagegen  wurden 
Felgen  aus  dem  Brunnen  Nr.  40  und  Reifstücke  von  Rädern  im  Brand- 
schutte der  Bürgerlichen  Niederlassung  zu  Tage  gefördert  ^^^).  Die  Einzel- 
heiten des  seltenen  Fundes  sind:  Die  gedrehte  mit  Karnies  verzierte  Nabe, 
in  die  zehn  gedrehte  Speichen  an  der  einen  Seite  mit  eckigen,  an  der  anderen 


289)  Vergleiche  darüber  Seite  173.    Nach  den  Dimensionen  des  Rades,  der  Holzstärke 
und  seiner  Konstruktion  ist  an  ein  Schöpfrad  für  die  Wasserförderung  nicht  zu  denken. 


448  ^ie  Funde. 

mit  runden  Zapfen  (Nr.  la  und  Ib)  eingelassen  sind;  interessant  ist  die  Ein- 
stemmung der  Zapfenlöcher  mit  dem  Absatz  (Nr.  Ib).  Die  Speichen,  die 
vielleicht  vor  dem  Einschlagen  naß  gemacht  waren,  saßen  durch  den  Wider- 
haken selbst  nach  einer  kaum  zu  vermeidenden  Eintrocknung  des  Holzes 
außerordenthch  fest.  Die  eisernen  Achsenbüchsen,  von  denen  mehrere 
au  der  Saalburg  gefunden  wurden  (vergleiche  Tafel  XXXXII,  Nr.  11 
und  13),  haben  einen  Ansatz,  der  dazu  diente,  die  Büchse  in  dem  ausge- 
drehten Holze  (der  Nabe)  festzuhalten;  der  große  lichte  Durchmesser  von 
8  cm  ist  ein  Beweis  dafür,  daß  die  Achsen  des  betreffenden  Wagens  nur  aus 
Holz  gewesen  sein  können,  wie  überhaupt  auch  andere  Beschlagteile,  Achsen- 
nägol  u.  s.  w.,  bekunden,  daß  nur  Holzachsen  im  Gebrauch  waren.  Der 
Naben  ring  Tafel  XXXXII,  Nr.  12,  der  dazu  bestimmt  war,  das  Holz  zu- 
sammenzuhalten, hat  auf  seiner  Mitte  zur  Verstärkung  eine  Rippe;  sein 
Durchmesser  beträgt  16  cm.  Unser  Rad,  das  wenig  von  der  heutigen  Werk- 
weise abweicht,  hat  einen  Durchmesser  von  83  cm.  Eine  zweite  Nabe,  die 
ebenfalls  in  dem  Brunnen  lag,  aber  durch  die  darüber  liegende  Brunnen- 
ausfüllung zusammengedrückt  war,  hat  die  gleichen  Maße,  nämlich  35  cm 
Länge  und  15  cm  Durchmesser;  die  Speichen  sind  34  cm  lang.  Die  er- 
wartete Eintrocknung  des  Holzes  trat  rasch  ein,  durch  eine  sofortige  g-enaue 
Nachbildung,  die  neben  dem  Original  im  Museum  aufgestellt  wurde,  ist 
aber  die  ursprüngliche  Gestalt  des  Rades  festgehalten  worden  ^^").  Figur  Ic 
der  Tafel  LXXX  zeigt  eine  von  den  in  anderen  Brunnen  gefundenen 
Speichen;  sie  hat  an  dem  abgesetzten  runden  noch  einen  zum  Eintritt  in  die 
Nabe  bestimmten  eckigen  Zapfen,  während  der  für  die  Felgen  rund  ist; 
Letzterer  wurde  durch  einen  in  das  Hirnholz  eingeschlagenen  Holzkeil 
befestigt. 

Die  Tafel  XXXXII  giebt  außer  den  schon  beschriebenen  Achsenbüchsen 
und  Nabenringen  noch  eine  Auswahl  von  Wagenteilen  und  -Beschlägen. 
Nr.  1 — 8  sind  Vorstecker  oder  Lonen  in  verschiedenen  Formen,  wie  sie 
auch  heute  noch  zum  Festhalten  der  Räder  benutzt  werden;  Nr.  17  hat 
unten  eine  Oese  zum  Einstecken  eines  Stifts  oder  Lederriemchens;  Nr.  5  ist 
auf  einer  Seite  durch  die  Bewegung  des  Rades  abgeschhffen ;  Nr.  1,  2,  7 
und  8  haben  Löcher  zur  Anbringung  einer  Kette,  womit  die  Lone  an  dem 
Wagenrade  selbst  befestigt  war.  Abgesehen  von  diesen  weist  das  Museum 
noch  manche  solcher  in  abweichenden  Formen  auf;  bis  jetzt  sind  deren  auf 
der  Saalburg  71  Stück  gefunden,  eine  Zahl,  die  auf  einen  regen  Wagen- 
verkehr schheßen  läßt.  Nr.  9  stellt  eine  Deichselstütze  und  Nr.  10  eine 
Schemelstütze  dar.  Nr.  14  und  15  zeigen  Bügel  für  Wagenschemel;  zur 
Befestigung  derselben  auf  den  Wagenachsen  dienten  Schemelnägel,  von 
denen  einige  30—40  cm  lange  Exemplare  gefunden  worden  sind.  Nr.  16 
und  17   geben    sogenannte  Linsenhalter   wieder,   eine  Vorrichtung,   die  an 


*•«)  Im  Jahre  1889  wurde  dem  Generalpostmeister  von  Stephan  eine  zweite   Nach- 
bildung ttbersandt;  dieselbe  ist  im  Reichspostmuseum  in  Berlin  aufgestellt. 


Geräte  aus  Metall.  44g 

den  Wagenrungeii  (die  Hölzer,  gegen  welche  sich  die  Bretterwände  oder 
Leitern  des  Wagens  anlehnen)  zum  Halten  der  Leitern  erforderlich  und  jetzt 
noch  an  unseren  Bauernwagen  angebracht  sind,  Nr.  18  gehört  wohl  auch 
zum  Wagenbeschlag.  Auch  mehrere  Deichselbeschläge  haben  sich  er- 
halten, von  denen  auf  Tafel  XXXX  in  Nr.  7  ein  interessantes  Beispiel  zur 
Darstellung  gelangt  ist. 

Ketten  und  einzelne  Kettenglieder  sind  in  den  verschiedensten  Größen 
gefunden;  Nr.  13  und  16—18  der  Tafel  XXXXI  zeigen  die  übliche  Form 
der  Gleichen,  die  gewöhnlich  in  der  Mitte  zusammengedrückt  sind.  Eine 
große  Anzahl  eiserner  Ringe  von  3 — 14  cm  Durchmesser  fanden  sich  überall 
im  Boden  zerstreut;  auch  federnde,  auf  einer  Seite  offene  Notringe,  wie  sie 
jeder  vorsichtige  Fuhrmann,  der  Ketten  am  Wagen  hat,  mit  sich  führt,  sind 
unter  unseren  Fundstücken  enthalten.  Bemerkenswert  ist  der  auf  Seite  347 
mitgeteilte  und  abgebildete  Deichselring  mit  der  Inschrift  der  XIV.  Legion. 


III.    Kleingeräte. 
1.  Schreibgeräte. 

(Tafel  LXX  und  Textfigur  70.) 

Die  auffällig  große  Anzahl  von  Schreibgriffeln  (127),  wie  auch  einige 
andere  Schreibgeräte  von  der  Saalburg,  bezeugen  uns,  daß  man  dort  viel  ge- 
schrieben hat.  Hierbei  ist  neben  einem  ausgedehnten  Briefverkehr^^')  auch 
an  Verträge,  Quittungen  oder  sonstige  einfache  Notizen  zu  denken.  Von  den 
vornehmlich  gut  erhaltenen  Griffeln  (stilus)  sind  auf  Tafel  LXX  acht  Stücke 
als  Nr.  3 — 10  in  wirklicher  Größe  und  auf  Textfigur  70  deren  sechs  in  V2 
der  natürlichen  Größe  abgebildet.  Sie  haben  alle  an  einem  Ende  eine  Spitze, 
am  anderen  ein  flaches  Blatt  in  Gestalt  eines  Schippchens.  Mit  der  Spitze 
schrieb,  oder  richtiger  gesagt,  ritzte  man  die  Buchstaben  auf  ein  rot  oder 
schwarz  gefärbtes,  mit  Wachs  überzogenes  Holztäfelchen;  mit  dem  flachen 
Ende  glättete  man  die  Wachsschrift  oder  tilgte  die  hinfäUig  gewordenen 
Schriftzeichen  aus.  Die  durchschnittliche  Größe  der  Griffel  ist  die  unserer  Blei- 
stifte, nur  sind  sie  zierlicher  gearbeitet  und  haben  eine  handlichere  Form. 
Mit  Ausnahme  eines  solchen  aus  Bronze  (Textfigur  70,  Nr.  8)  sind  alle  aus 
Eisen.  Die  eigentliche  Spitze  scheint  gestählt  zu  sein  oder  besteht  mindestens 
aus  gut  gehärtetem  Eisen,  wodurch  sie  sich  auch  zum  Einritzen  der  Graffite 
auf  Thongefäße  eignete;  sie  ist  entweder  am  Schafte  stum^pf  abgesetzt,  wie 
Nr.  4,  5  und  10  der  Tafel  LXX  und  Nr.  3,  6  und  8  der  Textfigur  70,  oder 
wie  die  übrigen  Nummern  einfach  vom  Schaft  aus  spitz  zulaufend.  Auch 
waren  die  Spitzen  öfters  besonders  eingesetzt,  wie  der  ßronzestift  Nr.  8  zeigt. 
Man  war  dadurch  im  Stande,  bei  Beschädigung  oder  Abnutzung  der  Spitze 
eine  andere  einzusetzen  und  konnte   den  Halter  immer  wieder   gebrauchen, 


291)  Daß  ein  regelrechter  Postverkehr  bestand,  beweist  der  im  Jahre  1896  gefundene, 
dem  Genius  veredariorum  gewidmete  Inschriftstein  von  der  Kapersburg. 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saal  bürg.  29 


450 


Die  Funde. 


wie  es  bei  unseren  Stahlfedern  der  Fall  ist.  Nr,  4  der  Tafel  LXX  und 
Nr.  7  der  Textfigur  70  haben  eingedrehte,  gewundene  kleine  Nuten,  in  welche 
feiner  Goldbronzedraht  eingehämmert  ist,  also  eine  Art  Tauschierung;  diese 
eingelegte  Arbeit  ist  besonders  schön  ausgeführt  und  giebt  den  Griffeln  ein 
elegantes  Aussehen.  Die  anderwärts  vorkommenden  Stili  aus  Horu  oder 
Bein  haben  sieh  an  der  Saalburg  bis  jetzt  nicht  gefunden. 


ZBifJt*ma,imffST. 

Fig.  70.    SchreibUfeln  und  Schreibgriflfel .    (>/a  der  nat.  Größe.) 

Schreibtäfelchen  oder  Wachstäfelchen  (cerae,  tahellae  ceratac),  die  uns 
der  Schlamm  verschiedener  Brunnen  aufbewahrt  hat,  nehmen  schon  ihrer 
Seltenheit  wegen  unser  Interesse  in  Anspruch;  besonders  gilt  dies  von  zwei 
fast  ganz  erhalteneu  Stücken,  Textfigur  70,  Nr.  1  und  2.  Sie  sind  aus  Pinien- 
holz und  sagen  uns  damit,  daß  sie  aus  dem  Süden  stammen.  Ihre  Ein- 
richtung ist  aus  der  Zeichnung  zu  ersehen.  Nr.  1  hatte  eine  Länge  von  22V2, 
eine  Breite  von  10  cm  und  eine  Stärke  von  6,  bezw.  3  mm.  Es  ist  der  Länge 
nach  um  V^,  in  der  Breite  um  1  cm  und  in  der  Dicke  um  1  mm  ein- 
getrocknet. Das  Täfelchen  Nr.  2,  das  nach  der  Entnahme  aus  einem  Brunnen 
(Nr.  14)  21  cm  lang  und  12^/2  cm  breit  war,  ist  auf  19  cm  Länge  und 
lOV«  cm  Breite  geschwunden.  Dieses  ist  auf  einer  Seite,  das  andere  (Nr.  1) 
auf  zwei  Seiten  etwa  2  mm    tief  ausgegründet,    und  so  die  Vertiefung  ge- 


Schreibgeräte.  451 

schaffen,  welche  die  Wachsfläche  aufnahm.  Der  durchschnittlich  2  cm  breite 
erhöhte  Rand  hatte  den  Zweck,  die  Wachsschichten  gegen  Abbröckelung  und 
Reibung  zu  schützen.  Nr.  1  ist  das  mittlere  Stück  einer  mehrblätterigen 
Wachstafel,  Nr.  2,  das  nur  auf  einer  Seite  mit  Wachs  belegt  war,  bildete 
gleichzeitig  die  Decke  und  stammt  wohl  von  einer  der  sogenannten  cerae 
dtipliccs.  Die  in  Pompeji  gefundenen  [Overbeck-Mau,  S.  489)  hatten  an  einer 
Seite  zwei  Löcher,  durch  welche  Fäden,  die  gleichsam  als  Scharnier  dienten, 
geschlungen  wurden;  die  uusrigen  haben  in  der  Mitte  des  Randes  auf  den 
Langseiten  je  einen  2  mm  breiten  und  2  cm  tiefen,  schräg  gegeneinander  ge- 
stellten Sägeneinschnitt,  durch  welchen  die  Fäden  zum  Zusammenbinden  der 
Tafeln  liefen.  Beim  Auffinden  des  Täfelchens  Nr.  2  zeigten  sich  auf  der 
ausgegründeten  Seite  mit  Tinte  geschriebene  Buchstaben,  die  aber  an  der  Luft 
rasch  verblaßten.  Der  Versuch,  sie  durch  Photographieren  besser  unterscheiden 
zu  können,  gelang  nur  insoweit,  als  man  sieben  Zeilen  Schrift  nachweisen 
konnte.  Prof.  Zangemeistcr,  der  sich  noch  bemüht  hatte,  mit  chemischen 
Hülfsmitteln  die  Schrift  auf  dem  Täfelchen  —  leider  ohne  großen  Erfolg  — 
stärker  hervorzubringen,  konnte  nur  feststellen,  daß  die  Schriftzüge  Namen 
von  Zeugen  enthalten.  Er  faßte  seine  Ansicht  dahin  zusammen,  daß  er  sagte: 
«Abgesehen  von  der  Inschrift  und  auch  für  den  Fall,  daß  deren  Entzifferung 
nicht  gelingt,  bietet  dieses  Urkun den täf eichen  ein  besonderes  Interesse,  näm- 
lich durch  seine  Einrichtung,  welche  von  derjenigen  der  pompejanischen  und 
dacischen  Wachstafeln  verschieden  ist».  In  der  Mitte  der  Fläche  befindet 
sich  eine  3  cm  breite,  schwache  Vertiefung  (Nr.  2,  bei  a),  die  zur  Aufnahme 
der  Siegel  —  wahrscheinlich  der  Zeugen,  welche  die  Urkunde,  Vertrag  oder 
Quittung  unterschrieben  hatten  —  diente;  eine  solche  Einrichtung  ist  von 
Wachstäfelchen  mit  Urkunden  aus  Pompeji  bekannt  (vergleiche  die  Abbildung 
und  Beschreibung  bei  Overhech-Mau). 

Merkwürdigerweise  haben  sich  Wachstafeln  durch  das  ganze  Mittelalter 
hindurch  erhalten ^^^),  besonders  in  Salzsiedereien,  in  denen  sie  auch  heute 
noch  zu  vorübergehenden  Notizen  benutzt  werden. 

Neben  der  Wachstafel  und  dem  Stilus  finden  wir  im  Altertum  Papyrus, 
Pergament  und  Seh  reib  röhr  (Rohrfedern)  im  Gebrauch;  Letzteres  muß 
wohl  auch  an  der  Saalburg  benutzt  worden  sein,  da  wir  Tintenfässer 
(atramentarium)  aus  Weißmetall  und  Bronze  von  dort  haben.  Auf  Tafel  LXX 
sind  sie  dargestellt;  Nr.  1  ist  von  besonderem  Interesse;  seine  eigenartige 
Konstruktion  wird  durch  die  Abbildungen  Nr.  1  und  la  veranschaulicht,  wobei 
besonders  auf  den  sehr  praktischen  Verschluß  aufmerksam  gemacht  sei.  Er 
besteht  aus  einem  festen,  auf  dem  cylindrischen  Gefäß  aufgelöteten  und  einem 
beweglichen  gezähnten  Deckel;  Letzterer  ist  mit  dem  Ersteren  durch  eine  Niete 
in  der  Mitte  derart  verbunden,   daß  er  sich  leicht  herumdrehen  läßt.     Beide 


29Ü)  Das  Museum  in  Hildesheim  enthält  eine  große  Sammlung  mittelalterlicher  Wachs- 
bücher. Chr.  E.  Hansseimann  erzählt  in  seiner  Schrift  «Beweis  wie  weit  der  Römer  Macht 
etc.  1768»  über  den  Gebrauch  der  Wachstafeln  in  Schwäbiech-Hall  «mit  den  dazu  gehörigen 
stählernen  Schreibgriflfeln». 


452  I^*®  Funde. 

Deckel  haben  gleich  weite  (12  mm)  runde  Öffnungen,  die,  wenn  sie  überein- 
ander liegen,  zum  Eintauchen  der  Feder  dienen;  dagegen  schließt  sich  die 
Öffnung  des  Tintenfasses,  wenn  der  bewegliche  Deckel  durch  eine  Umdrehung 
verschoben  wird,  was  durch  die  zwei  auf  demselben  angebrachten  Knöpfchen 
leicht  zu  bewerkstelligen  ist.  Hierdurch  wird  die  Flüssigkeit  vor  dem  Ver- 
dunsten und  dem  Hineinfallen  von  8taub  bewahrt.  Ein  in  der  Konstruktion 
ähnliches  Tintenfaß  besitzt  das  Bonner  Museum  (Bonner  Jahrb.  Bd.  LXXH, 
S.  95).  Eine  zweite,  auch  anderwärts  öfters  gefundene,  weit  einfachere  Art 
stellt  Nr.  2  der  Tafel  LXX  dar.  Die  pompejanischen  Wandgemälde  zeigen 
ähnliche  Schreibgeräte^'-*^). 

2.  Arztliche  Instrumente. 
(Tafel   LXII    und   Textfigur  71.) 

Die  Ausbeute  an  ärztlichen  und  chirurgischen  Instrumenten  ist  verhältnis- 
mäßig gering;  immerhin  sind  außer  einigen  Sonden  verschiedene  beachtens- 
werte Gegenstände  dieser  Art  zum  Vorschein  gekommen.  Von  den  Sonden 
(specillum),  die  hauptsächlich  zur  Untersuchung  von  Wunden  dienten,  sind 
zwei  Arten  auf  Tafel  LXII,  Nr.  1  und  2,  in  natürlicher  Größe  abgebildet; 
sie  gleichen  den  in  Pompeji  gefundenen  und  weichen  auch  von  den  modernen 
kaum  ab.  Nr.  1  zeigt  an  dem  einen  Ende  ein  Löffelchen  mit  langgestreckter, 
ovaler  Schale;  vielleicht  hat  auch  das  Löffelchen  Nr.  6  zu  einer  Sonde  ge- 
hört, da  sich  an  dem  entgegengesetzten  Ende  ein  Loch  befindet,  das  zur 
Befestigung  eines  Metallstäbchens  als  Handhabe  gedient  haben  mag.  Nr.  2 
ist  elliptisch  abgerundet  und  flach  wie  eine  Messerklinge;  es  wurde  vielleicht 
zum  Salbenschmieren  verwendet.  Von  den  auf  derselben  Tafel  in  Nr.  8 — 11 
dargestellten  Zängelchen  —  Pinzetten  (vohella)  —  werden  wohl  einige  zu 
ärztlichen  Zwecken,  zur  Herausnahme  von  Knochensplittern  und  dergleichen, 
aber  auch  zum  Abzwicken  von  Haaren,  wie  überhaupt  zur  Pflege  des  Körpers 
benutzt  worden  sein;  vergleiche  auch  Textfigur  71,  Nr.  7.  Zwei  Gegenstände 
auf  Tafel  LXII,  Nr.  7  und  12,  werden  von  Fachmännern  als  besonders  be- 
merkenswert bezeichnet;  das  trichterförmige  Gerät  Nr.  7,  dessen  Querschnitt 
unter  der  perspektivischen  Ansicht  dargestellt  ist,  soll  zum  Einträufeln  von  Ölen 
oder  sonstigen  Flüssigkeiten  in  offene  Wunden  gedient  haben;  Nr.  12,  ein  kleines 
Gäbelchen  mit  drei  flachen,  jedoch  scharfen  Zacken,  von  denen  der  mittlere 
kürzer  ist,  wird  von  Augenärzten  als  ein  Instrument  zur  Operation  des  Staares 
erklärt,  dem  die  jetzt  zu  diesem  Zwecke  gebräuchlichen  Instrumente  sehr 
ähnlich  sein  sollen.  Daß  Spezialärzte  zur  Behandlung  von  Augenkrankheiten 
auf  der  Saalburg  thätig  waren,   beweist  auch  unser  Okulistenstempel,  dessen 

«"*)  Die  Schreibgeräte  aus  Bronze,  an  denen  Stiel  und  Feder  aus  einem  Stück  be- 
stehen, und  die  als  die  Vorläufer  unserer  Stahlfedern  zu  betrachten  sind,  mögen,  da  solche 
im  Limesgebiet  schon  gefunden  wurden,  zur  Ergänzung  der  Schreibgeräte  hier  erwähnt 
werden;  in  den  Museen  von  Mainz,  Trier  und  Darmstadt  sind  solche  aufbewahrt.  Näheres 
siehe  bei  A.  Baumeister,  Denkmäler  des  klassischen  Altertums,  unter  «Briefe»  Seite  354 
und  «Schreibgerät»  Seite  1583,  wo  auch  die  bezügliche  Litteratur  angeführt  ist. 


Ärztliche  Instrumente.  453 

Aufschrift  auf  Seite  349  erläutert  wurde.  Ein  weiteres  seltenes  Fundstück 
ist  die  auf  Textfigur  71  in  Nr.  6  wiedergegebene  Zahnzange,  welche  die 
Aufmerksamkeit  der  Zahnärzte  erregt  hat;  Dr.  Geist- Jacoli^^^)  aus  Frank- 
furt a.  M.  hat  in  seinem  interessanten  Buche  Folgendes  darüber  geschrieben : 
«Von  Extraktionszangen  besaßen  die  Römer  verschiedene  Formen,  In  Pom- 
peji sind  einige  aufgefunden  w^orden,  die  aber  noch  sehr  primitiv  ausgefallen 
sind ;  dagegen  erweckt  die  auf  der  Saalburg  gefundene  das  höchste  Interesse. 
Diese  Zange  ähnelt  stark  unserer  sogenannten  Bajonettzange  und  ist  höchst- 
wahrscheinlich von  Stahl  gefertigt,  während  das  Charnier  von  einem  Brouze- 
stift  gebildet  ist.  Ihre  zierliche  Gestalt,  die  sorgfältige  Ausführung,  und  vor 
allen  Dingen  die  Form  lassen  die  Zahn-Extraktionszange  nicht  verkennen.» 
Der  Verfasser  bemerkte  mir  noch  brieflich,  die  Zange  könne  schon  ihrer 
Form  wegen  nur  für  den  Oberkiefer  gebraucht  worden  sein,  und  zwar  für 
Vorderzähne  oder  abgebrochene  Wurzeln  von  Backenzähnen;  für  die  unteren 
Zähne  sei  die  Zange  unbrauchbar. 

Hieran  anschließend  will  ich  noch  auf  das  Salbenplättchen  —  Text- 
figur 71,  Nr.  22  und  22a  —  aus  feinem,  glattgeschlififenem  Schiefer  hinweisen; 
dasselbe  ist  9  cm  lang,  7  cm  breit,  1  cm  dick  und  an  seinen  vier  Seiten  ab- 
geschrägt. Wie  aus  dem  Schnitt  Nr.  22  a  hervorgeht,  ist  das  Plättchen  durch 
den  Gebrauch  in  der  Mitte  ausgeschliffen;  es  kann  ebensogut  für  medizinische 
als  für  andere,  etwa  kosmetische  Zwecke  gedient  haben.  Daß  an  der  Saal- 
burg Salben  im  Gebrauch  waren,  beweisen  die  kleinen  Salbenfläschchen  (vasa 
iinguentaria) ,  die  selten  ganz,  aber  in  Bruchstücken  zahlreich  gefunden 
wurden  (vergleiche  Tafel  LXXI,  Nr,  4,  6  und  8,  sowie  Seite  457). 


3.   Toilettengeräte. 
(Tafeln  XXXn,  LXI,  LXII,  LXXI  und  LXXII,  sowie  Textfigur  71.) 

Bei  der  sorgfältigen  Pflege,  welche  Römer  und  Römerinnen  ihrem  Körper 
zuwandten,  ist  es  nicht  zu  verwundern,  wenn  wir  auch  auf  der  Saalburg 
einige  Spuren  von  Toilettengeräten  angetroffen  haben.  Die  höchst  einfache 
Toilette  der  Soldaten  kommt  dabei  kaum  in  Betracht,  und  zwar  schon  um 
deswillen,  weil  die  Stücke  ganz  vereinzelt  auftreten;  es  wird  sich  meist  um 
Offiziere,  deren  Damen  und  vornehme  Mitglieder  der  Civilbevölkerung  handeln. 
Die  eigentlichen  Schmucksachen  werden  in  einem  besonderen  Kapitel  er- 
läutert und  hier  nur  die  wenigen  Geräte  behandelt,  welche  ausschließlich  der 
Körperpflege  und  der  Toilette  dienten. 

Haarnadeln  [acus)  aus  Elfenbein  und  Hörn,  die  vornehmlich  den  Haar- 
schmuck der  Frauen  bildeten  und  an  anderen  Römerstätten  nichts  Seltenes 
sind,  haben  sich  bei  uns  verhältnismäßig  wenige  gefunden,  im  Ganzen  etwa 
50  Stück.  Die  häufigsten  Formen  giebt  Tafel  LXXII,  Nr.  11—19,  in  Natur- 
größe wieder,  unter  denen  Nr.  12  und  18  durch  feingedrehte  Knöpfe  beson- 


29*)  Dr.  Geist-JacoU,  Geschichte  der  Zahnheilkunde,  Tübingen  1896. 


454 


Die  Funde. 


ders  gekennzeichnet  sind.  Solche  Nadeln  sind  wohl  meist  auf  der  Drehbank" 
hergestellt  und  manche  vielleicht  an  Ort  und  Stelle.  Ich  schließe  dies  aus 
den  öfters  gefundenen  halbfertigen  Nadeln  und  den  angeschnittenen  Bruch- 
stücken von  Hirsch-  und  Rehgeweihen.  Auf  derselben  Tafel  sind  unter  Nr.  1—8 
noch  einige  andere  aus  Hörn  und  Bein  gefertigte  Gegenstände  wiedergegeben, 
die  später  besprochen  werden. 


Flg.  71.    Verschiedene  Gerätschaften,    ('/s  der  nat.  Größe.) 


Der  Kamm  [peden],  der  sich  fast  in  jedem  fränkischen  Grabe  findet, 
ist  bei  den  Römern  selten.  Seine  Form  ist  den  modernen  ähnlich ,  wie  ein 
10  cm  breiter  und  ebenso  langer  eiserner  Kamm  aus  dem  Kastell  (Text- 
figur 71,  Nr.  2)  und  ein  solcher  von  Buchsbaumholz  (Nr.  3)  aus  dem  Brunnen 
Nr.  36,  4\'2  cm  breit,  beweisen.  Die  Länge  des  Letzteren  ist  nicht  mehr  zu 
bestimmen,  da  die  Eckstücke  fehlen,  —  über  das  durch  seine  Härte  hierzu 


Toilettengeräte.  455 

geeignete  Holz  siehe  Seite  180.  Die  Zahnreihen  beider  sind  besonders  bei 
dem  hölzernen  sehr  fein  und  gleichm<äßig  geschnitten. 

Der  Striegel  oder  das  Schabeisen  {strigilis)  ist  nur  in  einem  einzigen 
Exemplar  aus  Eisen  (Textfigur  71,  Nr.  4)  vertreten.  Es  hat  einen  Griff  mit 
einer  Ose,  durch  welche  ein  Ring  oder  Lederriemeu  zum  Aufhängen  gesteckt 
wurde.  Die  eigentliche  Schaufel  hat  eine  Rinne  [bulatis),  um  den  Schmutz 
aufzunehmen,  und  wurde  vor  dem  Gebrauche  durch  einige  Tropfen  Öl 
schlüpfrig  gemacht,  um  die  Feuchtigkeit  leicht  ablaufen  zu  lassen.  Dieses 
schon  von  den  Griechen  bei  Dampfbädern  zur  Beseitigung  des  Schweißes 
benutzte  Instrument  war  bei  den  Römern  des  Saalburgkastells  anscheinend 
nicht  allgemein  verbreitet. 

Der  Spiegel  [speculum]  war  im  Altertum  meist  aus  Metall  hergestellt 
und  oft  sehr  reich  ausgestattet.  Von  der  Saalburg  besitzen  wir  nur  Bruch- 
stücke. Tafel  LXI,  Nr.  1,  zeigt  ein  solches  in  natürlicher  Größe  von  einem 
ovalen  Spiegel;  daneben  ist  ein  profiliertes  Randstück  abgebildet.  Die  Griffe 
Nr.  4,  5,  8,  9  und  11  derselben  Tafel  mögen  zu  Spiegeln  gehört  haben,  die 
übrigen,  Nr.  2,  3,  6,  7  und  10,  scheinen  eher  zu  anderen  Zwecken,  einzelne 
vielleicht  für  Riemenwerk,  bestimmt  gewesen  zu  sein. 

Von  weit  größerem  Interesse  als  jene  gebräuchlichste  Art  sind  Bruch- 
stücke von  Glasspiegeln  mit  Metallfolie.  Sie  wurden  anfänglich  mit  Miß- 
trauen betrachtet,  das  aber  schwand,  als  man  in  einem  Gräberfelde  bei  Regens- 
burg^^^)  eine  Menge  ganzer  Glasspiegel  mit  Bleifassung,  ähnlich  unseren  Uhr- 
gläsern, gefunden  hatte.  Unser  erstes  Stück  mit  Zinnfolie  lieferten  schon 
die  Ausgrabungen  des  Jahres  1872,  andere  der  Brunnen  Nr.  29  (Seite  164).  Das 
interessanteste  Stück  brachte  der  Brunnen  Nr.  22  (Seite  162),  in  dessen  Schlamm 
sich  9  m  tief  neben  einer  Bronzemünze  von  Hadrian  das  größere  Bruchstück 
(7:4  cm)  eines  fassettierten  Spiegels  mit  einer  Goldfolie ^^'')  fand,  die  mit  einem 
rötlichen  Lack  oder  Harz  festgehalten  wird.  Das  Glas  ist  rein  und  durch- 
sichtig, die  Spiegelung  vorzüglich ;  das  Bild  wird  in  natürlicher  Größe  zurück- 
geworfen, im  Gegensatz  zu  den  anderen  römischen  Glasspiegeln,  welche  ver- 
kleinern und  aus  einer  geblasenen  Kugel  geschnitten  (also  nicht  gegossen)  und 
daher  konvex  sind. 

Andere  kosmetische  Mittel  sind  schon  oben  erwähnt;  hierzu  wären  bei- 
spielsweise die  Nagelzange  (Textfigur  71,  Nr.  5),  mehrere  Löfi'el  zum  Auf- 
streichen von  Salben  und  Schminken,  kleine  Gläschen  und  Thonuäpfchen  für 
Öle  und  Salben  (Tafel  LXXI,  Nr.  4,.  6  und  8)  und  vielleicht  einige  der  kleinen 
Bronzepinzetten  (Tafel  LXII,  Nr.  8 — 11)  zu  zählen. 

Einige  Geräte,  die  zwar  nicht  selbst  zu  den  Toilettegegenständen  ge- 
hören,   die  aber  zur  Anfertigung  von  solchen  dienten  und  für  die  Anwesen- 

295)  Vergl.  Korrespondenzblatt  des  Gesamtvereins  1897,  Nr.  2,  G.  Steinmetz,  Die 
römischen  Glasspiegel  in  den  Sammlungen  des  historischen  Vereins  zu  Regensburg.  Glas- 
spiegel waren  nach  Plinius  schon  den  Phöniziern  und  Ägyptern  bekannt,  sind  aber  bei 
Griechen  und  Römern  durch  metallene  ersetzt  worden. 

29«)  Bereits  von  mir  mit  Abbildung  in  der  Westdeutschen  Zeitschrift  1887,  S.  296, 
veröffentlicht. 


456  ^*®  Funde. 

heit  von  Frauen  und  deren  Beschäftigung  mit  Handarbeiten  sprechen,  sind 
die  Filetnadeln  (Tafel  I.XVII,  Nr.  5,  und  Textfigur  71,  Nr.  12)  und  be- 
sonders die  Spinnwirtcl  {rcrticülus),  von  denen  einige  auf  Tafel  XXXII, 
Nr.  21—23,  abgebildet  sind.  Die  Letzteren  waren  notwendig  zur  Beschwerung 
der  Spindel  {fitsus),  damit  die  Drehung  des  Fadens  leichter  und  gleichmäßiger 
von  statten  ging.  Wir  besitzen  solche  aus  gebranntem  Thon  in  linsen-, 
mühlstein-  und  stumpfkegclförmiger  Gestalt  von  3 — 4  cm  Durchmesser  und 
2 — 3  cm  Dicke.  Sie  gleichen  den  von  Schliemann  in  Troja  ausgegrabenen, 
sowie  den  vorrömischen  und  fränkischen  und  auch  den  noch  jetzt  in  den 
südlichen  Ländern  beim  Spinnen  gebräuchlichen  Wirtein.  Über  ihre  Hand- 
habung hat  von  Cohauscn  eine  ausführhche  Abhandlung  in  den  Nassauer 
Annalen,  XV,   «Das  Spinnen  und  Weben  bei  den  Alten»,  veröffentlicht. 

e.  Geräte  ans  Glas. 

Glasgefäße  und  Glasscheiben. 
(Tafel  LXXI.) 

Wenn  auch  an  der  Saalburg  nur  wenige  ganze  Glasgefäße  gefunden 
wurden,  so  sind  doch  viele  Bruchstücke  von  solchen  zu  Tage  gekommen,  die 
beweisen,  daß  Gegenstände  aus  diesem  unschätzbaren  und  für  die  Kultur- 
entwickelung unentbehrlichen  Material  den  Haushaltungseinrichtungen  am 
Limes  nicht  fehlten.  Wir  besitzen  die  drei  im  Altertum  bekannten  Glasarten, 
nämlich:  undurchsichtiges  opakes  oder  Porzellanglas  in  verschiedenen  Farben 
(vitrnm  obsidiamim),  durchscheinendes  oder  Hornglas  (vitrum  translucidum)  und 
weißes,  durchsichtiges  Krystallglas  (vitrum  purum).  Das  antike  Glas  (vitrum), 
das  aus  Kieselsäure,  Kalk  und  Natron  besteht,  wird  als  «Natronglas»  be- 
zeichnet, im  Gegensatz  zu  dem  jetzt  vornehmlich  fabrizierten,  das,  aus  Kiesel- 
säure, Kalk  und  Kali  hergestellt,  den  Namen  «Kaliglas»  führt.  Dem  Ersteren 
waren  auch  öfters  Blei-  und  Eisenoxyde  beigemengt.  Diese  Bestandteile  er- 
zeugten mit  der  Zeit  auf  der  Oberfläche  des  Glases,  besonders  wenn  es  feucht 
gelegen  hat,  eine  Oxydschicht,  die  wir  als  «Iris»  bezeichnen  und  gerade  an 
antiken  Gläsern  bewundern.  Was  hier  der  Zufall  hervorgebracht  hat,  ist 
unsere  Neuzeit  bestrebt  künstlich  herzustellen. 

Über  die  Fabrikation  des  Glases  im  Altertum  und  über  seine  Geschichte 
berichten  die  alten  Schriftsteller,  besonders  Vilnius.  Die  betreffenden  Stellen 
hat  3Iarquardt  (Privatleben  der  Römer,  Seite  722  ff.),  auf  den  ich  hierfür  ver- 
weise, im  Zusammenhang  mit  seinen  Darlegungen  angegeben. 

Bekannt  ist  die  große  Geschicklichkeit,  welche  die  Römer  in  der  von 
den  Ägs'ptern  übernommenen  Kunst  des  Blasens,  Gießens  und  Pressens  des 
Glases  besaßen,  und  wie  sie  diesen  Gewerbezweig  noch  weiter  ausbildeten.  Ab- 
gesehen von  den  schönen  pompejanischen  Gläsern  haben  uns  die  römischen 
Gräber  in  den  Rheinlanden  wahre  Prachtstücke  aufbewahrt;  Lindenschmit 
(Altertümer  unserer  heidnischen  Vorzeit)  sowie  die  Bonner  Jahrbücher  geben 
dafür  die  besten  Belege.     Wenn  sich  auch  solche  an  der  Saalburg  nicht  ge- 


Geräte  aus  Glas.  457 

funden  haben ,  so  hat  uns  dieses  Kastell  doch  mehrere  interessante  Stücke 
geUefert,  von  denen  einige  auf  Tafel  LXXI  dargestellt  sind;  die  drei  oben 
angeführten  Glasarten  sind  in  ihnen  vertreten.  In  Nr.  1  ist  eine  Flasche  aus 
durchsichtigem,  sehr  feinem  Glase  mit  aufgesetzten,  zur  Verstärkung  dienenden 
Rippen  abgebildet;  viele  Bruchstücke  von  solchen  Flaschen  haben  sich  be- 
sonders in  den  Kellern  der  Canahae  gefunden.  Nr.  3  zeigt  den  Hals  einer 
ähnlichen,  Nr.  2  die  bekannte  viereckige  Reiseflasche,  welche  aus  dickem  grünem 
Glase  hergestellt  ist;  sie  eignete  sich  vorzüglich  zum  Versandt,  und  damit  läßt 
sich  wohl  auch  ihr  häufiges  Vorkommen  an  vielen  Limeskastellen  erklären. 
Auch  reichverzierte  Henkel  von  Flaschen  sind  neuerdings  ausgegraben 
worden;  Nr.  5  giebt  ein  Bruchstück  von  einem  derartigen  Henkel  wieder. 
Nr.  12  und  15  sind  Gefäße  aus  mattem,  mit  eingeschliffenen  Rillen  verziertem 
Glase;  das  Mundstück  Nr.  12  ist  massiv,  ebenso  die  delphinartigen  Henkel. 
Von  den  Salbenfläschchen  Nr.  4,  6  und  8  sind,  besonders  in  der  Form  der 
beiden  Letzteren,  neuerdings  mehrere  ganz  erhaltene  und  viele  Scherben  ge- 
funden worden ;  Nr.  4  hat  eine  elegante  Form  und  zeichnet  sich  durch  seine 
blaugefärbten  Henkel  aus.  Ein  interessantes  und  seltenes  Gefäß  aus  hellem 
Glase  ist  Nr.  7,  an  dessen  Bauche  sich  warzenartige  Ansätze  befinden,  die 
im  zähen  Zustande  der  Glasmasse  mit  einer  Zange  herausgekniffen  wurden 
und  wohl  zur  Verstärkung  des  Gefäßes  und  zur  Ermöglichung  eines  sicheren 
Haltes  in  der  Hand,  oder  vielleicht  auch  nur  zur  Verzierung  dienten. 
Nr.  9 — 11  sind  Bruchstücke  von  verschiedenen  Glas  Verzierungen ;  Nr.  11  zeigt 
das  oft  angewandte  eingeschliffene  Motiv,  das  auch  an  Terra  sigillata  nach- 
geahmt wurde.  An  den  Gefäßscherben  Nr.  13  und  14  glaubt  man  in 
dem  eingeritzten  Fisch  ein  christliches  SymboP^^)  zu  sehen  (siehe  auch 
Seite  350). 

Besonders  bemerkenswert  sind  einige  Stückchen  von  kostbaren  Millefiori- 
Gefäßen,  die  sich  in  der  Bürgerlichen  Niederlassung  fanden.  Außer  zahl- 
reichen Glasböden,  die  als  Spielsteine  dienten,  sind  auch  die  Reste  von  ganz 
schwarzem  undurchsichtigem  Glase  noch  zu  erwähnen,  die  sowohl  von  Ge- 
fäßen, wie  auch  von  Armbändern,  Ringen  und  dergleichen  herrühren.  Über 
die  Verwendung  der  Glasmasse  zu  Perlen,  Knöpfen,  Pasten  u.  s.  w.  wird  bei 
den  «Schmucksachen»  Einiges  bemerkt  werden. 

In  der  Hauptsache  sind  die  Glaswaren  der  Saalburg  zweifellos  Handels- 
artikel und  vielleicht  aus  Gallien  eingeführt,  wo  die  Glasindustrie  in  hoher 
Blüte  stand;  doch  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  daß  gewöhnliche  Glasgefäße 
und  Glasscheiben  nicht  allzuweit  von  unserem  Kastell  —  westHch  vom  Feld- 
berg am  «Glaskopf»  —  fabriziert  wurden,  woselbst  das  erforderliche  Material 
(Quarz)  zur  Hand  war.  Die  dort  dicht  am  Pfahlgraben  gefundenen  alten  Glasöfen 
und  die  mit  einigen  römischen  Glasbruchstücken  vermischten  vielen  Schlacken 
machen   dies   sogar  wahrscheinlich.     Nachweislich    wurde   dort  noch  in  den 


2^')  Vergleiche  C.  M.  Kaufmann,  Altchristliches  vom  obergermanisch-rätischen  Limes, 
in  Ehses,  Festschrift  zum  1100jährigen  Jubiläum  des  deutschen.  Campo  Santo  zu  Rom,  1897. 


458  I^i®  Funde. 

letzten  Jahrhundei"ten  Glas  hergestellt,  wovon  auch  das  nahe  dabei  gelegene 
Dorf  Glashütten  seinen  Namen  erhalten  hat*"^). 

Auf  das  Vorkommen  von  Glasscheiben  ist  schon  bei  der  Besprechung 
der  Villa  (Seite  120  und  121)  hingewiesen  worden;  es  genügt  daher,  hier 
nur  noch  Einiges  über  diesen  früher  angezweifelten  Gegenstand  nachzutragen. 
Glasfenster  (vitrea)  waren  bereits  in  der  ersten  Kaiserzeit  üblich;  in  Pompeji 
sind  solche  noch  in  den  Fensteröffnungen  zwischen  Steingewänden  sitzend 
vorgefunden  worden,  sodaß  sich  ihre  Größe  bestimmen  ließ;  sie  beträgt  30:40 
und  manchmal  33:54  cm.  Im  Museum  zu  Neapel  befindet  sich  eine  Scheibe 
aus  Puzzuoli  von  27:33  cm  und  im  Britischen  Museum  eine  solche  von 
30:60  cm.  Die  von  der  Saalburg  hatten,  soweit  dies  aus  den  bis  zu  30  cm 
langen  Eck-  und  Randstückon  zu  schließen  ist,  ähnliche  Abmessungen.  Ihre 
Herstellung  geschah  durch  Guß  und  zwar,  wie  an  den  Scheiben  selbst  er- 
sichtlich, auf  einer  mit  feinem  Sande  belegten  Fläche,  die  mit  einem  Rande 
versehen  gewesen  sein  muß;  an  der  anderen,  glatten  Seite  des  Glases  und 
an  den  durch  Zurücktreten  der  Glasmasse  vom  Rande  der  Einfassung  ver- 
dickten Rändern  läßt  sich  der  Vorgang  beim  Gießen  deutlich  erkennen. 
Nr.  16  zeigt  in  halber  Naturgröße  zwei  Eckstücke  mit  den  Eindrücken, 
welche  das  zur  Ausbreitung  der  alhnählich  erkaltenden  Glasmasse  benutzte 
Werkzeug  zurückgelassen  hat.  Die  Glasscheiben  sind  ungleich  dick  und  zwar 
in  der  Mitte  öfters  nur  2  mm,  an  den  stets  abgerundeten  Ecken  dagegen  bis 
zu  5  mm.  Im  Übrigen  gleicht  das  Glas  in  Aussehen  und  Farbe  unserem 
modernen  Rohglas;  es  ist  nicht  durchsichtig,  jedoch  durchscheinend  und 
genügt  als  Fensterverschluß  vollständig  zur  Erhellung  von  Räumen.  Eine 
eigentümliche  Eigenschaft  dieser  Glasscheiben  ist  die,  daß  ihre  Bruchflächen 
lange  nicht  so  scharf  sind  wie  Bruchstücke  unserer  heutigen  Glasscheiben, 
sodaß  mau  sich  an  ihnen  nicht  leicht  verletzen  kann. 

Schließlich  seien  hier  noch  einige  irfi  Kastell  gefundene  Stücke  von 
Marien-  oder  Frauenglas  (Blättergips)  erwähnt;  es  ist  dieses  der  im  Alter- 
tum ebenfalls  zum  Verschluß  der  Fensteröffnungen  angewandte  lapis  specularis. 
Es  darf  daher  vermutet  werden,  daß  auch  dieses  Material,  das,  in  dünne 
Blättchen  gespalten,  heute  noch  in  Rußland  vielfach  das  Glas  ersetzt,  auf  der 
Saalburg  demselben  Zwecke  gedient  hat. 


f.  Geräte  ans  verseil icdeneu  Materialien. 
I.   Die  Beleuchtungsgegenstände. 

Das  Beleuchtungswesen  war  im  Altertum  nur  wenig  entwickelt  und  hat 
sich  über  die  einfachsten  Verhältnisse  kaum  je  wesentlich  erhoben.  Gilt  dies 
selbst  für  die  Hauptstadt  des  römischen  Reiches,  wieviel  mehr  noch  für  die 
Waffenplätze  an  den  äußersten  Grenzen  desselben.    Wenn  wir  aus  den  Fund- 


*»«)  Verpleiche   hierzu  A.   von  Cohausen,    Der  Ursprung  des    Dorfes  Glashütten   im 
Taunus.     Nassauer  Annalen,  14.  Band. 


Beleuchtungegegenstände.  459 

stücken  der  Saalburg  ein  Urteil  über  die  römische  Beleuchtung  ableiten  sollen, 
so  muß  es  recht  ungünstig  ausfallen.  Die  Zahl  der  dort  gefundenen  Lampen 
ist,  selbst  wenn  man  in  Rechnung  zieht,  daß  nicht  alle  verzeichnet  worden 
sind,  für  das  große  Gebiet  mit  seinen  vielen  Wohnhäusern  sehr  gering.  Mit 
Hinzurechnung  der  Bruchstücke  werden  kaum  40  Stück  zusammenkommen; 
auch  die  anderen  Beleuchtungskörper,  Leuchter  aus  Thon,  Bronze,  Blei  und 
Eisen,  sind  im  Verhältnis  zu  den  anderen  Geräten  an  Zahl  unbedeutend. 
Daß  aber  trotz  aller  Unvollkommeuheit  des  römischen  Beleuchtungswesens 
Wohnräume,  besonders  an  den  langen  Winterabenden,  auf  irgend  eine  Weise 
erhellt  gewesen  sein  müssen,  steht  außer  Zweifel;  es  fehlen  zwar  sichere 
Fundstücke,  doch  haben  sich  Anhaltspunkte  für  die  Beurteilung  der  Art  und 
Weise,  wie  man  sich  etwa  geholfen  haben  mag,  nachweisen  lassen.  Zunächst 
wird  für  die  kalten  Winterabende  das  offene  Feuer,  woran  die  Leute  behag- 
lich saßen,  auch  zur  Beleuchtung  der  Zimmer,  wie  heute  noch  in  Wald- 
hütten und  in  den  Bauernhäusern,  in  denen  das  große  Herdfeuer  auf  der 
Diele  den  Raum  erhellt,  gedient  haben;  vielleicht  waren  auch  Leuchtpfannen 
und  Feuerbecken  im  Gebrauch.  Völker,  die  in  Zelten  wohnen,  wie  die 
.  Zigeuner,  brennen  überhaupt  kein  Licht,  sondern  lagern  sich  um  das  Feuer. 

Die  Beleuchtung  mit  Fackeln,  die  in  der  ältesten  Zeit  üblich  war,  und 
die  zwar  aus  den  Städten  allmählich  verschwand,  aber  auf  dem  I^ande  noch 
lange  im  Gebrauch  blieb,  wird  auch  an  der  Saalburg  nicht  gefehlt  haben; 
dort  gefundene  eiserne  Hülsen  mit  senkrechten  und  seitlichen  Spitzen,  die 
zum  Einschlagen  in  die  Wände  zur  Befestigung  der  Fackelhülsen  nötig  waren 
(siehe  Tafel  XXXXVI,  Nr.  11)299),  Jessen  diesen  Schluß  zu.  Der  einfache  Kien- 
spahn,  wie  er  noch  heute  in  Gebirgsdörfern  und  in  Rußland  gebräuchlich 
ist,  dürfte  hierfür  kaum  in  Frage  kommen,  da  es  dahingestellt  bleiben  muß, 
ob  die  Römer  solchen  von  auswärts  bezogen  haben.  An  Ort  und  Stelle, 
wie  überhaupt  im  Hochtaunus,  gab  es  damals  weder  Tannen-  noch  Kiefern- 
holz (vergleiche  Seite  177  ff.),  dagegen  werden  wohl  Fackeln  aus  einem  anderen 
Stoff  —  Hanfwerg,  Pflanzenbast,  Reisig,  das  mit  Wachs,  Harz,  Fett  oder 
Pech,  von  dem  sich  Stücke  fanden,  überzogen  war  —  zur  Verwendung  ge- 
kommen sein. 

Für  die  Beleuchtung  mit  Kerzen  sprechen  die  gefundenen  Leuchter 
aus  Thon  (Textfigur  72,  Nr.  1  und  2),  welche  in  der  Mitte  eine  Hülse  für  die 
Kerze  aus  Wachs  oder  Talg  haben;  die  umlaufende  tellerartige  Rinne  bei 
Nr.  2  diente  dazu,  das  herabfließende  Fett  aufzunehmen.  Talg  mag  wohl 
das  hauptsächlichste  Beleuchtungsmaterial  gewesen  sein ;  der  bedeutende  Vieh- 
stand, den  Knochen-  und  sonstige  Funde  vermuten  lassen,  macht  dies  wahr- 
scheinlich. Aus  der  Litteratur  wissen  wir,  daß  die  Talg-  und  Wachslichter 
[candela]  gezogen  wurden,  und  daß  der  Docht  aus  dem  Marke  einer 
Binse ^°°)  bestand.     Außer  den  Leuchtern  gab  es  auch  Kerzenhalter  in  Form 


299)  Auf  der  Tafel  verkehrt  gezeichnet;  die  Tülle  gehört  nach  ohen. 

300)  Binsen  wachsen  in  dem  feuchten  Gelände  nahe  der  Saalburg. 


460  Die  Funde. 

von  MetaUstncheln,  welche  auf  einem  Stifte  rechtwinklig  aufsaßen.  Der  Stift 
wurde  in  der  Wand  befestigt  und  die  Kerze  in  den  Dorn  eingedrückt.  Be- 
sonders in  Heddernlieini  hat  man  derartige  Lichterhalter  von  Eisen  gefunden. 
Auch  freistellende  Kerzen  steckte  man  auf  Stacheln,  ein  Gebrauch,  der  nament- 
lich in  Kirchen  durch  das  ganze  Mittelalter  bis  in  die  Neuzeit  geblieben  ist. 


Fig.  72.    Leuchter  uud  Lainpeu.    ('/e  der  nat.  Größe.) 

Der  römische  Leuchter  [candeldbrum)  besteht  wie  der  unserige  aus  Fuß, 
Docke  oder  Schaft,  und  Leuchtertülle  oder  Teiler;  das  Nationalmuseum  in 
Neapel  besitzt  deren  eine  große  Zahl.  Textfigur  72,  Nr.  5  und  6,  und 
Tafel  LVin,  Nr.  7  und  9  (aus  Weißmetall)  sind  zierlich  in  der  Form  und 
gleichen  unseren  Eierbechern;  sie  zeigen  eine  recht  praktische  Einrichtung, 
indem  sich  oben  und  unten  eine  Tülle  von  verschiedenem  Durchmesser  be- 
findet, so  daß  es  möglich  war,  einen  und  denselben  Leuchter  für  Lichter  von 
verschiedenen  Stärken  zu  benutzen,  was  gewiß  bei  den  nicht  fabrikmäßig 
hergestellten  Lichtern  einen  gewissen  Wert  hatte^°').  Allerdings  konnten  diese 
auch  als  Öllampen  gedient  haben,  da  die  Hülse  unten  ein  Loch  hat,  um  den 
Docht  mit  dem  Öle  in  Verbindung  zu  bringen;  hierfür  würde  auch  der  nach 
innen  umgebogene  Rand  von  Nr.  6  sprechen.  Das  kleine  auf  Tafel  LVIII, 
Nr.  8,  und  Textfigur  72,  Nr.  4,  dargestellte  Bronzeleuchterchen  scheint  zu 
einer  Laterne  gehört  zu  haben,  denn  in  Pompeji  sind  eine  Anzahl  genau  der- 
selben Art,  noch  in  Laternen  eingesetzt,  gefunden  worden.  Nr.  3  der  Text- 
figur 72  giebt  einen  aus  Blei  gegossenen  Leuchter  mit  drei  Füßen  wieder, 
dessen  runder  Schaft  rautenförmig  verziert  ist. 

30»)  Dasselbe  habe  ich  für  den  an  dem  Feldberg-Kastell  gefundenen  Dodekaeder  mit 
seinen  verschieden  großen  Löchern  angenommen,  da  sich  Spuren  von  Wachs  darin  erhalten 
hatten;  die  Beschreibung  desselben  von  Conze,  sowie  die  Abbildung  ähnlicher,  siehe  West- 
deutsche Zeitschrift  XI  (1892),  S.  204—210. 


Beleuchtungegegenstände.  461 

Bei  der  geringen  Anzahl  der  auf  uns  gekommenen  Leuchter  Hegt  es 
nahe,  an  das  einstige  Vorhandensein  solcher  aus  vergänglichem  Materiale  zu 
denken.  Obgleich  Leuchter  aus  Holz  recht  unpraktisch  sind  und  jetzt  nur 
als  Notbehelf  und  in  armen  Gegenden  Verwendung  finden,  so  ist  deren  ein- 
stiger Gebrauch  am  Limes  nicht  ausgeschlossen,  umsomehr  als  einzelne 
Tüllen  aus  Eisen  und  Bronze  (Tafel  LVIII,  Nr.  10),  die  sich  für  einen  der- 
artigen Zweck  wohl  eignen,  gefunden  wurden;  auch  die  alten  Schriftsteller 
sprechen  von  Holzleuchtern  [lychmtchus  ligneolus).  Der  Thonleuchter,  Text- 
figur 72,  Nr,  1,  bietet  etwa  die  Form,  in  der  man  sich  einen  aus  Holz  her- 
gestellten Leuchter  vorstellen  kann.  Vor  kaum  50  Jahren ,  als  bei  uns  die 
schlechten  Öllämpchen  und  die  Talglichter  noch  im  Gebrauch  waren,  habe 
ich  vielfach  Leuchter  aus  Holz,  entweder  in  der  obenbezeichneten  Form  oder 
als  einfacher  Holzklotz  mit  Loch,  gesehen. 

Die  Larapen  [lucernae]  sind  verhältnismäßig  spät  im  Altertume  in  Ge- 
brauch gekommen,  w^as  sich  wohl  dadurch  erklären  läßt,  daß  es  lange  Zeit 
erforderte,  bis  die  Kultur  von  Ölfrüchten  und  die  Fabrikation  des  Öls  allgemein 
verbreitet  waren.  Es  ist  kaum  anzunehmen,  daß  am  Limes  ein  eigentlicher  Ölbau 
getrieben  wurde;  das  Öl  mußte  wohl  aus  Italien  oder  dem  südlichen  Frank- 
reich (vielleicht  in  den  großen  Amphoren)  gebracht  werden,  soweit  man  sich 
nicht  auf  solches  aus  heimischen  Früchten  (Bucheckern,  Welsch-  oder  Hasel- 
nüssen) beschränkte.  Zahlreich  ist  das  Vorkommen  von  Lampen  in  Gräbern ; 
in  einem  auf  Seite  137  erwähnten  Grabe  lagen  deren  vier  bei  einander; 
vielleicht  dienten  sie  zu  einer  symbolischen  Handlung  bei  der  Bestattung. 

Auf  Textfigur  72,  Nr.  8-19,  auf  Tafel  XXVIII,  Nr.  11—14,  und  auf 
Tafel  XXIX,  Nr.  21,  sind  unsere  Öllämpchen  aus  Thon  vereinigt;  es  sind 
die  bekannten,  weit  verbreiteten,  sehr  einfachen  Formen.  Von  reicheren  haben 
wir  nur  eine  Lampe  aus  Terra  sigiUata  mit  verziertem  Henkel  (Textfigur  72, 
Nr.  15),  auch  scheinen  einige  von  den  Terra-sigillata-Bruchstücken  (Tafel  XXIX, 
Nr.  34 — 36)  zu  Lampen  gehört  zuhaben.  DieThonlampen  sind  in  Modellschüsseln 
hergestellt  und  gepreßt.  In  dem  nahen  Heddernheim,  in  dem  sich  eine  Anzahl 
römischer  Töpferöfen  fanden,  wurden  solche  verfertigt;  eine  Form  für  eine 
zweischnauzige  Lampe  von  dort,  die  auf  dem  Boden  den  Namen  (V)IATOR 
in  Spiegelschrift  trägt,  besitzt  das  Saalburg-Museum,  Die  Fabrikantenstempel 
auf  den  Lampen  von  der  Saalburg  sind  unter  den  Inschriften,  S.  345  ff„  mit- 
geteilt worden.  Der  obere  und  untere  Teil  dieser  Beleuchtungsgeräte  wurde  ge- 
sondert geformt,  in  nassem  Zustande  zu  einem  Ganzen  verbunden  und  dann  ge- 
brannt. Eine  Ausnahme  davon  machen  die  drei  runden  Nr,  17 — 19,  die  auf 
der  Drehscheibe  hergestellt  sind;  sie  haben  keine  Schnauzen  und  nur  oben 
eine  Öffnung,  gleichen  somit  unseren  Illuminations-Lämpchen,  Nr,  18  hat 
seitlich  ein  kleines  Ohr. 

Die  gewöhnlichen  Thonlampen  stellen  sich  als  ziemlich  flache  Ölbe- 
hälter dar,  an  deren  einer  Seite  eine  Schnauze  oder  Tülle  für  den  aus  Flachs 
oder  Pflanzenbast  hergestellten  Docht  angebracht  ist.  Zur  besseren  Hand- 
habung befindet  sich,  an  vielen   der  Schnauze  gegenüber  ein  Griff,   gewöhn- 


462  ^i®  Funde. 

lieh  ringartig  geformt  (Textfigur  72,  Nr.  11,  13,  14  und  16),  oder  ein  ver- 
zierter Henkel  (Nr.  15).  Unsere  Lämpchen  waren  zum  Aufstellen  und  zeigen 
nirgends  Vorrichtungen  zum  Aufhängen,  wie  die  reichverzierten  Bronzelampen 
von  Pompeji,  an  denen  zwei  bis  drei,  ja  bis  zu  20  Schnauzen  angegossen  sind. 
Als  Nr.  7  ist  auf  Textfigur  72  noch  eine  eiserne  Lampe  mit  Schnauze  abge- 
bildet, die  nach  demselben  Prinzip  wie  die  Thonlampen  hergestellt  ist;  sie 
hat  jedoch  außerdem  noch  eine  praktische  Vorrichtung  zum  Tragen  und  einen 
Haken  zum  Aufhängen  und  gleicht  daher  den  noch  vor  wenigen  Jahren  in 
Küclien  und  den  in  Bergwerken  gebräuchlichen  Grubenlampen. 

Zur  Handhabung  und  Regulierung  des  Dochtes  waren  kleine  Haken 
und  Zängelchen  (Textfigur  71,  Nr.  7)  erforderlich.  Die  auf  Tafel  LXH, 
Nr.  8—11,  abgebildeten  Pinzetten  könnten  wohl  auch  diesem  Zwecke  gedient 
haben.  Der  Haken  aus  Bronze  auf  Tafel  LXVH,  Nr.  1,  gehörte  sicherhch  zu 
einer  Lampe,  ebenso  das  Bronzeschildclien  mit  Ansäe  auf  Tafel  LXVI,  Nr.  17, 
das   bei  Bronzelampen  als  Zwischenglied  der  Ketten  öfters  vorkommt. 


II.  Die  Schlösser  und   ihr  Zubehör. 
(Tafeln  XXXXIV  untl  XXXXV,  Textfiguren  73-76.) 

Die  vielen  Schlüssel  und  Schloßteile,  die  im  Anfang  der  siebziger  Jahre 
an  der  Saalburg  gefunden  wurden,  veranlaßten  schon  damals  den  Obersten 
von  Cohausen,  die  Frage  nach  der  inneren  Einrichtung  der  römischen  Schlösser 
aufzuwerfen.  Ich  trat  dieser  Aufgabe  näher  und  versuchte  einige  Rekon- 
struktionen, um  etwas  Licht  in  «den  schwierigen  und  noch  nicht  erledigten 
Gegenstand  des  Altertums»  zu  bringen;  Cohausen  hat  später  diese  Ergebnisse 
durch  seine  Beobachtungen  ergänzt,  die  er,  wie  er  sagt,  «bei  dem  modernsten 
Institut,  der  Wiener  Weltausstellung»  an  den  dort  aufgestellten  Hauseinrich- 
tungen der  nördlichen  und  östlichen  Völker  gemacht  hatte,  und  1876  eine 
treflfliche  Abhandlung  über  «Schlösser  und  Schlüssel  der  Römer»  in  den 
«Nassauer  Annalen»  veröffentlicht. 

Von  dieser  Zeit  an  brachte  man  der  Sache  ein  größeres  Interesse  ent- 
gegen. Die  im  Saalburg-Museum  aufgestellten  Schloßmodelle  und  Nach- 
bildungen, welche  die  ganze  Entwickelung  vom  einfachen  Holzschloß  bis  zum 
römischen  Schiebe-  und  Drehschloß  darstellen,  fanden  freundliche  Aufnahme 
und  wurden  für  die  Museen  in  Frankfurt,  Mainz,  Trier,  London,  Bukarest  etc. 
kopiert.  Durch  weitere  Funde  der  verschiedensten  Arten,  besonders  von  Vor- 
hangschlössern, gelang  es  allmählich  mit  Unterstützung  sachkundiger  Hand- 
werker ^°^),  den  Gegenstand  einen  Schritt  vorwärts  zu  bringen.  Eine  ein- 
gehende Besprechung  der  technischen  Seite  erscheint  bei  dem  reichen  Vorrat 
an  Schloßteilen    hier  am  Platze,    nachdem   durch    die  Untersuchungen  Mar- 


ä°*)  Schlossermeister  W.  Merle  und  Schreinermeister  Fr.  Elbelt  in  Homburg  haben 
mich  bei  der  Rekonstruktion  thätig  unterstützt.  Schlösser  jeder  Konstruktion  können 
durch  die  Vermittelung  des  SaalburgMuseums  in  Homburg  v.  d.  H.  bezogen  werden. 


Die  Schlösser  und  ihr  Zubehör.  463 

quardts^^^)  und  Finks^^^)  das  litterarische  Material  bereits  gründlich  be- 
arbeitet ist. 

Daß  ich  die  Schlösser  nicht  schon  bei  den  Baukonstruktionen  behandelt 
habe,  liegt  darin  begründet,  daß  weitaus  der  größte  Teil  unserer  Beschläge 
von  der  beweglichen  Habe,  von  Schränken  und  Kasten  herrührt,  Schlüssel  und 
Schloßteile  von  Haus-  und  Hofthoren  sich  dagegen  verhältnismäßig  nur  wenige 
fanden.  Hinsichtlich  des  Kastells  läßt  sich  dies  auch  dadurch  erklären,  daß 
dort  nur  eine  kleine  Anzahl  abgeschlossener,  für  sich  bestehender  Gebäude 
vorhanden  war  und  schließlich  daselbst  auch  nur  ein  Besitzer  —  der  Militär- 
fiskus —  in  Betracht  kam,  der  alles  Verschließbare  obendrein  noch  durch  Wacht- 
posten schützen  konnte.  Bei  dem  Mobiliar  lag  dies  insofern  anders,  als  ver- 
mutlich jeder  Soldat  sein  Eigentum  und  die  ihm  anvertrauten  Ausrüstungs- 
gegenstände in  Kasten  oder  Spinden,  wie  in  unseren  Kasernen,  verschlossen 
hielt.  150  solcher  Schlüssel  stammen  allein  aus  dem  Kastell,  und  von 
diesen  lagen  7  Stück  im  Schutte  einer  kaum  50  qm  großen  Baracke. 

Was  die  Konstruktion  römischer  Schlösser  betrifft,  so  werden  wir  später 
sehen,  daß  hierin  seit  der  Römerzeit  kein  so  großer  Fortschritt  zu  verzeichnen 
ist,  als  unsere  darin  etwas  hochmütige  Gegenwart  gewöhnlich  annimmt;  denn 
die  Römer  besaßen  Schlösser,  die  wohl  in  Bezug  auf  komplizierten  Mechanismus, 
nicht  aber  an  Sicherheit  den  modernen  nachstehen.  Die  Untersuchung  eines 
anscheinend  so  unbedeutenden  Gegenstandes  hat  für  eine  kulturgeschichtliche 
Betrachtung  einen  doppelten  Wert;  zeigt  sie  uns  auf  der  einen  Seite  die  Ent- 
wicklung eines  Volks  in  technischer  Kunstfertigkeit  und  in  der  Behandlung 
des  Materials,  so  verraten  uns  andrerseits  Schlösser  immer,  daß  man  etwas 
Wertvolles  zu  verschließen  hatte,  deuten  also  auf  Besitz  und  Wohlstand  ^*^^). 
Zum  bloßen  Abhalten  von  Tieren  oder  menschlichen  Eindringlingen  genügten 
Gräben,  W^älle  und  Einfriedigungen  aus  Holz,  Reisig  oder  Weiden,  die  man 
an  ihren  Durchgängen  verrammelte.  Die  Eingänge  waren  am  einfachsten 
mittelst  eines  Querbalkens  (sera)  zu  versperren,  der  beispielsweise,  um  das  Aus- 
brechen des  Viehes  aus  dem  Dorf  bering  in  die  Ernte  zu  verhindern,  mit  Latten 
oder  Geflecht  versehen  und  so  zum  Gitter  werden  konnte;  siehe  Textfigur  73, 
Nr.  1  und  2.  An  der  Rückseite  der  Thüren,  die  sich  nach  innen  öffneten,  wurde 
er  entweder  gedreht,  vorgelegt  oder  in  die  in  den  Thorpfosten  (Nr.  21b)  oder  Stein- 
laibungen befindlichen  Löcher  eingeschoben.    Je  nach  dem  Bedürfnis  größerer 


3«'')  J.  Marquardt,  Das  Privatleben  der  Römer,  I.  Band,  Seite  233  ff. 

=*"*)  J.  Fink,  Der  Verschluß  bei  den  Griechen  und  Römern,  Regensburg  bei  H.  Bau- 
hoff, 1890. 

805)  Wenn  auch  anzunehmen  ist,  daß  in  der  rohen  Menschennatur  der  Hang  zu 
Raub  und  Diebstahl  vorhanden  war,  so  wird  doch  anfänglich,  als  die  Unterschiede  im 
Besitz  sich  noch  nicht  so  schroff  geltend  machten,  bei  friedlichem  Zusammenleben  Dieb- 
stahl selten  gewesen  und  das  Bedürfnis  nach  einer  sicheren  Verwahrung  des  Eigentums 
nicht  besonders  hervorgetreten  sein.  Ich  selbst  habe  1855  erlebt,  .daß  in  einem  wenige  Jahre 
alten  Städtchen  (St.  Joseph  in  Amerika),  das  zwar  am  Missouri  lag,  aber  nur  selten  Verkehr 
von  auswärts  hatte,  die  Hausthüren  jahrelang  nur  mit  einfachen  Riegeln  zugehalten  waren; 
erst  als  daselbst  ein  Diebstahl  verübt  wurde,  beeilte  man  sich,  Schlösser  anzubringen. 


^.      . 


Fig.  73.    (Nr.  1-19,  24-26  u.  29— 38 :  »/o,  Nr.  20-23  :  Vw,  Nr.  27  u.  28 :  Vio  d.  nat.  Größe.) 


Die  Schlösser  und  ihr  Zubehör.  4ß5 

Sicherheit  dienten  2 — 3  solcher  Querbalken  oder  Schlagbäume  (Nr.  21a),  Vor- 
richtungen, welche  durch  das  ganze  Mittelalter  hindurch  an  den  Burgen  im 
Gebrauche  waren  und  jetzt  noch  vielfach  an  Gattern  und  Scheunenthoren 
und  —  in  Eisen  —  zum  Schutze  von  Kassenthüren  angewendet  werden. 
Wenn  auch  eine  solche  Einrichtung  noch  nicht  als  Schloß  zu  betrachten  ist, 
so  bietet  sie  doch  große  Sicherheit  gegen  das  Eingedrücktwerden,  wes- 
halb sie  auch  später  noch  gleichzeitig  mit  dem  Schlosse  wahrscheinlich  zur 
Sicherung  der  Kastellthore  in  Anwendung  blieb.  Allmählich  muß  man  aber 
doch  eingesehen  haben,  daß  ein  kleiner  Riegel  weniger  umständlich  und  für 
gewöhnlich  eben  so  sicher  war. 

Auf  den  hier  beigegebenen  Textfiguren  Nr.  73 — 76  ist  versucht  worden, 
die  Entwicklung  des  Verschlusses  von  der  einfachen  Schnüre  aus  Holzgeflecht 
(Weiden)  bis  zum  gut  durchdachten  römischen  Metallschloß  durch  Zeich- 
nungen zu  erläutern;  zur  Vermeidung  weitschweifiger  Beschreibungen  der 
Rekonstruktionen  von  Schlössern  sind  diese  in  der  Ansicht,  im  Schnitt  und 
perspektivisch  dargestellt  sowie  einige  Thüren  und  Kasten  zur  Ergänzung 
gezeichnet,  um  das  Anbringen  der  Verschlußteile  klar  zu  machen. 

Der  einfachste  Verschluß  geschah  durch  eine  aus  Reisig  oder  Hanf  ge- 
flochtene Schnur  (Textfigur  73,  Nr.  1  und  2),  welche  Thür  und  Pfosten  ver- 
band. Nr.  la  zeigt  die  primitivste  Einrichtung,  wie  sie  jetzt  auch  noch  zum 
Zuhalten  der  Thore  an  Waldgattern  und  den  Hürden  am  Schafpferch  benutzt 
wird;  Nr.  2  eine  ähnliche,  schon  etwas  verbesserte  Vorrichtung  aus  demselben 
Material  mit  gewundenen  Schlaufen  (a  und  b)  zum  Einhängen  in  einen  Holz- 
haken (a).  Dieser  Mechanismus  hat  sich  in  den  eisernen  Sturmhaken  Nr.  3, 
4  und  15 — 18  erhalten.  Ein  anderer  einfacher  Verschluß  ist  ein  hölzerner 
Haken  (a  bei  Nr.  5  —  7),  der  durch  Abschneiden  einer  Astgabel  leicht  beschaff't 
werden  konnte,  durch  den  Thürpfosten  ging  und  an  dem  einen  Ende  mit  einem 
Holzstift  oder  eisernen  Nagel  (b)  gegen  das  Herausgleiten  gesichert  war, .  Wurde 
der  Haken  nach  oben  oder  unten  gedreht,  so  konnte  man  öffnen;  durch  Drehen 
des  Hakens  wurde  die  Thür  mehr  oder  weniger  fest  angedrückt,  was  man 
bei  eisernen  Verschlüssen  durch  Vorreiber  (Nr.  19)  bewirkte.  Vielleicht  kann 
man  hierin  schon  den  Vorläufer  der  einen  Gruppe  der  Schlösser,  nämlich 
solcher  mit  Drehschlüssel,  erblicken.  Den  gleichen  Zweck  erfüllte  der  in 
einem  Brunnen  gefundene  eiserne  Vorreiber  Nr.  13  und  14;  die  Zunge  oder 
Falle  ist  bei  diesem  verdeckt  und  wird  schon  durch  eine  Klinke  bewegt. 
Den  nächsten  Schritt  in  der  Entwicklung  stellt  der  einfache  Holzriegel  Nr.  8 
dar,  der  zum  Einlegen  in  zwei  Holzkrampen  (a  und  b)  passend  gemacht  ist: 
er  zeigt  dasselbe  Prinzip  wie  der  schon  erwähnte  schwere  Querriegel 
(Nr.  21 --23),  nur  ist  er  leichter  zu  handhaben.  Drehte  sich  der  Riegel  um 
einen  Punkt,  wie  bei  Nr.  9  a  angegeben  ist,  und  schlug  in  einen  Holz- 
haken (b)  ein,  so  haben  wir  schon  dieselben  Vorgänge,  wie  bei  der  späteren 
eigentlichen  Thürklinke  zu  verzeichnen.  Diese  Entwickelungen  vollziehen 
sich  nicht  in  bestimmter  Zeitfolge,  sondern  alle  Konstruktionen  kommen 
gleichzeitig  vor. 

Jacobi,  Das  Römerkastei)  Saalburg.  30 


466  ^ie  Funde. 

Den  Anfang  der  zweiten  Hauptgruppe  der  Riegel  verschlusse  bildet 
der  einfache  Riegel  (Nr.  10 — 11).  Er  sitzt  in  zwei  Holzklammern  (a),  durch 
die  er  bei  seiner  Bewegung  hindurchgleitet;  zum  Schließen  schiebt  er  sich 
entweder  in  das  im  Pfosten  befindliche  Riegelloch  oder  in  einen  Schließ- 
kloben, wie  bei  Nr.  IIa;  vor  dem  Herausrutschen  sind  die  Riegel  durch 
Stifte  (b  bei  Nr.  10)  oder  durch  Ansätze  (b  bei  Nr.  11)  gesichert. 

Alle  diese  Holzriegel,  die  ja  mehr  oder  weniger  noch  gegenwärtig  in 
der  beschriebenen  Handhabung  im  Gebrauche  sind  und  auch  horizontal  und 
vertikal  {Textfigur  73,  Nr.  20,  a,  b)  besonders  bei  großen  Thüren  zur  An- 
wendung kommen,  sind  in  dieser  Form  aber  nur  da  zu  benutzen,  wo  es  sich 
darum  handelt,  Thüren  von  einer  Seite  her  zu  verschließen.  Sobald  sich  aber 
das  Bedürfnis  herausstellte,  mit  ein  und  demselben  Riegel  die  Thüren  von 
innen  und  außen  zu  verschließen  und  wieder  zu  öffnen,  bedurfte  es  einer 
weiteren  Vorrichtung,  die  schon  sehr  früh  gefunden  wurde  und  bereits  in  der 
Odyssee  erwähnt  ist.  Am  Schlüsse  des  ersten  Gesanges  zieht  Eurykleia,  nach- 
dem sie  Telemach  zu  Bett  gebracht  hat,  den  Riegel  mit  einem  Riemen;  es  heißt: 
«Ging  dann  hervor  aus  der  Kammer  und  fest  mit  silbernem  Ring  an 
Zog  sie  die  Pfort'  und  schob  den  Riegel  davor  mit  dem  Riemen». 
Nach  dieser  Fassung  kann  die  von  Homer  beschriebene  Einrichtung  kaum 
eine  andere  als  die  heute  noch  in  manchen  Gegenden  gebräuchliche  gewesen 
sein.  Nr.  12  stellt  sie  nach  einer  von  meinem  Sohne  in  der  Dobrudscha  ge- 
machten Originalaufnahme  dar:  Der  Riegel,  der  den  schon  oben  beschriebenen 
in  der  Form  gleicht,  ist  mit  (eiserneu)  Krampen  (a  und  b)  auf  der  Innenseite 
der  Thür  gehalten,  wie  dies  auch  nach  Allem  bei  dem  von  Homer  be- 
schriebenen Riegel  nicht  anders  gewesen  sein  kann.  An  dem  Riegel  selbst 
sind  bei  c  Riemen  aufgenagelt;  diese  kreuzen  sich  bei  g  und  gehen  durch 
die  in  die  Thür  gebohrten  Löcher  e  und  f,  wo  sie  einzeln  herabhängen 
oder  zusammengebunden  sind  und  auch  an  dem  Thürring  oder  der  Klinke 
verknüpfe  werden  können.  Die  punktierten  Linien  zeigen  die  außen  herab- 
hängenden Riemen.  Will  man  die  Thür  öffnen,  so  zieht  man  den  Riemen 
bei  e,  zum  Schließen  denjenigen  bei  f^*""). 

Es  ist  nicht  zu  leugnen,  daß  ein  solcher  Verschluß  große  Vorzüge  hat, 
denn  man  erreichte  hierdurch,  daß  man  den  einfachen  Riegel  von  zwei  Seiten 
benutzen  konnte,  ohne  einen  größeren  Spalt  in  die  Thüre  zu  sägen,  wie  dies 
der  moderne,  auf  zwei  Seiten  funktionierende  Riegel  erfordert;  andererseits 
aber  war  der  Riemen  leicht  zu  durchschneiden  und  damit  dem  Heim- 
kehrenden, wenn  Niemand  in  der  Wohnung  anwesend  war,  die  Möglichkeit 
genommen,  die  Thüre  zu  öffnen.  Nun  war  aber  auch  die  Gelegenheit 
gegeben,  das  Schloß  innen  anzubringen,  um  es  so  gegen  die  Feuchtig- 
keit, die  bei  Holz  wohl  in  Betracht  kam,  oder  gegen  das  Abschlagen 
zu  schützen.     Daß  es  bei  der  Verwendung  der  Riemenriegel  Jedermann  mög- 


306)  Professor  Fink  beschreibt  a.  a.  O.   in  ähnliclier  Weise  den  in   der  Odyssee   be- 
sprochenen Verschluß  und  giebt  ihm  den  Namen  «das  homerische  Schloß». 


Die  Schlösser  und  ihr  Zubehör.  467 

lieh  war  einzutreten,  hatte  keine  Bedeutung,  da  alle  diese  Schlösser  mehr 
momentane  Verschlüsse  waren  und  auf  Diebessicherheit  bei  dem  oft  be- 
scheidenen Hausrat  kaum  gerechnet  wurde.  Das  mag  auch  der  Grund  sein, 
daß  man  solche  Vorrichtungen  heute  noch  an  Gartenthüren  und  Scheunen- 
thoren  findet,  wo  es  sich  nur  darum  handelt,  den  Ein-  und  Austritt  der 
Haustiere  zu  verhindern. 

Der  außen  angebrachte,  freihegende  Schubriegel  zeigte  aber  bald  den 
Nachteil,  daß  er  quoll,  sobald  er  naß  wurde,  und  sich  dann  nicht  mehr 
schieben  ließ.  Man  suchte  dem  dadurch  abzuhelfen,  daß  man  sehr  hartes 
Holz  nahm,  Eichen-  oder  Obstbaumholz,  und  ihn  außerdem  noch  mit  einem 
schrägen,  dachartigen  Brett  (e,  f  bei  Nr.  11)  abdeckte;  da  aber  auch  dieser 
Schutz  nicht  genügte,  verwahrte  man  den  Riegel  auch  seitlich  und  unten  und 
bildete  mithin  einen  Schloßkasten,  der  heute  noch  im  eisernen  Gehäuse  der 
Kastenschlösser  fortlebt.  Aber  auch  dieser  verzog  sich  und  wurde  undicht; 
man  nahm  daher  als  letzte  Konsequenz  einen  Klotz  aus  hartem  Holze,  in  den 
man  die  nötigen  Löcher  und  Führungen  einstemmte.  Im  Mittelalter  armierte 
man  solche  Klötze  noch  mit  Eisen,  um  das  Zerplatzen  derselben  zu  verhin- 
dern. Mit  der  Umkleidung  des  Riegels  verliert  dieser  aber  seine  selbständige 
Bedeutung:  er  wird  zum  Schloßteil  und  macht  die  Zuhilfenahme  eines  In- 
strumentes notwendig,  um  ihn  im  Innern  des  Kastens  bewegen  zu  können. 
Hierzu  wird  der  Schlüssel  geschaffen,  und  das  Ganze  wird  zum  Kasten- 
schloß. Man  kann  die  einzelnen  Stadien  dieser  Entwickelung  heute  noch 
auf  dem  Lande  verfolgen. 

Als  ältestes  Schloß  kann  wohl  das  Holzschloß  (Nr.  30 — 33  der  Text- 
figur 73)  angesehen  werden;  es  kommt  scheinbar  in  dieser  Konstruktion  schon 
auf  einem  eine  Thür  darstellenden  Relief  eines  Tempels  in  Karnak  vor  und 
erhielt  sich  Jahrtausende  hindurch  in  Nord- Afrika,  wo  es  gegenwärtig  noch 
in  derselben  Einrichtung  an  Thoren,  wie  an  Thüren  und  Schränken  im  Ge- 
brauche ist;  vergleiche  Nr.  38  und  39.  Daß  es  auch  bei  den  Römern  ein- 
geführt war,  wissen  wir  aus  den  Schlüsseln,  die  aus  Bein  und  Hörn  herge- 
stellt sind ;  Nr.  24 — 26  zeigen  drei  derselben  von  der  Saalburg  ^"^).  Auch  bei 
den  alten  Schiiftstellern  werden  hölzerne  karische  und  lakonische  Schlüssel 
erwähnt  ^*^^). 

Es  hat  sicherlich  auch  bei  uns  Schlüssel  aus  hartem  Holze  gegeben, 
die  aber,  wie  die  hölzernen  Schlösser  selbst,  vergangen  sind;  die  modernen 
Bauernschlösser  haben  noch  solche  aus  Obstbaumholz.  Das  genannte  Holz- 
schloß hat  sich  nicht  allein  in  den  Ortschaften  des  Taunus  erhalten,  sondern 
es  kommt  auch  anderwärts,  in  vielen  Gegenden  Deutschlands,  Österreichs, 
Frankreichs,  Spaniens,  Rumäniens  etc.,  ja  selbst  auf  den  Faröeriuseln  vor. 
Ein  Originalschloß  von  Jamaika  befindet  sich  im  Kewgarten- Museum  bei 
London;    ich   habe   dasselbe    dort   gezeichnet  und   in   Nr.  29  dargestellt;    es 


30')  Das  Frankfurter  historische  Museum   besitzt  ebenfalls  einige  aus  Hirschgeweih 
gearbeitete  Schiebeschlüssel  von  Heddernheim  in  der  Form  von  Nr.  24—26. 
308)  Marquardt,  I.  Band,  Seite  226,  giebt  dazu  die  Belegstellen. 

30* 


468  ^^  Funde. 

unterscheidet  sich  von  unserem  hessischen  nur  durch  praktische  Ansätze  am 
Riegel,  die  ein  Herausgleiten  desselben  verhindern. 

Wie  schon  erwähnt,  gehören  diese  Arten  der  Holzschlösser  meist  zu 
Scheunen-  und  Gartenthoren  und  werden  von  den  Bauern  seihst  geschnitzt.  Daß 
wir  sie  lieute  noch  finden,  ist  ein  Beweis  dafür,  daß  das  eiserne  Schloß  das  Holz- 
schloß nicht  verdrängte,  sondern  daß  dieses  nebenher  weiter  bestand.  Es  ist 
deshalb  ungemein  schwer,  wenn  nicht  unmöglich,  hier  eine  Chronologie  ein- 
führen zu  wollen.  Merkwürdig  ist,  daß  gerade  das  plumpe,  unförmige  Holz- 
schloß sich  erhielt,  während  das  meines  Wissens  bei  den  Römern  am  meisten 
bekannte  eiserne  einfache  und  sichere  Schubriegelschloß  ganz  verschwunden 
ist;  es  mag  dies  wohl  anfänglich  mit  der  größeren  Schwierigkeit  seiner  An- 
fertigung im  Zusammenhang  gestanden  haben,  oder  es  waren  andere  prak- 
tische Gründe  dafür  maßgebend.  Zur  Rekonstruktion  des  in  Nr.  30 — 33  dar- 
gestellten Holzschlosscs  ist  der  von  der  Saalburg  stammende  Schlüssel  Nr.  25  aus 
Bein  zu  Grunde  gelegt;  das  Übrige  ist  nach  der  besonders  in  Hessen  üblichen 
Fügung  gezeichnet.  Diese  besteht  (siehe  den  Längenschnitt  Nr.  30)  aus  dem 
Kasten  K,  der  meist  aus  einem  Holzklotze  gefertigt  ist,  den  man  entsprechend 
für  Riegel,  Bolzen  und  Schlüssel  aushöhlte,  aus  dem  Riegel  (claustrum)  R, 
den  Sperrstiften  (pessuli)  Sp,  dem  Schlüssel  (davis)  S  und  dem  Überkloben 
(der  Schließe)  U.  Die  Abbildungen  30  und  33  zeigen  das  Schloß  geschlossen. 
Die  Sperrstifte  oder  Fallriegel  Sp,  deren  Form  aus  Nr.  31  ersichtlich  ist, 
sitzen  in  den  entsprechenden  Offnungen  fff  des  Schubriegels  und  ver- 
hindern ein  Herausziehen  desselben.  Soll  das  Schloß  geöffnet  werden,  so 
muß  man  den  Schlüssel  S  in  den  Falz  F  einschieben  und  die  Stifte  heben, 
was  mit  der  rechten  Hand  zu  geschehen  pflegt,  während  mit  der  linken 
der  Riegel  R  gezogen  wird.  Die  Handhabung  ist  sehr  umstäudHch,  da  man 
beide  Hände  dazu  gebrauchte ;  der  Gedanke  an  eine  Verbesserung  lag  daher 
nicht  allzu  fern.  Diese  zeigt  uns  Nr.  34 — 37;  bei  diesem  Schloß  ist  in  den 
Riegel  R  ein  Falz  eingelassen,  in  welchen  man  den  Schlüssel  S  steckt  und 
mit  diesem  die  Sperrstifte  direkt  hebt,  sodaß  mit  dem  Schlüssel  zugleich  der 
Riegel  gezogen  wird.  Auffällig  ist,  daß  man  diese  praktische  Umänderung, 
bei  welcher  man  nur  einer  Hand  zur  Bedienung  des  Verschlusses  bedurfte, 
bei  uns  nicht  vorgenommen  hat,  obgleich  sie  schon  den  Ägyptern  bekannt 
war,  wie  dies  durch  die  Auffindung  altägyptischer  Holzschlösser  bewiesen 
ist  (Nr.  38).  Alle  mir  bekannt  gewordenen  Schlösser  in  Deutschland  und 
anderen  Ländern,  selbst  das  von  Jamaika  (Nr.  29),  zeigen  den  Typus  von 
Nr.  30.  In  dem  Holzschlüssel  des  altägyptischen  Schlosses  Nr,  38/9  sind 
an  Stelle  der  durch  Ausklinkung  entstandenen  Holzzähne  runde  eiserne 
Stiften  eingeschlagen,  die  zum  Heben  der  ebenfalls  aus  Eisen  gefertigten 
Sperrbolzen  dienen.  Je  mehr  Zähne  oder  Stifte  der  Schlüssel  erhält,  und  je 
verschiedenartiger  ihre  Stärke  und  Einteilung  untereinander  ist,  um  so 
schwieriger  ist  das  Offnen.  Überhaupt  ist  das  Auf-  und  Zuschließen  dieser, 
wie  aller  derartiger  Schiebeschlösser,  deren  « Eingerich t»  vollständig  verdeckt 
ist,   durch  Uneingeweihte   nicht  möglich.     Für  den  Einbrecher  bleibt  nichts 


Die  Schlösser  und  ihr  Zubehör. 


469 


Anderes  übrig,  als  das  ganze  Schloß  zu  beseitigen.  Daraus  erhellt,  daß  Holz- 
schlösser dieselbe  Sicherheit  bieten  wie  eiserne;  allerdings  können  beide,  wenn 
sie  außen  angebracht  sind,  mit  Gewalt  abgeschlagen  werden. 


Fig.  74.    (Nr.  1-11  und  13—20:  '/o,  Nr.  12 :  i/to  der  nat.  Größe.) 


Die  Nachteile,  welche  der  leicht  zerstörbare  Riemen  des  Holzriegels  hatte, 
müssen  sich  bald  bemerkbar  gemacht  haben,  und  man  erstrebte  eine  Ver- 
besserung durch  die  Erfindung  von  Schlössern,  die  auf  der  Innenseite  angebracht 
werden  konnten.  Zwei  solcher  Schloßkonstruktionen  sind  auf  Textfigur  74 
(Nr.  1 — 3  u.  7—11)  wiedergegeben;  sie  wurden  nach  Analogien  ähnlicher,  heute 
noch  im  Gebrauch  befindlicher  Schlösser  und  besonders  nach  den  überall  an 


470  Die  Fände. 

RöHierstätten  gefundenen  Schlüsseln  rekonstruiert.  Die  entsprechenden  Modelle, 
welche  gut  funktionieren,  sind  im  Saalburgmuseum  aufgestellt.  Schlüssel  der 
beiden  Arten,  denen  man  den  Namen  «lakonische»  gegeben  hat,  zeigen 
Nr.  13— in  und  Tafel  XXXXIV,  Nr.  1.  Zunächst  ist  das  Schloß  Nr.  1—3 
der  Textfigur  74,  dessen  Teile  l)is  auf  den  eisernen  Schlüssel  aus  Holz  be- 
stehen, im  Wesentlichen  nach  dem  Prinzipe  der  schön  besprochenen  Holz- 
schlösser {Textfigur  73,  Nr.  30)  mit  in  den  Riegel  einfallenden  Bolzen  herge- 
stellt. Während  nun  der  hölzerne  Schlüssel  bei  den  anderen  Schlössern  seit- 
lich eingesteckt  wird,  um  die  Sperrstifte  damit  zu  heben,  wobei  der  Riegel 
entweder  gleichzeitig  oder  mit  der  Hand  gezogen  werden  muß,  wird  der 
eiserne  Hakenschlüssel  Nr.  2  (b)  von  vorne  durch  den  durch  die  Thüre  und 
den  Schloßkasten  gehenden  Schlitz  a  senkrecht  eingesteckt  und  dann  gedreht, 
worauf  er  in  zwei  Löcher  (c  und  d)  eingreift.  Dieser  Mechanismus,  der 
später  zum  Drehschloß  führte,  hatte  den  Vorteil,  daß  man  den  Schlüssel 
leichter  fassen  konnte,  was  bei  dem  seitlich  einzuführenden  Holzschlüssel  sehr 
unpraktisch  war,  da  er  dicht  auf  der  Thür  hinglitt,  schwer  zu  fassen  war  und 
man  sich  leicht  die  Hand  an  der  rauhen  Thür  verletzen  konnte.  Um  dies 
zu  vermeiden,  sind  die  modernen  Holzschlüssel  aus  einem  Naturholze  ge- 
schnitzt und  gebogen.  Wenn  man  nun  den  senkrecht  eingesteckten  Schlüssel 
wieder  zurückzieht,  greift  er  in  die  zwei  eingeschnittenen  Vertiefungen,  erfaßt 
und  hebt  die  Sperrstifte  (Nr.  1  und  3,  sp),  wodurch  der  Riegel  R  gelöst  wird 
und  gezogen  werden  kann.  Hierzu  war  allerdings  noch  der  Riemen  nötig 
(Nr.  1  und  3,  r),  ähnlich  wie  bei  dem  einfachen  Riegel  auf  Textfigur  73,  Nr.  12; 
man  hatte  also  auch  hier  zwei  Hände  nötig.  Eine  solche  Einrichtung  dürfte 
der  Beschreibung  von  dem  Offnen  eines  Schlosses  in  dem  21.  Gesang  der 
Odyssee  zu  Grunde  liegen. 

Derselbe  Hakenschlüssel  (Nr.  13),  auch  T- Schlüssel  genannt,  konnte 
auch  auf  andere  Weise,  als  auf  Textfigur  74,  Nr.  1 — 3  angegeben  ist,  ge- 
braucht werden.  Das  Holzschloß,  d.  h,  der  Kasten,  in  dem  sich  verdeckt 
der  Riegel  befindet,  ist  auf  der  Innenseite  der  Thür  aufgenagelt  und  von 
außen  durch  ein  in  dieselbe  eingeschnittenes,  handbreites  Loch  zugänglich. 
Die  kundige  Hand  konnte  mit  dem  dazu  gehörigen  Schlüssel,  der  in  den 
entweder  eingebrannten  oder  eingestemmten  Einschnitt  paßte,  den  Riegel 
fassen  und  bewegen,  während  ein  Unberufener  es  mit  einem  anderen  Werk- 
zeuge nicht  vermochte.  Das  Loch  in  der  Thür  (Nr.  12)  —  es  kann  auch  daneben 
angebracht  sein  —  ist  die  von  Becher  (Gallus  II,  278)  wiederholt  erkannte 
Öffnung,  durch  welche  bei  Apuleius  (Metamorphosen  IV)  der  Räuber  die  Hand 
steckt  und  sich  bemüht,  durch  Tasten  den  Riegel  herauszuziehen,  was  ihm 
übel  bekommt,  da  der  Hausherr  bereit  stand  und  ihm  die  Hand  mit  einem 
großen  Nagel  an  die  Thür  festheftet.  Bei  einer  solchen  Einrichtung  konnte 
man  mit  einem  und  demselben  Schlüssel  die  Thür  von  innen  und  außen 
öffnen  und  schließen.  Nr.  4 — 6  stellt  dieselbe  Vorrichtung  in  etwas  größerem 
Maßstab  mit  Verwendung  der  von  unten  einzuschiebenden  Schlüssel  Nr.  15 
und  16  dar.    Solche  Löcher  zum  Durchstecken  der  Hand,  die  stets  auf  innen 


Die  Schlösser  und  ihr  Zubehör.  471 

augebrachte  Schlösser  hinweisen,  hat  man  auch  heute  nocii  auf  dem  Lande; 
sie  befinden  sich  entweder  im  Thorpfosten  oder  in  der  Thüre  selbst. 

Die  andere  Schloßkonstruktion  (Nr.  7—11),  wozu  die  Schlüssel  Nr.  17  —  20 
gehören,  brachte  insofern  eine  Verbesserung,  als  zur  Fortbewegung  des  Schub- 
riegels ein  Riemen  nicht  mehr  erforderlich  war;  vielmehr  konnte  dieser  mit 
dem  ebenfalls  senkrecht  zur  Thür  eingesteckten  Schlüssel  geschoben  werden. 
Bei  diesem  Schloß  waren  die  Sperrstiften,  schon  der  dünnen  Zacken  oder 
Zähne  wegen,  von  Eisen,  auch  zeigen  sie  eine  Verbesserung,  indem  sie  oben 
abgesetzt  sind  (Nr.  7  S  und  Nr/8  S),  wodurch  ein  zu  tiefes  Herabfallen  ver- 
hindert wurde.  In  dem  Holzklotz  des  Schlosses  war  ein  Einsatz  aus  sehr 
hartem  Holze  oder  aus  Eisen  erforderlich,  wie  ihn  Nr.  7  und  11  (ab) 
zeigen. 

Es  scheint,  daß  solche  Schlösser,  die,  nach  dem  massiven  Schlüssel  zu 
urteilen,  kräftig  gebaut  gewesen  sein  mußten,  vornehmlich  an  den  großen 
Thoren  angebracht  waren.  An  der  Bearbeitung  der  Schlüssel  und  besonders 
an  dem  Griff,  der  vom  Bart  aus  verdickt  und  abgesetzt  ist,  läßt  sich  die 
Dicke  des  Thores  und  des  innen  angenagelten  Schlosses  deutlich  erkennen. 
Es  ergeben  sich  hierbei  sehr  starke  Dimensionen  für  Thor  und  Schloßkasten 
(Textfigur  74,  Nr.  1—3  und  7 — 11).  Um  die  Schlüssel  nicht  allzu  lang  machen 
zu  müssen,  konnte  man,  wie  aus  Nr.  2  und  3  ersichtlich  ist,  den  Kasten  in 
der  Mitte  ausschweifen;  auf  diese  Weise  wurde  auch  eine  sehr  praktische  Gleit- 
fläche für  den  Schlüssel  geschaffen.  Diese  muldenförmige  Vertiefung  hat 
auch  das  von  Finh  beschriebene  «parische»  Schloß. 

Schlüssel  Nr.  5  der  Tafel  XXXXIV  hat  sich  in  den  unteren  Brand- 
schichten an  dex  Porta  decumana  gQimiäQw  und  mag  der  zweiten  Periode  an- 
gehört haben  (Seite  75),  w'ährend  im  letzten  Brandschutt  an  derselben  Stelle 
der  große  eiserne  Drehschlüssel,  Textfigur  76,  Nr.  41,  zu  Tage  kam,  was 
dafür  sprechen  dürfte,  daß  in  der  zweiten  Steinperiode  die  Porta  decumana 
mit  einem  Drehschloß  versehen  war.  Die  genannten  Schiebeschlösser,  die 
eine  weitere  Entwicklung  des  Verschlusses  darstellen  und  dem  eisernen 
Schiebeschloß  am  ähnlichsten  sind,  blieben  neben  diesem  und  selbst  neben 
den  Drehschlössern  im  Gebrauch.  Denn,  abgesehen  von  anderen  gleich- 
zeitigen Funden  von  Schlüsseln  verschiedener  Systeme,  fanden  sich  auch 
Schiebeschlüssel  und  Drehschlüssel  zusammen  in  dem  Seite  442  erwähnten 
Eimer. 

Wir  haben  soeben  zwei  Arten  von  Holzschlössern  kennen  gelernt,  bei 
denen  bereits  Eisen  zur  Verwendung  kam;  bei  beiden  ist  der  Schlüssel  und 
bei  einem  sind  auch  die  Sperrstiften  aus  Eisen ;  sie  können  deshalb  als  Über- 
gang von  dem  Holz-  zu  dem  Eisenschloß  betrachtet  werden.  Wenn  man 
hiernach  urteilen  darf,  so  scheint  die  Umgestaltung  und  der  Wechsel  des 
Materials  ein  allmählicher  gewesen  zu  sein. 

Die  Konstruktion  des  eisernen  Schiebeschlosses  bleibt  im  Princip  die- 
selbe wie  beim  Holzschloß,  die  Bestandteile  ändern  sich  nur  insoweit,  als  sie 
des  Materiales  wegen  dünner  und  leichter  werden,  und  daß  die  Öffnungen  für 


472  ß'ö  Funde. 

die  Sperrstiften  in  den  Riegeln,  die  frülier  nur  in  dieselben  eingeklinkt  waren, 
jetzt  bei  Allen  ganz  durchgreifen.  Auch  erfahrt  die  Handhabung  in  Bezug 
auf  die  Führung  des  Schlüssels  eine  Abänderung,  da  derselbe  nicht  mehr 
seitlich  in  den  Kasten  und  den  Riegel,  sondern  wie  bei  den  zuletzt  be- 
sprochenen Holzschlössern  winkelrecht  eingeführt  und  dementsprechend  be- 
wegt wird.  Zugleich  verschwindet  der  vorgebaute  Kasten,  das  Eingericht 
wird  an  ein  Schloßblech  angeheftet  (Textfigur  75,  Nr.  6 — 13),  mit  diesem  in 
die  Thür  eingestemmt  und  durch  eiserne  Nägel  oder  Bronzestiften,  an  die 
manchmal  reich  verzierte  Köpfe  angegossen  sind  (Tafel  XXXXV,  Nr.  12 — 19 
und  Textfigur  76,  Nr.  49—56),  befestigt.  Diese  Schloßnägel  wurden,  wenn 
sie  aus  Eisen  bestanden,  durch  die  Thür  geschlagen  und  auf  der  Rückseite 
derselben  umgebogen  und  vernietet;  die  ebenfalls  zum  Durchstecken  be- 
stimmten Nägel  aus  Bronze  haben  meist  an  ihrem  Ende  eine  Ose,  durch 
welche  anstatt  der  Vernietung  ein  Stift  gesteckt  wurde,  wodurch  das  Schloß 
mit  der  Thür  ebenso  fest  verbunden  war.  Letztere  Befestigungsart  hatte  den 
Vorteil,  daß  man  zum  Zwecke  einer  Reparatur  das  Schloß  leicht  abnehmen 
konnte,  wie  dies  heute  bei  unseren  mit  Holzschrauben  befestigten  Schlössern 
geschieht.  Der  Bronzeuagel  mit  Ose  erfüllte  denselben  Zweck  wie  unsere 
moderne  Schraube. 

Das  Schloßblech  (Schlüsselschild)  und  seine  Anbringung  bleibt  in 
derselben  Weise  beim  Schiebe-  wie  beim  Drehschloß  bestehen  (Tafel  XXXXV, 
Nr.  10—11)  und  hat  selbst  bis  zur  Gegenwart  kaum  eine  Umänderung  er- 
fahren. Nr.  10  ist  aus  Eisen  und  gehört  zu  einem  Schiebeschloß;  das  fast 
in  der  Mitte  sitzende  winkelförmige  Loch  dient  zur  Einführung  des  Schlüssels, 
der  daneben  links  eingehauene  Schlitz  ist  für  die  Schlempe.  Nr.  11  zeigt  ein 
verziertes  Schloßblech  aus  Bronze  in  getriebener  Arbeit  mit  dem  bekannten 
Schlüsselloch  von  einem  Drehschloß.  Darstellungen  ähnlicher  Schlüsselbleche 
finden  sich  öfters  auf  antiken  Reliefs;  zum  Vergleich  habe  ich  auf  Text- 
figur  75,  Nr.  76 — 77,  zwei  davon  wiedergegeben^'^'').  An  Nr.  76  sieht  man  die 
Einteilung  einer  antiken  Thür,  die  Thürringe  (Klopfer),  sowie  am  linken 
Thürflügel  die  Schlempe.  Nr.  77  stellt,  abgesehen  vom  Schloßblech,  gleich- 
zeitig eine  römische  Truhe  dar,  wie  wir  sie  uns  in  einfacherer  Form  auch 
an  der  Saalburg  als  im  Gebrauch  befindlich  denken  können. 

Einige  interessante  Beispiele,  die  den  Übergang  von  dem  Holzschloß 
zum  eisernen  zeigen,  geben  Nr.  1 — 5  und  6—10  der  Textfigur  75.  Zur  Öffnung 
und  Schließung  des  ersten  dieser  wohl  von  einem  Kästchen  herrührenden 
Schlößchen  sind  wie  bei  dem  einfachen  Holzschloß  (Textfigur  73,  Nr.  30) 
noch  beide  Hände  nötig;  der  Schlüssel,  der  hier  I-förmig  gestaltet  ist,  hat  zwei 
Zähne  (Textfigur  75,  Nr.  5)  und  ist  nur  zum  Heben;  an  dem  Riegel  (Nr.  2 
und  3)  ist  ein  besonderer,  etwas  geschweifter  Ansatz  angebracht,  der  zum 
Schieben  des  Riegels  diente. 


»•»»)  Beide  Reliefs  befinden  sicli   unter  Nr.  863  und   1123  im   Königlichen  Museum 
zu  Berlin. 


cXX 


Die  Schlösser  und  ihr  Zubehör. 


473 


:        :    13. 

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mnj  gggf  &m  _^ar  j«;  MIM  isar 

43.  44.  45  46.  47-  48.  49. 


BO^c  leaif  mwr  m^  BSir  ™^  nBai 


50- 


51. 


5ä. 


53. 


54- 


55. 


56. 


BiSi  KSSJ  iWr  »>■"[  Slf  «M  WfJ 


Fig.  75.    (Nr.  1—39  u.  70—75 :  '/<,  Nr.  40—69 :  V«,  Nr-  76  u.  77 :  ca.  Vw  der  nat.  Größe.) 


474  I)ie  Funde. 

Einen  weiteren  Schritt  nach  vorwärts  läßt  das  andere  Schloß  (Nr.  6 — 10) 
erkennen;  es  gleicht  in  seiner  Handhabung  dem  schon  beschriebenen  kom- 
binierten Holzschloß  mit  Eisenschlüsscl  (Textfigur  74,  Nr.  7). 

Der  eiserne  Schlüssel  mit  drei  einfachen  Zinken  hat  noch  ganz  die 
Form  des  Holzschlüssels  (Textfigur  75,  Nr.  10  und  16),  ist  aber  dem  Matcriale 
entsprechend  dünner  gearbeitet;  er  wird,  wie  die  Rekonstruktion  zeigt,  von 
vorne  durch  einen  im  Schloß  befindlichen  länglichen  Schlitz  (Nr.  6  und  7), 
der  die  Höhe  und  Breite  des  Schlüsselbartes  hat,  in  das  Innere  des  Schlosses 
und  ohne  weitere  Umdrehung  in  den  Schubriegel  zur  Hebung  der  Bolzen 
und  zum  Schieben  des  Riegels  eingeführt.  Bei  diesem  Schlüssel  war  es  aber 
möglich,  durch  einen  Nachschlüssel  (clavis  adultera)  die  dicht  vor  dem  Schlitz 
liegenden  Stifte  zu  heben.  Dies  wurde  vermieden  durch  die  Versetzung  des 
Schlüssellochs  und  den  vervollkommneten  Schiebeschlüssel,  der  in  großer 
Menge  überall  gefunden  wird.  Sein  Bart  sitzt  winkelrecht  am  Stiele,  so  daß 
man  die  seitlich  neben  dem  Schlüsselloch  ruhenden  Stifte  damit  fassen  konnte. 
Hierzu  mußte  allerdings  der  Schlüssel  so  gedreht  werden,  daß  der  Bart 
parallel  mit  dem  Riegel  stand.  Die  Einteilung  des  Letzteren  ist  von  außen 
nicht  mehr  zu  erkennen;  auch  zeigen  sowohl  Schlüssel  wie  Riegel  eine  solche 
Mannigfaltigkeit,  daß  es  nur  durch  Zufall  möglich  gewesen  wäre,  ein  Instru- 
ment herzustellen,  mit  dem  man  die  Stifte  heben  und  den  Riegel  bewegen 
konnte.  An  jedem  der  200  an  der  Saalburg  gefundenen  Schiebeschlüssel  ist 
der  Bart  anders  eingerichtet,  und  da,  wo  die  Zähne  einander  ähnliche  Ein- 
teilungen haben,  sind  diese  wieder  in  Größe  und  Tiefe  verschieden.  Um 
dies  recht  deutlich  darzuthun,  habe  ich  eine  kleine  Auswahl  von  unseren 
Schlüsseln  und  Schloßriegeln  auf  den  Tafeln  XXXXIV  und  XXXXV  und 
der  Textfigur  75  zusammengestellt  (Nr.  17 — 36  und  Nr.  37 — 69),  letztere  teils  in 
perspektivischer  Ansicht,  teils  im  Grundriß.  Es  ist  erstaunlich,  welche  Kom- 
binationen man  zur  Erreichung  dieser  Verschiedenheit  anwandte;  denn  hier 
genügte  nicht  allein  die  Zahl  und  Stellung  der  Zähne,  denen  man  bald  vier- 
eckige, bald  polygonale,  runde  und  halbrunde  Querschnitte  gab,  sondern  man 
stellte  sie  auch  in  verschiedener  Höhe  her.  Alle  aber  verfolgten  den  Zweck, 
nur  gemeinsam  in  Thätigkeit  zu  treten,  um  den  Riegel  zu  lösen;  es  genügte 
also  nicht,  mit  einem  gebogenen  Eisen  einen  oder  den  anderen  Stift  (drei 
solcher  Stifte  finden  sich  auf  Tafel  XXXXV,  Nr.  9)  zu  heben.  Dies  ist 
dasselbe  Prinzip,  nach  welchem  sowohl  unsere  Schlüsselbärte  ausgeschnitten, 
als  auch  die  englischen  Chubbschlösser  konstruiert  sind.  Der  wesentlichste 
Unterschied  zwischen  Chubbschloß  und  römischem  Schiebeschloß  besteht  darin, 
daß  die  den  Riegel  festhaltenden  Sperrstifte  (Zuhaltungen)  bei  Ersterem  nicht 
durch  eine  Feder  wie  bei  dem  römischen  festgehalten  werden,  sondern  daß 
für  jede  Zuhaltung  eine  besondere  Feder  angebracht  ist,  die  durch  die  Zähne  des 
Schlüssels  gehoben  werden.  Vergl.  J.  Chuhh,  On  thc  construction  of  locks  and 
keys,  London  1850,  worin  auch  auf  römische  Schlösser  Bezug  genommen  ist. 

Es  würde  zu  weit  führen,  die  einzelnen  Schlüssel  zu  beschreiben,  ich 
beschränke  mich  daher  nur  auf  die  charakteristischsten  Formen.    Es  scheint, 


Die  Schlösser  und  ihr  Zubehör.  475 

daß  viele  Schlüssel  später  in  ihrer  Hauptform  fabrikmäßig  hergestellt  wurden, 
daß  dagegen  der  Schlüsselbart  erst  am  Orte  seiner  Verwendung  die  Einteilung 
erhielt.  Einige  Bronzeschlüssel,  auf  deren  Bart  die  Gestaltung  der  Zähne 
nur  eingeritzt  ist,  lassen  dies  deuthch  erkennen.  In  ähnlicher  Weise  wird  noch 
heute  verfahren,  indem  unsere  Drehschlüssel  aus  den  Fabriken  mit  glattem 
Barte  geliefert  werden  und  der  Schlosser  je  nach  Erfordernis  die  Nuten 
einfeilt. 

Der  Schlüsselbart  ist  entweder  in  gleiche  Teile  (Textfigur  75,  Nr.  21) 
oder  in  solche  von  verschiedener  Größe  (Nr.  43)  eingeteilt;  außerdem  giebt 
es  Barte,  deren  Zähne  nochmals  quer, durchschnitten  sin^  (Nr.  18  und  44); 
es  kommen  jedoch  auch,  wie  die  übrigen  Nummern  veranschaulichen,  die 
verschiedenartigsten  anderen  Einteilungen  und  Ausbildungen  des  Bartes  vor. 

Das  solchen  Schlüsseln  und  Schloßriegeln  entsprechende  Schloß  ist  in 
Nr.  11—13  rekonstruiert  dargestellt;  während  es  im  Mechanismus  dasselbe 
geblieben  ist,  erfuhr  es  in  seiner  Einrichtung  eine  Änderung,  man  kann 
wohl  sagen:  eine  Verbesserung  in  der  Anbringung  einer  die  Sperrstifte 
haltenden  Feder,  eine  Maßnahme,  die  nicht  allein  der  leichteren  Beweglich- 
keit der  Stifte  zu  Gute  kam,  die  gewiß  oftmals  durch  Rost  u.  dergl.  gehindert 
waren  herabzufallen,  sondern  noch  den  weiteren  Vorteil  hatte,  das  Schloß 
nun  auch  für  bewegliche  Truhen  u.  s.  w.  verwerten  zu  können.  Bei  der 
älteren  Konstruktion  verbot  sich  dies  von  selbst,  weil  bei  einem  Umstülpen 
dieser  Möbel  die  Stifte  herausgefallen  wären  und  der  Riegel  dann  durch 
einen  einfachen  Haken  hätte  verschoben  werden  können.  Die  Feder  hat, 
wie  uns  erhaltene  Vorhangschlösser  lehren,  meist  die  in  Nr.  11  f  angegebene 
Gestalt,  doch  kommt  auch  die  Spiralfeder,  f  bei  Nr.  14  und  15,  wie  sie  bei 
den  Fibeln  schon  in  alter  Zeit  angebracht  war,  zur  Anwendung.  Einzelne 
Federn  sind  auf  der  Tafel  XXXXV  (Nr.  20  und  21)  dargestellt. 

Eine  weitere  Vervollkommnung  hat,  wie  es  scheint,  das  metallne  Schiebe- 
schloß nicht  mehr  erfahren,  was  vielleicht  darin  begründet  war,  daß  das 
mittlerweile  erfundene  Drehschloß  immer  mehr  zur  Geltung  kam;  doch  wurde 
es  von  diesem  nicht  verdrängt,  sondern  beide  Arten  blieben  Jahrhunderte 
lang  nebeneinander  bestehen.  Wie  wir  dies  aus  Pompeji  erfahren,  so  wissen 
wir  es  auch  durch  die  Ausgrabungen  am  Limes,  wo  im  dritten  Jahrhundert 
Holzschloß  und  metallnes  Schiebe-  und  Drehschloß  gleichzeitig  im  Gebrauche 
waren.  Das  Schiebeschloß  hat  sich  selbst  noch  über  die  Frankenzeit  hinaus 
erhalten;  zwei  in  Königstein  im  Taunus  gefundene  Schiebeschlüssel,  die,  nach 
der  Fundstelle  zu  schließen,  etwa  aus  dem  11.  oder  12.  Jahrhundert  stammen, 
machen  dies  wahrscheinlich.  Diese  Schlüssel  weichen  nur  insofern  von  unseren 
römischen  ab,  als  die  wenig  tiefen  Einschnitte  ein  Herausheben  der  Stifte 
aus  dem  Riegel  kaum  zulassen  dürften,  wodurch  diese  Einrichtung  nicht  mehr 
dieselbe  Sicherheit  gewährte  wie  das  römische  Schloß.  Einer  dieser  Schlüssel, 
den  man  für  römisch  halten  möchte,  trägt  die  eingeschlagene  Aufschrift 
CVNISSA;  ich  habe  sie  der  Seltenheit  wegen  auf  Textfigur  75,  Nr.  73 — 75, 
abgebildet.    Alle  Schlüssel  dieses  Schloßtypus,  die  wohl  meistens  zu  Truhen  ge- 


476  ^i^  Funde. 

hörten,  sind  selir  klein  und  handlich  und  haben  am  Ende  des  Griffes  ein  Loch, 
um  an  der  Thür  oder  an  einem  SchUisselbunde  angehängt  werden  zu  können. 

Ein  wichtiges  Zubehör  zu  einem  bestimmten  Typus  des  Schiebesehlosses 
ist  die  schon  oben  genannte  Schlempe  (Überwurf),  die  nach  Bildwerken 
(Textfigur  75,  Nr.  76)  auch  bei  Thüren  verwendet  wurde.  Ihre  bekannteste 
Form  besteht  aus  einem  verschiebbaren  Rundeisen,  das  zugleich  einen  Riegel 
bildet  und  in  dessen  Mitte  (Nr.  6)  oder  am  Ende  (Nr.  70)  ein  Lappen  mit 
einer  Ose  angeschmiedet  ist;  in  letztere  greift  der  innere  Riegel.  Sie  bildet 
also  in  erster  Linie  eine  momentane  Zuhaltung,  die  außerdem  noch  ver- 
schlossen werden  Jjann,  und  war  ihrer  Größe  nach  meist  an  Thüren  ange- 
bracht. Im  Allgemeinen  hat  sich  die  Schlempe  bis  auf  den  heutigen  Tag 
weder  in  der  Form  noch  in  der  Anwendung  geändert,  man  sieht  sie  jetzt 
meist  an  Scheunenthoren ;  auch  die  Gothik  kennt  solche  Verschlüsse,  Die 
Schlempen  ohne  die  Stange  (Nr.  71  und  72)  kennen  wir  heutzutage  haupt- 
sächlich als  Kofferverschluß. 

Wir  haben  im  Vorstehenden  eine  Anzahl  wirksamer  Schließvorrichtungen 
kennen  gelernt,  die  ihren  Höhepunkt  in  den  zuletzt  besprochenen  Schiebe- 
schlössern erreicht  haben;  die  allmählich  an  ihre  Stelle  getretenen  Dreh- 
schlösser übertreffen  diese  zwar  nicht  an  Sicherheit,  aber  an  bequemer  Hand- 
habung. Über  ihre  Konstruktion  geben  uns  hauptsächlich  die  Vorhang- 
oder Vorlegschlösser  (Textfigur  76)  Auskunft,  deren  Mechanismus  sich 
durch  das  ihn  umschließende  Gehäuse  (Kasten)  weit  besser  als  bei  den  in 
Thüren  eingelassenen  Schlössern  erhalten  hat^^**). 

Der  wesentlichste  Teil  auch  dieser  Schlösser  ist  der  Riegel;  alles  Übrige 
diente  nur  zu  seinem  Schutze  und  seiner  leichteren  Beweglichkeit.  Anstatt 
der  Sperrstifte,  die  bei  den  Schiebeschlössern  die  Hauptrolle  spielten,  traten 
die  Zuhaltungen  mit  Federn,  welche  bei  den  Drehschlössern  allmählich 
eine  Verbesserung  erfuhren.  Das  «Eingei-icht»,  «Gewirre»  oder  die  «s Besatzung», 
wie  die  innere  Einrichtung  eines  Schlosses  genannt  wird,  und  ebenso  der 
Schlüssel  haben  sich  seit  Römerzeit  wenig  geändert;  dieser  behielt  sogar  seine 
Form  durch  das  ganze  Mittelalter  hindurch  und  ist  nach  seiner  Gestalt  und 
Konstruktion  bis  heute  derselbe  geblieben.  Ich  habe  zum  Vergleich  den 
modernsten  aller  Schlüssel,  den  «Chubbschlüssel»  (Textfigur  76,  Nr.  48)  ab- 
gebildet, der  in  Bart  und  Schlüsselgriff  kaum  von  den  auf  derselben  Text- 
figur gezeichneten  römischen  Schlüsseln  abweicht.  Es  ist  daher  unter  Umständen 
recht  schwierig,  einen  römischen  Drehschlüssel  von  einem  verrosteten  mittel- 
alterlichen, selbst  von  solchen  aus  der  Zeit  der  Renaissance,  zu  unterscheiden. 
Diese  Ähnlichkeit  hat  besonders  an  Römerstätten,  die  in  bebautem  Gelände 
liegen,  vielfach  zu  Irrtümern  Veranlassung  gegeben.  Selbst  DiUinger^^^)  in 
Wien,  eine  Autorität  auf  diesem  Gebiete,    war  der  Ansicht,   daß  die  Dreh- 


*">)  Das  Vorliangschloß  Nr.  13—17  der  Textfigur  76  habe  ich  bereits  in  der  West- 
deutschen Zeitschrift,  Bd.  IV,  S.  203  und  Tafel  VI  behandelt. 

'")  Vergleiche  den  Katalog  der  Sammlung  von  Schlüsseln  und  Schlössern  im  Be.sltze 
des  Herrn  Andreas  Dillinger. 


Die  Schlösser  und  ihr  Zubehör. 


477 


Schlösser  erst  im  Mittelalter  erfunden  seien,  und  hatte  die  in  Pompeji  aus- 
gegrabenen Drehschlüssel  für  Erzeugnisse  einer  späteren  Zeit  gehalten.  Auch 
hier,  wie  bei  so  manchen  anderen  angezweifelten  Gegenständen,  hat  die  Saal- 
burg Aufklärung  gebracht.  Die  dort  gefundenen  Drehschlüssel  und  Vorliang- 
schlösser,  welche  in  Form  und  Einrichtung  genau  mit  denen  von  Pompeji 
übereinstimmen,  lassen  über  ihre  Echtheit  keinen  Zweifel  aufkommen. 


Fig.  VC.    (1-46  u.  48-56:  V*,  Nr.  47:  V^o  der  nat.  Größe.) 


Die  ältesten  Drehschlüssel  scheinen  diejenigen  mit  einem  hohlen 
Schlüsselrohr  zu  sein,  das  sich  um  einen  aus  dem  Schloß  hervorragenden 
Dorn  drehte;  dieser  Letztere  bot  auch  dem  Unberufenen  ein  Hindernis  für 
die  Annäherung  an  den  Riegel;   vergleiche  Tafel  XXXXIV,  Nr.  13,  16 — 18, 


478  ^ie  Funde. 

21 — 25  und  27,  sowie  die  Hohlschlüssel  der  Textfigur  76.  Nur  Schlüssel  für 
derartige  Schlüsser,  die  man  «Dorn Schlösser»  nennt,  fanden  sich  in  Pompeji; 
sie  konnten  bloß  für  den  einseitigen  Verschluß  dienen.  Ein  Zugang  des 
Sclilüssels  von  zwei  Seiton  war  nur  durch  die  Beseitigung  des  Dorns  und 
durch  die  Verlängerung  des  massiven  Schlüsselschaftes  möglich,  der  über  den 
Bart  vorstand ;  auch  mußte  der  Letztere  entweder  ganz  glatt  oder  durch  einen 
Mittelbruch  gleichmäßig,  wie  bei  unsereji  jetzt  gebräuchlichen  Schlüsseln, 
geteilt  sein.  Hieraus  ergicbt  sich,  daß  auch  die  Schlüssel  mit  massivem  Schaft, 
ungleich  eingeschnittenem  Barte  und  über  denselben  vorstehendem  Dorn 
(Textfigur  76,  Nr.  31,  33  und  41)  nicht  ohne  Weiteres  für  zwei  Seiten  be- 
nutzt werden  konnten;  dies  wäre  nur  bei  doppeltem  Eingericht  mögUch  ge- 
wesen. Da  nicht  nachzuweisen  ist,  daß  dieses  wirklich  angefertigt  wurde,  so 
l)leibt  es  überhaupt  fraglich,  ob  die  Römer  Schlösser  kannten,  die  mit  einem 
und  demselben  Schlüssel  von  innen  und  von  außen  zu  schließen  waren. 
Nach  anderweitigen  Nachrichten  soll  diese  sehr  wertvolle  Konstruktion  erst 
im  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  erfunden  worden  sein. 

Der  einfachste  hierhergehörige  Verschluß  ist  der  federnde  Riegel, 
Textfigur  76,  Nr.  18 — 20;  der  hinter  einer  verdeckten  Zierplatte  liegende  Riegel 
wird  durch  einen  viereckigen  Stift  (Nr.  19  und  20)  bewegt  und  durch  die  Feder 
gehalten;  es  ist  dies  die  an  kleinen  Kästchen  noch  jetzt  vielfach  angewandte 
Schließvorrichtung.  Eine  ähnhche,  aber  schon  verbesserte  Einrichtung  zeigt 
das  Vorhangschloß  (Nr.  1 — 6),  auch  «Schnappschloß»  genannt.  Es  hat  einen 
schießenden  Schheßriegel,  der  von  einer  Feder  gehalten,  vorgedrückt  und  mit 
seinem  Angriff  von  dem  sich  im  Schloß  drehenden  Schlüssel  Nr.  5  gepackt 
und  zurückgezogen  wird,  dann  aber  nur  so  lange  hinten  bleibt,  als  man  den 
Schlüssel  in  dieser  Stellung  stecken  läßt;  sobald  man  jedoch  den  Schlüssel 
rückwärts  dreht  oder  herauszieht,  wird  die  Feder  frei,  und  der  Riegel  schnappt 
(schießt)  vor  und  greift  in  den  am  Bügel  a  (Nr.  1—4)  befindlichen  Schließ- 
haken ein.  Ahnliche  Konstruktionen  zeigen  das  Vorhangschloß  (Nr.  13—17), 
sowie  das  Kastenschloß  (Nr.  7 — 12),  doch  haben  diese  bereits  eine  Ver- 
besserung erfahren,  insofern  als  der  Riegel  mit  der  daran  befestigten  Feder  je 
nach  der  Zahl  der  Zähne  des  Schlüssels  verschiedene  Öffnungen  hat,  in 
welche  der  Schlüssel  eingreift  und  den  Riegel,  der  zur  Zuhaltung  geworden 
ist,  bewegt.  An  dem  Riegel  selbst  ist  ein  Ansatz  angebracht,  in  den  die 
Feder  einschnappt  (Nr.  8).  Als  besonders  bemerkenswert  an  dem  Vor- 
hangschloß Nr.  13 — 17  ist  ein  Vexier,  Nr.  17a,  ähnlich  unserem  Zirkel- 
schlüssel mit  zwei  Stiften,  das  außen  am  Kasten  zu  stellen  war  und  bei  einer 
Umdrehung  den  Riegel  festdrückte,  sodaß  er  mit  dem  Schlüssel  nicht  mehr 
bewegt  werden  konnte;  hierzu  bedurfte  es  vielmehr  des  besonderen  Hilfs- 
schlüssels, der  an  das  dem  Barte  entgegengesetzte  Ende  angearbeitet  ist 
(Nr.  12  und  16).  Diese  Vorkehrung  scheint  sehr  beliebt  gewesen  zu  sein, 
denn  sie  findet  sich  an  vielen  Drehschlüsseln  (vergleiche  Nr.  29  und  36). 
Man  sieht  auch  hieraus  das  Bestreben  der  Römer,  ihre  Verschlüsse  recht 
sicher  und  schwer  zugängHch  zu  machen.   Dasselbe  Schloß  (Nr.  13  — 17)  weist 


Die  Schlösser  und  ihr  Zubehör.  479 

noch  eine  weitere  Eigentümlichkeit  auf,  nämhch  die  auf  der  Rückseite  des 
Gehäuses  angenietete  Kette.  Das  Schloß  war  mit  derselben  an  den  Thür- 
pfosten  angehängt  und  wurde  auf  einen  an  der  Thür  befestigten  Schließ- 
haken (Schlempe)  aufgesteckt  und  damit  der  Verschluß  hergestellt.  Man  kann 
dieses  Schloß  in  der  Entwicklung  als  ein  Mittelglied  zwischen  dem  festen, 
mit  der  Thür  verbundenen  Kastenschloß  und  dem  mit  beweglichem  Büa:el 
versehenen  Vorhangschloß  betrachten.  Nr.  21 — 23  zeigt  ein  solches,  mit 
einem  durch  Scharniere  noch  besonders  beweglich  gemachten  Bügel.  Abge- 
sehen davon,  daß  solche  Schlösser  auch  zum  Schließen  einer  Kette  verwendet 
wurden,  konnten  sie  wie  die  modernen  dazu  dienen,  bei  dem  Verschluß  mit 
Überwurf  und  Krampe  mit  dem  Bügel  in  diese  Letztere  einzugreifen,  und 
dadurch  das  Offnen  des  Überwurfs  verhindern. 

Das  Eingericht,  wie  wir  es  bei  den  Vorlegschlössern  kennen  gelernt 
haben,  fand  unseren  Schlüsseln  nach  auch  zweifellos  bei  den  Kasten- 
schlössern der  Thüren  Anwendung;  doch  war  dabei  die  Möglichkeit  vorhan- 
den, daß,  wenn  das  Schloß  in  der  Weise  konstruiert  war,  wie  das  Vorhang- 
schloß Nr.  1  —  6  zeigt,  bei  dem  das  Eingericht  nach  innen  frei  war,  der  un- 
verdeckte  Riegel  direkt  gezogen  werden  konnte,  wie  an  den  mittelalterlichen 
Schnappschlössern. 

Unter  den  auf  Tafel  XXXXIV  und  Textfigur  76  abgebildeten  Schlüsseln 
befinden  sich  einige,  die  hinsichtlich  ihrer  Herstellung  und  Gestaltung  unsere 
Aufmerksamkeit  verdienen,  zunächst  Nr.  35  der  Textfigur  76;  derselbe  ge- 
hörte zu  einem  Schloß,  dessen  Dorn  flach  und  drehbar  war,  und  erinnert  an 
den  Schlüssel  des  Bramaschlosses.  Nr.  37  derselben  Textabbildung  und  Nr.  17 
der  Tafel  XXXXIV  sind  aus  einem  Stück  Eisen  geschmiedete  Hohlschlüssel. 
Interessant  ist  es,  die  Entwicklung  der  Schlüsselgriffe  —  Ringe,  Rauten  oder 
Raiten  —  z^u  verfolgen ;  während  sich  an  dem  Schiebeschlüssel  in  der  Regel 
nur  ein  einfaches  Loch  zum  Aufhängen  oder  zur  Befestigung  an  einem 
Schlüsselbund  befindet,  erweitert  sich  dasselbe  allmählich  und  wird  zu  einem 
vollständig  ausgebildeten  Ringe,  vergleiche  die  Textfiguren  75  und  76,  sowie 
Tafel  XXXXIV.  Drehschlüssel,  welche  sich  bezüglich  der  Ausbildung  dieses 
Teiles  im  Übergangsstadium  befinden,  sind  Nr.  12,  27,  34  und  36  der  Text- 
figur 76 ;  sie  haben  wie  der  Schiebeschlüssel  einen  Griff  mit  Loch  und  waren 
hinsichthch  der  Handhabung  jedenfalls  sehr  unbequem.  Auch  sind  viele 
Schlüssel  ausgegraben  worden,  deren  reich  verzierte  Griffe  aus  Bronze  ge- 
gossen sind,  während  der  Bart  in  den  meisten  Fällen  aus  Eisen  hei'gestellt 
ist,  Tafel  XXXXIV,  Nr.  19,  und  Textfigur  76,  Nr.  43-45.  Diese  Griff'e,  wie 
der  äußerst  elegant  gearbeitete  Bronzeschlüssel  Nr.  42,  sind  denjenigen  aus 
der  Renaissancezeit  zum  Verwechseln  ähnhch.  Der  schöne  Bronzegriff  eines 
Schiebeschlüssels  Tafel  XXXXIV,  Nr.  15,  der  einen  Hund,  und  der  eiserne, 
Textfigur  76,  Nr.  46,  der  einen  Hahn  darstellt,  haben  wohl  eine  sinnbildliche 
Bedeutung  (Treue  und  Wachsamkeit). 

Fingerring-Schlüssel,  die  Rieh  als  clavis  clausa  bezeichnet,  wurden 
an  der  Saalburg  viele  gefunden;  eine  Auswahl  davon  zeigen  die  Nr.  20 — 27 


480  I>ie  Funde. 

der  Tafel  XXXXIV  und  Nr.  39  -40  der  Textfigur  76 ;  sie  sind  sämtlich  aus 
Bronze  und  weisen  mit  ihren  verschieden  geformten  Barten  auf  Schlösser  hin, 
die  sowohl  dem  Schiebe-  wie  dem  Dreh  System  angehören.  Nach  Dillinger 
waren  Ringschlüssel  in  der  Zeit  der  römischen  Republik  schon  bekannt  und 
wurden  von  dem  Ältesten  der  Familie  als  Zeichen  der  Autorität  am  Mittel- 
finger getragen.  In  der  Kaiserzeit  bedienten  sich  die  Damen  solcher  Ring- 
schlüssel zum  VerschHeßen  der  kleinen  Schatullen,  worin  sie  ihre  Toilette- 
geheimnisse verwahrten  und  schmückten  ihre  Finger  damit;  solche  Ringe 
waren,  wenn  sie  auch  den  Schlüsselbund  entbehrlich  machten,  nicht  bequem, 
doch  müssen  sie  nach  der  Häufigkeit  ihrer  Auffindung  sehr  behebt  ge- 
wesen sein. 

Zur  Ergänzung  und  zum  besseren  Verständnis  der  bereits  auf  Seite  240 
bis  241  besprochenen  und  auf  den  Tafeln  XXXXIII— XXXXVI  abgebildeten 
Thür-  und  Kastenbeschläge  habe  ich  auf  den  Textfiguren  73—76  je  eine 
Thür  in  verschiedenen  aus  dem  Altertum  bekannten  Werk  weisen  mit  den 
nötigen  Beschlägen  dargestellt.  Nr.  20 — 23  der  Textfigur  73  zeigt  eine  ein- 
fache Thür  aus  gespundeten  Brettern  mit  Quer-  und  Streberiegeln  in  der  An- 
sicht und  dem  Quer-  und  Längenschnitt;  der  dazu  gehörige  Beschlag  (Nr.  27: 
Thürpfanne  mit  Dorn  und  Nr.  28 :  Angelband)  ist  dort  in  seiner  Anwendung 
in  größerem  Maßstabe  gezeichnet:  vergleiche  hierzu  Seite  86  und  240  unter  a. 

Eine  ähnliche  Thür,  von  der  Innenseite  betrachtet  (Textfigur  74,  Nr.  12), 
verdeutlicht  den  Gebrauch  der  so  oft  gefundenen  Klobenbänder  auf  Stütz- 
haken, die  bei  Steinbauten  eingebleit  waren  (Seite  240  unter  a).  An  der 
nach  einem  antiken  Relief  wiedergegebenen  Vierfüllungsthür  (Textfigur  75, 
Nr.  76)  ist  der  Bandbeschlag  nicht  sichtbar,  dagegen  die  Anbringung  des 
Schlosses,  der  Schlempe  und  der  Thürringe.  Die  Thür  der  Textfigur  76, 
Nr.  12,  ist  in  gestemmter  Ausführung  gedacht,  die  sich  auf  römischen  Wand- 
malereien und  Reliefs  oft  dargestellt  findet;  sie  zeigt  den  Anschlag  mit  den 
auf  Seite  241  unter  c  beschriebenen  Scharnierbänderu.  Durm  hat  a.  a.  0. 
den  Beschlag  derselben  und  die  Schlösser  besprochen;  u.  A.  beschreibt  er 
das  Radschloß  der  antiken  Bronzethür  von  S.  Cosma  e  Damiano  in  Rom,  das 
unseren  modernen  Bascule-  und  Riegelschlössern  ähnlich  ist. 

Mit  dieser  Zusammenstellung  von  Schlössern  und  Schloßteilen  von  der 
Saalburg  ist  die  Entwickelung  dieses  Konstruktionselementes  nicht  erschöpft. 
Vielmehr  befindet  sich  vom  Limes  wie  von  anderen  Stellen  in  einzelnen 
Museen  noch  manches  weitere  Stück,  das  nur  der  technischen  Hand  wartet, 
um  in  seinen  Teilen  untersucht  und  wissenschaftlich  wie  praktisch  verwertet 
zu  werden.  Am  vollkommensten  waren,  wie  nach  den  Schlüsseln  anzunehmen 
ist,  die  pompejanischen  Schlösser  entwickelt.  Alle  haben  aber,  im  Gegensatz 
zu  so  vielen  komplizierten,  öfters  mit  großer  Umständlichkeit  zu  öffnenden 
und  doch  darum  nicht  sichereren  Schlössern  des  Mittelalters  und  der  Gegen- 
wart die  gemeinsame  Eigenschaft,  daß  sie  bei  einfachster  Konstruktion  doch 
einen  sicheren  Verschluß  bieten.  Durch  ihre  allmähliche  Wiederaufnahme 
in  der  Neuzeit  wird  ihre  Zweckmäßigkeit  vollauf  bestätigt. 


Waffen  und  Kleidungsstücke.  4gj 

7.  Zur  Bewaffnung  und  Kleidung  gehörige  Gegenstände. 

(Tafeln  XII,  XXXII,  XXXYIII— XXXX,  LV,  LVf,  LX  und  Textfiguren  77-79.) 

Römische  Kriegswaffen  werden  im  Allgemeinen  selten  gefunden;  dies 
mag  zunächst  seinen  Grund  darin  haben,  daß  es  bei  den  Römern  nicht  wie 
bei  den  gerraaniscben  Völkern  Brauch  war,  dem  Krieger  seine  Waffen  mit 
in  das  Grab  zu  legen.  Die  gegenüber  anderen  Fundstücken  geringe  Aus- 
beute der  Limeskastelle  dürfte  sich  vornehmHch  daraus  erklären  lassen,  daß 
die  Sieger  in  erster  Linie  sich  die  noch  brauchbaren  Waffen  aneigneten, 
während  die  Besiegten  sicherlich  bestrebt  waren,  wenn  möglich  ihre  Waffen- 
stücke mit  sich  zu  nehmen.  Das  Grabungsgebiet  der  Saalburg  weicht  hierin  von 
anderen  Fundplätzen  etwas  ab,  da  es  uns  in  einem  Grabe  (siehe  Seite  137) 
ein  Schwert  und  in  einigen  anderen  Lanzen-  und  Pfeilspitzen  aufbewahrt  hat. 
Möglicherweise  hat  sich  hierbei  germanischer  Einfluß  geltend  gemacht,  oder 
die  in  den  betreffenden  Gräbern  Bestatteten  gehörten  den  Auxiliartruppen 
an.  Die  meisten  Waffenstücke  sind  im  Kastell  und  in  der  Bürgerlichen 
Niederlassung  gefunden  worden,  und  es  hat  sich  allmähHch  eine  statthche 
Zahl  von  den  verschiedensten  Formen  angesammelt.  Trotzdem  muß  man 
sich  darüber  wundern,  daß  da,  wo  so  viel  und  heiß  gekämpft  wurde,  im  Ver- 
hältnis zur  Zahl  der  Hausgeräte  so  wenig  Waffen  zum  Vorschein  kamen. 

Zum  besseren  Verständnisse  unserer  Funde  schicke  ich  eine  kurze  Be- 
sprechung der  Tracht  und  Bewaffnung  des  römischen  Legionars  der  Kaiser- 
zeit als  des  hauptsächlichsten  Vertreters  des  römischen  Heeres  voraus,  die 
der  trefflichen  Abhandlung  Lindenschmits^^^)  über  diesen  Gegenstand  auszugs- 
weise entnommen  ist.  Eine  weitere  Veranschaulich ung  bietet  der  auf  Tafel  XII 
wiedergegebene  Legionär  in  voller  Ausrüstung,  wie  ihn  Lindenschmit,  gestützt 
auf  die  Darstellungen  der  in  den  Rheinlanden  gefundenen  Grabsteine  und 
Originalfunde,  in  einem  Modelle  zusammengestellt  hat.  Ein  solches  hat  auch 
jetzt  im  Saalburgmuseum  Aufstellung  gefunden.  Die  Ausrüstung  des  Reiters 
ersehen  wir  aus  dem  kleinen,  bereits  oben  besprochenen  Bronzerelief 
(Tafel  LXIII,  Nr.  1).  An  diese  Einleitung  soll  sich  alsdann  die  Besprechung 
der  auf  der  Saalburg  gefundenen  Waffen  und  Waffenteile  anschließen. 

Das  Hauptbekleidungsstück  des  Legionars  bildet  der  Lederpanzer 
(lorica),  der  bis  auf  die  Oberschenkel  reicht;  eine  Abart  davon  ist  der  Ketten- 
panzer {Urica  hamata),  der  unter  oder  über  dem  ersteren  getragen  wurde. 
Unter  der  Lorica  trägt  der  schwer  bewaffnete  Soldat  die  Tunica,  darüber  als 
Mantel  das  Sagum  oder  die  Paenula  mit  der  Kapuze  (cucuUus).  Die  Beine 
sind  bekleidet  mit  Lederhosen  (hracae),  die  wie  die  Ärmel  des  Panzers 
geschlitzt  sind.   Schultern  und  Brust  werden  durch  lederne  Kappen  (humercdia), 


3'2)  L.  Lindenschtiiit ,  Tracht  und  Bewaffnung  des  römischen  Heeres  während  der 
Kaiserzeit,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  rheinischen  Denkmale  und  Fundstücke. 
Braunschweig,  Fr.  Vieweg  und  Sohn,  1882.  Von  der  sehr  umfangreichen  Litteratur  über 
die  römische  Bewaffnung  verweise  ich  auf  den  Abschnitt  «Waffen»  in  den  Denkmälern  des 
Klassischen  Altertums  der  Griechen  und  Römer  von  Dr.  A.  Müller.  München-Leipzig  1888. 
Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  81 


482  Die  Funde. 

der  Ilals  unter  dem  Helme  durch  ein  Halstuch  (focale)  geschützt.  Unser 
Modell  trägt  statt  der  sonst  üblichen  Halbstiefel  den  offenen  Rieraenschuh 
(caliga),  weil  gerade  dieser  bei  uns  so  häufig  gefunden  wurde. 

Die  Ausrüstung  setzte  sich  zusammen  aus  Verteidigungs-  und  An- 
griffswaffen; zu  den  ersteren  gehören:  Helm,  Schild  und  Panzer  nebst  dem 
schurzartigeu  Anhängsel  an  dem  Gürtel. 

Der  Helm  (rassis)  war  gewöhnlich  aus  Bronze  gearbeitet  und  oft  sehr 
reich  mit  figürlichen  Darstellungen  verziert;  daneben  kommt  aber  auch  die 
beschlagene  Lederkappe  (galea)  und  der  Eisenhelm  vor.  Jener  bestand  im 
Einzelnen  aus  der  Haube,  dem  aufrechten  Stirnschilde,  dem  Kamme  (crista), 
dem  Nackenschilde,  den  im  Scharnieren  beweglichen  Wangenbändern  und 
dem  diese  verbindenden  Kinnsiücke. 

Der  Schild  (sciitum)  zeigte  entweder  die  rechteckige  hohle  (wie  auf 
Tafel  XII)  oder  auch  die  kleine  ovale  Form  (siehe  den  Reiter  Tafel  LXHI, 
Nr.  1).  Er  bestand  aus  Holz,  das  mit  Kalbsfell  überzogen  und  an  den 
Kanten  und  Ecken  mit  Metall  beschlagen  war.  Die  auf  der  Innenseite  an- 
gebrachte eiserne  Handhabe  (ansa)  wurde  durch  den  vorspringenden  ge- 
wölbten Buckel  (umho)  geschützt.  An  Stelle  dieser  konnte  der  Schild 
auch  an  zwei  im  Innern  der  Wölbung  befestigten  ledernen  Riemen  ge- 
führt werden. 

Von  den  Angriffs wafFen  war  das  Schwert  (gladius)  die  wichtigste.  Die 
übliche  Form  desselben  ist  das  breite,  zweischneidige  Kurzschwert;  neben 
diesem  kommt  auch  das  I^angschwert  vor,  das  wohl  gelegentlich  auch  von 
dem  Legionär  getragen  wurde,  vor  Allem  aber  die  Wafife  der  Reiterei  war. 
Das  Schwert  trug  man  entweder  an  einem  von  der  linken  Schulter  herab- 
hängenden Bandeliere  (balteus)  oder  auch  an  dem  mit  einer  Schnalle  zu- 
sammengehaltenen Gürtel  (cingulum)  auf  der  rechten  Seite.  Seine  Scheide 
(vagina)  bestand  meist  aus  vergänglichem  Materiale  (Holz  oder  Leder)  mit 
Metallbeschlägen;  seine  Spitze  schützte  das  Ortband,  das  einen  selbständigen 
Teil  der  Scheide  oder  auch  mit  der  Vorderseite  zusammen  ein  Stück  bildete. 
Der  Schwertgriff  hatte  meist  einen  runden  Knopf  und  ist  gewöhnlich  aus 
Holz  oder  Hörn  hergestellt  und  vielleicht  zum  Teile  mit  Leder  umschnürt 
gewesen. 

Der  Dolch  (pngio),  der  ebenfalls  mit  zur  vollständigen  Ausrüstung  ge- 
hörte, hing  auf  der  linken  Seite  stets  am  Gürtel;  seine  Form  war  derjenigen 
des  Schwertes  im  Allgemeinen  ähnlich,  weicht  aber  manchmal  auch  davon 
ab  und  hat  die  bekannte  Schilf  blattforra;  seine  Scheide  war  der  des  Schwertes 
entsprechend.  Außerdem  gab  es  auch  noch,  ähnlich  unseren  modernen,  ganz 
spitze  Dolche. 

Der  Gürtel,  gewöhnlich  mit  Metallblech  beschlagen,  trug  in  der  Mitte 
mehrere  herabhängende,  mit  bronzenen  Beschlägen  besetzte  Lederstreifen, 
die  den  Lenden  zum  Schutze  dienten,  aber  doch  mehr  zum  Paradeanzug  zu 
gehören  scheinen.  Auch  zwei,  ja  selbst  drei  Gürtel  (wobei  der  dritte  die 
Tunika  umschloß)  kommen,  für  jede  Waffe  gesondert,  übereinander  vor. 


Waffen  und  Kleidungsstücke.  483 

Als  Wurfgeschoß  diente  das  Pilum,  eine  Art  Nationalwaffe  der  Römer, 
über  die  schon  manches  Wort  geschrieben  wurde.  Sie  bestand  aus  einer 
langen,  mit  einer  Spitze  versehenen  Stange,  die  an  einem  Holzschafte  auf 
verschiedene  Weise  befestigt  war.  Auch  am  unteren  Ende  befand  sich  eine 
Spitze,  die  es  ermöglichte,  die  Waffe  in  die  Erde  zu  stecken.  Man  kann  ein 
leichtes  und  ein  schweres  Pilum  unterscheiden. 

Als  der  älteste  Speer  gilt  die  Lanze  (hasta),  welche  hauptsächlich  für 
die  Leichtbewaffneten  bestimmt  war,  die  deren  gewöhnlich  zwei  trugen.  Sie 
besteht  aus  der  Spitze  (cuspis),  dem  meist  aus  Escheuholz  bestehenden  Schafte 
(hastile)  und  dem  Kolbenende  (spindum). 

Die  Bewaffnung  des  Bogenschützen  war  ähnlich  wie  die  des  Legionars; 
er  trug  den  Bogen  (arcus)  und  den  Pfeil  (sagitta),  welch  letzterer  aus  Spitze 
und  Schaft  bestand.  Die  Bewaffnung  der  Reiterei  ist  ebenfalls  aus  den  Grab- 
steinen erkenntlich  und  von  Lindenschmit  beschrieben.  Im  Allgemeinen  trug 
der  Reiter  dieselben  Stücke  wie  der  Legionär,  seine  Hauptwaffe  war  die 
Reiterlanze  (contus).  Sporen  sind  an  den  Stiefeln  der  auf  Denkmälern  dar- 
gestellten Vertreter  dieser  Waffengattung  nicht  zu  sehen;  dagegen  sind 
Sättel  und  reich  beschlagenes  Riemenzeug  auf  jenen  wahrnehmbar.  Über  die 
Tracht  und  die  Waffen  der  übrigen  Gattungen,  wie  der  Bogenschützen, 
Fahnenträger  und  Musiker,  von  deren  eigentümlicher  Ausrüstung  —  teils 
ihrer  Kostbarkeit,  teils  ihrer  Vergänglichkeit  wegen  —  nur  dürftige  Reste 
erhalten  sind,  geben  fast  ausschließlich  die  römischen  Reliefdarstellungen  der 
mit  allen  ihren  Auszeichnungen  und  Paradestücken  geschmückten  Soldaten 
genauen  Aufschluß. 

Man  hat  versucht,  Unterschiede  zwischen  Kriegs-  und  Jagdwafifen  zu 
machen,  doch  dürfte  es  sehr  schwierig  sein,  hier  eine  genaue  Trennung  vor- 
zunehmen. Ob  vorrömische  Waffen,  wie  die  auf  der  Tafel  XXXII  abgebil- 
deten Steinbeile,  noch  von  den  Römern  als  solche  weiter  benutzt  sind,  scheint 
mir  wenig  glaublich,  man  hat  sie  eher  zu  anderen,  vielleicht  sehr  profanen 
häuslichen  Zwecken  verwandt. 

Gestützt  auf  diese  Vorbemerkungen  gebe  ich  im  Folgenden  eine  Zu- 
sammenstellung unserer  Fundstücke  an  Waffen  und  an  Kriegsgeräten: 

Von  Bekleidungsstücken  ist  selbstverständlich  kaum  etwas  auf  uns 
gekommen ;  dagegen  lehrt  uns  das  kleine  Bronzerelief  eines  Reiters  die  Tracht 
dieser  Waffengattung  kennen.  Unter  dem  wenigen  Erhaltenen  ist  vor  Allem 
die  Hälfte  eines  Leder  warn  ses  mit  ausgeschnittenem  Ärmelloch  erwähnens- 
wert, das,  schon  zur  Röraerzeit  stark  geflickt,  im  Schachtbrunnen  Nr.  18  ge- 
funden wurde;  ebendort  wurde  auch  ein  Stückchen  Wollstoff  hervorgezogen. 
Mehrere  nach  zwei  Seiten  verschlungene  Ringe  sind  anscheinend  Teile  eines 
Kettenpanzers.  Von  Schuhwerk  sind  sehr  viele  Stücke  in  unseren  Besitz 
gekommen,  die  unter  «Leder-  und  Schuhwerk»  im  nächsten  Kapitel  besprochen 
werden. 

Von  Ausrüstungsstücken  ist  ein  leider  sehr  verbogener  Helm  mit 
breitem   Rande  aus   dem    Spitzgraben    an    der   Forta    decumana    zu   nennen, 

31» 


484 


Die  Funde. 


der  einer  mittelalterlichen  Sturmhaube  ähnlich  sieht;  ein  Bruchstück  siehe 
außerdem  auf  Tafel  XXXX,  Nr.  21.  Von  Bron/^ehelmen  sind  nur  die  Rand- 
stücke Tafel  LX,  Nr.  4  und  5,  und  von  einem  Lederhelme  die  beiden  Kämme 
auf  derselben  Tafel  Nr.  2  und  3  erbalteq,  die  kreuzweise  übereinander  an- 
gebracht waren  (vergleiche  Tafel  XII).  Auch  die  als  Nr.  J,  la  und  Ib  auf 
der  Tafel  LX  zur  Abbildung  gelangten  Fundstücke  werden  zu  einem  Leder- 
helme gehört  haben^^^). 

Von  Schilden  besitzen  wir  nur  den  eisernen  Buckel  (Tafel  XXXX,  Nr.  20) 
nebst  einigen  Bruchstücken  und  eiserne  Griffe  (auf  derselben  Tafel  Nr.  2  u.  3). 
Von  den  verschiedenartigsten  Bronzebeschlägen  und  Bruchstücken  mögen 
manche  zu  Schild  beschlagen  gehört  haben. 


Fig.  77.     Augrillswiifreii.    (',>»  der  iial.  (jioüe.) 


Das  gewöhnliche  Schwert  ist  in  einem  Exemplar  auf  der  Textfigur  77 
in  Nr.  3  vertreten.  Es  hat  eine  Gesamtlänge  von  55  cm  und  eine  Breite 
von  4  cm;  der  Übergang  von  dem  Blatte  zu  der  7  cm  laugen  Angel  ist  ein 
allmählicher.  Anders  ist  dieser  Übergang  bei  einem  besonders  wertvollen 
zweischneidigen  Kurzsch werte  (Tafel  XXXIX,  Nr.  1);  die  5  cm  breite  Schneide 
ist  40  cm  lang    und  mit   einer  19  cm  langen  dünnen  Angel  versehen.     Das 


3'»)  Lindetischmit  (Bd.  II,  Heft  I,  Taf.  7,  Nr.  8,  8a  und  8b)  hat  diesen  Gegenstand 
abgebildet  und  erklärt  ihn  irriger  Weise  für  einen  Sporn. 


Waffen  und  Kleidungsstücke.  485 

Wichtigste  daran  ist  ein  hakenförmiger  Ausatz  unweit  der  Spitze,  der  zum 
Herabziehen  des  Reiters  oder  als  Widerhaken  gedient  haben  soll.  Es  ist 
meines  Wissens  das  einzige  Vorkommen  eines  Hakenschwertes,  für  das  wir 
aber  bis  heute  noch  keine  befriedigende  Erklärung  haben.  Man  denkt  dabei 
unwillkürlich  an  die  dem  Perseus  und  Merkur  eigentümliche  Waffe  (hamus) 
die  wir  auf  pompejanischen  Wandgemälden  dargestellt  finden.  Ein  ähnliches 
Schwert  sieht  man  auf  einem  Altare  zu  Lyon^^*),  der  daran  erinnert,  daß 
drei  Monate  vor  dem  Tode  des  Antoninus  das  Opfer  der  Taurobolien  gebracht 
worden  ist.  Hierdurch  wird  man  auch  auf  die  Annahme  einer  Verwendung 
bei  religiösen  Kulten  hingewiesen.  Es  ist  im  Jahre  1872  in  einem  Grabe  ge- 
funden worden  (siehe  Seite  137  und  Tafel  XXIII,  Fig.  1)  und  lag  nach  Nord- 
ost gerichtet  diagonal  unter  einem  großen  viereckigen  Saudsteine  (a);  dabei 
fanden  sich  eine  Silbermünze  der  Sabina  und  eine  der  Julia  Maesa.  Beim 
Langenlonsheimer  Forsthause  wurde  ein  Grab  aus  der  La-Täne-Zeit  auf- 
gedeckt, das  ebenfalls  ein  breites,  langes  Eisenschwert  enthielt,  welches  «von 
einem  großen  Steine  belastet»  war^^^).  Es  wäre  also  wohl  möglich,  daß  auch 
unser  Schwert  vielleicht  nicht  einem  Römer,  sondern  einem  germanischen 
Söldner  angehört  hat. 

Die  gewöhnliche  Form  des  Dolches  ersehen  wir  aus  Nr.  5  der  Text- 
figur 77;  die  schilf blattförmige  Khnge  ist  auffallend  breit,  geschweift  und 
nach  unten  spitz,  die  Angel  sehr  dünn  und  lang.  Die  Gesamtlänge  beträgt 
42  cm.  Dieselbe  Form  findet  sich  bei  Liudensckmü  a.  a.  0.  Tafel  XI,  Nr.  11, 
von  Heddernheim ;  dieses  Exemplar  ist  noch  mit  einem  Reste  des  Griffes 
versehen.  Ein  sehr  schönes  Stichblatt  aus  Bronze  zeigt  Tafel  LVI,Nr.  1. 
Daneben  kommen  aber  auch  bei  uns  andere  Dolche  vor  und  zwar  in  einer 
Form,  die  sehr  an  mittelalterliche  und  moderne  Dolche  erinnert  (Tafel  XXXIX, 
Nr.  2 — 4).  Alle  sind  lang,  dünn,  sehr  spitz  und  an  vier  Seiten  abgeschliffen, 
sodaß  sie  viereckigen  Querschnitt  haben.  Zu  diesen  oder  ähnlichen  im  Kastell 
gefundenen  Waffen  gehören  jedenfalls  die  kleinen  eisernen  Ortbänder 
Tafel  XXXX,  Nr.  16,  17  und  19  und  diejenigen  Nr.  9  (von  Bronze)  und  10 
(von  Eisen)  der  Textfigur  78.  Als  Griffe  könnten  etwa  die  auf  der  Tafel  LX 
in  Nr.  7,  9,  10  und  12  gezeichneten  Gegenstände  gedient  haben,  von  denen 
die  drei  ersten  aus  Bronze  und  Nr.  12  aus  Hörn  hergestellt  ist. 

Von  den  vergänglichen  Teilen  der  Schwert-  und  Dolchscheiden  hat 
sich  selbst  in  den  Brunnen  nichts  gefunden,  dagegen  sind  desto  mehr  von 
unvergänglichen  in  und  vor  dem  Kastell  ausgegraben  worden.  Das  Ortband 
ist  in  verschiedenen  Variationen  vertreten;  auf  der  Tafel  LV  sind  in  Nr.  5 — 7 
drei  Stück  aus  Bronze  in  der  bekannten  Form  des  Schildes  (jJeUa)  dargestellt 
und  auf  Textfigur  78  eines  aus  Eisen  (Nr.  7)  und  zwei  aus  Hörn  (Nr.  5  u.  6); 
diese  letzteren,   die  unten  gerade   abgeschlossen  sind,    werden  überall  häufig 

8")  Abbildung  bei  F.  Duruy  (Hertzberg),  Geschichte  des  römischen  Kaiserreichs, 
Leipzig  1886,  II.  S.  519. 

äi5)  Siehe  von  Cohausen,  Grabhügel  an  der  unteren  Nahe  und  dem  Hunsrücken,  in 
den  Nassauer  Annalen,  1877. 


486 


Die  Funde. 


angetroffen  und  wurden  wolil  fa])rikinftßig  angefertigt.  Auch  Nr.  11  und  12 
scheinen  ähnliche  Beschläge  zu  sein,  während  bei  Nr.  8  der  beiden  runden 
Knöpfe  wegen  der  Zweifel  besteht,  ob  es  nicht  der  Schuh  für  das  hölzerne 
Bein  eines  Kastens  gewesen  sei.  Die  Abart  des  Scheidenbeschlages,  bei 
welchem    das  Ortband   mit  dem  Beschläge   aus   einem  Stücke   besteht,   wird 


Fig.  78.    Schwert   und  Dolchscheidenbeschläge.    (»/»  der  nat.  Größe.) 


durch  die  Zeichnungen  auf  Tafel  LVI,  Nr.  3—5,  und  den  neuerdings  gefun- 
denen durchbrochenen  Beschlag  Nr.  3  der  Textfigur  78  veranschaulicht.  Die 
Verzierung  ist  eine  äußerst  gefällige  und  zeigt  die  bekannten  Muster.^^^)  Der 
untere  Abschluß  hat  wieder  die  Schildform;  von  diesem  sind  noch  zwei 
weitere  Stücke  in  Nr.  2  der  Tafel  LVI  und  Nr.  4  der  Textfigur  78  hinzu- 
gefügt.    Alle  diese  Bronzebeschläge   sind  ebenfalls   weit   verbreitete  Handels- 


316)  Vergl.  Lindenschmit,   Alterthümer  unserer  lieidnischen  Vorzeit,   Bd.  II,   Heft  4, 
Taf.  3,  Nr.  5,  9  und  10. 


WaflFen  und.  Kleidungsstücke.  4g  7 

Produkte,  die  sich  überall  vorfinden.  Ein  schönes  Exemplar  als  Beispiel  für 
die  weite  Verbreitung  solcher  Schwertscheideubeschläge  hat  Professor  Schumacher 
im  Korrespondenzblatt  der  Westdeutschen  Zeitschrift,  VIII,  S.  139,  veröffent- 
licht^^^), bei  welchem  an  Stelle  des  durchbrochenen  Ornaments  der  Name  des 
Fabrikanten  steht. 

Zu  den  Scheidenbeschlägen  sind  auch  jene  Gegenstände  aus  Eisen  oder 
Bronze  zu  rechnen,  welche  zur  Führung  des  Gürtels  dienten ;  solche  sind  die 
Beschläge  aus  Bronze  mit  verzierter  Endigung  Tafel  LVII,  Nr.  14  und  Text- 
figur 78,  Nr.  2,  sowie  der  eiserne  Nr.  1;  aus  dem  letzteren  kleineren  ergiebt 
sich  zwischen  den  Nieten  eine  Breite  von  3,5  cm,  aus  dem  größeren  eine 
solche  von  5  cm;  diese  Maße  dürften  der  Breite  des  Gürtels  entsprechen. 
Gerade  von  dieser  Sorte  sind  mehrere  gefunden. 

Von  Gürtelschnallen,  -Beschlägen  und  Zierscheiben  geben  die  Text- 
figuren 79  und  83,  sowie  Tafel  LIV  Proben,  ebenso  wie  von  mancherlei  Be- 
schlägen, die  allerdings  ebensogut  auch  zu  Pferdegeschirren  und  Ähnlichem 
gehört  haben  können.  Die  Bronzen  Tafel  LVI,  Nr.  7 — 10  und  Nr.  4  der  Text- 
figur 79  dienten  wohl  eher  zur  Befestigung  von  Riemenbeschlägen  bei  der  Be- 
waffnung des  Legionars.  Dieselbe  Tafel  enthält  in  Nr.  11  und  12  und  Tafel  LIII 
in  Nr.  10  die  End Verzierungen  der  Lederriemen  an  dem  schurzartigen  Gürtel- 
gehänge. Auch  von  den  auf  den  Tafeln  LH  und  LIII  vereinigten  Knöpfen 
und  verzierten  Bronzebeschlägen  mögen  mehrere  zu  den  Ausrüstungsstücken 
der  Soldaten  gehört  haben;  ebenso  die  auf  Textfigur  79  in  Nr.  1  und  2  zur 
Darstellung  gelaugten  Bronzen,  die  von  Berufsmusikern  für  Trompetenmund- 
stücke erklärt  werden. 

Einer  besonderen  Beachtung  scheinen  mir  die  Beschlagstücke  wert  zu 
sein,  welche  auf  Tafel  LIX  in  Nr.  8  und  auf  der  Textfigur  79  als  Nr.  18 
und  19  abgebildet  sind.  Sie  haben  bei  verschiedener  Behandlung  des  deko- 
rativen Beiwerks  als  Hauptglied  eine  cylindrische  Röhre  gemeinsam,  die  auf 
der  dem  Zieransatze  entgegengesetzten  Seite  genau  in  der  Achse  der  durch- 
brochenen Verzierung  einen  aufgesägten  Spalt  zeigt,  der  zur  Aufnahme  eines 
Bandes  gedient  haben  wird.  Bei  einem  Versuche,  den  Gegenstand  praktisch 
zu  verwenden,  ergab  sich  als  einzig  wahrscheinliche  Möglichkeit,  das  Ende 
eines  in  seiner  Breite  der  I^änge  der  Röhre  entsprechenden  Bandes  in  der 
Weise  darin  zu  befestigen,  daß  man  das  Bandende  höchstens  bis  zur  Stärke 
des  lichten  Querschnitts  aufrollt,  vernäht  oder  einsäumt  und  nun  das  der 
Stärke  des  Sägeschnittes  entsprechende  Band  seitlich  in   die  Röhre  einführt 


3")  Der  betreffende  Scheidenbeschlag  von  Bronze  ist  1889  in  Friedberg  gefunden 
worden  und  befindet  sich  jetzt  im  Museum  zu  Darmstadt;  vergl.  Großherzoglich  Hessisches 
Museum,  die  archäologischen  Sammlungen,  Darmstadt  1897,  Seite  65.  Er  trägt  die  aus- 
gesägte Inschrift:  Aquis  Hel(veticis)  Gemellianus  f(ecit)  —  «In  Aquae  Helveticae  (Baden  an 
der  Limmat,  im  Schweizer  Kanton  Aargau)  hat  Gemellianus  (die  Scheide)  gemacht».  Von 
den  übrigen  8  von  Schumacher  mitgeteilten  Schwertscheidebeschlägen  zeigen  2  ebenfalls 
den  vollen  Namen  desselben  Fabrikanten,  die  anderen  6  Bruchstücke  desselben.  Sie  sind 
an  weit  von  einander  gelegenen  Orten  gefunden  worden. 


488 


Die  Funde. 


und  zwar  derart,  daß  das  Band  alsdann  in  die  Verlängerung  der  Achsenlinie 
des  ßesclilages  zu  liegen  oder  zu  hängen  koniuit.  Auf  die  Bestimmung, 
aufgehängt  zu  werden,  deutet  an  Nr.  8  der  Tafel  IjIX  das  im  oberen  Ende 
angebrachte  Loch,  welchem  an  Nr.  18  der  Textfigur  79  die  3  runden  Ring- 
ösen,  die  eine  dreifache  Befestigung  nach  oben  erlauben,  und  au  Nr.  19  der 


Fig.  79.    Schnallen,  Besätze  und  Beschläge.    ('/»  der  nat.  Größe.) 


ausgesägte  Bügel  entsprechen.  Da  der  eingeschnittene  Spalt  kaum  mehr  als 
einen  Millimeter  breit  ist,  ist  man  versucht,  nicht  an  Leder,  also  einen  Riemen, 
sondern  eher  an  Hanfgespinst  zu  denken.  Unter  allen  Umständen  muß  man 
jedoch  daran  festhalten,  daß  nur  ein  vergänglicher  Stoff  in  Betracht  kommt, 
da  in  den  Spalten  der  zahlreichen  seither  zum  Vorschein  gekommenen  gleich- 
artigen Gegenstände  niemals  der  Rest  etwa  eines  Metallstreifens  angetroffen 
wurde.  Es  verdient  auch  erwähnt  zu  werden,  daß  die  beiden  Exemplare 
Nr.  18  und  19  der  Textfigur  79  zusammen  (am  19.  Mai  1886)  in  einem 
Brunnen  gefunden   wurden,  und  daß  auch  ein  Paar  Nr.  19  gleicher  Exem- 


Waffen  und  Kleidungsstücke.  489 

plare  im  Kastell  Alteburg  bei  Heftrich  neben  einander  vorkamen.  An  diesen 
beträgt  die  Länge  der  Röhre  (also  einst  auch  die  Breite  des  zugehörigen 
Bandes)  4^2  cm.  In  welcher  Weise  nun  die  genannten  Gegenstände  zur  Ver- 
wendung gelangten,  ob  sie  der  Tracht  und  Bewaffnung  zugehören,  oder 
etwa  nur  Zierrat  waren,  will  ich  hier  dahingestellt  sein  lassen  und  beschränke 
mich  auf  die  Angabe  der  technischen  Verwendbarkeit. 

Von  dem  so  seltenen  Pilum  besitzen  wir  einige  Exemplare.  Über  die 
Form  dieser  Waffe  hat  man  sich  lange  gestritten,  doch  ist  diese  Frage 
dank  den  Untersuchungen  Lindenschmits^^^)  ihrer  Lösung  näher  gebracht 
worden;  freilich  bestehen  immer  noch  Zweifel,  wie  bei  allen  Gegenständen, 
deren  einer  Teil,  weil  aus  vergänglichem  Materiale  bestehend,  verschwunden 
ist.  Die  vielen  Darstellungen  auf  den  Denkmälern  und  selbst  auch  die 
neuerdings  hinzugekommenen  Reliefs  des  Tropaeums  von  Adam  Klissi  in  der 
Dobrudscha,  das  viele  Anhaltspunkte  für  Tracht  und  Bewaffnung  giebt^^''), 
sind  nicht  im  Stande,  alle  Angaben  in  der  Litteratur  mit  den  thatsächlichen 
Funden  in  Einklang  zu  bringen. 

Das  Pilum  besteht  aus  einer  langen,  mit  einer  Spitze  versehenen  dünnen 
Eisenstange,  dem  Schafte  und  der  Bodenspitze.  Seine  Gesamtlänge  soll  bis 
2  m  betragen  haben.  Die  von  der  Saalburg  finden  sich  auf  Tafel  XXXIX, 
Nr.  5,  6,  7  und  13,  und  auf  Textfigur  77,  Nr.  1  und  2.  Die  beiden  letzteren 
sind  erst  kürzlich  gefunden,  wohl  erhalten  und  etwa  65 — 70  cm  lang;  sie 
unterscheiden  sich  nur  durch  die  Befestigungsart.  Nr.  1  hat  eine  Angel, 
muß  also  in  einem  ziemlich  starken  Holze  gesessen  haben  und  durch  einen 
starken  Ring  (Zwinge)  zusammengehalten  worden  sein,  während  Nr.  2  in  eine 
konische  Tülle  mit  verhältnismäßig  großem  Durchmesser  ausläuft,  also  eben- 
falls in  einem  dicken,  oben  zugespitzten  Schafte  gesteckt  haben  muß.  Ein  in 
der  Tülle  vorhandenes  Loch  zeigt  uns,  daß  die  Klinge  mit  einem  Stifte  in 
dem  Schafte  befestigt  war.  Die  beiden  abgebildeten  Bruchstücke  von  Pilum- 
klingen  (Tafel  XXXIX ,  Nr,  5  und  7)  sind  etwas  massiver.  Besonders  inter- 
essant ist  Nr.  13  der  Tafel  wegen  seiner  Kürze  (20  cm)  und  seiner  vier- 
kantigen Tülle;  daß  deshalb  der  Schaft  viereckigen  Querschnitt  hatte,  kann 
nicht  behauptet  werden;  vielleicht  war  nur  der  in  der  Tülle  steckende  Teil 
vierkantig  angespitzt,  um  ein  Drehen  zu  vermeiden  und  eine  bessere  Be- 
festigung zu  ermöglichen.  Bei  Nr.  40  der  Textfigur  erscheint  die  Pilumspitze 
fast  zu  einer  Pfeilspitze  zusammengeschrumpft. 

Nicht  alle  Pila  an  der  Saalburg  dürften  jedoch,  obgleich  ihre  Spitzen 
aus  gutem  Eisen  oder  von  Stahl  waren,  den  von  den  Schriftstellern  gestellten 
Anforderungen  genügt  haben ;  sie  scheinen  zu  leicht,  um  nach  der  Vorschrift 
Schild  und  Panzer  durchdringen  zu  können.  Nur  die  Waffe  Textfigur  77, 
Nr.  2,  die  nach  ihrer  Tülle  auf  einen  starken  Holzschaft  schließen  läßt, 
könnte    der  Vorschrift   entsprechen.     Eine   Rekonstruktion   giebt  Tafel   XH. 

*'8)  Eine  eingehende  Besprechung  giebt  auch  Oberstlieutenant  Dahm  in  den  Bonner 
Jahrbüchern,  1895,  S.  226  ff",  unter  dem  Titel:  «Das  Pilum». 

ä'ä)  Gr.  Tocilescu,  Das  Monument  von   Adam  Klissi  (Tropäum  Trajani),  Wien  1895. 


490  Die  Funde. 

Von  Bodenspitzen  geben  die  Nummern  8 — 15  auf  Tafel  XX XX  und  Nr.  27 
und  28  der  Textfigur  77  (mit  rundem  und  viercekigem  Querschnitt)  Proben. 
Solche  Hülsen  haben,  wie  die  Darstellungen  von  Pilen  ebenso  wie  die  der 
Signa  auf  Grabsteinen  manclnnal  zeigen,  einen  seitlichen  Ansatz,  vermutUeh 
zum  Darauftreten  beim  Einstecken  in  die  Erde.  Etwas  Ahnliches  muß  auch 
die  kreuzförmige  Spitze  Nr.  4  der  Textfigur  77  bedeuten.  Wir  haben  heute 
ähnliche  Armierungen  an  den  Spitzen  von  Meßstäben,  teils  zum  Auftreten, 
teils  zum  Auffangen  des  Ringes  der  Meßkette,  die  auf  diese  Weise  auch 
weiter  transportiert  wird.  Im  Kastell  Feldberg  sind  zwei  Stücke  zusammen 
gefunden  worden.  Eigenartig  sind  die  drei  großen  schweren  Spitzen  mit  ab- 
geplatteter Endigung,  Tafel  XXXX,  Nr.  4  bis  6  (Nr.  G  mit  ringförmiger 
Schwellung  in  der  Mitte),  von  denen  nicht  feststeht,  ob  sie  eine  untere  oder 
eine  obere  Spitze  vorstellen;  mau  hat  sie  unter  Anderem  auch  als  Beschläge 
für  die  Spitzen  der  Lagerzelte  erklärt. 

In  ganz  hervorragend  beträchtlicher  Zahl,  mit  477  Stück,  sind  Lanzen- 
und  Pfeilspitzen  vertreten,  von  denen  die  meisten  im  Gebiete  der  Bürger- 
lichen Niederlassung  zutage  gefördert  wurden.  Beide  Arten  von  Waffen  sind 
oft  schwer  auseinanderzuhalten,  wie  denn  auch  eine  sichere  Bestimmung  für 
jede  einzelne  Spitze,  ob  sie  dem  Speere  oder  der  Reiterlanze  etc.  angehört 
hat,  überhaupt  kaum  möglich  sein  wird.  Im  Allgemeinen  sind  wohl  die 
kleinsten  als  Pfeilspitzen  anzusehen. 

Von  der  großen  Auswahl  auf  den  Tafeln  XXXVIIl  und  XXXIX  und 
auf  der  Textfigur  77  nehme  ich  in  der  Besprechung  die  57  cm  lange  und 
20  cm  breite  Spitze  Tafel  XXXVIIl,  Nr.  26,  vorweg,  die  in  der  Praetentura 
am  5.  Juni  1875  gefunden  wurde.  Man  hat  sie  früher  mit  der  Begründung, 
daß  sie  zu  groß  und  zu  schwer  sei,  um  mit  der  Hand  geschleudert  zu  werden, 
als  Katapultenpfeil  erklärt  und  glaubte  in  ihr  einen  mit  xp^^to?  bezeichneten 
«drei  Fuß  langen  Pfeil  mit  zweihandbreiter  Spitze»  zu  sehen.  Neuerdings 
wurden  solche  auch  anderwärts  gefunden  ^^")  und  als  Pflugscharen  erklärt, 
vergl.  Seite  447;  ob  diese  Erklärung  aber  der  Wirklichkeit  entspricht,  muß 
dahingestellt  bleiben. 

Von  den  übrigen  Spitzen  fallen  besonders  zwei  ins  Auge:  Tafel  XXXVIIl 
Nr.  10  und  25.  Die  Erstere  scheint  eine  Kombination  von  Pilum  und  Lanzen- 
spitze darzustellen,  die  nur  durch  zwei  kleine,  seitlich  ausgeschmiedete  Lappen 
angedeutet  wird;  auch  diese  Waffe  hat  eine  Tülle  mit  Nagelloch.  Die  zweite 
hat  zu  beiden  Seiten  noch  zwei  Spitzen  und  sieht  aus  wie  ein  Dreizack;  ihre 
Bedeutung  bleibt  vorläufig  fraglich.  Doch  scheint  es  nach  dem  von  Wecker- 
ling  (Die  römische  Abteilung  des  Paulus-Museums  der  Stadt  Worms,  Worms 


ä")  Im  Juni  1896  wurde  ein  solches,  aber  etwas  schwächeres  Gerät  nebst  vielen 
anderen  Eisensachen  zu  Groß-Bieberau  im  Odenwald  in  den  Trümmern  eines  römischen 
Hauses  gefunden  und  gelangte  in  den  Besitz  des  Großherzoglichen  Museums  zu  Darmstadt. 
Es  wird  im  II.  Bande  der  «Quartalsblätter  des  Historischen  Vereins  für  das  Großherzogtum 
Hessen»  veröffentlicht  werden.  Seine  Länge  beträgt  0,52  m,  seine  größte  Breite  0,19  m 
und  entspricht  in  der  Form  genau  unserem  Exemplare. 


Waffen  und  Kleidungsstücke.  491 

1885)  auf  Tafel  IV,  Nr.  5  abgebildeten  Exemplare  eines  Vexillum  nicht  aus- 
geschlossen zu  sein,  daß  auch  unser  Stück  zu  einem  solchen  gehört  haben 
kann.  Der  Fahnenträger  hätte  in  diesem  Beschläge  der  Fahnenstange  zu- 
gleich eine,  seinem  persönlichen  Schutze  dienende  Waffe  mit  sich  geführt. 
Bekannt  sind  Dreizacke  als  Waffe  des  Retiarüis,  eines  nach  dem  ihm  eigen- 
tümlichen Netze  benannten  Gladiators;  er  kämpfte  mit  einer  Dreizacklanze 
(tridens),  wie  aus  verschiedenen  Abbildungen  zu  ersehen  ist.  Eine  solche 
Gabel  fand  man  auch  in  Osterburken  [von  Sanoey  und  Hettner,  Der  ober- 
germanisch-rätische Limes  des  Römerreiches,  Tafel  VII,  Nr.  59),  und  viel- 
leicht ist  in  dem  abgebrochenen  eisernen  Dreizacke  (Tafel  XXXXVI,  Nr.  24) 
etwas  Ähnliches  zu  sehen.  Wie  ein  solches  Instrument,  das  im  Heere  nicht 
gebräuchlich  war,  an  den  Limes  kommt,  läßt  sich  nicht  vermuten,  doch  ist 
es  bekannt,  daß  man  in  den  Kastellen  Raum  und  Zeit  für  allerlei  Spiele  und 
Wettkämpfe  hatte. 

Ohne  auf  die  Einzelheiten  einzugehen,  haben  wir  bei  unseren  Spitzen  etwa 
vier  verschiedene  Gruppen  zu  unterscheiden.  Zunächst  die  gewöhnlichen,  fast 
rautenförmigen  und  verhältnismäßig  breiten  Lanzenspitzen  (Tafel  XXXVIII, 
Nr.  1,  5,  20—24;  Textfigur  77,  Nr.  16—23),  unter  denen  Nr.  19  der  Text- 
figur eine  Länge  von  30  cm  hat;  eine  scharf  ausgeprägte  Rippe  ist  allein 
bei  Nr.  6  bemerkbar;  bei  den  kleinen  Spitzen  Nr.  21 — 23  ist  die  Tülle  auf 
eine  besondere  Art  ausgeschmiedet  und  oben  nicht  geschlossen.  Nr.  4  der 
Tafel  hat  eine  bis  in  die  Spitze  gehende  Tülle,  ähnlich  wie  Nr.  10,  und 
gleicht  vorrömischen  Bronzelanzenspitzen;  nach  Lindenschmit,  Tafel  XI,  Nr.  17, 
gehörten  solche  zu  einer  leichteren  Eisenlanze,  wie  sie  auf  den  Grabsteinen 
vorkommt.  Ob  Nr.  8  eine  Waffe  ist,  ist  zweifelhaft.  Eine  weitere,  sehr  zahl- 
reich vertretene  Gruppe  bilden  die  schlanken  und  gefälligen  lanzettförmigen 
Spitzen,  die  einen  mittleren  Grat  haben  und  nach  beiden  Seiten  scharf  ge- 
schhffen  sind^^i),  vergleiche  Tafel  XXXVIII,  Nr.  2,  16  und  19  und  Text- 
figur 77,  Nr.  7 — 14;  ihr  Querschnitt  ist  mandel-  oder  auch  rautenförmig. 
Dieselbe  Form  haben  die  fränkischen  Lanzen.  Bei  Nr.  16  auf  Tafel  XXXVIII 
sind,  jedenfalls  als  Verzierung,  drei  Bronzeringe  um  die  Tülle  gelegt.  Einen 
ganz  anderen  Charakter  tragen  Lanzenspitzen  mit  viereckigem  Querschnitt, 
die  eine  sehr  scharfe  Endigung  haben  ;^^^)  vergleiche  Tafel  XXXIX,  Nr.  8,  9, 
12,  21—28  und  Textfigur  77,  Nr.  30—38;  die  kleineren  unter  diesen  fast 
nadeiförmigen  sind  vielleicht  Pfeilspitzen.  Daß  die  Römer  auch  den  gefähr- 
lichen dreieckigen  Querschnitt,  wie  ihn  unsere  heutigen  Bajonette  haben, 
kannten,  zeigt  Nr.  10  der  Tafel;  auch  Lindenschmit  kennt  ein  solches  Exem- 
plar von  Mainz  und  glaubt,  es  gehöre  vielleicht  zu  den  von  Vegetiiis  be- 
schriebenen leichten  Wurflanzen,  die  mit  den  Namen  vericidum  und  verutum 
bezeichnet  wurden.    Die  Spitzen  Tafel  XXXIX,  Nr.  11,  18  und  Textfigur  77, 

**')  Eine  ähnliche  Lanzenspitze  (30  cm  lang)  lag  im  Liraesgräbchen  am  neugefundenen 
Grenzhügel  bei  der  Lochraühle  und  zwar  zwischen  einer  Steinsetzung  nach  Norden  orientiert. 

822)  P]ine  Anzahl  solcher  von  verschiedenen  Fundorten  findet  sich  bei  Lindenschmit 
(Alterthümer  unserer  heidnischen  Vorzeit)  im  1.  Bd.,  Heft  11,  Taf.  4. 


492  ^ic  Funde. 

Nr.  37  haben  keine  Tüllen,  sondern  waren  in  den  Lanzenschaft  eingesteckt. 
Zu  der  letzten  Gruppe  der  Pfeilspitzen  gcliören  außerdem  noch  Nr.  41  der 
Textfigur  77  (mit  Widerhaken),  die  vielleicht  das  abgebrochene  Ende  des  be- 
kannten, mit  Blei  beschwerten  Murtioharhulns  ist,  und  die  gefahrlichen  drei- 
kantigen Spitzen  Textfigur  77,  Nr.  42  und  Tafel  XXXIX,  Nr.  29-31,  die  alle 
mittelst  eines  Domes  im  Pfeilschafte  befestigt  waren.  Dagegen  haben  wieder 
die  kurzen,  dicken  und  stumpfen  Spitzen,  die  mit  mittelalterlichen  Spitzen 
von  Armbrustbolzen  Ähnlichkeit  haben,  eine  regelrechte  Tülle;  ihr  Querschnitt 
ist  viereckig  (Tafel  XXXIX,  Nr.  17  und  19). 

Daß  das  zu  den  Lanzen-  und  Pfeilspitzen  verwendete  Eisen  ein  sehr 
gutes  und  teilweise  sogar  gestählt  war,  beweist  der  LTmstand,  daß  die  Römer 
solche  nachträglich  zu  Werkzeugen  verwandt  haben.  Das  Saalburg  Museum 
besitzt  eine  Lanze,  deren  Spitze  zu  einem  Meißel  (Lochbeutel)  umgeändert  ist 
(vergl.  Seite  208  und  Textfigur  28,  Nr.  12). 


8.  Leder  und  Schuhwerk. 

(Tafel    LXXX    und   Textfigur   80.) 

Schon  bei  der  Besprechung  der  Brunnen  und  ihres  Inhaltes  ist  auf  die 
interessanten  Funde  von  Leder  und  Schuhwerk,  sowie  auf  deren  große  Zahl 
und  Mannigfaltigkeit  hingewiesen  worden.  Das  so  seltene  und  gut  erhaltene 
Material,  welches,  abgesehen  von  Mainz,  nur  noch  an  wenigen  Orten  und 
sehr  vereinzelt  vorkam  ^^^),  verdient  deshalb  hier  eine  eingehendere  Würdigung. 

Das  Gerben  der  Tierhäute  ist  eine  uralte  Fertigkeit  und  wurde  anfäng- 
lich für  die  Bedürfnisse  des  einzelnen  Haushaltes  innerhalb  desselben  betrieben, 
wie  noch  jetzt  bei  den  wilden  Völkern,  die  ein  Tierfell  so  zuzubereiten  ver- 
stehen, daß  es  schmiegsam  und  haltbar  bleibt;  doch  wurde  die  Gerberei  schon 
im  frühen  Altertum  als  besonderes  Gewerbe  ausgeübt,  und  die  fertige  Ware 
bildete  einen  ausgedehnten  Handelsartikel.  Auf  den  ägyptischen  Wand- 
malereien finden  wir  die  Verrichtungen  bei  der  Lederzubereituug  schon  so 
dargestellt,  wie  sie  heute  noch  vielfach  üblich  sind.  Die  Römer,  welche  die 
Kunst  des  Gerbens  von  den  älteren  Kulturvölkern  übernommen  haben, 
brachten  dieses  Gewerbe  auf  eine  sehr  hohe  Stufe,  wie  uns  gerade  unsere 
Saalburgfunde  veranschaulichen,  sodaß  das  römische  Leder  in  Bezug  auf 
Qualität  und  Haltbarkeit  jetzt  kaum  übertroffen  sein  dürfte.  Nach  Blümner  ^■*) 
kannte  man  im  Altertum  vier  Arten  der  Lederzubereitung:  Die  Loh-  oder 
Rotgerberei,  bei  welcher  man  sich  der  gerbstoff haltigen  Vegetabilien  bedient, 
die  Alaun-  oder  Weißgerberei,  welche  Alaun  und  Kochsalz  erfordert,  die 
Sämisch-  oder  Ölgerberei,  welche  Fette  verlangt,  und  endlich  die  Pergament- 


"3)  Marquardt,  Das  Privatleben  der  Römer,  S.  571,  Anm.  1,  und  Lindenschmit, 
Bd.  IV,   Taf.  37. 

8'*)  Technologie  und  Terminologie  der  Gewerbe  und  Künste  bei  Griechen  und  Römern, 
Bd.  I,  S.  254-267. 


Leder  und  Schuhwerk.  493 

gerberei.  Die  Letztere  kommt  liier  nicht  in  Betracht,  da  Pergamentreste  bei 
uns  nicht  gefunden  wurden;  dagegen  ist  es  wahrscheinhch,  daß  wir  Leder- 
teile, die  nach  den  drei  ersten  Verfahren  gegerbt  sind,  besitzen.  Der  technische 
Leiter  der  Lederfabrik  der  Gebrüder  Hausmann  in  Homburg,  Herr  Martino, 
dem  ich  einige  Notizen  über  unsere  Lederfande  verdanke,  hat  nach  dem 
Riß,  der  Faser  und  den  Narben  derselben  folgende  Sorten  festgestellt:  Rinds- 
leder, Kalbleder,  Schafleder,  Ziegenleder,  Wildleder  (Hirsch  oder  Reh)  und 
Esel-  oder  Maultierleder.  Das  Edikt  des  Kaisers  Diokletian  führt  die  Felle  der 
vorgenannten  Tiere  mit  Ausnahme  derjenigen  von  Eseln  und  Maultieren  als 
Handelsware  an. 

Unser  Rindsleder  (corium),  zweifellos  mit  Lohe^^^)  gegerbt,  ist  fest 
und  spröde  und  diente  vornehmlich  zur  Herstellung  von  Sohlen;  doch  kommt 
es  nicht  in  der  heutigen  Dicke  des  Sohlleders  vor,  was  darin  begründet  sein 
mag,  daß  die  Römer  das  zum  Durch  gerben  schwerer  Felle,  wie  Ochsen-, 
Kuh-  und  Roßhäute,  nötige  mehrmalige  Versetzen  nicht  gekannt  haben.  Die 
Sohlen  der  stark  benagelten  römischen  Schabe  (Textfigur  80,  Nr.  11)  waren 
zwar  fast  so  dick  als  die  unsrigen,  sind  aber  durch  Aufeinanderkleben  und 
Nageln  von  drei  bis  vier  dünnen  Lederschichten  in  der  gewünschten  Stärke 
hergestellt  worden.  Auch  das  Oberleder  der  meisten  Schuhe  ist  auf  diese  Weise 
durch  Verdoppelung  der  Lederstücke  kräftiger  und  widerstandsfähiger  gemacht. 
Der  dazu  verwandte  Klebestoff  muß  ein  ganz  vorzüglicher  gewesen  sein ;  denn 
obwohl  diese  Überreste  etwa  achtzehnhundert  Jahre  im  Wasser  lagen, 
sitzen  die  einzelnen  Schichten  noch  so  fest  aufeinander,  daß  man  kaum  eine 
Fuge  erkennt.  Es  gewinnt  den  Anschein,  als  hätte  man  die  einzelnen  Blätter 
durch  starken  Druck  zusammengepreßt  und  so  das  Leder  in  verschiedenen 
Stärken  in  den  Handel  gebracht. 

Das  Ziegen led er  ist  sehr  weich  und  dehnbar  und  gleicht  in  seiner 
Feinheit  unserem  Saffian,  zeigt  auch  öfters  durch  Stanzen  oder  Pressen  her- 
gestellte Verzierungen  und  hat  für  feines  Schuhwerk  und  sonstige  Leder- 
arbeiten gedient;  wir  besitzen  ein  größeres  Bruchstück,  das  da men brettartig 
gemustert  ist.  Nach  seiner  bis  heute  noch  beibehaltenen  Geschmeidigkeit  zu 
urteilen,  wird  es  wohl  diejenige  Ledersorte  sein,  welche  die  Römer  mit  aluta 
bezeichnet  haben. 

Nach  der  Ansicht  des  Herrn  Martino  hat  das  aus  dem  Brunnen  stammende 
römische  Leder  zu  seiner  Fabrikation  dieselben  Operationen  durchlaufen,  die 
heute  noch  üblich  sind,  nämlich  das  Reinmachen  der  Felle,  das  Garmachen 
—  das  eigentliche  Gerben  —  und  die  Zurichtung  nebst  dem  Glätten. 

Die  Frage,  ob  Leder  an  der  Saalburg  selbst  fabrikmäßig  hergestellt 
wurde,  ist  wohl  zu  verneinen,  da  einesteils  Gerberwerkzeuge  nicht  zu  Tage 
kamen,  andernteils  auch  die  dazu  unentbehrlichen  Gruben  zum  Garmachen 
fehlen;    wohl   mögen    dort  Häute  von  Haustieren  und  Wild,    wenn  auch  in 


ä")  Man  verwandte  im  Altertum  außer  den  Rinden  von  Eichen,  Kiefern,  Erlen  etc. 
auch  Galläpfel  und  Eicheln,  ebenso  den  jetzt  wieder  beliebten  Gerbstoff  des  Sumach- 
strauches  (Ehus  coriara). 


494  Die  Funde. 

priniitivem  Betrieb,  enthaart  worden  sein,  aber  doch  nur  insoweit,  als  man 
derartiger  Produkte  zum  Schutze  gegen  die  Kälte  für  den  Körper  und  für 
Zelte,  Wohn-  und  Schlafräume  bedurfte;  auch  können  sie,  wie  heute  noch 
im  hohen  Norden  als  Thür-  und  Fensterverschluß  gedient  haben.  Man  kann 
wohl  annehmen,  daß  das  an  der  Saalburg  verbrauchte  Leder  ein  Import- 
Artikel  war  und  aus  größeren  Fabriken  bezogen  wurde,  auf  die  sich  auch 
die  Stempel  und  Marken  (Seite  350  und  Tafel  LXXX,  Nr.  10  und  13)  be- 
ziehen. ^^*^) 

Anders  verhält  es  sich  mit  der  Verarbeitung  des  Leders.  Daß  diese 
sicherlich  in  den  meisten  Fällen  an  der  Saalburg  selbst  geschehen  sein  wird, 
geht  sowohl  aus  den  dort  gefundenen  Werkzeugen,  als  auch  aus  dem  Be- 
dürfnis hervor,  Leute  an  Ort  und  Stelle  zur  Verfügung  zu  haben,  die  Schuhe 
machen  und  flicken  konnten.  Hier  wird  auch  u.  A.  an  Ökonomie-Hand- 
werker des  Heeres  zu  denken  sein.  Ferner  bedurfte  man  außer  Schustern 
noch  anderer  Lederarbeiter,  der  Sattler,  zur  Herstellung  von  Zaum-  und 
Sattelzeug,  von  Wagengeschirr,  von  Schilden,  Helmen,  Gürteln  und  Panzern. 
Abbildungen  von  Schuhmacherwerkstätten  kennen  wir  von  antiken  Wand- 
malereien ^^^);  sie  zeigen  im  Wesentlichen  nicht  nur  dieselben  Einrichtungen 
und  Werkzeuge  wie  heute,  sondern  auch  den  Schuhmacher  selbst  in  seiner 
Werkstätte  bei  der  Arbeit.  Das  interessante  Grabrelief  eines  römischen 
Schusters,  C.  Julius  Helius,  enthält  im  Giebelfelde  Schuhzeug^^^).  Diese  Dar- 
stellungen waren  in  Verbindung  mit  schriftlichen  Nachrichten  und  den  ge- 
fundenen Werkzeugen  bisher  die  einzigen  Mittel,  über  das  römische  Schuh- 
macherhandwerk eine  Vorstellung  zu  gewinnen.  Die  Form  des  Schuhes 
kannten  wir  allein  aus  mehreren  Statuen,  aus  besonders  prachtvollen  Stücken 
von  Kaiserdenkmälern  und  einigen  Werken  der  Kleinkunst,  wie  z.  B.  aus 
mehreren  Fibeln  und  Amulettenkästchen  in  Schuhform.  Bis  zum  Jahre  1889 
war,  wie  ich  mich  selbst  überzeugte,  weder  in  Herkulanum  noch  in  Pompeji 
Schuhwerk  gefunden  worden.  Abgesehen  von  den  in  Moorgegenden  im  Anfang 
dieses  Jahrhunderts  gemachten  Schuhfunden^^^)  hat  uns  erst  der  1857  in  Mainz 
erhobene  Gesamtfund  von  Schuhzeug  eine  Kenntnis  der  Schuhtechnik  ge- 
brachte^"). Lindenschmit  rechnete  diesen  Fund  «zu  den  anziehendsten  und 
merkwürdigsten  Entdeckungen  des  Rheinlandes».  Anschließend  an  jenen 
und  nach  jeder  Richtung  hin  ergänzend  haben  die  Saalburgbrunnen  von 
1884 — 1896  weiteres  Material  geliefert,  das  nicht  allein  die  Zahl  des  er- 
haltenen römischen  Schuhwerks  vermehrt,  sondern  auch  Aufschluß  über  bis- 
her nicht  gekannte  römische  Arten  von  Schuhen  und  über  deren  Herstellungs- 


82«)  Auch  Lindenschmit  teilt  auf  Tafel  46  des  IV.  Bandes  zwei  Stempel  mit,  die  eich 
auf  Lederstücken  befinden  und  die  Namen  der  Gerber  bezeichnen;  desgleichen  J.  Becker 
unter  den  Mainzer  Inschriften  S.  115. 

»")  Otto  Jahn,  Abh.  der  Kgl.  Sachs.  Ges.  d.  Wissensch.    1867—1868. 

828)  Zeitschrift  für  bildende  Kunst,  Neue  Folge,  1890. 

3W)  0.  Jahn,  Abh.  d.  Kgl.  Sachs.  Ges.  d.  Wissensch.    1868,  S.  275. 

880)  Lindenschmit,  Bd.  IV,  Taf.  37. 


Leder  und  Schuhwerk.  495 

weise  giebt.  Lindenschmit  hat  im  vierten  Bande  seiner  «Alterthümer  der  heid- 
nischen Vorzeit»  die  Mainzer  Funde  beschrieben  und  Abbildungen  dazu  ge- 
geben. H.  Blümner  hat  das  antike  Schuhwerk  mit  Angabe  der  bezüglichen 
Litteratur  ausführlich  behandelt,  und  neuerdings  hat  Professor  Frauherger  ein 
Prachtwerk  über  denselben  Gegenstand  veröffentlicht^^ ^).  Ich  nehme  daher 
von  einer  allgemeinen  Ausführung  Abstand  und  beschränke  mich  lediglich 
darauf,  die  Schuhfunde  der  Saalburg  zu  beschreiben  und  einen  Hinweis  auf 
die  zur  Lederverarbeitung  erforderlichen  Werkzeuge  zu  geben. 

Letztere  sind  zerstreut  auf  verschiedenen  Tafeln  und  Textfiguren  abge- 
bildet; sie  gleichen  denjenigen  auf  antiken  Reliefs,  wie  auch  den  in  Pompeji 
gefundenen,  und  weichen  von  den  jetzt  gebräuchlichen  wenig  ab ;  ja  einzelne 
davon  sind  fast  dieselben  geblieben,  so  die  Hämmer  (Tafel  XXXHI,  Nr.  10 
und  Textfigur  29,  Nr.  22),  ferner  die  Messer  (Tafel  XXXVH,  Nr.  13,  15 
und  27),  die  Pfriemen  (Tafel  XXXIV,  Nr.  14—15)  und  die  Ahlen  (Text- 
figur 71,  Nr.  13 — 14).  Die  Ahle  Nr.  13  hat  eine  Rille  zum  Einlegen  des 
Fadens  oder  Pechdrahts.  Auch  haben  sich  größere  und  kleinere  Nadeln  aus 
Bronze,  Eisen  und  Hörn  gefanden,  die  man  dem  Schuh macherwerkzeug 
zuzählen  kann  (Tafel  XXXXVIII,  Nr.  10  und  Textfigur  71,  Nr.  15-16). 
Ein  besonders  seltenes,  24  cm  langes  Gerät  ist  die  als  Nr.  17  der  Text- 
figur 71  gezeichnete  Reibahle;  sie  ist  in  der  Mitte  zur  Handhabung  ausgebaucht 
und  hat  an  jedem  Ende  eine  Vorrichtung  mit  Schneide  zum  Vorzeichnen 
und  Einritzen  von  Linien,  um  genaue  und  sichere  Richtungen  für  das  Säumen 
und  Einfassen  von  Kanten  an  Schuh-  und  sonstigem  Lederwerk  zu  geben, 
wie  an  dem  Lederbecher  Textfigur  80,  Nr.  12,  erkennbar  ist.  Auch  diente 
dieses  Instrument  zum  Einritzen  von  Zierlinien,  wie  sie  die  Sandale 
Tafel  LXXX,  Nr.  6,  schmücken;  der  Bronzegegenstand  Textfigur  71,  Nr.  8, 
hat  vielleicht  einen  ähnlichen  Zweck  gehabt.  Auch  zum  Punzen  und  Auszacken 
von  Ledersachen  sind  Werkzeuge  vorhanden;  Nr.  3  der  Tafel  LXVII,  Nr.  21 
der  Textfigur  71  und  der  fast  wie  ein  Ortband  aussehende  Gegenstand  aus 
Bronze  (Textfigur  71,  Nr.  8),  mit  einer  Tülle  für  einen  Holzstiel  versehen, 
mögen  ähnliche  Werkzeuge  gewesen  sein;  doch  kann  ich  dafür  keine  be- 
stimmten Analogien  anführen.  Auf  Steine,  wie  sie  die  Schuhmacher  zum 
Klopfen,  Glätten  und  Polieren  des  Leders  benutzen  konnten,  ist  schon  bei  der 
Besprechung  der  prähistorischen  Steingeräte   hingewiesen  worden  (Seite  412). 

Das  Saalburg-Museum  zählt,  abgesehen  von  den  vielen  Bruchstücken,  jetzt 
etwa  100  Gegenstände  aus  Leder:  Sandalen,  Pantoffeln,  Schuhe  (für  Männer, 
Frauen  und  besonders  für  Kinder)  und  sonstige  Ledersachen.  Alle  Schuhe 
sind  abgenutzt  und  viele  auf  dem  Ballen  durchgetreten,  wodurch  sie  erkennen 
lassen,  daß  sie,  als  ferner  unbrauchbar,  weggeworfen  waren.  Auch  muß  er- 
wähnt werden,  daß  keine  neue  Ware  und  niemals  ein  Paar  zusammenge- 
höriger Schuhe  gefunden  wurde. 


'äi)  Heinrich    Frauberger,    Antike    und    frühmittelalterliche    Fußbekleidungen    aus 
AchmimPanopolis,  Düsseldorf  1896. 


496 


Die  Funde. 


Unsere  Sandalen  (sandaliinn,  solea,  crcpida),  die  als  die  einfachste  Fuß- 
bekleidung anzunehmen  sind,  und  die  von  Arm  und  Reich  getragen  wurden, 
zeigen  eine  große  Mannigfaltigkeit  in  der  Form  und  Technik;  sie  wurden  in 


Fig.  80.    Lederarbeiten,  vornehmlich  Schuhe.    (Etwa  V«  der  uat.  Größe.) 


Gemeinschaft  mit  anderem  Schuhwerk  gefunden,  woraus  geschlossen  werden 
darf,  daß  sie  gleichzeitig  in  der  Mode  waren.  Die  Sandalen,  die  sich  wenig 
für  unser  Klima  eigneten,  sind  wohl  nur  im  Hause  als  Pantoffeln  zur  Ver- 
wendung gekommen;  eine  Ausnahme  hiervon  macht  die  Holzsandale 
Tafel  LXXX,    Nr.  5,  5a.     Dieselbe   ist  26  cm  lang,   hat  einen  6  cm  hohen 


Leder  und  Schuhwerk.  497 

Absatz  und  am  Ballen  einen  Stollen,  der  durch  die  nach  innen  gemachte 
Einklinkung  im  Grundriß  zwei  Dreiecke  bildet  (Nr.  5);  an  der  Sohle  sind 
seitlich  infolge  der  Aushöhlung  zwei  Vorsprünge  entstanden.  An  den  Seiten 
waren  zur  Aufnahme  der  Riemen  fünf  Löcher  schräg  durchgebohrt.  Am  be- 
kanntesten ist  diese  Form  als  der  Kothurn  des  Schauspielers.  Da  jedoch 
auf  der  Saalburg  hiervon  kaum  die  Rede  sein  kann,  wurden  sie  vielleicht 
für  den  Verkehr  auf  der  Straße  getragen;  in  Ober-Italien  ist  diese  ebenfalls 
mit  hohen  Absätzen  versehene  Fußbekleidung,  jedoch  in  etwas  eleganterer 
Form,  heute  noch  allgemein  im  Gebrauch  und  ist  auch  in  Deutschland, 
besonders  aber  in  Frankreich,  noch  sehr  üblich.  Bich  beschreibt  ähnliche 
Holzsandalen  für  die  mit  Feldarbeit  beschäftigten  Sklaven  und  nennt  sie 
sculponeae^'^^). 

Die  Ledersandalen  bestehen  aus  der  Sohle,  dem  Riemenhalter,  dem 
Riemen,  der  Schleife  und  der  oftmals  reich  ausgestatteten  Zierscheibe; 
Beispiele  siehe  auf  Textfigur  80,  Nr.  1,  und  Tafel  LXXX,  Nr.  6  und  13. 
Alle  Sandalen  haben  die  gemeinsame  Eigentümlichkeit,  daß  zwischen  der 
Sohle, .  die,  wie  schon  oben  bemerkt,  aus  verschiedenen  Lederschichten  besteht, 
der  Riemenhalter  hindurch  geht;  auch  sind  sie  meist  einballig,  d.  h.  für 
jeden  Fuß  besonders  angefertigt.  Vorne  sind  sie  abgerundet  und  manchmal 
genau  nach  der  Zehenstellung  geschnitten.  Das  schönste  und  eleganteste 
Exemplar  einer  römischen  Sandale  von  der  Saalburg  veranschaulicht  Nr.  6  der 
Tafel  LXXX.  Ihr  Riemenhalter  besteht  aus  einem  Stück  Leder,  das  über 
dem  Spann  sehr  breit  ist  und  dessen  vorderer  schmaler  Teil  zwischen  den 
Zehen  hindurchgeht.  Auf  der  Sohle  ist  er  durch  eine  Schlaufe  befestigt, 
sodaß  der  Schuh  weiterer  Riemen  nicht  bedurfte.  Der  Riemenhalter  selbst 
ist  gestanzt  und  mit  Goldpressung,  die  sich  teilweise  gut  erhalten  hat,  reich 
dekoriert;  auf  der  Mitte  der  Zierscheibe  war  der  gelbe  Topas  Nr.  1  der 
Tafel  LXVI  in  vergoldeter  Bronzefassung  aufgesetzt. 

Von  Schuhen  besitzen  wir  außer  den  Pantoffeln  verschiedene  Arten, 
die  sich  einteilen  lassen  in  offene,  aus  einem  Stück  Leder  gefertigte  (car- 
batina)  und  in  geschlossene  Schuhe  (calceus).  Die  Ersteren  wurden  an  der 
Saalburg  am  meisten  gefunden  und  zwar  in  verschiedenen  Maßen,  vergleiche 
Tafel  LXXX,  Nr.  7,  9  und  11  und  Textfigur  80,  Nr.  4—8;  man  wird  diese 
nächst  den  Sandalen  zu  der  ältesten  Fußbekleidung  rechnen  können.  Im 
Altertum  trugen  besonders  die  Landleute  solche  einfache  Schuhe;  auch  heute 
werden  sie  noch,  aus  einem  Stück  angefertigt,  von  italienischen  Bauern  ge- 
tragen. Fast  genau  so  ist  auch  der  heutige  rumänische  und  bulgarische 
Schuh,  von  denen  der  Erstere  aus  Schafleder  gemacht  ist  und   den   Namen 


832)  Neuerdingä  sind  für  das  Antiquarium  des  Berliner  Museums  zwei  interessante 
Bronzebeschläge  von  Holzsohlen  aus  Eretria  erworben  worden.  Es  sind  Bronzeplatten, 
genau  in  der  Form  der  Sohle,  mit  aufgebogenem  Rande,  an  welchem  Stifte  zur  Verbindung 
mit  der  Holzsohle  befestigt  sind.  Um  den  Rand  auf  der  unteren  Seite  laufen  viele  zacken- 
artige Stollen.  Merkwürdig  ist,  daß  diese  Sohlen  auf  dem  Ballen,  also  da,  wo  auch  die 
Fußsohle  sich  bewegt,  ein  Scharnier  haben. 

Jacobl,  Das  Römerkastell  Saalburg.  32 


498  ßje  Funde. 

opinca  führt.  Form  und  Ilerstelluiig  jener  römischen  sind  aus  Nr.  7,  9 
und  11  der  Tafel  LXXX  und  Nr.  4 — 8  der  Textfigur  80  zu  erkennen;  auch 
diese  Schuhe  sind  meist  für  jeden  Fuß  besonders  zugeschnitten  und  haben 
nur  eine  Naht  am  hinteren  Teile  der  Kappe,  die  entweder  durch  feine  Leder- 
riemchen  oder  mit  einem  vergänglichen  Material  —  wahrscheinlich  Hanf- 
fäden —  hergestellt  war.  Das  Leder  dieser  Schuhe  (Textfigur  80,  Nr.  4  und 
6 — 8),  meist  Ziegenleder,  besteht  ebenfalls  aus  zwei  aufeinander  geklebten 
Stücken.  An  den  in  die  Höhe  gebogenen  Rändern  sind  Ohren  [ansa  crcpida) 
zum  Durchziehen  der  Riemen  {amcntnm)  ausgeschnitten,  die  über  den  Spann 
(Fußreihen)  kreuzweise  gezogen  und  am  unteren  Teile  des  Beins  über  einem 
Strumpfe  gebunden  wurden.  Die  Füße  sind  im  nordischen  Klima  des  Limes- 
gebietes ebensowenig  unbekleidet  geblieben  wie  in  den  Donauländern ,  wo 
man  noch  jetzt  die  Füße  ebenfalls  in  Lappen,  meist  von  ganz  gewöhn- 
lichem Stoffe,  einwickelt.  Die  Zahl  der  Schnürlöcher  (Augen)  ist  auf  jeder 
Seite  des  Schuhes  gleich.  Die  Sohle  ist  manchmal  durch  Einlagen  beson- 
ders verstärkt. 

Nach  demselben  Prinzipe,  ebenfalls  aus  einem  Stück,  sind  die  Schuhe 
Nr.  7  und  1 1  der  Tafel  LXXX,  sowie  Nr.  5  der  Textfigur  80  gemacht,  doch 
zeigen  sie  hinsichtlich  der  Ohren  eine  Abweichung.  Diese  sind  schmäler  und 
länger,  so  daß  sie  sich  erst  auf  dem  Reihen  (Spann)  schließen;  man  bedurfte 
hierzu  eines  kürzeren  Riemens.  Ein  besonders  reich  gearbeiteter  Schuh  dieser 
Art,  der  sich  durch  seine  geschmackvollen  Verzierungen  auszeichnet,  ist  in 
Nr.  7  der  Tafel  LXXX  dargestellt  ^^ 3) 

Die  Kinderschuhe  Nr.  5  der  Texlfigur  80  und  Nr.  11  der  Tafel  LXXX 
sind  von  den  sonstigen  im  Museum  befindlichen  Exemplaren  wegen  ihrer 
vollendeten  Arbeit  besonders  hervorzuheben.  Die  Schnürschuhe  bilden  den 
Übergang  zu  der  nächsten  Gruppe. 

Schuhe  und  Halbstiefel  [calceus  und  calceolns),  wie  sie  heute  kaum 
eleganter  hergestellt  werden,  geben  Nr.  2  und  3  der  Textfigur  80  wieder; 
sie  sind  über  Leisten  ^^*)  {forma  calcei  oder  crepida),  die  auf  antiken  Dar- 
stellungen so  oft  vorkommen,  hergestellt.  Im  Gegensatz  zu  den  Sandalen 
und  den  vorgenannten  Carbatinen  bedecken  sie  vollständig  den  Fuß.  Nr.  2^^^) 
gleicht  genau  unseren  modernen  Schnürschuhen,  an  Nr.  3  ist  Schuh  und 
Riemen  aus  einem  Stück  geschnitten;  interessant  ist  auch  der  noch  an  dem 


ää»)  Solches  Schuhwerk  war  auch  im  Norden  gebräuchlich,  wie  die  in  den  Mooren 
von  Ostfriesland  gemachten  Funde  beweisen.  Der  jetzt  im  Museum  zu  Hannover  befind- 
liche, ebenfalls  aus  einem  Stück  Leder  gefertigte  Schuh  ist  wie  der  unsrige  reich  verziert 
und  zeigt  durchbrochene  Arbeit;  vergleiche  Lindenschmit,  II.  Bd.,  VII.  Heft,  Taf.  V,  Nr.  1. 

'")  Auf  einer  in  Trier  gefundenen  Grabeiste  erblickt  man,  in  Relief  gearbeitet,  einen 
Leisten  mit  einem  Hammer,  einer  ascia  und  einer  Feile,  die  wohl  das  Werkzeug  eines 
J^eistenfabrikanten  darstellen  sollen;  vergleiche  Westd.  Zeitschr.  1889,  Museographie  S.  274 
und  Tafel  15,  Nr.  2. 

*3*)  Diesen  Schuh  hat  S.  Kgl.  Hoheit  Prinz  Heinrich  von  Preußen  am  14.  Oktober 
1893  selbst  in  der  Tiefe  des  Brunnens  Nr.  40  ausgegraben;  siehe  Seite  167. 


Leder  und  Schuhwerk.  499 

oberen  Ende  des  Riemens  befindliche  Knoten.  Bich  hat  ähnUches  Schuh- 
werk nach  antiken  Gemälden  angeführt. 

Eine  andere  Sorte  von  Schuhen  ohne  Bänder,  die  nach  den  zahlreich 
vorhandenen  Bruchstücken  an  der  Saalburg  viel  getragen  worden  sein  müssen, 
bilden  die  auf  Tafel  LXXX,  Nr.  8  und  10  zur  Darstellung  gelangten.  Das  Ober- 
leder, das  zwischen  zwei  Lagen  der  Sohle  festgenäht  war,  erhob  sich  nur 
wenige  Centimeter  über  dieselbe;  der  den  Fuß  bedeckende  Teil  bestand  aus 
einem  vergänglichen  Stoffe,  wahrscheinlich  einem  Leinengewebe;  Wollenstoff 
wäre  wohl,  wie  andere  Funde  beweisen,  erhalten  geblieben;  die  Nadellöcher 
an  den  Lederkanten  sind  überall  vorhanden.  Vermutlich  sind  auch  Schuhe, 
die  in  ihren  oberen  Teilen  ganz  aus  vergänglichen  Stoffen  bestanden,  getragen 
worden;  mehrere  Ledersohlen,  wie  Nr.  12  der  Tafel  LXXX,  deuten  darauf 
hin.  Mich  giebt  eine  Abbildung  von  einem  Nr.  10  ähnlichen  Schuh  und  be- 
zeichnet ihn  als  Pantoffel  [soccns).  Nr.  9  der  Textfigur  80  stellt  einen  Pan- 
toffel von  heute  noch  üblicher  Form  dar.  Von  den  kräftigen  Militärschuhen, 
die  Lindenschmit  i-pero»  nennt,  wurden  nur  Sohlen  gefunden  (Tafel  LXXX, 
Nr.  14,  und  Textfigur  80,  Nr.  11);  sie  sind  stark  benagelt  wie  die  modernen 
Soldatenschuhe.  Fußabdrücke  von  derartigen  Sohlen  auf  Ziegelplatten  der 
Saalburg  beweisen  auch  ihre  Echtheit.  Auch  Holznägel  wurden  zur  Herstellung 
der  Sohlen  verwendet  und  befinden  sich  noch  jetzt  in  dem  Leder,  Die 
eisernen  Nägel  haben  spitze  Köpfe,  die  aus  Holz,  die  sogenannten  Pinnägel, 
sind  stiftenartig  und  ohne  Kopf. 

Um  die  Füße  noch  besonders  vor  Nässe  zu  bewahren,  verstärkte  man 
auch  im  Altertum  die  Ledersohlen,  indem  man  zwischen  die  eigentliche  Sohle 
und  die  Brandsohle  anstatt  der  gewöhnlichen  Ledereinlagen  Sohlen  aus  Flecht- 
werk^^*'),  Kork  oder  Holz  einlegte.  Von  den  beiden  Letzteren  wurden 
außer  mehreren  Bruchstücken  auch  eine  gut  erhaltene  Korksohle  von  sehr 
eleganter  Form  im  Brunnen  Nr.  29  gefunden  (vergleiche  Seite  164).  Bemerkens- 
wert ist  hierbei  das  Vorkommen  eines  eisernen  Eissporns,  der  am  Ab- 
sätze der  Schuhe  angebunden  war  und  den  Zweck  hatte,  bei  Vereisung  der 
Wege  den  Fußgänger  vor  dem  Ausgleiten  zu  bewahren.  Ahnliche  Vorrich- 
tungen sind  in  gebirgigen  Gegenden  heute  noch  üblich. 

Von  den  übrigen,  wohl  vorzugsweise  zur  Ausrüstung  der  Soldaten  ge- 
bräuchlichen Ledersachen  führe  ich  einen  Trinkbecher  in  Form  eines 
Schiffchens  an;  siehe  Textfigur  80,  Nr.  12;  sein  oberer  Rand  war  eingefaßt, 
was  an  den  noch  ringsum  vorhandenen  Stichen  zu  erkennen  ist.  Außer  den 
schon  oben  angeführten  gestanzten  Lederstücken  sind  noch  solche  mit  durch- 
brochenen Verzierungen  (Tafel  LXXX,  Nr.  15  und  Textfigur  80,  Nr.  13) 
zum  Vorschein  gekommen,  die  wohl  zumeist  als  Reste  von  Bekleidungsstücken 
oder  von  Pferdegeschirr  gelten  dürfen. 

Schließlich  sei  noch  der  1,15  m  lange  und  0,60  m  breite  Rest  von 
einem  geflickten  Lederwams  erwähnt  (vergleiche  Seite  162  und  483);    über 

336)  Im  Nationalmuseum  zu  Neapel  wird  eine  in  Pompeji  gefundene  innere  Schuh- 
sohle aus  geflochtenen  Hanfteilchen  aufbewahrt,  die  so  zusammengesetzt  sind,  daß  sie 
genau  die  Form  eines  Fußes  bilden. 

32* 


500  Die  Funde. 

die   durchlöcherten  Stellen   desselben    sind  Lappen  genäht   und   die  Kanten 
sowie  der  Halsausschnitt  mit  schmalen  Lederstreifchcn  eingefaßt. 


9.  Schmucksachen. 

(Tafeln  XXXXVIU-UV,  LXVI,  LXVIII,  LXIX,  LXXII  und  Textfiguien  81-85.) 

Zu  allen  Zeiten  und  auf  jeder  Kulturstufe  suchte  sich  der  Mensch  zu 
schmücken,  anfänglich  nur  am  eigenen  Körper  durch  Bemalung  (Tättowieren) 
oder  durch  gewaltsame  Veränderung  der  Form  einzelner  Körperteile.  Diese 
Schmückung  ist  heute  eigentlich  nur  noch  bei  wilden  Völkerstämmen  im 
Gebrauch,  während  sich  bei  den  Kulturvölkern  nur  die  Durchbohrung 
der  Ohrläppchen  für  Ohrringe  erlialten  hat.  Das  Kopfhaar  mit  Federn  zu 
verzieren,  ist  nur  beim  weiblichen  Geschlecht  noch  üblich  und  mit  einzelnen 
Abwechslungen  immer  noch  modern.  Schmuck  aus  Metall  und  Edelsteinen 
ist  seit  den  ältesten  Zeiten  beliebt;  in  erster  Linie  war  es  die  Bronze,  dann 
vorzugsweise  Gold  und  Silber,  aus  denen  er  hergestellt  wurde;  Eisen  war 
selten,  doch  fanden  Blei  und  Zinn,  wenn  auch  oft  nur  in  zweiter  Linie  als 
Überzug,  Verwendung.  Auch  andere  Stoffe,  wie  Bernstein,  Gagat  und  Glas- 
fluß, waren  mehr  oder  weniger  beliebt.  Am  häufigsten  war  Bronze  im  Ge- 
brauch und  zwar  nicht  allein  in  der  sogenannten  Bronzezeit,  in  der  dieses 
Metall  schon  mit  großer  Geschicklichkeit  zu  Schmuckgegenständen  aller  Art 
verarbeitet  wurde,  sondern  auch  noch  später  zur  Römerzeit.  Es  war  in  Er- 
mangelung von  Gold  der  geeignetste  und  wahrscheinlich  auch  billigste  Ersatz 
für  dieses,  der  ihm  in  frischem,  d.  h.  nicht  ox3^diertem  Zustande  auch  an 
Farbe  ähnelte,  und  dem  man  durch  Überzug  mit  Edelmetallen  oder  Email- 
lierung und  Einfügung  wertvoller  Steine  und  Glaspasten  einen  höheren  Reiz 
verlieh.  Gerade  durch  die  Freude  an  Schmuck  und  Farbe  hat  es  das  Alter- 
tum in  der  Herstellung  von  Schmucksachen  schon  früh  zu  ganz  hervor- 
ragenden Leistungen  gebracht,  indem  es  Muster  schuf,  die  mit  einer  zweck- 
entsprechenden und  praktischen  Form  höchste  Vollendung  in  der  Technik 
vereinigten;  es  ist  daher  sehr  bedauerlich,  daß  man  heute  die  antiken  Muster 
nicht  öfter  nachahmt.  Nicht  ohne  Verwunderung  betrachten  wir  diese  form- 
vollendeten Gebilde  aus  prähistorischer,  hellenischer  und  römischer  Zeit  und 
der  aus  dieser  hervorgegangenen  Epoche  der  Völkerwanderung,  Zeitabschnitten, 
die  ja  in  einzelneu  Zweigen  der  Kulturentwickelung  im  Verhältnis  zur  Jetzt- 
zeit weit  zurückstanden,  aber  Schmucksachen  hinterlassen  haben,  deren 
vollkommene  technische  Ausführung  für  uns  in  einzelnen  Erscheinungen  noch 
heute  ein  Rätsel  bleibt.  Die  Kunstfertigkeit  der  Römer  lernen  wir  selbst  in 
den  im  Allgemeinen  nüchternen  Verhältnissen  der  Grenzfestungen  kennen 
und  wir  dürfen  sagen,  daß  speziell  von  Schmucksachen  auf  der  Saalburg  eine 
große  Menge  an  den  Tag  gekommen  ist;  es  muß  dabei  gleich  erwähnt  werden, 
daß  sich  nichts  darunter  gefunden  hat,  was  für  die  nachrömische  Zeit  charak- 
teristisch   wäre.     Es  sind  ja   meist   wieder    die    landläufigen   Handelsartikel, 


Schmucksachen.  501 

welchen  wir  überall  im  röiiiischeu  Oecupationsgebiete  begegnen,  und  zwar 
von  der  einfachsten  bis  zur  reichsten  Ausführung,  ein  Zeichen,  daß  auch  hier 
die  jeweilige  Mode  ihre  Herrschaft  auszuüben  und  bescheidenen  wie  ver- 
wöhnten Ansprüchen  Rechnung  zu  tragen  wußte.  Specialstudien  würden 
hier  eine  ganze  Genealogie  feststellen  können,  die  sich  vom  Ende  des  ersten 
bis  in  die  zweite  Hälfte  des  dritten  Jalirhunderts  erstreckt. 

In  diesem  Abschnitte  sollen  Knöpfe,  Fibeln,  Schnallen,  Halsringe  mit 
Ketten,  Ohrringe,  Armringe,  Fingerringe,  Gemmen  und  Emailarbeiten  be- 
sprochen werden.  Das  Material  ist  fast  ausschließlich  Bronze;  Gold  und 
Silber  sind  äußerst  selten,  und  andere  Stoffe  dienen  nur  zur  Verzierung. 

Zunächst  einige  Worte  über  das  Material:  Die  Bronze  gehört  bezüg- 
lich ihrer  Herstellung  und  Verwendung  bereits  dem  höchsten  Altertume  an, 
denn  wir  finden  sie  selbst  in  den  ältesten  assyrischen  Denkmälern.  Genaue 
Untersuchungen  über  ihre  Herkunft  sind  im  Gange;  ihre  Zusammensetzung 
zeigt  ungewöhnliche  Mannigfaltigkeit.  Bei  Stücken  aus  Asien  bestehen  z.  B. 
100  Teile  Bronze  aus  folgenden  Einzelsubstanzen: 
9ö,6  Kupfer,     3,4  Arsen; 

93.1  »  6,8  Zinn; 

77.2  »  .      12,0  Zink,   7,1  Blei,  2,9  Zinn; 
99,8        »  0,2  Schwefel; 

75,0        »         21,9  Zinn,  2,8  Blei. 

Die  klassische  Bronze    enthält   90  Teile  Kupfer   und   10  Teile  Zinn^^^). 

Die  Untersuchung  eines  stark  oxydierten  römischen  Metalls  von  Heddernheim 

durch  Herrn  Dr.  0])ificius  ergab  folgendes  Resultat,  dessen  Mitteilung  ich  dem 

Konservator  des  Frankfurter  Historischen  Museums,  Herrn  Cornül,  verdanke: 

71,86^'o  Kupfer, 

10,220/0  Zinn, 

10,07  «/o  Blei, 
0,80  7o  Eisen, 
6,90^/0  Kohlensäure,  Hydratwasser,  Sauerstoff,  sowie 

geringe  Spuren  von  Gold  und  Silber. 
Auch  bei  unseren  Bronzen  variieren  die  Bestandteile  erheblich,  sodaß 
die  Gegenstände  von  den  im  Erdboden  enthaltenen  Säuren  auch  in  ver- 
schiedener Weise  angegriffen  wurden.  Wir  besitzen  Stücke  von  schlechtem, 
weichem  und  starkverwittertem  Metall,  das  jetzt  hellgrün  erscheint,  aber  auch 
solche,  die  mit  jener  bekannten  glänzenden,  blau-grünen  Patina  überzogen 
sind,  wie  sie  uns  vor  Allem  von  vorrömischen  Fundstücken  bekannt  ist. 
Bronzen  aus  Brunnen  sind  liäufig  überhaupt  nicht  oxydiert  und  zeigen  noch 
ihr  ursprüngliches,  goldglänzendes  Aussehen.  Die  schlechte  graue  Bronze 
eines  Bruchstücks  enthielt  70  Teile  Kupfer,  9  Teile  Zinn  und  21  Teile  Blei. 
Aus  besonderen  Gründen  waren  einzelne  Fibeln,  vielleicht  um  eine  bessere 
Haltbarkeit  zu  erzielen,  mit  einem  weiß  erscheinenden  Überzug  versehen,  der 


8S7)  Siehe  Globus,  Bd.  LX,  Nr.  13,  Jahrgang  1891,  nach  Untersuchungen  Virehotcs. 


502  I^'ö  Funde. 

aus  76  Teilen  Kupfer,  7  Teilen  Zinn,  16  Teilen  Blei  und  l  Teil  Zink  und 
Eisen  besteht;  wir  sprechen  dann  von  «Weißmetall»,  das  auch  nocli  später 
bei  den  Franken  vorkommt.  Bemerkenswert  ist,  daß  fast  alle  Gegenstände  aus 
dem  letztgenannten  Material  eine  eigenartige  Form  haben  und  auf  einen 
gemeinsamen  Ursprung  hinweisen;  ich  komme  bei  der  formellen  Behandlung 
derselben  darauf  zu  spreclien. 

1.  KnöpfC)  Nadeln,  Fibelu  nnd  Schnallen. 

Den  Zweck,  zwei  Teile  eines  Gewandes  zusammenzufassen  und  nach 
Belieben  wieder  lösen  zu  können,  vermögen  wir  auf  sehr  verschiedene  Art  zu 
erreichen,  indem  wir  sie  zusammenbinden,  -schnüren,  -knöpfen,  -haken  und 
-schnallen.  Einen  Teil  der  zu  diesem  Zweck  gebräuchlichen,  aus  vergäng- 
lichen Stoffen  bestehenden  Hilfsmittel  kennen  wir  nur  aus  antiken  Bildwerken. 
Es  ergiebt  sich  daraus  im  Allgemeinen,  daß  die  Alten  nicht  soviel  geschneidert 
und  genäht  haben  wie  wir,  sondern  daß  bei  ihnen  mehr  als  jetzt  der  Brauch 
bestand,  den  Stoff  in  der  Form,  wie  er  vom  Webstuhl  kam,  überzuwerfen 
oder  durch  Umschnürung  anzulegen.  Der  Grund  hierzu  mag  in  dem  Um- 
stand gelegen  haben,  daß  die  Kleidungsstücke  durch  Walken  gereinigt  wurden, 
wobei  angenähte  Knöpfe  und  faltenreiche  Nähte  hinderlich  und  der  Be- 
schädigung ausgesetzt  gewesen  wären.  Die  anderen  Verbindungsmittel,  aus 
Metall  und  Bein  gefertigt,  sind  uns  in  den  Gewandnadeln,  Knöpfen,  Schnallen 
und  Gürtelhaken  erhalten.  Unmittelbar  aus  dem  Dorne  hervorgegangen, 
scheint  die  Gewandnadel  auch  das  älteste,  die  Schnalle  das  jüngste  dieser 
Hefimittel  zu  sein;  dabei  sind  aber  alle  nicht  lediglich  durch  ihren  Zweck 
charakterisiert,  wie  unsere  einfachen  modernen,  oft  kaum  sichtbaren  Nadeln, 
sondern  sie  sind  au<3h  gleichzeitig  zu  Schmucksachen  ausgebildet  und  werden 
deshalb  hier  zur  Besprechung  mit  herangezogen. 

a.  Die  Knöpfe. 

Ich  beginne  mit  dem  einfachsten  Verbindungsmittel,  den  Knöpfen,  und 
auch  hier  mit  den  allerprimitivsten.  Es  sind  dies  kleine,  rund  geschliffene 
Scheibchen  aus  gewöhnlichem  Thon  und  Terra  sigillata,  Schiefer,  Hörn  und 
Glasfluß  in  der  Größe  etwa  eines  Zehnpfennigstücks,  auf  die  man  häufig  bei 
den  Ausgrabungen  stößt.  Ein  noch  bei  den  Bauern  erhaltener  Gebrauch 
führte  auf  die  Entdeckung  der  Art  ihrer  Anwendung.  Sie  werden  einfach 
in  das  Gewand  eingewickelt  und  der  so  umhüllte  Knopf  in  das  Knopfloch 
der  entgegenstehenden  Gewandseite  gesteckt;  auf  diese  Weise  ist  die  Verbin- 
dung hergestellt,  und  der  Knopf  kann  nicht  herausfallen.  Diese  einfache 
und  praktische  Weise  ermöglicht  es,  auf  angenähte  Knöpfe  zu  verzichten. 
Eine  solche  Verbindung  eignete  sich  z.  B.  für  das  auf  der  Schulter  mit  einem 
Knopfe  geschlossene  Sagmn,  wie  wir  es  von  den  Grabsteinen  kennen.  Die 
auf  Tafel  LXXII,  Nr.  4  und  5,  gezeichneten  Hornknöpfe  hatten  einen  ähn- 
lichen Zweck;  sie  haben  allerdings  in  der  Mitte  ein  Loch  und  konnten  durch 


Schmucksachen.     Knöpfe,  Nadeln,  Fibeln.  503 

dieses  an  das  Gewand  genäht^^*)  oder  auf  andere  Art  befestigt  gewesen  sein, 
doch  sind  weder  Bronze-  nocli  Hornknöpfe  mit  mehreren  Löchern  vorge- 
kommen; die  Knöpfe  luiben  vielfach  einen  Stift  mit  Ose  wie  Nr.  1  und  2 
oder  einen  Fuß  wie  Nr.  4—13  der  Tafel  LH  und  werden  hauptsächlich 
zur  Verbindung  von  Eiemenwerk  gedient  haben.  Die  einfachste  Form  des 
Bronzeknopfes,  eine  Scheibe  mit  unten  durchbohrtem  Stiele,  stellen  Nr.  1 
und  2  der  Tafel  LH  dar;  das  Loch  diente  zum  Durchstecken  eines  Holz- 
stiftes, einer  Nadel,  eines  Streifens  Stoff  oder  Leder,  wie  bei  unseren  heutigen 
Uniformknöpfen.  Die  zuletzt  genannte  Manipulation  wird  vermieden  bei  den 
einfüßigen  Knöpfen  aus  Bronze  (Tafel  LH,  Nr.  4 — 13^;  von  diesen  zeigt  Nr.  7 
die  Form  eines  Schildbuckels,  Nr.  10  und  11  waren  mit  Schmelzschmuck 
versehen  und  Nr.  1  und  2  der  Tafel  LXXII  bestehen  aus  Bein.  Mittelst 
Durchsteckens  der  kleineren  Scheibe,  dem  Fuße,  wurden  die  beiden  zusammen- 
zuhaltenden Teile  verbunden.  Sie  alle  sind  unseren  modernen  Hemden- 
und  Manschettenknöpfen  zum  Verwechseln  ähnlich.  Das  über  die  Art  der 
Verwendung  Gesagte  gilt  auch  von  den  zweibeinigen  oder  Doppelknöpfen 
(Tafel  LH,  Nr.  18—23  und  Tafel  LHI,  Nr.  1-9  und  11),  wenn  auch  die 
längeren  von  ihnen  vielleicht  richtiger  als  Waffen-  und  Gürtelbeschläge  auf- 
zufassen sind;  auf  Nr.  11  ist  schon  bei  dem  von  der  Bewaffnung  handelnden 
Abschnitte  hingewiesen  worden.  Außer  der  so  häufig  vorkommenden  Schild- 
form (pelta)  finden  wir  auch  ganz  flache,  mit  Email  verzierte  Knöpfe.  Nr.  1 
der  Tafel  LHI  hat  einen  Ring  für  ein  Anhängsel,  ähnlich  wie  Nr.  10.  Eine 
abweichende  Konstruktion  zeigen  die  Knöpfe  Nr.  12  und  13,  die  wir  gewöhn- 
lich als  Schließhaken  bezeichnen,  bei  denen  die  Schleife  über  einen  Knopf 
oder  Haken  greift. 

b.  Die  Nadeln. 

Die  einfache  Nadel,  an  einem  Ende  spitz,  am  anderen  mit  einem  Knopf 
oder  einer  sonstigen  Verdickung  versehen,  besteht  entweder  aus  Bronze  oder 
aus  Bein;  von  ersteren  finden  sich  auf  Tafel  XXXXVIII,  Nr.  2—5,  einige 
zierliche  Exemplare.  Sie  dienten  wie  diejenigen  aus  Bein,  welche  schon  bei  den 
Toilettegegenständen  besprochen  wurden,  vornehmlich  zum  Haarschmuck.  Zu 
ihnen  gehört  auch  die  radförmige  Nadel  Tafel  XXXXVIH,  Nr.  1,  die  zwar  von 
der  Saalburg  stammt,  aber  prähistorischen  Ursprungs  ist;  sie  mag  von  einer 
Römerin  weiter  benutzt  worden  sein. 

c.  Die  Fibeln. 

Die  Gewandnadeln  (fihulae),  von  außerordentlicher  Mannigfaltigkeit 
der  Gestaltung,  werden  mit  Tischler^^^)  jetzt  meist  nach  der  Art  der  Verbin- 


338)  Nähnadeln  verschiedener  Größe  aus  Eisen,  Bronze  und  ilorn  sind  auf  der  Saal- 
burg gefunden  (Tafel  XXXXVIII,  Nr.  10  und  Textfigur  71,  Nr.  16). 

ä39)  Dr.  0.  Tischler  hat  die  Gewandnadeln  im  Allgemeinen  nach  ihrer  historischen 
Bedeutung  behandelt  und  eine  Einteilung  versucht,  wobei  er  ihnen  nach  den  Formen 
besondere  Namen  gab;  vergleiche  Beiträge  zur  Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns, 
IV.  Band,  München  1881. 


504  Die  Funde. 

düng  und  Ausbildung  ilirer  Teile  in  verschiedene  Gruppen  gegliedert.  Bevor 
wir  hierauf  näher  eingehen,  will  ich  noch  vorausschicken,  daß  die  verschiedene 
Weite  des  Abstandes  von  Bügel  und  Nadel  einen  Schluß  über  die  Behand- 
lung des  Gewandes  vor  der  Befestigung  zuläßt.  Die  zu  vereinigenden  Ge- 
wandteile werden  nämlich  entweder  durch  die  Nadel  in  einen  dicken  Bausch 
gefaßt  oder  finden,  in  schmalen  Streifen  glatt  aufeinanderliegend,  unter 
dem  Zierschild  Platz.  Die  Nadel  ist  in  mannigfacher  Weise  mit  dem 
Überwürfe  (Bügel)  verbunden,  doch  immer  so,  daß  ihr  Spitzende  soviel  von 
seiner  Beweglichkeit  behält,  als  zum  bequemen  Einstechen  oder  Lösen  nötig 
ist;  bei  den  eigentlichen  Gewandnadeln  ist  sie  stets  an  einem  Ende  fest, 
während  sie  bei  der  Ringschnalle  sich  auf  dem  Bügel  in  einem  Ringe  hin 
und  her  bewegen  läßt.  Im  Allgemeinen  ist  die  Verbindung  zwischen  Bügel 
und  Nadel  eine  dreifache: 

1.  Bügel  und  Nadel  bilden  ein  zusammenhängendes  Ganze  und  sind 
durch  eine  Spirale  verbunden,  deren  Krümmung  in  einer  Ebene  oder  in 
einem  Cylindermantel  liegt. 

2.  Die  Verbindung  wird  durch  ein  zwischen  zwei  Wangen  befindliches 
Scharnier  vermittelt;  bei  einer  bestimmten  Klasse  dieser  Fibeln  giebt  man  der 
Nadel  noch  eine  Stütze,  durch  welche  sie  Federkraft  erhält. 

3.  Die  Nadel  steckt  mit  ihrem  Stumpfende  in  dem  konischen  Loch 
einer  quergestellten  Stange  und  ist  durch  eine  Verdickung  vor  dem  Heraus- 
fallen bewahrt. 

Verschieden  ist  auch  die  Gestalt  des  Überwurfs  (Bügels),  insofern  dieser 
einen  mehr  oder  minder  großen  Raum  zwischen  sich  und  der  Nadel  freiläßt, 
in  welchem  die  Gewandfalten  der  Säume  Platz  finden.  Die  beiden  Gewand- 
teile bedürfen  nämlich,  abgesehen  von  der  Feinheit  oder  der  Schwere  des 
Stoffs,  mehr  oder  weniger  viel  Platz,  je  nachdem  sie  näher  oder  weiter  vom 
Saume  entfernt  von  der  Nadel  durchstochen  werden;  dementsprechend  be- 
findet sich  ein  größerer  oder  ein  kleinerer  Raum  zwischen  Nadel  und  Über- 
wurf, der  dann  entweder  einer  Bauschfalte  oder  zwei  Säumen  entsprechend 
geformt  ist. 

Auf  diese  Weise  wölbt  sich  der  Bügel  entweder  in  einem  größeren  oder- 
kleineren  Bogen  über  der  Gewandfalte,  und  die  Nadel  legt  sich  in  eine  am 
Fuße  des  Bügels  geöff'nete  Nadelscheide;  dies  ist  der  Fall  bei  den  Fibeln  der 
Tafel  XXXXIX.  Doch  kann  der  Platz  für  den  Bausch  auch  dadurch  ge- 
schaffen werden,  daß  sowohl  der  obere  Teil  des  Überwurfs  mit  den  Scharnier- 
wangen, als  auch  der  Ansatz  für  die  Nadel  sehr  stark  ausgebildet  und  der 
Bügel  eckig  gebogen  wird.  Die  so  erzielte  Form  des  Bügels  erscheint  plump 
und  entfernt  sich  von  den  Forderungen  der  Zweckmäßigkeit.  Diese  eckige, 
oft  an  Baubeschläge  erinnernde  Form  (Tafel  XXXXIX,  Nr.  7)  tritt  erst  spät 
auf  und  scheint,  nach  ihrer  Seltenheit  zu  schließen,  nicht  lange  beliebt  ge- 
wesen zu  sein;    auf  der  Saalburg  ist  sie  nur  durch  vier  Stücke  vertreten^'**'). 

**o)  In  dem  der  Saalburg  benachbarten  Kastell  Kapersburg  sind  bei  den  Ausgrabungen 
Dieffenbachs  im  Jahre  1878  zwei  Exemplare  dieser  Form  gefunden  worden. 


Schmucksachen.     Fibeln.  505 

Eine  dritte  Fibelform,  bei  welcher  das  Gewand  nur  flach  und  glatt  mit 
seinen  Säumen  aneinandergestoßen  zwischen  Nadel  und  Bügelplatte  Platz 
findet,  die  sogenannte  «Distelfibel»,  fehlt  an  der  Saalburg  gänzlich. 

Nachdem  in  Vorstehendem  versucht  ist,  die  bei  uns  vorkommenden 
mechanischen  Einrichtungen  der  Gewandnadeln  darzulegen,  sollen  noch  einige 
Angaben  über  ihre  formale  Bildung  und  ornamentale  Ausstattung  hier  Platz 
finden.  In  seinen  Bemerkungen  über  die  Fundgegenstände  von  Windisch- 
garten bei  Linz  spricht  sich  schon  Lindenschmit  über  die  Schwierigkeit  aus, 
welche  eine  Feststelluog  der  zeitlichen  Folge  der  Gewandnadeln  habe.  Diese 
Schwierigkeit  ist  nicht  nur  durch  mangelhafte  Fundberichte  veranlaßt,  son- 
dern hegt  auch  darin  begründet,  daß  die  Moden,  man  möchte  sagen  «Patente», 
nicht  nur  in  der  Gesamtform,  sondern  auch  in  den  Einzeleinrichtungen, 
Bügeln,  Scharnieren  und  Hülsen,  wechseln  und  ineinander  übergreifen,  und 
daß  diese,  der  jeweilig  geplanten  Verwendung  der  Fibel  entsprechend,  für 
schwereres  oder  leichteres  Gewebe  passend  gemacht  wurden.  Die  Saalburg 
giebt  aber  für  die  Beurteilung  des  Alters  der  Fibeltypen  insofern  einen  An- 
haltspunkt, als  feststeht,  daß  sie  als  bewohntes  Kastell  gegen  Ende  des  dritten 
Jahrhunderts  zu  existieren  aufhörte. 

Die  einfachste  und  vielleicht  älteste  Gewandnadel  ist  die  Drahtfibel 
in  der  Form  von  Nr.  6—9  und  11—14  der  Tafel  XXXXVIII;  sie  ist  ohne 
Lötung  oder  Nietung  hergestellt,  indem  ein  Bronzedraht  nur  harfenförmig 
gebogen,  an  einem  Ende  zur  Nadel  zugespitzt  und  am  anderen  zur  Bildung 
der  Nadelhülse  abgeplattet  wurde.  Dieser  am  häufigsten  vorkommende 
Typus  ist  von  allen  der  schwächste  und  eignet  sich  nur  für  leichte 
Umknüpftücher,  man  möchte  sagen,  speciell  für  Damentoilette.  Ihre  schöne 
flachsgrüne  Patina,  die  allen  eigen  ist,  sowie  die  verschiedene  Funktion  des 
Drahtes  als  Nadel,  Feder  und  Bügel  weisen  auf  eine  eigenartige  Komposition 
der  Bronze  hin,  die  hier  sehr  biegsam  ist  und  in  der  Eisentechnik  dem  Stahle 
entspricht.  Bei  anderen  Fibeln  zeigt  wenigstens  die  Nadel  eine  ebenso  dauer- 
hafte Struktur.  Während  die  Drahtfibel  einfach  nur  die  Funktion  unserer 
heutigen  Sicherheitsnadel  erfüllte  und  in  den  Gewandfalten  kaum  sichtbar  blieb, 
war  die  Armbrust-  oder  T- Fibel  diejenige,  welche  sich  in  erster  Linie  als  Ge- 
wandnadel eignete,  indem  sie  durch  eine  quergelegte,  auf  beiden  Seiten  weit  über- 
stehende Stange  auf  das  Gewand  drückte  und  auf  diese  Weise  selbst  vertikal 
(mit  dem  Bügel  nach  oben)  feststand.  Deshalb  mußten  auch  die  mancherlei 
Verzierungen  auf  ihrer  Außenseite  wirkungsvoll  in  die  Erscheinung  treten. 
Einfache  Proben  dieser  sehr  zahlreich,  oft  auch  in  Weißmetall  gefundenen 
Fibeln  sind  Nr.  3—5  der  Tafel  XXXXIX;  solche  mit  geripptem  und 
ornamentiertem  Bügel  Nr.  8 — 11.  Die  seitlich  weit  überragende,  die  Nadel 
tragende  Querstange  war  leicht  zerbrechlich  {Textfigur  81,  Nr.  2  und  3). 
Deshalb  zog  man  es  später  vor,  den  Bügel  zu  teilen  und  die  Stange  gleich- 
sam gabelartig  zu  fassen;  auf  diese  Weise  entstand  ein  rostartiges  Gitter- 
w^erk,  wobei  die  Querstange  nicht  übersteht  (Tafel  XXXXIX,  Nr.  12 — 15  und 
Tafel  L,  Nr.  5,  8,  1 2  und  TextOgur  81,  Nr.  7);  bei  12  und  15  der  Tafel  XXXXIX 


506 


Die  Punde. 


greift  die  Nadel  durcli,  und  es  entstellt  ein  neues  Motiv  zur  Ornamentierung, 
ein  Knopf  über  der  Stange.  Aus  dem  zweiteiligen  Bügel  entwickelt  sich  der 
dreiteilige,  Tafel  L,  Nr.  14  bis  16  und  Textfigur  81,  Nr.  6,  meist  sehr  zier- 
lich und  elegant  gearbeitet.  Gerade  dieser  letztere  Umstand  ermöglicht  aber  ein 
seitliches  Verbiegen  der  Stäbe  und  läßt  allmählich  das  Bedürfnis  erkennen, 
eine  Querverspannung  der  Gitterstäbe  herzustellen,  wie  sie  Nr.  9  und  15  der 
Tafel  L  aufweisen.  Die  vorstehenden  Enden  der  Querstange  und  das  stumpfe 
verlängerte  Nadelende  erhalten  durch  Würfel,  deren  Ecken  abgestumpft  sind. 


Fig.  81.    Guwancluadeln  mit  lUigelu.    (',ä  der  imt.  Größe.) 


einen  verzierten  Abschluß  in  Textfigur  81,  Nr.  1,  einer  großen,  sehr  gut  er- 
haltenen Fibel  von  dunkelgrüner  tadelloser  Oxydation;  bei  dieser  Nadel 
sollten  anscheinend  alle  Spitzen  und  scharfen  Kanten  vermieden  werden.  An 
Stelle  der  mehrteiligen  verstrebten  Bügel  treten  auch  sehr  breite  auf,  wie  bei 
Nr.  10  und  11  der  Tafel  L;  der  Bügel  von  Nr.  10  ist  reich  ornamentiert. 
Die  Querstange  wird  allmählich,  besonders  bei  den  Gitterfibeln,  in  eine  drei- 
eckige Platte  umgestaltet,  die  dann  auch  scheibenartig  wird  und  gemeinsam 
mit  der  Stange  auftritt;  vergleiche  Tafel  XXXXIX,  Nr.  6,  und  Textfigur  81, 
Nr.  5;  die  letztere  besteht  aus  Weißmetall.    Die  bereits  oben  erwähnte  eckige 


Schmucksachen.     Fibeln.  507 

Form,  wie  sie  Nr.  7  der  letztgenannten  Tafel  zeigt,  findet  Nachfolger  in  einer 
Gruppe  von  kleinen,  plumpen,  eckigen  Nadeln  (Tafel  L,  Nr.  6  und  7,  und 
Textfigur  81,  Nr.  8);  ihr  Rücken  ist  gewöhnlich  mit  einem  aus  Punkten  ge- 
bildeten Ornamente  versehen.  Sie  unterscheiden  sich  aber  dadurch  von 
einander,  daß  bei  der  Letzteren  die  geradlinige  Verlängerung  des  Bügels  mit 
der  Scheide  fortfällt  und  dafür  ein  rechtwinkliger  Ansatz  mit  einem  Aus- 
schnitte für  die  Nadel  an  die  Stelle  tritt.  Die  eckige  Form  mildert  sich 
später,  und  der  Bügel  wird  geschweift  wie  bei  Nr.  3  der  Tafel  L,  dann  nach 
oben  hin  verdickt  wie  bei  Nr.  1  und  2.  An  Stelle  der  Querstange  tritt  dann 
eine  große  Scheibe  (Tafel  L,  Nr.  2,  und  Textfigur  81,  Nr.  10).  Den  runden 
und  eckigen  Typus  vereinigt  eine  sehr  steife  Fibel,  Nr.  9  der  Textfigur  81. 
Bei  späteren  verschwindet  der  Bügel  als  solcher  überhaupt,  und  wir  sehen 
willkürliche  Bildungen  entstehen,  wie  die  auch  von  anderen  Fundplätzen  be- 
kannte Nr.  14  der  Textfigur  81  mit  den  beiden  Äxten  an  den  Enden.  Lang- 
gestreckte Fibeln  mit  Email  Verzierung  sind  als  Nr.  11 — 13  derselben  Textfigur 
mit  aufgenommen;  vergleiche  auch  Tafel  LXVIII,  Nr.  1  und  2,  und  LXIX, 
Nr.  1  und  2. 

Eine  besondere  Gruppe  bilden  die  scheibenförmigen,  flachen  Gewand- 
nadeln, die  aber  nur  für  den  einfachen  Gewandstoff  und  dünne  Gewand- 
säume Platz  gewähren,  oder  auch  auf  ein  anderes  Kostüm  oder  eine  andere 
Art,  den  Mantel  zu  tragen,  hinweisen.  Sie  sind  oft  wahre  Vorstecksnadeln, 
wie  unsere  Brochen,  die  keinen  anderen  Zweck  als  den  des  Schmuckes  haben. 
Gerade  diese  Klasse  finden  wir  deshalb  auch  so  mannigfach  verziert,  in  durch- 
brochener Bronze  mit  figürlichen  Darstellungen  gearbeitet  und  namentlich  mit 
Schmelz  versehen.  Die  dort  auftretende  Form  der  Zierplatte  zeigt  dieselben 
Muster,  wie  sie  auch  als  Doppelknöpfe  und  überall  da  vorkommen,  wo  es 
sich  um  Beschaff'ung  großer  Flächen  für  die  Ornamentierung  handelte.  Ein 
sehr  interessantes  Beispiel  einer  durchbrochenen  Fibel  bietet  die  an  der  Villa 
gefundene  Nadel  Nr.  9  auf  Tafel  LI.  Sie  stellt  allem  Anscheine  nach  eine 
geflügelte  Viktoria  dar,  die,  auf  einer  Kugel  stehend,  mit  der  rechten  Hand 
einem  Adler  einen  Kranz  reicht  und  mit  der  linken  eine  Palme  hält.^^^) 
Andere  durchbrochene  Fibeln  sind  auf  Tafel  LI  und  auf  der  Textfigur  82 
abgebildet.  Besonders  bemerkenswert  ist  Nr.  9  auf  der  letzteren,  sowohl  nach 
dem  Material  als  auch  der  Form;  sie  besteht  aus  Weißmetall  und  gehört 
einer  Gruppe  von  ähnlichen  Gegenständen  an,  die  man,  wenn  ein  derartiger 
Anachronismus  gestattet  ist,  mit  der  Bezeichnung  «gothisch»  kennzeichnen 
könnte;  sie  enthalten  nämlich  alle  das  für  diese  Kunstperiode  charakteristische 
«Fischblasenmotiv»,  während  der  den  Rand  bildende  Ring  knotenartige  Ver- 
stärkungen enthält.  Diese  Klasse  von  durchbrochenen  Verzierungen  ist  vor- 
nehmlich dem  östlichen  Gallien  eigentümlich.  Wegen  der  Ähnlichkeit  der 
sichelförmigen,  meist  an  den  Enden  verdickten  Figuren  mit  Waldhörnern  hat 

3*1)  Diese  Fibel  habe  ich  nebst  Nr.  10  und  16  der  Tafel  L  und  Nr.  11—14  der  Tafel  LI 
durch  den  Goldarbeiter  F.  Sauer  in  Homburg  in  Silber  nachbilden  lassen;  solche  Kopien 
werden  im  Museum  zum  Besten  des  Fonds  für  die  Ausgrabungen  verkauft. 


508  Die  Funde. 

man  sie  auch  mit  der  Bezeichnung  «Tron)i)etenniuster»  belegt.  Linämschmit^ 
der  melirere  solcher  Stücke  gerade  im  Mithräum  von  Heddernheim  fand, 
glaubte  deshalb  in  ihnen  orientalischen  Einfluß  sehen  zu  sollen,  doch  sind 
solche  Formen  schon  aus  der  J^atöneZeit  bekannt.  Weitere  Stücke  dieser 
Art  finden  sich  unter  den  Beschlägen  Textfigur  79,  Nr.  4  und  5;  Linden- 
schmU  bringt  a.  a.  O.  eine  große  Menge  ähnlicher  Gebilde  zur  Darstellung. 
Bei  Nr.  9  ist  die  Form  des  Dreipasses  (triquetrum)  bemerkenswert,  die  sieh 
u.  a.  bei  einer  Zierscheibc  wiederfindet  (Tafel  LIV,  Nr.  10).  Die  teilenden  Ele- 
mente scheinen  drei  Phallen  vorzustellen. 

Sehr  häufig  ist  auf  der  Saalburg  das  meist  aus  Weißmetall  hergestellte 
sogenannte  Hakenkreuz  (Suastika),  das  wir  jetzt  in  sieben  Exemplaren  be- 
sitzen. Fast  in  allen  Taunuskastellen  sind  solche  gefunden  worden.  Die 
Fibel  Nr.  12  auf  Tafel  LI  unterscheidet  sich  von  den  anderen  Abbildungen 
derselben  Tafel  (Nr.  13  und  14)  und  Nr.  7  der  Textfigur  82  durch  eine  Ring- 
einfassung. Der  Suastika-Typus  hat  die  Form  eines  religiösen  ^*^),  weit  verbreiteten 
Symbols,  welches  Schliemann  zuerst  auf  den  trojanischen  Wirtein  ^*^)  gefunden 
hat,  und  das  aus  den  Katakomben  Roms  ebenso  bekannt  ist,  wie  aus  den  vor- 
geschichtlichen Bauresten  in  Mexiko,  Peru  und  anderen  südamerikanischen 
Ländern  und  aus  Hindutempeln.  Daß  man  in  diesem  Muster  lediglich  ein  rein 
zufalliges  Ornament  sehen  soll,  will  mir  nicht  recht  glaublich  erscheinen,  denn 
dazu  ist  die  Form  nicht  organisch  genug;  vielleicht  ist  sie  aus  einem  Kreuze  ent- 
standen, dessen  Enden  man  aus  praktischen  Gründen,  der  scharfkantigen  Ecken 
wegen,  umgebogen  hat.  Zweimal  fand  sich  das  Hakenkreuz  an  der  Saalburg 
auf  Böden  von  Terra-Sigillata-Gefäßen  eingeritzt  (Tafel  LXXIII,  Nr.  1  und  5); 
auch  Schliemann  fand  das  SuastikaZeichen  in  Hissarlik  auf  Topfscherben. 

Noch  andere  Scheibenfibeln,  eine  in  Form  eines  Schildes,  die  andere 
mit  kegelförmiger  Ausbauchung,  sind  auf  Tafel  LI  unter  Nr.  7  und  10  auf- 
geführt; die  Gewandnadeln  Tafel  LI,  Nr.  11,  und  Textfigur  81,  Nr.  15,  sind 
die  einzigen  bei  der  Saalburg  zutage  gekommenen  Tierfibeln. 


d.  Die  Schnallen. 

Die  Schnalle  (lateinisch  ebenfalls  fihida),  einem  ähnlichen  Zwecke  wie 
die  Gewandnadel  dienend,  unterscheidet  sich  von  dieser  in  der  Technik  da- 
durch, daß  bei  der  Fibel  der  Stützpunkt  für  die  Nadelspitze  durch  einen  über 
der  Nadel  in  einer  vertikalen  Ebene  liegenden  Überwurf  mit  dem  stumpfen 
Ende  verbunden  ist,  während  bei  der  Schnalle  das  Verbindungsglied  zu 
beiden  Seiten  der  Nadel  liegt.  Dieser  verbindende  Bügel  ist  gewöhnlich  als 
Kreis  gebildet,  der  an  einer  Stelle  offen  ist;  die  Enden  sind  dabei  entweder 
nach  dem  Bügel  zu  umgebogen  (Tafel  LI,  Nr.   1  —  3)   oder  nach   außen   ver- 


**'*)  Eine  Erklärung  des  Symbols  als  zwei  gekreuzte  Opferhölzer  versucht  Burnouf  in 
seinem  Werke:  «La  science  des  Religions». 

"3)  Trojanische  Altertümer,  Leipzig  1874. 


Schmucksachen.     Schnallen. 


509 


längert  (Textfigur  82,  Nr.  3—4),  um  ein  Durchschlagen  der  Nadel,  die  ge- 
wöhnlich von  Eisen  ist,  nach  der  anderen  Seite  zu  ermöglichen.  Die  Nadel- 
spitze wird  gesichert,  indem  man  den  in  einem  Ringe  beweglichen  Dorn  so 
dreht,  daß  er  ferne  von  dem  Durchgange  zu  liegen  kommt.  Ein  besonders 
wertvolles  Beispiel  ist  die  im  Wallgange  links  der  Porta  praetoria  gefundene 
große,  schön  modellierte  Schnalle  Tafel  LI,  Nr.  8,  bei  welcher  die  aufge- 
bogenen  Enden    reich   verziert   sind.     Genau    dieselben  Formen    wurden   in 


Fig.  82.    Schnallenflbelu,  Suastika  und  Ruudflbelu.    (','2  der  nat.  Größe.) 


Großbritannien  gefunden;  das  Museum  in  Edinburg  besitzt  ein  ganz  ähn- 
liches Exemplar.  Auch  kommen  Schnallen  mit  geschlossenen,  ovalen  und 
viereckigen  Bügeln  vor;  der  Dorn  derselben,  von  denen  die  viereckigen 
wohl  ausschließHch  für  Riemen  und  Gürtel  bestimmt  waren,  ist  oftmals  ver- 
ziert. Der  zu  befestigende  Gewandteil  mußte  bei  den  runden  Schnallen  durch 
den  Kreis  gezogen  und  dann  durchstochen  werden.  Diese  Bronzen  bilden  gleich- 
sam einen  Übergang  von  der  Fibel  zur  eigentlichen  Schnalle  und  werden 
auch  als  «Ringfibeln»  bezeichnet.  Einseitige,  d.  h.  auf  einer  Seite  mit  dem 
Stoff  durch  einen  Stift  befestigte  Schnallen  in  unserem  Sinne  zeigt 
Tafel  XXXVI,  Nr.  8—11.  Diese,  sämtlich  aus  Eisen  hergestellt,  sind  immer 
als  Gürtelschnallen  zu  betrachten. 


510 


Die  Funde. 


Im  Gegensätze  zu  diesem  möge  noch  eines  anderen  Schnallentypus  ge- 
dacht werden,  der  auf  der  Textfigur  83,  Nr.  1 — 11,  seine  hauptsächlichsten 
Vertreter  hat.  Es  sind  zweiseitige,  viereckige  Bügel,  bei  welchen  die  Nadel- 
achse in  der  Mitte  liegt;  diese  Art  von  Schnallen  war  nicht  an  eine  bestimmte 
Stelle  des  Riemens  festgebannt,  sondern  konnte  verschoben  werden.  Mit  der 
Achse  ist  nach  der  einen  Seite  ein  doppelter  Dorn,  nach  der  anderen  ein 
Bügel  fest  verbunden;  beide  sind  aus  Eisen  hergestellt,  während  der  eigent- 
liche Schnallenbügcl  bei  allen  aus  Bronze  besteht.     Sie  gehören  zu  Riemen, 


Fig.  83.    Schnallen,    ('/ü  der  uat.  Größe.) 


die  man  enger  und  weiter  schnallen  konnte,  und  zwar  hatten  diese,  wenn 
Schnallen  wie  Nr.  6 — 9  verwendet  wurden,  zwei  Löcher,  während  die  kleinen 
Schnallen  Nr.  2  und  4  nur  eines  verlangten.  Diese  Gruppe  von  Bronzen  ist 
früher  mit  Mißtrauen  aufgenommen  worden,  und  ich  selbst  hatte  die  zuerst 
gefundenen  bei  Seite  gelegt,  zumal  einige  auch  durch  ihr  eigenartiges  Metall 
auffielen,  das  zum  Teil  eine  etwas  befremdende  Färbung  des  Oxyds  zeigte. 
Bezüglich  der  Form  schien  der  Zweifel  besonders  bei  Nr.  9  und  11  gerecht- 
fertigt zu  sein.  Nachdem  sie  aber  immer  wieder  im  Saalburggebiet  und 
auch  an  anderen  Römerstätten  vorkamen,  konnte  an  ihrem  römischen  Ur- 
sprünge nicht  länger  gezweifelt  werden.    Die  etwas  gebogene  Bronze-Schnalle 


Schmucksachen.     Schnallen  und  Halsringe. 


511 


Tafel  LIX,  Nr.  19,  an  der  die  Nadel  fehlt,  wurde  unter  dem  gestückten  Ein- 
gange der  Forta  decumana  zusammen  mit  anderen  römischen  Gegenständen 
gefunden  (Seite  75). 

2.  Halsringc  und  -Ketten,  Ohr-,  Arm-  und  Fingerringe. 

a.  Halsringe  und  -Ketten. 

Halsringe  sind  bei  den  Römern  selten,  während  sie  bei  den  Germanen 
die  stete  Beigabe  in  den  Gräbern  bilden.  Auch  das  einzige  Exemplar  von 
der  Saalburg,  Textfigur  84,  Nr.  1,  scheint  nicht  rein  römischer  Abkunft  zu 
sein.     Es  fand  sich  im  Brunnen  Nr.  39  zusammen   mit  dem  schon  oben  er- 


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Fig.  84.    Verschiedene  Schinucksachen.    (','2  der  nat.  Größe.] 


wähnten  kupfernen  Kessel,  der  auch  aus  Schweizer  Pfahlbauten  bekannt  ist; 
ich  möchte  den  Ring  deshalb  lieber  den  Rätern  oder  Vindeliziern  zuschreiben. 
Er  ist  sehr  gut  erhalten,  goldglänzend  ohne  Oxyd  und  federt  noch.  An  dem 
einen  Ende  ist  er  zu  einer  Schleife  umgebogen,  am  anderen  läuft  er  in  einen 
Haken  aus.  Die  Spitze  des  Letzteren  kann  durch  die  verschiebbare  Spirale 
nach  Schließung  des  Ringes  überdeckt  und  unschädlich  gemacht  werden. 
Ein  ganz  ähnlicher  Halsring  wurde  in  dem  eine  Stunde  westlich  von  der 
Saalburg  liegenden  Pfahlgrabenturm  «am  Einsiedel»  erhoben.  Häufiger  sind 
bei  den  Römern  Halsketten  mit  Perlen  aus  Glasfluß,  Glas,  Horu,  Millefiori, 
Bronze  und  Gagat.  Tafel  LXVI  bringt  in  Nr.  5 — 10  Beispiele  von  runden 
und  eckigen,  gerippten  und  länglichen  Perlen  aus  grünlich-blauem  Glasfluß, 
wie  sie  schon  aus  ägyptischen  Gräbern  bekannt  sind.  Nr.  7  der  Textfigur  84 
ergänzt  die  vorgenannten  durch  eine  cylindrische  dunkle  Perle  von  Millefiori 
aus  verschiedenfarbigen  Strängen,  durch  mehrere  kleine  Glas-  und  Horn- 
perlen  (Nr.  9,  a,  b,  c,  d)  und  Nr.  8  einen  fassettierten  perlenartigen  Knopf 
aus  Gagat. 


512  •  We  Fuude. 

Aucli  ein  Kettchen  von  Bronze  (Textfigur  84,  Nr.  5),  aus  doppelten 
Ringen  bestehend,  ist  gefunden  worden ;  es  kann  für  sich  allein  als  Schmuck 
oder  auch  zum  Anhängen  von  etwas  Anderem  gedient  haben.  An  den  Hals- 
ketten hängen  oft  die  Amulettenbüchschen,  wie  Tafel  LXIX,  Nr.  3,  5,  10 
und  11,  oder  auch  ein  Amulett  in  der  Form  des  Phallus  wie  Tafel  LXVII, 
Nr.  12;  auch  klöppelartige  Bronzen  bilden  oft  das  Anhängsel  von  Hals- 
bändern; doch  waren  solche  auch  an  Gürteln  oder  ledernem  Pferdegeschirr 
im  Gebrauch. 


b.  Ohr-  und  Armringe. 

Von  Ohrringen  sind  uns  zwei  goldene  erhalten,  an  denen  der  Haken 
noch  vorhanden  ist:  Tafel  LXVI,  Nr.  2,  ist  mit  einer  Glaspaste  geschmückt, 
während  Nr.  4  der  Textfigur  84  aus  dünnem,  geschmackvoll  durchbrochenem 
Goldblech  gearbeitet  ist  und  an  griechische  Arbeit  erinnert.  Der  letztere 
Ohrring  wurde  im  aufgefüllten  westlichen  "Wallgang  der  Retentura  gefunden 
und  ist  wohl  mit  Schutt  aus  der  Bürgerlichen  Niederlassung  dorthin  gekommen 
(siehe  Seite  64). 

Auch  Armringe  haben  sich  nur  vereinzelt  vorgefunden.  Nr.  13  der 
Tafel  LXVI  ist  aus  bandförmigem,  Nr.  3  der  Textfigur  84  aus  rundem 
Drahte  gebildet.  Beiden  gemeinsam  ist  die  Endigung  mit  Spiralen  und 
Voluten;  infolgedessen  federn  auch  sie  und  sind  wie  der  Halsring  einer 
Ausdehnung  fähig;  ähnhche  sind  von  LimlenschniH  und  Schumacher  a.  a.  0. 
veröffentlicht  worden.  Im  Gegensatze  zu  den  oben  erwähnten  Formen  steht 
ein  massives,  geschlossenes  Armband  von  Bronze,  das  in  der  Retentura,  rechts 
der  Porta  decumana,  gefunden  wurde.  Wie  die  Abbildung  (Textfigur  84,  Nr.  2) 
zeigt,  besteht  es  aus  einem  bandartigen  Streifen,  der  sich  in  der  Mitte  rad- 
förmig  erweitert.  Der  Durchmesser  des  ovalen  Ringes  beträgt  78  :  85  mm. 
Interessant  sind  die  seitlich  von  dem  Mittelstück  stehenden  Knöpfe,  deren 
ursprünglicher  Zweck  als  Knöpfe  von  Scharnieren  deutlich  zu  erkennen  ist'*'*). 
Auffallend  ist  das  Kreuz  in  dem  Kreise  des  Mittelstücks;  Kaufmann  (vergleiche 
Anm.  297)  erörtert  die  Möglichkeit  eines  christlichen  Ursprungs  und  denkt  an  die 
crux  immissa.  Daß  es  aber  eine  gewöhnliche  Ornamentform  sein  kann,  ist 
nicht  ausgeschlossen,  wie  z.  B.  die  praehistorische  Haarnadel  (Tafel  XXXXVIII, 
Nr.  1)  ebenfalls  eher  ein  Rad  als  ein  Kreuz  darstellt.  Der  Konservator  des 
Mainzer  Museums,  Herr  L.  Lindenschmit,  dem  ich  eine  Photographie  des  Arm- 
bands eingesandt  hatte,  hielt  das  Kreuz  nicht  für  ein  christliches  Symbol, 
sondern  für  ein  Ornament  und  weist  auf  die  bei  Augsburg  und  in  Otten- 
hausen  gefundenen  Stücke  hin,  die  eine  radförmige  Verzierung  haben. 

Von  Armbändern  aus  blauem  und  schwarzem  Glas  sind  verschiedene 
Bruchstücke  an  der  Saal  bürg  gefunden  worden. 


***)  Ihre  Majestät  die  Kaiserin  Friedrich  ließ  von  diesem  Armband  eine  Nachbildung 
in  Gold  anfertigen. 


Schmucksachen.     Ohr-,  Arm-,  Fingerringe  und  Gemmen.  513 

Als  Teile  vielgliedriger  Armbänder  stellen  sich  die  eigenartig  geformten, 
an  den  Rändern  eingekerbten  und  doppelt  durchbohrten  Gagatstücke 
(Tafel  LXXII,  Nr.  20—24,  und  Textfigur  84,  Nr.  8)  dar.  Der  Gagat  (Pech- 
kohle, schwarzer  Bernstein,  Jet)  ist  ein  Lignit  (Braunkohle)  und  wird  von 
dem  Bergmann  den  Steinkohlen  noch  zugezählt.  Plinius  erwähnt  «dieses 
schwarze,  bernsteinartige,  leicht  zerbrechliche  und  nicht  sehr  vom  Holze  ver- 
schiedene Material»  (Buch  36,  Kap.  34);  es  soll  nach  ihm  seinen  Namen  von 
dem  Orte  und  Flusse  Gages  in  Lydien  erhalten  haben.  Wie  in  Römerzeit 
werden  aus  dem  polierbai-en  Gagat  noch  heute,  und  zwar  hauptsächlich  in 
England,   wo  es   vornehmlich  gefunden  wird,   Schmuckgegenstände  gefertigt. 


c.  Fingerringe  und  Gemmen. 

Fingerringe,  von  denen  einige  mit  Gemmen  geziert  sind,  besitzen 
wir  aus  Gold,  Silber,  Bronze  und  Eisen;  sie  sind  teils  für  auffallend  kleine, 
teils  für  ebensolche  große  Finger  berechnet.  Der  Goldriug,  Tafel  LXVI,  Nr,  4, 
trägt  eine  Dedikation,  die  unter  den  Inschriften,  Seite  346,  erläutert  ist.  Der 
Silberring  Nr.  16  derselben  Tafel  hat  Einkerbungen  am  Rande,  der  Ring 
Nr.  20  stellt  eine  zierlich  gearbeitete  Schlange  dar,  ebenso  Nr.  6  der  Text- 
figur 84.  Die  übrigen  (Nr.  15,  18,  19  und  21)  sind  Bronzeringe.  Eine  römische 
Spezialität  bilden  die  Ringe,  an  deren  abgeplatteter  Seite  sich  ein  kleiner,  zu 
einem  Kästchen  gehöriger  Schlüssel  befindet  (Seite  480), 

Die  Mehrzahl  der  von  Soldaten  getragenen  Ringe  ist  aus  Eisen  ge- 
fertigt gewesen;  sie  erfuhren,  da  das  Material  an  sich  gerade  keinen 
Schmuck  darstellte,  ebenso  wie  auch  die  aus  den  edleren  Stoffen  gefertigten 
Ringe,  eine  Erhöhung  ihres  Wertes  durch  Gemmen,  die  man  in  den  zur 
Platte  erweiterten  Teil  des  Reifes  einsetzte.  Sie  sind  häufig  noch  in  ihrer 
ursprünglichen  Fassung  erhalten  geblieben.  Herr  Dr.  Henkel  in  Darmstadt, 
der  sich  speziell  auch  mit  römischen  Ringen  und  Gemmen  beschäftigt  hat, 
lieferte  auf  meinen  Wunsch  eine  zusammenfassende  Beschreibung  der  bei 
uns  gefundeneu  Ringsteiiie,  die  ich  hier  folgen  lasse: 

Die  auf  der  Saalburg  zu  Tage  geförderten  geschnittenen  Steine  tragen 
sämtlich  vertiefte  Darstellungen,  sind  also  Gemmen  (Intaglien),  während  Kameen 
(mit  erhabenem  Bildwerke)  nicht  vorkamen.  Die  lose  aufgefundenen  Geramen 
23  an  der  Zahl,  dürften  wohl  ohne  Ausnahme  als  verlorene  Einsätze  von 
Siegelringen  anzusehen  sein,  wie  sich  denn  auch  14  noch  in  Ringen  befind- 
liche vorgefunden  haben.  Bei  der  Beschreibung  werden  wir  daher  letztere 
von  jenen  nicht  trennen  dürfen  und  stellen  sie  demgemäß  in  der  durch  ihre 
Darstellungen  gebotenen  Anordnung  zusammen. 

Bezüglich  des  zu  ihnen  verwendeten  Materials  ist  bemerkenswert,  daß 
nur  etwa  ein  Viertel  (9  von  37)  Halbedelsteine  sind,  während  die  übrigen 
aus  Glaspasten  bestehen.  Diese  sind  durchweg  so  hergestellt,  daß  sich  über 
einer  stärkeren  dunklen  Grundschicht  eine  schwächere  Lage  von  hellblauem 
Glase  befindet,  die  von  den  Darstellungen  häufig  durchbrochen    wird,    sodaß 

Jacobi,  Das  Römorkastell  Saalburg.  33 


514  Die  Funde. 

der  dunkle  Untergrund  in  den  Tiefen  der  Figuren  freigelegt  und  so  schon 
in  der  äußeren  Erscheinung  eine  erhöhte  plastische  Wirkung  erzielt  ist.  Die 
wertvolleren  Gemmen  aus  Halbedelsteinen  mögen  für  die  große  Masse  der 
Saalhurgbevölkerung  nicht  erschwinglich  gewesen  sein,  wälirend  bei  der  Er- 
werbung geschnittener  Glaspasten  der  Wert  des  Materials  fast  außer  Be- 
tracht bleiben  konnte.  Die  schlichte  Art  der  Fassung  mag  dazu  beigetragen 
haben,  daß  viele  Gemmen  aus  den  Ringen  verloren  und  daher  lose  auf- 
gefunden wurden. 

Von  den  noch  in  Ringen,  beziehungsweise  Teilen  derselben,  befindlichen 
Gemmen  sind  27  Glaspasten,  davon  26  in  eisernen,  die  27.  in  einem  silbernen 
Ringe,  während  gegenüber  der  letzteren  zu  der  Fassung  eines  der  Steine, 
eines  Jaspis  mit  der  Darstellung  der  in  der  Quadriga  fahrenden  Victoria, 
ein  eiserner  Ring  gewählt  wurde.  Man  sieht  hieraus,  daß  an  sich  die  Kost- 
barkeit des  Steines  hoch  genug  geschätzt  wurde,  um  sich  seiner  auch  in 
schlichter  Fassung  zu  erfreuen,  während  umgekehrt  auch  Glaspasten  in 
Fassungen  edler  Metalle  erscheinen.  Das  zweifellos  wertvollste  P^xemplar, 
ein  geschnittener  Amethyst  in  einem  goldenen  Ringe,  ist  leider  nicht  auf 
uns  gekommen  (Seite  7). 

Die  römische  Art,  Gemmen  zu  fassen,  ist  zum  Teile  wenigstens  bei 
allen  Metallsorten  die  gleiche  gewesen:  ma«i  schuf  durch  Ausheben  mit  dem 
Grabstichel  als  Lager  für  die  Steine  oder  Pasten  Vertiefungen,  deren  Ränder 
bei  den  weicheren  Metallen,  Gold  und  Silber,  mit  dem  Polierstahle  über  den 
Rand  der  Steine  übergerieben  wurden.  Bei  den  härteren  Metallen,  Bronze 
und  Eisen,  bediente  man  sich  zur  Befestigung  der  Gemmen  meist  einer  schmelz- 
baren Masse,  welche  die  zwischen  dem  Steine  und  dem  Metalle  der  Fassung 
freibleibenden  Teile  der  Austiefung  ausfüllen  half  und  bei  ihrer  Erstarrung 
die  Festigung  bewirkte. 

Die  Technik  des  Steinschnittes  ist  das  von  den  Griechen  erlernte  Ver- 
fahren des  Einbohrens  oder  Einschleifens  vermittelst  des  Rades. 

Bezüglich  der  Ausführung  der  Figuren  zeigen  die  meisten  der  Saalburg- 
gemmen den  Niedergang  der  Steinschneidekunst,  wie  er  in  Rom  nach  dem 
zweiten  Jahrhundert  unserer  Ära  eingetreten  war.  Freilich  mußte  auch  das 
Bedürfnis  nach  billigen  Gemmen  nachteilige  Wirkungen  nach  dieser  Richtung 
herbeiführen.  Nur  wenige  der  hier  zu  besprechenden  lassen  sich  als  wahr- 
haft künstlerische  Schöpfungen  bezeichnen.  Am  wenigsten  kann  dies  ver- 
wundern bei  den  Glaspasten,  deren  Sprödigkeit  schon  an  und  für  sich  eine 
weniger  vollendete  Ausführung  bedingt.  Aber  selbst  bei  den  Steinen  überwiegt 
neben  der  durch  das  Material  veranlaßten  gefälligeren  Sauberkeit  der  ausge- 
schlifFenen  Flächen  eine  an  das  Derbe  grenzende  Steifheit  der  Linienführung, 
während  umgekehrt  bei  den  Glaspasten  gelegentlich  Besseres  geleistet  wurde. 

In  den  Darstellungen  überwiegen  die  Gottheiten,  unter  denen  wiederum 
Mars  (6)  und  Bacchus  (5)  vorherrschen.  Neben  diesen  ist  Victoria  und  For- 
tuna je  zweimal,  Merkur,  Pan  und  Herakles  je  einmal  vertreten.  Die  übrigen 
verteilen  sich  auf  Darstellungen  von  Personen,  Tieren  und  Geräten. 


Schmucksachen.     Gemmen.  515 

Wir  setzen  bei  der  nachfolgenden  Beschreibung  der  einzehien  Stücke 
die  Signatur  des  Katalogs  voraus,  wobei  P  die  Zugehörigheit  zum  (preußischen) 
Besitze  des  Saalburg-Museums  bedeutet,  während  mit  D  diejenigen  Stücke  be- 
zeichnet sind,  welche  aus  Landgräflichem  Besitze  nach  Darmstadt  in  das  Groß- 
herzogliche Kabinetsmuseum  gelangt  waren  und  von  dort  1878  durch  die 
Gnade  Sr.  Königl.  Hoheit  des  Großherzogs  Luchvig  IV.  dem  Saalburg-Museum 
wieder  überlassen  wurden.  Die  Maße  der  durchweg  ovalen  Gemmen  sind 
unmittelbar  hinter  der  Bezeichnung  des  Materials  in  Millimetern  beigefügt; 
sie  sind  am  unteren  Rande  abgenommen,  während  die  Größe  der  eigenthchen 
Bildfläche  gegen  jene  Maße  eine  kleine  Verringerung  zeigt.  Zehn  der  ge- 
fundenen Glaspasten,  von  denen  neun  sich  noch  in  Resten  der  eisernen 
Ringfassungen  befinden,  sind  derart  schlecht  erhalten,  daß  eine  exakte  Be- 
schreibung und  Bestimmung  der  Darstellung  nicht  möglich  ist. 

Bei  der  Beschreibung  nehmen  wir  für  die  Bezeichnung  «rechts»  (r.)  und 
«links»  (1.)  den  Standpunkt  des  Beschauers  an,  wobei  zu  beachten  ist,  daß 
beim  Siegeln  sowohl  die  Richtung  der  Darstellung  als  auch  die  paarweise 
auftretenden  Körperteile  (Arme  und  Beine)  unter  sich  wechseln,  sodaß  z.  B. 
die  auf  der  Gemme  dargestellten,  in  der  Rechten  (R.)  gehaltenen  Gegenstände 
auf  dem  Siegelbilde  in  der  Linken  (L.)  erscheinen  und  umgekehrt.  Da  bei 
dem  Zwecke  der  Gemmen,  als  Petschaft  zu  dienen,  vor  Allem  auf  den  Ab- 
druck Rücksicht  genommen  werden  mußte,  so  haben  die  Gemmenschneider 
darnach  entsprechend  verfahren.  Es  hält  z.  B.  in  Fig.  85,  Nr.  4  links  (Ab- 
bildung der  Gemme)  Mars  die  Lanze  in  der  Linken,  diese  kommt  aber  auf 
dem  Siegelbilde  (Nr.  4  rechts)  in  der  Rechten  zur  Erscheinung;  ebenso  wechselt 
auch  der  Schild  die  Körperseite. 

Die  verhältnismäßig  große  Zahl  der  verlorenen  Ringe  und  Gemmen 
zeigt,  wie  ausgedehnt  die  Führung  eines  individuellen  Siegels  auch  unter  den 
Soldaten  war.  Vielleicht  dürfen  wir  in  der  überwiegenden  Menge  der  eisernen 
Fassungen  ein  Zeugnis  für  die  überlieferte  gesetzliche  Vorschrift  erblicken, 
daß  die  gemeinen  Soldaten  nur  eiserne  Ringe  tragen  durften;  der  goldene 
Ring  dagegen  müßte  demnach  einem  Centurionen,  Lagerpräfekten  oder  einer 
anderen  im  Range  hochstehenden  Persönlichkeit  angehört  haben.  Erst  der 
Kaiser  Septimius  Severiis  gewährte  im  Jahre  197  allen  Soldaten  ohne  Unter- 
schied des  Ranges  das  später  auch  durch  Aiirelian  erneuerte  Recht  des 
goldenen  Ringes.     Die  uns  erhaltenen  Gemmen  sind  folgende: 

Nr.  1.  P.  650.  (Textfig.  85,  Nr.  1.)  Glaspaste.  14-11  mm.  Darstellung 
teilweise  in  der  unteren  Schicht:  Behelmte  und  gewappnete,  nach  1.  gewendete 
Profilbüste  des  bärtigen  Mars  oder  eines  Kriegers. 

Nr.  2.  P.  640.  (Nr.  3  der  Textfig.  85)  Carneol.  13,5—9,5  mm;  am 
unteren  Rande  beschädigt.  Darstellung:  Stehender,  unbekleideter,  aber  mit 
Lorbeer  gekrönter  Mars  hält,  nach  1.  gewendet,  in  der  vorgestreckten  L.  einen 
Helm  mit  Busch  [crista),  in  der  R.  ein  gesenktes  Schwert,  dessen  Spitze  den 
oberen  Rand  eines  schräg  am  Boden  liegenden  Schildes  oder  Panzers  berührt. 
Das  1.  Bein  ist  Standbein,   das  r.  ist  im  Knie  leicht  gebogen;    der  Fuß  be- 

83* 


516 


Die  Funde. 


rührt  nur  mit  den  Zehen  den  Boden.  Von  der  Schulter  aus  hängt  ein  Ge- 
wandstück frei  liinter  dem  Rücken  herab. 

Nr.  3.  P.  636.  Glaspastc.  14—11  nun.  Darstolhing  innerhalb  der 
hellen  Schicht:  Behelmter  Mars  nach  r.  stehend.  Die  erhobene  L.  faßt  die 
zur  Seite  stehende  Lanze  an  ihrem  oberen  Teile,  die  gesenkte  R.  ist  auf  den 
stehenden  Schild  gestützt. 

Nr.  4.  D.  165.  (Nr.  4.)  Glaspaste.  15—12  mm.  Darstellung  in  beiden 
Schichten:  Nach  r.  .stehender,  behelmter  und  gepanzerter  Mars  stützt  sich  mit  der 
R.  auf  den  hochkant  stehenden  Schild,  während  die  erhobene  L.  eine  umgekehrte 
Lanze  am  obereu  Ende  erfaßt  und  sie  in   den  Boden  einzudrücken  scheint. 


(9"# 


Fig.  85.    Gemmen  und  deren  Siegelabdrücke "').    (Natürliche  Größe.) 


Nr.  5.  D.  166.  Glaspaste.  13,5—10,5  mm.  Darstellung,  zum  Teil 
in  der  unteren  Schicht:  Nach  1.  stehender  Mars  mit  vom  Rücken  herab- 
wallender Gewandung.  Die  vorgestreckte  L.  hält  in  Brusthöhe  einen  Helm, 
die  gesenkte  R.  eine  mit  der  Spitze  den  Rand  eines  am  Boden  liegen- 
den Schildes  berührende  Lanze.  Das  r.  Bein  ist  im  Knie  leicht  gebogen, 
der  Fuß  auf  die  Zehen  erhoben. 

Nr.  6.  P.  648.  Glaspaste.  11—9  mm.  Die  untere  Schicht  ist  nicht 
angeschnitten.     Darstellung:  Nach  1.  gewendeter,  stehender  Mars.     Der  Fuß 


"*)  Bei  Nr.  2,  4,  7,   11   und   13  befindet  sich   das  Original  links,   bei  den   übrigen 
rechts  von  der  Zahl,  die  Siegelabdrücke  auf  der  jeweiligen  Gegenseite. 


Schmucksachen.     Gemmen.  5]  7 

des  im  Knie  rechtwinkelig  gebogenen  r.  Beines  steht  auf  einem  Hehne.  Die 
vorgestreckte  R.  hält  eine  schwebende  Victoriola,  die  Pland  des  mit  dem 
Ellenbogen  auf  einen  rückwärts  stehenden  Schild  gelehnten  Armes  eine  ge- 
senkte Lanze. 

Nr.  7.  P.  641.  (Nr.  9.)  Jaspis.  16 — 12  mm.  In  dem  Reste  eines  eisernen 
Ringes.  Darstellung:  Belorbeerte  Victoria,  in  einem  von  vier  Pferden  ge- 
zogenen Wagen  {quadri(ja)  stehend  und  nach  1.  fahrend,  hält  in  der  vorge- 
streckten L.  einen  Kranz;  die  R.  führt  die  Zügel  und  die  Peitsche;  letztere 
ist  hinter  ihrem  Rücken  über  dem  fliegenden  Gewände  sichtbar. 

Nr.  8.  D.  167.  Glaspaste.  13  —  10,5  mm.  Darstellung  in  der  hellen 
Schicht:  Eine  nach  1.  schwebende,  auf  einer  Kugel  stehende  geflügelte  Victoria 
hält  in  der  bis  zur  Brusthöhe  erhobenen  R.  einen  Kranz,  in  der  gesenkten 
L.  einen  Palmzweig  oder  dergleichen. 

Nr.  9.  P.  635.  Glaspaste.  14 — 11,5  mm.  Darstellung,  teilweise  in  die  untere 
Schicht  eingeschliffen:  Nach  r.  stehende  Fortuna  hält  in  der  wenig  erhobenen 
L.  zwei  Ähren,  im  1.  Arme  ein  großes  Füllhorn.  Vor  ihren  Füßen  steht  ein 
Steuerruder. 

Nr.  10.  P.  632.  Glaspaste.  14— 11mm.  In  einem  zerbrochenen  eisernen 
Ringe.  Darstellung:  Nach  1.  stehende  Figur  in  sehr  schlechter  Ausführung; 
scheint  eine  Fortuna  mit  dem  Scheffel  {modius)  auf  dem  Haupte  zu  sein,  die 
in  der  R.  ein  großes  Füllhorn,  in  der  gesenkten  L.  eine  Schale  hält. 

Nr.  11.  P.  645.  (Nr.  8.)  Carneol.  15,5—12,5  mm.  Darstellung:  Nackter 
Bacchus  sitzt  nach  1.  gewendet  vor  einem  Rebstocke  auf  einem  aus  vier 
Steinen  aufgeschichteten  Sitze.  Die  vorgestreckte  L.  hält  eine  Traube.  Der 
r.  Arm  ist  nicht  sichtbar,  er  scheint  an  der  Seite  herabhängend  gedacht  zu 
sein;  unter  ihm  hindurch  liegt  der  gekrümmte  Hirtenstab  [pedum],  der  mit 
der  offenen  Seite  dem  Kopfe  zugewendet  ist  und  mit  dem  unteren  Ende  das 
r.  Knie  berührt.  Die  Beine  sind  gekreuzt,  die  Schleife  des  Lendenschurzes 
steht  nach  hinten  frei  vom  Körper  ab.  «Gefunden  am  21.  April  1873  in  der 
Nähe  des  Gräberhauses.» 

Nr.  12.  P.  643.  (Nr.  6.)  Omjx;  hellblaue  Schicht  über  dunklem  Grunde, 
braun  durchscheinend.  14 — 10,5  mm.  Darstellung:  Nach  1.  schreitender 
jugendlicher  Bacchus,  mit  Epheu  und  Reblaub  bekränzt,  trägt  den  ge- 
krümmten Hirtenstab,  an  dem  Trauben  hängen,  über  der  r.  Schulter.  Ein 
Vogel  sitzt  vor  ihm  zu  seinen  Füßen,  ein  anderer  fliegt  von  vorn  gegen  ihn 
an.  Die  L.  ist  in  die  Seite  gestemmt  und  läßt  ein  Stück  des  Gewandes  über 
den  Unterarm  nach  vorn  herabhängen.  Brust  und  Leib  durchbrechen  die 
obere  helle  Schicht. 

Nr.  13.  D.  164.  (Nr.  13.)  Onyx;  dunkelbrauner  Grund  mit  hellblauer 
Oberschicht.  15 — 12  mm.  Die  Darstellung  befindet  sich  mit  ihren  Tiefen  in 
der  unteren  Schicht:  Nach  r.  schreitender,  bekränzter  Bacchus  hält  in  der 
weit  vorgestreckten  L.  eine  Weintraube.  Der  im  Ellenbogen  gebeugte  r.  Arm 
umschließt  den  Hirtenstab,  der  im  unteren  Teile  eine  seitliche  Verzweigung 
zu  haben  scheint. 


518  Die  Funde. 

Nr.  14.  P.  646.  (Nr.  12.)  Glaspaste.  14,5—11,5  mm.  Darstellung, 
innerhalb  der  oberen  Schicht  gehalten:  Auf  einem  nach  1.  springenden 
Panther  sitzt  einseitig,  mit  dem  Kücken  nach  dem  Kopfe  des  Tieres  gewendet, 
der  jugendliche  Bacchus,  der  sich  mit  der  R.  an  dem  Halse  des  Panthers 
festhält  und  in  der  L.  den  Thyrsusstab  führt. 

Nr.  15.  P.  639.  Glaspastc.  11 — 9,5  mm.  Die  Darstellung  ist  zum 
Teil  bis  in  die  untere  Schicht  eingegraben:  Nach  r.  schreitender  Bacchus, 
in  der  erhobenen  1.  Hand  eine  Weintraube  haltend;  auf  dem  rechten  Unter- 
arme hängt  ein  flatterndes  Gewandstück,  die  R.  hält  den  Thyrsusstab. 

Nr.  16.  P.  649.  (Nr.  7.)  Carneol,  am  Rande  beschädigt,  17—14,5  mm. 
Darstellung:  Nach  rechts  gewendeter,  unbekleideter  Merkur,  mit  der  Flügel- 
kappe {2)ctasiis)  bedeckt,  hält  in  der  ausgestreckten  L.  den  Geldbeutel  {mar- 
supiuni);  von  dem  r.  Arme  hängt  die  Chlamys  herab,  in  ihm  ruht  der  Caduceus. 

Nr.  17.  P.  5989.  Glaspaste,  11 — 9  mm,  in  einem  eisernen  Ringe. 
Darstellung:  Pan,  nach  r.  auf  einem  Felsen  sitzend,  vom  Rücken  gesehen. 
Die  1.  Hand  hält  eine  Ziege  bei  den  Hörnern,  die  er  über  den  Schoß  ge- 
zogen hat.  Die  r.  Hand  schwebt,  wenig  erhoben,  frei  über  dem  Körper 
des  Tieres. 

Nr.  18.  Glaspaste,  13—11  mm,  in  einem  sehr  gut  erhaltenen  eisernen 
Ringe  von  gefälliger  Form;  am  21.  September  1885  im  Beisein  Sr.  Königl. 
Hoheit  des  Kronprinzen  Friedrich  Wilhelm,  des  nachmaligen  Kaisers  Friedrich, 
gefunden  und  Hochdemselben  übergeben.  Darstellung:  Unbekleideter  Herakles 
nach  1.  stehend;  das  erhobene  1.  Bein  steht  vorwärts  gestreckt  auf  einem 
Felsen.  Die  Hand  des  wenig  gebeugten  r.  Armes  trägt  die  Keule  und  das 
Löwenfell,  während  die  vorgestreckte  L.  die  Äpfel  der  Hesperiden  hält. 

Nr.  19.  Der  Bibliothekar  //aweZ  erwähnt  im  Anschluß  an  eine  Notiz 
über  den  großen  Münzfund  von  1816  die  Auffindung  eines  goldenen  Ringes 
mit  den  Worten:  «Ein  Siegelring  vom  feinsten  Dukatengolde  mit  einem 
Amethysten,  auf  welchem  ein  Centaur,  der  von  einem  Amor  unter  unverkenn- 
barem Sträuben  gefesselt  wird,  eingeschnitten  ist».  Der  Ring  ist  leider  dem 
Museum  nicht  erhalten  geblieben,  auch  keinerlei  Nachricht  über  seinen  Ver- 
bleib auf  uns  gekommen. 

Nr.  20.  P.  583.  Silberner  Siegelring  mit  Glaspaste  (11  —  9  mm).  Der 
unten  3  mm  breite  Reif  verbreitert  sich  von  zwei  seitlichen,  einander  gegen- 
überliegenden und  scharf  abgesetzten  Stellen  aus  bis  zu  12  mm  und  steigt 
an  beiden  Seiten  in  der  Gestalt  eines  Dreiecks  zu  der  Ringplatte  auf.  Letztere, 
in  der  Form  eines  gestreckten  Achtecks  mit  abwechselnd  größeren  und  kleineren 
Seiten,  trägt  die  ovale  Gemme,  auf  der  in  unscharfen  Umrissen  ein  behelmter 
Kopf  dargestellt  ist.  Die  Paste  liegt  mit  der  gestreckten  Platte  in  der  Längen- 
achse des  Ringes.  Die  innere  Weite  des  letzteren  beträgt  horizontal  18,  ver- 
tikal 16  mm. 

Nr.  21.  P.  634.  (Nr.  5.)  Carneol.  18,5— 15  mm.  Darstellung:  Bekränzte 
und  bekleidete,  nach  1.  gewendete  Profilbüste  einer  Dame  in  reicher  Haar- 
tracht.    Vor  dem  Kopfe  ein  Blätterzweig. 


Schmucksachen.     Gemmen.  5I9 

Nr.  22.  P.  647.  (Nr.  10.)  Glaspaste.  9—7,5  mm.  Darstellung  innerhalb 
der  oberen  Schicht:  Zwei  einander  zugewendete  Personen,  Mann  und  Frau, 
reichen  sich  die  Hand.     Als  Kniestück  behandelt. 

Nr.  23.  P.  642.  Glaspaste.  15  —  11,5  mm.  Darstellung  innerhalb  der 
oberen  Schicht :  Ein  auf  den  Hinterbeinen  stehender  Löwe  faßt  mit  den  Tatzen 
von  der  Seite  her  einen  Stier  im  Nacken,  der  mit  gesenktem  Kopfe  und  ge- 
beugten Vorderbeinen  gegen  ihn  ankämpft. 

Nr.  24.  P.  644.  (Nr.  14.)  Glaspaste.  14,5  —  11,5  mm.  Darstellung: 
Seepferd  (Hippokamp)  in  gestreckter  Vorwärtsbewegung;  mit  2  Bauch-  und 
Schwanzflossen.  Gute  Arbeit.  In  den  Tiefen  des  Bildes  ist  überall  die  dunkle 
Grundschicht  bemerkbar. 

Nr.  25.  P.  638.  Glaspaste.  16,5  —  13,5  mm.  Am  Rande  beschädigt 
Darstellung:  Nach  1.  gewendeter,  stehender  Vogel  mit  einem  undeutlichen 
Gegenstande  im  Schnabel,  wahrscheinlich  ein  Hahn,  der  Vogel  des  Merkur. 
Rohe  Arbeit,     Die  tieferen  Teile  des  Bildes  liegen  in  der  dunklen  Schicht. 

Nr.  26.  P.  220.  (Nr.  11.)  Achatonyx,  grau- weiß-hellbraun ;  nach  oben 
stark  verjüngt;  unten  12,5— 9,5  mm,  oben  8,5— 6  mm;  Dicke:  5,5  mm.  Dar- 
stellung in  der  obersten,  hellbraunen  Schicht:  Eine  aus  dem  Hause  hervor- 
gekrochene Schnecke  mit  ausgestreckten  Tentakeln. 

Nr.  27.  P.  637.  (Nr.  2.)  Glaspaste.  15—12  mm.  Undeutliche  Dar- 
stellung, teilweise  in  der  dunklen  Schicht.  In  der  Mitte  vielleicht  ein  Scheffel 
[modius]  mit  über  den  Rand  vorragenden  Ähren. 

Nr.  28.  P.  6653.  Glaspaste  mit  unkenntlicher  Darstellung;  lose  auf- 
gefunden. 

Nr.  29—37.  D.  163.  P.  577,  579,  633,  5846,  5984,  5990,  6632,  6633. 
Neun  Glaspasten  mit  undeutlichen  Darstellungen  in  Resten  eiserner  Ringe. 

3.  Der  Sclimelzschninck. 

Wenn  bei  den  Gewandnadeln  diejenigen  mit  Emailschmuck  außer  Acht 
gelassen  wurden,  so  geschah  dies  nicht  nur  der  Übersichtlichkeit  halber,  son- 
dern auch  deshalb,  weil  ihre  Form  eine  besondere,  von  den  übrigen  Fibeltypen 
abweichende  ist,  welche  in  erster  Linie  mit  der  Schmelzverzierung  im  Zu- 
sammenhange steht,  aber  auch  auf  einen  gemeinsamen  Ursprung  dieser  Ware 
hinweist.  Außer  den  Fibeln  beschränkt  sich  das  Email  meist  auf  Knöpfe, 
Zierscheiben,  Anhänger  und  Deckel  von  Amuletten-  und  Wohlgeruchs- 
büchschen,  deren  unterer  Boden  durchlöchert  ist.  Die  beiden  polychromen 
Tafeln  LXVIII  und  LXIX  bringen  eine  reiche  Auswahl  unserer  Emailstücke ; 
die  Zahl  derselben  hat  sich  seit  der  Herstellung  der  Tafeln  bis  jetzt  fast  ver- 
doppelt, wie  denn  überhaupt  der  Schmelzschmuck  in  den  römischen  Provinzen 
häufiger  als  in  Italien  selbst  gefunden  wird.  Die  Textfiguren  82  und  83 
enthalten  noch  einige  neuere  Fundstücke,  deren  wir  jetzt  einschließlich  der 
Bronzen  mit  den  Spuren  von  ausgebrochenem  Email  vielleicht  60 — 70  unserem 
Museum  einverleiben  konnten.     Über  die  komplizierte  Technik  gibt  die  Ab- 


520  ^iö  Funde. 

handluiig  von  Cohanscns  «Römischer  Schmelzsclnnuck»  in  den  Nassauer 
Annalen,  Band  XII  (1873),  worin  er  schon  auf  einzehie  Saalbuigstücke  Bezug 
nimmt,  näheren  Aufsclikiß 

Der  Schmelz  oder  das  Email  ist  schon  früli  bekannt;  wir  finden  ihn 
bereits  in  ägyptischen,  etruskischen  und  griechisclien  Gräbern,  und  von  Culiauscn 
glaubt,  daß  darunter  auch  das  homerische  «-r^Xsxtfjov»  zu  verstehen  sei.  All- 
mählich in  Vergessenheit  geraten,  ist  diese  Technik  mit  dem  Aufblülien  der 
Glasindustrie  im  zweiten  Jahrhundert  nach  Christi  Geburt  wieder  in  Auf- 
nahme gekommen  und  von  den  Römern  weiter  entwickelt  worden.  Die  älteste 
Art  des  Schmelzschmuckes,  die  bezüglich  der  Herstellung  auch  die  schwierigere 
war,  ist  der  Zellenschmelz  (einail  cloisonne).  Hierbei  wurde  die  zu  verzierende 
Fläche  durch  aufgelötete  Messingstäbchen  in  Ringe  und  Felder  geteilt  und 
so  Zellen  geschaffen,  welche  mit  dem  buntgefärbten  Glasflusse  ausgefüllt 
werden  sollten,  in  dem  wir  bezüglich  seiner  Wirkung  einen  Ersatz  für 
die  in  Metall  gefaßten  Edelsteine  erblicken  dürfen.  Die  Technik  des  Zellen- 
schmelzes war  aber  mit  der  Schwierigkeit  verbunden,  für  die  Stäbchen  ein 
Lot  zu  schaffen,  welches  sich  bei  der  Herstellung  des  Schmelzes  nicht  ablöst, 
und  da  sich  solche  Stäbchen  nicht  beliebig  biegen  lassen,  so  konnte  man 
elegante  und  bewegtere  Muster  nur  schwer  herstellen.  Diese  heute  noch  im 
Orient  gepflegte  Emailteclmik  war  den  Römern  unbekannt;  sie  bedienten  sich 
vielmehr  der  einfacheren  Technik  des  Grubenschmelzes  (email  champleve), 
wobei  in  dem  Metall  durch  Guß,  Bohrung,  Gravierung  und  Punzen  Ver- 
tiefungen und  Muster  hergestellt  wurden,  welche  sich  in  einfachster  Weise 
mit  buntfarbigem  Schmelz  ausfüllen  ließen.  Hierzu  brauchte  man  aber  dicke 
Metallstärken  und  große  ßrcitenausdehnung,  um  die  richtigen  Wirkungen  zu 
erzielen;  deshalb  bevorzugte  man  die  billige  Bronze,  und  aus  demselben 
Grunde  begegnen  wir  bei  dieser  Art  überall  dem  Bestreben,  große  Flächen 
zu  schaffen,  wodurch  für  die  Verwendung  von  Schmelzschmuck  schon  von 
vornherein  eine  Beschränkung  der  Formen  veranlaßt  wurde.  Zur  Verzierung 
mit  Email  waren  deshalb  nur  Fibeln  mit  breitem  Rücken  geeignet  (Tafel  LXIX^ 
Nr.  1  und  2),  oder  die  großen  Flächen  der  Knöpfe  Nr.  5,  6,  7  und  14  der 
Tafel  LXVIII  und  die  der  Büchsendeckel  Tafel  LXIX,  Nr.  4,  10  und  11, 
welche  man  in  der  mannigfachsten  Weise  in  kleinere  Felder  einteilte.  Eine 
besonders  auffällige  Form  haben  die  Fibeln  Nr.  1  und  2  der  Tafel  LXVIII, 
die  eine  halbmondförmige  Bekrönung  und  an  der  entgegengesetzten  Seite 
eine  Endigung  in  einem  Tierkopfe  zeigen;  auch  hier  hat  man  in  der  runden, 
mit  blau,  rot  und  grün  verzierten  Scheibe  eine  für  Schmelz  geeignete  Fläche 
gefunden.  Dieses  Bestreben  schuf  auch  einen  besonderen  Typus  von  Fibeln 
(Textfigur  81,  Nr.  11 — 13),  der  einen  absichtlich  in  die  Breite  gedehnten  Bügel 
mit  dreieckigem  Schilde  aufweist.  Auch  von  Cohauscn  macht  in  der  ge- 
nannten Abhandlung  auf  ein  solches  Stück  in  Wiesbaden  aufmerksam.  Ich 
glaube  in  ihrer  Form  eine  unverkennbare  Erinnerung  an  Schildkröten  fest- 
stellen zu  müssen,  die  namentlich  durch  die  Ausgestaltung  der  über  dem 
Nadelende  befindlichen  kleinen  Platte  als  Kopf  des  Tieres  hervorgerufen  wird. 


Schmucksachen.     Schmelzschmuck.  521 

Man  könnte  hiernach  diesem  Fibeltypu.s  den  Namen  «Scliildkrötenfibel» 
beilegen. 

Mit  der  Zeit  hatte  man  das  Trennende  der  Metallstege  oder  der  durch 
sie  entstandenen  freien  Zwischenräume  störend  empfunden,  und  das  Be- 
streben, noch  größeren  Farbenwechsel  zu  erzielen,  führte  zu  einer  anderen 
Verzierungsart.  Hierher  gehören  vor  Allem  die  Schachbrettmuster  und  die 
kleinen  Pünktchen  und  Tannenbäumchen  (vergleiche  die  beiden  Fibeln  Nr.  1 
und  2  der  Tafel  LXVIII,  die  Knöpfe  Nr.  3,  4,  11  und  12  und  die  Gürtel- 
schnalle Tafel  LXIX,  Nr.  17).  Das  Verfahren  zur  Erzielung  der  kleinen, 
stets  in  derselben  Gestalt  und  Färbung  wiederkehrenden  Figuren  erklärt 
von  Cohansen  folgendermaßen:  Es  werden  wie  beim  Millefiori  verschiedenartige 
Stäbchen  zusammengeschmolzen,  diese  angewärmt,  ausgezogen  und  dadurch 
im  Querschnitt  verkleinert;  dann  zerbricht  man  sie  in  kurze  Stücke  und  setzt 
sie  in  eine  die  Grundfarbe  bildende  Schmelzmasse  ein.  Die  Zwischenräume 
werden  entsprechend  ausgefüllt,  das  Ganze  in  den  Ofen  gebracht  und  die 
Fläche  poliert.  Daß  bei  dem  Fehlen  von  Stegen  verschobene  Schachbrett- 
muster entstehen  mußten,  liegt  auf  der  Hand,  kam  aber  für  die  Gesamt- 
wirkung nicht  in  Betracht.  Die  äußerst  subtile  Herstellung  der  Tannen- 
bäurachen  geschah  ebenfalls  mit  Stäbchen,  denen  man  in  ihrem  Querschnitt 
zunächst  in  größerem  Maßstabe  die  Gestalt  eines  Taimen  bäumchens  verlieh. 
Das  Stäbchen  wurde  nach  seiner  Erhitzung  in  die  Länge  gezogen,  wo- 
durch sich  die  Zeichnung  verkleinerte,  bei  gleichmäßigem  Ziehen  aber  stets 
dieselbe  blieb  und  im  Querschnitt  immer  wiederkehrte.  Die  Masse  wurde 
dann  in  passende  Längen  geschnitten  und  in  die  ausgetiefte  Fläche  ein- 
gelegt. In  Murano  werden  heute  noch  ähnliche  Arbeiten  in  derselben  Weise 
gefertigt. 

Von  einer  weiteren  Art  der  Emailarbeit,  nämlich  Steinchen  oder  Perlen 
in  die  Masse  einzusetzen,  welche  über  die  umgebende  Fläche  hervorragen, 
bietet  die  Nabe  der  rad  förmigen  Fibel  Nr.  17  auf  Textfigur  82  einen  Beleg. 
Über  die  Gesamtwirkung  eines  reich  mit  Email  verzierten  Schmuckstückes 
belehrt  uns  die  Gürtelschnalle,  Textfigur  83,  Nr.  10.  Sie  ist  in  einem  Brunnen 
gefunden  und  frei  von  Oxyd,  sodaß  die  ursprüngliche  Farbe  der  goldglänzen- 
den Bronze  in  die  Erscheinung  tritt.  Diese  Form  ist  noch  in  zwei  weiteren 
Exemplaren,  darunter  Tafel  LXIX,  Nr.  17,  vertreten. 

An  diesem  Beispiele  ersehen  wir,  welche  hervorragend  künstlerische 
Wirkung  der  mit  Bronze  in  Verbindung  gebrachte  Schmelzschmuck  hervor- 
gebracht hat,  wobei  stets  das  goldähnliche  Aussehen  des  genannten  Metalls 
zugleich  die  vermittelnde  Rolle  zwischen  den  mannigfachen  Farben  des  Emails 
spielte,  ein  Umstand,  der  uns  heute  noch  veranlaßt,  bunte  Bilder  mit  goldenen 
Rahmen  einzuschließen. 

Mit  den  Römern  verschwand  im  vierten  und  fünften  Jahrhundert  auch 
der  Schmelzschmuck  aus  Deutschland  und  Frankreich,  der  sich  nicht  nur 
auf  kleinere  Stücke  beschränkt  hatte,  sondern  auch  bei  Gefäßen  und  großen 
Schmuckgegenständen  zur  Verwendung  gelangt  war,  wie  sie  Lindenschmit  in 


522  Die  Funde. 

zwei  Musterbeispielen  im  III.  Baude,  Heft  XI,  Tafel  III  abbildete.  Die  ger- 
manischen Völker  zogen  gefaßte  Edelsteine  vor,  und  erst  dem  Mittelalter  war 
es  vorbehalten,  die  Emailtechnik  wieder  in  Aufnahme  zu  bringen. 


10.  Hufbeschlag  und  Pferdegeschirr. 

(Tafeln  XXXVI,  XXXXI,  1-IX  und  Textfiguren  86  und  87.) 

Die  Frage,  ob  die  Römer  den  Hufbeschlag  kannten,  ist  schon  öfters 
erörtert  und  teils  bejaht,  teils  verneint  worden;  schon  WincJcelmann^^''')  hat 
sich  damit  beschäftigt.  P^s  würde  hier  zu  weit  führen,  den  vielumstrittenen 
Gegenstand  umfassend  zu  behandeln,  vielmehr  muß  dieses  Unternehmen  einer 
besonderen  Arbeit  vorbehalten  bleiben;  ich  verweise  daher  für  diejenigen, 
welche  dieser  immerhin  wichtigen  Frage  ein  größeres  Interesse  entgegenbringen, 
auf  die  treffhchen  Abhandlungen  von  Schaafflicmsm^^'^)  und  SchUchen^^^),  die 
auch  beide  die  einschlägige  Litteratur  angegeben  haben.  Das  Endergebnis 
ihrer  Untersuchung  ist  aber  verschieden;  denn  während  der  Erstere  den  Huf- 
beschlag, d.  h.  den  Gebrauch,  die  Eisen  auf  den  Huf  zu  nageln,  bei  den 
Römern  im  2.  und  3.  Jahrhundert  als  bekannt  annimmt,  will  Letzterer  dies 
nicht  zugeben,  sondern  nur  für  andere  Völker  der  gleichen  Periode  gelten 
lassen.  Schaaff hausen  legt  das  Hauptgewicht  auf  die  Funde,  Schliehen  mehr 
auf  die  Nachrichten  der  alten  Schriftsteller ''^)  und  auf  die  praktische  Be- 
deutung der  Hufeisen;  er  sagt  darüber  treffend:  «Der  Hufbeschlag  ist  ein 
unentbehrliches  Mittel.  So  lange  das  Pferd  in  der  Wildnis  lebt  und  sich 
nach  Gefallen  auf  zusagendem  Boden  bewegen  kann,  braucht  es  keine  Eisen, 
sobald  es  aber  anhaltend  auf  schlechtem  Boden  gehen  oder  laufen  muß  und 
der  Huf  auf  rauher  Unterlage  fortwährend  durch  schwere  Lasten  noch  ver- 
mehrter Reibung  ausgesetzt  ist,  wird  selbst  das  festeste  Hörn,  besonders  bei 
Nässe,  sich  stark  abnutzen  und  das  Pferd  schließlich  zeitweise  oder  dauernd 
lahm  und  unbrauchbar  werden,  wenn  nicht  zur  rechten  Zeit  geeignete  Mittel 
angewendet  werden ,  um  den  schädlichen  Einflüssen  das  Gegengewicht  zu 
halten. » 

Die  Hufe  der  Pferde  mit  einem  künstlichen  Schutz  zu  versehen,  war 
von  der  Zeit  ab,  als  man  die  Pferde  in  den  Dienst  der  Menschen  stellte  und 
sie  besonders  auf  gebirgigem  und  steinigem  Boden  verwendete,  als  Notwendig- 


»«)  Vgl.  WincMmann,  Sämtliche  Werke  1825,  IX,  Seite  434. 

«*')  Schaaffhausen,  «Hatten  die  Römer  Hufeisen  für  ihre  Pferde  und  Maultiere?»  in 
Bonner  Jahrbücher,  Heft  LXXXIV. 

"^)  Schliehen,  «Die  Hufeisen-Frage»  in  Nassauer  Annalen,  Band  XX. 

Hierbei  möchte  ich  noch  auf  Dr.  L.  Lindenschmit,  «Die  ältesten  Formen  der  Huf- 
eisen» in  seinen  «Altertümer  unsrer  heidnischen  Vorzeit»,  Band  IV,  auf  Dr.  L.  Beck, 
Geschichte  des  Eisens,  Braunschvveig  1884,  Seite  773,  sowie  auf  3Iommsen-Blümner,  der 
Maximaltarif  des  Diocietian,  S.  110  hinweisen. 

s")  Die  hauptsächlichsten  Stellen  finden  sich  bei  Catull  17,  26,  Plinius  XXVIII.  20, 
XXXIII.  11,  Sueton,  Nero  30,  Vespasian  23,   sowie  an  verschiedenen  Stellen  bei  Vcgetius. 


Der  Hufbeschlag.  523 

keit  empfunden  worden;  daß  man  schon  frühe  dafür  Vorkehrungen  getroffen, 
wird  von  keiner  Seite  bestritten,  und  es  sind  auch  Spuren  von  solchen  nach- 
gewiesen. Schon  die  Ägypter  suchten,  obgleich  es  der  weiche  Boden  ihres  Landes 
weniger  erheischte,  die  Hufe  der  Pferde  durch  Flechtwerk  zu  schützen,  wie  über- 
haupt nachgewiesen  ist,  daß  bei  vielen  alten  Völkern  der  Gebrauch  bestand, 
die  Hufe  der  Pferde  wie  der  Maultiere,  Esel,  Kamele  und  Ochsen  mit  Schuhen 
von  Bast,  Ginster  (solea  sparten)^  Filz  oder  Leder,  welche  mit  Riemen  fest- 
gebunden wurden,  zu  umgeben.  Auch  die  Verwendung  der  Pferdeschuhe  aus 
Eisen  ist  durch  schriftliche  Nachrichten  wie  durch  Funde  vollständig  verbürgt; 
als  unentschieden  gilt  nur  die  Frage,  zu  welcher  Zeit  zuerst  das  Schutzmittel 
mit  Nägeln  auf  den  Huf  befestigt  wurde,  d.  h.  die  Hufeisen  in  Gebrauch  kamen, 
eine  Frage,  die  sich  für  eine  engere  Zeitgrenze  kaum  beantworten  lassen  dürfte. 
Ebensowenig  läßt  sich  aber  auch  feststellen,  welches  Volk  diesen  nützlichen, 
heute  noch  unentbehrlichen  und  seit  dem  Altertum  kaum  veränderten  Huf- 
schutz erfunden  hat.  Über  den  ersten  der  fraglichen  Punkte  hat  uns  die  Saal- 
burg Aufschlüsse  gegeben,  die  über  allen  Zweifel  erhaben  sind,  und  ich  glaube 
es  als  sicher  aussprechen  zu  dürfen,  daß  man  im  Hinblick  auf  die  große  Zahl 
von  Hufeisen  und  die  Fundumstände  nicht  mehr  im  Zweifel  zu  sein  braucht, 
daß  in  der  Zeit,  als  die  Römer  die  Saalburg  und  den  Limes  im  Besitz  hatten, 
der  Hufbeschlag  nicht  nur  bereits  allgemein  üblich,  sondern  daß  er  gerade 
für  den  Taunus  mit  seinem  steilen  und  steinigen  Boden  eine  unabweisbare 
Notwendigkeit  war.  Selbst  heute  ist  es,  wie  mir  von  vielen  Fuhrleuten  ver- 
sichert wird,  trotz  der  so  sehr  verbesserten  Weganlagen  nicht  möglich,  mit 
unbeschlagenen  Pferden  die  Lastwagen  selbst  durch  den  niedrigen  Saalburg- 
paß über  das  Gebirge  zu  bringen.  Ein  vorsichtiger  Fuhrmann  spannt  des- 
halb sein  Pferd  aus,  wenn  es  ein  Eisen  verloren  hat,  und  läßt  es,  ohne  es 
zum  Ziehen  zu  gebrauchen,  nebenher  laufen  oder  sucht  sich  auf  andere  Weise 
zu  helfen;  ebenso  wird  er  niemals  an  ein  unbeschlagenes  Tier  große  An- 
forderungen stellen.  Nur  bei  Pferden  mit  ganz  harten  Hufen  würde  ein  vor- 
übergehender Verzicht  auf  die  Eisen  möglich  sein  und  selbst  dann  nur  für 
ganz  kurze  Zeit. 

Ehe  ich  auf  die  Saalburgfunde  des  Näheren  eingehe,  will  ich  noch  auf 
den  stets  wiederkehrenden  Einwurf  antworten,  daß  an  alten  Denkmälern  auch 
des  2.  und  3.  Jahrhunderts  der  Huf  beschlag  fehle.  Zutreffend  und  auch  auf- 
fällig ist  es,  daß  an  der  bekannten  Reiterstatue  des  Marc  Äurel,  den  Pferden 
der  Trajans-  und  Antoninussäule,  sowie  anderer  antiker  Darstellungen  Huf- 
eisen nicht  vorhanden  sind;  dies  aber  als  ausschlaggebenden  Beweis  gegen 
den  Gebrauch  des  Hufbeschlags  anführen  zu  wollen,  verbietet  sich  aus 
mancherlei  Gründen.  Zunächst  mögen  in  der  römischen  Kaiserzeit,  in  der 
jene  Werke  entstanden  sind,  für  die  Darstellungen  die  Tradition  und  vielleicht 
ästhetische  Gründe  maßgebend  gewesen  sein,  auch  wäre  es  möglich,  daß  man 
in  der  Anbringung  von  Hufeisen  eine  Entstellung  des  Pferdes  und  seiner  Füße 
erblickt  hätte.  Außerdem  ist  es  immerhin  auch  denkbar,  daß  man  in  Rom 
selbst  um  diese  Zeit  keine  Hufeisen  benutzte.    In  der  Renaissancezeit  war 


524  Die  Funde. 

die  Darstellung  von  Hufeisen  an  den  Pferden  der  Reiterstatuen  nicht  all- 
gemein üblich,  auch  das  berühmte  Berliner  Reiterstandbild  des  Großen  Kur- 
fürsten von  Sc/Uiiter  kennt  keine  Hufeisen,  was  freilich  damit  begründet 
werden  kann,  daß  man  sich  dabei  an  die  klassischen  Vorbilder  anlehnte,  wie 
es  die  Imperatorentracht  des  Fürsten  selbst  beweist.  Andererseits  haben  aber 
die  ebenso  berühmten  Reiterstandbilder  des  Bartolommeo  Colleoni  von  Verrocchio 
und  des  Gattamelata  von  DonatcUo  aus  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts  wohl 
ausgebildete  breite  Hufeisen,  etwa  wie  Textfigur  87,  Nr.  23.  In  der  Gegen- 
wart werden  vielfach  die  Pferde  solcher  Denkmäler  ohne  Hufeisen  hergestellt. 
Nun  sind  aber,  was  nicht  allgemein  bekannt  sein  dürfte,  zwei  Werke  vor- 
handen, die  aus  dem  2.  oder  3.  Jahrhundert  stammen  sollen  und  unverkenn- 
bar den  Beschlag  der  Pferde  in  der  heute  noch  gebräuchlichen  Weise  zeigen; 
ich  führe  sie  als  Beleg  auch  um  deswillen  an,  weil  ihre  Eintstehung  mit  der 
Blütezeit  der  Saalburg  zusammenfällt;  sie  sind  daher  als  notwendige  Ergänzung 
mit  in  Rechnung  zu  ziehen. 

Das  eine  ist  das  schon  von  Schaaffhansen  besprochene  Steinmonument 
von  Vaison  im  Museum  zu  Avignon,  auf  dem  die  Maultiere  mit  Hufeisen 
versehen  sind  und  auch  deren  Befestigung  mit  umgenieteten  Nägeln  dar- 
gestellt ist.  Das  zweite  ist  ein  Bronzepferd,  das  in  den  Thermen  des  Kon- 
stantin gefunden  sein  soll,  sich  zur  Zeit  im  Palazzo  Rospigliosi  in  Rom 
befindet  und  nach  Effenberg  aus  der  Zeit  BioMctians  herrühren  dürfte. 
Matz  und  von  Buhn^'"'^)  führen  in  ihrem  Verzeichnisse  dieses  Bronze- 
pferd ohne  besondere  Erwähnung  der  Hufeisen  bereits  auf;  sie  geben  nur 
eine  kurze  Beschreibung  und  nehmen  die  Höhe  desselben  mit  0,94  m  an. 
Bei  Gelegenheit  der  im  Frühjahr  1889  unter  Führung  der  Professoren  Zange- 
meister, von  Du/in  und  von  Domaszewshi  unternommenen  Studienreise  badischer 
Gymnasiallehrer  nach  Itahen,  deren  ich  mich  noch  gerne  erinnere,  fand  ich 
Gelegenheit,  mit  diesen  das  Pferd  und  den  Hufbeschlag  zu  besichtigen.  Der 
Kürze  der  Zeit  halber  konnte  ich  damals  nur  eine  flüchtige  Skizze  desselben 
nehmen;  Bildhauer  Gertli  in  Rom  hat  mir  später  in  dankenswerter  Weise 
eine  gute  Zeichnung  geliefert,  die  in  der  Textfigur  86  nachgebildet  ist.  Ich 
halte  diese  Wiedergabe  schon  darum  für  angebracht,  weil  bei  einer  Besprechung 
der  Hufeisenfrage  ein  so  wichtiges  Beweisstück  nicht  fehlen  darf,  auch  meines 
Wissens  eine  Veröffentlichung  nach  dieser  Richtung  noch  nicht  stattgefunden 
hat.  Das  Pferd  ist  vorschreitend,  äußerst  lebendig  in  der  Bewegung,  ohne 
Übertreibung  und  anatomisch  richtig  dargestellt;  es  ist  tadellos  erhalten  und 
zeigt  nirgends  Spuren  einer  späteren  Restauration,  was  auch  die  Ansicht 
einiger  Gegner  der  römischen  Hufeisen  widerlegt,  als  seien  diese  nachträglich 
angeflickt  worden.  Sehr  schön  ist  besonders  der  rechte,  erhobene  massive 
Vorderfuß  und  der  linke  hohle  Hinterfuß.  Unsere  Abbildung  zeigt  in  drei 
verschiedenen  Ansichten  den  Hufbeschlag  des  rechten  Vorderfußes;  die  Eisen 
sind  flach  und  haben  die  Form  derjenigen  unserer  Hufeisen,  die  ich,  wie  aus 


»M)  Antike  Bildwerke  in  Rom,  1881,  Bd.  I,  S.  463,  Nr.  1617. 


Der  Hufbeschlag. 


525 


dem  Folgenden  hervorgeht,  zu  den  Zweitältesten  rechne  (Textfigur  87,  Nr.  14 
und  18).  Sie  stehen  etwas  über  den  Huf  vor  und  geben  diesem  dadurch 
einen  besonderen  Schutz;  in  Neapel  sieht  man  heute  noch  die  Pferde  in  dieser 
Weise  beschlagen.  An  der  unteren  Seite  (Textfigur  86,  Nr.  2  und  3)  sind  Ncägel 
nicht  sichtbar,  dagegen  treten  die  acht  umgenioteten  Nagelspitzen  am  Hufe 
selbst  deuthch  hervor  (Nr.  1 — 3).  Das  angegossene  Hufeisen  hat  nach  dem 
Originale  eine  Länge  von  8  cm  und  eine  Dicke  von  5  mm,  alles  Übrige  ist 
aus  der  in  der  Hälfte  der  natürlichen  Größe  hergestellten  Textabbildung  zu 
ersehen.  Auch  will  ich  auf  ein  in.  der  Sammlung  des  Herrn  Bourgignon  in 
Neapel  befindhches,  11\'2  cm  langes  Hufeisen  von  Bronze  hinweisen,  das  aus 
Calabrien  stammen  soll;  es  hat  acht  Nagel löcher  und  ist  nach  vorne,  ähnlich 
wie  die  Pferdeschuhe,  etwas  umgebogen. 


/     .' 


Fig.  86.    Fuß  dei-  Bicuzestiituette  eines  Pferdes.    (V2  der  uat.  Größe.) 


•  Als  weitaus  wichtigster  Beweis  aber  für  den  Gebrauch  der  Hufeisen  in 
Römerzeit  sind  die  Funde  auf  der  Saalburg  zu  verzeichnen,  die  ich  von  allem 
Anfang  an  mit  besonderer  Sorgfalt  verfolgt  habe.  Man  hat  ihnen  auf  An- 
regung des  Gesamtvereins  der  deutschen  Geschichts-  und  Altertumsvereine  ^^') 
jetzt  überhaupt  in  Deutschland  eine  größere  Aufmerksamkeit  zugewendet,  sie 
gewissenhaft  verzeichnet   und  dabei   gefunden,    daß    sie   weit  zahlreicher   an 

861)  Vergl.  Korrespondenzblatt  des  Gesamtvereins,  1876,  1886  und  1889. 


52G  Die  Funde. 

sicheren  Römerstätten  vorkommen,  als  man  frülier  glaubte;  auch  hierüber 
giebt  bereits  Schaaff hausen  Auskunft.  In  Frankreich  und  der  Scliweiz  schloß 
man  sich  dem  oben  genannton  Bestreben  an.  Für  die  Letztere  hat  J.  Heierli 
in  Züricli  eine  interessante  Zusammenstellung  der  Hufeisenfunde  von  50  Orten 
und  zwar  aus  vorrömischen  Grabhügeln  und  römischen  Ansiedelungen  ver- 
ött'entlicht  und  dazu  eine  gute  Beschreibung  mit  Angabe  des  Gewichts  und 
der  Zahl  der  Nagellöcher  der  einzelnen  Stücke  gegeben ^•^*).  Er  bemerkt  da- 
bei ausdrücklich:  «Die  Frage  der  Hufeisen  ist  eine  oft  erörterte,  und  doch  ist 
man  noch  zu  keinem  abschließenden  Urteil  gelangt;  jeder  Beitrag  zur  Lösung 
muß  also  willkommen  sein». 

Was  nun  die  Pferdeschuhe  oder  Hufeisen  (vestigium  equi,  solea  fcrrca) 
der  Saal  bürg  anbelangt,  so  sind  dieselben  unter  den  gleichen  Verhältnissen 
wie  alle  übrigen  Gegenstände  gefunden  worden  und  können  deshalb  auch  den- 
selben Wert  wie  diese  für  sich  in  Anspruch  nehmen.  Es  ist  auch  an  ver- 
schiedenen Orten  der  vorhergehenden  Abschnitte  gerade  auf  den  Umstand 
hingewiesen  worden,  daß  das  Ausgrabungsgebiet  der  Saalburg  abseits  vom  Ver- 
kehr gelegen  und  seit  Römerzeit  unberührt  geblieben  ist.  In  Bezug  auf  das 
frühere  Aussehen  des  Kastells,  in  dem  nahe  an  hundert  Hufeisen  —  im 
Jahre  1886  allein  auf  einer  kleinen  Fläche  von  900  qm  nicht  weniger  als 
19  Stück  —  gefunden  worden  sind,  niöchte  ich,  um  jeden  Zweifel  zu  be- 
seitigen, noch  Folgendes  hinzufügen:  Als  Archivar  Hahel  1853  mit  den  ersten 
wissenschaftlichen  Ausgrabungen  begann,  waren  nicht  allein  die  Mauertrümmer 
mit  dichtem  Wald  und  Gestrüpp  bewachsen,  sondern  es  mußte  für  das  Kastell 
erst  ein  fahrbarer  Zugang  geschaffen  werden.  Die  wenig  ausgefüllten  Spitz- 
gräben und  die  Umfassungsmauern  mit  hoher  Aufschüttung  zeigten  nirgends 
Spuren  eines  Durchgangs,  in  den  Thoröffuungen  lag  das  umgestürzte  Mauer- 
werk, und  nur  ein  schmaler  Fußpfad  führte  in  das  Kastell,  durch  den  zur 
Not  ein  einzelner  Reiter  hätte  durchkommen  können.  Erst  in  den  Jahren 
1853  bis  1872  wurden  die  Thoreingänge  aufgeräumt  und  Fahrwege  hergestellt; 
es  steht  daher  fest,  daß  nach  der  Römerzeit  ein  für  Fuhrwerke  benutzbarer 
Weg  nirgends  in  das  Kastell  führte.  Die  Fortschaffung  des  im  Innern  des- 
selben gefällten  Holzes  und  der  ausgebrochenen  Steine  geschah  in  früherer 
Zeit  wohl  genau  so,  wie  auch  heute  in  unfahrbarem  Terrain,  nämlich  ver- 
mittelst Karren  oder  durch  Schleifen.  Ferner  war  das  Kastell  auch  durch 
viele  Vertiefungen,  offenstehende  Brunnen,  Erhöhungen,  sowie  starkes  Weiß- 
dorngestrüpp kaum  für  Menschen,  geschweige  denn  für  Pferde ^^^)  zugänglich 
(vergl.  E.  Neuhof,  Seite  15).  Unter  diesen  Umständen  wird  man  auch  zugeben 
müssen,  daß  später,  als  die  Römerburg  in  Schutt  und  Trümmern  lag,  die  Ge- 
legenheit fehlte,  daselbst  Hufeisen  zu  verlieren.  Daß  etwa  in  der  Frankenzeit  ein 
Verkehr  dort  bestanden  habe,  ist  schon  früher  widerlegt  worden;  dagegen  spricht 


85J)  Vergl.  Anzeiger  für  schweizerische  Alterturaskunde,  XXI.  Jahrgang,  Zürich  1888, 
Seite  98  flF. 

**3)  Die  im  Homburger  Stadtarchiv  befindlichen  Verzeichnisse  über  den  Viehbestand 
im  Mittelalter  weisen  nur  wenige  Pferde  auf;  als  Lasttiere  dienten  vornehmlich  Ochsen, 


Der  Hufbeschlag.  527 

auch  schon  der  unberührte  Brandschutt,  der  heute  an  den  nicht  umgegrabenen 
Stellen  noch  genau  so  Hegt,  wie  ihn  die  letzte  Zerstörung  sich  hat  lagern 
lassen.  Und  nur  in  diesen  Schichten  oder  unter  denselben  haben  sich  im 
Kastell  die  Hufeisen  gefunden.  Anders  verhält  es  sich  in  der  Bürgerlichen 
Niederlassung,  durch  die  im  Mittelalter  ein  Weg  nach  dem  Überhöhischen 
Gelände  führte;  hier  könnte  wohl  auch  später  ab  und  zu  ein  Hufeisen  ver- 
loren worden  und  mit  in  unsere  Sammlung  geraten  sein;  doch  dürfte  diese 
Möglichkeit  schon  deswegen  nicht  wesentlich  in  Betracht  kommen,  weil  der 
mittelalterliche  Weg  bei  den  Ausgrabungen  nur  selten  berührt  wurde,  und 
weil  die  wenigen  möglicherweise  einer  späteren  Zeit  angehörenden  Exemplare 
gegenüber  der  großen  Zahl  der  zweifellos  römischen  Hufeisen  nicht  ins  Ge- 
wicht fallen  dürften. 

Über  die  Fundumstände  der  Hufeisen  sei  noch  besonders  bemerkt,  daß 
ich,  nachdem  einmal  der  römische  Ursprung  derselben  angezweifelt  ^^^)  worden 
war,  die  Fundstellen  genau  geprüft  und  alle  dabei  in  Betracht  kommenden 
näheren  Umstände  festgestellt  habe.  Hierdurch  wurde  nicht  nur  erwiesen, 
daß  die  Hufeisen  ebenso  gut,  wie  die  dabei  liegenden  anderen  Fundstücke 
aus  der  Römerzeit  herrühren  mußten,  sondern  es  konnten  auch  durch  die 
verschiedenen  Tiefenlagen  für  ihr  Alter  und  damit  für  die  Entwicklung  des 
Hufbeschlags  ziemlich  sichere  Anhaltspunkte  gewonnen  werden. 

In  dem  Nachstehenden  will  ich  versuchen,  die  verschiedenen  Arten  der 
Pferdeeisen  zu  beschreiben  und  nach  ihrem  vermutlichen  Alter  zu  klassifizieren. 
Dieselben  lassen  sich,  abgesehen  von  den  Pferdeschuhen,  in  drei  Arten  ein- 
teilen, die  in  der  Mehrzahl  klein  sind  und  auf  kleine  Pferde  und  Maultiere 
hindeuten.  Ich  möchte  jedoch  gleich  hier  betonen,  daß  zwar  die  Größe  der 
Eisen  für  Hufe  von  Maultieren  passen  würde,  daß  aber  bis  jetzt  nirgends, 
wie  im  Abschnitt  XIV  unter  3  dargethan  wird,  Knochen  von  solchen  nach- 
gewiesen werden  konnten;  dagegen  fanden  sich  viele  Pferdeknochen,  sogar 
Schädel  und  ganze  Gerippe. 

Als  älteste  Art  des  Hufschutzes  werden  zweifellos  die  schon  anfangs  er- 
wähnten Pferdeschuhe  (solea  ferrea)  Textfigur  87,  Nr.  8  und  9,  die  so- 
genannten «Hipposandalen»  anzusehen  sein;  daß  sie,  wie  LindenscJimit  und 
von  Cohausen  angenommen  haben,  lediglich  für  kranke  Pferde  gedient  haben 
sollen,  scheint  mir  nicht  recht  einzuleuchten,  denn  ihr  zahlreiches  Vor- 
kommen spricht  für  eine  allgemeinere  Benutzung.  Das  römische  Feld  bei 
Dalheim  im  Luxemburgischen  hat  deren  allein  zehn  Stück  geliefert,  die  Saal- 
burg, wenn  man  die  Bruchstücke  dazu  rechnet,  annähernd  ebensoviel.    Eine 


*"*)  Mit  welch  hartnäckigem  Vorurteil  man  die  Hufeisen  früher  behandelte,  mag 
daraus  zu  ersehen  sein,  daß  man  mir  bei  einem  Besuche  der  im  Jahre  1878  auf  der  Kapers- 
burg vorgenommenen  Ausgrabungen  auf  meine  Frage  nach  Hufeisen  erklärte,  solche 
seien  wohl  gefunden,  aber  sofort  beseitigt  worden,  um  nicht  den  Glauben  aufkommen  zu 
lassen,  als  ob  die  Kapersburg  in  nachrömischer  Zeit  bewohnt  gewesen  sei,  wodurch  die 
übrigen  Fundstücke  an  Wert  verlieren  müßten. 


528 


Die  Funde. 


Zusammenstellung  derselben  mit  Quellenangabe  bringt  A.  lhirff'^-''%  auch 
Lindenschmit  (Bd.  4)  und  Major  Schlichen  in  den  Nassauer  Annalen,  Bd.  XX. 
Letzterer  ist  der  Ansicht,  daß  man  mit  Strohschuhen  angefangen  und  bei 
fortschreitender  Geschicklichkeit  in  der  Bearbeitung  des  Eisens  den  Plufschutz 


0  0  ff  0  n 


Fig.  87.    Hufeisen  und  Sporen.    ('/«  der  uat.  Größe.)"«) 

aus  diesem  Metall  hergestellt  liabe;  im  Museum  zu  Neapel  befindet  sich  eine 
gut  erhaltene,  aus  Hanf  geflochtene  Scheibe  von  9  auf  11  cm  Größe  in  der 

•")  Zur  Geschichte  der  Huf  beschlagkunde  von  Dr.  Ä.  Rueff,  Professor  der  Tierheil- 
kunde in  Hohenheim,  Stuttgart  1864. 

"«)  Die  photographische  Aufnalime  hierzu  sowie  die  zu  vielen  anderen  Textöguren 
verdanke  ich  Herrn  und  Frau  Hofphotograpli  Th.  H.  Voigt  aus  Homburg  v.  d.  H.,  die  beide 
nach  dieser  Richtung  meine  archäologischen  Arbeiten  von  jeher  mit  größter  Bereitwillig» 
keit  gefördert  haben. 


Der  Hufbeschlag.  529 

Form  eines  Hufes ;  sie  mag  wohl  als  Einlage  oder  Ausfütterung  eines  eisernen 
Pferdescliulies  gedient  haben.  Textfigur  87  zeigt  in  Nr.  8  und  9  zwei  Pferde- 
schuhe von  der  Saalburg;  mit  Letzterem  ist  ein  dabei  gefundener  Huf  dar- 
gestellt, Nr.  8  ist  der  mit  einem  ähnlichen  im  Brunnen  Nr.  6  gefundene. 
Alle  unsere  Pferdeschuhe  stammen  aus  den  untersten  Schichten  oder  aus 
Brunnen;  einer  davon  lag  unter  einer  gestückten  alten  römischen  Straße, 
die  einer  Untersuchung  wegen  durchbrochen  werden  mußte.  Die  auf  Text- 
figur 87  wiedergegebeneu  Exemplare  zeigen  die  gebräuchlichen  Formen; 
Nr.  9  ist  nach  vorne  umgebogen,  um  den  Huf  nach  dieser  Richtung  besonders 
zu  schützen,  an  Nr.  8  sind  nur  seitliche  Umbiegungen;  beiden  gemeinsam 
sind  die  nach  vorn  und  rückwärts  vorspringenden  Haken  und  Ringe,  die  zur 
Befestigung  der  Riemen  und  zum  Anbringen  der  Schuhe  dienten.  Man  hält, 
wie  schon  oben  gesagt  wurde,  allgemein  diese  eisernen  Hippo-  oder  Mulo- 
sandalen  für  den  ältesten  Schutz  des  Hufes  und  ist  der  Ansicht,  daß  sich  aus 
ihnen  allmählich  die  aufzunagelnden  Hufeisen  entwickelt  haben;  einige  von 
diesen  zeigen  noch  die  Umbiegung  eines  Lappens  nach  vorn,  vergleiche  Text- 
figur 87,  Nr.  29.  Heute  sucht  man  umgekehrt  aus  dem  Hufeisen  wieder  den 
Pferdeschuh  auszubilden  und  diesen  wieder  einzuführen.  Es  liegt  mir  eine 
Zeichnung  der  Zeitschrift  «Scientific  American»  vom  3L  Oktober  1891  vor,  w^elche 
diese  patentierte  Vorrichtung  «a  horse  shoe  to  be  clamped  on  the  hoof»  nennt. 
Dieser  amerikanische  Hufbeschlag  ist  den  römischen  eisernen  Pferdeschuhen 
ähnlich,  er  wird  wie  diese  nur  angelegt  und  nicht  genagelt;  zur  Erleichterung 
des  An-  und  Ausziehens  ist  auf  der  vorderen  Seite  ein  Scharnier  angebracht;  zu 
seiner  Befestigung  benutzt  man  anstatt  der  Riemen  einen  am  oberen  Ende  befind- 
lichen Krampen,  den  man  mittelst  einer  Mutterschraube  stellen  und  lösen  kann. 

Ich  gehe  nunmehr  zu  den  Hufeisen  in  unserm  heutigen  Sinne  über,  von 
denen  sich  drei  charakteristische  Arten  feststellen  lassen;  als  Vertreter  der 
ältesten  betrachte  ich  Nr.  10  der  Tafel  XXXXI  und  Nr.  10—12  der  Text- 
figur 87;  es  sind  meist  kleine,  durchschnittlich  9 — 10  cm  breite  und  11 — 12  cm 
lange,  noch  sehr  primitiv  und  unvollkommen  geformte  Hufeisen.  Sie  haben 
alle  da,  wo  sich  die  Nagellöcher  befinden,  kreisartige  Ausbuchtungen,  die  beim 
Einschlagen  derselben  in  dünnes  Eisen  entstanden  sind;  an  den  Enden  sind 
durch  Umbiegen  «Stollen»  angebracht,  doch  giebt  es,  wie  Nr.  12  zeigt,  auch 
solche,  wo  die  Stollen  fehlen ;  alle  haben  sechs  Nagellöcher,  die  vertieft  sitzen ; 
ihr  Gewicht  schwankt  jetzt  zwischen  120 — 150  Gramm,  doch  mag  dieses 
durch  Abnutzung  und  Oxydation  gegen  früher  etwas  vermindert  sein. 

Sie  als  die  ältesten  anzusehen,  veranlaßt  mich  nicht  allein  die  rohe 
Arbeit  dieser  Hufeisen,  sondern  auch  ihr  Fundort,  da  sie  in  den  untersten 
Schichten  und  zwei  davon  sogar  unter  einer  gemörtelten  Mauer  im  Kastell 
ebenfalls  in  Stückungen  alter,  in  der  Römerzeit  wieder  verdeckter  Wege  lagen. 
Dieselbe  Hufeisenart  fand  Pfarrer  Dahlem  mitten  in  dem  Pflaster  einer 
römischen  Straße  bei  Regensburg  in  einer  Tiefe  von  1^2  Metern^^^).     Auch 

357^  Vergl.  Korrespondenzblatt  des  Gesamtvereins  der  deutschen  Geschichts-  und 
Altertumsvereine,  28.  Jahrgang,  Nr.  5. 

Jacobi,  Das  Römerkastell  Saalburg.  84 


530  ^^^®  Funde. 

Qmquerez^^%  der  sich  mit  diesem  Gegenstand  beschäftigte,  hält  die  Hufeisen 
mit  ausgebuchtetera  Rande  für  die  ältesten  und  ist  der  Meinung,  daß  sie 
schon  in  Gallien  in  vorrömischer  Zeit  benutzt  worden  seien,  und  daß  ihr 
Gebrauch  sich  lange  erhalten  habe. 

Als  die  Zweitälteste  Art  möchte  ich  Nr.  8,  9  und  12  der  Tafel  XXXXI 
und  Nr.  13,  17  und  18  der  Textfigur  87  ansehen;  während  die  Vorigen  ge- 
wöhnlich nur  eine  Eisenbreite  von  2  cm  haben,  sind  diese  stärker  und  breiter, 
in  der  Mitte  3—4  cm.  Sie  verjüngen  sich  nach  den  Enden  hin,  die  eine 
gratartige  Erhöhung  zeigen  und  bei  manchen  fast  spitz  zulaufen  (Nr.  17), 
haben  durchgängig  sechs  Nagellöcher  ohne  Ausbuchtungen  und  sind  nach 
dem  äußeren  Rande  hin  glatt;  eine  Ausnahme  davon  macht  Nr.  12  der 
Tafel  XXXXI,  welches  zur  Aufnahme  von  8  Nägeln  bestimmt  war.  Linden- 
schmit  hat  im  IV.  Baude  auf  Tafel  28  einen  Teil  dieser  und  der  vorherbe- 
schriebenen Hufeisen  unserer  Sammlung  in  größerem  Maßstab  abgebildet  und 
sie  im  Allgemeinen  als  die  ältesten  Formen  bezeichnet.  Auf  der  Saalburg  sind 
60  Stück  der  zuletzt  beschriebenen  gefunden  und  zwar  in  den  unteren  Brand- 
schichten; zwei  davon  lagen  unter  der  Wallmauer  des  Kastells,  wo  sie 
bei  Herstellung  eines  Durchbruches  zur  Ableitung  des  Wassers  zum  Vorschein 
kamen.  Da  nach  den  früheren  Darlegungen  die  Entstehung  der  Mauer  in  den 
Anfang  des  3.  Jahrhunderts  zu  setzen  ist,  so  kann  der  Gebrauch  dieser  Eisen 
für  das  2.  Jahrhundert  angenommen  werden.  Im  Übrigen  sind  weitaus  die 
meisten  dieser  Eisen  in  den  Bauten  ausgegraben  worden,  die  man  sich  deshalb 
als  Pferdeställe  (vergl.  Seite  125  und  126)  gedacht  hat.  So  lagen  in  der  nord- 
östlichen Ecke  des  Baues  zwischen  Villa  und  Römerstraße  (Tafel  XIV,  Fig.  I,  C) 
sieben,  und  etwa  einen  Meter  davon  fünf  Stück  auf  einem  Platze  beisammen. 
Diese  Funde  sind  für  die  Beurteilung  der  Hufeisenfrage  schon  deshalb  von 
besonderer  Wichtigkeit,  weil  sie  beweisen,  daß  sie  nicht  zufällig  von  Pferden 
dort  verloren,  sondern  von  Fuhrleuten  oder  Pferdetreibern  an  diesen  Stellen 
zusammengetragen  und  aufbewahrt  wurden;  weiter  ist  noch  zu  bemerken, 
daß  sie  in  unberührtem  Bauschutte  lagen.  Hufeisen  dieser  Form  fanden  sich 
auch  in  Gräbern  (vergl.  Seite  136  und  Textfigur  19  a). 

Die  meisten  der  übrigen  Hufeisen  kamen  in  den  oberen  Brandschichten 
des  Kastells  und  der  Bürgerlichen  Niederlassung  zu  .Tage;  ich  möchte  sie 
daher  zu  der  drittältesten  oder  jüngsten  Gattung  rechnen.  Sie  sind  größer 
(10 — 11  cm  breit  und  13 — 14  cm  lang)  und  kräftiger  gearbeitet,  vergleiche 
Textfigur  87,  Nr.  14,  15,  19—23  und  24—26.  Die  Anzahl  der  Nagellöcher, 
die  in  die  Falzrinnen  eingehauen  sind,  schwankt  zwischen  6,  7  und  8;  die 
meisten  der  Eisen  zeigen  eine  weitere  Besonderheit  in  einer  vorne  ange- 
brachten Verstärkung,  die  man  als  Griff  bezeichnet;  bei  Nr.  21  und  22  ist  sie 
besonders  deutlich  bemerkbar.  Diese  Verbesserung  verdankt  ihre  Entstehung 
ohne  Zweifel  dem  Umstände,  daß  die  Pferde  beim  Anstiege  zum  Gebirge 
die  Hufeisen  vorne  am   meisten  abnutzten;   ein  Beispiel  dafür  giebt  Nr.  24. 

8*8)  Sur  les  forges  primitives  dans  le  Jura,  in  Mitteilungen  der  antiquar.  GesellBchaft 
in  Zürich,  1871  (XVII),  4,  S.  84  und  Taf.  III. 


Der  Huf  beschlag.  531 

Dieser  Typus  ist  dem  der  Jetztzeit  am  ähnlichsten,  da  er  bereits  alle  die- 
jenigen Eigenschaften  aufweist,  die  man  heutzutage  von  ihm  verlangt,  nämlich 
Falzrinnen  oder  versenkte  Nagellöcher,  Stollen  und  Griffe.  Von  den  Hufeisen 
der  letzteren  Art  tragen  viele  einen  Stempel,  der  in  der  Mitte  direkt  hinter 
dem  Griffe  eingeschlagen  ist  (Nr.  15  und  19  —  22).  Diese  Fabrikmarken,  wie 
man  sie  nennen  kann,  bestehen  entweder  aus  quadratischen  (Nr.  19),  recht- 
eckigen (Nr.  21),  runden,  kleeblattähnlichen  oder  strahlenförmigen  Vertiefungen 
(Nr.  20  und  22)  ^^^).  ÄhnHche  Stempel  finden  sich  auch  öfters  auf  römischen 
Werkzeugen  von  der  Saalburg  und  sogar  an  einem  Eisenklämmerchen  (siehe 
Seite  347).     Wir  besitzen  bis  jetzt  18  mit  Marken  versehene  Hufeisen. 

Auf  der  Textfigur  87  sind  noch  einige  Hufeisen  seltener  Form  dar- 
gestellt: Nr.  27  ist  ein  schweres,  eigentümliches  Eisen  mit  über  den  Huf 
ragenden  Stollen,  das  man  für  den  Beschlag  eines  verkrüppelten  oder  krank- 
haften Hufes  hält;  Nr.  17  ist  ein  sogenanntes  Streicheisen,  das  von  einem 
Pferde  herrührt,  welches  sich  beim  Ausschreiten  mit  dem  anderen  Hufeisen 
gestreift  hatte  (vergl.  auch  Nr.  9  der  Tafel  XXXXI).  Nr.  28  und  29  sind 
solche  von  Tieren  mit  gespaltenen  Hufen,  Ochsen  oder  Kühen;  auch  heute 
noch  werden  in  gebirgigen  Gegenden  die  Zugochsen  in  dieser  Weise  beschlagen. 
Nr.  11  der  Tafel  XXXXI,  sowie  Nr.  16  der  Textfigur  87  sind  Hufeisen 
von  Eseln. 

Auch  unfertige  Hufeisen,  d.  h.  Platten  ohne  Nagellöcher,  sind  gefunden 
worden,  was  wohl  darauf  hinweist,  daß  man  sie  auch  fabrikmäßig  herstellte, 
und  daß  erst  der  Hufschmied  sie  vor  der  Verwendung  mit  Löchern  versah. 

Hufnägel,  die  in  vielen  Hufeisen  noch  stecken  und  gut  erhalten 
geblieben  sind,   gleichen  in  Maß  und  Gestalt  den  noch  jetzt  gebräuchlichen. 

Das  Gewicht  der  Hufeisen  ist  sehr  verschieden;  wenn  man  die  schon 
genannten  Esels-Hufeisen,  die  70—80  Gramm  wiegen,  außer  Betracht  läßt, 
so  wiegt  das  leichteste,  in  der  Form  von  Nr.  10,  122  Gramm  und  das  schwerste, 
in  der  Form  von  Nr.  23  der  Textfigur  87,  450  Gramm.  Das  von  Heierli 
angegebene  Gewicht  der  in  der  Schweiz  gefundenen  Hufeisen  schwankt 
zwischen  123  und  473  Gramm.  Die  ausgebuchteten  Hufeisen  (Nr.  10-— 12), 
die  man,  wie  schon  oben  gesagt  wurde,  allgemein  für  die  ältesten  hält,  sind 
sehr  leicht  und  w^iegen  selten  über  150  Gramm. 

Von  Hufeisen,  an  deren  römischem  Ursprünge  nicht  gezweifelt  werden 
kann,  hat  Schaaffhausen  eine  ganze  Reihe  in  der  genannten  Arbeit  erwähnt, 
ebenso  berichtete  Pfarrer  JDaJdem  über  eine  große  Zahl  aus  der  Regensburger 
Gegend.  Im  Taunus  sind  sie  nicht  allein  in  den  Limeskastellen  zu  Tage 
gekommen,  sondern  auch  an  den  dem  Pfahlgraben  entläng  ziehenden  Wegen 
und  Saumpfaden,  bestätigen  also  auch  hier  ihren  vorzugsweisen  Gebrauch  in 
gebirgigem  Gelände  (Seite  37). 

Als  ein  weiterer  wichtiger  Beweis  für  die  Ausübung  des  Hufbeschlages 
auf  der  Saalburg  sind  die  dort  gefundenen  bezüglichen  Werkzeuge  anzusehen. 


**^)  Schaafp^ausen  erwähnt  a.  a.  O.  ebenfalls  solche  Marken. 

84* 


532  Die  Funde. 

Zunächst  ist  es  die  Hauklinge  (Tafel  XXXVII,  Nr.  12,  und  Textfigur  35, 
Nr.  24  und  25).  Sie  hat  die  Form  eines  Messers  mit  breitem  Rücken  (Seite  239), 
das  mit  seiner  scharfen  Kante  zum  Abspalten  der  Hufe  und  mit  der  flachen 
Seite  zum  Abfeilen  derselben  diente.  Der  am  Ende  des  Messers  vor  dem 
Griffe  befindliche  Einschnitt  wurde,  wie  heute  die  Beißzange  (vergleiche 
Seite  2 IG),  zum  Ausziehen  der  Nägel  verwendet.  Ein  weiteres  Werkzeug  ist 
das  Hufmesser  zum  Ausschneiden  der  Hufe,  das  bei  uns  nur  in  beschädigten 
Exemplaren  gefunden  ist.  An  anderen  Röraerstätten  (vergl.  Lmdcnschmit, 
Band  I,  Heft  12,  Tafel  V,  Nr.  7)  sind  sie  in  besserer  Erhaltung  ausgegraben 
worden.  Der  schon  Seite  239  erwähnte  Hammer  (Textfigur  35,  Nr.  11),  der 
durch  eigenartige  Schäftung  ausgezeichnet  ist,  gleicht  den  jetzt  noch  üblichen 
Hufhämmern  und  kann  mit  zu  den  für  den  Hufbeschlag  erforderlichen 
Werkzeugen  gerechnet  werden,  ebenso  wie  die  Zangen,  Nr.  6 — 8  der  Text- 
figur 35,  mit  welchen  das  Eisen  in  das  Schmiedefeuer  gelegt  und  dann  auf 
den  Huf  gebracht  wurde. 

Bildliche  Darstellungen  von  Hufeisen  finden  sich  allenthalben.  Schaaff- 
hansen  verzeichnet  u.  a.  ihr  Vorkommen  auf  einer  Münze  und  gedenkt  auch 
unseres  Ziegelstempels,  Tafel  LXXVII,  Nr.  9,  und  Textfigur  45,  Nr.  12.  Die 
dort  aufgedrückte  Figur  schien  ja  auf  einigen  Exemplaren  ein  Hufeisen  mit 
den  Nagellöchern  darzustellen,  doch  veranlaßten  mich  spätere  Funde,  vor 
allem  auch  die  Abbildung  im  Limeswerk,  Kastell  Butzbach,  Nr.  32  und  32a, 
wo  noch  drei  Ansätze  sichtbar  sind,  jene  Ansicht  aufzugeben;  vergleiche 
Nr.  70  unseres  Verzeichnisses  auf  Seite  304.  Was  aber  auf  dem  Ziegel  dar- 
gestellt sein  soll,  läßt  sich  zur  Zeit  nicht  angeben.  Dagegen  finden  sich 
unter  den  römischen  Schmucksachen  und  Amuletten  einige  in  Hufeisen- 
form [Lindenschmit,  Band  III,  Heft  I,  Tafel  V),  die  an  moderne  Vorstecknadeln 
dieser  Art  erinnern.  Es  könnte  auch  bei  ihnen  an  eine  symbolische  Be- 
deutung gedacht  werden,  wie  ja  heute  noch  alte  Hufeisen  gesammelt  und 
in  vielen  Gegenden  an  Thüren  oder  Schwellen  festgenagelt  werden,  in  der 
Erwartung,  daß  sie  dem  Hause  Glück  bringen.  Auch  Flinins  (Nat.  bist.  XXVIII, 
20,  263)  erwähnt  die  für  den  Finder  günstige  Wirkung  des  Hufeisens  «als 
Mittel  gegen  das  Schlucksen». 

Schließlich  will  ich  noch  auf  zwei  Steine  (Dolerit)  hinweisen,  die  im 
Jahre  1887  im  Kastell  gefunden  wurden;  sie  zeigen  eingemeißelte,  hufeisen- 
förmige Vertiefungen,  über  deren  Bedeutung  sich  schwer  etwas  sagen  läßt. 
Handdmann,  der  sie  gesehen  hat,  glaubt  sie^®")  vielleicht  als  Grenzbezeich- 
nungen ansehen  zu  sollen,  wie  sie  auf  vorgeschichtlichen  Steindenkmälern, 
z.  B.  bei  Rosengarten  in  Hannover,  Hattlund  in  Schleswig  und  vor  Allem  in 
den  Gegenden  vorkommen,  wo  Sachsen  und  Wenden  sich  berühren. 

Die  vielerörterte  Hufeisenfrage  ist  zwar  nicht  von  hoher  wissenschaft- 
licher, wohl  aber  von  prinzipieller  Bedeutung,  insofern  sie  uns  darauf  hin- 
weist,  uns  bei  den  Ausgrabungen  stets  an  die  Thatsachen  zu  halten,    wenn 


860)  Privat-Mitteilung  und  Bericht  zur  Altertumskunde  Schleswig-Holsteins,  Kiel  1882. 


Pferdegeschirr.  533 

auch  die  Fundstücke  wegen  ihrer  Neuheit  ursprünglich  noch  so  sehr  be- 
fremden. Die  Frage,  wer  die  Hufeisen  zuerst  anwandte,  wann  die  Römer  sie 
einführten,  ob  sie  auch  den  Reit-  oder  ausschließlich  den  Lastpferden  an- 
gehörten, ist  für  unsere  Betrachtungen  gleichgültig;  unleugbare  Thatsache 
bleibt  es,  daß  Hufeisen  mit  unzweifelhaft  römischen  Funden  zusammen  aus- 
gegraben worden  sind,  und  daß  sie  nach  unseren  Saalburgfunden  in  den 
Augen  derjenigen,  welchen  diese  Niederlassung  als  einwandsfreie  Fundstätte 
gilt,  in  der  späteren  Kaiserzeit  vorhanden  waren.  Es  ist  zwar  nicht  aus- 
geschlossen, daß  sie  der  ansässigen  germanischen  Bevölkerung  eigentümlich 
gewesen  sein  könnten,  von  der  sie  die  Römer  entlehnt  hätten ;  in  erster  Linie 
darf  man  wohl  für  die  Einführung  des  Hufeisens  bei  uns  immer  wieder 
die  Donau  Völker  der  Raeter  und  Vindelicier  in  Betracht  ziehen,  welche  den 
größten  Teil  der  Besatzung  der  Saalburg  ausmachten.  Daß  diese  große 
«Meister  in  Erz-  und  Eisenwerk»  waren,  habe  ich  bereits  an  mehreren  Stellen 
betont. 

Allmählich  hat  sich  das  Material  zur  Beurteilung  der  Hufeisenfrage 
allerorts  vermehrt,  mancher  Ungläubige  hat  sich  durch  eigene  Funde  über- 
zeugt, und  so  hat  der  Streit  an  Schärfe  verloren.  Selbst  von  Cohausen,  der  sich 
früher  den  Hufeisen  gegenüber  sehr  ablehnend  verhielt,  hat  schließlich  das 
Zugeständnis  machen  müssen,  daß  sie  wenigstens  bei  germanischen  Hilfs- 
truppen im  Gebrauch  gewesen  seien.  Er  konstatierte  bei  der  auf  der  General- 
versammlung der  deutschen  Geschichts-  und  Alterturasvereine  im  Jahre  1889 
stattgehabten  Besprechung,  «daß  durch  diese  manche  Gegner  der  römischen 
Hufeisen  schwankend  geworden  seien».  Auch  ScJdiehen,  der  in  seinem  mit 
großer  Sachkenntnis  verfaßten  Aufsatze  nicht  allein  den  Mangel  an  Schrift- 
stellernachrichten, sondern  noch  manches  Andere  gegen  die  Hufeisen  ins 
Treffen  führt,  sagt  schließlich  doch:  «Um  also  das  Endresultat  deutlich  aus- 
zusprechen, so  bin  ich  der  Meinung,  daß  der  Hufbeschlag  im  zweiten  Jahr- 
hundert n.  Chr.  bei  irgend  einem  der  in  der  Nähe  der  unteren  Donau  woh- 
nenden Völker  aufkam  und  sich  ziemlich  schnell  verbreitete,  daß  Gallier  und 
Germanen  ihn  sehr  bald  annahmen,  und  daß  die  ältesten  der  gefundenen 
Eisen  aus  dieser  Zeit  herrühren».  Das  haben  uns  auch  die  Saalburgfunde 
für  diesen  Zeitabschnitt  der  römischen  Okkupation  bewiesen. 

Zu  dem  Pferdegeschirr  sind  zunächst  die  beiden  auf  Tafel  XXXXI, 
Nr.  14  und  15,  gezeichneten  eisernen  Trensen  zu  zählen;  in  der  Form  und 
Konstruktion  auch  dieser  Stücke  hat  sich  bis  heute  wenig  verändert.  Sie 
sowohl  wie  die  Ketten  13  und  16 — 18  derselben  Tafel  gehörten  vermutlich 
Arbeitspferden  an.  Für  Reitpferde  wird  man  sich  gleicher  Geräte  von  Bronze 
bedient  haben 3").  Auf  der  Tafel  LIX  sind  in  Nr.  1 — 6  in  halber  Natur- 
größe einige  Kammdeckelriuge  dargestellt,  wie  sie  noch  heute  das  Leder- 
geschirr der  Pferde  zieren;  besonders  schön  sind  die  drei  ersten  Nummern; 
Nr.  5  hat  eine  etwas  abweichende  Form.     Die  Ringe  Nr.  10  und  11  mögen 


36»)  Im  Kastell  «Feldberg»  habe  ich  eine  reichverzierte  Trense  von  Bronze  gefunden. 


534  Jöie  Funde. 

als  Beispiel  für  die  vielen  an  der  Saalburg  gefundenen  Bronzeringe  gelten, 
der  eine  (Nr.  10)  hat  einen  elliptischen  Querschnitt,  der  nach  innen  verjüngt 
zuläuft,  derjenige  des  anderen  (Nr.  11)  ist  einfach  kreisrund.  Der  verzierte 
ßronzegegenstand  mit  seitlichem,  durchlochtem.Ohr  (Nr.  9  der  Tafel)  hat  auf 
Leder  gesessen;  er  dürfte  wie  die  Spitze  Nr.  7  und  die  Schnalle  Nr.  19  zu  dem 
Ledergeschirr  von  Pferden  oder  Maultieren  gehört  haben.  Die  vorgenannten 
Gegenstände  sind  aus  vorzüglicher  Bronze  gegossen  und  haben  eine  schöne 
Patina. 

Von  den  zahlreichen  Beschlägen,  Knöpfen,  Zierscheiben  und  Schnallen, 
wie  sie  besonders  auf  den  Tafeln  LH — LV  zusammengestellt  und  auf  anderen 
zerstreut  abgebildet  sind,  gehört  manches  Stück  zum  Riemen  werk  des  Pferde- 
geschirrs. 

Auch  die  eisernen  Schellen  und  Glocken  (üntinnabulum)  der 
Tafel  XXXVI,  Nr.  1—7,  und  die  zwei  Schellenklöppel  Nr.  30  und  31  sind 
hier  noch  zu  erwähnen.  Erstere  können  sowohl  dem  Pferdegeschirr,  als 
auch  dem  weidenden  Vieh  (Kühen,  Schafen  und  Ziegen)  angehangen  haben 
und  erinnern  durchaus  an  die  Kuhschellen  der  Schweiz.  Sie  sind  aus  einem 
Stück  Eisenblech  hergestellt  und  entweder  zusammengenietet  oder  gelötet. 
Die  kleineren  Schellen  aus  Bronze  (Tafel  LIX,  Nr.  12 — 18),  die  sich  durch 
ihre  geschmackvollen  Formen  und  gute  Erhaltung  auszeichnen,  hatten  wohl 
denselben  Zweck,  doch  waren  sie  nicht  dem  Vieh  selbst,  sondern  den  Ge- 
schirren der  Pferde  oder  der  Maultiere  angehängt.  Auch  die  heutigen  Fracht- 
fuhrleute schmücken  ihre  Geschirre  mit  solchen  Schellchen,  die  auch  außer 
der  Zierde  noch  den  praktischen  Zweck  haben,  die  Entgegenkommenden  — 
besonders  bei  Dunkelheit  und  Schneestürmen  —  zu  w^arnen^^^). 

Von  Steigbügeln  ist  keine  Spur  gefunden  worden,  und  es  kann  mit 
Rücksicht  auf  andere  Ergebnisse  behauptet  werden,  daß  die  Römer  keine 
Steigbügel  gekannt  haben ^^');  denn  abgesehen  davon,  daß  eine  sprachliche 
Bezeichnung  für  dieselben  nicht  überliefert  ist,  finden  sich  Angaben  in  den 
Werken  römischer  Schriftsteller,  wonach  die  Reiter  mit  Hülfe  der  Lanze  in 
den  Sattel  stiegen. 

Ebenso  wie  die  Hufeisen  sind  auch  die  Sporen  (cdlcar)^^'^),  ange- 
zweifelt worden,  da  sie  auf  den  Reliefdarstellungen  der  Denkmäler  nicht 
vorkommen ^*'^).  Abgesehen  aber  davon,  daß  man  Sporen  aus  antiker  Bronze 
kennt,  lieferte  uns  die  Saalburg  eine  reiche  Kollektion  aller  Formen 
(Tafel  XXXXI,   Nr.  1—7,   und   Textfigur  87,    Nr.  1—7),    welche   die  ganze 


*6«)  Es  wird  auch  gesagt,  daß  man  kleine  Glöckchen  zur  Beförderung  der  Fruchtbar- 
keit an  die  Bäume  gehängt  habe. 

'öä)  Näheres  darüber  siehe  bei  Major  Schlieben:  Geschichte  der  Steigbügel  (Nass. 
Annalen  1892). 

8*«)  Streng  sachlich  betrachtet,  hätten  die  Sporen  im  Kapitel  8  dieses  Abschnittes  im 
Anschluß  an  die  militärische  Ausrüstung  des  Reiters  behandelt  werden  sollen;  ihre  Zu- 
sammenstellung mit  Hufeisen  auf  der  Textfigur  87  ließ  jedoch  aus  praktischen  Rücksichten 
die  Einfügung  des  Textes  an  dieser  Stelle  rätUch  erscheinen.  ' 

*®»)  Siehe  Schlieben  a.  a.  O. 


Pferdegeschirr,  Schellen  und  Sporen.  535 

historische  Entwicklung  dieses  für  den  Reiter  erforderiichen  Ausrüstungs- 
stückes von  dem  ganz  kleinen,  ohne  eigentliche  Seitenstücke  nur  mit  kurzem 
Stachel  versehenen,  bis  zu  solchen  mit  einem  dicken  kegelförmigen  oder 
vierkantigen,  an  einem  kürzeren  oder  längeren  Halse  sitzenden  Stachel  dar- 
stellen. Auch  die  Radsporen  fehlen  nicht  (siehe  Textfigur  87,  Nr.  4).  Man 
hat  sie  zwar  früher  einer  späteren  Zeit  zuschreiben  wollen,  und  ich  selbst 
habe  das  allgemeine  Mißtrauen,  das  man  gegen  dieselben  hegte,  geteilt;  nach- 
dem aber  immer  wieder  solche  an  vollständig  einwandsfreien  Stellen  und  zwar 
sehr  tief  mit  anderen  römischen  Fundstücken  erhoben  wurden,  habe  ich  jene 
Bedenken  aufgegeben.  Bestärkt  werde  ich  hierin  noch  durch  die  Mitteilung 
meines  Sohnes,  daß  in  Rumänien,  sowohl  in  dem  Brückenkopfe  bei  Turn  Severin 
wie  in  den  Kastellen  der  Alutalinie  an  zweifellos  römischen  Fuudplätzen  Sporen, 
und  zwar  selbst  solche  mit  langstacheligen  Rädchen,  häufig  zu  Tage  kamen  ^^^). 
An  den  glatt  ausgeschmiedeten  Enden  befinden  sich  die  Löcher  für  die 
Riemen,  während  der  Sporn  Nr.  4  der  Tafel  XXXXI  eine  andere  Befestigungs- 
art erforderte.  Fast  allen  Sporen  —  auch  denjenigen  aus  Bronze  —  ist  die 
Eigentümlichkeit  gemeinsam,  daß  sie  seitlich  verbogen  sind.  Dies  ist  nicht 
etwa  auf  eine  Beschädigung,  sondern  auf  die  Absicht  des  Verfertigers  zurück- 
zuführen, es  so  zu  verhindern,  daß  der  Reiter  sein  Pferd  während  der  Be- 
wegung unabsichtlich  trifft.  Bei  der  Gestaltung  der  heutigen  Sporen  kann 
dies  nur  durch  Auswärtsdrehung  der  Fersen  erreicht  werden. 


11.   Fundstücke  verschiedener  Art. 

Einige  Funde,  die  sich  in  den  vorhergehenden  Abschnitten  nicht  ohne 
Störung  des  Zusammenhanges  unterbringen  ließen,  sollen,  da  sie  wohl  Be- 
achtung verdienen,  hier  noch  behandelt  werden.  Zunächst  will  ich,  der 
früher  eingehaltenen  Ordnung  entsprechend,  zur  Vervollständigung  einige 
schon  vorher  kurz  erwähnte  Materialien  ihrer  Seltenheit  wegen  hier  noch- 
mals besonders  zusammenstellen: 

Pech  (pix)  fand  sich  in  einem  Thongefäß  und  als  Anstrich  auf  einem 
Hohlziegel,  bei  welchem  es  auf  eine  Verdichtung  der  Dachdeckung  hinzu- 
weisen scheint;  sonst  wurde  das  Pech  vielfach  zur  Konservierung  der  Bau- 
hölzer oder  zur  Herstellung  von  Fackeln  verwandt. 

Von  Asphalt  oder  Erdharz  (bitumen)  lagen  zwei  Klumpen  im  Gewicht 
von  1,45  Kilogramm  im  Schutt  des  Magazins  (siehe  Seite  96).  Die  mit  an- 
deren Stoffen  vermischte  Masse  scheint  als  Räuchermaterial  gedient  zu  haben, 
denn  sie  erzeugt  beim  Anbrennen  einen  Wohlgeruch.  Eine  ähnliche  Masse 
kommt  auch  in  prähistorischen  Gräbern  vor  und  soll  im  germanischeu  Grab- 
kultus eine  Bedeutung  gehabt  haben  ^*'^). 

366)  Auch  im  Antiquariutn  des  Berliner  Museums  befindet  sich  ein  schwerer  Sporn 
von  Bronze,  an  dem  das  Rädchen  noch  erhalten  ist. 

367)  Vergl.  von  Cohausen  und  Florschütz,  CJrnenharz,  in  Bonn.  Jahrb.  LXXXVI 
(1888)  S.  135. 


536 


Die  Funde. 


Schwefel  (sulphur)  wurde  wohl  zunächst  zum  Feueranmachen  gebraucht 
(vergleiche  Seite  260—261),  doch  ist  auch  eine  andere  Verwendung,  vielleicht 
zu  medizinischen  Zwecken,  nicht  ausgeschlossen. 

Bimsstein  (pumcx)  dürfte  in  erster  Linie  zum  Absclileifen  von  Holz 
und  Ledersachen  vielfach  benutzt  worden  sein,  doch  mag  er,  da  er  öfters 
zum  antiken  Schreibmaterial  gerechnet  wird,  auch  zum  Schärfen  von  Griff el- 
und  Federspitzen  und  zum  Abschleifen  des  Pergaments  gedient  haben. 

Nicht  ganz  so  selten  wie  die  zuvor  genannten  Materialien,  -aber  eben- 
falls nicht  häufig,  ist  uns  bei  den  Untersuchungen  des  Saalburggebietes  das 
Blei  (plumhum)  begegnet.  Von  ihm  ist  bisher  nur  in  Verbindung  mit  anderen 
Materialien  als  Befestigungsmittel  von  Kloben,  Klammern  und  Stützhaken  der 
Thürcn  in  Stein,  sowie  zum  Beschweren  von  Hohlkörpern  zur  Erhöhung  des 
Gewichts  (Seite  442)  die  Rede  gewesen.  Es  sind  daher  hier  noch  einige  aus 
diesem  Metalle  gefertigte  Gegenstände  nachzutragen.  Zunächst  Bruchstücke 
von  2  cm  dicken  Bleiröhren  (fistidac),  die  uns  den  Beweis  liefern,  daß  auch 
sie  an  der  Saalburg  Verwendung  fanden;  sie  haben  einen  birnförmigen  Quer- 
schnitt und  sind  aus  Bleiplatten  über  einen  Holzkern  gehämmert.  An  der 
Vereinigungsstelle  wurden  sie  gelötet,  und  zwar  wahrscheinlich  mit  Zinn 
(plumhum  album,  stanntim).  In  dem  noch  hochaufragenden  Baderaum  der 
Villa  befindet  sich  eine  Abflußöffnung,  die  sicher  ein  Bleirohr  enthalten  hat. 
Man  hat  es  im  Altertum  verstanden,  derartige  Röhren  bis  zu  10  cm  Durch- 
messer anzufertigen.  In  Bädern  und  Wasserleitungen  von  Rom  und  Pompeji 
finden  sich  noch  solche,  deren  Wandungen  und  Lötungen  stark  genug  sind, 
um  einen  größeren  Wasserdruck  auszuhalten.  Auch  Fabrikstempel  auf  Blei- 
röhren sind  bekannt. 

Außer  vielen,  bis  zu  4^2  cm  im  Durchmesser  starken  Bleikugeln,  die 
teils  gegossen,  teils  gehämmert  sind,  haben  wir  bleierne  Ringe,  Knöpfe,  Zier- 
scheiben (darunter  Nr.  7  der  Tafel  LIV),  ein  siebartig  durchlöchertes  Stück, 
das  als  Abschluß  eines  Kanalausgusses  gedacht  werden  kann,  einen  gegossenen 
Leuchter  (Seite  460),  ein  Bleitäfelchen  mit  Inschrift  (Seite  348)  und  noch 
manch  anderes  Stück,  das,  verbogen  oder  durch  Feuer  in  seiner  Form  ver- 
ändert, nicht  mehr  recht  zu  bestimmen  ist.  Nach  den  oben  genannten 
kleinen  Schmelztiegeln,  Resten  von  Gußformen,  sowie  eisernen  Gießlöffeln, 
scheint  man  das  Material  an  der  Saalburg  selbst  verarbeitet  zu  haben. 

Bemerkenswert  sind  noch  größere  Bruchstücke  von  wenige  Millimeter 
dicken  Bleiplatten,  die  vielleicht  zur  Bekleidung  von  feuchtem  Mauerwerk 
verwendet  waren,  wie  es  von  Pompeji  nachgewiesen  ist.  Mit  Ausnahme 
einiger  Brunnenfunde  zeigen  alle  eine  weißliche  Oxydschicht  (Bleiweiß),  die 
das  darunter  hegende  Metall  vorzüglich  geschützt  hat. 

Von  Geräten,  die  in  den  früheren  Abschnitten  nicht  hinreichend  ge- 
würdigt werden  konnten,  sollen  hier  noch  die  sogenannten  «Schlupfpfähle», 
einige  mit  Schrauben  versehene  Gegenstände  und  die  zur  Unterhaltung 
dienenden  Spielsteine  und  Würfel  kurz  besprochen  werden. 

Zwei  Exemplare   der   schon   auf  Seite  37    erwähnten   Schlupfpfähle 


Fundstücke  verschiedener  Art.  537 

wurden  auf  Textfigur  71,  Nr.  18  und  19,  abgebildet.  Es  sind  aus  Hirsch- 
geweihspitzen hergestellte  Rundnadeln,  die  an  vielen  Römerstätten,  vornehm- 
lich dem  Limes  entlang,  vorkommen.  Früher  hielt  man  sie  lediglich  für  ein 
heute  noch  von  den  Seilern  benutztes  Werkzeug,  das  sogenannte  «Seilerhörn- 
chen». Die  Verwendung  als  solches  soll  auch  jetzt  nicht  ganz  in  Abrede  ge- 
stellt werden,  doch  scheinen  sie  hauptsächlich  zur  Verpackung  von  Waren  und 
zur  Befestigung  derselben  auf  den  Lasttieren  gedient  zu  haben.  Eine  Mit- 
teilung des  Bergingenieurs  F.  Beuther  ^^%  der  lange  in  Spanien  thätig  war, 
brachte  mich  zu  dieser  Annahme.  Danach  sollen  solche,  ebenfalls  aus  Hörn 
bestehende  Geräte  heute  noch  dort  im  Gebrauch  sein  und  die  Maultiertreiber 
sie  stets  als  notwendiges  Requisit  an  dem  Sattelgeschirr  angehängt  zum  Ver- 
packen ihrer  Lasten  bei  sich  führen.  Unsere  Schlupfpfähle  gleichen  in  der 
Form  den  ebenfalls  gebogenen,  mit  großen  Ösen  versehenen  Packnadeln  aus 
Stahl,  haben  aber  vor  den  Letzteren  das  voraus,  daß  sie  nicht  rosten  können. 
Deshalb  hat  man  vermutlich  in  Spanien  auch  Hornnadeln  für  den  Gebrauch 
im  Freien  beibehalten.  Eine  gleiche  Verwendung  zur  Römerzeit  vorausgesetzt, 
würde  hieraus  zu  schließen  sein,  daß  die  Verpackung  und  der  Transport  von 
Rohmaterial  und  Waren  auf  ähnliche  Weise  wie  noch  heute  in  den  südlichen 
Gebirgsgegenden  geschah,  und  die  Annahme,  daß  der  Frachtverkehr  auf  den 
dem  Pfahl  entlaug  laufenden,  meist  unbeschotterten  Wegen,  den  Saumpfaden 
(vergl.  Seite  37),  sich  vollzogen  hat,  w^ürde  dadurch  unterstützt,  daß  gerade 
an  diesen,  abseits  von  Wohnstätten,  die  «Schlupfpfähle»  gefunden  sind. 
Man  könnte  sogar  noch  einen  Schritt  weiter  gehen  und  annehmen,  daß  sie 
von  Ladungen  herstammen,  welche  aus  Spanien  kamen;  dies  wäre  um  des- 
willen nicht  unmöglich,  weil  gerade  von  dort  viele  Waren,  Kork,  Hanfseile 
und  besonders  Metalle,  bezogen  wurden. 

Ein  eisernes  RollengestelP^^)  (Textfigur  71,  Nr.  20)  ist  wegen  seiner 
Schraube  (Cochlea)  von  hohem  Interesse.  Ihr  Gewinde  ist  in  derselben 
Weise  wie  noch  bis  in  dieses  Jahrhundert  die  sogenannten  Holzschrauben 
durch  Einfeileu  hergestellt.  Diese  Vorrichtung  war  in  den  Deckenbalken  ein- 
geschraubt und  scheint  einem  über  eine  Rolle  laufenden  Strick  zum  Auf- 
hängen einer  Lampe  oder  dergleichen  als  Führung  gedient  zu  haben.  Die  Rolle, 
die  nicht  mehr  vorhanden  w'ar,  ist  mit  punktierten  Linien  angedeutet.  Schrauben 
kommen,  abgesehen  von  einigen  chirurgischen  Instrumenten  und  der  bild- 
lichen Darstellung  einer  Kelter  in  Pompeji  nur  selten  vor.  Wir  besitzen  von 
der  Saalburg  ein  kleines  Bronzeglöckchen  (Tafel  LIX,  Nr.  18),  das  als  Spitze 
eine  regelrechte  Schraube  aufweist,  welche  wohl  zur  Befestigung  eines  Griffes 
(von  Holz)  diente;  daß  sie  hier  nur  einen  dekorativen  Zweck  gehabt  hätte, 
ist  wegen  der  Seltenheit  ihrer  Erscheinung  nicht  glaubhaft. 


^^8)  F.  Beuther  war  auch  litterarisch  thätig;  er  hat  u.a.  eine  interessante  Arheit  über 
das  Goldland  des  Plinius  in  der  Zeitschrift  für  das  Berg-,  Hütten-  und  Salinenwesen  im 
Preußischen  Staate,  Band  XXXIX,  Berlin  1891,  veröffentlicht. 

369)  Bereits  von  mir  in  der  Museographie  der  Westdeutschen  Zeitschrift  1890  mit- 
geteilt. 


538  I>ie  Funde. 

Daß  sich  die  Römer  bei  dem  oft  recht  einförmigen  Lagerleben  die  Zeit 
mit  Spielen  aller  Art  vertrieben  haben,  steht  außer  Zweifel.  Auf  größere 
Festspiele  weist  das  Amphitheater  im  Kastell  (siehe  Seite  91)  hin;  andere 
Spiele  werden  durch  Kleinfunde  bezeugt.  So  sind  z.  B.  Hunderte  von  Spiel- 
steinen ausgegraben  worden,  die  entweder  aus  abgeschliffenen  Böden  von 
Geftlßen  aus  Terra  sigillata,  gewöhnlichem  Thon,  Glas  oder  auch  aus  Stein, 
Schiefer  u.  a.  bestehen.  Sie  fehlen  in  keinem  Kastell,  selbst  in  Türmen  sind 
sie  gefunden  worden,  und  gewöhnlich  liegen  4 — 5  Stück  zusammen.  Zu 
einem  anderen  Spiel  nahm  man  Knöpfe  (latrunculi)  aus  Glasfluß  in  ver- 
schiedenen Farben  und  von  verschiedener  Größe  (Tafel  LXVI,  Nr.  12).  Man 
nimmt  an,  daß  sie  zu  dem  von  den  Römern  ahacus  genannten  Spiele  gehört 
haben,  welches  unserem  Dambrettspiel  ähnlich  gewesen  sein  soll.  Eine  ge- 
prägte Spielmarke  von  Kupfer  aus  der  ersten  Kaiserzeit  ist  unter  den 
Münzen  auf  Seite  321  als  Nr,  611  aufgeführt. 

Auch  der  Würfel  (tessera  lusoria)  fehlt  nicht;  zwei  solcher  aus  Bein 
enthält  Tafel  LXXII  in  Nr.  9  und  10.  Die  Form  und  Bezeichnung  ist  die- 
selbe wie  bei  den  modernen,  die  Punkte  oder  Augen  scheinen  mit  einem 
Nr.  3  der  Tafel  LXVII  ähnlichen  Instrumente  aufgestanzt  zu  sein.  Nach 
Rieh  spielte  man  gewöhnlich  mit  drei  tesserae,  die  aus  einer  Büchse  (fritillus) 
geworfen  wurden. 


539 


XIV. 

Verschiedenes. 


1.  Die  Pflanzen  des  Saalburg-Gebietes. 

Bei  meinen  Beobachtungen,  welche  sich  nicht  nur  auf  die  allgemeinen 
Fundumstände  erstreckten,  sondern  darauf  hinausgingen,  alles  Auffallende 
und  von  den  gewöhnlichen  Verhältnissen  Abweichende  ins  Auge  zu  fassen 
und  so  den  Zusammenhang  zwischen  einst  und  jetzt  zu  ermitteln,  mußte 
mir  gerade  an  der  Saalburg  innerhalb  des  Ausgrabungsgebietes  eine  eigen- 
artige Flora  auffallen,  welche  mit  den  Grenzen  der  römischen  Kulturreste 
abschließt  und  somit  genau  unser  Arbeitsfeld  erfüllt  (vergl.  Seite  106).  Dies 
mußte  umsomehr  die  Aufmerksamkeit  erregen,  als  die  Vermutung  nahe 
lag,  es  handle  sich  hier  um  die  Ab-  und  Nachkömmlinge  einer  antiken 
römischen  Flora.  Dies  ist  jedoch,  wie  Dr.  Will  nachgewiesen  hat,  nicht 
der  Fall. 

Daß  an  der  Saalburg  eine  Kalkflora  vorkommt,  erklärt  sich  dadurch, 
daß  hier  der  Boden  durch  die  Zerstörungsprodukte  der  römischen  Ansiede- 
lung, als  da  sind:  verfaultes  und  verkohltes  Holz,  Asche,  vor  allem  Kalk 
aus  dem  Mörtel  der  Mauern  und  der  Knochen,  wie  überhaupt  durch  die 
Hausabfälle,  eine  Umbildung  erfahren  hat.  Wenn  durch  solche  Erwägungen 
auch  keine  wichtigen  Beiträge  zur  römischen  Altertumsforschung  geliefert 
werden  und  der  Wert  derselben  mehr  auf  botanisch-naturwissenschaftlicher 
Seite  zu  suchen  ist,  so  findet  in  diesen  Angaben  der  praktische  Forscher 
doch  häufig  Fingerzeige,  w^o  er  den  Spaten  anzusetzen  hat. 

Über  den  Holzbestand  zur  Römerzeit  ist  schon  bei  den  Baumaterialien 
gesprochen  worden  (siehe  Seite  177 — 182).  Die  aufgedeckten  Brunnen  lieferten, 
wie  oben  bereits  gesagt,  Holzreste  von  allerlei  Bäumen,  welche  zum  Teil  auch 
heute  noch  wild  oder  verwildert  in  den  Taunuswäldern  anzutreffen  sind, 
hauptsächlich  Buchen  und  Eichen.  Die  hundertjährigen  Eichen  und  die 
viel  älteren  Wurzelstöcke  von  Buchen,  welche  sich  auf  unserem  Forschungs- 
gebiete vorgefunden  haben,  berechtigen  zu  der  Annahme,  daß  nicht  erst  zur 
Zeit  der  Teilung  der  Hohen  Mark  (siehe  Anmerkung  2),  sondern  schon  viel 
früher,  der  Waldbestand  sich  vorwiegend  aus  Eichen  und  Buchen  zusammen- 
gesetzt hat. 


540  Verschiedenes. 

Über  die  in  Rede  stehende  Flora  äußert  sich  mein  Schwager,  Sanitilts- 
rat  Dr.  H.  Will  (vergleiche  auch  Seite  178)  auf  Grund  seiner  langjährigen 
Beobachtungen  und  Studien  folgendermaßen: 

«Der  Umstand,  daß  die  Flora  innerhalb  des  Saalburg-Kastells  und  dessen 
unmittelbarer  Umgebung  mancherlei  Eigentümliches  darbietet,  hat  die  Ver- 
ehrer der  populären  Botanik  auf  allerlei  sonderbare  Ideen  hinsichtlich  des 
Ursprungs  dieser  Besonderheiten  gebracht,  ja  von  Gerning  ging  sogar  so  weit, 
unter  anderen  poetischen  Zuthaten  der  Saalburg  auch  das  Vorkommen 
römischer  Kulturpflanzen  zuzuschreiben.  Leider  findet  sich  der  Botaniker 
von  Fach  in  dieser  Hinsicht  getäuscht;  denn  außer  einer  Anzahl  alter  Stock- 
ausschläge des  Feldahorns  (Acer  campcstre.  L)  und  eines  Stockausschlages 
von  dem  gemeinen  Ahorn,  großer  Maßholder  oder  auch  weißer  Ahorn  ge- 
nannt (Acer  Fseudoplatanus.  L),  welch  letzterer  nach  üh.  F.  Hochstetter  über 
400  Jahre  alt  wird,  ist  keine  Pflanzenart  zu  bemerken,  welche  nicht  von  dem 
aus  dem  römischen  Gemäuer  oder  Brandschutt  dem  Boden  mitgeteilten  Kalk- 
gehalte oder  von  angesammelter  humusreicher  Bodenkrume  sowie  aus  dem 
hie  und  da  stagnierenden  Wasser  erklärt  werden  könnte. 

Mit  ziemlicher  Gewißheit  kann  angenommen  werden,  daß  diese  Ahorne 
nicht  in  unserem  Jahrhunderte  gepflanzt  wurden  und  mindestens  aus  dem 
vorigen  stammen  müssen.  Ob  sie  sich  jedoch  aus  den  römischen  Zeiten  mit 
einigen  Generationen  hier  fort  erhalten  haben,  oder  aber  von  mittelalterlichen 
Grenzabzäunungen  der  Hohen  Mark  abstammen,  muß  dahin  gestellt  bleiben. 
Von  den  nur  innerhalb  des  Kastells  oder  in  dessen  unmittelbarer  Um- 
gebung vorkommenden  Pflanzen  erwähnen  wir  hier: 

Frimula  elatior.  Jacq.  April— Mai. 

Banunculus  platanifolius.  L.  Mai — Juni."^) 

Banunculus  lanuginosus.  L.  Mai — Juni. 

Ilubus  saxatilis.  L.  Mai-Juli. 

Adaea  spicata.  L.  Mai--Juni. 

Ällium  ursinum.  L.  April— Juni. 

Myosotis  sylvatica.  Uoffm.  Mai — Juli. 

Cardamine  impatiens.  L.  Juni — August. 

Cephalanthera  ruhra,  Bich.    ]     ,     •     t  i- 
-^  .  7         r  ^  Juni— Juh. 

(beraptas  rubra.  L.)         | 

Buhus  caesio-Idacns.  Hyhr.  Sommer. 

Unmittelbar  hinter  dem  Kastell,  an  dessen  NNW-Seite  zwischen  Forta 
praetoria  und  Pfahlgraben,  jedoch  nur  auf  eine  mehrere  Quadratmeter  große 
Fläche  beschränkt,  wächst  die  Preißelbeere  Vaccinium  vitis  Idaea  L.  (Mai  bis 
August),  welche  in  hiesiger  Gegend  nur  noch  auf  dem  Gipfel  des  Feldbergs 
gefunden  wird. 

Ferner  dürften  das  Interesse  der  Besucher  der  Saalburg  noch  folgende 
Pflanzen  in  Anspruch   nehmen,    welche  zwar  auch    an   anderen  Stellen   in 


'70)  Aach  Manunculus  (iconüifoUus  Äut.  non  L.  genannt. 


Die  Pflanzen  des  Saalburg-Gebietes.  541 

unserer  Gegend  gefunden  werden,  aber  doch  vorzugsweise  häufig  des  Kastells 
nächste  Umgebung  bewohnen: 

Baphne  mezereum.  L.  Februar — März, 

Anemone  rannnculoides.  L.  April — Mai. 

Paris  quadrifolia.  L.  Mai. 

Chrysospleniwn  alter nifoliiim.  L.  März — Mai. 

Asperula  odorata.  L.  Mai— Juli. 

Mercurialis  perennis.  L.  April — Mai. 

V'mca  minor.  L.  April — Mai. 

Veronica  scutellata.  L.  Juni— September. 
Der  kalkliebende  Epheu,  Hedera  Helix.  L.  (Oktober — Dezember),  sonst 
in  den  Buchenbeständen  unseres  Gebirges  selten,  zeigt  sich  auf  der  Saalburg 
reichlich  verbreitet.  Im  Übrigen  ist  keine  Holzpflanze  zu  bemerken,  welche 
nicht  der  ganzen  benachbarten  Waldregion  auch  zustände.  Die  in  der  Nähe 
der  Saalburg  vorkommende  Weiß-  oder  Grauerle,  Alnus  incana  DC,  ist  erst 
seit  den  letzten  Jahrzehnten  angepflanzt  und  wahrscheinlich  im  Taunus  über- 
haupt ein  novus  civis,  dessen  Einbürgerung  der  Forstwissenschaft  zu  ver- 
danken ist. 

Schließlich  müssen  wir  noch  einer  Pflanze,  welche  an  dieser  klassischen 
Stätte  in  hervorragender  Menge  und  großer  Üppigkeit  gedeiht,  etwas  ausführ- 
licher Erwähnung  thun,  weil  ihr  ausschließliches  Vorkommen  an  dieser 
einzigen  Stelle  der  diesseitigen  Gebirgsabhänge  dem  Altertumsforscher  die 
Frage  nahe  gelegt  hat,  ob  wir  es  hier  nicht  vielleicht  mit  den  Kesten  einer 
römischen  Kulturpflanze  zu  thun  haben,  welche  seiner  Zeit  zu  Heil-  oder 
Kriegszwecken  von  den  Römern  hier  angesiedelt  wurde,  oder  wohl  auch 
den  kosmetischen  Bestrebungen  der  hier  lebenden  Römerinnen  gedient  haben 
könnte.  Wir  meinen  die  Atropa  Belladonna  L.,  die  gemeine  Tollkirsche, 
Wolfskirsche,  Wutbeere,  Tollbeere,  Teufelsbeere,  Tollkraut,  Schlafkraut,  Sau- 
kraut, Waldnachtschatten,  großer,  auch  toller  Nachtschatten  genannt.  Lateinisch: 
Solanum  majiis  somniferum,  von  etlichen  Mandragora  Theophrasti  genannt. 
Griechisch:  atpo/vog  üTcvcoTtxö?  {Tahernaemontanus,  Kräuterbuch).  Nach  Hoch- 
stetter  (Populäre  Botanik)  hat  die  Pflanze  den  Namen  Belladonna,  d.  h.  schöne 
Frau,  «weil  man  ihren  Saft  in  Italien  merkwürdiger  Weise  mit  zur  Schminke 
braucht».  Joachimus  Camerarius  (in  seinem  Kreutterbuch ,  Nürnberg  1586) 
meint:  In  Venedig  belladonna  genannt,  «weil  die  Beeren  einem  schön  und 
lustig  ansehen». 

Aus  Flücliiger  (Pharmakognosie  des  Pflanzenreichs.  Berlin.  R.  Gaertner) 
erfahren  wir,  daß  Ende  des  XV.— XVII.  Jahrhunderts,  wenn  nicht  früher  in 
Venedig  für  unsere  Pflanze  der  Name  Belladonna  auftauchte,  angeblich  weil 
ein  daraus  bereitetes  Destillat  kosmetische  Verwendung  fand.  (Ob  die  my- 
driatische  —  erweiternde  —  Wirkung  auf  die  Pupille  schon  bekannt  war?  Nach 
Regnauld  wurde  dieselbe  1886  von  John  Ray  in  der  «Historia  plantarum»  be- 
schrieben.) Gesner  bestätigt  1561,  daß  jene  Bezeichnung  sich  auf  das  in  Deutsch- 
land «Schlaf beere»  oder  «Doli würz»  genannte  Solani  genus  sylvaticum  beziehe, 


542  Verechiedenes. 

welches  auch  mortale  zubenannt  werde  und  in  der  Thöt  höclist  giftig  sei. 
In  sinniger  Weise  hat  Linnv  1737  die  Parze  Atropos,  welche  unabwendbar 
(atiiozoc)  den  Lebensfaden  abschneidet,  in  Beziehung  zu  dem  giftigen  Nacht- 
schatten gebracht. 

Es  wird  in  jetziger  Zeit  vielfach  behauptet,  die  Alten  hätten  die  Bella- 
donna überhaupt  gar  nicht  gekannt  (siehe  unter  Andern  Meyers  Konversations- 
lexicon).  Dies  ist  jedoch  nicht  richtig,  und  das  Gegentheil  läßt  sich  wohl  nach- 
weisen, wenn  wir  auch  gerne  einräumen  wollen,  daß  sich  dem  Forscher 
nahezu  unüberwindliche  Schwierigkeiten  \\\  den  Weg  stellen,  wenn  es  sich 
darum  handelt,  aus  dem  Studium  der  altklassischen  Botanik  zu  erfahren,  ob 
und  inwieweit  die  Species  der  Alten  mit  den  heutigen  Arten  identisch  seien. 

So  waren  den  Alten  unter  dem  Namen  Solanum  (griechisch  otpüyvo?,  6 
und  T^  =  oTpuxvov  TÖ  =  Tf/'j/vY]  und  Tpöyvo«;)  (Passow^'")  vier  giftige  Nacht- 
schattenarten bekannt,  zu  denen  sich  noch  ein  fünfter,  eßbarer  gesellte: 

1.  Strychnos  hortualis}'^-)  Nach  Linne:  Solanum  nigrum.  Der  schwarze 
Nachtschatten.    Beere  schwarz,  erbsengroß. 

2.  Halicaccabum,  strunium  soporifera.^^^)  Nach  Linne:  Fhysalis  ÄlJcekengi. 
Gemeine  Judenkirsche.    Beere  scharlachrot. 

3.  Hyjmoticc,  strychnon,  manicon,  thalia,  anJiydron,  agria  staphyle,  manion, 
perisson.  latine:  bellonaria,  soinnifica.^''*)  Nach  Linne:  Fhysalis  somnifera. 
Beeren  rot. 

4.  Manice,  lat.  furalisV^)  Ganz  unbekannte  Solanee  mit  schwarzen 
Beeren,  auf  welche  wir  später  noch  einmal  zurückkommen,  da  sie  von  Einigen 
für  die  Belladonna  gehalten  wurde. 

5.  otp6-/vo?  sOXY^TTSüTo?^^^)  war  ein  eßbarer  Nachtschatten. 

Schon  ein  oberflächlicher  Blick  auf  die  Namen  der  4  hier  aufgeführten 
Solaneen  zeigt  uns,  daß  sie  von  den  sie  beschreibenden  Autoren:  Apidejiis, 
Plinius,  Com.  Celsus,  Bioscorides,  TheopJirastus  fortwährend  miteinander  ver- 
wechselt und  durcheinander  gemengt  werden.  Sei  es  nun,  daß  diese  Schrift- 
steller die  Pflanzen  nicht  aus  eigener  Anschauung  kannten,  sei  es,  daß  die 
Lateiner  die  Griechen  kritiklos  abgeschrieben  haben,  —  in  diesem  Punkte 
läßt  die  klassische  Präcision  viel,  ja  Alles  zu  wünschen  übrig.   Möglicherweise 


*")  Plinius  XXVII.  108.  Aurel.  Cornel.  Celsus  II.  33.  Solanum,  quam  strychnon  Graeci 
vocant. 

'")  Äpulejus,  p.  239;  auch  Cuculus,  strumus,  strychnos  genannt  (acinos  habet  nigros). 
Plinius  XXVII.  44;  XXVII.  108.  Aurel.  Cornel.  Celsus  lib.  II,  33.  Bioscorides  de  materia 
med.  4.  71:  otpü/vo?  xYjTCato?,  Yj|jLspov  (domesticum),  oxpo'j}j.oü}i,  xouv.oußaXo'j}jL. 

"»)  L.  Äpulejus,  p.  240.  Plinius  lib.  XXI.  105.  Die  erste  Pflanze  des  Kapitels: 
halicacabum,  callion,  vesicaria.     Bioscorides  de  m.  m.  4.  72. 

^''*)  L.  Äpulejus,  p.  240,  halicacabon,  raorion,  moly.  Plinius  XXI.  105.  Theophr.  IX. 
11.  5.   Bioscorides  de  m.  m.  4.  73. 

*'°)  L.  Äpulejus,  p.  240,  dorycnion,  manicon,  erythron,  neurada,  perisson.  Plinius 
XXI.  105.  thryoron,  perisson,  {>puopov,  TrepitTÖv.  Theophr.,  bist,  plant.  IX.  11.  6.  Bios- 
corides, 4.  74. 

"«)  Theophrast,  h.  pl.  VII.  7.  2.    VII.  15.  4. 


Die  Pflanzen  des  Saalburg-Gebietes.  543 

sind  auch  die  Texte  durch  häufiges  und  falsches  Abschreiben  verdorben  und 
durch  übel  angebrachte  Glossen  aus  Mangel  an  gehöriger  Sachkenntnis  seitens 
der  Kopisten  entstellt  worden.  Wie  dem  auch  sei,  so  viel  ist  gewiß,  daß  die 
unzweifelhafte  Feststellung  der  Species  dem  heutigen  Bearbeiter  viel  Last  und 
Kopfzerbrechen  macht,  ja  oft  genug  ganz  unmöglich  ist,  und  daß  ein  auf 
viele  und  langjährige  Erfahrung  gegründeter,  ich  möchte  sagen:  botanischer 
Instinkt  dazu  gehört,  in  diesem  Chaos  von  Wahrem  und  Falschem,  von 
Wesentlichem  und  Unwesentlichem  den  roten  Faden  nicht  zu  verlieren  und 
das  Richtige  zu  treffen. 

Daß  trotzdem  bei  allem  Fleiß  und  bei  allem  Scharfsinn  die  Identität 
der  Pflanze  nicht  immer  außer  allen  Zweifel  gestellt  werden  kann,  liegt  auf 
der  Hand;  bleibt  uns  doch  oft  nichts  anderes  als  die  Methode  der  Aus- 
schliessung bekannter  Species  um  die  unbekannte  festzustellen,  eine  Methode, 
welche  bei  all  ihrer  Unentbehrlichkeit  den  strengen  Anforderungen  einer 
wissenschafthchen  Diagnose  nicht  zu  entsprechen  vermag.  Ein  sorgsames 
Studium  und  genaues  Vergleichen  der  Texte  unter  diesen  Cautelen  ergiebt 
nun  mit  Sicherheit,  daß  unsere  Belladonna  unter  keiner  der  fünf  oben  ange- 
führten Solaneen  verstanden  sein  kann^  und  es  ist  schwer  zu  begreifen,  wie 
man  die  vierte  Species  des  Apulejus:  Manice,  lat.  fiiralis  {ai^byyoQ  [lav.xöc, 
Thryoron  oder  Peritton  des  Theophrast)  für  unsere  Belladonna  halten  konnte, 
auch  wenn  die  Ähnlichkeit  ihrer  physiologischen,  oder  toxischen  Wirkung 
eine  solche  Annahme  zu  rechtfertigen  scheint.  L.  Apidejus  beschreibt  in 
seinem  Buche  de  medic.  herbis,  Cap.  LXXIV,  p.  240,  diese  Pflanze  in  folgender 
Weise :^^^)  «Die  vierte  Species  von  Strychnos  oder  Solanum  wird  Manice  ge- 
nannt, lateinisch  Furalis,  deshalb,  weil  sie  Wahnsinn  erzeugt.  Sie  wächst  auf 
Hügeln  oder  in  bergigen  Gegenden,  wo  sie  Stengel  treibt  von  10 — 12  Ellen, 
oder,  wie  die  Griechen  sagen,  orgyae,  mit  Blättern,  welche  der  Rauke  ähn- 
Hch,  aber  etwas  breiter  sind.  Darauf  sitzt  ein  behaartes  Köpfchen  wie  die 
Kugel  einer  Platane,  jedoch  größer  und  breiter,  und  eine  dunkle  Blüte  und 
zugleich  mit  ihr  der  Samen  oder  traubige  Frucht,  welche  rund  und  schwarz 
ist  und  zehn  Beeren  (Kerne?)  hat.» 

Außerdem  ist  sie  noch  in  übereinstimmender  Weise  beschrieben  bei 
Theophrast,  hist.  plant.  IX.  11.  6,  Bioscorides,  de  materia  medica  IV.  74, 
p.  568,  C.  Plinius  Secundus  Natur,  hist.  XXI.  105.  Letzterer  fügt  noch 
hinzu: ^'^)  «Dies  ist  das  Gift,  welches  die  aufrichtigsten  Schriftsteller  Dorycnion 


3")  Quarta  (species  strychni)  est,  quae  appellatur  manice,  sed  latine  furalis,  eo 
quod  furoreni  excitat:  Nascitur  in  collibus  vel  ventuosis  locis  thyrsos  emittens  decem  vel 
duodecim  ulnarum,  sive,  ut  Graeci,  orgyarum.*)  cum  foliis  erucae  similibus,  sed  pauIo 
latioribus,  superposito  capite  hirto,  velut  platani  sphaerae,  sed  majore  ac  latiore  et  flore 
nigro,  cum  quo  semen  sive  fructum  botruosum,  rotundum  nigrum,  habentem  acinos  decem. 

ä'^)  Hoc  est  venenum,  quod  innocentissimi  auctores  simpliciter  dorycnion  appellavere, 
ab  eo,  quod  cuspides  in  proeliis  tingantur  illo  passim  nascente. 


*)  opYutd  =  5,89  Fuß  =  1,85  Meter.     [HuUsch,  Metrologie.) 


544  Verschiedenes. 

genannt  haben,  deshalb,  weil  man  ehedem,  da  es  hin  und  wieder  wächst, 
in  den  Treffen  die  Spitzen  der  Waffen  damit  bestrich.» 

Letztere  Eigenschaft  dürfte  ihre  Kultur  in  ausländischen  römischen 
Lagern  und  Kastellen  sehr  wahrschchilich  erscheinen  lassen;  allein  die  ober- 
flächlichste A^ergleichung  der  BeUadonna  mit  den  überlieferten  Beschreibungen 
des  Solanum  manico  {nx[jhyyoz  (lavcxö?)  läßt  eine  Verwechslung  beider  Pflanzen 
ganz  und  gar  unmöglich  erscheinen.  Derselben  Ansicht  war  auch  Joachimus 
Camerarius  (Kreutterbuch ,  Nürnberg  1586);  denn  er  sagt:  «Solanum  majus, 
herba  hella  Donna,  der  große  Nachtschatten  gleichet  an  Kraft  dem  Manico 
Solano^  daß  ist  dem  dollen  Nachtschatten,  von  welchem  Bioscorides  schreibt, 
will  sich  aber  mit  der  Gestalt  nit  darzu  schicken».  Nebenbei  sei  noch  be- 
merkt, daß  Manko  aucli  nicht  mit  Solanum  Dulcamara  L.  identisch  ist,  wie 
vielfach  behauptet  wurde. 

Bei  der  weiteren  Durchforschung  der  Schriften  über  antike  Arznei- 
pflanzen, welche  durch  die  Gleichartigkeit  ihrer  medizinischen  Wirkung  auf 
die  Spuren  der  Belladonna  leiten  könnten,  begegnen  wir  zunächst  der  Gattung 
Mandragora,  griechisch  MavSpaYÖpac- 

Plinius  schreibt  darüber:''*) 

«Die  3Iandragora  nennen  Andere  Circaeum.  Es  giebt  2  Arten.  Die 
weiße  wird  für  die  männliche  gehalten  und  die  schwarze  für  die  weib- 
liche. Letztere  hat  schmälere  Blätter  wie  Lactnca,  rauhe  (haarige)  Stengel, 
zwei  bis  drei  bräunliche  Wurzeln,  die  inwendig  weiß,  fleischig,  zart  und  fast 
einen  Kubitus  lang  sind.  Sie  tragen  apfelförmige  Früchte  von  der  Größe 
einer  Haselnuß,  und  in  diesen  liegt  ein  Same,  der  den  Birnkernen  ähnelt. 
Die  weiße  nennen  Einige  Arsen,  andere  Morton,  auch  Hippophlomon.  Ihre 
Blätter  sind  weiß  und  breiter  als  bei  der  anderen  Art  und  denen  vom 
zahmen  Lapathum  ähnlich.  Wer  die  Pflanze  ausgräbt,  muß  sich  hüten,  daß 
er  dabei  den  Wind  nicht  entgegen  habe,  und  macht  zuvor  mit  einem 
Schwerte  3  Kreise  um  dieselbe,  hernach  gräbt  er  auf,  indem  er  das  Gesicht 
gegen  Abend  wendet.  Obschon  die  Früchte  in  einigen  Ländern  gegessen 
werden,  so  weiß  man  doch,  daß  unerfahrene  Personen  durch  den  heftigen 
Geruch  betäubt  werden.  Infolge  eines  größeren  Trunkes  davon  kann  man 
auch  sterben.» 

In  gleicher  Weise  beschreibt  die  in  Rede  stehende  Pflanze  L.  Aptdejus, 


»")  H.  N.  XXV.  94.  Mandragoram  alii  Circaeum  vocant.  Duo  ejus  genera:  candidus, 
qui  et  mas;  niger  qui  femina  existimatur,  angustioribus  foliis,  quam  lactucae,  hirsutis  et 
caulibus,  radicibus  binis  ternisve  rufulis,  intus  albis,  carnosiö  tenerisque,  paene  cubitalibus. 
Ferunt  mala  avellanarum  nucuni  magnitudine,  et  in  his  semen  ceu  pirorum.  Album  hoc 
alii  arsena,  alii  morion,  alii  hippophlomon.  Hujus  folia  alba,  quam  alterius  latiora,  et  la- 
pathi  sativae.  Cavent  eflfossuri  contrarium  ventum,  et  tribus  circulis  ante  gladio  circum- 
scribunt:  postea  fodiunt  ad  occasum  spectantes.  —  —  —  —  —  Quamquam  mala  in  ali- 
quibus  terris  mandantur,  nimio  tarnen  odore  obmutescunt  ignari.  Potu  quidem  largiore 
etiam  moriuntar. 


Die  Pflanzen  des  SaalburgGebietes.  545 

de  med.  herb,  über,  cap.  CXXIX.  Ebenso  Bioscorides,  Hb.  IV,  cap.  LXXVl 
%z[X  MavSpaYÖfvoo,  nur  fügt  er  der  obigen  Beschreibung  noch  zu^**°): 

«Zwischen  den  Blättern  trägt  sie  Apfelchen,  die  den  Vogelkirschen  ähn- 
lich, blaßgelb  und  wohlriechend  sind  und  einen  birnförmigen  Kern  enthalten. 
Einen  Stengel  hat  sie  nicht.  Die  andere  männliche  und  weißere  Art,  welche 
Einige  Norion  nennen,  hat  große,  weiße,  breite,  glatte  und  kahle  Blätter  wie 
diejenigen  des  Mangold,  Apfelchen,  welche  um  die  Hälfte  größer  als  bei  der 
vorgenannten  sind,  von  einer  ins  dunkelgelbe  spielenden  Farbe  und  starkem 
(üblem)  Geruch.  Durch  diese  werden  auch  die  Hirten,  wenn  sie  dieselben 
essen,  einigermaßen  betäubt.» 

Es  ist  leicht  ersichtlich,  daß  auch  diese  Pflanze  nicht  die  Atropa  bella- 
donna sein  kann;  denn  abgesehen  davon,  daß  die  ganze  Beschreibung  nicht 
auf  dieselbe  paßt,  schließen  ihre  Stengellosigkeit  und  die  dunkel-  und  hell- 
gelben Früchte  jeden  Zweifel  in  dieser  Beziehung  aus.  Dagegen  dürfen  wir 
mit  Sicherheit  annehmen,  daß  wir  es  hier  mit  dem  bekannten  Alraunkraut 
und  der  Alraunwurzel:  Atropa  Mandragora  L.  oder  Mandragora  officinalis 
Mül.  zu  thun  haben,  welche  als  Hypuoticum  und  Anaestheticum  die  gleiche 
Wirkung  wie  die  eigentHche  Belladonna  hat  und  daher  oft  mit  ihr  verwechselt 
worden  ist  —  absichtlich  verwechselt  von  Betrügern ,  indem  sie  die  Wurzel 
der  Atropa  belladonna  in  den  Handel  brachten  und  für  die  echte  Alraun- 
wurzel [Mandragora  officinalis)  verkauften,  unabsichtlich  und  irrtümlich  von 
Autoren,  welche  nicht  im  Stande  waren,  die  Beschreibung  beider  Pflanzen  in 
den  botanischen  oder  pharmakognostischen  Schriften  des  Altertums  auseinander 
zu  halten,  sei  es  nun,  daß  ihnen  die  notwendigen  botanischen  Kenntnisse 
mangelten,  sei  es,  daß  ihr  philologisches  Wissen  in  Bezug  auf  die  klassischen 
Sprachen  zu  dürftig  war.  So  wird  z.  B.  die  oben  angeführte  Anekdote  von 
der  mystischen  Art  der  Ausgrabung  der  Alraunwurzel  [Mandragora  officinalis) 
von  den  späteren  Autoren  in  der  Regel  von  der  Atropia  belladonna  erzählt 
und  findet  sich  beispielsweise  irrtümlich  auch  in:  Lenz,  Botanik  der  Griechen 
und  Römer,  während  sie  Plinius  und  Thcophrast  übereinstimmend  nur  von 
Mandragora  officinalis  berichten  (siehe  Plinius  XXV.  94.  und  Thcophrast  IX.  88). 

So  wären  wir  denn  durch  die  Methode  der  Ausschließung  zu  dem  eigent- 
lichen Gegenstand  unserer  Untersuchung,  nämlich  zu  einer  zutreffenden  und 
zuverlässigen  Beschreibung  unserer  Atropa  belladonna  gelangt;  denn  wir  finden 
darüber   eine   Mitteilung    bei    Theophrast^^^),    welche   also   lautet:    «Von    den 

'*")  Kai  irap'  aöta  |X7jXa,  oooiq  E(jL'.f spYj,  wypä,  eö«>§f)  iv  olc,  xal  xapTCOi;,  uiaitep  aitioo 

y.auXöv  8e  ob  tpepst.  —  —  —  To5  Ss  appevo^  xal  Xeoxoö,  o  evto'.  vcopiov  ExdtXsaav,  ^üXXa  jgxI 
(iSYaXa,  Xeuxa,  i^Xatsa,  Xsla  xaS-aitsp  xsüxXou.  xä  ok  [XYjXa  Sc:rXda'.a  v.{/oyii!^ctvza  -z-q  xP°'?i  s^tuS"^ 
{icTÖi  ßdpoui;  Ttvöi;.     a  xal  egO-'Iovtc?  ol  7ro'.fj.£V£5  icoaui?  o^toxapo'j'-xa'..     axaaXo?  oh  xal  aox-f). 

2*')  Hist.  plant.  VI.  2.  9.  Twv  o'aXXcov  xa  [aev  öjxo'.oxspa  xoüxw*)  xöv  xaoXöv  e/ei  (xolXov) 
xa9-ä:iEp  ö  fiavopaf  opa;  xal  xö  xoive'.ov,  xal  6  sXXEßopoi;  xal  6  äv9-Ep:xo?.  xd  S'otov  EvvEupäxaoXa 
X0YX«vEt  xaö-aKEp  [xdpaö-ov,  [j,o6'-fovov,  xd  ojxo'.a  xouxo'.c.  "Rio?  5e  ö  xapTto«;  tob  jiavopaf opou 
xw    jxEXa{;   x£   xal  paYtüSTj?  xal  oIviuStj?  sivai   xö)  yup.(j). 

*)  xö)  vdpO-Tjxt  (Ferula  communis  L.).  Eine  hochwachsende  Doldenpflanze  mit  leichtem, 
knotigem,  von  leichtem  Mark  erfülltem  Stengel. 

Jacobi,  Das  Bömerkastell  Saalburg.  35 


546  Verschiedenes. 

übrigen  aber  haben  gewisse  der  Fcrula  ähnliclie  Pflanzen  einen  (hohlen) 
Stengel,  wie  die  Tollkirsche  ([j-av8paY6(>a<;),  der  Schierling  (xwvstov),  das  Bilsenkraut 
(sXXsßOjOO?)  und  Anthriscus  (avO-^ptxo?).  Andere  sind  faserstengelig,  wie  Mara- 
thum,  Myophorum  und  andere  diesen  ähnliche.  Eigentümlich  ist  die  Frucht 
der  Mandragora,  nämlich  schwarz,  einer  Weinbeere  ähnlich,  und  voll 
wein  farbigen  Saftes.» 

Dies  ist  die  einzige  Stelle,  worin  eine  unzweifelhafte  Beschreibung  unserer 
Pflanze  zu  erkennen  ist,  weiterhin  begegnen  wir  ihr  in  der  uns  zugängHchen 
altklassischen  botanischen  und  medizinischen  Litteratur  nicht  mehr,  woraus 
wir  sehließen,  daß  die  Belladonna  in  Italien  und  Griechenland  selten  gewesen 
sein  muß;  denn  wie  hätte  eine  Pflanze  von  so  eigentümlicher  Schönheit,  von 
so  vielen  wohlthätigen  arzneilichen  und  so  schrecklichen  toxischen  Eigen- 
schaften so  unbeachtet  bleiben  können,  wenn  sie  sich  häufiger  vorgefunden 
hätte.  Ihre  Seltenheit  in  den  genannten  Ländern  wird  übrigens  auch  von 
neueren  Forschern  bestätigt.  So  sagt  Lenz  in  seiner  Botanik  der  alten 
Griechen  und  Römer:  «Die  Belladonna  findet  sich  in  Griechenland  am  Athos 
und  Oeta,  aber  sehr  selten.  In  Italien  ist  sie  ebenfalls  selten,  doch  wird  sie 
Belladonna  und  Solano  maggiore  genannt.»  Oder  sollte  sie  in  alten  Zeiten 
doch  häufiger  gewesen  sein  und,  da  sie  eine  waldliebende  Pflanze  ist,  ihre 
jetzige  Seltenheit  aus  der  fortschreitenden  Entwaldung  der  Länder  am  Mittel- 
meer erklärt  werden  müssen? 

Als  Fundorte  in  unserem  Vaterlande  werden  bergige,  steinige  Wälder, 
Steinbrüche,  vor  allem  Waldschläge  als  der  Belladonna  am  meisten  zusagend 
angegeben,  und  Wirtgen  (in  seiner  Flora  der  preuß.  Rheinprovinz)  fügt  aus- 
drückhch  hinzu:  «oft  plötzhch  in  INIenge  auftretend».  Letzteres  erklärt  sich 
zwanglos  aus  der  außerordentlich  großen  Menge  der  durch  ihren  Olgehalt 
und  ihre  harte  Oberhaut  sehr  widerstandsfähigen  Samenkörner,  welche  in 
einer  jeden  Beere,  von  denen  die  Pflanze  doch  viele  erzeugt,  enthalten  sind, 
sowie  aus  ihrer  höchst  wahrscheinlich  oft  Jahrzehnte  dauernden  Fortexistenz 
in  rudimentärer  Form  durch  Abschluß  des  direkten  Sonnenlichtes  im  dichten 
Waldschatten,  aus  welchem  sie  fröhlich  grünend  und  blühend  wie  durch 
Zauberschlag  hervortritt,  sobald  die  Axt  das  hindernde  Laubdach  entfernt 
hat  und  die  Sonne  den  nach  Luft  und  Licht,  den  allmächtigen  Motoren  des 
Pflanzenlebens,  verlangenden  Keimen  ihre  segnenden  Strahlen  sendet. 

Als  Arzneipflanze  begegnen  wir  der  Atropa  belladonna  in  den  medizinischen 
Schriften  des  Altertums  nirgends.  Die  dort  erwähnte  Mandragora  ist  wohl 
stets  die  Mandragora  ofßcinalis  L.  So  z.  B.  erwähnt  letztere  Anr.  Com.  Celsus: 
de  medicina  libri  octo:  Lib.  V,  Cap.  25.  2  als  Schlafmittel,  lib.  VI,  Cap.  9 
als  schmerzlindernde  Abkochung  bei  Zahnweh. 

Übrigens  darf  uns  dieser  Umstand  nicht  Wunder  nehmen,  da  die  Alten 
die  specifische,  der  Belladonna  allein  zukommende  mydriatische  (d.  h.  Pupillen 
erweiternde)  Wirkung  höchst  wahrscheinlich  nicht  kannten  und  als  schlaf- 
bringende, krampf-  und  schmerzstillende  Mittel  andere  Arzneipflanzen  leichter 
und  billiger  beschaffen  konnten.    So  finden  wir  Solanum  [quam  fzz[jii-/yo'^  Graeci 


Die  Pflanzen  des  Saalburg-Gebietes.  547 

vocant)  als  niederschlagendes,  kühlendes,  schmerzstillendes  Mittel  in  demselben 
Opus  des  C.  Celsus  lib.  II  Cap.  33,  lib.  III  Cap.  18  gegen  Wahnsinn  [insania), 
lib.  V  Cap.  33  gegen  Erysipelas  (Rose),  lib.  VI  Cap.  17  zu  lindernden  Um- 
schlägen bei  Nabelbrüchen.  Ich  erwähne  aber  Solanum  und  Mandragora  hier 
deshalb,  weil  man  bei  der  oben  erwähnten  Konfusion  in  den  Texten  und  der 
Ungenauigkeit  in  der  Beschreibung  der  betreffenden  Arzneipflanzen  nie  sicher 
wissen  kann,  ob  nicht  hie  und  da  die  wirkliche  Atropa  belladonna  gemeint 
sei,  und  weil  man  letztere  zur  Fälschung  der  Mandragora  ofßcinalis  hie  und 
da  verwandt  haben  mag. 

Aus  den  vorstehenden  Darlegungen  glauben  wir  mit  Sicherheit  die 
folgenden  Schlüsse  ableiten  zu  dürfen: 

1.  Die  Atropa  belladonna  L.  war  den  Römern  und  Griechen  wohl  bekannt. 

2.  Aus  den  botanischen  und  medizinischen  Schriften  der  Alten  ist  nicht 
ersichtlich,  daß  der  therapeutische  Wert  dieser  Pflanze  sehr  hoch  geschätzt 
wurde;  denn  ausdrücklich  wird  sie  in  diesem  Sinne  nirgends  erwähnt. 

3.  Als  kosmetisches  Mittel  hat  sie  oflfenbar  keine  Verwendung  gefunden. 

4.  Als  taugliches  Mittel  zur  Vergiftung  von  Kriegswerkzeugen  wird  ihrer 
nirgends  Erwähnung  gethan. 

Danach  dürfen  wir  schließen,  daß  für  die  Römer  kein  Grund  vorlag, 
sie  in  ihren  ausländischen  Niederlassungen  und  Waffenplätzen  zu  kultivieren, 
und  daß  mithin  die  Belladonna-Pflanzen  der  Saalburg  nicht  als  Epigonen  aus 
der  Römerzeit  zu  betrachten  sind,  sondern  einfach  ihrer  Natur  und  ihren 
Existenzbedingungen  folgend  sich  in  dem  ihnen  durch  seinen  Reichtum  an 
Humus,  Kalk  und  Brandschutt  günstigen  Waldboden  der  Saalburg  ange- 
siedelt haben.» 

Der  Vollständigkeit  wegen  will  ich  hier  noch  einer  modernen  Anlage, 
des  sogenannten  «Pliniusgarten»,  gedenken.  Er  wurde  im  Jahre  1888  von 
dem  Homburger  Taunusclub  in  römischem  Stile  angelegt.  Die  Anregung 
hierzu  gab  Oberst  von  Cohausen,  während  das  preußische  Kultusministerium 
dem  genannten  Club,  der  die  Mittel  zusammenbrachte,  einen  Betrag  von 
1000  Mark  beisteuerte.  Der  Garten  liegt  südlich  vor  der  Villa  (Tafel  XIII) 
und  dem  östlich  daranstoßenden  Langbau,  sodaß  er  sich  an  die  Fundamente 
derselben  anschließt  und  die  Hauptachse  der  Neuanlage  mit  der  des  römischen 
Villenbaues  zusammenfällt.  Auf  der  West-  und  Südseite  ist  der  Garten  durch 
das  auf  Seite  99  besprochene  «Gebück»  abgeschlossen. 

Die  Anlage  ist  im  Wesentlichen  nach  der  von  Plinüis  dem  Jüngeren 
beschriebenen  entworfen  und  besteilt.  Die  vor  dem  Bau  liegenden  und  ab- 
geböschten  symmetrischen  Beete  sind  mit  Buchs  in  Form  von  Tiergestalten 
bepflanzt,  die  andern  mit  Buchs  und  Stachys  lanata  eingefaßt  und  mit  den 
Seltenheiten  der  Saalburg-  und  Taunusflora  besonders  in  Strauchform  be- 
wachsen. Der  Taunusclub,  dem  wir  diese  typisch -römische  Gartenanlage 
verdanken,  beabsichtigt  bei  künftigen  Pflanzungen  besonders  diejenigen  Baüm- 
und  Straucharten  zu  berücksichtigen,  welche  infolge  der  veränderten  Boden- 
verhältnisse gleichsam  im  Aussterben  begriffen  sind,  ferner  aber  auch  solche 

35* 


548  Verschiedenes. 

aus  den  Alpen  und  andern  Gebirgsländern  zu  kultivieren  und  ihnen  dadurch 
im  Taunus  womöglich  eine  allgemeinere  Verbreitung  zu  verschaffen. 

Um  späteren  Irrtümern  vorzubeugen,  will  ich  noch  erwähnen,  daß 
von  den  dort  neu  kultivierten  Pflanzen  sich  einige  bereits  durch  Samen  in 
das  Saalburggebiet  übertragen  haben. 


2.  Die  Baumfrüchte.  3'^) 

Ergänzt  werden  die  vorstehend  gescliilderten  botanischen  Ergebnisse 
wiederum  durch  die  Brunnenfunde,  und  zwar  in  Gestalt  von  Obstkernen'*') 
und  Nußschalen,  von  denen  sich  eine  ganze  Sammlung  sowohl  solclier,  welche 
heute  noch  auf  der  Saalburg  wachsen,  als  auch  solcher,  welche  importiert 
worden  sind,  erhalten  hat.  Hierbei  läßt  sich  jedoch  nicht  mit  Sicherheit 
angeben,  ob  die  Bäume,  von  denen  diese  Samen  abstammen,  im  Walde 
wuchsen,  oder  ob  sie  in  den  anliegenden  Gärten  gezogen  wurden.  Eine 
weitere  Möglichkeit  wäre  die,  daß  die  vorgefundenen  Kerne  von  auswärts 
bezogenen  Tafelfrüchten,  welche  auf  den  Tischen  der  Wohlhabenden  und 
Reichen  prangten,  herstammen.  Ich  lasse  hier  ein  Verzeichnis  der  betreffenden 
Obstarten,  denen  Dr.  Will  die  botanischen  Namen  beigefügt  hat,  folgen: 

Aprikose,  Prunus  Armeniaca  L.; 

Haferschlehe,  Spilling,  Prunus  insititia  L.,  Stammart  aller  rund  früchtigen 
Pflaumen,  Reineclauden,  Mirabellen  etc.; 

Zwetsche,  Prunus  domcstica  L.; 

Sauerkirsche,  Prunus  ccrasus  L.  [Cerasus  acida  Gärtn.,  C.  vulgaris  Mönch.); 

Kirschpflaume,  Prunus  cerasifera  Ehrh.  =  Türkische  Kirsche; 

Wilde  Süßkirsche  (Knotte) '*■*),  Prunus  avium  L.; 

Pfirsich'*''),  Persica  vulgaris  3iill.; 

Gemeine  Wallnuß,  luglans  regia  L.; 

Gemeine  Haselnuß,  Corylus  Ävellana  L.; 

Zeller-,   Lambert-,   Bluthaselnuß,    Corylus  tuhulosa  Willd.,   Früchte  lang; 

Türkische  Haselnufi,  Corylus  Colurna,  Früchte  kurz  und  dick. 

Die  nachträglich  im  Herbste  1896  ausgeschachteten  Brunnen  brachten 
in  ihrem  Schlannne  neue  Schalen  von  Wall-  und  Haselnüssen.  Diese  müssen, 
da  sie  in  fast  allen  Brunnen  häufig  gefunden  wurden,  bei  den  Römern  sehr 
beliebt  gewesen  sein'*").     Die  Haselnuß,  ein  einheimischer  Strauch,   wächst 


***)  Über  Früclite  und  Gartengewächse  der  Römer  haben  Mommsen  und  Blümner 
in  dem  «Maximaltarif  des  Diocletian»  sehr  wertvolle  Beiträge  geliefert. 

**'}  Plinius  berichtet  in  den  Büchern  12,  13,  15  und  16  seiner  flistoria  naturalis 
ausführlich  über  die  von  den  Alten  kultivierten  Obstsorten. 

88»)  Wächst  heute  noch  in  großer  Menge  im  Saalburggebiet. 

88»)  Vergl.  Plinius,  H.  N.  15,  55,  13. 

8S6)  Nach  Mommsen  und  Blümner  waren  Nüsse  «ein  beliebtes  Spielzeug  für  Kinder, 
die  namentlich  an  den  Saturnalien  allerlei  Glücks-  und  Geschicklichkeitsspiele  damit  zu 
spielen  pflegten». 


Die  Baumfrüchte.  549 

heute  noch  in  der  näheren  und  ferneren  Umgebung  der  Saalburg  in  Menge, 
die  Wallnuß  dagegen  ist  daselbst  nicht  mehr  zu  finden ;  ihre  Früchte  dürften 
wohl  aus  der  Ebene,  wo  sie  jetzt  noch  kultiviert  wird  und  trefflich  gedeiht, 
ins  Kastell  gebracht  worden  sein.  Sie  stammt  aus  Persien,  von  wo  aus  sie 
nach  Italien  gelangte  und  dann  von  den  Römern  in  die  eroberten  Provdnzen 
verpflanzt  wurde. 

Auf  die  im  Brunnen  Nr.  36  (S.  166)  gefundenen  Stücke  von  Wein- 
reben ^^^)  will  ich  der  Seltenheit  halber  noch  besonders  aufmerksam  machen. 
Dieselben  sind  in  Spiritus  aufbewahrt.  Wenn  auch  dieser  Fund  nicht  den 
Beweis  zu  liefern  vermag,  daß  im  zweiten  oder  dritten  Jahrhundert  der 
Weinbau  in  unserer  Gegend  betrieben  wurde  —  die  vorgefundenen  Reben 
könnten  ja  auch  mit  anderen  Hölzern  aus  dem  Süden  hierhergebracht 
worden  sein  — ,  so  ist  es  doch  nicht  unwahrscheinlich,  daß  dieselben  aus 
der  Nachbarschaft  der  Saalburg,  vielleicht  der  Main-  oder  Rheinebene, 
hierhergelangt  sind^^^),  umsomehr,  als  die  neuesten  botanischen  und  ethno- 
graphischen Forschungen  mit  überzeugenden  Gründen  dahin  drängen,  an- 
zunehmen, daß  die  edlen  Trauben  eines  jeden  Erdteiles  und  eines  jeden 
Landes  durch  eine  Jahrhunderte  umfassende  Kultivierung  aus  den  wilden 
Trauben,  welche  sich  zum  Teil  noch  jetzt  an  den  entsprechenden  Plätzen 
vorfinden,  hervorgegangen  sind.  So  die  rheinische  Rebe  aus  den  wilden 
Reben,  welche  heute  noch  zwischen  Rastatt  und  Mannheim  in  feuchten 
W^äldern  und  im  Ried  in  den  Büttelborner  Hecken  in  Menge  wachsen; 
ihr  Stamm  erreicht  oft  eine  ansehnliche  Dicke.  Für  den  Botaniker  wollen 
wir  noch  bemerken,  daß  diese  Form  der  Rebe  meist  zweihäusig  ist  und 
kleine  herbe  Beeren  trägt.     (Vitis  silvestris  Foll.)^^^) 


3.  Tierische  Überreste. 

Aus  dem  Vorstehenden  erhielten  wir  einen  kleinen  Einblick  in  die 
vegetarischen  Genüsse  der  Saalburgbewohner,  und  nicht  minder  verrät  die 
große  Menge  von  Tierknochen,  welche  Fleischspeisen  dieselben  mit  Vorliebe 
genossen  haben.  Viele  Stücke  dieser  in  den  Brunnen  und  dem  Brandschutt 
gefundenen  Knochen  kennzeichnen  sich  durch  ihre  Längs-  und  Querteilung 
als  Hausabfälle.  Der  Gedanke,  daß  die  meisten  Knochen  von  Hochwild  her- 
rühren, welches,  nach  den  Geweihfunden  (S.  454)  zu  schließen,  damals  im 
Taunus  stark  vertreten  gewesen  sein  muß,  ist  durch  Untersuchungen  der 
Professoren  Sckaaffhansen  in  Bonn  und  Lucae  in  Frankfurt  a.  ^L  widerlegt 
worden;  sie  haben  ergeben,  daß  Knochen  von  Hirsch,  Reh  und  Wildschwein 


s")  Plinius,  H.  N.  14.  Buch. 

388)  Im  Mittelalter  bis  etwa  zum  vorigen  Jahrhundert  wurde  in  der  ganzen  Umgegend 
von  Homburg  Weinbau  betrieben,  und  fast  jeder  Bauer  hatte  seinen  eigenen  Weingarten. 

389)  Westermanns  Monatshefte  XVI,   524,    «Über  die  Heimat  des  Weiustockes»  von 
Fr.  Mohr. 


550  Verschiedenes. 

zwar  nicht  fehlen,  aber  doch  im  Verhältnis  zu  denen  des  Rindes  nicht  über- 
wiegen. Es  kommen  beispielsweise  nach  einer  Zusammenstellung  der  in 
einem  einzelnen  Jahre  gefundenen  220  Knochenstücke  59  auf  Hirsch,  Reh 
und  Wildschwein,  also  etwa  ein  Viertel  der  Gesamtheit. 

Nach  den  beiden  genannten  Gelehrten,  die  unabhängig  von  einander 
das  Material  untei-suchten,  sind  Knochen  von  folgenden  Tieren  nachzuweisen: 
Rind  (hos),  Hausrind  (hos  taurus),  Auerochs  (bos  ums),  Schaf  (ovis),  Ziege 
(capra),  Schwein  (shs),  Wildschwein  (sus  scrofa),  Sumpfschwein  (sus  scrofa 
palustris),  Edelhirsch  (cervus  claphus)  und  Reh  (capreolus  vulgaris), ^^^) 

Außer  diesen  sind  noch  Knochen  von  Hunden,  Vögeln  und  besonders  von 
Pferden  gefunden  worden ;  der  Brunnen  Nr.  28  barg  zwei  vollständige  Pferde- 
gerippe, in  den  Knochenhöhlungen  hatte  sich  Vivianit  ankrystalUsiert  (siehe 
Seite  158,  Anmerkung  134).  Da  sich  öfters  Knochen  und  Zähne  von  Pferden 
mit  denen  anderer  Schlachttiere  bei  Hausabfällen  fanden,  wurde  auch  ver- 
mutet, daß  das  Pferd  ebenfalls  zur  Nahrung  gedient  habe.  Von  den  seiner- 
zeit an  der  Saalburg  vertretenen  Tieren  sind  zwei  Arten,  der  Auerochs  — 
der  Ur  der  Germanen  —  und  das  Sumpfschwein,  längst  bei  uns  ausgestorben. 

Die  Vorliebe  der  alten  Römer  für  das  Vogelklein  wild  ist  bekannt;  sie 
wird  auch  heute  noch  von  ihren  Nachkommen,  den  Italienern,  bethätigt  und 
der  Vogelfang,  trotz  aller  Verbote,  fortgesetzt.  Daß  diese  Liebhaberei  auch 
an  der  Saalburg  bestanden  hat  und  daß  ihre  Bewohner  zeitweise  derselben 
oblagen,  möchte  ich  aus  einigen  Tliatsachen  vermuten.  Zunächst  deuten 
die  Funde  der  Knochen  von  kleinen  Vögeln  bei  den  Hausabfällen  darauf 
hin  und  außerdem  eine  in  der  Praetentura  des  Kastells  zu  Tage  gekommene 
eiserne,  doppelseitige  Filetnadel  (Texttigur  71,  Nr.  12),  die  ihren  Größen- 
verhältnissen nach  nur  zur  Herstellung  von  weitmaschigen  Netzen  gedient 
haben  kann.  Da  es  wohl  ausgeschlossen  ist,  daß  zum  Fischfang  geeignete 
Netze  auf  dem  Kamme  des  Gebirges  hergestellt  wurden,  so  wird  man  an 
Netze  zum  Vogelfang,  der  in  dortiger  Gegend  noch  bis  in  die  Mitte  unseres 
Jahrhunderts  in  Blüte  stand,  vielleicht  auch  an  Jagdnetze  (retc),  zu  denken 
haben.  Es  dürften  daher  wohl  gebratene  Vögel  als  Leckerbissen  dem  römi- 
schen Speisezettel  der  Saalburgbewohner  zuzufügen  sein.  Ich  will  nicht 
unerwähnt  lassen,  daß  die  Wandervögel  jahraus  jahrein  ihren  Zug  vornehm- 
lich über  die  Saalburg-Einsattelung  nehmen. 

Bemerkenswert  sind  ferner  die  Fußknochen  von  Hahnen,  der  Schild 
eines  Störs^^^)  und  Austernschalen ^^^),  alles  Überreste,  die  beweisen,  daß  man 


"")  Das  Rehfleisch  war,  wie  das  vom  Wildschwein,  sehr  beliebt;  die  Tiere  wurden  nicht 
nur  gejagt,  sondern  auch  in  Wildparks  gehalten.  Vergleiche  «Der  Maxiraaltarif  des  Diocletian». 

**')  Nach  Jirehm  steigt  der  Stör  (acipensor  sturis  L.J  von  der  Nordsee  den  Rhein 
herauf,  heute  allerdings  selten  bis  Mainz  und  nur  ausnahmsweise  bis  Basel;  zur  Römerzeit 
mag  aber,  als  auf  dem  Rheine  noch  geringer  Verkehr  stattfand,  das  Vorkommen  des  Störs 
bei  Mainz  nicht  zu  den  Seltenheiten  gehört  haben,  wodurch  sich  der  Schild  auf  der  kaum 
eine  Tagereise  von  dort  entfernten  Saalburg  leicht  erklären  ließe. 

'^-)  Es  ist  schwer  zu  sagen,  wie  die  Austern,  welche  die  Römer  am  Mittelraeer 
wie   an    der   Nordsee    züchteten,    transportiert    und   in   genießbarem   Zustande    nach    der 


Tierische  Überreste.  551 

sich  auch  am  Limes,    fern  von  den  Hauptstädten,    gelegentHch  ausgesuchten 
Tafelgenüssen  hingegeben  hat. 

Das  Vorkommen  von  Wild  im  Taunusgebiete  wird  noch  durch  die  auf 
Ziegeln  befindlichen  Fußabdrücke  bestätigt;  besonders  zahlreich  sind  die  von 
Rehen  und  Hasen,  doch  haben  sich  auch  solche  von  Raubwild  —  Wölfen, 
Füchsen  und  Wildkatzen  —  sowie  von  großen  und  kleinen  Hunden  fest- 
stellen lassen  (Seite  192).  Über  den  Wildbestand  und  die  Jagd  im  Taunus 
in  alter  und  neuerer  Zeit  hat  Edf/ar  Ändrcae  in  seiner  «Geschichte  der  Jagd 
im  Taunus»  (Frankfurt  a.  M.  1894,  Selbstverlag)  recht  interessante  Mit- 
teilungen gemacht. 


4.  Saalgraben,  Rosengarten,  Dreimtihlenborn  und  Drususkippel. 

Einige  in  der  Nähe  gelegene  und  bereits  öfters  genannte  Plätze,  die 
sämtlich  mit  der  Saalburg  in  mehr  oder  weniger  engem  Zusammenhang  ge- 
standen haben,  sollen  zum  Schlüsse  hier  noch  etwas  ausführlicher  besprochen 
werden : 

n.  Saalgrabeu. 

Unter  dem  Namen  Saalgraben  (Seite  2  —  3  und  Tafel  XIII)  scheint 
man  im  Mittelalter  nur  den  durch  den  «Hammelhans»  (Seite  30)  ziehenden 
alten  Hohlweg  verstanden  zu  haben.  Die  südlich  und  westlich  vor  dem 
Kastell  gelegenen  alten  Hohlen,  die  jetzt  stückweise  durch  die  Anlegung  des 
Dienstlandes  für  den  Saalburgwärter  eingeebnet  sind,  führen  jetzt  noch  diesen 
Namen;  sie  wurden,  um  die  Übersicht  auf  dem  Lageplan  (Tafel  XIII)  nicht 
zu  stören,  erst  von  der  Porta  principalis  sinistra  an  nach  Norden  hin  einge- 
zeichnet. Man  hat  diesen  3 — 4  Meter  tiefen  Gräben  die  Bedeutung  von  Ver- 
schanzungsgräben  oder  von  Befestigungen  überhaupt  zugeschrieben,  die  zum 
Schutze  der  Bürgerlichen  Niederlassung  bestimmt  gewesen  wären,  eine  Ansicht, 
die  jeder  thatsächlichen  Begründung  entbehrt.  Denn  weder  ihre  Richtung, 
noch  ihre  Profile  entsprechen  derselben;  auch  fehlt  ihnen  der  Erdwall,  der 
bei  ihrer  Ausschachtung  hätte  entstehen  müssen  und  der  ein  untrügliches  Mittel 
zur  Unterscheidung  künstlicher  Gräben  von  allmählich  entstandenen  Hohl- 
wegen abgiebt.  In  der  That  sind  diese  Saalgräben  auch  nichts  Anderes  als 
alte  Hohlwege,   die  verlassen  wurden,    wenn   sie  allzu   tief  geworden    waren, 


Saalburg  gebracht  wurden.  Nach  den  Bruchstücken  von  kleinen  Fäßchen  aus  italie- 
nischem Holze,  die  sich  in  Brunnen  fanden,  scheinen  die  Austern  in  solchen  Behältern 
verpackt  gewesen  zu  sein  und  deren  Herkunft  würde  demnach  auf  den  Süden  weisen. 
Dr.  Bolle  hielt  die  hier  in  Schalen  vertretene  Austernart  für  eine  britische.  Plinius  spricht 
von  lukrinischen  Austern  und  der  Anlage  von  Austernbassins  (H.  N.  9 — 76).  Daneben 
kannte  man  viele  Sorten,  die  Ausonius  u.  A.  aufzählen,  vergleiche  3Iarquardt,  Seite  427. 
Austernschalen  sind  in  Mainz,  im  Kastell  Wiesbaden,  im  Limeskastell  Alteburg-Heftrich 
und  in  vielen  anderen  römischen  Niederlassungen,  fernab  von  modernen,  etwa  irreführenden 
Wohnstätten,  gefunden  worden. 


552  Verschiedenes. 

um  dann  in  einem  daneben  neu  eingeschlagenen  Falirweg  mit  der  Zeit  wieder 
zu  erstehen.  In  früherer  Zeit,  als  die  künstlichen  Hemmvorrichtungen ,  die 
jetzt  fast  jedes  Fuhrwerk  besitzt,  noch  nicht  im  Gebrauch  waren,  pflegte  der 
Bauer,  der  mit  seinem  beladenen  Wagen  zu  Thal  fuhr,  demselben  einen 
Bund  Reiser  anzuhängen  und  hinterher  zu  schleifen,  indem  er,  um  ihn  zu  be- 
schweren, sich  selbst  an  steilen  Stellen  des  Weges  darauf  stellte  oder  setzte. 
Dadurch  wurden  die  Wege  gründlich  abgekehrt  und  aufgelockert;  Regen  und 
Schneeschmelzen  thatcn  dann  das  Ihrige,  den  Weg  immer  tiefer  einzuschneiden 
und  schließlich  so  unfahrbar  zu  machen,  daß  er  verlassen  und  ein  neuer 
angelegt  werden  nuißte. 

b.  Rosengarten. 

Südwestlich  vom  Kastell,  anschließend  an  die  Bürgerliche  Niederlassung 
oder  vielleicht  noch  zu  ihr  gehörend,  ist  an  dem  Südost- Abhänge  des  « Weißen- 
stein >;  unmittelbar  hinter  dem  Garten  der  Saalburgwirtschaft  eine  rechtwinklige 
Abflachung  im  Walde  zu  erwähnen,  welche  «Rosengarten»  genannt  wird; 
siehe  Tafel  XIII,  Q.  Ihre  90  Meter  großen  Langseiten  sind  durch  Einschnitte 
in  den  Bergabhang  und  durch  terrassenartige  Anschüttung  auf  der  Thalseite 
gebildet,  während  ihre  40  bezw,  60  Meter  messenden  Schmalseiten  durch 
Wälle  begrenzt  sind,  in  denen  sich  eine  Steinsetzung  befindet.  Die  in  den 
felsigen  Boden  eingehauene  obere  Langseite  hat  in  der  Mitte  eine  apsiden- 
artige Vertiefung,  die  untere  dagegen,  welche  mit  jener  nicht  parallel  läuft, 
ist  mit  einer  sehr  dicken  Mauer  abgeschlossen,  die  von  regelrechten  Strebe- 
pfeilern gestützt  wird.  Auch  an  der  inneren  Seite  sind  solche  A^erstärkungen 
angebracht,  damit  diese  Stützmauer  der  gegen  sie  angeschütteten  Erde  einen 
größeren  Widerstand  zu  leisten  vermag.  Die  so  eingegrenzte  Fläche  ist  wag- 
recht und  mit  einer  schwachen  Steinschotterung  versehen.  Einige  dort  vorge- 
nommene, allerdings  unbedeutende  Aufgrabungen  haben  bis  jetzt  keine  ge- 
nügenden Anhaltspunkte  ergeben,  um  sich  über  den  Zweck  dieser  sehr  ausge- 
dehnten und  mit  großem  Zeitaufwand  hergestellten  Anlage  ein  sicheres  Urteil 
bilden  zu  können'^^).  Außer  vielen,  meist  kleinen  eisernen  Nägeln  sind  einige  Huf- 
eisen und  ein  Sporn  sowie  ein  paar  römische  Scherben  zu  Tage  gekommen.  Man 
glaubte  in  diesem  umschlossenen  Räume  die  Vorbereitung  für  die  Errichtung 
eines  Bauwerkes  zu  erblicken;  auch  dachte  man  an  ein  Amphitheater  oder 
eine  Reitbahn,  wozu  man  sich  einesteils  durch  die  Funde,  andernteils  durch 
den  Namen  «Rosen-»  oder  «Roßgarten»  veranlaßt  sah.  Andere  Plätze,  die 
den  Namen  «Rosengarten»  führen,  finden  sich  etwa  3  Kilometer  westlich  von 
der  Saalburg,  nördlich  von  Oberstedten.  Über  die  Bedeutung  solcher  Plätze, 
die  vielfach  in  Deutschland  vorkommen  und  häufig  keinerlei  Spuren  einer 
künstlichen  Herrichtung  zeigen,  gehen  die  Ansichten  sehr  auseinander.  Im 
12.,  13.  und  14.  Jahrhundert  bezeichnete  das  W^ort  «rozengarten»  im  Allge- 


'»')  Über  das  Vorkommen  von  Wasser  an  dieser  Stelle  finden  sich  im  Kapitel  «Wasser- 
versorgung» auf  Seite  146  fi".  einige  Notizen. 


Saalgraben,  Rosengarten  und  Dreimühlenborn.  553 

meinen  einen  «schönen  wonnereichen»  Platz;    auch  finden  sich  uralte  Fried- 
höfe, die  diesen  Namen  tragen, 

c.  Dreiinlililenborn  (Waldscli miede). 

Rechts  vom  Wege,  der  von  der  Saalburg  nach  Obernhain  führt,  kaum 
50  m  von  seinem  Rande  und  etwa  500  m  vom  Pfahlgraben  entfernt,  entspringen 
unter  acht  mächtigen  drei-  bis  vierhundertjährigen  Buchen  drei  Quellen,  die 
zusammen  «Dreimühlborn»  oder  « Dreimühlenborn »^^*)  genannt  werden  (Tafel  I). 
An  ihren  Ufern  liegen  viele  durch  das  Wasser  freigespülte  Eisenschlacken,  die 
hier  und  da  mit  dem  der  nächsten  Umgebung  fremden  Roteisenstein  unter- 
mischt sind.  Rings  um  die  Quellen  und  selbst  dort,  wo  sie  schon  ein  statt- 
liches Bächlein  bilden,  finden  sich  große  Massen  von  Schlacken  haldenartig 
aufgeschüttet,  sodaß  ein  ehemaliger  umfangreicher  Betrieb  vorausgesetzt 
werden  kann.  Die  im  Sommer  1878  im  Auftrage  des  damaligen  Ministers 
für  Handel,  Gewerbe  und  öffentliche  Arbeiten  von  Ächenhach  von  dem  Berg- 
ingenieur K.  Trapp  und  mir  vorgenommenen  Aufgrabungen  haben  diese 
Vermutung  bestätigt,  wesentlich  auch  dadurch,  daß  Überreste  von  kleinen 
Renn-  oder  Wolfsherden  gefunden  wurden.  Unsere  Ergebnisse  sind  in  einem 
gemeinschaftlich  von  Dr.  L.  Beck  und  Ä.  von  Cohausen  verfaßten  ausführlichen 
Aufsatze  im  XV.  Band  der  Nassauer  Annalen  veröffentlicht  und  durch  eine 
Tafel  erläutert.  Ich  entnehme  daraus  einige  Angaben  und  verweise  außer- 
dem auf  die  in  diesem  Werke  (Seite  202  und  203)  zum  Abdruck  gelangten 
Mitteilungen  des  Herrn  Spannagel  über  das  Material,  sowie  auf  Dr.  L.  Beck, 
Geschichte  des  Eisens,  Seite  518  ff. 

Die  Ergebnisse  waren  kurz  folgende:  es  wurden  vier  deutlich  erkenn- 
bare Schmelzöfen  —  ein  fünfter  ist  zweifelhaft  — ,  eine  Meilerstätte  zur 
Kohlenbereitung  und  eine  Schutzhütte  für  die  Hüttenleute  konstatiert.  Die 
Ofenreste  bestanden  aus  im  Kreise  angeordneten  Quarzitsteinen  der  nächsten 
Umgebung,  die  an  zwei  Stellen  durch  das  Schlackenloch  und  die  Wind- 
öffnung unterbrochen  sind.  Nach  der  Lage  dieser  Löcher  ist  eine  natürliche 
Luftzuführung  ausgeschlossen,  und  es  müssen  Blasebälge  (aus  Tierhäuten) 
vorhanden  gewesen  sein.  Auch  die  Arbeiterhütte  kennzeichnete  sich  durch 
eine  kreisrunde  Steinlage  von  großem  Durchmesser.  Der  Meiler  für  die  Holz- 
kohlen hatte  keinen  Schacht  in  der  Mitte  zum  Anzünden,  sondern  die  soge- 
nannte «slavische»  Anordnung,  d.  h.  eine  horizontal  eingegrabene  Zündgasse. 
Der  am  Dreimühlenborn  verhüttete  Roteisenstein  ist  aus  dem  Lahnthale  be- 
zogen; Brauneisenstein,  der  nicht  allzuweit  von  hier  entfernt  im  Taunus  vor- 
kommt^^^),   scheint  nicht  verarbeitet  worden  zu  sein.     Die  Zusammensetzung 

ä»*)  Der  Name  «Dreimühlenborn»  soll  daher  rühren,  daß  die  dort  entspringenden 
Quellen,  die  im  Sommer  und  im  Winter  gleich  ergiebig  sind  (S.  146,  1)  zusammen  mit  dem 
nahe  dabeiliegenden  «Schäferborn»  (S.  146,  2)  einen  kleinen  Bachlauf  bilden,  der  im  Stan<le 
ist,  die  drei  Mühlen  am  Waldesrand  von  Obernhain  zu  treiben. 

395)  Vergleiche  Anmerkung  53  auf  Seite  32  und  Seite  151  über  «Schmidtwäldchen» 
und  «Goldgrube». 


554  Verschiedenes. 

der  Schlacke  war  mit  Rücksicht  auf  den  wechschiden  Betrieh  der  kleinen 
Öfen  eine  sehr  verschiedene,  wie  dies  im  Einzelnen  Herr  Spannagel  auf  Seite  202 
nachgewiesen  hat. 

Die  Gewinnung  des  Eisens  zur  Römerzeit  war  eine  äußerst  schwierige, 
da  man  keinen  genügend  hohen  Hitzegrad  erzeugen  konnte,  um  das  Roh- 
eisen zum  Schmelzen  zu  bringen;  es  wurde  vielmehr  nur  als  ein  hämmer- 
bares, unserem  Schmiedeeisen  ähnliches  Produkt  dargestellt.  Die  Lage  der 
Schmelzstätten  war  weniger  von  dem  Vorkonnnen  des  Rohmaterials  abhängig, 
das  man  sich  auch  von  weither  beschaffte,  als  vielmehr  von  dem  Vorhandensein 
von  Brennholz,  von  Wasser  zum  Abschrecken  der  Schlacken  und  nicht  zuletzt 
von  einer  Gelegenheit,  das  gewonnene  Material  auf  den  Markt  zu  bringen. 
Alles  dies  bot  die  Umgebung  des  Drei mühlen bor ns  und  die  benachbarte  Saalburg 
in  reichem  Maße.  Es  kann  deshalb  nicht  Wunder  nehmen,  wenn  eine  solche, 
von  örtlichen  Verhältnissen  abhängige  Anlage  wie  hier,  vor  dem  Pfahle  lag, 
wie  wir  dies  z.  B.  auch  von  mehreren  Kalköfen  wissen.  Abgesehen  von  der 
Wahrscheinlichkeit,  daß  sie  schon  vor  der  römischen  Okkupation  bestand  und 
aus  unbekannten,  jedenfalls  sehr  dringenden  Gründen  nicht  in  das  römische 
Gebiet  mit  hereingezogen  werden  konnte,  ist  es  auch  möglich,  daß  sie  zur 
Römerzeit  noch  vorhanden  war  und  in  ihrem  Betriebe  von  Römern  unterhalten 
wurde,  nachdem  man  mit  dem  germanischen  Grenznachbar  paktiert  hatte. 
Vielleicht  hat  man  sie  auch  durch  eine  besondere  Position  zu  schützen  ge- 
sucht. Auch  diese  Anlagen  sprechen  nicht  gerade  für  eine  einseitige  Be- 
stimmung des  Limes  als  streng  abschließende  Fortifikatiouslinie,  wenigstens 
nicht  für  die  ganze  Zeit  der  Römerherrschaft. 

Das  Alter  der  Waldschmiede  kann  nicht  angegeben  werden;  sie  wird 
aber  durch  weitere  Untersuchungen  des  im  nächsten  Abschnitte  zu  besprechen- 
den «Drususkippel»  nach  dieser  Richtung  wahrscheinlich  eine  Aufklärung  er- 
fahren. Römische  Fundstücke  sind  am  Dreimühlenborn  erhoben  worden,  aber 
auch  einige  aus  späterer,  anscheinend  fränkischer  Zeit.  Hieraus  darf  —  abge- 
sehen von  dem  dort  gefundenen  Stück  eines  Ambosses,  wie  sie  im  Kastell  ver- 
mauert angetroffen  wurden  (Tafel  XXXXVH,  Nr.  6 -7a  und  Seite  237  ff),  von 
der  Ähnlichkeit  der  Öfen  mit  nachgewiesen  römischen  Schmelzöfen  und  von  der 
großen  Masse  von  eisernen  Geräten,  Werkzeugen,  Waffen  u.  s.  w.  aus  dem 
ganzen  Saalburggebiete  —  auf  eine  Benutzung  während  der  Römerzeit  ge- 
schlossen werden.  AVahrschcinlich  ist  diese  Eisen.schmelze  bereits  von  den 
germanischen  Vorgängern  der  Römer  angelegt  und  benutzt  worden,  von  denen 
die  Letzteren  sie  dann  wohl  übernommen  haben;  vielleicht  standen  die  so 
oft  als  kundige  Metallarbeiter  genannten  Auxiliartruppen  der  bergbautreibenden 
Räter  zu  diesen  und  ähnlichen  Anlagen  in  näherer  Beziehung. 


d.  Drususkippel. 

Etwa  800  m  nordwestlich  von  dem  Dreimühlenborn,  mit  dessen  Wald- 
schmiede er  wohl  in  irgend  einer  Beziehung  gestanden  haben  mag,  liegt  der 


Dreimühlenborn  und  Drususkippel.  555 

Drusen-  oder  Drususkippel  (Tafel  I).  Wenn  bei  der  eben  genannten  Anlage 
noch  ein  Zweifel  bestehen  konnte,  so  ist  für  die  am  Drusenkippel  gefundenen 
Waldschmieden  als  erwiesen  anzunehmen,  daß  sie  zur  Römerzeit  im  Betriebe 
waren.  Die  dort  vorgenommenen  Ausgrabungen  haben  dafür  genügende  An- 
haltspunkte und  zugleich  eine  Aufklärung  über  den  Namen  selbst  ergeben. 
Der  Hügel,  der  in  sumpfigem,  mit  üppigen  Farrnkräutern  und  hohen 
Schachtelhalmen  bewachsenem  Gelände  versteckt  in  einem  Fichtenwalde  liegt, 
erhebt  sich  drei  Meter  über  der  jetzt  mit  Erde  und  Humus  ausgefüllten  Sohle 
des  Grabens,  welcher  ihn  in  einem  Kreise  von  30  m  Durchmesser  umzieht  und 
durch  eine  geringe  Dämmung  mit  dem  dort  stets  vorhandenen  Wasser  gefüllt 
werden  konnte.  Es  scheint,  daß  der  Bachlauf  des  Dreimühlenborns,  der  im 
Mittelalter  durch  einen  Mühlgraben  abgeleitet  wurde,  früher  hier  vorüberfloß. 
Die  Oberfläche  des  Hügels  hat  einen  Durchmesser  von  13  m  und  ist  nach 
der  höheren  Landseite  hin  mit  einer  halbmondförmigen  Wallspur  bedeckt. 
Oberst  von  Cohausen  hatte  bereits  1871  eine  Durchgrabung  vornehmen  lassen, 
welche  «schwach  gebrannten  Lehm  mit  Eindrücken  von  Stroh»  ergab,  was 
auf  eine  Wohnstätte  hinweist.  Die  von  mir  geleiteten  umfangreicheren 
Grabungen  daselbst  haben  dies  nicht  allein  bestätigt,  sondern  auch  Brand- 
schutt, eine  Herdstelle,  Steinunterlagen  für  eine  Hütte,  sowie  mehrere  Fund- 
stücke (eine  Axt,  einen  Bickel,  einige  Hufeisen,  sonstiges  Eisenwerk,  Nägel 
und  Gefäßscherben  aus  spätrömischer  oder  vielleicht  frühfränkischer  Zeit)  zu 
Tage  gefördert,  was  Alles  für  einen  bewohnten  Ort  spricht.  Da  Ziegel 
fehlen,  so  muß  an  einen  mit  Stroh  oder  Binsen  bedeckten  Bau  ge- 
dacht werden^^*').  Der  tiefe,  leicht  mit  Wasser  zu  füllende  Graben  gewährte 
nicht  allein  Schutz  gegen  wilde  Tiere,  sondern  auch  gegen  einen  plötzlichen 
feindlichen  Überfall.  Man  wird  darum  nicht  fehl  gehen,  in  dem  ganzen, 
recht  umfangreichen  und  mit  Verständnis  angelegten  Werke  eine  kleine 
Wasserburg  zu  erkennen.  Die  Aufgrabungen,  welche  in  dem  40 — 50  m  nord- 
westlich davor  gelegenen,  mehr  trockenen  Gelände  unternommen  wHU-den, 
haben  Fundamente  aus  Trockenmauerwerk  zu  Tage  gefördert,  die  von  Hütten 
oder  Baracken  herrühren.  Weit  wichtiger  jedoch  als  diese  ist  die  Auffindung 
von  ganz  in  dem  sumpfigen  Boden  versteckten  Scblackenhalden ,  die  sich  in 
großer  Ausdehnung  nach  der  südlichen  Seite  hin  in  das  Gelände  des  soge- 
nannten «Drusenmarsches»  erstrecken.  Die  Grabungen  ergaben  nicht  bloß 
Schlacken,  sondern  auch  genau  wie  am  Dreimühlenborn  die  sehr  gut  er- 
haltenen Überreste  von  Rennöfen  (Schmelzöfen),  an  denen  die  Einrichtung 
noch  zu  ersehen  war  und  bei  welchen  das  verwendete  Rohmaterial,  fertiges 
Eisen  und  Scherben  von  Terra  sigillata  sowie  gewöhnliche  römische  Gefäße 
zu  Tage  kamen.  Von  noch  höherem  Interesse  war  die  Entdeckung  eines 
großen,  zwischen  diesen  Schlackenhalden  und  dem  Hügel  gelegenen,  sehr 
tiefen  Schachtes,  der  bis  jetzt  noch  nicht  völlig  ausgegraben  ist;  doch  haben 


396)  Binsen  wachsen  dort  in  unmittelbarer  Nähe.  Mit  solchem  Material  gedeckte  Bauten 
wurden  auch  bei  der  Besprechung  des  Ka.stell8  erwähnt. 


556  Verschiedenes. 

die  im  Mai  1895  dort  erzielten  Resultate  uns  wertvolle  Aufschlüsse  gebracht, 
die  ich  hier  kurz  anführen  will.  Zunächst  der  Oberfläche  fanden  sich 
Scherben  und  Eisengeräte  von  fränkischem  Typus,  dann  zweifellos  römische 
Bruchstücke  von  gewöhnlichem  Thon  und  Terra  sigillata  und  zuletzt  in  einer 
Tiefe  von  etwa  2V» — 3  m  Gegenstände,  die  wir  gewöhnlich  als  prähistorische 
bezeichnen,  welche  aber  auch  wohl  noch  dem  Anfang  unserer  Zeitrechnung 
angehören  können.  Sie  bestanden  aus  drei  gut  erhaltenen  kleinen,  ohne 
Drehscheibe  hergestellten  Gefäßen,  drei  Bronzeringen  und  vielen  rohgeformten 
Scherben.  Soweit  sich  schon  jetzt  aus  den  noch  sehr  der  weiteren  Unter- 
suchung bedürfenden  Anlagen  und  den  erhobenen  Funden  beurteilen  läßt, 
waren  die  Waldschmieden  am  Drusenkippel  mehrere  Jahrhunderte  im  Gange 
und  wurde  dort  wohl  schon  von  den  Germanen  Eisen  erzeugt  und  ge- 
schmiedet, ehe  die  Römer  die  Saalburg  innehatten.  Daß  der  Betrieb  in 
Römerzeit  und  dann  in  der  früheren  Frankenzeit  noch  fortgesetzt  wurde, 
dürfte  aus  den  Funden  zu  schließen  sein;  dagegen  ist  nichts  gefunden 
worden,  was  für  einen  Betrieb  im  Mittelalter  sprechen  könnte.  Aus  dieser 
Zeit  finden  sich  noch  viele  Schlackenhalden  im  Taunus,  nämlich  an  der 
« Klingenruhe »,  dem  «Schmidtwäldchen»,  «Am  Glaskopf»  u.  s.  w.  Der  oben 
beschriebene  Schacht,  der  nach  und  nach  wieder  ausgefüllt  wurde,  scheint 
mir  von  der  Gewinnung  des  am  Drusenkippel  selbst  vorkommenden  Eisen- 
steins herzurühren.  Dieses  dort  und  in  der  Umgebung,  besonders  nach 
Obernhain  hin,  lagernde  Erz  mag,  wenn  auch  von  geringem  Eisengehalt, 
unter  den  sonst  günstigen  Bedingungen  —  Wasser  und  Holz  waren  dort 
zur  Stelle  —  die  ursprüngliche  Veranlassung  zur  Errichtung  von  AVald- 
schmieden  gewesen  sein;  später  wurde,  wie  auch  am  Dreimühlenborn,  besseres 
Rohmaterial  von  auswärts  bezogen. 

Die  Untersuchungen  am  Drusenkippel,  der  in  Karten ^''^)  und  Schriften ^^*) 
auch  «Drususkippel»  genannt  wird,  haben  über  den  früher  zu  allerlei  Ver- 
mutungen führenden  Namen  einiges  Licht  gebracht  und  wohl  für  immer 
die  Annahme  beseitigt,  daß  der  römische  Feldherr  Brusus  in  irgend 
einer  Beziehung  zu  dem.selben  gestanden  hätte^^^).  Bei  der  Auffindung 
der  Schlacken  an  dem  Hügel  und  in  dem  weiter  nach  Osten  sich  hin- 
streckenden Sumpfgelände,  dem  sogenannten  «Drusenmarsch»  kam  mir 
der  Gedanke,  ob  die  Bezeichnung  «Drusen»  nicht  von  der  Schlacke, 
die   vielfach   noch  jetzt   von  Bergleuten   und  im  Volksmund    «Druse»    oder 


äs»')  In  der  StuinpflT sehen  Karte  des  Landgriiflich  Hessischen  Amts  Homburg  von  1836 
heißt  er  «Drususköpfel»,  in  der  Preußischen  Generalstabskarte  «Drussuskippel». 

398)  1'"'.  W.  Schmidt  nennt  ihn  in  seinen  «Lokaluntersuchungen  über  den  Pfahlgraben» 
(Nass.  Annalen  VI,  I,  156)  «Drususkippel»  oder  «Drususkopf». 

'**)  von  Cohausen  (der  Römische  Grenzwall  in  Deutschland,  Seite  110)  wollte  den 
Namen  des  Hügels  von  den  in  seiner  Nähe  wachsenden  großblumigen  Schneeglöckchen 
(Leucojum  verniimj,  welche  dort  im  Volksmund  Calosen  oder  Calusen  heißen,  ableiten  und 
meinte,  er  habe  ursprünglich  «Calosen-  oder  Calusenkippel»  geheißen.  Dr.  Hammeran  bringt 
in  der  Westdeutschen  Zeitschrift  XV  (1896),  Seite  53  den  Namen  mit  dem  Teufel  in  Be- 
ziehung; drus  soll  nach  Grimm  «eine  geläufige  Teufelsbezeichnung»  sein. 


Saalgraben,  Rosengarten,  Dreimühlenborn  und  Drususkippel,  557 

«Drüse»  genannt  wird,  herrühren  könne  und  der  Name  «Drusenkippel», 
«Drusenraarsch  (oder  -march)»  seine  Entstehung  den  dort  lagernden  Drusen 
(Schlacken)  verdanke  und  aus  der  Zeit  stamme,  in  der  Schlacken  noch  allge- 
mein als  «Drusen»  bezeichnet  wurden.  Man  hat  mit  dem  Namen  «Drusen» 
gleichzeitig  den  zugehörigen  Distrikt  belegt.  Dieselbe  Erscheinung  tritt  uns 
auch  in  zahlreichen  anderen  Flurnamen  in  Feld  und  Wald  entgegen;  so  sind 
z.  B.  in  den  als  «Ziegeläcker»,  «Ziegelfeld».  «Stein»  oder  «Maueräcker»  be- 
zeichneten Fluren  heute  kaum  mehr  Ziegel  oder  Mauern  zu  finden,  aber 
vielleicht  in  ihrer  Nachbarschaft  die  namengebenden  Merkmale  in  der  Erde 
versteckt.  Der  Landmann  hängt  einmal  beharrlich  an  den  von  alters  her 
übernommenen  Namen  und  ändert  sie  nicht  willkürlich,  wenn  sie  auch  schon 
längst  ihre  ursprüngliche  Bedeutung  verloren  haben. 

H.  Seifert,  dessen  Urteil  ich  für  sprachliche  Dinge  bereits  mehrfach  in 
Anspruch  genommen  habe,  hat  sich  meiner  Ansicht  angeschlossen  und  den 
Gegenstand  etymologisch  bearbeitet;  ich  gebe  seine  Mitteilungen  hier  wieder: 

't Druse  ist  ein  germanisches  Wort,  für  das  sich  in  den  verwandten  Sprachen 
nur  wenig  Zusammenhänge  bieten,  und  bedeutet  «verwittertes  Erz»,  «verwitterter 
Stein»,  «Schlacke»,  dann  ein  Gestein,  das  auf  der  Oberfläche  in  Gestalt  kleiner  Krystalle 
oder  Blätter  angeschossen  ist,  wahrscheinlich  wegen  der  Ähnlichkeit  mit  Schlacken; 
Drusenmarmor  ist  eine  Art  Marmor,  der  wegen  versteinerter  Schaltiere,  die  er  ent- 
hält, eine  ungleiche  Oberfläche  hat.  In  der  Bedeutung  «Schlacke»  kommt  das  Wort 
erst  im  Neuhochdeutschen  vor,  es  wird  sie  aber  jedenfalls  schon  weit  früher  gehabt 
haben,  wie  aus  einem  verwandten  Gebrauch  des  Wortes  hervorgeht.  Die  Mehrzahl 
Drusen  (nach  Kluge  ist  es  ein  alemannisches  Wort)  bedeutet  in  manchen ,  besonders 
oberdeutschen  Gegenden  «Bodensatz,  Hefen,  Trester»  etc.  In  dieser  Bedeutung  findet 
es  ■  sich  schon  im  Mittel-  und  Althochdeutschen,  sowie  im  Angelsächsischen:  mhd. 
drusene  oder  druosene,  ahd.  trusana,  drusena,  truosena,  ags.  drösn,  niederländisch  droes 
oder  droesem,  ahd.  auch  trosaeh,  womit  Diefenhach  (Gothisches  Wörterbuch  2,  644) 
das  bayrische  drosacli  oder  drose  (zei'fallene  Klöße)  vergleicht.  Im  Gotischen  be- 
deutet drausna  bei  Wulfda  (Lukas  16,  21)  die  Brosamen,  die  von  des  reichen  Mannes 
Tische  fielen  und  (Johannes  6,  12)  die  nach  der  Speisung  der  5000  Mann  übrig- 
gebliebenen Brocken.  Die  gemeinsame  Grundbedeutung  von  Schlacke  und  Hefe  ist 
«Abfall»  und  ist  in  dem  altnordischen  tros  erhalten.  Holmbö  (Det  norske  sprogs 
vaesentligste  ordforraad  sammenlignet  med  Sanskrit,  S.  340)  vergleicht  damit  sanskr. 
d'ras:  wegwerfen.  Dasselbe  Wort  ist  das  englische  dross:  Abfall,  Auswurf,  Schlacke, 
Hammerschlag,  schottisch  drush:  kleine  Bruchstücke,  Schlacken,  und  es  kommt  wahr- 
scheinlich von  dem  angelsächsischen  dreosan,  gotischen  driusan:  fallen,  herabfallen. 
«Drusenkippel»  kann  also  gleich  «Schlackenhügel»  sein.  In  der  Zusammensetzung  Drusen- 
marsch'""')  bezieht   sich  «Marsch»  nicht   etwa   auf  einen  Weg,    sondern    die   sumpfige 

*•*")  Dr.  F.  Holle  bemerkt  in  seinem  schriftlichen  Nachlaß  über  den  Prusenmarsch : 
«Der  Name  „Drusen marsch"  ist  richtig  im  Gebrauche  des  Volkes,  wie  ich  zu  Obernhain 
erfuhr;  die  Bedeutung  wußte  man  mir  hier  nicht  näher  zu  erklären.  Marsch,  in  der  Mehr- 
zalil  Marschen  bedeutet  in  Norddeutschland  eiue  fruchtbare,  ebene  Gegend,  im  Gegensatz 
zu  Wald,  Gehölz,  Sandfiächen,  auch  fruchtbare  Bodenanschwemmung  mit  humosem  oder 
torfartigem  Thonboden.»  Marsch  kommt  von  Mar  oder  Moor  und  hängt  mit  Morast, 
viarais,  zusammen,  ist  aber  nicht  auf  das  französische  marche  (Weg,  Gang,  Heereszug)  zu- 
rückzuführen, wie  Ältere  annahmen. 


558  Verschiedenes. 

Waldwiese  am  Drasenkippel  wird  so  genannt.  Marsch  ist  ein  niederdeutsches  Wort, 
das  sich  aber  nach  Vihnar  (Idiotikon  von  Kurhessen  u.  d.  W.)  vereinzelt  auch  in 
Hessen  findet.  Auffallend  ist  das  Geschlecht  (das  Volk  sagt  «der  Drusen  marsch»), 
da  das  Wort  sonst  immer  weiblich  ist;  doch  muG  es  früher  einmal  milnnlich  gewesen 
sein,  wie  das  männliche  angelsächsische  mersc  zeigt.  Ebenso  sind  die  aus  dem 
Deutschen  abgeleiteten  romanischen  Wörter,  das  mittellateinische  mariscus,  altfranz. 
marcsc,  nfr.  tnarain,  provenz.  tnarc  männlich,  sowie  auch  das  deutsche  3Iorast ,  bei 
dem  die  Endung  und  Betonung  auf  romanischen  Einfluß  hinweisen.» 

Schließlich  will  ich  nocli  erwähnen,  daß  einige  Hundert  Meter  westlicli 
vom  Drasenkippel  in  dem  (jlartengelände  bei  Obernhain  —  also  jenseits  des 
Pfahls  —  öfters  römische  und  vorrömische  Münzen  gefunden  wurden,  von 
denen  eine  römisclie  aus  Bronze  (von  Antoninus  Pius)  und  eine  vorrömische 
in  meine  ILände  gelangten.  Letztere  wurde  von  Dr.  Fr.  Henlcl  in  Darmstadt 
als  eine  gallische  Elektron-Münze  (Mischung  von  Gold  und  Silber)  der  Aulerci 
Cenomani,  eines  in  der  Gegend  des  heutigen  Le  Mans  ansässig  gewesenen 
Volksstammes,  bestimmt*"^). 


*<")  Die  Münze  ist  eine  Stenipelvariante  zur  Goldmünze  Nr.  6818  in  Muret- 
Chahouillet,  catalogue  des  monnaies  gauloises  de  la  bibliotheque  nationale,  Paris  1889,  und 
ist  abgebildet  auf  Tafel  XXIII  des  zugehörigen  «Atlas  de  monnaies  gauloises»  von  Henri 
de  la  Tour,  Paris  1892. 


559 


Fig.  88.    Blick  iu  das  Saalburg-Museum. 


XV. 
Das  Saalburg-Museiim. 

(Textfigur  88.) 


Sämtliche  auf  der  Saalburg  gefundenen  Gegenstände  sind,  soweit  als 
möglich,  in  dem  schon  oben  mehrfach  erwähnten  Saalburg-lNIuseum  im 
Kurhause  zu  Homburg  vereinigt,  das  jetzt  die  entsprechende  Ergänzung  zu 
dem  Kastelle  mit  seiner  Niederlassung  bietet.  Im  Einklang  mit  dem  Zwecke 
des  Buches  möge  hier  noch  Einiges  über  die  Entstehung  und  Einrichtung 
der  Sammlung  angefügt  werden. 

Mit  den  seit  1870  erhobenen  Altertümern  sind  allmählich  die  meisten 
und  wohl  die  wichtigsten  Fundstücke  aus  früherer  Zeit  hier  wieder  zusammen- 
gekommen. Eine  Ausnahme  davon  machen  einzelne  Stücke  im  Wiesbadener 
Museum  (Eisenblock  und  Fingerring)  und  die  im  Antiquarium  des  Berliner 
Alten  Museums  (früher  im  Museum  für  Völkerkunde)  aufbewahrten,  vom 
Grafen  Usedom  für  die  preußische  Regierung  (siehe  Seite  14)  ausgegrabenen 
Fundstücke,  deren  wertvollste  die  Fibel  Tafel  LXIX,  Nr.  11,  mehrere  Schlüssel, 
Lanzenspitzen,  Ringe  und  Gewandnadeln  sind.  Über  den  Verbleib  einiger 
Münzen   ist   schon  Seite  391 — 394   das  Nötige  gesagt  worden.     Im   übrigen 


560  ßas  SaalburgMuseuin. 

mag  sich  in  der  einen  oder  anderen  mir  unbekannten  Sammlung  noch 
manches  Stück  aus  früherer  Zeit  befinden. 

Die  von  Neuhof  Ende  des  vorigen  Jahrluinderts  an  der  Saalburg  zu  Tage 
geförderten  Altertümer  (siehe  Seite  6  und  7),  wie  diejenigen,  welche  sich  da- 
selbst bei  dem  1816  erfolgten  Chausseebau  fanden,  wurden  damals  im  Land- 
gräfUchen  Schlosse  in  Homburg  untergebracht,  denen  sich  noch  die  von  Habel 
1853—1862  (Seite  11 — 13)  gefundenen  anschlössen.  Dadurch  war  bereits 
eine  interessante  Sammlung  zustande  gekommen ;  sie  wurde  vielfach  von 
Gelehrten  [Brambach,  J.  Becker  u.  A.)  benutzt,  die  bei  ihren  Publikationen 
das  Schloß  als  Aufstellungsort  der  Saalburgfunde  angaben,  was  icli,  um  Irr- 
tümer zu  vermeiden,  hervorheben  zu  müssen  glaube. 

Wie  bereits  bei  der  «Geschichte  der  Ausgrabungen»  (Seite  13)  erwähnt 
ist,  ging  im  Jahre  1866  nach  dem  Aussterben  des  Landgräflichen  Hauses 
die  Sammlung  in  den  Besitz  des  Großherzogs  Ludwig  111.  von  Hessen  über, 
der  sie  in  seinem  Palais  zu  Darmstadt  unterbringen  ließ.  Im  Frühjahr  1870 
wurden  die  Ausgrabungsarbeiten  wieder  aufgenommen  (Seite  13),  und  schon 
nach  wenigen  Jahren  häufte  sich  das  Material  so  an,  daß  man  an  eine  öffent- 
liche Ausstellung  der  Fundstücke  herantreten  konnte.  Zu  diesem  Zwecke 
stellte  die  Kurhaus-Pachtgesellschaft  einen  Raum  im  östlichen  Flügel  des 
Kurhauses  zur  Verfügung,  der,  nachdem  er  notdürftig  eingerichtet  war,  im 
August  1873  dem  Publikum  geöffnet  wurde. 

Der  Besuch  der  Sammlung,  die  im  Laufe  der  nächstfolgenden  Jahre 
durch  neue  Funde  und  auch  durch  Geschenke  zugenommen  hatte,  war  ein 
sehr  reger  und  steigerte  sich  von  Jahr  zu  Jahr.  Nicht  allein  die  wissenschaft- 
lichen Vereine,  sondern  auch  die  Kurgäste  und  sonstigen  Besucher  Homburgs 
schenkten  der  Sammlung  ihre  volle  Aufmerksamkeit;  insbesondere  seien  aus 
dieser  Zeit  (1873 — 1878)  noch  erwähnt  die  Besuche  des  Kronprinzen,  nach- 
maligen Kaisers  Friedrich  und  seiner  hohen  Gemahlin,  des  Prinzen  Wilhelm, 
jetzigen  Kaisers  Wilhelm  IL,  des  Feldmarschalls  Grafen  Moltke  mit  General- 
stab etc. 

Schon  bei  der  Aufstellung  der  Sammlung  im  Jahre  1873  wurde  ange- 
regt, Se.  Kgl.  Hoheit  den  Großherzog  von  Hessen  um  die  Überlassung  der 
eingangs  erwähnten,  vor  1 866  gefundenen  Saalburg- Altertümer  zu  bitten ;  die 
Bemühungen  waren  leider  ohne  besonderen  Erfolg,  es  sollten  Homburg  nur 
Doublett^n  und  Abgüsse  von  Inschriftsteinen  überlassen  werden.  Erst  im 
Jahre  1878,  als  Großherzog  Ludwig  IV.  zur  Regierung  kam,  wurde  es  durch 
die  allergnädigste  Fürsprache  der  nunmehrigen  Kaiserin  Friedrich  möglich, 
daß  die  erwähnte  Sammlung  nach  Homburg  zurückkam.  Diese  war  durch 
letztwillige  V^erfügung  des  Großherzogs  Ludwig  III.  zum  unveräußerlichen 
Familien-Fidcikommiß  des  Hessischen  Fürstenhauses  erklärt  worden,  weshalb 
der  Großherzog  Ludwig  IV.  nicht  in  der  Lage  war,  die  Saal  bürg- Altertümer 
der  Stadt  Homburg  als  Eigentum  zu  übergeben.  Dagegen  war  aber  Se.  Kgl. 
Hoheit  der  Großherzog  «im  Interesse  der  Sache  gerne  geneigt,  die  Sammlung 
unter  Vorbehalt  des   Eigentumsrechts   dem   Homburger  Museum   leihweise 


Das  Saalburg-Museum.  561 

zu  überlassen,  damit  dieselbe  in  Verbindung  mit  den  bereits  in  Homburg 
befindlichen  Saalburg-Altertümern  das  Gesamtbild  des  alten  Kastells  vervoll- 
ständigen helfe.» 

Die  Stadt  Homburg  überließ,  nachdem  durch  das  Hinzukommen  der 
Darmstädter  Funde  in  dem  seitherigen  Aufbewahrungsorte  nicht  mehr  Raum 
genug  vorhanden  war,  zu  diesem  Zweck  nunmehr  den  großen,  von  der 
Vorhalle  des  Kurhauses  aus  zugängHchen  ehemaligen  Cafe-Saal,  und  im  Laufe 
des  Sommers  1878  wurde  mit  der  Einrichtung  des  Museums  und  der  Auf- 
stellung der  Sammlungen  begonnen;  in  der  Hauptsache  war  die  mühsame 
und  schwierige  Arbeit  am  27.  Juli  1879  vollendet.  Die  Kosten  der  Einrichtung 
wurden  nur  teilweise  von  der  Stadt  getragen,  Private  gaben  Mittel  dazu  her, 
und  besonders  hiesige  Handwerker  lieferten  ihre  Arbeiten  für  einen  geringen 
Preis  und  öfters  sogar,  um  den  guten  Zweck  zu  unterstützen,  ohne  Entgelt. 

Die  Darmstädter  Sammlung  wurde  besonders  inventarisiert,  und  die 
Etiquetten  erhielten  den  Buchstaben  D  mit  laufenden  Nummern,  zum  Unter- 
schiede von  den  dem  Preußischen  Staate  gehörigen  Saalburg -Altertümern, 
die  mit  P  und  laufender  Nummer  bezeichnet  sind;  diejenigen  Gegenstände, 
die  dem  Gebiete  der  Stadt  Homburg  entstammen,  und  die  dem  Museum 
und  dem  Altertums- Verein  von  Freunden  verehrt  wurden,  führen  mit  der 
Nummer  den  Buchstaben  H. 

Hier  sei  noch  bemerkt,  daß  der  Saalburgverein  sich  im  Jahre  1876  auf- 
löste; an  seine  Stelle  trat  1877  der  Homburger  Geschichts-  und  Altertums- 
Verein,  der  alle  seine  bei  den  mehrfachen  Ausgrabungen  in  der  Umgebung 
Homburgs  gemachten  Funde  dem  Museum  überließ.  Kurz  nach  der  Ein- 
richtung desselben  wurden  teils  durch  Zufall,  teils  durch  Forschungen  in 
unserem  Quellengebiet  und  den  angrenzenden  Fluren  mehrfach  wichtige 
Entdeckungen  aus  vorrömischer  und  römischer  Zeit  gemacht,  wobei  zahl- 
reiche Altertümer  zu  Tage  kamen;  es  mußte  deshalb  zur  Unterbringung 
derselben  der  kleine  an  den  Museumssaal  anstoßende  Küchenbau  heran- 
gezogen, erweitert  und  als  Ausstellungsraum  umgebaut  werden,  was  eine 
nochmalige  Umänderung  des  Museums  und  Neuaufstellung  der  Fundstücke 
bedingte,  welche  bis  heute  im  Großen  und  Ganzen  dieselbe  blieb  und  sich 
folgendermaßen  gestaltet  hat: 

Der  Hauptsaal  ist  23\/2  m  lang,  10  m  breit,  7  m  hoch  und  wird  vor- 
nehmlich von  oben  her  beleuchtet;  doch  sind  auch  an  den  Langseiten  Fenster 
vorhanden.  Der  Raum  ist  durch  Zwischenwände  in  einzelne  Abteilungen 
getrennt;  an  diesen  Holzwänden,  die  sich  zur  Aufnahme  von  Altertümern 
vortrefflich  eignen,  sind  Schaukästen  angebracht,  die  mit  rotem  Stoff  ausge- 
legt sind,  von  welchem  sich  die  Fundstücke  gut  abheben  (siehe  Textfigur  88). 

In  dem  Hauptsaale  sind  nur  Funde  von  der  Saalburg  aufbewahrt; 
sie  sind  nach  der  Materie  und  unabhängig  von  den  Eigentümern  geordnet. 
In  dem  Nebenraum,  welcher  als  «Lokal-  und  Ethnographische  Abteilung»  be- 
zeichnet wird,  sind  die  auf  die  Ortsgeschichte  Homburgs  bezüglichen  Alter- 
tümer, Urkunden,  Zunftakten,  Bilder  und  Kupferstiche,   ein  Gipsabguß    der 

Jacob i,  Das  Römerkastell  Saalburg.  36 


562  ^*^  Saalburg-Museum. 

von  Schlüter  modellierten  und  von  Johann  Jacobi  aus  Homburg  1703  in 
Berlin  gegossenen  Büste  des  Landgrafen  Friedrich  II.'"*),  sowie  der  wertvolle 
vorröniische  Kollektivfund  von  200  Stück  Bronzen,  der  auf  dem  Grundstück 
des  Herrn  Adolf  Schwarz  in  der  Nähe  der  Englischen  Kirche  1880  ausge- 
graben und  von  demselben  der  Stadt  Homburg  geschenkt  wurde,  unter- 
gebracht, ebenso  auch  andere  prähistorische  Gegenstände  von  den  Ringwällen 
des  Taunus,  als  Bronzewaffen,  Gefäße,  Steinsachen  etc.  Als  weiterer  wich- 
tiger Bestandteil  dieser  Abteilung  seien  noch  erwähnt:  die  von  Frau  von  Barnim 
(GemahUn  des  Prinzen  Adalbert  von  Preußen)  in  freundlicher  Weise  der  Stadt 
überlassenen  ethnographischen  Gegenstände,  die  ihr  Sohn  Adalbert  von  Barnim 
in  Ostafrika  am  blauen  Nil  1863  gesammelt  hatte,  sowie  die  Steinsammlung 
aus  der  Taunusgegend  von  Dr.  Rolle,  die  Bohrproben  der  hiesigen  Mineral- 
Quellen,  sowie  verschiedene  wichtige  Gesteiusartcn  aus  dem  Taunus  von 
Professor  Dr.  F.  Sandherger.     Das  Museum  enthält  zur  Zeit: 

1.  Die  Sammlung  des  Großherzoglich  Hessischen  Hauses,  1172  Nummern, 
darunter  615  römische  Münzen,  600  aus  Silber  und  15  aus  Bronze; 

2.  Die  Sammlung  des  Preußischen  Staates,  7525  Nummern; 

3.  Die  Sammlung  der  Stadt  Homburg,  ausschließlich  der  von  Barnini  sehen 
ethnographischen  Sammlung  855  Nummern; 

4.  Bis  zur  Errichtung  eines  Reichs-Limes-Museums  alle  auf  der  preußischen 
Limesstrecke,  vom  «Grauen  Berg»  bis  Kemel,  erhobenen  Fundstücke; 

5.  Einige  aus  Privatbesitz  entliehene  Stücke. 

Außer  dem  in  der  Mitte  des  Saales  stehenden  Modell  des  Kastells  Saal- 
burg (siehe  Textfigur  88),  in  einem  Maßstab  von  1 :  100,  und  einem  Pfahl- 
grabenturme (\'4  der  natürlichen  Größe),  dessen  Sockel  die  verschiedenen 
am  Limes  üblichen  Mauerverbände  in  ursprünglicher  Größe  zeigt,  sowie 
einigen  Originalgräbern  sind  Nachbildungen  und  Rekonstruktionen  von 
Dacheindeckungen,  Schlössern,  Mühlen,  einem  Brunnen  mit  Rolle  und 
Heizeinrichtungen  etc.  in  natürlicher  Größe  aufgestellt.  Eine  Reliefkarte  des 
Taunus,  Zeichnungen  und  Lagepläne  geben  dem  Besucher  eine  gute  Über- 
sicht über  Lage  und  Bedeutung  der  Saalburg  und  des  Ausgrabungsgebietes. 
Beim  Eintritt  in  das  Museum  begrüßt  uns  die  Modellstatue  eines  nach 
Lindenschmits  Angaben  ausgerüsteten  Legionars.  An  den  Werkzeugen  sind 
die  Stiele  zum  besseren  Verständnisse  ergänzt  oder  moderne  gleichartige  da- 
nebengelegt und  die  defekten  Gefäße  möglichst  in  Gips  vervollständigt,  um 
so  der  Hauptaufgabe  einer  solchen  Sammlung  gerecht  zu  werden,  das  Museum 
nicht  ausscliHeßlich  dem  Fachmann  dienstbar  zu  machen,  sondern  auch  dem 
Laien  und  vor  Allem  dem  Handwerker  neue  Anregung  zu  geben. 

Als  Konservator  steht  seit  Gründung  der  Sammlung  (1873)  der  Heraus- 
geber dieses  Buches  vor;  die  Mittel,  welche  zu  ihrer  Erhaltung  zur  Verfügung 
stehen,  sind  sehr  bescheiden.    Mit  dem  Eintrittsgeld,  das  sich  in  den  letzten 


•*"'0  i^as  Original   ist  in  einer  Nische  über  dem  Portale  des  Archivbaues  des  Land- 
gräflichen  Schlosses  zu  Homburg  aufgestellt. 


Das  Saalburg-Museunj.  5ß3 

Jahren  auf  ca.  500  M.  jährlich  belief  (50  Pfg.  für  die  Person,  für  Schüler  in 
Begleitung  ihrer  Lehrer  20  Pfg.),  werden  die  Kosten  für  den  Museumsdiener 
(zur  Zeit  F.  Knoih)  und  die  Instandhaltung  der  Sammlung  bestritten.  Die 
hiesige  Amts-Sparkasse  hat  seit  einigen  Jahren  in  dankenswerter  Weise  einen 
jährlichen  Zuschuß  von  100  M.  bewilligt,  und  auch  von  Privaten  erfährt  das 
Museum  freundliche  Unterstützung.  Ferner  werden  durch  den  Verkauf  von 
Nachbildungen  römischer  Fibeln  und  von  Gegenständen,  die  aus  dem  in  den 
Brunnen  gewonnenen  römischen  Eichenholze  angefertigt  sind ,  einige  weitere 
Mittel  aufgebracht,  die  teils  für  das  Museum,  teils  zu  Ausgrabungen  ver- 
wendet werden.  Um  alle  diejenigen  zu  ehren,  welche  das  Museum  durch 
Zuwendungen  von  Geld  oder  thatkräftige  Unterstützung  fördern  halfen,  ist 
dort  zum  bleibenden  Gedächtnis  eine  Tafel  mit  den  Namen  der  freundlichen 
Geber  und  der  Mitwirkenden  angebracht.  Außer  diesen  hat  sich  durch  die 
Erklärung  und  Ordnung  der  Inschriften,  wie  bei  allen  epigraphischen  Dingen, 
der  oben  oft  genannte  Professor  Dr.  K.  Zangemeister,  Oberbibliothekar  der 
Universität  Heidelberg,  um  das  Museum  verdient  gemacht.  Auch  bei  der 
Bearbeitung  dieses  Buches  hat  er  mich  mit  dem  ihm  in  reichem  Maße  zu 
Gebote  stehenden  litterarischen  Material  bereitwilligst  unterstützt,  wofür  ich 
ihm  an  dieser  Stelle  meinen  herzlichsten  Dank  ausspreche. 

Der  Besuch  des  Museums  hat  sich  von  Jahr  zu  Jahr  gehoben;  beson- 
ders sei  auf  die  vielfache  Benutzung  der  Sammlungen  durch  die  Schulen  hin- 
gewiesen, denen  dieselben  als  Lehrmittel  dienen.  Viele  Gymnasien  nicht  allein 
des  Regierungs-Bezirkes  Wiesbaden,  sondern  auch  diejenigen  von  Hessen, 
Baden,  Bayern  and  Rheinpreußen,  senden  ziemlich  regelmäßig  ihre  oberen 
Klassen  zur  Besichtigung  des  Museums  und  der  Saalburg.  Ebenso  besuchen 
viele  wissenschaftliche  und  touristische  Vereine  die  Sammlung,  und  in  dem 
benachbarten  Frankfurt,  das  überhaupt  ein  großes  Interesse  an  unserem 
Museum  bekundet,  wird  kaum  eine  Wander  -  Versammlung  der  ver- 
schiedensten Berufszweige  abgehalten,  ohne  daß  dieselbe  der  Saalburg  oder 
dem  Saalburg -Museum  einen  Besuch  abstattete.  Auch  das  Kaiserlich 
Archäologische  Institut  in  Berlin  hat  schon  wiederholt  hier  Ferienkurse  für 
Gymnasiallehrer  abhalten  lassen  und  ebenso  die  Regierungen  von  Bayern 
und  Hessen. 

Zum  Schlüsse  will  ich  noch  einige  Mitteilungen  über  die  von  mir  an- 
gewendeten Konservierungsmethoden  machen : 

Holz  Sachen  werden,  wie  bereits  mehrfach  erwähnt,  sofort  in  Gips  ab- 
gegossen und  der  Abguß  dem  Original  bei  der  Aufstellung  im  Museum  bei- 
gefügt. Gegenstände  aus  Eichenholz  haben  sich  auch  vorteilhaft  durch 
Tränkung  mit  Leinöl  erhalten  lassen.  Ledersachen  werden  nach  gründ- 
licher Reinigung,  so  lauge  sie  sich  noch  in  nassem  Zustand  befinden,  mit 
chemisch  reinem  Glycerin  wiederholt  behandelt,  eine  Methode,  die  sich 
vorzüglich  bewährt  hat,  da  das  Leder  w^eich  bleibt  und  nicht  schimmelt.  Die 
Bronzen  werden  gründlich  mit  warmem  Wasser  gereinigt,  chemische  Mittel 
aber  nicht  angewandt. 

86* 


564  ^^^  Saalburg-Museum. 

Die  anßlnglich  nach  den  in  vielen  Museen  üblichen  Methoden  versuchte 
Konservierung  des  Eisens,  welche  durch  einen  Überzug  mit  Wachs  oder 
Lack  geschah,  hat  sich  nicht  bewährt;  denn  die  durch  den  Überzug  gebildete 
harte  Kruste  wurde  durch  den  im  Inneren  befindlichen  Rost  abgestoßen  und 
beschmutzte  die  Auslegetafeln;  auch  rosteten  die  Gegenstände  allmählich  von 
Neuem  und  verloren  ihre  ursprüngliche  Gestalt.  Diesem  Weiterrosten  ist 
durch  die  von  mir  seit  1880  angewandte  Konservierungsart  entgegengearbeitet 
worden.  Sie  besteht  darin,  daß  die  Eisensachen  zunäclist  mit  Wasser 
gründlich  gereinigt  und  dann  soviel  als  möglich  vom  Roste  befreit  werden, 
was  entweder  durch  vorsichtiges  Abmeißeln  oder  durch  Abbrennen  geschehen 
kann;  hierbei  hat  sich  die  Verwendung  von  Petroleum  gut  bewährt.  Ein 
Haupterfordernis  für  die  Konservierung  des  Eisens  besteht  darin,  daß  man 
alle  auflagernden  Oxydschichten  bis  auf  das  darunterliegende,  noch  gesunde 
Eisen  beseitigt;  bleiben  einzelne  Rostteile  auch  dann  noch  haften,  so  ist  es 
nicht  ausgeschlossen,  daß  sie  weiter  in  das  Eisen  einfressen  und  den  Gegen- 
stand gefährden.  Nach  diesen  Vorgängen,  die  mit  der  größten  Sorgfalt  durch 
einen  Sachverständigen  auszuführen  sind,  werden  die  Eisensachen  stark  er- 
wärmt, was  am  besten  auf  einem  Eisenblech  geschieht,  das  man  über  offenes 
Feuer  legt;  alsdann  werden  sie  mit  Leinöl  bestrichen,  das  rasch  in  die  Poren 
des  heißen  Eisens  eindringt  und  den  Gegenständen  eine  dunkle  Färbung  ver- 
leiht; eine  mehrfache  Wiederholung  der  Bestreichung  mit  Leinöl  ist  je  nach 
dem  Zustande  und  der  Beschaffenheit  des  Eisens  erforderlich.  Selbstver- 
ständlich lassen  allzusehr  vom  Roste  angegriffene  Eisensachen  diese  etwas 
derbe  Behandlungsweise  nicht  zu;  sie  werden  einfach  vom  Schmutze  befreit, 
die  etwaigen  Vertiefungen  mit  einem  Brei  aus  Kreide  und  Leim  ausgefüllt 
und  der  ganze  Gegenstand  dann  mit  in  Terpentin  aufgelöstem  Wachs 
überstrichen. 


565 


Nachtrag. 


Die  im  Herbste  1896  zu  Ende  geführten  Aufdeckungs-  und  Erhaltungs- 
arbeiten (Seite  15)  haben  noch  einiges  Beachtenswerte  ergeben,  was 
hier  zu  berücksichtigen  ist;  gleichzeitig  sollen  verschiedene  Ergänzungen  der 
bereits  im  vergangenen  Jahre  fertiggestellten  Druckbogen  angeschlossen  werden. 

Baureste  sind  im  Kastell  wie  in  der  Bürgerlichen  Niederlassung  ver- 
hältnismäßig recht  viele  aufgedeckt  worden,  was  das  schon  wiederholt  über 
den  Umfang  des  bebauten  Saalburggebiets  Gesagte  neu  bestätigt;  von  diesen 
sollen  nur  diejenigen,  die  neue  Erscheinungen  bieten,  hervorgehoben  werden. 

Zunächst  ein  länglicher  Bau  (Tafel  XIII)  zwischen  Forta  praetoria 
und  Limes  —  44  m  von  ersterer  entfernt  —  10,60  m  lang  und  4,70  m  breit; 
die  Mauerstärken  betragen  0,50  m.  Das  Bauwerk  gehört  in  die  Zeit  des 
Erdkastells  und  hat  vor  Anlage  des  Pfahlgrabens  bestanden;  es  wurde  durch 
Brand  zerstört,  doch  blieb  uns  Verschiedenes  erhalten,  was  an  anderen 
derartigen  Bauten  seither  nicht  ersichtlich  war.  So  fanden  sich  die  Reste 
eines  « Dübelgebälkes »^^^),  d.  h.  einer  Balkenlage,  bei  der  die  Hölzer  dicht 
nebeneinander  lagen  und  den  ganzen  Raum  ausfüllten.  An  dem,  wenn  auch 
stark  verkohlten  Gebälke,  das  auf  den  Kellerboden  gestürzt  war,  ersah  man 
noch  deutlich,  daß  die  nicht  zu  vermeidenden  Fugen,  die  sich  bei  einfach 
beschlagenen  Hölzern  ergeben,  mit  Lehm  zugestrichen  waren,  und  daß  ein 
Lehmschlag  dieselben  bedeckte,  der  zugleich  als  Fußbodenbelag  diente.  Es 
wird  hierdurch  Einiges  von  dem  über  den  Lehm-Estrich  auf  Seite  223  An- 
geführten ergänzt  und  bekannt,  daß  derselbe  nicht  allein  in  ebenerdig  ge- 
legenen und  in  den  Naturboden  eingegrabenen  Räumen,  sondern  auch  über 
dem  Gebälke  angelegt  wurde,  eine  Anordnung,  die  im  Osten  Deutschlands 
bei  ländlichen  Bauten  noch  heute  üblich  ist.  Die  Ausgrabung  hat  uns 
zugleich  noch  weitere  Aufschlüsse  über  die  Dachdeckung  gebracht  und  das 
darüber  auf  Seite  233  Gesagte  wesentlich  vervollständigt.  Das  Dach  war, 
wie  das  Gebälk,  eingestürzt  und  lag  im  Keller  verschüttet;  an  seinen  ver- 
kohlten Resten  konnte  man  erkennen,  daß  es  aus  eichenen  Sparren  und  Latten 
hergestellt  und  mit  Riedgras  gedeckt  war,  welches  in  der  Nähe  der  Saal- 
burg wächst. 


*o*)  Dübel-,   Diebel-,   Dippel-,    Dobel -Gebälke   oder  -Decken,    im  Mittelalter   vielfach 
gefertigt,  sind  heute  noch  in  holzreichen  Gegenden  beliebt. 


566  Nachtrag. 

Fundstücke  von  Belang  sind  hierbei  nicht  erhoben  worden,  dagegen 
lag  in  einer  Ecke  des  Kellerraumes  ein  Häufchen  weißlichen  Gruben- 
sandes angeschüttet.  Da  dies  auch  in  einigen  Kellern  der  Canahae  vor 
dem  Kastell,  sowie  in  solchen  der  römischen  Niederlassungen  im  Taunus- 
vorlande am  «Steinkritz»  und  «Schützbrett»  beobachtet  wurde,  so  läßt  sich 
kaum  noch  an  einen  Zufall  denken.  Es  scheint  vielmehr,  daß  der  Sand 
dort  wie  bei  uns  zu  verschiedenen  Haushaltungszwecken  —  zum  Putzen  und 
Scheuern  der  Fußböden,  der  Holz-  und  Thongefäße  u.  s.  w.  —  aufgespeichert 
war.  Die  Analogie  dazu  zeigen  unsere  ländlichen  und  bürgerlichen  Haus- 
haltungen, in  denen  noch  bis  vor  wenigen  Jahren  der  Putzsand,  der  so- 
genannte «weiße  Sand»,  der  seit  alten  Zeiten  ein  besonderer  Handelsartikel 
war,  nicht  fehlte  und  meist  auch  in  den  Kellern  untergebracht  wird.  In  den 
Städten  wird  dieses  Putzmittel  allmählich  durch  die  modernen  Einrichtungen 
verdrängt,  auf  dem  Lande  jedoch  scheuert  die  Hausfrau  ihre  Dielen  und 
ihr  Geschirr  noch  immer  mit  dem  feinen  Grubensand. 

Vor  den  anderen  Kastellseiten  (vergleiche  Tafel  XIII)  sind  Funda- 
mente von  Baracken,  gut  erhaltene  Keller  und  Hypokausten  gefunden 
worden,  von  denen  der  östlich  vom  Kastell  in  der  Nähe  des  Brunnens  Nr.  6 
gelegene,  2,60  m  auf  2,00  m  im  Lichten  messende  Keller  mit  Treppenhals, 
Fensterlaibung  und  Butterlöchern,  sowie  die  H3'pokausten  0  westlich  und 
P  östlich  vom  Kastell  besonders  bemerkenswert  sind.  Beide  zeigen  das  System 
der  Kanalheizungen  und  gleichen  ganz  den  schon  unter  Nr.  1 1  auf  Seite  258 
beschriebenen. 

In  dem  südlich  vor  dem  Kastell,  in  der  Nähe  des  Brunnens  Nr.  23  auf- 
gedeckten Bauwerke  hat  sich  ein  kleiner  Kellerraum  gefunden,  der  insofern 
Beachtung  verdient,  als  er  trotz  seiner  kleinen  Abmessungen  wie  die  an  der 
Römerstraße  gelegenen  Keller  (Seite  115)  entwässert  ist  und  von  seiner  Sohle 
aus  einen  direkten  Abfluß  nach  dem  tiefer  liegenden  Gelände  hat. 

Zwei  weitere  Keller,  die  zwischen  den  Brunnen  Nr.  43  und  Nr.  44 
liegen,  sind  einfach  in  den  Boden  eingegraben  und  zeigen  kein  Mauerwerk, 
dagegen  haben  sich  bei  einem  derselben  Teile  einer  Holzschalung  erhalten; 
hiernach  ist  die  auf  Seite  116  besprochene  Konstruktion  der  Keller  zu  er- 
gänzen. Die  Umkleidung  der  Wände  mit  wagrecht  aufeinander  gesetzten 
eichenen  Bohlen  erinnert  an  diejenige  der  Holzbrunnen  und  zeichnet  sich  vor 
dieser  im  wesentlichen  nur  durch  die  in  den  Ecken  der  Keller  aufgestellten, 
mit  Falzen  versehenen  Pfosten  aus. 

Im  Kastell  selbst  fanden  sich  über  dem  alten  Spitzgraben  des  Erd- 
kastells noch  Reste  von  Bauwerken,  darunter  auch  ein  kleiner  kellerartiger 
Bau,  wie  sie  auf  dem  Zugmantel  (vergleiche  Seite  116  und  Limesblatt  Nr.  16, 
Seite  434)  in  so  großer  Menge  gefunden  sind.  Eine  Analogie  hierzu  geben 
die  Wohnhäuser  in  der  Dobrudscha,  welche  ebenfalls  in  die  Erde  ein- 
gegraben und  durch  eine  Treppe  zugänglich  sind.  Man  sieht  von  außen 
nur  das  mit  Stroh,  Reisig,  Schilf,  Lehm  oder  Rasen  bedeckte  Dach;  der  Ein- 
gang ist  entweder  an  der  Giebel-  oder  der  Traufseite  gelegen  und  dann  durch 


Nachtrag.  567 

ein  kleines  Dach  überbaut,  sodaß  der  Grundriß  ein  ähnliches  Aussehen  liat, 
wie  derjenige  der  gemauerten  Keller  in  unserer  Niederlassung. 

Die  auf  Seite  151  ausgesprochene  Vermutung,  daß  sich  die  Zahl  der 
Brunnen  bei  weiteren  Ausgrabungen  noch  vermehren  dürfte,  hat  sich  schon 
bei  den  wenigen  im  Sommer  1896  vorgenommenen  Arbeiten  als  richtig  er- 
wiesen. In  der  Bürgerliclien  Niederlassung  (Friedrichsdorfer  Gemeindewald,  der 
zur  Zeit  durchforstet  ist)  fanden  sich  dicht  an  der  Grenzschneise  (Tafel  XIII) 
drei  weitere  Schachtbrunnen,  sodaß  jetzt  deren  Gesamtzahl  auf  44  gestiegen  ist; 
sie  weichen  von  den  auf  Seite  144 — 173  beschriebenen  Brunnenkonstruktionen 
nur  wenig  ab: 

Nr.  42.  Schachtbrunnen;  Tiefe  5,50  m,  Weite  oben  und  unten  1,50  m. 
Derselbe  ist  in  Felsen  gehauen  und  scheint  nur  noch  oben,  wo  der  Boden  nicht  fest 
genug  war,  auf  einige  Meter  Höhe  verschalt  gewesen  zu  sein.  Funde:  zwei  Böden 
von  Gefäßen  aus  Terra  sigillata  mit  den  Töpferstempeln  PETRVLLVSF  und  VERE- 
CVNDVS,  letzterer  mit  dem  Grafiit  ARABI  (Seite  572,  Nr.  7),  eine  Bronzemünze 
des  Marc  Äurel  (vergleiche  Seite  574,  Nr.  3).     Ausgeräumt  im  Mai  1896. 

Nr.  43.  Schachtbrunnen;  Tiefe  11  m,  Weite  bis  zur  Tiefe  von  10  m  gleich- 
mäßig 1,30  m;  von  da  ab  ist  der  Querschnitt  des  noch  um  1  m  tieferen  Schachtes  auf 
0,95  m  verkleinert.  Die  eichene,  gut  erhaltene  Ausschalung  war  bis  auf  4  m  von 
oben  herab  noch  vorhanden  und  wurde  herausgenommen.  Funde:  einige  Stücke  Leder 
von  Schuhen  (carhaünae),  Hanfflechtwerk,  eine  eiserne  Axt,  Scherben  von  Terra-sigillata- 
und  gewöhnlichen  Thongefäßen,  Knochenreste  und  verschiedene  unbearbeitete  und 
gezimmerte  Holzstücke.     Ausgeräumt  im  September  1896. 

Nr.  44.  Schachtbrunnen;  unregelmäßig  eingegraben.  Tiefe  4,50  m,  obere 
Weite  2,50  m,  untere  1,30  m;  die  Ungleichheit  des  Schachtes  scheint  durch  Nach- 
rutschen bei  seiner  Anlage  entstanden  zu  sein.  Nach  den  gefundenen  Holzresten  zu 
schließen,  hatte  die  Ausschalung  ein  lichtes  Maß  von  etwa  1,10  m.  Funde:  Außer 
Scherben,  besonders  von  Amphoren,  wurde  ein  Bruchstück  eines  Terra- sigillata- Gefäßes 
mit  dem  Graffite  IVNR  (Seite  572,  Nr.  5)  erhoben.     Ausgeräumt  im  Juni  1896. 

Eine  Notiz  der  Bonner  Jahrbücher  von  1895  von  M.  Siehourcj  möge  als 
Ergänzung  des  Abschnittes  XI  hier  noch  Platz  finden.  Derselbe  macht  auf 
einen  Ziegelstempel  aus  Gellep  aufmerksam,  der  mit  der  Bezeichnung  «m 
calcaria»  auf  das  Vorhandensein  von  Kalköfen  hinweist.  Professor  Dr. /Scäm- 
macher  hat  solche  auf  der  Limesstrecke  Hoenehaus-Tolnaishof  gefunden,  und 
es  scheint,  nach  den  selbst  bei  Türmen  manchmal  beobachteten  Kalkresten 
zu  schließen,  bei  den  Römern  der  Kalk  an  Ort  und  Stelle  gebrannt  und  von 
den  Maurern  gelöscht  und  zum  Mörtel  verwandt  worden  zu  sein.  Dadurch 
könnte  man  auch  die  überall  vorkommenden  ungaren  Kalkknollen  (Seite  185b.) 
erklären.  Auch  das  Mittelalter  hat  diese  Methode  angewandt  und  damit 
jedenfalls  bessere  Erfolge  erzielt  als  wir  mit  unserem  eingesumpften  und 
dünnflüssigen  Kalkbrei. 

In  demselben  Aufsatze  erwähnt  der  Verfasser  auch  einen  furnus  arvalis, 
zu  deutsch  «Feldofen»,  von  einer  Inschrift  aus  dem  Bonner  Museum,  Der- 
selbe ist  unter  dem  Kommando  des  Centurionen  Fetronius  Aquila  im  Jahre 
202  gebaut.     Da  die  Inschrift  in  einem  «den  Öfen  der  Pfannenbäcker  ahn- 


568  Nachtrag. 

liehen  Gebüiide»  gefunden  ist,  so  wird  hierin  vielleicht  eine  Bestätigung 
dafür  erblickt  werden  können,  daß  die  Römer  den  Feldbrand  bei  Ziegeln  ge- 
kannt haben,  was  auf  Seite  190  als  zweifelhaft  hingestellt  war. 

Zu  seinen  auf  Seite  25 — 27  mitgeteilten  sprachlichen  Erläuterungen  macht 
//.  Seiffert  den  nachstehenden  Zusatz:  fleh  habe  oben  Seite  26  neben  meiner 
Deutung  von  Halic(imum)  als  «Ort  am  Altkönig»  auch  noch  die  Möglich- 
keit einer  anderen  Erklärung  angenommen  und  in  dem  Worte  den  Begriff 
der  Grenze  gesucht  und  weiter  auf  Grund  von  Grimms  Erklärung  von  alah 
als  «heiliger  Wald»  speciell  eine  Gleichsetzung  von  Ualic.  mit  der  «Hohen 
Mark»  versucht.  Diesen  aus  mehr  als  einem  Grunde  gewagten  Versuch  lasse 
ich  nunmehr  fallen,  umsomehr  als  sich  mir  inzwischen  für  die  erste  Erklärung 
von  Halicinium  als  <Alkinkastell»  eine  weitere  Bestätigung  ergeben  hat,  die 
mich  an  ihrer  Richtigkeit  nicht  mehr  zweifeln  läßt;  doch  kann  ich  hier,  da 
dies  zu  weit  abführen  würde,  nicht  näher  darauf  eingehen  und  muß  dafür 
auf  meine  demnächst  erscheinende  ausführliche  Behandlung  dieses  Namens 
verweisen.  Außerdem  ist  noch  zu  berichtigen,  daß  die  Seite  27  erwähnten 
Orte  Marehurgos  und  Halikmühurgos  nach  Andern  nicht,  wie  ich  angenommen 
hatte,  in  Pannonien,  sondern  in  3Iösien  liegen,  das  letztere  wäre  also  mit 
Halicanum  in  Pannonien  nur  gleichnamig,  nicht  identisch.» 

Auch  die  Limesuntersuchungen  im  Taunus  sind  von  weiterem  Erfolge 
begleitet  gewesen,  indem  es  vor  Allem  gelang,  ein  zweites  ausgesteintes,  dem 
zuerst  aufgedeckten  ähnliches  Gräbchen  westlich  vom  Kastell  Feldberg  zu 
finden.  Es  schneidet  vor  der  Feldberg- Villa  in  das  Limesgräbchen  und  scheint 
die  Verdoppelung  des  Limes  am  Feldberg  zu  bilden ;  es  ist  jetzt  in  der  Länge 
eines  Kilometers  nachgewiesen  und  entspricht  vielleicht  dem  Seite  21  ge- 
nannten Gräbchen,  welches  durch  die  Preußenschanze  zieht  und  dort  bereits 
im  Jahre  1893  auf  700  m  nachgewiesen  wurde. 

Die  früheren  Ergebnisse  der  Aufgrabungen  an  den  Hügeln  (siehe 
Seite  50  ff.)  sind  weiter  bestätigt  und  ergänzt  worden. 

Für  die  Saalburg  ergab  sich  noch  ein  ergänzender  Beitrag  in  einem  in 
der  benachbarten  Kapersburg  gefundenen  Inschriftsteine.  Derselbe  besagt, 
daß  ein  Horrenm  zwischen  den  Jahren  198  und  208  unter  Aiaciiis  Modesttis, 
dem  durch  die  Groß-Krotzenburger  Inschrift  bekannten  Statthalter  von  Ober- 
Germanien,  dort  erbaut  worden  sei.  Abgesehen  davon,  daß  wir  vermutlich 
in  dem  Namen  «Horreum»  die  richtige  Bezeichnung  für  die  Vorratsräume 
in  den  Kastellen  gefunden  haben,  die  wir  bisher  «Magazine»  zu  benennen 
pflegten,  bietet  sich  hierin  wieder  ein  weiterer  Beweis  für  die  Annahme 
einer  in  den  Anfang  des  3.  Jahrhunderts  fallenden  neuen  Bauperiode  der 
Limeskastelle. 

Ferner  mag  ergänzend  noch  erwähnt  werden,  daß  der  Abstand  der 
Kastellmauer  von  dem  äußersten  Grabenrande  (siehe  Tafel  IX  und  X) 
60  Fuß  oder  1 7,76  m  beträgt.  Dieser  Streifen  von  6  Ruten  enthält  die  erste 
bei  der  Kastellanlage  vorgenommene  Arbeit;  nachdem  er  eingeebnet  war, 
wurde    der   Graben    ausgehoben.      Dasselbe    Maß    findet    sich    an    anderen 


Nachtrag.  569 

Kastellen  wieder,  z.  B.  in  Groß-Krotzenburg  und  Hof  heim,  aber  auch  am 
Grenzwalle  selbst  wie  am  Hadrianswall  in  England,  dem  Trajanswall  in  der 
Dobrudscha  und  an  der  Teufelsmauer  am  Rätischen  Limes,  wo  die  äußere 
Kante  durch  ein  sichtbares  Gräbchen  markiert  ist. 

Die  Bemerkung,  daß  eine  doppelte  Wallanlage  um  die  Kastelle  allein 
von  der  Saalburg  bekannt  sei^°^),  bezog  sich  nur  auf  den  Taunuslimes.  Von 
anderen  hat  Groß-Krotzenburg  zwei  Gräben  und  Wiesbaden  deren  sogar  drei. 

Hier  anschließend  muß  ich  noch  einmal  auf  den  um  das  Kastell 
zwischen  Mauer  und  Graben  laufenden  Weg,  die  Berme,  zurückkommen. 
Hierzu  veranlaßt  mich  ein  Aufsatz  von  General  Wolf  «Über  den  römischen 
Wall»^''^).  Der  Verfasser  hält  es  für  einen  Irrtum  anzunehmen,  daß  man  die 
Mauer  deshalb  vom  Grabenraude  zurückgezogen  habe,  um  ihr  eine  größere 
Standfestigkeit  zu  geben,  und  daß  dieser  Abstand  die  «Berme»  sei.  Er  glaubt 
im  Gegenteil,  die  Verteidigungsfähigkeit  der  Mauer  sei  dadurch  noch  beein- 
trächtigt, da  das  Ersteigen  derselben  erleichtert  würde;  außerdem  habe  man 
eine  Deckung  unter  den  Zinnen  und  die  Möglichkeit  zur  Unterminierung  der 
Mauer  gefunden.  Ob  sich  hierfür  an  anderen  Orten  Beweise  erbringen  lassen, 
weiß  ich  nicht;  jedenfalls  ist  gerade  an  der  Saalburg  und  am  Feldbergkastell, 
dessenBerme  gestückt  ist,  der  beste  Beweis  geboten,  daß  ein  bermen- 
artiger  Umgang  bestand.  Ich  glaube  vielmehr,  daß  durch  diese  Anlage  die 
Besteigung  der  Mauer  eher  erschwert  wurde,  da  man  von  der  schmalen 
Berme  aus  die  hohe  Mauer  kaum  ersteigen  konnte,  während  andererseits  nach 
der  Ergänzung  Wolfs,  der  eine  Unterbrechung  in  der  Kontre-Eskarpe  ver- 
neint und  die  Grabenböschung  fast  bis  an  die  Zinnen  anlaufen  läßt,  ein 
Hinauflaufen  bis  zur  Zinnenhöhe  möglich  war. 

Ein  Teil  der  vorjährigen  Eunde,  besonders  Geräte,  Fibeln  und  Schlüssel, 
konnte  in  den  betreffenden  Kapiteln  noch  berücksichtigt  werden.  Dagegen 
sind  hier  noch  zwei  Handwerkszeuge  nachzutragen,  die  un.sere  Zimmer- 
und  Maurerwerkzeuge  vervollständigen.  Es  sind  dies  ein  67  cm  langer  Breit- 
meißel, ähnlich  Nr.  3  der  Textfigur  28,  jedoch  mit  einer  seithch  angebrachten 
Handhabe  versehen,  und  ein  gut  erhaltenes,  schweres  und  langes  Hebe-  oder 
Brecheisen,  das  zur  Fortbewegung  oder  zum  Brechen  großer  Steinblöcke  ge- 
dient haben  muß  und  ia  seiner  Form  genau  den  modernen  entspricht. 

Die  seit  dem  Abschlüsse  der  Kapitel  XIII,  2  und  3  fortgesetzten  Nach- 
grabungen haben  noch  folgende  Inschriften  und  Münzen  zu  Tage  ge- 
fördert : 

1.  Inschriften. 
A.  Inschriften  auf  Stein. 

Randbruchstück  aus  Sandstein,  gefunden  im  Friedrichsdorfer  Wald, 
jenseits  der  Usinger  Chaussee.   Maße:  24 :  21 :  12  cm.    Sichtbar  sind  am  Rande 

"*)  Siehe  Seite  72. 

"s)  Jahrbücher  für  die  deutsche  Armee  und  Marine,  Bd.  101,  Nr.  303,  Heft  3, 
Dezember  1896. 


570  Nachtrag. 

nur  zwei  etwa  (j  cm  hohe  Buchstaben  ////VI;   vielleicht  Rest  von  DIVI  und 
zu  einer  Kaiserinschrift  gehörig  (vergl.  S.  271—285). 

B.  Inschriften  auf  Gegenständen  aus  Thon. 
I.  Auf  Ziegeln. 

Stempel. 

Außer  einigen  bereits  früher  gefundenen  Typen  von  Legionsstempeln 
kommt  noch  ein  neuer,  allerdings  nur  in  einem  Bruchstück  erhaltener  Typus 
hinzu:  Oben  steht  LEG,  darunter  ein  großes  Blitzbündel.  Es  ist  derselbe 
Stempel  wie  Wolff  a.  a.  0.  Fig.  101,  von  Nied.  Unter  dem  Blitzbündel  ist 
zu  lesen:  XXILP'P«  Wir  haben  nunmehr  159  verschiedene  Ziegelstempel 
von  der  Saalburg,  darunter  119  von  der  22.  Legion  (vergl.  S.  286—312). 

II.  Auf  Gefäßen  aus  Terrn  sigillata. 
1.   Töpferstempel. 

Der  Fundort  ist,  wo  es  erforderlich  erscheint,  angegeben,  und  zwar 
namentlich  dann,  wenn  die  Stempel  durch  ihre  Lage  in  Brunnen  oder  im 
alten  Wallgraben  des  Erdkastells  einer  früheren  Periode  zugewiesen  w'erden 
können.  Die  übrigen  sind  im  Kastell  und  der  Bürgerlichen  Niederlassung 
gefunden.  Die  Nummern  hinter  dem  Namen  beziehen  sich  auf  das  Ver- 
zeichnis S.  316—332. 

1.  7489  OKAL////  vielleicht  Of.  Alhani  oder  Alhini.    Seh.  179  und  190. 

2.  7490  ATTIAH////  (Nr.  9)  =  Attianus. 

3.  7491  BOYDHIJ 

7492    BO/// 

4.  7493  CARINVSF  (Nr.  25);  außen  Graffit  FLO  IM.     Carinus. 

5.  7523  H^SVSVX  rückläufiger  Außenstempel   auf  verzierter  Scherbe. 

Lupus.     Seh.  3093. 

6.  7494  fVEDDICVS  (Nr.  99a)  auf  einem  flachen  Teller  erster  Qualität; 

gefunden  im  Brunnen  Nr.  42.     Me^d-icus. 

7.  7495  PECVLIARF  schöne  kleine  Schrift  mit  Zeilenliniierung.  Seh.  4260. 

Andere  Ligierungen  dieses  Namens  siehe  unter 
Nr.  120  ff;  aus  dem  alten  Wallgraben.  Peculiaris. 

8.  7490  PETRVLLVSF       (Nr.  123c)  aus  dem  Brunnen  Nr.  42;  außen  Graffit 

ARABI.     Fetndlus. 

9.  7497  PRAE"ERITI  (Nr.  126);  im  Hauptverzeichnisse  ist  bei  dem  früher 

gefundenen  ein  Irrtum  unterlaufen;  auch  dort 
ist  T  mit  E  ligiert,  wie  auf  der  Textfigur  47, 
Nr.  7;  aus  dem  Brunnen  Nr.  43.     Fraeteritus. 


(Nr.  20,  zweimal);  ^  JBoudus. 


Nachtrag. 


571 


10.  7498  RECINVSFEC 
IL  7499  REGINVS-F 

12.  7500  TOCC//// 

13.  7501  V3RECVIVDV//// 

14.  7502  VICTORINVSF 

15.  7504  ///CIII-M 

16.  7505  ///VSFE 

17.  7506  ///lANI 

18.  7507    ///VS 


(Nr.  134)  Becinus. 

Ahnlich  Nr.  135  b,  nur  ist  dort  R  mit  E  ligiert. 
Punkt  vor  F  sicher.     Beginns. 

(Nr.  151)  gefunden  in  einem  Keller  vor  der  Porta 
praetoria.     Tocca. 

(Nr.  157  a)  aus  dem  Brunnen  Nr.  42.     Verecundus. 

(zweimal)  eine  andere  Varietät  Nr.  161.    Victorinus. 

Anfang  unsicher,  der  mittelste  Strich  vielleicht  L. 

Anfang  undeutlich;  vielleicht  CELSIANI.  Seh.  1233. 
schlecht. 


Von  diesen  Töpferstempeln  sind  5  Namen  im  Verzeichnisse  noch  nicht 
aufgeführt:  Nr.  1,  7,  11,  14,  15,  17;  wir  besitzen  also  jetzt  im  Ganzen  538 
Stempel  mit  309  Varietäten  und  231  Namen.  Als  ältere  Stempel  finden  wir 
unter  den  neuen  Funden:  Medß-icus,  Victorinus,  Feculiaris,  Fraeteritus,  Fe- 
trullus,  Tocca  und  Verecundus,  von  denen  die  beiden  letzteren  schon  auf 
S.  316  als  ältere  Stempel  genannt  waren. 

Ergänzend  zum  Hauptverzeichnisse  ist  zu  erwähnen,  daß  der  Stempel 
OF/WSt  Nr.  97  wahrscheinlich  OFMASC.  zu  lesen  ist.  In  den  Bonner  Jahr- 
büchern 1895  stellt  M..  Siehourg  S.  263  ff.  eine  große  Menge  dieses  Namens 
mit  den  verschiedensten  Ligaturen  zusammen.  Der  unsrige  scheint  derselbe  zu 
sein  wie  der  von  Mainz  (Abs.  IV)  und  ist  als  Masclus  oder  Masculus  zu  lesen. 

Eine  wertvolle  Vervollständigung  unserer  Namen  erhielt  ich  durch 
Herrn  Dr.  Bohn  in  Berlin,  dem  ich  unser  Verzeichnis  für  das  Corpus  In- 
scriptionum  zur  Verfügung  gestellt  hatte.  Darnach  sind  folgende  Er- 
gänzungen vorzunehmen: 

BRACCIATVS  (Nr.  21)  ist  richtig,  kommt  auch  in  Cannstatt  vor,  Bariatus 
nur  auf  Ziegeln.  Die  beiden  Fragmente  Nr.  175  und  198 
gehören  wahrscheinlich  zusammen  und  heißen  Bracciatus. 

CENNO  (Nr.  33)  ist  auch  von  Speyer  und  Sigmaringen  (C.  L  L.,  III. 

6010,  54)  bekannt. 

/VVGINV8  (Nr.  106)  ist  rückläufig  als  MAGINVS  (Maginus)  zu  lesen; 

derselbe  fand  sich  in  Königshofen  und  Speyer. 

O.TI  (Nr.  114)  sehr  häufig  in  den  Formen:    .OFS-,  OFS,  O-FS, 

OKS.     Dr.  Bohl  liest  Of.  S.    (?). 

COSIR////  (Nr.  177)  ist  derselbe  wie  COSIRVFI  oder  COSIRV  =  Co- 

sius  Bufus  (häufig). 


L.TB/// 


(Nr.  192)  häufig  =  L-H^R  [SECVN]  =  L.  Tertius  Secundus. 


572 

IA///PETRA 


Nachtrag. 


(Nr.  197)  ==  IMPETRATVS;   in   Trier   und  Worms   iu   der 
Form  Impctratus  und  Inpetratus.     C.  I.  L.,  III.  6010,  102. 

ITAIVSEIG/V//  (Nr.  203)  sonst  nicht  selten,  meist  in  schlechten  Exemplaren: 
GAIVSETGAIVS  Gaius  et  Gaius.    (Seh.  978.) 


1.  7508  ///IN.RIIGINI 

2.  7r>09  MUT//// 

3.  7510  ///ONIVS 

4.  7511  ///CIIMS/// 

5.  7012  ///IVNR 

6.  7513    ///PS 

7.  7496  ARABI 

8.  7493   KLO   IM 

Hierzu  kommen 


2.  Graffite. 

(Vergleiche  Seite  333-340.) 

jJIRegini.    Oberer  Rand  einer  ornamentierten  Schale. 
Untere  Ansicht  eines  Tellers. 
Oberer  Rand  einer  ornamentierten  Schale. 
Oberer  Rand.   Deutlich;  aus  dem  Brunnen  Nr.  43. 

Oberer  Rand  einer  Tasse.  Deutlich;  aus  dem  Brunnen 

Nr.  44. 

Untere  Ansicht.   Aus  dem  Brunnen  Nr.  43. 

Auf  der  Außenseite  des  Bodens  einer  Tasse;  saubere, 
nur  6  mm  hohe  Buchstaben ;  aus  dem  Brunnen 
Nr.  42;  innen  der  Stempel  Pefrulhis. 

Boden.  Deutliche  Buchstaben,  in  der  Mitte  ein 
Zwischenraum.  Auf  der  Innenseite  der  Töpfer- 
stempel Carinus. 

noch  2  undeutliche;  zusammen  also  jetzt  97+10=107. 


III.  Auf  Gefäßou  von  geMÖhiilicbem  Tbon. 
1.  Stempel  auf  einem  Henkel. 

Großer  verwaschener  Henkel;  ziemlich  deutlich  zu  lesen :  ///MGSAF;  vor 
M  könnte  ein  C  gestanden  haben,  statt  G  vielleicht  C  mit  Punkt,  und  statt 
F  vielleicht  ein  P.   Die  Gesamtzahl  der  Stempel  auf  Henkeln  beträgt  jetzt  24. 


2.  Graffite  auf  den   Wandungen  der  Gefäße. 

1.  ///SEVER///     offenbar  Sevenis;  auf  einem  dicken  Amphorabruchstück.    Die 

tief  eingeritzten  Buchstaben  sind  S^'g  cm  hoch. 

2.  RV  (?) 

3.  ///DE///  große  Buchstaben;  vielleicht  F  am  Schlüsse. 

4.  IVCVNDI       auf  dem  Halse  eines  dünnen  Gefäßes  von  der  Form  wie  Text- 

figur 64,  Nr.  3—6;  Buchstabenliöhe  7  mm.    D  nicht  ganz 
sicher. 
Im  Ganzen  haben  wir  jetzt  25  Graffite  dieser  Art. 


Nachtrag. 


573 


C.  Inschriften  auf  Metall. 
Auf  Eisen. 

Zu  Seite  347  ist  ergänzend  zu  bemerken,  daß  von  den  dort  genannten 
Stempeln  nachträglich  auf  dem  Messer  Tafel  XXXVII,  Nr.  3,  ein  solcher  in 
der  Form  einer  Schmiedezange  zum  Vorschein  gekommen  ist. 

Beim  Abglühen  der  Eisengegenstände  kam  noch  eine  seither  nicht 
vertretene  Art  von  Eisenstempeln  zu  Tage.  Zum  Unterschiede  von  den  oben 
Seite  348  besprochenen  sind  die  Buchstaben  letternartig  in  die  Stirnfläche 
eines  11^/2  cm  langen  Stück  Eisens  eingeschnitten.  Die  Buchstaben  sind 
etwa  10  mm  hoch  und  geschärft,  sodaß  man  den  Stempel  sowohl  kalt  (z.  B. 
in  Leder)  einschlagen,  als  auch  einbrennen  konnte.  Ersteres  ist  das  weit 
wahrscheinlichere,  weil  Brennstempel  tiefere  und  keine  geschärften  Buchstaben 
haben.  Zu  lesen  ist  *18,  im  Abdruck  SP.  Statt  P  kann,  da  die  Ecke  be- 
schädigt ist,  auch  B  oder  R  gelesen  werden;  S  ist  sicher. 

C.  M.  Kaufmann  hat  in  seinem  bereits  oben  (Seite  457,  Anm.  297)  erwähnten  Auf- 
satze auf  Seite  286—288  ein  cylindrisches  Röhrchen  aus  Bein  veröffentlicht,  das  im  Juni 
1896  auf  dem  Gebiete  der  Bürgerlichen  Niederlassung  gefunden  worden  sein  soll,  sich 
erst  in  Privatbesitz  befand  und  dann  dem  Saalburg-Museum  überwiesen  wurde.  Es  trägt 
eine  Cursivinschrift,  welche  Kaufmann  folgendermaßen  liest:  Leg(io)  XXII.  AugfustaJ 
Ännius  fidelis  in  Christo  (Monogramm  Christi).  Sehr  auffällig  ist  dabei  der  nirgends  sonst 
für  die  XXII.  Legion  beglaubigte  Beiname  Augusta. 


2.  Münzen. 

Seit  der  Drucklegung  des  Abschnittes  XIII,  3  sind  bei  der  Fortsetzung 
der  Ausgrabungsarbeiten  im  Kastell  und  der  Bürgerlichen  Niederlassung 
noch  folgende  Münzen  gefunden  worden: 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prägung. 

dl    60 

frcs. 

1 
2 

Hadrian 
Sabina 

1 

I 

GB 

S 

Im  Einzelnen  unbestimmbar. 

Nicht  bei  Cohen.  Der  Avers  entspricht  in  Dar- 
stellung (Büste  nach  rechts  mit  hoher  Frisur) 
und  Legende  (sabina  avgvsta)  Cohen  IL  250. 43 ; 
der  Revers  dagegen  kommt  mit  der  Legende 
ivNONi  REGiNAE  Coheu  IL  250.  37  am  nächsten, 
wo  die  Darstellung  folgendermaßen  beschrie- 
ben ist:  «Junonvoilöe  debout  ä  gauche,  tenant 
une  patere  et  un  sceptre».  Auf  unserer  Münze 
aber  faßt  die  hoch  erhobene  linke  Hand  den 
oberen  Teil  des  Schaftes  einer  am  i^oden 
stehenden  Lanze.  Nr.  37  weicht  auch  in  der 
Averslegende  ab. 

574 


Nachtrag. 


Nr. 

Zugehörigkeit. 

1 

u 

S 

ii 

Bestimmung. 

Zeit  der 
Prilgung. 

frcs. 

3 

Marc  Atirel 

1 

GB 

Im  Avers  ist  nur  der  Anfang  der  Legende  er- 
halten,  im   Revers  nur  imp.  viiii;   die  Dar- 
stellung  des    Revers,    stehende  Abundantia 
mit  Wage  und  Füllhorn,  weist  auf  Cohen  III. 
39.  37-5  hin. 

178 

c 

4 

•» 

1 

MB 

Unbestimmbar. 

— 

— 

5 

Lucius  Verus 

1 

GB 

Cohen  IIL  193.  249. 

164 

8 

6 

Liicilla 

1 

GB 

Avers:  lvcii.lae  avg.  aktonini  avg.  f.    Revers: 
Legende   unleserlich;    nach   der   Darstellung 
(sitzende  Juno  mit  einer  Blume  in  der  Rechten 
und    einem    Wickelkinde    in    der    Linken): 
Cohen  III.  218.  37,  mit  der  liegende:  ivnoni 

LVCINAE. 

8 

i 

Crispina 

1 

MB 

Avers:  crispina  (avgvsta).     Revers:  Nach  der 
Darstellung  (Venus  nach   links  sitzend,  eine 
Viktoria  und  ein  Scepter  haltend):  Cohen  III. 
385.  41,  mit  der  Legende:  venvs  fklix. 

3 

8 

Caracalla 

1 

S 

Vorzüglich  erhalten.     Cohen  IV.  173.  278. 

215 

3 

9 

Elagabal 

1 

S 

Cohen  IV.  330.  60. 

221 

5 

10 
11 

? 
? 

3 
5 

GB 
MB 

Ganz  unbestimmbar. 

— 

Diesem  Nachtrage  entsprechend  ändern  sich  die  Zahlen  der  Gesamt- 
Übersicht  auf  Seite  396/7,  die  noch  eine  weitere  Erhöhung  durch  die  Be- 
rücksiclitigung  derjenigen  Münzen  erfahren,  welche  im  Jahre  1872  bei  den 
Ausgrabungen  zu  Tage  kamen,  die  im  Auftrage  des  Grafen  Usedom  aus 
Staatsmitteln  an  der  Saalburg  vorgenommen  wurden;  siehe  Seite  14.  Eine 
bezügliche  Notiz  hierüber  ist  erst  jetzt  zum  Vorschein  gekommen.  Damals 
wurden  an  den  Genannten  8  Silbermünzen,  sowie  12  gut  und  23  schlecht 
erhaltene  Bronzemünzen  abgeliefert,  die  sich  jetzt  wohl  im  Königlichen  Münz- 
kabinet  zu  Berlin  befinden  werden.  Sie  wurden  sämtlich  in  der  Pracfrntura 
des  Kastells  gefunden,  ein  im  Einzelnen  genaues  Verzeichnis  ist  aber  leider 
nicht  vorhanden. 

Im  Ganzen  erhöht  sich  daher  die  Zahl  der  nachweisbar  gefundenen 
Münzen  (Seite  397)  um  60  Stücke  —  die  der  Silbermünzen  um  11,  von  886 
auf  897  —  mithin  auf  die  Zahl  1948. 


Register. 


575 


Abundantia  574. 
Aeqidtas  364,  387,  390. 
Aeternitas  364,  372,  389. 
Amor  7,  406,  518. 
Amor  und  Psyche  406. 
Annona  378. 
Apollo  431. 

Bacchus  514,  517,  518. 

Eros  407. 

Felicitas  388. 
Fi(ies  367. 

Fortuna   122,  271,  276,  277, 
364,  377,  406,  514. 

Ganymed  7. 

Genius  centuriae  280,  281,  283, 
404,  405. 


I.  Namensregister. 

A.  Gottheiten  nud  Heroen. 

Genius  loci  271,  274. 
Genius  veredariorum  449. 

Hercules  346,  514,  518. 
Horus  406. 

Isis  406. 

Jtmo  374,  387,  573,  574. 

Jupiter   107,  137,  278,   Gustos 

366,  Conservator  382. 
Jupiter  Dolichenus   107,    131, 

159,  271,  278,  279. 

Laetitia  376. 

Liheralitas  377,  379,  381,  382. 

itfflrs  514,  515,  516. 

Merkur   107,   138,    271,    280, 

404,  485,  514,  518,  519. 
Moneta  364. 


Neptun  369. 

Pan  514,  518. 
Fax  364,  367. 
Perseus  485. 
Ptefas  373. 
Psi/c7ie  406. 

Salus  374. 
5^0?  404. 
Spes  364. 

Fejufs  379,  431,  574. 
Victoria  95,  364,  365,  370,  382, 

388,  507,  514,  517,  574. 
Victor iola  517. 
Virtus  364,  386. 


ß.  Kaiser  und  Angehörige  des  kaiserlichen  Hauses. 


Aelius  364,  370,  375,  396. 
Agrippa  148,  366,  396. 
Albinus  376. 
Antonine,  die  143. 
Antoninus  Pius  A6,  49,  57,  165, 

273,  275,  361,  362,  363,  370, 

371,  372,  374,  392,   394/6, 

408  (?),  558. 
Aquilia  Severa  383,  392,  394, 

397. 
Aicgustus  293,   347,  353,   357, 

361,  366,  394,  396. 
Aurelianus  58,  59,  515. 

JBassianus  391. 

Caligula  398. 


Caracalla  4,  57,  58,  122,  275/6, 

282   (?),    358,    364,    379/81, 

391/2,  394/6,  574. 
Claudius  293,  295,  355,   366, 

396. 
Claudius  Gothicus  59,  63,  107, 

117,  355,  390/1,  397,  399. 
Clodius  Albinus  392,  394,  396. 
Commodus  32,  57,  107,  276  (?), 

854,   855,  863,  375/6,  392, 

894/6. 
Constantinus  524. 
Constantius  60. 
Grispina  376,  396,  574. 

Diocletianus  355,  493. 
Domitianus  49,  56,   117,   154, 


157,   290,   355,   364,   367/8, 
395/6. 
Drusus  26,  55,  866,  556. 

Elagabalus  361,  381/4,  391/2, 
394/5,  397,  899,  574. 

Faustina  die  Ältere  46,  372/3, 

392,  394,  396. 
Faustina  die  Jüngere  374,  375, 

894,  896. 
Florianus  59. 

Gaius  295. 

Gallienus  58,  355,  899. 
Germanicus  26,  58,  290,  291, 
361,  366,  396. 


576 


Register. 


Gela  107,  381,  392,  394,  396. 
Gordiane,  die  107. 
GonUanus  IL  388,  394,  397. 
Gordianus  III.  58,  63,  359, 
888/90,  394/5,  397,  899. 

Hadrianus  11,  49,  56,  117, 
154,  157,  162,  165,  166,  315, 
354,  364,  368/70,  372,  392, 
394/6,  399,  455,  573. 

Heliogabaliis  =  Elagahalus  58, 
392. 

Julia  Augusla  392. 

Julia    Domna    282    (Steinin- 

echrift),  379,  383,  392,  394, 

396. 
Julia  Maesa  137,  383/4,  386, 

391/2,  397,  485. 
Julia  Mamaea  25,  386/7,  391/2, 

394/5,  397,  404,  413. 
Julia  Paula  383,  392,  397. 
Julia  Soaeviias  383/4,  392,  395, 

397. 
Julianus  60. 

Lollianus  59. 

Lucilla  375,  395/6,  574. 


Lucius  Verus  361,  364,   375, 
394,  396,  574. 

Macrianus  60. 

Marcus  Aurelius  46,  354,  355/7, 

408,  361,  362,  864,  372,  373, 

374,  375,    376,  394/6,  523, 

567,  574. 
Maximianu^  59,  60. 
Maximinus  I.  (Thrax)  33,  58, 

387/8,  397. 

Nero  295,  354,  355,  363,  366, 

394,  396. 
Nerva  273,  368,  396,  398. 

Octavianus  363. 
Orbiana  386,  392,  394,  397. 
Otacilia  Serera  390. 
Otho  353. 

Pescennius  Niger  353. 
Philippus  I.,  Ärahs  58,  62,  390, 

397,  399,  400. 
Philippus  IL  390,  397. 
Plautilla  392. 
Postumus  59,  355,  399. 
Probus  59,  60,  399. 


Sabina  137,  370,  396,  485, 
573. 

Sallustia  Barhia  Orbiana  392. 

Septimias  Severus  57,  62,  64, 
107,  135,  272,  274,  276,  355, 
363,  364,  376/9,  381,  391/6, 
399,  515. 

Serer  US  Alexander  58,  61,  107, 
274,  282  (?),  354,  359,  360, 
384/6,  891/5,  897,  399. 

Tacitus  59. 

Tetricus  59. 

Theodosius  133. 

Tiber  ins  361,  366,  496. 

Titus  367,  396. 

Trajanus  49,   157,   167,  273, 

289,  290,  347,  355,  356,  361, 

368,  394/6,  398/9. 

Valentinianus  60,  293. 

Valerinnus  58. 

Vespasianus    117,    290,    293, 

354,  355,  362,  364,  867,  392, 

393,  395,  396. 
Victor inus  355. 
VitelUus  855. 


Abbe  316,  328  (?). 

Acirgus  340. 

Aelius,  T.  —  Pausa  280. 

Aenisatus  316. 

Afrius  (?)  340,  S41. 

Agilis  345. 

Aiacius  Modesius  568, 

Albanus  570. 

Älbilus  317. 

Albinus  570. 

Alpinus  (?)  330. 

Amabilis  817,  328  (?),  382  (?). 

Amandus  (?)  828. 

Amano  (?)  317. 

Ammianus  25,  26. 

Ammitis  314,  316,  317. 

Ammo  (?)  317. 

Anisatus  317. 

-4« JMS  311. 

Annius  573. 

Annius  Gallus  293,  347. 


C.  Andere  Fersoneiiiiauieii. 

a.  Antike. 

Antonius  280. 

Antonius,  Marcus  — ,  855,  356, 

365,  395. 
Antonius  Salurninus  289,  295. 
Aper  (?)  328. 
Appius  (?)  340. 
Apuleius  470,  542,  543,  544. 
Arabifcus)  567,  570,  572. 
Arioristus  55. 
Arvernicus  314,  317. 
Attianus  317,  570. 
Attiavus  (?)  281. 
Attillus  317. 
^«0  316,  317. 
Aufidius  Victorinus  57. 
Aurelius  Victor  58. 
^4«sonä<s  551. 
.4ws<rMS  316,  317. 
Avetedo  316,  317,  328,  832  (?). 
Avittis  329  (?),  339. 


Belattillus  316,  317. 

BellatuUus  160. 

Be«icus  310,  337  (?). 

Bellicus,  Julius  —  337  (?). 

Bellinicus  317. 

^eZsMS  317. 

Biturix  (?)  328. 

JBoZsms  317. 

Borillus  316,  317. 

.Boräis  317,  330  (?). 

Boudus  318,  570. 

Bracciatus  318,  328  (?),  329  (?), 

571. 
Brariatus  (?)  318,  571. 
Buccus  816,  818. 

Cacsor  18,  55,  99,   100,   101 

853,  355,  357. 
Caim  (richtiger  Gaius)  318. 
Canaus  (?)  828. 
Candidus  7,  279. 


Antike  Personennamen. 


577 


Candidus  (?),  Sextius  —,  326. 

CapitoUnus  318. 

Carinus  318,  570,  572. 

Cassius  318. 

Casurius  318. 

CatuUus  318,  der  Dichter  522. 

Catus  318,  331  (?),  332  (?),  338. 

Celeius  (?)  337. 

Celsimis  314,  315,  316,  318. 

Celsus  (CorneliiisJ,  Autor  542, 

546,  547. 
Cenno  571. 
Censor  314,  318. 
Censorinus  314,  319,  335. 
Ceratus  337. 
Cerealis  347. 
Ceriahs  137,  319,  345. 
Ciatus  (?)  319. 
Cicero  132. 
Cillutius  (?)  318. 
Cintugnatus  316,  319. 
Civilis  56. 

Claudius,  T.  —  Candidus  279. 
Claudius  Celer  283, 
CoccMS  327. 
CocM.s  319. 
Colins  319. 
Comesillus  319. 
Comisillus  319. 
Comitialis  319,  332  (?). 
Conatius  319. 
Condollius  Marcus  (?)  137,  278, 

402. 
Conius  319. 
Consias  311. 
CowsMts  254,  311  (?). 
Cosi/us  319. 
Cosius  Bufus  571. 
Cornelius  Nepos  233. 
Cracuna  319. 
Cupidus  316. 
Cupitus  319. 

Cupitus,  So — ,  281. 

Cusius  319. 

Dagoduhnus  319. 

IJevatus,  Marcus  309. 

Didius  Julianus  57. 

Dto  Cassius  56. 

Bioscorides  542,  543,  544,  545. 

Disetus  320. 

Dinixtulus  320. 

Bolccus  320. 


Domitianus,  Töpfer  320. 
Domitim  (?)  341. 
Duhintius  320. 
Duhitatus  316,  331  (?). 

Elenius  320. 
£'Wc«s  314,  320. 

Faustinus  334. 
FaMsfMS  320,  330  (?). 
Faventinus  (?)  330. 
i^es<us  320,  324  (?). 
Fictorintis  (?)  328. 
Firminus  (?)  330. 
FirniMS  310,  320,  330  (?),  403. 
FtowawHS  320,  328  (?),  431. 
Flavius,  T.  —  Silvinus  oder  /S^^ 

rawMS  279. 
Floridus  320,  328  (?;. 
Frontinus  144,  147,  154. 
Frontinus,  Junius  309. 
Frontinus,  Sempronius  310. 
JVonfo  (?)  337. 
Fuscus  328. 

Ga&r«*s  316,  328  (?). 
6^aiMS  320,  338,  572. 
Gallicanus  337. 
Gallus,  Annius  —  293,  347. 
Gemellianus  487. 
Gemellus  320. 
Genialis,  Gaius  —  309. 
Giamilus  320. 

Helvius  Camulus  308. 
Herodianus  205. 
Homer  US  214. 
Honoratus  314,  321. 
Honorius  316. 
Horatius  248. 
Hyginus  71,  144,  145. 

Januarius  52  (?),  321. 

Januarius,  Julius  —  334. 

Jassus  321. 

Inconsius  311. 

I«MS  314,  321. 

Jucundus  321,  344,  572. 

Jucus  321. 

Julianus  321. 

JwitMS  (?)  335. 

Julius  Augurinus  309. 

Julius  Bellicus  337. 


Jacobi,  Das  Röraerkastell  Saalburg. 


Julius  Gratus  310. 
Julius  Jlelius,  C,  494. 
Julius  Januarius  334. 
Julius  Italicus  (?)  346. 
Julius  Melissus  (?)  388. 
Julius  Primus  308. 
Junius  Frontinus  309. 
Justinus  321. 
Justus  349. 

Latinianus  321. 

Lentulus  321. 

Lepidus  350. 

Liberalis  321,  330  (?). 

Lipuca  321. 

Livius  148. 

Livius,  M.  —  Drusus  355. 

Lollianus  338. 

iossa  316,  321,  330  (?j. 

Lucanus  321,  331  (?). 

Lmcims  321,  339  (?). 

Lucus  316. 

Lupus  570. 

Macconius  (?)  321. 

Maccono  (?)  321,  332  (?). 

il/rtcio  322,  337. 

Macono  316. 

Macrohius  133. 

Maginus  571. 

Maianus  316,  322,  330  (?). 

Mainius  322. 

ilfaior  316,  322. 

Mangandius  (?)  309. 

Manlius  Candidus  309. 

Marcellus  338. 

Marcellinus  338. 

Marcus  Antonius  117,  355,  356, 

365,  395. 
Marinas  316,  322,  338  (?). 
Marias,   M.    —    Gratidianus 

355. 
Martialis    316,    322,    330   (?), 

335  (?). 
Martinus  322. 
Masclus  571. 
Musculus  571. 
iV/aso  (?)  322. 
ilfasonJMS  (?)  322. 
Maternus  (?)  331. 
ilfaWo  323. 
iJffcco  323,  331  (?). 
Mea-a-«s  (?)  329. 

37 


578 


Register. 


Me^^iciis  316,   323,   330   (?), 

570,  571. 
Melissas  316,  323. 
Melissus,  Julius  (?)  338. 
Mercusa  323. 

Miccio  323. 

MinuUis  323,  329  (?),  332  (?). 
MUreiiis,  C.  —  391. 
M(xßUonius,   C.   —   Priscanus 

122,  141,  277. 
Afontanus  316,  323,  331  (?). 
Moscus  316,  322. 
Mucius  (?)  339. 
Muginus  323. 
il/M/mM-s  (?)  323. 
Mtirranits  323. 

.Vasso  316,  323,  329  (?). 
Natalis  324,  329  (?). 
iSTerMS  345. 
Nigrinus  (?)  339. 
2\rM»na  182. 

Ociso  324. 
Onnio  431. 
OMMtM«  (?)  324. 

Orjdius  324. 

ransa  95,  119. 

Prj<er«MS    324,    331    (?),    339, 

344  (?). 
Patricianus  324. 
Patricius  324. 
Patnc(us)  (?)  331. 
Pafno  (?)  331. 
Paulus  324. 
Peculiaris  316,  324,  334,  570, 

571. 
Perpetus  324,  338. 
Pervincus  324. 
Petronius  Aquila  567. 
Petrullus  314,  325,  567,  570, 

571,  572. 

Plncidus  316,  325,  331  (?). 

P/twius  132, 144,  148,  151,  154, 
155,  164,  178,  189,  205,  217, 
233,  248,  260,  445,  455,  456, 
513,  522,  532,  537,  542,  543, 
544,  545,  547,  548,  549. 

Plutarch  132. 

Pompeius  357. 

Pontus  325. 

Praeteritus  325,  570,  571. 


Pridianus  325. 
Primigeiiius  325. 
Primigenitu.'i  325. 
Primitius  325. 
Primitivos  325. 
Primius  Auso  281. 
Primulus  (?)  334. 
PniHH.s  334. 
Privatus  325. 
ProcZ«s  (?)  342. 
P/-ocwrMÄ  (?)  334. 
Procopius  27. 
Ptolemacus  26,  27,  56. 
PM6/tus  314,  325. 

Qmc<«s  (?)  339. 
Quietus  (?)  335,  339. 
Quintilianus  (?)  325. 
Quirinus  (?)  308,  329. 

Becinus  325,  571. 

i?f</mMS   164,  315,   316,   325, 

330  (?),  332  (?),  571,  572. 
Restitutus  313. 
Eitunus  (?)  330. 

Saaloceni  337. 
Sabellus  326. 
5'rtccr  316,  326,  339. 
Saciantu^  (?)  330. 
Sacrillegus  334. 
Samogeni(us'0  337. 
Sa«o  330  (?),  335. 
Sattonius  (?)  281. 
Snturninus  326,  335  (?),  347. 
5ecco  326,  331  (?). 
Secundinus  316,  326,  331  (?), 

338. 
Secundus  338,  346. 
S^-fZa««/.«  326. 

Sempronius  Frontinus  310. 
Seneca  444. 
Servandus  326,  339. 
Gerrits  (?)  333. 
Sei-erws  326,  329  (?),  337  (?), 

572. 
Severianus  326,  329  (?). 
Sextilius,  L.  —  391. 
Sextinius  (?)  341. 
Sextius  Candidus  (?)  326. 
Sexlius  Victor  277,  285. 
SiZiinM*- 316,  326, 330 (?),  331  (?), 

332  (?)• 


Silmnus  Atti ....  280. 
Sincerm  (?)  342. 
Spartiantis  39. 
Strohilus  345. 
Suetonius  522. 
iSaWa  353,  355. 

Trtct7M.s55,  56,  101,  107,  116, 

133,  205. 
Taurus  326. 
Teviporinus  326. 
Terentius  335. 
TerttMS  (?),  iMc/u.s  —  329. 
Tertius  (?),  Fe«oMtM5  —  339. 

Teriius  Secundus,  L. 571. 

Theophrastus  248, 542, 543, 545. 
Tocca  314,  315,  316,  321  (?), 

327,  330(?),  331(?),  333,  571. 
Toccius  327. 
Toccus  327. 
Tritus  316,  327,  330  (?). 

Urbanius  134. 
Urbanus  328. 

Vaconsius  (?)  311. 

Valerius  (?)  Consius  311. 

Fe^efÜY.'j  71,  91,  93,  145,  146, 
491,  522. 

Vellonius  Tertius  (?)  339. 

Fe«tcarws  327,  329  (?). 

Verecundus  316,  327,  332  (?), 
567,  571. 

Vergilius  443. 

Fenn  MS  327. 

Veras  327. 

Fia<or  461. 

Vibianus  345. 

Vibulius,  C.  —  Valentinus  310. 

Ftctor  327,  330  (?),  331  (?). 

Victor,  Sextius  —  277,  285. 

Victorinus  327,  330  (?),  571. 

Vimpus  164,  166,  315,  316, 
327,  333. 

Vinivus  827. 

Virilis  337. 

FtrtMs  328. 

Vitalis  328,  338. 

FitruitHS  96,  144,  147,  154, 
164,  171,  187,  189,  205,  217, 
222,  223,  224,  226,  227,  228, 
229,  231,  232,  233,  246,  251. 

Vopiscus  58,  59. 


Moderne  Personennamen. 


579 


Achenhach,  von  553. 
Adalbert,   Prinz   von  Preußen 

562. 
Adelung  25. 
Aird,  G.  B.  188. 
Alberut,  Erasmus  2. 
Achard,  L.  28. 
Alexander,  Prinz  von  Hessen  18. 
Andreae,  Edgar  551. 

Barnim,  von  562. 

Bäumer,  S.   W.  264. 

Baumeister,  A.  452. 

Beck,  Dr.  iMf?2(;w/  201,  202, 
237,  553. 

BecTcer,  Dr.  Jakob  15,  56,  137, 
140,  271,  273,  278,  281,  286, 
289,  308,  309,  311,  312,  316, 
317,  318,  319,  321,  323,  324, 
325,  326,  327,  328,  329,  332, 
333,  334,  340,  341,342,  350, 
402,  410,  442,  494,  560. 

Becker  (Verfasser  des  Gallus) 
470. 

Bender,  G.  15,  265. 

Beuther,  F.  537. 

Blanc,  Frangois  11. 

Blümner  187,  189,  198,  204, 
207,  212,  214,  216,  222,  223, 
237,  358,  413,  416,  435,  436, 
492,  495,  522,  548. 

Boch,  von  189,  428. 

Bode,  Dr.  132. 

Bohn,  Dr.  571,  572. 

Boargignon  525. 

Bramhach  13,  58,  65,  189,  271, 
560. 

Brandenstein,  von  12, 

Brehm  550. 

Brüning,  Dr.  von  44. 

Bücheier  313. 

Burkhardt,  W.  16. 

Burnouf  508. 

Busch  12. 

Camerarius  541,  544. 
CandoUe,  Be  178. 
Champagny,  Graf  143. 
Chlodicig  60. 

Cohausen,  August  von  13,  14, 
23,  38,  45,  48,  49,  55,  69, 


b.  Moderne. 

84,  91,  93,  94,  95,  96,  97, 
104,  105,  113,  117,  122,  126, 
134,  141,  176,  184,  192,  216, 
217,  221,  262,  406,  416,  418, 
443,  456,  462,  520,  521,  527, 
533,  547,  553,  555,  556. 

Conrady,   W.  12,  303. 

Conze  460. 

Cornill  501. 

Dahlem  529,  531. 

Bahm  39,  489. 

Diefenbach,  557. 

Dieffenbach,  G.  287,  290,  306, 

311,  323,  329,  344,  504. 
Diefftnbach,  Ph.  10. 
Dillinger  476,  480. 
Doehler,  Dr.  Eduard  143. 
Domaszeicski,  von  295,  524. 
Donatello  524. 
Dorow  406. 
Dragendorf  428. 
Buhn,  F.  von  246,  524. 
Duncker,  Dr.  Albert  39,  192. 
Durm  199,  212,  234,  247. 
Byckerhoff;  B.  217. 

Effenberg  524. 
Ehrhardt  178. 
Eick  155. 
Elbelt,  Fr.  462. 
Elisabeth,  Landgräfin  9. 
Eppenstein,  Gottfried  von  1. 
Eppenstein,  Grafen  von  1. 

Fink  463,  466,  471. 
Fischer,  F.  C.  14. 
Flückiger  541. 
Foucar  18. 
Franz  Pascha  219. 
Frauherger  495. 
Freitag,  Gustav  53,  433. 
Friedrich,  Kaiserin  166,   512, 

560. 
Friedrich    Karl,     Prinz    von 

Hessen  167. 
Friedrich  Wilhelm,  Kronprinz 

161,  162,  518,  560. 
Fuchs,  Pater  134. 
Furtwängler  407. 


Geist-Jacobi  453. 

Gericke,  Dr.  158. 

Gerken  6,  7. 

Gerning,  von  7,  28,  540. 

GerfÄ  524. 

Gesner  541. 

Gräber,  i^r.  199,  234. 

Griechenland,  Kronprinz  von 

166. 
Grimm,  JaÄ:o&  132,  556,  568. 

H^rtöei  9,  11,  12,  13,  67,  73, 
79,  95,  107,  109,  119,  121, 
130,  131,  133,  134,  138,  148, 
155,  156,  157,  191,  197,  220, 
254,  258,  259,  272,  274,  276, 
277,  280,  281,  286,  287,  288, 
289,  306,  311,  393,394,408, 
409,  526,  560. 

Hamel  391,  518. 

Hammeran,  Dr.  A.  15,  33,  56, 
63,  271,  273,  274,  275,  276, 
277,  279,  283,  406,  556. 

Hanappel  9,  10. 

Handelmann  532. 

Hansen  228. 

Hansseimann  451. 

Hang  402. 

Hausmann  493. 

Hefner,  Dr.  Joseph  von  12,  131, 
198,  428. 

Heierli.  526. 

Heim  204. 

Heinrich,  Prinz  von  Preußen 
167,  498. 

Henkel,  Dr.  Fr.  8,  18,  346,  349, 
351,  410,  513,  558. 

Hessen,  Alexander  Prinz  von 
18. 

Hessen,  Prinz  Friedrich  Karl 
von  167. 

Hessen,  Prinzessin  Friedrich 
Karl  von  166. 

Hessen- Darmstadt,  Großher- 
zöge von: 

Ludwig  IIL  13,  560. 
Ludivig   IV.    13,    393.   515, 
560. 

Hessen  -  Homburg,  Landgrafen 
von : 
Ferdinand  11,  49,  276,  393. 

37* 


580 


Register. 


Friedrich   II.    mit   d.   silb. 
Bein)  4,  562. 

Friedrich  Jacob  4,  275. 

Friedrich  Joseph  9. 

Friedrich  Ludteig  8,  187. 

Philipp  9. 

Elisabeth,  Landgräfin  9. 
Hettner,  Dr.  Felix  Z9,  227,  417, 

491. 
Hilgers,  Freiherr  von  18. 
Hochstetter,  Ch.  F.  540. 
Hodgkin,  Th.  14. 
iföZrfer,  OsAar  428,  430,  431. 
Hoigne  93,  118. 
Holmbö  bbl. 
Holzmann,  Ph.  259. 
Houchard,  Oberst  31. 
Hübner,  E.  39,  279. 
Hultsch  68,  435,  442,  543. 
Huene,  von  13. 
Hüsgen  7. 

tfacobi,  Heinrich  271. 

Jacobi,  Johann  562. 

Jacob/,  i.  9,  14,  23,  113,  184, 

246,  284,  406,  443. 
Jahn,  O.  214,  239,  494. 
Ihm  406. 
Irene,  Prinzessin  von  Preußen 

167. 
Isenbeck,  Julius  351. 

Äa/fe  39. 

Karl  der  Große  23,  133. 

Kaufmann,  C.  M.  512,  573. 

Knapp  69. 

TTcWcr  428. 

Kirchner  391. 

A'/ei«  316,  340,  341,  342,  345, 

346,  403. 
Knoth,  F.  563. 
Koch,  Dr.  Karl  150. 
Äoewen  417,  420,  421,  422,  431. 
Kofier,  Fr.  14,  39. 
Ki'ieg  von  Hochfdden  12,  72, 

73,  79. 

Lenz  546. 

Lindenschmit,  L.  100,206,213, 
214,  408,  409,  410,  4.38,  441, 
442,  445,  446,  456,  481,  483, 
484,  485,  486,  489,  491,  492, 
494,  495,  498,  499,  505,  508, 


512,  521,  522,  527,  528,  530, 

532,  562. 
Linnt'  178,  542. 
Lorentz,  B.  407. 
Lothar  23. 
Lothar  in.  23. 
Lucae  549. 
Ludwig  der  Fromme  23. 

Mähler,  Dr.  Aug.  10. 
Margarethe,     Prinzessin    von 

Preußen  166. 
Marquardt,  J.  132,   135,   139, 

264,  413,  416,  456,  463,  467, 

492,  551. 
Martino  493. 
Matz  524. 

Mau  94,  216,  441,  451. 
Merle,  W.  462. 
Meyer,  Guido  von  11. 
Mohr,  Fr.  549. 
Möller  9. 
Moltke,  Graf  560. 
Mommsen,  Theodor  39,  40,  49, 

285,  337,  341,  435,  522,  548. 
Mosley-Crowder,  Th.  39. 
Mowat,  J.  L.  G.  39. 
Müller,  Dr.  C.  171. 

Neuhof  2,  3,  4,  5,  6,  7,  106, 
109,  122,  126,  127,  129,  133, 
135,  146,  1.55,  180,  256,  275, 
284,  292,  293,  346,  402,  526, 
560. 

Nissen  83,  187,  198,  217,  228, 
233. 

Ohlenschlager  39. 

Opificius  501. 

Ocerbeck  94,  216,  441,  451. 

riank,  Dr.  261. 
Popp  39. 

Preußen,  Adalbert  Prinz  v.  562. 
Friedrich  Wilhelm ,  Kron- 
prinz vonlGl, 162, 5lS,b60. 
Heinrich,  Prinz  von  167,  498. 
Irene,  Prinzessin  von  167. 
Margarethe,  Prinzessin  von 

166. 
Wilhelm  I,  König  von    13, 

266. 
Wilhelm  IL,  15,  560. 


QuilUng,  Dr.  Fritz  123,  351. 
Quiquerez  530. 

Rammeisberg  158. 

Pay,  John  541. 

Regnauld  541. 

iVic/»,  Anthony  171,  172,  207, 

239,  435,  443,  445,  446,  447, 

479,  497,  499,  538. 
Richter,  Otto  Donner  von  208. 
Uiegelmann  142. 
Bitterling,  Dr.  141,  289,  293, 

295,  347,  394. 
Bobert,  Carl  4.30. 
Boduug  9. 

Bömer,  Dr.  10,  24,  366,  393. 
Eößler,  G.  von  173. 
Rolle,   Dr.   J*'.  184,    185,   412, 

416,  551,  .557,  562. 
Boscher  407. 

Bossel,  Dr.  K.  14,  39,  74,  290. 
Rothamel,  K.  12,  259. 
Rudorff  34,  83. 
Rüdiger,  Dr.  ^.  170,  441. 
üue/f  528. 

Sandberger  415,  562. 

Sarwey,  O.  von  39,  40,  491. 

Sawer,  F.  507. 

Schaaffhausen  406,   522,  524, 
!      526,  531,  532,  549. 
!  Schaffner  12. 
i  Scharff,  Dr.  F.  2,  178,  416. 

Schleußner,  P\  und  Ä.  72. 
i  ScMieben  522,  528,  533,  534. 

Schliemann  207,  209,  415,  456, 
508. 

Schlüter  524,  562. 

Schmidt,  F.  W.  39,  556. 

Schmidt,  H,  Dr.  med.  420. 

Schneider,  F.  204. 

ÄcÄöne  198. 

Schudt,  Georg  10. 

Schuermam  310,  314,  316,  318. 

ScämZ^c  68. 

Schumacher  217,  409,  417,  487, 
512,  567. 

Schwär tz,  Karl  8,  14,  23. 

Schwarz,  Adolf  562. 

Seiffert,  H.  25,  39,  56,  557, 568. 

Siebourg,  M.  567. 

Spannagel,   August  201,   210, 
553,  554. 


Moderne  Personennamen. 


581 


Steiner  10. 

Steinhäusser,  A.  14. 

Steinmetz.  G.  455. 

Stephan,  von  448. 

Stoeber,  E.  34,  83,  181. 

Stumpff  556. 

Suchier    289,    291,    292,    293, 

297,  298,  302,  303,  308,  318, 

322,  325,  337,  340. 

Thomas,     Chr.    L.    21,     86, 

419. 
Thudichum,  F.  2. 
Tischler  503. 


Tocilescu  489. 

Trapp,  Konrad  149,  182,  553. 

Zfllrich,  August  123. 
Usedom,  Graf  14,  559,  574. 

Velke,  Dr.   W.  204. 
Verrocchio  524. 
Villeroy  und  Boc/t  259. 
Vilmar  558. 
Fot^«,  TÄ.  if.  528. 

Wales,  Prinz  von  166. 
Wilhelm  I.  König  von  Preußen, 
deutscher  Kaiser  13,  266. 


Wilhelm  IL  15,  560. 

Will,  Dr.  406,  539,  540,  548. 

Winckelmann  522. 

Wir  Igen  546. 

IToZ/;  General  569. 

}Fo?/f,  Geor</,  Prof.  Dr.  29, 
30,  33,  39,  84,  112,  186,  187, 
191,  192,  226,  287,  289,  291, 
300,  308,  310,  312,  337,  570. 

Wörner,  Ernst  17,  416. 

Zangemeister,  K,  Prof.  Dr.  25, 
39,  116,  188,  346,  348,  350, 
451,  524,  563. 


IL  Ortsregister. 
Antike  und  moderue  Namen. 


Aarquelle  145. 

Actium  347. 

Adam  Klissi  489. 

Aegypten  447. 

Aegypter  455,  456,  523. 

Ahlkin  (Altkönig)  26. 

Alcimona  26. 

Alemannen  20,  25,  26,  57,  58, 

59,  60. 
Alicanum  27. 
Alicano  25. 
Alicata  25. 
Aliso  56. 
Alta  Ripa  188. 
Alteburg  bei  Arnsburg  289. 
Alteburg  bei  Ileftrich  41,  49, 

84,  115,  145,  185,  193,  213, 

409,  423,  489,  551. 
Alteburg  bei  Hillscheid  145. 
Altenhöfe  19. 
Altes  Jagdhaus  47,  99. 
Altkönig  1,  18,  19,  26,  27,  28, 

56,  216,  414. 
Altmühl  26. 
Altrip  188. 
Altweilnau  2. 
Am  Eisern  Schlag  42. 
Am    fröhlichen   Mann,    siehe 

Fröhlicher  Mann. 
Andernach  41. 
Anhausen  146. 
Aquae  Helveticae  487. 
Aquileja  188. 


Argentoratura  293. 
Arktaunon  26. 
Arnsburg  41. 
Artaunon  56. 
Arzbach- Äugst  289. 
Augsburg  441,  512. 
Äugst  84. 

Aulerci  Cenomani  558. 
Aursella  27. 
Avignon  524. 

Baden-Baden  249. 

Baden  a.  d.  Limmat  487. 

Bad-Nauheim  136. 

Balzer  Höhlchen  30. 

Bennerpfad  45,  99. 

Berkersheim  185. 

Berlin  448. 

ßleibeskopf  20. 

Blutige  Haide  32. 

Bockenheim  184. 

Bojer  27. 

Bommersheim  28,  185. 

Bommersheimer  P'eld  30. 

Bonn  346,  567. 

Britannien  347,  406. 

Buccinobanten  60. 

Bukarest  462. 

Burgunden  25. 

Bürgel  19. 

Butzbach  20,  29,  41,  84,  112, 

289,    290,    326,    341,    438, 

532. 


Calabrien  525. 
Cambodunum  123. 
Cannstadt  571. 
Carnuntum  347. 
Castellum  Mattiacorum  56. 
Cattharer  193. 
Chatten  55,  99. 
Chattenland  32. 
Civitas  Mattiacorum  56. 
Civitas  Taunensium  56. 
Cransberger  Kapelle  20. 
Cronberg  19. 
Cypern  25. 

Dacien  18. 

Dalbesberg  21. 

Dalheim  527. 

Damascener  287. 

Dammwald  31. 

Darmstadt  188,  287,  289,  311, 

324,  .344,  348,  391,  393,  397, 

410,  425,  445,  452,  487,  490. 
Deutschland  406,  429. 
Dieburg  418. 
Dillingen  31. 

Dobrudscha  116,  566,  569. 
Dormagen  404. 
Dornholzhausen  3,  30,  33. 
Dreünühlborn    146,  147,   150, 

174,  201,  202,  237,  553,  554. 
Drusenraarsch  555,  556,  557. 
Drususkippel   201,   202,   237, 

554-558. 


582 


Register. 


EcJinburp  509. 

Kichberg  20. 

Eichel^'arteii  21. 

Einsietlel  99. 

Eisern  Schlag,  am  82,  123. 

Elisabethonetraße  29,  32,  34. 

Eilwangen  221. 

Euiesberg  32,  146,  147,  421. 

Ems  289. 

England  429. 

Englischer  Garten  44. 

Eretria  497. 

Erlenbach  31,  47. 

Fahrborn  31,  151. 
Feldberg,  großer  1,  41,  183. 

—  kleiner  41. 

—  ^Kastell)    Hiebe    im    Sach- 
register unter  Kastelle. 

Flaraersheim  155. 

Elex  um  347. 

Franken  58,  59. 

Frankfurt  462. 

Frankreich  216,  461. 

Franzosen  20. 

Friedberg  97,  192,  290,  487. 

Friedrichsdorf  8,  31,  183.         j 

Friedrichsdorfer  Wald  126, 159, 

161,  162,  163,  567,  569.        | 
Fröhlicher  Mann  24. 
«Fröhlicher    Mannskopf»    17, 

24,   43,   99,   149,   150,   159, 

256. 

Gallien  18,  29,  233,  406,  428, 

457,  507. 
Gellep  567. 

Germanen  29,  40,  55,  59. 
Germania  inferior  41,  superior 

41,  295. 
Germanien  295,  347. 
Gickelsburg  17,   31,  217,  414. 
Glashütten  458. 
Glaskopf  43,  457. 
Glockenstein  31, 
Gluckenstein  17,  31. 
Gluckensteinhohle  .30. 
Goldgrube   20,   32,   151,   414, 

553. 
Gonzenheim  bei  Homburg  20, 

33,  110,  113,  184,  192,  419. 
Gonzenheim  bei  Mainz  134. 
Grauer  Berg  43. 


Grenzhausen  419. 
Griechenland  447. 
Groß-r.ieberau  348,  490. 
Großbritannien  509. 
Groß-Karben  185. 
Groß-Krotzenburg  41,  97,  112, 

192,  2S9,  291,  292,  293,  568, 

569. 
Grüningen  41. 
Groß  Pöchlar  249. 

Haidfeld  32. 

Ilalicanum  27,  568. 

Halikaniburgos  27,  568. 

Halic(inium)  568. 

Ilalicium  25. 

Halicyae  25. 

Halicyus  25. 

Hammelhans  3,  30,   175,  551. 

Hannover  498. 

Hardtwald  20,  184. 

Hasselburg  188. 

Hattlund  in  Schleswig  532. 

Hausberg  20. 

Hayrich  28. 

Heddernheim  26,  29,  56,  105, 
107,  113,  114,  123,  124,  1-36, 
152,  2.35,  402,  418,  419,  421, 
433,  459,  461,  467,  485,  508. 

Heftrich  115,  193. 

Heideküppel  32. 

Heidenfeld  30. 

Heidenkirche  10,  118. 

Heiden  wall  31. 

Heideatock  47,  99. 

Herkulanum  248,  494. 

Herrenbütte  122,  164. 

Heuchelheim  32. 

Heuserfeldt  32. 

Hienheim  a.  d.  Donau  41. 

Hildesheim  451. 

Hinkelstein  17. 

Hochheim-I'lörsheim  185. 

Höchst  a.  Main  32,  186,  191. 

Hochtaunus  42. 

Hofheim  i.  Taunus  185,  309, 
569. 

Hohe  Mark  1, 178;  Teilung  1,9. 

Höhe,  die  28. 

Hollewiesen  32. 

Holzhausen  an  der  Heide  225, 
240. 

Holzhausen  vor  der  Höhe  28. 


Homburg  (vgl.  auch  «las  Sach- 
register)  149,  1.S3,  214,  288, 
289,  347,  406,  418,  443. 

Höningen  41. 

Hühnerberg  17,  19. 

Hummetroth  188. 

Hunburg  31. 

Hunnenburg  .3,  24,  112. 

Illyricura  295,  347. 

Italien  173,  208,  216,  248,  293, 

295,  412,  428,  447,  461. 
Italiener  224. 
Jugenheim  416. 

Kärnthen  25. 
Kaisergrube  41. 
Kalbach  184,  185. 
Kapersburg  2,  41,  43,  99,  111, 

118,    145,    449,    504,    527, 

568. 
Karpesserburgk  2. 
Kastei  (bei  Mainz)  32,  55,  84. 
Kernel  41. 

Kempten  im  Allgäu  123. 
Kesselstadt  84,  289. 
Kieehübel  43,  54,  99. 
Kirchheim  155. 
Kirdorf  22,  33,  183,  192. 
Kirdorfer  Bach  30,   146,  175, 

185,  284. 
Kirdorfer  Lazariusfeld  31. 
KirnSulzbach  a.  d.  N.  19. 
Kleestadt  58. 
KHngenkopf  41,  43,  99. 
Klingenruhe  556. 
Königshofen  571. 
Köpperner  Bach  145,  174. 
Köpperner  Mark  1. 
Köpperner  Thal  41,  47,  99. 
Kronberger  Mark  1. 
Krotzenburg  187. 

Lahn  28,  29. 
Langenhain  41. 
Lazariusfeld  22. 
Lazariuswald  22. 
Lindenweg  29,  31. 
Lochmühle   2,  5,   21,  41,  47, 

54,  99,  145,  166,  491. 
Lohr  413. 
Lohwäldchen  31. 
London  462. 


Orteregister. 


583 


Lorch  41. 
Lyon  485. 

Mainz  25,  136,  139,  142,  204, 
206,207,208,295,  310,  311, 
347,  399,  406,  409,  425,  441, 
452,  462,  492,  494. 

Mainzer-Straße  81,  33. 

Maisei  47,   54,   112,  146,  304. 

Marburg  27. 

Mareburgos  27,  568. 

Maria  Thron  (Kloster)  2,  5. 

Marienburg  249. 

Marköbel  41. 

Mattiaken  55,  56. 

Maulbronn  249. 

Medard  a.  Gl.  19. 

Mexiko  508. 

Miltenberg  41. 

Mittelberg  52. 

Mocontiana  27. 

Mögen tiana  27. 

Moesien  293,  568. 

Moguntiacuin  27,  295. 

Moguntiano  25. 

Mommenheim  446. 

Monaco  234. 

Münster  191. 

Münzenberg  425. 

Murano  521. 

Mureella  27. 

Neapel     160,    212,    214,   458, 

460,  499,  525,  528. 
Neckar  59. 

Neuwieder  Becken  41. 
Nidda  30,  55. 
Nied   186,  187,  191,  192,  228, 

234,  289,  309,  311,  337. 
Niederbieber  84,  225. 
Nieder-Mendig   52,    414,  415. 
Niederstedter  Feld  30. 
Nimes  366. 
Novioraagus  295. 
Novus  vicus  56,  108. 

Ober-Erlenbach  29,  184,  185. 
Ober-Eschbach  33,  113,  443. 
Ober- Florstadt  41. 
Obergermanien  289,  290,  291, 

295,  568. 
Oberitalien  236. 
Ober-Mörlen  445. 


Obernhain  2,  40,  99,  256,  553, 

556,  558. 
Ober -Rosbach    (Obern -Rois- 

pache)  2. 
Oberstedten    31,   33,   99,   184, 

552. 
Ober-Ursel  23,  30,  31,  99,  418. 
Ockstadt  41. 
Österreich  429. 
Okarben  29. 
Olympia  234. 
Osterburken  491. 
Ostfranken  60. 
Ostfriesland  498. 
Ottenhauaen  512. 

Palgraben  38. 

Pannonien  25,  27,  293,  347, 
568. 

de  Park  (bei  Löwen)  249. 

Peru  508. 

Petersburg  214. 

Pfahl  38. 

Pfiasterweg  1. 

Pfohl  38. 

Phale  2. 

Phalgraben  38. 

Philipps  Möllne  2. 

Phönizier  455. 

Placzeberg  30. 

Platte  30. 

Poetovio  (Pettau)  293. 

Polgraben  4,  38. 

Pompeji  34,  94,  95,  119,  121, 
130,  206,  207,  221,  226,  227, 
228,  231,  232,  235,  241,  246, 
247,  248,  253,  409,  410,  411, 
413,  415,  416,  437,  441,  442, 
445,  451,  452,  453,  458,  460, 
462,  477,  478,  494,  499,  536, 
537. 

Preulwiesen  31. 

Preußenschanze  21,  32,  112, 
146,  568. 

Puzzuoli  458. 

Räter  122,  151,  194,  287,  411, 

511,  533. 
Raetien  41,  57,  290. 
Regensburg  41,  455,  529. 
Reißberg  30. 
Rheinbrohl  41. 
Rodheim  23,  41. 


Rodheimer  Mark  1. 

Röder  2. 

Röderwiesen  3,  30. 

Rom   130,   133,  139,  144,  171, 

221,  365,  524,  536. 
Rosengarten  32,  146,  147,  150, 

552. 
Rosengarten  in  Hannover  532. 
Roßgarten  552. 
Roßkopf  54,  99. 
Rotes  Kreuz  183, 
Rotlauf  31,  184. 
Rotlaufs  weg  126. 
Rückingen  41,  332. 
Rumänien  535. 
Rußland  459. 

Saala  24. 

Saaloceni  26. 

Sadel  (Sattel)  24. 

Sabal  3,  22. 

Sahalgraben  2. 

Sala  23,  25,  27. 

Salaburgum  27. 

Salguot  23. 

Salhof  23. 

Sallant  23. 

Salle  27. 

Salne  2,  22. 

Salzburg  25. 

Saulburg  3. 

Schäferborn  146, 147, 150,  174, 

553. 
Schloßborn  164. 
Schlupf  24. 
Schmiedwäldchen  32. 
Schmidtwäldchen  151, 553, 556. 
Schütz  brett  113,  115,  566. 
Schwabsberg  221. 
Schwaderloch  293. 
Schwalbach  41. 
Schwanheim  59. 
Schweden  20,  25. 
Schwedenschanze  20. 
Schweiz  236,  293,  526. 
Seedamm  184. 
Seligenstadt  289,  290. 
Seulberg  31,  33,  192,  418. 
Seul  berger  Mark   1,   5,  8,  31. 
Sieg  55. 
Sigambrer  56. 
Sigmaringen  447,  571. 
Signia  223. 


584 


Register. 


Sizilien  25. 

Soden-MünsU'r  185. 

Solicinium  26. 

Spanien  25,  233,  406,  537. 

Speyer  848,  571. 

Steinbacli  32. 

Steinkritz   33,    113,    115,   347, 

419,  566. 
Steinstraße  31. 
Stierstadt  32. 
Stockborn  183. 
Straßburg  293. 
Straßhcimer  Wald  2. 
Süd.schweiz  208. 
Szala  27. 

Taunus  28. 

Taunus  (Mons)  26,  28. 

Tektosagen  27. 

Teufelsmauer  41,  221. 

Thracien  25. 

Thron,  Kloster  2,  5,  166. 


Trier  221,  227,  403,  452,  462, 

498,  572. 
Troja  207,  209,  415,  456. 
Turn  Severin  535. 

Ungarn  26. 

Untergerinanien  289. 

ürselbach  32. 

Ursclthal  32. 

üse  (üsa)  20,  28,  29,  41. 

Usingen  99. 

Usipeter  56. 

Yaison  524. 

Vilbel  184,  185,  230,  401. 
Vindelicier  151,  194,  287,  289, 
511,  533. 

Wehrheim  2,  32. 
Weil  145. 
Weilthal  183. 
Weinstraße  31. 


Weiße  Mauer  41. 
Weißenstein    32,    41,    45,    54, 

99,  149,  150,  552. 
WeKer  29,  55. 

Wetterau  1,  28,  29,  41,  55,  63. 
Wierheira  (Wehrheim)  2. 
Wiesbaden  228,  234,  325,  394, 

410,  520,  551,  569. 
Windischgarten  505. 
Wisper  150. 
Wolfshecken  31. 
Worms  572. 
Wörsbachthal  41. 
Wörth  84. 
Würzberg  i.  Odw.  69. 

Xanten  55. 

Zugmantel  16,  21,  41,  47,  61, 
112,  116,  145,  185,  213,  322^ 
406,  421,  429,  566. 

Zürich  425. 


III.  Sachregister. 
A.  Fremdsprachliche  Bezeichuiingcii. 

Die  botanischen  Namen  sind  nicht  mit  aufgenommen. 


ahacus  538. 

absides  447. 

actis  453. 

adlocutio  408. 

aerugo  nobilis  7. 

agger  40. 

aggeres  publici  35. 

aluta  493. 

amentuvi  498. 

ansa  482. 

ansa  crepida  498. 

ansäe  287,  292,  294,  297,  298, 

299,  300,  301,  302,  303,  305, 

307,  308,  309,  310. 
antefixum  199,  235,  349. 
apodyterium  263. 
apotropeion  403. 
aquae  ductiis  176. 
am  280,  282,  284,  285. 
aratrum  447. 
arcus  483. 
arcna  95. 
as  360. 


ascia  206,  498. 
atramentarium  451. 
atrium  93. 

Augustus  (Titel)  363. 
Ätigusta        »      364. 

balteus  482. 
batillum  446. 
bihite  342,  344. 
bidens  445. 
biniones  358. 
bitumen  535. 
bracae  481. 
bulatis  455. 
burgi  145. 
biistum  131,  135. 

vaduceus  367. 
calcar  534. 
caiceoliis  498. 
calceus  163,  497,  498. 
caldarium  262,  263. 
caliga  482. 


canabae   105,   112-116,    156, 

243,  443,  457,  566. 
canabenses  105,  112. 
candela  459. 
candelabrum  460. 
carbatina  160,  262,  497,  567. 
cardo  34,  83. 
carnaritim  439. 
cassvi  482. 

castellum  in  monte  Tauno  28. 
castrum  practoriense  69. 
catillus  414. 

catilliis  Ugneus  433,  434. 
censor  363. 
centurio  98. 
cerae  450. 
cerae  dupUces  451. 
cerevisia  135. 
cingidum  482. 
cisterna  151. 
claustrum  468. 
clavü  260,  468. 
clavis  adultera  474. 


Fremdsprachlichen  Sacliregieter. 


585 


clavis  clausa  479. 

clavtis  260. 

Cochlea  537. 

cohors  I.  civ.  Born.  286,   287. 

Geschichte  289. 

Ziegelstempel  286,  289. 
cohors  I.   Flavia   Damasceno- 
rum  188,  286,  287. 

Geschichte  290. 

Ziegelstempel  192,  286,  287, 
290. 
cohors  II.  Eaetortnn,  civ.  Rom. 
193,  271,  272,  286. 

mit  Zusatz  Antoniniana  58, 
272,  275,  276. 

Geschichte  290. 

ihr  Standlager  die  Saälburg 
290. 

Steininschriften     272,    277, 
285. 

Ziegelstempel  254,  286,  287, 
290,  291. 
cohors  IUI.     Vindelicorum  5, 
161,  166,  271,  286. 

Geschichte  291. 

ihr  Praepositus  289. 

Ziegelstempel  254,  286,  287, 
291/293. 
columbarium  141. 
consecratio  361,  371,  374,  375. 
consul  275. 

consul  designatus  273. 
contubernium  88,  89. 
contus  483. 
corium  493. 
cornicularius  279. 
crepida  496,  498. 
er  isla  482,  515. 
crux  immissa  512. 
cuhicula  96. 
cucullus  481. 
culter  438. 
cunei  207. 

curator  aquarum  144. 
CKspis  483. 

da  bibere  340,  345. 

d.  d.  d.  =  dedit,  donavit,  de- 

dicavit  280. 
decumanus  82,  83. 
denarius  aureus  357. 
devotus  numini  Caesaris  275. 
divus  273,  361. 


dolabra  206. 
dupondius  353,  360. 

emnil  champlevc  520. 
einail  cloisonnc  520. 
exploratio  Halic.  25. 
i]X=y.Tpov  520. 

faber  intestinarius  204. 
/after  tignarius  204. 
/a?ic  446. 

—  arboraria  447. 

—  denticulata  447, 

—  foenaria  446. 

—  messoria  446. 

—  silvatica  447. 

—  stramentaria  446. 

—  veruculata  446. 
fastigium  stramento  covtectum 

233. 
fenestra  100. 
^w?a  163,  503,  508; 

siehe  auch  unter  «Fibeln». 
fistulae  536. 
/•ocaZe  408,  482. 
foculi  403. 
forceps  238. 
forestarius  1. 
forfex  439. 
forficula  439. 
forma  calcei  498. 
/•orMm  109,  222,  260. 
frigidarium  262. 
fritillus  538. 
/Mrca  439. 
furnus  arvalis  567. 
/msms  456. 

flraZra  482. 

genius     centuriae    280 ,     281 , 

283,  404,  405. 
genius  loci  Steininschrift  271, 

274. 
genius  veredariorum  449. 
girgillus  172. 
gladius  482. 
granica  (granitza)  53. 

hamus  485. 
/tasfa  483. 
/iasiiZe  483. 
horreum  568. 
humer alia  481. 


«m&reA-  198,  199. 

imbrices  234. 

Imperator  {Titel)  363. 

i»ip.  <i.  n.  =  imperatori  doiiiino 

nostro  282. 
iwcMS  237. 
in  Ä.  (i.  (i.  =  in  honorem  domus 

divinae  281,  284. 
itinerarium  Antonini  25,  27. 
,7".  0.  ilif.  =  Jbi/i  Optima  Maximo 

279,  284. 
jugera  105. 
jugum  441. 

laconicum  263. 

lances  441. 

lapidares  230. 

ia^jis  specularis  458. 

lararium  95. 

Zatera  praetorii  88,  92. 

laterculi  capitulares  188. 

lateres  ex  terra  cocta  187. 

Zafma  174,  262. 

latrunctdi  538. 

lavatrina  263. 

Zegrt'o  octavanorum  293. 

Ze^rio  palatina  293. 

Ze^io  FJII.  Augusta  286,  287. 

Geschichte  293. 

Ziegelstempel  254,  286,  287, 
293/294. 
Ze^rio  XIIII.     Gemina   Martia 

Victrix  347. 
Ze^io  XXn.  Pr.  P.  F.  286,  287. 

ihre  Geschichte  295. 

Ziegelstempel  286,  287,  295 
bis  311,  673. 
Ziftra  441. 
ligneus  433. 
ZififO  445. 
Zi<jfMZa  440. 
Zima  239. 
limites  39,  40. 
Ziicae  105,  112. 
Zone«  408,  481. 
lorica  hamata  481. 
lucernae  461. 
lychnuchus  ligneolus  461. 

inalleus  239. 
mansio  121. 
marciobarbuli  93. 
marculus  239. 


586 


Regster. 


ntarcus  239. 
marsupiinn  blH. 
martioharhiilus  492. 
water  castrorum,  senattts,  pa- 
triae 364. 
luedioht-'i  447. 
meta  414. 
mühraeum  405. 
modius  377,  517,  519. 

—  castrensis  435. 
molae  aquariae  414. 

—  asinariae  413. 

—  jumentarine  413. 

—  wanuariae  413. 
mortariiim  415. 

nepos  273. 

notitia  ivtpcrii  56. 

notitia    dignitatum    293,    295, 

347. 
numerus  Cattharensium  97. 

omi.s  94,  95,  96,  118,  349,  407. 

officina  314. 

oj)h'o  281. 

opus  cratitiuni  222. 

—  incertum  115,  220. 

—  retiadatum  221. 

—  signinum  223. 

—  si)icatum  221. 

—  tectorium  225. 

paenula  481. 
7>airt  446. 
palatium  121. 
IHtlladium  23. 
papyrus  451. 
passus  44,  68. 
patera  402. 
paftmenfuw  223. 

—  testaceum  223. 
pecten  454. 
pedum  517. 
pe«a  485,  503. 
penicillum  350. 
2>ero  499. 
petasus  518. 

jj.  /*.  =  |)iMS  /eZj.r  363. 
philippeus  357. 
pj7ae  221. 
pi7«m  93.  483. 
ptj:  535. 
platea  30. 


I  plumbum  536. 
I  —  alhnni  536. 
j  poculum  lif/neum  433. 
I  polenta  416. 
.  polire  226. 
politores  226. 
|)0«s  sublicius  80. 
pontifex    maximm    273,    275, 

363. 
|>or(a  decumawa  72,  73,   157, 
174,184,222,404,471,511, 
512. 

—  praetoria  39,  72,  79,  156, 
274,  509,  565. 

—  principalis  dextra   72,  77, 
123,  148,  213,  431. 

—  principalis  sinistra  72,  79, 
551. 

praefectus   cohorlis   277,   283, 

285. 
2?.  2?.  =  joafer  patriae  273,  275, 

363. 
praefectus    cohortis    JI.   Raet. 

283. 
praefurnium  91,  124,  174,  222, 

247,248,249,251,254,258, 

260,  263. 
praepositus  cohortis  289. 
praetentura  88,    90,    92,    111, 

156,  174,261,274,278,282, 

283,  395,405,431,442,550, 

574. 
praetorium  64,  87,  88,  92,  118, 

152,  156,  232,  259,  272,  316. 
proconsul  275. 
pronepos  273. 
propugnactdum  79. 
j9ro  sa^M^e  imperatorum  274. 
|)M<7to  482. 
pufe  416. 
pumex  536. 
puteal  171. 
puteus  150. 

quadrans  352,  358. 
quadridens  443. 
quadriga  517. 
quaestorium  96. 

rädere  188. 
radius  447. 
raster  ligneus  445. 
rastrM/«  443. 


ratillnm  446. 

rc<c  550. 

retentura  71,  88,  96,  159,  164, 

258,  512. 
retiarius  491. 
ro«a  447. 
rwnctna  214. 
rwnco  446. 
rwi»*«»!  445. 

sacellum  93,  95,  405. 
sacrarium  93,  95. 
sacrum  93. 
««*/»/«  481,  502. 
saltuarius  1. 
sandalium  496. 
sandapila  140. 
sarculum  445. 

—  bicorne  445. 

s.  c.  =  senatus  consulto  353. 

scalprum  216. 

scamwMJH  433. 

scandulae  233. 

setdponeae  497. 

scutum  482. 

secwm  439. 

sewit«  352,  360. 

sera  463. 

serro  207. 

sestertius  360. 

sextans  352,  358. 

siccra  135. 

si^na  50. 

siZua  (sylva)   Lothari  22,   23, 

31. 
Saccus  499. 
Solanum  542. 
so/ea  496. 

—  ferrea  526. 

—  spartea  523. 
solidus  24,  358. 
GÖ/.o?  24. 
specillum  452. 
specula  44. 
speculatores  98. 
speculum  455. 
specus  150. 
spinclum  483. 
stannum  536. 
sWm«  449,  450. 
slrigilis  264,  455. 
«uastica  508. 
sulphur  536. 


Deutsches  Sachregister. 


587 


tabellae  ceratae  450. 
tablinium  96. 
tectores  225. 
tectum  deliciatum  232. 

—  pectinatum  231, 

—  testudinatum  232. 
tegula  198. 

tegulae  234. 

—  hamatae  (amataej  196,  198, 
228. 

—  nmmmatae  196,  198,  228. 
temetum  135. 

tepidariuni  263. 

terniones  358. 

ierm  sigülata  428. 

tessera  lusoria  538. 

tesserae  391,  538. 

tintinnahulum  534. 

tornus  208. 

infeMS  278,  279. 

tribunicia  potestas    273,    275, 

361,  862. 
tridens  491. 
triens  352. 
trientes  358. 


triquetriim  508. 
frwZia  219. 
trutina  441. 
tuhuU  199. 
tumulus  135. 
tunica  481. 


t«?/na  418. 
?/m&o  482. 
uslrina  134,  139. 
utensiUa  410. 


Vagina  482. 
valeas  345. 
Valium  39. 
ijas  ligneum  433. 
t;as«  unguentaria  453. 
veredarii  449. 
vericulum  491. 
verticillus  456. 
verutum  491. 
vestigium  equi  526. 
vexillum  491. 


fi'a  angularis  71,  88. 

—  J.2J23ia  35,  130. 

—  principalis  88,  93,  405. 

—  quintana  88. 
t/irtß  agrariae  35. 

—  consulares  35. 

—  militares  35. 

—  privatae  35. 

—  puhlicae  35,  36. 

—  stratae  36. 

—  vicinales  35. 
victoriatus  aureus  357. 

üiWa   siehe    «Villa»    im    deut- 
schen Sachregister. 
vinum  135. 
üiirm  458. 
vitrified  forts  19. 
vitrum  456. 

—  obsidianum  456. 

—  purum  456. 

—  translucidum  456. 
volsella  452. 

V.  s.  Z.  Z.  »n.  =  Votum  solvit 
laetus  lubens  merito  277, 278, 
285. 


Abbruch    der  Saalburgbauten 

4,  8. 
—  Verbot  desselben  9. 
Abdrücke,  zufällige,  auf  Ziegeln 

189,  313. 
Abfluß  des  Wassers  174. 
Abflüsse  des  Badewassers  262. 
Ableitung    des    Wassers    aus 

den  Kastellgräben  81. 
Abmessungen  des  Kastells  68. 
Abnahmestempel  191, 192, 287, 

312. 
Abrundung   der   Kastellecken 

81,  82. 
Absätze,  hohe,  der  Schuhe  497. 
Absperrung  der  P  fahlgraben - 

durchgänge  98. 
Absteinung  der  röm.  Keichs- 

grenze  49. 
Achatonyx  519. 
Achsenbüchsen  448. 
Achsennägel  448. 
Ackerbau  213,  443. 
Adler,  emporschwebend,  Sinn- 
bild der  Apotheose  361, 371. 


B.   Deutsche  Bezeichnungen. 

Ahlen  495. 

Ahorn  179,  540. 

Akazie  180. 

Alaungerberei  492. 

Alleehaus  30. 

Alraunkraut  545. 

Altäre  138,  231,  278,  402,  403. 

—  Auffindung  im  Sacellum  94. 
Altertümer  im  Landgräflichen 

Schloß  zu  Homburg  6,  8. 

—  Sammlung  des  Landgrafen 
Philipp  9. 

—  Sammlung  Neuhofs  6,  127. 

—  Sammlung  Schudt  10. 

—  verschenkte,  8. 

—  voll  der  Saalburg  im  Mu- 
seum für  Völkerkunde  in 
Berlin,  jetzt  im  Antiquarium 
des  Berliner  Alten  Mu- 
seums 14,  559. 

Araboßblöcke  238. 
Amboße  165,  237,  554. 
Amboßstock  237. 
Amethyst  7,  514,  518. 
Amphitheater  88,  91,  538. 


Amphoren  112,  115,  420,  421, 

567. 
Amphorenstempel  340,  341. 
Amtstitel  der  Kaiser  361. 
Amulettenbüchschen  512,  519. 
Analyse,  chemische,  der  Bronze 

501. 

—  des  Brunnenwassers  170. 

—  des  Eisens  202,  203. 

—  des  Mörtels  217. 

—  der  Terra  sigillata  428. 
Andauche,  Anduct  176. 
Änderungen  an  der  Porta  de- 

cumana  73. 
Andreaskreuz  213. 

—  motiv  44. 
Angelbänder  240,  241. 
Angeln    der   Thüre    240,    an 

Messern  438. 
Angriff'e  auf  Kastelle  und  ihre 

Abwehr  100/102. 
Angrifl'sseite  des  Kastells,  die 

nördliche,  99. 
Angriß'swaff'en  482. 
Anhänger  519, 


588 


Register. 


Ankohlen  des  Holees  zur  Kon- 
servierung 181. 

Anlage  der  Kellerwohnungen 
116. 

Ansniumlung  von  Wasser  zu 
baulichen  Zwecken  149. 

Anschlag   der   Schlösser  472. 

—  der  Thore  76,  79,  86. 

—  einer  ThQr  477,  480. 
Anschlag8artenderThüren240. 
Ansiedelungen,   römische,  33. 
Anstrich  des  Holzes  mit  Pech 

181. 
Antouinussäule  523. 
Apotheose  861. 
Aprikosen  548. 

—  Kerne  161. 

Apsiden    HS,    119,    121,    126, 

222. 
Ära  des  Genius  401. 
Arazt'enblttten     (Bronzerelief) 

408. 
Architekturglieder  401.    . 
Architekturstücke  121. 
Architekturteik-  231. 
Argentinische  Militärgrcnze  48. 
Armbiinder  512,  513. 

—  von  Glas  457. 
Armbrustfibel  505. 
Armringe  512. 

—  (Bronze),  prähistorische  32. 
Arretinische  Vasen  428. 
Ärztliche     Instrumente     439, 

452,  453. 
As,  pfundiger,  352. 
Aschenkrüge  136,  419. 
Asphalt  167,  181,  535. 
Atrium,  Gänge  um  das,  94. 
Auerochs  (Knochen)  550. 
Aufbahrung  der  Leichen  139. 
Aufbau  der  Warttürme  44. 
Aufgabe    des    Kastells    unter 

Gallienus  399. 
Aufgemalte   Inschriften     344, 

345. 
Aufgenagelte  Bohlen   an   den 

Thoren  78. 
Aufhängevorrichtungen      (der 

Thüren)  240. 
Aufnageln  der  Hufeisen   523. 
Aufnagelung  der  Schiefer  236. 
Aufsatzbänder  240. 
Aufstände,  germanische,  293. 


Aufstellung  großer  Amplioren 

420. 
Augenärzte  349,  350,  452. 
Aulner  418. 
Aulofen  192,  418. 
Aurelianische  Mauer  69,  70. 
Ausbuchtung  des  Pfahles  vor 

dem  Kastelle  111. 
Ausfälle  aus  den  Kastellen  100 

bis  102. 
.\u8füllnng  von  Buchstaben  mit 

Farbe  276. 
Ausgußschalen  424/426. 
Aus-  und    Ankleideraum   263. 
Aufreiber  235. 
Ausschalung  f  Verschalung)  von 

Brunnen  (siehe  auch  «Ein- 
schalung») 567. 
Ausschnitte,  halbkreisförmige, 

der  Stempel  299. 
Aussparung,  kanalartige,  218. 
Ausstattung,  architektonische, 

der  Hauptfront  80. 
Austernschalen  550. 
Austernzucht  der  Kömer  550. 
Auswurfschippe  163. 
Äxte   165,  205,  206,  210,  214, 

555,  567. 

Backöfen  90. 

Bäckerei  90. 

Bad  in  der  Praetentura,   von 

den  Römern  abgebrochen, 

90. 
Badeanstalt  121,  262. 
Baderäume  224. 

—  Einteilung  und  Einrichtung 
262. 

Bäder  261/264. 
Bandelier  482. 
Balken  232. 
Balkenlagen  213. 
Bandstempel  287,  307,  308. 
Bänder  134,  240. 
Bank  von  Holz  433. 
Bänke  in  Bädern  262. 
Baracken  47,  85,  88,  232,  566. 
Barackenboden  223. 
Barbotine  427,  431. 

—  Technik  der,  344/345. 
Basalt  37,  159,  182,  184,  401. 
Basaltlava  160,  401. 
Basaltsteinplatte  125. 


BasaltstUcke  51. 
Bassins  224. 
Bast  163. 
Bastgeflecht  167. 
Bastseile  161. 
Bataverkrieg  56.   . 
Bauliche  Details  204/241. 
Baumaterialien  176/203,  228. 

Eisen  201/203. 

Holz  177/182. 

Kalk  185. 

Lehm  186. 

Sand  185. 

Stein  182/185. 

Thon  186. 

Ziegel  186/201. 
Baumfrüchte  548,  549. 
ßaummesser  447. 
Baumrinden  als  Lohstoff  493. 
Bauperioden  der  Bürgerlichen 

Niederlassung  109. 
Bauperioden  der  Saalburg  67. 
Baureste  565. 

—  ältere,  unter  späteren  Bau- 
ten 109. 

Bauteile  aus  Holz  121. 
Bauten,  verschiedene,  125/129. 

—  am  Rotlaufsweg  126. 

—  im   Friedrichsdorfer  Wald 
126. 

—  östlich,  parallel  der  Römer- 
straße 126. 

—  zwischen  Villa  und  Römer- 
straße 125. 

Bazar  124. 

Bearbeitung   des   Leders  494. 

Becher,  von  Thon,  426,  427. 

—  mit   gerauhter    Oberfläche 
427. 

Begleithügel  45,  50. 
Beile  214,  439,  442. 
Beine,  umschiente,  einer  Statue 

404. 
Beißzangen  216. 
ßeleuchtungsgegenstände   458 

bis  462. 
Bemalung  der  Thongefäße  427. 

—  des  Verputzes  227. 
Berappen  mit  rauhem  Mörtel 

226. 

Bergwerke,  alte,  bei  der  Saal- 
burg 151. 

Berme  71,  85,  569. 


Deutsches  Sachregister. 


589 


Berme  des  Erdkastells  84. 

—  gestückte,    des     Feldberg- 
kastells 589. 

Bernstein,  schwarzer,  513. 
Berührung  226. 
Besatzung  des  ganzen  Limes 
97. 

—  der  Saalburg:  Stärke  97, 98. 

—  Namen  der  Truppenkörper 
193. 

Besätze  von  Bronze  488. 
Beschlag  der  Thore  79. 
Beschläge   116,  128,  134,  167, 
237,  240,  442,  463, 488,  534. 

—  für  Behälter  aus  Holz  434. 
Beschlagen  (des  Holzes)  208, 

211. 
Beschlagslücke  von  Bronze  487 . 
Beständigkeit    der  Form    der 

Geräte  410. 
Bestattung  der  Toten  132. 

—  Gebräuche  bei  der,  133. 
Beton  119. 

Bewaffnung  481/492,  der  Kel- 
terei 483. 
Bickel  555. 

Bildwerke  aus  Bronze  407  bis 
410. 

aus  Stein  400/405. 

aus  Thon  405,  406. 
Billen  231,  414. 
Billon    (geringwertige    Silber- 
münzen) 355. 
Bimsstein  536. 
Binder  des  Daches  232. 
Binsen  459,  555. 
Birke  178,  179. 
Blasebälge  244,  553. 
Blättergips  458. 
Blaustein  (Basalt)  184. 
Blech  aus  Bronze  237. 
Blei  536. 

—  Inschrift  auf  348,  349. 
Bleikugel  165. 
Bleiplatten  536. 
Bleiröhren  536. 
Bleiweiß  536. 

Bleizusatz  der  Münzen  353. 
Biitzbündel,    auf   Ziegelstem- 
peln 288,  302,  570. 

—  Graffit  333. 

Blöcke,  eiserne,  237,  251. 
Blütezeit  der  Saalburg  143. 


Bluthaselnuß  548. 

Bockenheimer  Blaustein   401. 

Bodenbelag  121,  223. 

Bodenbildung  auf  der  Saalburg 
270. 

Bodenheizungen  121,  251,  256. 

Bodenspitzen  der  Pila  490. 

Bodenstein  der  Handmühlen 
414. 

Bogen  aus  Keilsteinen  222. 

Bogen  (Waffe)  483. 

Bohlen,  eichene,  zur  Ausschach- 
tung der  Brunnen  152. 

Bohrer  209,  214,  442. 

Bohrung,  als  Vorarbeit  für 
Nagelung  210. 

Bossieren  231. 

Brandgräber  132. 

Brandweiher  148. 

Bratpfanne  441. 

Bratroste  245. 

Brecheisen  216,  569. 

Breitbeile  208. 

Breitmeißel  208. 

Brennen,  das,  der  Ziegel  189, 
190. 

Brennstempel,  eiserne,  347/8, 
573. 

—  ihre  Form  347. 

—  ihre  Verwendung  348. 
Bretter  als  Fußbodenbelag  224. 
Bretter,  gespundete,  480. 
Brettsteine    aus    Gefäßbruch- 
stücken 432. 

Briefverkehr  449. 
Britannien,  Heimat  des  Zinns, 

441. 
Bronze,  ihreZusammensetzung 

501. 
Bronzeblech  163,  434. 
Bronzedeckel  für  Kanne  aus 

Thon  421. 
Bronzekessel  245. 
Bronzelampen  462. 
Bronzeschale  441. 
Bronzeschildchen  462. 
Bronzesicheln,  prähistorische, 

447. 
Bronzeetatue  64,  407. 
Bronzestatuette,  Ganj'med  7. 

—  Marc  Aurel  (?)  94,  349. 
Bronzestiften  434. 
Bruchsteine  183. 


Bruchsteinmauerwerk  220. 
Brücken  der  Kastellgräben  80. 
Brückenfundierungen  204. 
Brunnen  149/173,  567. 

—  Abdeckung  171. 

—  Alter  154,  168. 

—  Ausfüllung    unbrauchbar 
gewordener  169. 

—  ausgemauerte  155/160,  162, 
163,  166,  167,  169. 

—  ohne  Ausmauerung  und  Ver- 
schalung 164. 

—  Brüstung  170,  171. 

—  Einzelbeschreibung  156  bis 
167,  567. 

—  Fundumstände  153. 

—  in  der  Bürgerlichen  Nieder- 
lassung 110. 

—  im  Kastell  262. 

—  in   den   Felsen   gehauener 
160. 

—  im  Kaufhause  124,  167. 

—  in  der  Prätentura  91,  156. 

—  im     Praetorium    93,    152, 
156. 

—  in  der  Eetentura  96,   157, 
164. 

—  vor    der   Porta    decumana 
157. 

-—  Konstruktion  154. 

—  Kurbeln    imd    Räder    172. 

—  Mauerstärke  156. 

—  Oberbau  170/173. 

—  Rollen  und  Eimer  172. 

—  Überdachung  171. 

—  unbrauchbar  durch  Stick- 
gase 164. 

—  unbrauchbar  gewordene  als 
Grube  für  Hausabfälle  169. 

—  Vorrichtungen  zum  Heben 
des  Wassers  170/173. 

—  Wasserstand  168. 

—  Zahl  151,  567. 
Brunnengalgen  171. 
Brunnenkranz  170. 
Brunnenöffnung  170. 
Brunnenrollen  434. 
Brunnen  welle  160. 
Brustwehr  47,  85. 
Brüstung    von    Brunnen    170. 
Brüstung  der  Kastellmauer  64. 
Brüstungsabschluß  213. 
Buche  178,  539. 


590 


Register. 


Buchsbauin  179. 
BucliMbaumholz  166. 
Bucheckern  461. 
Büchsendeckel  520. 
Bügel  der  Fibeln  504;  nielir- 

teiligc  506. 
Bürgerliche  Niederlassung  105 

bis  129,  146,  167,  175. 

—  Ily  pokauste  in  der,  250/256. 
Bürste  227. 

Büsten,    kleine,    von    Bronze 

409. 
Butterfaß  435. 
Butterlöcher  566. 
Bütte  (Holz)  485. 
Buxbuuniholz  435. 

Caesar  (Ehrentitel)  363. 
Caloriferen  253,  254. 
Capricorn  auf  Ziegelstenipeln 

288,  304,  306. 
Carneol  517,  518. 
Cementierung  119. 
Cementverputz  zur  Erhaltung 

des  Mauerwerks  267. 
Centaur  (Gemme)  7,  518. 
Centralheizungen  251. 
Centralstudienfonds  9. 
Centralwerkstätten  57. 
Centralziegelfabriken  97,  192. 
Centurien,  ihre  Stärke  98. 

—  ihr  Genius  280. 
Centurienzeichen  332,  337. 
Cliarnierbänder  241. 
Chaussee   Homburg  -  Usingen 

30;  Bau  derselben  6,  7. 

Chirurgische  Instrumente  452. 

Chubbschlösser  474,  476. 

Cisternen  146,  151,  152,  170, 
224. 

Civitäten  56. 

Cohausen,  August  von,  Denk- 
stein für  ihn  am  Gräber- 
hause  141. 

Condolliussäule  405. 

Contre-Escarpe  42,  100,  569. 

Contre-Marke  366. 

Creditmünze  des  Staates  355. 

Dach,  modernes,  des  Gräber- 
hauses 235. 

Dach,  vorkragendes,  seine 
Unterstützung  93. 


Dächer,  ihre  Form  231. 

—  Neigung  und  Höhe  282. 

—  Deckmaterial  232,  233. 

—  Eindeckung  233/236. 
Dachbinder  90,  232. 
Dachdeckerarbeiten  231/236. 
Dachdeckung  183,  565. 

—  der  Baracken  90. 

—  Verdichtung  mit  Pech  535. 
Dachsbeil  215. 
Dachschiefer  183. 

—  ihre  Maße  235,  236. 
Dachschindeln  161,  165,  166, 

167. 
Dachsparren  232. 
Dachstuhl,   freitragender,  mit 

Hängewerk  232. 
Dachtraufen  235. 

—  des  Praetorium  93. 
Dach  werk  213. 
Dachziegel  166,  194,  198,  199. 

—  ihre  Zusammenordnung  235. 
Dacische  Kriege  Trajans  289. 
Dacische  Vesten  18. 
Darstellungen,  figürliche,  auf 

Gemmen  514/519. 
Datierbarkeit  der  Münzen  361. 
Datierung     der    Fundstücke, 

ihre  Grenzen,  270. 
Datierung,  Unmöglichkeit  ge- 
nauerer, bei  Kaisermünzen 

364. 
Datumsangaben    auf    Ziegeln 

312,  313. 
Dauben    158,    159,    160,    162, 

163,  166,  435. 
Daumen  einer  Statue  64,  407. 
Daumen  (Klempneramboß)237. 
Dechsel  215. 
Deckel  aus  Bronze  für  Kanne 

aus  Thon  421. 

—  für  Thongefäße  423. 

—  gedrehter,  von  Holz  435. 

—  von  Terra  sigillata  431. 

—  von  Thon  mit  plastischen 
Figuren  423. 

Deckenbekleidung  228. 
Deckenbemalung  121. 
Deckenkonstruktion  144,  229. 
Deckenverputz  225/227. 
Deckholz  der  Thüren  240. 
Deckmaterial  für  Dächer  232. 
Deckungsarten  der  Dächer  232. 


Dedikationsformel  280,  284. 
Deichelbohrer  147,  209. 
Deichselbeschläge  449. 
Deichselring  161. 

—  mit  Inschrift  347,  449. 
Deichselstütze  448. 
Deissel  215. 

Dekorative  Behandlung  des 
Verputzes  226. 

Dekumatenland  33,  173,  193, 
400. 

Delphin  (Form  eines  Stempel- 
schildes) 288,  307. 

—  auf  Ziegelstempeln  301, 
302,  307. 

Delphinmotiv  an  Beschlägen 
434. 

Denar  353,  354. 

Denkmäler  231. 

Denkstein  für  August  von  Co- 
hausen 141. 

Denksteine  400/405. 

Diener  des  Saalburgmuseums 
563. 

Distelfibel  505. 

Docht  (für  Kerzen)  459. 

Dolche  482,  485. 

Dolchgrifl'e  485. 

Dolchscheiden  485. 

Dolchscheidenbeschläge  486. 

Dolichensteine  401,  402. 

—  ihr  Fundort  405. 
Dolichenus-Altar  278,  279. 
Dolie  421. 
Dollenbohrer  210. 

Donau  Völker,  ihre  Fertigkeit 
in  der  Metallbearbeitung 
411. 

Doppelgraben  72,  75. 

Doppelhacken   163,    167,   206. 

Doppelknöpfe  163,  503. 

Doppelmodius  165,  435. 

Doppelschritt  (passus)  44. 

Doppelte  Grabenanlage  72, 
569. 

Doppelwall  des  Altkönigs  19. 

Dorn  im  Schloß  477,  478. 

Dornschlösser  478. 

Draht  237. 

Drahtfibel  505. 

Drainierung  223. 

Dreherarbeiten  434. 

—  Material  für,  180. 


Deutsches  Sachregister. 


591 


Drehscheibe   für  Töpfer   418, 

419,  421. 
Drehschloß  471. 
Drehschlüssel    165,  442,   471, 

478,  479. 
Dreifüße  245,  248. 
Dreimärker  53. 
Dreipaß  508. 
Dreizack  491. 

—  auf  Ziegelstempeln  288, 
304,  306. 

Dreizacklanze  491. 
Dübelgebälk  565. 
Durchschläge  (Werkzeuge)  210, 
239,  441. 

Eckbeschläge  434. 
Eckquader  230. 
Ecken  des  Kastells  72,  85. 
EfFektivgewicht   des    Libralas 

352. 
Ehrentitel  der  Kaiser  363. 
Eiche  179,  539. 
Eicheln  als  Gerbstoff  493. 
Eichenholz,    seine   Erhaltung 

im  Wasser  154. 

—  seine  Verwendung  177. 
Eierstab,  Dekor  an  Terra -si- 

gillata-Gefäßen  430. 
Eimer  161,  162,  163,  166,  167, 
173,  435. 

—  mit  Eisensachen  gefüllter, 
405,  431. 

Eimerdauben  163. 

Einierhenkel  160. 

Eindeckung  der  Canabae  113. 

Einebnung  der  Trümmerhau- 
fen 270. 

Einfahrtsbreite  der  Kastell- 
thore  73. 

Einfriedigung  der  Hofraiten 
110. 

Einlegemesser  438. 

Einlegesohlen  von  Hanfge- 
flecht 499. 

Einschalung  von  Brunnen  161, 
162,  163. 

Einschmelzung  der  Silber- 
münzen 356. 

Einsetzbänder  240. 

Einsteigeloch  (bei  Hypokau- 
sten)  252. 

Einvisierung  53. 


Eisen  als  Baumaterial  201/203. 

—  seine    Bereitung     bei    der 
Saalburg  201. 

—  chemische    Analysen    202, 
203. 

—  die  Schmelzung  202. 

—  Stählung  203. 

—  Verarbeitung  an  der  Saal- 
burg 237. 

—  Verwendung  beim  Holzbau 
213. 

—  vielseitig  verwendet  237. 
Eisenbergwerksanlagen ,    alte, 

32. 
Eisonblöcke,  große,  ihre  Her- 
stellung 238. 
Eisenoxyd,  Zusatz  zum  Thon 

419. 
Eisenschlacken  237,  553,  554. 
Eisenschmelzen  201,  554. 
Eisensteine  202. 
Eisenwerk  127,  166. 
Eissporn  499. 
Elfen  406. 
Email  107,  163. 

—  an  Fibeln  507. 
Emailtechnik  520/522. 
Entwässerung  des  Kastells  174. 

—  der    Bürgerlichen    Nieder- 
lassung 175. 

Entwässerungsanlagen  173  bis 

176. 
Epheu  541. 

Epheublätter,  Ornament   431. 
Erdabdeckungen    bei    flachen 

Dächern  232. 
P>dbestattung  132. 
Erdfarben  zur  Bemalung  des 

Wandverputzes  227. 
Erdharz  535. 
Erdkastelle  53,  54,  61,  67,  81, 

82,  83,  111,  123. 
Erdkastell    der    Saalburg   66, 

217,  232. 

—  des  Zugmantel  71,  80,  84. 
Erdperiode  der  Kastelle  61. 
Erdschanze  41,  53. 

—  Eichelgarten  21. 
Erdwall  zur  Umschließung  der 

Bürgerlichen  Niederlassung 

106. 
Erdwohnungen  33,  116. 
Erhaltungsarbeiten  265/268. 


Erle  178,  179,  541. 
Esche  178. 
Eselshufeisen  531. 
Eselsleder  493. 
Espe  179. 
Espenholz  434. 
Estrich  119,  121,  223/225,251, 
252. 

—  aus  Kalkmörtel  223,  224. 

—  aus  Lehm  223,  224. 

—  Schliff  des  224. 

—  seine  Verwendung  224. 

—  alter,  zur  Mörtelbereitung 
benutzt  90. 

Estricliboden  194. 

—  Schleifen  des  413. 
Estrichböden    in    den   Stock- 
werken 224. 

Exerzierhalle  88,  232. 
Exerzierhaus  93. 
Extraktionszangen  453. 

Fabrikantenstempel  auf  Thon- 
gefäßen  313/332. 

Fabrikationscentrum  für  Ziegel 
191. 

P'abrikmarke  auf  einem  Mühl- 
stein 414. 

—  (Schmiedezange)  auf  einem 
Messer  438,  573. 

Fabrikmarken  auf  eisernen 
Geräten  347. 

—  auf  Hufeisen  531. 
Fabrikstempel    und    -Marken 

auf  Leder  494. 
Fachwerkbauten  186,  226. 
Fackeln,  Beleuchtung  mit  459. 

—  zur  Signalieierung  44. 
Fackelhülsen  459. 

Fach  wände  213. 

Fahrbornbergwerk  4.    . 

Fäkalien  176. 

Falzen  215. 

Falzhobel  214. 

Falschmünzer  355. 

Faltenbecher  427. 

Fanale  45. 

Farben  des  bemalten  Ver- 
putzes 227. 

Färbung  der  Terra  sigillata 
428. 

—  des  Thones  419. 
Fäßchen  160,  163. 


592 


Register. 


Fassung  der  Gemmen  514. 

Feder  bei  Holzarbeiten  215. 

Fe<lern   (im  Scbloß^  475,  476. 

Foilen  237,  239,  498. 

Feilenliauer  239. 

Feldaborn  540. 

Feldbrand  der  Ziegel  189,  190, 
254. 

Feldgeräte  443/447. 

Feldgottheiten  406. 

Feldmesser  26. 

Feldzeichen,  Ort  ihrer  Auf- 
stellung 93. 

Felgen  107,  173,  447/448. 

Felle  als  Handelsartikel  493. 

Fenster  120. 

Fensterglas  121. 

Fensterlaibungen  566. 

Fensterscheiben  64,  458. 

Fenstersohlbank  120. 

Fensterumkleidung  138. 

Festons  auf  T.-s. -Gefäßen  431. 

Fett  als  Beleuchtungsmaterial 
459. 

Feuer,  Erzeugung  und  Erhal- 
tung 260. 

—  rauchfreies,  248. 
Feueranmachen  (mit  Schwefel) 

536. 
Feuerbecken  459. 
Feuergeräte  242,  244. 
Feuerherde  243,  258. 
Feuerlinie  des  Kastells  103. 
Feuerraum  247. 
Feuerschaufel  244. 
Feuerschippchen  244. 
Feuer.signale  45. 
Feuerstätten,   offene   241/245. 
Feuerstein  260. 

—  zum  Feuerschlagen  412. 
Feuerstein messer  412. 
Feuerstellen  126. 
Feuerungen,  ganz  geschlossene 

245,261. 
Feuerungsanlagen  186. 
Feuerzöge,    Anordnung    der, 

258. 
Fibeln  163,  503/508. 

—  durchbrochene  507. 

—  mit  Schmelz  519,  520. 
Fibeltypen,  ihr  Alter,  505. 
Fichtenholz  163. 
Figuren  (von  Thon)  405. 


Figürliche  Darstellungen,  ihre 

Ausführung  401. 
Figürliche   Reliefs  der  Thon- 

gefäße  430/431. 
Filetnadeln  439,  456,  550. 
Finger  einer  Statue  64,  407. 
Fingerringe  513. 

—  goldener,  mit  Inschrift  340. 
Fingerringschlüssel  479/480. 
Firmenstempel     auf    Thonge- 

fäßen  313/332. 
Firnisüberzug  für  Gefäße  419. 
Firstpfetten  232. 
Firstsparren  232. 
Firstziegel  199. 
Fisch   als  christliches  Symbol 

457. 
Fischbänder  240, 
Fischblasenmotiv  507. 
Fischgrätenverband  221. 
Flachfeilen  160,  239. 
Flachziegel  144,  234,  285. 
Flächeninhalt  des  Erdkastells 

84. 

—  des    zweiten   Steinkastells 
84. 

Flaschen  457. 
Flaschenzüge  222. 
Flechtarbeiten  430. 
Flechtwerk  18,  47,  116. 
Fleischarten,  auf  der  Saalburg 

genossene,  549,  550. 
Fleichhaken  96,  439. 
Fleischmesser  438. 
Fleischvorräte,  Ort  ihrer  Auf- 
bewahrung, 96. 
Fliehhöfe  48. 
Flint  260. 

Flora  des  Saalburggebietes  540. 
Folie  (von  Metall)  455. 
Formation ,    geologische ,    des 

Taunus  149. 
FormschüBseln  zur  Herstellung 

von  Gefäßen  429. 
Forum   109,  151. 

—  am  Linden berg  bei  Kemp- 
ten 123. 

Fournierarbeiten  214. 
Frauengias  458. 
Friedhöfe  130/142. 

—  Lage  130. 

—  Ausdehnung  130. 
Fruchtkerne  161,  162,  167. 


Fruchtschale  426. 

Füchse,  ihre  Fußabdröcke  auf 
Ziegeln  551. 

Füllhorn,  Attribut  der  For- 
tuna, 406. 

—  in  der  Hand  desGenia8403. 
Füllsteine  221. 
Fundamente    in  der  Praeten- 

tura  90. 

—  von  Holzbauten  220. 
Fundamentgruben  219, 
B^undaraentmauer       zwischen 

den  Pfeilern  der  Porta  prae- 

toria  80. 
Fundierung  der  Mauern  219. 
Fundschichten,  ihr  Alter,  270. 
Fußabdrücke   des  Wildes  auf 

Ziegeln  551. 
Fußsteig  36. 
Fußbodenbelag  224. 
Fußbodenplättchen  197, 

Gabeln  439,  440. 

Gagat  513. 

Gagatperlen  511. 

Galläpfel  als  Gerbstoff  493. 

Gallerie  des  Prätorium  95. 

Gartenanlage,  römische  547. 

Gartenbau  213,  443. 

Gartengeräte  443/447. 

Gartenhäckchen  162. 

Gartenmesser  438. 

Gärtchen,  eingefriedigte,  443. 

Gäthacke  446. 

Gebäude  der  Bürgerl.  Nieder- 
lassung gewaltsam  zerst<irt 
107. 

Gebück  43,  48,  99,  106. 

—  die  Art  seiner  Herstellung 
99. 

Gedächtnismünzen  361. 
Gefäße   als    Grabbeigabe   133 
bis  137. 

—  aus  Bronze  441, 

—  aus  Glas  113. 

—  aus  Holz  165,  180,  433  bis 
435. 

—  aus  Thon  113,  116,  166, 
167,  416/432. 

Gefäßböden,   zu  Spielsteinen 

zugeschliffen,  538. 
Gefäßdeckel    mit    plastischen 

Figuren  166,  423. 


Deutsches  Sachregister. 


593 


Gefäßeinsätze  244. 
Gefütterte  Denare  354. 
Gemmen   107,   137,  410,  513 

bis  519. 
Gemüsebau  443. 
Genien  mit  Weinlaub  auf  T.-s.- 

Gefäßen  431. 
Genius  der  Centurie  271. 
Geniuskopf  159. 
Geniusstatue  281. 

—  Basis  einer  280. 
Geniusstatuen ,    ihr    Standort, 

405. 
Geniusstatuette  403. 
Geologische  Verhältnisse  des 

Saalburggebiets  149,  150. 
Geräte  107,  116,  410/480. 

—  Erklärung  des  Begriffs  410. 

—  eiserne,  ihre  Befestigung 
im  Stiel,  208. 

—  hölzerne  im  Hausgebrauche 
213. 

Gerätgriff  410. 

Gerberei,  die  verschiedenen 
Arten  der  492/493. 

Germanen,  Eeliefköpfe  408. 

Gerolle  des  Mains  412. 

Gerüste  für  den  Bau  221. 

Gerüste,  fliegende  222. 

Geschichte  der  Ausgrabungen 
9/16. 

Geschichte  der  Saalburg  55 
bis  61. 

Gesichtsurne  422. 

Gesimsprofile  231. 

Gesteinsarten  182/185. 

Gestelzte  Ränder  und  Ecken 
231. 

Getreidebau  443. 

Gewände  230. 

Gewänder,  die  Art,  sie  anzu- 
legen 502. 

Gewandnadeln   107,  138,  237. 

—  mit  Schraelzschmuck  519, 
520. 

Gewichte  442. 

Gewichtsnormierung  des  De- 
nars 354. 

Gewichtsschwankungen  bei 
Goldmünzen  357. 

Gewindbohrer  210. 

Gewölbe  222. 

—  aus  spitzen  Töpfen  418. 


Gießlöffel  536. 
Gips  421. 
Gitterfibeln  506. 
Gitterthür  142. 
Gladiatorenkämpfe    auf    T.-s. 

Gefäßen  431. 
Glas  134,  135. 

—  als  Grabbeigabe  136. 

—  verschlacktes  121. 
Glasböden  als  Spielsteine  ver 

wendet  457. 
Glasfabrikation  456/458. 
Glasfenster  263,  458. 
Glasfluß,  Knöpfe  aus,  538. 
Glasgefäße  456,  457. 
Glasöfen,  alte,  457. 
Glaspasteu  513/519. 
Glasperlen  166,  511. 
Glasscheiben  64, 120,  456/458. 

—  Herstellung  durch  Guß  458. 
Glasspiegel  162,  164,  455. 

—  mit  Goldfolie  162,  455. 
Glasur  der  Terra-sigillata-Ge- 

fäße  428/429. 
Glätten  der  Häute  412. 
Glättscheibe  163. 
Glättsteine  127,  227. 
Glättung  des  Verputzes  227. 
Gleichen  (von  Ketten)  161, 449. 
Glocken  534. 
Glöckchen  537. 
Goldbronzedraht  450. 
Goldfolie  162,  455. 
Goldmünzen  356. 
Goldprägung,  Beginn  der,  in 

Rom  357. 
Goldpressung  auf  Leder  497. 
Goidring  513,  515,  518. 
Grabbeigaben  133. 
Grabeiste  498. 
Grabdenkmäler  404. 
Graben,  äußerer  72. 
Grabenbrücke  80. 
Grabensohle  42,  174. 
Grabhügel  51. 
Grabscheit  446. 
Grabschippe  446. 
Gräbchen  43,  54. 

—  zur   Festlegung   der   Him- 
melsrichtungen 82. 

Gräben,  offene,  zur  Ableitung 

von  Wasser  173. 
Gräber  130/142. 


Jacobi,  Das  Römerkastell  Saal  bürg. 


Gräber,  ältere  131. 

—  ummauerte  131,  134,  137, 
188. 

—  mit  Ziegel  platten  umstellte 
135,  136. 

—  mit  Quarzitplatten  abge- 
deckte 135. 

—  ihre  Herstellung  136. 

—  mit  Steinrahmen  137. 
Gräberfeld  126. 
Gräberhaus  14,  131,  134,  139, 

141,  285. 

—  Inschriftfund  in  seiner  Nähe 
275. 

Gräberstätte  111. 

Gräberstraßen  von  Pompeji 
nnd  Rom  130,  131. 

Gradeinteilung  der  Wagebal- 
ken 442. 

Graffite  auf  Bein  573. 

—  auf  Gefäßen  von  Terra  si- 
gillata  332/340,  567,  570, 
572. 

—  auf  gewöhnlichen  Gefäßen 
342/344,  572. 

—  auf  Ziegeln  188,  312/313. 

—  ihre  Bedeutung  332. 

—  ihr  Zweck  333,  429. 
Grauwacke  182. 
Grauwackenschiefer  412. 
Grendelbaum  80. 
Grenze,  sichtbare  48. 

—  symbolische  48. 
Grenzabschluß  41,  43. 
Grenzbarrikade  40. 
Grenzbeschreibungen  3. 
Grenzburg  24. 
Grenzgräbchen  40,  49,  51. 

—  seine  Herstellung  und  Be- 
schaffenheit 50. 

Grenzhügel  51,  52,  53. 

—  bei  der  Lochmühle  491. 
Grenzmale  51. 
Grenzmarkierung  21,  50. 
Grenzpässe  20. 
Grenzsperre  39. 
Grenzsteine  31,  48,  52. 
Grenzsäule  52. 
Grenzstreitigkeiten  50. 
Grenztruppen  48. 

Grenz  Umgänge  1. 
GrenzumgangsprotokoU  22. 
Grenzweg  53. 

38 


594 


Register. 


Grenzzug  50,  53. 

Griff,  gedrehter  aus  Kschen- 
holz  289. 

Griffe  (Holz)  180. 

Griffel  (zum  Schreiben)  449, 
450. 

Griechische  Inschrift  313. 

Größe  der  Saal  bürg  im  Ver- 
hältnis zu  linderen  Ka- 
stellen 84. 

Grubensand  zum  Putzen  566. 

Grubenschmelz,  Technik  520. 

Gürtel  482. 

Gürtelbeschläge  125,  487,  503. 

Gürtelgehänge  487. 

Gürtelhaken  188. 

Gürtelschnallen  487,  509,  521. 

Gußform  einer  Lanzenspitze 
412. 

Gußformen  536. 

Haarlocken  (Bronze)  407, 
Haarnadeln  453,  512. 
Haarschmuck  458,  503. 
Hacken  219. 

—  einzinkige  445. 

—  zweiseitige  445. 

—  zweizinkige  445. 
Hackmesser  488. 
Häckchen  445. 
Iladrianswall  569. 
Haferschlehe  548. 
Hahn,  Gemme  519, 

—  Thonfigur  138,  407. 
Hahnenknochen  550. 
Haken  136,  167. 

Haken,   federnde   mit   Ansatz 

173, 
Hakenbänder  240. 
Hakenkreuz  als  Fibelforni  508. 

—  Graffit  333. 
Hakenschlüssel  470. 
Hakenschwert  485. 
Hakenziegel  144,  198,  228. 
Halbedelsteine  513/514, 
Halbmond  auf  Ziegelstempeln 

288,  803,  304,  305,  806. 
Halbstiefel  482,  498, 
Halden  237, 
Halsketten  511. 
Halsringe  1G7,  511. 
Halstuch  482. 
Hammer,  beilartiger  215. 


Hammer,  eiserner  280. 

—  hölzerner  230. 

—  Keliefdarstellung  284,  402, 
Hämmer   166,  210,  214,    219, 

235,  237, 

—  ihre  Verschiedenartigkeit 
239, 

—  für  Schuster  495, 

—  mit  Spitzen  197. 
Hammerschlag  237. 

Hand,  Bruchstück  einer  159. 

—  von  Bronze  409,  410. 

—  erhobene,  Reliefdarstellung 
402. 

—  mit  gestreckten  Fingern, 
Reliefdarstellung  284, 

Handarbeiten,  weibliche  456. 

Handbeil  208, 

Handel  mit  Geräten  411, 

Handhabung  der  Mühlsteine 
414,  415, 

Handmühlen  413. 

Handmühlsteine  415. 

Handquaderverband  221. 

Hundwerksgeräte,  eiserne,  ge- 
härtet 215, 

Handwerkszeuge  204/241,  569. 

Händler  105. 

Hanfflechtwerk  166,  567. 

Hanfseile  161, 

Hanfwerg  459, 

Hängegewicht  442. 

Hängeeisen  232, 

Hängesäulen  232. 

Harz  459, 

Haselnuß  178,  179,  548. 

—  Kerne  161. 
Haselnüsse  zur  Bereitung  von 

Öl  461, 
Hasen,  ihre  Fußabdrücke  auf 

Ziegeln,  551, 
Haue  445. 

Hauklingen  165,  235,  239,  532. 
Hauptkastelle  43,  47. 
Hauptverkehrswege  38, 
Hausaltärchen  402/403, 
Hausgeräte  aus  Metall  437. 
Hausgottheiten  405. 
Haushaltungsgegenstände  116. 
Hausteine  280. 
Hebe  (Werkzeug)  213,  447. 
Hebeeisen  569. 
Heben  des  Baumaterials  222, 


Heerstraßen  36. 
Hefthaken  240. 
Heftklammern  229, 
Heftkrampen  228. 
Heidengräber  51, 
Heizkachel,  Stempel  einer  286. 
Heizkammer  91. 
Heizkanäle  254,  258. 
Heizraum  251. 
Heizröhren  228,  248,  257. 
Heizungsanlagen  241/261. 
Helme  482,  483,  484. 
Helmverzierung  (Bronze)  409. 
Henkel  von  Bronze  162. 

—  aus  Metall  484, 

—  von  Glasgefäßen  457, 
Henkelstempel  421, 
Herde  241/244,  247. 

—  transportable  244. 
Herz  aus  Goldblech  167. 
Herzblatt    als    Interpunktion 

283,  312. 
Heugabeln  446. 
Hilfsvölker  151. 
Himation,  Gewand  des  Genius 

403. 
Hindutempel  508. 
Hippe  447. 
Hippokamp  510, 
Hipposandalen  527,  529. 
Hirschgeweihe  454. 
Hirschknochen  550. 
Hobel  214. 

Hobelbank  (ihr  Ersatz)  215, 
Hobeleisen  214,  215, 

—  mit  Inschrift  (Stempel)  347. 
Hobelgestelle  214,  215. 
Hohe  Mark- Akten  3, 
Hohe-Mark-Genossenschaft  1, 
Hohlkehle  215. 
Hohlmeißel  214, 
Hohlschlüssel  478,  479, 
Hohlwege  30,  33. 

—  beim  Kastell  551. 
Hohlziegel  167,  199,  234,  235. 
Hollunder  179. 

Holz,  Gewinnung  205, 

—  Bearbeitung  205. 

—  Spaltung  207. 

—  Behauen  208. 

—  als  Baumaterial  177/182. 

—  Bedingungen  für  seine  Er- 
haltung 180. 


Deutsches  Sachregister. 


595 


Holzabdeckung     des     Walles 
beim  Erdkastell  85. 

—  der  Kanäle  175. 
Holzapfelbaum  179. 
Holzarten  177/180. 
Holzaufsetzungen  43. 
Holzbaracken,  Ersatz  für  Hüt- 
ten 89. 

Holzbauten  92,  216. 
Holzbearbeitung ,    Werkzeuge 

für  20,  206/216. 
Holzbestand   des  Taunus  178 

bis  180,  539. 
Holzbohlen     zur     Abdeckung 

der  Brunnen  171. 
Holzbrüstung  78. 
Holzdübeln  158. 
Holzeimer  435. 
Holzfachwerk  44,  77,  222. 

—  Konstruktion  90. 
Holzformen  zum  Stempeln  der 

Ziegel  190. 
Holzgefäße  164,  166,  167. 
Holzgegenstände,  Veränderung 

ihrer  Form  an  der  Luft  182. 
Holzgeräte  432/436. 
Holzgerüste  53. 
Holzhammer  210. 
Holzkeil  214. 
Holzklammern  212. 
Holzkohlen  im  Limesgräbchen 

181. 

—  zur    Heizung    der    Hypo- 
kausten  248. 

—  ihre  Herstellung  248. 

—  Handel  mit  248. 
Holzkohlenfeuer  244,  263. 
Holzkohlenfeuerung  246. 
Holzkonstruktionen  204/216. 
Holzkübel  219. 
Holzläden   121. 
Holzleuchter  461. 
Holzmaße  435. 
Holzmatrizen  287,  314. 
Holznägel  an  Schuhsohlen  499. 
Holzpfähle  39. 
Holzpfosten  51. 
Holzproflle  215. 
Holzrechen  160. 
Holzriegel  465. 
Holzröhren  147,  161. 
Holzrost    (im    Brunnen)    166, 

167. 


Holzsandalen  162,  496,  497. 

Holzschale  163. 

Holzschaufeln  mit  Schippen- 
beschlägen 446. 

Holzschlägel  207. 

Holzschloß  mit  P^isenschlüssel 
471,  474. 

Holzschlösser  467/471. 

Holzschuhe  435, 

Holzschüssel  434,  467. 

Holzsohlen  499. 

—  mit  Bronzebeschlägen  497. 
Holzspäne     zur     Anfertigung 

von  Gefäßen  435. 
Holzspalter  207. 
Holzstoß  53. 
Holztäfelchen   zum  Schreiben 

449. 
Holztreppen  262. 
Holztürme  51. 
Holzverbindungen  212,  213. 
Holzverspannung  85,  415. 
Homburg,      Bronzedepotfund 
447. 
Französ. -reform.  Kirche  4. 
Kurhaus  559. 

Lutherische   Stadtkirche  4. 
Landgräfliches  Schloß  4, 146, 
284,  560,  562. 
—  Weißer  Turm  5,  58,  271, 

275. 
Mineralquellen  235. 
Quellengebiet  31,  118,  183, 

184,  259. 
Römische  Villa  im  Mineral- 
quellengebiet 122. 
Salzquellen  23,  63. 
Spielpachtgesellschaft  11. 
Tannenwald  177. 
Homburg  -  Usinger    Chaussee 
6,  108,  169,  391. 

—  Funde  bei  ihrer  Anlage  107. 
Homerisches  Schloß  466. 
Hornglas  456. 
Hornknöpfe  502,  503. 
Hornnadel  163. 
Hornperlen  511. 

Huf  der  Pferde  durch  Flecht 

werk  geschützt  523. 
Hufbeschlag  239,  522/533. 

—  Alter  522,  523. 

—  sein     Fehlen     an     Denk- 
mälern 523. 


Hufbeschlag,  Werkzeuge  für 
denselben  165,  531,  532. 

Hufeisen  37,  125,  136,  165, 
555. 

—  als  Amulett  532. 

—  älteste  Formen  529. 

—  ausgebuchtete  531. 

—  Breite  530. 

—  Fabrikmarken  derselben 
531. 

—  Falziinnen  530,  531. 

—  Form  einer  Töpfermarke 
315. 

—  Fundumstände  527. 

—  für  Zweihufer  531. 

—  Gewicht  529,  531. 

—  im  Amphitheater  gefunden 
91. 

—  in  Gräbern  gefunden    530. 

—  Nagellöcher  529,  530, 

—  seltenere  Formen  531. 

—  Stollen  529,  531, 

—  unfertige    531. 

—  Zahl  526. 
Hufeisenfunde    der    Schweiz 

526. 

Hufhammer  239,  532. 

Hufmesser  532, 

Hufnägel  531. 

Hufschutz,  eine  Notwendig- 
keit bei  steinigem  Boden, 
522,  523. 

Hügel  als  Grenzmale  51. 

—  am  Limes  50,  53,  54,  568. 
Hügelanlagen  44. 
Hügelgräber  20,  21,  31,  51. 
Hügelgruppe  am  Weißenstein 

46. 

Hügelprofil  52, 

Hülsenfrüchte,  ihre  Verarbei- 
tung 425. 

Hund,  Attribut  einer  Haus- 
gottheit 405. 

Hundeknochen  550. 

Hütten  der  Soldaten,  Größe 
89. 

Hypokausten  118,  124,  125, 
174,  222,  223,  228,  237, 
238,  241/261,  566. 

—  im  Kastell  257/261. 
Hypokaustenpfeiler  194. 
Hypokaustum,  Reste  eines  älte- 
ren unter  der  Villa  108, 

38' 


596 


Register. 


Jagdnetzo  550. 

Jagdscenen  auf  T.-s.Gefilßen 

431. 
Jaspis  514,  515,  517. 
Jet  513. 

Ilexbljltter,  Ornament  431. 
Immerjrrün    als   Hinweis    auf 

römische  Kulturplätze  106. 
Iniperatorentitel  362. 
Import  des  Öls  461. 

—  italischer,  von  Sigillata- 
Gefäßen  429. 

Inhalt  der  Amphoren  421. 

—  Angaben  des,  der  Gefiiße 
340. 

Inschriften  107,  271/3.50,  567, 
569/573. 

—  moderne,  am  Gräberhause 
140,  141. 

Inschriftsteine  122. 

—  ältere,  als  Sockel  für  Säulen 
im  Prätorium  94. 

Intaglien  513. 

Invasion,  germanische  400. 

Iris  456. 

Isolierung  (Trockenlegung)  der 

Wände  228. 
Judenkirsche  542. 

Kacheln  122,  194,  199/201, 
248,  252. 

—  ihre  Hers^tellun«?   199,  200. 

—  bei  Hypokausten  256. 

—  zum  Aufbau  der  Hypo- 
kaustpfeiler  verwendet  252. 

Kachelstempel  287,  288. 

Kaiser,  ihre  Beinamen  und 
Titel  auf  Stein  in  Schriften 
272/276. 

Kaiserbilder,  Ort  ihrer  Auf- 
stellung 93. 

Kaiserinschriften  271,272/276. 

Kaisernamen,  ihre  Entfernung 
aus  Inschriften  400. 

Kaiserstatue  404. 

—  an  der  Porta  decumana  75. 
Kaiserstatuette  (Bronze)  407, 

408. 
Kalbleder  493. 
Kaliglas  456. 
Kalk  als  Baumaterial  185. 

—  Bezug  aus  dem  Mainzer 
Tertiärbecken  217. 


Kalk,  gelöschter  217. 

—  Herkunft  185. 

—  Mangel  an  85. 
Kalkbrüche  185. 
KalkJlora  539. 
Kalkgruben  217. 
Kalkknollen,  ungare,  567. 
Kalkmörtel  217. 
Kalköfen  217,  554,  567. 
Kalküberzug  der  Wände   der 

Kellerwohnungen  116. 
Kalkwerke  176. 
Kalt- Luft- Kanal  258. 
Kaltmeißel  237,  239. 
Kaltwasserbad  262. 
Kaltwasserbehälter  262. 
Kameen  513. 
Kamin  258. 

—  gekuppelter  252. 

Kamm  aus  Buchsbaumholz 
166. 

—  eiserner  225. 

—  des  Helmes  482,  484. 
Kammdeckelringe  533. 
Kämme  454. 

—  von  Holz  197. 

Kanal  zur  Ableitung  des  Bade- 
wassers 91. 

—  um  den  Heizraum  252. 

—  zur  Trockenlegung  des 
Kellerbodens  115. 

Kanalheizung,  strahlenförmige 
254. 

Kanal heizungen  251,  257,  258, 
2.59,  566. 

Kanalhypokaustum  255. 

Kanalisation  des  Soldaten- 
bades 174. 

Kanäle,  gedeckte  173. 

—  unterirdische  218. 

—  des  Kastells  174. 

—  Profile  175. 

—  Zweck  im  Kastell  174. 

—  Kieselkanäle  175. 

—  Schweizerkanäle  175. 

—  mit  Holzabdeckung  175. 

—  mit  schrägen  Wandungen 
175. 

—  mit  Trockenmauerwerk  175. 

—  aus  Ziegeln  175. 

—  unter  den  Thordämmen  81. 
Kanne  mit  schnabelförmigem 

Ausguß  421. 


Kanne  (Reliefdarstellung)  402. 
Kapitell      eines    Altars      als 

Schleifstein  benutzt  413. 
Kapuze  481. 

—  Kopf  mit,  406. 
Kardo  34,  83. 
Karniese  215. 
Karrenrad  163,  447. 
Karst  445. 
Kartenschiefer  149. 
Kasematten  86. 
Kasemattenartige  Gelasse  86. 
Kasserole  441. 

—  von  Bronze  245. 
Kassette  139. 
Kastellanluge    älter    als     die 

Grenzmarkierung  111. 
Kastelle  : 

Alteburg  bei   Arnsburg  41. 

Alteburg  bei  Heftrich  16, 
41,49,  71,  80,  84,  90,  94, 
97, 115,  14.5, 185,  193,  213, 
409,  423,  489,  551. 

Alteburg  bei  Hillscheid  145. 

Altes  Jagdhaus  47. 

Anhausen  146. 

Äugst  84. 

Butzbach  29, 41,  84, 289,  290, 
326,  341,  438,  532. 

Feldberg  1,  16,  25,  26,  43, 
71,  80,  81,  84,  86,  111, 
118,  145,  175,  18.3,  185, 
193,  21.3,  241,  404,  412, 
413,  445,  460,  490,  523, 
568,  569. 

Groß-Krotzenburg  41,  112, 
289,  568,  569. 

Grüningen  41. 

Heidestock  47,  85. 

Hofheim  569. 

Holzhausen  an  der  Heide 
225,  240. 

Hunnenburg  (Butzbach)  3, 
24,  112. 

Kaisergrube  41. 

Kapersburg  2,  41,  42,  43, 
111,  118,  145,  504,  568. 

Kastei  84. 

Kessel  Stadt  84. 

Langenhain  41. 

Lochmühle  2,  5,  17,  41,  43, 
47,  .54,  145. 

Maisei  47,  54,  112,  146,  304. 


Deutsches  Sachregister. 


597 


Marköbel  41. 

Nieder-ßieber  84,  225. 

Ober-Floretadt  41. 

Ockstadt  41. 

Okarben  29. 

Rückingen  41. 

Seligenstadt  289. 

Walldüren  84. 

Wiesbaden    290,   551,    569. 

Wörth  84. 

Ziigmantel   16,    21,   30,    41, 
43,47,  56,61,  71,  80,  112, 
116,   145,    185,   213,    322, 
406,  421,  429,  566. 
Kasten,  hölzerne  534. 
Kastenbänder    136,    138,   139. 
Kastenbeschläge  240. 

—  ihre  Anwendung  480. 
Kastenschloß  467. 
Katakomben  Roms  508. 
Katapulte,  ihre  Aufstellung  82. 
Kaufhaus    93,     109,    123/125, 

167,  256. 

—  abgebrochen  109. 

—  abgetragen  125. 

—  Anlage  123. 

—  Benennung  123. 

—  Erbauungszeit  123. 

—  Grundriß  123,  124. 

—  Orientierung  123. 

—  Raum  fürWaren  Vorräte  124. 

—  Stallungen  124. 

—  Wohnungen    für    Händler 
124. 

Keile  205,  207. 

—  eiserne  219,  231. 
Keilsteine  196,  222,  230. 
Kellen,  ägyptische  219. 
Kellenabzug  226. 
Keller  113,  220,  566. 

—  ihre  Entwässerung  115. 
Kellerwohnungen  116. 
Keltische  Namen  der  Töpfer- 

.stempel  429. 
Kerzen  459. 
Kerzenhalter  459. 
Kessel  245. 

~  aus  Kupfer  167,  441. 
Kesselfeuerung  246. 
Kesselummauerung  90. 
Kettchen  410,  512. 
Ketten  126,  128,  158,  166,  449, 

533. 


Ketten  für  Reibschalen  424, 
425. 

Kettengleichen  161,  163. 

Kettenpanzer  481,  483. 

Kiefern  178. 

Kiefernholz  459. 

Kienspan  zur  Beleuchtung 
459. 

Kiesel  37,  51. 

Kieselschiefer  412. 

Kind,  Attribut  einer  Hausgott- 
heit 406. 

Kindergrab  136,  138,  407. 

Kinderschuhe    163,   166,  498. 

Kinderspielzeug  163. 

Kinn.stück    des   Helmes    482. 

Kirschen  (Kerne)  161,  166. 

Kirschpflaume  548. 

Klammerlöcher  230. 

Klammern,  eiserne  212,  213, 
232,  240. 

Klappmesser  438. 

Klebscheibe  163,  227. 

Kleibbrett  227. 

Kleie  425. 

Kleinschlag  224. 

Klempnerwerkzeuge  236. 

Kloben  240. 

Klobenbänder  240. 

Klopfhölzer  207,  210. 

Kloster  Thron  2,  5. 

Knöpfe  487,  502,  503,  519, 
534. 

—  aus  Glasfluß  538. 
Kochgeschirre   242,    243,  245. 
KochIöff"el  440. 
Kochplätze  45,  126. 
Kochsteine  244. 
Kochtöpfe  245. 

Kohlen  von   Holz   im  Limes- 

gräbchen  50,  181. 
Kohlenbecken  248. 
Kohlenfeuer  246. 
Kohlenmeiler  248,  553. 
Kohorten  als  Teile  der  Legion 

98. 

—  ihre  Bezeichnungen  siehe 
bei  «coZto/'s». 

Kollektivfund  von  prähisto- 
rischen ßronzegeräten  447. 

—  von  Eisensachen  442. 

—  von  Gefäßen  421,  424,  430. 

—  von  Münzen  391/394. 


Kombiniertes  Pfeiler-  und 
Kanalhypokaustum  im  Ka- 
stell 257. 

Kommandant  122. 

Kommandantur  95. 

Kommission  des  Limes  Ro- 
manus in  Deutschland 
(1852)  11. 

Kommunalständischer  Ver- 
band 15. 

Konservator,  Kgl.  16. 

Konservierungder  Mauern  219. 

—  des  Holzes  181. 
Konservierungsmethoden    für 

Altertümer  563,  564. 

Kontre-Eskarpe  42,    100,  569. 

Kopfsteine  221. 

Kopfziegel  189. 

Konstruktion  der  Wirtschafts- 
gebäude 113. 

Konstruktionen  in  Stein  216 
bis  222. 

—  in  Holz  204/216. 
Konstruktives  204/241. 
Konsularfasten  362. 
Konsulwürde  362. 

Korb  aus  Weidengeflecht  436. 

—  mit  Blumen  auf  dem  Schöße 
einer  Thonfigur  406. 

Korbflechtereien  436. 

Korksohlen  160,  164,  499. 

Korkstöpsel  422. 

Kornquetscher  414. 

Körperpflege  452,  453. 

Kosmetische  Mittel  455. 

Kosten  der  Ausgrabungen  15. 

Kothurn  497. 

Krahnen  222. 

Kreisscheiben  auf  Ziegel- 
stempeln 305,  307,  308. 

Kreuz,  Form  des  Schildes  von 
Ziegelstempeln  308,  310. 

—  in  einem  Armringe  als 
christliches  Zeichen  (?;  512. 

Kreuze  als  Handzeichen  (Graf- 
fite) 333,  339. 

Kreuzheizungen  248,  258. 

Kreuznägel  198,  228,  240. 

Kriegsbesatzung  des  Kastells 
98. 

Kriegstaktik  100/103. 

Kriegswaffen,  nicht  in  Gräber 
beigelegt  138. 


598 


Register. 


KriUelschriften  332. 
Krone,  dreizackige,  einer  Haus- 
gottheit 406. 
Krug,  gehenkelter  419. 
KrOge  135. 
Krügelchen  166. 
Krystallglas  456. 
Kübel  aus  Holz  435. 
Kübelchen  163. 
Küche  9H,  120,  243. 

—  ihre  Ausstattung   mit   Ge- 
fiißen  432. 

—  der  Villa  119,  120,  254. 
Küchenfeuerung  120. 
KOchentöpfe  422,  423. 
Kugel  aus  Holz  435. 
Kugeln  von  Gips  127. 
Kugel  basaltsteinbrüche  184. 
Kulte,  Vermischung  verscliie- 

dener  406. 
Kulturstätten,  vorrömische  des 

Taunus  414. 
Kupfer  als  Münznietall  352. 
Kupfergeld     als     Wertmünze 

neben  dem  Silbergeld  352. 
Kupferprägung,  ihr  zeitweises 

Aufhören  353. 
Kurbeln  172. 

Kurhau8-Pachtge8ellschaft  15. 
Kurzschwert  482. 

Lagerfugen    des   Mauerwerks 

219. 
Lagerkommandant ,  Wohnung 

des,  95. 
Lagerstadt  105. 
Lagerstraßen  88,  89. 
Lagerung,   unregelmäßige,  im 

Innern  der  Mauern  219. 
Lampen  459,  461. 

—  aus  Bronze  462. 

—  als  Grabbeigabe  137,  461. 

—  ihre  Herstellung  461. 
Lampenstempel  345,  346. 
Lämpchen     als     Grabbeigabe 

137. 
Landvermessung  34. 
Landwehren  48. 
Langschwert    als    Waffe    der 

Reiterei  482. 
Lanzen  127,  134,  483. 
Lanzenspitze   als   signuvi   im 

Limesgräbchen  491. 


Lanzenspitze  zum  Werkzeug 
umgearbeitet  208,  492. 

Lanzenspitzen  136,  138,  442, 
490,  491. 

Lararium  95. 

Lärchen  178. 

Laterne  460. 

Latrine  91,  174,  176,  316. 

Latten,  Auflager  für  Dach- 
schiefer 236. 

Laufgewicht  441. 

Läufer  der  HandmOhlen  414. 

Lava,  Niederinendiger  52. 

Leder  160,  162,  492. 

—  Bearbeitung  494,  495. 

—  Gerben  492. 

—  Glätten  493. 

—  importiertes  494. 

—  mit  durchbrochenen  Ver- 
zierungen 499. 

—  verziertes  160,  493. 

—  Zurichtung  493. 

—  zusammengeklebtes  498. 
Lederbecher  495. 
Lederbereitung  492. 
Lederhosen  481. 
Lederkappe  482. 
Lederkoller  162. 
Lederpanzer  481. 
Ledersachen  167,  495. 
Ledersandalen  497. 
Ledersohlen    161,    162,    163, 

499. 
Lederstücke  163,  166. 

—  gestanzte  499. 
Lederwams  483,  499. 
Legionen,     ihre    Stärke    und 

I^inteilung  98. 
L:  234. 

VHL:  119,  276. 
XIV.:  55,  161,  207,  234. 
XXIL:  57,  119,  271. 
Siehe  auch  bei  «legioi). 
Legionsdenare  355,  356. 
Lehm    als    Baumaterial    186, 
216,  217. 

—  seine  Behandlung  zur 
Ziegelbereitung  187. 

—  Verwendung  bei  Feue- 
rungsanlagen 217. 

—  zum  Fach  werk  bau  217. 
Lehmausfüllung  222. 
Lehmgruben  176. 


Lehmschlag  186,  565. 

—  zur  Festigung  des  Bodens 
der  Baracken  90. 

—  in  Zelten  243. 

—  mit  vegetabilischen  StoflFen 
vermischt  223. 

Lehmstaakwerk  177. 
Lehmsteinmauer  254. 
Lehmverputz  186,  225. 
Leichenhaus  139. 
Leichenverbrennung  132,  133. 

—  am  offenen  Grabe  135. 

—  in  einem  Bretterkasten  134. 
Leimen  214. 

Leingewebe     in     Verbindung 

mit  Schuhen  499, 
Leisten  (der  Schuhe)  498. 
Leistenfabrikant ,      Werkzeug 

eines,  498. 
Lesesteine  36. 
Letten  150. 

—  zur  Verdichtung  derWasser- 
behälter  148. 

Leuchter  459,  460,  461. 

Leuchtpfannen  459. 

Libralas  352. 

Libralfuß ,  Abschaffung  des, 
353. 

Lichtöffnungen  der  Türme  78. 

Lichtzuführung  in  die  Keller 
115. 

Ligaturen  der  Inschriften  401. 

Lignit  180. 

Limes  38,  54. 

Limesdurchgang  40,  123,  174. 

Limesmauer  221. 

Limesstreifen  54. 

Limestürme  221. 

Limesuntersuchungen  568. 

Limeswall  43. 

Linde  178,  179. 

Lindenholz  434. 

Lineal  212. 

Liniierung  der  Buchstaben- 
reihen 277. 

Linsenhalter  448. 

Litorinellenkalk  185. 

Lochaxt  160,  209. 

Loch  bäume  54. 

Lochbeutel  208,  209,  214,  492. 

Löffel  213,  439,  440,  455. 

Löffelbohrer  147,  161,  209, 
210. 


Deutsches  Sachregister. 


599 


Löffelchen  452. 

Lohe  als  Gerbstoft"  493. 

Lohgerberei  492. 

Lonen  448. 

Lötofen  244. 

Löwe,     zu    den    Füßen     des 

Genius  403. 
Löwenkopf,    Form    des    Aus 

gusses  an  einem  Gefäß  314. 
Luftzirkulation  in  den  Kellern 

225. 

—  innerhalb  der  Wände  228. 
Luftziegel  189. 

Luppen  288. 

Lydit  412. 

Lyoner  Schlag  414. 

Makadamisieren  36. 
Märkergeding  1. 
Magazin  96,  181. 

—  die  Bezeichnung  568. 
Magazinbau  71. 
Mainebene  19. 
Maingebiet  63. 
Mainkastelle  58. 
Mainsandstein  401. 
Male  53. 

Malhorn  zum  Auftrag  der 
ßarbotine  427. 

Manipelkastelle  46. 

Manipeln  als  Teile  der  Ko- 
horten 98. 

Mansion  121. 

Mantel  481. 

—  des  Genius  403. 
Mardellen  33,  176. 
Marienglas  458. 
Marketender  105. 
Markscheide  53. 
Marktplätze  49. 
Markumgang  81. 
Maß,  römisches  68. 
Massenfunde      von     Münzen 

891/894. 
Massengrab  187. 
Massivbauten  92. 
Maßstab  212. 
Material  für  Mühlsteine  414. 

—  für  Straßenbau  87. 
Matrizen     zur     Münzprägung 

859. 

—  für  Töpferstempel  314. 

—  für  Ziegelstempel  190, 287. 


Matronen  406. 

Matten  als  Bodenbelag  121. 

Mauerbreschen ,       Reparatur 

derselben  65, 
Mauerklammer  161. 
Mauerkrone,       Kopfschmuck 

des  Genius  403. 
Mauerlatten  213,  282. 
Mauern,  gemörtelte,  41. 
Mauernischen  der  Keller  118. 
Mauerstärken  des  Kastells  78. 
Mauersteine  219. 
Mauerverbände  216,  220/222. 

—  mörtelioser  220. 

—  unregelmäßiger  220. 

—  Fischgräten  verband  221. 

—  Quadermauerwerk  221. 
Mauerverputz  225/227. 
Mauerwerk,  mörtelloses,  220. 
Maultierleder  498. 
Maurerhämmer  219. 
Maurerkellen  219. 
Maurerwerkzeuge     218,     219, 

569. 
Mehlbeerbaum  179. 
Meißel    160,    166,    208,     209, 

214,  442,  492. 
Meißelartiges  Eisen  197. 
Merkur-Altar  141. 
Messer  75,  438,  495. 

—  aus  Feuerstein  412. 
Messerchen  264. 
Messergriffe  488. 
Messerklingen  127,  162. 
Meßinstrumente  212. 
Metallarbeiter,     ihre    Werk- 
zeuge 287. 

Metallfolie  455. 
Metallgeräte,  Nachahmung  in 

Thon  429,  430. 
Metallmatrizen  814. 
Metallspiegel  455. 
Metallstempel  191. 
Meteor  was.ser  147. 
Militärdiplome  56. 
Militärfabriken  198. 
Militärhandwerker  192. 
Militär-Intendantur  96. 
Militärstempel  254. 
Millefiori  521. 
Milleflorigefäße  457. 
Millefioriperlen  511. 
Mirabellen  166. 


Mischkrüge  115. 
Mistgabel  446. 
Mithrasdenkmäler    (Heddern- 

heimer)  402, 
Mithrasheiligtum   112. 
Mithrasskulpturen  404. 
Mithräum  271,  405, 

—  zu  Groß-Krotzenburg  289. 

—  in  Heddernheim  508. 
Mittelpfeiler  der  Porta  decu- 

mana  74. 

Modelleur  der  Reliefverzie- 
rungen auf  Gefäßen  314, 
430. 

Modellschüsseln  (für  Lampen) 
461. 

INIodius  fGemmendarstellung) 
517,  519. 

Monogramm  Christi  573. 

Mörser  415,  416. 

Möbel,  hölzerne  433. 

Mörtel  219. 

—  chemische  Analyse  217. 

—  Verwendung  bei  der  Ziegel- 
deckung 235. 

Mörtelmaterialien  185,  186. 
Mörtelverputz  226. 
Mörtelwulst    am    Boden    der 

Baderäume  91. 
Moselsandstein  401. 
Mühlen,     ihre     Konstruktion 

414. 
Mühlsteinbruchstücke  52,  163. 
Mühlsteine  160,  166,  167,  413 

bis  415. 

—  trichterförmige  415. 

—  Bearbeitung  der  231. 
Mühlsteinfabrikation  414. 
Mulosandalen  529. 
Münzen    7,  46,  184,  185,  154, 

157,  162,  165,  166, 167,  815, 
851/400,  567,  573,  574. 

—  abhanden  gekommene  7. 

—  als  regelmäßige  Grabbei- 
gabe 139. 

—  des  Claudius  Gothicus  59. 

—  ihre  Gesamtheit  397,  574. 

—  in  den  Kellern  gefundene 
117. 

—  Massenfund  von  1816   7. 

—  verschenkte  8. 

—  Verwertung  für  die  Chro- 
nologie 400. 


600 


Register. 


Münzen   von  der  Saalburg  in 

Privatbesitz  394. 
Münzfunde  im  Kastell  62. 

—  in  der  Pnietentura  395. 
Münzverschlecbterung  354. 
MünzprJtgnng  358. 
Muscbelkalk  1X5. 
Muschelkalkstücke  52. 
Museumsdiener  563. 

Nabe  161,  447. 
Nabenringe  161,  163,  448. 
Nachschlüssel  474. 
Nachtschatten  541,  542. 
Nackenschild  482. 
Nadelhölzer  177. 
Nadeln  128,  503. 

—  aus  Bein  161. 
Nadelscheide  der  Fibeln  504. 
Nagelloch  derDachschiefer  236. 
Nagelschere  439. 
Nagelschmied,  Werkzeug  des, 

237. 

Nagelzange  455. 

Nagelzieher  216. 

Nägel  116,  127,  128,  134,  135, 
136,  138,  139,  160,  162, 
212,  232,  240,  442,  555. 

Nähnadeln  503. 

~  für  Schuster  495. 

Nassauischer  Verein  für  Alter- 
tumskunde, seine  Auegra- 
bungen am  Pfahlgraben  9. 

Natronglas  456. 

Nebenkanäle  175. 

Nebenkastelle  43. 

Netzmauerwerk  221. 

Nephrit  412. 

Niddaebene  41. 

Niederlassung,  die  Bürgerliche, 
ihre  Ausdehnung  105. 

—  früher  aufgegeben  als  das 
Kastell  62,  107. 

—  System  ihrer  Bebauung  1 08. 

—  als  Wohnort  der  AVirte  und 
Krämer  105. 

Niedermendiger  Basaltlava  (für 
Mühlsteine)  414. 

Nischen  in  den  Kellern  113. 

Nominale,  kleinere  354,  355. 

Normalwohnhaus,  römisches, 
Ähnlichkeit  desselben  mit 
dem  Praetorium  95, 


Notringe  (federnde)  449. 
Nüsse  166. 

Nut  bei  llolzarbeiten  215. 
Nyraphenstein    32,    146,   284, 
285,  401,  402. 

Oberleder  der  Schuhe  493. 

—  kurzes  499. 
Obstanlagen  bei  der  Saalburg 

110. 

Obstbau  443. 

Obstkerne  166. 

Offiziers-Kasino  121. 

Ohrenziegel  198,  228. 

Ohrringe  512. 

Okulistenstempel  349,  452. 

Ökonomiehandwerker  494. 

Öle  455. 

Ölfrüchte  461. 

Ölgerberei  492. 

Österreichisch  türkische   Mili- 
tärgrenze 48,  49. 

Onyx  517. 

Opakes  Glas  456. 

Operation  des  Staares  452. 

Opferraesser  aus  Eisen  402. 

—  Keliefdarstellung  283,  402. 
Opferschale  der  Altäre  401. 

—  in   der  Hand  des  Genius 
403. 

—  Reliefdarstellung  402. 
Ordinaten  34. 
Orientierung    des  Erdkastells 

82. 
Ornamentale   Verzierung    der 

Thongefäße  430. 
Ornamente ,    figürliche ,     von 

Erzgeräten  409. 
Ornamentierung    der    Gefäße 

429/431. 
Ortband  aus  Bein  161. 
Ortbänder  482,  485. 
Oxydzusatz  zum  Thon  428. 

Packnadeln  537. 
Pallisaden  39,  75. 
Pallisadierungen  106. 
Palmetten  (Bronze)  408. 
Panther  (Gemmendarstellung 

518. 
Pantoffeln  167,  495,  497,  499. 
Panzer  481. 
Papyrus  451. 


Parzellierung  des  Ackerlandes 
bei  der  Saalburg  110. 

Patrouillen  am  Pfahlgraben 
42,  45. 

Pech  167,  181,  421,  459,  535. 

—  Anstrich  mit,  zur  Konser- 
vierung von  Holz  181. 

Pechkohle  513. 
Pergament  451. 
Pergamentgerberei  492,  498. 
Peristyl    des    Praetorium    64, 

94,  409. 
Perlen  511. 

Petschaft,  Gemmen  als,  515. 
Pfahlgraben  9,  32,  38. 

—  Ausbiegung  vordem  Kastei 
111. 

—  Besitzgrenze  noch  in  nach- 
römischer Zeit  3. 

—  Grenze  der  hohen  Mark  1. 
Pfahlgrabenprofile  43. 
Pfahlreihe  39. 

Pfanne,   Gefäß,  eisernes  219. 
Pfannen   (der  Thore)   81,  83, 

240. 
Pfau  (Attribut  der  Juno)  387. 
Pfeifenthon  405. 
Pfeiler   aus   Sandsteinen  127. 
Pfeilerehen  als  Stütze  für  den 

Estrich  224. 
Pfeilerhypokausten    257,  258, 

259. 

—  ihr  Aufbau  250,  251. 
Pfeilspitzen  442,  490,  492. 
Pferd,  antikes,  von  Bronze  in 

Rom  524. 
Pferdegeschirr  533,  534. 

—  Beschläge  desselben  487. 
Pferdeknochen  550. 
Pferdeschuhe    158,    160,   526, 

527,  529. 
Pferdeställe  530. 
Pferdeschwemmen  148. 
Pfetten  232. 
Pfirsich  548. 

—  Kerne  161. 

Pflanzen  des  Saalburg-Gebietes 

539/548. 
Pflanzenbast  459. 
Pflanzenornamente    auf  T.-s.- 

Gefäßen  431. 
Pflaumen  (Kerne)  161. 
Pflug  447. 


Deutsches  Sachregister. 


601 


Pflugschar  447,  490. 
Pfostenlöcher  51. 
Pfostenstellungen  213. 
Pfriemen  160,  495. 

—  mit  Inschrift  346,  847. 
Phallen     auf     Gesichtsurnen 

422. 
Phallus  als  Amulett  512. 
Phoenix  372. 
Phylitte  149. 
Pilura  93,  483,  489. 

—  Beschaffenheit  und  Ge- 
hrauch 100. 

—  Wurfweite  98. 
Pinie  179. 

Pinienholz  163,  166,  450. 
Pinnägel  499. 

Pinsel  227. 

Pinzetten  128,  264,  452,  455, 
462. 

Plastische  Arbeiten  in  Bronze 
407/410. 

Platten  (Ziegel-)  122. 

Plattenstraßen  37. 

Plattenziegel  194/196,  247. 

Plattierte  Denare  354. 

Pliniusgarten  547. 

Polenta  416,  425. 

Polieren  der  Metalle  412. 

Polierung  des  Verputzes  227. 

Postamentsteine  der  Säulen- 
halle im  Praetorium,  von 
Denkmälern  herrührend  65. 

Postenkette  40. 

Postverkehr  449. 

Präfekt  der  Räter  122. 

—  der  II.  Kohorte  277. 
Prägestempel  zur  Herstellung 

von  Münzen  358. 
Prägestock  359. 
Prähistor.  Bronze-Armringe  32. 
Praetorianerlager   69,   70,   86. 
Preißel  beere  540. 
Privatwege  35. 
Privatziegler  190, 193, 194,  254, 

287,  288,  311. 
Probationsstempel  289. 
Profil  der  Amphoren  421. 
Profile  der  Gefäße  als  Hülfs- 

mittel  zur   Datierung  429. 

—  des  Kastells  87. 

—  der  Eeibschalen  426. 

—  der  Steinskulpturen  231. 


Profile  des  Wallgrabens  beim 
Erdkastell  83. 

Prunkscheiterhaufen  (Münz- 
bild) 361. 

Pultdach  232. 

—  über  den  Umgängen  des 
Atriums  94. 

Pumpenstock  161. 

Putten  auf  T.-s.-Gefäßen  431. 

Putzsand  566. 

Quadermauerwerk  221. 
Quadrierung    des    V^erputzes 

225. 
Qualitäten  der  Terra  sigillata 

429. 
Quarzporphyr,  Mühlstein  aus, 

415. 
Quarzit  37,  149,  150,  182. 
Quarzitklippe  41. 
Quarzitmauerwerk  258. 
Quarzitplatten  zur  Begrenzung 

der  Feuerstätten  243. 
Quarzitsplitter  im  Innern  der 

Reibschalen  425. 
Quellen  im  Saalburggebiet  146. 
Queraxt  209. 
Querhölzer  165. 
Querriegel  480. 
Quinar  353,  354. 

Kaben  (Skulpturen)  404. 

Rad  (des  Wagens)  447. 

Räder  167,  172. 

Radsporen  535. 

Rahmenwerk  der  Thore  78. 

Rasenabdeckung  bei  flachen 
Dächern  232. 

Rasendeckung  zur  Erhaltung 
des  Mauerwerks  268. 

Raster  160,  443. 

Rätischer  Limes  39. 

Rauchabzug  245,  246,  251, 252. 

Rauchröhren  247. 

Räuchermaterial  535. 

Räucherpfanne,  Reliefdarstel- 
lung 283,  284,  402. 

Rauhbank  214. 

Rechen  163,  443. 

Reduktionszirkel  212. 

Regenbogenschüsselchen  18, 
357. 

Rehgeweihe  454. 


Rehknochen  550. 
Reibahle  495. 
Reibebrett  227. 
Reibescheibe  227. 
Reibschalen  158,  424/426. 

—  ihre  Verwendung  425. 
Reichsgrenze  50. 
Reichs-Limes-Kommission  16, 

38. 
Reif  (des  Rades)  447. 
Reisealtärchen  403. 
Reiseflasche  457. 
Reisig  459. 
Reitbahn  88. 
Reiter,   Reliefdarstellung  408, 

482. 
Reiterlanze  483. 
Reiterstandbild     des    Großen 

Kurfürsten  in  Berlin  524. 

—  des  Bartolommeo  Colleoni 
524. 

—  des  Gattamelata  524. 
Reiterstatue  des  Marc  Aurel 

523. 
Rekonstruktionen : 

Altkönig-Ringwälle  86. 
Baracken  89,  232. 
Befestigung  des  Erdkastells 

83. 
Brunnenoberbau  170. 
Canabae  114. 
Dächer  233. 
Herde  und  Kochplätze  242, 

243. 
im  Museum  aufgestellte  562. 
Kastellecke  268. 
Mühlen  414. 
Pfahlgrabenturm  233. 
Pilura  489,  Taf.  XII. 
Porta  decumana  73. 
Porta  principalis  dextra  73, 

78,  213. 
Praetorium  92,  232. 
Sacellum  94. 
Schiebeschloß   142. 
Schlösser  465,  469,  470,  474, 

475. 
Thore  des  Kastells  85. 
Umfassung     des     Kastells 

85. 
Zinnen  70. 
Reliefdarstellungen    auf    den 
Seiten  der  Altäre  402. 


602 


Register. 


ReliefÖKur,  steinerne  404. 
Reliefivöpfe   (.it'rnianen)  408. 
Reliefs : 

Amorund  Psyche  (Thon)406. 

Apollo    mit    dem    Sonnen- 
wagen (T.  8.)  431.     [173. 

Brunneneimer  (Bronze)  171, 

Reiter  (Bronze)  483. 
Reliefverzierung  an  Terra  sijjil- 
lata  430. 

—  iiire  Herstellung  430. 
Kennherde  558. 
Rennöfen  555. 
Reparatur,  alte,  eines  Holzge- 

fiißes  434. 
Reparaturen,   alte,    an  Terra- 
sigillata-Gefäßen    429,    434. 
Keecribierte  Inschrift  281. 
Restitutionsmünzen  361. 
Rezept  eines  Augenarztes  350. 
Rheingrenze  58. 
Riegel  465/480. 

—  federnder  478. 
Riegelverschlüsse  466. 
Riemen  an  Thüren  466. 
Riemenbeschläge  487. 
Rienienhalter  an  Sandalen  497. 
Riemenschnallen  509. 
Riemenschuh  482. 
Riemenwerk,     seine     Verbin- 
dung 503. 

Rieselkanäle  36. 
Rinderhufeisen  531. 
Rinderknochen  550. 
RindHleder  492. 
Ringe  107,  128,  163,  167,  442, 

449,  533,  534. 
Ringfibeln  509. 
Kingschlüssel  162. 
Kingwälle  17-21,  84. 

—  Erbauungszeit  20. 

—  ihr  Zweck  20. 

—  in  Böhmen  19. 

—  in  der  Lausitz  19. 

—  in  Schottland  19. 

—  im  Taunus: 

Altenhöfe  19,  26. 
Altkönig  18,19,86,216. 
Bleibeskopf  20. 
das  Bürgel  19. 
Cransberg.  Kapelle  20. 
Eichberg  20. 
Gickelsburg  17,  20,  217. 


Goldgrube  20,  32. 

Hausberg  19,  20. 

Hftnerberg  19. 
Rinnsteine  176. 
Risalite  82. 
Rittergräber  51. 
Robinienbaum  179. 
Rodhacke  445. 
Köhrchen  aus  Bein  573. 
KoUengestell  537. 
Römerstraßen  35.  [34. 

—  Elisabethenstraße  29,    32, 

—  HeddernheimSaalburg  29, 
30,  34,  126,  130,  166,  184, 
280,  349,  400,  443. 

—  Linden  weg  29,  31. 

—  Mainzer  Straße  31,  33. 

—  Obererlenbach-Saalburg29. 

—  «Pflaster  weg»  vom  Alt- 
könig  zum  Kastell  Feld- 
berg 1.  [126. 

—  Saalburg -Wetterau    1,    31, 

—  Steinstraße  31. 

—  Weinstraße  31,  184.    [123. 
— -  nach  dem  «Eisern  Schlag» 
Römische  Ansiedlungen  33. 
«Römische»  Wagen  441.  [350. 
Rohleder,  Schriftzeichen    auf, 
Rohrfedern  451. 
Rohrverputz-Decke  226. 
Rolle  von  Eichenholz  158. 

—  mit  Eisenbeschlag  161. 

—  aus  Rüsternholz   166,  171. 

—  von  Münzen  394. 
Rollen  171. 

Rosetten  (Töpfermarken)  314. 

Rosettendekoration  am  Ge- 
sims der  Altäre  401. 

Roßmühlen  413. 

Rost  zum  Braten  245. 

Rotbuche  179. 

Roteisenstein  553. 

Rotgerberei  492. 

Rotliegendes  37,  182,  183,  401. 

Rugenbücher  2. 

Runde  Türme  44. 

Rundgraben  51. 

Rundnadeln  37,  537. 

Rundsehanze  21. 

Rundstempel  der  coh.  IUI. 
Vind.  293.  [303/307. 

—  der   leg.   XXII.    P.    P.    F. 

—  auf  Terra  sigillata  327. 


Rundziogel  196. 
Russische  Militärgrenze  48. 
Rüsternholz  166,  171. 
Rüstlöcher  222. 

Saalbücher  24. 

Saal  barg,  das  Standlager  der 
coh.  II.  Raet.  290. 

Saalburggebiet,  Ankauf  des- 
selben durch  den  Land- 
grafen Friedrich  Joseph  9. 

Saalburg-Kommission  12. 

Saalburg- Litteratur  14. 

Saalburg-Museura  14, 141,  173, 
393,  462,  5.59;564. 

Saalburg- Restauration  11. 

Saalburg- Verein  13, 14, 15, 140. 

Saalgraben  110,  150,175,551, 
552. 

Säge,  HolzgrifT  einer,  434. 

Sägen  205,  207. 

Salband  24. 

Salben  455. 

Salbenfläschchen  453,  457. 

Salbenplättchen  453. 

Salbentöpfchen  428. 

Salz  24. 

Saraische  Erde  428. 

Sammelbehälter  für  Wasser 
147, 148. 

Sammlung  des  Historischen 
Vereins  für  das  Großher- 
zogtum Hessen  391,  397. 

Sand  als  Baumaterial  185. 

-  rascher  218.         [tung  217. 

-  scharfer,   zur  Mörtelberei- 
Sandalen  160,    162,    166,  167, 

495,  496,  497.     [Trier  403. 
Sandstein  aus  der  Gegend  von 

-  Vilbeler  182,  183. 
Sandsteinbrüche  bei  Lohr  413. 
Sandsteinstücke  zum  Schärfen 

größerer  Werkzeuge  413. 
Satteldach  231. 
Sattler  494. 
Sattlermesser  438. 
Sauerkirsche  548. 
Säule  mit  Inschrifttafel  402. 
Säulenbasen  402. 
Schabeisen  455. 
Schachbrettmuster(Graffit)339. 

-  bei  Schmelzschrauck  521. 

-  auf  Ziegeln  197. 


Deutsches  Sachregister. 


603 


Schachtbrunnen  152/157,    160 
bis  166,  169,  567. 

—  hintermauerter  160. 
Schafleder  493. 
Schafscheren  439. 
Schafsknochen  550. 
Schaftlappen  zur  Befestigung 

der  Stiele  219. 
Schaftstücke  von  Säulen  402. 
Schale  aus  Bronze  245,  441. 

—  eiserne  163. 

—  von  Zinn  167. 
Schalen  (Thon)  134. 

—  der  Wagen  441,  442. 
Schanzen  21. 

Schärfen  der  Mühlsteine  414. 
Scharnierbändchen  434. 
Scharnierbänder  160,  241,  480. 
Scharnierwangen    der    Fibeln 

504. 
Scharriereisen  231.  [231. 

Scharrieren,   das,   der   Steine 
Schatullen  434. 
Schatullenschlüssel  480. 
Schatzgräber  10,  157,  164. 
Schaufeln  219. 
Scheibenfibeln  507. 
Scheide  des  Schwertes  482. 
Scheidemünze  353. 
Scheiterhaufen  132,  135. 
Schellen  534. 
Schellenklöppel  534. 
Schemelnägel  162,  448. 
Schemelstütze  448. 
Scherben     als     «Zeugen»     in 

Grenzhügeln  52. 
Scheren  127,  439. 
Schiebeschloß,  eisernes  471. 
Schiebeschlösser  136. 
Schiebeschlüssel  75,  128,  160, 

165,  442,  467.  [260. 

—  als    Feuerstahl    verwendet 
Schiefer  150. 

—  metamorpher  149. 

—  zur  Dachdeckung  233. 
Schieferdeckung  144. 
Schiefereindeckung  235. 
Schieferplatten,  Durchbohrung 

der,  235. 
Schieferplättchen  52. 
Schild  482. 

Schildchen  (Bronze)  462. 
Schild  beschläge  484. 


Schildbuckel  482,  484. 

Schildform  der  Stempel  287. 

Schildgriffe  75. 

Schildkrötenfibel  521. 

Schildrand,  gezähnter,  der 
Stempel  296. 

Schildverzierung  (Bronze)  409. 

Schindeldach  233. 

Schindelraesser  207. 

Schindeln  77,  171,  207,  233. 

Schindeln  und  Stroh  zur  Ein- 
deckung  der  Baracken  90. 

Schippen  219,  446. 

Schippenbeschläge  von  Holz- 
schaufeln 446. 

Schlachthaus  126. 

Schlachtstein  439. 

Schlackenhalden  201,  555. 

Schlackenwälle  19. 

Schlag,  schwerer,  219. 

Schlageisen  231. 

Schläge  48. 

Schläger  230. 

Schleier,  an  Thonfiguren  406. 

Schleifsteine  227,  412,  413. 

Schlempe,  ihre  Anwendung 
480. 

Schlempen  472,  476. 

Schlichtfeile  239. 

Schlickerthon  427. 

Schließen  240. 

Schließhaken  503. 

SchHff  des  Estrichs  224. 

Schlitzzapfen  213,  232. 

Schloßblech  472. 

Schloßnägel  472. 

Schlösser,  ihre  technische  Ent- 
wicklung und  Einrichtung 
463/480. 

Schlosserarbeiten  236/241. 

Schlosserwerkzeuge  236. 

Schloßmodelle  462. 

Schloßteile  136,  139,  240,  462. 

Schlupfpfähle  ^7,  536,  537. 

Schlüssel  125,  136,  138,  240, 
462/480. 

—  aus  Bein  und  Hörn  467. 

—  ihr  technischer  Zweck  467. 
Schlüsselbart,  seine  Einteilung 

475. 
Schlüsselgriffe  410. 

—  mit  durchbrochenen  Ver- 
zierungen 479. 


Schlüsselgriffe  mit  plastischen 

Figuren  479. 
Schlüsselringe  513. 
Schlüsselrohr  477. 
Schlüsselschild  472. 
Schmelzlöffel  440. 
Schmelzöfen  237,  244,  558/555. 
Schmelzschnmck  519/522. 

—  Technik  520,  521. 

—  an  Knöpfen  503. 

Schmelztiegel  428,  536. 

Schmiedearbeiten  236/241. 

Schmiedeeisen  554. 

Schmiedewerkzeuge  236,  237. 

Schmiedezange  als  Fabrik- 
marke auf  einem  Messer 
438. 

Schminke  455. 

Schmucksachen   107,  500/522. 
Schnallen  138,   488,   508/511, 
534. 

—  verschiebbare  510. 
Schnappschloß  478. 
Schnecke  (Gemme)  519. 
Schnell  wage  441. 
Schnitzmesser  216. 
Schnürlöcher  der  Schuhe  498. 
Schnürschuhe  167,  498.    [435. 
Schnurre,  ein  Kinderspielzeug, 
Schöpfkelle  440. 
Schöpflöfi"el  440. 
Schöpfrad  447. 
Schornsteine  245,  247,  253. 
Schornsteinkonstruktion  246, 
Schrägstellung   der   Beilstiele 

208. 
Schrankbänder  241. 
Schraube  537. 
Schreibgeräte  449/452. 
Schreibgriffel  449,  450. 
Schreibrohr  451. 
Schreibtafeln  450. 
Schreibtäfelchen  435. 
Schreinerwerkzeuge  210,  212, 

213,  214,  215.      [167,  350. 
Schrifttäfelchen  160,  161,  166, 
Schrotsäge  207. 
Schubriegelschloß  468.      [161. 
Schuh  aus  einem  Stücke  160, 

—  mit  Goldpressung  160. 

—  verzierter  498. 

Schuhe  166,  495,  567.       [497. 

—  offener  und  gesghlosseiier 


604 


Register. 


Schuhe,  verzierte  126, 

—  zerrissene,  in  Brunnen  169. 

—  zum  Scluitz  il.Tiorhufer)23. 
Schuh  form  bei  Fibeln  494. 

—  beiAnmlettenkä8tcl»en494. 
Schuhraachermesser  438. 
Schuhmacherwerkzeuge  495. 
Schuhnägel,  eiserne  und  höl- 
zerne. 499. 

Schuhsohle  ( Form  eines  Stem- 
pelschilde») 288,  307. 
Schuhsohlen  161,  163,  165, 

—  ihre  Herstellung  493. 

—  mit  Schriftzeichen  350. 
Schuhwerk  110,  160,  165,  166, 

492/499.  [Mainz  494. 

Scbuhzeug,    Gesamtfund      in 
Schulterkappen  481. 
Schuppenmotiv  402. 
Schüreisen  244.         [255,  2-58. 
Schürlöcher  120,  124,  222,  251, 

—  mit  Eisen  gedeckt  258. 
Schüssel  aus  Bronze  160. 
Schüsseln,  Holz-,  162,  213,434. 
-Thon-,  134,163, 166,423,424. 
Schuster  494. 
Schusterhammer  216, 
Schwalbenschwanz  (Form  der 

Holzverbindung)  213. 

Schwalbenschwänze  am  Stem- 
pelschild 296.  [menten  239. 

Schwamm,  an  eisernen  Instru- 

—  zur  Feuererzeugung  260. 
Schwammbildung  an  eisernen 

Werkzeugen  207. 

Schwefel  536, 

Schwefelhölzer  261. 

Schwefelstückchen  260. 

Schweineknochen  550. 

Schweißung  238. 

Schwelle  als  Träger  der  Fach- 
werkbauten 222. 

Schwellen  von  Stein  230, 

Schwellenkonstruktion  bei  den 
Brunnen  171, 

Schwert  482. 

—  mit  Widerhaken  137,  485. 
Schwertgriff  482, 
Schwertscheiden  485,        [487, 
Schwertscheidenbeschläge  486, 
Schwindmaß  194. 
Schwitzbad  91,  122,  263. 
Schwungräder  167,  172,  173. 


Schwurhand  284,  402. 
Seepferd  (Gemme)  519. 
Seihlöffel  440, 
Seile  163,  170. 
Seilerhörnchen  537, 
Semunzialfuß  353, 
Senkblei  212.  226. 
Senkel  212.  [346. 

—  von   Bronze   mit   Inschrift 
Sensen  446, 

—  Schärfen  der,  413, 
Serizitschiefer  149,  150,  183, 
Serpentin  412. 

Sesterz  353,  354, 
Sichel,  gezähnte,  447. 
Sicheln  446,  447, 

—  prähistorische  447. 

—  Schärfen  der  413. 
Sickerkanäle  151. 
Sieb  aus  Bronze  441, 

—  aus  Thon  421, 
Siegelring,  goldener,  7. 
Siegelringe  513. 
Silbergeld ,    Verschlechterung 

des  Korns  355, 
Silbermünzen     137,     354/356, 

365,391,392,893,395,574. 
Silbernominale,  kleinere  355. 
Silberprägung,  Beginn  der,  in 

Rom  354.  [römischen  352. 
Silberwährung,     Beginn    der 
Sitzbänke  im  Baderaum  91. 
Skulpturen,  handwerksmäßige 

Herstellung  401. 
Skulpturteile  131, 
Sockelprofile  231, 
Sohlbank  230. 
Sohlen,  benagelte  499. 

—  aus  Rindsleder  493, 
Soldatenbad  66,  91,  109,  111. 
Soldatenhütten  88. 
Soldatenschuhe  499. 
Soldatenwohnungen  69,  86, 
Sonden  452. 
Sonnenwagen,  Apollo  mit  dem, 

auf  T.-s.-Gefäßen  431. 
Spachteln  227, 
Spalten  der  Steine  231. 
Spaltmesser  205,  207. 
Spannseil  für  Sägen  208. 
Spaten  445,  446. 
Sparren  (Dach)  232, 
Speer  483. 


Speichen  161,  167,  447,  448, 
Speisesaul  in  der  Villa  119. 
Speise   und  Trank   als  Grab- 
beigabe 135,  136,  139, 
Sperrbolzen  (im  Schloß;  468. 
Sperrstiften  (im  Schloß)  468. 
Spiegel  455. 

—  Glas  mit  MetiUlfolie  455. 

—  Glas  mit  Zinnfolie  164. 

Spiegelgriff  410. 

Spielpachtgesellschaft  zu  Hom- 
burg, ihre  Aufwendungen 
für  die  Ausgrabungen   11. 

Spielmarke  391,  397,  538. 
Spielsteine  163,  538. 

—  aus  Gefäßbruchstücken  432, 
Spindel  456, 

Spinnwirtel  456, 

Spitzdach  232. 

Spitzeisen  231. 

Spitzen,  das,  der  Steine  231. 

Spilzgräben  81. 

Spitzhaue  231, 

Spitzklammer  215, 

Spitzmeißel  231, 

Sporen  483,  534,  535.        [91. 

—  im  Amphitheater  gefunden 
Staaken  229. 

Staakwerk   94,   116,  186,  222. 
Staar,  Operation  des  452. 
Staatsbeitrag  zu  den  Ausgra- 
bungen 15. 
Staatsregierung  15. 
Staatsstraßen  35, 
Stabkehle  215, 
Stahl  (Feuer-)  260. 
Stähle  (zum  Schärfen)  439, 
Stallgabel  446, 
Stallungen  124. 
Stampfer  (Holz)  159,  221,  222. 

—  für  Mörser  416. 
Standlager   der  coh.  II.  Raet, 

(die  Saalburg)  290,  [53,  82, 
Standlinie  bei  der  Vermessung 
Standort  der  Denkmäler  404. 

—  einer  Statue  des  Genius 
centuriae  405.  [399. 

Statthalter  von  Obergermanien 
Statue  von  Bronze  64,  407. 

—  Bruchstücke  aus  Basalt  75, 

—  Genius  der  Centurie  401, 

—  überlebensgroße  weibliche 
V.  Bronze,  im  Praetorium  95, 


Deutsches  Sachregister. 


605 


Statue  an  d.  Porta  decumana  75. 
Statuetten  von  Bronze :  Gany- 
med  7. 

—  Marc  Aurel  (7)  94,  349. 
Stecheisen  208. 
Steigbügel  534. 

Stein  als  Baumaterial  182/185. 
Steine,  geglättete  412. 

—  geschnittene  107. 

—  Verankerung  mit  Holz  216. 
Steinäxte  412. 
Steinbänke  433. 
Steinbauten  216. 

—  Abneigung  der  Germanen 
gegen  diese  205. 

—  älteste  ohne  Mörtel  216. 
Steinbickel  75. 
Steinbohrer  235. 
Steinbrüche,  röm.  176,  182. 

—  auf  dem  Felsberg  416. 

—  bei  Vilbel  230. 
Steindenkmäler  107. 
Steingeräte,  prähistor.  411,412. 
Steingestell  53. 
Steinhämmer  412. 
Steinhaufen  53. 
Steininschrift    mit    gefärbten 

Buchstaben  276. 

Steininschriften  271/285,  569. 

Steinkastell  67,  87,  123,  220. 

Steinkiste  53. 

Steinkonstruktionen  216/222. 

Steinlaibungen  463.  [184. 

Steinmaterial    für   Skulpturen 

Steinmeißel  231. 

Steinmetzarbeiten  230,  231. 

Steinmörser,  moderne  Verwen- 
dung 416. 

Steinmühle  185. 

Steinpackung  218,  223. 

Steinperiode   der  Kastelle  61. 

Steinprofile  231. 

Steinrasseln  41. 

Steinschnitt,  Technik  des,  514. 

Steinschotterung  in  den  Fun- 
damentgruben 219. 

Steinsetzungen  52. 

Steinzeilen  (wagrechte)  219. 

Stellmacher,  Werkzeug  210. 

Stemmeisen  208,  214.       [341. 

Stempel    auf    Amphoren   340, 

—  auf  Amphorenhenkeln  421. 
Stempelschild  287. 


Stempeisohneider  287. 
Sterne  als  Handzeichen  (Graf- 
fite) 333.  [306. 

—  aufZiege]stempeln288,305, 
Stich  blatt  eines  Dolches  485. 
Stiefel     mit    umgeschlagenen 

Schäften  (Geniusstatue;  403. 

Stiele  (Holz)  180. 

Stielloch,  konisches,  der  Werk- 
zeuge 219.  [301. 

Stier  auf  Ziegelstempeln  288, 

Stierschädel  (Bronze)  409. 

Stiften  (Bronze)  434. 

Stilus,  Anschleifen  des,  413. 

Stirnschild  482. 

Stock  (Klempneramboß)  237. 

Stockwerke  der  Thortürme  75. 

Stollen  151. 

—  der  Hufeisen  529,  531. 
Stöpsel    zum    Verschluß    der 

Krüge  422. 
Stör  (Schild  eines)  550.    [550. 

—  sein  Vorkommen  im  Rhein 
Störungen    im    Besitz  Germa- 

niens  399. 

Stoß,  gerader  und  schräger, 
mit  Verkjammerung  213. 

Straße,  alte,  unter  der  Exer- 
zierhalle 66. 

Straßen,  römische,  siehe  «Kö- 
merstraßen». 

Straßenbau,  römischer,  34,  35. 

Straßen profile  36. 

Streben  232. 

Strebepfeiler  am  Praetorium  93. 

Streberiegel  480. 

Streichen  der  Ziegel  188. 

Striegel  455. 

Stroh  zur  Dachdeckung  233. 

Stroh  zur  Eindeckung  der 
Baracken  90. 

Strohdach  232,  233. 

Strohdecken  als  P'ußboden- 
belag  224. 

Strohlehm  229,  233. 

Strohmatten  433. 

Strohschuhe  für  Pferde  528. 

Stückung  (Fachwerk)  222. 

—  der  Fundamentschicht  218. 
Suastika-Zeichen  508. 
Sumpfschwein  -550. 

Syenit  52. 

—  Mörser  aus,  415. 


Syenitsteinbrüche,  römische, 
auf  dem  Felsberg  416. 

Sylphen  406. 

Symbolische  Namen  und  Dar- 
stellungen auf  Münzen  S64. 

Talg  459. 
Talglichter  459. 
Tannenbaum   auf  Ziegelstem- 
peln 288,  302,  304. 

—  Graffit  333. 
Tannenholz  177,  459. 
Tannenwaldallee  30. 
Tasche  mit  3  Messern,  Relief- 
darstellung 402. 

Taschenmesser  438. 
Tauben,  Relief  von  Thou  407. 
Taunusklub,  Homburger  547. 
Taunuslimes  39. 
Taurobolien  485. 
Tauschierung  450.  [264. 

Technische  Ergebnisse  143  bis 
Teilung  der  Mark  (1813)  1. 
Teller  von  Holz  213. 

—  von  Thon  138,  423,  424. 
Teppiche  (Fußboden)  121, 224. 
Terraingefälle  im  Kastell  88. 
Terra  sigillata  als  Töpferma- 
terial 428.  [bis  432. 

Terra-sigillata-Gefäße  165,  428 

Dekoration  430. 

Färbung  428. 

Figürliche  Reliefs  4.30,  431. 

Formen  430. 

Formschüsseln  429. 

Glasur  428,  429. 

Graffite,  ihr  Zweck  429. 

Häufigkeit    in    der    Bürger- 
lichen Niederlassung  106. 

Import  aus  Italien  429. 

Kollektivfund  430  bis  432. 

Modelleur  der  Verzierungen 
430. 

Qualitäten  429. 

Reparaturen,  alte,  429. 
Terrazzo  224. 
Thermen,  Stabianer  228. 
Thermen  des  Konstantin  524. 
Thon  als  Baumaterial  186. 

—  seine  Behandlung  bei  der 
Töpferei  419. 

Thonfigürchen  405. 
Thonfliesen,    mittelalterl.  166. 


606 


Register. 


ThongefUße  131,  165,  245,  416 

bis  432,  567. 
Thongruben  176. 
Thonkaclu'ln  247. 
Thonkugeln  198. 
Thonleuchter  461. 
Thonröhren,  zur  Wasserleitung 

geeigneter    als    Blei-    und 

Ilolzröhren  147. 
Thonschiefer  37,  182. 

—  Inschrift  auf  349. 
Thoningel  79. 

Thorunschläge  73,  79,  80,  240. 
Thore  des  Kastells  72/80. 
Thoreingang,  lichte  Weite  beim 

Erdkastell  87. 
Thorhöhe  78. 

Thorlaibnng,   nach  außen  ab- 
geschrägt 86. 
Thorniigel  75. 
Thorpfanne  79. 

—  eiserne  83,  86,  240. 
Thorpfosten  463. 
Thorpfostenstärke  86, 
Thorriegel  80. 
Thorschlösser  463. 
Thorwege  74. 

Thor  weite  79. 
Thiftnenkrüge  136,  419. 
Thronfolger  der  Kaiser  364. 
Thürbeschläge  240. 

—  ihre  Anwendung  480. 
Thüren  zum   Verschlusse  der 

Heizungen  253. 

Thürfiügel  240. 

Thürgestelle,eingemauerte240. 

Thürklopfer  472. 

Thürpfosten  240. 

Thürringe  472. 

Thfirschloß  165. 

Tiefbrunnen  47,  145,  147. 

Tiefe,  verschiedene,  der  Brun- 
nen 150.  [fäßen  431. 

Tiere  der  Arena  auf  T.-s.-Ge- 

Tierfelleals  Fenster-  undThür- 
vensclilaß  494. 

Tierische  Überreste  549/551. 

Tinte  (Schrift)  350,  451. 

Tintenfasser  451,  452. 

Tischler,  seine  Aufgaben  211. 

—  seine  Werkzeuge  213,  214. 
Tischlerarbeiten,  Material  für 

180. 


Titel  der  Kaiser  273/276. 
Toilettengeräte  453/456. 
Tollkirsche  541. 
Topas  497. 
Topfdeckel  166. 
Töpfe  127,  128. 
Töpfereien,  Römische  418,  419. 
Töpfermarken  314,  315. 
Töpfernamen  316/332. 
Töpferöfen,  römische  429,  461. 
Töpferscheibe  418,  419. 
Töpferstempel  160,    164,   166, 

313/332,  430,  570/572. 
~  in  Kursivschrift  333. 
Totenbestattung  132. 
Totenkultus  133. 
Tracierung  der  Straßen  34. 
Trajanssäule  18,  44,  45,  75,  77, 

80,82,86,213,221,231,523. 
Trajanswall  569. 
Transport  d.  Baumaterials  176. 
Traubenkirsche  179. 
Traufein  219. 
Trensen  126,  533. 

—  im  Amphitheater  gef.   91. 
Treppen   der  Türme  76. 
Treppenhals  566. 
Tribunizische  Gewalt  361. 
Triclinien  118,  119,  121. 
Trientalfuß  352. 
Trinkbecher  213. 

—  aus  Leder  499. 

Trinkgläser  113. 

Triumphe,  militärische  362. 

Trockenfruchtmaß  165,  435. 

Trockenheit  des  Bodens  als  Er- 
kennungszeichen versteck- 
ter Mauern  223. 

Trockenmauerkonstruktion  85. 

Trockenmauerwerk  19,  47,  52. 

Trompetenmuster  (Fibeln;  508. 

Truhen  434. 

Truhenbänder  241. 

Truhenschlösser  475. 

Truppenkörper,  ihre  Namen 
auf  Ziegeln  und  ihr  Ver- 
hältnis zum  Ort  der  Auf- 
findung 191,  193. 

Truppenstempel  286/311. 

Brennstempel  348.  [412. 

Tuff,  feinkörniger,  aus  Italien 

Tüllen  eiserner  Werkzeuge 
208,  438. 


Tüllen  für  Leuchter  461. 
Turmgerüst  53. 
Turmkammern  78,  80. 

—  lichte  Maße  79. 
Turmmauern  79. 
Türme,  Limes-  43,  50,  54. 

—  ihre  Fundamente  219. 

—  runde  44. 

Überbrückung  des  Grabens 
vor  der  Porta  praetoria  80. 

—  der  Thoreingänge  80. 

—  der  Thoröffnung  78. 

Übergang  über  den  Doppel- 
graben vor  der  Porta  de- 
cumana  75. 

Überkloben  468. 
Überplattungen  213,  232. 
Überschneidungen  213. 
Überwurf  am  Schloß  476. 

—  der  Gewandnadeln  504. 
Ulme  179.  [65. 
Umbau    der    porta  decumana 
Umfang  des  Erdkastells  84. 
Umfassungsmauern,   gute  Er- 
haltung 63. 

Umlaufezeit  der  Münzen  398. 
Unterkellerungen,  Absteifung 

durch  Bohlen  115. 
Untersuchung,  chemische,  des 

Brunnenwassers  170. 
Unzialfuß  353. 
Unzien  352,  353,  358. 
Urbewohner,      Spuren     ihrer 

Niederlassungen  411. 
Urkundentäfelchen  451. 
Urnen  134,  165,  167. 

—  Reliefdarstellung  284.  [400. 
Usinger  Landstraße  161,  278, 

Vase,  gehenkelte,   Relief  407. 
Ventilation  nicht  unterkeller- 
ter Räume  225. 

—  der  Heizungen  253. 

—  der  Wohnräume  254. 
Venus,  auf  T.-s.-Gefäßen  431. 
Verankerung   der  Steine  mit 

Holz  216. 
Verband  der  Hölzer  212,  213. 
Verbleien  bei  Eisen  414. 
Verbleiung  eis.  Beschläge  240. 
Verblendung  der  Mauern  144. 

—  der  Wände  228.  [228. 
Verblendziegel    194,    196/198, 


Deutsches  Sachregister. 


607 


Verbrennungsplatz  131,  134, 
135.  [421. 

Verdichtung    der  Thongefäße 

Verdübelungen  213. 

Vereinheitlichung  des  italieni- 
schen Münzwesens  353. 

Verglasung  der  Fenster  120. 

Verhaue  als  Annäherungs- 
hindernis 43,  99. 

Verkämmungen  218. 

Verpfählungen  204. 

Verputz,  glatter,  seine  Her- 
stellung 226. 

—  quadrierter  115. 

—  Schleifen  des  412,  413. 
Versammlungslokal  126. 
Verschalung  161. 

—  faßähnliche,  von  Brunnen 
158,  162,  167.  [ria  80. 

Verschluß   der   Porta   praeto- 
Verschüttung     der     Kastell- 
mauer an   der  Porta  prin- 
cipalis  dextra  67. 
Versetzen     größerer      Werk- 
stücke 222. 

—  der  Steine  230.  [221. 
Verspannung  im  Mauerwerk 
Verteidigung  der  Kastelle  80, 

97/104. 
Verteidigungswaffen  482. 
V^erzapfungen  213. 
Verzierungen  aus  Bronze  162. 

—  an  Glasgefäßen  457.    [495 

—  auf  Leder,  ihre  Herstellung 
Viehpferche  19. 
Victoria-Statue  95. 
Vilbeler  Sandstein  401. 
Villa  108,    110,   117/122,  145, 

164,  218,  220,  222,  224, 
225,  230,  232,  243,  253/255, 
261,  276,  458,  547. 

—  ihr  Zweck  117,  121,  122. 

—  Orientierung  118. 

—  Anordnung  der  Eäume 
118/120. 

—  Wasserabfluß  119. 

—  Wandverputz  119. 

—  Küche  119,  120. 

—  Speisesaal  119.  [120. 

—  Beleuchtung    der    Käume 

—  Erbauungezeit  122. 

—  römische,  am  ElLsabeth- 
Brunnen  in  Homburg  259. 


Vitellianer  295. 

Vivianit  158,  159,  165,  203, 
239,  5.50. 

Vogel,  Kopf  von  Basalt  159. 

Vogelfang  550. 

Völkergrenze,  der  Pfahlgraben 
als,  53. 

Vorbohrer  203.  [478. 

V^orhangschlösser  462,  476  bis 

Vorlegeschlösser  476. 

V^orkehrungen  gegen  Feuers- 
gefahr 148. 

Vorratsräume  113. 

Vorschläge  239.  [79. 

Vorsprünge  zum  Thoranschlag 

Vorstecker  (an  Wagen)  448. 

Votivaltar  137,  159.  [401. 

Votivdenkmäler,    ihre    Arten 

Votivhand  167. 

Votivinschriften  271,  276/285. 

Votivsteine  141,  145. 

—  des  Candidus  7. 

—  des  CondoUius  402. 

—  der  P'ortuna  122. 

—  der  Julia  Mamaea  25. 

Wachholder  180. 
Wachs  459. 

—  auf  Schreibtafeln  449. 
Wachslichter  459. 
Wachsschrift  449. 
Wachstäfelchen  450,  451, 
Wacht-    oder   Warttürme  39, 

44,  48,  99. 
Wacken  37. 
Wafi-en  107. 

—  ihre  Seltenheit  in  römisch. 
Gräbern  481. 

WafFenbeschläge  503. 
Wagbalken  441,  442. 
Wagen  (zum  AViegen)  441. 
Wagenachsen  448. 
Wagenbeschläge  126,  447, 448. 
Wagenräder  161, 172,  180,  447. 
Wageuring  mit  Inschrift  347. 
Wagenrungen  449. 
Wagenschemel  162,  448. 
Wagenteile  447,  448. 
Wagschalen  442. 
Waldgottheiten  406. 
Waldschmieden  553,  554,  556. 
Waldsteine  182,  183. 
Wall  des  Kastells,  erneuert  65. 


Wall,  innere  Seite  zur  Anleh- 
nung der  Baracken  85. 
Wallanschüttung  42,  47,  64. 
Wallauffüllung  64. 
Wallburgen  17,  19.  [69. 

Wallgang  des  Kastells  47,  64, 

—  seine  Maße  99. 
Wallgraben profile  83. 
Wallhöhe  85. 
Wallkrone  42, 
Wallnuß  179,  548. 
Wallscheitel  42. 
Wallstraße  71. 
Wandbekleidung    der    Keller 

mit  Holzbohlen  566. 

WandbemaluBg  121. 

Wandschränke  434. 

Wandverputz  225. 

Wandverschalungen  215. 

Wangenbänder  482. 

Warmwasser bad  91,  263. 

Wärmestube  91. 

Warten  48. 

Wärter  16. 

Warttürme  siehe  Wachttürme. 

Warzen  an  Glasgefäßen  457. 

Warzenziegel  198,  228. 

Waschhaus  263. 

Wasserbad  121. 

Wasserbehälter  zu  Feuerlösch- 
zwecken 148. 

Wasserburg  555.  [402. 

Wasserkrug,  Reliefdarstellung 

Wasserleitungen  145,  147. 

—  ihre  Beaufsichtigung  144. 
Wassermühlen  414. 
W^asserreichtum  der  Saalburg 

151. 
Wasserschöpfmaschine  171. 
Wasserversorgung  47,  144/173. 
Weeden  148. 
Wegdurcbgänge  42. 
Wehrgang  71. 
Weiden  180. 
Weidengeflecht  161,  436. 
Weinkrüge  112. 
Weinreben  166,  180,  549. 
Weißbuche  179. 
Weißgerberei  492. 
Weißmetall  440,  502.        [355. 
Weißsieden  der  Kupfermünzen 
Wellen  bei  Brunnen  172. 
Wellenlinien  auf  Ziegeln  226. 


608 


Register. 


Wellsprossen  229. 
Welschnüsse  161,  461. 
Werkweisen,  alte,  wieder  auf- 

jrenouunen  144. 
Werkzeuge  107,  144. 

—  der  Handwerker  siehe 
unter  Dachdecker-  etc. 
AVerkzeuge. 

—  zur  Bearbeitung  d.  Schiefer- 
platten 235.  [495. 

—  r,ur  Bearbeitung  des  Leders 

—  zum  Hufbeschlag  165. 

—  zum  Verputzen  218,  227. 
Wetzsteine  412,  413. 
Wickelung  (Fachwerk)  222. 
Widderkopf  138,  404. 
Wiederaufbau  des  Mittelpfei- 
lers der  Porta  decumana  76. 

Wiederbesetzung  der  rechts- 
rheinischen Kastelle  399. 

Wiederherstellungsarbeiten  am 
Kastell,  römische  65. 

Wild  bestand  des  Taunus  551. 

Wildkatzen,  ihre  Fußabdrücke 
auf  Ziegeln  551. 

Wildkirsche  179,  548. 

Wildleder  493. 

Wildschweinsknochen  550. 

Winkel  212. 

Winkelmaß  226. 

Wirte  112. 

Wirtel  456. 

Wirtschaftsbetrieb,  Häuser  für 
denselben  112. 

—  ihre  Gleichartigkeit  113. 

—  bauliche  Einzelheiten  114, 
115. 

Wisperschiefer  150. 
Wohlgernchbüchschen  519. 
Wölbsteine  von  der  Porta  de- 
cumana 75. 
Wölbtöpfe  418. 
Wolf  (Heizraum)  251. 
Wolfsherde  553. 
Wolfslöcher  230. 
Wollengewebe  161. 
Wollstoff  483. 
Würden  der  Kaiser  361. 
Würfel  538. 
Wundbehandlung  452. 
Wurfschaufel  446. 


Zahlen,  eingeritzte  auf  Am- 
phoren 842,  422. 

Zahnhobel  214. 

Zahnzange  453. 

Zange  238. 

Zangen  für  Hufschmiede  532. 

Zilngelchen  237,  452,  462. 

Zapfen  der  Thür  240. 

Zeitangaben  der  Herstellung 
von  Ziegeln  188. 

Zeitbestimmung  der  Thonge- 
fäße  417. 

Zellenschmelz,  Technik  520. 

Zeltdach  232. 

Zelte  88.  [400. 

Zerstörung  einzelner  Kastelle 

Zerstörung  und  Wiederaufbau 
des  Kastells  76. 

Zeugen  (stumme)  31. 

Ziegel  als  Baumaterial  186/201. 

—  Befestigung  bei  Wand-  und 
Deckenverkleidungen  228, 
229.  [193. 

—  Bezug   aus    den    Fabriken 

—  Dimensionen  194/196,  199, 
201. 

—  keilförmige  120. 

—  Ort  der  Herstellung  191. 

—  runde  247. 

—  spezifisches  Gewicht  187. 

—  nicht  für  Mauern  verwendet 
222. 

—  zur  Begrenzung  der  Feuer- 
stätten 243. 

—  zur  Dachdeckung  233. 

—  zur  Plättung  134. 

—  mit  Stempeln  dei-  Coh.  IUI 
Vind.  161,  166,  190,  192, 
195,  200. 

der   Coh.   J. 

190,  192. 
der  Coh.  II. 

192,  195. 
der  Privatziegler  311,  312. 
der  VIII.  Legion   119,  122, 

190. 
der  XXII.  Legion  119,  122, 

125,  190,  193,  195,  200,  570. 
Rundstempel  mit  Halbmond 

und  Stern  125. 
Ziegelarbeiter  188. 


Fl.  Dam.    188, 
Raet.  190,  191, 


Ziegelbau  187. 
Ziegeldach  234. 
Ziegelfabrikanten  192. 
Ziegelfabrikation  187/190,  287. 
Ziegelmacher  288.  [217. 

Ziegel mehl    als    Mörtelzusatz 
Ziegel  meister  190. 
Ziegelöfen,  römische  186,  191. 
Ziegelpfeiler  247,  252. 
Ziegelrohr,  großes  199,  200. 
Ziegelstempel  286/313,  570. 
Ziegelverblendungen   227/229. 
Ziegenhörner,  bearbeitete  161. 
Ziegenknochen  550. 
Ziegenleder  493. 
Zierleisten  434. 
Ziernägel  434. 

Zierscheiben    125,    237,   487, 
519,  534. 

—  für  Sandalen  497. 
Zimmermann,  seine  Aufgaben 

211,  212,  213. 
Zimmermannswerkzeuge    206 

bis  210,  212,  569. 
Zinn  69,  441. 

—  als  Lötmittel  536. 

—  seine  Heimat  441. 
Zinnen  64,  70. 
Zinnenbergen  70,  100. 
Zinnendecksteine  69,  230. 
Zinnenöflnungen  70,  100. 
Zinnfolie  455. 
Zinnschüsselchen  441. 
Zinnzusatz  der  Münzen  353. 
Zirkel  212. 

Zuber  159,  173,  435. 
Zufluchtsorte  20.  [398. 

Zufuhr  neugeprägter  Münzen 
Zuführung     kalter     Luft     bei 

Hypokausten  254. 
Zugbrücken  81. 
Zuhaltungen  (im  Schloß)  474. 
Zumauerung  der  Porta  prae- 

toria  80.  [260. 

Zunder,    zur   Feuererzeugung 
Zweispitzen  231,  414. 
Zwetsche  548. 
Zwingen  an  Gerätgriffen  239, 

438,  446. 
Zwischenkastelle   43,  46,   53. 

54,  220. 


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C.  K.Winter'sche  Bucbdruckerei  in  Damutadt